deutsche umschau 3 2011

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3/2011 Nordrhein-Westfalen/Hessen/Bauernverband Jahrgang 57 H 1318 F Herausgegeben von den BdV-Landesverbänden Hessen und Nordrhein-Westfalen www.bdv-nrw.de • www.bdv-hessen.de HESSEN: Rudolf Friedrich wird 75 Jahre POLEN: Deutsche, Polen oder Schlesier? BAUERNVERBAND: Weichenstellungen im Haus Schlesien 3/2011

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Zeitschrift des BdV-Landesverbandes NRW

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Page 1: Deutsche Umschau 3 2011

3/2011 Nordrhein-Westfalen/Hessen/Bauernverband Jahrgang 57 H 1318 F

Herausgegeben von den BdV-LandesverbändenHessen und Nordrhein-Westfalen

www.bdv-nrw.de • www.bdv-hessen.de

HESSEN:Rudolf Friedrich wird 75 Jahre

POLEN:Deutsche, Polen oder Schlesier?

BAUERNVERBAND:Weichenstellungen im Haus Schlesien

3/2011

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2 DEUTSCHE UMSCHAU 3-2011

Totgesagte leben länger heißt es und dieses Wort gilt für die großen landsmannschaftlichen Treff en in beson-

derem Maße. Das Deutschlandtreff en der Ostpreußen und der Sudetendeutschen Tag haben das in den letzten Wochen eindrucksvoll bestätigt. Das Deutschlandtreff en der Schle-sier wird aller Voraussicht nach keinen anderen Befund zu-lassen. Das entspricht in keiner Weise dem, was viele – auch aus den eigenen Reihen – erwartet haben. Und trotzdem: Die landsmannschaftlichen Treff en sind nicht nur nicht tot, sie sind auch lebendig und aktiv geblieben. Diese Analyse ist nicht in erster Linie von den Teilnehmerzahlen abhängig, sondern von der Selbstdar-stellung der Landsmannschaften und ihrer Mitgliedsverbände. So ist es durchaus beein-druckend, was gerade die Heimatkreisgemeinschaften sowohl hier als auch in der grenz-überschretenden Arbeit leisten. Diese Arbeit wird auch professionell dargestellt, nur wird sie leider nicht von allen zur Kenntnis genommen.

Zu den Ignoranten gehört auch der Bundesminister des Auswärtigen, Guido Wester-welle. Als Gegner der Vertriebenen hat Westerwelle sich ja sehr schnell zu erkennen

gegeben. Was er sich aber nun geleistet hat, ist des obersten deutschen Diplomaten mehr als unwürdig. Während eines Dreiergipfels mit dem russischen und polnischen Außen-minister in Königsberg, legte Westerwelle gemeinsam mit seinen beiden Amtskollegen einen Kranz an der „Gedenkstätte für die 1200 Gardisten“ nieder. Die Gedenkstätte er-innert an die Soldaten der 11. Gardearmee, die beim Sturm auf Königsberg gefallen sind. Dagegen ist wenig einzuwenden, auch wenn es merkwürdig anmutet. Aber sicherlich war das dem diplomatischen Protokoll geschuldet..

Was aber hindert einen deutschen Minister an einer vergleichbaren Geste gegenüber den 42.000 gefallenen deutschen Soldaten und den 80.000 deutschen Ziviltoten,

die in Königsberg zwischen 1945 und 1949 ums Leben kamen? Ganz bestimmt nicht die Russen, die dafür jedes Verständnis hätten, und sicherlich nicht die Polen. Gelegenhei-ten dafür hätte es an den zahlreichen deutschen Soldatenfriedhöfen in Ostpreußen ge-nug gegeben. Das Auswärtige Amt kann zu diesem beispiellosen Vorgang nichts sagen. Es fehlen einem die Worte angesichts dieses erbärmlichen Verhaltens. Hätte Westerwelle beim Treff en der Ostpreußen in Erfurt die Zusammenarbeit zwischen ostpreußischen Heimatkreisgemeinschaften und russischen und polnischen Behörden, Vereinen, Initi-ativen und Einzelpersonen zur Kenntnis genommen, hätte er einen Eindruck davon be-kommen, daß man Verständigung und Versöhnung nicht mit Duckmäusertum und pein-licher Kriecherei erreicht. Markus Patzke

Inhalt Erbärmlich!

Leitartikel

ISSN 0723-4295Organ des Bundes der Vertriebenen(Hessen, Nordrhein-Westfalen, Bauernverband der Vertriebenen).Herausgeber und Verlag: Bund der Vertrie-benen – Landesverbände Hessen e.V. und Nordrhein-Westfalen e.V.Die Ausgabe Nordrhein-Westfalen wird durch die Ministerpräsidentin des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert.Die Ausgabe Hessen wird durch das Hessische Sozialministerium gefördert.Anschriften: BdV-Landesverband NRW e.V. Bismarckstraße 90, 40210 Düsseldorf, Tel. 02 11/35 03 61, Fax 02 11/36 96 76, E-Mail: [email protected]

BdV-Landesverband Hessen e.V., Friedrichstr. 35, 65185 Wiesbaden, Tel. 0611/ 36019-0, Fax: 0611/36019-22, E-Mail: [email protected]

Bankverbindungen: LV NRW: Commerzbank Düsseldorf, Kto.-Nr. 322 018 700, BLZ 300 800 00; LV Hessen: Volksbank Wiesbaden, Kto.-Nr. 34 59 03, BLZ 510 900 00

Redaktion:  Chefredakteur Markus Patzke, Ständige Mitarbeiter: Markus Leuschner (Bonn), Roswitha Möller, Markus Häßelbarth (Müns-ter), Norbert Quaiser (Wiesbaden), Dr. Arwed Blomeyer (Berlin), Alexander Kühl (Neuss)

Druck und Vertrieb: Rautenberg Druck GmbH, Blinke 8, Postfach 1909, 26789 Leer

Erscheinungshinweise: Zum 15. eines jeden zweiten Monats. Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe ist der 29. Juli 2011.

Mit Signum oder Namen gezeichnete Bei träge geben die Meinung des Verfassers wieder.

Innenminister dankt dem BdV 3

Gespräch mit der Bundeskanzlerin 3

Ostpreußen fordern Gedenktag für Vertriebene 4

Königsberg-Express fährt wieder 5

Heimatbesuche 6

Der „Hessentag“ rückt näher 6

Rudolf Friedrich wird 75 Jahre 7

Deutsche, Polen oder Schlesier? 8

Jenseits von Poll 10

„Im Dienste der Menschheit“ 11

Grafschafter gründen Stiftung 12

Gedenken an 65 Jahre Vertreibung 12

Weichenstellungen im Haus Schlesien 13

Umschau für den Landwirt 15

Internationales Jahr des Waldes 16

Leserbriefe zu aktuellen Themen 17

Unter dem Motto: 18

Starke Eltern - Starke Kinder 18

Die VIRA e. V. und das Gedenkjahr 2011. 19

Eine tragische Erfolgsgeschichte 20

Ostpreußen auf Schalke 21

Karin Kaper auf Spurensuche in Schlesien 22

Sabrina Janeschs „Katzenberge“ 22

Was koche ich morgen? 23

Umschau für die Frau 23

Zu guter Letzt 26

TitelbildDeutschlandtreffen der Ostpreu-ßen in Erfurt: BdV-Präsidentin Erika Steinbach MdB signiert beim Stand des BdV-Landesverbandes Nord-rhein-Westfalen vielen interessier-ten Teilnehmern aus allen Alter-gruppen ihr Buch „Die Macht der Erinnerung“. Im Hintergrund der nordrhein-westfälische BdV-Landes-vorsitzende Hans-Günther Parplies.

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3DEUTSCHE UMSCHAU 3-2011

Politik

Innenminister dankt dem BdVJahresempfang mit Präsidentin Steinbach, aber ohne Kanzlerin

Innenminister Hans-Peter Friedrich hat die Arbeit des Bundes der Vertriebenen gegen Kritik verteidigt. Es sei die Aufgabe des BdV, „Erinnerung über die Zeit zu tragen“, auch gegen Widerstände. „Das ist legitim“, sagte der CSU-Politiker am Dienstag beim Jahresempfang des BdV in Berlin. Kanzlerin Angela Merkel hatte ihre Teilnahme kurz-fristig abgesagt. Als Grund nannte BdV-Präsidentin Erika Steinbach eine ärztliche Untersuchung, die nach der Knie-OP der Kanzlerin notwendig sei.

Friedrich erklärte mit Blick auf die Lage der Menschen in Japan und Libyen, die jüngere Generation könne sich kaum vorstellen, wie es sei, „wenn man alles verliert“. Der Verlust

Auch eine stark beschäftigte Bundeskanz-lerin muss als Parteivorsitzende und als Re-gierungschefi n das Gespräch mit Verbands-vertretern pfl egen. So hatte sie jetzt wieder eine ganze Stunde Zeit, in der das Präsi-dium des Bundes der Vertriebenen Angela Merkel ein paar Wünsche und Vorschläge vortragen konnte. Drei wichtige Punkte seien hier hervorgehoben.

So sollte der vom Bundestag beschlossene nationale Gedenktag zur Vertreibung durch eine Abstimmung zwischen der Regierung und dem Bundespräsidenten auch festge-legt werden. Das sei eine Frage der Glaub-würdigkeit der Parteien, meinte Frau Stein-bach. Sie deutete an, dass nicht allein der 5. August als Charta-Tag dafür in Frage käme. Der Gedenktag könne auch auf ei-nen Sonntag im September gelegt werden. Dort sei bisher am Tag der Heimat stets eine breite Unterstützung der Parteien er-kennbar gewesen.

Kritisch angesprochen wurde das Sonder-schicksal deutscher Zwangsarbeiter. Sie fallen bisher durch das Regelungssieb der Bürokratie der Kriegsopferversorgung. Ob-wohl seit 2003 ein Auftrag des Bundestages vorliegt, blockiert die Regierung mit dem dürftigen Hinweis, „man wolle nicht an-dere Opfergruppen aufmerksam machen.“ Hier wollte Frau Merkel „keine neuen Ver-sprechungen machen.“ Frau Steinbach gab ihr aber zu verstehen, dass eine konstruk-tive Prüfung im Detail weiterhelfen würde.

Bei der Berliner Stiftung „Flucht, Ver-treibung, Versöhnung“ wurde ein Fer-tigstellungstermin für den Umbau des Deutschlandhauses angemahnt. Ein Er-öff nungstermin 2015 sei inakzeptabel. Man einigte sich auf eine repräsentative Veran-staltung im Frühjahr 2013. Bis dahin wird die wissenschaftliche Debatte die Aufga-ben der Stiftung im Bewusstsein der Öf-fentlichkeit halten.

Die Bundeskanzlerin dankte laut Presse-mitteilung „dem Bund der Vertriebenen und insbesondere seiner Präsidentin Frau Steinbach für vielfältige Beiträge, Geden-ken und Erinnerung wach zu halten und ein gedeihliches Miteinander in Europa zu gestalten.“

Hartmut Saenger

Gespräch mit der Bundeskanzlerin

des eigenen Heimes, vertrauter Menschen, der Verlust der Heimat sei schmerzlich, fast unmenschlich. Wer das erlebt habe, wolle aus gutem Grund, dass auch nachfolgende Generationen „davon etwas erfahren und davon etwas wissen“.

Leid zu benennen heiße nicht, das Leid Anderer zu relativieren, sagte Friedrich. Es wäre aber schlimm, wenn man das Unrecht der Vertreibung nicht benennen dürfte. Geschichte umfassend zu akzeptieren, sei wichtig für die Versöhnung.

Steinbach betonte, sie spreche an diesem Abend nicht über „die Entschädigung für deutsche Zwangsarbeiten“, nicht über ei-nen nationalen Gedenktag zur Erinnerung an die Vertreibung und andere politische Th emen. „Eines aber gebe ich Ihnen zum Nachdenken mit auf den Weg: Landauf,

landab wird gebetsmühlenartig von Ur-sache und Wirkung im Hinblick auf die Vertreibung entschuldigend gesprochen. Ja, ohne den Nationalsozialismus hätte es die Massenvertreibung Deutscher nicht ge-ben können. Aber als alleinige Begründung reicht Hitlers Gewaltpolitik nicht aus“, sagte die BdV-Präsidentin. „Sonst hätte auch die nicht unbedeutende deutsche Volksgruppe in Belgien vertrieben werden müssen.“ Auch dort habe es Massaker gegeben, „vergleich-bar mit Lidice“.

Sie begrüße, dass im Rat der Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung die De-batte darüber geführt werde, „dass eine Be-trachtung der Vorgeschichte weder mit 1933

noch 1939 beginnen kann, sondern viel wei-ter zurückführt“, sagte Steinbach.

Grünen-Fraktionsgeschäftsführer Volker Beck hatte unmittelbar vor der Veranstal-tung erklärt, die „wiederholte Hinnahme von revisionistischen Aussagen aus dem BdV ist der Sündenfall historischer und politischer Verantwortung“.

Merkel hatte sich vergangene Woche mit dem Präsidium des BdV getroff en. An-schließend erklärte die CDU-Vorsitzende, die „schrecklichen Ereignisse von Flucht und Vertreibung in der Folge des Zweiten Weltkriegs sind Teil unserer deutschen Ge-schichte. Das Gedenken zuzulassen und die Erinnerung an die historischen Tatsa-chen zu bewahren, das ist für unser Land insgesamt ebenso wichtig wie für die Be-troff enen selbst“.

BdV-Präsidentin Erika Steinbach begrüßt Innenminister Hans-Peter Friedrich

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Politik

Ostpreußen fordern Gedenktag für VertriebeneLandsmannschaften rufen Ostdeutsche zusammen – Festrednerin BdV-Präsidentin Erika Steinbach

Das 21. Deutschlandtreff en der Ostpreu-ßen, das Ende Mai in der Messehalle Er-furt unter dem Leitwort „Ostpreußen – Erbe und Verpfl ichtung“ stattfand, eröff nete den Reigen der großen landsmannschaftli-chen Treff en in diesem Jahr. Es folgte der Sudetendeutschen Tag am 11./12. Juni 2011 in Augsburg und die Schlesier werden mit dem Schlesiertreff en vom 24.-26. Juni 2011 in Hannover den Schluss bilden. Es ist daher zu früh Bilanz zu ziehen, aber eines ist sicher feststellbar: Die großen Bundestreff en der Landsmannschaften sind – allen Unken-rufen zum Trotz – nicht tot. Schon vor 20 Jahren hieß es vor jedem Treff en, das es das letzte sein werde, bewahrheitet hat sich das nicht. Sicherlich: Die Deutschlandtreff en haben sich verändert. Aber noch immer folgen dem Ruf jeder Landsmannschaft allein mehr Mitglieder, als Bundeskanzler Gerhard Schröder im Jahr 2002 an Wäh-lerstimmen gegenüber seinem Herausfor-derer Edmund Stoiber mehr hatte. Damals ging es um 6027 Stimmen. Und noch etwas ist off ensichtlich: Die Treff en sind lebendig geblieben. Sie präsentieren das kulturelle Erbe der jeweiligen Landschaft in immer neuen und zeitgemäßen Formen. Insbe-sondere viele Heimatkreisgemeinschaf-ten zeigen sich mo-dern und off en und stellen ihre Heimat-kreise eindrucksvoll und zukunftsorien-tiert dar. Zugleich sind die Treff en aber auch machtvolle De-monstrationen der deutschen Heimat-vertriebenen für ihre Heimatlandschaften und für elementare Menschenrechte. Das bunte ostpreu-ßische Treiben auf dem Erfurter Mes-segelände, die Viel-zahl der gewerbli-chen und ideellen Aussteller, das Ge-dränge bei vielen Veranstaltungen mußten auch dem unvoreingenommenen Beobach-ter die Lebendigkeit der Landsmannschaft vor Augen führen.

Nach innen, in die landsmannschaftlichen

Vorsitzender des Bundes junger Ostpreußen und Mitglied des BdV-Landesvorstandes in NRW: Stefan Hein

Häufi g umlagert war der Buchverkaufsstand des BdV-Landes-verbandes NRW, hier mit Mitarbeiterin Marina Saleev

Gruppen hinein, wirken die Treff en identi-tätsstiftend und vermitteln Aufbruchstim-mung und setzen die in vielen Gruppen häu-fi g dringend benötigten neuen Energien frei. Gewandelt hat sich auch die Außensicht auf die früher abfällig sogenannte „Heer-schau der Landsmannschaften“. Presse- und Fernsehbericht-erstattung sind nicht nur fair und objektiv, sie kommunizieren auch die politischen Kernforderungen. Die Pressebericht-erstattung zum Ost-preußentreff en in Er-furt war freundlich, der Tagesschaube-richt der ARD am 29. Mai, dem Sonn-tagabend, dazu noch ungewöhnlich lang (1:18 min). Der Satz „Vor allem die Jun-gen in der Lands-mannschaft Ost-preußen sehen sich als Europäer zwischen Tradition und Moderne“ wäre in einem ARD-Bericht vor einigen Jahren nur

schwer vorstellbar gewesen. Die Au-ßenwahrnehmung der Vertriebenen hat sich ganz off en-sichtlich positiv ver-ändert. Einen Aus-rutscher leistete sich nur der Oberbür-germeister Erfurts, der auf die Einla-dung der Lands-mannschaft nicht reagierte und da-mit einige Tausend zahlende Gäste sei-ner Stadt ignorierte. Die Bevölkerung der thüringischen Lan-deshauptstadt glich das Versagen ihres

1. Bürgers dagegen durch besondere Herz-lichkeit aus.

Zum Auftakt des „Ostpreußentreff ens der kurzen“ Wege in der neuen Erfurter Mes-sehalle war der in Königsberg geborene

Christian Papendick mit dem Ostpreu-ßischen Kulturpreis für Publizistik aus-gezeichnet worden. In seiner Rede lobte der Architekt, der mehrere eindrucksvolle Bildbände über die Kulturlandschaft die-ser Region Europas herausgebrachte, den Einsatz von Polen und Litauern. Sie hät-

ten viele Kirchen und Gebäude mit großer Hingabe erhalten und restauriert. Für das zu Russland gehörende Königsberger Ge-biet gelte dies aber nicht. „Viele kulturhis-torisch wertvolle Gebäude sind abgerissen worden oder werden dem Verfall überlas-sen“, klagte Papendick.

Politisch war die Kundgebung am Sonntag-morgen das zentrale Ereignis des Deutsch-landtreff ens. Der neue Sprecher der Lands-mannschaft Ostpreußen,Stephan Grigat, äußerte in seiner Begrüßung scharfe Kri-tik an der Bundesregierung. Hintergrund war die Kranzniederlegung durch Außen-minister Guido Westerwelle vor drei Wo-chen im Gedenken an die gefallenen Sow-jetsoldaten in Königsberg. Grigat nannte es einen „beschämenden Auswuchs“, dass dort nicht auch der deutschen Soldaten ge-dacht worden sei.

Außerdem forderte er ein Bewusstsein für die „Sonderopferrolle“ der Vertriebenen. Sie trügen nicht mehr Schuld am Krieg als andere, hätten aber „mehr als andere gelit-ten“, sagte Grigat.

Der Ostpreußenchef kündigte eine Stär-kung der grenzüberschreitenden Arbeit der Landsmannschaft an. So werde demnächst

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5DEUTSCHE UMSCHAU 3-2011

Politik

Über 4000 Teilnehmer verfolgten die Ansprache von BdV-Präsidentin Erika Steinbach MdB während der Hauptkundgebung am Sonntagmorgen

Beim Stand des BdV-Landesverbandes NRW signierte Präsidentin Erika Steinbach MdB ihr Buch. Mit dabei BdV-Landesvorsitzender Hans-Günther Parplies

ein Büro in Allenstein eröff net. In seinen Ausführungen zur Zukunft der Lands-mannschaft in Ostpreußen legte Grigat das Schwergewicht auf den polnischen, südlichen Teil des Landes. Zur Zusammenarbeit und zukünftigen Aktivitäten im russischen Nord-teil und im litau-ischen Memelge-biet äußerte sich Grigat leider nicht.

Festrednerin der Hauptkundge-bung war die Präsidentin des Bundes der Ver-triebenen Erika Steinbach MdB. Unter großem Beifall der über 4000 Teilnehmer der Kundgebung forderte sie von der Bundesregie-rung einen natio-nalen Gedenktag für die Opfer der Vertreibung und eine Entschädigung für deutsche Zwangsarbeiter. Bei beiden hät-ten sich die jetzigen Regierungsparteien in der Opposition klar positioniert. Jetzt sei es an der Zeit die Versprechen der Vergan-genheit einzulösen. Sie erinnerte an einen entsprechenden Beschluss des Bundesrates von 2003 zum Gedenktag für Vertriebene. Dieser sei mit der damaligen schwarz-gel-ben Mehrheit in der Länderkammer getrof-fen worden. Die rot-grüne Bundesregierung und Bundespräsident Horst Köhler hätten sich dem aber verweigert. Nun aber gebe

es eine Regierungskoalition aus Union und FDP, die die damalige Willenserklärung durch Handeln ersetzen müsse.

Beim Thema Entschädigung erinnerte Steinbach daran, dass die CDU/CSU und FDP dies in Oppositi-onszeiten gefor-dert hätten. „Ich werde nicht lo-cker lassen, da-ran zu erinnern, dass Dinge, die man in der Op-position will, für eine Regierungs-zeit noch Gül-tigkeit haben sollten“, sagte sie unter gro-ßem Beifall der Ostpreußen.

„Die Kata st-rophe der Ver-treibung“ so die BdV-Präsidentin „von fast 15 Mil-l ionen Deut-schen mit allen nur denkbaren

Grausamkeiten und Begleiterscheinun-gen in der Mitte des 20. Jahrhunderts ist schmerzlicher und unauslöschbarer Teil unserer ganzen Nation. Das müssen wir immer wieder in das öff entliche Bewusst-sein rücken.

Menschenrechte nach zweierlei Maß zu bemessen ist paradox in sich. Die Würde eines jeden Menschen ist zu bewahren und darf nicht angetastet werden. Auch für deutsche Vertreibungsopfer gelten na-türlich Menschenrechte: unabdingbar,

uneinschränkbar, unrelativierbar. Die Brücken zwischen unseren europäischen Völkern werden um so tragfähiger sein, je off ener wir den Dialog führen und auch ei-nander zuhören. Wir brauchen das Mitei-nander und wollen als Vertriebene das Ge-geneinander der Völker überwinden helfen. Dazu muss es gemeinsames Anliegen sein, den Schutt der Geschichte beiseitezuräumen und sich des gemeinsamen christlich-abend-ländischen Fundamentes zu vergewissern, das unsere europäischen Völker miteinan-der verbindet. Das ist Erbe und Verpfl ich-tung, das Motto drückt es aus. Ich glaube an ein versöhntes Europa, in dem die Völ-ker ohne Zwang und Furcht voreinander leben können. Die Landsmannschaft Ost-preußen mit ihren tausenden Mitgliedern trägt dazu bei. Tagtäglich.“

Markus Patzke

Königsberg-Express fährt wieder

Zwischen Berlin und Königsberg/Ka-liningrad gibt es seit dem 29. Mai wieder eine direkte Zugverbindung. Der unter Königsberg-Reisenden legendäre himmelblau-weiße Kurswagen verkehrt täglich ab Berlin Bahnhof Zoo.Die täglichen Abfahrtszeiten nach Infor-mationen der Bahn: Bf. Zoo 20.46 Uhr, Hauptbahnhof 20.50 Uhr, Ostbahnhof 21.08 Uhr. Fahrtzeit knapp 17 Stunden. Ankunft gegen 16 Uhr Moskauer Zeit in Kaliningrad Südbahnhof an. Von dort geht es um 18.23 Uhr (Mos-kauer Zeit) retour über Mamonowo, Branijewo, Elblag, Malbork, Poznan und Frankfurt/Oder nach Berlin. Die Zeiten gelten vorerst bis zum Ende des Sommerfahrplans am 2. Oktober.Nähere Auskünfte per Telefon +49 1805 141514, Info in Königsberg : +8 800 7750000

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6 DEUTSCHE UMSCHAU 3-2011

Niedersachsens Ministerpräsident David McAllister hat die deutsche Volksgruppe in Polen besucht. Mitte Mai war Da-vid McAllister zu Besuch in Oppeln. Im

Rahmen eines dreistündigen Treff ens im Sitz des Verbandes der deutschen sozia l-kultu-rellen Gesell-schaften in Po-len, wurde ein

Forschungsprojekt zur Zweisprachigkeit in der frühkindlichen Bildung zwischen der Universität Oppeln und der Universi-tät Osnabrück unterzeichnet.

Der Besuch in Oppeln war nur ein Teil sei-ner dreitägigen Reise. Das Treff en mit der deutschen Minderheit in Oppeln, war je-doch wie er auf der anschließenden Presse-konferenz gesagt hat „der emotionale Hö-hepunkt meiner Polenreise“.

Vor Studenten der Universät Breslau er-innerte McAllister an die Aufnahme von 700.000 Schlesiern in Niedersachsen, was zu den Partnerschaftsbeziehungen mit der Woiwodschaft Niederschlesien geführt habe.

Weniger freundlich wurde BdV-Präsiden-tin Erika Steinbach MdB bei einem Besuch ihrer Heimatstadt Rahmel und in Gedin-gen aufgenommen. Vier tapfere Demons-

tranten hielten ein Transparent hoch, das ver-kündete „deut-sche Provoka-teure, die auf gutnachbarlich polnisch-deut-

schen Beziehungen zielen“, und ihre hie-sigen Lakaien sollten „raus aus Polen“. In die Kirche, in der Steinbach an einer Ta-fel des Untergang der „Gustloff “ geden-ken wollte, lies man sie nur auf gutes Zu-reden des deutschen Generalkonsuls. Die Bürgermeisterin ihres Geburtsortes lehnte ein Zusammentreff en ab. Aber insgesamt herrschte wohl eher Gleichgültigkeit vor. „Die Meinung über sie hier ist sicher eher negativ, aber eigentlich ist sie kein Th ema für die Leute, eher für die Medien“, sagte eine Frau. Vermutlich hat sie damit nicht völlig falsch gelegen. MP

Politik

Die Idee, jährlich einen „Tag der Hessen“ abzuhalten, ist auf die Initiative der Hei-matvertriebenen zurückzuführen. Als sich im Jahre 1953 in Frankfurt am Main mehr als dreihunderttausend Menschen zum „Sudetendeutschen Tag“ zusammenfan-den, wurde die Idee für dieses „Landesfest mit identitätsstiftender Wirkung“ geboren. Es sollte ein Fest sein, das die Menschen zusammenführt und Alteingesessene so-wie Neubürger miteinan-der verbindet. Dies ist mit dem Hessentag vorbild-lich gelungen. Einen „Tag der Vertriebenen“ zu ver-anstalten, geht auf einen Vorschlag von Rudolf Friedrich, dem damali-gen Landesbeauftragten der Hessischen Landes-regierung, zurück.

Ich empfehle Ihnen, wäh-rend Ihres Aufenthaltes auch den BdV- Informa-tions- und Ausstellungs-stand zu besuchen. Der Stand befi ndet sich nicht in der Stadthalle, sondern in der Landesausstellung Halle 2, Stand-Nr. 2/604. Wir stellen dort Puppen in Trach-ten verschiedener ostdeutscher Heimat-landschaften aus, denn Lieder, Tänze und Trachten sind für uns Vertriebene bedeu-tende Kulturgüter.

Ein kurzes Wort zu Trachten. Tracht im ei-genen Sinne ist alles, was einzelne Volks-stämme tragen. Von der modischen Klei-dung unterscheidet sie sich durch ihre Bindung an die Landschaften. Bis zum 14. Jahrhundert gab es nur Trachten. Danach hielt die wechselnde Mode in Europa Ein-zug. Das Landvolk hielt weiter mit Zähig-keit an überlieferten Kleiderformen fest. Daher gibt es auch heute noch echte Volks-trachten. Für die Trachten wurden meist bo-denständige Materialien verwendet, welche einheimische Färber, Weber, Handdrucker und andere Kunsthandwerker mit reich-haltigen Mustern versahen. Fleißige Frau-enhände schmückten die Festtrachten mit Klöppelspitzen, Häkelarbeiten und Sticke-reien. In den Mustern sind vielfach Le-benssymbole eingearbeitet, die nach eige-nen Entwürfen entstanden und überliefert

Der „Hessentag“ rückt näherHerzliche Einladung zum „Tag der Vertriebenen“

wurden. Die Blütezeit der Trachten war um das Jahr 800. Ostdeutsche und süddeutsche Trachten zeigen die Eigenständigkeit ihres Volkstums. Allein die 3,5 Millionen starke Volksgruppe des Sudetenlandes besaß 10 verschiedene Heimattrachten. Viele davon waren um 1930 noch vollständig überlie-fert. Als die Bedrängnis durch das slawische Volkstum immer stärker wurde, trat die Be-sinnung auf das eigene kulturelle Erbe in

der Volkstumsarbeit ein. So wurde die etwas unbequeme Trachtenkleidung des Egerlan-des, des Schönhengstgaues, des Kuhländ-chens, des Altvaterlandes und Schlesiens, unter Anleitung von Professor Dr. Josef Ha-nika, sinnvoll erneuert.

Fortan galt die Heimattracht als Ehren-kleid zu feierlichen Anlässen. Die wertvolle Festtracht wurde auch gerne von Brautleu-ten am Hochzeitstag angelegt. Diese Ge-pfl ogenheiten fi nden wir heute noch sehr lebendig in einigen Landschaften Bayerns und des Salzburger Landes. Die Pfl ege und Fortentwicklung der Tracht bleibt mit dem Brauchtum im Lebens- und Jahreslauf eng verbunden.

Die deutschen Heimatvertriebenen wollen die Vielfalt ihrer Trachten als wertvolles Kulturgut unseres ganzen Volkes darstel-len und die gemeinsame Kultur und Ge-schichte ins Bewusstsein bringen. (nach OstR Marie Tschödnich Rotter)

Bis zum Wiedersehen beim „Tag der Ver-triebenen“ grüße ich Sie herzlich.

Norbert Quaiser

Karin Liedke

Heimatbesuche

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7DEUTSCHE UMSCHAU 3-2011

Politik

Langjähriger Landtagsabgeordneter und Landesbeauftragter

Am 2. Juni begeht Rudolf Friedrich seinen 75. Geburtstag. Im Frankfurter Westen lebt er seit 39 Jahren, im Frankfurter Nordend war er 29 Jahre Landtagsabgeordneter, in Hessen seit Jahrzehnten der politische Part-ner für Heimatvertriebene und Spätaussied-ler. In seinem Wiesbadener Büro weist ein von ihm selbst gemaltes Bild seiner Hei-matkirche Kunewald auf eine tiefe Hei-matverbundenheit hin. Er war zehn Jahre alt, als er im Viehwaggon seine mährische Heimat verlassen musste.

„Rudi“, wie ihn seine Freunde nennen feiert seinen 75. Geburtstag. Er wurde als Sohn eines Schneidermeisters in Neudek, einem kleinen Bauerndorf im sudetendeutschen Kuhländchen, geboren. Die Vertreibung verschlug seine Familie in den mittelhessi-schen Oberlahnkreis, wo er mit Eltern und zwei Brüdern bis 1951 in Aumenau lebte. Seit 1955 lebt er in Frankfurt. Hier wurde er 1970 zum Stadtverordneten und 1974 zum Land-tagsabgeordneten gewählt. Dem hessischen Landesparlament gehörte er wäh-rend drei Jahrzehnten an.

1999 berief Ministerpräsident Koch Rudolf Friedrich zum ers-ten Landesbeauftragten der Hes-sischen Landesregierung für Hei-matvertriebene und Spätaussiedler. Zuvor war er Vorsitzender des Landtagsunteraus-schusses Heimatvertriebene sowie Landes-vorsitzender der CDU-Vereinigung „Union der Vertriebenen“ und Landesvorsitzender der Ackermann-Gemeinde.

Neben seinem Beruf und seinem politi-schen Mandat hatte Friedrich zahlreiche Ehrenämter im sozialen und Vertriebenen-bereich inne. Als Abgeordneter zeichnete er sich durch Bürgernähe aus, wöchentliche Sprechstunden und ein von ihm errichtetes Wahlkreisbüro waren dafür Kennzeichen. Dass er bei acht Landtagswahlen sechsmal das direkte Wahlkreismandat erhielt, war ihm stets eine besondere Verpfl ichtung. Friedrich machte sich aber auch als Ver-kehrspolitischer Sprecher der CDU-Land-tagsfraktion einen Namen.

Landesvorsitzender der UdV Hessen, Lan-desvorsitzender der Ackermann-Gemeinde, stellv. BdV-Landesvorsitzender oder Vi-zepräsident der Bundesversammlung der Sudetendeutschen Landsmannschaft waren

Ehrenämter, die ihm stets Verpfl ichtung wa-ren. Heute ist Rudolf Friedrich Ehrenvorsit-zender der Ackermann-Gemeinde Hessen, Ehrenvorsitzender der Union der Vertriebe-nen in Hessen und Ehrenvorsitzender der CDU Nordend.

Dass seine Arbeit für Heimatvertriebene und Spätaussiedler auch außerhalb Hessens Akzeptanz fand, zeigte 2005 seine Berufung durch den Bundesinnenminister in den Spätaussiedlerbeirat beim BMI und 2006 seine Wahl durch den Deutschen Bundes-tag in den Sudetendeutschen Rat.

Trotz Generationenunterschied verband den Jubilar eine lange Freundschaft mit dem früheren Ministerpräsidenten Roland Koch. Dieser nannte Friedrich auch schon einmal „seinen“ Botschafter. Heute ist er stolz darauf, dass auch die neue Landesre-gierung und Ministerpräsident Bouffi er die in den letzten zehn Jahren begonnene Ar-beit für Heimatvertriebene und Spätaus-

siedler uneingeschränkt fortsetzt. Dabei denkt Friedrich an die Ver-tretung der Heimatvertriebenen im Rundfunkrat, die Verdreifachung der Förderung der ostdeutschen Kulturarbeit und die Unterstützung der Integrationsarbeit der Deut-

schen aus Russland.

Friedrich suchte und fand das Gespräch: in Kasachstan mit dem stellv. Minister-präsidenten, in der Ukraine mit Vertretern der Krimtataren, in Königsberg und Posen mit staatlichen Repräsentanten, in Breslau mit dem stellv. Oberbürgermeister, in Prag mit Abgeordneten und Journalisten. Nicht immer sind diese Gespräche einfach, doch Friedrich sagt: „mit einander reden ist bes-ser als übereinander reden und meist ein guter Anfang“.

Die Mitgliedschaft im Katholischen Flücht-lingsrat und sein Wirken als Vizekomtur des Deutschen Ordens verweisen auf seine kirchliche Verwurzelung. Dass Friedrich sich bei seinen Auslandsaufenthalten auch mit Vertretern der Kirchen traf, belegen seine Begegnungen in Krakau mit dem Kar-dinal, in Oppeln mit dem Erzbischof und in Prag mit dem Sekretär der Bischofskon-ferenz. Dies waren auch die Gründe für die Berufung in das Kuratorium des Visitators für die sudetendeutsche Seelsorge.

Seine Ehrungen sind zahlreich. Der Bun-despräsident verlieh ihm 2002 das Bun-desverdienstkreuz 1. Klasse, der Hessische Ministerpräsident ehrte ihn 2008 mit der höchsten hessischen Auszeichnung, der Wil-helm-Leuschner-Medaille und der Papst zeichnete ihn 2007 mit dem päpstlichen Sylvester-Orden aus.

Der Bund der Vertriebenen, die Lands-mannschaften der Sudetendeutschen, Russ-landdeutschen und Balten-Deutschen ehr-ten ihn mit hohen Auszeichnungen. Über die Kuhländler Ehrenmedaille, die vor ihm nur Otto von Habsburg erhalten hatte, freut er sich ganz besonders, weil es eine Aus-zeichnung „seiner Heimat“ ist.

Besonders geehrt fühlte sich Friedrich, als er vor 6 Jahren im Schlosspark seines Heimat-ortes Kunewald (heute Kunin) gemeinsam mit der tschechischen Bürgermeisterin und dem Heimatortsbetreuer, einen „Ginkgo“ als Baum der Freundschaft pfl anzen konnte.

Als Landesbeauftragter war er das Verbin-dungsglied zwischen Landsmannschaften und Landesregierung. Nicht nur das unmit-telbare Vorspracherecht beim Ministerpräsi-denten verlieh ihm Autorität. Off enheit und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Ver-bandsvertretern und Ministern, kennzeich-nen die Arbeit des Politikers Friedrich, die schließlich in Hessen eine breite Kulturar-beit für Heimatvertriebene und eine erfolg-reiche Integrationsarbeit für Spätaussiedler ermöglichte. Einen „Tag der Vertriebenen“ beim Hessentag zu veranstalten, geht auf seine Anregung zurück.

Friedrich wird 75 Jahre alt, doch die Summe der Jahre seines ehrenamtlichen Wirkens ist doppelt so hoch.

Norbert Quaiser

Rudolf Friedrich

Rudolf Friedrich wird 75 Jahre

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8 DEUTSCHE UMSCHAU 3-2011

Politik

„In dem Teil Oberschlesiens, der inner-halb der nachstehend beschriebenen Gren-zen liegt werden alle die Bewohner beru-fen, im Zuge einer Abstimmung bekannt zu geben, ob sie mit Deutschland oder Po-len vereinigt zu werden wünschen“

Was mit diesen nüchternden Worten in Art. 88 des Versailler Vertrages festgelegt wurde, sollte in der Praxis ein verbissener Grenz-kampf werden, in dem die Waff e nicht im-mer nur das Wort blieb. Am Ende mehrerer gewalttätiger Konfl ikte konnten sich nicht einmal mehr die alliierten Initiatoren der Volksabstimmung auf einen Grenzverlauf einigen. Schließlich zogen Vertreter des Völ-kerbundes eine Grenzlinie, ohne jemals in Oberschlesien gewesen zu sein. Wie konnte es soweit kommen in einer Region, in der es zuvor über Jahrhunderte keine Grenz-konfl ikte gab?

Im langen 19. Jahrhundert war auch der polnische Nationalismus äußerst rege, trotz oder gerade wegen des Fehlens eines polni-schen Staates. Die noch ausstehende territo-riale Wiedergeburt ließ der Phantasie brei-ten Raum. In der nationaldemokratischen Bewegung war diese „piastisch“, d.h. man orientierte sich an den mittelalterlichen Pias-tenfürsten, deren Herrschaftsbasis in Schle-sien lag. In zahlreichen Veröff entlichungen um die Jahrhundertwende gehörte die preu-ßische Provinz Schlesien dann auch zum Standartrepertoire des Forderungskatalo-ges. Mit der Niederlage des Deutschen Rei-ches im Ersten Weltkrieg schien die Gele-genheit günstig, diese Pläne zu realisieren. Insbesondere die eine harte Siegerpolitik ge-gen den „Erbfeind“ favorisierenden franzö-sischen Gastgeber der Pariser Friedenskonfe-renz unterstützten die polnische Westpolitik nach Kräften. Die vom „Piasten“ Roman Dmowski angeführte Delegation legte einen Forderungskatalog über 84.000 km² zuvor deutschen Staatsgebietes vor. Dieser forderte in Schlesien neben den Kreisen Namslau, Groß-Wartenburg und Militisch im Regie-rungsbezirk Breslau den nahezu komplet-ten Regierungsbezirk (RB) Oppeln, also Oberschlesien - mit Ausnahme vier eindeu-tig deutscher Kreise im Westen. Argumen-tiert wurde hier vorwiegend mit Kartenma-terial, das auf der deutschen Volkszählung von 1910 beruhte. Diese wies 53% „Polen“

im Vergleich zu 40% „Deutschen“ im RB Oppeln aus. Die Krux dieser Volkszählung aber war, dass hier alleine nach der Mutter-sprache gefragt wurde und die zahlreichen schlesischen Mundarten unter „polnisch“ subsumiert wurden. Dies mag sprachwis-senschaftlich richtig sein, suggerierte aber fälschlicherweise ein nationales Zugehörig-keitsgefühl. Dass nationale Identität und Muttersprache im preußischen Osten die-ser Zeit keineswegs gleichzusetzen war, be-wies im Juli 1920 die Volksabstimmung im südlichen Ostpreußen, wo die ebenfalls ei-nen polnischen Dialekt sprechenden Ma-suren fast ausschließlich gegen eine Zuge-hörigkeit zum polnischen Staat optierten.

off enbar Zweifel an dem polnischen Cha-rakter der Region. Der Brite setzte entgegen dem ursprünglichen Entwurf des Friedens-vertrages (der die Abtretung Oberschlesiens beinhaltete) eine Volksabstimmung durch. In der Anlage zum oben erwähnten Art. 88 hieß es in §5, dass bei der Grenzziehung ebenso aber die geographische und wirt-schaftliche Lage berücksichtigt werde. Be-reits durch diese interpretationsfähige For-mulierung war der spätere Kampf um die Deutungshoheit des Ergebnisses angelegt.

Scheinbar waren sich die Verfechter der polnischen Option um ihren bei Laura-hütte (Siemianowice) als „Albert“ gebore-nen Anführer Wojciech Korfanty nun auch nicht mehr so sicher in der Gleichsetzung von wasserpolnischem Dialekt und natio-nalpolnischem Bekenntnis. Denn zum ei-nen versuchten Korfantys Getreue in insge-samt drei Aufständen gewaltsam Fakten zu schaff en, statt auf eine Entscheidung der En-tente zu warten. Zum anderen setze der pol-nische Wahlkampf zur Volksabstimmung auf ganz andere als nationale Schwerpunkte (jene betonte eher die deutsche Kampagne). Im Zeichen des schwierigen konfessionel-len Verhältnisses zwischen protestantischem preußischem Staat und dem erzkatholi-schen Oberschlesien sowie des sozialisti-schen Zeitgeistes inszenierte die polnische Seite einen „religiösen Klassenkampf“. Ein polnisches Wahlplakat zeigte einen kräfti-gen polnischen Arbeiter, der unter großer Anstrengung ein Brett trägt, auf dem ein Fabrikbesitzer, ein preußischer Leutnant und ein evangelischer Pfarrer zu sehen wa-ren. In der Tat war die preußisch-deutsche Religionspolitik (Stichwort: Kulturkampf) nicht immer geschickt gewesen, waren die sozialen Zustände im schlesischen Revier nicht allzu gut und standen protestantische Magnaten und Beamte einer angestamm-ten katholischen Bevölkerung nicht immer konfl iktfrei gegenüber. Jedoch war das al-les kein Argument zur Sezession der Region und deren Anschluss an Polen, zu dem sie auch vor den Polnischen Teilungen ab 1772 nicht gehört hatte. Da half auch die virtu-elle Vorverteilung deutschen Grundbesitzes, der nach einem polnischen Abstimmungs-sieg an die für Polen stimmenden Arbeiter übertragen werden sollte, ebenso wenig wie die „Korfanty-Kuh“, die jedem polnischen Bauer versprochen wurde.

Bei der letztlich am 21. März stattfi nden Volksabstimmung gab es nur in drei der 17 Abstimmungskreise (Pleß, Rynitz und

Deutsche, Polen oder Schlesier?Die Debatten um die derzeitige Volkszählung der Republik Polen

erinnern an den einstigen Abstimmungskampf

Ein realistisches Bild über die Verhältnisse in Oberschlesien hätte man der Reichstags-wahl von 1912 entnehmen können. Hier konnten zwar polnische Kandidaten mit re-lativer Mehrheit vier der zwölf Wahlkreise Oberschlesiens gewinnen. Zählt man jedoch die deutschen Parteien zusammen waren sie mit durchschnittlich um die 60% der Stim-men klar in der Mehrheit. Dieses interes-santerweise das Ergebnis der Volksabstim-mung fast exakt vorwegnehmende Ergebnis zeigt, dass ein nicht unbedeutender Teil der polnischsprachigen Oberschlesier keine pol-nische Staatsangehörigkeit anstrebte. Auch der Entente in Person des britischen Pre-mierministers David Loyd George kamen

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Politik

Tarnowitz) eine deutliche Mehrheit für die polnische Option. Während im Wes-ten (Leobschütz, Neustadt, Oberglogau) und Norden (Kreuzburg) fast 100% für den Verbleib beim Deutschen Reich stimm-ten, waren es in den Kreisen Oppeln, Co-sel und Ratibor jeweils knapp drei Viertel. Im heiß begehrten Industriegebiet lag der deutsche Stimmenanteil in den Landkrei-sen zwischen 60% (Gleiwitz) und 50,2% in Beuthen. Die Städte waren dabei wie auch schon bei der Sprachenzählung von 1910 zu mindestens drei Vierteln deutsch (in Kat-towitz sogar 85%), während die polnischen Stimmen mutmaßlich von Pendlern aus den Vororten rund um die Industriestädte kamen. Von den 1,2 Millionen abgegebe-nen Stimmen entfallen insgesamt 60% auf Deutschland, 40% auf Polen. Während das Reich daraufhin den Verbleib Oberschlesi-ens bei Deutschland fordert, beansprucht die polnische Seite einen Großteil des Ab-stimmungsgebietes inkl. des kompletten Industriereviers für sich. Bei der gewalt-samen Okkupation Oberschlesiens bis zur Oder und südlich einer Linie (der sogenann-ten Korfanty-Linie) von der Oder nördlich von Groß Strehlitz und Lublinitz zur schle-sisch-polnischen Grenze leistete die franzö-sische Besatzungsarmee freundliche Unter-stützung. Die 13.000 der 15.000 Soldaten, die die alliierte Besatzungspolitik während des Abstimmungsprozesses absichern soll-ten, stellenden Franzosen verhielten sich trotz diesem eindeutigen Rechtsbruch im Gegensatz zu ihren italienischen Kollegen passiv. Die bis dahin kaum vor Ort anwe-senden (weil in Irland gebundenen) Briten öff neten daraufhin die zuvor hermetisch abgeregielte Grenze zwischen dem Abstim-mungsgebiet und dem Rest des Deutschen Reiches. Deutsche Freicorps eroberten den Sankt Annaberg bei Groß Strehlitz, da-raufhin ließen die Insurgenten sich vom französischen General Le Rond zur Auf-gabe bewegen.

Spätestens diese Episode macht die Unei-nigkeit der Entente in der Deutschlandpoli-tik jener Tage deutlich, die in punct o Ober-schlesien zur Entscheidung in Genf führte. Oberschlesien wurde geteilt, die Trennungs-linie verlief mitten durch das Industriege-biet. Die Rohstoff vorkommen fi elen dabei fast komplett an Polen. Die Teilung ver-größerte die bereits zuvor 1 Million Men-schen umfassende deutsche Volksgruppe in der Republik Polen. Auch in der Folgezeit sollte es nicht gelingen, Minderheiten- und Oberschlesienfrage nachhaltig zu befrieden

und dadurch die latente Kriegsgefahr zwi-schen Deutschland und Polen zu bannen. Die Abstimmung erwies sich somit nicht als Abschluss des Grenzkampfes, sondern konservierte ihn eher. wirkte vielmehr als Katalysator, wie dies schon Gerhart Haupt-mann 1921 in der Breslauer Jahrhundert-halle anläßlich einer Solidaritätskundge-bung mit den Deutschen in Oberschlesien ausgesprochen hatte:

„Wir sind ein besiegtes Volk. Es ist die al-lerbitterste Wahrheit […] daß es im Jahre 1921 überhaupt noch Sieger und besiegte Völker geben kann […] Ich sage das nicht als Deutscher, sondern als Europäer, dessen

Idee Europa ist […] Ich warne den Obers-ten Rat (Oberster Rat = Alliiertes Kontroll-gremium für das Abstimmungsgebiet, eig. Anm.) schließlich und endlich deshalb, weil ihm nicht daran liegen kann, unauslöschli-che, heimliche Brandherde zu schaff en, die das Werk des Friedens bedrohen und bin-nen kurz oder lang einen schrecklicheren Weltbrand [sic!] erzeugen müssen, als den, der kaum vorüber ist.“

Immerhin sind derart gravierenden Verwer-fungen von der derzeitigen Volkszählung in Polen trotz der mitunter harschen Töne aus der nationalpolnischen Partei diesmal nicht zu befürchten. Arno Barth

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Kultur

Jenseits von PollEin Horror-Film über die Deutschbalten

Endlich fi ndet man in den deutschen Me-dien auch etwas über die Deutschen im Baltikum. Jahr-zehnte lang waren wir eine Quantité négligeable. Als „historisches Drama“ wird uns ein Film angekündigt, in dem der Regisseur „ein fast vergessenes, faszinierendes Kapitel der europäischen Ge-schichte aufdeckt“, wie es offi ziell heißt. Für unsere Landsleute wird es weniger ein ver-gessenes Kapitel sein, aber es ist doch auch interessant zu sehen, wie diese Epoche für den Durchschnitts-Bundesbürger präsen-tiert wird.

Die angeblich baltische Sprechweise, das „Jesabber“, stört wahrscheinlich nur die äl-teren Landsleute. Einen klapprigen Hüh-nerhof auf Stelzen als angeblichen Gutshof ins Meer zu stellen, soll ja nicht als Abbild der Wirklichkeit missverstanden werden, es dient als Blickfang für das Filmplakat und als Beweis für die kreative Phantasie des Re-gisseurs. Auch die Vermischung von Kriegs-beginn 1914 und Revolution 1905 sollte man nicht zu ernst nehmen, oder dass es im Bal-tikum damals überhaupt keine russischen Militär-Garnisonen gegeben hat. Denn es handelt sich ja um eine Liebesgeschichte, die 1914 auf dem Gut Poll in Estland spielt, allerdings eingebettet in eine Situation, die denen, die glaubten das Baltikum zu ken-nen, fremd vorkommen muss. Hat es da-mals irgendwo in Estland eine Situation gegeben, die in etwa vergleichbar mit dem historischen Film-Epos ist? Anscheinend doch, denn der Drehbuchautor und Regis-seur Chris Kraus behauptet, entsprechendes in den Erinnerungen der baltischen Lyrike-rin Oda Schäfer, seiner Großtante, gefunden zu haben („Auch wenn Du träumst, gehen die Uhren“). Allerdings muss er eine Auf-lage gelesen haben, die sonst in keiner Bi-bliothek zu fi nden ist: Man sucht in Oda Schäfers Erinnerungen vergebens nach ei-ner Schilderung, die der Filmgeschichte nahe kommt. Dass alle Adligen und Groß-grundbesitzer so menschenverachtend wa-ren und ihre Familien und Personal ge-radezu sadistisch quälten, wird im Film keineswegs behauptet, aber andere werden dem Filmpublikum nicht gezeigt, und wie viele Bundesbürger werden diese Darstel-lung des deutschbaltischen Milieus für bare Münze nehmen? Wie kommt es nun, dass die offi zielle Filmkritik diesen Film so sehr als historisch lobt, ohne danach zu fragen,

ob die Schilderung wenigstens halbwegs authentisch ist?

Chris Kraus ist fraglos ein talentierter Re-gisseur, der es versteht, alle wichtigen Ele-mente eines Films zu einer Einheit zu ver-schmelzen: perfekt besetzte Rollen, gute Kameraführung, spannungsgeladene Hand-lung, usw.; auch das Drehbuch hat er selbst geschrieben, allerdings die Darstellung der deutschbaltischen Gesellschaft am Vor-abend des Ersten Weltkrieges wahrschein-lich ganz bewusst ideologisch verzerrt. Aber ein Filmemacher hat eine ganz be-sondere Verantwortung, weil sich mit dem Medium Film Eindrücke sehr viel stärker in unser Gedächtnis eingraben lassen als mit jedem anderen Medium. Und mit die-sen Fehlinformationen zur baltischen Ge-schichte in ihren Köpfen gehen die Kino-gänger nach Hause. Die Einwände gegen die absolut unhistorische Darstellung wer-den oft sehr schnell mit dem Totschlag-Ar-gument der „künstlerischen Freiheit“ beant-wortet. Der Glaube, die Zuschauer würden nur das künstlerische sehen, ist doch etwas blauäugig, denn überall wird der dokumen-tarische Charakter des Films betont, auch von den Machern selbst. Wer diese künst-lerische Freiheit als die „höhere Wahrheit“ ansieht, hat den Sinn des Films off ensicht-lich nicht verstanden, denn der Regisseur betont in einem Interview „Ich wollte auch zeigen, dass es in diesem Film nicht um eine Liebesgeschichte in historischem Gewand geht, sondern um eine ganz konkrete Zeit.“

Man würde eher in einem Horrorfi lm sol-che blutigen Szenen im Laboratorium von Odas Vater, einem abstrusen Hirnforscher, erwarten. Unnötig realistisch werden das Zersägen von Köpfen und die Suche nach dem Bösen in Gehirnen erschossener Frei-heitskämpfer gezeigt. Es soll als Anspielung auf die spätere Rassenideologie des Dritten Reichs verstanden werden. Denn obwohl der Eindruck einer historischen Familien-geschichte erweckt wird, sind die Perso-nen und die Handlung frei erfunden. Aber selbst das NEUE DEUTSCHLAND fragt in einem Interview den Regisseur „Muss-ten Sie ihn unbedingt zu einem Vorläufer von Mengele machen?“

Frei erfunden ist auch die Romanze Odas. Chris Kraus spricht selbst von seiner „Rücksichtslosigkeit im Umgang mit den

sogenannten Fakten“. Aber ganz so frei er-funden scheint die Geschichte von Oda und dem Freiheitskämpfer „Schnaps“ doch nicht. Vielleicht haben Sie in Ihrem Bücher-schrank das kleine Büchlein „Das Tem-pelchen“ von Werner Bergengruen (auch in der Sammlung „Schnaps mit Sakuska“ enthalten). Dort lesen Sie die gleiche Ro-manze zwischen einem jungen Mädchens und einem Insurgenten. Der Unterschied: Sie wurde 60 Jahre früher veröff entlicht, spielt 50 Jahre vor der „Poll“-Erzählung. Auch bei Bergengruen gibt es eine Einquar-tierung russischer Soldaten auf dem Gut, der Este ist dort ein Pole, der auf dem Gut in einem Sägewerk statt in einer Brenne-rei versteckt wird, aber sonst gleichen sich die Geschichten wie ein Ei dem anderen! „Künstlerische Freiheit“? Dann wäre Gut-tenbergs Dissertation auch unter diesem Eti-kett zu sehen und nicht als Plagiat.

Die Schauspieler leisten Bewundernswer-tes, der Film ist reich an einprägsamen und eindrucksvollen Bildern. Leider ist sich der Regisseur seiner Verantwortung nicht be-wusst, dass er mit diesem Film Bilder über die Vergangenheit der baltischen Familien in den Köpfen der Kinobesucher erzeugt, die mit der damaligen Realität nichts zu tun haben. Wen es nicht stört, dass der Regis-seur „eine Ansammlung von Todessymbo-len“ als Stilmittel verwendet, und wer das Ausleben „künstlerischer Freiheit“ in fi l-mischer Reinkultur erleben möchte, sollte sich diese interessante Verfi lmung von Oda Schäfers (Bergengruens?) Liebesgeschichte unbedingt ansehen.

H.-D. Handrack

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Kultur

Seit Ende April birgt das Haus der Heimat einen ganz besonderen Schatz: Die Präsen-tation von bedeutenden Persönlichkeiten aus dem historischen deutschen Osten. BdV-Landeskulturreferent Otmar Schmitz hatte das Ereignis von langer Hand vorbereitet. Seine Mühe hat sich gelohnt, die hervorra-gende Schau kann sich im wahrsten Sinne des Wortes sehen lassen. Gezeigt wurde sie bereits an 28 Orten, davon siebenmal im Ausland. Erarbeitet wurde die Ausstel-lung von einer Expertengruppe, noch unter der Leitung des in Neusatz/Niederschlesien geborenen Professors Dr. Eberhard Günter Schulz, der leider in 2010 verstarb.

Sie zeigt einen Überblick über Leben und Schaff en von insgesamt 80 Persönlichkeiten aus den Geistes – und Naturwissenschaf-ten, der Medizin, Jurisprudenz, Literatur, den bildenden Künsten, der Musik, dem religiösen Leben, der Technik und Wirt-schaft, der Politik und dem Militärwesen, deren Herkunft aus dem deutschen Osten prägend gewesen ist.

Die Ausstellung ist in mehrfacher Hinsicht ein interessantes Lehrstück: Alle Dargestell-ten haben Herausragendes geleistet und da-mit weltweite Anerkennung gefunden. Die meisten sind Beispiele für eine Weltoff en-heit, die jede nationale Enge und jeden Lo-kalpatriotismus hinter sich lässt. Und Welt-off enheit ist letztlich die Bedingung für jeden Fortschritt.

Zur Eröff nung konnte das „Haus der Hei-mat“ in Wiesbaden die Geladenen kaum fassen. Die Anwesenheit der Germanistin Prof. Dr. Roswitha Wisniewski – sie hat viele Jahre mit Professor Schulz gemein-sam gearbeitet und geforscht – gab der Er-öff nungsveranstaltung ein besonderes Ge-wicht. Aus Stolp in Pommern stammend, war sie die erste Frau, die an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg einen Lehr-stuhl erhielt. Als Vizepräsidentin steht sie heute der „Stiftung Deutsche Kultur im öst-lichen Europa – OKR“, vor. Mit besonde-rem Applaus wurde Viola Plump, Tochter von Professor Schulz, begrüßt. Wiesbadens Oberbürgermeister Dr. Helmut Georg Mül-ler war durch Stadträtin Dr. Doris Jentsch hervorragend vertreten. „Ich werde mich dafür einsetzen, dass die Ausstellung von der Jugend besucht wird“ erklärte sie in ih-rem Grußwort.

In ihrer Ansprache erklärte Professor Wis-niewski, dass es für jedes Land der Bun-desrepublik Deutschland eine selbstver-ständliche stolz und gern erfüllte Pfl icht ist, herausragende Persönlichkeiten und kultu-relle Leistungen zu würdigen. Das ist für die heute nicht mehr zu Deutschland ge-hörenden oder deutsch geprägten Regionen im östlichen Europa nicht mehr einschrän-kungslos möglich, bei aller Hochachtung vor den immer stärker einsetzenden Bemü-hungen der jetzt dort lebenden Menschen.

Die früher dort beheimateten Deutschen ha-ben das kulturelle Erbe als geistiges Gepäck mitgebracht. Und so ist in der Bundesrepu-blik Deutschland seit 1945 ein beachtliches

„Im Dienste der Menschheit“ Bedeutende Ausstellung im Haus der Heimat in Wiesbaden eröff net

(v.li.) Herr Plump, Norbert Quaiser, Viola Plump, Otmar Schmitz, Prof. Dr. Roswitha Wisniewski, BdV-Landesvorsitzender Alfred Herold

Werk der Bewahrung der kulturellen Leis-tungen bedeutender Persönlichkeiten aus dem Osten Mitteleuropas entstanden. Durch Museen, Galerien, Bibliotheken, Heimatstuben, Universitätslehrstühle, der Stiftung OKR, entwickelte sich ein Netz-werk zur Bewahrung, Sanierung und Prä-sentation des deutschen kulturellen Erbes aus dem östlichen Europa. Es war gewis-sermaßen „heimatlos“ geworden. Nach den Vertriebenen und Flüchtlingen sind es heute besonders junge Wissenschaftler, auch der östlichen Nachbarvölker, die sich der kul-turellen Vergangenheit der Deutschen aus dem Osten annehmen.

Besonders freut es Professor Wisniewski, dass im Bericht der Bundesregierung vom 16. Dezember 2009 über Maßnahmen zur Förderung der Kulturarbeit, gemäß § 96

des Bundesvertriebengesetzes, die Kultur-förderung als „visionäres Kernanliegen“ an-erkennt. Es sei ihr ein besonderes Anliegen, Christine Brückner geboren bei Bad Arol-sen zu nennen, in deren Romanen immer wieder die Bindung an die Heimat ange-sprochen wird sowie den Bildhauer Bern-hard Heiliger aus Stettin, dessen Werk „Die Flamme“ , den Ernst-Reuter-Platz in Ber-lin ziert.

Unverzeihlich wäre jedoch, so die Festred-nerin, bei dieser Veranstaltung den großen Königsberger Immanuel Kant in der An-sprache nicht zu würdigen, der seine Hei-matstadt nie verließ, aber dennoch Welt-geltung erreichte. Sein philosophischer Entwurf „Zum ewigen Frieden“, welcher die Präliminarartikel zum ewigen Frieden unter Staaten enthält, sollte immer wieder neu aufgelegt werden. „Hoff en wir, dass

es dereinst gelingt, den ewigen Frieden zu schaff en. Diese Ausstellung soll dazu bei-tragen, dass wenigstens Kultur immer be-wusster wird“, schloss Professor Wisniewski.

Ein soeben vom Bergstadtverlag W. G. Korn, Freiburg, vormals Breslau, neu auf-gelegtes Begleitbuch gibt ausführliche Er-läuterungen zu den auf den Tafeln gezeigten und kurz charakterisierten Persönlichkei-ten. Es ist zum Preis von € 20,00 in der Ausstellung erhältlich.

Haus der Heimat, 65185 Wiesbaden, Fried-richstraße 35, Telefon 0611-36019-0

Dauer der Ausstellung: 29. April – 28. Mai 2011, Geöff net: Montag – Freitag 14.00 – 19.00 Uhr, Samstag 10.00 – 14.00 Uhr. Ein-tritt frei

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Kultur

Grafschafter treff en sich in Ankum

Gedenken an 65 Jahre VertreibungGrafschafter gründen Stiftung

Am 14. Mai trafen sich ca 500 der deutsch-landweit Vertriebenen aus der Grafschaft Glatz in Ankum bei Osnabrück. Bereits 2006 hatte die Zentralstelle Grafschaft Glatz e. V. – Peter Großpietsch – zu einer Gedenkveranstaltung „60 Jahre Vertrei-bung 1946 – 2006“ in Ankum / Landkreis Osnabrück mit der einheimischen Bevöl-kerung eingeladen.

In Ankum kamen am 9. März 1946 fast 800 Menschen aus der Grafschaft Glatz an: alte Menschen, Frauen und Kinder.

In einem dieser Transporte war auch Peter Großpietsch, heute Bundesvorsitzender der Grafschaft Glatzer Gemeinschaft und Her-ausgeber der Zeitschrift „Der Glatzer Bote“. Ihn lässt das Erlebte bis heute nicht los und er berichtete nahe der Gedenktafel für die vertriebenen Glatzer unterhalb des Domes:

„Vor etwas mehr als 65 Jahren, nämlich am 9. März, standen hier unter den Arkaden, genau hier in der Reihe – es sind ja noch ei-nige Zeitzeugen da – 120 vertriebene Schle-sier aus der Grafschaft Glatz. Es war der 9. März und bitter kalt. Mein Bruder,13, – lei-der schon verstorben – und ich, 11 Jahre, ha-ben da, wo jetzt die Gedenktafel ist, bis zu-letzt gestanden. Wir waren die letzten, wir haben geheult. Wir waren also die letzten, die bei einem Ankumer Landwirt ‚Auf dem tiefen Weg‘ – das weiß ich noch – Aufnahme gefunden haben. Alle anderen waren schon irgendwie untergebracht, Mutter mit den

beiden Jüngsten war ‚Auf der Lage‘ , die Großeltern waren bei Benninghaus in Druf-fer, sie waren alle irgendwo untergebracht. ... Und das war für mich ein Trauma ....“

Zu der Gedenkstunde konnte Peter Groß-pietsch u. a. den Innenminister von Nie-dersachsen Uwe Schünemann begrüßen, der auch die Festrede hielt; weiterhin den Bürgermeister von Ankum Ferdinand Borg-mannn, den Landtagsabgeordnete Köhn, den Fraktionsvorsitzenden, Vertreter der Gemeinde, des Heimatvereins und weitere Honoratioren aus der Gemeinde. Insbeson-dere fand Großpietsch herzliche Worte des Dankes für die Aufnahme vor 65 Jahren und die gelebte Solidarität bis in die heutige Zeit

Der niedersächsische Innenminister fand verständnisvolle Worte für die Vertriebe-nen: „Eine solche Tragödie ist kaum fass-bar: Menschen mussten für immer ihre Heimat verlassen. Sie wurden ihres Besit-zes beraubt. Sie waren Gewalt und Will-kür hilfl os ausgeliefert. Viele überstanden die Strapazen von Flucht und Vertreibung nicht. Und bei den Überlebenden hat das brutale Geschehen oftmals tiefe Narben hinterlassen.“

Er fuhr fort: „Trotzdem: Die Heimatvertrie-benen haben durch Lebensmut und Wil-lensstärke der einheimischen Bevölkerung bewiesen, dass sie ihr neues Leben erfolg-reich meistern können. Sie haben sich trotz vieler Beschwernisse hervorragend integ-riert. Und sie haben für den Wiederaufbau nach dem Krieg Enormes geleistet. Die Ver-triebenen haben einen entscheidenden An-teil am Erfolg der Sozialen Marktwirtschaft und unserer gewachsenen Demokratie. ...“

Der Gedenktag endete mit einer Marien-andacht gemeinsam mit der Ankumer Be-völkerung mit Kaplan Stefan Tietje und Großdechant Jung, Münster.

Peter Großpietsch erinnerte an die Worte Ezer Weizmann, des iraelischen Präsiden-ten „Niemals vergessen, was passiert ist und dafür sorgen, dass es nicht vergessen werde.“ Großpietsch erinnerte an 15 Millionen deut-sche Heimatvertriebene, davon 2, 8 Milli-onen Tote.

Roswitha Möller

In der Sorge um die Geschichte und die Kultur der Grafschaft Glatz hat am 26. März eine konstituierende Sitzung der Stif-tung Grafschaft Glatz / Schlesien in Lü-denscheid stattgefunden mit dem Zweck, eine Stiftung zu gründen. Kulturgut und Geschichte sollen bewahrt, gesichert und archiviert werden, um sie den Nachfahren und der Wissenschaft zu erhalten. Nieder-sachsens Innenminister Uwe Schünemann dazu;“Hier geht es nicht um oberfl ächliche Nostalgie, sondern darum, einen wichtigen Teil der geistig-kulturellen Identität Schle-siens zu bewahren und die Beschäftigung mit der schlesischen Geschichte sicherzu-stellen. - Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten, die reiche Geschichte und Kultur in den ehemaligen deutschen Ostgebieten im Herzen Europas für die nachfolgenden Generationen zu bewahren.“

Die Veranstaltung am 14. Mai „Gedenken an 65 Jahre Vertreibung aus dem Deut-schen Osten“ war zugleich der Festakt der Stiftung. Die Stiftung Grafschaft Glatz/ Schlesien wird verwaltet von Kuratorium und Vorstand. Vorsitzender des Kuratori-ums ist Christoph Riesner, Vorstandsvor-sitzender Peter Großpietsch.

Um arbeitsfähig zu werden und zu bleiben, bedarf es der weiteren fi nanziellen Unter-stützung und Überlassung von jeglichem Grafschafter Kulturgut. Konto-Nr. „Stif-tung Grafschaft Glatz/Schlesien“ Sparkasse Lüdenscheid BLZ 458 500 05, Konto-Nr. 356923

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Redaktion: BdV-Landesverband NRW, Bismarckstr. 90, 40210 Düsseldorf, Tel. 0211/ 350 361, Fax 36 96 76, Mail: [email protected] Redaktion freut sich über alle Berichte, Artikel, Termin-ankündigungen und Leserbriefe aus dem Bereich des Bauernver-bandes der Vertriebenen. Zu Berichten aus der Arbeit Ihrer Verbände vergessen Sie bitte aussagekräftige Fotos nicht.

2/2011

Weichenstellungen im Haus SchlesienBericht über die 23. Mitgliederversammlung des Bauernverbandes der Vertriebenen (BVdV) – Teil 1

Der Wettergott hatte es mit den Mitglie-dern des Bauernverbandes der Vertriebe-nen (BVdV) gut gemeint, die am Nachmit-tag des 22. März 2011 nach Haus Schlesien anreisten.

Wie immer ging der Versammlung eine Sit-zung des Verbandes „Stiftung Vertriebenes Landvolk“ voraus. Zum besseren Kennen-lernen und zur Förderung des Verständnis-ses für einander hatten die Vorstände des Verbandes der Stiftung und des BVdV eine gemeinsame Sitzung verabredet, in der über die gemeinsamen Anliegen aber auch un-terschiedliche Auff assungen diskutiert wer-den sollte. Die gemeinsame Sitzung fand unter der Leitung von Präsident Christian Walter statt, der auch gleichzeitig Vorsit-zender des Verbandes „Stiftung Vertriebe-nes Landvolk“ ist.

Seitens des Verbandes „Stiftung Vertriebe-nes Landvolk“ trug Geschäftsführer Hart-berg die satzungsgemäßen Aufgaben die-ses Verbandes vor, der die Bezeichnung „Stiftung“ im Namen trägt zum Zeichen dafür, dass sein Kapital von den früheren

Bodenbanken der Pommerschen, Schlesi-schen und Ostpreußischen Landgesellschaf-ten gestiftet wurde. Diese Bodenbanken wurden nach dem Kriege in der Deutschen Siedlungs– und Landesrentenbank (DSL) zusammengefasst und fi nanzierten zins-günstige Kredite für die Einrichtung der landwirtschaftlichen Haupt– und Neben-erwerbsstellen der Flüchtlinge und Vertrie-benen in allen Bundesländern der Bundes-republik. Die Vertriebenen und Flüchtlinge in der DDR erhielten leider staatlicher-seits keine Möglichkeiten im ländlichen Raum zinsgünstig sich eine Heimstatt zu verschaff en. Die in der Bundesrepublik wie-der angesiedelten Heimatvertriebenen ha-ben von den Krediten der DSL-Bank regen Gebrauch gemacht.

Dank der Initiative der Bundesregierun-gen unter Helmut Kohl und Bundesland-wirtschaftsminister Ignaz Kiechle konnte aus den zurückfl ießenden Kreditzinsen ein namhafter Geldbetrag für den Verband „Stiftung Vertriebenes Landvolk“ zur Ver-fügung gestellt werden. Dieser Verband ist als gemeinnützig anerkannt und hat zum Ziel schnelle fi nanzielle Hilfe den in Be-drängnis geratenen Vertriebenen zu leis-ten, da sie über keine eigenen Sicherheiten durch Immobilien oder Grund und Boden verfügten. Die Kreditvergabe mit niedri-gen Zinsen und höherer Tilgungsrate bis zur Größenordnung von 20.000,00 € für Haupt- und Nebenerwerbsbetriebe sowie zinslose Darlehen bzw. Zuschüsse für be-sondere Notfälle bis 10.000,00 € können auch heute noch von Flüchtlingen und Ver-triebenen sowie deren Erben bei dem Ver-band „Stiftung Vertriebenes Landvolk“ be-antragt werden. Ein Bewilligungssauschuss entscheidet über die Vergabe. Die fachliche Betreuung im Vorfeld der Geldvergabe ist

ebenfalls Aufgabe des Verbandes „Stiftung Vertriebenes Landvolk“ und wird in der Re-gel an den BVdV delegiert.

Fragen zur Finanzierung dieser fachlichen Betreuung waren ebenfalls Gegenstand der gemeinsamen Diskussion wie auch die Hilfe an deutschstämmige Landwirte im russi-schen Teil Ostpreußen. Die Mitglieder des BVdV baten darüber nachzudenken, ob es nicht möglich wäre, die Höchstsätze für die Kreditvergabe drastisch zu erhöhen, da die Landwirtschaft – insbesondere die Haup-terwerbsbetriebe heute viel kaptalintensiver wirtschaften als zur Zeit der Gründung des Verbandes vor 30 Jahren.

Nach der Verabschiedung der Vorstands-mitglieder des Verbandes „Stiftung Vertrie-benes Landvolk“ wurde die reguläre Vor-standssitzung des BVdV fortgesetzt.

Im Rahmen der üblichen Regularien wurde der Kassenbericht gegeben und die Finanz-lage des Verbandes erörtert.

Nach dem Tode von Schriftführer Franz–Josef Feuerborn im Juli 2009 musste der Vorstand ergänzt werden. Außerdem be-absichtigt Schatzmeister Horst Schroeder sein Amt aus gesundheitlichen Gründen niederzulegen, ist aber bereit auch weiterhin im Vorstand mitzuarbeiten. Für den Posten des Schriftführers hat sich Klaus Glagau aus Münster bereit erklärt zu kandidieren. Das Amt des Schatzmeisters ist Otto Klö-sel nach einer ordnungsgemäßen Kassen-übergabe bereit zu übernehmen.

Pünktlich um 16 Uhr konnte Präsident Wal-ter alle anwesenden Mitglieder des Bau-ernverbandes der Vertriebenen begrüßen und die form– und fristgerechte Einladung bestätigen.

Fortsetzung Seite 14

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Bauernverband

In Abänderung der Tagesordnung wurden die Vorstandswahlen vorgezogen. Dem Vor-stand des BVdV für die nächsten 3 Jahre gehören an: Präsident Christian Walter, Vizepräsident Edmund Liepold, Vizeprä-sident Karl Feller, Schriftführer Klaus Glagau, Schatzmeister Otto Klösel, Bun-desgeschäftsführer Dr. Blomeyer. Weitere Vorstandsmitglieder sind Horst Schroeder und Günter Schnabel. Regelmäßig zu Vor-standssitzungen werden die Ehrenmitglie-der Dr. F.-J. Herrmann und Klaus Nahry eingeladen.

Nach Abschluss des Wahlvorganges hatten die Mitglieder die Freude Rudi Pawelka, den Vorsitzenden der Landsmannschaft Schle-sien/Oberschlesien, in ihrer Mitte begrüßen zu dürfen. Er berichtete zum derzeitigen Stand der Arbeit in der Europäischen Union der Flüchtlinge und Vertriebene (EUFV). Derzeit wird in Brüssel eine Entschlie-ßung gegen Vertreibung ausgearbeitet, die dem Europäischen Parlament zur Abstim-mung vorgelegt werden soll. Im Hinblick auf die Untätigkeitsklage durch die „Preu-ßische Treuhand“ gegen die Bundesrepub-lik Deutschland hat das Verwaltungsgericht Berlin die Klage abgewiesen und keine Be-rufung beim OVG zugelassen. Es wird nun eine Klage gegen die Nichtzulassung der Berufung beim Bundesgerichtshof vorbe-reitet. Weiterhin wird eine Klage beim EU-GMR für einen Bürger vorbereitet, dessen

Immobilien in Stettin enteignet wurden, obwohl Stettin nicht im Potsdamer Proto-kollerwähnt wird und damit völkerrecht-lich in den Teilen, die rechts der Oder lie-gen noch zu Deutschland gehört.

Der zweite Tag der Mitgliederversamm-lung war dem Bericht zur Lage und dem Tätigkeitsbericht des Bundesgeschäfts-führer gewidmet sowie der anschließen-den Diskussion.

Sein Überblick über die derzeitige Situation der deutschen Vertriebenenpolitik wird aus-zugsweise wiedergegeben:

„Liebe Freunde und Mitstreiter, wirtschaft-lich hat sich die Bundesrepublik erholt, aber die fi nanzielle Situation ist durch die hohe Neuverschuldung nicht positiv zu werten.

Die Begehrlichkeiten sind überall groß, doch nach den tatsächlichen Möglichkeiten wird wenig gefragt. Unser Land braucht ein gründliches Umdenken, es braucht gründ-liche Reformen, damit der Ärger über ver-schwendete Gelder nicht noch größer wird.

Leider wird von den in der Politik Tätigen – insbesondere den Interessenverbänden – nur ihre verbandspolitischen Vorteile und die Macht ihres Klientels in den Vorder-grund gestellt. Das Land und das Volk sind diesen Interessensgruppen gleichgültig. Oft fehlt nicht nur das Niveau, sondern auch die Sachkenntnis.

Für mich als ehemaligen DDR–Bewohner nahm die Kampagne gegen Karl–Th eodor zu Guttenberg manchmal das primitive

Niveau eines Karl–Eduard von Schnitzler (Chefkommentator des DDR Fernsehens Anm. d. Red.) in der DDR an und müsste auf manchen noch anständig denkenden Bürger abstoßend gewirkt haben.

Nachdem es vorher mit anderen Anschul-digungen nicht gelungen war, diesen Mann zu diff amieren, hat man weiter gesucht und etwas gefunden, das man zum Knüppel aus-bauen konnte.

Es darf nicht sein, dass ein junger CSU–Mann, dazu ist er auch noch ein Adliger, im Volke beliebt und geschätzt wird.

Die grundgesetzlich garantierte Medien-freiheit lässt viel Spielraum, die Grenzen der Diff amierung hin und wieder zu über-schreiten. Das schließt insbesondere linke Gruppierungen ein. Der Ausspruch: „ Wir haben eine Mediendemokratie“ ist wohl berechtigt.

Der Vorwurf, geistiger Diebstahl ist mit materiellem Diebstahl gleichzusetzen, mag zwar bedingt zutreff en. Aber da müssten viele Politiker und Profi teure im Anbetracht der Vorkommnisse bei der deutschen Wie-dervereinigung wegen Raub von Eigentum in der DDR und nach 1990 in der Bundes-republik zur Rechenschaft gezogen wer-den. Die Debatte gegen zu Guttenberg im Bundestag war beschämend und unwür-dig. Ein Pastor in der Morgenandacht des NDR ging auf das widerliche Spiel ein und sagte: „Hoff entlich haben das die Kinder nicht gesehen“.Der Antrag aus den Reihen von CDU, CSU

Vorstand und Mitglieder des BVdV 2011 (v.l.n.r.): Dr. Arwed Blomeyer, Klaus Klagau, Otto R. Klösel, Gerhard Blach, Präsident Christian Walter, Dr. Hermann, Karl Feller

Vorstand desBauernverbandes der

Vertriebenen

PräsidentChristian Walter

VizepräsidentenEdmund LiepoldKarl Feller

SchriftführerKlaus Klagau

SchatzmeisterOtto Klösel

BundesgeschäftsführerDr. Arwed Blomeyer

Weitere VorstandsmitgliederHorst SchroederGünter Schnabel

Fortsetzung von Seite 13

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15DEUTSCHE UMSCHAU 3-2011

„Der Mainstream läuft gegen uns“

„Kritik an der Landwirtschaft hat es im-mer gegeben, aber die gegenwärtige Welle der Kritik hat eine andere Qualität, denn sie ist häufi g unsachlich und verletzt mich und meine Be-rufskollegen in unserer Ehre als Tierhalter.“ Das sagte Franz-Jo-sef Möllers, Vi-zepräsident des Deutschen Bau-ernverbandes (DBV) und Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschafts-verbandes. Jeder Landwirt sei auch Tier-schützer. Zudem liege Tierschutz im ur-eigensten Interesse jeden Tierhalters, so Möllers weiter, denn wenn es den Tieren gut gehe, bringen sie auch gute Leistungen.

Keinesfalls akzeptabel seien indes neue Auf-lagen in der Tierhaltung, die allein dazu dienten, populistischen Forderungen ent-gegenzukommen. „Auch deshalb benöti-gen wir dringend eine Kommunikation der Wertschöpfungskette Fleisch für un-sere Interessen, aber auch über alle Stufen der Lebensmittelproduktion und -verarbei-tung bis hin zum Lebensmitteleinzelhan-del“, mahnte Möllers.

Züchtung ist dem Klimawandel einen Schritt voraus

Weizen kann durch eine Blühzeitverfrühung züchterisch an den Klimawandel angepasst werden. Diese Auff assung vertrat Profes-sor Gerhard Wenzel, Emeritus der Tech-nischen Univer-sität München. Angesichts der a n h a l t e nd e n Trockenheit der letzten Wochen hatten Wenzels Ausführungen eine besondere Aktualität. Die extrem empfi ndliche Wei-zenblüte werde besonders durch Hitzeperi-oden über 25 Grad Celsius im Frühsommer geschädigt. Dies gefährde die Erträge erheb-lich. Durch eine frühere Blüte könne der Weizen den immer öfter auftretenden Hit-zephasen im Frühsommer zuvorkommen.

Bauernverband

Umschau für den Landwirt

und FDP, den 5. August zum Gedenktag für die Opfer von Flucht und Vertreibung zu er-nennen, ist nun im Bundestag beschlossen. Th omas Strobl, CDU/CSU–Fraktion, hat den Antrag umfangreich begründet. Auch Patrik Kurth, FDP, hat eine gute Rede ge-halten bis auf die Aussage, dass die Vertrie-benen in der Charta 1950 auf die Heimat verzichtet hätten. In der Charta steht: „ Gott hat die Menschen in ihre Heimat hineinge-stellt. Den Menschen mit Zwang von seiner Heimat zu trennen, bedeutet, ihn im Geiste zu töten. Wir haben das Schicksal erlitten und erlebt. Daher fühlen wir uns berufen zu verlangen, dass das Recht auf die Heimat als eines der von Gott geschenkten Grund-rechte der Menschheit anerkannt und ver-wirklicht wird“. Wir konnten ja schon im Vorfeld erleben, wie die Linksparteien ver-sucht haben, den Geist der Charta mit pri-mitiven Ideologiephrasen zu bekämpfen.

So geschah es auch bei den Lesungen im Bundestag. Frau Dr. Jochimsen von den Linken redete als ob sie sich in der Volks-kammer befände. In alter stalinisti-scher Manier stellt sie die Tatsachen der Geschichte auf den Kopf. Es ist erschre-ckend, dass heute solche ideologisch ge-färbten Phrasen im deutschen Bundestag verkündet werden. Volker Beck von den Grünen hat seinen grünen Mantel fallen las-sen und argumentierte in ähnlicher Weise wie die Linken. Der Standpunkt von Bun-destagsvizepräsident Wolfgang Th ierse und seine Auff assung zum Vertreibungsschick-sal sind allgemein bekannt. Er kann sich eben nicht von dem ideologisch geprägten Geschichtsbild der DDR trennen. Bei al-len drei Rednern stellt man fest: 21 Jahre älter und noch nichts dazugelernt!

Stephan Mayer, CSU, ist mit Ruhe und Sachlichkeit allen Angriff en entgegenge-treten. Klaus Brähmig, Vorsitzender der Arbeitsgruppe „Vertriebene, Aussiedler und deutsche Minderheiten“ der CDU/CSU–Bundestagsfraktion ist durch sach-liche Argumente aufgefallen und hat da-durch vielen politischen Gegnern den Spie-gel vorgehalten.

Diese Debatte wurde nicht im Sinne der Opfer von Flucht, Vertreibung und Will-kür geführt, sondern vielmehr zum ideolo-gischen Meinungsaustausch über deutsche

Vergangenheit genutzt. Ich möchte daran erinnern, dass vor 90 Jahren, am 20. März 1921 die Volksabstimmung in Oberschlesien stattfand. 59,7 % der Bewohner entschieden sich für Deutschland, obwohl 3 ½ Kreise von der Abstimmung ausgeschlossen waren. Wir alle kennen die Vorgeschichte mit den aggressiven Polen der 20er Jahre. So wollte Polen auch das Ergebnis nicht anerkennen und versuchte bereits am 2./3. Mai 1921 mili-tärisch den Raub durchzusetzen. Leider hat Frankreich in diesen Jahren als Beobachter und Signatarmacht des Versailler Diktats keine gute Rolle gespielt. Sie unterstützten Polen und haben im Völkerbund durchsetzt, dass Deutschland – trotz des Mehrheits-votums – 46 % des Abstimmungsgebietes verlor darunter große Teile der wichtigsten Industriegebiete in Oberschlesien. Das war kein Akt zur Sicherung des Friedens und hat in der betroff enen deutschen Bevöl-kerung viel Protest und Unmut erzeugt.

Die Unterdrückung der nichtpolnischen Bevölkerung begann schon nach 1919. Viele mussten fl iehen oder wurden umgebracht. Und das hat sich nach dem 2. Weltkrieg in noch brutalerer Weise fortgesetzt, als sie die deutschen Ostpro-

vinzen zur Verwaltung erhielten.

Wer hätte gedacht, dass deutsche Politiker nach der Wende freiwillig auf diese Gebiete verzichten und noch Milliarden dazu ge-ben, damit die verlotterten Städte restau-riert werden? So hat sich das Niveau der deutschen Politik verändert!

Zu dieser Einstellung deutscher Politik passt auch das Verhalten zu den am Ende des Krieges oder danach ermordeten deutschen Menschen, die in mehreren Massengräbern in den deutschen Ostprovinzen gefunden wurden. Kein namhafter deutscher Politi-ker hat sich zu diesen Verbrechen geäußert und eine lückenlose Aufklärung gefordert oder gar sich um eine würdevolle Bestat-tung gekümmert. Es waren eben nur deut-sche Frauen, Kinder und alte Männer.“

Arwed Blomeyer

Der zweite Teil des Berichts über die Mitgliederversammlung mit der Rede des Präsidenten Christian Walter folgt in der nächsten Ausgabe der DEUTSCHEN UMSCHAU.

„Kein namhafter deutscher Politiker hat sich zu diesen Verbrechen geäußert und eine lückenlose Aufklärung gefordert oder gar sich um eine würdevolle Bestattung gekümmert.“

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16 DEUTSCHE UMSCHAU 3-2011

Bauernverband

Bundespräsident Christian Wulff , Prof. Klaus Töpfer und Bundesministerin Ilse Aigner haben in Berlin das von den Ver-einten Nationen ausgerufene Internatio-nale Jahr der Wälder 2011 in Deutschland eröff net.

Im Rahmen der Eröff nungsveranstaltung erläuterte Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner die multifunktionale Bedeutung des Waldes: „Der Wald leistet einen wert-vollen Beitrag für Klima, Umwelt und Bio-diversität. Parallel dazu ist die Forst- und Holzwirtschaft in Deutschland Arbeitgeber für rund 1,2 Millionen Menschen und die Wälder sind beliebte Erholungsorte für viele Menschen. Dies zeigt, dass wir den Wald brauchen, aber der Wald braucht auch un-seren Schutz“. Die zahlreichen Anforderun-gen führen aber auch zu Zielkonfl ikten, so Aigner in ihrer Rede weiter. Es sei daher not-wendig, eine tragfähige Balance zwischen den unterschiedlichen Ansprüchen zu be-wahren. „Der Schutz des Waldes und die Nutzung des Waldes müssen miteinander im Einklang stehen. Dies gilt national ge-nauso wie international. Wir wollen, dass die Wälder und ihre vielfältigen Funktio-nen uns auch in Zukunft erhalten bleiben“, sagte Aigner.

Bundesministerin Aigner zeigte sich auf-grund der zahlreichen anwesenden Part-ner aus Gesellschaft, Politik und Wirtschaft

zuversichtlich, dass es im UN-Jahr ge-lingt, die Aufmerksamkeit auf den Wald zu lenken und die Bedeutung des Waldes herauszustellen.

Über 650 Akteure aus Bund, Ländern und Kommunen sowie Verbände aus Natur-schutz, Wirtschaft und Gesellschaft betei-ligen sich an der Kampagne des Bundesmi-nisteriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV). Diese tragen im Laufe des Jahres mit rund 5.000 Veranstaltungen dazu bei, dass das Inter-nationale Jahr der Wälder bundesweit zu den Menschen kommt und zahlreiche Mög-lichkeiten bietet, das Th ema Wald, Na-turgut und Waldkulturerbe neu zu ent-decken. Schirmherr des Internationalen Jahres ist Bundespräsident Christian Wulff . Die bundesweiten Aktivitäten stehen da-bei unter dem Motto „Entdecken Sie un-ser Waldkulturerbe!“.

Die Vereinten Nationen haben das Jahr 2011 zum Internationalen Jahr der Wälder erklärt, um auf die besondere Verantwor-tung der Menschen für den Wald hinzu-weisen. So werden jährlich rund 13 Milli-onen Hektar Naturwald insbesondere in den Tropen zerstört. Dies ist mehr als die gesamte Waldfl äche in Deutschland. In Deutschland hingegen wächst die Waldfl ä-che kontinuierlich. So vergrößerte sich die Waldfl äche in Deutschland innerhalb der

Internationales Jahr des Waldes

letzten 50 Jahre um eine Million Hektar auf aktuell rund 11,2 Millionen Hektar Wald.

Der Deutsche Bauernverband (DBV) hat derweil ein stärkeres Bekenntnis der Bun-desregierung für die nachhaltige Waldnut-zung durch Forst- und Landwirte gefordert. Jeder zweite Landwirt bewirtschafte zum Beispiel auch Wald.

Angesichts weltweit knapper werdender Rohstoff e und wachsender Anforderun-gen an den Klimaschutz komme es mehr denn je auf eine effi ziente Nutzung der be-deutendsten Biomasse Deutschlands, dem deutschen Wald, an, ohne die seit Jahrhun-derten gepfl egten Grundsätze der nachhal-tigen Waldnutzung aufzugeben.

Der DBV warnt bei der anstehenden „Wald-strategie 2020“ der Bundesregierung vor weiteren Eingriff en in die Eigentumsrechte der Waldbesitzer. Erst die Nutzung des Wal-des durch viele tausende gut ausgebildete Forst- und Landwirte habe die heute schüt-zenswerte Vielfalt an Arten und Biotopen hervorgebracht und nur mit ihnen könne diese Vielfalt auch erhalten werden.

Unter www.wald2011.de fi nden Sie weitere Informationen sowie eine Übersicht der Veranstaltungen.

MaPa

Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner erklärte: „Die Anforderungen an den Wald steigen. Wir wollen Klimaschutz betreiben, Biodiversität erhalten, Rohstoff e nutzen, Energie gewinnen und den Erholungsraum genießen.“

Regenwald am Amazonas

„Entdecken Sie unser Waldkulturerbe!“

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17DEUTSCHE UMSCHAU 3-2011

Nebenerwerbsstellen-Inhaber wichtig sind. Die Berichte aus dem Bauernverband sind auch interessant, aber geben wenig prakti-sche Informationen weiter. Das „Vertrie-bene Landvolk“ hatte dazu früher eine Be-ratungsseite durch einen Rechtsanwalt. Zu diesen Th emen würde ich mich und viele andere sicherlich auch über mehr Bericht-erstattung freuen.

Friedrich Wilhelmi, Königsst ein

Lehrstuhlfrage

Es ist uneingeschränkt zu begrüßen, dass der Beauf-tragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), Bernd Neumann, auf die Schließung des Lehr-stuhls für Kultur und Ge-schichte der Deutschen in Osteuropa an der Düsseldorfer Heine-Universität auf Bun-desebene mit einem universitären Förder-programm zu diesem Th ema reagiert hat. Auch die Länder sind jedoch nach dem Bundesvertriebenengesetz verpf lichtet, sich an dieser Aufgabe zu beteiligen. Der nordrhein-westfälischen Landesregierung darf es nicht gelingen, sich hierbei aus der Verantwortung zu stehlen. Auch im schulischen Bereich bleibt wei-terhin viel Nachholbedarf. Mit der Ein-stufung von Flucht und Vertreibung als Pfl ichtthema in der Sekundarstufe I und der Erstellung einer Lehrerhandreichung hat die christlich-liberale Vorgängerregie-rung einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung getan. Solange das Th ema jedoch nicht in den Vorgaben zum Zentralabitur verankert ist, wird es in der schulischen Praxis und auch in diversen Lehrbüchern weiterhin ein stiefmütterliches Randdasein fristen oder auch schlichtweg gar nicht be-handelt werden.

Jochen Zauner, Viersen

Alfred de Zayas als Preis für die Rätsel in der Deutschen Umschau! Dieses Buch schätze ich sehr und verwende es gerne.

Helmut Seidel, Erbach

Die Rätselseite gefällt uns in besonderer Weise. Vor allem freuen sich unsere Enkel darüber. Es ist das erste mal, dass auch un-sere Enkel in die Deutsche Umschau se-hen, darüber freuen wir uns natürlich sehr. Es wäre schön, wenn Sie das so weiterführen würden. Wichtig ist dabei vor allem, das es irgendeinen Bezug zu Ostdeutschland gibt. Es ist erstaunlich, wie Kinder darauf reagie-ren und plötzlich anfangen, Fragen zu stel-len. Wir danken Ihnen dafür sehr.

Klaus und Elisabeth Renner, Lüneburg

Dem Leserbrief von Helmut Brandl aus Stockstadt in der letzten Deutschen Um-schau möchte ich in einem wichtigen Punkt widerspre-chen. Die „Rätselecke für jung und alt“ oder „Frau und Familie“ halte ich für eine „solche Vereinszeitschrift“ kei-neswegs für überfl üssig. Die Umschau sollte doch, wie eigentlich alle Vertriebenen- und Aussiedlerzeitungen oder Zeitschriften eben nicht nur Vereinszeitung sein, sondern viel mehr Menschen erreichen, als diejenigen, die zum Verein im engeren Sinne gehö-ren. Mit reinen Vereinsnachrichten macht man weder Menschen auf die Th emen der Vertriebenen und Spätaussiedler aufmerk-sam, geschweige denn, dass man die junge Generation an diese Th emen heranführen könnte. Es muss gerade darum gehen mög-lichst viele verschiedene Th emenkreise für möglichst viele Leser anzusprechen. Und Frauen gehören auch zu den Lesern und freuen sich über diese Seiten. Und Rätsel lösen alle gerne, Frauen und Männer.

Irina Rauk, Düsseldorf

Vertriebenes Landvolk

Die Integration des „Vertriebenen Land-volks“ ist erst jetzt, mit der Umstellung der Zeitung Deutsche Umschau auf das neue Format wirklich gelungen. Allerdings wünsche ich mir mehr prakti-sche Hinweise und landwirtschaftliche oder gärtnerische Th emen. Es wäre schön, wenn auch solche Sachen wieder verstärkt aufge-griff en würde, ebenso wie Fragen, die für die

Ihre Meinung

Die Redaktion der Deutschen Umschau dankt allen Lesern, die sich zu Wort gemeldet ha-ben. Wir freuen uns, wenn Sie uns auch in Zukunft schreiben.Alle Anregungen, die wir auch diesmal wie-der bekommen haben, werden wir versuchen aufzugreifen und in zukünftigen Ausgaben umzusetzen.

Leserbriefe zu aktuellen Th emenDEUTSCHE UMSCHAU

Jeder Politiker hat 100 Tage im Amt vor der ersten Be-wertung. Diese 100 Tage hat die Deutsche Umschau gut und positiv überstanden.Neues frisches Layout, an-genehmes Format, kurzwei-lige Berichte. Die Frischzellenkur ist au-ßerordentlich gut gelungen. Glückwunsch und weiter so!

Eckhard Luig, Lippst adt

Von unserer neuen Deutschen Umschau sind wir voll begeistert. Auch habe ich von unseren Mitgliedern ein sehr positives Echo gehört. Endlich ist eine Verjüngung unserer Zeitung vorgenommen worden. Wir dan-ken allen Beteiligten, die an dem positiven Erscheinungsbild mitgewirkt haben. Wir hoff en sehr, dass dies auch zur Mitglieder-werbung beiträgt.

Isolde KokottKreisvorsitzende Untertaunus

Ich kann Ihnen nur bestätigen, dass die DU im neuen Gewand ansprechender ge-worden ist.

Jürgen ZaunerLandesvorsitzender Ost preußen NRW

Der Ehrensprecher der LWW, Karl Bauer, hat mich über die Neugestaltung der Deutschen Umschau infor-miert. Ich fi nde das Konzept sehr beachtlich und wün-sche Ihnen viel Erfolg bei der Umsetzung. Ich selber habe diese Erfahrungen beim Erstellen des Mitteilungsblattes und Jahr-buchs Weichsel-Warthe auch machen müs-sen und weiß daher wie schwer die Um-setzung ist, denn bis heute bekomme ich Texte handschriftlicher oder maschinen-schriftlicher Art.Die erste neue Ausgabe 2011 habe ich er-halten und fi nde sie sehr gelungen. Meine Gratulation.

Dr. Martin Sprungala Bundessprecher der Landsmann-

schaft Weichsel-Warthe

Rätsel & FrauenBesten Dank für die Zusendung der Bro-schüre „50 Th esen zur Vertreibung“ von

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18 DEUTSCHE UMSCHAU 3-2011

Aussiedler

„Freundeskreis e.V. aus Neuss“ und das vorbildliche Engagement für Eltern mit Kindern

Unter dem Motto „Starke Eltern - Starke Kin-der“ organisierte der Freundeskreis Neuss in Zusammenarbeit mit der Heimvolkshoch-schule des St. Hedwighauses zum fünften Mal ein Seminar. In den Osterferien trafen sich Eltern mit Kindern in Oerlinghausen.

Dank der fachkundigen Leitung der dor-tigen Pädagogen haben die Seminare mit den Th emen Erziehung, Schule und Fami-lie ausserordentlichen Zuspruch. In den Se-minarräumen wird lebhaft diskutiert und

es fi ndet ein reger Meinungsaustausch statt.

Durch die Aktualität und Vielfalt aller Th emen wächst die Beliebtheit der Semi-nare ständig, sodass bereits der nächste Ter-min vereinbart werden konnte.

Der Verein „Freundeskreis e.V. aus Neuss“, der Mit-glied im Elternnetzwerk NRW ist, legt bei seiner Vorbereitung der Seminare durch Ella Kühl besonde-ren Wert auf ein abwechs-lungsreiches Programm so auch zur Gestaltung der Freizeit.

Fazit des eine Woche dauernden Seminars: Große Begeisterung allerseits, die Teilneh-mer haben lehrreiche, aber auch entspannte Tage erlebt und freuen sich auf eine Wei-terführung der Seminarreihe.

Ella Kühl

Unter dem Motto: „STARKE ELTERN- STARKE KINDER“

Im Rahmen des VIRA-Netzwerkes Kul-tur fand am 4. Juni in Duisburg unter höchst erfreulicher Beteiligung von mehr als 400 Tänzer eine Veranstaltung statt, die höchstes Lob von allen Seiten erfuhr.

Von über 1200 Beteiligten: Tänzer, Eltern, Helfer, Zuschauer die zumeist eine lange Anreise nicht gescheut hatten, zeigten die Tanzgruppen ein Programm auf hohem Niveau. Voller Begeisterung erlebten die Zuschauer Tanz, Musik, Choreographie voll Enthusiasmus und strahlender Lebens-freude. Ein kurzweiliges, eindrucksstarkes Programm über 6 Stunden lang.

Dem Wettbewerb stellten sich die Tanz-schulen und Tanzgruppen Aus Düssel-dorf, Bonn, Köln, Hürth, Siegen, Alten-kirchen, Ibbenbüren, Hamm, Iserlohn, Haan, Duisburg, Reklinghausen, Essen, Willich, Kamen

Zur Bewunderung aller durften die Zu-schauer und die Jury eine Kreativität und

so gewannen die die unter großem Applaus ihre Auszeichnungen entgegen nahmen.

Fazit. Der Tanzfestival-Wettbewerb 2011 übertraf alle Erwartungen und erreichte somit auch den tieferen Sinn, das VIRA-Netzwerk Kultur weiter zu stärken. Darü-ber hinaus wurde die Veranstaltung zum Treff punkt der jungen Deutschen aus Russ-land, denen die VIRA besondere Aufmerk-samkeit schenkt. So begegneten sich Men-schen aus den Reihen der Darsteller und der Zuschauer erstmalig. Daraus sind Kontakte entstanden, die nun nach dem Wettbewerb ihren eigentlichen Sinn bekommen.

Noch ein lobendes Wort zur Organisa-tion. Der Tanzfestival-Wettbewerb

bedurfte eines hohen Einsatzes, um die Vorbereitungen, den Ablauf reibungslos zu gestalten. An dieser Stelle dankt sich die VIRA e,V. Frau Kühl und ihren Hel-fern für ihren Einsatz und den unglaub-lich hohen Zeitaufwand.

Der VIRA-Tanzfestival-Wettbewerb 2011 – „Neue Welle“

Darstellungskunst bestaunen, die jede Tanz-schule oder Tanzgruppe auf ihre ganz spezi-elle Weise zur Wirkung brachte und große Begeisterung auslöste.

Wie immer, bei einem Wettbewerb auf solch hohem Niveau, war es für die Jury sehr schwierig, die Sieger zu ermitteln. Letzt-lich musste es aber Preisträger geben und

Kultureller Höhepunkt und allseits geschätztes Ereignis

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19DEUTSCHE UMSCHAU 3-2011

Aussiedler

Die VIRA e. V. und das Gedenkjahr 2011 – 70.Jahrestag der Deportation der Deutschen in der damaligen Sowjetunion. Ein Datum gegen das Vergessen

Der Leitgedanke der VIRA e. V. ist: Noch ist es möglich, Menschen zu Wort kommen zu lassen, die als Betroff ene über eine Zeit sprechen können, die Leid, Elend und Tod mit sich brachte. Eine Zeit in der sie gelebt und mit der sie gelebt haben. Unter Zwang und größtmöglichen Entbehrungen.

So wird unter dem Motto „Gegen das Ver-gessen“ das Jahr 2011 zum Gedenkjahr, in-dem auf vielerlei Ebenen und durch vieler-lei Initiativen, durch allseitiges Engagement und Mitarbeit ein Konzept, eine Programm-Reihe entstanden ist, die einen würdigen

Rahmen in jeder Hinsicht darstellt.

Aus Anlass des 70. Jahrestages der Deporta-tion fi nden Veranstaltungen, Ausstellungen, Lesungen über das Jahr verteilt statt, die ihre Höhepunkte am 17. September und am 4. Oktober jeweils in Düsseldorf in Form ei-ner grossen Abschlussveranstaltung haben. Von Seiten der Bundesregierung wird Dr. Christoph Bergner, Beauftragter der Bun-desregierung für Aussiedlerfragen und na-tionale Minderheiten, am 4 .Oktober da-ran teilnehmen.

Die VIRA e. V. ist außerordentlich beein-druckt, wie viel Personen und Vereine, sowie Wissenschaftler und Fachkundige, wie viel Institutionen, Landsleute und Freunde sich in den Dienst des Gedenkens stellen. Da-für bedankt sich die VIRA e. V. im Namen des gesamten Vorstandes ganz besonders.

Was ist bereits veranstaltet, was ist für die nächste Zeit geplant?

GHH- Düsseldorf hat mehrere Vortragsver-anstaltungen bereits durchgeführt:

26. Januar war das Th ema: Von Katarina der Grossen bis zum ersten Weltkrieg (1763-1914)

Vortag von Prof. Dr. Hans Hecker Hein-rich-Heine-Universität, Düsseldorf

2. März zum Th ema: Vernichtungskrieg ist nicht gleich Vernichtungskrieg Die deutsche Kriegsführung gegen Polen und gegen die Sowjetunion 1939/1941, Vortrag von Prof. Dr. Jürgen Förster, Albert-Ludwigs-Uni-versität, Freiburg – Breisgau

5. April zum Th ema: Von Nikolaus II. zu Stalin – Geschichte der Deutschen in Russ-land / Sowjetunion 1914-1941 Vortrag von Prof. Dr. Hans Hecker, Heinrich-Heine-Universität, Düsseldorf

24. Mai zum Th ema: Vom Unternehmen „Barbarossa“ bis zur Endstalinisierung: Die Deutschen in der Sowjetunion zwischen zweitem Weltkrieg und dem Ende der Sta-lin-Ära 1941-1956, Vortag von Dr. Alfred Eisfeld, Nord-Ost-Institut an der Univer-sität Hamburg

Am Dienstag, dem 5. Juli wird das Th ema sein: Chruschtschow, Gorbatschow, Exo-dus- Die Deutschen in der Sowjetunion von 1959 bis zur Massen-Auswander-ung in die Bundesrepublik Deutschland, Vor-trag von Dr. Alfred Eisfeld, Nord-Ost-In-stitut an der Universität Hamburg

In zahlreichen Städten Nordrhein Westfa-lens fi ndet die Veranstaltungsreihe „Gegen das Vergessen“ statt. Hier werden vor allem Zeitzeugen gehört und gewürdigt.

Die Selbsthilfe-Organisationen der Deut-schen aus Russland (die VIRA e. V., die Landesgruppe der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland und eine Reihe anderer Mitglieder der VIRA e. V.) über-nehmen dabei die gesamte Organisation der Veranstaltungen.

Am 17. Februar 2011, in Detmold, am 24.

Februar 2011, in Oerlinghausen, 9. März 2011, in Extertal, am 18 April in Schieder am 7. Mai in Detmold für Kreis Lippe, Freund-schaft-Druschba, Leitung Heinrich Zertik

Am 10. April in Mettmann, organisiert von der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, Ortsgruppe Mettmann

Am 13. April in Moers, unter der Leitung von Frau Friesen

Weiterhin wurden unter der Leitung von Jakob Fischer („Volk auf dem Weg“) und organisiert von der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland zahlreiche Veran-staltungen durchgeführt:

Düsseldorf 30.01.2011

Remscheid 13.03.2011

Jülich 16.03.2011

St. Augustin 26.03.2011

Kamen 26.04.2011

Paderborn 02.05.2011

In den kommenden Wochen sind weitere Städte vorgesehen. Die Daten entnehmen Sie bitte im Internet unter: www.vira-ev.de

Die VIRA e. V. ruft alle Landsleute auf, möglichst zahlreich die Veranstaltungen zu besuchen.

Wir gedenken des

70. Jahrestages der Deportation der Deutschen in der Sowjetunion

28.AUGUST

1941

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20 DEUTSCHE UMSCHAU 3-2011

Ausland

Vor 50 Jahren fl og Jurij Gagarin als erster Mensch ins All

Eine tragische Erfolgsgeschichte

Kosmonautendenkmal in Königsberg. Die vier

Kosmonauten Alexej Leonow, Jurij Romanenko, Alexander Viktorenko und

Viktor Pazajew war mit der Stadt am Pregel verbunden. Sie verbrachten hier ihre Kindheit und

Jugend und erhielten hier ihre Ausbildung. Ab dem 12. April wurde eine Woche lang der Kosmonauten gedacht und gefeiert.

50 Jahre ist es her, daß Jurij Gagarin dort war, wo noch kein Mensch vor ihm war. Juri Gagarin wurde am 9. März 1934 als Sohn ei-ner einfachen Bauernfamilie im Dorf Klu-schino (heute Gagarin) geboren, sein Vater war Zimmermann, die Mutter Kolchosbäu-erin. Am 3. März 1960 kam er auf Befehl des Oberkommandierenden der Luftstreit-kräfte in die Gruppe der Kosmonautenkan-didaten und erhielt vom 11. März 1960 bis Januar 1961 eine entsprechende Ausbildung. Er wurde vor allem wegen seines ruhigen Temperaments aus den 20 möglichen Kan-didaten ausgewählt, um als erster Mensch die Erde zu

verlassen. Am 12. April 1961 absolvierte er mit dem Raumschiff Wostok 1 seinen spek-takulären Raumfl ug und umrundete dabei in 108 Minuten einmal die Erde. Er landete im Wolga-Gebiet, in der Nähe der Städte Saratow und Engels.

Der Flug von Wostok 1 zählt neben den Starts des ersten künstlichen Erdsatelliten Sputnik und der Raumstation Mir zu den größten Erfolgen des sowjetischen Welt-raumprogramms. In der Sowjetunion wurde die erfolgreiche Durchführung des ersten bemannten Raumfl ugs ferner als großer Tri-

umph im Kalten Krieg gegen die USA angesehen. Chruschtschow hat al-

len Grund, dem ersten Kosmo-nauten dankbar zu sein, den

er noch während des Fluges zum Major beförderte. Er

erkannte, wie wertvoll der Triumph war, die USA im Wettlauf um den „ersten Men-schen im All“ ge-schlagen zu haben. Neben der Großen Oktoberrevolution und dem Sieg im Großen Vaterländi-schen Krieg wird der

Kosmos-Kult als drit-ter Propaganda-Pfeiler

bis zum Ende der Sow-jetunion dazu beitragen,

das System zu stützen.

Gagarin wird zum ersten Welt-star der Sowjetunion: Kaum zur

Erde zurückgekehrt, wird Gagarin auf Tournee geschickt. Er triff t nicht nur

Fidel Castro und die Führer sozialistischer Bruderstaaten, er taucht ein in den Jetset. In Rom drückt ihm Gina Lollobrigida einen Kuss auf die Wange, und auch Sophia Loren will den ersten Raumfahrer kennenlernen. Gagarin und Titow reisen als Botschafter der Sowjetunion in jeden Winkel der Erde und sorgen so dafür, dass man bald überall

auf der Welt die russischen Wörter mir (Friede) und druschba (Freund-

schaft) versteht. Nie zuvor und nie danach ist die

Sowjetunion so posit iv

Jurij Gagarin

wahrgenommen worden. 6924 Orden, Me-daillen und Ehrentitel erhält Gagarin von allen möglichen Ländern der Erde. Die Kos-monauten repräsentieren das Wunschbild einer besseren Welt: strahlend, fortschritt-lich, alle Menschen in einem höheren Ziel vereinend. In der Sowjetunion nimmt die Kosmos-Begeisterung geradezu fantasti-sche Züge an.

Gargarin selbst starb nur 7 Jahre nach sei-nem Weltraumfl ug. Am 27. März 1968 kam er durch einen Fluzeugabsturz ums Leben, dessen Umstände bis heute nicht wirklich geklärt sind.

Kremlchef Dmitri Medwedew hat an-läßlich des 50. Jahrestages des ersten be-mannten Weltraumfl uges zur weltweiten Zusammenarbeit bei der Erforschung des Universums aufgerufen. Ein Flug zum Mars sei eine „interessante und fundamentale Aufgabe“, sagte Medwedew bei einem Te-lefongespräch mit der Besatzung der Inter-nationalen Raumstation ISS.

In Königsberg gab es am 12. April zum Ge-denken an den Gagarin-Flug einen mitter-nächtlichen Menschenaufl auf. Die Teil-nehmer postierten sich in der Haltung der Kosmonauten vor dem Denkmal, die linke Hand hoch gehalten, die rechte nach un-ten, und schrien die halbe Nacht hindurch „Pojechali!“ (Los geht‘s!). Das soll auch Ga-garin gesagt haben, als Wostok I von der Erde abgehob. Museen, Th eater, Kunstga-lerien und Bibliotheken öff neten während der Feierwoche ihre Pforten für zahlreiche Gäste. Alles stand unter dem Motto „Po-jechali“. Die Begeisterung ist in Rußland heute nicht geringer als zu Zeiten der So-wjetunion. Selbst für Gagarins Mutter und seinen Hund existieren Denkmäler. Das Kö-nigsberger Ozeanmuseum zeigte eine Aus-stellung über die aus Königsberg stammen-den Kosmonauten. Im städtischen Museum für Geschichte und Kunst eröff nete die Aus-stellung „Sterne, erwartet uns!“.

MaPa

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21DEUTSCHE UMSCHAU 3-2011

Sport

Ostpreußen auf Schalke

Am 4. Mai 1904 gründete eine Gruppe 14- bis 15-jähriger Jungen einen Fußballver-ein namens Westfalia Schalke. Um zum offi ziellen Spielbetrieb zugelassen zu wer-den, fusionierte der Verein 1912 mit dem Turnverein 1877 Schalke. Im Jahr 1924 trennten sich die Kicker wieder von den Turnern und nann-ten sich fortan FC Schalke 04. Die Vereinsfarben än-derten sich von Rot und Gelb zu Blau und Weiß. In diesem Zusammen-hang existiert die schöne Geschichte, dass die ma-surischen Einwanderer, die bereits ab 1871, verstärkt aber ab 1890 ins Ruhrgebiet kamen, um den Arbeitskräftemangel in der Stahl- und Kohlegewinnung zu mindern, angeblich ihr Hab und Gut in blau-weißer Bettwäsche eingewickelt hatten. Das soll der Grund für die späteren Vereinsfarben des Fußballclubs gewesen sein.

In dieser Zeit – also nach 1924 – begann der Aufstieg zur berühmtesten deutschen Mannschaft. Der „Schalker Kreisel“ – ele-ganter Kombinationsfußball, basierend auf schottischem Flachpassspiel – wird zum Markenzeichen der Elf um den charisma-tischen Führungsspieler Ernst Kuzorra. Ge-meinsam mit seinem Schwager Fritz Sze-pan bestimmt Kuzorra in jeglicher Hinsicht die Geschicke des Vereins, der genauso wie seine Spieler in enger Verbindung zum Berg-bau steht. Das bringt den Schalkern den Spitznamen „die blau-weißen Fußballknap-pen“ ein. Ihre 1928 eingeweihte Spielstätte nennen sie nach dem Gruß der Bergleute „Kampfbahn Glückauf“.

Zur Legende wurde Kuzorras Tor, das die Schalker Elf 1934 zu ihrer ersten Deut-schen Meisterschaft führte: In letzter Mi-nute schoss er das 2:1 gegen den 1. FC Nürn-berg. Trotz eines Leistenbruchs war Kuzorra zum Endspiel angetreten. Mit dem Schluss-pfi ff brach er bewusstlos zusammen. Sein Kommentar zu diesem sensationellen Tor: „Ich wusste nicht, wohin mit dem Ball, da hab ich ihn einfach reingewichst.“ Ins-gesamt sechsmal holte Kuzorra mit dem SchalkerTeam die Deutsche Meisterschaft.

Spieler wie Ernst Kuzorra, Fritz Sze-pan, Otto Tibulski oder Ernst Kalwitzki

Die größten Schalker kamen aus dem Osten

n-

Die Grafi k wurde freundlicherweise vom Kulturzentrum Ostpreußen zur Verfügung gestellt. Sie stammt aus der Ausstellung „Ihre Eltern kamen aus Masuren“

beziehungsweise deren Eltern und Fami-lien stammten aus dem südlichen Ostpreu-ßen, genauer gesagt aus Masuren. Das war nicht allen klar. In der großen polnischen Sportzeitung Przegląd Sportowy schrieb ihr Berliner Korrespondent Glinner am 30.

Juni 1934: „Die deutsche Meister-schaft in den Händen von Po-

len! - Triumph der Fußball-spieler von Schalke 04, der Mannschaft unserer pol-nischen Landsleute ...“. In jenen Jahren nannte man Schalke 04 bei sei-nen Gegnern, und da-

von gab es im Ruhrgebiet nicht wenige, respektlos den

„Polackenverein“.

Das war zwar schlichtweg falsch, aber es erinnert an die heutige Berichterstattung über Klose und Podolski. Viele andere Me-dienleute sind diesem Irrtum in den vergan-genen Jahren und Jahrzehnten aber eben-falls aufgesessen.

Dabei handelte es sich bei den Eltern der Schalke-Spieler um Ostpreußen, um Ma-suren genauer gesagt, die im Zuge der

Industrialisierung in den Westen gewan-dert waren. Die Eltern von Ernst Kuzorra, des „berühmtesten Gelsenkircheners“ etwa kamen Ende des 19. Jahrhunderts in das aufstrebende Ruhrgebiet. Am 16. Oktober 1905 wurde Ernst Kuzorra dann in Gelsen-kirchen geboren. Die Landfl ucht stellte für das südliche Ostpreußen ein nicht zu un-terschätzendes Problem dar. Bis zum Be-ginn des ersten Weltkriegs hatte Masuren rund ein Drittel der Bevölkerung Richtung Westen verlassen.

Nach der Eingemeindung Schalkes in die Stadt Gelsenkirchen machten die aus Ma-suren Zugezogenen ein Viertel der Gel-senkirchener Gesamtbevölkerung aus. Gelsenkirchen erhielt den Spitznamen „Klein-Ortelsburg“. In Schalke lebten über-wiegend die Zuwanderer des Bergbaus. Die Belegschaft auf der Zeche Consolidation, auf der auch Kuzorra arbeitete, bestand zu 50% aus masurischen Einwanderern.

Noch ein Wort zur Gegenwart: Gerhard Rehberg wurde 1936 in Powunden/Ost-preußen geboren. Von 1994 bis 2007 war er Vorstandsvorsitzender des FC Schalke 04. Aus Ostpreußen kommt auch – ein Schelm wer Böses dabei denkt – die Mutter von Fe-lix Magath. Andres als bei Ralf Rangnick: Sein Vater kommt aus Ostpreußen, seine Mutter aber aus Schlesien. Markus Patzke

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22 DEUTSCHE UMSCHAU 3-2011

Frau und Familie

Sabrina Janeschs „Katzenberge“Ein Roman, der deutsche und polnische Schicksale beleuchtetDas Dorf, aus dem die Mutter der Filme-

macherin, Ilse Kaper, stammt, hieß früher Niederlinde. Es liegt etwa 25 Kilometer öst-lich von Görlitz. Heute heißt es Platerówka. 1946 wurde Ilse mit ihren Eltern und sechs Geschwistern von ihrem Bauernhof vertrie-ben, den sie seit Generationen bewirtschaf-teten. Auf dem Hof lebt nun die Familie von Edwarda Zukowska, die selbst aus ihrer alten Heimat Ostpolen vertrieben wurde.

Karin Kaper verfolgt nicht nur die Spuren der eigenen Familie, die sie faszinierten, son-dern auch die Lebenswege jener Menschen, die heute auf jenem Hof leben. Es gelingt ihr, Angehörige der jeweiligen Familien an dem Ort zusammenzuführen, an dem sich ihre Lebenswege kreuzten.

Auch wenn „Aber das Leben geht weiter“ ein sehr persönlicher Film geworden ist, eröff net er doch Perspektiven der Annä-herung und Verständigung. Er zeigt, wie sich die Erlebnisse der Menschen auf bei-den Seiten ähneln und wie nahe sie einan-der eigentlich sind. Der Unterschied: Die polnische Familie bekam Haus, Hof und Land der Kapers, die Deutschen standen vor dem Nichts.

Die sehr off en geführten Gespräche und Be-gegnungen verdeutlichen, wie sehr das ei-gene kleine Leben immer wieder von den Mechanismen der großen Politik beeinfl usst wird. Geschichten und Erlebnisse wie jene der Zukowskas und der Kapers gibt es viele in Deutschland und Polen, in Tschechien und anderswo. Gerade weil beinahe jeder ähnliche Schicksale kennt oder zumindest schon einmal davon gehört hat, ist es um so erstaunlicher, dass sich das Kino und das Fernsehen jener Ereignisse erst in der letz-ten Zeit vermehrt widmen.

Karin Kaper widmet sich einem sensiblen Th ema der deutsch-polnischen Geschichte, das sie persönlich betriff t. Die Herange-hensweise ist zwar privat motiviert, bleibt aber neutral, da alle kommentarlos zu Wort kommen. So wird es dem Zuschauer über-lassen, sich sein eigenes Bild zu den sub-jektiven Schilderungen der Geschehnisse zu machen.

Der Film „Aber das Leben geht weiter“ feierte Weltpremiere auf dem Neiße Film-festival vom 4. – 8. Mai 2011. Weitere Ter-mine zu erfragen unter 030-61507722, 0160-4934029 oder [email protected].

Die 1985 geborene Autorin Sabrina Janesch erhielt nicht nur von der F.A.Z. bis hin zur taz positive Kritiken, sondern ihr deutsch-sprachiges Romandebüt „Katzen-berge“ wurde auch mit dem Mara-Cassens-Preis als der Beste ausgezeichnet.

Die geborene deutsch-polnische Schriftstel-lerin erzählt die auto-biographisch geprägte Ge sch ichte e iner Reise in die Vergan-genheit, verbunden mit Ereignissen der Gegenwart.

Eine junge Frau – Nele – reist zur Beerdigung ihres Großvaters von Berlin nach Nie-derschlesien und von dort weiter nach Ga-lizien, in das Geburtsland des Großvaters. Dieser war in Folge der Rückgabe der von Polen annektierten Gebiete an die Ukraine nach Niederschlesien zwangsumgesiedelt worden, um dort einen Hof getöteter oder vertriebener Deutscher zu übernehmen. Die Reise nach Osten, die Nele im Jahr 2007 unternimmt, ist also der unfreiwil-lig „westwärts gerichteten“ Reise ihres Großvaters entgegenge-setzt. Je weiter sie nach Osten vordringt, desto tiefer dringt sie in die Vergangenheit ih-rer Familie.

Der Roman entwickelt sich aus zwei Erzähl-strängen: Die Ge-schichte des Großvaters und die Geschichte von Nele, die beide auf mystische Weise miteinander ver-bunden sind und die durch den Aber-glauben und die Hexen- und Geistergläubigkeit des Großvaters einen zusätzlichen Spannungsbogen erhält.

Hier sehen wir einmal die andere Seite: Nicht den Heimatverlust der Deutschen in Schlesien, sondern den der Polen, die dort angesiedelt wurden. Es geht um Fremdheit

und das Leben auf fremder Erde und um Heimat- und Erdverbundenheit. Wir hören kaum etwas über die Menschen, die vorher auf dem Hof gelebt haben, nur von dem

erschütternden Ende des Hofbesitzers: Er wird von dem „Neusiedler“ Sta-

nislaw Janetschko auf dem Dach-boden erhängt aufgefunden.

Das Thema im Ganzen ist nicht unheikel. Auch nach über 60 Jahren Vertreibung sind die Be- und Empfi nd-lichkeiten beider Volksgrup-

pen noch nicht einer sachlichen historisch korrekten Betrach-tungsweise gewichen.

Man fragt sich, wel-cher Geschichts-betrachtung die

deutsch-polnische Au-torin den Vorzug gibt. Dazu äußert sie selbst: „Also die Frage der Identität habe ich vorher schon hinreichend für mich sel-ber beantworten können. Das hat eigent-lich changiert in meiner Biografi e. Als Kind empfand ich mich extrem deutsch. Es war mir peinlich, eine polnische Mutter zu ha-ben. Es wurde oft bemerkt, natürlich. Al-lein der Geruch bei uns zu Hause. Sie hat

polnische Gerichte gekocht. Da hat das ganze Haus ganz

anders geduftet als die Häuser meiner Mitschülerinnen. An solchen Sachen enttarnt zu werden,

war mir sehr unan-genehm weil ich sein

wollte wie alle anderen. Ich wollte deutsch sein.

Aber später, in der Pu-bertät als wir dann auch

in der Schule das Dritte Reich durchgenommen ha-

ben, da war mir klar: Gott sei Dank, ich bin ja gar nicht

deutsch, ich bin ja Polin, ich bin anders, ich hab damit nichts

zu tun. Das ging eine ganze Weile so, bis ich dann längere Zeit in Polen verbracht habe, und gemerkt habe: Nein, ich bin überhaupt nicht Polin.“

Roswitha Möller

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Karin Kaper auf Spurensuche in Schlesien

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23DEUTSCHE UMSCHAU 3-2011

Eine Balkonszene - fast schöner als bei Ro-meo und Julia: Vor den mächtigen Säulen des Buckingham Palace posiert ein Teil der Hochzeitsgesellschaft. Im Mittelpunkt: Das frisch vermählte Paar William und Kate, das erst ein-mal den Jubel der Menge zu ihren Füßen auf sich wirken lässt.

Und dann ist es endlich soweit: Beide nei-gen sich einander zu und William drückt seiner Kate einen Kuss auf - besser gesagt: ein Küsschen, denn mit nicht mal einer Se-kunde Dauer fi el der Liebesbeweis erstaun-lich kurz aus.

Doch irgendwie können wir es den beiden nicht verdenken: Wer küsst schon beson-ders leidenschaftlich, wenn die ganze Fa-milie samt Blumenkindern anwesend und ein Millionenpublikum samt Fotografen-meute Zeuge ist? Experten schätzen, dass sich weltweit etwa zwei Milliarden Men-schen die Hochzeit live ansahen. Für lei-denschaftlichere Küsse haben die beiden ja noch eine ganze Ehe lang Zeit.

Hoher Blutdruck führt zu höherem Diabetes-Risiko

Eine der größten Studien zur Untersuchung des Zusammenhangs von Blutdruck und Typ 2-Diabetes ergab, dass Frauen mit ho-hen Blutdruckwerten ein dreimal höhe-res Risiko haben. Und dies völ-lig unabhängig vom Body-Mass-Index (BMI) und anderen Fakto-ren, die dafür bekannt sind, die Entwicklung eines Typ 2-Diabetes zu begünstigen.

Die Forscher des Brigham Women’s Hos-pital, der Harvard Medical School und der Harvard School of Public Health, USA, be-gleiteten über einen Zeitraum von zehn Jah-ren mehr als 38.000 Frauen. Zum Start der Studie im Jahr 1993 waren alle diese Frauen frei von Diabetes und Herz- Kreislaufer-krankungen. Im März endete die Studie.

Frau und Familie

Umschau für die FrauWas koche ich morgen?Kleine Rezeptecke

An dieser Stelle wollen wir Ihnen bekannte und weniger bekannte Gerichte vorst ellen. Wenn Sie ein ganz spezielles Rezept haben, können Sie es an die Redaktion senden, wir veröff entlichen es gerne. Die einzige Bedin-gung ist , dass es einen Bezug zu einer ost deut-schen Landschaft hat. So bleibt die ost deutsche Küche für die Nachwelt erhalten.

Frikadellen (plautdietsche Ketlette) Deutsche aus Russland

600 g Hackfl eisch (halb und halb), 500 g Kartoff eln, 2 große Zwiebeln, 2 große Scheiben Weißbrot ( im Was-ser einweichen )

Alles durch den Fleisch-wolf lassen und mit 200 ml Wasser zusam-menrühren, mit Pfeff er und Salz abschmecken. Die geformten Kugeln mit viel Sonnenblumenöl braten.

Tipp:

Als Beilage sind Salzkartoff eln geeignet. Das Bratöl über die Kartoff eln geben.

Nachtisch: Schnee-Kirschen

1 Glas Sauerkirschen, 500g Quark, 1 B Schlagsahne, 100 g Zucker, 1 P Vanillin-zucker, 1 P Sahnesteif, 200 g Schoko-Müsli

Sauerkirschen (ohne Saft) in eine Glas-schüssel geben. Schlagsahne, Sahnesteif und Vanillinzucker steif schlagen. Quark und Zucker dazu geben, alles durchrühren und über die Kirschen geben. Mit Schoko-müsli bestreuen.

Zum Abendbrot: Schnettje

Aus 3 Becher Schmand, 3 Eier, 3 Pck Back-pulver, 250 g Margarine, ½ TL Salz, Mehl einen weichen Teig herstellen.

Den Teig ca.0,5 cm dick ausrollen und in 5X5 cm große Vierecke schneiden. Mit Schinkenspeckstreifen füllen, zusammen-rollen. Bei 220 Grad C ca 20 Min backen.

Mohnstrudel (Böhmen)

250 g gemahlener Mohn, 1 Zitrone(n), (nur der Abrieb), 1 Ei, 100 g Rosinen, 250 ml Milch, 150 g Zucker, 1 Schuss Rum

William und Kate: Hochzeitskuss vor 2 MilliardenFür den Teig: 350 g Mehl, 100 g Butter, 100

g Zucker, 1 Prise Salz, 1 Pck. Trockenhefe

1 Ei, 1 Schuss Milch, (ca. 50 ml), etwas But-ter, fl üssige zum Bestreichen

Füllung zubereiten: Mohn, Zucker, Milch und Zitronenschale vermengen und zum Kochen bringen. Wenn die Masse kocht, das geschlagene Ei und die Rosinen zufü-gen. Der Teig muss insgesamt breiig sein, evtl. muss man noch Milch zugeben.

Sobald die Masse durchgekocht ist, vom Herd nehmen und abkühlen lassen. So-

bald alles kalt ist, gibt man den Rum dazu.

Hefeteig zubereiten: In eine Schüssel das Mehl geben, mit Salz, Hefe und Zucker vermengen. In die Masse eine Delle

machen und 1 verquirltes Ei, weiche Butter und et-

was Milch geben. Alle Zuta-ten gut vermengen. Evtl. noch et-

was Milch dazugeben. Der Teig soll weich sein, aber beim Ausrollen nicht reißen.

Strudel zubereiten: Bevor der Teig gegangen ist, rollt man ihn auf eine Dicke von 0,5 cm aus. Eine Seite des Teiges wird mit fl üssi-ger Butter dünn bestrichen. Dann wird die Mohnmasse aufgetragen und der Teig ge-rollt. Die Seiten schließen und andrücken, damit nichts ausläuft.

Den Strudel auf ein gefettetes Backblech geben, oben mit Butter bestreichen und in das auf 50°C vorgeheizte Backrohr geben. Dann muss man das Ganze gehen lassen, bis der Strudel ca. doppelt so groß ist.

Zum Schluss wird der Mohnstrudel bei 200°C Ober- und Unterhitze ca. 20 bis 25 Minuten gebacken. Er soll schön goldgelb sein.

Armer Ritter (Ostpreußen)

8 Scheiben Brot (Graubrot), gerne auch altbackenes, 3 Eier, Salz, Pfeff er, etwas Pfl anzenöl

Die Eier verquirlen und mit Salz und Pfef-fer abschmecken. Die Brotscheiben nachei-nander in der Eiermasse wälzen und in einer Pfanne mit etwas heißem Pfl anzenöl von beiden Seiten kurz braten. Sofort servieren.

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24 DEUTSCHE UMSCHAU 3-2011

Landesverband Nordrhein-Westfalen

Th eo Jantosch bleibt ChefSchlesier in Neuss wählen Vorstand neu

In der Halbzeit der großen Fotoausstellung in der Sparkasse Neuss fand im Forum des gleichen Hauses die Jahreshauptversamm-lung der Landsmannschaft Schlesien, Kreis-gruppe Neuss statt. Die immer öff entliche Mitgliederversammlung mit etwa 140 Be-suchern war vor allem geprägt durch die an-gekündigten Neuwahlen. Nach dem mu-sikalischen Auftakt durch die schlesischen Kolpingmusikanten gedachte man zunächst recht feierlich den im letzten Jahr verstor-benen Mitgliedern.

Zwei Höhepunkte im ersten Quartal des neuen Jahres waren der erstmalig veranstal-tete ökumenische Gottesdienst der Neusser Landsmannschaften in der voll besetzten St. Quirinusbasilika und die Fotoausstel-lung mit großer Resonanz „Schlesien bei Nacht“. Versammlungsleiter Ulrich Kno-bloch führte sodann gekonnt durch die weitere Tagesordnung mit Berichten der verschiedenen Referate. Die Mitglieder-zahl von 280 konnte trotz zahlreicher Aus-fälle erhöht werden. Geehrt wurden mit der

silberner Ehrennadel und Urkunde Liese-lotte Knüpfer, Pfarrer Johannes Istel, Paul Kussmann, Jürgen Grafe und Wolfgang Lehmann.

Nach einem musikalischen Zwischenspiel kam es schließlich zur Neuwahl des Vor-standes. Th eo Jantosch wurde einstimmig als Vorsitzender wieder gewählt. Seine Stellvertreter Georg Muschalik, Margret Ratke und Th omas Waindok, sowie Ull-rich Knobloch wurden im Amt bestätigt. Ebenso Schatzmeisterin Gertrud Kontny und Schriftführerin Helga Fietz. Neu im Amt ist Klaus Kersten als stellv. Schatz-meister und Stefanie Wehnemann als stellv. Schriftführerein, sowie Michael Feucht als Kassenprüfer. Die Frauengemeinschaft wird nach dem Ausscheiden von Lieselotte Knüp-fer vorerst durch Margret Ratke und Helga Fietz geleitet. Kultur und Brauchtum, sowie das Pressewesen bestreiten Dr. Horst Ste-phan, Manfred Wilde und Th eo Jantosch. Die Besetzung des Veranstaltungsausschus-ses bleibt unverändert mit neun Personen.

Eduard von Simson gehört zu den heraus-ragenden Persönlichkeiten des 19. Jahr-hunderts. Seine Biografi e spiegelt beispiel-haft die Emanzipationsbestrebungen des Bürgertums des 19. Jahrhunderts mit ih-rer Forderung nach Einheit und Freiheit wider und steht für den Anfangserfolg der deutsch-jüdischen Symbiose. Die Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus hat eine Wan-derausstellung entwickelt, die dort ausge-leihen werden kann. 7 Roll-Up-Banner (100x200 cm), inclusive Trägermaterial, erforderliche Mindestfl ä-che rund 28 qm, erforderliche Raumhöhe ca. 3 m, Objekte (Bücher, Abbildungen) für Vitrinen können nach Absprache be-reitgestellt werden.Die Roll-Up-Banner sind handlich ver-packt in Tragetaschen und können auf dem Postweg versandt werden. Die Über-nahme der Versandkosten und der Trans-port erfolgt in Absprache mit der Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus.Weitere Informationen:Dr. Katja Schlenker, [email protected], Tel. 0211 16991 23, Fax: 0211 353118

Wanderausstellung über Eduard von Simson zum Verleih

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25DEUTSCHE UMSCHAU 3-2011

Landesverband Nordrhein-Westfalen

SL-NRW-Landesversammlung in Düsseldorf

Sudetendeutsche: Teil des Dialogs

„Neben den Kriegen in Libyen und Afgha-nistan, neben den Folgen des Erdbebens und des Tsunamis in Japan, neben einer interna-tionalen Energiekrise und der Verwerfung des Finanzsystems ist es nicht verwunder-lich, dass die Anliegen der deutschen Hei-matvertriebenen und der Sudetendeutschen nicht im Zentrum der deutschen und euro-päischen Politik stehen.“ Mit diesen ernüch-ternden Worten eröff nete Landesobmann Günter Reichert (Bonn) bei der Landesver-sammlung der Sudetendeutschen Lands-mannschaft in Nordrhein-Westfalen im Gerhart-Hauptmann-Haus in Düssel-dorf seinen Bericht zur heimatpolitischen Lage. Umso erstaunlicher sei es allerdings, in welchem Umfang und in welcher Häu-fi gkeit sich die Medien – insbesondere die Fernsehanstalten – in jüngster Zeit mit der Geschichte der heimatvertriebenen Deut-schen, ihren früheren Siedlungsgebieten oder ihrer Eingliederung in die Bundes-republik Deutschland bzw. der damaligen „Deutschen Demokratischen Republik“ beschäftigen. Die Beiträge „Fremde Hei-mat“ und „Töten auf Tschechisch“ seien dafür nur jüngste Beispiele. Mit Bezug auf die Mahnung von Bundespräsident Chris-tian Wulff bei seinem Antrittsbesuch in Prag, dass Deutsche und Tschechen glei-chermaßen ihre Belastungen aus der jüngs-ten Geschichte aufarbeiten müssten, wür-digte Reichert die jüngeren Wissenschaftler und Journalisten in der Tschechischen Re-publik, die außerordentlich intensiv den Gräueln der Jahre 1945 und 1946 gegen-über der sudetendeutschen Bevölkerung nachspüren, stets neue Massengräber ent-decken sowie publizistisch dokumentieren und sich kritisch mit dem Verhalten ihrer Eltern- und Großelterngeneration gegen-über ihren früheren deutschen Mitbürgern auseinandersetzen.

Dies habe auch Auswirkungen auf die Po-litik in der Tschechischen Republik. Nach den Ausfällen früherer Ministerpräsidenten der Tschechischen Republik gegenüber den Sudetendeutschen – etwa von Miloš Zeman und Vladimír Špidla, die von der Vertrei-bung als „Quelle für den europäischen Frie-den“ oder von den Sudetendeutschen als „fünfte Kolonne Hitlers“ gesprochen hat-ten – zeigt sich der jetzige Ministerpräsident Petr Nečas als politischer Pragmatiker. Für ihn sei es kein Problem, den Bayerischen

Ministerpräsidenten Horst Seehofer in Be-gleitung des Sprechers der sudetendeutschen Volksgruppe Bernd Posselt in Prag zu be-grüßen und mit Posselt auch bei einer spä-teren Begegnung in München in höfl icher Form ein off enes Gespräch zu führen.

Nach diesen ersten Kontaktaufnahmen sei es aber notwendig, betonte Landesobmann Reichert, dass bei künftigen Kontakten des Bayerischen Ministerpräsidenten und Mit-gliedern des bayerischen Kabinetts mit den entsprechenden Repräsentanten der Tsche-chischen Republik stets auch fachlich qua-lifi zierte Vertreter der sudetendeutschen Volksgruppe beteiligt seien. Denn in nahezu

allen spezifi schen bayerisch-tschechischen Th emenfeldern seien die Sudetendeutschen betroff en oder beteiligt: nicht nur in der Aufarbeitung der gemeinsamen geschichtli-chen Beziehungen und Verwerfungen, son-dern auch aktuell im Kulturaustausch, in den Wirtschaftsbeziehungen, in der Um-weltproblematik, in der Bildungspolitik, in den Restitutionsdebatten oder – und ganz besonders – in der Behandlung der deut-schen Minderheit in der Tschechischen Re-publik. Das Mandat für eine Beteiligung von sudetendeutschen Persönlichkeiten an all diesen Verhandlungsbereichen könne aber nur sichergestellt werden, wenn sie von einer starken Basis in den Orts- und

Kreisgruppen der Sudetendeutschen Lands-mannschaften gestützt werden und wenn die jährliche Manifestation der Ziele der Volksgruppe auf den Sudetendeutschen Ta-gen durch eine hohe Beteiligung der Lands-leute legitimiert wird.

Da bei der Landesversammlung keine Neu-wahlen anstanden, nahmen der Bericht des Landesvermögensverwalters Gottfried König (Krefeld) über das Rechnungsjahr 2010, das wegen der Festveranstaltungen zum 60jährigen Bestehen der Landesgruppe eine besondere Herausforderung mit sich brachte, und die Verabschiedung des Haus-haltsplans für das Jahr 2011 eine zentrale Rolle ein. Nach lobenden Worten der – wegen ihrer Prüfungsberichte in der Bun-desversammlung durchaus gefürchteten – Kassenprüferin Karin Führich (Münster)

und ihrer Partnerin Irmgard Abelsmann (Wesel) wurden die Vorlagen verabschie-det und der Vorstand für das abgelaufene Jahr ebenfalls einstimmig entlastet. Der Tätigkeitsbericht des Landesvorstands für die abgelaufene Jahresperiode wurde positiv zur Kenntnis genommen. Diese Arbeit der Sudetendeutschen Landsmannschaft in der nordwestdeutschen „Diaspora“ wurde auch von dem Landesvorsitzenden des Bundes der Vertriebenen Hans Günther Parplies in einem Grußwort gewürdigt, der die SL-Landesgruppe als „tragenden und unver-zichtbaren Pfeiler des BdV in Nordrhein-Westfalen“ bezeichnete.

rt

Erfolgreiche Landesversammlung der SL Nordrhein-Westfalen: Landesvermögensverwalter Gottfried König, Stellvertretender Landesobmann und Landeskulturreferent Franz Zinecker, Landesobmann Günter Reichert, Landesfrauenreferentin Brigitta Gottmann und Stellvertretender Landesobmann Rüdiger Goldmann (v. l.)

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26 DEUTSCHE UMSCHAU 3-2011

Rätselecke für jung und alt

Zu guter Letzt

Gewinner der letzten AusgabeBeim letzten Rätsel hat für alle Rätsel die richtigen Lösungen Helmut Sei-del eingesandt und bei der Verlosung gewonnen.

Wenn Sie auch dieses Mal das Rätsel richtig lösen, senden Sie uns die Ant-wort an BdV NRW, Bismarckstr. 90, 40210 Düsseldorf, E-Mail [email protected]. Unter den richtigen Einsendungen verlosen wir einen tollen Buchpreis.

Auflösungen der letzten Ausgabe

Wer bin ich?1. Ich wurde am 20. Juni 1924 in Braunsberg geboren.

2. Nach dem Tod meiner ersten Frau heiratete ich 1982 die spätere Vorsit-zende der Welthungerhilfe, Helga Henselder.

3. Von mir stammt der Ausspruch: „Wenn einer im Wahlkampf zu schimpfen hat, dann sind es die Wähler, nicht die Politiker.“

4. 1941 legte ich an einem humanistischen Gymnasium in Berlin mein No-tabitur ab.

5. Ab 1969 war ich Führer der Bundestagsopposition gegen Bundeskanz-ler Willy Brandt.

6. Als Soldat der Luftwaffe konnte durch ich 1944 durch Evakuierungsfl üge 40 deutsche Soldaten in Sewastopol vor dem Tod bzw. der Kriegsgefan-genschaft bewahren.

7. 1987 drehte ich einen Film über die Wiederbegegnung mit meiner ostpreu-ßischen Heimat: „Zu Besuch, aber nicht als Fremder.“

8. 1984 verlieh mir die Stadt Paderborn die Ehrenbürgerwürde.

9. Im April 1972 wäre ich beinahe Bundeskanzler geworden.

10. Von 1962 bis 1963 war ich Bundesminister für gesamtdeutsche Fragen.

StreichholzrätselStreichholz Nr. 7 muss so umgelegt werden, dass aus185 + 15 = 270195 + 75 = 270wird. Dann stimmt die Gleichung!

SchüttelbildHier ist ein Bild kräftig durcheinandergeschüttelt worden. Um welches UNESCO Weltkulturerbe handelt es sich?

In der Kaserne schrillt das Telefon. Schroff e Stimme: „Was haben Sie an Fahrzeugen da?“ - „Momentan nur den alten Jeep, mit dem der General seinen fetten Hintern spazierenfährt.“ - „Wis-sen Sie, wer hier spricht?“ - „Nein!“ - „Hier spricht der General, und es ist mein Jeep, von dem Sie reden, Soldat. Sie melden sich bei mir!“ - „Wissen Sie, wer hier spricht?“ - „Nein“ - „Na, dann schleich dich, Fettwanst!“

Klara Heike hat kürzlich geheira-tet. Da begegnet ihr ihr alter Pfarrer und fragt:““Nun Klara, wie fühlen Sie sich denn als junge Frau?“ „Angst hab‘ ich.“ “Aber der Gustav ist doch so gutmütig.“ “Der schon, aber wenn Hermann von der Heirat hört, der ver-toppt ihm!“ „Wer ist denn Hermann?“ „Na, doch mein andrer Bräutigam.“

Zwei Mütter unterhalten sich über ihre jugendlichen Sprösslinge: „Was will Ihr Sohn denn später einmal werden?“„Rechtsanwalt. Er streitet gerne, mischt sich ständig in anderer Leute Angele-genheiten und weiß immer alles besser.“

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27DEUTSCHE UMSCHAU 3-2011

Anschriften und Termine

Landesverband Nordrhein-Westfalen e.V.

Landesverband Hessen e.V.

Bauernverband der Vertriebenen e.V.

Bund der VertriebenenLandesverband Hessen e.V.

Friedrichstraße 3565185 Wiesbaden

Tel.: 0611 – 36019-0Fax: 0611 – 36019-22eMail: buero@bdv-hessen.dewww.bdv-hessen.dewww.bund-der-vertriebenen-hessen.de

Bund der VertriebenenLandesverband Nordrhein-Westfalen e.V.

Bismarckstr. 9040210 DüsseldorfDeutschland

Telefon:0211 – 350361Telefax: 0211 – 369676

eMail: [email protected]: [email protected]

www.bdv-nrw.dewww.bdv-buchdienst.dewww. facebook.com/bdv.nrw

Termine

25.-26. Juni 2011 Schlesiertreff en, Hannover9. Juli 2011 Ostdeutsches Lesekabinett, Düsseldorf17. September 2011 Kundgebung in Düsseldorf „70 Jahre Deportation“08. September 2011 Tagung der Frauenarbeitsgemeinschaft, Leverkusen, Haus Ratibor8. Oktober 2011 Landeskulturtagung, Düsseldorf19. November 2011 Landesarbeitsgemeinschaft, Düsseldorf

Bauernverband der Vertriebenen e.V. – Bundesverband –

Seestr. 4412589 Berlin

Tel.: 030 – 64 39 92 64Fax: 030 – 64 39 92 64

E-Mail: [email protected]äftsführer Dr. Arwed Blomeyer

Termine18. Juni 2011 Tag der Vertriebenen/Hessentag, Oberursel11.-13. Juni 2011 Sudetendeutscher Tag, Augsburg18. Juni 2011 Tag der Vertriebenen/Hessentag. OberurselAugust 2011 JMG Wanderwoche15.-18. August 2011 Kulturelle Sommertage Weilburg/Lahn04. September 2011 Zentraler Tag der Heimat Wiesbaden, Biebricher Schloß29. Oktober 2011 SL-Landeskulturtagung, Wiesbaden,

Termine

31. Mai 2011 Vorstandssitzung, Hannover07.-08. Oktober 2011 Arbeitstagung, Soest, Haus Düsse20.-21. März 2012 Mitgliederversammlung

Page 28: Deutsche Umschau 3 2011

Absender:Bund der VertriebenenLandesverband Nordrhein-Westfalen e.V. 40210 DüsseldorfPostvertriebsstückEntgelt bezahltH 13 18 F

Zu beziehen über BdV-Buchdienst,Bismarckstr. 90, 40210 Düsseldorf

Tel. 0211/350 361 Fax 369676,E-Mail: [email protected]

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Erika Steinbach

Die Macht der Erinnerung

Kaum eine Politikerin steht derzeit

im Fokus der Öffentlichkeit und

politisch korrekten Kritik wie Ver-

triebenen-Chefi n Erika Steinbach.

Sie ergreift darin selbst das Wort,

erklärt unter anderem ihren Kon-

fl ikt mit Guido Westerwelle und

behandelt ihre Zeit als Präsidentin

der Vertriebenen sowie ihre ei-

genen Familiengeschichte. Erika

Steinbach kam 1943 in Rahmel in

Westpreußen zur Welt. Seit Mai

1998 steht die CDU-Politikerin als

Präsidentin dem Bund der Vertrie-

benen vor, seit September 2000

ist sie Vorsitzende der Stiftung

„Zentrum gegen Vertreibungen“.

„Es gibt Dinge, von denen ich

glaube, dass man sie sagen muss“,

sagt Steinbach. „Wenn man das

tut, im Respekt auch vor anderen,

dann muss das in Ordnung sein.“

22,00 Euro