solidarität 2/2015

20
Ausgabe Mai 2/2015 Das Magazin von THEMA Das Erbe des Kolonialismus BOLIVIEN Theater für Demokratie

Upload: solidar-suisse

Post on 22-Jul-2016

229 views

Category:

Documents


0 download

DESCRIPTION

Magazin von Solidar Suisse

TRANSCRIPT

Page 1: Solidarität 2/2015

Ausgabe Mai 2/2015

Das Magazin von

THEMADas Erbe desKolonialismusBOLIVIENTheaterfür Demokratie

Page 2: Solidarität 2/2015

Esther MaurerDirektorin Solidar Suisse

2 EDITORIAL

MEDIENSCHAU

Liebe Leserin, lieber Leser, 1962 hat sich Algerien nach einem blutigen Unabhängigkeits-krieg vom Joch Frankreichs befreit. 1966 reisten mein Bruder und seine Frau nach Algier, um im Auftrag des SAH ein Berufs-bildungszentrum aufzubauen. Die ersten Absolventen fanden noch vor Schulabschluss eine Anstel-lung, denn nach all den Jahren fremder Knechtschaft gab es kaum eigene Fach-leute im Land. Als ich in den 1980er Jahren mehrmals nach Algerien reiste, war dieses Defizit noch immer spürbar. Der berüchtigte «Brain Drain» hält jeweils noch Jahrzehnte nach der Unabhängig-keit an, denn nur wenige sehen eine Chance im eigenen Land und sind bereit, auf eine mit Wohlstand verbundene Karriere im Ausland zu verzichten, um daheim mühsame Aufbauarbeit zu leisten. Natürlich kann man geltend machen, dass andere Faktoren Algerien stärker zurückgeworfen haben als die koloniale Ausbeutung durch Frankreich. Ich frage mich aber grundsätzlich, ob derartige Auswüchse nicht gerade in der post-kolonialen Gesellschaft den idealen Nährboden finden.

Sie werden vielleicht sagen, dass zurzeit ja gerade im Kosovo eine Migrationswelle im Gang ist wegen eines Gesellschafts-systems, in dem die Menschen keine Zukunft sehen, und dass der Kosovo nicht kolonialisiert worden ist. Dem entgegne ich, dass die jahrhundertelange Abhängigkeit des Kosovo von

anderen Staaten und Besatzungsmächten durchaus einiges gemeinsam hat mit kolonialer Ausbeutung und der damit ver-bundenen Vernachlässigung der innerstaatlichen Entwicklung.

Die meisten Schwerpunktländer von Solidar Suisse haben eine Kolonialver-gangenheit. Aufgrund der Handelspolitik der Kolonialmächte haben sie ihre Lauf-bahn als eigenständige Staaten mit mas-siven Startnachteilen begonnen. Meist waren sie nur Rohstofflieferanten, und jegliche Handelsbeziehungen mit ande-ren Staaten waren ihnen verboten. Eini-ge Länder mussten ihre Autonomie zudem in zerstörerischen Unabhängig-keitskriegen erkämpfen, deren Wunden noch längst nicht alle verheilt sind. Aber ob in Burkina Faso oder Moçambique, ob in Lateinamerika oder Sri Lanka – nur

demokratische Grundprinzipien garantieren eine Entwicklung, die nicht nur einigen wenigen, sondern dem Wohl einer breiten Bevölkerung zugutekommen soll.

In unserer neuen Strategie beruht die Bekämpfung der Armut auf drei Pfeilern: Faire Arbeit zur Existenzsicherung, humanitäre Hilfe sowie Demokratie und Partizipation. Letzteres ist die Ant-wort von Solidar auf die alten, noch schwelenden Wunden des Kolonialismus und auf die neuen blutenden Wun den der Kehr-seite der Globalisierung. Esther Maurer

11.3.2015SVP attackiert VölkerrechtDie SVP will die Bundesverfassung über das Völkerrecht stellen. «Trotz abge-schwächter Formulierung steht die Partei mit diesem An liegen allein da. (…) Auch die Kampagne ‹Schutzfaktor M – Men-schenrechte schützen uns›, die von rund 50 Organisationen mitgetragen wird, kri-tisierte die Initiative scharf: Diese gefähr-de den europaweiten Mindeststandard für Menschenrechte.»

(…). Trotzdem gehe es um einen «offen-sichtlichen Missbrauch unseres liberalen Vereinsrechts», sagte der Aargauer SP-Nationalrat und frühere Juso-Präsident Cédric Wermuth während der National-ratsdebatte. «Es ist niemandem verständ-lich, warum die Fifa den gleichen recht-lichen Status besitzt wie ein Jodlerclub aus dem Berner Oberland.» (…) Der Nationalrat (…) wies die Petition mit 116:67 Stimmen bei 13 Enthaltungen ab.

21.3.2015Fifa darf ein Verein bleiben Im Sommer 2011 hatten die Juso und das Hilfswerk Solidar Suisse dem Parla-ment eine von mehr als 10 000 Personen unterzeichnete Petition übergeben, in der sie forderten, der Fifa seien Steuerer-leichterungen und -befreiungen zu ent-ziehen. (…) Wie jeder andere Verein zahle der Weltfussballverband Steuern, und zwar vier Prozent auf den Reingewinn und 0,75 Promille auf das Eigenkapital

Page 3: Solidarität 2/2015

THEMA Das Erbe des Kolonialismus 4 Solidar-LandeskoordinatorInnen zu den Spuren des Kolonialismus in ihren Ländern 6 Land Grabbing: eine aktuelle Form von Neokolonialismus 9 Die Firma Pacific Rim verklagt den Staat El Salvador auf Entschädigung für potenziell entgangene Profite 10 Um die althergebrachten Strukturen des Kolonialismus zu überwinden, braucht es Regeln für faire Arbeit 12 AKTUELL Faire Arbeit und demokratische Teilhabe – so definiert die neue Strategie von Solidar den Schlüssel zur Armutsbekämpfung 16 EINBLICK Mit Theater fördert Nayra Muñoz in Bolivien die Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Anliegen und gibt Jugendlichen eine Stimme 18 KOLUMNE 11 NOTIZEN 14 PINGPONG 15

Herausgeber: Solidar Suisse, Quellenstrasse 31, Postfach 2228, 8031 Zürich, Tel. 044 444 19 19, E-Mail: [email protected], www.solidar.ch, Postkonto 80-188-1 Mitglied des europäischen Netzwerks SolidarRedaktion: Katja Schurter (verantwortliche Redaktorin), Rosanna Clarelli, Eva Geel, Lionel Frei, Cyrill Rogger

Layout: Binkert Partner, www.binkertpartner.ch / Spinas Civil VoicesÜbersetzungen: Ursula Gaillard, Jean-François ZurbriggenKorrektorat: Jeannine Horni, Milena HrdinaDruck und Versand: Unionsdruckerei/subito AG, Platz 8, 8201 SchaffhausenErscheint vierteljährlich, Auflage: 37 000

Der Abonnementspreis ist im Mitgliederbeitrag inbegriffen (Einzelmitglieder mindestens Fr. 70.–, Organisationen mindestens Fr. 250.– pro Jahr). Gedruckt auf umweltfreund-lichem Recycling-Papier.Titelbild: Fausta Carmi arbeitet unter menschenunwürdigen Bedingungen auf einer Zuckerrohrplantage in Bolivien.Foto: Désirée Good. Rückseite: Unterschreiben Sie die Initiative für verantwortungsvolle Konzerne. Foto: Oliver Gemperle.

IMPRESSUM

EINBLICK Nayra Muñoz regt das Publikum zu Diskussionen an und gibt bolivianischen Jugendlichen die Möglich-keit, ihre Ideen und Vorstellungen zum Ausdruck zu bringen.

18

THEMADer Kolonialismus hat die Grundlage für Kapitalis-mus und Globalisierung gelegt und prägt vielerorts heute noch die Welt.

4

Page 4: Solidarität 2/2015

4

Im Steinbruch Pissy in der Nähe der burkinischen Hauptstadt Ouagadougou versuchen Frauen,

Männer und Kinder, sich ihr Leben zu verdienen.

Page 5: Solidarität 2/2015

ThEMA

5

Der Kolonialismus hat die Grundlage für Kapitalismus und Globalisie-rung gelegt und setzt sich auch nach der Unabhängigkeit der ehemali-gen Kolonien in neokolonialistischen Strukturen fort. Sei es in Freihan-delsabkommen, die alte Abhängigkeiten weiterführen, in Finanzströmen, die unter dem Strich nach Norden fl iessen, oder im Land Grabbing, das mit der Bewirtschaftung von Land im Süden für die Versorgung im Norden frappierend an koloniale Praktiken erinnert. Erfahren Sie auf den nächsten Seiten mehr zum Erbe des Kolonialismus und wie Solidar in seinen Schwerpunktländern damit umgeht. Foto: Jürg Gasser

daS erbe deSKolonialiSMUS

Page 6: Solidarität 2/2015

6 ThEMA

Mit der Einführung der mehrsprachigen Bildung in Burkina Faso (Mitte rechts) und der Unterstützung der indisch-tamilischen TeepflückerInnen in Sri Lanka (unten rechts) trägt die Arbeit von Solidar zur Überwindung von negativen Hinterlassenschaften des Kolonialismus bei.

Welches Erbe hat der Kolonialismus in den Schwerpunktländern von Solidar Suisse hinterlassen? Wir haben bei unseren LandeskoordinatorInnen nachgefragt. Fotos: Désirée Good, Jürg Gasser, Hamish John Appleby, Rico Jacometti

Page 7: Solidarität 2/2015

In El Salvador eigneten sich die Koloni-satoren die Arbeitskraft und den Reich-tum der prä-hispanischen Bevölkerung durch Landraub und Sklaverei an. Vorko-loniale Kulturen und Ideen wurden von der Kirche als Ketzerei bestraft; damit spielte sie eine entscheidende Rolle bei der Festigung der Kolonialherrschaft.Die offizielle Unabhängigkeit von 1821 hat nicht mit diesen Strukturen gebro-chen. Grossgrundbesitzer, ehemalige Ko-lonialbeamte und der katholische Klerus übernahmen die Macht und vermehrten ihren Reichtum mit dem Export von Roh-stoffen. Die koloniale Ausbeutung wurde ohne Kolonialmacht weitergeführt – mit grossen sozialen Ungleichheiten und fehlender industrieller Entwicklung. Grundbesitz und Macht sind bis heute weitgehend auf 14 Familien verteilt.Seit 2009 ist zum ersten Mal in der Ge-schichte des Landes eine Regierung im Amt, die nicht rechtsgerichtet ist. Hoff-nungsvolle Entwicklungen beginnen, ko-loniale Strukturen aufzubrechen: Kleine ProduzentInnen werden gefördert, es gibt einen Dialog zwischen der Bevölke-rung und Regierungsinstanzen wie nie zuvor. Zum Vorteil der Arbeit von Solidar Suisse, die seit 1992 die demokratische Mitsprache der armen Bevölkerungs-mehrheit und deren wirtschaftlichen Entwick lungs chancen fördert.Und dennoch setzt sich das Erbe des Kolonialismus fort: Mit den subven-tionierten Billigimporten im Rahmen der Freihandelsabkommen können kleine ProduzentInnen nicht konkurrieren, und die Kaffeeröstereien sitzen noch immer in Europa und den USA.

SOZIALE UNGLEICHHEIT

7

Martín PérezBolivien

In den Strassen von La Paz tanzen Frauen und Männer in ihren farbigen Trachten an der «Fiesta de El Señor del Gran Poder», einem vom Christentum in-spirierten Fest. Der Heilige wird von den Gläubigen getragen, indigene Priester begleiten ihn mit Gaben an die Pacha-mama (Mutter Erde). Tausend Kilometer davon entfernt, in Camiri im Osten von Bolivien, deponieren die Gauranies bei den Gemeinde-behörden – einer Institution der repräsenta tiven Demokratie – die Forde-rungen, die sie an ihrer Dorfversammlung – einer Praxis vorkolonialer Demokratie – beschlossen haben. In Icla betreten indigene Justizsekretä-rInnen eine Versammlung, die von einem Netzwerk gegen Gewalt einberufen wur-de. Sie eint der Wille, die Gewalt gegen Frauen zu beseitigen, die auf dem Land wie in den Städten grassiert. Ihre beste Waffe ist die bolivianische Verfassung, die das ursprüngliche indigene Ideal des guten Lebens und die modernen Men-schenrechte vereint. Die Kolonisierung hat in allen Bereichen der bolivianischen Gesellschaft Spuren hinterlassen. Eine positive ist die Erklä-rung der Menschenrechte, die unabhän-gig von ihrem Ursprung universell gelten. Auf der Grundlage des Respekts der ver-schiedenen Kulturen trägt Solidar dazu bei, gemeinsame Werte aufzubauen, die den gesellschaftlichen Zusammenhalt ermöglichen. Die Menschenrechte und speziell die Rechte von Frauen, Jugendli-chen und ArbeiterInnen sind Basis unse-rer Arbeit und Quelle der Inspiration auf dem Weg zu mehr sozialer Gerechtigkeit.

UNIVERSELLE MENSCHEN-RECHTE

Yolanda MartinezEl Salvador

THEMA 7

KOLONISIERTE MENTALITÄT

Dieudonné ZaongoBurkina Faso

Die Kolonisierung von Obervolta, dem heutigen Burkina Faso, hatte drei Ziele: die Nutzung der einheimischen Bevölke-rung als Arbeitskräftereservoir, der An-bau von Exportprodukten wie Baumwolle oder Erdnüsse und die so genannte «zivi-lisatorische Mission». In den langen Jahren der Kolonialherr-schaft begannen die Kolonisierten die Unterstellung, sie könnten nicht denken, selbst zu glauben. Damit wurde für sie eine Zukunft ausserhalb des Entwick-lungsmodells der Kolonialmacht unvor-stellbar. Diese Mentalität ist auch heute noch so stark, dass die unabhängig ge-wordenen afrikanischen Länder die Un-terstützung der ehemaligen Kolonisato-ren brauchen, um ihre Entwick lungs- strategien zu bestimmen. So dienen die afrikanischen Ökonomien weiterhin den Interessen der ehemaligen Kolonial-mächte – abgesichert durch Frei-handelsabkommen, Strukturanpassungs-massnahmen und Militärpräsenz.Die Hinterlassenschaft des Kolonialismus in Burkina Faso reicht vom Kleider stil – die formelle Kleidung besteht aus Anzug und Kra watte, bei 43 Grad im Schatten – über die Abwertung der bäuer lichen Lebensweise bis zum Analphabetismus. Die Kolonialherren nutzten die Tatsache, dass die meisten Menschen weder lesen noch schreiben konnten, um die Bevölke-rung nicht an Entscheidungen teilhaben zu lassen. Der Neokolonialismus setzt diese Tradi tion fort: Bis heute ist die Un-terrichtssprache meist Französisch, eine Sprache, die viele Kinder nicht verstehen. Solidar Suisse versucht dem zu begeg-nen, indem die Organisation unter ande-rem die mehrsprachige Bildung in Burki-na Faso eingeführt hat.

Page 8: Solidarität 2/2015

8 THEMA

KOLONIALE TRANSPORT-WEGE

Jorge LampiãoMoçambique

Daniel BronkalSri Lanka

Ein Erbe der Kolonialzeit ist die Anwe-senheit indischer TamilInnen in Sri Lanka. Ab 1840 wanderten sie aus Südindien ins damalige Ceylon ein, weil die briti-schen Kolo nialherren den Bedarf an Ar-beitern für die Plantagenwirtschaft – zu-nächst Kaffee, später auch Tee – nicht mehr mit der einheimischen Bevölkerung decken konnten. Die Arbeiter holten mit dem Aufschwung des Teeanbaus ihre Fa-milien nach. Auch wenn sich die Situation der indischen TamilInnen im Lauf der letz-ten Jahre verbessert hat, gehören sie im-mer noch zu den ärmsten und am meis-ten benachteiligten Gruppen im Land. Eine weitere Hinterlassenschaft des Ko-lonialismus, deren Beständigkeit jedoch auch kulturelle Gründe hat, ist die grosse Distanz zwischen den sozialen Schichten. Mit der Folge, dass flache Hierarchien eher schwierig einzuführen sind. Solidar ist in der Projektarbeit in Sri Lanka mit beiden Aspekten konfrontiert. So setzen wir uns für die Verbesserung der Situa tion der Tamilen und Tamilinnen ein, indem wir die Einführung einer Zertifizie-rung auf verschiedenen Teeplantagen fördern (siehe auch Solidarität 4/14). Diese stellt soziale Kriterien wie das Ver-bot von Kinderarbeit, eine Höchstarbeits-zeit von 48 Stunden pro Woche und das Einhalten der örtlichen Mindestlöhne auf. Um der Hierarchie entgegenzuwirken, beteiligen wir in den Solidar-Projekt-teams alle Angestellten an den Entschei-dungen und unterstützen demokratische Prozesse in der Bevölkerung. www.solidar.ch/teeplantagen

AUSBEUTUNG UND STEILE HIERARCHIEN

Die Kolonialgeschichte hat im heutigen Nicaragua vielfältige Spuren hinter-lassen: So entspringt eine korrupte Amtsausübung im Austausch gegen Ge-fälligkeiten dem Verwaltungssystem der spanischen Krone, in dem politische Füh-rungspositionen «versteigert» wurden. Die Auspressung des Landes durch die Kolonialmacht verhinderte die Entwick-lung einer rentablen Produktion und führte zu einer Mentalität, die sich bis heute gehalten hat: Reiche kaufen fruchtbares Land und Häuser zu Speku-lationszwecken, ohne produktive Struk-turen aufzubauen. Frauenhandel ist ebenso kolonialistisches Erbe wie eine Form moderner Sklaverei. Und die fata-listische Haltung, ein elendes Leben in der Hoffnung auf ein glückliches Jen-seits zu ertragen, hat ihren Ursprung im «Gottes Wille geschehe» der katholi-schen Religion. Heute findet das koloniale Erbe seine Fortsetzung in Freihandelsabkommen, deren Bedingungen die reichen Länder festsetzen. Diese schützen ihre Land-wirtschaft vor Importen, während ihre hoch subventionierten Produkte freien Zugang erhalten zu den Märkten in den armen Ländern, wo die BäuerInnen keine Unterstützungsleistungen erhalten. Für die Verbesserung ihrer Lebensbedingun-gen und ihre Mitbestimmung setzt sich Solidar Suisse ein.

KORRUPTION UND FATALISMUS

Carmen Ayón Nicaragua

Die portugiesische Kolonialmacht baute die Verkehrswege in Moçambique ent-lang der wirtschaftlichen Interessen. Die lokale Entwicklung war dabei zweit-rangig. Dies ist bis heute spürbar: Wirt-schaftlich attraktive Orte sind gut mit ei-nander vernetzt, während weite Teile des Landes nicht erschlossen sind. Diese Hinterlassenschaft des Kolonialismus setzt sich auch heute fort: Der wirtschaft-lich wichtige Beira-Korridor erhält erheb-liche Unterstü tzung durch die interna-tionale Gemeinschaft. Die lokale Be völ- kerung geht dabei vergessen. So trans-portiert die Bahnlinie grosse Mengen an Holz, Treibstoffen, Getreide und Dünge-mitteln, ohne dass die drei Millionen Menschen, die im Beira-Korridor leben, davon profitieren würden. Auch bei aus-ländischen Investitionsprojekten wird die lokale Bevölkerung ignoriert. Die Ver-pachtung grosser Landflächen an multi-nationale Unternehmen führt zu Umwelt-zerstörung und zur Konzentration grosser Territo rien in wenigen Händen, während die einheimische Bevölkerung ihrer wich-tigsten Lebensgrundlagen beraubt wird (siehe Artikel auf Seite 9). Um das koloniale Erbe zu überwinden, müssen die Betroffenen endlich mitbe-stimmen können. Solidar Suisse unter-stützt sie dabei, indem ihre demokrati-sche Beteiligung gestärkt wird.

Page 9: Solidarität 2/2015

9THEMA 9THEMA 9

Kwame Nkrumah, der erste Präsident von Ghana, bezeichnete Neokolonialis-mus als ein wirtschaftliches und politi-sches System in formell unabhängigen Staaten, das von aussen gesteuert wird. Unter diesen Bedingungen führen Aus-landsinvestitionen nicht zu Entwicklung, sondern zu Ausbeutung. Sie vergrössern die Kluft zwischen armen und reichen Ländern. Was Nkrumah vor rund 50 Jahren formu-lierte, gilt in vielerlei Hinsicht bis heute. Weiterhin fliesst ungleich viel mehr Geld aus Ländern des Südens in Richtung Norden als umgekehrt – sei es beim Ab-bau von Rohstoffen oder bei der Aus-beutung billiger Arbeitskräfte durch mul-tinationale Unternehmen. All dies ist ein Ausdruck neokolonialer Herrschaftsver-hältnisse. In den letzten Jahren ist ein neues Phänomen hinzugekommen: das Land Grabbing.

Als Land Grabbing wird der Kauf oder die Pacht grosser Landflächen durch ausländische Regierungen oder multina-tionale Unternehmen bezeichnet. Dort werden Nahrungsmittel oder Energie-pflanzen angebaut. Sie werden in die In-vestorenländer exportiert und sichern deren Versorgung. Das Land, in dem die Pflanzen angebaut werden, sieht jedoch nichts von diesen Produkten. Nach der Explosi-on der Nahrungsmittelpreise 2007 und 2008 hat Land Grabbing dramatisch zuge-nommen. Zwischen 2001 und 2011 wurden weltweit über 200 Mio. Hektar Land aufgekauft – mehr als die gesamte landwirtschaftliche Nutzfläche Europas. Die InvestorInnen kommen aus Industrie-ländern sowie zunehmend aus Schwel-lenländern und den Golfstaaten. Gekauft wird vor allem in Afrika, Asien und Latein-

amerika, meist in ärmeren Ländern mit schwachen Institutionen und korrupten Regierungen.Leidtragende sind die KleinbäuerInnen vor Ort. Oft werden ihre Landrechte missachtet, sie werden vertrieben oder umgesiedelt und verlieren ihre Existenz-grundlage. Konsultiert werden sie in den seltensten Fällen. Die für Land Grabbing typischen Monokulturen führen zu Um-weltschäden und Verlust der Biodiversität.

Zum Beispiel MoçambiqueDiese Probleme zeigen sich im Projekt ProSavana im Norden von Moçambique. Dort sollen mehrere Millionen Hektar Land im fruchtbaren und dicht besiedel-ten Nacala-Korridor für ausländische Investoren geöffnet werden. Mit der Planung wurde 2009 begonnen, dazu äussern konnten sich lokale Basis-organisationen aber erst 2013. Das Pro-jekt spaltet die Dorfgemeinschaften: Die einen sehen darin die Möglichkeit, Kredi-te und Produktionsmittel zu erhalten, an-dere befürchten, dass der Anbau von Soja-Monokulturen nur den brasiliani-schen Investoren nützt, während die lo-kale Nahrungsmittelproduktion vernach-lässigt wird. Ausserdem schwebt das Damoklesschwert der Vertreibung über den Kleinbauernfamilien. Immerhin war der Protest der Zivilgesellschaft so gross, dass nun ein neuer Master plan für ProSavana ausgearbeitet werden soll.

«Nur wenn die Bedürfnisse der Bevölke-rung berücksichtigt werden, kann ein so-zial gerechter und nachhaltiger Entwick-lungsprozess angestossen werden», meint Solidar-Koordinator Jorge Lampião.

Land Grabbing vergrössert die Kluft zwischen Arm und Reich.

NEOKOLONIALER LANDRAUBDer Kolonialismus ging in vielen Ländern nahtlos in Neokolonialismus über – eine Form ist das sogenannte Land Grabbing. Text: Joachim Merz, Foto: Yunas Vally

Der einheimischen Bevölkerung in Moçambique droht die Vertreibung von ihrem Land, wenn multinationale Unternehmen in Agrarprojekte investieren.

Joachim Merz ist verantwortlich für die Solidar-Projekte in Moçambique.

Page 10: Solidarität 2/2015

Pacific Rim, die mittlerweile der australi-schen OceanaGold gehört, zog den Staat El Salvador vor Gericht. Grund: Mit dem

Entzug der Bewilligung seien ihr zukünf-tige Gewinne entgangen. Es geht also nicht um die Erstattung bereits getätigter Investitionen, sondern um hypothetische Gewinne, die das Unternehmen vielleicht gar nie gemacht hätte. Streitwert: über 300 Millionen US-Dollar. Rechtsgrundla-ge: das Freihandels-Abkommen CAFTA

verpflichten. Denn die salvadorianische Regierung hat der Bergbaufirma die Ge-nehmigung entzogen, in Cabañas Gold zu schürfen, weil im-mense Umweltschä-den befürchtet wur-den: Zyanid und Blei drohten die Wasser-läufe in Cabañas und damit den grössten Fluss des Landes zu verseuchen. In der geplanten Mine sollten kleine Goldvor-kommen mit Zyani d-Lauge aus dem Ge-stein gelöst werden. Ein Verfahren, das in El Salvador bereits zu Zyanid- und Bleikonzentra tionen im Wasser geführt hat, die den erlaubten Grenzwert bis zu tausend Mal übersteigen.

Kaum jemand kennt das «Internationale Zentrum zur Beilegung von Investitions-streitigkeiten» mit Sitz bei der Weltbank in Washington. Das erstaunt wenig, denn bei den Verhandlungen haben weder die Öffentlichkeit noch die Medien Zutritt und gegen die Urteile kann kein Rekurs eingelegt werden. Doch arme Bauern und engagierte Umweltschützerinnen der Provinz Cabañas in El Salvador ken-nen das Schiedsgericht leider nur zu gut.

Kompensation für entgangene GewinneVor diesem Gericht hat die kanadische Gesellschaft Pacific Rim 2008 geklagt, um El Salvador zur Zahlung von Gewin-nen, die ihr künftig entgehen werden, zu

10 THEMA

KEINE GOLDENEN ZEITEN FÜR CABAÑASKolonialismus mit anderen Mitteln: Freihandelsabkommen und Schiedsgerichte sollen die Ausbeutung von Rohstoffen ohne Rücksicht auf Bevölkerung und Umwelt durchsetzen. Zum Beispiel in El Salvador.Text und Foto: Anja Ibkendanz, Cartoon: Alecus

Es geht um hypothetische Gewinne, die das Unternehmen vielleicht gar nie gemacht hätte.

Page 11: Solidarität 2/2015

THEMA 11THEMA 11

Hans-Jürg FehrPräsident Solidar Suisse

Entwicklungszusammenarbeit wird durch Steuern und Spenden finan-ziert. Sie ist damit abhängig von der Bereitschaft der Bevölkerung, auf die eine oder andere Weise finanzielle Mittel bereit zu stellen. Diese Bereit-schaft ist ihrerseits abhängig von der Meinung, die sich die BürgerInnen über die Qualität der Entwicklungszu-sammenarbeit gebildet haben. Darum ist es uns wichtig, über deren Ziele und Methoden zu informieren und eine emotionale Bindung an unsere Programme und Projekte herzustel-len. Die Mitglieder von Solidar Suisse haben diese emotionale Bindung und sind überdurchschnittlich gut infor-miert – unter anderem dank dieser Zeitschrift. Sie sind in der Lage, in ih-rem persönlichen Umfeld Entwick-lungszusammenarbeit zum Thema zu machen oder sie als sinnvoll zu vertei-digen. Das ist öfters nötig als den Hilfswerken lieb ist, denn die nationa-listische Rechte möchte die Ausga-ben für Entwicklungszusammenarbeit kürzen oder am liebsten ganz strei-chen. Da braucht es kräftigen Gegen-druck von möglichst vielen solidari-schen Individuen und Organisationen. Unsere Mitglieder sind wertvolle Ver-vielfältiger und Verstärkerinnen von Bemühungen, die Bevölkerung zu sensibilisieren und Entwicklungszu-sammenarbeit im Bewusstsein der Leute als etwas Positives zu veran-kern. Darum danke ich unseren bishe-rigen Mitgliedern für ihr solidarisches Engagement, und darum lade ich die anderen Leserinnen und Leser dieser Zeilen herzlich ein, Mitglied von Soli-dar Suisse zu werden.

KOLUMNE

Je suis Mitglied

und ein nationales Gesetz, das Investo-ren entsprechende Rechte zusicherte.

Widerstand und RepressionRegionale Basis-Organisationen, Lokal-radios und Umweltschutzgruppen hatten sich mit Demonstrationen und Petitionen gegen den umweltschädigenden Gold-abbau gewehrt. So auch Solidar-Partner-organisationen wie der Verband der KleinbäuerInnen, die für den Erhalt ihrer Lebensgrundlagen kämpfen: für saube-res Wasser, für ihre kleinen Höfe, die ent-eignet werden sollen, für den Anbau ge-sunder Nahrungsmittel. Mit ihrem Wider stand haben sie massgeblich zum Moratorium der Regierung beigetragen.

Mit Radiosendungen informieren die Solidar-Partnerorganisationen die Bevölke-rung über die Auswirkungen der geplanten Goldmine.

Doch der Preis war hoch: 2009 wurden in Cabañas innerhalb eines halben Jah-res drei lokale UmweltaktivistInnen, im Juni 2011 ein Student ermordet. Viele AktivistInnen erhielten Mord drohungen. Diese Verbrechen wurden nie aufgeklärt.

Recht auf souveräne EntscheideMittlerweile haben sich landesweit Um-weltschutz- und Kirchengruppen, Com-munity-Radios, Gemeinden und weitere zivilgesellschaftliche Organisationen zu einem Runden Tisch gegen den Bergbau zusammengeschlossen. Dieser hat im September 2014 mit Aktionen auf das Recht El Salvadors auf souveräne Ent-scheide hingewiesen. Am 15. September fand das bisher letzte «Hearing» im Fall «Pacific Rim Cayman LLC./OceanaGold vs. Republic of El Sal-vador» vor dem Schiedsgericht der Welt-bank statt. Der Gerichtsentscheid wird im Laufe des Jahres 2015 erwartet. Das be-reits mehrere Jahrzehnte existierende Schiedsgericht hat seine aktuelle Bedeu-tung erst durch die Freihandelsabkom-men gewonnen, die den Unternehmen das Recht einräumen, zum Schutz ihrer Investitionen gegen Staaten zu klagen. Das Verfahren hat El Salvador bisher über sechs Millionen US-Dollar gekostet. Die schwindelerregende Höhe der Kos-ten kann ärmere Staaten im Zweifelsfall davon abhalten, sich den Interessen mul-tinationaler Konzerne zu widersetzen.Umso wichtiger ist die Unterstützung, die Solidar den zivilgesellschaftlichen Orga-nisationen bietet: bei ihrem Engagement für den Schutz der Umwelt, für eine res-sourcenschonende, kleinbäuerliche Pro-duktion und demokratische Mitsprache.

Cabañas ist eine arme Region im Nor-den von El Salvador, die stark von Zer-störungen durch den Krieg 1980 –1992 betroffen war. Solidar Suisse unter-stützte den Wiederaufbau und fördert heute drei Basisorganisationen für Gemeinde entwicklung und eine Frauen- organisa tion. Ziel ist die aktive Mitspra-che der lokalen Bevölkerung bei der Entwicklung ihrer Dörfer und Gemein-den und die Verbesserung der Lebens-bedingungen der mehrheitlich sehr armen, kleinbäuerlichen Bevölkerung. Die Solidar-Partnerorganisationen en-gagieren sich auch mit Aktionen und in ihrem Lokalradio für Umweltschutz und den freien Zugang zu ihrem Land. www.solidar.ch/cabanas

Cabañas

Anja Ibkendanz ist verantwortlich für die Solidar-Projekte in El Salvador; Alecus ist der Künstlername des mexikanisch-salvadorianischen Cartoonisten Ricardo Clement.

Page 12: Solidarität 2/2015

Der Kolonialismus hat den Boden für den Kapitalismus bereitet und wirkt bis heute fort. Um dies zu ändern, braucht es globale Regelungen für faire Arbeit.Text: Eva Geel, Foto: Public Domain

MOTOR DES KAPITALISMUS

Die Mittel waren altmodisch, doch das System war modern: Als sich die europäi-schen Kolonialherren vor 500 Jahren der Welt bemächtigten, schufen sie ein Wirt-schaftssystem, das in seiner Grundform bis heute Gültigkeit hat. Dies belegt der Historiker Sven Beckert in seinem neuen Buch «King Cotton» anhand des ver-meintlich banalen Beispiels Baumwolle. Baumwolle war – mehr noch als Silber und Gold – Währung und Motor des Kolonialismus. Feine Baumwollstoffe wurden bereits in vorkolonialer Zeit in

bester Qualität von indischen WeberIn-nen gefertigt. Die in kratzige Wollstoffe gekleideten EuropäerInnen begehrten die federleichte, farbenfrohe Ware heiss. Doch erst als um 1500 der Seeweg nach Indien entdeckt wurde, entwickelte sich der Handel im grossen Stil.

Blut, Schweiss und TränenDamit etablierte sich ab 1600 ein ver-heerender Kreislauf: Koloniale Kaufleute und Handelsgesellschaften wie die bri-tische East India Company kauften indi-

sche Baumwolle, mit deren Erlös sie in Afrika afrikanische SklavInnen erwarben, die sie dann nach Amerika verschlepp-ten. Dort mussten Männer, Frauen und Kinder auf den Plantagen der Kolonial-herren schuften. Die Agrarprodukte, die sie unter Blut, Schweiss und Tränen fer-tigten, wurden wiederum in Europa an die KonsumentInnen verkauft.

So hatten die Europäer eine neue Me-thode für die Organisation wirtschaftli-cher Abläufe entwickelt und die Grund-

12

Page 13: Solidarität 2/2015

THEMA 13

Die Sklaverei sicherte den Erfolg der Kolonialherren.

Die Arbeitsbedingungen in der Baum-wollindustrie bleiben bis heute prekär: Kinder bei der Baumwollernte in Usbekistan 2012 (links).

lage für den Kapitalismus gelegt. Die Bausteine waren Expansion, Landraub und Sklaverei. Und Baumwolle spielte dabei eine zentrale Rolle. Sie war, so Beckert, «das vorherrschende Tauschmit-tel, um an der afrikanischen Küste Skla-ven zu erwerben».

Diese Phase des Kolonialismus bis 1800 war geprägt von massiver privater Ge-walt. Nicht von ungefähr nennt sie Sven Beckert «Kriegskapitalismus»: Die Staa-ten übten kaum Hoheitsgewalt über die

fremden Territorien aus. Stattdessen un-terstützten sie die Handelsunternehmen bei ihren Beutezügen. Bewaffnete Händ-ler eroberten Land und Leute, rüsteten private Milizen aus, um Völker zu be-kämpfen, und gingen im wahrsten Sinn des Wortes auf die Jagd nach Arbeits-kräften, die als SklavInnen den wirt-schaftlichen Erfolg der Kolonialherren absicherten.

Zweierlei RechtDer Kriegskapitalismus stützte sich auf eine schizophrene Zweiteilung der Welt: In der inneren Welt befolgten die Kolo-nialisten die Gesetze, Institutionen und Regeln des Heimatlandes. Die äussere Welt hingegen war geprägt von imperialer Herrschaft, un-gestrafter Enteignung riesi-ger Gebiete und der Dezimie-rung und Versklavung ganzer Völker.

Die Analyse Beckerts kommt einem eigentümlich vertraut vor. Auch wenn die Welt nicht mehr dieselbe ist wie zu Zeiten des Kolonialismus, auch wenn die Skla-verei offiziell abgeschafft wurde und es verbindliche wirtschaftliche Regelwerke gibt: Viele westliche Unternehmen teilen die Welt immer noch in eine innere und eine äussere, in der jeweils andere Re-geln gelten. Davon zeugen katastrophale Arbeitsbedingungen in asiatischen Klei-derfabriken, Kinderarbeit in Südamerika, Ausbeutung und Umweltverschmutzung

Eva Geel ist Leiterin Kommunikation bei Solidar Suisse.

beim Abbau von Rohstoffen in Afrika – die Liste könnte beliebig verlängert werden. Und die Waren gelangen wie früher zu europäischen KonsumentInnen, ob nun als Billig-T-Shirt, Handy, Schmuck oder Schokolade.Sicher: Etliche Unternehmen achten auf Standards. Und mittlerweile profitiert auch nicht mehr nur der Westen von Logik und Methode des globalen Wirt-schaftens. Doch die Schattenseite ist kaum heller als zu Zeiten des Kolonialis-mus: Über 20 Millionen Menschen, so die Internationale Arbeitsorganisation ILO, fristen als Sklavinnen und Zwangsarbei-ter ein elendes Dasein.

Faire Arbeit als LösungUmso wichtiger ist, dass diese Dynamik endlich durch globale Vorschriften gebro-chen wird. Und hier zeichnet sich ein wich-tiger Schritt in die richtige Richtung ab. Nicht nur mit der neuen Schweizer Initiati-ve für Konzernverantwortung (siehe Beila-ge), sondern auch mit den neuen Entwick-lungszielen der UNO, die im Herbst 2015 verabschiedet werden sollen. Die UNO will dabei zum ersten Mal «Faire Arbeit für alle» ganz oben auf die Agenda setzen. Dies ist ein Erfolg, auch wenn das Ziel nur eines unter vielen ist und die Umsetzung in den Sternen steht. Denn

zum ersten Mal würden die UNO-Mit-gliedsstaaten anerkennen, dass hier fun-damentaler Handlungsbedarf besteht. Solidar Suisse hat sich im UNO-Konsul-tationsprozess für faire Arbeitsbedingun-gen eingesetzt. Wir werden Diskussionen und Umsetzung weiterhin auf merksam verfolgen. Denn den Menschen eröffnet sich mit dem UNO-Ziel für faire Arbeit eine neue, hoffnungsvolle Perspektive. Auf dass der Kolonialismus endlich Ge-schichte werde.

Page 14: Solidarität 2/2015

14 NOTIZEN

für fundierte Forschung rund ums Thema Arbeit, als Ausbildungszentrum sowie dafür, Entwicklungstrends im Auge zu behalten: eine unabhängige Stimme zum Schutz von Arbeitsrechten, die Miss-stände publik macht. www.solidar.ch/amrc

3 603 Unterschriften für faire BeschaffungAm 19. Dezember hat Solidar Suisse die Vernehmlassungsantwort zur Revi sion der Interkantonalen Vereinbarung über das öffentliche Beschaffungswesen IVöB eingereicht. Darin setzen wir uns dafür ein, dass die sozial, ökologisch und wirt-schaftlich nachhaltige Beschaffung im Gesetz verankert wird – denn diese Chan-ce wurde im Entwurf leider nicht wahrge-nommen. Es ist wichtig, dass die öffentli-che Hand mit ihrem jährlichen Einkauf von Waren und Dienstleistungen im Wert von 40 Milliarden dafür sorgt, dass bei der Produktion Arbeits- und Menschenrechte nicht verletzt werden. Davon waren auch die 3 603 Menschen überzeugt, die die Antwort mitunterzeichneten. www.solidar.ch/news

Fussball-WM in QatarDie Fussball-Weltmeisterschaften in Qa-tar 2022 stehen im Fokus der Medien. Dies mit gutem Grund: Über tausend Ar-beitsmigrantInnen sind in den letzten drei Jahren auf den WM-Baustellen gestor-ben. Sie arbeiten zu viel (bei 50 Grad im Schatten) für zu wenig Lohn (der oft nur teilweise ausbezahlt wird) und können nicht einmal kündigen, geschweige denn ausreisen, weil die Unternehmen ihnen den Pass abnehmen.Solidar Suisse unterstützt seit kurzem eine Rechtsberatung, die vor Ort die ArbeitsmigrantInnen berät. Durch dieses Engagement leisten wir einen Beitrag zur Verbesserung der Arbeits- und Le-bensbedingungen der Bauarbeiter und sind aus erster Hand über die Gescheh-nisse informiert, um uns mit Kampagnen für faire Weltmeisterschaften einsetzen zu können. www.solidar.ch/fairewm

Videoporträt von Solidar SuisseEin neues Video bietet in drei Minuten einen Einblick in die Arbeit von Solidar Suisse: das Engagement für das Recht auf würdige Arbeitsbedingungen welt-weit, humanitäre Hilfe bei Katastrophen und Sensibilisierungskampagnen in der Schweiz. Schauen Sie es sich an unter: www.solidar.ch/mediathek

Neue Kooperation in AsienAsien ist und bleibt die Werkbank der Welt und damit auch das Zentrum der Ausbeutung von ArbeiterInnen. Grund für uns, unserer Engagement in dieser Region zu verstärken. Letztes Jahr hat Solidar Suisse eine Zusammenarbeit mit dem Asia Monitoring Research Centre (AMRC) gestartet. Dabei wurden ver-schiedene Weiterbildungen unterstützt, zum Beispiel Workshops für ArbeiterIn-nen zu den Gefahren in der Elektronik- und Textilbranche in China oder ein Erfahrungsaustausch von asiatischen Arbeitsorganisationen über sozialen Schutz und Arbeitsrechte.AMRC wurde 1976 gegründet und ist im asiatischen Raum insbesondere bekannt

Pakistan: Gesetz gegen Gewalt gegen Kinder Am 6. März 2015 hat Premierminister Nawaz Sharif eine Änderung im Strafge-setzbuch gutgeheissen, die sexuelle Ausbeutung von Kindern, Kinderhandel und Körperstrafen verbietet.Dies ist ein wichtiger Erfolg in einem Land, wo Kinderarbeit weit verbreitet ist und die arbeitenden Kinder häufig von Gewalt und sexuellen Übergriffen betrof-

fen sind. Wegen der grossen Armut ge-hen über die Hälfte der Kinder nicht zur Schule.Die Solidar-Partnerorganisation Group Development Pakistan hat mit Lobby-arbeit zur Gesetzesänderung beigetra-gen. Als nächsten Schritt muss diese nun das Parlament passieren. Wird das Ge-setz angenommen, bietet es eine Hand-habe gegen Gewalt gegen Kinder und kann darüber hinaus präventiv wirken. Dies hat auch positive Auswirkungen auf das Solidar-Projekt gegen Kinderarbeit in Lahore: Es könnte einerseits Eltern motivieren, ihre Kinder wieder in die Schule zu schicken; andererseits ermög-licht es, Täter zu bestrafen, die Kinder se-xuell und körperlich misshandeln.www.solidar.ch/kinderarbeit

Page 15: Solidarität 2/2015

Lösungswort

8

42

6 3

7 8 3

7 3

5

3

1 5 8

4

6

SOLIDAR-SUDOKU SpielregelnFüllen Sie die leeren Felder mit den Zahlen von 1 bis 9. Dabei darf jede Zahl in jeder Zeile, jeder Spalte und in jedem der neun 3x3-Blöcke nur einmal vorkommen. Das Lösungswort ergibt sich aus den schraffierten Feldern waagrecht fortlaufend, nach folgendem Schlüssel: 1=S, 2=L, 3=U, 4=M, 5=K, 6=N, 7=O, 8=A, 9=I

Schicken Sie das Lösungswort an Solidar Suisse – mit einer Postkarte oder per E-Mail an: [email protected], Betreff «Rätsel».

1. Preis Wäschekorb 2. Preis Handtasche

Die Preise stammen von einer Gruppe von Palmyra-Produzen-tInnen im Norden Sri Lankas. Die Menschen waren nach dem Krieg in ihre Dörfer zurückgekehrt und haben sich mit der Unterstützung von Solidar zu Produktionsgruppen zusammen-geschlossen, um ihre Existenz zu sichern.

Einsendeschluss ist der 15. Juni 2015. Die Namen der GewinnerInnen werden in der Solidarität 3/2015 veröffentlicht. Über den Wettbewerb wird keine Korrespondenz geführt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Von der Teilnahme ausgeschlossen sind Mitarbeitende von Solidar Suisse.

Das Lösungswort des Rätsels in Solidarität 1/2015 lautete «Social Media». Michelle Ody aus Lausanne hat einen LanzArte-Rucksack, Laurent Junier aus Le-Mont-sur-Lausanne ein LanzArte-T-Shirt und Susanne Sturm aus Langnau einen Doctora-Edilicia-Schlüsselanhänger gewonnen. Wir danken Solidar Bolivien für die gestifteten Preise und den Mitspielenden für die Teil-nahme.

9

PINGPONG 15

2

5

9

6 2 7

DANKE!

Viele Menschen konnten im letzten Jahr Hoffnung schöpfen und ihre Lebenssituation dauerhaft ver bessern.

Ein wichtiger Beitrag dazu waren Nach - lässe von Menschen, die neben ihren Verwandten und engen FreundInnen auch Solidar Suisse etwas vererbten.

Ihnen möchten wir hier ganz herzlich danken.

Wenn auch Sie erwägen, uns in Ihrem Testament zu berücksichtigen, helfen wir gerne mit einer Auskunft oder unseren Merkblättern. Wenden Sie sich bitte an [email protected], 044 444 19 45.

Page 16: Solidarität 2/2015

16 AKTUELL

«Das gute Herz genügt nicht!» – mit die-sem Zitat von Regina Kägi-Fuchsmann, der Gründerin des Schweizerischen Arbeiterhilfswerks SAH, schlägt die Soli-dar-Strategie 2015–2019 die Brücke zu unseren Wurzeln: Gegründet unter dem Eindruck der notleidenden Bevölkerung im spanischen Bürgerkrieg, stand an-fangs die humanitäre Hilfe im Zentrum. Weil humanitäre Interventionen aber kaum Armut und soziale Ungleichheit be-kämpfen, bildete das langfristige Enga-gement in der Entwicklungszusammen-arbeit stets eine sinnvolle Ergänzung. 2005 wurde die ehemalige Auslandab-teilung des SAH selbständig, seit 2011 führen wir unser Engagement unter dem neuen Namen Solidar Suisse weiter. Die Neuorganisation zeitigte damals auch eine Professionalisierung und eine neue strategische Ausrichtung: Armut sollte durch existenzsichernde Arbeitsbedingun-gen bekämpft werden. Den Orientierungs-

rahmen dafür bildete die «Decent-Work-Agenda» der Internationalen Arbeits-organisation ILO: Arbeitsplätze schaffen, Arbeitsrechte garantieren, Sozialschutz gewährleisten und Sozialdialog fördern – übertragen in den jeweiligen lokalen Kontext.

Bewährtes sichern – Neues wagenAufgrund einer detaillierten Umfeldana-lyse und basierend auf einem Prozess, in den die Mitarbeitenden in der Schweiz und im Ausland einbezogen wurden, leg-ten wir 2014 die Leitlinien für die kom-menden fünf Jahre fest. Dabei zeigte sich, dass angesichts der Ausbeutung von ArbeiterInnen, insbesondere im in-formellen Sektor, die Fokussierung auf existenzsichernde Arbeit weiterhin richtig und wichtig ist. In diesem Bereich kon-kretisiert unsere Strategie fünf neue Hauptziele.

Die Hauptziele:• Von Ausbeutung betroffene Arbeits-

kräfte sind besser geschützt – durch Massnahmen am Arbeitsplatz, die Einhaltung der Arbeitsgesetze und soziale Grundsicherung.

• Mittellose und schutzbedürftige Menschen erhalten existenzsichernde Einkommensmöglichkeiten.

• Insbesondere Menschen ohne existenz -sichernde Arbeit und Junge steigern ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Die Anzahl prekär Beschäftigter sinkt.

• Extreme Formen der Ausbeutung wie Zwangsarbeit, Kinderarbeit und moderne Sklaverei werden bekämpft.

• Repräsentative und demokratische Organisationen der Zivilgesellschaft (Kooperativen, Sozialpartnerschaften, Gewerkschaften, Branchen- und Interessenverbände etc.) tragen zu sozial gerechten und nachhaltigen Strukturveränderungen bei.

Mit der neuen Strategie setzt Solidar Suisse auf faire Arbeit und demokratische Teilhabe als wirkungsvollenHebel zur Armutsbekämpfung. Text: Esther Maurer, Fotos: Jürg Gasser, Paola Lambertin, Désirée Good

DIE ZUKUNFT MÖGLICH MACHEN

Page 17: Solidarität 2/2015

Global denken – lokal handeln: Gemeinden sollen keine Waren einkaufen, die unter ausbeuterischen Bedingungen produziert wurden.

AKTUELL 17

Esther Maurer ist die Direktorin von Solidar Suisse.

Damit will Solidar Suisse zur kompeten-testen Anlaufstelle in allen Fragen der Bekämpfung von menschenverachten-den Arbeitsbedingungen werden.

Faire Arbeit für alle«Die Zukunft soll man nicht voraussehen wollen, sondern möglich machen», for-derte der französische Schriftsteller An-toine de Saint-Exupéry. Für uns stellte sich beim Formulieren der Vision die Fra-ge, was möglich ist und wo wir tatsäch-lich etwas bewirken können. Im Wissen um unsere Grenzen haben wir die folgende Vision einer Gesellschaft, für die es sich lohnt zu kämpfen:

Vision: Das Recht auf faire Arbeit, sozi-ale Gerechtigkeit und Existenzsicherung wird weltweit respektiert, und die Armut ist überwunden: Alle Menschen sind in der Lage, ihr Leben selbstbestimmt und in Würde zu führen.

Unsere Mission zeigt auf, wie wir diese Vision verwirklichen wollen. Dabei wird deutlich, dass wir nur dann Wirkung erzielen, wenn wir gleichzeitig demokrati-sche Strukturen und Partizipation an ge-sellschaftspolitischen Prozessen fördern.

Mission: Solidar Suisse kämpft in Ent-wicklungs-, Schwellen- und Transitions-ländern für soziale Gerechtigkeit und ge-gen Ausbeutung. Menschenwürdige Arbeitsbedingungen, die gerechte Ver-teilung von Ressourcen und Diensten sowie politische Mitbestimmung und fö-derale Strukturen zur Gestaltung des ei-genen Lebensraums sind fundamentale Menschenrechte und stehen im Zentrum des Engagements von Solidar Suisse.

Was die neue Strategie konkret für Solidar bedeutet, skizziert Felix Gnehm, Leiter Internationale Programme: «Wir müssen unsere Programme dem strate-

gischen Rahmen anpassen. In Sri Lanka und in Pakistan setzen wir bereits eine neue Generation von Projekten um, die den Schutz von ausgebeuteten Men-schen in prekären Arbeitsverhältnissen im Fokus haben: Kinder, Teepflückerin-nen oder Kriegsgeschädigte.»An der diesjährigen Solidar-Konferenz werden wir gemeinsam mit unseren Lan-deskoordinatorInnen ausarbeiten, wo der grösste Handlungsbedarf besteht. Ge-meinsam wollen wir erreichen, dass Men-schen sich erfolgreich gegen Ausbeu-tung wehren und anständige Arbeitsbedingungen und Existenzlöhne erreichen.

Wir freuen uns, dabei weiterhin auf Ihre Unterstützung zu zählen. Engagieren Sie sich mit uns! www.solidar.ch/strategie

Solidar engagiert sich zum Beispiel gegen Kinderarbeit und für Berufsbil-dung für Jugendliche in Burkina Faso oder für bessere Lebens- und Arbeitsbe-dingungen der ZuckerrohrschneiderIn-nen und der Hausangestellten in Bolivien (von links nach rechts).

Page 18: Solidarität 2/2015

THEATER ALS WAFFENayra Muñoz setzt sich in Bolivien mit Theater für gesellschaftliche Anliegen ein und gibt benachteiligten Jugendlichen eine Stimme.Text und Foto: Stéphane Cusin

18

Page 19: Solidarität 2/2015

«El Animal erzählt Geschichten, die aus dem Leben gegriffen sind. Wir stellen Probleme dar und drücken Solidarität mit den Opfern von Gewalt und Misshand-lung aus. So regen wir das Publikum zu Diskussionen an», meint Nayra Muñoz auf die Frage, weshalb sie sich bei der Theatergruppe El Animal (das Tier) engagiert. Die 23-Jährige will mit Thea-terspielen zu Diskussionen animieren und es Kindern und Jugendlichen er-

möglichen, ihre Anliegen auszu drücken. «Wir spielen da, wo sonst keine Kunst produziert wird: auf der Strasse und in Schulen. Ich liebe diese Art von Theater.»

Leidenschaft und HerausforderungNayra Muñoz hat das Theater bereits mit elf für sich entdeckt. Ihr Vater regte sie zum Theaterspielen an, um ihre Schüch-ternheit zu bekämpfen. Mit 18 trat sie der Theatergruppe El Animal bei, als eine von neun jungen Frauen. Zurzeit spielen sie das Stück «unsichtbar», das sie selbst geschrieben haben. Es handelt von jun-gen Frauen, die von Mafiaorganisationen

entführt und zur Sexarbeit oder Organ-spende gezwungen werden. «Viele ZuschauerInnen erfahren erst durch un-sere Aufführung von dieser Realität und sind betroffen von der schonungslosen Darstellung», erzählt Nayra Muñoz, die im Stück drei verschiedene Rollen spielt: eine Mutter, deren Tochter entführt wur-de, eine junge Frau, die zur Sexarbeit ge-zwungen wird, und eine Zuhälterin. Keine einfache Sache: «Das sind Realitäten, die wir uns kaum vorstellen, geschweige denn spielen können. Besonders uner-träglich sind für mich drei Szenen: Einmal spucken mir zwei Männer – die von Frau-en gespielt werden – ins Gesicht, einer davon betatscht meine Brüste. Und dann suche ich meine verschwundene Tochter, die ganz in der Nähe ist, aber am Schrei-en gehindert wird.» Um die Belastung zu verarbeiten, die das Spielen solcher Sze-nen bedeutet, ist für Nayra Muñoz die gegenseitige Unterstützung im Team von El Animal sehr wichtig. Trotz aller Herausforderungen würde sie am liebsten Schauspielerin werden. Doch sie weiss, wie schwierig es ist, vom Thea-ter zu leben. Ihre Eltern ermutigen sie zwar, ihre Leidenschaft weiterzuver folgen, «aber sie finden, ich soll zuerst mein Jus-

Nayra Muñoz setzt ihre Leidenschaft fürs Theater ein, um Veränderungen

zu bewirken.

EINBLICK 19

Mit Ihrer Spende von 70 Franken kann ein ganztägiger Theaterworkshop für 15 Jugendliche durchgeführt werden.

Die Theatergruppe El Animal ist Teil des Solidar-Projekts LanzArte, das Jugendlichen die Möglichkeit bietet, mit Theater, Tanz oder Film aus ihrem alltäglichen Leben zu erzählen und ihre Ideen zum Ausdruck zu bringen. Denn in Bolivien ist es nicht selbstverständ-lich, dass Jugendliche öffentlich ihre Meinung kundtun. Damit wird die Aus-einandersetzung der Jugendlichen mit aktuellen gesellschaftlichen Themen gefördert.www.solidar.ch/lanzarte

Ihre Spende wirkt

LanzArte

«Wir spielen, wo sonst keine Kunst produziert wird: auf der Strasse und in Schulen.»

Studium abschliessen, um etwas ‹Seriö-ses› zu machen», meint sie lächelnd.

Wenn die Theatergruppe in Schulen auf-tritt, melden sich häufig Jugend liche, die Interesse am Theaterspielen haben. Sie werden eingeladen, in einer der neun Nachwuchsgruppen mitzumachen. Nayra Muñoz betreut die Kleinsten: «Ich führe sie ins Theaterspielen ein. Es ist toll, ihnen meine Leidenschaft zu vermitteln», er-zählt sie begeistert. Die Jugendlichen kommen oft aus Fami-lien, die von Gewalt und Alkoholismus geprägt sind und in denen sich niemand

für sie und ihre Wünsche in-teressiert. Fehlende Erwerbs-möglichkeiten tragen weiter zu einem Gefühl der Perspek-tivlosigkeit bei. Dem möchte Nayra Muñoz mit ihrem En-gagement etwas entgegen-

setzen: «Ich akzeptiere nicht, dass mir an-dere sagen, wie ich leben soll, egal was kulturelle Gepflogenheiten vorschreiben. Mein Engagement für Freiheit und Men-schenrechte gebe ich den Jugendlichen weiter. Ich fordere sie auf, andere zu res-pektieren und diesen Respekt auch für sich zu verlangen.»

Stéphane Cusin ist Fundraiser bei Solidar Suisse und hat kürzlich die Projekte in Bolivien besucht.

Page 20: Solidarität 2/2015

Immer wieder verletzen Schweizer Konzerne im Ausland Menschrechte und Umwelt standards.

Um dies künftig zu verhindern, lanciert Solidar Suisse zusammen mit anderen Organisationen

die Konzernverantwortungsinitiative. Sie verpflichtet Unternehmen dazu, ihre Praktiken in

Bezug auf Menschenrechte, Arbeitsbedingungen und Umweltschutz zu überprüfen und

Risiken zu vermeiden.

Unterschreiben Sie die Volksinitiative für verantwortungsvolle Konzerne.

Siehe Beilage oder www.solidar.ch/konzernverantwortung

KONZERNE MÜSSEN DIE MENSCHENRECHTE EINHALTEN!