deutsche umschau 5/2011

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5/2011 Nordrhein-Westfalen/Hessen/Bauernverband Jahrgang 57 H 1318 F Herausgegeben von den BdV-Landesverbänden Hessen und Nordrhein-Westfalen www.bdv-nrw.de • www.bdv-hessen.de Hessen: Mit Herzblut für die Heimat nordrHein-Westfalen: Tag der Heimat im Landtag BauernverBand: Gratulationen und Auszeichnungen 5/2011

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Magazin des BdV-Landesverbandes NRW

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Page 1: Deutsche Umschau 5/2011

5/2011 Nordrhein-Westfalen/Hessen/Bauernverband Jahrgang57 H1318F

Herausgegeben von den BdV-LandesverbändenHessen und Nordrhein-Westfalen

www.bdv-nrw.de • www.bdv-hessen.de

Hessen:Mit Herzblut fürdie Heimat

nordrHein-Westfalen:Tag der Heimat im Landtag

BauernverBand:Gratulationen und Auszeichnungen

5/2011

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2 DeutscheUmschau5-2011

Inhalt Ein weiter Weg!

Leitartikel

ISSN 0723-4295Organ des Bundes der Vertriebenen (Hessen, Nordrhein-Westfalen, Bauernverband der Vertriebenen).Herausgeber und Verlag: Bund der Vertrie-benen – Landesverbände Hessen e.V. und Nordrhein-Westfalen e.V.Die Ausgabe Nordrhein-Westfalen wird durch die Ministerpräsidentin des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert.Die Ausgabe Hessen wird durch das Hessische Sozialministerium gefördert.Anschriften: BdV-Landesverband NRW e.V. Bismarckstraße 90, 40210 Düsseldorf, Tel. 02 11/35 03 61, Fax 02 11/36 96 76, E-Mail: [email protected]

BdV-Landesverband Hessen e.V., Friedrichstr. 35, 65185 Wiesbaden, Tel. 0611/ 36019-0, Fax: 0611/36019-22, E-Mail: [email protected]

Bankverbindungen: LV NRW: Commerzbank Düsseldorf, Kto.-Nr. 322 018 700, BLZ 300 800 00; LV Hessen: Volksbank Wiesbaden, Kto.-Nr. 34 59 03, BLZ 510 900 00

Redaktion:  Chefredakteur Markus Patzke, Ständige Mitarbeiter: Markus Leuschner (Bonn), Roswitha Möller, Markus Häßelbarth (Müns-ter), Norbert Quaiser (Wiesbaden), Dr. Arwed Blomeyer (Berlin), Alexander Kühl (Neuss)

Druck und Vertrieb: Rautenberg Druck GmbH, Blinke 8, Postfach 1909, 26789 Leer

Erscheinungshinweise: Zum 15. eines jeden zweiten Monats. Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe ist der 28. November 2011.

Mit Signum oder Namen gezeichnete Bei träge geben die Meinung des Verfassers wieder.

TagderHeimatimLandtagvonNordrhein-Westfalen 3

WahrheitundDialog–TagderHeimatinHessen 4

AlfredHerold–MitHerzblutfürdieHeimat 6

Deutsch-polnischeBegegnungeninWestpreußen 8

Wurzelngesuchtundgefunden 9

RingenumLehrstuhlgehtweiter 10

„AdlerüberSchlesien“ 10

VertriebeneinWestfalenundLippe 11

KreisverbandinformiertbeispielhaftüberdenOsten 12

HorstSchroeder–80Jahre 13

UrsulaTrinczekausgezeichnet 15

UmschaufürdenLandwirt 15

KämpferfürdieRechtederVertriebenen 16

LeserbriefezuaktuellenThemen 17

DieHohenzollernundderOsten 18

„InDeutschlandwürdeichnichtlebenwollen“ 20

DeutscheausRussland:„GegendasVergessen“ 21

BenediktXVI.inDeutschland 22

Waskocheichmorgen? 23

UmschaufürdieFrau 23

LandespolitischeUmschau 25

ZuguterLetzt 26

TitelbildTagderHeimatimFraktionssaalderCDU imnordrhein-westfälischenLandtag:(v.l.n.r.)BdV-Landesvorsit-zenderHans-GüntherParplies,Frak-tionsvorsitzenderKarl-JosefLau-mannMdLundderBeauftragtederFraktionfürHeimatvertriebeneundSpätaussiedlerBodoLöttgenMdL.

Mit einem weinenden und einem lachenden Auge bli-cken wir in diesen Tagen auf unser Nachbarland

Polen. Anti-deutsche Ressentiments und Stimmungsma-che gegen Erika Steinbach und die ostdeutschen Heimat-vertriebenen genügen offensichtlich nicht mehr, um Wah-len zu gewinnen. Der polnische Oppositionsführer Jaroslaw Kaczynski hatte im Wahlkampf die Präsidentin des Bun-des der Vertriebenen Erika Steinbach MdB – einmal mehr – scharf angegriffen. „Wir sollten Frau Steinbach nicht län-ger nach Polen einreisen lassen, solange sie sich so verhält, wie sie sich verhält“, erklärte der nationalkonservative frühere Regierungschef, wie die Zeitung „Rzeczpospolita“ berichtete. „Wenn wir an die Regierung zurückkehren, erklä-ren wir sie zu einer unerwünschten Person“, fügte Kaczynski hinzu. Das hat bei den pol-nischen Wählern nicht (mehr) verfangen. Die Bürgerplattform (PO) des Premierminis-ters Donald Tusk bleibt an der Regierung. Eine erfreuliche Entwicklung.

Vor wenigen Tagen erreichten uns Meldungen, zwei Unbekannte hätten am Gebäude der deutschen Minderheit im oberschlesischen Oppeln eine Hinweistafel zerstört und

das Auto eines Mitarbeiters mit einem Hakenkreuz beschmiert. Nach polnischen Medi-enberichten beobachtete eine Zeugin zwei vermummte Männer bei der Tat, die auch ei-nen Schlagring mit sich führten. Die Polizei ermittelt. In der Vergangenheit wurden in Schlesien immer wieder zweisprachige Ortsschilder beschmiert oder zerstört. Das ist die Entwicklung, auf die man mit Sorge sehen muß.

Es ist sehr zu begrüßen, dass Ryszard Galla, wiedergewählter Sejm-Abgeordneter der deutschen Minderheit, den Vorfall im polnischen Parlament zur Sprache bringen

will. Dort sitzen nämlich die Verantwortlichen für derartige Hassattacken, die geistigen Brandstifter. Mit seiner immer wiederkehrenden deutschfeindlichen Stimmungsmache befördert Kaczynski die Übergriffe auf die deutsche Minderheit in Polen, deren Intensität in der letzten Zeit sogar zugenommen hat. Das dürfte kein Zufall sein. Die Vorfälle zei-gen sehr deutlich, dass noch Vieles im Argen liegt im Verhältnis der Polen zur deutschen Volksgruppe in Schlesien. Schönwetterreden, die zum 20-jährigen Bestehen des Nach-barschaftsvertrages zuhauf zu hören waren, helfen hier nur wenig weiter. Es ist ein wei-ter und steiniger Weg auf dem Polen und Deutsche sich befinden, auch in Schlesien. Ne-ben erfreulichen Entwicklungen gibt es auch immer wieder Rückschläge. Behörden und Politik sollten darauf schnell und eindeutig reagieren, damit nicht noch mehr geschieht.

Markus Patzke

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Politik

Tag der Heimat im LandtagCDU-Fraktion begeht Tag der Heimat im Landtag von NRW

Der BdV-Landesvorsitzende Hans-Günther Parplies (l.) neben dem Fraktionsvorsitzenden der CDU Karl-Josef Laumann MdL

Vollbesetzter Fraktionssaal im nordrhein-westfälischen Landtag: Neben zahlreichen Landtagsabgeordneten, Kreis- und Landesgruppenvorsitzenden waren auch der Bundesvor-sitzende der Landsmannschaft Schlesien, Rudi Pawelka und der Sprecher der Ostpreußen, Stephan Grigat, anwesend.

Anlässlich des Tags der Heimat erinnerte die CDU-Landtagsfraktion am 20. September an den 70. Jahrestag der Vertreibung und Deportation der Deutschen in der damali-gen Sowjetunion. In diesem Jahr stand der Heimattag unter dem Leitspruch „Wahrheit und Dialog – Schlüssel zur Verständigung“.

Der CDU-Fraktionsvorsitzende Karl-Josef Laumann, der CDU-Landtagsabgeord-nete und Beauftragter für Heimatvertrie-bene und Spätaussiedler Bodo Löttgen und Hans-Günther Parplies, Landesvorsitzen-der des Bundes der Vertriebenen, führten die zahlreich erschienenen Gäste in die Ge-denkstunde im Foyer der CDU-Landtags-fraktion ein.

Laumann unterstrich, dass das Unrecht der Vertreibung „nicht unter den Teppich ge-kehrt werden darf.“ Denn: „Heimat ist die Wurzel, die zu einer Persönlichkeit und zu einer Person gehört.“

Der CDU-Fraktionschef betonte aber auch die gelungene Integration, auf welche man als positiven Teil der deutschen Geschichte mit Stolz zurückblicken könne. Laumann: „Viele Wunden können nur durch eine eu-ropäische Integrationspolitik verheilen, wie wir sie in den letzten Jahrzehnten erlebt haben.“

Hans-Günther Parplies betonte, dass Milli-onen Menschen als Heimatvertriebene mit einer gebrochenen Biographie leben müss-ten. Der Tag der Heimat sei daher sowohl eine Erinnerung an die ostdeutsche Hei-mat, als auch der Appell an die Politik, Ver-treibung in jeglicher Form zu ächten. Zu-gleich mahnte er die Landespolitiker auch, sich des kulturellen Auftrages aus dem Ver-triebenengesetz bewusst zu sein.

„Wenn eine Nation ein Viertel ihres Terri-toriums verliert und der dort seit Jahrhun-derten angestammte Volksteil radikal ver-trieben wird, so ist das in dieser Form und in diesem Ausmaß gewiss ein Vorgang ohne historischen Vergleich. Es sollte aber doch wohl eine pure Selbstverständlichkeit sein, dass die Nation in ihrem Rest-Territorium zumindest die Kultur-traditionen und kultu-rellen Einrichtungen des vertriebenen Volk-steils auffängt und le-bendig erhält. Jedenfalls ist das auch der Auftrag des Kulturparagraphen 96 des Bundesvertriebe-nengesetzes.“

Parplies erinnerte in diesem Zusammen-hang „an das kleine Volk der Finnen“ das uns dafür ein leuchtendes Beispiel gege-ben habe. „Als Finnland nach dem verlore-nen Krieg Süd-Karelien an die Sowjetunion abtreten musste, hat es alle mit Süd-Kare-lien verlorengegangenen Kultur- und Bil-dungseinrichtungen bis hin zu Theatern und Heimvolkshochschulen für seine ver-triebene Bevölkerung im verbliebenen Land wiedererrichtet und fortgeführt.“

Zugleich mahnte der Landesvorsitzende eine verstärkte Beschäftigung mit Flucht und Vertreibung an und verwies dabei auf ein hessisches Vorbild: „Aus Anlass des 60. Jahrestages der Verkündung der Charta der deutschen Heimatvertriebenen“ am 5. Au-gust 1950 hat das Land Hessen den Hessi-schen Preis „Flucht, Vertreibung, Eingliede-rung“ gestiftet. Die große gesellschaftliche

Gruppe der Ost- und Sudetendeut-schen hat, so heißt es in der Stiftungsurkunde des Landes Hessen, „das kulturelle, wirt-schaftliche und soziale Leben … bereichert und beteiligt sich an der kulturellen Weiter-entwicklung in Europa.“ Damit dies nicht aus dem Blickfeld gerät, sollen hervorra-gende kulturelle, literarische oder wissen-schaftliche Leistungen in dem genannten thematischen Zusammenhang gewürdigt werden. Durch den Preis sollen besonders auch junge Menschen angesprochen und

ermuntert werden, sich mit der Geschichte Deutschlands und der Siedlungsgebiete der Deutschen im östlichen Europa zu beschäf-tigen. Ein solcher Preis kann auch Vorbild für Nordrhein-Westfalen sein“, so Hans-Günther Parplies.

In einer ergreifenden Gedenkminute er-innerte Bodo Löttgen, der auch in Düren, Lippstadt und Münster zum Tag der Heimat gesprochen hatte, an die Menschen, die im Krieg und im Zuge der Vertreibungen ihr Leben gelassen haben. Flucht und Vertrei-bung seien fester Bestandteil unserer jüngs-ten deutschen und europäischen Geschichte. Kultur und Geschichte der Heimatgebiete der deutschen Vertriebenen müssten ebenso wie die jüngste politische Geschichte ins-gesamt im Gedächtnis der jüngeren Gene-rationen auch in unseren Nachbarländern bewusst bleiben.

Das diesjährige Leitwort des Tages der Hei-mat „Wahrheit und Dialog – Schlüssel zur Verständigung“, so Bodo Löttgen, erin-nere daran, dass es aufrichtige Verständi-gung und einen ehrlichen Dialog nur auf der Grundlage der historischen Wahrheit geben könne. Ein Dialog, der auf dieser Grundlage geführt werde, trage am ehesten zur Überwindung von Gegensätzen bei. Wo der Wille zur Wahrheit fehle, gebe es auf Dauer auch kein gedeihliches Miteinander.

Markus Patzke

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Politik

Wahrheit und DialogFlügel hier – Wurzeln dort – Brücken über Zeit und Raum

Die prunkvolle Rotunde im Schloss war wieder der würdige Ort für das Erinnern der deutschen Heimatvertriebenen an ihr Schicksal. Mitten unter den zahlreichen Gästen, der frühere Landesbeauftragte der Hessischen Landesregierung Rudolf Fried-rich. Dieser hatte sich vor zehn Jahren da-für eingesetzt, die festliche Gedenkver-anstaltung zum „Tag der Heimat“ jeweils in der barocken Residenz der ehemaligen Fürsten und späteren Herzöge von Nassau abzuhalten.

Für den BdV-Landesvorsitzenden Alfred Herold gab es einen doppelten Anlass sich zu freuen: zum einen, dass zahlreiche Gäste aus nah und fern seiner Einladung nach Wiesbaden gefolgt waren und zum anderen, dass er sie zum zehnten Mal als „Schloss-herr“ begrüßen konnte. „Das ist eine „Jubi-

läumsveranstaltung“, aber keine „Jubelver-anstaltung“ führte Herold aus, „denn der „Tag der Heimat“ ist ein Bekenntnis zur Herkunftsheimat und zum Schicksal der deutschen Heimatvertriebenen“.

Ein herzliches Wort des Dankes richtete er an die Hessische Landesregierung. Ohne ihre Unterstützung und Hilfe könnte in diesem wunderschönen Saal des Biebricher Schlosses diese Veranstaltung nicht durch-geführt werden.

Herold verwies darauf, dass in dieser Stunde ein weiteres geschichtliches Datum nicht in

den Hintergrund gedrängt werden soll. Wer hat es heute noch im Bewusstsein, dass vor nunmehr 65 Jahren die so genannte „orga-nisierte“ Vertreibung begann? Viele Vertrie-bene haben diese Zeit aus ihrem Gedächt-nis verdrängt, aber bei vielen Landsleuten blieben traumatische Erinnerungen zurück. War es doch die Zeit, als die Not Über-stunden machte und die Hoffnungslosig-keit Stammgast in unseren Familien war.

Wohl mit Blick auf die roten Fahnen, die Demonstranten vor dem Schloß schwenk-ten, sagte der Landesvorsitzende: „Damals sei keiner auf die Straße gegangen, um auf die scheinbar hoffnungslose Lage aufmerk-sam zu machen oder für bessere Wohnver-hältnisse zu demonstrieren“. „Wir kamen in Lumpen, sind aber nicht zu Lumpen ge-worden“, fügte er hinzu.

Herold ging dann auf den 28. August ein, den Trauertag der Wolgadeutschen, der sich vor wenigen Tagen zum 70. Mal jährte. „Hinter diesen dürren Worten steckt ein Schicksal, das sich Außenstehende kaum vorstellen können“, so Herold.

Die Bedeutung des zentralen Tages der Hei-mat zeigte sich deutlich an den Ehrengästen. So waren neben dem Hessischen Staatsmi-nister Stefan Grüttner,die Landtagsabge-ordnete und Vorsitzende der UdV Hessen, Gudrun Osterburg auch in ihrer Eigen-schaft als Vorsitzende des Unterausschusses

für Heimatvertriebene, Aussiedler, Flücht-linge und Wiedergutmachung, gekommen. Peter Schickel kam als Vertreter des Stadt-verordnetenvorstehers der Stadt Wiesbaden Wolfgang Nickel. Stadtrat Dieter Schlempp vertrat den Wiesbadener Oberbürgermeis-ter Dr. Helmut Müller.

Unter den Gästen waren auch der Vorsit-zende der SPD-Stadtverordnetenfraktion Stephan Belz, der BdV-Kreisvorsitzende von Wiesbaden Manfred Laubmeyer, der langjährige CDU-Landtagsabgeordnete Ar-min Klein, ferner die Landesbeauftragte der Hessischen Landesregierung für Hei-matvertriebene und Spätaussiedler, Mar-garete Ziegler-Raschdorf .

Von der „kommunalen Ebene“ begrüßte Herold die Bürgermeister von Hainburg, Bernhard Bessel, von Obertshausen, Bernd Roth und von Egelsbach Rudi Moritz, so-wie Martin Hanika den Vorsitzenden der Gemeindevertretung Langgöns bei Gie-ßen. Langgöns, so Herold, habe für An-liegen seiner Heimatstadt Bärn immer ein offenes Ohr gehabt.

Ein herzliches Willkommen rief der Lan-desvorsitzende Pfarrer Karl Kindermann, Ehrendomherr von Leitmeritz, dem Lan-desvorsitzenden der Ackermanngemeinde Mainz, Region Oberhessen, Rudolf Kräm-ling und Ingrid Gärtner zu, die als Ver-treterin des VdK-Landesvorsitzenden Udo Schlitt gekommen war.

Stellvertretend für viele Amtsträger aus dem BdV und den angeschlossenen Lands-mannschaften begrüßte Herold den stell-vertretenden BdV-Landesvorsitzenden und SL-Bezirksobmann von Unterfranken Al-fred Kipplinger. Stellvertretend für alle aus den hessischen Verbänden angereis-ten Gäste hieß Herold seine drei Stellver-treter im BdV-Landesvorstand Hartmut

Landesvorsitzender Alfred Herold begrüßt die Gäste in der prunkvollen Rotunde von Schloß Biebrich. Ein würdiger Ort für das Erinnern der deutschen Heimatvertriebenen an ihr Schicksal.

Sozialminister Stefan Grüttner

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Politik

Saenger, Karl Bauer sowie Manfred Hüber willkommen. Ein beonderer Gruß ging an den früheren Landtagsabgeordneten Sieg-bert Ortmann. Mit großem Geschick leitet Ortmann seit vielen Jahren als Vorsitzender die hessischen BdV-Landesverbandstage.

Der „Wiesbadener Kurier“ hatte die Jour-nalistin Ingeborg Toth entsandt.

Der Hessischen Rundfunk war durch Jan Fredriksson vom hr-Fernsehen vertreten.

„Es gehöre schon eine lange vorbereitete Or-ganisation dazu, wenn eine Veranstaltung wie diese gelingen soll. Dass dies auch heute wieder geschehen ist, ist sicher nicht zuletzt der tatkräftigen Mithilfe der Damen und Herren unserer Landesgeschäftsstelle zu ver-danken. Stellvertretend für alle nenne ich die Leiterin unserer Landesgeschäftsstelle, Frau Jenny Brämer, fügte Herold hinzu. Die Verbundenheit mit den Heimatvertrie-benen kam auch in den sehr persönlichen Grußworten zum Ausdruck.

Bundesministerin Kristina Schröder nannte die Arbeit des BdV in ihrem Grußwort „aktive Erinnerungspolitik, mit Sachlich-keit und Wahrhaftigkeit“ betrieben, um das Schicksal der 14 Millionen Verriebenen während und nach dem Zweiten Weltkrieg nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.

Der stellvertretende Stadtverordnetenvor-steher Peter Schickel erklärte, der Tag der Heimat sei Anlass zum Innehalten, um die Vergangenheit richtig einordnen zu können. Er hob auf das diesjährige Motto des Tags der Heimat ab, wonach „Wahrheit und Dia-log“ der „Schlüssel zur Verständigung“ sind.

Festredner war der Hessische Sozialminis-ter Stefan Grüttner. In seiner mit starkem Beifall bedachten Rede, erinnerte Grüttner daran, dass der BdV in den letzten Jahren

Bedeutendes für die Überwindung von Ge-gensätzen in Europa geleistet hat. Leider, so fügte er hinzu, gelte das nicht überall für die staatliche Ebene. Er ging dann auf die Ver-leihung der Ehrenplakette des BdV an den ehemaligen Ministerpräsidenten Roland Koch ein. Koch habe sich stets als Freund der Vertriebenen und Flüchtlinge erwie-sen. In seiner Dankesrede lobte Koch aus-drücklich den langjährigen Ausschussvor-sitzenden und späteren Landesbeauftragte Rudi Friedrich, der einen erheblichen mo-ralischen Anteil an dem Preis besitze, den er erhalten habe. War es doch Friedrich, der ihn für das Thema Flucht und Ver-treibung sensibilisierte. Auch die jetzige

Hessische Landesregierung, so Grüttner, fühle sich diesen Gedanken Roland Kochs verpflichtet.

Grüttner sprach dann die Benesch-Dekrete an, die er als unzulässige Form der Kollek-tivhaftung bezeichnete und die der Versöh-nung im Wege stehen. Das Schicksal der Vertriebenen hat eine Würdigung verdient. Vor 1000 Besuchern ist am Volkstumsnach-mittag beim Hessentag der Hessische Preis „Flucht, Vertreibung, Eingliederung“ ver-liehen worden. Neben dem Hauptpreis ist ein Sonderpreis an eine junge Frau gefal-len, die zwar nicht aus Hessin stammt, sich aber intensiv mit dem Schicksal der Vertrie-benen auseinander gesetzt hat.

Schließlich kam der Minister noch auf das Schicksal der Russlanddeutschen zu spre-chen. Für diese ist das Jahr 1941 ein wichti-ges Datum und verdient zu Recht erwähnt zu werden. Diese Menschen waren keine Abenteurer, die ihre Heimat verließen, der Grund war die wirtschaftliche Not. Sie gin-gen weil sie eingeladen wurden. Nach Um-siedlung durch Stalin änderte sich auch nach dem Krieg ihr Schicksal nicht. Sie blieben Arbeitssklaven, Deutsch wurde nur in den Familien gesprochen, eine Weiterbildung war ausgeschlossen.

Der Landesvorsitzende der Landsmann-schaft der Deutschen aus Russland, Johann Thießen schilderte nochmals in bewegenden Worten die Leidensgeschichte der Russland-deutschen. Ausgelöst durch den Krieg zwi-schen Deutschland und Russland, begann ihre Vertreibung nach Kasachstan, die viele nicht überlebten. Erst 1955 konnten sie in ihr ursprüngliches Wohngebiet zurückkehren,

in dem es kaum mehr deutsche Siedlungen gab. Thießens Familie hatte Glück im Un-glück. Sie kam 1956 in eine 1911 gegründete Siedlung, die ihnen ein Überleben in Ge-meinschaft sicherte.

Für Thießen ist es wichtig, dass die Ge-schichte der Deutschen aus Russland auch als Teil der deutschen Geschichte erkannt wird. Die angemessene Berücksichtigung in der Bundesstiftung „Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ ist ihm ein Herzensanliegen.

Zur würdigen, musikalischen Umrahmung der Festveranstaltung, hatte Landeskultur-referent Otmar Schmitz wieder den Chor ChorART Rheingau mit den Solisten Ju-lia Keidl und Alvild Barbatschi eingeladen. Stephan Kaiser führte das Ensemble mit si-cherer Hand.

In seinem Schlusswort dankte Schmitz den Mitwirkenden von ChorART für ihre Auf-tritte, besonders auch deshalb, weil sie kurz-fristig für die verhinderten Musikanten und Sänger der Internatsschule Schloss Hansen-berg eingesprungen waren. Zu seinem gro-ßen Bedauern, so Schmitz, habe man dies-mal auf das traditionelle Platzkonzert im Schlosshof verzichten müssen. Wegen einer Demonstration der Antifa, ein großes Po-lizeiaufgebot deswegen war unübersehbar, hatte man es vorsorglich abgesagt.

Mit dem „Hessenlied“ „Ich kenne ein Land, so reich und so schön, voll goldener Ähren die Felder........“ und dem Lied der Deut-schen „Einigkeit und Recht und Freiheit“ ging der Festakt zum „Tag der Heimat 2011“ in Hessen zu Ende.

Norbert Quaiser

Gruppenbild mit Dame: (v.li.) BdV-Landesvorsitzender Alfred Herold, Landesbeauftragte Margarete Ziegler-Raschdorf, Minister Stefan Grüttner, Otmar Schmitz, Johann Thießen

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Politik

Alfred Herold – Mit Herzblut für die HeimatEmpfang für den hessischen Landesvorsitzenden des BdV

Bei einem Empfang wurde Alfred Herold am Freitag von Gästen aus den Landsmann-schaften und der Politik sowie durch Fami-lienmitglieder gefeiert. Ort war der vollbe-setzte Wappensaal im „Haus der Heimat“ in Wiesbaden.

Gefeiert wurde nicht nur der besondere Geburtstag Herold’s sondern auch des-sen 30-jährige ehrenamtliche Tätigkeit als Landesobmann der Sudetendeutschen Landsmannschaft.

Schon die Gästeliste liest sich wie ein klei-nes „Who is who“ der hessischen Politik, des Medienbereichs und der Führungs-ebene der Vertriebenenverbände. Schon die Reihe der Festredner war beeindruckend: Bundesvorsitzender der Sudetendeutschen Landsmannschaft Franz Pany, Stellver-tretender Landtagspräsident Frank Lortz MdL, Staatssekretärin im Hessischen

Sozialministerium Petra Müller-Klepper, Präsidentin des Bundes der Vertriebenen Erika Steinbach MdB, Stadtverordnetenvor-steher Wolfgang Nickel, Stadträtin Gabri-ele Wolf, Landesbeauftragte der Hessischen Landesregierung für Heimatvertriebene und

Spätaussiedler, Mar-garete Ziegler-Rasch-dorf und stellvertreten-der SL-Landesobmann und stellvertretender BdV-Landesvorsitzen-der Manfred Hüber.

Auch die Reihe der Gäste war ansehnlich: Vorsitzende der UdV

Hessen und Vorsit-zende des Unteraus-schusses für Heimat-vertriebene, Aussiedler, Flüchtlinge und Wie-dergutmachung Gud-run Osterburg MdL, Frank Sürmann MdL, Landesbeauftragter der Hessischen Landesre-gierung für Heimat-vertriebene und Spätaussiedler a.D., Rudolf Friedrich MdL a. D., und vom Hessischen Sozialministerium Georg Unkelbach und Ekkehard Ebermann. Vorsitzender des

Kreistages Offenbach Paul Scherer, Vor-sitzender der Gemeindvertretung Hain-burg Franz Kemmerer, Bürgermeister von Egelsbach Rudi Moritz, Bürgermeister von Langgöns Horst Röhrig, Vorsitzender der Gemeindevertretung Langgöns Martin Ha-nika, Erster Beigeordneter von Hainburg Karlheinz Habermann, Siegbert Ortmann, Funk, Fernsehen, Presse und Sport wurden repräsentiert durch den Chefredakteur des Hessischen Rundfunks Alois Theisen, den Filmkorrespondent des Hessischen Rund-funks Harald Henn, die Schriftleiterin vom „Bärner Blättchen“ Ottilie Stein, Nina Waß-mundt vom „Wiesbadener Tagblatt“ und dem Olympiateilnehmer der Winterspiele 1952 Dr. Pepi Erben.

Hartmut Saenger, stellvertretender hessi-scher BdV-Landesvorsitzender hatte „die ehrenvolle Aufgabe“ wie er sagte, die Gäste

im Namen des BdV-Landesverbandes Hes-sen und der Sudetendeutschen Landsmann-schaft Hessen zu begrüßen. „Der 80. Ge-burtstag von Alfred Herold allein wäre schon ein schöner Anlass zu feiern“, so Sa-enger. „Aber es gibt noch einen weiteren Grund, Alfred Herold ist zugleich seit 30 Jahren Landesobmann der Landesgruppe der Sudetendeutschen Landsmannschaft Hessen und dafür schulden wir ihm sehr viel Dank“. Dass der Kreis der Gratulan-ten so groß geworden sei, liege auch daran, dass Herold eine doppelte Führungsaufgabe erfülle, der er in den langen Jahren gerecht geworden ist, nämlich den BdV-Landes-verband und die Sudetendeutsche Landes-gruppe zu führen. Die beiden Verbände habe er als Patriarch geführt, die „Groß-familie“ zusammengehalten und ihr die gemeinsamen Ziele immer wieder deut-lich gemacht.

Alfred Herold und Erika Steinbach MdB

Alfred Herold und Margarete Ziegler-Raschdorf

Allen,die in vielfältigerWeisemeines80.Geburtstagesgedachten,möchteichaufdiesemWegeeinherzliches„Dankeschön“sagen.

MeinbesondererDankgiltdenMitarbeiterinnenundMitarbeiterderBdV-undSL-LandesgeschäftsstellefürdieMitgestaltungdesEmpfangesam16.September2011imHausderHeimatinWiesbaden.

DarüberhinausdankeichFrauJennyBrämerundHerrnHubertLejafürdengefühlvollgeschriebenenBeitragzumeinerPerson;siehe„Deutsche umschau“Nr.4/2011/Seite11.Hainburg,imOktober2011

AlfredHerold

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Politik

Wenzel-Jaksch-Medaille für Alfred Herold

Die Präsidentin des Bundes der Vertriebe-nen, Erika Steinbach MdB, überreichte bei Gelegenheit des Geburtstagsempfangs im Haus der Heimat in Wiesbaden die nur sel-ten verliehene Wenzel-Jaksch-Medaille des BdV an Alfred Herold.

Die Medaille ist im Gedenken an den be-kannten Sozialdemokraten Wenzel Jaksch geschaffen worden, um Persönlichkeiten auszuzeichnen, die sich um die Kenntnis von Schicksal und Kulturerbe der deutschen Vertriebenen aus dem Osten besonders ver-dient gemacht haben. Wenzel Jaksch, der in Zusammenhang mit dem Anschluß des Sudetenlandes an das Deutsche Reich, vor den Nationalsozialisten nach Großbritan-nien geflohen war, hat am Ende des Zwei-ten Weltkrieges vergeblich versucht, die von Benes betriebene Vertreibung von 3,5 Millionen Sudetendeutschen aus der

Ehrung zum 80. Geburtstag des hessischen Landesvorsitzenden

Tschechoslowakei zu verhindern. Seit 1953 gehörte er der SPD-Fraktion im Deutschen Bundestag an und war in den fünfziger und sechziger Jahren einer der herausragenden Vertriebenenpolitiker in der Bundesrepu-blik Deutschland. Von 1964 bis zu seinem Tode im Jahre 1966 war er Präsident des Bundes der Vertriebenen.

Alfred Herold, der jetzt die zuletzt 2008 an den Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundes-tagsfraktion Volker Kauder verliehene Me-daille erhielt, ist Vertriebener aus Bärn in Nordmähren. In Herold wurde ein ebenso besonnener wie beharrlicher Repräsentant einer Politik geehrt, die sich der histori-schen Wahrheit, dem Schicksal von Flucht und Vertreibung Deutscher aus dem Osten, dem kulturellen Erbe der Vertreibungsge-biete und der Verständigung mit den öst-lichen Nachbarvölkern verpflichtet weiß.

Man kann nur wün-schen, daß die ihm zutei l gewordene Auszeichnung die deutsche Öffentlich-keit einmal mehr nachdrücklich darauf aufmerksam macht, welche politischen Not wend igke iten sich für eine gedeih-liche Zukunft Euro-pas aus dem Umgang mit dem Unrecht der Vertreibung von Men-schen ergeben.

NQErika Steinbach MdB heftet Alfred Herold die hohe Auszeichnung an

Der Bundesvorsitzende der Sudetendeutschen Landsmannschaft Franz Pany lobte Herold als „Basisdiplomaten aus Heimatliebe und verletztem Rechtsempfinden“.

Der Vizepräsident des Hessischen Landta-ges Frank Lortz gratulierte im Namen des Hessischen Landtags und des Kreistages Of-fenbach. „Über fünf Jahrzehnte bist Du im Ehrenamt. Du hast nicht nur vom Ehren-amt gesprochen, du hast das Ehrenamt auch belegt. Du warst dabei immer ein öffentli-cher Mensch, mit allen Vor- und Nachteilen, die damit verbunden sind. Vor allem aber warst und bist Du ein deutscher Patriot.“

Staatssekretärin Petra Müller-Klepper, MdL, überbrachte die Glückwünsche des Hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier. Herold sei, aus der Vertreibung he-raus in den Bund der Vertriebenen eingetre-ten, um die sozialen, politischen und kultu-rellen Rechte der Vertriebenen zu vertreten.

Die Präsidentin des Bundes der Vertriebe-nen, Erika Steinbach MdB, überbrachte die Glückwünsche des Präsidiums des Bundes der Vertriebenen. Herold gehört diesem Gremium seit dem Jahre 2000 an. „Sie sind in diesem Präsidium der Dienstälteste und Sie sind der Einzige, der sich noch an Flucht und Vertreibung wirklich erinnern kann. Sie zeigen auch beispielhaft, dass die Ver-triebenen sich nicht jammernd in die Ecke gesetzt haben, sondern dass sie von Anfang an mitgemacht haben und überproportio-nal politisch interessiert sind, weil die Ver-triebenen Opfer der Politik wurden“ führte Präsidentin Steinbach aus.

Der Stadtverordnetenvorsteher Wolfgang Nickel würdigte in seiner Ansprache die lange und gute Arbeit des Jubilars im Land wie auch im Bund. Landesbeauftragte für Heimatvertriebene und Spätaussiedler Mar-garete Ziegler-Raschdorf gratuliert und dankt für die vertrauensvolle Zusammen-arbeit. Schon bei ihrem Amtsantritt vor zwei Jahren, habe sie sich mit Herold über die wichtigsten Vorhaben verständigt und da-bei gespürt, „dass die Wellenlänge bei uns beiden sofort gestimmt hat“.

„Ich bin dankbar, dass Sie mich als Lan-desbeauftragte so freundlich an- und auf-genommen haben. In einem Interview vor einer Woche haben Sie ausgeführt, dass die Vertreibung Ihr Rechtsempfinden verletzt hat. Deswegen, und weil die Erinnerungen an diese Zeit nicht erlöschen dürfen, würden Sie unermüdlich in den unterschiedlichsten Organisationen mitarbeiten. Unterstützung

für den Erhalt der kirchlichen Baudenk-mäler in Ihrer Heimat ist auch in den eige-nen Reihen nicht immer nur auf Zustim-mung gestoßen. Mit großer Hochachtung habe ich von diesen Aktivitäten Kenntnis genommen. Der Hessische Rundfunk und sein Mitarbeiter Herr Henn, haben in der Reportage „Ein Schloss in Schlesien – wie Vertriebene in der alten Heimat helfen“, im Mai diesen Jahres in beeindruckender Weise von Ihren Aktivitäten berichtet. Hierauf können Sie stolz sein. Durch Ihr ausglei-chendes Wesen und Ihre enorme Sensibilität sind Sie ein Anker für die Vertriebenen in Hessen. Unerschrocken und unermüdlich bringen Sie auch aussichtslos erscheinende

Vorhaben stetig und nie mutlos werdend vo-ran. Dabei beeindruckt mich, dass Sie trotz des schweren Vertreibungsschicksals immer ein fröhlicher Mensch geblieben sind. So gehören der hessische Landesverband des BdV und die hessische Landesgruppe der sudetendeutschen Landsmannschaft, zu den mit am besten für die Zukunft gerüs-teten in der Bundesrepublik Deutschland“.

Das gemeinsam gesungene Hessenlied „Ich kenne ein Land, so reich und so schön, voll goldener Ähren die Felder....“ war der Aus-klang zu einem Fest, das vielen besonders wegen seiner herzlichen Atmosphäre in gu-ter Erinnerung bleiben wird. N. Quaiser

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GrenzüberschreitendeArbeit

Deutsch-polnische Begegnungen in WestpreußenDeutsch-Europäisches Bildungswerk veranstaltet Verständigungsseminar

Das Deutsch-Europäische Bildungswerk veranstaltete in der ersten Jahreshälfte ge-meinsam mit mehreren deutschen, polni-schen und tschechischen Kommunen eine Reihe deutsch-polnischer Begegnungen mit Unterstützung der hessischen Partnerstädte und Vertriebenenverbände. Im Mai fand ein Verständigungsseminar, an dem sich auf der polnischen Seite die Städte Danzig, Dirschau und Preußisch Stargard beteilig-ten. Auf der deutschen Seite engagierte sich besonders dabei der Heimat-kreis Pr. Star-gard mit dem Sitz in Frankfurt. Während der Begegnung auf der Burg Mewe berich-tete der Heimatkreisvorsitzende über die Entwicklung nach der Wende der Kontakte zur Heimatstadt. Im Laufe der Zeit gewan-nen die Vertriebenen Vertrauen und Anse-hen in der jetzt polnischen Stadt mit einer für die beiden Völker besonders tragischen Geschichte aus der NS-Zeit. Das Programm der Zusammenarbeit beinhaltet heute un-ter anderem die Pflege der alten evangeli-schen Friedhöfe, was nicht ohne gewissen Gegenwind erreicht werden konnte.

Der Vize-Stadtpräsident von Pr. Stargard Henryk Wojciechowski dankte dem Hei-matkreis beim Empfang im Rathaus für das Verständigungsengagement und be-grüßte die Seminarteilnehmer recht herz-lich als große Gruppe von Deutschen, die mit einer seltenen begrüßenswerten Auf-gabe gekommen seien. Der Stadtchronist Zbigniew Potocki berichtete anschließend über die Geschehnisse von 1939 – 1940 in

dem nahe liegenden Spengawsker Wald, wo von National-Sozialisen ca. 7.000 Menschen erschossen und in 39 Massengräbern ver-scharrt wurden. In erster Linie fielen hier zum Opfer die polnischen Priester, Lehrer, Ärzte, Kaufleute, Pfadfinder, Bauern und Handwerker. Unter den Ermordeten sind auch Deutsche bekannt, wie z.B. Probst Jo-sef Kuchenbecker und kath. Pfarrer Kasimir Schliepp. Als Sammel-punkt für Geistes-kranken aus dem Reich nutzten die Nazis die psychiatrische Anstalt im nahe liegen-den Konradstein. Auf gleiche Weise wie die Behinderten wurden in Spengawsken sämtliche polnische Ärzte dieser Einrich-tung erschossen. Im städtischen Museum von Pr. Stargard sind die Namen der evan-gelischen Pastoren Wendland, Pahl und Drahein dokumentiert. Sie sprachen sich noch vor der Besat-zung öffentlich gegen die Nazi-Ideologie aus. Staatsanwalt Rei-nicke und Richter Schelle richteten 1939 an den von Hitler in Danzig – Westpreu-ßen eingesetzten Gau-leiter eine Petition, in der die Massenerschießungen als „ille-gal“ bezeichnet wurden.

Die Seminarteilnehmer legten an der Ge-denkstätte Szpegawsk einen Kranz nie-der. Hartmut Saenger, Vorsitzender des Deutsch-Europäischen Bildungswerks, sprach ein Wort des Gedenkens an die Op-fer der Nazi-Gewalt mit dem Gedanken über das unerlässliche Verantwortungsge-fühl ihnen gegenüber und leitete eine Ge-denkminute ein. Gemeinsam wurde ein

Vater unser… gebetet.

Außer in Pr. Stargard, fanden Rathausempfänge in Danzig und Dirschau statt. Bogdan Oles-zek, Stadtparlamentspräsident von Danzig, stellte sich in sei-nem Vortrag als großer Befür-worter der EU dar und sprach mit Begeisterung über die Dan-ziger Identität – Wir sind ein un-ruhiges kleines Volk, wir haben unseren Stolz, und nicht jeder kriegt uns auf die Knie. Ohne die Arbeiterbewegung Solidar-nosc, zu der er persönlich als jun-ger Mann gehörte, hätte es den Aufschwung nie gegeben. Nach der regen Aussprache folgte eine Einladung zum Gruppenfoto.

Zenon Drewa, Vize-Stadtpräsident von Dischau, konzentrierte sich auf politische Kräfteverhältnisse und die Städtepartner-schaft mit Witten (NRW). Die Städtever-schwisterung entwickele sich auf der Grund-lage einer Patenschaft der Stadt Witten über die vertriebenen Dirschauer. Aus privaten Heimatbesuchen entstanden viele Freund-schaften. Die Straßenfestrituale von Wit-ten sind heute in Tczew fast komplett über-nommen worden. Besonders beliebt ist die jährliche Wahl nach dem deutschen Vor-bild einer Weinblütenkönigin.

Weitere Höhepunkte des Seminars waren Veranstaltungen im Herder-Zentrum der Universität Danzig, Kopernikus-Gymna-sium von Pr. Stargard und mit dem Kaschu-ben aus Karthaus. Vor allem waren es aber auch die Begegnungen mit der deutschen Minderheit in Danzig und Dirschau. Paul Sabiniarz referierte in Danzig über die Lage der in der Heimat verbliebenen Deutschen. Dank der Unterstützung aus dem In – und Ausland betreibt das Begegnungszentrum Jugend-, Frauen – und Seniorenarbeit, bie-tet Sprachkurse an, die gerne auch von jun-gen Polen in Anspruch genommen werden. Durch ein Mini-Theater „lockt“ der Verein kulturinteressierte Studenten an. Zu wich-tigen Arbeitsfeldern gehörten die Friedhof-pflege und Durch-setzung der zweispra-chigen Gedenktafeln. Die Zeiten, in der Unbekannte die Türen des Begegnungs-zentrums mit Hackenkreuze beschmier-ten, seien vorbei. Die Verbandstätigkeit der Deutschen wird vom Stadtpräsidenten öf-fentlich gewürdigt.

Die Begegnung mit der deutschen Min-derheit in Dirschau wurde von zwei gro-ßen Schülergruppen gekennzeichnet. Zum Thema Deutsch-Unterricht und Jugend-aus-tausch referierte Gymnasiallehrerin Maria Kosmacz. Im Rahmen des Schü-leraus-tauschs initiiert sie Besuche von Ausstellungen über Hitlers Gegner Gra-fen Helmuth James von Moltke im Krei-sauer Schloss.Am Seminar nahmen mehrere Parlamen-tarier der Landeshauptstadt Wiesbaden teil wie Stadträtin Helga Skolik und die für das Ressort der Zusammenarbeit mit den Hei-matvertriebenen zuständige Abgeordnete Monika Mucha.

Sieghard Drews

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GrenzüberschreitendeArbeit

Wurzeln gesucht und gefundenKultur-und Begegnungsfahrt nach Nordböhmen

Bereits zum 38. Male unternahm die Sude-tendeutsche Landsmannschaft Limburg-Weilburg eine Kultur- und Begegnungs-fahrt. Das diesjährige Ziel führte nach Nordböhmen und in das Egerland. Es fand mit 55 Teilnehmern ein starkes Interesse und eine Fülle von Erlebnissen.

Wer längere Zeit nicht in Weimar weilte, war beim Rundgang durch die Goethe- und Schillerstadt Weimar mit Reiseführer Adolf Leschka (aus Graupen, jetzt Weimar) von ihrer positiven Entwicklung sehr angetan.

Die Reiseroute führte dann über Dresden durch das Erzgebirge nach Kulm bei Aus-sig. An dieser historischer Stätte fand die Gruppe im Hotel „Bonaparte“ Unterkunft. Dort wurde am 29. August 1813 ein Napo-leon-Heer von den Österreichern, Preußen und Russen geschlagen und die entschei-dende Voraussetzung für den Sieg in der Schlacht bei Leipzig gegen „Napoleon Bo-naparte“ geschaffen.

Für die sächsische Metropole Dresden an der Elbe stand ein ganzer Tag zur Verfü-gung, um die vielen Sehenswürdigkeiten, wie Semper-Oper, Zwinger, Hofkirche, Brühler Terrassen, Fürstenzug und vor al-lem die wiederaufgebaute Frauenkirche in Augenschein zu nehmen.

Bei herrlichem Sonnenschein war es weiter-hin ein besonderer Genuss vom 807 Meter hohen Mückenberg am Erzgebirgskamm die Aussicht über Teplitz-Schönau und das Böhmische Mittelgebirge zu haben. Zahl-reiche Zinnbergwerke weisen noch heute auf die einst ergiebigsten Zinnvorkommen in Europa hin.

Teplitz, eine der ältesten Kur- und Theater-Städte Böhmens, erfährt auch heute wieder viel Zuspruch an Kurgästen. Aussig, einst bevölkerungsreichste Stadt Deutsch-Böh-mens ließ jedoch schreckliche Erinnerun-gen an die Geschehnisse vom 31. Juli 1945 auf der Brücke von Aussig aufkommen, die auch ausgerechnet noch „Benesch-Brücke“ heißt. Bei einem Gedenken am Fuße der Burg Schreckenstein hoch über dem Elbe-tal erinnerte SL- Kreisobmann und Reise-leiter Otto Riedl an diesen „Blutsonntag von Aussig“ , der auch als „Aussiger Massa-ker“ in die Annalen der Geschichte einging. Mehr als Tausend Deutsche fanden bei die-sen Ausschreitungen durch die Tschechische

Legion, Revolutionsgarden und Militärs den Tod. Die Elbe soll rot von Blut gewe-sen sein. Es sei unbegreiflich, so Riedl, dass dieser Massenmord an Deutschen straflos

und ungesühnt bleibe, da durch die noch bestehenden Straffreiheitsgesetze, sprich Benesch-Dekrete, diese Verbrechen nicht verfolgt werden können. Zum Gebet ver-sammelten sich die Teilnehmer an einer Gedenktafel auf der Brücke, die seit 2005 an diesen Massenmord erinnert.

Der bekannte Wallfahrtsort Mariaschein mit Klosterkirche und Gymnasium, das frü-her vom Jesuiten-Orden geleitet wurde, ließ die Teilnehmer erahnen, dass dieses Klos-ter früher ein geistiges und religiöses Zen-trum bildete. Nach einem Orgelkonzert in der Graupener Kirche „Maria Himmel-fahrt“ mit Organist Bohdan Ostroversenko, erläuterte Pater Benno, dass die Kirche in Tschechien einen schweren Stand habe. Auf die allgemeine Situation eingehend, merkte er an, dass Erinnern, Verzeihen und Ver-söhnung nicht das Vergessen ausschließen dürfen. Wichtig sei es ihm, dass beide Sei-ten, also Deutsche und Tschechen, danach handeln, was aber auf tschechischer Seite bisher zu wenig geschehen sei.

Eine Elbe-Schifffahrt von Lobositz nach Aussig mit dem Schiff „Bohemica“ machte diese herrliche Mittelgebirgslandschaft zu einem weiteren Erlebnis, ebenso die Schön-heiten das Elbsandsteingebirges mit dem

Besuch der Feste-Königstein hoch über dem Elbufer.

Daß die „Böhmische Musik“ein Begriff über Deutschlands Grenzen hinaus geworden ist, vermittelte ein „Bömischer Abend“,bei dem ein Duo diese Musik mit deutschen und tschechischen Texten zum Mitsingen und Tanzen erklingen ließ.

Einige Teilnehmer haben sich zum Ziel ge-setzt, erstmals ihre Wurzeln aufzuspüren. So konnte Wilfried Böhm (Villmar) nach 65 Jahren sein Geburts- und Wohnhaus in Tetschen-Bodenbach ausfindig machen und wurde gastlich von den jetzigen Be-sitzern empfangen . Bei Sieglinde Födisch (Mengerskirchen) erfüllte sich ebenso die-ser Wunsch in Oberleutensdorf, jetzt Lit-vinov, wo sie in der Pfarrkirche St. Michael 1944 getauft wurde. Vom derzeitigen Pfarrer gab es herzliche Grußworte. Ebenso erging es weiteren Teilnehmern in Kommotau, Kaaden und Brüx. Hier bestaunte man als Besonderheit die Dekanalkirche „Maria Himmelfahrt“, die 1975 dem Braunkohleta-gebau weichen mußte und um 860m ver-setzt wurde. Heute dient sie als Museum und Begegnungsstätte.

Die Barbarossa-Stadt Eger bildete den Ab-schluss dieser interessanten Kultur- und Begegnungsfahrt, wo die Gruppe von der Leiterin des „Deutschen Zentrums“, Krista Hruba geführt wurde. Aufgefallen ist all-gemein, obwohl die Regierung Skepsis ge-genüber der EU zeigt, dass trotz Nicht-einführung des Euro, dieser vielfach als Zahlungsmittel Einzug gehalten hat.

Otto Riedl

Gedenken auf Burg Schreckenstein in Aussig, 3. v. l. Otto Riedl bei seiner Ansprache

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Kultur

Tagung der Bundesstiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung

In Waldkraiburg in Oberbayern fand die erste Veranstaltung der Bundesstiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung außer-halb der Hauptstadtregion Berlin/Bran-denburg statt. Die Stiftung lud zusammen mit dem Haus des Deutschen Ostens Mün-chen und dem Gerhard-Hauptmann-Haus Düsseldorf zu dem Workshop „Vertriebe-nensiedlungen in der Bundesrepublik ‒ ein Stück deutscher Zeitgeschichte“ ein.

Millionen Deutsche aus dem Osten waren am Ende des Zweiten Weltkrieges dazu ge-zwungen, ihre Heimat in Richtung Westen zu verlassen. In der Folge entstanden verein-zelt so genannte Vertriebenensiedlungen als neu gegründete Gemeinden oder Stadtteile. Bisher ist ihre Geschichte nur sehr punktu-ell untersucht. In dem Workshop wurden neueste Forschungen präsentiert, Impulse für die weitere Forschung gegeben und die Arbeit der Bundesstiftung Flucht, Vertrei-bung Versöhnung vorgestellt.

Stiftungsdirektor Prof. Manfred Kittel be-richtete über die laufende Arbeit an der Konzeption für die Dauerausstellung und das geplante Dokumentations- und Infor-mationszentrum. Gegenwärtig werden eine Sammlung, Dokumentations- und Zeit-zeugenarchive und eine Fachbibliothek zu Flucht, Vertreibung und Zwangsmigration aufgebaut. Neben dem Umbau und der Sa-nierung des Deutschlandhauses als zukünf-tigem Standort entfaltet die Stiftung bereits vor Eröffnung der Dauerausstellung eine Reihe weiterer Aktivitäten. Dazu zählen vielfältige Veranstaltungsformate wie Podi-umsdiskussionen, wissenschaftliche Tagun-gen und Zeitzeugengespräche. Ende August 2011 fand beispielsweise in Zusammenar-beit mit dem Jugend- und Studentenring der Deutschen aus Russland ein Zeitzeugen-seminar aus Anlass des 70. Jahrestages der Deportation der Russlanddeutschen statt.

Stiftungsdirektor Manfred Kittel erklärte: „Für unsere Motivation, eine Veranstaltung in Waldkraiburg zu organisieren, war ent-scheidend, dass diese Stadt, die älteste ei-genständige Vertriebenengemeinde in der Bundesrepublik, eine hohe symbolische Be-deutung für uns hat, für eine Stiftung, an deren Ausgangspunkt die Idee stand, das Schicksal der deutschen Vertriebenen und auch ihre Leistungen bei der anschließen-den Integration in der neuen Heimat zu würdigen.“

Ringen um Lehrstuhl geht weiterOMV und BdV in Nordrhein-Westfalen arbeiten an Lösung

Der Landesvorsitzende der Ost- und Mit-teldeutschen Vereinigung (OMV) der CDU Nordrhein-Westfalen, Michael Weigand, ist in Oldenburg mit dem Direktor des dor-tigen Bundesinstitutes für die Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Eu-ropa, Prof. Dr. Matthias Weber, zusammen-getroffen. Zentrales Thema des Gedanken-austausches war erneut die Wiederbelebung der geschlossenen Lehrstühle zur Vertrei-bungs- und Vertriebenengeschichte in Nordrhein-Westfalen. In den vergange-nen Jahren waren die beiden letzten Lehr-stühle im bevölkerungsreichsten Bundes-land in Dortmund (2005) und Düsseldorf (2008) nicht neu besetzt worden.

Der 34jährige Historiker Weigand und We-ber waren bereits mehrfach bezüglich die-ser Thematik in Kontakt. Dieses Mal fand das Gespräch erstmals im Bundesinstitut in Oldenburg statt. Konkreter Anlass die-ses Treffens war die Besetzung zweier aus-geschriebener Juniorprofessuren in diesem Sommer. Aus insgesamt zwölf Bewerbern wurden mit Hochschulen in Tübingen und Berlin allerdings zwei nicht nordrhein-west-fälische Standorte ausgewählt. Weigand zeigte sich aufgrund dieser Entwicklung enttäuscht: „Wir hatten uns aus nordrhein-westfälischer Sicht zumindest die Wieder-einrichtung eines Standortes wenigstens als

Juniorprofessur erhofft. Leider gab es nur eine Bewerbung aus NRW, und die schien qualitativ nicht an die beiden siegreichen Universitäten heranreichen zu können.“ Es bleibe dabei, dass im bevölkerungsreichs-ten Bundesland mit einem Bevölkerungs-anteil mit Vertriebenenwurzeln von unge-fähr 30 Prozent mindestens zwei Lehrstühle zur Grundausstattung von Forschung und Wissenschaft gehörten.

Dennoch zog der OMV-Landesvorsitzende aus dem Gespräch ein gutes Fazit: „Profes-sor Weber kennt und erkennt die Proble-matik der fehlenden Lehrstühle in NRW. Er versucht wirklich alles, was in seinen Möglichkeiten liegt, um diesen Mangel durch kreative Ideen auszugleichen. Aller-dings müssen dazu die hiesigen Universi-täten auch ihrerseits einen Beitrag leisten und nicht nur die Hände in den Schoß le-gen und abwarten.“ Man könne von Politik und Verwaltung nicht erwarten, dass diese die Mittel zur Verfügung stellen und alles Weitere arrangieren. Die Universitäten hät-ten spätestens seit dem Hochschulfreiheits-gesetz eine eigene Verantwortung wahrzu-nehmen, der sie in diesem Punkt in NRW nicht nachkämen. Weigand versprach, mit seinen Mitstreitern aus OMV und Bund der Vertriebenen weiter an einer Lösung dieses wichtigen Problems zu arbeiten.

Bereits zum dritten Mal geht die mobile Ausstellung „Adler über Schlesien. Ereig-nisse und Pioniere der Luftfahrtgeschichte“ derzeit auf Wanderschaft. Die Sonderaus-stellung, die zunächst von November 2009 bis April 2010 auf 600m² mit großem Er-folg im Oberschlesischen Landesmuseum in Ratingen (Hösel) zu sehen war, wurde auf eine reich bebilderte Tafelausstellung verkleinert. Diese mobile Version wurde von März bis April 2011 in der Martin-Opitz-Bibliothek Herne sowie von April bis Juli 2011 in der Stadtgalerie Gersfeld in der Rhön vorgestellt.

Die dritte Landung erfolgte im Wiesbade-ner „Haus der Heimat“. Hier luden am 22. September 2011 das Kulturreferat des Bun-des der Vertriebenen (BdV), Landesverband

Zwischenlandung in Wiesbaden

„Adler über Schlesien“

Hessen e.V., und das OSLM herzlich zur Eröffnung ein. BdV-Landeskulturreferent Otmar Schmitz und Dipl.-Biol. Charlotte Dietrich, Mitarbeiterin am Oberschlesi-schen Landesmuseum und Kuratorin der Ausstellung, gaben eine Einführung in die Ausstellung sowie in die Luftfahrtgeschichte Schlesiens.

„Adler über Schlesien“ ist noch bis zum 24. Oktober 2011 erlebbar von Montag bis Frei-tag von 14.00 bis 19.00 Uhr und samstags von 10.00 bis 14.00 Uhr. Der Eintritt ist frei. Der Besucher wird von den ersten Träumen und Flugversuchen des Menschen über Bal-lons, Zeppeline und Gleitflugapparate bis hin zu Motor- und Segelflugzeugen und den heutigen modernen Verkehrsmaschi-nen begleitet. Charlotte Dietrich

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Kultur

Vertriebene in Westfalen und LippeNeues Werk zu Regionalgeschichte vorgelegt

Am 12.09. präsentierte Prof. Dr. Paul Lei-dinger vor Fachpublikum im Aschendorff Verlag in Münster sein neues Buch zum Thema: „Deutsche Ostflüchtlinge und Ost-vertriebene in Westfalen und Lippe nach 1945.“ Herausgegeben vom Kreisgeschichts-verein Beckum-Warendorf e.V., und wesent-lich gefördert durch die NRW-Stiftung, ar-beitet das Werk den Forschungsstand auf und schafft Anregungen, sich weiterfüh-rend mit der Aufnahme und Integration der Vertriebenen zu beschäftigen.

Forschungen zur Geschichte der deut-schen Ostflüchtlinge und Ostvertriebenen in Westfalen und Lippe nach 1945 waren nach vielfältigen amtlichen und privaten Veröffentlichungen der ersten Nachkriegs-zeit in den vergangenen Jahrzehnten ein vielfach empfundenes Desiderat, auch ge-genüber anderen Regionen und Ländern in Deutschland. Hier setzt das vorliegende Buch an. Es führt den Untersuchungsraum, der anfangs in der Britischen Besatzungs-zone ein eigener Verwaltungsraum war, 1946/47 aber mit dem Bezirk Nordrhein zum Land Nordrhein-Westfalen zusammen geschlossen wurde, wieder an den Stand der wissenschaftlichen Forschung in der Flüchtlings- und Vertriebenenfrage heran und verbindet diese zugleich mit dem Be-mühen um eine deutsch-polnische Verstän-digung über das Thema.

Das Buch geht auf eine vom Herausgeber initiierte Tagung der Historischen Kom-mission für Westfalen 1996 zurück. Die da-bei gehaltenen Vorträge sind zum Druck an dieser Stelle aktualisiert und um ein Drit-tel durch weitere Beiträge ergänzt worden.

Die Konzeption des Symposiums ist dabei beibehalten worden. In über 20 Beiträgen werden zunächst Grundaspekte von Flucht und Vertreibung von der Ausweisung aus der ostdeutschen Heimat über den Trans-port bis zur Ankunft und Aufnahme in den zugewiesenen Aufnahmeorten behandelt und dabei insbesondere die Durchgangsla-ger auf Landes- und Kreisebene bezeichnet. Ein zweites Kapitel stellt angesichts des all-gemeinen Mangels und der Unzulänglich-keit kommunaler und staatlicher Stellen in der ersten Nachkriegszeit die Arbeit und Be-deutung der Kirchen und Freiwilligenver-bände für die Lösung der Vertriebenenpro-bleme dar. Ein drittes Kapitel ist Fragen der sozialen Integration, der Wirksamkeit der Flüchtlingsbeiräte, der Arbeits- und Wohn-fürsorge sowie der besonderen Situation von Frauen und Kindern gewidmet, ein viertes Kapitel Aspekten einer kulturellen Integ-ration, bei der die Übernahme von Paten-schaften über ostdeutsche Städte, Gemein-den und Kreise, die Pflege ostdeutschen Kulturguts und Brauchtums, aber auch Ver-triebenenwallfahrten eine wesentliche Rolle

spielten und sich auch Kontakte zur alten Heimat ergaben, die zur Überwindung von Gegensätzen und vielfach auch zu Partner-schaften zwischen Polen und Deutschland auf verschiedenen Ebenen führten. In einem fünften Kapitel werden Flucht und Vertrei-bung im Ausstellungswesen und im kollek-tiven Gedächtnis der betroffenen Nationen sowie das Recht auf Heimat im internati-onalen Zusammenhang untersucht und abschließend die Eingliederung der Ver-triebenen am Beispiel des heutigen Kreises Warendorf vorgestellt. Im Anhang kommen Dokumente und Statistiken zur Flüchtlings-aufnahme in Westfalen und Lippe für die Jahre 1946 bis 1970 zum Abdruck.

Das Buch will insbesondere Städten, Ge-meinden und Kreisen des Untersuchungs-gebietes, in dem nach 1945 zunächst zwei Drittel der Ostvertriebenen des Landes Nordrhein-Westfalen Aufnahme fanden, eine zuverlässige Grundlage und Anregun-gen für weiterführende Forschungen auf lokaler und regionaler Ebene geben. Der Herausgeber (Jahrgang 1932) lehrt nach 20jähriger Schultätigkeit seit 1978 an der Universität Münster Neuere und Neueste Geschichte und Didaktik der Geschichte und ist durch Schulbuchgespräche und zahl-reiche Begegnungen mit Polen seit 1975 mit dem Thema von Flucht und Vertreibung der Deutschen und dem deutsch-polnischen Beziehungsverhältnis vertraut.

Deutsche Ostflüchtlinge und Ostvertriebene in Westfalen und Lippe nach 1945 - Beiträge zu ihrer Geschichte und zur deutsch-polni-schen Verständigung (= Quellen und For-schungen zur Geschichte des Kreises Waren-dorf, Band 46) Aschendorff Verlag Münster 2011,464 Seiten, geb., 39,– €

Prof. Dr. Leidinger (Mitte) mit dem Vorstand des Kreisgeschichtsverein Beckum Warendorf e.V. Mark Steinert (links) und Stefan Wittenbring (rechts).

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AusdenVerbänden

KV Waldeck-Frankenberg mit beispielhafter Vortragsreihe Kreisverband informiert

Im Rahmen des BdV-Stammtisches des Ortsverbandes Bad Arolsen referierte Kreisvorstandsmitglied Horst Stutz über die Geschichte der Siebenbürger Sachsen. Siebenbürgen,eine im Herzen Rumäniens gelegene Region, wurde im Mittelalter zu-nächst von Ungarn und Szeklern, danach von Deutschen besiedelt,überwiegend aus dem Raum an Rhein und Mosel, nicht je-doch aus Sachsen. Dennoch wurden die Deutschen Siebenbürgens allgemein als Sachsen bezeichnet.

Die von Deutschen seit dem Mittelalter mitbestimmte Ge-schichte Siebenbürgens ist durch einen mehrmaligen Wechsel von Dynastien und politischen Systemen gekennzeichnet. Ur-sprünglich ein Teil des König-reichs Ungarn, wurde Sieben-bürgen Mitte des 16. Jahrhunderts ein autonomes Fürstentum unter türki-scher Oberhoheit. Ende des 17. Jahrhun-derts wurde es zusammen mit Ungarn in die Monarchie der Habsburger eingeglie-dert. Nach deren Zusammenbruch wurde Siebenbürgen mit seiner rumänischen Be-völkerungsmehrheit 1918/20 an das König-reich Rumänien angeschlossen,das nach

Böhmen und Mähren im Herzen Europas

Unter diesem Leitrgedanken referierte das Beiratsmitglied des BdV-Kreisververban-des Waldeck-Frankenberg, Stud.D. a.D. Adolf Fiedler über die Geschichte der Sudetendeutschen, vor allen in der Zeit von 1918 bis 1948,im Rahmen einer Veranstaltung des BdV-Ortsverbandes Bad Arolsen am 31. März 2011.

Den Schwerpunkt seiner Ausführungen legte der Re-ferent auf die Zeit zwischen 1918 und 1948,die Situation der Sudetendeutschen in der 1. Repu-blik, den Anschluss ihrer Heimat an das Deutsche Reich 1938,die NS-Herrschaft im Protektorat 1939 bis 1945 und schließ-lich die Vertreibung der deutschen Bevöl-kerung nach Ende des 2. Weltkrieges. 1918 wurde den Sudetendeutschen die Selbst-bestimmung verweigert, sie wurden in die neu gegründete CSR gepresst. Von Anfang an waren sie einen Assimilierungsdruck der Prager Regierung ausgesetzt: Sprachenge-setz, Bodenreform und Schulreform sollten dazu führen, dass Sprachgrenze und Staats-grenze identisch werden. Lebten 1920 laut amtlicher Zählung 215000 Tschechen im Sudetengebiet , so waren es 1930 780000.Der deutsche Aktivismus , getragen von der Deutschen Sozialdemokratischen Arbeiter-partei (DSDAP),der Deutschen Christlich Sozialen Volkspartei (DCSVP), dem Bund der Landwirte und der Deutschen Gewer-bepartei, scheiterte an der Weigerung der tschechischen Seite,Reformen zugunsten der Deutschen durchzuführen: territori-ale Autonomie und Deutsch als 2. Staats-sprache; immerhin lebten neben 6,5 Milli-onen Tschechen, 2,5 Millionen Slowaken, 700.000 Ungarn und einigen zehntausend Polen und Ruthenen etwa 3,5 Millionen Deutsche in diesem Staat und das zu über 90% in einem geschlossenem Siedlungs-gebiet. Auch das Bemühen der Jungakti-visten Wenzel Jaksch (DSDAP), Heinrich Schütz (DCSVP) und Gustav Hacker (Bund der Landwirte) 1936, die Tschechen zu Re-formen zu bewegen um den Anschluss an das nationalsozialistische Deutschland in letzter Minute zu verhindern, scheiterte an der unnachgiebigen Haltung Prags. Die

Weltwirtschaftskrise mit ihrer Massenar-beitslosigkeit unter der deutschen Bevölke-rung führte zur Radikalisierung derselben und Henlein, der Führer der 1933 gegrün-deten Sudetendeutschen Partei (SdP), geriet mehr und mehr in das Fahrwasser Hitlers und der NSDAP, ließ sich schließlich von

diesem instrumentalisieren. Das Münchener Abkommen 1938 re-gelte die Modalitäten der Abtre-tung des Sudetenlandes an das Reich, die Abtretung selbst war bereits im Notenwechsel zwi-schen London, Paris und Prag vom 19. und 21. September fest-

gelegt worden. Für die Tschechen bedeutete und bedeutet „München“

Opfer von Großmachtpolitik geworden zu sein und Verrat durch die Verbündeten. Für die Mehrheit der Sudetendeutschen war „München“ zunächst Befreiung aus tsche-chischer Fremdherrschaft, für eine Minder-heit brachte das Abkommen Verfolgung und

Inhaftierung durch die Gestapo. Für Hit-ler war „München“ die Verhinderung sei-ner Pläne zur Zerschlagung der CSR,die er dann am 15. März 1939 mit der Errichtung des Protektorates Böhmen und Mähren nachholte. Die tschechische Protektoratsbe-völkerung wurde mit „Zuckerbrot und Peit-sche“ behandelt, „Zuckerbrot“ für Indust-riearbeiter und Landwirte, die man für die deutsche Kriegswirtschaft benötigte, „Peit-sche“ für Intellektuelle und Bildungsbür-gertum, sofern diese nicht anpassten. Ei-nen Höhepunkt erfuhr der NS-Terror im Protektorat mit der Zerstörung der beiden Dörfer Lidice und Lezarky und der Ermor-dung der Männer, dieser Orte, die Frauen wurden in Konzentrationslager eingeliefert, ebenso die Kinder, soweit diese sich nicht als „eindeutschungsfähig“ erwiesen.Nach Ende des 2.Weltkrieges erfolgte dann die Vertreibung von über drei Millionen Deut-scher, begleitet von grausamen Massakern, denen nach Angaben der Historikerkom-mission 35.000, nach Berechnungen derSu-detendeutschen Landsmannschaft 200.000 Menschen zum Opfer fielen.

Ende des 2. Weltkrieges in eine kommu-nistische Diktatur umgewandelt wurde.

In ihr war die deutsche Minderheit zahlrei-chen Repressalien und Diskriminierungen ausgesetzt,u.a. einer massenhaften Depor-tation arbeitsfähiger Männer und Frauen in sowjetische Lager sowie Enteignungen von Land,Häusern und anderen Privatbe-sitz. So war es naheliegend, dass auch nach Lockerung der restriktiven Maßnahmen ab Ende der 50er Jahre mit steigender Ten-

denz bis zum Ende des 20. Jahr-hunderts ein Großteil der rund 250.000 Siebenbürger Sachsen in das westliche Deutschland zog.

Geblieben sind herausragende Monumente der Kultur der Siebenbürger Sachsen ,histori-

sche Stadtkerne, imposante mit-telalterliche Kirchen - unter ihnen

die weltberühmte Schwarze Kirche in Kronstadt- und schließlich als heutige tou-ristische Hauptattraktion an die 250 Kir-chenburgen. Bei ihnen handelt es sich um festungsähnliche Anlagen, zu denen ins-besondere zu Beginn des 16. Jahrhunderts Dorfkirchen zur Abwehr türkischer Über-fälle ausgebaut wurden.

Geschichte der Siebenbürger Sachsen

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Redaktion: BdV-Landesverband NRW, Bismarckstr. 90, 40210 Düsseldorf, Tel. 0211/ 350 361, Fax 36 96 76, Mail: [email protected].

Die Redaktion freut sich überalle Berichte,Artikel, Termin-ankündigungenundLeserbriefeausdemBereichdesBauernver-bandes der Vertriebenen. ZuBerichten ausderArbeit IhrerVerbände vergessen Sie bitteaussagekräftigeFotosnicht.

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Horst Schroeder – 80 JahreEin Leben im Ehrenamt für vertriebene Landwirte

Fortsetzung Seite 14

Horst Schroeder hat am 23. August seine 80. Geburtstag in seiner jetzigen Heimat-gemeinde Hille-Hartum gefeiert. Er kann auf ein Leben mit allen Höhen und Tiefen des menschlichen Daseins zurück blicken.

Horst Schroeder hat sich ehrenamtlich in vielen Bereichen – in seiner Heimatge-meinde, im Berufstand und in Vertriebe-nenverbänden – betätigt. Als ehrenamtli-cher Richter ist er für ein Dutzend Jahre am zuständigen Landwirtschaftsgericht beim Amtsgericht Minden als Beisitzer für den Berufstand tätig gewesen. Darüber hin-aus hat er sich in Vertriebenenverbänden, insbesondere im Bauernverband der Ver-triebenen lokal, regional und überregional engagiert. Er war über viele Jahre Vizeprä-sident des Bauernverbandes der Vertriebe-nen in Nordrhein-Westfalen und von 2000 – 2011 Schatzmeister des Bauernverbandes der Vertriebenen auf Bundesebene.

Horst Schroeder wurde am 23. August 1931 in Erkelsdorf, Kreis Freystadt/Schlesien als Bauernsohn geboren. Mit 13 Jahren musste

er 1945 den elterlichen Hof durch fremde Willkür verlassen und erfuhr wie wir alle das Schicksal der Vertreibung. Er kam nach Flucht aus der russischen Gefangenschaft mit seiner Mutter und seinen Geschwistern in Hartum, Kreis Minden, unter.

Fern der Heimat bemühte er sich ab 1947 im väterlichen Beruf eine landwirtschaftli-che Lehrstelle zu finden. Da dies ihm nicht gelang, absolvierte er eine Tischlerlehre und arbeitete in diesem Beruf bis 1953.

Erst dann konnte er die von ihm gewünschte 2-jährige landwirtschaftliche Lehre im Be-trieb des Herrn von Dassel in Hoppensen, Niedersachsen, beginnen und mit der Ge-hilfenprüfung abschließen.

Von 1955 – 1957 arbeitete er als landwirt-schaftlicher Verwalter auf Gut Kirchberg in der Nähe von Jülich im Rheinland bei Dr. Weits. Da sein Chef hauptamtlich Regie-rungsdirektor und Leiter des Kulturamtes in Aachen war, ist wohl zu erahnen, woher Horst Schroeder viel über das landwirt-schaftliche Siedlungswesen und die Rah-menbedingungen zur Eingliederung des heimatvertriebenen Landvolkes erfahren hat und später in seine Beratungen hat ein-fließen lassen. Die Kontakte in den Kreis Minden rissen nicht ab. Denn 1957 heira-tete er die Landwirtstochter Marie-Luise Frederking und trat in die landwirtschaft-lichen Dienste seines Schwiegervaters auf dem 35 Hektar großen „Genwebers-Hof“ in Hille-Hartum ein. Die Ehe wurde mit vier Kindern gesegnet.

1960 übernahmen beide den Hof in selb-ständige Bewirtschaftung und stockten ihn im Rahmen der Aussiedlung auf 80 Hek-tar auf, mit einer Milchviehhaltung von zeitweilig 60 – 90 Kühen mit Nachzucht.

Heute bewirtschaftet Horst Schroeder den Hof mit seinem Sohn als Ackerbaubetrieb mit Pferde-Pensionshaltung und Reitbetrieb und verrichtet zusätzlich Arbeiten als land-wirtschaftlicher Lohnunternehmer.

Mit seiner Rückkehr in den Kreis Minden 1957 wurde Horst Schroeder in der Vertrie-benenarbeit aktiv. Von 1957 – 1960 leitete er in der Geschäftsstelle des Bundes der Vertriebenen (BdV) in Minden das Refe-rat Landwirtschaft.

Nach der Schaffung des Bauernverban-des der Vertriebenen (BVdV) arbeitete er als stellvertretender Kreisvertrauensland-wirt (KVL) von 1960 – 1968. Von 1968 bis 2006 war er Kreisvertrauensland-wirt des BVdV anfangs im Kreis Minden und nach der Kommunalreform im Kreis Minden-Lübbecke.

Ab 1976 war er ebenfalls Bezirksvertrau-enslandwirt für den Regierungsbezirk Det-mold. In dieser Eigenschaft verhalf Horst Schroeder in Zusammenarbeit mit dem Landesamt in Münster vielen Vollerwerbs-betrieben zur Nachfinanzierung ihrer Kre-dite und war beratend bei Betriebsüberga-ben und –auflösungen tätig.

1983 wurde er zum Vorsitzenden der auf Vollerwerbsstellen angesetzten Bauern im BVdV auf Bundesebene berufen. Von 1989 – 2006 war er Vizepräsident des BVdV Lan-desverband Nordrhein-Westfalen.

Nach der Öffnung des „Eisernen Vorhan-ges“ übernahm Horst Schroeder 1991 die Be-treuung der Patenschaft mit dem „Schlesi-schen Bauernverein“, die der BVdV NRW eingegangen war. Er half mit Rat und Tat die Satzung des Vereins zu erstellen und mit den schlesischen Gründungsvätern Czichon, Juretko und Tomanek dem Verband Leben einzuhauchen. Es waren jedoch seine prak-tischen Erfahrungen und seine Kenntnisse

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Bauernverband

Fortsetzung von Seite 13über die Landwirtschaft in der Europä-ischen Union, mit denen er den schlesi-schen Bauern auf ihren über viele Jahrhun-derte im Familienbesitz befindlichen Höfen Mut machte, die Landwirtschaft auch unter strukturellen neuen Bedingungen weiterzu-führen und die Zeit der Beitrittsverhand-lungen zur EU für die Betriebsentwick-lungen zu nutzen. Die schlesischen Bauern waren wohl vorbereitet, als Polen sich 2004 der EU anschloss.

In dieser Eigenschaft hat Horst Schroeder von 1991 – 1997 segensreich für die in der Heimat verbliebenen Berufskollegen ge-wirkt. Bis die rot-grüne Bundesregierung die Fördermittel für die Betriebsberatung der Bauern in Oberschlesien sperrte. Er hat sich um die Qualitätsmilcherzeugung bemüht. Nach der Hochwasserkatastro-phe 1997 organisierte er rasche und unbü-rokratische Hilfe für den „Verein schlesi-scher Bauern“.

Bei allem ehrenamtlichen Engagement hat er die Entwicklung des eigenen Be-triebes nicht vergessen. Er verdoppelte die Eigentumsfläche des Betriebes. Siedelte ihn aus der beengten Dorflage aus. Schon seit 1990 bewirtschaftete er den Hof gemein-sam mit seiner Ehefrau und dem jüngs-ten Sohn Friedrich. Ende der 90ger Jahre übergab Ehepaar Schroeder ihrem jüngs-ten Sohn einen schuldenfreien Betrieb, der die Ansprüche der weichenden Erben be-friedigt hatte.

Die Arbeit von Horst Schroeder im BVdV und BdV fand durch die Verleihung der „Silbernen Ehrenmedaille“ und „Ehrenna-del“ des BVdV, die „Ernst-Moritz-Arndt-Medaille“ des BdV-Landesverbandes und durch die Verleihung des Bundesverdienst-kreuzes 2009 ihre Anerkennung.

Es war eine besondere Überraschung auf der diesjährigen Schlesienreise – anläss-lich der Verleihung der goldenen Plakette des BVdV an Ursula Trinczek – von Präsi-dent Christian Walter und Hauptgeschäfts-führer Dr. Blomeyer, an der auch Horst Schroeder teilnahm, als der Präsident der Landwirtschaftskammer in Oppeln, Her-bert Czaja, ihn mit der Goldenen Kammer-plakette, der höchsten Auszeichnung der Landwirtschaftskammer Oppeln, auszeich-nete. In seiner Dankesrede ließ Czaja noch einmal die Verdienste von Horst Schro-eder zu Beginn und während der 90 Jahre – nach dem Fall des Eisernen Vorhanges

– in Oberschlesien Revue passieren. In seine Lauda-tio hob Herbert Czaja die hohe Fachkompetenz und die Uneigennützigkeit der ehrenamtlichen Tätigkeit von Horst Schroeder hervor. In den Dank, den er im Na-men der schlesischen Bau-ernschaft aussprach ließ er auch seinen ganz persönli-chen Dank einfließen, galt Horst Schroeder als einer der Befürworter seiner Kan-didatur für das Amt des Präsidenten.

Die Dankesfeier für Frau Ursula Trinczek zur Über-reichung der goldenen Pla-kette des BVdV bekam da-durch eine ganz besondere Note.

In seiner Dankesrede erin-nerte Horst Schroeder an die Anfänge des schlesischen Bauernverbandes als Tho-mas Cichon, Heinz Juretko, Peter Anderwald und Paul Thomanek in Kreisau 1990 ein Schild in die Kamera hiel-ten mit der Aufschrift: „Helmut Kohl, Du bist auch unser Kanzler“ und sie anschlie-ßend zur Botschaft nach Warschau fuhren um Kontakt zum deutschen Bauernverband zu finden und ein Gespräch mit Helmut Kohl zu führen. Sie wurden in einen Kel-lerraum der Botschaft geführt, wo sie erst nach Stunden ein kurzes – 10-minütiges Gespräch mit Helmut Kohl führen konn-ten, das sie als enttäuschend empfanden. Sie ließen sich jedoch nicht entmutigen und machten sich auf den Weg von mehr als 1.000 km nach Bonn. Dort hielt der Ge-neralsekretär des Deutschen Bauernverban-des, Dr. Schnieder, sich nicht für zustän-dig und verwies sie an den BVdV, der sein Büro ebenfalls im Andreas Hermes-Haus hatte. Der damalige Geschäftsführer Dr. Wimmers berief eine außerordentliche Vor-standssitzung ein, auf der die weitere Stra-tegie der Hilfe besprochen wurde. Es war der parlamentarische Staatssekretär Waf-fenschmidt im Bundesinnenministerium, der sich der Bitten von Thomas Czichon annahm und in seinem Hause finanzielle Mittel zur Verfügung stellte, damit eine deutschsprachige Fachberatung organisiert werden konnte. Auf Anraten des damaligen Präsidenten des BVdV, Erich Steves, sollte

Horst Schroeder, Mitglied im Vorstand des BVdV Bundesverbandes, die fachliche Bera-tung übernehmen. DBV-Präsident Freiherr von Heereman ließ im zuständigen Kreis-verband nachfragen, ob Horst Schroeder dieser Aufgabe gewachsen sei. Nach der positiven Antwort setzte sich auch Baron Heereman für die Hilfe der schlesischen Bauern durch Horst Schroeder ein. Wäh-rend der gesamten Schwarz-gelben Koali-tion bis 1997 wurde jährlich ein 5-stelliger DM-Betrag zur Finanzierung der Bera-tungsarbeit und dem Aufbau des schlesi-schen Bauernverbandes sowie des Schlesi-schen Landfrauenverbandes durch Horst Schroeder zur Verfügung gestellt.

Bis in die heutigen Tage wird Horst Schroeder von den schlesischen Bauern immer wieder um Rat und Hilfe angerufen, wenn es gilt Bewertungen von gebrauchten Landmaschi-nen vorzunehmen oder Spezialmaschinen der landwirtschaftlichen Innen- und Au-ßenwirtschaft anzuschaffen. Es ist auch das heutige Ziel von Horst Schroeder und wird es bleiben, den BVdV zum Wohl sei-ner Mitglieder zu erhalten, aber auch wei-terhin gegen das Unrecht von Vertreibung und Enteignung die Stimme zu erheben und für eine bessere und gleichberechtigte Lösung – auch nach der Osterweiterung der EU – zu kämpfen. Arwed Blomeyer

Horst Schroeder (l.) mit LK-Präsident Herbert Czaja

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„Flächenstilllegung kontraproduktiv“

Ackerflächen stilllegen und gleichzeitig Er-nährungssicherheit gewährleisten sowie Bio-energie ausbauen, ist schlicht und ergreifend nicht möglich. Darauf hat der Präsident des Deutschen Bauernverban-des (DBV), Gerd Sonnleitner, den Kommissar für Energ ie der Europäischen Kommission, Günther Oettinger, in einem Schreiben hingewiesen. Das landwirtschaft-liche Produktionspotenzial in einer Phase weltweit wachsender Nachfrage nach Ag-rarprodukten stillzulegen, ist völlig unver-antwortlich, stellte der DBV-Präsident in dem Schreiben fest. Der erforderliche Aus-bau der Bioenergie in der EU wäre behin-dert, ja praktisch unmöglich. Die „Teller-oder-Tank“-Debatte würde neu angeheizt. Eine Stilllegungspflicht für Ackerflächen wäre auch wegen des weltweit steigenden Bedarfs an Nahrungsmitteln ein völlig fal-sches Signal.

Bauernverband

Umschau für den LandwirtBauernverband der Vertriebenen verleiht Goldene Plakette

Ursula Trinczek ausgezeichnet

Als das Präsidium des Bauernverbandes der Vertriebenen im Herbst letzten Jahres die Nachricht erhielt, dass Frau Ursula Trinczek aus Wierzch/Deutsch Müllmen bei Oberg-logau im Oppelner Land aus Altersgründen den Vorsitz des schlesischen Landfrauen-vereins abgeben wird, wurde der Beschluss gefasst, ihr die goldene Plakette des BVdV, die höchste Auszeichnung des Verbandes, zu überreichen.

Anlässlich der diesjährigen Internationalen Grünen Woche „IGW“ wurde sie durch den deutschen Landfrauenverband (dlv) auf dem Landfrauenforum geehrt. In einer sehr per-sönlich gehaltenen Laudatio würdigte die Präsidentin des dlv, Frau Brigitte Scherb, die Verdienste von Ursula Trinczek um die Gründung und Führung des schlesischen Landfrauenverbandes über 15 Jahre. Die Deutsche Umschau berichtete darüber.

Präsident Walter, Vorstandsmitglied Horst Schroeder und Bundesgeschäftsführer Dr. Blomeyer nutzten die Mitgliederversamm-lung in Zuzela/Schacken, um die Ehrung am 31. Juli 2011 vorzunehmen. Die Laudatio hielt – in Abstimmung mit Präsident Walter – Vorstandsmitglied Horst Schroeder, der als langjähriger Be-treuer des Partner-schaftsprojektes zwi-schen dem BVdV NRW und dem schlesischen Bau-erverband von 1992 bis 1997 tätig war. Er würdigte ausführlich die Verdienste von Ursula Trinczek.

Ursula Trinczek, geb Streibel, kam als 5. Kind des Bau-ern Johann Streibel uns seiner Ehefrau Klara geb. Kapps am 01.Oktober 1941 in Kranzdorf/fr. Deutsch Probnitz im Kreis Neustadt O.S. zur Welt. Dort bewirtschafteten ihre Eltern einen 20 ha Hof. Da die Pflegeeltern der Mutter polnisch sprachen, konnten sie in Oberschlesien blei-ben. Dorthin kehrte der Vater aus russischer

Gefangenschaft 1948 zurück. Nach dem Be-such der polnischen Volksschule von 1948 bis 1955 half sie auf dem elterlichen Betrieb bis 1962 als im Dorf eine 2-jährige Land-wirtschafsschule eröffnet wurde. Im Rah-men der weiteren beruflichen Ausbildung konnte Ursula Trinczek das Landwirtschaft-liche Technikum mit dem Fachabitur und der Befähigung zum Landwirtschaftsstu-dium abschließen. Zwischenzeitlich arbei-tete sie als Tierzuchtinspektor. Durch eine Gesetzesänderung wurde für einen solchen Posten ein Studium erforderlich, das Ursula Trinczek neben ihrer Inspektorentätigkeit absolvierte und erfolgreich als Agraringe-nieurin abschloss.

In der Wende 1989, als die deutsche Min-derheit begann um ihre Rechte zu kämp-fen, war sie eine aktive Landfrau der ers-ten Stunde. Sie sammelte Unterschriften für eine Petition an die Zentralregierung in Warschau. Bis zur Gründung des schlesi-schen Bauernverbandes unter Thomas Czi-chon war sie stets die weibliche Stimme im Verband. Nach der gerichtlichen Eintragung des schlesischen Bauernverbandes im Jahre 1993 war sie als dessen Geschäftsführerin

über viele Jahre tätig. Gleichzeitig grün-dete sie mit der ge-nehmigten Satzung des Bauernverban-des als Vorbild den schlesischen Land-frauenverein, dessen 1. Vorsitzende sie 16 Jahre lang war.

Ihre Doppelfunk-tion in schlesischem Bauern- und Land-frauenverband übte sie bis 1999 aus. Ab dem Jahr 2000 hat sie sich ausschließ-lich der Landfrau-enarbeit gewidmet.

In ihrer entschei-du ng s f r eud i g en Art konnte sie viele deutschstämmige

Landfrauen in den Dörfern für den Ver-ein gewinnen. Der schlesische Landfrau-enverband umfasst heute 7 Kreisverbände mit insgesamt 1.100 Mitgliedern. AB

Ursula Trinczek

Diskussion zum „Tag des Waldeigentums“

„Eigentum hat in unserer Land- und Forst-wirtschaft eine überragende Bedeutung. Grund und Boden ist eine wirtschaftliche Triebfeder.“ Dies erklärte der Vizepräsident des Deutschen Bauernverban-des, Norbert Schindler, an-lässlich des „Ta-ges des Eigen-tums 2011“, der in diesem Jahr dem Waldeigentum gewid-met ist. Wald ist in Deutschland zu 44 Prozent in Privatbesitz, wovon ein Drit-tel durch Landwirte bewirtschaftet wird. Schindler betonte, dass die Land- und Forst-wirte besonders sensibel auf eigentumspo-litische und eigentumsrechtliche Verände-rungen reagierten. Aktuell nannte er den energiepolitisch notwendigen Ausbau des Stromnetzes, dem sich die Land- und Forst-wirte nicht verwehren würden. Sie forder-ten aber eine gerechte Entschädigung für den Eigentumsverlust.

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Bauernverband

Kämpfer für die Rechte der VertriebenenFrans du Buy zum 80. Geburtstag

Am 31. Mai dieses Jahres vollendete Frans du Buy sein 80. Lebensjahr. Den deutschen Heimatvertriebenen, vor allem den Mitglie-dern des nordrhein-westfälischen Bauern-verbandes der Vertriebenen ist der promo-vierte niederländische Jurist aus zahlreichen Artikeln im „Vertriebenen Landvolk“ be-kannt. Spätestens seit seiner viel beachte-ten Dissertation „Das Recht auf Heimat – Realität oder Fiktion“ ist er durch sein unerschrockenes Eintreten für die Hei-matvertriebenen und Flüchtlinge zu ihrer Schicksalsgemeinschaft zu zählen. Dass er zudem noch mit einer aus der Pregel-Met-ropole Königsberg stammenden Ostpreußin verheiratet ist und im Jahre 2000 mit dem Ostpreußischen Kulturpreis ausgezeichnet wurde, spiegelt die Intensität dieser Verbun-denheit nicht nur symbolisch sondern auch ganz persönlich wider.

Frans du Buy, der frühere Dozent an der Reichsuniversität Utrecht in den Niederlan-den, war stets ein willkommener Gastrefe-rent auf Veranstaltungen deutscher Heimat-vertriebenen. Auf etlichen Arbeitstagungen des Bauernverbandes der Vertriebenen, Lan-desverbandes Nordrhein-Westfalen, hat er das komplexe Spektrum der nationalen wie multilateralen Vertreibungsgesetzgebung und -vertragsgestaltung erläutert. Unverges-sen bleibt dabei das 2001 in „Haus Düsse“ gehaltene und mit stehendem Applaus be-dachte Referat zum Thema „Die Rechts-ansprüche der deutschen Heimatvertriebe-nen“. Er analysierte und erläuterte akribisch die politischen Aktivitäten und die daraus entstandenen Vertragswerke. Er kompri-mierte die negative Haltung der (dama-ligen – Anm. d. Red.) bundesdeutschen Regierung gegenüber den deutschen Hei-matvertriebenen, die auf den so genann-ten Überleitungsvertrag vom 23. Oktober 1954 zurückzuführen sei. Er beantwortete die Frage, wer deutscher Heimatvertriebe-ner sei mit der Aufteilung in vier Gruppen, dozierte über die Haager Landkriegsord-nung (HKLO) von 1899 und 1907 sowie über die Genfer Konvention des Internati-onalen Roten Kreuzes (IRK) von 1949. Da-rüber hinaus erklärte er den begrifflichen Unterschied zwischen Wiedergutmachung und Schadensersatz, wobei er konstatierte, dass die Rechtsansprüche der deutschen Heimatvertriebenen keiner Verjährungs-frist unterliegen, sie aber geltend zu machen,

allein die Anspruchsberechtigten bestim-men. In seiner Schlussbetrachtung fasste er wörtlich zusammen: „Schließlich sei noch darauf hingewiesen, dass die Eigentums-problematik, der sich die deutschen Hei-matvertriebenen gegenübergestellt sehen, von der Oder-Neiße-Frage getrennt zu be-trachten ist. Der bundesdeutsch-polnische Grenzbestätigungsvertrag vom 14. Novem-ber 1990 verstößt sowohl gegen innerstaatli-che Rechtsnormen als auch gegen deutsches Staats- und Verfassungsrecht. ...Das in den Oder-Neiße-Gebieten gelegene deutsche Eigentum, das die Deutschen bei ihrer Vertreibung zurücklassen mussten, ge-hört nach wie vor den deutschen Eigentü-mern. Dieser Tatsache sollten sich die deut-schen Heimatvertriebenen bewusst bleiben, sich in diesem Bewusstsein entsprechend verhalten und handeln.

Das mit der Erhebung des Wiedergut-machungsanspruches nicht auch die For-derung der nach Vertreibung der jetzt in den besetzten deutschen Gebieten leben-den fremden Bevölkerung verbunden ist, ist für deutsche Heimatvertriebene eine

Selbstverständlichkeit. In der Charta der Heimat Vertriebenen vom 05. August 190 haben diese Vertriebenen klar zum Aus-druck gebracht, dass sie auf Rache und Ver-geltung verzichten. Sie haben den Men-schen, die von den Vertreiberstaaten seit 1945 in völkerrechtswidriger Weise in den besetzten deutschen Gebieten angesiedelt worden sind immer wieder die Hand zur Verständigung ausgestreckt. (…) Bis jetzt hat sich gezeigt, dass die Verständigungs-bereitschaft auf der Gegenseite jedoch sehr oft nur als Einbahnstraße verstanden wird. Hier wird wohl noch viel Arbeit zu leisten sein. Scheuen wir uns nicht, diese Heraus-forderung anzunehmen.“

Frans du Buys Vorträge und Artikel mach-ten den vertriebenen Landwirten Hoffnung, aber sie forderten auch den Kampfeswil-len um das Eigentum. Mit der Aufforde-rung den Kampf nicht aufzugeben, war auch stets der Hinweis verbunden, dass die nächste Generation, die Bekenntnisgene-ration, die die Heimat der Eltern nur be-suchsweise kennt, in das Wissen um und die Information über die alte Heimat einge-bunden und dafür motiviert werden muss. Der Bauernverband der Vertriebenen dankt Frans du Buy für sein Jahrzehnte langes Wirken. F.-J. Schümann/A. Blomeyer

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IhreMeinung

Die Redaktion der Deutschen umschau dankt allen Lesern, die sich zu Wort gemel-det haben. Wir würden uns freuen, wenn Sie uns auch in Zukunft schreiben würden. Unter Umständen müssen wir Briefe kürzen um eine Veröffentlichung zu ermöglichen. Le-serbriefe sind keine redaktionellen Meinungs-äußerungen, sondern geben ausschließlich die Meinung des Leserbriefschreibers wieder.

Leserbriefe zu aktuellen Themen

Zum Leserbrief von Prof. Dr. R. Grulich

Das Massaker von Srebrenica ist in der Tat im wortwörtlichen Sinne das größte Kriegs-verbrechen seit dem 8.5.1945. Die Verbre-chen unmittelbar nach dem 8.5.1945 sind, wenn man es genau nimmt, Verbrechen ge-gen die Menschheit. Deswegen will ich nie-mandem Gedankenlosigkeit vorwerfen. Es ist eher eine Sache der Perspektive. Für die Franzosen, Engländer, auch Westdeutsche hat mit dem 8.5. die Nachkriegszeit angefan-gen. Wenn man Vertriebene fragt, wann für sie die Zeit nach dem Kriege begonnen hat, dürften sie antworten: „Wenn mich, einge-pfercht in einen Viehwagon, beim Überfah-ren der Grenze das Gefühl der Freiheit und der Sicherheit überkommen hat.“

Zum Leserbrief von Prof. Dr. R. Grulich

Von Herrn Norbert Quaiser, dem BdV-/SL-Pressereferenten von Hessen, erhielt ich Ihre Stellungnahme „Das größte Kriegsverbre-chen seit 1945? Gegen die Verharmlosung der Vertreibungsopfer!“. Für diese Ausfüh-rungen möchte ich Ihnen ganz herzlich dan-ken. Sie werden nicht müde, immer wieder den Finger in die Wunden zu legen und das Schicksal der deutschen Vertriebenen her-auszustellen. Deutschland hatte im Jugos-lawien-Konflikt Bundeswehr entsandt mit der Maßgabe, weitere Massaker und Ver-treibungen zu verhindern und sogar die Vertriebenen wieder in ihre Heimatorte zurückzuführen. Wie wird aber hinsicht-lich unserer Vertreibung reagiert? Wenn auch deutsche Politiker den EU-Beitritt der Tschechischen Republik trotz Beibehaltung der Benesch-Dekrete akzeptieren, so auch deswegen, weil sie letztlich selbst im Sinne dieser Dekrete denken: unsere Vertreibung mit all ihren Massakern und Morden war eine verständliche – und daher akzeptable – Folge der Unrechtstaten des Dritten Rei-ches und bedarf daher im Nachhinein kei-ner zusätzlicher Sühne. Untaten sind eben relativierbar. Dieser Tenor darf ja auch bei keinen offiziellen Ausführungen, auch den Filmen zur Vertreibung fehlen. Hier eine gerechtere Denkweise zu schärfen, dazu dienen in hervorragender Weise Ihre Auf-rufe. Daher nochmals besonderen Dank!

Helmut Seidel, Erbach

Mladic, der Massenmörder von Srebrenica, ist gefangen, dem Strafgerichtshof für das frühere Jugoslawien überstellt und des Völ-kermordes angeklagt. Da ziemt es sich für Vertriebene, aufgrund ihrer eigenen Erfah-rungen mit den Frauen und Müttern von Srebrenica solidarisch zu sein in der Ge-nugtuung, dass endlich dem Mörder ihrer Söhne und Ehemänner die gerechte Strafe zuteil werden wird.

Die Situation von 1945 und der jugoslawi-sche Bürgerkrieg sind kaum vergleichbar. Bei einer Niederlage des Reiches war mit maßloser Rache und Vergeltung zu rech-nen. Der Bürgerkrieg in Jugoslawien aber fand gewissermaßen unter der Oberaufsicht der UNO statt. Umso größer war das Ent-setzen über das Massaker von Srebrenica.

Dem von der UNO geschaffenen interna-tionalen Gerichtshof für Ex- Jugoslawien ist es gelungen, nunmehr alle gesuchten Hauptverantwortlichen für die Kriegsver-brechen vor sein Gericht zu bringen. Er hat das Ende der Straflosigkeit für Staatsober-häupter und Regierungsmitglieder eingeläu-tet. Er hat Pate gestanden für die Straftri-bunale für Ruanda und Sierra Leone und für die Errichtung des ständigen interna-tionalen Gerichtshofes in Den Haag. Nie-mand kann mehr sicher sein, für Verbrechen gegen die Menschheit straflos zu bleiben.

In den Urteilsbegründungen des Strafge-richtshofes für Ex-Jugoslawien wird es be-reits als Verbrechen bewertet, wenn Verant-wortliche Kriegsverbrechen dulden oder die Anzeige bei den Strafverfolgungsbehörden unterlassen. Um wie viel mehr stellt die Be-schlussfassung des tschechoslowakischen Amnestiegesetzes von 1946 und seine An-wendung ein Verbrechen dar, zumal mit diesem Unrechtsgesetz Sühne und Gerech-tigkeit unterbunden wurden. Die Verurtei-lung der Täter hätte, wenn auch nur teil-weise, die Gerechtigkeit wiederhergestellt und die Voraussetzung für Frieden in den zwischenmenschlichen Beziehungen und für Versöhnung geboten. Keiner der Täter wurde je verurteilt.

Die Grundrechtscharta der EU zeichnet die EU als Wertegemeinschaft aus. Der Vorwurf, eine nur angebliche Wertege-meinschaft zu sein, geht wohl von einem Missverstehen der Charta und auch der Menschenrechtskonvention von 1950 aus. Nicht die EU stellt sich ein Armutszeugnis

aus, sondern ein Teil der tschechischen Po-litikerklasse, wenn sie Menschenrechte, die für alle verbindlich sein sollten, ablehnt.

Zu den grundlegenden rechtsstaatlichen Strafrechtsprinzipien gehört der Grundsatz des Rückwirkungsverbotes (nulla poene sine lege). Das Statut des Internationalen Strafge-richtshofes in Den Haag kennt ein striktes Rückwirkungsverbot. Er nimmt gar keine Fälle an, die zeitlich vor dem Statut liegen. In Artikel VI-49 der Charta der Grund-rechte der EU hinge-gen heißt es, dass das Rückwirkungsverbot nicht ausschließt, „dass eine Person wegen einer Handlung oder Unterlassung verurteilt oder bestraft wird, die zur Zeit ihrer Begehung nach den allgemeinen, von der Gesamtheit der Natio-nen anerkannten Grundsätze strafbar war.“ Auch die Europäische Menschenrechtskon-vention von 1950 kennt eine entsprechende Formulierung. Leider dürften alle Haupt-verantwortlichen der Verbrechen an Deut-schen bereits tot sein. Nur lebendige Täter können vor Gericht gebracht werden. Viel-leicht hat man es vor Jahren versäumt, bei Kenntnis eines mutmaßlichen Täters An-klage zu erheben. Der Rechts-weg auf nati-onaler Ebene muss allerdings ausgeschöpft sein, bevor man sich wegen Verletzung der Menschenrechtskonvention an den Euro-päischen Gerichtshof für Menschenrechte wenden kann. Einen EU-Strafgerichtshof gibt es leider nicht.

Heinrich Hauschild

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Kultur

Die Hohenzollern und der OstenPrinz Georg Friedrich von Preußen hat geheiratet

Prinz Georg Friedrich von Preußen, der Ur-Urenkel des letzten deutschen Kaisers, hat seine Jugendliebe, Prinzessin Sophie von Isenburg, geheiratet. Trotz des relativ niedri-gen Bekanntheitsgrades des Prinzen und der Prinzessin ein großes Ereignis in Deutsch-land. Der Zuspruch vieler Menschen vor Ort und an den Bildschirmen bestätigte das eindrucksvoll. Tausende Zaungäste ka-men und schwenkten Preußenfahnen. Der RBB erreichte mit der Übertragung 160000 Zuschauer. Das entspricht einem Marktan-teil von 18,6 Prozent. Im Normalfall sind es auf diesem Sendeplatz 2,6 Prozent. Kri-tik an der Übertragung der „Privathoch-zeit“ durch die Linkspartei fand so kaum ein Echo, kaum beachtet waren auch einige wenige Störer am Rand.Das Paar selber hätte es gerne unauffäl-liger gehabt. Beide leben und arbeiten in Berlin, ohne Schloss und mit viel sozia-lem Engagement, insbesondere im Rahmen der Prinzessin-Kira-von-Preußen-Stiftung. Aber die preußische Bescheidenheit beiseite zu legen und dem öffentlichen Drängen nach einer „publikumswirksamen“ Hoch-zeit nachzugeben, erwies sich als richtig. Die Trauung von Potsdam wirkte als internati-onale Charmeoffensive des Preußentums. „Die Mitte Preußens ist wiederhergestellt durch diese Hochzeit, sie gehören nicht nach Baden-Württemberg oder Bremen,

Der erste preußische König Friedrich I., der im ostpreußischen Königsberg gekrönt wurde

Im sechsspännigen Landauer nach der kirchlichen Trauung in Potsdam

sondern hierher“, wertete der Kommen-tator des RBB, Rolf Seelmann-Eggebert, das Ereignis.

Das lag auch an den Gästen. Unter ihnen waren nahezu alle vormals regierenden Häu-ser Deutschlands vertreten, z.B. Dazu mehr als die Hälfte des preußischen Gesamthau-ses und die Familie Isenburg-Birstein. Das Ausland zeigte ebenfalls Präsenz, wenn es auch in der Berichterstattung zu kurz kam. Die beiden anderen europäischen Kaiser-häuser waren unter den Gästen, Russland (Großfürstin Maria mit Sohn Georgi) und Österreich (Erzherzog Georg von Habsburg (Bruder des Hauschefs), Erzherzog Martin). Auch Prinz Hassan von Jordanien (Onkel des Königs), Prinz Charles von Bourbon-Parma, Bourbon-Beider Sizilien ebenfalls, Rumänien, Don Duarte Pio von Braganca, Lord Nicholas Windsor, Laurent von Bel-gien, Graf Björn Bernadotte, um nur ei-nige zu nennen.

Als Symbol adligen Traditionsverständnis-ses trug die Braut das seit 1860 den weib-lichen Isenburgs vorbehaltene Familiendi-adem mit Brillanten und Diamanten. Ihr Bolerojäckchen lieferte Anklänge an die von Königin Luise bevorzugte Mode. Abends trug die Braut das Mäanderdiadem, das Kronprinz Wilhelm 1905 seiner Braut der späteren Kronprinzessin Cecilie am Morgen

der Hochzeit schenkte. Die Hohenzollern-hochzeit setzte die Reihe fürstlicher Trau-ungen in Europa würdig fort, besiegelt von einem flüchtigen Kuss vor dem Kirchenpor-tal, dessen Länge in diesem Fall – sicher-lich zur Freude des Brautpaares – nicht ge-messen wurde.

Kein anderes deutsches Fürstengeschlecht ist so eng mit fast tausend Jahren deutscher und europäischer Geschichte verknüpft wie die Hohenzollern. Deutscher Geschichte, aber auch ostdeutscher Geschichte. Schon vor 575 Jahren hat ein Zoller in (Ost-)Preu-ßen gewirkt. Es war Graf Friedrich, ein Schwabe, der 1386 Ordensritter in der Kom-turei Brandenburg war. Die Schlacht von Tannenberg hat er als Komtur von Balga überlebt und wurde 1412 vom Hochmeis-ter Heinrich von Plauen zum Großkom-tur berufen. Unseres Wissens war er der einzige Zoller, der dem Deutschen Orden angehörte, bis auf den letzten Hochmeis-ter Albrecht.

Es war dann der in Ansbach geborene Mark-graf Albrecht, der im Alter von 21 Jahren den weißen Mantel mit dem schwarzen Kreuz annahm und 1511 als Hochmeister nach Königsberg übersiedelte. Er war es, der die hohenzollersche Herrschaft im Osten eta-blierte. Was dieser letzte Hochmeister und erste Herzog in Preußen für sein Land ge-leistet hat, ist bekannt, sein Bekenntnis zu Luthers Lehre hat weltgeschichtlichen Cha-rakter. Als Gründer der ersten evangelischen Landeskirche und als Schöpfer der nach ihm Albertina benannten evangelischen Universität Königsberg ist er unvergessen.

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1417 hatten die Hohenzollern die bran-denburgische Kurwürde erhalten. Die nun brandenburgischen Hohenzollern erhielten 1618 das Herzogtum Preußen als Lehen.

Die (ost-)preußischen Stände mochten den neuen Landesherrn aus dem brandenbur-gischen Berlin nicht. Die ersten Kurfürs-ten haben allerdings wenig getan, um sich dem damaligen Preußen zu empfehlen, auch Georg Wilhelm nicht, der letzte Hohenzol-ler, der in der Gruft des Königsberger Do-mes beigesetzt wurde. Die Preußen waren im Vergleich zu Brandenburg im Nachteil.

Widerwillig mußten sie aber die überra-genden staatsmännischen Fähigkeiten des Großen Kurfürsten anerkennen und ihm am 18. Oktober 1663 auf dem Königsber-ger Schloßhofe als ihrem Souverän huldi-gen. Dankbar waren Sie für seinen Blitz-sieg über die Schweden.

Der Glanz der Königskrone, die eine neue Epoche der preußischen Geschichte am 18. Januar 1701 eingeleitet hatte, überstrahlte die Katastrophe der Pest. Zehn Jahre zäher

Verhandlungen mit Kaiser und Reich wa-ren dem Kontrakt vom 16. November 1700 vorangegangen, in dem Kaiser Leopold I. zustimmte, daß der Kurfürst von Bran-denburg, Friedrich III., sich „zu welcher Zeit es ihm gefallen werde, wegen seines Herzogtums Preußen sich vor einen König proklamiere und krönen lassen wird.“ Am Mittag des 23. November 1700 traf die er-sehnte Nachricht in Berlin ein, am 17. De-zember reiste der Kurfürst nach Königsberg

Kultur

Friedrich der Große, der Eroberer Schlesiens für Preußen

SKH Prinz Georg Friedrich von Preußen mit IKH Prin-zessin Sophie von Preußen beim abendlichen Hochzeitsball. Prinzessin Sophie trägt, anders als am Vormittag, das be-rühmte preußische Mäanderdiadem, das Kronprinz Wilhelm 1905 seiner Braut der späteren Kronprinzessin Cecilie am Morgen der Hochzeit schenkte.

ab, wo er am 29. Dezem-ber mit 300 Reise- und Gepäckwagen und einem Hofstaat von 200 Perso-nen ankam. Mit der Erhe-bung Preußens zum König-reich ereignete sich etwas grundlegend Neues, dass für die Zukunft Europas bis in die neuere Zeit hin-ein, nicht ohne Bedeutung geblieben ist. Zunächst ist festzustellen, dass es sich bereits bei Friedrich I. um ein säkulares aufgeklärtes Königtum handelte. Fried-rich verpflichtete sich noch bevor er König war zu al-lererst auf den obersten Grundsatz des Naturrechts: suum cuique. Das bedeu-tet nichts weniger, als Ge-rechtigkeit gegenüber je-dermann zu üben. Diese Gerechtigkeit bedeutete in Preußen Rechtsstaat-lichkeit, Religionsfreiheit, Chancengleichheit, Frei-heit von Lehre und Wis-senschaft. Die Herrschaft des Königs definierte sich aus Nützlichkeitserwägun-gen heraus, er entmytholo-gisiert den Krönungsakt, in dem er auf Weiheritu-ale verzichtet.

Die Beziehungen Friedrichs (II.) des Großen in den Os-ten liegen auf der Hand. Er war es, der Schlesien Preußen einverleibte. Gegen Ostpreußen hatte er aber eine innere Abneigung, die dadurch, daß die Provinz im Siebenjährigen Krieg der Zarin huldig-ten verstärkt wurde. Von 1753 bis zu seinem Lebensende, also 33 Jahre lang, hat er Ost-preußen nicht mehr besucht.

Wilhelm I., der spätere deutsche Kaiser wurde ebenfalls in Königsberg gekrönt, sein Sohn der spätere 99-Tage-Kaiser Friedrich III, diente bei den Husaren in Danzig. Eine enge Beziehung zu Ostpreuße hatte Wil-helm II., vor allem durch die Jagden in Ro-minten. Sein Sohn, Kronprinz Wilhelm, lebte abwechselnd in Oels in Schlesien und Berlin. Von 1920-45 war Oels der bevor-zugte Wohnsitz der Kronprinzessin Cecilie.

Die Beziehungen der Hohenzollern in den Osten waren stets eng und sind hier nur sehr

lückenhaft dargestellt. Es verwundert daher nicht, dass sich Prinz Louis Ferdinand, der Großvater des Prinzen Georg Friedrich und vormalige Chef des Hauses, stets als Hei-matvertriebener verstand und sich dazu be-kannte. 1990 bedauerte er, das mit der An-ereknnung der Oder-Neiße-Linie ein „viel zu hoher Preis“ für die Wiedervereinigung gezahlt worden sei. Bei den Tagen der Hei-mat des Bundes der Vertriebenen in Berlin war der Schlesierschildträger ein ständiger und gern gesehener Gast.

Prinz Georg Friedrich von Preußen trägt den Osten in sich. Bereits im Namen sei-nes Hauses finden sich die Prussen wieder. Seine Familie hat für die historischen deut-schen Ostgebiete eine besondere Stellung gehabt. Die Deutsche Umschau gratu-liert zur Hochzeit. Markus Patzke

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ImGespräch

„In Deutschland würde ich nicht leben wollen“Gouverneur Viktor Kress über seine Heimat und die Rußlanddeutschen

2011 tagte die deutsch-russische Regierungskommission zu den Fragen der deutschen Minderheit in Russland im sibiri-schen Tomsk. Aus gutem Grund. Der Gouverneur der Region, Viktor Kress, ist Russlanddeut-scher, im November 2010 ehrte ihn die deutsche Regierung mit dem Bundesverdienstkreuz für seinen Beitrag zu den deutsch- russischen Beziehungen. Die Moskauer Deutsche Zeitung sprach mit ihm.

Es gibt mehrere Gouver-neure mit deutschen Wur-zeln in Russland. Aber nur auf Ihrer Homepage steht, dass Sie Russlanddeutscher sind. Was steckt dahinter?

Ich sehe keinen Grund, das zu verheimlichen.

Sprechen Sie Deutsch?

Nur Umgangssprache. Deutsch war meine erste Spra-che. Ich wuchs in einer Groß-familie auf, die Großeltern lebten bei uns. Meine Groß-mutter hatte die kirchliche Gemeindeschule in Marien-tal bei Owidiopol beendet. Mein Großvater saß im Ältes-tenrat des Dorfes. Vater und Mutter wurden dann zur Tru-darmee eingezogen. Dort hei-rateten sie, ich wurde 1948 geboren. Die Eltern meines Vaters waren in die Nähe von Kemerowo deportiert worden. Im Jahr 1949 durften meine Eltern dorthin umziehen.

Ihre Familie lebt inzwi-schen in Deutschland …

Meine eigene Familie nicht. Aber meine Geschwis-ter sind in den 90er Jah-ren nach Deutschland um-gezogen. Fast alle hatten eine Hochschulbildung, muss-ten aber trotzdem in der Landwirtschaft arbeiten.

Wenn Sie nicht Gouverneur wären, würden Sie auch nach Deutschland gehen?

Obwohl ich mich in Deutsch-land sehr wohl fühle, würde ich nicht dort leben wollen.

Das dortige Verhalten ge-genüber den Russlanddeut-schen gefällt mir nicht. Die russische Lebensweise liegt mir viel näher. Ich denke, es wird Russland schlecht be-kommen, wenn alle Deut-schen weggehen. Man sollte jetzt darüber nachdenken, wie man sie zurückgewinnt. Zum Beispiel mit kostenlo-sem Grund und Boden, wie unter Katharina der Großen.

Anlässlich des 250. Jahres-tages des Manifestes Ka-tharina der Großen, mit dem sie die Deutschen nach Russland einlud, werden 2012 und 2013 mehrere Jubi-läumsveranstaltungen statt-finden. Wird das Tomsker Gebiet daran teilnehmen?

Natürlich. Wir müssen aber noch ein rundes Konzept er-arbeiten. Die Stadt Tomsk und besonders unsere Uni-versitäten sind mit Deutsch-land eng verbunden. Der erste Rektor der Klassischen Uni-versität war ein Deutscher, das war damals die erste Uni-versität hinter dem Ural. 1804 wurde das Gouvernement Tomsk gegründet, seitdem gab es acht deutsche Gouver-neure, ich bin der neunte. In der Vergangenheit arbeiteten viele Deutsche in der Land-wirtschaft in der Führungs-ebene. Und sie arbeiteten gut.

Die deutsch-russischen Ju-biläumsveranstaltun-gen ziehen sich über zwei Jahre hin. In ganz Russ-land wird gefeiert. Soll

Tomsk dabei eine heraus-ragende Stelle einnehmen?

Das muss so sein. Bei uns gibt es kompakte Siedlungen wie Koschewnikowo, Moltscha-nowo oder den Alexandrijs-kij Rayon. Als die Deutschen 1941 aus der Wolgarepublik ausgewiesen wurden, kamen viele von ihnen hier her. Sie brachten zum Beispiel nach Alexandrowskoje, im Nor-den unseres Gebietes, die An-lagen für eine Fischkonser-venfabrik mit. Sie bauten das Werk wieder auf, bis vor kur-zem hat es noch produziert. Die Qualität der Konserven war sehr gut. Ich habe mir auch etwas vorgenommen, nicht als Gouverneur der Ob-last, sondern als Russland-deutscher Viktor Kress. Ich möchte eine Reise in die Hei-mat meines Vaters, das Gebiet von Odessa, unternehmen.

Bei Ihnen in der Oblast ar-beiten viele Deutsche in ein-träglichen und zukunfts-trächtigen Berufszweigen. Wie reagieren die Einwoh-ner des Gebietes darauf?

Dazu will ich Ihnen eine Ge-schichte erzählen. Als ich noch in der landwirtschaftli-chen Düngemittelfabrik ar-beitete, war Eduard Kali-nin mein erster Stellvertreter. Er hatte davor in Koschew-nikowo das Landmaschinen-werk geleitet. Als ich einmal im Lebensmittelgeschäft in der Schlange stand, hörte ich, wie die Frauen darüber spra-chen, dass jemand in West-Berlin arbeitet. Ich war na-türlich neugierig und fragte meine Kollegen, was denn mit diesem „Westberlin“ ge-meint sei. Das war tatsäch-lich das Landmaschinen-werk. „Da arbeiten doch 80 Prozent Deutsche“, erklärten

mir die Kollegen. Kali-nin hatte sich damals ein-fach die besten Arbeiter aus-gesucht. Und so mache ich es auch. Ich wähle die Menschen nicht nach ihrer nationalen Zugehörigkeit aus, sondern nach ihrer Professionalität.

Was haben Sie Inter-essenten aus Deutsch-land denn zu bieten?

Nach Angaben der Ratings-agentur Ernst&Young ge-hört das Tomsker Gebiet zu den Top 5 der russischen Re-gionen mit einem sehr gu-ten Geschäftsklimaindex. Deutschland will in den Kraftstoff- und Energieko-mplex investieren. In unse-rem Gebiet müssen wir nicht ganz von vorn anfangen. Wir haben innovative Be-triebe, die mit Deutschen zu-sammenarbeiten. Das Insti-tut für Mikrochirurgie von Professor Wladimir Baitin-ger arbeitet mit einigen me-dizinischen Institutionen in Deutschland zusammen.

Was würde die bei-derseitigen Beziehun-gen noch verbessern?

Wir haben immer noch keine Partnerstadt in Deutschland. Es gibt einige Vorschläge; aber wir suchen eine Partner-stadt unter den Verwaltungs- und Universitätszentren. Von denen gibt es nicht so viele.

Viktor Kress

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Aussiedler

Deutsche aus Russland: „Gegen das Vergessen“ Zentrale Gedenkveranstaltung zur Deportation von 800.000 Russlanddeutschen

Europaministerin Angelica Schwall-Düren

Teilnehmer der Veranstaltung im Gerhart-Hauptmann-Haus (v.l.n.r.): Der ehema-lige Integrationsbeauftragte Thomas Kufen, der Vorstandsvorsitzende der Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus Helmut Harbich,die Leiterin des Museums für rußlanddeut-sche Kulturgeschichte Dr. Katharina Neufeld, der BdV-Landesvorsitzende Hans-Günther Parplies, die Vorsitzende des Landesbeirates Zülfiye Kaykın, Ministerin Dr. Angelica Schwall-Düren, der Vorsitzende des Kuratoriums der Stiftung Reinhard Grätz, der Direk-tor der Stiftung PD Dr. Winfrid Halder, Kuratoriumsmitglied Bernhard von Grünberg

Der Landesbeirat für Vertriebenen-, Flücht-lings- und Spätaussiedlerfragen, die Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus, die nordrhein-westfälische Landesgruppe der Deutschen aus Russland, die Vereinigung zur Integra-tion rußlanddeutscher Aussiedler (VIRA)und der BdV-Landesverband Nordrhein-Westfalen führten am 17. September 2011 in Düsseldorf gemeinsam eine zentrale Gedenkveranstaltung „Gegen das Verges-sen“ zum 70. Jahrestag der Deportation der Deutschen in der Sowjetunion durch. Zahlreiche Vertreter der Politik, darun-ter des Landestages und der Landesregie-rung, der breiten Öffentlichkeit und russ-landdeutschen Organisationen kamen im Gerhart-Hauptmann-Haus zusammen. Der Hausherr Dr. Winfrid Halder, Direk-tor des GHH, begrüßte die Gäste herz-lich im Eichendorfssaal, in dem seit dem 9. September die landsmannschaftliche Wan-derausstellung „Volk auf dem Weg. Ge-schichte und Gegenwart der Deutschen aus Russland“ zu sehen ist. Die Staatssekre-tärin für Integration und Vorsitzende des Landesbeirats für Vertriebenen-, Flücht-lingsund Spätaussiedlerfragen in NRW, Zülfiye Kaykın, die die Schirmherrschaft über die Veranstaltung übernommen hat, betonte in ihrer Begrüßung: „Heute erin-nern wir an einen der schrecklichsten Tage

der Russlanddeutschen!“ Gemeint ist der 28. August 1941 – Tag des Erscheinens des verleumdeten Ukasses über die „Umsied-lung der Wolgadeutschen“. Die Historie der Deportation der Deut-schen in der Sowjetunion stellte in einem Geleitwort Dr. Katharina Neufeld, Leite-rin des Russlanddeutschen Museums, Det-mold, vor. Sie erklärte die Definition des Begriffs „Deportation“ und klärte auf, dass die ersten Zwangsumsiedlungen der Deut-schen schon im Zarenreich 1915 stattfanden. Diese repressiven Maßnahmen fanden in der Sowjetzeit ihre Fortsetzung (z.B. Ent-eignungen und Verbannungen während der Kollektivierung) und erlangten ihren trau-rigen Höhepunkt mit der totalen Deporta-tion während des 2. Weltkrieges. Die Refe-rentin äußerte die These, dass die deutschen Besatzer die Schwarzmeerdeutschen in der Ukraine bevorzugten und ihnen deshalb erlaubten ihre Kirchen und Schulen zu er-halten. Die Deportationen der Deutschen in der Sowjetunion fanden praktisch „ohne Widerstand“ statt. Die Folgen der Depor-tation seien langfristig: Durch die Erlasse von 1948, 1955, 1964 und 1972 waren die Russlanddeutschen „der Zwangsassimilie-rung ausgesetzt“. Dr. Angelica Schwall-Düren, Ministerin für Bundesangelegenheiten, Europa und

Medien des Landes NRW sprach in ihrer Rede über den 28. August 1941 als „schwär-zesten Tag in der Geschichte der Deutschen in Russland“, sie seien „entwurzelt“ wor-den. Auch sie betonte, dass es heute wich-tig sei, gemeinsam ein Zeichen zu setzen, dass Vertreibungen, Deportationen und Zwangsarbeitslager geächtet werden. Im Blick auf die Gegenwart meinte die Mi-nisterin, „wer sich nicht mit seiner Kultur auseinandersetzt, kann sich nicht integrie-ren“. Und die Integration genieße in NRW eine hohe Wertschätzung. Jeder könne auf seine Herkunft und Kultur stolz sein. Die Vorurteile, die es noch gebe, seien abzu-bauen. So seien die Russlanddeutschen mit einem hohen Anteil von Akademikern ein Gewinn für die Gesellschaft. Allerdings müsse noch hinsichtlich der Anerkennung der Qualifikationen einiges unternommen werden. Die interkulturelle Kompetenz der Deutschen aus Russland sei eine Bereiche-rung für NRW. Die Reihe der Grußworte schloss Dr. Alexander Morasch, Vorsitzen-der der Landesgruppe der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e.V., der größ-ten Vertretung der ca. 700.000 Russland-deutschen, die in NRW zu Hause sind, ab. Die zahlreichen Gespräche der Veranstal-tungstungsteilnehmer und die Besichti-gungen der Wanderausstellung „Volk auf dem Weg“ und der Ausstellung der russ-landdeutschen Künstler Michael Dister-heft und Alexander Stroh „Eine Welt der Kontraste“ setzten sich in guter Stimmung noch zwei Stunden fort.

Josef Schleicher

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22 DeutscheUmschau5-2011

FrauundFamilie

Benedikt XVI. in Deutschland Der Papst überzeugte auch schon mit Aussagen zu den Vertriebenen

Der Papst war in seiner Heimat. Er kam als Staatsgast, aber er war auch als Oberhaupt der universalen katholischen Kirche natür-

lich mehr als nur ein Staatsoberhaupt.

Das zeigte sich auch in seiner Rede im Bun-destag, in der er vor den Abgeordneten in seiner Muttersprache für sein Verständnis von Politik warb.

Viele Vertriebene aus dem Osten erinnern sich an die Predigt des Kardinals Ratzingers beim Festgottesdienst des Sudetendeutschen Tages 1979 in München: „Liebe Brüder und Schwestern aus dem Sudetenland”, begann er damals seine Ansprache und erinnerte an die verlorene Heimat. Er sprach offen von dem „Unrecht der Vertreibung, das 15 Mil-lionen Menschen nach dem Krieg oft unter schrecklichen Begleitumständen widerfah-ren ist.” Er fand mutige Worte, wie sie in den Gedenkjahren an den 60. Jahrestag des En-des des Zweiten Weltkrieges und der orga-nisierten Vertreibung nicht oft zu hören wa-ren: „Die Weltöffentlichkeit hört aus vielen Gründen nicht gern davon, es passt nicht in ihr Geschichtsbild hinein.” Kardinal Rat-

zinger verwahrte sich damals dagegen, das Unrecht um der Versöhnung wil-len zu verschweigen und betonte: „Eine Liebe, die den Verzicht der Wahrheit

voraussetzt, ist keine wahre Liebe. Sie hätte ein schlechtes Funda-

ment”. Er erinnerte daran, dass es in der Psychologie bekannt sei, dass Verdrängtes im Men-schen weiterwirkt und zur Vergiftung von innen wird. Der damalige Erzbischof von München dankte – den Einzelnen und den Grup-pen -, die nach allem Erlit-tenen in den Dienst der Ver-söhnung traten, und nannte

den hl. Johannes von Nepo-muk eine Brücke der Einheit und der Versöhnung, der bei beiden Völkern beliebt war und der „das Beste böhmi-schen Wesens verkörperte”. Ratzinger erwähnte auch Bischof Johann Nepomuk Neumann und den letz-ten deutschen Weihbischof von Prag, der ebenfalls die-sen Namen trug: Den Eger-länder Johann Nepomuk Re-miger, der in der Gruft des

Münchner Doms seine letzte Ruhe fand.

In seiner Rede vor den Vereinten Nationen in New York am 18. April 2008 betonte Papst Benedikt XVI. das Prinzip der “Schutzver-antwortung” (Resposibility to protect), d. h. die Verantwortung eines jeden Staates, „seine eigene Bevölkerung vor schweren und nachhaltigen Verletzungen der Men-schenrechte zu schützen” wie auch vor den Folgen humanitärer Krisen.

Benedikt XVI. hat – wie schon sein Vor-gänger Johannes Paul II. – immer wieder Sympathien für gewaltlos für ihre Rechte eintretende Vertriebene jeglicher Nationa-lität erkennen lassen. Der Generalsekretär der Europäischen Union der Flüchtlinge und Vertriebenen (EUFV), Massimili-ano Lacota, der zugleich oberster Reprä-sentant der aus Istrien vertriebenen Itali-ener ist, wurde vor wenigen Wochen von Benedikt XVI. in Privataudienz empfan-gen. Das wurde auch als Signal an Kriti-ker der EUFV verstanden, ihre Polemik ge-gen Lacota einzustellen.

Zum Tag der Heimat übermittelt der Papst Jahr für Jahr eine Grußbotschaft an die deutschen Heimatvertriebenen. In diesem Jahr hieß es darin:

„Papst Benedikt XVI. hat davon Kenntnis erhalten, daß der Bund der Vertriebenen am 27. August in Berlin den diesjährigen Tag der Heimat begeht und übermittelt al-len Teilnehmern dazu gerne seine Segens-grüße. Das für die Tagung gewählte Thema „Wahrheit und Dialog - Schlüssel zur Ver-ständigung“ bringt einen wesentlichen Aspekt jedes menschlichen Miteinanders - von der Familie als Keimzelle der Gesell-schaft bis zu den multilateralen Beziehun-gen der Staaten - zum Ausdruck. Der Di-alog kann nämlich nur zur Verständigung führen, wenn er die allgemein verbindli-che Wahrheit als Grundlage hat. Ihrerseits helfen uns die vielfältigen Formen des Di-alogs, die Wahrheit tiefer zu erfassen, um entsprechend wirklichkeitsgemäß und gut zu handeln. Gerade diese gegenseitige Er-gänzung wird, wie das diesjährige Motto sagt, der „Schlüssel zur Verständigung“, für Freundschaft und Frieden sein. Gott, der die Wahrheit selbst ist, hat uns Christus, sein Wort, geschenkt, damit wir seine Liebe zu uns Menschen erkennen und verstehen. Er geleite euch am Aufbau der Völkerge-meinschaft in Gerechtigkeit und Frieden. Dazu erbittet Papst Benedikt XVI. Euch allen Gottes Schutz und Segen.“

Markus Patzke

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Grippeimfung wichtig

Wenn es draußen kalt wird, beginnt auch wieder die Grippe-Saison. Eine Impfung ist der sicherste Schutz vor Influenza. Die In-jektion bewahrt bis zu 90 Prozent der Ge-impften vor einer Ansteckung. Mit einem geringeren Impfschutz müs-sen Menschen rechnen, die un-ter chronischen Krankheiten lei-den oder die über 65 Jahre alt sind. Rund 30 Millionen Menschen gehören nach Angaben des Robert Koch-Instituts in Deutschland zu den Risikogruppen. Wenn eine intensive Epidemie droht, weiten die Gesundheitsbe-hörden ihre Impfempfehlungen auf andere Gruppen aus. Für Kinder ist eine Impfung ab sechs Monaten zugelassen.Der beste Zeitpunkt für die Spritze sind die Monate September, Oktober, Novem-ber, bei einer drohenden Grippewelle auch noch die Folgemonate. Wichtig ist: Richtig geschützt ist man erst zwei Wochen nach der Impfung. Diese Zeit braucht der Körper, um den Schutz vollständig aufzubauen. Er hält dann etwa ein halbes Jahr an.

Eau de Karotte

Die Möglichkeiten, sich als Individuum von der Masse abzuheben, schrumpfen. Nerd-Brillen, Manolo Blahniks oder Birkin-Bags hat heute jeder. Die Lösung für Individu-alisten sind die neuen Dufkreationen aus Paris. Die Her-steller werben dort neuerdings mit Düften, die nach Gemüse, A spha lt oder frisch entzünde-tem Tabak rie-chen. Verrückt, genial oder beides zugleich? Das Parfüm „Muscs Koublaï Khan“ riecht nach Männerschweiß. Da kann Mann frisch geduscht sein und trotzdem nach harter Ar-beit „duften“. „Sécrétions magnifiques“, also „Prachtvolle Sekrete“, heißt der Duft, den Herstellerfirma État Libre d‘Orange den Körperflüssigkeiten widmet. Mutige kön-nen mit ihm den Geruch von Blut, Schweiß, Sperma und Speichel auf der Haut tragen. Die Exzentrik hat jedoch ihren Preis: Bis zu 100 Euro kosten 50 Milliliter der bizar-ren Düfte.

FrauundFamilie

Umschau für die FrauWas koche ich morgen?Kleine Rezeptecke

An dieser Stelle wollen wir Ihnen demnächst bekannte und weniger bekannte Gerichte vor-stellen. Wenn Sie ein ganz spezielles Rezept haben, können Sie es an die Redaktion sen-den, wir veröffentlichen es gerne. Die einzige Bedingung ist, dass es einen Bezug zu einer ostdeutschen Landschaft hat. So bleibt die ostdeutsche Küche für die Nachwelt erhalten.

Siebenbürger Holzplattenfleich

400 g Rumpsteak(s), 400 g Rippchen vom Schwein, 400 g Kalbsbraten (Kalbschle-gel), Gewürze, Salz, gebr. Speck, Gürk-chen, Rote Bete,kleine Kartoffel(n), gerös-tete, Zwiebel(n), Salz und Pfeffer, Öl

Fleisch salzen, pfeffern, mit Öl und Zwie-beln einreiben. Eine Stunde ruhen lassen.

Dann in heißem Fett bei starker Hitze bra-ten. Die gebratenen Fleischstücke

auf einer Holzplatte häufen und oben drauf mit (kleine Speckstücken kammför-mig eingeschnitten) ge-bratenem Speck, gerös-teten kleinen Kartoffeln,

Gürkchen und roten Rü-ben garnieren.

Als Beilage dazu mundet Reis oder frisches Schwarzbrot. Natürlich schmeckt auch ein Slibovic dazu.

Salzkipfel aus dem Banat

500 g, Mehl, 1 EL, Zucker, 100 g, Butter oder Margarine, 1 Würfel,Hefe, 1 TL,Salz, 1, Eigelb, ¼ Liter,Milch,n. B., Salz, grobes und, Kümmel zum Bestreuen nach Bedarf.

Das Mehl in eine Schüssel geben, in die Mitte eine Mulde drücken und die zerbrö-selte Hefe mit etwas Zucker hineingeben. Die lauwarme Milch darüber gießen und die Hefe darin auflösen. Dann 15 Minuten stehen lassen.

Salz, Butter und Ei auf dem Mehlrand ver-teilen und alles zu einem Teig verarbeiten. Den Teig in eine Schüssel geben und zu-gedeckt ca. 30 Minuten an einem warmen Ort gehen lassen.

Den Teig ausrollen, in Dreiecke schneiden und zu Kipfel formen. Die Kipfel mit Ei-gelb bestreichen und mit Salz und Küm-mel bestreuen. Auf der mittleren Schiene bei 180°C ca. 25 Minuten goldgelb backen.

Die Salzkipfel wurden zu Paprikasch, Boh-nensuppe oder sonstigen Suppen gereicht oder auch einfach so als Vorspeise geges-sen. Die Salzkipfel passen auch gut zu ei-nem schönen Glas Rotwein.

Ostpreußische Quarkplinsen

500 g Quark, 20% Fettgehalt, 150 g Mehl, 1 Schuss Mineralwasser, 125 g, Rosinen, Fett oder Öl zum Ausbacken

Butter, Zucker und Zit-rone schaumig schlagen und die Eier nach und nach zugeben und glatt rühren. Quark, Mehl und etwas Wasser unterrühren. Die Rosinen unterheben.

Ca. 2 EL Teig in einer Pfanne mit Fett oder Öl zu goldbraunen Plinsen ausbacken.

Hierzu passt sehr gut Rote Grütze, Kirsch-kompott oder Obstsalat.

Wildsuppe aus Böhmen

500 g Wildfleisch, ohne Knochen, 200 g Backpflaumen, 2 Zwiebel(n), 75 g Speck, 1 EL Tomatenmark, 1 EL Senf, 1 EL Kon-fitüre, (Johannisbeer- oder Kirschkonfi-türe), 125 ml Kondensmilch, 1 Zitrone(n), 1 Glas Wein, rot, Salz und Pfeffer, Zucker, Wacholderbeeren

Das in kleine Würfel geschnittene Wild-fleisch gut waschen, abtrocknen, mit Salz und Pfeffer würzen und in dem ausgelas-senen Speck zusammen mit den in grobe Würfel geschnittenen Zwiebeln anschwit-zen. Wenn es ein wenig Farbe genommen hat, das Tomatenmark, ein paar zerdrückte Wacholderbeeren und etwas Zucker dazu-geben, mit etwa 1 1/2 l Wasser oder Brühe auffüllen und langsam garen lassen. Die Kondensvollmilch mit dem Senf und der Konfitüre verrühren und an die Suppe ge-ben, die dann nicht mehr kochen darf. Die Backpflaumen in Rotwein weichen lassen, dann mit Zitronensaft und etwas abgerie-bener Zitronenschale dünsten und ohne Steine, aber mit dem Sud, als Einlage in die Suppe geben.

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24 DeutscheUmschau5-2011

LandesverbandNordrhein-Westfalen

Wahrheit und Dialog – Schlüssel zur Verständigung

Tag der Heimat in Essen

„Wahrheit und Dialog – Schlüssel zur Ver-ständigung“ – unter diesem Motto lud der Kreisverband des BdV Essen auch dieses Jahr am 11.09. wieder zu seinem traditionellen „Tag der Heimat“ ein.

Der Vorsitzende Alfred Kottisch, dessen Vater, geb. 1919, selber auf ein Schicksal als Vertriebe-ner und Kriegsgefange-ner zurück blicken kann und der als Ehrengast von seinem Sohn be-grüßt wurde, eröffnete die Veranstaltung. In seiner Ansprache be-grüßte Herr Kottisch zahlreiche Gäste jeden Alters.

Als Festredner freute sich der BdV Thomas Kutschaty, Justizminis-ter des Landes Nordrhein-Westfalen be-grüßen zu können. Den offiziellen Festakt leitete Robert Schwinn mit der sehr ein-fühlsam gesprochenen „Totenehrung“ ein. Untermalt wurde dieser tiefgehende Text durch die musikalische Begleitung am Kla-vier von Julius Wermter mit dem Lied „Ich bete an die Macht der Liebe“ des Mühlhei-mer Heimatdichters Gerhard Tersteegen.

Höhepunkt dieses ersten Teils war dann die Festrede von Herrn Thomas Kutschaty. In wohlformulierten Worten schlug Minister Kuzschaty einen Bogen von der Vergan-genheit zur Gegenwart. Er ehrte die groß-artigen Leistungen der Vertriebenen beim Aufbau des Ruhrgebietes nach dem 2. Welt-krieg. Gleichzeitig erinnerte er auch daran, dass das Thema Vertreibung eine immer-währende Problematik ist. Die anwesenden Gäste und Besucher würdigten die Festrede unseres Justizministers mit großem Applaus.

Otto Engel, Vorsitzender des Forums „Russ-landdeutsche in Essen“, sprach gefühlvoll eingehende Worte an die Gäste, in Erinne-rung an die Schicksale der Deutschen aus Russland, denn zwei Wochen vorher begin-gen die Russlanddeutschen den 70. Jahres-tag der Deportation:

„In diesen Wochen ist vor allem an den Be-ginn der Deportation von rund 700.000 Russlanddeutschen im August 1941, also vor 70 Jahren, wenige Wochen nach dem deutschen Einmarsch in die Sowjetunion zu

denken. In dem Dekret vom 28.08.1941 „über die Umsiedlung der Deut-schen, die in den Wol-garayons wohnen“ wur-den sie pauschal und kollektiv in Haft ge-nommen und nach Si-birien und Mittelasien verbracht. Die autonome sozialistische Sowjetre-publik der Wolgadeut-schen wurde aufgelöst. Allein den wochenlan-gen Transport und die erste Zeit in den De-portationsgebieten ha-ben rund 300.000 nicht überlebt. Die Überle-benden wurden bis in die 1950er Jahre unter

strenge Aufsicht (Kommandantur) gestellt und als Zwangsarbeiter missbraucht. Zu-rück kehren an die Wolga durften sie nie wieder, auch Deutsche aus der Ukraine und Teilen Russland wurden deportiert.“

Tag der Heimat in Neuss

Sie sangen das Schlesierlied und das Lied vom „Land der dunklen Wälder“ Ostpreu-ßen, doch zuerst stimmte der Chor „Neusser Stimme“ die Weise an „Nordrhein-Westfa-len – wunderschönes Land.“ Das war zum Auftakt einer Feierstunde, zu der die Lands-mannschaften in der Kreisgruppe Neuss des Bundes der Vertriebenen (BdV) am gest-rigen „Tag der Heimat“ ins Zeughaus ein-geladen hatten, ein Bekenntnis für sich.

Denn so drückte sich schon im Lied aus, was anschließend alle Redner unterstrichen: Flucht und Vertreibung der Menschen aus den deutschen Ostgebieten sind nur die eine Seite der Medaille. Die Chance auf einen Neuanfang und vor allem ihr Beitrag zum Aufbau eines demokratischen Deutsch-land im Westen gehören untrennbar dazu.„Dass aus einem indifferenten Nebeneinan-der eine Gemeinschaft wurde, ist mit Ihr Verdienst“, formulierte denn auch Georg

Nellen, Brudermeister der Norfer St. An-dreasbruderschaft, an die Adresse der gut 200 Teilnehmer dieser Veranstaltung. Nel-len hielt auf Einladung des BdV-Kreisvor-sitzenden Jürgen Kuntze die Festrede.

Alexander Kühl, Sprecher der Deutschen aus der ehemaligen Sowjetunion, sprach ein anderes Kapitel der Geschichte der Deut-schen im Osten an, als er an den Stalin-Er-lass vom 21. August 1941 erinnerte. Diese Weisung hatte nicht nur die Deportation der in der Sowjetunion lebenden Deut-schen zur Folge, sondern leitete, so Kühl, „die totale Vernichtung deutscher Kultur in Russland ein“. Daran sei gerade am 70. Jahrestag zu erinnern. Es sei aber zu we-nig, sagte Kühl, „dass über diese Deporta-tion und deren Folgen immer nur die Be-troffenen sprechen.“

Tag der Heimat in Iserlohn

Im voll besetzten Saal des Varnhagenhau-ses fand am Samstag der „Tag der Heimat 2011“ unter dem Motto „Wahrheit und Di-alog – Schlüssel zur Verständigung“ statt. Der Kreisverband Iserlohn der Vereinigten Landsmannschaften und Landesverbände im Bund der Vertriebenen hatte zu dieser Gedenk- und Feierstunde eingeladen.

Die Begrüßung erfolgte durch den stellver-tretenden Kreisvorsitzenden Hans-Joachim Muschiol. Er erinnert in seiner Ansprache auch an die „Stalindekrete“ vom 28. August 1941, die nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht nach Russland eingesetzt wor-den seien, und für die in Russland behei-mateten Deutschen bitterste Konsequen-zen nach sich gezogen hätten. Michael Scheffler überbrachte dann als stell-vertretender Bürgermeister die Grüße von Rat und Verwaltung. Er sei gerne gekom-men, „weil das Gedenken an Flucht und Vertreibung nach dem 2. Weltkrieg not-wendig ist“, so Scheffler. Landrat Thomas Gemke würdigte in seiner Rede die zehn-jährige Partnerschaft des Märkischen Krei-ses mit dem Kreis Ratibor, die im Juli in Ratibor und vor wenigen Tagen im Kreis-haus in Lüdenscheid gefeiert wurde. An Hans-Joachim Muschiol gewandt meinte Gemke, „sie gehörten zu den Pionieren die-ser Partnerschaft“. Heute zeige sich, dass diese Partnerschaft richtig ist. Gemke zählte die zahlreichen „kleinen Mosaiksteine“ auf, die diese Partnerschaft mit Leben erfüllen würden. Dazu zählten Kontakte auf kultu-reller, sportlicher und eben dadurch auch auf der menschlichen Seite.

NRW-Justizminister Thomas Kutschaty

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25DeutscheUmschau5-2011

LandesverbandNordrhein-Westfalen

Das langjährige Landesvorstandsmitglied starb vor 10 Jahren

Zum Gedenken an Fritz Arndt

Beflaggung anlässlich des Tages der Heimat

NRW Innenminister Ralf Jäger hat anläss-lich des Tages der Heimat für Samstag, den 27. August 2011, Beflaggung angeordnet. An diesem Tag fand im Internationalen Con-gress Centrum in Berlin der zentrale Fest-akt des Bundes der Vertriebenen zum Tag der Heimat 2011 statt.

Die Beflaggung galt für alle Dienstgebäude des Landes, der Gemeinden und Gemein-deverbände sowie der übrigen Körperschaf-ten und Anstalten des öffentlichen Rechts, die der Aufsicht des Landes unterliegen.

Landesbeirat neu konstituiert

Integrationsminister Guntram Schneider hat die Notwendigkeit einer guten Integ-ration der mehr als 700.000 Spätaussied-ler betont, die in den letzten beiden Jahr-zehnten nach NRW gekommen sind: „Es gilt, die Kompetenzen der Spätaussiedle-rinnen und Spätaussiedler zu erkennen und ihre Potenziale zu fördern“, sagte der Mi-nister heute (5. Oktober 2011) in Düssel-dorf bei der Neukonstituierung des Lan-desbeirates für Vertriebenen-, Flüchtlings und Spätaussiedlerfragen.

Der Landesbeirat berät seit über 60 Jah-ren die Landesregierung in Vertriebenen-, Flüchtlings- und Spätaussiedlerfragen und vertritt auch ihre Belange in der Öffentlich-keit. Die Staatssekretärin für Integration ist qua Amt Vorsitzende des Beirates.

Entwurf Integrationsgesetz hat Defizite

„Das Zusammenleben von Menschen un-terschiedlicher Herkunft spielt sich ganz konkret vor Ort ab. Deshalb muss Integra-tionspolitik sich insbesondere konkret vor Ort abbilden.“ Das hat der integrationspo-litische Sprecher der CDU im Düsseldor-fer Landtag, Michael Solf erklärt. „Und da weist der heute vorgestellte Entwurf Defi-zite auf“, sagt Solf. Der Christdemokrat ver-misst den parteiübergreifenden Konsens in der Integrationspolitik. Allerdings sieht der CDU-Integrationsexperte den Entwurf bis-her kritisch. Solf: „Der Entwurf ist unbefrie-digend. Zu einem Gesetz gehören Fördern und Fordern. Aber das Fordern kommt in diesem Entwurf bisher zu kurz.“

Zu seinem 10. Todestag am 12. Okto-ber 2011 drucken wir den Brief noch einmal ab, den der Landesvorsitzende, Hans-Günther Parplies, ihm zu seinem 80. Geburtstag am 1. Januar 2001 ge-widmet hatte:

Lieber Fritz Arndt!

Zu Ihrem 80. Geburtstag am Neujahrstag übermittle ich Ihnen – zugleich im Na-men des Landesvorstandes – ganz herzli-che Grüße und die besten Wünsche für das neue Le-bensjahr, insbesondere Sta-bilisierung der Gesundheit.

Es liegt mir daran, Ihnen auch bei dieser Gelegenheit wieder meinen aufrichti-gen Dank für Ihren jahr-zehntelangen ebenso uner-müdlichen wie unbeirrten Einsatz für die Vertriebe-nen und für unser Gesamt-deutschland zu sagen. In meiner nun bald 13-jähri-gen Amtszeit als Landesvorsitzender habe ich viele Mitstreiter gehabt und habe sie noch, aber darunter doch keinen, der mit gleicher Bedingungslosigkeit und persön-licher Aufopferung nur um der Menschen und der Aufgabe willen durch die Jahr-zehnte gewirkt hat, gleichgültig, wie eine als richtig erkannte Position auch als aus-sichtslos erscheinen mochte, und gleich-gültig, ob der Einsatz dem Verband etwas bringt, wenn er nur den Menschen hilft.

Ihre jahrzehntelange, unermessliche Betreu-ungsarbeit an den Aussiedlern hat mir da-bei immer besonderen Respekt und Hoch-achtung abverlangt, wurde sie doch in dem

Bewusstsein geleistet, daß sie dem Verband weder ins Gewicht fallende neue Mitglied-schaften und noch weniger die angemes-sene Anerkennung in der Öffentlichkeit eintragen würde.

Danken möchte ich Ihnen heute auch für die rechtzeitige Vorbereitung der Nachfol-geregelung, dafür, daß Sie „Ihr Haus“ so gut bestellt haben. Das gilt insbesondere für die Leitung des Kreisverbandes, wo Sie in Karlheinz Rinkens einen Nachfolger

gefunden und aufgebaut haben, der ganz in Ihrer Grundeinstellung und Ih-rem Sinne das Ruder über-nommen hat und auf den – man kann schon sagen – Grundfesten weiterwirkt, die Sie in jahrzehntelan-gem einfallsreichen Ein-satz gelegt haben.

Das gilt aber ebenso für das Aussiedlerarbeit im Landesvorstand. Es war wichtig, daß Sie das Amt

– in Ihrer vorbildlichen Weise – so lange geführt haben, bis aus der großen Schar der Spätaussiedler ein Mann wie Dr. Neu-gebauer zu uns stieß, mit dem die Arbeit in diesem schwierigen Ressort ungebrochen fortgesetzt werden konnte. Ich hoffe, daß es auch für Sie ein gutes Gefühl ist zu se-hen, wie Ihr jahrzehntelanges verdienstvol-les Wirken von guten Nachfolgern in Ih-rem Geiste weitergetragen wird. An Ihrem 80. Geburtstag haben Sie sich das wahr-lich verdient.

Ich schließe mit nochmaligen Dank, allen guten Wünschen und herzlichen GrüßenIhr Parplies

Fritz Arndt

Landespolitische Umschau

Die Landsmannschaft Schlesien, Kreis-gruppe Neuss, hatte erneut Besuch aus Ober-schlesien. Das Kinder- und Jugendmusik-Ensemble aus Beuthen unter der Leitung von Frau Edeltraud Spura, zeigte im Rah-men eines Sondergastspieles im Eingangs-foyer der Kreisverwaltung Neuss ihr mu-sikalisches und tänzerischen Können in jugendlicher Frische und Fröhlichkeit; op-tisch vollendet dargeboten in ihren bunten

Trachten der Region. Viel stürmischen Bei-fall und eine ansehnliche Spendensamm-lung für die weitere Kulturarbeit der deut-schen Minderheit in der Heimat war der Dank für eine hervorragende Vorstellung an der sich weit über hundert Besucher er-freuen konnten. Die Gruppe nahm am Wo-chenende beim großen Patenschaftstreffen in Recklinghausen teil und machte zuvor einen Abstecher ins rheinische Neuss.

PICCOLO – Botschafter der Heimat

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26 DeutscheUmschau5-2011

Rätseleckefürjungundalt

Zu guter Letzt

Gewinner der letzten AusgabeBeim letzten Rätsel hat die richtigen Lösungsworte „Sonnenuntergang und „Mageriten“ Christel Anacker eingesandt und bei der Verlosung gewonnen.

WennSieauchdiesesMaldasRät-selrichtiglösen,sendenSieunsdieAntwortanBdVNRW,Bismarckstr.90,40210Düsseldorf,E-Mailum-schau@bdv-nrw.de.Unterdenrich-tigenEinsendungenverlosenwirei-nentollenBuchpreis.

Auflösungen der letzen Ausgabe

Ein Mann sitzt im eigentlich aus-verkauften Stadion des WM-Finales und hat neben sich einen leeren Sitz. Irritiert fragt der Zuschauer auf der anderen Seite des leeren Platzes, ob der Platz jemandem gehöre. „Nein“, lautet die Antwort. „Der Sitz ist leer.“„Aber das ist unmöglich! Wer in aller Welt hat eine Karte für das WM-Finale, dem größten sport-lichen Ereignis überhaupt und lässt dann den Sitz ungenutzt?“„Nun. Der Sitz gehört zu mir. Mei-ne Frau wollte mitkommen, aber Sie ist kürzlich verstorben. Es ist das erste WM-Finale, dass wir uns nicht gemeinsam ansehen können, seitdem wir vor 45 Jahren geheiratet haben.“ „Oh, das tut mir leid. Aber woll-te niemand Ihrer Verwandten oder Freunde an Ihrer Stelle mitkommen?“Der Mann schüttelt den Kopf: „Nein. Die sind alle auf der Beerdigung.“

WelchenBegriffergibtdasBilderrätsel?

Logik-RätselUmeinenrundenTischsitzeneinigeLeute.EinigesagenimmerdieWahr-heit,anderelügenimmer.JederbehauptetüberseinenSitznachbar,erseieinLügner.EineFraubehauptet,dass47LeuteandiesemTischsäßen.Da-raufmeinteinMannverärgert:„Dasstimmtnicht,sieisteineLügnerin.Essitzen50LeuteamTisch.“WievieleLeutesaßendennnunamTisch?

AnagramEinAnagrambildetunterVerwendungallerBuchstabeneinesWorteseinenneuenBegriff.(Aus„Star“lässtsichbspw.„Rast“bilden)

WelchesAdjektivtrifftlautAnagramaufDIRKNIEBELzu?

FarbrätselLösenSiemitHilfederuntenstehendenLegendedasFarbrätsel.JedesFarb-kästchenstehtfüreinenvondreimöglichenBuchstaben(odereinLeer-zeichen).AmEndeergibtsicheinSinnspruchvonErichMariaRemarque.

Der Sohn eines arabischen Scheichs schreibt seinem Vater: „Vater, tut mir Leid, dir das sagen zu müssen, aber ich schäme mich mit meinem goldenen Ferrari vor dem College vorfahren zu müssen, während die Lehrer und die Kollegen mit dem Zug anreisen.“Der Vater antwortet: „Sohn, ich habe dir soeben 20 Millionen überwiesen, beschäme unsere Familie nicht wei-ter und kauf dir auch einen Zug.“

„Notruf, hallo, wie kann ich Ihnen helfen?“„Ja, ehm ich glaube mein Freund ist tot, was soll ich tun?“„Ganz ruhig. Stellen Sie zuerst si-cher, dass er wirklich tot ist.“*knall* – „So, und jetzt?“

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27DeutscheUmschau5-2011

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Ostpreußenhattebis1945eineauchzahlenmäßigbedeutendeKünst-lerschaftundKunstzentrenmitderKönigsbergerKunstakademieundderKünstlerkolonieinNidden.DieBilderausdem20.JahrhundertbringenGärten,HäuserundLand-schafteninlebhafteErinnerung.

DerKalender„Ostpreußen und seine Maler“

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