wangob maöt gift... - wur edepot

293
Wan gob maöt gift ... Bilder aus der Geschichte der Schweinezucht imWalde vonC. L. ten Cate Wageningen Centre for Agricultural Publishing and Documentation 1972

Upload: khangminh22

Post on 11-May-2023

0 views

Category:

Documents


0 download

TRANSCRIPT

Wan gob maöt gift...

Bilder aus der Geschichte der Schweinezucht im Walde

von C. L. ten Cate

Wageningen Centre for Agricultural Publishing and Documentation 1972

Inhaltsübersicht

Einleitung 9

Aus den ältesten Kulturgebieten Aus Ägypten ' 3 Die Schweine im Neuen Testament ' 8 Der alte Orient 21

Die Quellen des klassischen Altertums Die Thesmophorien 29 Die Geschichte von Kirke, der Zauberin 30 Bei dem Schweinehirt Eumaios 30 Plato 35 Aristoteles 35 Marcus Porcins Ca to, der Alte 35 Aus der Geographica des Griechen Polybius 37 Eine lustige Geschichte des Claudius Aelianus • 38 Marcus Terentius Varro, das dritte Licht Roms 38 Publius Vergilius Maro 40 Die Spruche des Quintus Horatius Flaccus ". 42 Aus dem Werk von Strabo, dem Scheelen 43 Die zehn Bücher über die Kochkunst 43 Das Testamentum Porcelli 44 Lucius Junius Moderatus Columnella 48 Aus der Naturalis Historia von Plinius 49 Vom guten und vom schlechten Tropfen 50 Aus den Epigrammen von Martialis 51 Ein Schweinehirt wird römischer Kaiser? 53 Aus dem Opus Agriculturae von Palladius 53 Nicht nur Brot und Spiele, sondern auch Schweinefleisch! 53 Schweine und Wölfe 56

Aus dem frühen Mittelalter Die Gesetze der Germanen 59 Aus der Lex Visigothorum 59 Aus der Lex Salica 60 Aus der Lex Gundobada 63 Aus dem Edikt von Chlotarius II 64 Aus den Gesetzen der Langobarden 65 Aus König Ines' Satzungen 66 Aus dem Liutprandi Leges 66 Aus der Lex Alamannorum 66 Aus den Capitulare de Villi's des Carolus Magnus 67 Aus dem De Mensium Duodecim Nominibus Signis Culturis Aerisque Qualitatibus 67 Aus alten Urkundenbüchern 68

Erzbischof Heriger und der Prophet 69 Das angelsächsische Runenlied 70 Das Buch vom jüngsten Gericht (Doomesday-Book) 71 Die Normannen kommen! 73 Bei den Kelten 81 Das Schwein in der keltischen Religion 85 Der Schweinehirt als Zaubermeister 86 Aus einem Weist um von Crans 92 Schweineweide in England 93 Aus dem Dorfsrecht zu Schwarzach 93 Über die Rechte des Herrn von Valkenburg und Dieteren auf dem Wald von Susteren 94 Vom Dachs, der mit den Schweinen ging 95

Aus dem späten Mittelalter Die Scholastiker 99 Alte Texte aus den Weistümern von Grimm 99 Aus Didam in den Niederlanden 102 Die Eichelmast in Frankreich 104 Vier Schweine vor dem Gericht 107 Schwere Strafen für den Diebstahl von Bäumen oder Abschälen von Eichenrinde 108 Jochen und Ringeln der Schweine 109 Aus dem Holtz- und Marckengerichts-Protocoll der Losser Marcke (1433) 115 Eicheln schwingen oder klopfen war oft verboten 115 Die Ekerichs-Ordnung des Lußhartwaldes 116 Das Brennen der Schweine 120 Noch einige Markrechte 123 Der Schweinehirt, der einen Kuchen backen mußte 128 Eichelernte und vollkommene Eichelernte 129 Wie man feststellte, ob ein Wald einen vollen oder einen halben Acker gab 129 Aus dem niederländischen Limburg 131 Wie alt sollen die Schweine sein und wie alt der Hirt? 131 Auch aus den Städten kamen die Schweineherden 132

Die Schweineheiligen Die vier großen Schweineheiligen: St. Antonius-Abt, St. Blasius, St. Leonhard und St. Wendelinus 139 Die neun lokalen Schweineheiligen: St. Arnulfus, St. Bartholomäus, St. Basolus, Sta. Brigitta, St. Deicolus, St. Eberhardus, St. Georg, St. Patrick und St. Petrus 159 Sechsundzwanzig weitere Schweineheiligen: St. Adrianus, St. Amandus, St. Benedictus, Sta. Berlinda, St. Bernardus, St. Cornelius, Sta. Cunera, St. Ger-lachus, St. Hubertus, St. Johannes, St. Lambertus, St. Laurentius, St. Livinus, Sta. Lucia, St. Martinus, St. Médardus, St. Nicolaus von Tolentino, St. Pan-kratius, St. Pompejus, St. Rochus, St. Servatius, St. Thomas, St. Valentinus, St. Vulmarus, Sta. Wivina und St. Wolfgang 162 Zwei allgemeine Viehheiligen: St. Aegidius und St. Irmundus 166

Elf Schweineheiligen aus der Bretagne: St. Cast, Sta. Christina, St. Emilius, St. Gildas, St. Gohard, St. Herbot, St. Kevinus, St. Maclovius, St. Mevennus, St. Nicodemus und St. Vincent \ 66 Neun sonstige Heiligen: St. Alderic, St. Cyr, St. Florentinus, Sta. Genoveva, St. Gregorius, Sta. Margaretha, St. Monon, Sta. Porcaria und St. Porcarius 168

Aus den letzten Jahrhunderten Eichelmast der Schweine in England 173 Plakat und Ordonnanz auf den Niederreichischen Wald 176 Aus einem Verzeichnis der Holtzungen des Hauses Stoltzenaw in Braunschweig 178 Aus dem 'Oeconomia oder Hausbuch'' von Johannis Colerus 179 Bei der Schweinemast gibt's viele Fragen 182 Der Förster soll auch etwas zu essen haben 183 In Tarier ging es wieder anders zu 184 Der Hut auf dem Stock 185 Wenn's eckern ist im Walde von Sankt Goar 185 In Carb hielt man damals nicht viel von den großen Herren 187 Aus den östlichen Niederlanden im 17. Jahrhundert . 187 Schweine und Säue in Frankreich 189 Weibliche Schweinehirten gab es auch 190 'Sylva' oder 'Ein Diskurs über Waldbäume' 190 Die Gefräßigkeit der Schweine 197 Der Wald von Sonien bei Brüssel 200 Untertäniges Bittgesuch der Gemeinde Sassenhausen 203 Aus einer Waldordnung des Königs William III für den 'New Forest' in England 203 Der Förster Johann Daum hat zu viel geredet.' 204 Mastmöglichkeiten in den Forsten von Calenberg 204 Die Mastnutzung im Hochstift Paderborn im 17. und 18. Jahrhundert 205 Aus einer Holzordnung im Fürstentum Paderborn 206 Die Eichelmast-Ordnung für den Chor-Busch 208

Nährwert und Ertrag von Eicheln und Bucheckern Eicheln geben den Schweinen schmackhaftes Fleisch 213 Die Zusammensetzung von Eicheln 214 Bucheckern verglichen mit Eicheln 214 Vergiftungserscheinungen 217 Samenproduktion 220 Segen und Zauber für reiche Ernten 222

Sprichwörter, Rätsel und Kinderspiele Sprichwörter 227 Rätsel 232 Spiele: Schweinchen auf dem Acker; Ich auch!; De Sau drive; Soeg; Kartenspiele 233

In der Neuzeit Rückgang der Waldbestände 239

Rückgang der Schweinebestände 240 Die Aufklärung am Ende des 18. Jahrhunderts 244 Die letzten Schweineherden in England 245 Eine letzte Meldung aus Bentheim 248 Die Schweine werden anders 248 Der Schweinegeneral 249 Die Schweinehirtensignale 254 Die Schweineherden bekommen eine andere Heimat 255 Der ungarische Schweinehirt 256 Die Schweineherden im 20. Jahrhundert 262 Die Eichelmast nach dem ersten Weltkrieg 264 Schweinemast im zweiten Weltkrieg 267 Der Code forestier von 1961 268 Die Schweine der Périgord als Trüffelsucher 270 Die letzten europäischen Schweineherden 272

Textquellennachweis 277

Bildquellenverzeichnis 287

Sachregister 290

Einleitung

Alte, erfahrene Metzger haben immer behauptet, daß, seit die Schweine nicht mehr in den Wäldern herumlaufen und mit Eicheln gemästet werden, das Schweinefleisch, und im besonderen das Schinkenfleisch, sehr an Qualität eingebüßt hat durch Aroma-, Trocken-heits- und Geschmacksverminderung. Auch die wahren französischen Gastronomen wissen noch davon, wenn sie als vollendete Delikatesse nur ihren 'Jambon de Pays' wünschen, den Schinken überjähriger Schweine aus der Périgord, mit Kastanien und Eicheln abgemästet, genauso wie wir ehemals die Westfälischen oder Ardenner Schinken zu schätzen wußten. Noch 1936 schreibt der Amerikaner Shaw hierüber:

Travellers on the continent see advertisements in the newspapers of those countries possessing large forests of oak and chestnuts - advertisements which tell of the gastronomic delights which may be experienced by those eating bacon from these mast-fed hogs. (Reisende auf dem Festland [Europas] lesen in Annoncen in den Zeitungen solcher Länder, die noch große Eichen- und Kastanienwälder besitzen, Annoncen, die von dem gastronomischen Entzücken reden, das man erfahren wird beim Genuß der Produkte solcher mit Mast gefütterten Schweine.)

Mast' ist ein uraltes, niederdeutsches Wort, schreibt Grimm (1885), für alles Futter, v°n früher her eingeschränkt auf die als Speise dienende Baumfrucht, später als Sammel­wort enger bezogen auf die Frucht der Eiche, Buche und Kastanie, aber vor allem auf Eicheln, wie sie den Schweinen zum Futter dienten. 'Mast' kommt in dieser Bedeutung v°r in der althochdeutschen, mittelhochdeutschen, mittelniederdeutschen, nieder­ländischen und englischen Sprache; altgermanisch heißt es 'Maest', herkommend aus dem indogermanischen 'Mazdo'. Daß an Eichelmast und Schweinezucht zu denken ist, lehrt auch das altirische 'Mât'; aus 'Mazda', was 'Ferkel' bedeutet (Kluge, 1963).

Nachzuforschen, wie diese Waldmast vor sich ging, war der Anlaß zu diesem Buch. Kaum konnten wir am Anfang vermuten, wie reichlich die Fundgruben der Bibliotheken uns Daten liefern würden, welche die Unterlagen dieser Arbeit gebildet haben. Nur wo es unbedingt notwendig war, wurde das entdeckte Quellenmaterial durch einen verbindenden Text zusammengebracht; in den allermeisten Fällen sprachen die alten Sätze in ihrer ursprünglichen Form eine zwar zeitgebundene, aber immerhin dermaßen klare Sprache, daß jede Einmischung eigener Worte oder Gedanken ihr Bild nur ver­trüben konnte. So haben wir hierdurch dem Leser nebenbei die Möglichkeit überlassen, sich selber eine Meinung über den angebotenen Lesestoff zu bilden und diesen 'nach eigener Façon' auf sich einwirken zu lassen.

In 1433 schrieben die Bauern vom ostniederländischen Losser in ihrem Markrecht: Wanner de Almechtige Gott eyn Ackern wolde geven . . .

Im Recht der Laarwolder Marke aus 1537 lesen wir: Wan God eckern gyfft ende mast is . . .

Und die Bauern aus Nortropp sagten es 1577 kurz und bündig:

Wan god mast gift. Diesen Satz wählten wir als Titel für das vorliegende Buch.

Lappe (1908) erwähnt ähnliche kurze Äußerungen: Weilen Gott dies jähr volle Mast beschert (aus 1701). Nachdem der liebe Gott dies Jahr eine ziemblich gute Mast gnädig verliehen hat (1701). Als Gott einige Mast beschert (in 1712). Da Gott der Allmächtige - dem dafür höchstens zu dancken - den Eichbaum dis jähr ziemblich gesegnet (1723). Als Gott der allmächtige den Eichbaum im Stalper-Holtz in etwa gesegnet (1746). Nachdemahlen der grundgütige Gott uns dieses Jahr mit einer etwaigen Eichelmast erfreuet (1775).

Aber auch umständlichere Anzeigen sind bekannt: Weilen der liebe Gott bey dieser betrübten und armsehlichen Zeit [während des siebenjährigen Krieges] noch diesen Trost denen Bawergliederen zu Stalpe und Volmede hat beygelegt, daß das Gehöltz mit einer ansehentlichen Mast ist gesegnet worden (1761).

Und aus einem 'Höltings-Protokoll' des Dötlingerholzes (1674): Demnach die Güte des Höchsten in diesem Jahre die Eichelmast auf dem Dötlinger Holz abermals wohl gesegnet, so hat man billig Ursache, seiner Göttlichen Allmacht dafür zu danken und dieselbe ferner anzurufen, daß wir solchen Segen jetzo und künftig in gutem Frieden und nachbarlicher Innigkeit genießen mögen . . .

Oder in ganz offizieller Form (Lange, 1967): Wir, Ludwig, Graf zu Sayn und Wittgenstein, Herr zu Homburg und Vallendar, geben hiermit öffentlich bekannt, daß, weil der allmächtige, getreue Gott in Unserer Grafschaft Wittgenstein überall in den Wäldern seine Gnade und seinen Segen sowohl an Buchen und besonders an Eichbäumen reichlich sehen läßt, durch Gottes Wille das jetzige Jahr ein ganz vollkommenes Mastjahr wird.

Das uns zur Verfügung stehende Quellenmaterial begrenzte unsere Forschung für die späteren Jahrhunderte zum größten Teil auf die Gebiete Nordwesteuropas. Wir sind aber davon überzeugt, daß auch in Schweden, Dänemark, Polen, Spanien und überall dort wo Bauern seßhaft waren und Eichenwälder wuchsen, reiches Quellenmaterial für diese Studie zu finden gewesen wäre. Wir hatten uns anfangs vorgenommen diese Arbeit eine vollständige Dokumentation, sowohl in Schrift wie in Bild, über die alte Transhumanz 'Schweine, Hirten und Eichen­wälder' werden zu lassen, waren aber durch den Reichtum des vorgefundenen Materials gezwungen, daraus eine Auswahl zu machen. Das brachte den Vorteil, daß jetzt nur den schönsten Bildern ein Platz zugewiesen worden ist und allein solche Texte wiederge­geben sind, die charakteristisch genug für eine bestimmte Zeit oder Lage waren, ohne dabei in sonst zwangsläufige Wiederholungen zu verfallen. So ist das vorliegende Werk mehr eine Rhapsodie als ein Sinfonie geworden, wie es auch paßt zu alten Hirtengesängen.

10

Aus den ältesten Kulturgebieten

Bild 1. Terrakotta Schwein, ausgegraben in Klein-Asien (Alter unbekannt).

Ägypten, Klein-Asien und Mesopotamien: Ab hier bahnte sich jene Zerstörung des biologischen Gleichgewichts an, deren immer schnelleren Verlauf zu einer Gefahr für die Lebensmöglichkeit unserer eigenen Art zu werden beginnt. (Zeuner, 1967)

12

Aus Ägypten

In den vielen zur Verfügung stehenden Quellen des ägyptischen Altertums sind nirgendwo Andeutungen zu finden über das Hüten von Schweinen in den Wäldern. Brentjes (1962) schreibt aber hierüber:

Wir wissen mit Sicherkeit, daß das Schwein bis zum Ende des 2. Jahrtausend in Vorderasien und in Ägypten einer der wichtigsten Fleisch- und Fettlieferanten war. Gegen Ende des 2. Jahrtausend waren in weiten Gebieten des Orients die Wälder vernichtet und kahlen Öden gewichen. Das ist neben der Abholzung darauf zurück­zuführen, daß Ziegen, Schafe und Schweine in fünf bis sechs Jahrtausenden die Vegetation abgeweidet hatten. Die Bauern verloren so ihre Weidemöglichkeiten und mußten, sofern sie nicht zur Stallhaltung übergingen, auf die Schweinezucht zugunsten anspruchsloser Tiere verzichten. So ging die Schweinehaltung immer mehr zurück,

egelmäßig werden in den ägyptologischen Quellen Hinweise angetroffen, die das xistieren von größeren Schweineherden in Ägypten unzweifelhaft machen, ewberry (1928) berichtet von einem gewissen Menthuwener, der unter einem der ersten

absolutistischen Fürsten Ägyptens, Serostris I (etwa 1950 vor Chr.) angestellt wurde als n er ,dant der königlichen landwirtschaftlichen Betriebe und dabei unter anderem als

e |nen seiner Titel 'Aufseher der Schweine' angibt, us der Zeit der Hyksos (asiatische Barbaren, die um etwa 1700 vor Chr. ganz Ägypten

roberten und es hundert Jahre lang beherrschten) stammt eines der Hauptwerke der assischen altägyptischen Literatur: Die Klagen des Bauern, die Geschichte eines Bauern

n-anup, dem am Ende seines Leidensweges Recht getan wird durch den Ober­gutsvorsteher Meruitensi (die Zeilen 136 bis 142 der B2-Handschrift; nach Vogelsang und Gardiner, 1908):

Da ließ der Obergutsvorsteher zwei Diener fortgehen um. . . , und es wurde derjenige, der die Liste der Hausbewohner [des Bauern] angelegt hatte [aus der Kanzlei des . . .] herbeigeholt. [Und es ergab sich, daß] seine [Angehörigen] sechs Köpfe [ausmachten], mit Ausnahme von seinem . . . von seiner Gerste, von seinem Spelt, von seinen Eseln, von seinen Schweinen, von seinen . . .

I n einem Grabmal aus der 17. Dynastie (etwa 1600 bis 1550 vor Chr.) wurde eine Schreib-tarel mit Hieroglyphen gefunden, worauf unter anderem stand (Gardiner, 1916):

Die besten Äcker werden für uns umgepflügt. Unser Vieh weidet in den Papyrus­stauden. Der Spelt wird unseren Schweinen gegeben . . .

Auf einer sich im Museum zu Turin befindlichen Statue des Rnj oder Renni, Fürst von El-Kâb, aus der 18. Dynastie (etwa 1560 bis 1310 vor Chr.) kommt nach Sethe (1906) in Hieroglyphen die folgende Zeile vor:

womit der Fürst Renni erklärt, daß er 100 Schafe, 1200 Ziegen und 1500 Schweine besitzt, womit zum ersten Mal in der menschlichen Geschichte eine zugleich zahlenmäßig recht bedeutende Schweineherde angetroffen wird.

13

Bild 2. Der Ha-Prinz Paheri zählt die königlichen Viehherden. Unten rechts die Schweineherde. (1450 vor Chr.)

Aus derselben Zeit stammt auch die erste Abbildung einer Schweineherde (Bild 2). In El-Kâb, früher Nek-Heb genannt, liegt das Grabmal des Fürsten Paheri aus der Zeit, daß Thotmosis III König von Ägypten war (1501-1448 vor Chr.). Paheri war ein 'Nomarch', ein Befehlshaber eines Gaues; auf der westlichen Wand seines Grabgewölbes sind in Zeichnungen und Hieroglyphen seine offiziellen Funktionen dargestellt. Linksunten die Viehzählungen: Paheri selber sitzt auf einem Stuhl, mit auf einer Bank vor sich seine Schreibgeräte. In Hieroglyphen steht vor ihm geschrieben:

Zählung der Viehherden durch den Ha-Prinzen von Anyt, der Obergüterverwalter der Kornfelder des südlichen Distriktes, der ausgezeichnete Befriediger des Herzen des Herrn, anfangend in Per--Hathor und reichend bis zu Nek-Heb, der Schreiber Paheri.

Vor ihm werden die Viehherden in vier Reihen angetrieben: Rindvieh in den oberen zwei Reihen, darunter Esel, Ziegen mit Jungen, und rechtsunten eine Schweineherde. Um den Mann herum, der etwas kleiner gemalt vor den Herden steht und vielleicht die Mengen zählt, steht geschrieben:

Sein Bruder, den er liebt, ein ausgezeichneter Schreiber voller Wahrheit, vollendet in Bildung, hervorragend im Gespräch, der verstorbene Paheri.

Bei der Schweineherde geht auf der mittleren linken Seite deutlich eine Sau; die Ohren sind bei den meisten Tieren merkwürdigerweise weggelassen. Herodotus, nach Cicero der 'Vater der Geschichte' genannt (etwa 485 bis 425 vor Chr.), schreibt im 2. Buch seiner 'Historien' im 14. Kapitel über die ägyptische Landwirtschaft in seiner Zeit:

Sie haben es nicht nötig, mühevoll mit dem Pfluge Furchen zu ziehen, den Boden zu hacken oder sonstige Feldarbeiten zu tun, womit sich andere auf dem Acker plagen. Der Strom [der Nil] kommt van selbst, bewässert die Äcker und fließt danach wieder ab. Darauf besät ein jeder seinen Acker und treibt Schweine darauf. Wenn er die Tiere das Feld hat festtreten lassen, wartet er ruhig die Ernte ab, drischt das Korn mit Hilfe der Schweine aus, und fährt es heim.

Tatsächlich finden wir dieses Eintreten der Saatkörner schon tausend Jahre bevor Herodot

14

Bild 3. Schweineherden aus den Grabmälern von Inena (Nr. 81) und Nebamon (Nr. 24) in Theben, (etwa 1500 vor Chr.) Interessant sind die Frischlingsstreifen der Ferkel. Sehr wahrscheinlich gibt das untere Bild das von Herodot und Aelianus beschriebene Saateintreten wieder.

15

diese Zeilen schrieb auf Bildnissen in Grabmälern1. Rushdy (1911), der über den oben­zitierten Text schrieb, berichtet hierzu:

Wir haben soeben ein Grab geöffnet in Dra Abu 'L Naga (Nr. 24), das einem ge­wissen Neb-Amen zugehört, worin wir einen Mann abgebildet sehen, der Korn sät, wobei hinter ihm Schweine getrieben werden von einem Mann mit einer Peitsche.

Wreszinsky (1923) reproduziert diese Szene in seinem Atlas, worauf die Bilder aber sehr unklar hervortreten. Newberry (1928) gibt das Bild als Zeichnung (siehe Bild 3a-b), zusammen mit einer aus derselben Zeit (13. Dynastie) stammenden Zeichnung von Schweineherden aus einem Grabmal von Inena aus Theben. Bei den abgebildeten mit­laufenden Ferkeln sind die sog. Frischlingsstreifen deutlich wahrnehmbar. In dem Haus von Nib-Mu-Re, das der ägyptische König Amenophis III (1411-1375 vor Chr.) für 'seinen Vater Ptah', den Hauptgott von Memphis, bauen ließ, wurde bei der Öffnung eine Statue seines Schreibers Amenhotep gefunden, die an allen Seiten bedeckt war mit Hieroglyphen. Auf der Rückenseite wird in der senkrechten Zeile 24 berichtet, daß der König für den Tempel 'seines Vaters Ptah' unter anderem tausend eierlegende Gänse schenkt und dazu tausend Schweine und tausend Läufer (junge Schweine). Es müssen deshalb in der damaligen Zeit recht beträchtliche Mengen Schweine in Ägypten vorhanden gewesen sein (Flinders Pétrie et al., 1913).

Wie in den griechischen Mysterien tritt das Schwein auch in den ägyptischen religiösen Vorstellungen auf. 'Die Ägypter sind davon überzeugt', schreibt Aelianus in Kap. X, 16 seines De Natura Animalium (etwa 200 nach Chr.), 'daß das Schwein für Sonne und Mond ein Schrecken ist'. Einmal im Jahr opferten die Priester dem Osiris und dem Mond geweihte Schweine; auch hier erscheinen die Schweine als chtonische, erdgebundene Tiere, die dem Licht und den Licht-, Sonnen- und Sommergöttern feindlich entgegentreten. An mehreren Stellen sind solche chtonischen Schweine in Szenen des 'Totenbuches' ab­gebildet, wie auf einem Granit-Sarkophag, der im Louvre in Paris steht (Nr. D8) und auf der westlichen Wand einer Passage im Grabmal von Seti I (1313-1292 vor Chr.; Bild 4). Nach Frankfurt (1933) stellt die Szene die Halle des Osiris dar, wo der Gott neben der Waage des Gerichtes auf seinem Thron über die Verstorbenen urteilt. Von unten kommen die Toten die Treppe hoch. Rechts werden die Seelen (wahrscheinlich die zu leicht be­fundenen), von Affen angetrieben, als Schweine über den Totenfiuß abgeführt, wobei es nicht klar ist, ob diese Seelen in der Form eines Schweines auf Erden zurückkehren oder in dieser Gestalt in die Unterwelt gebracht werden. Die Hieroglyphentexte sind Kapitel des Totenbuches2.

Nach diesen Urkunden versiegen für längere Zeit die ägyptischen Quellen über die Schweinehaltung in diesem Gebiet, bis in der Regierungsperiode der Ptolomäer, der letzten Könige bevor Ägypten von den Römern annektiert wurde, erneut Berichte auf-

1. Auch Aelianus berichtet in seinem De Natura Animalium (X, 16) über dieses ägyptische Saateintreten mittels Schweinen: 'Eudoxus versichert, daß . . . wenn das Korn eingesät wird, Schweineherden eingetrieben werden, welche den Boden eindrücken wenn der noch feucht ist, damit die Saat fruchtbar bleibt und nicht van den Vögeln gefressen wird.' 2. Eine verwandte Szene zeigt der Haupteingang des gotischen Domes zu Freiburg in der Schweiz, wo ein Schwein in einer Kiepe die beim jüngsten Gericht zu leicht befundenen Seelen zur Hölle befördert.

16

frkh

Bild 4. Das Haus von Osiris, wo über die Seelen geurteilt wird. Aus einem Grabmal von Sett I (etwa 1300 vor Chr.).

tauchen woraus hervor geht, daß zu dieser Zeit noch Schweine in reichlichen Mengen vorhanden sind. In Kasz-el-Banât wurde eine aus 171 vor Chr. datierte Papyrusrolle gefunden mit einem Gesuch darauf an Megalonymus, Strategus von Themistes und Polemo, von zwei Schweinehändlern, Pasion und Onesimus genannt, die sich darüber beklagen, daß ihnen halberwege Polydeucia und Theadelphia von Räubern ein Schwein gestohlen worden ist (Grenfell et al., 1900). In Papyrusrollen, die um 1900 in Mumien von Krokodilen bei Fayûm entdeckt wurden (Grenfell et al., 1902), wurde ein aus 188 vor Chr. stammendes Dekret von Euergetes II gefunden, woraus hervorgeht, daß die Schweinehirten zu dieser Zeit bestimmt noch an­gesehene Leute waren:

Bei den folgenden Klassen: den Griechen, welche in der Armee dienen, den Priestern, den Bauern der Krondomänen, den . . ., allen Wollwebern und Tuchmachern, den Schweinehirten, den Gänsehirten, den Herstellern von . . . , Ölschlägern, Honig­bauern und Bierbrauern, welche ihre Steuer richtig abtragen, soll niemand einquar­tiert werden in dem Haus, worin sie leben; ihre Nebengebäude, welche sich zur Einquartierung eignen, sollen nur zur Hälfte der gebräuchlichen Anzahl benutzt werden . . .

Polyainos, ein griechischer Schriftsteller, beschrieb um 162 nach Chr. in seinem Stratege-maton (Die Kriegsleute) im 4. Buch, Kap. 19, wie Ptolomaios, Diadoche von Alexander dem Großen (Satrap von Ägypten von 323 bis 304 nach Chr.), damals die Stadt Memphis eroberte:

Nachdem Ptolomaios in der Gegend von Memphis den Fluß [den Nil] überfahren hatte und schon viele mit ihm gekommen waren, brachte er vom Lande so viele Herden von Ziegen, Schweinen und Rindern zusammen wie ihm nur möglich war. Er befahl, hinten an jedes Tier ein Bündel Reisig anzubinden, damit die eine mög­lichst große Menge an Staub aufwirbeln würden, wodurch man in Memphis den

17

Eindruck bekäme, daß ein Riesenheer unterwegs wäre . . . Heliodorus von Emesa, ein griechischer Romanschriftsteller aus dem 3. Jahrhundert, der das berühmte Buch 'Die getreue, lange währende und keusche Liebe des thessalischen Ritters Theageneo und der äthiopischen Königstochter Chariclea' schrieb, gibt hierin Szenen wieder (V 28 und IX 23), worin durch Räuber und als Kriegsbeute große Schweine­herden in Ägypten zusammengetrieben wurden. Wir dürfen deshalb mit Frazer (1955) die Behauptung des Herodot's anzweifeln, daß die Ägypter das Schwein verschmähten und geringschätzten; dazu kam das Tier viel zu oft im Nildelta vor.

Die Schweine im Neuen Testament

Im Neuen Testament werden zweimal Schweineherden mit ihren Hirten beschrieben. Die Geschichte des Verlorenen Sohnes spielt sich 'ferne über Land' ab, wo er sich 'an einen Bürger dieses Landes hängte, der ihn auf meinen Acker schickte, die Säue zu hüten' (Lukas XV: 13-16; siehe die Bilder 5a und 5b). Hier litt er Hunger und verlangte 'seinen Bauch zu füllen mit den Schalen oder Hülsen, welche die Schweine aßen.' Eine moderne Bibelübersetzung von 1964 spricht an dieser Stelle ausdrücklich von den Schalen der Johannesbrotbaumfrüchte (Ceratonia soliqua). Aber früher, als man das alles noch nicht so genau wußte und auch mehr dazu geneigt war, die Bibelübersetzungen anzupassen an Begriffe, die sich das Volk leicht vorstellen konnte, liest man z.B. in einer alten, katholischen Bibelübersetzung aus Emmerich (1696) als Randkommentar zu dieser Stelle:

Einige meinen, daß es sich hier nicht um Schalen handelt, sondern um bestimmte Baumfrüchte: Hier sollte man von Eicheln reden, und das ist auch sehr wahrscheinlich.

Eine alte französische Bibel (La sainte Bible, La Haye, 1743) kommentiert die Stelle mit: Dieses Schweinefutter besteht aus einer Art von Eicheln oder Bucheckern.

Eine Bibel aus Berlenburg (1735) bemerkt: Gewisse Früchten dasigen Landes, oder solcherley Früchten wie bey uns die Eicheln sind.

Im Westen Hollands lautete der Kommentar etwas anders, denn da kannte man die Nahrung der Schweine mit Eicheln zu dieser Zeit nicht mehr, weil der Eichenwaldbestand schon lange vernichtet war. Die offizielle Bibelübersetzung der holländischen General­staaten (Leiden, 1637) gibt als Randbemerkung zu diesem Text:

Griechisch Keratia, was bedeutet die Hülsen oder Schalen gewisser Früchte, wie sie die Erbsen und Bohnen haben, welche man in diesen Ländern den Schweinen zu essen gab, wie man hier Trebern oder Spühlicht gibt.

In den holländischen Küstenprovinzen wurden die Schweine nämlich viel mit dem Abfall der Branntweinbrennereien gemästet. Die Pfarrer aber, die aus den östlichen nieder­ländischen Provinzen zu den Bibelübersetzungssitzungen der Generalsynode in Dord­recht kamen, kannten die Fütterung der Schweine mit Eicheln aus eigener Erfahrung, und deshalb wurde die obengenannte Glosse angefüllt mit:

Oder wie andere meinen, eine gewisse Frucht in diesen Ländern, welche die armen Leute und die Schweine aßen, wie an einigen Stellen die Eicheln gegessen werden.

Die zweite Bibelgeschichte, worin eine Schweineherde vorkommt, spielt sich in Palästina

18

ï-CJï

"FECCAVI IN C U I I V M FT CORAM TE \\<"+ \ v f » n . ~ SffsEjSiE

« J<t'<«>»

Bild 5. Der verlorene Sohn. Kupferstiche von Hans Sebald Beham (1500-1550), einer der sog. Kleinmeister.

selbst ab (Mattheus 8: 28-34; siehe auch Markus 5: 1-17 und Lukas 8: 26-37. Dazu Bild 6):

Und Jesus kam jenseits des Meeres [von Genezareth oder von Galilea] in die Gegend der Gergesener. Da liefen ihm entgegen zwei Besessene, die kamen aus den Toten­gräbern und waren sehr grimmig, also, daß niemand diese Straße wandeln konnte.

19

Bild 6. Das Wunder der Schweine der Gergesener (Matth. 8: 28-34). Aus einer alten Bibel.

Und siehe, sie schrieen und sprachen: Ach Jesu, du Sohn Gottes, was haben wir mit dir zu tun? Bist du hergekommen uns zu quälen, ehe denn es Zeit ist? Es war aber ferne von ihnen eine große Herde Säue auf der Weide. Da baten ihn die Teufel und sprachen: Willst du uns austreiben, so erlaube uns, in die Herde Säue zu fahren. Und er sprach: Fahret hin! Da fuhren sie aus und in die Herde Säue. Und siehe, die ganze Herde Säue [Markus 5: 13 spricht hier: von ihrer waren bei zweitausend!] stürzte sich von der Höhe ins Meer und ersoff im Wasser. Und die Hirten flohen und gingen in die Stadt und sagten das alles und wie es den Besessenen ergangen war. Und siehe, da ging die ganze Stadt heraus Jesu entgegen! Und da sie ihn sahen, baten sie ihn, daß er aus ihrem Gebiet weichen wollte.

Nach einem kirchlichen Kommentar zu diesem Text war nach der Mischa den Juden die Schweinezucht verboten ('Man darf an keinem Orte Schweine aufziehen'). Man wird deshalb die Besitzer dieser Schweineherde wohl unter den nichtjüdischen Einwohnern Gadara's zu suchen haben. Nach anderen Kommentaren soll es aber gar nicht sicher sein, daß hier die Stadt Gadara gemeint ist, und so bleibt der Name dieser Stadt unsicher. Auch soll noch ein Kommentar erwähnt werden, der bestimmt nicht von kirchlicher Seite kommt: Eine Veröffentlichung aus 1734 von einem gewissen Hilarius Bassus Friso (ein Deckname) mit dem Titel: 'Westfäliche Altertümer, worin bewiesen wird, daß diejenigen, welche Christus gekreuzigt und Johannes den Täufer enthauptet haben, West-

20

fälinger gewesen sind.' Darin behauptet der Schriftsteller unter anderem, nachdem er es mit klassischen Literaturquellen belegt hat, daß schon von alters her westfälische Truppen unter fremden Fürsten, und auch unter den Römern, ihre Kampflust gezeigt haben und dabei auch als Scharfrichter ihrer Herren auftraten. Deshalb führt er als viertes Argument für seine Theorie an:

Endlich wird meine These auch wahrgemacht durch die westfälische Volkssiedlung, welche sich damals in Judäa befand; denn diejenigen der deutschen Hilfstruppen, welche invalide wurden und keine Lust zeigten, über einen so langen Weg wieder in ihre Heimat zurückzukehren, haben sich dort angesiedelt und wurden die Gergesener genannt, und daß, weil der erste Vorsteher ihrer Kolonie, der alte Jörgen, in der westfälischen Mundart Gerge hieß, zu dessen Ehre sie sich die Gerges-Söhne oder im syrischen Dialekt Gergesener nannten.

Diese Leute nun hätten nie eine so große Liebe und Freundschaft zu ihren Schweinen gezeigt, wenn sie keine Westfalen gewesen wären. Der Verlust ihrer Tiere ist diesen Leuten so zu Herzen gegangen, daß sie ihrethalben eine eigene, besondere Jahres­rechnung eingeführt haben nach dem Beispiel der Bürger von Hameln, welche immer geschrieben haben: Im Jahr des Auszugs unserer Kinder . . . Einige Autoren sind der Meinung, daß wir diesen, nach Judäa und anderen orien­talischen Ländern ausgezogenen Westfalen, unseren Kaffee zu verdanken haben, weil sie bei ihrem Auszug aus dem fernen Vaterlande ihre Schweineeicheln mit­genommen hatten (woraus sie zu Hause ihren Eichelkaffee rösteten!), die sich sodann durch den guten palästinischen Boden in ausgezeichneter Weise verbesserten und zu unseren heutigen Kaffeebohnen evoluierten.

Der Autor gibt dann aber selber zu, daß auch er am letzteren zweifelt3.

Der alte Orient

In den uralten Kulturgebieten Mesopotamiens kam das Schwein vielfach vor. Braidwood (1960) schreibt hierüber, daß von den Knochenfunden in diesen Gebieten etwa 30% von Schweinen herstammen; in Tell-Asmar bestanden sie sogar überwiegend aus Schweine­resten. Im berühmten Jarmo im Irak, einer der ältesten Dorfkulturen die bis heute ge­funden wurden (etwa 8500 bis 5200 vor Chr.), traf man schon Reste von Schweinen an; auch stieß man hier auf viele Überbleibsel von Eicheln (und Pistazien). Hilzheimer (1934) untersuchte die Knochenreste, auf die man bei den Ausgrabungen von Tell-Asmar in einer etwa 5000 Jahre alten Kulturschicht gestoßen war; er teilt sie fol­gendermaßen ein: 29,1% vom Schwein, 27,7% von Schafen und/oder Ziegen, 13,5% vom Rind,

3. Nach Probst (1912) soll der Autor dieser merkwürdigen Arbeit ein ostfriesischer Kam­merpräsident namens Daniel Lenz gewesen sein. Erst viel später, in 1775, erschien diese quasiwissenschaftliche, seltene Abhandlung in deutscher Sprache. Man lese im übrigen über das Vorkommen von Schweinen in diesen Gegenden die Veröffentlichung von De Vaux: Les sacrifices de porcs en Palestine (1958).

21

C53

Bild 7. Drucksiegel mit Tierdarstellungen aus einer Ausgrabung in Tepe Gawra I (um 3000 vor Chr.). Auf dem Siegel linksoben (Format 28,5 x 29 mm) zwei Schweine mit Bäumen; rechtsunten eine Schlange (?).

9,0% vom Onager, 8,0% vom Hund, 5,4% von Gazellen, 0,9% vom Damhirsch, 2,7% von Vögeln, 3,6% von Fischen.

Er schreibt: Diese Liste erscheint schon auf den ersten Blick überraschend, sowohl durch die geringe Zahl der wilden Tierarten . . .; man gewinnt den Eindruck, als sei die Jagd schon ganz zurückgetreten . . . Wenden wir uns den Haustieren zu, so ist es wohl eine mindestens ebenso große Überraschung, daß das Schwein mengenmäßig an der Spitze der gefundenen Nahrungstiere steht. Die zahlreichen Schweinereste lassen auf eine Schweinezucht schließen, die zum Teil schon Rassen besaß wie die modernen hochgezüchteten Schweinerassen.

22

Bild 8. Schwein bei einem Baum mit Affen und zwei Jägern (?). Lehmtafel (9 x 13 cm), ge­funden bei Ausgrabungen in Ishchali (Irak), datiert auf etwa 1900 vor Chr.

Einer der sumerischen Hauptgötter war Ninurta oder Nin-Ib, der spätere alttestament-liche Nimrod, Sohn der Ishtar (Astarte), der jedes Jahr am 25. Dezember neu geboren wurde und im Nachsommer mit der absterbenden Vegetation in der Unterwelt versank. Nach Langdon (1931) wurde er auch Nin-FCilim genannt, was 'Herr der Schweine' be­deutet (man denke an die göttlichen Schweinehirten Eumaios und Eubuleus). Sein späterer Nachfolger, der Vegetations- und Totengott Tammuz, trägt in gleicher Weise den Namen des Schweines (noch heute heißt ein Schwein im türkischen 'Domuz'). Wie Thor seinen befruchtenden Hammer Mjölnir, so trägt der babylonische Nachfolger des Tammuz, Marduk, den V-förmigen Gamlu (im griechischen Gamma), eine dem Bumerang ähnlichen Waffe, in selber Weise wie der griechischen Jäger Orion den Lago-bolon in der erhobenen rechten Hand (oder wie Simson seine Eselskinnbacken), in seiner . Sternbildprojektion am babylonischen Himmel (Winckler, 1903). Bei den Griechen stand dieser himmlische Gamlu in einem der damals wichtigsten Bauernsternbilder, den Hyaden (Ilias, 18. Gesang, Zeile 485f), bei den Römern Succulae genannt, was beides 'Schwein­chen' bedeutet. Etymologisch kann das Wort in beiden Sprachen auch 'Regensterne' be­deuten. Das eine schließt aber das andere nicht aus, da Schweine oft im alten Volks­glauben Wind und Regen ankünden. Ihre Erscheinung im Herbst sagte den damaligen Bauern die kommende Regenzeit an (Columnella's 'De rei rustica', Buch 11, Teil 2); nach dem ältesten bekannten Dichter Europas, Hesiodos (aus dem 8. Jh. vor Chr.) sollte man, wenn die Hyaden zusammen mit den Pleiaden und Orion untergingen (das heißt

23

zu seiner Zeit am Ende des Monats Oktober), die Äcker pflügen (Zeile 615f des Bauern­kalenders in seinem Gedicht 'Die Werke und Tage'). In der akkadischen Keilschrift sind die Begriffe 'Schwein' und 'Grund umwühlen' oder 'pflügen' stark mit einander verwandt, werden sogar oft miteinander verwechselt (Ball, 1894). Auch in dem griechischen Symposiaka, den Tischgesprächen des Plutarchus (Buch 4, Kap. 5), findet man hiervon etwas zurück, als gesagt wird daß das Schwein als erstes die Erde mit seinem Rüssel aufgewühlt hat, dabei die Spur des Pfluges zeigend. Auch in der griechischen Sprache sind die Worter Schwein und Pflug stark miteinander verwandt. Der in der ersten Hälfte des ersten Jahrhunderts lebende Römer Manilius, der ein astrologisches Werk 'Astronomica' hinterließ, wollte selbst den unter diesen Hyaden geborenen Menschen die Natur der damals viel unruhigeren Schweine zuschreiben (Buch V, 118ff):

Wer zu dieser Zeit geboren wurde, liebt die Ruhe nicht. Seine Arbeit bringt keine Früchte ein, aber er sehnt sich nach Volksversammlungen, Wühlerei und Wirren. Aufruhr und Geschrei liebt er; er will die Gracchen auf der Tribüne sehen, Bürger­kriege in Friedenszeit haben seine Zustimmung, und er nährt die Unruhen seines eigenen Landes. Auch treibt er die unreinen Herden über die schlammigen Felder, denn die Hyaden sind die Eltern des Odysseus' treuen Schweinehirten . . .

Vor etwa 4000 Jahren kostete ein Schwein in Babylonien einen Sekel; einen Gur Schweine­schmalz (etwa 120 Liter) kaufte man für einen halben Sekel (Schwenzer, 1917). Diebstahl von Schweinen wurde nach Par. 8 der Gesetze Chammurabis bestraft (Eilers, 1932): Wenn ein Bürger . . . ein Schwein . . . gestohlen hat, gehört es dem Gotte oder gehört es dem Palaste, so gibt er das dreißigfache davon; gehört es einem Untergebenen, so ersetzt er das zehnfache davon; wenn der Dieb nichts zu geben hat, so wird er getötet. In den Paragraphen 57, 58 und 261-267 werden Vorschrifte für Hirten gegeben. Auf­fallend hierbei ist, daß ausschließlich von Schafshirten gesprochen wird, woraus zu schließen wäre, daß zu den Zeiten, da diese Gesetze erschienen (um 1700 vor Chr.), die Schweineherden in diesem Kulturkreis bereits verschwunden waren, weil man alle fruchttragenden Wälder schon gerodet hatte. Wie wii später auch vom alten Rom (siehe Seite 241) und von den europäischen Städten (Seite 132) hören werden, und wie es jetzt noch auf indonesischen Inseln wie z.B. Bali geschieht, erscheinen die Schweine im alten Babylon ebenfalls auf den Straßen, wo sie zusammen mit den Hunden als Sanitätspolizei auftreten. In den Annalen des Königs Assurbanipal (im 7. Jahrhundert vor Chr.) kommt nach Streck (1916) der folgende Text vor:

Ich überließ die Leichname der von der Pest dahingerafften Leute und [die jener], welche durch Mangel [und] Hungersnot ihr Leben verloren hatten, den Hunden [und] den Schweinen, welche die Straßen der Stadt versperrten [und] die Plätze füllten; ihre Gebeine ließ ich aus Babylon, Kutha and Sippar herausbringen.

Bei Ausgrabungen in Tepe Gawra I (Speiser, 1935) kam aus dem mehr als 5000 Jahre alten siebenten Stratum ein elfenbeinernes Drucksiegel nach oben, worauf zwei Schweine mit Bäumen eingeschnitten waren (Bild 7). Das Bild ist noch ziemlich primitiv. Auf einer Lehmtafel aber, aus Ishchali im Irak, datiert auf etwa 1900 vor Chr., kommt neben einer Jagd (?) auf einen Affen ein Schwein vor, das unten an einem Baum (nach Eicheln oder Nüssen?) schnüffelt und ganz naturalistisch dargestellt ist (Bild 8), womit wir wahr­scheinlich vorläufig die ältesten Darstellungen unseres Themas gezeigt haben.

24

" V ;

• LaL'sv.* * * • * «

•'»•*..•{; • • • . . * > V * ' . v . , ^ 'Ä'I-A •*•. =•• •'••' • i ••"*•- - * f - » ;

fc*^;- • • • • - •

Bild 9. Schweinezahn, Eicheln und Pfeilspitze, gefunden in einer untergestobenen sog. Hil-versumkultur (Übergang zwischen Neolithikum und Bronzezeit um etwa 1500 vor Chr.) im Dünengebiet bei Velsen in der Provinz Nordholland.

In den westlichen Hügeln des iranischen Zagros-Gebirges aber wurden die ältesten Schweineknochenreste gefunden (u.m. in Jarmo), in uralten Bauernkulturen welche von Reed (1969) auf etwa 8500 vor Chr. datiert werden*. Es wird angenommen, daß sich von dort aus die Schweinezucht über Europa, Asien und Afrika(?) ausbreitete. Im Westen nehmen auf dem europäischen Festland diese neolithischen Bauernkulturen (Menghin spricht in 1931 ausdrücklich von Schweinezuchtkulturen!) zunächst den nordwestlichen Balkan in Besitz. Nur etwas später lassen sie sich im weiten Bogen um die nordwestlichen Mittelmeergebiete nachweisen: Italien, Südfrankreich und Spanien. Schließlich stoßen neolithische Acker- und Viehbauern (die sog. Bandkeramiker) bis tief nach Mitteleuropa, Dänemark und den östlichen Balkan vor.

Etwa 3500 vor Chr. erreichen diese schweinezüchtenden Bauern Nordfrankreich, die britischen Inseln und Schweden (von Müller und Nagel, 1968), wo sie an den Rändern der auf dem Lößboden, durch das nun günstige feuchte ozeanische Klima reichlich vor­handenen Eichen- und Buchenwälder, alle Möglichkeiten zu einer großzügigen Schweine­zucht vorfanden (Bild 9).

4. Reed (1969) berichtet aber auch von einer noch einige Jahrhunderte früheren Schweine­domestikation im jetzt türkischen Cayönü, nach einer hier nicht erfaßten Veröffentlichung von Lawrence.

25

Nach Murray (1968) erreichten diese Kulturen um 3000 vor Chr. Nordwestindien; Griechenland um etwa 5200-3600 vor Chr.; Südwestrußland (die sog. Tripolye-Kulturen) um 3500-3300 vor Chr.; das Donaugebiet um 3200-2900 vor Chr.; die Schweiz, Däne­mark und Südfrankreich um 2800-2100 vor Chr.

26

Die Quellen des klassischen Altertums

Bild 10. Megaronszene auf einer griechischen Lekythos (6. Jh. vor Chr.). Nach Deubner (1932) wirft hier eine Frau ein Ferkel in die Megaron: 'daß die Megaron der Demeter und Köre gehört, deuten die Fackeln an, welche rechts aus dem Boden emporsteigen'.

Griechische Bezeichnungen

üoßoTKOc (huoboskos) üoßOT/)? (huobotès) oußoi7]c; (subotès) «ryßtüTyjc (subootès) ucpopßoc (huphorbos)

für Schweinehirten

'jocpopßo; (huophorbos) <Tj<pop|3oç (suphorbos) auocpopßoc (suophorbos) ÙOTTOXÔÇ (huopolos) •/oipoßoa-KOc (choiroboskos)

28

Die Thesmophorien

Bereits aus der sagenhaften Welt der griechischen Urzeit kommen die ersten Berichte über einen Schweinehirt mit seiner Herde zu uns. Zu Ehren der Demeter, der Göttin der fruchtbaren Erde, der Frauen und des wachsenden Kornes, wurden damals überall in Griechenland, als eines der ältesten Feste, in den ersten Tagen des Oktobers die Thesmophorien gefeiert. Hierzu gehörten die sogenannten Skira-Feste, woran nur 'unbescholtene Ehefrauen, nachdem sie sich durch neuntägige Enthaltung vom ehelichen Umgang vorbereitet hatten' teilnehmen konnten. In der Nacht, bei Fackellicht, wurden bei diesen Festen unter anderem lebendige Schweine in unterirdischen Höhlen, in dem Megaron geworfen, auf deren Boden Schlangen auf sie warteten. Nach Rohde (1870) stellten diese Riten eine dramatische Vergegenwärtigung des Raubes der Köre oder Persephone dar, der Tochter der Demeter, durch den Gott der Unterwelt, Pluto, der in den ältesten Zeiten auch Schutzgeist der unterirdischen Getreidespeicher war (Bild 10). Dieser Raub geschah, als Persephone einmal mit ihren Gespielinnen 'heiter scherzend, auf blumiger Wiese', wahrscheinlich auf Sizilien in der Nähe des Ätnas, herumging. Als Pluto sie entführte, öffnete sich die Erde (der Ätna wurde als Eingangspforte der Unter­welt angesehen), und in dem Getümmel, das hierbei entstand, wurde auch eine Schweine­herde, die dort unter Aufsicht ihres Hirten Eubuleus weidete, zum größten Teil mit in die Erde gesogen. Nach den alten Lucian-Scholien, welche Rohde in 1870 veröffentlichte, sollten die obengenannten Thesmophorien unter anderem auch zu Ehren dieses Schweine­hirten gefeiert werden. In den Ruinen des alten Demeter-Heiligtums in Eleusis bei Athen hat man seine verstümmelte Statue damals ausgegraben.

Daneben kommt dieser Eubuleus auch vor als Sohn der Demeter in Mythen aus Kreta. An anderen Orten wird er identifiziert mit Pluto selber, oder er tritt als Gälte der Göttin Persephone oder Köre auf. Diesem mythischen Schweinehirten wird man eine chtonisch-vegetative Rolle in der griechischen Religion zuweisen müssen, worauf gleichfalls die 'in der Erde wühlenden Schweine', wie sie in Homer's Odyssee genannt werden, schon hindeuten.

Bild 11. Odysseus bei Kirke, auf einem Skyphos des 5. Jh. vor Chr. Kirke überreicht einem der Männer des Odysseus den Zaubertrunk, der ihn in ein Schwein verwandeln wird. Rechts vom Webestuhl sieht man die Metamorphose.

29

Die Geschichte von Kirke, der Zauberin

Auch der aus der griechischen Literatur berühmte Held Odysseus begegnet auf seinen fernen Fahrten solchen chtonischen Gestalten als er auf der Insel Aea (bei Italien oder im Schwarzen Meer) die Zauberin Kirke trifft. Dieses Abenteuer ist nach Wildhaber (1951) sehr wahrscheinlich eine dichterisch verzerrte Beschreibung einer Einweihung im Heilig­tum einer chtonischen Schweinegöttin, wie hiervor beschrieben bei den Thesmophorien, die wir auch später noch bei anderen alten Kulturvölkern kennen lernen werden. Zur gleichen Zeit beschreibt Homer die Fütterung von Schweinen mit Eicheln: Als Odysseus bei der Insel Aea ankommt und dort mit seinen Reisegefährten an Land geht, werden die letzten von der dort wohnenden Zauberin Kirke mittels eines Zaubertrunkes umgewandelt in Schweine (Zehnter Gesang, 241-243; Übersetzung von Schröder, (1952)1:

Qç oÊ [xèv KXOCIOVTSC èép'/axo, TOÏCTI Sè KipKT)

Trap p' (XKUXOV ßaXavov TS ßaXsv KapTcóv TS KpavsLvjç è'Sfxevai, oîa ausç xajiaiEUvaosc aîsv eSouaiv. (Weinend saßen sie alle gesperrt. Die Zauberin Kirke Warf ihnen Eicheln hinein zum Fraß und allerhand Baumfrucht (Kornelkirschen), Welche die Wühler im Grund, die gelagerten Schweine, verzehren.)

Hierbei sei noch zu vermerken, daß Homer in diesen Zeilen unterscheidet zwischen zwei verschiedenen Eichelarten: akulon, die Frucht der Quercus ilex (Steineiche) und balanon, die Frucht der Quercus aegilops. Eine sehr schöne Abbildung dieser Episode ist zu finden auf der Bemalung einer böotischen Skyphos (eine Art griechische Vase) aus dem Kaby-ren-Heiligtum in Thebe, aufbewahrt im Britischen Museum in London. Die Vase stammt aus dem 4. Jh. vor Chr.; links empfängt einer der Männer des Odysseus den Zaubertrunk, und rechts vom primitiven Webstuhl sieht man einen Mann der sich tatsächlich in ein Schwein verwandelt (Bild 11).

Bei dem Schweinehirt Eumaios

Aber wir werden noch anderen und größeren Schweineherden in diesem Werk Homers begegnen. Als der Held Odysseus nach seinen Wanderfahrten in seine Heimat, in Ithaka, zurückgekehrt ist, findet er dort seine Frau Penelope, die mit ihren vielen Freiern beim Gastmal sitzt und ihn nicht wiedererkennen will. Auf Anweisung seiner ihn beschützen­den Göttin Athene fährt er dann, verkleidet als Bettler, zu seinem alten Schweinehirt Eumaios, der ihm weiterhelfen soll. Auf Odysseus' Frage, wo er Eumaios finden kann, antwortet ihm die Göttin Athene (Dreizehnter Gesang 405-408):

Bei den Schweinen findest du ihn. Er weidet die Herde Unter dem Korakos-Fels, beim Haupt des Quelles Artheusa, Wo sie die nährende Frucht des Eichbaums fressen und haben Schwarzes Wasser zum Trunk und gewinnen die blühende Speckschicht.

1. Die weiterfolgenden Texte Homers werden alle nur in der Übersetzung Schröders (1952) zitiert.

30

In der französischen Homer-Übersetzung von Bérard (1924) erläutert der Schriftsteller diese Zeilen folgendermaßen:

Diese Hochebene ist übersät mit Felsen und Steinen, aber besitzt trotzdem einige kultivierbare Terrassen; alte Olivenbäume und Reben stehen herum; einige Eichen erinnern an den früheren Wald. Es würde genügen, daß der Mensch sich aus diesem Gebiet zurückzöge, damit die Natur es zur selben Zeit umänderte in eine ideale Eichelweide für Schweine. Unsere tunesischen Kolonisten aus der Gegend von Tabar-ca wissen aus fruchtvoller Erfahrung, welche Mengen an Schweinen solche Wälder ernähren können in einem milden Klima.

Daß der griechische Dichter seine Welt richtig beobachtete geht hervor aus einem deutschen landwirtschaftlichen Bericht des Jahres 1919 aus der Domäne Laufenförde (Kreis Uslar), das heißt, etwa zweiundeinhalb Jahrtausende später (siehe hierzu den Bericht in der Deutschen Landwirtschaftlichen Presse 46, 1919, Seite 247):

Die Waldweide reichte im Spätjahr 1918 für die Ernährung der Schweine voll­ständig aus . . . Wenn sich die Weide mehr in den Teilen des Waldes abspielt, in denen die Eichen vorherrschen, so nehmen die Schweine mehr Trinkwasser auf. . . [Und haben schwarzes Wasser zum Trunk!]

Stählin (1957) berichtet, daß Erkrankungen vom Eichelfraß bei Schweinen nur dann beobachtet werden, wenn sie abnormal große Mengen davon fressen und wenn dabei nicht reichlich Trinkwasser vorhanden ist. Und der kurfürstliche kölnische Hofmedicus Marx schreibt 1784:

Das Schwein stoßet vermittelst seines Rüssels den begrasten Erdboden um deswillen herum, um verschiedene ihm schmackhafte Graswurzeln, vorzüglich aber Regen­würmer, worauf es sehr begierig ist, zum Fressen zu bekommen, und sobalde dasselbe durch Wühlen die Erde erschüttert, sobald pflegen die Erdwürmer hervor zu kriechen, und dem Feinde gleichsam in den Rachen zu fliegen; durch dieses beständige Umwühlen des Schweins werden viele Eicheln mit Rasen, Moose, Laub und Erde bedeckt, durch Wärme und Nässe wird ihr dichtes Gewebe zum Theil abgelöst und vieles von ihrem herben zusammenziehenden Wesen ausgelauget, mit­hin zum Verdauen tüchtiger gemacht. Diese Regenwürmer sind auch eigentlich der von dem Landmann vermeynte Mastwurm, von dem der Landmann glaubet, daß er bey trockner Witterung in der Tiefe des Erdbodens seinen Aufenthalt habe, und bey regnigtem Wetter in großer Menge zur Oberfläche der Erde hervorsteige, und durch Hülfe dieses Mastwurms gedeyn, wie geglaubet wird, die Schweine bey regnigter Witterung besser als bey trockner, wo es besagten Wurm nicht erhalten kann. Allein der Mastwurm ist ein Traum des Landmanns. Daß aber die in Eichel­kämpen und in Wälder zum Fettwerden getriebenen Schweine bey trockner Witterung auch beym Überflusse von Eicheln nicht so zunehmen, als wenn regnigtes Wetter der Erdboden feucht und locker erhält, damit desselben Oberfläche von den Mast­schweinen könne umgewühlet werden, ist eine Wahrheit, die von keinem Land-manne bezweifelt wird.

Weiter stellt Stählin fest, daß Schweine in einem Wald bei trockener Witterung oder bei Ernährung trockener Eicheln im Stall, nicht so gut gedeihen und ihre Därme sich schwarz verfärben und mürbe werden. Dabei sterben viele Schweine an Darmentzündung und Verstopfung. Wollte man diejenigen, die in so einer Mastzeit zu wenig zugenommen und deswegen keinen Schlachtwert haben, bis zum nächsten Jahr laufen lassen, dann

31

Bild 12. Griechisches Schweineopfer, gemalt auf piner attischen, sog. Meisterschale (um 520 vor Chr.) vom griechischen Meister Chachrylion, dessen Lieblingsname Kalos Epidromos in schwarz und rot unter und über der Darstellung steht. Die rot aufgemalten Streifen an der Wand der Altarsäule weisen auf Blutspuren früherer Opfer; der knieende Opferdiener hält dem Schwein die Schnauze zu, um es am Schreien zu verhindern. Der Opferpriester hat als Beginn des Opfers wahrscheinlich das Kopfborstenhaar des Tieres abgeschnitten und wirft es nun mit der nicht vollständig erhaltenen linken Hand auf den Altar.

Trygaios: Muß ich tatsächlich sterben? Hermes: Du mußt es wirklich. Trygaios: So bitte ich dich, leihe mir eine halbe Krone; ich kaufe dafür ein Schwein und lasse mich erst noch einweihen . . . (Aristophanes: Der Friede, 373-375)

Xanthias: Heilige und selige Königin, Tochter der Demeter! O, was für ein herrlicher Schweine­bratenduft umweht mich! Dionysus: Sei still. Vielleicht bekommst du auch ein Stück m i t . . . (Aristophanes: Die Frösche, 337-339)

32

würden diese Schweine oft auszehrenden Krankheiten zum Opfer fallen und sterben. Was Odysseus bei seinem Sauhirt Eumaios findet, geht aus dem vierzehnten Gesang her­vor:

Er aber stieg vom Hafen herauf den steinichten Fußsteig, Klimmend durch Wald und steiles Geklüf' zum göttlichen Hirten, Den ihm Athene gewiesen und der dem großen Odysseus Unter dem dienenden Volk der gar vieltreueste Mann war. Sitzend traf er ihn an im Tor des Hofes. Der lag ihm Auf einer Blöße des Bergs in sicherer, hoher Umwallung, Ganz umlaufend, schön und groß. Die hatte der Sauhirt Selber gebaut für die Schweine des Herrn, der ferne von Haus wer, Ohne das Wissen der Herrin und ohne Befehl des Laertes, Aus Feldsteinen, wie er sie fand, und Stachelgebüschen. Draußen umgab den Wall ein Bollwerk: eichene Pfähle, Stark und sauber geschält, unzählige nebeneinander. Drinnen jedoch im Hof, da hatte er Kofen gezimmert, Zwölf, aneinander gereiht, dem Vieh zum Lager. In jedem Hegte er fünfzig der Wühler im Grund, der gelagerten Schweine, Nur die Säue, die Mütter. Die Eber nächteten draußen, Von viel kleinerer Zahl. Der Schwärm der adligen Freier Minderte sie durch Essen; es schickte ja täglich der Sauhirt Ihnen zum Mahl das feisteste Stück der gemästeten Herde. Also waren der Eber annoch dreihundert und sechzig. Hunde, wie Wölfe zu schaun, unwanderten nächtens die Herde, Vier; und der Vogt des Gehöfts, der Sauhirt, gab ihnen Futter. Er aber saß und schnitt aus tüchtigem Leder sich Fußzeug Für die Sohlen zurecht. Es waren die anderen Hirten Über die Triften verteilt, die weidende Säue zu hüten, Drei; denn er sandte den vierten zur Stadt, den Eber zu bringen, Welchen der trutzige Schwärm der freienden Männer gefordert, Daß sie zum Schmaus ihn schlügen und letzten ihr Herz am Fleische.

Eumaios hatte also zwölf Schweinekoben gebaut, ein jeder für fünfzig Säue. Dazu liefen in einem Gehege noch dreihundertsechzig gemästete Eber herum, und vier Gehilfen zogen mit den jungen Schweinen, die auch heute noch Läufer genannt werden, durch die Wälder. Daß die von Homer erwähnte Anzahl Schweine nicht übertrieben ist, wird aus dem später zitierten römischen und mittelalterlichen Quellenmaterial hervorgehen, wo ähnlich große Herden beschrieben werden.

Einen Kommentar zu diesen Zeilen geben die Engländer Wace und Stubbings (1962), der - um nichts vom typischen Humor zu verlieren - am besten in der Originalsprache wiedergegeben werden kann:

In the Odyssey in general there may at first sight appear to be even more eating than in the Iliad. The suitors have little else to do, and do it, for the pigs they devour are devoured at Odysseus' expense, and in his absence, and in the hope that he will never return . . . (Man hat im allgemeinen den Eindruck, daß in der Odyssee noch viel mehr ge­gessen wird als in der Ilias. Die Freier haben auch sonst wenig anders zu tun, und

33

"J-- - „ f

JJ • t

• A «4 f"S

£ : V r i, ^ f;

p y * '

i - * •

-* j

- t i a t

*i

-* r 4

.

•Mi • —*» l »J

, ' * s j

7

r IV.

Bild 13. Od\sseu\ besucht seinen Schweinehirt Eumaios.

sie tun es, weil die Schweine, die sie verzehren, verzehrt werden auf Kosten des Odysseus' und in seiner Abwesenheit, und in der Hoffnung, daß er nimmer zurück­kehren werde . . .).

Wie man sich die Begegnung des Odysseus mit seinem Hirten Eumaios im 17. Jahrhundert vorgestellt hat, zeigt das Bild einer berühmten französischen Ausgabe der Odyssee aus dieser Zeit (Bild 13). Am Abend kehren die Gehilfen des Hirten Eumaios mit ihren Schweinen aus den Wäldern zurück, um in dem Gehege die Nacht zu verbringen (Vierzehnter Gesang, 410-412):

Bald aber kamen die Säue herein; und die hütenden Männer Trieben sie jede in ihren Verschlag, aufdaß sie sich legten. Und es ward ein unendlich Gegrunz von den Schweinen im Hofe.

Am nächsten Morgen kommt auch Odysseus' Sohn Telemachos (Fünfzehnter Gesang, 555 557):

Er aber schritt langaus und kam mit hurtigen Füßen Gegen den Hof, daselbst der Hirt die tausenden Schweine

34

Hütete Tag und Nacht und sann in Treuen der Herrschaft. Und später noch, im Sechzehnten Gesang (1-5):

Doch es besorgten dieweil der göttliche Hirt und Odysseus Unter der Hütte das Mahl und machten ein Feuer am Morgen, Sandten darauf die Hirten hinaus mit den weidenden Säuen. Doch dem Telemachos sprangen die Knurrer und Kläffer, die Hunde, Wedelnd entgegen und schlugen nicht an . . .

Plato

Die Odyssee muß etwa im siebenten oder achten Jahrhundert vor G r . entstanden sein. Hunderte Jahre später schreibt Plato (427-347 vor Chr.) seine Politeia, in der in Ge­sprächen zwischen Sokrates und Glaukon Gedanken entwickelt werden über den Über­gang des ursprünglich einfachen Lebens zu höheren Formen des zivilisierten Staates, worauf Glaukon sofort reagiert (Politeia II, 373-C) mit den Worten:

ETI 8s Kal CT'j[ÏOJTWV 7ïpOc8ê7)(ïÓu.s9'!X, (Dazu brauchen wir auch mehr Schweinehirten!)

Aristoteles

Der erste uns bekannte Grieche, der in mehr oder weniger wissenschaftlicher Weise über das Schwein berichtete, war Aristoteles (384-322 vor Chr.):

Das Schwein kümmert sich wenig um Gras oder Früchte, liebt aber die Wurzel von allen Tieren am meisten . . . Schweine setzen am meisten Fett an mit Gerste, Feigen, Eicheln, wilden Birnen und Kürbissen [Buch VIII, 15ff]; Die beste Nahrung für die Schweine sind Erbsen und Feigen, aber es ist wichtig. das Futter so oft wie nur möglich zu wechseln, denn das Tier - wie alle Tiere im allgemeinen - liebt Abwechslung in seinem Menü, und es wird gesagt, daß das eine Futter aufquillend wirkt, ein anderes im besonderen Fleisch ansetzt, und wieder ein drittes Fett ansetzt, und daß die Eicheln zwar gern von diesem Tier gegessen werden, aber sein Fleisch schlaff und wässerig machen. Dazu wird eine Sau, wenn sie die Eicheln in zu großen Mengen frißt, abortieren, genauso wie das bei den Mutter­schafen der Fall ist [Buch VIII, 28ff].

Diese Sätze wird man später bei praktisch allen mittelalterlichen Enzyklopädisten wieder­finden. Ob das Fleisch der mit Eicheln gemästeten Schweine aber tatsächlich - wie Aristoteles schreibt - wässerig und schlaff wird, ist zweifelhaft, und Mitteilungen späterer Schriftsteller bestätigen das.

Marcus Porcius Cato (der Alte)

Von den Griechen zu den Römern. Marcus Porcius Cato, der Mann, der damals den Untergang Karthagos wünschte, lebte von 234 bis 149 vor Chr.; neben seinen politischen Aktivitäten war er ein erfolgreicher Landwirt. In seinem Buch über die Landwirtschaft (De Agri Cultura), das er um 160 vor Chr. schrieb, hört man nur sporadisch von der Eichelmast. Im ersten Buch, Kap. 7, empfiehlt er aber ausdrücklich jedem, der einen neuen Hof

35

kaufen will, darauf achtzugeben, daß ein Mastwald (glandaria silva) vorhanden ist. Im 54. Buch gibt er noch den Hinweis:

Ubi sementim patraveris, glandem parari legique oportet et in aquam conici. (Sammle, wenn die Einsaat vorüber ist, die Eicheln, und weiche sie ein in Wasser, um sie leichter dem Vieh verfüttern zu können.)

Mehr aber kommt über die Eichelmast für Schweine nicht vor in seinem Werk.

n • *•,«!»

Bild 14. Schaf und Schwein aus dem Dreitier-Opfer oder Suovetaurilium, abgebildet auf der Säule von Trajan in Rom (um 100 nach Chr.).

36

Aus der Geographica des Griechen Polybius

Polybius, der von etwa 200 bis 120 vor Chr. lebte, verbrachte sechzehn Jahre seines Lebens in Rom als Geisel, wo er sich unter anderem befreundete mit dem jungen Scipio und bekannt wurde mit den damaligen italienischen Verhältnissen. Er schrieb in Kap. 15 des zweiten Teiles seiner Geographica:

Die Fruchtbarkeit der Poebene ist nicht leicht zu beschreiben . . . Die Mengen an Eicheln, die dort in den über der ganzen Ebene verstreuten Wäldern wachsen, kann man nur schätzen an Hand der Tatsache, daß die Menge der Schweine, die in Italien für Privatzwecke und für das Heer geschlachtet werden, sehr groß ist und diese praktisch allein aus dieser Gegend herkommen . . .

Im zwölften Buch seines Werkes gibt er im vierten Kapitel (4.5 bis 4.14) eine umständ­liche Beschreibung der unterschiedlichen Methoden, wie die Griechen in seinem Vaterland einerseits, und die Römer andererseits ihre Schweineherden hüten:

Es ist gar nicht erstaunlich, daß die Tiere den Signalen eines Horns gehorchen . . . Der Schweinehirt läuft hier [d.h. in Italien] nicht hinter seinen Tieren her, wie in Griechenland, sondern geht voraus und bläst von Zeit zu Zeit in sein Horn. Die Tiere folgen ihm daraufhin und gehorchen seinen Signalen. Sie sind dermaßen gründlich trainiert um auf dieses Horn zu reagieren, daß diejenigen, welche es zum erstenmal vernehmen, sich weigern es zu glauben. Denn als Folge der zahlreichen arbeitenden Bevölkerung und des Ü berflusses an Futter sind die Schweineherden in Italien sehr groß, besonders die der Etrusker und der Gallier, wo oft tausend oder mehr Schweine aus einer Sau gezüchtet werden. Die Hirten treiben die Schweine in Herden aus ihren Nachtquartieren, sortiert nach Alter und Herkunft. Wenn aber auf diese Weise ver­schiedene Herden in ein und dasselbe Gebiet getrieben werden, vermischen sich die Schweine während des Treibens miteinander, auch später, wenn sie beim Fressen sind oder nach Hause zurückkehren. Die Römer haben deshalb das Hornsignal erdacht um die Schweine mühelos und ohne Umstände trennen zu können. Denn wenn einer der Schweinehirten sich in einer bestimmten Richtung weiterbewegt und in sein Horn bläst, und ein anderer Schweinehirt geht in eine andere Richtung, so trennen sich die Tiere ganz selbständig von einander und folgen dem Ton ihres eigenen Homes mit einer solchen Gewalt, daß es auf keinerlei Weise gelingt, sie von ihrem Gang abzuhalten.

In Griechenland dagegen, wenn dort einige Schweineherden zusammentreffen auf ihrer Suche nach Eicheln, wird derjenige, der über die meisten Hilfskräfte verfügt und dazu die Gelegenheit hat, die Schweine der anderen zu den seinigen fügen und mitnehmen, oder ein Räuber wird eine Menge stehlen ohne daß derjenige, der sie hütet, etwas davon bemerken wird, wieviele Tiere er dabei verliert, weil die Schweine sich in ihrer Jagd auf Eicheln, wenn diese Früchte fallen, zu weit von ihren Auf­sehern entfernen. Aber das reicht zu diesem Thema.2

2. Vergleiche hierzu aus der Veröffentlichung Grauvogel's (1968) das folgende: 'Beim Schwein werden die meisten Umweltreize über den akustischen Sinn vermittelt. Ich wundere mich, wie wenig die Tierpfleger diese bekannte Tatsache ausnützen. Eber oder Sauen sind bereits nach mäßigen Bemühungen durch akustische Dressur an bestimmte Triebwege zu gewöhnen.'

37

Etwas freier als hieroben wird derselbe Text übersetzt durch Colerus in seinem Oeconomia oder Hausbuch aus 1593:

Sonsten ist es war / das die Sew gar eigentlich kennen. Denn Polybius schreibet / das die Welsche Scwhirten ihren Schweinen nicht balde auff dem Fus folgen / wie die Griechen pflegen zu thun / und bey uns allhier auch breuchlich ist / sondern sie lassen sie weit von sich lauffen / und gar zerstrewet umbher gehen. Wenn sie aber dieselbigen wider beysammen haben wollen / so blasen sie nur ein Horn / so lauffen sie heuffig zum Hirten . . .

Kine lustige Geschichte des Claudius Aelianus

Claudius Aelianus, geboren etwa 170 vor Chr. in Praeneste in Italien, schrieb in seinem De Natura Animalium (Buch VIII, Kap. 19) über die Gehorsamkeit der Schweine be­treffend Hornsignale folgende amüsante Geschichte, die der aus dem sechzehnten Jahr­hundert stammenden Übersetzung von Conrad Geszner's Thierbuch entnommen ist:

Die Schweyn erkennend die stimm ires hirten / oder desse sy mit narung und anderem versieht; von solchem schreybt Elianus ein gar hüpsch exempel. Als zu zeyten ein schiff vol rouber an das Thyrenische gestad angelendet hattend / in meinung zu rouben / habend sey bey der nacht vil Schweyn den Seuhirten auß den stalen gezogen / und in das schiff getriben / und als bald von dannen zu fahren unterstanden / das nun geschehen. Die hirten habend darzu geschwigen / so lang biß die dieben oder rouber etwan weyt von dannen geschiffet / als dann habend sy den Sewen nach breuchlicher weyß geruffet oder gelocket; die Schweyn aber wie bald sy die stim der hirten erhört / habend sy sich herumb gekeert / als zu mal auff ein seyten gegen den hirten geloften / das schift" also gantz herumb getruckt / und die rouber in das meer gesenckt / ertrenckt / und sy widerumb zu iren hirten herauß geschwummen . . .

Marcus Terentius Varro, das dritte Licht Roms

Varro, der von 116 bis 27 vor Chr. in Rom lebte, war einer der größten Gelehrten seiner Zeit. Er schrieb 74 Werke, wovon aber die meisten verlorengegangen sind. Eines seiner bekanntesten ist sein Leitfaden für den Bauernbetrieb, das Rerum rusticarum. Schon im ersten Buch, Kap. 18, schreibt er, daß man für einen Betrieb von 100 Jugera (etwa 26 Hektar) fünfzehn Sklaven braucht, worunter einen Schweinehirten. Im zweiten Buch, Kap. 1, liest man: 'Die Schweine lieben das Heu nicht; sie ziehen die Eicheln vor'. In Kapitel 4 desselben Buches behandelt er ganz ausführlich die Schweine­zucht, wobei er merkwürdigerweise als Sprecher seinen Freund Tremilius Scrofa auftreten läßt, der damals letzteren Spottnamen erhielt, weil man (so Varro) einmal eine vermißte Sau in seinem Bett wiederfand:

Aber wo ist nun der italienische Schweinemäster, der jetzt auf der Bühne erscheinen soll, um die Schweinezucht zu behandeln? Das ist ohne Zweifel Scrofa, dessen Name garantiert, daß er es am besten machen wird . . .

Scrofa, alias Varro, fängt an mit den Worten: Dieses Tier ernährt sich hauptsächlich von Eicheln, alsdann von Bohnen, Gerste und jeder Getreidesorte. Diese Nahrung setzt nicht allein Fett an, sondern gibt dem Fleisch außerdem einen sehr angenehmen Geschmack . . . Die Gallier sind daran

38

gewöhnt viel Speck bei den Tieren zu mästen, der von ausgezeichneter Qualität ist . . . Der Schweinehirt muß seine jungen Tiere daran gewöhnen, sich nach den Signalen seines Horns zu bewegen. So lehrt man sie, sich nach diesem Klang zu sammeln, wenn sie sich im Walde verstreut haben . . . Nichts steht fest über die Größe einer Herde von Läufern; ich seiher glaube, daß hundert eine geeignete An­zahl ist; andere aber wollen davon hundertundfünfzig. Was die Herden mit Ebern betrifft, nehmen einige die doppelte Zahl der vorigen; andere aber machen die Herden noch größer. Im allgemeinen verursacht eine kleine Herde weniger Kosten als eine größere, weil im ersten Fall der Schweinehirt weniger Hilfskräfte braucht als im zweiten Fall. Es ist die Ökonomie, von der der Schweinehirt sich beraten lassen soll wenn er die Größe der Herde bestimmen muß und nicht die Menge, welche ihm geboren wurde, weil diese Menge nur ein Zufall der Natur ist. Das ist es, was Scrofa hierüber zu sagen hat.

Bild 15. 'Georgica' oder 'das Leben auf dem Lande'; Holzschnitt aus einer seltenen alten Vergilius-Ausgabe aus 1517. In der Mitte schwingt ein Schweinehirt Eicheln für seine Tiere.

39

Publius Vergiliiis Maro

Vergilius (70-19 vor Chr.), der größte Dichter Roms, kannte gleichfalls die Fütterung der Schweine mit Eichelmast. Ebenso wußte er, daß die Eicheln in den Urzeiten auch der Menschen Futter waren, wie einst Pelasgos, der sagenhafte Riesensohn von Zeus und Niobe, den Menschen gelehrt hatte: 'Quercus ante datae Ceresis quam semina vitae' -Eichen, einst den Menschen zur Erhaltung gegeben vor Ceres' Korn, aus dem Culex, 135. In der berühmten Georgica werden wir so manches Mal an die Eicheln, als Futter dienend, erinnert, wie in Buch I, 7-9 und 147-149 (siehe auch Bild 15):

Liber et alma Ceres: vestro si munere tellus Chaoniam pingui glandem mutavit arista. (Bacchus und Spenderin Ceres, auch ihr - wenn wirklich der Acker Erst auf euer Geheiß Halmfrucht und Rebe getragen, Brot statt der Eicheln des Waldes und Wein für den nüchteren Becher.)

Primo Ceres ferro mortalis vertere terram Instituit, cum iam glandes atque arbuta sacrae Dificerent silvae et victum Dodona negaret. (Ceres lehrte den Menschen zuerst die Schollen umbrechen, Da schon im heiligen Wald die Eichel an Bäumen und Sträuchern Weniger ward und selbst Dodonas Nahrung versagte.)3

Und in demselben Gedicht, Georgica II, 72: 'Glandemque sues fregere sub ulmis' (Eicheln fand das stöbernde Schwein an der Wurzel der Eiche)4. In den Zeilen 518-519; 'Venit hiems; . . . Glande sues laeti redeunt - Der Winter kam; . . . die von der Eichelmast gesättigten

. Schweine kehren nach Hause. Und daß man auch die Eicheln, wenn sie genügend ausgereift sind, schwingen kann, geht aus den Zeilen 80-81 des vierten Georgica-Buches hervor:

Non densior aere grando, Nee de coneussa tantum pluit ilice glandis (Nicht fällt aus den Lüften der Hagel dichter, Noch regnen so dicht vom gerüttelten Baume die Eicheln.)

Aber auch in den Hirtengesängen des Bucolica's (X, 19-20) finden wir die Eicheln: Venit et upilio; tardi venere subulei; Uvidus hiberna, venit de glande Menalcas (Sieh, und der Schafhirt kommt; es kommen die täppischen Schweinehirten; Feucht von der Winterlese der Eicheln nahet Menalcas.)

Das schönste Andenken an die Schweinemast in den Eichenwäldern aber schuf uns Ver­gilius in dem Heldengedicht des Aeneis, wo er im dritten Buch die Gründung von Lavi-nium, der Mutterstadt Roms, besingt. Der trojanische Held Aeneas, Sohn des Prinzen Anchises und der Göttin Aphrodite, gründete auf seinen Wanderfahrten viele Städte: Als er mit seinen Männern in Italien landet, wird ihm prophezeit, daß er einem Tier folgen muß, um den Ort zu finden, wo er eine neue Stadt gründen soll (Aeneis III, 338-393):

3. In Dodona bei Epirus wuchsen von alters her die an Jupiter geweihten heiligen Eichen­wälder. 4. Eigentlich wird hier die 'immergrüne' Stein-Eiche (Quercus Hex) gemeint.

40

Bild 16. Aeneas, der Trojaner, findet die Sau mit ihren dreißig Ferkeln wieder unter den Eichenbäumen am Tiberstrand, wo er die Stadt Lavinium, die Mutterstadt Roms, gründen soll. Nach einem farbigen Bild zum 8. Kapitel des Codex Vaticanus aus Vergilius' Aeneis, aus dem 4. Jh.

Nimm dies' Zeichen; ich tu dir's kund: halt's fest in der Seele! Wo dein bekümmert' Aug' am entlegenen Ufer des Stromes Unter dem Eichenhain des Mutterschweines gewahr wird, Lagernd, die mächtige Sau, die dreißig Jungen geworfen, Weiß von Farbe sie selbst, und weiß die saugenden Ferkel: Dort erbaust du die Burg, dort endlich endet dein Mühsal.

Einige Zeit später entflieht ihm dann beim Opfern eine trächtige Sau. Die Trojaner folgen ihr, und als sie die Sau mit dreißig saugenden Ferkeln unter einem Eichenbaum am Tiberstrand wiederfinden (Bild 16), und sie mit Abscheu den ungastlichen Ort betrachten, ertönt aus dem Eichenwald eine göttliche Stimme, die befiehlt, daß hier die Stadt, von wo aus später die Stadt Rom erbaut werden soll, gegründet werden muß (Aeneis VIII, 81-85):

Schon aber, siehe, gewahrt ihr Aug' das plötzliche Wunder, Weiß inmitten des Waldes: mit weiß-gleichfarbenen Jungen Sehn sie das Mutterschwein, im Grün des Ufers gelagert, Das dir Juno, Herrin, dir, Aeneas der fromme, Schlachtet, und heiligt die Sau samt ihren Ferkeln dem Altar.

Diese Geschichte, die auf etwa 1200 vor der Zeitwende zurückzudatieren ist, war auch schon dem oben zitierten Varro bekannt. Im vierten Kapitel des zweiten Buches seines Rerum rusticarum schreibt er, daß man 'heute [das heißt vor etwa 2000 Jahren] in Lavinium noch an diese Sau mit ihren Ferkeln erinnert wird: 'ein Denkmal von ihnen ist

41

Bild 17. Die weiße Sau mit ihren dreißig Ferkeln als Standbild auf dem Tor der Stadt Laviniuni auf einer sehr seltenen Bronzemünze von Antoninus Pius (etwa 150 nach Chr.).

dort in dieser Stadt, ausgeführt in Bronze, öffentlich ausgestellt, und die Priester von Lavinium zeigen den Besuchern von draußen den Leichnam dieser Sau, den sie in Pökel­lake konserviert haben . . .'. Und tatsächlich war das alte Standbild zurückzufinden auf einer ganz seltenen, bronzenen Münze von etwa 36 mm Durchschnitt aus der Zeit des Antoninus Pius (etwa 150 nach Chr.), wovon nur zwei Exemplare bekannt sind, im Museo Archeologico in Mailand und im Cabinet des Médailles der National-Bibliothek in Paris (Bild 17).

Die Sprüche des Quintus Horatius Flaccus

Keinem Dichter des Altertums sind mehr Sprüche entliehen worden als Horatius. Für uns gilt nur: 'si quercus et ilex multa fruge pecus, multa dominum juvet umbra . . .' (Epist. I, 16, 19), das heißt 'wenn Sommer- und Steineiche mit reichlicher Frucht das Vieh und ihren Besitzer mit dichten Schatten erquicken'. Daß Horatius auch ein Feinschmecker war, der sehr wohl den Einfluß der Nahrung auf die Fleischqualität zu spüren wußte, beweisen die folgenden Zeilen aus seinen Satyren (II, 4, 40):

Umber et iligna nutritus glande rotundas curvat aper lances carnem vitantis inertim; nam laurens malus est, ulvis et harundine pinguis.' (Der Umbrische Eber, ernährt mit den Eicheln der Steineiche, läßt die runden Schüsseln des Schlemmers, der das kraftlose Fleisch meidet, durchbiegen. Denn der laurentische Eber [aus Toskanien] taugt nicht viel, fett wie er ist von Schilf und Teichrohr.)

Auch hier entstand der Unterschied in Fleischqualität durch unterschiedliche Ernährung: Eichelfütterung gegenüber Nährstoffen, den Sümpfen und Morasten entzogen, Orte, wo man auch damals in Ägypten, langs des Nils, und noch früher, nach alten sumerischen Abbildungen, auch in Mesopotamien, die Schweine antraf. Was diese 'Sumpfschweine, fett von Schilf und Teichrohr' da tatsächlich zu suchen hatten, zeigt uns ein Bericht von Györffy (1938) über ungarische Schweineherden, die dort in den Sumpfgebieten lebten:

42

Für das Schwein war die Sumpfwiese damals [der Bericht beschreibt die Zustände bis zum vorigen Jahrhundert] ein gedeckter Tisch. Im Frühling waren die süßen Schilfknospen, die Millionen von Eiern der Wasservögel und ihre Jungen, im Sommer die Glyceria fluitans (ein Sumpfgras), Keime, Schildkröten, die Unmenge von Fischen der zurückgegangenen Gewässer, die unzähligen Arten von Käfern, im Herbst und Winter die Käfer, die sich in die Tiefe zurückgezogen hatten, die mehlige Wurzel der Binse, das k'eine Wild, das seinen Winterschlaf hielt, die Nahrung des Schweines. Im Winter magerte das Schwein nicht ab, wie die anderen Weidetiere, es wurde eher fett! In dürren Jahren trieb man die Schweineherden 100 bis 200 km weit weg in die am Rande der Tiefebene gelegenen Wälder zur Eichelmast . . .

Aber sein Fleisch, wie auch Horatius schon wußte, war schlaff, wässerig und fade im Geschmack.

Aus dem Werk von Strabo, dem Scheelen

Strabo, ein griechischer Gelehrter aus Amasia (etwa 64 vor Chr. bis 19 nach Chr.), schrieb ein berühmtes Werk in 17 Bänden über die Geographie, worin zweimal eine Auf­zeichnung über die Schweinezucht vorkommt:

Über die Gallier: . . . Nahrung haben sie in reichen Mengen, Milch und Fleisch in vielen Sorten, aber besonders viel Schweinefleisch, frisch und gesalzen5. Ihre Schweine gehen frei herum und sind von außerordentlicher Kraft, Größe und Beweglichkeit; es ist jedenfalls gefährlich für jemand, der ihre Art nicht gut kennt, ihnen zu nahe zu kommen, was auch für den Wolf zutrifft . . . Und ihre Schweineherden sind der­maßen groß, daß sie den Bedarf decken mit einem Überfluß an gemästetem und gesalzenem Fleisch, nicht allein von Rom, sondern ebenso von dem größten Teil Italiens . . . [Geographica, IV, 4, 3]

Einigermaßen im Gegensatz zu diesen Bemerkungen schreibt er aber im 5. Buch desselben Werkes (V, 1,12) über Norditalien:

Kai at 5Xai ToaauTTjv syooai ßaXavov oSa-r' SK TWV SVTS'JÔSV üoipopßiov TJ PCÜ|J.Y] TpécpsTat, TO -Xéov. (Die Wälder liefern dermaßen große Mengen an Eicheln, das Rom zum größten Teil ernährt wird von den Schweineherden, die dort herkommen.)

Die zehn Bücher über die Kochkunst

Wenn wir noch nicht begriffen haben, daß die alten Römer das Schweinefleisch zu schätzen wußten, so geht das noch einmal deutlich hervor aus dem hieroben genannten Kochbuch (Librorum X qui dicentur de re coquinaria) des berühmten Schlemmers Marcus Gavius Apicius, der lebte in der Zeit des Kaisers Tiberius in der ersten Hälfte des ersten Jahrhunderts. In diesem Kochbuch kommen mehr als 30 Rezepte vor zur Zubereitung von Schweinefleisch und dazu noch 22 Vorschläge, um ganze Schweine und Spanferkel zuzubereiten!

5. Noch heute ist eines des Lieblingslieder der Franzosen: 'J'aime le jambon, j'aime la saucisse! (ich liebe den Schinken, ich liebe die Wurst!)'

43

Das berühmteste aller Rezepte war das Poreus Troianus, das trojanische Schwein, in einem Stück gebraten, die Bauchhöhle ganz gefüllt mit Würsten, Eiern, Hühnerbraten, Austern und verschiedenen Gemüsen. Dieses Riesengericht kam vor im vierten Gang des Fest­schmauses von Trimalchio, wie in der erst 1650 zurückgefundenen Handschrift 'Cena Trimalchionis' von Gajus Petronius Arbiter (etwa um 60 nach Chr.) beschrieben wird:

Zum vierten Gang eines Festmahles läßt der Gastherr Trimalchio durch den Koch drei lebendige Schweine im Speisesaal vorführen, um seinen Gästen die Wahl zu überlassen welches der drei Tiere geschlachtet und zubereitet werden soll6. Erst fragt Trimalchio noch den Koch: 'Wer bist du eigentlich? Habe ich dich irgendwo gekauft, oder bist du hier geboren?' Der Koch antwortet darauf: 'Nein, ich bin Ihnen damals von Pansa testamentarisch vermacht worden.' Wenn das auserwählte Schwein dann später in einem Stück gebraten in den Saal getragen wird, sagt der Koch quasi erschreckt, daß er bei der Zubereitung einen Fehler gemacht habe: Er habe vergessen vor dem Braten das Eingeweide zu ent­fernen. . . . Wütend läßt Trimalchio den Koch entkleiden zur Geißelung, wonach er zum Arbeitssklaven degradiert werden soll. Genau zur rechten Zeit öffnet dann der Koch mit einem Messerschnitt den Bauch des gebratenen Schweines: Brat- und Blutwürste rollen nach allen Seiten heraus! Großer Erfolg! Der Koch bekommt als Geschenk ein sehr schönes Kopfband, und er darf Wein trinken aus einem Becher von koryntischer Bronze.

Von demselben Petronius ist ein 'Schweine-Testament' bekannt, das in diesem Zusammen­hang genannt werden darf.

Das Testamentum Porcelli

Ich, Schweinchen Grunzer-Sohn, habe meinen letzten Willen und mein Testament gemacht. Magirus, der Koch, sagte zu mir: 'Komm' mal her, du Untergraber der Häuser, du Aufwühler der Erde, blödes, flüchtiges Schweinchen: Heute muß ich dir das Leben nehmen.' Worauf Grunzer-Sohn diese Antwort gegeben hat: 'Wenn ich etwas Übles getan habe, wenn ich Ärger verursacht habe, wenn ich wert­volle Schüsseln unter meinen Füßen zertreten habe, so bitte ich dich, lieber Herr Koch, verzeihe mir und erhöre meine Bitte.' Aber Magirus, der Koch, sagte: 'Geh, bester Küchenjunge, und hole mir ein Messer aus der Küche, damit ich das kleine Schweinchen bluten lassen kann.' Ich, armes Schweinchen, wurde darauf von den Gehilfen festgenommen und wurde von ihnen am 16. Tage der Tage des Fackelscheins zu dem Kühlen Werder geführt, in der Zeit, daß Glühender Ofen und Pfefferkraut Konsuln waren. Und als ich keinen Ausweg mehr sah, flehte ich den Koch an, mir noch eine Stunde zu geben zur Auf­stellung meines Testamentes. Als mir das bewilligt worden war, habe ich meine

6. Auch beim Anfang des Schmauses wurde schon ein gebratener Eber verzehrt, wobei Trimalchio seinen Gästen zusprach: 'Etiam videte, quam poreus ille silvaticus totam come-derit glandem!' (Sehet nun zu, was für schöne Eicheln das Schwein im Walde verzehrt hat!)

44

Bild 18. Das Testamentum Porcelli: 'Ich, Schweinchen Grunzer-Sohn, habe meinen letzten Willen und mein Testament gemacht . . . '

Eltern und Freunde zu mir gerufen und habe mein Testament in folgender Weise abgefaßt: Von all meinem Fleisch und meinen Vorräten, welche ich hinterlasse, schenke ich an erster Stelle meinem Vater, Brauner Eber, dreißig Scheffel Eicheln. Auf dieselbe Weise meiner Mutter Stadtsau vierzig Scheffel besten Weizens. Item gebe ich an meine Schwester Nölliese dreißig Scheffel Gersten und was mein Eingeweide an­geht, ich vermache es auf folgende Weise: Ich hinterlasse meine Borsten den Schu­stern und Schuhflickern; mein Gehirn den Zankbolden; meine Ohren den tauben Leuten; meine Zunge den Juristen und Vielmäulern; mein Gekröse den Wurst­machern; meine Schenkel den Pastetenbereitern; meine Lenden den Frauen; meine Blase den Knaben ; meinen Schwanz den jungen Mädchen; meine Muskeln den scham­losen Tänzern; meine Fußknochen den Lakaien und Pikören; meine Klauen den Dieben. Item gebe ich diesem unwürdigen Koch das Messer und den Stößel, welche ich damals in dem Eichengestrüpp fand und in meinem Saustall aufbewahrte und daß er sich einen Strick fest um seinen Hals anziehe! Auch ist mein Wille, daß für mich ein Grabmal errichtet werden soll, mit darauf in goldenen Buchstaben : Herr Grunzer-Sohn, das Schweinchen, lebte neunhundertneunundneunzig und ein halbes Jahr, und wenn er ein halbes Jahr länger gelebt hätte, so wäre er tausend Jahre alt geworden.

Und Ihr, meine lieben und besten Ratgeber meines Lebens, ich bitte Euch, meinen toten Körper gut zu behandeln: pökelt ihn richtig mit der besten Qualität Muskat-

45

Bild 19. Zwei römische Fleischergesellen beim Abbrühen eines geschlachteten Schweines (2. Jh.).

nuß, Pfeffer und Honig, sodaß mein Name und die Erinnerung an mich für ewig bleibe. Und Ihr, meine Verwandten, die anwesend waren bei der Abfassung dieses Testa­ments, ich bitte Euch hierunter Eure Merkzeichen hinzustellen als Zeugen: Waldschwein's Marke Borstenrücken's Marke Stadteber's Marke Bergschwein's Marke Speckschwein's Marke Schlapperschwein's Marke Sumpfschwein's Marke

Von einigen wird behauptet, das obenstehende Testament sei ein apokryphisches Werk von Seneka. Ein Analogon dieses Schweinetestaments finden wir im Französischen:

La vieille truie disait, quand on retendait sur le banc:

46

P O R C E L L A H I C D O R M I T I N 'P.

Q V I X I T A N N . I I I . M. X. Sr. X I I I

Bild 20. Grabschrift aus Rom (2. Jh.).

Übersetzung: Hier schläft ein Schweinchen in Frieden: Es lebte 3 Jahre, 10 Monate und 13Tage.

Donnez-moi en peu de temps que je fasse mon testament: Donnez un petit boudin à monsieur le recteur, Et au vicaire, Le Torec, un morceau de ma hure.

Eine holländische Fassung lautet: De beer die had een testament, En wil je weten hoe? Hij had al zo lang van de Paus consent. Zijn hoofd was voor de gardiaan, Zijn billen waren voor de kappelaan, En de koster kreeg zijn staart. (Der Eber macht sein Testament, Und willst du wissen wie? Er hatte schon lange vom Pabst Konsens. Sein Kopf war für den Gardian, Sein Hintern war für den Kaplan, Sein Schwänzchen für den Küster.)

Oder in einer 'protestantischen' Wendung: De beer die maakt zijn testament, En weet je wel aan wie? Zijn kop was voor het parlement, Zijn buik was voor de Papen; Hij sprak: Dat zijn maar apen! De koster kreeg zijn staart, zijn staart, De koster kreeg zijn staart. (Der Eber macht sein Testament, Und weißt du auch für wen? Mein Kopf ist für das Parlament, Mein Bauch ist für die Pfaffen; Er sprach: das sind nur Affen. Der Küster kriegt mein Schwanz, mein Schwanz, Der Küster kriegt mein Schwanz.)

Und zum Schluß: Was soll man von einer in Rom aufgefundenen frühchristlichen Grab­schrift halten? Unter dem Text was tatsächlich ein Schwein abgebildet (Bild 20).

47

Lucius Junius Moderatus Columnella

Columnella, etwa 60 nach Chr. in Cadiz in Spanien geboren, schrieb ein Werk von zwölf Bänden über die Landwirtschaft (De re rustica), worin er im siebenten Band die Haustiere behandelt. Für Schweine aber hatte er offensichtlich nur wenig Interesse: Er braucht für diese Tiere nur elf Seiten, während die Schafe in dreißig Seiten, die Hühner in einund­dreißig und die Bienen sogar in einundsechzig Seiten behandelt werden. Über die Schweine schreibt er:

Das Vieh gewöhnt sich schnell an jede Art Landschaft. Die Wälder aber sind ihm am Liebsten wenn sie überdeckt sind mit Eicheln, Früchten der Korkeichen, Buchen und Steineichen, wilden Oliven, Tamarinden, Haselstauden und wilden Obst­bäumen, wie Hagedorn, Wacholder, Tanne, Kornelbaum, Pflaumen und wilden Birnen . . . Aber wie häufig diese Früchte auch vorkommen können, man darf die Getreidespeicher nicht sparen . . . Man soll auch viele Eicheln hinterlegen, unter Wasser aufbewahrt oder geräuchert und getrocknet. Schweinehirten müssen wach­sam, fleißig, schnell und klug sein, denn sie müssen über die Verfassung aller Tiere, die sie ernähren, Bescheid wissen. Das gilt sowohl für die jungen und die alten, als auch für die trächtigen Tiere: Man muß an ihre Wurfzeit denken, ob diese nahe oder in weiter Ferne liegt, so daß keine Ferkel verloren gehen durch eigene Fehler. Nach dem Wurf muß man feststellen, welche Ferkel für die Mast geeignet sind und welche nicht; wieviel Milch die Muttersau zur Verfügung hat und wieviel Ferkel sie groß­bringen kann. Im besonderen soll darauf achtgegeben werden, daß eine Sau nicht mehr Ferkel zum Säugen bekommt als ihre eigenen, denn Schweine außerhalb ihres Stalles mischen sich leicht untereinander und verlieren dabei ihre Ferkel; wenn sie sich zum Säugen hinlegt, bewilligt sie den fremden genauso ihre Zitzen wie ihren eigenen Kindern. Hier muß der Sauhirt zeigen was er kann, denn wenn er viele lak­tierende Säue in seiner Herde hat, muß er jede Sau mit ihren Ferkeln gesondert ein­schließen, oder wenn das nicht geht, alle Ferkel von einer bestimmten Sau mit einer besonderen Teermarke zeichnen, so daß er sich später nicht irren kann. Ein anderes Mittel um die Vermischung der Ferkel zu verhindern ist ihre Einsperrung in den Koben, wobei die Tür so hoch gemacht wird, daß die Ferkel nicht darüber hinweg­kommen, während die Muttersau leicht darüber hinkommt. Die Zahl der Ferkel sollte nie mehr als acht sein; zwar ist die Fruchtbarkeit der Säue recht groß, aber es ist besser zwei oder drei zu töten als zuviel Ferkel saugen zu lassen. Wenn die Sau die höchste Anzahl von acht Ferkeln erreicht hat, muß darauf achtgegeben werden, daß ihr gebrühte Gerste beigefüttert wird, soll sie nicht vor Erschöpfung zugrunde gehen. Ein guter Schweinehirt muß auch oft seine Koben säubern, denn obwohl es in der Natur dieses Tieres liegt sich zu beschmutzen und sich im Dreck zu wälzen, so ver­langt es doch eine reine Behausung und freut sich sehr darüber . . .

Zum Schluß bemerkt Columnella noch: Et qui non audierit patres nostros dicere: ignavum et sumptuosum esse, qui succidiam in carnario suspenderit potius ab laniario, quam ex domestico fundo? (Und wer hörte nicht unsere Väter sagen: Der ist ein Faulenzer und Verschwender, der an den Fleischhaken die Speckseiten hängt die vom Fleischer kommen und die er selber hätte erzeugen können?)

48

Bild 21. Römisches Mastschwein. Bronze aus Cortona (Italien) (Alter unbekannt).

der wie Colerus es sagte: 'Das müsse ein fauler und zehrhafftiger Bauer sein / der ein u c k gereuchter Schweinfleisch in seine Fewermeuer auf fhenget / das er vom Schlechter

kaufft und nicht auff seinem Gut erworben hat.'

Aus der Naturalis Historia von Plinius

aius Secundus Plinius Major, geboren in Como etwa 23 nach Chr. und gestorben in atabiae am 25. August 79 bei der Eruption des Vesuvs, Staatsbeamter und hoher Militär, hat uns als sein einziges Werk die 'De Naturalis Historia' in 37 Bänden hinterlassen.

n dem 16. Buch dieses Werkes, 'continentur Silvestrium arborum naturae', beschreibt e r die unermeßlichen Wälder Europas, worin unsere Vorfahren mit ihren Schweinen umherzogen:

Sie bedecken ganz Germanien und fügen ihre Schatten zu an ihrer Kälte; die höchsten findet man bei den Chauken [d.h. an der Nordseeküste bei Friesland]. Die Ufer des Meeres sind hier überdeckt mit Eichen, prächtig wachsend. Unterminiert von den Meereswellen und fortgetrieben von den Winden schleppen sie, umklammert von ihren Wurzeln, große Insel mit sich und segeln so umher . . . Die Großartigkeit der Eichen des Herzynischen Waldes in diesen nördlichen Gebieten, durch die Zeit gewürdigte Zeugen des ersten Weltanfangs, übersteigt jede Erwartung: sie scheinen fast unsterblich. Ohne von anderen unglaublichen Sachen zu reden ist es wirklich wahr, daß die Baumwurzeln, die sich begegnen und gegenseitig wieder zurückdrücken, wahre Hügel bilden, oder - wenn der Boden sich dazu weniger eignet - wie Ring­kämpfer gegeneinander anlehnen und so Bogen bilden, bis dorthin wo die Äste reichen, wie Tore, worunter Kavalleriegeschwader einander bequem passieren können [Nat. Hist. XVI, 2].

49

Im 6. Kapitel schreibt Plinius, daß auch noch 'heutzutage die Eicheln die Nahrungs­quelle zahlreicher Völker bilden, selbst in Friedenszeit'. Auch diskutiert er den Einfluß, den der Genuß verschiedener Eichelsorten auf den Geschmack und die Fleischqualität der Schweine ausüben soll:

Die Bucheckern machen das Schwein lustig; sein Fleisch ist dadurch leicht zu braten und leichtverdaulich und gut für den Magen. Die Eicheln der Steineiche machen das Fleisch fettarm, herb und glänzend, die der Sommereiche [eigentlich Stieleiche] machen es schwer und aufgeblasen. Sie sind auch die schwersten und süßesten aller Eicheln. Nach diesen, sagt Nigidius7, folgen die Eicheln der Zerr- oder Türkischen Eiche, welche mehr als alle anderen das Fleisch fest und hart machen. Die Eicheln der Steineiche schaden dem Schwein aber, wenn sie nicht in kleineren Mengen ge­nossen werden; sie fallen auch als letzte. Ein schwammiges Fleisch geben die Eicheln der Speiseeiche, der Wintereiche und der Korkeiche.

Mit der 'Lustigkeit' des Schweines beim Essen der Bucheckern liegt es aber etwas anders als Plinius schreibt. Bucheckern enthalten nach Fröhner und Völkel (1950) in den wässerigen Bestandteilen ein an Cholinen und Saponinen verwandtes Gift, das Fagin. Das Gift wirkt örtlich reizend und ätzend und ist ein ausgesprochenes Krampfgift. Die Vergiftungssymptome beginnen mit heftigen Kolikanfällen, Tobsucht, Raserei und Auto-mutilation. Außerdem beobachtet man Schreckhaftigkeit sowie tetanische Krämpfe von außerordentlicher Heftigkeit, abwechselnd mit Betäubung, Bewußtlosigkeit, Schwanken, Taumeln, Zusammenstürzen und vollständiger Lähmung. Augenscheinlich dürften diese Symptome auf einen Laien wie Plinius den Eindruck der Heiterheit und des Frohsinns machen; in Wirklichkeit war die Sache bestimmt trauriger. Im 53. Kapitel des 30. Buches beschreibt Plinius noch eine höchst sonderbare Methode ein Schwein dazu zu veranlassen jemandem hinterherzulaufen: '. . . porcos sequi eos a quibus cerebrum corvi acceperint in offa' (die Schweine folgen demjenigen, der ihnen in kleinen Bissen das Gehirn eines Rabenvogels füttert).

Vom guten und vom schlechten Tropfen

Im 6. Kapitel des 16. Buches konfrontiert Plinius uns mit einem aus dem römischen Recht herstammenden Servitut, woraus hervorgeht, daß ein Grundbesitzer die durch einen Sturmwind bei seinem Nachbarn verwehten Eichelfrüchte bis zum dritten Tage danach noch auslesen darf: 'cautum est praeterea lege XII Tabularum, ut glandem in alienum fundum procidentem licerit colligere'. Dieses Recht, das 'pati ire et glandes legere' an­zuerkennen, werden wir in späteren Zeiten auch im westfälischen Markerecht zurück­finden, wie aus den folgenden Beispielen hervorgeht: Urtheilsweisung am Gogerichte von Bakenfeld bei Münster, von 1552:

Item, so jennich eckeren affelt up enes anderen kamp of grunt. Antwort: We dar hefft de quaden dropen, sol ock hebben de guden.

Urtheile zum Sandwell (bei Münster), aus 1566: Da an einer gemeinen marken etliche bauern und markengenossen ihre kämpfe

7. Nigidius Figulus, Senator in Rom um 60 vor Chr., schrieb unter anderem das verloren­gegangene De Animalibus, woraus Plinius hier zitiert.

50

liegen haben, ist die frage, wie weit sie von ihren grund und kämpfen auf der mark in zeit der mast eckelen lesen mögen? Darauf erkandt: Mit den eckelen zu lesen sollen sie in ihrem graben stehen, gehen liggen nach der marke auf den ellebogen mit einem arm, und was sie dann mit der anderen hand an eckelen lesen können, das sollen sie haben und behalten.

Und vom guten und schlechten Tropfen schrieben sie dort in 1586 ganz kurz and bündig: Die den quaden dropen hebben moit, sali oick den guiden na landrechte genieten.

Im Landrecht von Bochum dagegen schrieb man vor:

Dar fruchtbare baume over eins anderen grund hangen, die fruchte, so se op den grund fallen, sollen sie gleich teilen.

Im Delbrücker Landrecht von 1757 dachte man noch wieder anders über den 'guten TropfenfaU':

Eine lebendige Hecke hat an des Nachbarn Grunde einen Tropfenfall von anderthalb Fuß, und zwar darum, weil derjenige, so dergleichen lebendige Hecken zum erster -male pflanzet, von seinem Grunde sothane anderthalb Fuß liegen lassen (muß).

Das hieroben schon genannte Bochumer Landrecht schrieb aber vor: Wer sein îand ime felde an einem kampe umthunen will, soll seinem nachbar derden-halve voet wieken.

Der Boden des Nachbarn hatte von solchen Hecken wesentliche Schäden zu erleiden durch Wasser- und Bodennahrungsentzug, Schatten und 'schlechten Tropfenfair (Regen-wassernachträufeln). Auch wurde diese Grenze dadurch bestimmt, daß man mit der rechten Hand unter dem linken Bein durch ein Pflugeisen auf des Nachbarn Grund werfen mußte: So weit wie das Eisen kam, so fern lag die Grenze des Tropfenfalles. Aber das Rietberger Landrecht sagte wieder, genau wie in Bochum:

Dar twee te hopen tünen, sollen se ook te hope lesen . . . In der Schweiz, im besonderen im Aargau, kannte man drei verschiedene Weisen, wie die Eicheln herunterkommen könnten: In der Dorf-Ordnung von Rotenschwil (1691) wurde bestimmt, daß die Schweine erst am Ende des Herbstes auf den Allmenden zugelassen werden konnten, 'damit sie den Abriß und den Nachriß der Eicheln aufweiden könnten'. Der Berichterstatter Rochholz (1877) notiert hierbei, daß man in dieser Gegend sogar dreierlei Nutzungsrecht des Eichelabfalls kenne: den Anriß, den Abriß und den Nachriß. Anriß ist 'das Anrecht auf die abfallenden oder geschüttelten Früchte eines an der Marche stehenden Baumes, so weit dessen Äste über seine eigene Gutsgrenze hinaus­reichen"; Abriß ist 'der freiwillige Abfall der Früchte von Grenzbäumen'; Nachriß ist 'der letzte im Spätherbst erfolgende Eicheln- oder Eckernfall'.

Aus den Epigrammen von Martialis

Marcus Valerius Martialis (40-104 nach Chr.), der geboren war in Spanien und dahin auch am Ende seines Lebens zurückkehrte, lebte in Rom in größter Armut, ist aber trotzdem ein berühmter Dichter gewesen. Vier seiner bekannten Epigramme hat er dem Schwein gewidmet:

Tuscae glandis aper populator et ilice multa . . . iam piger. [VII, 27]

51

Bild 22. Suovetaurilium auf einem römischen Relief (3. Jh.), die Schließung des Lustrums vorstellend, wobei ein sog. Dreitieropfer gebracht wurde (Schwein, Schaf und Stier).

(Dieses wilde Schwein [der Plünderer der etruskischen Eicheln], schon faul von der mannigfaltigen Frucht der Steineiche.)

Perna: Cerretana mihi fiat vel missa licebit De Menapis; lauti de pesatone vorent. [XIII, 54] (Schweineschulter: Man trage mir von der zerretanischen Schulter auf, Oder lasse diese von den Menapiern stammen; gib den Feinschmeckern den Schin­ken.)8

Petaso: Musteus est propera, caros nee differ amicos, Nam mihi cum vetulo sit petasone nihil. [XIII, 55] (Schinken: Er ist frisch gepökelt, beeile dich mit deinen besten Freunden; Wir haben eine Abneigung gegen einen alten Schinken.)

Poreus: Iste tibi faciet bona Saturnalia poreus; Inter spumantes ilice pastus apros. [XIV, 70] (Dieses Schwein wird gut für die Saturnalien sein; Es wurde gemästet mit Eicheln zwischen schäumenden Eberschweinen.)

8. Die Zerretanier wohnten in den Tälern der Pyrenäen; die Menapier an der Mündung des Rheines. Beide Völker waren berühmte Schweinezüchter.

52

Ein Schweinehirt wird römischer Kaiser?

Der Kaiser Diocletianus (243-316), Sohn eines freigelassenen Sklaven, war nach der jüdischen Midrasj (Freedman, 1951) in seiner Jugend ein Schweinehirt gewesen in der Gegend des Städtchen Tiberias, das nach der Zerstörung Jerusalems eines der jüdischen Kulturzentren Palästinas geworden war. Als er dort als Schweinehirt an der Schule vorbeikam, wurde er von den Kindern ge­schlagen und um sich dafür zu rächen, ließ er später die örtlichen Rabbis zu sich rufen, die daraufhin aber wie durch ein Wunder von einem vorgesehenen qualvollen Tod gerettet wurden. Als der Kaiser ihnen vorwarf, sie hätten ihn damals schwer beleidigt, antworteten die Rabbis: 'Den Dioklet, den Schweinehirten, haben wir tatsächlich verachtet, aber dem Kaiser Dioklet sind wir treu gesinnte Untertanen'.

Aus dem Opus Agriculturae von Palladius

Rutilius Taurus Aemilianus Palladius übte selber die Landwirtschaft aus und schrieb darüber fünfzehn Bücher, die alle erhalten geblieben sind. Über die Schweine schreibt er aber nicht viel Neues. In seinem im 4. Jahrhundert erschienenen Werk berichtet e-- bei den Arbeiten des Monats November (Buch XII, 14) nur ganz kurz über das Einsammeln der Eicheln (de glandibus colligendis):

Hoc tempore glandis legendae ac servandae cura nos excitet; quod opus foeminis ac puerilibus operis celebrabitur facile more bacarrum. (In dieser Zeit soll man sich beschäftigen mit der Ernte und der Konservierung der Eicheln. Die Frauen und Jugendlichen tun das am besten, wie sie auch die Oliven ernten.)

Nicht nur Brot und Spiele, sondern auch Schweinefleisch!

Die Schweineherden mit ihren Hirten kommen im späteren Reich erneut zu hohen Ehre, als die Kaiser sich entscheiden, für ihre städtische Bevölkerung Schweine einkaufen zu lassen, diese sogar als Ersatz der Steuerzahlung anzunehmen. Das Fleisch dieser Tiere wurde dann gratis zur Verfügung gestellt. Die Historia Augusta vom Kaiser Divus Aurelianus, der von 270 bis 275 regierte, berichtet hierüber:

Nam idem Aurelianus et porcinam carnem populo Romano distribuit, quaehodieque dividitur. (Derselbe Aurelianus gab auch freies Schweinefleisch an die römische Bevölkerung, was sie auch noch jetzt empfängt.)

Die Bezeichnung Suarius für den Schweinehirt ging jetzt über auf den Schweinesammler, dessen Körperschaft bald eine der zahlreichsten und wichtigsten wurde9. 'Man wird getroffen', schreiben Daremberg und Saglio (1926), 'wie ehrvoll und flattierend die römischen Kaiser in ihren Edikten immer diese Suarii behandeln. Es ist ruhmvoll, die Stadt Rom ernähren zu dürfen, schreiben sie. Die drei Vorsteher ihrer Körperschaft

9. Etwas Ähnliches geschah in Griechenland, wo neben demûoTioXoç (Sauhirt) deróoTCoXric (Schweinehändler) existierte.

53

Bild 23. Grabstelle eines Suarius (5. oder 6. Jh.), gefunden in Bologna an der Via Emilia: Ein Schweinehirt oder Schweinesammler mit seinem Stab und sieben Schweinen.

wurden in der niedrigen Nobilität aufgenommen und dürften sich Comes tertii nennen, Grafen des dritten Grades'. In dem Codex Theodosianus können wir die kaiserlichen Privilegien dieser Suarii bis 334 zurückverfolgen und wir treffen sie später noch während der Einfälle der Hunnen unter Attila, in 452, an. In 365 schreiben die Kaiser Valentianus und Valens Augustus an den prätorianischen Präfekten Rufinus in Mailand, daß es der vielen Plünderungen auf dem Lande wegen nur in vereinzelnden Fällen erlaubt war ein Pferd zu reiten. Die Suarii aber waren hierzu in selber Weise berechtigt; würde aber in ihrem Arbeitsgebiet ein Verbrechen festgestellt, so wären sie unter Verdacht zu stellen. Bei dem jetzigen kaiserlichen Erlaß aber werden sie hierbei von diesem Verdacht im voraus freigestellt. Noch 458 wiederholt der 'göttliche' Kaiser Majorianus Augustus in einer Novelle aus Ravenna, daß die Steuerzahlungen mittels Schweinelieferungen ihren Fortgang finden müssen, um die Stadt Rom mit Fleisch beliefern zu können.

54

Aus dem 5. oder 6. Jahrhundert stammend wurde in Bologna eine Stele von so einem Suarius gefunden (Bild 23), worauf er mit einer Schweineherde abgebildet ist. Zwei andere Grabsteine von Schweinehirten wurden in Rom selbst gefunden. Der erste hatte die Inschrift:

(HI)C REQU1ESCIT (IN) FACE GAUDIOSU(S) PORCINARIUS QUI (V)IXIT ANNUS PL.M. XXX

DEPOSITUS IN PACE NON. APRILIS ET IT.P.C. BASILI V.C.

Hier ruht in Frieden Gaudiosus, Schweinehirt, welcher etwa dreißig Jahre lebte. Niedergelegt in Frieden am neunten April zur Zeit nach dem Konsulat des sehr berühmten Konsuls Basilius, das ist Anno 544 nach Chr. [Kapitol-Museum, Rom, nach Marucchi, 191210].

Der zweite Grabstein wurde gefunden auf einem frühchristlichen Friedhof bei der St. Petronilla-Basilik in Rom:

D A

D

u> A W

LOCUS ADEODAT1 PORC1NARI ET ACUTULAE SIBI VIVI FECERUNT

Grab der Schweinehirten Adeodatus und Acutula. Sie haben es zu ihren Lebzeiten anfertigen lassen [Corp. inscript. lat. VI, 1902].

10. Cabrol und Leclercq kommentieren in ihrem Dictionnaire d'Archéologie chrétienne (1939) die Grabschrift folgenderweise: 'Le métier de porcher n'était pas de ceux, qui font honneur ou qui enrichissent, mais, évidemment, il y a porcher et porcher. Celui-ci, qui s'apelle Gaudiosus, paraît avoir été un éleveur fort à l'aise'. (Des Schweinehirten Beruf gehörte nicht zu denjenigen, die Ehre und Reichtum einbringen, aber offenbar gab es Schweinehirten und Schweinehirten. Dieser, der sich Gaudiosus (der Vergnügte) nannte, scheint gut gestellt gewesen zu sein.)

55

Schweine und Wölfe

Wenn die Schweineherden mit ihren Hirten in den Wäldern herumzogen, geschah es oft, daß es den damals noch häufig vorkommenden Wölfen gelang, einige Tiere von der Herde wegzutreiben, um die^e darauf so lange abzuhetzen, bis sie erschöpft zusammenbrachen. In den Digesten des Corpus Juris Civilis aus 533 (Nr. XLI, 1, 44) ist die Rechtsfrage er­halten geblieben, was geschehen soll, wenn die großen und starken Hunde eines benach­barten Bauern den Wölfen diese Schweine wieder entnehmen würden: Muß dieser Bauer die befreiten Schweine darauf wieder dem ursprünglichen Eigner zurückleiten, oder darf er sie behalten?

Cum pastori meo lupi porcos eriperent, hos vicinae villae colonus cum robustis canibus et fortibus, quos pecoris sui gratia pascebat, consecutus lupis eripuit aut canes extorserunt, et cum pastor meus peteret porcos, qua erebatur, utrum eius facti sint porci, qui eripuit an nostri meneant . . .

Der Bauer kann diese Schweine behalten, schreibt der römische Jurist: 'nam genere quodam venandi id erant nancti. . . ' (er hat sie ge wissermaßen als Jagdbeute erworben.. .) .

56

Aus dem frühen Mittelalter

Bild 24. Holzschnitt aus dem 16. Jh.

Adveniunt macre de pastu glandes somnia scrofe . . . Abundantia erat glandis maxima, dimissi sunt porci cum pastoribus ad nemora (Romulus Anglicus, 9. Jh.) (Wenn das Schwein mager ist, träumt es von der Eichelweide . und die Schweine sind mit dem Hirten in den Wald gezogen.)

. Es gab einen Überfluß an Eicheln

58

Die Gesetze der Germanen

Sobald das römische Reich aus innerlicher Schwäche und unter der Gewalt der Völker­wanderung in den ersten Jahrhunderten nach der Zeitwende zusammenbrach, entstanden überall in Europa größere und kleinere germanische Volksverbände unter autonomer Regierung. In denjenigen Gebieten, die von alters her römische Siedlungsgebiete gewesen waren, und wo oft auch viele Römer zurückblieben, wurde unter diesem Einfluß das geltende Recht aufgeschrieben, das auf diese Weise, sei es vollständig, sei es in Fragmenten, aufbewahrt geblieben ist bis in unsere Zeit. Diese sog. Germanen-Rechte haben einen wichtigen Anteil an den Auskunftsquellen über die Verhältnisse im frühen Mittelalter geliefert und es hat sich gelohnt nachzuprüfen, inwieweit auch hier über unser Thema 'Schweine, Hirten und Wälder' Berichte erhalten sind.

Aus der Lex Visigothorum

Die Westgoten, ursprünglich aus Südschweden und der Umgebung der Weichsel stam­mend, zogen in den ersten Jahrhunderten nach Chr. langsam südwärts nach Italien und eroberten Rom (410) unter ihrem König Alarich. 418 gründeten sie ein eigenes Reich m Südfrankreich rundum Toulouse und eroberten später noch Teile Spaniens. Aus dem Buch VIII, 5. Titulis ('De pascendis porcis et animalibus denuntiandis errantibus', Über das Weiden der Schweine und das Anzeigen verlaufener Tiere) der Lex Visigothorum, des Gesetzes der Westgoten (aus 506) sind sehr viele Angaben über ihre Schweinezucht und Waldmastvorschriften vorhanden. Wohlhaupter (1936) erwähnt die folgende:

1. Antiqua: Von Schweinen, die zu Unrecht oder nach Vereinbarung zur Eichel­mast getrieben wurden. Wer in seinem Wald zur Zeit der Eichelmast Schweine findet, soll zunächst dem Hirten etwas als Pfandzeichen abnehmen und dem Herrn des Hirten oder dessen Verwandten senden. Wenn nun eine Vereinbarung zustande kommt, soll er die Schweine bis zur Zeit des Zehnten1 in seinem Walde belassen und soll dann das dem Hirten abgenommene Pfand zurückgeben gegen Entrichtung des Zehnten. Will er nun des anderen Schweine nicht mit Entrichtung des Zehnten in seinen Wald einlassen und findet er sie trotzdem ein zweites Mal wieder in seinem Walde, so darf er, auch wenn es nur wenige sind, zum Schutze seines Waldes eines davon töten. Sind es aber mehrere Schweine, so darf er zwei nehmen und töten und braucht keine Klage zu fürchten; und trotzdem soll er beim dritten Male den, dessen Schweine er vorfand, aufmerksam machen, daß er seine Schweine, wenn er will, in seinen Wald treiben kann und dann, dem Brauch gemäß, den Zehnt entrichten soll. Will jener auch dann keine Vereinbarung treffen über den zu entrichtenden Zehnt und trifft der Waldeigentümer die Schweine ein drittes Mal entgegen dem Verbot in seinem Walde

1. Der Schweinezehnte, 'Décima Porcorum', auch 'Dehme', 'Dem' und 'Dechtem' genannt, galt von diesem Zeitpunkt an das ganze Mittelalter hindurch als Entschädigung für ge­nossene Schweinemast. Der Inhaber der Forsthoheit oder dessen Vertreter erhielt am Ende der Mastzeit von den eingetriebenen Tieren je das zehnte Schwein. Nur in besonderen Fällen, auf Grund alter Rechte, waren bestimmte Interessenten hiervon freigestellt (siehe hierzu die nachfolgenden Markrechte).

59

an, so nehme er sich den Zehnt von allen, seinem Recht entsprechend. Hat aber jemand auf Grund einer Zehntabrede seine Schweine in einen fremden Wald getrieben, und haben die Schweine bis zur Nebelzeit im Walde des anderen geweidet, so soll er seinen Zehnt ohne jede Widerrede leisten. Wenn er jedoch schon vor der Nebelzeil die Schweine im Wald, in den er sie getrieben hatte, nicht mehr belassen will, so muß er jedes zwanzigste Stück, wie es der Brauch ist, dem Wald­eigentümer entrichten.

2. Antiqua. Von Schweinen, die von Mitberechtigten zur Eichelmast zum gemein­samen Gewinn übernommen werden. Wenn unter Mitberechtigten wegen der Eicheln Streit entstanden ist, deshalb, weil einer von einem Dritten mehrere Schweine hat, so soll dem, der weniger Land hat, erlaubt sein, Schweine nur nach dem Verhältnis der Landteilung zur Eichelmast auf seinen Anteil aufzunehmen, während bisher die gleiche Zahl von jedem Teil gestellt wird; und hernach sollen sie die Zehnten so teilen, wie sie auch das Land geteilt haben. 3. Antiqua. Wenn zur Eichelmast übernommene Schweine vor Entrichtung des Zehnten gestohlen werden. Hat jemand mit der Zehntabrede Schweine in einen fremden Wald eingetrieben und sie heimlich vor der Leistung des Zehnten entfernt, so soll er als Dieb gelten und den Zehnten nebst der Diebstahlbuße entrichten. Hat das aber ein Knecht ohne Wissen seines Herrn getan, so soll der Knecht hun­dert Peitschenhiebe empfangen, sein Herr aber soll keinen Schaden und Nachteil erleiden, sondern nur den Zehnt entrichten, den er schuldet. Ist das aber auf Befehl des Herrn geschehen, so muß dieser auch die Diebstahlbuße entrichten. 4. Antiqua. Von entlaufenen Schweinen, die man in einem Walde getroffen hat. Wer entlaufene Schweine in seinem Wald findet, muß entweder den Nachbarn An­zeige machen oder sie einsperren. Findet sich der Eigentümer der Schweine nicht ein, so kann jeder gleich beim ersten Male ein Schwein für sich beanspruchen und melde dem nächsten zuständigen Richter, daß bei ihm entlaufene Schweine einge­sperrt sind.

Wird auch dann der Eigentümer der Schweine noch nicht ermittelt, so soll er sie ver­wahren wie seine eigenen und kann für die Eicheln den Zehnten verlangen und, wenn dann der Eigentümer sich einfindet, erhalte er eine Entschädigung für seine Obsorge während des Zeitraumes, nachdem er vor den Richtern Rechenschaft abgelegt hat.

Aus der Lex Salica

Die gesetzlichen Vorschriften der salischen Franken (etwa 510 nach Chr.) haben damals in mehreren Ländern Europas einen weitgehenden Einfluß ausgeübt auf die Vererbungs­weise von Immobilien in weiblicher Linie. Für unseren Zweck ist im besonderen das zweite Kapitel dieses Gesetzes interessant, weil hierin sehr ausführlich (in zwanzig Paragraphen!) die verschiedenen Diebstahlsformen von Schweinen behandelt werden: De Furtis Por-corum (Von den Schweinediebstählen). Die Geldstrafen sind unterschiedlich und richten sich nach der gestohlenen Zahl und nach der Art der Schweine, die in dem Gesetz mit ihren einheimischen Namen genannt werden:

60

mvmmßt •

^Nltf' iuntttr rxenndx

rtmetr***-' &iTWW\

•T»<KWl*tt?*C*W

S £ ^ - 1

Bi'd 25. Anfangsseite des zweiten Kapitels der Lex Saliea aus dem Stift zu Sankt Gallen (793): De Furtis Porcorum (Über die Schweinediebstähle).

61

(tv

Bild 26. Der Stiftsherr Wandalgarius, Schreiber der Handschrift der Lex Salica Gallen (793).

aus Sankt

62

ein Chranne-Chalt ist ein Gehege-Schwein, eine Nare-Chalt ist ein laktierendes Mutterschwein, ein Lere-Chalt ist eine nicht-laktierende, gelte Sau, ein Suoni-Chalt ist ein von Hirten geweidetes Herdenschwein, ein Drache-Chalt ist ein sog. Treber, ein trächtiges junges Schwein, ein Foci-Chalt ist ein Mutterschwein mit Ferkeln.

Als Beispiel zitieren wir aus dem Gesetz einige Sätze (Eckhardt, 1953): Wenn jemand 15 Schweine stiehlt, wird er verurteilt zur Bezahlung von 1400 Pfen­nigen zu einem Gesamtwert von 35 Schillingen, mit dem Wert der Schweine und dem Verweigerungsgeld zu Schulden2. Wer 25 Schweine stiehlt, bezahlt auf dieselbe Weise 2500 Pfennige mit den weiteren Kosten; merkwürdigerweise bezahlt jemand der 50 Schweine stiehlt dieselbe Geld­strafe wie für 25: Qui lex usque quinquaginta poreus excepto capitale et dilatura unum judicium terminantur. (Diese Gesetzbuße wird bis zu fünfzig Schweinen außer Wert und Weigerungsgeld durch gleiches Urteil bestimmt.)

Dazu sagt eine alte salfrankische Fassung der Lex Salica aus 763: Wenn einer ein Ferkel unter den Schweinen - gerichtlich ein Herden-Galt genannt -stiehlt, während der Sauhirt achtgibt ('ipso porcario attendente'), und es wird ihm nachgewiesen, wird er 600 Pfennige zu schulden verurteilt. Und wenn einer einen Sauhirt stiehlt, tötet oder verkauft, wird er 1400 Pfennige, die machen 35 Schillinge, außer Wert und Weigerungsgeld zu schulden verurteilt.

' n der Stiftsbibliothek Sankt Gallen in der Schweiz wird die älteste Handschrift dieses Gesetzes aufbewahrt, aus dem Jahre 793. Auf der ersten Seite steht das primitive Bild des Kanonikus Wandalgarius aus Besançon, Schreiber des Manuskriptes (siehe Bild 25 u. 26, worauf auch der Anfang des zweiten Kapitels über die Schweinediebereien zu lesen ist).

Aus der Lex Gundobada

D 'e Lex Gundobada oder Lex Barbara Burgondionum, in Frankreich auch Loi Gombette genannt, wurde in der Zeit des Königs Gundobad (um 517) in Burgund aufgestellt und natte Geltungsrecht im ganzen burgundischen Reiche, das zwischen Orleans und Dyon gegründet worden war. Ursprünglich kam das Volk, das dieses Gebiet bewohnte, von den Ufern der Ostsee; es zog langsam westwärts und überschritt den Rhein in 407; 534 wurde e s von den Franken in ihrem Reich aufgenommen. in diesem Gesetz kommt (Beyerle, 1936) nur eine Satzung vor über von Schweinen an­gerichtete Schäden (Kap. 23, sub 4):

Richten jemandes Schweine Schaden an in Weinbergen, Wiesen, angebauten Saat­feldern oder Eichenwäldern, so wird der Herr der Schweine zweimal vermahnt seine Schweine besser zu hüten. Schert er sich nicht darum, dann hat der Geschädigte freie Hand das beste Stück der Sauherde zu töten und sich anzueignen.

Was den hier genannten Schaden an Weinbergen angeht, so ist die auf Bild 27 gezeigte

2. Verweigerungsgeld zu Schulden: Schadenersatz für Zahlungsfrist, also Verzugszinsen.

63

L lIT. . : i ; i.i

Bild 27. Psalm 80 in dem Psalterium aus dem 8. Jahrhundert: Das Schwein, das den Weinstock zerstört. Wahrscheinlich älteste gezeichnete Darstellung eines westeuropäischen Schweines, aus der Umgebung von Reims.

Szene interessant; darauf ist aus Psalm 80 abgebildet: 'der Weinstock wird zerstört; das Schwein aus dem Wald hat ihn aufgewühlt. . .*. Es ist kopiert nach dem uralten Utrechter Psalter aus dem 8. Jahrhundert, aus der Umgebung von Reims herstammend, wo solche Weinberge in dieser Zeit tatsächlich schon vorkamen. Sehr wahrscheinlich ist hier die älteste Abbildung eines westeuropäischen Schweines wiedergegeben, wenn die gefundenen keltischen Schweinestatuen nicht mitgerechnet werden.

Aus dem Edikt von Chlotharius II

Chlotharius II, gestorben 628, war anfänglich König von Neustrien, einem Reich in der Mitte Frankreichs, westlich der Burgund. Es umschloß die Städte Paris, Tours, Orleans und Soissons. Das Edikt wurde in den Capitularia Merowingica von Boretius (1783) gefunden. Hier ist zum ersten Male die Rede eines Schweinehirten des Königs:

Sub 21. Porcarii fescales in silvas ecclesiarum aut privatorum absque voluntate possessoris in Silvas eorum ingredere non praesumant. (Die Schweinehirten des Königs sind nicht berechtigt im voraus anzunehmen, daß sie gegen den Willen der Besitzer die Wälder der Kirchen und der Pächter betreten dürfen.) Sub 23. Et quandoquidem passio non fuerit, unde porci debeant saginare, cellarinsis in publico non exegatur. (Und wenn nicht geweidet werden kann, darf die Steuer nicht erhoben werden.)

Regelmäßig ist in diesen Gesetzen die Sprache von Saginacia silva, d.h. von einem Mast­wald, oder vom Glandium saginandis porcis ferax, vom Recht, die Schweine weiden zu lassen zum Eichelfraß.

64

Aus den Gesetzen der Langobarden

Im 6. Jahrhundert erscheinen die Langobarden in Norditalien, wo sie längere Zeit seßhaft werden. Zwischen 773 und 776 werden sie von Karl dem Großen in sein Reich einverleibt. In ihrer Gesetzsammlung, die 'zu den reichsten und reifsten der frühmittel­alterlichen Germanenwelt gehört' (Beyerle, 1962), kommt das Hüten und Weiden der Schweine in den Wäldern regelmäßig vor. Nach Beyerle fängt die Sammlung an mit einem Volksrecht', dem Edikt des Königs Rothari aus 643, worin die folgenden Sätze sich mit unserem Thema befassen:

Sub 135: Totschlag an einem Hirten Wer einen fremden Schweinehirten totschlägt, den Meister [knecht], der zwei, drei oder auch noch mehr Lehrbuben unter sich hat, muß 50 Schillinge erlegen . . . Wer einen von den minderen Schweinehirten totschlägt, zahlt 25 Schillinge. Sub 249: Pferde- oder Schweineherden Wer ohne Geheiß des Könings Pferde- oder Schweineherden pfandweise wegnimmt, da ist der Erste [in der Schar] des Todes - oder er büßt mit 900 Schillingen, halb dem König, halb jenem, dem er die Pfänder wegnam. Von denen aber, die ihm beige­standen haben - sofern es Freie sind - zahlt jeder 80 Schillinge, halb an den König, halb an den, den er gepfändet hat (wie oben). Wenn aber Knechte im Gefolge ihres Herrn sind, so soll man das auf die Buße ihres Herrn verrechnen. Denn nicht der Knecht, der seinem Herrn gefolgt ist, hat die Schuld begangen, vielmehr der Herr. Sub 349. Schweine, die man auf fremder Viehtrift weidend antrifft, darf man - sofern es weniger als zehn sind - nicht töten, auch nicht ein einziges Stück darunter. Wohl mag der, der sie antrifft, eines davon festnehmen und sicherstellen. Für jedes Schwein muß man ihm (dann) 3 Siliquen erlegen. Sind es indessen zehn und mehr als zehn, so darf man eines von mittleren [Wert] töten, ohne [dafür] belangt zu werden. Sind es aber weniger als zehn, und tötet man [dennoch eines], so muß man ein [ebenso] bezeichnetes [d.h. gleichartiges] Schwein erstatten.

Sub 350. Trifft man auf (seinem) Felde Schweine an bei ihrer Wühlarbeit, [sei es] eines oder mehrere, so darf man, ohne [dafür] belangt zu werden, nur ein einziges töten. Sub 351: Eber Wer einen fremden [Herden-]Eber stiehlt, der zahlt 12 Schillinge [Herden-Eber oder Sonorpair nennt man den, der alle anderen Eber in der Herde schlägt und nieder­kämpft]. Mag aber auch die Zahl der Schweine noch so groß sein, so rechnet man auf eine Herde doch nur einen Sonorpair. Zählt eine Herde weniger als 30 Häupter, so wird [auf sie] kein Sonorpair gerechnet, vielmehr [erst da], wo ihrer 30 oder mehr sind . . . Wird nun bei einer Schadentat der Sonorpair selbst getötet, so muß der­jenige, der ihn getötet hat, einen gleichwertigen oder besseren erstatten. Doch wird [sein] Schaden ihm vergütet.. . Werden aber andere Eber oder Schweine gestohlen, so sind sie mit [samt ihrem] achtfachen Wert zu erstatten. Sub 352: Über die verprügelten Schweinehirten Verprügelt jemand einen Schweinehirten eines freien Mannes - den, der von seinem Hof aus [auf die Hut] geht, nicht etwa von der Hütte eines Hintersassen - so zahlt er 20 Schillinge. Immer vorausgesetzt, daß der Sauhirt nicht selber als erster zuge­schlagen oder Streit entfacht hat. Denn wenn er Wunden oder Hiebe ausgeteilt hat,

65

muß man [auch diese] schätzen und vergelten. Sub 353. Verprügeln sich zwei Schweinehirten gegenseitig oder fangen sie Händel an, so soll man Wunde und Hiebe vergelten, um andere Schuld aber nicht klagen.

Aus König Ines' Satzungen

Aus den Satzungen des Ines, König der Westsachsen in England von 688 bis 695, sollen zwei erwähnt werden (Eckhardt, 1958):

Sub 44. Wenn ein Mann aber einen Baum abkerbt, unter dem 30 Schweine zu stehen vermögen, und es wird unverhohlen, gebe er 60 Schillinge hin. Sub 49. Wenn ein Mann auf seiner Mast unerlaubt Schweine antrifft, dann nehme er ein 6 Schillinge wertes Pfand . . . Wenn ein Mann an Schweinen Mastabgabe nimmt: bei dreifingrigem [Speck] das dritte, bei zweifingrigem [Speck] das vierte, bei daumen­dickem [Speck] das fünfte Schwein (oder in der Originalsprache: Gif mon nime aefesne on swynum: aet thryfingrum paet dridde, usw.).

Aus dem Liutprandi Leges

Aus dem Liutprandi Leges, ein Langobarden-Gesetz aus 734, kann folgendes über­nommen werden (Beyerle, 1962):

Sub 151. Treibt jemand Schweine in ein fremdes Bannholz (worüber das ältere Gesetzbuch nachzulesen ist), bis zu zehn Schweinen, und tötet der [Herr des Waldes] ein Schwein, dann bleibt es bei dem, was im älteren Gesetzbuch steht. Findet er aber bis zu zehn und tötet [deren] mehr, als das Gesetzbuch angibt, dann soll er es mit achtfachem Geld[wert] büßen, wie einer, welcher eigenmächtig fremde Sachen wegnimmt. Treibt aber der Schweinehalter mehr [Tiere], eigene oder fremde, in den Bannfwald], als das Gesetzbuch vorsieht, [und zwar] mit Willen: wenn dann der Herr des Waldes [auch] mehr, als das Gesetzbuch angibt, tötet, so kann man sie [doch] nicht ersetzt verlangen . . . Getraut indes der Schweinetreiber sich zu schwören, er habe sie nicht mutwillig, auch ohne Willen seines Herrn dahin getrieben, dann muß der, der [welche] getötet hat, entsprechend Schweine wiedergeben . . . Und schwört [der Herr] für seinen Hirten dementsprechend, dann soll man gleicher­maßen sie erstatten . . . Traut er sich aber für den Hirten nicht zu schwören, näm­lich [daß] Vorsatz [fehlte], dann muß der [Herr des Waldes] die Hälfte zahlen. Die andere Hälfte soll sich selber anrechnen, wer einen ungezogenen Knecht hat.

Aus der Lex Alamannorum

Der germanische Volksstamm der Alemannen, welcher 213 den römischen Limes durch­brach, wurde im 5. Jahrhundert seßhaft in Schwaben, in der Schweiz und im Elsaß. Nach Eckhardt (1934) war über Schweineherden das folgende in ihrem Gesetz aus dem 8. Jahrhundert zu finden:

Cap. 22, Par. 1. Wenn einer eine Herde von Schweinen . . . pfandweise wegnimmt, sei er 40 Schillinge schuldig. Ib., Par. 2. Wenn ein Sauhirt gebunden, vom Wege zurückgestoßen oder geschlagen wird, sodaß zwei ihn halten und der dritte prügelt, büße man neun Schillinge.

66

Ib., Par. 3. Und wegen des übrigen, das ihm geschieht, büße man ihm dreifach wie man den übrigen Knechten büßet.

Und aus dem 2. Gesetz 'Recensio Lantfridana' aus etwa 720: Cap. 72: De pastore porcario (Von den Schweinehirten): Wenn ein Schweinehirt, der in der Herde vierzig Schweine, einen angelernten Hund, ein Horn und einen Schweinejungen hat, getötet wird, büße man vierzig Schillirge.

Hierbei ist zu beobachten, daß aus anderen Sätzen dieser Gesetze hervorgeht, daß die Strafen gleichgesetzt sind mit der Strafe für das Töten eines Hirten mit achtzig Schafen oder eines Goldschmiedes. Anzunehmen ist deshalb, daß der Schweinehirt hier nicht die allerniedrigste soziale Stelle im Leben bekleidete, wie das später sein v ird. Verwunderlich 'st das nicht, wo der Schweinehirt gewissermaßen der Sparkassenverwalter seines Herrn war!

Aus den Capitulare de Villis des Carolus Magnus

in den Vorschriften, die Karl der Große um etwa 800 für die Verwaltung seiner Land­guter anfertigte, wurde nach Boretius (1783) zweimal über die Schweineherdeh ge­schrieben:

Sub 25: De pastione autem Kai. Septembr. indicare faciant, si fuerit an non . . . Hier gibt Karl der Große den Verwaltern seiner Domäne den Auftrag, ihm jedes Jahr vor dem 1. September zu berichten, wie die Erwartungen für die Eichelernte sind, mit Rücksicht auf die Schweinemast in den Wäldern. Sub 36: Damit unsere Wälder und Forste gut verwahrt werden . . . Auch die Richter, oder unsere Meier oder ihre Leute, müssen, wenn sie ihre Schweine in unsere Wälder treiben, die ersten sein mit der Angabe der Zehnten, um ein gutes Beispiel für die anderen Leute zu liefern, damit auch diese ihre Zehnten zahlen wollen (sie!)

Aus dem De Mensium Duodecim Nominibus Signis Culturis Aerisque Qualitatibus

Aus dem Gedicht über die zwölf Monate in den 'Liedern aus Prüm' vom dortigen Mönch Wandalbertus aus dem Jahre 848:

De Octobri 29 'Hoc et mense sues lucis inducere tempus, Maturo hibernam frangant ut tempore glandem. (Auch treibt man jetzt noch die Schweine in die Wälder, Damit sie zur rechten Zeit die Wintereichel zermalmen.) De Novembri

14Porcorumque greges silvis consuescere foetis, Dum pinguem vento tribuit quassante ruinam Ouercus, dumque nemus glandis vestitur honore3. (Die Schweine fühlen sich ganz wohl in den fruchtbaren Wäldern,

3. Migne (1852) gibt diese Zeile ganz anders: 'Quercus, et effusa sternuntur nemora glande, (während die unabsehbaren Wälder mit Eicheln bestreut liegen)'.

67

Solange die Eiche - umhangen mit der Pracht der Eicheln, Und geschüttelt vom Winde - einen reichen Fall gibt.) De Decembri 357Hoc sub mense sues pasta iam glande madentes, Distento et plenam monstrantes ventre saginam, Caedere et ad tepidum mos est suspendere fumum Terga, prius salis fuerint cum sparsa madore. (In diesem Monat, wenn die Schweine voll sind der gefundenen Eicheln, - Ihren dicken, vollgefressenen Bauch zeigend -Pflegt man sie zu schlachten und ihre Rücken in lauwarmen Rauch zu hängen, Nachdem man sie erst mit feuchtem Salz bestreut hat.)

Aus alten Urkundenbiichem

Aus einigen erhalten gebliebenen alten Urkunden wird klar ersichtlich, wie die Wald­schweinemast ohne Unterbrechung von der sog. Germanenzeit übergeht in das Mittel­alter. So findet man in einer Urkunde aus der Zeit des ersten Bischofs von Münster, des heiligen Liudger's (etwa 744-809) aus der Umgebung von Billerbeck nach Leibnitz (1707):

De Holtscara in Witi

Brevis commemoratio de illa pastione, quod nos habemus deambas partes Rura in Hofi et in Wagnoswald. Imprimis in Hofi Heinricus donavit ad LX porcos. De Hrotinga Willibald et neptis illius vendiderunt ad LX porcos. Aluric vendidit nobis haereditatem suam in Lapan-heldi ibi pertinet ad LXXXX porcos. Gerfrid habet in ipsa villa ad XXX porcos. Alfnant tradidit nobis ad XX porcos. De Menedinna Gerala vendidit nobis ad XV porcos. De Witi Everwini tradidit pro salute animae suae ad XX porcos. De ipsa villa Evuco et Hildirad et illorum cohaeredes tradiderunt ad XXX porcos. Othilulf in Hratuga tradidit nobis pastim X porcorum. Ad illam terram pertinet, quam in Witi comparavimus a Meinhardo, qui sororem Huntionis in conjugio habuit, pastum ad XXV porcos. Ab Eribaldo comparavimus ad pastum XXX porcorum in Wag­noswald. Habemus in Fisclacu de uno manso quicquid ibi pertinet, et de alio manso tertiam partem. Et in ipsa villa tradidit Hrodhardus ad V porcos. Hludowinus ad V porcos. Reginbrot ad V porcos. Et in Witi comparavimus de Meginhardo ad XX porcos. In ipsa villa Huntio donavit ad V porcos. Thiathold et Thruthger tradi­derunt in Witi ad XX porcos pastiones. (Von den Anteilen im Wald von Witi

Kurzes Memorandum der Weiderechte, welche wir an beiden Seiten der Ruhr [?] haben in Hofi und im Wagnoswald. Erstens hat Heinricus uns [Rechte] zu 60 Schweinen in Hofi geschenckt. Willibald und seine Neffen von Hrotinga [Ratingen?] verkauften uns [ihre Rechte] zu 60 Schweinen. Aus Lopenhelt hat uns Aluric sein Erbteil verkauft, aus 90 Schweinen bestehend. Gerfrid hat in diesem Hof [Weiderechte] zu 30 Schweinen. Alfnant hat uns zu 20 Schweinen [das Weiderecht] gegeben. Von Menedinna hat uns Gerala [Weiderechte] zu 15 Schweinen verkauft. Von Witi gab Everwini für das Heil seiner Seele [Weiderecht] zu 20 Schweinen. Von diesem Hof haben Evuco und Hildirad und ihre Miterben [Weiderecht] zu 30 Schweinen. Othilulf in Ratingen hat uns das

68

Weiderecht zu 10 Schweinen gegeben. Bei den Grundstücken, welche wir in Witi erworben haben von Meinhardo, welcher verheiratet ist mit einer Schwester des Huntio's, die Weide für 25 Schweine. Von Eribaldo erwarben wir das Weiderecht für 30 Schweine im Wagnoswald. Von einem kleinen Hof in Fisclacu haben wir alles, was dazu gehört, und von dem anderen ein drittes Teil. Und im selben Hof gab uns Hrodhardus [Weiderecht] zu 5 Schweinen. Hludowinus zu 5 Schweinen. Reginbrot zu 5 Schweinen. Und in Witi haben wir von Meginhardus [Weiderecht] zu 20 Schweinen erworben. In diesem Hof gab Huntio uns [Weiderecht] zu 5 Schweinen. Thiatold und Thruthger gaben das Weiderecht in Witi zu 20 Schweinen.)

Insgesamt handelt es sich hier um Weiderechte für eine Anzahl von 430 Schweinen, welche der Bischof von Münster zu seinem Vorteil in die Mast eintreiben darf. Oft sind es aber noch mehr: In einer Urkunde aus 890 werden in den Ardennen (Pagus Arduennense) Wälder verschenkt an das Kloster Stablo zur Weide von tausend Schweinen ('silvas °ptimas ad mille porcos saginandos'). Nach Anton (1799) erhält in 863 das Kloster Lorch einen Wald, worin dieselbe Zahl an Schweinen eingetrieben werden darf zur Mast ' niittere possumus mille porcos perfecte saginari'). Auch in Holland, als im frühen Mittelalter noch nicht der letzte Waldbestand vernichtet lst> sind Spuren zurückzufinden von einer Waldschweinemast (Muller und Bouman, 1920). In einer Akte (Nr. 12) aus dem Jahre 704, wobeies sich um ein Legat an einen Bischof Wilibrordus handelt, werden unter anderem auch Schweinehirten verschenkt. Im November 855 verschenkt ein gewisser Folckerus an das Kloster in Werden einen Wald a u s der Umgebung von Rhenen (bei Utrecht), geeignet für die Schweineweide. Im Juni " 2 schenkt auf dieselbe Weise Hilzondis, Gräfin von Stryen, an das Kloster in Thorn e'nen 'silvam ad porcos alendos' (einen Wald zur Schweinefütterung).

Erzbischof Heriger und der Prophet

^er Erzbischof Heriger von Mainz, der von 913 bis 927 in seinem Amt stand, war ein trefflicher Mann, gelehrt und hochangesehen bei Franken und Sachsen', schreibt Hauck U920), 'ein Deo dignus praesul und auch honorandus pater, aber vom Sinne des Boni-'atius scheint wenig in ihm gelebt zu haben . . .'. In einer alten Handschrift aus Cambridge 'st das folgende, aus dem 10. Jahrhundert stammende Gedicht über ihn bewahrt geblieben:

Heriger, urbis (Heriger, Bischof Maguntiensis der Stadt Mainz, antistes, quendam sah einmal vidit prophetam einen Propheten, qui ad infernum der sagte, daß er se dixit raptum. in der Hölle war gewesen.)

'ndi cum multas (Als er darauf allerhand referrat causas, Sachen hierüber erzählte, subjunxit totum fügte er hinzu, daß die ganze esse infernum Hölle umgeben war accinctum densis an allen Seiten von undique silvis dichten Wäldern.)

69

Heriger illi ridens respondit: 'Meum subulcum illuc ad pastum volo cum macris mittere porcis'.

(Heriger antwortete ihm lachend: 'dann will ich meinen Schweinehirt dort hinsenden mit den mageren Schweinen zur Weide'.)

Das angelsächsische Runenlied

Ac byth on eorthan elda bearnum flaesces födor fereth gelome ofer ganotes baeth garsecg fandath hwaether äc haebbe aethele treow

\J (Oak is an earth to the sons of men food of the flesh; often he goeth over the ganets bath, tempeth the ocean, he that hath oak the noble tree.)

Nachdem die Römer England in 407 für immer verlassen hatten, segelten Angeln, Sachsen und Juten dorthin; der erste Angriff begann schon in 408, aber erst in dem darauffolgenden Jahrhundert gelang es die einheimischen Pikten und Skoten endgültig zurückzutreiben. In England wurden 16 bis 18 kleinere Reiche gegründet, über die erst zwischen 825 und 827 Egbert von Wessex die Hegemonie erwarb. Die hieroben abgedruckte Strophe eines englischen Runenliedes, eigentlich das einzig­bestehende worin die Bedeutung der alten Runen umschrieben wird, kam vor in einer in 1731 bei einem Brand verlorengegangenen Handschrift (Bibl. Cottonianae, Otho B 10) des Britischen Museums in London. Das ganze Lied steht aber noch abgebildet auf einem Kupferstich, veröffentlicht in einem Werk von Hickes (1705; Bild 28). Die hieroben abgedruckte englische Übersetzung ist von Kemble (1840). W.C. Grimm (1821) über­setzte die Strophe folgendermaßen:

Eiche ist auf dem Land den Menschenkindern Fleisches Behältnis; fährt häufig über Wasserhuhns Bad, erforscht die See: jeder habe Eiche, den edlen Baum.

Gewissermaßen ist das alte Runenlied zu vergleichen mit einem Rätsel, das in Simrock's Sammlung enthalten ist:

Da es lebte, speiste es die Lebendigen; Da es todt war, beschirmte es die Lebendigen, Trug die Lebendigen, Und gieng auf den Lebendigen,

womit der Eichbaum gemeint wird: 'der giebt seine Frucht den Säuen; wenn er abgehauen und zu Häusern gezimmert wird, beschirmt er, oder wenn er zu Schiffen verarbeitet wird, trägt er Menschen und geht auf den Fischen'.

70

•* J fop %am bpyhten pyle borne fine •£ eapme plxpc eoppan betzcati :-1 K W byf leobum lanjjj-um gejiuht j i j : hi fculun nefun on nacan tealtom. -j hi c •• . fx ypa rpype bpegaji. anb )-e bpim henjjejt bpiblef ne gym ;.

mjr V X WT pxjr xpert mib cart benum. ge repen recgun. op he rrtHSan eft. ofejj pxg *_»l gepfo pxn xjttep pan. %ur heapbmgaf/oone hxle nembun :•

C* f l kyl> ^ ^ ' e0 ' : ' xo"hpy'cum men. gif he mot %*p. pihtep anb gepyfena " 1 1 on bpucan on blobe bleabum optart :•

S " " U * * ' ' ^ bpihtner ronb. beope mannum. mxpe metobef leoht, rnypgj" anb P> to hiht eabgum anb eapmum. eallum bpice.--

<V f " byp on eopjran. elba'beapnum. plxrcer pho^i yepep\g«lame opep ganotej-«ft ^ P S W - S FanbaI'• npäcpT1 a c hsebbe xpele tpeope :•

K bip opep heah. elbum bype. f tip on rtapiile. rtebe pihte hylt. %eah him peohtan on pipar momge:-

by} stpelinga i copia gehpxp. pyn anb pyppmynb. byj» on picge pxgep.pxpt-lic on pxpelbe. pypb geacepa rum:-

byp ea fixa, anb %eah abpucep. pobpep onpalban. hapap pxgepne eapb. pxtpe bepoppen. %xp he pynnum leopap ;•

bypegle eopla gehpylcun. %onn pacrthce plxrc onginriep. hpapcolian hpuran fan Mac to gebebban bleba gebpeorap. pynrii) gepitaf pepa gerpicap:-

'Hös.Ihamïïeres . t f r - ^ f r i y p ^ ad aUçt ft Hinaus [ |

:--;«; SluAiafo lefldfi' mts.rpretarkld>rc.Unqaa\ » f

L 1 x Erat

*

Bild 28. Die Rune Ac im angelsächsischen Runenlied, nach einem Kupferstich der 1731 in London verbrannten Handschrift, in Hickes 'Linguarum Veterum et Septentrionalium The­saurus Grammatica-Criticus et Arehaeologicus'.

Elliott (1959) gliedert das Lied in das achte oder in den Anfang des neunten Jahrhunderts e 'n. Allgemein (Grienberger, 1921; Schneider, 1956; Musset, 1965) wird angenommen, daß die Ac-Strophe zwei Gedanken enthält : Auf dem Land ernährt die Eiche die Menschen, w o ihre Früchte zur Schweinemast verwendet werden, und auf dem Meer zeigt sie ihren verdienst als Schiff. Höchst poetisch wird das Meer 'ganotes baeth' genannt, das Bad d e r Ganoten; große Meeresvögel, die in der niederländischen Sprache 'Jan van Gent' heißen!

Das Buch vom jüngsten Gericht (Doomesday Book)

Wilhelm der Eroberer, ein normandischer König, landete 1066 in England nach dem Tode v°n Edward dem Bekenner und schlug den seitdem neugekrönten König Harold bei Hastings. Er ließ das eroberte Gebiet Englands neu unter seinen Vasallen einteilen nach d e r Anzahl Schweine, die darin im Wald weiden konnten (Darby, 1934 und 1952). Auf Bild 29 ist deutlich zu sehen, wie dicht England damals besät war mit Mastwäldern; es ist ar> Hand der Angaben des Doomesday-Buches, worin alle damaligen Vermessungen fest­gelegt wurden, angefertigt. Schon als Knaben lasen wir in Walter Scott's Ivanhoe:

Der Fluch von Sankt Withold über diese verdammten Schweine!, rief der Schweine­hirt Gurth, Sohn von Beowulph, und geborener Höriger von Cedric von Rother­wood, nachdem er so laut wie nur möglich in sein Horn geblasen hatte, um die zer-

71

Zahl der Schweine • 500-1000 * 100-500 • < 100

Waldflächen in ha e > 100 • 20 -100

< 20

Gemischt

Bild 29. Lincoln, Norfolk, Suffolk und Essex, eingeteilt nach der Größe der Schweineherden, welche die örtlichen Wälder bevölkern konnten (in 1066).

streute Schweineherde wieder zu sammeln, welche aber, seinem Ruf auf gleiche melodische Weise antwortend, sich nicht beeilten, um sich von ihrem üppigen Schmaus von Buchelmast und Eicheln zu entfernen.

Ein paar Seiten weiter schrieb er noch dazu: Zum größten Teil bestand das materielle Wohl der sächsischen Eigentümer aus ihren zahlreichen Schweineherden, im besonderen im Waldgebiet, wo diese Tiere leicht ihre Nahrung fanden.

Trow-Smith schreibt 1967: In 880 starb ein englischer Graf und hinterließ seiner Familie ein paar Waldstücke in Surrey, zusammen mit den zweitausend Schweinen die darin weideten.

In den verhältnismäßig sparsamen Literaturquellen dieser Zeit sind solche Referenzen nicht selten. Sie erreichen den Höhepunkt in den Registern des Doomesday-Buches aus Exeter mit Herden von mehreren tausend Schweinen in den Waldgebieten von Exe und

72

Bild 30. Bewaffneter Schweinehirt mit Horn, Hund und Jungen ('Pastor porcorum, qui habet cornu et canem et juniorem . . . ' ) . Aus einer englischen Handschrift des 11. Jh.

den Credy-Tälern. In Devon waren insgesamt 264 Schweineherden, die Zehnten zu be­zahlen hatten für ungefähr 1500 Schweine pro Herde, und diese bildeten nur einen Teil v°n allen vorhandenen Herden.

Die Normannen kommen!

Als Magnus der Gute in 1047 stirbt, wird in Norwegen sein Onkel Harald Hardrade (der Sturkopf) sein Nachfolger. Im selben Jahre wird Swein Ulfson König von Dänemark, dieser droht den Normannen, daß er sie genauso behandeln wird wie sie damals die Dänen behandelt haben. König Harald Hardrade segelt daraufhin mit seinen Männern nach Dänemark und fordert die Dänen zu einem Gefecht auf. Aus dem Süden segeln die Dänen ihrerseits nordwärts:

en lauks of sjä saekja Sveins fagrdrifin steini glaesi-dyr thess er geira gullmunnut rythr sunnan. (Und vom Süden über das Meer kamen die Schiffe von Swein, goldmäulige, hochgetakelte Ungeheuer, alle in prächtigen Farben.)

König Harald landet mit seinen Leuten an der verabredeten Stelle an der Elv. Die Dänen erscheinen aber nicht; sie liegen mit ihren Flotten unter Seeland und warten ab. Da spricht König Harald Hardrade die folgenden Worte zu seinem Skald:

Sat er that, skâld! At Sveinn konüngr hefir brugthit stefnunni, kann vera at Dönum thykki linara, at reka svin skókar, enn berjast vith oss Northmenn; en fyrir thvi at their vilja eigi halda vith oss ânefnt stefnulag, tha skulum ver saekja thä heim, ok vinna i theirra riki slikt sem fyrr ethr verra. (Das ist wahr, Skald! Daß Swein der König den verabredeten Begegnungsort ge­ändert hat; vielleicht lieben die Dänen es mehr, ihre Schweine in die Wälder zu treiben als mit uns, Normannen, zu kämpfen; aber da sie sich nicht an unsere Verabredung einer Begegnung halten wollen, werden wir sie zu Hause aufsuchen und in ihrem Reich haushalten, genauso wie vorher oder noch schlimmer.)

73

Bild 31. Die Normannen kommen.

Und vom Süden über das Meer kamen die Schiffe von Swein, goldmäulige, hochgetakelte Ungeheuer, alle in prächtigen Farben.

Von diesen nordischen Völkern ist uns aus dieser Zeit eigentlich nur sehr wenig bekannt, und was uns bekannt ist, stammt praktisch vollständig aus literarischen Quellen aus Island. Aus diesen wissen wir, daß das Weiden von Schweinen keine Arbeit war für die Freien. In der Rigsmal-Saga wird das Entstehen der Stände beschrieben. Einer der Äsen, Heim-dall, steigt unter dem Decknamen Rigr aus dem Himmel zur Erde und zeugt bei Edda einen Sohn Thräl, von dem die Unfreien abstammen; mit der Dirne Thyr zeugt dieser Thräl darauf zwölf Kinder:

Trödel, Trotzig, Festefaust, Knickebein, Krautzing und Schmutzing, Kuhhirt und Heuer. Sie knüpften die Hürden, düngten die Felder, mästeten Schweine . . . Daher stammt der Stand der Knechte.

Guthmundson (1967) berichtet über neun Stellen in der isländischen Saga-Literatur wo von Schweinen die Rede ist. Dazu nennt er aus dem Landnäm-Bok (aus etwa 1200) gleichfalls noch fünf Geschichten. Es handelt sich hier um Leute, die bei der Landnahme Schweine aussetzen, und dann nach einigen Jahren zurückkehren und große Herden wiederfinden. Helgi der Magere setzt zwei Schweine am Ufer ab, den Eber Sölvi und eine Sau. Nach drei Jahren werden sie in Sölvadale am Eyja-Fjord gefunden; aus dem Paar waren siebzig geworden. Einer der Daurbaer-Höfe war gebaut worden auf dem Land von

74

Ingimund dem Alten; zehn Schweine unter der Führung eines Ebers Beigath verschwanden im Wald. Im nächsten Herbst wurde eine Herde von hundert Stück zurückgefunden. In der Geschichte von den Leuten aus dem Seetal, der Vatnsdoela-Saga, ist im 44. Kapitel die Rede von einem gewissen Thorkel, der bei Klakka-Orm mithilft die Schweine im Herbst zu sammeln:

Dort auf dem Gehöft gab es wenig Leute, aber viel Arbeit auf den Bergen Schafe und Schweine zusammenzusuchen und viel anderes zu verrichten. Thorkel bot sich an, mit den Knechten auf das Gebirge zu ziehen . . . Mit den Schweinen schien er am schwersten fertig zu werden . . . Glädir sagte, er habe auch andere Kunde ge­hört, nämlich Thorkel's Bergfahrt, daß er zum Schweinehüten [Svina-gaezla] be­stellt worden sei. . . [was als unehrenvoll galt!].

Auf ihren Wikingfahrten hatten die Normannen unter anderem immer Speckseiten als Proviant bei sich (30. Strophe der Rig-Saga), genauso wie es später die holländischen Ost- und Westindienfahrer tun werden.

In der Walhalla aßen die Helden von einem ewig wiedernachwachsenden Wunderschwein, dem Eber Saerimnir (Bild 32). Auf den Helmen trugen sie das Bildnis vom Hildisvin, dem Kampfschwein (Bild 33). Die keilförmige Schlachtordung trug den Namen Caput P°rci(num), d.h. Schweinskopf, oder Svinfylking (Eberkeilordnung), wovon nach alt­nordischer Überlieferung Odin selber der Lehrmeister gewesen war. Den Göttern der Fruchtbarkeit, Freyr und Freyja, war das Schwein geweiht; Freyja selbst wurde auch Syr. d.h. Sau, genannt. Ihr zu Ehren bestanden sakramentale Bestattungen von lebendigen Schweinen, die in Dänemark noch im 18. Jahrhundert bei schweren Viehseuchen statt­fanden, und wobei man unwillkürlich an die schon bei den Griechen bekannten Thes-mophorien zurückdenken muß. Auch wurden dort oft bei dem Neubau christlicher Kirchen lebendige Schweine als Bauopfer unter den Fundamenten begraben, die dann sPäter als gravso (Grabschwein) auf den umliegenden Friedhöfen herumspukten. Nach einer alten Sage sollen dem fränkischen Geschlecht der Merowinger Schweine­borsten auf dem Rücken gewachsen sein. Im 'Rolandslied des Pfaffen Konrad' (Zeilen 8044-8046) heißt es:

Vil gewis sit ir des: Daz nicht küners mac sin, An dem Rucke tragent si borsten sam swin.

Freyr ritt herum auf dem goldborstigen Eberschwein Gullinbursti: Imo sint bürste ebenhô forste Unde zene sîne zuelifelnîge . . . (Seine Borsten ragen hoch wie ein Wald, Und seine Hauer sind zwölf Ellen lang . . . )

Als 'Derk met den Beer' ritt er damals in Westfalen und den östlichen niederländischen Provinzen im Winter über die Äcker und durch die Obstgärten, überall Fruchtbarkeit bringend (Bilder 34-36); oft ging dem 'wilden Heer' eine lärmende, gespenstische Schwei­neherde voraus: 'de wilden Swîne lâpet druppel'. Das Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens enthält nicht weniger als neununddreißig Seiten mit Aussagen über heil­bringende Schweine.

Aus 'The Lovers of Gudrun' von Morris (1911): There was Frey, and sat On the gold-bristled boar, who first they say

75

Bild 32. 'Im Schlaraffenland'; eine Erinnerung an das Schwein Saerimnir aus 'Grimnismal 18', das sich nach dem Schmaus immer wieder erneuert und anwächst (nach einem Holzschnitt aus dem 17. Jh.).

Ploughed the brown earth, and made it green for Frey. (Dort war Freyr, und er saß auf dem goldborstigen Eber, der einst, wie man sagt, die braune Erde umpflügte und grün machte für Freyr.)

Der Dichter greift hierbei zurück auf die fünfte Frage der Tischgespräche des Plutarchus (etwa 100 nach Chr.), worin gesagt wird, daß man dem Schwein die Ehre geben muß, den Menschen gezeigt zu haben, wie er den Boden bearbeiten soll, denn er wühlt diesen mit seinem Rüssel um und lehrt uns so die Form des Pflugeisens kennen, das darum in der griechischen Sprache Doiç heißt. Dieses Wort stammt von Du? her, was Schwein bedeutet. Die Isländer kannten auch den Sónargoltr, den Opfereber, genau wie die Langobarden einst ihren Sonorpair. 'Es ist der größte und stärkste Eber der Herde, der Führer der Sonor' (Sievers, 1892).

Die Sonor ist die Schweineherde; im englischen Sounder; im althochdeutschen Swanur, auch Swänre. In den Ardennen heißt die Schweineherde noch 1910'la sonre'(nach Legros, 1947). Sehr wahrscheinlich ist das Wort mit dem lateinischen sonare verwandt, im alt-

76

En de varkens, klaar gemaakt, Opdat niemand flauw en raakt Lopen hier aan alle zijden Met een mes, om mee te snijden In de rug, of in de nek. Niemand weet hier van gebrek. . En het spek, met heele zijden,

(Schweine, herrlich zubereitet, Dick vom Speck, mit Schinken schwer, Laufen überall umher, Damit niemand Hunger leidet. In den Rücken stecken Messer; Jedermann bleibt Schweinefresser. . . Seiten von dem schönsten Specke

Wordt gebruikt tot muren, met Lekk're worsten vastgezet. Al de balken zijn sausijzen En, dat waardig is te prijzen, Ieder huis heeft om zijn tuin Braadworst tot een hek, wel bruin In de boter opgebraden.

Dienen hier als Häuserdecke. Balkenwerk und Dächerfirste Sind die längsten Dauerwürste. Und, man würde es nicht raten, Jedem Haus hat man als Zaun Bratwurst umgehängt, schön braun In der Butter angebraten.)

Merkwürdigerweise gleicht dieses niederländische Gedicht dem Schlaraffenland von Hans Sachs: Die Tröm von Schweynenbraten send. Umb yedes Hauss so ist ein Zaun Geflochten von Bratwursten braun . . . Die Sew all Jar gar wol geratn

Lauffen im Land umb, sind gebratn, Yede seyn Messer hat im rück, Darmit eyn yeder schneydt eyn stück Und steckt das Messer wider dreyn.

Dieses Bild des immer wieder anwachsenden Schweines kam damals nach Grimm (1844) auch in einer Sage aus Schweden vor: Zu Röleby wird erzählt, sollen in einem Wald zwei Zäune mit einem gegen die Enden offenen Weg gewesen sein und in diesem Weg ein Eber gesehen worden sein, in dessen Rücken ein blankes Goldmesser steckte. Das Tier wanderte ohne Unterlaß auf und ab in dem Weg und grunzte dabei: 'skär och ät, skär och ät', das heißt 'schneide und iß, schneide und iß.'

'ndischen Svänati, d.h. etwas das tönt oder schalt. Die alten Leitschweine der Herden hatten nämlich oft eine Glocke am Hals, genau wie noch heute das Vieh auf der Alm, um dadurch leichter feststellen zu können, wo sich die Herde im Walde aufhielt. In der Lex Salica z.B. heißt es in Cap. 27, Par. 1: 'Si quis tintinno de porcia aliéna furavit...' (wenn einer die Glocke von einer fremden Schweineherde stiehlt...). In dem Reglement Worin die Beweidung des Sonien-Waldes, ein von alters her bekannter Mastwald bei Brüssel in Belgien, in 1660 vorgeschrieben wird, ist gleichfalls (sub 12) festgestellt, daß von

77

^r^^ZZZZ«^

s#'. »iL

Pel W' a» ** '*-

--'^ESYÏ V S ' ! JÜi*•*»*

+ T * * tr

Ti. ' * J . j »A-At»

Bild 33. Das Hildisvin auf den Helmen germanischer Krieger, auf einer Bronzeplatte gefunden in Torslunda in Öland (Schweden) (friih-M.A.).

Wir sahen einen grozen man, Der was freislîchen getan, Der quam dar ûz gegangen, Sine hût was ime bevangen Al mit swinis Bürsten. (Aus dem 12. Jh., von Lamprecht Alexander)

Eberhelme müssen zeitweise so allgemein üblich gewesen sein, daß Eber oder Eofor als Syno­nym für Helm gesetzt wurde (Werner, 1949). Siehe hierzu auch Grimm (1899). Auch der auf Bild 39 genannte Gundestrup-Kessel zeigt auf der Innenseite mehrfach solche Eberhelme tragende Figuren.

jeweils zehn Schweinen 'altyds eene Belle aen den Hals' einer dieser zehn hängen soll. Erst 1906 wurde aus dem französischen Code Forestier der folgende Satz gestrichen:

Les usagers mettront des clochettes au cou de tous les animaux admis au pâturage, sous peine de 2 francs d'amende par chaque animal, qui serait trouvée sans clo­chette dans les forêts. (Alle Tiere der Benutzer, welche zur Waldweide zugelassen sind, sollen eine Glocke

78

Al * ' / J

» %

Bild 34. Männchen auf einem Schwein. Römische Terrakotta (Italisch, Zeit und Herkunft unbekannt).

am Hals tragen, bei einer Geldstrafe von 2 Franken pro Tier, das ohne Glocke in den Wäldern angetroffen wird.)

oéres (1961), der über die ungarischen Schweineherden auf der Pußta von Hortobâgy berichtet, schreibt, daß auch dort den Tieren noch Schellen angelegt werden, 'aber diese fingen nicht so schön wie die Glocken und Glöckchen der anderen Herden, denn sie werden in den Schlamm getaucht, verstopfen und werden heiser'. Wenn ein Schweine-n ,rt seine Herde auf eine verbotene Weide senden wollte, nahm er dem Leittier die Glocke a ° oder verstopfte sie mit Gras. So konnte die Herde die ganze Nacht über unbemerkt Weiden.

n den nordischen Sagas wird zweimal die Eidesabiegung beschrieben, wobei derjenige, d e r den Eid leistet, die Hand auf den Sonargoltr, den Leiteber der Herde, legt ('leggia hendr â sonargoltr ok strengia heit'). Im Helgi-Lied von Hjörvard und Sigrlinn (Prosa-Text) heißt es:

Um kveldit óro heitstrengingar. Var fram leiddr sonargoltr, logdo menn thar â hendr sinar, ok strengdo menn tha heit at bragarfulli.

79

Bild 35. Zuckerfigurform aus Friesland: Mann, der auf einem Schwein reitet. Freyer mit Gullinbursti? Oder Derk mit dem Beer? In den östlichen Provinzen der Niederlanden tritt diese Figur manchmal auf als Berend van Galen, der alte Bischof von Münster aus dem dreißig­jährigen Krieg. Bei einem Metzger in diese Gegend hing früher ein Aushängeschild am Laden mit einer Mannesfigur auf einem Schwein, worunter stand:

Hier siet gij Berent van Galen, in sijn Pontificaal verheven, Zo als hij ter jagt plagt te rijden in sijn leven, Gevolgt door sijn adeldom, in gelijke pragt, Als opperste jagermeester van de Westfaalse swijnenjagt.

(Hier sieht man Berend van Galen, mit großem Kragen, Wie er zur Jagd ritt in seinen Tagen, Gefolgt von seinen Edlen, in gleicher Pracht, Als oberster Jägermeister der westfälischen Schweinejagd.)

80

Bild 36. Leprechaun (Glückskobold) aus Irland, von den Briten 'Paddy on the Pig' genannt.

(Gegen Abend gab es Gelübde-Ansagen. Vorgeführt wurde der Leiteber; die Män­ner legten ihre Hände darauf, und es bekräftigten die Männer das Gelübde beim Schwurbecher.)

In der Geschichte von König Heidrek dem Weisen liest man: Jolaaptann skylldi leida thenna sonargoltr til kongs; logdu menn tha hendur yfir bust honum og streingdu heit. (Jolaaptann mußte den Leiteber zum König bringen; die Männer legten dann ihre Hände auf seine Borsten zur Eidesleistung.)

Diese Form der Eidesabiegung erinnert stark an die Beschreibung des Eides, den Aga­memnon im 19. Kapitel der Ilias (Zeilen 196ff und 250ff) über einem Eberschwein ablegt, wobei aber das Tier zum Schluß mit durchgeschnittener Kehle ins Meer geworfen wird.

Bei den Kelten

I n Irland, sowie auch in Wales und in der französischen Bretagne, den europäischen Gebieten also wo die keltische Kultur nicht vorzeitig unterging, ist in der reichen heid­nischen, halbmagischen Literatur ein Gegenstück zu finden zu dem nordischen Wunder­schwein Saerimnir in dem Scél Mucci Mie Dathó, dem Schwein von Mac Dathó, aus e 'ner 'berühmten irischen Sage, welche schon bekannt war an Flannacân Mac Collaigh, der in 896 starb'. Bei einem Zusammentreffen der einander feindlich gesinnten Männer von Ulster und Connaught in der großen Halle des Königs Mac Dathó wird von einem ähnlichen Riesenschwein, gemästet mit der Milch von fünfzig Kühen, geschmaust (siehe

81

, "Wûfl/fclfcmper wortranrepjuncfaf " ' Vnb(lort cfarofftSïc guten fyt/ i Q o m a n jüvajlïic fuwgFocE1 ferjutt

' tit^nnuwerCcylicjrjcif|jt(Broßian / © e n will feç ff ren yeberman -Snoeren jnn/an allem ort [Mit fepntfierj wû(l werc?/wi[7vnb wort

Bild 37. Die Sau mit der Glocke am Halse von Seb. Brandt.

Wüst, schamper Wort, Anreytzung gytt Und stört gar offt die guten Syt, So man zu vast die Suwglock schiitt. Eyn nuwer Heylig' heißt Grobian, Den will yetz fyren yederman, Und eren inn an allem Ort Mit schäntlich wüst Werck, Wis' und Wort.

Kershaw Chadwick, 1927). In dem alten Mabinogion, einer Sammlung von elf uralten keltischen Geschichten, er­zählt Gwydion seinem Onkel Math, Lord von Gwynedd:

'Lord, ich habe gehört, daß in dem Süden Tiere angekommen sind, wie sie noch nie auf unsere Insel kamen'. 'Wie heißen sie?', fragte Math. 'Hobeu, Lord.' 'Was sind das für Tiere?'

82

'Kleine Tiere; ihr Fleisch schmeckt besser als das Fleisch der Rinder. Aber sie sind klein und ändern ihre Name; Moch werden sie jetzt genannt.' 'Zu wem gehören sie?' 'Zu Pryderi, Sohn von Pwyll, wem sie gesandt wurden aus Annwn, von Arawn, König von Annwn.' 'Aye', antwortete er, 'aber wie kriegen wir sie hierher?' 'Ich werde gehen, Lord, wie einer der zwölf, vermummt als Barde, um ihn um die Schweine zu bitten.' 'Er könnte nein sagen.' 'Nicht schlecht ist mein Vornehmen, Lord', sagte er, 'ich werde nicht wiederkom­men ohne die Schweine.'

^wydion tauscht daraufhin bei dem König Pryderi die Schweine um für aus dem Nichts hervorgezauberte Reitpferde und Jagdhunde, die aber nach einem Tag wieder in das Nichts zurückverschwinden, wodurch selbstverständlich gleich allerlei Schwierigkeiten t i s chen den Stämmen entstehen (Jones und Jones, 1949). l n den Trioedd Ynys Prydein, wahrscheinlich uralten Texten der ehemaligen Barden­schulen, kommt die Geschichte vor von den Tri Gvrueichiat Enys Brydein, die Geschichte fler drei mächtigen Schweinehirten der britischen Insel. u e r erste Schweinehirt ist der hieroben genannte Pryderi, der zweite ist zu unserem Er­staunen der berühmte Tristan, wobei auch die Isolde eine Rolle spielt, und der dritte Schweinehirt hütet eine besondere Sau, welche sichtlich eine selbe, magisch-befruchtende Rolle spielt wie die Schweine der germanischen Mythologie. Einzelheiten erwähnt Öromwich (1961):

Pryderi, Sohn von Pwyll, Lord van Annwn, hütet die Schweine von Penndaran Dyfed, seinem Pflegevater. Diese Schweine waren zu sieben, welche Pwyll, Lord von Annwn gebracht hatte und seinem Pflegevater Penndaran Dyfed gegeben hatte. Und das war der Grund, weshalb er ein mächtiger Schweinehirt genannt wurde: weil es niemandem gelang, ihn zu betrügen oder zu überwältigen (a sef achavs y gelwit hvnnv yn wrueichiat: kany allei neb na thvyll na threis arnav). Und der zweite, Drystan [Tristan], Sohn von Tallwch, hütet die Schweine von March, Sohn van Meirchyawn, während der Schweinehirt einen Auftrag bei Essylt [Isolde] besorgte. Arthur und March und Gai und Bedwyr [der englische König mit Rittern seiner Tafelrunde!] waren da alle vier, aber es gelang keinem, sei es durch Gewalt, sei es durch Diebstahl oder Betrug, auch nur ein Schwein wegzukapern! Und der dritte, Coli, Sohn von Collfrewy, hütet die Schweine von Dallwyr Dallben in Glyn Dallwyr in Cornwall. Und eine der Säue war trächtig, Henwen war ihr Name. Und es ward prophezeit, daß die Frucht ihres Schoßes Unglück über die Insel von Britannien bringen würde, worauf Arthur [der englische König] das Heer der Insel von Britannien versammelte, um die Sau zu vernichten. Und als sie werfen mußte, ging sie fort, und bei Penrhyn Awstin in Cornwall ging sie ins Meer, und der mächtige Schweinehirt hinter ihr her. Und in dem Kornfeld von Gwent erzeugte sie ein Weizenkorn und eine Biene. Und darum ist von diesem Tag an das Kornfeld in Gwent der beste Ort für Weizen und für Bienen. Und in Llonion in Pembroke erzeugte sie ein Gerstenkorn und ein Weizenkorn. Darum ist die Gerste von Llonion sprichwörtlich. Auf dem Hügel von Cyferthwch in Arfon erzeugte sie einen jungen Wolf und einen jungen Adler. Der Wolf wurde gegeben an Mergaed und der Adler

83

an Breat, einen jungen Prinzen des Nordens; beiden ging es schlechter davon. Und in Lianfair in Arfon unter dem schwarzen Felsen erzeugte sie ein Kätzlein, und der mächtige Schweinehirt warf es von dem Felsen ins Meer.

In einer anderen alten Sage aus Wales, der Geschichte der Prinzen Culhwch und Olwen, kommt die von einem Sohn schwangere Königin Goleuddydd an einen Ort, wo ein Schweinehirt eine Herde von Schweinen hütet. Sie erschrickt von der Gewalt dieser Schweineherde und gebärt einen Sohn, der Culhwch heißt. Sie stirbt, und der Vater heiratet wiederum nach sieben Jahren . . .

Irland war die Insel der Schweine. In dem Lebor na cert, einer Rechtsquelle aus dem 10. Jahrhundert, sind die Ansprüche festgelegt worden, welche die irischen Könige hatten auf die ihnen untergebenen Stämme. So erhielt nach Dillon (1962) der König von Cashel unter anderem jährlich:

vom Stamm der Müscraige 1 000 Eber vom Stamm der Haithme 100 Schweine vom Stamm der Arae 100 Eber vom Stamm der Corcu Lâigde 100 Eber vom Stamm der Ciarraige Luachra 1 000 Eber vom Stamm der Seventh 100 Säue vom Stamm der Déusi 2 000 Eber

In den Weissagungen von Benén, Son von Sescnén, den Kantor von Patrick, singt er: Ro bbé ith is meas is maith / i Mumain min co med raith (Möge es Korn und Mast und Überfluß geben / im Land von Münster, und Wohl­stand.)

Aber er preist auch den König, der 'die Täler öffnete und den Wald rodete . . .'. Chathair Mär wünscht in einem Testament aus dem 2. Jahrhundert seinem Sohn '. . . Mast, um viele Schweine ernähren zu können. Paragraph 14 der Cain Lânamna, eine Rechtsquelle aus dem 14. Jahrhundert, regelt die Ertragsverteilung der Viehweide. Die Schweinehirten erhalten ein Drittel des Speckes als Belohnung für ihre Sorgen. In den Glossen und Kommentaren werden dreierlei Arten von Schweinemast, die auf irisch'Methad'heißt, unterschieden: Mast mit Eicheln heißt 'Mes', mit Korn 'Arbur', und Mast mit Milch wird 'Lacht' genannt (Thurneysen et al., 1936).

Man hat aus dieser keltischen Zeit in verschiedenen sog. Keltenburgen die Tierknochen­reste der Abfallhaufen analysiert. Opitz (1958) und Nanninga (1963) untersuchten die Schweineknochenreste des keltischen Oppidums von Manching (südlich von Ingolstadt in Oberbayern), aus der Latènezeit im letzten vorchristlichen Jahrhundert. Sie fanden Reste von sehr kleinen Tieren; eine markante Größenverminderung gegenüber den Schweinen der Bronzezeit. Alle Schweine waren in einem Alter von H bis 3 Jahren geschlachtet worden. Auf dem Magdalenenberg bei Klagenfurt in Kärnten untersuchte Luhmann (1965) in einer verschwundenen Keltenstadt aus der Zeitwende unter etwa 52 000 ge­fundenen Tierknochenresten die vorhandenen 15 300 Schweineknochenreste; diese Schweine waren durchweg 1 ̂ Jahre alt als sie geschlachtet wurden.

84

*<*3*

-—--ri ' •

^

Bild 38. Die Ebergottheit von Euffigneix (aus dem 1. Jh. vor Chr.). Höhe etwa 25 cm. Das Bild hat in seiner Primitivität viel Ähnlichkeit mit den vielen erhalten gebliebenen Kore­oder Demeter-Terrakotten (eine Frauenflgur mit einem Schwein in den Armen), wovon Kekulc von Stradonitz (1903) nicht weniger als 53 Beispiele abbildet.

Das Schwein in der keltischen Religion

Wie in allen alten indogermanischen Religionen hat das Schwein auch in der keltischen Religion eine bedeutende Rolle gespielt. Vendryes (1948) spricht von einem Ebergott, w°von noch Bildnisse bestehen, und dessen Name Moccus war. In Langres, in Frankreich, ^urde eine Widmung an einen Mercurius Moccus gefunden. Die Göttin Arduinna hatte einen Eber als Leittier. Zwei irische Götter, Ochall und Bodb, hatten beide einen eigenen Schweinehirt: Friuch und Rucht. *n vielen keltischen Heiligenlegenden muß der Heilige einem meistens weißen Eber f°lgen, der ihm die Stelle weist, wo er seine Kirche bauen soll, wie es zum Beispiel dem H. Bernhard von Clairvaux erging, als er die Abtei Ebersbach gründen wollte. Iri Euffigneix, in Frankreich, wurde ein Bild eines Ebergottes ausgegraben (Bild 38). I n Spanien, wo damals eine ausgesprochene keltische Kultur vorherrschte, hat man auf

85

KT-./ •,' :.'•• ;>\ . y ..

PJJ \* *y

j

Bild 39. Ein Ebergott auf dem silbernen Kessel von Gundestrup, etwa 100 vor Chr.

den Wohnhügeln steinerne Schweinebilder gefunden, welche die umliegenden Weide­felder übersahen (Powell, 1958). Die bekannteste Ebergottdarstellung aber kommt vor auf dem Silberkessel von Gunde­strup, der aus einer Periode von etwa 100 Jahre vor Chr. stammt, sehr wahrscheinlich im mittleren Donaugebiet entstanden ist und von dort als Geschenk oder Beutestück nach Dänemark transportiert wurde, wo man ihn 1891 in einem Moor zurückfand. Ein großes, düsteres Haupt hält in den beiden hochgehobenen Händen zwei Menschen, die ihm ein Schwein als Opfer (?) reichen (Bild 39)4.

Der Schweinehirt als Zaubermeister

Nach all diesen wunderlichen Dingen ist es nicht erstaunlich, daß den Schweinehirten damals auch besondere Kräfte zugeschrieben wurden; die eigene, geistige Wesensart dieser Hirten trägt hierzu bei. Ihre Psyche ist den gesellschaftlichen und geographischen Um­weltseinflüssen besonders stark ausgesetzt, die Einsamkeit führt zu starker Halluzi-

4. Es ist übrigens höchst merkwürdig wie solche alten, rein heidnischen Vorstellungen bis in unsere Zeiten - sei es auch unverstanden - weiterleben können auf Spekulatiusbackformen (siehe Bild 40).

86

^ * »

V * Lmmm-iïSWiï Bild 40. Alte Spekulatiusbackformen aus Friesland (19 Jh.).

Links: Mannsfigur mit einem Schwein in den hochgehobenen Händen; Rechts: Fastnachtsfigur mit einem Ferkel auf dem Kopf und vielen anderen Fruchtbarkeits­symbolen.

nationsfähigkeit, und dies erhöht bei ihnen die funktionelle Bedeutung der geistigen Überlieferungen. Jeder einzelne Hirt ist für den Psychologen ein 'lebendiges psycho­logisches Museum' (Gunda, 1961). Eubuleus, der Schweinehirt aus der griechischen Mythologie, dem wir schon zu Anfang begegneten, war im Dienste der Göttin Marpessa, Phorcia, Choere oder Cerdo, einer Schweinegöttin, die das Korn wachsen ließ, schreibt Graves (1957). Nach einer anderen

87

Interpretation der alten Sage, wobei er in der Erde mitverschwand mit seiner Herde, war er der erste, welcher entdeckte, wohin Köre, die Tochter der Demeter, entführt worden war. Schweinehirt war so in den frühesten Zeiten gleichbedeutend mit Wahrsager und Zauberer. So wurde auch Odysseus' Schweinehirt Eumaios (der Wohlberatende) ange­sprochen als Dios, d.h. der Gottähnliche. Aus zahlreichen Berichten, besonders aus den östlichen Teilen des finnischen Siedlungs­gebietes, schreibt Rantasalo (1953), ist zu erkennen, daß die Hirten früher als mächtige Zauberer angesehen wurden, die sich in ihrer verantwortungsschweren Tätigkeit der Mithilfe geheimnisvoller Geister des Waldes bedienten. Aus Mitteleuropa, wo auf deutschem Boden die Hirten in alter Zeit weithin berühmt waren wegen ihrer über­natürlichen Künste, sind ähnliche Erzählungen von der Fähigkeit der Hirten zu uns gekommen, nämlich daß sie mit Hilfe geheimnisvoller Geister ihr Vieh schützen. So schreibt Bächtold-Stäubli (1931):

Der Hirt schützte seine Herde am besten wenn er um ihre Weide den Bannkreis zog durch Umgehung, damit sie gegen das von außen drohende Unheil [Seuchen, und vor allem dem Wolf] geschützt sei. Der Hirt mußte die Schweine alle Jahre einmal um Mitternacht nackt umspringen.

In Siebenbürgen mußte der Schweinehirt damals beim ersten Austrieb der Herde nackt sein. Um Mitternacht wurden die Schweine mit lautem Geschrei und Peitschengeknall aus dem Dorfe hinaus auf einen bestimmten Platz getrieben. Dort wurde die Herde vom nackten Hirten (früher von nackten, alten Weibern!) dreimal im Kreis umsprungen und dann bis zum grauenden Morgen draußen gehalten. Rantasalo weiß von diesen Be-

. schwörungsriten aus Finnland und Estland zahllose ähnliche Beispiele zu geben. Dulaure (1909) berichtet von diesem, bei den Slawen durch Weiber ausgeführten Schweineaus­trieb, noch das folgende:

Wenn sie die Säue aus der Hürde treiben, da greifen sie sich an der . . . an, und sprechen dabei: 'Soviel als da Haare, so viele Würste soll es geben! So oftmals ich mich im Laufe dieses Jahres mit meinem Manne . . . , soviele Ferkel soll es unter der Zuchtsau geben'.

Auch auf einem unter der Regierung Ludwig des Frommen abgehaltenen Konzil zu Rouan wurde festgestellt, daß die Schweinehirten Meister in der Kunst des Beschwörens seien. Man sollte herausfinden, wurde gesagt, ob sie teuflische Zaubersprüche aussprachen über Brot oder Kräuter oder sündige Knoten (den sog. Zauberknoten), schreibt Canciani (1785), und diese dann an Bäume hängen, oder an Wegkreuzungen und Wegabspaltungen hinwerfen, um so ihre Tiere zu befreien von Krankheiten und Übel, oder um diese Krankheiten zu übertragen auf diejenigen, die nach ihnen dieselbe Stelle betreten würden. Es dürfte für keinen Gläubigen zweifelhaft sein, sagte das Konzil, daß das alles Zauber­werk und deshalb auf jeden Fall auszurotten sei.

Nach einem Bericht aus dem Burgenland (Jacobeit, 1960) konnte man einen zauber­kräftigen Hirten besonders daran erkennen, daß er einen stark behaarten, einen soge­nannten Schweinsrücken hatte. Siehe hierzu die Unterschrift bei Bild 33 und was auf Seite 75 hierüber von den Merowingern gesagt wurde. In Finnland wurde die Viehweide verzaubert durch das Eintragen von Tierknochen, welche meistens von Schweinsfüssen herrührten, die bei der Bereitung der Erbsensuppe der Fastnachtsmahlzeit gegessen wurden. Beim Essen dieser Schweinsfüße durfte man nicht reden, mußte ganz leise sein und das Fleisch sauber von den Knochen abnagen, denn

88

wenn Fleisch an den Knochen zurückblieb, würden die Wölfe im Sommer die Schweine zerreißen. Die Knochen wurden alle in einem schwarzen Beutel gesammelt. Später trug man sie auf die Weide und legte sie auf eine Kreuzung von drei Wegen, versteckt unter einem Stein, unter einem Erlen- oder Wacholderbaum, oder in einem Ameisenhaaufen. Wichtig dabei war, daß alles heimlich geschah (Rantasalo, 1945).

In Goldbeck, im Lippischen, ging der Schweinehirt früher am Sankt-Peterstage (dem 22. Februar) von Haus zu Haus und schlug dabei mit einem Klöppel an jede Tür. Dabei sagte er einen Spruch, der anfing mit den Worten:

Riut, riut Sunnenfiügel! und daraufhin bekam er aus jedem Hause etwas. Später ist dieser Brauch von den Kindern übernommen worden, wobei der dabei gesagte Spruch erhalten geblieben ist (Kuhn, 1859):

Riut, riut Sunnen- (oder Summer)-fuegel! Sünte Peïter ies kuëmen; sünte Tigges will kuèmen. Riut, riut alte Mius; riut, riut junge Mius! Allet Unglück ut duësem Hius!

Wahrscheinlich wurde hiermit der Frühling eingeläutet. Zwei Tage später, um Sünte-Tigges-Tag (d.h. St. Matthias, am 24. Februar), hatten die Schweinehirten ihr eigenes Fest. Die Schweinejungen, Knaben von 14 bis 16 Jahren, knallten gegen Abend in der Dämmerung mit ihren großen 'Swiëpen' (Peitschen), und nachher gab es ein gemein­schaftliches Tanzgelag, wie z.B. in Büren in Westfalen, wovon Bahlmann (1897) berichtet:

Im Münsterländischen fand das Fest später statt, am Abend des 14. Tages vor Maitag: Solange die Schweineknechte noch knallend mit ihren Peitschen herum­zogen, mußte der Schweinehirt selber in die Küche der Bauernhöfe Birkenreisig hineinwerfen. Er ging dabei sehr vorsichtig zu Werke, sonst wurde er von den Mägden mit einem Eimer kalten Wassers begossen, typische Reste alter Regen­zauber- oder Fruchtbarkeitsrituale.

Nach einem Bericht aus der Gegend von Pforzheim aus 1787 ließ man dort die Schweine, die 'die Türschwelle zuerst überschreiten müßten' über 'der Frauen Strumpfband springen,, über des Mannes Gürtel oder der Magd Schürze', damit die Tiere am Abend ordentlich nach Hause zurückkehren würden. In Gernsbach, im Speyerischen, reichte hierzu nach Grimm (1875) ein Stück der Schürze. Etwas Ähnliches geschah damals in Finnland mit dem Vieh: Einen Gürtel oder ein Band von einem Gürtel legte man unter die Stall­schwelle, an die Pforte, auf einen schmalen Steg oder Weg, wo die Tiere beim Austreiben entlang kamen. Beim Niederlegen sagte man dreimal das Vaterunser, bis zu den Worten Erlöse uns von dem Übel'. Dadurch sollte die Herde zusammenbleiben und gut heim­kehren (Rantasalo, 1945). Auch verbarg man hierzu Borstenhaare der Schweine in einem Wandspalt der Wohnstube; hierauf wurde dann ein Nagel eingeschlagen, damit die Tiere an den Hof gebunden wurden.5

5. Man soll übrigens mit 'ausländischen' Aussagen über Volksbrauchtum immer etwas vorsichtig sein. Wenn wir z.B. De Gubernatis (1872) glauben müssen, legte sich am Weih­nachtsabend das gemeine Volk in Deutschland im Schweinestall schlafen, in der Hoff­nung dort etwas zu träumen, was auf kommendes Glück deuten würde: 'The common People in Germany often go to sleep on Christmas Day in the pig-sty, hoping to dream there; this dream is a presage of good luck. The new son is born in the sty of the winter-hog!'

89

In Mecklenburg, schreibt Moulé (1907), wurde damals jedes neuangekaufte Schwein zur Ader gelassen, und das rundgesprenkelte Blut schützte dann gegen Behexung und Verzauberung. Noch 1850 wurde in einem kleinen Dorfe im englischen Kirchspiel Résous in der Grafschaft Ross, auf den Rat einer 'alten Hexe' ein Schwein lebendig ver­brannt zur Bekämpfung einer Schweineseuche. Lohmeyer (1913) erwähnt:

Um die Mitte der 70er Jahre des verflossenen Jahrhunderts herrschte in Baumholder [in der Gegend von Nahe, Mosel und Saar] eine Schweineseuche. Die Tiere wurden schwarz, auch gelb und blau, und verendeten. Da erinnerte man sich, daß der Großvater des Hirten Schick bei gleichem Anlaß ein besonderes Verfahren ange­wendet hatte, und der Gemeinderat beschloß, dieses zu wiederholen. Etwa ein Dutzend der verendeten Schweine wurde an den Kreuzweg nach Ausweiler ge­schafft, und dort wurde Holz aufgeschichtet. Der Hirt Schick ging abends spät, als es in den Straßen und Häusern ruhig geworden war, hinaus, steckte das Holz an und verbrannte die Schweine. Dann ging er wieder heim, und die Herde wurde zusammengetrieben. Es ging durch die Lehmkaul am Schwerspatshaus hin und über die Reichenbacher Chaussee zurück. Die Leute, welche die Herde begleiteten, sollten schweigend folgen. An der Brandstelle angekommen, streute Schick Körnerfrucht in die Asche, die Tiere fraßen beides, und die Seuche hörte auf.

Ähnliche Beispiele mit Varianten gibt Jahn (1884) aus der Eifel, dem Hunsrück und Gernsbach im Speyerischen aus dem 18. Jahrhundert.

Weit verbreitet sind auch die Sagen von Schweinen, die Glocken aus dem Erdboden aufwühlen. Kuhn (1859) gibt hierfür etwa dreißig Quellen. Zwei Beispiele sind folgende:

Da, wo ehemals die Dörfer Groß- und Klein-Hachen gelegen haben, hat der Sauhirt aus Bockenem einst seine Herde in die dort noch -befindlichen Gärten getrieben; da hat eine Sau im Boden gewühlt und eine schöne Glocke hervorgescharrt, die man nachher nach Bockenem gebracht hat, wo sie noch hängt.

Das zweite Beispiel:

Nordöstlich von GrOßen-Möhringen bei Stendhal, liegt in den Wiesen eine wüste Dorfstätte namens Kobla, und dort kann man noch die Reste des alten Gemäuers der Kirche sehen. In dieser Gegend hütete einmal der Schweinehirt sein Vieh, und fand eine Sau seiner Herde in einem tiefen Kessel liegend, in welchem sie Junge geworfen hatte. Als er nun diese herausnahm, erkannte er, daß es eine schöne Glocke war, in welcher sie lagen. Andere erzählen aber, die Glocke von Großen-Möhringen sei nicht aus Kobla, sondern auf dem Dollberge bei Burgstall gefunden worden, weshalb man, wenn sie geläutet wird, auch deutlich hören kann, daß sie ruft:

Doli in, Doli uut! Oll Sau wool (d.h. wühlte) mi uut!

Noch am Anfang des 19. Jahrhunderts trat das Schwein in Westfalen weissagend auf. Am Sylvesterabend holte der Bauer ein Schwein ins Wohnzimmer, kniff es stark ins Ohr bis es schrie und fragte dabei:

Witzchen, Witzchen, sag mir bald Was wird es werden: Feld oder Wald?

Aus dem Geschrei des Schweines konnte man dann feststellen, ob im kommenden Jahr entweder die Ernte oder die Eichelmast erfolgreich sein würde (nach Sloet, 1887, und vielen anderen Quellen).

90

In der 'Ars veterinaria' von Pelagonius (aus dem 4. Jh.) kommt die folgende Zauber­formel vor:

Tres scrofae de coele cecidereunt, invenit eas pastor, occidit eas sine ferro, coxit eas, sine dentibus, bene coxisti, bene coxisti, bene coxisti. (Drei Schweine fielen aus dem Himmel, der Hirt fand sie, er kochte sie und aß sie ohne Zähne, gut habt ihr gekocht, gut habt ihr gekocht, gut habt ihr gekocht.)

Diese Zauberformel ist eine Variante des alten deutschen Rätsels vom Vogel federlos: Es kam ein Vogel federlos, der flog aus dem Baum blätterlos. Da kam die Jungfer mundelos, und fraß den Vogel federlos. (Lösung: auuoç jap ui U9z|aiuips sippM 'ua^ooysauups P^d)

Bild 41. Das Siegel der alten Abtei von Evesham in Worcestershire, England (Anfang 15. Jh.). Nach einer Legende wurde diese Abtei auf Anweisungen eines Schweinehirten Eoves gebaut. Während er seine Schweineherde in einem Eichenmastwald herumtrieb, erschien ihm die Heilige Jungfrau, welche ihm dazu den Auftrag erteilte. Rechesoben, sitzend unter einem Eichenbaum, der Schweinehirt Eoves mit der Magd Maria; unten der Hirt mit seinen Schweinen. Die Umschrift lautet: 'Eoves her wonede ant was swon; for vi men clepet this Eovishom' (Eoves wohnte hier und war Schweinehirt, weshalb die Menschen es Eovisheim nennen).'

91

rrt ( : • /

r> • ,-4 v v Bild 42. Der sein Horn blasende Schweinehirt von Stow, auf dem fast 100 m hohen Turm des nördlichen Flügels des Domes zu Lincoln, England. Auf dem südlichen Turm erscheint als Pendant der Schirmpatron der Stadt, der hl. Hugo (Festtag am 17. November), Bischof von Lincoln um 1200, der sich gem, immer begleitet von einem Schwan, in den naheliegenden Wäldern von Stow aufhielt. Nach der Überlieferung schützte er die Leute der Gegend mit Erfolg vor den Förstern des Königs, die aufs strengste die barbarischen Wald- und Jagdrechte handhabten ('who enforced the savage forest-laws in the royal hunting grounds'). Dieser Schweinehirt, der vielleicht 'das dankbare schweine­züchtende Volk Lincolns' symbolisiert, soll damals mit viel Geld ('a peck of silver pennies') den Bau dieses Domes im 13. Jh. gefördert haben.

Aus einem Weistum von Crans8

In einem Weistum von Crans, am Genfer See, aus dem Jahre 1213 heißt es, aus dem Lateinischen übersetzt, im Art. 11:

Wieviel Schweine die Leute von Crans auch haben mögen, sie sind das Zehnte schuldig für das Weiderecht; und wenn sie daneben auch Eicheln wollen, so sind zwei Zehnten schuldig für die auswärtigen Schweine.

Es ist klar, daß die Grundherren am liebsten die besten Schweine als Zins empfingen, die Bauern dagegen vorzugsweise die schlechtesten hierfür aussuchten. So erging es auch 'mynen Heren vonn Einsidlenn': Seine Bauern ('syne arme lüthen') schrieben von ihren Zehntenschweinen: 'es sy dein oder groß, feyßt oder mager, wie ein schwynn ist, hatt es vier bein, ein mund unnd ein schwanntz, so soll es myn herr nit verwerften . . . ' (aus einer Öffnung von Britten bei Winterthur in der Schweiz, ohne Jahrzahl).

6. Dieses Weistum, wie alle weiteren ohne Quellenerwähnung folgenden Weistümer, stam­men aus der Sammlung von Grimm (1840-1866).

92

Schweineweide in England

Überall wo es damals in Europa Wälder gab, fand man die Schweineherden; so auch in England. Nach Lewis (1811) enthielt die Charta de Foresta aus dem 9. Regierungsjahr von König Henry dem Zweiten (um 1225) unter anderem die folgenden Sätze:

In gleicher Weise genehmigen wir, daß jeder freie Mann seine Schweine frei und ohne Hindernis durch unsere Wälder treiben darf, oder sie hüten kann in seinen eigenen Wäldern, oder wie er es will. Und wenn seine Schweine über Nacht draußen bleiben, und in unserem Wald liegen, so soll man sie lassen.

Aus einem Waldrecht aus dem 6. Regierungsjahr von Edward dem Ersten (um 1280): Sub 13: Wenn jemand einen Wald besitzt in der Nähe der Wälder des Königs, so ist er berechtigt, zur Mastzeit so viel Schweine als seinem Wald zustehen einzutreiben unter Aufsicht von Förstern, Aufsehern oder Hirten, und man soll es tun zum Wohl der Schweine.

Sub 14: Für jedes Schwein wird zugunsten des Königs ein Pfennig erhoben, aber für kleine Schweine nicht mehr als vorher geschah.

Auf ganz merkwürdige Weise kommt auch der dänische Prinz Hamlet in Berührung mit Schweineherden, als er auf seiner Reise nach England beim König Fenf Schweine­fleisch zu essen bekommt, das nach seinem Gefühl einen üblen Geschmack hat. Der zur Verantwortung gerufene Verwalter erklärt, daß die Schweineherde, woraus das genossene Fleisch herstammte, der Aufsicht des Hirten entlaufen war und daß sie dabei die verfaulte Leiche eines toten Räubers gefunden und aufgefressen habe, woraus vielleicht der üble Geschmack des Fleisches zu erklären wäre. (Saxo Grammaticus, um 1200).

Aus dem Dorfsrecht zu Schwarzach

Erwähnenswert sind die folgenden, aus dem Lateinischen übersetzten Paragraphen aus dem Dorfsrecht von Schwarzach im Schwarzwald, aus dem 13. Jahrhundert:

Par. 6: Dazu sei vermerkt, daß es Baumfrüchte gibt, wie Eicheln, welche der Volks­mund Eckern nennt, aber daß es auch Weidestellen für das Vieh gibt in drei der Kirche zugehörigen Wäldern, zu sagen das von Werdoewe, und Bann und Freuden-bruoch, wo es niemanden gestattet sein soll seine Tiere zu weiden vom Fest des H. Michaelis an bis zum Fest des H. Thomas. Par. 7: Vom Fest des H. Thomas bis zum Dreikönigsfest sind die Förster und Werg­meister von Stadelhoven zur Weide gerechtigt; danach bis zum Fest der H. Familie sind die Gebiete frei. Par. 8: Auch die Besatzung des Schlosses darf mit ihren Tieren frei weiden. Par. 9: Wer aber bei Tag oder Nacht oder bei dunkelem Wetter in obengenannten Wäldern fruchttragendes Holz ohne Mitwissen der Holzhacker oder ihrer Gehilfen schlägt, bezahlt außer dem was die Gerechtigkeit fragt, fünf Talente von mindestens sieben Solidi Wert zur Satisfaktion der Schäden. Par. 10: Außerdem dürfen unsere Tiere, das heißt unsere Schweine und anderes Vieh, gerichtlich weiden in den Wäldern von Stadelhoven während zwei Tagen, wenn es Baumfrüchte, das heißt Eicheln, gibt. In selber Weise ist das erlaubt in den Wäldern des kommunalen Besitzes der Bauern von Seiingen und Hugelsheim während zwei Tagen in der Woche, solange die Mastzeit dauert.

93

At ; * i . t t C - v ti»rf'

VI V tut W • e « i t>»tf

^ f « »«?. , fflWnnf

t *1*itf.

%£«" » M l

KKnetuß

^5 » -vm f

f * f ^ i

'J _ „ — - *

i^nrnxiumrptm. '*•*' #

if'-<. ç nun'jtjniS.

3?%» fimjuiif 7 a»«-.

%

Bild 43. Die Eichelmast (im Oktober) in einem italienischen Stundenbuch aus dem 13. Jh.

Über die Rechte des Herrn von Valkenburg und Dieteren auf den Wald von Susteren

Im Wald von Susteren, im heutigen niederländischen Limburg, sind nach Habets' Lim­burgse Wijsdommen (1891) folgende, aus dem Lateinischen übersetzte Rechte aus dem Jahre 1260 des Herrn von Valkenburg und Dieteren erwähnenswert:

13: Item sagen sie, daß die Schweine, welche auf seinem Hof geweidet haben, im Wald ohne Entschädigung weiden dürfen, was in deutscher Sprache Vedema genannt wird. 14: Item sagen die Schöffen, daß - wenn der Ertrag an Früchten, welche in dem Volksmund Ekeren genannt werden, übermäßig ist - sechs Wochen nach der Zeit worin der Herr von Valkenburg und von Dieteren die Ernte für seine Schweine sammelt, das heißt Vedema, die Holzrichter in der darauffolgenden Zeit, was Achtervedema genannt wird, berechtigt sind die Eicheln zu ernten.

94

20: Item sagen sie, daß die Holzrichter die Pflicht haben die Schweine aufzufangen, welche von der Vedema zurückkehren, nach dem Urteil der Schöffen, um diese zugunsten des Herrn von Valkenburg und Dieteren festzuhalten. 21: Auch sagen sie, daß das beste Schwein, das aus der Mast kommt, das heißt Vedema, den Schöffen, den Holzrichtern, dem Vogt und dem Maier und dem Praeco gegeben werden soll.

Vom Dachs, der mit den Schweinen ging

In den Fabeln der Marie de France aus dem 12. Jahrhundert (Warnke, 1900) kommt die folgende Geschichte vor:

Issi avint que par un an ot en un bois plenté de glan. Les pors y unt mis e chaciez. Li taissun s'est acumpaigniez ensemble od els, si recunut que pors esteit e estre dut. Quant li porc vindrent a maisun e vit faire I'occisiün li taissun, comence a crier a reneier e a jurer que taissuns fu: ses piez musca, quant od les pors el bois ala. Sovent avient des veziëz: quant il cuident estre avanciez altres çustumes vuelent prendre dont plusurs funt a els entendre; mes, quant il sunt aparceii, tuz jurs en sunt plus mescreü.

Oder übersetzt nach der Fabel 'De porcellis' aus der lateinischen Fabelsammlung von Romulus Anglicus aus dem 9. Jahrhundert (Hervieux, 1893):

Es gab einen Überfluß an Eicheln, und die Schweine waren mit ihren Hirten auf die Mast gezogen. Ein Dachs aber, im Wald aufgewachsen und jemand gewöhnt von Eicheln zu leben, sah, daß diese verschwanden und beschloß, sich den Schweinen anzuschließen und zu sagen, daß er einer der ihrigen war. So kam es, daß er mit den Schweinen mitgehen durfte. Als er aber später entdeckte, daß die fettgemästeten Schweine mit Axtschlägen getötet wurden und er für sich dasselbe Schicksal be­fürchtete, sagt er zu den Metzgern: Ihr sollet nicht gegen mich wüten, denn ich bin nach Art und Rasse ein Hund und nicht geeignet, von den Menschen gegessen zu werden. Und er zeigte seine Nägel als Beweis, fing an zu bellen wie ein Hund und wühlte mit seinen Nägeln den Boden um.

Moral: So gibt es viele, die zwei Wege einschlagen, wodurch sie auch andere ver­führen dasselbe zu tun; aber sobald ihre Schlauheit bekannt wird und es ihnen dadurch besser geht, ist es für sie nicht mehr wichtig, was sie gesagt oder getan haben.

95

Aus dem späten Mittelalter

Bild 44. Holzschnitt aus dem 16. Jh.

An enem holtemaste was dar mannich swin dat eckern las . . . (Gerhard von Minden, 15. Jh.).

98

Die Scholastiker

Die Scholastiker haben zu unserem Thema nicht viel Neues zu sagen; sie wiederholen Praktisch nur, was die klassischen Autoren einst schrieben. So bringt Bartholomäus Anglicus es nicht viel weiter als Zitate von Aristoteles zu kopieren:

Et tarn porci quam porcae delectantur comedere glandes, quia eorum tempèrent carnes. (Sowohl der Eber als die Sau lieben es Eicheln zu essen, wodurch sie Fleisch guter Qualität erhalten.)

Auch daß eine Sau abortieren wird, wenn sie zu viele Eicheln ißt, wird dem griechischen Text wörtlich entnommen. In der bekanntesten Enzyklopädie des Mittelalters, in der von »incent de Beauvais (1190-1264), lesen wir praktisch wörtlich denselben Text:

Delectatur autem in comedendo glandes, quae reddunt humidas eius carnes. (Hier machen die Eicheln das Schweinefleisch saftreich.)

^-assianus Bassus in seinem Geoponicum, bestehend aus zwanzig Bänden, zitiert im 19. ßuch, das von den Schweinen handelt, nur Aristoteles, Varro und Plinius:

Nutritur hoc animal maxime glandibus, (Das Tier wird meistens mit Eicheln ernährt)

'st der einzige Satz in den drei Kapiteln über das Schwein, der uns hier etwas zu sagen hat. Nur Albertus Magnus (1193-1280), der Doctor universalis aus Köln, kann uns - neben ausführlichen Zitaten aus den Werken Aristoteles' - etwas Neues erzählen über die Schweinemastmethoden der Friesen, wo die Eichelmast durch das Fehlen der Wälder "•cht ausgeübt wird (Reitsma, 1935). Wir geben das Zitat wieder in der altdeutschen Übersetzung aus Geszner's Thierbuch aus 1563:

Albertus schreybt daß die Frießlender so das gestad des Teutschen Meer eynwonend / die Ochsen und Seuwen mit gleycher speyß mestend / schüttend den Ochsen und Rinderen gantze / ungestampffte gersten für / welche die Rinder gleych gantz / un-zerkuwen frässend oder schluckend / verdouwend dann das so zu dem lindersten / auch ringsten zu verdouwen seye / als dann das überig so mit dem kaat von dem Ochsen gange frässe gleych die Seuw an der Rinderen schwentz gebunden / werdend also beyde gemestet und gespeyßt.

Daß diese Friesen mit dem hier beschriebenen Mastverfahren nur ihrer Zeit weit voraus waren, beweist Shaw, als er 1936 über die nordamerikanische Schweinemast folgendes schreibt:

Große Mengen von Schweinen werden gefüttert mit dem Mais, den die Ochsen welche damit gemästet werden, verschwenden und aus ihren Trögen auf den Boden fallen lassen. Daneben passiert eine bedeutende Menge des von den Ochsen ge­fressenen Maises den Darmkanal völlig unverdaut, und auch diese Körner werden von den Schweinen verzehrt. Auf Grund dieser Symbiose sieht man in den ameri­kanischen Mais-Distrikten ['Corn Belt'] fast immer eine Schar von Schweinen rund­um jede Gruppe von Mastochsen.

Alte Texte aus den Weistümern von Grimm

Ir> dem Weistum zu Seize im Unter-Elsaß (aus 1310) heißt es: Dar nah wirt ein eckern und gerethe [Vorrat an Nahrungsbedarf] von gottes gnaden

99

fmcmdRminpmtfömmfró&itV f i"i ^^ômrmoîootnnitifiCtiiûltftinrto^ f m 3 ff II Cl

Bild 45. November-Szene aus dem Queen Mary Psalter (14. Jh.).

iiuuii iiii4imr mntmotbvxn

uiiiiiMUiiiittiji iwmmMwmSMi

Bild 46. Aus dem Gorleston Psalter (Anfang 14. Jh.).

100

uffe den welden, so sülent die burgere zu demme closter gan unt sollent mittenander werden zu rate umbe daz eckern . . . Wan da inne wesset ecker, so mogent alle die da sint gemeyne lüde . . . ire swin darin senden, und nymant anders. Ist folle ecker gewaissen, so gildet dat swin zweie pennynge und die sue einen pennyng. Ist aber wenig eckers, 00 gildet dat halbscheit.

In Pfeffingen darf der Landherr erst seine eigenen Schweine in den Wald treiben, und e r s t danach kommen die anderen (Ober-Elsaß, 1344):

Kumet oder wachset aekart oder atzung in dem selben wald . . . so soll der herr von Rotenberg sine farher [Schweine] dorin triben acht tag, und dse acht tag für so soll der meiger doselbs sine farher mit des vorgenanten herren dorin schicken ander acht tag, und denn so mogend die hirten dorin faren, die dann gemein sin des waldes.

In den Rechten des Arnsberger Waldes in Westfalen (um 1350): Vortmer, wan men die vrucht des eikeren in dissen marken overmiddes die marke-noten beprovet, so als dan die markenoten ghemeinliken overkomen, so mach ein uwelick markenote sine swin in dat ekeren driven. Mer, wan sei utghan, so is ein nicht schuldich to geven dan den swinherde sin Ion.

Das Selbolder Mark-Weisthum aus Wetterau (um 1366) erwähnt: Auch wer swyne in der marcke hette, die er in synem huse ertzogen hatte, wie viel der ist, die mag er in die marck triben. Auch deylen wir dem pflüge achte swyne [das sind die sogn. selbstpflügenden Bauern], und hett er die swyne nit, so mag er sy entlehen. Auch deilen wir mit, sesse ein ritter in der marcke, der eyn mercker were, was der an swyne hette, die er selbs ertzogen hat, die mag er triben in die eckern, hat er die swyne nit, so sali man yme tzwolffe erlauben.

Dem Hofrecht von Rastatt im Schwarzwald (um 1370) kann folgendes entnommen werden:

Und waz swin er herzuhet in sinen nettem [nach seiner Art], hülfe uns got daz uns wurde ein eckern, ist es, daz er meinet daz er selber genug heb sine swinen in des klosters weiden zu waiden. Ouch ist zu wissen, wer es daz der herren walt eichein het, so hant die von Rastetten und die von Rinowe gut recht zwen tage darin zu faren der wochen . . . Beret uns got eines eckern in dem Rinwalde, so hat er recht daz er sine swin schlahen [lagern] sol in den selben walt. . .

Und schließlich sagt das Büdinger Reichswald-Weisthum aus Wetterau (um 1380): Dis ist der herren recht ober den Büdinger walt von Trympburg und von Isenburg: Zum ersten, wan eyn eckern ist in dem walde, so sal eyn iglicher herre ein hundert swyne haben uß sine huse, daz heyßen küchenswyne1, und dye sollen dez morgens us ire hus gene, und abendes wyeder dar ynne, und der furstmeister eyn hundert, und die sollen gene durch den walt, und darnach iglich forster zwolfif swyne, und die sollen gene in irme ampte. Wer aber dar aber mer eckern, dan man hude bestellen magh: so sal der furstmeister ryden zu den herrn und sal sprechen: 'herrn, iz ist

1- Küchenschweine waren die Tiere, welche der Herr für seine eigene Küche brauchte. So gibt z.B. Kindlinger (1790) eine Urkunde, worin der Erzbischof von Köln (im Mittelalter, ohne Jahrzahl) erklären läßt, daß er täglich für seinen Hofdienst 24 größere und 8 mittel­mäßig große Schweine in der Küche brauchte, und auf den drei großen Festtagen noch 12 der mittelmäßig großen extra (Viginti et quatuor majores porci et octo médiocres, et in tribus festis majoribus XII porci de mediocribus . . .).

101

Bild 47. Oktober-Relief auf der 'Kalendersäule' in der Kirche zu Souvigny (Allier) aus dem 12. Jh.

wol mer eckern, wolt ir daz schuwem [schützen] und schirmen auch zu nütze und dem walde zu eren, so verlihe ich daz, und bestellen das die lüde, daz auch recht geschehe und dem walde sin ere blibe . . . ' .

Aus Didam in den Niederlanden

Sloet (1871) berichtet über einen der ältesten Orte Gelderlands, der schon um 828 ge­nannt wurde. In 1200 erhielt das dortige Kloster Bethlehem Rechte vom Grafen, worunter das Warandia porcorum2, das Recht, Schweine auf die Mast treiben zu dürfen. Am Allerkindertag im Jahre 1382 verkaufte Berend van Duiven seine Rechte in Waverlo-holte an einen Roelof van Lennep, worunter vier Gerichtsschweine, zwei Weihnachts­schweine und einen Eber in der Marcke.

1496 wird im ortsnahen Loel der Jacob van IJsendoorn Förster; er erhält dafür 'twee verckensgengen, as dair akeren is, gelick die anderen voersters'.

2. Warandia porcorum, das latinisierte alte niederdeutsche Swineware, später auch Swine-were, ist im mittelalterlichen Agrarrecht der dem einzelnen Markgenossen zustehende Anteil an der gemeinschaftlich genutzten Eichelmast. Später wird der Begriff 'Were' auch im Sinne einer absoluten Zahl gebraucht, so daß man z.B. nach der Schätzung der zu er­wartenden Eichelernte nicht mehr festsetzt wieviel Schweine jeder Nutzungsberechtigte zur Mast in den Wald treiben lassen durfte. So schrieb man nach Foerste (1969) in einem Weseler Weistum von 1671 : 'Item alls eckeren up dem waldt sind, so hett der heerschap up dem walde tho dryven dertich 'weren' und einen beren'. So entstand aus diesem Begriff auch das Kompositum 'Werswin'.

102

S p" ii 1, IBIl —

1 - ^ ^ » • .* : -

Bild 48. November-Szene aus dem Psalter der Abtei von Fécamp in der Normandie, 13. Jh. Der eigentümlich geformte Stab des Hirten (dieselbe Form erscheint auf den Bildern 46-d und 63 aus dem 14. Jh.) wurde schon von den Hirten im klassischen Altertum verwendet. Bei den Griechen hieß er 'rabdos kampulos', auch 'kalanrops' und bei den Römern 'pedum'. Wahr­scheinlich entstand hieraus sowohl der christliche Bischofsstab als auch der 'Lituus' (Attribut der römischen Auguren) und später auch der Hockey Stick (Siehe Seite 235).

In der Gemeinde Didam gab es einen Bernmeister, der den Schweinen, welche auf die Mast getrieben werden sollten, ein Zeichen ins Ohr brennen mußte; auch hatte man einen Hierd' für die Schweineherde.

Der Schreiber von Loel, Gerardus van Aerde, der 1469 angestellt wurde, erhielt das Recht, z*ei Schweine im Wald mitgehen zu lassen. Auch enthält der Bericht eine sehr umfassende Liste aller Teilhaber an der Mark, mit der Anzahl Schweine, die ihnen zugewiesen waren zur Waldmast.

103

Bild 49-a. November-Szene aus dem Ponti- Bild 49-b. November-Szene aus dem Stunden-fical de Pierre de la Jugie; aus Narbonne buch von Philipp dem Guten, ausgeführt 'en (Frankreich), aus dem 14. Jh. grisaille'; gemalt von Jean le Tavernier (1454).

Die Eichelmast in Frankreich

Es war uns nicht möglich französische Quellen über die Schweinemast in Frankreich nachzuschlagen, aber Grand (1950) gibt in seinem 'L'Agriculture au Moyen-Age' eine dermaßen überzeugende Fülle von Daten, daß wir annehmen dürfen, daß die Schweine­mast in den Wäldern in ähnlicher Weise vor sich ging wie in anderen Ländern. Von Strabo, aus der klassischen Zeit, wußten wir schon, wie intensiv die Schweinezucht damals in Gallien betrieben wurde:

L'élevage du porc, l'animal cher aux civilisations d'origine celtique, fut la grande spécialité de la Gaule agricole, en particulier de la Gaule belgique. (Die Zucht der Schweine, so hoch geschätzt in den keltischen Kulturkreisen, war die große Spezialität der gallischen Landwirtschaft, besonders im belgischen Gallien.)

Aus alten französischen Akten, schreibt Grand, geht hervor, daß schon im 6. Jahr­hundert die Mönche in der Bretagne ihre Schweine in den Wäldern weideten. Die Mönche des bekannten Klosters Mont Saint Michel schlachteten in 1324 allein für sich selbst 309 Schweine!

Les cartulaires, les chartes fourmillent d'actes relatifs à la glandée, à la paisson, au droit de pannage. (Die alten Akten wimmeln von Daten die Beziehung haben auf die Eichelmast, die Eichelernte und die Rechte zum Waldeintrieb.)

In den Wäldern der Normandie durfte man keine Schweine weiden zwischen Mai und September. Im Walde von Plessis weideten die Schweine von Sankt Marten (dem 11. November) bis zur Fastenzeit. Das Eichelschwingen, wie man das in anderen Gegenden kannte, war nicht gestattet:

Si, avec une longue gaule, ou en montant dans l'arbre, il en eût fait autant aux branches supérieures, il eût encourru une amende sévère, car il se fût approprié une part exagérée de la production fruitière naturelle, au détriment des autres

104

K, Î i.i;! ; /f 1'aurmb:c.ESE32K

jr'

f f*: £>: mattet

1̂ - aaiutUfJHHBgH

0 IOI'&i$'.iu).<maDRiuft.

•Jo—

{ t. ô to', A aitif{mccgpCT '.. V . > i c hi: & amtmartousssj; ^-^ ^ ft

. . ^ ,__, , _ ^ y

B'ld SO. Seite aus einem Stundenbuch einer Herzogin von Burgundien (um 1450).

105

\t£mqninmmti

Bild 51. Miniatur aus dem Stundenbuch von Therouanne, Nordfrankreich (etwa 1330).

Facile enim vel nemora; suppeditant, quibus alantur. Omnium autem optime glandibus, eaque carno omnibus praestat, solidorque; est, quae quercinis, quam quae saginis glandibus, aut castaneis saginam contrahit. (Conrad Heresbach, 1571) (Es ist bequem, wenn Wälder da sind; sie beschaffen die Nahrung, die (das Schwein) braucht. Am besten aber sind die Eicheln, welche das schönste und festeste Fleisch liefern, weil sich bei der Eichelweide durch die Eicheln und auch durch die Kastanien, das Fett zusammenzieht.)

usagers, et il eût nui au réensemencement de la forêt, qui exige la chute à terre des fruits murs. (Wenn jemand mit einem langen Stock oder selber im Baum kletternd, die Eicheln aus den höheren Ästen herabgeschlagen hatte, konnte er eine schwere Geldstrafe erwarten, denn er hatte sich einen zu großen Anteil der Waldernte zugeeignet auf Kosten der anderen Teilhaber. Auch hatte er der Wiedereinsäung geschadet, wozu nur reife Früchte geeignet sind.)

Grand nennt Beispiele von Herren aus dem 14. und 15. Jahrhundert die in ihren Wäldern sehr große Herden weideten. Ein Fall erwähnt 10 Eber, 165 Säue, 100 Mastschweine und 140 Läuferschweine; eine andere Herde (in Bonnières) umfaßte 300 Schweine. Der Vicomte d'Orthez gab in 1406 sechs Hirten sogar die Erlaubnis in seinen Wäldern 611 Schweine zu weiden. In einigen Gebieten Frankreichs war es ein 'corvée des tenanciers' (eine Pflicht der Hörigen) die Schweineherden ihrer Herren zu weiden. Alle Schweine, die man aus dieser

106

Zeit abgebildet findet, zeigen kurze, gerade aufstehende Ohren und einen langgezogenen Kopf und stehen hoch auf den Beinen (man betrachte die hier gegebenen Bilder aus den französischen Stundenbüchern). Die Tiere waren damals noch näher mit dem Wild­schwein verwandt, und es wird oft vorgekommen sein, daß zahme Säue sich mit wilden Ebern paarten. Man hatte auch einen Namen für solche Kreuzungen ('ces métis'): ex apro silvestri et porco domestico' (aus einem wilden Eber und einem Hausschwein). Das Züchten von Schweinen in so großen Mengen war nur deshalb möglich, weil das Schwein noch kein Stalltier geworden war, wie es heute ist, 'mais une bête de plein air, descendant du sanglier, conduite en troupeaux à la glandée' (sonuern ein Freilufttier, abstammend vom wilden Eber, in Herden auf die Eichelmast getrieben). Aber, sagt Grand:

La méthode nous revient maintenant, avec l'estampillage américaine, comme une conquête de l'agronomie moderne . . . (Die Methode kehrt jetzt zu uns zurück, unter amerikanischem Siegel, wie ein Erfolgsstück der modernen Landwirtschaft . . . .)

Jullian schreibt in 1914: Les voyageurs, venus du Midi, s'extasiaient sur la multitude de pourceaux, qui erraient librement à travers les champs de la Gaule, bêtes étonnantes de grosseur, de force et de rapidité, et que l'on disait méchantes commes les loups. Glandées et faînées étaient leur pâture ordinaire, et l'extraordinaire abondance des porcheries gauloises, l'excellence de leurs produits, s'expliquent surtout par les vastes bois de hêtres et de chênes, qui couvraient tout le pays.

(Die aus dem Süden kommenden Reisenden verwunderten sich über die Menge an Schweinen, die frei in den gallischen Gebieten herumliefen, Tiere, die Erstaunen erweckten durch ihre Größe, ihre Kraft und Schnelligkeit und die, wie man sagte, bösartig wie die Wölfe waren. Eicheln und Bucheckern waren ihre normale Nahrung, und die außerordentliche Vielfältigkeit der gallischen Schweinezucht und die aus­gezeichnete Qualität ihrer Produkte läßt sich vor allem mit den ausgedehnten Buchen- und Eichenwäldern erklären, welche das ganze Land bedeckten.)

Vier Schweine vor dem Gericht

Evans (1906) erwähnt folgende Geschichte aus Frankreich: Am 5. September des Jahres 1378 passierte es, daß zwei Schweineherden, eine von der Stadt und die andere von der örtlichen Priorei Saint-les-Jussey, nicht weit vom Ort weideten mit ihren Hirten Perrinot, Sohn des Jehan Muet (dit 'le Hochebet') und Jehan Benoit de Norry, und daß auf das Schreien einer dieser Schweine drei Säue sich aufgeregt und wild auf den erstgenannten Hirten stürzten, ihn auf den Boden warfen, und ihn, ehe man zur Hilfe eilen konnte, dermaßen schwer verwundeten, daß er kurz danach starb. Die drei Säue wurden, nach einein ordentlichen Gerichtsprozeß, zum Tode verurteilt mittels des Stranges. Da aber die anderen Tiere der beiden Herden alle nach dem Platz der Übeltat geeilt waren und durch ihre Schreie und gezeigte Agressivität den Eindruck erweckt hatten, daß sie gerne als 'participes criminis' aufgetreten wären, so wurden auch sie alle als Mitschuldige festgenommen und zur selben Strafe verurteilt. Der Prior des Klosters, Frater Humbert de Poutiers, fand diesen Richterspruch etwas allzu rigoros, und er wollte auch lieber seine

107

Mum—iw^nm w

i , -

i 0 ï > w •> V .1 J's? .-v,

'ÖcME: SOIENGËRS-S't: Bild 52. Warnungstafel für Waldfrevler aus dem 18. Jh., gefunden in den Wäldern um Vught im niederländischen Nord-Brabant: Bedrohung mit dem Staupbesen; etwa SO x 75 cm.

Schweine nicht verlieren. Er schrieb deshalb eine Petition an Philipp von Burgund (den Kühnen), der genädiglich erließ, daß nur die drei frevelhaften Säue neben einem anderen Schwein (des Priors) gestraft werden sollten: . . . et consentons que en faisant justice et execution des dites trois truyes et de l'ung des pourceaulx dudit prieuer, que les demeurants desdits pourceaulx soit mis à délivre, nonobstant qu'ils aient resté à la mort dudit pourchier . . .

Schwere Strafen für den Diebstahl von Bäumen oder Abschälen von Eichenrinde

In fast allen Mark- und Waldverordnungen findet man Vorschriften zur Instandhaltung des Waldes. Im besonderen wurde das fruchttragende Holz, wie Buchen- und Eichenholz, das oft auch im Gegensatz zu dem Duft-, Weich- oder Unterholz, Bloemware oder Blumen­holz genannt wurde, auch wohl Schmerholz, in den Verordnungen geschützt. Holz­diebstahl und das Abschälen der Eichenrinde, die man zur Ledergerbung verwendete und

108

wobei der Baum zugrunde ging, wurden mit Geldstrafen wechselnder Größe gebüßt. In den drei hierunten abgedruckten Waldordnungen sind die Strafen wohl besonders schwer, e s sei denn, daß man sie mit ein wenig Bauernhumor betrachte. Das Weisthum von Oberursel im Wetterau, aus 1401, erwähnt:

Auch wan eichein in der mark sin, so sal man die besehen lassen, und den landman gemeynlich by eyn verboden, und dan zu rade werden wieviel der walpode [der Waldvogt], der merckermeister und eyn iglicher mercker swine in das eichein triben mag und wie man es damit halten sulle; und welcher in der mark gesessen übertrieb, der suite das verbüßen mit acht heller. Were aber, das imant swine in die mark tribe, die nit dar inne gehorten, da sal man die swine nemen, und der, der das also getan hette, suite has verbüßen. Auch als imant einen bäum schelete, wirt der betreten, so sal man ime einen darme uß sinen libe ziehen, und den an den baume binden und ine omb den baume füren, so lange der darme ußgeht.

Aus dem Beberschen Holz-Artikel aus Niedersachsen (1572): 14. Ein ordel tho rechte: wer eine eike stüvelt [entästet] und darover beirapen [ertrappt] wert, wat syne broke syn sali? Darup erkant: den sali man bringen by den stemmen, und hawen öhme synen kop ab und setten den darup so lange, det he wedder waßet. 15. Ein ordel tho rechte: die eine fruchtbaren boum witkede [abschält], und darover bedrapen wörde, wat dessen broke syn sali? Darup erkant: den sali man de darmen uth den lieve thoen und darumb herschlagen, det he wedder waßet.

Und in dem Holting vom Deisterwald in Niedersachsen, aus 1528, liest man: 13. Ist weder gefraget: wer eine eckbohme oder andere fruchtbohme schelde, wat sin broke darum si? Ist erfunden: so dat einer dede, und better wüste, dem solde men upschniden und sin ingewede uth ohme langen, und umb den bohm herbinden.

Etwas sanftmütiger, aber immerhin streng genug, ging es im niederländischen Brabant Zu, wo in den Wäldern von Vught noch am Ende des 18. Jahrhunderts bemalte War-nungstafeln herumhingen, worauf die Waldfrevler mit Staupstrafen bedroht wurden und von welchen noch ein schönes Exemplar im Provinzialmuseum zu 's-Hertogenbosch aufbewahrt wird (Bild 52).

Jochen und Ringeln der Schweine

Die Bauern waren meistens nicht sehr darauf erpicht, daß die weidenden Schweine auf 'hren Äckern und Kornfelder erschienen, die vom Aufwühlen allerhand Schäden davon­trugen (Bild 53). Tiere die man auf seinem Land antraf, wurden meistens 'geschüttet', d.h. festgenommen bis der Eigentümer die erlittenen Schäden getilgt hatte. Das Landrecht der Sieben Freien aus Bochum erwähnt:

We biester haldet, die im körn schaden deden, die soll man dem ambtman bringen vor verstreeken guet,

Oder: Daer einem durch iemandts have ein kornschaden geschehe, soll hei die have schutten und laten den schaden mit beiderseits nachbueren werdiren oft vortragen.

Claudius Aelianus berichtet in seinem De Natura Animalium (5, 45), daß damals in der Hauptstadt von Zypern, in Salamis, ein Gesetz vorschrieb, daß jeder Sau, die einbrach

109

Bild 53. Das Schwein, das den Weinstock verwüstet; aus Psalm 80. Nach einem Bild aus dem Stuttgart-Psalter (9. Jh.).

in wachsendes Korn, die Zähne ausgebrochen werden sollten. Merkwürdigerweise war man gegenüber den Zuchtebern viel toleranter: Solche Tiere durfte man nicht festnehmen, ja, selbst nicht mit Gewalt, Stockschlägen oder Steinwürfen von seinem Land entfernen:

Der ein foei guts heft, deme daer ein beer gehort zu halten, die dan int körn gaet, deme soll man nicht schlagen noch werpen, man jage sie over die voer und late sie lopen.

Und: Der den Burbehr hat, sali dey beiste halden dat sey sines nabueren beiste nütte sin, so aber datt nit geschütt, so sali dan dey naber eme die beiste auß seinen feit treiben.

Aber noch merkwürdiger sind die folgenden, aus vier dichtan einander liegenden Ort­schaften herstammenden Bestimmungen (Benker Heiden-Recht, aus dem Kirchspiel Flirick zwischen Lünern und Hamm, ohne Jahrzahl):

Ene schneewitte faselsugge mit ihren seven schneewitten jungen beerferken wisen sie dat sie recht hebben, war sie kombt,

und aus dem Landrecht der Sieben Freien aus Bochum (ohne Jahrzahl): Eine schneewitte sogge mit neggene witte kodden, sonder einige flecken, die int körn gaen, sali man nit werpen oder schlaen, dan over die voer [Furche] jagen und laten sie gaen.

Die Landrechte von Hattnegge, jetzt Hattingen, in der Ruhrgegend zwischen Werden und Bochum (ohne Jahrzahl) erwähnen:

Eine witte soege mit niegen schwanewitten jungen sonder einige flecken, die soll man nicht schlaen, dan man soll sie aus seinem koren dreiben und kehren sie in dem weg und lassen sie gehen.

In dem Landrecht von Rellinghausen in der Gegend von Essen (ohne Jahrzahl) heißt es nach Hoederath (1928):

Ene witte soege mit negen witte jungen, die schwane sehne witt sin, solcke vereken, die en sali man nit schlaen, den man sali sie uit seinem körne dryven ende kheren si in den wegh ende laten sie gähn.

110

Bild 54. Hölzerne Schweinejoche aus Finnland und Schweden (19. Jh.).

"egegnet uns hier ein alter Korngeist, die 'Roggen- oder Windsau', die in Schweden 'Glo-so' und in England 'Rye-sow' hieß? (Frazer, 1955; Mannhardt, 1868 u. 1884). Die Schweine waren damals nicht weiß, sie waren grauschwarz bis dunkelbraun; die weißen Tiere waren immer mit religiösen Vorstellungen verbunden und standen dadurch unter zvvingenden Tabu-Vorschriften, wobei man auch gleich an die 'weiße Sau mit ihren Ferkeln' denkt, die in der 'Aeneis' des Vergils bei der Gründung von Lavinium, der Mutter­stadt Roms, so eine wichtige Rolle spielten. Auch in Frankreich kannte man das weiße Schwein im mittelalterlichen Lied von Guin-gamor (Warnke, 1925):

Ki en la forest ci defors, La u converse li blans pors, Osast chacier ne soner cor. (Wer im Walde da draußen, Wo das weiße Schwein verweilt, Es wagt zu jagen oder das Horn zu blasen.)

Oft versuchte man auch dem Umwühlen der Felder und Äcker vorzubeugen durch das Ringeln der Schweine, woran uns noch das alte Sprichwort aus Oldenburg erinnert: De to Swineringen anfangt, mot sik 't giren gefallen laten'. Man bohrte hierzu ein Stück

Draht oder einen Nagel durch den Rüssel der Schweine, wodurch das starke Wühlen allzuviel schmerzte und das Schwein damit von selbst aufhörte. An anderen Orten, wo die Äcker durch dichtes Gestrüpp eingezäunt waren, versuchte man die Schweine am Durchbrechen dieser Haine zu hindern durch Jochen, wobei das Schwein ein dreieckiges Holzgerüst um den Hals mitschleppen mußte oder auch einen langen hölzernen Posten mitzuziehen hatte (Bild 54). Aus dem Hof- und Markrecht von Sasbach im Schwarzwald (1432) sind hierüber folgende Abschnitte anzuführen:

31. Ouch ist zu wissen, daz ein ieglich mensche, daz in der mark sitzet und sin markrecht hat, und kein swin züchtet, do mag eins uß dem selben huse alle samstage eichein lesen und sus nit. 32. Ouch mag ein schween [Schweinehirt] alle tag lesen ein fierlig [J Pfund] eichein in sinen sack und nit mehr, den swinen nach; und sol er ouch nit schutten noch

111

Bild 55. Holzschnitt aus De La Perrière: Le Théâtre des bons Engins (1539).

Pensez, si c'est chose tres bien séante A ung pourceau de porter une bague. Propre doit estre à chascun son pairage: La bague à l'homme, et le gland aux pourceaux. (Bedenke, ob es einem Schwein paßt einen Ring zu tragen. Richtig soll es sein, daß jeder das Seine hat: die Menschen den Ring, die Schweine die Eichel.)

Oder aus den Sprüchen von Salomo (XI, 22): Ein schönes Weib ohne Zucht, ist wie eine Sau mit einem goldenen Ring.

swingen. 33. Ouch hant die marklut recht zu fahren mit iren swinen bitz gen Bossenstein an die hagenbuch, und bitz mitten in die Buhelat, und bitz gen Swartzach an die tor-sulen, do sullen si unser swin jucken.

Aus der Öffnung von Gebhardswil, Ufhofen und Im Ruetlen in der Schweiz (bei Sankt Gallen) aus 1468 geht hervor:

Par. 50. Item man sol gebieten den schwinen zu ringen über jar, wenn si ußgand; und wenn si behirtet sind, so mugent si wol ungeringet sein.

Das Markrecht von Roden in der niederländischen Provinz Drente, aus 1495, erwähnt: 4. Item soe sullen dye schutherden umme XIV daege voer Mey krammen dye swynen; ende elck sali krammen laeten dat swyn, by eene kanne biers. 19. Item nimant sal syne swyne holden up den brincke, die den heerde volghen

112

moeghen, naedat hy dye heerde dryft; dat swyn elckes daeghes by ene kanne biers. In Drente waren die Felder meistens Kommunalbesitz der Bauern; die Strafen waren deswegen nie besonders schwer und bestanden in der Regel aus bestimmten Mengen an "'er, das dann später bei den Versammlungen der Mark gemeinsam aufgetrunken wurde. Aus England stammen einige Gedichte von Thomas Tusser, herausgegeben in 1557 und 1710:

For rooting thy ground, ring thy hogges thou hast neede: the better thou ring them, the better they feede. Most times with their elders, the young ones keepe best: then yoke well the great knaves, and favour the rest. (Ringe deine Schweine gegen das Wühlen: je besser geringt, je besser sie sich fühlen. Die Kleineren halten es aus bei den Alten: aber man joche die Größeren zugunsten der andren.)

But yoke not thy swine, while thine akorne time last: for divers misfortunes that happens too fast. (Aber joche keine Schweine wenn Eichelzeit ist: Sie geht oft schnell vorbei durch Mißgeschick.)

Let hogs be roong, both old and young. (Ringe alle Schweine, sowohl große als kleine.)

No mast upon oke, no longer unyoke. (Keine Mast mehr an den Eichen, nicht länger sollen Joche weichen.)

Hogs haunting the corne may not be borne. Good neighbour mine, ring well thy swine. (Schweine die im Kornfeld gehen, niöchten nie geboren werden. Liebe Nachbarn von mir, ringe gut das eigne Tier.)

Aber auch: So winter may serve, hog ringled will sterve. (Tritt der Winter ein, Stirbt das geringelte Schwein.)

Aus den 'Ceuren en Breuken van Meyll', in Nordbrabant, 1578 (Bild 56): Soo en sali een jeder syn tuynen [Zäune] ende graeven soo maecken, dat er geen gejockte verkens door en komen, op peene van eenen goltgulden.

Aus dem Markrecht von Herculo bei Zwolle, aus 1605: 38. Noch is op die selve tyt geordineert, dat die huysluyden haere verckenen sullen

113

" There is no duty on a neighbour to fence animals out; the duty is on the owner to fence them in."

Bild 56. Eine alte Schererei: ' . . . so en sali een jeder syn tuynen soo maecken, dat er geen verckenen door en koomen, op peene van eenen goltgulden' (1578).

crammen met twee holten pennen deur den „nute ommede daer niement geenen schaden van en geschiet; ende welcken sulck cramminge niet en doet, sal verbeurt hebben van ieder vereken, dat soe niet gecrammet en is, seven stuyver.

In dieser Gegend wurden die Schweine also nicht mit Eisendraht oder Nägeln geringelt, sondern wurden den Tieren zwei Holznägel in den Rüssel gebohrt, was unbedingt aus ganz alten Zeiten stammen muß. Das Markrecht von Ruinen, in der Provinz Drente, aus 1637, erwähnt:

7. Van verekens, so die op die gemeinte gedreven ende nyet gekrempet syn, sali vant stuck betaelt worden een mengelen biers.

Und aus Oisterwijk in Nordbrabant stammt (aus 1509) diese merkwürdige Verordnung: Sub 118: Item dat allen degheenen, die Sinte Anthonisvercken oft andere saneten oft sanetinnen vereken houden in hoiren huysen ende daeruyt ende ingaen, sullen schuldich syn dieselver vereken met ringen ende jocken also te bedwinghen, dat sy den inghesetenen ghenen schaey en doen. (Item daß diejenigen, die Sankt Anthoniusschweine oder Schweine anderer Heiliger in ihren Häusern aufziehen und ausgehen lassen, schuldig sind diese Schweine mittels ringen und jochen so zu bezwingen, daß sie den Eingesessenen keinen Schaden zu­fügen.)

Froehner (1954) meldet, daß diese Nasenringe in Norddeutschland (Großquern) Prüne

114

oder Präne heißen und die Joche (in Brunsbüttel) Wirhein. In Megelsburg, in Sankt Gallen, wurde den Schweinen ein drei Schuh langes Joch auf den Hals gebunden, in Lungern auch Schwiebel genannt, damit sie nicht durch die Zäune brechen sollten. In den wallonischen Ardennen gingen die gejochten Schweine 'à la hiette', zwei Fuß lang und einen Fuß breit, bei Strafe von drei Goldgulden (Herbillon, 1947).

Aus dem Holtz- und Marckengerichts-Protocoll der Losser Marcke (1433)

Em Schloßherr aus der Umgebung, der Markenrichter der Losser Mark (in Twente) geworden war, befragt den Markvorsteher, wieviele Schweine er für sich selbst mitgeben darf, wenn die Zeit der Eichelmast kommt:

Item myn G.L.G. eyn ordell laeten fraegen, wanner de Almechtige Gott in der marcke eyn akern wolde geven, wo veile schweyne dan alsdan Syne Genaede als holtrichter in de marcke behoere te dryven. Dat ordell bestaedet an Geert Wernsinck, die daerop mit den buyren wysede und stont voor recht, dat myn G.L.G. van wegen dees holtgerichte moege dryven laten vyftheyn swyne unde eynen beer, ten weer dat die buyren zynen genaden van frunt-schap meer ghunnen wolden.

Auch wurde auf dieser Zusammenkunft bestimmt, daß: Item wie Eckelen sleet offt upgaddert, sal so elcker tyt eyne tonne biers gebrocken hebben.

Eicheln schwingen oder klopfen war oft verboten

'n dem Hölting vom Westerwald in Westfalen, aus 1521, liest man: Item off we eckeren lese, worpe off schloge, gewiset durch den selbigen, dem soll man sein beste schwein affmalen [abnehmen], to behoeff meines genedighen herrn und den malluden et schattegeldt.

Die Waldrolle vom Elmpterwald in Gelderland, aus 1548, erwähnt: Die den ecker afslagen off werpen, wijsen wir brueckich.

Man befürchtete, daß das Knüppeln der Bäume zuviel unreife Früchte auf den Erdboden 'allen ließ, die wahrscheinlich nicht von den Tieren gefressen wurden und außerdem keine Keimkraft besaßen. Mit dem Wühlen der Schweine verschwanden nämlich auch viele Früchte in dem Boden, die in dem locker aufgewühlten Grund ein günstiges Saatbeet fanden. Auch wurden die Bäume selbst vom Werfen mit Knüppeln oft beschädigt. So kommen in den 'Keur- en Gebods-Registers' der holländischen Stadt Haarlem aus den Jahren 1490 bis 1755 regelmäßig Bestimmungen vor, daß die Bäume im Haarlemmerhout n 'cht beschädigt werden dürfen 'met gooyen [werfen] na akers'. Die Stadt Utrecht schreibt '« 1459 vor:

Waer die Eyckelbomen overal opten kerchoven binnen onser stat verderft worden mitten werpen, soe verbiet die raet, dat nimant eyckelen noch in die bomen en werpe, bi enen koer van een pont.

I n Frankreich, wo das Eichelschwingen gleichfalls verboten war, sieht man jedoch viel­fach auf den zum größten Teil aus diesem Lande stammenden Psalterbildern die Schweine­hirten abgebildet mit dem zum Eichelschwingen erhobenen Knüppel. Sehr strafbar war d ,e Sache also wahrscheinlich in der Praxis nicht.

115

Bild 57. 'Wilde Männer' als Schweinehirten auf einem Gobelin aus dem 14. Jh. im Rathaus zu Regensburg.

Zum Schluß heißt es im Recht des Oberen Dinghofes zu Bergheim in dem Elsaß, aus 1551: Würdt ein ecker in den wälden, so werd das Wald uffgezet, dan soll den schwinen niemand weren bis das die eycheln erkimend; darnach soll darein niemand mehr fahren, wann die bowm daruß wachsen.

Die Ekerichs-Ordnung des Lußhartwaldes

Der Lußhartwald lag in der Nähe von Bruchsal, durchflössen von der Salnach, zwischen Schwarzwald und Rhein. Aus 1434 stammt eine Ordnung, die anfängt mit den Worten:

Als man jars ein gebotte ym Lußhart macht, so eckern darinne ist . . . Der Inhalt lautet wie folgt:

1. Zum ersten, iglicher swinherre oder hirte, der swine in dem walt hat, die ysen, da er die swin mit brennet, als vier ein iglicher der ysen hat, die soll er legen hinter den Schultheißen, in welchem dorff er dann gesessen ist, oder in welcher stad un-geverlich. 2. Und wann eyn swinhirten mit swin komet in dem wait, so sol ein iglicher keins mer brengen uff dem walde, dann er soll sie brennen in des Schultheißen hoff, in

116

dem dorff oder stad, da derselbe hirte dann gewesen ist, mit wissen eins waltfursters oder eins Schultheißen ungeverlich. 3. Item es soll kein sauknechte kein swin mer zeichnen mit keiner scheren, messer oder ysen, er habe ein waltfurster daby. 4. Item was fremder sawen under ein andern kernen, die sol er nit von im slagen in dem walt; er sol sie by im behalten und uff den ußslagh bringen. 5. Item soll iglicher swinhirte by tage nit in die styge slafen und da inne bliben und die styge vermachen und nit uffbrechen, es sy dann liechter tag. 6. Item sol iglicher über des andern »arten oder trogh drencken, ob es ungeverlich also kerne, das er sin trogh oder narten nit herlangen möchte, und derselbe, so er getrenckt, sol er den dann wieder vole wassers schepffen, und sol auch da by yedem narten ein kubel ufFgesteckt sin; und welicher eynen sinen kubel zerbricht, der sol ym einen anderen keuffen und uffstecken, und sollen die narten alle male vole wasser geschopfft. 7. Item welcher fünfhundert oder fünfhalbhundert swin hat, der sol zweie hufen daruß machen. 8. Item vierdhalbhundert swin sollen fünff knechte han, dryhundert swin vier knechte, und dritthalbhundert swin dry knechte. 9. Item sol keiner in den ersten acht tagen, als man dan zu walde faret, über des anderen narten drencken. 10. Item sol auch ein iglicher swinhirt kein schedelich holtz hauwen, er wirt anders angegriffen vor die pene, so dann darüber gesetzt ist. 11. Item hat hier einer mit dem anderen was zu schaffen, mit Worten oder wercken: der sol ime selber nit rechen, er sol es dem faude [Vogt] zu Kyeßlauwe sagen. 12. Item wan ein swinhirt von dem anderen sieht, das schedelich und geverlich ist, oder ob er die gebotte nit halten wolte, so sol einer den andern rügen ungeverlichen. 13. Item sol auch keyner kein swin triben, da eyme andern schade von kommen möchte ungeverlich. 14. Item es sol auch keyner eycheln in dem walde swingen. 15. Item es sol auch keyner schedelich fuwer uff dem walde machen. 16. Item wann eyner den andern sieht eycheln lesen, der sol es furbringen und rügen. 17. Item sollent ir kein böse gesellschafft machen, und des walds recht halten. 18. Item ob yemants fremds rytend oder geende, kerne zu eyne hirten und fragte, wes die swin weren ? So sol iglicher sprechen : myns herrn von Spire, und sol das dann darnach heimlichen sagen in das nehste schloß oder dem nehsten furster, wie die gefragt haben, und wie ir cleider, wandel und geberde synt. 19. Item der hirten knecht sollent als wol geloben, als die swinhirten und meistere, uff dem walde zu halten als ferre das gelubde und eynunge anbetrifft ungeverlich. 20. Item sol auch keyner von keynem gute gene das sin schaffen, es sy zu ackeren geen, und sust anders dan sin schaffen, er habe dann ein redelichen knechte an sin statt, die tzyt by dem gute ungeverlichen [ungefähr], und er sol auch nit von dem gute geen one laubunge und wissen eins fauts [Vogts] oder eins Waltfursters. 21. Item wer die obgenannten gebotte groß oder cleyn nit hielte, und bruchig daran wurde, die strafft man darnach, als sie dann verwirkt haben. 22. Item dry ußlege sol man han in yeder wochen, als dann hernach geschriben stet. 23. Item sol ein ußlag sin uff samßtag zu Kirloch, uff montag einer zu Hambrucken

117

Nil 'V4à*W*>^-^ À • r -

'.•"'T. i *i«'•.«»... A,- r = • • • '•*. » > j » r ' f y -

\

i Bild 58. November-Szene aus dem Breviarum Grimani (15. Jh.). Die Schweinehirten schlagen die Eicheln aus den Bäumen; der Hund rechts vorne trägt ein Nagelhalsband zur Abwehr gegen die Wölfe (siehe auch Bild 59).

und uff mitwoch einer zu Gronauwe. 24. Item sol iglicher swinhirt, der ein furer ist der swine, selber uff iglichen ußlag kommen. 25. Item ist der hirten meynunge, das furbaßer mer keiner mer habe dann einer

118

Bild 59. Ungarisches Halsband für die Hirtenhunde, als Schutz gegen Wölfe, auf der Pußta Hortobägy. Für genauere Daten über solche Halsbänder siehe Schmidt (1960). Über die Hunde selbst wurde nichts Näheres gefunden, mit Ausnahme einer kurzen Mitteilung in einer Ver­öffentlichung von Schmid (1937):

Eine Schäferhündin trieb ihre Schweineherde nach Hause und zeigte auf dem Wege eine ungewöhnliche Erregung. Im Hofe angekommen, stallte sie zunächst ein und stürzte, ohne auf das Zurückrufen und Pfeiffen ihres Herren zu hören, augenblicklich wieder fort. Als man, darob ängstlich geworden, ihr mit dem Rad nacheilte, kam sie mit einer trächtigen Sau daher und stallte sie ein. Die Entfernung von Hof zur Weide betrug 3/4 Stunde!

huffen [Herde], des ist auch ein notdurfft, dann groß irrunge davon kompt, wo einer mer huffen wolte machen dan einn3. 26. Item uff den ußlagen sol man alle jare des eltsten, der dann davon wissentlich ist, rate haben, wie das furzunemen sy zum besten. 27. Item auch so sol keiner in den nehesten acht dagen geverlichen zu des andern leger faren oder daby drencken, sondern sol er sin huffen, wann er by synem leger kompt daby drencken. 28. Item sol keiner zwey ysen [Brenneisen] füren uff dem walde; wer es aber, das eyner swin bestünde in einer Stadt oder dorff, das eygen ysen hette, und doch ander swin darzu slagen wolte, und dieselben mit sine ysen brennen wolte, so sol er doch die andern auch mit sinen ysen brennen, das der huff durch uß mit eynem ysen ge­brennt sy. 29. Item und wer dieße gebotte überginge, den mag myn herre oder sine amptlute straffen iglichs nach dem es sich geburte, hoch oder nyder.

Die unter 5. erwähnte 'styge' ist eine Steige, ein Maststall oder Schweinekoben. Das Wort ist verwandt mit dem englischen 'sty', und man spricht auch von Stege, Siegel, Siel oder Stiefel (Weimann, 1911). Des Nachts wurden die Schweine entweder in einen Zaun ge­trieben oder in einen solchen im Walde stehenden Schweinestall, der aus Brettern gebaut,

3. Siehe hierzu sub 7.

119

mit Stroh bedeckt und von einem Graben umgeben war (Lappe, 1908). Daneben stand ein Hirtenhaus, das Schlafhaus, in dem der Hirt während der Zeit des Austriebs wohnte (siehe auch Bild 112). Bretter und Balken hiervon wurden gerne gestohlen. Es kam auch vor, daß der Schweinehirt nicht so luxuriös behandelt wurde, dann mußte er in einer hohlen Eiche schlafen! Im 8. Teil der Dipl. Reg. et Imper. German, der Mon. Germ. Hist. (1957) kommt das Wort Siegel zweimal vor, nämlich da, wo der Kaiser Lotharius ein Recht auf Schweine­mast im Forst Osning bestätigt (in 1131) und dabei von einem Raum spricht 'quod sigil vocant', der 'Sigil' heißt. Es geschah aber auch, daß die Schweine jeden Abend in ihre Häuser zurückkehrten und morgens früh wieder auszogen. Weimann nennt aus einer Akte von Lacomblet's 'Archiv':

Auch sollen keine Schweine morgens ausgehen die bethklock seye erst geläutet undt soll der Klockner morgens im eckeren die früher leudten, undt darab vier schwein eckerens haben; und thete er das also nit, so soll er des eckers entbehren . . .

Abends, als die Schweine in die Wohnorte zurückkehrten, wurde die 'Sauglocke' ge­läutet oder fing die 'Schweinestunde' an (etwa um 18 Uhr). Dazu schreibt Frischbier (1864): Zu dieser Zeit trinken die vom 'Gnorrbachschen Regiment' gerne ihren Abend­schnaps. In seiner Beschreibung des Bauernlebens sagt Thiess (1911):

Wenn die Schweine morgens ausgelassen werden, begann der tutende Schweinehirt seinen Ausmarsch um 8 Uhr, und wenn die Herden besonders stark waren, mußten die Bauern Aushilfskräfte stellen. Alle Tiere kannten die Signale so genau, daß sie gar nicht mehr in den Ställen zu halten waren.

Hörman (1916) erwähnt ähnliches:

Dem Schweinehirten (Swäin, Swen oder Swin-häir), der wie der Dorfkuhhirte ge­wöhnlich freie Wohnung mit einem Garten hatte, kam ein Horn und eine sehr große Peitsche zu. Wenn sein Horn morgens ertönte, so waren die Schweine nicht mehr in den Ställen zu halten; sie brachen, wenn es ihnen möglich war, Türen und Wände ein, um möglichst schnell zur Herde zu gelangen.

Das Brennen der Schweine

In der Eichelverordnung des vorgehenden Paragraphen war einige Male die Rede vom Brandmarken der Schweine, was einen doppelten Nutzen hatte. Erstens konnte der Hirt sein eigenes Vieh dadurch leichter wiedererkennen und zweitens konnte der Förster feststellen ob fremde Schweine in sein Revier eingetrieben wurden, wofür kein Weidegeld bezahlt worden war und welche dann meistens beschlagnahmt wurden4. Von diesem Brennen ist auch die Rede in dem 'Cleernis' der Gemeinde Echt in der niederländischen Provinz Limburg, etwa aus dem 16. Jh.:

16. Item, soe wanner eyn eycker gewassen ist, soe sullen die Burgemeisteren mitten naebueren opten bosch gaen, und wen eyn eycker is, doe sal der plueger opslaen ses vercken und die koeter drie. Und ist seacke, dattet gein voller eycker is, sal men

4. Bei den alten Römern wurden die Schweine mit flüssigem Pech markiert, nach Colum-nella's 'De re rustica' VII, 9: pice liquida notam porcis imponere.

120

Bild 60. November-Szene aus dem Stundenbuch des Abbé's Bertrand; aus Frankreich (1524).

dat raemen daernae hoe t dunckt, dat nutt syn sali. Und als men desen eycker aldus besien heeft, eer men opsleit, sullen die burge-meisteren oft einsdeels van den gerichte tot Montfort gaen, tot hoeren Drossaert, und doen hem kond sullichs alsdan opten bosch is. Ist ein voll eycker, sali men mit hem overkommen nae synre koecken [Schweine]. Ist oug gein voll eycker, sal men oug dat fuegen nae den gewass der eycker gewassen ist; anders so en sal gein man meer vuerdeyls hebben boven den gemeynen man, men willet hem dat gönnen. Und dese vercken, die aldus opten eycker gaen, sulle men barnen met den brandt van Echt. Weert saecke, dat daer enighe vercken sonder den brandt van Echt opten bosch gingen, sullen sy verbeurt hebben een deyl den Heer und twee deyl der Gemeynten van Echt, uytgescheyden die vercken, die van den Drossaerten wegen daerop gedaen werden.

Auch sonstwo in der niederländischen Provinz Limburg wird dieses Brennen erwähnt. Der Waldrolle vom Swalmer Wald, etwa aus dem 16. Jahrhundert, entnehmen wir noch:

11. Wert oick sake, dat up den walt vercken weiren, soe sullen twee scepenen van

121

Bild 61. Kirchenglas aus der Kathedrale von Lausanne, südliches Querschiff (14. Jh.).

Swalmen oevergaen an die Brachter syde, und bernen die vercken up den walde, und twee scepenen van der Brachter syde sullen den vercken van Swalmen barnen op den walde.

Aus dem Raesfelder Markrecht aus Westfalen (um 1575): Item wanner got ein ackern verleint, werden neven den holtrichter van wegen des huises vier scharmeister gesät, daertoe nae gelegenheit ses ofte acht lopforsters. Item dat huis heft die aide erfgerechtigheit dat wanner got ein ackern verleint, driven mach so vele swine, as ein esseboike loves heft [als ein Eschenbaum Blätter hat], dartoe die swine op den tröge gefuit seint.

Item mag ok dat huis verloven einen guten freund, naber ofte verwandten, buten desen kerspel geseten, swine op de mark to driven, jedoch alle dink met maeten. Item alle swine, die niet an den berneschutte [Bernmeister] sint gewest, sint dem huise verfallen, jedoch op gnaden.

Aus dem Recht der Nortrupper Mark in Westfalen, in 1577: Item es sollen oick keyne markgenoten, wan god mast gift, keyne schwine in die gemeinen mast driven, sie syn dan vorerst uth den schultenhoefe torn Nortoue in beiseint der maellude und gemeinen menner up einen namhaftigen dach mit einem iseren gebrandt und geteeckend . . . und alßdann dat isern up einen getreuwen, ver-warlichen ordt als in der kerken to Ankern in einen sgrene verslotten und hengelagt, damit keyne fremde schwine eingedreven werden . . . und to sulchen sgrene drei slottel gemaket werden.

Aus der Ordonnanz des Waldes von Loenen in Gelderland, um 1595: Elcken dagh gaen twee vorsters rond omme de verckene te schutten die niet gebernt sin wanner datter eickel is. (Jeden Tag gehen zwei Förster im Wald herum um die Schweine einzufangen, welche nicht eingebrand sind wenn es Eichelzeit ist.)

Zu unserer großen Verwunderung finden wir all dieses in dem französischen 'Code forestier' in einer Neufassung von 1961 wieder:

122

Chapitre VI: Des adjudications et locations de glandée, pannage, paisson et pâtu­rage . . .: Art. 55. Les adjudicataires ou locataires seront tenus de marquer les porcs d'un fer chaud, sous peine d'une amende de 3 NF par chaque animal, qui ne serait pas marqué. Ils devront déponer l'empreinte de cette marque au greffe du tribunal et le fer, servant à la marque, au bureau de l'ingénieur des eaux et forêts local, sous peine de 180 NF d'amende. L'amende prévue ci-dessus ne pourra dépasser 2000 NF. Art. 57. Il est défendu aux adjudicataires et aux locataires d abattre, de ramasser ou d'emporter des glands, faînes ou autres fruits, semences ou produits des forêts, sous peine d'une amende double de celle prononcée par l'article 166 du présent code. Il pourra, en outre, être prononcée un emprisonnement de trois jours au plus. (Kap. VI: Über die Zuweisungen und Verpachtungen der Eichelmast . . . : Art. 55. Die Konzessionäre oder die Pächter sind verpflichtet, die Schweine zu markieren mit einem Brenneisen, bei einer Geldstrafe von 3 NF für jedes Tier das nicht gebrandmarkt ist.

Sie sollen einen Abdruck dieser Brandmarke auf der Kanzlei des Gerichtshofes deponieren und das Brandeisen selbst auf der Dienststelle des örtlichen Ingenieurs für Wasser- und Waldwirtschaft, bei einer Geldstrafe von 180 NF. Diese Strafe wird aber nicht 2000 NF übersteigen dürfen. Art. 57. Es ist den Konzessionären und den Pächtern verboten Eicheln, Bucheckern oder andere Früchte, Samen oder Waldprodukte zu schwingen, zu sammeln oder mitzunehmen, bei einer Geldstrafe, die das Doppelte der in Art. 166 genannten Strafe wird. Auch kann eine Gefängnisstrafe gefordert werden von drei Tagen neben der Geld­strafe.)

Bei der Nachfrage hierüber unserseits beim französischen staatlichen Forstwesen er­wies sich aber, daß diese Bestimmungen als 'juridische Fossilien' zu betrachten seien, welche Slch schon lange überlebt hatten, aus Ehrfurcht vor alten Traditionen aber immer wieder lrr> französischen 'Code forestier' aufgenommen waren, wobei selbst die Geldstrafen Jedesmal an den heutigen Geldwert angepaßt wurden. 'n historischen Museen sind die Brenneisen oft zurückzufinden. Fast immer ist dann ihre alte Bedeutung verlorengegangen und gelten sie als Strafgeräte, die damals für Verbrecher dienten: Sie liegen oder hängen zwischen den ausgestellten Folter- und Hinrichtungs­geräten. Oft sind sie an ihrer Form zu erkennen: Die Brenneisen für 'humane' Zwecke *eigen in der Regel in ihrem Stempel ein mehr oder weniger abstrahiertes Wappen oder die Anfangsbuchstaben einer Stadt oder Gemeinschaft; die Brenneisen fürs Vieh haben mehrfach eine Form, welche an die alten Hausmarken erinnert. Szabó (1970) zeigt eine Stiftzeichnung eines 'Brännjärn för Ollonsvin' aus Skâne.

Noch einige Markrechte

° a s Weistum von Huißhaim, östlich von Alerheim, in Schwaben (aus 1505) erwähnt in den Paragraphen 20 bis 38 eine Reihe von Bestimmungen, die mit der Schweinezucht zusammenhängen:

Par. 20. Der Seuhirten halber

123

4 * « " - * ' * "*""

, ! " - ' f *

'*"; -s..,:w**v . »*»

• O :> ' ' r>? v '» 'v. .>•-}

a^mt b j j t f -» — « ^ w - ' • x- '^ imri, niM—hTBiiJB i/

Bild 62. Die November-Szene aus 'Les très riches heures du Duc de Berry' aus dem 16. Jh.; Miniatur von Jean Colombe.

Novembre is paynted as a chorle, betyng okes and fedynge his swyne with maste of hockornes (1398). (November wird abgebildet als ein Kerl, der die Eichen schlägt und seine Schweine mit Eichel­mast füttert.)

Item die von Huißhaim sollen haben ain seuhirten, dar von sol dem hirt der herr-schaft geben zwo gens [zwei Gänse], auch sol man dem hirten sein Ion geben, alles wie nachvolgt. Par. 21. Item, wann man die pfründ ein will nemen, es sei zu Sankt Walpurgen oder

124

Bild 63. Aus einer anonymen Handschrift aus Norditalien aus dem 14. Jh.: Tacuinum sanitatis in medicina. Merkwürdig sind die beiden vorderen Schweine mit der schmalen, weißen Gürtel-scheckung (Ten Cate, 1970).

'Diu varcnmuoter izzet vil aicheln wenne si daz ertreich umbwuelent' (Conrad von Megenburg, 14. Jh.)

zu Sankt Martins tag, so sol man das acht tage vorhin und vor der kirche verkunden, und sol ein jeder sein pfründ bringen an das ort dahin die vierer die beschaident. Es sollen auch die vierer dar bei staun, und die pfründ empfangen und dem seuhirten die pfründ ein antworten. Es solle auch die pfründ alle da herkommen und kainer soils verachten noch außbliben. Dann welcher das verachteten und außbliben und zu der zeit das man vesper leuten solte, so sol alsdann der gesworn hingaun, und sol dem, der außgebliben ist, zu haus und hof verkinden, oder wo er den selben betrit,

125

-.'•• r-' K\ 'if

f! it ^ f R M "jlrJp***!

Bild 64. November-Szene aus dem Großen Stundenbuch von Heinrich dem Achten, aus dem 16. Jh.; gemalt von Jean Bourdichon aus Tours (Frankreich).

und sol ime die ainung [Buße] rechnen; als vil als ain pfenning zu morgens, sol er ime rechnen zwen, und zwispalt sich alwegen so lang und vil, biß es zechen pfund erlangt, er sitze doch hinder wem er wolle. Das selbig gelt gehort als dann der herr-schaft zu Huißhaim zu. Par. 22. Wie man den Seuhirten bestellet Item der seuhirt sol S. Peters tag sein hirtenstocken in die aine hand und die gaißlen in die andere hand nemen, und wer dem hirten zwo oder drei sawn fürschlecht, minder oder mer, der ist dem hirten ain wenlaib [eine Art von Brot] schuldig. Wo aber ainer nur ain seu fürschlecht, der selbig nimpt ein pfennig in die aine hand und in die andere hand ain pfennigwert brot, so hat der hirt die wal: er nimpt den pfennig oder das pfenwert brot. Und wer seu außschlecht, der ist dem hirten den osterlaib schuldig. Wo aber ainer vor S. Jacobs tag seu fürschlieg, der ist dem hirten den weischlaib auch schuldig. Wo aber ainer seu koufet nach S. Jacobs tag, der ist dem hirten kain weischlaib schuldig zu geben. Par. 23. Item, ob ainer hette seu, schaf, gaiß [Ziegen], lemmer oder gens, und behielt die im stall, und schliegs nit auß, der ist dem hirten die pfründ schuldig, und kein wenlaib. Par. 24. Item, was nach S. Walpurgentag nach der ersten pfründ herein kompt, und blibt biß nach S. Jacobs tag, das gibt zwifache pfründ; kompt es aber vor S. Jacobs tag hinauß, das selbig gibt nur ain pfründ. Par. 25. Item, ob ainer ain schweinsmutter hette, die sich jungte, und er schliegs auß, so oft das geschieht, als oft ist er ain wenlaib schuldig. Und so die jungen seu zwelf wochen alt werdent, so sind sie hirtpar, und sollent geschlagen werden für den hirten; davon ist man im schuldig ain wenlaib. Par. 26. Item, ob etwaß smalvichs [Kleinvieh] acht oder vierzehen tag vor S. Martins tag erein käme ungefarlich, soils stat in der vierer erkantnisz, waß man dem hirten

126

Bild 65. Eicheln schwingen für die Schweine; Holzschnittarbeit auf einem Miserecordium in der Kathedrale von Worcester (England) aus dem 14. Jh.

darumb schuldig zu thon seie der pfründ und des Ions halber. Par. 27. Item, ob smalvichs ainem vor Weihnächte gefiele, sol er die garben geben, es were seu, schaf, lemmer oder gaiszen, dasselbig ist die wintrige garb verfallen. Par. 28. Item, ob ainer aber seu einkoufet, und wiste niemant wie alt die weren, und vermainte villeicht dem hirten darumb nichts schuldig zu sein, sol auch stan an der vierer erkantnuß. Par. 29. Die nachgeschribenen höve geben die garben: Item Hain Uellinshof; item baur auf dem Bergshof; item der Widemhof; item Uotzen Cuontzen hof; item Kenwoltz Steffens hof; item des Mairlins hof. Par. 30. Waß smalvichs dem bauren nach Weihnächte gefeilt, das ist kain garb schuldig. Und ain jedem seuhirt gibt man jarlich 2 gens. Par. 31. Item, waß die wintrige garb gibt, und kompt vor sant Jacobs tag hinauß, das gibt kain sommrige garb, belipt es aber hinnen nach S. Jacobs tag nur ain tag, so gibt es sommrige und wintrige garb. Par. 32. Item, was smalvich vor S. Jacobs tag hinauß kompt, das gibt ein Wentheller, und kain Martinsheller; beleipt es aber Her Haimen nach S. Jacobs tag ain tag, das gibt Martinsheller; ain jedes hopt, das kain garb gibt, es sei baur oder söldner, das gibt Martinsheller. Par. 33. Item, ob etwas smalvichs nach S. Jacobs tag herein käme, das ist Martins­

heller schuldig. Par. 34. Der seuhirt sol alles das abziehen, das am schelmen stirbt; darumb gibt man in den schelmen schin, das futter darauf. Er soll auch kein schelm im dorf abziehen,

127

sonder an den enden da hin die vierer sind beschaident. Es sol auch jeder sein schel­men antworten dem hirte an das ende, da hin die vierer sind beschaiden. Par. 35. Es sol auch kainer, diweil under abzucht, ain hirten bestellen, wo der seuhirt kain hette, damit schaden zu fürkommen. Par. 36. Item der seu- und küehirt soJlent den Nagelspach [eine örtliche Flurname] mit ainander nußen, und in dem dritten jar, so er in der prach ligt, so gibt man inen vor der vichwaid nach der vierer erkantnuß. Das alles sollent baide hirten mit ainander nußen, räumen und wesentlich halten. Par. 37. Dem seuhirten gehört noch ain wis [Wiese] zu, ligt hinder dem loch, ist raingenoß [angrenzend] Hain Uoll hof und des Mairlins hof mit iren gutern daein gehorent. Par. 38. Und so ain seuhirt von der herrschaft bestellt, und ime die jetzt genante artikel nach ainander offenlichen verlesen und furgehalten werdent, als dann sol der selbe hirt der herschaft, oder dem er die herschaft bevehlen were, bei handgebenden trewen an aides statt geloben, das er dem allen wie ob stat volg tuon, und dem armen als den reichen hueten, und darinnen weder mut noch gab, vigenschaft [Feind­schaft] noch früntschaft nich ansehen wollen, alles getrülich und ungefarlich.

Der Schweinehirt, der einen Kuchen backen mußte

Das Weistum des Nalbacher Tals im Saargebiet (1532) erwähnt folgendes: So etwas von acker fallen were, so sei ein tag, genant S. Remeiß tag5, und vor dem tag so sulle niemant seine schweinzugt sonder erlaubnus in den walt schlagen; und so jemants sein schweinzugt sonder erlaubnus und Urlaub in den walt schlagen und treiben were, der were schuldig und verpflicht die boeß. Furter nach dem S. Remeiß tag kommet noch ein tag, genant S. Andreas tag; und so zu dem tage der acker geatzt were, so sullen auch zu dem tage die sieben scheffen unverbotten dem hoefs meyer gehorsam sein, und der meyer sull thun die herden der schweine zu Nalbach inhalten; die sulle dreiben der hirte uf eine genampte stat genannt der hambuche, da sulle der hirt sie geen lassen; und er sulle heim geen, und holen ein firling [ein viertel Pfund] korns, und den tragen in die banmole [Orts­mühle] zu Nalbach, und da lassen malen. Und so das kom gemalen ist, sull er sich mit dem meel heim in seine behausung verfuegen, und da selbig usser dem mele ein kuchen backen, und den in sein sack thuen, und zu den Schweinen uf die vorige platz und statt geen: und so dann die schweine seindt gangen in den wald, so seindt sie den deme nit schuldig; und wo sie den deme schuldig, so sei ein volkommlich schwein schuldig den herrn vor deme 3 triersche Pfenninge.

5. Am S. Remeiß tag (d.h. St. Remigius-Tag oder dem 1. Oktober) wurden öfters die herbst­lichen Holtzgerichte abgehalten, die in vielen Gegenden als die Eröffnung der Schweinemast galten, 'wan man das ecker besichtigt. . .'. In den Capitulare de Villis aus dem 8. Jahrhundert (siehe Seite 67) wird dagegen der 1. September als Stichtag angegeben. Wahrscheinlich war früher entweder das Klima wärmer, oder galt die Vorschrift mehr südlichen Gebieten. Auf­fallend ist es, daß in den Stundenbüchern und solchen aus diesen Gebieten die Schweinemast immer im Oktober als 'Arbeit des Monats' erscheint, während man in den mehr nördlich liegenden Gegenden das Bild im November sieht (vergleiche hierzu die Bilder 47, 68, 88 und 97 gegenüber Bildern 45, 48, 49-b, 50 u.s.w.).

128

Eichelernte und vollkommene Eichelernte

Aus dem Weistum zu Fischbach, zwischen Queich, Lauter, Nahe und Rhein, 1536: Gebe es eichein, so dürfen die einwohner des bannes mit ihren zuchtschweinen darin weiden. Darunter möge der abt ungefähr 40 schweine thun. Sey es eine voll­kommene eichelernte, sodaß der hirt zu S. Gertraudens tag hinter den Schweinen einen dumling [d.h. den Daumenring eines Fausthandschuhes] unzerbissener eichein sammeln könne, so soll man dem abte von jedem schwein 4 pfenfiige geben, und wenn die einwohner nicht alle eichein aufweiden können, so soll der meier oder zwei schöffen an de steg zu Burgalben gehen, und den einwohnern von Meisenbach und Contwig rufen, daß sie mit ihren Schweinen kommen, und die eichein aufweiden helfen . . .

Wie man feststellte ob, ein Wald einen vollen oder einen halben Acker gab

Aus einem Weistum zu Linnig am Obermosel, 1537: Erkennen auch die vorgemelte scheffen dem ehrw. herrn abt den deme [das Zehntel] und ackerschaitz in allen den weiden, also und in der gestalt, so und wanner ganz acker ist, so soll man einem schwein dem deme vier pfennig geben, und aber die gemein sprechen und sagen wolt: es were nit gantzer oder halber acker, so soll des herrn abts meyer schwene [Schweinehirten] oder drei scheffen zu ihme nehmen, und sollen uff sint Andreastag in den walt gehen, da die schwein in gehen und sollen sich unter einem bäum legen und um sich raffen, nit zum meisten und auch nit zum minsten6.

So sie dann einen demmerlink von einer mollen [Daumenring eines Fausthand­schuhes] voll ackers mögen geraffen, es sei eichein oder buchecker, soll man alsdan den ganzen ackerschaitz geben. Und haben sie nit unter dem bäum den demmerlinck voll ackers geraffen mögen, dann sollen meyer und scheffen forter unter den zweiten bäum gehen, und von dem zweiten an den dritten bäum, so sie den demmerlinck voll ackers finden, soll die gemeinde vollen deme geben, und so sie den demmerlinck nit half geraffen mögen, so soll vor ein geleufde geachtet werden, und die gemeinde keinen ackerschaitz geben.

Beckmann schreibt 1806 (siehe hierzu auch das 6. Kapitel): Nachdem die Bäume viel oder wenig Eicheln haben, heißt die Mast ganze [d.h. volle], dreyviertel, halbe, viertel, Spreng- oder Vogelmast [d.h. wenn nur vereinzelte Bäume Samenbehang zeigen]. . . Wenn einmal volle Mast ist, so wird zweymal eingetrieben. Die erste Mast fängt alsdann gemeinlich 14 Tage nach St. Aegidi, oder dem 14. September an, und dauert bis St. Martin, den 11. November.

6- In Wittgenstein schwuren diejenigen, welche den Mastreichtum beurteilen sollten, den folgenden Eid (Lange, 1967): 'Ich gelobe und schwöre zu Gott dem Allmächtigen einen leiblichen Eid, daß ich bei dieser jetzt bevorstehenden Mastbesichtigung vermöge der ge­gebenen Instruktion mich aller Parteilichkeit enthalten, niemand bevorzugen oder benach­teiligen, sondern nur nach der reinen Wahrheit getreu berichten will, wie die Mast befunden wurde. So wahr mir Gott helfe durch seinen lieben Sohn Jesum Christum.'

129

ÜWIWPP^WV

titt f*UH2*m

liÉlllilllltlf"*"*'*1^** Bild 66. Der Schweinehirt auf einer schwedischen Briefmarke von 15 ore, ausgegeben in 1971-

Für die westfälischen Gemeinden Stockbausen, Stalpe und Volmede gibt Lappe (1908) genaue Daten für Austriebs- und Abgangszeiten:

1687, vom 4. Okt. bis zum 9. Nov.: 36 Tage 1700, vom 12. Okt. bis zum 13. Nov.: 32 Tage 1701, vom 1. Okt. bis zum 7. Dez.: 68 Tage 1702, vom 11. Okt. bis zum 19. Nov.: 39 Tage 1712, vom 24. Sept. bis zum 15. Nov.: 52 Tage 1722, vom 3. Nov. bis zum 16. Nov.: 13 Tage 1723, vom 5. Okt. bis zum 7. Dez.: 63 Tage 1812, vom 23. Okt. bis zum 27. Nov. 35 Tage 1814, vom 25. Okt. bis zum 15. Dez.: 51 Tage 1821, vom 5. Nov. bis zum 7. Jan.: 63 Tage 1822, vom 24. Sept. bis zum 17. Dez.: 84 Tage

Außerdem erwähnt er: Wenn die Mast außerordentlich günstig war, und 'sich befand, daß von denen auf das Holtz getriebenen Schweinen die Eicheln nicht alle consumiert werden konnten', wurde nach der Hauptmast noch eine 'Nachmast' gehalten, in die je nach Möglich­keit eine größere oder geringere Zahl von Schweinen getrieben wurde. Wenn plötz­lich 'Mausefraß auf dem Holtz einfiel' oder wenn sie 'wegen häufig fallenden wilden Tauben' verdorben wurde, wurde die Mast abgebrochen.

Lappe verfolgt:

Bei Stockheim gingen der Holzgraf, die alten und die neuen ßrachstecher und der Bauernknecht, bei Stalpe-Volmede die Holzgrafen und der Rentmeister des Stiftes zur Zeit der Eichelreife aus, um alten Herkommen nach die Mast und Eichen zu besehen. Nach eingenommenen Augenschein und besehenen Bericht der Brach-

130

Bild 67. Schweineherde mit drei Hirten im Wald auf der November-Seite eines flämischen Kalenders aus dem 16. Jh. (Stundenbuch des Hortulanusmeisters).

Stecher, nachdem sie fleißig das Holtz theils durchritten, theils umb- und durch­gangen, wurde beschlossen wie viel Schweine getrieben werden sollten. Man unter­schied 'volle Mast', 'ziemlich gute Mast', auch 'ansehentliche Mast', 'einige Mast' und zum Schluß noch 'Springmast', je nachdem viele oder wenige Eicheln auf den Bäumen und dementsprechend viele oder wenige Schweine getrieben werden konnten.

Aus dem niederländischen Limburg

D e r Traktat von Montfort (1539) erwähnt: Sub 15: So wanneer ein voll ecker gewest und geraedet, alsoo dat die von Echt iren ackerman, der perde und ploich heeft, sess verken geven teeickelen, so sullen die van Vucht, Havert und Saeffelen up dat waldt hebben vyf en seventigh vercken und nit mer, verbehalden dat dieselve mit der van Echt sin iser gebrand werden sullen. Ende als geinen vollen eicker is, sullen sy alsdan nae advenant des eickers genieten, und misgelden ain den vurgen. getall, daenae dat die van Vucht, Havert und Saeffelen der heiliger kercken to Echt van illicher vercken geven als sy plegen und von alts her gewontlich, nementlich einen Johannes braspennynck oft die weerde darvoir.

Wie alt sollen die Schweine sein und wie alt der Hirt?

Fragen aus dem Landrecht der Eldagser Gohe in Niedersachsen, 1557, sub 22: Wie alt die schwiene sien sullen, de man vor den gemeinden-schween [d.i. den Gemeinde-Schweinehirt] driven möge? Antwort: Man sulle se verdrieven wen se dages alt sien. Wie alt der syn sulle, de mit der heerde im holte gehen könne?

131

r~ » f, w .

à . 1- y - 'T. >

r .f»

K»jfa '

N*Ö

Vij(f> • v * » » . » » '

Bild 68. Oktober, ein Gemälde von Hans Wertinger (etwa 1465-1533).

: j f

Antwort: Ein fruwpersone soll helpen backen und bruwen können; ein mannsperson syn von 16 jähren.

Auch aus den Städten kamen die Schweineherden

Es liegt ein städtlein im Welschlandt, Dasselbig ist Cortal genandt. Au ff einer hoch liegt diese Stadt, Die viel guter wayd umb sich hat, Zu der Viehzucht bequem allein. Sonderlich zeucht man da vil schwein . . . (Hans Sachs: Der münnich Zwiefel)

Nicht nur die Bauern ließen im Mittelalter ihre Schweineherden im Walde herumziehen; in den jungen, in jener Zeit zum größten Teil neugegründeten Städten, traf eine vom Ur­sprung her bäuerliche Bevölkerung zusammen, die sich genauso der Schweinezucht widmete, wie es ihre Ahnen davor schon jahrhundertelang gemacht hatten. Aus den vielen Urkunden dieser Zeit hiervon nur einige Beispiele: Aus dem Lübecker Urkundenbuch (Urkunde XII vom 7. Dezember 1204): Waldemar II,

132

it •— r. - n — - m - , • • ir-I-J j - jtw»"

Bud 69. November-Seite aus einem Stundenbuch des 16. Jh.

König der Dänen und Slawen, bestätigt der Stadt Lübeck seine Rechte und Freiheiten . . . außerdem weiden die Bürger ihre Schweine, Vieh und auch Pferde auf dem ganzen Gebiet des Grafen Adulfi, aber die Schweine so, daß diese jeden Tag nach der Weide nach Hause zurückkehren . . . I n einem Vertrag über die Rodung eines Geländes der Stadt Goslar aus 1311 (Bode, 1900) w,rd gesagt, daß dieses Gelände eine frühere Viehweide sei, die 'uns gemeinschaftlich Urid selbst von alters her bis am heutigen Tage zur Weide unseres Viehes, Schweine und Schafe unserer Stadt gedient hat . . . ^m 1292 hatte der Herzog Otto von Braunschweig eine neue Stadt Celle bauen lassen Und um nun die Übersiedlung aus der alten Stadt zu fördern, gab er der neuen Stadt ein Privilegium, worin unter anderem geschrieben steht, daß den neuen Bürgern alle Weide­e n d um die neue Stadt geschenkt wird, um ihre Kühe und ihre Schweine darauf zu weiden, außer den Schweineweiden, welche sie schon von alters her in diesen Gebieten hatten:

Omnia pascua praefato illi oppidi adjacentia ad depascendum eorum pecora sive

133

porcos, praeter pasturas porcorum, quas habebunt in illis termininis, in quibus bonae memoriae patris nostri tempore habuerunt. Und aus besonderer Gunst schenken wir den obengenannten Bürgern unseren Wald, der 'O' genannt wird, mit voller Nutznießung, 'hoc est in pascuis et pastura porcorum', die aus dem Weiden der Schweine besteht.

Auch die Stadt Hannover war damals und auch in späteren Jahren, im Besitz von Schweineherden (siehe Lohnregister, 1867):

Anno 1480: . . . Item 2 schellingen, 3 pf. den burmesteren, dar se de herde, scaper unde swene [d.h. Kuh-, Schaf- und Schweinehirt] mede deden.

In 1500 war offensichtlich der Gehilfe des Stadtschweinehirten gestorben: Item 5 schellingen Reyner Witremen vor 1 sarck, dat de radt des swenen jungen ghaf. . .

In dem 39. Satz der 57 Sätze des Koblenzer Stadtrechtes 1363 (Bär, 1898) steht ge­schrieben:

Item sa ist eyn recht, dat iglich ingesessen burger weys sine zale swyne in der stede walt zu eckeren, er sie ritter, knecht, scheffen, burger, hantwerk, arm oder rieh; nu werden wir overdryben van den, die gheyn recht darzu haint, und wird gesprochen, die swyn sin unser heren. Bidden wir unsen heren, dat hie uns ungenaden entree [entschuldige], dat des nyt mer noit geschie, dan so wat unse here wile eckeren zu syne urbar.

Und im Bürgerbuch von 1469 ist eine Liste zu finden mit der Anzahl Schweine, die ein jeder eintreiben darf 'in Covelentzer weiden, wenn eckeren is':

Item mach eyn iglicher amptman zu Covelentz jaers 50 swyne eckeren in Covelentzer weiden van amptz wegen; Item mach eyn iglicher scheffen oder scheffenwedefrauwe jaers 25 swyne eckeren in Covelentzer weld; Item mach eyn iglicher waelgeborner burger jaers 25 swyne eckeren in Covelentzer weide; Item mach eyn iglicher raytzhere van der burger wegen jaers 12 swyne eckeren in Covelentzer weide; Item mag eyn iglicher raytzhere van der hantwerk wegen jaers 8 swyne eckeren in Covelentzer weide; Item mach und sal eyn rayt jaers eynem iglichen burger buyßen raytz geben nach gesynnen 6, 5, 4, 2 oder 1 swyn nach gelegenheyt des eckers und der lüde zu eckeren in Covelentzer weide; Item mach eyn rayt jaers eynem bygesessenen dienstwayn [Dienstmann] oder karhen [Kärrner] der stede von gnaden und verdinste geben etliche swyn zu eckeren nach gelegenheyt des eckers und goitdunken des raytz.

Und der Diensteid der Schweinehirten von Koblenz lautete wie folgt: Der hyrten eyd Ir suit geloeben und dar na zu den heiligen sweren, die swyn, die uch gelebert werden, getrulich zu hoeden und zu versorgen, na uren besten synnen umb uren lone alß von 2 swynen die woieh 5 heller, und keyn swyne uf den walt nemen, auch keynt vom walde laissen sonder wissen und willen eynes burgermeisters, und wer sach, daß eynich swyn verloiren wurde, suit yr zoep und zael (zopf und zahl, Anfang und Ende; d.h. alles) wisen, und wae deß nyt geschit, solt yr das swyn bezailen, solchs zu follen-

134

•«•*• ..tiV-.-*r.'w»

Bild 70. Ausschnitt aus einer Herbst-Szene aus einem flämischen Kalender aus dem 16. Jh.

brengen, und nyt zu sumen yn eynich wyß. 1(i der niedersächsischen Stadt Geseke bei Paderborn (Lappe, 1908) wurden in der Mastzeit im anliegenden Wald für die Armen zwei sog. Spende-Schweine mitgetrieben. U e m Pfarrer der Stadtkirche wurde eine gewisse Summe Geldes überwiesen; 'damit der allmächtige die Mast wieder besegnen möchte, wurde Herr Pastor ersucht, pro hac 'Tensione ein allgemeines Gebet des Sonntags wiederholen zu lassen'. Ferner wurde eine kumme bestimmt 'vor drei Messen zu lesen, daß Gott der Herr den Eichbaum segnen Und das Ungeziefer abwehren wollte', und den Mönchen des Klosters wurde gestattet ein Schwein zur 'Benediktion des Holtzes' in der Mast frei mitzutreiben, außerdem wurde es dem kurfürstlichen Richter gestattet, ein Schwein mitzutreiben, Jedoch nur gegen ein 'reversale gratis et citra consequentiam' [das Recht das Schwein 2urückzusenden ohne Grund oder Konsequenz]. Um diese freiwillige Gunst nicht zu e|nem Rechte werden zu lassen, wurde zuweilen sein Schwein beim Austrieb 'zurück und nach Haus getrieben', damit 'man sich vorsehe und keine Läuse in den Pelz setzen lasse'. Weil auch den Pfarrern der Mittrieb eines Schweines gestattet war, stand auch hier 2u befürchten, daß diese Herren sich ein Recht anmaßen würden und 'ihre Schuhe nach diesem Leisten schneiden möchten'. Ferner wurden die Franziskaner und die Kuhhirten d e r entsprechenden Huden zugelassen, damit 'sie bey Zeiten aus dem Holtz bleiben soll-ter>'- Schließlich wurde zur Deckung aller entstehenden Unkosten sog. 'Unkostenschweine' "^getrieben.

Aus der Stadt Minden ist vom Jahre 1365 ein Bruchstück eines Ausgabenregisters bewahrt geblieben: Der 'Custos porcorum in Rodenbeke' (der Stadtschweinehirt) bekommt jeden

135

Monat 3i Lübecksche Solidi ausbezahlt (am Ende des Jahres selbst 4 Stüber!), während am 10. November, bevor die Eichelweide anfängt, die Knechte der Stadt 14 Solidi er­halten 'qui circumseperunt quercus in Rodenbeke' (welche die Umhegung der Eichen aufstellten), ohne Zweifel wie es abgebildet wurde auf dem Bild der Psalterminiatur nr. 49-b. Und zum Schluß sei noch das Augustinerinnenkloster Brede bei der westfälischen Stadt Brakel erwähnt, das bis zu der Säkularisation während der französischen Besetzung das Schweineweiderecht in der ganzen Brakeischen Feldmark hatte. Nach Richter (1907) kommt dieses Recht dann 1812 als Aktivum auf der 'Pertinenzien-Liste' des Klosters vor. Hiergegen erhob alsbald der 'Kanton-Maire' von Brakel Protest:

Die Angabe, daß die Domäne Brede die Hude- und Weidegerechtigkeit in der Brakeischen Feldmark habe, ist als solche ganz unrichtig. Die Stadt Brakel hat dem Kloster Brede die Erlaubnis gegeben, die zur Ökonomie nötigen Schweine den Brakeischen Hirten vorzutreiben, wogegen das Kloster die Verbindlichkeit hat, die in der Pfarrkirche nötigen Hostien unentgeltlich zu liefern und die Kirchengewänder unentgeltlich zu waschen, was alles reichlich zu 15. Tlr. anzuschlagen ist.

136

Die Schweineheiligen

Bild 71. St. Antonius vor der Himmelspforte.

Willkommen! Gehet ein in Frieden! Hier wird kein Freund vom Freund geschieden. Es kommt so manches Schaf herein, Warum nicht auch ein braves Schwein! Da grunzte das Schwein, die Englein sangen; So sind die beiden hinein gegangen. (Wilhelm Busch)

138

Die ansehnliche Zahl von einundsechzig katholischen Heiligen hat in Westeuropa in den hinter uns liegenden Jahrhunderten auf irgendeine Weise in Beziehung zu der Schweine­zucht gestanden oder steht damit auch noch jetzt in Verbindung. Außer aber dem St.

3. Januar

5. Januar

17. Januar

18. Januar

28. Januar

29. Januar

1. Februar

3. Februar

3. Februar

6. Februar

6. Februar

14. Februar

17. März

21. März

27. März

5. April

23. April

12. Mai

13. Mai

3. Juni

8. Juni

12. Juni

16. Juni

17. Juni

20. Juni

21. Juni

24. Juni

25. Juni

29. Juni

30. Juni

12. Juli

Schweineheiligen-Kalender

Sta. Genovefa

St. Gerlachus

St. Antonius-Abt

St. Deicolus

St. Irmundus

St. Gildas

Sta. Brigitta

Sta. Berlinda

St. Blasius

St. Alderic

St. Amandus

St. Valentinus

St. Patrick

St. Benedictus

St. Florentinus

St. Vincentius

St. Georg

St. Pancratius

St. Servatius

St. Kevinus

St. Medardus

Sta. Cunera

St. Cyr

St. Herbot

St. Bernardus

St. Mevennus

St. Johannes

St. Gohard

St. Petrus

St. Arnulfus

St. Monon (1 .x)

20. Juli

20. Juli

24. Juli

10. August

12. August

16. August

24. August

1. September

8. September

10. September

14. September

17. September

28. September

30. September

8. Oktober

18. Oktober

21. Oktober

23. Oktober

31. Oktober

3. November

6. November

8. November

11. November

12. November

15. November

16. November

26. November

13. Dezember

17. Dezember

21. Dezember

25. Dezember

Sta. Margaretha

St. Vulmarus

Sta. Christina

St. Laurentius

St. Porcarius

St. Rochus

St. Bartholomeus

St. Aegidius

St. Adrianus

St. Nicolaus

St. Cornelius

St. Lambertus

St. Eberhardus

St. Gregorius

Sta. Porcaria

St. Monon (2 x )

St. Wendelin

St. Pompejus

St. Wolfgang

St. Hubertus

St. Leonhard

St. Castor

St. Martin

St. Livinus

St. Maclovius

St. Emilius

St. Basolus

Sta. Lucia

Sta. Wivina

St. Thomas

St. Nicodemus

139

Antonius-Abt (dem Einsiedler) und in geringerem Maße auch St. Blasius, St. Leonhard und St. Wendelin, haben sie überwiegend nur lokale Bedeutung (gehabt). Daneben gibt es eine Anzahl, die nicht direkt als 'Schweineheilige' auftreten, sondern entweder nur ein Schwein als Attribut mit sich führen oder in ihrem irdischen Leben auf irgendeine Weise etwas mit Schweinen zu tun hatten.

Die vier großen Schweineheiligen

Sankt Antonius-Abt

Sankt Antonius-Abt, auch der Einsiedler genannt, der später oft mit dem heiligen Antonius von Padua verwechselt wird, ist von allen Schweineheiligen wohl der volks­tümlichste. Zender (1959) nennt in Deutschland mehr als 560 Orte, wo der Heilige als Beschirmer der Schweine verehrt wird; auf Karte 12d von seinem Atlas der deutschen Volkskunde zeigt er alle Stellen, wo um 1930 Schweineheilige verehrt wurden, gibt aber selber zu, daß diese Karte höchst unvollständig sei. Fuß schreibt 1878, daß zu dieser Zeit das Opfern von halben Schweinsköpfen üblich war in der Kapelle zu Oberbohlheim, im Kreise Düren, und in der Pfarrkirche zu Teveren bei Geilenkirchen. Am erstgenannten Ort sollen die Opfergaben den Armen zufallen, in Teveren hingegen zu den Einkünften des Pfarrers und Küsters gehören. Halbe Köpfe opferte man früher auch bei den Kapuzinern in Zülpich, wovon die folgende Anekdote bekannt ist:

Ein Dieb war von den Patres bei dem Versuch, sich etwas von den Opfergaben an­zueignen, gefaßt worden. Ihn fragte man später neckend: 'Nun, wie war's mit den halben Köpfen?' - 'Halbe Köpfe gab's noch nicht', antwortete er mit gutem Humor, 'aber Rückstücke!' und rieb sich den Buckel.

Wouters (1937) schreibt, daß 'viele Gemeinden in Flandern und in Brabant die Ehre und das besondere Glück haben, die auserwählte Stelle zu sein, wo der gute Heilige seine Hilfe und Gnade freigebig ausstreut'. Im belgischen Flandern wird er in mehr als 40 Kirchen und auf Hunderten von Altären ver­ehrt (Janssen, 1916). Im französischen Flandern nennt das französisch-flämische Jahr­buch für 1964 44 französisch-flämische Kirchen, wo Sant Antonius einen Altar hat. In den belgischen Ardennen nennt Legros (1948) sechs Stellen, wo er als Beschützer der Schweine verehrt wird. In Luxemburg werden 13 Stellen genannt (de la Fontaine, 1883). Für die niederländische Provinz Brabant gibt Knippenberg (1957) eine Liste von mehr als hundert Kapellen und Altären wo Antonius-Abt verehrt wird oder verehrt wurde. Seine Volkstümlichkeit geht hervor aus den vielen Volksnamen die er trägt: der Faken-Toni in Österreich, Swiene-Tönnis in Münsterland, Antonio del Porco in Italien, Toontje-Abt in Flandern, der Säu-Antoni in der Schweiz, Su-Antoni in Baden, und die Esten sollen den Tônn sogar zu einer Art von Schweinegott erhoben haben. Réau (1958) schreibt:

Cette intimité devrait paraître compromettante et même scandaleuse aux Orientaux, surtout aux Juifs, race violemment porcophobe.

Im münsterländischen Riesenbeck ist der hl. Calixtus der Kirchenschutzpatron; im benachbarten Bevergern aber Antonius der Einsiedler. Die Einwohner von Bevergern haben nun den folgenden Spottvers geprägt:

Calix, dat is nix.

140

A<-

• f iiiiHüiia ^ ^ ^

' ' t :-'.

Bild 72. Opfer an Sankt Antonius-Abt in Faou (Le Finistère, Bretagne) um etwa 1945.

Mar Anton, dat is'n Mann, Die us helpen kann.

Schon Pieter Breughel der Junge hat eine Prozession gemalt, worin das Bild des heiligen Antonius durch die Straßen eines flämischen Dorfes getragen wird. Nicht weit von Brügge 'legt das Dorf Aartrijke, wo die Toontjes-Tage noch viele Tausende von Pilgern anziehen, 'n dem Volksmund heißt es dort, daß der Toontje-Abt auf dem 17. Januar immer etwas mitbringt: Wenn es kein Schnee oder Frost ist, so ist es Regen oder Tauwetter. *n Aubin-Neufchâteau werden Reliquien des Heiligen aufbewahrt. Hier, und auch in Amay und Theux, wird in der Kirche Brot gesegnet, das den kranken Schweinen zur Heilung gefüttert wird. In Sint-Anthonis bei Brecht und in Brasschaet in Flandern opferte man am 17. Januar in den Kirchen Schweinsköpfe. Die Kirche von Vollezeel hat Reliquien des heiligen Mannes, die sie 1720 erhielt von der Äbtissin von Vorst bei Brüssel. Wie in Bogaarden und in Herdersem geht man dort zur Wallfahrt, um eine günstige Schweinezucht zu erbitten. 'Sint-Anthonius von Herdersem ist ein sehr tüchtiger Heiliger', sagt man dort.

141

In Edeghem bei Antwerpen wurden auf dem Altar des Heiligen Spanferkel geopfert; diese wurden zu Ehren des hl. Antonius großgezogen und später unter den Armen ver­teilt. In Pépinster wurden am 17. Januar in Buden rundum die Kirche geweihte Waffeln oder Kuchen verkauft. Sie dienten zum Schutz gegen das Sankt-Antonius-Feuer bei den Schweinen. Im Dorf Essene wird das Bild des Heiligen während der Oktave nach seinem Festtag in der Kirche ausgestellt. Die Gläubigen berühren das Bild oder das Schweinchen neben ihm mit der Hand. Das Geld, das man opfert, hatte man meistens einige Zeit vorher in die Tröge seiner Schweine hineingelegt. Am Tage seines Festes gibt es abends Kirmes im Dorfe, wovon die Worte herstammen (nach De Meyer, 1969):

Morgens feiern sie den Heiligen; Abends sein Schwein!

Auch in Frankreich wird der hl. Antonius in mehreren Provinzen verehrt als Schutz­patron der Schweine. Die ihm geweihten Kapellen sind das Ziel mannigfaltiger Wall­fahrten (Moulé, 1910). In St. Antoine-de-Rochefort, in der Gegend von La-Ferte-Bernard, geht man zur Erflehung der Gesundheit der Schweineherden zur Kirche, wie auch in Prissac, wo jedes Jahr am 17. Januar eine spezielle Messe für die Gesundheit der Schweine gelesen wird. In verschiedenen Gemeinden der Sarthe brennt man Wachskerzen zu seinen Ehren, um die Schweine vor Gicht zu bewahren.

In Belle, in Nordfrankreich, wird das sog. St. Antonius-Wasser für kranke Schweine ausgereicht. Sehr viel wird der Heilige auch in der Bretagne angerufen, wo die Schweinezucht im besonderen Ansehen steht. Hierher stammt wohl eine französische 'petite légende chré­tienne', daß der hl. Antonius einmal durch das bretonische Land zog und dort einem Schwein begegnete. Da er einen Diener brauchte und keinen bei sich hatte, nahm er das Schwein bei den Vorfüßen und ließ es auf den Hinterbeinen stehen: Sofort glich das Tier einem Bretonen! Diese etwas anzügliche Geschichte zeigt einige Verwandtschaft mit der aus Oberdeutsch­land herstammenden Legende über die Erschaffung der Westfalen. Hier ging der Liebe Herrgott selber einmal mit seinen Jüngern durch das damals noch menschenleere west­fälische Land, wo zu dieser Zeit nur Schweine lebten. Gefragt, ob in dem Lande denn keine Menschen leben könnten, bejahte Er dies, worauf Petrus Ihn aufforderte, hier auch Menschen entstehen zu lassen. Da berührte der Herrgott mit dem Fuß ein dort liegendes Schwein, das sich alsbald in Gestalt eines Westfalen erhob mit den Worten: 'Na, wat stött He mi!' Und zu den Jüngern sagte er zugleich: 'Und Gi, wat döt Gi hier up minen Grund und Boden?' Die Oberdeutschen sollen sich aber hierdurch nicht den Niederdeutschen überlegen fühlen, denn nach einem Schwanke von Bebel kann man am besten bayrisch lernen, in­dem man sich einige Zeit im Koben bei den Schweinen einschließen läßt (Wesselski, 1907):

Als Erzherzog Siegmund von Österreich damals Elsaß, Breisgau und die Landvogtei in Schwaben am Herzog Jörgen von Bayern verkauft hätt, sind die Einwohner des Verkaufs gar nicht zufrieden gewesen. Wie nun ein bayerischer Ritter, der in dieser Sach handeln sollt, beim Schloß Pflrt vorbeiritte, fand er das Weib des Pflegers vor dem Schloß mit ettlichen Säuen sitzen; er grüßet sie und fragt, was sie da tat. 'Ich hör', gab sie fein höflich zur Antwort, 'daß wir werden müssen Bayerisch; derhalb bemüh ich mich, ihre Sprach von den Säuen zu lernen'.

Und Martin Luther hat einmal geschrieben:

142

Cbeylgetben3nt<wgro|i/ Sbbg ott|iïii&/0\><6biil6t>fiatm|?/ (rrauicb »ne gnaö on onbcrloß' ÏWbùtPite DO! own fcl?toreébni|t.

Bild 73. Sankt Anthonius im 'Feldbuch der Wundarztney'.

O heyiger Herr Antony groß / Erwürb uns gnad on underloß / Abloß der siind / gots huid und gunst / Behiit uns vor dein schweren brunst.

Man hat bisher der Beyer mit den sewen gespottet, nu hoffe ich, will es besser mit yhn werden, da alle Sewen ynn die berampte hohe Schule gen Ingolstadt gelauffen sind . . .'.

°der aus noch einem anderen Schwank (aus dem schwäbischen Wörterbuch, Bd. V): Unser Herr wollte einmal zu Landsberg über den Lech nach Bayern und sagte dem Brückenvogt, er sei Unser Lieber Herr und wollte in's Bayerland, um da seine Schäflein zu suchen. Darauf hat Ihm der Brückenvogt entgegnet, da gehe Er ganz irre, denn da drüben gäbe es ja keine Schafe, sondern nur Säue . . .

Nicht umsonst schrieb Sebastian Frank in seinem 'Weltbuch' (1567) über Bayern: Diß Landt ist voller Eychlen und Holtzops / das sie allen Nachbarren und Anstößern genugsam Säw ziehen und mosten.

143

Aber kehren wir zurück nach Frankreich. In Les Dombes zieht am Tage des heiligen Antonius eine Prozession durch den Ort, mit Benediktion aller Schweine. In Faou (Finistère), wo der Heilige der Ortspatron ist, hat er Recht auf einen Fuß von jedem geschlachteten Schwein. Wenn diese Füße richtig durchgeräuchert sind, werden sie viermal pro Jahr bei seinem Bild niedergelegt, das zur Anbetung an der Pforte des Fried­hofes aufgestellt ist. An vielen Orten erhält er auch Schweineschmalz für das Heil der Schweine des Kirchspiels. Dieser Brauch wurde auch im Cote-du-Nord festgestellt. In diesem Département existiert(e) 'seit undenkbaren Zeiten' eine jährliche Pilgerfahrt zu Ehren des Heiligen, am Samstag nach seinem Jahrfest. Der eine Pilger brachte dann einen Schweinskopf, ein anderer Schweinsfüße, Schmalz oder Ohren mit, und diese Opfergaben wurden vom Kirchendiener eingesammelt und zum Nutzen der Kirche ver­kauft. Man nannte diese Wallfahrt 'la messe aux pieds de cochons' (die Messe der Schweinsfüße). Auch in den katholischen Teilen Hollands kommt der heilige Antonius-Abt als Be­schützer der Schweineherden vor. Oft wurden an seinem Tage vor der Kirche geopferte Schweinsköpfe und andere Teile des Tieres öffentlich verkauft. In Brabant heißt das die Köpkes-mert. Das geschah unter anderem in Berchem und Izeghem, in welchen Dörfern der hl. Antonius Dorfspatron ist. In Rotselaar gingen alle Menschen an seinem Tag auf dem Antonius-Weg zur Wallfahrt. Die geopferten Schweinsköpfe wurden meist­bietend verkauft auf den Treppen des kleinen Kirchenportals (Lambrechts-van Doren, 1960). In Loo, bei Duiven, und in Chaam ging man am 17. Januar zu St. Antonius zur Pilgerfahrt für das Heil der Schweine; dazu hatten die Bäuerinnen in Chaam es gerne, wenn ihre Ehemänner nach der Wallfahrt betrunken nach Hause zurückkehrten. Nach ihrer Meinung würden dann die Schweine gleichfalls gut trinken und dadurch wachsen. In der Pfarrei Raach in Österreich, schreibt Gugitz (1949):

. . . wurde das Fest des sog. heiligen Anton mit der Sau mit erbaulichen Opfern gefeiert. Diese Opfer bestanden darin, daß die Bauern, und besonders das andächtige Weibervolk, lebendige Spanferkel, ganze Schweineschinken, Speckseiten, Würste, u.s.w. auf den Altar legten . . . Die Opfernden pflegen mit unbeschreiblichem Un­gestüm sich um den Altar zu drängen und um den Patron ihrer Schweine würdig zu verehren, ihm das Angesicht oder den Bart mit Opferspeck zu bestreichen. Das starke Auftragen dieser frommen Schminke nötigte den Herrn Pfarrer vor einigen Jahren, seinen einträglichen Patron neuerdings fassen zu lassen . . .

Kleinere Kultstätten für den Faken-Toni fanden sich noch in Kärnten, so in Sankt-Margarethen bei Reifnitz, wo man ihm 'Schweinehaxeln' opferte, ebenso in Dellach bei Moosburg, wo sich aber auch Lebendopfer im Opferställchen einstellten. Das Sankt-Anthoni-Feuer, womit der Mönch von Hans Sachs schon drohte, ist eine, besonders früher, bei Menschen und auch bei Schweinen viel vorkommende Krankheit. Der Name ist wahrscheinlich ein Sammelbegriff für allerhand Erkrankungen, die sich im wesentlichen nur darin glichen, daß sie mit Rötung der Haut und Fieber verliefen. Die Erscheinungen sind unter vielen Bezeichnungen bekannt:

Antonius-Feuer, Anthoni-Plage, Antoni-Rausch, Heiliges Feuer, Wildes oder Laufendes Feuer, Schweine-Rotlauf, Rose, Bräune, Scharlach, Röte, Kopfrose, Nettelrose, Nesselfieber, Bachsteinblattern, Milzbrandfeuer, Milzbrandrotlauf, Aus­satz; Anthony's Fire; Feu de Saint Antoine, Feu sacré, Rouget de Porc; Fuegos di Sant Anton; Fuoco di Sant Antonio; Ignis sacer, Ignis persicus, Anthrax.

144

Bild 74. Das silberne Trinkgefäß der St. Antonius-Bruderschaft zu Kaikar am Niederrhein. Höhe 12,5 cm, Länge 19 cm. Auf dem Rücken Medaillen mit den Namen der Bruderschafts­meister seit 1635. Am Ende des zweiten Weltkrieges verschwand es aus dem Museum, tauchte aber Ende 1964 (nach neunzehn Jahren !) wieder auf bei einer Versteigerung bei Christie in London, wo das Schwein im Katalog auf rund 20 000 DM bewertet wurde. Die Bodenplatte trägt an der Unter­seite die folgende Inschrift:

Sankt Antonius Vercken buen ick gheheten. In die Wildernis heb ick gan vruiten. Um uit tue drincken buen ick hier ghestelt Ter eehren Sant Antonius Gueldt. Herman Terthoven, Adam van de Velden, (Gueldmeisters, 1635)

Steudel (1967) schreibt in seiner Vorrede zum 'Feldbuch der Wundartzney' von Von Gersdorff, 1517:

Die Darstellung der Fisteln, Karbunkel und Blattern läßt die differentialdiagno­stischen Schwierigkeiten erkennen, in denen sich der Wundarzt des ausgehenden Mittelalters befand. Größte Aufgabe stellte ihm der 'heiße Brand', auch 'Ignis sacer' oder 'Sankt-Anthonius-Feuer' genannt, der in den meisten Fällen Folge einer Mutterkorn-Vergiftung war. Wenn die konservative Therapie des Ignis sacer nicht zum Erfolg führte, sollte der Chirurg damals nicht zögern, das brandige Glied zu amputieren . . .

Und zu dem Bild, das der Autor bei der Beschreibung dieser Amputationen gibt ('und hab doch ein hundert glyd oder zwey abgeschnitten in sanct Anthonien hoff zu Straßburg und ußwendig des hoffs'), dichtet er:

Arm/bein abschniden hat sein kunst / Vertriben sanct Anthonies brunst. Gehört auch nit ein yeden zu / Er schick sich dann wie ich im thu.

145

? "mfSPrmnsT""—Fi

Bild 75. Das Sterbebett des hl. Antonius-Abt: Sein Schwein liegt wie ein Hund unter seinem Bett! Gestochen von P. Clouet nach einem Gemälde von Rubens.

Diese Seuchen veranlaßten im 11. Jahrhundert die Gründung des Antoniter-Ordens, ursprünglich eine Bruderschaft zur Pflege der Kranken. Andere meinen, daß die hier erwähnte Seuche der Schweine die Erysipelas suis gewesen sei, wie Froehner (1920) sie beschreibt:

Kupferrote bis blaurote Flecken am Unterbauch, an der Unterbrust, Innenflächen der Hinterschenkel, am Halse und an den Ohren, welche zu größeren Flächen kon­fluieren und sich zuweilen über den ganzen Körper verbreiten, mit Durchfall. Die Mehrzahl der rotlaufkranken Schweine stirbt.

Diese Krankheit ist auch auf Menschen übertragbar und scheint auch jetzt noch die am häufigsten vorkommende tierärztliche Berufskrankheit zu sein. Bei den Schweinen ver­wendete man früher, neben der Hilfe des hl. Antonius, als Heilmittel den Saurank (Scophularia nodosa) und das Eber- oder Schweinekraut (Epilobium angustifolium), auch Antonius- oder Feuerkraut genannt. Sankt Antonius-Abt wurde um 251 geboren in Oberägypten. Schon in seiner Jugend zog

146

er sich in die Wüste zurück als Einsiedler; später wurde er Patriarch aller dortigen Kloster­brüder. Er starb 356, über hundert Jahre alt. Vom französischen Baron Josselin wurde sein Leichnam 1070 aus Konstantinopel nach Frankreich gebracht und dort aufbewahrt m einer Abtei, welche den Namen Saint-Antoine-en-Viennois trägt. Aber auch in Arles in der Provence soll man einen Leichnam des heiligen Mannes aufbewahren, und wie der Humanist Henry Estienne (nach Réau, 1958) schreibt:

En la fin sainct Anthoine est demouré ayant deux corps entiers et outre iceux plusieurs membres en divers lieux, pour le moins une demie douzaine de genoux. (Am Ende blieben vom S. Antonius zwei vollständige Körper und außerdem mehrere Glieder an verschiedenen Stellen, mindestens ein halbes Dutzend Knie.)

Die Statuten von Bormio in der Provinz Sandrio, in der Lombardei, schrieben damals vor, daß man jedes Jahr eine Sau kaufen sollte, die frei in den Straßen der Stadt herum­laufen mußte (Chaumartin, 1930). Zu Weihnachten wurde das Tier geschlachtet und ver­kauft; der Ertrag wurde verwendet zu Ehren des hl. Antonius-Abt. Die guten Sorgen, mit denen man das Tier während seiner Existenz auf Erden umgeben hatte, würden dann alle Schweine aus der Umgebung schützen gegen jede Zauberei. Diese Schweine wurden mit so viel Respekt behandelt, daß niemand es wagte sie zu stehlen. Von jemandem, dem unerwartet ein Unglück passierte, sagte ein italienisches Sprichwort: 'Ha forse rubato un Porco di San Antonio!' (Er hat wahrscheinlich ein Antonius-Schwein gestohlen!). Zur Erhaltung ihrer Hospitäler und Kongregationen hatten die Antoniter-Brüder damals überall das Recht, Schweine in den Straßen herumlaufen zu lassen, wo sie in den öffent­lichen Misthaufen in Hülle und Fülle etwas zu essen aufwühlen konnten und auch von den wohlwollenden Bürgern nicht vergessen wurden, sei es, wie z.B. 1517 in der hol­ländischen Stadt Haarlem geschah, daß von Zeit zu Zeit ein Erlaß erschien 'om de verckens van Sint Antonie niet te slaen noch te stooten'!

Diese Schweine waren wiedererkennbar an um ihren Hals gebundene Glöckchen; auch wurden diese Glöckchen in den Ohren der Tiere festgenagelt, wie aus Bild 73 ersichtlich •st. Dieses Verfahren war höchst praktisch, da sie so nicht verwechselt oder verloren gehen konnten, auch nicht so leicht vom Straßendreck verschmutzten, wodurch der Klang verschwand. Daß diese Schweine nicht auf der Straße behindert werden durften, 'st wohl der Grund des Ausdrucks 'so frech wie ein Antonius-Schwein'. In Venedig und in anderen Städten Italiens wurden die Tiere in den Haushaltungen der Bürger reihum je eine Woche gefüttert. Auch in vielen anderen Ländern war der Brauch bekannt: 'Tu vas de porte en porte, comme le cochon de Saint Antoine' (du gehst von Tür zu Tür wie das Antonius-Schwein) war eine bekannte französische Redensart. Die Antoniter wurden oft beneidet um ihr Privileg dieser Schweinezucht, und es kam °ft vor, daß auch andere, in unehrlicher Konkurrenz, ihre Schweine mit einem Glöckchen um den Hals ('un cochon clarine', wie es in Frankreich hieß) auf den Straßen herumlaufen üeßen. So im belgischen Mons, wo die Bruderschaft sich hierüber 1648 beklagte (Ons Volksleven, 1895). Auch in Utrecht gab es damals gewissenlose Leute, die privatim ihre Schweine mit Glöckchen auf die Straßen jagten, ganz zu eigenem Nutzen, wie hervor­geht aus dem Buurspraeck-Boeck der Stadt Utrecht (1399):

Den rade is aenghecomen, dat hier vele vercken opter straten gaen, die bellen aen den halsen hebben, ghelike oft S. Anthonis vercken waren, daer waernt de raet einen yeghelycken voer, dat hi sien vercken, die met bellen gaen, ende S. Anthonis nyet toe en behoerden, thuys te nemen ende die bellen off toe binden, off die raet

147

Bild 76. San Antonio, nach Andrea Previtali (1470-1528).

wil die vereken na hoer nemen . . .'. In 1449 wird in diesem selben Buch gesprochen über

den heylighen vercken, die met der heyligher teyckenen gheteyckent syn, ende waert yemant, die enighe verckenen teyckende ende den heylighen nyet toe en behoerden, die seilen die bewaerders vander heylighen verckenen ter heylighen behoeff aen-nemen . . .

Bald wurde dann auch diese öffentliche Schweinezucht in den Städten verboten, be­sonders nachdem Prinz Philip von Frankreich, der Sohn des Königs Louis le Grand, in Paris mit seinem Pferd über so ein Straßenschwein stolperte und dabei das Leben verlor. Die Stadt Ulm verbot das freie Umherlaufen schon in 1410, Frankfurt in 1421, Nürnberg in 1475. In Hall, in Schwaben, dagegen wurde das freie Herumlaufen erst 1631 untersagt. Oft war es auch nötig, die Prohibitiv-Verordnungen regelmäßig zu wiederholen. In Brügge, in Flandern, wurde den Brüdern vom Sankt Antonius-Konvent das Privileg in 1454 abgekauft; in Amsterdam wurde es 1500 jedem verboten Schweine über die Straßen gehen zu lassen, vier Stück ausgenommen zu Ehren des hl. Antonius (und dazu noch

148

Bild 77. Detail aus dem Gemälde von Previtali: Ein Engelchen füttert das Antonius-Schwein (mit derselben weißen Gürtelscheckung wie auf Bild 63!) mit Eicheln.

zwei zu Ehren des St. Cornelius): Gaende wel gheringhet, met bellen, ende elck vereken een oir ofghesneden, dats te weeten Sinte Anthonis vier elex hoir rechter oir, ende Sinte Cornelis twee elex hoir linker oir ofghesneden. (Wohl geringelt, mit Glöckchen, und jedem Schwein ein Ohr abgeschnitten, zu wissen vier Stück für St. Antonius mit dem rechten Ohr, und zwei Stück für St. Cornelis mit dem linken Ohr abgeschnitten.)

'n Wesel, wo die Antoniter seit 1375 vom Magistrat Erlaubnis hatten sechs Schweine mit Glöckchen auf die Straße zu schicken, entstanden während der Reformation blutige Krawalle als die Protestanten diese Schweine mißhandelten in ihrem Glaubenseifer. Und a ' s die Reformation sich durchsetzte, wurde dort 1540 das Bild des Heiligen zerstört und 1543 alle Wallfahrten zu seiner später ebenfalls zerstörten Kapelle verboten (Van de Poll, 1901). Nachher scheint er in Wesel wieder rehabilitiert zu sein, denn 1617 schreibt Fischart lr> seiner Geschichtsklitterung (Seite 383) noch über 'einigen, welche rafften zu St. Tönings Bild gen Wesel'.1

1. A.a.O. (Seite 276) schreibt Fischart noch über 'St. Tönings Ritterschaft, welche nicht Seeräuber zu Meer, aber Säuräuber zu Landt sind', und von jemandem, der 'auff der Säw-gard herumb statzioniert eine Schweinene Beut zu erjagen, und meint ihm und seiner Saw stünden die Glocken auch wol an . . .'.

149

Der münich auf die canczel trat Und macht sein gleißnerisch parat. Nach dem sein sew-predig anfing, Erzehlt vil wunderparer ding, Wie sant Anthoni durch sein guet Die sew so gnedichlich pehuet Vor den welffen und der kranckheit, So pey den sewen sich pegeit, Welch pawern ir opfer geben gern Und in seiner pruederschaft wem.

Welch pawrn nit zins und opfer geben, Der sew würns jar nit überleben. Des het er gancz pebstlichen gwalt! Und preist sein jarmarck der gestdlt. Nach dem er ob der altar ston, In aim chormantel angethon, Lies sein Antoni glocklein klingen, Die pawren detten gen opfer bringen, Die pawren maid und die pewerin, Den raicht er nach einander hin Sein krewcz zu kuessen mit pegirn Und straicht ins darnach an die stirn. Welchem sein bruederschaft det lieben, Der wurt den von im eingeschrieben. Nach dem er in den segen gab, Darmit schieden die pawren ab Und drungen zu der Kirchen naus.

Nachdem trat aus dem sagrer raws Der pfarherr, sprach: 'Nun dailt das geldt, Das ir den pawren habt abgestelt!' Der münch das gelt zusammen zueg, Antwort dem pfarher mit petrueg: 'Das gelt, her pfarher, das ist mein! Dargegen so sol euer sein Mein predig, die gnad und aplas, Die ich vom Pabst hab ueber das. Wolt ir an dem gelt haben Steuer, So prennt euch Sant Anthoni feuer!'

Aus Hans Sachs: 'Der Pfarherr und der Stacionirer oder Reliquienprediger'

150

Im niederrheinischen Kaikar zog die Sankt Antonius-Bruderschaft damals für die Armen der Stadt ein Antonius-Schwein groß, das sich sein Futter überall suchen durfte. Auch heute noch ist diese Bruderschaft dort sehr aktiv. Nach einer persönlichen Mitteilung des Stadtarchivars Kock von 1969 geht bei deren jährlichen Zusammenkunft noch immer ein merkwürdiges Trinkgefäß aus Silber rund (Bild 74), das die Form eines Schweines hat und dessen Kopf aufklappbar ist. Das Gefäß, das aus 1635 stammt, zeigt große Ähnlich­keit mit dem sog. Sussex-Pig, einem Fayence-Schwein, woraus damals in der englischen Provinz Sussex - vielleicht auch heute noch - bei Hochzeiten Biet zu Ehren der Braut getrunken wurde.

Sankt Antonius wird auf seinen Abbildungen immer dargestellt mit einem Schwein. Chaumartin (1930) gibt davon 24 Beispiele. Auf einem Gemälde von Rubens aus dem 17. Jahrhundert liegt das Schwein sogar wie ein Hund unter dem Bette des sterbenden Heiligen (Bild 75)! Auf einem im französischen Cabinet des Estampes aufbewahrten Bild frißt sein Schwein Eicheln, was aber am schönsten abgebildet wird auf einem Gemälde von Previtali in Bergamo, wo ein Engelchen das Schwein des Heiligen mit Eicheln aus der Hand füttert (Bilder 76 und 77). Auf einem Bild im 'Feldbuch der Wundarztney' von Von Gersdorff (1517) hat das Antonius-Schwein das Glöckchen, das sonst um den Hals ge­bunden ist, am linken Ohr festgenagelt (Bild 73).

Ganz deutlich, schreibt Beda Kleinschmidt (1931), ist die Beziehung von St. Antonius zu den Schweinen nicht: Der Ursprung hierzu sei dunkel. Nach einer freilich unverbürgten Angabe, schreibt Fuß (1878), haben die Antonius-Mönche auf dem Libanon dem Heiligen ein Schwein als ständigen Gefährten für die Einsamkeit beigestellt und sollen sogar in der angeblichen Grotte des Einsiedlers eine kleine Nebengrotte zeigen, die der Aufenthaltsort dieses Tieres gewesen sein soll2. Gugitz (1949) versucht die folgende Er­klärung:

Das Schwein was vorher ein germanisches Opfertier. Nicht gerne aber sah das Christentum diese blutigen Tieropfer, und jede stärkere Erinnerung daran wollte man verblassen lassen. Und wie die alten Götter zu Dämonen absanken, so ließ man auch hier den Teufel in die Säue oder in deren Opfer fahren, bis sich der wackere Borstenträger in den Schutz eines heiligen Mannes begab . . . Es scheint, daß die christliche Ätiologie diesen so wohlschmeckenden Teufelsbraten aber nicht dämo­nisch abschreckend genug gemacht hat. So war es wohl besser, wenn man einen heiligen Mann heranzog, der das Handwerk gründlich verstand, allen Teufelswerken siegreich zu begegnen und somit auch dieses Tier für die liebe Christenheit wieder appetitlich zu machen . . . Und wenn die Kirche es auch nicht dulden wollte, daß man einem Heiligen diese Tiere opferte, so konnte sie es doch nicht verhindern, daß man sie ihm zu Ehren mästete um sie dann an seinem Tag zu schlachten.

Champion (1922) spricht von einer Legende, nach welcher Sankt Antonius einmal zu einer katatonischen Königin gerufen wurde, deren Kinder den Teufel im Leibe hatten. Als der hl. Antonius (auf einer Wolke!) nach Barcelona fährt, übernachtet er dort im Haus des Probstes Andreas. Dort kommt abends eine Sau in sein Zimmer hinein, die ein

2. Georg Schweinfurth (1922), der das uralte koptische Kloster als einer der ersten in den Jahren 1876 bis 1878 dreimal besuchte und diese Grotte eingehend beschrieben hat, war diese Einzelheit aber völlig unbekannt.

151

Bild 78. Sankt Anthonie auf seiner Fahrt nach Barcelona auf einer Wolke (rechts) und das Wunder mit dem Ferkel (links). Nach einem Holzschnitt aus 'Vie de monseigneur sainct Anthoine abbé', Lyon 1555.

Ferkel in der Schnauze trägt ohne Beine und Augen. Der Probst will das Tier verjagen, aber St. Antonius sagt, daß dieses arme Tier seine Hilfe genauso in Anspruch nehmen kann wie eine Königin, und er heilt das Ferkel (Bild 78). Doch so einfach, wie Wilhelm Busch 1870 die Sache erklärt, wird es bestimmt nicht ge­gangen sein:

Der heilige Antonius, so wird berichtet, Hat endlich ganz auf die Welt verzichtet; Ist tief, tief hinten im Wald gesessen, Hat Thau getrunken und Moos gegessen Und sitzt und sitzt an diesem Ort Und betet bis er schier verdorrt, Und ihm zuletzt das wilde Kraut, Aus Nase und aus Ohren schaut. Er sprach: 'Von hier will ich nicht weichen, Es kam' mir denn ein glaubhaft Zeichen!' Und siehe da. - Aus Waldes Mitten Ein Schweinchen kommt dahergeschritten, Das wühlet emsig an der Stelle

152

Ein Brünnlein auf, gar rein und helle, Und wühlt mit Schnauben und mit Schnüffeln Dazu hervor ein Häuflein Trüffeln. Der heil Antonius voll Preis und Dank, Setzte sich nieder, aß und trank Und sprach gerührt: 'Du gutes Schwein, Du sollst nun ewig bei mir sein!' So lebten die zwei in Einigkeit Hienieden auf Erden noch lange Zeit Und starben endlich und starben zugleich Und fuhren zusammen vor's Himmelreich.

Sankt Blasius

Aus dem 16. Jahrhundert ist ein Gedicht von Ronsard erhalten geblieben (zu siegen auf die Melodie von 'Te rogamus audi nos'):

Sainte Blaise, qui vis aux cieux Comme une ange précieux, Si de la terre, où nous sommes, Tu entends la voix des hommes, Recevant les voeux de tous: Je te prie, écoute nous! (Heiliger Blasius, der in den Himmeln lebt, Wie ein auserwählter Engel, Wenn du von der Erde, wo wir sind, Die Stimmen der Menschen hörest, Und ihre Gebete vernimmst, So bitte ich dich, erhöre uns!)

Sankt Blasius war ein Heiliger, der am 3. Februar 287 oder 316 als Märtyrer starb. In seinem Leben war er Bischof der armenischen Stadt Sebaste. Als er damals verfolgt wurde, lebte er 'einige Zeit in einer Berghöhle in vertrautem Umgang mit den wilden Tieren'. Er soll unter anderem bewirkt haben, daß einer armen Frau ihr durch einen Wolf geraubtes Schwein von dem Wolf zurückgebracht wurde. Von dieser Szene zeigt Kaftal (1952) zwei Bilder. Auch in einem Altargemälde von Memlink in der Kathedrale zu Lübeck soll diese Szene verwendet sein. Zum Dank brachte die Frau dem Heiligen später in seinen Kerker Fleisch, Brot und eine Kerze. Blasius soll daraufhin an der alljährlichen Erneuerung dieses Kerzenopfers einen besonderen Segen verbunden haben, den bekannten Blasius-Segen mit den zwei gekreuzten Kerzen, der vom Priester am 3. Februar gegeben wird. Des öfteren wird St. Blasius abgebildet mit einem Schwein oder einem Schweins­kopfais eines seiner Attribute.

In England wird er besonders in Bradford verehrt; in Italien in der Kirche San Biago in Vicenza, in Neapel und in Comiso. In Deutschland ist er Schutzpatron der Kathedrale von Braunschweig, des dortigen Weifenhauses, des Klosters Sankt Blasius im Schwarz­wald, und in Mühlhausen in Thüringen. Die Schweinehirten, schreibt Réau (1958), sind ihm besonders dankbar für die Rettung des Schweines der Witwe. Sie schneiden oft den Namen des Blasius in ihre Hirtenstäbe

153

oder schreiben ihn auf Zettelchen. Zum Gedeihen und Schutz der Tiere wurde oft Blasius-Wasser ausgereicht. Aus dem 9. Jahrhundert stammt das folgende Gebet, das man in den Archiven des Klosters in St. Gallen zurückfand (Hattemer, 1844):

In nomine Domini. Isti porci, qui enumerati sunt, sanctus Johannes videat illos, amen; sanctus Martinus expascat illos, amen; sanctus Blasius emendet illos ab omni malo, amen; alan, tahalavi; fuga ab omni malo. Exaudita est oratio tua. (Im Namen des Herren. Möge der heilige Johannes die Schweine, die hier gezählt sind, überwachen, amen; möge der heilige Martinus diese Schweine wachsen lassen, amen; möge der heilige Blasius sie schützen gegen alle Übel, amen; alan [?], tahalavi [?]; entfliehe jedem Bösen. Ihr Gebet ist erhört.)

Das Gebet wurde auf ein Zettelchen geschrieben und in Brot eingebacken den Schweinen als Heilmittel gegen allerhand Seuchen gefüttert. Georg Pictorius, alias Jörg Maler, schrieb 1562 sein Buch 'Isagoge de Materia Daemonum', später übersetzt als 'Einleitung in die Lehre der sublunarischen Dämonen', worin er den Glauben an solche Wundermittel stark in Zweifel zog:

Es gab einmal einen Schweinehirten, der an seinem H irtenstab ein Zettelchen gebunden hatte, worauf der Name des heiligen Blasius geschrieben stand, und er glaubte, daß durch die Gewalt und Kraft dieses Stabes nun seine Schweine gesichert waren gegen jede Gefahr oder Raub durch Wölfe3. Er erkannte dem göttlichen Zettelchen soviel Macht zu, daß er selbst seine Schweine ohne Bewachung austrieb zur Weide. Als es aber eines Tages geschah, daß kein Hirt bei der Herde war, kam jemand vorbei, der bemerkte, daß die Schweine von einem Teufel gehütet wurden. Er fragte ihn, was er da mache. Der Teufel antwortete: Ich hüte diese Schweine! Wer hat dir das be­fohlen? Der Teufel antwortete: Der Hirt mit seinem leichtfertigen Vertrauen, der ein Zettelchen an seinen Stab band, woran er besondere Kräfte zuschreibt und des­halb glaubt, daß dieses Brieflein, weil der Name des heiligen Blasius darauf ge­schrieben wurde, seine Schweine beschützt vor Verderb von Seiten der Wölfe, wobei er sich aber durch diesen falschen Aberglauben auf mich stützt. Nachdem ich ihn gerufen hatte und abermals gerufen hatte und er nicht erschien, bin ich hierher ge­gangen, um statt des heiligen Blasius diese Schweine zu bewachen. Da ich immer gerne an Stelle von Gott und seinen Heiligen auftrete, so bewache ich auch jetzt diese Schweine mit Vergnügen im Namen des heiligen Blasius, damit ich diesen in seinem eitlen Vertrauen so dummen Manne ehre und stärke und ihn dahin bringe, daß er mit Fetzen Papier arbeitet, welche er zu einem Gott macht.

Delrio (1599) hatte hierüber aber andere Gedanken: Pictorius, der diese Geschichte vom Schweinehirten dem Abt Trithemius von Span­heim entlehnt hatte, sieht diese Angelegenheit ganz falsch! Uns den Heiligen anzu­vertrauen ist fromm und gut, was die Ketzer auch faseln. Es war ganz richtig, daß der Hirt Vertrauen in dieses Zettelchen hatte und ihm göttliche Kraft zuschrieb und

3. Daß die Wölfe noch im 17. Jahrhundert eine reelle Gefahr für die Schweinehirten bildeten, zeigt ein Holzschnitt in einer alten kölnischen Beda-Ausgabe aus 1612, wo bei den Monats­arbeiten für November unter dem Motto 'Mihi pasco sues' ein Mann gezeigt wird, der sich mit seinem Stab gegen zwei Wölfe wehrt.

154

daß er seine Schweine hinterließ unter dessen Obhut. Ich weiß, daß die Hirten in der Gegend von Maastricht durch einen ähnlichen Glauben, unter dem Munkeln be­stimmter Wörter, einen Hirtenstab in den Boden stecken, wobei sie glauben, daß für ihre Herde keine Gefahr von seiten der Wölfe mehr droht, wenn sie selbst fortgehen.

Ganz ausgestorben scheinen diese abergläubischen Bräuche und Praktiken noch nicht zu sein. Andräsfalvy (1961) erzählt von Hirten im ungarischen Nyiradony, die eine merk­würdige Methode wissen, eine Herde in ähnlicher Weise nur von einem Hirtenstab hüten zu lassen:

Dazu muß eine am Sankt-Georgstag vor einem Bienenkorb eingefangene Biene leben­dig in das eingebohrte Loch am Ende des Hirtenstabes verborgen werden und zwar so, daß niemand es sieht. Darauf kommt dann etwas von der Erde vor dem Bienen­korb, wonach das ausgebohrte Loch mit Blei vollgegossen wird. Wird ein solcher Stab in die Erde gesteckt, so hütet er das Vieh allein. Aber alles unter der absoluten Bedingung, daß niemand den Vorgang gesehen hat4.

Sankt Leonhard

Der dritte Heilige dieser Gruppe ist der hl. Leonhard. Er war Einsiedler in Limousin im 6. Jahrhundert; er starb um 560. Seine Jugend soll er am Hofe des Königs Clovis zuge­bracht haben. Später wurde er Abt des Klosters Noblac bei Limoges. Die Zisterzienser brachten seinen Ehrendienst nach Deutschland. Er ist in Bayern und Tirol dermaßen Populär, schreibt Réau (1958), daß man ohne Übertreibung sagen kann, daß seine Volks­tümlichkeit nur von der Heiligen Jungfrau übertroffen wird. In dem Volksmund heißt er 'der bayerische Herrgott'!

Es ist unerfindlich, schreibt Gugitz (1949), wie dieser in seiner ganzen Sendung so be­deutungslose Heilige eine so einreißende Kultdynamik als Viehheiliger bei dem deutschen Bauernstand und selbst bei den angrenzenden Romanen und Slawen entflammen konnte. Ursprünglich war er nur Patron der Gefangenen, weshalb man ihn immer abgebildet sieht mit Ketten und Fesseln; auch alte, ihm geweihte Kirchen sind oft von Eisenketten um­hangen. Viel jünger, aber jetzt durchaus in den Vordergrund tretend, ist St. Leonhard als Viehpatron. Da das Eisen der Ketten ihm lieb ist, sind auch die ihm geweihten Votiv-gaben für Schweine aus Eisen, worunter in Kärnten und der Steiermark auch viele aus Eisenblech bestehen5 (Bild 79-a). Andererseits werden ihm auch Wachsfiguren als Weihe­gaben geopfert (Bilder 79-b und 79-c).

4. Rantasalo (1947, 1953) gibt hiervon aus Finland in gleicher Weise zahllose Beispiele: 'In den Hirtenstock wurde ein Loch gebohrt, gefüllt mit Quecksilber, mit Asa foetida (Teufelsdreck), mit Wolfskot oder mit einem Gemisch aus Mist aller zur Herde gehörigen Tiere. Das Loch wurde darauf mit einem Holzzapfen geschlossen in dem ein Kreuz eingeritzt war. An Bienen, und auch an Ameisen, wurde auf dem Gebiet des Zusammenhaltens der Herde große Zauberkraft zugeschrieben. Sie leben in großen Gemeinschaften und kehren stets heim zu ihrer Gruppe; die von ihnen erhaltenen Mittel wirken daher homöopathisch auf eine gute Heimkehr der Herde hin und halten diese auch zusammen.' 5. Im Musée de la Vie Wallone, zu Lüttich, zeigt man noch ein solches aus schwarzem Eisenblech hergestelltes 'Ex voto'-Schwein und auch ein ähnliches Schweinchen aus Wachs. Beide stammen her aus der Kirche zu Huysinghe (18. oder 19. Jh.).

155

j£^JSK^%

Bild 79-a. Eisernes Opfer­schwein aus der Kirche in Sankt Leonhard im Lavanttal (Kärnten) (x 3/5) (19 Jh.).

Bild 79-b. Opferschwein für St. Leonhard aus Wachs, in der Kirche zu Maria Lanzen­dorf bei Wien ( x 2/3) (19 Jh.).

Bild 79-c. Opferschwein aus Wachs für Sankt Leonhard, aus Millstadt in Kärnten ( x 2/3) (19 Jh.).

In Huysinghe bei Hai, im belgischen Flandern, wird der hl. Leonhardus angerufen gegen Lähmungen. In der dortigen Kirche findet man, oder fand man, viele Votivbilder aus Eisenblech, die Schweine darstellen. Im Dorfe St. Leonard bei Brecht wurde er gegen alle Viehkrankheiten angerufen (De Cock, 1891). Ein seltsamer Brauch besteht in der Leonhardi-Kirche bei Neuern, im Böhmer Wald (Schauerte, 1948):

Hier befinden sich eine Menge eiserner, uralter Weihefiguren, nämlich Weihetiere. Am Ostersonntag gehen nun die Bewohner eines Nachbarortes, Kohlheim, in die Kirche hinauf, um dem Heiligen den jährlichen Tribut zu zollen. Man nimmt dann solch ein geschmiedetes Tier und geht damit zum Altar. Hier wird es auf dem Altartische nach beiden Seiten umgedreht und dann liegengelassen. Daraufhin wird eine Münze geopfert. Nach einem kurzen Gebet stellt man das Tier auf den Tisch, der unter dem Chor steht und zur Aufnahme der Weihetiere dient.

Ein alter Hirtensegen aus der Gegend von Hallstein bei Salzburg lautet: Gott wird Euch geben Glück und Segen In Haus und Stall Und überall Bei Kuh und Kälber, Schaf und Schwein. Das soll Euer seliger Hartl [Leonhard] sein.

Oder eine ganz schöne Variante davon, nur für die Kühe (nach Andrée, 1904): Heilöga S. Leanhart, dea 's Vieh älls kuriart, Mach, daß uns hoia koan Rindl nit krepiart; D'Ochsen sand ja thoia, dös woaßt ja von eh, Gelobt sei dö Christi und d'Salome!

Sankt Wendelinus

Nach St. Antonius-Abt scheint von den vier 'großen' Schweineheiligen wohl der heilige Wendelinus als zweiter in Bedeutung zu folgen. Unter den vielen Abbildungen, die sein Biograph Selzer (1962) von ihm reproduziert hat, kommt St. Wendelin sechsmal als Schweinehirt vor: 1. Auf einer aus Dinant stammenden Gelbgußstatuette (von 1430) aus einem Kronleuchter beim St. Wendelin-Hochgrab in der Pfarrkirche zu Sankt Wendel, jetzt im dortigen

156

ètê^tt^tnhÂnw^Htex^art (ktetfur uns Bild 80. Sankt Wendelin, zusammen mit Sankt Leonhard, als Viehheilige. Nach einem Bild in der Kirche zu Tangern, bei Seeboden in Kärnten (1854).

Pfarrhaus, worauf der Heilige als Hirt mit vier Schweinen auftritt; 2. Auf einem Fresko (um 1450) aus der Kirche zu Kleinheubach-Main, gleichfalls als Schweinehirt mit einer Herde von Schweinen; 3. Auf einem Schrottblatt aus dem 15. Jahrhundert im Germanischen Museum in Nürn­berg, als Hirt mit vier Schweinen; 4. Als Schweinehirt mit einer Herde auf einem Holzrelief um 1500 aus Lautenbach, Elsaß; 5. Auf dem Sankt-Wendel-Siegel des St. Wendeler-Kapitels: Ein Mönch mit Buch und Stab, links neben ihm eine Eiche mit Laub und Eicheln, worunter sich ein Schwein erhebt; 6. Auf einer Standesscheibe um 1650 aus der Schweiz: Sankt Wendelin als Hirt mit einer Schweineherde auf einem Glasfenster, mit dem Gedicht:

Saint Wendel wol gemut Der Gewer hietten dut Und glaubt an Jesum Christ

157

Darumb er selig worden ist. Zusammen mit dem hl. Leonhard kommt er auf einem Gemälde in der Kirche zu Tangern in Kärnten vor (Bild 80) als Jüngling mit Hirtenstab. Hinter ihm ein Schwein. Auf späteren Bildern aber wird der Heilige nicht mehr mit Schweinen sondern nur noch mit Schafen abgebildet. Von seinem Leben ist historisch nichts bekannt; seine Verehrung als Schweinehirten­patron tritt erst später auf. Nach einer in 1704 veröffentlichen Legende seines Lebens war er, wie der später noch folgende Florentinus, ein aus England stammender Königssohn, der auf der Pilgerfahrt nach Rom, durch Trier kommend, dort

von einem trierischen, gottlosen Edelmann gesehen wurde, der ihn für einen Bettler und einfältigen Bauernjungen hielt und zu ihm sagte: 'Du bist noch ein junger Gesell, kannst dich wohl ernähren und willst doch lieber betteln. Wenn du keinen anderen Dienst hast, so hüte mein Vieh und verdiene dein Brot'. Der gute Wendel dachte, daß dieser Hirtendienst ihm zur wahren Verachtung der Welt gedeihen würde, darum nahm er diesen schlechten Dienst an und mußte dem Junker erstlich seine Schweine hüten. Als er aber bei diesen unruhigen Tieren keine Ruhe fand und in seinem Gebet sehr gestört ward, bat er seinen Herrn, er sollte ihm dieses Sauhüten nicht übertragen8. Der Junker liebte seinen Hirten wegen seiner Frommheit und Einfalt, darum willfahrte er seinem Begehren, und machte ihn zu seinem Kuh­hirten. Bei diesem Rindvieh konnte St. Wendel seine Andacht besser pflegen und seinem Gott ruhiger dienen.

Im 19. Jahrhundert wurden am Wendel-Brunnen an den Wallfahrtstagen vom 21. bis zum 29. Oktober in Sankt-Wendel in einen dort aufgestellten Opferkasten Ferkel, Schinken und Speckseiten gelegt, die zum Unterhalt der Kapelle und deren zwei Klausner dienten. Auch in Niederburnhaupt, in dem Elsaß, wurden ihm früher 'Hammen und Käse' ge­opfert.

Nach den eingehenden Forschungen von Selzer (1962) kommt Sankt Wendelin allein schon in den deutschsprachigen Gebieten 44 mal vor als Ortspatron; dazu ist ihm 545 mal ein Altar aufgetragen worden, und er wird verehrt in 213 Pfarrkirchen, 139 Filialkirchen und 587 Kapellen:

Droht Unheil mir in Haus und Hof und Au, Mit Zuversicht ich auf zum Bilde schau, Wie Wendelin die Herden treu bewacht Auf seines Herren Gut bedacht. O heil'ger Wendelinus, Schutzpatron, O bitt', bitt' für uns!

6. Daß die Schweine tatsächlich schwer zu hüten sind, geht aus einem Bericht von Valmont-Bomare (1791) hervor: 'Von diesen Tieren, welche ihrer Natur nach wild und ungehorsam sind, kann ein gewandter und starker Mann kaum fünfzig Stück bewältigen. Wenn die Schweine auf dem Felde sind, und es kommt ein Gewitter oder starker Schlagregen, so ist es ganz normal, daß man sie Stück für Stück desertieren sieht aus der Herde. Laut schreiend rennen sie zu ihren Wohnorten zurück; die jüngsten schreien hierbei am lautesten'.

158

Die neun lokalen Schweineheiligen

Über die nun folgenden Schweineheiligen ist viel weniger zu sagen als von den vorigen vier. Ihre Bedeutung als Beschützer des Borstenviehs ist nur an einen bestimmten Ort oder eine Gegend gebunden; öfters treten sie anderswo wieder in anderen Rollen auf. Der heilige Arnolphus von Cornibout wurde in Brabant und auch im Norden von Frank­reich als Schweineheiliger verehrt (Cahier, 1867). Als Sohn wohlhabender Eltern in Brüssel geboren, 'verbrachte er seine Jugend in Lüsternheit und Wollust'. Er bekehrte sich aber rasch und zog sich zurück ins Kloster von Villers, wo er während 26 Jahren die Schweine seines Konvents hütete. Er starb am 30. Juni 1228 (oder 1237). Seinen Körper quälte er auf die scheußlichste Weise: Ein Mönch zählte einmal, daß er sich an einem Tag 1900 Schläge mit einer Rute von Hülsdornzweigen zudiente.

Sein Prälat gab ihm einst zwei Schweine zur Verteilung unter den Armen. Er barg sie in zwei Säcken und legte sie auf einen Wagen. Aber als er aus dem Kloster weg war, fingen die Tiere an dermaßen laut zu schreien, daß Arnolphus Angst bekam, daß die Leute denken würden er hätte die Schweine gestohlen. Er sprach deshalb (nach De Cock und Tierlinck, 1911):

Ghy verekens, hoort myne woorden. Wanner het God niet ende behaeght, dat ick U uytreycke tot den behoeve der armen, soo tiert ghelyck ghy doet; maer indien 't Gode behaegt, dat den honger der armen door uw vleysch ghestelpt worde, soo be-vele ick u in den name van Jesus Christus, dat ghy ophoudt met tieren. (Ihr Schweine, höret meine Worte. Wenn es Gott nicht gefällt daß ich Euch den Armen gebe, so schreiet wie Ihr wollt; aber wenn es Gott gefällt daß der Hunger der Armen mit Ihrem Fleisch gesättigt werde, so befehle ich Euch im Namen Jesu Christi das Schreien zu unterlassen. Und sofort waren die Schweine ruhig.)

Sankt Bartholomäus, 'dessen Bekehrungserfolge mit dem Verlust seines Kopfes und seiner Haut verbunden waren'(Gugitz, 1949), wird in Tirol als Schweineheiliger verehrt und ist dort deshalb bekannt als der Sau-Bartl. An seinem Feiertag (dem 24. August) fängt dort die Weidemast an, als Einleitung zum großen Schlachten (er ist nämlich auch Patron der Metzger). Auch in Schlesien glaubt man, daß die Schweine am meisten an Gewicht zunehmen, wenn man die Mast an seinem Festtag anfangen läßt. Wer in Tirol an seinem Festtag zuletzt aufsteht, heißt Bartholomäus-Sau! St. Baso/us, oder Saint-Bâle in Frankreich, war in seinem Leben Einsiedler in der Cham­pagne. Er starb am 26. November 620 im Kloster von Verzy, bei Reims. Seinen Namen gab er der Stadt Dombasle. Als Klausner zog er sich auf einen Berg zurück, wo er eine Kapelle baute und vierzig Jahre blieb. Nach Baillet (1724):

hatte er dort ununterbrochene Kämpfe mit dem Feind seines Heils, sich jeden Tag tapfer verteidigend mit den geistigen Waffen des Gebets und des Fastens.

Man erzählt von ihm dieselben Geschichten wie vom heiligen St. Deicolus. Nur wird hier der König Chlotarius verwechselt mit Attila, der aber zu seinen Lebzeiten schon längst vom Erdboden verschwunden war (Cahier, 1867). Die heilige Brigitta (453-521) hütete in ihrer Jugend auf dem väterlichen Hof in Irland die Schweine und 'wirkte zahlreiche Wunder an Tieren' (Schreiber, 1956):

Eines Tages ging ihr Vater, welcher Dubthach hieß, auf Reise und überließ die Schweine der Obhut seiner Tochter . . . Und zwei Räuber kamen heran und ent­nahmen der Herde zwei Eber. Nachdem sie fortgegangen waren, begegnete der

159

Vater Dubthach ihnen. Er nahm ihnen die Schweine wieder ab und ging zurück zu Brigitta. 'Hast du noch alle Schweine, mein Kind?', fragte er sie. 'Zähle sie nur', sagte Brigitta. Der Vater zählte die Herde, und sie waren alle da!

Sie soll die Nachfolgerin sein der alten irischen Göttin Brigit, einer 'weisen Frau', Tochter des Dragda's und eine 'potente Fruchtbarkeitsgöttin'. Sie wird besonders in Belgien als Schirmheilige der Schweine verehrt. Im wallonischen Gebiet zieht jedes Jahr am ersten Mai eine Wallfahrt von Schweinezüchtern nach Amay, wo die Heilige einen Altar hat. Nach anderen Angaben soll diese Wallfahrt am ersten Sonntag im Mai stattfinden (De Cock, 1894):

Beim Opfergang nehmen die Pilger geweihte Erde mit aus einem großen, kupfernen Bassin, das in der Kirche steht, und gleichzeitig streichen sie mit der Hand über die Schweine und anderen Tiere die auf dem Becken abgebildet sind. Mit dem Futter vermischt heilt diese Erde die kranken Schweine; streut man sie rundum die Ställe, so wird alle Hexenwerk und alle Zauberei zurückgehalten. In Angleur wird diese geweihte Erde unter den Trog und in die vier Ecken der Ställe gestreut, ehe die Schweine hereingebracht werden. Unnötig zu sagen, daß man mit dieser Erde ganze Körbe und Säcke füllt und mitnimmt.

Im flandrischen Beselare findet an jedem 24. Januar ein Umzug zu ihren Ehren statt; in Oost-Nieuwkerke an Maria-Lichtmeß am 2. Februar. Aus Sint-Jan bei Ieperen stammen Bildzettelchen, worauf sie abgebildet wird mit einem Schaf, einem Schwein und zwei Rindern (De Meyer, 1968). St. Deicolus (St. Dele, St. Dié oder auch St. Desle) verließ damals sein irisches Heimatland zusammen mit dem berühmten St. Columbanus, mit dem er zuerst im Kloster von Luxeuil lebte. Als sein Lehrmeister weiterzog, wurde er erst Einsiedler und gründete später die Abtei von Lüders bei Besançon in der Franche-Comté, wo er am 18. Januar 624 (oder 625) als Abt starb. Oft wird er abgebildet mit einem Eber, der neben ihm kauert, weil einmal der König Chlotarius II den Heiligen während einer Eberjagd entdeckte, als das Tier sich, von den königlichen Jägern verfolgt, in der Zelle des Einsiedlers versteckte. Diese Episode gab später Anlaß zu der Gründung der Abtei Lüders, die vom König reichlich beschenkt wurde. Andere Legenden aber erzählen wie der Heilige, als er die Stelle suchte wo er seine Einsiedelei bauen könnte, sich darüber bei einem Schweinehirten erkundigte. Dieser sagte ihm, er wüßte hierzu eine ausgezeichnete Stelle, könnte aber seine Herde nicht ver­lassen um ihm den Ort zu zeigen. Deicolus garantierte dem Mann aber, daß es durch seine Abwesenheit keine Schwierigkeiten geben würde, pflanzte seinen Stab in der Mitte der Herde in den Grund und versprach, daß nicht ein Tier abirren würde bis sie zurück­gekehrt wären. Diese Worte beruhigten das Gewissen des braven Hirten, 'welcher später nicht schlechter davon wurde'.

Die Nacht verbrachte Deicolus als Einsiedler meistens in einer benachbarten Kirche, die auf Grund und Boden eines gewissen Gutzbesitzers Werfer stand, wo er die Gebete zu verrichten pflegte. Von dem Ortsgeistlichen, dem das nicht paßte, wurde er beim Gutsherrn verklagt. Dieser, über den Heiligen aufgebracht, ließ ihn entmannen, mußte aber sein Verbrechen später schwer büßen; er starb jedoch reumütig. Zur Sühne seiner Missetat gab später die hinterbliebene Witwe dem Heiligen das Landgut, auf dem sich bald eine große Menge frommer Brüder sammelte.

160

Deicolus wird oft abgebildet mit seinem Stab, den er zur Bewachung der Schweineherde in den Boden gesteckt hatte, als Attribut. Verehrt wird er als Schweineheiliger im Bistum St. Dié an vielen Orten (Clauß, 1935). Eine rege Wallfahrt zu seinen Ehren besteht in Raon-aux-Bois und bei der nach ihm benannten Quelle bei St. Germain-les-Lures. Der sechste Heilige dieser Gruppe ist St. Eberhardus. Sein Tag ist der 28. September. Nach der Legende warerein italienischer Herzog, der dem Hofleben entfloh in die Einsam­keit und Schweinehirt wurde in Tintenhausen, in der Gegend von Freising. Erde von sei­nem Grab verleiht Schutz gegen alle ansteckenden Krankheiten der Schweine. Weiter ist er Patron für schönes Wetter bei der Feldarbeit. Früher wurde er auch als Schutzpatron der Schweinehirten verehrt. Er starb im 8. Jahrhundert. Merkwürdigerweise hilft auch der heilige Georg (mit dem Drachen!) gegen Schweine­seuchen. Im Thoma-Tal in Österreich, wo um 1470 (angeblich über einem Heidentempel) eine Kirche für ihn gegründet wurde, heißt es nach Gugitz (1949):

Für's große Vieh hilft der hl. Leonhard in Tamsweg, für's kleine tut's der Thomas­taler Jirga.

Als Lohn erhält der Heilige dann Schweinshaxen. In St. Georgen, im Katsch-Tal, wo ihm in 1782 eine Kapelle geweiht wurde, wehrt er Viehseuchen und nimmt dafür gleichfalls Schweinshaxen entgegen, bis 1794 sogar auch Lebendopfer. In der Obersteiermark ist auch der heilige Patrick (St. Patricius) Schutzherr des Viehes. In seiner Jugend wurde der berühmte irische Heilige als Sklave an einen Miliuc-Maccu-Buain verkauft, wessen Schweine er hüten mußte. Um sich freikaufen zu können, hatte später ein Eberschwein einen Goldschatz für ihn aufgegraben (Stokes, 1890). Auf einer Fahrt durch England erlitt er viele Kümmernisse in der Wüstenei von Slemish: Er zog mit einer ihm fremden, heidnischen Gesellschaft über vierundzwanzig Tagelang durch eine öde Gegend, wo man nichts zu essen fand, und der Hunger wurde furchtbar. Seine Gefährten sprachen:

Sie bemerken, oh Verehrer des Christus, in welches Elend wir gekommen sind. Rufen Sie nun Ihren Gott, von dessen Allmacht Sie so oft gesprochen haben, um Hilfe an, damit auch wir, seine Gunst erfahrend, uns veranlaßt fühlen Ihn anzubeten, seine Allmacht anerkennend.

St. Patrick betete darauf um ihretwillen zu Gott und sieh: Sofort erschien eine Schweine­herde und wilder Honig war im Überfluß da, so daß ein jeder sich ernähren konnte. Aber die Gesellschaft fing erst an, von dem Schweinefleisch Opfer an die alten Götter zu bringen, bevor sie aßen, obwohl St. Patrick sie ernsthaft auf ihre Freveltat wies. Er ärgerte sich dermaßen hierüber, daß er sofort während zwanzig Tagen fastete und darauf sein ganzes Leben lang Vegetarier blieb. Zum Schluß noch der Apostel Petrus, der in Hessen als Patron der Schweine auftritt. In einem Segen gegen die 'Bräune' der Schweine (eine Art von St. Anthonis-Feuer) finden wir ihn nach Froehner (1922) als Schweinehirt:

Jesus ging über die Heide. Da begegnete ihm Petrus mit einer Herde Schweinen. Petrus, was machst du da? Ich hüte meine Schweine. Meine Schweine kranken mir und sterben mir. Nimm drei Hand voll Winterkorn, Gib es ihnen, das soll sein für 77-erIei Krankheiten.

161

In Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen. Kuhn (1859) gibt hiervon die folgende Variante für dieselbe Krankheit:

M'r nimmt ä pärehupp on ä muschel, brän die on schlähd se zu bolwer on mengd das inger en schobbe wänderkorn. Do eß fähr e sau, on säht dobei: Petrus, woß machen dei' Schweine? - Schlecht! Nemm drei Hafel Wänderkorn. Gebb's de Schweine, Fer de breine, Fer de lange. Fer de bange, Fer de hunnerdfeldige böse Kranket. In Namen des Vaters, des Sohns und des Heiligen Geistes. Amen.

Sechsundzwanzig weitere Schweineheiligen

Waren die hieroben genannte Schweineheiligen fast alle in ihrem (legendarischen) Leben auch persönlich auf irgendeine Weise mit Schweinen in Berührung gekommen, mit den nun folgenden Heiligen war das keineswegs der Fall. Ohne jeglichen Grund, es sei höchstens durch bestimmte Begriffs- oder Klangassoziationen treten sie, meistens lokal, als Schweineheilige auf.

St. Adrianus, der um 290 gestorben ist, wird von De Meyer genannt als Schirmherr der Schweine im flämischen Houtvenne. St. Amandus war im 7. Jahrhundert Bischof von Maastricht. Er wurde geboren um 590 und starb in 675. Er gilt als Apostel der Flamen. In den Dörfern Gerdingen und Hoeleden wird es, so De Meyer, angerufen gegen 'Beinkrampf' der Schweine. St. Benediktus (Saint Benoit), geboren in Norcia um 480 und gestorben in 546, wird (laut Chalon) angerufen im flämischen Elingher, wo man in der Kirche viele Exvoto-Abbildungen von Schweinen findet. Zu seinen Ehren wird jedes Jahr am Ostermontag die 'Prachtige Ommegang Processie' gehalten, wobei kleine, rote Zettelchen ausgereicht werden, auf denen zu lesen ist, daß der H. Bénoit ein besonderer Schirmherr ist gegen allen gefährlichen Krankheiten für Mensch und Tier, und daß man herzlich eingeladen wird an der Prozession teilzunehmen, so möglich beritten.

Sta. Berlinda lebte 'als heilige Jungfrau in strenger Abtötung' in Meerbeke in Brabant. Sie starb zwischen 930 und 935. Während der Woche des Sakramentstages wird ihr Bild ausgestellt mitten in der örtlichen Kirche. Gesegnetes Wasser und ein Fähnchen wird für die kranken Schweine ausgereicht. St. Bernardus, ehemals Abt von Clairvaux (1090 bis 1153) wird von den Bernardiner Mönchen der Abtei von Bornem in Brabant gefördert. In dreizehn flämischen Dörfern wird er wegen der kranken Schweine angerufen, aber als Besonderheit wird an seinem Festtag eine Wallfahrt nach dem Dorf Gooik unternommen gegen die 'rote Schweine­rose', und nach Okegem gegen die 'blaue Rose'. Aber in Gooik gibt es auch an jedem ersten Montags des Monats einen 'Sint-Bernardus-Weg'.

St. Cornelius, Papst von 251 bis 253, wird meistens in französischen Gebieten für das Hornvieh angerufen (Cornelius-corne, bêtes à cornes = Hornvieh), aber daneben wird er in sechzehn flämischen und südniederländischen Dörfern angerufen wegen Schweine-Konvulsionen. In Dorinnes, bei Dinant, spricht man dabei vom 'Mal de St. Corneille',

162

einer Krankheit, wobei das Schwein sich ständig um sich selbst dreht (Listeriosis). Auch in der Gegend von Guégon, in der Bretagne, soll er besonders wegen der Schweine ver­ehrt werden. In Freilingen bei Bitburg, südlich von Trier, wird oder wurde ihm an seinem Festtag Schweinefleisch geopfert. Die Einwohner aus dem dichtbeigelegenen Cruchten rufen ihn wegen ihrer kranken Schweine an, während die Leute aus Obergeckler, Granterath und Körperich dazu auch noch den Beistand des hl. Antonius erbitten. Für die Bauern aus Nußbaum reichen selbst diese zwei Heiligen nicht aus; dazu wird ,uich die Hilfe der drei heiligen Jungfrauen Einbet, Wilbet und Worbet erfleht.

Sta. Cunera, Jungfrau und Märtyrerin aus dem 8. Jahrhundert aus Rhenen bei Utrecht, wird merkwürdigerweise in Heeswijk und in Koningslust, zwei Dörfern in Brabant, als Schweineheilige verehrt (nach De Meyer). St. Gerlachus, Einsiedler aus dem Geschlecht der Grafen von Valkenburg im nieder­ländischen Limburg, starb, 71 Jahre alt, in der nach ihm benannten Abtei bei Valkenburg, 'n 1170. Nach De Meyer wird er an sechs, dicht bei der Abtei liegenden Stellen als Schweine-Schirmherr angerufen. Man nimmt in Houtem von seinem Grabe Erde mit oder schöpft Wasser aus der St. Gerlachus-Quelle in der Nähe. St. Hubertus, Bischof von Tongeren und Maastricht (665-727) wird in den flämischen Dörfern Bekkevoort, Orsmaal und Sint-Huibrechts-Hern (in der Gegend von Löwen und Hasselt) angerufen wenn 'die Sau ihre Ferkel beißt'! Johannes der Täufer, dessen Fest an 'Sommer-Weihnachten', am 24. Juni, gefeiert wird, findet nach De Meyer eine Tätigkeit als Schweineheiliger im flämischen Dorfe Gram-mene. Man sagte früher in Westfalen, daß am Johannistage sich zwischen 11 und 13 Uhr die jungen Bucheckern öffneten. Wenn es dann hineinregnete, so würde die Buchelmast nicht geraten. War es aber zu dieser Zeit schönes Wetter, so würden sich die Bucheckern nachher wieder schließen und würde der Herbst einen reichen Ertrag geben. Der Name des heiligen Lambertus ruft Assoziationen hervor mit Lähmungen (eine sog. Para-Etymologie), und tatsächlich wird er aus diesem Grunde um Beistand angerufen in Sankt-Lambrechts-Wald bei Denderwindeke in Flandern, wo dieser Heilige in einer alten Kapelle verehrt wird (De Cock, 1891). Besonders am Ostermontag wird dieser Ort von überall her besucht. Erst wird dabei die Kapelle dreimal rechtsum umschritten, darauf dreimal linksum. Hieraufgeht man zu einem dahinter stehenden Baum, an dessen Fuß eine kleine Quelle entspringt. Das sog. Lambertus-Wasser wird in das Schweine­futter gemischt wenn Lähmungen bei diesen Tieren auftreten, oder es wird auf entzündete Stellen gestrichen.

Der heilige Lambertus war zu seinen Lebzeiten Bischof von Maastricht; er starb dort am 17. September des Jahres 705 oder 706, ermordet von einem Grafen Dodo, der an einer Hand sechs Finger hatte. Als Strafe erhielt sein ganzes Geschlecht diese Mißbildung. Der hl. Laurentius, der 258 in Rom starb, wird (nach der Enquete von De Meyer) in Verrebroek bei Antwerpen um Beistand angerufen gegen das 'Feuer' (Gangren) der Schweine. St. Livinus, ein irischer Bischof, der 657 in Gent gestorben ist und der wahrscheinlich identisch ist mit dem hl. Lebuinus von Deventer, wird merkwürdigerweise nur in Rams­kapelle, in Flandern, für das Heil der Schweine angerufen (De Meyer, 1968). Die bekannte Sankta Lucia hat im flämischen Dorfe Kortenaken einen Altar. Nach De Meyer kann man in der dortigen Kirche Sankta-Lucia Seidengarn kaufen; zerschnitten, in

163

kleinen Stückchen ins Futter gemischt, soll das helfen gegen Durchfall der Schweine. In vielen katholischen Ländern wird jedes Jahr am 10. November der Martin-Segen über den Schweinestall ausgesprochen. In der Gegend von Landau geht der Dorfsschweinehirt am Martini-Tag (dem 11. November) von Haus zu Haus, überreicht eine Rute aus Birkenreisig und spricht dazu nach Andrée (1904):

Im Namen Godes trid i herein. Im Namen Godes trid i wider hinaus. God behiete eur Haus, Eur Haus und euren Hof, Eure Schwein'! Alles soll gségnet sein!

St. Medardus von Noyon, oder von Soissons, war Bischof von Noyon, geboren 456 und gestorben um 560 unter der Regierung von Chlotarius I. In Soissons gibt es eine Abtei von St. Médard. In Frankreich tragen siebzig Gemeinden seinen Namen. Überall wird er von den Bauern um Regenwasser angerufen ('le grand pisseur'!), auch gegen Bettnässen. In Flandern ist sein Festtag auch Festtag der Regenschirmhersteller! In Godbringen aber, in Luxemburg, opfert man dem hl. Médardus geräucherte Kinnbacken, um seine Hilfe bei Schweinekrankheiten zu erhalten (De la Fontaine, 1883).

St. Nikolaus von Tolentino, Augustiner Prediger (1249-1305), wird in Eindhoven, Gent und Roeselare wegen der kranken Schweine angebetet (De Meyer). Man reicht gesegnete Brötchen aus, die den kranken Tieren gefüttert werden. St. Pankratius, der als 14-jähriger Knabe unter Diokletian in 304 enthauptet wurde, be­schützt, so De Meyer, die Schweine in Zelk und Haien, zwischen Löwen und Hasselt in Flandern. Im Bistum Lüttich, in Wallonien, wird der heilige Pompejus oder St. Poppo angerufen. Er war Priester und Beichtvater der hl. Oda und liegt begraben in Amay bei Huy in einem Sanktuarium der hl. Brigitta, wo er, Tiere segnend, abgebildet ist. Auf dem Bild wird er von einem Schwein begleitet; neben dem Bild der hl. Brigitta steht eine Kuh. Die Wall­fahrer machen das Kreuzzeichen vor den beiden Bildern und streichen mit der Hand über das Schwein und die Kuh. Sie nehmen geweihte Erde mit, die unter das Futter der Schweine gemischt wird. Siehe auch unter Sa. Brigitta. Nach der Legende starb Pompejus um 720.

Den im 14. Jahrhundert als 'Pestheiliger' angerufene St. Rochus (1350-1379) wird, nach De Meyer, im flämischen Dorfe Binkom um Hilfe gefragt bei dem roten Fleckfieber der Schweine. Dazu soll er noch an zehn anderen Orten in Flandern angerufen werden gegen Schweinekrankheiten. Von St. Servatius erzählt de Cock (1895/96) folgende Geschichte: Wenn ein Bauer im Lande von Aalst, im Dorfe Wemmel, feststellt, daß ein Schwein etwas unfest auf den Beinen steht, so urteilt er, daß das Tier 'das von Wemmel hat', und er beeilt sich, dem heiligen Patron des Dorfes, St. Servatius, einen Besuch abzulegen. Dorther stammt auch der Ausdruck, daß jemand, der zu viel getrunken hat, 'von Wemmel in den Beinen hat'! In der Kirche zu Wemmel ist sein Brustbild umgeben von Exvoto-Schweinefiguren aus Wachs (Chalon, 1921). Nach De Meyer wird an jedem ersten Montag eine besondere St. Servaas-Messe in der Kirche zu Wemmel gelesen. Die große jährliche Wallfahrt ist an seinem Festtag am 13. Mai, wobei die Pilger die Kirche dreimal umschreiten. Vollkommen unklar tritt der heilige Thomas in Eichsfeld als Patron der Schweine auf,

164

unter dem Volksnamen Schwiene-Tommes (Froehner, 1924). Der heilige Valentinus wird an vielen Orten als Schweineheiliger verehrt, ohne daß hierfür irgendeinen Grund zu finden ist. Eigentlich werden unter seinem Namen zwei verschiedene Personen angerufen. Man kennt einen hl. Valentinus, der Priester und Märtyrer war zu Rom und der um 269 vor der Porta di Populo starb, und daneben noch einen Märtyrer, der dritter Bischof von Terni in Umbrien war und um 273 starb. 'n Luxemburg nennt De la Fontaine (1883) sechs Dörfer, wo man den Heiligen anruft wegen kranker Schweine und wo ihm dazu geräucherte Kinnbacken geopfert werden: Böwingen, Bauchleiden, Perl, Rambruch, Sassel und Stadtbredemus. Auch in Südslawien ist St. Valentin Patron des Borstenviehs. Man opfert ihm lebendige Schweine während einer Wallfahrt nach St. Valentin, einem Ort zwischen Celje und Ljubljana (Kriss, 1930). Der heilige Vulmarus, berichtet Kerler (1905) ohne näheren Angaben, wird auch als Schirmheiliger der Schweinehirten betrachtet. Gefunden wurde von ihm, daß er stammt aus der Gegend von Boulogne in Pikardien, auf der Abtei von Hautmont in Hainault das Vieh hütete, später die Abtei von Samer bei Calais gründete und um 700 starb. Sein Tag ist der 20. Juli. Die heilige Wivina aus Brüssel wird nach De Meyer besonders gegen den Scharlach der Schweine hier und dort angerufen (er nennt fünf Orte). Sie war benediktiner Äbtissin, starb 1179 und ist Patronin der Beginen in Flandern. Dem hl. Wolfgang, schreibt Andrée (1904), wird in seinem Kirchlein am Millstätter See 'n Kärnten, das zur Pfarrei Liesereck gehört, eine höchst eigentümliche Naturalopfergabe dargebracht: frische Schweinefüße (Sauhaxen):

Am Ostermontag und Pfingstsonntag ist dort der Zudrang der Gläubigen sehr stark, und sie kommen oft aus weiter Ferne, so daß das Kirchlein sie nicht zu fassen vermag. Die von ihnen dargebrachten Opfer bestehen aus Sauhaxen, Eiern, Flachs­bündeln (Reißen), Wolle und Wachsfiguren (meist Schweine darstellend). Doch haben sich in letzter Zeit die Opferungen vermindert: Während man früher am Ostermontag sechs bis sieben große Körbe voll Sauhaxen opferte, kam in 1900 nur ein Korb voll zusammen, und auch Eier, Wolle und Flachs hatten sehr abgenom­men. Die Schweinsfüße und die Eier erhielt der Meßner des Kirchleins; Wolle und Flachs nahm der Pfarrer zu sich. Da aber der Meßner darüber klagte so viele Sau­haxen essen zu müssen, wurden die Naturalopfer später öffentlich versteigert und der Meßner erhielt vier Gulden Entschädigung. Vor dem Bilde des hl. Wolfgang werden auch Wachsschweine geopfert, und der Heilige ist hier auch besonderer Viehpatron für die Schweine.

Vielfach finden wir den hl. Wolfgang als Viehpatron, schreibt auch Gugitz (1949), und dann meist in Verbindung mit dem hl. Leonhard. Sein Viehpatronat dürfte wohl volks­etymologisch mit seinem Namen in Zusammenhang stehen, in erster Linie als Schützer vor den Wölfen. Wie dem Leonhard, werden auch ihm eiserne Opfertiere gebracht. St. Wolfgang wurde 924 geboren, war seit 968 Bischof von Regensburg und starb zu Pupping in 994. Er liegt begraben in der Kirche von St. Emmeran zu Regensburg.

165

Zwei allgemeine Viehheiligen

Zwei Heiligen, die sich nicht nur mit den Schweinen, sondern auch mit anderem Vieh beschäftigt haben, sind der St. Aegidius und der St. Irmundus. St. Aegidius, angeblich in Athen geboren, lebte am Ende seines Lebens als Einsiedler in einer Einöde bei Arles; er starb um 725. Seine Reliquien werden aufbewahrt in der Abteikirche St. Sernin in Toulouse, wohin man sie gebracht hat als die Calvinisten die Kirchen der Languedoc plünderten und entweihten. In seiner Einsiedelei hielt er eine Hirschkuh, womit er meistens auch abgebildet wird; er nährte sich mit der Milch dieser Kuh. Einst traf ihn der für die Hirschkuh bestimmte Pfeil des Gotenkönigs Flavus Wamba (an einem 1. September; später Sankt-Gillis-Tag). Patron ist er von zahlreichen Kirchen und Kapellen in Deutschland, Frankreich, Ungarn, England und Polen. Eiserne Weihetiere, worunter Schweine, finden sich in seiner Kapelle zu Schwarzensee (bei Baden, südlich von Wien). An seinem Festtage wallfahrten die Bewohner von weit und breit zu diesem Ort, wobei die Figuren ebenfalls auf den Altar gestellt werden (Schauerte, 1948). Auch in Belgien wird er (nach De Meyer) an vielen Orten um Hilfe angerufen, meistens gegen die 'Fallsucht' der Schweine. Vom heiligen Irmundus ist viel weniger bekannt. Er soll ein Viehhirt zu Mund im Jülischen gewesen sein; Zeit unbestimmt. Er ließ damals eine Quelle entspringen, deren Wasser die Krankheiten von Mensch und Tier heilte. Er wird abgebildet im Eremitenkleid, mit jungen Pferden, Kühen und Schweinen um sich herum. Er ist Patron des Viehes (Kerler, 1905).

Elf Schweineheiligen aus der Bretagne

Neben vielen der schon hieroben beschriebenen Schweineheiligen findet man in der Bretagne noch viele andere, wovon man an anderen Orten nie gehört hat. Die Mehrzahl dieser, schreibt Guiart (1923), sind niemals kanonisiert worden und kommen nicht auf den offiziellen Kalendern vor. Die Kirche aber, da sie alle schon ganz alt sind, schließt die Augen: Sie weiß, daß das bretonische Volk eher die Kirche verlassen würde, als daß es seine Heiligen aufgeben würde. St. Cast alias St. Cadmael, St. Cado, St. Cadvod, St. Cazout, Cadoux oder Quédec: ein gallischer Heiliger aus dem 6. Jahrhundert. Er gründete das Kloster Llancarvon in Wales, wo er, nach dem heiligen David, der volkstümlichste Heilige ist. Er wird verehrt in der Diözese von Vannes, nach Sébillot (1904/07) als Schweineheilige. Es kann aber auch sein, daß er verwechselt wird mit dem heiligen Castor d'Apt von Nîmes, der um 420 starb. Auf seinem Bild sieht man nämlich als Attribut ein Eberschwein, das zu ihm flüchtete während einer Eberjagd (Reau, 1958).

Sankta Christina von St. Trond, auch bekannt unter dem Namen Sancta Christina Mira­bilis, deren Tag man am 24. Juli feiert, wurde 1150 geboren in Brusthem in der Diözese Lüttich. Sie hütete 17 Jahre lang die Schafe ihrer Schwester. 'In der Stille und Einsamkeit des Feldes fühlte sie sich zu Jesus gänzlich hingezogen, der sie reich mit Gnaden aus­stattete und zu seiner Braut erkor'(Von Sales Doyé, 1929). Später lebte sie im Kloster von St. Trond, wo sie 1224 starb.

Im bretonischen Plougastel-Daoulas ist sie Patronin der Schweine (nach Rolland, 1882). Zur Erwerbung von schweren und fetten Schweinen, schreibt er, soll man ihr nicht allein

166

Geld und Wachskerzen opfern, sondern auch Schweinefüße und Ohren. Auch der hl. Emilius ist Schweineheiliger. Nachdem er Hausmarschall des Grafen von Vannes in der Bretagne gewesen war, wurde er Mönch in Saujon, nicht weit von Saintes; später zog er sich als Einsiedler zurück ins Tal der Dordogne. Er starb 766. Sein Attribut ist ebenfalls ein Eber: Das Tier flüchtete zu ihm, als Jäger es verfolgten. St. Gildas (493-569) wurde geboren in Schottland als Sohn eines keltischen Königs im Tal der Clyde. Er studierte in Irland, ging in die Bretagne, wo er die kleine Insel Houat vor der Küste bei Rhuys aussuchte, um verborgen leben zu können, was ihm aber nicht gelang. Viele Schüler fanden sich bei ihm ein, denen er ein Kloster bauen mußte. Als Attribut hat er eine Glocke, die er nachher der hl. Brigitta von Kildare schenkte. Meistens wird er genannt als Schutzpatron gegen Tollwut, aber in der Bretagne gilt er als Schweine­heiliger in Guégon und in Guletas, wo am Pfingstsonntag und -montag zu seiner Ehren eine Wallfahrt (ein sog. pardon) gehalten wird. Nach Réau sollen in ihm mehrere Heilige desselben Namens miteinander verschmolzen sein.

Im bretonischen Ancénis wird der hl. Gohard für die Schweine angerufen (Bericht von Millour, 1950, ohne weitere Daten). Dieser fromme Mann war damals Bischof von Nantes, wo er 843 ermordet wurde von den Normannen. Nach der Legende richtete sein Körper sich später wieder auf und lief er, mit seinem abgeschlagenen Kopf in den Händen zu dem Fluß, bestieg dort einen Kahn und fuhr ganz allein die Loire und die Maine hoch nach Angers.

Der sechste bretonische Schweineheilige soll St. Herbot sein. Er war Einsiedler in Cornouille, wahrscheinlich im 13. Jahrhundert. Er ist Patron von Huelgoat und Be­schützer der Schweine. Im nach ihm genannten Ort St. Herbot hat er eine aus dem 15. Jahrhundert stammende Kirche. Wie auch in Plouévez-du-Faou, wo er eine Kapelle hat, ist hier ein Wallfahrtsort für die Einwohner der Finistère (Réau, 1958). Nach Sébillot (1904/07) ist auch St. Kevinus (oder St. Coemgen) ein Schweineheiliger in der Bretagne, ohne weitere Daten. Er war in seinem Leben Abt von Glendalough, wo er 618 (?) starb. Auch in Irland werden seine Feste überall gefeiert. Auch der selige Maclovius ist ein typischer bretonischer Heiliger. Sein Name kommt gleichfalls vor als St. Machovius, Machutus, Malo oder Maclou. Er war Bischof von Aleth und Schüler des hl. Brandan. Geboren in Gwent in Wales, wurde er Mönch in Llancarvon und Guer und fuhr später mit 120 Gefährten zu der Insel St. Aaron ('die Insel der Seligen') in der Nähe von Aleth. Er starb 621 oder 640 in Alchembray. Er ist Patron der Diözese Saint Malo und wird im allgemeinen angerufen wegen aller Fußkrankheiten und Bein­lähmungen. Merkwürdigerweise wird er auch in Flandern verehrt. In Land van Waas geht man für Schweine, die etwas schlaff in den Beinen sind, zur Wallfahrt nach Zwijn-drecht in Flandern, wo der Schutzpatron der hl. Machutus ist. Wahrscheinlich aber, schreibt De Cock (1895/96), beruht seine Heilkraft mehr auf dem für Schweinezüchter sympathischen Namen des Dorfes: Der Schirmheilige von Zwijndrecht (was ungefähr dasselbe bedeutet wie Schweinsfurt) muß selbstverständlich auch Schweine heilen können. St. Mevennus (oder St. Méen oder Main) ist in der Bretagne ein sehr volkstümlicher Heiliger, der (nach Réau, 1958) für die Schweine genauso populär ist wie sonst überall der heilige Antonius. Die Kirche von Cancale hat ihn als Schutzpatron. Er lebte von etwa 540 bis etwa 616, und er starb im Kloster Gael. Beim Bau dieses Klosters fehlte es an Wasser, aber der hl. Mevennus ließ eine Quelle entspringen, deren Wasser noch jetzt eine der Krätze verwandten Krankheit, Prosa genannt, heilt (la maladie de St. Méen).

167

Die Krankheit tritt hauptsächlich an den Händen auf, daher das Wortspiel von Hand (Franz.: main) und Méen; man vergleiche auch 'la gale' (die Krätze) mit dem Namen des Klosters Gael. Sein Kloster liegt im ehemaligen Wald von Brocéliande, bekannt aus den alten Arthur-Romanen. Tausende von Pilgern, oft über 5000 jährlich, kommen nach Gael, um seine Reliquien zu verehren und um Wasser aus seiner heiligen Méen-Quelle mitzunehmen.

St. Nicodemus gilt als ein Mann von schlichtem Verstand. Deshalb wurde er, schreibt Réau (1958), in der Bretagne Patron der Tiere und besonders der Schweine. Im Pluméliau bei Pontivy, und auch in Questembert, hat er eine ihm geweihte Kapelle und auch eine heilige Quelle. In Guenin wird am ersten Maiensonntag ein 'pardon' zu seiner Ehre ab­gehalten. Hierbei wurden früher Spanferkel angeboten, die in Säcken verpackt in der Kirche deponiert wurden. 'Mais ces animaux constituaient une gêne pendant les offices', schreibt Millour (1950), und darum hat man damit aufgehört. Bei der Kapelle fließt auch eine Quelle, bei der eine Statue dieses Heiligen zu finden ist. Die Bauern nehmen Wasser aus dieser Quelle für ihre Schweine mit nach Hause. Vor dem Kriege wurden hier auch während der Pardons aus einer kleinen Kanone Schüsse abgefeuert. Als elfter bretonischer Schweineheiliger tritt St. Vincent auf, ein spanischer Bußprediger, 'der Tausende für den Glauben gewann'. Er starb 1419 in Vannes, von welcher Stadt er, wie von Valencia in Spanien, der Schutzpatron ist. Hauptsächlich bei Landplagen soll er Wunder gewirkt haben. In Runan, in einer Kapelle etwa 3 km vom Schloß entfernt, steht ein eisernes Bild von ihm, auf dem er zusammen mit einem Schwein abgebildet ist. Bei dieser Kapelle ist wieder eine Quelle, deren Wasser die Bauern durch das Schweinefutter mischen (Millour, 1946).

Neun sonstige Heiligen

Zum Schluß folgen noch neun Heiligen, die zwar keine ausgesprochene Schweineheiligen sind, aber doch in ihrem Leben etwas mit Schweinen zu schaffen hatten. St. Alderic von Füssenich bei Köln ist Patron vom Fieber und Asthma. Er diente als Hirt der Klosterherden des weiblichen Prämonstratenser-Klosters in Füssenich, wo er um 1200 starb, ungefähr zwanzig Jahre alt. Meistens wird er abgebildet als Hirt einer Schweine­herde. Man hat behauptet, er sei mit dem französischen Königshaus verwandt (Cahier, 1867).

Der heilige St. Cyr, Quirinus, St. Cirques oder St. Chiricus wurde als dreijähriges Kind (andere sagen, daß er zwei Jahr und neun Monate alt war) in Tarsus zusammen mit seiner Mutter gefoltert und dabei vom Präfekten Alexander dermaßen kräftig zu Boden ge­schmettert, daß das ganze Tribunal sich von seinem Blut rot färbte. Deshalb ist er Patron der Färber geworden! Nach einer anderen Legende hat dieser Präfekt das arme Kind in zwei Teile zersägen lassen, weshalb er auch Patron der Holzsäger wurde! An der St.Cyr-Quelle zu Massigny (Côte-d'Or) werden fieberkranke Kinder wieder gesund. Sehr wahrscheinlich ist er ein alter keltischer Schweinegott, wie Moccus, denn in der Gegend von Nevers zeigt man ihn nackt auf einem Eber reitend. Kaiser Karl der Große hatte einst einen Traum, worin er auf der Eberjagd von einem großen, wilden Eber ver­folgt wurde, der sich auch auf ihn stürzen wollte. Da erschien ein nacktes Kind, das ihm versprach, ihm zu helfen, wenn der Kaiser ihm ein Kleid zur Bedeckung seiner Nacktheit schenken wollte. Selbstverständlich versprach der Kaiser ihm das, worauf der Knabe sich

168

Bild 81. St. Cyr? Keltische Bronze aus dem Musée de St. Germain-en-Laye (Seine et Oise).

sofort rittlings auf den Eber setzte und das Tier so ganz zahm zum Kaiser brachte, der das Tier tötete. Der Bischof von Nevers, dem der Kaiser seinen Traum erzählte, deutete den Knaben sofort als St. Cyr und das Kleid, um das dieser den Kaiser gebeten hatte, sei das neue Dach, das er dringend für seine Kathedrale brauchte, da das alte Dach fast nicht mehr auszubessern war. Der Kaiser ließ sich überzeugen, und der Bischof erhielt die Mittel zur Ausbesserung seiner Kirche. Aus Dankbarkeit wurde die Kathedrale St. Cyr gewidmet, und das Wappen des Kapitels zeigt den nackten heiligen Knaben, auf einem Eber reitend (Réau, 1958; Bild 81).

In der Kirche von Bonnet liegt das Grab des hl. Florentinus. Dieser lebte im 7. Jahr­hundert in der Gegend von Lionville, was gleichfalls die Heimat der hl. Jungfrau von Orleans war. Er soll ein schottischer Königssohn gewesen sein, der auf einem Holzkreuz über das Meer zog, um Frankreich zu evangelisieren. Nach der örtlichen Überlieferung kam er hierbei eines Tages nach Bonnet, wo er sich als Schweinehirt vermietete, um da­durch niedrig leben zu können. Er wohnte so zweiunddreißig Jahre in dem Dorfe, und 'Gott belohnte seine Demut mit der Gabe Wunder zu verrichten: Jeder Kranke, der vor ihm kniete, wurde geheilt'. In späteren Jahren wurden das besonders die Irren. Auf dem Tympan der Eintrittspforte der Kirche zu Bonnet sieht man ihn auf einem Fresko aus dem 15. Jahrhundert abgebildet als Schweinehirt mit einer Schweineherde (Von Sales Doye, 1929).

Die heilige Genoveva, Patronin von Paris, gestorben um 500 ('une Jeanne d'Arc méro­vingienne') baute einmal mit ihren Leuten eine Kirche in Paris, aber der Mörtel ging aus, und die Bauleute gerieten in Verlegenheit. St. Genoveva schickte darauf sofort einen

169

Kleriker vor die Stadt und dort begegnete er einer Schweineherde, die sofort anfing einen Kalksteinbruch aufzuwühlen. St. Gregorius, Apostel der Armenier, wird oft abgebildet mit neben sich als Attribut ein gekröntes Schwein. Darin soll er einmal den König Thiridates verwandelt haben, der ihn zwingen wollte, seinen Glauben abzuschwören (Cahier, 1867). Die heilige Jungfrau und Märtyrerin Margaretha aus Antiochien bekam einmal von ihrem Vater den Befehl, seine Schweine zu hüten, weil sie sich zum Christentum bekehrt hatte. Das spielte sich um 300 ab. In Flandern ist sie eine Regenheilige ('Pis-Graite' oder 'Pissende Griete'). Wenn am Margarethen-Tag (am 20. Juli) soviel Regenwasser fiel, daß eine Schweinespur davon voll- und überlief, dann regnete es noch dreißig Tage lang. Der heilige Morton, Monus oder Mannus war ein irischer Mönch, der in die belgischen Ardennen zog und sich dort im Gehölz von Fridier, in der Gegend von Nasoigne, ein Kirchlein und eine'Zelle baute, 'von wo aus er segenreich wirkte'. Um 645 fiel er Mördern zum Opfer. Als Attribut führt er eine Glocke, die von einem Schwein, das ihn begleitete, aufgewühlt worden war (Von Sales Doyé, 1929). Auch in Bayern soll er verehrt gewesen sein (Hoefler, 1891). Sein Tag ist entweder am 18. Oktober oder am 12. Juli. Zum Schluß gehören noch die Heiligen St. Porcaria und St. Porcarius zu dieser Gruppe-Dem Namen nach müssen beide etwas mit der Schweinezucht zu tun gehabt haben, sei es auch, daß hiervon in ihren Hagiographien nichts berichtet wird. Santa Porcaria (latei­nisch für Schweinehüterin) war eine Märtyrerin zu Sens und Leidensgefährtin der hl. Palladia. Sie fuhr 'neben anderen gottgeweihten Jungfrauen' unter der Leitung des hl. Germanus, Bischof von Auxerre, zu dem kaiserlichen Hof in Ravenna. Sonst ist nichts über sie bekannt.

Der hl. Porcarius war Märtyrer und Abt von Lérin, welches Kloster 731 von den Sara­zenen überfallen wurde, wobei er zusammen mit 500 Mönchen ermordet wurde. Nach anderen Berichten war er Abt vom Kloster St. Hilaire-le-Grand in der Gegend von Poitiers (Von Sales Doyé, 1929).

170

Aus den letzten Jahrhunderten

isr"* rtA^;C\<*]Wd: Bild 82. November-Szene aus dem 'Missale des hermites de St. Augustin' (14. Jh.).

Der Mann hat ein Knecht, Der hieß Alamagucka. Und der selb' Alamagucka Der nam sein Stäblin Pulica, Und trayb die Saw Scroffa In den Wald Loffa. (Küchenlatein aus einer Handschrift 'Von dem Zwatzler', aus dem 16. Jh.)

172

Eichelmast der Schweine in England

There grew an aged Tree on the greene A goodly Oake sometime had beene . . . Whilome had beene the king of the field And mochel mast to the husband did yield; And with his nuts larded many swine. But now the gray moss marred his rine . . . (Ein alter Baum wuchs in dem Grünen, ein guter Eichenbaum war er einst gewesen . . . Damals war er der König des Feldes und hatte dem Landmann viel Mast gegeben. Seine Früchte haben manches Schwein fettgemästet. Aber jetzt wuchs graues Moos auf seinem Stamm.) E. Spencer: Shepheardes Calendar, February, Zeilen 112-121. Aus 1579.

England war in den vergangenen Jahrhunderten, schreibt Coleman (1887), zur Hälfte noch bedeckt mit Wäldern, die überwiegend aus Eichen bestanden, und wahrscheinlich bildeten die Eicheln das wesentliche Futter für alle Schweine die im Winter geschlachtet wurden. Hierbei sei zu vermerken, schreibt er noch, daß das Schwein wohl das einzige Tier ist, das ohne Gefahr unbegrenzte Mengen dieser adstringierenden Früchte verdauen kann, im Gegensatz zu Hornvieh und Schafen, worunter nicht geringe Verluste auftreten können durch Eichelvergiftungen.

Nach Clapham und Power (1942) war Irland im fünfzehnten Jahrhundert zum größten Teil ein Land von 'wandering pastoralists', von wandernden Hirten. Die Wälder waren des Bauern Vorratshaus; seine Schweine gediehen auf Eichel- und Bucheckernmast. Was damals in Deutschland Johannes Colerus (mehr von ihm folgt später) für die Bauern war, war Thomas Tusser in England. Dieser merkwürdige Mann war Agronom und dazu auch Dichter. Sein Werk 'Hundred Points of Husbandry' erschien 1557, und es erlebte allein schon in dem 16. Jahrhundert dreizehn Auflagen, danach noch viele mehr. Die 'Hundert Punkte für das Bauernwesen' waren in 1573 schon angewachsen auf fünf­hundert!

Tusser wurde in Eton und Cambridge erzogen und 'verdarb die ersten zehn Jahre seiner Karriere als Sekretär eines Edelmannes'. Als er über dreißig Jahre alt war, kaufte er sich ein Gut in Suffolk, aber nach Smith (1919) erwies sich der Betrieb von Anfang an als Fehlschlag:

Whether he bought or sold, he lost; his ill success was not due to extravagance, but to some occult cause in God's councel. His ill success was in marked contrast to the admirable precepts conveyed in his verses. (Ob er ein- oder verkaufte, er verlor Geld daran; seine schlechten Erfolge waren nicht auf Extravaganzen zurückzuführen, sondern auf irgendeinen düsteren Grund in der Vorsehung Gottes. Seine schlechten Erfolge standen in ausgesprochenem Gegensatz zu den bewunderungswerten Ratgebungen in seinen Gedichten.)

Sein Werk ist eingeteilt nach den Monaten des Jahres. Einige Strophen über das Jochen und Ringeln der Schweine wurden schon erwähnt; hier folgen noch die der Waldmast gewidmeten Zeilen:

173

Bild 83. Schweine in der Eichelmast. Gravüre aus dem 'Contrafayt Kreiiterhuch' von O. Brun-fels (1535).

174

At Mihelmas1, mast would be looked upon: and lay to get some, or the masttime be gone. It saveth thy corne well, it fatteth thy swyne. In frost it doth help them, where else they should pine. (Am Sankt Michaelstag sehe man nach Mast aus und achte darauf, davon etwas zu kriegen, oder die Zeit ist vorbei. Es erspart dir das Korn; es macht deine Schweine fett; wenn es friert, hilft es ihnen, wo sie sonst hungern müßten.)

If thou love eared, and unmaimed hogges: give eye to they neighbour, and care to his dogges. (Wenn du ungeschändete Schweine mit Ohren liebst, achte dann auf die Hunde deines Nachbarn.)

Though plenty of acorns the porkling makes fat: not taken in season, may perish by that! (Obwohl ein Überfluß an Eicheln dein Schwein fett macht, kommt es davon um, wenn sie nicht ausgereift sind.)

To gather some mast, it shall stand thee upon, with servants and children, ere mast be all gone: some left among bushes shall pleasure thy swine; for fear of misschief keep acorns from kine. (Um Mast zu sammeln, mußt du hinterher sein mit Gehilfen und Kindern, bevor alle Mast weg ist. Was man zwischen dem Gestrüpp liegen läßt, freut deine Schweine; aber lasse deine Kühe weg von den Eicheln!)

Auch hier wird gewarnt vor Eichelfraß durch Kühe, wodurch diese sterben können: Go, gather up mast ere time be past. Mast fats up swine; Mast kills kine. (Gehe, samm'le Mast vor die Zeit vorbei ist. Mast macht die Schweine fett. Mast tötet die Kühe.)

Das obenstehende Gedicht ist eine Variante aus 1710 auf das vorige. Auch wird empfohlen, die Hunde einzusperren während die Schweine draußen auf der Mast sind:

If hog does cry, give ear and eye. Good neighbour though, good customs alow no scaring with dogs,

1. Mihelmas, Sankt Michaelstag (am 29. September) kommt regelmäßig in den Auf­zeichnungen als Anfangsmoment der Waldmast vor.

175

whilst mast is for hogs. (Gebe acht, wenn das Schwein schreit. Mein guter Nachbar, die gute Sitten gestatten keine freilaufender Hunde, wenn die Schweine auf der Mast sind.)

Man soll auch nicht alle Eicheln wegnehmen; einige müssen noch zu neuen Bäumen aussprießen können:

Some acorns to prove, that timber you love. (Einige Eicheln zum Beweis, daß du Holz liebst.)

Und für November warnt er: Let hog once fat loose nothing of that; When mast is gon, hog falleth anon. (Laßt das Schwein, wenn es fett ist, nichts davon verlieren. Wenn die Mast vorbei ist, magert das Schwein schnell wieder ab.)

Plakat und Ordonnanz auf den Niederreichischen Wald

In den Kreisen der zuständigen Verwaltungsbehörden in der Umgebung des Nieder­reichischen Waldes bei Kleve (das damals noch zu den Niederlanden gehörte) entdeckte man nach und nach, daß das Weiden der Tiere einen katastrophalen Einfluß auf den Waldbestand ausübte. Mehr und mehr fing man an, das unbegrenzte Eintreiben der Vieh­herden zu beschränken, wie hervorgeht aus den folgenden Bestimmungen des Herzogs von Alba, 'getan zu Brüssel am 31. Juli 1571' im Namen des Königs:

Und wo wir gleichfalls informiert sind, daß die meisten Schäden in unserem vor­genannten Wald durch das Viehweiden entstehen, sei es durch Pferde, Rinder, Schweine oder Schafe, weshalb es in einigen Wäldern in anderen Provinzen unserer vorgenannten Erb-Niederlanden untersagt ist, zu weiden in Holzbeständen, welche jünger als zwanzig Jahre sind; und daß, wenn wir auch darin nicht versagen, derselbe Wald in absehbarer Zeit verurteilt ist ganz und gar zugrunde zu gehen, wollende deshalb darin provisorisch Vorsorgen zur geringsten und wenigsten Verletzung als möglich ist; verbieten und untersagen auch wir bei diesem, daß in unserem vor­genannten Niederreichswald keine Tiere, es seien Pferde, Rinder, Kühe, Kälber, Fohlen, Schweine, Schafe oder andere Tiere, welche jemanden, ohne jegliche Aus­nahme, angehören, zur Weide getrieben werden dürfen in die jüngeren Aufschläge, welche nicht älter als fünf Jahre nach dem letzten Hau sind . . . unter der Bedingung aber, daß jedes Tier am Halse eine große, redlich klingende Glocke haben soll. . • Und verbieten auch jedem, in welcher Qualität er es vorher auch gewohnt war, in unserem vorgenannten Wald Eicheln, Bucheckern oder wilde Äpfel zu raffen, zu

176

Bild 84. Schweinehirt mit Stab und Knotenpeitsche aus dem 'Kreüterbuch' von Bock (1556). Das 'Kreüterbuch' ist ein uraltes, botanisches Werk, worin im Kapitel über die Eichen das folgende geschrieben wird:

Eliche geben die gedörrte Eychelen zu trincken für den Stein. Aber jetzgemelte hilff und arztney dienet nicht für die reichen / sie müssen ihre arztney und hilff auß India und Arabia holen. Die Eychelen (sprechen sie) gehören fürr die Sew.

177

schwingen, abzuschlagen, zu transportieren oder bei sich zu haben in merkbar größeren Mengen als einen viertel Scheffel oder mehr, bei Verlust von drei rheinischen Gulden, und dazu zehn Stüber für den Angeber als Anbringprämie.

Obengenannter Reichswald war ein altes Grenz- und Streitgebiet zwischen dem Herzog­tum von Gelre und der Grafschaft Cleve, und er hatte vorher schon manchmal Anlaß zu Schwierigkeiten gegeben betreffs der Weiderechte. Deutlich geht aus den betreffenden alten Akten hervor, zu welcher Größe die Schweineherden damals ansteigen konnten; so erwähnen die aus 1257:

Item dicimus de porcis, qui Cudden dicuntur, quod Comes Clivensis mille et du-centos porcos annuatim ad sex annos ad glandes in Nemore pascentes habebit eo jure, quo actenus habere consuevit. . . . (Auch sagen wir über die Schweine, welche 'Cudden' (d.h. Herden) genannt werden, daß der Graf von Cleve zwölfhundert Schweine pro Jahr in die Eichelmast eintreiben darf, für eine Periode von sechs Jahren, nach seinem alten Recht. . .)

Bondam (1783) erwähnt aus dem Jahre 1266: Item de quaestione nemorum Imperii, quae est inter praedictos Comités Gelrensem et Clivensem, dicimus, quod Comes Clivensis in ipso Nemore mille et ducentos porcos in festo Beati Lamberti, proximi venturo, ad glandes depasci facere incipiet; et a festo Natalis Domini, proxime sequenti, ulterius ad octo annos continue singulis annis totidem porcos, et non plures, in eodem Nemore ad pascua glandium libère deduci faciet, et depasci, sine contradictione cujusquam.

(Auch sagen wir in der Rechtsfrage betreffend den Reichswald, welche existiert zwischen den genannten Grafen von Gelre und Cleve, daß der Graf von Cleve in diesem Wald zwölfhundert Schweine auf die Eichelmast eintreiben darf vom erst­kommenden Fest des hl. Lambertus bis zum darauffolgenden Fest der Geburt des Herren, und das für acht Jahre, jedes Jahr dieselbe Zahl an Schweinen und nicht mehr in demselben Wald, und darf sie unbehindert auf die Eichelmast treiben ohne Beschwerden von jemanden.)

Aus einem Verzeichnis der Holtzungen des Hauses Stoltzenaw in Braunschweig

Aus den Akten dieses Hauses aus dem Jahre 1583 folgendes: Wanneer Gott der almechtige seinen Seegen und volle mast gibt, kann unseres Walt ungeverlich 1000 Schweine feist machen. Auf demselbigen Striche ist ein kleines Holtz, das Sichelken genanndt, worauff ungeverlich, wanneer gute Mast ist, 200 Schweine gemastet werden können. Negst diesem an der selben Grentze ist ein Holtz, das Leser Holtz genanndt, wellichs ungever in voller Mast 300 Schweine feist machen kann. Bewesten der Weser hat mein gnediger Herr ein kleines Hegeholtz, das Sundern ge­heißen, kann ungefherlich 70 Schweine feist machen.

Und noch ein klein Hegeholtz am Closter Schinna, das in gueter Mastzeit ungefher 80 Schweine feist machen kann. Es hegt so weiter noch 14 kleineren Wälder, worauf insgesammet 730 Schweine, also insgesammet fast 2400 Schweine.

178

Aus dem 'Oeconomia oder Hausbuch' von Johannis Colerus

Colerus, lateinisierte Form von Köhler, war ein lutherischer Pfarrer in Parchim, wo er im Jahre 1639 starb. Er war der deutsche Tusser; die Bauern lasen sein Werk (aus 1599) mehr als hundert Jahre lang, und es erschienen davon zahllose Auflagen. Als er im 111. Kapitel beginnt über die Schweine zu schreiben, muß er sich erst ent­schuldigen und klarmachen, wie es möglich ist, daß er, als Stubengelehrter und Pfarrer, etwas Vernünftiges von solchen Tieren zu sagen weiß:

Weil denn nun dies Viehe einem Hauswirth in seiner Haushaltung gar hoch von nöthen kommt / so wil ich denselben auch hierinnen gerne entrathen helfen / so viel ich weis / und mich nicht dran keren / das mir etliche skeptici wegen dieser meiner arbeit Übels nachreden / und sich hören lassen / ich schreibe von der Haus­haltung / do ich doch nichts weniger sey denn ein Haushalter. Ob es nun wol war / das ich die Sew / Kühe oder Schafe nie gehütet und von diesen Sachen nicht viel weis / so wil ich doch von inen auch nichts lernen / wo sie von diesen dinge viel weiniger als ich wissen.

Ich hab die zeit meines lebens Schulmeister gnug gehabt / und ob sie nicht große Doctors gewesen / so seins doch Bawern / Schwein- und Kühhirten gewesen / die mit diesen sachen teglich umbgangen. Darnach so hab ich auch die experienz und erfahrung mit zu rath genommen / und bin bisweilen / wenn ich mich müde gestudiert / in die stelle mit zu den Rossen und andern viehe gangen / bin auff dem Felde umbhergespatziret / und hab allezeit große lust und lieb zu lernen gehabt / nit allein von Hirten und Bawern / sondern auch von der gantzen natur / in libro naturae / darinnen viel treffliche künste und große ge-heimnis verborgen liegt.

Er nennt weiter viele klassische Schriftsteller, die über die Landwirtschaft geschrieben haben, und 'wer nun mehr von diesem Viehe wissen wil / der mag es da zusammen stop­peln und lesen'. Im 114. Kapitel fährt er fort:

Man kan nicht an einem jeden orth viel schweine ziehen und halten / sonderlich wo es keine Eichweide oder Büchweide hat. Da behelffen sich die Leute mit wenig Schweinen. Denn es ist einem Hauszwirt zu schwer / wenn er dies Viehe mit Getreide auffziehen und mesten sol. Wo es aber viel Eichen / Buchen / Castanien / und dergleichen hat / wie hier in der Marck / in Pommern / und im Lande zu Mechelburg / da halte man viel Schwein / sodas mancher schlechter Bawer ein Schwein oder achte / zenen / f ünffzehn oder zwantzig in einem Herbst schlachtet / die er alle in die Eicheln lauffen lest. Wo man aber diesen forthei! nicht hat / da mus man ihr desto weniger halten / denn das Getreide ist zu tewer / wiewohl man sie auch mit Kohl / Rüben / Obst und andern sachen mesten kan.

Über Schweinepsychologie weiß er das folgende zu sagen:

Es haben die Schwein sonsten auch einander sehr lieb / wenn eines schreiet / so lauffen die andere mit großen gruntzen und zorn zu / und wollen im helfen. Sie setzen auch mit gewalt an dem / der sie beleidigt / wenn sie nicht gewaltsam von im getrieben werden. So lernet und mercket auch dies vieh gar eigentlich seine Herberge / wenns vom Feld kömpt / so laufft ein jedes nach seiner Herberg / und nach dem Hofe dahin es gewenet ist / welches die einfeltige Schafe und Ziege nicht thun.

179

QiieichVnacofatriftancglialtrui detti attendono, e mille buone non lodano.

Bild 85. Das Schwein zwischen den Schmucksachen (aus Capaccio, 1592). (Für diejenigen, welche nur achtgeben auf das Unangenehme, was andere Leute sagen und die vielen guten Sachen nicht zu schätzen wissen.)

Con poco honeste voglie Nel sentier de 1'altrui scritti, ö parole, Con velen, con livore Lo invido zelotor muove i vestigi. Ma Invidia à le buon' opre honor non toglie. E se tràgioie accompagnate, ö sole Cieco d'un fero ardore Cerca il Porco la ghianda; E' perche' 1 bel sereno Del lieto asperto offusca gli occhi e' 1 core. E bramando il tesor vile, e terreno, Ivi sol gli occhi gira, Ivi anhelante aspira; E per viltade à cui 1'alletta e' nuita, Lascia più ricca sorte, e più gradita. (Erfüllt von unaufrichtigen Wünschen, voller Gift und voller Mißgunst, geht der neidische Eifrer über den Weg der Worte und Schriften anderer Leute. Aber die Mißgunst entnimmt den guten Werken die Ehre nicht. Und wenn das Schwein, umringt von vielen Herrlichkeiten, von heißer Gier betört, die Eichel sucht, so kommt das, weil die Pracht des herrlichen Anblicks ihm Augen und Herz verdunkelt. Und wo es besessen ist von einem ekelhaften, irdischen Schatz, wendet es die Augen nur dorthin und schaut es sehnsuchtsvoll danach. Für die Herrlichkeit, wozu es von diesem Schatz verführt und verlockt wird, läßt es ein reiches und angenehmes Leben fahren.)

180

Über 'hütung' und 'wartung' der Schweine bemerkt er folgendes aus seiner Umgebung: Die alte und junge Sewe werden im Sommer vom Hirten auff den Engern / in den wegen / und auff den Brachen gehütet bis nach der Ernte / wenn man sie denn auff die stoppeln treibet / und auff den selben voilent hütet / bis die mast angehe; / also ohne gefahr acht oder 14 tage nach Michaelis. Darnach wenn ein harter reiff kommet der die Eicheln und Bucheckern zwinget / werden die mittelmeßige und kleine Schweine / die zur mast noch nicht dienstlich sind / ausgehoben / und in die hölzer / wo nicht so gar viel Eicheln und Bucheckern stehen / gelassen / und da geweidet / wo sie ire zimliche nahrung haben und bleiben mögen. Ein böses Schwein kan man übel vor den Hirten oder zu Felde bringen / sondern sie entlaufen einen unter dem treiben. Solchen Schweinen hänge man nur einen knüttel an den hals / der hindert sie im laufen / das sie nicht so schnell fort kommen.

Danach fährt er fort: Ein edel köstlich herlich ding / und eine große gäbe Gottes ist es / wo in einem Lande viel tragende Eichen / Bucheckern / und Castanien sein / damit man die Schweine wenn sie gerathen ohne Getreide mesten und fett machen kan. Denn wenn die ge-rathen / so wird viel Getreide ersparet / das man sonst auff die mastung anwenden müste. Die große Schwein / die anderthalb jar / zwey / drey / oder mehr jar alt sein / werden eins theils stück nach dem Obst / eins theils umb Michaelis in die mast getrieben / darnach viel oder wenig Eicheln und Schweine sein. Da werden von holtzern drey oder vier zenne [Zäune] gezeunet / nach gelegenheit des Holtzes / die gleich als stelle und behaltnis der schweine über nacht sein. Darnach werden die Schweine teglich von einem solchen stalle zum andern gehütet / und darinnen nächtlichen verwaret / denn sie sollen nicht stets an einem ort gehütet / sondern immer fort durch die Höltzer getrieben werden / das sie alle nacht von einem stal zum andern kommen. Sie gehen in die mast bis auff Nicolai. Wo aber noch viel Eicheln oder Buchechern vorhanden sein / lest man sie auch wohl bis auff Weihnachten gehen. Alsdenn werden eins theils / als nemlich die besten / geschlachtet. Die geringen lest man gehen / bis auff ein andere zeit. Die großen Sewe werden auch mit in die mast getrieben / und wenn sie jungen wollen / welches man denn bald an den Zitzen sehen und gewar werden kan / schicket sie der Hirt wider auffs Forwerck. Da werden ime denn andere Sew / denen ire Ferckel abgesetzt sein / wider mit dahin in die mast gegeben.

Daß die Schweine von Eicheln allein im Stande sind zu leben während der Mastzeit und nachher nicht mehr, geht aus folgendem hervor:

Den Schweinen die in den Holtzern masten / wird sonst nichts gegeben. Sie behelffen sich / und werden allein von den Eicheln fet und guten leibes. Wenn aber so grau­samer Schnee und Frost einfält / das sie nicht auskommen / und nicht in den Holt­zern bleiben können / holt man sie daheim / und werden sie mit Schrot und Kleien gefüttert. Wenn aber die Eicheln oder Bucheckern nahe bey der Stad sein / und die Schweine mittages oder abends zu hause kommen können / so gibt man inen gut geseuffe mit Schrot angemenget / oder man lest etliche Eicheln dürre werden / und in der

181

mühle fein klein mahlen / und macht inen ein geseuffe damitt. Nicht jedes Jahr gibt es aber eine gute Eichelmast, und oft sind Ergänzungsmaßnahmen notwendig:

Die schweine mesten sich ein jar besser denn das andere. Etliche lassen viel Eicheln mit langen stangen von den Eichen abklopfen / wenn sie im Herbst recht reiff sein und beginnen abzufallen. Die lassen sie auflesen / und in secke zu hause führen / und schütten sie in einem gemach oder kammer über einen häufen / und schütten sie zu hause den Schweinen vor / und geben inen rein wasser zu trinken.

Wer diese Zeilen liest, bekommt sehr stark den Eindruck, daß Colerus alles, was hieroben so einleuchtend beschrieben wird, selber gesehen haben muß und wahrmacht, was er im ersten Kapitel schrieb.

Bei der Schweinemast gibt's viele Fragen

In dem Bankgericht zu Hemmendorf in Niedersachsen (ohne Jahrzahl) heißt es von den Schweinehirten :

12. Dieweil die von Hemmendorf schweinhirten und anhirten zugeben müssen, so frage ich urtheil, wie der gethan und beschaffen sein soll? Antwort: Der knecht soll für seinen herrn einen herzeck2 verstehen, und die magdt soll eine schöffe brodt backen können. 13. Wann der anhirte ankommen soll? Antwort: Er soll mit auß dem thore gehen. 14. Wann der anhirte untüchtig wäre, und der hirte ihn nicht wieder nach haus weisete, und schaden unter dem vieh entstünde, so frage ich um urtheil, wer den schaden abtragen soll? Antwort: Wenn der hirte den untüchtigen anhirten nicht wieder nach hause wiese, soll er selber bestraft werden. 15. Wan aber der hirte den untüchtigen anhirten zu haus weisete, und er nicht wollte nach hause gehen, oder wenn er gar außen bliebe, und schaden fürfiele, wer den schaden abtragen soll? Antwort: Der den anhirten sendet. 18. Wenn einer melke-sögen hette, ob er dieselbe nicht soll im stalle behalten, und wie lange, daß sie keinen schaden thäte? Antwort: Sechs wochen. 19. Wie alt die schweine sollen, die für den schweinhirten gehen sollen? Antwort: Von zwölff wochen. 20. Wenn einer befunden wäre, der sich nach diesem mit seinen Schweinen nicht verhielte, was seine bruche sein soll? Antwort: Zehn mg oder nach des herren aufsatz. 21. Wie frühe der sauhirte bei dem Schweinehirten in der mast sein soll? Antwort: Wenn die eckerschweine den abendt bey den hütten kommen, so soll er soviel holz, als sie des nachts verbrennen, zusammen getragen haben.

2. Herzeck: wahrscheinlich 'Herden-Zeichen', Brandmarke der Schweineherde; möglich auch 'Herren-Zeichen' (herzechin), Eigentums-(Brand-)marke des Herrn.

182

? ! É f V

•rp^rz-yrgrr."~&TAV * -.' •

'*'*£&ji&> K & $ & & :

«

ni

Bild 86. Schweineherde mit Hirten am Rand des Eichenwaldes. Zeichnung von Paulus Potter (1644).

22. Wie oft der bauermeister nach dem schweinelohn umgehen soll? Antwort: Zweimal sollen sie samlen; zum dritten mal sollen sie pfänden.

Und aus 'Der Sieben Freihen Hagen Recht' in der Grafschaft Schaumburg, bei Stadthagen (ohne Jahrzahl):

30. Ich frage weiter, wenn ein ehemann mit seiner frauen sein körn beschauete und käme ihm eine lust bei ihr zu schlafen . . . und ein Schweinehirt darauf treiben wollte, und solches gewahr würde, wie der sich dagegen verhalten soll? Antwort: Derselbe soll so weit darum hintreiben, als ein reuter in vollem trab eine halbe stunde reiten könne, und wenn ihm ein schwein entlaufet, nicht eins darnach umsehen, damit solches nicht verhindert werde.

Der Förster soll auch etwas zu essen haben

Aus dem Recht von Ebersheimermünster im Elsaß (1612): 20. Item eine eptissin hat auch das recht gehabt, und nach ihr die von Landsberg, itzo aber die Böckhlin von Böckhlinsau, daß sie mögen fahren uf den hochwald mit 80 schweinen, und die sollen die förster empfangen und sollen einen pferch machen uns an den Dritten, und wann die schweine da eingehen, so sollen die förster nehmen ohne eins das vorderste, und uf die Zeit, daß man sie will wider heim nehmen, so sollent ihme die förster nachvolgen und gegen Erstheim under die pforten, und sollen da nehmen ohne eindes das hundertste [das heißt das neun und neunzigste!], und man soll auch den förstern ein imbiß geben: brod, das nicht hediget [schimmelig],

183

und wein, der nicht kaupfiget [kaumpfig] ist, und einen vaßböden voller guter ruffelken visch Leine Art Lachs], also voll, daß die schwänz darüber abhangend, und wann die förster von dannen gehend, so soll man ihr ieglichen 6 groschen geben; damit hat man ihnen den vollen recht getan.

In Tavier ging es wieder anders zu

Wie an vielen anderen Orten, war man auch in den Ardennen verpflichtet, seine Schweine unter Aufsicht eines offiziellen Schweinehirten weiden zu lassen, und nach dem Turnus war jeder Angehörige der Dorfgemeinschaft gehalten den Hirten zu speisen. In Tavier lebte aber damals ein eigensinniger Mensch, Martin Dellevaulx, der seine Schweine privat hüten wollte. Und das gab Schwierigkeiten (nach der Gerichtsrolle vom Justizhof in Tavier um 1672, mitgeteilt von Legros, 1947):

Le dit Martin Dellevaulx fait herder ses porques à parte, nonobstant qu'il y a un porcher, qui garde les communs porques de cettuy village, et qu'ayant venu à son tour de le nourrir, il en a fait refus nonobstant, qu'interpellé par le sergeant de cette cour de la parte des dits Seigneurs sur diverses plaintes, faites par les autres mannans, ce qu'a donné sujet au dit officier de le faire traiter à la taverne pour sa dite quote. Conclud partant à ce que le dit Martin serat condemné de faire herder ses dits porques avec les autres, de satisfaire aux frais faits par le dit porcher à la taverne, et de le nourrir à l'avenir, et le payer à l'advennant de sa quote. (Der genannte Martin Dellevaulx hütet seine Schweine für sich allein, obwohl es hier einen Schweinehirten gibt, der die gesamten Schweine dieses Dorfes hütet und als an ihn die Reihe gekommen war ihn zu ernähren, hat er dies geweigert, obwohl er hierüber von dem Gendarm dieses Hofes belehrt worden war nach mehreren Klagen der Dörfler, was den genannten Gendarmen veranlaßt hat, den Hirten auf seine Kosten in der Wirtschaft speisen zu lassen.

Entscheiden hierauf, daß der genannte Martin verurteilt wird, seine Schweine zu­sammen mit den anderen weiden zu lassen, die Kosten zu bezahlen, welche der Hirt der Wirtschaft schuldet und ihn weiterhin zu speisen nach dem Turnus.)

Alle Schweine mußten zusammen gehütet werden, weil man sonst keine Kontrolle hatte bei Ackerbeschädigungen. 'Das alleine hüthen war gantz und garr nicht erlaubt und stritt solches gegen die polizey' (Lappe, 1908). Auch in England war das damals so; in den 'Court-rolls of the Manor of Scotter' in Lincoln stand in 1578 geschrieben:

Every man shall have ther swine to be sett before the swinehirde, and to be styed before sonne sett, and to kepe them styed till sonne rise, in payne of XII d. (Jeder soll das Hüten seiner Schweine dem Schweinehirt überlassen, und sie sollen von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang im Stall bleiben, bei Strafe von zwölf Pfennigen.)

In der Grafschaft Sayn-Wittgenstein machte man es noch wieder anders. Hier wollte man die verpflichtete Speisung des Schweinehirten benutzen zur Förderung der Schweine­mast, die dort etwas vernachlässigt wurde, wodurch der Graf zu wenig Revenuen aus seinen Wäldern erhielt (mitgeteilt von Lange, 1967):

Der Schweinezucht ist zu helfen, wenn der gnädigste Befehl ergeht, daß in den Ge-

184

meinden jeder dem Schweinehirten reihum das Essen reichen und den Lohn geben muß, gleichgültig ob er Schweine hat oder nicht. Denn wenn jemand Kosten hat, so wird er diese nicht umsonst ausgeben, sondern sich sicher ein Schwein anschaffen... Wird hiernach gehandelt, dann wird die Schweinemast wieder stärker betrieben werden. Solches berichtet untertänigst und verharrt als Euer Wohl- und Hochedelgeborener Herr Untertäniger H. F. Decken, Schwarzenau, den 30. Juli 1784.3

Der Hut auf dem Stock

Die Ehehaften von Inning am Moosrain in Bayern (1641) erwähnen: Ob aber eines umliegenden dorfes ein viehehüter mit einer heerde der gemeinde zu nahe weidet, alsdan soll der hüter von Inning seinen hütstab einstecken, den hut daran hängen, zum zeichen, daß der andere viehehüter mit seinem viehe weichen solle . . .

Béres (1961) schriebt über den heutigen Hirten in der ungarischen Pußta Hortobägy, wo 'vom Frühjahr bis zum Herbst jetzt noch die Schweineherden unter freiem Himmel weiden', daß auch hier die Hirten einander auf großer Entfernung noch Zeichen geben, entweder mit der Hand, mit dem Horn, durch Peitschenknallen, aber auch mit dem Hut und dem Stock. Er gibt davon zahllose Beispiele. Wenn der Oberhirt seinen Hut zweimal hochhebt, lenken seine Gehilfen die Herde zum Brunnen. Wenn er nach vorne zeigt und seinen Hut hochreißt ('er schlägt seinen Hut zurück'), dann treibt man die Spitze der Herde zurück. Wenn der Oberhirt seinen Hut hochhält und ihn darauf nach unten schlägt, bedeutet das: 'Laß sie dort!', u.s.w. Kann man den Hut in der Ferne nicht gut sehen, so steckt man ihn auf den Hirtenstab.

Wenn 's eckern ist im Walde von Sankt Goar

Aus dem Weisthum von Sankt Goar am Rhein (ohne Jahreszahl): Par. 14. Item, wenn 's eckern und mast in den wäldern sei, und wie oder weme die verliehen werde, und wie die Ordnung sei dabei? Antwort: Wann ein eckern in S. Goarers wälden seie, so soll der vogt oder Schult­heiß zu S. Goar und der vogt zu Pflatzfeld, welche beide ein ganz gericht sind, einen tag ernennen, und beide gerichte bescheiden, ungefehr in september, den eckern im wald zu besichtigen. Alsdann sollen beide gerichte im wald bei Brückenschlag zusammen kommen, sich unterreden miteinander wieviel Schweine einem jeden bürgern nach des eckern gelegenheit einzutreiben aufgesetzt werden sollte, und Pflatzfeld jeder zwei Schweine mehr als andere bürger möchten treiben, und seien die selbige dechens frei [d.h. sie brauchen kein Zehntgeld zu bezahlen] um alles was sie eintreiben. Und so ein voller ecker ist, also das eichen, buchen, hagepotte, Schlehen, hasselnüß, holzaepfel und was sich das vieh ernähren soll, genug ist, so dechen sie iegliche sau vor neun heller, wie vor alters, und nicht höher.

3. Der Verfasser dieses Antrages hatte bestimmt Macchiavelli studiert!

185

ï •_

I

• • * • * - ' :

«s- • * • * .

- '•*- " "la 2-M AT

t

,», .*. -:.. .--*•'* ' - \ / i t > -- * •'-•.' V" '*<'

'/•'••• H ' ' \ \ - .V^ :•••''*• '>

A •^ » t * > -t

O 'I v ' -WV- /'/ -"V-V ' '.

Bild 87. Schweine mit Hirt auf der Eichelmast; Miniatur um 1465 aus Frankreich.

Fue la vellota, el sustento y pasto De aquellos padres de la edad dorada, Y agora es tan grossero, vil, y basto, Que solo de los puercos es hozada. Creció la gula, y con ella el gasto, Y la superfluidad desatinada Del excessive) modo en la comida, Que gasta la salud, hazienda y vida. (Die Eichel war einst Nahrung und Erhaltung der Väter im goldenen Zeitalter. Heute gilt es als unfein, gemein und niedrig, so daß sie lediglich den Schweinen zum Fraß dient. Die Freßgier wurde größer, mit ihr die Verschwendung und der unsinnige Überfluß maßlosester Art beim Essen, was Gesundheit, Besitz und Leben aufzehrt.) (De Covarrubias Orozco, 1613)

186

Ist des eckern halb so viel, so deche man sie vor halb, alles nach gelegenheit des eckers, aber über die neun heller nicht. Und soll kein schwein, welches in S. Goarers wald gemästet wird, außerhalb der markt verkauft werden. Weiter erkennt man einem oberhauptmann oder burggraf, oder wer jeder zeit das schloß Rheinfels von wegen unseres genedigen fürsten und herrn einhat und be­wohnet, daß er in St. Goarer wald sambt dem Hayn und Kobert soviel Schweine in den eckern oder mast zu treiben habe, als er zur notdürftigen haußhaltung auf das haus Rheinfels zu verbrauchen hat . . .

In Carb hielt man damals nicht viel von den großen Herren

Aus dem Weisthum über die Carber Mark in Wetterau (1657): Par. 4. Auch weisen die gemeine märker, so ein herr oder edelmann seines waldts gerechtigkeit wissen woll, was besundere gerechtigkeit er zu und bevor'an dem eckern seines waldts heben wollte, dieweil nun die weide under und oben der mark zustendig, so weisen die gemeine märker: Welcher zeit der herr des waldes durch den wald reiten würde, und daß ieme seine rüterknabe nachritte mit seinem schild ufgethaen, was dann von eckern oben herab­fiele, und dem knaben in seinem schild fiele und liegen bliebe; das ander sei alles der mark zustendig.

Aus den östlichen Niederlanden im 17. Jahrhundert

Aus der Lutter Marke, einem Gebiet in der Umgebung von Enschede, ist ein sehr um­ständliches Markrecht bewahrt geblieben. Für das Jahr 1619 gibt es darin eine voll­ständige Liste der Zuweisungen aller Schweine ('swyne', 'verkene' und 'rodenkokene'), welche die Eingesessenen der Mark, 'Bueren' und 'Kotter', 'wanner god een ackeren gyft', in die Wälder der Mark eintreiben durften. Alles zusammengezählt ergaben das 433 große Schweine und 474 Läufer (Rodenkokene), also 907 Stück zusammen! Genau wie das überall geschah, wurden auch hier die Schweine vor dem Eintrieb ge­brandmarkt:

34. Item men sal hebben in der marke ene steede, daer sal men een schott maken, daer sal men eiken verkene een brandt gheven. Ende daer sal ieder toe sien, die daer verkene brenghet, dat sie al ghebrandt syn, want welck daer niet ghebrant en werden, die sal men holden ende schutten voer een unghewaert verken. 35. Item nae older ghewoenten so sal men drie daghen inbernen. 36. Item een yeghelick buer sal syne alynghe verkene up den brant brenghen mit al synen rodenkokene, ten weer sake, dat wie soe kleine kodeken hadden, dat hie die daer niet wal brenghen konde, soe sal hie nemen enen gesworenen uith syn leeschap ende enen van synen naesten naeber, die hem helpen betughen woe vele der kodene sy.

Die Schweine konnten nachher überall frei herumgetrieben werden in der Mark, weil es hier keinen Privatbesitz gab:

10. Item, wanneer die brandt upgheholden is, soe sullen die erfexen, die richter myt den gesworenen openen alle wruchte [Absperrungen], dat die verkene overal ghaen

187

moghen, want nyemant ghyn eighen holt in lutter marke heeft. Besonders bitterböse war man in der Lutter Marke auf diejenigen, die Eicheln ab­schüttelten:

38. Item niemant noch erfexen, buer ofte yemant anders sal eyckelen noch boeck van den bomen schudden ofte werpen edder slaen, by eene pene van XX penninghen, soe vake dat geschiet is.

Außerordentlich streng trat man dabei auf gegen die sog. Bi-sitters, die Leute, die sich damals inoffiziell in der Mark angesiedelt hatten und gegen die man hier eine will­kommene Möglichkeit fand, sie wieder los zu werden:

131. Item op donderdach nae Assumptionis Beatae Mariae virginis, Anno Domini 1638 hebben die gemeinen Bueren mit den Erffgenaemen van den groten Bueren tsamenlick verwilkuert, dat alle die daer Buer synt ofte Kotter, ofte Bisitter. ofte uytheimis ofte woe hie gelegen is, die daer eckelen leest ofte van den boom smidt, ofte werpet, ofte gaddert uyt der marcke, ofte van den Buer eckelen sal verbroecket hebben, soe mannichmael, als hie daer aver bevonden wordt, twee olde schilde, ende die Bisitter sal daer boven verbroecket hebben, dat die gemeine Bueren ende Kotters in der marcke van stunden aen gebaedet worden ende den selvesten syn huys ofte huette äff brecken ende van stunden aen uyt der marcken rumen, ende daer nummer­meer wedder in geoorlovet worde toe woene, sie worden bevonden van Buer ofte Kotter.

188

Schweine und Säue in Frankreich

De Serres schreibt in seinem Buch 'Le théâtre d'agriculture', herausgegeben in Rouan (1635), im Kapitel 'Des Pourceaux et des Truyes':

Mais beaucoup plus aiment elles les forests qu'autres lieux, s'y déletant pour les glands, faines, chastaignes, etc., qui donnent la plus délicate viande des pourceaux. Sur tous, c'est le gland, qui leur agrée le plus: aussi les pourceaux s'engraissent mieux, plustost et en acquirent meilleur graisse, que de nulle autre nourriture, à telle cause est recherché le gland en premier lieu, et en suite la chastaigne. Pour engraisser en saison de bonne glandée, dans sept ou huit semaines auront ils attaint le poinct que désirez: si que lors les retirans de l'engrais, les pourrez faire tuer pour la provision, après en avoir vendu les surabondans. Ce terme se compte du iour qu'on apperçoit le gland cheoir de luy mesme de l'arbre, signe de maturité, lequel les pourceaux mangent avec grand appétit, comme leur plus exquisse viande. (Aber sie ziehen die Wälder allen anderen Stellen vor, wo sie sich weiden an Eicheln, Bucheckern, Kastanien, u.s.w., welche den Schweinen das delikateste Fleisch besorgen. Vor allem gefällt ihnen die Eichel am meisten: Sie werden damit auch schneller und besser fett, und auch ist der Speck besser als von irgendeiner anderen Nahrung. Darum wird die Eichel an erster Stelle gesucht und danach die Kastanie. In einer ergiebigen Eichelzeit werden sie in sieben oder acht Wochen so fett, wie Sie es nur wünschen: Wenn sie dann aus dem Mastwald zurückgenommen werden, kann man sie für die Vorratskammer schlachten, nachdem die überzähligen verkauft sind.4

Die Waldeintriebsperiode beginnt am Tage, worauf man bemerkt, daß die Eicheln von selbst aus den Bäumen fallen, Zeichen ihrer Reife. Die Schweine essen diese darauf mit großem Appetit, als ob es die herrlichste Nahrung wäre.)

Und nachdem der Verfasser seinen Lesern empfohlen hat, bei reicher Eichelernte einen großen Vorrat zu trocknen und in den Speicher zu bringen:

Elle suffise pour engraisser vos pourceaux l'année d'après. Car cela ne s'accorde gueres souvent, que deux années de suite le gland abonde en mesme lieu, se ré-posans une ou plusieurs années les chesnes, qui en ont bien fructifié une. Parquoy, le prudent père de famille, en année abondante en gland, pourvoira au défaut de la suivante. (Dieser Vorrat wird ausreichen zur Mast ihrer Schweine im nächsten Jahr. Denn es geschieht nicht oft, daß zwei Jahre nacheinander Eicheln im Überfluß wachsen; wenn sie einmal gut getragen haben, ruhen sich die Eichen ein oder mehrere Jahre aus. Der gute Hausvater soll darum in einem Jahr des Überflusses für das folgende Jahr Vorsorgen.)

4. Aus den Berleburger Chroniken, mitgeteilt von Lange (1967): 'Reichliche Eichelmast, auch etwas Bucheckermast, war fast im ganzen Lande. Daher ließ Unser gnädiger Herr Graf Georg ein ausländisches Schwein (d.h. ein Schwein, das außerhalb von Berleburg kam) neun Wochen lang für einen halben Gulden in der Waldmast fressen und fett werden. Viele Schweine hatten neun bis zehn Pfund Schmer (Flomenfett)'.

189

Weibliche Schweinehirten gab es auch

In Limburg in den Niederlanden muß es früher besonders kräftige und robuste Weiber gegeben haben, denn der körperlich schwer anstrengende Beruf des Schweinehirten wurde dort mehrfach von Frauen ausgeübt. Brouwers (1964) erwähnt folgende Beispiele:

In Gelinden wurde 1605 von der Gemeinde die Frau Zybilla Peters als Hirtin der Schweine angestellt; 1664 wurde die Frau des Willem van Stapel Schweinehirtin in Engelmanshoven; 1716 wurde die Catherina van Hove Schweinehirtin in dem­selben Ort, 1781 die Witwe des Jan Derwn, und 1785 wurde die Witwe des Gilles Destexte Schweinehirtin im Dorfe Rukkelingen-Loon.

'Sylva' oder 'Ein Diskurs über Waldbäume'

In einer englischen Abhandlung von Evelyn (1662) über die Waldwirtschaft im 17. Jahrhundert wird gesagt, daß ein Schwein in einer Periode von acht Wochen täglich ein englisches Pfund an Gewicht zunimmt bei einer Tagesration von etwa einem Eimer Eicheln ('one Peck', etwa neun Liter), zusammen verfüttert mit etwas Kleie. Man kann, sagt er, die Schweine ab Ende August in die Wälder eintreiben; man muß aber darauf achten, daß die Eicheln genügend ausgereift sind. Sonst wird das Fett weniger fest und gut und trieft leicht. Auch geben solche unreife Früchte dem Schwein leicht eine kleine Vergiftung. Der Schreiber ist auch in Westfalen gut bekannt:

Was diese Eichelmast in Westfalen (ein kleines und elendes Land in Deutschland) den Prinzen (von Hannover) einbringt, ist eine nicht zu unterschätzende Summe Geldes. In diesem verarmten Gebiet pflanzt jeder Bauer, nach alter Tradition, so viele Eichen­bäume rundum seinen Hof, daß die Schweine sich davon ernähren können. Selbst in den letzten Jahren (des dreißigjährigen Krieges), während die fremden Heere das Land heimsuchten, war es dadurch möglich, daß allein schon das Bistum Münster im Stande war, monatlich einhunderttausend Kronen zu bezahlen, neben den nor­malen Unterhaltskosten ihrer eigenen Prinzen und ihrer eigenen Familien. Ich dachte erst, daß sowas in einem so durch und durch armen Gebiet unmöglich wäre, 'weder um uns selbst zu ermutigen, noch um uns selbst etwas vorzuwerfen', wie unser General Melander immer sagt.

Diese gute Vorsehung ihrer Ahnen ist jetzt das Fundament ihrer Existenz geworden: Als die Soldaten damals ihre letzten Schweine aufgegessen hatten, haben sie selbst von den Früchten ihrer eigenen Eichen leben müssen, und heute geben diese Bäume ihnen wieder das Zimmerholz, woraus sie ihre zerstörten Häuser aufbauen können. Wenn das letztere aber allzu intensiv betrieben würde, könnte das den Ruin des ganzen Landes bedeuten.

Ich habe diese Auskünfte persönlich empfangen von meinem würdigen und ehren­werten Freund Sir William Cursius, vor kurzem Seiner Majestäts Gesandter in Deutschland, der es selber aus dem Munde des Generals Melander hörte. Auf dieselbe Weise beziehen auch die Prinzen und Kurfürsten von Hessen, Sachsen, Thüringen und verschiedenen anderen Gebieten dort große Einkommen (neben dem Zimmerholz) aus ihren Waldfrüchten, einzig und allein durch diese Schweinemast:

190

gp^Ät

/i,^'^r J)„Sr»

Bild 89. November-Szene. Kupferstich von Aeg. Sadeler, nach einem Gemälde von Paulus Brill (1554-1626).

191

mgnMttt^^^VMi^amvmmm^muiuamtmmt^tmt / omMtitoitMmmMiiiBNMMM.

Bild 90. Holländischer Holzstich aus dem 16. Jh, erneut gedruckt mit dem Gedicht im März 1674. De groote sterfte onder Westphaalse Wijven / en hoe dat de Verekens moeten spinnen / om voor de mannen de kost te winnen. (Das große Sterben unter den westfälischen Weibern und wie die Schweine jetzt spinnen müssen, um für die Männer das Brot zu verdienen.)

192

Het haspelende varken spreekt: Mocht mijn haspelen wat baten! 'k Vrees van Ruijters en Soldaten Wee en wraeck. Westphalen is Oort Van de groote Verckensmoort. Maar wij hoopen door het spinnen Lijf en leven noch te winnen.

Het spinnende varken spreekt: Ach, wij arme Creaturen Moeten spinnen met veel treuren Moeder, wat 't dan niet genoeg, Dat men ons niet doot en sloeg? Booze Ruijters, 'k mag niet denken, Dooden ons om onze Schenken, Zo dat men geen van 't Swijns-

geslacht Vindt, of 't wert al omgebragt.

De moeder van het varken spreekt, al spinnend: Lieve Biggen, lieve Kind'ren, Kan ons niemant meerder hind'ren, Nu wij moeten, als een Wijf Spinnen, haspelen even stijf, Wijl dat Berend* ons deed grijpen En doet dansen naar zijn pijpen Nu de doot Westphalen schendt, En veel Vrouws in d'aerde sendt. Berend moet nu geld fineren, Doet zijn Verekens spinnen leren, Daer hij mee zijn Toll betaelt.

Das haspelnde Ferkel spricht: Möcht' mein' Haspeln doch was nützen! Bangen mir der Reiter und der

Schützen Weh und Rache. Denn Westfalen ist

der Ort Von dem großen Schweinemord. Aber hoffen wir durch spinnen Leib und Leben zu gewinnen.

Das spinnende Ferkel spricht: Ach, ich armes kleines Schwein Spinne hier mit viel' Gewein. Mutter, war's noch nicht genug, Daß man auch nicht uns totschlug? Böse Reiter, diese Finken, Töten uns um uns'ren Schinken, Von den vielen Schweineherden Gibt's fast keine mehr auf Erden.

Die Mutter der Ferkel spricht, spinnend: Liebe Ferkel, hört mir zu: Hier ist für uns etwas Ruh, Wo wir retten uns den Leib Spinnend, hasp'lnd wie ein Weib, Wo der Berend* uns ergriff, Tanzen wir nach seinem Pfiff, Wo der Tod Westphalen schändet, Und viel' Weiber sind verendet. Berend muß jetzt Geld verdienen, Lehrt sein' Schweinen nun zu spinnen, Damit er sein' Zoll bezahlt.

* 'Berend' ist der münsterische Bischof Berend von Galen, von dem schon früher die Rede war und dem die östlichen Niederländer sehr schlecht gesinnt waren.

193

so werden in einem bestimmten Wald in Hessen allein schon zwanzigtausend Schweine gemästet, die dem Prinzen dort 30.000 Gulden pro Jahr einbringen.

Daß der englische Schriftsteller das westfälische Land damals gut beobachtet hat, als er schreibt, daß die Bauern so viele Eichen rundum ihre Höfe anpflanzen, so daß die Schweine sich davon ernähren können, wird bestätigt durch ein Forstbesichtigungsprotokoll aus 1705, das Baasen in seiner Arbeit (1940) veröffentlicht hat:

Forstbesichtigungsprotokoll Hengsterholz: Johann Neels hat auf seinem kleinen Hoffte und Kampe etwas weniges mittelmäßiges und junges Holz, auch einige neugepflanzte Hestern, wozu er einen kleinen Hesterkamp vor dem Hause hat; kann bei voller Mast noch die zwei Stück (Schweine) fettmachen. Immer: Johann Hullemann und Menke Langen haben in ihren Hofften ungemein große capital, auch mittelmäßige und junge, lauter tragbare Eichenbäume, haben nichts gehauen, haben schönen Grund und pflanzen fleißig an; können bei voller Mast wohl 50 Stück fettmachen. Dirck Osterloh hierselbst hat in seinem Hofft beim Hause ebenmäßig solches Holz, auch im Felde einiges Sprengholz; kann bei voller Mast an die 15 Stück fettmachen. Johann Awforts komt mit Osterloh in allem gleich. Hermann Drieling, Köter hierselbst, hat beim Hause etwas weniges anwachsendes, auch jüngst gepflanztes Eichenholz, wovon er bei voller Mast 1 Stück mästen kann. Härmen Busch hat beim Hause im Hoffte und bei den Kämpen capital, mittelmäßiges und junges, durchgehends tragfähiges Eichenholz, pflanzt auch fleißig an und kann bei voller Mast 25-26 Stück fettmachen.

Bostel: Härmen Alves hat beim Hause im Hoffte, beim Immenzaun und Saatlande ebenmäßig allerhand grobes, mittelmäßiges, auch junges neuzugepflanztes, lauter wachsendes Eichenholz, wovon er bei voller Mast 12 Stück mästen kann. Almensloh: Johann Bruns hat in seinem Hoffte einige alte starke, auch mittelmäßige, durchgehends wachsende tragbare Eichbäume, hat nicht gehauen und etwas weniges gepflanzet, kann bei voller Mast 6 Stück mästen. Menke Meyer zu Neumühlen in der Buchhorner Bauerschaft hat bei seinem Hause im Hoffte, am Kampe und übrigen Saatlande einige große, mittelmäßige und junge wachsende und tragende Eichbäume; der Grund ist sehr gut, ist aber in den letzten Jahren wenig gepflanzt, wozu er Raum hat; kann 14 Stück mästen. Harkebrügge: Gerd Stalling hat beim Hause, in den Hofften, in den Kämpen, bei der Scheune und um die Saatlande eine feine Menge großer, mittelmäßiger und jun­ger, lauter wachsender und tragbarer Eichbäume, hat recht schönen Grund, etwas angepflanzet und nichts gehauen; kann bei voller Mast an die 20 Stück fettmachen, u.s.w. (Es folgen noch sechs weitere Höfe, die unter ihren eigenen Eichen 49 Schweine mästen können).

Wenn solche Höfe auf dem Brinke im Dorfe standen, konnten masttragende Eichen oft Schwierigkeiten mit den frei herumlaufenden Schweinen der Nachbarn verursachen. Darum wurde oft bestimmt, daß:

So lange die Bäume stehen und Frucht tragen, die Dorfsschweine die Mast frei und ungehindert mit dem Munde5 teilen sollten . . .

5. 'Mit dem Munde' will sagen, daß man diese Eicheln nicht lesen durfte.

194

In ingratos.

E M B I E M, A XXXV

Dey or at excujßs glandes, ?iecfußtcit umie Hœ fibi pro"Veniant pigra propago Suum :

Tercipiunt homines fummorum munera T>Cvüm^ Vïx tarnen bis grates ore decente canunt.

Bild 91. Kupferstich zum Gedicht 'In Ingratos' von Schoonhovius (1648).

An den Undankbaren: Die herabgeschüttelten Eicheln werden vom trägen Geschlecht der Schweine verschlungen, ohne daß sie zur Höhe aufsehen, wo sie herkommen: Auch die Menschen empfangen die Gaben der hohen Götter und sagen ihnen kaum mit anständigen Worten Dank dafür.

°der auch (1587, in Güten bei Hannover): Wer Böhme geplantet vor sinen Hoffen und Doren und den vor die Windschöve, der sali dat eckern wat affallen fry syn und nemand de Schwine davon jagen,

" i e schlecht die Lage damals in Westfalen in jenen Kriegszeiten war, geht hervor aus einem sehr seltenen Holzschnitt aus dieser Zeit (Bild 90), worunter ein merkwürdiges

195

Bild 92. Die 'Ingordiglia' oder die 'Gefräßigkeit', aus Césare Ripa's 'Iconologia' (1644).

Gedicht abgedruckt steht (siehe Seite 193). Über Westfalen schrieb Sebastian Münster noch 1569:

Es ist vast ein waeldig Land / und darumb geschickt zum Vieh: Insonderheit hat es viel Eychwald / darinnen die Schwein gemestet werden / die werden so feißt / daß man deren findt / die eine spannen dick Speck haben. Die Schincken von den Schweinen seind sonderlichen berhuembt / die werden in großer menge geräuchert / und durch gant/ Europam verfuehrt.

Außerordentlich verhängnisvoll aber hat sich der 30-jährige Krieg auf die Viehhaltung im Osnabrücker Land ausgewirkt. Der Viehreichtum, von dem noch die Viehschatz­register des 16. Jahrhunderts zeugen, ist um die Mitte des 17. Jahrhunderts völlig ver­schwunden. Schloemann (1925) gibt hiervon ein Beispiel aus den Kirchspielen Bark­hausen, Lintorf, Angelbecker Mark und Essener Mark zusammen:

1545 1666 1861 1900

10 137 Schweine (100) 1 564 Schweine ( 15) 4 012 Schweine ( 40)

13 244 Schweine (131)

2 801 Pferde (100) 1 484 Pferde ( 53)

971 Pferde ( 35) 1 052 Pferde ( 38)

4 624 Rinder (100) 3 800 Rinder ( 82) 7 172 Rinder (155) 6 581 Rinder (142)

1 366 Schafe (100) 608 Schafe ( 44)

3 679 Schafe (269) 1 352 Schafe ( 99)

196

Besonders der Schweinebestand hat in diesen Kriegsjahren furchtbar gelitten. Daß er sich erst viel später wiederhergestellt hat, wird ohne Zweifel auf die gleichzeitige Herab­setzung des Waldareals zurückzuführen sein, da die Zuchtmethoden für die Schweine damals noch völlig extensiv waren.

Die Gefräßigkeit der Schweine

Césare Ripa hat uns aus 1644 einen Holzschnitt hinterlassen (Bild 92), derdielngordiglia, die Schlucklust oder die Gefräßigkeit vorstellt: Eine Frau, die in der linken Hand einen Zweig mit Eicheln hält, wovon sie gerade mit der rechten Hand dem Schwein eine gegeben "at. Das Schwein, mit hoch aufgerichtetem Kopf und der Eichel noch in der Schnauze, schielt schon wieder voller Gier nach dem Zweig, wie der alte Dichter Alcaeus sagte:

Das Schwein, ein' Eichel in dem Mund, plärrt um die zweite gleich zur Stund.

Der damals 'berühmte' holländische Dichter Poot behandelt dieses Thema gründlich 'n seinem 'Großen naturkundlichen und moralischen Welttheater' (1750), sagt aber noch, daß Alcaeus dazu noch mehr geschrieben hat:

Wie das Schwein mit schon einer Eichel in dem Munde gleich nach einer zweiten, herrlich schmeckenden Eichel gähnt, so sehne ich mich, wenn ich ein schönes Mägdelein genieße, schon nach dem zweiten . . .

Das ist nicht nett von dir', moralisiert Poot dazu. Wir haben diese Passage aber nicht bei Alcaeus zurückfinden können. Mehr poëtisch hat Picinello in seinem Mundus Symbolicus (1695) dieses Verhalten be­schrieben:

B. Sebastianus a Matre Dei Carmelita excalceatus, Mariam Virginem, etiam in ingratos benefican, Emblemate significaturus, Quercum depinxit, ingenti glandium numero foecundam; ad cujus radicem poreus glandes, copiose sparsas, avide dévorât, cum lemnate: Non respicis, a quo aeeipis. Poreus enim, ingratitudinis symbolum, oculos nunquam eo sustollit, unde eibum aeeipit, secus atque alia animalia soient. Maria Virgo, ceu procera quercus, ingratos plurimos alit. (Der glückselige Sebastian, barfüßiger Karmeliter der Mutter Gottes, angewiesen um die Magd Maria, welche auch den Undankbaren gegenüber wohltätig ist, darzu­stellen, hat in einem Relief eine Eiche gemalt, voller Fruchtbarkeit eine große Menge an Eicheln tragend, an deren Fuß ein Schwein, das die reichlich umher­gestreuten Eicheln gierig auffrißt, mit der Unterschrift: Du hast keinen Blick übrig für denjenigen, von dem du etwas empfängst. Denn das Schwein, Symbol der Undankbarkeit, erhebt die Augen nie zu dem, der ihm zu essen gibt, wie andere Tiere das manchmal tun. Aber die Magd Maria, genauso wie diese hohe Eiche, ernährt auch viele Undankbare.)

Etwas nüchterner wird das Benehmen des Schweines von Lessing betrachtet. In seiner Fabelsammlung behandelt er die sogenannte Undankbarkeit dieses Tieres folgenderweise:

Fabel XV. Die Eiche und das Schwein Ein gefräßiges Schwein mästete sich, unter einer hohen Eiche, mit der herabgefallenen Frucht. Indem es die eine Eichel zerbiß, verschluckte es bereits eine andere mit dem Auge. 'Undankbares Vieh!', rief endlich der Eichbaum herab, 'Du nährest dich von meinen Früchten, ohne einen dankbaren Blick auf mich in die Höhe zu richten!'

197

Bild 93. Déclamant veram robora dura fidem (Das harte Holz verkündet die wahre Treue). Aus Camerarius, 1627.

Quae sit vera fidis, vel quemea perdocet arbor. Ipsa probant veros robora dura deos. Juppiter hac olim nam quercu pavit alumnos Ipse suos: nostras nunc alit ilia sues. (Was wahre Treue ist, verkündet die Eiche. Das harte Holz beweist, daß die Götter wahrhaftig gut sind. Denn Jupiter ernährte damals seine Kinder mittels dieser Eiche; jetzt ernährt diese unsere Schweine.)

Das Schwein hielt einen Augenblick inne und grunzte zur Antwort: 'Meine dank­baren Blicke sollen nicht ausbleiben, wenn ich nur wüßte, daß du deine Eicheln meinetwegen hättest fallen lassen!'

Aber nicht nur auf dem geistigen Gebiet haben Menschen und Schweine viele Ähnlich­keiten; auch körperlich stehen sie einander nahe, wie es die Anatomen seit der Salernitaner-Schule schon lange wußten. So dichtete der Amerikaner Longfellow:

Dissections, made on the bodies of swine, as likest the human form divine? (Anatomische Untersuchungen am Körper des Schweines, das dem menschlichen Körper am ähnlichsten ist?)

Auch bei den Franzosen ist die Hoffart den Schweinen gegenüber nicht sehr groß. Nach einer arkadischen Zurückschau in die Vergangenheit schreibt Coutance (1873):

Ainsi, c'étaient des glands tombés au pied des chênes, que les hommes et les pour­ceaux, également friands de ces fruits, se partagaient paresseusement, pacifiquement;

198

Bild 94. Schwein mit Eicheln. Holzschnitt aus 1630.

car, au sein d'une telle abondance, la bataille pour la vie n'était pas encore la dure condition des espèces6. (So waren es die von den Eichen heruntergefallenen Eicheln, welche die Menschen zusammen mit den Schweinen, beide gleichermaßen versessen auf diese Früchte, lange und friedlich miteinander teilten; denn an der Brust eines solchen Überflusses war der Kampf ums Dasein noch nicht die Existenzbedingung der Kreatur geworden.)

Que les temps sont changés! Nous laissons le gland aux porcs, et nous les mangeons. N'en soyons pas trop fiers; ainsi qu'aux premiers âges, nous avons encore une conformité de goûts avec ces vulgaires quadrupèdes: nous leur disputons la truffe . . . (Wie die Zeiten sich geändert haben! Wir überlassen die Eicheln den Schweinen, und wir essen die Schweine nachher. Laßt uns aber hierauf nicht stolz sein; genau wie in den ersten Jahren haben wir noch eine Geschmacksähnlichkeit mit diesen ordinären Vierfüßlern: Wir machen ihnen die Trüffeln streitig . . .)

Siehe dazu Bild 95.

Und auch Fischart sucht die Übereinstimmung von der kulinarischen Seite: 'Aber den Säuen gleich werden ist kein Schand, fürnemlich was den Magen antrifft: dieweil doch die Menschen und Sau, so viel den innern Leib betrifft, einander ähnlich sind' ('Geschichts­klitterungen', 3. Kap.).

6. 'The Origin of Species' des Engländers Charles Darwin war genau zu dieser Zeit er­schienen und erregte damals viel Agitation und Proteste.

199

Bild 95. Trüffeln suchen in den Eichenwäldern der Périgord im Monat November.

Buvons à la truffe noire, et ne soyons point ingrats; Elle assure la victoire dans les plus charmants combats. Au secours des amours . . . (Brillat-Savourin) (Laßt uns auf die schwarzen Trüffel trinken, und laßt uns nicht undankbar sein. Sie sichert uns den Sieg bei den scharmantesten Angriffen. Zur Hilfe der Liebe . . . )

Der Wald von Sonien bei Brüssel

Bei der Hauptstadt Belgiens liegt noch heute der alte Sonien-Wald, der einmal so groß war, daß er die Sprachgrenze bildete zwischen Flandern und Wallonien. Nach Förste-mann (1916) und Lindemans (1946) sollen alle Ortsnamen, worin das Wort oder die Silbe

200

Son' vorkommt, erinnern an das Weiden der Schweineherden (siehe auch unter Island), wobei der erstgenannte Autor auch den Soonwald bei Bingen im Rheinland als Beispiel nennt. Wie dem auch sei, der belgische Sonien-Wald war von alters her ein großer Schweinemastwald. In einer alten Urkunde, worin eine Frau Angela zur Zeit des Erzbischofs Hildibald (782-819) Eigentümer an den Erzstift Köln verschenkt, heißt es nach Kindlinger (1790):

Est ibi silva communis, quae vocatur Sonia, in qua, postquam transitur rivulus Tornepe, cédant hominis Sancti Petri ad usum suum, qualeficunque velint lignum; et si glandes ibidem siant, nullum tributum dent pro redemptione glandium . . . (Dort liegt ein gemeiner Wald, Sonia genannt, worin, nachdem der Fluß Tornepe überquert ist, die Sankt Petrileute das Recht haben, zu eigenem Nutzen nach Be­lieben Holz zu hauen; wenn es Eicheln gibt, brauchen sie hierfür keinen Tribut zu leisten.)

Dieser Wald wurde jedoch dermaßen von Schweinen und anderem Vieh ruiniert, daß e& im 17. Jahrhundert dringend notwendig wurde, das unbegrenzte Beweiden-zu regle­mentieren:

Philips, von Gottes Gnaden König von Kastilien, von Leon, von Arragon, u.s.w. Wo sich im Walde von Sonien täglich mehr und mehr Mißbräuche vortun in der Angelegenheit der Beweidung und des Treibens von Vieh in diesem Wald, in Wider­streit mit den alten Reglements unserer glorreichen Ahnen, namentlich denen der Jahre 1411 und 1452, so ist es, daß wir, um den Schaden, den wir hierdurch erleiden etwas abzuhelfen, nach eingeholter Beratung unseres sehr lieben und getreuen Kanzlers und Leute unseres Rates von Brabandt und des Präsidenten und Leute unserer Rechenkammer in unserer Stadt von Brüssel ordonniert und statuiert haben...

Es wird vorgeschrieben, daß jedes Jahr der General-Verwalter rechtzeitig ('bevor Bamisse', d-h. dem 1. Oktober) angeben wird, wieviele Schweine im Wald zugelassen werden sollen, ohne den Wald dadurch allzu starke Schäden erleiden zu lassen, unter Bezahlung der dafür festgestellten Rechte:

Sub 8. Ende alsoo voor desen tot ons meerder profijt is toe-ghelaten gheweest, dat de Vorster^ van den voorsz. Woude van Sonien, ende andere persoonen in den saisoene van eeckelen oft bueck hebben moghen vergaderen die Verckenen ende die laten gaen in kooyen, midts betalende de rechten daer-toe staende. Soo ordon­neren wy, dat het selve alsoo sal worden ghecontinueert soo langhe als ons ghelieven sal, ende dat de voorschreven Rent-meester Generael de selve kooyen sesse weken nae Bamisse sal hebben te visiteren ter presentie van den Woudt-Meester, oft syn Stadt-houder, ende onsen ghesworen Clerck, ende door den selven doen opschryven de quantiteyt der Verckenen, die in de selve sullen worden bevonden, om hem te doen betaelen van de evene [Zins], oft ordinaris recht, waer van hij ontfanck tot onsen behoeve sal maecken, inghevolge van de certificatie, oft contrerolle van den voorsz. ghesworen Clerck van het Woudt-recht.

Wenn bei dieser Kontrolle mehr Schweine gefunden wurden als zugestanden waren, wurde man sehr schwer bestraft: . . . Für jedes 'groot Vercken' zwanzig Gulden Geld­strafe und für jedes junge Schwein ('Loopelinck' genannt) zehn Gulden. Derjenige, der die 'Übertreibung' festgestellt hatte, bekam als Anreiz ein Drittel dieser Summe: 'de aenbrengher oft calengierder sal hebben voor synen salaris het derde part van de com­positie van de calengie'. Auch wird darauf hingewiesen, daß es verboten ist, Schweine

201

Bild 96. Schweine unter der Eiche. Holzschnitt aus 1630.

einzutreiben in Waldteile, die jünger als 50 oder 60 Jahre sind: Sub 12. Item, gheene Verckenen, al hoorden sy toe aen eenighe Cloosters, oft andere Gheestelycke oft Wereldtlycke persoonen, die by onsen consente ende oorlove gratie hadden, om die op Sonien te dryven, sullen die niet moghen laeten gaen tot eenighe andere plaetsen, dan in 't oudt lanck hout van den ouderdom van 50 a 60 jaeren, op de verbeurte der selver, ende sal den voorschreven Woudt-Meester die voor sulckx tot onsen proffyte aenveerden ende vercoopen, daer af die Calengierde oft Aenbrengere [Anbringer] sal hebben den vyfden penninck, ende sullen tot dien gehouden syn die gene die de selve Verckenen syn toe-behoorende, de selve Verckenen te doen hueden op de verbeurte van de selve Verckenen; ende altydts van thien Verckenen eene Belle aen den hals te hanghene [man war verpflichtet, seine Schweine unter Aufsicht eines Hirten weiden zu lassen, und dazu sollte jedes zehnte Schwein eine Glocke am Halse tragen].

Und weiterhin wurde Sub 13. angeordnet, daß auch die 'Unfreien', die Nicht-freigeborenen, verpflichtet waren, ihre Schweine zusammen mit den anderen Tieren ihrer Kirchspiele unter Aufsicht weiden zu lassen.

202

Untertäniges Bittgesuch der Gemeinde Sassenhausen

Lange (1967) erwähnt folgenden Brief:

Hochgeborener Graf! Gnädigster Herr!

Euere Hochgräfliche Gnaden haben es untertänig nicht verhalten können, daß der Schweinehirte unseres Dorfes ohne das Wissen der Gemeinde oder eines Dorf­bewohners die Schweine im vergangenen Herbst bei den einzelnen Eichen in dem wüsten Hain gehütet, obwohl darin Vieh zu hüten ernstlich verboten war. Aber der Hirte ist geständig, daß der Förster Oswald Daum von Puderbach ihn dort angetroffen und ihn, weil er ein alberner Mensch ist, heftig mit einem Prügel be­straft habe. Auch ist er geständig, daß er solches und auf Niemandes Geheiß getan habe. Dennoch ist die Gemeinde deswegen mit fünf Florin Buße bestraft-und jetzt zur Vollstreckung obendrein mit einem Wachtmeister belegt worden, welcher bereits zwei Tage in dem Dorf einquartiert ist. Da wir aber, Gnädiger Herr, an dieser Strafe ganz unschuldig sind, die aufzubringen zudem den meisten Dorfbewohnern jetzt fast nicht möglich sein wird, weil die jetzigen Zeiten auch so schlecht sind, daß der größte Teil mit seiner Familie infolge Mangels an Brot Hunger und Kummer leiden muß, bitten wir untertänigst Euere Hochgräfliche Gnaden, nicht allein unsere Unschuld, sondern auch das große Elend anzusehen und diese Strafe gnädigst nachzulassen. Wir verdienen solche Gnade im schuldigen Gehorsam zeitlebens.

Ew. Hochgräfl. Gnaden untertänig treu gehorsame Untertanen und sämtliche Einwohner zu Sassenhausen.

Es wird dieses Mal verfügt: Zwei Gulden in Gnaden nachgelassen und geschenkt, aber sie haben sich in Zukunft vor dergleichen und anderen Freveln zu hüten.

Wittgenstein, d. 18. März 1685 Gustaff Graf zu Sayn-Wittgenstein

Aus einer Waldordnung des Königs William III für den 'New Forest' in England

Willem III, Statthalter von Holland und 1689-1702 auch König von England, erließ (nach Clapham and Power, 1942) eine Waldverordnung für den 'New Forest' in England, woraus folgendes erwähnenswert ist:

Wir bestätigen, daß ein jeder, der einigerlei Weiderecht oder Mastberechtigung in obengenanntem Wald besaß, diese Rechte in selber Weise behalten und genießen darf, unter dem Vorbehalt aber, daß obengenanntes Mastrecht ['Right of Pannage'] nur Geltung haben wird zwischen dem 14. Tag im September und dem 11. Tag im November jährlich, vor und nach dem Fest des Erzengels St. Michael, unter Verlust jedes Schweines ['hog', 'pig' oder 'swine'], das nach dieser Zeit noch in diesem Wald an­getroffen wird.

203

Der Förster Johann Daum hat zuviel geredet !

Aus einem Bericht an den Grafen August zu Sayn-Wittgenstein in 1723 (mitgeteilt von Lange, 1967) geht hervor, wie der Förster Johann Daum von Puderbach von einer Spezialkommission eidlich vernommen wurde:

Frage 1 : Ob er nicht als Förster am 2.9. dieses Jahres pflichtgemäß über die dies­jährige Mast ausgesagt habe, daß vierzig Schweine zur Vollmast eingetrieben werden können ? Antwort zu 1 : Ja. Frage 2: Ob er nicht ausgesagt habe, daß von Puderbach und hinauf zum Laaspher Forst in diesem Jahre wenig oder gar keine Mast sei? Antwort zu 2: Ja. Frage 3: Warum er denn hin und wieder bei den Untertanen ins Gerede gebracht habe, daß im ganzen Land noch nicht mal für zehn Schweine Mast vorhanden wäre? Antwort zu 3: Er könne einen Eid schwören, daß er dieses weder getan noch gesagt habe. Frage 4: Ob es nicht gegen besser Wissen und Gewissen sei, daß er solch Gerede gemacht habe? Antwort zu 4: Ja. Frage 5: Wo er solche Reden geführt habe? Antwort zu 5: Er hätte dieses nicht geredet. Frage 6: Wie er solches verantworten wolle? Antwort zu 6: Wie vorher. Frage 7: Ob er die unter Frage 3 angeführten Worte nicht zu Laasphe im Wirtshaus gemacht habe? Antwort zu 7: Er wüßte nichts davon, so wahr ihn Gott erschaffen habe. Frage 8: Ob er nicht insbesondere solches in des Marburger's Haus zu Laasphe geredet habe? Antwort zu 8: In des Marburger's Haus hätte er zwar einen halben Maß Bier ge­trunken, wisse sich aber keines einzigen solchen Wortes zu erinnern. Frage 9: Und zwar ob er solches nicht zu dem Bäcker Johann Weilde und dem Gemeinsmann Wilhelm Ernst gesagt habe? Antwort zu 9: Wenn er den Tod erleiden sollte, er könnte sich nicht besinnen, daß er hiervon mit diesen Leuten gesprochen habe.

Mastmöglichkeiten in den Forsten von Calenberg

Als Beispiel, wie noch in der Mitte des 18. Jahrhunderts die Mastmöglichkeiten in Teilen Niedersachsens lagen, folgt nun eine geographische Übersicht aus dem 'alten Amt Calenberg' :

In den Studen zu 50 Morgen Mast für 30 Stück Schweine, der Horn von gleicher Größe und Mast, das Hallerburger Holz von 150 Morgen Mast für 80 Stück (volle Mast), die Landwehr über Alderde zu 6 Morgen und 10 Stück Mast, das halbe Rößinger Holtz zu 150 Morgen und 100 Stück Mast, der Rießen über Mittelrode zu 50 Morgen und 20 Stück Mast,

204

die Huge-Vinie zu 300 Morgen und 100 Stück volle Mast, die kleinen Hölzer am Schulenburger Berge, genannt das Blocks-Holz, das Kniggen-und kleine Kniggen-Holz zu 22 Morgen und 21 Stück Fettmast, das Wester-Holz, über dem Kloster Wennigsen zu 200 Stück voller Mast, 4080 Schritt im Umkreise, Insgesamt also Mast für fast 600 Schweine.

Die Mastnutzung im Hochstift Paderborn im 17. und 18. Jahrhundert

im Hochstift Paderborn wurden damals die 'Domäneangelegenheiten' von der Hofkammer geregelt. Dieser waren die Amtsrentmeister, welche die Angaben über die Mastnutzung auszufertigen hatten, unterstellt. Man hatte aber den Eindruck, daß diese Beamten allzu selbstständig auftraten, weshalb 1718 ein Oberforstmeister (Wilhelm Heinrich von Geismar) angestellt wurde, um diese viel zu unabhängig vom Bischof arbeitenden Amts­behörden zu kontrollieren, was aber mißlang. Amedick schreibt hierüber 1909/

Schon im Anfang der Tätigkeit Geismar's ließ man die Mast manchmal wieder durch die Amtsbehörden verpachten, obwohl der Oberforstmeister ausdrücklich seine Gegenwart bei der Regelung der Mastangelegenheiten befohlen hatte.

Amedick fährt fort: Über den im Paderborner Beamtentum herrschenden Geist ist, soweit das Forsttum in Frage kommt, nicht viel Lobenswertes zu sagen. Betrachtet man das Tun und Treiben der Beamten, so gewinnt man den Eindruck, daß sie die Erledigung der Forstgeschäfte mehr als ein nutzbringendes Recht als eine Pflicht ansahen. Von der Neigung, die bischöflichen Wälder für eine willkommene Quelle der eigenen Be­reicherung zu halten, scheinen sogar Mitglieder der Hofkammer nicht frei gewesen zu sein.

Zur Beschützung des Waldes hatten die Beamten die Pflicht, wenn es ein gutes Eichel-Jahr war, sog. Eichelkämpe oder Schonungen anzulegen und diese so lange von der Waldweide auszuschließen, bis die Pflänzlinge versetzt werden konnten. Im Jahre 1702 wurde bestimmt, daß hierzu nur das Achtel eines Waldes 'geheinigt' werden durfte, da sonst die Weideberechtigung zu viel eingeschränkt wurde. Sobald sich die Eicheln an den Bäumen zeigten, hatten die Forstbedienten, Förster und Holzknechte es der Amtsbehörde zu melden, die alsdann eine Ortsbesichtigung veran-laßte. Dabei wurde schätzungsweise der 'Anschlag' festgestellt, d.h. der Wert der Mast oder die Anzahl der Schweine, für welche die Eicheln ausreichten. Für die Verwertung der Mast gab es nun zwei Möglichkeiten: Entweder wurde sie verpachtet, oder die Behörden leiteten selbst den Betrieb und erhoben für jedes zugelassene Schwein eine bestimmte Taxe. Der erste Weg war der gebräuchlichste, oder jedenfalls der vorteilhafteste, in den Fällen wo die in Aussicht stehende Mast so gering war, daß sich die Anstellung eines Schweinehirten kaum lohnen würde. Vielfach möchten die Herren eine öffentliche Verpachtung der Eichelnutzung vermeiden und sie in ihrer eigenen Hand halten. Es gelang den Rentmeistern dadurch oft, die Mast selbst zu pachten gegen einen zu geringen Preis und diese dann wieder teurer weiterzu-vermieten. Die Verpachtung geschah meistens Ende September, wobei die hudeberechtigten Ge­meinden gewissermaßen in eine Zwangslage gebracht wurden, weil sie die Waldweide

205

während der Mastzeit einfach nicht entbehren konnten. Sie hatten dann unter allen Umständen diese Mast zu gewinnen, weil der Wald nur dem Pächter zur Verfügung stand. Meistens wurden die Gemeinden aufgefordert, den Anschlag der Behörden zu bezahlen. Taten sie das, so war das Geschäft erledigt: Anderenfalls kam es zu einer regelrechten Versteigerung, an der sich nicht nur die Gemeinden, die durch ihre Vorsteher vertreten waren, sondern auch Privatpersonen beteiligten. Am meisten wurde jedoch die Mast von den Gemeinden übernommen, die sich gewiß in manchen Fällen auf solche Weise die Waldweide sichern wollten. Verhältnismäßig wenig wurde der Mastbetrieb auf allgemeinen Kosten gewählt. In diesem Fall erhielt ein Hirt mit seinem Jungen die Aufsicht über die Schweine. Wer Tiere in die Mast gab, hatte einen wöchentlichen Betrag von 4 bis 6 Groschen zu zahlen; dabei wurde die Eichelmast immer höher eingeschätzt als die Buchenmast. Die Behörden trieben eine Anzahl Schweine frei mit in den Wald und bezogen oft auch noch sog. Schreibgebühren. Im allgemeinen dauerte die Mastzeit 8 bis 14 Wochen. Um Betrug zu verhindern, mußten die Förster wöchentlich die Schweine zählen und darüber ein Verzeichnis führen. Es war nicht selten, daß die Eicheln nach der Verpachtung er­froren; dann wurde ein Teil der Pachtsummen erlassen. Die Einnahme des Bischofs aus dieser Eichelmast war sehr schwankend; nur in ungefähr 60 von 100 Jahren war die Wald­mast ertragreich, da sie ganz von den Witterungsverhältnissen abhängig war. In manchen Jahren war der Ertrag kaum nennenswert, in anderen dagegen übertraf er den Erlös von verkauftem Holz um das Drei- oder Vierfache. Zwei in der Nähe der Stadt Paderborn gelegene Forste, Makelau und Dörener Holz, gebrauchten die Domkapitulare für ihre eigenen Schweine. Dort hatten sie Hürden und Ställe und ließen die Tiere während der Mastzeit durch besondere Schweinehirten auf Rechnung des ganzes Kapitels überwachen. Was die Erträge anbetrifft geht z.B. aus den erhaltengebliebenen Forstrechnungen der bischöflichen Waldungen hervor, daß 1121 bis 1728 die Gesamteinnahme sich auf fast 6000 Reichsthaler belief, wovon der Mastertrag 3100 Reichstahler betrug; 1731 bis 1732 waren das jeweilig 4420 und 1784 Reichsthaler, 1747 bis 1748 5254 und 1072 Reichsthaler.

Aus einer Holzordnung im Fürstentum Paderborn

Die Holzordnung des Fürstentums Paderborn von 1669 enthält einige allgemeine Be­merkungen, die, zusammen mit drei Artikeln, hier zitiert werden sollen:

Der Eigenthümer des Waldes, in welchem eine Hütungsgerechtigkeit zusteht, kann den achten theil in heinigung und hegung legen, damit daselbst junges Holtz auf­schlage oder gepflanzt, auch bei guter Mast der Boden mit Eicheln besäet werde. Wenn dieser achte Theil wieder losgegeben wird, kann ein anderer Achttheil in Zuschlag genommen werde, und so weiter, bis das gesammte Holtz geheinigt ist. Die zur Hude berechtigten Privatpersonen oder Gemeinheite dürfen die in Heinigung gezogenen Holtztheile mit ihrem Vieh nicht betreiben. Art. 26: Von der Mast, und was dabey wegen Eintreibung des Viehes und Eicheln-Lesens verboten: Wie oben Art. 19 verordnet, daß die fruchtbaren Bäume, so viel immer möglich, zur Mast erhalten werden sollen; allso soll auch Unsern Holzgräfen, Förstern und Holzbedienten obliegen, wann sie an Eichen- und Buchenbäumen einige Mast ver-

206

spüren, solches ohnverzüglich Unsern Beamten anzufügen, welche dann nebst selbigen Unsern Holtzbedienten und einigen des Gehölzes erfahrenen alten Leuten die Mast besichtigen, und sobald sie, daß solche an Eichen oder Buch zu rieseln oder fallen anfange, vermerken werden, allsdann allen Schäfern, Pferde-, Küh- und Schweinehirten das Gehöltz verbieten, nicht weniger diejenige, welche auf dem Buch-und Eichelen lesen (immaßen dasselbe hiermit ganz und ernstlich verboten wird) betreten, oder dessen überwiesen werden, von jedemmal mit sechs Groschen, da es aber öfter, und des Sammlens oder Auflesens viel geschehen wäre, dem Befinden nach, höher abstrafen sollen. Art. 27: Von Anschlag und Betreibung der Mast: Nach geschehener Besichtigung sollen Unsere Beamten die Mast anschlagen, und wie hoch der Anschlag jedes Orts sey, an Uns oder Unsern Kammerrath alsobald berichten, auch soll wegen der Sammthöltzer, oder Marken, damit solche mit ge­wisser Anzahl Schweine nach Gelegenheit getrieben, und nicht überhäufet, zwischen Unsern Beamten und den Mitberechtigten vorhin ein sicheres vereinbaret' werden. Art. 28: Wegen Annehmung fremder Schweine in die Mast, und wie es mit denen, so die Grashude haben, zu halten: Und wann dann fremde Schweine in die Mast zu nehmen, so haben Unsere Beamten und Bediente solches den benachbarten Orteren durch Publikation von den Kanzelen kund zu thun, keine Schweine aber über angenommene Zahl von andern oder den jetzigen (es sey dann, daß ihnen vermög Bestallung die Mast gebühre) mit unter­laufen, zu dem End die Schweine wöchentlich zählen und verzeichnen, hernach auch nicht ausfolgen oder abtreiben zu lassen, ehe und bevor das Mastgeld wirklich bezahlt seyn wird. Sollten nun einige die Grashude in unsern Gehöltzen und Wäldern habende Orter, die Mast vor anderen um ein Billiges zu gewinnen, beweislich und legitime hergebracht haben, so lassen Wir es dabey zwar, jedoch dieser gestalt gnädigst bewenden, daß Uns von denselben nicht weniger, als von andern geschehen würde, für die Mast entrichtet, und wann schon keine große Mast ist, gleichwohl vor dem vorhandenen Riß ein gewisses gebe solle.

Anschließend an die Holzordnung gab es noch eine 'Verordnung, die Haltung der Ziegen betreffend, gegeben auf Unserm Residenzschloß Neuhaus, dem 3ten July 1773':

Von Gottes Gnaden Wir Wilhelm Anton, Bischof zu Paderborn, u.s.w., thuen kund und fügen hiemit zu wissen : Nachdem Wir verschiedentlich berichtet worden, daß die von Unseren gottseel. Herren Vorfahren, wegen schädlicher Haltung von Ziegen mehrmahlen, besonders aber unterm 21ten Februar 1716 und 12ten April 1720 erlassene Edicta gänzlich außer Acht gelassen werden, solches aber denen Wal­dungen und sonstigen Holzungen zum größesten Nachtheil gereichet; so verordnen und befehlen Wir hiermit gnädigst und ernstlich, daß nur an jenen Orten, wo ent­weder die Schweine mit denen Ziegen zugleich, oder die Ziegen allein in offenen Felderen, oder Weyden an denen Feldbüschen außerhalb denen Waldungen gehütet werden, die Ziegen hinführo mit den Schweinen, oder absonderlich von dem ge­meinen Hirten getrieben werden können; an jenen Orten aber, wo außer denen Waldungen keine besondere Schweine- oder Ziegenhude vorhanden ist, sollen die Ziegen entweder gänzlich abgeschaffet, oder im Stalle gefüttert werden. Beamten und Gerichtshabere haben demnach diese Unsere gnädigste Verordnung sofort nach Publication dieses gehörig zu vollziehen, und diejenige Hirten, welche

207

in ihre Trift ein oder mehrere Ziegen in die Waldungen, wenn sie auch gleich denen Gemeinheiten selbst zugehören, mitnehmen, oder darin treiben, jedesmahl in 3 Goldfloren Strafe fällig zu ertheilen. und solche unverzüglich von ihnen beyzutreiben, oder, falls sie solche zu erlegen nicht vermögend seyn sollten, sie auf 14 Tage lang zum Zuchthaus nach Paderborn abliefern zu lassen, auch die Eigenthümere der Zie­gen, welche entweder in denen Waldungen oder Holzungen, sie mögen zugehören wem sie wollen, angetroffen, oder an denen um die Gärten, Kämpe, Wiesen und Zuschläge gepflantzten Hecken und Bäumen, einigen Schäden gethan zu haben betretten werden, zum erstenmahl in 2 Goldfloren Strafe zu schlagen, und solche sofort beyzutreiben, zum andernmal aber mit Confiscation der Ziegen zu verfahren. Urkund Unseres Hochfürstlichen Handzeichens und nebengedruckten Geheimen Kanzley-Insiegels. Gegeben . . .

Im benachbarten Corvey war man den Ziegen gegenüber etwas langmütiger. In der örtlichen Holzverordnung vom Jahre 1688 lesen wir, daß

die ziegen, welche die jungen aufgeschlagenen pflantzen bey der erden abfressen, undt wie der augenschein ergiebet, großen schaden thuen, gäntzlich abzuschaffen seyn, und denjenigen, welche so arm sind, daß sie eine Kuh zu kaufen oder zu halten nicht vermögen, jedoch mit dem Befehl, daß sie selbe an den hohen und gemeinen bergen, büschen und hecken, absonderlich der örteren, woselbsten nichts fruchtbares wachset, zu weiden vergünstiget undt zugelassen werden; hingegen aber denen-jenigen, so rindvieh haben, und halten können, die ziegen ohne unterschied bey verlust derselben hiemit gäntzlich verbotten seyn.

Die Eichelmast-Ordnung für den Chor-Busch

Zum Schluß folgt noch eine Eichelmast-Bestimmung aus einem anderen Gebiet des Niederrheins, die sich auf den Chor-Busch bezieht, ein altes Waldgebiet in der Gegend von Düsseldorf. Ursprünglich soll der dortige Wald ein Gebiet von etwa 11 km Länge und 4 bis 5 km Breite gewesen sein, mit einem Areal von etwa 5000 ha. 'Nicht allein durch bewußte Vernichtung ist der Wald verschwunden', berichtet Aubin (1912), 'sondern auch durch schlechte Wirtschaft, besonders den Viehauftrieb, zerstört worden'. Der Umfang des Waldes soll heute nur noch etwa 650 ha betragen. Nach dem Brandregister wurden 1604 bei einem vollen 'Egger' (Ecker oder Eichelmast) 283 Schweine in den Wald ein­getrieben, welche dort mit vier Hirten, die pro Tag 10 Albus (Weißpfennige) als Belohnung erhielten, 74 Tage lang blieben. Aus dem Jahre 1708 folgt hier ein Erlaß des Eigentümers dieses Waldes, des Domkapitels zu Köln:

Ordnung, so künftig wegen der Auftrift der Schweine auf den Gohrbusch, wan Egger ist, durchgehends solle gehalten und observirt werden, lmo. soll ein Eisen gemacht und damit vor der Auftrift die Schweine gebrant werden. 2do. Was darüber etwan auf dem Busch ungebrant befunden soll werden, wird confiscabel erkant. 3tio. Daß hinfuhro nit erlaubt sein solle, zwei kleine Schweine für ein großes aufzu­treiben; wurde aber einer ein geringeres oder kleineres auftreiben, solches solle für ein großes gehalten und gerechnet (werden); dahe dan einem freistehet, sich umb größere, wan er selbst solche nicht hätte, bei anderen zu bewerben. 4to. Auch soll hinfuhro nach Proportion der einhabener Lehengüter oder deshalbs

208

jährlichs empfangenden Holzes die Anzahl der auftreibender Schweine reguliert und eingericht werden, damit alle Confusion unterbleibe und über ein solches Quantum ferners nichts erlaubt sein. 5to. Bei erschienenem und vorhandenem Egger soll die Besichtigung im ßusch durch Scheffen, Forstere und meistbeerbte Lehenleute geschehen und der Über­schlag gemacht, wie viel aufgetrieben werden kann. 6to. Demnach acht Tage vor der Auftrift der Tag und Ort, wannehe und wohe die Zusammentrift geschehen solle, bestimbt und angesetzt werden. 7mo. Dabei sich ein jeder nach Proportion qualificieren und richten solle. 8vo. Solle der Schweinshirt jährlichs vor der Auftrift stipulieren und angeloben, daß er über die Bestimmende Anzahl ferners keine Schweine annehmen und auf­treiben solle; und dafern er hergegen handien würde, solle er nach Befinden bestraft und ein solches am Huetlohn decourtiert werden.

9no. Aller Ein- oder Übertrift von Frembden solle bestraft werden, und die Huetere darauf fleißige Acht haben, welches solches zeitl. Ambtsherren gleich zu bedeuten haben. lOmo. Wan nuhe bei Ungleichheit ein oder anderer Beerbter kein ganz Schwein aufzutreiben berechtiget were, solchenfals soll ihm erlaubt sein, dasjenige, was er nit in Natura genießen kan, mit baarem Geld zu erhandlen und abzumachen. Wan aber die baare Zahlung ermangelen würde, soll ihme das aufgetriebene Schwein nit verabfolget oder nechstkünftig am Holz eingehalten werden. 1 lmo. Keiner soll auch zur Auftrift zugelassen werden, welcher in dem Lehenpfacht aus vorigen Jahren rückständig ist verblieben, und wan vor der Abtrift das laufende nit bezahlt hat, soll das aufgetriebene davon eingehalten werden. 12mo. Wan durch Gottes Gnad bei offenem Wetter einiger Nachegger vorrätig und übrig sein solte, sollen Scheffen und Lehenleute bei zeitlichen Ambtherren die Anfrag tuen, wie es damit solle gehalten werden.

13tio. Sollen Scheffen und Vorstehere umb aller Unruhe und Bemühung vorzu­kommen, denen Beerbten und anderen Berechtigten zeitlich warnen, daß keine als beschnittene Schweine bei der Auftrift einlieferen und stellen sollen. 14to. Endlich solle überall, wie von Alters bräuchlich gewesen, ein Siehl im Busch gemacht werden, alwo die Schweine übernachten; selbiges sollen die Hackenbroicher verfertigen, aber kein Holz verschleppen; das nötige Holz solle an unschädlichen Orteren gehawen und nachgehents durch Anordnung zeitl. Herren Pastoren denen Armen hergeben werden.

Dan hat schließlich ein hochw. Tumbcapitel gdgst. und specialiter anbefohlen, daß vorstehende diese Ordnung zu jedermans Nachricht behorend verkündet und sol­chem Vorgangen dem Bawerbuch zu allkünftig richtiger Nachlebung verwahrlich wohl einverleibet, fort in Kraft und Urkund dieses mit gewöhnlichem dero Insiegel befestiget werden solle.

Geben Collen, den 8ten Februarii 1708 L.S. Unterschrift des Sekretärs

209

Nährwert und Ertrag von Eicheln und Bucheckern

irt auf dem Acker. Bildhauerarbeit an der Basilika zu St. Dénis (Seine) Bild 97. Schweine mit dem Hirt aus dem 12. Jh.

Wer dem prasselnden Geräusch, mit dem, vom Herbstwind gefegt, die Eicheln herabregnen, ge­lauscht hat, dem wird die Eiche als ein Sinnbild des Überflusses erschienen sein; so reichlich deckt sich der Tisch auf und unter ihr. (Bolle, 1891)

212

Eicheln geben den Schweinen schmackhaftes Fleisch

Schon 1554 schreibt der niederländische Dodonaeus, der spätere Leibarzt des deutschen Kaisers, in seinem Cruydt-Boeck, daß Schweine mit Eicheln gemästet

crygen daer door een vast ende styf oft hard, ende geensints weeck oft waterich vleesch. (hierdurch ein festes und steifes oder hartes und keineswegs weiches oder wässeriges Fleisch erhalten.)

In den Jahren, daß Eicheln in ausreichenden Mengen vorhanden sind, sagt Buchoz (1775), 'hat man keine Sorgen mit der Schweinemast; diese Nahrung reicht hierzu vol-kommen aus. Es ist aber schlechter Kommerz, Schweine mästen zu wollen, wenn es keine Eicheln gibt, denn die Preise sind so, daß andere Nährstoffe sich nicht lohnen'.

Eichelmast gibt ein sehr festes Fleisch und Speck', schreibt auch Albert Thaer (1812). Nach Zu Lippe-Weißenfeld (1853) übergießt man in England die Eicheln oft mit Urin, bevor man diese den Schweinen zur Mästung gibt. Man läßt die Eicheln dann erst aus­keimen, worauf die Schweine sie mit großer Gier essen und 'sich trefflich damit mästen'. Heuzé (1882) sagt:

Les porcs, qui ont été à la glandée sous la conduite d'un pâtre intelligent, donnent un lard ferme et d'excellente qualité, et une viande savoureuse. (Die Schweine, die zur Eichelmast gewesen sind unter der Aufsicht eines intelligenten Hirten, geben einen sehr festen Speck von ausgezeichneter Qualität und ein schmack­haftes Fleisch.)

Die Eicheln sind ein erstklassiges Nahrungsmittel zur Mästung der Schweine; dazu geben S|e dem Fleisch dieser Dickhäuter einen Geschmack und ein Aroma, das erinnert an seine verwandten und wilden Ahnen, die Wildeber', schreibt der wallonische Arzt Reul (1892), und er fragt: 'Haben die Ardenner Schinken auch nicht ihren Ruhm daran zu verdanken? Das ist gewiß, daß die Eicheln das Fleisch dieser Schinken griffig und fest machen'. Er beklagt sich aber darüber, daß oft 'die unlimitierte Verwendung von Mais den günstigen Effekt der Eicheln wieder zunichte macht'. Reul rühmt auch den Eichelkaffee:

Parlez-en au prolétaire ardennois; il vous répondra que c'est le meilleur de tous les cafés. Peut-être le brave homme n'a-t il pas tort. (Wenn man darüber mit einem ardenner Proletarier spricht, wird er antworten, daß er der beste Kaffee der Welt ist. Und vielleicht hat der 'gute Mann' recht.)

In dem Jahr, da Reul dieses schrieb, war die Eichelernte sehr ergiebig; die Eicheln kosteten n u r 3 Franken pro 100 kg, während sie sonst in den Ardennen 11 bis 12 Franken auf­brachten :

Les mendiants de profession et les gens sans travail devraient profiter de la bonne aubaine, qui leur est offerte par la nature pour recueillir cette manne. (Die Berufsbettler und die Arbeitslosen sollten diese Chance ausnützen, welche die Natur ihnen bietet, um dieses Manna zu ernten.)

Genauso begeistert vom Eichelkaffee wie Reul ist der schon im ersten Kapitel zitierte Arzt Marx (1784), der diesen warm empfiehlt als vielartiges Heilmittel. Wie er berichtet, werden (oder wurden) die Eicheln, zur Hälfte mit Roggenmehl vermischt, von den Land­leuten in Preußen bei Getreidemangel zur Brotherstellung verwendet. Man kochte sie, damit die Schale abfällt und der Kern, welcher dabei viel von seiner Herbigkeit und Bitterkeit verliert, wird, wenn er getrocknet ist, mit dem Roggen gemahlen. Das Brot

213

hieraus soll 'geil' sein und sehr sättigen. Aus anderen Ländern, wie aus Norwegen im vorigen Jahrhundert, sind hierüber Berichte bekannt. 'Im vorbeygehen', schreibt der begeisterte Arzt noch von diesem Eichelmehl, 'erinnere ich daran, daß ich kein Mittel kenne, welches die Milch bey den Müttern oder Ammen, denen daran fehlt, in einer so kurzen Zeit vermehrt als die Eicheln. Ein Beweis, daß sie eine Menge der eigentlichen Nahrung auch für den Menschen erhalten'.

Die Zusammensetzung von Eicheln

Hundert Kilogramm Eicheln enthalten etwa 30 000 Früchte mit ungefähr 69 kg frischen Samen (getrocknet 45-48 kg) und 31 kg Näppchen; 100 Liter frische Eicheln enthalten etwa 22 000 Früchte und wiegen 75-80 kg. Nach Meyer (1931) fressen erwachsene Zuchtschweine täglich 1-2 kg frischer, grüner Eicheln, Mastschweine 1-1,5 kg. Von getrockneten und geschälten Eicheln gebe man täglich 3/4—1 kg pro Schwein. Für Mastschweine soll eine Mischung aus 3/4-1 kg Eichel­schrot, 300 g Fisch- oder Fleischmehl, 1/2 kg Weizenkleie und dazu Kartoffeln mit etwas Salz und Futterkalk zweckmäßig sein. De Bruijn schreibt 1852, daß man die Eicheln, die man zur Stallfütterung sammelt, erst zu malzen habe. Hierzu müssen sie eingegraben werden, wobei man sie vorher mit Salz­lake übergießt. Wenn sie gekeimt haben, werden sie aus der Grube genommen, getrocknet, gedörrt und grob zermahlen. Die auf diese Weise behandelten Eicheln halten sich länger als ein Jahr, was wichtig ist, da die Eichen nur einmal in zwei Jahren reichlich Früchte tragen. Tabelle 1 gibt eine Übersicht verschiedener Analysen von Eicheln. Obwohl die Daten nicht alle gut vergleichbar sind, ermöglichen sie folgende Konklusionen: Frische Eicheln mit 50 bis 55% Wasser enthalten ungefähr 2% rohes Eiweiß, ungefähr 2% Fett, etwa 34% N-freien Extrakt, 1-2% Asche und 48-50% Stärke. Getrocknete Eicheln mit selbstverständlich weniger Wasser (11-18%) enthalten 5-6% Eiweiß, unge­fähr 3% Fett, etwa 60% N-freien Extrakt, 1-3% Asche und 60-70% Stärke. Nach Zorn und Richter (1927) kann man den Nährwert der Eicheln auf etwa ein Drittel der Gerste schätzen; Eiweiß sollte extra beigefüttert werden. Eicheln enthalten 7 bis 9% Gerbsäure (Tannin); diese Menge bewirkt, daß der Kot aller Tiere sehr fest wird; die Därme werden bläulich-schwarz. Zwischen den chemischen Zusammensetzungen von Früchten verschiedener Eichenarten bestehen keine wesentlichen Unterschiede, wie Petrucci (1947) für vier in Italien einheimische Arten feststellte.

Bucheckern verglichen mit Eicheln

Ein Kilogramm Bucheckern enthält etwa 4500 Früchte. Nach Analysen von Eckey (1954) enthalten Bucheckern mindestens 23% Öl; Schoorl (1938) kommt sogar bis zu 32%, im Durchschnitt auf 2 1% rohes Fett. Außerdem ist der Gehalt an Eiweiß hoch: Koch (1885) erwähnt 16-24% in Preßkuchen von ungeschälten und 37% in denen von geschälten Samen, während Schoorl für frische, ungeschälte Eckern 12% erwähnt. Trotz des höheren Eiweißgehaltes der Bucheckern ist man sich allgemein darüber einig, daß sie, im Vergleich mit Eicheln, einen schlechten Einfluß haben auf die Qualität des Specks: Man sagt, die Konsistenz sei viel zu weich und ölig. Schon im 14. Jahrhundert

214

w c o >

'S

C3 C

60

c t/3 t/: <5 c v £ e CS t« 3 N

XI

.L.G

. 95

5)

Q ;

ra P3

H Ä

r-v m n-ON

^ o o

3 <U

T3 3 2 m , , i-,

IS o 2 1/3 x

Csl O t »

^•^ , 3 D CK

5

^

w o t/ï u

3

es •O ON 0

«i Q. :o3

z 1

ö. (50

N e es UI

T3 1) 00

"E :0 • o <u co

s: o .M

c

I 60

S <u "u

-4_J

3̂ o t / l

ä

«3 J3 O t / l

o eo

o

:0 •a 60

u 3 N

es »-« Tt o_ oo ON_ —" \o en m" —* •*

oo >/-> ON̂ •* es" o"

I I I

es oo

I I I

I I I I I

"* t s fS en oo ON NO" wT «n t "

00 T f ^H ON 0O ON *r{ en" r*' '-i" eS I "

r- TI- es « xi es l ^

ON

O , oo"

oo rr

es ON

O —<, es vq NO^ I A r~ w-T TI-" t~ - * Tt

o O m es o »o NO

00 es" eS

1 en

es

ON NO"

1 i/"i

es

NO ' t

1 NO

5 4

~

o es"

o es NO

Tt t t NO -*" t - " >—"

e s

1 I I I

1 I I I I I

I I I I I

I I I

< I 1

' t -3- en oo

O NÓ" m 1

Tl-

NC

es

è es"

en es

1

i/"i

NO en

4 en en

o T-M

I 1 I I I I I

2 t? tii

u

5 -2 « Z £ w n. £

t/5 .53

0) o

et "O >> X.

_ CS g

— -S s ° i t» O <u " * " Z < D< >

^ !*

3 »5

' 6 3 RI

m o

215

erklingt die warnende Stimme des Konrads von Megenburg: Fagus haißt ein puoch (Buche). Daz ist gar ein erleich paum und tregt fruht, die sind dreiecket, die haizent pechein mit uns, oder puoch-aicheln in anderr däutsch . . • Des paums fruht macht niht so keckez flaisch an dem sweinn sam die aicheln tuont . . .'.

Lonicerus (1630) sagt: Die Schwein haben sonderlich lust zu diesen Buchnüßlein / und wird das Fleisch wolgeschmack unnd lieblich darvon. Wiewol der Speck der von Buchäckern ge-mesteten Schweinen nicht so fein hart ist / wie der von Eycheln / sondern wenn er in dem Rauch und Schornsteinen henckt / gewaltig t roppf t . . . ' .

Graßmann schreibt 1775 über die Fütterung der Schweine mit Buchweizen folgendes: Allein der Speck, den die Schweine von dem Buchweitzen setzen, ist ebenso weich und fließend, als derjenige, der von der bloßen Buchmast entstehtet. Die wahren Kenner dieser Viehart, worunter man die kaufende Schlächter vorzüglich rechnen muß, geben sich also mit Schweinen, die mit bloßen Buchweitzen gemästet worden, nicht gerne ab, oder bezahlen doch solche, wenn sie es aus Noth thun müssen, weit geringer . . .

Buchoz (1775) und Thaer (1812) fassen sich ganz kurz: Les semences de hêtre, qu'on nomme faîne, peuvent encore servir à l'engrais des porcs, mais le lard qui en provient ne vaut absolument rien. (Die Buchensamen, die man 'faînes' nennt, können noch zur Mästung des Schweines dienen, aber der Speck hat dann gar keinen Wert.)

Die Buchelmast hingegen gibt loses Fleisch und Speck, der, wenn er warm wird, ausläuft. Franz (1821) ist genau derselben Meinung:

Der Speck der Schweine soll durch die Buchelmast weniger Festigkeit als durch die Eichelmast bekommen. Man behauptet, daß der Speck von Schweinen, welche mit Buchein gemästet sind, tropfe und sich merklich im Rauch verliere.

Auch der Däne Viborg schreibt 1823 dasselbe und bemerkt noch dazu, daß in gemischten Wäldern der Speck immer sehr schlecht und weich wird, wenn es ein schlechtes Eicheljahr gegeben hat, denn in diesem Fall essen die Schweine unverhältnismäßig viel Bucheckern. Diese Unterschiede lassen sich mit dem Öl der Bucheckern erklären, das in diesen Samen viel reichlicher vorkommt als in den Eicheln. In der Fettsäurenzusammensetzung unter­scheiden sie sich aber nicht viel, wie aus Tabelle 2 hervorgeht: Beide Öle sind auffallend reich an ungesättigten Fettsäuren, wobei besonders die mehrfach ungesättigten Linol-und Linolensäuren einen großen Einfluß auf die Härte eines Fettes ausüben: Je mehr davon anwesend ist, desto weicher wird das Fett. Daß nun die Eicheln im Gegensatz zu den Bucheckern keinen weichmachenden Einfluß auf den Schweinespeck haben, liegt an der Menge, in der beide Öle in der Frucht vorkommen: Bucheckern enthalten 23 bis 32% Öl, Eicheln nur etwa 5%. Im Gegensatz zu den Berichten aus Frankreich und Deutschland, scheint der Engländer sich weniger um den weichen Speck der Bucheckernmast gekümmert zu haben, wie hervorgeht aus der Äußerung von Haie (1756):

Turn out hogs now into the woods (in November), commons and roads, where there are beech trees. The beech produces some years such abundance of fruit, that at this season of the fall of them, hogs will take care of themselves abroad better than can be done at home.

216

Tabelle 2. Fettsäurezusammensetzung von ßucheckernöl und Eichelöl.

Palmitinsäure und Stearinsäure

ßucheckernöl

nach Eckey (1954)

nach Delvaux (1936)

gesättigt 10-14% 12%

Eichelöl nach Eckey (1954)

14%

Ölsäure Linolsäure, Linolensäure

] 35-48% | ungesättigt 35-42%

1- 3%

48% 38% 3%

58% 27% —

(Treibe die Schweine jetzt (im November) in die Wälder und Triften, wo Buchen sind. In bestimmten Jahren geben diese Bäume dermaßen viele Früchte, daß die Schweine in der Zeit, da die Bucheckern abfallen, draußen besser versorgt sind als zu Hause möglich ist.)

Auch Cobbett schreibt in diesem Sinne hierüber in seinen Rural Rides (1830): A little before we came to the village of Beaulieu, we went through a wood, chiefly of beech, and that beech seemingly destined to grow for pigs, of which we saw during this day many, many thousands. I should think, that we saw at least a hundred hogs to one deer. I stopped at one time, and counted the hogs and pigs just around me, and they amounted to 140, all within 50 or 60 yards of my horse. (Kurz bevor wir zum Dorf Beaulieu kamen [irgendwo im Süden Englands, in dem New-Forest-Gebiet], gingen wir durch einen Wald, der hauptsächlich aus Buchen bestand und diese Buchen schienen nur dazu bestimmt zu sein, um für Schweine zu wachsen, von welchen wir an diesem Tag viele, viele Tausende gesehen haben. Ich dachte mir, daß wir mindestens 100 Schweine sahen auf einem Hirsch. Ich hielt einmal einen Augenblick an und zählte die Schweine um mich herum, und ich kam auf 140, alle innerhalb eines Umkreises von etwa 50 Metern von meinem Pferd.)

Vergiftungserscheinungen

Jrn Kapitel über das klassische Altertum sind schon die Vergiftungserscheinungen beim Schwein durch den Genuß von Bucheckern beschrieben worden, die Plinius damals als eine Form der 'Heiterkeit' deutete. Sie scheinen aber bei Schweinen nur selten aufzu­treten, desto mehr bei Einhufern. In den wässerigen Bestandteilen der Bucheckern, also nicht in dem Öl, kommt ein sehr giftiges Saponin vor, das man früher als Fagin andeutete, Wofür eigentlich alle Lebewesen außer den Schweinen besonders empfindlich sind. Pferde 2-B. zeigen schon nach dem Genuß von etwa einem Kilogramm Bucheckern heftige Kolikan­fälle mit starken Schmerzen, bis zur Tobsucht und 'Selbstzerfleischung' (Wiesner, 1967). Über Intoxikationen durch Eicheln ist viel mehr bekannt. Hier sind die Wiederkäuer am

217

"b

Bild 98. 'November unter dem Eichenbaum', Kupferstich von Marco Sadeler, nach einem Gemälde von P. Stevens (1607).

empfindlichsten. Es scheint, daß bei diesen Tieren das Tannin der Eicheln durch die im Pansen rasch auftretende Zellulosevergärung freigemacht wird, wodurch sofort die Darmsekretion blockiert wird (durch eine Art von Gerbung). Durch Hydrolyse entsteht dabei in dem Darm aus dem Tannin die Gallussäure und hieraus wieder Pyrogallol, beide zwei außerordentlich giftige Stoffe: Sie hämolisieren das Blut und rufen Hämo­globinurie hervor (Wiesner, 1967). 'Jede Therapie ist aussichtslos; es empfiehlt sich ledig­lich in prophylaktischer Hinsicht das Weiden an den gefährdeten Stellen zu meiden'. Der englische Tierarzt Watts schreibt:

In 1869 gab es ein übermäßig reiches Eicheljahr. Durch einen gewaltigen Sturm wehten große Mengen an unreifen Eicheln von den Bäumen, wodurch viele Kälber und Färsen erkrankten und auch starben.

Der gute Watts versuchte sie zu heilen mit Epsom Salts, dem englischen Wundermittel und mit verschaltem Bier! Howell (1871) fragt sich ab, warum die Schweine keine Last vom Eichelgenuß haben:

The answer is, because the pig, vhen at liberty, picks up his food here and there, keeping up a continual trot, sometimes going miles for feeding, thereby arousing the vital functions; but cattle eat all within their reach almost without moving. (Die Antwort ist, daß das Schwein in der Freiheit seine Nahrung hier und dort findet und dabei ununterbrochen in Bewegung bleibt und oft meilenweit gehen muß, um Futter zu finden, wobei es die wichtigen Lebensfunktionen stimuliert; Rindvieh

218

Bild 99. Schweineherde mit Hirten, Kupferstich von Jan Luyken (1649-1712).

Da es heute aber nur noch selten einen Arbeiter gibt, der aus reinem Pflichtsgefiihl seine Schuldigkeit in vollem Maße thut, so handelt man entschieden richtig, wenn man den Wärter so stellt, daß er bei dem ganzen Geschäft auch seinen eigenen Vortheil findet, wenn er aufmerk­sam und fleißig i s t . . . Man stelle daher nicht zur Schweineabwartung einen Menschen an, der trägen Körpers oder Geistes ist, ein solcher ist nicht geeignet dazu. Ein tüchtiger Schweine­wärter muß in jeder Beziehung rasch sein und in kurzer Zeit viel machen können, vor allem muß er intelligent und umsichtig sein. (Peters, 1880)

dagegen ißt alles aus seiner unmittelbaren Umgebung, beinahe ohne sich zu bewegen.) Gould und Morgan schreiben, daß es 1934 im New Forest eine Unmenge an Vergiftungs-erscheinungen unter dem Vieh gab und 'die Eichelernte war in diesem Jahr ungemein groß, die größte seit Menschengedenken'. Das Merkwürdige war, daß .obwohl das Vieh schwer daran erkrankte und starb, die Tiere für die Eicheln eine Art von maniakalischer Gier zeigten: Die Kühe liefen rastlos herum, um die Eicheln aufzusuchen, und sie zogen sie anderem Futter vor. Man heilte sie durch Hungern und Laxieren mit Paraffinöl. Das Schwerste war aber, die Tiere nachher wieder an normales Futter zu gewöhnen. Viel Erfolg hatte auch das Zusammenweiden der Kühe mit Schweinen: Die Schweine fraßen die Eicheln viel schneller als das andere Vieh und duldeten einfach nicht, daß es daran kam!

219

Etwas Ähnliches berichten Blin und Cuq (1956) aus Frankreich. Sie weisen darauf hin, daß die unreifen Eicheln gefährlicher seien als die reifen, etwas wovor Tusser (1557) auch schon warnte:

Though plenty of acornes the porkling to fat: not taken in season may perish by that. (Obwohl junge Schweine viele Eicheln brauchen um fett zu werden, können sie sterben, wenn sie diese außerhalb der richtigen Jahreszeit fressen.)

Eine Kuh ergibt sich sklavisch den Eicheln und will schließlich immer mehr davon: Comme l'alcoolique, l'animal semble ne plus penser qu'à satisfaire son vice. (Wie ein Alkoholiker scheint das Tier nur an die Befriedigung seiner Gier zu denken.)

Dieselben Krankheitssymptome treten auf, wenn das Vieh zuviel vom Eichenlaub frißt. Man nennt diese Krankheit in Frankreich 'mal de brout'. Auch in Südafrika kennt man nach Steyn (1949) die Vergiftung durch Eicheln:

Varke en beeste kan baie akers vreet, voordat dit hulle kwaad doet, en dit dien as goeie kos in baie gevalle, viral vir varke. Tog is bekend, dat varke dood is aan aker­vergiftiging, en weer veral in dié gevalle, waar die akers gemaal is, en in groot hoeveelhede op een leë maag aan jonge varke, wat nie daaraan gewoon was nie, gevoer is. (Schweine und Rindvieh können viel Eicheln vertragen, und in den meisten Fällen ist es eine gute Nahrung, besonders für die Schweine. Trotzdem ist es bekannt, daß die Schweine sterben können durch Eichelvergiftung und das hauptsächlich in den Fällen, wo die Eicheln gemahlen waren und in großen Mengen gefüttert wurden an junge Schweine auf leeren Magen, welche noch nicht daran gewöhnt waren.)

Tailhardat schreibt 1952, daß die Jahre 1934, 1944, 1945, 1946 und 1950 ungewöhnlich reiche Eichelernten gaben; der Boden der Wälder in Frankreich war einfach mit Eicheln bedeckt, und man konnte sie mit Schaufeln aufnehmen. Unter dem Rindvieh hatte man 'des véritables hécatombes' (wahre Abschlachtungen). Aus Amerika wird berichtet, daß 1959 in Iowa eine sehr reiche Eichelernte war. Vom erkrankten Rindvieh starb 75%, schreiben Richter und Dingel.

Samenproduktion

Die erste der sparsamen Meldungen über Samenproduktion bei Eichen und Buchen gibt Lauprecht (1875): Daten über 'volle', 'halbe' und 'Stoppelmast' für 1850-1873 im Revier Worbis bei Mainz, wobei er teilweise zurückgreift auf aus dem Ende des 18. Jahrhunderts erhalten gebliebene Notizen (Veranlassung hierzu war 'der Umstand, daß eine Anzahl churmainzischer Beamten zu dieser Zeit eine Accidenz von der Mast erhielten und für eine bestimmte Zahl ihnen ursprünglich zugestandener Freischweine eine Geldentschädi­gung, empfingen, seitdem man die Mast verpachtete'). Fast alle Handbücher über Waldbau greifen zurück auf eine Arbeit von Schwappach (1895), die statistische Daten enthält über Baumsamenerträge in Preußen für 1873-1893. Diese Arbeit erwähnt, daß Eichen im Durchschnitt pro Jahr 17% ihrer 'Vollmast-Pro­duktion' an Eicheln geben, Buchen etwa 16%. Die örtlichen Unterschiede seien aber sehr groß. Die westlichen, sowie die an der Meeresküste gelegenen Landstriche zeigten die günstigsten Ergebnisse; Buchen zeigten viel extremere Maxima und Minima in ihrer Produktion als Eichen (Bild 100).

220

70

6 0

50

4 0

30

20

10

-

-

-

-' Eiche - A ,' \

7 V

V

Buche

1874 '76

Bild 100. Eicheln- und Bucheckemproduktion für die Jahre 1874-1893 in Preußen, in Prozent­sätzen der Vollmast.

Seeger (1913) gibt ähnliche Daten aus 1886-1910 für Baden, obwohl die Ertragsziffern dort etwas günstiger ausfallen wegen der mehr südlichen Lage. Für die Eiche fand auch er Mittelwerte von 17% für eine Vollmast, für die Buche aber bedeutend höhere (23%), beide mit großen Streuungen. Am Bodensee, dem wärmsten Teil seines Untersuchungs­gebietes, erwähnt er die besten Ernten. Auch waren an den Westseiten der Wälder die Erträge höher als an den Osthängen. Jahre mit spätem Eintritt des Erstfrühlings waren immer besonders reiche Samenjahre1. Für die Buche fand er in klimatisch bevorzugten Gegenden innerhalb jedes 3. bis 4. Jahres eine Vollmast, während an ungünstig gelegenen Orten 7 bis 8 Jahre verstreichen mußten, bis eine neue Vollmast erreicht wurde. Eichen gaben unter mittleren Verhältnissen jedes 6. bis 7. Jahr Vollmast; in den ungünstigen Odenwaldgebieten Neckergemünd und Walldürn brauchten die Bäume dazu rund 20 Jahre.

Nach Dengler (1935) blühen in Süddeutschland die Eichen und Buchen etwa drei Wochen früher als im Norden. Heiße und trockene Vorsommer scheinen die Blüte zu begünstigen. In kalten Sommern bleibt die Eichel klein und grün, erfriert bei den ersten Oktober­frösten und wird dabei innen ganz schwarz. Bei der Buche vertrocknen in heißen Som­mern die Bucheckern und bleiben massenhaft taub. Bei Buchen folgt einem guten Samenjahr fast immer ein schlechtes: die Samenbildung hat eine fast vollständige Entleerung der Markstrahlzellen von Stärkekörnern zufolge, deren Wiederbeschaffung längere Zeit braucht. Sogar im klimatologisch günstigen französischen Eichengebiet treten die Vollmasten der Eiche nur in Zeitabschnitten von 6 bis 7 Jahren auf. Auch das Alter der Bäume beeinflußt die Samenproduktion: Eine gute Eichelernte kann man im Durchschnitt erst von 30- bis 40-jährigen Bäumen erwarten; Buchen tragen erst reichlich nach 40 bis 50 Jahren.

1. In seiner 'Geschichtsklitterung' weiß Fischart schon hiervon zu dichten: "Ist gerath die Eychelblüet im aussgang des Mayen wol, so macht sie das Jahr schmaltzig voll.'

221

Tscermak (1950) berichtet, daß man in Eichelvollmastjahren im Spessart in 320-jährigen Beständen bis zu 100 Eicheln je Quadratmeter fand; Nietsch (1939) zählte im Wildpark bei Potsdam auf schlechtem Boden 200 Gramm getrocknete Eicheln pro Quadratmeter, 'was pro Morgen Eichenwald auf eine Menge von 6 Zentnern getrockneter und geschälter Eicheln kam, welcher Futterwert ziemlich genau übereinkäme mit dem von 6 Zentnern Gerste'. Es fragt sich, ob unter den dortigen schlechten Bodenverhältnissen eine Bestel­lung mit Getreide ohne Verwendung von Düngung einen vergleichbaren Ertrag geben würde. Tryon und Carvell (1962) zählten in West-Virginia Eichelerträge über eine Zeitspanne von 5 Jahren mittels Aufstellung großer, trichterförmiger Auffanggefäße. Sie kamen dabei zu dem Schluß, daß die Roteiche (Quercus rubra) im Durchschnitt 43 Eicheln pro Quadratmeter pro Jahr gab und Quercus alba 24. Die Bäume mit der höchsten Produktion hatten diese auch jedes Jahr und umgekehrt. Eine Zusammenhang zwischen Produktion und Bodenqualität wurde nicht festgestellt. In Buchenmastjahren wurden von Michaelis (1911) je Quadratmeter Wald 150 bis 250 Buchein gezählt, was je Hektar 35-65 kg Eiweiß, 65-115 kg Fett und 80-150 kg Stärke entspricht. Im Buchenvollmastjahr 1909 fand er im Bramwald an der Weser im Durch­schnitt über 5 Millionen Bucheckern pro Hektar, einen Ertrag von etwa 140 kg Eiweiß, 240 kg Fett und 310 kg Stärke. 'Im nachfolgenden Frühling', schreibt er, 'waren diese Bucheckern fast nicht mehr zurückzufinden, was zum größten Teil auf Konto von Mäusen und Finken zu setzen war. Der einzig umherbummelnde Keiler war, als er erlegt wurde, derart von zerschrotenen Buchein vollgepropft, daß man hätte glauben sollen, er müßte davon geplatzt sein'. Im Frühjahr begann es im Walde von Mäusen buchstäblich zu wimmeln und als die Bucheckerernte verschwunden war, wurden diese Tierchen eine wahre Landplage für die umwohnenden Bauern. Im Freistand tragen die Bäume früher und besser als in den modernen, geschlossenen Beständen; an Überhältern mit großen Kronen und auch an Randbäumen werden noch in schlechten Jahren Samen erzeugt, sei es in geringeren Mengen. Das erklärt warum die Schweinemast von Jahr zu Jahr in den Wäldern ihren Fortgang finden konnte: Der Samenertrag muß damals bedeutend reicher gewesen sein durch das lockere Oberholz.

Segen und Zauber für reiche Ernten

Bei Marsberg in Westfalen zogen damals die jungen Leute am 'lütken Fasselavend' (dem Donnerstag vor Fasten) mit einem 'Spiet' (einem hölzernen Spieß mit einer Querleiste) in der Gegend herum und sammelten Gaben, die auf den 'Spiet' gestochen wurden. Sie sprachen dabei nach Kuhn (1859) folgende Segensreime aus:

Fasselawent häit ik. Gieb mi wuot mynen Spiet! Uppet Jar um duëse Tyt, Wan de Swyne fät syt, Dan wärt unsern Aikenboume Uese Hiärguot wyr belounen.

In der Schweiz nannte man die drei letzten Donnerstage der Fastenzeit die 'schmutzigen Donnerstage'. Dann schickte man die Kinder nach dem Mittagessen als 'Heumütterli' maskiert in den nächsten Eichen- oder Buchenwald. Hier mußten sie 'in den Wald hinein

222

Zähnen', d.h. die Zähne blecken und Gewichter schneiden.2 Je mehr sie es taten, um so besser würden in dem Jahre die Eicheln und Bucheckern geraten und um so größere Schweinemast würde man bekommen (Rochholz, 1867).

2. Heumütterli sind in dem schweizerischen Volksglauben auftretende Vegetationsgeister, wie in Deutschland das 'alte Weib', die 'Kornmutter' und ähnliche mehr.

223

Sprichwörter, Rätsel und Kinderspiele

" Either you build another piggery or we have another house! "

Bild Ml . 'Schwein haben'. Karikatur aus der englischen Fachzeitschrift 'Pig Farming'.

226

Sprichwörter

Die Schweinemast im Eichenwald hat im Laufe der Zeit Anlaß zu allerhand Sprichwörtern gegeben, worin manche alte Bauernweisheit aufbewahrt geblieben ist:

Usurers live by the fall of young heirs, as swine by the fall of acorns. (Geldleiher leben vom Fall der jungen Erben, wie die Schweine vom Fall der Eicheln.)

Rätselhaft klingt uns heute in den Ohren: Wer nyet im Walde benachtet, soll ouch nyt da bedagen, und wer nyt da bewyntert, sali ouch nyt da besummeren. (Für den eingeweihten westfälischen Bauern bedeutete dieser Kernspruch aber, daß nur die Schweine, welche auch in der Nacht im Walde übernachteten mit ihrem Hirt, da auch am Tage in die Mast gehen durften und daß dabei niemand mehr Schweine auftreiben sollte als er im Winter [am eigenen Troge] gefüttert hatte.)

Und wenn die Schweine von der Weide zurück im Dorfe sind im Stall, sagten 4ie franzö­sischen Bäuerinnen in der Franche-Comté:

Les cochons ai lai veile, et les hommes au quart du feu, c'o in fier eneu. (Die Schweine im Dorfe, und die Männer am Herd ist ein Ärger.)

Schweine sind merkwürdige Tiere: Von Tierpsychologen werden sie allgemein als ver­hältnismäßig intelligent betrachtet, aber für die meisten Leute ist das offensichtlich nicht so einleuchtend, wo nur wenige Sprichwörter das Tier positiv beurteilen:

Aspettare il porco alla quercia; attendere 1'opportunitä. (Achten auf ein Schwein beim Eichenbaum; die günstige Gelegenheit abwarten.) To hear as a hog in harvest. (Zuhören wie ein Schwein bei der Eichelmast [d.h. ohne Teilnahme, aber mit viel Geduld].)

Sonstige Angaben deuten immer auf Dummheit, Albernheit und Eigensinnigkeit: Bête comme un cochon, qu'on mène aux glands. (Dumm wie ein Schwein, das man zur Eichelweide führt.) Säw essen Eicheln und wissen nicht, wo der Eichbaum ist. Du hast wohl van Sau-Eicheln geträumt! [aus Schlesien]. Du driffs wal widder de Sau us! [aus dem Siegerland]. (Du treibst wohl wieder Zotereien.) As wilful as a pig; he is neither lead nor driven. (So eigensinnig wie ein Schwein; er läßt sich entweder führen oder treiben.)

Aber bei wem der Gartenzaun zu niedrig ist, klettern die Schweine hinüber: War de Tun 'ne läge Stïe heft, stîget de Swine 'ruawer!

Obwohl die Schweine in ihrem Verhalten gar nicht schmutzig sind, fördert das Wühlen i m feuchten Herbstwald nicht ihre Reinheit. Deshalb konnte man auch von Menschen, die dreckig aussahen, sagen:

Du bist wohl in der Mast gewesen? Man meinte ja, daß diese Unreinheit eine Bedingung für die Tiere war zum Fettwerden:

De vuilste varkens krijgen de beste eikels [Niederländisch]. (Die schmutzigsten Schweine erhalten die besten Eicheln.) Der fülste Seu die beste Eichle.

Dazu sind sie faul und uninteressiert, sogar bei der Mahlzeit: J'estoye comme les porcs, qui guettent quand le gland cherra [Altfranzösisch].

227

(Ich war wie die Schweine, welche abwarten bis die Eichel fällt.) Einem faulen Schwein ist jede Eichel gleich.

Doch sind nicht alle Schweine gleich, denn: Je schlimmer die Sau, desto besser die Eichle. Die schlimmsten Sauen seynd die besten Eicheln.

Über ihre Gefräßigkeit aber sind alle sich einig: Die Sau frißt die Eicheln ungeschält. Essere que porcu in glande; stare come majale nelle ghiande [aus Sardinien]. (Sein wie ein Schwein in der Mast; stehen wie ein Schwein in den Eicheln.) Para un ruin puerco no hay mala castana [aus Spanien]. (Für ein schlechtes Schwein sind die schlechtesten Kastanien noch zu gut.)

Oder im Kartenspiel, wenn Eicheln Trumpf sind: Eicheln fressen die Säue gerne [aus der Gegend von Ulm],

Sogar ein Gebrechen stört die Tiere dabei nicht: En schääl Say fend och altemol en Achel [aus Moosfranken]. (Eine scheele Sau findet auch wohl eine Eichel.) 'Ne blinne Suege finnt ok wannär 'ne Jäcker.

Aber dankbar für die Fütterung sind sie nie: The hog never looks up to him that threshes down the acorns to him. (Das Schwein sieht nie auf zu dem, der die Eicheln für ihn anschüttelt.)

Vielleicht macht er das aus politischen Gründen, denn man sagt in Frankreich: Tourner la truie au foin. (Das Schwein auf Heu setzen [d.h. ein Gespräch von seinem wahren Ziel ablenken].)

Sie träumen sogar von Eicheln wenn sie hungrig sind: Adveniunt macre de pastu somnia scrofe [Spät-Latein aus dem Mittelalter]. (Wenn das Schwein mager ist, träumt es von der Mast.) II porco sogna de ghiande [Italienisch]. (Das Schwein träumt von Eicheln.) La scrofa magra ghiande s'insogna [aus Sizilien]. (Das magere Schwein träumt von Eicheln.)

Jedem Tier aber das Seine: Les ch'vâs à vert, et l'trôié as glands [aus den Ardennen]. (Die Pferde im Grünen, die Säue bei den Eicheln.)

In vielen Fällen ist eine gewisse Disziplin erwünscht, denn: Wer wöll en Herd Schweine haben ohne Geißel? [aus der Trierer Gegend]

Ihre physischen Eigenschaften sind eindeutig: Die Sau findet die Eichel so gut wie der Eber.

Und in Dänemark sagt(e) man: En soe kan saa vel finde et agern som en galt. (Eine Sau findet beim Ackern genau soviel wie ein Eber.)

Aber wohl hängt es ab von der Fütterung: Welche Saw [in November] in einem guten Naschpect [(N)as(ch)pect; aus Aspect und Nasch-Speck] gestochen ist, die wird einen guten Schmerleib haben [Fischart's Geschichtsklitterungen].

Außerdem tragen sie bei am Kreislauf der Natur: Wo der Saudreck Eycheln gibt, und die Eycheln wider Saudreck machen.

228

Bild 102. 'Die Sau treiben'; Holzschnitt in einem niederländischen Kinderbuch aus 1847. Die Treibstöcke sind hier nicht die eigentlich vorgeschriebenen, am unteren Ende umgebogenen Kolbenstöcke, sondern 'Zunstecke, do mit man die suw im kessel trib. . . ' (nach Brant's 'Narrenschiff')

(D.h.: Kommen aus dem Land, wo das Leben gut ist [vom selben Fischart].) Gleichfalls vergleichbar sind die Laute, die Schweine und bisweilen auch Menschen, hervorbringen:

Schreeuwen als een zwijn, dat ekelt [aus den östlichen Niederlanden]. (Schreien wie ein Schwein, das Eicheln sucht.)

Ein Schwein heißt in Frankreich auch 'Un rossignol à gland' (die Eichel-Nachtigall); im "alienischen Piémont spricht man von einem 'Canarin da giand' (Eichel-Kanarienvogel). vielleicht gibt es deshalb Leute, die sagen, der Frau stünden die Schweine am nächsten. Aber auch in anderen Hinsichten sollen beide eine gewisse Übereinstimmung zeigen:

On dit d'une femme, qui va en se dandinant, qu'elle 'tortille du cul comme un goret, qui va aux glands'. (Man sagt [in Frankreich] von einer sich in den Hüften wiegenden Frau, daß sie 'mit dem Hinterteil wedelt, wie ein Schwein, das auf die Eichelweide geht'.) Swine, women and bees cannot be turned. (Schweine, Bienen und Weiber machen viel Not dem Treiber.)

Man findet in Westfalen, jedenfalls nach dem 'Parnassus Clivensi' vom Pfarrer Kayser, gewöhnlich vier Säue im Zimmer:

Eine Sau über der Tafel (Speck, Schinken und Wurst an den Balken), eine Sau

229

auf der Tafel (dieselben Sachen), eine Sau an der Tafel (die schmutzige Wirtin), und endlich die vierte Sau unter der Tafel (das eine oder andere fälische Renntier, das aus dem Stalle gelassen und statt eines Schoßhündleins, die Brocken auf­sammelt, aber so manches Mal die ganze Tafel über den Haufen wirft).

Also: Lieber im Walde bei einer wilden Sau, als zu Hause bei einer bösen Frau.

Leider gibt es für alles ein Ende, denn obwohl auch: En ault Schwîn kennt Eckern,

kommt für jedes Schwein sein Sankt-Martinus (Schlachtfest): A chaque porc vient son saint-Martin.

Um Eicheln zu fressen braucht man Eichen, und so ist das Schwein 'das Kind der Eiche': Der großartigste Baum der westfälischen Kernländer stand mit dessen berühmtesten Tieren in engster Lebensgemeinschaft: Der Fruchtertrag der Eichen beschäftigte die Westfalen so wie die Rheinländer der Behang der Reben ['Goldene Worte' von Kuske aus 1949].

Daß der Wert des Eichenholzes dabei fast keine Rolle spielte, geht hervor aus dem Aus­druck, daß in Gilead, dem Wohnort des halben Stammes von Manasse:

Die gewaltigen Eichen Bazan's nur Früchte für die Schweine tragen. Man sagt auch:

Aus den Eicheln, welche die Schweine gefressen, werden keine Eichen. In der Eichel ist viel grüne Zukunft, wenn die Sau sie nicht frißt.

Und: Le chêne commence par le gland, comme l'homme par l'enfant. (Die Eiche beginnt als Eichel, wie der Mensch als Kind.)

Aber allerdings nur unter gewissen klimatischen Bedingungen, denn: Regen am Jakobitag [25. Juli], die Eichel nicht geraten mag [aus Wohlau]. S'il pleut le jour saint-Gengoul, les porcs auront de glands leur soul. (Wenn es am Tage des heiligen Gengouls regnet, werden die Schweine satt werden von den Eicheln.)

Die Schweinehirten selbst gaben Veranlassung zu den folgenden Redensarten: Wolt darumb die teutschen Säuhirten alle erträncken, weil sie die Saw alle Heintzlin heißen? [Fischart]. (Soll man sich für einheimische Namen schämen?) Die Sew übern Hirten setzen. (D.h. eine umgekehrte Ordnung.) So der Hirt, so der Hund. Vât mî ess' poirchi qu' pourcai [aus Wallonien]. (Man kann besser Schweinehirt als Schwein sein.) Viel Bucheckere und Eichele, dann werd de Zwender [der Schweinehirt] schmeichele. Es kann nicht alles Herr sein; wer wollte dann die Sauen hüten? Wer die Schweine hüt, der gäht lohm am Kopp, oder an den Benen [aus der Gegend von Trier].

Er brauchte Ausharrungsvermogen: We sech bi de Sau vermed [vermietet], de mot se och höte [aus dem Rheinland]. We sich achter de Swine vermedt, de mott se auck höden [Westfalen]. (D.h. Was sich jemand vornimmt, soll er auch leisten.)

230

Er soll, wo er oft mit seinen Genossen zusammenarbeitet, ein guter Kamerad sein. Anderen gegenüber darf er aber sagen:

Il semble, que nous avons gardé les cochons ensemble? (Es scheint, wir haben die Schweine zusammen gehütet? [d.h. wenn jemand sich (in Frankreich) Vertraulichkeiten und Annäherungen erlauben will].) Ich hoff met di de Swin nich hött! [aus dem Munsterland]. Der däht als wen ich met ihm de Schwein gehout hat! [Rheinland].

Unentbehrlich waren die Hirten, denn: Ein Schwîn soll ein' Stall hân oder einen Hirten (Aargau).

Es sollen derer aber nicht zu viel sein: Bei vielen Hirten wird übel gehütet. Selten wohl gehütet, wo viele Hirten sind.

Auch nicht zu wenig Schweine in einer Herde: Wenn ich Schwein treiben soll, lieber eine ganze Herde als eins.

Und von jemanden, der über mehr Hilfsmittel verfügt als wirklich notwendig war, wurde gesagt:

Er hat wie der hemer Hirt zwei Stöcke und ein Schwein. v on seinem Treibstock sagte man:

Jeder Hirt lobt seine eigene Keule. Daß ein Schweinehirt (oder ein anderer) für seine Arbeit Recht auf eine angemessene Belohnung hatte und daß er meinte:

Eck hoüe nicht de Sau um de Knetteln, (Ich hüte keine Schweine umsonst,)

war einleuchtend. Aber öfters mußte er sich mit Kost und Logis bei den Bauern, deren Schweine er hütete, als wesentliches Gehalt begnügen. Deshalb der Ausdruck:

Wie der Schweinhirt im Dorfe zu Gast gehen. Es war deshalb nicht erstaunlich, daß 'de Suegjongen' im Münsterland einmal sagte:

Wann ick 't graute Los wün, denn höde ick de Süeg to Piär. (D.h. so höre ich damit sofort auf.)

Aus dem einfachen Leben der Schweinehirten entstand wohl die Redensart: Es ist oft ein Schweinehirt Franziskaner und ein Franziskaner Schweinehirt ge­worden.

Aber auch die Antoniter-Brüder, welche ihre Schweine mit dem Glöckchen am Halse oder am Ohr in den Städten herumziehen ließen, entkamen dem Volksspott nicht:

Sankt Tönnings Ritterschaft, welche nicht Seeräuber zu Meer, aber Säuräuber zu Landt sind. [Fischart].

Und auch Abraham a Santa Clara, der berühmte Volksredner, weiß in seinem 'Judas der Ertz-Schelm' (aus 1691) Kirche mit Schweinen in blumenreicher Sprache miteinander m Verbindung zu bringen, wenn er sagt:

Du wirst zu Hof sehen lauter Meßner [Meßdiener], aber nur solche, die mit der Sau-Glocken leutten!

Oder, anspielend auf das alte Kartenspiel mit den Säuen: Wann der Sohn genaturt ist wie der vermaledeyte Feigenbaum, und hat nur Blätter und kein Frucht, verstehe Kartenblätter, wo ja ein schlechte Frucht, wann er mit dem verlohrnen Sohn die Sau hütet, Aichel-Sau, Schellen-Sau, Hertz-Sau, wer ist daran Schuld? Die Eltern!

231

'Höh heng ech, nidder fall ech; Do kumme ver harige Ban, Un drihn den Hohengech ham.'

'Et geht a Männche durch de Walt, On fonn e Klötzche glitzelang; Et git zwe Mulden und zwe Diel, Un a Pännche mit um Stiel.'

'Ruglingke ging. Bommelke hing. Ruglingke opsach. Rommelke da lag.'

Rätsel

'Huchmann heng, Huchmann fei. Köm en Dengk mit ver Ben, Un holde Huchmann to hem.'

'Vom Bam fäil just der Huckepack, Doch saß 'm off dem Kobb de Kapp; Do kom e Deank medd vaier Ban, En drukk' d' Huckepack eamm Bauch nach Harn.'

'Chogele-moggele hoch obe. Chogele-moggele fallt abe. Chogele-moggele bricht's Bei. Fallt mit Vierbei wiedrum hei.'

'Rügeli-chügeli höch-obe. Rügeli-chügeli fallt abe. Vierbei treit's hei'.'

(Das Schwein mit der Eichel im Wald)

'Grimmgramm kam. Griffgraff saß. War Wuffwaff nicht gekommen, Hätt' Grimmgramm Griffgraff genommen!'

(Rätsel aus Pommerellen: Der Hirtenhund, welcher das Schweinchen vor dem Wolf schützt)

'Ich ging mal über's Feld. Da begegnete mir Gothelf, Und fand ein kleines Wunderstück, Das war wie mein klein' Finger dick. Draus könnt' ich schneiden Zwei Speckseiten Und ein kleine Kindermötz.'

(Die Eichel)

'Hutzbutz full vom Boom, Da kam de Erdwängel, Onn wull Hutzbutz freete'. Da kam de Woldgänger, Onn freet den Erdwängel. Da bleef Hutzbutz ligge'.'

(Eichel, Schwein und Wolf)

232

Bild 103. Karikatur vom 'Sautreiben'; Holzschnitt aus dem Narrenschiff von Sebastian Brant (1494). Zwei Spieler sind abgebildet, wovon einer (der 'Narr') die Sau in den Kessel treibt mit seinem Stock. Anscheinend sind die kleineren Löcher der Mitspielenden in einem Kreis rundum den Kessel gezeichnet (?).

Wer sich uff G'walt im Radt verloßt, Und henckt sich wo der Wint har bloßt, Der selb die Suw in Kessel stoßt.

Spiele

Schweinchen op dem Aker: Ein Spieler A legt unter einen der sämtlichen stark ge­krümmten Finger eine Bohne, so daß der andere (B) sie nicht sehen kann. A fragt: Schwein op dem Aker?'. B antwortet: 'Ech hon och en dabei'. A: "Unner welchen Born?'. B bezeichnet darauf einen Finger; ist unter diesem die Bohne, so hat er gewonnen (Spiel aus Daun in der Eifel). An anderen Orten wird das Spiel folgendermaßen gespielt: Das eine Kind nimmt ein paar schwarze oder weiße Bohnen in die Hand, zeigt dem Mitspieler die geschlossene

233

Faust und sagt dabei: A. : 'Ich hab ein Schweinchen im Acker laufen' B. : 'Ich auch' A.: 'Welche Farbe hat mein Schweinchen?'

Stimmt die Antwort, so werden die Bohnen gewechselt und wird andersum gespielt.

Ich auch!: In einem weit über Deutschland und Frankreich1 verbreiteten Frage- und Antwortspiel muß der Befragte immer 'Ich auch!' antworten. Der Frager sagt jedesmal einen neuen Satz:

'Ich bin in Wald gange. 'I gung im Wald. Ich o. I a. Ich bi zu'm Baum g'ku! I nehm en Axt mit. Ich o. I a. Ich ha'ne umg'haue. I hau en Eich' um. Ich o. I a. Ich ha'ne Seidrogh drüs gemacht. I mach en Sautrog draus. Ich o. I a. D'Sei han drüs g'fresse! Es fresset siebe Säue draus.

r r

Das Spiel kommt schon vor im Spielverzeichnis von Fischart im 25. Kapitel seiner 'Geschichtsklitterung': 'Von des Gargantuwalts mancherley Spiel und Gewül':

'Das spill ich auch, ich auch. Die Sau aß einen Dreck, ich auch.'

De Sau drive': Bei diesem Knabenspiel wird in den Boden ein größeres Loch gemacht ('der Saustall' oder 'der Kessel') und in einem Kreis von etwa drei Metern so viel kleinere Löcher wie Spieler minus einem Mitspieler. Am Anfang des Spieles halten die Spieler ihre kräftigen Stöcke mit einem schweren Knopf ('der Sau-Klöppel' oder 'Sau-Kül') in den Kessel, schreiten dann um ihn herum und singen dabei: 'De Kessele, de Kessele, dirum, bum, bum; wer kän Kaul hat, der ist dumm; eins, zwei, drei!'. Damit eilt jeder vom Kessel weg, geht schnell mit seinem Stock auf eins der im Kreise liegenden Löcher zu und erwirbt sich dadurch einen Platz im Spiele; da für einen kein Loch vorhanden ist, muß der Zuspätkommende 'die Sau im Kessel hüten'. Er ist 'der Sauhirt' oder 'Sau-Dreiwer'; er versucht 'die Sau' (einen Stein, Holzklotz oder die Klaue eines geschlachteten Rindes) in eins der kleineren Löcher zu treiben und sie dreimal anzutippen ('die Sau bröht'), wodurch er gewonnen hat. Auch kann er versuchen, die anderen daran zu hindern, 'die

1. In Frankreich geht das Spiel folgenderweise: 'Je vais au bois. Moi aussi. Je coupe un arbre. Moi aussi. J' en fais une auge. Moi aussi. Les cochons y mangent.

i '

234

9

Bild 104. Vier Spielkarten von Jörg Schwemer aus der Stadt München (um 1520) als Daus­karten.

Bild 105. Drei Spielkarten mit Säuen aus Brüssel (Zeit unbekannt).

Sau aus dem Kessel zu schlagen'. Hat der 'Sauhirt' 'die Sau im Kessel', so heißt es Breikessel öm!', und es findet ein Spielwechsel statt. Auf diese Weise wurde das Spiel in

der Gegend von Moers am Niederrhein gespielt; in Schleswig-Holstein heißt das Spiel Kul-Soeg (d.h. Loch-Sau) oder Soegjagen. Im Lüneburgischen schnitzten die Knaben sich die Kugel zu diesem Spiel aus einem abgesägten Stück Holz, und dort hieß das Spiel Su-Ball. In der Gegend von Bremen heißt es Tick-Soeg (Ticken = Berühren), und der Schweizer spricht von Morentreiben, wobei 'More' eine schwarze Sau bedeutet. In den Niederlanden, in Flandern und Brabant hatte das Spiel viele Namen: Beer-hoeden, Zeugedrijven, Zogjagen, u.s.w. Das zentrale Loch hieß hier Zogputte. Um Aschaffenburg sangen die Knaben beim Umkreisen des 'Kessels':

'Wir wolle' das Säuche mäste' Mit lauter Zwibel und Garste.'

Nach dem Ruf 'Es klingelt!', wobei ein jeder für sich sein Loch sucht, wird das Spiel dort auch Klingelorum genannt. Sonst heißt es in dieser Gegend auch 'das Säuche'. Das Spiel muß uralt sein, wahrscheinlich ist es ein Vorläufer des englischen Hockey's (Hog ist ein englischer Name für das Schwein; siehe auch den typischen Stock, womit man hierbei spielt, den merkwürdig geformten Hirtenstab des Schweinehirten auf den

•>•?<;

Bildern 48 aus dem 13. Jahrhundert und 63 aus dem 14. Jahrhundert!). Fischart nennt es in seiner schon zitierten Liste von Spielen aus seiner Zeit: 'Fudum, der Mor ist im Kessel'; bei Rabelais kommt das Spiel als 'À la truye' vor. Seb. Brant schreibt in seinem berühmten 'Narrenschiff' im 2. Kapitel 'Von guten reten' in den Zeilen 7 bis 10:

'Wer urteln sol und raten schlecht, Der dunck und folg alleyn zu recht, Uff das er nit ein zunsteck blib Do mit man die suw im kessel trib . . .'

Auf dem bekannten Gemälde mit flämischen Kinderspielen von Breughel kommt das Spiel nicht vor, aber Brant selber zeigt in seinem 'Narrenschiff' einen Holzschnitt vom 'Sautreiben', sei es als Karikatur, mit dem Text:

'Wer sich uff G'walt im Radt verloßt, Und henckt sich wo der Wint har bloßt, Der selb die Suw inn Kessel stoßt.'

Wie das 'Sautreiben' damals gespielt wurde, zeigt ein niederländischer Holzschnitt von 1847 (siehe Bild 102). Ein Spiel, das hiermit völlig identisch ist, wird oder wurde damals in Nordengland und besonders in Schottland gespielt. Es heißt dort 'Sow in the Kirk!' (Gomme, 1898).

Soeg: Im Lauenburgischen, an der unteren Elbe, hat die Dorfjugend ein Spiel gekannt, das 'Soeg' (d.h. Sau) genannt wurde, wobei man ein aus Eschen-, Weiden- oder Birken­zweigen zurechtgeschnittenes Dreibein oben am Stamm noch einen halben Fuß über­stehen ließ. Dieses Stück, der 'Kopf', mußte von waagerecht geschleuderten Knüppeln getroffen werden, worauf die 'Soeg' weit wegflog, während sie beim Aufschlag des Knüp­pels gegen die Beine nur umfiel. Sieger bei diesem Spiel war derjenige, der die 'Soeg' am weitesten von ihrem Platz wegwarf. Das Werfen wurde begleitet durch ein lautes 'Hu, Soeg! Hu, Soeg!' (Wehrhahn, 1909).

Die Karten-Säue: 'A Su ist in jedem Kartenspiel' (ein mißratenes Familienmitglied ist in jeder Familie) heißt eine Redensart aus Voralberg, Noch heute werden die Dauskarten in Bayern mit dem Namen 'Sau' angedeutet, eine Bezeichnung, die im 16. Jahrhundert auf­kam. Man spricht dabei von 'Eichelsau', von 'Schellensau', von 'Herzsau' und 'Blatt­oder Grassau', was einmal Abraham a Santa Clara (1691) aufseufzen ließ: 'O Pater! Kartenspilen ist ein ehrliches Spil, sagt einer; ich frag aber einen solchen / ob ein ehr­licher Mensch sich solle aufhalten / wo es Säuisch hergehet? so seynd ja in der Karten 4 Sau / unnd weilen die Sau mehrer gelten / als der König / so ist dises ja ein Säuisch Spil. Es seynd zwar zu Christi Zeiten nur einmahl die Teuffei in die Sau gefahren; ich glaub aber / der Teuffei reitt ein jede Sau im Kartenspil' (siehe die Bilder 104 und 105). Inwieweit auch das alte englische Kartenspiel 'My sow has pigged' (meine Sau hat ge­ferkelt) hierzu gehört, konnte nicht festgestellt werden.

236

In der Neuzeit

- J ^ _

Bild 106. Karikatur aus 'Pig Farming'

Es haben die Schwein sonsten auch einander sehr lieb / wenn eines schreiet / so Iauffen die andere mit großen Gruntzen und Zorn zu / und wollen in helfen. Sie setzen auch mit Gewalt an den / der sie beleidigt / wenn sie nicht gewaltsam von im getrieben werden. (Colerus, 1599)

C'est une dangereuse compagnie, qu'un troupeau de porcs. Ces animaux ont entre eux un étrange instinct de solidarité; si l'on offense un individu isolé, il jette un certain cri d'alarme, qui réunit instantanément tous les autres. (Aus 'Le chêne parlant' von George Sand, 1875) ('Eine Schweineherde ist eine gefährliche Gesellschaft. Diese Tiere haben einen seltsamen Solidaritätsinstinkt; wenn man ein einzelnes Schwein beleidigt, gibt es eine Art von Alarm­schrei ab, der die anderen sofort herbeibringt!')

238

Rückgang der Waldbestände

Mit der Abnahme der Wälder in Europa verminderten sich auch die Schweineherden. Konnte Julius Caesar fünfzig Jahre vor der Zeitwende noch schreiben, daß es einem leichtbewaffneten Mann sechzig Tage kostete, um den sich damals in Europa ausbrei­tenden Herzynischen Wald zu durchkreuzen:

Neque quisquam est huius Germaniae, qui se aut adisse ad initium eius silvae dicat, cum dierum iter LX processerit, aut, quo ex loco oriatur acceperit, (Niemand ist in diesem Teil Germaniens, der sagen könnte, bis an das Ende jenes Waldes gekommen zu sein, selbst wenn er sechzig Tagreisen weit vorgedrungen ist, oder vernommen hätte, wo jenes Ende sich findet),

"n Laufe der Jahrhunderte wurden die Waldareale durch die menschlichen Rodungen immer mehr eingeschränkt. Das gilt in noch höherem Maße für Babylonien und Nord-afrika, Griechenland, Italien und dem weiteren Mittelmeergebiet; aber auch in Nord­westeuropa sind im Überfluß Gebiete anzuweisen, wo Steppen und Heidefelder aus ehe­maligem Wald entstanden sind.

Man's ecological impact on the natural habitat zone has been undeniably dramatic. Seven thousand years of agricultural land-use, unchecked by methods of conservation, have reduced to a treeless, eroded, over-grazed and relatively unproductive dustbowl the very environment, which gave agriculture its start - an environment, which had been at least a hundred thousand of years in the making [Flannery, 1961 ; siehe auch Raikes, 1967]. (Der menschliche Einfluß auf seine natürliche Umgebung ist unzweifelhaft drama­tisch gewesen. Siebentausend Jahre Landwirtschaft, nicht gebändigt von Methoden zur Erhaltung der Natur, haben die Umwelt, der wir schließlich doch unsere Land­wirtschaft verdanken, reduziert zu einem baumlosen, erodierten, überweideten und relativ unproduktiven Staubkessel - eine Umwelt, deren Entstehung mindestens hunderttausend Jahre gedauert hatte.)

Teilweise waren hieran auch Veränderungen im Klima Schuld. Wärme- und Kälteperioden haben, neben den Menschen, ihren Einfluß auf den Waldbestand Europas ausgeübt. Von den Perioden, die Firbas (1949) unterscheidet, fallen die drei letzten in die geschichtliche Zeit: Die Späte Wärmezeit von etwa 2500 vor Chr. bis etwa 50-800 nach Chr. (mit Neo­lithikum, Bronzezeit und Anfang der Eisenzeit), die Ältere Nach-Wärmezeit von etwa 500-800 bis etwa 1200 nach Chr. (Eisenzeit bis zum Mittelalter) und die Jüngere Wärme­zeit von etwa 1200 bis heute.

In der Späten Wärmezeit (oder Subboreal) trat in Europa überwiegend Eichenmisch­wald und Buchenwald auf. In der Älteren Nach-Wärmezeit (älterer Teil des Subatlanti-kums) traten mehr Buchenwälder auf, jedoch blieben in Mitteleuropa die Eichenwälder noch vorherrschend. In der Periode von 600 bis 1200 beginnen die großen mittelalterlichen Waldrodungen, die unter anderem den ersten Rückgang der extensiven Schweinezucht einläuten, und die Melanchton (1497-1560) die berühmten Worte in den Mund legten, daß einmal Europa untergehen würde durch drei Mängel: das Fehlen von Holz, von wertfestem Gelde und von erprobten Freunden. Die letzte Periode, auch der jüngere Teil des Subatlantikums genannt, wird von Firbas noch aufgeteilt in zwei Unterperioden: Zunächst tritt eine Begünstigung und Schonung

239

der Eichenwälder auf (wobei aber trotzdem das Waldareal zurückgeht), zusammen mit wirtschaftsbedingter Förderung bestimmter Holzarten durch Anpflanzung von Nadelholz (Fichten, Tannen und Kiefern). In der heutigen Periode überwiegen letztgenannte Baum­arten und die Möglichkeiten zur Waldweide nehmen immer mehr ab. Wo die Wälder gerodet werden, gehen die Nahrungsquellen für die Schweineherden zu Ende. Sie werden anfänglich abgelöst durch Schafs- und Ziegenherden, wovon die letzte­ren besonders dafür sorgen, daß die restlichen Bäume und Sträucher radikal verschwinden. Aber auch das Schwein selbst, sei es in viel geringerem Maße, übt einen destruktiven Einfluß auf den Wald aus. Durch das Wühlen dieser Tiere wird der unbedingt notwendige Unterwuchs unter den Bäumen langsam vernichtet. Die Tiere fressen neben den Eicheln und Bucheckern alle sonstigen Samen, die sie auf dem Boden finden, und es fehlt dem Wald auf diese Weise an Nachwuchs. Unter den erst dicht zusammenwachsenden Bäumen entstehen allmählich Graswiesen und die Landschaft verändert in ein savannen-ähnliches Gebiet, wo nur noch Schaf und Ziege ihre Nahrung finden können. In dieser Phase werden dann auch die letzten Bäume vernichtet, indem die Tiere die Baumrinde mit­fressen, wobei besonders die Ziegen sich an den Bäumen hoch aufrichten, um an die sonst unerreichbaren Blätter gelangen zu können.

Im Mittleren Orient setzte diese Versteppung der Landschaft schon im Neolithikum ein, aber auch in Nordwesteuropa sind örtlich für solche Entwaldungen Beweise zu finden, unter anderem aus den Knochenanalysen der vorhistorischen Küchenabfallsammlungen.

Rückgang der Schweinebestände

In einer frühneolithischen Niederlassung in Südwestrußland (den sog. Tripolye-Kulturen zugehörend) fand man in den Küchenabfällen aus der Periode von etwa 3000 bis 2700 vor Chr. gegenüber 23,5% Schweineknochen nur 9,5% Knochen von Schafen und Ziegen. In der Zeit von etwa 2700 bis 2000 in derselben Niederlassung 17% Schweineknochen gegenüber 16,5% Knochen des kleineren Hornviehs und in der letzten Periode, von 2000 bis 1700 vor Chr., nur 4% Knochen von Schweinen gegenüber 20% Knochen von Schafen und Ziegen (Jacobeit, 1961; Tririgham, 1969). In einer alten Kulturstätte bei Burg im Spreewald, die bis in die Steinzeit zurückreicht, fand man enorme Mengen an Tierknochenresten, die in den ältesten Schichten im folgenden Verhältnis zueinander standen: Hausschwein 44%, Schaf 14%, Hund 9%, Ziege 5% und Pferd 4%. In den jüngeren Schichten mindert sich der Prozentsatz an Schweineknochen. Sehr eingehend ist diese Verschiebung von Schwein zu Schaf und Ziege in der mensch­lichen Viehhaltung in England von Clark (1947) behandelt. In den Kreidegebieten von Sussex und Wessex wurden aus dem Anfang des Neolithikums schon Spuren von Schweine­haltung gefunden. Bis zur römisch-britischen Zeit kamen die Schweineknochenreste sogar sehr oft vor, Schafsknochen dagegen verhältnismäßig viel weniger. Nach dieser Periode trat aber eine Abnahme der Mengen Schweineknochen auf. Clark hat hierfür einen Zu­sammenhang mit der Abnahme der Waldbestände gesucht. Auf einigen nordschottischen Inseln verschwand zuerst der Wald; die Schafe verzehrten darauf die übergebliebene Vegetation, und bevor diese Inseln vollständig unbewohnbar wurden, verschwand durch Erosion alle Humuserde und wurden die letzten Schafe mit Seetang gefüttert. Einen ähnlichen Verlauf der Viehzucht auf den schwedischen Ostsee­inseln kann man in der Veröffentlichung von Pira (1909) nachlesen.

240

In dem Utrechter Psalter aus dem 8. Jahrhundert, der aus der Umgebung von Reims in Nordostfrankreich stammt, sieht man auf den zahllosen darin abgebildeten Landschafts­szenen praktisch keinen Wald. Gegenüber 24 Seiten, auf denen die Ziegen, meistens in Herden, vorkommen in der für sie charakteristischen Haltung, aufgerichtet an einem Baum stehend, gibt es nur vier Seiten mit Wiedergaben von Schweinen. Offensichtlich war in dieser Gegend die Entwaldung schon damals weit fortgeschritten Aus den Rechnungen der Grafen von Holland geht hervor, daß 1261 in der Umgebung von Haarlem noch Schweine in die Waldweide getrieben wurden; in der Umgebung von Amsterdam (in 'Aemstelrelant') wurde 1343 noch die 'Zwijnbede' (das Weiderecht) er­hoben. Im selben Jahr wird für die 'Vedeminghe van verken int hout' (das Weiden der Schweine im Wald) in der Umgebung der heutigen Residenz 's-Gravenhage in den Rech­nungen nichts mehr eingefüllt (Hamaker, 1876). In dem Gooiland, in der Provinz Nord-Holland, wird in den 'Boschbrieven' von 1437 und 1514 nur vom Weiderecht für Schaf­herden gesprochen; die Schweineherden sind offensichtlich verschwunden. In England wurden im 16. Jahrhundert im Zusammenhang mit der damals blühenden Wollindustrie so viele Schafe gehalten, daß man gezwungen war, die Größe der Herden gesetzlich herunterzudrücken, was besonders in der Grafschaft Norfolk blutige Auf­stände verursachte und Thomas Moore, den Autor des berühmten 'Utopia', veranlaßte zu sagen, daß das Schaf, ehemals das sanfteste Tier der Welt, 'heutzutage alles zerstört und selbst die Menschen verschlingt'. Schmidt schreibt 1953 darüber:

Im ganzen ersten Jahrtausend der christlichen Zeitrechnung nahm die Schweine­haltung bei den germanischen Völkern die erste Stelle in der Nutzviehhaltung ein. Sie fand ihre Grundlage vorwiegend in der Feld- und Waldweide und war deshalb (in Deutschland) am stärksten in weidereichen Gegenden, wie Westfalen, Hannover, Pommern, Mecklenburg, Kurmarck und Bayern verbreitet. Mit zunehmender Ver­minderung dieser Futtergrundlage verlor sie ihre hervorragende Bedeutung; der Weidebetrieb mußte durch Verabreichung von Haus- und Wirtschaftsabfällen er­gänzt werden, bis im 18. Jahrhundert fast allgemein die ausschließliche Stallhaltung, aufgebaut auf Wurzelfrüchten, Getreide, Nebenprodukten der Brennereien und Molkereien, sowie Hauswirtschaftsabfällen üblich wurde. Die Verringerung des Schweinebestandes, die mit diesem kurz gekennzeichneten Umschwung Hand in Hand ging, fand erst mit dem Ende des 18. Jahrhunderts ihren Abschluß.

Eine ähnliche Entwicklung hatte sich eigentlich damals in Italien in der Zeit des römischen Reiches vollzogen, wo alte Villen und Höfe verödeten. Hoesch schreibt darüber 1911:

Man fand es ergötzlicher, die Borstentiere in Tiergärten zu jagen und zu hetzen, die benötigte Fleischkost aber durch den Handelsverkehr von keltischen und ger­manischen Volksstämmen zu beziehen.

Aus den am Anfang dieser Arbeit angeführten klassischen Zitaten ist diese Entwicklung deutlich zu folgen. Bäcker und Müller übernahmen im alten Rom die Schweinemast mit den Abfällen ihrer Betriebe, wie es später in Nordwesteuropa üblich wurde, was auch hervorgeht aus der Äußerung des Sklaven Ergasilus in der 2. Szene des 4. Aktes der 'Gefangenen' von Plautus:

Und was die Müller anbelangt, die Schweine halten und diese Tiere mit Kleie füttern, wobei es dermaßen stinkt, daß niemand ihre Mühlen passieren kann. Wenn ich eine ihrer Säue auf der öffentlichen Straße entdecke, kriegen sie mit meinen Fäusten zu tun.

241

M M É ^ ^ ^ -

• '••^mü s • ^^^nk^

**-t Si 1

ijfflHBMi

n^^^^St1*' x

1 S q n

^ * - ' ^ ? Ï ^ T W 5 i -

^Bfr*2flsl^H

^K®f

KM fcjX

. ' . ' '^^>-^r*V

. '•..'•.'.•ife •'}*. • ". •£''••. ï *

- ' • ' ^ • ^ Ê i i ^ ',:••. v » t • ^ * ^ t i ' ;

^ ' - • O L

1926 r^\

^\ rf -P

fi/-:£\jy*\ \ ^ - C- rv i^

Slv^S^ • _ -1 ' ' - > J

tóS^5^\

W'' ' . ä \

Bild 107. Typisches Beispiel des Waldraubbaus: Das Waldareal Nordamerikas in 1850 ver­glichen mit dem aus 1926. Jeder Punkt stellt 10125 ha dar.

Im 16. Jahrhundert dichtet der Deutsche Fischart: Die Müller han die besten Schweyn, die in dem gantzen Lande seyn: Sie mesten's auß der Bawren Secke.

Und in der Eifel sagte man: Häre Käch (Pastors Köchinnen) en Müllersch Schwein, die sali mer losse' wu se sein.

Öfters war man aber auch strenger, und es wurde (wie z.B. in Düsseldorf) den Müllern einfach verboten, mehr Schweine zu mästen als sie für ihren Haushalt nötig hatten. In Holland, wo die Mastwälder schon ziemlich frühzeitig durch die Rodungen ver­schwanden, wurden im 17. und 18. Jahrhundert ungeheuer große Mengen an Schweinen gemästet in den Jenever-(Branntwein)brennereien mit dem Spülicht dieser Betriebe. Durch den unerträglichen Gestank, den diese Brennereien dabei verursachten, wurden sie gezwungen, sich aus den größeren Städten zurückzuziehen. Die von Rotterdam zogen nach Schiedam, und die von Amsterdam siedelten um nach Weesp, was Hennebo (1723) in 'De Iof der Jenever' (Des Branntweins Lob) veranlaßte zu dichten:

Het kleine Weesp, roem van het lant, Is onvergank'lijk door zijn brant. Zie Amsterdam, zie wat paleizen Uit 't slijck op 't Varkens-eylant reyzen, Voorheen een wildernis gelijk, De magre varkens tot een wijk.

242

(Im kleinen Weesp, im ganzen Land Für sein' Jenever anerkannt. Sieht Amsterdam, wie in dem Fleck Paläste wachsen aus dem Dreck, Die sie hier in der Wildnis bauen Als Früchte ihrer fetten Sauen.)

Auch Colerus (1593) empfiehlt schon die Schweinemast mit Spülicht:

Von deme das in der Blasen bleibet / haben die Schwein gute Narung / und werden damit balde fett gemestet / wenn man inen ein wenig Treber oder Seye und Kleyen mit untermenget. Ist demnach beym Brandtenwein brennen allezeit ein doppelter nutz und frommen / als nemlich das man brandtenwein bekompt / und darneben seine Schwein erneeren und mesten kann.

Beckmann (1806) schreibt:

Die Schweinezucht ist für solche Landwirthschaften, welche eine Brauerey oder Brannteweinbrennery haben, sehr vortheilhaft.. . Ein Brannteweinbrenner in Nordhausen, der wöchentlich zehn Malter Rocken und zwey Malter Gerstenmalz verbrennet, hält ungefähr 40 Schweine. Eins wiegt mager etwa 50 Pfund, und nach 18 Wochen bey Brannteweinspülicht und zwischendurch Rockenschrot, zum aller­wenigsten 100 Pfund; aber Schweine von 200 bis 250 Pfund sind dort nicht selten1.

Wie schnell sich der Anblick eines Landes unter dem Einfluß der Menschen ändern kann, zeigt eine Landkarte, die Zeuner (1963) von den nördlichen Staaten Amerikas veröffent­lichte (Bild 107), woraus die Waldbestandsverringerung von fünfundsiebzig Jahren hervorgeht. Damals, nach einem Bericht von Sloet (1846), erfuhr die niederländische Schweinefleischproduktion eine scharfe Konkurrenz von den Nordamerikanern,

in deren unermeßlichen Wäldern große Herden von Schweinen eingetrieben wurden, genauso wie in der mittelalterlichen Periode der extensiven Landwirtschaft in den europäischen Ländern.

Herter und Wilsdorf schreiben dazu 1914:

Später kamen diese nordamerikanischen Schweine, mit Mais gemästet, in Europa auf den Markt.

Youatt (1847) gibt von diesem nordamerikanischen Betrieb auffallende Beispiele: Zuerst hielt man Schweine in den Wäldern, wo sie lebten von Kastanien und wilden Äpfeln; einige Zeit vor der Schlachtung wurden sie abgemästet mit Mais oder Gerstenmehl. . . In Süd-Carolina ist das Klima dermaßen mild, daß die Tiere das ganze Jahr in den Wäldern herumlaufen und sich ernähren von Nüssen, Eicheln und ähnlichem. In den Städten sind sie genauso zu Hause wie in den Wäldern.

Die meisten Schweine wurden geschlachtet in Cincinnati, das daher damals wohl 'Por-copolis' genannt wurde. Youatt zitiert eine gewisse Frau Trolope, die hierüber schrieb:

Ich wäre gewiß lieber in Cincinnati gewesen, wenn die Leute dort sich nicht dermaßen mit Schweinen abgegeben hätten. Den ungemein starken Betrieb auf diesem Gebiet würde jemand, der kein Augenzeuge davon gewesen ist, kaum glauben. Niemals sah ich dort eine Zeitung, in der nicht eine Annonce folgender Art vorkam: 'Sofort

1. Nach Maurizio (1927) hat man im 18. Jahrhundert auch Eicheln zum Schnapsbrennen verwendet.

243

4000 fette Schweine benötigt', oder '2000 Fässer erstklassiges Schweinefleisch zu verkaufen.' Aber es war noch schlimmer als das: Wenn ich mich entschloß einen Spaziergang in der Hauptstraße zu machen, war die Chance 500 zu 1, daß ich die schattige Seite nicht erreichen konnte ohne ein paar Rüssel von frisch geschlachteten Schweinen zu berühren, die in die Gosse austropften. Wenn wir Mut faßten einen schön aussehen­den, zuckerbrotförmigen Hügel zu ersteigen, der saubere Luft und eine weite Aus­sicht versprach, so fanden wir das Land, worüber wir zu dem Hügel gehen mußten, rot vom Blut eines Schlachthauses; unsere Nasen entdeckten, statt des Thymians, Gerüche, die ich nicht beschreiben werde und wovon ich von Herzen hoffe, daß meine Leser sich diese nicht vorstellen können; unsere Füße, die beim Verlassen der Stadt erwarteten einen blumigen Rasen zu betreten, verwirrten sich buchstäblich in Schweineschwänze und Schweinsknochen.

Rohde (1860) beschreibt eine Schweineschlächterei in demselben Ort, wo von den ge­schlachteten Tieren nur die vier Schinken abgelöst wurden, und alle anderen Teile zur Dampffettausschmelzung im Kessel verschwanden. In dem Staat Oklahoma, aus dem im 19. Jahrhundert die reichsten Maisernten herkamen, verschwand mit jeder Ernte ein Teil der Fruchtbarkeit der Felder und als die organischen Bestandteile des Bodens verbraucht waren, wurde der minerale Rest in den heißen Sommermonaten den Steppenwinden ausgesetzt. Es war in den zwanziger Jahren, als sich die ersten großen Sandstürme erhoben. Millionen Tonnen in trockenen Staub ver­wandelte Erde wurden von dem Wind mitgenommen und über den ganzen Erdteil trans­portiert und sie versanken zum Schluß im Ozean. Innerhalb fünfzig Jahren hatte sich ein fruchtbares Gebiet, zum beträchtlichen Teil durch die ungehemmte Schweinezucht, in eine Wüste verwandelt.

Die Aufklärung am Ende des 18. Jahrhunderts

Von Hornstein schreibt 1951: Am Ende des 18. und im Anfang des 19. Jahrhunderts verliert die Eichelmast und damit die Bevorzugung der Eiche als Mastbaum an Bedeutung, weil durch verbes­serte Dreifelderwirtschaft, besonders aber durch den sich rasch ausbreitenden Anbau der Kartoffel, die Schweinezucht auf eine rein landwirtschaftliche Futtergrundlage gestellt wird. Die Eichel- und Buchelmast wird nunmehr zusätzlich nebenbei aus­genützt.

Überall erscheinen in dieser Zeit aufklärende Veröffentlichungen zur Belebung der Land­wirtschaft und brechen sich neue Gedanken Bahn. An den alten Werten wird gezweifelt, wie aus den Worten von Thaer (1812), Günther (1800) und Viborg (1823) hervorgeht:

Die Waldmast ist freilich unter allen die wohlfeilste, aber nicht alle Jahre ist sie genugsam vorhanden; Die allerleichteste Mast ist wohl mit Eicheln und Bucheckern, allein hat man hierzu an den allerwenigsten Orten Gelegenheit; Die Eichelmast ist unsicher; Stürme und vorzeitiger Frost lassen oft viele Eicheln unreif fallen.

244

Die letzten Schweineherden in England

Gilpin (1808) gibt in seiner Beschreibung vom Wald in Boldre (ein Teil des New-Forest-Waldes) eine der letzten umständlichen Erläuterungen zu der Eichelmast der Schweine in England:

Es gehört zu den Rechten der Umwohner des Waldes, ilve Schweine während des Monats der Pannage [der Eichelmast] in den Wald einzutreiben, eine Periode, die ungefähr Ende September anfängt und etwa sechs Wochen anhält. Für dieses Vorrecht bezahlen sie ein geringes Entgelt an den Verwalter des Waldes in Lyndhurst. Das erste was der Schweinehirt tut, ist irgendwo im Wald eine beschützte Unter­kunftsstelle für seine Schweine zu suchen in dem Gebiet, wo Mast vorhanden ist. Er wählt einen großen, sich weit ausbreitenden Baum, unter dem er um den Stamm herum einen runden Zaun aufbaut, worin er den Boden bedeckt mit Zwe'igen, Stroh und Farnkraut.

Wenn das fertig ist, sammelt er seine Schweineherde bei den Bauern, von denen er im allgemeinen einen Schilling pro Kopf verlangt; meistens bekommt er so zwischen fünf- und sechshundert Tiere zusammen. Nachdem er sie in den für sie bestimmten Raum eingetrieben hat, gibt er ihnen eine ausreichende Abendmahlzeit von Eicheln die er vorher gesammelt hat, wobei er regelmäßig in sein Horn bläst, solange die Tiere am Essen sind. Er schließt dann den Koben, wo die Tiere nach dem Essen herrlich schlafen ['sleep deliciously'].

Am nächsten Morgen läßt er sie sich ein wenig an die Umgebung gewöhnen, zeigt den Tieren die Quelle oder den Bach woraus sie trinken können, und läßt sie die Reste der vorigen Mahlzeit verzehren; wenn der Abend anbricht, gibt er ihnen aufs neue eine ausreichende Mahlzeit unter den nahegelegenen Bäumen, aus denen es Eicheln regnet, wobei er wieder seine Hornsignale bläst. Zum Schluß werden sie wieder für die Nacht in die Umzäunung getrieben.

Auch am nächsten Tag muß er ihnen wahrscheinlich noch selber eine Mahlzeit besorgen, hierbei wiederum Musik produzierend mit seinem Horn. Aber er überläßt sie schon etwas mehr sich selbst und beobachtet sie nur am Abend gut. Aber dann haben sie den Magen voll und verirren sich selten; sie ziehen sich meistens schon frühzeitig in ihren Koben zurück. Nach dieser Vorübung bleibt die Tür des Kobens weit offenstehen, und der Hirt überläßt es den Schweinen von nun an selbst für sich zu sorgen; von diesem Augen­blick an hat er nur noch wenig Mühe mit ihnen. Vielleicht von Zeit zu Zeit bei wind­stillem Wetter, wenn die Eicheln nur sparsam herunterfallen, ruft er sie mit seinem Horn zusammen zu einer kostenlosen Mahlzeit; im allgemeinen aber verlangen sie nur wenig Aufmerksamkeit. Am Abend kehren die Schweine alle in den umzäunten Raum zurück; am Tag entfernen sie sich meistens nicht viel weiter von ihrem Stall als zwei oder drei Meilen. In allen Herden befinden sich auch erfahrene Führer, die die jüngeren Tiere belehren.

Bei dieser Behandlung kehren die Schweine am Ende zu ihren Eigentümern in solch einem Zustand zurück, daß sie sehr einfach und leicht abzumästen sind. Ich will selbstverständlich nicht behaupten, daß alle Schweinehirten ihre Herden mit einer ebensolchen Sorgfalt behandeln, aber die obenbeschriebene Methode ist die meist übliche.

245

Wood Scenery

Blooms:field's Herbstszene aus 'The Farmer's Boy' (1802):

... and the echoing dell, By turns resounding loud, at eve and morn The.swineherd's halloo, or the huntman's horn. No more the fields with scatter'd grain supply The restl'ess wand'ring tenants of the sty. From oak-to oak they run with eager haste, And wrangling share the first delicious taste Of fallen_ acorns; yet but thinly found Till the strong gales have shook them to the ground. It comes; and roaring woods obedient wave; Their homes wen pleased the joint adventurers leave: The trudging sow leads forth her numerous young, Playful, and white, and clean, the.briars among, Till briars and. thorns increasing, fence them round, Where last year's mould.ring leaves bestrew the ground, And o'er their-heads, loud lash'd by furious squalls, Bright from their cups the rattling treasure falls; Hot thirsty food; whence doubly sweet and cool The welcome margin of some rush-grown pool. .. Whole days and nights they tarry midst their store, Nor quit the woods till oak,s can yield no more .

. . . und in dem echoenden Tai widerhalt nun laut, von Zeit zu Zeit, am Abend und am Morgen, der Ruf des Schweinehirten und des Jagers Horn. Nicht Hinger mehr ernabrt das Feld die rastlos umherziehenden Stilltiere mit verstreuten GetreidekOrnern. In gieriger Hast wandern sie jetzt von Eiche zu Eiche und teilen zankend den ersten herrlichen Geschmack der abgefallenen Eicheln, jetzt noch diinn gesat, bis daB die starken Stiirme sie herunterschtitteln. D<i kommt der Wind! Und rauschende Wiilder. wogen siCll: gehorsamst; die vereinten Abenteurer verlassen ihre angenehmen Quartiere: die trippelnde Sau fiihrt ihre zahllosen-Kleinen, ausgelassen, weifi und sauber, an den Heckenrosen entlang, bis Rosen. und Dornen sie immer mehr einschlieBen, dart wo die faulenden Blatter d6s vorigen Jahres den Boden bedecken. Und Uber ihren KOpfen; laut gepeitscht von wiltenden WindstOBen, fii:llt der rasselnde Schatz sauber aus seinen Niipfchen; heilles, dursterregendes Futter. Und deshalb ist das willkommene Ufer eines schilfbewachsenen Pfuhls doppelt siill und ktihl ... Ganze Tage und Niichte verbleiben sie inmitten ihrer Vorratsscheunen und verlassen die Walder erst, wenil die Eichen nichts mebr zu bieten haben.

246

j

Meistens wird angenommen, da.B <las Schwein ein widerspenstiges, starrk6pfiges und ungeftigiges Tier se~; es mag vielleicht etwas Positives in seinem Character haben. Wenn das Schwein aber richtig behandelt wird, ist es ein anstandiges, ge­fiigiges Tier. Die einzige Schwierigkeit ist hierbei, deineAbsicht dem Tier verstand­lich zu machen. Gelingt das, so kannst du das Tier mit Leichtigkeit Ienken. Auch ist <las Schwein nicht ohne-soziale Instinkte, wenn es die Freiheit bekon1ffit sie zu au.Bern. Man hat _bei der Waldmast Ofters beobachtet, daB, wie groB die Herden auch sein m6gen, die Tiere sich auf ihren taglichen Wanderungen meistens in kleinere Gruppen trennen, welche gegenseitig eine bestimmt.e Vertraulichkeit zeigen. In diesen kleineren, freundlichen Gruppen durchsuchen sie den Wald und kehren am Abend wieder zuriick; die eine Gruppe vielleicht etwas frillier als die andere, nachdem sie mehr _oder wenig glticklich mit der Tagesernte waren. Es h6rt sich vielleicht etwas eigenartig an, weiln ich sage, daB das Leben -eines Schweines etwas Beneidenswertes hat, aber diese Wanderer haben bestimn1t etwas Vergniigtes an sich. Selbst haben sie jedenfalls besonders viel Freude an ihrem Leben. Schweine verftigen Uber mehr Ausdrucksformen als alle anderen Vierfi.illler. Sie zeigen ihre Nahrungsbediirfnisse mit groBer Energie; wenn sie beleidigt werden, kann man das gleich h6ren; ihre Jammerschreie sind auch-tatsachlich jfunmerlich. Aber bier im Wald sieht man sie vollkommen gliicklich; sie gehen ganz gemtitlich vor sich hin und unterhalten sich mit ihren Freunden in kurzen Satzen, die ohne Zweifel Freude und ilrre Gen1einschaftsgeftihle ausdrticken. Neben diesen Schweinen, die in dieser Saison Zur Mast in den Wald eingetrieben werden, gibt es auch andere, im Besitz der Waldeigentlimer, die <las ganze Jahr Uber in solchen Herden herumlaufen. Wenn die Mastzeit vorbei ist, ist dieses l~ier aber v61lig abhiingig von den Wurzeln des Farnkrautes und obwohl diese sehr nahrhaft sind, ist davon fast nie eine ausreichende Menge vorhanden. AuBerdem ist das Aufgraben dieser Wurzel eine so anstrengende und arbeitsame Tatigkeit, daB dieses Futter sie selten sattigen kann. Es gelingt ihnen aber <lurch ihr Aushaltungs­vermOgen ertraglich <lurch den Winter zu kommen, auBer wahrend einer starken Frostperiode, in der das Tier den Boden mit _seinem Rtissel nicht mehr aufwtihleli. kann und es umkommen miiBte, sorgte sein Meister nicht flir ihn. Wenn aber der Frtihling kommt, findet es wieder frisches Gras und Sprosse, im Sommer allerhand Beeren und Samen, bis der Herbst es wieder in tlberfluB leben Hillt. Diese 'Waldschweine', wie sie meistens genannt werden, sind viel malerischer als die normalen Schweine, obwohl der Bauer sie nicht gerne hat. Sie sind zu dilnn gebaut, und ihre Schinken haben keinen Umfang [siehe Bild 108].

.. ber auch in England verschwanden die Walder. Konnte Frazer (1955) schreiben: In the forest of Arden it was said that down to modern times a squirrel might leap from tree to tree from nearly the whole length of Warwickshire ... , (Man sagte, daB einst ein EichhOmchen im Arden-Wald von Baum zu Ba:um springend die ganze Lange der Grafschaft Warwickshire durchwandem konnte2 ••• ),

2. Ahnliche Berichte zitiert Grimm (1899): Eichh6mchen 'ut Meldorp, det in dem Ende des Landes springen konnen up Bomen und nicht up de Erde dorven'. In Hessen war ein groBer Wald, wo ein Eichh6mchen 'sieben Meile' Uber die Biiume laufen konnte.

247

Bild 108. Die englischen Waldsehweine, wie sie um 1800 von Gilpin gezeichnet wurden.

1847 schreibt Youatt, daß 'einmal' die Eichelmast ein besonderes Vorrecht gewesen war. Er zitiert einen Schrifsteller Parkinson, der noch wußte von der Zeit, daß es, als er noch ein Knabe war, einmal so viele Eicheln gab, daß die Schweine damit fett wurden ohne jegliche Beifütterung, und 'das Fleisch war genauso gut und wohlschmeckend wie von den Tieren, welche mit Bohnen oder Erbsen gemästet waren'.

Eine letzte Meldung aus Bentheim

Einen letzten Bericht über die Waldmast an der deutsch-niederländischen Grenze gibt es aus 1856. In einem Brief des Barons Sloet tot Oldhuis lesen wir:

Im Herbst werden hier die Schweine nach uralter Sitte auf die Mast getrieben, das heißt auf Eicheln und Bucheckern. Die Markenvorsteher [die Burrichter] aus den umliegenden Ortschaften stellen mit dem Gutsverwalter des Fürsten [von Bentheim] fest wieviele Schweine auf die Mast getrieben werden dürfen . . . Wenn die Schweine ein paar Monate im Walde herumgestreift haben, werden sie wilder und dulden besonders, wie man behauptet, keine Hunde in ihrer Umgebung . . .

Die Schweine werden anders

Am Anfang des 19. Jahrhunderts ändert sich auch der Habitus unserer Schweine. War das europäische Schwein von alters her ein Tier gewesen, das durch seinen Körperbau den Anstrengungen der Feld- und Waldweide gewachsen war, jetzt wurde chinesisches Schweineblut eingekreuzt, wodurch das Tier mehr zur Stallhaltung geeignet wurde und dazu auch schneller reifte und Fett ansetzte. Diese chinesischen Schweine (Sus vittatus) hatten einen ganz anderen Charakter als die

248

Tiere, die man bisher gewöhnt war und ihre Veranlagung zum schnellen Fettwerden hatte es ihnen unmöglich gemacht um, getrieben zu werden. In China selbst werden diese Schweine zum Transport deshalb auch immer getragen, in einer Art Wiege, auf den Schultern zweier Personen an einer Bambusstange hängend. Die Kunst bei einem solchen Transport ist aber, das Tier in die Wiege und wieder heraus zu bekommen. Youatt (1847) bemerkt hierzu:

This is accomplished by placing the cradle in front of the pig and the owner then vigorously pulling at porky's tail, and in the spirit of opposition the animal darts into the place they have prepared for him. At the yourney's end the bearers dislodge him by spitting in his face! (Dieses wird erreicht, indem man die Wiege vor dem Schwein aufstellt, worauf der Eigentümer das Tier kräftig am Schwanz zieht. Seinem angeborenen Sinn zur Oppo­sition folgend eilt es dann sofort zur Stelle, an der man es haben will. Am Ende der Reise treiben die Träger das Tier wieder heraus, indem sie ihm einfach in das Gesicht speien!)

In Berleburg, in der ehemaligen Grafschaft Wittgenstein, hatte der fürstliche Hofverwalter Kraemer in 1833 zur Verbesserung der einheimischen Schweinezucht einen chinesischen Eber und ein Mutterschwein dieser Rasse angeschafft (für 25 Gulden!), 'und er ließ nur gute und schöne Sauen zur Paarung mit dem chinesischen Eber zu' (Lange, 1967). Ganz zufrieden war man damals mit diesen Einkreuzungen nicht. Speck und Fleisch dieser Tiere waren viel öliger und weicher als man es vorher gewöhnt war, und auch jetzt noch sind die Klagen hierüber nicht verstummt. Es ist deshalb die Frage, ob die traditio­nelle Auffassung alter, erfahrener Metzger, daß die Qualität des Schweinefleisches sich in ungünstigem Sinn geändert hat seitdem die Tiere nicht mehr mit Eicheln gemästet werden, nicht mehr auf der Einkreuzung fremden, chinesischen Blutes in unsere ein­heimischen Rassen beruht, als auf einer in etwa der gleichen Zeitspanne geänderten Nahrung.

Der Schweinegeneral

Youatt gibt in seinem klassischen Werk über die Schweinezucht eine Begegnung mit einem alten, deutschen Schweinehirten aus Langenschwalbach wieder, die hier bestimmt nicht fehlen darf:

Jeden Morgen um halb fünf höre ich, während ich mich ankleide, plötzlich den lauten Ton eines ungeheuer großen, hölzernen Horns, woraus immer nur vier Töne kommen. Ich habe mich an diese 'Reveille' schon gewöhnt; kaum ist der Ton ver­hallt, so erschallt er von den entfernten Hügeln zurück, und aus praktisch jeder Straßentür kommt ganz gemächlich ein Schwein hervor. Einige von ihnen hinter­lassen, ihres mageren, ausgezehrten Aussehens wegen, bestimmt einen zahlreichen Wurf; andere sind kräftige, große, ernsthaft und melancholisch aussehende Tiere, die keinen anderen Zweck auf dieser elenden Welt zu haben scheinen als nur Speck und Schinken zu werden; andere wieder sind magere, kleine, leichtherzige und lebendige Ferkel, die die Welt mit all ihren Freuden und Sorgen noch vor sich haben. Aus eigenem Antrieb gehen diese Geschöpfe die Straße entlang, um sich dem Hirten anzuschließen, der von Zeit zu Zeit die kläglichen Töne seines Horns wieder­holt.

249

Bild 109. Die Rekruten des Schweinegenerals.

Quadrupède vorace, et non moins indolent, Broie à demi couché la châtaigne et le gland; Satisfait s'il se roule, et s'il gronde, et s'il mange, Et mort, fait oublier qu'il vécut dans la fange. Cet objet de dégoût est l'honneur à la fois Et des banquets du pauvre et des festins des rois. (Der gefräßige und dazu auch noch faule Vierfüßler zermahlt halbliegend Kastanie und Eichel; zufrieden, wenn er sich rollt und grunzt und frißt. Wenn er tot ist, vergißt man, daß er im Dreck lebte. Dieses ekelhafte Tier wird das beste Stück auf dem Tisch der Armen und beim Schmaus der Fürsten.) (Joseph Berchoux, 1800)

Truppweise, nach Veranlagung gesellig, mit einem Schnörkel im Schwanz und mit ihren Nasen praktisch den Boden berührend, traben die Tiere weiter, grunzen gegen sich selbst und ihre Kameraden und halten nur, wenn ihnen etwas zum Fressen begegnet.

250

Ich habe beobachtet, daß die alten Tiere immer an den bis zum Boden hängenden, geschlachteten Tierkörpern beim Metzgerladen vorbeigehen, als hätten sie auf Ehrenwort versprochen diese nicht zu berühren; daß die etwas jüngeren zwar mit gierigen Augen das Fleisch ansehen, aber gleichfalls vorbeiwackeln; während die Ferkel, die wie die Menschen mehr Appetit als Überlegung'laben, dem Antrieb nicht widerstehen können, einen Mundvoll zu nehmen. Aber in demselben Moment, da das tote Kalb anfängt sich zu bewegen, erscheint der Kopf des Metzgers, der, während er seinen Kaffee trinkt mit der Peitsche in der Hand, direkt einen Hau gibt zur Be­strafung des Übeltäters. Wie ich schon sagte, begeben sich die Schweine von selbst in die gute Richtung; aber kurz nachdem sie vorüber sind, kommt in unserer Straße ein kleines, barfüßiges, schmutziges, barhäuptiges und dreckiges Kinderprodukt von etwa elf Jahren vorbei -ein vogelscheuchenartiges Geschöpf, das man in einer Zeichnung am besten wieder­geben könnte durch ein paar Tintenflecke, wobei der kleine als sein Kopf und die anderen als sein Körper zu dienen hätten, wozu dann noch eine längere Linie käme, in einer Art Wedel endend, um damit die Riesenpeitsche anzudeuten, die das Kind in der Hand trägt. Dieser kleine zwerghafte Page, dieser Auspeitscher, Adjudant oder 'Aide-de camp' des alten Sauhirten, der in Langenschwalbach scherzhafterweise der 'Schweinegeneral' genannt wird, ist ein Geschöpf, das sich um niemand und um das sich niemand bekümmert. Aber nie haben aus menschlichen Augenhöhlen solche Augen auf ein Schwein geschaut! Die kleine intelligente Zwergin kennt jedes Haus, wo ein Schwein herauskommen soll. Am Klang der sich öffnenden Türen, ja selbst an den Spuren kann sie sagen, ob ein bestimmtes Tier sich der Herde an­geschlossen hat, oder ob es sich verschlafen hat und noch im Stall schnarcht. Ein kurzer Blick entscheidet, ob sie einen Hof passieren oder betreten wird; und wenn das Schwein, aus Faulheit oder Gefräßigkeit, zu lange auf der Straße trödelt, kann ein Wespenstich nicht schmerzhafter sein als der Hieb, den sie austeilt. Sobald sie mit unserer Straße fertig ist, schließt sie sich ihrem General auf der Hauptstraße an; die Herde geht dann langsam durch das Städtchen. Als ich der Herde an diesem Mor­gen nachfolgte, konnte ich nicht viele Schinken entdecken; ihre Leiber waren so flach, alsob sie in einer Presse gewesen wären, und als sie sich zur Seite drehten, gaben ihnen die langen, spitzen Nasen und hochgezogenen Bäuche das Aussehen von aus­gehungerten Windhunden.

Neben dem kleinen Mädchen, das hinten trieb, wurde die Herde angeführt von einem etwa vierzehnjährigen Knaben, dessen Aufgabe es war, das unternehmendste oder mit anderen Worten das leerste Schwein zurückzuhalten, damit es nicht zu schnell avancierte. In der Mitte der Herde, wie ein Schäfer von seinen Schafen umgeben, schreitet langsam der 'Schweinegeneral', ein blasser, geisterähnlicher, alter Mann, abgelebt von der täglichen Pflicht und fortwährender Anstrengung eine Bande der eigensinnigsten Tiere der Schöpfung gegen ihren Willen zu führen. Ein einziger Blick in sein vergilbtes, finsteres Gesicht genügte um festzustellen, daß sein Wesen durch die ärgerlichen Verhältnisse und Widerspenstigkeiten, womit er leben mußte, ver­sauert war. In der linken Hand hielt er einen Stab, um sich selbst aufrecht zu halten; um seine Schulter hing eine dieser furchtbaren Peitschen, die man gesehen haben muß um sich davon eine Vorstellung machen zu können. Am Ende eines kurzen Stieles hing, an einem Wirbel drehend, eine Peitschenschnur aus Leder von etwa

251

neun Fuß lang, wie die Wirbelsäule einer Schlange, wovon die Gelenke aus eisernen Ringen bestanden, welche, in Größe allmählich abnehmend, aneinander verbunden waren mittels eines Bandes von hartem, fettigem Leder. Die Biegsamkeit, das Ge­wicht und die Wucht dieser eisernen Peitsche lieferten ein Argument, dem selbst die Widerspenstigkeit eines Schweines nicht widerstehen konnte; trotzdem bemühte sich der alte Mann, wenn er die Stadt durchlief, freundlich mit seiner Herde zu sprechen und wenn die meisten ihm vorausliefen, rief er von Zeit zu Zeit mit tiefer, verbrauchter Stimme zur Ermunterung: 'Nina! Anina!', wobei er selbstverständlich die letzte Silbe lang ausdehnte. Wenn irgendwo ein leckerer Bissen Streit, Aufenthalt oder Stauungen in der Kolonne verursachte, entwickelte der alte Kerl langsam seine schreckliche Peitsche und ließ sie um seinen Kopf schwirren, wobei es ihm meistens gelang, genauso wie man bei uns die Notstandsgesetze vorliest, die Herde auseinander zu treiben. Ließen sie aber diese feierliche Warnung unbeachtet - wenn ihre Mägen sich stärker zeigten als ihr Urteilsvermögen - und hielt die Stagnation an, schrie der alte Kerl 'Ariff!', rannte vorwärts, ließ die Peitsche um seinen Kopf sausen und hieb mit einer Kraft, die niemand ihm zutrauen würde, drauf los und gab dem Leitschwein einen Schlag, der es anscheinend elektrifizierte. Wie der Blitz am Himmel flog der Schuldige voraus und zog eine ganze Weile mit der linken Seite nach; es war ganz klar, daß der Dorn ihm noch im Fleisch stak, und das war kein Wunder beim armen Tier! Der Schlag, den es erhalten hatte, hätte leicht ein Loch in eine Türe brechen können. Sobald die Herde den Ort verlassen hatte, lief sie allmählich den felsigen, kahlen Berg hinauf, und es schien sich dann die Arbeit des 'Schweinegenerals' und seines Stabes zu vermehren; denn da die Tiere nun auseinanderliefen, war es notwendig an dem glatten Berg hinauf- und hinabzuklettern, um ihrer Herr zu bleiben. 'Ariff!' schrie der alte Mann, indem er einem seiner rebellierenden Untertanen hinterherlief; 'Ariff!' wiederholte in gellendem Ton der Hirtenknabe, der hinter einem anderen herjagte. Aber immerhin erreichte die Herde doch zu guter Letzt das Gebiet, das für den heutigen Tag als Exerzierplatz bestimmt war und wozu an jedem Tag ein anderes Stück des Berges genommen wurde. Der 'Schweinegeneral' hielt nun an und als die Schweine nicht länger mehr auf­gefordert wurden, vorwärts zu marschieren, hatte ich Gelegenheit, sie genauer zu beobachten. Kein Wunder, daß die armen Tiere ganz unwillig zu diesem Ort kamen! Außer heißen Steinen und Staub gab es hier für sie buchstäblich nichts zu fressen. Aber trotzdem gingen alle munter an die Arbeit. Den Abhang entlang fingen sie fleißig an mit ihren Rüsseln die größten, lockeren Steine aufzuheben, worauf sie ihre Nasen in die kühle, darunterliegende Erde bohrten. Ich beobachtete sie längere Zeit. Ihre plumpen, feuchten Rüssel schienen empfindlich zu sein für alles, was sie berührten, und so brachten sie es fertig aus dem augenscheinlich öden Boden noch Wurzel­fasern, um Würmer, Käfer oder andere Insekten nicht zu erwähnen, hochzubringen. Während sie mit dieser Arbeit langsam den Hügel hochgingen, wobei ihre Ohren sehr klug ihre Augen gegen die heißen Sonnenstrahlen schützten, konnte ich nicht umhin, mir bewußt zu werden, wie gering wir die Feinheit einiger ihrer Sinnen und die große Schärfe ihres Instinkts würdigen. Wahrscheinlich existiert in der Schöpfung außer dem Schwein kein anderes Tier,

252

welchem weniger Recht und mehr Unrecht widerfahren ist. Ausgestattet mit allen Fähigkeiten für sich selbst zu sorgen, sich selbst vor einem nahen Sturm zu schützen, den kein Geschöpf besser vorhersagen kann als das Schwein, haben wir ihm einen eisernen Ring durch die Nase gezogen, wodurch wir es auf grausame Weise von der Fähigkeit beraubt haben, selbst sein Futter zu suchen, und verurteilen wir ihn in den meisten Fällen sein Leben in einem einsamen Stall durchzubringen. Wo es all diese Eigenschaften noch in sich hat, achte man einmal darauf wie es jemanden aufnimmt, der sich nähert; achte man auf die schlaue Intelligenz in seinen kleinen, klar glitzernden Augen. Es ist aber bei den Schweinen wie bei den Menschen: Müßiggang ist die Wurzel aller Übel. Das arme Tier, das entdeckt daß es absolut nichts anderes zu tun bekommt, hat kein anderes Vergnügen, als seine Gedanken auf den Futterkübel zu richten und begrüßt dessen Erscheinen selbstverständlich sehr lebhaft. Da es sonst nichts anderes zu tun hat um den Geist zu beschäftigen, ist alle Energie darauf gerichtet ungeheure Mengen an Futter zu verdauen. Die Natur hilft ihm dabei mit viel Schlaf, wodurch seine besseren Eigenschaften gleichfalls einduseln und dem Magen das Übergewicht gegeben wird, einem Tyrann, der die Anwesenheit von keinem anderen als sich selbst duldet.

Das so behandelte arme Schwein stopft sich selbst voll, schläft, ißt wieder, erwacht in einem Schrecken, schreit, sträubt sich gegen die blaue Schürze des Metzgers, schreit schwächer und schwächer, verdreht das Weiße seiner kleinen Augen nach oben und stirbt! Aber laßt uns zum 'Schweinegeneral' zurückkehren, den wir mit Peitsche und Horn auf dem Abhang des Berges haben sitzen lassen. Jeden Morgen verbringen die Schweine, die hier nicht viel mehr als frische Luft und Bewegung haben, vier Stunden auf diese Art auf dem Berge. Zwischen neun und zehn Uhr begibt man sich auf den Heimweg und es gibt keinen größeren Unterschied als den zwischen ihrem Rückmarsch und dem Hinmarsch. Ihre eifrige Unruhe um zum Mittagstisch zu kommen, der sie erwartet, ist fast un­bändig und kaum haben sie die ersten Häuser des Städtchens erreicht und es ent­steht eine Art von 'Sauve qui peut'-Bewegung; ein jedes Tier rennt zu seinem 'dulce domum'; es ist wirklich interessant still stehen zu bleiben um zu beobachten wie schnell sie grunzend und schnaubend galoppieren, als ob sie mit ihren Mägen ebensogut wie mit ihrer Nase das Futter, das sie erwartet, riechen könnten. Um halb fünf am Abend hört man abermals dieselben vier Töne aus demselben Horn ; die Schweine versammeln sich aufs neue, wühlen noch einmal zwischen den heißen Steinen auf den Bergen, bleiben noch einmal vier Stunden dort und kehren abends wieder in ihre Ställe zurück.

So ist das Leben der Schweine, nicht allein in Langenschwalbach, sondern in jedem Dorf in einem großen Teil Deutschlands. Jeder Tag ihrer Existenz, im Winter und im Sommer, wird auf obenbeschriebene Weise verbracht. Die Herde hier besteht aus 156 Stück, und für jedes Schwein erhält der arme, alte 'Schweinegeneral' 46 Kreuzer pro Semester, um jeden Rekrut zu drillen. Sein Einkommen beträgt somit etwa 20 Pfund [Sterling] jährlich, wovon er Kost, Unterkommen und Kleidung, auch seiner zwei 'Aides-de-camp', bezahlen muß; und wenn man bedenkt, wie diese armen Geschöpfe mit dem gierigen Appetit, dem mürrischen Temperament und den schweinischen Neigungen dieser Sauherde ununterbrochen zu kämpfen haben, so

253

würde sicher auch der sparsamste Ökonom dieses Einkommen nicht schmälern wollen.

Die Schweinehirtensignale

Die viertönigen Hornsignale des 'Schweinegenerals' wurden von den Bauern auf die verschiedensten Weisen interpretiert. Nach dem Rheinischen Wörterbuch (Band VII) war die Deutung im Rheinland unter anderem:

De Sei eraus, de Sei eraus! Sonst kehr ich eich de Wolf in 't Haus.

Frau, loß de Sau eraus, Der Pitter kemmt, der Pitter kemmt! Eraus, raus, raus!

Die Sei gehn aus. Die Sei gehn aus. De Hirt der dreibt se den Berg enaus!

Ihr Leitsche, loßt de Sei eraus; De Seiert hat geblose!

Heraus, der Vatter sitzt im Wirtshaus; De Motter kann net tute. Tut! Tut!

Andere Sauhirtensignale sind bekannt aus Rennau, Grasleben, Wendeburg und Macken­dorf (nach Schütte, 1906):

Tut, ik will erut! Lat de S wine d'rut!

Tut, lat de Swine d'rut! Nu sind se ja all' rut!

Komm erüt. Komm erüt! Lat de Swine d'rüt!

Hört je nich, dat de Swen tut? Mäkens, lat de Swine d'rut! Tut, tut, tut!

In Soignies, in den Ardennen, klang das Lied des Schweinehirten ganz kompliziert (nach Pinon, 1963):

Au prumî côp d'cornet Vos véréz tèstous d'ié mête Beûzet; El ci qui s'ra trop tard à l'appel Sera privé dèl mitan de sa gamèle! Foutu pourcia! Foutu pourcia! (Bei dem ersten Hörnerklang Kommet Ihr alle zu Meister Beuzet; Wer zu spät auf dem Appell erscheint Krieg nur die Hälfte seiner Ration! Faules Schwein! Faules Schwein!)

254

Auch in Dettum, schreibt Schütte (1906), war das Signal zu einem Vers gewachsen: Wollt ihr wissen wer ich bin? Ich bin Meister Schulze. Wo gehn denn die Schweine hin? Heute nach dem Holze.

Aber in Gleidingen ging es einfach zu. Da blies er: Su, Su, Su!

Die Schweineherden bekommen eine andere Heimat

Langsam, mit dem Verschwinden der großen Wälder und der Entwicklung modernerer Landwirtschaftsmethoden, ziehen sich die alten Schweineherden zurück aus Nordwest­europa nach Polen, Ungarn, Spanien und auf den Balkan. In den belgischen Ardennen, aus denen damals die berühmten Ardenner Schinken herkamen, zog die letzte Herde um 1910 aus (Herbillon, 1947; Roland, 1947; Legros, 1947; siehe die Bilder 110 u. 111).

Es kamen, schreiben Herter und Wilsdorf in 1914, aus dem Südosten ganz anders geformte Tiere, nämlich die aus Serbien und Ungarn eingeführten Bakonyer Schwei­ne, welche erst im zweiten Lebensjahr gemästet wurden. In ihrer Heimat wurden sie in den Eichen- und Buchenwäldern gehütet und meist mit Mais (kukuruz) ausge­mästet. Sie hatten einen Kopf, so lang wie der Tag vor Johanni, Rücken so spitz wie ein Kirchturm und Schinken wie ein paar Fliegenklatschen . . . Die nähere Bekanntschaft mit diesen Bakonyer Schweinen habe ich (in dem könig­lichen Lagower Forst, der meinem damaligen Gute Burschen benachbart war) im Winter 1858-1859 gemacht. Die Eichen und Buchen hatten überreichlich Früchte getragen, und so hatte die noch heute im Viehhandel bekannte Firma Sponnholz die Mast gepachtet und 1200 Magerschweine in vier Herden eingetrieben und zwar neben 900 Stück westpreußisch-polnischen mageren Landschweinen 300 Stück Bakonyer, die den ganzen Winter hindurch im Walde gehütet wurden, nachts in einem Holzschuppen ohne jede Einstreu lagen und dort Zustände geschaffen hatten, die an den Stall des alten Königs Augias erinnerten.

Die Tiere folgten den Tönen des Hirtenhorns und wurden dadurch vor dem Ver­laufen im Walde geschützt. Die Bakonyer Schweine befanden sich auch im Winter bei Schnee und Eis sehr wohl und nahmen so gut zu, daß sie im Frühjahr direkt für die Schlachtbank reif waren. In ihrer Heimat waren sie an ähnliche Verhältnisse gewöhnt gewesen. Anders aber die drei polnischen Herden: Ihnen behagte die Lebensweise nicht, sie nahmen nur wenig zu und mußten zur Weitermast im Früh­jahr nach Nordhausen abgegeben werden, wo damals in den Kornbrennereien noch eine bedeutende Schweinemast mit Getreideschlempe betrieben wurde. Diesen vortrefflichen Weideschweinen, die noch heute in Serbien und Ungarn in vielen Herden vorhanden sind, wenn auch die Abnahme der Wälder ihre Zahl ein­geschränkt hat, war es damals, obwohl sie sich für die Verjüngung der Buchen­bestände und die Vertilgung der schädlichen Forstinsekten von alters her immer als nützlich erwiesen hatten, nicht gelungen, die Forstbehörden für den Eintritt der Schweine in die Staatsforste besonders geneigt zu stimmen. Obgleich die an den Lagower Buchen- und Eichenwald angrenzenden Bauerndörfer in früherer Zeit hütungsberechtigt gewesen waren und die Schweinezucht dort

255

-"-

il »E ' M " „ ^ y u a » » - * - - | , , M . >

»car":-I'T" nr nr 11 ÏSI ' r31 t« i i i ^ i •«

HJ-1---1-JJL.BJ Is -s' !™U .- H , . i

Bild 110. Eine Schweineherde im Anfang des 20. Jh. in Bohan (belgisches Luxemburg), nach einer alten Ansichtskarte.

geblüht hatte, waren die Schweine wegen der Ablösung der Weideberechtigung aus dem Walde entfernt worden . . . denn sie beunruhigten das Wild! Damit geriet aber auch hier, wie in sovielen anderen Gegenden, die Schweinezucht in Verfall und wo sie noch betrieben wurde, mußten die lebendigen und beweglichen Tiere in finsteren und schmutzigen Ställen meist ein kümmerliches Dasein fristen.

Hahn (1896) erwähnt dieselbe Entwicklung: Jetzt, wo die Landwirtschaft bei uns leider ganz dem Industrialisme verfallen ist und sogar viehlose und natürlich auch möglichst menschenlose Wirtschaft für manche Landwirte das Ideal sein kann, ist trotz des relativ sinkenden Fleischver­brauchs unserer ärmeren Klassen unsere Landwirtschaft nicht mehr in der Lage, unseren Fleischbedarf zu decken. Mitteleuropa bezieht daher einen großen Teil seiner Schweine aus den Gebieten, in denen noch Eichelmast vorhanden ist, wie Kroatien und Serbien.

Der ungarische Schweinehirt

Andrâsfalvy ( 1961 ) gibt eine ausführliche Beschreibung, mit Kommentar von der Schweine­wirtschaft in Ungarn:

In der großen ungarischen Tiefebene war damals der Pferdehirt, im Komitat Somogy aber der Schweinehirt (der Kanaß oder Kondäs) der vornehmste Hirt. Die Einwohner von Cserehât stellten dazu am liebsten Leute an, die aus einer Hirten­familie stammten. Man war der Meinung, daß diese bereits in ihrer Kindheit die Wissenschaft, die beim Hüten, Weiden und zur Erhaltung der Gesundheit der Herde erforderlich war, sich angeeignet hatten. Auf dem Cserehât gab es sogar Schäfer-

256

Bild 111. Die Schweine ziehen aus. Nach einer alten Photographie aus den belgischen Ar­dennen im Anfang des 20. Jh.

und Schweinehirtendynastien. Deren junge Leute heirateten womöglich ein Mäd­chen aus einer Hirtenfamilie. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde die Möglichkeit der Eichelmast sehr beschränkt, und der Mais übernahm die Rolle des Mastfutters. Damit hängt auch die Verlegung der Schweine in das Dorf zusammen. In den Feldern der Grund­herrschaft Öcsény gab es aber noch bis zur Jahrhundertwende Schweineherden, die das ganze Jahr über, ohne jedes Gebäude, ohne Hürde, unter freiem Himmel über­nachteten, sich lediglich in den Windschatten großer Bäume zurückzogen. In diesen Wäldern fühlten sich die Schweine das ganze Jahr hindurch sehr wohl. Wenn sie zwischen dem Gestrüpp weideten, schüttelten sie die Insekten ab oder sie wälzten sich im Schlamm und schufen sich so einen Panzer gegen die Mückenstiche. Sie wühlten in den schlammigen, stehenden Gewässern nach den Wurzeln und Knollen der Wassergewächse, wobei sie die unter Wasser liegende Frucht der Wassernuß bevorzugten. Im August begannen bereits die schlechten Eicheln abzu­fallen, im September die guten, davon wurden die Schweine fett. Auch im Winter konnten sie sich unter dem Schnee ihre Nahrung suchen. In Sarköz wurden so bereits im Mittelalter sehr viele Schweine gemästet.

Ende des Sommers und im Herbst konnte die Schweineherde auf der Stoppel weiden und brauchte dann nicht unbedingt jeden Abend in die Hürde zurückzukehren. Die Hürde der Öcsényer Herde lag auf der äußeren Weide, unmittelbar unterhalb des Dorfes, die der Decser Herde draußen neben der Särviz. Für die Schweine errichtete man eine große, viereckige Hürde mit Flechtzaun. An der Nordseite der Hürde zog man über die ganze Breite ein 2 m tiefes Dach. Diese zum Teil abgedeckten Hürden auf der Weide waren nötig, weil kein natürlicher Schutz wie Bäume und

257

Eingang Flechtzaun

Rundhüt te

Hill Bild 112. Die Schweinehürde von Öcsény mit Flechtzaun und Hirtenhütte (20. Jh.).

Büsche, vor dem Schneetreiben und vor dem Wind gegeben war und die ferkelnden Sauen und Ferkel so etwas Schutz vor dem Wind fanden. Trotzdem kam es vor, daß morgens lediglich ihre Nase aus dem Schnee hervorsah, aber die alte Schweinerasse konnte die Kälte vertragen. Die in der Nähe des Dorfes überwinternden Schweine wurden morgens von den Bäuerinnen gefüttert. Jede rief mit Unterstützung des Schweinehirten ihre Tiere auf den Platz vor der Hürde, warf ihnen dort Körner­futter vor oder gab ihnen Spülicht als Futter . . . Gegenüber dem Hürdeneingang lag die runde Hütte der Hirten [siehe Bild 112], mit ihrem Eingang nach Norden gewandt. Die Herden, die im Wald überwinterten, hatten keinerlei Hürde; sie über­nachteten an windgeschützten Stellen. Noch um die Jahrhundertwende gab es in dem zu Öcsény gehörenden Gemencer Wald Hirten, die ohne jede Hütte über­winterten; neben großen Bäumen oder Holzstößen machten sie sich Feuer an und richteten sich zwischen den Zweigen der Bäume ein Lager her.

Rohde (1860) schreibt: Der Kanaß oder Schweinehirt zeichnet sich unter den ungarischen Hirten durch seine ungesellige Wildheit und finstere Rohheit, ja Gefährlichkeit aus. Weniger in den Ebenen, als in den finsteren, undurchdringlichen Eichen- und Buchenwäldern mit ihren feuchten Sümpfen bei seiner trotzigen, widerspenstigen, grunzenden Herde lebend, abgeschlossen nicht bloß von den Städten, sondern auch von Dörfern und ihren Bewohnern, fern von jeder Kultur, ist der ungarische Schweinehirt der voll­endete Sohn der Wildnis. Der nieder-ungarische Bauer arbeitet oft wochenlang bei rohem Speck und Brot und da außerdem das Schweinefleisch eine ungarische Lieblingsspeise ist, so wird in Ungarn die Schweinezucht in großem Umfang be-

258

; l

t*

• <r.*.„

Bild 113. Geräte der ungarischen Schweinehirten. Links: die Balta, das Wurfbeil, (20. Jh.); Rechts: die Duda, das Horn; damit die Viehhalter wissen, daß die Schweineherde kommt, blasen die Hirten in das Horn. Das Horn wird aus den Hörnern des ungarischen Rindes hergestellt. Das spitze Ende wird abgeschnitten, das Innere ausgebrüht und aus Kupfer oder einer Garnrolle wird ein Mundstück eingelegt.

trieben. Ungeachtet des bedeutenden innern Bedarfs wird noch viel Borstenvieh ins Ausland, besonders nach Wien, Berlin und Hamburg verkauft. Doch wird dieser bedeutende Handel nicht bloß mit ungarischen Schweinen betrieben, indem all­jährlich an die 200 000 Stück aus Serbien, Bosnien und der Wallachei eingebracht und, nachdem sie hier teils in eichelreichen ungarischen Wäldern, teils mit Mais gut gemästet wurden, entweder im Lande selbst verzehrt oder über Posega, Eszek, Großkanisa, Raab und Oedenburg in die deutsch-österreichischen Provinzen oder mittels der Dampfschiffahrt auf der Donau nach Wien gebracht werden. Debreczen, dieser Mittelpunkt des ostungarischen Schweinehandels, versieht die nördlichen Gespannschaften und einen Teil Siebenbürgens mit Speck; Temesvar treibt ebenfalls mit serbischen und wallachischen Schweinen bedeutenden Handel, und der vierzehn

259

Tage dauernde Schweinemarkt in Baja wetteifert mit dem am berühmtesten in Oeden-burg. Von einem solchem ungarischen Schweinemarkt hat man bei uns keinen Be­griff. Die Kanaßen oder Schweinehirten sind besonders zahlreich in den Gegenden des Bakonyer Waldes, aber auch in die slawonischen Eichenwälder werden selbst aus den angrenzenden Gespannschaften Ungarns viele Schweine einzelner Privat­eigentümer für eine verhältnismäßig geringe Entschädigung im Spätsommer im mageren Zustand und gezeichnet in die Mast geschickt, um im Spätherbst gemästet dem Eigentümer zurückgebracht zu werden. Der Kanaß unterscheidet sich von den übrigen ungarischen Hirten auch durch seine eigentümliche Tracht, deren Haupt­bestandteil aus einem weißen Mantel [Szur] besteht, welcher, zierlich mit rotem Tuch ausgeschlagen, durch einen Riemen mit Messingschnallen festgehalten wird und dessen am Ende zugeschnürte Ärmel als Brot- und Speckbeutel dienen. Darunter trägt der Schweinehirt ein kaum zum Nabel reichendes schmieriges Hemd mit weiten Ärmeln und weite, nicht bis zum Knöchel herabreichende Beinkleider; das mit scharlachroten Tuchstreifen umsäumte blaue Tuchleibchen legt sich knapp um den Oberkörper. Gewöhnlich schnürt er Bundschuhe aus Lappen von Sohlenleder mit langen schmalen Riemen um die Füße, biegt sie vorne um und umwickelt den Fuß bis zum Knie hinauf mit leinenen Lappen. Bisweilen aber steckt er seinen Fuß in eisenbeschlagene Stiefel, welche auf der Ferse noch einen kleinen eisernen Stachel haben. im Sommer bedeckt er den Kopf mit einem breiten Hut, dessen Krempe aufgerollt getragen wird; im Winter bildet eine runde Mütze aus Lammfell die Kopfbedeckung. An den Schläfen hängen Haarzöpfe herab, aufweiche er viel Sorgfalt und Schweine­fett verwendet. Als beständige Schutzwaffe gegen Raubtiere und als Wurfgeschoß dient ihm seine Balta, eine kurzgestielte Handaxt mit bleiausgegossenem Stiel. Mit dieser Axt erlangt er durch Übung und infolge eines bei den Schweinehirten üblichen Spieles, wobei mit der Balta [Bild 113] nach einem Ziel geworfen wird, eine ungewöhnliche Fertigkeit und Sicherheit im Werfen, die manche Kanaßen, besonders im Bakonyer Walde, wohl auch schon bei Reisenden in Anwendung brachten, indem sie solche durch einen Wurf ins Genick töteten. Indes gehören dergleiche Raub­mörder unter den Schweinehirten auch in den unsichersten Gegenden Ungarns, zu welchen eben der große Bakonyer Wald gehört, zu den Seltenheiten. Aber nicht zu den Seltenheiten gehört bei den Schweinehirten der Borstenviehdieb­stahl, indem sie jedes beliebige Schwein einer Herde mittels eines einzigen geschickten Wurfes in das Genick mit ihrem Beil aus ziemlicher Entfernung tot zu Boden strecken. Die Balta ist das stete Spielzeug des Kanaß; er läßt es durch die Finger laufen wie einen Spazierstock, wirft es hoch in die Luft und fängt es im Gehen wieder auf, und so verleiht diese Waffe ihm ein solches Gefühl von Sicherheit, daß ein Sprichwort sagt: 'Der Kanaß ist sicher vor jedem, aber nicht jeder vor ihm'. Außer der Balta führt er eine lange, geflochtene Peitsche zur Regierung seiner Herde. Er muß aber, um die Herde beieinander zu halten, recht flink und unermüdlich sein. Er weiß sehr schnell zu berechnen wie viele Schweine in irgendeinem Walddistrikt hinreichende Nahrung finden können und macht sich kein Gewissen daraus, eine fremde Herde aus ihrer Lagerstätte zu locken, wegzutreiben und zu verkaufen. Auch verkehrt er viel in der Heideschenke, wo er beim Tanzen seine Balta in die Luft wirft und wieder

260

auffängt. Bëres (1961) erwähnt, daß der Schweinehirt auf der Pußta Hortobägy eine Seilpeitsche (kötélostor) hat und daß er bei festlichen Anlässen auch eine Riemenpeitsche (csapkodó) trägt. Diese Peitsche wird aus Leder hergestellt; der Stock ist gewöhnlich aus Pflaumen­holz. Das Leder wird aus der Haut eines verendeten Tieres genommen. Diese Haut wird straff auf ein Brett genagelt und wenn sie vollkommen trocken geworden ist, zu Riemen verschnitten. Györffy (1938) erzählt:

Die ungarischen Schweinehirten wurden von den Besitzern der Tiere regelmäßig mit Brot versehen. Manchmal aber zog die Herde nach fernen, unzugänglichen Orten. Dann konnte man nicht nach Brot schicken, sondern mußte von Naturpflanzen leben, die das Brot ersetzten. Zu diesen Pflanzen gehörte die mehlige Wurzel der Binse [böndö oder bengyele]. Die unbändigen Pferde- oder Rinderhirten gruben sie selbst aus oder rissen sie aus. Die Schweinehirten aber ließen sie von der Herde auswühlen und wenn die Schweine die Wurzel heraufgewühlt hatten, jagten die Hirten sie fort und lasen die Wurzel selbst auf. Diese Wurzel aß man gebraten oder auch gekocht. Dazu schlachtete man ein Ferkel, wenn man nur wollte. Auch Schnecken wurden von den Schweinehirten gerne konsumiert. Der Besitzer wußte nie, wieviel Ferkel und Schweine er eigentlich besaß, weil sich ihre Zahl ständig vermehrte und man die wilde Herde nicht zählen, noch weniger die Schweine mit einem Eigentumskennzeichen versehen konnte. Es hing von der Ehrlichkeit des verantwortlichen Hirten ab, wieviel Schweine er dem Besitzer der Herde als sein Eigentum meldete. Diese Schweineherden kamen eigentlich nie von den Wiesen herunter; man hätte sie nicht in die Stadt treiben können. Der Hirt war mehr Begleiter als Wächter seiner Herde, welche auch den Hirten selbst angriff, wenn er sich als Herr aufspielen wollte. Die Hüter dieser unbändigen Herden (Kanäß oder Kondäs) achtete man mehr als die Schweinehirten [Csürhés], die täglich die Herde aus dem Dorfe trieben und abends wieder heimbrachten. Im allgemeinen hält sich der Hirt, der meist von Ur­zeiten an freier Mensch ist, für mehr als der von Leibeigenen abstammende Acker­bauer. Die Zahl der Schweine in einer Herde kann bis zu tausend Stück sein, wobei der Hirt aber über mehrere Hilfskräfte verfügen muß. Für die Wintereichelmast muß der Besitzer der Herde Maulgeld zahlen oder eine bestimmte Menge Tiere dem Eigentümer des Waldes überlassen. In Jahren mit nor­maler Witterung können bei einer mittelmäßigen Weide auf zwei ungarischen Jochen [2400 Wiener Quadratklafter] zehn Schweine weiden [d.h. etwa zwölf Tiere pro Hektar], Der Tag des Hinaustreibens war in der Tiefebene, wie fast überall in Europa, der Sankt Georgstag [23. April]3. Im 20. Jahrhundert verschwanden aber langsam die letzten Erinnerungen an diese alten Traditionen.

3. Rantasalo (1945) schreibt: 'Der bei den Ostfinnen allgemeine erste Weidetag, der Georgstag (23. April, der Feiertag des Viehes), war auch bei unserem in der Nachbar­schaft der Russen lebenden Brudervolk, den Esten, allgemein der Tag des ersten Weide­ganges: Alle Tiere wurden dann gleichzeitig hinausgelassen, selbst wenn noch Schnee ge­legen hätte: Schweine und Ferkel wateten im Schnee.'

261

Die Schweineherden im 20. Jahrhundert

Von der Mitte des 19. Jahrhunderts an wird es allmählich still um die Schweineherden in der Literatur. Mit Ausnahme einer kurzen Notiz von Johns aus 1894, daß in Spanien 'die zahllosen Schweineherden noch die vornehmste Quelle des Wohlstands der Bauern­bevölkerung bilden, wobei sie von den Früchten der Steineiche leben', lesen wir vor dem ersten Weltkrieg nur noch einmal von Schweineherden in einem merkwürdigen Versuch des niederländischen Forstwesens, in 1908 und 1909, wobei Schweine angewendet wurden zur Auflockerung des Bodens eines Kiefernwaldes, den man durch gemischtes Holz ersetzen wollte. Man ließ Schweine in einem umhegten Waldgebiet von zehn Hektar herumwühlen, nach dem Vorbild eines Experiments aus 1905 in Oerrel-Linzel, in der Gegend von Hannover, 1908 veröffentlicht in der Deutschen Forstzeitung (No. 24):

Die Schweine wühlen den Boden viel und viel besser um als mit Geräten möglich ist. Dazu arbeitet das Schwein auch immer viel billiger. Die Tiere arbeiten ununter­brochen durch, ob das Wetter gut oder schlecht ist, mit oder ohne Aufsicht.

Man arbeitete nach Winkelman (1909) im Jahre 1908 mit zwölf Schweinen; im zweiten Jahr wurde mit 33 Tieren ein Gebiet von 30 Hektar systematisch behandelt. Die Schweine wurden mit Mais beigefüttert. Man war über die Resultate sehr zufrieden. Als diese Tiere am Ende des Experiments verkauft wurden, berechnete man, daß unter Ein­kalkulierung aller gemachten Kosten die Umwühlung neun Gulden pro Hektar (das war damals etwa 15 RM) gekostet hatte. Als Kuriosität sei noch zu melden, daß die Schweine nach einiger Zeit etwas wild wurden und agressiv, wenn Menschen an sie herankamen (siehe Bild 114). Nach dem Ausbrechen des ersten Weltkrieges scheint in Deutschland die herdenmäßige Schweinehaltung wieder aufzublühen. Das Jahr 1914 war ein gutes Eicheljahr und Leh­mann (1915) empfiehlt darum, die Eicheln im Walde zu sammeln zur Verfütterung im Stall, weil, wie er schreibt: 'Zum Eintreiben der Schweine im Walde heutzutage die nötigen Erfahrungen fehlen'. In den Zeitungen erschienen Angebote von Eicheln zu einem Preis von 20 RM pro Tonne. Dagegen will Eckstein (1915) die Schweine regelrecht, nach altem Brauch und alter Sitte, in die Wälder eintreiben, aber:

Ein tüchtiger Schweinehirt ist unter allen Umständen anzunehmen. Nichts ist ver­fehlter, als die Aufsicht einer Herde von Schweinen in den Wäldern einem körperlich oder geistig minderwertigen Menschen zu übertragen . . . Der Hirte muß Beschützer und Führer der Herde sein.

Mit solchen Parolen sucht er Begeisterung für seine Pläne zu erwecken. 'Als Stallung der Schweine soll man im Wald geräumige Blockhäuser (sie) bauen'. Er weckt den Eindruck als ob die Zeit des Odysseus mit seinem Schweinehirt Eumaios wieder neu aufblühen wird. Tatsächlich erscheint dann im März 1915 ein Erlaß des Landwirtschaftsministers 'zur Förderung der Waldweide während der Kriegsdauer'. Er regt eine besondere Organisation des Waldeintriebs von Schweinen an, um den Besitzern das Durchhalten namentlich der Zuchttiere und ihres jungen Nachwuchses zu erleichtern. In dem Erlaß wird folgendes angeführt:

Für den Waldeintrieb kommen unter den jetzigen Verhältnissen hauptsächlich Jungschweine im Alter von vier bis sechs Monaten, sowie Zuchtsauen in Frage. Für erstere wird der Waldaufenthalt nicht nur wegen des Durchfütterns, sondern auch aus dem Grunde von Nutzen sein, weil die Tiere nach einem längeren Weide-

262

Î •'"

,. . - • ,••.] Bild 114. Schweine im niederländischen Wald. Ein Experiment der'Nederlandse Heide-Maat­schappij' in Gemert in den Jahren 1908 und 1909.

gang bei der späteren Stallmast erfahrungsgemäß besonders schnell an Gewicht zunehmen.

Für Schweinebesitzer in der Nähe von Waldungen ist die Benutzung der Waldweide leicht durchzuführen. Soweit sie zu geschlossenen Ortschaften gehören, können die Tiere gesammelt und gemeinsam tagsüber in den Wald eingetrieben werden. Die dazu erforderlichen Maßnahmen werden die Gemeindevorsteher zu veranlassen oder anzuregen haben.

Es muß aber darauf Bedacht genommen werden, auch anderen Schweinebesitzern den Waldeintrieb zu ermöglichen. So könnten die Bestände von entfernt wohnenden Besitzern zu größeren Sammelherden vereinigt und gegebenenfalls unter Benutzung der Eisenbahn nach den Weidestellen befördert werden. Dort werden sie unter der Aufsicht von Hirten frei geweidet und nachts in umzäunten und zerlegbaren Unterständen geborgen, die mit geringen Kosten herzustellen sind. Die Weideplätze werden nach Bedürfnis gewechselt. Die einzelnen Tiere erhalten Kennzeichen ihrer Besitzer. Die Dauer des Eintriebes kann bis zum Spätherbst, bei günstigen Witterungs­verhältnissen bis in den Winter ausgedehnt werden. Eine solche Verlängerung wäre namentlich beim Vorhandensein von Waldungen mit masttragenden Beständen vor­teilhaft.

Die Durchführung dieser Einrichtung setzt eine Stelle voraus, welche die Bildung und Unterbringung der Sammelherden und die Umlegung der entstehenden Kosten leitet, sowie mit den Forstbesitzern die Bedingungen für die Überlassung der Wald­weide u.s.w. vereinbart. Sie wird in der Regel für einen Landkreis oder für mehrere benachbarte Kreise zu schaffen und möglichst an vorhandene geeignete Organi­sationen, wie landwirtschaftliche Kreisvereine oder Genossenschaften, anzulehnen sein. In Kreisen, in denen Zucht- oder Viehverwertungsgenossenschaften bestehen,

263

empfiehlt es sich in erster Linie, diese mit der Durchführung der Aufgabe zu betrauen. Der Erfolg wird namentlich in Bezirken, in denen kommunale und private Waldungen den staatlichen Forstbesitz überwiegen, wesentlich mit davon abhängen, daß auch die nichtstaatlichen Forstbesitzer den Eintrieb der Sammelherden in entgegenkom­mender Weise gestatten und für die Weidenbenutzung etwa zu entrichtenden Ent­schädigungen möglichst niedrig bemessen, um dadurch auch kleinere Besitzer zur Beteiligung anzuregen. Die Landräte sollen veranlaßt werden, das zur Organisierung des Waldeintriebs Erforderliche möglichst bald in die Wege zu leiten. Die staatlichen Forstbehörden haben das Vorgehen der Landräte und der sonstigen mit der Organisierung befaßten Stellen auf jede mögliche Weise zu unterstützen. Die Regierungen werden ermächtigt werden, den Eintrieb von Schweineherden in staatliche Waldungen unentgeltlich zuzulassen, das Holz zur Herstellung der Unterstände gegen niedrige Entschädigung abzugeben und die erforderlichen Arbeitskräfte nach Möglichkeit zur Verfügung zu stellen.

Die Maßnahmen scheinen Erfolg erzielt zu haben; nach einigen Monaten erscheint jedenfalls der folgende Pressebericht:

Waldweide für Schweine Die Anregungen des Landwirtschaftsministers für die Benutzung der Foiste als Schweineweide scheinen in manchen Gebieten bereits günstigen Erfolg gehabt zu haben. Wie wir erfahren, beabsichtigen allein im Regierungsbezirk Trier bis jetzt 350 Gemeinden Schweineherden teils in Staatswaldungen, teils in Gemeinde­waldungen einzutreiben.

Ein offizieller Bericht aus 1917 erwähnt, daß die Heeresverwaltung Jungschweine von etwa siebzig Pfund ankauft, um sie in den Staatswaldungen zu halten. Aber nicht überall hatten diese Maßnahmen denselben Erfolg, wenn wir dem Bericht von Hörmann aus 1916 glauben sollen:

Schweine in Herden bekommt man in Mittelfranken selten zu Gesicht; die Tiere werden jetzt nur noch im Schweinekoben gehalten. Noch vor dreißig, vierzig Jahren aber, wurden sie viel im Freien gehalten, und in der Oberpfalz trifft man sie auch heutzutage noch an. Eine der größten, mit etwa 200 Stück, besitzt das Dorf Berg bei Neumarkt. Wenn dort die Zeit zum Austreiben gekommen ist, fährt zuerst der Schweinehirt aus mit seinen Schweinen. Sie folgen dem Ruf einer Peitsche. Dann gibt der Kuhhirt mit dem Horn das Zeichen zum Austreiben.

Die Eichelmast nach dem ersten Weltkrieg

Auch in den Jahren nach Beendigung des ersten Weltkrieges scheint man in Deutschland die extensive Schweineweide propagiert zu haben. Bürger (1927) hat hierüber einen ausführlichen Bericht erstattet, von dem folgendes erwähnenswert ist:

So viel wurde in letzter Zeit über Eichelmast geschrieben, daß es sich eigentlich erübrigen sollte, noch Weiteres hinzuzufügen. Doch um allzu großen Erwartungen vorzubeugen, möchte ich einiges aus eigener Erfahrung dazu bemerken. Jeder, der glaubt Eichelmast treiben zu können, wird wohl die bittersten Erfahrungen machen, genauso wie ich einstens. Eichelmast ist und bleibt nur ein Schlagwort aus alten Lehrbüchern, das solange nur volle Geltung-besaß, als sich die Eichelmast auf

264

Waldweide stützte. Eichelmast ohne Bruch ist und bleibt ein Wahngebilde, von dem man die Hände lassen soll, denn erst der Bruch mit den vielen Schnecken, Würmer, u.s.w. schafft den Tieren den Nähstoffausgleich in Eiweiß, der der Eichel an sich fehlt. In meinem früheren Betriebe hatte ich bei einem Wald von rund 100 Hektar wohl eine der ersten Waldweiden. 30 Morgen Mittelwald waren in Dauereinzäunung angelegt. 40 Muttersäue waren hier von März bis Mitte November fast ununter­brochen im Freien. Einfache Schutzhütten gaben den Tieren genügend Unter­schlupf. Die Fraßstelle war längs des Gitterwegs ein einfacher, zementierter, offener Platz, woselbst das Körnerfutter in Ganzmais oder Gerste gereicht wurde. Auf der gegenüberliegenden Wegseite waren Rüben- und Sauerfuttermieten. Das Sauer­futter wurde in einem Schwung auf die Freßstelle geworfen, die Rüben wahllos in die Einzäunung hinein. Eine einfache gutverschlossene Hütte barg jeweils das Körnerfutter für eine Woche, sowie das etwaige nötige Gerät, wie Eimer, Besen und Gabel. Angenommen wurden Rüben und Sauerfutter stets gern, auch die Körner bis auf das Letzte weggelesen. Die Futterzeiten wurden genau eingehalten, morgens um 9 Uhr und abends um 4 Uhr, je nach Jahreszeit natürlich etwas verschieden. Die Tiere waren so aufs Eimergerassel eingeschult, daß nur einige Gongschläge genügten, um die Herde aus allen Schlupfwinkeln hervorbrechen zu lassen. In der übrigen Zeit waren sie immer mit Brechen beschäftigt. Eine Quelle gab reichliches Trinkwasser und erweiterte sich weiter unten zu einem Pfuhl, den die Tiere besonders im Sommer reichlich benützten. Dicht neben der Waldweide war eine Wiese von 1 Hektar, die ab 15. Mai als Grünfutterweide für die Schweine benutzt wurde. Auf genaue Stundeneinhaltung wurde hierbei stets gesehen. Doch die Tiere waren meistens schon vor dem Wärter an der Ausgangstür und warteten hier sehnsüchtig grunzend auf das begehrte Grün. Stets wird die erste Bedingung einer Grünschweine­weide sein, daß ein möglichst saftreiches Futter herangezogen wird, und hier möchte ich betonen, daß hierfür eine sehr reichliche N-Düngung - auch vielleicht Jauche­düngung - die Hauptbedingung ist, denn jedes harte, saftarme Futter wird die Sau unbedingt verschmähen und die schönstens aufgezogene Schweineweide wird Essig. Je saftreicher das Futter, um so besser nehmen es die Tiere an. Das sogenannte Krampen der Tiere bringt mehr Schaden als Nutzen, denn ich habe selten gesehen, daß die Tiere während der kurzen Grasweidezeit wühlten. Allerdings, wird die Weidezeit allzu reichlich ausgedehnt, so setzt auch das Wühlen ein. Die Schweine müssen wissen, daß ihre Grasweidezeit kurz beschränkt ist, dann werden sie sich kaum Zeit zum Wühlen gönnen. Und im übrigen können und sollen sie sogar im Wald wühlen, solange sie Lust haben, denn finden werden sie immer was. Wenn noch dazu ein Maikäferjahr eintritt, wie 1911 eins war, dann kann man beinahe von Waldmast reden.

Wenn man sieht, was die Schweine an Maikäfern vertilgen können, lacht einem das Herz im Leibe. Ja, sogar mit der Zeit bekommen es die Tiere heraus, sich am Waldesrand von schwachen Bäumen die Käfer selbst zu schütteln. Denn hier brandet die Sonne am stärksten, und hier liegen sie nun in der Ruhe am liebsten, aber zu­gleich sind auch die Maikäfer hier am zahlreichsten. Unwillkürlich reibt sich nun so eine Sau an einem kleinen Baum, und schon prasseln die kleinen, braunen Gesellen herab. Unz-Unz, grunzt die Sau und macht den Versuch nochmals, denn das Ver-

265

fahren hat ihr eingeleuchtet. Wir dürfe« keinesfalls den Verstand dieser Tiere auf die Seite schieben, so lächerlich es auch klingen mag. Mit beginnender Stoppelweide beginnt nun das Schlemmerleben der Sauen. Da gibt es Gerste, Roggen, Weizen, später auch Bohnen und einige Kartoffeln lassen sich immer herauswühlen. Besonders junger Rotklee ist hochwillkommen, bei Gelbklee zieht die Sau verächtlich grunzend ab; der ist ihr zu saftlos. Luzerne tut sich schon eher. Wenn die Stoppelweide beginnt, dann vermehrt sich die Herde überraschend schnell, denn dann kommt alles heraus, was daheim noch herumgrunzt, mit Ausnahme der frisch säugenden Mütter und der paar Mastschweine. Für den Hund und Hirten heißt es da, gute Beine haben; denn Schweinehüten sieht viel leichter aus als es ist. Und so eine Herde Sauen kann schon etlichen Flurschaden machen. Gibt es nun anschließend daran auch ein gutes Buchenecker- oder Eicheljahr, dann beginnt die Waldweide und kann bis in die Frosttage andauern. Wenn auch von Mast niemals die Rede ist, nehmen doch die Tiere sichtbar an Feist zu, aber nimmer wegen der Eicheln allein, sondern weil es ölige Bucheckern und außerdem noch so vieles andere zu brechen gibt. Man glaubt gar nicht, wie viel so ein Rüssel den lieben, langen Tag an Waldschädlingen vernichtet. Hierbei muß jedem Forstmann das Herz aufgehen - anders, wie wenn er Schafe oder Rindvieh im Walde findet - ; denn die Schweine schaffen das billigste Saatbeet für die immer noch in Massen verbleibenden Früchte und bringen den fast im Laub erstickenden Humusboden wieder in volle Tätigkeit. Nun ist wieder Luft im Boden und das Bakterienleben kann sich fröhlich entfalten. Aber immer wieder geht es abends behaglich grunzend zur alten Waldheimat zurück. Im großen und ganzen war die Teilung so: In den Hofstall kamen nur die hoch­tragenden Sauen bis zum Absetzen der Ferkel im Alter von 6 Wochen. Die Ferkel wurden meistens ab Stall verkauft bis auf etwaige spätere Zuchtsauen. Die Mütter kehrten dann wieder in ihre Waldfreiheit zurück. Die Jungsauen erst im Alter von zehn Monaten, da ja draußen stets der alte Papa Eber dabei war. Und zu bald zu­gelassen schadet immer. Die Läufer schon mit 1/4 Jahr an Nurweide mit etwas Körnerzusatz zu gewöhnen, hat sich stets gerächt. Denn derartige Tiere waren und blieben Kümmerlinge. Die erste Jugend - auch bei den Schweinen - muß gut ge­füttert werden. War nun der Winter wirklich so eingekehrt, daß alles in Schnee und Eis war, so war inzwischen in irgendeinem ausgedroschenen Scheunenraum primitiver Unter­schlupf für die Sauen geschaffen. Die Futtertenne wurde dann zum Futterplatz erhoben. Gefüttert wurden gemahlene Runkeln mit Spreu vermischt, um die Spreu besser mit den Rüben zu verbinden, außerdem noch je Sau 0,50-0,75 kg ganzen Mais. Denn von diesem ganzen Mais ging auch im Wald - bis die Stoppelweide begann - nie ein Korn verloren. Die ganze Außenschweinerei besorgte ein Mann, der aber auch noch daheim den Saustall mit einer Nebenhilfe unter sich hatte. Sonst war alles gut und schön, bis der Krieg ausbrach und der Mais ausblieb. Nun kommt das eigentliche Thema der sogenannten Eichelmast, die viel Geld und manche schlaflose Nacht kostete.

266

Da die Schweine als Fruchtverzehrer verschrien waren, wurde gegen sie ein Erlaß um den anderen hinaus gelassen, und das Ende vom Lied war, daß Ferkel fast keinen Preis mehr hatten und Läufer von 8-10 Wochen 14-18 Mark je Paar kosteten. Wenn auch die ganze Schweinehaltung auf billigster Grundlage aufgebaut war, so wollte man aber auch seine Tiere nicht geradewegs verschenken. Solange Stoppel­weide und Herbstwaldweide war, ging es sogar sehr gut. Doch bang wurde es einem, wenn man an den Winter und die vielen Schweine dachte. Sie waren mittlerweile auf 200 angewachsen und ferkelten immer noch weiter, genau wie bei Jörn Jakob Swehn, dem Amerikafahrer. Nun kam ich auf den Gedanken mir Eicheln zu kaufen. Eichelmast! Tag und Nacht gaukelte dieses schöne Wort in den schönsten Farben vor mir her. Und so kaufte ich 200 Zentner gute Eicheln, 3,50 M je Ztr., franko Station. Die Schweine fraßen sie. Ich kaufte nochmals 500 Ztr. um 4 M franko und dachte nun bald an fetten Absatz. Doch trotz des Winters fingen die Eicheln an mehr zu wachsen als meine Schweine, außerdem überzogen sie sich so langsam mit Schimmel. Also die ganzen Eicheln nochmals herunter vom Boden und nun in der alten Flachs­brechhütte durchgedarrt. So ungefähr sechs Tage Nacht und Tag durchgedarrt, und die Eicheln hatten nun die Lust zum Wachsen und auch zum Schimmelansatz ver­loren. Nun verfütterten wir wieder Runkeln und Spreu mit 1 kg Eicheln an die Mutter­sauen. Das tat sich zur Not. An die übrigen fast 200 Läufer - die also jetzt auf Eichelmast standen - zuerst 1 kg, dann 1,5 kg und 2 kg mit Rübenspreu, was sie fressen wollten. Wochenlang sah ich dieser Eichelmast bzw. diesem Eiweißhunger zu, bis ich einige Zentner gutes Fischmehl erhalten konnte. Aber erst dann erholten die Tiere sich von der fixen Idee ihres Herrn, daß man mit Eicheln Schweine mästen könne. Die Eicheln wurden dann den Winter über vollends zu Ende verfüttert, aber jetzt mit Beigabe von Fischmehl, auch an die Muttersauen. Einen Waggon meiner Eicheln konnte ich sogar noch mit etwas Plus verkaufen und wünschte dabei im geheimen dem Käufer alles Glück. Als dann im Februar die Läuferschweine anzogen, verkaufte ich mein Warenlager zu recht annehmbaren Preisen, aber von der Eichelmast war ich für immer kuriert.

Schweinemast im zweiten Weltkrieg

Auch im zweiten Weltkrieg tauchen hier und dort Berichte über Waldmastversuche auf. Sommer und Schelper erwähnen 1942 ein Experiment mit hundert Schweinen in einem Buchen- und Eichenwald von etwa 600 Hektar in Moringen, in Braunschweig. Leider war in den betreffenden Jahren 1939 und 1940 die Mast sehr mager und obwohl die Schweine pro Tag 1,5 kg Beifütterung bekamen, war man von dem Erfolg nicht begeistert. In England dagegen hatte man den Berichten nach gute Resultate mit der Eichelmast (Braude und Foot, 1943): Die Erfolge des 'National Institute for Research in Dairying' in den Jahren 1940 und 1941 waren sehr günstig und viele Schweinezüchter erkannten den Wert der Eicheln als Futtermittel an. Die Schriftsteller vermerken noch - was man bisher noch nicht feststellte! - , daß die Schweine, wenn sie viele Eicheln zum Verzehr erhielten, die Früchte im Maul vorsichtig knackten und die Schalen entfernten : 'after a

267

time the pigs became very efficient in this decortication technique . . .' (nach einiger Zeit hatten die Schweine eine sehr zweckmäßige Schälungstechnik entwickelt).

Der 'Code forestier' von 1961

Obwohl sich bei einer Nachfrage bei den heutigen zuständigen Behörden in Frankreich herausstellte, daß heutzutage praktisch nirgendwo in diesem Lande Schweine mehr zur Wald- und Eichelmast ausgetrieben werden, sollen die desbetreffenden Artikel mit den an die heutigen monetären Verhältnisse in 1961 angepaßten Geldstrafen des 'Code forestier' hier aus historischen Gründen doch erwähnt werden. Diese 'bürokratischen Kuriositäten' findet man in den folgenden Artikeln:

Art. 53. Die Gebiete, die sich eignen für die Eichelmast und Waldweide, werden durch besondere Erlässe des Landwirtschaftsministers angewiesen. Art. 54. Die zur Mast Berechtigten dürfen nicht mehr Schweine in die Wälder ein­treiben als die zuständige Obrigkeit zugewiesen hat. Art. 55. Die Konzessionäre oder Pächter sind verpflichtet ihre Schweine zu mar­kieren mit einem Brenneisen, bei einer Geldstrafe von 3 Franken für jedes Tier das nicht gebrandmarkt wurde. Sie müssen einen Abdruck dieser Brandmarke auf der Kanzlei des Gerichtshofes deponieren und das Brandeisen selbst auf der Dienststel­le des örtlichen Ingenieurs für Wasser- und Waldwirtschaft, bei einer Geldstrafe von 180 Franken. Diese Strafe darf aber 2000 Franken nicht übersteigen. Art. 56. Wenn die Schweine außerhalb der Gebiete gefunden werden, die dazu offiziell angewiesen sind, oder sich außerhalb der Zugangswege befinden, die ange­wiesen sind, um diese Gebiete zu erreichen, werden die in Art. 177 dieses Gesetzes genannten Strafen Anwendung finden. In Wiederholungsfällen kann der Hirt zu einer Gefängnisstrafe von sechs bis fünfzehn Tagen verurteilt werden. Art. 57. Es ist den Konzessionären und Pächtern verboten, Eicheln, Bucheckern oder andere Waldfrüchte oder Samen zu schwingen, zu sammeln oder mitzunehmen, bei einer Geldstrafe, welche das Doppelte ist der in Art. 166 genannten Buße. Es kann aber auch eine Gefängnisstrafe von drei Tagen ausgesprochen werden. Art. 63. Die Eichelmast darf nicht länger anhalten als drei Monate. In jedem Jahr wird das Anfangsdatum bestimmt durch die Wasser- und Waldwirtschaftsverwaltung. Art. 65. Die Wasser- und Waldwirtschaftsverwaltung bestimmt für jeden Be­rechtigten die Anzahl der Schweine, die er in die Mast eintreiben darf. Art. 66. Einen Monat vor dem von der Wasser- und Waldwirtschaftsverwaltung festgestellten Anfangsdatum der Waldweide, berichten die Ingenieure der Wasser-und Waldwirtschaft den betreffenden Gemeinden und Berechtigten, welche Gebiete freigegeben worden sind und für wieviel Tiere sie freigegeben wurden. Die Bürger­meister sind verpflichtet diese Angaben zu veröffentlichen und innerhalb fünfzehn Tagen eine Liste der an der Waldweide Beteiligten aufzustellen mit der Anzahl der ihnen zugewiesenen Tiere. Art. 67. Die Beteiligten dürfen nur ihre eigenen Tiere zur Waldmast eintreiben und keine Handelstiere, bei einer Strafe genannt in Art. 177 dieses Gesetzes. Art. 68. Die Wege, die die Tiere benützen werden zum Ein- und Austrieb, werden angewiesen durch die Ingenieure der Wasser- und Waldwirtschaft. Wenn diese Wege durch Gebiete führen, die von den Tieren beschädigt werden könnten, werden

268

diese Stellen auf gemeinsame Kosten von Berechtigten und der Wasser- und Wald­wirtschaftsverwaltung, unter Anweisung ihrer Ingenieure, durch ausreichend breite und tiefe Gräben oder anders abgegrenzt. Art. 69. Jede Herde einer Gemeinde oder eines Teils einer Gemeinde muß von einem oder mehreren Hirten geführt werden, die von den Kommunalbehörden angewiesen sind. Die Berechtigten dürfen ihre Herde nicht selbst oder von einem eigenen Hirten führen lassen, bei einer Geldstrafe von 1,80 Neuen Franken pro Kopf. Die Strafe darf aber 2000 Neue Franken nicht übersteigen. Für ganz isoliert wohnende Berechtigte dürfen aber Ausnahmen gemacht werden nach Erlaubnis des Präfekten. Die Schweine jeder Gemeinde oder eines Teils einer Gemeinde oder Einwohnergruppe dürfen nicht mit anderen Tieren zusammen geweidet werden, bei einer Geldstrafe von 18 bis 36 Neuen Franken für den Hirten und einer Gefängnis­strafe von fünf bis zehn Tagen in Wiederholungsfällen. Die Gemeinden oder Teile der Gemeinden sind verantwortlich für die Bezahlung der auferlegten Geldstrafen dieser Hirten, genauso wie für alle anderen Geldstrafen, zu welchen sie während ihres Dienstes verurteilt werden.

Art. 70. Die Schweine werden mit einer besonderen Marke gekennzeichnet. Diese Marke soll für jede Gemeinde verschieden sein. Für jedes unmarkierte Schwein wird eine Geldstrafe erhoben von 1,80 Neuen Franken; die Gesamtstrafe darf aber 2000 Neue Franken nicht übersteigen4. Art. 71. Die Berechtigten sind verpflichtet, einen Abdruck dieser Marke auf der Kanzlei des Gerichtshofes zu deponieren und das Brenneisen selbst auf der Dienst­stelle des Ingenieurs für Wasser- und Waldwirtschaft, bei einer Geldstrafe von 180 Neuen Franken, (siehe Art. 55!) Art. 72. Wenn die Schweine außerhalb der angewiesenen Weidegebiete angetroffen werden oder außerhalb der zugelassenen Eintriebswege, wird der Hirt bestraft mit einer Buße von 10,80 bis 108 Neuen Franken. In Wiederholungsfällen kann der Hirt verurteilt werden zu einer Gefängnisstrafe von fünf bis fünfzehn Tagen. Art. 73. Die Mastberechtigten dürfen keine größeren Mengen an Schweinen zur Waldmast eintreiben, als von der Verwaltung zugewiesen nach Art. 65; wenn sie mehr Tiere eintreiben, werden sie bestraft nach Art. 177 dieses Gesetzes. Art. 74. Es ist allen Berechtigten unter allen Umständen untersagt, Ziegen oder Schafe in den Wäldern einzutreiben, bei einer Geldstrafe, wie in Art. 177 dieses Gesetzes angegeben; von den Hirten wird in diesen Fällen eine Geldstrafe von 54 Neuen Franken gefordert. In Wiederholungsfällen wird der Hirt, außerhalb der normalen Buße, zu einer Gefängnisstrafe von sechs bis fünfzehn Tagen verurteilt. Art. 146. Die Waldmastrechte in Wäldern privater Eigentümer dürfen nur ausgeübt werden mit Genehmigung der Wasser- und Waldwirtschaftsverwaltung in denjenigen Gebieten, wofür diese Verwaltung die Möglichkeiten der Eichelmast untersucht und anerkannt hat.

In einer älteren Fassung dieses Waldgesetzes (aus 1906) wird in einer Notiz erwähnt, daß ein Artikel 75 aufgehoben wurde, worin vorgeschrieben war, daß jedes zur Wald-

4. Diese hier genannte Geldstrafe stimmt nicht überein mit der bereits sub Art. 55 desselben Gesetzes genannten Strafe. Auch die Wiederholungen muten etwas seltsam an!

269

¥.>?.

••- 3WV-*« ' i t . ' . f i , rt,

f/A .-!̂ v

fts • » * » 'il ... , , ,.._Jt&»*

Bild 115. Auf der Trüffeljagd in der französischen Périgord. Den kleinen Schweinen wird die Kunst schon jung gelehrt.

mast eingetriebenes Tier eine Glocke am Halse zu tragen hatte, bei einer Geld­strafe von zwei Franken für jedes ohne Glocke gefundene Tier. Nur in der Périgord wurden bis zum letzten Weltkrieg im späten Herbst noch Schweine­herden zur Mast in die ausgedehnten Eichen- und Kastanienwälder eingetrieben. Heutzu­tage geschieht das nur noch in vereinzelten Fällen in Herden von höchstens 20 Schweinen im Auftrag bestimmter Fleischdelikatessenfabriken, die noch die echten 'Jambon du Pays' liefern wollen. Bauern, die einem Wald ganz nahe wohnen, treiben hierzu im Herbst ohne weitere Aufsicht überjährige Schweine in den Wald hinein, die am Abend vom Hofhund wieder aufgesucht und zum Stall zurückgetrieben werden.

Die Schweine der Périgord als Triiffelsucher

In den kalksteinreichen, warmen Gebieten der Périgord wächst die Trüffel etwa 15 bis 20 Zentimeter unter dem Boden an Stellen, wo die Eichen wurzeln. Sie haben ein bestimm­tes Aroma, das, wie Larousse (1884) schreibt, die Schweine stark anzieht: 'La passion des porcs pour les truffes est irrésistible et ne le cède pas même à celle des gourments' (Die Passion der Schweine für Trüffeln ist unwiderstehlich und übertrifft sogar die der Fein-

270

f-* .

V *

Bild 116. Der Hirt Ernst Schmidt mit der Sachsenhäuser Schweineherde, 1964.

schmecker). Man braucht einem Schwein nur im Anfang ein paar Trüffeln anzubieten, damit das Tier später, wenn es nur noch einige Schritte von den sich unter dem Boden befindenden Pilzen entfernt ist, diese sofort aufspürt mit einem delikaten Geruchssinn, wovon sich der Mensch keine Vorstellung machen kann. Das Schwein beeilt sich, den Boden mit seinem Rüssel umzuwühlen und würde seine köstliche Entdeckung sofort verschlingen, wenn man nicht rechtzeitig das Tier mit Stockschlägen davon zurückhielte. Das Schwein wird dann entschädigt mit einer Handvoll Eicheln.

Du sol périgourdin la truffe vous est chère; A l'immonde animal elle doit la lumière . . . (Sie lieben die Trüffel der Périgord; das schmutzige Tier bringt sie ans Licht . . .)

singt Berchoux in seinem 'La Gastronomie, ou l'homme des champs à table' (1805). Als Trüffelsucher verwendet man nur Säue, schreibt Rebière 1967, erstens, weil diese als Ferkelproduzenten ihrem Züchter noch einen netten Nebenverdienst einbringen, zweitens, weil ihre Nase besser sein soll als die ihrer männlichen Kollegen und außerdem, weil sie 'd'humeur plus douce et moins capricieuse' sind (einen zarteren Charakter haben und weniger eigensinnig sind).

Oft werden die jungen Säue schon einige Wochen nach ihrer Geburt auf die Trüffelsuche mitgenommen (siehe Bild 115); an ihrem Benehmen kann man dann schon feststellen, ob sich das Schweinchen für die spätere Arbeit eignen wird. Wenn das Tier vier oder fünf Monate alt geworden ist, wird es erst richtig zur Trüffeljagd dressiert. Das junge Schwein wird in einen Raum geführt, wo man am vorigen Abend einige Trüffeln in den Boden versteckt hat und es wird dem Tiere gestattet, diese zu verzehren, nachdem es sie ge­funden hat. Mit dem Ersatz des Fundes durch Eicheln, Kastanien oder einer Handvoll Mais soll man nicht zu rasch anfangen, schreibt Rebière: 'man soll nicht vergessen, daß die

271

, . . * , ,*. p.

• * - * * • * . •

Bild 117. Schweineherde bei einem Teich im Korkeichenwald in den Hügeln des Guadiana, in der Gegend von Badajoz an der portugiesischen Grenze, 1967. Der amerikanische Spanienkenner Michener (1968) schreibt hierüber: 'Freunde kamen nach Jerez, um mich zurückzufahren nach Badajoz, und wir passierten einen Korkeichenwald, wo die Stille nur unterbrochen wurde durch eine Herde von Schweinen, die grunzend nach Eicheln stöberte'.

Sau die Trüffeln aufspüren will mit der Absicht, diese selbst zu konsumieren und es nicht tut, um ihrem Meister eine Freude zu bereiten!' In den Monaten November und Dezember, in denen die Trüffelernte stattfindet, kann eine Sau leicht zwanzig bis fünfundzwanzig Kilogramm dieser Pilze pro Tag aufspüren, wenn jedenfalls ausreichende Mengen davon im Boden anwesend sind. Sie bringen auf dem Markt zwischen 120 und 150 Neue Franken pro Kilogramm ein.

Die letzten europäischen Schweineherden

Aus Nordwest- und Mitteleuropa haben sich die Schweineherden heute endgültig zu­rückgezogen. Wir erhielten aber aus Deutschland die Nachricht, daß bis vor einigen Jahren im waldeckischen Gebiet noch Herden herumgingen (bei Sachsenhausen und Netze). Es stellte sich heraus, daß die zwei ehemaligen Hirten, Ernst Schmidt und der alte Christian Heidel noch am Leben sind. Aber sie haben den Austrieb der Schweine aufgeben müssen 'weil die modernen Verkehrsverhältnisse das Treiben über die Orts- und Landstraßen nicht mehr zulassen' (Bild 116). In Sachsenhausen zog die Herde 1965 zum letzten Mal aus: Im Frühjahr auf die Ödland-flachen, im Sommer nach der Ernte auf die Stoppelweide und im Herbst in die Wälder. Hieran nahmen aber nur die jungen Läuferschweine ab zehn bis zwölf Wochen teil, Muttersäue bis etwa zur Hälfte der Trächtigkeitsdauer und die Zuchteber; die Mast-

272

Bild 118. Schweineherde in den portugiesischen Hügeln des Guadiana, photografiert in 1967.

schweine blieben zu Hause. Von eigentlicher 'Waldmast' war bei diesen Tieren nicht mehr die Rede. Heutzutage kann man die Herden nur noch auf dem Balkan, in Süditalien und auf der Iberischen Halbinsel finden (Bilder 117 und 118). Nietsch schreibt hierüber 1939:

In der Landschaft Syrmien im Save-Tiefland Slawoniens, gibt es noch Eichenland­schaften mit drei- bis vierhundertjährigen Beständen . . . Unter hohem, licht stehen­dem, prachtvollem Baumbestand geht man weite Strecken auf kaum von einem Gesträuch unterbrochenem grünen Rasen, der reichlich Spuren des Vieheintriebes aufweist, mitunter, besonders in dem weichen Boden am Rand der Sumpfwiesen, tief von den Schweinen aufgewühlt ist, die auch vor dem Eintritt der eigentlichen Mastzeit im Wald immer ihre Nahrung finden. Für gewöhnlich dauert es auch nicht lange, so begegnet man einem neuzeitlichen Eumaios, der seine grunzende Schar unter rauhen Zurufen zusammenhält . . .

Das englische Fachblatt Pig-Farming schreibt 1962, daß man besonders auf Sizilien und Sardinien noch Schweineherden im Freien begegnen kann. Der Autor selber sah vor kurzem noch Herden braunschwarzer Schweine, mit Rücken, 'scharf wie Rasiermesser', hager und schnell wie die Windhunde, mit unendlich langen Rüsseln an sich vorbeirennen in Kalabrien, in den Kastanienwäldern des südlichsten Teils des italienischen Festlandes. Vor einigen Jahren zeigte der österreichische Rundfunk über das Fernsehnetz einen kurzen Film über das kroatische Volksleben im Burgenland, nämlich in der Gemeinde Frankenau, nahe an der ungarischen Grenze, worin auch Szenen mit Schweineherden vorkamen. Genau wie es früher in Westeuropa war, sieht man den Hirt mit seinem angelernten Hund, Horn und Hirtenjungen' durch das Dorf schreiten, regelmäßig in

273

sein Horn blasend, das in diesem Fall nicht mehr aus Baumrinde besteht, sondern ein altes Signalhorn der ehemaligen deutschen Wehrmacht ist (Riedl gibt aber in 1962 aus dem­selben Burgenland zwei Bilder von gegenwärtigen Schweinehirten, wobei der eine noch in ein altertümliches, großes Rinderhorn bläst). Aus allen Bauernhöfen kommen zögernd und schnüffelnd, sichtlich etwas eingeschüchtert durch die schnurrenden Aufnahmege­räten des österreichischen Fernsehens, die Schweine hervor, sich allmählich anschließend zu einer ganzen, recht großen Herde, die aus dem Dorf in die Felder zieht, und später am Abend wieder heimkehrt. Bei einer Anfrage ob der Schweinehirt auch heute noch in diesem Frankenau rundzöge, bekam ich als Antwort, daß das tatsächlich noch der Fall war; nur hatte der Sohn des alten Schweinehirten nun seinen Vater abgelöst: Mein freundlicher Auskunftgeber schrieb mir:

Jedes Jahr, am 10. oder 11. November, besucht der Schweinehirt von Frankenau abends alle jenen Bauern, die ihre Schweine in die Herde treiben. Der Hirt tritt ins Zimmer, grüßt mit den Worten 'Hvaljen budi Jezus Kristus' [gelobt sei Jesus Chris­tus], und spricht darauf: 'Koliko lisca na ovom bicisnju koliko prascicev u stali!' [Soviele Knoten in dieser Peitsche, soviele Ferkel im Stall!]. Dabei übergibt er dem Hausherrn den Peitschenstiel und empfängt 10 Schilling pro Mutterschwein, das er gehegt hat. Der Hirt bedankt sich, und er verläßt das Zimmer mit dem gleichen Gruß mit dem er gekommen war.

Der Schweinehirt von Frankenau hieß Franz Fazekas und sein Sohn Vinzenz Fazekas. Inzwischen bläst der Vinzenz die Trompete viel schöner als sein Vater es tat, und mit seinen Diensten sind die Bauern recht zufrieden . . .

274

Textquellennachweis, Bildquellenverzeichnis und Sachregister

Tekstquellennachweis

Einleitung (S. 9) Grimm, J. u. W., 1885. Deutsches Wörterbuch. Leipzig. Bd. VI: 1712. Kluge, F., 1963. Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Berlin. S. 465. Lange, A., 1967. Zur Schweinehaltung, einschließlich Erkrankungen der Schweine in den Graf­

schaften Wittgenstein in den Jahren 1562-1837. Vet. Diss. Hannover. S. 56. Lappe, J., 1908. Die Bauernschaften der Stadt Geseke. Unters, dt. Staats- u. Rechtsgesch. 97: 122. Shaw, E., 1936. Swine Production in the Corn Belt of the United States. Econ. Geogr. 12: 359.

Aus den ältesten Kulturgebieten (S. 13) Ball, C.J., 1894. Tammuz, the Swine God. Proc. Soc. bibl. archaeol. 16: 195. Bassus Friso, Hilarius, 1735. Westphaalse Oudheden. 'Collibus Usipetri'; im Universitätsbi­

bliothek zu Leiden (Holland). Braidwood, R.J., 1960. The Agricultural Revolution. Scient. Am. 203: 131. Brentjes, B., 1965. Die Haustierwerdung im Orient. Wittenberg-Lutherstadt, S. 31ff. Eilers, W., 1932. Die Gesetzstele Chammurabis. Der alte Orient, 31, 1. Flinders Pétrie, W.M., G.A. Wainwright u. A.H. Gardiner, 1913. Torkhan I and Memphis V.

London. S. 33. Frankfort, H., 1933. The Cenotaph of Seti I at Adybos. London. Bild 55. Frazer, J.G., 1955. The Spirit of the Corn and of the Wild. London. Bd. II: 16ff. Gardiner, A., 1916. The Defeat of the Hyksos by Kamose. J. Aeg. Archeol. 3: 95. Gardner Wilkinson, J., 1878. Manners and Customs of the Ancient Egyptians. London, Bd. Ill:

167. Grenfell, B. P., A.S. Hunt u. D.G. Hogarth, 1900. Fayûm Towns and their Papyri. London.

S. 259, Nr. 108. Grenfell, B.P., A.S. Hunt u. J. Gilbart Smyly, 1902. The Tebtunis Papyri. London, Bd. I: 27. Hilzheimer, M., 1934. Eine altsumerische Fauna. Forsch. Fortschr. 10: 336. Langdon, S.H., 1931. The Mythology of all Races. Boston, Bd. V: 131ff. Menghin, O., 1931. Weltgeschichte der Steinzeit. Wien. S. 274fT. Müller, A. von u. W. Nagel, 1968. Ausbreitung des Bauern- und Städtertums, sowie Anfänge

von Haustierzucht und Getreidebau im Orient und Europa. Berl. Jb. Vor- u. Frühgesch. 8: 1.

Murray, J., 1968. Some Aspects of Ovicaprid and Pig Breeding in Neolithic Europe. In: J.M. Coles u. D.D.A. Simpson. Studies in Ancient Europe. Leicester.

Newberry, P.E., 1928. The Pig and the Cult-Animal of Set. J. Egypt. Archaeol. 14: 211. Reed, C. A., 1969. The Pattern of Animal Domestication in the Prehistoric Near East. In: P.J.

Ucko u. G.W. Dimbleby. The Domestication and Exploitation of Plants and Animals. London. S. 371.

Rushdy, M.E., 1911. The Treading of Sown Seed by Swine. Ann. Serv. Antiq. Egypte 11: 162. Schwenzer, W., 1917. Das geschäftliche Leben im alten Babylon. Der alte Orient 16, 1: 28. Sethe, K., 1906. Urkunden der 18. Dynastie. Leipzig. Bd. I: IV, 75. Smith, S., 1937. Early Sculptures from Iraq. Br. Mus. Q. 11: 72. Speiser, E.A., 1935. Excavations at Tepe Gawra I. Philadelphia. S. 123, Bild LVII, Nr. 25. Streck, M., 1916. Assurbanipal. In: Vorderasiatische Bibliothek. Leipzig. Bd. VII, 2: 39. Tylor, J. J. u. F.L. Griffith, 1894. The Tomb of Paheri at El-Kâb. London. Bild 3. Vaux, R. de, 1958. Les sacrifices de porcs en Palestine et dans l'ancien Orient. Z. alttestam. Wiss.

Bei h. 77: 250. Vogelsang, F. u. A.H. Gardiner, 1908. Die Klagen des Bauern. Leipzig. S. 15. Winckler, H., 1903. Himmels- und Weltenbild der Babylonier. Der alte Orient 3, 2/3: 42. Wreszinsky, W., 1923. Atlas zur altägyptischen Kulturgeschichte. Leipzig. S. 97 (a-b). Zeuner, F.E., 1967. Geschichte der Haustiere. München. S. 26.

277

Die Quellen des klassischen Altertums (S. 29) Bérard, V., 1924. L'Odyssée. Paris. Bd. II. Boldetti, N.N., 1720. Osservazioni sopra i cimiteri de S.S. Martin ed antichi christani di Roma.

Bd. II: 376. Brizio, E., 1898. Bologna - Inscrizioni dagli scavi nell'alveo del Reno. Atti Accad. Lincei V, 2a:

479. Cabrol, N.N. u. N.N. Leclercq, 1939. Dictionnaire d'Archéologie chrétienne, Paris. Unter

'Porcarius'. Colerus, J., 1593. Oecönomia oder Hausbuch. Wittemberg, Kap. CXIff. Corpus Inscriptionum Latinarum, 1902. Berlin. Bd VI, 4: 3484 (Nr. 33.900). Dacier, Madame, 1717. L'Odyssée d'Homère. Amsterdam. Bd. II: 263. Daremberg, C. u. E. Saglio, 1926. Dictionnaire des Antiquités. Paris. Bd. IV. Unter 'Lanio'. Deubner, L., 1932. Attische Feste. Berlin. S. 44. Freedman, H., 1951. Genesis (Toledoth) in: Midrash Rabbah. London u. Bournemouth. Bd. II:

563ff. Fröhner, E. u. R. Völker, 1950. Lehrbuch der Toxikologie für Tierärzte. Stuttgart. S. 325. Geszner, C , 1563. Thierbuch. Zürich. S. 143ff. Gnecchi, C , 1912.1 Medaglioni Romani. Bd. II: 22; Bd. III: Tafel 55, Nr. 8. Grauvogel, A., 1968. Aufgaben der Verhaltensforschung beim Schwein. Berl. Med. Tierärztl.

Woch. 81: 143. Györffy, S., 1938. Die extensive ungarische Viehhaltung. Ung. Jb. 18: 318. Hartwig, P., 1893. Die griechischen Meisterschalen. Berlin. Bilderatlas Tafel 3: 2. Marucchi, O., 1912. I monumenti egizi ed i monumenti christiani recentemente sistemati nel

Museo Capitolino. Bull. Comm. Archaeol. Roma 40: 177; Tafel 8, Nr. 16. Marx, M.J., 1784. Geschichte der Eicheln und Erfahrungen über die Diät und den medizinischen

Gebrauch derselben. Dessau. S. 78ff. Nolhac, P. de, 1896. Le Virgile du Vatican et ses peintures. Not. Extr. Manuscr. Bibl. Nat. 35: 777. Philippi, F., 1907. Landrechte des Münsterlandes. Münster. Bd. I: 138. Probst, P., 1912. Westfalen in der Kritik des XVIII. Jahrhunderts. Inaug. Diss. Münster. Rochholz, E.L., 1877. Aargauer Weisthümer. Aarau, S. 160. Rohde, E., 1870. Unedirte Lucianscholien, die attischen Thesmaphorien und Haloen betreffend.

Rhein. Mus. Philolog. 25: 548. Schröder, R.A., 1952. Gesammelte Werke. Berlin/Frankfurt a.M. Bd. IV u. V. Scott Ryberg, I., 1955. Rites of the State Religion in Roman Art. Mem. Am. Acad. Rome 22. Simrock, C , 1850. Das deutsche Räthselbuch. In: Die deutschen Volksbücher. Frankfurt a.M.

Bd. VII: 271ff. Stählin, A., 1957. Die Beurteilung der Futtermittel. Radebeul/Berlin. S. 232. Wace, A.J.B. u. F.H. Stubbings, 1962. A Companion to Homer. London. S. 524f. Waldweide in Lauenförde, 1919. Dt. landwirt. Presse 46: 247. Walters, H.B., l892/'93. Odysseus and Kirke on a Boeotian Vase. J. hell. Stud. 13: 77. Wildhaber, R., 1951. Kirke und die Schweine. Arch, suisse Trad. pop. 47: 233. Zielinski, T., 1884. Der Feueranbiäser. Rhein. Mus. Philol. 39: 73.

Aus dem frühen Mittelalter (S. 59) Anton, K.G., 1799. Geschichte der teutschen Landwirthschaft. Görlitz. Bd. I: 433. Bächtold-Stäubli, H., 1931/'32. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. Berlin/Leipzig.

Bd. IV: 125f. Bahlmann, P., 1898. Münsterländische Märchen, Sagen, Lieder und Gebräuche. Münster. S. 304. Béres, A., 1961. Treiber und Treibgeräte der Hirten auf den Pußten in der Umgebung von

Debrecen. In: L. Földes. Viehzucht und Hirtenleben in Ost-Mitteleuropa. Budapest. S. 505ff. Beyerle, F., 1936. Gesetze der Burgunder. Weimar. Beyerle, F., 1962. Leges langobardorum (643-866). Witzenhausen. Bd. I u. II. Boretius, A., 1783. Capitularia regum francorum. Hannover. Bd. I, Nr. 32 (Capitulare de Villis). Bromwich, R., 1961. Trioedd Ynys Prydein. Cardiff. S. 47ff. Canciani, P., 1785. Barbarorum leges antiquae. Venedig. Bd. III: 94.

278

Darby, H. C , 1934. Doomesday Woodland in East Anglia. Antiquity 8:211. Darby, H.C., 1952. The Doomesday Geography of Eastern England. Cambridge. Dillon, M., 1951/'52. The Taboos of the Kings oflreland. Proc. R. Ir Acad. 54: 1. Dillon, ML, 1962. Lebornacert. Dublin. S. 13, 148. Dulaure, J.A., 1909. Die Zeugung in Glaube, Sitten und Bräuche der Völker. Leipzig. S. 165. Eckhardt, K.A., 1934. Rechte der Alemannen. Weimar. Eckhardt, K.A., 1953. Lex salica. Weimar. Eckhardt, K.A., 1958. Lex alamanorum I. Göttingen. Eckhardt, K.A., 1958. Gesetze der Angelsachsen. Göttingen. Eckhardt, K.A., 1962. Lex alamanorum II. Witzenhausen. Elliott, R.W.V., 1959. Runes. Manchester. S. 36. Folkien, C , 1960. The Saga of King Heidrik the Wise. London. S. 31. Geßner, C , 1563. Thierbuch. Zürich. S. 145. Graves, R., 1957. The Greek Myths. Edinburgh. Bd. I: 94. Grienberger, T., 1921. Das angelsächsische Runenlied. Anglia 45: 201. Grimm, J., 1840/'66. Weisthümer. Göttingen. Grimm, J., 1844. Schwedische Volkssagen. Z.dt. Altert. 4: 506. Grimm, J., 1875. Deutsche Mythologie. Berlin. Bd. II: 555; Bd. III: 454. Grimm, W.C., 1821. Über deutsche Runen. Göttingen. S. 232. Gubernatis, A. de, 1872. Zoological Mythology. London. Bd. II: Iff. Gunda, B„ 1961. Ergebnisse, Probleme, Aufgaben. In: L. Földes. Viehzucht und Hirtenleben in

Ost-Mitteleuropa. Budapest. S. 7. Guthmundsson, B., 1967. The Origin of the Icelanders. Lincoln. Habets, J., 1891. Limburgsche wijsdommen. 's-Gravenhage. Hamper, W., 1821. Observations on the Seal of Evesham Abbey in Worcestershire. Archaeologia

19: 66 u. Bild V. Haralds Konungs Hardrada Sigurdar Sonar saga, 1831. In: Formanna Sögur, eptir gömlum

handritum ütgefnar at tilhlutun hins konungliga norzaena Fornraed felags. Kopenhagen, Bd. VI: 257f.

Hauck, A., 1920. Kirchengeschichte Deutschlands. Leipzig. Bd. Ill: 83. Heidreks saga, 1924. Kopenhagen. S. 129. Hervieux, L., 1893. Les fabulistes latins depuis le siècle d'Auguste jusqu'à la fin du moyen-âge.

Paris. Bd. II: 639 (Nr. 119, Romulus Angelus). Hickes, G., 1705. Linguarum Veterum et septentrionalum thesaurus grammatico - Criticus et

archaeologicus. Oxford. Bd. I: 135. Jacobeit, W., 1960. Schafhaltung und Schäfer. Berlin. S. 390. Jahn, U., 1884. Die deutschen Opfergebräuche bei Ackerbau und Viehzucht. Breslau. S. 25. Jones, G. u. T. Jones, 1949. The Mabinogion. London. S. 56. Kemble, J.M., 1840. On Anglo-Saxon Runes. Archaeologia 28: 327. Kershaw Chadwick, N., 1927. An early Irish Reader. Cambridge. Kuhn, A., 1843. Märkische Sagen und Märchen. Berlin. S. 11. Kuhn, A., 1859. Sagen, Gebräuche und Märchen aus Westfalen. Leipzig. Bd. I: 335, Bd. II: 119fT. Kummer, B., 1959. Die Lieder der Codex Regius. I. Die Dichtung von Helgi und der Walküre.

Zeven. S. 22. Legros, S., 1947. L'organisation des troupeaux et du 'herdage'. Enquêtes Mus. Vie wallone 4: 347. Leibnitz, G.G., 1707. Scriptores rerum brunsvicensium. Hannover. Bd. I: 111. Lewis, P., 1811. Ancient and modern state of the New Forest. London. S. 149, 151, 209. Lohmeyer, K., 1913. Brauch bei Viehseuchen in der Gegend von Nahe, Mosel und Saar. Z. Ver.

Volkskunde 23: 59. Luhmann, F., 1965. Tierknochenfunde aus der Stadt auf dem Magdalenenberg bei Klagenfurt

in Kärnten. III. Die Schweineknochen. Klagenfurt. Migne, J.P., 1852. Patrologiae cursus completus. Paris, Bd. 121, S. 630f. Monsen, E., 1932. Heimskringla. Cambridge. S. 505. Müllenhoff, K. u. W. Scherer, 1892. Denkmäler deutscher Poesie und Prosa aus dem VIII.-XII.

Jahrhundert. Berlin. Bd. I: 59ff. Muller, S. u. A.C. Bouman, 1920. Oorkondenboek van het Sticht Utrecht. Utrecht. Bd. i: 77, 137.

279

Musset, L., 1965. Introduction à la runologie. Paris. S. 121. Nanninga, O., 1963. Neue Funde des Schweines auf dem keltischen Oppidum von Manching.

München. Opitz, G., 1958. Die Schweine des Latène-Oppidums Manching. München. Placcaerten, Ordonnantién, Landt-Charters, Privilegiën ende Instruction van Brabandt, 1677.

Brüssel. S. 61. Powell, T.G.E., 1958. The Celts. London. S. 146, 270. Rantasalo, A.V., 1945. Der Weidegang im Volksaberglauben der Finnen 1. Die Vorbereitungen

für das Viehaustreiben. F(olklore) F(ellows) C(ommunications), Helsinki. 134: 45. Rantasalo, A.V., 1947. Der Weidegang im Volksaberglauben der Finnen II. Die Hinausführung

des Viehes auf die Weide. F.F.C. Helsinki. 135: 54, 234. Rantasalo, A.V., 1953. Der Weidegang im Volksaberglauben der Finnen III. Viehhüten und

Weidegang. F.F.C. Helsinki. 143: 4, 7, 31 f. Saxo Grammaticus, 1886. Gesta Dannorum. Herausgegeben von A. Holder. Straßburg. Buch III. Schneider, K., 1956. Die germanischen Runennamen. Meisenheim. S. 290. Scott, W., 1893. Ivanhoe. London. S. 6, 25. Sievers, E., 1892. Sonargoltr. Beitr. Gesch. dt. Sprache Lit. 16: 540. Sloet, L.A.J.W., 1887. De dieren in het Germaansche volksgeloof en volksgebruik. 's-Gravenhage.

S. 180. Thurneyssen, R. u. N. Power., 1936. Studies in early Irish Law. Dublin/London. S. 33. Trow-Smith, R., 1967. Life from the Land. London. S. 58, 116. Vendryes, J., 1948. La religion des Celtes. Paris. S. 281ff. Vogt, W.H., 1914. Die Geschichte von den Leuten aus dem Seetal. Thule-Serie. Jena. S. 114. Wandalbertis, 1884. Carmina Prumiensis. In: Monumenta Germaniae Historica: Poeta latini.

Berlin. Bd. II: 614. Warnke, K., 1900. Die Fabeln der Marie de France. Halle. S. 257. Warnke, K., 1925. Die Lais der Marie de France. Halle. S. 238. Werner, J., 1949. Die Eberzier von Monceau-le-Neuf. Acta archaeol. 20: 248. Wohlhaupter, E., 1936. Gesetze der Westgoten. Weimar. S. 242ff. Wolzogen, H. von, 1875. Die Edda. Leipzig. S. 162ff.

Aus dem späten Mittelalter (S. 99) Angelicus, Bartholomeus, 1601. De rerum proprietatibus. Frankfurt. S. 1104. Bär, M., 1898. Urkunden und Akten der Stadt Koblenz. Bonn. S. 54, 137, 214. Bassus, Cassianus, 1895. Geoponicorum sive de re rustica. Leiden. Lib. XIX Cap. 6-9. Beckmann, J., 1806. Grundsätze der teutschen Landwirthschaft. Göttingen. S. 629. Bellovacencis, Vincentius, 1624. Speculum naturale. Douai. S. 1370. Bode, G., 1900. Urkundenbuch der Stadt Goslar. Halle. Bd. III: 174. Cate, C.L. ten, 1970. Mittelalterliche Schweine mit einem weißen Gurt. Z. TierzüchtungZüchtungs-

biol. 87: 220. Celle, 1868. Ältestes Privilegium der Stadt. Z. hist. Ver. Niedersachsen, S. 403. Crescentius, P. de, 1548. De omnibus agriculturae partibus et de plantarum animaliumciue natura

et utilitate. Basel. Evans, E.P., 1906. The Criminal Prosecution and Capital Punishment of Animals. London. S.

342ff. Foerste, W., 1969. Germanisch 'war'-'wehr' und seine Sippe. Niederdt. Wort 9(2): 41. Frazer, J.G., 1955. The Golden Bough. V. The Spirits of the Corn and of the Wild. London. S.

270ff. Frischbier, H., 1864. Preußische Sprichwörter. Königsberg. Nr. 269. Froehner, R., 1954. Kulturgeschichte der Tierheilkunde. Konstanz. Bd. II: 6. Grand, R., 1950. L'agriculture au moyen-âge. Paris. Bd. III: 506flf. Grimm, J., 1840/66. Weisthümer. Göttingen. Habets, J., 1891. Limburgsche wijsdommen. 's-Gravenhage. S. 379. Herbillon, J., 1947. Le herdage en Hesbaye liégoise sous l'ancien régime. Enq. Mus. Vie wall. 4:

278.

280

Heresbach, C.H., 1571. De Re Rustica Libri Quator. Köln. Unter De Saginandis Porcis. Hoederath, H.T., 1928. Das Rellinghauser Land- und Stoppelrecht. Beitr. Gesch. Stadt Stift

Essen 46: 397. Hörmann, K., 1916. Herdengeläute und seine Bestandteile. IV. Hütewesen und Hirten. Hessische

Bl. Volksk. 15: 1. Hulshoff, A.L., 1967. Het markeregt van Losser. Kampen. Janssen de Limpens, K.J.T., 1965. Rechtsbronnen van het Gelderse Overkwartier van Roermond.

Utrecht. Joosting, J.G.C., 1915. Willekeuren van Drentsche marken. 's-Gravenhage. Jullian, C , 1914. Histoire de la Gaulle. Paris. Bd. II: 264. Kindlinger, N., 1790. Münsterische Beiträge zur Geschichte Deutschlands, hauptsächlich West­

falens. Münster. Bd. II (Abt. Urkunden) 3. Lange, A., 1967. Zur Schweinehaltung, einschließlich Erkrankungen der Schweine in den Graf­

schaften Wittgenstein in den Jahren 1562-1837. Vet. Diss. Hannover. S. 70. Lappe, J., 1908. Die Bauernschaften der Stadt Geseke. Unters, dt. Staats- u. Rechtsgesch. 97: 122. Leitzmann, A., 1898. Die Fabeln Gerhards von Minden. Halle. S. 111. Lohnregistern der Stadt Hannover, Ergebnisse aus mittelalterlichen, 1867. Z. hist. Ver. Nieder­

sachsen. S. 179ff. Lübeckisches Urkundenbuch, 1843. Lübeck. Bd. I: 17. Mannhardt, W., 1868. Die Korndämonen. Berlin. Mannhardt, W., 1884. Mythologische Forschungen. Straßburg. Megenburg, K. von, 1861. Das Buch der Natur. Herausgegeben von F. Pfeiffer. Stuttgart. S.

323ff. Moulé, L., 1907. Le folklore et la médecine des animaux. Rev. gén. Méd. vét. 10: 313. Perrière, G. de la, 1539. Le theatre des bons engins. Paris. S. 546. Reitsma, G.G., 1935. Zoologisch onderzoek der Nederlandsche Terpen. Bd. II. Het varken.

Wageningen. Richter, W., 1907. Der Übergang des Hochstifts Paderborn an Preußen. Z. vaterl. Gesch.

Alterumsk. 65, 2: 58. Schmid, B., 1937. Zur Psychologie des Treibens und Hütens. Z. Tierpsychol. 1: 241. Schmidt, L., 1960. Das Stachelhalsband des Hirtenhundes. Dt. Jahrb. Volksk. 6: 154. Shaw, E., 1936. Swine production in the Corn Belt of the United States. Econ. Geogr. 12: 359. Sloet, J.J.S., 1911/12. Gelderse markerechten. 's-Gravenhage. Sloet, L.A.J.W., 1871. Van al's. Arnhem. S. 128ff. Stadler, H., 1916. Albertus Magnus de Animalibus Libri XXVI. Münster. Bd. I: 517, 542. Szabó, M., 1970. Herdar och husdjur. Diss. Lund. S. 122, 143ff. Thieß, W., 1911. Niedersächsisches Bauerntum. Hannover. S. 49. Tusser, T., 1557. Hundred Points of Good Husbandry. London; 2. Ausgabe, 1710: Five Hundred

Points of Good Husbandry. Warnke, K., 1925. Die Lais der Marie de France. Halle; unter: Guingamor, 157ff. Weimann, K., 1911. Die Mark- und Walderbengenossenschaften des Niederrheins. Unters, dt.

Staats- Rechtsgesch. 106: 105.

Die Schweineheiligen (S. 139) Andräsfalvy, B., 1961. Viehhaltung in einem Überschwemmungsgebiet der Donau im 18. und 19.

Jahrhundert. In: L. Földes. Viehzucht und Hirtenleben in Ost-Mitteleuropa. Budapest. S.516. Andrée, R., 1901. Votive und Weihegaben des katholischen Volks in Süddeutschland. Braun­

schweig. S. 51 ff, 165ff. Baillet, A., 1724. Les vies des Saints. Paris. Bd. III: 412. Beda Kleinschmidt, P., 1931. Antonius von Padua. Düsseldorf. S. 250, 381. Beda Venerabilis, 1612. Opera. Köln. Bd. I: 378. Busch, W., 1870. Der heilige Antonius von Padua. Lahr. S. 64ff. Butler, N., 1956. Lives of the Saints. London. Cahier, C , 1867. Caractéristiques des saints dans l'art populaire. Paris. Bd. II: 604, 704îf. Chalon, J., 1921. Fétiches, idoles et amulettes. Namen. Champion, C , 1922. Saint Antoine, Paris.

Chaumartin, H., 1930. Le compagnon de Saint Antoine. Aesculape 20: 233. Clauß, J.M.B., 1935. Die Heiligen der Elsaß. Düsseldorf. S. 151. Cock, A. de, 1891. Volksgeneeskunde in Vlaanderen. Gent. S. 314. Cock, A. de, 1894, 1895/96. Volksgebruiken en volksgeloof. Volkskunde 7: 11, 8: 61. Cock, A. u. I. Teirlinck, 1911. Brabantsen sagenboek. Gent. Bd. II: 195. Delrio, M., 1599. Disquisitionum Magicarum. Löwen. Bd. I l l : 182 ff. Fontaine, E. de la, 1883. Luxemburger Sitten und Bräuche. Luxemburg. S. 112. Froehner, E., 1920. Kompendium der speziellen Pathologie und Therapie für Tierärzte. Stuttgart.

S. 252. Froehner, R„ 1922, 1924. Die Tierheiligen. Dt. tierärztl. Wschr. 30: 180, 32: 130. Fuß, M., 1878. Über die Sitte dem hl. Antonius Schweinsköpfe zu opfern. Mschr. Gesch. Westdt.

4: 280. Gersdorff, H. von, 1517. Feldbuch der Wundarztney, Straßburg. Faksimile Nachdruck mit Ein­

leitung von J. Steudel, 1967 (Darmstadt), fol. LXV vo. Gugitz, G„ 1949. Das Jahr und seine Feste im Volksbrauch Österreichs. Wien. Bd. I: 42ff.,

II: 81, 169, 335. Guiart, J., 1923. Les saints guérisseurs et la médecine vétérinaire en Bretagne. Bull. Soc. vét.

Lyon 26: 209. Guiart, J., 1930. Saint Florentin, le guérisseur des fous. Aesculape 20: 138. Hattemer, H., 1844. Denkmahle des Mittelalters. St. Gallen. Bd. I: 410. Hoefler, M., 1891. Die Kalenderheiligen als Krankheitspatrone beim bayerischen Volk. Z. Ver.

Volksk. 1: 299. Janssen, M.J., 1916. De vereering van den H. Abt Antonius. Publ. Soc. hist, archaeol. Limbourg.

52: 189. Kaftal, G., 1952. Iconography of the Saints in Tuscan Painting. Florenz. S. 204f. Kerler, D.H., 1905. Die Patronate der Heiligen. Ulm. S. 325, 357, 390. Knippenberg, W., 1957. Oude kapellen in Noord-Brabant. Brabants Heem 9: 33, 77. Kriß, R., 1930. Volksreligiöse Opferbräuche in Jugoslavien. Ost. Z. Volksk. 35: 59. Kuhn, A., 1859. Sagen, Gebräuche und Märchen aus Westfalen. Leipzig. Bd. II: 212. Lambrechts van Doren, G., 1960. Wij en ons heem. Ons Heem 15: 105. Legros, E., 1947. L'organisation des troupeaux et du 'herdage'. Enquêtes Mus. Vie wall. 4:

347. Legros, E., 1948. Les maladies portant le nom du saint guérisseur. Enquêtes Mus. Vie wall. 5: 96. Meyer, M. de, 1968. Beschermheiligen en bedevaarten voor het vee. Volkskunde-atlas voor

Nederlanden Vlaams-België, H. 3. Millour, G., 1950. Les saints guérisseurs et protecteurs du bétail en Bretagne. Paris. Moulé, L., 1907, 1910. Le folklore et la médecine des animaux. Rev. gén. méd. vét. 10: 313,15: 161.

723. Pictorius, G., 1562. Isagoge de materia daemonum. Lyon. Poll, W. van de, 1901. De St. Antonie-broederschap te Nijmegen. Geldersche Volksalmanak 67:

163. Réau, L., 1958. Iconographie de l'art chrétien. Paris. Rolland, E., 1882. La faune populaire de la France. Paris. Bd. V: 254. Sales Doyé, F. von, 1929. Heilige und Selige. Leipzig. Bd. I: 388,11:312, 473. Schauerte, H., 1948. Die volkstümliche Heiligenverehrung. Münster. S. 127. Schreiber, G., 1956. Irland im deutschen und abendländischen Sakralraum, Köln/Opladen. Schweinfurth, G., 1922. Auf unbetretenen Wegen in Ägypten. Hamburg/Berlin. S. I57ff. Sébillot, P., 1904/07. Folklore de France. Paris. Selzer, A., 1962. St. Wendelin. Mödling. Stokes, W., 1890. Lives of the Saints from the Book of Lismore. Oxford. S. 153. Valmont-Bomare, M., 1791. Dictionnaire d'histoire naturelle. Lyon. Bd. XII: 565. Wesselski, A., 1907. Heinrich Bebel's Schwanke. München/Leipzig. Bd. I: 82. Wouters, J., 1937. De heilige beschermers van het vee. Eigen Schoon Brabander 20: 60. Zender, M., 1959. Atlas der deutschen Volkskunde. Marburg. Neue Folge: 189.

282

Aus den letzten Jahrhunderten (S. 173) Amedick, B., 1909. Das Forst- und Jagdwesen im Hochstift Paderborn während des 17. und 18.

Jahrhunderts. Z. vaterl. Gesch. Altertumsk. 67,2: I. Aubin, H., 1912. Vier Holzordnungen des Chorbusches. Beitr. Gesch. Niederrheins 24: 199. Baasen, C , 1940. Wald und Bauerntum. Leipzig. S. 19. Béres, A., 1961. Treiber und Treibgeräte der Hirten auf den Pußten in der Umgebung von

Debreczen. In: L. Feldes. Viehzucht und Hirtenleben in Ost-Mitteleuropa. Budapest. S. 505ff.

Bock, H., 1556. Kreuterbuch. Straßburg. S. 415. Bondam, P., 1783. Charterboek der Hertogen van Gelderland. Utrecht. Bd. I, 3: 525, 583. Brillat-Savourin, J.A., 1846. Physiologie du gout. Paris. S. 387. Brouwers, J., 1964. De gemeentelijke varkenshoeder te Gelinden. Limburg 43: 253. Brunfels, O., 1532. Contrafayt Kreuterbuch. Straßburg. S. 163. Camerarius, G., 1627. Emblemata amatoria. Venedig. S. 44f. Capaccio, G.C., 1592. Delle impresse. Neapel. Bd. III: 58. Clapham, J.H. u. E. Power, 1942. The Cambridge Economic History. Cambridge. Bd. I: 16lf. Coleman, J., 1887. The Cattle, Sheep and Pigs of Great Britain. London. S. 425ff. Colerus, J., 1593. Oeconomia oder Hausbuch. Wittemberg. Court-Rolls of the Manor of Scotter, 1881. Archaeology 46: 384. Coutance, A., 1873. Histoire du chêne. Paris. S. 13, 238, 486. Covarrubias Orozco, S. de, 1613. Emblemas morales. Madrid. Bd. Ill: 224. Evelyn, J., 1662. Sylva or a Discourse on Forest Trees. London. S. 57, 80, 199ff. Förstemann, E., 1916. Altdeutsches Namenbuch. Bonn. Bd. II, 2: 677. Grimm, J., 1840/'66. Weisthümer. Göttingen. Kindlinger, N., 1790. Münsterische Beiträge zur Geschichte Deutschlands, hauptsächlich West-

phaiens. Münster. Bd. II (Abt. Urkunden): 3. Lange, A., 1967. Zur Schweinehaltung, einschließlich Erkrankungen der Schweine in den Graf­

schaften Wittgenstein in den Jahren 1562-1837. Vet. Diss. Hannover. S. 58, 62, 81, 149. Lappe, J., 1908. Die Bauernschaften der Stadt Geseke. Unters, dt. Staats. Rechtsgesch. 97. Legros, E., 1947. L'organisation des troupeaux et du 'herdage'. Enquêtes Mus. Vie wallone 4: 347. Lennep, J. van u. J. ter Gouw, 1868. De Uithangteekens. Amsterdam. Bd. II: 245, 343. Lessing, G.E., 1886. Sämtliche Schriften. Stuttgart. Bd. I: 200ff. Lewis, P., 1811. Ancient and Modern State of the New Forest. London. S. 149, 151, 209. Lindemans, L., 1946. Over twee woordfamilies in plaatsnamen. Versl. Meded. K. Vlaamse

Acad. Taal Letterk. S. 81. Lonicerus, A., 1630. Kreuterbuch. Frankfurt a.M. S. 89, 590. Loon, W. van, 1701. Groot Gelders Placaet-Boeck. Nijmegen. Bd. I: 560. Markeregt van de Lutte, 1878. Overijsselsche Stad-, Dijk- en Markeregten. Zwolle. Bd. Ill, 12. Münster, S., 1567. Cosmographia oder Beschreibung aller Länder. Basel. S. 1254. Picinello, P., 1695. Mundus Symbolicus. Köln. Bd. V: 420. Placcaerten, Ordonnantien, Landt-Charters, Privilegien ende Instructien (van Brabandt), 1677.

Brüssel. S. 61. Poot, H.K., 1750. Het groot natuur- en zedekundigh wereldtoneel. Delft. Bd. I: 565. Ripa, C , 1644. Iconologia of uytbeeldingen des Verstands. Amsterdam. S. 321. Schloemann, H., 1925. Beitrag zur Geschichte der Besiedlung und der Bevölkerung des Gebiets

der Angelbecker Mark im 16.-18. Jahrhundert. Mitt. Ver. Gesch. Landesk. Osnabrück 47: 232.

Schoonhovius, F., 1648. Emblemata. Gouda. S. 70. Serres, O. de, 1635. Le Theatre d'Agriculture. Rouan. S. 302ff. Smith, F., 1919. The early History of Veterinary Literature. London. Bd. I: 145. Sostman, N.N., 1873. Das alte Amt Calenberg. Z. hist. Ver. Niedersachsen. S. 266. Spencer, E., 1579. The Shepheards Calendar. In: The Works of Edmund Spencer; the Minor

Poems. 1943. Baltimore. Bd. I: 22f. Stoltzenaw, Holtzungdes Hauses. 1871. Z. hist. Ver. Niedersachsen. S. 239ff. Tusser, T., 1537. Hundred Points of good Husbandry. London. Tusser, T., 1710. Five Hundred Points of good Husbandry. London.

283

Der Nährwert und Ertrag von Eicheln und Bucheckern (S. 213) Blin, P.C. u. P. Cuq, 1956. L'intoxication par les glands. Réc. méd. vét. Éc. Alfort 132: 674. Bolle, C , 1891. Die Eichenfrucht als menschliches Nahrungsmittel. Z. Ver. Volksk. 1: 138. Braude, R. u. A.S. Foot, 1943. The Feeding of Acorns to Pigs. Agriculture, Lond. 50: 227. Bruijn, A.J. de, 1852. Handleiding tot het fokken en mesten van varkens. Amsterdam. S. 29. Buchoz, M., 1775. Dictionnaire Vétérinaire et d'Animaux domestiques. Paris. Bd. I: 583. Cobbet, W., 1830. Rural Rides. London. Bd. II: 491. Delvaux, E., 1936. Bucheckernußöl. Fette Seifen 43: 183. Dengler, A., 1935. Waldbau aus ökologischer Grundlage. Berlin. S. 207ff. Dodonaeus, E., 1618. Cruydt-Boeck. Leiden. S. 1291. Eckey, E.W., 1954. Vegetable Oils. New York. S. 384. Franz, F.C., 1821. Über die zweckmäßige Fütterung und Behandlung der zu Veredlung und

Mästung bestimmten Hausthiere. Dresden. S. 147. Futterwerttabellen der Deutschen Landwirtschaftlichen Gesellschaft, 1955. Frankfurt a.M. (unter

Eicheln). Gould, G.N. u. K.G. Morgan, 1934. Acorn Poisoning. Vet. Ree. 14: 33. Graßmann, G.L., 1775/'83. Berliner Beyträge der Landwirtschaftswissenschaft. Berlin. Bd. II:

315, Bd. VI, 1:49. Haie, T., 1756. A complete Body of Husbandry. London. Bd. IV: 392. Heuzé, G., 1882. Le porc. Paris. S. 140, 144. Howell, D.B., 1871. Acorn Poisoning. Veterinarian, Lond. 44: 10. Koch, A., 1885. Encyklopädie der gesammten Thierheilkunde. Wien/Leipzig. Bd. II: 16, 295, 441. Kuhn, A., 1859. Sagen, Gebräuche und Märchen aus Westfalen. Leipzig. Bd. II: 126. Lauprecht, G., 1875. Buchen- und Eichen-Samenjahre in Vergleich mit der Witterung. Z. Forst-

Jagd w. 7: 246. Lippe-Weißenfeld, A. zu, 1853. Die vollständige Schweinezucht. Leipzig. S. 33. Lonicerus, A., 1630. Kreuterbuch. Frankfurt a.M. S. 91. Marx, M., 1784. Geschichte der Eicheln, und Erfahrungen über die Diät und medicinischen

Gebrauch derselben. Dessau. S. 78ff. Megenburg, C. von. Das Buch der Natur. Bearb. von N.N. Pfeiffer. 1861. Stuttgart. S. 323ff. Meyer, E., 1931. Schweinezucht. Berlin. S. 121. Michaelis, N.N., 1911. Einiges zu der Buchernmast in 1909. Z. Forst- Jagdw. 43: 267. Nietsch, H., 1939. Wald und Siedlung im vorgeschichtlichen Mitteleuropa. Mannus-Bücherei,

Leipzig, Bd. 64. S. 112. Peters, F., 1880. Abhandlung über Schweinezucht und Schweinemast. Wismar. S. 28. Petrucci, E., 1947. Biometria e composizione chimica delle ghiande di aleune querce. Annali

Sper. agr., Nuova Serie 1: 343. Reul, A., 1892. Le gland du chêne. Ann. Méd. vét. 41: 633. Richter, W.R. u. R.M. Dingel, 1959/60. Acorn Poisoning in Cattle. Iowa St. Coll. Vet. 22: 30. Rochholz, E.L., 1867. Deutscher Glaube und Brauch im Spiegel der heidnischen Vorzeit. Berlin.

Bd. II: 49. Schoorl, P., 1938. Weet wat ge eet. Deventer. S. 24, 49. Schwappach, A., 1895. Die Samenproduktion der wichtigsten Waldholzarten in Preußen. Z.

Forst- Jagdw. 27: 147. Seeger, N.N., 1913. Ein Beitrag zur Samenproduktion der Waldbäume im Großherzogtum

Baden. Naturw. Z. Forst- Landw. 11: 529. Steyn, D.G., 1949. Vergiftiging van mens en dier. Pretoria. S. 45. Tailhardat, B., 1952. Les intoxications animales par le gland. Revue méd. vét. 103: 853. Thaer, A., 1812. Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Berlin. Bd. IV: 190, 373f. Tryon, E.H. u. K.L. Carvell, 1962. Acorn Production and Damage. Bull. W. Va. Univ. agric.

Exp. Stn 466-T (Jan.). Tscermak, L., 1950. Waldbau. Wien. S. 294ff. Viborg, E.N., 1823. Mémoires sur l'éducation, les maladies, l'engrais et l'emploi du porc. Paris.

S. 108. Watts, J., 1869. Acorn Poisoning. Veterinarian 42: 27. Wiesner, E., 1967. Ernährungsschäden der landwirtschaftlichen Nutztiere. Jena. S. 112f.

284

Zorn, W. u. K. Richter, 1927. Darf die Eichel in größeren Mengen an Mastschweine verfüttert werden? Dt. landwirt. Presse 54: 562.

Sprichwörter, Rätsel und Kinderspiele (S. 227) Abraham a Santa Clara, 1691. Judas, der Ertz-Schelm. Salzburg. Bd. I: 364f. Cock, A. u. I. Teirlinck, 1903. Kinderspel en kinderlust. Gent. Bd. HI: 140ff. Gomme, A.B., 1898. The traditional Games of England, Scotland and Ireland. London. Bd. II:

209. Kuske, B., 1949. Wirtschaftsgeschichte Westfalens. Münster. S. 55. Rheinisches Wörterbuch, 1948/58. Berlin. Bd. VII: 765f, 2039f. Rolland, E., 1882. Faune populaire de la France. Paris. Bd. V: 213f. Rosenfeld, H., 1958. Münchener Spielkarten um 1500. Bielefeld. Tafel IV. Rosenfeld, H., 1962. Das Schwein im Volksglauben und in der Spielkartenillustration. Börsenbl.

dt. Buchhandlung 18: 622. Sandwijk, G. van, 1847. Den beer hoeden. Prentenmagazijn voor de jeugd 6: 8. Schwäbisches Wörterbuch, 1920. Tübingen. Bd. V: 593f. Wander, K.F.W., 1876. Deutsches Sprichwörter Lexikon. Leipzig. Wehrhahn, K., 1909. Kinderlied und Kinderspiel. Leipzig.

In der Neuzeit (S. 239) Andräsfalvy, B., 1961. Viehhaltung in einem Überschwemmungsgebiet der Donau im 18. und 19.

Jahrhundert. In: L. Földes. Viehzucht und Hirtenleben in Ost-Mitteleuropa. Budapest. S. 588ff.

Beckmann, J., 1806. Grundsätze der teutschen Landwirthschaft. Göttingen. S. 512. Berchoux, J., 1805. La gastronomie, ou l'homme des champs à table. Paris. S. 75. Béres, A., 1961. Treiber und Triebgeräte der Hirten auf den Pußten in der Umgebung von

Debrecen. In: L. Földes. Viehhaltung und Hirtenleben in Ost-Mitteleuropa. Budapest. S. 505ff.

Bloomsfield, R., 1802. The Farmers Boy. London. Zeilen 4-50. Braude, R u. A.S. Foot, 1943. The Feeding of Acorns to Pigs. J. Min. Agric. Fish. 50: 227. Bürger, A., 1927. Eichelmast. St. landw. Presse 54: 686. Clark, G., 1947. Sheep and Swine in the Husbandry of Prehistoric Europe. Antiquity 21: 122. Colerus, J., 1593. Oeconomia oder Hausbuch. Wittemberg. S. 63. Code forestier, 1961. In: A. Dalloz. Codes d'audience. Paris. S. 253ff. Coutance, A., 1873. Histoire du chêne. Paris. S. 13, 238, 486. Eckstein, E., 1915. Zum Durchhalten der Schweine. Dt. landw. Presse 42: 209. Enklaar, D.T., 1932. Middeleeuwsche rechtsbronnen van Stad en Land van Gooiland. Utrecht.

S. 405. Firbas, F., 1949. Waldgeschichte Mitteleuropas. Jena. Bd. I: 74ff. Flannery, K.V., 1961. Early Village Farming in Southwestern Asia. A(merican) E(thnological)

S(ociety) Proceedings. S. 7ff. Frazer, J.G., 1955. The Golden Bough. London. Bd. 1-2: 7. Gilpin, W., 1808. Remarks on Forest Scenery. London. Bd. II: 112ff. Grimm, J., 1899. Deutsche Rechtsalterthümer. Leipzig. Bd. II: 552. Günther, CL., 1800. Das Ganze der Viehzucht. Leipzig. S. 589. Györffy, S., 1938. Die extensive ungarische Viehhaltung. Ung. Jb. 18: 318. Hahn, E., 1896. Die Haustiere und ihre Beziehungen zur Wirtschaft des Menschen. Leipzig. S. 216. Hamaker, H.G., 1876. Rekeningen der Grafelijkheid van Holland onder het Henegouwsche

Huis. Utrecht. Bd. I: 265, II: 21. Heeresverwaltung kauft Schweine. 1917. Dt. landw. Presse 44: 283. Hennebo, R., 1723. Rouwklachten van den Heere Jacobus Veenhuysen, beneevens de lof van de

jenever. Amsterdam. Herbillon, J., 1947. Le 'herdage' en Hesbaye liégoise sous l'ancien régime. Enquêtes Mus. Vie

wallone 4: 278. Herter, M. u. G. Wilsdorf, 1914. Die Bedeutung des Schweines für die Fleischversorgung. Berlin.

S. Iff.

285

Hörmann, K.., 1916. Herdengeläute und seine Bestandteile. IV. Hütewesen und Hirten. Hessische BI. Volksk. 15: 1.

Hoesch, F., 1911. Die Schweinezucht. Hannover. Bd. I: 109f, 132. Hornstein, F. von, 1951. Wald und Mensch. Ravensburg. S. 124. Jacobeit, W., 1961. Schafhaltung und Schafe in Zentraleuropa. Berlin. S. 112. Johns, CA., 1894. The Forest Trees of Britain. London. S. 24. Lange, A., 1967. Zur Schweinehaltung, einschließlich Erkrankungen der Schweine in den Graf­

schaften Wittgenstein in den Jahren 1562-1837. Vet. Diss. Hannover, S. 20. Larousse, P., 1884. Grand dictionnaire universel. Paris. Bd. XV: 560f. Leclainche, E., 1955. Histoire illustré de la medicine vétérinaire. Paris. Bd. I: 214. Legros, E., 1947. L'organisation des troupeaux et du 'herdage'. Enquêtes Mus. Vie wallone.

4: 347. Lehmann, F., 1915. Die Verwertung der Eichelmast 1914 auch ein Kriegserfolg. Dt. Landwirtsch.

Presse 42: 16. Lonkhuysen, J.P. van, 1909. Varkens in het bosch. Tijdschr. ned. Heidemaatsch. 21: 30. Maurizio, A., 1927. Die Geschichte unserer Pflanzennahrung. Berlin. S. 55ff. Michener, J.A., 1969. Iberia. Greenwich, Conn. S. 107. Nietsch, H., 1939. Wald und Siedlung im vorgeschichtlichen Mitteleuropa. Mannus-Bücherei

Bd. 64. Leipzig. S. 119. Pig-farming in Italy, 1962. Pig Fmg. 10: 45. Pinon, R., 1963. Contribution à l'étude du folklore poético-musical des pâtres en Wallonie.

Enquêtes Mus. Vie wallone 10: 19. Pira, A., 1909. Studien zur Geschichte der Schweinerassen, insbesondere derjenigen Schwedens.

Zool. Jb., Suppl. 10: 233. Raikes, R., 1967. Water, Weather and Prehistory. London. Rantasalo, A.V., 1945. Der Weidegang im Volksaberglauben der Finnen I. Die Vorbereitung für

das Viehaustreiben. F(olklore) F(ellows) C(ommunications), Helsinki. 134: 12. Rebière, J., 1967. La truffe du Périgord. Périgueux. S. 65ff. Riedl, A., 1962. Die Hirtenzunft im Burgenland. Wiss. Arb. Burgenl. 28: 34, 41. Rohde, O., 1860. Die Pflege und Benutzung des Hausschweins. Greifswald/Leipzig. S. 116ff. Roland, J., 1947. Les troupeaux communs d'autrefois à Gerpinnes. Enquêtes Mus. Vie wallone

4: 286. Sand, G., 1875. Le chêne parlant. Revue deux Mondes 45(11) 723. Zitiert nach P. Larousse, 1884.

Grand dictionnaire universel. Paris. Bd. XV: 560f. Schmidt, J., 1953. Züchtung, Ernährung und Haltung der landwirtschaftlichen Haustiere. Berlin/

Hamburg. Besonderer Teil, S. 147. Schütte, O., 1906. Hirtensignale. Z. Ver. Volksk. 16: 84. Sloet tot Oldhuis, B.W.A.E., 1846. Mededeeling omtrent de teelt van varkens en de verbetering

van het varkensras in Overijssel. Versl. Ie ned. landbouwhuishoudk. Congres, Zwolle, S. 45. Sloet tot Oldhuis, B.W.A.E., 1857. Een brief uit Bentheim. Tijdschr. Staatshuishoudk. 14: 99. Sommer, O. u. E. Scheper, 1942. Ausnützung der Waldweide durch Schweine. Forschungsdienst

13: 351. Thaer, A., 1812. Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Berlin. S. 406. Tringham, R., 1969. Animal Domestication in the Neolithic Cultures of the South-West Part of

European USSR. In: P.J. Ucko u. G.W. Dimbleby: The Domestication and Exploitation of Plants and Animals. London. S. 38Iff.

Viborg, E.N., 1823. Mémoires sur l'éducation, les maladies, l'engrais et l'emploi du porc. Paris. S. 108.

Waldweide für Schweine, 1915. Dt. landwirtsch. Presse 42: 47, 210, 348. Winkelman, B.J., 1909/10. Varkens in het bosch. Tijdschr. ned. Heidemaatsch. 21: 141, 22: 80. Youatt, W., 1847. The Pig. London. S. 42ff, 130. Zeuner, F.E., 1963. A History of Domesticated Animals. London. S. 21.

286

Bildquellenverzeichnis

1. Rijksmuseum van oudheden, Leiden (Kat. nr. I 94/9.30) 2. Nach Taylor & Griffith, 1894 3. Nach Newberry, 1928 4. Nach Gardner Wilkinson, 1878 5. Rijksprentenkabinet, Amsterdam (Deutsche Schule, 16. Jhr.) 6. Nach einer Bibel aus Antwerpen, 1783; Kunsthistorisch Instituut der Rijksuniversiteit,

Utrecht 7. Nach Speiser, 1935 8. British Museum, London (Nr. 12 88 91) 9. Originalaufnahme von P. Vons, Santpoort (Holland)

10. Nationalmuseum, Athen (Nr. 1428; alte Nr. 1695) 11. British Museum, London (Nr. B 77-8) 12. Nach Hartwig, 1893; Musée du Louvre, Paris (Kat. nr. G 112) 13. Kupferstich aus Madame Dacier's französischen Bearbeitung der Odysee, 1717; Konink­

lijke Bibliotheek, 's-Gravenhage 14. Archivbild des Deutschen Archaeologischen Instituts, Rom 15. Vergilius-Ausgabe von Sacon, Lyon, 1517. S. 72-vo; Stadsbibliotheek, Maastricht (Kat. nr.

177-E-2) 16. Nach Nolhac, 1896; Codex Vaticanus von Vergilius' Aeneis, 4. Jhr., fol. 69-ro 17. Nach Gnecchi, 1912; Cabinet des médailles, Paris 18. Pig-Farming 3 (Sep.), 38, 1955 19. Nach Zielinski, 1884; Nationalmuseum, Neapel 20. Nach Boldetti, 1720; Kunsthistorisch Instituut der Rijksuniversiteit, Utrecht 21. Rijksmuseum van oudheden, Leiden; Sammlung Corazzi (Kat. nr. Co. 17) 22. Musée du Louvre, Paris (Kat. nr. Ma 1096); Aufnahme Chuzeville 23. Museo Civico, Bologna (Kat. nr. G 248/6610) 24. Nach Geszner's Thierbuch, 1563, S. 145; Universiteitsbibliotheek, Utrecht 25. Stift zu Sankt Gallen (Schweiz) (Kodex nr. 728) 26. Stift zu Sankt Gallen (Schweiz) (Kodex nr. 728) 27. Ms. der Universiteitsbibliotheek, Utrecht (Ms. 32, fo. 47) 28. Nach Hickes, 1705 29. Nach Darby, 1952 30. British Museum, London (Julius-Handschrift A-VI, fol 17) 31. Nach Monsen, 1932 32. Rijksprentenkabinet, Amsterdam (Sammlung Volksbilder 17. Jhr.) 33. Statens Historiska Museum, Stockholm (Kat. nr. S H M 4328); Aufnahme A T A, Stock­

holm 34. Rijksmuseum van oudheden, Leiden (Kat. nr. K 1956/7.1) 35. Privatsammlung Schilstra, Bergen (Holland) 36. Privatsammlung Ten Cate, Utrecht 37. Nach Brandt, S., Das Narrenschiff, Basel, 1494, S. M-vo; Frantzen-Instituut der Rijks­

universiteit, Utrecht 38. Musée des antiquités nationales, St. Germain-en-Laye (Saal X, Vitrine 7) 39. Nationalmuseet, Kopenhagen (Vorgeschichtliche Sammlung, Kat. nr. 283) 40-a. Privatsammlung Schilstra, Bergen (Holland) 40-b. Fries Museum, Leeuwarden (Kat. nr. 2292) 41. Nach Hamper, 1821 42. Aufnahme von S. Harrow, Lincoln (England) 43. Bibliothèque nationale, Paris (Ms. lat. 320, fol. 309-vo) 44. Nach Crescentius, 1548, S. 311; Universiteitsbibliotheek, Utrecht 45. British Museum, London (Ms. Roy 2-B-VII, fol. 81-vo) 46-a. British Museum, London (Ms. ADD 49 622, fol. 21-vo) 46-b. British Museum, London (Ms. ADD 49 622, fol. 79-vo) 46-c. British Museum, London (Ms. ADD 49 622, fol. 142-vo)

287

46-d. British Museum, London (Ms. ADD 49 622, fol. 154-ro) 47. Archives photographiques, Paris (Nr. MH 56 644) 48. Koninklijke Bibliotheek, 's-Gravenhage (Ms 46-F-13, fol. 11-vo) 49-a. Archives photographiques, Paris (Nr. P 10 288) 49-b. Koninklijke Bibliotheek, 's-Gravenhage (Ms. 76-F-2, fol. 21-ro) 50. Musée Condé, Chantilly (Ms. 76 ex 1362, fo!. 11); Aufnahme Giraudon, Paris 51. Walters Art Gallery, Baltimore (U.S.A.) (Ms. 88, fol. 12-vo) 52. Noordbrabants Museum, 's-Hertogenbosch; Gemalde auf Eichenholz 53. Württembergische Landesbibliothek, Stuttgart (Codex bibl. fol. 23); Aufnahme Bildarchiv

Foto Marburg, Marburg 54. Nach Szabó, 1970 55. Nach De la Perrière, 1539; Kunsthistorisch Instituut der Rijksuniversiteit, Utrecht 56. Pig-Farming 4 (Jan.), 55, 1956 57. Nach Kurth, B„ Deutsche Bilderteppiche des Mittelalters, Wien, 1926, Bd. II, Bild 112 58. San Marco Bibliothek, Venedig (Codex 36, fol. 21) 59. Nach Béres, 1961 60. Walters Art Gallery, Baltimore (U.S.A.) (Ms. 449, fol. 12-vo) 61. Nach Corpus Vitrorum Mediaevalum Schweiz, 1956, Bd. I, Bild 16 62. Musée Condé, Chantilly (Ms. 65 ex 1284, fol. 11-vo); Aufnahme Giraudon, Paris 63. österreichische Nationalbibliothek, Wien (Codex Vindobonensis, Ser. nov. Nr. 2644, fol.

15-ro) 64. Im Besitz des Herzoges von Cumberland; Aufnahme Kunsthistorisch Instituut der Rijks­

universiteit, Utrecht 65. Nach Bond, F., Wood Carvings in English Churches, London, 1910, Bd. I, p. 95 66. Nach einer Wandmalerei in der hölzernen Kirche von Södra Rada in Värmland (Schweden) 67. Bayerische Staatsbibliothek, München (Codex lat. 28 345, fol. 11-vo); Aufnahme Bild­

archiv Foto Marburg, Marburg 68. Nach Angabe des Germanischen Museums, Nürnberg, heute in spanischem Privatbesitz;

Bild aus dem Archiv dieses Museums 69. Bibliothèque nationale, Paris (Ms. Don. Smith-Lesouèff 42, fol. 11) 70. Staatsbibliothek, München (Codex lat. 23 638, fol. 10-vo); Aufnahme Bildarchiv Foto

Marburg, Marburg (Ausschnitt) 71. Nach Wilhelm Busch, 1870 72. Aufnahme Jos. le Doaré, Chateaulin (Finistère) 73. Nach Von Gersdorff, 1517; Universiteitsbibliotheek, Utrecht (fol. 65-vo) 74. Städtisches Museum, Kaikar 75. Rijksprentenkabinet, Amsterdam (Nord & Südniederl. Schule, 17. Jhr.) 76. Galleria dell' Arte. Bergamo (Kat. nr. 136) 77. Galleria dell' Arte, Bergamo (Kat. nr. 136) 78. Kunsthistorisch Instituut der Rijksuniversiteit, Utrecht 79. Nach Andrée, 1901 80. Nach Andrée, 1901 81. Musée des antiquités nationales, St. Germain-en-Laye (Saal X, Vitrine 3) 82. Bibliothèque municipale, Toulouse (Ms. 91, fol. 6-ro) 83. Kunsthistorisch Instituut der Rijksuniversiteit, Utrecht 84. Universiteitsbibliotheek, Utrecht 85. Kunsthistorisch Instituut der Rijksuniversiteit, Utrecht 86. Musée Condé, Chantilly; Aufnahme Giraudon, Paris 87. Walters Art Gallery, Baltimore (U.S.A.) (Ms. Nr. W-297, fol. 11) 88. British Museum, London (Katalog Popham V, S. 181; nr. 3) 89. Rijksprentenkabinet, Amsterdam (Nord & Südniederl. Schule, 17. Jhr.) 90. Rijksprentenkabinet, Amsterdam (Kat. Nr. FM 2541-1 bl 91. Kunsthistorisch Instituut der Rijksuniversiteit, Utrecht 92. Kunsthistorisch Instituut der Rijksuniversiteit, Utrecht 93. Kunsthistorisch Instituut der Rijksuniversiteit, Utrecht 94. Nach Lonicerus, 1630; Botanisch Instituut der Rijksuniversiteit, Utrecht

288

95. Nach einer Zeichnung in dem Guide Michelin für die Périgord 1966/'67, S. 15 96. Nach Lonicerus, 1630; Botanisch Instituut der Rijksuniversiteit, Utrecht 97. Archives photographiques, Paris (Nr. LP 9020) 98. Rijksprentenkabinet, Amsterdam (Nord & Südniederl. Schule, 17. Jhr.) 99. Rijksprentenkabinet, Amsterdam (Nord & Südniederl. Schule, 17. Jhr.)

100. Nach Schwappach, 1895 101. Pig-Farming 10 (Jul.), 61, 1962 102. Nach Van Sandwijk, 1847; Onderwijs-Centrale-Bibliotheek, Utrecht 103. Nach Brandt, S., Das Narrenschiff, Basel, 1494, S. A-vo; Frantzen-Instituut der Rijks­

universiteit, Utrecht 104. Nach Rosenfeld, 1958 105. Nach Rosenfeld, 1958 106. Pig-Farming 11 (Sep.), 70, 1963 107. Nach Zeuner, 1963 108. Nach Gilpin, 1808 109. Pig-Farming 8 (Jul.), 56, 1960 110. Musée de la vie wallone, Lüttich (Kat. nr. 12 594) 111. Musée de la vie wallone, Lüttich (Kat. nr. 30006) 112. Nach Andrâsfalvy, 1961 113. Nach Béres, 1961 114. Nach Van Lonkhuysen, 1909 115. Cie. des Arts photomécaniques, Paris, urn 1920 116. Originalaufnahme im Besitz des Hirten 117. Aufnahme Veterinärinspektor Vervoorn, 's-Gravenhage 118. Aufnahme Veterinärinspektor Vervoorn, 's-Gravenhage

289

Sachregister

(Die Kursiv-Zahlen beziehen sich auf die Abbildungen)

Abbrühen eines Schweins in Rom 46 Abriß der Eicheln 51 Abschütteln der Eicheln 188 Acker (volle und halbe) 129 Aderlassen 90 Ägypten (Schweine in -) 13ff.

Religion 16 Aeneas findet die weiße Sau 41 Aeneis 40f. Akustische Dressur 37 Alba (Herzog von) 176 Albertus Magnus 99 Anatomie 198 Anriß der Eicheln 51 Aristophanes 32 Assurbanipal 24 Austriebzeiten 130

Baden-Würtemberg: Lußhartswald 116ff.; Pforzheim 89; Rasstatt 101; Sasbach Ulf.; Schwarzach 93

Balta 260f. Bandkeramiker 25 Bannkreis 88 Baumfrevler 66, 108t Bauopfer 75 Bayern: Ebersbach (Abtei) 85; Huisheim 123ff.

Schweine in - 142f. Bebel (Schwanke) 142 Belgien: Ardennen 69, 184; Ardenner Schinken 213, 255; Sonienwald 200ff. Berchoux, J. 250 Berent von Galen (Bischof) 80, 193 Berittenes Schwein 34, J5, 36, 169 Bier als Buße 112f., 115 Bloomsfield, R. 246 Bock, H. 177 Bodenbearbeitung durch Schweine 262 Branntweinbrennereien 242f., 255

Abfall (Spühlicht) 18 Brandt, S. 233 Brenneisen 123ff. Brennen der Schweine, 103, 116f„ 120, 187, 268f. Briefmarke mit Schweinehirt 130 Bucheckern 214

Giftigkeit 50, 217 als Schweinefutter 50 Produktion (Tabelle) 221

Bucolica 40 Burgenland (Schweinehirten im) 88, 273f. Busch, W. 138, 152f.

Caesar, J. 239 Caput porcinum 75

290

Cassianus Bassus 99 Ceres 40 Chalt-Namen 63 Charta de Foresta (England) 93 Chinesische Schweine 248f. Chtonische Gestalten 16, 29f. Code forestier (Frankreich) 78, 122f., 268f. Colerus, J. 179ff., 238, 243 Corpus Juris Civilis 56 Corvée des tenanciers (Frankreich) 106

Demeter 29 Derk mit dem Beer 75 Diebstahl 24, 38, 60ff., 66, 82f.

von Bäumen 66, 108f. Diocletianus 53 Dodonaeus 213 Doomesday-Book 71ff., 72 Dreißigjähriger Krieg 192, 196

Ebergott von Euffigneix 85 Eberhelme 78 Eichelerträge in Nordamerika 222 Eicheln 30

Abschütteln 188 Analysen 215 Anriß, Abriß und Nachriß 51 lesen 111 in der Poebene 37, 43 Schwingen der - 104f., 115, 123

Eichelproduktion (Tabelle) 221 Arten 30, 42, 50 Vergiftung 35, 175, 218ff.

Eichen in Westfalen 194ff. Eichelbrot 213f.

Ernte (Vollkommene) 129 Kaffee 21, 213

Eichelmast in England 173ff. Rückgang der - 244 in Westfalen 190ff.

Eichhörnchen 247 Eid für die Eichelmast-Einschätzer 129

auf dem Schwein 79ff. der Schweinehirten 134

Eigentumsrechte auf Eicheln 50f. Elsaß. Bergheim 116; Eberheimermünster 183f.; Seize 99f.; Pfeffingen 101 England: Exeter 72f.; Lincoln 184; New-Forest 245ff.; Schweine in - 173ff.; Schweinemast in

245ff.; Surrey 72; Waldordnung 203; Waldschweine in - 247, 248 Erbsensuppe 88f. Erosion 240 Erster Weltkrieg 262f. Etrusker, (Schweine der -), 37 Etymologie von Mast 9

von Schwein 24, 76 von Sonor 76

Eubuleus 29, 87

291

Eumaios 30ff. Evesham (Siegel der Abtei) 91 Ex-voto Schweine 155, 156

Fabel von Romulus Anglicus 95 von Lessing 197f.

Finnland 88 Fischart, J. 149, 199,221,242 Fleischqualität 35, 213

durch Bucheckern 216 Förstermahlzeit 183 Franck, S. 143 Frankreich: Mont St. Michel 104; Normandie 104; Périgord 9, 270f.; Schweinemast in - 106f., 189 Freyer und Frey 75 Friesland (Kombinierte Ochsen- und Schweinemast) 99 Frischlingstreifen 15, 16 Fruchtbarkeitsritual 88

Gallier (Schweine der -) 37, 43 Gedicht(e), deutsche 75, 132, 138, 145, 150, 152f.

englische 75f., 113, 173, 175f., 246 französische 95, 112, 153, 200, 250 irisches 84 italienisches 180 lateinische 40f., 51f., 67f., 195, 198 niederländische 77, 80, 145, 193, 242 Runenlied 70 spanisches 186 wallonisches 254

Gefräßigkeit 196, 197ff. Geoponicum 99 Georgica 39, 40 Gerichtsurteil 107f. Germanien, (Wälder in -) 49, 239 Glocken 77f., 82, 147, 151, 202, 270

Ausgraben von - 90, 170 Gobelin mit Schweinehirten 116 Gottessegen 9f, 135 Grabschrift aus Rom 47 Gundobad (König) 63

Halsband für den Hirtenhund 118, 119 Hamleth von Dänemark 93 Harold Hardrade von Norwegen 73 Helgi der Magere von Island 74 Heliodorus von Emesa 18 Hennebo, R. 242f. Heriger (Erzbischof) 69f. Herzeck 182 Hesiodos 23 Hessen: Büdingen lOlf.; Carb 187; Langenschwalbach 249ff.; Oberursel 109; Sachsenhausen 272;

Selbold 101 Heumütterli 222f. Hieroglyphen 13 Hilarius Bassus Friso 20 Hildisvin 77, 78

292

Hirten-Haus 120 Hund 118, 119 Segen 156, 274 Signale 185, 254f. Stab 103, 155

Hockey 235 Holzordnung von Paderborn 206f. Homer 30ff. Horn der ungarischen Schweinehirten 259

Signale 37f., 249 Hudenwälder in Slavonien 273 Hutsignale 185 Hyaden 23f. Hyksos 13

Irland 8Iff., 173 Isländische Schweinezucht 74f. Italien 37, 43, 273 Ithaca 30f. Ivanhoe 71 f.

Jambons de pays 9, 270 Jarmo 21, 25 Jochen der Schweine 109f., 111, 115 Johannesbrotbaumfrüchte 18 Jugoslavien 273

Kalender der Schweineheiligen 139 - Säule von Souvigny 102

Kartenspiele 235, 236 Keltenburgen (Schweineknochenfunde) 84 Keratia 18 Kessel von Gundestrup 86 Kinderspiele 283ff. Kirchenglas mit Schweinehirt 122 Kirke 29, 30 Klagen des Bauern (Ägypten) 13 Klima-Perioden 239 Knochenfunde 240 Kochkunst im alten Rom 43f. Konrad von Megenburg 216 Köre 29, 88 Kreuzungen 107 Küchenlatein 172

-Schweine 101

Lamprecht Alexander 78 Lavinium, (Stiftung von -) 41f. Lenz, D. 21 Leprechaun 81 Lessing, G. E. 197f. Lex Salica 61, 62 Lieder aus Prüm 67f. Lincoln (Kathedral von) 92 Lohn der Schweinehirten 124 Longfellow, H. W. 198

293

Lucianscholien 29 Luther, M. 142f.

Mabinogion 82f. Mac Datho (König) 81 Maikäfer 265 Manilius 24 Marie de France 95 Mast (Etymologie) 9

in Irland 84 (volle) 129f.

Mastsegensprüche 9f. Mastwälder 36 Mast wurm 31 Megaronszene 28 Memphis 17 Menapier 52 Merowinger 75, 88 Mesopotamien 2Iff.

Drucksiegel mit Schweinen 22 Lehmtafel mit Schwein 23 Tierknochenfunde 21

Miserecordium mit Schweinehirt 127 Moccus (Gott) 85 Moore, Th. 241 Müllerschweine 241 Münster, S. 196 Mysterien (Hirten in griechischen -) 29

Nachriß der Eicheln 51 Nägel im Rüssel 114 Nasenringe 11 Iff. Neolithische Bauernkultur 240

Schweinereste 25 Neues Testament (Schweine im -) 18ff. Niederlande: Allgemein 69; Amsterdam 241; Didam 102f.; Echt 120f.; Elmpt 115; Gooi 241;

's-Gravenhage 241; Haarlem 115, 241; Herculo 113f.; Laarwolde 9; Loenen 122; Losser 9, 115; de Lutte I87f.; Montfort 131; Meyl 113; Oisterwijk 114; Roden 112; Ruinen 114; Swal-men 121 f.; Utrecht 115, 147; Valkenburg und Dieteren 94f.; Vught 109; Weesp 242f.

Niedersachsen: Beber 109; Bentheim 248; Calenberg 204f.; Celle 133f.; Goslar 133; Hannover 134; Hemmendorf 182f.; Lauenförde 31; Northrup 9, 122; Stadthagen 183; Stoltzenaw 178; Westerwald 115

Ninurta 23 Nordamerika (Rückgang der Waldbestände) 242, 243f.

(Schweinemast in -) 99, 243 Nordrhein-Westfalen: Arnsberg 101; Bakenfeld 50; Berleburg 189, 249; Billerbeck 68f.; Bochum

51, 109f.; Brakel 136; Büren 89; Delbrück 51; Chorbusch 208f.; Flirick 110; Geseke 135; Goldbeck 89; Minden 135f.; Paderborn 205ff.; Raesfeld 122; Rellinghausen 110; Rietberg 51; Sandwell 50f.; Sassenhausen 203; Sayn-Wittgenstein 184f., 204; Wesel 149; Westfalen 190ff.

Normannen 74 November-Szene im Wald 100, 103, 104, 105, 118, 121, 124, 126, 131 133, 172, 191, 200, 218

Odysseus 30ff. und Eumaios 34 und Kirke 29

294

Oeconomia oder Hausbuch von J. Colerus 179ff. Österreich (Burgenland) 88, 273f. Oktober-Szene im Wald 94, 102, 122, 132, 188 Opfer an Demeter 28 Ostseeinseln 240

Paddy on the Pig (Irland) 81 Palästina 21 Peitsche 251f. Périgord (Frankreich) 9, 200, 270, 271 Persephone (Raub) 29 Philip von Frankreich (Prinz) 148 Plautus 241 Plutarchus 24 Pluto (Gott) 29 Poebene (Italien) 37 Poot, H. K. 197 Porcopolis 243f. Poreus trojanus 44 Prüm (Lieder aus -) 67f. Psychologie der Schweine 179

der Schweinehirten 86f. Ptolomaios 17

Rätsel 70, 91 Regensterne 23 Regenwürmer 31 Religionen (Schweine in -) 16, 17, 23f., 29f., 75f., 85, 86 Rezepte für Schweinefleischgerichte 43f. Rheinland-Pfalz: Baumholder 90; Deisterwald 109; Koblenz 134; Linnig 129; St. Goar 185ff. Rigsmalsaga 74 Ringeln 11 Iff. Ripa, C. 197 Roggensau 111 Rolandslied 75 Rom (Hirten in -) 48

Kochkunst 43f. Schweine 38f. Schweinehändler 53f. Stallmast 241 Untergang 59

Rune Ac 70f., 71 Runenlied 70f.

Saarland: Nalbach 128 Saateintreten in Ägypten 14, 15 Sachs, H. 132, 150 Salomo (König) 112 Sand, G. 238 Sankt Andreastag 128 Sankt Antonius-Abt 143, 148, 149

-Feuer 144ff. vor der Himmelspforte 138 Hospitäler 147 Legende 151f. Opfer in der Bretagne 141

295

Wunder 152 Schweine 114, 145, 147ff. Sterbebett 146

Sankt Blasius (Gebet) 154 Hirtenstab 155 Segen 153 Zettelchen 154f. -

Sankt Cyr 169 Sankt Georgstag 261 Sankt Hugo 92 Sankt Leonhard mit Sankt Wendelin 157 Sankt Matthiastag 89 Sankt Michaelstag 175 Sankt Petrussegen 161 f. Sankt Remigiustag 128 Sankt Wendelin mit Sankt Leonhard 157 Sardinien 273 Sau mit den dreiszig Ferkeln 41, 42 Sauglocke 120

treiben 229, 233 Schäden 63f., 64 Schafe 240f. Schinken (Jambons de Pays) 9, 270

(Qualität durch Eichelmast) 9, 35, 42f., 189f., 213 Schlaraffenland 76 Schleswig-Holstein: Lübeck 132f. Schneeweiße Sau 11 Of. Scholastiker 99 Schwein, Etymologie 76

haben 226 mit Ring in der Nase 112 mit Schmucksachen 180 Terrakotta aus Kleinasien 12 im Weinberg (Psalm 80) 64, 110 weissagendes 90

Schweine (Älter) 131 Alte Namen für - 63 Berittene 34, 35, 36, 169 Bodenbearbeitung durch - 262 Brandmarken der - 120ff„ 187, 268f. Chinesische 248f. Diebstahl 65f. in England 173ff. Ex Voto 155, 156 in Frankreich 106f. in Friesland 99 Gallische 43 Gefräßigkeit 197ff. Habitus 106f. mit Hirt (Bildhauerarbeit) 102, 212 Holzschnitt 58, 98, 199 in Irland 82ff. mit Jupiter 198 als Korngeister 111 Küchen - 101 Menschenähnlichkeit 198f.

296

in Rom 49 als Sanitätspolizei 24 Spinnende- 192, 193 Stallmast 241 Trinkwasser 31, 119 im Wald 68f., 174, 195, 202, 263 Weidesegen 153 mit weißem Gurt 125, 148, 149

Schweinebestattungen (Sakrale) 75 Schweineborsten 75 Schweinefleisch (Qualitätsverluste) 9 Schweinefutter bei Aristoteles 35 Schweinegöttin 30, 87 Schweinehändler in Ägypten 17

Grabstele aud Bologna 54 in Rom 53f. Fa. Sponnholz 255

Schweinehandel in Ungarn 259f. Schweineherde(n) in Ägypten 14, 15

in Belgien 255, 256, 257 Größe 33, 37, 72, 73, 84, 106, 117, 178, 253 in Italien 37ff., 273 auf Island 74f. in Österreich 273f. in Portugal 273 in Sachsenhausen 271 in Slavonien 273 in Spanien 272 in Ungarn 257ff. in Waldeck 271, 272 Wildheit 158, 238

Schweinehirt(en) in Ägypten 17 Älter de r - 131 auf Briefmarke 130 Drei mächtige - 83f. Eid 134 im 11. Jh. 73 Eoves 91 Eubuleus 29 Eumaios 30ff. in Finnland 88 Griechische Bezeichnungen 28 auf Island 75 des Königs 64f., 67 bei Plato 35 Psychologie 86f., 219 als römischer Kaiser 53 in Rom 48 mit Schweinsrücken 88 von Stow 92 Totschlag 65, 67 in Ungarn 256ff. im Wald 177 weibliche 190 als Zauberer 86ff.

Schweinehürde in Ungarn 258

297

Schweineknochen in Keltenburgen 84 Reste 240

Schweinemast in Frankreich 189 in Nordamerika 99, 243f.

Schweineopfer in Griechenland 29, 32 in Rom 36, 52 Keltisches 86

Schweinepreise in Babylon 24 Schweinepsychologie 37, 179, 238 Schweineseuche 90 Schweineställe im Wald 119f., 245, 258 Schweinetestament 44ff., 45 Schweinezucht, Ausdehnung über Europa 25f.

in Gallien 104 Schweinezüchterkulturen 25 Schweiz: Rotenschwil 51; Sankt Gallen 112; Winterthur 92 Schwingen von Eicheln 115, 123 Scott, W. 71f. Siebenbürgen 88 Siegel der Abtei von Evesham (England) 91 Signale 185 Sizilien 273 Skira-Feste 29 Slawen 88 Sohn, verlorener 18, 19 Sonarpair 65 Sonienwald bei Brüssel 200(T. Sonnenvogel 89 Sonor, Sounder, Swanur (Etymologie) 76f. Sonorpair 63, 65

Eid auf dem - 79, 81 Soonwald bei Bingen 201 Spanien 262, 272 Spekulatiusformen 87 Spencer, E. 173 Spendeschweine 135 Spielkarten 235 Spinnende Schweine 192, 193 Spühlichtfütterung 18, 242f., 255 Steige 119 Stoppelweide 266 Strategematon 17 Stundenbuch (Oktober) 94

(November) 100,103, 104, 105, 118, 121, 124, 126, 131, 133, 172 Subatlantikum 239f. Subboreal 239 Südafrika 220 Sumpfgebiete (in Ungarn) 42f. Swein (König) 73

Tammuz, der Schweinegott 23 Tepe Gawra I 24 Testament eines Schweines 44ff., 45 Thesmophorien 29 Totenbuch der Ägypter 16, / 7 Trimalchio 44

298

Trinkwasser 31, 119 Tristan und Isolde 83 Trolope 243f. Tropfenfall, gute und schlechte - 50f. Trüffeln 199, 200, 270, 271 Tusser, T. 113, 173ff., 220

Umweltreize für Schweine 37 Ungarn (Hirten in) 185, 256ff.

Schweine aus - 255 Utrechter Psalter 64, 241

Vedema 94f. Vergiftung durch Bucheckern 50, 217

durch Eicheln 35, 175, 218ff. Verlorener Sohn 18, 19 Viehbestand im dreißigjährigen Krieg 196 Völkerwanderung 59 Vorderasien 13ff. Vorgeschichte (Schweine in der -) 240

Wald, Niederreichisches Wald bei Cleve 176f. Wälder in Deutschland 190

im Doomesday-Book 7Iff., 72 in England 7Iff., 217, 245ff. Entstehen von Wüsten aus - 239, 244 in Frankreich 268ff. in Germanien 49f, 239 Rodung 13 Rückgang des - Areals in Nordamerika 242, 243f.

durch Schweine 239ff. durch Schafe und Ziegen 207f., 240f.

Schweine in niederländischen - 241, 262, 263 in Slavonien 273

Waldfrevel 66, 108f. Waldraubbau in Nordamerika 242 Waldrechte in England 93 Waldrodung 239 Waldschweine in England 247, 248 Wales 84 Wandalbertus 67f. Wandalgarius 62 Warandia porcorum 102 Wärmezeiten 239f. Weiße Sau mit schneeweißen Ferkeln 1 lOf. Weltkrieg, erster 262f.

zweiter 267f. Weren 102 Westfalen 190ff. Westgoten 59 Wikingfahrten 75 Wilde Männer als Schweinehirten 116 Wilhelm der Eroberer 71 Wölfe 56. 88f., 118, 119, 154 Wüsten aus Wäldern 239, 244 Wunder von Gadara 19, 20

299

Wunderschwein 111 Gullinbursti 75 von Mac Datho 81 Saerimnir 75, 76 in Schweden 77

Wurfbeil der ungarischen Schweinehirten 259

Zähne ausbrechen 109f. Zagrosgebirge 25 Zauber mit Schweineknochen 89 Zauberer (Schweinehirt als -) 86ff. Zaubersprüche 88 Zäune durchbrechen 114 Zehnte, Décima, Dehme 59, 92 Zerretanier 52 Ziegen 207f., 240f. Zinsschweine 92 Zweiter Weltkrieg 267f.

300