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Mission in Solidarität aus den Partnerkirchen Impulse

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Page 1: Mission in Solidarität - Reader

Mission in Solidarität

aus den PartnerkirchenImpulse

Page 2: Mission in Solidarität - Reader

2 I N H A L T

Vorwort ............................................................................................................................................ 3Impressionen der Synode .........................................................................................................4Votum der Synode .......................................................................................................................6Weltweite Kontakte der Evangelischen Kirche der Pfalz .............................................8

Bolivien 10Länderinfo Bolivien: Ein Land im Herzen Südamerikas ..............................................10Gebet & Lied: Ein Bekenntnis des Glaubens ................................................................... 12Andacht: Heimat fi nden ...........................................................................................................13Bolivien im Wandel: Zur Situation von Frauen in Gesellschaft und Kirche ........ 14

Ghana 16Länderinfo Ghana: Hier wird oft und viel gebetet ....................................................... 16Gebet & Lied: Danket Gott ..................................................................................................... 18Andacht: Die Geschichte von den drei Vögeln ............................................................... 19Unsere Partner in Ghana: Glaube im Alltag fest verankert ..................................... 20

Korea 22Länderinfo Korea: Ein geteiltes Land ..................................................................................22Gebet & Lied: Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist ..................................................... 24Andacht: Gedanken zum Bild des Reiskrugs mit den Frauen ..................................25Koreanische Kirchenlandschaft: Interview mit Pfarrer Myung-Chul Jung ........ 26

Papua 28Länderinfo Papua: Zuhause auf der zweitgrößten Insel der Welt ........................ 28Gebet & Lied: Für Menschenrechte in Papua ................................................................ 30Andacht: Eine gute Geschwisterschaft ..............................................................................31Menschenrechte in Papua: Das Leiden der Papua in die Welt hinausschreien ....32 Teilen von Ressourcen verbindet: Exemplarische Projekte ..............................34

Ein Bild – Eine Geschichte: Erlebnisse aus der Partnerschaftsarbeit ......................36

Ökumenisch engagiert 38DOs and DONT‘s in der Partnerschaftsarbeit ................................................................38

Ein Bild – Eine Geschichte: Erlebnisse aus der Partnerschaftsarbeit ..................... 40Beteiligungsmöglichkeiten für Gemeinden und Einzelpersonen ........................ 42Ansprechpartner und Fördermöglichkeiten .................................................................. 44 Anhang: Weitere Lieder zum Mitsingen ...........................................................46

Impressum ................................................................................................................................... 50

Inhaltsverzeichnis

Page 3: Mission in Solidarität - Reader

3V O R W O R T

Liebe Schwestern und Brüder,

Mission bewegt. Sie bewegt Menschen aufeinander zu. Sie sagen und zeigen einander, was sie an ihrem Glauben bewegt. Dabei kommt es nicht selten zu bewegenden Begegnungen: bei einer Feier des Gottesdienstes in Ghana, beim gemeinsamen Gebet mit Glaubensgeschwistern aus Bolivien, beim Gespräch mit einer Menschenrechtsdelega-tion aus unserer Partnerkirche in West-Papua oder beim Austausch mit koreanischen Mitchristinnen und Mitchris-ten über die konkrete Ausgestaltung unseres diakonischen Auftrags. Mission bewegt. Sie ist der Beweggrund der Kirche. Als Kirche haben wir die Mission, das Evangelium unter die Leute zu bringen, hinzugehen in alle Welt und die Botschaft von der Liebe und der Gerechtigkeit, wie wir sie durch Jesus Christus erfahren haben, weiterzusagen und sie miteinan-der zu leben. Unter der Überschrift „Mission in Solidarität – Impulse aus den Partnerkirchen“ sind wir im November 2013 als Landes-synode der Evangelischen Kirche der Pfalz zum ersten Mal mit Vertreterinnen und Vertretern aus allen Partnerkirchen zusammengetroffen, um uns auszutauschen über das, was uns als christliche Kirche weltweit bewegt und zusammen-hält: der Glaube an Jesus Christus und der damit verbun-dene Auftrag, für weltweite Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung einzutreten. „Mission in Solidarität“ - das bedeutet für mich: miteinan-der reden, voneinander lernen, einander im Glauben ermu-tigen, füreinander beten und miteinander teilen.Dazu will auch diese Publikation, die Sie in Händen halten, anregen und zu missionarisch-ökumenischem Denken und Handeln anstiften.Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen und danke allen, die an der Erstellung mitgearbeitet haben, weil sie sich selbst als Teil der großen Bewegung der weltweiten Kirche verstehen.Lassen auch Sie sich bewegen!

In herzlicher Verbundenheit des GlaubensIhr

Manfred Sutter, Oberkirchenrat

Mit dieser Publikation möchten wir Ihr Interesse wecken und Ihnen Lust machen, in Ihrer Gemeinde oder Gruppe ab und zu einen Blick in die weltweite Ökumene zu werfen. Und zwar zu Menschen, Gemeinden und Kirchen, mit denen wir in der Pfalz schon viele Jahre partnerschaftlich verbunden sind. Wenn Christinnen und Christen einander begegnen, dann treffen sich nicht Fremde, sondern Schwestern und Brüder. Und als solche können wir Anteil aneinander nehmen, von-einander lernen und uns gegenseitig unterstützen. Sie fi nden hier Beispiele dafür, wie die Menschen in unse-ren Partnerkirchen leben, welchen Herausforderungen sie sich stellen müssen und wie sie versuchen, aus dem christ-lichen Glauben heraus ihren Alltag zu bestehen. Zu jedem Land gibt es eine biblische Betrachtung sowie Lieder und Gebete, durch die unsere geistliche Verbunden-heit zum Ausdruck kommt.Sie erfahren, wie Partnerschaftsarbeit ganz konkret aus-sieht, wo wir anderen helfen können und wie wir hier in der Pfalz durch die Zusammenarbeit mit Menschen aus der weltweiten Ökumene ermutigt und bereichert werden. Der Blick über den eigenen Tellerrand weitet unsere Perspekti-ven und kann uns helfen, unsere eigenen Probleme mutig und mit Gottvertrauen anzugehen.Wir wünschen Ihnen Freude beim Lesen und Anschauen und freuen uns, wenn auch Sie sich anstecken lassen und Mission in Solidarität bei Ihnen vor Ort zum Tragen kommt.Gerne unterstützen wir Sie dabei.

Ihre

Marianne Wagner M.A.Pfarrerin für Weltmission und ÖkumeneMissionarisch Ökumenischer Dienst (MÖD)

Page 4: Mission in Solidarität - Reader

4 I M P R E S S I O N E N D E R S Y N O D E

Stimmen zum Schwerpunkt der Landessynode am 22.11.2013

„Heute hatten wir die Chance, von unseren Partner kirchen intensiv zu lernen und Begegnung zu erleben. So stelle ich mir Kirche vor. Da weiß ich wieder, warum ich mich engagiere.“

„Der Tag war für mich sehr erfrischend. Wir haben gemeinsam in verschiedenen Sprachen gesungen und in aller Verschiedenheit unseren Glauben geteilt. Es ist gut, dass wir all diese Kontakte und Partnerschaften haben.“

„Das indonesische Lied, das wir am Morgen im Gottesdienst gesun-gen haben, ging mir den ganzen Tag nicht mehr aus dem Kopf. Das gemeinsame Singen war ein lebendiger Akzent. Schade, dass wir nur so wenig Zeit in den Arbeitsgruppen am Nachmittag hatten. Ich hätte gerne noch mehr diskutiert und mich mit den Partnern aus Übersee ausgetauscht.“

„Diese natürliche Spiritualität zu erleben und Menschen zu begegnen, die ihren Glauben so frei und offen leben, war sehr bereichernd und glücksbringend für mich.“

„Zum ersten Mal in ihrer Geschichte hatte die Synode Gelegenheit, mit Vertretern aus allen ihren Partnerkirchen zusammenzutreffen. Zur Freude aller geriet dieses Zusammentreffen zu einem Erlebnis des Kennenlernens und des intensiven Austauschs über Fragen des Glaubens, der kirchlichen Situationen in den verschiedenen Län-dern und der dortigen Lebensumstände. Ein Gewinn für alle, trotz der vergleichsweise kurzen Zeit, die hierfür zur Verfügung stand.“

Gabriele Treiber

Anke Lind

Hans Hutzel

Ute Fischer

Henri Franck, Synodalpräsident

Page 5: Mission in Solidarität - Reader

5I M P R E S S I O N E N D E R S Y N O D E

„Es hat gut getan, nicht nur über die kleinen partikularen Probleme zu sprechen, sondern den Horizont zu erweitern. Der Tag heute hat mir gezeigt, dass Kirche unter ganz unterschiedlichen Bedingungen lebendig sein kann. Ich frage mich, ob wir nicht mehr Pfarrerinnen und Pfarrer aus der internationalen Ökumene bei uns haben sollten.“

„Mir ist heute nochmal deutlich geworden, dass Partnerschaft nur im persönlichen Miteinander und in Gesprächen gelebt werden kann. In der Arbeitsgruppe habe ich erfahren, dass sich auch in Korea und Bolivien hauptsächlich Frauen ehrenamtlich in der Kirche engagieren, jedoch kaum in Führungspositionen sind. Wir waren uns alle einig, dass sich das ändern muss.“

„Zum ersten Mal waren Repräsentanten aller unserer Partnerkirchen in Speyer. Und wir haben gespürt: Ökumenische Verbundenheit verwirklicht sich in persönlichen Begegnungen. Dabei stand uns die weltweite Verbundenheit der Christen konkret vor Augen. Wir haben uns geöffnet für die Glaubens- und Lebenspraxis anderer Kirchen. Auch wurde uns neu bewusst, dass wir uns angesichts der ungleichen Verteilung von Mitteln und Lebenschancen in der Einen Welt für die Perspektiven der Gerechtigkeit stark machen müssen.“

„Es war interessant, auch mehr von den anderen Partnerschaften der Pfälzer Landeskirche zu erfahren und sich auszutauschen. Die Teilnehmenden in dem Workshop, an dem ich mitgewirkt habe, waren sehr interessiert. Das hat mir gezeigt, wie viel ihnen an uns liegt. Es ist wirklich eine Bereicherung und eine Ehre hier zu sein.“

„Kirche kann nur dann gesellschaftlich gut wirken, wenn sie eine Einheit ist – diesen Satz habe ich für mich heute mitgenommen.“

Christian Schad, Kirchenpräsident

Christoph Picker

Bright Lee

Christiane Rößler

Regina Mayer-Oelrich

Page 6: Mission in Solidarität - Reader

6 V O T U M D E R S Y N O D E

Resolution der Landessynode vom 22. November 2013

1. „Geht hin in alle Welt ... und siehe ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende“(Matthäus 28, 19ff.)

Gottes Liebe und Barmherzigkeit, bezeugt im Alten und im Neuen Testament, ist in Jesus Christus zur Welt gekommen. Dieses Bekenntnis gilt weltweit und zu allen Zeiten.Jesus Christus ruft seine Jüngerinnen und Jünger dazu auf, das, was sie von ihm gelernt und mit ihm erlebt haben, weiterzusagen. Als Kirche stehen wir daher in einer Missi-on. Wir haben den Auftrag, anderen von unserem Glauben zu erzählen und ihn glaubwürdig zu leben.Wir bekennen, dass der Auftrag, Jesus Christus zu bezeu-gen, in Vergangenheit und Gegenwart auch missbraucht wurde, um Macht über andere Menschen und Völker zu erlangen. Gleichzeitig sehen wir, dass unsere Brüder und Schwestern in unseren Partnerkirchen in Bolivien, Ghana, Korea und Papua das Evangelium gerade als Befreiung und Stärkung erfahren haben und erfahren. Dies fordert uns heraus, unseren Glauben nicht zu verstecken, sondern in unserem Land und in unserer Gesellschaft offen die christ-liche Botschaft zu bekennen und dazu einzuladen. Im „Missionsland Deutschland“ müssen auch wir neue Wege einschlagen.

2. „Dass alle eins seien, damit die Welt glaube“(Johannes 17, 21)

Die Evangelische Kirche der Pfalz (Prot. Landeskirche) ist Teil der weltweiten Kirche Jesu Christi. In unterschiedlichen Kontexten wird unser Glaube vielfältig und vielstimmig gelebt.Dies bereichert uns, fordert uns gleichzeitig aber auch heraus. Mit allen Christinnen und Christen auf der Welt sind wir der in Jesus Christus gegebenen Einheit verpfl ich-tet und zu glaubwürdigem Zeugnis und gemeinsamem Dienst aufgerufen. Unsere Welt ist zerrissen von Gewalt und Krieg; durch die Zerstörung der natürlichen Ressourcen

ist unsere Zukunft bedroht. Menschen leiden unter Armut und Ungerechtigkeit. Als Christinnen und Christen darf uns dies nicht gleichgültig sein. Wir sind aufgefordert, einmütig und eindeutig für ein Leben in Fülle für alle Menschen ein-zutreten und danach zu handeln. Dies gehört zu unserem missionarischen Zeugnis.

3. „Komm herüber und hilf uns“(Apostelgeschichte 16, 9)

Niemand kann für sich alleine Christ sein und keine Kirche nur nach innen gewandt leben. Wir sind gerufen, Anderen beizustehen und wir rufen selbst, um uns helfen zu lassen.

Gelebt wird dies insbesondere durch die Zusammenarbeit: • mit unseren Partnerkirchen in Europa (United Reformed

Church, Evangelische Kirche der Böhmischen Brüder)• mit unseren Partnerkirchen in Übersee (Evangelische

Kirche im Lande Papua, Evangelisch-Lutherische Kirche in Bolivien, Presbyterianische Kirche von Ghana, Presbyteria-nische Kirche in Korea)

• in unseren Gemeinden und Gruppen, die Direktpartner-schaften und Beziehungen pfl egen

• mit Menschen ausländischer Herkunft in unseren Ge-meinden und zunehmend auch mit christlichen Gemein-den ausländischer Herkunft in unserer Nachbarschaft

• in der „Evangelischen Mission in Solidarität“ (EMS) sowie der „Basler Mission“ und „mission 21“

• mit „Brot für die Welt/Evangelischer Entwicklungsdienst“.

Durch diese Beziehungen nehmen wir Anteil aneinander und lernen voneinander.

So ermutigen wir uns gegenseitig durch das Gebet, stehen füreinander ein in solidarischem Handeln und kämpfen gemeinsam für eine friedliche und gerechte Welt.

Die Landessynode der Evangelischen Kirche der Pfalz (Prot. Landeskirche) hat sich bei ihrer Tagung am 22. November 2013 mit dem Schwerpunktthema „Mission in Solidarität – Impulse aus Partnerkirchen“ befasst. Erstmals waren dabei ökumenische Gäste aus allen Partnerkirchen anwesend (Bolivien, Ghana, Korea, Papua, Tschechien, Vereinigtes Königreich). Sie feierten gemeinsam mit den Pfälzer Synodalen Gottesdienst und tauschten sich mit ihnen in Arbeitsgruppen aus.Die Landessynode verabschiedete folgende Resolution:

Page 7: Mission in Solidarität - Reader

7V O T U M D E R S Y N O D E

Ökumenische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bereichern unseren Glauben direkt vor Ort. Sie helfen uns, uns nicht nur um uns selbst zu drehen, sondern gerade in schwie-rigen Zeiten auf Gott zu vertrauen und „mutig voranzu-schreiten“.

4. „durch die Liebe diene einer dem andern“(Galater 5, 13)

Wir danken Gott, dass er uns erfahren lässt, wie berei-chernd unsere geschwisterliche Verbundenheit mit Men-schen in aller Welt ist.Wir danken den Menschen in unseren Kirchengemeinden, Kirchenbezirken und Diensten, in den landeskirchlichen Arbeitskreisen und Initiativen für ihren Einsatz in der Part-nerschaftsarbeit, in Mission, Ökumene und Entwicklungs-dienst.

Wir bekräftigen• die besondere Verbundenheit mit unseren Partnerkirchen

und wollen die Zusammenarbeit mit allen auf verbindli-che Grundlagen (Partnerschaftsvereinbarungen) stellen

• unsere Verantwortung zum solidarischen Teilen• die Zusammenarbeit mit den Missionswerken, insbeson-

dere der „Evangelischen Mission in Solidarität“ (EMS).

Wir bitten• unsere Kirchengemeinden, sich aktiv an den Angeboten

und Aktionen unseres Missionarisch-Ökumenischen Dienstes/MÖD und der EMS (z. B. Ökumenisches Freiwilli-gen Programm, Mitmachaktionen, Basler Mission – Deut-scher Zweig) zu beteiligen

• alle Presbyterien, Beauftragte für „Brot für die Welt und weltweite Ökumene“ zu benennen. Sie sind wichtige Multiplikatorinnen und Multiplikatoren, um Fragen der weltweiten Kirche im Alltag der Kirchengemeinden zu verankern.

• Kollektenaufrufe für Programme und Projekte unserer Partnerkirchen oder weltmissionarische Aufgaben ernst zu nehmen und in den Gottesdiensten für sie zu werben.

Wir regen an• Direktpartnerschaften von Kirchengemeinden in Zukunft

auch als gemeinsame Aufgabe der neuen Kooperations-zonen zu gestalten

• die Kirchenbezirke als Mitgestalter der Partnerschaftsar-beit zu stärken

• pro Synodalperiode eine Begegnung mit entwicklungspo-litischen Akzenten in einer Partnerkirche zu ermöglichen, in Kooperation von MÖD, „Brot für die Welt/Evangelischer Entwicklungsdienst“ oder EMS.

• in jeder Synodalperiode Sondermittel für Schwerpunkt-projekte in einer unserer Partnerkirchen zur Verfügung zu stellen. In dieser Periode unterstützen wir Bildungsinitia-tiven in Papua.

Wir bitten unsere Gemeinden und Kirchenmitglieder mit dem eigenen Konsum- und Einkaufsverhalten zu einer zu-kunftsfähigen Entwicklung und gerechten Wirtschafts- und Handelsbeziehungen beizutragen.Gleichzeitig fordern wir die politischen Entscheidungsträ-ger auf, sich in unserem Land, in der Europäischen Union und international für gerechte Wirtschaftsbeziehungen und einen ambitionierten Klimaschutz einzusetzen.Die Beziehungen mit unseren Partnerkirchen sind uns Ausdruck gelebten Glaubens und ein wichtiges Feld ökumenischen Lernens. Sie ermutigen uns, in unserem Engagement für weltweite Gerechtigkeit nicht nachzu-lassen. Wir nehmen uns als Gemeinde und einzelnes Kirchenmitglied in die Pfl icht.

Mehr zum Schwerpunktthema „Mission in Solidarität – Impulse aus Partnerkirchen“

Die Referate von EMS-Generalsekretär Jürgen Reichel und Oberkirchenrat Manfred Sutter fi nden Sie unter: www.moed-pfalz.deEin Video zum Tag fi nden Sie unter: http://bit.ly/VideoImpulse

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8 W E L T W E I T E K O N T A K T E D E R E VA N G E L I S C H E N K I R C H E D E R P F A L Z

Iglesia Evangélica

Luterana

Boliviana (IELB)

Presbyterian Church of Ghana (PCG)

United Reformed Church

mission 21

mission 21 ist das Missionswerk der evangelisch-reformierten Kirchen der Schweiz. Es wird getragen von der Basler Mission, der Evangelischen Mission im Kwango und der Herrn-huter Mission. mission 21 pfl egt Beziehungen zu Lokalkirchen, Organi-sationen und Projekten in 21 Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas. Unsere pfälzische Landeskirche ist bei mission 21 Mitglied der Kontinental-versammlung Europa.

Evangelische Mission in Solidarität

Die EMS ist ein Zusammenschluss von 23 Kirchen und fünf Missions-gesellschaften in Afrika, Asien, dem Nahen Osten und Europa. Zu ihren Mitgliedern gehört auch die Basler Mission – Deutscher Zweig (BMDZ). Die EMS setzt sich ein für weltweite Mission und kirchliche Zusammen-arbeit. Sie praktiziert „Partnerschaft auf Augenhöhe“. Die Mitglieder der internationalen EMS-Gemeinschaft lernen voneinander und miteinander, wie das Evangelium an unterschied-lichen Orten glaubwürdig gelebt und weitergegeben werden kann. Unsere pfälzische Landeskirche ist Gründungsmitglied der EMS.

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9W E L T W E I T E K O N T A K T E D E R E VA N G E L I S C H E N K I R C H E D E R P F A L Z

Flächengetreu dargestellte Welt nach der Peters-Projektion

Presbyterian Church of Korea (PCK)

Gereja Kristen

Injili di Tanah

Papua (GKI)

Evangelische Landeskirche Anhalts

Evangelische Kirche der

Böhmischen Brüder

Page 10: Mission in Solidarität - Reader

10 L Ä N D E R I N F O B O L I V I E N

Unterwegs erlebtOhne Geländewagen geht hier im Hochgebirge nichts. Bei einer Fahrt zum Mädchenwohn-heim in Caranavi bietet mir Kirchenpräsident Cristóbal Alejo das Steuer an: „Du fährst doch so gern.“ Aber dann Straßenkontrolle. „Ihren Führerschein bitte“, sagt die Soldatin. Oh, wo ist der bloß, denke ich, krame ein wenig und fange in meinem besten Spanisch an, auszuholen. „Wohl im Hotel vergessen, denn wissen Sie ...“ Nach 30 Jahren Bolivien weiß ich, hier ist fast alles verhandelbar. „Und das ist der Kirchen-präsident neben mir. Er hat seinen Führerschein dabei!“ Die Soldatin sieht mich ungläubig an. „Führerscheine sind dazu da, dass man sie bei sich hat. Und hier fährt wohl nicht der Kirchenpräsident.“ Wo sie recht hat ... Erst als mein Führerschein aus den Tiefen meiner Tasche auftaucht, darf ich weiterfahren. „Tja“, grinst Cristóbal Alejo, „die Zeiten ändern sich.“ Die fünf Stunden bis Caranavi hatten wir jedenfalls was zu lachen.

Die Wiphala-Flagge – ein Symbol für die Vielfalt Boliviens

Land und LeuteBolivien liegt im Herzen Südamerikas: Trockene Savannen, tropische Regenwäl-der, Andenketten und dazwischen das Hochland mit dem Titicacasee. Über die Hälfte der rund 10 Millionen Bolivianer sind indianische Ureinwohner. Sie leben meist in eigenen Siedlungen, in tausenden „comunidades indígenas“ und spre-chen Spanisch, Aymara, Quechua und Guaraní.

Das Binnenland wurde von vielen Kulturen und Königreichen erobert. Von der Kolonialherrschaft der Spanier wird das Land 1825 von Simon Bolivar befreit: Darum Bolivien. Immer wieder hatte das Land mit Militärjuntas, Revolutionen und Bürgerkriegen zu kämpfen.

Bolivien zählt bis heute zu den ärmsten Ländern Südamerikas. Über die Hälfte der Bevölkerung lebt in Armut. Die Landwirtschaft ernährt die Bauern kaum, der Anbau von Koka ist umstritten. Es fehlt an Bildung und Gesundheitsvorsorge. Seit 2005 ist Evo Morales Ayma als erster Indigene Staatspräsident. Sein Ziel: Armut und Korruption bekämpfen. Und seine indigenen Landsleute den Weißen im Land gleich stellen.

Bolivien

Page 11: Mission in Solidarität - Reader

11L Ä N D E R I N F O B O L I V I E N

Wir feiern den 70. Geburtstag der IELB

PartnerschaftenDie Evangelisch-Lutherische Kirche Boliviens ist seit 2002 Partnerkirche der Pfälzischen Landeskirche. Sie unterstützt Programme und Projekte wie das Mädchenwohnheim in Caranavi. Die Arbeit wird mit mission 21 in Basel und dem Gustav-Adolf-Werk koordiniert. Im „Arbeitskreis Lateinamerika“ des MÖD werden Partnerschaften angeregt und Projekte abgestimmt.

Centro Cultural Ayopayamanta Die Partnerschaftsarbeit mit dem Centro Cultural Ayopayamanta (CCA) wird mit verschiedenen entwicklungspolitischen Initiativgruppen in Deutschland, dem Missionskreis Ayopaya und der Regionalentwicklung Vulkanland in der Steier-mark koordiniert.

Der Freundeskreis Kunan Mink’a und die Kirchengemeinde Gimmeldingen leisten Finanzhilfe für das Regionalradio „Radio Ayopaya“, das in der Region, wohin bis heute keine Zeitungen gelangen, ein wichtiger Faktor für Bildung und politische Meinungsbildung darstellt. 2012 konnte dank der landeskirchlichen Kollekte zu Himmelfahrt und weiterer Spenden aus Deutschland und Österreich ein Geländefahrzeug für das CCA angeschafft werden, das für die Arbeit der Institution im Hochgebirge unerlässlich ist.

Ayopayas Jugend geht auf Sendung

Gemeinden und Glauben Der Römisch-Katholischen Kirche gehören über 80 Prozent der Bevölkerung an. Die Pfi ngstkirchen haben Zulauf. Daneben gibt es Methodisten und Baptisten sowie die Evangelisch-Lutherische Kirche.

Die „Iglesia Evangélica Luterana Boliviana“ (IELB) wurde 1972 als selbstständi-ge Kirche gegründet. Eine Folge der Missionsarbeit US-amerikanischer Missiona-re seit den vierziger Jahren. Inzwischen zählt die Kirche rund 20.000 Mitglieder in 120 Gemeinden. Die zehn Kirchenkreise liegen in den Departementen La Paz, Santa Cruz, Cochabamba und Pando.

Die Gemeinden sind arm wie das Land. Die wenigen ausgebildeten Theolo-gen brauchen darum einen weiteren Beruf. Gehälter gibt es nicht für die 26 Pfarrer. Auch nicht für die ersten beiden Pfarrerinnen, die 2008 in La Paz ordiniert wurden. Dafür ist die Kirche reich an Evangelisten. Mehr als 100 Laien sind im Predigtamt und sagen das Evangelium in vielen Sprachen weiter.

Page 12: Mission in Solidarität - Reader

12 G E B E T & L I E D

Ein Bekenntnis des Glaubens

Wenn das Leben kommt, wird sich die Traurigkeit im Trost der Liebe verlieren.Wenn das Leben kommt, wird der Hunger im Teilen der Liebe gestillt werden.Wenn das Leben kommt, wird sich der Schmerz in der Wärme der Liebe erschöpfen.Wenn das Leben kommt, wird die Einsamkeit in der Zärtlichkeit der Liebe verschwinden.Wenn das Leben kommt, wird die Untreue in der Ehrlichkeit der Liebe sterben.Wenn das Leben kommt, wird die Ungerechtigkeit ganz in der Gerechtigkeit der Liebe versinken. Wenn das Leben kommt, hat die Liebe ihr Ziel erreicht und du und ich werden in der Liebe vereint sein.

(Ana María Vargas, Bolivien) Aus: In Gottes Hand. Gemeinsam Beten für die Welt, Gebete aus der weltweiten Ökumene, 2008 Frankfurt am Main

Page 13: Mission in Solidarität - Reader

13A N D A C H T

Wie kann man Heimat fi nden in einer Stadt, die wie ein Dschungel aus immer gleichen Häusern und Straßen ohne Namensschilder ist? Wie fi ndet man einen Ort in einer „ortlosen“ Umwelt?

Heimat fi nden

Die Gemeinde El Sinai in El Alto/Bolivien versucht genau das. Sie ist die größte lutherische Gemeinde in El Alto und La Paz. Sie hat 150 Mitglieder. Sonntags ist sie immer gut gefüllt. Ein fünfköpfi ges Pastorenteam leitet die Gemeinde – nebenamtlich und meist ohne Entlohnung. Ein Pastor steht diesem Team vor. Sowohl er als auch die beiden anderen Hilfspfarrer und die beiden Hilfspfar-rerinnen haben einen Beruf, mit dem sie ihren Lebens-unterhalt verdienen. Sie arbeiten als Lehrer, Angestellte, Arbeiter. In der ständig wachsenden Stadt El Alto – oberhalb von La Paz auf dem Altiplano gelegen – sind Orte wie die Gemeinde El Sinai sehr wichtig. Sie wurde von Migran-ten gegründet. Menschen, die ihre Heimat aufgegeben haben oder aufgeben mussten, weil die Lebensbedin-gungen in ihren Heimatorten katastrophal wurden. Sie sind in die Stadt gefl ohen, wo sie hoffen, bessere Lebensumstände vorzu fi nden. Manche halten noch Kontakt zu ihren Heimatorten in den verarmten ländlichen Regionen. Ein wesentlicher Schwerpunkt der Gemeindearbeit besteht in dem Ver-such, Zugewanderte vom Lande in der Stadt zu integ-rieren. Auch die Sonntagsgottesdienste sind von diesen Bemühungen geprägt. Vorwiegend sind es Menschen, die viele Nöte und Schicksalsschläge hinter sich haben, als sie in der Stadt angekommen sind. Mehrheitlich sind es Jugendliche und junge Erwachsene, die hoffen, dass es ihnen in der Stadt besser geht, dass sie studieren und arbeiten können und dass sie eine Zukunft haben. Oft sind sie dann überrascht, wenn sie mit den völlig ande-ren Realitäten konfrontiert werden. Diesen Menschen will die Gemeinde Heimat geben.

Was ist eigentlich Heimat? „Heimat ist da, wo ich ver-stehe und wo ich verstanden werde“, sagt der Philosoph Karl Jaspers (1883-1969). Das heißt, Heimat ist der Ort, der nahe und vertraut ist, an dem wir uns sicher und wohl fühlen, an dem wir Gemeinschaft erleben. Der Gegensatz von Heimat ist das Fremde. Heimat, Migration und Fremdsein – das sind Themen, die den Alltag der Gemeinden prägen, schon in der Bibel. Sie erzählt die jüdisch-christliche Geschichte als eine Wanderungs-, Flucht-, Anpassungs- und auch Wider-standsbewegung in der Fremde. Die Kirche ist sehr oft mit Migrationsfragen konfrontiert. Sie weiß sich durch die biblische Botschaft verpfl ichtet, Menschen in ihrer Suche nach und in ihren Ängsten vor dem Verlust von Heimat zu begleiten. Das Gustav-Adolf-Werk hilft den Jugendlichen in El Sinai, einen Raum herzurichten. Das heißt ganz praktisch: Heimat fi nden.

Enno Haaks, PfarrerGeneralsekretär des Gustav-Adolf-Werk e.V.

„Heimat ist da, wo ich verstehe und wo ich verstanden werde.“ Karl Jaspers

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14 B O L I V I E N I M W A N D E L

Als Pfarrerin für Weltmission und Ökumene der Evangeli-schen Kirche der Pfalz bin ich 2008 zusammen mit anderen Vertretern aus dem Ausland zum 70-jährigen Jubiläum der Iglesia Evangélica Luterana Boliviana (IELB) eingeladen. Wir feiern einen besonderen Gottesdienst, nicht nur wegen des Jubiläums. Zum ersten Mal seit Gründung der IELB werden zwei Frauen als Pfarrerinnen ordiniert: Erlini Tola Medina und Maritza Castañeta Ramos.

Für Pfarrer Cristóbal Alejo Fernández, damaliger Kir-chenpräsident der IELB, stehen Frau und Mann auf einer Stufe. Zwischen beiden gebe es ein Gleichgewicht, weder Mann noch Frau sei überlegen, sondern sie seien gleich-wertig, so der Kirchenleiter. „Von einem Prinzip der Dualität ausgehend, ist es daher nur gerecht, dass wir nach 70 Jah-ren endlich die Augen öffnen und akzeptieren, dass wir alle Teil dieser inklusiven Kirche sind, auf dass wir gut zusam-menleben mögen”, betont er. Es war ein langer Weg bis zu dieser Ordination. Seit den neunziger Jahren wurde in den Frauenkreisen der IELB intensiv die Frage der Ordination

von Frauen diskutiert. „Aber alles ging sehr langsam”, sagt Maritza, eine der beiden ersten ordinierten Pfarrerinnen. Im Jahr 2007 wurde dem Antrag auf die Zulassung von Frauen zur Ordination stattgegeben und die Kirchenleitung beschloss, anlässlich des 70-jährigen Jubiläums der Kirche auch Frauen zu ordinieren. Maritza sieht sich gemeinsam mit ihrem Mann, der ebenfalls Pfarrer ist, von Gott berufen, den Menschen zu dienen und gerade den Frauen in den entlegenen Gemeinden der IELB Mut zu machen, ihren Weg zu gehen. In der Auseinandersetzung um die Frage, wie Pfarrerinnen ihr Frausein in ihrem Amt leben und damit in die Gemeinden hineinwirken, sieht Erlini Tola, die zweite Pfarrerin, die ordiniert wurde, ihre Kirche noch ganz am Anfang. Sie setzt dabei auch auf den Austausch mit Kolle-ginnen und Kollegen aus den Partnerkirchen.

Zur Situation von Frauen in Gesellschaft und Kirche

23 Jahre später ...

Ein Sonntag im Juli 1985. Ich bin auf meiner ersten Reise in Bolivien, 23 Jahre alt und seit ein paar Jahren in der Pfalz beim Aufbau einer Partnerschaft mit einer bolivianischen Stu den tengruppe engagiert. Die Bolivianer setzen sich für die selbstbestimmte Entwicklung einer abgelegenen Region in den Hochanden ein, der Provinz Ayopaya. Nun besuchen wir mit einer Gruppe zum ersten Mal unsere Partner in Bolivien.

Heute steht ein Treffen bei der Bauerngewerkschaft auf dem Programm. Es soll um die Lebensbedingungen der Menschen auf dem Land gehen. Wir hatten darum gebeten, auch mit Frauen sprechen zu können.

Dicht gedrängt sitzen Bauern aus den 52 Landgemein-den der Provinz vor uns, bereit zum Meinungsaustausch. In den letzten beiden Stuhlreihen sitzen auch ein paar Frauen. Nach der Begrüßungsrede und ei ni gen Grußworten stellen wir uns vor, berichten über die Anfänge der Partnerschaft und unser Interesse, bei der Verbesserung der Lebensbedin-gungen in Ayopaya wenigstens ein bisschen mitzuhelfen.

Es ist ein interessanter Austausch; sie erzählen uns von der Landwirtschaft: schlechte Ernten und kaum Geld, um Dinge zu kaufen, die sie nicht selbst produzieren können. Ein Krankenhaus gibt es nur in der nächsten Stadt und das befi ndet sich in einem erbärmlichen Zustand. In den Land-gemeinden gibt es Grundschulen, aber nur bis zur dritten oder vierten Klasse. Von staatlicher Seite komme keinerlei Hilfe; die meisten Politiker stammten aus der Oberschicht und würden die Situation auf dem Land überhaupt nicht kennen.

Wir fragen auch nach der Situation der Frauen, ob sie in die Schule gehen, wie ihr Leben aussieht. Wir erfahren, dass Mädchen seltener als Jungen in die Grundschulen gehen; wenn überhaupt, dann nur ein oder zwei Jahre. Sie würden eben zuhause gebraucht. Die Landfrauen, so hören wir, hätten ein sehr hartes Leben. Das sagen die Männer, keine einzige Frau hat bisher selbst das Wort ergriffen. Als jemand eine Frage direkt an die Frauen richtet, erklären uns die Männer, die Frauen könnten kaum Spanisch und würden vor einer solch großen Versammlung nicht gerne sprechen. Die Enttäuschung in unserer Delegation ist groß.

Ich traue mich und frage, ob sich nicht die Frauen unserer Gruppe mit den bolivianischen Frauen kurz zusammensetzen könnten. Nach kurzem Zögern wird der Vorschlag angenommen. Eine der Frauen spricht sehr gut Spanisch und übersetzt. Es stimmt, dass die meisten Frauen nur Quechua können; wir merken aber auch, dass sie in ihrer Muttersprache genauso redegewandt sind wie die Männer, und fragen, warum sich denn keine in der großen Versammlung zu Wort gemeldet habe. Das sei halt nicht so üblich, hören wir. Die Frauen beklagen sich, dass sie kein Spanisch sprechen, kaum Lesen und Schreiben können und total abhängig von ihren Männern sind. Wer auf dem Bürgermeisteramt nicht einmal seinen Namen schreiben könne, werde erst gar nicht vorgelassen. Es müsse sich viel ändern in Bolivien.

Page 15: Mission in Solidarität - Reader

15B O L I V I E N I M W A N D E L

Veränderungen in der bolivianischen Gesellschaft – und die Frauen? Die beiden Momentaufnahmen aus den Jahren 1985 und 2008 sind Beispiele für tiefgreifende Veränderungen, die in der bolivianischen Gesellschaft stattgefunden haben und weitergehen. Eine entscheidende Rolle für die Entwicklung der Landregionen hatte das 1994 vom damaligen Präsiden-ten eingebrachte Gesetz der „Participación Popular“, der Volksbeteiligung; es leitete einen weitreichenden Dezentra-lisierungsprozess ein.

Letztlich trug auch diese Maßnahme zum Erstarken der sozialen Bewegungen bei, die im Oktober 2003 den Präsi-denten Sánchez de Losada bei Massenprotesten aufgrund seiner Abkommen mit US-amerikanischen Ölkonzernen über den Verkauf von Erdgas aus dem Amt jagten.

Zwischen 2003 und 2005 schlossen sich dann verschie-dene Gewerkschaftsbewegungen in Bolivien zur politi-schen Partei MAS (Movimiento al Socialismo/Bewegung zum Sozialismus) zusammen, deren Spitzenkandidat Evo Morales Ayma im Dezember 2005 mit überwältigender Mehrheit zum ersten indigenen Präsidenten Boliviens gewählt wurde.

Die Regierung unter Morales, die sich mittlerweile in der zweiten Legislaturperiode befi ndet, hat einen umfassen-den Umbau von Staat und Gesellschaft vor, mehr soziale Gerechtigkeit und Partizipation der indigenen Bevölke-rung stehen dabei mit an erster Stelle. Dies ist auch nötig, denn in Bolivien leben 60 Prozent der Bevölkerung unter der Armutsgrenze. Regierungskrisen, Konfl ikte um Eigen-tumsrechte an Bodenschätzen, Auseinandersetzungen von Minenarbeiter-Gewerkschaften, Bauernverbänden und indianischen Bevölkerungsgruppen, tiefe Gegensätze zwi-schen Stadt und Land stehen einer nachhaltigen Entwick-lung entgegen.

Frauen in Bolivien waren stets präsent in den sozialen Bewegungen seit den indigenen Aufständen des 18. Jahr-hunderts. Auch gegen die vielen Diktaturen und für einen Staat mit mehr sozialer Gerechtigkeit traten Frauen in Bo-livien immer ein. Trotzdem wurden weibliche Identität und die Bedürfnisse von Frauen nie wirklich thematisiert, weder in den politischen Parteien noch in den Gewerkschaften, die bis heute die Achsen des gesellschaftlichen Lebens sind.

In der Regierung Morales sind nun auch Frauen, vor allem indigener Abstammung, vertreten. Im Parlament sind seit den letzten Wahlen 28 Prozent der Abgeordneten weiblich.

Veränderungen in der Iglesia Evangélica Luterana Boliviana (IELB) – auch für die Frauen?

Die IELB geht auf die Missionsarbeit von Missionaren aus den Vereinigten Staaten zurück, die 1938 in dem Ort Moco-moco begonnen hatte. Nachdem die US-amerikanischen Missionare 1972 Bolivien verlassen hatten, wurde die IELB noch im selben Jahr als selbstständige Kirche gegründet. Heute hat die IELB rund 20.000 Mitglieder in 120 Ortsge-meinden und zehn Distrikten. Die Gemeinden liegen in den Departementen La Paz, Santa Cruz, Pando und Coch-abamba. Manche im tropischen Regenwald, die meisten aber in den Hochanden.

Seit Ende der neunziger Jahre, beginnend mit der Präsi-dentschaft von Pfarrer Humberto Ramos Salazar, fi nden in der IELB große Veränderungsprozesse statt. Zum einen öffnete sich die Kirche stärker für die ökumenische Zusam-menarbeit, zum anderen fi ndet eine produktive Auseinan-dersetzung mit dem kulturellen Kontext andiner Kultur und Spiritualität statt.

Und noch etwas hat sich entscheidend geändert in der IELB: die Rolle der Frau. Obwohl auch in Bolivien die Arbeit an der Basis zu einem großen Teil von Frauen getragen wird, waren die „hermanas“ von Entscheidungsprozessen in der Kirche meist ausgeschlossen. Frauen, die Interesse an theologischer Ausbildung hatten, wurden mit Skepsis beäugt. „Wenn die Kirche schon kein Geld hat, um Männer als Pastoren zu bezahlen, wozu brauchen wir dann Frauen mit theologischer Bildung?“ Diese Frage wird zuweilen auch heute noch gestellt, denn die Arbeit in den IELB-Ge-meinden basiert größtenteils auf dem Laienpastorat; auch ausgebildete Theologinnen und Theologen brauchen in der Regel einen weiteren Beruf, von dem sie leben können. Die Gemeinden sind nicht in der Lage, Gehälter für Pfarrer zu bezahlen. Marianne Wagner, Leiterin des Pfarramts für Weltmission und Ökumene, MÖD

Erlini Tola und Maritza Castañeta – die ersten ordinierten Pfarrerinnen

Indigene Frauen fordern ihr Recht auf Teilhabe

Frauen engagieren sich in Kirche und Gesellschaft

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16 L Ä N D E R I N F O G H A N A

Unterwegs erlebt

„In Ghana wird oft und viel gebetet. Gerade auch vor Autofahrten. Niemand aus unserer Partnerkirche würde losfahren, ohne dass jemand für eine gute Fahrt betet. Der Fahrstil auf Ghanas Straßen macht einem schnell deutlich: Wir sind allein in Gottes Hand, nicht nur vor Gericht und auf hoher See. Guter Gott, danke, dass wir heil angekommen sind. Wer stimmt nicht in dieses frohe Dankgebet ein, bevor man in Ghana aus dem Auto steigt?“

Kinder gehören zum Arbeitsalltag einfach dazu Gemeinden und Glauben

Die Basler Missionare kamen bereits 1828 an die damalige „Goldküste“. Heute gehören rund 600.000 Menschen zur Presbyterian Church of Ghana (PCG). Seit 1996 ist sie Partnerkirche der Evangelischen Kirche der Pfalz. Sie um-fasst 15 „Presbyteries“, Kirchenbezirke. Diese setzen sich aus Distrikten (mit meh-reren Gemeinden) zusammen, die von Pfarrerinnen und Pfarrern geleitet werden. Die Gemeindearbeit selbst übernehmen meist Laienpredigerinnen und Katecheten. Der sonntägliche Gottesdienst bildet dabei den Mittelpunkt.

Land und LeuteGhana, ehemals die „Goldküste“, liegt an der Westküste Afrikas. Englisch ist die offi zielle Sprache der rund 22 Millionen Ghanaer, die zu mehr als 100 ethnischen Gruppen gehören. Etwa 40 Prozent der Bevölkerung ist in der Landwirtschaft tätig. Das Land exportiert Kakao, Gold und Holz. Im Golf von Guinea wurden Ölvorkommen entdeckt.

Ghana wurde bereits 1957 politisch unabhängig. Seit 1992 wird die Regierung demokratisch gewählt. Etwa 30 Prozent der Bevölkerung sind Christen (Presby-terianer, Katholiken, Methodisten, Baptisten, Charismatische Bewegungen), rund 30 Prozent sind Muslime. Naturreligionen spielen ebenfalls eine Rolle.

Ghana

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17L Ä N D E R I N F O G H A N A

Kindergarteneinweihnung in Duakwa

PartnerschaftenDie Pfälzische Landeskirche pfl egt besonderen Kontakt zu „Central Presbytery“, „West Akyem Presbytery“ und „Western Presbytery“. Mit einzelnen Gemeinden stehen 15 Pfälzische Kirchengemeinden in Direkt-partnerschaften. Seit 2002 besteht zudem eine Dreierpartnerschaft: Kirchen in Korea, in Ghana und in der Pfalz haben sich zusammengetan. In Akosombo wurde gemeinsam eine Computerschule gegründet.

Im „Ghana-Arbeitskreis“ des MÖD werden Partnerschaften angeregt und abgestimmt. Die PCG ist auch Mitglied in der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS).

Oberkirchenrat Manfred Sutter empfängt Gäste aus Ghana

Vereine und Gruppen spielen eine große Rolle: Kinder- und Jugend-, Männer- und Frauen-, Musik- und Chorgruppen fi nden hier zusammen.

Das Evangelium hören, handeln und helfen gehört ebenso zusammen. Fast alle Gemeinden haben Kindergärten und Schulen. Die PCG fördert Landwirt-schaftsprojekte, Lehrerseminare und andere Bildungsstätten. Die Kirche unter-stützt zudem das staatliche Gesundheitssystem. Sie trägt vier Krankenhäuser, mehrere regionale Kliniken und mobile „Basisgesundheitsdienste“.

Unsere Partnerkirche in Ghana versteht Mission ganzheitlich: Es geht um Begleitung, Bildung und Gesundheit. Das Heil, die Frohe Botschaft will ins Leben.

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18 G E B E T & L I E D

Gütiger Gott, erinnere uns immer wieder daran, dass du Menschenaus der ganzen Welt zu deiner Kirche zusammengeführt hast.Wir sind aufeinander angewiesen.Wir danken dir für das Zeugnis unserer Brüder und Schwestern überall auf der Welt.Wir danken dir für das Geschenk der Partnerschaften.Stärke und bewahre diese Partnerschaften, lass uns voneinander lernen und auch in schwierigen Zeiten zusammen bleiben.Lass uns spüren, dass wir zusammen gehören als eine Familie in Jesus Christus.Das bitten wir dich durch Jesus Christus, deinen Sohn, unseren Herrn.

Amen.

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19A N D A C H T

Die Geschichte von den drei Vögeln

Als ich ein Kind war, erzählte mein Vater oft die Geschichte von den drei Vögeln. Er wollte den Zusammenhalt in der Familie stärken, insbesondere zwischen uns Kindern, weil wir teils leibliche, aber auch Pfl ege- und Adoptiv kinder waren.

Amen.

Die Geschichte handelt von drei befreundeten Vögeln. Gemeinsam sangen sie täglich bei einem Bauernhof und wurden gefüttert. Ihr Lied geht so: „Chi Kaa Patinkren, Chi Kaa Patinkren, Chi Kaa Patinkren.“ Eines Tages stritten sie sich, weil jeder dachte, dass er besser wäre als die anderen und dass sie allein durch seine Mühe und gute Stimme vom Bauern gefüttert würden. Sie trennten sich nach einem langen Streit und jeder fl og für sich allein zum Bau-ern. Der Erste kam mit seinem Gesang: „Chi, Chi, Chi.“ Der Bauer wurde sehr wütend wegen des unerfreulichen Lärms. Er nahm seine Waffe und versuchte, den Vogel zu erschie-ßen. Zum Glück konnte der Vogel unverletzt davonfl iegen. Genauso erging es auch den anderen beiden, als sie san-gen: „Kaa, Kaa, Kaa“ und „Patinkren, Patinkren, Patinkren.“ Schließlich wurde ihnen klar, dass sie gemeinsam schöner singen konnten als allein. Sie entschuldigten sich bei einan-der und versöhnten sich. Nun wurden sie auch wieder vom Bauern gefüttert nach ihrem harmonischen Konzert.

Diese Gemeinschaft, Einheit und Liebe untereinander ist das, was Jesus Christus für uns Menschen gewonnen hat durch die Hingabe seines Lebens am Kreuz. Er starb nicht für irgendjemanden, sondern für uns alle. Wie die Harmonie klingt zwischen den schwarzen und wei-ßen Tasten des Klaviers und auch den kurzen Chi und Kaa und den langen Patinkren – den Tönen der Vögel in meiner Geschichte – so sind alle gerufen, die Harmonie des Chris-tentums erklingen zu lassen. Gott schließt niemanden aus. Jeder ist ihm wichtig. Also ist die Tür noch offen, so dass alle hereinkommen können.

Ich möchte uns daran erinnern, dass das Licht des Evan-geliums in Nahost angezündet worden ist und dass es bald

darauf in Europa und Afrika und anderen Kontinenten bei vielen Völkern leuchtete. Petrus betonte nach einer Erfah-rung in Joppe mit Nicht-Juden, wie der Heilige Geist keinen Unterschied zwischen den Menschen machte.

Wir sind Perlen in Gottes Augen. Wir sind die Bausteine seines Hauses. Jeder Stein, ob groß oder klein, ist ihm wich-tig. Jesus Christus ist das Fundament des Hauses. Jeder von uns braucht die anderen. Gemeinsam tragen wir die Last des anderen und teilen das Glück der anderen. Deswegen ist für mich die Partnerschaftsarbeit kein zufälliger Gedan-ke, sondern Gott will, dass durch unsere Arbeit und unsere Beziehungen die Mauern und Grenzen zwischen uns überwunden werden.Amen. Pfarrerin Elizabeth Aduama

Pfarrerin Elizabeth Aduama war von 2004 bis 2011 Ökumenische Mitarbeiterin in der Evangelischen Kirche der Pfalz. Als Botschafterin ihrer Heimatkirche, der Pres-byterian Church of Ghana, hat sie großen Eindruck hinterlassen.

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Noch heute dankbar für Basler Missionare

Glaube im Alltag fest verankert

Die Wurzeln der ghanaischen Partner-kirche liegen in Südwestdeutschland. Dass die Basler Missionare den Tod auf sich nahmen, um ihnen das Evangeli-um und bessere Bildung zu bringen, rechnen ihnen die Menschen in Ghana noch heute hoch an. Denn das Werk der Missionare bedeutete einen Ent-wicklungsschub auf vielen Ebenen.

Im Jahr 1828 landet eine Gruppe europäischer Missionare an der „Gold-küste“, heute bekannt als Ghana. Die meisten von ihnen sind junge Pietis-ten aus dem Südwesten Deutschlands. Sie haben sich an der Missionsschule im schweizerischen Basel ausbilden lassen. Sie wollen nach Afrika, um den Menschen dort die Frohe Botschaft von Jesus Christus zu verkünden – und um zugleich etwas von der Schuld ihrer europäischen Vorfahren abzutra-gen, die unzählige Afrikaner als Skla-ven nach Amerika deportiert hatten.

Immer mehr Basler Missionare reisen in diesen Jahren nach Ghana. Es schreckt sie nicht ab, dass die meisten von ihnen binnen kurzer Zeit an der Malaria sterben. Noch heute kann man die Gräber auf dem Friedhof von

Accra-Abokobi besichtigen. 1835 kommt ein überlebender Missio-nar namens Andreas Riis auf die Idee, seine Station in die weniger moski-toverseuchten Hügel von Akropong zu verlegen. Er begründet damit die Keimzelle der heutigen „Presbyterian Church of Ghana“. Ihren Durchbruch erlebt sie einige Jahre später: Schwar-ze Christen aus der Karibik kommen über den Atlantik und überzeugen die Afrikaner, dass das Christentum nicht nur etwas für Weiße ist. Daraufhin lassen sich viele Einheimische taufen. Zunehmend sind es nun die Afrikaner selbst, die das Evangelium unter ihren Landsleuten verbreiten.

Ihre Mentoren aus Basel halten zunächst weiter die Zügel in der Hand. Sie vollbringen Pioniertaten, indem sie erste Wörterbücher der Landes-sprachen Twi, Ewe und Ga verfassen und die Bibel und deutsche Choräle übersetzen. Neben dem Katechismus vermitteln sie den Afrikanern auch moderne Kenntnisse in Medizin, Hand-werk und Landwirtschaft. So treiben sie die Entwicklung der Goldküste voran. Zu Leuchttürmen des Fort-

schritts werden die Missionsstationen – „Salems“ genannt –, die die Basler gemeinsam mit den einheimischen Getauften überall im Land gründen. In diesen christlichen Mustersiedlun-gen werden Kirchen gebaut, Kran-kenstationen und Schulen errichtet, Mustergärten angelegt.

Zwar müssen die Basler Missionare bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges die britische Kolonie „Goldküste“ verlassen. Ihnen folgen Missionare der Schottisch-Presbyterianischen Kirche, die ihre neue synodale Kirchenverfas-sung mitbringen. Und bald schon, in den 1920er Jahren, übernehmen die Ghanaer die Alleinverantwortung für ihre „Presbyterian Church“. Doch das Werk der „Basel missionaries“, die ihr Leben gaben, um Afrika das Evangeli-um und moderne Bildung zu bringen, ist in Ghana bis heute nicht vergessen. Im Missionsarchiv in Basel kann man ihre Hinterlassenschaften bewundern – eine wahre Schatzgrube für Histori-ker und Hobbyforscher!

Martin Rothe, freier Journalist (Ludwigshafen)

Die afrikanische Partnerkirche „Presbyterian Church of Ghana“ (PCG) zählt zu den größten Kirchen Ghanas. Sie ist eine wachsende, jugendliche Kirche. Für deutsche Au-gen ungewohnt ist nicht nur die Alltagsfrömmigkeit, die Finanzierungsweise und die zivilgesellschaftliche Rolle der Partnerkirche, sondern auch die umfassenderen Erwartun-gen an Pfarrer und Presbyter einer Kirche in Westafrika.

Es ist Sonntag in Akosombo, einem Städtchen im Süden Ghanas: In bunten Festgewändern ist die hiesige Gemeinde der Presbyterianischen Kirche von Ghana zusammenge-kommen, um einen Tag voller Gottesdienste, Bibelarbeiten und Gruppenstunden miteinander zu verbringen. In ihrer großen, lichtdurchfl uteten Kirche beginnt sie die Vormit-tagsliturgie mit einer schwungvollen Hymne. Feierlich eskortiert von einem schwarz bemäntelten Kirchenchor, dessen Sänger eine Art Doktorhut tragen, ziehen die Geist-lichen ein. Zusammen mit den Presbytern nehmen sie Platz

auf Prunksesseln neben dem Altar. Diesmal sind auch Gäste aus der Pfalz dabei – eine Delegation von Landessynodalen auf Besuch bei der westafrikanischen Partnerkirche. Die Deutschen erkennen einige der Hymnen wieder: Oft sind es europäische Choralmelodien, ergänzt um einen Text in der Landessprache Twi.

Der Gottesdienst dauert üblicherweise drei bis vier Stunden, vergeht aber wie im Flug. Es gibt allerhand zu erleben: Zu den von einer Band lautstark begleiteten Hymnen wird rhythmisch geklatscht, geswingt, getanzt. Die vielen Kinder und jungen Leute sind begeistert dabei. Verschiedene Gemeindegruppen – Frauenbund, Männer-bund, Jugendliche, Kindergottesdienst – treten mit eigenen Lobpreis-Performances in Erscheinung. Mehrfach pilgert die Gemeinde tanzend zu den Opferstöcken vor dem Altar. Junge Presbyter rühren die Werbetrommel für diakonische und katechetische Projekte.

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21U N S E R E P A R T N E R I N G H A N A

Überhaupt ist der Gottesdienst alles andere als eine One-Man-Show des Pfarrers. Laien führen durch den größten Teil der Liturgie. Der „Reverend Minister“ kommt für gewöhn-lich erst bei der Predigt zum Einsatz. Wichtige Passagen betont er mit einem energischen „Halleluja!“, auf das die Gemeinde begeistert mit „Amen!“ antwortet.

Die „Presbyterian Church of Ghana“ (PCG) zählt zu den größten Kirchen des westafrikanischen Landes. Derzeit hat sie circa 600.000 Mitglieder. Und sie wächst weiter. Überall im Land werden neue Gemeindebezirke gegründet und größere Kirchen gebaut. Zudem ist sie eine sehr jugendli-che Kirche. Nathalie Christianus, Ärztin aus dem Umkreis von Kaiserslautern und Mitglied der pfälzischen Landessy-node, ist zum ersten Mal in Afrika und beeindruckt von der heiteren Frömmigkeit der Ghanaer: „Der Glaube wird hier nicht nur sonntags gelebt, er ist auch im Alltag fest veran-kert. Wir haben miterlebt, dass hier vor Autofahrten oder Sitzungen immer gebetet wird“, berichtet sie.

Christianus, die in ihrer pfälzischen Gemeinde als Presbyterin tätig ist, zeigt sich besonders angetan vom Engagement der ghanaischen Kirchenältesten. Sie hat fest-gestellt, dass die Presbyter in Ghana – wie auch die Pfarrer – von den Gläubigen als Ratgeber in allen Lebenslagen herangezogen werden und auch seelsorgerliche Funktio-nen wahrnehmen. Aus Gesprächen mit den ghanaischen Kirchenältesten hat Nathalie Christianus entnommen, dass diese in ihr Ehrenamt meist mehr als eine Stunde pro Tag investieren – neben Beruf und Familie. „Und sie strahlen aus, dass sie das gern tun und jederzeit mit anpacken“, so ihr Eindruck.

Eine besondere Respektsperson für die Gläubigen sind die männlichen und weiblichen Pfarrer der PCG. Sie werden liebevoll „papa osofu“ oder „mama osofu“ genannt. Meist stehen schon frühmorgens die ersten Bittsteller vor dem Pfarrhaus – nicht nur mit kirchlichen Anliegen: Manchmal bringt eine Mutter eines ihrer Kinder, das von einem Skorpi-on gestochen wurde. Im Pfarrhaus werden sie betreut und an die zuständige Stelle weitervermittelt. Beziehungsarbeit hat in Ghana einen hohen Stellenwert. Die Leiter der Ge-meinde sehen ihre Aufgabe als ganzheitliche Mission.

Das kann auch eine gewisse elterliche Strenge beinhal-ten. Bevor die Mitglieder der PCG zum Abendmahl zuge-

lassen werden, haben sie das Pfarrhaus aufzusuchen und ihren – kleinen oder großen – freiwilligen Kirchenbeitrag abzuliefern. Denn eine Kirchensteuer gibt es hier nicht. Die gesamte Hierarchie der PCG – Distriktsgemeinden samt Außenstellen, der Kirchenbezirk sowie die Kirchenleitung in Accra und die jährliche Generalversammlung – wird von Spenden getragen. Alle Pfarrer bekommen ein niedriges Grundgehalt von der Gesamtkirche, das von Spenden ihrer Gemeindemitglieder aufgestockt wird. Momentan bemüht sich die PCG, den Finanzausgleich zwischen reicheren und ärmeren Gemeinden zu verbessern.

Von den freiwilligen Spenden ihrer Mitglieder bestreitet die Presbyterianische Kirche auch ihren großen diakoni-schen Beitrag für die ghanaische Zivilgesellschaft: Neben ihren 2.200 Gemeinden unterhält die PCG landesweit meh-rere Kliniken, landwirtschaftliche Stationen, circa 2.000 Kin-dergärten, Schulen, Lehrerseminare und sogar eine Univer-sität. Sie tut dies in den Fußspuren ihrer Gründer, der Basler Missionare, die seit den 1830er Jahren den Afrikanern nicht nur das Evangelium vermittelten, sondern „Head, Heart and Hand“ – „Kopf, Herz und Hand“ – trainierten. „Was in Ghana an Entwicklung gelang, haben zu 80 Prozent die Kirchen geleistet“, bilanziert die einheimische Pfarrerin Elizabeth Aduama.

Die pfälzischen Landessynodalen, die Aduama im April durch Ghana begleitete, sind inzwischen wieder heimge-kehrt in den deutschen Alltag. Doch viele Eindrücke aus Afrika klingen noch nach. Nathalie Christianus zum Beispiel erinnert sich oft daran, dass die Gebete der Glaubensge-schwister in Ghana überwiegend Dankgebete sind: „Sie leben viel bewusster aus Gottes Hand und danken auch für Dinge, die wir schon als selbstverständlich hinneh-men.“ In deutschen Kirchengremien werde zuviel zerredet, oft herrsche eine negative Grundstimmung, so Christianus. „Da wünsche ich mir ein bisschen von der ghanaischen Lebendigkeit, Freude und Dankbarkeit! Seit meiner Rück-kehr in die Pfalz versuche ich, das ein bisschen bewusster zu leben.“

Martin Rothe, freier Journalist (Ludwigshafen)

Alle bringen die Bibel mit zum Gottesdienst

Mission und Vision der PCG Pfälzer Landessynodale informieren sich über die Computerschule in Akosombo

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Unterwegs erlebt

„Also ihr habt alle so ähnliche Nasen.“ Gemeint sind damit wir Langnasen. Unsere Brüder und Schwestern in Korea tun sich zuweilen schwer, uns Pfälzer auseinan-der zu halten. In vertrauter Runde und zu fortgeschrittener Stunde kann man dann hören: „Ihr seht alle so ähnlich aus! Aber wir für euch wahrscheinlich auch?“ Aus diesem Grund tragen viele Koreaner bei Besuchen in der Pfalz vom ersten bis zum letzten Tag Namensschilder.

Koreas Jugend – weltoffen und engagiert

Land und LeuteDie Halbinsel Korea liegt zwischen China und Japan. Das Gebiet ist etwa so groß wie die alten Bundesländer und seit 1948 geteilt. Im Norden die Demokratische Volksrepublik Korea mit rund 24 Millionen Einwohnern. In der Republik Südkorea leben etwa doppelt so viele Menschen. Die Teilung und der Bruderkrieg von 1950 bis 1953 sind bis heute für viele traumatisch: Ein geteiltes Land mit getrennten Familien und verfeindeten Regimes.

Das stalinistische Nordkorea ist weitgehend isoliert und wird wegen des Atomprogramms kritisiert. Im kapitalistischen Südkorea boomte ab den 1960er Jahren die Wirtschaft. Auch bedingt durch die Ausbeutung der Arbeiter unter der Militärdiktatur. Von der Wirtschaftskrise Ende der 90er Jahre hat sich das Land inzwischen wieder weitgehend erholt.

Rund 25 Prozent der Bevölkerung sind Christen, 35 Prozent Buddhisten. Die Koreaner sind stark vom Konfuzianismus geprägt, hierarchisch und patriar-chalisch. Auch Schamanismus ist verbreitet.

Korea

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Gottesdienst – jeder hat die Bibel dabei

PartnerschaftenSeit dem Jahr 2000 ist die Pfälzische Landeskirche Partner der Presbyteriani-schen Kirche in Korea, insbesondere der Yeong Dong Po Kirchenbezirk in Seoul. Die Jugendzentralen Speyer und Germersheim organisieren Jugendbegegnun-gen. Seit 2002 besteht zudem eine Dreierpartnerschaft: Kirchen in Korea, in Ghana und der Pfalz haben sich zusammengetan und gemeinsam in Akosombo in Ghana eine Computer-Schule gegründet, die Fähigkeiten im IT-Bereich ver-mitteln soll.

Im „Korea-Arbeitskreis“ des MÖD werden Partnerschaften angeregt und abgestimmt. Auch in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS). In Korea setzen wir uns besonders für Frieden und Wieder-vereinigung der Halbinsel ein.

Jugendliche aus Ghana, Korea und der Pfalz – spannend!

Gemeinden und Glauben In Korea ist im 17. Jahrhundert zunächst der Katholizismus aus China angekom-men – durch reisende Koreaner. Amerikanische Presbyterianer und Methodisten bringen erst zwei Jahrhunderte später den Protestantismus ins Land.

Heute zählt die Presbyterianische Kirche von Korea (PCK), welche ein Mitglied der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS) ist, fast drei Millionen Mitglieder und ist selbst stark in der Weltmission aktiv. Bereits 1917, anlässlich der Synoden-gründung, sendet sie Missionare nach Japan, Russland und China. Heute sind über 1000 Mitarbeitende in 82 Ländern missionarisch tätig.

Obwohl die Kirchen in Korea noch jung sind, sind sie in der koreanischen Gesellschaft nicht unbedeutend. So haben Christinnen und Christen bereits während der japanischen Besatzungszeit von 1910 bis 1945 mutig Widerstand geleistet. Dennoch bleiben die Christen eine Minderheit in Korea. Sie stehen im offenen, ökumenischen Dialog mit anderen Glaubensrichtungen – und mit weltweiten Partnerschaften.

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Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist,

der Du Grenzen überwindest, Frieden schaffst und Leben ermöglichst. Wir bringen vor Dich den Schmerz des immer noch geteilten koreanischen Volkes und bitten Dich für die Menschen in Korea: für die Familien, die in Nord und Süd getrennt sind; für alle, die unter der Spaltung des Landes leiden; für diejenigen, die sich für Versöhnung, Annäherung, Frieden und nachhaltige Entwicklung auf der koreanischen Halbinsel und überall auf der Welt einsetzen.

Gemeinsam rufen wir zu dir: „Ososo ososo“, Strophe 1

Wir bringen vor Dich den Schmerz der Menschen in Elend und Leid und bitten Dich für ein Leben in Fülle: für die Menschen, die Mangel leiden wie in Nordkorea; für die Menschen, die bei uns in Deutschland an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden und denen Teilhabe verwehrt wird; für die Menschen weltweit, die auf der Flucht sind.

Gemeinsam rufen wir zu dir: „Ososo ososo“, Strophe 1

Wir bringen vor Dich uns selbst, das, was uns bewegt, was schwer auf uns lastet, was uns freut und glücklich macht und bitten Dich: für uns selbst, unsere Familien und Freunde, unsere Feinde und Widersacher; für unsere Kirchengemeinde und unsere Stadt; für die Menschen in Nord und Süd, Ost und West, aus vielen Kulturen und Religionen, mit denen wir hier zusammen leben.

Gemeinsam rufen wir zu dir: „Ososo ososo“, Strophe 1

Erarbeitet von Pfarrer Kwon Ho Rhee (Seoul / Ludwigsburg) anlässlich der 10. Vollversammlung des Ökumenischen Rats der Kirchen 2013 im südkoreanischen Busan.

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Gott schenkt Leben in Fülle. Er lässt das Korn auf den Feldern wachsen soweit das Auge reicht. Er schützt den winzigen Samen und den empfi ndlichen Spross, er seg-net ihr Wachstum und lässt sie gedeihen. Er lässt warm die Sonnenstrahlen lebenswichtige Energie spenden und schenkt Regen zur rechten Zeit. Er lässt die Pfl anzen behut-sam reifen und füllt den Krug bis zum obersten Rand.

Und doch ist es der Frauen Hände Werk, ohne die aus dem Korn keine Nahrung würde. Sie sind es, die ihre Rücken krümmen, die mit ihren Füßen Tag für Tag, Stunde um Stunde im weichen Boden der Felder stehen, die mit ihren Händen zärtlich die Setzlinge pfl egen. Sie sind es, die vom frühen Morgengrauen an, und in ständiger Abhängig-keit von Wetter und Widrigkeiten, körperlich harte Arbeit leisten, ohne jemals einen Dank von denen zu erhalten, die eventuell tausende Kilometer entfernt gemütlich daheim am Tisch sitzen und in Minuten gedankenlos verzehren, was über Monate unter ihrer Fürsorge und Hingabe ge-wachsen ist.

Wie einfach lässt sich eine Packung Reis kaufen, eine Tüte Milch, ein Laib Brot oder ein Stück Fleisch. Wie leicht lässt sich dabei vergessen, dass Lebensmittel nicht im

Supermarkt wachsen, sondern das Produkt harter Arbeit zahlloser Hände sind. Und mit zunehmender Komplexität unserer Versorgungsketten werden es immer mehr solcher unsichtbarer Hände.

Die Menschen in den ländlichen Gebieten dieser Welt wissen und erleben jeden Tag, was wir schon viel zu lange verdrängen. Sie könnten erzählen vom Zusammenhang zwischen Umweltverschmutzung und schlechter Ernte, zwischen Klimawandel und Unwettern. Denn Gottes wun-derbare Schöpfung ist ein fi ligranes Gefl echt von Lebewe-sen und ihren Lebensräumen.

Alles ist miteinander verbunden und auf die eine oder andere Weise voneinander abhängig. Und das schließt den Menschen nicht aus. Ganz im Gegenteil. Als sich Gott am Ende des 5. Schöpfungstages ansah, was er geschaffen hat-te, war er sehr zufrieden mit seinem Werk und er beschloss, den Menschen zu schaffen, der ihm gleicht und diese Schönheit erkennen und bewahren kann. Leider haben wir diesen Auftrag viel zu oft falsch verstanden.

Karina Schumacher, seit 2012 Ökumenische Mitarbeiterin der EMS in einem Ökologiezentrum in Korea

Gedanken zum Bild des Reiskruges mit den Frauen

Das Bild und der Meditationstext sind zu fi nden unter: http://bit.ly/Reiskrug.

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26 K O R E A N I S C H E K I R C H E N L A N D S C H A F T

„Die koreanische Kirche […] hat noch viel nachzuholen, was den Konsens zwischen verschiedenen Kirchenrichtungen angeht“

Interview mit Pfarrer Myung-Chul Jung, Senior Pastor der Dorim Church und Vorsitzender des Korea-Germany-Ghana Church Relations Committee des Yeong Dong Po Kirchenbezirks, dem Komitee für die kirchlichen Beziehungen zwischen Korea, Deutschland und Ghana

Die Dorim Church ist Teil des Yeong Dong Po Kirchenbezirks. Können Sie den Kirchenbezirk einmal vorstellen? Wie viele Mitglieder hat er? Der Yeong Dong Po Kirchenbezirk ist einer der 64 Kirchen-bezirke, die Teil der Presbyterianischen Kirche in Korea sind. Zum Yeong Dong Po Kirchenbezirk gehören verschiedene Bezirke im Südwesten Seouls (Yeong Dong Po-gu, Guro-gu, Yangcheon-gu, Gangseo-gu und Geumcheon-gu) sowie die Stadt Gwangmyeong (Provinz Gyeonggi). Der Yeong Dong Po Kirchenbezirk, der 1958 gegründet wurde, blickt auf eine 54-jährige Geschichte zurück. Aus Statistiken geht hervor, dass im Dezember 2010 die Gesamtzahl der Gemeindemit-glieder 83.192, die Zahl der dazugehörigen Kirchen 105 und die Zahl der Pfarrer 352 betrug.

Welchen theologischen Grundgedanken vertreten Sie und worin sehen Sie Ihre Hauptaufgaben? Der Yeong Dong Po Kirchenbezirk vertritt die theologische Linie der PCK. Sie basiert auf den Worten des HERRN und folgt der Tradition der reformierten Kirche. Sie strebt nach einer Theologie, die sich vollständig nach dem Evangelium und der Bibel richtet. Sie vertritt auch den Gedanken der Ökumene und kooperiert mit der Katholischen Kirche, der Anglikanischen Kirche und anderen christlichen Kirchen weltweit. Darüber hinaus geht sie aktiv auf gesellschaftli-che und historische Probleme und Fragestellungen ein. Unser Kirchenbezirk setzt sich vorrangig für die soziale Missionsarbeit und die Verbreitung des Evangeliums ein. Auch bemüht er sich darum, im Einklang mit den Lehren Jesu Christi den Gedanken des Teilens und des Dienstes am Nächsten in die Realität umzusetzen. Wir beten für Frieden und Gerechtigkeit auf der Welt und setzten uns dafür ein, auf unserer Erde das Reich Gottes zu verwirklichen.

Seit über 20 Jahren besteht eine Partnerschaft zwischen der Presbyterianischen Kirche in Korea (PCK) und der Pfälzischen Landeskirche. Welche Austauschprogramme fi nden regel-mäßig statt? Als in den Sechziger Jahren koreanische Krankenschwes-tern und Bergarbeiter nach Deutschland entsandt wurden, entstand zwischen koreanischen und deutschen Kirchen ein lebendiger Kontakt, so auch zum damaligen Evangeli-schen Missionswerk in Südwestdeutschland, der heutigen Evangelischen Mission in Solidarität (EMS). Die Pfälzische

Landeskirche, ein Mitglied der EMS, nahm 1984 Kontakt zur PCK auf. Statt eines formellen Austausches wurde eine aktive Kooperation angestrebt. Seit November 1999 besteht diese mit dem Yeong Dong Po Kirchenbezirk.Auf den Rat der Pfälzischen Landeskirche hat unser Presby-terium im Jahre 2001 Kooperationsbeziehungen zu Ghana etabliert und das Korea-Germany-Ghana Church Relations Committee gegründet. Bis jetzt ist es gelungen, durch verschiedene Aktivitäten das gegenseitige Verständnis zu fördern. Bei Besuchen haben wir Glaubenserfahrungen miteinander geteilt und uns zu geschichtlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Themen ausgetauscht. Wir entsen-den alljährlich Delegationen zu den Generalversammlun-gen der Kirchenverbände in den jeweils anderen Ländern. Jedes Jahr fi ndet ein Austauschprogramm zwischen Jugendlichen aus Korea und Deutschland statt, um die Kirchengemeinde im Partnerland kennenzulernen. Auch werden Missionare und Praktikanten geschickt, die über einen kurzen Zeitraum bleiben. Der Yeong Dong Po Kirchenbezirk hat mit besonderer Unterstützung der Pfälzischen Landeskirche ein Zentrum für Computerausbildung im ghanaischen Akosombo errichtet. Durch die Entsendung von koreanischen Missio-naren und die Kooperation mit den Kirchen vor Ort werden den jungen Menschen in Ghana Träume und Hoffnungen gegeben. Das Zentrum für Computerausbildung bringt pro Jahr rund Tausend Absolventen hervor und wird im gesam-ten Land sehr gut angenommen. Darüber hinaus setzt sich unsere Kirche dafür ein, dass Pastoren aus Ghana in Korea studieren können.

Presbyterianische Kirche Die Presbyterianischen Kirchen sind der größte Zweig der reformierten Kirchen mit Ursprung in Schottland. Generell werden reformierte Kirchen mit schottischen Wurzeln als „presbyterianisch“, solche mit Wurzeln auf dem europäischen Kontinent als „reformiert“ bezeichnet (http://de.wikipedia.org/wiki/Presbyteriani-sche_Kirchen).

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Was konnten sie – die deutsche und die koreanische Seite - voneinander lernen? Unser Kirchenbezirk erhält durch die deutsche Partnerkir-che einen Einblick in die christliche Kultur und den diako-nischen Dienst. Wir haben ein großes Interesse für soziale Belange entwickelt und beteiligen uns nun aktiv an der öffentlichen Wohlfahrt. Die Kirchen in Deutschland haben sich sehr darum bemüht, im Wiedervereinigungsprozess die Einheit eines geteilten Landes wiederherzustellen und erforschen die Faktoren, die zur Wiedervereinigung beige-tragen haben. Unsere Kirche erhält auf diese Weise viele Lektionen, wie sie in Zukunft in Bezug auf die koreanische Wiedervereinigung vorgehen sollte. Unter der Voraussetzung der Wahrung des jeweiligen Bekenntnisstandes hat die evangelische Kirche in Deutsch-land einen Konsens der evangelischen Kirchen (lutherische, unierte und reformierte Kirchen) erreicht und mit dem Zu-sammenschluss der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ein riesiges Instrument für die Kooperation dieser selbstständigen Gliedkirchen geschaffen. Die koreanische Kirche, die ein bemerkenswertes Wachstum erzielte, hat noch viel nachzuholen, was den Konsens zwischen ver-schiedenen Kirchenrichtungen angeht. Durch das Beispiel der evangelischen Kirchen in Deutschland erhält sie eine große Unterstützung auf ihrem Weg dorthin.

Die Presbyterianische Kirche in Korea ist mit rund 2,3 Millio-nen Mitgliedern die zweitgrößte presbyterianische Glaubens-gemeinschaft weltweit. Warum ist es der presbyterianischen Kirche Ihrer Meinung nach gerade in Korea gelungen, so viele Mitglieder zu gewinnen? Die Presbyterianische Kirche in Korea besitzt eine ver-gleichsweise kurze Geschichte von über 120 Jahren. In dieser Zeit hat sich ein erstaunliches Wachstum vollzogen, für das man weltweit nur schwer eine Entsprechung fi nden kann. Für den Erfolg insbesondere der presbyterianischen Kirche in Korea gibt es verschiedene Gründe: Erstens ist dieser auf den traditionellen Einfl uss zurückzu-führen. Die Koreaner besitzen gegenüber dem Schamanis-mus, dem Buddhismus, dem Konfuzianismus und anderen Religionen eine große Offenheit. Aufgrund dieser Vorbedin-gungen fi el es ihnen leicht, das Evangelium des Christen-tums zu verstehen und anzunehmen. Zweitens ist die aktive Missionspolitik der presbyteriani-schen Kirche zu nennen. Viele der ausländischen Missio-nare, die in der Anfangszeit der Missionierung nach Korea kamen, wurden von den presbyterianischen Kirchen in den USA, Kanada und Australien entsandt. Sie gründeten Kir-chen und trugen zur Ausbildung von koreanischen Geistli-chen und Kirchenvertretern bei. Drittens entsprach die presbyterianische Kirche den An-forderungen und gesellschaftlichen Veränderungen der damaligen Zeit. Sie hatte einen großen Einfl uss auf den

Modernisierungsprozess, der den gesellschaftlichen Verän-derungen folgte. Indem sie zur gesellschaftlichen Gesamt-entwicklung wie der Medizin, dem Erziehungswesen und der Jugendbewegung einen großen Beitrag leistete, erfuhr sie viel Anerkennung von der Bevölkerung.

Im Gegensatz zu Deutschland sind die Gottesdienste in Korea gut gefüllt und werden auch gerade von jungen Menschen besucht. Woran liegt das Ihrer Meinung nach? Die Kirche in Korea zeigt ein großes Interesse an der religi-ösen Erziehung junger Menschen. Denn die junge Genera-tion ist die Generation, die die koreanische Kirche schultern und weiterführen muss. Der Großteil der koreanischen Kirchen hat eine autonome Jugendabteilung, damit sich junge Menschen frei entfalten können. Unsere Kirche lässt es nicht an Unterstützung für sie fehlen.

Welche Rolle kommt den Frauen in Ihrer Kirche zu? Für das schnelle Wachstum der koreanischen Kirchen waren die weiblichen Anhängerinnen von immenser Bedeutung. Durch ihren Dienst am Nächsten haben sie der Kirche und der koreanischen Gesellschaft gedient. Auf diese Weise hatten sie einen wesentlichen Einfl uss auf das Wachstum der koreanischen Kirche. Auch heute leisten die Frauen in den koreanischen Gemeinden eine sehr aktive Arbeit. Durch die „Weibliche Missionsgesellschaft“, die ein autonomes Werkzeug ist, beteiligen sie sich an der Mission, dem Dienst am Nächsten, der Bildung und der Ausbreitung des Glaubens. Die Zahl der Pastorinnen und weiblichen Kirchenältesten nimmt zu. Selbstverständlich sind bislang im Vergleich zu Deutschland die Rolle und die Position der Frauen in der Kirche noch eher unzureichend. Durch eine Weiterführung der gesellschaftlichen und kirchlichen Aktivitäten wird die Position der Frauen Stück für Stück aufgewertet werden.

Übersetzung und Interview: Gesine StoykeDas Interview ist der Ausgabe 02/ 2012 des Quartalsmagazins „Kultur Korea“ des Koreanischen Kulturzentrums, Kulturabteilung der Botschaft der Republik Korea, entnommen. Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Koreanischen Kulturzentrums.

Einander begegnen – voneinander lernen

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28 L Ä N D E R I N F O P A P U A

Unterwegs erlebt

„Wie weit ist es denn nach Poiwai?“ „Hmm“, sagt Dekan Suparna, „etwa 200 Liter Boot-Benzin“. Bei unseren Partnern im Dekanat Waropen-Atas ist man vor allem auf dem Wasser unterwegs. Es gibt kaum erschlossene Straßen. Kilometerangaben taugen nicht, wenn die Fahrt über Flüsse oder übers Meer geht. Zeitangaben sind allerdings auch vage. Bei Sturm kann kein Boot auslaufen, wird man von hohem Seegang überrascht, dauert es viel länger als gedacht. Daher also nur die eine ver-lässliche Angabe: „Bis Poiwai ist es 200 Liter Benzin weit.“ Wenn man das Benzin dabei hat. Denn Tankstellen gibt es unterwegs keine.

Unterwegs nach Poiwai

Land und LeutePapua liegt auf Neuguinea, der zweitgrößten Insel der Welt. Der Westen der Insel gehört zu Indonesien, dort liegt unsere Partnerkirche. Der unabhängige Staat Papua-Neuguinea befi ndet sich im Osten.

Die rund drei Millionen Einwohner Papuas leben in wenigen Städten, kleinen abgeschlossenen Dörfern und zum Teil als Nomaden im Wald. Sie sprechen rund 270 verschiedene Sprachen. Etwa 40 Prozent der Menschen kommen von ande-ren Inseln Indonesiens.

Ebenso vielfältig ist der beinahe noch intakte tropische Regenwald. Tiefe Sumpfgebiete, hohe Gebirge, Gletscher und ein beinahe unberührtes, wunderba-res Korallenriff gehören zu Papua. Ebenso wie die weltgrößten Mangrovensümp-fe. Hier wurden große Mengen Erdgas entdeckt. Zudem ist die Insel reich an Kup-fer, beherbergt eine große Goldmine – und doch sind ihre Einwohner arm. Papua ist die abgelegenste Region Indonesiens und eine der ärmsten. Hinzu kommen Menschenrechtsverletzungen von Seiten der Regierung und des Militärs.

PapuaPapua

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29L Ä N D E R I N F O P A P U A

In Papua spricht man vom Feuer des Evangeliums

PartnerschaftenBereits 1989 wurden erste Kontakte zwischen der Pfälzischen Landeskirche und der Kirche in Papua geknüpft. Auf Gemeindebasis stehen der Kirchenbezirk Waropen mit dem Kirchenbezirk Rockenhausen und der Kirchengemeinde Erfenbach in Kontakt.

Der 1994 gegründete AK Papua berät aktuelle Entwicklungen in Papua, begleitet Aktionen und Besuchsprogramme und engagiert sich in Menschen-rechtsfragen. Etwa zehn Delegierte aus verschiedenen Kirchengemeinden sowie entwicklungspolitisch Interessierte treffen sich zweimonatlich zur Beratung der Nord-Süd-Partnerschaft. Der Arbeitskreis ist ökumenisch und steht Menschen anderer Konfessionen und Traditionen offen.

Koordiniert wird die Partnerschaftsarbeit mit mission 21 in Basel und dem West-Papua-Netzwerk.

Begegnungen vertiefen die Partnerschaft – und die Freundschaft

Gemeinden und Glauben Gossner Missionare sind 1850 in West-Papua angekommen, bereits fünf Jahre später ist eine eigene Kirche entstanden: Die Evangelische Kirche im Land Papua. 1956 wurde sie selbstständig, die „Gereja Kristen Injili di Tanah Papua“ (GKI-TP). Sie ist Partnerkirche der Evangelischen Kirche der Pfalz.

Rund 600.000 Mitglieder zählt die Kirche Papuas, Tendenz steigend. In über 1.000 Gemeinden arbeiten mehr als 500 Pfarrerinnen und Pfarrer, wovon die Hälfte Frauen sind. Die Gottesdienste sind inzwischen von der vielfältigen Papua-Kultur geprägt. Die ersten westlichen Missionare hatten den Papua ihre Kulte strikt verboten. Erst in der Zeit um 1970 ging die Kirche – beeinfl usst von der kontextuellen Theologie – bewusster mit der fremden Kultur um. Inzwischen gehören auch Elemente der Papua-Tradition zur Verkündigung. Die Bibel ist in zahlreiche lokale Sprachen übersetzt. Das Abendmahl wird mancherorts statt mit Brot und Wein mit traditionellen Lebensmitteln gefeiert: Mit Keladi-Rübe und Kokosmilch.

Das Engagement für Menschenrechte und Umweltschutz gehört auch zum kirchlichen Leben. Ein Menschenrechts-Büro dient der Aufklärung und ist Anlaufstelle für Betroffene. Für Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung arbeitet man in Papua ökumenisch – mit vielen Partnern vor Ort und mit Partnerkirchen im Ausland.

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30 G E B E T & L I E D

Gebet für die Menschenrechte in Papua

Barmherziger Gott, Schöpfer der Welt

Gelobt sei deine Liebe und deine Weisheit.Nach deinem Bilde hast du den Menschen geschaffen,mit dem Reichtum und der Vielfalt deiner Gnade hast du den Menschen geformt.Jeden Einzelnen hast du geplant in seiner Besonderheit und in seiner Würde.Ja, jeder Mensch hat seinen Wert in deinen Augen.

Doch die Wirklichkeit, die wir erfahren, macht uns traurig.Dein Ebenbild, von dir in uns Menschen geschaffen, wird von Menschen zerstört.In Papua-Indonesien werden fast jeden Tag einheimische Menschen verfolgt,ungerecht behandelt, betrogen, sie verschwinden oder werden getötet.Das Land, Erbe ihrer Väter, wird ihnen durch multinationale Konzerne genommen,viele Familien verlieren ihre Lebensgrundlage.

Das Recht auf die Freiheit, sich zu versammeln und ihre Meinung zu äußern, wird ihnen genommen.Bessere Bildungschancen liegen in weiter Ferne.

Wir bitten, dass sich dein Friede im Lande Papua ausbreitet,denn du hast das Land gegeben und hast den Menschen dort ihre Heimat geschenkt.

Gott, der Befreier,du hörst das Seufzen und die Schreie der Leidenden,du stehst auf der Seite der Unterdrückten.Schenke unseren Geschwistern in Papua Geduld und Standhaftigkeit.Sende deine Kirchen und rufe Menschen und Organisationen, damit sie Werkzeuge für den Frieden werden.

Lass eine jede Partnerschaft wirksam sein, dass sie Werkzeuge deiner Liebe sind. Wir bitten dich besonders für die Partnerschaft der Evangelischen Kirche der Pfalz mit der Evangelischen Kirche im Lande Papua.

Gott, der du Gebete hörst,der du die Welt und alles, was in ihr ist, in der Hand hast,erhöre unsere Bitten, die wir vor dir ausbreiten,im Namen Jesu Christi, unseres lebendigen Herrn und Heilands.

Amen.

Pfarrer Welman Boba, Ökumenischer Mitarbeiter der Evangelischen Kirche der Pfalz

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Eine gute Geschwisterschaft (Psalm 133, 1 - 3)

Das Liederbuch „Psalmen“ fordert uns auf, alle Situationen unseres Lebens Gott anzuvertrauen. Es war das Liederbuch, welches anfangs in den Gottesdiensten im Tempel in Je-rusalem gebraucht wurde. Später wurde es in den Gebets-häusern der Juden gebraucht, in den Synagogen. Es wurde dann auch zum Lieder- und Gebetsbuch der christlichen Gemeinden. Es wurde aber nicht nur in Gottesdiensten gebraucht. Menschen, die mehr wissen wollten über ein Leben im Glauben, haben es gelesen und studiert. Das Buch erzählt von der Schöpfung Gottes, es erzählt davon, wie Gott das Leben der Menschen beachtet und beschützt. Unser Text heute Morgen ist ein Gedicht, welches die Gemeinschaft in der Gemeinde Gottes beschreibt, die sich zu einer Wallfahrt versammelt hat. Der Sänger dieser Verse beschreibt auf doppelte Weise den Segen der Einheit und Gemeinschaft:

(1) Er spricht von einem besonderen Öl, das bei der Priesterweihe gebraucht wird. Das Öl ist Symbol für Freude, für etwas sehr Gutes, für Ruhe und Sicherheit (vgl. Psalm 23,5 Hoheslied 1,3; Jesaja 1,6). Außerdem ist das Öl, mit dem der Priester gesalbt wird, Zeichen der Heiligkeit (Exodus 30, 22-33). Es bedeutet, dass Gott seiner Gemeinde Segen im Überfl uss schenkt – durch die Gemeinschaft, die er in der Gemeinde geschaffen hat.

(2) Die Einheit und Gemeinschaft in der Gemeinde wird symbolisiert durch den Tau vom Berg Hermon, der die Men-schen erfrischt. Dieser frische Tau, der auf den Berg Zion herabfällt, symbolisiert die Gnade Gottes.

Die beiden Berge, der Hermon und der Zion, weisen auf die Gemeinde hin, der Gott seine Gnade schenkt, wenn sie in der Gemeinschaft mit ihm bleibt.

Natürlich ist das nur ein Bild, wie der Tau vom Berg Hermon auf den Berg Zion herabfällt. Das Bild symbolisiert das Wunder, wie Gott eine Gemeinschaft schafft. Gott beschenkt diese Gemeinschaft, so dass jeder etwas erhält. Die Gabe Gottes sollen wir dann mit unseren Nächsten teilen, damit jedem etwas zugute kommt. So entsteht eine Gemeinschaft, die von Gott gesegnet ist.

Von Beginn an ist der Mensch als ein soziales Wesen geschaffen. Es muss mit anderen Menschen zusammen-leben. Die Menschen sollen sich gegenseitig helfen und miteinander teilen.

Als Gott den Menschen schuf, sagte er: „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei. Ich will ihm eine Hilfe schaffen, die zu ihm passt“ (Genesis 2,18). In einer solchen Gemein-schaft können wir uns gegenseitig korrigieren. Wir können Erfahrungen austauschen, damit unsere Gemeinschaft immer besser wird.

Nach US-Autor und Pastor Rick Warren gibt es eini-ge Punkte, die für eine Gemeinschaft sehr wichtig sind: Ehrlichkeit, Demut, gegenseitige Achtung, Geheimnisse respektieren, eine feste Ordnung, um füreinander Zeit zu haben.

Um diese fünf Punkte zu beachten, muss sich jedes Glied der Gemeinschaft bemühen, jede Art von Egoismus und Eigeninteresse abzulegen. Die Gemeinschaft ist etwas, das ständig gepfl egt werden muss. Man muss daran ar-beiten. Paulus sagt im Epheserbrief Kapitel 4, Vers 3: „Seid darauf bedacht, zu wahren die Einigkeit im Geist durch das Band des Friedens.“

Gerade dieser Text aus Psalm 133 fordert uns heraus, eine friedliche Gemeinschaft in der Gemeinde aufzubauen, obwohl wir ganz verschiedene Ansichten und Lebens-weisen haben. Gott möchte, dass wir ein gemeinsames Leben in Frieden als Glieder am Leib Christi führen. Als Leib Christi sind wir eine Gemeinschaft, die als Glaubende ihre Erfahrungen miteinander teilt. Doch auch mit anderen Menschen müssen wir zurechtkommen, mit Menschen, die einen anderen Glauben, eine andere Religion haben. Der Nächste, das bedeutet nicht nur ein Mensch mit dem glei-chen Hintergrund wie wir, beispielsweie gleicher Herkunft, gleicher Interessen, gleicher Rasse.

Jesus sagt das ganz deutlich im Gleichnis vom Barmher-zigen Samariter (Lukas 10, 25-37). Liebe Geschwister, lasst uns in einer guten Gemeinschaft miteinander leben, damit unser Leben gesegnet sei. Für ein Leben in einer guten Gemeinschaft hat Gott seinen Segen versprochen. Eine gute Gemeinschaft ist ein Zeichen der Gegenwart Gottes, Zeichen des Reiches Gottes. Er sagt durch den Apostel Pau-lus: „Das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit und Friede und Freude in dem Heiligen Geist“ (Römer 14, 17). Amen.

Pfarrer Resly Birahij, Serui, Papua

„Ein Lied Davids, zu singen auf dem Weg nach Jerusalem.Wie wohltuend ist es, wie schön, wenn Geschwister, die beieinander wohnen, sich auch gut verstehen! Das ist wie das gute, duftende Öl, aufs Haar des Priesters Aaron gegossen, das hinunterrinnt in seinen Bart bis zum Halssaum seines Gewandes. Das ist wie erfrischender Tau vom Hermon, der sich niedersenkt auf den Zionsberg. Dort will der HERR seinen Segen schenken, Leben, das für immer besteht.“

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„Wir wünschen, dass die Kirche nicht müde wird, das Leiden der Papua in alle Welt hinauszuschreien.“

Matius traute seinen Augen nicht. Noch einmal nahm er die Zeitung in die Hand. Da stand die Überschrift in großen Buchstaben: Arlince Tabuni (12) von Unbekannten erschos-sen. Matius, Leiter des kirchlichen Menschenrechtsbüros in Jayapura, der Provinzhauptstadt Papuas in Indonesien, hatte gerade die Untersuchung vor Ort abgeschlossen. Er hatte Zeugenaussagen gesammelt, er hatte die Patronen am Tatort gefunden. Soldaten des indonesischen Militärs hatten das kleine Mädchen erschossen, da gab es keinen Zweifel. Er hatte mit dem Kommandanten gesprochen. Dieser hatte zugesagt, seine schuldigen Untergebenen zu bestrafen. Und nun dieser Zeitungsbericht: Was für eine Irreführung der Öffentlichkeit! Was hatten Matius und sein Team herausgefunden? Eine indonesische Militärpatrouille war am 1. Juli 2013 im Hoch-land unterwegs. Wahrscheinlich suchte man sogenannte „Terroristen“, die sich selbst allerdings Freiheitskämpfer nennen. Einer der Militärs sah Arlince, die im elterlichen Garten Süßkartoffeln erntete. Er hielt sie wohl für einen der Gesuchten und schoss sofort. Ein tragischer Irrtum, aber tägliche Wirklichkeit in West-Papua. Die indonesische Ar-mee führt einen versteckten Krieg gegen die einheimische Papua-Bevölkerung.

Vor 50 Jahren, am 1. Mai 1963, wurde die damalige nie-derländische Kolonie von Indonesien gewaltsam und gegen den Widerstand der einheimischen Bevölkerung annektiert. Damit durchkreuzte Indonesien den Plan der Niederlande und den Wunsch der Papua, die Kolonie in die Unabhängigkeit zu entlassen und einen unabhängigen Staat West-Papua zu errichten. Von diesem Tag an ging die indonesische Regierung brutal gegen jede Kritik vor. Menschenrechtsorganisationen schätzen, dass seither bis zu 100.000 Papua aufgrund von Militäraktionen, Hunger und Epidemien ums Leben kamen. Indonesier entwickelten rassistische Vorurteile gegen die dunkelhäutigen Papua, bezeichneten sie als dumm, rückständig und entwicklungs-resistent. Die Papua – in ihrer Würde verletzt – sagten oft: „Sie sehen uns nicht als Menschen an, sie behandeln uns wie Tiere.“ Aufgrund dieser Situation ist der Widerstand der Papua zu erklären, der bis heute anhält, und seither zu zahllosen Menschenrechtsverletzungen geführt hat.

Arlince Tabuni ist eine der Personen, die in den letzten Wo-chen und Monaten von Sicherheitskräften erschossen wur-den. Mindestens 40 Personen sind zurzeit aus politischen Gründen inhaftiert, viele von ihnen wurden gefoltert, um Geständnisse zu erzwingen. Folter durch Sicherheitskräfte ist kein Straftatbestand im indonesischen Strafgesetz. Filep Karma beispielsweise verbüßt eine Freiheitsstrafe von 25 Jahren, weil er bei einer friedlichen Demonstration die so-genannte Morgensternfl agge, Symbol eines unabhängigen Papua, gehisst hatte. Sein Fall ist ein Beispiel für die Unter-drückung der Freiheit der Meinungsäußerung. Demonstra-tionen werden in der Regel von der Polizei verboten, sponta-ne Demonstrationen gewaltsam aufgelöst, auch wenn sie friedlich verlaufen. Journalisten und Menschenrechtsakti-visten werden in ihrer Arbeit behindert, bedroht oder auch geschlagen – oder sogar getötet, wie der Journalist Ardi-ansyah Matrais am 30. Juli 2010, der über Korruption in der lokalen Regierung recherchierte. Ausländische Journalisten erhalten keine Erlaubnis von der indonesischen Regierung, nach Papua einzureisen. Indonesien verfolgt eine Politik der Isolierung Papuas.

Die Papua sind verbittert wegen der herrschenden Strafl o-sigkeit: Offensichtliche Verletzungen der Menschenrechte durch Sicherheitskräfte werden strafrechtlich nicht ver-folgt. Wenn doch ein Täter vor Gericht verurteilt wird, ist die Strafe äußerst milde.

Nicht nur die zivilen und politischen Rechte der Papua wer-den verletzt, sondern auch die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechte. Sowohl der Gesundheitsdienst als auch das Bildungswesen sind in einem katastrophalen Zustand. Im ländlichen Raum gibt es Gesundheitszentren, aber oft ist das Personal nicht anwesend und Medikamente sind nicht vorhanden. Es gibt Schulen, aber die Lehrer hal-ten sich häufi g in den Städten auf. Das Kurrikulum ist nicht angepasst an die Lebenswirklichkeit in Papua, Lehrmaterial ist kaum vorhanden. Lehrer und Schüler sind auf Grund die-ser Situation frustriert. Die Regierung geht diese Probleme nicht zielstrebig an, um sie zu lösen, sondern betreibt eine Politik des laissez-faire, der Vernachlässigung.

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Verbitterung bei den Papua entsteht auch durch Unter-nehmen, die den Reichtum des Landes ausbeuten. Freeport ist eine der größten Gold- und Kupferminen der Welt, BP fördert mit offshore-Plattformen Erdgas. Viele Holzfi rmen roden die kostbaren Hölzer der Regenwälder. Zum Anbau von Palmöl- und Zuckerrohrplantagen wird Land enteignet.

Nach dem Sturz des Diktators Suharto glaubte die indone-sische Regierung, die Probleme in Papua durch eine Son-derautonomie lösen zu können. Doch die Regierung selbst verstieß fortwährend gegen die Bestimmungen dieses Ge-setzes und führte es damit selbst ad absurdum. Die Papua fordern seither einen offenen Dialog mit der indonesischen Regierung unter neutraler Mediation, doch bis heute will die Regierung sich nicht darauf einlassen.

Alle Kirchen in Papua haben Menschenrechtsbüros einge-richtet. Die Mitarbeitenden in den Büros beobachten die Situation und reagieren auf Hilferufe aus den Gemeinden – wie im Fall Arlince Tabuni. Sie arbeiten mit indonesischen und ausländischen Partnern zusammen. Sie helfen ihren Kirchenleitungen, den prophetischen Auftrag der Kirche zu erfüllen. Matius ist einer von ihnen. Er schreibt zwei Wochen nach dem Tod von Arlince in einem Rundschreiben seines Büros: „Der Dienst der Kirche ist es, die Botschaft vom Frieden zu bringen. Doch die systematische Gewalt, die von staatlichen Institutionen ausgeht, beschmutzt diesen Friedensdienst. Daher können wir dem Staat nicht mehr vertrauen. Er kann seinen Bürgern keine Sicherheit geben. Aber vielleicht will er zeigen, dass die Papua keine Bürger des indonesischen Staates sind. Wir wünschen, dass die Kirche nicht müde wird, das Leiden der Papua in alle Welt hinauszuschreien.“

Dr. Siegfried Zöllner Der Autor Dr. Siegfried Zöllner arbeitete 13 Jahre (1960-1973) als Missionar für die Vereinte Evangelische Mission (VEM) im Auftrag der evangelischen Kirche von West-Papua (GKI) in West-Papua. Mit seiner Familie lebte er als erster Europäer unter der Bevölkerungsgruppe der Yali. Er ist Mit-begründer des „West-Papua-Netzwerks“ (www.west-papua-netz.de), das über Menschenrechts-verletzungen in West-Papua berichtet. Bis heute ist er in und für West-Papua stark engagiert.

In West-Papua befi ndet sich eine der größten Gold- und Kupferminen der Welt, bekannt unter dem Namen Free-port. Im Tagebau werden täglich mehr als 200.000 Tonnen Erz abgebaut. Zurück bleibt ein riesiger Krater. Die Papua müssen zusehen, wie der natürliche Reichtum ihres Landes ausgebeutet wird.

Fast jeden Monat fi nden in West-Papua spontane Demonstrationen statt. Die Gründe sind unterschiedlich: Protest gegen aktuelle Menschenrechtsverletzungen, Pro-test gegen Maßnahmen der Regierung oder Gedenken an einen verbotenen nationalen Feiertag der Unabhängigkeits-bewegung. Hier eine Demonstration in Nabire gegen die Einrichtung einer „Einheit zur Beschleunigung der Entwick-lung in Papua“ durch die indonesische Regierung.

Merdeka Papua bedeutet „Freiheit für Papua“, Graffi ti an einer Hauswand in Jayapura. Wer beim Schreiben eines Graf-fi tis mit diesem Inhalt erwischt wird, muss mit einer langen Gefängnisstrafe rechnen, nicht wegen Sachbeschädigung, sondern wegen des politischen Inhalts.

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Schulbildung für indigene Papua

Teilen von Ressourcen verbindet

Der industrialisierte Rohstoffabbau bedroht den Lebensraum der indigenen Papua. Mit Stipendien ab der siebten Klasse ermöglicht die Evangelische Kirche in Papua (GKI-TP) indigenen Jugendlichen im abgelegenen Bezirk Waropen eine Schul- und Berufsausbildung. Darüber hinaus unterstützt sie die Papua dabei, sich gegen soziale, wirtschaftliche und politische Benachteiligung zu wehren. Im Bezirk Waropen hat die GKI zwei Schülerwohnheime für Mädchen und Jun-gen aus den abgelegenen Regionen gebaut. Ausserdem vergibt sie Stipendien für diese meist aus armen Verhältnissen stammenden Schülerinnen und Schüler. Sie ermöglicht ihnen somit eine solide Schulbildung und erhöht ihre Chancen auf eine bessere und selbstbestimmtere Zukunft. Durch Bildung werden die Berufsperspektiven der einheimischen Papua verbessert. Sie werden befähigt, ihre Rechte und Anliegen selbst zu vertreten und über die Zukunft ihrer Heimat mitzubestimmen. So werden sie nicht weiter an den Rand gedrängt.

Verena Wels – ein Mädchenwohnheim in BolivienDas Mädchenwohnheim „Verena Wels“ in Caranavi, Bolivien ist für die Evange-lisch-Lutherische Kirche in Bolivien (IELB) ein sehr wichtiges sozial-diakonisches Bildungsprojekt. Caranavi ist eine aufstrebende Stadt in den Yungas Boliviens. Im tropischen Klima wachsen Kaffee, Kakao und tropische Früchte. In den letz-ten Jahren sind viele Kleinbauern in die Provinz gezogen und leben in kleinen Kolonien. Weiterführende Schulen gibt es jedoch nur in der Stadt. Die Bauernfa-milien müssen daher ihre Kinder oft bei Verwandten oder auch in einer Pension unterbringen, damit sie weiter die Schule besuchen können. Gerade für junge Mädchen ergeben sich durch diese Lebensumstände große Probleme. Darauf haben die Kirchengemeinde Caranavi und die Kirchenleitung reagiert und ein Wohnheim erbaut, das Mädchen von 10 bis 17 Jahren eine angemessene Unter-kunft und Begleitung in einer christlich geprägten Wohn- und Lerngemeinschaft bietet. Das Wohnheim trägt den Namen von Verena Wels, einer Freiwilligen aus Deutschland, die bei einem tragischen Autounfall in Bolivien ums Leben gekom-men ist. Mit dieser Namensgebung will die Kirche bleibend an Verena erinnern.

Die Evangelische Kirche der Pfalz stärkt kleinere Entwicklungsprojekte, die aus Initiativen der Partnerkirchen oder Partner-schaftsgruppen entstehen. Schwerpunktmäßig werden die Partner in Bolivien, Ghana und Papua gefördert, ebenso die trilaterale Partnerschaft mit den Kirchen in Korea und Ghana. Die Projekte der Partnerkirche in Korea werden von ihr selbst fi nanziert. Trotz begrenzter fi nanzieller Ressourcen bemüht sich die Evangelische Kirche der Pfalz, Programme und Projekte ihrer Partnerkirchen im globalen Süden zu unterstützen. Denn das Teilen von Ressourcen verbindet unsere ökumenische Gemeinschaft und stärkt die gegenseitige Solidarität der Kirchen. Bei den Projekten stehen Armutsbekämpfung, Schul- und Ausbildungsprogramme für Jugendliche sowie Gesundheitsversorgung, Friedensarbeit und Frauenförderung im Mittel-punkt. Exemplarisch werden hier vier Projekte vorgestellt:

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Eine Urwaldklinik in GhanaSeit zwei Jahrzehnten helfen Protestanten aus der Pfalz der Partnerkirche in Ghana beim Aufbau einer Klinik in der entlegenen Grenzstadt Enchi. Hierher kommen täglich fast 200 Kranke aus den umliegenden Urwalddörfern. Die Klinikleiterin, eine couragierte Hebamme, leistet mit ihren christlichen und muslimischen Mitarbeitenden einen unverzichtbaren Dienst. Einen Arzt gibt es in der Klinik nicht, daher müssen schwere Fälle – bestimmte Malariatypen oder Kaiserschnittgeburten – an das benachbarte Regierungshospital überwiesen werden. Dort gibt es einen Arzt samt Operationssaal. Im Einzugsgebiet von Enchi leben rund 120.000 Menschen. Die Leiterin sucht händeringend nach Fach-kräften. Insbesondere ein Arzt wäre sehr willkommen, denn der Transport von Schwerkranken ins benachbarte Regierungshospital ist immer ein gefährlicher Zeitverlust. Deshalb wollen die Presbyterianer in Enchi ihr Gesundheitszentrum zu einer Poliklinik mit Operationssaal und Krankenwagen vergrößern. Mit dem Ausbau der Klinik hoffen sie, noch mehr Leben retten zu können und damit das Evangelium glaubwürdig zu predigen.

Gemeindenahe Diakonie in SüdkoreaDiakonie als Gemeindeverantwortung hat innerhalb der südkoreanischen Part-nerkirche in den letzten Jahren an Aufmerksamkeit gewonnen. Von Mittagessen für alleinstehende ältere Menschen, kostenlose Haarschnitte und Obdachlosen-betreuung bis zur Beratung und Begleitung in sozialen Notfällen bieten viele Gemeinden ihre Dienste an. Die Menschen nehmen diese Hilfen gerne an und kommen so oft zum ersten Mal mit Kirche in Kontakt. Aufgrund der positiven Erfahrung und der herzlichen Gemeinschaft, die sie in den Gemeinden erleben, werden viele feste Gemeindemitglieder und bringen ihrerseits neue Menschen in die Gemeinde mit. Das diakonische Engagement zahlt sich also auch für die Gemeinden aus. Denn anders als hierzulande sind diese fi nanziell eigenständig und auf die Beiträge ihrer Mitglieder angewiesen. Die Gabe des Zehnten geschieht aus tiefer Überzeugung, auch um den diakoni-schen Einsatz der Gemeinde zu fi nanzieren. Die Gemeindemitglieder unterstüt-zen die Arbeit nicht nur fi nanziell. Jede Aktion der Gemeinde wird von Ehrenamt-lichen mitgetragen, oft übernehmen diese sogar die komplette Organisation. Alle bringen sich in den Kreislauf der Gemeindearbeit ein und erleben dies als Bereicherung; ein echter Anreiz für christliches Engagement in dieser Zeit!

Eine spannende Reportage von Martin Rothe zu diesem Projekt ist auf unserer Internetseite zu fi nden: www.moed-pfalz.de

Für diesen Artikel bedanken wir uns herzlich bei der Autorin Melanie Forster. Sie ist Mitglied des Korea-Arbeits-kreises.

Die Handreichung „Projektarbeit in kirchlichen Partnerschaften“ von Brot für die Welt mit wichtigen Anregungen und Informationen ist im Internet unter http://bit.ly/PartnerschaftPF oder über diesen QR-Code zu fi nden.

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Ein ungewöhnlicher Weg zur ArbeitKurz nach meiner Ordination 1990 arbeitete ich auf drei kleinen Inseln. Die Inseln liegen etwa 200 Kilometer im Norden von Sulawesi, einer der Hauptinseln Indonesiens. Ich betreute vier Gemeinden: Para-Lele und Apenglawo, Salingkere und Mahangetang. Die einzige Verbindung dort-hin ging über das Meer. Am zweiten Tag nach unserer Ankunft in Apenglawo woll-ten meine Frau und ich die Gemeinde Para-Lele besuchen. Wir nahmen ein kleines Auslegerboot und ruderten. Die Entfernung von Apenglawo nach Para-Lele beträgt etwa 3,5 Kilometer. Para-Lele liegt in einer Bucht. Um diese Bucht zu erreichen, muss man an einer Landspitze vorbei rudern. Als wir die Landspitze erreichten, kamen uns einige Wellen entgegen. Weniger als eine halbe Minute später schlug eine weitere hohe Welle ganz kräftig gegen unser Boot. Fast die Hälfte unseres Bootes war mit Wasser gefüllt. Es war sehr windig und wir waren ganz nass. Mit meiner letzten Kraft ruderte ich weiter, während meine Frau das Wasser aus dem Boot schöpfte. Nach fast zwei Stunden erreichten wir die Bucht. Voller Sorge warteten der Gemeindeleiter und die Pres-byterinnen am Strand auf uns. Sie waren erleichtert, dass wir gut angekommen waren. Sie erzählten uns, dass diese Land spitze eine der gefährlichsten Stellen ist. Nur ein erfahrener Seeman kann die gefählichen Wellen überwin-den. Wenn man die Landspitze erreicht, muss man sieben Wellen überwinden, die direkt hintereinander kommen. Die zwei letzten Wellen sind die höchsten. Um das zu schaffen, muss man die Wellen präzise zählen. Ansonsten kommt man nicht durch und das Boot sinkt.

Welman Boba, Pfarrer aus Indonesien und derzeitiger Ökumenischer Mitarbeiter im MÖD

Solidarität - ein wichtiger Bestandteil von PartnerschaftFlughafen Incheon, bei Seoul. Auf der Titelseite einer ausliegenden Zeitung ist die Wahlsiegerin Geun-Hye Park abgelichtet, damals noch Parteivorsitzende, später wurde sie Präsidentin Südkoreas. Ein paar Seiten weiter sind wir auf einem Foto zu sehen. Wir waren bei der 1017. Mitt-wochsdemo der „Trostfrauen“, der ehemaligen Zwangs-prostituierten in den japanischen Militärlagern während dem Asien-Pazifi k-Krieg. Vor der Japanischen Botschaft demonstrierten wir, die ghanaisch-koreanisch-deutsche Gruppe der trilateralen Jugendbegegnung, gemeinsam mit vielen koreanischen Jugendlichen für die Anerkennung und Entschädigung dieser Frauen. Die Zahl der noch Lebenden sinkt, doch die Anteilnahme junger Menschen gibt Hoff-nung. Die Demonstration war ein passender Abschluss der gemeinsamen 16 Tage. Sie war, wie auch das Seminar zu Konfl iktlösung, die Begegnungen mit Menschen mit Behinderung und die alternative Stadtführung des Obdach-losenzentrums, Ausdruck der Solidarität und des Willens zum Frieden. Das Zusammenkommen der verschiedenen Ausprägungen unseres christlichen Glaubens, sozial wie auch spirituell, ist das Besondere an der Partnerschaft. Unsere ähnlichen Bedürfnisse und Wünsche des Lebens im Kleinen und Großen einen und verbinden uns – über die verschiedenen Teile der Erde.

Kai Lücke, Teilnehmer der trilateralen Jugendbegegnug

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Bolivien in GimmeldingenMit dem Lama über die Rathaustreppe: Im Advent haben Lamas die Besucherinnen und Besucher zum Themengot-tesdienst begrüßt und sich anschließend von den Kindern führen lassen. Eine solche Partnerschaft passt zu uns, war die einhellige Meinung, als Pfarrerin Marianne Wagner uns das Centro Cultural Ayopayamanta (CCA) vorstellte. Die Gimmeldinger sind aufgeschlossen, was Ökumene und andere Kulturen angeht, gastfreundlich und reiselustig und es gibt bei uns hinreichend Sprachkompetenz, um eine Partnerschaft zu pfl egen. Dass der MÖD eine verlässliche Begleitung gewährleistet, gab den Ausschlag, dass wir uns langfristig festlegten, die Hälfte des Gewinns aus jedem Mandel-blütenfest für unser Bolivien-Projekt zu spenden. Das über-zeugt nicht nur Leute aus der Kirchengemeinde, sondern weit darüber hinaus und motiviert viele zur Mithilfe. Bolivien ist mittlerweile im ganzen Ort angekommen: Es gibt eine Partnerschaft der Grundschule, der Kinderta-gestätte und für eine trilaterale Kooperation auf kommu-naler Ebene zusammen mit der österreichischen Gemeinde Tieschen ist der Grundstein gelegt. Bolivien ist ein Quer-schnitt-Thema in der Gemeinde. Konfi rmanden gestalten Gottesdienste und entwickeln kreative Fundraising-Ideen für einen Geländewagen. Die Gruppe Kunan Mink’a zeigte im Rathaus die Ausstellung „So riecht und schmeckt Boli-vien“. Bei uns kommt nur fair gehandelter Kaffee aus Boli-vien in die Tasse, denn wir sehen die Menschen hinter den Waren und respektieren ihre Arbeit. Die Auftritte der Musik-gruppe Sacambaya haben uns den Stolz und die Sorgen der Menschen in Bolivien besser verstehen lassen. Mittlerweile füllen 600 Leute den Kirchplatz, wenn die Musikgruppe bei uns wie üblich ihre Europatournee eröffnet. Seit auf dem Kirchplatz der „Gimmeldinger Laurentius“ steht, ein Metall-kunstwerk von Fernando Crespo aus Cochabamba, ist auch unsere Partnerschaft gut verankert.

Thomas Klein, Pfarrer in Gimmeldingen

Im Dschungel ist die Hölle los - ein Aktionstag für KinderEs war ein schönes Gefühl, als die Germersheimer Kinder in der Abschlussrunde begeistert von ihren positiven Ein-drücken beim Erlebnistag „Im Dschungel ist die Hölle los“ erzählten. Angeregt durch eine Theaterszene hatten sich die Kinder auf eine abenteuerliche Reise in den Dschun-gel West-Papuas begeben und spielerisch die Bedeutung des Begriffs „Nachhaltigkeit“ kennengelernt. Sie haben die Bedeutung des Regenwaldes für Tiere, Menschen und Pfl anzen verstanden. In Workshops haben sie sich mit den Wertstoffen Papier und Holz beschäftigt und so ganz praktisch erfahren, wie vielfältig die Möglichkeiten sind, Wertstoffe wie Papier und Holz wieder zu verwerten. Die Schlussrunde war für mich zudem ein schönes Bild mit hoher Symbolkraft. Im Kreis waren alle versammelt. Kinder und Erwachsene, ehrenamtliche und hauptamtliche Mitarbeitende, Gemeindediakone und Jugendreferentin-nen. Sogar Landtag und Landessynode waren vertreten. Alle waren zufrieden, weil sie mehr oder weniger bewusst wichtige Kompetenzen weiterentwickelt haben, um sich in der Weltgesellschaft – heute und in Zukunft – zu orientie-ren und verantwortlich zu leben. Die respektvolle Zusammenarbeit auf Augenhöhe zwischen unterschiedlichen Personen und Gruppen mit einem ge-meinsamen Ziel charakterisiert den Arbeitskreis Eine Welt der Evangelischen Jugend der Pfalz, der den Aktionstag konzipiert, erprobt und pädagogisch erarbeitet hat.

Michael Borger, Referent im Landesjugendpfarramt

Im Dschungel ist die

Die komplette Arbeitshilfe gibt es als Download unter www.evangelische-jugend-pfalz.de. Die dazugehörige Expeditionskiste „Im Dschungel ist die Hölle los“ ist im Landesjugendpfarramt kostenlos auszuleihen.

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38 Ö K U M E N I S C H E N G A G I E R T

DOs und DONT‘s in der Partnerschaftsarbeit

Enttäuschungen, Störungen, Konfl ikte werden nicht als unvermeidliche Durch-

gangsphasen erlebt, sondern können zur Entmutigung und Resignation der

Partner führen.

Die materielle Stärke des einen Partners kann unversehens zu gönnerhaftem Verhal-ten führen, einseitige Abhängigkeit schaf-

fen, die Partner zu bloßen Empfängern degradieren und das weite Feld des

Miteinander-Teilens der unterschiedlichen Gaben und Erfahrungen verkürzen.

Die ausschließliche Konzentration auf den einen Partner kann statt zu einer ökumenischen Weite im Glauben, Denken und Handeln zu einer Verengung

führen. Wer sich nur mit den Anliegen des unmittel-baren Gegenübers befasst, läuft Gefahr, die größere Gemeinschaft der Gesamtkirche mit ihrem Zeugnis

und ihren Aufgaben aus den Augen zu verlieren.

Die eigene Sichtweise, Erfahrung und Wertvorstellung wird leicht zum Maß-

stab, an dem die Partner gemessen wer-den. In einer mündigen Partnerschaft verbieten sich vorschnelles Urteilen

und fertige Meinungen. Vorbehaltloses Aufeinander-Zugehen und Verstehen-

Wollen sind die Grundlagen für das Entstehen und Wachsen einer Gemein-

schaft zwischen den Partnern.

Herausforderungen

Andererseits kann der nur nach außen, zu den Partnern gerichtete

Blick die unmittelbaren Aufgaben vor Ort und in der Region verdrängen.

Partnerschaften sind keine Patenschaften.

Sie leben von der Wechsel-seitigkeit der Beziehungen im

Geben und Nehmen.

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39Ö K U M E N I S C H E N G A G I E R T

Im Wissen um die wechselseitige Fürbitte und durch Feier von Partnerschaftssonntagen zur

gleichen Zeit an verschiedenen Orten erfahren wir eine Gemeinschaft, die uns über die Gren-

zen von Raum und Zeit miteinander verbindet.

Es kann leibhaftig erfahrbar werden, dass Gemeinde

am Ort fester Bestandteil der weltweiten Kirche Jesu

Christi ist.

Die Vielfalt der Ausdrucksweisen des Glaubens in Frömmigkeit und gelebter Praxis (Spiritualität) kann uns ermutigen, neue Formen der Spiritualität für den Gottesdienst,

das Gemeindeleben und den Glau-ben des Einzelnen zu entdecken.

Im Spiegel der Erfahrungen der anderen, in den Ausprägungen ihres Glaubens,

ihres Lebens und ihrer Praxis lernen wir, uns selbst neu zu sehen und zu verstehen. Je mehr wir Schwächen und Stärken, Wohl und Wehe miteinander teilen, desto reifer und bereichernder wird die partnerschaft-

liche Gemeinschaft sein.

Bei Partnerschaftsbeziehungen, die zu einer Gemeinde oder Kirche in einem Land des globalen Südens bestehen, werden wir dauernd mit der einseiti-gen Abhängigkeit – verursacht durch ungerechte politische und wirtschaft-

liche Strukturen – konfrontiert und herausgefordert, an deren Überwin-

dung mitzuarbeiten.

Durch die Begegnung mit Glauben und Le-ben unserer Partnerkirche erfahren wir, wie Gottes Wort seinen Weg in einem anderen Land, einer anderen Kultur genommen hat.

Dies kann ein Impuls für uns sein, dem Gang von Gottes Wort und Handeln in unserem

eigenen Kontext nachzuspüren.

In der Gemeinschaft durch Christus mit den Geschwistern unserer Partnergemeinde und

-kirche sind wir verpfl ichtet, an ihren Leiden und ihren

Nöten teilzunehmen und nach unseren Möglichkeiten für sie

einzustehen.

Chancen

Durch Besuche und Austausch kön-nen wir mit den Wahrnehmungen, Erfahrungen und Fragen, die dabei

auftreten, einander helfen, die Augen für Defi zite zu öffnen, und zu Schritten

der Erneuerung ermutigen.

Die Erfahrungen und Kenntnisse, die wir durch unsere partnerschaftliche

Beziehung gewonnen haben, ver-pfl ichten uns in besonderer Weise, uns

für Fremde einzusetzen, die wegen Verfolgung und Not bei uns Schutz, Aufnahme und ein menschenwürdi-

ges Leben suchen.

Der regelmäßige Austausch der Part-ner durch Briefe, Informationen und

Besuche gibt uns viele Gelegenheiten, die Parochialität unseres Denkens, Ver-stehens und Handelns zu überwinden und uns für das Andersartige, Fremde

und Neue zu öffnen.

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40 1 B I L D – 1 G E S C H I C H T E

Weltweite Kirche mit KindernOffen und sehr neugierig auf Partnerschaften sind die Jüngsten in unserer Landeskirche, die Kinder. Auf dem Foto sieht man Kinder aus Börrstadt in einem Familien- und Taufgottesdienst, den sie mit Mitgliedern einer Papua-Delegation gemeinsam feierten. Es war kein Zufall, dass die Delegation aus unserer Part-nerkirche einen Halt in Börrstadt machte. Denn seit 2009 pfl egt der Kindergottesdienst in Börrstadt, unter der Lei-tung von Martina Max-Schöneberger, einen Austausch mit dem Kindergottesdienst in Serui, Papua. Alles fi ng mit der Kindermitmachaktion WELTWEIT WICHTELN an. Die Kinder in Börrstadt bastelten für die Kinder in Serui Handpuppen. Danach kam Post aus Serui und der Austausch ging Jahr für Jahr weiter. Kalender, Bastelarbeiten, Fotos und Briefe wurden hin und her geschickt. Die erste persönliche Begeg-nung fand aber erst im Sommer 2012 statt. Der Pfarrer auf dem Foto, Pfarrer der Kapernaum-Kirchen-gemeinde in Serui, ist Resly Birahij. Er verbrachte drei Tage in Börrstadt. Er hatte im Vorfeld schon so viel über Börr-stadt gehört und freute sich darauf, die Mitarbeitenden des Kindergottesdienstes und die Kinder kennenzulernen. Sprachlich und organisatorisch wurde die Gemeinde in Börrstadt tatkräftig von Mitgliedern des Papua-Arbeits-kreises der Evangelischen Kirche der Pfalz unterstützt. Ich hoffe darauf, dass diese ökumenische Begegnung den Kindern lange in Erinnerung bleibt und sie dazu motiviert, sich in Zukunft für eine solidarische Welt stark zu machen.

Almendra García de Reuter, Referentin im MÖD

In Ghana gemeinsam betenMorgenandacht in der Urwaldklinik-Klinik der Presbyteria-nischen Kirche in Enchi. Um 8:00 Uhr ist das Foyer der Klinik bereits voller Men-schen aus nah und fern, die medizinische Hilfe suchen. Männer, Frauen, Kinder nehmen Platz auf den Wartebän-ken, manche sind viele Stunden zu Fuß unterwegs gewe-sen. Philomena Yakong, die leitende Hebamme der Klinik, kündigt an, dass Besuch aus der Pfalz da ist und dass an diesem Morgen ich die kurze Morgenandacht halten werde. Krankenschwestern und Pfl eger eilen herbei, um gemein-sam mit den Patienten und uns aus Deutschland zu beten. In meiner Ansprache gehe ich darauf ein, dass Gott immer wieder Menschen in seinen Dienst ruft, die Botschafter seiner Liebe und Barmherzigkeit sind. Die Klinik ist für mich ein solches Beispiel, dort erhalten Kranke notwendige medizinische Behandlung. Hebammen und Pfl eger haben dazu oft ein Wort des Trostes für ihre Patienten. Nach der Andacht kommt der verantwortliche Pfl eger für Augen-heilkunde und bedankt sich für meine Ermutigung und die Fürbitte für das Pfl egepersonal. Er ist Muslim. Sowohl unter dem Pfl egepersonal als auch unter den Patienten fi nden sich die unterschiedlichsten Religionszugehörigkeiten. Niemand käme aber auf die Idee, dass man nicht gemein-sam beten und Gott um Hilfe und Zuspruch anrufen könnte. In Ghana wird viel getan für ein friedliches Miteinander der Religionen. Das Interfaith Ressource and Research Center unserer Partnerkirche engagiert sich für den interreligiösen Dialog; beispielsweise werden vor den Präsidentschafts-wahlen in Ghana stets Kampagnen gestartet, die friedliche Wahlen und Respekt vor anders Denkenden und Glauben-den einfordern.

Marianne Wagner, Leiterin des Pfarramts für Weltmission und Ökumene, MÖD

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411 B I L D – 1 G E S C H I C H T E 41 B I L D – 1 G E S C H I C H T E

Sammeln für die MissionHelga Vonnieda hat 37 Jahre lang Spenden für die Basler Mission gesammelt. Angefangen hat alles mit einem Lichtbildvortrag des damaligen BMDZ-Beauftragten in der Pfalz, Pfarrer Walter Hennig. Ausgestattet mit einem Büchlein, in dem Namen und Spende vermerkt wurden, und ihrem Fahrrad zog sie los. „Damals besuchte ich 45 Personen, dafür brauchte ich etwa eine Woche“, erzählt die heutige Rentnerin aus Freimersheim. Im vergangenen Jahr hat sie ihre Aufgabe nun an Irmgard Rummel weiter-gegeben. „Am Anfang habe ich mich geweigert, doch mein Mann hat mich dazu motiviert“, gesteht sie. Heute ist sie froh über ihre Entscheidung. „Man kann Menschen kennen lernen und, da ich aus einem anderen Ort komme, hilft es mir, mich heimisch zu fühlen.“ Mit Mission verbinde sie hauptsächlich, die frohe Botschaft weiterzugeben und den Menschen von Jesus zu erzählen. „Ja, so war es in der ersten Zeit der Basler Mission“, bestätigt ihre Vorgängerin Helga Vonnieda. „Geht hin und lehret alle Völker und taufet sie in meinen Namen – dieser Missionsbefehl Jesu hat mich immer in meiner Tätigkeit bestärkt.“ Irmgard Rummel er-gänzt: „Jetzt, wo wir bestehende Gemeinden unterstützen, fi nde ich Motivation in den Worten von Jesus: Das was ihr den Geringsten meiner Brüder getan habt, habt ihr mir getan!“

Jürgen Dunst, Referent im MÖD

Partnerschaft - Einheit in der VielfaltDie Partnerschaft zu West-Papua begleitet mich schon von klein auf. Durch die aktive Mitarbeit meiner Mutter im Arbeitskreis Papua waren West-Papua und Indonesien für mich schon immer vertraute Begriffe. Aber es ist nicht das Land, sondern vor allem die Menschen, die mich beglei-ten. Viele habe ich im Rahmen der Partnerschaft hier in Deutschland und auch in Papua selbst kennengelernt. Aus diesen Bekannten wurden Freunde und Glaubensge-schwister. Wenn ich neben den „Orang Papua“ stehe, dann ist das ein eher ungewöhnliches Bild. Die große, schlanke Weiße muss sich zu den recht kleinen, dunklen Papua mit krausen Haaren hinunter bücken. Doch nicht nur äußerlich unterscheide ich mich von den Menschen dort. Ich musste mich in dem halben Jahr, in dem ich in Jayapura meinen Freiwilligendienst absolvierte, an vieles erst gewöhnen und hatte bis zum Ende Probleme, mit manchem klarzukom-men. Aber wenn es etwas gibt, das Menschen verbindet, dann sind es der Glaube, das Essen und die Musik. Und davon gibt es in Papua reichlich. Trotz all der Unterschiede können wir als Freunde und Geschwister zusammenkom-men und fi nden so beieinander eine zweite Heimat. Das ist das, was ich erleben durfte und was mir schwerfällt, in Worte zu fassen. Ich bin dankbar für all das, was ich mit diesen beeindrucken-den Menschen erleben durfte. Ich durfte viele wunderbare Orte sehen und leckeres Essen probieren, aber das, was bleibt, sind die langen spontanen Gebete auch außerhalb des Gottesdienstes, der kräftige, bewegende Gesang und vor allem die lachenden Gesichter, von denen der Abschied so schwer fällt. Umso schöner ist daher das Wiedersehen, wenn man sich nach Jahren wieder in die Arme fallen kann und so glücklich ist, dass man manchmal einfach weinen muss.

Julia Krebs, Mitglied im AK Papua und Freiwillige im Ökumenischen FreiwilligenProgramm (ÖFP) 2011-2012

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42 Ö K U M E N I S C H E N G A G I E R T

Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, sich je nach Interessenslage und Zeitbudget in der weltweiten Ökumene zu engagieren

Werden Sie Beauftragte für weltweite Ökumene und Brot für die Welt in Ihrem Presbyterium!Beauftragte in den Presbyterien sind wichtige Multiplikatorinnen und Multiplikatoren, um Fragen der welt-weiten Kirche im Alltag der Kirchen-gemeinden zu verankern.Sie organisieren vor Ort zum Beispiel Veranstaltungen und sorgen für den Informationsfl uss auf Gemeinde-ebene. Einmal im Jahr treffen sich alle Beauftragten zum persönlichen Austausch im Rahmen eines span-nenden Studientages.

Machen Sie bei den Aktionen unserer Missionswerke mit!Sie können Ihre Gruppe in der Gemeinde dazu motivieren, sich bei den Aktionen der Evangelischen Mission in Solidarität oder der Basler Mission – Deutscher Zweig zu beteiligen. Ob Kindermitmachaktionen in der Weihnachtszeit, ein Gebetsaufruf, ein ökumenischer Gottesdienst, ein Bibelleseprojekt oder das Sammeln der Halbbatzen-Kollekte, es gibt das ganze Jahr über verschiedene Möglich keiten, punktuell oder für einen längeren Zeitraum mitzumachen.

Machen Sie sich mit Ihrer Gemeinde auf dem Weg zu einem Konsum mit Zukunft!Unsere Lebensmittel sind Mittel zum Leben für uns und für die Menschen, die sie angebaut haben. Es gilt mit den Lebensmitteln und den Menschen sorgsam umzugehen. Daher ist der Kauf von Produkten aus der Region oder aus Fairem Handel ein wichtiger Ausdruck unseres gelebten Glaubens.Fordern Sie Ihre Gemeinden auf, mit dem Konsum- und Einkaufsverhalten zu gerechten Wirtschafts- und Handelsbeziehungen beizutragen. Der Kauf von fair gehandeltem Kaffee für Veranstaltungen der Kirchen -gemeinde ist beispielsweise ein guter Anfang!

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Missionarisch Ökumenischen Dienstes der Evangelischen Kirche der Pfalz unter-stützen Sie bei Ihrem ökumenischen Engagement sehr gern!

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Hier haben wir für Sie Ihre direkten Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner aus dem Bereich Weltmission und Ökumene aufgelistet:

Marianne Wagner M.A. Pfarrerin für Weltmission und Ökumene [email protected]

Almendra García de Reuter Kommunikationswissen-schaftlerin [email protected]

Nadine SchölchVerwaltungsangestellte [email protected]

Jürgen DunstDiplom-Pädagoge [email protected]

Welman Boba Pfarrer und Ökumeni-scher Mitarbeiter [email protected]

Setzen Sie mit Ihrer Gemeinde ein klares Zeichen für die Bewah-rung der Schöpfung!Die Beschaffung von umweltfreund-lichen Waren und Dienstleistungen in Ihrer Kirchengemeinde reduziert Umweltbelastungen. Auch das kirchliche Umweltmanagement-system „Grüner Gockel“ spart nicht nur Kosten, sondern sorgt für eine nachhaltige und zukunftsfähige Entwicklung in Gemeinden.

Organisieren Sie eine Gottesdienst-kollekte!Eine Gottesdienstkollekte zu Gunsten eines konkreten Projekts einer unserer Partnerkirchen oder der Missions-werke kann viel bewirken. Schon die Bekanntgabe aktueller Kollektenaufrufe für Programme unserer Partnerkirchen oder weltmissionarische Aufgaben ist ein wichtiger Beitrag. Finanzielle Unterstützung wie beispielsweise für den „Fonds für theologische Ausbildung und Literatur in Ghana“ kommt direkt unseren Partnern zugute.

Beginnen Sie eine Partnerschaft!Eine langfristige Partnerschaft zu starten, ist ein längerer Prozess. Denn diese lebt von vielen verschiedenen Elementen wie:• Regelmäßige Begegnungsprogramme und Jugendaustausch

(z. B. das Internationale Jugendnetzwerk der EMS)• Theologischer Austausch• Partnerschaftssonntage mit besonderen Gottesdiensten• Austausch über kirchen- und gesellschaftspolitische Themen• Austausch von Jugend lichen im Rahmen des Ökumenischen Freiwilligen-

Programms der EMS)• Teilen von Ressourcen bei Projekten in der PartnergemeindeDamit die verschiedenen Aufgaben auf mehrere Schultern verteilt werden können, ist es sehr sinnvoll, Direktpartnerschaften von Kirchengemeinden in Zukunft auch als gemeinsame Aufgabe der neuen Kooperationszonen oder Kirchenbezirke zu gestalten.Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des MÖD besuchen Sie gern im Presby terium, um Ihnen die verschiedenen „Stationen“ einer Partnerschaft anhand von konkreten Beispielen zu schildern und Ihnen mögliche Wege zu erläutern.

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Ansprechpartner und Fördermöglichkeiten

Arbeitsstelle Frieden und Umwelt

Die Arbeitsstelle Frieden und Umwelt ist die Fachstelle der Evangelischen Kirche der Pfalz für Friedensdienst und Umweltarbeit. Ihre Schwerpunktthemen sind die Überwin-dung von Gewalt und die Bewahrung der Schöpfung. Kontakt:

Arbeitsstelle Frieden und UmweltGroße Himmelsgasse 3, 67346 SpeyerTelefon: (0 62 32) 67 15 - 0Email: [email protected]: www.frieden-umwelt-pfalz.de

Arbeitskreis Eine Welt der Evangelischen Jugend der Pfalz

Der Arbeitskreis Eine Welt diskutiert aktuelle Entwicklun-gen in Theorie und Praxis im Bereich des globalen Lernens. Er profi liert die Eine Welt Arbeit nach innen und außen, vernetzt und fördert die Eine Welt Aktivitäten der Evangeli-schen Jugend. Kontakt:

Landesjugendpfarramt der Evangelischen Kirche der Pfalz Michael Borger Unionstraße 1, 67657 Kaiserslautern Telefon: (06 31) 36 42 - 28 E-Mail: [email protected] Internet: www.ev-jugend-pfalz.de

Beirat für Weltmission, Ökumene und Entwicklungszusammenarbeit

Der Beirat für Mission, Ökumene und Entwicklungszu-sammenarbeit im MÖD vergibt die sogenannten Pfälzer KED-Mittel. Diese ermöglichen es, Programme und Projekte der Partnerkirchen zu unterstützen. Die Förderung entwick-lungspolitischer Inlandsarbeit ist ein wichtiger Bestandteil der entwicklungspolitischen Lobbyarbeit. Anträge von Gemeinden und Gruppen werden nur dann beraten, wenn anderweitige Fördermöglichkeiten ausgeschöpft sind. Kontakt:

MÖD - Missionarisch Ökumenischer Dienst der Evangelischen Kirche der Pfalz Westbahnstr. 4, 76829 Landau Telefon: (0 63 41) 92 89-0 Telefax: (0 63 41) 92 89-25 E-Mail: [email protected] Internet: www.moed-pfalz.de

Evangelische Mission in Solidarität

Die EMS ist ein Zusammenschluss von 23 Kirchen und fünf Missionsgesellschaften in Afrika, Asien, dem Nahen Osten und Europa. Zu ihren Mitgliedern gehört auch die Basler Mission – Deutscher Zweig (BMDZ). Die EMS setzt sich ein für weltweite Mission und kirchliche Zusammenarbeit. Unsere pfälzische Landeskirche ist Gründungsmitglied der EMS.Kontakt:

Evangelische Mission in Solidarität (EMS) Vogelsangstraße 62, 70197 Stuttgart Telefon: (07 11) 6 36 78 0 Telefax: (07 11) 6 36 78 55 Email: [email protected] Internet: www.ems-online.org

Gustav-Adolf-Werk e. V.

Das Gustav-Adolf-Werk hilft religiösen Minderheiten in der Welt. Partnerorganisationen sind protestantische Minder-heitskirchen in Europa, Lateinamerika und Zentralasien.Kontakt:

Gustav-Adolf-Werk e. V. Pistorisstraße 6, 04229 Leipzig Telefon: (03 41) 4 90 62 0 Telefax: (03 41) 4 90 62 67 E-Mail: [email protected] Internet: www.gustav-adolf-werk.de

mission 21

mission 21 ist das Missionswerk der evangelisch-reformier-ten Kirchen der Schweiz. Es wird getragen von der Basler Mission, der Evangelischen Mission im Kwango und der Herrnhuter Mission. Unsere pfälzische Landeskirche ist bei mission 21 Mitglied der Kontinentalversammlung Europa.Kontakt:

Evangelisches Missionswerk Basel Missionsstrasse 21, 4003 Basel, SchweizTelefon: (+41) 61 2 60 21 20 Telefax: (+41) 61 2 60 22 68 Email: [email protected] Internet: www.mission-21.org

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Ministerium des Innern, für Sport und Infrastruktur Rheinland-Pfalz

Über das Ministerium des Innern, für Sport und Infrastruk-tur Rheinland-Pfalz können Projekte und Programme zur entwicklungspolitischen Informations- und Bildungsarbeit sowie Projekte im Ausland gefördert werden.Kontakt:

Ministerium des Innern, für Sport und InfrastrukturRef. 386 Entwicklungspolitik Dr. Carola Stein Schillerplatz 3 - 5, 55116 Mainz Telefon: (06131) 16 34 79 E-Mail: [email protected]: www.einewelt.rlp.de

Weitere Informationen über Fördermöglichkeiten

Siehe Handbuch „Zukunftsfähige Partnerschaften gestalten“ der Nordkirche auf S. 129 ff. Dieses können Sie unter folgendem Link herunterladen: http://bit.ly/Projektfoerderung

Kuratorium „Weltweite Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung“

Das Kuratorium „Weltweite Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung“ der Evangelischen Kirche der Pfalz legt Strategien und Schwerpunkte für die entwick-lungspolitische Arbeit fest und trägt entwicklungspoliti-sche Fragestellungen in die Öffentlichkeit. Geschäftsführer des Kuratoriums und Brot für die Welt-Beauftragter in der Evangelischen Kirche der Pfalz ist Pfarrer Dieter Weber.Kontakt:

Kuratorium Weltweite Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung Pfarrer Dieter Weber Diakonisches Werk Pfalz Karmeliterstr. 20, 67346 Speyer Telefon: (0 63 41) 55 66 27 E-Mail: [email protected] Internet: www.welt-veraendern.de

Pfälzischer Bibelverein e.V.

Der Pfälzische Bibelverein ist das Bibelwerk der Evangeli-schen Kirche der Pfalz. Er fördert die weltweite Verbreitung der Bibel und startet Bibelprojekte im In- und Ausland. Kontakt:

Pfälzischer Bibelverein e.V. Vorsitzender: Landgraf Michael Stiftstraße 23, 67434 Neustadt E-Mail: [email protected] Telefon: (0 63 21) 8 47 72 Internet: www.bibelverein.de

Vereinte Evangelische Mission (VEM)

Die VEM ist eine internationale Gemeinschaft von 35 Kirchen in Afrika, Asien und Deutschland. Der Arbeitskreis Papua unserer pfälzischen Landeskirche arbeitet eng mit der VEM zusammen.Kontakt:

Vereinte Evangelische Mission Rudolfstraße 137, 42285 Wuppertal Telefon (0202) 89 004 0 Telefax (0202) 89 004 179 E-Mail: [email protected]: www.vemission.org

Entwicklungspolitisches Landesnetzwerk Rheinland-Pfalz e.V. (ELAN)

ELAN ist der Zusammenschluss von entwicklungspolitisch engagierten Organisationen und Gruppen in Rheinland-Pfalz. ELAN unterstützt seine Mitgliedsorganisationen durch Öffentlichkeits- und Informationsarbeit, Fortbil-dungen, Beratung zu fi nanzieller Förderung, Beratung für Weltläden. ELAN vertritt die Interessen der Mitgliedsorgani-sationen gegenüber öffentlichen Stellen in Rheinland-Pfalz und bringt ihre Ziele und Vorstellungen in den Dialog mit der Landesregierung ein.Kontakt:

Entwicklungspolitisches Landesnetzwerk Rheinland-Pfalz e.V.Frauenlobstr. 15-19, 55118 Mainz Telefon: (06131) 97 20 8-67 E-Mail: [email protected]: www.elan-rlp.de

Brot für die Welt - Evangelischer Entwicklungsdienst

Das Referat Inlandsförderung von Brot für die Welt fördert entwicklungspolitische Bildungs- und Informationsarbeit im Inland sowie kleine Entwicklungsprojekte, die im Dialog von kirchlichen Partnerschaftsgruppen und deren Partner-gruppen im globalen Süden entstehen. Kontakt:

Brot für die Welt – Evangelischer Entwicklungsdienst Referat Inlandsförderung Caroline-Michaelis-Straße 1, 10115 Berlin Telefon: (0 30) 6 52 11 12 72 E-Mail: inlandsfoerderung@brot-fuer-die- welt.de Internet: http://info.brot-fuer-die-welt.de/inland

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BolivienAus

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GhanaAus

47W E I T E R E L I E D E R Z U M M I T S I N G E N

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KoreaAus

48 W E I T E R E L I E D E R Z U M M I T S I N G E N

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PapuaPapuaAus

49W E I T E R E L I E D E R Z U M M I T S I N G E N

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50 I M P R E S S U M

Impressum

Herausgeber: Evangelische Kirche der Pfalz (Protestantische Landeskirche)

Verantwortlich: Marianne Wagner

Missionarisch Ökumenischer Dienst der Evangelischen Kirche der Pfalz,Westbahnstraße 4, 76829 Landau

Konzeption und Redaktion: Corinna Waltz

Projektkoordination: Almendra García de Reuter

Gestaltung: Ute Hartmann

Fotos: Siegfried Zöllner S. 33 , Julia Krebs S. 41 , Martin Rothe S. 16, 17 und 21, istockphoto/ Africanway S. 18.Die übrigen Bilder stammen aus dem Foto-Archiv der Evangelischen Kirche der Pfalz und des Missionarisch Ökumenischen Dienstes.

Druck: dieUmweltDruckerei GmbH Lohweg 1, 30559 Hannover

Gedruckt auf Recyclingpapier

Gefördert aus Mitteln des Kirchlichen Ent-wicklungsdienstes durch Brot für die Welt – Evangelischer Entwicklungsdienst und vom Ministerium des Innern, für Sport und Infrastruktur Rheinland Pfalz. Februar 2014

In diesem Reader fi nden Sie an einigen Stellen so genannte „QR-Codes“. Hinter diesen schwarzweißen Mustern können sich – in kodierter Form – Internetadressen (Links), Telefonnummern, Adressen, Info-Texte u.v.m. verbergen. Ausgelesen und dekodiert werden die Codes mit Hilfe einer Smartphone-Kamera und einer entsprechenden App. Auf diese Weise können Sie beispielsweise eine Internetseite in Ihrem Handybrowser aufrufen, ohne zunächst umständ-lich die Adresse eintippen zu müssen. Geeignete Apps erhalten Sie über die jeweiligen Online-Stores Ihres Smartphone-Herstellers. Z. B.:Für das iPhone „Scan“: http://bit.ly/qrcodeAppleFür Android-Handys „QR-Droid“: http://bit.ly/qrcodeAndroidFür Windows „Scan-QR Code and Barcode Reader”: http://bit.ly/qrcodeWindows

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MÖD – Missionarisch Ökumenischer Dienst der Evangelischen Kirche der Pfalz

Westbahnstr. 4, 76829 Landau Telefon (0 63 41) 92 89-0 Telefax (0 63 41) 92 89-25 E-Mail [email protected] Internet: www.moed-pfalz.de