deutsche umschau 2/2012

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2-2012 Nordrhein-Westfalen/Hessen/Bauernverband Jahrgang 58 H 1318 F Herausgegeben von den BdV-Landesverbänden Hessen und Nordrhein-Westfalen www.bdv-nrw.de • www.bdv-hessen.de Hessen: Nachdenken über Gestern und Morgen nordrHein-Westfalen: Mit neuem Vorstand in die Zukunft BauernverBand: Zukunft der Stiftung Vertriebenes Landvolk 2-2012

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Verbandszeitung BdV-Landesverband NRW

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Page 1: Deutsche Umschau 2/2012

2-2012 Nordrhein-Westfalen/Hessen/Bauernverband Jahrgang58 H1318F

Herausgegeben von den BdV-LandesverbändenHessen und Nordrhein-Westfalen

www.bdv-nrw.de • www.bdv-hessen.de

Hessen:Nachdenken über Gestern und Morgen

nordrHein-Westfalen:Mit neuem Vorstand in die Zukunft

BauernverBand:Zukunft der Stiftung Vertriebenes Landvolk

2-2012

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2 DeutscheUmschau2-2012

Inhalt Zu neuen Ufern aufbrechen

Leitartikel

ISSN 0723-4295Organ des Bundes der Vertriebenen (Hessen, Nordrhein-Westfalen, Bauernverband der Vertriebenen).Herausgeber und Verlag: Bund der Vertrie-benen – Landesverbände Hessen e.V. und Nordrhein-Westfalen e.V.Die Ausgabe Hessen wird durch das Hessische Sozialministerium gefördert.Anschriften: BdV-Landesverband NRW e.V. Bismarckstraße 90, 40210 Düsseldorf, Tel. 02 11/35 03 61, Fax 02 11/36 96 76, E-Mail: [email protected] Hessen e.V., Friedrichstr.

35, 65185 Wiesbaden, Tel. 0611/ 36019-0, Fax: 0611/36019-22, E-Mail: [email protected]

Bankverbindungen: LV NRW: Commerzbank Düsseldorf, Kto.-Nr. 322 018 700, BLZ 300 800 00; LV Hessen: Volksbank Wiesbaden, Kto.-Nr. 34 59 03, BLZ 510 900 00

Redaktion:  Chefredakteur Markus Patzke, Ständige Mitarbeiter: Tobias Körfer (Bonn), Roswitha Möller, Markus Häßelbarth (Müns-ter), Norbert Quaiser (Wiesbaden), Dr. Arwed Blomeyer (Berlin), Alexander Kühl (Neuss)

Druck und Vertrieb: Rautenberg Druck GmbH, Blinke 8, Postfach 1909, 26789 Leer

Erscheinungshinweise: Zum 15. eines jeden zweiten Monats. Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe ist der 31. Mai 2012.Mit Signum oder Namen gezeichnete Bei träge geben die Meinung des Verfassers wieder.

MitneuemVorstandindieZukunft 3

NachdenkenüberGesternundMorgen 5

Erbeerhalten–Zukunftgestalten 7

SiegbertOrtmannimPorträt 8

Brähmig:KoalitionstärktFörderung8

„EinenationaleMinderheit,diezufriedenist,isttot“ 9

GeteilteVergangenheit–GemeinsameZukunft 10

Maria-KönigindesOstens 11

Missverständnisse 12

DieZukunftderStiftung„VertriebenesLandvolk“ 13

EdmundLiepold85Jahre 14

LandvolktagteinHeppenheim 15

UmschaufürdenLandwirt 15

VonKleveindieweiteWelt 16

InnenpolitischeUmschau 18

Leserbriefe 18

KölngegenOberschlesien? 19

60JahreLMderDeutschenausRussland 20

HervorragendeIntegrationsarbeit 21

VerabschiedungvonGroßdechantPrälatFranzJung 22

MerkelerinnertanLeidderVertriebenen 22

Waskocheichmorgen? 23

UmschaufürdieFrau 23

ZuguterLetzt 26

TitelbildDas Titelbild entstand im BerlinerKronprinzenpalais am 10.8.2006 beider Eröffnung der Ausstellung „Er-zwungeneWege“desZentrumsgegenVertreibungen.(v.l.n.r.)JoachimGauck,GyörgyKonrad,BdV-PräsidentinErikaSteinbachMdB.

Viel ist in den ersten Monaten diesen Jahres geschehen. Wir haben einen neuen Bundespräsidenten, der kurz

nach dem Erscheinen der letzten Deutschen Umschau in das Amt gewählt wurde. Joachim Gauck gilt als ausge-sprochener Freund der Vertriebenen, wie auch das Titelbild zeigt. Die Präsidentin des Bundes der Vertriebenen, Erika Steinbach MdB, schrieb in in einer Mitteilung: „Die Tat-sache, dass er sich sehr früh mit seinem Namen an die Seite unserer Stiftung Zentrum gegen Vertreibungen gestellt hat, lässt hoffen, dass er auch in seinem hohen Amt neue Akzente der Verbundenheit mit den deutschen Heimatvertrie-benen setzen wird.“ Zugleich dankte sie dem ausgeschiedenen Bundespräsidenten Chris-tian Wulff, der im vorigen Sommer die noch lebenden sogenannten „Wolfskinder“, die als ostpreußische elternlose Kinder in Litauen überlebten, im Schloss Bellevue empfan-gen hat. Er war damit der erste Bundespräsident, der sich dieser schwer geprüften Men-schen angenommen hat. Nun blicken wir gespannt in die Zukunft mit Bundespräsident Joachim Gauck.

Zukunftsweisendes haben auch die beiden großen Landesverbände Hessen und Nord-rhein-Westfalen bei ihren jeweiligen Landesdelegiertentagungen beschlossen. Wäh-

rend in Nordrhein-Westfalen Strukturfragen die Diskussion beherrschten, waren in Hessen Personalfragen das wichtige Thema des Landesverbandstages. Der auch der Deutschen Umschau stets sehr verbundene hessische Landesvorsitzende Alfred Herold hat den Stab an Siegbert Ortmann weitegereicht. Für die Unterstützung der Deutschen Umschau ist die Redaktion dieser Zeitung Alfred Herold zu großem Dank verpflichtet. Das Ergeb-nis beider Landestagungen – strukturell und personell – ist in die Zukunft gerichtet und vermittelt neue Aufbruchstimmung. Daher: Zu neuen Ufern aufbrechen.

Weniger erfreulich ist die Tatsache, dass diese Deutsche Umschau wieder mit er-heblicher Verspätung erscheint. Die beiden Landestagungen, die zahlreichen Fei-

ertage und eine zweiwöchige Erkrankung des Chefredakteurs haben zu dieser Situation geführt. Das zeigt auch, dass es noch erhebliche Defizite im Bereich der ehrenamtlichen Mitarbeit in unseren Verbänden gibt. Außergewöhnliche Belastungen oder Ausfälle von Mitarbeitern können kaum kompensiert werden. Hier liegen auch weiter große Aufga-ben vor unseren Verbänden. Mitwirkung, Engagement und Beteiligung müssen weiter gefördert und unterstützt werden. Dabei sind wir auch auf die Hilfe der Verbandsmit-glieder angewiesen und rufen dazu ausdrücklich auf. Versprechen wollen wir aber auch, dass die Nummer 3/2012 wieder pünktlich in ihren Briefkästen landet.

Markus Patzke

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3DeutscheUmschau2-2012

Politik

Mit neuem Vorstand in die ZukunftLandesversammlung hält den Verband zukunftsfähig

Die Neuwahlen und eine Satzungsände-rung standen im Mittelpunkt der diesjähri-gen Landesversammlung des BdV-Landes-verbandes Nordrhein-Westfalen. Zunächst gab jedoch der Landesvorsitzende, Hans-Günther Parplies, einen Bericht zur Lage des Landesverbandes und vor allem zur neuen Situation in der Landespolitik nach der Auf-lösung des Landtages. Der Landesvorsit-zende führte als Bilanz der kurzen Legisla-turperiode aus: „Der unerwartete Beschluss des Landtags von Nordrhein-Westfalen vom 14. März, sich selbst aufzulösen, stellt auch uns im Verband vor eine neue Lage. Es ist müßig, über geführte Gespräche mit Ent-scheidungsträgern, über geknüpfte Kon-takte und angebahnte Projekte zu berich-ten. Mit der Landtagswahl am 13. Mai wird alles wieder auf Null gestellt. Viele Gremien im Lande werden zu berufen sein, darunter zum Beispiel auch das Kura-torium für das Gerhart-Hauptmann-Haus. Als Bilanz einer kurzen Legislaturperiode bleibt für die Angelegenheiten der Vertrie-benen festzuhalten:

Die sozialdemokratisch geführte Lan-desregierung hat den Haushaltsansatz „Projektmittel für die ostdeutsche Kul-turarbeit“ aufrechterhalten, auch wenn die BdV-Mitgliedsorganisationen – we-gen der Tücken der Vergabe-Richtli-nien – nur eingeschränkt davon profitie-ren konnten. Sie hat die Finanzierung des Gerhart-Hauptmann-Hauses fortgeführt und den ostkundlichen Schülerwettbewerb sogar ausgebaut.

In der Angelegenheit eines Lehrstuhls für ostdeutsche Kultur und Geschichte an min-destens einer Universität im Lande konnte dagegen – trotz aller Bemühungen – nichts erreicht werden. Die SPD-Fraktion hatte

einen jungen Abgeordneten schlesischer Ab-kunft, Andreas Bialas, zu ihrem Kulturpoli-tischen Sprecher bestimmt und auch in den Vorstand des Gerhart-Hauptmann-Hauses entsandt, den wir ja im vergangenen Jahr bei unserer Landesversammlung hier erle-ben konnten.

Mit Justizminister Thomas Kutschaty SPD hielt in Essen ein leibhaftiger Landesminis-ter die Hauptansprache zum Tag der Heimat 2011. Ich gratuliere unserem Kreisverband Essen – den Herren Kottisch und Gensler – auch von dieser Stelle aus noch einmal sehr herzlich zu diesem schönen Erfolg!

Die CDU-Fraktion hatte mit dem Abge-ordneten Bodo Löttgen auch in diesem Legislaturperiode wieder einen Vertriebe-nen-Beauftragten der Fraktion bestellt, der sich diesmal als richtig erwies. Er hatte u. a. erfolgreich das Projekt eines Parlamen-tarischen Abends für die Vertriebenen im Landtag betrieben, das durch die Auflösung des Landtags nun, einstweilen leider auf Eis liegt, das wir aber im neuen Landtag wieder

aufgreifen wollen. Bodo Löttgen hat auch bei drei unserer Kreisverbände – nämlich in Düren, Lippstadt und Münster – 2011 die Rede zum Tag der Heimat gehalten.

Im Übrigen hat die CDU-Fraktion in der Opposition unter ihrem Vorsitzenden Karl-Josef Laumann eine gute Übung wieder aufgegriffen, die während der fünfjährigen Amtszeit der Landesregierung Dr. Rüttgers nicht mehr stattgefunden hätte, nämlich die Vertreter der Vertriebenen im Lande zu einer Veranstaltung mit anschließen-den Empfang zum Meinungsaustausch in den Landtag einzuladen. – Viele von Ihnen haben die beeindruckende Gedenkstunde am 20. September vergangenen Jahres zum

Konzentriert arbeiteten die Delegierten der Kreisverbände und der Landesgruppen während der Landesversammlung 2012

Tag der Heimat im Fraktionssaal der CDU ja miterlebt. Etwa ein Drittel der Abgeord-neten der Fraktion haben daran teilgenom-men, und beim anschließenden Empfang bestand die Möglichkeit zum Gespräch mit ihnen. Die uns nahestehenden Medien – natürlich auch die „Deutsche Umschau“ – haben darüber berichtet und in unserem schriftlichen Jahresbericht finden Sie eben-falls Informationen dazu.“

So viel zum landespolitischen Lagebericht. Intensiv diskutiert wurde von den Dele-gierten eine vom Landesvorstand vorge-schlagene Satzungsänderung. Der Vorstand hatte es als für dringend erforderlich an-gesehen, die Kreisverbände in neuen Be-zirken zu organisieren und diesen neu zu schaffenden Bezirksverbänden in der Struk-tur des Landesverbandes eine starke Stel-lung einzuräumen. Bereits im Vorfeld der Landesversammlung waren diese neuen Be-zirksverbände daher zu Sitzungen zusam-mengetreten und hatten die vorgeschla-genen Satzungsänderungen diskutiert und ihnen jeweils mit großen, überzeugenden Mehrheiten zugestimmt. Zu den Verände-rungen gehört auch, dass die Vorsitzenden der Bezirksverbände geborene Mitglieder des Landesvorstandes sind.

Darüber hinaus beinhaltet die Satzungsän-derung für den Landesverband die Mög-lichkeit, Einzelmitglieder aufzunehmen. Ob diese als Außerordentlicher Mitglieds-verband oder in anderer Form organisiert werden, bleibt dabei zunächst offen. Wich-tig ist jedoch, denjenigen, die an der Arbeit des Landesverbandes der Vertriebenen inte-ressiert sind und sich nicht in einer Landes-gruppe oder einem Kreisverband engagieren

Landesvorsitzender Hans-Günther Parplies bei seinem Lagebericht

Forsetzung auf Seite 4

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Politik

wollen oder können, innerhalb des Verban-des eine Heimstatt zu geben. Dieses Vorha-ben stieß auf großen Zuspruch unter den Delegierten und wurde als eine tragfähige Zukunftslösung begrüßt.

Neben den strukturellen Veränderungen gab es eine ganze Reihe von redaktionellen Neuerungen in der Satzung, zu denen auch eine Reform des Zieleparagraphen gehörte. Nach intensiver und streckenweise kontro-vers geführter Diskussion einigte sich die Versammlung auf die Formulierung: „Auf der Grundlage der Charta der deutschen Heimatvertriebenen vom 5. August 1950 und des Grundgesetzes für die Bundesre-publik Deutschland vom 23. Mai 1949 setzt sich der Landesverband für die Verwirk-lichung des Selbstbestimmungsrechts der Völker, für das Recht auf die Heimat, die allgemeinen Menschenrechte und eine ge-rechte Friedens- und Staatenordnungord-nung in Europa ein, in der das Recht auf die Heimat beachtet wird.“

Die Debatte um die Satzungsänderungen, die der Landesverband nicht nur wäh-rend der Lan-desversamm-lung, sondern über Wochen schon bereits im Vorfeld ge-führt hat, war ebenso nütz-lich, wie die Zustimmung der Delegier-ten. Es ist im Laufe dieser er s ten Mo-nate des Jah-res deutlich geworden, dass der Landesverband in sich geschlossen ist, die Mitgliedsverbände bereit sind Kompro-misse einzugehen und sich im Interesse der Zukunftsfähigkeit des Bundes der Vertrie-benen in Nordrhein-Westfalen neuen Ge-danken nicht verschließen und zukünftige Herausforderungen annehmen. Nachdem es dem Landesverband in den vergangenen zwei Jahren durch die Mithilfe aller Mit-gliedsverbände gelungen ist, einige „Bau-stellen“ abzuschließen, war nun die Struk-turreform die zunächst letzte Maßnahme zur Zukunftssicherung. Die innerverband-liche Debatte darum hat den Verband auf-gerüttelt und deutlich gemacht, dass nicht

Auch die junge Generation ist im Landesvorstand des BdV NW gut repräsentiert, auch wenn Arno Barth (l.) aus dem Vorstand ausgeschieden ist bleibt er der Arbeit des Verbandes erhalten. Michael Weigand (r.) bleibt stellvertretender Landesvorsitzender.

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die Resignation die vorherrschende Ge-fühlslage ist, sondern eine neue Aufbruch-stimmung Platz gegriffen hat.

Das haben auch die Vorstandswahlen deut-lich gemacht. Nach wie vor ist die junge Ge-neration Seite an Seite mit den erfahrenen Mitstreitern in der Verantwortung für den Landesverband. Mit überwältigender Mehr-

heit w urde Hans-Günther Parplies in sei-nem Amt als Landesvorsit-zender bestä-tigt , das er seit 1988 inne hat. Vertreten wird er von Michael Weigand, ei-nem der jun-gen pol it i -schen Akteure aus Nordrhein-Westfalen, der von der CDU-

Fraktion als Wahlmann zur Wahl des Bun-despräsidenten nominiert worden war. Ale-xander Kühl vertritt als stellvertretender Landesvorsitzender vor allem die Interes-sen der Deutschen aus Russland im Vor-stand. Mit Dr. Bärbel Beutner ist seit ei-nigen Jahren erstmals wieder eine Frau im Geschäftsführenden Landesvorstand ver-treten, die zudem aus dem Landesvorstand der Landesgruppe der Landsmannschaft Ostpreußen kommt. Zum Schatzmeister wurde Markus Patzke gewählt.

Eine Reihe von Veränderungen gab es auch im erweitertenden Vorstand. Diese waren vor allem der Strukturreform geschuldet,

die die Vorsitzenden der Bezirksverbände zu Mitgliedern des Landesvorstandes auf-wertet. Für den Bezirk Nord ist Roswi-tha Möller im erweiterten Vorstand, die bereits langjährige Erfahrung im Landes-vorstand mitbringt. Der Bezirk Mitte wird durch Alfred Kottisch vertreten, dem BdV-Kreisvorsitzenden aus Essen, den Bezirk Süd vertritt Peter Kokott im Vorstand. Für beide ist es die erste Legislaturperiode im BdV-Landesvorstand.

Die weiteren drei Vorstandsmitglieder sind Waltraud Hentschel für die Frauen-arbeitsgemeinschaft, Till Gensler aus dem Kreisverband Essen und Stefan Hein, dem Bundesvorsitzenden des Bundes junges Ostpreußen.

Alle Generationen, aber auch ganz unter-schiedliche Erfahrungen, landsmannschaft-liche Charakteristika und politische Hin-tergründe werden also auch in Zukunft die Geschicke der Vertriebenen in Nord-rhein-Westfalen mitbestimmen. Der BdV-Landesvorstand ist breit aufgestellt. Das sind gute Voraussetzungen für ein erfolrei-ches Wirken in der Zukunft. Die Ost- und Sudetendeutschen in Nordrhein-Westfalen werden sich auch in Zukunft in die Lan-despolitik einbringen. Nach einer Phase der inneren Konsolidierung und Regeneration werden die gestalterischen Kräfte innerhalb des Landesverbandes nun wieder die Ober-hand gewinnen. Der Bund der Vertriebe-nen in Nordrhein-Westfalen hat seine Zu-kunftsfähigkeit nicht aufgegeben. Das ist sicherlich die entscheidende Erkenntnis, die aus den ersten drei Monaten diesen Jahres mit der abschließenden Landesversamm-lung gezogen werden muß.

Markus Patzke

DieOst-undSudetendeutschen inNord-rhein-Westfalen werden sich auch inZukunft indie Landespolitik einbringen.Nach einer Phase der inneren Konsoli-dierung und Regenerationwerden diegestalterischenKräfteinnerhalbdesLan-desverbandesnunwiederdieOberhandgewinnen.DerBundderVertriebeneninNordrhein-WestfalenhatseineZukunftsfä-higkeitnichtaufgegeben.DasistsicherlichdieentscheidendeErkenntnis,dieausdenersten dreiMonaten diesen Jahresmitder abschließenden Landesversammlunggezogenwerdenmuß.

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Politik

Nachdenken über Gestern und MorgenNeujahrsgespräch in der Hessischen Staatskanzlei

Das traditionelle Neujahrsgespräch bie-tet eine gute Gelegenheit, die Ereignisse und Erfolge des zurückliegenden Jahres Revue passieren zu lassen und einen Aus-blick auf die neuen Aufgaben des Jahres 2012 zu geben.

Der Empfang im Büchnersaal der Hessi-schen Staatskanzlei für die BdV-Vertreter, an der Spitze ihr Landesvorsitzender Alf-red Herold, war ein Zeichen der Wertschät-zung durch die Landesregierung. Neben Ministerpräsident Volker Bouffier, waren Sozialminister Stefan Grüttner, Staatsse-kretär Dr. Herbert Hirschler, die Landes-beauftragte der Hessischen Landesregierung für Heimatvertriebene und Spätaussied-ler, Margarete Ziegler-Raschdorf, die frü-heren Vorsitzende des Unterausschuss für Heimatvertriebene, Flüchtlinge und Wie-dergutmachung, Gudrun Osterburg MdL a.D., und Georg Unkelbach, Hessisches Sozialministerium, der Büroleiter von Frau Ziegler-Raschdorf zum Neujahrsgespräch gekommen.

Der Sozialminister begrüßte die Gäste zum traditionellen Neujahrsgespräch. Er dankt für die kritische Begleitung der Regierungsarbeit, Kritik werde dabei als wohlgemeinter Ratschlag angesehen. Der Landesbeauftragten Ziegler-Raschdorf komme dabei eine ganz wesentliche Schar-nierfunktion zu. In der öffentlichen Darstel-lung sind im vergangenen Jahr eine ganze Reihe Fortschritte gemacht worden. Er erin-nert an den hessischen Preis „Flucht, Vertrei-bung, Eingliederung,“ die Festschreibung der Curricula für den Geschichtsunterricht und die Zeitzeugen, die den Schulen zur Verfügung stehen. Gute Zusammenarbeit gibt es auch bei der Neukonzeption des Hessenparks und der Heimatstuben, um deutlich zu machen, was an Leistungen der Vertriebenen im neuen Heimatland Hes-sen eingebracht wurde.

Oft sind es nur ein paar Worte, die Mut machen, Dankbarkeit und Wertschätzung ausdrücken. Was der hessische Minister-präsident den BdV-Führungskräften sagte hörten alle gern. „Ich lege größten Wert da-rauf“, so der Regierungschef, „ dass diese intensive, freundschaftliche Arbeit mit den Vertriebenenverbänden fortgeführt wird. In Hessen sind wir mittlerweile bald die Ein-zigen, die so etwas tun. Wir haben es sehr

bedauert, dass die neue Landesregierung in Baden-Württemberg sich nicht mehr dazu entschließen konnte, eine Persönlichkeit zu benennen, die sich in besonderer Weise um die Anliegen der Vertriebenen kümmert. Nicht einmal zum Jahresempfang der Lan-desregierung werden die Vertriebenen ein-geladen. So etwas ist jenseits aller Partei-farben töricht. Das wird der Leistung der Vertriebenen nicht gerecht und ist ein gro-bes Fehlverhalten der Regierung. Die Hes-sische Landesregierung sieht das anders und deshalb darf ich Ihnen zusagen, dass diese Arbeit für uns wichtig ist und dass wir mit

allem, was wir können, Sie auch weiterhin in Ihrer Arbeit unterstützen wollen.“

„Im letzten Jahr wurde intensiv eine De-batte geführt,“ so der Ministerpräsident wei-ter „wie wir jungen Menschen das Thema Vertreibungsschicksal möglichst so erklä-ren, dass sie erstens davon wissen und zwei-tens in irgendeiner Weise auch damit um-gehen können und es nicht vergessen. Dass es uns gelungen ist, dieses Thema in den Curricula für den Geschichtsunterricht zu etablieren und festzuschreiben, ist der Er-folg jahrelanger Bemühungen“.

„Ich bin froh und dankbar, dass wir zu Be-ginn des Jahres zu einem Gedankenaus-tausch zusammenfinden und dabei eine gute Tradition fortsetzen und auch all je-nen einen Dank aussprechen können, die für uns ein offenes Ohr haben, wenn wir Hilfe brauchen. Unser Geschäftsbericht für das Jahr 2011 gibt Auskunft über die vielfäl-tige Tätigkeit unseres Verbandes.

Zum einen der „Tag der Vertriebenen“ am Hessentag in Oberursel mit der Ver-leihung des „Hessischen Preises“ „Flucht,

Vertreibung, Eingliederung“. Ein Wort vom Ministerpräsidenten ist ihm besonders in Erinnerung: „Der Bund der Vertriebenen ist ein integraler Bestandteil des Hessentags geworden.“ Er erwähnt den „Zentralen Tag der Heimat“ im Biebricher Schloss, bei dem Staatsminister Stefan Grüttner daran erin-nerte, dass der Bund der Vertriebenen Be-deutendes für die Überwindung von Gegen-sätzen in Europa geleistet hat. Als wichtigen Schwerpunkt nannte der Landesvorsitzende die Kulturarbeit, „die beste Heimatpolitik“, wie er es einmal ausgedrückt habe. Lob ge-bühre in diesem Zusammenhang besonders Otmar Schmitz, bei dem die kulturellen Belange in besten Händen liegen. Die von Otmar Schmitz organisierten Ausstellun-gen tragen dazu bei, unser Schicksal und

unsere Geschichte immer wieder der Be-völkerung vor Augen zu führen. Denn wer „nichts oder wenig über die Geschichte un-serer Heimatgebiete weiß, kann uns auch nicht behilflich sein.“

Als kleines Dankeschön überreichte der Landesvorsitzende dem Ministerpräsi-denten Erika Steinbach’s „Die Macht der Erinnerung“.

Die Landesbeauftragte Ziegler-Raschdorf führte aus: „Die Heimatstuben haben uns schon früher oft beschäftigt, weil es immer schwieriger geworden ist, sie zu unterhal-ten. Die Betreuer werden immer älter und es besteht die Gefahr, dass ausgestellte Ge-genstände verloren gehen. Das vor einiger Zeit aufgelegte Programm, jede Heimat-stube auf Antrag mit max. 500,00 € zu un-terstützen, läuft weiter.

Im Sinne der Erhaltung und Sicherung des Inventars, wurde dem Hessischen Muse-umsverband ein Auftrag zur fachlichen Beratung erteilt. Dieser sucht jede der 50 Heimatstuben einzeln auf, fotografiert

(v.l.n.r.) Staatssekretär Dr. Herbert Hirschler, BdV-Landesvorsitzender Alfred Herold, Ministerpräsident Volker Bouffier, Sozialminister Stefan Grüttner

Fortsetzung auf Seite 6

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6 DeutscheUmschau2-2012

Politik

und inventarisiert die Ausstellungsstücke und erstellt ein Konzept für die künftige Präsentation.

Am „Tag der Vertriebenen“ beim nächsten Hessentag in Wetzlar, beginnt die Volks-tumsveranstaltung bereits um 11.00 Uhr. Die Sprechstunde der Landesbeauftragten wird nachmittags im Rahmen einer Aus-stellung abgehalten, welche Flucht und Ver-treibung der Diakonissen vom Krankenhaus der Barmherzigkeit in Königsberg bis zum Neuanfang auf dem Altenberg bei Wetzlar zum Thema hat.

Hinsichtlich der Lehrbücher war geplant, eine Arbeitsgruppe einzurichten, um mehr auf die Inhalte eingehen zu können. Das sollte jetzt in Angriff genommen werden. Digitalisierung erwähnt die Landesbeauf-tragte im Zusammenhang mit den Mo-dernisierungen im Hessenpark. Sieht darin eine gute Chance, über Flucht, Vertreibung und Geschichte der Russlanddeutschen ein digitales Angebot für Schulen zu schaffen. Erste Vorbereitungen dafür laufen bereits.

Gute Nachrichten hatte Staatssekretär Dr. Herbert Hirschler aus dem Kultusministe-rium mitgebracht. Im neuen Kerncurricu-lum für das Fach Geschichte ist „Flucht und Vertreibung“ jetzt aufgenommen worden und zwar auch bei den Inhaltsfeldern für alle Stufen festgeschrieben worden. Also von der Grundstufe beginnend bis hoch zum Gymnasium. Das gilt ab 01.08.2012 und legt damit auch verbindlich Bildungsstan-dards und Inhalte fest. Das wurde im vo-rigen Jahr intensiv besprochen und es kann jetzt Vollzug gemeldet werden.

Die Arbeitsstelle Archivpädagogik des Staatsarchivs in Marburg hat eine Doku-mentation „Vom Neubürger zum Mitbür-ger – Flüchtlinge und Vertriebene in Hes-sen“ herausgegeben, die einen sehr guten Eindruck macht. Die ersten Erfahrungen sind positiv. Zeitzeugenprogramme laufen gut an. Das ist ein Erfolg, denn digitale Me-dien und Bücher sind weniger eindrucks-voll für Jugendliche als persönliche Erleb-nisberichte von Zeitzeugen. Es ist ihm ein besonderes Anliegen, die Tradition der Jah-resgespräche mit den Vertriebenenverbän-den fortzuführen.

Johann Thießen begrüßt die Änderung des Bundesvertriebenengesetzes mit der lange geforderten Härtefallregelung zur nachträg-lichen Einbeziehung von Ehegatten und Abkömmlingen. Es sei ein langer Weg ge-wesen und er freue sich, dass mit der neu

geschaffenen Möglichkeit in vielen Fällen schmerzlicher Familientrennung gehol-fen werden könne. Hessen sei das einzige Bundesland, welches die Änderung einge-bracht habe. Die Einzige, die sich über den Bundesrat da-für eingesetzt habe, sei Frau Ziegler-Raschdorf gewesen. Die Landesbeauftragte hatte alle Forderungen der Lands-mannschaft der Deutschen aus Russland dem Bundes-rat vorgetragen, leider seien nicht alle übernommen wor-den. Leider wurden nur die Spätaussiedler erfasst, auch der Sprachtest, der voraus-sichtlich eine große Hürde darstellen wird, bliebe bestehen.

Hartmut Saenger benannte zwei Bereiche als Nachweis, dass die institutionelle Förde-rung des Deutsch-Europäischen Bildungs-werkes effizient umgesetzt wird. Jahr für Jahr werden mit ehrenamtlichen Kräften grenzüberschreitende Maßnahmen durch-geführt. In 2011 wurden vier fünftägige Seminare in den Vertreibungsgebieten Westpreußen, Oberschlesien, Tschechien abgehalten. In diese Veranstaltungen wa-ren hessische Städtepartnerschaften einge-bunden, wie z.B. Bensheim mit Glatz und Wetzlar mit Pisek. Interessant waren bei den Besuchen die Feststellungen, dass die Kommunen den partnerschaftlichen Ge-danken mit der Vertreibungsdiskussion ver-binden, um dadurch einen neuen europä-ischen Geist zu praktizieren.

Die „Kulturstiftung der deutschen Ver-triebenen“ in Bonn hat mit ministeriellem Anstoß aus dem Bundesministerium des Innern ein „Kulturportal West-Ost“, zu-sammen mit der Stiftung „Deutsche Kul-tur im östlichen Europa“, entwickelt. Das Programm deckt praktisch die gesamten kulturellen Leistungen aller Landsmann-schaften ab. Es reicht bis in die kleinsten Gliederungen aller Kulturorganisationen im europäischen Rahmen des West-Ost-Kontaktes. Besonders wertvoll sind vor al-lem die Aufnahme der östlichen Anregun-gen, die sich mit der Kulturarbeit in Europa beschäftigen. Saenger sieht darin einen gro-ßen Schritt in die Zukunft. Getragen wird die „Kulturstiftung“ von Bayern, Baden – Württemberg und Hessen. Das „Kul-turportal West-Ost“ ist bereits durch eine

ausgezeichnete Präsentation im Internet vertreten.

Siegbert Ortmann führte aus, dass er vor einigen Tagen in der Sudetendeutschen Landsmannschaft das hohe Amt des stell-vertr. Bundesvorsitzenden übernommen habe, weil er der Auffassung ist, dass Vor-standsmitglieder auch politische Visionen haben müssten. Seiner Ansicht nach ha-ben wir in der Sudetendeutschen Lands-mannschaft hervorragende ehrenamtliche Kräfte, die sich für die Heimat, Brauchtum und Heimatpflege einsetzen. Er hält eine verstärkte politische Ausrichtung für not-wendig. Dafür stellt er sich gern zur Ver-fügung. Seine Vision aus hessischer Sicht ist, dass der hessische Ministerpräsident in absehbarer Zeit einen formellen Besuch in der Tschechischen Republik durchführt. Der Delegation sollten auch der Sozialmi-nister, die Landesbeauftragte und selbst-verständlich Sudetendeutsche angehören. „Vom Grundsatz her richtig“ befand der Mi-nisterpräsident. „Die Reise muss nur klug vorbereitet werden. Es sollten keine Erwar-tungen geweckt werden, die wir nicht er-füllen können.“

Reinfried Vogler war Teilnehmer der See-hofer-Reise und konnte feststellen, dass in Gesprächen mit Tschechen, das Verhältnis sich zunehmend verbessert hat.

Der Landeskulturreferent Otmar Schmitz kann sich über mangelnde Unterstützung durch die Landesregierung nicht bekla-gen. Überall finde er Ansprechpartner, die ihm bereitwillig helfen. Die Kontakte zur Landesbeauftragten Ziegler-Raschdorf sind ausgezeichnet. Norbert Quaiser

Alfred Herold (l.), Volker Bouffier: Gastgeschenk für den Ministerpräsidenten Erika Steinbachs „Die Macht der Erinnerung“

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Politik

Der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) hat die Heimatvertriebe-nen auf ihrem Landesverbandstag in Wies-baden am Samstag als „Brückenbauer“ zu Ländern wie Polen, Tschechien und der Slowakei gelobt. Er versicherte den Dele-gierten, dass die finanziellen Mittel nicht gekürzt werden. „Denn das, was den Ver-triebenen passiert ist, darf nicht in Verges-senheit geraten“, so Bouffier.

Projekte, wie die Beschäftigung pädago-gisch ausgebildeter, arbeitsloser Russland-deutscher an hessischen Schulen, seien vor-bildlich. „Hessen ist das Integrationsland Nummer 1“, betonte der Ministerpräsident. Der Ausschuss des Landtags für Fragen von Heimatvertriebenen und Aussiedlern sei bundesweit einmalig. „In Zeiten eines glo-balen Europas können wir es uns nicht leis-ten, auf die Erfahrung und die Geschichte der Vertriebenen zu verzichten.“ Die Ge-staltung einer europäischen Zukunft sei eine ideale Aufgabe für die Heimatvertrie-benen, sagte Bouffier.

Danach wandte sich der Regierungschef dem scheidenden Landesvorsitzenden Alf-red Herold zu, der nach zwölf Jahren sein Amt niedergelegt hatte. Herold sei weit über unser Land hinaus eine Stimme, ein Gesicht und eine Figur für die Anliegen der Ver-triebenen gewesen. Auch künftig sei er für jede Regierung ein Ansprechpartner, wenn es um die Anliegen der Vertriebenen geht. „Wir haben Ihnen viel zu verdanken, ich bedanke mich im Namen des Landes Hes-sen, ich bedanke mich als Landesvorsitzen-der der hessischen CDU und ich bedanke mich auch persönlich für das was Sie ge-leistet haben“ schloß der Ministerpräsident.

Herold hatte die Delegierten und zahlrei-che Ehrengäste willkommen geheißen, so Dr. Norbert Herr MdL, Vorsitzender des Unterausschusses für Heimatvertriebene, Aussiedler, Flüchtlinge und Wiedergut-machung, Stadträtin Rose-Lore Scholz in Vertretung von Wiesbadens Oberbürger-meister Dr. Helmut Georg Müller, Stadtver-ordnetenvorsteher Wolfgang Nickel, Wil-helm Reuscher MdL (FDP), Sprecher für Petitionen im Hessischen Landtag, Stadt-verordneter Christoph Manjura (SPD), Ziegler-Raschdorf, Landesbeauftragte der Hessischen Landesregierung für Vertrie-bene und Spätaussiedler, Georg Unkelbach,

Leiter des Büros von Margarete Ziegler-Raschdorf und Gudrun Osterburg, Vorsit-zende des Unterausschusses für Heimatver-triebene. BdV-Präsidentin Erika Steinbach, durch eine andere Verpflichtung verhindert, war durch ihr herzliches Grußwort mit der Veranstaltung verbunden.

Einstimmig wurde das Verbandstagsprä-sidium in die bewährten Hände von Sieg-bert Ortmann, Dr. Herbert Küttner und Rudolf Riedel gelegt. Ungeteilte Zustim-mung fand ebenso das Protokoll des Lan-desverbandstages 2011. Die Totenehrung sprach Helmut Seidel. Er erinnerte an die Toten des Krieges und der Vertreibung,

aber auch an die tausenden Toten in Syrien, die ebenfalls wie die Sudetendeutschen, für Freiheit und Selbstbestimmung ihr Leben eingesetzt haben.

Der Erstattung des Geschäftsberichtes 2011, der Vorlage der Jahresrechnung 2012 und des Berichts der Kassenprüfer, folgte ein-stimmige Entlastung des Vorstandes. Der Haushaltsplan für 2012 wurde von allen einstimmig verabschiedet. Landesschatz-meister Otto R. Klösel wurde wegen sei-ner umsichtigen Haushaltsplanung ganz besonders gedankt.

Dass die Ursachen der Vertreibung

Erbe erhalten – Zukunft gestaltenEin Lotse geht von Bord – Alfred Herold verabschiedet

ausschließlich der Zweite Weltkrieg und die nationalsozialistischen Verbrechen ge-wesen sein sollen, kritisieren die Verfasser. Sie verlangten darüber Abstimmung und Weitergabe an BdV-Präsidium, Mitglie-der des Stiftungsrates, Landesverbände und die Presse. Einstimmig waren die Delegier-ten dafür, dass die Bedenken den genann-ten Gremien vorgelegt werden sollen. Die Entschließung ist beigefügt.

Mit der Neuwahl des geschäftsführenden Landesvorstandes stand ein weiterer wichti-ger Punkt auf der Tagesordnung. Zuvor war Herold verabschiedet worden, der nach 12 Jahren seinen Rücktritt angekündigt hatte.

Als einziger Kandidat hatte sich Siegbert Ortmann um die Nachfolge beworben. Auf Anhieb wurde er mit überwältigen-der Mehrheit zum neuen Landesvorsit-

zenden gewählt. Neu in den Landesvor-stand gelangte Georg Stolle als einer seiner Stellvertreter.

Ortmann zeigte sich nach seiner Wahl hoch erfreut. „Intensiver Kontakt innerhalb des Verbandes, wie auch zu den benachbarten Landesverbänden halten, wird meine vor-dringliche Aufgabe sein“, sagte der neue Landesvorsitzende. Mit auf den neuesten Stand gebrachtem Informationsmaterial will Ortmann der Arbeit an der Basis neue Impulse verleihen.

Alfred Herold und Ministerpräsident Volker Bouffier

Fortsetzung auf Seite 8

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Politik

Brähmig: Koalition stärkt Förderung Das Bundeskabinett hat kürzlich den vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien vorgelegten Bericht über die Maßnahmen zur Förderung der Kulturarbeit gemäß § 96 Bundesvertriebenengesetz (BVFG) in den Jahren 2009 und 2010 beschlos-sen. Dazu erklärt der Vorsitzende der Gruppe der Vertriebenen, Aussiedler und deutschen Minderheiten der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Klaus Brähmig:

„Der jüngste Bericht zur Kulturförderung nach § 96 Bundesvertriebenengesetz doku-mentiert die langfristige Strategie der unionsgeführten Bundesregierung, die von SPD und Grünen seinerzeit verursachten massiven Kürzungen rückgängig zu machen. Es ist Kulturstaatsminister Bernd Neumann zu verdanken, dass die Förderung seit der Regie-rungsübernahme im Jahr 2005 von circa zwölf Millionen Euro schrittweise auf knapp 17 Millionen Euro im Bundeshaushalt 2012 erhöht wurde.

Zudem unterstreicht Kulturstaatsminister Neumann in dem Bericht völlig zu Recht die Bedeutung der Kulturförderung nach § 96 Bundesvertriebenengesetz als kulturelle Brü-ckenarbeit im vereinten Europa, da das Kulturerbe der Deutschen in diesen Gebieten heute an vielen Orten eine positive, verbindende Kraft entfalte.“

Auf Grundlage von § 96 Bundesvertriebenengesetz fördert der Bund gemeinsam mit den Ländern kontinuierlich die Präsentation, Weiterentwicklung und Erforschung von The-men der Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa. Dabei geht es um historische Regionen und Siedlungsgebiete wie Schlesien, Ost- und Westpreußen, Sie-benbürgen oder das Banat, in denen früher Deutsche gelebt haben und zum Teil noch heute ansässig sind.

Siegbert Ortmann stammt aus dem Eger-land. Nach dem Abitur studierte er Rechts-wissenschaften. Seit 1969 war er als Rechts-anwalt, seit 1972 als Notar in Lauterbach tätig. Von 1987 bis 2003 war Siegbert Ort-mann für 4 Wahlperioden Mitglied des Hessischen Landtags. Als Vorsitzender des BdV-Kreisverbandes Lauterbach kennt er die Arbeit vor Ort. Seit Februar diesen Jahres gehört er als stellvertretender Bun-desvorsitzender zur Führungsspitze der Sudetendeutschen Landsmannschaft. Die erste Amtshandlung Ortsmanns, war die Ernennung von Alfred Herold zum „Eh-renvorsitzenden auf Lebenszeit“. Stehend applaudierend, stimmten die Delegierten dieser Ehrung des Mannes zu, der in den vielen Jahren gemeinsamen Wirkens, ein Beispiel in Heimattreue, Vorbild in Arbeits-auffassung und manchen sogar ein Freund geworden war.

Ich habe Vielen Dank zu sagen“ antwor-tete Alfred Herold gerührt. „Den Hessi-schen Landesregierungen unter Minister-präsident Roland Koch und Volker Bouffier, Margarete Ziegler-Raschdorf, für ihr Wir-ken als Landesbeauftragte der Hessischen Landesregierung für Vertriebene und Spät-aussiedler. Mein Dank gilt auch den Mit-gliedern des BdV-Landesvorstandes, al-len Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den BdV-Orts- und Kreisverbänden, sowie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Landesgeschäftsstelle. Ganz besonders danke ich aber meiner Frau, die mir immer wieder Mut gemacht hat und mir stets eine verläßliche Hilfe bei schwierigen Aufgaben war. Ohne sie hätte ich meinen vielfältigen Aufgaben nicht nachgehen können.“

Von seiner langjährigen Landesgeschäfts-führerin Jenny Brämer verabschiedete er sich mit einem bunten Frühlingsblumen-strauß. „Vertrauen und Glaubwürdigkeit“ schloss Herold, „sind hohe Werte, die nicht käuflich zu erwerben sind. Sie müssten im-mer wieder neu erworben werden.“ Dem neuen Landesvorsitzenden legte er ans Herz, das bei seinem Handeln zu bedenken.

„Dann werden wir auch gemeinsam unser Ziel erreichen: unserer Heimat und ihren Menschen zu dienen.“ Mit diesem Schluss-wort seines Vorgängers und dem gemeinsam gesungenen „Lied der Deutschen“ „Einig-keit und Recht und Freiheit“ entließ – nach diesem denkwürdigen Tag – Siegbert Ort-mann die Delegierten in ihre Heimatkreise.

Norbert Quaiser

Siegbert Ortmann

Siegbert Ortmann (* 26. August 1940 in Wiesengrund/ Sudetenland) studierte nach dem Abitur Rechtswissenschaften in Marburg an der Lahn, Saarbrücken und Würzburg und legte nach dem Referendariat in Fulda und Frankfurt am Main das zweite Staatsexamen ab. Seit 1969 war er als Rechtsanwalt, von 1972 bis 2010 als Notar in Lauterbach/Hessen tätig.

Siegbert Ortmann ist Mitglied der CDU seit 1963. Seit 1969 war er Mitglied im Lauterbacher Kreistag. Nach der Gebietsreform in Hessen wurde er 1972 für die CDU in den neu gebildeten Vogelsberger Kreistag gewählt. Die-ses Mandat behielt er bis zu seinem Ausscheiden 2005. In dieser Zeit war er 2 Wahlperioden lang Vorsitzender der CDU-Fraktion und ab 1981 eine Wahlperiode lang Kreis-tagsvorsitzender. In Anerkennung der um Volk und Staat erworbenen besonderen Verdienste verlieh ihn Bundes-präsident Johannes Rau im März 2003 das Verdienst-kreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Von 1987 bis 2003 war Siegbert Ortmann 4 Wahlperioden lang Mitglied des Hessischen Landtags. Als passionierter Jäger war er jagdpolitischen Sprecher der Landtags-CDU und von 1999 bis 2003 Vorsitzender des Hauptausschusses des Hessischen Landtags.

Siegbert Ortmann war von 1977 bis 2011 Aufsichtsratsmitglied bei der Volksbank Lauter-bach-Schlitz eG, davon die letzten 13 Jahre als Aufsichtsratsvorsitzender. Er ist in vielen Vereinen aktiv und Vorsitzender des Bund der Vertriebenen Kreis Lauterbach. Seit 2012 ist er Mitglied der Bundesversammlung und stellvertretender Bundesvorsitzender der Sudetendeutschen Landsmannschaft e.V. in München sowie Mitglied des Sudetendeutschen Rates e.V. Am 24. März 2012 wurde er zum Landesvorsitzenden des Bundes der Vertrie-benen ( BdV ) Hessen gewählt.

Siegbert Ortmann im PorträtFortsetzung von Seite 7

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Politik

Am 23. und 24. Februar 2012 versammelten sich im Landtag von Nordrhein-Westfalen Vertreter von rund einem Dutzend Volks-gruppen und ethnischen Minderheiten aus ganz Europa zu einer interessanten Tagung. Organisiert wurde die Veranstaltung von der Deutsch-Polnischen Parlamentarier-gruppe des Landtags NRW, dem Bund Un-garischer Organisationen in Deutschland und dem Südtiroler Volksgruppen-Institut.

Das Grußwort der ungarischen Regierung trug der Staatssekretär im dortigen Justiz-ministerium, Szászfalvi László, vor. Er be-tonte, seine Regierung begrüße ausdrück-lich nationale und ethnische Vielfalt. Einen sinnfälligen Ausdruck fände diese Wert-schätzung in der Präambel der ungarischen Verfassung. Dort sei nicht mehr von „nati-onalen Minderheiten“ die Rede. Nunmehr spreche man bewußt von „Nationalitäten“. Für Ungarn sei kultureller Reichtum ein Ausdruck gesteigerter Qualität.

Wie groß und weitreichend Europas Quali-tät hinsichtlich der kulturellen Vielfalt sein könnte, dächten und handelten alle Regie-rungen wie die ungarische, hob der Direk-tor des Südtiroler Volksgruppen-Instituts, Prof. Dr. Christoph Pan, hervor. Seinen Ausführungen zufolge leben in Europa in 47 Staaten 350 nationale und ethnische Grup-pen mit über 100 Millionen Angehörigen.

Dem Referat von Dr. Beate Pfeil zufolge profitierten Regionen von sprachlicher und kultureller Vielfalt. Der Kausalzusammen-hang zwischen wirtschaftlichem Erfolg und dem Schutz von ethnischen und nationalen Minderheiten könne nicht von der Hand gewiesen werden.

In der Slowakei und in Rumänien führten allerdings, so die Vertreter der entsprechen-den ungarischen Volksgruppen, vielfältige Ursachen zu einer fortdauernden Diskrimi-nierung. Übergriffe, Überwachung durch die Geheimdienste, berufliche und gesell-schaftliche Zurücksetzungen stünden auf der Tagesordnung und würden von Staat und Gesellschaft geduldet.

Derartige Erfahrungen machen Volksgrup-pen auch in Frankreich. Bretonen und El-sässer würden zwar nicht mehr mit offener Gewalt bedroht, hätten hingegen mit erheb-licher Ignoranz des Staates zu kämpfen. Die

französische Staatsdoktrin, im Mutterland der Menschenrechte könne es ausschließ-lich Franzosen geben, wirkt sich bis heute negativ aus. Andrée Munchenbach sprach für die Elsässer aufgrund der dramatischen Auswirkungen, in Analogie zum „Geno-zid“, von einem sich unbemerkt vollziehen-den „Linguzid“ an ethnischen und natio-nalen Minderheiten.

Das Phänomen unterschwelliger Vorent-haltung fundamentaler Rechte für Volks-gruppen beleuchtete der Vorsitzende der AGMO e.V. aus Bonn, Tobias Körfer, in seinem Beitrag zur Lage der Deutschen in Schlesien. In den letzten 20 Jahren sei trotz der im deutsch-polnischen Nachbarschafts-

vertrag von 1991, dem polnischen Minder-heitengesetz von 2005, sowie den im Jahr 2009 freiwillig eingegangenen Selbstver-pflichtungen der Republik Polen der „Eu-ropäischen Charta der Regional- und Min-derheitensprachen“ eine paradoxe Situation entstanden. Zwar erfreue sich die deutsche Volksgruppe in Schlesien eines theoretisch umfassenden, formal-rechtlichen Schutzes. Real wirke sich das hingegen nicht aus. Ob-gleich seit zwei Jahrzehnten möglich, gäbe es keine deutschen Kindergärten und Grund-schulen in den Siedlungsgebieten der deut-schen Volksgruppe. Der Europarat habe mögliche Ursachen dafür in seinem jüngst erschienenen Bericht zur Anwendung der „Europäischen Sprachencharta“ dargelegt.

Aber die Deutschen in der Republik Polen, müssen nicht in Passivität verharrend darauf warten, dass sich Regierungen ihrer Schutz- und Obhutspflichten entsinnen. Sie können aktiv handeln und ihr Schicksal selber in die Hand nehmen. Diesen Schluß legten die Vorträge von Hans Heinrich Hansen sowie von Heinrich Schultz von den Deutschen in Dänemark und den Dänen in Deutsch-land nahe. Hansen meinte dazu wörtlich, wie so oft im Leben sei „Angriff“ bei Pro-blemen, die „beste Verteidigung“.

Otto Heinek, der Präsident der Landes-selbstverwaltung der Ungarndeutschen, war sich seinen Worten zufolge sehr wohl be-wußt, dass es seinen Landsleuten im Kar-

patenbecken vergleichsweise gut ginge und seine Kritik von hohem Niveau aus vorge-bracht würde. Dennoch gelte für ihn: „Eine Minderheit, die zufrieden ist, ist tot.“

Vertreter der Südtiroler und Katalanen be-kräftigten den nachhaltigen Eindruck der Tagung in Düsseldorf. Nicht als eine Bedro-hung staatlicher Integrität dürfe man Volks-gruppen wahrnehmen. Vielmehr müssten sie als das angenommen werden, was sie tat-sächlich darstellten: Bereicherung für das menschliche Antlitz unseres Kontinents und Grundlage für dessen zukünftige ge-deihliche Entwicklung.

Tobias Körfer Der Autor ist Vorsitzender der AGMO e.V. Weitere Informationen unter: www.agmo.de

„Eine nationale Minderheit, die zufrieden ist, ist tot“Internationale Konferenz - Minderheitenschutz in Europa, Erfahrungen und Herausforderungen

(v.l.n.r.): Prof. Dr. Pan (Direktor des Südtiroler Volksgruppeninstituts), Dorothea Dietsch (Deutsch-Polnische Parlamentariergruppe NRW), Werner Jostmeier MdL (Deutsch Polni-sche Parlamentariergruppe NRW), László Szaszfalvi (ungarischer Staatssekretär)

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Kultur

Geteilte Vergangenheit – Gemeinsame ZukunftEine Podiumsdiskussion auf der Leipziger Buchmesse

Bei der „Erinnerungskultur“, einem Schlag-wort, das im historischen Diskurs der ver-gangenen Jahre verstärkt benutzt wird, geht es weniger um die objektive Erfassung his-torischer Sachverhalte, als vielmehr darum, in welcher Weise eine Gesellschaft sich auf diese Sachverhalte bezieht. Dass in ver-schiedenen Staaten unterschiedliche „Er-innerungskulturen“ gepflegt werden, gilt – insbesondere nach den traumatischen Erfahrungen des 20. Jahrhunderts – nicht zuletzt für die Nachbarn in Europa. Unter dem Titel „Geteilte Vergangenheit – Ge-meinsame Zukunft“ beschäftigte sich eine von der Kulturstiftung der deutschen Ver-triebenen auf der diesjährigen Leipziger Buchmesse veranstaltete Podiumsdiskussion mit den Erinnerungskulturen in Deutsch-land, Polen und Tschechien: Kann mit der Aufarbeitung der Vergangenheit Gemein-samkeit erzielt werden?

Es diskutierten unter der Leitung von Prof. Dr. Frank-Lothar Kroll, Professor für eu-ropäische Geschichte des 19. und 20. Jahr-hunderts an der TU Chemnitz, der aus Prag stammende Prof. Dr. Miloš Řeznik, Pro-fessor für europäische Regionalgeschichte an der TU Chemnitz und Spezialist für deutsch-tschechische Beziehungen, sowie Ulrich Gorki, Bergisch-Gladbach, ein Theo-loge und Philosoph, der sich mit der gesell-schaftlichen und wissenschaftlichen Dis-kussion um die Erinnerung an Flucht und Vertreibung der Deutschen beschäftigt.

Indes sollte es bei der Diskussion, wie Kroll erläuterte, weniger um Fragen wie Flucht und Vertreibung, Gewaltherrschaft und Krieg gehen, als vielmehr um die Rolle, welche die Langzeiterinnerungen der ver-schiedenen Nationen für das europäische Bewusstsein spielen. Wie Řeznik ausführte, war im 20. Jahrhundert – anders als in Polen mit seiner piastischen und jagiellonischen Idee – in Tschechien mit dem historischen Königreich Böhmen keine Selbstverortung und (außen-)politische Konzeption verbun-den. Heute betrachte man Böhmen als et-was Selbstverständliches, das zu der konti-nuierlichen Entwicklung der tschechischen Staatlichkeit gehöre. Seit den 1990er Jah-ren werde diese Tradition zudem sozusagen „multikulturalisiert“, sehe man in ihr ein Vorbild für das Zusammenleben von ver-schiedenen Kulturen und Völkern.

Gorki verwies darauf, dass wir uns in der Erinnerungskultur ständig zwischen Erin-nern und Vergessen bewegen. Erinnern als Modus im Umgang mit schlimmen Din-gen der Vergangenheit sei historisch gese-hen jung: Bis zum Beginn des 20. Jahrhun-derts sei Vergessen sogar gefordert gewesen, etwa als fester Bestandteil von Friedens-verträgen. Es sei ein neues Muster in der Geschichte, dass Erinnern ein Mittel sein

solle, das Völker zusammenführe. Auf der staatlicher Ebene, die auf Zusammenarbeit ziele, würden die Gemeinsamkeiten heute oft über Gebühr betont, dies aus der Sorge heraus, dass die Thematisierung von Dif-ferenzen der Vergangenheit das Fortschrei-ten auf dem gemeinsamen Weg hemme. Die Politik möchte erinnern, sofern es unprob-lematisch ist, den Rest vergessen. Dies gelte generell, nicht nur im deutsch-polnisch-tschechischen Verhältnis.

Kroll verwies auf die in Polen und Tsche-chien lebenden verbliebenen Deutschen, die sich als eigene Minderheiten verstehen, und fragte nach der Rolle, die sie in den Erin-nerungskulturen der Völker übernehmen könnten. Gorki bedauerte die geringe Be-achtung, die den Minderheiten seitens der westorientierten Deutschen der Bundesre-publik und nicht zuletzt seitens der poli-tischen Vertreter entgegen gebracht wür-den. Er sieht in den Deutschen in Polen eine unter langjährigem Assimilierungs-druck stehende Opfergruppe, die heute, da sie ihre Identität entwickeln könne und dies auch wolle, von ihren kulturellen Wur-zeln vielfach abgeschnitten sei. Dabei gebe es die interessante Entwicklung, dass gerade

die junge Generation weder eine bundes-deutsche noch eine polnische Identität ent-wickle, sich vielmehr auf regionale Tradi-tionen, etwa als „Schlesier“, berufe. Unter Verzicht auf schlichte nationale Kategorien bilde sich dabei ein besonderes europäisches Bewusstsein heraus. Hier könne man ein Stück Zukunft wachsen sehen, von dem man im Westen lernen könne. Als Grund für die Ignorierung der deutschen Minder-heit in Polen durch die bundesdeutsche Po-litik vermutet Řeznik übertriebene Vorsicht. Indem man den Kontakt nicht wage, ma-che man deutlich, dass man mit dem Thema

noch nicht entspannt umzugehen gelernt habe. Anders als für die Deutschen in Po-len sieht Řeznik für die Gruppe der Deut-schen in Tschechien keine Herausbildung einer eigenständigen Identität, lasse sich deren Assimilierung, auch wenn man sie nicht wolle, langfristig kaum verhindern.

Die Aufarbeitung der gemeinsamen deutsch-polnisch-tschechischen Vergan-genheit im Hinblick auf die europäische Zukunft sei, so Kroll abschließend, um ein Wort der Bundeskanzlerin zu verwenden, „alternativlos“. Die anderen Gesprächsteil-nehmer stimmten dem zu. Die langfristige Erinnerung, so Gorki, sei unverzichtbar, sie dürfe nicht umgangen werden, auch wenn sie mittelfristig Irritationspotential in sich berge. Er plädierte für einen gelasse-nen Umgang mit der Vergangenheit, ohne dabei starren Täter-Opfer-Rollen verhaftet zu sein. Řeznik hält die offene Diskussion für notwendig. Bei vielen Problemen gehe es nicht darum, eine einzige historische Wahrheit zu finden. Wahrheiten könnten einander ausschließen, gleichwohl aber je-weils berechtigt sein. Man müsse dies aus-zuhalten wissen, solle das Zusammenleben der Nachbarn in Europa wirklich gelingen.

Ernst Gierlich

Podium v.l.n.r. Prof. Dr. Milos Reznik, Prof. Dr. Frank-Lothar Kroll, Ulrich Gorki

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Kultur

Maria - Königin des Ostens Ein neues Buch von Rudolf Grulich

„Typisch Grulich!“ Dieses Lob gilt auch für das neue Buch von Rudolf Grulich, das beim deutschen Büro des Werkes Kir-che in Not/Ostpriesterhilfe erschien und den marianischen Wallfahrtsorten im Os-ten gewidmet ist.

Unter dem Titel „Maria – Königin des Os-tens“ stellt Grulich Wallfahrten zu den ma-rianischen Pilgerorten Osteuropas vor. In einem sehr persönlichen Vorwort berichtet der Autor, wie er seit seiner Vertreibung als Kind aus Mähren über die Vertriebenen-wallfahrten der Nachkriegszeit, über sein Studium in Königstein und seine Mitarbeit im Hilfswerk „Kirche in Not/Ostpriester-hilfe“ des Speckpaters Werenfried van Stra-aten mit der marianischen Frömmigkeit des Ostens vertraut wurde. In 31 Kapiteln, sozusagen in 31 Kurzvorträgen bei Maian-dachten, unternimmt Grulich mit dem Le-ser eine geistig-geistliche Pilgerfahrt durch alle Länder des Ostens von der Ostsee bis zur Ägäis, vom Baltikum bis in die Türkei.

Grulich weiß als bewusster Sudetendeut-scher und deshalb auch Altösterreicher um die unselige künstliche Teilung Europas in Ost und West. Weil der Eiserne Vorhang in den Köpfen vieler Europäer immer noch nicht hochgezogen ist, zeigt er auf, wie die Folgen der europäischen Teilung seit der Konferenz von Jalta noch nachwirken.

Deshalb spannt er den Bogen von der in der Königsteiner Kollegskirche verehrten Mut-ter der Vertriebenen und den wenig bekann-ten Wallfahrtsorten der neuen Bundeslän-der über die verlorenen Gnadenstätten des deutschen Ostens und bedeutenden Pilger-zielen Böhmens und Mährens bis zum Tor der Morgenröte in Wilna und zur Madonna von Stalingrad. Er behandelt nicht nur rö-misch-katholische Wallfahrtsorte sondern auch unierte und orthodoxe und zeigt da-bei auch die ökumenische Bedeutung auf, wenn zum Beispiel in Letnica auf dem Ko-sosvo Katholiken, Orthodoxe und Mus-lime bzw. Albaner, Kroaten, Serben und Roma dorthin pilgern. Von Böhmen und Mähren-Schlesien stellt Grulich die Wall-fahrtsorte Přibram, Philippsdorf, Grulich, Velehrad, Hostein und andere Pilgerstätten vor. In Südosteuropa lernen wir mit ihm nicht nur die größten Wallfahrtsorte Un-garns, Rumäniens, Sloweniens und Kroa-tiens kennen, sondern auch Pilgerstätten

Montenegros, Serbiens und des Kosovo. Grulich schreibt aus tiefer Erfahrung, denn er hat diese Wallfahrtsorte nicht nur selber besucht, sondern hat seit der Wende jedes Jahr Pilgergruppen und Studienreisen in diese Länder geführt. Dabei wird bei sei-nen Ausführungen nicht nur die Kirchen-geschichte dieser Länder lebendig, sondern die Kirche selbst mit ihren Heiligen, mit ih-ren im Kommunismus verfolgten Bischöfen und Priestern, aber auch mit den einfachen Gläubigen. Immer wieder zeigt er auf, wie auch in der Zeit der kommunistischen Kir-chenverfolgung Wallfahrten ein Ausdruck der Treue zur Kirche und des Widerstan-des gegen die Atheisten waren.

Das Buch ist eine wahre Entdeckungsreise, denn wer weiß heute schon, dass als Mut-tergottes von Belgrad das Mariahilf-Bild von Lukas Cranach verehrt wird; dass das Gnadenbild der Mutter vom Guten Rat aus Albanien stammt und dass heute Kfor-Sol-daten im Kosovo nach Letnica wallfahren, wo Mutter Teresa ihre Berufung erfuhr?

Immer wieder würdigt Grulich auch die Verdienste des polnischen Papstes, der viele dieser Wallfahrtsorte auf seinen Pastoralrei-sen in Polen, Tschechien und der Slowakei, in Lettland, Litauen, Ungarn, Slowenien, Kroatien, Bulgarien und in der Ukraine be-suchte. Das Buch ist aber auch eine Hom-mage an den verstorbenen und heute schon legendären „Speckpater“ Werenfried van Straaten, der schon lange vor der Wende in seinem „Echo der Liebe“, bei Predig-ten und in Gebetsstunden auf diese Wall-fahrtsorte als geistige Zentren der Kirche und ihres Widerstandes gegen den Kom-munismus aufmerksam machte und nach der Wende auch die orthodoxen Kirchen in seine Hilfsprogramme aufnahm.

Den Leser wird besonders freuen, dass der Autor die Orte beim deutschen Namen nennt und danach auch die entsprechende tschechische, slowakische, polnische oder andere Bezeichnung. Dafür hat er auch ein Ortsregister mit den manchmal dreispra-chigen Benennungen erstellt.

Grulich hat oft Kritik geübt, dass auch ka-tholische Reisebüros lieber Kreuzfahrten auf den Weltmeeren machen als Pilgerfahrten im Osten. Mit dieser Veröffentlichung gibt er eine Handreichung, die es ermöglicht, auf

den Spuren des großen Europäers Johannes Paul II. zu pilgern, ohne den Europa heute nicht geeint wäre. Besonders bemerkens-wert sind der Grundtenor und die Gestal-tung des Buches. Die kompakt gestalteten 164 Seiten – mit Bildern - sind ein bemer-kenswertes Zusammenspiel des Autors und seiner Tätigkeit als Berater des heute welt-weit tätigen Hilfswerkes „Kirche in Not“, für das Grulich auch einige Jahre in Kö-nigstein die Informationsabteilung leitete. Ein anderer Verlag hätte aus dem gebote-nen Material einen teuren und aufwendi-gen Bildband gemacht. Grulich und Volker Niggewöhner von „Kirche in Not“ als zu-ständig für die Redaktion haben eine Pu-blikation geschaffen, die beim Preis von nur fünf Euro dem Geist des Werkes und dem Erbe des Speckpaters entspricht. Pater Werenfried hätte sicher seine Freude daran.

Matthias Dierßen,

Bestellmöglichkeit:

Kirche in Not, Lorenzonistraße 62, D - 81 545 München. E-Mail: [email protected] ,

Tel. 0049 89 – 64 24 888-0

Kirche in Not, Postfach 96, Hernalser Haupt-straße 55, A - 1172 Wien. E-Mail: [email protected] , Tel. 0043 1 – 405 25 53

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Die jetzige Wojewodschaft Schlesiens. Die rote Linie markiert die historische Ostgrenze Schlesiens.Bezeichnung der Städte und Gemeinden: 1. Tschenstochau, 2. Gleiwitz, 3. Hinden-burg OS, 4. Beuthen OS, 5. Ruda OS, 6. Schwientochlowitz, 7. Königshütte, 8. Deutsch Piekar, 9. Laurahütte, 10. Domb-rowa (Dabrowa Gornicza), 11. Sosnowiec, 12. Kattowitz, 13. Myslowitz, 14. Jaworz-no, 15. Tichau, 16. Rybnik, 17. Sohrau, 18. Königsdorf-Bad Jastrzemb, 19. Bielitz-Biala, 20. Gemeinde Rybnik, 21. Gemeinde Bierun-Ledzin

Kultur

Deutsche und Polen reden bei Schlesien über verschiedene Regionen

Missverständnisse

Im Deutschen versteht man unter Schlesien, die historische deutsche Region beiderseits des Ober- und Mittellaufs der Oder, die sich im Süden entlang der Sudeten und Beskiden erstreckt. Meistens wird „Schlesien“ in der Wahrnehmung eines Deutschen mit der einstigen preußischen Provinz Schlesien gleichgesetzt, gleich diese Provinz nicht das ganze Gebiet Schlesiens umfasste. Für viele Polen ist „Schlesien“ viel kleiner. Selbst polnische zeitgenössische Ausarbei-tungen zum Thema Schle-sien bemängeln, dass in der polnischen Publi-zistik als „Schlesien“ nur das Gebiet Ober-schlesiens oder sogar nur das oberschlesi-sche Industriegebiet, zwischen Gleiwitz und Kattowitz gelegen, be-zeichnet wird. Die Ursachen für diese „verkleinerte Wahr-nehmung Schlesi-ens“ hat viele Gründe. Bereits nach der Tei-lung Oberschlesiens im Jahr 1922 wurde die neue Wojewod-schaft, die das an Polen abgetretene ost-oberschlesische Gebiet umfasste, als „Wojewodschaft Schlesien“ bezeich-net. Die kämpferi-schen Auseinandersetzungen während der Volksabstimmung in Oberschlesien wer-den polnischerseits als „Schlesische Auf-stände“ bezeichnet. Diese „verengte his-torische Sprachregelung“ wird auch in der Gegenwart verwendet. Gegenwärtig ist Schlesien östlich von Neiße in mehrere Wojewodschaften aufgeteilt, und zwar in die Wojewodschaften Niederschle-sien, Oppeln und Schlesien. Einige kleine Teile Schlesiens wurden der Wojewodschaf-ten Lebus, Klein- und Großpolen zugeteilt. Die Wojewodschaft Schlesien umfasst ne-ben dem gesamten oberschlesischen Indust-riegebiet, mit dem dazugehörigen Umland, auch einige Streifzüge der historischen Re-gion Kleinpolens. Zu dieser Wojewodschaft

gehört auch die polnische Wallfahrtstätte Tschenstochau. Die Aufteilung Oberschle-siens bei der letzten Gebietsreform in zwei Wojewodschaften („Oppeln“ und „Schle-sien“) hat u.a. auch dazu geführt, dass viele

Menschen in der Wojewodschaft Oppeln sich nicht mehr als

Oberschlesier fühlen und diesen Teil Schlesiens

nicht als Oberschle-sien wahrnehmen, sondern als „Oppel-ner Schlesien“. Für viele Personen aus der Region Oppeln umfasst „Oberschle-sien“ nur das ober-schlesische Indus-triegebiet. Somit hat die Bildung von zwei Wojewodschaf-ten auf dem Gebiet Oberschlesiens die geschlossene „ober-schlesische Zusam-mengehörigkeit“ zerschlagen. Sehr oft wird auch davon gesprochen, dass nun in Ober-schlesien „schle-sisch“ gesprochen wird. Auch hier sollte man darauf achten, was damit tatsächlich gemeint ist. „Schlesisch“ im Deutschen wird gleichgesetzt mit

der deutschen Mundart Schlesiens der Vor-kriegszeit. Die slawische Mundart Ober-schlesiens (auch unwissenschaftlich als „Wasserpolnisch“ bezeichnet“) wird im pol-nischen Sprachgebrauch als „po slasku“ – also „auf schlesisch/schlesisch“ – bezeich-net. Transferiert man die Bezeichnung aus dem Polnischen ins Deutsche, dann wird die Bezeichnung „schlesisch“ verwendet. Und auch hier gelten für ein Eigenschafts- bzw. Beiwort zwei verschiedene Deutungs-formen, und zwar eine „deutsche“ und eine „polnische“.

Wenn Deutsche und Polen über Schlesien reden, dann reden sie nicht immer über „dasselbe Schlesien“ …. D.Sp.

60 Jahre Oberschlesier in Darmstadt

Anlässlich der 60. Barbarafeier der LdO-Kreisgruppe Darmstadt überbrachte Bun-desfrauenvorsitzende Doris Eichberg Grüße des Bundesvorsitzenden Klaus Plaszcek. Sie beglückwünschte den Kreisvorsitzen-den Kurt Ulfik mit seinem Vorstand zum 60-jährigen Bestehen dieser LdO Gruppe im Jahr 2011. Der Feierstunde ging ein fest-licher Gottesdienst in der Hl. Kreuz-Kirche voraus, zelebriert von Pater Johannes Berg-mann. Diakon Alfred Castier ging in seiner Predigt auf die Gründungszeit der Lands-mannschaft in Darmstadt im Jahr 1951 ein. Selbst Darmstadt sei damals noch eine unter den Folgen des 2. Weltkrieges zu leidende und zerstörte Stadt gewesen, Leid und Zer-störung waren den Einheimischen nichts Unbekanntes. Jeder hatte mit sich selbst zu tun. Die Gründung war deshalb sinnvoll und notwendig. Heimatliches Brauchtum wurde gepflegt, u.a. Barbara- und Kolen-defeiern, Wallfahrte z.B. nach Königstein im Taunus gaben ihnen Halt. In diesem Zusammenhang erwähnte er besonders Jo-seph Kardinal Frings, Bischoff Maximilian Kaller und Weihbischof Josef Freche. Für all das Dank zu sagen und derer zu geden-ken, die sich für die Landsmannschaft un-eigennützig eingesetzt haben, sei der heu-tige Festtag gewidmet.Zur Feierstunde, die musikalisch von Peter Fischer umrahmt wurde, sprach Prof. Mi-chael Pietsch, Mainz. Seine grundsätzli-chen Ausführungen hatten die Bedeutung von Heimat im deutsch-polnischen Mitei-nander zum Inhalt. Auch Pietsch warb für Treue zur Heimat und zu Weitergabe von heimatlichen Bräuchen.Die Schlesische Trachtengruppe Wiesba-den trug mit ihren Vorführungen ebenso zum Gelingen der Veranstaltung bei. Zwei-felsohne war es ein besonders ergreifender Moment als Hedwig Wollny und Kreisvor-sitzender Kurt Ulfik von der Bundesfrauen vorsitzenden Doris Eichberg mit der Gol-denen Ehrennadel der Landsmannschaft der Oberschlesier ausgezeichnet wurden. Zur Überreichung gab Eichberg eine je-weils ausführliche Begründung zur Verlei-hung dieser beiden besonders verdienten Oberschlesier. Hierbei hob sie bei Hedwig Wollny ihr soziales Engagement bei der Aussiedlerbetreuung hervor und bei Kurt Ulfik sein kulturelles Interesse und die An-bahnung der Partnerschaft der LdO Darm-stadt zum DFK Ratibor-Ottritz-Neugarten.

EbDg

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Redaktion: BdV-Landesverband NRW, Bismarckstr. 90, 40210 Düsseldorf, Tel. 0211/ 350 361, Fax 36 96 76, Mail: [email protected].

Die Redaktion freut sich überalle Berichte,Artikel, Termin-ankündigungenundLeserbriefeausdemBereichdesBauernver-bandes der Vertriebenen. ZuBerichten ausderArbeit IhrerVerbände vergessen Sie bitteaussagekräftigeFotosnicht.

2-2012

Fortsetzung Seite 14

Die Zukunft der Stiftung „Vertriebenes Landvolk“ Vorstandssitzung des BVdV am 07. Februar in Bonn

Die Vorstandssitzung fand im Haus des Bundes der Vertriebenen (BdV) in Bonn statt, das bis zum Umzug des Büros nach Berlin auch den BVdV beherbergte. Sie diente der Vorbereitung der Mitglieder-versammlung in Haus Schlesien am 20./21. März. Den Tagungsort nach Bonn zu ver-legen war der Tatsache geschuldet, dass der Verein „Stiftung Vertriebenes Landvolk e. V.“ um eine Aussprache im Hinblick auf seine Zukunft gebeten hatte und der Dia-log aus dem letzten Jahr fortgesetzt werden sollte. Es sollte jedoch als 8-Augen-Gespräch von beiden Seiten zwischen Präsident und Geschäftsführer geführt werden.

Wie bereits in der Deutschen Umschau Ausgabe 2/2011 berichtet, hat es auf der letz-ten Mitgliederversammlung des BVdV im März 2011 ein Gespräch der Mitglieder des Bauernverbandes der Vertriebenen (BVdV) mit Mitgliedern des Vorstandes des Vereins „Stiftung Vertriebenes Landvolk e. V.“ zum besseren Kennenlernen und zum Gedan-kenaustausch gegeben.

Damals trug seitens der Stiftung der

Geschäftsführer, Michael Hartberg, die Entstehungsgeschichte der Stiftung und ihre satzungsgemäßen Aufgaben vor. Zum besseren Verständnis noch einmal ein kur-zer Rückblick .

Der Verein trägt die Bezeichnung „Stif-tung“ im Namen zum Zeichen dafür, dass sein Kapital von den früheren Bodenban-ken der Pommerschen, Schlesischen und Ostpreußischen Landgesellschaften gestif-tet wurde.

Diese Bodenbanken waren vom preußi-schen Staat geschaffene Geldinstitute, aus denen die Bauern sich zinsgünstige Kredite für agrarstrukturelle Maßnahmen beschaf-fen konnten. Sie bestanden in ihren Ur-sprüngen seit der Bauernbefreiung von 1810.

Diese Bodenbanken wurden nach dem Zweiten Weltkrieg in der Deutschen Sied-lungs- und Landesrentenbank (DSL) zu-sammengefasst und finanzierten zins-günstige Kredite für die Einrichtung der landwirtschaftlichen Haupt- und Neben-erwerbsstellen vornehmlich der Flüchtlinge und Vertriebenen, aber auch der einheimi-schen Landwirtschaft in allen Bundeslän-dern der Bundesrepublik.

Dank der Initiative der Bundesregierungen unter Helmut Kohl und Bundeslandwirt-schaftminister Ignaz Kiechle konnte 1983 aus den zurückfließenden Kreditzinsen ein namhafter Geldbetrag für den Verein „Stif-tung Vertriebenes Landvolk“ für seine Auf-gaben zur Verfügung gestellt werden. Die-ser Verein ist als gemeinnützig anerkannt und hat zum Ziel, schnelle finanzielle Hilfe den in Bedrängnis geratenen Vertriebenen zu leisten, da sie über keine eigenen Sicher-heiten durch Immobilien oder Grund und Boden verfügten.

Die aktuelle Kreditvergabe mit niedri-gen Zinsen und höherer Tilgungsrate bis zur Größenordnung von 20.000,00 € für Haupt- und Nebenerwerbsbetriebe sowie zinslose Darlehen bzw. Zuschüsse für be-sondere Notfälle bis 10.000,00 € können auch heute noch von Flüchtlingen und Ver-triebenen sowie deren Erben bei dem Ver-ein „Stiftung Vertriebenes Landvolk“ be-antragt werden. Ein Bewilligungssauschuss entscheidet über die Vergabe.

Die fachliche Betreuung im Vorfeld der Geldvergabe ist ebenfalls Aufgabe des Ver-eins „Stiftung Vertriebenes Landvolk“ und wird in der Regel an den BVdV delegiert.

Die Mitglieder des BVdV baten darüber nachzudenken, ob es nicht möglich wäre, die Höchstsätze für die Kreditvergabe dras-tisch zu erhöhen, da die Landwirtschaft – insbesondere die Haupterwerbsbetriebe – heute viel kaptalintensiver wirtschaften als zu Zeiten der Gründung des Verbandes vor 30 Jahren. Geschäftsführer Michael Hart-berg war allerdings skeptisch ein entspre-chendes Mehrheitsvotum im Vorstand er-reichen zu können.

In der letzten BVdV-Vorstandssitzung am 07. Februar wurde das Anliegen nochmals bekräftigt, die Kreditsumme auf 40.000 € zu erhöhen und die Kondition dahingehend zu ändern, dass eine Vorrangigkeit bei der Grundbucheintragung vor anderen Gläubi-gerbanken nicht mehr ausschließliche Vor-aussetzung ist. Die meisten Betriebe müs-sen bereits eingegangene Kreditverträge bedienen, deren Gläubigerbanken nicht bereit sind, ihre vorrangige Grundbuch-eintragung –auf Grund des Zeitpunkt der Kreditvergabe – aufzugeben.

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Bauernverband

Fortsetzung von Seite 13Darüber hinaus stimmte der Vorstand einer Empfehlung zur Satzungsänderung des Ver-eins „Stiftung Vertriebenes Landvolk“ zu, die eine Erweiterung des Stiftungszwecks dahin gehend ermöglicht, dass auch Fort-und Ausbildungsbelange der in der Hei-mat verbliebenen deutschen Bauern (also Mitglieder des schlesischen Landfrauen-vereins und des schlesischen Bauernver-bandes sowie ihre Nachkommen) geför-dert werden dürfen.

In Vorbereitung der Mitgliederversamm-lung am 20./21. März 2012 in Haus Schle-sien erläuterte der Schatzmeister den Kas-senbestand und Präsident Walter gab seinen Bericht zur Lage.

Im Anschluss an die Vorstandssitzung fand das 8-Augen-Gespräch in den Räumen der Postbank mit Herrn Direktor Kleine und Geschäftsführer Hartberg vom Verein „Stif-tung Vertriebenes Landvolk“ statt.

Dr. Blomeyer trug den Wunsch des BVdV-Vorstandes vor und begründete ihn damit, dass die Gelder des Vereins aus den ehe-maligen Bodenbanken der Pommerschen, Schlesischen und Ostpreußischen Landge-sellschaften stamme und daher den daheim gebliebenen Landwirten zur Verfügung ste-hen müsse. Wenngleich die Satzung es ver-biete – ebenso wie die Regeln der Postbank – wirtschaftliche Drittgeschäfte mit dem Ausland zu machen, so könne doch im Rah-men der Förderung berufsständischer Be-lange der deutschen Minderheit finanzielle Unterstützung geleistet und dem Erhalt der kulturellen Wurzeln der deutschen bäuerli-chen Bevölkerung Rechnung getragen wer-den. Die ursprüngliche Beschränkung des Personenkreises auf Flüchtlinge, Vertriebene und Spätaussiedler stamme aus dem Beginn der Stiftung am Anfang der achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts. Es müsse jedoch eine Anpassung an die heutige Situation in der EU stattfinden, in der die deutschen

Landwirte in Oberschlesien, Ostpreußen, Pommern und Tschechien um den Erhalt ihrer deutschen Wurzeln in Sprache, Kul-tur und Brauchtum kämpfen.

Auch im Deutschen Bundestag werde dieser Gegebenheit Rechnung getragen, was daran zu erkennen ist, dass sich die Arbeitsgruppe der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, die sich mit den Fragen der Flüchtlinge, Vertrie-benen und Spätaussiedler sowie deutschen Minderheiten befasst, sich umbenannt hat in „Gruppe der Vertriebenen, Aussiedler und deutschen Minderheiten der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag“.

Nach einstündiger Diskussion kamen die Gesprächspartner überein, dass in der nächsten Mitgliederversammlung des Ver-eins „Stiftung Vertriebenes Landvolk e. V.“ der Wunsch zur Satzungsänderung vorge-tragen werden und gegebenenfalls einer ju-ristischen Prüfung unterzogen werden soll.

Dr. Arwed Blomeyer

Als Edmund Liepold am 13. Dezember 1927 in Dittersdorf, Kreis Mährisch Trübau, im Sudentenland geboren wurde, gehörte das Gebiet seit dem Versailler Vertrag zur Tschechei. Das fast ausschließlich von Deut-schen bewohnte Dorf war der versteckten Drangsalierung der Deutschen durch die tschechische Verwaltung ebenso ausgelie-fert wie in vielen anderen deutschen Dör-fern. Insgesamt sank im Schönhengstgau – der größten deutschen Sprachinsel im Su-dentenland – der Anteil der Deutschen von 94 % im Jahre 1918 auf 88 % im Jahre 1938.

Nach Volks-, Bürger- und Mittelschule be-suchte Edmund Liepold im Winter 1943/44 die Unterklasse der Landwirtschaftsschule in Mährisch Trübau. Nach Wehrdienst, Kriegseinsatz und 4-jähriger russischer Ge-fangenschaft beendete er im Winter 1949/50 mit der Oberklasse der Landwirtschafts-schule in Hassfurt/Main die Berufsausbil-dung. Im Frühjahr 1952 nahm er am 6- wö-chigen Grundlehrgang der Bauernschule des Bayrischen Bauernverbandes in Herr-sching/Ammersee teil. Dort reifte sein Ent-schluss, trotz der Vertreibung wieder Bauer zu werden.1956 kaufte er mit den eigenen Ersparnis-sen und unterstützt durch Mittel aus dem Bundesvertriebenengesetz einen 12 ha gro-ßen Hof in Sulzdorf, Kreis Schweinfurt.

1957 heiratete er die Krankenschwester Eli-sabeth Gebauer, die ihm 6 Kinder schenkte. Mit ihr durfte er Goldene Hochzeit feiern, obwohl sie in den letzten Jahren ihres Le-bens der aufopferungsvollen Pflege durch ihn bedurfte, bevor sie am 12. Februar 2009 für immer die Augen schloss.

Schon 1967 wählten ihn seine heimatver-triebenen Berufskollegen zum Bezirksver-trauensmann im Regierungsbezirk Unter-franken. Zehn Jahre später wurde er zum stellvertretenden Landesvertrauensmann der heimatvertriebenen Landwirte im Bay-erischen Bauernverband gewählt.

1983 erfolgte seine Wahl zum 1. Vorsitzen-den der Sudentendeutschen Arbeitskreises für deutsche und europäische Bauernfragen. Von 1986 bis 1993 wurde er von der suden-tendeutschen Landsmannschaft (SL), Lan-desgruppe Bayern, zum Referenten für Bau-ernfragen und Landvolk berufen.Nach Erreichen des Rentenalters und der Hofübergabe an seinen Sohn Konrad 1994 engagierte sich Edmund Liepold auch im BdV und wurde Bezirksobmann für Unter-franken. Er widmete sich der Historie seines Heimatdorfes Dittersdorf, dessen Chronik er verfasste und die im Jahre 1994 erschien.1996 wurde er zum Kreisvorsitzenden der SL Schweinfurt gewählt und 1997

als Landesvertrauensmann der heimat-vertriebenen Landwirte im Bayrischen Bauernverband in den Bundesverband der heimatvertriebenen Bauern (BVdV) beru-fen und zum Vizepräsident gewählt.

Etliche Ehrungen wurden Edmund Lie-pold zuteil. So erhielt er 2008 anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Sudenten-deutschen Arbeitskreises für deutsche und europäische Bauernfragen in München die Rudolf-Lodgman-Plakette der SL verliehen.Es ist auch das heutige Ziel von Edmund Liepold und wird es bleiben, den BVdV zum Wohl seiner Mitglieder zu erhalten, aber auch weiterhin gegen das Unrecht von Vertreibung und Enteignung die Stimme zu erheben und eine bessere Lösungen für das Heimatrecht und die Entschädigung der sudetendeutschen Bauern und Vertrie-benen – auch nach der Osterweiterung der EU – anzumahnen und dafür zu ringen. AB

Edmund Liepold 85 JahreAls Sudetendeutscher ein Leben für den bäuerlichen Berufsstand

Edmund Liepold

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15DeutscheUmschau2-2012

Verantwortungsvoller Einsatz von Pflanzenschutzmitteln

Mit dem jüngsten Bericht des Bundesam-tes für Verbraucherschutz und Lebensmit-te l s icherheit (BVL) „Natio-nale Berichter-stattung Pflan-zenschutzmit-telrückstände in Lebensmit-teln 2010“ sieht die CDU/CSU-Bundestagsfraktion die An-strengungen zum Schutz der Verbraucher eindrucksvoll bestätigt.

Der Report belege, dass die deutsche Land-wirtschaft Pflanzenschutzmittel verantwor-tungsvoll und entsprechend den strengen Vorschriften einsetze, erklärten der agrar-politische Sprecher der Unionsfraktion, Franz-Josef Holzenkamp, und der Frakti-onsobmann im Ernährungsausschuss des Bundestages, Alois Gerig, kürzlich an-lässlich diesbezüglicher Beratungen des Gremiums.

Königsberg setzt auf bäuerliche Milcherzeugung

Nach zwei Jahrzehnten der Milchknappheit will die Oblast Kaliningrad jetzt die bäuer-liche Milchpro-duktion fördern. Ein Programm der Regional-regierung sieht unter anderem vor, dass in dem Gebiet elf neue Familienbetriebe mit dem Schwerpunkt Milchproduktion gegründet werden. Sie sollen mit einem Bestand von 20 bis 100 Milchkühen starten, drei Betriebe noch im laufenden Jahr. Die Finanzierung soll dabei keinen Engpass darstellen. Man legt jedoch Wert auf die Förderung von bäuerlichen Familienbetrieben, nicht von großen Agrarkomplexen, die schon in der Vergangenheit keinen Beitrag zu Milchver-sorgung geleistet hätten. Der durchschnitt-liche Pro-Kopf-Verbrauch von Milch und Milcherzeugnissen ist in der Enklave zwi-schen 1990 und 2010 um 103 kg auf 245 kg gesunken. Der Selbstversorgungsgrad der Region mit Milch belief sich zuletzt auf et-was mehr als 60 %.

Bauernverband

Umschau für den Landwirt

Landvolk tagte in HeppenheimHorst Ulbrich sprach über „Landwirtschaft im Südwesten Polens

Ulbrich war auf Einladung des Heimatver-triebenen Landvolks Hessen vom schlesi-schen Glatz nach Heppenheim gekommen. Neben Landvolksprecher Otto R. Klösel richtete Gerhard Kasper vom BdV-Kreis-verband Bergstraße, Stadtverordnetenvor-steher Horst Wondrejz und der stellv. Land-rat Volker Buser Willkommensgrüße an die Gäste der gut besuchten Veranstaltung, die Schlusspunkt der „Landwirtschaftlichen Woche Südhessen 2012“ war.

Die Eltern von Horst Ulbrich wurden aus Glatz Niederschlesien vertrieben, ein Schicksal, das den 1947 geborenen Ulbrich

nie los ließ. Vor einiger Zeit hat er den Weg von West nach Ost angetreten. Er lebt heute in Glatz. Neben einer Landwirtschaft un-terhält er einen Reiterhof sowie einen Pen-sionsbetrieb. Er ist Vorsitzender der „Deut-schen sozial-kulturellen Gesellschaft Glatz“, bei der Völkerverständigung und Aufarbei-tung der tragischen Nachkriegsgeschichte im Mittelpunkt der Arbeit steht.

„Die gesamtwirtschaftliche Lage in Polen ist positiv. 2009, in dem Jahr, als in Europa die Wirtschaft zurückging, hatte Polen als ein-ziges Land sogar ein Wirtschaftswachstum vorzuweisen. 2011 werden immerhin noch 4 % und für 2012 2,6 % erwartet. Landwirte mit einer ausreichenden Betriebsgröße, ist es noch nie so gut wie heute gegangen“ stellte der Referent gleich zu Beginn seines viel be-achteten Vortrages fest. „Doch bis hierher

war ein weiter Weg zurückzulegen,“ fügte Ulbrich hinzu, dessen Vortrag einer „Ge-schichtsstunde“ par excellence glich.

Nach der Wende 1989 traten auch sofort die Landspekulanten auf den Plan, denn die Grundstückspreise waren enorm güns-tig. Ausländer konnten, bis zum EU-Bei-tritt, nur zusammen mir einem polnischen Partner Land erwerben. Heute kostet 1 ha, je nach Ackerklasse, 30 bis 45.000 Polnische Zloty, also ca. 10.000 €. Nach der Wende lag der Preis für 1 ha etwa bei 250 € – ein Wertzuwachs von 4.000 %! Um der Bo-denspekulation Einhalt zu gebieten, wur-

den 1992 schließlich Gesetze erlassen, die den Landkauf durch Ausländer auf 1 ha be-grenzten Wer bereits mindestens 10 Jahre Landwirtschaft betrieb, konnte allerdings auch künftig bis zu 300 ha kaufen.

Der Grund für diese Ausnahmeregelung war, dass es nach der Wende von der Plan-wirtschaft zur Marktwirtschaft, weiterhin Versorgungslücken bei Lebensmitteln gab. Diese Lücke konnte nur durch die Ein-fuhr großer Mengen Grundnahrungsmittel aus der EU geschlossen werden. Den hei-mischen Landwirten bot man deshalb an, brachliegende Flächen günstig zu erwerben und den Anschaffungspreis mit der Liefe-rung von Agrarprodukten, meist Korn, zu bezahlen. Das stieß zwar nach den frühe-ren Erfahrungen auch auf große Skepsis. Bei

Freuen sich über die gelungene Veranstaltung (v.l.n.r.): Norbert Quaiser, Otto R. Klösel, Horst Ulbrich, Gerhard Kasper, Helmut Sturm, Karl Feller

Fortsetzung auf Seite 16

Page 16: Deutsche Umschau 2/2012

16 DeutscheUmschau2-2012

Bauernverband

Von Kleve in die weite WeltDen Geheimnissen des Storchenzugs auf der Spur

Für Zugvögel lauern auf ihrer Reise durch Länder und Kontinente viele Hindernisse. Leider sind immer mehr Gefahren vom Menschen verursacht; illegaler Abschuss, Vogelfang und das Schwinden von Lebens-räumen sind nur einige. Auch der Klima-wandel setzt unseren Weißstörchen zu. Da es immer trockener wird, fehlt es zu-nehmend an Nahrung. Außerdem gibt es immer mehr nahrungsarme Monokultu-ren, und artenreiche Wiesen und Weiden verschwinden.

Um mehr über die Flugrouten der Weiß-störche zu erfahren, hat der NABU 2009 zunächst drei der Vö-gel mit einem Spezi-alsender versehen. Nachdem die not-wendigen Genehmi-gungen eingeholt wa-ren, konnte mit den Vorbereitungen zum Fang begonnen wer-den. Die Tiere wer-den im NABU-Zent-rum Bergenhusen mit Futter angelockt, um dann in Spezialkäfi-gen in die Falle zu gehen.

Die 35 Gramm schwe-ren Solarsender wer-den wie Rucksäcke auf dem Rücken be-festigt und behindern die Vögel nicht. Mi-nütlich gibt der Sender ein Signal ab, das etwa alle zwei Stunden von einem Satelli-ten empfangen wird. Der Satellit gibt die empfangenen Signale an eine Erdstation weiter und so kann die Position des Storchs ermittelt werden. Die Satelliten-Telemetrie ermöglicht es, den Storchenzug quasi in Echtzeit zu verfolgen. Bisher unbekannte Rastplätze können entdeckt werden und diese neuen Erkenntnisse in zukünftige Schutzprogramme einfließen.

Kommen die Störche spät aus dem Win-terquartier zurück, bleiben sie meist ohne Nachwuchs. Denn in manchen Jahren kom-men viele Störche spät oder gar nicht aus Afrika zurück. Mit dem NABU-Projekt soll

der Storchenzug über mehrere Jahre verfolgt werden. Der Einfluss des Klimas im afrika-nischen Winterquartier auf den Ablauf des Storchenzuges spielt hierbei eine wichtige Rolle. Denn in manchen Jahren kommen viele Störche spät oder gar nicht aus Afrika zurück. Dieses Phänomen nennen die Stor-chenforscher „Störungsjahr“. Die Zahl der Storchenpaare geht in solchen Jahren sehr stark zurück. Viele Storchenpaare kom-

men so spät auf ihre Nester zurück, dass sie nicht mehr erfolg-reich brüten können. Vermutlich wird die-ses Phänomen durch widrige Bedingun-gen im Winterquar-tier und auf dem Zug verursacht. Die Er-forschung dieses Pro-blems ist vor allem in Hinblick auf den Kli-mawandel von großer Bedeutung.

Abhängig von der Fi-nanzierung sollen in den nächsten Jahren weitere Störche be-sendert werden. Es werden möglichst sogenannte Ostzie-her besendert, die in Ost- und Südafrika den Winter verbrin-gen. Es wäre zwar einfacher, Jungvögel im Nest mit einem

Sender zu versehen. Aber Jungvögel ha-ben natürlicherweise eine höhere Sterb-lichkeit und die Gefahr des Senderverlusts wäre zu hoch.Die Zeit drängt, den Storchenrückgang auf-zuhalten: Wurden 2008 noch rund 7700 Jungstörche in Deutschland flügge, rech-nen Experten für 2009 nur mit etwa 5500. Bei anderen Zugvögeln sieht es nicht viel besser aus: Mehr als 40 Prozent aller Ar-ten auf der Zugstrecke zwischen Afrika, dem Mittleren Osten und Europa haben in den vergangenen drei Jahrzehnten massive Verluste erlitten. Zehn Prozent dieser Ar-ten hat BirdLife International in der neuen Roten Liste als weltweit bedroht oder ge-fährdet eingestuft.

marktorientierten Preisen gab es jedoch die ersten „Pioniere“, die heute die Profiteure der Landreform sind.

Die früher nur alten, anfälligen Maschinen, sind in den privaten Mittel- und Großbe-triebe heute durch neue Maschinen abgelöst. So sieht man statt Pferd und Pflug, heute die größten Schlepper mit neuester Tech-nik, Mähdrescher mit 6 m Schnittbreite. Die Investitionen erfolgten meist über die günstigen Eurokredite, mit nur 4 % Zinsen, im Gegensatz zu dem viel höheren Zinssatz für einen Zloty-Kredit.

Das Problem stellt sich allerdings bei der derzeitigen Euroschwäche. Der Kurs war im Herbst 2011 noch 1 € zu 3,5, Zloty, zur Zeit 1 € zu 4,5 Zloty mit steigender Zloty-schwäche. Wer seine Maschinen mit Eu-rokurs eingekauft hat und seine Waren zu Zlotypreisen verkauft und in € seinen Kre-dit zu tilgen hat, zahlt nun wesentlich mehr. Aber das sind ganz normale Währungsrisi-ken, die auch die gesamte polnische Wirt-schaft im Im- und Export hat.

Die Prognose für Polen ist langfristig posi-tiv. Seit die Menschen sehen, dass sich Ar-beit lohnt, gibt es eine Aufbruchstimmung in der Bevölkerung, Polen sind weltweit als gute Arbeiter beliebt, allein in Deutschland arbeiten 2 Millionen. Die Devisen fließen in der Hauptsache in die Heimat wo gebaut und gekauft wird. Das hat wiederum Aus-wüchse auf den Immobilienmarkt, auch die Ansiedlung von ausländischen Firmen spielt hierbei eine Rolle. Baumaterialien sind oft teurer als in Deutschland. Daher gibt es immer mehr Transportzusammenschlüsse einiger Bauwilliger, die aus Deutschland – gleich hinter der Grenze – aus den neuen Bundesländern das günstigere Baumate-rial einkaufen. Auch die Landwirte schlie-ßen sich teilweise zusammen und kaufen ganze Ladungen Dünger und Spritzmit-tel aus Tschechien zu günstigeren Preisen.

Abschließend stellte der Referent fest, dass es den Landwirten, die die schwierige Zeit der Planwirtschaft überlebt und über eine ausreichende Betriebsgröße verfügen, noch nie so gut gegangen ist wie heute. Kleine Höfe bleiben oft noch als Neben-erwerb, oder geben ganz auf, ähnlich wie in Deutschland. Es besteht in diesem Fall auch die Möglichkeit, den gesamten Grund-besitz dem Staat zu überschreiben und da-für eine Rente zu erhalten.

Arwed Blomeyer

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17DeutscheUmschau2-2012

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Leserbriefe

Die Redaktion der Deutschen umschau dankt allen Lesern, die sich zu Wort gemel-det haben. Wir würden uns freuen, wenn Sie uns auch in Zukunft schreiben würden. Unter Umständen müssen wir Briefe kürzen um eine Veröffentlichung zu ermöglichen. Le-serbriefe sind keine redaktionellen Meinungs-äußerungen, sondern geben ausschließlich die Meinung des Leserbriefschreibers wieder.

Was für ein geistreicher, tref-fend und fundiert geschrie-bener Artikel! Diese kleine Zeitschrift stellt mit diesem Artikel alles in den Schatten, was die sogenannten großen Qualitätszeitungen in Sachen Ungarn so al-les von sich geben. Der Artikel zeigt: Wenn man will, kann man auch in der Bundes-republik Deutschland, trotz Sprachbarri-eren etc. saubere, korrekte Ungarn-Arti-kel schreiben.Herzliche Grüße

Jan Mainka Chefredakteur der in Ungarn er-

scheinenden „Budapester Zeitung“

„Editorial“ Ausgabe 1/12In Ihrem Editorial in der letzen Ausgabe der Deutschen Umschau schreiben Sie als Schlusssatz vollkommen richtig: „Die Bürger des Landes haben keine Bildokratie verdient.“ Ich erlaube mir, diesen Satz mit den Worten „aber auch keinen Bildokratie-Präsidenten“ zu ergänzen. Nun ist es mal so, nicht jeder Mensch ist für den nächsten wunschgemäß geschaffen. Doch eins sollte ein Bundespräsident besitzen: Einen Fun-ken Rechtsgefühl. Das hatte dieser Herr, den Sie hier verteidigen, nicht. Für diesen sind wir Vertriebenen an unserer Vertrei-bung selbst schuld und das lasse ich nicht gelten. Sind Sie dennoch anderer Meinung, dann könnte es nur daran liegen, dass sich eventuell Ihre Vorfahren verbrecherisch ver-halten haben. In diesem Fall wäre Ihre Ver-teidigung verständlich.

Fehlt einem Menschen das Rechtsgefühl, dann führt es dort hin, wo dieser Präsident landete. Darum achten wir darauf, wir er-kennen die Blindgänger an der Auslegung unserer Geschichte.

Gustav Stifter, Peiting

„Editorial“ Ausgabe 1/12Der Leitartikel ist unsachlich und einsei-tig. Anfangs habe ich in Diskussionsrun-den auch Herrn Wulff immer wieder ver-teidigt – aber irgendwann reicht es. Und außer seinen unzähligen Halbwahrheiten (milde ausgedrückt): Hat man je davon ge-hört, dass er jemals Partei für die Sache der

Leserbriefe„Donauwalzer“ Ausgabe 1/12 Vertriebenen ergriffen hätteso wie für den

Islam und die Migranten?!

Und zum Thema „Zu guter Letzt“: Die bei-den Witze Nr. 2 und 3 finden Sie also lus-tig? Ich finde sie einfach nur dämlich und geschmacklos.

Gerlinde Fuehrlich, Waechtersbach

WerdenLeitartikelgenauliest,wirdfeststellen,dassder-mittlerweileehe-malige-Bundespräsidentkeineswegskritiklosverteidigtwird.DerganzeersteAbsatzistvollerpolitischer,sachlicherKritik.KritischbeleuchtetwirdallerdingsauchderUmgangderMedienmitdemdeutschenStaatsoberhaupt.Dieunsäg-licheDiskussionumdenEhrensoldunddenGroßenZapfenstreichbestätigendieseKritik.EsgingnichtumdieVer-teidigungderpolitischenPersonChris-tianWulff,esgingumdieWürdedesStaatsoberhaupts,diedurchdenBoule-vardjournalismusbeschädigtwordenist,derselberjedenVorteilgerneannimmt.

DieRedaktion

Innenpolitische UmschauBernd Posselt

im Amt bestätigtBernd Posselt bleibt am der Spitze der Union der Vertriebenen und Aussiedler in der CSU (UdV). Der CSU-Europaabgeordnete, der schon seit 1998 UdV-Landesvorsitzender ist, wurde am Wochenende in Erlangen von der Landesversammlung im Amt bestätigt, wie die Union erst am Montag mitteilte.

In dieser Eigenschaft gehört er seit 2000 auch dem CSU-Vorstand an. Der 55-Jäh-rige ist zudem Sprecher und damit obers-ter Repräsentant der sudetendeutschen Volksgruppe sowie Präsident der Paneu-ropa-Union Deutschland.

Erika Steinbach kandidiert erneut

Die Präsidentin des Bundes der Vertriebe-nen, Erika Steinbach MdB, will 2013 er-neut für den Bundestag kandidieren. „Ich habe mich entschieden, noch einmal an-zutreten“, schrieb Steinbach bei facebook. Steinbach ist seit 1990 Bundestagsabgeord-nete. Auf ihr Alter angesprochen, sagte die 68-Jährige mit Blick auf das Wahljahr: „Ich bin dann jünger als Konrad Adenauer, der mit 73 Jahren Bundeskanzler geworden ist.“

Bundes-Stiftung zeigt erste Ausstellung

Die Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöh-nung zeigt im Rahmen der 7. Berlin Bi-ennale ihre erste Ausstellung im Deutsch-landhaus. Nach nur sechswöchigem Sammlungsaufruf gingen bei der Stiftung etwa 100 Exponate ein, darunter einige sehr wertvolle Objekte, die der Stiftung dauer-haft zur Verfügung gestellt wurden und von rund 30 Familienschicksalen erzäh-len. Dabei handelt es sich um einmalige Zeitdokumente wie der Armbinde mit auf-genähtem Buchstaben vom Juni 1945, die alle Sudetendeutschen bis zu ihrer Vertrei-bung tragen mussten oder original erhal-tenes Fluchtgepäck.

Die Ausstellung „Stück für Stück erinnern“ ist bis 1. Juli 2012 im Deutschlandhaus, Stre-semannstraße 90, in 10963 Berlin zu sehen. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 12 bis 20 Uhr; Montag geschlossen (außer 28. Mai und 10. Juni). Der Eintritt ist frei.

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19DeutscheUmschau2-2012

Politik

Im Gewerbegebiet des Kölner Stadtteils Buchheim sollte auf Anregung der Lands-mannschaft der Oberschlesier und der örtlichen CDU-Fraktion eine neue Plan-straße ,,Jakobswalder Straße“ benannt wer-den. Dies lehnte die rot-grüne Mehr-heit trotz vorheri-ger Zusage in der Sitzung der zu-ständigen Bezirks-vertretung Köln-Mülheim jüngst plötzlich und ohne Begründung ab.

Bereits mehrere Straßennamen des Stadtteils Buch-heim tragen ober-schlesische Orts-namen (Kattowitzer Straße, Königshütter Straße, Rybniker Straße, oder auch Silesi-usstraße). Stephan Krüger, Schatzmeister der Kölner Kreisgruppe der Landsmann-schaft der Oberschlesier (LdO) e.V. und örtlicher Kommunalpolitiker, schlug da-her im Namen der CDU-Fraktion vor, die neue Planstraße Jakobswalder Straße zu benennen. Ein Schreiben des Bundesvorsitzenden der LdO, Klaus Plaszczek, an den Bezirks-bürgermeister Köln-Mülheims bekräftigte dies.

Jakobswalde ist der Geburtsort des schlesischen Baumeisters Ernst Friedrich Zwirner, Vollender des Köl-ner Doms. Zwirner starb im September 1861. Somit hätten Kölns Kommunal-politiker passgenau zum 150. Todestag ein Symbol der Ehre und Wertschätzung für den Schlesier und Dombaumeister setzen kön-nen. In der Kölner Innenstadt gibt es bis dato nur eine unscheinbare Zwirnerstraße, weitab vom Dom.

In einer Vorbesprechung stimmten alle Par-teien dem Namensvorschlag einstimmig zu. Die Stadtverwaltung bereitete die Sit-zungsunterlagen entsprechend vor. Als es jedoch zur Abstimmung kam, schlugen

Köln gegen Oberschlesien? Rot-Grün brüskiert die Oberschlesier mit Straßenbenennung

Vertreter der rot-grünen Mehrheit plötz-lich einen anderen Namen für die Straße vor, benannt nach einem kleinen Ortsteil der Nachbarstadt Bergisch Gladbach. Der geänderte Beschluss wurde mit den Stim-

men von rot-grün gegen Proteste der CDU angenom-men. Eine Begrün-dung blieb Rot-Grün schuldig.

Stephan Krüger, Geschäftsführer der CDU-Fraktion Köln-Mülheim k o m m e nt i e r t e den Beschluss so: ,,Heute haben wir wieder einmal er-leben müssen, wel-

che Geringschätzung SPD und Grüne der ostdeutschen Kultur und Geschichte gegen-über zeigen. Obwohl Oberschlesien Part-nerland des Bundeslandes NRW ist, schert man sich nicht um die Belange Oberschle-siens. Das ist sehr schade.“

Der Vorsitzende der Kölner Kreisgruppe der Landsmannschaft der Oberschle-

sier (LdO), Joachim Klein, erklärt dazu gemeinsam mit der Vorsitzen-den der Ost- und Mitteldeutschen Vereinigung (OMV) der CDU Köln, Marlies Schiebuhr: ,,Wir Heimatvertriebenen und Spätaus-

siedler sind entsetzt, daß ausge-rechnet im Augenblick des

Gedenkens zum 150. To-destag von Ernst Zwir-ner eine derartige Brüs-kierung aller Schlesier und Oberschlesier er-folgt. Das ist ein kom-

munalpolitischer Skan-dal. Wir rufen zu Protesten

gegen diese Entscheidung auf.“

Protestnoten versehen mit dem Betreff: Ein-gabe gemäß § 24 der Gemeindeordnung des Landes Nordrhein-Westfalen richten Sie bitte an:

Oberbürgermeister der Stadt KölnJürgen RotersHistorisches Rathaus50667 Köln

Otto Riedl - Ein Mann des Ehrenamtes

Otto Riedl aus Löhnberg, Kreis Limburg- Weilburg in Hessen, konte am 30. März sei-nen 75. Geburtstag begehen. Seine Wiege stand in Langlammitz im Egerland, nahe dem weltberühmten Kurort Karlsbad, aus dem er im Oktober 1946 mit seiner Familie vertrieben wurde. Nach einer Einweisung in das Zwischenlager in Buchau, zu dessen Kirchsprengel Langlammitz gehörte, lan-dete man zunächst im Lager Weilmüns-ter im Taunus. Einige Tage später wurde Löhnberg an der Lahn das neue Domizil, wo der Jubilar noch heute wohnt und ein neues Zuhause gefunden hat.

Der gelernte Feinoptiker und Industriemeis-ter widmet sich vor allem ehrenamtlich in der Kommunalpolitik, dem Bund der Ver-triebenen, der Sudetendeutschen Lands-mannschaft, der Kirche und dem Sport.

So war er 1971 Mitbegründer der CDU-Löhnberg und bis 1997 deren Vorsitzen-der, seitdem Ehrenvorsitzender. Bereits 40 Jahre ist er Mitglied der Gemeindevertre-tung, hier als Fraktionsvorsitzender und Stellvertretender Vorsitzender der Gemein-devertretung und von 2001 bis 2006 im Ge-meindevorstand, jetzt wieder in der Ge-meindevertretung. Von 2001 bis 2010 führte er den Vorsitz in der Seniorenkommission der Gemeinde. Außerdem gehört er seit 1997 der Verbandsversammlung des Ab-wasserverbandes Weilburg an. Von 1997 bis 2006 vertrat er die CDU im Kreistag Limburg-Weilburg.

Seit 50 Jahren arbeitet er im Bund der Vertriebenen und der Sudetendeutschen Landsmannschaft aktiv mit – zunächst im Vorstand des Ortsverbandes, ab 1993 als Vorsitzender. 1985, also mehr als 25 Jahre, ist er Kreisobmann der Sudetendeutschen Landsmannschaft Limburg- Weil-burg. 2004 wählte man Otto Riedl zum Schriftführer des BdV- Kreisverbandes. Des Weiteren ist er einer der Stellvertre-ter des Präsidenten der Sudetendeutschen Landesversammlung.

Als Ziel setzte er sich: „Die Heilung des Unrechts der Vertreibung und ein friedli-ches Zusammenleben der Völker in Eu-ropa. Ein wichtiger Faktor für eine Ver-wirklichung sei dabei die Einbeziehung von Wahrheit und Recht, sowie der Erhalt des heimatlichen Erbes.“

Josef Plahl

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20 DeutscheUmschau2-2012

Aussiedler

60 Jahre LM der Deutschen aus Russland

Das war eine besondere Feierstunde am 3. März im Musiksaal des Hessischen Land-tags. Musik des russlanddeutschen Schla-ger-Superstars Helene Fischer, in Krasno-jarsk geborenen, konnte man im ehemaligen Schloss der Herzöge von Nassau noch nie hören. „Du fängst mich auf und lässt mich fliegen“, die Gesangsgruppe „Echo“ be-währte sich als ausgezeichnete Interpretin des „Fischer-Ohrwurms.“

Der Schirmherr, Präsident des Hessischen Landtages Norbert Kartmann, weiß was Vertreibung bedeutet: väterlicherseits stammt er aus Hetzeldorf in Siebenbür-gen. „Über drei Aussiedlungswellen hat-ten Deutsche ihre Heimat verlassen: Zu-erst in die Karpaten, dann Ansiedlung der Banater Schwaben durch Maria Theresia und schließlich wegen des Manifests von Katharina II zur Ansiedlung in Russland. Niemand hatte damals ahnen können, dass nach der langen Zeit des Aufbaus einmal Flucht und Vertreibung stehen würde. Der Mensch als Ware – der Mensch als politi-sches Racheobjekt“, sagte Kartmann. „Den Landsmannschaften komme wegen ihrer Kontakte in die Vertreibungsgebiete eine wichtige Rolle zu. Die politische Arbeit wird vorgegeben durch die „Charta der deut-schen Heimatvertriebenen“, fügte er hinzu.

Die Landesbeauftragte der Hessischen Lan-desregierung für Heimatvertriebene und Spätaussiedler Margarete Ziegler-Rasch-dorf gedachte der sechs Landesvorsitzen-den, die vor Johann Thießen seit 1951 für den Verband wirkten. Gemeinsam mit der Landsmannschaft würden Projekte zum Zwecke der Integration russlanddeutscher Spätaussiedler sowie Vorhaben in der För-dereinrichtung getragen. Nächstes Jahr seien Veranstaltungen zum 250. Jahresta-ges der Veröffentlichung des Einladungs-manifestes von Katharina II geplant.

Landtagsabgeordneter Ulrich Caspar fragte, ob die Politikverdrossenheit, von der so oft die Rede ist, berechtigt sei oder nur so wahr-genommen wird? „Wir leben in Deutsch-land seit 67 Jahren in Frieden“, erklärte Caspar. „ Für unsere Generation scheine das normal, die deutsche Geschichte sage anderes. Die längste Friedensperiode habe von 1871 bis 1914 gereicht. Dass wir heute in Frieden leben dürfen, sei das Ergebnis der Politik. Die Vertriebenenorganisationen

trügen maßgeblich dazu aufzuklären, was Unrechtssysteme bedeuten“, fügte er hinzu.

Frank Sürmann, Landtagsabgeordneter der FDP hält es für wichtig, sich in besonde-rer Weise an das Schicksal der russland-deutschen Heimatvertriebenen zu erinnern. Mit deren Deportation und Vertreibung habe die Sowjetunion ebenso menschen-verachtend und rechtsverletzend wie die Nationalsozialisten reagiert. Auf tragische Weise seien die Deutschen aus Russland mit Hessen verbunden. Hessen übernehme

daher eine besondere Verantwortung und Fürsprechfunktion.

Hartmut Saenger vom hessischen BdV-Landesverband wies darauf hin, dass das 60-Jahresjubiläum der Landsmann-schaft der Deutschen aus Russland, sich in die große Reihe der 60-Jahrfeiern ande-rer Landsmannschaften einreihe. Bei Ge-denken würde nicht nur an den schweren Anfang der Gründung, sondern auch an die unterschiedliche Geschichte der Ver-treibungen erinnert, die immer wieder be-wusst gemacht werden müsse. Gemeinsam hätte man Not und Heimatverlust erfah-ren. Dieses tragische Schicksal gäbe es zu bewältigen. Der Betreuung der Spätaus-siedler komme eine wichtige Rolle zu. Dem Bedürfnis, mehr von einander zu wissen, trügen Ausstellungen bei, wie eine davon gerade im Landtag zu sehen ist.

In seiner Festansprache betonte der Vorsit-zende der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland Adolf Fetsch, den Vorbildcha-rakter, den die Zusammenarbeit der Lan-desgruppe Hessen mit der Hessischen Lan-desregierung besitzt.

Hessen, als Patenland der Wolgadeutschen und als Bundesland, aus dem die meisten Deutschen in das Wolgagebiet aufbrachen, falle in diesem Zusammenhang eine be-sondere Rolle zu. Für das Jahr 2013 sei ein Festakt anlässlich des Auswanderungsma-

nifestes und das Aufstellen eines wolga-deutschen Hauses im Hessenpark geplant. Fetsch kritisierte die - seiner Meinung nach - Überbetonung der deutschen Sprach-kenntnisse im Spätaussiedlerverfahren. Die Änderung, im Zusammenhang mit dem „Neunten Gesetz zur Änderung des Bun-desvertriebenengesetzes“, sieht er lediglich als kleinen Schritt auf dem Weg zur Rege-lung von Härtefällen.

Zum Abschied gab es Blumen und einen großen Applaus: Ein eindrucksvolles Dan-keschön für alle, die sich zu Wort gemeldet hatten sowie an die Pianistin Julia Reingard, die Geigerin Elina Granowskaja und die Ge-sangsgruppen, die den vorzüglichen musi-kalischen Rahmen gestalteten. Die durch Svetlana Paschenko so gut geplante Veran-staltung wird allen noch lange in Erinne-rung bleiben. Norbert Quaiser

Feierstunde im Hessischen Landtag

Zum Abschied Blumen und einen großen Applaus: (v.l.n.r.) Landesvorsitzender Johann Thießen, Vors. d. Ortsgruppe Kassel Svetlana Paschenko, Landtagspräsident Norbert Kartmann, Landesbeauftragte Margarete Ziegler-Raschdorf, Gudrun Osterburg MdL a.D. (CDU), Bundesvorsitzender Adolf Fetsch, Vors. d. Kreisgruppe Fulda Rosa Emich

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Aussiedler

Anlässlich ihres Informationsbesuchs be-scheinigte die Landesbeauftragte der Hes-sischen Landesregierung für Heimatver-triebene und Spätaussiedler, Margarete Ziegler-Raschdorf dem Familienzentrum Bad Sooden-Allendorf eine erfolgreiche Ar-beit in den zurückliegenden Jahren ab 1997.

Nach einem Rundgang durch die Räum-lichkeiten des Familienzentrums, das in ei-nem historischen Fachwerkhaus im Stadt-kern von Bad Sooden seinen Sitz hat, versicherte die Landesbeauftragte gegen-über der Vorsitzenden Frau Annette Ruske-Wolf und den anwesenden ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern: „Ich weiß sehr wohl, welch hervorragende Integ-rationsarbeit gerade für Spätaussiedler aber auch andere Personenkreise hier im Famili-enzentrum geleistet wird. Die Arbeit Ihres Vereins kann sich wahrhaftig sehen lassen“.

Die nordhessische Stadt Bad Sooden-Allen-dorf habe eine hohe Zuwanderungsrate, ein großer Teil, etwa 10 Prozent der rund 8000 Einwohner seien Spätaussiedler und Spät-aussiedlerinnen. Sie hätten hier gut Fuß ge-fasst und würden von der Bevölkerung an-genommen. Im Familienzentrum seien die angebotenen Kurse gut besucht und durch die vielfältigen Angebote fühlten sich Per-sonen aller Altersgruppen angesprochen.

Die zentralen Aktivitäten des Familienzen-trums richteten sich auf Bildungsangebote, künstlerische Aktivitäten und kulturelle Angebote. Die breit gefächerten Ange-bote richteten sich an alle Einwohner der Stadt Bad Sooden-Allendorf wie auch des Werra-Meißner-Kreises unter besonderer Berücksichtigung benachteiligter Fami-lien. Familien würden durch die hessische Familienpolitik in vielen Bereichen des all-täglichen Lebens unterstützt. Sei es durch den Ausbau der Kinderbetreuung, den Bil-dungs- und Erziehungsplan für Kinder von 0 - 10 Jahren, der die Basis für die pädago-gische Arbeit in Hessen sei oder auch die vielen einzelnen Projekte, die im Rahmen der Familienpolitischen Offensive unter-stützt würden. So erhalte das Familienzent-rum Bad Sooden-Allendorf vom Hessischen Sozialministerium seit dem Jahr 2011 eine jährliche Förderung in Höhe von 12.000 €.

Als Querschnittsaufgabe sei Familienpo-litik immer sehr lebendig und von großer

Vielfalt gezeichnet. „Das Familienzent-rum Bad Sooden-Allendorf ist so ein Ak-teur, der direkt vor Ort und nah an den ein-zelnen Familien Angebote, Unterstützung, Beratung und noch vieles mehr bereit hält. Bei Ihrer Arbeit haben Sie stets die Bedürf-nisse von Familien im Blickpunkt, so dass Sie zu einer wichtigen Anlaufstelle für Fa-milien geworden sind. Im Familienzent-rum sind viele Frauen ehrenamtlich tätig und ich freue mich, dass sich gerade auch russlanddeutsche Frauen als Kursleiterin-nen von Sprach-, Koch-, und Bastelkursen für Jung und Alt ehrenamtlich zur Verfü-gung stellen. Dafür möchte ich Ihnen auch im Namen der Hessischen Landesregierung Anerkennung und Dank sagen“, so Marga-rete Ziegler-Raschdorf.

Gerne werde sie Kontakte zu Organisati-onen der Landsmannschaft der Russland-deutschen herstellen, um weitere an den konkreten Bedürfnissen der Zielgruppe ori-entierte Angebote zu unterstützen. “Ich bin froh, dass wir auf Vermittlung des hiesigen Landtagsabgeordneten Dirk Landau den Kontakt geknüpft haben und biete mein Büro gerne als Anlaufstelle für ihre Anliegen

im Spätaussiedlerbereich an“. Im weiteren Verlauf des Besuches berichtete die Landes-beauftragte über ihre Arbeit und insbeson-dere das Hessische Förderprogramm „För-derung von Integrationsmaßnahmen für Spätaussiedler“ und die damit geförderten Multiplikatorenprojekte. Weitere Punkte waren die Hessische Fördereinrichtung für junge Zugewanderte in Hasselroth und das aktuelle Nachqualifizierungsprojekt für arbeitslose Lehrerinnen und Lehrer unter den Spätaussiedlern in Hessen. Außerdem ging sie auf das neue Gesetz zur Anerken-nung ausländischer Berufsabschlüsse und die neue Härtefallregelung für Spätaus-siedler im Bundesvertriebenengesetz ein.

„Dem Familienzentrum Bad Sooden-Allen-dorf wünsche ich eine erfolgreiche Fortfüh-rung seiner zahlreichen Projekte, damit auch weiterhin die vielfältige Unterstützung der darauf angewiesenen Menschen gewährleis-tet ist. Ich versichere Ihnen meine persönli-che Verbundenheit und die der Hessischen Landesregierung“, betonte die Landesbe-auftragte am Ende der abschließenden Gesprächsrunde.

PM

Vor dem Familienzentrum Bad Sooden-Allendorf von rechts: Pastor Hubertus Spill,Bürgermeister Frank Hix, Landtagsabgeordneter Dirk Landau, Irina Linke-Awakjan, 2.Vorsitzende Silke Ketelsen, 1. Vorsitzende Annette Ruske-Wolf, Landratskandidat MagnusSchmagold, Landesbeauftragte Margarete Ziegler-Raschdorf, 2. Vorsitzende desFördervereins Esther Rebbig sowie die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen Larisa Vernergold,Alben Prozenko und Eva Herrmann.

Landesbeauftragte Ziegler-Raschdorf im Familienzentrum Bad Sooden-Allendorf

Hervorragende Integrationsarbeit

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FrauundFamilie

Verabschiedung von Großdechant Prälat Franz JungDr. Joachim Giela Nachfolger als Visitator für die Katholiken aus der Grafschaft Glatz

Am Samstag, dem 17. März war es soweit! Nachdem Franz Jung als Visitator für die Katholiken aus der Grafschaft Glatz am 75 Jahre alt geworden war, hieß es nun Ab-schied nehmen, Abschied nehmen von einer reichen, ausgefüllten und heimatgeprägten Zeit der Seelsorge, Besuche und kirchli-cher Tätigkeit für die Glatzer in der Erzdi-ösöse Prag, worunter die heimatvertriebe-nen Glatzer (Schlesien) in Westdeutschland und überall in der Welt zu verstehen sind.

Um 11 Uhr begann die Eucharistiefeier in St.Clemes in Münster-Hiltrup. Vertriebe-nenbischof Dr. Reinhard Hauke war exra aus Erfurt angereist um Franz Jung zu eme-ritieren und Dr. Joachim Giela als Nach-folger einzuführen.

In der anschließenden Feier in der Stadt-halle Hiltrup wurden die Gäste begrüßt:: Weihbischof Friedrich Ostermann, Weih-bischof em. Gerhard Pieschl, der Vorgän-ger des heutigen Vertriebenenbischofs Dr. Reinhard Hauke, Prälat Dr. Joachim Giela, der Nachfolger von Prälat Franz Jung, Pa-ter Marian Arndt, Breslau; Visitator em. Thorsten Neudenberger, zuständig für das Ermland, Schneidemühl und Danzig, OB Markus Lewe; der Grafschafter Chor und die Mitglieder vom Heiligen Grab, um nur einige zu nennen.

Der Oberbürgermeister von Münster, Mar-kus Lewe sagte u. a.: „Wir haben gerade gehört .... wie wichtig es ist, auch in der Beurteilung der Gegenwart, den Schmerz der Vergangenheit wahrzunehmen. Ohne diesen Schmerz von Verlust von Heimat, ohne das Gespür von Ungerechtigkeit zu haben, wären wir heute ungerecht in der Beurteilung von Vergangenheit. Deshalb glaube ich, diese Balance von Beurteilung von Geschichte auf der einen Seite aber in der Kunst, den Menschen eine Heimat zu geben und damit eben auch über den Glau-ben eine Heimat zu geben, hast du, lieber Franz, einen Bogen geschlagen, und deshalb haben wir allen Grund dafür, dir in dieser Aufgabe dankbar zu sein. Ich kündige auch ausdrücklich meinen Stolz darüber an, dass Münster über diese vielen Jahrzehnte hin-weg auch die Stadt sein durfte, die eben die Visitaturen – ich betone ja ausdrück-lich, diese Visitaturen auch haben durften.

In dem Sinne wünsch ich dir erst mal

Gesundheit; ich wünsche dir, dass du diese Fröhlichkeit, die du in dir trägst und aus deinem Glauben heraus trägst, und dass du nach wie vor so viele Menschen mit dei-ner Fröhlichkeit und deiner Zuversicht an-stecken kannst, weil du ein stolzer Glat-

zer bist, der natürlich auch in Münster ein Stück seiner Heimat wiedergefunden hat und ich sage natürlich auch mit einem ge-wissen Stolz , dass ich froh bin, dass die Glatzer in Münster ihre Spuren mehr als deutlich hinterlassen haben oder auch wei-ter hinterlassen werden und wenn ich nach Telgte komm, fahre ich natürlich an dem wunderschönen kleinen Denkmal vorbei, wo wir natürlich auch immer an die Glat-zer erinnert werden.“

Großdechant Prälat Franz Jung (r.) und sein Nachfolger, der Visitator für die Gläubigen von ganz Schlesien (Breslau, Branitz und Glatz), Pfarrer Joachim Giela.

Auch Bischof Ostermann erinnerte sich da-ran, wie er nach dem Kiegsende zunächst nichts von den Glatzern wusste, dann aber die Glatzer in ihrem Glauben umso intensi-ver erlebte. Beide, die Glatzer wie die West-deutschen hatten Kriegserfahrung, nur, und

das war der Unterschied, so Bischof Oster-mann, die Westdeutschen hatten ihre Hei-mat behalten. Und er zitierte Hiob, der nach einem Gespräch mit Gott, nachdem er alles verloren hatte, sagte, jetzt habe er Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen, mit der Erkenntnis, wer Gott für ihn war. Das hätten die Vertriebenen bezeugt. Bi-schof Ostermann wünschte, dass die ver-triebenen Glatzer dieses Zeugnis weiterge-ben mögen. Roswitha Möller

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat an das Leid der Vertriebenen erinnert und eine Kultur des Erinnerns angemahnt. Es sei eine „Frage der Menschlichkeit“, dass Er-innerungen und Leid der Zeitzeugen ernst genommen und an nachfolgende Genera-tionen weitergegeben werden, sagte Mer-kel am Dienstag beim Jahresempfang des Bundes der Vertriebenen (BdV). „Millio-nen Menschen haben Unrecht erlebt. Die-sen Teil unserer Geschichte dürfen wir nicht

Merkel erinnert an Leid der Vertriebenenverdrängen, sondern müssen die Lehre dar-aus ziehen, menschenverachtenden Entwick-lungen entgegen zu wirken, wo immer sie auftreten“, erklärte die CDU-Vorsitzende.

Gemeinsam mit dem Jahresempfang wurde die Ausstellung „HeimatWEH“ der Stif-tung „Zentrum gegen Vertreibungen“ eröff-net, deren zentrales Thema der Verlust der Heimat durch Vertreibung sowie der Neu-anfang in einer fremden Umgebung sind.

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Diamant zu ersteigernDer „Beau Sancy“, jahrhundertelang im Besitz der Preußenkönige, wird vom Haus der Hohenzollern verkauft. Vier Königsfa-milien schmückten sich mit dem Diaman-ten, jetzt kommt er unter den Hammer. Das Auktions-haus Sotheby s s chät z t den Wert des Juwels (34,98 Karat) auf zwei bis vier Millionen Dol-lar (etwa 1,5 bis drei Millionen Euro). Grund der Versteigerung sind finanzielle Engpässe: Georg Friedrich Prinz von Preußen, der im vergangenen August in Potsdam geheiratet hatte, habe als Chef des Hauses Hohenzol-lern auch diverse Zahlungsverpflichtungen übernommen: „Beihilfen, Apanagen und Renten für Bedienstete“, sagte die Spre-cherin des Hauses Michaela Blankart. Ge-schmückt hat der 34,98-Karäter schon Ma-ria de Medici anlässlich ihrer Krönung zur Königsgemahlin von Heinrich IV. anno 1610 und ein paar Jahrzehnte später das Haupt der berühmten Maria Stuart. Seit 1702 ist der geschichtsträchtige Diamant im Be-sitz des Hauses Preußen. Friedrich I. hatte das Juwel in die neue preußische Königs-krone eingefügt.

Die emotionale Bindung an die Pretiose dürfte so hoch nicht sein. „So viel man weiß, wurde der Diamant das letzte Mal in der Kaiser-zeit getragen“, sagt Michaela Blankart. Ver-brieft ist, dass in den Zeiten, als die Preußen noch regierten, ihre Frauen sich bei der Hochzeit und bei anderen wichtigen königlichen Feiern mit dem Diamanten schmückten. Königin Eli-sabeth Christine, die Gattin Friedrichs des Großen, trug das Juwel ab 1740 in einem Diamanten-Bouquet. Besonders gern soll sich Königin Luise, die Gemahlin Fried-rich Wilhelms III., mit dem Beau Sancy geschmückt haben. Als Brautschmuck an einem Diamantencollier trug ihn auch Kai-serin Augusta.Am 15. Mai wir der Diamant nun in Genf versteigert. Auch damit geht ein Stück preu-ßischer Geschichte verloren. MP

FrauundFamilie

Umschau für die FrauWas koche ich morgen?Kleine Rezeptecke

An dieser Stelle wollen wir Ihnen demnächst bekannte und weniger bekannte Gerichte vor-stellen. Wenn Sie ein ganz spezielles Rezept haben, können Sie es an die Redaktion sen-den, wir veröffentlichen es gerne. Die einzige Bedingung ist, dass es einen Bezug zu einer ostdeutschen Landschaft hat. So bleibt die ostdeutsche Küche für die Nachwelt erhalten.

Apfelstücke darin glasig anschwitzen und den Kohl mit dem Salz dazu geben. Zuge-deckt Wasser ziehen lassen und evtl. noch etwas Wasser angießen. Es soll nur wenig Fond entstehen, in dem der Kohl weich geschmort wird. Vorsicht! Nicht anbren-nen lassen.

Wenn der Kohl gar ist, schmeckt man ihn herzhaft süßsauer mit Salz, Pfeffer, einer Prise Zucker und Zitronensaft ab. Zum Schluss gibt man den Majoran dazu und bindet mit dem angerührten Mehl ab. Noch einige Minuten ziehen lassen.

Pommersche Buttermilchkartoffeln

1300 g Kartoffel(n), mehlig kochende, mit Schale gewogen2 Zwiebel(n)2

Lorbeerblätter500 g Butter-milch2 TL Gemüsebrühe Salz und Pfeffer Wasser Öl

Die Kartoffeln schälen, klein würfeln (walnuss-groß) und in einen Topf (ich

nehme den Schnellkochtopf) geben. Die beiden Lorbeerblät-

ter und die Brühe dazu und alles mit Was-ser übergießen (sodass die Kartoffeln ge-rade bedeckt sind). Die Kartoffeln kochen, bis sie gar sind.

In der Zwischenzeit die Zwiebeln pellen, hacken und im Öl anschwitzen. Sobald die Kartoffeln durch sind, diese abgießen. Dabei das Kochwasser in einer Schale auffangen.

Nun die Lorbeerblätter entfernen und die Zwiebeln und die Buttermilch zu den Kar-toffeln geben. Alles pürieren. Für einen besseren Geschmack am besten mit dem elektrischen Pürierstab. Vom aufgefangen Kartoffelwasser soviel dazugeben, bis die gewünschte Konsistenz erreicht ist.

Mit Pfeffer und ggfs. Salz abschmecken. Bei Bedarf (je nachdem wie kalt die Butter-milch war) noch einmal vorsichtig erhitzen.

Ostpreußische Maibowle

1 Flasche Wein, rot, kräftig, 3 EL Zucker, 2 Flaschen Sekt, halbtrocken, eiskalt, 1 Liter Bier, dunkel, kalt (evt. auch Starkbier) , 10 EL Aroma (Arrak), oder mehr , Eis-Würfel

Schlesisches Himmelreich mit Semmelknödeln

8 Klöße (Semmelknödel) , 750 g Kasseler (Nackenstück ohne Knochen) , 1 Tüte/n Backpflaumen, 1 Tüte/n Obst (Dörrobst), gemischtes (Aprikosen, Birnen, Äpfel, Pflau-men..), 1 Stange/n Zimt, Salz und Pfeffer, schwarz, gemahlen, Speisestärke oder Soßenbinder, Zucker, Fett zum Anbraten

Das Dörrobst und die Back-pf laumen mit der Zimt-stange in eine Schüssel geben, mit Wasser bede-cken und darin 60 Minuten einweichen.

In der Zwischenzeit das Kasseler in einem Bräter rundherum anbraten, dann im Back-ofen bei etwa 200°C 60 Minuten braten. Nun das Obst samt Einweichwasser und Zimtstange zum Kasseler geben und noch etwa 30 Minuten weiter braten.

Das Kasseler aus dem Bräter nehmen, et-was ruhen lassen. Die Soße mit Speisestärke oder Soßenbinder andicken und mit Salz, Pfeffer und evtl. Zucker abschmecken, die Zimtstange herausnehmen.

Das Kasseler in Scheiben schneiden und mit der Backobstsoße und den Semmel-knödeln servieren.

Schmorkohl ostpreußischer Art

850 g Weißkohl, in feine Streifen geschnit-ten60 g Gänseschmalz, oder Schwei-neschmalz3 Äpfel , säuerliche, geschält, entkernt, in kleine Spalten geschnitten1 Zwiebel(n), fein gewürfelt1 TL Majoran, ge-rebbelt1 EL Mehl Salz und Pfeffer1 Sprit-zer Zitronensaft1 Prise Zucker

Das Fett heiß werden lassen, Zwiebeln und

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Der Bund der Vertriebenen Lüdenscheid zeigt ab 3. Juni 2012 bis März 2013 im Mu-seum (Sauerfelder Str. 14-20, 58511 Lüden-scheid) eine Ausstellung über die Integra-tion der Heimatvertriebenen, Spätaussiedler und anderer Zuwanderergruppen in Lüden-scheid – Märkischer Kreis.Die Vorsitzende des Bundes der Vertriebe-nen in Lüdenscheid Brigitta Gottmann er-muntert alle Landsleute zum Besuch dieser Ausstellung und der gegenüber dem Mu-seum liegenden Ostdeutschen Heimatstu-ben. Beide Einrichtungen liegen im Zent-rum der Stadt. Nach rechtzeitiger vorheriger Absprache kann für Gruppen ein Mittages-sen, eine Kaffeetafel und eine kleine Stadt-führung angeboten werden.Brigitta Gottmann, Hebbel Weg 8, 58513 Lüdenscheid, Tel.: 02351-51153, E-Mail: [email protected]

ProgrammDienstag, 05.06 14:30 - 17:00 UhrPommern: Vorstellung des Landes, Tage-bücher der Frauen, Wappen, Schulland-karte, Fluchtwagen, Tracht, Musik, Salz- und Schurzkuchen, Kaffee, …

Sonntag, 17.06 12:00 – 18:00 UhrMesse- und Informationstag, alle Vereine, Trachten

Freitag, 31.08 14:30 – 17:00 UhrKlöppelgruppe Sachsen-Thüringer-V. Vor-führung, Zitherspieler, Singen, Kaffee, Ver-kauf von Spitzen, …

Sonntag, 02.09 15:00 – 17:00 UhrKulturhaus: Tag der Heimat – 60 Jahre Patenschaft Lüdenscheid mit Stadt und Kreis Glatz

Mittwoch, 12.09 14:00 – 17:00 UhrGrafschaft Glatz und Schlesier: Bücher-stand, Spezialitäten (Kuchen-Getränke) aus Schlesien, Schlesische Trachtengruppe Iserlohn, Musik

Samstag, 06.10 14:00 – 17:00 UhrVolkstanzfest Sachsen-Thüringer-V.: „Nuß-knacker“ Kindertanzgruppe Ostpreußen, Seniorentanzgruppe, Thüringer Rostbrat-wurst, Tante-Rabe-Punsch, …

Sonntag, 14.10 14:00 – 17:00 UhrErntedank –Ltg. Sudetendeutsche LM Mit-bringen und Segnung der Gaben (Pfarrer), Erntekrone mit Begleitprogramm.

Der Mensch wird durch Herkunft, Ort und Zeit bestimmt, Familie und Religion. Nichts davon kann er selbst bestimmen.

Bei Roland Schnürch sind dies eine Müller-familie, Adelsdorf und Frei-waldau im Sudetenland, dem Teil Schlesiens, der Kaiserin Maria Theresia nach dem von einem ruhmsüchtigen Preu-ßenherrscher vom Zaun ge-brochenen schlesischen Krie-gen verblieben war.

Freiwaldau war 1910 ein Städtchen mit 6.859 Ein-wohner – 6.843 deutschen und 16 tschechischen Bür-gern. Im Jahre 1930, dem Ge-burtsjahr des Jubiliars, hatte es schon 8.261 Einwohner, darunter schon 1.257 tsche-chischer Nationalität.

Bis Mitte des 18. Jahrhunderts gehörte die Stadt zum Fürstentum Neiße, und erst danach kam es aufgrund der preußischen Kriege zur Trennung von Schlesien.

Schon im 13. Jahrhundert war Freiwaldau freie Bergstadt, unter anderem förderte man Gold. Zu den bekanntesten Bewohnern zählen der Komponist Carl Ditter von Dit-tersdorf und der Begründer der Wasserheil-anstalt in Gräfenberg, Vinzenz Prießnitz.

Der Großvater Schnürch betrieb eine Ge-treidemühle mit Sägewerk, die zugleich elektrischen Strom erzeugte. Er war Bür-germeister von Adelsdorf, und vielleicht för-derte dies auch die politische Arbeit und Einsatzbereitschaft, die sein Enkel bis heute bewiesen hat. Die Mühle wurde von einem Bach der Biele betrieben.

Beruflich ging Roland nach dem Besuch des Staatsrealgymnasiums in Freiwaldau und dem Kriegsende (er war noch dem Volkssturm beigetreten, es kam jedoch zu keinen Kämpfen) andere Wege, die auch nach Zwangsarbeit mit anderen Jugendli-chen in Südböhmen und Beraun von der Vertreibung durch die verbrecherische Be-nes-Regierung bestimmt waren. Nach ei-nem Lageraufenthalt in Ceske Welenice ge-langte er zu Verwandten in Wien und später über Geroldsgrün (Oberpfalz) und Nürn-berg im Zuge der Binnenumsiedlung der

Vertriebenen im Jahre 1954 – neun Jahre nach der Vertreibung – nach Düsseldorf.

Mit seiner Frau Gerlinde, einer gebürtiger Teplitzerin, bekam er einen Sohn und eine

Tochter. Seit dem Jahre 1954 war er bis zu seinem Ruhe-stand als Chemieingenieur bei der Firma Henkel in lei-tender Stellung tätig.

Seit 1978 wohnt er wieder an einem Mühlenbach in Düsseldorf-Hellerhof, wenn auch die dortige Mühle längst verschwunden ist und das Haus in der rheinischen Ebene steht.

Es ist vielen bekannt, dass sich Roland mit Unterstüt-zung seiner Frau, stets seiner

Heimat im Sudetenland verpflichtet fühlte. So bekleidete er über viele Jahre Ehrenäm-ter in der SL und speziell – bis heute – in der Vereinigung der Witikonen (genannt nach Witiko, einem Adelssproß Südböh-mens und dem Witiko-Roman von Adalbert Stifter). Zeitweise war er auch Vizepräsident der sudetendeutschen Bundesversammlung.

Nach seinen politischen Freunden und Weg-gefährten, nennt er den früheren bayrischen Minister Walter Stain, die Abgeordneten Becher, Czaja und Zogmann, von der SPD Volkmar Gabert, Harry Hochfelder aus dem sozialdemokratischen Wenzel-Jaksch-Kreis und nicht zuletzt den bekannten frü-heren tschechischen Schachgroßmeister Lu-dek Pachmann.

Seine sudetendeutsche Heimat und das schöne große Schlesien hat er mehr-mals besucht. Unvergesslich bleibt un-sere gemeinsame Besteigung der Schnee-koppe von der schlesischen Seite – unseres sudetendeutschen Hausberges - im Sep-tember 2002 bei Sturm, Schnee und Re-gen. Und dann auf dem Gipfel zerrissen die Wolken, und die Sonne beleuchtete ringsum das Riesengebirge. Rübezahl, der Herr der Berge. Ließ es sich bei der etwas verspäte-ten Geburtstagsfeier im Restaurant „Zum Vater Rhein“ nicht nehmen, die dort ver-lorene Pudelmütze samt einer alten Katze der Schneekoppenbauden zu schicken, um weiter Wohlergehen und Arbeitsfreude zu wünschen. Rüdiger Goldmann

80 Jahre und ein weiteresRoland Schnürch zu Geburtstag

Roland Schnürch

Ausstellung in Lüdenscheid

LandesverbandNordrhein-Westfalen

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In der Vereinsführung der Landsmann-schaft Schlesien – Nieder- und Oberschle-sien Kreisgruppe Köln e.V. ist der Genera-tionswechsel gelungen.

Die bisherige Vorsitzende Frau Monika Brands übergab nach sieben Jahren Amts-zeit den Vorsitz an den 46 jährigen Peter Damaschek.

Im Mittelpunkt der außerordentlichen Mit-glieder-versammlung stand die Neuwahl des neuen Vorstandes. Nachdem der bis-herige Vorstand samt der Vorsitzenden die erneute Kandidatur ablehnte, musste nach Alternativen gesucht werden.

Nach mehrwöchigen Diskussionen, sowie einer regen Debatte während der Mitglie-derversammlung ist es gelungen einen rei-bungslosen Übergang an die nächste Ge-neration zu schaffen. Der Kölner Dipl. Verwaltungsbetriebswirt und Ingenieur Peter Damaschek wurde zum neuen Vor-sitzenden gewählt. Josef Resner und Franz Rychly wurden nun zur stellvertretenden Vorsitzenden. Als Schriftführer wurden Karl-Josef Krahforst und als Schatzmeiste-rin Renate Damaschek bestellt. Als Beisit-zer werden Ursel Otto und Gerold Karow

Generationswechsel in der Landsmannschaft Schlesien Köln

den Vorstand tatkräftig unterstützen. Wei-terhin wird dem Vorstand der Ehrenvorsit-zende und Jurist Franz Kurzidim mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Der neue Vorsitzender erklärte entsprechend der Satzung unter anderem die Aufklä-rungsarbeit über die Geschichte, die kul-turelle, wirtschaftliche und politische Ent-wicklung Schlesiens weiter zu verfolgen. Die Kultur sowie das Volks- und Brauchtum der schlesischen Heimat zu wahren sowie diese an diese Werte an kommende Gene-rationen weiterzugeben und die Landsleute mit Rat und Tat zu unterstützen.

Gleichzeitig betonte er aber auch, dass der Verein nicht nur durch die Vergangenheit geprägt werden darf. Damaschek sagte: „Wir sehen auch das Schlesien von heute und wenden unseren Blick in die Zukunft. Für die Landsmannschaft Schlesien in Köln gibt es noch viel zu tun und darauf sollen wir uns in den nächsten Jahrzehnten auch konzentrieren. Ich lade alle Schlesier und andere ein: Machen Sie mit“

Kontakt: [email protected] bzw. 02203 / 92 42 070

PM

Im Zentrum der Jahreshauptversammlung des Bunds der Vertriebenen Kreis Gütersloh stand der Rücktritt der Kreisgeschäftsfüh-rerin Christa Winkler. Schweren Herzens entließ der Vorstand die Frau, die seit Ende der 40er-Jahre die Vertriebenenarbeit geför-dert und geprägt hat.

Aus Alters- und Gesundheitsgründen hatte Christa Winkler den Kreisvorsitzenden Jür-gen Wolff schon vor einiger Zeit um ihre Entlassung aus der Vorstandsverpflichtung gebeten. Derzeit ist die Position vakant. Wolff bat die Anwesenden, in den Orts-verbänden nach einer Nachfolgerin oder ei-nem Nachfolger Ausschau zu halten. Eine Würdigung der außergewöhnlichen Ver-dienste von Christa Winkler soll am Tag der Heimat am 2. September im „Güterslo-her Brauhaus“ erfolgen.

Die Wahl der Vorstandsmitglieder war eine Formsache, denn alle standen zur

BdV-Kreisverband Gütersloh: Christa Winkler zieht sich zurück

Kreisgeschäftsführerin Christa Winkler schied jetzt aus dem Vorstand aus. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Dr. Ralph Brinkhaus (links) und der BDV-Kreisvor-sitzende Jürgen Wolff dankten.

Wiederwahl zur Verfügung. Der Vor-sitzende Jürgen Wolff, sein Stellvertreter Ingo Eßler, Ehrenvorsitzender Fritz Rogge, Schatzmeister Wolfgang Krüger, der stell-vertretende Schatzmeister Bruno Mischke, Kulturwart Heinz Brüggershemke, die Bei-sitzer Bring Schubert und Gerhard Winkler sowie die Revisoren Eckard Jagalla und Paul Schwan wurden in ihren Ämtern bestätigt.

Ein letztes Mal erstattete Christa Wink-ler den Jahresbericht, in dem der Tag der Heimat einen vorrangigen Platz einnahm. Gruß- und Dankesworte aus Anlass des Weihnachtsfestes, an Mitglieder, Politiker und Förderer adressiert, stießen auf posi-tive Resonanz. Eng vernetzt ist der Kreis-verband mit den Landesgruppen und regi-onalen Vereinen, an deren Veranstaltungen er teilnimmt und über die er Informatio-nen bekommt.

DG

LandesverbandNordrhein-Westfalen

Klaus Reimler geehrt

Anlässlich der Kreistagung des Bundes der Vertriebenen wurde Klaus Reimler für seine 50 jährige Mitgliedschaft im Bund der Ver-triebenen (BdV) geehrt. 1945 musste die Fa-milie Reimler die Heimat Hinterpommern verlassen und kam im März 1945 in Har-tum an, wo sie bei einer Familie unterge-bracht wurde.„Reimler hat schon frühzeitig, ehrenamt-lich sehr aktiv in dem Verband mitgearbei-tet“, so die Kreisvorsitzende Renate Öttking. Er ist über 35 Jahre Vorsitzender der BdV-Ortsgemeinschaft Hartum und seit Jah-ren Vorstandsmitglied auf Kreisebene. Als Vorsitzender der Ortsgemeinschaft Har-tum kam von ihm 1994 die Anregung zur Anbringung einer Gedenktafel, zum „Ge-denken an Flucht und Vertreibung“ im Rat-haus Hille-Hartum.Schon früh besuchte er die Heimat und nahm dafür viele Schikanen in Kauf (Grenze DDR). Wie der BdV erklärt, tru-gen seine Besuche in der Heimat im be-sonderen Maße zur Völkerverständigung bei. Die Kreisvorsitzende wünschte ihm für die Zukunft, besonders für die von Reim-ler angestrebte Partnerschaft zwischen sei-ner Heimatstadt Bad Polzin und der Ge-meinde Hille viel Erfolg.

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Eine Fußballmannschaft fliegt nach Amerika. Aus Langeweile beginnen die Burschen, in der Maschine mit dem Leder zu spielen. Der Pilot kann die Maschine kaum noch halten und schickt den Funker nach hinten. Nach zwei Minuten ist absolute Ruhe. „Wie hast du denn das gemacht?“ - „Na ja“, meint er, „ich habe gesagt: Jungs, es ist so schönes Wetter draußen, spielt doch vor der Tür!“

Drei Handwerker diskutieren über das Alter ihres Berufes. Jeder glaubt den älteren zu haben.Sagt der Maurer: Ich habe den ältes-ten Beruf, wir Maurer haben schon die Pyramiden in Ägypten gebaut!Antwortet der Gärtner: Das ist noch gar nichts. Mein Beruf ist noch älter, wir Gärtner haben schon den „Gaden Eden“ gepflanzt!Sagt der Elektriker: Ach was! Die Elektriker sind die ältesten: Als Gott sprach, das es Licht werde, haben wir schon vorher die Leitungen verlegt.

Winston Churchill wurde einmal gefragt, was man seiner Meinung nach für Fä-higkeiten haben müsse, um Politiker zu werden. Der Premier setzte sein berühm-tes Bulldoggengesicht auf, dachte einen Moment nach und erwiderte: „Man muss jederzeit vorhersagen können, was am nächsten Tag, in der nächsten Woche, im nächsten Monat, im nächsten Jahr passieren wird“. Er machte eine Pause. „Und hinterher“, setzte er dann hinzu, „muss man eine Erklärung dafür parat haben, warum es anders gekommen ist.

Stationsarzt zur jungen Kranken-schwester: „Haben Sie dem Patient auf Zimmer 12 das Blut abgenommen?“„Ja, aber mehr als sechs Liter habe ich nicht aus ihm herausbekommen...“

Rätseleckefürjungundalt

Zu guter Letzt

FürdasletzteRätselgabesbishernochkeinekorrektenEinsendungen.WirverzichtendaherandieserStelleaufdieAuflösungundgebenunse-renRätselfreundennochweiterezweiMonateZeit,dierichtigeLösungeinzusenden.

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Auflösungen der letzen Ausgabe

Zahlenbild

JedesRätselbestehtauseinemGitter,indemmehrereZahlenvorgegebensind.DabeistehtjedeZahl,abgesehenvonder1,fürdieHälfteeinesPaa-res.DamitdasversteckteBildzumVorscheinkommt,müssenSiedieZah-lenpaareverbindenundsoausmalen,dassdieAnzahlderFelderinderVerkettunginklusivederZahlenfelderandenEndendemWertderver-bundenenZahlenentspricht.Feldermiteiner1stehenfüreinausgemaltesFeld,dakeineweitereVerbindungmöglichist.DieVerkettungendürfenhorizontalodervertikalerfolgen,abersichnieüberschneiden

Logik-Rätsel

EshabenzweiMütterundzweiTöchterKuchengebacken.Jedehateinengebacken.EssindabernurdreiKuchen.Wiekanndassein?

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AnschriftenundTermine

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Landesverband Hessen e.V.

Bauernverband der Vertriebenen e.V.

Bund der VertriebenenLandesverband Hessen e.V.

Friedrichstraße3565185Wiesbaden

Tel.:0611–36019-0Fax:0611–36019-22eMail:[email protected]

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Bund der VertriebenenLandesverband Nordrhein-Westfalen e.V.

Bismarckstr.9040210DüsseldorfDeutschland

Telefon:0211–350361Telefax:0211–369676eMail:[email protected]:[email protected]

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Termine

09.09.2012 Tag der Heimat, bundesweit27.10.2012 Landeskulturtagung, Düsseldorf16.11.2012 Landesarbeitsgemeinschaft, Düsseldorf28.11.2012 Parlamentarischer Abend im Landtag

Bauernverband der Vertriebenen e.V. – Bundesverband –

Seestr.4412589Berlin

Tel.:030–64399264Fax:030–64399264

E-Mail:[email protected]

GeschäftsführerDr.ArwedBlomeyer

Termine

14. 04.2012 SL-Landesversammlung, Wiesbaden

26. 08.2012 Zentraler Tag der Heimat, Biebricher Schloss, Wiesbaden27. 08. - 30. 08.2012 Kulturelle Sommertage in Bad Orb

Termine

20.-21. März 2012 Mitgliederversammlung

Page 28: Deutsche Umschau 2/2012

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Tel. 0211/350 361 Fax 369676, E-Mail: [email protected]

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Erika Steinbach

Die Macht der Erinnerung

KaumeinePolitikerinstehtderzeit

imFokusderÖffentlichkeitund

politischkorrektenKritikwieVer-

triebenen-ChefinErikaSteinbach.

SieergreiftdarinselbstdasWort,

erklärtunteranderemihrenKon-

fliktmitGuidoWesterwelleund

behandeltihreZeitalsPräsidentin

derVertriebenensowieihreei-

genenFamiliengeschichte.Erika

Steinbachkam1943inRahmelin

WestpreußenzurWelt.SeitMai

1998stehtdieCDU-Politikerinals

PräsidentindemBundderVertrie-

benenvor,seitSeptember2000

istsieVorsitzendederStiftung

„ZentrumgegenVertreibungen“.

„EsgibtDinge,vondenenich

glaube,dassmansiesagenmuss“,

sagtSteinbach.„Wennmandas

tut,imRespektauchvoranderen,

dannmussdasinOrdnungsein.“

22,00 Euro