deutsche umschau 3-2013

28
2 Nordrhein-Westfalen/Hessen/Bauernverband Jahrgang 58 H 1318 F Herausgegeben von den BdV-Landesverbänden Hessen und Nordrhein-Westfalen www.bdv-nrw.de • www.bdv-hessen.de Hessen: Tag der Vertriebenen nordrHein-Westfalen: 50 Jahre Gerhart- Hauptmann-Haus BauernverBand: Grenzen der Unabhängigkeit 3-2013

Upload: markus-patzke

Post on 31-Jan-2016

269 views

Category:

Documents


0 download

DESCRIPTION

Verbandsorgan des BdV-Landesverbandes NRW e.V.

TRANSCRIPT

Page 1: Deutsche Umschau 3-2013

2 Nordrhein-Westfalen/Hessen/Bauernverband Jahrgang 58 H 1318 F

Herausgegeben von den BdV-LandesverbändenHessen und Nordrhein-Westfalen

www.bdv-nrw.de • www.bdv-hessen.de

Hessen:Tag der Vertriebenen

nordrHein-Westfalen:50 Jahre Gerhart- Hauptmann-Haus

BauernverBand:Grenzen der Unabhängigkeit

3-2013

Page 2: Deutsche Umschau 3-2013

2 Deutsche Umschau 3-2013

Inhalt Unser Kulturerbe

Leitartikel

ISSN 0723-4295Organ des Bundes der Vertriebenen (Hessen, Nordrhein-Westfalen, Bauernverband der Vertriebenen).Herausgeber und Verlag: Bund der Vertrie-benen – Landesverbände Hessen e.V. und Nordrhein-Westfalen e.V.Die Ausgabe Hessen wird durch das Hessische Sozialministerium gefördert.Anschriften: BdV-Landesverband NRW e.V. Bismarckstraße 90, 40210 Düsseldorf, Tel. 02 11/35 03 61, Fax 02 11/36 96 76, E-Mail: [email protected] Hessen e.V., Friedrichstr.

35, 65185 Wiesbaden, Tel. 0611/ 36019-0, Fax: 0611/36019-22, E-Mail: [email protected]

Bankverbindungen: LV NRW: Commerzbank Düsseldorf, Kto.-Nr. 322 018 700, BLZ 300 800 00; LV Hessen: Volksbank Wiesbaden, Kto.-Nr. 34 59 03, BLZ 510 900 00

Redaktion:  Chefredakteur Markus Patzke, Ständige Mitarbeiter: Tobias Körfer (Bonn), Roswitha Möller, Markus Häßelbarth (Müns-ter), Norbert Quaiser (Wiesbaden), Dr. Arwed Blomeyer (Berlin), Alexander Kühl (Neuss)

Druck und Vertrieb: Rautenberg Druck GmbH, Blinke 8, Postfach 1909, 26789 Leer

Erscheinungshinweise: Zum 15. eines jeden zweiten Monats. Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe ist der 30. September 2013.Mit Signum oder Namen gezeichnete Bei träge geben die Meinung des Verfassers wieder.

Zufluchtsort, Kulturzentrum, Stätte der Begegnung 3

13. Tag der Vertriebenen beim Hessentag in Kassel 5

31. Bundestreffen Russlanddeutschen 6

1813 – Die Befreiungskriege: Geschichte und Erinnerung 8

BdV-KV Waldeck mit dem DEBW in der Zips 10

BdV-Bundesausschuss will Zwangsarbeiter-entschädigung und Gedenktag 11

Die Tanzgruppe „Fröhlicher Kreis“ mittendrin 12

Grenzen der Unabhängigkeit 13

Landwirten das Selbstwertgefühl wiedergegeben 14

Im Herzen stets ein Ermländer 15

Kulturtagung der Wolgadeutschen 17

Positive Entwicklung bei Personenstandsurkunden 18

Sudetendeutsche in Berlin 19

SPD und Vertriebenenarbeit 19

„Vertriebene sind zu Botschafternder Aussöhnung geworden“ 20

Ausstellungen im Oberschlesischen Landesmuseum 21

Weltflüchtlingszahlen: Höchster Stand seit 1994 22

Leserbriefe 22

Was koche ich morgen? 23

Umschau für die Frau 23

Zu guter Letzt 26

TitelbildDas Foto entstand beim 50-jährigen Ju-biläum des Gerhart-Hauptmann-Hauses und zeigt v.l.n.r. den BdV-Landesvor-sitzenden Hans-Günther Parplies, den Kuratoriumsvorsitzenden der Stiftung Reinhard Grätz, Landtagspräsidentin Carina Gödecke und den Festredner Prof.Dr. Friedhelm Farthmann

Unser Kulturerbe – Reichtum und Auftrag, das ist das Leitwort des diesjährigen Tages der Heimat und damit

das Motto, unter das der Bund der Vertriebenen seine Arbeit für das ganze Jahr gestellt hat. Es ist und bleibt eine Auf-gabe, das kulturelle Erbe der Ost- und Sudetendeutschen, ihre Geschichte, Leistung und Schicksal weiterzugeben, und „in dem Bewusstsein der Vertriebenen und Flüchtlinge, des gesamten deutschen Volkes und des Auslandes zu erhal-ten“, so wie es der § 96 des Bundesvertriebenengesetzes vorsieht. Aber – sehen wir dem nüchtern ins Auge – diese Aufgabe und dieser Auftrag ist schwieriger geworden. Nicht nur, weil die Erlebnisgeneration, also „die Vertriebenen und Flüchtlinge“ immer weni-ger werden, sondern auch, weil „das gesamte deutsche Volk“ den klassischen Bildungs-begriff überhaupt in Frage stellt.

Mittlerweile, das ist die traurige Wahrheit, wird auch die Frage gestellt, ob der kultu-relle Reichtum des historischen deutschen Ostens eigentlich überhaupt vermittelt

werden muss. Dabei geht es gar nicht um die Ablehnung der ostdeutschen Vertriebenen, sondern es geht darum, das selbst die Schule nicht mehr Wissensvermittlung, sondern vielmehr Kompetenzvermittlung betreibt. Es gehört auch nicht mehr zum deutschen Ab-itur, Goethes „Faust“ zu kennen, um nur ein Beispiel zu nennen. Das klassische, huma-nistische Bildungsideal, und dabei geht es um sehr viel mehr als Latein oder Griechisch, hat ausgedient. Mit der Weitergabe von Informationen, dem Vermitteln von Fakten und dem, was man bisher unter klassischer Bildung verstand, kommt man heute kaum wei-ter. Das ist kein Problem der Ost- und Sudetendeutschen allein und schon gar kein Zei-chen ihrer offenen oder versteckten Ablehnung.

Die Gesellschaft und das was sie unter Bildung versteht hat sich insgesamt verän-dert. Dem müssen auch die Vertriebenen, ihre Bildungseinrichtungen und Ver-

bände Rechnung tragen. Und so ist der Auftrag mittlerweile ein Doppelter: Auf das reiche kulturelle Erbe hinzuweisen und es als festen Bestandteil der deutschen Kulturna-tion im Bewusstsein zu verankern, so, wie es das Zentrum gegen Vertreibungen mit sei-nen Ausstellungen macht, aber auch, es in zeitgemäßer Form an die jüngere Generation heranzutragen. Etwa so, wie es die Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen mit dem „Kulturportal West Ost“ (kulturportal-west-ost.eu) im Internet tut. Sich darauf zu ver-lassen, dass Schulen oder Bildungseinrichtungen das Kulturerbe ganz selbstverständlich als Teil des Kulturerbes der Gesamtnation weitergeben, ist kein Zukunftskonzept. Das Erbe der der deutschen Kulturnation insgesamt wird nämlich ebenfalls höchstens rudi-mentär vermittelt und weitergegeben. Sich diesen Herausforderungen zu stellen, das ist der Auftrag für die Zukunft.

Markus Patzke

Page 3: Deutsche Umschau 3-2013

3Deutsche Umschau 3-2013

Politik

Fortsetzung auf Seite 4

Zufluchtsort, Kulturzentrum, Stätte der BegegnungBrücke zur Versöhnung – Das Gerhart-Hauptmann-Haus in Düsseldorf

Ein Ort der Zuflucht für die, die Haus und Heimat verloren hatten, sollte das „Haus des deutschen Ostens“ bei seiner Einwei-hung vor 50 Jahren werden, sagte Helmut Harbich, Vorsitzender des Vorstandes der Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus, in seiner Begrüßung. Zahlreiche Gäste waren zum Festakt am 22. Juni 2013 ge-kommen, auf den Tag genau 50 Jahre nach der erstmaligen Öff-nung des Hauses für Besucher. Harbich begrüßte unter den Ehrengästen besonders die Landtagsprä-sidentin von Nordrhein-Westfalen Carina Gödecke MdL und eine Reihe weiterer Ab-geordneter verschiedener Fraktionen.

Die Kultur des deutschen Ostens zu pfle-gen und im Bewusstsein aller Deutschen zu erhalten, sei bis heute eine wesentliche Aufgabe des Hauses geblieben, so Harbich. Der Stiftungszweck besagte aber von An-fang an, dass das Haus allen Kreisen der Bevölkerung des Landes Nordrhein-West-falen offen stehen sollte, und ebenso sollte die Belange der Zuwanderer aus der dama-ligen DDR wahrgenommen werden.

Die Stiftungsurkunde von 1957 legte fest, dass ein dreiköpfiger Vorstand die Leitung übernehmen sollte, der von dem Kurato-rium, dem „Parlament“ des Hauses, ge-wählt wird. Die Kuratoriumsmitglieder

werden vom Ministerium berufen, heute vom Ministerium für Familie, Kinder Ju-gend, Kultur und Sport. Der Vorsitzende Helmut Harbich lobte die durchweg posi-tive Zusammenarbeit mit den Parlamenta-riern und sprach direkt aus, dass man mit

den Führungskräf-ten stets Glück ge-habt habe. In dem zurückliegenden hal-ben Jahrhundert habe es große Veränderun-gen in Deutschland und Europa gegeben, und auch diese Ein-richtung habe sich

dem stellen müssen. Die Ostverträge, die Wiedervereinigung, die Öffnung zum Os-ten hin durch Perestroika, das alles brachte neue Möglichkeiten, aber auch neue Aufga-ben. Die Änderung des Namens sei sicher-lich der große Einschnitt gewesen, doch sei damit ein größeres Gewicht auf die Kul-turarbeit gelegt worden. Der Kulturaus-tausch mit den östlichen Nachbarn habe denn auch einen großen Aufschwung er-fahren, wodurch das Haus eine Brücken-funktion und einen Auftrag für die Zu-kunft erhalten habe.

Die Präsidentin des Landtages Carina Gö-decke bestätigte „ein enges Bündnis zwi-schen Gerhart-Hauptmann-Haus und Landtag“. „Man kennt sich, man versteht sich, das Gerhart-Hauptmann-Haus und seine Arbeit genießt hohes Ansehen im Landtag.“ Gödecke sprach die Wunden

an, die die Vertreibung geschlagen hat, und nannte das Haus in Düsseldorf eine „wich-tige Säule der Erinnerungskultur“. Als es sein Arbeit 1963 aufnahm, war es so Gö-decke, ein Bezugspunkt und eine Anlauf-stelle für zwei Millionen Ostvertriebene, die in Nordrhein-Westfalen lebten. Heute ist es ein fester Bestandsteil der Bildungs-landschaft Nordrhein-Westfalen und zu-dem die älteste Einrichtung Deutschlands dieser Art. Die Gründungen in München und Stuttgart erfolgten später.

Die Landstagpräsidentin lobte besonders die Zusammenarbeit mit jungen Menschen, mit Schulen und Hochschulen und die Hilfe der Bibliotheken bei Projekten. Sie kam auf den eindrucksvollen Parlamentarischen Abend im Landtag am 26. November 2012 zurück, bei dem besonders die Ausstellung „Im Dienste der Menschheit“ vor Augen ge-führt habe, wie viele Männer und Frauen aus dem Osten die deutsche Kultur geprägt haben. Die Grundsteinlegung des Zentrums „Flucht, Vertreibung und Versöhnung“ sei ein gutes Zeichen. Sie beendete ihr Gruß-wort mit Glückwünschen und einem er-mutigenden „Glückauf“.

Der BdV-Landesvorsitzender von Nordrhein-West fa len, Hans-Gün-ther Parplies, richtete die Glückwün-sche des Landesverbandes und aller Landesgruppen aus. Er zählte alle Lands-mannschaften auf, die seit einem halben Jahr-hundert im „Haus des deutschen Ostens“/„Gerhart-Hauptmann-Haus“ eine Heim-statt gefunden haben; er nannte dreizehn Ein gefüllter Eichendorff-Saal und zahlreiche Ehrengäste gratulierten dem Gerhart-Haupt-

mann-Haus zum 50-jährigen Bestehen

Festredner Prof. Dr. Friedhelm Farthmann

Als das Haus 1963 eingeweiht werden konnte, hatten die Vertriebenen ein Domizil. Heute wird das Haus auch von anderen Gruppen ge-nutzt und ist zu einem Bil-dungszentrum geworden.

Page 4: Deutsche Umschau 3-2013

4 Deutsche Umschau 3-2013

Politik

Fortsetzung von Seite 3Verbände. 800 Jahre deutsche Geschichte bewahrt Gerhart-Hauptmann-Haus, be-tont Parplies; der 50. Geburtstag sei daran gemessen ein kurzer Zeitraum, aber mehr als eine Generation. Vor dem schmerzli-chen Hintergrund der Vertreibung sei eine segenreiche Arbeit für die Vertriebenen ge-leistet worden, aber mit dem Abtreten der Erlebnisgeneration entstehe auch der Auf-trag, das Erbe des Ostens weiter zu geben. Dazu sein neue Wege nötig.

Der Landesvorsitzende dankte allen, die sich für das Haus eingesetzt haben: den Kolle-gen aus dem Kuratorium, dem Vorstand der Stiftung, den Mitarbeitern und den Direk-toren des Hauses Dr. Walter Engel und des-sen Nachfolger Dr. Winfrid Halder. Dann äußerte er den Wunsch an die Politik, dem § 96 in der Mittelzuwendung jeden Rang von fünfzig Jahren wieder zu geben, als Nordrhein-Westfalen in der Vertriebenen-arbeit führen war. Die Festansprache hielt Prof. Dr. Friedhelm Fahrtmann, Staatsmi-nister a. D., der die Geschichte der Stiftung und des Hauses begleitet hat. 1957 wurde die Stiftung „Haus des deutsche Ostens“ unter Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen Fritz Steinhoff (SPD) gegrün-det, deren Hauptsitz die Errichtung des Hauses war. 1960 erfolgte die Grundstein-legung – auf dem ehemaligen Trümmer-grundstück in der Bismarckstraße. Als das

Haus 1963 eingeweiht werden konnte, hat-ten die Vertriebenen ein Domizil. Heute wird das Haus auch von anderen Gruppen genutzt und ist zu ei-nem Bildungszentrum geworden.

Fahrtmann nannte die großen Verän-derungen Ende der 80er Jahre durch Pe-restroika und Glas-nost, das Ende der Sowietjunion und die deutsche Wiederver-einigung. Das „Haus des deutsche Ostens“ habe der veränderten Situation nach außen hin Rechnung getra-gen, und so sei es 1992 zur Namensänderung gekommen. Mit dem neuen Namen Gerhart-Hauptmann-Haus sollte gezeigt werden, dass man dem Osten weiterhin Rechnung tragen wollte.

Der Redner ging besonders auf die Deut-schen aus Russland ein, um die man sich seit 1990 verstärk bemüht. Er selbst hat sich sehr dabei eingebracht und konnte

Alte Bekannte begrüßen sich: Der BdV-Landesvorsitzende Hans-Günther Parplies und Prof. Dr. Friedhelm Farthamnn

Werner Jostmeier Mdl (l.), Beauftragter der CDU-Landtagsfrak-tion NRW für Vetriebene, Aussiedler und und deutsche Minder-heiten und Helmut Harbich, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus, im Gespräch

von interessanten Reisen nach Omsk, Ka-sachstan und Usbekistan berichten. Die Öffnung zum Osten hin habe auch dem Gerhart-Hauptmann-Haus neue Möglich-keiten geschaffen.

Das Schlusswort des Festaktes, der von dem „De Juna Duo“ musikalisch umrahmt wurde, sprach der Vorsitzende des Kurato-riums Reinhard Grätz. Sein Dank galt dem Redner, den drei Direktoren des Hauses und allen, die diesen Tag gestaltet haben. Das Gerhart-Hauptmann-Haus sei keine Insel, betonte er, und deutete die Fülle von Ver-anstaltungen und prominenten Namen an, die Beug zu dem Haus haben. Besonders die Literatur fand hier „einen guten Ort“, und Siegfried Lenz, Lev Kopelew, Herta Müller, Sarah Kirsch und Arno Surmin-ski sind die auffälligsten Namen.

Dann stellte der Redner, der dem Haus seit 37 Jahren in verschiedenen Gremien ange-hört, die Frage, ob eine Einrichtung wie das Gerhart-Hauptmann-Haus heute noch nö-tig sei. Schließlich sei die Eingliederung der Vertriebenen und Spätaussiedler abgeschlos-sen. Die Antwort war jein klares Ja. Das kulturelle Erbe des Ostens – seiner Land-schaften, Geschichte, Bauten und Künste – muss zusammengeführt und für europäi-sche Zweckenutzbar gemacht werden, auch nach der Erlebnisgeneration.

Bärbel Beutner

Page 5: Deutsche Umschau 3-2013

5Deutsche Umschau 3-2013

Politik

13. Tag der Vertriebenen beim Hessentag in KasselMinisterpräsident Volker Bouffier nennt Heimatvertriebene „hervorragende Hessen“

Trachten, Tänzer und Traumwetter – ein rundum gelungener Hessentag ist am Sonn-tag mit einem 2 km langen Hessentagsum-zug zu Ende gegangen. Mitten unter den Marschierenden die Schlesische Volkstanz- und Trachtengruppe „Schreiberhau“, immer wieder mit freundlichem Beifall begrüßt.

Chöre und Tanzgruppen aus Hessen und Thüringen und die „Dörnberg-Musikan-ten“ sorgten beim Volkstumsnachmittag am „Tag der Vertriebenen“ für einen mu-sikalischen Brückenschlag zwischen den Vertriebenenverbänden der beiden Nach-barländer. Der von BdV-Landeskulturre-ferent Otmar Schmitz, Hubert Leja und Anna Kokoc vorbildlich organisierte Volks-tumsnachmittag war ein besonderes Ereig-nis. Neu war, dass erstmals Volkstanz- und Gesangsgruppen vom BdV-Landesverband Thüringen das Programm mit bestritten. Die Kulturgruppe „Heimatsang“ des BdV Gehren hatte sogar ein musikalisches Ge-schenk mit nach Kassel gebracht: das Lied des Thüringer BdV, dessen Text aus der Fe-der von Ingeburg Tesch, der Leiterin des Chores stammt.

Stadtrat Heinz Schmidt vertrat den Kasse-ler Magistrat und Oberbürgermeister Bert-ram Hilgen. Zum Tag der Vertriebenen hat er eine besondere Beziehung. Aus dem Su-detenland vertrieben, ist er als Zweijähri-ger nach Nordhessen gekommen. Dass er stolz ist, Mitglied der SL zu sein, brachte ihm einen besoderen Applaus ein.

Der Landesvorsitzende des Bundes der Ver-triebenen in Hessen, Siegbert Ortmann, begrüßte zu Beginn die erschienen Land-tagsabgeordneten von CDU-, FDP- und SPD- Fraktion, weitere Ehrengäste der Stadt Kassel und alle Anwesenden. Er dankte den Mitgliedern des Verbandes für ihre aktu-ell und seit Jahren geleistete Arbeit. Mi-nisterpräsident Bouffier und Bundeskanz-lerin Merkel sprach er seinen Dank dafür aus, dass sie sich der Verbandsarbeit ver-pflichtet fühlen. So verwies er auf §96 des Bundesvertriebenengesetzes und den dort festgeschriebenen gesetzlichen Auftrag für Bund und Länder, die Kultur der Vertrei-bungsgebiete zu bewahren, zu fördern und weiter zu entwickeln. Sein besonderer Dank galt Sozialminister Grüttner und dem Hes-sischen Sozialministerium für die eminent wichtige Unterstützung.

Ministerpräsident Volker Bouffier betonte, dass die Heimatvertriebenen in der Tradi-tion des von Georg August Zinn geschaf-fenen Hessentages stehen und – auch wenn sie „nicht freiwillig zu uns gekommen sind“ – hervorragende Hessen geworden seien. Hessen werde getragen durch engagierte Bürger. Rund 1,8 Millionen Heimatver-triebene, Flüchtlinge und Spätaussiedler hätten hier eine Heimat gefunden und das moderne Hessen mit aufgebaut. Die Landes-zuschüsse für die Vertriebenenverbände und Landsmannschaften würden trotz Schul-denbremse auf konstanter Höhe bleiben und um keinen Euro gekürzt.

In diesem Jahr stehe das Motto „Hessen und die Russlanddeutschen“ besonders im Fokus. 250 Jahre sei es her, dass Zarin Ka-tharina II. deutsche Siedler an die Wolga einlud. Die meisten Auswanderer seien aus Hessen gekommen. Am 17. August werde in einer Feierstunde im Hessischen Land-tag daran erinnert und die Geschichte in den Mittelpunkt gestellt.

Im weiteren Verlauf der Veranstaltung wurde zum zweiten Mal der Hessische Preis „Flucht, Vertreibung, Eingliederung“ ver-liehen, der in diesem Jahr unter dem Motto „Hessen und die Russlanddeutschen“ stand. Die Landesbeauftragte der Hessischen Lan-desregierung für Heimatvertriebene und

Spätaussiedler, Margarete Ziegler-Rasch-dorf ehrte die Preisträger. Dr. Wendelin Mangold erhielt den 1. Preis sowohl für die Tragikomödie „Vom Schicksal gezeich-net und geadelt“ als auch für sein gesamtes schriftstellerisches Werk und seine Leistun-gen auf dem Gebiet der Integration seiner Landsleute. Der 2. Preis wurde an die Stadt Wetzlar verliehen für die Übernahme der „Patenschaft für das Ostdeutsche Lied“ vor über 50 Jahren.

Sozialminister Stefan Grüttner stellte fest, dass die Worte „Flucht und Vertreibung“ auch heute noch aktuell und negativ belas-tet seien. Die Beweggründe für Flucht und Vertreibung würden sich in keiner Zeit un-terscheiden. Es sei die Angst um das Leben, es sei die Angst, keine Existenz mehr zu ha-ben und es sei die Angst vor der Zukunft. „Die Bedingungen und Bereitschaft bei der Aufnahme von Flüchtlingen konnten mit der Zeit und viel Engagement verbessert werden. Hessen ist heute auch bei steigen-den Flüchtlingszahlen bestens gewappnet, um eine angemessene qualitative Erstauf-nahme zu gewährleisten. Dies alles können wir angehen, weil wir aus den Erfahrungen der Vergangenheit gelernt haben. Aber: „die Vergangenheit darf nicht in Vergessenheit geraten“, so der Sozialminister.

Norbert Quaiser

Beim Brauchtumsnachmittag des BdV in der Aue-Sporthalle in Kassel: Ministerpräsi-dent Volker Bouffier und Landesbeauftragte Margarete Ziegler-Raschdorf (linke Seite des Tisches) sowie BdV-Landesvorsitzender Siegbert Ortmann und Sozialminister Stefan Grüttner (rechte Seite des Tisches)

Page 6: Deutsche Umschau 3-2013

6 Deutsche Umschau 3-2013

Politik

Staatsminister Wintermeyer: Vertriebene sind Brückenbauer

Staatsminister Axel Wintermeyer hat die Förderbescheide der Hessischen Landesre-gierung an Bund der Vertrieben und Lands-mannschaft Weichsel-Warthe übergeben. Die förmliche Übergabe der Bescheide für das laufende Jahr erfolgte im traditions-reichen „Haus der Heimat“ in Wiesbaden. Der Staatsminister und dessen Büroleiter Andreas Monz wurden dort vom Hessi-schen BdV-Landesvorsitzenden Siegbert Ortmann, dem Bundessprecher der Lands-m a n n sc h a f t Weichsel-War-the Dr. Mar-tin Sprungala, dem Vorsit-z enden de s Deutsch-Euro-päischen Bildungswerkes in Hessen Georg Stolle und weiteren Mitgliedern des hessi-schen BdV-Landesvorstandes empfangen.

Das kulturelle Erbe der Heimatvertriebenen zu bewahren, für Integration zu sorgen und die Völkerverständigung in einem immer offeneren Europa weiter voranzubringen, hält der Minister für eine wichtige Arbeit des BdV. Dabei könne der BdV der Unter-stützung und Wertschätzung der Landes-regierung sicher sein.

„Mit diesen Mitteln können wir auch wei-ter gute Arbeit leisten“, erklärte Siegbert Ortmann in seiner Dankadresse. Als „Brü-ckenbauer“ habe der BdV noch viel zu tun.

Dr. Sprungalla zeigte sich über den Förder-bescheid an seine Landsmannschaft erfreut, die als Jahresmotto „Brücke der Verständi-gung“ gewählt habe. Ein „Brückenbau“ ge-schieht aktuell in Richtung Ukraine, wo Kontakte zum Deutschen Haus in Lem-berg interessante Aussichten für die Zu-kunft versprechen.

Das seit 1993 bestehende Deutsch-Euro-päische Bildungswerk sei eine hessen-spe-zifische Institution, so deren Vorsitzender Stolle. Seminare würden vornehmlich in Osteuropa abgehalten. Gerade sei man aus Königsberg zurückgekehrt, derzeit noch ein Problemgebiet, aber mit guten Aussichten auf eine günstige Entwicklung. Im Okto-ber geht es nach Tschechien zu einem Se-minar in Leitmeritz und Aussig.

Innenpolitische Umschau

31. Bundestreffen RusslanddeutschenLandsmannschaft zeigte sich in Augsburg selbstbewusst

Das 31. Bundestreffen der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland fand kürz-lich in Augsburg statt. Die große Zahl der Teilnehmer kam aus der ganzen Bundes-republik, darunter u.a. auch die hessischen BdV-Landesvorstandsmitglieder Svetlana Paschenko und Johann Thießen sowie als Ehrengäste die Hessische Landesbeauftragte für Heimatvertriebene und Spätaussiedler Margarete Ziegler-Raschdorf und BdV-Lan-desvorsitzender Siegbert Ortmann.

Die diesjährige Volksgruppenveranstaltung stand unter dem Motto: „1763-2013. 250 Jahre russlanddeutsche Geschichte“ und erinnerte vor allem an das Einladungsma-nifest der russischen Kaiserin Katharina II. vom 22. Juli 1763. Zu der großen Feier-stunde waren neben Bundesinnenminister Dr. Hans-Peter Friedrich als Festredner, auch der Beauftragte für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten Dr. Christoph Bergner, die bayerische Justizministerin Dr. Beate Merk sowie Oberbürgermeister Dr. Kurt Gribl aus Augsburg erschienen. Der neue Bundesvorsitzende Waldemar Eisen-braun ging in seiner eingangs sehr ausführ-lich gehaltenen Ansprache auf die bevorste-

henden Aufgaben der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland ein und merkte zu deren Umsetzung an, dass sich seine Lands-leute zwar eher in Zurückhaltung übten, „weil sie in der Vergangenheit eben gelernt

haben, still zu sein“. Bundesvorsitzender Eisenbraun hatte schließlich die Ehre, den neu gestifteten „Katharinen-Preis“ an den Präsidenten des Deutschen Roten Kreuzes Dr. Rudolph Seiters und die Leiterin des DRK-Suchdienstes Dorota Dziwoki für hervorragend geleistete Dienste an leidvoll Betroffenen zu verleihen.

Festredner Dr. Friedrich würdigte in ei-nem weiten Bogen die geschichtlichen Ur-sprünge der Russlanddeutschen und deren schwierigen Gang durch turbulente Zeiten. Dabei zollte er dieser großen Volksgruppe hohe Anerkennung und Respekt im Zuge ihrer Integration in Deutschland. Für die Bundesregierung versprach er, auch in Zu-kunft immer ein offenes Ohr für die An-liegen der Landmannschaft der Deutschen aus Russland zu haben und sicherte über das Bundesvertriebenengesetz Unterstüt-zung nach besten Kräften zu. Die Grüße der bayerischen Staatsregierung und ihres Ministerpräsidenten Horst Seehofer über-brachte in ihrer Ansprache Staatsministe-rin Dr. Beate Merk (MdL).Die würdevolle Festveranstaltung, die vom Chor Souvenir und dem Orchester Hubert

aus Bayreuth gefühlvoll musikalisch um-rahmt wurde, endete schließlich mit einer Totenehrung durch Monsignore Dr. Ale-xander Hoffmann und gemeinsamen Ge-sang der Deutschen Nationalhymne. NQ

(v.l.n.r.) Johann Thiessen, Siegbert Ortmann, Margarete Ziegler-Raschdorf, Dr. Christoph Bergner

Page 7: Deutsche Umschau 3-2013

7Deutsche Umschau 3-2013

Politik

Wahlprogramm der CDU/CSU stellt sich der Verantwortung für die

Heimatvertriebenen

Zum Wahlprogramm der CDU/CSU erklärt BdV-Präsidentin Erika Steinbach MdB:

Ich begrüße, dass CDU und CSU Schicksale und kulturelles Erbe der deutschen Heimatvertriebenen auch wieder in das Wahlprogramm 2013 aufgenom-men haben. Damit sind sie die Einzigen, die sich konsequent dieser Verantwortung stellen. Im Wahl-programm heißt es:

„Aussiedler und Heimatvertriebene – ein Ge-winn für unser Land

CDU und CSU bekennen sich zur Geschichte al-ler Deutschen, auch zur Solidarität mit den Deut-schen, die wegen ihrer Volkszugehörigkeit ein be-sonders schweres Kriegsfolgeschicksal zu erleiden hatten. Um die Erinnerung an das Leid der Heimat-vertriebenen wachzuhalten, wollen wir den Welt-flüchtlingstag am 20. Juni um das Gedenken an die Vertriebenen erweitern und ihn künftig auf natio-naler Ebene begehen.

Die erfolgreiche Eingliederung von Millionen Hei-matvertriebenen und später von Millionen Aussied-lern ist Ausdruck der solidarischen Leistung aller Deutschen. Ohne die Vertriebenen wäre der Wie-deraufbau unseres Landes nach dem Zweiten Welt-krieg so nicht gelungen. Aussiedler sind mit ihrem Können, ihrem Fleiß und ihrer kulturellen Tradi-tion ein Gewinn für unser Land. Das kulturelle Erbe der Heimatvertriebenen und Aussiedler ist heute ein selbstverständlicher und wertvoller Teil unserer Identität.

Kulturerbe der deutschen Vertriebenen

Das deutsche Kulturerbe im östlichen Europa ent-faltet heute an vielen Orten eine verbindende Kraft. Wir wollen zusammen mit den Vertriebenen und ihren Verbänden das Kulturerbe der historischen deutschen Ost- und Siedlungsgebiete als feste Be-standteile der deutschen Kulturnation und Teil der europäischen Identität verankern. Wir haben es des-halb deutlich stärker gefördert und wollen es auf eine zukunftssichere Grundlage stellen.

Den Ausbau des Dokumentationszentrums der „Stif-tung Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ in Berlin wollen wir zügig vorantreiben. Das Zentrum soll das Schicksal der Heimatvertriebenen und die Hin-tergründe von Flucht und Vertreibung im 20. Jahr-hundert dokumentieren sowie dazu beitragen, Ver-treibungen in Gegenwart und Zukunft weltweit zu ächten. Weitere Projekte, die sich für Aussöhnung und Völkerverständigung einsetzen, wie beispiels-weise das Sudetendeutsche Museum in München, wollen wir weiterhin unterstützen.

Page 8: Deutsche Umschau 3-2013

8 Deutsche Umschau 3-2013

Geschichte

1813 – Die Befreiungskriege: Geschichte und ErinnerungEine Tagung der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen

Im Jahre 2013 jährt sich zum 200. Mal der Beginn der Befreiungskriege gegen die na-poleonische Vorherrschaft in Mitteleuropa. Die Russlandkatastrophe des Napoleons I. mit dem unerwartetem Untergang sei-ner „Grande Armée“ hatte die Grundlage dafür geschaffen, dass sich Deutschland und mit ihm auch Europa am Ende von der Fremdherrschaft befreien konnten. Zu-gleich bildete die Volkserhebung von 1813 den Ausgangspunkt für die Nationalbewe-gung der Deutschen, die in vielfacher Weise grundlegend für unseren heutigen Staat wurde. Umso irritierender ist das verbrei-tete Schweigen von deutscher Politik und deutscher Öffentlichkeit zu all den 200. Jahrestagen der Ereignisse von 1813, die in diesen Monaten anstanden oder noch an-stehen: Zu der Konvention von Tauroggen vom 30. Dezember 1812, zum Beschluss der Stände Ostpreußens, die Landwehr gegen die Franzosen aufzustellen vom 7. Februar 1813, zu dem Aufruf, den König Friedrich Wilhelm III. von Breslau aus am 17. März 1813 „an mein Volk“ richtete … Keine Brief-marke, kein Staatsakt, nicht einmal eine parlamentarische Gedenkstunde.

„Die Nation schämt sich ihrer Geburt“, be-merkte dementsprechend Hans-Günther Parplies, Vorsitzender der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen, Bonn, ein-gangs der historischen Fachtagung, zu der die Kulturstiftung gemeinsam mit der Stif-tung Gerhart-Hauptmann-Haus, Düssel-dorf, nach Königswinter am Rhein geladen hatte. Unter der wissenschaftlichen Leitung von PD Dr. Winfrid Halder nahm sich die Tagung vor, Voraussetzungen, Verlauf und Ergebnisse des Jahres 1813 zu erörtern sowie nicht zuletzt literarische und historiogra-phische Spiegelungen der Ereignisse vorzu-stellen. Mit dieser Thematik reihte sich die Tagung ein in die Aktivitäten ostdeutscher Kulturinstitutionen, welche als einzige die Befreiungskriege zum Anlass für beacht-liche Ausstellungen samt umfangreichem Begleitprogramm genommen hatten, des Oberschlesischen Landesmuseums in Ra-tingen-Hösel und des Hauses Schlesien in Königswinter-Heisterbacherrott.

Dr. Halder betonte einführend die immense Bedeutung des Jahres 1813 nicht nur für das Deutschland des 19. Jahrhunderts, des-sen territoriale Gestalt einschließlich der

Bildung des Nationalstaates von den Er-gebnissen der Befreiungskriege in weitem Umfang bestimmt wurde, sondern auch für das Deutschland der Gegenwart, das sich in seiner Staatssymbolik bewusst hie-rauf bezieht. Gleichwohl schienen die von den Volksbewegungen unterstützten Kriege der europäischen Staaten zunächst ein le-diglich äußerer Erfolg zu sein: Zwar gelang es, das Joch Napoleons, dessen anmaßende frankreichzentrierte Europaidee abzuschüt-teln, doch leiteten beim folgenden Wiener Kongress die alten Kräfte umgehend eine

Rückkehr zum status quo ante der Fürsten-herrschaft ein, machten sie die Hoffnun-gen der jungen, auf Volkssouveränität ab-zielenden Nationalbewegungen zunichte. Der Befreiung nach außen entsprach so-mit keine Freiheit im Inneren. Diese Zu-sammenhänge stellte in einem zentralen Referat Prof. Dr. Tilman Mayer, Politik-wissenschaftler an der Universität Bonn, heraus. Zukunftsweisend waren jedoch die Reformprozesse, die noch in der Zeit der napoleonischen Vorherrschaft in den euro-päischen Staaten angestoßen wurden, dies am eindrucksvollsten im zum Kleinstaat degradierten Preußen. Von Ideen der Auf-klärung und Revolution beeinflusst berei-tete die umfassende preußische Reform-politik – hier seien für den zivilen Bereich

nur die Namen Stein und Hardenberg, für den militärischen Scharnhorst und Gnei-senau genannt – den Boden für eine spek-takuläre Wiedererstarkung und damit für eine über den Sieg über Napoleon hinaus-wirkende Modernisierung. Auch wenn die Zeit der Bildung demokratischer National-staaten noch nicht gekommen war, jeden-falls nicht in Deutschland, waren die Vor-aussetzungen dafür geschaffen, dass innere Reformen, Demokratie und Nation zu-sammengedacht werden konnten. Die in der Folge sich formenden Nationen ste-

hen, wie Mayer betonte, keineswegs nur für Völkerfeindschaft, sondern auch für Völkerfreundschaft. Die Souveränität der Nation in Freiheit und Selbstbestimmung sind ein hohes Gut und Erbe der Zeit der Befreiungskriege, das es zu bewahren gilt.Auf einzelne Protagonisten der Zeit gin-gen verschiedene Referate ein. So zeichnete der Militärhistoriker Dr. Thomas Lindner, Bonn, den bewegten Lebensweg von Au-gust Neidhardt von Gneisenau nach, der 1807 von König Friedrich Wilhelm III. in die Militärreorganisations-Kommission be-rufen wurde, der vehement für sein Ideal eines selbstbewussten, patriotischen Volkes eintrat, das seine Verteidigung selbst orga-nisiert. Gneisenau forderte radikale Refor-men wie die allgemeine Wehrpflicht, die

In der Schlacht bei Großbeeren am 23. August 1813 erstürmt das Kolberger Landwehr-Regi-ment den Kirchhof. Im Hintergrund die zerstörte Kirche. Auch russische Truppen nahmen an der Schlacht teil. Farbdruck nach einem Entwurf von Carl Roechling (um 1900)

Page 9: Deutsche Umschau 3-2013

9Deutsche Umschau 3-2013

Geschichte

Abschaffung von Adelsvorrechten und re-alistische Gefechtsausbildung. Manches, wie ein „Volkskrieg“ im Sinne eines allge-meinen Guerillakrieges der Landwehr, ging dem König und den anderen Reformern in-des zu weit. Gneisenau zeigte sich als glän-zender Stratege bei der Völkerschlacht bei Leipzig. Die Schlacht bei Waterloo bildete den End- und Höhepunkt seines Wirkens. Heute gelten die von ihm mitentwickelten Reformen als eine der Säulen des Selbstver-ständnisses der Bundeswehr. Mit der Ge-stalt der Königin Luise von Preußen be-schäftigte sich Karin Feuerstein-Praßer, Köln. Die Bedeutung Luises liegt dem-nach nicht nur in ihrem – vor allem im Atmosphärischen erfolgreichen – Einsatz für die Interessen des darniederliegenden Preußen, etwa bei der berühmten Begeg-nung mit Napoleon in Tilsit von 1807, son-dern mehr noch in ihrer mythischen Verklä-rung nach dem frühen Tode im Jahre 1810, die sie in weiten Bevölkerungskreisen zu ei-ner säkularen Schutzpatronin Preußens in den Befreiungskriegen und im weiteren 19. Jahrhundert werden ließ.

Mit König Friedrich August I. von Sachsen lenkte Dr. Winfrid Halder exemplarisch den Blick auf eine Persön-lichkeit, die „auf der Verliererseite“ stand, der sich von Napoleon eine Stärkung gegen die mächtigen preußi-schen Nachbarn ver-sprochen hatte und mit ihm scheiterte, der fast zwei Drittel seines Territoriums verlor. Immerhin unternahm Halder eine Eh-renrettung des Rheinbundfürs-ten, der sich redlich um das Wohl seiner Untertanen kümmerte und dem die Nach-welt verdient den Beinamen „der Gerechte“ verlieh. Von patriotischer Aufbruchsstim-mung, wie sie in Preußen zur Zeit der Be-freiungskriege herrschte, konnte ebenso wie in Sachsen auch am Rhein, im dem fran-zösischen Kaiserreich zugeschlagenen Ge-bieten links und den von Napoleons Gna-den etablierten Staaten rechts des Stroms, kaum die Rede sein. Gemäß Dr. Bettina Severin-Barboutie, Gießen, empfand man dort die französische Herrschaft bzw. Be-vormundung nur bedingt als Fremdherr-schaft, wusste man deren Vorteile, etwa die Einführung des modernen, „feudale“ Pri-vilegien beseitigenden Code Civil, wohl zu

nutzen. Vereinzelt auftretende Aufstände richteten sich gegen als übermäßig emp-fundene Kontributionen und Aushebun-gen, stellten die französische Herrschaft jedoch nicht grundsätzlich in Frage. Die Beiträge von Halder und Severin-Barbou-tie belegten mithin Preußens Vorreiterrolle hinsichtlich des Strebens nach einer einheit-lichen deutschen Nation.

Als „Herolde der Befreiung“ wurde im Rah-men einer von Dr. Hajo Buch eindring-lich gestalteten abendlichen Lesung, der Sachse – immerhin – Theodor Körner so-wie der Vorpommer Ernst Moritz Arndt vorgestellt, die mit ihren Liedern, Gedich-ten und Texten leidenschaftlich zum Frei-heitskampf gegen die napoleonische Fremd-herrschaft aufriefen. Während Körner jung als Angehöriger des Lützowschen Freikorps fiel, stand Arndt noch ein langes Leben als Wissenschaftler und Publizist bevor, in dem er ob seiner Freiheitsliebe sowohl Verehrung als auch Verfolgung erfahren sollte. Wie man die Befreiungskriege gegen Ende des 19. Jahrhunderts bewertete und li-terarisch verarbeitete, machte die Vorfüh-

rung der Verfilmung des einst vielgelesenen und heute ver-

gessenen Romans von Hermann Sudermann „Der Katzensteg“ deutlich. Unter ande-rem anhand des Um-gangs mit nach den „Helden“ der Befrei-ungskriege benannten Straßen machte Dr. Gerd Fesser, Jena, die

Wandlungen der Ge-schichtspolitik in Ost und West, sprich in der SBZ/

DDR und der Bundesrepub-lik, anschaulich. Wurden Scharnhorst, Blü-cher und Gneisenau in Mitteldeutschland zunächst als Vertreter des preußischen Mi-litarismus geächtet, ihre Namen aus dem Stadtbild getilgt, so erfolgte noch in den 1950er Jahren eine Umwertung, sah man in ihnen fortschrittliche Kräfte im Sinne des Sozialismus und ehrte man sie, u.a. mit eigenen Briefmarken. In der Bundesrepu-blik gab es keine Ächtung, erinnerte man sich ihrer nicht zuletzt in Rahmen militä-rischer Traditionspflege, doch erlahmte die wissenschaftliche Beschäftigung mit ihnen mehr und mehr.

Bemerkenswert – und dies war nicht zu-letzt Anlass für die Kulturstiftung der

Theodor Körner (1791-1813) Er fiel 1813 im Lützowschen Freikorps und wurde zur patriotischen IdentifikationsfigurDas Eiserne Kreuz (Bild links) wurde vom preußischen König Friedrich Wilhelm III. am 10. März 1813 in Breslau für den Ver-lauf der Befreiungskriege gestiftet

deutschen Vertriebenen und der Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus zur Ausrich-tung der Tagung – ist der „ostdeutsche“ Anteil am Geschehen des Jahres 1813. Dies betrifft zum einen die handelnden Perso-nen mit ihren starken Verbindungen zu den östlichen preußischen Provinzen, also die den Wiederaufstieg ermöglichenden Refor-mer, die zur Erhebung gegen die Fremd-herrschaft aufrufenden Intellektuellen und die die Armeekorps anführenden Militärs. Speziell die schlesischen Verbindungen hob Dr. Stefan Kaiser, Oberschlesisches Lan-desmuseum, zur Einstimmung in den Be-such der glänzend bestückten Ausstellung zu 200 Jahren Befreiungskriege „Das Va-terland ist frey“ hervor.

Mit dem Ausstellungsbesuch endete die gut besuchte Tagung zu einem Wendepunkt deutscher Geschichte, den aus Rücksicht-nahme gegenüber unseren Freunden im westlichen Europa zu verschweigen als gänz-lich unnötig erscheint. Schließlich geht es doch heute keineswegs um eine antifranzö-sische oder antieuropäische Disposition, für die die Befreiungskriege in früheren Zeiten herhalten mussten, sondern allenfalls um eine antinapoleonische. In Frankreich be-trachtet man die ambivalente Gestalt des Empéreur im Übrigen nicht weniger kri-tisch als in Deutschland.

Ernst Gierlich

Page 10: Deutsche Umschau 3-2013

10 Deutsche Umschau 3-2013

Grenzüberschreitende Arbeit

Begegnung und Verständigung standen im Mittelpunkt einer 7-tägigen Reise von 7 Ver-tretern des Kreisverbandes Waldeck-Fran-kenberg im „Bund der Vertriebenen“ (BdV) zu den Karpatendeutschen in der Slowakei. Der Kreisvorsitzende des BdV Manfred Kreuzer hatte diese Fahrt angeregt anläss-lich des Besuchs der Karpatendeutschen aus Einsiedel an der Göllnitz bei der Kyffhäu-serkameradschaft Arolsen-Mengeringhau-sen im August 2011.Nach der Fahrt nach Oberschlesien im Mai 2012 war dieses die 2.Fahrt auf Initiative des BdV. Veranstal-ter der Reise war das „Deutsch-Europäische Bildungswerk in Hessen e.V.“ (DEB) die mit insgesamt 38 Personen ein reichhaltiges Se-minarprogramm absolvierten.

Am ersten Tag wurde ein Zwischenauf-enthalt in Pressburg/Bratislava eingelegt. Der Deutsche Botschafter in der Slowa-kei, Dr. Axel Hartmann hatte in seiner Re-sidenz zu einem Empfang eingeladen. Auf seiner Terrasse direkt neben der Burg und dem slowakischen Parlamentsgebäude mit herrlichem Blick auf die Donau und die Stadt Pressburg gab er einen Bericht über

seine Tätigkeit und die deutsch-slowaki-sche Verständigungskultur.

Am zweiten Tag standen bei einem Be-such der deutschen Minderheitsschule in

BdV-KV Waldeck mit dem DEBW in der Zips

Pressburg Vorträge aus der deutschen Prosa und Poesie aus dem Landeswettbewerb auf dem Programm.

Nach dem Besuch in der Begegnungsstätte des Karpatendeutschen Vereins (KDV) und einem Vortrag von Prof. Dr. Otto Sobeck, dem Ersten Vorsitzenden des KDV über die Resonanz der deutsch-slowaki-schen Verständigung im In-und Ausland wurde die Reise in die Ostslowakei ca. 400 km nach Zip-ser Neudorf(Spisska Nova Ves)fortgesetzt.

Der dritte Seminar-tag begann mit dem Empfang in der UNESCO-Weltkul-turerbestatt 2009 Leutschau/Levocova.Der Bürgermeister Miroslav Vilkovsky berich-tete im Rathaus der Stadt über das gemein-same geschichtliche und kulturelle Erbe und die Denkmalpflege im neuen Stil der euro-päischen Einigung.

Die Besichtigung des „SlowakischenVati-kan“ bzw.der Zipser Burg war am Nach-mittag der Höhepunkt des Tages.

Nach der Rückreise nach Zipser Neudorf in

das Hotel Metropol gab es einen Vortrag des stellvertretenden Bürgermeisters über die Stadtentwicklung sowie einen Vortrag vom Vorsitzenden der Karpatendeutschen Asso-ziation Jan König über die Unterstützung der klein-und mittleren Privatunternehmen. Für den gemütlichen Teil des Abeds sorg-ten der Männerchor „Bergknappschaft“.

Der nächste Tag führte die Gruppe nach K ä smark /Kezmarok. Nach dem Empfang im Rathaus durch den Bürgermeister Igor Sajtlava und seinem Vortrag über den wirtschaftlichen und sozialen Fortschritt der Stadt gab es vor

dem gemeinsames Mittagessen im Begeg-nungszentrum der Karpatendeutschen noch einen Besuch in der bilingualen Schule.Nach der Stadtführung mit Besichtigung der Holzkirche berichtete nach dem ge-meinsamen Abendessen der Bürgermeis-ter der Stadt Weilburg Hans-Peter Schick über die Ergebnisse und Perspektiven der Städtepartnerschaft Käsmark/Weilburg.

Am vierten Tag fand ein Besuch des Gym-nasiums in Göllnitz/Gelnica statt. Nach musikalischen Darbietungen wurde über den Jugendaustausch mit einer Partner-Bil-dungseinrichtung in Deutschland referiert. Anschließend empfing die Bürgermeisterin Marietta Helcmanova mit dem Karpaten-deutschen Frauenchor der Gemeinde die Reisegruppe im Bergbaumuseum. Nach der Begrüßung und der Besichtigung des Museums gab es ein gemeinsames Mittages-sen mit den Karpatendeutschen. Anschlie-ßend erfolgte die Weiterfahrt nach Einsie-del an der Göllnitz/Mnisek nad Hnilkom. Der Empfang durch die Erste Vorsitzende KDV Ema Cölder, Erika König, Regions-vorsitzende und dem Bürgermeister Ludovit Kujnisch fand in der Begegnungsstätte des Karpatendeutschen Vereins statt. Es folgten ihre Referate über den Aufbau des Vereins bzw. der Gemeinde nach der Wende und die Entfaltung der Demokratie mit Betei-ligung der deutschen Minderheit.

H a r t m u t G o t t s c h l i n g ,

Reisegruppe bereiste die Ost-Slowakei

Reisegruppe aus Waldeck-Frankenberg,v.l.Josef Keidel,Rudolf Weag,Heidrun Keidel,Helge Gottschling,Hartmut Gottschling.Manfred Kreuzer,Arne Gottschling.

In der Patenschaftsurkunde heißt es: „Wir besiegeln unse-re Verbundenheit mit dieser Partnerschaftsurkunde.Sie

soll Zeugnis ablegen von dem Brückenschlag zwischen Hei-

matverbliebenen und Heimat-vertriebenen und der Solidari-tät untereinander in unserem gemeinsamen Haus Europa.“

Page 11: Deutsche Umschau 3-2013

11Deutsche Umschau 3-2013

Anzeigen

BdV-Kreisvorstandsmitglied und Zweiter Vorsitzender der Kyffhäuserkameradschaft Arolsen-Mengeringhausen überreichte an-lässlich der 20-jährigen Partnerschaft zwi-schen den Kyffhäusern aus Arolsen-Men-geringhausen und dem KDV Einsiedel eine Partnerschaftsurkunden an Ema Cölder und Ludovit Kujnisch. Gottschling: „Wir besiegeln unsere Verbundenheit mit die-ser Partnerschaftsurkunde.Sie soll Zeugnis ablegen von dem Brückenschlag zwischen Heimatverbliebenen und Heimatvertriebe-nen und der Solidarität untereinander in unserem gemeinsamen Haus Europa“ An-schließend dankte seinem Kameraden Ru-dolf Weag der in Einsiedel geboren ist, das er die Verbindung zu seiner Heimat und den Menschen nie aufgegeben hat und im 90.Lebensjahr seinen 24.Besuch nach dem Krieg in Einsiedel absolviert.

Der Pfarrer der Evangelisch-Lutheri-schen Kirchengemeinde Jan Sabanosch hatte zu einem Besuch der Kirche ein-geladen. Nach dem Gebet gab der ört-liche Posaunenchor(der einzige in der Slowakei) ein Konzert teilweise im Ein-klang der Kirchenorgel, gespielt vom Kan-tor Jan König. Es war ein beeindrucken-des Erlebnis. Anschließend erfolgte ein

Deutsch-Slowakischer Begegnungsabend mit 80 Teilnehmern im Saal des Rathauses sowie ein Kulturprogramm mit Tanz in der Begegnungsstätte. Es war der letzte Abend in der Ostslowakei. Am nächsten Tag be-gann die Rückfahrt Richtung Heimat. Es wurde wieder in Pressburg ein Zwischen-aufenthalt eingelegt.Im Museum der Kultur der Karpatendeut-schen wurde die Reisegruppe vom Mu-seumsdirektor Dr. Ondrej Pöss und von Prof. Dr. Otto Sobeck begrüßt. Nach der Museumsbesichtigung erklärte Prof. So-beck bei der Stadtrundfahrt zum Hotel die wirtschaftlichen Veränderungen nach der Wende im Bereich der Stadt Pressburg. Bei der anschließenden gemeinsamen Ab-schlussbegegnung mit den Karpatendeu-schen aus Pressburg erläuterten Mitglieder des Karpatendeutschen Jugendvereins ihre Pläne der Regionalaktivitäten zum „Wohle der Minderheit zum harmonischen Mitei-nander im Lande.“

Die Reisegesellschaft bedankte sich beim Seminarleiter Georg Stolle für die profes-sionelle und sehr gute Leitung sowie bei der Geschäftsführerin des DEBW Bertha Wies für die vorbildliche Abwicklung des Seminars.

Der Bundesausschuss des Bundes der Ver-triebenen hat auf seiner jüngsten Sitzung beschlossen, sich weiterhin für eine huma-nitäre Geste gegenüber deutschen Zwangs-arbeiterinnen und Zwangsarbeitern und die Einführung eines Gedenktages an die Op-fer von Flucht und Vertreibung einzusetzen.Wir halten an unserer Forderung nach ei-ner humanitären Geste gegenüber deut-schen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsar-beitern fest. ... Eine Geste der Anerkennung für die Überlebenden der unmenschlichen und brutalen Haft- und Lagerbedingungen mit ihren dauerhaften seelischen und kör-perlichen Folgeschäden steht immer noch aus. Schon in dem von der CDU/CSU-Bun-destagsfraktion im Jahre 2003 eingebrach-ten Antrag zur Entschädigung deutscher Zwangsarbeiter, dem sich später auch die FDP angeschlossen hat, wird dies richti-gerweise zum Ausdruck gebracht.Wir fordern, endlich eine gesetzliche Grundlage für eine humanitäre Geste in Form einer Einmalzahlung für alle diejeni-gen Personen zu schaffen, die als Opfer von

BdV-Bundesausschuss will Zwangsarbeiter-entschädigung und Gedenktag

Gewalt und Willkür zur Zwangsarbeit he-rangezogen wurden. Dabei sollen auch die außerhalb der Bundesrepublik Deutschland noch lebenden betroffenen Deutschen ein-bezogen werden. Das hohe Alter der von der Verschleppung und Ausbeutung Betroffe-nen erfordert eine zügige Lösung.Zum Zeichen der Verbundenheit mit den deutschen Heimatvertriebenen und in An-erkennung ihres Beitrages zum Aufbau Deutschlands und zum friedlichen Mit-einander in Europa ist es überfällig, einen „Nationalen Gedenktag“ einzurichtenBislang haben alle Bundesregierungen den Beitrag der deutschen Heimatvertriebenen zum Aufbau Deutschlands und Europas ge-würdigt. Die Einrichtung eines Nationalen Gedenktages wäre jedoch für die Betroffe-nen ein sichtbares Zeichen der Solidarität mit ihrem Schicksal. Für die Bundesrepu-blik wäre es die Erfüllung einer selbstver-ständlichen Pflicht, der ein Land gegenüber den Opfern unter seinen Staatsbürgern im Rahmen seiner Gedenkkultur nachkom-men muss. ...

Page 12: Deutsche Umschau 3-2013

12 Deutsche Umschau 3-2013

Kultur

Die Tanzgruppe „Fröhlicher Kreis“ mittendrinDie 50. Europeade fand im thüringischen Gotha statt.

Eben haben sie noch getanzt. Und heute hängen die Weißzeuge, Bänder, Hemden und Unterröcke schon wieder nach dem Waschen auf der Trockenleine. Vom 17.-22.Juli 2013 nahm „Der Fröhliche Kreis“ zusammen mit vielen anderen Tanz-und Trachtengruppen an der diesjährigen Eu-ropeade in Gotha teil. Diese 50. Europeade war etwas ganz Besonderes. In Gotha tra-fen sich 5441 TänzerInnen, MusikerInnen,

TrachtenträgerInnen… Vom „Fröhlichen Kreis“ fuhren 29 Teilnehmer zu dieser Ju-biläumseuropeade. Aus allen schlesischen Gruppen nahmen diesmal über 100 Per-sonen teil. In unseren schönen Riesenge-birgstrachten und bei viel Musik und Tanz wurden wir sehr häufig auf die wunder-schöne Stickerei, unsere Tänze und Mu-sik angesprochen.

Auch die Siebenbürgen, Pommern und Sudeten waren in ihren schönen Trach-ten wieder bei der Europeade vertreten. Und natürlich die ganzen anderen europä-ischen Regionen, sodass es wieder einmal ein prächtiges buntes und fröhliches Mit-einander gab. Insgesamt wurden 201 Re-gionen aus ganz Europa vertreten. In den Straßen oder zum Europeadeball tanzte die Lettin zusammen mit dem Spanier zu der Musik, die irische und deutsche Musi-kerInnen gemeinsam machten. Die Eski-mos aus Grönland klatschten dazu in ihrer Robbenfelltracht und die Kinder der Zu-schauer hopsten daneben im Takt. In der stimmungsvollen und gemütlichen Altstadt von Gotha war einfach alles drin. Jung und Alt, Groß und Klein, mit Tracht und ohne Tracht trafen sich zum gemeinsamen tan-zen, musizieren und feiern. Die Gruppen aus Gotha und Umgebung hatten Gäste, die

mehr als 1000 Kilometer angereist waren.

Wer jetzt denkt, einfach Tracht tragen reichte aus, der sieht nur einen Bruchteil des Engagements, welches alle TänzerInnen und MusikerInnen leisten aus. Der „Fröhli-che Kreis“ war diesmal in der Turnhalle ei-ner Schule in der Stadt untergebracht. Wir teilten uns die Turnhalle mit der Braun-schweiger Gruppe und die Schule mit al-len anderen schlesischen Gruppen. Nach dem Frühstück startete unser Programm. Die Großgruppe der Schlesier hatte Stra-ßenauftritte, einen Chorauftritt beim Chor-und Musikabend und einen großen Auftritt im Stadion in der Abschlussveranstaltung. Die Schlesier sind Gründungsmitglieder der Europeade und alle Gründungsmitglieder wurden auch entsprechend geehrt.

An zwei Tagen hatten wir morgens noch Chor- bzw. Tanzprobe. Aber danach haben wir die Tracht angelegt und sind in die Stadt gegangen. Stadtrundgang, Tanz in den Stra-ßen, Treffen mit den befreundeten Grup-pen oder Zusehen bei den anderen europä-ischen Gruppen macht uns einfach immer Spaß. Und gemeinsame Pausen im Kaffee mit einem anschließenden Tänzchen run-den die Aktionen ab. Bei schönstem Som-merwetter tanzten wir im Schlosspark von Schloss Friedenstein mit unseren baskischen

Freunden und hielten gemeinsam ein Pick-nick ab oder zogen mit unseren französi-schen und russischen Freunden durch die Stadt. Es ging von Hauptmarkt über den Buttermarkt und Neumarkt.

Während dieser Zeit mussten wir

interessierten Zuschauern und Teilnehmern auch immer unsere Tracht und Herkunft erklären. Besonderes Aufsehen erregte da-bei unsere kostbare Weißstickerei auf den Weißzeugen. Sehr oft blieben wurden die Schürzen ausgebreitet und die Stickerei auf den Tüchern präsentiert. Beim Mittages-sen waren rote Soßen oder Erbsen-Möh-rengemüse die Herausforderung schlecht-hin. Und Kaffee- oder Kakaoflecken hätten beim gemeinsamen Kaffeetrinken passieren können. Aber alle unsere Mädchen bestan-den diese Prüfungen und so waren wir im Weißzeug den ganzen Tag präsentabel. Am Abend fand immer ein besonderes Europea-deprogramm statt.

Der Abend der Region, Eröffnungsveran-staltung, Chorabend, Europeadeball und Abschlussveranstaltung wechselten sich ab. Auch zu diesen offiziellen Europeadeveran-staltungen gingen wir in Tracht. So kommt es, dass wir morgens die Tracht anlegten und erst am Abend vor dem Schlafenge-hen ablegen.

Jeder einzelne von uns hat seinen Einsatz als schlesischer Tracht-und Kulturbotschaf-ter bei dieser 50. Europeade in Gotha mit Freude geleistet. Mit einem Lächeln im Ge-sicht und vielen schönen Erinnerungen geht es für uns alle jetzt wieder in den Alltag.

Und wir freuen uns schon auf die nächste Europeade, die 2014 in Kielce (PL) statt-finden wird. Dann sind hoffentlich auch unsere Freunde aus Grönland, Frankreich, Spanien oder Russland wieder mit dabei.

Bernadette Glattki

Die schlesischen Teilnehmer der Europeade

Beim Festumzug

Page 13: Deutsche Umschau 3-2013

Redaktion: BdV-Landesverband NRW, Bismarckstr. 90, 40210 Düsseldorf, Tel. 0211/ 350 361, Fax 36 96 76, Mail: [email protected].

Die Redaktion freut sich über alle Berichte, Artikel, Termin-ankündigungen und Leserbriefe aus dem Bereich des Bauernver-bandes der Vertriebenen. Zu Berichten aus der Arbeit Ihrer Verbände vergessen Sie bitte aussagekräftige Fotos nicht.

3-2013

Fortsetzung Seite 16

Grenzen der Unabhängigkeit Grußwort auf der Mitgliederversammlung des Heimat verdrängten Landvolkes (HvL)

Lassen Sie mich mein Grußwort mit einem Merksatz beginnen, der da lautet: „Man muss das Wahre immer wiederholen, weil auch Irrtum um uns herum immer wieder gepredigt wird – und zwar nicht von Ein-zelnen, sondern von der Masse, in Zeitun-gen und Enzyklopädien, auf Schulen und Universitäten. Überall ist der Irrtum oben-auf, und es ist ihm wohlig und behaglich im Gefühl der Majorität, die stets auf sei-ner Seite ist.“

Eine der großen Gemeinsamkeiten des HvL und des BVdV ist der Kampf um das bäu-erliche Eigentum. Bei dem einem speziell in den neuen Bundesländern bei dem an-deren zusätzlich in den ehemaligen deut-schen Ostgebieten. Für den HvL und den BVdV ist das erschreckend große demo-kratische Defizit unserer Bundesrepublik nirgendwo sichtbarer geworden als bei der Problematik von Flucht, Vertreibung und Verbannung aus dem Heimatkreis mit der in diesem Zusammenhang stehenden ent-schädigungsloser Enteignung und Ermor-dung oder Verhaftung der Eigentümer und

ihrer Familien. Sie gingen teilweise einher mit der Diskriminierung vor allem unmit-telbar vor und nach der Wende und in ab-geschwächter Form auch heute noch.

Gestatten sie mir dies an einem Beispiel deutlich zu machen, das sich in diesen Ta-gen vor knapp 10 Jahren ereignete unter der rot-grünen Regierung Schröder/Fischer.

Die Bundesregierung und die polnische Re-gierung gaben im Jahre 2004 ein Gutach-ten in Auftrag mit dem Titel: „Gutachten zu Ansprüchen aus Deutschland gegen Po-len im Zusammenhang mit dem 2. Welt-krieg“ Prof. Dr. Jan Barcz und Prof. Dr. J. A. Frowein.

Zu den Autoren ist zu sagen, dass Prof. Fro-wein wissenschaftlicher Angestellter am Max-Planck-Institut für ausländisches öf-fentliches Recht und Völkerrecht, Heidel-berg und Prof. Barcz Jurist der Universität Warschau ist.

Die Bundesregierung als Exekutive hat die-ses Gefälligkeitsgutachten natürlich veröf-fentlicht und versagt seitdem jedem An-spruchsberechtigten den diplomatischen Schutz bei dem Kampf um sein Eigentum. Dies gilt auch für die heutige schwarz-gelbe Bundesregierung.Dieses Gutachten ließ jedoch die damalige Opposition in Gestalt der CDU/CSU-Frak-tion im Deutschen Bundestag im Jahre 2004 nicht ruhen. Es wurde auf Veranlassung der Arbeitsgemeinschaft Flüchtlinge, Ver-triebenen und Spätaussiedler unter Vorsitz von Jochen-Conrad Fromme ein Gutachten beim wissenschaftlichen Dienst des Bun-destages in Auftrag gegeben mit dem Titel: „Gutachten zur Rechtslage des im heutigen Polen entzogenen Privateigentums Deut-scher“, Autor war Univ. Prof. Dr. Eckart

Klein, Universität Potsdam. Prof. Klein war ebenso wie Prof. de Zayas über viele Jahre im Flüchtlingskommissariat der UNO in Genf beschäftigt.

Prof. Klein kommt in seinem Gutachten zu genau dem gegenteiligen Ergebnis, nämlich dass durch die Aussage des Bundeskanz-lers keine rechtsverbindliche Position ent-standen ist, da weder das Parlament noch die unabhängige Justiz sie eingehend ge-prüft und bestätigt haben. Das Ergebnis von Prof. Klein wird durch Prof. de Zayas bestätigt, der ebenfalls zu den langjähri-gen Mitarbeitern des UN-Flüchtlingskom-missariats gehört und seit 2012 UN-Son-derberichterstatter für die Förderung einer demokratischen und gerechten internatio-nalen Ordnung ist. Dieses Gutachten hat der Bundestag bis heute nicht in der Öf-fentlichkeit verbreitet oder gar zur öffent-lichen Nutzung frei gegeben.

Anmerkung der anwesenden Cornelia Behm MdB: „Der wissenschaftliche Dienst des Deutschen Bundestages arbeitet ausschließ-lich für die Abgeordneten auf deren An-frage. Seine Ergebnisse können nur nach Genehmigung durch die zuständige Bun-destagsfraktion, zu der der wissensbedürf-tige Abgeordnete gehört, und den Bun-destagspräsidenten veröffentlicht werden.“

Da der Bundestagspräsident bzw. die Bun-destagspräsidentin stets einer der regieren-den Parteien angehört, wird einer offiziellen Veröffentlichung nur selektiv zugestimmt. Es ist davon auszugehen, dass der damalige Bundestagspräsident Wolfgang Thierse als Gegner einer Vertriebenenpolitik die Veröf-fentlichung verweigert hat. Eine Recherche im Internet zeigt, dass andere Gutachten,

Page 14: Deutsche Umschau 3-2013

14 Deutsche Umschau 3-2013

Bauernverband

Landwirten das Selbstwertgefühl wiedergegebenMinisterin Lucia Puttrich (CDU) bei Feierstunde „50 Jahre landwirtschaftliche Nebenerwerbssiedlung“

Die Einweihung der Nebenerwerbssied-lung erfolgte fast auf den Tag genau vor 50 Jahren, erinnerte sich Otto R. Klösel, Vorsitzender der Nebenerwerbssiedler-Ge-meinschaft. Der damalige hessische Land-wirtschaftsminister Gustav Hacker weihte die größte Nebenerwerbssiedlung Deutsch-lands im Egelsbacher Wald ein.

Lucia Puttrich, Hessische Ministerin für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Ver-braucherschutz steht in der Reihe der Nach-folger von Gustav Hacker.

„Ich sage allen Dank, die der Siedler-Ge-meinschaft so lange die Treue gehalten ha-ben“ so die Ministerin in der Feierstunde im voll besetzten Gemeindesaal der evang. Martin-Luther-Gemeinde. Heute erinnere kaum noch etwas an die Anfänge, als den aus ihrer Heimat vertriebenen Landwirten auf den Grundstücken Gelegenheit gege-ben wurde, Kartoffeln und Gemüse anzu-bauen. Auch das Federvieh der Bürger ist

längst verflogen und die Hasen samt Stäl-len neben den Häusern mussten Platz ma-chen für Garagen. Für die Berufsgruppe der

Heimatvertriebenen, dass sie das Leben bereichert hätten, in die Vereine sei „neuer Wind“ gekommen. In der „Charta der deut-schen Heimatvertriebenen“ von 1950 hätten die Vertriebenen aller Gewalt abgeschwo-ren. „Bleiben sie zusammen, in guten und

weniger guten Zeiten“ wünschte Frank Lortz den Siedlern. Als Mitglied des Verwaltungsrats einer örtlichen Sparkasse kam er nicht mit leeren Hän-den. Sein „Mitbringsel“

nahm Otto R. Klösel gern entgegen.

Eine Überraschung gab es für die Ehren-gäste: Klösel übergab jedem eine Abbildung der Vertriebenen-Gedenksteine bestehend aus Isergebirgs-Granit, die auf einer klei-nen Anlage in Oberlinden ruhen und an Vertreibung und Eingliederung erinnern.

Mit einem Grußwort war die Landesbeauf-tragte der Hessischen Landesregierung für Heimatvertriebene und Spätaussiedler, Mar-garete Ziegler-Raschdorf, vertreten. Darin erinnerte sie, dass das Bauvorhaben vor 50 Jahren beispielhaft gewesen sei. Auszeich-nungen dafür hätte es bei verschiedenen Wettbewerben gegeben.

Das Blechbläserquartett der Musikschule Langen umrahmte die Veranstaltung mit Blasmusik vom Feinsten. Pia Henzel, Man-fred Rauch, Simon Schäfer und Moritz Lö-wenstein zuzuhören, war ein außerordent-liches Vergnügen.

Einen besonderen Applaus erhielt die Tanz- und Gesangsgruppe der „Egerland Ju-gend“ Offenbach, unter Leitung von Edith Zaschka-Domes. Einige Mitglieder hatten sich für den Auftritt in Oberlinden extra Urlaub genommen.

Mit dem Schlusswort „Dankbar rück-wärts – mutig vorwärts – gläubig auf-wärts“ verabschiedete Otto R. Klösel die Gäste. Der stellv. Vorsitzenden der Sied-lergemeinschaft Adeline Schultz, sprach er besonderen Dank für ihr jahrelanges Wirken aus und dem Vorsitzenden des Obst- und Gartenbauvereins Langen, Heinz-Georg Sehring, dankte Klösel für die treue Verbundenheit seines Verbandes zur Nebenerwerbssiedler-Gemeinschaft.

Norbert Quaiser

(V.l.n.r.) Otto R. Klösel, Vorsitzender der Nebenerwerbssiedler-Gemeinschaft Langen-Oberlinden, Frieder Gebhardt, Bürgermeister Langen, Lucia Puttrich, Hessische Ministe-rin für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Frank Lortz, Mitglied des Kreisausschusses Offenbach und Vizepräsident des Hess. Landtages, Margarete Wahler-Wunder Stadtverordnetenvorsteherin Langen, Norbert Quaiser, BdV-Öffentlichkeitsrefe-rent Hessen

vertriebenen Landwirte sei ein Neuanfang besonders schwer gewesen. Mit dem Boden unter den Füßen, habe man ihnen in Ober-linden auch ihr Selbstwertgefühl wiederge-geben, erklärte Frau Puttrich.

Oberlinden sei ein begehrtes Wohngebiet, urteilte Langens Bürger-meister Frieder Gebhardt (SPD) und sprach vom grünen Stadtteil, über den Besucher ins Schwär-men kämen. Sozusagen in den Wald geplant, entstand im ersten Bauabschnitt auf einer Fläche von rund 65 Hektar neuer Wohnraum für 5.000 Men-schen. Anfang der 60er Jahre waren es be-reits 22.000 Einwohner. Das Erfolgsrezept nach Gebhardt: die Vertriebenen spürten, dass geteiltes Leid halbes Leid bedeutet und dass alle nur ein Ziel vor Augen hat-ten, sich in Oberlinden eine neue Heimat aufzubauen.

Frank Lortz (CDU) Mitglied des Kreis-ausschusses Offenbach und Vizepräsi-dent des Hess. Landtages, bestätigte den

„Dankbar rückwärts – mutig vorwärts – gläubig aufwärts“

Page 15: Deutsche Umschau 3-2013

15

Gelbe Riesen auf dem Acker

Riesige runde oder eckige Strohballen liegen zurzeit auf den Stoppelfeldern. Ein großes Exemplar kann bis 300 Kilogramm auf die Waage bringen, teilt die Landwirtschafts-kammer Nordrhein-Westfalen mit.

Die je Hek-tar anfallende St rohmenge entspricht im Durchschnitt der 1,2-fachen Kornmasse. Bei einem Kornertrag von acht Tonnen je Hek-tar erntet der Landwirt durchschnittlich neun Tonnen Stroh. Während die Bergung von kleineren Strohballen oft Handarbeit erfordert und hierfür mehrere Arbeitskräfte nötig sind, kann der Transport der großen Ballen von einer Arbeitskraft bewältigt wer-den. Hierzu nimmt der Landwirt die Bal-len mit der Frontgabel des Schleppers auf und transportiert sie zur Lagerstätte. Die Ballen werden als Einstreu im Stall verwen-det. Dort können die runden Ballen ein-fach, wie ein Teppich, abgewickelt und an-schließend mit der Gabel verteilt werden.

Düsser Wühlturm für Schweine

Seit Jahren beschäftigen sich Mitarbeiter der Landwirtschaftskammer im Landwirt-schaftszentrum Haus Düsse intensiv mit der Frage, in welcher Form Schweinen Beschäf-tigungsmaterial angeboten wer-den kann. Ak-tuell wurde ein System entwi-ckelt, das sowohl die gesetzlichen Anforderungen erfüllt als auch den Ansprüchen der land-wirtschaftlichen Praxis gerecht wird.

Die Forderung nach erkundbarem, beweg-lichem und veränderbarem Beschäftigungs-material wird erfüllt. Gleichzeitig wird den Tieren loses Material wie zum Beispiel Stroh zur Verfügung gestellt, um ihrem Wühl- und Spieltrieb nachgehen zu können. Die Tiere können sich das entsprechende Mate-rial aus einem einstellbaren Spalt auf einem erhöhten Podest am Boden herauswühlen und sich weiter damit beschäftigen oder es, je nach Material, auch auffressen.

Bauernverband

Umschau für den Landwirt

„Glaube, Hoffnung und Liebe“ diese – aus dem Paulus-Brief stammenden Worte – könnten als Überschrift über dem Leben von Dr. Franz-Josef Herrmann stehen, der im Alter von 88 Jahren am26. Juni 2013 im Kreise seiner großen Familie auf Gut Herr-mannshorst in Pulheim-Stommelerbusch , fern dem geliebten Ermland, verstarb.

Er wurde am 09. Novem-ber 1924 in Rößel geboren und wuchs auf dem elter-lichen Hof in Ostpreußen in der Nähe von Allenstein auf. Nach dem Abitur auf dem Gymnasium in Allen-stein wurde er zur Marine eingezogen und als Fähn-rich 1945 nach Eisenach entlassen.

Die Militärzeit, über die er selten in seinen Erzählun-gen berichtet hat, muss je-doch Eindrücke vermittelt haben, die für sein späte-res Leben prägend waren. Dazu gehörten sicherlich die Glaubenstiefe und der Wagemut nach der Zerstörung tat-kräftig am Wiederaufbau mitzuarbeiten.

Unmittelbar nach der Entlassung absolvierte er eine landwirtschaftliche Lehre in Thü-ringen und begann das Studium der Land-wirtschaft an der Friedrich-Wilhelms-Uni-versität in Bonn. Nach dem Diplomexamen schloss sich eine Assistentenzeit am

Institut für Obstbau der Universität an, das in der Promotion 1952 mündete. Nach Tätigkeiten für die Mannesmannregner GmbH und als Siedlungsreferent beim ka-tholischen Siedlungsdienst e.V. widmete er sich dem Aufbau und der Bewirtschaftung des Obstgutes Herrmannshorst in Pulheim-Stommelerbusch bei Köln.

Er heiratete 1960 Dorothea Groß aus Lan-genwiese. Mit acht Kindern lebten sie auf dem Obstgut in einer – für die heu-tige Zeit nur noch selten vorkommenden – Großfamilie.

Neben der eigenen Arbeit auf dem Be-trieb war Dr. Franz-Josef Herrmann auch als vereidigter Sachverständiger für die Landwirtschaftskammer Rheinland tätig und übte das Amt eines ehrenamtlichen

Landwirtschaftsrichters beim Amtsgericht Köln aus.

Schon früh übernahm er Ehrenämter im Berufstand, der Kirche und im lokalen Kommunalbereich.Er war 33 Jahre lang Vorsitzender des Erm-ländischen Landvolkes, seit 1963 Vorstands-

mitglied des Bauernver-bandes der Vertriebenen erst auf Landes- später auf Bundesebene. Beide Verbände ernannten ihn zum Ehrenmitglied. Fast bis zum Lebensende hat er diese Ehrenmitgliedschaft durch Teilnahme an den Vorstandssitzungen aktiv wahrgenommen.32 Jahre war er Mitglied der “Arbeitsstelle für Hei-matvertriebene (Nord) der deutschen Bischofskonfe-renz“. Diese war verbun-den mit der Mitgliedschaft im Sachausschuss Vertrie-benen- und Aussiedlerfra-

gen des Diözesanrates im Erzbistum Köln. Auf Bundesebene war er viele Jahre Mit-glied im Flüchtlingsrat der kath. Bischofs-konferenz .

Seinen persönlichen Verbindungen ist es zu verdanken, dass bei der Gründung von Sozialstationen und Verbänden der deut-schen Minderheit im Ermland/Ostpreußen und deren Unterstützung das Ermländische Landvolk und die katholische Bischofskon-ferenz Hand in Hand arbeiteten.

In diesem Zusammenhang muss auch sein Engagement für die katholische Landvolk-bewegung erwähnt werden, deren stellver-tretender Bundesvorsitzender er 8 Jahre war und die Mitarbeit im Arbeitskreis für Entwicklungshilfe verbunden mit der Mit-gliedschaft im Facharbeitskreis ländliche Entwicklung der Arbeitsgemeinschaft für Entwicklungshilfe (AGEH) der beiden gro-ßen deutschen Kirchen. Er war 25 Jahre stellvertretender Vorsitzender des Gemein-dekirchenrates in Stommelerbusch.

Als Ortsvorsitzender des Rheinischen Land-wirtschaftsverbandes hat er 29 Jahre lang der politischen Vertretung des Berufstandes

Im Herzen stets ein ErmländerZum Tode von Dr. Franz-Josef Herrmann

Dr. Franz-Josef Herrmann

Fortsetzung Seite 14

Page 16: Deutsche Umschau 3-2013

16 Deutsche Umschau 3-2013

Bauernverband

auf lokaler Ebene gedient und gehörte dem Agrar-Sozialen Arbeitskreis viele Jahre an.

Auch als Autor zahlreicher fachlicher Ver-öffentlichungen, Broschüren und Bücher über das Ermland hat er sich einen Na-men gemacht.

Dazu zählen:

• Fachliche Artikel zu Problemen der künstlichen Beregnung und Fragen der landwirtschaftlichen Siedlung und Eingliederung der heimatvertriebenen Landbevölkerung

• Herausgabe der Festzeitschriften „100Jahre Ermländischer Bauernver-ein“ und “Gottes Volk auf dem Wege – 750 Jahre Diözese Ermland“.

• Herausgabe des Buches “Das Ermlän-dische Landvolk baut an der Zukunft“.

Für sein unermüdliches ehrenamtliches En-gagement wurde Dr. Herrmann mit der Ver-leihung des Bundesverdienstkreuzes am 24. Mai 1991 ausgezeichnet.

Der Vorsitzende des ermländischen Land-volkes, Erich Behlau, würdigt Dr. Franz- Josef Herrmann mit den Worten:“ Seine Engagements waren erfolgreich. Vielfach

ist sein Name in Briefen, Berichten und Bü-chern zu finden. Mit allen Kräften setzte er sich bis zuletzt besonders für die Erm-landfamilie ein. Mit großer Hochachtung danken wir ihm für sein vielfältiges eh-renamtliches Wirken, besonders für die vertriebenen Ermländer. Seine Anregun-gen bei den zahlreichen Begegnungen ga-ben vielen Mut und Ansporn und brach-ten auch sichtbare Erfolge. Wir werden ihn nicht vergessen“.

Der Präsident des Bauerverbandes der Ver-triebenen hat in seinem Kondolenz-schrei-ben an die Witwe des Verstorbenen ebenfalls die Verdienste von Dr. Franz Josef Herr-mann wie folgt gewürdigt:“Gemeinsam mit Ihnen und Ihrer Familie trauern wir, der Vorstand und das Präsidium des Bauernver-bandes der Vertriebe-nen (BVdV) und alle Mitglieder, um den Heimgang Ihres Man-nes, der seit 1993 unser Ehrenmitglied war.

Seit 1965 hat er engagiert im Vorstand des BVdV mitgearbeitet, in den ihn damals Prä-sident Steves und Geschäftsführer Freiherr v. Schrötter berufen und die Mitglieder ge-wählt haben.

Dem Vorstand hat er somit nahezu 50 Jahre angehört und den Präsidenten Steves, Hofe-richter und Walter bei der Verbandsführung

Fortsetzung von Seite 15 gedient sowie alle Entscheidungen des Vor-standes mitgetragen. Als Repräsentant der Ermländer Bauern war sein Rat immer ge-fragt und sein Wort besaß Gewicht in der verbandspolitischen Diskussion.

Dass er immer einen klaren Blick für die Realität des politischen Lebens allgemein aber auch speziell für die vertriebenen Bau-ern hatte, mögen Sie aus jenem Satz ent-nehmen, den er in seinem letzten Brief vom 15. Juli 2012 an mich geschrieben hat:“ Die Aufgaben unseres Verbandes haben sich gewandelt, sie sind aber nicht erledigt.“ Im gleichen Schreiben erinnert daran, dass…“Die Beständigkeit und Wirksamkeit ei-nes Verbandes ist nur dann gewährleistet, wenn wir rechtzeitig – und es ist nach mei-ner Ansicht hohe Zeit – für eine Wachab-lösung sorgen.“

Wenngleich die Erlebnisgeneration immer mehr abnimmt, so bleibt es ein wichtiges Anliegen – auch des Verstorbenen – die Er-innerung an die deutsche Kultur und die deutschen Wurzeln im Ermland wachzu-halten. Diesem Wunsche von Dr. Franz-Josef Herrmann werden das Ermländische Landvolk und der Bauernverband der Ver-triebenen Rechnung tragen und ihm ein eh-rendes Andenken bewahren.

Arwed Blomeyer/Erich Behlau

die im Jahre 2005 erstellt – unter Beachtung des Urheberschutzes – freigegeben wurden.

Für mich als überzeugten Demokraten ist es allerdings äußerst unverständlich und verstößt meiner Ansicht nach gegen demo-kratische Grundregeln, wenn der Deutsche Bundestag, das in seinem Auftrag erstellte Gutachten unter Verschluss hält, obwohl das Gutachten vom damaligen Vorsitzen-der und Sprecher der CDU/CSU-Frakti-onsarbeitsgruppe Vertriebene, Flüchtlinge und Aussiedler und Mitglied des Frakti-onsvorstandes Jochen-Conrad Fromme ei-nigen Vertriebenenorganisationen persön-lich überreicht wurde.

Das geschilderte Handeln macht für mich deutlich, in welchen Abhängigkeiten die Legislative von der Exekutiven in der Bun-desrepublik steht, obwohl diese nach dem Grundgesetz nicht bestehen dürften. Es zeigt für mich, dass die Parteienbeeinflus-sung sowohl auf die Exekutive wie auch auf

die Legislative Formen angenommen hat, die den Bürgerwillen und seinem Rechts-empfinden zu wider handeln und die Par-teioberen nach Absprache ihren politischen Willen der einen wie der anderen Institu-tion aufzwingen und damit eine Gleich-schaltung schaffen, die – gemeinsam mit der Presse – als political Correctness“ ver-kauft wird.

Lassen sie mich in diesem Zusammenhang darauf hinweisen, dass es uns vertriebenen Bauern und deren Erben nicht ausreicht, nur die Erinnerungskultur dieses Staates an die Vertreibung zu unterstützen, den die Gruppe der vertriebenen Landwirte und Bauern ist unbestritten diejenige, die durch den Eigentumsentzug, den Berufsentzug und die fehlende – oder nur in Bruchtei-len ermöglichte – Wiedereingliederung in den Beruf am meisten gelitten hat.

Ich sage dies vor dem Hintergrund, dass eine Reihe von kleinen europäischen Staa-ten wie Lettland, Estland, Rumänien und

jetzt Serbien Restitutionsgesetzgebungen auf den Weg gebracht haben, die das entzo-gene Eigentum zurückgeben oder eine ad-äquate Entschädigung in Aussicht stellen.

Fragen von Flucht und Vertreibung und völ-kerrechtswidrige Enteignungen sind Verbre-chen gegen die Menschlichkeit, die nicht verjähren und sie sind eben keine ausschließ-lich deutsche Angelegenheit, sondern ist nach dem 2. Weltkrieg auch anderen euro-päischen Völkern zuteil geworden.

Darum zum Schluss nochmals Goethe:

Man muss das Wahre immer wiederholen, weil auch Irrtum um uns herum immer wieder gepredigt wird – und zwar nicht von Einzelnen, sondern von der Masse, in Zeitungen und Enzyklopädien, auf Schu-len und Universitäten. Überall ist der Irr-tum obenauf, und es ist ihm wohlig und behaglich im Gefühl der Majorität, die stets auf seiner Seite ist.

Arwed Blomeyer

Fortsetzung von Seite 13

Grenzen der Unabhängigkeit (Fortsetzung)

Page 17: Deutsche Umschau 3-2013

17Deutsche Umschau 3-2013

Kultur

Kulturtagung der Wolgadeutschen Büdingen, Sammelplatz der Auswanderung vor 250 Jahren

Fortsetzung auf Seite 18

Die Landsmannschaft der Wolgadeutschen gedachte mit ihrer Kulturtagung der Aus-wanderungswelle von Büdingen ins Zaren-reich vor fast 250 Jahren. Nachdem Zarin Katharina die Große 1763 in einem Aufse-hen erregenden Manifest zur Ansiedlung in neuen Kolonien an der Wolga einlud und dafür erhebliche Privilegien und Fördermit-tel versprach, zog es Tausende in die russi-schen Werbebüros.

Von Büdingen aus nahmen zahlreiche der großen, militärisch organisierten Trecks ih-ren Ausgang, welche die Auswanderer und ihre Habe per Wagen und die Flüsse hinab nach Lübeck führten, um von dort die Reise über die Ostsee nach dem russischen Ha-fen Oranienbaum fortzusetzen, von wo aus die Menschen erst Monate später ihr Ziel an der Wolga erreichten.

Eine besonders wichtige Quelle über die Zahl der Ausgewanderten bilden die im Heiratsregister der Büdinger Pfarrei ver-merkten Kolonistentrauungen, denn von März bis Juni 1766 gaben sich in der Ma-rienkirche 375 Paare das Ja-Wort, da die Zarin nur Verheirateten die Aufnahme ge-währte. Dass nicht die oft unterstellte „Wan-derlust“, sondern wirtschaftliche Not und soziale Zwänge vor allem junge Leute zur Emigration trieben, geht aus Personalak-ten hervor, die akribisch zu den Auswan-derungsgesuchen angelegt wurden.

„Bei den Planungen für die diesjährige Kul-turtagung sei man nicht von ungefähr auf Büdingen gekommen“ so der LWD-Bun-desvorsitzende Otto Kotke „ weil hier vor einem Vierteljahrhundert der schicksalhafte Lebensweg so vieler begann, sei Büdingen der richtige Tagungsort.“ In seinem Toten-gedenken beklagte der Bundesvorsitzende, „dass uns immer mehr Zeitzeugen verlas-sen“. Erfreulich sei jedoch der Eintritt jun-ger Leute in den Verband und das Entste-hen von Patenschaften. Sein Wunsch ist es, dass die Kulturtage dazu beitragen mögen, „die Geschichte zu vertiefen.“ Die nächste Zusammenkunft der Wolgadeutschen wird am 31. August am Gedenkstein in Wiesba-den-Biebrich sein.

Büdingens Bürgermeister Erich Spamer dankte in seinem Grußwort den LWD-Or-ganisatoren dafür, dass sie die Kulturtagung an den „Sammelplatz der Auswanderung an

die Wolga“ gelegt haben und so auf den Spu-ren der Vorfahren zurückgekommen sind. Der einheimische Historiker Dr. Klaus-Peter Decker habe das Geschehen um das „Russlandfieber“ ausführlich dokumentiert.

Johann Thießen, Vorsitzender der hess. Landmannschaft der Deutschen aus Russ-land (LMDR) und stellvertr. LMDR-Bun-desvorsitzender überbrachte Grüße seines Verbandes und ein gute Nachricht: ein Mit-glied der LMDR, Albina Nazarenus-Vetter, derzeit CDU-Stadtverordnete in Frankfurt, ist für den Hessischen Landtag vorgeschla-gen worden.

Die in Sibirien geborene Frieda Bayer las aus ih-rem schmalen Büchlein „Der Schrei der Seele“. Die schlimmen Lebensverhält-nisse, schon vor dem letz-ten Krieg und erst recht danach, Qualen von Un-terdrückung und Zwangs-arbeit , wie kann man das alles beschreiben, hat sie sich gefragt. Kann man menschliche Gefühle auf dem Papier so darstellen, wie sie im Leben sind? Frieda Bayer ist das ge-lungen. Sie hat ein litera-risches Bild gezeichnet, das zu Herzen geht. Die Schicksale gleichen sich: Plötzliche Verhaftung, Verschwinden auf Nimmerwiedersehen. Hunger auch nach Kriegsende, die Männer noch in der Trudar-mee, Frauen und Kinder ohne fremde Hilfe auf sich gestellt. Tragische Einzelschicksale. Frieda Bayer hat mit ihrem Büchlein den geschundenen Landsleuten ein würdiges Denkmal gesetzt.

Musikalische Höhepunkte waren die Auf-tritte von Viktor Rommel und Maxim Varab’jau. Rommel, ein Meister auf der Domra, eine in der russischen Musik ge-spielten Laute. Varab’jau bot dazu die Be-gleitung auf der Gitarre. Für Oginskis Po-lonaise „Abschied von der Heimat“, Bachs „Siziliana“ und Schuberts „Leise flehen meine Lieder“ gab es ganz großen Applaus für die beiden Künstler. Noch in Russland hatten sie ihre Studien abgeschlossen.

Eine Probe seines vielseitigen Könnens bot

Eduard Isaak, als Musiker und Schriftsteller gleichermaßen talentiert. „Es war einmal. Das Liedgut der Wolgadeutschen“ heißt sein neuestes Buch. Ein Lied aus „eigener Werkstatt“ trug er gleich selbst vor, sich auch selbst meisterhaft auf der Gitarre be-gleitend – ein Künstler dem man gern zu-gehört hat.

Der Historiker Dr. Robert Korn hat um-fangreich über Eduard Huber „Einem poeti-schen Genie aus der Wolgasteppe“ geforscht. Huber, geboren 1814 in der wolgadeutschen Kolonie Messer, war der Erste der Goe-thes Faust ins Russische übersetzte. Sein Vater, ein Pfarrer, stammte aus dem Ba-dischen. Freundschaft verband Huber mit dem „Vater der russischen Literatur“ Alex-ander Puschkin. Hubers deutsche Gedichte

wurden erst nach seinem Tode in deutschen Zeitschriften veröffentlicht. Dr. Korn hatte ein Beispiel mitgebracht.

Dr. Norbert Herr MdL, Vorsitzender des UHW-Ausschusses im Hessischen Land-tag kennt als Historiker die Geschichte Bü-dinges als „Auswanderungsdrehscheibe“ genau. Nicht nur nach Russland, sondern auch nach Ungarn und Amerika hätten sich Auswanderer von Büdingen aus auf den Weg gemacht. Die Ehefrau von Dr. Herr ist Vertriebene aus Schlesien, zum Schick-sal der Wolgadeutschen hat er daher eine besondere Beziehung. Die Wolgadeutschen wären nach Wolgarepublik, Stalindiktatur und der Nachkriegszeit „wo sie die Verbre-cher“ waren, erst hier in der Heimat end-lich zur Ruhe gekommen. Er unterstützt die Pläne für einen bundesweiten Vertrie-benen-Gedenktag. Bei der Härtefallrege-lung zur Zusammenführung von getrennt

Hess. Landesbeauftragte Ziegler-Raschdorf, LWD-Bundes-vorsitzender Otto Kotke

Page 18: Deutsche Umschau 3-2013

18 Deutsche Umschau 3-2013

Kultur

Positive Entwicklung bei Personenstandsurkunden

Fortsetzung von Seite 17

lebenden Familienangehörigen mit ihren Familien sieht er dringenden Reformbe-darf. Das Erforderliche sei bereits angesto-ßen worden, aber die Umsetzung dauere im viel zu lange.

Die Landesbeauftragte der Hessischen Lan-desregierung für Heimatvertriebene und Spätaussiedler Margarete Ziegler-Rasch-dorf wurde vom LMDR-Landesvorsitzen-den Johann Thießen mit einem Kompli-ment empfangen: „Sie kündigen nicht nur an, sondern sie stehen auch dazu“. Das hörte die Landesbeauftragte gern und nutzte die Gelegenheit, ihre Verbundenheit mit der Landsmannschaft der Wolgadeutschen zu bekräftigen und dem Bundesvorsitzen-den Kotke eine hervorragende Arbeit zu bescheinigen.

„Die Bewahrung und Pflege der Kultur der Heimatvertriebenen und der Spätaussied-ler bleibe eine gesamtstaatliche Aufgabe und würde deshalb von dieser Landesregie-rung weiterhin gefördert“ so Frau Ziegler-Raschdorf . „Spätaussiedler wie Heimatver-triebene hätten unser Land mit aufgebaut.

Sie besäßen deshalb nicht nur einen gesetz-lichen, sondern auch einen moralischen An-spruch, die Kulturleistungen ihrer Heimat zu pflegen und als Teil gesamtdeutscher und damit gesamteuropäischer Kultur zu bewah-ren“ fügte die Landesbeauftragte unter Ap-plaus der Versammelten hinzu.

Als der neugewählte Bundesvorsitzende der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, Waldemar Eisenbraun, sein Füh-rungsprinzip vorstellte, horchte die Ver-sammlung auf. Nach den Plänen des selb-ständigen Informatik-Fachmanns, seine Mutter ist ein Wolgadeutsche, wird die Lei-tungsebene der LMDR vollständig umge-krempelt, sprich professionalisiert. In wich-tigen Gremien, in denen hauptamtliche Verantwortliche notwendig sind, will Ei-senbraun künftig nicht „Vorstandsmitglie-der“ sondern ausgewiesene Fachleute sehen. Welche Eigenschaften er von seinen Mit-arbeitern fordert, habe er kürzlich in „Volk auf dem Weg“ beschrieben: Unabhängig-keit, Kompetenz und Loyalität. Die Leis-tung der für den Verband Verantwortli-chen wird er nicht nach „Erfolg“ sondern Fortschritt beurteilen. Respekt sollte man sich durch eigene Kompetenz erwerben und Stärke würde zu Unabhängigkeit führen. Ungeteilte Zustimmung erfuhr Eisenbraun

Wiesbaden. Die Landesbeauftragte der Hes-sischen Landesregierung für Heimatver-triebe und Spätaussiedler, Margarete Zieg-ler-Raschdorf, hat Ministerpräsident Volker Bouffier für die Unterstützung bei der Frage der Eintragung von Geburtsorten in Päs-sen und Personenstandsurkunden gedankt.

Immer wieder kommt es zu Beschwerden, da deutsche Meldebehörden dazu überge-gangen sind, bei Vertriebenen und Aussied-lern, insbesondere aus dem heutigen Polen, die nach em Krieg geboren sind, nunmehr dazu übergegangen sind, bei der Neubean-tragung des Personalausweises oder Reise-passes die deutschen Bezeichnungen für Geburtsorte im jetzigen Polen durch pol-nische Namen zu ersetzen. Auch Standes-ämter würden in Sterberegisterfällen ähn-lich verfahren.

Die Präsidentin des Bundes der Vertriebe-nen, Frau Erika Steinbach, MdB, hatte den Ministerpräsidenten in einem Schreiben auf die Problematik aufmerksam gemacht und den Vorschlag unterbreitet, die Innenmi-nisterkonferenz könne dieses Problem ei-ner Lösung zuführen, die die Befindlich-keiten der Vertriebenen und die Rechtslage ausreichend berücksichtigt.

Der Ministerpräsident konnte inzwischen in einem Schreiben an den Bund der Ver-triebenen Vollzug melden. Auf Antrag des Landes Hessen hat der Arbeitskreis I der Innenministerkonferenz mit Beschluss vom 22./23.4.2013 zur Bezeichnung von Ortsna-men im Ausland festgestellt hat, dass im Bereich der Melde- sowie des Pass- und

Personalausweisrechts bei der Eintragung des Geburtsortes mit Rücksicht auf die Be-sonderheiten des Einzelfalls im Rahmen der rechtlichen Möglichkeit die Wünsche eines Antragstellers angemessen berück-sichtigt werden können.

Weiter teilte der Ministerpräsident mit, dass Hessen beabsichtigt, den Beschluss des Arbeitskreises I in Abstimmung mit dem Bundesinnenministerium großzügig umzu-setzen, so dass, sofern die antragstellende Personen den Eintrag der allgemein übli-chen deutschen Ortsbezeichnung vorange-stellt haben möchte oder auch ausschließ-lich den Eintrag der allgemein üblichen deutschen Ortsbezeichnung wünscht, die-sem Wunsch grundsätzlich Rechnung ge-tragen wird. Das Hessische Ministerium des Innern und für Sport wird die Meldebehör-den, die Pass- und Personalausweisbehörden sowie die Standesämter in Hessen entspre-chend informieren und ausdrücklich noch einmal auf diesen wichtigen Punkt hinwei-sen. Der Verband der hessischen Standesbe-amten wurde bereits gebeten, dieses Thema in seine Schulungen aufzunehmen, was in-zwischen auch zugesagt wurde.

„Ich kann gut verstehen, dass die bishe-rige Praxis viele Vertriebene und Aussied-ler geärgert und sogar empört hat. Umso mehr freue ich mich, dass sich Minister-präsident Volker Bouffier persönlich für die gefundene Lösung eingesetzt hat, die den berechtigten Anliegen der Betroffenen Rechnung trägt“, so die Landesbeauftragte abschließend.

für die Ankündigung, dass der Kathari-nenpreis der LMDR dem DRK zugedacht ist. Schließlich riet der Bundesvorsitzende seinen wolgadeutschen Schicksalsgefähr-ten dringend, eine „westeuropäische Denk-weise“ anzunehmen. Mit dem Aufruf „Zu-sammenhalten – Zukunft gestalten“ schloß Waldemar Eisenbraun sein temperament-voll vorgetragenes Grußwort.

Wenn bei einer solchen Kulturtagung nicht auch Gesangsdarbietungen in den Pro-grammheften stünden, würde Wichtiges fehlen: Das deutsche Volkslied, das ideali-sierte ländliche Kultur und starke Heimat-verbundenheit assoziiert.

Die nach Büdingen gekommenen Chöre der Wolgadeutschen haben deutsche Lied-schätze gut aufbewahrt aber auch russi-sches Liedgut, das sie in der Verbannung kennengelernt hatten, nicht vergessen. Der„Wolgadeutsche Chor“ aus Kassel un-ter der Leitung von Ludmila Schwetz, die „Singenden Frauen“ aus Korbach, geleitet von Irina Hazke, die „Stimme der Hoff-nung“ aus Wetzlar, unter der Leitung von Lilli Morland und der Chor „Romaschka“ aus Hofgeismar, geleitet von Galina Bie-nemann, boten temperament- und stim-mungsvollen Chorgesang der zum Mitsin-gen einlud. Norbert Quaiser

Page 19: Deutsche Umschau 3-2013

19Deutsche Umschau 3-2013

Verbände

Sudetendeutsche in BerlinStephan Mayer MdB Kontaktmann für Sudetendeutsche

Für einen Besuch in der Bundeshaupt-stadt hatten sich die drei stellvertretenden Bundesvorsitzenden der Sudetendeutschen Landsmannschaft (SL) Siegbert Ortmann (Lauterbach), Claus Hörrmann ( Neustadt/Sachsen) und Steffen Hörtler (Bad Kissin-gen) sowie der Präsident der Bundesver-sammlung Reinfried Vogler (Kronberg/Ts.) kürzlich ein umfangreiches Programm vorgenommen. Zunächst ging es zum Bau-beginn für ein Dokumentationszentrum der Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöh-nung im Deutschlandhaus mit Bundes-kanzlerin Angela Merkel und einer Aus-stellungseröffnung über die Arbeit dieser Stiftung. Es folgte eine BdV-Jubiläums-veranstaltung über 60 Jahre Bundesver-triebenengesetz mit Verleihung der Wen-zel-Jaksch-Medaille an Staatsminister Bernd Neumann (MdB) und schließlich schloss sich für den hessischen Landesvorsitzen-den Siegbert Ortmann und Claus Hörr-mann als Vertreter der Sudetendeutschen Landsmannschaft noch eine Sitzung des BdV-Bundesausschusses an, zu der Präsi-dentin Erika Steinbach (MdB) eingeladen hatte. Zwischendurch waren die drei SL-Verbandsfunktionäre Gäste des Hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier beim großen Hessenfest in der hessischen Lan-desvertretung. Diese Veranstaltung mit rd. 2000 Teilnehmern ist seit über 10 Jahren alljährlicher Treffpunkt für Politik, Wirt-schaft, Kultur und Medien inmitten der Bundeshauptstadt. Dabei zeigte sich das Bundesland Hessen kulinarisch und kultu-rell bis tief in die Nacht hinein wieder von seiner besten Seite. Und bei dieser Gelegen-heit kamen die sudetendeutschen Volks-gruppenvertreter dann auch mit dem CSU-Bundestagsabgeordneten Stephan Mayer zu einem intensiven Gedankenaustausch über Möglichkeiten der regelmäßigen Prä-senz und des „verbandspolitischen Gehörs“ der Sudetendeutschen Landsmannschaft in Berlin zusammen. Der aus Altötting in Bayern stammende Bundestagsabgeord-nete ist als stellvertretender Landesvorsit-zender der Union der Vertriebenen (UdV) in der Vertriebenenarbeit bestens bewan-dert und zudem Mitglied des 21-köpfigen Stiftungsrates der Stiftung Flucht, Vertrei-bung, Versöhnung in Berlin. Auf Wunsch der SL-Vorstandsmitglieder war MdB Mayer dann auch spontan als zukünftiger

Kontaktmann der Landsmannschaft für die Bundeshauptstadt bereit. Was für den Bund der Vertriebenen (BdV) unter ihrer Präsidentin Erika Steinbach (MdB) seit

(V.l.n.r.) Steffen Hörtler, Reinfried Vogler, Prof. Dr. Möller, Erika Steinbach MdB, Staats-minister Bernd Neumann, Siegbert Ortmann, Claus Hörrmann

Die Bundeshauptstadt Berlin mit ihrer allgegenwärtigen Polit-Prominenz ist im-mer wieder gut für spontane Begegnun-gen. Dies erlebten kürzlich auch die bei-den stellvertretenen Bundesvorsitzenden der Sudetendeutschen Landsmannschaft (SL) Siegbert Ortmann und Steffen Hörtler bei einem Aufenthalt in die-ser Stadt, als sie zufällig den Vorsit-zenden der SPD-Bundestagsfraktion Frank-Walter Steinmeier trafen.

Nach ihren persönlichen Vorstellun-gen erfuhren die sudetendeutschen Verbandsfunktionäre, dass ihr Ge-sprächspartner mütterlicherseits hei-matliche Wurzeln in Schlesien habe und schon deshalb durchaus Ver-ständnis für die Belange der Hei-matvertriebenen aufbringen könne.

Auf Nachfrage über künftige staatliche Zu-wendungen für die völkerverständigende Kulturarbeit der Vertriebenenverbände mit den osteuropäischen Nachbarländern, erwiderte der SPD-Fraktionsvorsitzende

wörtlich: „Nur wenn die Steuereinnahmen weiter so sprudeln, wird es bei der bisheri-gen Förderung bleiben können“. Für die Sudetendeutschen Ortmann und Hörtler war diese Aussage ein Anlass, bei

der SPD noch mehr als bisher für die Sinn-haftigkeit der völkerverständigenden Kul-turarbeit der Vertriebenen- und Spätaus-siedlerorganisationen zu werben.

Norbert Quaiser

(V.l.n.r.) Steffen Hörtler, Frank-Walter Steinmeier, Siegbert Ortmann

SPD und Vertriebenenarbeit

jeher selbstverständlich sei, müsse für die große sudetendeutsche Landsmannschaft in Deutschland jetzt und in Zukunft auch gelten, nämlich die Einbringung der Ver-bandsaktivitäten und Vorstellung der aktu-ellen Volksgruppen-Anliegen bei den Politi-kern in Berlin, so die drei stellvertretenden Bundesvorsitzenden abschließend. SO

Page 20: Deutsche Umschau 3-2013

20 Deutsche Umschau 3-2013

Kultur

„Vertriebene sind zu Botschaftern der Aussöhnung geworden“Landtagspräsidentin Carina Gödecke zum 50. Geburtstag des Gerhart-Hauptmann-Hauses

„Wir müssen unsere Verletzungen zeigen, da-mit die andere Seite die ihren zeigt. Nur so ist Verständigung möglich.“

Mit dieser Aufforderung des viel zu früh verstorbenen Peter Glotz, der sich Zeit sei-nes Lebens intensiv mit dem Thema „Ver-treibung“ beschäftigt hat, heiße auch ich Sie herzlich willkommen und überbringe gerne die Grüße und guten Wünsche des Landtags Nordrhein-Westfalen.

Ich danke Ihnen, Herr Harbich, ebenso wie Herrn Dr. Halder, dass Sie mir die Ehre eines Grußwortes in dieser Feierstunde zugewie-sen haben. Auch wenn ich heute ganztägig mit Termi-nen als Wahlkreisabgeord-nete gefordert bin, konnte ich es möglich machen, zumindest für diese Feier-stunde als Landtagspräsi-dentin zu Ihnen zu kommen, bevor ich dann wieder zu den „Wurzeln“ zurückkehre – die liegen nun mal in Bochum.

50 Jahre Gerhart-Hauptmann-Haus – ja un-ser Land und die Landeshauptstadt können tatsächlich stolz sein, mit diesem Haus seit nunmehr einem halben Jahrhundert einen Ort der Erinnerung, aber auch den Auf-bruchs zu haben.

Die Integration von Millionen von Heimat-vertriebenen – insbesondere in Nordrhein-Westfalen – ist eine beispiellose Erfolgsge-schichte. Viele deutsche Heimatvertriebene sind zu Botschaftern der Aussöhnung und Verständigung geworden und haben dafür über Jahrzehnte unendlich viel getan. Da-ran hat das Gerhart-Hauptmann-Haus mit seinen vielfältigen Angeboten ganz wesent-lich mitgewirkt.

Der Landtag und das Gerhart-Hauptmann- Haus und seine Stiftung – das ist ein ge-wachsenes, enges Bündnis. Denn im Ku-ratorium waren stets und sind auch heute Abgeordnete aller Fraktionen vertreten.

Und mit Reinhard Grätz als langjährigem Vorsitzenden des Kuratoriums, der übrigens auch einer meiner Vorgänger als parlamen-tarischer Geschäftsführer der SPD-Land-tagsfraktion war, und mit Andreas Bialas als Mitglied im Stiftungsvorstand sind eben-falls engagierte Landespolitiker in führender Funktion beim Gerhart-Hauptmann-Haus aktiv.

Daran wird deutlich: Dieses Haus und seine Arbeit genießt im Landesparlament aller-

höchste Wertschätzung. Und es ist schön, dies in dieser Feierstunde ein-mal ganz offen äußern zu können.

Exakt heute vor 50 Jahren – am 22. Juni 1963 – war es soweit: zweieinhalb Jahre nach seiner Grundsteinle-gung konnte dieses Haus als „Haus des Deutschen Ostens“ – wie es damals hieß – seine Arbeit aufneh-men: als Tagungs- und Ver-sammlungsstätte mit um-fangreicher Bibliothek.

Damit erhielten die 2,4 Millionen Flücht-linge und Vertriebenen, die sich in Nord-rhein-Westfalen ein neues Zuhause auf-bauten, einen dauerhaften Bezugspunkt und eine wichtige Anlaufstelle. Für viele wurde dieses Haus zumindest zu Beginn eine Ersatzheimat.

Das Haus des Deutschen Ostens, das seit 1992 den Namen Gerhart Hauptmanns trägt, war zu jeder Zeit einzigartig. Es ist die älteste und damit die traditionsreichste Einrichtung dieser Art in Deutschland.

Andere, auf der Grundlage des § 96 des Bundesvertriebenengesetz von 1953 aus öf-fentlichen Mitteln geförderte, vergleichbare Einrichtungen wurden deutlich später ge-schaffen, so München 1970, Stuttgart 1976, zuletzt Potsdam 2001.

Die Stiftung mit ihrem Haus ist damit seit

einem halben Jahrhundert fester Bestand-teil der Bildungs- und Kulturlandschaft Nordrhein-Westfalens.

Kein geringerer als der große Gelehrte und Staatsmann Wilhelm von Humboldt hat es treffend auf den Punkt gebracht, indem er sagte:

„Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft.“

Diese Aussage ist Bestandteil der Arbeit die-ses Hauses, das für mich auch eine wich-tige Säule unserer dringend notwendigen Erinnerungskultur ist.

Nicht zuletzt der Stiftung und ihrer Erinne-rungsarbeit ist es zu verdanken, dass ein ge-schärftes Bewusstsein entstanden ist für die tiefen Wunden, die Vertreibungen schlagen und die Jahrzehnte später noch den Aus-gleich unter den Völkern belasten können.

Da die Zeitzeugen immer weniger werden, hat auch das Gerhard-Hauptmann-Haus längst neue Wege beschritten, um Zeugnisse der Vergangenheit dauerhaft zu sichern und sicher in jüngere Hände weiterzugeben. Es geht Ihnen also auch um Zukunft.

Und beispielhaft ist hier Ihre intensive Zu-sammenarbeit mit Schulen und Hochschu-len zu nennen, also mit jungen Menschen.

An diesem Ort – und genauer gesagt – in Ihrer wunderbaren Bibliothek recherchie-ren etwa Schülerinnen und Schüler der Kä-the-Kollwitz-Realschule für ihr Schulpro-jekt „Jugendpolitik und Jugendprotest in der DDR“. Und Sie geben dabei Hilfestellung.

Weiter erstellen Abiturienten des Leistungs-kurses Geschichte des Benrather Schloss-gymnasiums eine Ausstellung mit dem Titel „Spuren in der deutsch-polnischen Ge-schichte – gemeinsame Erinnerungsorte!“

Und Sie beraten und unterstützen Sie dabei.

Die Aufzählung dieser Beispiele könnte ich jetzt fortsetzen. Das muss ich aber nicht, weil schon jetzt deutlich wird:

Ihre Arbeit mit jungen Menschen ist vor-bildlich. Und dafür danke ich Ihnen sehr herzlich.

Meine sehr verehrten Damen und Her-ren, wir haben im vergangenen November einen Parlamentarischen Abend mit den

In einem bemerkenswerten Gruß-wort hat sich Nordrhein-Westfalens Landtagspräsidentin Carina Göde-cke an die Teilnehmer des Festak-tes zum 50. Geburtstag des Düssel-dorfer Gerhart-Hauptmann-Hauses gewandt. Wir dokumentieren diese Rede im Wortlaut:

NRW-Landtagspräsidentin Carina Gödecke

Page 21: Deutsche Umschau 3-2013

21Deutsche Umschau 3-2013

Kultur

Vertriebenen- und Aussiedlerverbänden im Landtag veranstaltet, bei dem wir auch die sehenswerte Ausstellung „Im Dienste der Menschheit“ gezeigt haben. Viele von Ihnen waren dort.

Diese Ausstellung hat uns noch einmal vor Augen geführt:

Rilke und Eichendorff – Kant, Schopen-hauer und Lassalle – Käthe Kollwitz, Edith Stein und Lina Morgenstern – das sind nur einige wenige Beispiele von unglaublich vie-len Menschen aus dem historischen deut-schen Osten, die unsere Kultur und Tradi-tion insgesamt geprägt haben und auf die wir mit Recht stolz sind.

Und dazu gehört natürlich auch der große schlesische Schriftsteller und Dramatiker Gerhart Hauptmann – der Namensgeber dieses Hauses – an dessen 150. Geburtstag und 100. Jahrestag der Verleihung des Lite-raturnobelpreises wir erinnert haben. Die-ser Parlamentarische Abend war gleichzei-tig auch der Dank an die Vertriebenen- und Aussiedlerverbände, die beim Thema Be-wahrung von Kultur und Tradition im-mer an der Spitze der Bewegung zu finden sind. Aufrichtigen Dank dafür.

Ich möchte es abschließend als gutes politi-sches Signal werten, dass vor wenigen Tagen der Grundstein für das Dokumentations-zentrum der „Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ gelegt werden konnte. Kei-ner hätte sich darüber mehr gefreut als Pe-ter Glotz.

Manch einer von Ihnen mag hinzufügen: „Wurde aber auch Zeit!“.

Mir war vor allem immer wichtig, dass es eine einvernehmliche und streitfreie Ent-scheidung gegeben hat, auch wenn es eine ganze Zeit gedauert hat.

Auch hier dort Erbe, Wissen, Vergangen-heit der Deutschen erhalten, um letztlich – eingebettet in den Kontext europäischer Vertreibung im 20. Jahrhundert – den Blick nach vorne zu ermöglichen.

Dieses Haus – das Gerhart-Hauptmann-Haus – zeigt uns, wie das geht. Deshalb ist es ein Vorbild. Und Vorbilder können wir immer gut gebrauchen.

Gerne sage ich: Herzlichen Glückwunsch Stiftung Gerhard-Hauptmann-Haus zum 50-jährigen Bestehen.

Und als Kind des Ruhrgebiets füge ich hinzu: Von Herzen Glückauf!

„Das Vaterland ist frey“ – 200 Jahre antinapoleonische Befreiungskriege

28. April bis 27. Oktober 2013

Seit dem 28.4. zeigt die Sonderausstellung „Das Vaterland ist frey. 200 Jahre antina-poleonische Befreiungskriege“ mit insge-samt 500 Exponaten die Entwicklungen der napoleonischen Ära mit unterschied-lichen Geschichten. Vom Ratifikationsex-emplar des Tilsiter Friedens bis zu Schluss-akte des Wiener Kongresses von 1815, vom handschriftlichen Entwurf des königlichen Aufrufes bis zu einem preußisch-russischen Bündnisvertrag von 1811 reichen die wert-vollen originalen Dokumente. Rund zwei Dutzend bedeutende historische Persön-lichkeiten wie Napoleon, König Friedrich Wilhelm III. und seine Gemahlin Luise, Gebhard Leberecht von Blücher, der den Beinamen „Marschall Vorwärts“ erhielt, sowie Scharnhorst, Gneisenau und Yorck werden vorgestellt.

Oscar Troplowitz zum 150. Geburtstag

27. September 2013 bis 26. Januar 2014

Der Erfinder der Nivea-Creme war ein Oberschlesier! Nivea-Creme, Leukoplast-Pflaster, Labello Lippenpflegestift, Tesa-Film und auch das Unternehmen Beiersdorf kennt fast jeder. Damit untrennbar verbun-den ist Oscar Troplowitz (1863 – 1918), ein Apotheker, Unternehmer und Kunstmäzen jüdischer Herkunft aus Gleiwitz. Er baute die Firma Beiersdorf zu einem Unterneh-men aus, das heute weltweit tätig ist. 1890 kaufte er das Labor von Paul Carl Beiers-dorf in Altona und machte aus einer klei-nen Firma mit elf Angestellten innerhalb weniger Jahre ein international operieren-des und vernetztes Unternehmen. Schnell erwirtschaftete Troplowitz sehr viel Geld, das er klug in bahnbrechende neuartige Me-thoden in der Produktentwicklung und Ver-marktung investierte. Gleichzeitig verbes-serte er die Arbeitsbedingungen für seine Mitarbeiter entscheidend und schuf so ein besonders soziales Unternehmensklima.

Zum 120-jährigen Jubiläum der Firma Bei-ersdorf wurde 2010 im Jüdischen Museum in Rendsburg eine Sonderausstellung über

Troplowitz erstellt. Anlässlich des 150. Ge-burtstages von Oscar Troplowitz über-nimmt das Oberschlesische Museum in Ratingen weite Teile dieser Schau und be-leuchtet das Leben und Wirken dieses In-dustriepioniers aus Gleiwitz.

Nicht nur zur Zierde - Trachten-schmuck aus dem Teschener Schlesien

21. Juli bis 22. September 2013

Sich zu schmücken, ist eins der ältesten menschlichen Bedürfnisse. Der Schmuck hatte eine magische Kraft, behütete seinen Träger, brachte ihm Glück, zeigte seinen so-zialen Status und seine Position. Als Koope-ration mit dem Oberschlesischen Museum in Beuthen zeigt das OSLM in Hösel diese Ausstellung. Die Ursprünge des prachtvol-len Trachtenschmucks aus dem Teschener Raum liegen in der städtisch-adligen Re-naissancekleidung. Die handwerkliche Fer-tigkeit der Schmiede spiegelt sich in dem Variationsreichtum der Schmuckformen mit floralen, figürlichen, mythologischen, geometrischen und anderen Motiven. Die Schmuckstücke wurden gegossen, gepresst und graviert. Aus feinem Drahtgeflecht lie-ßen sich besonders filigrane Formen herstel-len. Auch heute hat diese spezielle Schmuck-form aus Teschen nichts von ihrem Zauber und ihrer Schönheit eingebüßt.

„Schlossgeschichten. Adel in Schlesien“

3. August bis zum 3. November 2013

Die Burg Hohenzollern bietet ein ganz be-sonderes Ambiente für die erfolgreiche und wegweisende Ausstellung des Oberschle-sischen Landesmuseums in Ratingen zum schlesischen Adel. Am 3. August um 11 Uhr wird die Ausstellung „Schlossgeschichte. Adel in Schlesien“ auf dem Stammsitz der preußischen Könige und der Fürsten von Hohenzollern in Hechingen eröffnet. Dass Schlesien keine abgelegene Region war, son-dern zahlreiche und weitreichende Bezie-hungen auch zu den Hohenzollern bestan-den, ist ein interessanter Aspekt, den die Ausstellung beleuchtet und den Besuchern einen neuen Blick auf ihre Heimatregion eröffnet.

Ausstellungen im Oberschlesischen Landesmuseum

Page 22: Deutsche Umschau 3-2013

22 Deutsche Umschau 3-2013

Frau und Familie

LeserbriefeDU 2/2013

„Vertrieben und Vergessen“„Es freut mich, dass die Ausstellung „Ver-trieben – und vergessen?“ (so die richtige Schreibweise!) in der letzten Umschau an-lässlich meines Referats in Ennepetal Er-wähnung gefunden hat. Leider haben sich einige Fehler in den Text eingeschlichen, um deren Richtigstellung ich bitte. Die Aus-stellung ist nicht von mir erarbeitet worden, sondern von der Pommerschen Landsmann-schaft, zu den Wissenschaftlichen Beratern zählte dabei die Lern- und Bildungsaka-demie Mönchengladbach, für die ich ar-beite. Sie endet auch nicht Anfang des 20. Jahrhunderts, sondern hier endet lediglich der erste Teil der Dokumentation, der die Geschichte Pommerns bis dahin zusam-menfasst. In einem zweiten Teil wird die Vorgeschichte der Vertreibung dargestellt, hierbei wird ausdrücklich auch die natio-nalsozialistische Besatzungspolitik in Ost-europa thematisiert. Es kann insofern keine Rede davon sein, dass wir „die Zeiten des Dritten Reiches ganz außen vor gelassen“ hätten. In einem dritten Teil ist dann die Vertreibung der Pommern aus ihrer Hei-mat Thema und im vierten die Geschichte der Pommern nach der Vertreibung. Aus-führliche Informationen zum Projekt sind im Netz unter www.pommern-ausstellung.de nachzulesen!“

Arno Barth, Mönchengladbach

Genf - Die Zahl der Flüchtlinge und Bin-nenvertriebenen hat weltweit den höchsten Stand seit 1994 erreicht. Ein Hauptgrund hierfür ist der Syrien-Konflikt, so der neue UNHCR-Bericht ‚Global Trends‘, der einen Tag vor dem Weltflüchtlingstag, in Genf veröffentlicht wurde.

Der Bericht bietet umfassende Daten und Statistiken zum Thema ‚Flucht und Vertrei-bung im Jahr 2012‘. Die Angaben beruhen auf Informationen von Regierungen, nicht-staatlichen Partnerorganisationen (NGOs) und eigenen Zählungen. Ende 2012 waren demnach insgesamt über 45,2 Millionen Menschen auf der Flucht (2011: 42,5 Mio.):

15,4 Millionen Flüchtlinge, 937.000 Asyl-suchende und 28,8 Millionen Binnenver-triebene (IDPs).

Hauptursache für die weltweite Flucht und Vertreibung bleibt der Krieg. 55 Prozent der Flüchtlinge in der UNHCR-Statistik stam-men aus gerade einmal fünf Staaten: Af-ghanistan, Somalia, Irak, Syrien und dem Sudan. Der Bericht listet zudem neue Mas-senfluchtbewegungen auf: aus Mali, der De-mokratischen Republik Kongo, dem Sudan (Richtung Süd-Sudan) und aus Äthiopien.„Dies sind wahrlich alarmierende Zahlen. Sie spiegeln im gewaltigen Ausmaß indivi-duelles Leid wider und zeigen die Schwierig-keiten der internationalen Staatengemein-schaft auf, Konflikte zu verhindern und rechtzeitig Lösungen für diese anzustre-ben“, so UN-Flüchtlingskommissar Antó-nio Guterres.Die Kluft zwischen ärmeren und reiche-ren Staaten bei der Aufnahme von Flücht-lingen wird dabei immer offensichtlicher.

Von den rund 10,5 Millionen Flüchtlingen unter UNHCR-Mandat (weitere 4,9 Mil-lionen palästinensische Flüchtlinge fallen unter das Mandat des UN-Hilfswerks für Palästina-Flüchtlinge UNRWA) befinden sich die Hälfte in Staaten mit einem Pro-Kopf-Jahreseinkommen von weniger als 5.000 US-Dollar. Insgesamt leben 81 Pro-zent der Flüchtlinge weltweit in Entwick-lungsländern. Vor einem Jahrzehnt waren es lediglich 70 Prozent.

Insgesamt sind 46 Prozent aller Flüchtlinge weltweit Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren. Von unbegleiteten Minderjährigen oder Kindern, die von ihren Eltern getrennt

sind, wurden im letzten Jahr 21.300 Asylanträge eingereicht. Dies ist die höchste jemals von UNHCR erfasste Zahl in die-sem Bereich.

Die weltweite UNHCR-Sta-tistik umfasst neben neuen Fluchtbewegungen und der Gesamtzahl der von globaler Flucht und Vertreibung betrof-fenen Menschen auch Anga-ben über ehemalige Flücht-linge und Binnenvertriebene, die z. B. in ihre Heimatorte bzw. -regionen zurückkehren konnten oder in ihrem neuen

Heimatland eingebürgert wurden.

UNHCR unterstützt Menschen, die zur Flucht gezwungen wurden, durch huma-nitäre Hilfe oder bei der Suche nach dau-erhaften Lösungen. So konnten letztes Jahr mit UNHCR-Unterstützung für 2,7 Milli-onen Menschen (526.000 Flüchtlinge und 2,1 Millionen Binnenvertriebene) dauer-hafte Lösungen erreicht werden. Unter ih-nen auch 74.800 Menschen, die im Rah-men von Resettlement-Programmen aus Erstzufluchtsstaaten in Drittstaaten neu-angesiedelt werden konnten.

Im Vergleich zum Jahr 2011 gab es bei den Hauptaufnahmestaaten wenig Änderungen. In Pakistan leben mit 1,6 Millionen Men-schen aber weiter mit Abstand die meisten Flüchtlinge, gefolgt vom Iran (868.200) und Deutschland (589.700).

Die meisten Flüchtlinge weltweit stammen weiterhin aus Afghanistan. Diese Angabe gilt bereits seit 32 Jahren. Durchschnittlich

ist jeder vierte von Flucht und Vertreibung Betroffene aus Afghanistan. 95 Prozent von ihnen haben in Pakistan oder im Iran Auf-nahme gefunden.

Somalia, ein weiterer langwieriger Kon-flikt, ist das zweitgrößte Herkunftsland von Flüchtlingen weltweit, wenngleich sich deren Zahl nicht mehr in dem Umfang er-höhte wie in den Jahren zuvor. Es folgen der Irak (746.700) und Syrien (471.400).

Die Zahl der Binnenvertriebenen war 2012 mit 28,8 Millionen Menschen so hoch wie nie. Von ihnen unterstützte UNHCR 17,7 Millionen. Die Aktivitäten erfolgen hier nicht automatisch, sondern bedürfen der Anfrage der jeweiligen Regierungen.

Weltflüchtlingszahlen: Höchster Stand seit 199446 Prozent aller Flüchtlinge weltweit Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren

Syrische Flüchtlingskinder in Jordanien

Page 23: Deutsche Umschau 3-2013

23Deutsche Umschau 3-2013

China sieht drastischem Frauen-Mangel entgegen

In China kommen auf 100 neugeborene Mädchen nach neuesten Zahlen 117,7 neuge-borene Jungen. „Diese asymmetrische Rate kann Chinas Entwicklung langfristig be-hindern“, sagte Chen Zhu, Mit-glied im Ständi-gen Ausschuss des Nationalen Volkskongres-ses, am Freitag.

Weltweit normal sei ein Verhältnis von 103 bis 107 Jungen zu 100 Mädchen. Im Jahr 2020 rechnet das Land mit einem „Über-schuss“ von 30 Millionen Männern im Alter von 20 bis 45 Jahren, die dann womöglich keine Chance haben, eine Frau zu finden. „Das kann zu sozialer Instabilität führen“, so Chen. Das Missverhältnis ist bereits seit Jahren bekannt. Nach offiziellen Zahlen konnte es in den letzten vier Jahren jedoch leicht reduziert werden.

Frauen leiden mehr unter Wetterumschwüngen

Einer Umfrage zufolge klagen die betroffe-nen Frauen auch häufiger über Kopfschmer-zen und Herz-Kreislauf-Probleme.Frauen leiden mehr als Männer unter Wet-terbedingun-gen. Das geht aus einer re-präsentativen Umfrage der GfK Marktfor-schung Nürn-berg hervor. Mehr als ein Drittel (35,4 Prozent) der weib-lichen Befragten gab an, wetterfühlig oder wetterempfindlich zu sein, bei den Män-nern waren es nur 13,3 Prozent.Die betroffenen Frauen klagen außerdem mehr über Beschwerden als Männer. So ha-ben sie öfter Kopfschmerzen (60,9 Prozent, Männer: 43,7) und Herz-Kreislauf-Probleme (59,5, Männer: 39,3). Befragt wurden im Auf-trag der Zeitschrift „Apotheken Umschau“ im Januar und Februar 2168 Menschen ab 14 Jahren. Von ihnen bezeichneten sich 533 Männer und Frauen als wetterfühlig oder wetterempfindlich.

Frau und Familie

Umschau für die FrauWas koche ich morgen?Kleine Rezeptecke

An dieser Stelle wollen wir Ihnen demnächst bekannte und weniger bekannte Gerichte vor-stellen. Wenn Sie ein ganz spezielles Rezept haben, können Sie es an die Redaktion sen-den, wir veröffentlichen es gerne. Die einzige Bedingung ist, dass es einen Bezug zu einer ostdeutschen Landschaft hat. So bleibt die ostdeutsche Küche für die Nachwelt erhalten.

3 EL Crème fraîche

Rote Bete schälen, waschen, in kleine Wür-fel schneiden. Fleischbrühe zum Kochen bringen, Rote Betewürfel mit Majoran hin-zufügen, zum Kochen bringen, gar kochen lassen.

Die Rote Beete mit dem Schneidstab ei-nes elektrischen Handrührgerätes oder im Mixer pürieren, mit Essig, Salz und Pfeffer würzen, erhitzen. Creme fraiche unterrühren.

Pommerscher Rote-Beete-Salat400 g Rote Bete, 3 EL saure Sahne, 2 EL Meer-rettich (Tafelmeerrettich), Salz und Pfeffer (weiß)

Die Rote Bete säubern, dabei darauf ach-ten, dass Schale und Enden nicht verletzt werden.

Wasser in einen Topf geben, salzen und zum Kochen

bringen. Die Rote Bete vorsichtig hi-

neinlegen und ca. 30 Minuten kochen lassen. Die Rote Bete aus dem Topf nehmen und auskühlen las-

sen. Die Schale abziehen und die

Rote Bete in Scheiben schneiden.

Saure Sahne, Tafelmeerrettich, Salz und Pfeffer miteinander verrühren und über die Scheiben geben. Gut vermengen.

Den Salat mindestens eine Stunde im Kühl-schrank durch ziehen lassen.

Schmeckt sehr lecker als Beilage zu Königs-berger Klopsen oder Tafelspitz.

Böhmische Kartoffelpuffer

250 g Kartoffel(n), roh gerieben, 1 Ei(er)

2 EL Majoran, frisch, oder getrockneten, dann Menge anpassen, 4 EL Mehl, Salz, nach Geschmack

Schlesisches Himmelreich8 Klöße (Semmelknödel), 750 g Kasseler (Na-ckenstück ohne Knochen), 1 Tüte/n Back-pflaumen, 1 Tüte/n Obst (Dörrobst), gemisch-tes (Aprikosen, Birnen, Äpfel, Pflaumen..), 1 Stange/n Zimt, Salz und Pfeffer, schwarz, ge-mahlen, Speisestärke oder Soßenbinder, Zu-cker Fett zum Anbraten

Das Dörrobst und die Backpflaumen mit der Zimtstange in eine Schüssel geben, mit Wasser bedecken und darin 60 Minu-ten einweichen.

In der Zwischenzeit das Kasseler in ei-nem Bräter rund-herum anbraten, dann im Back-ofen bei etwa 200°C 60 Mi-nuten braten. Nun das Obst samt Einweichwas-ser und Zimtstange zum Kasseler geben und noch etwa 30 Minuten wei-ter braten.

Das Kasseler aus dem Bräter nehmen, et-was ruhen lassen. Die Soße mit Speisestärke oder Soßenbinder andicken und mit Salz, Pfeffer und evtl. Zucker abschmecken, die Zimtstange herausnehmen.

Das Kasseler in Scheiben schneiden und mit der Backobstsoße und den Semmel-knödeln servieren.

Ostpreußische Rote-Beete-Suppe

375 g Rote Bete, 1/4 Liter Fleischbrühe, Ma-joran, gerebelt, 2 EL Essig, Salz und Pfeffer,

Page 24: Deutsche Umschau 3-2013

24 Deutsche Umschau 3-2013

Landesverband Nordrhein-Westfalen

Tag der Heimat Unser Kulturerbe - Reichtum und Auftrag

Zahlreiche Mitgliedsverbände des Bundes der Vertriebenen in Nordrhein-Westfalen haben auch in diesem Jahr Veranstaltungen zum Tag der Heimat durchgeführt. Die Lokalredaktionen haben über diese Veranstaltungen berichtet, sie sind damit ein wichtiger Teil der Öffentlichkeitsarbeit des Landesverbandes. Zugleich werden die Anliegen der Ost- und Sudetendeutschen in die Öffentlichkeit transportiert. Gerade in diesem Jahr haben zahlreiche Kommunalpolitiker, aber auch Landes- und Bundespolitiker an den Veranstaltungen teilgenommen. Dabei war es gut, dass die Vertriebenen vor den bevorstehenden wichtigen Wahlen auch für die Politik nochmals in Erscheinung getreten sind. Die Deutsche umschau dokumentiert hier nochmals die Veranstaltungen, die dem Landesverband gemeldet worden sind.

01.09.2013

KV Mülheim an der RuhrBeginn: 11:00 UhrOrt: „Bürgergarten“ Aktienstr. 80, MülheimHauptredner: Werner Jostmeier MdL

KV BochumBeginn: 16:00 UhrOrt: Gewerkschaftssaal des Marienstiftes, Humboldtstr. 46, BochumHauptredner: Adalbert Raasch, Stellv. Sprecher der Pommern

KV LüdenscheidBeginn: 15:00 UhrOrt: Haus der Vereine Sauerfelderstr. 27, Lüdenscheid

06.09.2013

KV Rhein-SiegBeginn: 19:00 UhrOrt: Rathaus, Nogenter Platz 10, SiegburgHauptredner: Hubert Maessen, WDR

07.09.2013

KV ViersenBeginn: ab 14:00 UhrOrt: Evangelisches. Gemeindehaus Jakob-Krebs-Straße 39a, WillichHauptredner: Yasuo Inadome, Kreisvorsitzende des Evangelischen Arbeits kreises (EAK) der CDU im Kreis Viersen.

KV HagenBeginn: 15:00 UhrOrt: Begegnungszentrum, Hochstr. 83 C, Hagen (Eingang Goldbergstr.)Hauptredner: Gerd Bandilla, Kreisvertreter; Jörg Dehm Oberbürgermeister

KV Rhein-Sieg (Feierstunde)Beginn: 11:00 UhrOrt: Stadtmuseum, Marktplatz Siegburg60-jähriges Bestehen der Patenschaften Rhein-Sieg-Kreis und Kreisstadt Siegburg über die heimatvertriebenen Bunzlauer mit anschließendem Empfang

KV NeussBeginn: 14:00 Uhr - KranzniederlegungOrt: am Ostdeutschen Gedenkstein/Oberstr. Platz der Deutsche Einheit, NeussHauptredner: Theo Jantosch Beginn: 15:00 Uhr - HeimatgedenkenOrt: Zeugheus, NeussHauptredner: Werner Jostmeier MdL, Beauftragte der CDU Fraktion NRW für Vertriebenen

08.09.2013

KV Rhein-Sieg (Andacht und Kranzniederlegung)Beginn: 14:00 UhrOrt: Vertriebenen-Ehrenmal, Waldfriedhof TroisdorfHauptredner: Pfarrer Hagen Schwarz

KV Rhein-Sieg (Heimatliche Nachmittag)Beginn: 15:30 UhrOrt: Saal Kolpinghaus, Mühlenstr. 2-4, SiegburgKaffe, Kuchen, Rahmenprogramm

14.09.2013

KV MoersBeginn: 15:00 UhrOrt: Josef-Jürgens-Haus, Königstr. 1, Kamp-LintfortHauptredner: Werner Jostmeier MdL

KV HochsauerlandkreisBeginn: 15:00 UhrOrt: Kolpinghaus, Kolpingstr. 12, 59955 Winterberg-SiedlinghausenHauptredner: Hubert Maessen, WDR

15.09.2013

Stadtverband WittenBeginn: 15:00 Uhr (Einlass: 14:30 Uhr)Ort: Kath. Pfarrheim St. Marien Hauptstr. 83 A, 58452 WittenHauptredner: Werner Jostmeier MdL

KV MünsterBeginn: 10:30 UhrOrt: Festsaal des Rathauses, MünsterHauptredner: Werner Jostmeier MdL

20.09.2013

KV SoestBeginn: 15:00 UhrOrt: Kulturhaus „Alter Schlachthof“, Soest

21.09.2013OV GochBeginn: 15:00 UhrOrt: Ostdeutsche Heimatstube Marktstr. 1 B, GochHauptredner: Werner Blietz,

22.09.2013KV BielefeldBeginn: 15.00 UhrOrt: Gemeindehaus, Papenmarkt 10, BielefeldHauptredner: Sibylle Dreher, BdV-Frauenpräsidentin

KV MindenBeginn: 14:00 UhrOrt: Victoria-Hotel Saal Scala, Markt 11, MindenHauptredner: Dr. Günter Reichert, Landesvorsitzender Sudetendeutscher Landsmannschaft

Page 25: Deutsche Umschau 3-2013

25Deutsche Umschau 3-2013

Landesverband Nordrhein-Westfalen

Johanna Schneidewind gestorben am 05. März 2013 mit fast 85 Jahren, lebte einige Jahre – bis zur Flucht – im östlichen Bran-denburg, entstammte mütterlicherseits ei-nem alteingesessenen Bauerngeschlecht, kam 1945 mit ihrer Mutter und drei jüngeren Schwestern aus dem östlichen Brandenburg über Thüringen dann 1946 in den Raum Wilster bis ca. 1948/1949, wo sie freund-schaftlich mit anderen Heimatvertriebe-nen verbunden war.

Sie kam dann nach Westfalen und grün-dete eine Familie, früh verwitwet seit 1968, schloss sie sich dem Bund der Vertriebenen an, besuchte regelmäßig BdV- und lands-mannschaftliche Veranstaltungen im Raum Olpe-Siegen zusammen mit ihrem älteren Sohn Frank.

Frau Schneidewind unterstützte viele Jahre, als stille Helferin im Hintergrund besonders alte und kranke Heimatverbliebene in den Vertreibungsgebieten und in Mitteldeutsch-land in Zusammenarbeit mit den Rotariern.

Weiterhin bot sie Besuchern aus Mittel-deutschland und den Vertreibungsgebie-ten ihre Hilfe und unternahm mit ihnen oft kleine Ausflüge in die Umgebung des Wohnumfelds.

Aus Altersgründen musste sie ihre ehren-amtliche Mitarbeit einschränken, diese Tä-tigkeiten führt ihr Sohn Frank z. B. als Mit-helfer bei Heimattreffen, Paketsendungen an Landsleute in die Vertreibungsgebiete und als Ansprechpartner für Verschiedene heimatliche Belange weiter.

Aber das Leben geht weiter, Kinodoku-mentarfilm von Karin Kaper, 104 Minuten, FSK ab 12 Jahren, in Anwesenheit der Re-gisseurin Karin Kaper8.10.2013Gütersloh, Bambi Kino, 19.00 UhrEintritt 7 €, ermäßigt 6 €Vorbestellungen 10 – 14 Uhr: 05241/ 2377009.10.2013Warendorf, Studio Kino, 16.30 + 19.00 Uhr

Drei polnische und drei deutsche Frauen aus mehreren Generationen, deren Familienge-schichte sich nach Ende des Zweiten Welt-krieges auf dramatische Art kreuzte, setzen

Noch vor Beginn der kommenden Sonder-ausstellung „Pfefferkuchen. Eine Reise der Sinne, vom Ursprung bis zum Genuss...“ sind alle Interessierten, egal ob Jung oder Alt, eingeladen ihre Pfefferkuchenrezepte herauszuholen und einen Pfefferkuchen-mann, Pfefferkuchenherzen o.ä. zu backen, zu verzieren und ins Haus Schlesien zu schicken. Ganz gleich ob typisch schlesische Pfefferkuchen, Nürnberger Lebkuchen oder kreative neue Rezepte und Formen, wir sind gespannt auf alle Ein-sendungen und natürlich wer-den die schönsten Exemplare prämiert und mit Preisen be-lohnt. Ausgestellt werden sollen die Naschwerke natürlich auch, so dass Haus Schlesien in diesem Winter zu einem duftenden Pfefferkuchenhaus wird und die Backwerke beim Ausstellungsbesuch Fami-lie und Freunden gezeigt werden können.

Ab Samstag, 9. November dreht sich im

Wer backt den schönsten Pfefferkuchen(mann)?

Haus Schlesien veranstaltet einen Backwettbewerb! Haus Schlesien dann alles um das Thema Pfefferkuchen. Es wird ein vielfältiges Be-gleitprogramm zur Ausstellung geben, mit Führungen, Kinderprogrammen und Backaktionen. Neben den öffentlichen Ter-

minen, können Gruppen jeweils an den Montagen vom 11. November 2013 bis 27. Januar 2014 nach vorheri-ger Anmeldung Programme und

Führungen mit Backaktion buchen. Das Angebot rich-tet sich sowohl an Kinder-gärten und Grundschulen

als auch an Erwachsene und Senioren.

Einsendeschluss für den Backwett-bewerb ist der 20. Oktober 2013.

Weitere Informationen oder Anmel-dungen zu den Führungen und Program-men unter 02244/886 231 oder [email protected]. Die Ausstellung „Pfef-ferkuchen. Eine Reise der Sinne, vom Ur-sprung bis zum Genuss...“ läuft vom 9. No-vember 2013 bis 2. Februar 2014

Trauer um Johanna Schneidewind

Flucht. Vertreibung. Neubeginn

bewusst persönlich zum Thema „Flucht und Vertreibung“ ein Zeichen der Annäherung.

Ein Film über Heimat, Krieg, über das Überleben in der Fremde, darüber wie die große Geschichte in das Dasein der Men-schen hineinblitzt und die Lebensbahnen durcheinanderwirbelt.

Der Film berücksichtigt nicht nur die er-schütternden Vorkommnisse in den Kriegs-wirren bis zur endgültigen Vertreibung der deutschen Familie aus ihrem niederschlesi-schen Dorf Niederlinde im Sommer 1946. Er wirft auch ein Licht auf die Entwicklun-gen der Nachkriegszeit sowie spätere Jahr-zehnte bis heute.

Dem Schicksal der Deutschen, die später in Bremen und Umgebung eine zweite Hei-mat fanden, wird das der polnischen Fa-milie gegenübergestellt, die ihrerseits 1940 von der sowjetischen Armee aus Ostgebie-ten Polens nach Sibirien verschleppt wurde.

Ein bewegender Film über den Verlust der Heimat

Tag der Heimat im Landtag

Seit über 60 Jahren wird in Deutschland im September der Tag der Heimat begangen. So hat auch in diesem Jahr die CDU-Landtags-fraktion zu einer besonderen Feierstunde für den den 10. September in den Landtag von Nordrhein-Westfalen eingeladen.

Am diesjährigen Tag der Heimat soll be-sonders das 60-jährige Jubiläum des Bun-desvertriebenengesetzes und das 250 jährige Jubiläum des Einladungsmanifest von Ka-tharina der Großen in Erinnerung gerufen werden. So haben zahlreiche Mitglieder der VIRA e.V. des Schicksals ihrer Familien-angehörigen im Nordrhein-Westfälischen Landtag gedacht.

Mit der Feierstunde will die Landtagsfrak-tion der CDU ein Zeichen gegen das welt-weite Unrecht von Vertreibung und De-portationen. In der nächsten ausgabe dieser Zeitung folgt ein ausführlicher Bericht.

Page 26: Deutsche Umschau 3-2013

26 Deutsche Umschau 3-2013

Fritzchen, ältester Sohn des Bau-ern (10) geht mit dem Bullen durchs Dorf. Er trifft den Pastor.„Fritzchen, wo gehst du denn mit dem Bullen hin?“„Na, zum Nachbarn, die Kuh decken!“„Aber Fritzchen“, sagt da der Pastor entsetzt, „kann denn dein Vater das nicht machen?“„Ne, Herr Pastor, sowas muss der Bulle schon selber tun...!“

Beim Antiquitätenhändler bewirbt sich ein Mann als Verkäufer.Fragt der Chef: „Haben Sie denn Erfahrungen?“„Natürlich!“Chef (zeigt einen abgebroche-nen Zeiger einer Kuckucksuhr): „Wofür halten Sie das?“„Für einen handgeschmiedeten Zahnstocher Kaiser Karl des V.“„Ausgezeichnet. Sie kön-nen sofort anfangen!“

Ein Mann geht in eine Kanzlei und fragt den Rechtsanwalt nach den Gebühren für eine Rechtsauskunft:„Für drei Fragen 1200 Euro?“, antwortet der Anwalt.„Das ist doch ziemlich teu-er oder?“, fragt der Mann.„Ja“, antwortet der Anwalt. „Und wie lautet ihre dritte Frage?“

Ein Rudel Löwen greift einen Mis-sionar an. Der Pfarrer spricht ein Stoßgebet: „Lieber Gott, mache diese Monster zu frommen Christen!“ Daraufhin stoppen die Löwen vor ihm und beten: „Komm, Herr Jesus, sei unser Gast und segne, was du uns beschert hast.“

Rätselecke für jung und alt

Zu guter Letzt

Wenn Sie auch dieses Mal das Rätsel richtig lösen, senden Sie uns die Antwort an BdV NRW, Bismarckstr. 90, 40210 Düssel-dorf, E-Mail [email protected]. Unter den richtigen Ein-sendungen verlosen wir einen tollen Buchpreis.

Rebus

Logikrätsel

Legen Sie 4 Streichhölzer so um, dass 3 Quadrate entstehen.

Page 27: Deutsche Umschau 3-2013

27Deutsche Umschau 3-2013

Anschriften und Termine

Landesverband Nordrhein-Westfalen e.V.

Landesverband Hessen e.V.

Bauernverband der Vertriebenen e.V.

Bund der VertriebenenLandesverband Hessen e.V.

Friedrichstraße 3565185 Wiesbaden

Tel.: 0611 – 36019-0Fax: 0611 – 36019-22eMail: [email protected]

www.bdv-hessen.dewww.bund-der-vertriebenen-hessen.de

Bund der VertriebenenLandesverband Nordrhein-Westfalen e.V.

Bismarckstr. 9040210 DüsseldorfDeutschland

Telefon:0211 – 350361Telefax: 0211 – 369676eMail: [email protected]: [email protected]

www.bdv-nrw.dewww.bdv-buchdienst.dewww. facebook.com/bdv.nrw

Termine

10.09.2013 Feierstunde zum Tag der Heimat der CDU- Landtagsfraktion Hauptredner: Prof. Dr. Arnulf Baring19.09.2013 Festakt: 60 Jahre Frauenarbeitsgemeinschaft in Nordrhein-Westfalen, Leverkusen, Haus Ratibor16.11.2013 Landeskulturtagung, Düsseldorf

Bauernverband der Vertriebenen e.V. – Bundesverband –

Seestr. 4412589 Berlin

Tel.: 030 – 64 39 92 64Fax: 030 – 64 39 92 64

E-Mail: [email protected]

Geschäftsführer Dr. Arwed Blomeyer

Termine

15.09.2013 Zentraler Tag der Heimat, Wiesbaden07.12.2013 BdV-Gesamtvorstandssitzung

Termine

Page 28: Deutsche Umschau 3-2013

Absender:Bund der VertriebenenLandesverband Nordrhein-Westfalen e.V. 40210 DüsseldorfPostvertriebsstückEntgelt bezahltH 13 18 F

Zu beziehen über BdV-Buchdienst, Bismarckstr. 90, 40210 Düsseldorf

Tel. 0211/350 361 Fax 369676, E-Mail: [email protected]

www.bdv-buchdienst.de

Die Katalog-Trilogie zu den Ausstellungen des Zentrums gegen Vertreibungen:

„Die Gerufenen“ • „Erzwungene Wege“ • „Angekommen“

Drei Bände im praktischen Schuber für nur

35,- €

Einzelkataloge 12,95 €