mittwoch, 17. mÄrz 2010 nummer 63 bayern die wandernde … · 2017. 3. 20. · mittwoch, 17. mÄrz...
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MITTWOCH,�17.�MÄRZ�2010 NUMMER�63 5Bayern�
So�ruhen�sich�die�wenigsten�aus.�Lars�Konarek�hat�es�so�gemacht�auf�seiner�Überlebens-Tour�durch�die�Wälder�der�Region.�Aberfürs�Schlafen�war�es�manchmal�einfach�zu�kalt. Fotos:�Horst�Hörger
Seine Hobbys und seinen Beruf hater perfekt in Einklang gebracht: Dergebürtige Rheinland-Pfälzer warSoldat bei den Fallschirmjägern,Käfigkämpfer und Türsteher. In-zwischen bietet der Betreiber der
Zur�Person
Lars Konarek�(32)�warzehn�Tage�und�Nächtelang�ohne�Nahrung,�Was-ser�und�Schlafsack�inden�Wäldern�der�Regionunterwegs.
Nahkämpfer�undNaturbursche
Survival-Schule Schwaben Trai-ningseinheiten und „Urkost“-Ex-kurse für Privatpersonen, Behör-den, Firmen und Gruppen und einspezielles Überlebenstraining für inKrisengebieten beschäftigte Inge-nieure, Reporter und Ärzte an.
Daneben ist der 32-jährige LarsKonarek Chefausbilder in seinenzwei Nahkampf-Schulen im Wohn-ort Geislingen und am Ulmer Esels-berg. Dort werden Soldaten auf Ein-sätze in Krisengebieten vorbereitetund Zivilisten lernen, wie sie sichbeispielsweise effektiv gegen Schlä-ger in brenzligen Situationen wiezum Beispiel in der U-Bahn zurWehr setzen können. (pit)
eine einzige dieser eisigen Nächte imFreien überleben würde. Konarekhat ihn in seinem Glauben gelassen.Einem Landwirt war die wanderndeVogelscheuche sogar derart suspekt,dass er sich auf seinem Traktor vomAcker machte.
Die einzige und eher theoretischeBezugsperson war Kumpel Klaus.Der fuhr von Landsberg aus täglichtote Briefkästen an Strommastenoder Wegkreuzungen an und holtedort selbst gedrehte Videoclips fürdie Internet-Gemeinde und die kur-zen schriftlichen Nachrichten vonKonarek ab. „Vor allem gegen Endelasen die sich wie von einem Erst-klässler geschrieben“, sagt KlausGilcher. Die Tage und Nächte imWald haben eben Spuren hinterlas-sen. Physisch und auch psychisch.
Konarek weiß, worauf er sich nachder Rückkehr aus der Wildnis ammeisten freut. Auf eine heiße Duschenatürlich. Auf das Wiedersehen mitder kleinen Tochter. Und auf eineheiße Brühe. „Ich werde mich dannallmählich steigern zur Pizza undzum Schnitzel.“ Bei der Frage nachder Motivation für diese Tour tut ersich schwer. Grundsätzlich will erDenkanstöße geben und die Men-schen für ein Leben in und mit derNatur begeistern. Für einen wie ihnstellt sich die Frage ohnehin eherumgekehrt. „Hätte ich das nicht ge-macht, dann würde ich mich immerfragen, warum ich es nicht mache.“
I Bei�uns�im�InternetEin�Video�zur�Survival-Tour�von�LarsKonarek�finden�Sie�bei�uns�im�Internet.augsburger-allgemeine.de/videos
einem Fuchsbau verkrochen, auf ei-nen Hochsitz oder in einer Felsspal-te, aber geschlafen hat er in diesenNächten kaum: „Es war einfach zukalt.“ Also weiter mit klapperndenZähnen und den Sternen als Orien-tierungshilfe. Einfach nur bewegen,um den Körper auf Temperatur zubringen, Erfrierungen oder gar denKältetod zu vermeiden.
Die Kraft ließ nach, das Laufenfiel von Tag zu Tag schwerer. Hage-butten, Moos und Brombeerblätterwaren die feste Nahrung des einsa-
men Wanderers,Reste von Aschemit Schneematschvermischt liefer-ten ein paar Mi-neralien. Konarekhat sich vor sei-nem Überlebens-Experiment ganzbewusst mit meh-reren Tafeln
Schokolade am Tag ein paar Pfundeangefuttert und während der Touracht Kilogramm verloren.
Auf Vorrat trinken geht dagegennicht und die Tage im Wald warendeswegen auch geprägt von der Su-che nach Wasser. Konarek hat ausBächen und Tümpeln getrunkenund Unmengen von Schnee geges-sen: „Alle drei Schritte bücken undeine Handvoll in den Mund.“
Kontakt zur Außenwelt gab eskaum, Konarek hätte im Ernstfallkeine Hilfe erwarten können. Dawar diese kurze Begegnung in derNähe von Krumbach mit einem äl-teren Spaziergänger, der noch darü-ber dozierte, dass wohl niemand
VON�PIT�MEIER
Ulm Die erste Wahrnehmung: DerMann stinkt. Lars Konarek hat au-ßerdem mächtig Hunger und Durstund er ist völlig durchgefroren. LarsKonarek war zehn Tage und Nächtelang bei sibirischen Temperaturenin Schwabens Wäldern unterwegs.Ohne Nahrung, ohne Wasser, ohneSchlafsack, ohne Messer, ohne Feu-erzeug, ohne Handy und natürlichauch ohne Toilettenpapier und Sei-fe. Der Mann muss einfach stinken.
Eine kleine Gruppe von Freun-den und Journalisten wartet amMontag bei der Burgruine Helfen-stein im württembergischen Geis-lingen auf die Rückkehr des 32-jäh-rigen Abenteurers. Kurz nach 8 Uhrerscheint auf dem verschneitenWaldweg eine leicht torkelnde undverdreckte Gestalt mit einem ge-quälten Lächeln auf den verschorf-ten Lippen, die rechte Hand trium-phierend zur Faust geballt. Freun-din Ellen fällt Lars um den Hals,Kumpel Klaus Gilcher reicht ihmeinen Becher Tee. „Das war eineTour hart am Limit“, sagt Konarek.„Es ging um mein Leben.“
Gestartet ist der frühere Elitesol-dat am 5. März bei Türkheim (KreisUnterallgäu) in der Nähe von Gil-chers Wohnort Landsberg. ZehnTage später und nach etwa 330 Ki-lometern durch den schwäbischenWald gesteht er, dass der Gedankean Aufgabe da war. Zwei bis dreiMal, vor allem in den ersten Näch-ten, in denen das Thermometer aufbis zu minus 17 Grad fiel. Konarekhat sich dann für wenige Stunden in
Die�wanderndeVogelscheuche
Grenzerfahrung Zehn Tage und Nächte warLars Konarek in den Wäldern unterwegs: „Es ging um mein Leben“
Zapfen-Nahrung
Türkheim�war�der�Start�des�ungewöhnli-chen�Fußmarsches. Grafik:�Fittigauer
D00501�-�Drucktechnisch�bedingte�Farbunterschiede�sind�nicht�ganz�auszuschließen.
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