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Juni 2016 Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten VSOU-Kongress in Baden-Baden Zukunft O & U 25 Jahre erfolgreich für die Charité

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Juni 2016

Orthopädie undUnfallchirurgieMitteilungen und Nachrichten

VSOU-Kongress in Baden-Baden

Zukunft O & U 25 Jahre erfolgreich für die Charité

213

Editorial

Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016

Prognosen sind schwierig, beson-ders wenn sie die Zukunft betref-fen (Niels Bohr).

Die demographischen Herausforderun-gen in Deutschland sind Garantie dafür, dass uns die Arbeit in Orthopädie und Unfallchirurgie nicht ausgehen wird. Das kann man schon heute sicher feststellen. Erkrankungen und Verletzungen aus un-serem Fach bedingen führende Plätze im Ranking der Krankheitslast in Deutsch-land. Weitsichtig hat die DGOU in einem Projekt zur Versorgungsforschung den Bedarf an Ärzten in Orthopädie und Un-fallchirurgie für die Zukunft kalkuliert – und das sieht nicht schlecht aus. Man wird uns brauchen. Es ist von einer deut-lichen Zunahme gerade von älteren Pati-entinnen mit Osteoporose, Arthrose und Verletzungen auszugehen. Das zeigt klar, mit welcher Patientenklientel wir uns in-tensiv beschäftigen müssen. Der Bedarf an Ärztinnen und Ärzten in unserem Fach nimmt prognostisch bis 2040 im ambulanten Bereich um 12 Prozent und im stationären Bereich um 18 Prozent zu.

Die Weiterbildungsordnung muss die notwendigen Voraussetzungen dafür schaffen, dass unser Nachwuchs für die beruflichen Herausforderungen im Fach Orthopädie und Unfallchirurgie gerüstet ist. Wir dürfen gespannt sein, was die Bundesärztekammer (BÄK) aus den von uns vor drei Jahren eingereichten Vor-schlägen zur Weiterbildung gemacht hat. Unverständlich und bedauerlich, dass die BÄK unsere Kooperationsange-bote bei einem derartig wichtigen The-ma die letzten Jahre nicht genutzt hat, sondern in ähnlicher Geheimniskräme-rei verharrte wie bereits bei der Arbeit zur GOÄ. Die Geheimhaltung ist so groß, dass vor dem Ärztetag nicht einmal die NSA von den Plänen zur neuen Weiter-bildungsordnung Kenntnis haben dürf-te. Der oft geäußerte Wunsch nach einer frühzeitigen Hochspezialisierung ist zwar nachvollziehbar und möglicher-weise auch politisch gewünscht. Die Versorgung unserer Patienten von der „Wiege bis zur Bahre“ erfordert vor der Spezialisierung aber ein Grundverständ-nis des gesamten Faches im Sinne einer ganzheitlichen Betrachtungsweise unse-rer Patienten. Die Kunst wird es sein, die

Balance zwischen Spezialistenkönnen und notwendigen Generalistenfähigkei-ten herzustellen. Weiterhin schafft eine breite Weiterbildung die Voraussetzung dafür, dass die berufliche Tätigkeit im Laufe einer Berufsbiographie auch an in-dividuelle Lebensverhältnisse angepasst werden kann.

Um unseren Nachwuchs müssen wir uns aktuell keine Sorgen machen. Nach einer Erhebung des Jungen Forums haben wir circa 5.000 junge Kolleginnen und Kolle-gen in der Weiterbildung. Das sollte aus-reichend sein, um die Herausforderungen der nächsten Jahre zu meistern. Aller-dings ist der Anteil von Frauen immer noch deutlich unterrepräsentiert. In der Niederlassung finden wir ca. 11 Prozent Frauen. Entsprechend der BÄK-Statistik beträgt der Frauenanteil in Orthopädie und Unfallchirurgie 14,1 Prozent, bei den Facharztkandidaten finden wir 22,7 Pro-zent Frauen. Dieser Anteil ist allerdings in Anbetracht von einem Anteil weiblicher Medizinstudentinnen von 60 bis 65 Pro-zent noch gering. Wir thematisieren Frauen in O & U bei unserem Zukunfts-workshop Ende des Jahres, bei dessen Gestaltung uns das Junge Forum unter-stützt. Die Einbeziehung des Nachwuch-ses in die Vorstandsarbeit von Fachgesell-schaft und Berufsverband zeigt uns, was die Generation der Studenten, der Assis-tenzärzte und der jungen Fachärzte be-wegt –sie war eine enorm wichtige Wei-chenstellung für unsere Gremienarbeit.

Der Deutsche Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) als größter Kongress seiner Art in Europa und einer der größten in der Welt ist ein Erfolgs-modell, das aber der stetigen und inten-siven Weiterentwicklung in Kooperation mit allen beteiligten Partnern bedarf. In der Welt von Orthopädie und Unfallchir-urgie treffen wir inzwischen auf ein fast unüberschaubares Angebot an Kongres-sen, Symposien und Fortbildungsveran-staltungen. Eine bessere Steuerung der Angebote wäre zwar wünschenswert, scheint aber derzeit unrealistisch.

Die Fachgesellschaften werden den Weg frei machen für die Gründung einer ge-meinsamen Akademie von DGOU und BVOU, die neben der als bestens etablier-te Marke AUC eine Plattform bieten soll,

in der alle Veranstaltungen aus unserem Fach eingestellt werden können. Fachge-sellschaft und Berufsverband wird dabei die Aufgabe zukommen, dem Nutzer auch eine Orientierung zu geben.

Der DGOU-Generalsekretär Prof. Rein-hard Hoffmann hat den überbordenden Zertifizierungsangeboten unter der Be-zeichnung „Zertifizitis“ in der letzten OUMN schon ein eigenes Editorial gewid-met. Die DGOU hat aufgrund der hohen Bedeutung dieses Themas einen Work-shop durchgeführt, über den wir in der nächsten Ausgabe der OUMN berichten. Es ist der erste Workshop einer Fachge-sellschaft in Deutschland zu diesem The-ma. Die Frage, was sinnvoll zu zertifizie-ren ist, wird uns weiter begleiten. Und wenn Zertifizierung, dann richtig.

Eine ganz neue Herausforderung ist in der Weiterentwicklung moderner Tech-nologien zu sehen. Menschen liefern in-zwischen selbst und freiwillig mit Fit-nesstrackern und intelligenten Uhren Unmengen von Daten – und das ist erst der Anfang. Die über 100 .000 Gesund-heits-Apps werden kein kurzfristiger Trend bleiben, zumal die wertvollsten Konzerne dieser Erde ihren Fokus auf

Prof. Dr. Bernd Kladny, Generalsekretär DGOOC, stellv. Generalsekretär DGOU

Editorial

Editorial

214 Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016

diesen Markt mit unglaublichem Ent-wicklungspotential richten. Hier laufen wir Gefahr, gnadenlos überrollt zu wer-den.

Das Fach Orthopädie und Unfallchirurgie ist so groß und breit, dass es zunehmend Angriffe durch konkurrierende Fächer auf uns gibt und wir drohen, nicht nur an den Rändern zu arrondieren. Deshalb brauchen wir eine starke gemeinsame Marke Orthopädie und Unfallchirurgie. Die Zusammenarbeit mit unseren Sektio-nen und Gruppierungen zur Erreichung diese Ziels ist von ganz besonderer Be-deutung. Wir brauchen nicht nur eine

Einheit der Chirurgie, wir brauchen auch eine Einheit von O & U. Der Nachwuchs hat das verstanden. Allerdings verharren manche Kollegen immer noch in einer Art Endlosschleife, hängen in oder an der Vergangenheit und „fremdeln“ gegensei-tig. Dafür gibt es keinen Grund. Der Weg ist schon so weit vollzogen, dass neben vielen faktischen Gemeinsamkeiten wie der Weiterbildung auch im kassenärztli-chen Bereich für die Abrechnung ambu-lanter Leistungen die chirurgischen und orthopädischen Kapitel zusammengelegt werden. Nachdem immer wieder bekräf-tigt wird, dass der Zusammenschluss von O & U unumkehrbar ist, ist es an der Zeit,

dass wir den Weg auch konsequent und zügig zu Ende gehen. Dort, wo es keine Grundlage mehr dafür gibt, müssen wir die Vorhaltung von ressourcenfressenden Mehrfachstrukturen weiter abbauen. Die Marke O & U muss nicht nur national an Bedeutung gewinnen, sondern auch in einem zunehmend wichtiger werdenden internationalen Umfeld.

Die Zukunft gehört denen, die die Mög-lichkeiten erkennen, bevor sie offensicht-lich werden (Oscar Wilde).

Prof. Dr. Bernd Kladny, Generalsekretär DGOOC, stellv. Generalsekretär DGOU

216 Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016

248 Zum Abschied kam die Kanzlerin: Prof. Dr. med. Dr. h.c. Norbert

P. Haas von der Berliner Charité wurde im Beisein von viel Prominenz, Kollegen und Weggefährten in den Ruhestand verabschiedet.

231 Zukunft O&U: Nicht nur Nachdenken, sondern Vordenken

ist gefragt. Eine Podiumsdiskussion konzent-rierte sich auf die Wünsche und Perspektiven des Nachwuchses, auf die Probleme der Ärzte im Alltag.

224 VSOU-Kongress in Baden-Baden: Ein kompaktes

Wissenschaftsprogramm, klare politische Standpunkte und ein neues Nachwuchs-Format prägten die 64. Jahrestagung der VSOU.

EditorialEditorial 213

Impressum 218

NachrichtenKurz und bündig 220

Keine Einschränkungen bei Rheuma-Patienten 220

Termine für IC-Kurse 220

Bundesweite KV-Wahlen 221

Summer School 2016 221

Forum Rettungsdienst Bayern 221

Sicheres Radfahren für Senioren 221

PolitikG A S T B E I T R AG Flüchtlinge dürfen keine Patienten zweiter Klasse sein 222

Aus unserem Fach6 4 . J A H R E S TAG U N G D E R VS O UNeue Formate und spannende Medizin 224

6 4 . J A H R E S TAG U N G D E R VS O UKreativ, kompakt und praktisch 228

6 4 . J A H R E S TAG U N G D E R VS O UZukunft O & U: Nicht nur Nachdenken, Vordenken ist gefragt! 231

6 4 . J A H R E S TAG U N G D E R VS O UTag der Vorklinik in Baden-Baden zum dritten Mal 233

E N D O P ROT H E T I KInitiative zur evidenz- und konsens-basierten Indikationsstellung in der Knie-Endoprothetik (EKIT) 235

H A N D LU N GS E M P F E H LU N GArthroskopie bei Gonarthrose 237

R A D I O LO G I EGonarthrose im MRT? Anmerkungen zur Begrifflichkeit 240

KO N G R E SS B E R I CH TKongress Alterstraumatologie 2016 242

W E I T E R B I L D U N GS K U R SFit-after-eight 244

2 0 J A H R E A M O U -TAG U N GAMOU – Bestandsaufnahme und künftige Entwicklungen 247

F E I E R L I CH E V E R A BS CH I E D U N G VO N P RO F. D R . N O R B E R T P. H A A S Zum 12 Jahre erfolgreich für die Charité 248

R EFO R M D E S M U T T E R S CH U T Z G E S E T ZE SMinisterium berücksichtigt Initiative „Operieren in der Schwangerschaft“ 251

RechtT E L E M E D IZ I NKritische Anmerkungen zur Telemedizin 253

NamenPersonalia 256

Wir gratulieren ... 257

Qualität und SicherheitS T E L LU N G N A H M EDurchführung von postoperativen Ganzbeinstandaufnahmen 300

Für Sie gelesen 302

217Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016

Für unsere MitgliederKursangebote 304

Service / Preise 314

OU Medizin und Markt 316

FOLGEN S IE UNS AUF FACEBOOK:

www.facebook.de/dgou.ev

DGOUSektion Wirbelsäule der DGOU 268

Bericht der Deutschen Kniegesellschaft (DKG) 269

Jahresbericht der AOTrauma Deutschland 270

Ausschreibungen der AOTrauma Deutschland 273

DGORh-Bericht: 2015 / 2016: Arbeit in allen Richtungen 274

Kinderorthopädie und Inklusion – 30. Jahrestagung der VKO 276

Gutachten bei Arzthaftung (AG 2) 278

Evidenzbasierte Medizin in O & U 279

Bericht Sektion Rehabilitation –Physikalische Therapie 2015 / 2016 280

Neue Mitglieder 281

DGOOCDGOOC-Beratungs ausschuss Orthopädieschuh technik 283

Bericht Sektion Sportorthopädie /Sporttraumatologie 286

Jahresbericht der Sektion 13 287

Nachruf auf Dr. med. Jules Rippstein 288

Neue Mitglieder 288

DGU11. Jahrestagung der Sektion Handchirurgie 289

Bericht der AG Ethik, Recht, Geschichte 290

Zusatzweiterbildung „Klinische Notfall- und Akutmedizin“ rückt näher 292

Die Kooperation mit der Bundeswehr vertiefen 294

Meilensteine der AUC 295

Neue Mitglieder 297

VLOUVLOU Forum: Chefarztrolle, Kompetenzen und Weiterbildung 298

BVOUMitgliederversammlung: Austausch über Honorar, Medien, KV-Wahlen 259

Barrierefreiheit: KBV begrüßt Zuschüsse 260

Orthopäden informieren, wie Kinderfüße gesund bleiben 261

Highlights des DKOU-Kongresses 2016 262

Änderungen der Mandatsträger in den BVOU-Bezirken 263

Neue Mitglieder 263

ORFA – Fortbildung 2015/2016 264

Krisenkommunikation: Vor be reitung auf „Beißer“ lohnt sich 265

Mitgliederangebote 266

Impressum

218 Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016

HerausgeberFür den Berufsverband fürOrthopädie und Unfallchirurgie e. V.PräsidentDr. med. Johannes FlechtenmacherFür die Deutsche Gesellschaft fürOrthopädie und Orthopädische Chirurgie e. V.GeneralsekretärProf. Dr. med. Bernd KladnyFür die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie e. V.GeneralsekretärProf. Dr. Dr. med. Reinhard HoffmannSchriftleitung DGOOCProf. Dr. med. Bernd Kladny (V.i.S.d.P.)Geschäftsstelle DGOOCStraße des 17. Juni 106–10810623 BerlinTel.: (0 30) 340 60 36 30Fax: (0 30) 340 60 36 31E-Mail: bernd.kladny@fachklinik-herzogenaurach,deSchriftleitung BVOUProf. Dr. med. Karsten Dreinhöfer (V.i.S.d.P.)Geschäftsstelle BVOUStraße des 17. Juni 106–10810623 BerlinTel.: (0 30) 30 02 40 92 12Fax: (0 30) 30 02 40 92 19E-Mail: [email protected] DGUProf. Dr. Dr. med. Reinhard HoffmannJoachim ArndtGeschäftsstelle der DGUStraße des 17. Juni 106–10810623 BerlinTel.: (0 30) 340 60 36 20Fax: (0 30) 340 60 36 21E-Mail: [email protected] VLOUProf. Dr. med. Karl-Dieter HellerGeschäftsstelle VLOUStraße des 17. Juni 106-10810623 BerlinTel.: (030) 340 60 36 60Fax: (030) 340 60 36 61E-Mail: [email protected] LandschekTel.: (0 30) 340 60 36 00E-Mail: [email protected] Thieme Verlag KGDr. Grit VollmerRüdigerstr. 1470469 StuttgartTel.: (07 11) 89 31 630Fax: (07 11) 89 31 408E-Mail: [email protected]/oumnwww.thieme-connect.de/products/oumnVerantwortlich für den AnzeigenteilChristine Volpp, Thieme Media, PharmediaAnzeigen- und Verlagsservice GmbHRüdigerstr. 1470469 StuttgartTel.: (07 11) 89 31 603Fax: (07 11) 89 31 470E-Mail: [email protected] x jährlich: Februar/April/Juni/August/Oktober/DezemberZur Zeit gültiger Anzeigentarif Nr. 19vom 1. Oktober 2014ISSN 2193-5254Satz und LayoutL42 Media Solutions, BerlinDruckGrafisches Centrum Cuno GmbH & Co. KGGewerbering West 2739240 Calbe

Mitglied der Arbeitsgemeinschaft LA-MED Kom munikationsforschung im Gesundheitswesen e. V.

Mitglied der Informationsgesellschaft zur Fest stellung der Verbreitung von Werbeträgern e. V.

Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie e. V.

Vorstand Präsident Dr. med. Johannes Flechtenmacher, Karlsruhe

Vizepräsident Dipl.-Med. Frank-Ullrich Schulz, Brandenburg

Vizepräsident Prof. Dr. med. Karsten Dreinhöfer, Berlin

Vizepräsident Prof. Dr. med. Karl-Dieter Heller, Braunschweig

Schatzmeister Dr. med. Helmut Weinhart, Starnberg

Vorstandsmitglied PD Dr. med. habil. Axel Sckell, Greifswald

Vorstandsmitglied Dr. med. Andreas Gassen, Düsseldorf

Vorstandsmitglied Prof. Dr. med. Alexander Beck, Würzburg

Generalsekretär der DGOU Prof. Dr. Dr. med. Reinhard Hoffmann, Frankfurt / Main

Geschäftsstelle des BVOUStraße des 17. Juni 106–108 10623 BerlinTel.: (0 30) 79 74 44 44Fax: (0 30) 79 74 44 45E-Mail: [email protected]

Mitglieder der oben genannten Verbände und Gesellschaften erhalten die Zeitschrift im Rahmen der Mitgliedschaft.

Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie

Geschäftsführender Vorstand Präsident Prof. Dr. med. Florian Gebhard, Ulm

Erster Vizepräsident Prof. Dr. med. Michael Nerlich, Regensburg

Zweiter Vizepräsident Prof. Dr. med. Ingo Marzi, Frankfurt/ Main

Dritter Vizepräsident Prof. Dr. med. Joachim Windolf, Düsseldorf

Generalsekretär Prof. Dr. Dr. med. Reinhard Hoffmann, Frankfurt/Main

Schatzmeister Prof. Dr. med. Bertil Bouillon, Köln

Schriftführer Prof. Dr. med. Andreas Seekamp, Kiel

Geschäftsführer der AUC – Akademie der Unfallchirurgie GmbH Prof. Dr. med. Johannes Sturm, München/Münster

Geschäftsstelle der DGUStraße des 17. Juni 106–10810623 BerlinTel.: (0 30) 340 60 36 20Fax: (0 30) 340 60 36 21E-Mail: [email protected]

Bezugspreise 2016* Abo Versandkosten Gesamtkosten

Inland Europa Weltweit Inland Europa Weltweit

Persönliches Abonnement 239,00 36,80 38,00 47,40 275,80 277,00 286,40

Institutionelles Abonnement 438,00** 36,80 38,00 47,40 474,80 476,00 485,40

* Jährliche Bezugspreise in € (D); unverbindlich empfohlene Preise. Preisänderungen vorbehalten. Preis für ein Einzelheft 45,00 € zzgl. Versandkosten ab Verlagsort. Das Abonnement wird zum Jahreswechsel im voraus berechnet und zur Zahlung fällig. Die Bezugsdauer verlängert sich jeweils um ein Jahr, wenn nicht eine Abbestellung zum 30. September vorliegt.**der institutionelle Jahresbezugspreis inkludiert Online-Zugriff für 1 Standort

219

Impressum

Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016

Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie

Geschäftsführender VorstandPräsident (und Präsident der DGOOC)Prof. Dr. med. Heiko Reichel, Ulm

Stellv. Präsident (und Präsident der DGU)Prof. Dr. med. Florian Gebhard,, Ulm

2. Vizepräsidenten von DGU und DGOOCProf. Dr. med. Ingo Marzi, Frankfurt/Main Prof. Dr. med. Andrea Meurer, Frankfurt/Main

Generalsekretär (und Generalsekretär der DGU)

Prof. Dr. Dr. med. Reinhard Hoffmann, Frankfurt/Main

Stellv. Generalsekretär (und Generalsekretär der DGOOC)Prof. Dr. med. Bernd Kladny, Herzogenaurach

Schatzmeister (und Schatzmeister der DGOOC)Prof. Dr. med. Andreas Halder, Kremmen

Vertreter der nichtselbständigen Ärzte aus dem nichtständigen BeiratPD Dr. med. Hansjörg Heep, Essen

Leiter des Ausschusses Versorgung, Qualität und SicherheitProf. Dr. med. Christoph Lohmann, Magdeburg

Leiterin des Ausschusses Bildung und NachwuchsProf. h.c. Dr. med. Almut Tempka, Berlin

Leiter des Ausschusses Wissenschaft und ForschungProf. Dr. med. Dr. h.c. Joachim Grifka, Bad Abbach

Vertreter des Berufsverbandes für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU)Dr. med. Johannes Flechtenmacher, Karlsruhe

Vertreter des Berufsverbandes Deutscher Chirurgen (BDC)Dr. med. Jörg-A. Rüggeberg, Bremen

Vertreter des Jungen Forums der DGOUDr. med. Manuel Mutschler, Köln

DGOU-GeschäftsstelleStraße des 17. Juni 106–10810623 BerlinTel.: (0 30) 340 60 36 00Fax: (0 30) 340 60 36 [email protected]

Deutsche Gesellschaft für Orthopädieund Orthopädische Chirurgie e. V.

Geschäftsführender VorstandPräsidentProf. Dr. med. Heiko Reichel, Ulm

1. VizepräsidentProf. Dr. med. Rüdiger Krauspe, Düsseldorf

2. VizepräsidentProf. Dr. med. Andrea Meurer, Frankfurt/Main

Generalsekretär Prof. Dr. med. Bernd Kladny, Herzogenaurach

SchatzmeisterProf. Dr. med. Andreas Halder, Kremmen

Präsident des Berufsverbandes BVOUDr. med. Johannes Flechtenmacher, Karlsruhe

Orthopädischer Vertreter des "Konvent der Universitätsprofessoren für Orthopädie und Unfallchirurgie " (KUOU)

Prof. Dr. med. Volkmar Jansson, München

Vorsitzender VLOUProf. Dr. med. Karl-Dieter Heller, Braunschweig

Geschäftsstelle der DGOOCStraße des 17. Juni 106–108 (Eingang Bachstraße)10623 BerlinTel.: (0 30) 340 60 36 30Fax: (0 30) 340 60 36 31E-Mail: [email protected] www.dgooc.de

Österreichische Gesellschaft für Orthopädie und orthopädische Chirurgie

VorstandPräsidentPrim. Univ. Prof. Dr. Mag. Bernd Stöckl, Klagenfurt/ Österreich

1. VizepräsidentPrim. Dr. Peter Zenz, Wien/Österreich

2. VizepräsidentUniv. Prof. Dr. Klemens Trieb, Wels/ Österreich

GeneralsekretärUniv. Prof. Dr. Andreas Leithner, Graz/Österreich

KassiererPrim. Univ. Prof. Dr. Martin Dominkus,Wien/ Österreich

SchriftführerUniv. Prof. Dr. Catharina Chiari, Wien/Österreich

FachgruppenobermannDr. Rudolf Sigmund, Oberwart/Österreich

Sekretariat der ÖGOc/o Medizinische AkademieAlserstraße 4A-1090 Wien Kontakt: Dagmar SerfeziTel.: +43-1 - 405 13 83 21Fax: +43-1 - 407 13 82 74E-Mail:[email protected]

Verband leitender Orthopäden und Unfallchirurgen Deutschland e.V.

Geschäftsführender Vorstand1. VorsitzenderProf. Dr. med. Karl-Dieter Heller, Braunschweig

2. VorsitzenderProf. Dr. med. Dietmar Pennig, Köln

SchatzmeisterDr. med. Wilhelm Baur, Schwarzenbruck

SchriftführerDr. med. Walter Schäfer, Gummersbach

Geschäftsstelle des VLOUStraße des 17. Juni 106-108(Eingang Bachstraße)10623 BerlinTel.: (030) 340 60 36 60Fax: (030) 340 60 36 61E-Mail: [email protected]

Kurz und bündigBi

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BV

Kein Staatskommissar nötigDie Mitglieder der Vertreterversamm-lung (VV) der KBV haben mehrere Be-schlüsse gefasst, die das Bundesgesund-heitsministerium gefordert hatte. Das berichtet das „Deutsche Ärzteblatt“

Zusagen an den ehemaligen KBV-Vor-standsvorsitzenden Dr. Andreas Köhler

beziehungsweise Versorgungszusagen, die dieser während seiner Zeit in der KBV gegeben hatte. Die VV beschloss entsprechende Rückforderungen und das Vorgehen in arbeitsgerichtlichen Ver-fahren. „Wir gehen davon aus, dass mit den Beschlüssen nun kein Staatskommissar vom Bundesgesundheitsministerium geschickt wird“, erklärte der KBV-Vorstandsvorsitzende Dr. Andreas Gassen. Damit hatte das Bundesgesundheitsministerium zuvor gedroht. Die KBV habe ein ureigenes Interesse daran, Fehler und Versäum-nisse lückenlos aufzuarbeiten. Dabei gehe Gründlichkeit vor Schnelligkeit. Gassen ergänzte: „Wir sind nicht nur auf einem gu-ten Weg, die Fehler zu beseitigen, wir werden diese auch in Zu-kunft vermeiden.“ Rie

Leitgebührenordnung GOÄDer Spitzenverband Fachärzte Deutschlands e.V. (SpiFa), be-grüßt ausdrücklich die Ankündi-

gung eines „Resets“ bei der Erarbeitung der GOÄ-Novelle durch den neuen Vorsitzenden des Gebührenordnungsausschusses, Dr. Klaus Reinhardt. Dr. Christian Albring, Vorstandsmitglied des Spi-Fa e.V. dazu: „Alles zurück auf Null, ist der richtige Weg, um zu einem vernünftigen Ergebnis zu kommen. Alles bisher Erarbeite-te gehört auf den Prüfstand.“ Das ist jetzt die Chance, das Projekt in professionelle Bahnen zu führen. Dazu braucht es ein klares Projektmanagement und ein transparentes Anhörungsverfahren. „Es ist unumgänglich, die Fachkenntnis von Berufsverbänden und Fachgesellschaften zur Erarbeitung der Leistungslegenden und -bewertungen intensiv einzubeziehen“, so Albring weiter. Aber auch an dieser Stelle funktioniert das Ganze nur, wenn eine Pro-fessionalisierung der Prozesse erfolgt, d.h. die Leistungslegenden und -bewertungen nach einheitlichen, vorher festzulegenden Vorgaben erstellt werden. Saskia Zink

BehandlungsfehlerNach der jüngsten Statistik der Krankenkassen wurde 2015 in Orthopädie und Unfallchirurgie in 4.695 Fällen dem Verdacht nachgegangen, es liege ein Behandlungsfehler vor. Dieser wur-de in 1328 Fällen (28,3 Prozent) bestätigt. Zum Vergleich: Die Zahl der stationären Fälle lag 2012 bei18,6 Millionen, die der ambulanten bei 550 Millionen. Prof. Dr. Astrid Zobel, Leiterin des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen Bayern, erläuter-

-ne nicht verwundern: Bei einem postoperativen Behandlungs-verlauf, der nicht den Erwartungen entspreche, entstehe bei einem Patienten eher ein Verdacht als bei einem Medikations-fehler. Stephan Gronemeyer, Leitender Arzt des Medizinischen Dienstes des Spitzenverbands Bund der Krankenkassen, mahnte

--

den. Rie

Keine Einschränkungen bei Rheuma-PatientenFachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie in Baden-Würt-temberg können ihre Rheumapatienten weiterhin im Rahmen einer medikamentösen (konservativen) Basistherapie versor-gen. Dies gilt unabhängig davon, ob sie die Zusatzweiterbildung Orthopädische Rheumatologie absolviert haben oder nicht. Das hat die Landesärztekammer (LÄK) Baden-Württemberg vor kur-zem in einer Klarstellung zu den Kompetenzgrenzen internisti-sche Rheumatologie/ orthopädische Rheumatologie bekräftigt.

Auf der Grundlage der Weiterbildungsordnung 2006 für Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie sei „die medika-mentöse (konservative) Basistherapie rheumatischer Erkran-kungen im Rahmen der orthopädisch-rheumatologischen Be-handlung nicht als fachfremd anzusehen“, heißt es in dem Brief. Unterschrieben haben ihn der Präsident der Landesärztekam-mer, Dr. Ulrich Clever, und der Vorsitzende des Ausschusses „Ärztliche Weiterbildung“. Man wolle eine möglicherweise missverständliche Mitteilung an die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie vom Februar 2015 präzisieren. Damals hatte die LÄK mitgeteilt, „die rheumatische Basistherapie einschließlich Biologika mit umfassender Beratung und Kontrolle der medika-mentösen Behandlung“ gehöre für einen Facharzt für Orthopä-die und Unfallchirurgie nicht zum Gebiet.

Für die Klarstellung hatten sich der Präsident des BVOU, Dr. Johannes Flechtenmacher, und das Landesteam Baden-Würt-temberg des BVOU eingesetzt. „Auch wenn es hin und wieder Auseinandersetzungen um die Kompetenzen einzelner Facharzt-gruppen gibt, so arbeiten Orthopäden und internistische Rheu-matologen vor Ort gut und vertrauensvoll zum Wohle des Pati-enten zusammen“, betonte Flechtenmacher.

Sabine Rieser, Presse BVOU

Termine für IC-KurseDie Termine für die nächsten IC-Kurse für Assistenz- und Fachärzte (ICC 1) und für Ober- und Chefärzte (ICC 3) stehen fest. Der zweitägige Kurs trainiert die interpersonellen Kompetenzen von Medizinern und verbessert damit die Kommunikation im Team und die Handlungssicherheit in kritischen Situationen.

IC-Kurse für Assistenz- und Fachärzte

19.–20. August 2016 30. September–1. Oktober 2016 16.–17. Dezember 2016

IC-Kurse für Ober- und Chefärzte

16.–17. September 2016 18.–19. November 2016

dgou

220 Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016

Bundesweite KV-WahlenIn allen Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) wird in diesem Jahr gewählt. Alle ambulant tätigen Ärzte und Psychotherapeu-ten sind aufgerufen, ihre Delegierten für die jeweilige Vertreter-versammlung (VV) zu bestimmen. Den Beginn machte Sachsen, wo zwischen dem 3. und dem 17. Juni gewählt wurde. Der Wahlzyklus endet mit Niedersachsen, wo zwischen dem 12.

und 27. Oktober die Stimmabgabe möglich ist. In allen KVen ha-ben sich Orthopäden und Unfallchirurgen gefunden, die für die VV kandidieren und Zeit für dieses Ehrenamt aufbringen wollen. Warum lassen sie sich aufstellen? Für welche Themen wollen sie sich einsetzen? Die Antworten veröffentlicht der BVOU auf seiner Homepage (www.bvou.net.de).

Summer School 2016Liebe Studierende,

wir freuen uns, die Summer School 2016 der DGOU anzukündi-gen! Auch in diesem Jahr haben wir für Sie ein spannendes und vielfältiges Programm zusammengestellt. Neben interessanten Diskussionsrunden zu Bewerbung, Karriereplanung und Verein-barkeit von Familie und Beruf bieten wir viele praktische Work-shops an. Diese umfassen Osteosynthese, Endoprothetik, Arthro-skopie, Sonographie und Gipsen. Die diesjährige Summer School findet vom 19.–20.09.2016 in Frankfurt statt. Bewerbungen kön-nen Studierende aller klinischen Semester über das Junge Forum (www.jf-ou.de) bis zum 15.07.2016 einreichen. 30 Kandidaten werden in einem strukturiertes Auswahlverfahren vom Jungen Forum O & U benannt und erhalten die Möglichkeit, kostenlos an

der Summer School 2016 teilzunehmen. Darüber hinaus werden Kosten für Übernachtung und die Abendveranstaltung von der DGOU übernommen. Die Anfahrt muss selbst getragen werden.

Wir freuen uns darauf, Sie für das Fach Orthopädie und Un-fallchirurgie begeistern zu dürfen!

Mit freundlichen Grüßen,Prof. Dr. A. Meurer Prof. Dr. I. Marzi Dr. M. MutschlerZweite Vize DGOOC Zweiter Vize DGU Leiter Junges Forum O & U

www.dgou.de/bildung/nachwuchsfoerderung/summer-school.html

Forum Rettungsdienst Bayern„Schnellstmöglicher Behandlungsbeginn senkt Behandlungs-kosten“ lautet der Vortrag von Prof. Dr. Michael Nerlich, mit dem der Direktor der Klinik für Unfallchirurgie des Universi-tätsklinikums Regensburg und Direktor der Klinik für Un-fallchirurgie des Caritas-Krankenhauses St-Josef Regensburg am 15.7.2016 auf dem Forum Rettungsdienst Bayern im Veran-staltungsforum Fürstenfeld (Fürstenfeldbruck bei München) für die DGU spricht. Das Forum findet erstmalig in Zusammen-arbeit des Bayerischen Staatsministeriums des Innern, für Bau und Verkehr und dem Institut für Notfallmedizin und Medizin-

management (Klinikum der Universität München) statt. Hauptthemen sind neben der Finanzierbarkeit auch die Quali-fikation und Qualität im Rettungsdienst sowie der Stellenwert der Versorgungsforschung. Mit seiner Präsentation auf dem Forum Rettungsdienst Bayern wird Herr Prof. Nerlich mit Blick auf die bevorstehenden Herausforderungen daher Impulse für die Diskussion um Struktur- und Qualitätsanforderungen ge-ben. Aktuelle Informationen zum Forum und die Online-An-meldung finden Sie unter: www.forum-rettungsdienst-bayern.de

Sicheres Radfahren für SeniorenMit Beginn der Fahrrad-saison rechnet die DGOU wieder mit einer Zunah-me von Fahrrad un fäl-len – vor allem bei Senio-ren. Aufgrund ihres Alters sind sie besonders unfall- und verletzungs-gefährdet. „Viele Unfall-ursachen lassen sich je-doch vermeiden“, sagt

DGOU-Generalsekretär Prof. Dr. Reinhard Hoffmann. Beispiels-weise ereignen sich Fahrradstürze, weil Senioren eine Tasche am Lenker mitführen. 2014 gab es laut Statistischem Bundes-amt 77 900 Fahrradfahrer, die bei einem Verkehrsunfall verletzt wurden. 396 Fahrradfahrer verunglückten tödlich – über die Hälfte von ihnen waren mindestens 65 Jahre alt.

DGOU-Experten raten deshalb:

Gepäck hinten im Fahrradkorb oder in eine Fahrradtasche am Gepäckträger verstauen.

Einen Fahrradhelm tragen. Ein vorhandenes Hörgerät im Straßenverkehr einschalten.

Eine Hörminderung in regelmäßigen Abständen durch den Arzt abklären lassen.

Festes Schuhwerk tragen. Auf dem Elektrofahrrad mit angepasster Geschwindigkeit

unterwegs sein. Regelmäßig Gymnastik machen. Eine Warnweste oder helle Kleidung und Reflektoren. Fahrrad regelmäßig auf Verkehrssicherheit prüfen. Ein Fahrsicherheitstraining absolvieren. Kein Alkohol vor oder beim Fahrradfahren.

Susanne Herda, Presse DGOU, www.dgou.de

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Nachrichten

Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016

Politik

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G A S T B E I T R AG

Flüchtlinge dürfen keine Patienten zweiter Klasse seinDie Flüchtlingskrise stellt unsere Gesellschaft vor enorme Herausforderungen. Knapp eine Million Men-schen sind im vergangenen Jahr vor Not und Gewalt nach Deutschland geflohen. In vielen Erstaufnah-mestellen und Registrierungseinrichtungen herrschten über Wochen und Monate bedenkliche Zustände, nicht zuletzt im Hinblick auf die medizinische Versorgung der Flüchtlinge.

Die Ärzteschaft zeigte von Beginn an ein überwältigendes Engagement für die Menschen in Not. In ganz Deutschland rückten Mediziner im Ruhestand an, um in Notunterkünften zu helfen. Nieder-gelassene und Klinikärzte schoben nach Dienstschluss unentgeltlich Überstun-den in Erstaufnahmeeinrichtungen, die Krankenhäuser stellten ärztliches und pflegerisches Personal ab. Und in zahl-reichen Städten hat die Ärzteschaft Not-fallpraxen eigens für Flüchtlinge auf den Weg gebracht. Es ist nicht zuletzt diesem selbstlosen Einsatz zu verdanken, dass die Situation nach erheblichen Anlauf-schwierigkeiten inzwischen weitgehend unter Kontrolle ist. Auch weil aktuell nur noch wenige Flüchtlinge nach Deutsch-land kommen, können die Helfer jetzt durchatmen – doch es ist nicht gesagt, dass das auch so bleibt. Wir müssen diese Atempause nutzen, um praktikable und

menschenwürdige Rahmenbedingungen zu schaffen.

Keine einheitlichen Regelungen

Das Asylverfahrensbeschleunigungsge-setz war dabei ohne Zweifel ein Schritt in die richtige Richtung. Es gibt den Bundes-ländern die Möglichkeit, an alle Asylbe-gehrenden eine Gesundheitskarte auszu-geben. Leider verläuft die Einführung der Gesundheitskarte bisher schleppend. Flä-chendeckend steht sie bisher nur in Ham-burg, Bremen, Berlin und Schleswig-Hol-stein zur Verfügung. In Nordrhein-West-falen hingegen verteilen bisher erst 20 von 396 Kommunen Gesundheitskarten, in Niedersachsen und Rheinland-Pfalz keine einzige. Länder wie Hessen, Bran-denburg oder Thüringen stecken noch in den Vorbereitungen, während Bayern und Sachsen sich gegen die Gesundheits-

karte entschieden haben. Es droht also ein Flickenteppich aus unterschiedlichen Regelungen. Dabei sprechen die Erfah-rungen aus Bremen und Hamburg klar für die Einführung. Der von Kritikern be-fürchtete Ausgabenanstieg ist jedenfalls ausgeblieben. Im Gegenteil: Indem die Kassen mit der Abrechnung beauftragt werden, sparen die Kommunen Perso-nal und teure Software. Hamburg konnte dadurch zuletzt rund 1,6 Millionen Euro pro Jahr einsparen, darunter die Kosten für 14 Sachbearbeiter.

Ethische Verpflichtung

Zweifellos verbessert die Gesundheits-karte den Zugang zur medizinischen Versorgung, die Spaltung unserer Ge-sellschaft in Patienten erster und zweiter Klasse überwindet sie allerdings nicht. So bleibt die Behandlung weiterhin auf

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Politik

Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016

akute Erkrankungen und Schmerzzu-stände beschränkt. Das ist aus ärztlicher Sicht schlicht unethisch. Für einen Arzt ist es nicht ausschlaggebend, warum ein Mensch nach Deutschland gekommen ist – er hat die ethische Verpflichtung, je-den Patienten gleich zu behandeln.

Mehr Personal

Ebenso wichtig ist es, das Personal in den Gesundheitsämtern aufzustocken. Der Öffentliche Gesundheitsdienst ist hoffnungslos überlastet. Dafür kann er nichts, er ist in den vergangenen Jahren von den Kommunen ausgeblutet worden. Das rächt sich jetzt.

Regelungsbedarf gibt es auch für den Umgang mit ausländischen Patienten, die gesetzlich krankenversichert sind.

In einem Urteil hat das Bundessozialge-richt festgestellt, dass die Amtssprache unserer Krankenversicherung Deutsch ist und deswegen nur ein Anspruch auf Leistungen in deutscher Sprache be-steht. Das ist nicht zeitgemäß. Wir ha-ben heute viele Menschen in Deutsch-land, die normale sozialversicherungs-pflichtige Arbeitsverhältnisse haben und nicht ausreichend Deutsch spre-chen.

Dolmetscherservice

Deswegen sollte die gesetzliche Kran-kenversicherung auch Dolmetscherser-vices für Patienten mit berücksichtigen. Lösungen dafür gibt es. So führt Ham-burg gerade ein System ein, bei dem der Übersetzer per Video in das Sprechzim-mer zugeschaltet wird.

Die Flüchtlingskrise ist eine große He-rausforderung für unsere Gesellschaft. Aber wir können sie bewältigen, wenn wir gemeinsam nach pragmatischen und kreativen Lösungen suchen. Wir Ärzte sind bereit, unseren Beitrag zu leisten und eine optimale gesundheitliche Ver-sorgung sicherzustellen – für alle Men-schen. Dazu braucht es aber auch den politischen Willen.

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Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery, Präsident der Bundesärzte kammer

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Kongresshaus Baden-Baden

Prof. Dr. jur. Heribert Prantl hält die Festrede

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6 4 . J A H R E S TAG U N G D E R VS O U

Neue Formate und spannende Medizin

-te und ein neues Nachwuchs-Format prägten die 64. Jahrestagung

Programm.

Zahlen

2790Aussteller

400

Industrieausstellung

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Vorweg: Baden-Baden, bekannt für sei-nen zauberhaften Frühling – schon allein deshalb zieht es auch viele norddeutsche Orthopäden und Unfallchirurgen jedes Jahr ins Badische – präsentierte sich mit Wind, Regen und „bezuckerten“ Bergen ringsum um die Stadt anlässlich des Süd-deutschen Orthopädenkongresses. Das Flanieren wurde dadurch ein wenig er-schwert, tat aber der Qualität der indoor stattfindenden wissenschaftlichen Ta-gung keinen Abbruch. Die 2.790 nach Ba-den-Baden gereisten Teilnehmer goutier-ten die Programmvielfalt, die sich in mehr als 400 Vorträgen und Veranstal-tungen zeigte. Nicht die reine Lehre, son-

dern die praktische Umsetzung einer gu-ten und sicheren Behandlung prägte das Baden-Badener Kongressprogramm für orthopädische und unfallchirurgische Er-krankungen oder Verletzungen. Das be-deutet, dass neben der Leitlinien-gerech-ten Therapie immer auch auf die jeweils vorliegende Befundkonstellation verwie-sen wurde, die im Einzelfall dazu führen kann, von vorhandenen Leitlinien be-gründet abzuweichen. Schwere Mono-verletzungen sowohl unter dem Aspekt der Primärbehandlung mit entsprechen-der Wiederherstellung der Anatomie wie auch unter dem Blickwinkel der Rehabili-tation bildeten neben den Verletzungen

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Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016226

im Alter einen von zahlreichen medizini-schen Schwerpunkten der Tagung. Das Kongressmotto: „Was, Wann, Wie“ ver-spricht viele konkrete Handlungsemp-fehlungen für das Fach. „Diese Fragenfol-ge bestimmt unser tägliches Handeln direkt. In dem Maße, wie wir durch wis-senschaftliche Evaluation, Diagnostik und Therapie beurteilen können, wie das Behandlungsergebnis durch outco-me-Messungen überprüft wird und wie Patienten eine „Reparaturmentalität“ entwickelt haben und einen höchsten Anspruch an die Wiederherstellung der Funktionalität formulieren, müssen wir unser Vorgehen exakt definieren“, erläu-terte Prof. Joachim Grifka.

Medizinjuristisches

Ein Kongress-Novum stellte die Aufklä-rung über medizinjuristische Aspekte bei einzelnen ausgewählten Therapieoptio-nen dar. Die juristische Problematik wur-de in zahlreichen Sitzungen eingebunden – teils als Berichte aus Schlichtungsstel-len, teils als Erfahrungsberichte von er-fahrenen Gutachtern vor Gericht. Kon-gresspräsident Prof. Dr. Ulrich Stöckle sagte, man wolle durch den juristischen Aspekt in Vorleistung gehen und damit mögliche juristische Folgen abwenden. Er verwies darauf, dass allzu häufig von juristischer Seite diagnostische Leistun-gen gefordert werden, die von ökonomi-scher Seite nicht immer vergütet wer-den: „Als Beispiel sei hier die eher großzügige Anwendung eines Schä-del-CTs genannt bei Patienten mit Schä-del-Hirn-Trauma.“ Die 64. VSOU-Jahres-tagung war sicherlich auch eine der politischsten Tagungen der VSOU bis-lang. Insbesondere die jüngst aus dem Leistungskatalog der GKV gestrichene Arthroskopie bei Gonarthrose, von Grifka als „einsame Entscheidung“ bezeichnet, sorgt im Fach für Aufregung – und bei den Patienten für einen flächendeckend frühzeitigen Einbau von Knie-TEP. Beson-ders kritisiert wurde, dass der Gemein-same Bundesausschuss nicht dem Pro-testschreiben des Fachs, dafür aber einer zweifelhaften Studieninterpretation ge-folgt sei.

GOÄ und kein Ende

Dass das Thema GOÄ auf der Süddeut-schen Jahrestagung aufgegriffen wurde, lag mehr als in der Luft. „Die neue GOÄ ist längst überfällig. In wohl keinem an-

deren Bereich wird seit mehr als 25 Jah-ren mit der gleichen Gebührenordnung gearbeitet. Diese wird sowohl dem per-sönlichen als auch dem apparativen Auf-wand bei entsprechenden Operationen nicht mehr gerecht“, nannte Stöckle Gründe für die Aufnahme der GOÄ in den Kongress-Diskurs. Grifka befürchtet auch, dass die Patienten betroffen sind: „Einbußen in der privatärztlichen Vergü-tung werden auch ihre Konsequenz für gesetzlich krankenversicherte Patienten haben, weil aufgrund der Unterdeckung im kassenärztlichen Bereich viele Kolle-gen die Behandlung der gesetzlich versi-cherten Patienten persönlich über Einnahmen aus der privatärztlichen Be-handlung subventionieren.“ Die Podi-umsdiskussion zur inzwischen geschei-terten GOÄ-Reform attestierte nicht nur den Orthopäden und Unfallchirurgen, sondern allen Ärzten, dass sie sich im Kampf um eine bessere GOÄ „unter Wert“ verkauften. Man müsse selbstbe-wusster den Wert der eigenen Arbeit de-finieren, lautete ein Tenor der Runde. Und: Honorare in angemessener Höhe seien, so das einhellige Fazit der lebhaf-ten Diskussion, auf Dauer ohne Zusatz-versicherungen für die Patienten kaum zu realisieren.

Sport ist Tradition

Nicht nur das prominent besetzte Podi-um zum Thema Spitzensportbetreuung, auch die Sitzung „Muskelverletzungen im Sport“ mit Dr. Hans-Wilhelm Mül-ler-Wohlfahrt zeigten, dass von der Spit-zensportbetreuung auch der Brei-tensport profitieren kann. Nachdem im vergangenen Jahr das Buch „Muskelver-letzungen im Sport“ von Müller-Wohl-fahrt auf dem Kongress prämiiert wurde, war er es diesmal selbst, der eine gleich-namige Session gemeinsam mit seinen beiden Praxiskollegen Dr. Peter Uebla-cker und Dr. Lutz Hänsel gestaltete. Mit 360 Teilnehmern war es eine der bestbe-suchten Veranstaltungen. Die Sportor-thopäden stellten die Ergebnisse einer von Müller-Wohlfahrt initiierten Mün-chener Konsensuskonferenz vor, in der Muskelverletzungen in „funktionell“ und „strukturell“ mit entsprechend ange-passten Therapieoptionen unterteilt werden. Müller-Wohlfahrt, seit vielen Dekaden berühmt für seine „fühlenden“ Hände – ohne Zuhilfenahme von CT, Sono und MRT – demonstrierte, wie er das eigentlich mache, einen Muskelfaser-

riss oder einen Bündelriss zu ertasten. Und sein Team zeigte, dass zur Erhärtung der Diagnose auch gern die bildgebenden Verfahren zum Einsatz kommen dürfen. Kommen müssen, aus juristischen Grün-den. Ebenso gut wie diese Sitzung vom Publikum frequentiert war, wurde das Podiumsgespräch mit Teamärzten aus dem Spitzensport gut angenommen. Die Sportärzte berichteten von erfolgreich funktionierenden interdisziplinären Ab-stimmungen mit Allgemeinärzten, Psy-chologen und natürlich Physiotherapeu-ten. Wichtigste Aussage des Podiums zum Thema Verantwortlichkeit: Wer für die medizinische Abteilung das Sagen hat, müsse unbedingt unabhängig von Trainer und Sportdirektor sein! Und auf die Kommunikation zwischen diesen komme es an.

Festvortrag

Sicherlich ein weiterer politischer und auch emotionaler Höhepunkt der Tagung war der Festvortrag von Prof. Herbert Prantl im Rahmen der Eröffnungsfeier mit dem Thema „Medizin zwischen Öko-nomie und Ethik“. „Ich bin gegen die um-fassende Ökonomisierung des Alltags und des Gesundheitswesens“, begann Prantl, Leiter des Ressorts Innenpolitik der Süddeutschen Zeitung, seine Rede. Er hielt ein Plädoyer gegen die Kommerzia-lisierung der Medizin, blanke Umsatzori-entierung und anonyme Organisations-strukturen, aber auch ein Plädoyer für eine persönliche ärztliche Betreuung. Prantl spannte einen Bogen von den For-derungen der Wirtschaft an den moder-nen Menschen zur Medizin. Im Gegen-satz zu anderen Wirtschaftsbranchen sei stetiges Wachstum in der Medizin „ein Zeichen von Krebs“. Prantl wandte sich dagegen, den „Wert des Menschen am Li-neal der Ökonomie“ zu messen. Ein star-ker Staat sei ein solcher, der sich um das Wohl der Benachteiligten kümmere und nicht – wie beim Beispiel börsennotier-ter Klinikketten – um das von Sharehol-dern. „Werden Sie als Ärzte diesem zu-nehmenden Ökonomisierungsdruck standhalten?“ fragte Prantl. „Die Würde des Menschen ist unantastbar“, betonte er. Um diese Würde gehe es auch im Krankenhaus und jeder Arztpraxis: Jede Reform müsse diese Würde achten und schützen. Das Krankenhaus sei einer der wichtigsten Orte, an dem sich der Ein-gangssatz des Grundgesetzes bewähren müsse. Denn der Artikel 1 des Grundge-

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Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016

setzes dürfe hier im Krankenhaus oder der Arztpraxis auch einmal ganz körper-lich verstanden werden. Wo sonst würde so viel angetastet und abgetastet wie im Krankenhaus? Das Krankenhaus dürfe deshalb keine Fabrik sein, um Geld zu machen, sondern ein Haus, in dem ge-heilt wird und in dem der Mensch im Le-ben und Sterben geachtet wird. Die Wür-de des Menschen ist unantastbar. Prantl verwies zum Abschluss auf eine Inschrift im Foyer der Wiener Frauenklinik, die Kaiser Joseph II. bei der Gründung der Klinik anbringen ließ: „In diesem Haus sollen die Patienten geheilt und getröstet werden.“ Prantls Schluss-Kommentar: „Das ist medizinische Ethik.“

Zukunft O & U

Ein Kongress in O & U darf selbstredend die gemeinsame Entwicklung dieses in seiner Zusammenführung noch jungen Fachs nicht übergehen. Zumal Grifka 2008 als Gründungspräsident der DGOU persönlich „Aktivist“ bei der Zusammen-führung der beiden Fachgesellschaften für Orthopädie und Unfallchirurgie war. „Mit der Zusammenführung der Gesell-schaften haben wir formal nachvollzo-gen, was inhaltlich schon vorgegeben war. Seit 2004 gibt es die gemeinsame Weiterbildungsordnung für den Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie. Im internationalen Vergleich haben wir frü-her in Deutschland eine Sonderrolle be-legt, indem Orthopädie und Unfallchir-urgie getrennt waren“, beschrieb Grifka das Vergangene. Natürlich gäbe es auch noch Probleme: „Es gibt erhebliche Asymmetrien in der Weiterbildung. Hier würde ich mir mehr Kollegen mit einem konstruktiven Ansatz wünschen. Auch bei der Besetzung von Chefarztstellen gibt es noch schwierige Verhältnisse.“ Das mittelfristige Ziel müsse ein eigenes Gebiet sein, analog zur Geburtshilfe und Gynäkologie. Das alles aber müsse auf der Basis des gemeinsamen Facharztes ruhen, betonen beide Kongresspräsiden-ten: „Darauf aufbauend die Spezialisie-rungen in „Spezielle Orthopädie“ und „spezielle Unfallchirurgie“ weiter entwi-ckeln, um unsere international führende Position in der Versorgung von Unfallver-letzten sowie auch in der Behandlung von Erkrankungen des Bewegungssys-

tems mit geeigneten konservativen und operativen Verfahren weiter auszubau-en“, meinte Stöckle. Erst nach dem Facharzt gibt es die Spezialisierung wie Kinderorthopädie, Rheumaorthopädie, physikalische Therapie und Handchirur-gie. „Mit der neuen Weiterbildungsord-nung müssen wir unsere Ausrichtung besser gliedern: Wir dürfen keine Inhalte der speziellen Unfallchirurgie für den Facharzt fordern.“ Lesen Sie Detailliertes über die Podiumsdiskussion „Zukunft O & U“ einige Seiten weiter in dieser OUMN von Prof. Fritz-Uwe Niethard.

Weiterbildungs-Contest

Am Kongresssamstag fand die Premiere des neuen Formats „Weiterbildungs-Con-test“ statt. In einem Verfahren, wie wir es häufig von privaten Fernsehsendern ken-nen, traten Zweier-Teams von Weiterbil-dungsassistenten gegeneinander an, um klinische Fälle zu lösen. Zuerst präsen-tierten die Nachwuchsmediziner in Kurzvorträgen zunächst ihre Themen und traten anschließend in Halbfinals und dem Finale – beim Einzug begleitet von Musik – in „K. o.-Runden“ gegenein-ander an. Am Ende erhielten Magdalena Wozniak vom Klinikum Osnabrück und Hanno Schenker von der Universitätskli-nik Aachen die meisten TED-Stimmen aus dem Auditorium und durften sich über den Siegerpreis, eine Einladung zum kanadischen Orthopädenkongress vom 16. bis 19. Juni 2016 in Quebec, ge-sponsert von VSOU und Canadian Air-lines, freuen. Zur Überraschung aller wurden sie unmittelbar nach ihrem Sieg via Skype vom Vorstand der Canadian Orthopaedic Association (COA) beglück-wünscht und eingeladen.

Preisverleihungen

Mit dem Carl-Rabl-Preis 2016 wurden Prof. Dr. Michael Strobel und PD Dr. Tho-re Zantop für ihr Buch „Arthroskopische Chirurgie – Kniegelenk“ (Band 1-4) aus-gezeichnet. Der diesmal geteilte Jahres-bestpreis der Zeitschrift Orthopä-disch-Unfallchirurgische Praxis ging an PD Dr. Stefan Huber-Wagner für den Bei-trag „Moderne CT-Bildgebung im Rah-men der Schockraumversorgung Schwer-verletzter“ aus Heft 1 / 2015 und an

Univ.-Prof. Dr. Reinhard Graf für den Ar-tikel „Aktueller Stand der sonografischen Diagnostik kindlicher Hüftreifungsstö-rungen“ aus Heft 2 / 2015. Die VSOU-Vor-tragspreise gingen an Dr. Christian Fi-scher (Heidelberg) für den Vortrag „Kontrastverstärkter Ultraschall (CEUS) und Elastografie zur Bestimmung der Deltoideus-Integrität nach inverser Schulterprothese“, an PD Dr. Karl-Heinz Wildmer (Schaffhausen) für den Vortrag „Warum Hüftprothesenschäfte mit nor-malen CCD-Winkeln gegenüber valgi-schen bevorzugt werden sollten“, an Dr. Klaus Edgar Roth (Mainz) für „Ein indivi-dualisiertes Implantat in der Therapie des zirkumskripten Knorpeldefektes am Schafsmodell, an PD Dr. Michael Müller (Berlin) für „Aktuelle Klassifikation und Therapiestrategien azetabulärer Defekte in der Hüftrevisionsendoprothetik“ und schließlich an Dr. Oliver Ludwig (Saar-brücken) für den Vortrag „Beeinflussung der Steigbügelmuskulatur über senso-motorische Einlagenelemente“.

Fazit und Ausblick

Last but not least zeigten sich die in Ba-den-Baden präsenten 139 Aussteller auf der Industrieschau durchweg zufrieden mit der Resonanz. Vor allem der gute Mix aus chirurgischen und konservativen Themen, die damit für alle Orthopäden und Unfallchirurgen interessante Aspek-te anbieten, sei ein wichtiger Konzept-teil, der auch von den Firmen begrüßt wird. Mehr als zufrieden zogen die bei-den Kongresspräsidenten zum Abschluss des Fachtreffens in Baden-Baden ihr per-sönliches Fazit. „Als harmonische und angenehme“ Veranstaltung bezeichnete Prof. Stöckle die Tagung, für Prof. Grifka war es schlicht „ein hervorragender Kon-gress“. Mit dem Abschluss der Tagung richtete sich der Blick gleich auf das kommende Jahr. Die 65. Jahrestagung der VSOU wird vom 27. bis 29. April 2017 stattfinden. Kongresspräsidenten wer-den dann Prof. Dr. Paul A. Grützner, Ärzt-licher Direktor BG Klinik Ludwigshafen, und Prof. Dr. Dominik Parsch, Chefarzt der Baumann-Klinik Orthopädie, Stutt-gart, sein. Das Motto für diesen Kongress lautet „Das Ganze ist mehr …“

Ines Landschek, Inge Kölle

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6 4 . J A H R E S TAG U N G D E R VS O U

Kreativ, kompakt und praktisch

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Meine Herren, wie „fanden“ Sie Ihre ge-meinsamen Themen für diesen Kongress?

Prof. Grifka: Als ich gefragt wurde, ob ich den Kongress mitgestalten möchte, war mein Wunsch, ihn gemeinsam mit Prof. Stöckle auszurichten. Die Vermutung, dass wir beide gut harmonieren, hat sich bestätigt und es kam zu einer fruchtba-ren Zusammenarbeit. Ich freue mich, dass wir das in der Konstellation der bei-den Kliniken so geschmeidig hinbekom-men haben.

Prof. Stöckle: Im Unterschied zum DKOU in Berlin müssen wir in Baden-Baden nicht das gesamte Spektrum unseres ge-meinsamen Fachs abdecken. Wir haben darauf geachtet, alle Themen von der ge-meinsamen Wurzel unseres Fachs her zu betrachten und so sind wir zwangsläufig beispielweise auf die Themen „Verletzun-gen im Alter“ und „Sportverletzungen“ gekommen. Wichtig war uns bei der Um-setzung, dass sich auch die niedergelas-senen Kollegen gut vertreten fühlen, die traditionell in Baden-Baden sehr zahl-reich sind. Wichtig war es auch, die jun-

gen Kollegen mit ins Boot zu holen, dafür neue Formate zu finden und sie emotio-nal an den Kongress zu binden.

„Was, wann, wie“, ausdrücklich ohne Fragezeichen, lautet Ihr Kongressmotto. Nichts weniger als eine strukturierte Führung durch das gemeinsame Fach?

Prof. Grifka: Was? Wann? Wie? sind die Kernfragen unseres täglichen Handelns, die Maximen, beispielsweise in der Form: Was ist es? Wann machen? Wie therapieren? Unsere Ziele müssen eine solide Diagnostik und eine sichere The-rapie sein. Wir haben versucht, dies mit evidenz-basierter Medizin und Leitlini-en zu definieren. Unser Kongress soll diesem Ziel praxisorientiert gerecht werden.

Für die Fortbildung der Weiterbildungs-assistenten haben Sie sich etwas Beson-deres ausgedacht?

Prof. Grifka: Der Weiterbildungs-Contest ist mein Baby, das mir viel Freude ge-macht hat. Das hat es so noch nicht gege-

ben. Er ist ja angelehnt an bekannte TV-Formate. Teams aus verschiedenen Kliniken, die gegeneinander antreten und Lösungen für Fallbeispiele aus O & U aus-arbeiten. Die jeweils Besten aus der Vor-runde treten dann wiederum im Halbfi-nale gegeneinander an, bis ein Team im Finale gewinnt und als Preis zum nächs-ten kanadischen Orthopädenkongress fahren kann.

Prof. Stöckle: Als weiteres Format für die Fortbildung der Assistenten haben wir an Stelle der herkömmlichen Operations-kurse jeweils einen AO und einen AE Kompakt Kurs für Weiterbildungsassis-tenten veranstaltet. Durch das kompakte, auf den Vormittag begrenzte Format, konnten die Teilnehmer so auch die Kon-gresssitzungen besuchen. Diese qualita-tiv hochwertigen und anerkannten Kurse der Sektionen der DGOU waren schnell ausgebucht und haben von den Teilneh-mern sehr gute Bewertungen bekom-men. Durch die Einbindung der Kongress-präsidenten des nächsten Jahres, Prof. Grützner und Prof. Parsch, bereits in die-sen Kongress, ist hier auch eine Fortset-

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Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016

zung dieses Formats für nächstes Jahr ge-sichert.

Welche Erfahrungen haben Sie nun tat-sächlich mit dem Weiterbildungs-Con-test gemacht, wie ist er angenommen worden und welches Fazit ziehen Sie?

Prof. Grifka: Der Weiterbildungs-Contest ist mit überwältigender Zustimmung an-genommen worden. Es war toll zu sehen, wie perfekt die Teams unserer Jüngeren die Fälle in der kurzen Zeit aufbereitet haben und wie gut die Lösungen präsen-tiert wurden. Wie bei einem Contest üb-lich hat das Publikum abgestimmt. Sieger wurde das Team: Magdalena Wozniak: Orthopädie, Klinikum Osnabrück GmbH, Unfall- und Handchirurgie, Hanno Schen-ker: Universitätsklinik Aachen, Orthopä-die. Die Gewinner sind beide am Anfang ihrer Weiterbildung. Beide haben sich erst am Vortag des Contests persönlich kennengelernt. In der Abschlusssitzung wurde dann Douglas Thomson, Vor-standsmitglied der Kanadischen Ortho-päden, über Skype aus Kanada zuge-schaltet, der die beiden Gewinner persönlich zum Kongress nach Quebec eingeladen hat. Ich danke den Vorsitzen-den, die die Folie erstellt haben und den Organisatoren, allem voran Herrn OA Craiovan, herzlich für die Mühe. So ist es gelungen, am Samstag die Assistenten für den Kongress zu begeistern.

Am Ende eines jeden Themenkomplexes haben Sie eine Session zu medizinrechtli-chen Aspekten „angehängt“, in der über juristische Fallstricke und generelle Pro-bleme bei der Versorgung von Patienten informiert wird. Warum?

Prof. Grifka: Uns ist es wichtig, neben den Behandlungserfolgen auch Probleme zu reflektieren. Das hat nichts damit zu tun, dass wir glauben, dass unser Fach beson-ders fehleranfällig ist, wir weisen ja nur eine kleine Rate an Arztfehlern auf. Aber wir sind in einem gefahrengeneigten Be-reich aktiv, da ist es elementar, sich des-sen bewusst zu sein. Dabei müssen die Probleme nicht durch den Behandler ver-ursacht worden sein, sondern können beispielsweise auch aus ungünstigen Konstellationen der operativen Voraus-setzung, Multimorbidität und Beein-trächtigung der Heilung oder generellen Problemen der Versorgung entstanden sein. Deswegen ist es wichtig, immer wieder einen Schritt zurückzutreten und

kritisch zu hinterfragen, wo Fallstricke lauern.

Das Thema „Verletzungen im Alter“ erfährt angesichts der demografischen Entwicklung immer mehr Bedeutung. Sicher ein Grund, es auf die Kongressa-genda zu setzen.

Prof. Stöckle: Diese Problematik nimmt zu und sie ändert sich zugleich: Ein Bei-spiel: Vor 10 Jahren sahen wir Patienten mit dem Bruch der Hüftpfanne meist durch einen Verkehrsunfall bedingt in ei-nem Durchschnittsalter von 44 Jahren. Heute liegt das Durchschnittsalter bei 66 Jahren bei zumeist Verletzung durch low energy trauma. Die Menschen sind heute körperlich aktiver und verletzen sich auch dabei. Wir mussten Techniken än-dern, weil wir jetzt auch andere Fraktur-formen sehen. Auch Wirbelkörperbrüche sind bei jungen Patienten anders als bei älteren und damit auch anders zu behan-deln. Es geht darum, die Mobilität des äl-teren Menschen zu erhalten und das er-fordert von uns Ärzten eine flexible Anpassung unserer Behandlungsformen. Es geht auch immer wieder darum, die Schnittstellen konservativ / operativ neu zu bestimmen.

Ein weiterer Schwerpunkt war die Tech-nische Orthopädie, in der ja Deutschland weiterhin führend ist.

Prof. Stöckle: Nicht nur im Rahmen der Therapie, sondern auch bei der Präventi-on ist die technische Orthopädie ent-scheidend. Wie kann ich mit Orthesen die Reha verbessern? Aber auch zur Prä-vention im Sport werden ähnlich den Schienbeinschützern immer häufiger Orthesen eingesetzt, um Verletzungen zu vermeiden Zum Beispiel im Skirennsport, um Knie- und Bandverletzungen zu ver-mindern. Von dieser Entwicklung wird auch der Breitensport profitieren.

Das Thema „Sportverletzungen“ war in Baden-Baden sehr breit aufgestellt. Es gab eine eigene Podiumsdiskussion „Was der Breitensport vom Spitzensport lernen kann“, die Sie beide als Präsi-denten moderiert haben. Außerdem eine Sitzung zum Thema „Muskelverlet-zungen im Sport“, die großen Anklang beim Publikum fand. Immer standen Fragen im Raum wie: „Warum verletzen sich Spitzensportler so häufig und „wer ist für den Zweitpunkt verantwortlich,

wann der Sportler wieder auf den Platz darf“?

Prof. Grifka: Viele Sportler ignorieren häufig zuerst die anscheinend kleine Blessur. Sie wollen nicht ausfallen. Der Druck vom einzelnen Sportler ist dann meist auch sehr stark, schnell wieder nach einer Verletzung ins Training einzu-steigen. Es hängt auch von den Struktu-ren im Verein ab, wie lange man bei be-stimmten Verletzungen ausfällt. In einem ärztlich geleiteten Team mit großer Er-fahrung wie in der Bundesliga kann ein Sportler schnell wieder fit werden.

Prof. Stöckle: Häufig trifft es ja Sportler, die gerade von einer Verletzung genesen sind, die sich wieder verletzen, diesmal zumeist an anderer Stelle. Die eigentliche Verletzung ist zwar ausgeheilt, aber die Gesamtkoordination ist vielleicht noch beeinträchtigt. Ein Foul vom Gegner trifft sie dann eher oder plötzliche Lastwechsel werden von der Muskulatur noch nicht auf diesem Niveau vertragen. Als Sport-mediziner hat man den Sportler als Pati-enten bis zur Rekonvaleszenzphase und gibt ihn zum Training frei. Der Einsatz im Spiel wird dann vom Trainer entschieden aufgrund der Trainingsleistung. Hier ist die enge Kommunikation zwischen Sport-mediziner, Physiotherapeut, Fitness-trainer und Trainer von enormer Bedeu-tung. Dies zeigte sich auch sehr deutlich in unserer Podiumsdiskussion, an der ne-ben Manschaftsärzten von Fußball Bun-desliga Vereinen auch betreuende Sport-mediziner aus dem Basketball und Skirennsport teilgenommen haben wie auch Klaus Eder als Physiotherpeut der Deutschen Fußball Nationalmannschaft.

„Von den Profis lernen“ lautete eine Podiumsdiskussion auf dem VSOU-Kon-gress. Kann man von den Profis lernen, die ihren Sport in ganz anderen Struktu-ren und Ausstattung ausüben?

Prof. Stöckle: Die Strukturen mögen an-ders sein, aber gerade der Nachwuchs-sportler möchte seinen Trainingsablauf an den Erkenntnissen aus dem Spitzen-sport ausrichten. Natürlich kann der Breitensport hier auch vom Spitzensport lernen. Gerade die Prävention von Verlet-zungen hat in den letzten Jahren zuneh-mend an Bedeutung gewonnen. Die von der FIFA entwickelte „11er-Regel“ zum Beispiel hat sich inzwischen nicht nur bei den Bundesligavereinen durchgesetzt,

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Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016230

sondern auch im Amateursport*. Als wei-teres Beispiel sei das Vorgehen bei Schä-del-Hirn-Trauma genannt. Jeder erinnert sich an den Blackout von Christoph Kra-mer im Finale der Fußballweltmeister-schaft. Daraus haben wir alle gelernt. In-zwischen gibt es aus den Erfahrungen im Fußball und insbesondere auch im Ame-rican Football von einer Arbeitsgruppe von Neurochirurgen und Unfallchirurgen klare Vorgaben, wann ein Spieler bei ei-nem Schädel-Hirn Trauma aus dem Spiel zu nehmen ist. Dies ist gerade auch im Nachwuchssport von enormer Bedeu-tung.

Wie sehen Sie die Zukunft des gemein-samen Faches O & U? Eine Podiumsdiskus-sion hat sich damit intensiv beschäftigt. Wo stehen wir und wie übergeben wir den Staffelstab an die nachfolgende Ge-neration, waren grundlegende Fragen.

* 11er-Regel siehe www.dfb.de / trainer / b-ju-

Prof. Grifka: Wir stehen im Zuge der de-mografischen Entwicklung und einer sich wandelnden Ärzteschaft vor einer großen Herausforderung. Wir haben zu wenig Nachwuchs in den chirurgischen Fächern. Wir müssen die attraktiven Sei-ten unseres Fachs darstellen, das breite Spektrum von der konservativen bis zur hochtechnisierten operativen Versor-gung, vom Neugeborenen bis zum Hoch-betagten. Der medizinische Nachwuchs hat andere Ansprüche an das Leben, viele junge Ärztinnen und Ärzte möchten nur noch Teilzeit arbeiten oder scheuen das finanzielle Risiko einer Niederlassung. Wir müssen auch dafür kämpfen, dass mehr orthopädisch-unfallchirurgische Inhalte in das Medizinstudium einflie-ßen.

Wie lautet Ihr Fazit nach dem Kongress. Haben sich Ihre Erwartungen erfüllt?

Prof. Grifka: Die Teilnehmer, wie auch die Industrie waren von dem neuen Konzept sehr angetan. Ich habe sehr viele positive Rückmeldungen bekommen. Prof. Prantl

ist für seine außergewöhnliche Festrede sehr viel Lob gezollt worden.

Prof. Stöckle: Auch ich habe von allen Seiten nur positive Rückmeldungen be-kommen. Das wissenschaftliche Pro-gramm und insbesondere auch unsere neuen Formate wurden sehr gut ange-nommen. Mit knapp 3000 Besuchern konnte so in der bekannt angenehmen Atmosphäre von Baden-Baden die Be-deutung des Süddeutschen Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie weiter gefestigt werden.

Meine Herren, vielen Dank für das Gespräch.

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Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016

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Zukunft O & U: Nicht nur Nachdenken, Vordenken ist gefragt!

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Eine 90-minütige Podiumsdiskussionen war der Zukunft in Orthopädie und Un-fallchirurgie gewidmet mit dem Unterti-tel „nicht nur Nachdenken, Vordenken ist gefragt!“. Das Thema ist vielschichtig, wird von zahlreichen Randbedingungen beeinflusst und nicht umsonst wurde als Eyecatcher im Kongressprogramm eine Wahrsagerin mit Kristallkugel abgebil-det….So aber wollten es die Kongressprä-sidenten dann auch nicht verstanden ha-ben. Prof. Grifka konzentrierte daher die Sicht auf die Wünsche und Perspektiven für den Nachwuchs, auf Probleme der Ärzte im Alltag, auf den Assistentenman-gel und die sich daraus ergebenden Schwierigkeiten für die Klinikführung. Mit einigen Folien zur Einstimmung wur-de das bekannte Problem verdeutlicht: einerseits gibt es in Deutschland immer mehr Ärzte, andererseits gibt es in vielen Kliniken zumindest einen beklagten Ärz-temangel.

Die nächste Generation ist anders

Dr. Anna-Katharina Doepfer, Hamburg, als Vertreterin des Jungen Forums der DGOU und Dr. Matthias Münzberg, Lud-wigshafen, jetzt im FOURMit als Vertre-

ter des Mittelbaus in Orthopädie und Un-fallchirurgie, machten klar, dass sie einer anderen Ärztegeneration angehören, die sich wohl deutlich von der vorangegan-genen unterscheidet: Familie, Freunde und das Leben mit diesen rücken stärker in den Vordergrund, als es vielleicht frü-her der Fall war. Lifestyle nennt man so-was, das sei aber nicht typisch für Ortho-pädie und Unfallchirurgie, sondern für die gesamte nachfolgende Generation. Beide waren sich einig, dass im Fach Orthopädie und Unfallchirurgie die un-terschiedlichsten Wünsche eines ange-henden Arztes besonders gut verwirk-licht werden können. Das Fach sei so breit, es böte jedem die Möglichkeit, sich in der Medizin zu verwirklichen. Von der konservativen bis zur chirurgischen Tä-tigkeit, von der Niederlassung bis zum Chefarzt oder Ordinarius, vom An-gestelltendasein bis zur Selbstständig-keit, von der Teilzeitarbeit bis zur Voll-schicht könne man in der Orthopädie und Unfallchirurgie alles verpacken.

Neue Perspektiven

Dr. Dirk Albrecht, früher Oberarzt an der BG-Klinik in Tübingen, jetzt Praxisinha-

ber und Belegarzt, bestätigte diese Sicht-weise. Mit der Niederlassung hätten sich ihm völlig neue Perspektiven eröffnet, die er aber früher nicht habe kennenler-nen können. Weder im Studium, noch in der Weiterbildung, noch in der Klinik sei er eigentlich mit den Möglichkeiten und vor allem den Anreizen einer freien Tä-tigkeit in der Praxis vertraut gemacht worden. So wurde denn von den Dis-kutanten gemeinsam beklagt, dass die Weiterbildungsordnung zu sehr auf die klinische Tätigkeit schaue und die Mög-lichkeiten einer Niederlassung oder auch kombinierten Tätigkeit kaum dargestellt werden. Das kräftig mitdiskutierende Pu-blikum unterstützte diese Sichtweise und forderte daher bessere Vernetzungen zwischen Klinik und Praxis, dem sich auch der Präsident der DGOU, Prof. Rei-chel, anschließen konnte.

Weiterbildung wird zur Sisyphus- Aufgabe

Nicht zu Unrecht wurde darauf hinge-wiesen, dass sich Orthopädie und Un-fallchirurgie immer mehr ambulantisiert und dass es wohl bald bestimmte opera-tive Eingriffe in den Kliniken gar nicht

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mehr geben werde. Schon jetzt seien Ar-throskopie und manche minimalinvasi-ven Eingriffe an der Wirbelsäule völlig aus dem Klinikbereich herausgelöst. Dies würde aber auch das Angebot der großen Kliniken für die Ausbildung am Operati-onstisch schmälern. Prof. Hoffmann als Generalsekretär der DGOU beklagte, dass zunehmend Versorgungszentren für Or-thopädie und Unfallchirurgie entstün-den, die zwar gute Leistungen für den Pa-tienten anböten, sich aber an der Weiterbildung nicht beteiligten. Dieses System müsse sich dann eines Tages ad absurdum führen, wenn keine Ärzte mehr genügend Erfahrung besäßen. Die Versorgungsstrukturen sind sicher mit dafür verantwortlich, dass Weiterbildung zur Sisyphus-Aufgabe verkomme.

Bedarfsplanung

Prof. Linhart, Chefarzt einer großen und unfallchirurgischen Abteilung in Heil-bronn, wies darauf hin, dass man den-noch Konzepte entwickeln könne, die den Weiterzubildenden entgegenkämen. Vieles hinge von moderner Arbeitsplatz- und Arbeitszeitgestaltung ab. Dessen un-geachtet hielt auch Niethard als ehemali-ger Generalsekretär der DGOU die Verbreiterung der Versorgungsbasis für problematisch. Die DGOU hatte sich in den letzten Jahren schon vertieft mit die-ser Problematik beschäftigt und auf die mangelnde Finanzierung der Weiterbil-dung hingewiesen. Dort, wo Bedarf be-steht (z. B. bei den Allgemeinmedizinern), wird die Finanzierung der Weiterbildung bereits von öffentlicher Seite übernom-men. Für den gesamten Bereich der Me-dizin wäre sie sicher zu kostenträchtig. Daher müsse man sich grundsätzlich mit der Bedarfsplanung beschäftigen. Es kann nicht sein, dass einerseits Mindest-mengen für bestimmte operative Eingrif-fe in den Krankenhäusern gefordert wer-den, andererseits aber die geänderten Versorgungsstrukturen eher zu einer De-konzentration und damit einem vermin-derten Weiterbildungsangebot führen.

Feminisierung der Medizin

So blieb denn die Frage im Raum beste-hen, wie man die eigentlich schon beste-hende Attraktivität des Faches Orthopä-die und Unfallchirurgie noch steigern oder zumindest besser verbreiten könne. Niethard wies darauf hin, dass unter vie-len anderen vor allem drei Faktoren für

die zukünftige Entwicklung von Bedeu-tung sind: Zum einen leben wir in den Zeiten der Feminisierung der Medizin. Frauen aber würden sich eher nicht den chirurgischen Fächern zuwenden. Ihre Präferenzen liegen bei der Versorgung von Kindern (Empathie!) oder in der An-ästhesie (Möglichkeit der Teilzeitarbeit!). Zweitens sei das Fach Orthopädie und Unfallchirurgie während des Studiums praktisch nicht vertreten. Bestimmte In-halte würden im Gebiet Chirurgie ver-mittelt, das Fach Orthopädie sei noch ein Wahlfach. Ob die von den Lehrstuhlinha-bern beschworenen Vorteile durch die PJ-Akquise sich hinterher auszahlen wür-den, müsse bezweifelt werden; denn nach dem PJ in der Chirurgie würden vie-le Bewerber innen und Bewerber ihr Inte-resse an einer Tätigkeit in einem chirur-gischen Fach verlieren (Umfrage des Berufsverbandes Deutscher Chirurgen). Und letzten Endes sei der ökonomische Druck in den Krankenhäusern nicht zu vernachlässigen. In vielen Kliniken wür-den die Assistenten praktisch als „Kulis“ beschäftigt, um Haken zu halten und zu dokumentieren. Ein Assistent in Weiter-bildung gilt als störend und kosteninten-siv. In vielen Häusern ginge es nur um die Schlagzahl. Honorarärzte werden einge-stellt, um das Spektrum einer Klinik zu verbreitern. Davon ist nach den Umfra-gen des VLOU die Orthopädie und Un-fallchirurgie besonders betroffen. Die Honorarärzte wiederum beteiligen sich nicht an der Weiterbildung und dürfen dies auch aufgrund der Regularien (selb-ständiger Leistungserbringer) gar nicht tun. Dies wird selbstverständlich von den Ärzten registriert und sie suchen sich Kli-niken aus, in denen sie bessere Perspekti-ven haben. Prof. Ewerbeck als Lehr-stuhlinhaber in Heidelberg und Prof. Reichel aus Ulm bestätigten diese Sicht, weil in den Universitätskliniken ja zu-sätzlich zu den klinischen Arbeiten noch die wissenschaftliche Tätigkeit käme. Diese müsse ja dann nach dem Ta-gespensum erledigt werden. Eine Aufga-be, der sich nicht mehr alle stellen wollen und vor allem viele Frauen auch nicht können.

Gleichberechtigung?

In der erfrischend regen Diskussion mit dem Publikum ging es reichlich um das Frauenbild. So wurde schon allein an-hand der Zusammensetzung des Podi-ums mit neun Männern und nur einer

Frau bemängelt, dass die Feminisierung in Orthopädie und Unfallchirurgie noch nicht angekommen sei. Die Chefärzte und Lehrstuhlinhaber der Runde wiesen aber darauf hin, dass Frauen vielfach ein geringeres Interesse an Karrieresprüngen in O&U hätten. Übrigens eine Entwick-lung, wie sie in der gesamten Medizin zu beobachten ist und wofür auch viele Zah-len sprechen. So jedenfalls wurde aus dem Auditorium angemerkt. Das wieder-um erkläre auch, warum zunehmend Frauen in Bereichen mit Teilzeit-Arbeits-möglichkeit und im Angestelltenverhält-nis verblieben.

Was also gilt es zu tun? Im Resümee der Kongresspräsidenten kam zu klar zum Ausdruck, dass das Fach Orthopädie und Unfallchirurgie viel zu bieten hat und da-her auch weniger Probleme hat, als in an-deren Fächern bekannt sind. Dessen un-geachtet müsse sich das Fach besser aufstellen, eine bessere Corporate Identi-ty entwickeln – vor allem schon während des Studiums – und eine bessere Vernet-zung mit den nichtklinisch tätigen Ärzten entwickeln, um in der Weiterbildung ei-nen Einblick in die Breite des Faches zu gewährleisten. Eine Podiumsdiskussion, die durch die kompetente Leitung der Kongresspräsidenten und Einbindung des Publikums ein Gewinn für den Ba-den-Badener Frühjahrskongress war.

Niethard

Prof. Dr. Dr.

Prof. Dr. Bernd Kladny

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6 4 . J A H R E S TAG U N G D E R VS O U

Tag der Vorklinik in Baden-Baden zum dritten Mal

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Nachwuchsförderung und Nachwuchsge-winnung gehören zu den wesentlichen Hauptaufgaben des Jungen Forums O & U. Durch verschiedene Projekte soll die Fas-zination für das gemeinsame Fach Ortho-pädie und Unfallchirurgie (O & U) vermit-telt werden und somit auch in Zukunft den Nachwuchs für unser Fach zu begeis-tern. Zahlreiche Projekte sind bereits er-folgreich etabliert. Prominente Beispiele sind der „Tag der Studierenden“, die „Summer School“, die „Road Show“ wie auch das Göttinger Wahlfach „Einfüh-rung in die Orthopädie und Unfallchirur-gie“.

3. Tag der Vorklinik

Im Rahmen der Frühjahrstagung der Ver-einigung Süddeutscher Orthopäden und Unfallchirurgen e. V. (VSOU) wurde nun-mehr zum dritten Mal der Tag der Vorkli-nik angeboten. Dieser ermöglicht es, be-reits Studenten in den ersten Semestern zu erreichen und unsere Faszination für O & U frühzeitig überspringen zu lassen. Organisiert wird dieser Tag hauptverant-wortlich durch den Leiter der Sektion

Nachwuchsförderung (Dr. Jan Philipp Schüttrumpf, Magdeburg) und den Youngsters O & U (Luisa Peter, Stefanie Weber, (Göttingen) wie auch Tizian Sehmsdorf und Kai Hoffeld (Greifswald)). Über ein Onlinebewerbungsverfahren (www.jf-ou.de) wurden aus einer dreistelligen Bewerberzahl 40 Studieren-de ausgewählt, welche ein Stipendium für den Tag der Vorklinik erhielten. Die-ses inkludiert neben der Teilnahme am Tag der Vorklinik auch eine Teilübernah-me der Reisekosten und auch die Über-nachtung. Die Studenten kamen aus dem gesamten Bundesgebiet.

Im Anschluss an die Begrüßung durch das Junge Forum O & U ging es in die erste wissenschaftliche Sitzung. Daran schloss sich die Begrüßung durch die VSOU-Kon-gresspräsidenten Prof. Grifka (Bad Ab-bach) und Prof. Stöckle (Tübingen) an. Gruppen von 10 Studierenden wurden jeweils zwei Tutoren (Assistenzärzte) an die Seite gestellt. Höchster Wert wurde auf eine individuelle Betreuung gelegt, so dass die Workshops jeweils in Kleingrup-pen durchgeführt wurden. Im Anschluss

an die wissenschaftliche Sitzung „Mus-kelverletzungen im Sport“ gab es Grup-pendiskussionen und -gespräche. Die ge-meinsamen Gespräche über O & U boten den Studierenden bereits einen tiefgrei-fenden Einblick in die Rahmenbedingun-gen des Berufes als Orthopäde und Un-

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fallchirurg. Anschließend wurde ein umfangreiches Workshop-Programm ge-boten. Diese umfassten Osteosynthe-se-Stationen, aber auch einen Sonogra-fie- wie auch einen Orthesen- und Bandagen-Workshop. Auch in diesem Jahr erhielten wir unmittelbar ein sehr zufriedenes Feedback durch die teilneh-menden Studenten.

Die Evaluation, welche nach drei Tagen von daheim durchgeführt wurde, zeigte motivierende Ergebnisse. So wurde der Gesamteindruck mit der Note 1,24 be-wertet (range 1-3). Die Tutoren, welche Ärzte in Weiterbildung sind, wurden mit der Note 1,08 bewertet (range 1-2).

Zukunft O & U

Zu diesem Thema fand eine Podiumsdis-kussion statt. Die Moderation erfolgte durch Prof. Dr. Dr. Joachim Grifka und Prof. Dr. Ulrich Stöckle.

Teilnehmer waren:Dr. Dirk Albrecht, Praxisinhaber & Beleg-arzt ReutlingenProf. Dr. Volker Ewerbeck, Universitäts-klinikum HeidelbergProf. Dr. Reinhard Hoffmann, BG-Klinik FrankfurtProf. Dr. Wolfgang Linhart, Chefarzt Heil-bronnDr. Mathias Münzberg, ehemaliger Vor-sitzender Junges Forum O & U Dr. Anna-Katharina Doepfer, Junges Fo-rum O & UProf. Dr. Uwe Niethard, ehemaliger Gene-ralsekretär DGOOC / DGOU Prof. Dr. Heiko Reichel, Präsident der DGOU

Die zentralen Themen waren der Um-gang mit dem Nachwuchs, Nachwuchs-förderung und dessen Weiterbildung in O & U – all dies unter dem steigenden Druck der Ökonomisierung sowie die Fe-minisierung in der Medizin.

Die jungen Kollegen beginnen ihr Arbeits-leben meist enthusiastisch und sehen sich mit einer zunehmenden Kommerzialisie-rung in der Medizin konfrontiert. Die di-rekte Tätigkeit am Patienten tritt für viele Mediziner in den Hintergrund. Prof. Hoff-mann formulierte dies folgendermaßen: „Die jungen Kollegen starten als Ärzte und kommen als Health-Care-Professionals heraus.“ Auch über die Nachwuchsförde-rung und Feminisierung der Medizin wur-de diskutiert. Offene Stellen können oft-mals nicht besetzt werden. Prof. Linhart hat daher in seiner Klinik ein Mentoren-programm und interessante Teilzeitmo-delle eingeführt. Viele jungen Kollegen un-terstützen solche Veränderungen und fordern attraktivere Weiterbildungsstel-len, laut Dres. Doepfer und Münzberg. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist be-sonders für die neue junge Generation wichtig. Im Rahmen der Diskussion mit dem Auditorium wurde deutlich, dass die niedergelassenen Kollegen nur wenig Ka-pazitäten haben, um Assistenzärzte wei-terzubilden. Das bestätigen auch Zahlen aus dem Jungen Forum O & U, welche zei-gen, dass ca. 80 Prozent der Weiterbil-dung in den Kliniken und nicht im ambu-lanten Sektor stattfindet. Jegliche Veränderungen in den Kliniken zur Öko-nomisierung haben somit direkte Aus-wirkungen auf die Weiterbildung. Insge-samt waren sich sowohl die Diskutanten als auch die Teilnehmer aus dem Plenar-

saal einig, dass ein Umdenken in den chi-rurgischen Fächern dringend notwendig ist.

Auf Grund des erneuten Erfolges dieser Veranstaltungen haben die Planungen für 2017 bereits begonnen. Wir möchten uns an dieser Stelle bei der DGOU, dem BVOU, dem VLOU und dem VSOU für die exzel-lente Unterstützung bei der Durchfüh-rung dieser Projekte bedanken. Auch be-danken wir uns bei unseren Tutoren wie auch unseren Industriepartnern (GE, De-puy Synthes, Sporlastic) für die freundli-che Unterstützung.

Dr. Anna-Katharina Doepfer

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E N D O P ROT H E T I K

Initiative zur evidenz- und konsens-basierten Indikationsstellung in der Knie-Endoprothetik (EKIT)

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Die „Initiative zur evidenz- und konsens-basierten Indikationsstellung in der Knie-Endoprothetik (EKIT)“ startete mit einer ersten Expertenkonferenz im Juni 2014, an der Vertreter von Fachgesell-schaften (AE, BVOU, DGOOC, DGU, DGOU, DNVF, DGRh, DGORh, ZVK), eines Kosten-trägers, Patientenvertreter (Deutsche Rheumaliga, Deutsche Arthrosehilfe) und Experten aus für die Thematik weiteren wichtigen Bereichen (u. a. Medizinische Psychologie und Soziologie, Schmerzthe-rapie) teilnahmen. Dabei wurde das Pro-jektmodell mit dem methodischen Rah-men erarbeitet, eine Festlegung von Abstimmungsregeln für den Konsenspro-zess getroffen und eine Liste von Ar-beitspaketen definiert. Zu den daraus bislang abgeleiteten Schritten sowohl in der Dresdner Projektgruppe als auch bei

einer abschließenden Expertenkonferenz im April 2016 gehörten:

Identifikation von Therapiezielen in der Knie-Endoprothetik (Dimensio-nen der Ergebnisbewertung): Im Rah-men eines systematischen Review wurde zunächst danach gesucht, ob es in der internationalen Literatur anerkannte Festlegungen von Be-handlungszielen gibt und welche Outcome-Dimensionen in klinischen und Kohortenstudien erfasst wer-den. Daraus abgeleitet erfolgte eine zweistufige Patientenbefragung. Zunächst wurde ein Patienten-Fra-gebogen zu möglichen Zielen der endoprothetischen Versorgung ent-wickelt und in teilnehmenden Klini-ken auf Machbarkeit, Verständlich-keit und Reliabilität geprüft. Mit

Unterstützung von niedergelassenen Kollegen in insgesamt 11 Einrich-tungen, sowie in vier Physiothera-piepraxen und durch die Deutsche Rheumaliga erfolgte dann eine Deutschland-weite Befragung von 108 Patienten mit Gonarthrose vor endoprothetischer Versorgung. Nach drei Wiederholungsrunden ließ sich letztendlich eine gewichtete Liste der von Patienten als wichtig einge-schätzten „Hauptziele“ (Ziel muss unbedingt erreicht werden, damit die Operation als erfolgreich einge-schätzt wird) und „Nebenzielen“ (Ziel ist wünschenswert, muss je-doch nicht unbedingt erreicht wer-den) ableiten.

Prüfung von möglichen Prädiktoren, die sich auf das Ergebnis nach Knie-

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TEP auswirken: Auch diese Fragestel-lung wurde im Rahmen einer syste-matischen Literaturrecherche unter-sucht. Die dabei gefundene Hetero-genität sowohl der Einflussfaktoren auf unterschiedliche Outcomes als auch der methodischen Qualität der gefundenen Studien lässt jedoch derzeit noch keine ausreichend evi-denzbasierte, generelle Formulie-rung zu entsprechenden Einflussfak-toren zu.

Konsens-basierte Formulierung von Indikationskriterien: Zunächst erfolg-ten zwei Online-Befragungen der an der initialen Konferenz teilnehmen-den Expertengruppe mit jeweils mehreren Wiederholungen zu Indi-kationskriterien aus ärztlicher Sicht. Daraus konnte eine vorläufige Liste von „Hauptkriterien“ (Kriterium ist für die Indikationsstellung zwingend notwendig und muss erfüllt sein damit die Indikation für eine Knie-TEP im Normalfall gestellt werden kann) und „Nebenkriterien“ (Kriteri-um ist für die Indikationsstellung nicht zwingend notwendig, kann aber zur Indikationsstellung beitra-gen) abgeleitet werden. Weiterhin wurden in der Expertenmeinung wichtige absolute und relative Kon-traindikationen abgefragt. Auf der Basis dieser Delphi-Runden erfolgte dann am 5.und 6.4.2016 in Dresden eine abschließende Kon-sensus-Konferenz, bei der die zuvor ermittelten Ergebnisse nochmals abgestimmt und weiter spezifiziert wurden. Daran nahm auch eine Ver-treterin der AWMF im Hinblick auf die Möglichkeit einer Leitlinienent-wicklung teil.

Die abgeleiteten Ergebnisse werden der-zeit für Publikationen aufbereitet und nach Veröffentlichung auch an dieser Stelle zusammengefasst. Darüber hinaus werden sie der AWMF vorgelegt, um die Möglichkeit zur Formulierung einer S3-Leitlinie zu prüfen. Die an der Initiati-ve beteiligten Kollegen hoffen, dass die anstehenden Publikationen eine sach- und zielorientierte Weiterentwicklung der Diskussion um die Indikationsstel-lung beim Gelenkersatz in der Endopro-thetik unterstützen. Als Projekt-Koordi-nator möchte ich mich bei den beiden wissenschaftlichen Leitern Prof. Dr. med. Jochen Schmitt (ZEGV) und PD Dr. Jörg Lützner (OUC) sowie den involvierten

wissenschaftlichen Mitarbeitern Elisa-beth Rataj, Toni Lange und Dr. Christian Kopkow für ihre engagierte Begleitung bedanken. Allen Teilnehmern an den bei-den Konsensus-Konferenzen gilt unser Dank für die Beteiligung an den Del-phi-Runden sowie für die sehr engagier-ten Diskussionen mit Einbringung des Expertenwissens. Nicht zuletzt bedanken wir uns bei den niedergelassenen Kolle-gen und ihren in die aufwendige Befra-gung eingeschlossenen Patienten für die wichtige Unterstützung. Das Vorhaben war bislang ausschließlich mit nicht-pro-jektgebundenen Drittmitteln des Univer-

Prof. Dr. Klaus-Peter

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pädie und Unfallchirur-gie Dresden

Teilnehmer an den EKIT-Expertenkonferenzen

Institutionen

Prof. Dr. Martin Aringer

Prof. Dr. Karsten Dreinhöfer

Deutsche Arthrose-Hilfe

Prof. Dr. med. Karl-Dieter Heller

AE

Prof. Dr. med. Bernd Kladny

AE

Experten

sitätsklinikums Dresden gefördert, und dank der Schirmherrschaft von DGOU bzw. AE konnte die Bearbeitung der wichtigen Thematik sichtbar in den Fach-gesellschaften institutionell angebunden werden.

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H A N D LU N GS E M P F E H LU N G

Arthroskopie bei Gonarthrose

Gesellschaft für Arthroskopie und Ge-lenkchirurgie, Arbeitsgemeinschaft Nie-dergelassener Chirurgen e. V., Genossen-schaft Niedergelassener Chirurgen Nordrhein eG, Bundesverband für Ambu-lantes Operieren e. V., Berufsverband der Deutschen Chirurgen e. V., Berufsverband der niedergelassenen Chirurgen Deutsch-land e. V., Berufsverband für Arthroskopie e. V., BVOU, DGOU, DGU, DGOOV, Deut-sche Kniegesellschaft, Gesellschaft für Orthopädie und Traumatologische Sport-medizin, orthonet-nrw ,VLOU.

I. Der Beschluss

Der gemeinsame Bundesausschuss (GBA) hat infolge eines Antrages des Spitzenver-bandes der gesetzlichen Krankenkassen am 27.11.2015 einen Beschluss zur Ar-throskopie bei Gonarthrose gefasst (veröf-fentlicht: BAnz AT 15.02.2016 B2). Dieser Beschluss tritt am 1.4.2016 in Kraft.

Der Beschluss beinhaltet, dass Arthros-kopien bei Gonarthrose seit dem 1. April 2016 nicht mehr Leistung der gesetzli-chen Krankenkasse sind. Der Beschluss gibt eine Liste von Prozeduren vor, die von diesem Ausschluss betroffen sind: a. Gelenkspülung (Lavage, OPS-Kode

5-810.0h) b. Debridement (Entfernung krankhaf-

ten oder störenden Gewebes / Materi-als, OPSKode 5-810.2h)

c. Entfernung freier Gelenkkörper, inkl.: Entfernung osteochondraler Frag-mente (OPS-Kode 5-810.4h)

d. Entfernung periartikulärer Verkal-kungen (OPS-Kode 5-810.5h)

e. Synovektomie, partiell (OPS-Kode 5-811.2h)

f. Synovektomie, total (OPS-Kode 5-811.3h)

g. Exzision von erkranktem Gewebe am Gelenkknorpel (OPS-Kode 5-812.0h

h. Meniskusresektion, partiell, inkl.: Meniskusglättung (OPS-Kode 5-812.5)

i. Meniskusresektion, total (OPS-Kode 5-812.6)

j. Knorpelglättung (Chondroplastik, OPS-Kode 5-812.eh)

Diese Liste ist abschließend formuliert, d. h. sämtliche anderen arthroskopischen Prozeduren können weiterhin auch bei Gonarthrose erbracht werden.

Von dem Beschluss sind sämtliche Ar-throseformen erfasst (primäre, sekundä-re, femuropatellare, femurotibiale). Der Beschluss formuliert drei Situationen, in denen eine Arthroskopie bei Gonarthrose auch unter Verwendung eines Codes aus der o. g. Liste weiterhin Leistung der ge-setzlichen Krankenkasse ist: „Unberührt von diesem Ausschluss sind solche ar-throskopischen Eingriffe, die aufgrund von Traumen, einer akuten Gelenkblocka-

de oder einer meniskusbezogenen Indika-tion, bei der die bestehende Gonarthrose lediglich als Begleiterkrankung anzuse-hen ist, durchgeführt werden, sofern die vorliegenden Symptome zuverlässig auf die genannten Veränderungen an der Sy-novialis, den Gelenkknorpeln und Menis-ken zurückzuführen und durch eine arthroskopische Intervention zu beein-flussen sind.“

II. Weiteres Vorgehen

Folgendes Vorgehen empfehlen die un-terzeichnenden Verbände und Fachge-sellschaften in der konkreten Situation:

1. Zunächst ist zu prüfen, ob eine Gonar-throse vorliegt oder nicht. Hier gibt der GBA-Beschluss folgende De-finition vor:

„Die Kniegelenkarthrose oder Gonarthro-se ist eine chronisch fortschreitende Er-krankung eines oder beider Kniegelenke, gekennzeichnet durch ein zunehmendes Gelenkversagen verbunden mit Verände-rungen an der Gelenkstruktur, Schmerzen und verminderter Beweglichkeit. Je nach Ausprägungsgrad kann die Gonarthrose zu erheblichen Einschränkungen bei den Aktivitäten des alltäglichen Lebens sowie zur Minderung der Lebensqualität füh-ren.“

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Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016238

b. Eine Blockade ist ein überwiegend anamnestischer Begriff, der in der klini-schen Untersuchung ggf. verifiziert wer-den kann. Eine Blockade als solche lässt sich nicht mittels ICD-Code ausdrücken und muss daher entsprechend in der Krankenakte dokumentiert werden.

c. Es obliegt dem jeweiligen Arzt, im indi-viduellen Fall festzustellen, ob ein Menis-kusschaden vorliegt, auf den ggf. die Symptome bei Gonarthrose zurückzu-führen sind und der durch eine arthros-kopische Intervention zu beeinflussen ist. Diese Feststellung kann nur auf Basis der Anamnese, klinischen Untersuchung und ergänzender Bildgebung getroffen werden. Hinweisgebend auf einen sol-chen Schaden sind Blockierungen, Ein-klemmungserscheinungen, Drehschmerz und positive Meniskuszeichen. Lassen sich die Symptome des Patienten zuver-lässig auf einen solchen Meniskusscha-den zurückführen, so ist dieser entspre-chend als Hauptdiagnose (M23ff) zu codieren.

In allen Fällen ist eine stringente Doku-mentation, die auch einer möglichen nachträglichen Fallprüfung standhält, unerlässlich. Zu dieser Dokumentation gehört vor allem auch die korrekte Codie-rung der eingriffsbegründenden Diagno-se (s. o.). Es erscheint durchaus ratsam, möglicherweise strittige Einschätzungen durch eine fachärztliche Zweitmeinung abklären zu lassen, die derzeit allerdings noch keine Leistung der gesetzlichen Krankenkasse ist. Auch der medizinische Dienst der Krankenkassen (MDK) kann in zweifelhaften Einzelfällen zu einer Indi-kationsüberprüfung aufgefordert wer-den. Im Falle einer Überweisung zu ei-nem Operateur, der in die Vorgeschichte nicht entsprechend involviert ist, sollte der zuweisende Arzt bereits eine Ein-schätzung bzgl. der o. g. Fragen 1 und 2 abgeben oder durch die Mitgabe entspre-chend aussagekräftiger Vorbefunde eine erleichterte Einschätzung ermöglichen.

Zusammenfassend ergeben sich insge-samt die fünf folgenden möglichen Fall-konstellationen:

1. Es liegt keine Gonarthrose i. S. der o. g. Definition vor: Es können ohne Einschränkungen sämtli-che arthroskopischen Prozeduren er-bracht werden.

2. Es liegt eine Gonarthrose i. S. der o. g. Definition vor: a. Sie können sämtliche arthroskopischen Prozeduren erbringen, die nicht gemäß der o. g. Auflistung vom GBA explizit aus-geschlossen sind.

b. Es liegen ein Trauma, eine Blockierung und / oder ein Meniskusschaden vor, wel-che zuverlässig die Symptomatik begrün-den und einer arthroskopischen Inter-vention zugänglich sind: Sie können sämtliche arthroskopischen Prozeduren erbringen.

c. Es liegen kein Trauma, Blockierung und / oder ein Meniskusschaden vor, wel-che zuverlässig die Symptomatik begrün-den und einer arthroskopischen Inter-vention zugänglich sind: Sie können die in der o. g. Tabelle benannten Eingriffe nicht mehr zulasten der GKV erbringen. Falls der Patient explizit eine arthrosko-pische Intervention wünscht und Sie im individuellen Fall eine medizinische Sinnhaftigkeit erkennen, können Sie den Fall als Selbstzahlerleistung erbringen (s. u.).

d. Sie sind nicht sicher, ob Ihre Einschät-zung zu b) trotz ordentlicher Dokumen-tation einer nachträglichen Überprüfung standhält: Falls Sie nach b) verfahren, entsteht das Risiko, dass der Fall in einer nachträglichen Fallprüfung durch die Krankenkasse oder KV einer Regression unterzogen wird. Dieses können Sie nur sicher vermeiden, indem Sie gemäß c) eine Selbstzahlerleistung anbieten. Alter-nativ können Sie dem Patienten das für Sie mögliche Regressrisiko darstellen und vorschlagen, dass der Patient dieses Risi-ko trägt (Regressübernahme) (s. u.).

III. Wichtige Hinweise für das weitere Vorgehen

1. Selbstzahlerleistung a. Aufklärung Für die Selbstzahlerleistung gilt – wie für jede ärztliche Tätigkeit – das ethische Ge-bot, dem Patienten bzw. der Patientin nicht zu schaden.

Die Indikation muss aufgrund der kriti-schen Position des GBA besonders sorgfäl-tig gestellt und dokumentiert werden. Zur Wahrung der ärztlichen Verantwortung sollten Sie dem Patienten ausführlich er-klären, welche Vorteile und welchen kon-kreten Nutzen die vor geschlagene Arthro-

Diese Definition ist aus Sicht der unter-zeichnenden Verbände und Fachgesell-schaften nachvollziehbar, da diese so-wohl den Krankheitswert der Arthrose mit entsprechendem Leidensdruck sowie der Arthrose zuzuordnende Symptome und eine Reduktion der Lebensqualität umfasst. Zusätzlich zu den o. g. klinischen Einschränkungen sind unter Bezug auf die in der Definition enthaltene Formu-lierung „Veränderungen an der Gelenk-struktur“ eindeutig der Arthrose zuzu-ordnende röntgenlogische Veränderung im Sinne des eindeutigen Nachweises von Osteophyten zu fordern.

Diese Definition sollte als Grundlage für die Beurteilung, ob im Einzelfall eine Gonarthrose vorliegt, verwendet werden. Es ist zu betonen, dass die Diagnose einer Gonarthrose (= Gelenkversagen) im We-sentlichen auf Basis der Anamnese und der klinischen Untersuchung erfolgt. Röntgenbilder haben ergänzenden Cha-rakter, um die Veränderung an der Ge-lenkstruktur beurteilbar zu machen. Weder bildgebende Befunde noch ar-throskopische Befunde können ohne Ein-bettung in den anamnestischen / klini-schen Kontext isoliert zu der Diagnose einer Gonarthrose führen. Eine Gonar-throse im Sinne der o. g. Definition ist mit dem ICD –Code M17ff zu codieren. Von einer Gonarthrose i. S. der o. g. Definiti-on sind sämtliche anderen degenerati-ven und entzündlichen Veränderungen am Kniegelenk abzugrenzen, welche nicht „mit einem Gelenkversagen“ ver-bunden sind. Dieses betrifft insbesonde-re Knorpelschäden (Chondromalazie: ICD M94.26 bzw. M22.4, Chondrokalzi-nose: M11.2), Meniskusschäden, freie Gelenkkörper und Instabilitäten (Bin-nenschäden des Kniegelenkes, ICD: M23ff).

2. Falls eine Gonarthrose vorliegt, ist zu prüfen, ob eine oder mehrere der im Be-schluss genannten Ausnahmesituationen (Trauma, Blockade, Meniskusschaden) vorliegen. a. Der Begriff des Traumas bezieht sich hierbei nicht auf den Zustand der post-traumatischen Gonarthrose, sondern auf eine traumatische Veränderung bei vor-bestehender Gonarthrose. Liegt eine sol-che Situation vor, sind die Codes S83ff zu verwenden. Ebenso ist eine akute Synovi-alitis (ICD M13.96) infolge eines Traumas bei Gonarthrose möglich.

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skopie im Einzelfall und ggf. abweichend von der Einschätzung des GBA haben kann. Ist eine sichere Indikation nicht möglich, ist auch dies zu erklären und zu dokumentieren, um deutlich zu machen, dass die Leistung auf Wunsch des Patien-ten ähnlich einer kosmetischen Operation oder Injektion von Hyaluronsäure erfolgt.

Bitte vergessen Sie nicht die Risikoauf-klärung, da jeder medizinische Heilein-griff Risiken birgt. Bei medizinisch nicht indizierten Leistungen verlangt die Rechtsprechung eine besonders sorgfälti-ge (und dokumentierte) Aufklärung über etwaige Risiken. Des Weiteren steht zu erwarten, dass bei operativen Selbstzah-lerleistungen im Rahmen der Aufklärung auf das Recht zur Einholung einer Zweit-meinung hingewiesen werden muss.

Sie dürfen Versicherte auf keinen Fall dazu drängen, eine Arthroskopie in An-spruch zu nehmen. Leistungen, bei denen der Nutzen im Einzelfall nicht sicher ist, sollten nicht als erfolgversprechend dar-gestellt werden. Als Operateur würden Sie berufswidrig und ggf. auch unter Ver-stoß § 128 Abs. 2 SGB V handeln, wenn Sie eine Arthroskopie ohne überzeugen-de Begründung, aber mit großem Nach-druck nahelegen.

b. Schriftlicher Vertrag Sie sind als zugelassener Vertragsarzt oder als medizinisches Versorgungszen-trum nach dem Bundesmantelvertrag verpflichtet, mit gesetzlich Krankenver-sicherten einen schriftlichen Behand-lungsvertrag zu schließen, wenn eine Selbstzahlerleistung durchgeführt wer-den soll. Eine Vergütung dürfen Sie nur fordern, wenn und soweit die Versicher-ten vor der Behandlung ausdrücklich verlangt haben, auf eigene Kosten be-handelt zu werden und dies schriftlich bestätigen.

Die Vergütung erfolgt gemäß der Berufs-ordnung nach den Maßgaben der GoÄ.

Bitte beachten Sie, dass Anästhesiologie sowie nachfolgende Physiotherapie und alle weiteren Verordnungen einschließlich Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (en) im Zusammenhang mit der Arthro skopie dann gleichfalls Selbstzahlerleistungen sind und nicht durch Überweisung oder Verordnung als Sachleistung erbracht werden können. Darüber müssen geson-derte Vereinbarungen mit dem jeweiligen

Leistungserbringer geschlossen werden, sofern Sie dies nicht selbst erbringen.

Die Berufsverbände stellen bei Bedarf entsprechende Vertragsmuster zur Ver-fügung.

2. Kostenübernahme durch die GKV Für die gesetzlichen Krankenkassen ist die Übernahme derartiger Leistungen nicht zulässig. Der Vorstand einer ge-setzlichen Krankenkasse haftet persön-lich für den Fall, das trotz Ausschluss aus dem Katalog der gesetzlichen Sachleis-tungen durch den GBA die Leistung im Rahmen des Sachleistungsprinzips oder per Kostenerstattung erbracht wird (§ 12 Abs. 3 SGB V). Es besteht dann mit hoher Wahrscheinlichkeit auch ein Rückforderungsanspruch gegen den oder die Ärzte.

Es ist insofern nicht anzuraten, den Pati-enten mit der Frage einer Kostenübernah-me vorab zur Krankenkasse zu schicken.

Dennoch ist es durchaus empfehlens-wert, den Patienten vorab zur Zweitmei-nung beim MDK vorzustellen, um die in-dikationsbegründende Diagnose durch den MDK bestätigen zu lassen. Eine Be-stätigung der Indikation durch den MDK macht eine nachträgliche Prüfung zu-mindest unwahrscheinlich. Ein solches Verfahren macht nur in den Situationen Sinn, in denen die Indikation besteht, der Vertragsarzt sich aber vor einem Re-gress in dem Einzelfall schützen möchte.

3. Regressübernahme Die so genannte Regressübernahme ist bislang noch nicht ausreichend juristisch verankert und muss daher unter dem Vorbehalt der Rechtsprechung gesehen werden. Im Prinzip geht es dabei um eine patientenseitige Erklärung, dem Arzt ggf. entstehende Regresskosten in einem dann nachträglich Gültigkeit gewinnen-den Vertrag (Regressübernahmeerklä-rung) auszugleichen.

Bitte beachten Sie, dass Sie als Vertrags-arzt eine Leistung nicht unter einer Be-dingung erbringen dürfen. Kommen Sie zur Überzeugung, dass die Indikation für eine Sachleistung besteht, darf die Er-bringung nicht von der vorherigen Un-terschrift einer Regressübernahmeer-klärung abhängig gemacht werden. Andernfalls besteht die Gefahr, dass Sie disziplinarisch verfolgt werden.

Unterzeichnet der Patient eine solche Re-gressübernahmeerklärung, erfolgt die Leistungserbringung wie üblich. Kommt es in diesem Fall zu einem Überprüfungs-verfahren im Rahmen einer Plausibili-tätsprüfung gem. § 106a SGB V und wird für den individuellen Patienten die Indi-kation nachträglich aberkannt, wäre auf der Grundlage der Vereinbarung die In-anspruchnahme des Versicherten denk-bar. Über die Regressierung der eigenen Leistung hinaus können die Kosten von Ihnen veranlasster Leistungen Dritter (Anästhesie, Heil- und Hilfsmittel etc.) als sonstiger Schaden ebenfalls von Ihnen verlangt werden. Dies ist deshalb im Rah-men einer Regressübernahmevereinba-rung mit anzugeben. Selbstverständlich unterliegt die Regressübernahmeerklä-rung den gleichen Prinzipien wie die Ver-einbarung einer Selbstzahlerleistung und sollte deshalb angesichts der bestehen-den Recht sunsicherheit nur mit Zurück-haltung genutzt werden.

Ihr Berufsverband kann Sie weiter über das Thema der Regressübernahme infor-mieren und ggf. auch ein Formular für eine Regressübernahmeerklärung zur Verfügung stellen.

Wir empfehlen Ihnen in jedem Fall, sich bei einer drohenden Prüfung / Regress frühzeitig an einen der federführenden Verbände zu wenden.

Zusammengefasst sehen wir folgende Punkte als entscheidend im Umgang mit dem Beschluss an:

1. Anwendung der o. g. Definition der Gonarthrose

2. Umfassende und nachvollziehbare Dokumentation der hauptsächlich zur Operation führenden Erkran-kung / Symptomatik (ICD) und der entsprechenden Prozedur (OPS)

3. Ggf. Absicherung der Therapieent-scheidung durch eine Zweitmeinung, einschl. Vorstellung beim MDK

4. Ggf. Aufklärung des Patienten über Regressrisiko und Abschluss einer Regressübernahmeerklärung

5. Ggf. Aufklärung des Patienten über Selbstzahlerleistung und Abschluss einer Selbstzahlervereinbarung

Aus unserem Fach

Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016240

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Gonarthrose im MRT? Anmerkungen zur Begrifflichkeit

Die „Arthrose“ allgemein, speziell auch die Gonarthose ist klinisch als sympto-matische, oft progrediente Gelenkdys-funktion definiert. Die röntgenologische Diagnose stützt sich auf den Nachweis von Osteophyten und Gelenkspaltver-schmälerung in der Belastungsaufnahme. Die MRT entdeckt Begleitbefunde der Ar-throse wie Knorpel- und Meniskusschä-den sehr sensitiv, allerdings auch in asymptomatischen Gelenken mit unauf-fälligem Röntgenbefund. Der Nachweis einzelner dieser Befunde im MRT recht-fertigt nicht die Verwendung des Begriffs „Arthrose“. Ein Vorschlag zur Definition der Arthrose im MRT liegt in der Litera-tur vor. Er betont das simultane Auftreten mehrerer MRT Befunde. Es ist aber fest-zuhalten, dass sich eine anerkannte MRT Definition, die klinische Anwendung fin-det, im deutschsprachigen Raum wie auch international bisher nicht durchge-setzt hat. Die unkritische Verwendung

des Begriffes „Arthrose“ bei der MR Be-fundung von posttraumatischen und de-generativen Knorpel- und Meniskusschä-den gerade auch am Kniegelenk sollte vermieden werden.

Hintergrund

Eine arthroskopische Behandlung einer Gonarthrose ist in Zukunft nur noch ein-geschränkt möglich [1]. Dieser Beschluss des gemeinsamen Bundesausschusses hat das Ziel einer Kostendämpfung durch Ausgrenzung wissenschaftlich nicht gesi-cherter Behandlungen. Arthroskopische Therapien (z. B. Meniskus(teil)resektio-nen oder Entfernung von freien Gelenk-körpern) dürfen damit sowohl ambulant als auch stationär nicht mehr abgerech-net werden, sofern gleichzeitig eine Gon-arthrose vorliegt. Ausgenommen sind akutes Trauma und Gelenkblockaden. Meniskusschäden können in ausgewähl-

ten Fällen noch arthroskopisch therapiert werden, sofern die Gonarthrose nur eine untergeordnete „Begleiterkrankung“ [1] darstellt. Argumentiert wird mit der Da-tenlage. Das IQWiG* hat für den Bundes-ausschuss festgestellt, dass derzeit auf der Grundlage von Ergebnissen aus ran-domisierten, kontrollierten Studien ein Nutzen für die Arthroskopie bei Patien-ten mit Gonarthrose nicht belegt sei.

Das Problem für die arthroskopisch täti-gen Kollegen und Kolleginnen ist nicht die Ausgrenzung von Therapien, deren Wirksamkeit nicht belegt ist (Gelenklava-ge“, „Gelenktoilette“ etc.). Im Gegenteil. Befürchtet wird stattdessen, z. B. vom BVASK**, eine weiter zunehmende Büro-

* Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen

** Berufsverband für Arthroskopie e. V.

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Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016

kratisierung mit vermehrten kritischen Nachfragen und letztlich ein erhebliches Regressrisiko für den Operateur. Die Be-fürchtung ist nicht von der Hand zu wei-sen, dass jedes Auftauchen des Begriffs „Arthrose“ und insbesondere dessen un-kritische Kodierung gemäß ICD in den Unterlagen der Krankenkassen „automa-tisch“ zu Nachfragen und Prüfungen An-lass geben könnte.

In diesem Zusammenhang spielt die Ar-beit der Radiologen und Radiologinnen bei den häufigen MR-Tomographien des Kniegelenks eine große Rolle. In den schriftlich dokumentierten Befunden taucht nicht selten der Begriff „Arthrose“ auf, um Schäden des Knorpels mit oder ohne Meniskuspathologie zusammenzu-fassen. Dies ist oft sachlich nicht richtig (s. u.) und kann unter den o. g. neuen Be-dingungen zu Unklarheiten hinsichtlich der Indikationsstellung zur Arthroskopie führen. Die unkritische oder sogar fälsch-liche Verwendung von Begriffen wie „Ar-throse“ in MRT Befunden verbessert das Verhältnis von chirurgisch tätigen Fä-chern und der Radiologie nicht. Die DG-MSR möchte deshalb ihren Mitgliedern und auch allen anderen Interessierten eine inhaltliche Darlegung auf Basis der derzeitigen Datenlage zur Verfügung stel-len.

Arthrose und MRT: Kurzer inhaltlicher Sachstand

Die Gonarthose ist eine chronisch fort-schreitende Erkrankung eines oder bei-der Kniegelenke, gekennzeichnet durch ein zunehmendes Gelenkversagen ver-bunden mit Veränderungen an der Ge-lenkstruktur, Schmerzen und verminder-ter Beweglichkeit [1]. Die Diagnose „Arthrose“ (engl. „osteoarthritis“) allge-mein, nicht nur am Kniegelenk, wird kli-nisch und / oder röntgenologisch gestellt [2]. Die röntgenologische Diagnose ba-siert auf dem Nachweis von Osteophyten und / oder einer reduzierten Gelenkspalt-weite [3] In den letzten Jahren sind eine

Reihe von Risikofaktoren ermittelt wor-den, die eine progrediente Gelenkschädi-gung mit dem Endpunkt Arthrose erwar-ten lassen. Zu den gelenkbezogenen Risiken gehören am Kniegelenk Achsfehl-stellungen, Meniskusschäden, kleine fo-kale Knorpeldefekte, Bandinstabilitäten oder subchondrale Knochenmarkläsio-nen („-ödeme“), Gelenkergüsse und die Synovitis [4]. Von den systemischen Fak-toren sind vor allem stattgehabtes Knie-trauma, chronische Überlastungen, Über-gewicht und das Lebensalter wichtig [5, 6].

Der Nachweis von einzelnen MRT Befun-den kann die Diagnose einer Gonarthrose nach heutiger Definition nicht rechtferti-gen, insbesondere, da einzelne MRT Be-funde häufig in asymptomatischen Gelen-ken ohne radiographische Auffälligkeiten vorliegen [7]. Es ist ein Missverständnis, dass es sich bei der Arthrose um eine sich primär am Knorpel manifestierende Er-krankung handelt. Die häufig vorgenom-mene Gleichsetzung von Arthrose mit „Knorpelschaden“ ist nicht korrekt, da multiple Gelenkstrukturen am Erkran-kungsprozess beteiligt sind und aus die-sem Grunde auch mehrere Gelenksstruk-turen Veränderungen aufweisen müssen, um eine Arthrose mittels MRT diagnosti-zierbar zu machen [8].

Bedeutung für den MRT Befund

Die MRT detektiert, weit vor der Radio-graphie, Gelenkveränderungen und Be-funde, die zum frühen Arthrosespektrum gehören, aber isoliert keine Diagnose ei-ner Arthrose zulassen. Die einzelnen Be-funde, wie Meniskus- und Knorpelschä-den, Ergüsse, Synovitis, Bandverletzungen u. s. w. sollten in der MRT genau beschrie-ben werden. Der Versuch, einzelne dieser MRT Befunde unter der Diagnose „Arthro-se“ zusammenzufassen, hat derzeit keine wissenschaftliche Evidenz. Insbesondere sollte der Begriff nicht leichtfertig ver-wendet werden, zum Beispiel um nicht-inflammatorische, sogenannte „de-

generative“ Gelenksveränderungen, von systemisch-entzündlichen Veränderun-gen (z. B. rheumatoide Arthritis) abzu-grenzen („kein Rheuma – also Arthrose“).

Nachdruck einer DGMSR-Veröffentli-chung mit freundlicher Genehmigung der Autoren.

Prof. Dr. Klaus Bohndorf, WienPD Dr. Frank Römer, Erlangen, im Auftrag der DGMSR

Literatur

1 Beschluss des gemeinsamen Bundesaus-schusses: Arthroskopie des Kniegelenks bei Gonarthrose vom 27.11.2015. In: http://g-ba.de

2 Altman R., E. Asch, D. Bloch et al. The Ame-rican College of Rheumatology criteria for

-thritis of the knee. Arthritis Rheum 1986;29:1039-1049.

3 Amin S., LaValley MP., Guermazi A. et al. The relationship between cartilage loss on mag-netic resonance imaging and radiographic progression in men and women with knee osteoarthritis. Arthris Rheum 2005; 52: 3152-9

4 Roemer FW, Kwoh CK, Hannon MJ et al. What

to radiographic osteoarthritis: magnetic re-sonance imaging-based trajectory analysis over four years in the osteoarthritis initiative. Arthritis Rheumatol. 2015;67:2085-96.

5 Cooper C, Snow S, McAlindon TE et al. Risk factors for the incidence and progression of radiographic knee osteoarthritis. Arthritis Rheum. 2000;43:995-1000.

6 Felson DT, Zhang Y, Hannan MT, et al. Risk factors for incident radiographic knee os-teoarthritis in the elderly: the Framingham study. Arthritis Rheum 1997;40:728–733.

7 Guermazi A., Niu J., Hayashi D. et al. Preva-lence of abnormalities in knees detected by MRI in adults without knee osteoarthritis: a population based observational study (Fra-mingham Osteoarthritis Study). BMJ 2012 345:e5339

8 Hunter D. J., Arden N., Conaghan PG. et al.

a Delphi exercise. Osteoarthrits and Cartila-ge 2011; 19:963-9

Aus unserem Fach

Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016242

KO N G R E SS B E R I CH T

Kongress Alterstraumatologie 2016

der geriatrischen Patienten liegt.

Nach den Vorgängern 2012 in Karlsruhe und 2014 in Stuttgart fand in diesem Jahr bereits der 3. Alterstraumatologie Kongress statt. Die Kongresspräsidenten Professor Steffen Ruchholtz aus Marburg und Professor Ruppert Püllen aus Frank-furt begrüßten unter dem Motto „Ge-meinsam handeln, Mobilität bewahren, Lebensqualität erhalten“ die Teilnehmer aus Unfallchirurgie, Geriatrie und Phy-siotherapie vom 10.–11. März im Kon-gresszentrum in Marburg. Ungeachtet der Tatsache, dass noch nicht alle berufs-politischen Fragen abschließend geklärt sind, wurde der Kongress unter Beteili-gung die unfallchirurgischen und geriat-rischen Fachgesellschaften Deutsch-lands, Österreichs und der Schweiz als interdisziplinäres und internationales Forum für eine der wichtigsten medizi-nischen Herausforderungen dieses Jahr-hunderts in Marburg veranstaltet.

Wissenschaftliche Plattform

Der enorme Zuspruch mit über 500 Teil-nehmern an den beiden Tagen unter-streicht die Bedeutung der Thematik und die Qualität des wissenschaftlichen Pro-gramms über die aktuellen Fragen und Herausforderungen der Alterstraumato-logie. Damit ist der Kongress zu DER Plattform zum Austausch über den aktu-ellen Wissensstand in der Alterstrau-matologie für den deutschen Sprachraum geworden. Über 50 Experten der ver-schiedenen Fachrichtungen aus dem In- und Ausland, größtenteils Lehrstuhlinha-ber und habilitierte Kollegen, gestalteten als Referenten und Vorsitzende das wis-senschaftliche Programm mit Übersichts-referaten, Fallvorstellungen und einer Po-diumsdiskussion. Begleitend fanden Poster sessions und verschiedene Work-shops statt.

Zu Beginn der Veranstaltung wurde das neue Buch „Alterstraumatologie“, er-schienen im Thieme Verlag, vorgestellt. Aufgrund der Tatsache, dass Herausgeber und zahlreiche Autoren maßgeblich an der Gestaltung des Kongresses beteiligt waren, kann es somit getrost als das „Buch zum Kongress“ bezeichnet werden. Es verwundert somit nicht, dass sämtlich ausliegenden Exemplare zum Ende des Kongresses vergriffen waren.

Eröffnet wurde der wissenschaftliche Teil des Kongresses mit einer Sitzung über die Möglichkeiten und Grenzen der gemein-samen unfallchirurgisch-geriatrischen Behandlung. Zudem wurde der Frage nachgegangen, welches interdisziplinäre Behandlungsmodelle – geführt durch ei-nen Geriater oder einen Unfallchirur-gen – den größeren Benefit verspricht. Dazu wurde im Rahmen einer Podiums-

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Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016

Preisträger

Aus zahlreichen wissenschaftlichen An-meldungen wurden schließlich von ei-nem internationalen Komitee 5 Vorträge und 47 Poster zur Präsentation ausge-wählt. Die größtenteils exzellenten Ar-beiten, die sowohl aus dem Bereich der Grundlagen- als auch klinischen For-schung stammten, spiegelten die zahlrei-chen noch offenen Fragen zu Themen aus dem Bereich der Alterstraumatologie wi-der. In vier Postersitzungen wurden vier Preisträger ermittelt, die unter anderem ein Exemplar des neuen Buches „Alter-straumatologie“ erhielten.

Die Kongresspräsidenten Professor Ruch-holtz und Professor Püllen verabschiede-ten die Teilnehmer aus Marburg und kündigtene eine Fortsetzung dieses er-folgreichen Kongressformats für das Jahr 2018 in Aachen an.

PD Dr. Benjamin

diskussion unter Einbindung des Publi-kums lebhaft diskutiert. Hierbei zeigte sich erneut, dass wesentliche Probleme eher im Bereich der ausgewogenen fi-nanziellen Rückvergütung an die invol-vierten Abteilungen bestehen, nicht aber im Konsens, dass nur ein interdisziplinä-rer therapeutischer Ansatz den richtigen Weg für geriatrisch-traumatologische Pa-tienten darstellt.

Auf reges Interesse stieß am ersten Kon-gresstag das neue Sitzungsformat „Geria-

trie für Unfallchirurgen“ und „Unfallchir-urgie für Geriater“. Dabei konnten dem jeweils Fachfremden wichtige Grundla-gen für die Behandlung des geriatrischen Traumapatienten vermittelt werden. Ein weiteres Highlight des Kongresses war der Vortrag von Dr. Collin Currie aus Schottland, der sich seit über 25 Jahren dem Aufbau und der Entwicklung des weltweit größten Registers proximaler Femurfrakturen widmet, und damit in-ternational als ausgewiesener Experte gilt.

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Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016244

W E I T E R B I L D U N GS K U R S

Fit-after-eight -

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Exemplarisches Lernen und Kompeten-zerwerben schien als Methode planvoller berufsbegleitender Weiterbildung sinn-voll. Hierunter ist die Vermittlung we-sentlicher chirurgischer Kernkompeten-zen (z. B. kritisches eigenes Erarbeiten und Hinterfragen von Indikationen zu Di-agnose und Therapie) zu verstehen, die – an einem Beispiel erarbeitet – in der Brei-te des Faches auch bei anderen und bisher unbekannten Versorgungsanfor-derungen genutzt werden können. Hier-zu waren natürlich Lehrformen geboten, welche die aktivierende Beteiligung der Teilnehmer (TN) als Voraussetzung ha-ben. Eine „Kerngruppe“ von Experten aus „O & U“ inkl. auch Berufsverbänden und betroffenen Weiterzubildenden, haben diese Idee seit 2006 vorangetrieben und – nach Entwicklung von „acht“ Mo-dulen das Kursformat „Fit-after-eight“ (f-a-8) als Titel eines Angebotes der DGOU für ein berufsbegleitendes Weiter-bildungs-Kursformat erarbeitet: in 8 zweitägigen Modulen sollen die Grundla-gen und zentrale Kompetenzen des Fa-ches mit modernen didaktischen Kon-zepten verfestigt werden und die TN auch „fit“ für die qualifizierende Prüfung der Ärztekammer werden.

Grundlagen des Kurskonzeptes sind:

die inhaltliche Fokussierung auf „Wichtigem“ – „Häufigem“ – und „Gefährlichem“

die Vereinbarung, eher in die Tiefe als in die Breite zu lehren („vertieftes Verständnis“)

die Beachtung, dass im Kurs exemp-larisch Erarbeitetes durch die TN analog auf andere Problemfelder angewendet werden sollte

die Vermittlung im Kleingruppenun-terricht mit erfahrenen Tutoren

reale und alltagsgemäße zur Diskus-sion genutzte (und getestete) Fälle

speziell geschulte / qualifizierte Tuto-ren (und Tutorguides für jede Falldis-kussion)

Anwesenheit aller Dozenten und Tutoren während des gesamten Mo-duls

obligate Prüfung des TN-Erfolges und Evaluation des Moduls

der Aufbau jeden Modul nach einem „Leitthema“ (und diversen Be-gleitthemen) und sog. „Querschnitts-themen“ (s. u.)

inhaltlich und didaktisch aufeinan-der abgestimmte Module (aber in sich geschlossen, so dass Teilnehmer jederzeit in das gesamte Kursformat „einsteigen“ können)

Weiterentwicklung aller Module nach Evaluation und wiss.-techn. Anforderungen

Die ersten Module starteten Ende 2008. Jeweils vier Module wurden pro Jahr an-geboten, so dass 2015 der 4. Durchlauf al-ler Module startete.

Kursentwicklung

Die „Kerngruppe“ der Kursentwickler be-stand aus Fachärzten aus O & U, davon ei-

nige in freier Praxis tätig. Die meisten waren zur Weiterbildung ermächtigt. Von Anfang an waren Ärzte in Weiterbil-dung beteiligt, ebenso Vertreter von Standesorganisationen und Verbänden. Eine Schirmherrschaft erfolgte durch die DGOU. Pädagogische und didaktische Ex-pertise war durch Beteiligung von 4 Ab-solventen des Studiengangs Master of Medical Education (MME) sichergestellt (Abb.1).

Zunächst wurde eine erste Version von Lernzielen, basierend auf Weiter-bildungsordnung und eigenen Vorstel-lungen, definiert und eine Liste von „wichtigen Personen“ („stakeholder“, über wiegend Weiterbilder; n = 84) fest-gelegt, denen die Liste der Lernziele zur Beurteilung vorgelegt werden sollte. Die-se Personen haben dann Ergänzungen und Modifikationen vorgeschlagen, auf deren Grundlage eine zweite Version der Liste der Lernziele hergestellt wurde. Diese 2. Liste wurde den oben genannten Personen erneut zur Beurteilung vorge-legt, die Priorität für jedes Lernziel wur-de festgelegt anhand vorgegebener Kate-gorien (Kern-Lernziel; Mantel-Lernziel; Basisweiterbildung; Subspezialität). Aus den Ergebnissen der Befragung wurde eine dritte Version der Liste der Lernziele aufgestellt, die nur noch aus Kernlernzie-len (n = 74) und Mantellernzielen (n = 74) bestand (siehe Abb. 2).

Zu den Kern- und Mantel-Lehrzielen kommen sogenannte „Querschnittsthe-men“ (systematische Diagnostik, Rönt-genbildanalyse, Nachsorgeprinzipien, Komplikations- und Fehlermanagement, Arzt-Patienten-Kommunikation, aber auch Antibiose, Schmerztherapie u. a.). Aus den Kern- und Mantellehrzielen wurden die Leitthemen der Module ent-wickelt. Anhand dieser KERN- und MAN-TEL-Lehrziele wurde eine „thematische“

Abb.1:Klausurtagung auf Frauenchiemsee. Der Fotograf

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Aus unserem Fach

Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016

Aufteilung des Gesamtkurses in 8 einzel-ne Module vorgenommen (Abb. 3).

Die Unterrichtsmethoden und –Formate für die einzelnen Module wurden in der Kerngruppe festgelegt, die Materialien für den Unterricht, in erster Linie Fälle für den Problemorientierten Unterricht (PBL) wurden erstellt (Die „Fälle“ wurden in den Kliniken der Kerngruppenmitglie-der und in der Kerngruppe durchgespro-chen und getestet). Zum Gebrauch der Tutoren wurde zu jedem einzelnen Fall ein Text mit Hintergrundinformation (sog. „Tutorguides“, teilweise auch mit „handouts“) zusammengestellt.

Das Grundformat des Kursablaufes sind Kleingruppen (10–12 TN + 2 Tutoren). In jedem Modul wurden nur wenige Ele-mente mit Frontalunterricht zugelassen, welche didaktisch auch so gewählt wur-den, dass sie der Diskussion unter allen Kleingruppen im Forum dienten. Alle Tutoren sind während der gesamten Dauer des Kurses anwesend, alle Tutoren waren oder wurden geschult mit der Methode des PBL.

Nach jedem einzelnen Kurs wurde eine anonyme Kursevaluation durch die Teil-nehmer durchgeführt.

Kurs-Ergebnisse

1. bisherige Kurse und Teilnehmer 2015 startete der 4. Durchlauf („Zwei-jahreszyklus“) der Module. Damit sind bis zum aktuellen Zeitpunkt ca. 800 Un-terrichtseinheiten mit durchschnittlich 30 Teilnehmern angeboten und absol-viert worden.

Die PBL-Fälle werden kontinuierlich wei-terentwickelt (Abb.4). Der Preis pro Dop-pelmodul (= ca. 40 Unterrichtseinheiten in Kleingruppen inkl. Catering) beträgt aktuell 550 Euro.

Die Module wurden und werden angebo-ten (alphabetisch) an den Kursorten Bamberg, Berlin, Freiburg, Homburg / Saar, Mannheim, München und Osna-brück.

2. TutorenObwohl sich einzelne Tutoren der ersten Kurse aus beruflichen Entwicklungs-gründen aus der aktiven Mitwirkung zu-rückziehen mussten, blieb die Anzahl der Tutoren durch Neugewinnung insb. auch aus dem ehemaligen Teilnehmerbereich gleich. Nach wie vor gilt die Schulung der Tutoren in den Prinzipien des PBL (prob-

Abb. 2: -

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in O oder U stammen.

Fit After EightBerufsbegleitende Weiterbildung in Orthopädie und Unfallchirurgie

Vorbereitung auf die Facharztprüfung in 4 Doppelmodulen

www.fae-kurs.de

Lernen und Lehren soll Freude machen

… und nicht nur das. Nach den 4 Doppelmodulen „Fit After Eight“ sollen Sie „Fit“ sein, den vielfältigen Anforderungen und Verantwortlichkeiten als zukünftiger Facharzt/ Ärztin mit Kom-petenz und Gelassenheit zu begegnen. Freuen Sie sich auf ein neues begründetes Selbstvertrauen im Berufsalltag und mehr

Fit After Eight besteht aus 8 Modulen, die in 4 Doppelmodulen angeboten werden. Jedes Doppelmodul umfasst vier Kurstage und adressiert mehrere Leit- und Querschnittsthemen. Pro Jahr werden mindestens zwei unterschiedliche Doppelmodule ange-boten. Innerhalb von zwei Jahren kann also das gesamte Kursfor-mat durchlaufen werden. Allerdings können ganz nach Wunsch auch einzelne Doppelmodule belegt werden. Der Einstieg ist jederzeit möglich.

Doppelmodul 1 & 2 Leitthemen:

Frakturen Teil 1, Infektionen

Frakturen Teil 2, Tumore

Doppelmodul 3 & 4 Leitthemen:

Gelenkerkrankungen, Schwerpunkt Arthrose

Weichteilschaden, Wunde, Gelenkverletzungen

Doppelmodul 7 & 8 Leitthemen:

Fehlbildungen, Formabweichungen

Rückenschmerz, Kinderorthopädie

Doppelmodul 5 & 6 Leitthemen:

Erkrankungen von Knochen und Weichgeweben

Haben wir Ihr Interesse geweckt?Dann freuen wir uns über Ihre Kontaktaufnahme!

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Abb.3: Modulthemen: Alle Module wurden ab 2010 nur noch als Doppelmodule

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Abb. 4: --

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Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016246

lem based learning) als obligat, genau wie die eintägige Vorbereitung im Tuto-renkreis vor jedem Doppelmodul.

3. EvaluationDie Evaluation umfasst die Erfassung der Teilnehmer-Herkunft (Universitätsklinik, Maximalversorger, Regionaler Versorger, Praxis etc.), die bisherige Qualifikation, die Erwartungen an den Kurs und die Be-wertung des Kursformates, allgemein und auf die persönliche Entwicklung des Teilnehmers bezogen.

Die Evaluation der bisherigen Module er-brachte generell eine hohe Akzeptanz, sowohl für das Gesamtkonzept des Kur-ses als auch für den jeweils aktuellen Kurs (Abb. 5). Auch die Frage des „Trans-fers“ des Gelernten auf die persönliche (berufliche) Situation und Weiterent-wicklung des Teilnehmers wurde durch-gängig positiv rückgespiegelt.

4. MarketingWie in Abb. 5 illustriert, bleibt das Mar-keting der Kurse ein Problem: die Teil-nehmer werden nicht systematisch, son-dern über diverse Quellen über das Kursformat informiert und müssen sich aktiv und nur in geringem Maße über „Mitnahmeeffekte“ (Votum des Chefarz-tes, Werbung in anderen Kursen) zu den Modulen anmelden.

Diskussion des Kursformates und AusblickBislang angebotene, meist einwöchige, „Crash“-Kurse zur Vorbereitung auf die Facharztprüfung weisen einen sehr star-ken Ermüdungsfaktor auf, bedingt durch passiven Unterricht ohne Berücksichti-

gung des Vorwissens der Teilnehmer (d.h. unidirektionaler Instruktionsfluss) und bedingt durch kurzfristige Lernstrategien. Die Referenten treten als einzelne Spezia-listen nur zu einzelnen Themen und fron-tal unterrichtend auf. ERMÜDUNG ist zwar nicht ungewöhnlich bei starker In-formationsdichte und selbst bei der be-rufsbegleitenden Weiterbildung, welche ja durch einen hohen Anteil intrinsischer Motivation geprägt ist. Sie tritt aber bei-spielsweise bei der direkten Forderung des Weiterzubildenden während einer von ihm / ihr durchzuführenden OP übli-cherweise nicht auf. Also ist es das Ziel, entsprechende anfordernde Strukturen auch in der theoretischen berufsbeglei-tenden Weiterbildung zu schaffen.

Diesem Ziel dient das Kursformat „fit-af-ter-eight“. Authentische und reale klini-sche Fälle werden in einer „problem-ba-sierten“ Kleingruppen-Diskussion mit Hilfe von erfahrenen Tutoren einer grundsätzlichen Lösung durch die Teil-nehmer selbst zugeführt. Grundsätzlich wird nicht versucht, die Breite des Faches „vollständig“ zu bearbeiten, da hier eine thematische und Konzentrations-Über-flutung droht („Vollständigkeitsfalle“). Die Zielsetzung des Kursformates ist es, die Kompetenzen zu generieren und zu fördern, die der neue Facharzt für Un-fallchirurgie und Orthopädie (lebens-lang) erfordert, dies berufsbegleitend über vier Jahre, orientiert an längerfristi-gen Lernstrategien, aber durchaus vorbe-reitend auf Inhalte und Format einer summativen Weiterbildungsprüfung.

Das Format „fit-after-eight“ ist in der vorgestellten Form außerordentlich auf-

wendig für die Tutoren, die ihre eigene (inhaltliche und didaktische) Qualifizie-rung und die Fallpräsentation inkl. des Tutorguides als Vorleistung erbringen müssen und i. d. R. pro Jahr an mindes-tens 8 Werktagen eingesetzt werden. Die Kursevaluationen zeigen, dass es möglich ist einen so strukturierten Kurs abzuhalten und dass interaktive Forma-te mit einer sehr günstigen Betreuungs-relation von den Teilnehmern gut ange-nommen werden. Teilnehmer-zentrierte Formate dieser Art, die das Vorwissen der Teilnehmer individuell berücksichti-gen, können jeden einzelnen Teilnehmer zu eigener Aktivität motivieren und da-für sorgen, dass Fachleute auf Augenhö-he mit anderen Fachleuten diskutieren können.

www.dgou-fit-after-eight.de

MME

Abb.5-

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F IT- AF TER E IG HT- TUTOREN GRUPPEStand 2016:

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Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016

2 0 J A H R E A M O U -TAG U N G

AMOU – Bestandsaufnahme und künftige Entwicklungen

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Im Mittelpunkt des Programmes standen die Bereiche Trauma, Wirbelsäule, Sport-orthopädie und Endoprothetik. Zentrale Themen waren hüftgelenksnahe und fehlverheilte Frakturen, Verletzungen des Schulter- und des Kniegelenkes, die Spezialisierung im Rahmen der Endopro-thetik, konservative Behandlung der Gon-arthrose bis zum Komplikationsmanage-ment, sowie die konservative und operative Therapie degenerativer Erkran-kungen der Wirbelsäule. In allen vier Be-reichen fanden sich Themen der Plasti-schen Chirurgie. Workshops zum Taping, Orthesen und Revisionsprothesen runde-ten das Programm ab. Ein Novum war die Podiumsdiskussion der Industrie. Führen-de Vertreter von renommierten Firmen der Endoprothetik standen Rede und Ant-wort und formulierten ihre Ansichten zu den gegenwärtigen Entwicklungen in Be-zug auf Implantate. Diese sind von gro-ßem Interesse und Bedeutung für unser Fach. Erstmals in diesem Jahr bot die AMOU den Assistenten der fünf Universi-tätskliniken die Möglichkeit, eine eigene Sitzung zu gestalten. Wenn so viel über Generation „Y“ geschrieben und diskutiert wird, konnte man nur Staunen, dass damit offensichtlich ein Teil der Realität ausge-blendet wird – die Vorträge waren aus-

nahmslos spannend und von hoher Quali-tät.

Strategiesitzung

Außerhalb des offiziellen Kongresspro-grammes fand eine Strategiesitzung der Lehrstuhlinhaber der fünf Universitäts-kliniken statt, an welcher der Präsident des BVOU Dr. Johannes Flechtenmacher und die BVOU Landesvorsitzenden Dr. Jörg Panzert (Sachsen), Dr. Ronny Jaeckel (Sachsen Anhalt) und Dr. Jens Krannich (Thüringen) teilnahmen. Es zeigte sich sehr rasch, wo Reserven unserer berufs-politischen Arbeit liegen. Um ein gesun-des Gleichgewicht zwischen Niederlas-sung und stationärem Bereich zu schaffen, müssen die entsprechenden Voraussetzungen dafür genutzt oder auch geschaffen werden. Entsprechende Möglichkeiten und Verbindungen, das wurde recht bald klar, lassen sich nur im Sinne aller unserer Kollegen nutzen und umsetzen, wenn solche Gespräche auch in Zukunft stattfinden. Im Fokus standen vor allem die Weiterbildung hinsichtlich der Schmerztherapie und der Bildge-bung. So wir nicht berufspolitisch vertre-ten sind, werden sich diese Dinge jedoch kaum effektiv umsetzen lassen.

Offene Fragen

Inhaltlich ist für den AMOU Kongress zu hinterfragen, welche Themen im Pro-gramm zukünftig abgebildet werden, ob nicht eine gemeinsame Gestaltung des Kongresses mit dem BVOU und dem VLOU der mitteldeutschen Länder mit ei-genen Slots eine größere Resonanz er-reicht und den Zielen dieser Veranstal-tung, nämlich der Weiterbildung, der Vernetzung sowie dem Austausch, ge-recht werden. Mit 335 Teilnehmern ins-gesamt waren die Veranstalter dieses Jahr zufrieden. Wenn sich in Zukunft mehrere kleine Symposien im Rahmen der AMOU organisieren lassen, würde dieses Konzept möglicherweise für den mitteldeutschen Raum eine neue Chance haben.

Prof. Dr. Andreas Roth

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Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016248

F E I E R L I CH E V E R A BS CH I E D U N G VO N P RO F. D R . N O R B E R T P. H A A S

25 Jahre erfolgreich für die Charité

wird nun wieder in Berlin heimisch.

Die alten Bolle-Milchflaschen sind zu dreiringigen Kronleuchtern angeordnet. Imposant hängen sie über den 35 Tischen im restaurierten Festsaal der ehemals größten Berliner Meierei und verströmen warmes Licht. Die edel geschmückten Tische stehen bereit für über 350 Gäste aus Medizin, Politik, Kultur, Wirtschaft und High Society. Gastgeber ist Norbert Haas, der an diesem Abend das Steuer für Knochen und Gelenke nach 25 Jahren Charité-Dienst und mit fast 70 Jahren an seinen Nachfolger übergibt. „Hand over – Trauma goes to the next generation“ hat er das in seiner Einladung genannt. Haas empfängt jeden Gast persönlich mit sei-ner Frau, der Neurologin Professorin Dr. Judith Haas – jede Begrüßung wird mit der Kamera festgehalten. Da ist ein Bild mit Berlins Regierendem Bürgermeister Michael Müller, mit Berlins Wissen-schaftssenatorin Sandra Scheeres und mit der früheren Bundesjustizministerin Bri-gitte Zypries. Hass` früherer Chef aus Hannover, Prof. Dr. Harald Tscherne, ist gekommen und ehemalige Kollegen, dar-unter auch der DGU-Generalsekretär Pro-fessor Dr. Dr. Reinhard Hoffmann und

Professor Dr. Norbert Südkamp, Ärztli-cher Direktor der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am Universitätsklini-kum Freiburg. Zahlreiche Charité-Mitar-beiter lächeln für das Erinnerungsfoto in die Kamera. Auch frühere Patienten sind unter den Gästen: Star-Coiffeur Udo Walz ist in Begleitung seines Mannes Carsten Thamm gekommen. Später wird noch ein Foto mit Dr. Angela Merkel und ihrem Mann Professor Dr. Joachim Sauer folgen. Das ist zu Beginn der Feier aber noch ein gut gehütetes Geheimnis.

Engagierter Berliner

Müller dankt Haas in seinen Grußworten für ein Viertel Jahrhundert Verantwor-tung als Direktor und Chefarzt an der Charité. In dieser Zeit habe er die Klinik für Orthopädie am Virchow-Klinikum im Wedding und die Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie am Stand-ort Mitte der Charité zum Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie (CMSC) zu-sammengeschlossen. Dabei sei nicht nur das größte Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie entstanden, sondern

auch das aus seiner Sicht national beste und wichtigste. Die Zahlen sprechen für sich: jährlich 10 000 Operationen, 21 000 stationär und ambulant behandelte Pati-enten sowie 20 000 versorgte Erste-Hil-fe-Notfälle.

Anerkennend würdigt Müller Haas auch als engagierten Berliner – mit 26 Ehren-ämtern im In- und Ausland, 8 Ehrenmit-gliedschaften und 13 Beiratsmitglied-schaften. Dank seiner intensiven weltweiten Vernetzung wäre das CMSC auch international ein führendes Zent-rum. Müller erzählt, dass Haas medizini-scher Ansprechpartner bei Staatsbesu-chen von US-Präsidenten war und vom Weißen Haus als Ehrenmitglied der hauseigenen Medizin-Abteilung berufen worden sei. Im Beifall der Gäste staunt selbst der Vorstandsvorsitzende der Cha-rité, Professor Dr. Karl Max Einhäupl. Er witzelt: Nicht auszudenken, was das für die Charité bedeuten würde, wenn Do-nald Trump erst US-Präsident werde.

Einhäupl hebt in seiner Laudatio Haas´ Internationalität hervor. Eine spannende

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Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016

Zeit nennt er die gemeinsamen Tage im ukrainischen Gefängnis, wo sie gemein-sam die frühere Regierungschefin Julia Timoschenko behandelt haben. Als exzel-lent bezeichnet er die Leistung, dass 12 ehemalige Mitarbeiter von Haas inzwi-schen universitäre Chefarztpositionen besetzen. Damit sei Haas ein würdiger Nachfolger der Tscherne-Schule: Genau wie Tscherne habe er die Unfallchirurgie als akademische Disziplin vorangetrie-ben. Der Charité-Chef betont, mit wel-chem organisatorischen Geschick Haas vor allem in schwierigen Zeiten vorgeht – „unkopierbar“. Einhäupl verrät an die-sem Abend erstmals, wie es in Krisenzei-ten im Vorstandszimmer nicht selten hieß: „Wir müssen Haas verlängern, ver-längern, verlängern.“ Dennoch bereitete Haas Einhäupl auch so manches Kopfzer-brechen. Als Beispiel nennt er die ARD-Dokumentation „Meine letzte Hoff-nung – Chefärzte der Charité“, auch als „Halbgötter in Weiß“ bekannt. Das würde eine Presse geben, wie wir sie uns nicht wünschen, lässt Einhäupl seine Gedan-ken von damals Revue passieren. Er be-schreibt einen Filmausschnitt und be-zeichnet die Art, wie Haas die Visite führt und dabei mit seinen Kollegen umgeht, als etwas aus der Zeit gefallen. Nach der Ausstrahlung habe er sorgfältig die Reso-nanz der Medien beobachtet und erleich-tert festgestellt, dass die Reaktionen aber gar nicht so schlecht ausfielen, wie er-wartet: „Ich finde es richtig toll, dass sich dieser Professor so gibt, wie er ist“, gibt Einhäupl einen Kommentar aus den sozi-alen Medien zum Besten. Der Saal lacht – und es bleibt nicht unerwähnt, dass es für die Mitarbeiter unter der Koryphäe Haas nicht immer leicht war. Doch der Erfolg gebe ihm wohl Recht, betont Ein-häupl.

Haas´ überdurchschnittliches berufliches Engagement brachte zwangsläufig eine gewisse Entbehrung in anderen Berei-chen mit sich. Die Familienzeit sei knapp gewesen, erzählt die 28-jährige Tochter Elisabeth. Sie ist aus München angereist, um mit ihrer Schwester an der Verab-schiedung des Vaters teilzunehmen. Aber die „Haasen“, wie Einhäupl die Familie liebevoll nennt, scheinen das Beste dar-aus gemacht zu haben. Die kleinen „Haa-sen“ – die eine inzwischen promovierte Ärztin an der Ludwig-Maximilians Uni-versität München, die andere Top-Bera-terin bei McKinsey – würden nicht müde, jeden Tag in der Klinik anzurufen und

den Vater zu fragen, wann er nach Hause komme. „In Bälde“ war dann die immer gleiche Antwort. Und das sei niemals vor 22 Uhr gewesen, erzählt Elisabeth Haas. Früher fuhren die beiden Töchter am Wochenende mit ihrem Vater in die Kli-nik und begleiteten ihn, wenn er nach dem Wohl der Patienten sah. Und so dankt Einhäupl auch für die Unterstüt-zung der Familie am Ende seiner Rede. An die Ehefrau gewandt sagt er mit ei-nem Augenzwinkern: „Wir geben ihn dir heute zurück. Er ist gebraucht, aber noch gut erhalten.“

Prominente Ehrengäste

Es ist nach 22 Uhr: Angela Merkel er-scheint mit ihrem Mann Joachim Sauer. Unter Beifall der Gäste nehmen sie am Ehrentisch neben Haas Platz. Ganz de-zent halten sich etliche ihrer Bodyguards im Hintergrund. Bis nach Mitternacht plaudert sie angeregt mit den Professo-ren und ihren politischen Kollegen. Dass sie gekommen ist, zeigt einmal mehr, welche Tragweite das Wirken von Haas´ gehabt hat. Ob sie mit ihm wohl noch einmal über ihren Skisturz im Winter 2014 und die folgende medizinische Ver-sorgung an der Charité gesprochen hat? Man kann es nur vermuten.

DGU-Generalsekretär Hoffmann wirft ei-nen Blick zurück, nach Hannover an die Medizinische Hochschule (MHH), wo Haas und er sich in den 1980er Jahren kennengelernt haben, wo Haas als Tscherne-Schüler das Handwerkszeug für seine spätere eigene Schule lernte – die

„Charité-Schule“, wie Hoffmann sie nennt. Haas war an der MHH gerade Oberarzt geworden, nachdem Hans-Jörg Oestern die Klinik Richtung Celle verlas-sen hatte. Als „akribischen Kliniker“, gna-denlos im Qualitätsanspruch an die Pati-entenversorgung, beschreibt Hoffmann seinen damaligen Chef. Das brachte auch Analysemarathons bei komplexen Krank-heitsverläufen mit sich. „Zeig mal die Se-rie!“ Ein Haas-Satz, der unter den Assis-tenten wie Hoffmann immer wieder Schrecken auslöste. Bedeutete dies für sie, kiloweise Röntgenbilder zu sortieren und dann gemeinsam im Team „mit Nor-bert“ zu analysieren. Das Ziel: den abso-lut besten OP-Plan für den Patienten zu entwickeln und dabei immer Plan B und C in der Hinterhand zu haben. Die Um-setzung sei Präzision pur gewesen. Den daraus resultierenden Lehr- und Lerner-folg bezeichnet Hoffmann als legendär. Er berichtet: In den 1990er Jahren wollte Haas weiter, bewirbt sich mehrfach. Doch Ausdauer war gefragt – nicht nur bei Haas, auch bei seinen Kollegen. So kam es wohl, dass in einer Mittwochsbespre-chung folgender Satz fiel, den Hoffmann Tscherne-getreu imitiert: „Der Haas singt heute in Berlin vor – beten´s alle, dass er des kriegt.“ Der Saal lacht.

Ruf nach Berlin

Und es klappte. Haas folgte 1992 dem Ruf an das Universitätsklinikum Rudolf Vir-chow der Freien Universität Berlin. Im Gepäck hatte er eine Entourage, zu der auch Hoffmann gehörte. Haas machte sich daran, den Laden in Berlin „aufzu-

Aus unserem Fach

Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016250

peppen“. Ein Anker sei hier zweifellos Norbert Südkamp gewesen. Ebenso Pro-fessorin Dr. Almut Tempka, die Haas bis heute tatkräftig unterstützt. Hilfreich sei sicher auch gewesen, dass mit Prof. Dr. Peter Neuhaus und Prof. Dr. Roland Het-zer bereits zwei Freunde und Leuchttür-me aus der Hannoverschen Zeit am Vir-chow-Klinikum und am Deutschen Herzzentrum Berlin tätig waren. „Das CMSC der Charité und das Julius Wolf In-stitut für Biomechanik und Muskulos-keletale Regeneration wurden unter der Leitung und Mitarbeit von Norbert Haas zu einer unbestrittenen und internatio-nal anerkannten ‘Top Gun’ der Orthopä-die und Unfallchirurgie“, sagt Hoffmann anerkennend. In seiner Funktion als Ge-neralsekretär der DGU und der DGOU dankt Hoffmann vor allem für Haas´ En-gagement, als einer der Schrittmacher die Zusammenführung der beiden Fächer O & U zum Facharzt für Orthopädie und

Unfallchirurgie vorangetrieben zu haben. Resümierend sagt Hoffmann: „Norbert Haas, ein Phänomen!“: „immer 100 Pro-zent Performance, immer 100 Prozent Verlässlichkeit, immer 100 Prozent Er-folg“.

Zutiefst bewegt zeigt sich Haas von der kulturellen Darbietung seines Teams. Ak-tuelle und auch ehemalige Kollegen sin-gen das alte Klinik-Partylied „Weddinger Nächte sind lang“ zur Melodie des alten Schlagers über die Kreuzberger Nächte. Auch ein Personeneintrag bei Wikipedia gehört zum Geschenk des Teams.

Kurz vor Mitternacht ist es dann soweit: Haas übergibt Schütz symbolisch das Steuerrad. Es ist zwar ein Abschied von seiner Klinik, nicht aber von seiner Profes-sion. „Ich gehe heute von Bord. Ich bleibe Ihr Norbert Haas und stehe Ihnen weiter zur Verfügung.“ Dieser Abschied ist fast

ein bisschen traurig. Aber Haas wäre nicht Haas, wenn er diesen Moment nicht akri-bisch geplant hätte. Als Erinnerung erhält jeder seiner Gäste beim Abschied in der Garderobe das Foto von der Begrüßung – von einem grandiosen Abend.

-mitgliedschaften sowie die Editorial- und

-bert P. Haas unter:

UNFALL- UND WIEDERHER STELLUNG SC H IRURGIE AN DER C HARITÉ MIT NEUER E XPERT ISE

Prof. Dr. Michael Schütz-----

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-tung misst der Unfallchirurg dabei dem inter-

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in Aachen im Fach Flug- und Raumfahrtmedi-

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Unfallchirurgie am Princess Alexandra Hospi-

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den Bundesstaat Queensland beteiligt. 2007

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-

PM Charité

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Aus unserem Fach

Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016

Am 5. April 2016 diskutierten Experten in einer Anhörung im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) den Referentenentwurf zur No-vellierung des Mutterschutzgesetzes. Mit dem Gesetzentwurf will das BMFSFJ die Mutterschutzregelungen verständlicher fassen und Rechtsunsicherheiten beseiti-gen. Zur Anhörung eingeladen waren die OPidS-Gründerinnen Dr. Maya Niethard und Dr. Stefanie Donner. „Wir unterstüt-zen die Gesetzesnovelle. Sie trägt dem Wunsch vieler Frauen Rechnung, ihre bis-herige Erwerbstätigkeit fortzuführen. Nun hoffen wir auf rasche Umsetzung“, sagte Niethard nach der Anhörung. Donner er-gänzte: „Die unzeitgemäße Auslegung des Mutterschutzgesetzes von 1952 bremst Chirurginnen nach Bekanntgabe der Schwangerschaft in ihrer beruflichen Ent-wicklung aus.“ Die erzwungene Pause führt zu einer längeren Weiterbildungs-zeit und somit zu einem späteren Erwerb des Facharzttitels. Das OP-Verbot ent-

R EFO R M D E S M U T T E R S CH U T Z G E S E T ZE S

Ministerium berücksichtigt Initiative „Operieren in der Schwangerschaft“

-

spricht oftmals nicht dem Wunsch vieler Betroffener – zumal sich die Arbeitsbedin-gungen im OP durch die Fortschritte in der Medizin stark verändert haben. Daher setzt sich die DGOU mit der Initiative OPidS dafür ein, dass werdende Mütter selbst entscheiden können, ob sie das Skalpell weiter in der Hand behalten wol-len.

Positionspapier erfolgreich

Das im Jahr 2015 veröffentlichte Positi-onspapier „Operieren in der Schwanger-schaft“ der DGOU schafft dafür die Vor-aussetzungen: Es bündelt Informationen und Handlungsempfehlungen zu den As-pekten Recht, Röntgen, Strahlenschutz, Infektionsrisiko und Narkose. Das Positi-onspapier gibt zudem eine Anleitung zur Erstellung einer individuellen Gefähr-dungsbeurteilung und die Umgestaltung des Arbeitsplatzes.

Mit dieser Expertise hat die DGOU nicht nur junge Medizinerinnen beraten, son-dern auch das BMFSFJ. „Der neue Geset-zesentwurf betont nun die Arbeitgeber-pflichten zur Beurteilung und Gestaltung der Arbeitsbedingungen für schwangere

und stillende Frauen. Damit sehen wir das Mitbestimmungsrecht der Schwan-geren gestärkt, selbst entscheiden zu können, ob sie ihre operative Tätigkeit fortsetzen möchte“, so Niethard.

„Bisher bereits bestehende Rechte wer-den nun stärker betont“, sagt Donner. Denn obwohl das Mutterschutzgesetz (MuSchG) den Umgang mit schneiden-den und stechenden Instrumenten und somit einen Einsatz im Operationssaal für Schwangere nicht explizit ausschließt, erhalten die Betroffenen bislang ein striktes OP-Verbot.

„Grund ist die bisherige Rechtsunsicher-heit für Arbeitgeber“, erklärt Donner. Da-her werde das MuSchG sehr streng aus-gelegt. Das führe dazu, dass viele Kliniken den Schwangeren ein generelles Beschäf-tigungsverbot aussprechen – ohne dass sie individuell geprüft haben, ob sie den Arbeitsplatz so umgestalten können, dass die Schwangere unter bestmöglichen Schutzmaßnahmen weiter operativ tätig sein kann.

Susanne Herda, Presse DGOU

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Recht und Wirtschaft

Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016

T E L E M E D IZ I N

Kritische Anmerkungen zur TelemedizinDas Stichwort Telemedizin steht wie kaum ein anderes für Innovationen im Gesundheitswesen und medizinisch-technischen Fortschritt. Telemedizin soll Expertenstandard in der Fläche garantieren, für einen schnellen Datenverkehr zwischen Ärzten und Leistungserbringern sorgen und Zweitmeinungs-verfahren etablieren. Auch im gerade in Kraft getretenen E-Health Gesetz ist die Förderung der Telemedizin verankert.

In vielen Bereichen stellt die Telemedi-zin – insbesondere im bereits etablierten Bereich der Teleradiologie – eine sinnvol-le Errungenschaft dar, die einen spürba-ren Nutzen für die Gesundheitsversor-gung hat. Bei allem Enthusiasmus darf die Telemedizin allerdings nicht dazu führen, dass das bestehende hohe Ver-sorgungsniveau eingeschränkt und die Telemedizin auf Kosten der Patientensi-cherheit durchgesetzt wird. A und O je-der ärztlichen Behandlung ist der indivi-duelle persönliche Patientenkontakt. Die „Hinweise zur Fernbehandlung“ der AG Telemedizin der Bundesärztekammer (Deutsches Ärzteblatt vom 11.01.2016 und die „Hinweise und Erläuterungen zu § 7 Abs. 4 MBO-Ä (Fernbehandlung)“ vom 11.12.2015) lassen befürchten, dass die vielerorts vorherrschende Begeisterung für telemedizinische Verfahren die Siche-rung der Behandlungsqualität überlagert. Beim Einsatz telemedizinischer Behand-lungsoptionen ist daher immer die Prü-fung geboten, ob die dem Patienten zu-stehende Qualität der Behandlung gerade auch durch den Einsatz der Telemedizin gewährleistet wird. Angesichts der der-zeit noch bestehenden restriktiven be-rufsrechtlichen Vorgaben muss beim Ein-satz telemedizinischer Verfahren daher immer eine Abwägung der beteiligten Interessen erfolgen und das Wohl des Pa-tienten im Vordergrund stehen.

1. Telemedizin und Fernbehandlung

Die Telemedizin ist untrennbar mit dem berufsrechtlichen, in § 7 Abs. 4 MBO-Ä niedergelegten und in den Landesberufs-ordnungen umgesetzten sogenannten Fernbehandlungsverbot verbunden. Nach § 7 Abs. 4 MBO-Ä dürfen

„Ärztinnen und Ärzte (…) individuelle ärztliche Behandlung, insbesondere auch Beratung, nicht ausschließlich über Print- und Kommunikationsmedien durchführen. Auch bei telemedizinischen Verfahren ist zu gewährleisten, dass eine Ärztin oder ein Arzt die Patientin oder den Patienten un-mittelbar behandelt.“

Übereinstimmend wird diese Vorschrift so ausgelegt, dass eine individuelle Be-handlung – im Gegensatz zu allgemeinen, vom medizinischen Einzelfall losgelösten und unverbindlichen me di zinischen Erör-terungen – zwingend einen Arzt-Patien-ten-Kontakt „mit allen fünf Sinnen“ erfor-dert, d. h., der Patient muss sich beim Arzt persönlich vorstellen. Eine ausschließliche Beratung über Telekommunikationsmittel ist daher nach allgemeiner Auffassung nicht zulässig. Schwieriger ist die Frage der Vereinbarkeit mit der Berufsordnung zu beantworten, wenn neben dem behan-delnden Arzt ein oder mehrere weitere Ärzte via Telemedizin in irgendeiner Form

in die Behandlung involviert werden sol-len. Es bestehen Überlegungen und be-reits Modelle, bei denen der behandelnde Hausarzt einen HNO- oder Kardiologie- Facharzt live der Behandlung zuschaltet und sich von diesem Diagnosen bestäti-gen, Therapieempfehlungen aussprechen oder das Endoskop durch Ansagen „steu-ern“ lässt. Die zu klärende Frage lautet: Reicht es in diesem Fall aus, wenn sich der Patient persönlich nur bei seinem Haus-arzt vorstellt oder ist auch eine Untersu-chung „mit allen fünf Sinnen“ durch den hinzugezogenen Facharzt erforderlich?

Nach Auffassung der AG Telemedizin der Bundesärztekammer ist die Antwort ein-fach: So soll es für den in § 7 Abs. 4 MBO-Ä geforderten Arzt-Patienten-Kon-takt ausreichen, wenn sich der Patient bei seinem Hausarzt vorstellt, dieser ihn also primär behandelt. Wird dann via Telemedizin ein Facharzt eines anderen Fachgebietes hinzugezogen, soll ein un-mittelbarer persönlicher Arzt-Patien-ten-Kontakt mit diesem hinzugezogenen Arzt nicht erforderlich sein. Die Begrün-dung: „Der Konsiliarius wird dabei grund-sätzlich nicht zum (mit-) behandelnden Arzt“. Die Empfehlungen des Konsiliar-arztes würden durch denjenigen Arzt vermittelt, der mit dem Patienten in un-mittelbarem Kontakt stehe. Nach Auffas-sung der Bundesärztekammer trägt da-

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Recht und Wirtschaft

Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016254

her in jedem Fall der Hausarzt die volle medizinische Verantwortung für fach-fremde Therapieempfehlungen eines an-deren Arztes, die er dem Patienten vor Ort übermittelt.

2. Konsil ist nicht gleich Konsil

Bei dieser Betrachtungsweise wird über-sehen, dass „Konsiliarärzte“ in der Regel von der (Mit-)Behandlung des Patienten gerade nicht ausgeschlossen sind. Die Grundannahme der AG Telemedizin der Bundesärztekammer, dass der Konsilia-rius grundsätzlich nicht zum (mit-) be-handelnden Arzt wird, ist daher falsch! Das Gegenteil dürfte vielmehr in der Re-gel der Fall sein.

Der Begriff des Konsiliararztes ist nicht einheitlich gesetzlich definiert. Nach § 29 Abs. 7 Ziffer 2 des Bundesmantelvertra-ges-Ärzte erfolgt eine Konsiliaruntersu-chung ausschließlich zur Erbringung dia-gnostischer Leistungen. Im Übrigen ist die Konsiliararzttätigkeit Gegenstand der Abrechnungsziffer 60 der ärztlichen Ge-bührenordnung (GOÄ). Abrechnungsvor-aussetzung ist dabei zwingend, dass auch der Konsiliarius einen unmittelbaren persönlichen Kontakt zum Patienten her-gestellt hat.

Mangels einer verbindlichen Definition fallen unter den Begriff „Konsiliararzt“ daher landläufig all diejenigen Konstel-lationen und Kooperationen, bei wel-chen zu einem bestehenden Behand-lungsverhältnis ein externer bzw. weiterer Arzt in irgendeiner Form hin-zugezogen wird. Hinter manchem „Kon-siliararztvertrag“ verbirgt sich bisweilen auch ein (unzulässiger) Honorararztver-trag oder die Einschaltung eines nieder-gelassenen Arztes in die sogenannte Wahlarztkette.

Als „Konsiliararzt“ bezeichnet auch die Bundesärztekammer jeden Arzt, der ir-gendeinen Beitrag zur Behandlung eines anderen Arztes leistet, wobei dieser Bei-trag „von geringem bzw. kaum nachweis-barem Einfluss auf die weitere Versor-gung bis zur Übernahme der ´Herrschaft des Behandlungsgeschehens´ möglich“ sein soll. Bereits hieraus wird deutlich, dass ein Arzt nicht aufgrund seiner Be-zeichnung zum Konsiliararzt wird. Es ist vielmehr entscheidend, welche Leistun-gen er im Einzelfall tatsächlich erbracht hat.

3. Telemedizin und Mitbehandlung

Geht man davon aus, dass Konsiliarärzte einen derartigen Einfluss auf die weitere Versorgung des Patienten haben, dass von einer „Herrschaft des Behandlungsge-schehens“ gesprochen wird, kann in die-sen Fällen eine echte (Mit-) Behandlung nicht in Abrede gestellt werden.

Beim Telekonsil gilt daher als Faustregel: Soll der externe Arzt eine „Kompetenzlü-cke“ des behandelnden Arztes vor Ort füllen – etwa aufgrund mangelnden Spe-zialwissens oder weil der behandelnde Arzt vor Ort aus einem anderen Fachge-biet stammt – liegt eine Mitbehandlung des externen Arztes vor, da dieser tat-sächlichen Einfluss auf das Behandlungs-geschehen und die Entscheidung des be-handelnden Arztes nimmt. Solange hierbei keine auch für den Hausarzt er-kennbare Fehler des externen Spezialis-ten vorliegen, kann sich der behandelnde fachfremde Arzt vor Ort grundsätzlich auf die Meinung des Experten verlassen (Vertrauensgrundsatz bzw. Grundsatz der horizontalen Arbeitsteilung).

Der HNO-Arzt oder der Kardiologe, der via Telemedizin eine Diagnose stellt und eine Therapieentscheidungen trifft, die mangels Fachwissens vom Hausarzt we-der verifiziert noch in Zweifel gezogen werden können, ist daher an der Be-handlung des Patienten nach dem Be-griff der Heilkundeausübung des § 1 Heilpraktikergesetz unmittelbar zumin-dest im Sinne einer Mitbehandlung be-teiligt. Eine solch wegweisende Beein-flussung des Behandlungsgeschehens darf der extern hinzugezogene Experte nach den berufsrechtlichen Maßgaben des Fernbehandlungsverbotes aber im-mer nur dann abgeben, wenn er den Pa-tienten selbst unmittelbar zuvor gesehen bzw. untersucht hat. Anderenfalls ist der fachärztliche Standard nicht gewahrt und das derzeit noch in § 7 Abs. 4 MBO-Ä verankerte Fernbehandlungsverbot ver-letzt.

Etwas anderes gilt nur dann, wenn sich zwei Ärzte desselben Fachgebiets unter-einander telemedizinisch abstimmen, ohne dass der externe Arzt Einfluss auf die Entscheidung des behandelnden Arz-tes nimmt oder selbst in die Behandlung eingreift. Zieht der behandelnde Arzt ei-nen externen Arzt, etwa aufgrund von dessen Expertenwissen, telekonsiliarisch

zu Rate, um sich nach vorangegangener Untersuchung und Diagnosestellung er-gänzend zu beraten und eine Therapie festzulegen, liegt die Verantwortung für die Behandlung und damit die Haftung in der Regel allein bei dem vor Ort behan-delnden Arzt. Die Mitwirkung des hinzu-gezogenen Experten beschränkt sich in diesen Fällen zumeist auf die Beratungs-leistung im Verhältnis zum behandeln-den Arzt, die keinen unmittelbaren Ein-fluss auf die Behandlung ausübt, so dass kein Behandlungsverhältnis zwischen hinzugezogenem Arzt und Patient ent-steht.

4. Zweck des Fernbehandlungsverbots des § 7 Abs. 4 MBO-Ä

Wie die Bundesärztekammer in ihren Hinweisen und Erläuterungen zu § 7 Abs. 4 MBO-Ä zutreffend feststellt, ist Sinn und Zweck der Regelung, dass sich der behandelnde Arzt von dem jeweiligen Pa-tienten ein unmittelbares Bild durch die eigene Wahrnehmung verschafft und sich nicht allein auf Schilderungen des Patienten oder Informationen Dritter verlassen soll. Dabei ist die Wahrneh-mung durch alle fünf Sinne gemeint. Zweifel an der Einhaltung dieses ärzt-lich-ethischen Grundsatzes bestehen da-her, wenn der telemedizinisch hinzuge-zogene Experte den Patienten nicht selbst (unmittelbar) sieht, sondern ledig-lich Informationen von einem Hausarzt erhält oder den Patienten über einen Bildschirm sieht, der nur eine sehr einge-schränkte Sinneswahrnehmung erlaubt. § 7 Abs. 4 MBO-Ä darf daher nicht in dem Sinne verstanden werden, dass irgendein Arzt den Patientenkontakt herstellt. Der Facharztstandard und das Fernbehand-lungsverbot gebieten es, dass derjenige Arzt, in dessen Fachbereich die Behand-lung fällt und der Diagnose und Thera-pieplan festlegt, den Patienten unmittel-bar selbst sieht, da nur dieser über das Spezialwissen und die fachliche Erfah-rung verfügt, um beurteilen zu können, auf welche individuellen Gesamtumstän-de des Patienten zu achten ist, ob Kon-traindikationen, Komorbiditäten u. a.m. vorliegen.

5. Schlussfolgerungen

Damit ist festzuhalten, dass die Erläute-rungen der Bundesärztekammer zum Fernbehandlungsverbot nicht ausrei-chend berücksichtigen, dass in der ganz

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Recht und Wirtschaft

Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016

überwiegenden Anzahl der Fälle Ärzte anderer Fachrichtungen telemedizinisch gerade deshalb hinzugezogen werden sollen, um vor Ort fehlendes Experten-wissen und fehlende fachliche Fertigkei-ten zu ersetzen. Gerade hier hat der bei der Behandlung unabdingbare Grund-satz, dass der Arzt den Patienten selbst gesehen haben muss, besondere Bedeu-tung und darf nicht übergangen werden. Telemedizin soll das bestehende hohe Niveau der Gesundheitsversorgung in Deutschland sinnvoll ergänzen, darf aber nicht dazu führen, dass der fachliche Standard beschränkt oder unterschritten wird. Telemedizinische Verfahren, bei de-nen die Einflussnahme des telemedizi-nisch hinzugezogenen Facharztes so groß

ist, dass dieser das Behandlungsgesche-hen beherrscht und der vor Ort behan-delnde Hausarzt tatsächlich nicht über die gleichwertigen Fachkenntnisse ver-fügt, stehen nach hiesiger Auffassung mit den derzeit noch geltenden berufs-rechtlichen Maßgaben des Fernbehand-lungsverbotes nicht in Einklang. Solche telemedizinischen Verfahren sind zudem aus Haftungs- und Patientenschutzgrün-den abzulehnen.

Sollte die berufs- und gesellschaftspoliti-sche Diskussion zukünftig das derzeit noch bestehende Fernbehandlungsverbot für überholt bzw. überflüssig halten oder jedenfalls modifizieren, könnte man über eine Ausweitung telemedizinischer Be-

handlungsverfahren nachdenken. Dabei muss aber letztlich jeder verantwortlich behandelnde Arzt aus seiner Perspektive unter Berücksichtigung aller Umstände des einzelnen Behandlungsfalles die Ge-währ dafür übernehmen, dass der Einsatz telemedizinischer Verfahren nicht zum Nachteil des Patienten gereichen darf.

RA Dr. Albrecht WienkeFachanwalt für MedizinrechtRechtsanwältin Rosemarie Sailer, LL. M.Fachanwältin für MedizinrechtSachsenring 650677 Kö[email protected]

Namen

Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016256

Dr. Georg Fieseler hat zum 1.Mai 2016 die Sektionsleitung für Schulterchirurgie und Sportorthopädie als Oberarzt am He-lios Klinikum Warburg angetreten.

PD DDr. Lukas Holzer habilitierte sich an der Universitätsklinik für Orthopädie und orthopädische Chirurgie der Medizini-schen Universität Graz im Fach „Orthopä-die und orthopädische Chirurgie" mit ei-ner kumulativen Habilitationsschrift zum Thema Dupuytrensche Kontraktur.

Prof. Dr. Rolf Lefering, Institut für For-schung in der Operativen Medizin (IFOM), Fakultät für Gesundheit der Universität

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sind auf seine Initiative hin am TraumaRe-gister DGU®beteiligt.

Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Lehmann hat den Ruf auf eine W3-Professur nach Göt-tingen angenommen und ist seit dem 1.

Unfallchirurgie, Orthopädie und Plasti-sche Chirurgie der Universitätsmedizin Göttingen. Zuvor war Lehmann Stellver-

PD Dr. Babak Moradi, Oberarzt an der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, hat sich am 22. Januar 1.2016 an der Ru-precht-Karls-Universität Heidelberg zum Thema „Osteoarthrose – klinische Prob-lematik, zelluläre Pathogenese und expe-rimentelle Therapieansätze“ hablilitiert.

PD Dr. Christian W. Müller hat sich am 9.3.2016 an der Medizinischen Hoch-schule Hannover mit dem Thema „Neue Wege in der Osteosynthese: Modulati-on der Frakturheilung durch kontaktfreie

experimentellen Osteosyntheseplatte aus NickelTitanium“ für das Fach Orthopädie und Unfallchirurgie habilitiert.

Prof. PD Dr. Jörg Ohnsorge, Direktor der Klinik für Orthopädie und Unfallchi-rurgie und des Wirbelsäulenzentrums

ist zusätzlich zum Direktor des standort-übergreifenden Zentrums für Orthopä-die, Unfallchirurgie und Plastische Chirur-

und Geestland berufen worden.

Prof. Dr. Dr. P eter Paul Schmittenbecher, Leiter der DGU-Sektion Kindertrauma-tologie und Direktor der kinderchirur-gischen Klinik am Städtischen Klinikum Karlsruhe, wurde zum stellvertretenden Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie gewählt.

Prof. Dr. Gunter Spahn, 1994 Praxisklinik für Unfallchirurgie und Orthopädie; seit 2015 Teilanstellung an der Klinik für Un-fall-, Hand-und Wiederherstellungschirur-gie am Universitätsklinikum Jena, wurde am 8.3.2016 durch den Präsidenten der Friedrich Schiller Universität Jena zum apl. Professor für das Fach Chirurgie ernannt.

Prof. Dr. Hans Henning Wetz hat für sei-ne Verdienste in der Forschung zum Kin-derfuß während des Jahreskongresses Technische Orthopädie der Landesinnung

-te für Orthopädie-Schuhtechnik verliehen bekommen.

Personalia

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Namen

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Wir gratulieren...

Zum 80. Geburtstag … … … Dr. Klaus Genning, Friedrichshafen … Dr. Wolfgang Heydenreich, Moers … Dr. Gottfried Keitel, Wilhelmshaven … Prof. Dr. Peter Konold, Heusenstamm … Dr. Irmgard Leyh-Thorenz, Grünkraut … MR Dr. Hans-Jürgen Oelreich, Rathenow … Dr. Paul Reinhard, Meckenheim … Dr. Ulrich Schmidt, Schwabmünchen …

Zum 85. Geburtstag: … … Prof. Dr. Karl-Heinz Jungbluth, Hamburg … Dr. Gerhard Schuster, Schwäbisch Gmünd …

Zum 90. Geburtstag: … … … … Prof. Dr. Joachim-Wolfgang Weiss, Göttingen

Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016 258

Aus unseren VerbändenBerichte und Angebote

Liebe Mitglieder!

Auf den nachfolgenden Seiten berichten die Fachgesellschaften und der Berufsverband aus ihren Gremien und Geschäftsstellen. Hier erfahren Sie, welche Arbeit im zurückliegenden Jahr geleistet wurde, wie künftige Pläne aussehen, welchen Benefit Sie von Ihrer Mitgliedschaft bei uns haben.

Sie fragen – Ihr Vorstand antwortet.

Wenn Sie Fragen zur Arbeit Ihres Vorstandes haben, zögern Sie bitte nicht, sich damit via E-Mail an uns zu wenden. Wir werden Ihre Anfragen unverzüglich an den passenden Ansprechpartner weiterleiten und Frage und Antwort in der nachfolgenden Ausgabe der „OU Mitteilungen und Nachrichten“ veröffentlichen.

Je nachdem, von wem Sie es genauer wissen wollen, richten Sie Ihre Anfrage bitte an die Geschäftsstelledes Berufsverbandes: [email protected] DGOOC: [email protected] DGOU: [email protected] DGU: [email protected] VLOU: [email protected]

Berufsverband für Orthopädie undUnfallchirurgie e. V.

Deutsche Gesellschaftfür Orthopädie und Unfallchirurgie

Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie e. V.

Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie

Verband leitender Orthopäden und Unfallchirurgen Deutschland e. V.

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Aus den Verbänden

Mitgliederversammlung: Austausch über Honorar, Medien, KV-WahlenEine Vielzahl von Themen haben die Vorstandsmitglieder des Berufsverbands für Orthopädie und Unfallchirurgie in den zurückliegenden Monaten bearbei-tet. In Baden-Baden berichteten sie der Mitgliederversammlung davon.

Sabine Rieser

Die Dauerbaustelle Reform der Gebüh-renordnung für Ärzte (GOÄ) hat auch die Mitgliederversammlung (MV) des Be-rufsverbands für Orthopädie und Unfall-chirurgie (BVOU) Ende April in Baden-Baden beschäftigt. BVOU-Präsident Dr. Johannes Flechtenmacher betonte mit Hinweis auf die kurz zuvor gerade ge-scheiterten Verhandlungen zwischen Bundesärztekammer und Privater Kran-kenversicherung: „Die Orthopäden und Unfallchirurgen hätten gern gesehen, dass bei der Reform etwas Anständiges herauskommt – aber das war so nicht möglich.“ Die Problematik der Novellie-rungsvorschläge sei „ganz oben nicht er-kannt worden“.

GOÄ-Novelle nun besser in aller Ruhe vorbereiten

Flechtenmacher dankte dem BVOU-Vize-präsidenten Prof. Dr. Karl-Dieter Heller, der die Fachgruppe bei der GOÄ-Novel-lierung engagiert vertreten habe – und zwar mit enormem Arbeitseinsatz. Heller stellte vor der MV klar: „Es macht keinen

Sinn, sich mit einer neuen GOÄ zu beei-len. Es ist sinnvoll, sie nun in aller Ruhe zu novellieren.“ Korrekte Legendierun-gen für den Bereich der Orthopädie und Unfallchirurgie lägen vor.

Neues gemeinsames EBM-Kapitel mit den Chirurgen

Neben der Novellierung der GOÄ begleitet der BVOU auch die anstehende Überarbei-tung des Einheitlichen Bewertungsmaß-stabs (EBM). Geplant ist nach Darstellung von Flechtenmacher die Zusammenlegung der Kapitel 7 (Chirurgie) und 18 (Orthopä-die). Mit dem Berufsverband der Deut-schen Chirurgen sei man sich in Bezug auf die Definition von Unterkapiteln in einem neuen gemeinsamen Kapitel einig, so der BVOU-Präsident. Probleme könne es spä-ter aber durch die neue Bedarfsplanung geben. Auf jeden Fall müsse die Orthopä-die / Unfallchirurgie nicht nur korrekt ab-gebildet werden in einem neuen EBM-Ka-pitel, sondern auch der niedrige Fallwert müsse thematisiert werden: „Es muss am Ende mehr Honorar für uns geben.“

KV-Wahlen: Aufruf zur Beteiligung

BVOU-Schatzmeister Dr. med. Helmut Weinhart erinnerte an die in diesem Jahr bundesweit anstehenden Wahlen in den Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen). Er rief die BVOU-Mitglieder auf, sich dar-an zu beteiligen und Kollegen des eige-nen Fachs in die Vertreterversammlung (VV) zu wählen: „Wenn es Facharzt-Lis-ten gibt, soll man diese auch wählen. Sonst verwässern wir uns selbst die Mög-lichkeiten, die wir haben.“ Er appellierte an Kolleginnen und Kollegen, sich mit ih-rer regionalen Wahlordnung zu befassen. So ist es aus Weinharts Sicht zwar ver-ständlich, dass mancher vielleicht eine Liste in die engere Wahl zieht, auf der ein regional bekannterer Kollege platziert ist. Doch je nach Listenplatz ist unsicher, ob dieser dann auch in die VV kommt. Und bei gemischten Hausarzt-Facharzt-Listen ist mehreren Wortmeldungen aus der Mitgliederversammlung zufolge oft un-klar, welche Politik die Gewählten in der Vertreterversammlung später machen werden.

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Pausenplausch vor dem Kongresshaus

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Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016260

Homepage wird weiter verbessert

Im Bericht des BVOU-Vorstands spielten auch Verbesserungen an den Medien des Verbands und zusätzliche Fortbildungs-angebote eine Rolle. Flechtenmacher wies darauf hin, dass die Homepage an vielen Stellen optimiert worden sei, aber: „Das ist work in progress. Noch funktio-

niert nicht alles so wie gewünscht.“ Die Rundmail-Funktion für Mandatsträger sei auch im neuen System verfügbar. Und die Information der Kolleginnen und Kol-legen in der Region mit internen Infor-mationen sei über die jeweiligen Landes-gruppen abgebildet. Mitglieder, die sich für andere BVOU-Landesverbände inter-essieren, können sich bei diesen Landes-gruppen anmelden und erhalten dann ebenfalls alle Informationen.

ADO-Fortbildungen werden ausgebaut, Kooperationen gestärkt

Verbessert wurde auch die Integration der ADO auf der Homepage. So lassen sich Kurse nun direkt über die Homepage buchen und bezahlen. Gleichzeitig arbei-tet der BVOU intensiv an der gemeinsa-men Akademie mit der Deutschen Ge-sellschaft für Orthopädie und Unfallchir-urgie (DGOU). Bis Ende 2016 wolle man

noch offene organisatorische und buch-halterische Fragen abschließend klären, so Flechtenmacher.

Junges Forum gemeinsam aktiv in O&U

Auch die Arbeit im „Jungen Forum“ geht voran, wie Vorstandsmitglied PD Dr. Axel Sckell berichtete. Mit der Zusammenle-gung aller Aktivitäten im Jungen Forum O & U wollen BVOU und DGOU dem Nach-wuchs im Fach eine gemeinsame Platt-form geben und Kräfte bündeln.

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Sabine RieserLeiterin Kommunikation und Pressearbeit BVOU

VSOU-Eröffnung 2016

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Barrierefreiheit: KBV begrüßt Zuschüsse

Wenn die Bundesregierung erreichen will, dass mehr und mehr Arztpraxen mit dem Ziel der Barrierefreiheit gebaut oder umgebaut werden, muss sie dies mit Zu-schüssen fördern. Das hat der Vorstand der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) Ende April gefordert. Er bezog sich auf einen Passus im neuen Nationalen Aktionsplan 2.0 der Bundesregierung zur Umsetzung der UN-Behindertenrechts-konvention, dessen Arbeitsentwurf vor-liegt. Darin ist für das Jahr 2016 eine Ini-tiative „Barrierefreiheit in Unternehmen“ angekündigt, „insbesondere zum Thema barrierefreie Arztpraxen“. Geprüft wer-den soll demnach, ob der Umbau von Arzt- und Zahnarztpraxen mit Mitteln der Kreditanstalt für Wiederaufbau ge-fördert werden kann.

Der KBV-Vorstandsvorsitzende Dr. An-dreas Gassen betonte, angesichts erhebli-

cher Kosten bedürfe es konkreter finanzi-eller Unterstützung. Umbauten verur-sachten teilweise Kosten im unteren sechsstelligen Bereich. Diese seien „durch die ärztlichen Honorare nicht einge-preist“, so Gassen. Dr. Klaus Thierse, Vor-sitzender des Landesverbands Berlin des BVOU, kann dies nur bestätigen. Seine Praxis verfügt seit kurzem über einen Fahrstuhl, der aufwendig an das Haus an-gebaut wurde. Und über einen Treppen-lift, damit gehbehinderte Patienten die halbe Treppe zwischen Fahrstuhlausgang und Praxis überwinden können. Der Ver-mieter habe investiert, erzählt Thierse. Auf der Etage gebe es auch noch einen Zahnarzt, dessen Patienten ebenfalls von Fahrstuhl und Treppenlift profitierten. Die Ausgaben würden auf die Praxen um-gelegt und seien gut finanzierbar. Dass dies ein Sonderfall ist, weiß der BVOU-Landesvorsitzende: „Wer eine solche In-

vestition für seine Einzelpraxis zu stem-men hätte, für den wäre das schwer zu finanzieren, zumindest als Umbau.“

Niedergelassenen Kolleginnen und Kolle-gen Mittel der Kreditanstalt für Wieder-aufbau zur Verfügung zu stellen, damit sie ihre Praxen barrierearm umbauen können, hält Thierse generell für eine gute Idee. Es müsse sich aber um echte Zuschüsse handeln. Verbilligte Kredite seien nicht ausreichend, weil man das Geld ja zurückzahlen müsse. Derzeit sei-en die Zinsen zudem so niedrig, dass ein vergünstigter Kredit kaum ein Vorteil sei. Rie

L INKKBV-Tipps zu Barrierefreiheit in Praxen:http://www.kbv.de/html/barrierefreiheit.php

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Aus den Verbänden

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Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016

Orthopäden informieren, wie Kinderfüße gesund bleibenDr. Jörg Ansorg, Sabine Rieser

Bereits zum 7. Mal veranstaltet der Berufs-verband für Orthopädie und Unfallchirur-gie (BVOU) in diesem Jahr die Vorsorgeak-tion Orthofit „Zeigt her Eure Füße“. Erneut besuchen Orthopäden Grundschulen und Kitas, Vereine und Tanz- und Ballettschu-len, um zu informieren, was Kindern und ihren Füßen guttut und dazu beiträgt, dass sie gesund wachsen.

Füße sind Meisterwerke der Natur. 28 Knochen, 107 Bänder, 19 Muskeln sowie diverse Gelenke und Sehnen sorgen für Halt und Beweglichkeit zugleich. Doch wie so manches Wunder der Natur wird auch das Wunder Fuß nicht immer ge-würdigt.

Unterstützung für ein Wunder der Natur

Um Kindern, aber auch Eltern und Leh-rern den Wert gesunder Füße und die Be-deutung von ausreichender Bewegung und frühzeitiger Vorsorge näher zu brin-gen, hat der BVOU im November 2010 die Aktion Orthofit initiiert. „Es wurde nach einer breit angelegten Präventionsmaß-nahme gesucht, um Kinder im Wachs-tumsalter, Eltern und Erzieher auf die Möglichkeiten in der Kinderorthopädie aufmerksam zu machen“, sagt BVOU-Vi-zepräsident Prof. Dr. Karsten Dreinhöfer. „Die Präventionskampagne sollte die Ge-sundheit der Vorschul- und Grundschul-kinder in den Fokus stellen, die nach den obligatorischen U-Untersuchungen im Säuglings- und Kleinkindalter leider häu-fig aus dem Blickfeld der Orthopäden

verschwinden.“ Weil die Aktion Erfolg hatte, wird sie seitdem jeden Herbst wie-der veranstaltet – auch in diesem Jahr.

Freude an Bewegung

Unter dem Motto „Zeigt her Eure Füße“ wird seit Beginn der Aktion der Fuß als zentraler Teil des Bewegungsapparats in den Mittelpunkt gestellt. Die beteiligten Orthopäden führen die Kinder spiele-risch an die vielfältigen Einsatzmöglich-keiten ihrer Füße heran – vom Gehen, Balancieren und Hüpfen bis hin zum Tan-zen und Seilspringen – und vermitteln ihnen so die Freude an Bewegung und ein Bewusstsein für Fußgesundheit. Am Ende jeder Veranstaltung erhalten die Kinder eine Urkunde.

Durch den Besuch der Experten in den Schulen soll den Kindern die Angst vor dem Arztbesuch genommen und Hal-tungsfehlern frühzeitig vorgebeugt wer-den. „Gerade im jungen Kindesalter ist die Entwicklung der Füße bestmöglich beeinflussbar. Ein frühzeitiger Besuch beim Orthopäden kann daher angebore-ne Fehler erkennen helfen und Schäden und Erkrankungen vorbeugen“, sagt Dr. Hartmut Gaulrapp, Facharzt für Orthopä-die, Unfallchirurgie und Kinderorthopä-die aus München, der sich bisher jedes Jahr an der Aktion beteiligt hat.

Christian Bahrmanns Tanzlied

Im vergangenen Jahr waren knapp 500 Schulklassen und etwa 200 engagierte Or-thopädinnen und Orthopäden bei „Zeigt her Eure Füße“ dabei. Die Schirmherr-schaft hatte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) übernommen. In

Berlin organisierte die BVOU-Geschäfts-stelle gemeinsam mit dem KIKA-Modera-tor Christian Bahrmann und TV-Modera-tor Thomas Gottschalk eine Veranstaltung an der Papageno Grundschule. Bahrmann begleitet die Aktion bereits von Anfang an und hat dazu das Tanzlied „Zeig her, wozu Du Füße hast” komponiert.

Tipps für Eltern

Wegen des Erfolgs der letzten Jahre ap-pelliert der BVOU an seine Mitglieder: Seien Sie auch 2016 ein Teil dieser Veran-staltung und beteiligen Sie sich an unse-rer Aktionswoche! Die bundesweite Ak-tion „Zeigt her Eure Füße!“ symbolisiert: Die Fachgruppe der Orthopäden ist eine starke Gemeinschaft. Das verhilft zu ei-ner positiven Außendarstellung. Der ge-schäftsführende BVOU-Vorstand und die Geschäftsstelle würden sich über eine rege Teilnahme freuen.

Wer Interesse hat, sich in seiner Region zu beteiligen, kann sich direkt bei der Ge-schäftsstelle des BVOU oder über die In-ternetseite www.aktion-orthofit.de an-melden. Dort findet man auch praktische Tipps, wie man den Aktionstag vorberei-ten und gestalten kann. Darüber hinaus vermitteln Videos Eindrücke vom letzten Jahr und zeigen prominente Unterstützer der Aktion Orthofit.

Auf Kinderfüße wird übrigens auch in Bayern geschaut. Dort haben einige Be-triebskrankenkassen zusammen mit ih-rem Landesverbhand Bayern ebenfalls eine Präventionsaktion zur Fußgesund-heit von Kindergartenkindern gestartet.

Dr. Jörg Ansorg, Sabine Rieser, BVOU

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Thomas Gottschalk, Prof. Dr. Karsten Dreinhöfer, Christian Bahrmann (v. l. n. r.)

Aus den VerbändenBV

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Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016262

Jedes Kongressmotto ist immer auch eine Zeitansage. Mit „Zurück in die Zukunft“ werden viele den Film mit Michael J. Fox verbinden, in dem dieser abwechselnd in die Zukunft und die Vergangenheit reist. Die diesjährigen Kongresspräsidenten Prof. Heiko Reichel (DGOOC), Prof. Florian Gebhard (DGU) und Dr. Manfred Neubert (BVOU) haben dieses Motto gewählt, weil es einen Bogen spannt von der Tradition zur Moderne, von der konservativen The-rapie zu neuen operativen Eingriffsmög-lichkeiten und von der aktuellen Versor-gungssituation zu den Herausforderungen einer alternden Gesellschaft. Wir meistern diesen Spagat täglich und werden auch weiterhin damit konfrontiert werden.

Der BVOU wird sich auch in diesem Jahr mit einem Drittel des gesetzten Program-mes und zahlreichen Seminaren einbrin-gen. Das Spektrum reicht von Experten-runden über Sitzungen zur Forschungs-, Gesundheits- und Berufspolitik bis zu Forumsveranstaltungen und internatio-nalen Sitzungen. Es werden auch praxis-nahe Tipps und Tricks mit unmittelbarer Relevanz für die tägliche Praxis vermit-telt werden.

Rückenschmerz – neue Therapieoption

Eine der vom BVOU eingebrachten Fort-bildungen wird sich mit dem Thema „Rü-ckenschmerz – Minimalinvasive Inter-ventionen“ beschäftigen. Dabei werden neue Verfahren im Spektrum zwischen der rein konservativen Rückenschmerz-behandlung und den klassischen operati-ven Verfahren zur Sprache kommen. Hier könnten sich zukünftig neue Therapieop-tionen entwickeln, die vielleicht sogar

Highlights des DKOU-Kongresses 2016Aktuell, praxisnah und voraus schauend Dr. Manfred Neubert

die Zahl der Wirbelsäulenoperationen zurückdrängen könnten. Ein spannendes Thema, das neue Perspektiven in der Be-handlung dieser „Volkskrankheit Num-mer 1“ aufzeigen könnte.

Auch die BVOU-Fortbildung zu den Prinzi-pien der konservativen Frakturbehand-lung ist für Kliniker und Niedergelassene von unmittelbarem Interesse. Die konser-vative Behandlung mancher Frakturen hat nach wie vor ihre Berechtigung und feiert sogar eine gewisse Renaissance. Eine Mul-ticenter-Studie zur distalen Radiusfraktur beim älteren Menschen hat annähernd gleiche funktionelle Ergebnisse nach kon-servativer und operativer winkelstabiler Plattenosteosynthese ergeben. Daraus re-sultieren durchaus erhebliche Konsequen-zen für die tägliche Praxis.

In einer vom BVOU initiierten Experten-runde wird es um die Frage gehen, ob un-sere Traumanetzwerke und die rettungs-medizinischen Strukturen ausreichend auf Katastrophen mit vielen Verletzten und Toten vorbereitet sind. Die Anschläge in Paris und Brüssel, aber auch der Zug-unfall von Bad Aibling, haben uns vor Au-gen geführt, dass wir mit solchen Ereig-nissen rechnen müssen.

Die digitale Praxis: übliches Modell der Zukunft

Ein weiteres Forum wird sich mit der di-gitalen Praxis der Zukunft befassen. Die klassische Einzelpraxis mit Karteikar-tensystemen und handgeschriebener Terminvergabe wird sehr rasch der Ver-gangenheit angehören. Digitale Medien sind in die Praxen eingezogen und er-

leichtern den Alltag. Die digitale Vernet-zung von Praxen untereinander, mit Krankenhäusern und anderen Medi zin-anbietern wird zunehmen. Im E-Health-Gesetz ist das Zeitfenster für die bun-desweite Einführung der Telematik-In-frastruktur festgeschrieben. Bis Mitte 2018 sollen alle Arztpraxen und Kran-kenhäuser flächendeckend angeschlos-sen sein. Dann wird es nur noch elektro-nische Arztbriefe und Patientenakten geben.

Eine Expertenrunde und eine internatio-nale Sitzung werden sich dem Thema Knorpel- und Stammzelltherapie wid-men. Knorpelschäden mit nachfolgender Arthrose sind nicht nur häufig, sondern auch teuer und von erheblicher volks-wirtschaftlicher Bedeutung. Laut Anga-ben des Statistischen Bundesamtes wur-den in Deutschland 2008 pro Sekunde 81. 000 Euro für die ambulante und stati-onäre Behandlung der Arthrose ausgege-ben. Das entspricht dem Wert eines ge-hobenen Sportwagens – pro Sekunde! Wenn es gelänge, Knorpelschäden früh-zeitig und gelenkerhaltend zu therapie-ren, wäre viel gewonnen.

Auf unsere Initiative hin wird es auch Veranstaltungen zu nicht-medizinischen und berufspolitischen Themen geben. Eine Runde wird sich mit Arztbewer-tungsportalen auseinandersetzen. Der

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Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016

Bundesgerichtshof (BGH) hat sich un-längst mit diesem Thema befasst. Ein Zahnarzt hatte geklagt, da er sich durch eine Bewertung bei Jameda diskreditiert fühlte. Der BGH hat die Grenzen der Por-tale erheblich enger gesteckt. „Arztbe-wertungsportale – Fluch oder Segen“, die Zukunft wird es weisen.

Es wird auch Tipps und Tricks geben zum Umgang mit schwierigen Patienten – ein tägliches Problem in Klinik und Praxis. Die Erwartungshaltung von Patienten und Ärzten an die Konsultationen und den Behandlungserfolg sind unterschied-lich. Kommunikationsvermögen – auch

gegenüber schwierigen Patienten – ist eine ärztliche Schlüsselkompetenz. Aller-dings werden wir darin nicht systema-tisch geschult.

Ein Thema, das uns allen am Herzen liegt, ist die Nachwuchsförderung und die Re-krutierung und Begeisterung der jungen Generation für unser Fach. Auch dazu wird es mehrere Veranstaltungen geben. Zu erwähnen ist auch der Tag der Studie-renden. Er wird vom Jungen Forum und den BVOU Youngsters organisiert. Dabei sollen die Studierenden die Gelegenheit erhalten, einen Einblick in Orthopädie und Unfallchirurgie zu gewinnen. Ein

bunter Strauß von Themen! Da sollte für jeden etwas dabei sein. Bei denen, die noch unentschlossen sind, habe ich hof-fentlich Interesse geweckt: Kommen Sie nach Berlin!

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Dr. Manfred Neubert, Bremen – DKOU Präsi-dent 2016 des BVOU

Änderungen der Mandatsträger in den BVOU-Bezirken

Nordrhein

Die früheren Bezirke Essen, Duisburg, Krefeld wurden zu einem neuen Bezirk Rhein-Ruhr zusammengeführt.

Neuer Bezirk Rhein / Ruhr: Dr. Andreas Helfenstein aus Essen wurde zum Be-zirksvorsitzenden gewählt. Als stellv. Be-zirksvorsitzenden wurden Dr. Gerhard Schöppe aus Essen, Dr. Rolf Tilman Krone aus Duisburg, Ramin Nazemi aus Essen

und Dr. Andreas N. Waubke aus Essen ge-wählt.

Berlin

Landeswahlen: Dr. Klaus Thierse aus Ber-lin wurde zum Landesvorsitzenden wie-dergewählt. Als stellvertretender Landes-vorsitzenden wurden René Badstübner, Dr. Jörg Hartmut Schröder und Dr. Daniel Peukert aus Berlin gewählt.

Bremen

Landeswahlen: Dr. Manfred Neubert aus Bremen wurde zum Landesvorsitzenden wiedergewählt. Als stellvertretender Landesvorsitzenden wurde Dr. Adrianus den Hertog aus Bremen gewählt. Er ist der Nachfolger von Dr. Ludwig W. Acker-mann aus Bremen.

Änderungen? Bitte informieren Sie uns unter [email protected]

Dr. Jens Adermann · Bad WildbadDr. Nicholas Beckmann · HeidelbergDr. Anton Bersch · LorschDr. Lisa Buddrus · BerlinDr. Umer Chaudhry · AugsburgTuncay Ertural · Neustadt in HolsteinDr. Matiar Farnouche · DernbachDaniel Fenyves · AachenDr. Odine Freiberger · StuttgartJörn Geldbach · BuchenChristian Genzel · KölnDr. irk Ghadamgahi · KölnVeit Henkenjohann · RiesaProf. Dr. Christoph Josten · LeipzigDr. Kathrin Käppler · HeidelbergAmmar Karson · Saarbrücken-Dudweiler

Darius Kejo · MarlJens Keller · NeunkirchenDr. Markus Kirchmeyer · GelsenkirchenDr. Uwe Köppel · SchwalmstadtDr. Jan Marc Lemke · HockenheimDr. Henryk Lexy · OranienbrugDr. Sebastian Lieske · MagdeburgDr. Nina Maethner-Heinz · BremenFaleh Mohedat · HünfeldDr. Yves Obiombok · YAOUNDE ( KAMERUN)Nicola Oehler · Bad BramstedtCorrado Parodi · BielefeldDr. Kerstin Radtke · HannoverDr. Marc Reeger · DortmundDr. Christian Röttger · SendenhorstDr. Christian Sachs · Neustadt in Holstein

Dr. Stefan Schäfer · BremenDr. Uta Schier · StuttgartDr. Martin Schmidt · BayreuthDr. Hans-Ulrich Schmidt · HamburgDr. Jörg Hartmut Schröder · BerlinDr. Katrin Siemann · IbbenbürenAndrea Teresa Terbrüggen · DüsseldorfDipl.-Ing. Stefan Teutsch Dr. Arne Uterhark · BielefeldDr. Jan van de Wetering · DemminChristian Walochnik · KölnMarco Wasielewski · DülmenDr. Karl Christian Westphal · NeustadtDr. Eva Wörenkämper · HertenMurat Yildirim · Fuldatal

Neue Mitglieder

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Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016264

ORFA – Fortbildung 2015/2016Dr. Uwe Schwokowski

Am 30.09.2015 begann, nach einer vor-herigen Pilotveranstaltung, die nächste MFA-Fortbildung zur Orthopädisch-Rheumatologischen-Fach-Assistentin (ORFA) in der Geschäftsstelle des BVOU in Berlin in der Straße des 17. Juni für 14 Teilnehmerinnen. Die Vermittlung der konservativen Inhalte der Orthopädie wie Arthrose, Osteoporose, Rücken-schmerz und insbesondere die entzünd-lich rheumatischen Erkrankungen stehen im Mittelpunkt der 50 stündigen Fortbil-dungsreihe, die in fünf Samstag- und zwei Mittwoch-Veranstaltungen erfolgt.

Zur Eigenständigkeit befähigen

Ein vermehrtes Einbinden der MFA in die täglichen Praxisabläufe, auch zur Entlas-tung des Arztes, ist das Ziel. „Von der As-sistenz, über die Delegation zur Eigen-ständigkeit“ ist die Devise. Aus eigener Erfahrung kann ich nur positiv berichten. Je besser das Grundwissen der Mitarbei-terinnen ist, je größer ist auch das Inte-resse. Je mehr sie eigenständig arbeiten können, z. B. Patienteninformation über Erkrankungen, Verhaltensweisen, Ein-nahmemodalitäten und Nebenwirkungen bei medikamentösen Therapien, umso mehr fühlen sie sich motiviert und ent-lasten mich gleichzeitig. Durch ihr gestei-gertes Wissen sind sie auch im Röntgen und Labor aufmerksame Mitstreiter und erkennen einige Veränderungen schon im Vorfeld. Spezielle Workshops für die Mitarbeiterinnen über Patientenführung, Problempatienten Stressabbau und Dees-kalationsstrategien fanden in Berlin weit mehr Interesse als in der vorherigen Hamburger Fortbildung. Folglich muss

ich annehmen, dass die Belastung für die Berliner MFA bezüglich der Patienten-führung deutlich höher ist als im Ham-burger Umland.

Die Früherkennung von entzündlich rheu-matischen Erkrankungen, auch in Abgren-zung zu den nicht entzündlichen Erkran-kungen, nahm einen großen Raum der Fortbildung ein. Hierbei waren die Vor-kenntnisse in Berlin geringer, weil die meisten MFA nicht aus Praxen von Ortho-pädischen Rheumatologen kamen. So hat-ten die Referenten Prof. Dr. Wolfgang Rüther und PD Dr. Christof Iking-Konert aus Bad Bramstedt und ich die Möglichkeit mehr Basiswissen in diesem Bereich zu vermitteln, während die nicht entzündli-chen Erkrankungen meist zum Standard-wissen der Teilnehmerinnen gehörten.

Kooperation in der Praxis

Regelmäßige Diskussionen über die Ar-beitssituation der Teilnehmerinnen, die Kooperation mit ihren Chefs und das Mit-einander im Team machten diese Fortbil-dung besonders spannend und ergaben für mich einige neue Gesichtspunkte.

Die Abschlussveranstaltung mit Lernziel-kontrolle am 13.04.2016 sollte dann der Höhepunkt werden. Nach Wiederho-lungsreferaten zu den Lernzielen erfolgte eine kleine Abschlussklausur. Die Teil-nehmerinnen bestanden trotz geringer Nervositäten diese Aufgabe mit Bravour und erhielten überglücklich aus den Hän-den der Damen des ADO Teams, Frau Si-bylle Reichelt und Frau Stefanie Gey, ihre ORFA Zertifikate.

Was bedeutet es für mich, eine ORFA zu sein?

Diese Frage stellte ich, wie bereits in Hamburg, auch in Berlin. Eine sehr diffe-renzierte Antwort möchte ich weiterge-ben. „Das nächste Jahr wird sich in der Praxis zeigen, wie viel und wie aktiv ich vom Gelernten auch tatsächlich einbrin-gen kann. Das Mehr an Wissen aber ist auf jeden Fall schon heute toll. Sich aktiv in das ärztliche Geschehen einbringen zu können, zu dürfen und zu sollen braucht Zeit für beide Seiten“.

Was bleibt für mich persönlich?

Es hat wieder sehr viel Spaß gemacht. Viele motivierte und aktive MFA sind nun ORFA und setzen dies hoffentlich im täg-lichen Praxisablauf um. Und ich hoffe, dass meine Kollegen dieses Mehr an Wis-sen und Mehr an Können der ORFA auch für sich in Anspruch zu nehmen werden, um damit die Qualität in ihrer Praxis zu erhöhen und gleichzeitig eine Entlastung zu erfahren.

Auf ein Neues – demnächst in Baden-Württemberg?

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at Dr. Uwe SchwokowskiLeiter des Referates Orthopädische Rheuma-tologie des BVOU

Erfolgreicher Abschluss der zweiten ORFA-Reihe

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Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016

Krisenkommunikation: Vor be reitung auf „Beißer“ lohnt sichSabine Rieser

Was tun, wenn Journalisten in der Praxis oder im Krankenhaus einen Skandal wittern und hartnäckig recherchieren? Die Antwort darauf hängt vom Einzelfall ab. Aber eines ist sicher: Jeder Arzt sollte für die Krisenkommunikation einen Plan in der Schublade haben. Tipps und Tricks rund um das Thema bietet ein BVOU- Seminar am 8. September in Ber-lin mit zwei ausgewiesenen Experten zum Thema.

Für den Ernstfall gewappnet sein!

Mainz, ein Sonntag im August 2010, 9.15 Uhr. Bei Prof. Dr. med. Norbert Pfeiffer zu Hause klingelt das Telefon: Zwei Säuglinge sind gestorben, im Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin des Mainzer Universitätsklinikums, mögli-cherweise durch eine Infusionslösung, die durch Bakterien verseucht war. Wei-tere elf kleine Patienten haben ebenfalls eine solche Infusion bekommen. Pfeiffer, zu der Zeit Medizinischer Vorstand und Vorstandsvorsitzender der Universitäts-medizin, verliert keine Zeit, er startet einen Rundruf.

Krisenstab war in kurzer Zeit im Einsatz

Um 11 Uhr trifft sich ein Krisenstab mit 15 Leuten. Um die elf Kinder zu schüt-zen, ordnet Pfeiffer doppelte Schichten an, damit für jeden der Kleinen ein Arzt und eine Schwester da sind. Er infor-miert Lieferfirmen, Eltern, Mitarbeiter – die er auch an ihre Schweigepflicht er-innert – und zahlreiche öffentliche Stel-len. Um 13 Uhr weiß die Staatsanwalt-schaft Bescheid, um 17 Uhr geht die erste Presseerklärung nach draußen. Um 18 Uhr findet eine Pressekonferenz statt, um 19 Uhr informiert das ZDF über den Vorfall. Am Montag stirbt ein weiteres Kind. Die Ursachensuche geht weiter. All das hat Pfeiffer 2012 in ei-nem Interview für eine Broschüre des Aktionsbündnisses Patientensicherheit mit dem Titel „Reden ist Gold – Kom-munikation nach einem Zwischenfall“ berichtet.

Drei tote Kinder – darauf kann man sich nicht per Handbuch vorbereiten

„Wir hatten intern vereinbart, wie wir mit Krisen und schlechten Botschaften umgehen“, sagte er damals. Das half. Aber Pfeiffer räumte auch ein, dass kein Handbuch und keine Vorüberlegungen dabei helfen zu entscheiden, „was man tun muss, wenn drei Kinder tot sind“. Dennoch plädiert er in dem immer noch lesenswerten Gespräch dafür, sich auf den Ernstfall vorzubereiten, und gibt zahlreiche Tipps. Von der üblichen Sala-mi-Taktik zum Beispiel („Wir geben nur zu, was wir unbedingt müssen“) hält er nichts: „Mit Offenheit kommt man am weitesten. Sie halten die Sache nur unter Kontrolle, indem Sie vorn an der Spitze fahren. Wir wollten die authentischste Informationsquelle sein.“

Das sieht auch Holger Münsinger so, ei-ner der Referenten des BVOU-Seminars. „Legen Sie sich einen Krisenplan in die Schublade“, empfiehlt der Jurist und Ex-Chefredakteur von „Bild“ Berlin Orthopä-den und Unfallchirurgen. Dass man im medizinischen Bereich nicht sofort die Ursache für einen Vorfall finden könne, dafür hätten Medienvertreter in der Re-gel Verständnis. Aber man müsse „konse-quent und mit Volldampf“ informieren, sobald man mehr wisse. Schließlich stün-den Journalisten heute unter einem im-mensen Zeitdruck. Auch kämen im Kri-senfall Journalisten aus den Lokalredak-tionen oder Reporter aus der Zentrale, und die arbeiteten völlig anders als medi-zinische Fachjournalisten: „Sie sind ,Bei-ßer‘, sage ich oft. Das wird nicht erkannt und ist ein Grund dafür, weshalb Kom-munikationskrisen sich ausweiten.“

Auch Servicethemen können Ärzten zum Verhängnis werden

Dass das Thema Krisenkommunikation auch für Niedergelassene von Bedeutung ist, werde oft verkannt, so Münsinger. Dabei könnten auch ihnen Recherchen zum kommunikativen Verhängnis wer-

den, und zwar nicht nur solche zu mögli-chen Behandlungsfehlern. Münsinger verweist auf den Fall eines Berliner Or-thopäden: Ein Patient wollte nicht länger warten, verließ wutentbrannt die Praxis und erzählte einem „Bild“-Journalisten, man habe ihm keinen Termin gegeben, weil er Türke sei. Weil der betroffene Arzt beziehungsweise sein Praxisteam den Vorfall unterschätzten, weitete er sich enorm aus.

Münsinger wird Teilnehmer des BVOU-Seminars „Medizinische Krisenkommu-nikation“ für das Thema sensibilisieren, Spielregeln für den Umgang mit Medien-vertretern vermitteln und Tipps geben, wie man sich vor Medienattacken schützt und den Schaden begrenzt.

Verbandsjustiziar Dr. Jörg Heberer infor-miert über die Grundlagen des Arzthaf-tungsrechts, über das Thema Schadener-satz, Änderungen durch das Patienten-rechte- und das Anti-Korruptionsgesetz und gibt ebenfalls Tipps für den Berufs-alltag.

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Sabine RieserLeiterin Kommunikation und Pressearbeit BVOU

T IPPDas Kursangebot der ADO am 8.9.2016 vermittelt Grundlagen für Chefärzte und Niedergelassene.

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Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016 266

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Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016

Aus den Verbänden

Sektion Wirbelsäule der DGOUProf. Dr. Frank Kandziora, Dr. Andreas Korge, Dr. Klaus John Schnake, Dr. Ralph Kothe

Die Sektion Wirbelsäule vertritt die In-teressen von Wirbelsäuleninteressierten innerhalb der DGOU. Sie berät das Präsi-dium und die Gremien der DGOU in Fachfragen und entwickelt und bearbei-tet wissenschaftliche Projekte. Der Vor-sitzende der Sektion (F. Kandziora) und sein Stellvertreter (A. Korge) vertreten die Wirbelsäuleninteressierten im Vor-stand der DGOU und sind außerdem Vorstandsmitglieder der Deutschen Wirbelsäulengesellschaft (DWG), um dort die Interessen der DGOU zu vertre-ten.

Die Sektion Wirbelsäule hat knapp 200 Mitglieder. Sie unterstützt die Gestaltung unseres Jahreskongresses (DKOU), sowie anderer wirbelsäulenspezifischer Veran-staltungen und veranstaltet außerdem ca. 8–10 Arbeitsgruppensitzungen jähr-lich. Die derzeitigen wissenschaftlichen Arbeitsgruppen (AG) und die jeweiligen Arbeitsgruppenleiter sind der nachfol-genden Auflistung zu entnehmen.

Osteoporose und Altersfrakturen (K. Schnake, T. Blattert, O. Gonschorek)

Densfrakturen (O. Gonschorek, T. Vordemvenne)

Inkompletter Berstungsbruch A 3.1 (M. Scholz, F. Kandziora)

Verletzungen der subaxialen HWS (P. Schleicher, M. Scholz, F. Kandziora)

Degenerative Instabilität der LWS (B. Wiedenhöfer, T. Niemeyer, T. Hallbau-er)

Tumoren und Metastasen (A. Disch, U. Liljenqvist, K. Schaser)

Die Sektion ist außerdem in zahlreichen Leitlinienprojekten im Auftrag der DGOU aktiv.

Leitlinien-Kommission (B. Wieden-höfer)

Nationale Versorgungsleitlinie Kreuz-schmerz (A. Korge)

Leitlinie „Spezifischer Kreuzschmerz“ (R. Schmidt, R. Kothe)

Leitlinie „Rehabilitation nach Fraktu-ren der Brust- und Lendenwirbelsäu-le“ (A. Veihelmann, E. Gercek)

Leitlinie „axiale Spondylarthropa-thie“ (W. Böhm)

Leitlinie „Idiopathische Skoliose im Wachstumsalter“ (B. Wiedenhöfer)

Leitlinie „zervikale Radikulopathie“ (J. Seifert)

Der Fokus der Sektion lag im letzten Jahr (04 / 15–04 / 16) auf folgenden Bereichen.

Arbeitsgruppe „Tumor“

Zum Treffen der AG Tumor am 24.09.15 und am 07.04.16 in Dresden wurden die Möglichkeiten zur besseren nationalen und internationalen Vernetzung der Ar-beitsgruppe diskutiert. Außerdem wurde die gemeinsame Erfassung von Behand-lungsdaten bei Patienten mit primären spinalen Tumoren und Nierenzell-Karzi-nom-Metastasen beschlossen. Die Daten sollen über ein Register vernetzt werden.

Am 8. und 9. April 2016 wurden in Dres-den die International Spine Tumor Days mit hochkarätiger internationaler Beteili-gung und tatkräftiger Unterstützung der AG Tumor durchgeführt.

Arbeitsgruppe „Osteoporotische Frakturen“

Die AG hat sich im o. g. Zeitfenster vier-mal getroffen (Halle, Nürnberg, Lahr, Frankfurt). Zu Beginn des Jahres wurden die Therapieempfehlungen für osteopo-rotische Wirbelkörperfrakturen um den konservativen Teil ergänzt und abge-schlossen.

Die AG bearbeitet derzeit in Kooperation mit der AG Becken der DGOU das Schnitt-stellenthema „Osteoporose induzierte Sakrumfrakturen“. Ziel ist es gemeinsam, Klassifikationssysteme und Therapie-empfehlungen zu entwickeln.

Arbeitsgruppe „Densfrakturen“

Auf Basis der Ergebnisse einer retrospek-tiven Studie über die Behandlung von Densfrakturen beim älteren Patienten in 8 deutschen Zentren wurde beschlossen, eine prospektive Studie zu starten, deren Rahmenbedingungen momentan ausge-arbeitet werden. Außerdem sollen Thera-pieempfehlungen für die Versorgung von Densfrakturen beim Älteren erarbeitet werden.

Arbeitsgruppe „Inkompletter Berstungs-buch A3.1“

Die RASPUTHINE Studie vergleicht mul-tizentrisch prospektiv randomisiert die rein dorsale bisegmentale Stabilisation (Kontrollgruppe) gegen die kombinierte dorso-ventrale Stabilisation (Interventi-onsgruppe) bei inkompletten Berstungs-frakturen des thorakolumbalen Über-gangs (AOSpine A3) ohne neurologisches Defizit. Derzeit läuft die Rekrutierung der Patienten durch die 15 beteiligten Kliniken. Bei der im Dezember 2015 durchgeführten Zwischenauswertung er-gaben sich erste Hinweise für die Überle-genheit einer Behandlungsstrategie. Die daraufhin durchgeführte statistische Reevaluation eröffnet die Möglichkeit, die Anzahl der zu rekrutierenden Patien-ten auf 50 pro Gruppe zu reduzieren. Aus diesem Grund wird die Rekrutierungs-phase voraussichtlich im Laufe des Jahres 2016 abgeschlossen werden können.

Arbeitsgruppe „Verletzungen der Subaxiale HWS“

Die AG entwickelt im Rahmen mehrerer Konsensus-Konferenzen Therapieemp-fehlungen für die Behandlung der subaxi-alen Halswirbelsäulenverletzungen. Ziel ist es, bis Ende des Jahres 2016 die Thera-pieempfehlungen der Sektion Wirbelsäu-le fertig zu stellen.

Abschließend sei darauf hingewiesen, dass die Sektion alle Mitglieder der DGOU zur Mitarbeit an den existierenden Pro-jekten einlädt. Darüber hinaus freuen wir uns über neue Mitglieder und spannende klinische Forschungsideen. Gerne bieten wir allen Wirbelsäuleninteressierten in-nerhalb der DGOU an die Sektion Wirbel-säule als Plattform zu nutzen, um Ihre Projekte im Team umzusetzen.

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Prof. Dr. Frank Kandziora im Namen des Sektions-vorstands

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Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016

Aus den Verbänden

Bericht der Deutschen Kniegesellschaft (DKG)Prof. Dr. Rüdiger Eisenhart-Rothe, PD Dr. Robert Hube, Prof. Dr. Karl-Heinz Frosch

Die Deutsche Kniegesellschaft blickt auf ein erfolgreiches Jahr 2015 zurück. Die Zahl der Mitglieder hat sich fast verdop-pelt. Zum Jahresbeginn 2015 waren es 157 Mitglieder, Ende 2015 bereits 252 und zum heutigen Stand sind es 288. Die Zertifizierung zum „Kniechirurgen“ bzw. „Funktionelle Knietherapie“ konnte mit ersten erfolgreichen Absolventen initiiert werden. Die Zeitschrift „The Knee“ wur-de als offizielles Organ der Gesellschaft gewonnen. Mitglieder haben somit kos-tenlosen Zugang zur Online-Version der Zeitschrift „The Knee“.

Kongresse

Vom 20. bis 21. November 2015 fand un-ter der wissenschaftlichen Leitung von Herrn PD Dr. Hube, Prof. Dr. Imhoff und Prof. Dr. von Eisenhart-Rothe der 4. Jah-reskongress der DKG in München statt. Mit 339 Teilnehmenden, 26 Ausstellern und fast 100 Vorträgen war der Kongress ein toller Erfolg. In zwei Parallelveranstal-tungen wurden die Themen (Revisions-)Endoprothetik, gelenkerhaltende Kniechi-rurgie und Traumatologie behandelt. Highlight war die Guest lecture von Tom Minas (Chestnut Hill, USA) zum Thema „Joint preservation of the knee in the young arthritic“. Am 20. und 21. Oktober fand im Rahmen des DKOU in Berlin zwei Sitzungen unter der Leitung der DKG statt: „Osteotomien um das Kniegelenk“ sowie „Die komplexe Knieverletzung“, letztere gemeinsam mit der AGA.

Forschungsförderung

Die Forschungsförderung erfreut sich zu-nehmender Beliebtheit. Im Jahr 2015 wa-ren fünf Anträge eingegangen. Nach ei-

nem anonymisieren Reviewverfahren kam es zur Förderung von drei Projekten: „Entwicklung eines bewegungsanalyti-schen Simultationsmodells zur individua-lisierten Korrekturwinkelbestimmung bei medial open wedge HTO“ (Prof. Schmitt-Wiethoff, Pforzheim); „Bremsreaktions-zeit und Bremspedalkraft nach totalendo-prothetischem Ersatz des rechten Kniegelenkes“ (Dr. Pfitzner, Berlin); „Pati-enten Compliance bezüglich der postope-rativen Nachbehandlungsempfehlungen nach operativer Knorpeltherapie – Wie oft und wie lange nutzte der Patient die Be-wegungsschiene tatsächlich?“ (PD Zellner, Regensburg). Die Gesamtfördersumme betrug für 2015 29 852 Euro. 2016 werden erneut 20 000 Euro bereitgestellt. Dead-line zur Einreichung der Anträge war der 31.3.2016. Insgesamt wurden 15 Anträge eingereicht, die sich im anonymisierten Reviewprozess befinden.

Zertifizierung

Die DKG veranstalte 2015 vier Modulkur-se („Sportorthopädie“ in Marburg, „Endo-prothetik“ in Kassel, „Das Knie im Wachs-tumsalter und Tumore“ in Marburg und Duisburg). Zusätzlich wurden 15 extern organisierter Kurse als Modulkurse aner-kannt. Bis heute konnten bereits 25 Ärzte das Zertifikat „Kniechirurgie“ bzw. ein Physiotherapeut „Funktionelle Kniethera-pie“ erfolgreich abschließen. Infos zur Zer-tifizierung: http://deutsche-kniegesell-schaft.de/zertifizierung-kniechirurg.

Berufspolitische Aktivitäten

Aus berufspolitischer Sicht war die DKG an der Erstellung der neuen Leitlinie „Meniskuschirurgie“, die im vergangenen

Jahr verabschiedet wurde, beteiligt und weiterhin in das Bewertungsverfahren „Arthroskopie bei Gonarthrose“ des GBA eingebunden. Insbesondere im Bewer-tungsverfahren „Arthroskopie bei Gonar-throse“ erfolgt in Kooperationen mit an-deren Fachgesellschaften (BVASK, AGA, BVOU) eine effiziente und eng abge-stimmte Zusammenarbeit, die zuletzt auch durch die Veröffentlichung einer gemeinsamen Handlungsempfehlung zum Umgang mit dem Beschluss des GBA Ausdruck findet.

Ausblick

Vom 18. bis 19. November wird in Ham-burg der 5. Jahreskongress unter der Lei-tung von Prof. Dr. Marcus Schmitt-Sody und Prof. Dr. Norbert Südkamp stattfin-den. Das wissenschaftliche Spektrum wird erstmalig erweitert durch gemeinsame Sitzungen mit anderen Fachgesellschaften: DKG meets AGA, DKG meets GOTS und DKG meets AE. Darüber wird bei dem Kon-gress auch der Modulkurs „Das Kniegelenk im Wachstumsalter und Tumore“ angebo-ten, der für das Zertifikat „Kniechirurg“ anerkannt wird. Darüber hinaus finden 2016 folgende DKG Sitzungen statt:

DKOU: „Arthrofibrose des Kniege-lenks“ (Prof. Frosch und PD Hube).

„Die komplexe Knieverletzung“ (Prof. Mayr)

NOUV: „Knie-Trauma“ (Prof. Raschke und Prof. Frosch)

AGA: „posterolaterale Instabilitaten des Kniegelenkes“ (Prof. Petersen und Prof. Frosch)

ESSKA: Round-Table Session „Return to play after ACL reconstruction“ (Prof. Mayr und Prof. Petersen).

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Prof. Dr. Rüdiger Eisenhart-Rothe, Schriftführer der DKG Fo

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PD Dr. Robert Hube, Vizepräsident der DKG Fo

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Prof. Dr. Karl-Heinz Frosch, Präsident der DKG

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Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016

Jahresbericht der AOTrauma DeutschlandProf. Michael J. Raschke, Philip Wilbrandt

Die AOTrauma Deutschland hat ihre Akti-vitäten und Mitgliedschaft weiter ausge-baut. Die Nachwuchsförderung wurde intensiviert. Die Akademie wird in 2016 erstmals eigene Veranstaltungen anbie-ten.

Jahrestagung 2016

Vom 5.–7. Mai 2016 fand in Bern, Schweiz die Jahrestagung mit 136 Mitgliedern statt. Es war das alle vier Jahre stattfin-dende 3-Länder-Treffen mit der AOTrau-ma Schweiz und Österreich.

Wagner (Präsident A), Keel (Gastgeber), Raschke (Präsident D) und Borens (Präsident CH)

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Jedes Land gestaltete einen halben Tag das wissenschaftliche Programm. Die an-hand von vielen Fällen diskutierten The-men waren proximaler Humerus (Öster-reich), Hüfte (Schweiz) und Ellbogen (Deutschland). Für den deutschen Pro-grammteil wurden über eine öffentliche Ausschreibung drei Reisestipendien zur

Ab 2017 wird – zusätzlich zum deutsch-sprachigen AOTrauma Masterkurs in Da-vos – ein weiterer in Deutschland / Öster-reich angeboten. Erstmals wird dieser vom 12.–14. Juni 2017 in Dresden statt-finden. Die deutschen Kursleiter sind Fe-lix Bonnaire und Klaus Schaser aus Dres-den, aus der Schweiz Andreas Platz sowie aus Österreich Franz Kralinger bzw. Franz Seibert.

Eine knappe Mehrheit der Teilnehmer sah keinen Bedarf für eine Neuauflage des vergriffenen deutsch-sprachigen AO Manuals bzw. eine deutsch-sprachige Ausgabe der kommenden, überarbeiteten Neuauflage.

Reisestipendiaten Jordan, Schreiner und Habering

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Jahrestagung vergeben. Diese erhielten: Anna Schreiner (Tübingen), Martin Jor-dan (Würzburg) und Johannes Habering (BGU Frankfurt).

Gemeinsame Projekte der D-A-CH Länder

Abgesehen von der 3-Ländertagung ver-anstalten die D-A-CH Länder gemeinsam jedes Jahr im Dezember den Deutsch-sprachigen AOTrauma Master Kurs in Da-vos und geben das OP Journal heraus.

In Bern wurde entschieden, die gemein-same Jahrestagung öfter abzuhalten. Ge-plant ist, sie ab 2019 alle zwei Jahre stattfinden zu lassen. Weiterhin wurde eine Europäische AOTrauma Tagung an-geregt.

Diskussion über gemeinsame Projekte

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Raschke präsentiert Vorschläge für neue gemein-same Aktivitäten

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Teilnehmer der 3-Ländertagung

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Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016

Müller (Köln), Fabian Stuby (Tübingen), Klaus-Dieter Schaser (Dresden) und Joa-chim Windolf (Düsseldorf).

Akademie: Neue Mitglieder

Auf der Jahrestagung wurden die folgen-den neun Mitglieder in die Akademie der AOTrauma Deutschland aufgenommen: Christian Kleber (Dresden), Peter Laier (Karlsruhe), Martin Langer (Münster), Tim Lögters (Düsseldorf), Wolfgang Schneiders (Dresden), Michael Schütz (Berlin), Philipp Schwabe (Berlin), Tim Schlummer (Warendorf) und Mo-hammad Tezval (Recklinghausen).

Neu aufgenommene Akademiemitglieder

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Akademie: Neue Aufnahmekriterien

Eine Task Force hat die Aufnahmekriterien für die Akademie überarbeitet. Diese sind:

Für Ärzte / Ärztinnen Leiter einer „AO Klinik“ ansonsten (alle Kriterien müssen er-

füllt sein): Facharzt für Orthopädie und Un-fallchirurgie, Zusatzbezeichnung „spezielle Unfallchirurgie“

Leitender Arzt / Chefarzt, aktuelle klinische Tätigkeit in einem zerti-fizierten Traumazentrum

aktive Mitglied AOT Faculty und / oder AO Gremium

wissenschaftliche Publikationen

Die Vorstände der D-A-CH Länder erhiel-ten einstimmig das Mandat, bei den ver-antwortlichen Personen und Gremien von AOTrauma auf eine Veränderung der Stimmverhältnisse innerhalb Europas einzuwirken, da diese bisher nicht die Anzahl der Kurse, Fellowship Zentren und sonstigen Aktivitäten der D-A-CH und anderer, besonders aktiver Länder angemessen berücksichtigen.

Am Ende der D-A-CH Sitzung erhielt je-der Teilnehmer ein Exemplar des Buches von Eugen Kuner „Vom Ende einer qual-vollen Therapie im Streckverband“, das von der AOTD mit einem Druckkostenzu-schuss gefördert wurde.

Während des Festabends auf dem Gurten wurde Lothar Kinzl (Ulm) zum Ehrenmit-glied der AOTrauma Deutschland ernannt.

Präsidium & Beirat

Es standen keine Wahlen an. Die Amtszeit, des für 3 Jahre gewählten Geschäftsfüh-renden Präsidiums, dauert noch bis Ende 2018. Es setzt sich zusammen aus: Micha-el Raschke (Präsident, Münster), Hans-Jörg Oestern (Past-Präsident, Celle), Flori-an Gebhard (Vize-Präsident, Ulm) und Ulrich Stöckle (Schatzmeister, Tübingen).

Gebhard, Kinzl, Raschke und Stöckle

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Zum Erweiterten Präsidium gehören zusätz-lich:Georg Duda, Berlin (Forschung, Berlin), Karl-Heinz Frosch (Community Develop-ment, Hamburg), Heiner Winker (Senior Education Officer, Erfurt), Markus Schul-theiss (Spine, Ulm), Max Heiland, Ham-burg (CMF, Hamburg) und Andrea Meyer-Lindenberg (VET, München).

Der Beirat besteht aus 12 Personen:Felix Bonnaire (Dresden), Ulf Culemann (Celle), Bernd Füchtmeier (Regensburg), Thomas Gösling (Braunschweig), Freddy Grützner (Ludwigshafen), Wolfgang Lin-hart (Heilbronn), Edgar Mayr (Augsburg), Thomas Mückley (Erfurt), Lars Peter

Für Wissenschaftler / innen (alle Kriteri-en müssen erfüllt sein):

leitende Position einer ausgewiese-nen Forschungseinrichtung

Forschungsleistung auf dem Gebiet der muskuloskeletalen Chirurgie / Os-teologie

Akademie: zukünftige Aktivitäten

Symposium auf dem DKOU 2016; „Wohin entwickelt sich die Unfallchi-rurgie?“

Exklusive Teilnahme nur für Akade-miemitglieder am AO Experten Sym-posium in Tübingen am 7 / 8. Oktober 2016 in Tübingen.

Ab 2017 Treffen vor der Jahrestagung (Nachmittag & Abendessen am Tag vor der Jahrestagung und Vormittag bis Start der Jahrestagung).

Fortbildung: Kurse & Seminare & Faculty Weiterqualifizierung

Im Jahr 2015 wurden 35 Veranstaltungen (Kurse & Seminare) an 81 Tagen organi-siert. Diese wurden von 2076 Kursteil-nehmern besucht. Insgesamt 553 unter-schiedliche Personen (367 Referenten und 186 Instruktoren) trugen mit insge-samt 852 Einsätzen zum Erfolg der Kurse und Seminare teil. Dies bedeutet eine Steigerung in allen Bereichen.

Für die Schulung der AO Faculty gibt es ein Faculty Education Program (FEP) und für Kursleiter ein Chairmen Training Pro-gram (CTP). AOT Faculty an internationa-len AO Kursen, z. B. in Davos müssen ein FEP absolviert haben, Chairmen ein CTP. In Deutschland werden zwei FEP Kurse pro Jahr angeboten. Zusätzlich gibt es in-dividuelles Coaching für Faculty.

AOT Education hat internationale Min-destanforderungen der Curricula für die AOT Basis / Prinzipien, Fortgeschrittenen, Hand und ORP Kurse definiert (weitere werden folgen). Die von den Kursleitern eingereichten Programme werden von AOT Education International begutachtet und nur bei Erfüllung der Vorgaben gibt es die Auszeichnung „AO Competency-Based Curriculum.“

Ein Disclosure Statement / Erklärung po-tentieller Interessenskonflikte der Facul-ty wird im Laufe des Jahres eingeführt.

Präsidium und BeiratBi

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Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016

nommen (siehe separaten Artikel „Aus-schreibungen“).

Neue Nachwuchsförderung zum 1. Mal verliehen

Auf der Jahrestagung fand die Auswahl-sitzung Forschungsförderung statt, auf der zum ersten Mal zwei Förderstipendi-en (max. 12 000, Euro pro Person) verge-ben wurden. Eingereicht werden dürften sowohl klinische als auch experimentelle Forschungskonzepte aus den Bereichen Traumatologie, MKG und VET von jungen (bis zum Alter von 35 Jahren), klinisch aktiven Unfallchirurginnen / -en, die in Deutschland an Universitätskliniken, re-gionalen und kommunalen Krankenhäu-sern tätig sind.

Die Auswahlkommission Duda, Stange und Pape

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Krause und Wagner

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Aus den 14 Bewerbungen wurden drei Kandidatinnen / -en zur Auswahlsitzung AO Forschungsförderung nach Bern ein-geladen. Jede / -r Kandidat / -in hatte sechs Minuten, um die Arbeit vorzustel-len. Danach erfolgte Diskussion und Aus-wahl. Prämiert wurden1. Ferdinand Wagner (Freiburg, Biome-

chanische Vergleichsanalyse von re-sorbierbaren Magnesiumschrauben

Das ORP Chapter war in 2015 sehr aktiv mit sieben Trauma Kursen und zwei ORP Tagen. Auf der jährlichen ORP Mitglieder-versammlung wurden sechs neue Faculty Mitglieder aufgenommen.

Fellowships & Reisestipendium

Aktuell gibt es 28 AOTrauma Fellowship Zentren in Deutschland (Vorjahr 24). Im Jahr 2015 kamen 65 Fellows nach Deutschland (2014: 66), davon 16 aus Eu-ropa (2014: 9), 23 aus Asien (2014: 34), 1 aus Latein Amerika (2014: 3), 6 aus Nord Amerika (2014: 5) und 19 aus dem Nahen Osten (2014: 15). Damit waren 54 % aller AOTrauma Fellows, die nach Europa ka-men, an einer deutschen Klinik.

Ausbaufähig ist die Anzahl der deutschen Ärzte, die sich für Fellowships im Aus-land bewerben. In 2015 wurden 3 deut-sche Fellows gefördert (2014: 2). Aktuell läuft die Ausschreibung für die Fellow-ships 2017 (siehe separaten Artikel „Aus-schreibungen“).

Verleihung Reisestipendium

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Die Reisestipendien 2016 der AOT Deutschland wurden im Rahmen der Jah-restagung vergeben an Baumann (Re-gensburg), Gehrmann (Düsseldorf), Oe-ckenpöhler (Münster) und Wagner (Mainz).

Forschung & Wissenschaftspreis

Im Jahr 2015 wurden zwei calls durchge-führt. Aus 24 Anträgen wurden von der Auswahlkommission sechs Projekte aus-gewählt und mit einem Gesamtvolumen von 75 000,- EUR gefördert.

Der Wissenschaftspreis 2015 wurde an Dr. Stefan Zwingenberger (Dresden) vergeben für seine Arbeit über „Enhancement of BMP-2 Induced Bone Regeneration by SDF-1a Mediated Stem Cell Recruitment“.

Für den diesjährigen Preis werden noch Bewerbungen bis zum 31.8. entgegenge-

mit Titanschraubenosteosynthese zu operativen Stabilisierung von Radius-köpfenfrakturen) mit 10 000 Euro und

2. Matthias Krause (Hamburg, Expositi-onsmöglichkeiten des Tibiakopfes über verschiedene Zugänge am hu-manen Kadaverkniegelenk) mit 12 000 Euro.

Die zweite Ausschreibung in diesem Jahr endet am 31. August (siehe separaten Ar-tikel „Ausschreibungen“).

600. Mitglied

Die AOTrauma Deutschland begrüßte auf der Jahrestagung ihr 600. Mitglied, Dr. Jan Pützler, Universitätsklinik Münster.

Stöckle, Pützler und Gebhard

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Ausblick 2016

Im laufenden Jahr werden sich die Aktivi-täten der deutschen AO auf hohem Ni-veau stabilisieren. Die dynamische Ent-wicklung der letzten Jahre wird in nachhaltige Strukturen für die unter-schiedlichen Zielgruppen konsolidiert. Dazu gehören in 2016 die ersten Aktivi-täten der Akademie und in 2017 für die Zielgruppe Facharzt bis ltd. OA (ehem. Alumni). An der stetigen Verbesserung der – bereits schon sehr hohen – Qualität der Weiterbildungen wird durch Schu-lung der Faculty und Qualitätskontrolle bei den Kursinhalten gearbeitet.

Weitere Informationen zu allen Themen und Ausschreibungen sind erhältlich un-ter www.aotrauma.org/Deutschland

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Philip Wilbrandt (Rechlin)

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Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016

schubfinanzierung in Höhe von bis zu 12 000 Euro für ihre Arbeit prämiert.

Bewerbungskriterien

Kliniker Nachwuchs (bis 35 Jahre) Unterstützung vom Chef AO Mitglied Anwesenheit auf der Auswahlsitzung

auf dem DKOU

Alle weiteren Informationen inkl. dem Antragsformular finden Sie auf der Homepage der Deutschen AO: www.ao-trauma.org/deutschland

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Prof. Georg Duda

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Prof. Karl-Heinz Frosch (Community Develop-ment, Hamburg)

Ausschreibungen der AOTrauma Deutschlandvon Prof. Georg Duda, Prof. Karl-Heinz Frosch

AOTrauma Fellowships 2017

Jedes Jahr fördert AOTrauma weltweit über 250 Fellowships. Aktuell gibt es über 120 AO Kliniken auf fünf Kontinenten, in denen die Fellowships absolviert werden können. Grundvoraussetzung sind die Absolvierung des AO Prinzipien und Fort-geschrittenen Kurses bis Antritt des Fel-lowships und natürlich die Mitgliedschaft in der AOTrauma.

Es gibt zwei Fellowship Programme: „AOTrauma Fellow“ für jüngere Ärzte

bis maximal 45 Jahre. Dauer 4–12- Wochen.

„Visit the Expert Fellow“ ist für erfah-rene Chirurgen, die zur Verbesserung eines ganz speziellen fachlichen Ge-bietes für 2–4 Wochen zu einem ent-sprechenden Experten reisen wollen. Keine Altersbeschränkung.

Bewerbungen für die weltweiten AO-Trauma Fellowships für das Jahr 2017 können bis zum 15. Juli 2016 online ein-gereicht werden unter: www.aotrauma.org/fellowship

Wir möchten Sie herzlich ermuntern, die Chance eines internationalen Erfahrungs-austausches mit spezialisierten Kollegen und Kolleginnen im Rahmen der weltwei-ten AO Community wahrzunehmen.

Ausschreibung Wissenschaftspreis 2016

Für den diesjährigen Preis werden noch Bewerbungen bis zum 31.08.2016 ent-gegengenommen. Der Preis wird im Ok-tober auf dem AOTrauma Deutschland Symposium im Rahmen des DKOU ver-geben, auf dem die Arbeit präsentiert werden darf. Das Preisgeld beträgt 7500 Euro. Voraussetzungen sind:

Die Arbeit muss bereits in einem peer-reviewed Journal publiziert sein.

Das Thema der Arbeit muss im Tätig-keitsbereich der AOTrauma, AOCMF oder AOCMF liegen.

Es können sowohl klinische For-schungsarbeiten, Grundlagenfor-schung, systematische Reviews, als auch Metaanalysen eingereicht wer-den.

AO Mitgliedschaft (Trauma, CMF oder VET)

Anwesenheit auf der Sitzung wäh-rend des DKOU

Einzureichen sind: die Arbeit, ein Moti-vationsbrief und der Lebenslauf. Das Be-werbungsformular kann von der Home-page der AOTD heruntergeladen werden unter www.aotrauma.org/deutschland

Ausschreibung Nachwuchsförderung

Die deutsche AO fördert den klinischen Nachwuchs in klinischer und experimen-teller Forschung durch Mentoring und eine Anschubfinanzierung. Junge (bis zum Alter von 35 Jahren), klinisch aktive Unfallchirurginnen / -en, die in Deutsch-land an Universitätskliniken, regionalen und kommunalen Krankenhäusern tätig sind, können sowohl klinische als auch experimentelle Forschungskonzepte aus den Bereichen Traumatologie, MKG und VET einreichen.

Bis zum 31. August 2016 können Anträge gestellt werden. Es werden sechs Arbei-ten zur Vorstellung beim DKOU ausge-wählt und nach Berlin eingeladen. Die Antragsteller werden eingeladen, ihre Ar-beiten auf dem Symposium im Oktober 2016 vorzustellen und zu verteidigen. Am Ende der Sitzung werden drei der eingeladenen Personen mit einer An-

AO -KUR SEhttps://aotrauma.aofoundation.org/ Structure/community/regions-countries/europe/aotrauma-germany/kursangebote/Pages/kursangebote.aspx

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Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016

DGORh-Bericht: 2015 / 2016: Arbeit in allen RichtungenProf. Dr. Stefan Rehart

Die „Deutsche Gesellschaft für Orthopädi-sche Rheumatologie, DGORh“ steht im Mittelpunkt eines Arbeitsfeldes, an dem sich unterschiedliche medizinische Berei-che treffen. Im Kern steht sie für die rheu-matologischen Anteile der Orthopädie und Unfallchirurgie in der DGOU und für alle orthopädischen Anteile der Rheuma-tologie in der Kooperation mit der Dt. Ges. f. Rheumatologie, DGRh. Verzahnun-gen und Überschneidungen ergeben sich somit mit der internistischen Rheumato-logie, dem BVOU, politischen Institutio-nen, den internationalen orthopädischen und rheumatologischen Gesellschaften, der Rheuma-Liga auf mehreren Ebenen u. v. a.

Bei den Inhalten werden zum einen die konservative Therapie im Fach und in der Zusatzbezeichnung und zum anderen die hochspezialisierten operativen Interventi-onen bei den schwer destruierten Gelen-ken und an der Wirbelsäule vertreten. Der Frühdiagnostik entzündlich-systemischer Krankheiten kommt seitens der damit häufig zuerst konfrontierten Orthopäden und Unfallchirurgen eine wegweisende Bedeutung zu. Bei den Sach inhalten ste-hen aber nicht nur die medizinischen, sondern vor allem auch die „politischen“ Aspekte im Zentrum der Aufmerksamkeit der DGORh-Verantwortlichen.

Orthopädisch-rheumatologisches Komplikationsregister der DGORh

Dieses Komplikationsregister rund um operative Interventionen der Patienten des rheumatischen Formenkreises (oft unter besonderer biologischer Medikati-on) ist nach sehr aufwendiger daten-schutzrechtlicher Implementierung von Frau Dr. Tanja Kostuj (damals Dortmund) und dem DGORh-Vorstandsbeauftragten PD Dr. Klaus Schmidt (Dortmund) erfolg-reich auf den Weg gebracht worden. Im Rahmen des Registernetzwerks findet es finanzielle Unterstützung durch die Fach-gesellschaft der DGOOC-DGU-DGOU und ist in die entsprechende Berichterstat-tung eingebunden. Die Kliniken der von

der DGORh „auditierten operativen Schwerpunkt-Kliniken für orthopädische Rheumatologie“ speisen ihre entspre-chenden Daten in das Register ein. Si-cherlich wird es zeitlich eines längeren Vorlaufes bedürfen, bevor die Zahlen sinnvoll ausgewertet werden können. Zu-letzt sollen auch datenbasierte Erkennt-nisse über den perioperativen Umgang mit den zunehmend differenzierter wer-denden anti-entzündlichen Medikamen-ten gewonnen werden und Eingang in entsprechende Handlungsempfehlungen finden.

Curriculum „Orthopädische Rheumatologie (ORh)“ der DGORh

Das Curriculum wurde 2013 implemen-tiert. Inhaltlich wurde an vier einzelnen Kurstagen auf typische orthopädisch- und internistisch-rheumatologische konserva-tive und operative Verfahren fokussiert. Besonders Kolleginnen und Kollegen, die in ihrer FA-Weiterbildung nicht mit dieser Disziplin in Kontakt treten konnten oder die ZB ORh nicht erwerben konnten, soll-ten Gelegenheit erhalten, sich mit rheu-matologischen Inhalten vertraut zu ma-chen. Es hat sich gezeigt, dass es schwierig ist, zu vermitteln, weshalb neben dem (hocherfolgreichen) RheFo-Konzept des BVOU (Dr. Schwokowski, Ratzeburg und Prof. Rüther, Hamburg) auch noch ein Aus-bildungscurriculum der wissenschaftli-chen Fachgesellschaft bestehen (und ab-solviert werden) sollte. Zwar sah die gemeinsame Zielrichtung ursprünglich vor, über den BVOU vornehmlich nieder-gelassene Orthopäden und Unfallchirur-gen für die orthopädische Rheumatologie anzusprechen und Mitarbeiter der Klini-ken bezüglich des DGORh-Curriculums. In der Praxis war es jedoch nicht sinnhaft vermittelbar, zwei unterschiedliche ORh-Kurskonzepte anzubieten. Aktuell hat sich eine Arbeitsgruppe um das DGORh-Bei-ratsmitglied Dr. Uwe Schwokowski die Aufgabe auferlegt, aus den beiden Kurs-formaten eines zu gießen, welches die Vorteile der beiden Angebote in sich verei-nigt.

IG konservative Orthopädie und Unfall-chirurgie der DGOU / Zusatzbezeichnung „Orthopädische Rheumatologie“

Historisch besteht in Deutschland eine Arbeitsteilung der Orthopädie und Unfallchirurgie, die sich um die konser-vative und operative Therapie der Verschleißerkrankungen des muskulo- skelettalen Systems kümmern. Die in-ternistische Rheumatologie betreut die entzündlichen Systemerkrankungen im engeren Sinne und ist im Allgemeinen für die spezielle medikamentöse Thera-pie der rheumatologischen Krankheiten zuständig. Die orthopädische Rheuma-tologie steht für die (Früh-) Diagnose und bietet die Verfahren der konservati-ven und speziellen operativen Therapi-en an. Die besondere medikamentöse Versorgung wird vielfach in Kooperati-on mit internistischen Rheumatologen wahrgenommen. Im Rahmen der Novel-lierung der Weiterbildungsordnung WBO auf fachgesellschaftlicher Ebene wurden unter Kooperation der Beteilig-ten OU-Vertreter erhebliche Anteile der „konservativen“ Therapie in die ZB „Or-thopädische Rheumatologie“ integriert. Ziel ist es dabei auch, zukünftig einen weiteren „verbrieften“ Qualitätsnach-weis für die konservative Therapie in der deutschen OU führen zu können. Bis dato ist es noch nicht zu einer Verabschiedung der neuen WBO ge-kommen.

Regionale Qualitätszirkel „Orthopädische Rheumatologie“

Vertreter der DGORh sind regelmäßig bei den Qualitätszirkeltreffen „Orthopädi-sche Rheumatologie“ des BVOU (Sektion „Orthopädische Rheumatologie, Leiter Dr. U. Schwokowski) beteiligt. In Koope-ration mit den Verantwortlichen des ent-sprechenden Referates beim BVOU (Prof. Dr. W. Rüther / Dr. U. Schwokowski) ist es beispielsweise bei den Diskussionen um die ASV gelungen, den Orthopäden / Un-fallchirurgen als Partner im Kernteam zu reklamieren.

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Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016

sauer. Ein gesonderter Bericht ist in der OUMN präsentiert worden.

Intensivmeeting der DGORh Februar 2016

in Erlangen, Ausrichter im Auftrag des Vorstandes: Prof. Dr. Bernd Swoboda, Er-langen und Prof. Dr. Hans-Dieter Carl, Nürnberg. Ein gesonderter Bericht wird noch in der OUMN präsentiert werden.

Intensivmeeting der DGORh Februar 2017

in Erlabrunn, Ausrichterin im Auftrag des Vorstandes: Fr. Dr. Christine Seyfert.

Ehrenmitglied der DGORh 2014

Prof. (hc) Dr. Heiner Thabe, Bad Kreuznach

Ehrenmitglied der DGORh 2015

Prof. Dr. med. Fridun Kerschbaumer, Frankfurt a. M.

Ehrenmitglied der DGORh 2016

Prof. Dr. Gustav Bontemps, Remscheid

Strategie-Meeting 16.12.2015, Airport Frankfurt

Alle 18 Monate findet eine solche Sitzung zum Überdenken der generellen Ausrich-tung der Fachgesellschaft statt.

Verschiedenes

Bei der MV am 2.9.2016 in Frankfurt a. M. steht das turnusgemäße Ausschei-den des Präsidenten, des Vizepräsiden-ten sowie des Kassenwartes aus dem Amt mit entsprechenden Neuwahlen im Mittelpunkt.

Für den DGORh-Vorstand:

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Prof. Dr. Stefan Rehart, Frankfurt a. M., Präsident der DGORh

Dr. Harald Dinges, Kusel, VizepräsidentDr. Ingo Arnold, Bremen, SchriftführerDr. Stefan Schill, Bad Aibling, Kassenwart

Meerbusch, und Dr. Stefan Schill, Bad Aibling, wurde im Vorfeld des Rheumato-logenkongresses in Bremen das seit Jahr-zehnten etablierte periodisch stattfin-dende wissenschaftliche Symposium der japanischen Schwestergesellschaft mit der DGORh ausgerichtet. Über den Besuch der Delegation von 31 japanischen Kolle-gen und Kolleginnen mit dem intensiven wissenschaftlichen Programm wurde in der OUMN ausführlich berichtet.

Deutscher Rheumatologenkongress 2016 in Frankfurt am Main

Das DGORh-Ausrichterteam unter der Lei-tung von Prof. Dr. Stefan Rehart, Frankfurt, besteht aus: Prof. Dr. Wolfgang Rüther, Hamburg, Prof. Dr. Ralph Gaulke, Hanno-ver, Prof. Dr. Philipp Drees, Mainz, Prof. Dr. Hans-Dieter Carl, Nürnberg, Dr. Ludwig Bause, Sendenhorst, Dr. Christoph Biehl, Gießen, Dr. Ingo Arnold, Bremen. Weitere Informationen zu dem diesjährigen Kon-gress, der vom 31.8. – 4.9.2016 stattfindet, sind auch auf der Homepage der DGRh (www.dgrh.de) zu erhalten.

Auditierung zur orthopädisch-rheumato-logischen DGORh-Schwerpunktklinik

In einem aufwendigen Prozess haben die Gremien der DGORh die für eine heraus-ragende Struktur- und Prozessqualität erforderlichen Merkmale für eine Quali-fikation als ORh-Schwerpunkt-Klinik er-arbeitet. In einem externen, unabhängi-gen Audit-Verfahren konnten die „high-volume ORh-Kliniken“ in Bremen (CA: Dr. I. Arnold) / Sendenhorst (CA: Dr. L. Bau-se) / Frankfurt (CA: Prof. Dr. St. Rehart) / Er-langen (CA: Prof. Dr. B. Swoboda) / Ham-burg – Bad Bramstedt (CA: Prof. Dr. W. Rüther) die entsprechenden Vorausset-zungen nach der Überprüfung erfolgreich bestätigt bekommen. Eine zeitnahe Audi-tierung ist vorgesehen für die ORh-Klini-ken in Kusel, Mainz, Oberammergau.

Arthur-Vick-Preis der DGORh 2015

Armbruster N, Weber C, Wictorowicz T, Rethwilm A, Scheller C, Steinert A / Würz-burg “Ex vivo gene delivery to synovium using foamy viral vectors”. Dotation: 3000 Euro.

Intensivmeeting der DGORh Februar 2015

in Oberndorf, Österreich. Ausrichter im Auftrag des Vorstandes: Prim. Dr. T. Ram-

Deutscher Rheumatologenkongress 2014 in Düsseldorf

Die hoch erfolgreiche Beteiligung der DGORh an dem deutschen Rheumatolo-genkongress vom 17. bis 20.9.2014 (ge-meinsam mit der Dt. Ges. f. internistische Rheumatologie und der Ges. f. Kinder- und Jugendrheumatologie) erfolgte unter der interdisziplinären Verzahnung der Orthopäden mit den anderen Fächern. Kongresspräsidentin der DGORh war Fr. Dr. Christine Seyfert, Erlabrunn (seiner-zeit Chemnitz). Die traditionelle Ausrich-tung von sechs rheumaorthopädischen Symposien und einem gemeinsamen Abend der DGORh-Mitglieder ist erfolgt. Der gesonderte Bericht ist in der OUMN präsentiert worden.

Deutscher Rheumatologenkongress 2015 in Bremen

Auch vom 2. bis 5.9.2015 (2600 Teilneh-mer) konnte sich die DGORh unter der Ausrichtungshoheit ihres Kongresspräsi-denten Dr. Ingo Arnold, Bremen, hervor-ragend präsentieren. Auch hier ist ein gesonderter Bericht in der OUMN prä-sentiert worden.

13. „combined-meeting“ der (DGORh) mit der Japanese Society of Rheumatoid Arthritis Surgery (JSRAS) 30.8. – 2.9.2015 in Bremen

Unter der Organisation von Dr. Ingo Ar-nold, Bremen, PD Dr. Thomas Pauly,

Verleihung der Ehrenmitgliedschaft der DGORh bei der Eröffnungsveranstaltung des deut-schen Rheumatologenkongresses 09 / 2015 in Bremen. Von li. nach re.: Dr. I. Arnold, Bremen, Kongresspräsident der DGORh 2015, Prof. Dr. St. Rehart, Frankfurt a. M., Präsident der DGORh, Prof. Dr. F. Kerschbaumer, Frankfurt a. M., Ehrenmitglied der DGORh 2015, Prof. Dr. A. Wanivenhaus, Wien, Laudator und ehemaliger Vizepräsident der DGORh.

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Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016

Kinderorthopädie und Inklusion – 30. Jahrestagung der VKOVom Spastikerzentrum zum Integrationszentrum für Zerebralparese in München

Prof. Dr. Robert Rödl

Die 30. Jahrestagung der Vereinigung für Kinderorthopädie fand vom 10. bis 12. März 2016 in der großen Aula der Lud-wig-Maximilian-Universität in München statt. Die wissenschaftliche Leitung unter Prof. Dr. Bernhard Heimkes und der wis-senschaftliche Beirat mit Frau Prof. Dr. Sandra Utzschneider, Frau Dr. Maja Salz-mann, Herrn Dr. Michael Poschmann, Herrn Dr. Gregor Schönecker und Herrn Prof. Dr. Siegfried Stotz bildeten das Münchner kinderorthopädische Spek-trum, sei es ambulant oder stationär, konservativ oder operativ hervorragend ab.

Exklusion – Separation – Integration – Inklusion

Im historischen Vortrag machte Prof. Stotz anhand der Entwicklung des Spas-tiker-Zentrums deutlich, wie sich die Sichtweise und der Umgang mit orthopä-disch gehandikapten Kindern gewandelt haben und welchen Anteil daran die Kin-derorthopädie hatte und hat. Noch im 19. Jahrhundert galt das Prinzip der Exklusi-on, bei der die behinderten Kinder gesell-schaftlich stigmatisiert wurden und kei-nerlei Zugang zu motorischer Förderung oder Bildung hatten. Sie waren mehr oder weniger auf Almosen angewiesen und wurden in Anstalten oder im famili-ären Kreis verwahrt und waren von der Gesellschaft ausgeschlossen.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts begann die Phase der Separation dieser Kinder. Sie sollten in speziellen Einrichtungen und Institutionen separat gefördert wer-den. In diesen Zeitraum fielen auch die Gründungen der großen orthopädischen Stiftungen wie beispielsweise das Oskar-Helene-Heim oder die Hüfferstiftung. Der von Dr. Albert Göb gegründete Verein zur Förderung spastisch gelähmter Kinder er-möglichte das Spastiker-Zentrum in München, das 1960 seine Arbeit auf-

nahm. Diese Zeit war von großem Pio-niergeist geprägt. Es setzte ein Umdenken ein. Die behinderten Kinder wurden nicht länger verwahrt, sondern ihren Fähigkei-ten angemessen gefördert. Sie bekamen Zugang zu Bildung bis hin zum Erlernen eines Berufes. Auf diesem Boden wurde ein Sonderschulwesen mit entsprechen-den Förderungen etabliert. Durch die Er-folge der Förderung von Kindern mit Be-hinderungen konnte sich das Konzept der Integration entwickeln. Statt die gehandi-kapten Kinder in separaten Einrichtungen und Schulen zu fördern, wurde ein Zwei-Gruppen-Modell entwickelt. Die Kinder wurden in einer gemeinsamen Einrich-tung, also unter einem Dach als deutlich unterscheidbare Schülergruppen von nicht behinderten und behinderten Kin-dern gefördert.

Heute wird versucht, durch Inklusion den besonderen Status bei Andersartig-keit von Kindern mit Behinderungen zu durchbrechen. Die Kinder sollen sowohl in ihrer Persönlichkeit als auch in ihrer motorischen und geistigen Fähigkeit als unterschiedlich und vielfältig wahrge-nommen werden, und in ihrer Vielfalt gemeinsam aufwachsen, gefördert und gebildet werden.

Precourses und How to treat

Diesen Verlauf konnte Prof. Stotz mit ein-drücklichen Beispielen anhand der Ent-wicklung des Spastiker-Zentrums zum Integrationszentrum für Cerebralparese darstellen. Es wurde aber auch deutlich, dass der letzte Schritt zur Inklusion noch viel Engagement erfordern wird. Unter diesem Zeichen stand auch der Precourse „Cerebralparese“, der von 61 Teilneh-mern wahrgenommen wurde. Hier wur-den sämtliche Aspekte, die für die Ver-sorgung des cerebralparetischen Kindes bedacht werden müssen, beleuchtet. Be-ginnend bei der Selbstwahrnehmung un-

ter Einsatz von sensomotorischen Jacken über die Rumpfstabilisierung zu den or-thopädietechnischen Versorgungen und OP-Verfahren. Im darauffolgenden Work-shop wurden die OP-Techniken dann auch praktisch in der Anatomie demons-triert und nachvollzogen.

Das Treppenhaus der Universität am Ge-schwister-Scholl-Platz und die Aula bilde-ten einen wunderbaren Rahmen für den eigentlichen Kongress, der auch schwieri-ge Themen nicht scheute. Gleich zu Beginn wurde mit einer Sitzung über Pitfalls der Kongress mit reger Diskussion eröffnet.

Neben den klassischen kinderorthopädi-schen Themen wie Hüftdysplasie, Fußde-formitäten, Beinachsen und Neuroortho-pädie setzten die How to treat-Fälle die kinderorthopädische Problemkreise in Szene.

O & U auf der Jahrestagung der VKO

Erstmalig war die Sektion Kinderortho-pädie eingeladen, unter der Organisation von Herrn Prof. Schmittenbecher, 1. Vor-sitzender der SKT, eine Sitzung zu gestal-ten. Die Sitzung stieß auf lebhaftes Inter-esse, beim Thema Metallentfernung bei Kindern wurde intensiv diskutiert.

Die Frage der engeren Zusammenarbeit der Sektion Kindertraumatologie und der Vereinigung für Kinderorthopädie wurde auch in der Mitgliederversammlung dis-kutiert. Hierbei wurde deutlich, dass ne-ben den Kinderorthopäden und Unfall-chirurgen auch die Kinderchirurgen in erheblichem Maße die Versorgung von verunfallten Kindern sicherstellen. Alle drei Gruppen verbindet ein wichtiges Element: Das Bemühen um das Kindes-wohl durch den Kinderspezialisten.

Dass wir Spezialisten für die Behandlung der Kinder benötigen, ist dabei weltwei-

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Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016

ter Konsens. In der UN-Resolution zur Be-handlung von Kindern und den Forde-rungen des Weltärztebundes, die auch die Bundesärztekammer übernommen hat, ist klar festgelegt, dass Kinder von Kinderspezialisten behandelt werden müssen. Die Bestrebungen, dass Organ-spezialisten Kinder mitbehandeln, wer-den diesen Anforderungen nicht gerecht.

Verständlicherweise wirft eine vermehr-te Zusammenarbeit auch Fragen auf. Des-halb kann ein engeres Zusammenarbei-ten auch nur als Prozess verstanden und verwirklicht werden, bei dem sich zu al-lererst die Gruppe näher kennenlernen muss, um Gemeinsames und Trennendes zu erfahren.

Zum besseren Kennenlernen wurde da-her beschlossen, dass 2018 die Sektion Kindertraumatologie gemeinsam mit der Vereinigung für Kinderorthopädie ihre Jahrestagung in Dresden veranstaltet. Dieser Beschluss ist noch vorbehaltlich der Abstimmung in der SKT, die im Juni erfolgen wird.

Festabend und Ehrungen

Neben dem wissenschaftlichen Austausch steht die Jahrestagung auch immer für das persönliche Gespräch, das Vertiefen von Freundschaften im Rahmen des Gesell-schaftsabends. Im königlich bayerischen Flair im Max-Josef-Saal der Residenz in München war ein Ambiente gegeben, das zu Ehrungen geradezu aufforderte.

Der Kongresspräsident Herr Prof. Heim-kes wurde anlässlich seiner Verabschie-dung aus dem aktiven Dienst an der Lud-wig-Maximilian-Universität für sein

lebenslanges berufliches Engagement auf dem Gebiet der Kinderorthopädie mit der Ehrenmedaille ausgezeichnet.

Prof. Krauspe wurde ebenfalls die Eh-renmedaille der Vereinigung für Kinder-orthopädie verliehen. Neben seinem breiten wissenschaftlichen Engagement auf fast allen Gebieten der Kinderortho-pädie hat er sich insbesondere durch sein Engagement in zahlreichen Fachge-sellschaften – nicht zuletzt als Präsident der European Paediatric Orthopaedic Society und als langjähriger Präsident der Vereinigung für Kinderorthopädie – in herausragender Weise um die Kinder-orthopädie in Deutschland verdient ge-macht.

Festvortrag und Preise

Der zweite Tag des Kongresses war ge-prägt von der Verleihung der Poster- und Vortragspreise sowie des Wissenschafts-preises und als Höhepunkt dem Gastvor-trag von Prof. Bollini über „Early onset scoliosis“.

Per Ted-Abstimmung wurde der Vortrag von Herrn Matthias Hövl aus Aschau „Gastrocnemius-Funktion im Kauergang – direkte bildgebende Information zum Muskel bei Kindern mit bilateraler spas-tischer Cerebralparese“ gewählt. Der Pos-ter-Preis ging an Herrn Dr. Björn Vogt aus Münster „Vergleich von Rigid TacksTM, Eight PlatesTM und Blount-Klammern zur temporären Epiphyseodese bei Beinlän-gendifferenz“.

Der mit 5.000 Euro von der Firma Im-plantcast gestiftete Wissenschaftspreis wurde Herrn Dr. Sebastian Farr aus Wien

verliehen: „Functional and radiographic consideration of lower limb malalign-ment in children and adolescence with idiopathic genu valgum“.

Prof. Bollini gab in seinem Gastvortrag ei-nen hervorragenden Überblick über das schwierige Gebiet der Early Onset Skolio-sen. Er präsentierte vom redressierenden Gips bis zu den hoch modernen VEPTR und Magic Rod Systemen das gesamte Spektrum der Behandlungsmöglichkeiten. Dabei machte er jedoch auch sehr deutlich, dass nicht jede Behandlungsmöglichkeit zu einer wirklichen Verbesserung für die Kinder führt. Mit der Präsentation teilwei-se bewegender Einzelschicksale machte er nochmals sehr klar auf die Notwendigkeit des sorgfältigen Abwägens von Therapieo-ptionen aufmerksam. Er forderte dazu auf, diese wichtige kinderorthopädische Tu-gend auch trotz der Faszination moderner Techniken niemals zu verlieren und den kindlichen Patienten als eine Persönlich-keit zu begreifen, die mit Empathie, größ-ter Expertise und Erfahrung behandelt werden muss.

Auch dieses Jahr wurde zweimal das Rei-sestipendium vergeben. Dr. Matthias Klotz aus Heidelberg und Dr. Gabriel Mindler aus Wien freuen sich über das von 3.000 Euro auf 4.000 Euro aufge-stockte Reisestipendium. Zum Abschluss stellte sich Dr. Harry Klima, der Präsident der 31. Jahrestagung den Tagungsort St. Gallen in der Schweiz vor, der bei allen Teilnehmern frohe Erwartungen auf das dortige Wiedersehen auslöste.

Prof. Dr. Robert Rödl

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Ehrenmedaille der VKO für Prof. Heimkes und Prof. Krauspe

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Gastvortrag von Prof. Bollini

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Wissenschaftspreis der VKO für Dr. Sebastian Farr

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Gutachten bei Arzthaftung (AG 2)Prof. Dr. Marcus Schiltenwolf, Heidelberg

Auf der 89. Sitzung der AG2 der DGOU: Sozialmedizin und Begutachtungsfragen in Baden-Baden am 30.04.2016 ging es um das Sachverständigengutachten im Haftungsrecht (Behandlungsfehler). P. Glanzmann, Vorsitzender Richter i. R. OLG Karlsruhe, befasste sich zunächst mit der Bedeutung des Gutachtens und Verantwortung des Sachverständigen für die Entscheidung der Haftungsfrage / des Prozesses durch das Gericht. Die medizi-nische Beurteilung vermittelt die Ent-scheidungsgrundlagen über die Haftung des Schädigers. Der Verantwortliche ei-nes Behandlungsfehlers muss für den Schaden einstehen, wenn die Abwei-chung vom Standard nach gesetzlicher Regelung bewiesen ist:

§ 630a BGB Abs. 2: Die Behandlung hat nach den zum Zeitpunkt der Behand-lung bestehenden, allgemein aner-kannten fachlichen Standards zu erfol-gen, soweit nicht etwas anderes ver-einbart ist) den Behandlungsfehler dar.

Ob und inwieweit diese Standardabwei-chung im konkreten Fall vorliegt, ist Ge-genstand der Begutachtung durch den medizinischen Sachverständigen. Dabei dürfen die Leitlinien der AWMF nicht un-besehen mit dem gültigen Standard gleichgesetzt werden, weil deren Zweck nicht die Beschreibung des konkreten Standards der damaligen Behandlung ist und es auf den Standard zum Zeitpunkt der Behandlung und die konkrete Behand-lungssituation ankommt. Deshalb soll das Gutachten erklären, ob dieser maßgebli-che Standard gewahrt war oder nicht. Leitlinien ersetzen kein Sachverständi-gengutachten, sind keine bindenden Richtlinien und sind nicht Sowieso – Stan-dard („Eine Leitlinie kann den Standard deklaratorisch wiedergeben, aber nicht konstitutiv begründen!“ – OLG Hamm).

Beweislast

Erörtert wurden Fragen des Beweisma-ßes und der Beweislast: So muss der Pati-ent beweisen, dass ein Behandlungsfeh-ler vorliegt, und weiter, dass dieser Fehler für den Primärschaden (= unmittelba-rer / zunächst eintretender Gesundheits-schaden) ursächlich geworden ist. In Aus-

nahme von dieser Beweislastverteilung trifft die Beweislast für Schäden aus dem Bereich der sog. voll beherrschbaren Risi-ken die Arztseite. Dabei handelt es sich um Schäden aus einem Bereich, der durch sachgerechte Organisation und Ko-ordination der Behandlung objektiv voll beherrschbar sind und die deshalb ver-hindert werden können und müssen, z. B: Diskonnektion der arteriellen Verbin-dung zum Gerät bei Blutwäsche; Ver-brennung durch schadhaftes Bestrah-lungsgerät; sog. Lagerungsschäden.

Eine erhebliche Bedeutung für die Beweis-führung und damit mittelbar für die Frage der Beweislast hat die ärztliche Doku-mentation. Nach der Vermutung in § 630f und § 630 h Abs. 3 BGB ist davon auszuge-hen, dass Maßnahmen, die nach ärztli-chem Standard zu dokumentieren sind, dann nicht ergriffen / durchgeführt wor-den sind, wenn ihre Dokumentation fehlt oder eine Dokumentation nicht (mehr) vorhanden ist (z. B. notwendige Doku-mentation einzelner Schritte bei einer Operation; plötzlich auftretende Schwie-rigkeiten und die Reaktion hierauf; verlo-ren gegangene Befundergebnisse).

§ 630f BGB Dokumentation der Behandlung

zum Zweck der Dokumentation in unmittelbarem zeitlichem Zusam-menhang mit der Behandlung eine Patientenakte in Papierform oder elektronisch zu führen. Berichtigun-gen und Änderungen von Eintragun-gen in der Patientenakte sind nur zu-lässig, wenn neben dem ursprüngli-chen Inhalt erkennbar bleibt, wann sie vorgenommen worden sind. Dies ist auch für elektronisch geführte Pa-tientenakten sicherzustellen.

in der Patientenakte sämtliche aus fachlicher Sicht für die derzeitige und künftige Behandlung wesentlichen Maßnahmen und deren Ergebnisse aufzuzeichnen, insbesondere die Ana-mnese, Diagnosen, Untersuchungen, Untersuchungsergebnisse, Befunde, Therapien und ihre Wirkungen, Ein-

-gungen und Aufklärungen. Arztbriefe

sind in die Patientenakte aufzuneh-men.(3) …§ 630 h Abs. 3 BGB(3) Hat der Behandelnde eine medizi-nisch gebotene wesentliche Maßnah-me und ihr Ergebnis entgegen § 630f Absatz 1 oder Absatz 2 nicht in der Patientenakte aufgezeichnet oder hat er die Patientenakte entgegen § 630f Absatz 3 nicht aufbewahrt, wird ver-mutet, dass er diese Maßnahme nicht

Überzeugungsbildung

Ein Schwerpunkt auch der nachfolgen-den Diskussion war, dass für den sog. Vollbeweis und deshalb die Bejahung des Fehlers und seiner Kausalität keine „an Sicherheit grenzende Wahrschein-lichkeit“ für die Überzeugungsbildung des Gerichts erforderlich ist, weil die Überzeugung sich nicht aufgrund ma-thematischer Größen, sondern danach bildet, ob der Richter aufgrund von Er-fahrungssätzen, logischen Erwägungen (Denkgesetzen), und Wahrscheinlich-keitsbetrachtungen die Behauptung (Fehler; Kausalität) (subjektiv) in einem Grad als bewiesen ansehen darf, der „vernünftigen Zweifeln Schweigen ge-bietet.“

Im Weiteren war Gegenstand die Bedeu-tung und der Begriff des sog. Groben Be-handlungsfehlers. Dieser setzt kein ge-steigertes Verschulden etwa im Sinn grober Fahrlässigkeit voraus. Die juristi-sche Bejahung oder Verneinung des Gro-ben Fehlers benötigt die entsprechende Wertung des Sachverständigen aus der ärztlichen Sicht, ob (so die Definition des BGH) ein eindeutiges Fehlverhalten (eindeutiger / elementarer Verstoß ge-gen bewährte ärztliche Behandlungsre-geln oder gesicherte medizinische Er-kenntnisse) vorliegt, das aus objektiver ärztlicher Sicht (bei Anlegung des für ei-nen Arzt geltenden Ausbildungs- und Wissensmaßstabs) nicht mehr verständ-lich und verantwortbar erscheint, weil ein solcher Fehler dem Arzt aus dieser Sicht schlechterdings nicht unterlaufen darf.

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Allerdings ist nicht nur der reale grobe Fehler geeignet, die Beweislast für die Kausalität umzukehren, sondern auch der sog. „fiktive grobe Behandlungsfeh-ler“. Diese Konstruktion, dargestellt an Beispielen aus der Rechtsprechung, knüpft an einen realen Fehler im Sinn ei-nes Befunderhebungsfehlers an. Er be-steht darin, dass nötige Befunde (also sol-che, die für die korrekte Diagnose und Behandlung erforderlich sind z. B. Bildge-bung; Labor; ärztliches Konsil) nicht er-hoben worden sind. Sodann wird geprüft, ob diese fehlerhaft nicht erhoben Befun-de mit „hinreichender“ (= überwiegen-der) Wahrscheinlichkeit ein „reaktions-pflichtiges“ Ergebnis gehabt hätten, falls ja: ob die (fiktiv) unterlassene Reaktion grob fehlerhaft gewesen wäre, vgl. Pati-

entenrechtegesetz, jetzt § 630 h Abs. 5 BGB:

Liegt ein grober Behandlungsfehler vor und ist dieser grundsätzlich geeignet, eine Verletzung des Lebens, des Körpers oder der Gesundheit der tatsächlich ein-getretenen Art herbeizuführen, wird ver-mutet, dass der Behandlungsfehler für diese Verletzung ursächlich war. Dies gilt auch dann, wenn es der Behandelnde un-terlassen hat, einen medizinisch gebote-nen Befund rechtzeitig zu erheben oder zu sichern, soweit der Befund mit hinrei-chender Wahrscheinlichkeit ein Ergebnis erbracht hätte, das Anlass zu weiteren Maßnahmen gegeben hätte, und wenn das Unterlassen solcher Maßnahmen grob fehlerhaft gewesen wäre.

Sodann waren Fragen des Beweismaßes bei der haftungsausfüllenden Kausalität für Folgeschäden aus dem Primärscha-den im Unterschied zur haftungsbegrün-denden Ursächlichkeit des Fehlers für den Primärschaden mit Beispielen aus der Rechtsprechung des Bundesgerichts-hofs Thema der Darstellung.

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Prof. Dr. Marcus Schiltenwolf, Heidelberg

Täglich stehen wir alle vor Entschei-dungssituationen und der Frage nach der bestmöglichen Behandlungsoption für unsere Patienten. Aber welche For-schungsergebnisse sind tatsächlich dazu geeignet, unsere persönlichen Therapie-entscheidungen im Alltag zu verändern? Bild

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Prof. Dr. Tobias Renkawitz Leiter der EbM Arbeits-gruppe der DGOU Orthopädische Univer-sitätsklinik Regensburg, Asklepios Klinikum Bad Abbach

Evidenzbasierte Medizin in O & UProf. Dr. Tobias Renkawitz

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Die evidenzbasierte Medizin (EbM) liefert in diesem Kontext die Grundlage für die Zuverlässigkeit von medizinischen Aussa-gen, die Eingang in die gute medizinische Praxis finden sollen. Die EbM ist eine Me-thode, um Studienergebnisse hinsichtlich des Nutzens für den Patienten zu be-schreiben, zu berechnen und zu bewerten. Bereits seit einer Dekade sind dabei evi-denzbasierte Kommentierungen („EbM Kommentare“) auf dem DKOU fester Be-standteil des wissenschaftlichen Pro-gramms. Herausragende Arbeiten mit ho-hem Patientennutzen und einer qualitativ hochwertigen Methodik werden dabei jährlich mit dem „EbM Preis“ der Deut-schen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie ausgezeichnet

Am 15. und 16. September möchte wir Ihnen in Berlin mit einem zweitägigen Kurs zur „evidenzbasierten Medizin in Orthopädie und Unfallchirurgie“ ein Grundgerüst an Inhalten und Methoden vorstellen, die für unsere alltägliche Ent-scheidungspraxis Bedeutung haben. Wir wollen Ihnen zeigen, unter welchen spe-ziellen Gesichtspunkten Studien und wissenschaftliche Ergebnisse in Orthopä-die und Unfallchirurgie unter evidenzba-sierten Aspekten bewertet werden und welche systematische Verzerrungen Stu-dienergebnisse gerade in unserem Fach

beeinträchtigen können. Das Curriculum ist deshalb im Besonderen für wissen-schaftlich interessierte Kolleginnen und Kollegen aus Klinik und Praxis geeignet. Der Kurs bietet zudem die notwendige Basisqualifikation, um zukünftig als EbM Kommentator der Deutschen Gesell-schaft für Orthopädie und Unfallchirur-gie auf dem Deutschen Kongress für Or-thopädie und Unfallchirurgie aufzutreten. Als „Haus der Medizin“ bietet das ge-schichtsträchtige Langenbeck-Virchow Haus im Herzen von Berlin eine hervor-ragende Kulisse für das neue Kursformat.

Dazu laden wir Sie herzlich ein!

Infos und Anmeldeoptionen: www.dgou.de/bildung/fortbildung/ebm-kurs.html

Wissenschaftliche Leitung: Prof. Dr. Tobias Renkawitz, Universitätsklinik Regensburg; Dr. Luzi Dubs, Winterthur; PD Dr. Thoralf Liebs, Universitätsspital Bern

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Bericht Sektion Rehabilitation –Physikalische Therapie 2015 / 2016Dr. Hartmut Bork, Dr. Stefan Simmel, Dr. Thomas Gottfried

Die Sektion hielt beim DKOU 2015 in Ber-lin und bei der Frühjahrstagung der VSOU 2016 in Baden-Baden traditionell ihre Mitgliederversammlung ab und ver-anstaltete auf den Kongressen jeweils öf-fentliche Sitzungen zu den Themen:

Rehabilitaton bei Wirbelsäulener-krankungen und -verletzungen und

Operative Eingriffe an der Schulter und anschließende Rehabilitation.

Separat davon fand im Januar 2016 eine Arbeitskreissitzung des AK Traumareha-bilitation in Ludwigshafen und die Jah-restagung auf dem Thüringer VBG-Forum in Erfurt statt. Die Protokolle sind auf der Homepage der Sektion im Mitgliederbe-reich eingestellt (http://www.dgou.de/gremien/sektionen/rehabilitation-physi-kalische-therapie.html). Im Vergleich zu den Vorjahren hat die Mitgliederzahl der Sektion wieder leicht zugenommen und beträgt derzeit 149.

Aktivitäten der Arbeitskreise:Leitlinien (Dr. H. Bork)

Die (S2k) Leitlinie „Rehabilitation nach traumatischen Frakturen der Brust- und Lendenwirbelsäule ohne neurologisches Defizit“ wurde erfolg-reich abgeschlossen und an die AWMF weitergeleitet.

Die Sektion beteiligt sich derzeit an der Überarbeitung der S3 Leitlinie Fi-bromyalgie.

Traumarehabilitation (Dr. S. Simmel) ICF | PROreha

Ziel: Beteiligung des AK an einem multi-zentrischen Forschungsvorhaben „ICF-basierte Prädiktion des Outcomes in der Rehabilitation nach Trauma“.

Forschungsleitung: Lehrstuhl für Pu-blic Health und Versorgungsfor-schung der LMU München (Dr. Mi-chaela Coenen) und Abt. für BG-Reha-bilitation, BGU Murnau (Dr. Stefan Simmel)

Antrag wurde bei der DGUV-For-schungsförderung gestellt.

Geplanter Start: 01.01.2017.

Nachbehandlungsempfehlungen nach Verletzungen und Operationen

Die Nachbehandlungsempfehlungen wurden auf der Homepage der DGOU und als Print-Version im Herbst 2015 publiziert und Rückmeldungen / An-merkungen zur 1. Auflage gesammelt.

Aktuell: Überarbeitung der Empfeh-lungen und Veröffentlichung der 2. Auflage im Herbst 2016.

Multiresistente Keime in der Trauma-rehabilitation

Vortrag Prof. Dr. Ursel Heudorf am 07.07.2016 geplant: Multiresistente Keime in der Traumarehabilitation welche Hygienemaßnahmen sind an-gemessen“

Ziel: Erarbeitung von Handlungs-empfehlungen.

Antikorruptionsgesetz Vortrag RA Jan Schabbeck am

14.01.2016 Antikorruptionsgesetz – Auswirkungen auf die Traumarehabi-litation“.

TraumanetzwerkDie Einbindung spezialisierter Ein-richtungen der Traumarehabilitation ins Traumanetzwerk der DGU soll weiter vorangebracht werden. Eine Checkliste „Anforderungen an Reha-Einrichtungen in der postakuten Traumarehabilitation“ wurde bereits zusammen mit dem Traumanetz-werk der DGU erarbeitet.

Für die nächste Arbeitskreissitzung am 07.07.2016 wurde Herr Prof. Christian Kühne daher eingeladen, um über den aktuellen Stand zu be-richten.

Nomenklatur BewegungsrichtungenEine Arbeitsgruppe beschäftigt sich derzeit mit der Aktualisierung der Neutral-Null-Methode, da zwischen Therapeuten und Ärzten mitunter

-gungsrichtungen verwendet werden.

Ein Entwurf wurde fertig erstellt, der in einer Fachzeitschrift publiziert werden soll.Die nächste Sitzung des AK

07.07.2016 in der BGU Ludwigshafen von 11–16 Uhr statt.

Forum ambulante Rehabilitation Umsetzung von BETSI

Im Rahmen von Präventionsangebo-ten hat die DRV das Konzept BETSI entwickelt:„Beschäftigungsfähigkeit teilhabeori-entiert sichern“. Die Grundstruktur besteht aus mehreren Komponenten:

1 Woche stationäre Therapie in einer Reha-Klinik

3 Monate amb. Training 1x bis 2x pro Woche, berufsbegleitend, geschlosse-ne Gruppe

Refresher zum Abschluss (z. B. an ei-nem Wochenende)

BETSI-Projekte werden meist in Koopera-tion mit Betrieben durchgeführt (z. B. Bosch, SWF). Die Mitarbeiter werden von dem Betrieb für die Maßnahme freige-stellt, der DRV übernimmt die Kosten. In der bisherigen Praxis haben sich Modifi-kationen des Standardablaufs in der Form entwickelt, dass die komplette Maßnahme in einem ambulanten Zent-rum stattfindet. Die „Startwoche“ wird dabei auf 2–3 Tage verkürzt. Die Patien-ten werden z. B. von Mittwoch bis Freitag vom Arbeitgeber freigestellt und sie er-halten für diese Tage einen intensiven Trainingsplan in der Einrichtung. Dann wird in einer geschlossenen Gruppe ein Training von 2 × 90 min. über 12 Wochen durchgeführt. Zum Abschluss findet ein „Refresher-Tag“ statt, für den sie wieder-um vom Arbeitgeber freigestellt werden. In Rheinland-Pfalz und Baden-Württem-berg ist das Verfahren bereits gut etab-liert, in Niedersachsen starten erste Pro-jekte.

Aktueller Stand Reha-NachsorgeDie Umstellung der Reha-Nachsorge der Deutschen Rentenversicherung

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Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016

auf eine einheitliche Lösung wurde beschlossen. Derzeit werden gemein-same Formulare entwickelt, die Um-setzung steht noch aus.

Weitere Aktivitäten Das Konsensuspapier der DVSE zur

Nachbehandlung von Rotatorenman-schettenrupturen, an der sich die Sektion beteiligt hat (Dr. Gottfried), wurde 1/2016 in der DVSE Zeitschrift im Springer Verlag publiziert.

Derzeit werden von demselben Team Nachbehandlungsempfehlungen für die schulterendoprothetische Versor-gung erarbeitet.

Postprimäre Rehabilitation in O & UDer Arbeitskreis (Dr. Bork) arbeitet zur Zeit an einem Positionspapier, um der Behandlung von multimorbiden bzw. schwerverletzten Patienten in der Re-habilitation einen anderen Stellen-wert beizumessen, da die Vergütung dieser Nachbehandlung immer noch mangelhaft ist.

Aktualisierung und Überarbeitung der Reha-Therapiestandards der DRV-BundDie Sektion sieht weiterhin die Ein-führung von „Arbeitsbezogenen The-rapien“ im Rahmen einer Anschluss-rehabilitation in den ersten 4 Wochen

nach einer endoprothetischen Versor-gung für kontraindiziert an, um die Osteointegration zementfreier Im-plantate nicht zu gefährden.

WikipediaDie Sektion hat im Auftrag der DGOU auf Wikipedia den Bereich Physikalische The-rapie (Dr. Ludwig) überarbeitet. Die Über-arbeitung des Bereiches Rehabilitation (Dr. Gottfried) steht derzeit noch aus.

Wahl des Hauptvorstandes der DVfRAls Vertreter der DGOOC wird bei der Wahl des Hauptvorstandes für die Amts-periode 2016–2020 Prof. B. Greitemann, als Stellvertreter Dr. H. Bork kandidieren.

Initiative evidenz- und konsensba-sierte Indikation Knie-TEP (EKIT)Die Sektion (Dr. Bork) war an einem Pa-nel zur Festlegung von Indikationskri-terien für eine knieendoprothetische Versorgung (Prof. Günther, Dresden) beteiligt. Das Panel traf sich zu einer Konsenskonferenz am 5.–6.04.2016 in Dresden.

VeranstaltungenTag der Sektion auf DKOU in Berlin am Di. 25.10.2016, 09:00 – 10:30Vernetzung von Akut und Reha – wohin mit dem „Problem-Patient“

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Dr. Hartmut Bork

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Dr. Stefan Simmel

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Dr. Thomas Gottfried

Mitgliederversammlung der Sektion Di. 25.10.16 von 11.00 bis 12.30 Uhr, Raum Lindau 6

Wir bedanken uns bei allen aktiven Mit-gliedern für ihre Mitarbeit und den ge-leisteten Einsatz.

Neue Mitglieder

Christian Adler · OttweilerDr. Mutasim Ahmed · Neukirchen/SaarMomen Ahmed · HöxterMohammed Ayman · MünchenJakob Binder · MünchenDavid Boom · FürthDr. Maik Andreas Braunke · ArnstadtDr. Stefan Breer · HamburgBeatus Buchzik · MünchenSimon Bui · HamburgDorjan Buzo · DüsseldorfDeutsche Hüftgesellschaft · MünchenDeutsches Institut für Zell- und Gewebeersatz gGmbH · BerlinDr. rer. nat. Thaqif El Khassawna · GießenJohannes Erler · HamburgKaroline Fischer · RegensburgFlorian Flock · WienDr. Henning Folkerts · SchwerinDr. András Gályász · Gotha

Fabian Geier · StansMaximilian Götz · GießenDr. Vanessa Heitzig · AnnabergTobias Hofmaier · FreyungDr. Johanna Jabsen · BerlinDr. Anne Marlen Jäckel · Frankfurt am MainDr. PhD Johannes Keller · BerlinDr. Götz Kemper · BremenDr. Nicolas Kesterke · FrauenfeldDr. Kevin Knappe · SchwetzingenDr. Christoph Knoth · FrauenfeldDr. Christoph Koch · UnterföhringFlorian Kunz · NeuruppinMatthias Küsters · RegensburgKatharina Lattka · DortmundChristoph Linhart · MünchenLuiliang Liu · PforzheimVladimir Manolov · DürenWissam Massouh · BrakelNina Maziak · Berlin

Dr. Constance Pajko · DresdenRoberto Alejandro Pérez Santos · DüsseldorfBente Roth · StuttgartVladyslav Rudyi-Trypolskyi · HöxterDr. Björn Schmitz · DortmundDr. Jan Patrick Schmuckenböhmer · Geislin-gen an der SteigeDr. Eugenia Schwarzkopf · FreiburgPetra Soldo · MünchenMarkus Stebener · DortmundWael Takriti · WildeshausenDr. Antonjas Lucas Tozman · BerlinEvgeniy Trbukov · GelsenkirchenMathias J. Chr. von Gahn · OsnabrückDr. med. univ. Christian Weger · GrazProf. Dr. Clément M. L. Werner · ZürichThomas Winkler · WermelskirchenDr. Stefan N. Witt · München

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Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016

Dieses Papier ist eine gekürzte Fassung der Originalstellungnahme. Es nimmt zur Wir-kung, den handwerklichen Voraussetzun-gen, der Evidenzlage der Literatur und zu Indikationsbereichen sogenannter „senso-motorischer“ Einlagen Stellung. Die Litera-turanalyse erfolgte über eine Metaanalyse zum Stichwort „sensomotorische Einla-gen, sensomotorische Fußorthesen, affe-renzstimulierende Einlagen“. Die Stellung-nahme befasst sich nicht mit Einlagen bei neuroorthopädischen Krankheitsbildern.

Generelle Vorbemerkungen:

Der Fuß ist ein hochsensibles, sensomo-torisches Organ. Entwicklungsgeschicht-lich war er in der Evolution zunächst ein Tast- und Greiforgan. Diese Funktion ging durch die Verwendung von Schuh-werk zwar zurück, eine Funktion des Fu-ßes als Afferenzorgan ist aber verblieben. Durch sensomotorische Fußorthesen (SMFO) soll über gezielte Reize das Affe-renzsystem des Fußes angesprochen werden. Sie zeichnen sich durch eine re-lativ starke Profilierung des fußseitigen Einlagen-Bereiches aus. Zudem werden in der Regel Elemente mit einer Härte von dreißig bis vierzig Shore eingesetzt. Die Höhen der Elemente variieren je nach Fuß-Areal, Alter des Patienten und zu versorgendem Beschwerdebild zwi-schen drei (Zehenbereich) bis zwanzig Millimeter (mediale Längswölbung beim Erwachsenen). Durch gezielte Reizset-zung in unterschiedlichen Arealen des plantaren Fußes soll über spezielle Fuß-orthesen-Elemente Einfluss auf das sen-somotorische System und somit auf die motorische Kontrolle genommen wer-den kann. Als Folge der Reizsetzung sol-len durch u. a. veränderte Muskelaktivi-täten verschiedene Beschwerden an den unteren Extremitäten, aber auch sekun-där im Rumpfbereich zu versorgen sein. Zu beachten ist, dass einerseits auch tra-ditionell hergestellte orthopädische Ein-lagen generell sensomotorisch wirken, andererseits auch das Schuhwerk unspe-

zifische Wirkungen auf die Sensorik des Fußes hat. Daher müssen für die soge-nannten „sensomotorisch Fußorthesen“ besondere Anforderungen und Indikati-onskriterien gelten. Als Kon traindikation für derartige Versorgungen sind schwer-wiegende strukturelle Defizite, kontrak-te Fehlstellungen, oder Veränderungen, die die therapeutische Zielsetzung einer „sensomotorischen Fuß orthese (SMFO)“ als nicht erreichbar erscheinen lassen zu benennen.

1. Wirkmechanismen

Die Wirkmechanismen sensomotori-scher Fußorthesen (SMFO) basieren auf bekannten physiologischen Mechanis-men. Im Einzelnen bedienen sich senso-motorische Versorgungen primär folgen-der Wirkprinzipien.a. Tonusverminderung durch Verlänge-

rung einer SehnenstrukturDurch Applikation eines räumlich ge-richteten Druckes wird eine Verlänge-rung der Sehne im Schrittverlauf er-

-gelkreise bekannt, die als dauerhafte Reaktion zu einer Tonusverminderung der inserierenden Muskulatur führen

-mung des Zielmuskels). Insbesondere die beugeseitige Zehenmuskulatur so-wie die Plantarfaszie sprechen auf die-sen Wirkmechanismus an.

b. Tonuserhöhung durch Druck auf Mus-keln bzw. SehnengruppenKurze Druckimpulse in Muskel- und Sehnenstrukturen führen nachweis-bar zu einer kurzzeitigen Tonuserhö-hung des Muskels. Neurobiologisch können dafür unter anderem Muskel-

Eine Aktivierung der Steigbügelmus-kulatur kann durch entsprechende Reizpunkte der sensomotorischen Ein-lage erfolgen. Für die Peronäus-Mus-kulatur konnte dies nachgewiesen werden. Auch die Tibialis posterior-Sehne kann ein Ansatzpunkt sein.

c. Neben den direkt sensomotorisch auf die Muskulatur oder Sehnen einwir-kenden Versorgungselementen kön-nen indirekte Wirkungen ebenfalls aufgeführt werden.

Änderungen in der Gelenkstellung,wie sie durch mechanische oder neuromuskuläre Mechanismen erfolgen können, können ebenfalls zu sensomotorischen Antworten führen. Hier sind insbesondere Stellungsänderungen im unteren Sprunggelenk zu nennen, welche über eine Anhebung des Längsge-wölbes (aktiv über Tibialis-Akti-vierung, passiv über Sustentacu-lum-Stütze) erfolgen.

Einer der Hauptangriffspunkte ist die Anhebung der Längswölbung unter oder im Bereich (da der An-stützpunkt oft mediocaudal ist) des Sustentaculum tali, die dadurch ge-änderte Gelenkstellung im unteren Sprunggelenk über Beeinflussung der Calcaneusposition. Sekundäre Auswirkungen sind insbesondere dadurch auch im Bereich der Achil-lessehne und der Gastrocnemius-muskulatur zu erwarten. (Hinweis: Muskelschlinge Ischiocruralmus-kulatur / GastrocnemiusMuskula-tur / Achillessehne / Plantarfascie)

Entlastung / BettungBettende und entlastende Versor-gungstechniken, wie sie traditio-nell aus der Orthopädietechnik be-kannt sind, können ebenfalls sen-

-ken, indem sie unerwünschte, durch Druckschmerz hervorgeru-fene sensomotorische Fehltonisie-rungen beseitigen. Sie können da-her unterstützend die Wirkung der primären sensomotorischen Ele-mente verbessern.

PeriostreizeAuch Druck auf einzelne Skelettab-schnitte, insbesondere periostale Reizungen, können sensomotori-sche Reaktionen verursachen.

DGOOC-Beratungs ausschuss Orthopädieschuh technik Stellungnahme zu sensomotorisch wirkenden Fußorthesen (SMFO)Greitemann, B.; Franzen, M.; Stinus, H.; Walther, M.; Dierolf, W. Schievink, F.; Perick, H.; Stief, T.; Stumpf, J.

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Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016

2. Handwerklichen Voraussetzungen für „Sensomotorische Fußorthesen (SMFO)“

a. Grundlegende VoraussetzungenDie Verordnung von sensomotori-schen Fußorthesen (SMFO) erfordert eine sehr intensive Vordiagnostik schon bei der Inspektion (Gelenkstel-lungen, Beinachsen, Trophik, Schwel-lungen etc.). Sie bedarf des Weiteren einer eingehenden beobachtenden Ganganalyse im Sinne einer Beobach-tung der Gangabwicklung, evtl. zu-sätzlich einer instrumentierten Gang-analyse beispielsweise mittels Video-analyse (Gangbild, ggf. Laufbandstre-cke). Es wird besonderer Wert auf eine intensive Palpation gelegt, da bei „sen-somotorischen Einlagen“ die Positio-nierung der entsprechenden „Druck-punkte“ ausgesprochen exakt erfolgen muss. Dabei ist darauf zu achten, dass die Palpitation in maximaler Dorsa-lextension der Fußgelenke und der Ze-hen erfolgt.Einer der wichtigsten und aufwendigs-ten Punkte bei derartigen Versorgungen ist die anschließende strategische Thera-piezielplanung, bei der unter anderem beispielsweise die einzelnen Ansatz-punkte (Wo werden Druckpunkte ein-gesetzt, um was zu erreichen? Welche Strukturen sollen gedehnt werden, um Verkürzungen zu behandeln? Wo wer-den Pelotten eingesetzt, um evtl. Tonus-änderungen zu erreichen?). Die Thera-pieziele sind einzeln zu beschreiben.

b. Handwerkliche VoraussetzungenEinigkeit besteht darüber, dass die ent-sprechende Fußorthese (SMFO) zu-nächst von der Verbesserung der Rück-fußstatik her aufgebaut wird. Dies ent-spricht traditionellem orthopädie-schuhtechnischen Vorgehen. Die Hin-terkappe des Schuhs muss so gestaltet sein, dass ein Abrutschen des Fußes von der sensomotorischen Fußorthese (SMFO) verhindert und die Lage der Pelotten garantiert wird.

Folgende wesentliche Aufbauelemente ei-ner sensomotorischen Fußorthese (SMFO) werden einvernehmlich abgestimmt:I. Mediale Rückfußstütze (Sustentacu-

lum-Stütze) (zur Aktivierung der Ti-bialis-Muskulatur und Anhebung am Sustentaculum)

II. Laterale Rückfußstütze (laterale Ge-genpelotte) (zur Aktivierung der late-ralen Steigbügelmuskulatur)

III. Retrocapitale Pelotte oder Stufe) (zur Detonisierung des Gastrocnemius- Soleuskomplexes)

IV. Zehensteg

III und IV wirken im Sinne der Detonisie-rung der Zehenbeugemuskulatur und der Plantarfaszie.

Wichtig ist, dass die Fußorthese fest für ein Paar Schuhe verarbeitet werden, dementsprechend erfordert die individu-elle handwerkliche Erstellung eine Bear-beitung des Fußorthesenoberflächenreli-efs nach den funktionellen Zielsetzungen und eine exakte Anpassung des Orthe-senunterbaus im Schuh. Es ist besonders darauf hinzuweisen, dass auch das erfor-derliche Schuhwerk für eine derartige Versorgung qualitativ geeignet sein muss.

3. Literaturlage / wiss. Evidenz

Zur Erarbeitung der wissenschaftlichen Datenlage wurde eine Literatur-Metaana-lyse durchgeführt. Diese bezieht sich auf die als sensomotorisch oder propriozep-tiv bezeichneten Fußorthesen. Für die Er-mittlung und Bewertung der Evidenz in der sensomotorisch bezeichneten Fuß-orthesen-Versorgung wurde das klassi-sche Vorgehen für wissenschaftliche Übersichtsartikel gewählt. Die gängigen wissenschaftlichen Datenbanken wie pubmed, scopus, etc. wurden mit den mit den entsprechenden Schlagworten (Ein-lagen, insole / Foot orthotics / Sensomo-torik, senso rimotor) durchsucht. Graue Literatur wie z. B. unveröffentlichte Dok-tor arbeiten, Diplomarbeiten, etc. finden sich in dieser Evidenzbewertung nicht wieder. Es wurden nicht nur die Abstracts der gefundenen Studien, sondern die ge-samte Publikation analysiert. Konnten re-levante Daten aus einer Veröffentlichung ermittelt werden, wurde das Literatur-verzeichnis nach weiteren thematisch re-levanten Publikationen durchsucht. Ab-schließend fand eine Evidenz-Bewertung der Studien nach den Standards der Agency for Healthcare Research and Qua-lity (AHRQ) und der Grading of Recom-mendations Assessment, Development and Evaluation (GRADE) Working Group statt (Schünemann 2009).

Ergebnisse der Literaturstudie:Es ist aus wissenschaftlicher Sicht unstrit-tig (Evidenzlevel 1a), dass durch gezielte Veränderungen nicht mechanisch-stützen-der Art, wie z. B. der Änderung der Einla-

genoberfläche, Einfluss auf Muskelaktivi-täten genommen werden kann und so das motorische System positiv beeinflusst wird. Dies zeigten verschiedene RCT-Stu-dien und Reviews, bei denen u. a. Proban-den mit und ohne Beschwerden unter-sucht wurden (Christovão et al. 2013; Hatton et al. 2012; Hatton et al. 2013; McKeon et al. 2012; Nurse et al. 2005).

Die Literaturrecherche zeigte eine erwar-tungsgemäß begrenzte Menge an Litera-tur zu diesem Thema. Dabei ist darauf hinzuweisen, dass als methodisches bzw. qualitatives Manko vieler Studien das Problem besteht, dass die so genannten sensomotorischen Fußorthesen oft nicht detailliert vom Aufbau her beschrieben werden und zumindest in den Fällen, in denen sie beschrieben werden, vom Oberflächenrelief häufig nicht den vorbe-schriebenen handwerklichen Gütekrite-rien entsprechen. Eine Studie von Berni-us (die methodologisch und qualitativ allerdings nicht hohen Kriterien ent-spricht) zeigte Hinweise auf eine klini-sche Wirksamkeit von sensomotorischen Fußorthesen. Die Arbeiten von Baur, Lud-wig und Wegener weisen darauf hin, dass Einlagen / Orthesen sensomotorische Antworten hervorrufen können, für die Peronäusgruppe konnte Ludwig einen Wirkeffekt nachweisen. Dennoch fehlen derzeit Studien, die die Wirksamkeit der-artiger Fußorthesen bei bestimmten In-dikationen in sauberen methodologisch gut angelegten Arbeiten nachweisen.

Trotz der noch geringen wissenschaftli-chen Arbeiten ist der Ausschuss der Mei-nung, dass dieses Papier des Beratungs-ausschusses aufgrund der breiten Expertise der Experten und der begleiten-den Literaturanalyse als eine Empfehlung niedriger Evidenz im Sinne einer konsen-tierten Expertenempfehlung zu gelten hat.

4. Mögliche Indikationen

Im Hinblick auf die Indikationsstellung für derartige Versorgungen ist noch einmal zu betonen, dass auch „traditionelle“ Einla-gen generell sensomotorisch wirken und dementsprechend für die deutlich auf-wendigere Gestaltung von so genannten „sensomotorischen Fußorthesen“ beson-dere Indikationskriterien gelten müssen.

Konsens besteht unter allen Teilnehmern, dass schwerwiegende strukturelle Defi-zite, kontrakte Fehlstellungen, oder Ver-

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Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016

änderungen, die die therapeutische Zielsetzung einer „sensomotorischen Einlage“ als nicht erreichbar erscheinen lassen, Kontraindikationen gegen die Ab-gabe einer derartigen Einlage sind.

Als wesentliche Ansatzpunkte sieht der Beratungsausschuss insbesondere die dynamische Aufrichtung des Fußes und dessen Bewegungsverbesserung, derarti-ge Versorgungskonzepte eignen sich da-her tendenziell für eher noch jüngere Pa-tienten, die aufgrund der größeren Flexibilität und Anpassungsfähigkeit des Skelett- und Bewegungssystemes eine zu erwartende höhere funktionelle Adapta-tion ermöglichen.

Folgende mögliche Indikationsbereiche können formuliert werden:a. Kindlicher Knick-Senk-Plattfuß

Sensomotorische Fußorthesen spielen in der Versorgung dieses Krankheitsbil-des eine im Expertenkonsens erarbeite-te wichtige Rolle in der Behandlung. Sensomotorische Fußorthesen sollen nach Meinung der Experten Anwen-

Plattfüßen, bei denen folgende Kriteri-en erfüllt sind:1. Alter >6 Jahre2.

keine Stellungsänderung / Aufrich-tung der Längswölbung im Einbein-stand zu beobachten ist.

3. Falls mit einem derartigen Einla-genkonzept bis zum 11. Lebensjahr keine Änderung eintritt, sind ope-rative Verfahren anzustreben. Ge-rade bei dieser Diagnosegruppe ist darauf hinzuweisen, dass Fälle, in denen das Zielorgan derartig ge-schädigt ist, dass die Zielerreichung durch die Fußorthesenversorgung nicht wahrscheinlich erscheint, die Operation angewendet werden sollte (beispielsweise rigide Knick-Plattfuß, Talus verticalis):

b. Knick-Senk-Plattfuß des Erwachsenen1. Indikationen ergeben sich bei die-

ser Diagnoseentität insbesondere bei begleitenden bzw. folgenden Funktionsstörungen in der aufstei-genden Kette (Achillodynie, Shin-Splint-Syndrom, Patellaspitzensyn-drom, Chondromalazia patellae, Tractusbeschwerden, Tensor fa-sciae latae Probleme).

2. Die Grenzziehung zur traditionel-len Einlagenversorgung im Sinne

von schalenförmigen, langsohligen, den Rückfuß korrigierenden Einla-gen wird vom Beratungsausschuss so gesehen, dass eine Indikation für „sensomotorische Fußorthesen (SMFO)“ tendenziell in den Fällen gegeben ist, in denen noch „aktive-re Patienten“ versorgt werden, da hier das Gelenkspiel und die zu er-wartende Reaktion auf muskulärer Ebene auf die Versorgung bessere Chancen für die Erreichung der Therapieziele bieten.

c. Rückenprobleme1. Generell wird die Indikation im

Hinblick auf die Verbesserung von Rückenbeschwerden durch „senso-motorische Fußorthesen“ nur dann gesehen, wenn erkennbare deutli-che Verkürzungen der muskulären Kette Rückenstrecker / Ischiocrural-muskulatur / Wadenmuskulatur / Plan tarfascie therapeutisch im Vor-

-gegangen werden sollen. Dies ist in der Verordnung individuell spezi-

d. Plantarfasciitis1. Plantarfasciitis-Beschwerden kön-

nen nach einer Studie von Wilms-dorf nachweislich durch konventio-nelle Einlagen erfolgreich behandelt werden. Dementsprechend sind an die Indikationsstellung für „senso-motorische Fußorthesen (SMFO)“ besondere, erhöhte Anforderungen zu stellen.

2. Mögliche Indikationen für „senso-motorische Fußorthesen (SMFO)“ bei dieser Beschwerdeentität sind insbesondere deutliche begleitende Instabilitäten im Abrollverhalten des Fußes, insbesondere im Rück-fußbereich, höhergradige Span-nungszustände und Kontrakturen der Plantarfascie in Kombination mit Verkürzungen bzw. Hyperto-nuszuständen der Muskelkette Is-chiocruralmuskulatur / Gastrocne-miusmuskulatur / Plantarfascie.

e. Instabilitäten des Sprunggelenkes (oberes und unteres)Die Wirkung erfolgt hier über eine Ak-tivierung der Peronäusmuskulatur (s. Studien Baur und Ludwig) und der Ti-bialis posterior-Muskulatur (Steigbü-gelfunktion), welche einer patholo-gisch verstärkten Rückfußinversion und Mittelfußsupination entgegegen wirkt und zu einer Sprunggelenks- und Längswölbungsstabilisierung beiträgt.

Abschließende Anmerkungen:

Sämtliche Einlagen haben aufgrund der Funktion des Fußes als Tastorgan senso-motorische Einflüsse und unter Umstän-den sensomotorische Effekte. Die Ent-wicklung „sensomotorischer Fußorthesen (SMFO)“ hat in den letzten Jahren neue Ansätze und Erklärungsmodelle für Wirk-mechanismen von Einlagen geliefert. Im Gegensatz zur klassischen Einlage, die auf den wesentliche Wirkprinzipien des Stüt-zens oder Bettens beruht, versucht eine sensomotorische Fußorthese (SMFO) ge-zielt neuromuskuläre Regelkreise zu sti-mulieren. Dies beruht auf einer weniger statischen Wirkungssicht, als eher auf ei-ner die dynamischen Reaktionen nutzen-den Herangehensweise. Voraussetzung hierfür ist ein muskulo-skelettales Sys-tem, dass eine Reaktion noch ermöglicht (bspw. kein dekompensierter Knick-Platt-fuss mit Postikusruptur, noch reagibles Nervensystem). Für diese Versorgungen ist ein höherer Aufwand in den Bereichen Diagnostik, Untersuchungstechnik und insbesondere der genauen Zieldefinition, aber auch der Überwachung bei der Ab-gabe bzw. Herstellung inklusive einer ge-nauen Dokumentation (möglichst in strukturierter Form) erforderlich.

Es besteht derzeit immer noch kein ab-schließender wissenschaftlicher, Evi-denz-basierter Beweis für die spezifische Wirksamkeit individualisierter „senso-motorischer Fußorthesen (SMFO)“. Aller-dings wurde in verschiedenen Arbeiten die Möglichkeit der afferenten Stimulie-rung des Bewegungsapparates über das sensible Organ „Fuß“ gezeigt. Dies wird als ein wichtiger Schritt in der Unter-mauerung der bestehenden Therapie-konzepte angesehen. Die wesentlichen Prinzipien der Versorgung mit „senso-motorischen Fußorthesen (SMFO)“ beru-hen auf langjährig erfolgreich eingesetz-ten traditionellen Prinzipien der Orthopädieschuhtechnik, die bei senso-motorischen Einlagen entsprechend An-wendung finden.

Literatur

1 Baur, H.; Hirschmueller, A.; Mueller, S.; May-er, F.: Neuromuscular Activity oft he Perone-al Muscle after Foot Orthoses Therapy in Run-ners. In: Medicine & Science in Sports &

S. 1500–1506, 2011

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Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016

2 Bernius, Peter (2010): Sensomotorische Ein-lagenversorgung – was ist daran neu, was ist alt bekannt? In: Fuß & Sprunggelenk 16–27. DOI: 10.1016/j.fuspru.2009.12.013.

3 Christovão, Thaluanna Calil Lourenço; Neto, Hugo Pasini; Grecco, Luanda André Collan-ge; Ferreira, Luiz Alfredo Braun; Franco de Moura, Renata Calhes; Eliege de Souza, Ma-

postural balance: a systematic review. In: Journal of physical therapy science 25 (10), S.

Hatton, Anna L.; Dixon, John; Rome, Keith; Newton, Julia L.; Martin, Denis J. (2012): Al-tering gait by way of stimulation of the plan-

of wearing textured insoles in older fallers. In: Journal of foot and ankle research 5, S. 11.

5 Hatton, Anna L.; Rome, Keith; Dixon, John; Martin, Denis J.; McKeon, Patrick O. (2013): Footwear interventions: a review of their

-lance performance and gait in older adults. In: Journal of the American Podiatric Medical Association 103 (6), S. 516–533.

6

die Aktivität des M. peroneus longus in der

Standphase. In: Dtsch Z Sportmed 2013 (03),

7 Mabuchi, Akiyoshi; Kitoh, Hiroshi; Inoue, Masato; Hayashi, Mitsuhiko; Ishiguro, Nao-ki; Suzuki, Nobuharu (2012): The biome-

a pediatric intoeing gait. In: ISRN orthope-dics

McKeon, Patrick O.; Stein, Alex J.; Ingersoll, Christopher D.; Hertel, Jay (2012): Altered plantar-receptor stimulation impairs postu-ral control in those with chronic ankle insta-bility. In: J Sport Rehabil 21 (1), S. 1–6.

9 Nurse, Matthew A.; Hulliger, Manuel; Wake-ling, James M.; Nigg, Benno M.; Stefanyshyn, Darren J. (2005): Changing the texture of footwear can alter gait patterns. In: Journal

journal of the International Society of Elec-trophysiological Kinesiology

10 Rosner, Anthony L.; Conable, Katharine M.; --

nipulation in chronic back pain patients: a randomized clinical trial. In: Journal of mani-pulative and physiological therapeutics 37 (2),

11 Schünemann, Holger J. (2009): GRADE. Von der Evidenz zur Empfehlung. In: Zeitschrift für Evidenz, Fortbildung und Qualität im Ge-sundheitswesen 10.1016/j.zefq.2009.05.023.

12 Stinus, Hartmut (2012): Orthopädietechni-sche Therapie beim kindlichen Knick-Platt-fuß. In: Fuß & Sprunggelenk

13 Wegener, Caleb; Wegener, Katrin; Smith, Richard; Schott, Karl-Heinz; Burns, Joshua

-motor orthoses in adults with Charcot- Marie-Tooth disease. In: Prosthetics and or-thotics international. DOI: 10.1177/

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Prof. Dr. Bernhard Greitemann

Die Sektion hat am 20.10.2015 im Rah-men des DKOU in Berlin ihre wissen-schaftliche Sitzung sowie ihre Mitglie-derversammlung abgehalten. Als Teil des Specialty Day wurde das Thema

Leitlinie

Zum Jahreswechsel war dann nach langer harter Arbeit auch die S2k-Leitlinie Me-niskuserkrankung der Deutschen Gesell-schaft für Orthopädie und Unfallchirur-gie für die AWMF druckreif. In einer Fachgesellschaft-übergreifenden Arbeit konnte der Sektionspräsident Prof. Sie-bert die deutschsprachige Fachkompe-tenz der verschiedenen Gesellschaften – von A wie AGA bis Z für ZVK – zu dem Thema Meniskus so bündeln, dass eine gelungene und belastbare Leitlinie ent-standen ist. An dieser Stelle sei allen Mit-arbeitenden (siehe Abb. 1; Titelseite AWMF-Leitlinie) für die freundschaftli-che und effiziente Zusammenarbeit nochmals herzlich gedankt.

Der Elsevier-Verlag wird die neue Aufla-ge des offiziellen Manuals der GOTS

Bericht Sektion Sportorthopädie /SporttraumatologieProf. Dr. Christian H. Siebert

„Der Nachwuchssportler“ vor über 150 Teilnehmern umfassend und kompetent dargestellt. Prof. Dr. H. Schmitt aus Hei-delberg führte das Publikum in einem Übersichtsreferat an die Thematik her-an. Krafttraining beim Jugendlichen wurde von Prof. Dr. J. Freiwald aus Wup-pertal im Detail aufgearbeitet, bevor Herr Dr. D. Gritzbach (Mosbach) sich mit den Überlastungsschäden beim Nachwuchssportler auseinandersetzte. Prof. Dr. C. H. Siebert (Hannover) ging ausführlich auf die Apophysenverlet-zung beim Jugendlichen und die Thera-pie dieser Verletzungen ein. Abschlie-ßend konnte Prof. Dr. M. Walter aus München das Thema des Sportschuhs umfassend zur Darstellung bringen. Auf unserem diesjährigen Jahreskongress wird die Sektion Sportorthopädie – Sporttraumatologie sich mit dem Thema „Return to Sport“ auseinander setzen.

Abb. 1 S2k-Leitlinie Meniskuserkrankung

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Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016

„Sportverletzung“ zu ihrem Jahreskon-gress präsentieren. Auch hier waren viele Mitglieder aus der Sektion mit Schrift-beiträgen involviert.

Kniekurs

Zum siebten Mal fand im Februar der DGOOC Knie-Kurs in Berlin statt. Auch dieses Jahr war dieser Kurs frühzeitig aus-gebucht und erfreute sich großzügiger Unterstützung von Sponsoren. Eine Zerti-fizierung wurde von Seiten der AGA wie auch der Ärztekammer Berlin gewährleis-tet. In der bewährten Manier konnten M. Engelhardt, M. Krüger-Franke, O. Miltner

Teilnehmer vom Meniskus bis hin zur Wechselendoprothetik beleuchten. Auf-grund von Verbesserungen in der techni-schen Ausstattung der Praxisräume wird der Kurs nun gänzlich überarbeitet und aufgefrischt, in der Hoffnung, diese Ver-anstaltung für die Teilnehmer, wie auch die Industriepartner noch attraktiver zu machen. Der nächste Kurs wird vom 9. bis 11. März 2017 erneut im Langenbeck-Virchow-Haus stattfinden.

Parallel zu diesen Aktivitäten sind die Präsidiumsmitglieder der Sektion Spor-torthopädie und Sporttraumatologie wei-

terhin in der Fort- und Weiterbildung Sportmedizin, sowie der Betreuung von Profisportlern aktiv involviert. Verschie-dene Großprojekte versprechen 2017 zu einem spannenden Jahr für die Sektions-führung zu machen.

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Prof. Dr. Christian H. SiebertLeiter der Sektion

Jahresbericht der Sektion 13Muskuloskelettale TumorenProf. Dr. Axel Hillmann

Im Jahr 2015 präsentierte sich die Sekti-on wieder auf nationalen Kongressen mit eigenen Sitzungen. Sowohl auf dem Deutschen Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie als auch auf dem Deut-schen Krebskongress waren die von der Sektion initiierten Veranstaltungen sehr gut besucht. Der Tumorkurs der DGOOC im Rahmen der Zusatzweiterbildung „Spezielle Orthopädische Chirurgie“ war auch im Jahre 2015 wieder ausgebucht und stieß bei den Teilnehmern auf eine sehr gute Resonanz.

Zahlreiche Mitglieder der Sektion haben zudem wissenschaftliche Beiträge zum

Skeletal Oncology Society (EMSOS) bei-gesteuert, der im Mai in Athen stattfand.

-um of Limb Salvage (ISOLS) in Orlando waren Mitglieder der Sektion mit wis-senschaftlichen Beiträgen vertreten.

Auf der Sitzung der Sektion im Rahmen des DKOU 2015 wurden Professor Dr. Axel Hillmann als 1. Vorsitzender und Dr. Burkhard Lehner als 2. Vorsitzender der Sektion in ihren Ämtern bestätigt. Als Schriftführer wurde PD Dr. Per-Ulf Tunn durch Prof. Dr. Jendrik Hardes abgelöst. Der Vorstand bedankt sich noch einmal ausdrücklich bei Herrn PD Dr. Per-Ulf

Tunn für die hervorragende Zusammen-arbeit in den vergangenen Jahren.

Sarkomzentrum

Prof. Hillmann und Dr. Lehner informier-ten in der gut besuchten Sitzung zudem die Mitglieder der Sektion über den aktu-ellen Stand des Weißbuches. In einer sehr konstruktiv geführten Diskussion einig-ten sich die Mitglieder auf die Mindest-anforderungen an ein Sarkomzentrum. So muss ein künftiges Sarkomzentrum neben strukturellen Anforderungen auch eine Mindestanzahl an Operationen bei Patienten mit einem Sarkom durchfüh-ren. Zudem muss der Leiter des jeweili-gen Zentrums über eine persönliche Qualifikation als Tumororthopäde verfü-gen. Auch die hierfür erforderlichen An-forderungen wurden mit den Mitglie-dern diskutiert und verabschiedet. Die Überprüfung sowohl der persönlichen Qualifikation des Zentrumleiters als auch des Zentrums an sich soll über die Sekti-on erfolgen.

Weißbuch

In den kommenden Monaten wird im Vordergrund unserer Aktivitäten die Durchsetzung des Weißbuchs mit den sich daraus ergebenden Änderungen ste-

hen, darüber hinaus die Planung und Or-ganisation des kommenden Tumorkur-ses, der vom 17.–19. November wieder in Berlin in der Äskulap-Akademie statt-finden wird. Da zukünftig einem Musku-loskelettalem Tumorzentrum ein zertifi-zierter Tumororthopäde vorstehen muss, bedeutet das für die Zentren, die noch nicht an einem Tumorkurs teilgenom-men haben, den zukünftigen Leiter des Zentrums dort weiterbilden zu lassen.

Des Weiteren steigen wir schon bald in die Gestaltung des DKOU (Tag der Sektio-nen) mit einem Update der Tumorortho-pädie ein.

Ein weiterer wesentlicher Teil unserer Arbeit wird im Jahr 2016 die Mitarbeit an verschiedenen Leitlinien-Kommissionen sein. Einige Knochentumoren betreffen-de Leitlinien müssen dringend überar-beitet oder ganz neu erstellt werden.

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at Prof. Dr. Axel Hillmann1. Vors. d. Sektion Muskuloskelettale Tumoren

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Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016

Nachruf auf Dr. med. Jules RippsteinGründer der APO Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für Prothesen und OrthesenProf. Dr. René Baumgartner, Zürich

Der Basler Jules Rippstein hat seine Me--

sen. Die Orthopädie hat es ihm früh schon angetan. Er gehört zur Generation Schweizer Orthopäden der Nachkriegs-zeit, deren Wirken national wie interna-tional Anerkennung gefunden hat.

Und wie für die meisten seiner Zeit, er-folgte seine Ausbildung zum Orthopäden bei Prof. M. R. Francillon an der damaligen Anstalt Balgrist in Zürich, der heutigen orthopädischen Universitätsklinik.

1957 verlegte er seine Tätigkeit an das Hôpital Orthopédique de Lausanne unter Prof. Dr. med. Lous Nicod. Studienaufent-

halte in Europa und den USA galten zwei Hauptthemen: Skoliose der Wirbelsäule und Amputationschirurgie und Prothe-senversorgung.

Vorbilder für ihn waren die interdiszi-plinären Kurse von Dr. Knud Jansen 1957–1962 am orthopädischen Spital Kopenhagen. Es ist das Verdienst von Dr. Rippstein, dieses Konzept in der Schweiz verwirklicht zu haben. Für Orthopäden, Orthopädietechniker und Physiothera-peuten veranstaltete er 1966 in Lau-sanne seinen ersten Cours de prothèses. Das war der Grundstein für die 1967 ge-gründete APO, die Schweizerische Ar-beitsgemeinschaft für Prothesen und Orthesen. Ihre Besonderheit war nicht nur der interdisziplinäre Charakter, sondern auch die Mehrsprachigkeit deutsch / französisch. Ein Höhepunkt der APO war das Ausrichten des 1. inter-nationalen Kongresses der International Society for Prosthetics and Orthotics

APO und INTERBOR, mit über 1000 Teil-nehmern.

1960–1976 betrieb Dr. Rippstein eine ei-gene orthopädische Praxis in Lausanne,

-sellschaft für Orthopädie und Traumato-logie DGOT mit der Hohmann-Plakette gewürdigt und die Medizinische Fakultät Prag mit der Purkinje-Plakette, um nur die wichtigsten Auszeichnungen zu nen-nen.

Das Entwickeln orthopädischer Messins-trumente war seine Leidenschaft. Sein Hydro-Goniometer hat als Werbege-schenk der Fa. Geigy den Weg in alle Arztpraxen gefunden.

Dr. Rippstein erfand und sammelte Mess-geräte in seiner Garage, die er als feinme-chanische Werkstatt eingerichtet hatte. René Ruepp und René Baumgartner ha-ben sie in einer Schrift veröffentlicht.

Das Bild von Jules Rippstein wäre unvoll-ständig ohne seinen legendären Sinn für Humor. Selbst als ihm ein Augenleiden schwer zu schaffen machte, konnte er herzlich lachen über die Welt und sich selbst.

Dr. Jules Rippstein 1923 –2016

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Neue MitgliederFolgende Personen haben einen Antrag auf Mitgliedschaft in der DGOOC gestellt. Laut Satzung der DGOOC § 5 Abs. 2 können Einsprüche gegen die Aufnahme bis zu vier Wochen nach der Bekanntgabe (in den O & U Mitteilungen und Nachrichten) mit eingehender schriftlicher Begründung beim Generalsekretär geltend gemacht werden.

Dr. Tim Stefan Adams · Ratingen Charlotte Manon Antoine · Lübeck PD Dr. Frank Timo Beil · Bad Bramstedt Dr. Norman Delbeck · Ratingen PD Dr. Dr. Frank Klenke · Bern

Sebastian Leutheuser · Köln Dr. Bastian Obermayer · Hamburg Dr. Tobias Reiner · Heidelberg Dr. Fabian Remmler · Berlin Dr. Eva-Kristin Renker · Heidelberg

Dr. Dietmar Rohland · Hannover Timotheus Schmidt-Hoensdorf · Hamburg Dr. Astrid Schulze · Aachen Petra Soldo · München

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Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016

Aus den Verbänden

11. Jahrestagung der Sektion HandchirurgieKontroverses in der Handchirurgie: Sicherheit und KomplikationsmanagementProf. Dr. Michael Schädel-Höpfner

Handchirurgie beinhaltet vielfältige und zahlreiche Herausforderungen. Diese sind schon durch die komplizierte Anatomie und die komplexe Funktion der Hand be-dingt. Bei Unfällen ist die Hand am häu-figsten verletzt. Erworbene Erkrankungen und degenerative Veränderungen können zu Schädigungen jeglicher Strukturen führen und die Funktion der Hand als wichtigstes Schaffensorgan stark beein-trächtigen. Folglich sind auch die Anfor-derungen an die chirurgische Behandlung von Verletzungen und Erkrankungen der Hand erheblich. In der Handchirurgie sind deshalb die Minimierung von Risiken und die Erzielung verlässlicher Behandlungs-ergebnisse, aber auch die bestmögliche Therapie von komplizierten Verläufen, wesentliche Qualitätskriterien.

In diesem Kontext stand die 11. Jahresta-gung der Sektion Handchirurgie der DGU am 23.04.2016 in Düsseldorf. Das Thema des Kongresses lautete „Sicherheit und Komplikationsmanagement“. In Fortset-zung der Tradition der seit 2006 stattfin-denden Veranstaltung ging es dabei auch in diesem Jahr um „Kontroverses in der

Handchirurgie“, also um die kritische Aus-einandersetzung mit klinisch besonders relevanten Fragestellungen vor dem Hin-tergrund aktueller Literatur und individu-eller Erfahrungen. Die unter der wissen-schaftlichen Leitung von Univ.-Prof. Dr. Joachim Windolf und Prof. Dr. Michael Schädel-Höpfner stehende und in bewähr-ter Zusammenarbeit mit Intercongress or-ganisierte Veranstaltung lockte wiederum fast 300 Teilnehmer in das Düsseldorfer Universitätsklinikum. Das inhaltliche Kon-zept der Jahrestagungen ist eine Synthese aus Expertenvorträgen und offenen Dis-kussionsrunden unter praxisnaher Ausei-nandersetzung mit den sorgfältig ausge-wählten Themen. Bereichert wurden diese durch Fallpräsentationen der Sektionsmit-glieder, in welchen schwierige Kasuistiken, problematische Verläufe und besondere Lösungsstrategien vorgestellt wurden.

Alles ambulant?

Bereits die Auftaktsitzung lieferte reich-lich Diskussionsstoff, ging es doch unter dem Titel „Alles ambulant – wer trägt das Risiko?“ insbesondere um die Rahmenbe-

dingungen für die Handchirurgie in Deutschland. Von der Forderung der Kos-tenträger, möglichst viele Operationen ambulant durchzuführen, ist die Hand-chirurgie besonders stark betroffen. Seit vielen Jahren bildet der Paragraph 115b SGB V die Grundlage für die Durchfüh-rung ambulanter Operationen und stati-onsersetzender Eingriffe. Er zielt auf eine patientengerechte und wirtschaftliche Versorgung ab. Die „Leistungserbringung nach wirtschaftlichen Grundsätzen“ hat zu einer kontinuierlichen Verschärfung der Kriterien geführt, die eine stationäre Erbringung von Operationen überhaupt noch zulassen. Der Arzt ist nun verpflich-tet „in jedem Einzelfall zu prüfen, ob Art und Schwere des beabsichtigten Eingriffs unter Berücksichtigung des Gesundheits-zustandes des Patienten die ambulante Durchführung der Operation … erlau-ben“. Der Grundsatz „ambulant vor stati-onär“ hat dazu geführt, dass nahezu alle handchirurgischen Eingriffe ambulant erbracht werden müssen und die Unter-scheidung in die Kategorien 1 und 2 nach Paragraph 115b SGB V von untergeordne-ter Bedeutung ist. Die Konsequenzen für Krankenhäuser und Niedergelassene, aber auch Patienten und das Fach Hand-chirurgie sind erheblich, weshalb ge-meinsame Anstrengungen erforderlich sind, um über die Organe der ärztlichen Selbstverwaltung eine Beeinflussung die-ser kritischen Entwicklung zu erreichen.

Nicht alles ist sinnvoll

Spannend waren aber auch die klini-schen Themen. In der Sitzung zu den Frakturen der Hand wurden moderne und bewährte, konservative und invasive Therapiestrategien bewertet. Auch wenn Osteosyntheseverfahren und Eingriffs-techniken sich immer weiterentwickeln, gilt unverändert, dass nicht alles sinnvoll ist, was technisch umgesetzt werden kann. Gerade hier liegt die beständige Herausforderung für den Handchirur-gen – er muss seinem Patienten eine Lö-Großes Interesse fand bereits die erste Sitzung zum Thema „Ambulante Chirurgie“

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Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016

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at Prof. Dr. Michael Schädel-HöpfnerLeiter der Sektion Handchirurgie der DGU

sung anbieten, die den individuellen Be-sonderheiten und Möglichkeiten am besten gerecht wird. Und es ist gut, wenn der Arzt das gesamte Spektrum von der konservativen Behandlung über weich-teilschonende Techniken bis hin zu win-kelstabilen Osteosynthesen anbieten kann. Schließlich gilt es dann noch, diese Überlegungen in einen Kontext mit pub-lizierten Ergebnissen und eigenen ärztli-chen Erfahrungen zu setzen.

Endoprothetik

In einer weiteren Sitzung standen prob-lematische Gelenkverletzungen wie die posttraumatische Kontraktur des Finger-mittelgelenkes und die gescheiterte

skapholunäre Bandrekonstruktion im Fo-kus. Reichlich Anlass für Diskussionen bietet stets die Endoprothetik, wobei hier nach zahlreichen Fehlschlägen, aber auch teilweise ermutigenden Entwicklungen eine sehr differenzierte Betrachtung für Mittelgelenk, Daumensattelgelenk und Handgelenk erfolgen muss. Abgeschlos-sen wurde die Jahrestagung durch eine aufschlussreiche Sitzung zu den Proble-men der Behandlung der distalen Radius-fraktur. Im Mittelpunkt standen hier die Sicherheit der palmaren Plattenosteo-synthese, extraossäre Komplikationen und das CRPS.

Zusammenfassend konnte mit der 11.Jahrestagung der Sektion Handchirurgie

der DGU das bewährte Konzept von Ex-pertenvorträgen und Diskussionen zu kontroversen Themen erfolgreich fortge-setzt werden. Bereits jetzt wurde herz-lich zum nächsten Kongress im Jahr 2017 nach Düsseldorf eingeladen, dessen Titel „Kontroverses in der Handchirurgie: Brauchen wir mehr Evidenz?“ lautet.

Bericht der AG Ethik, Recht, GeschichtePD Dr. Michael Roesgen, Düsseldorf

Gemäß Vorstandsbeschluss vom Juni 2015 hat die AG Ethik, Recht, Geschichte der DGU ab dem 01.01.2016 ihre Arbeit aufgenommen. Sie ist aus der bisheri-gen AG Geschichte der Unfallchirurgie unter ihrem langjährigen Leiter, Herrn Professor Dr. Probst aus Murnau, her-vorgegangen. Zudem setzen sich ihre Mitglieder aus der vormaligen AG Öko-nomie und Ethik der AOTrauma Deutschland zusammen, die mit ihrer Veröffentlichung zum Patientenrechte-gesetz und dessen praktischer Auswir-kung auf den Klinikalltag zum Abschluss gekommen war.

Das Ziel der AG ist es, zentrale Aspekte der Unfallchirurgie übergreifend und zusätzlich zu den aktuellen Themen der klinischen und operations-technischen Forschungen zu behandeln. Diese The-men, die für unser Fach als brisant ein-geschätzt werden und klinisch relevante Bezüge zu ethischen Grundfragen bein-halten, werden eine eigene Dynamik in der Zukunft entwickeln. Sie sollen mit unserem Stimmgewicht in der gesell-schaftlichen wie in der politischen Dis-

kussion versehen werden. Als erstes Thema wurde das der Priorisierung ge-wählt. Es betrifft sowohl ethische als auch juristische Inhalte. In den bisheri-gen Sitzungen wurden diese Aspekte he-rausgearbeitet.

Geschichte

Prof. Dr. Probst hat über die Geschäfts-stelle die Archivierungen, insbesondere der Präsidentenreden, angefragt. Diese stehen für das vergangene Jahrzehnt elektronisch gespeichert zur Verfügung und sollen ausgewertet werden. Die Ent-wicklung der DGU soll nach Möglichkeit bis zum 100-jährigen Jubiläum in 2022 dargestellt werden.

Hauptthema: Priorisierung

Der Beschluss des G-BA (Gemeinsamer Bundesausschuss), dass Arthoskopien mit der Primärdiagnose einer Gonarthro-se aus dem Leistungskatalog der GKV ab dem 1. April 2016 gestrichen worden sind, zeigt, dass bereits eine gegen den ärztlichen Sachverstand erfolgte Ratio-

nierung durchgesetzt wurde. Nach Ratio-nalisierung und folgender Priorisierung schränkt die Rationierung Leistungen de-finitiv ein. Als Grundlage für diese Ent-scheidung des G-BA diente eine Analyse des IQWiG (Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswe-sen) aus dem Jahr 2014. Die pauschalie-rende Rationierung ist für die klinische Entscheidung bei der Behandlung des Einzelfalles ungeeignet.

Die juristischen Aspekte einer solchen Leistungsbeschränkung sind bisher nicht beleuchtet. Sobald ein Patient Einspruch gegen die Entscheidung z. B. einer ver-weigerten ASK erhebt, wird sich ein ju-ristischer Streit entwickeln, bei dem es vor allem um die Frage gehen wird, was medizinisch effizient ist, welche Heilung oder Besserung zu erwarten wäre, ob im individuellen, konkreten Fall die Leis-tungsverweigerung überhaupt gerecht-fertigt ist. Wieweit wäre darüber hinaus der Arzt aus der deliktischen Haftung entlassen? Wäre dies überhaupt möglich, ohne Behandlungsstandards zu verlet-zen?

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DGU

Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016

Verteilungsgerechtigkeit

Priorisierung beinhaltet zeitgleich Poste-risierung = Zurückstellung und endet in Rationierung. Dies begründet die Skepsis bei Leistungserbringern wie bei den Pati-enten, die eine Zurückweisung von ihnen nach eigenem Empfinden „zustehender“ Leistungen nicht akzeptieren. Daraus folgt nicht nur ein Streitpotential, son-dern ein gesellschaftlicher Dissens. Die Politik ist aufgerufen, die öffentliche Dis-kussion um die Problematik der Priori-sierung aufzunehmen und Modelle für eine Verteilungsgerechtigkeit zu entwi-ckeln, die, wie in anderen Ländern be-reits geschehen, die Rahmenbedingun-gen für eine Priorisierung festlegen. Die Akteure im Gesundheitswesen haben dazu allerdings kein Mandat. Insbeson-dere die Krankenkassen würden vor-nehmlich in die ökonomische Richtung argumentieren und fachlich-medizini-sche Aspekte minder bewerten. Die Überlegungen zu einem Kosten-Nutzen Profil sind aber erst nachrangig anzustel-len.

Ethische Kriterien für eine Priorisierung Bedürftigkeit Nutzen Kosteneffektivität

Dazu existiert ein patientenbezogenes Stufenmodell:

Lebensschutz Erhalt von Organ- und Körperfunk-

tionen Wohlbefinden Verbesserung der Lebenssituation Linderung von Schmerz und Leid

Fraglich ist, ob, wann und auf welchen Gebieten Priorisierung in naher Zukunft zu erwarten ist. Mit welchen Themen be-schäftigt sich der G-BA? Zu vermuten steht, dass, bezogen auf das Gebiet Un-fallchirurgie / Orthopädie, Krankheitsbil-der mit hoher Quantität und teuren Ver-fahren im Fokus stehen werden wie z. B. Erkrankungen der Wirbelsäule, Gelenk-ersatz, Alterschirurgie. Ein Dauerthema im G-BA ist die medikamentöse Thera-pie, so z. B. die Tumortherapie mit auf-wendigen Chemotherapeutika.

Notfallmedizin

Unantastbar muss bleiben, dass die Not-fallmedizin auf keinem Gebiet einer Prio-risierung zugänglich ist. Allenfalls beim

Massenunfall muss im Sinne einer Triage individuell die Behandlungsbedürftigkeit mehrere Patienten gegeneinander abge-wogen werden. Die demographische Ent-wicklung wird zu Verlängerungen der stationären Behandlungen führen. Wie soll bei zurückgehenden Ressourcen z. B. die pflegerische Versorgung gewährleis-tet werden? Als weiteres Beispiel geraten die Notfallpraxen in den Fokus, die an den Krankenhäusern chronisch überlas-tet sind. Die Belastung wird auf Grund der Anordnungen im neuen Kranken-hausstrukturgesetz noch weiter zuneh-men, da Patienten und die Kostenträger vermehrt einen ambulanten Facharztter-min nachfragen können.

Ergebnisse

Als konkrete Empfehlungen für die Kolle-gen geben wir als Ergebnis der bisherigen Beratungen mit:

Orientierung an ethischen Grundsät-zen und bewährtem ärztlichem Ver-halten

Aus ethischen Gründen keine Zu-rückweisung als notwendig erachte-ter Behandlungs-Maßnahmen, selbst auf die Gefahr hin, Kosten nicht er-stattet zu bekommen.

Bei Leistungsverweigerung droht das Haftungsrecht.

Notfälle haben unverändert Priorität und unterliegen keiner Priorisierung oder gar Rationierung.

Rationalisierungs-Potentiale können ausgeschöpft werden. Allerdings nicht auf Kosten von Personal, das mit Überstunden und Mehrleistung eingeplant wird.

Die Indikationen zu Behandlungen müssen streng überprüft werden. Von der gesicherten Indikation für eine Maßnahme, so sie einmal ge-stellt wurde, ist nicht abzuweichen.

Verteilungsgerechtigkeit in der Be-handlung ist im Hinblick auf eine Gleichberechtigung gegenüber den Patienten, aber auch im Hinblick auf das Personal zu gewährleisten.

Die Wartezeit als Ausdruck einer be-reits institutionalisierten Priorisie-rung ist abzubauen.

Mitglieder der AG Ethik, Recht, Geschichte der DGU:

Leiter: PD Dr. Michael Roesgen dr. [email protected]

Stellvertretender Leiter: Prof. Dr. Egmont Scola [email protected]

PD Dr. Edzard Bertram [email protected]

Prof. Dr. Sieghart Grafe [email protected]

Prof. Dr. Tilman Mischkowsky [email protected]

Prof. Dr. Hans-Jörg Oestern [email protected]

Prof. Dr. Jürgen Probst [email protected]

Dr. Hans-Dieter Wöllenweber [email protected]

Aktivitäten

Bisher wurden drei Sitzungen abgehal-ten:22.10.2015 vorbereitende und konstitu-ierende Sitzung anlässlich des DKOU Kongresses in Berlin06.12.2015 Telko mit allen Mitgliedern15.03.2016 Arbeitssitzung in Würzburg

Nächste Sitzungen:

Juli 2016 Telko mit allen Mitgliedern27.10.2016 Arbeitssitzung anlässlich des DKOU Kongresses in Berlin, 9.00 bis 11.00 Uhr

Eine Bitte zum Schluss:

Gerne würden wir für die aktive Mitar-beit jüngere Mitglieder gewinnen. Insbe-sondere leitende Ärzte, die Interesse für politisch relevante Themen haben, wel-che über die rein fachliche Ausrichtung hinausgehen. Eine Kontaktaufnahme ist jederzeit mit dem Leiter der AG ge-wünscht (dr. [email protected])

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PD Dr. Michael RoesgenAG Ethik, Recht, Geschichte der DGU:

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Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016

Zusatzweiterbildung „Klinische Notfall- und Akutmedizin“ rückt näherProf. Dr. Andreas Seekamp

Die Diskussion der vergangenen Jahre über die Ausgestaltung einer ärztlichen Qualifikation für die Tätigkeit in einer Notaufnahme konnte Anfang dieses Jah-res erfolgreich zum Abschluss gebracht werden. Unter der Moderation der Bun-desärztekammer haben sich die Deut-sche Interdisziplinäre Vereinigung für In-tensiv- und Notfallmedizin (DIVI e. V.) und die Deutsche Gesellschaft Interdiszi-plinäre Notfall- und Akutmedizin (DGINA e. V.) auf einen gemeinsamen Antrag für eine Zusatzweiterbildung mit dem Titel „Klinische Notfall- und Akutmedizin“ für die Musterweiterbildungsordnung geei-nigt.

Aufgrund der rasanten Entwicklung der klinischen Notfall- und Akutmedizin mit einer zunehmenden Einrichtung zahlrei-cher großer interdisziplinärer Notauf-nahmen an deutschen Kliniken in den letzten 10 Jahren, erschien es nur konse-quent, auch für eine ärztliche Tätigkeit in diesem medizinischen Bereich eine ent-sprechende spezifische Qualifikation an-zubieten. In Anlehnung an ein Curricu-lum der europäischen Gesellschaft für Notfall-medizin und verschiedenen Um-setzungen einer derartigen Qualifikation europaweit differierten die Vorstellun-gen für eine solche Qualifikation zwi-schen der DIVI und der DGINA zunächst erheblich. Im Laufe des letzten Jahres zeigte sich dann jedoch eine deutliche Annäherung, die nunmehr vor dem Wei-terbildungsauschuss der Bundesärzte-kammer in Berlin erfolgreich zum Ab-schluss gebracht werden konnte. Wesentliche Eckpunkte dieser jetzt ge-meinsam beantragten „Zusatzweiterbil-dung klinische Notfall- und Akutmedi-zin“ sind folgende:

Eingangsvoraussetzung ist eine abge-schlossene Facharztausbildung in einem der Gebiete mit einem hohen Anteil von Notfallpatienten. Gleichzeitig sind dies diejenigen Fachgebiete, die auch als Fach-gesellschaften in der DIVI zusammenge-schlossen sind. Es handelt sich hierbei um eine Facharztausbildung in einem der

folgenden Gebiete, Anästhesie, Chirurgie, Inneren Medizin, Neurologie, Neurochir-urgie sowie Pädiatrie oder auch der All-gemeinen Medizin. Als weitere Voraus-setzung wird eine abgeschlossene Zusatzweiterbildung im Bereich der prä-klinischen Notfallmedizin erwartet.

Zusatzweiterbildung

Zum Erwerb der Zusatzweiterbildung ist über diese Anforderung hinaus eine 24-monatige vollzeitige Tätigkeit in einer Interdisziplinären Notaufnahme nachzu-weisen. Von diesen 2 Jahren können 6 Monate während der Weiterbildungszeit in einem der oben genannten Gebiete er-bracht werden. Zusätzlich ist eine Zeit von 6 Monaten auf einer Intensivstation nachzuweisen. Auch dieses kann wäh-rend der Weiterbildungszeit erbracht werden oder auch später.

Für das chirurgische Fachgebiet ist diese Zusatzweiterbildung nicht mit allzu gro-ßen Schwierigkeiten verbunden, da in-nerhalb des sogenannten Common Trunk ohnehin eine 6-monatige Tätig-keit in der Notfallaufnahme vorgeschrie-ben ist sowie auch eine 6-monatige Tä-tigkeit auf einer Intensivstation. Zum Erwerb der Zusatzweiterbildung „Klini-sche Notfall- und Akutmedizin“ ist also neben der Facharztausbildung in einem der chirurgischen Fächer noch die Zu-satzbezeichnung der präklinischen Not-fallmedizin zu erwerben sowie eine 18-monatige Tätigkeit in einer Notauf-nahme nach Facharzterwerb. Neben dem Nachweis der praktischen Tätigkei-ten ist auch ein theoretisches Curricu-lum abzuleisten, welches insgesamt 160 Unterrichtsstunden umfasst. Dieses Cur-riculum ist inhaltlich stark an das euro-päische Curriculum der Europäischen Gesellschaft für Notfallmedizin ange-lehnt, aber in wichtigen Punkten den hiesigen Verhältnissen und Bedürfnis-sen angepasst. Dieses Fortbildungscurri-culum wird bereits seit 2014 von der DIVI im Rahmen eines 2× 1 Woche um-fassenden Kurses angeboten und wird

auch für die jetzt beantragte Zusatzwei-terbildung anerkannt werden.

Weiterbildungsberechtigung

In Bezug auf die später weiterbildungsbe-rechtigten Notaufnahmen ist vorgesehen, dass die Notaufnahmen nur jeweils den Fachbereich weiterbilden können, der auch in der Klinik als Hauptabteilung ge-führt wird. Es ist somit absehbar, dass nur interdisziplinäre Notaufnahmen grö-ßerer Kliniken die volle Weiterbildungs-berechtigung erhalten werden.

An der Ausarbeitung des jetzigen Antra-ges waren auch Vertreter der Berliner Ärztekammer mit eingebunden, so dass zu erwarten ist, dass die dort schon ein-gerichtete Zusatzweiterbildung der jetzt bei der Bundesärztekammer beantragten Zusatzweiterbildung entsprechend ange-glichen wird. Erforderlich ist diese Zusatzweiterbildung nicht für jeden ärzt-lichen Mitarbeiter, der in einer Notauf-nahme tätig ist, sondern gedacht ist diese Zusatzweiterbildung in erster Linie für Ärztinnen und Ärzte, die langfristig ihre berufliche Perspektive ausschließlich oder mindestens überwiegend in der Tä-tigkeit in einer Notaufnahme sehen; hin-gegen vorausgesetzt wird diese Zusatz-weiterbildung für diejenigen Kolleginnen und Kollegen, die eine leitende Position in einer interdisziplinären Notaufnahme anstreben.

Im nächsten Schritt werden jetzt die de-taillierten Inhalte dieser Zusatzweiterbil-dung zwischen der DGINA und der DIVI nochmals abgeglichen und es wird dann über den Weiterbildungsausschuss bei der Bundesärztekammer der Antrag auf die oben geschilderte Zusatzweiter-bil-dung auch auf der Internetplattform ein-gestellt werden. Der Titel der Zusatzwei-terbildung „Klinische Notfall- und Akutmedizin“ mag sich noch leicht ver-ändern, da er nochmals einer Prüfung seitens der Bundesärztekammer unter-zogen wird, um sicherzustellen, dass hier kein Konflikt mit der Bezeichnung ande-

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Aus den Verbänden

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Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016

rer Gebiete oder Zusatzqualifikation auf-tritt. Seitens der leitenden Gremien der DIVI und der DGINA ist dieser Kompro-miss für die Beantragung einer Zusatz-weiterbildung genehmigt worden, so dass hiermit die in der Vergangenheit teils kontrovers geführte Diskussion über eine entsprechende Zusatzqualifikation bis hin zum Facharzt für die innerklini-sche Notfallmedizin beendet ist.

Aus der Erfahrung der ersten Fortbil-dungskurse mit Vermittlung der theore-tischen Inhalte sei abschließend noch Bi

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Prof. Dr. Andreas Seekamp

angemerkt, dass ein Interesse an dieser Zusatzweiterbildung aus allen Fachgebie-ten, die in der DIVI vertreten sind, glei-chermaßen besteht und darüber hinaus auch eine beachtliche Zahl von Teilneh-mern aus dem Bereich der Allgemeinme-dizin dieses Angebot wahrgenommen haben.

Insofern bleibt zu hoffen, dass auch aus dem chirurgischen Gebiet Kolleginnen und Kollegen Interesse an dieser Zusatz-weiterbildung finden und damit die chir-urgische Fachkompetenz zukünftig in in-

terdisziplinären Notaufnahmen auch in verantwortlichen und leitenden Positio-nen gewahrt bleibt.

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Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016

Den Schulterschluss suchen: Prof. Dr. Florian Gebhard, Generalarzt Dr. Norbert Weller, Oberstarzt Prof. Dr. Christian Willy, Prof. Dr. Johannes Sturm, Frau Generalstabsarzt Dr. Erika Franke, Markus Blätzinger, Prof. Dr. Dr. Reinhard Hoffmann, Oberstarzt PD Dr. Kai Kehe (v. l.)

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Die Kooperation mit der Bundeswehr vertiefenAkademie für Unfallchirurgie AUCMaria Hauk

Zur offiziellen Eröffnung des neuen Sitzes der Geschäftsstelle der AUC – Akademie der Unfallchirurgie in München hat der AUC-Geschäftsführer Prof. Dr. Johannes Sturm die Kommandeurin der Sanitäts-akademie der Bundeswehr Frau General-stabsarzt Dr. Erika Franke empfangen. Mit ihr kam eine sechsköpfige Abord-nung des Sanitätsdienstes der Bundes-wehr. Auf der Veranstaltung am 21. März 2016 betonten Vertreter der Unfallchir-urgen und der Bundeswehr, dass sie ihre Partnerschaft künftig weiter vertiefen wollen.

Prof. Dr. Reinhard Hoffmann, Generalse-kretär der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), sagte in seinem Grußwort: „Wir Unfallchirurgen tun sehr gut daran, mit der Sanitätsakademie der Bundeswehr den Schulterschluss zu su-chen. Wir können viel voneinander ler-nen und Vieles gemeinsam entwickeln.“ Dr. Erika Franke bekräftigte in ihrer An-sprache ebenfalls, die bisherige Zusam-menarbeit weiter zu verstärken, „um die Qualität der Einsatzversorgung mit den gewonnenen Erkenntnissen zu verbes-sern“. Dazu soll auch das neue Einsatzre-

gister der Bundeswehr beitragen, das von der AUC seit Januar zunächst über zwei Jahre hinweg entwickelt wird. Das Register erfasst die Daten von Patienten am Ort ihrer Verwundung im Auslands-einsatz bis zu ihrer Aufnahme in einem Bundeswehrkrankenhaus in Deutsch-land. Dr. Franke sagte: „Das ist der erste Schritt auf dem Weg hin zu einem um-fassenden sanitätsdienstlichen Register. Die DGU ist dabei mit ihrer großen Er-fahrung für uns der passende Partner.“ Das TraumaRegister DGU® ist mit mitt-lerweile 32 000 Fällen pro Jahr das welt-weit größte klinische Schwerverletzten-register.

Die Besonderheiten der Bundeswehr-Chirurgen

Im Anschluss erläuterten Generalarzt Dr. Norbert Weller von der Sanitätsakademie der Bundeswehr und Oberstarzt Prof. Dr. Christian Willy vom Bundeswehrkran-kenhaus Berlin das Aus-, Fort- und Wei-terbildungskonzept der Einsatzchirurgie. Für die Bundeswehr sei es das Ziel, die interdisziplinären Kompetenzen ihres Sa-nitätspersonals mit hoher Qualität und

Nachhaltigkeit zu entwickeln, sagte Dr. Weller. Dr. Willy beleuchtete die Weiter-bildung für Militärchirurgen genauer: „Diese Ärzte erwerben gewisse Not-Kompetenzen in verschiedenen Diszipli-nen.“ Gefragt seien keine Generalisten, sondern vielmehr Spezialisten in der Notfallchirurgie.

Bericht aus dem Einsatz

Oberstarzt Prof. Dr. Benedikt Friemert vom Bundeswehrkrankenhaus Ulm mel-dete sich mit einer Videobotschaft aus dem Afghanistan-Einsatz zu Wort. Er stellte dar, warum ein breites Ausbil-dungsspektrum für Einsatzchirurgen dennoch unbedingt notwendig ist. „Im Unterschied zur zivilen Versorgung von Patienten, steht Chirurgen im Einsatz kein Backup zur Verfügung – wir müssen selbst in der Lage sein, kompliziertere Fälle selbst zu lösen.“ Er schlussfolgerte: „ATLS, DSTC, HOTT, IC – all die Weiterbil-dungskurse, die die AUC anbietet, sind auch und gerade für Chirurgen im Aus-landseinsatz enorm wichtig.“

Maria Hauk, Öffentlichkeitsarbeit DGOU

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Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016

Die Meilensteine der AUC Akademie für Unfallchirurgie Maria Hauk

Mit ihrer Gründung vor zwölf Jahren hat sich die AUC – Akademie der Unfallchir-urgie den Satzungszielen und der Qua-litätsinitiative der DGU verpflichtet. Erfolgreich managt sie seitdem vielge-staltige Projekte zur besseren Versorgung von Schwerverletzten. Mit ihren Kompe-tenzen ist die AUC mittlerweile auch als externer Partner bei anderen nationalen und internationalen medizinischen Insti-tutionen anerkannt. Ein Rückblick auf die Erfolgsgeschichte der AUC, die für ihre zukünftigen Aufgaben gut aufgestellt ist.

2004

Die AUC – Akademie der Unfallchirurgie wird als 100-prozentige Tochtergesell-schaft der DGU gegründet. Ihr Auftrag ist es, als Dienstleister und im Management im operativen und administrativen Be-reich tätig zu werden.

Dies war vor allem vor dem Hintergrund der DGU-Initiative „Qualitätsförderung, Entwicklung der Qualitätssicherung und Qualitätstransparenz“ notwendig gewor-den: Das DGU-Weißbuch zur Versorgung Schwerverletzter gab erstmals Empfeh-lungen zu einer gegliederten, struktu-rierten und flächendeckenden unfallchi-rurgischen Versorgung in Deutschland heraus, unter anderem zur Qualität der Prozesse, zu personellen Ressourcen so-wie zur notwendigen Aus- und Fortbil-dung der Ärzte. Die neuen Aktivitäten der DGU auf den Gebieten der Gesund-heitspolitik, der Versorgungsforschung und der Fortbildung brachten vielfältige und komplexe Aufgaben mit sich, die aufgrund wirtschaftlicher Aspekte für die DGU als gemeinnützigem Verein al-lein nicht umsetzbar waren. Die Ge-schäftsstelle der AUC befindet sich zu dieser Zeit in den Räumen des Instituts für Notfallmedizin und Medizinmanage-ment (INM) der Ludwig-Maximilians-Universität München.

2004

Die DGU erwirbt vom American College of Surgeons (ACS) die nationale Lizenz für das weltweite anerkannte Kurs-format ATLS (Advanced Trauma Life Sup-port) und beauftragt die AUC mit dessen Umsetzung. Die Kurse lehren ein stan-dardisiertes, prioritätenorientiertes Schockraum-Management. Jährlich fin-den deutschlandweit etwa 100 Kurse statt. Für die Zertifizierung zum Trau-maNetzwerkDGU® ist die Teilnahme er-forderlich.

In den folgenden Jahren entwickelt und setzt die AUC bis heute etliche andere Weiter- und Fortbildungsformate um, wie unter anderem ATCN (Advanced Trauma Care for Nurses), DSTC (Definitive Surgical Trauma Care), HOTT (Schock-raum-Simulation), den Masterkurs Al-terstraumatologie sowie im Auftrag der DGOU auch die Facharzt-Weiterbildung „Fit After Eight“ und zusammen mit Luft-hansa Flight Training den Kurs „IC – In-terpersonal Competence“ (Human-Fac-tor-Training). Die inzwischen jährlich mehr als 120 Kurse sind online buchbar über das Kursportal www.auc-kurspor-tal.de.

Zukünftig will der AUC-Bereich Fort- & Weiterbildung sein Angebot um eine E-Learning-Plattform erweitern. Zudem sollen weitere Simulationskurse und in-teraktive Kursformate entwickelt wer-den. Auch das AUC-Kursportal soll tech-nisch neu ausgerichtet und gestaltet werden. Mit der Sanitätsakademie der Bundeswehr (SanAkBw) gibt es Koopera-tionsvereinbarungen.

2009

Mit den wachsenden Aufgaben, die die AUC vor allem im Bereich der Fortbildung zu bewältigen hat, stellt die AUC-Ge-schäftsstelle in München zwei hauptamt-liche Mitarbeiter ein. Prof. Dr. Johannes Sturm wird als erster hauptamtlicher Ge-schäftsführer eingesetzt. Dr. Uli Schmu-cker, seit 2015 stellvertretender Ge-

schäftsführer, leitet von 2012 an die AUC-Geschäftsstelle.

2010

Die AUC übernimmt die administrative und organisatorische Arbeit an der Ent-wicklung und Betreuung des TraumaNetz-werk DGU® (TNW) sowie des TraumaRe-gisterDGU® (TR). Das TNW geht auf Empfehlungen des DGU-Weißbuches zur Versorgung Schwerverletzter für ein drei-stufiges Versorgungsnetz von lokalen, re-gionalen und überregionalen Traumazen-tren zurück. Schnell zeigt sich die große normative Kraft einer unabhängigen Zer-tifizierung zu Traumazentren und einem dazugehörigen Traumanetzwerk durch ein akkreditiertes Zertifizierungsunter-nehmen. Die Initiative bewirkt deutliche und nachhaltige Verbesserungen in der Versorgung schwerverletzter Patienten.

Stellvertretender Geschäftsführer Dr. Uli Schmucker und AUC-Geschäftsführer Prof. Dr. Johannes Sturm (v. l.)

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Das TraumaNetzwerkDGU®

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Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016

Damit gewinnt die Initiative hohe Aner-kennung bei anderen Fachgesellschaften, bei Berufsgenossenschaften und weiteren gesundheitspolitischen Institutionen – auch international. In mehreren Ländern, wie zum Beispiel in Österreich und der Schweiz, sind nach diesem Vorbild ver-gleichbare Strukturen geschaffen worden. Derzeit organisieren sich deutschlandweit 615 Kliniken in 52 zertifizierten Trauma-NetzwerkenDGU®. Die Bestätigung der SAMW (Schweizerische Akademie der Medizinischen Wissenschaften), dass das TNW in vollem Umfang alle Anforderun-gen an eine gute Zertifizierung erfüllt, ist ein wertvolles Gütesiegel, denn die SAMW-Anforderungen sind nach Empfeh-lungen der Bundesärztekammer auch für Deutschland gültig.

Das Hauptziel des TNW, die Versorgungs-qualität zu verbessern, führt mit zum Aufbau eines umfassenden und ver-pflichtenden Registers, in dem klinische Daten für die Versorgungsforschung ge-sammelt und ausgewertet werden. Mit mehr als 30 000 Fällen pro Jahr ist das TraumaRegisterDGU® (TR) das weltweit größte klinische Schwerverletztenregis-ter – eingeschlossen sind auch etwa 16 000 bis 18 000 Schwerstverletzte (ISS

-mengen zu handhaben, baut die AUC eine Datenbankstruktur auf und hostet die Rechenzentren. Ebenso gehört die all-gemeine Verwaltung und Kontrolle so-wie in Zusammenarbeit mit der DGU-Sektion NIS (Notfall-, Intensivmedizin und Schwerverletztenversorgung) auch die Leitung und Weiterentwicklung des TR zu den Aufgaben der AUC. Derzeit lau-fen die Vorbereitungen für die Erweite-rung des TR um Parameter zum Outcome und der Lebensqualität.

2012

Um den Mitgliedern des TraumaNetz-werkDGU® eine struk turier te und ef-fektive Kommunikation zu ermöglichen,

entwickelt die AUC die Kooperations-plattform TKmed®. Damit können Bild-daten und Dokumente auf digitalem Weg schnell und einwandfrei zwischen Klini-ken und Praxen übertragen werden – was vor allem im unfallchirurgischen Bereich Arbeitsprozesse erleichtert. Mittlerwei-le sind 150 Einrichtungen multidiszipli-när und sektorenübergreifend über die bundesweit einzigartige Teleradiologie- und Telekonsultationsplattform mitein-ander vernetzt. Dabei werden die höchs-ten datenschutzrechtlichen Ansprüche erfüllt. Das innovative modulare Techno-logie-System ist mit zwei renommierten Preisen ausgezeichnet – dem Telematik Award 2013 sowie dem Karl Storz Tele-medizinpreis 2013. Im Oktober 2015 gibt es zwei Erweiterungen: TKmed® Direkt und TKmed® Direkt Professional.

Die AUC-Geschäftsstelle in München ist nunmehr auf fünf Mitarbeiter angewach-sen und zieht in die Landwehrstraße um, in Büros auf 120 Quadratmetern.

2013

Eine Strukturierung der AUC ist erforder-lich: Es werden fünf Geschäftsbereiche aufgestellt, die miteinander verzahnt, dem Ziel der Qualitätsinitiative auf dem Gebiet der Versorgung von Schwerver-letzten dienen:

Fort- & Weiterbildung Netzwerke & Versorgungsstrukturen Register & Forschungskoordination Telemedizin IT-Entwicklung & Sicherheit

2014

Die AUC übernimmt das Management des Zertifizierungsverfahrens AltersTrau-maZentrumDGU® (ATZ).

Das Zertifikat wurde von der DGU-Ar-beitsgruppe Alterstrauma gemeinsam mit Kollegen aus der Geriatrie entwi-ckelt, um Behandlungsergebnisse bei äl-teren Trauma-Patienten zu verbessern. Wie auch beim TNW sind die teilneh-menden Kliniken verpflichtet, sich am ebenfalls neuen AltersTraumaRegister-DGU® (ATR) zu beteiligen. Seit dem Start der ATZ-Initiative sind 37 Zentren in Deutschland und der Schweiz zertifiziert, 21 weitere Zentren bereiten sich auf die Zertifizierung vor. Künftig soll auch das ATR um Parameter zum Outcome und der Lebensqualität erweitert werden.

Da die Münchner Geschäftsstelle inzwi-schen acht Mitarbeiter zählt und drin-gend weiteren Personals bedarf, bezieht die AUC im Dezember ihre neuen Ge-schäftsräume in der Wilhelm-Hale-Stra-ße. Auf den 500 Quadratmetern Büro- und Konferenzfläche tritt die AUC auch als Gastgeber für Meetings von Vertre-tern aus Orthopädie und Unfallchirurgie auf. Auch die Geschäftsräume am Klini-kum Köln-Merheim werden für die hier tätigen fünf Mitarbeiter des Bereiches

AUC-Struktur

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Aus den Verbänden

DGU

Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016

Register & Forschungskoordination er-weitert.

2016

Neben den fünf Hauptgeschäfts-feldern organisiert und begleitet die AUC auch das P. A. R. T. Y.-Pro-gramm der DGU zur Unfallpräven-tion, das seit über

25 Jahren zu den erfolgreichsten Präven-tionsprogrammen weltweit zählt: Um Jugendliche dafür zu sensibilisieren, in risikoreichen Situationen wohlüberlegte Entscheidungen zu treffen und Unfälle zu vermeiden, erhalten Schulklassen bei ih-rem Besuch in einer Unfallklinik einen Einblick, wie die Versorgung von Schwer-verletzten nach einem Verkehrsunfall ab-läuft. Die AUC unterstützt die Kliniken unter anderem mit Schulungen des me-dizinischen Personals sowie mit Informa-tionsmaterial für die Jugendlichen. Dabei arbeitet sie auch mit dem Deutschen Ver-kehrssicherheitsrat (DVR) und dem Ge-samtverband der Deutschen Versiche-rungswirtschaft (GDV) zusammen. Inzwischen fanden bereits über 150 P. A. R. T. Y.-Tage statt, knapp 30 Kliniken nehmen derzeit am Programm teil. Die Evaluation durch die Unfallforschung der Versicherer (UDV) erfolgt im Schuljahr 2016 / 2017.

Zusätzlich zu ihren Aufgaben als Dienst-leister der DGU ist die AUC externer

Partner bei der Erfassung von Prozess- und Ergebnisqualität, wie beispielsweise bei der Entwicklung des HandTraumaRe-gister DGH der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie, des EinsatzRegister der Bundeswehr (EinsRegBw) zur Erfas-sung von Verletzungen und Erkrankun-gen in Einsatzgebieten, das voraussicht-lich 2018 an den Start gehen wird, oder des Zentralen Medizinischen Offshore-Register (ZeMOR) für die Windparks in Nord- und Ostsee.

Zudem beteiligt sich die AUC auch auf in-ternationaler Ebene an verschiedenen Kooperationen und Projekten – unter an-derem an der Entwicklung des Utstein-Kerndatensatzes für ein europäisches Traumaregister, an der der Entwicklung des gesetzlich vorgeschriebenen Notauf-nahmeregisters TraumaModul sowie in enger Zusammenarbeit mit der Bundes-anstalt für Straßenwesen (BASt) an einer europaweiten Vereinheitlichung der Defi-nition des Begriffes „schwerverletzt“, um Unfallstatistiken vergleichbar zu machen.

Gut aufgestellt: Die Mitarbeiter der AUC

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Heute hat die AUC insgesamt 25 Mitar-beiter an den Standorten München, Köln-Merheim und Marburg.

WEITERE INFORMATIONENAUC – Akademie für Unfallchirurgie: www.auc-online.de

Referenz

1 Trauma Surgery (AUC) : Service provider and management organization of the DGU. Der Unfallchirurg, February 2016. DOI: 10.1007/s00113–015–0140–6. Pubmed ID: 26838594.

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: DG

OU

Maria Hauk,

DGOU

Alexander Eckers · Berlin Dr. Adina Friedrich · Dresden Martin Gassauer · Ludwigshafen Sascha Groß · Heidelberg Dr. Patrick Haubruck · Heidelberg Tabea Haug · Heidelberg Ralf Hellige · Berlin Danial Hutter · Duisburg MUDr. Daniel Khansa · Zittau Sophia Kiesl · Heidelberg

Prof. Dr. Mark Lehnert · Hanau Henryk Lexy · Oranienburg Dr. Adrian Daniel Meder · Tübingen Dr. Laura Nachtigal · Bernau Tim Rehkämper · Köln Dr. Ralf Reimer · Uelzen Dr. Mika Rollmann · Homburg Dr. rer. nat Elizabeth Rosado Balmayor · München Fabian Saggau-Russello · Hamburg

Firas Salman · Reutlingen PD Dr. Anna Lena Sander · Frankfurt am Main Stephanie Schibur · Erfurt Petra Soldo · München Nikolas Stade · München Dr. Christoph Tantreu · Düsseldorf Dr. Thomas Thiede · Memmingen Dr. Wolf Rüdiger Warncke Tobias Wilhelms · Leipzig

Neue Mitglieder

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VLO

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Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016

Aus den Verbänden

VLOU Forum: Chefarztrolle, Kompetenzen und WeiterbildungProf. Karl-Dieter Heller

Unter der Überschrift „Fit für die ärztli-che Führungsrolle“ fand am 29.04.2016 das diesjährige VLOU-Forum im Rahmen der 64. Jahrestagung der Vereinigung Süddeutscher Orthopäden und Unfallchi-rurgen statt, diesmal in Kooperation mit dem BVOU. Der Unterzeichner referierte zum Thema: Chefarzt – Eine Lebensstel-lung? Des Weiteren konnten mit Herrn Prof. Marcus Siebolds aus Köln und Herrn Jens Hollmann aus Hamburg kompetente Persönlichkeiten gewonnen werden, die über die ärztliche Führungsrolle und die strukturierte Weiterbildung sprachen. Abschließend erläuterte Dr. Jörg Ansorg, Geschäftsführer des BVOU, die Eckpunk-te des gemeinsam mit dem BVOU veran-stalteten Master-Trainerprogramms, wel-ches am Nachmittag des gleichen Tages als „Schnupperkurs“ in der Dengler-Kli-nik in Baden-Baden durchgeführt wurde. Weitere Termine sind deutschlandweit geplant.

Chefarztrolle gewandelt

Eröffnet wurde die Sitzung von Prof. Karl-Dieter Heller mit dem Thema: Chefarztposition im Wandel. Es ist ab-solut unstrittig, dass sich die Chefarz-trolle in den vergangenen Jahren hin zum Medizinmanager entwickelt hat. Die Ökonomisierung der Medizin, die massiv voranschreitet und das tägliche Handeln mehr und mehr bestimmt, tut diesbezüglich ihr Übriges. Neben der fachlichen Kompetenz sind immer mehr wirtschaftliches Denken und Handeln gefragt. Auch die Motivation der Mit-arbeiter und die Patientenorientierung spielen eine wesentliche Rolle. Die op-timale fachliche Eignung des Chefarztes steht nach wie vor außer Zweifel und wird erwartet. Diese orientiert sich selbstverständlich am Versorgungsauf-trag des jeweiligen Krankenhauses. Je nach Größe der Klinik wird ein Gene-ralist oder ein Zentrumsleiter benötigt, der diverse Spezialisten und Departe-

ments koordiniert. Zudem wird eine Vielzahl an Zusatzbezeichnungen und Weiterbildungsermächtigungen meis-tens i. S. eines „omnipotenten generali-sierten Spezialisten“ gefordert. Neben ihrer fachlichen Expertise sind Chefärz-te jedoch zunehmend gehalten, wirt-schaftlich zu denken und zu handeln. Sie müssen ihre Mitarbeiter motivierend führen und auch eine optimale Patiente-norientierung mitbringen. Wenngleich betriebswirtschaftliche Kriterien in der ärztlichen Ausbildung keine Rolle spie-len, so sind diese bei der Bewerbung um eine höhere Position von hoher Bedeu-tung. Neben Führungsfertigkeiten wird gleich an Platz zwei betriebswirtschaft-liches Denken erwartet, dann erst folgen mit großem Abstand die Anforderungen an die soziale Kompetenz. Die medizi-nisch-ärztliche Qualifikation reicht der-zeit definitiv nicht mehr aus, um eine Chefarztstelle zu bekleiden. Der aktuelle und auch zukünftige Chefarzt muss Me-dizinmanager sein, um nicht seitens der Geschäftsführung dominiert zu werden. Er muss nicht nur medizinisch, sondern auch ökonomisch denken, um seine Kli-nik in Zeiten der Umstellung der Kran-kenhäuser auf mehr Marktwirtschaft und Wettbewerb adäquat zu lenken.

Ökonomische Kenntnisse

Ergreift der Chefarzt diese Chance nicht, so werden, wie vielfach schon prakti-ziert, professionelle ärztliche Geschäfts-führer dieses Feld besetzen und in Zusammenarbeit mit dem betriebswirt-schaftlichen Geschäftsführer die Rolle des Chefarztes weiter abwerten. Aus die-sem Grunde ist es unverzichtbar, über Kenntnisse der aktuellen ökonomischen Rahmenbedingungen und deren Um-setzung im eigenen Verantwortungsbe-reich zu verfügen. Der Chefarzt muss in der Lage sein, ressourcenschonende und reibungsarme Betriebsabläufe sicherzu-stellen und muss die Regeln des Zeitma-

nagements kennen. Die Entwicklungs-grade hin zu verschiedenen Formen der Departementsysteme bzw. Kollegialsys-teme müssen bekannt sein. Der koope-rative Führungsstil wird zukünftig mehr gefragt sein, als die früher etablierte Hi-erarchie. Somit müssen aktive Beiträge zur berufgruppenübergreifenden Zu-sammenarbeit geleistet werden.

Dem Druck standhalten

Der Arzt in leitender Position sollte von der Geschäftsführung die Bereitstel-lung angemessener Ressourcen und eine aktive Teilnahme an der Strategieent-wicklung fordern. Die zentralen rele-vanten Informationen zur Kosten- und Leistungssteuerung müssen ihm bereit-gestellt werden. Gerade leitende Ärzte kennen die berechtigten Erwartungen ihrer Zielgruppen und müssen die Mög-lichkeiten haben, hier entsprechend zu lenken. Als Vertreter des Verbandes Lei-tender Orthopäden und Unfallchirurgen sehen wir mehr und mehr Kollegen und Kolleginnen im Chefarztrang, die diesem ungeheuren Druck in den Kliniken nicht mehr standhalten oder nicht mehr bereit sind, sich von jugendlichen Geschäfts-führern dominieren zu lassen. Dies führt zu einer höheren Fluktuation auf der Chefarztposition. Die neuen Koopera-tionsmöglichkeiten, die dem Vertrags-arztrechtsänderungsgesetz entsprungen sind, zeigen auch dem Chefarzt, dass man mittlerweile losgelöst von der extrem stressbeladenen Position des Kliniklei-ters durchaus ein akzeptables Einkom-men erzielen kann. Somit besteht gerade für Kollegen, die sich mehr auf das Ärzt-liche konzentrieren wollen, aufgrund der Aufhebung der Sektorengrenzen die Möglichkeit, im Rahmen einer Kombina-tion aus Niederlassung und Honorararzt-tätigkeit das ärztliche Dasein zu pflegen. Im Rahmen einer Umfrage des VLOU zur aktuellen Situation leitender Ärzte in Deutschland zeigte sich, dass etwa 60

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Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016

Aus den Verbänden

Weiterbilder, Erstellung eines Kerncur-riculums, eine Lernstandsrückmeldung, Mitarbeiterjahresgespräche sowie qua-lifizierte Leistungsfeedbacks, aber auch Erweiterungselemente, wie Simulator-training, Videofeedback, Assessment-instrumente, IBM-Kurse, strukturierte Anleitprozesse, E-Learning und Balint-Training. Weiterhin erläuterte er den Be-griff Kompetenz und damit verbunden das Ausbildungskonzept zum Mastertrai-ner. Wesentliche Schritte seien hier die Einweisung in die Nutzung der Evaluati-on und die Erarbeitung einer Ist-Analyse der Weiterbildung in der eigenen Abtei-lung, die Erstellung eines Kerncurricu-lums, Erstellung einer Arbeitsanweisung, das Training der Weiterbildungsgesprä-che, Lernstandsrückmeldungen und das Testate-Training.

Kompetenzdomänen seien die Patien-tenversorgung, das medizinische Wissen, das praxisbezogene Lernen, die Kontakt- und Kommunikationsfähigkeit, die ärztli-che Professionalität und das system- und organisationsorientierte Handeln.

Feedback

Abschließend erörterte Prof. Siebolds noch einmal die Feedback-Regeln. Feed-back solle nur zu speziellem klinischem Verhalten und nur zu Entscheidungen und Handlungen gegeben werden und nicht bezüglich der eigenen Interpreta-tion der Motive klinischen Handelns des Kollegen, dem das Feedback gegeben wird. Feedback sollte immer nur in klei-nen, gut verdaulichen Portionen und in einer nicht evaluativen und verurteilen-den Sprache erfolgen. Dr. Ansorg erläuterte abschließend noch einmal ausführlich das Mastertrainer-programm. Das sehr informative und gut besuchte Forum wurde durch eine rege Diskussion abgerundet. Es gab auch einen guten Einblick in weiterführende Fortbildungskurse wie das Mastertrai-nerprogramm oder den Kurs zum Kon-fliktmanagement.

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Prof. Dr. Karl-Dieter Heller

Prozent der leitenden Ärzte bei unver-änderter Situation in ihrer Klinik in den nächsten Jahren einen Stellenwechsel für wahrscheinlich halten. Dies sollte einem doch zu denken geben.

Führungskraft als Stoßdämpfer

Im nächsten Vortrag referierte Herr Jens Hollmann zum Thema „Kompetenzradar für ärztliche Führungskräfte“. Herr Holl-mann griff das von mir initial referierte Thema noch einmal auf und berichtete über einen hohen Anpassungsdruck für Klinik und Chefärzte, nicht zuletzt durch ständige Reformen des Gesundheits-wesens, durch steigenden Kostendruck, durch erhöhte Ansprüche der Patienten, durch die zunehmende Privatisierung und durch die Änderung rechtlicher Rahmen-bedingungen. Er verglich die ärztliche Führungskraft mit einem Stoßdämpfer, da diese sich mit den Auftraggebererwar-tungen, den Mitarbeitererwartungen, Zu-weiserwartungen, ökonomischen Erwar-tungen, medizinischen Erwartungen und Erwartungen seitens ihrer eigenen Fami-lien täglich auseinandersetzen müssen. Er erläuterte, dass Führen heute bedeute, die Kompetenz zu besitzen, in sich wider-sprechenden Aspekten zu navigieren und dennoch erfolgreich handeln zu können. Auch führte er noch einmal ausführlich aus, dass medizinische Kompetenz heute alleine nicht mehr ausreiche. Als wesent-liche Aufgabenfelder sieht er neben der Strategieentwicklung und dem Einweis-ermanagement, das Ressourcenmanage-ment, die Organisationsentwicklung, das Personalmanagement und das Erlösma-nagement.

Selbstmanagement

Für seinen nachfolgenden Workshop zum Thema „Konfliktmanagement“ erläuterte er die Module: Teams entwickeln, Führen in Veränderung, Konfliktmanagement so-wie Motivation und Selbstmanagement.

Beim Selbstmanagement scheint es we-sentlich zu sein, Zeitfresser zu kennen und zu eliminieren und eine Burn-out-Prophylaxe zu betreiben bzw. zu lernen zu delegieren. Im Rahmen der Konflikt-kompetenz ist es von wesentlicher Be-deutung, Konfliktarten zu diagnostizie-ren, Modelle der Konfliktbewältigung zu beherrschen und zu deeskalieren. Bei der Teamführung ist es außerordentlich wichtig, die Gruppendynamik zu erken-

nen und zu nutzen, die Typologie in den Teams richtig einzusetzen und Teamkul-turen zu pflegen.

Das regelmäßige und erfolgreiche Führen von Mitarbeitergesprächen sei von ele-mentarer Bedeutung, um etwaige Proble-me und Demotivationen zu erkennen und darauf zu reagieren. Ein weiterer Kern-punkt seien Visualisierungs- und Bespre-chungstechniken. Außerdem müsse stets versucht werden, eine lösungsorientierte Gesprächskultur zu entwickeln und Dis-kussions- und Entscheidungsprozesse zielführend zu gestalten.

Strukturierte Weiterbildung

Im nächsten Vortrag widmete sich Herr Prof. Siebolds dem Thema der struktu-rierten Weiterbildung im 21. Jahrhundert und verglich hier Studium und Weiter-bildung. Das Studium sei ein primärer Lernort mit Praxisphasen und die Fach-arztweiterbildung ein primärer Praxi-sort mit Lernphasen. Das Problem bei der Facharztweiterbildung läge darin, die bisher im Ergebnis akzeptable Weiterbil-dung bei zunehmenden Veränderungen im Gesundheitssystem verbindlich zu ge-stalten. Die Stärken der Weiterbildung in Deutschland lägen im uneingeschränkten Zugang, in der Tatsache, dass der Facharzt als Regelverbleib diene, dass man hierü-ber früh einen Zugang zu anspruchsvol-len Verfahren hätte. Die Schwächen lägen darin, dass die internationale Forschung ignoriert werde, dass es keine spezifische Qualifikation der Weiterbildung gäbe, dass die Weiterbildungspraxis unsyste-matisch und unzuverlässig sei und dass es keine Kultur der systematischen und lernfördernden Leistungsreflexion gäbe. Die derzeitige Weiterbildungsordnung sei strukturkonservativ überfrachtet und familienfeindlich. Im Weiteren stellte er die traditionelle Weiterbildung der strukturierten Weiterbildung gegenüber und konstatierte, dass es seiner Meinung nach nur Veränderungsmöglichkeiten bei der strukturierten Weiterbildung gäbe. Die derzeitige Weiterbildung werde von Assistenten und Chefärzten extrem un-terschiedlich bewertet.

Evidenzbasierte Strukturkonzepte

Gefordert seien daher evidenzbasierte Strukturkonzepte in der Weiterbildung i. S. von Basiselementen wie eine inter-ne Qualitätssicherung, Ausbildung der

Qualität und Sicherheit

300 Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016

S T E L LU N G N A H M E

Durchführung von postoperativen Ganzbeinstandaufnahmen Zum 1. Januar 2016 wurde in die Anforderungen zur Zertifizierung von EndoProthetikZentren bzw. Endo-ProthetikZentren der Maximalversorgung die Verpflichtung zur Durchführung einer postoperativen Ganzbeinstandaufnahme aufgenommen. Dies hat eine intensive Diskussion über die Berechtigung dieser Anforderung vor dem Hintergrund der Regelungen zur rechtfertigenden Indikation ausgelöst. Die Zertifi-zierungskommission sieht sich deshalb veranlasst, die folgende Stellungnahme abzugeben.

Operationen stellen einen relevanten Ein-griff in die körperliche Unversehrtheit der Patienten dar. Aufgrund ihres Gefähr-dungspotenzials müssen unerwünschte Behandlungsergebnisse rechtzeitig er-kannt werden, um gegebenenfalls einen noch größeren Schaden von den betrof-fenen Patienten abwenden zu können. Dies gilt prinzipiell für jede – nicht nur operative – medizinische Behandlung. Der postoperative Verlauf wird durch die Erhebung klinischer Befunde und Labor-kontrollen überwacht. Nach Prothesenim-plantationen wird das erzielte Ausmaß der Gelenkbeweglichkeit erfasst und do-kumentiert. In der Regel wird eine Rönt-genkontrolle durchgeführt, um die Lage der Prothese und mögliche Schädigungen des benachbarten Knochens zu erfassen. Auch bei juristischen Auseinanderset-zungen im Zusammenhang mit medizi-nischen Behandlungen kommen diesen Kontrollen wesentliche Bedeutung zu.

Zielwerte bei der Prothesenimplantation

Über viele Jahre galt die Forderung nach einer achsengerechten Implantation von Knieprothesen als kaum in Frage gestellte Grundregel. Bei Achsabweichungen wur-den Funktionsstörungen und vorzeitige Lockerungen durch über die Norm er-höhten Polyethylenabrieb befürchtet. In jüngster Zeit und vor dem Hintergrund aktueller Veröffentlichungen ist eine Dis-kussion über den Zielwert der angestreb-ten Achsausrichtung entbrannt. In Ver-öffentlichungen konnte gezeigt werden, dass sogenannte Outlier, die außerhalb des angestrebten 0-3° Bereichs liegen, keine signifikant erhöhte Lockerungsrate aufweisen. Weiterhin konnte in einzelnen Studien gezeigt werden, dass eine milde Varusstellung nach Prothesenimplantati-on mit einem verbesserten Outcome ver-

bunden ist. Kommt jedoch zu einer ggf. angestrebten leichten Varusstellung noch eine ungewollte Abweichung von den üb-licherweise unkritischen 3° hinzu, ergibt sich dann eine Prothesenstellung, die auf lange Sicht zu Problemen im Hinblick auf die Haltbarkeit und Funktion der Prothe-se führen kann. Dies gilt auch vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion, nach der die Achsausrichtung der Prothe-se mit einer Abweichung > 3° offensicht-lich keinen dichotomen Faktor hinsicht-lich des Outcomes oder des Überlebens der Prothese darstellt. Eine besondere Herausforderung stellen extraartikuläre Fehlstellungen bei der Planung und auch der postoperativen Kontrolle von Knie-prothesenimplantationen dar.

Röntgenkontrolle nach Implantation

Die Durchführung einer Standard ap und seitlichen Aufnahme des Kniegelenks ge-hört in vielen Kliniken zum üblichen Vor-gehen. Diese Aufnahmen sind jedoch nur eingeschränkt geeignet, eine Aussage zur Erreichung der angestrebten Achsaus-richtung zu treffen. Die Durchführung einer Ganzbeinstandaufnahme hingegen ermöglicht grundsätzlich die Beurteilung der Achsausrichtung der Prothese. Dies setzt jedoch voraus, dass der Patient in der postoperativen Situation eine Stre-ckung des Kniegelenks, sowie zumindest eine Teilbelastung durchführen kann. Ist der Patient hierzu nicht in der Lage, ist die Anfertigung einer Ganzbeinstandauf-nahme selbstverständlich – zumindest zu diesem Zeitpunkt – kontraindiziert.

Klinische Konsequenz für den Patienten

An die Prothesenimplantation schlie-ßen sich klinische sowie radiologische Kontrollen der Patienten an. Ziel dieser

Nachuntersuchungen ist es, frühzeitig mögliche Komplikationen zu erkennen und somit behandeln zu können, bevor es zu einer weiterreichenden Schädigung des Gelenks bzw. des Knochens gekom-men ist. Da eine asymmetrische Belastung des Polyethylens grundsätzlich zu einem erhöhten Abrieb und damit zum vorzei-tigen Auftreten von Osteolysen bzw. einer Prothesenlockerung führen kann, sind bei Patienten mit Achsabweichungen kürzere Kontrollintervalle erforderlich als bei Pa-tienten, bei denen keine Achsabweichung nach Implantation der Prothese vorliegt.

Eine Bewertung eines Nachuntersu-chungsverfahrens hinsichtlich der Strah-lenbelastung muss daher neben der ein-maligen Belastung auch die kumulativen Effekte kürzerer oder längerer Nachun-tersuchungsintervalle berücksichtigen. So wird bei einem Patienten mit be-schwerdefreiem Zustand und postope-rativ regelrechter Achsausrichtung eine radiologische Kontrolle erst nach vielen Jahren erforderlich sein.

Auch wenn also eine festgestellte Achsab-weichung nicht in allen Fällen zu einer sofortigen Korrektur des Operationser-gebnisses führt, hat sie doch Konsequen-zen für die weitere Betreuung und Über-wachung des Patienten. Dies geht weit über den qualitätssichernden Aspekt einer Erfassung der postoperativen Er-gebnisse auch im Hinblick auf die erzielte Beinachse hinaus.

Aus praktischer Sicht ist die Durch-führung eine Ganzbeinstandaufnahme postoperativ (bei fehlender Kontraindi-kation) in Verbindung mit einer seitli-chen Aufnahme im Standardformat aus-reichend für eine umfassende Bewertung des postoperativen Ergebnisses im Hin-

301

Qualität und Sicherheit

Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016

blick auf die genannten Aspekte. Somit besteht lediglich eine höhere Strahlenbe-lastung durch die Ganzbeinstandaufnah-me im Vergleich zur ap-Standardaufnah-me bei jedoch deutlich höherer Aussage-kraft. Zudem ist die Sinnhaftigkeit von Röntgenaufnahmen mit eingeschränk-ter Aussagefähigkeit – gerade vor dem Hintergrund des Strahlenschutzes – in Zweifel zu ziehen. Dieser Argumentation folgend würde für eine Standard ap Auf-nahme postoperativ keine rechtfertigen-de Indikation bestehen.

Alternative Verfahren zu Beinachsen-bestimmung

Relevant für die Nachkontrollen der Pati-enten ist die Beurteilung der Beinachse. Das gewählte Verfahren muss geeignet sein, die Beinachse sicher beurteilen zu können. Dies ist selbstverständlich nicht an die Durchführung einer Rönt-gen-Ganzbeinstandaufnahme gebun-den. Wenn alternative Verfahren, für die wissenschaftlich eine Gleichwertigkeit hinsichtlich der Beinachsenbestimmung nachgewiesen ist, angewandt werden, sind diese Ergebnisse selbstverständlich auch verwendbar.

Dokumentation des Ergebnisses der Achsenbestimmung

Im Erhebungsbogen ist als Kriterium zur postoperativen Ganzbeinstandauf-nahme die Durchführung in 100 % der Fälle gefordert. Dies bedeutet nicht, dass die Aufnahme tatsächlich bei 100 % der Patienten durchgeführt werden muss. Bestehen – wie oben angegeben – Kon-traindikationen für die Durchführung einer solchen Röntgenaufnahme, darf diese selbstverständlich nicht durchge-führt werden. Diese Fälle sind dann im Bewertungsbogen bzw. in geeigneter Weise anzugeben. Können in einer Ein-richtung nicht alle Patienten einer Ganz-beinstandaufnahme postoperativ unter-zogen werden, muss sich die Einrichtung mit dieser Tatsache auseinandersetzen und die Gründe hierfür analysieren. Das Ergebnis dieser Analyse ist im Rahmen der Selbstbewertung im Erhebungsbogen bzw. beim Audit darzustellen.

Weiteres Vorgehen

Die Diskussion um die Durchführung der Ganzbeinaufnahme wird derzeit sehr in-tensiv geführt. Die Zertifizierungskom-

mission hat daher Kontakt zum Dach-verband aller Ärztlichen Stellen (Zentrale Erfahrungsaustausch der Ärztlichen Stel-len, ZÄS) aufgenommen und einen Dia-log mit dem Ziel einer einvernehmlichen Lösung der offenen Fragen zu diesem Thema begonnen.

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atDr. Holger Haas für die EndoCert

-sion der DGOOC

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: priv

at

Prof. Dr. Wolfram Mittelmeier

Literatur

Abdel, M. P., Oussedik, S. & Cross, M. B. Clinical

Abdel, M. P., Oussedik, S., Parratte, S. & Lustig, S. Coronal alignment in total knee replace-

-

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neutral mechanical alignment normal for all patients? The concept of constitutional

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ms in Total Knee Arthroplasty. Clinical or-

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the alignment and advantages of navigation

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Holme, T. J., Henckel, J., Hartshorn, K., Cobb, J. P. & Hart, A. J. Computed tomography scano-gram compared to long leg radiograph for determining axial knee alignment. Acta Or-

Howell, S. M., Papadopoulos, S., Kuznik, K., Gha-ly, L. R. & Hull, M. L. Does varus alignment

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Parratte, S., Pagnano, M. W., Trousdale, R. T. & --

val of modern, cemented total knee repla-

Weitere Literatur bei den Verfassern.

Für Sie gelesen

302 Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016

Besonderheiten beim geriatrischen Patienten

Der alterstraumatologische Patient ist in der Mitte der Unfallchirurgie angekommen. Nahezu die Hälf-te aller in unfallchirurgischen Versorgungskliniken behandelten Patienten sind älter als 70 Jahre. Die Alterstraumatologie hat sich daher konsequenter-weise zu einem interdisziplinären Spezialgebiet entwickelt. Neben operationstechnischen Aspekten hat sich ein radikaler Wandel in der Behandlung der Patienten, hin zu einem ganzheitlichen Be-handlungsansatz ergeben. Diesen aktuellen – state of the art – Behandlungsstandard will das Buch Al-terstraumatologie der Autoren Ruchholtz, Bücking und Schultz darstellen. Das Buch gliedert sich sehr klar in einen allgemeinen/ geriatrischen Teil und einen umfangreichen unfallchirurgischen Ab-schnitt. Im Sinne von „Pearls und Pitfalls“ finden sich für eine schnelle Referenz innerhalb der ein-zelnen Kapitel farblich unterlegte Kästen, welche als Merke, Tipp und Cave Felder klar und konden-siert die Besonderheiten beim geriatrischen Patien-ten hervorheben und zusammenfassen.

Im unfallchirurgischen Teil stellen namhafte und erfahrene Autoren praxisnah eine auf die Beson-derheiten der Verletzung beim geriatrischen Pati-enten abgestimmte Therapie dar. Neben der aktuel-len Literatur fließen in die Empfehlungen auch ope-rationstechnische Tipps und Erfahrungen der Auto-

ren ein. Anhand zum Teil neuer, spezifisch für al-ters-traumatologische Patienten entwickelte Klas-sifikation erfolgt die Darstellung der Therapie. Bei-spielhaft ist hier das Kapitel über Beckenfrakturen, welches die neue Fragilitäts-Fraktur-Klassifikation zur Therapieempfehlung verwendet. Da neben ope-rationstechnischen Feinheiten auch unfallchirurgi-schen Zusammenhänge klar vermittelt werden ist das Buch auch für die geriatrischen Partner in al-ters-traumatologischen Zentren zur Weiterbildung gut geeignet.

Die Komplexität der geriatrischen Patienten muss nicht nur operativ, sondern auch durch ein ange-passtes perioperatives Management adressiert werden. Als Basis der interdisziplinären Zusam-menarbeit muss daher der behandelnde Chirurg auch über ein geriatrisches Basiswissen – von der Antikoagulation bis zum Zentrum für Alterstrau-matologie – verfügen. Diese geriatrischen Essenti-als werden für den unfallchirurgischen Leser klar und eingängig vermittelt. Zusammenfassend haben die Autoren ein für Unfallchirurgen und Geriater uneingeschränkt zu empfehlendes Standardwerk vorgelegt, was in keiner Klinik, die alterstraumato-logische Patienten behandelt, fehlen sollte.

Prof. Dr. Ulrich Christoph Liener, Stuttgart

Zwischen Mittelalter und Moderne

Dieser Beitrag zur Geschichte der Chirurgie zwi-schen Mittelalter und Moderne befasst sich mit einer Ära, in der die Chirurgie begann, sich als ei-genständiges universitäres Fach zu emanzipieren. Akademische, überwiegend klerikale Ärzte wid-meten sich nach Konzilsbeschlüssen im Mittelal-ter nur der Inneren Medizin, der Verzicht auf chi-rurgische Praktiken war vorgeschrieben. Wäh-rend Lorenz Heister 1752 mit seiner „Wund-Art-zney“, einem der wichtigsten Werke der wissen-schaftlichen Chirurgie, anhand von Kupfertafeln „die neu erfundenen und dienlichsten Instru-mente nebst den bequemsten Handgriffen der chirurgischen Operationen und Bandagen deut-lich vorgestellt“ hat, werden hier, gestützt auf Bild- und Textquellen zweier illustrierter Hand-schriften des Ulmer Stadtmuseums, auf andere Weise konzentrierte Einblicke in den chirurgi-schen Alltag vor 1900 vermittelt. Neben den zah-lenmäßig dominierenden Porträts von Badern und Chirurgen, die nicht nur durch den klerika-len Habitus der Kleidung, sondern auch die um-rahmende Symbolik eine Verbindung herzustel-len versuchen zwischen dem Handwerk der Chir-urgen und der akademischen Welt der „Medici“, werden die Ausbildungswege und Praktiken der sogenannten „Geschworenen Meister“ sowie de-

ren Einbindung in die städtische Politik beleuch-tet. Bis ins 18.Jahrhundert hatten sie die Ent-wicklung ihrer Zunft maßgeblich gestaltet. In den Texteinträgen des „Geschworenen-Büchleins“ spielten Einschätzungen der entstehenden Kos-ten und die Fragen der richtigen Behandlung eine wesentliche Rolle. Als frühe Bewertungsinstituti-on drängt sich damit eine Parallele zum heutigen Gemeinsamen Bundesausschuss (GBA) und das ihm zuarbeitende Institut für Qualität und Wirt-schaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) ge-radezu auf. Diese sorgfältig recherchierte Publi-kation (Anmerkungen und Literaturangaben um-fassen ein Viertel der Gesamtseitenzahl) ist nicht zuletzt auch in diesem Kontext eine Fundgrube für an der Chirurgiehistorie besonders Interes-sierte.

Prof. Dr. Hartwig Bauer

WEITERE INFORMATIONENDas Buch „Chirurgen und Chirurgiepraktiken. Wundärz-te als Reichsstadtbürger“ ist zum Preis von 39,00 Euro inkl. MwSt. und Versand über die Geschäftsstelle der DGU zu beziehen. Bestellungen per Mail unter:

Benjamin Bücking, Ralf-Joachim Schulz (Hrsg.)Alterstraumatologie.Georg Thieme Verlag, 2016Preis: 149,99 Euro

Annemarie KinzelbachChirurgen und Chirurgie-PraktikenWundärzte als Reichs-stadtbürgerDonata Verlag Kinzel-bach 2015Preis: 39 Euro

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Für Sie gelesen

Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016

Die Nerven behalten

Auf der peripheren Neurochirurgie basierend, er-schließt dieses Werk erstmals in umfassender Darstellung vorwiegend die Traumatologie, dane-ben auch die Tumorerkrankungen sowie die Kom-pressionssyndrome des Nervensystems und wen-det sich insbesondere an die Unfallchirurgie und Handchirurgie sowie die Orthopädie, die gesamt-haft die Plastische und Wiederherstellungschirur-gie bilden. Zu diesen Disziplinen stellt die neuro-logisch-neurochirurgische Läsion keinen isolier-ten Therapieanspruch, sondern ist eine essentielle Mitverletzung des betroffenen Organsystems, des-sen Behandlung ein altes chirurgisches Anliegen ist. Die stetige Neu- und Weiterentwicklung der neurologisch diagnostischen Verfahren, unver-zichtbare Voraussetzung jedes erfolgreichen Ein-griffs, und die erweiterten operativen Techniken

ermöglichen heute beeindruckende Wiederher-stellungsergebnisse. Die Autoren haben es ver-standen, die Erkenntnisse aus allen beteiligten Fachgebieten zusammenzuführen und damit Handlungsvorgaben zu entwickeln, nicht zuletzt auch das Übersehen der Mietverletzung zu ver-meiden und gegebenenfalls Hinweise zur recht-zeitigen (!) Abgabe an eine spezialisierte Behand-lungseinrichtung zu vermitteln. Die weiteren Ka-pitel stellen gleichzeitig eine weitgreifende Infor-mation über Plexusverletzungen, Nerventumoren und sekundäre Wiederherstellungseingriffe sowie die Rehabilitation nach Nervenläsionen. Der Wert dieses lehrreichen Buches ist schwerlich zu über-schätzen!

Prof. Dr. Jürgen Probst, Murnau

Ein Gelenk – ein Referenzwerk

In dieser Neuerscheinung widmet man sich profund dem komplexen Gebiet der Azetabulumfrakturen. Grundlagen des Buches bilden anatomische Studien, durchgeführt an und unterstützt durch die Universi-tät Graz, sowie ein großer Fundus der gängigen Lite-ratur. Die Auflistung aller topographisch relevanten Strukturen ist klar gegliedert und vollständig, illust-rativ sind hier jedoch, abgesehen von einigen unstrit-tig sehr schönen anatomischen Präparaten, sicher noch nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft. In die-sem Gesichtspunkt erlebt das Buch eine kontinuierli-che Elevation von der Darstellung biomechanisch re-levanter Aspekte, über die radiographische Diagnos-tik bis hin zu eindrucksvoll dargestellten und didak-tisch hilfreich aufgeschlüsselten Versorgungsemp-fehlungen der einzelnen Frakturtypen. Insbesondere die Präparieranleitungen dienen auch weniger erfah-renen Chirurgen hervorragend zur Orientierung und Vorbereitung auf entsprechende Eingriffe.

Im Zentrum des Buches werden die Kapitel nach Frakturtypen der etablierten Klassifikation von Le-

tournel unterteilt, wodurch eine rasche Sichtung, auch im klinischen Alltag, möglich wird. Dabei wer-den auch den geänderten Frakturtypen geschulde-te neue Implantate sowie hilfreiche moderne Inst-rumentarien behandelt.

Die einleitende Darlegung gängiger Klassifikatio-nen erfolgt ausführlich und strukturiert.

Epidemiologische Daten werden durch eigene der Autoren ergänzt. Die Komplettierung gelingt mit der Abhandlung relevanter Begleitthemen wie bei-spielsweise Altersfrakturen, kindlicher Frakturen sowie heterotoper Ossifikationen.

Dieses Buch stellt zweifelsohne ein weitgehend vollständiges Kompendium zu dieser seltenen Ver-letzungsform dar und ist sowohl für die Bibliothek des Erfahrenen, als auch für den angehenden Be-ckenchirurgen eine wahre Bereicherung.

Dr. med. univ. A. Trulson, Tübingen

Thomas Kretschmer, Gregor Antoniadis, Hans Assmus (Hrsg.)NervenchirurgieTrauma Tumor Kom-pressionSpringer-Verlag, Berlin Heidelberg, 2014Preis: 199 Euro

A. Gänsslen, M. Müller, M. Nerlich (Hrsg.)AzetabulumsfrakturenGeorg Thieme, Stuttgart New York, 2015Preis: 349,99 Euro

Service / Fort- und Weiterbildung

Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016304

1 BVOU-Mitglieder, 2 Nichtmitglieder

Kursangebote der Akademie Deutscher Orthopäden (ADO)

Liebe Mitglieder und Interessenten, nach-folgend eine umfangreiche Kursauswahl. Für weitere Informationen sprechen Sie uns bitte gern an unter 030 797 444-59 oder schreiben Sie uns eine E-Mail an [email protected]. Bitte verwenden Sie für

die Anmeldung zu unseren Veranstaltungen bevorzugt unser Online-Anmeldeformular unter www.bvou.net/ado.Als Veranstalter sind wir bei der Zertifi-zierung Ihrer Fortbildungskurse über die jeweilige Landesärztekammer sowie bei der

Veröffentlichung über unsere Medien gern behilflich.

Änderungen vorbehalten.

Facharztvorbereitungs-Refresherkurs Berlin 21. FAB 2016

Die Akademie Deutscher Orthopäden und die Firma Ottobock vergeben zwei Stipendien für den Facharztvorbereitungskurs für Orthopädie und Unfallchirurgie (FAB). Interessenten sind aufgerufen ihre Bewerbung hierfür mit Lebenslauf unter Angabe von Zusatzqualifikationen bis einschließlich 21.09.2016 (21. FAB) in elektronischer Form an [email protected] zu richten.

Ort Kursthema Termin Leitung Info / Anmeldung Gebühr Punkte

Berlin 21. Facharzt vorbereitungs-kurs

21.11.–26.11.2016 Dr. med. Thilo John, Prof. Dr. Michael Wich, PD Dr. Stephan Tohtz

Akademie Deutscher Orthopäden Tel. 030. 797 444-59 Mail: [email protected] www.bvou.net/ado

590 € 1 790 € 2

ca. 47

Rheuma-Zertifizierungskursreihe I / II / III in 2016

Ort Kursthema Termin Leitung Info / Anmeldung Gebühr Punkte

Frankfurt am Main

Kurs II Frühbehandlung rheumatischer Erkrankungen

24.09.2016 Dr. med. Uwe Schwokowski

Akademie Deutscher Orthopäden Tel. 030. 797 444-59 Mail: [email protected] www.bvou.net/ado

Kurs I: 125 € 1 150 € 2 Kurs II 150 € 1 175 € 2 Kurs III 200 € 1 250 € 2

6

Berlin (DKOU) Kurs I Früharthritis in Orthopädischer Hand- Früherkennung rheuma-tischer Erkrankungen

27.10.2016 6

Berlin (DKOU) Kurs III Behandlung weiterer rheumatischer Erkrankun-gen

28.–29.10.2016 16

Super Rheuma Refresherkurs

Ort Kursthema Termin Leitung Info / Anmeldung Gebühr Punkte

Berlin Update in der orthopä-dischen Rheumatologie Ergänzung zu der Rheuma-Zertifizierungskursreihe I / II / III

16.–17.09.2016 Dr. med. U. Schwokowski

Akademie Deutscher Orthopäden Tel. 030. 797 444-59 Mail:[email protected] www.bvou.net/ado.

250 € 1 350 € 2

n.n. CME12 ADO Zusatz-punkte (für RhefO)

Rheuma Refresherkurse

Ort Kursthema Termin Leitung Info / Anmeldung Gebühr Punkte

Berlin (DKOU)

Auffrischung der Rheuma-Zertifizierungskurs reihe I / II / III

26.10.2016 Dr. med. Uwe Schwokowski

Akademie Deutscher Orthopäden Tel. 030. 797 444-59 Mail: [email protected] www.bvou.net/ado

48 € 158 € 2

4 ADO Zusatz-punkte (für RhefO) + ca. 3 CME- Punkte

305

Service / Fort- und Weiterbildung

Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016

1 BVOU-Mitglieder, 2 Nichtmitglieder

Manuelle Medizin Basiskurs

Ort Kursthema Termin Leitung Info / Anmeldung Gebühr Punkte

Berlin Basiskurs Manuelle Medizin - Im Rahmen der Weiterbildung zum Orthopäden / Unfallchirurgen

11.-12.11.2016 Reinhard Deinfelder Sergej Thiele

Akademie Deutscher Orthopäden Tel. 030. 797 444-59 Mail: [email protected] www.bvou.net/ado

160 € 1 240 € 2

n.n.

Kinesio-Logic-Taping Kurse 2016

Diese Kursreihe ist in zwei Module aufgebaut, Obere- und Untere Extremitäten und auch für Arzthelferinnen geeignet.

Ort Kursthema Termin Leitung Info / Anmeldung Gebühr Punkte

Taping-Crashkurs (nur Ärzte) Akademie Deutscher Orthopäden Tel. 030. 797 444-59 Mail: [email protected]/ado

190 € 1 230 € 2

Crashkurs 120 €

Berlin (DKOU) Obere & untere Extremität, Wirbelsäule

25.10.2016 Renè Badstüber, I. Geuenich

n. n.

Tapingkurs 1 (Obere Extremitäten)

Berlin Taping Teil 1 Obere Extremitäten & HWS

09.–10.09.2016 Renè Badstüber, I. Geuenich

16

Tapingkurs 2 (Untere Extremitäten) (Teil I erforderlich)

Berlin Taping Teil 2 Untere Extremitäten & LWS/BWS

07.–08.10.2016 Renè Badstüber, I. Geuenich

16

Medizinische Krisenkommunikation

Ort Kursthema Termin Leitung Info / Anmeldung Gebühr Punkte

Berlin Medizinische Krisenkommu-ni kation aus juristischer Sicht und medialer Perspektive

08.09.2016 Dr. Jörg HebererHolger Münsinger

Akademie Deutscher Orthopäden Tel. 030. 797 444-59 Mail: [email protected]/ado

200 € 1 400 € 2

n. n.

6. Kindertraumatologie Kurs für den D-Arzt in Berlin 2016

Ort Kursthema Termin Leitung Info / Anmeldung Gebühr Punkte

Berlin Kindertraumatologie 09.12.2016 Prof. Dr. med. Ekkernkamp Prof. Dr. med. Wich Prof. Dr. med. Barthlen

Akademie Deutscher Orthopäden Tel. 030. 797 444-59 Mail: [email protected]/ado

190 € 1 240 € 2

ca. 11

Service / Fort- und Weiterbildung

Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016306

1 BVOU-Mitglieder, 2 Nichtmitglieder, 3 BVOU/DGOU/DGOOC-Mitglieder, 4 BVOU-/VLOU-Mitglieder, 5 DIGEST-Mitglieder

DKOU 2016- Kursangebote

Ort Kursthema Termin Leitung Info / Anmeldung Gebühr Punkte

Berlin K-Logic-Taping-Crashkurs 25.10.2016 Ingo Geuenich Akademie Deutscher Orthopäden Tel. 030. 797 444-59 Mail: [email protected]/ado

120 € n.n.

Rheuma-Refresherkurs 26.10.2016 Dr. Schwokowski 48 € 158 € 2

n.n.

Manuelle Medizin - Refresher

26.10.2016 Reinhard Deinfelder 48 € 158 € 2

n.n.

Refresher Sonografie Säuglingshüfte

27.10.2016 Dr. Susanne Fröhlich 48 € 158 € 2

n.n.

Untersuchungs- & Injektionstechniken an der oberen Extremität

27.10.2016 Dr. de Jager 48 € 158 € 2

n.n.

Orthopädische Rheumatologie Zertifizierungskurs I

27.10.2016 Dr. Schwokowski 125 € 1150 € 2

6

Extrakorporale Stoßwellen (Sinfomed)

27.10.2016 Dr. Hansen 125 € n.n.

NEU! Psychosomatische Grundversorgung

27.10.2016 Prof. Dr. Schiltenwolf Dr. Peschel

80 € 1180 € 2

n.n.

Kompaktkurs: Muskelfunktionsdiagnostik und Biofeedback mit Oberflächen EMG

28.10.2016 Dr. Meichsner 125 € inkl. Kurs-unterlagen und Verpflegung

n.n.

DIGEST Fachkunde ESWT Modul 1

28.10.2016 Dr. Gerdesmeyer Dr. Ringeisen

290 € 5310 € 1330 € 2

11

Fit für die ärztliche Führungsrolle WS I: Schnupperkurs Mastertrainer in O & U

28.10.2016 Prof. Dr. Siebolds 100 € 1200 € 2

Fit für die ärztliche Führungsrolle WS II: Update Konfliktmanagement

28.10.2016 Jens Hollmann 100 € 1200 € 2

Orthopädische Rheumatologie Zertifizierungskurs III

28.-29.10.2016 Dr. Schwokowski 200 € 1250 € 2

16

3D/4D Wirbelsäulenvermessung

29.10.2016 Dr. Jahn 150 € 1250 € 2

9

DIGEST Fachkunde ESWT Modul 6

29.10.2016 Dr. Schaden Dr. Ringeisen

290 € 5310 € 1330 € 2

11

Röntgen UpDate Strahlenschutz

29.10.2016 Dr. Abt Dr. Banzer Dr. Neumann

130 € 1150 € 2

8

307

Service / Fort- und Weiterbildung

Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016

ADO Kooperationen

3D/4D - Wirbelsäulenvermessung und 4D - motion Kurs Termine 2016

3D/4D - Messverfahren ist ein zusätzlicher diagnostischer Baustein bei der Patientenuntersuchung, komplimentiert wird dies durch das neue Seminar der dynamischen Wirbelsäulenvermessung 4D-motion.

Ort Kursthema Termin Leitung Info / Anmeldung Gebühr Punkte

München 3D/4D Wirbelsäulenvermessung

16.07.2016 Dr. Holger Jahn Akademie Deutscher Orthopäden Tel. 030. 797 444-59 Mail: [email protected]/ado

150 € 1200 € 2

Fulda 4D-motion Kurs 10.09.2016 150 € 1200 € 2

Berlin (DKOU) 3D/4D Wirbelsäulenvermessung

29.10.2016 150 € 1200 € 2

Muskelfunktionsdiagnostik und Biofeedack mit Oberflächen EMG

Einführung in die neuromuskuläre Funktionsanalyse mit Oberflächen EMG, EMG-Diagnostik orthopädischer und sportmed. Indikationen, Biofeedbackgestützte Therapie, Umsetzung in der Praxis.

Ort Kursthema Termin Leitung Info / Anmeldung Gebühr Punkte

Berlin (DKOU) Kompaktkurs: Muskelfunktionsdiagnostik und Biofeedback mit Oberflächen-EMG

28.10.2016 Dr. Maximilian Meichsner

Akademie Deutscher Orthopäden Tel. 030. 797 444-59 Mail: [email protected]/ado

125 € inkl. Kurs-unterlagen und Verpflegung

n. n.

GHBF Haltungs- und Bewegungsdiagnostik Termine 2016

Grundlagen der Propriorezeption, Bewegungssteuerung, Haltungsanalyse, Craniomandibuläres System, binokularer Sehakt, vestibuläres System, senso-motorische, propriorezeptive Einlagen, statodynamische Messsysteme: Wirbelsäulenvermessung, EMG, Ganganalyse, Balancetests, etc.

Ort Kursthema Termin Leitung Info / Anmeldung Gebühr Punkte

Grassau Kompaktkurs 09.–11.09.2016 Dr. G. PfaffProf. W. Laube

GHBF e.V. Haimhauserstr. 1

455 € GHBF-Mit-

25

18.–20.11.2016

1 BVOU-Mitglieder, 2 Nichtmitglieder

Service / Fort- und Weiterbildung

Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016308

Arbeitsgemeinschaft Endoprothetik Termine 2016

Ort Kursthema Termin Leitung Info / Anmeldung Gebühr Punkte

Heidelberg AE-ComenGen-OP-Personalkurs

01.–02.07.16 auf Anfrage Jelena BindemannProjektleiterin VeranstaltungenArbeitsgemeinschaft EndoprothetikDienstleistungs GmbHKongressorganisationOltmannsstraße 5, 79100 FreiburgTel 0761 / 45 64 76 66Fax 0761 / 45 64 76 [email protected]

auf Anfrage auf Anfrage

Berlin AE-Kurs für Schulterchirurgie

07.–08.07.16

Frankfurt AE-Masterkurs Hüfte 08.–09.07.16

Berlin AE-Masterkurs Knie 14.–15.07.16

Kassel AE-Kompaktkurs Infekt und Zement

26.08.2016

Köln AE-Kurs Knie 02.–03.09.16

Hamburg AE-Tutorial Endoprothetik des Hüftgelenkes

08.–10.09.16

Berlin AE-Masterkurs Hüfte 16.–17.09.16

Berlin AE-Masterkurs Knie 30.09.–01.10.16

Hamburg AE-Kurs Teilgelenkersatz Knie

07.10.2016

Köln AE-Masterkurs Hüfte 07.–08.10.16

Berlin AE-Kompaktkurs Zement u. -iertechnik

12.10.2016

Berlin AE-Kurs Komplexe Revisionseingriffe in der Knieendoprothetik

13.–14.10.16

Bern AE-Kurs Hüftchirurgie 11.–12.11.16

Ofterschwang AE-Kurs und AE-Masterkurs Knie

17.–19.11.16

Hannover AE-Kompaktkurs Periprothetische Frakturen

25.11.2016

Tirschenreuth AE-Kompaktkurs Zementiertechn./Perip.Inf.

25.–26.11.16

Tirschenreuth AE-ComGen-OP-Personalkurs

25.–26.11.16

Berlin 18. AE-Kongress 09.–10.12.16

Initiative 93 Technische Orthopädie 2016

Ort Kursthema Termin Leitung Info / Anmeldung Gebühr Punkte

Bayreuth Modul 3 und 4 Orthetik, Rollstuhlversorgung, Neuroorthopädie, Querschnittläsion

16.–18.09.2016 Priv.-Doz. Dr. R. Abel Tel. (0 54 24) 220-1 00 Fax (0 54 24) 2 20-4 44 [email protected] Klinik Münsterland Sekretariat Prof. Dr. med. B. GreitemannInitiative 93, Auf der Stöwwe 11 49214 Bad Rothenfelde

Mitglieder DGOU und BVOU sowie Ärzte in Weiter-bildung: 300 €400 € 2

n.n.

Innsbruck (Österreich)

Modul 6 Spezielle Amputationschirurgie

23.–24.09.2016 Dr. Landauer n.n.

Dortmund Modul 5 Refresher + Prüfung

25.–26.11.2016 Prof. Dr. Greitemann Herr Kokegei

n.n.

1 BVOU-Mitglieder, 2 Nichtmitglieder

309

Service / Fort- und Weiterbildung

Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016

MRT Kurse Erlangen 2016 / 2017

Kernspintomographie in der Orthopädie und Unfallchirurgie

Ort Kursthema Termin Leitung Info / Anmeldung Gebühr Punkte

Erlangen Kurs 1 Obere Extremität 30.09.–01.10.16 Dr. Axel Goldmann Orthopädie Centrum Erlangen, Dr. Axel Goldmann, z. Hd. Frau Barnickel, Nägelsbachstr. 49a, 91052 Erlangen, Tel. 09131 - 7190 - 51, Email: goldmann@ orthopaeden.comwww.orthopaeden.com

Pro Kurs: 320 €

pro Kurs: 17

Kurs 2 Wirbelsäule 11.–12.11.16

Kurs 3 Untere Extremität 16.–17.12.16

Kurs 4 Weichteil Knochen Gelenke

13.–14.01.17

Berlin MRT-Refresher-Kurs 10.–11.02.17

MRT Kursreihe Stuttgart 2016 / 2017

Kernspintomographie in der Orthopädie und Unfallchirurgie

Ort Kursthema Termin Leitung Info / Anmeldung Gebühr Punkte

Stuttgart Kurs 3 Untere Extremität 23.–24.09.16 Dr. med. Frieder Mauch

Sportklinik Stuttgart,Dr. med. Frieder MauchSekretariat Frau SchneiderTaubenheimstr. 870372 StuttgartTel.: 0711/5535-111Fax: 0711/5535-188schneider.bettina@ sportklinik-stuttgart.dewww.sportklinik- stuttgart.de

Pro Kurs: 320 €

pro Kurs: 16

Kurs 4 Differentialdiagnose in der MRT

14.–15.10.16

Berlin MRT-Refresher-Kurs 10.–11.02.17

D.A.F. Kurse 2016 (Deutsche Assoziation für Fuß und Sprunggelenk e.V.)

DAF Zertifikat Fußchirurgiekurse

Ort Kursthema Termin Leitung Info / Anmeldung Gebühr Punkte

Münster VII - Operationskurs Traumatologie

12.–13.08.2016 S. Ochman Kongress- u. Messebüro Lentzsch GmbHGartenstr. 2961352 Bad HomburgTel. 06172/ 6796-0Fax. 06172/ [email protected]

siehe Homepage www.fuß-chirurgie.de

n. n.

Greifswald II - Operationskurs Vorfußchirurgie

16.–17.09.2016 J. Lange

Hannover IV - Operationskurs Sehnenchirurgie

23.–24.09.2016 C. Stukenborg-Colsman

Augsburg V - Operationskurs Rheumafuß

07.–08.10.2016 H. Waizy

Stuttgart II - Operationskurs Vorfußchirurgie

11.–12.11.2016 M. Gabel U. Gronwald

München VI - Workshop Kinderfuß 18.–19.11.2016 J. Hamel

Augsburg IV - Operationskurs Sehnenchirurgie

25.–26.11.2016 M. Jordan

AGR-Fernlehrgang „Von der Verhaltens- zur Verhältnisprävention“

Sie erhalten über 3 Monate in einem Fernlehrgang die Zusatzqualifikationen „Referent für rückengerechte Verhältnisprävention“

Ort Kursthema Termin Leitung Info / Anmeldung Gebühr Punkte

Fernlehrgang Zusatzqualifikation jeden 1. eines Monats

AGR e. V. Aktion Gesunder Rücken e. V., Tel. 04284/ 92 69 990, Fax: 04284/ 92 69 991, [email protected], www.agr-ev.de

295 € 3 47

1 BVOU-Mitglieder, 2 Nichtmitglieder, 3 BVOU/DGOU/DGOOC-Mitglieder,

Service / Fort- und Weiterbildung

Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016310

DGMSM Kurse Manuelle Medizin e.V. 2016

Ort Kursthema Termin Leitung Info / Anmeldung Gebühr Punkte

Bad Füssing Weiterbildung Manuelle Medzin „GK1 (Grundkurs 1)“

20.07.–24.07.2016 Dr. Matthias Psczolla Deutsche Gesellschaft für Muskuloskelettale Medizin (DGMSM) e.V. – Akademie Boppard [email protected]. 06742/8001-0www.dgmsm.de

Gebühren auf Anfrage unter www.dgmsm.de

40

Boppard 24.08.-28.08.2016 49

Boppard 02.11.-06.11.2016 49

VFOS Kursreihe „Sonographiekurs des Stütz- und Bewegungsapparates“ 2016

Ort Kursthema Termin Leitung Info / Anmeldung Gebühr Punkte

München Abschlusskurs 19.-20.11.2016 Dr. Löffler Dr. Krüger-Franke Dr. Kugler Dr. Scholz Dr. Schöllkopf

MVZ am Nordbad Schleißheimer Str. 130 Mail: [email protected] www.vfos.info Tel. 01523/ 8476601 Fax. 089/ 1233 052

Grundkurs 380 € Aufbaukurs 380 € Abschlusskurs 280 € Refresherkurs 170 €

30

Ultraschallkurse Bewegungsorgane 2016 und 2017

Sonografiekurse gemäß aktuellster §6 KBV- Richtlinien und zertifiziert von DEGUM, DGOOC, HÄK, BLÄK

Ort Kursthema Termin Leitung Info / Anmeldung Gebühr Punkte

Hamburg Grundkurs Bewegungsorgane (BI)

09.–11.09.2016 Dr. A. Betthäuser Sonografiesekretariat des ZentrumsFrau. A. HabermannBismarckstrasse 10, 24837 SchleswigTel. 01605609476 Fax: 04621/3017880E-Mail: sono-kurse@ t-online.de Internet: www.schulter-zentrum.com

auf Anfrage 31

Aufbaukurs Bewegungsorgane (BII)

04.–06.11.2016 31

Grund- und Aufbaukurs Säuglingshüfte (SI/II)

27.–29.01.2017 42

Abschlußkurs Bewegungsorgane (BIII)

19.–20.08.2017 21

Grundkurs Bewegungs-organe (BI)

08.–10.09.2017 31

Abschlußkurs Säuglingshüfte (SIII)

14.-15.10.2016 16

Aufbaukurs Bewegungs-organe (BII)

03.–05.11.2017 31

Tegernsee/ Bayern

Kurswoche Grund- und Aufbaukurs Bewegungsorgane (BI mit BII)

26.02.–03.03.2017 52

BASIC-Kurs & MASTER-Kurs „Die extrakorporale Stosswellentherapie in Theorie und Praxis“

Ort Kursthema Termin Leitung Info / Anmeldung Gebühr Punkte

Köln MASTER-Kurs Best practice & trigger

02.07.2016 Prof. Dr. med. Markus MaierDr. med. Wolfram ReisnerMichael Düsmann

SWISS DOLORCLAST ACADEMYPostfach 123621207 SeevetalTel: 04105/584584Fax: 04105/690392E-Mail: [email protected]

MASTER-Kurse Für Interessenten 299 €Für EMS Kunden 199 €

BASIC-KursFür Interessenten 149 €Für EMS Kunden 99 €

auf Anfrage

Dresden MASTER-Kurs Classic 03.09.2016

Hamburg BASIC-Kurs 14.09.2016

Frankfurt MASTER-Kurs Best practice & trigger

24.09.2016

Köln BASIC-Kurs 05.10.2016

Berlin MASTER-Kurs Classic 28.10.2016

Zürich/Schweiz MASTER-Kurs Classic 05.11.2016

Karlsruhe MASTER-Kurs Best practice & trigger

12.11.2016

München BASIC-Kurs 23.11.2016

311

Service / Fort- und Weiterbildung

Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016

Kompaktkurs Kinderorthopädie 2016

Ort Kursthema Termin Leitung Info / Anmeldung Gebühr Punkte

Würzburg Kompaktkurs Kinderorthopädie

22.–25.11.2016 Prof. Dr. Krauspe Prof. Dr. Parsch Prof. Dr. Wirth

Kongress- und MesseBüro Lentzsch GmbH Gartenstraße 29, 61352 Bad Homburg Tel.: +49 (0) 6172-6796-0 Fax: +49 (0) 6172-6796-26 E-Mail: [email protected] www.kmb-lentzsch.de ODER www.kinderortho-paedie.org

auf Anfrage auf Anfrage

Zertifikat Kinderorthopädie 2016/2017

Ort Kursthema Termin Leitung Info / Anmeldung Gebühr Punkte

Aschau i. Chiemgau

5. Neuroorthopädie, Orthetik

16.-17.09.2016 Dr. Behrens PD Dr. Ganger Prof. Dr. Hasler Prof. Dr. Meurer Prof. Dr. Rödl Prof. Dr. Westhoff Prof. Dr. Wirth

Kongress- und MesseBüro Lentzsch GmbH Gartenstraße 29, 61352 Bad Homburg Tel.: +49 (0) 6172-6796-0 Fax: +49 (0) 6172-6796-26 E-Mail: [email protected] www.kmb-lentzsch.de ODER www.kinderortho-paedie.org

Kursgebühren pro Kurs VKO-Mitglieder: 400 € 440 € 2

auf Anfrage

Sankt Augustin 8. Wirbelsäule 04.-05.11.2016

3. Obere Extremität, Trauma Gesamt

auf Anfrage

4. Tumoren, Infektionen, Rheuma

auf Anfrage

6. Untere Extremität (Achsen, BLD, Fehlbildungen)

auf Anfrage

7. Knie, Syndrome, Stoffwechselerkrankungen, Prophylaxe

auf Anfrage

1 BVOU-Mitglieder, 2 Nichtmitglieder

Service / Fort- und Weiterbildung

Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016312

Kursangebote der AUC – Akademie der Unfallchirurgie GmbH

AUC – Akademie der Unfallchirurgie GmbHGeschäftsstelle Fort- und WeiterbildungWilhelm-Hale-Straße 46b80639 MünchenTelefon: +49–89-8905376–25Fax: +49–89-8905376–22

Weitere Informationen und Kursan-meldungen sind online möglich unter: www.auc-kursportal.de

AUC 2016- Kursangebote

Ort Kongress/Kurs Termin InfoJuni

Seeheim-Jugenheim IC-Kurs by DGOU and Lufthansa Flight Training – ICC1 10./11.06.2016 www.ic-kurs.de

Seeheim-Jugenheim IC-Kurs by DGOU and Lufthansa Flight Training – ICC3 17./18.06.2016 www.ic-kurs.de

Juli

Leipzig ATLS-Providerkurs 22./23.07.2016 www.atls-kurs.de

August

Seeheim-Jugenheim IC-Kurs by DGOU and Lufthansa Flight Training – ICC1 19./20.08.2016 www.ic-kurs.de

September

Bamberg Fit After Eight – Doppelmodul 3+4Gelenkerkrankungen, Schwerpunkt Arthrose, Weichteilschaden, Wunde, Gelenkverletzungen

21.-24.09.2016 www.fae-kurs.de

Service/Preise

314 Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016

„Heinz-Mittelmeier-Forschungspreis“ für Anwendungen von keramischen Implantaten in der Endoprothetik der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie e. V. (DGOOC) – gestiftet von der Firma CeramTec GmbH

Preisausschreibung für das Jahr 2016

Die Deutsche Gesellschaft für Orthopä-die und Orthopädische Chirurgie e. V. (DGOOC) verleiht im Zusammenwirken mit der CeramTec GmbH jährlich den mit

5.000 Euro

dotierten Forschungspreis (bis 2003 ehemals BIOLOX®-Preis).

Der Forschungspreis wird an junge Medi ziner, Ingenieure oder Wissen-schaftler bis 40 Jahre für hervorragende Forschungs- und Entwicklungsarbeiten auf dem Gebiet der Biokeramik und Ver-schleißproblematik bei Endoprothesen

und in Verbindung mit klinischen Ergeb-nissen keramischer Implantate vergeben.

Die Arbeit kann in einer wissenschaft-lichen Fachzeitschrift oder bereits in Buchform veröffentlicht sein. Auch unveröffentlichte Manuskripte, deren Publikation beabsichtigt ist oder bereits eingeleitet wurde, werden angenommen. Gleichfalls werden Diplomarbeiten, Dis-sertationen und Habilitationen akzep-tiert. Ausgenommen sind lediglich Arbei-ten, die bereits mit einem vergleichbaren Preis ausgezeichnet wurden.

Die Auswahl des Preisträgers erfolgt durch eine Jury der DGOOC. Der For-schungspreis des Jahres 2016 wird an-lässlich des gemeinsamen Kongresses

der Deutschen Gesellschaft für Ortho-pädie und Orthopädische Chirurgie e. V. (DGOOC), der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie e. V. (DGU) und des Be-rufsverbandes der Fachärzte für Orthopä-die und Unfallchirurgie e. V. (BVOU) vom 25.–28. Oktober 2016 in Berlin vergeben.

Zur Teilnahme ist die Arbeit in englischer oder deutscher Sprache bis zum 31. Juli 2016 mit einer entsprechenden Erklärung, dass die Arbeit mit noch keinem vergleich-baren Preis ausgezeichnet wurde, aus-schließlich per Mail einzureichen an:

Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie e. V.

E-Mail: [email protected]

315

Service/Preise

Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016

Die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopä-

dische Chirurgie (DGOOC) schreibt den mit

dotierten Themistocles-Gluck-Preis für Endoprothetik für

das Jahr 2016 aus.

Einreichungsschluss ist der 31. Juli 2016.

Für den Preis können Arbeiten eingereicht werden, die

Innovationen in der Endoprothetik beschreiben. Er kann

für diagnostische oder anwendungstechnische Ideen

vergeben werden. Die Preisarbeit kann in dem der Ver-

leihung vorangehenden Kalenderjahr in einer wissen-

schaftlichen Zeitschrift oder in Buchform veröffentlicht

sein. Auch publikationsreife Manuskripte können ange-

nommen werden.

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andere Preisauszeichnung eingereicht wurden, können

nicht angenommen werden. Eine schriftliche Bestäti-

gung ist der Bewerbung beizulegen.

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cles-Gluck-Preis für Endoprothetik der Deutschen Ge-

sellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie,

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men bzw. sollte die Arbeit bereits veröffentlicht sein,

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316 Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016

OU Medizin & Markt Neues und Informatives aus der Pharmaindustrie und Medizintechnik.Ein Service des Georg Thieme Verlags.

Die nachfolgende Rubrik erscheint außerhalb der Verantwortung der Herausgeber und der Schriftleitung. Die Inhalte spiegeln nicht zwangsläufig die Meinung der Verbände und Gesellschaften wider. Sie sind von den Firmen zur Verfügung gestellt und alle Angaben sind ohne Gewähr.

Osteoporose: Knochendichte unter Denosumab deutlich höher

Im hohen Alter überwiegt der Verlust der kortikalen Knochenmas-se. Dies korreliert mit der steigenden Inzidenz von Hüftfrakturen. „Nach einer ersten Fragilitätsfraktur ist das Risiko mehrfach erhöht, weitere Frakturen zu erleiden – dies ist mit erhöhter Morbidität und Mortalität verbunden“, erklärte Prof. Eric Hesse, Hamburg, im Rahmen des Osteologie-Kongresses 20161. In Deutschland werden jedoch die meisten Osteoporosepatienten mit Fraktur nicht kausal behandelt. Das koordinatorbasierte Modell Fracture Liaison Services (FLS) ist in den Augen von Hesse ein neuer Ansatz, diese gezielt so-wie langfristig zu versorgen.

Prof. Christopher Niedhard, Heinsberg, merkte an, dass bei der Langzeittherapie mit Bisphosphonaten kein Vorteil festgestellt werden konnte. Dagegen liegen zu Denosumab2 die aktuellen 10-Jahresdaten der FREEDOM-Extensionsstudie vor, in der der voll-humane, monoklonale Antikörper einen anhaltenden Anstieg der Knochendichte bewirkte: Der kumulative Anstieg betrug in der über 10 Jahre kontinuierlich behandelten Gruppe 21,6 % (Lendenwirbel-säule: LWS) bzw. 9,1 % (Gesamthüfte). In der Cross-over-Gruppe lag die Zunahme nach 7 Jahren Behandlung mit Denosumab bei 16,3 % (LWS) bzw. 7,3 % (Gesamthüfte). In beiden Gruppen war der Unterschied in der Knochendichte statistisch hoch signifikant im Vergleich zu den Ausgangswerten bei Einschluss in die FREEDOM-Kernstudie (p < 0,0001). „Denosumab reduziert die Inzidenz von

wie Hesse ergänzt.

Auch bei Frauen mit Mammakarzinom hilfreichProf. Peyman Hadji, Frankfurt / Main, wies darauf hin, dass Frauen mit Mammakarzinom ein karzinomunabhängiges Osteoporose-grundrisiko haben. Weil eine endokrine Therapie das Osteoporo-se- und Frakturrisiko weiter erhöht, erachtete Hadji es als wichtig, Risikopatientinnen noch vor einer Fraktur leitliniengerecht früh zu identifizieren. „Nur für Denosumab ist eine Frakturreduktion bei aromataseinhibitorinduzierter Osteoporose nachgewiesen“, beton-te Hadji. Zudem konnte festgestellt werden, dass eine Therapie mit Denosumab unabhängig von Alter und Ausgangsknochendichte das Risiko senkt, ein Rezidiv eines Mammakarzinoms zu entwickeln, so-wie die adjuvante Gabe des Antikörpers das krankheitsfreie Überle-ben der Frauen verlängerte.

Sabine M. Rüdesheim, Frechen

1 Satellitenymposium „Moderne Osteoporosetherapoe 2016 – Neue Aspekte für Klinik und Praxis“ im Rahmen des Osteologie-Kongresses im März 2016 in Es-sen. Veranstalter: Amgen

2 Prolia®, Amgen GmbH, München

Medizinische Hilfsmittel: Dirk Nowitzki wird Markenbotschafter

Dirk Nowitzki und die Bauerfeind AG arbeiten künftig zusammen: Der Basketball-Superstar wird weltweiter Markenbotschafter des Familienunternehmens mit Sitz in Zeulenroda (Thüringen). Die Pro-dukte des Unternehmens sind Nowitzki schon lange vertraut.

Für den Hersteller medizinischer Hilfsmittel, z. B. Bandagen für Knie, Sprunggelenk und Rücken, ist Dirk Nowitzki der erste globa-le Markenbotschafter. Der 37-jährige internationale Superstar mit fränkischen Wurzeln und das weltweit tätige Unternehmen werden langfristig zusammenarbeiten.„Dirk Nowitzki ist trotz seiner he-rausragenden Leistungen bodenständig – das macht ihn für mich zu einem idealen Markenbotschafter“, sagt Vorstandsvorsitzender Prof. Hans B. Bauerfeind.

Seit 2002 kommen Bandagen, Orthesen, orthopädische Einlagen und medizinische Kompressionsstrümpfe des Unternehmens bei Großereignissen wie Olympischen Spielen zum Einsatz. Auch Spit-zenteams der Basketball- und Fußball-Bundesliga nutzen die me-dizinischen Hilfsmittel. „Wir wollen mit Dirk Nowitzki neue Wege gehen und zeigen, welche guten Dienste unsere Produkte für je-dermann leisten – sei es nun im Alltag oder eben im Sport“, erklärt Finanzvorstand Thomas Bauerfeind. Im März 2016 startete die neue Kampagne, in der Dirk Nowitzki erstmals als Markenbotschafter zu sehen war.

Nach einer Pressemitteilung (Bauerfeind)

Basketball-Superstar Dirk Nowitzki. (Bild: Bauerfeind AG)

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Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016

Chronische Knieschmerzen: neue Behandlungsoption Neurostimulation

Die Neurostimulation des Spinalganglions1 (DRG: Dorsal Root Gan-glion) ist eine spezifizierte Methode der Rückenmarkstimulation zur Behandlung von chronischen neuropathischen Schmerzen. Ent-scheidend ist eine exakte Diagnostik, um den „richtigen Nerv“ zu treffen. Die Methode kann generell bei schwer behandelbaren neu-ropathischen Schmerzen, z. B. dem komplexen regionalen Schmerz-syndrom, angewandt werden, sofern eine erkennbare Korrespon-denz zwischen einem schmerzenden Hautareal, dem Dermatom, und den dieses Gebiet versorgenden Spinalnerven besteht.

Auf eine mögliche Indikation für den Einsatz einer DRG-Stimulation machte Dr. Marco Amann, Werneck, im Rahmen der 64. Jahresta-gung der Vereinigung Südwestdeutscher Orthopäden und Unfall-chirurgen in Baden-Baden aufmerksam2. „Wenn Patienten mehr-mals am Knie operiert werden mussten, wurde in den Hautarealen, in denen u. a. der N. femoralis und der N. cutaneous verlaufen, mehrmals geschnitten. Es bilden sich Neurome, die chronische neu-ropathische Schmerz generieren können.“ Bei den Dermatomen, welche durch Knieoperationen lädiert werden, kommen die versor-

wie Dr. Michael Kugler, Löwenstein, ausführte, eine exakte diagnos-tische Nervenwurzelblockade durchgeführt werden, um während der späteren Operation eine korrekte Nadellage zu gewährleisten.

Zum praktischen operativen Vorgehen, so der Neurochirurg Amann, werde nach der Platzierung der Sonde am Spinalganglion intraope-rativ nochmals getestet, ob diese richtig lokalisiert sei. Nach der Entlassung des Patienten aus dem Krankenhaus schließe sich eine rund einwöchige Phase an, um die DRG-Stimulation unter Alltags-bedingungen zu prüfen. „Wir streben dabei eine 80 %ige Schmerz-reduktion an.“ Letztlich muss mit dem Patienten abgestimmt werden, wieweit er damit zufrieden ist. „Auch hat sich der Patient nicht selten sehr schnell an die Schmerzreduktion gewöhnt“, weiß Amann aus Erfahrung, „und nimmt diese in ihrem Ausmaß nicht mehr richtig wahr.“ Wenn der Patient erneut im Krankenhaus vor-stellig wird, kann der Strom über die noch ausgeleiteten Kabel wie-der abgestellt werden, damit der Patient einen besseren (Schmerz-)Vergleich hat. „Erst wenn dieser Test positiv verläuft, implantieren wir den Generator.“

Reimund Freye, Baden-Baden

1 AxiumTM Neurostimulator, St. Jude Medical GmbH, Eschborn2 Satellitensymposium „State of the Art in der Behandlung von chronischen

Rücken- und Beinschmerzen“ im Rahmen der 64. Jahrestagung der Vereini-gung Süddeutscher Orthopäden und Unfallchirurgen e. V. im April 2016 in Ba-den-Baden. Veranstalter: St. Jude Medical

Chronische Rückenschmerzen: frühzeitig multimodal und kausal behandeln

Chronische Schmerzen im Bereich der Wirbelsäule sind oft hartnä-ckig und schwer zu behandeln. Eine wichtige Rolle im Rahmen ei-nes multimodalen Therapieplans spielen kausal wirksame Maßnah-men, welche die körpereigenen Reparaturprozesse unterstützen. „Obwohl fast jeder Mensch mindestens einmal in seinem Leben an Rückenbeschwerden leidet, lässt sich in 90 % aller Fälle keine spezifi-sche Erkrankung ausmachen“, erklärt Dr. Jörg Dröhnert, Leipzig, auf einer Pressekonferenz im März 20161. Als mögliche Ursachen nann-te der niedergelassene Neurochirurg schnelle Drehbewegungen der Wirbelsäule, eine geringe Vorspannung beim Anheben schwerer Gegenstände sowie eine Imbalance zwischen verschiedenen Mus-kelketten. Um einer Schmerzchronifizierung vorzubeugen, sollten die Patienten möglichst zeitnah behandelt werden. Einen hohen Stellenwert haben dabei maßgeschneiderte multimodale Konzepte, die sowohl medikamentöse als auch physiotherapeutische, psycho-logische und sozialpädagogische Therapiebausteine beinhalten.

Neurotrope Nährstoffkombination unterstützt RegenerationsprozessDröhnert verspricht sich viel von kausal wirksamen Therapieansät-zen, die die stoffwechselintensiven und lang dauernden körpereige-nen Reparaturprozesse unterstützen. Wenn die Beschwerden durch eine Schädigung von Nervenstrukturen bedingt sind – dies sei bei Rückenschmerzen fast immer der Fall – kann die Supplementierung einer neurotropen Nährstoffkombination aus Uridinmonophosphat (UMP), Vitamin B12 und Folsäure2 sinnvoll sein. „Wir gehen davon aus, dass UMP als Baustein der RNA den Wiederaufbau geschädigter Myelinscheiden beschleunigt“, erklärte Dröhnert.

Dass Rückenschmerzpatienten von dieser bilanzierten Diät eindeu-tig profitieren, zeigen aktuelle Daten einer offenen Multicenterstu-die, in die 212 Patienten mit schmerzhaften peripheren Neuropa-

60 Tagen Add-on zur symptomorientierten Behandlung (z. B. NSAR, Paracetamol, Tramadol) sank der mit dem PainDetect-Fragebogen

Häufigkeit neuropathischer Begleitsymptome ab, z. B. „brennender

„Taubheit“ von 38,9 auf 4 %. Darüber hinaus konnten 3 von 4 Pati-enten ihre analgetische Begleitmedikation deutlich reduzieren.

Dr. Martina-Jasmin Utzt, Fürstenfeldbruck

1 -

2 Keltican®

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Arthrose: Mit Ernährung und Bewegung gegen den Schmerz

Bei der Arthrose handele es nicht um eine unbeeinflussbare Gelenk-degeneration, wie Dr. Frank Weinert, Gangkofen, im Rahmen der 64. Jahrestagung der Vereinigung Südwestdeutscher Orthopäden und Unfallchirurgen in Baden-Baden erklärte1. Da die Pathophysio-logie ungemein vielgestaltig sei, könne dem Knorpelabbau auf zahl-reichen Wegen begegnet werden. Bewegung und Ernährung spie-len dabei eine wesentliche Rolle. Unterstützt werden kann mit einer ergänzenden bilanzierten Diät, wie evidenzbasierte Daten zeigen.

Eine effektive Therapieoption bei Gonarthrose ist das Training von Knie- und Hüftmuskulatur, was nicht nur zu mehr Beweglichkeit, also Funktionalität führt, sondern ebenfalls die Schmerzen redu-ziert. Auf der Ernährungsseite ist offenbar eine Kombination effizi-ent. Laut einer Untersuchung konnten deutlich mehr Patienten, die eine Kombination aus Omega-3-Fettsäure und Glucosaminsulfat (GS) erhielten, auf dem WOMAC-Score (WOMAC: Western Onta-rio and McMaster Universities Osteoarthritis Index) eine erhebliche Verbesserung erreichen (80–100 %) als mit GS alleine.

Ergänzende bilanzierte Diät bessert den BefundOb eine ausgewogene ergänzende bilanzierte Diät (EBD)2 bei der Gonarthrose belegbare Effekte hat, sollte eine multizentrische, pla-cebokontrollierte Doppelblindstudie3 ermitteln. Insgesamt 366 Pa-

waren, erhielten täglich über 3 Monate entweder eine Tagesportion EBD oder Placebo. Als primärer Zielparameter für die Wirksamkeit galt der Anteil der Patienten, die auf die Therapie ansprachen. Ein Responder musste 2 Kriterien erfüllen: eine Besserung auf dem Le-quesne-Index um mindestens 3 Punkte und die Globalbewertung des Patienten durch den Arzt als „gebessert“ oder „sehr gebessert“. Nach 3 Monaten lag der Responder-Anteil in der Verumgruppe

36,8 % im Placebokollektiv (p = 0,003). Das ärztliche Urteil „gebes-sert“ oder „sehr gebessert“ erhielten 71,9 % der Patienten, die die

Studienergebnissse verdeutlichen am Beispiel von Orthomol arth-roplus den Nutzen der Ernährungsmedizin in der ärztliche Praxis“ resümiert Weinert.

Reimund Freye, Baden-Baden

1 Pressegespräch „Ernährungsmedizin im Rahmen der Arthrosebehandlung“ im Rahmen der 64. Jahrestagung der Vereinigung Süddeutscher Orthopäden und Unfallchirurgen e. V. im April 2016 in Baden-Baden. Veranstalter: Orthomol

2 Orthomol arthroplus®, Orthomol pharmazeutische Vertriebs GmbH, Langen-feld

3

Fluoreszenzkamerasystem macht Mikrozirkulationsstörungen der Hände sichtbar

Die neue Gerätegeneration eines Fluoreszenzkamerasystems1 stellt Entzündungsaktivitäten in den Finger- und Handgelenken präziser dar als zuvor. Mikrozirkulationsstörungen der Hände können bereits im Anfangsstadium nun schneller, genauer und sicherer diagnosti-ziert werden. Mit dem neuen System ist eine Abgrenzung von rheu-matoider Arthritis zu Arthrose zu Psoriasis-Arthritis möglich. Nach Einleiten der entsprechenden Therapie hat der Rheumatologe mit-hilfe des Systems auch die Erfolge der Behandlung im Blick. So wird u. a. die Entscheidung erleichtert, ob die antientzündliche Therapie oder die Schmerztherapie geändert werden müssen.

Die gestörte Mikrozirkulation ist ein wichtiges Kennzeichen einer rheumatischen Erkrankung in den Händen. Dort, wo eine akute Ent-zündung vorliegt, ist die Durchblutung erhöht. Das Bildgebungsver-fahren macht diese Störung mithilfe des Fluoreszenzfarbstoffs Indo-cyaningrün (ICG) sichtbar. Durch den vermehrten Blutfluss gelangt mehr Farbstoff zum entzündeten Gelenk. Das Gerät regt die Fluo-reszenz des ICG durch Leuchtdioden im dunkelroten Lichtbereich

Über den in alle Richtungen verstellbaren Touchscreen können sowohl der Anwender als auch der Patient die Untersuchung verfolgen. (Bild: mivenion GmbH)

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Gonarthrose: wirksame und sichere Therapie mit kristallinem Glucosaminhemisulfat

Auf Basis fundierter Studiendaten empfiehlt die ESCEO (European Society of Clinical and Economic Aspects of Osteoporosis and Os-teoarthritis) patentiertes kristallines Glucosaminhemisulfat (pCGS)1 für die Basisbehandlung der Gonarthrose – neben Patienteneduka-tion, Gewichtsreduktion und Übungsprogrammen, wie Prof. Jean-Yves Reginster, Lüttich / Belgien, in Hamburg berichtete2. pCGS gehört zu den SYSADOA (symptomatic slow-acting Drugs for Os-teoarthritis), die von verschiedenen Fachgesellschaften zur Therapie der Gonarthrose empfohlen werden. „pCGS ist eine sichere Alterna-tive zu Paracetamol, das bei der häufigsten chronischen Gelenker-krankung nur minimal wirksam ist und zudem über negative Effekte wie gastrointestinale Nebenwirkungen und Erhöhung der Leberen-zyme verfügt“, so Reginster. Das Glucosaminpräparat könne jedoch kurzfristig mit Paracetamol kombiniert werden und sei aufgrund sei-ner Verträglichkeit auch für die Langzeitbehandlung geeignet.

Für die spezielle apothekenpflichtige Formulierung zeigen randomi-sierte, doppelblinde Studien eine Überlegenheit in der Behandlung von Schmerzen und Funktionseinbußen – etwa gegenüber Placebo. Im Vergleich mit Ibuprofen erwies sich pCGS als vergleichbar wirk-sam, dabei aber mit deutlich weniger gastrointestinalen Neben-wirkungen (1 vs. 6 %, p < 0,001) und Studienabbrüchen (1 vs. 7 %,

-gleich mit Paracetamol und Placebo linderte pCGS die Symptome der Gonarthrose effektiver. Für andere freiverkäufliche Glucosamin-präparate ist im Placebovergleich kein Nutzen nachgewiesen.

Wirkstoff im Kniegelenk mit einer wirksamen Konzentration von 10 μM an. Damit wird die Interleukin-1-induzierte Expression in-flammatorischer und matrixabbauender Marker gehemmt, die ne-ben Risikofaktoren wie Übergewicht, weiblichem Geschlecht und Gelenkvorerkrankungen eine wesentliche Rolle in der Pathogenese der Arthrosen spielt. So wird ein symptom- und strukturmodifizie-render Effekt erreicht und die Progredienz der Gonarthrose günstig beeinflusst. pCGS kann das Fortschreiten der Gelenkspaltabnahme im Vergleich zu Placebo verzögern (0,06 vs. 0,31 mm), wie Lang-zeitdaten über 3 Jahre nachwiesen. Das Risiko für den Einsatz von Total-Endoprothesen konnte durch eine frühzeitig begonnene und langfristig fortgesetzte Therapie mit pCGS gegenüber Placebo um

Michael Koczorek, Bremen

1 dona®

2 Fortbildung „Gonarthrose-Management zwischen evidenzbasierter Leitlinie und Versorgungsrealität“ im Februar 2016 in Hamburg. Veranstalter: Meda

Jugend.Akademie TO: Spezialisten und Fachkräfte von morgen

Der Wettbewerb um kompetente Fachkräfte in der Orthopädie- und Rehatechnik wird spürbar zunehmen. Der Bundesinnungsverband für Orthopädie-Technik hat daher ein bundesweites Projekt zur För-derung des Nachwuchses initiiert: die Jugend.Akademie Technische Orthopädie (Jugend.Akademie TO), die sich gezielt an Nachwuchs (Azubis und Studierende) der verschiedenen Disziplinen der Tech-nischen Orthopädie wendet: https://ot-world.com/jugendakade-mie. Als einer der Sponsoren freut sich Sporlastic, Hersteller für orthopädische Hilfsmittel, das Potenzial der zukünftigen Fachkräfte mitzugestalten und ihnen eine frühe Vernetzung in der Fachwelt zu ermöglichen.

Nach einer Pressemitteilung (Sporlastic)

an, und die entzündeten Gelenke bilden sich mittels Nahinfrarot-licht ab. Die Software2 steuert die Untersuchung und unterstützt die Auswertung.

Gerätedesign und Handling wurden optimiert, technische Features verbessert und erneuert. So ist nun eine Darstellung der Untersu-chungen im Verlauf möglich, und die Hände können getrennt be-trachtet werden. Neu sind auch die Zoomfunktion für eine detail-reiche Ansicht der Gelenke und die automatische Benennung der Gelenke, was die Erfassung der Befunde erleichtert. Die Bedienung des Systems erfolgt über ein Touchscreen, wobei die Software je-weils nur die Funktionen anbietet, die für den Untersuchungsab-lauf gerade sinnvoll sind. Der Touchscreen ist in alle Richtungen verstellbar, sowohl der Anwender als auch der Patient können die Untersuchung verfolgen. Der Befund wird dem Arzt als pdf-Datei zur Verfügung gestellt, sodass er ihn in sein eigenes Patientenda-tenmanagementsystem übernehmen kann. Darüber hinaus kann er die Bilder an einen weiteren Arzt übermitteln, etwa zur Absicherung oder Vermittlung einer Diagnose.

Von Patienten wird das Verfahren gut angenommen, da sie ledig-lich, neben einer intravenösen Injektion von ICG, die Hände in das Gerät legen müssen. Nach 60 Sekunden kann eine Anreicherung des Fluoreszenzfarbstoffs in der gestörten Mikrozirkulation der ent-zündeten Gelenke festgestellt werden. Der Arzt erhält Informatio-nen zum Entzündungsstatus in mehr als 30 Gelenken beider Hände. Insgesamt dauert die Untersuchung 10 Minuten.

Nach einer Pressemitteilung (mivenion)

1 Xiralite®

2 XiraView®, mivenion GmbH, Berlin

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Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2016

Bei einer Studie der Universität Greifswald konnte eine Reduzierung der Partikel im OP-Feld um das 1000-Fache nachgewiesen werden. Die koloniebildenden Einheiten im OP-Feld wurden bei simuliertem

die Schutzwirkung nach DIN 1946–4.

Nach einer Pressemitteilung (Normeditec)

1 Laminar Air Flow, Normeditec GmbH, Heilbronn

Revisionsendoprothetik: Herstellung patientenindividueller Knie-Spacer möglich

Zur einfachen und schnellen Herstellung von Knie-Spacern stehen nun spezielle Formen1 zur Verfügung. Die Formen ermöglichen die Herstellung von patientenindividuellen Knie-Platzhaltern (Spacern) bei Revisionsoperationen künstlicher Kniegelenke.

Infektionen von Kniegelenkprothesen sind eine Herausforderung für -

wovon allein 20 % durch Infektionen verursacht werden. Bei deren Behandlung hat sich das 2-zeitige Wechselverfahren, d. h. die Ent-nahme der alten und Implantation der neuen Prothese in 2 zeitlich getrennten Eingriffen, als Standard etabliert. Dabei unterstützt ein Platzhalter aus antibiotikahaltigem Knochenzement (Spacer) wäh-rend der Wartezeit zwischen den beiden Operationen die Therapie und Keimeliminierung der Infektion.

Implantatähnliche Spacer aus Knochenzement selbst und individuell herzustellenMit den Formen zur Herstellung von implantatähnlichen Knie-Spa-cern mit artikulierender Gleitpaarung wird der Bewegungsradius erhalten sowie der Bildung von Kontrakturen und Narbengewebe vorgebeugt. Die hergestellten Spacer haben eine glatte Oberfläche, wodurch der Partikelabrieb reduziert und Irritationen vorgebeugt wird.

Die Formen sind in 3 Größen (S, M, L) erhältlich und haben eine höhenverstellbare Tibiakomponente und einen optionalen Schaft. Auf diese Weise können individuell an den Patienten und dessen Knochensituation angepasste Platzhalter hergestellt werden. Die Formbeständigkeit ermöglicht ein reproduzierbares Spacerdesign.

Nach einer Pressemitteilung (Heraeus)

1 COPAL® knee moulds, Heraeus Medical GmbH, Wehrheim

Ambulantes Operieren: Keimbelastung im Operationsraum reduzieren

Bakterien, die gegen Antibiotika weitgehend unempfindlich sind, stellen immer häufiger ein Problem nicht nur in Kliniken, sondern zunehmend in Arztpraxen und beim ambulanten Operieren dar. Geräte eines schwedischen Herstellers schaffen eine keimfreie Luft und sorgen so für mehr Sterilität im OP-Raum – das macht das am-bulante Operieren sicherer.

Ein großer Teil von OP-Zentren im niedergelassenen Bereich arbei-tet ohne jegliche Art von Lüftungssystemen, die die Keime reduzie-ren. Sie benutzen eine sogenannte Fenster-Lüftung, bei der es zu gefährlichen Keimkonzentrationen kommen kann. Die Instrumente und Implantate verlieren ihre Sterilität, und schon geringste Keim-zahlen können bei Patienten eine Infektion auslösen. Bei Operatio-nen oder offenen Wunden können die Erreger ungehindert direkt ins Blut gelangen. Auch das OP-Personal kann selbst unter Beach-tung der Regeln der Asepsis potenziell pathogene Erreger streuen. Die Abgabe kontaminierter Tröpfchen aus dem Nasen-Rachen-Raum wird durch die chirurgische Maske zwar reduziert, aber nicht vollständig verhindert.

Gleichbleibender steriler Luftstrom reinigt Instrumente und OP-Feld zu 99,99 % von BakterienMobile Instrumententische mit integrierter turbulenzarmer Ver-drängungsströmung (TAV) durch Hepa-Filter (H14) sorgen für größtmögliche Sterilität der Instrumente auch während der Opera-tion im OP-Raum. Diese Geräte reduzieren das Risiko einer Infektion im OP deutlich. Jeder OP-Saal kann schnell und ohne teure Umbau-arbeiten nachgerüstet werden. Spezielle Geräte1 produzieren einen gleichbleibenden sterilen Luftstrom, der die Instrumente und das OP-Feld zu 99,99 % von Bakterien reinigt. Im Gegensatz zur kon-ventionellen Belüftung wird der sterile Luftstrom nicht durch die OP-Leuchte bzw. das OP-Team behindert, sodass die ultrareine Luft direkt zum OP-Feld gelangen kann.

Verminderung der Keimbelastung durch LuftfilterInnerhalb von wenigen Sekunden sorgen diese Geräte für Sterilität auf den Instrumenten und im OP-Feld. Sie reduzieren die Keime im

-infektionen erheblich sinkt. Die Geräte benötigen keinen Anschluss an eine vorhandene Klimaanlage und sind nach wenigen Sekunden einsatzbereit. Sie filtern 400 Kubikmeter Luft pro Stunde durch ei-nen hocheffizienten Filter, der keine Bakterien passieren lässt. Somit reduzieren sie die Keimbelastung nicht nur im OP-Gebiet und auf den Instrumenten, sondern im gesamten OP-Raum. Instrumente und Implantate sind geschützt und bleiben auch bei sehr langen Operationen steril.