strategische bedeutung und identifikation von kernkompetenzen in der digital living branche

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Masterarbeit im Studiengang General Management Strategische Bedeutung und Identifikation von Kernkompetenzen in der Digital Living Branche (Strategic Relevance and Identification of Core Competences in the Digital Living Industry) Prüfer: Univ.-Prof. Dr. Ewald Scherm Bearbeiter: Dirk Schmachtenberg Knaackstr. 8 10405 Berlin MBA-Nr.: 33210 Studienzug: 33.3 Abgabetermin: 15. September 2008

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Kernkompetenzen sind Faktoren für erfolgreichen Wettbewerb in der Digital Living Branche (DLB). Sie ermöglichen die Realisierung einzigartiger Problemlösungen für den Kunden oder/und signifikante Kostenvorteile für Unternehmen und können Zugang zu neuen Märkten schaffen. In (strategischen) Netzwerken werden Kernkompetenzen des eigenen Unternehmens mit denen anderer kombiniert. Durch eine Kernkompetenz „Kooperation und Netzwerkmanagement“ können komplexe Produkte der DLB, die Hardware, Software, Content und Services kombinieren, flexibel und mit hoher Time-to-Market entwickelt, produziert und (international) vertrieben werden. In der Praxis existieren zahlreiche Beispiele, die die strategische Bedeutung von Kernkompetenzen in der Branche nachvollziehbar verdeutlichen. Unternehmen, die (im Einzelfall) durch regelbrechende Strategien und mit bahnbrechenden Produktinnovationen radikal neue Märkte schaffen und erobern, verfügen i.d.R. über Kernkompetenzen, die ihnen dies (mit)ermöglichen. Wenngleich keine durch Kernkompetenzen resultierende, höhere Bewertung von Unternehmen am Kapitalmarkt empirisch nachgewiesen wurde, stellen diese im Rahmen von Akquisitionen einen durch ein Preispremium vergüteten Wert dar. Mit den Chancen, die durch Kernkompetenzen eröffnet werden, gehen auch erhebliche Risiken einher: Den Best Practices stehen viele Beispiele gegenüber, bei denen Kernkompetenzstrategien zu einem Scheitern geführt haben. Eine erhebliche Umweltdynamik und Technologiebrüche in der DLB verursachen regelmäßig die Obsoleszenz bestehender Kernkompetenzen, viele Unternehmen werden von diesen Schumpeter-Schocks unvorbereitet getroffen. Ein möglicher Grund ist, dass geeignete Konzepte und Methoden zur Identifikation von Kernkompetenzen, die neben einer Aufdeckung der Wirkzusammenhänge im Unternehmen auch eine SWOT-Analyse unter Berücksichtigung der Zyklik von Kernkompetenzen sowie zukünftigen Entwicklungen als Input für das strategische Management liefern müssten, bisher fehlen.Die wissenschaftliche Diskussion wird seit geraumer Zeit kontrovers und mit Vehemenz geführt. Letztlich ist es auf den qualitativen Charakter der Kernkompetenzen und die allenfalls quasi-empirische Fundierung zurückzuführen, dass eine Vielzahl teilweise sogar widersprüchlicher Partialansätze ausdifferenziert wurde. Weil Kernkompetenzen jedoch nicht vollständig logisch durchdrungen werden können und insofern Definitions- und Abgrenzungsprobleme inhärent sind, ist auch nicht mit einer aussagekräftigen empirischen Validierung zu rechnen. Die Komplexität lässt sich jedoch reduzieren, wenn Ressource-Based View und Kernkompetenzen als komplementäre Sichtweise zur Market-Based View verstanden und die wesentlichen Kernelemente konsequent herausgearbeitet werden. Zukünftige Herausforderungen bestehen vor allem darin, von einer ex post erfolgenden Analyse hin zu einem aktiv gestalteten Management von Kernkompetenzen zu kommen, um deren Chancen nutzen und die Risiken kontrollieren zu können. Dafür sind insb. ausgereiftere Methoden zu Identifikation und Planung erforderlich. Besondere Aufmerksamkeit sollte dem Controlling gewidmet werden. Denn Kernkompetenzen sichern das Überleben – für eine Weile.

TRANSCRIPT

Page 1: Strategische Bedeutung und Identifikation von Kernkompetenzen in der Digital Living Branche

Masterarbeit im Studiengang General Management

Strategische Bedeutung und Identifikation von Kernkompetenzen

in der Digital Living Branche

(Strategic Relevance and Identification

of Core Competences

in the Digital Living Industry)

Prüfer: Univ.-Prof. Dr. Ewald Scherm Bearbeiter: Dirk Schmachtenberg Knaackstr. 8 10405 Berlin MBA-Nr.: 33210 Studienzug: 33.3 Abgabetermin: 15. September 2008

Page 2: Strategische Bedeutung und Identifikation von Kernkompetenzen in der Digital Living Branche

I

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis............................................................................................................................ I

Abbildungsverzeichnis................................................................................................................... II

Abkürzungsverzeichnis................................................................................................................. III

1. Einleitung......................................................................................................................... 1

2. Begriffsbestimmungen ................................................................................................... 3

3. Kernkompetenzen und der ressourcenorientierte Ansatz .......................................... 4

3.1 Die Resource-based View als komplementäre Sichtweise zur Market-based View ......... 4

3.2 Zusammenführung bedeutender Kernkompetenzansätze ................................................ 7

4. Digital Living zwischen Hardware, Software, Content und Services ....................... 14

4.1 Strategische Charakteristika einer entstehenden Branche ............................................. 15

4.2 Unternehmen, Netzwerke und Allianzen......................................................................... 19

5. Strategische Bedeutung von Kernkompetenzen in der Digital Living Branche...... 24

5.1 Kernkompetenzen als Basis für nachhaltige Wettbewerbsvorteile.................................. 25

5.2 Resource-based View als Strategieelement regelbrechender und

branchenbeeinflussender Unternehmen ......................................................................... 30

5.3 Intangible Ressourcen als Beitrag zu einer höheren Unternehmensbewertung ............. 34

6. Identifikation von Kernkompetenzen in der Digital Living Branche......................... 37

6.1 Ausgewählte Ansätze zur Identifikation von Kernkompetenzen...................................... 37

6.2 Zusammenfassung zu einem redundanzfreien Bezugsrahmen ...................................... 42

6.3 Anwendung auf die Digital Living-Branche...................................................................... 45

7. Schlussfolgerungen, Fazit und Ausblick .................................................................... 47

Summary........................................................................................................................................ 49

Glossar........................................................................................................................................... 51

Literaturverzeichnis...................................................................................................................... 55

Eidesstattliche Versicherung....................................................................................................... 68

Page 3: Strategische Bedeutung und Identifikation von Kernkompetenzen in der Digital Living Branche

II

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: MBV vs. RBV im Kontext des strategischen Managementprozesses....................... 7

Abbildung 2: Die Entwicklung von RBV- und (Kern-) Kompetenzansätzen ................................... 8

Abbildung 3: Ressourcen, Kompetenzen und Kernkompetenzen................................................ 11

Abbildung 4: Der Entstehungsprozess von Kernkompetenzen.................................................... 12

Abbildung 5: Endprodukte, Geschäftseinheiten und Kernprodukte ............................................. 13

Abbildung 6: Idealtypisches Digital Living und Konvergenz......................................................... 15

Abbildung 7: Produkte der Digital Living Branche........................................................................ 18

Abbildung 8: Wertschöpfungsketten in der Digital Living Branche .............................................. 19

Abbildung 9: Unternehmen der Digital Living Branche ................................................................ 20

Abbildung 10: Strategische Netzwerke in der Digital Living Branche ............................................ 23

Abbildung 11: Kernkompetenzen in der Digital Living Branche sind zyklisch................................ 29

Abbildung 12: Fallbeispiel Nintendo............................................................................................... 32

Abbildung 13: Mehr Wert durch Kernkompetenzen? ..................................................................... 35

Abbildung 14: Die Identifikation von Kernkompetenzen ................................................................ 44

Page 4: Strategische Bedeutung und Identifikation von Kernkompetenzen in der Digital Living Branche

III

Abkürzungsverzeichnis

3G Third Generation Mobile Network

Abb. Abbildung

Anm.d.V. Anmerkung des Verfassers

App Store Application Store

Apps Application

BCG Boston Consulting Group

bspw. beispielsweise

bzw. beziehungsweise

CAGR Compound Annual Growth Rate

CBTF Competence-based Theory of the Firm

CBV Competence-based View

CD Compact Disk

CRM Customer Relationship Management

d.h. das heißt

DLB Digital Living Branche

DLNA Digital Living Network Alliance

DVD Digital versatile Disk

eHealth electronic Health

ehem. ehemaliger

EPG electronic Program Guide

etc. et cetera

evtl. eventuell

ggf. gegebenenfalls

Hrsg. Herausgeber

i.d.R. in der Regel

i.e.S. im engeren Sinne

i.V.m. in Verbindung mit

IE Internet Explorer

IPTV Internetfernsehen (Internet Protocol Television)

ISP Internet Service Provider

IT Information Technology

KBV Knowledge-based View

LCD Liquid Crystal Display

MBV Market-based View

PC Personal Computer

PIMS Profit Impact of Marketing Strategies

Page 5: Strategische Bedeutung und Identifikation von Kernkompetenzen in der Digital Living Branche

IV

PPV Pay per View

PS3 Play Station 3

RBV Resource-based View

RSS Really simple Syndication

S. Seite(n)

SDK Software Developer Kit

SCP Structure Conduct Performance (Paradigma)

SGE Strategische Geschäftseinheit(en)

SWOT Strengths, Weaknesses, Opportunities, Threads

TV Television

u.a. unter anderem

VAS Value-added Services

vgl. vergleiche

VOD Video on Demand

VoIP Internettelefonie (Voice over Internet Protocol)

VRIN Valuable, Rare, Inimitable, Non-Substitutable

VRIO Value, Rarity, Imitability, Organization

Web 2.0 World Wide Web Version 2.0

Page 6: Strategische Bedeutung und Identifikation von Kernkompetenzen in der Digital Living Branche

1

1. Einleitung

Der Aufbau dauerhafter Wettbewerbsvorteile ist ein Kernanliegen des

strategischen Managements.1 Dabei nimmt heute die Dynamik der

Umwelten – insb. im internationalen Kontext – ständig zu, gleichzeitig steigt

die Geschwindigkeit der Veränderung.2 In Branchen mit massiven

Eintrittsbarrieren, wie etwa der Stahlindustrie,3 können Wettbewerbsvorteile

noch maßgeblich von physischen Ressourcen determiniert sein. Einen

mp3-Player kann jedoch jedes beliebige Unternehmen entwerfen, die

erforderlichen Komponenten auf Faktormärkten zukaufen und diesen dann

durch Auftragsfertigung produzieren lassen. Ganz offenbar sind es also

nicht der Technologievorsprung oder die Fertigungsanlagen, die das

Geheimnis des Erfolges eines Apple iPods darstellen.4 Zumal es sich noch

um ein Folger-Produkt handelt, das erst sehr spät auf den Markt kam.5

Doch das, was es ausmacht, aus einem Sammelsurium von – auch im

Falle Apple zugekaufter – Komponenten einen neuen Massenmarkt zu

erschaffen, lässt sich nicht allein durch die technischen Produktdetails

erklären, die die Konkurrenzprodukte bedeutender Unternehmen wie

Microsoft oder Sony ebenfalls aufweisen – insbesondere, da der

Einführungspreis des iPod von $ 399 exorbitant war.6 Die Schaffung eines

einzigartigen Kundennutzens bestand und besteht vor allem in der

absoluten Einfachheit und reduzierten Schlichtheit, die zwar durch

ästhetisches Design auffällt, hinter der jedoch vor allem funktionales

Design steckt: Man gibt die CD in den PC und kann dann die Musik sofort

mitnehmen – und das Gerät intuitiv bedienen. Gegen einen Zufallserfolg

des iPod spricht einerseits die Fortsetzung der Entwicklung durch das

iPhone, andererseits aber auch die Vorgeschichte: So war Apple schon

1994 mit dem umstrittenen „Newton“ weltweit visionärer Vorreiter bei

multifunktionalen Kleingeräten mit Touch-Screen.7 Das wirft die Frage auf,

welche Unterschiede zu Wettbewerbern bestehen, die begründen, dass

1 So ist dies folglich auch ein Kernthema in der Literatur, vgl. dazu stellvertretend insb. PORTER (1999, 2000) und BARNEY (2007), aus der ressourcenorientierten Perspektive betrachtet ergänzend HAMEL/PRAHALAD (1995), PRAHALAD/RAMASWANY (2003) und HAMEL/PRAHALAD (2007), ferner HAMEL (2008). 2 Vgl. HAMEL (2008), S. 23-26. 3 Zu Eintrittsbarrieren vgl. PORTER (1999), S. 55-56. 4 Bspw. stammt die Playertechnologie des Apple iPod von PortalPlayer (seit 2007 ein Tochterunternehmen von nVidia), vgl. auch YOUNG/SIMON (2005), S. 279. 5 Am 23.10.2001 – als mp3-Player bereits verbreitet waren. Der Zeitpunkt wird jedoch als kennzeichnend für einen Strategiewechsel von Apple betrachtet (vom Computerhersteller zum Digital Living Unternehmen), vgl. YOUNG/SIMON (2005), S. 283-285. 6 Vgl. YOUNG/SIMON (2005), S. 279/285/296. 7 Vgl. ZELLWEGER (1994), S. 47-49.

Page 7: Strategische Bedeutung und Identifikation von Kernkompetenzen in der Digital Living Branche

2

Apple offensichtlich erfolgreichere Produkte entwickelt als vergleichbare

oder auch weit mächtigere Unternehmen und eben dadurch

Wettbewerbsvorteile erzielt.

Dabei scheinen nicht die radikalen „Management 2.0“-Ansätze, die

besonders im Hinblick auf Internet- und Web 2.0-Unternehmen diskutiert

werden, den Erfolg zu begründen.8 Nur einige Firmen der Digital Living

Branche (DLB) weisen überhaupt wirklich signifikante Unterschiede zu

üblichen Managementpraktiken auf, generell ist die tatsächliche Umsetzung

von reinen (unternehmensinternen) Netzwerkorganisationen und der

weitgehende Verzicht auf Hierarchien äußerst selten.9 Vielmehr tragen

offenbar einzigartige Ressourcen und Kompetenzen maßgeblich zur

Entstehung von Wettbewerbsvorteilen bei. So handelt es sich bei der

Fähigkeit von Apple, Produkte und Lösungen zu entwickeln, die einen

herausragenden Nutzen bieten, besonders einfach zu bedienen sind und

die sich durch ein sowohl funktionales als auch ästhetisches Design

auszeichnen, möglicherweise um eine Kernkompetenz.

„Nur Kernkompetenzen sichern das überleben“, meinen so auch

HAMEL/PRAHALAD.10

Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, die strategische Bedeutung von

Kernkompetenzen in der DLB zu untersuchen und in diesem Kontext zu

analysieren, ob und wie Kernkompetenzen methodisch identifiziert werden

können. Dazu wird in Kapitel 3 zunächst die Resource-based View (RBV) –

als komplementäre Sichtweise zur Market-based View (MBV) – betrachtet,

der Zusammenhang zwischen Ressourcen, Kompetenzen und Kern-

kompetenzen analysiert und eine kurze Zusammenfassung bedeutender

Konzepte gegeben. In Kapitel 4 wird die DLB als sich konstituierende, also

noch in der Entstehung begriffene Industrie mit fluiden Grenzen dargestellt,

in der (unternehmensexterne) strategische Netzwerke eine wichtige Rolle

bei der Entwicklung, der Produktion und dem (internationalen) Vertrieb

komplexer Produkte spielen. Schließlich wird in Kapitel 5 die strategische

Bedeutung von Kernkompetenzen in der DLB konzeptionell

herausgearbeitet und anhand von Beispielen verdeutlicht, um abschließend

in Kapitel 6 einen aus der Literatur abgeleiteten Bezugsrahmen zur

8 Für eine Darstellung von „Management 2.0“ vgl. HAMEL (2008), S. 355-363. Dass die diskutierten Ideen jedoch nicht neu sind, belegt das Beispiel Semco, vgl. SEMLER (1996). 9 Vgl. SCHERM/Süß (2001), S. 212-213 . 10 HAMEL/PRAHALAD (2007), S. 47.

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3

Identifikation von Kernkompetenzen hinsichtlich der Eignung für die

Branche zu überprüfen.

2. Begriffsbestimmungen

Ressourcen (Resources) im Sinne der RBV sind durch

Veredlungsprozesse aus (in Märkten beschaffbaren) Inputgütern

weiterentwickelte, unternehmenseigene Merkmale, von deren Nutzung

Wettbewerber wirksam ausgeschlossen werden können.11 Ressourcen

bringen ein allgemeines Handlungspotenzial zum Ausdruck, dessen

konkrete Nutzung durch das Unternehmen den Einsatz in einem Prozess

voraussetzt. Ressourcen im Sinne des RBV werden auch als intangible

Ressourcen bezeichnet und stellen nicht physische oder finanzielle,

tangible Ressourcen dar.

Kompetenzen (Competenc(i)es) bezeichnen die Fähigkeit eines

Unternehmens, das durch Ressourcen gegebene Potenzial als

Organisation in einem Prozess zielgerichtet einzusetzen und zu nutzen.

Dabei handelt es sich um konkrete und systematisch reproduzierbare

Fähigkeiten, die aus Sicht des Unternehmens relevante Problemlösungen

schaffen und nicht um ein generelles Handlungspotenzial.12 Kompetenzen

sind keine Wettbewerbsvorteile und begründen diese auch nicht.

Kernkompetenzen (Core Competenc(i)es) sind unverwechselbare,

seltene, wertvolle und nicht von Wettbewerbern imitierbare Bündel

organisationaler Fähigkeiten, die einen einzigartigen Nutzen für den

Kunden oder/und einen signifikanten Kostenvorteil für das Unternehmen

schaffen.13 Kernkompetenzen entstehen durch komplexe, kollektive

Lernmuster innerhalb einer Organisation und spiegeln sich in Strukturen

gemeinsamen und zielgerichteten Handelns wider.14 Sie weisen sowohl

einen Prozess- als auch einen Wettbewerbsbezug auf: Im Gegensatz zu

Kompetenzen begründen Kernkompetenzen Wettbewerbsvorteile.15 Durch

ihre besondere Beschaffenheit ermöglichen sie einen potenziellen Zugang

zu neuen Märkten.16

11 Vgl. FREILING (2001), S. 22 12 Vgl. HAMEL/PRAHALAD (1995), S. 314-315. 13 Vgl. HAMEL/PRAHALAD (1995), S. 302/315 sowie BARNEY (2007), S. 138. 14 Vgl. SCHREYÖGG/KLISCH (2006), S. 459. 15 Vgl. HAMEL/PRAHALAD (1995), S. 315. 16 Vgl. HAMEL/PRAHALAD (2007) S. 53.

Page 9: Strategische Bedeutung und Identifikation von Kernkompetenzen in der Digital Living Branche

4

3. Kernkompetenzen und der ressourcenorientierte Ansatz

„If business is like a game […], then a firm’s strategy is its theory of how to excel in the game it is playing”.17

Die traditionellen Ansätze im strategischen Management fokussieren

primär die Analyse struktureller Branchenmerkmale als Determinanten des

Markterfolges von Unternehmen – die Struktur des Spielfeldes, während

ressourcenorientierte Konzepte die Bedeutung der unternehmens-

spezifischen Ressourcen und Kompetenzen fokussieren und deren

Heterogenität betonen – die Fähigkeiten der Spieler.

3.1 Die Resource-based View als komplementäre Sichtweise zur Market-

based View

Die MBV steht in der Tradition der Industrieökonomie. Ein wesentliches

Element dieser ist das Structure Conduct Performance Paradigma:

Demnach bedingt die Marktstruktur (Structure) das Verhalten der

Unternehmen (Conduct), welches wiederum den Erfolg begründet

(Performance).18 Damit wird die Branchenstruktur zum entscheidenden

Erfolgskriterium, die sich nach PORTER durch fünf Triebkräfte des

Wettbewerbs beschreiben und analysieren lässt.19 Die Erträge in einer

Branche werden als umso höher angenommen, je höher die

Eintrittsbarrieren für neue Wettbewerber in der Branche sind.20 Die

Profitabilität eines Unternehmens wird dadurch determiniert, inwieweit es

entweder durch Economies of Scale bzw. Scope sowie durch

Erfahrungskurveneffekte eine Kostenführerschaft erreichen oder aber

durch eine einzigartige Differenzierung der Produkte eine höhere

Preisbereitschaft erzielen kann.21 PORTER vertritt die Ansicht, dass das

Abweichen von generischen Normstrategien zwingend zu einer Position

„zwischen den Stühlen“ führt.22 Der Markterfolg – als Ergebnis der

17 BARNEY (2007) S. 4. 18 In der modernen Industrieökonomie wird das (modifizierte) SCP nicht mehr als unilateraler Kausalzusammenhang gesehen – Interdependenzen werden (langfristig) berücksichtigt. Zu den Grundlagen der Industrieökonomie vgl. auch BAIN/QUALLS (1987). 19 Die Wettbewerbsintensität in einer Branche wird durch potenzielle neue Konkurrenten, Abnehmer, Ersatzprodukte und Lieferanten determiniert. Vgl. PORTER (1999), S. 34, ausführlich S. 35-69. 20 Vgl. BAIN (1971), S. 3 sowie PORTER (1999), S. 56. 21 Einschränkend wird auf die Möglichkeit der Konzentration auf Segmente hingewiesen, bei der Kostenposition bzw. Differenzierung nicht im Kontext zum Gesamtmarkt, sondern lediglich segmentbezogen zu beurteilen sind. Vgl. PORTER (1999), S. 75. 22 Vgl. PORTER (1999), S. 78, ausführlich S. 78-82 sowie PORTER (2000), S.44-48. Es existieren jedoch viele erfolgreiche Unternehmen mit „hybriden“ Strategien. Vgl. für eine alternative Darstellung von Wettbewerbsstrategien bspw. HUNGENBERG (2004), S. 185.

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5

Wettbewerbsposition – in einer Branche wird konkretisiert durch die Höhe

des erzielten Marktanteils, wobei Erkenntnisse aus der PIMS-Studie

nahelegen, dass Unternehmen mit kleinem Marktanteil sich zur Erzielung

von Betriebsgrößen- und Erfahrungskurveneffekten entweder einen

entsprechend größeren Marktanteil erkämpfen oder aber aus dem Markt

ausscheiden sollen.23 Aus den Ergebnissen der PIMS-Studie wurde u.a. die

bekannte BCG-Matrix zum Marktwachstums-Marktanteils-Portfolio

abgeleitet, die Normstrategien für strategische Geschäftseinheiten liefert.24

Zusammenfassend geht es aus Sicht der MBV primär darum, möglichst

profitable Branchen zu identifizieren, in diesen Branchen unter

Berücksichtigung der vorhandenen strategischen Gruppen und

Konkurrenten eine Erfolg versprechende, durch generische

Wettbewerbsstrategien verfolgte Wettbewerbsposition anzustreben,25 diese

durch eine ideale Konfiguration der Wertekette zu optimieren und zu

festigen26 und das Portfolio der Strategischen Geschäftseinheiten (SGE) so

zu managen, dass ein „Optimaler Cashflow“ zwischen den SGE realisiert

wird.27 Die Kräfte des Marktes determinieren die durchschnittliche

Rentabilität einer Branche28 und haben demnach starke Auswirkungen

darauf, welche Ergebnisse die individuellen Unternehmen letztlich mit ihren

branchenbezogenen Strategien erzielen.29

Die bis heute ungebrochene Popularität der MBV resultiert einerseits

aus dem Erklärungsbeitrag, andererseits ist es die (relativ) einfache

Anwendbarkeit, die ihre weite Verbreitung in Management- und

Beratungspraxis begründet. Es gibt aber auch umfangreiche Kritik. Um die

Spiele-Metapher aufzugreifen: Normstrategien sind letztlich vergleichbar

mit standardisierten Kombinationen – unter ceterus paribus Bedingungen.

„[…] corporate strategy cannot be reduced to boxes and bubbles“,

konstatieren so auch BARTLETT/GHOSHAL.30 HAMEL vergleicht

traditionelle Managementmethoden gar mit dem Verbrennungsmotor,

einem Konzept also, dass den Scheitelpunkt seiner Entwicklung bereits

23 Allgemein zur PIMS-Studie vgl. SCHOEFFLER/BUZZELL/HEANY (1974), hinsichtlich der dargestellten Erkenntnisse vgl. BUZZELL/GALE/SULTAN (1975). 24 Zur Portfolioanalyse vgl. stellvertretend SIMON/GATHEN (2002), S. 33-49. 25 Vgl. PORTER (1999) S. 86-117 und S. 183-213. 26 Vgl. PORTER (2000), S. 67-96. 27 Vgl. PORTER (1999), S. 450. 28 Unternehmen wird die Möglichkeit zugesprochen, Branchenstrukturen zu beeinflussen, jedoch nicht die, neue Branchen zu erschaffen, vgl. PORTER (1999), S. 251. 29 Vgl. COLLIS/MONTGOMERY (1996), S. 50. 30 BARTLETT/GHOSHAL (1991), S. 7.

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6

überschritten hat und nicht zur Lösung der zukünftigen Probleme beitragen

kann.31 Vor dem Hintergrund der unendlich vielen Einflussfaktoren in der

Realität kann im Hinblick auf die (relative) Einfachheit der Konzepte nur auf

deren Modellcharakter verwiesen werden. Dabei ist davon auszugehen,

dass die Aussagekraft umso höher ist, je stabiler die Umweltbedingungen

und je geringer die Veränderungsgeschwindigkeit sind – et vice versa.

Viele Praxisbeispiele von in unattraktiven Branchen erfolgreich

agierenden Unternehmen haben nahegelegt, den Blick nach außen (die

Analyse umweltspezifischer Bedingungen) um den Blick nach innen (auf

die unternehmensspezifischen Ressourcen) zu ergänzen. Nachdem

SELZNICK 1957 bereits Grundlagen des heutigen RBV untersuchte und

mit der „Distinctive Competence“ die Fähigkeit eines Unternehmens

beschreibt, bestimmte Dinge im Wettbewerbsvergleich so gut zu

beherrschen, dass dies zu Marktungleichgewichten führt,32 hat PENROSE

1959 erstmalig das Unternehmen an sich als Ansammlung von Ressourcen

konzeptioniert und Effizienz- bzw. Wettbewerbsvorteile und damit letztlich

höhere Erträge auf spezifische und langfristige Unterschiede in der

Ausstattung mit Ressourcen zurückgeführt.33 Während also Markterfolg

und Rendite eines Unternehmens nach der MBV primär durch

unternehmensexterne Umweltfaktoren determiniert werden, sind nach der

RBV die unternehmensspezifischen Ressourcen maßgeblich.34 Zwar trat

die RBV durch die hohe Popularität der industrieökonomischen

Paradigmen und deren „Abkömmlinge“ wie Portfolioanalysetechniken bis

zum Aufkommen der Kernkompetenzperspektive, die RASCHE als „Derivat

der RBV“ bezeichnet, eher in den Hintergrund.35 Durch die zunehmende

Kritik an den traditionellen Ansätzen und dem als relativ plötzlich

wahrgenommenen Erfolg japanischer Unternehmen wurde die RBV stärker

beachtet,36 in diesem Kontext stellte das erstmals 1990 veröffentlichte

Konzept der „Core Competences“ von HAMEL/PRAHALAD einen

beschleunigenden Faktor für die Diskussion dar.37 Die RBV und

insbesondere das Konzept der Kernkompetenzen wurden vielfach als

31 Vgl. HAMEL (2008), S. 9. 32 Vgl. SELZNIK (1984), S. 50. 33 Vgl. PENROSE (1995). 34 Es bestehen dazu weiterhin jedoch auch grundsätzlich gegensätzliche Ansichten: „Yet, the RBV has not served well as a foil for alternative explanations of competetive heterogenity“, HOOPES/MADSEN/WALKER (2003), S. 897. 35 Vgl. RASCHE (1994), S. 91. 36 Zu historischen Beispielen vgl. HAMEL/PRAHALAD (1995), S. 135-150. 37 Vgl. HAMEL/PRAHALAD (2007).

Page 12: Strategische Bedeutung und Identifikation von Kernkompetenzen in der Digital Living Branche

7

Gegenentwurf zur MBV verstanden, dabei geht es vielmehr darum, eine

komplementäre Sichtweise herzustellen. So weisen HAMEL/PRAHALAD

darauf hin, dass „[…] ein Unternehmen nicht nur als Portfolio von

Produkten oder marktorientierten Geschäftseinheiten, sondern auch als

Portfolio von Ressourcen […] betrachtet werden kann“.38

Im Kontext des strategischen Managementprozesses wird deutlich,

dass die Erweiterung der MBV durch die RBV eine logische und sinnvolle

Ergänzung darstellt, wie die folgende Abbildung verdeutlicht:

Gemeinsame, übergeordnete Zielsetzung: Schaffen von dauerhaften Wettbewerbsvorteilen

Market-based View

Fokus primär auf unter-nehmensexternen Faktoren

Unternehmen als Portfolio von SGE aufgrund von Produkt-Markt-Beziehungen

Primär Kräfte des Marktes und (relative) Position des Unternehmens (der SGE) bestimmen den Erfolg

Resource-based View

Fokus primär auf unter-nehmensinternen Faktoren

Unternehmen als Portfolio von Ressourcen und Kompetenzen aufgrund vorhergehender Entwicklungspfade

Primär Nutzung und (Weiter-) Entwicklung individueller Ressourcen und Kompetenzen bestimmen den Erfolg

Mission,Ziele

Analyse

Strategie-formulierung

Strategie-implementierung

MBV vs. RBV im Kontext des strategischen Managementprozesses: Beide Sichtweisen ergänzen sich

Abbildung 1: MBV vs. RBV im Kontext des strategischen Managementprozesses

(Quelle: Eigene Darstellung)

3.2 Zusammenführung bedeutender Kernkompetenzansätze

Die Diskussionen der RBV haben im Laufe der Zeit zu einer

Ausdifferenzierung verschiedener, teilweise divergierender Ansätze

geführt. Die theoretische Fundierung sowie die Überprüfung der Theorien

durch empirische Studien39 ist auch deswegen problematisch, weil vielfach

Uneinigkeit im Hinblick auf die Bezeichnung und Abgrenzung des

Betrachtungsobjektes herrscht.40 FREILING/GERSCH/GOEKE sprechen

gar von einem „Riss“ und „entzweienden Tendenzen“ in der

38 HAMEL/PRAHALAD (1995), S. 243. 39 Für eine Übersicht empirischer Studien vgl. HABANN (1999), S. 298. 40 Vgl. RASCHE (1994), S. 148.

Page 13: Strategische Bedeutung und Identifikation von Kernkompetenzen in der Digital Living Branche

8

ressourcenorientierten Forschung,41 MOLDASCHL von einem „Wirrwarr“.42

Dennoch bestehen bei den meisten der vorgeschlagenen Konzepte

Gemeinsamkeiten und Redundanzen. Grundsätzlich lassen sich

bestehende Ansätze danach unterscheiden, ob die Perspektive statisch

oder prozessbezogen ist, d.h. ob die jeweiligen Ressourcen also allein

durch ihr Bestehen (im Sinne eines Handlungspotenzials) nutzenstiftend

sind oder aber erst durch ihre Anwendung in einem Prozess ihre Wirkung

entfalten – was die Fähigkeit zur Umsetzung des Handlungspotenzials in

einem zeitlichen Bezugsrahmen durch eine Organisation bedingt. Weiterhin

ist relevant, ob diese einen allgemeinen Zweck oder eine allgemeine

Funktion haben sollen oder ob sie konkret und spezifisch sind. Die folgende

Abbildung zeigt eine Übersicht häufig verwendeter Begriffe:

Die Entwicklung von RBV- und (Kern-) Kompetenzansätzen: In der Literatur häufig verwendete Begriffe und exemplarisch ausgewählte Vertreter

ResourcesWERNERFELT (1984),PENROSE (1995)Intangible ResourcesHALL (1993)Invisible AssetsITAMI/ROEHL (1987)

CompetencesBARNEY (2007)Distinctive CompetencesSELZNIK (1984)Capabilities, SkillsKLEIN/EDGE/KRASS (1991)AMIT/SHOEMAKER (1993)MetaskillsKRÜGER/HOMP (2000)

Critical ResourcesWERNERFELT (1989)

Strategic AssetsAMIT/SHOEMAKER (1993)

Core CompetencesHAMEL/PRAHALAD (1995, 2007), BARNEY (2007)Dynamic CapabilitiesTEECE/PISANO/SHUEN (1997)SCHREYOEGG/KLIESCH-EBERL (2007)

Statisch (Handlungspotenzial) Prozessbezogen (Fähigkeit)

Allg

emei

nSp

ezifi

sch

Abbildung 2: Die Entwicklung von RBV- und (Kern-) Kompetenzansätzen (Quelle:

Eigene Darstellung, unter Verwendung von Übersichten bei RASCHE (1994),

S. 148-149, HABANN (1999), S. 296-297, ROUGLIC (2000), S. 24-25 und

FREILING (2000), S. 21)

Darüber hinaus bestehen verschiedene Vorschläge zur Entwicklung und

Erweiterung der RBV. So nehmen FREILING/GERSCH/GOEKE bspw. eine

Klassifizierung in RBV, Competence-based View (CBV) sowie Knowledge-

based View (KBV) vor, auf deren Grundlage das Folgekonzept der

41 Vgl. FREILING/GERSCH/GOEKE (2006a), S. 6. 42 Vgl. MOLDASCHL (2006), S. 9.

Page 14: Strategische Bedeutung und Identifikation von Kernkompetenzen in der Digital Living Branche

9

„Competence-based Theorie of the Firm“ (CBTF) vorgeschlagen wird.43

Auch existieren (insb. im Rahmen der CBV44) Forderungen nach einer

Ergänzung um Dynamic Capabilities als Lösungsansatz – also einer

weitestgehenden Flexibilisierung von (Kern-) Kompetenzen.45 In der

Literatur werden ferner Basis- und Metakompetenzen besprochen.46

SCHREYÖGG/KLIESCH argumentieren, dass gerade der Anspruch einer

Dynamisierung und Vollflexibilisierung zu einem unauflösbaren

Widerspruch führt und letztlich in der Zerstörung des Kompetenz-

konstruktes endet.47 Gleiches kann im Hinblick auf eine Generalisierung im

Sinne von Basis- bzw. Metakompetenzen angenommen werden.48 Im

Hinblick auf die in der Literatur weiterhin vorgeschlagenen, generischen

und allgemeinen „Kernkompetenzen“ wie etwa „Qualitätsorientierung“,49

sind HAMEL/PRAHALAD der Auffassung, dass ein Unternehmen nicht in

mehr als fünf oder sechs Kernkompetenzen führend sein kann und stellen

heraus, dass das, was einst eine Kernkompetenz darstellte (wie Qualität),

sich über längere Zeiträume hinweg als Basisfähigkeit entwickeln kann.50 In

der Praxis werden allgemeine Erfolgskriterien sowie Erfolgsfaktoren oft

ebenso mit Kernkompetenzen gleichgesetzt oder verwechselt wie das

Kerngeschäft.51

Im Hinblick auf die relative Unübersichtlichkeit in der Terminologie

konstatiert BARNEY, dass die Unterschiede zwischen den verschiedenen

Bezeichnungen subtil sind und schlägt vereinfachend eine synonyme

Verwendung von „Resources“ und „Capabilities“ vor, die er eindeutig von

dem Begriff „Core Competence“ trennt.52 BOUNCKEN differenziert nach

allgemeinen sowie strategisch relevanten Ressourcen und Kompetenzen,

43 Vgl. FREILING/GERSCH/GOEKE (2006b), S. 41. 44 Vgl. zu den Merkmalen der CBV FREILING (2000), S. 30-31. 45 Dynamic Capabilities werden als die Fähigkeit bezeichnet, (Kern-) Kompetenzen flexibel aufzubauen, zu modifizieren und zu integrieren, um in einem Umfeld dynamischer Umwelten höchste Flexibilität und Anpassungsfähigkeit zu schaffen und zu erhalten, vgl. stellvertretend TEECE/PISANO/SHUEN (1997). Für einen Vergleich diesbezüglicher Ansätze vgl. SCHREYÖGG/KLIESCH-EBERL (2007), S. 924, für eine Übersicht der Definitionen BEINERT/WELLER (2007), S. 255-256, ausführlich S. 256-265. 46 Bspw. „Management- und operative Kompetenz“ (Basiskompetenz) sowie „kontinuierliche Verbesserung und geplante Evolution“ (Metakompetenz), vgl. KRÜGER/HOMP, S. 54. 47 Vgl. SCHREYÖGG/KLIESCH (2006), S. 469. 48 Vgl. zu Metakompetenzen RASCHE (1994), S. 159-172. Er meint, dass auch die „Strategische Architektur“ (vgl. HAMEL/PRAHALAD (1995), S. 159) eine Art Metakompetenz ist. Diese hat jedoch vielmehr den Charakter einer Vision – während Kompetenzen konkret „eine Fähigkeit, ein Können“ bedeuten (vgl. HAMEL/PRAHALAD, S. 314-315). 49 Vgl. zu „Qualitätsorientierung“ und weiteren STRASSMANN/SCHÜLLER (1996), S.12. 50 Vgl. HAMEP/PRAHALAD (1995), S. 319 und HAMEL/PRAHALAD (2007), S. 53. 51 Vgl. stellvertretend für derartige Verwechselungen WIRTSCHAFTSWOCHE (2008). 52 Vgl. BARNEY (2007), S. 134-135. Allerdings verwendet BARNEY an anderer Stelle noch den Begriff „Distinctive Competences“ , vgl. BARNEY (2007), S. 150-151

Page 15: Strategische Bedeutung und Identifikation von Kernkompetenzen in der Digital Living Branche

10

da nur die strategischen überhaupt für Kernkompetenzen in Frage

kommen.53 Dieser Argumentation liegt der logische Gedanke zu Grunde,

dass eine Kernkompetenz zunächst einmal nach einer allgemeinen

Kompetenz verlangt. Eine Reduktion auf die Begriffe „Ressourcen und

Kompetenzen“ als allgemeiner und „Kernkompetenzen“ als spezieller

Ausdruck greift nach Ansicht des Verfassers jedoch zu kurz: Ressourcen

bringen ein allgemeines Handlungspotenzial zum Ausdruck, eine

Transformation zu Kompetenzen verlangt aber zusätzlich, dass dieses

Handlungspotenzial innerhalb einer Organisation und in einem zeitlichen

Bezug – also in einem Prozess – auch genutzt werden kann.54 Auch

HAMEL/PRAHALAD betonen, dass es sich nicht um einen „Aktivposten“

handelt, sondern um „eine Fähigkeit, ein Können“.55 Eine Kernkompetenz

zeichnet zusätzlich aus, dass die Kompetenz im Wettbewerbsbezug als

wertvoll und einzigartig anzusehen ist „und einen Beitrag zum Kunden-

nutzen bzw. einen positiven Kostenbeitrag leistet“.56

Zusammenfassend stellt eine Ressource im Sinne der RBV also ein

Handlungspotenzial dar, dass durch den Prozessbezug zu einer konkreten

Fähigkeit der Organisation – einer Kompetenz – wird, die wiederum dann

eine Kernkompetenz ist, wenn diese einen entsprechenden

Wettbewerbsbezug aufweist. Die folgende Abbildung gibt einen Überblick

über die zentralen Begriffe Ressourcen, Kompetenzen sowie Kern-

kompetenzen und deren Zusammenhang:

53 Vgl. BOUNCKEN (2000), S.868. 54 Für eine ähnliche Argumentation hinsichtlich der Unterscheidung zwischen Ressourcen und deren Gebrauch vgl. auch MOLDASCHL (2007), S. 22. 55 Vgl. HAMEL/PRAHALAD (1995), S. 314-315. 56 Vgl. HAMEL/PRAHALAD (1995), S. 315.

Page 16: Strategische Bedeutung und Identifikation von Kernkompetenzen in der Digital Living Branche

11

Ressourcen, Kompetenzen und Kernkompetenzen: Vom Handlungspotenzial über Fähigkeiten/Können zum Wettbewerbsvorteil

I) Vgl. FREILING (2001), S. 22II) Vgl. HAMEL/PRAHALAD (1995), S. 302/315 sowie BARNEY (2007), S. 138.

Kernkompetenzen

Unverwechselbare, seltene, wertvolle und nicht von Wettbewerbern imitierbare Bündel organisationaler Fähigkeiten, die einen ein-zigartigen Nutzen für den Kunden oder/und einen Kostenvorteil für das Unternehmen schaffenII

Begründung von Wett-bewerbsvorteilen durch

Fähigkeiten/Können

Wettbewerbsbezug

Kompetenzen

Die Fähigkeit, das durch Ressourcen gegebene Potenzial als Organisation im Zeitablauf (in einem Prozess) zielgerichtet einsetzen und nutzen zu können

Umsetzung des Potenzials in Fähigkeiten/Können

Prozessbezug

Ressourcen

Durch Veredlungsprozesse aus (in Märkten beschaff-baren) Inputgütern weiter-entwickelte, unternehmens-eigene Merkmale, von deren Nutzung Wettbewerber wirksam ausgeschlossen werden könnenI

Vorhandensein von Handlungspotenzial

Abbildung 3: Ressourcen, Kompetenzen und Kernkompetenzen (Quelle: Eigene

Darstellung, Definitionen angelehnt an HAMEL/PRAHALAD (1995), S. 302/315,

FREILING (2001), S. 22 sowie BARNEY (2007), S. 138)

Während Kernkompetenzen von hohem Nutzen für ein Unternehmen sein

können, ist deren systematische Schaffung – sofern überhaupt möglich –

schwierig.57 Daher sind ihre typischen Merkmale auch

(1) die Pfadabhängigkeit,

(2) die kausale Ambiguität (Mehrdeutigkeit) und

(3) die soziale Komplexität.58

Die Zusammenhänge, die zur Entstehung von Kernkompetenzen führen,

sind also nicht vollkommen und logisch erfassbar. Es handelt sich um einen

gewachsenen und erfahrungsbezogenen Umgang mit komplexen

Anforderungen und Zielen, wie die folgende Abbildung verdeutlicht:

57 Dies betrifft schon die Voraussetzungen für deren Entwicklung, vgl. HOMP (2000), S. 183. 58 Vgl. für eine differenzierte Darstellung bspw. BLOHM (2000), S. 96-110.

Page 17: Strategische Bedeutung und Identifikation von Kernkompetenzen in der Digital Living Branche

12

Der Entstehungsprozess von Kernkompetenzen: Selektions- und Verknüpfungsmuster im Zeitablauf

Abbildung 4: Der Entstehungsprozess von Kernkompetenzen (Quelle:

SCHREYÖGG/KLIESCH (2006), S. 459)

Ein entscheidender Aspekt ist, dass Kernkompetenzen nicht nur die

Lösung eines bestehenden Problems oder die Befriedigung manifester

Kundenbedürfnisse ermöglichen. Aufgrund ihrer Beschaffenheit eröffnen

sie auch einen potenziellen Zugang zu neuen Märkten und können sogar

das Hervorbringen eines neuen Marktes an sich unterstützen oder

begründen.59 Dies wird anhand der Baum-Metapher besonders deutlich:

HAMEL/PRAHALAD stellen sich die (Kern-) Kompetenzen eines

Unternehmens als Wurzeln vor, die Kernprodukte nähren und aus denen

dann wiederum Geschäftseinheiten hervorgehen. Die Früchte des Baumes

sind schließlich die Endprodukte.60 Damit schaffen (Kern-) Kompetenzen

letztlich eine längerfristige Basis für verschiedene Produkte auch in

unterschiedlichen Branchen:

59 Vgl. HAMEL/PRAHALAD (2007) S. 48. 60 Vgl. HAMEL/PRAHALAD (2007), S. 52.

Page 18: Strategische Bedeutung und Identifikation von Kernkompetenzen in der Digital Living Branche

13

Endprodukte, Geschäftseinheiten und Kernprodukte basieren auf den (Kern-) Kompetenzen eines Unternehmens

Kompetenz4

Kompetenz3

Kompetenz2

Kompetenz1

Geschäfts-einheit

1

1 2 3

Geschäfts-einheit

2

4 5 6

Geschäfts-einheit

3

7 8 9

Geschäfts-einheit

4

10 11 12

Kernprodukt 2

Kernprodukt 1

Geschäftseinheiten werden von Kernprodukten

hervorgebracht

Kernprodukte werden von

Kompetenzen „genährt“

(Kern-) Kompetenzen als

„Wurzeln“

Endprodukte als „Früchte“

Kernkompetenz

Abbildung 5: Endprodukte, Geschäftseinheiten und Kernprodukte (Quelle: In

Anlehnung an HAMEL/PRAHALAD (2007), S. 52, erweitert/ergänzt)

Um die konkrete Abgrenzung von Kompetenzen und Kernkompetenzen zu

systematisieren hat, soweit erkennbar, das „VRIO Framework“ von

BARNEY die meiste Verbreitung gefunden.61 Anhand der Fragen nach

(1) dem Wert,

(2) der Seltenheit,

(3) der (Nicht-) Imitierbarkeit bzw. Substituierbarkeit sowie

(4) der organisatorischen Umsetzbarkeit (in einem Prozess)

können Kompetenzen systematisch beurteilt werden: Wenn alle Fragen

positiv beantwortet wurden, liegt eine Kernkompetenz vor.62

Die Unterschiede, die sich in der wissenschaftlichen Diskussion von

Kernkompetenzen darstellen sowie die Tatsache, dass nach wie vor keine

verbreiteten Konzepte für deren Bildung und Management existieren,63 sind

nicht zuletzt ihrem Wesen an sich zuzuschreiben: Kernkompetenzen

entstehen durch komplexe, kollektive Lernmuster innerhalb einer

Organisation und spiegeln sich, teils erheblich beeinflusst von der

61 Value, Rarity, Imitability, Organization (VRIO), vgl. BARNEY (2007), S. 138. 62 Vgl. BARNEY (2007), S. 138-150 sowie Abschnitt 6.1 dieser Arbeit. Ähnliche Ansätze sind prinzipiell vergleichbar. Für die Kriterien Knappheit, Verwendbarkeit und Nachfrage vgl. COLLIS/MONTGOMERY (1996), S. 52, für die Kriterien Valuable, Rare, Inimitable und Non-Substitutable (VRIN) vgl. SCHREYÖGG/KLISCH (2006), S. 456. 63 Vgl. bspw. die Empfehlungen bei HOMP (2000), S. 187 oder den Versuch einer praxisrelevanten und beratungsorientierten Anleitung bei SIMON/GATHEN (2002), S. 50-61.

Page 19: Strategische Bedeutung und Identifikation von Kernkompetenzen in der Digital Living Branche

14

Unternehmenskultur, in Strukturen gemeinsamen und zielgerichteten

Handelns (und Weiterlernens) wider.64 Dabei sind Ergebnisse dieser

Prozesse einzigartige Problemlösungen, die für den Kunden einen

ausgesprochenen Mehrwert oder/und für das Unternehmen einen

signifikanten Kostenvorteil erzeugen.65 Da so Wettbewerbsvorteile

entstehen (können), haben Kernkompetenzen eine hohe Relevanz für das

strategische Management.66 Während die ex-post-Identifikation von

Kernkompetenzen bereits erhebliche Probleme verursacht,67 ist die

gezielte Planung und Bildung derselben – sofern überhaupt möglich –

weitaus komplexer: Weil Kernkompetenzen zwar ohne Zweifel existieren,

aber eben nicht vollkommen verstanden werden (können) und erklärende

Modelle immer unvollkommen bleiben (müssen). Dies ändert allerdings

nichts an ihrem Wert für ein Unternehmen.

4. Digital Living zwischen Hardware, Software, Content und Services

Der sich wandelnde Lebensstil in der modernen Gesellschaft führt dazu,

dass es immer mehr Menschen für selbstverständlich halten, Informationen

und Kommunikationsmöglichkeiten jederzeit und überall verfügbar zu

haben. Dabei kommt dem Internet als Technologiebasis für Anwendungen

und Services eine hohe Bedeutung zu. Gerade in Großstädten zeigt sich

einerseits ein Trend zur Individualisierung, andererseits aber auch zur

digitalen Vernetzung: Soziale Netzwerke werden durch mediale ergänzt

und teilweise substituiert. Neben Inhalten wie Information, Kommunikation

und Entertainment spielen auch die technische Konvergenz und

Interoperabilität der verschiedenen Geräte eine zentrale Rolle, die den

Kategorien PC/Internet, Mobile Geräte und Broadcast/Medien zugeordnet

werden:68

64 Vgl. SCHREYÖGG/KLISCH (2006), S. 459. 65 Vgl. HAMEL/PRAHALAD (1995), S. 315. 66 Vgl. Kapitel 5 dieser Arbeit. 67 Vgl. Kapitel 6 dieser Arbeit. 68 Vgl. DLNA (2007a).

Page 20: Strategische Bedeutung und Identifikation von Kernkompetenzen in der Digital Living Branche

15

Idealtypisches Digital Living: Konvergenz der 3 Welten PC/Internet, Mobile Geräte und Broadcast/Medien schaffen exzellente Customer Experience

Druckt Fotos von einem mobilen Endgerät aus

Spielt Film simultan auf dem Fernseher und dem PC ab

Spielt Musik von einem mobilen Endgerät auf der Stereoanlage ab

Abbildung 6: Idealtypisches Digital Living und Konvergenz (Quelle: In Anlehnung

an DNLA (2007b), S. 3)

Trotz technologischer Komplexität soll durch einzigartige Funktionalität und

Vernetzung Kundenbegeisterung erreicht werden. In der DLB werden dafür

die Begriffe „Customer/Consumer Experience“ (synonym) verwendet.

4.1 Strategische Charakteristika einer entstehenden Branche

Die DLB lässt sich nicht unmittelbar mit anderen, etablierten Branchen

vergleichen, die klar definiert und eindeutig abgrenzbar sind. Vielmehr

handelt es sich um eine entstehende Industrie mit fluiden Grenzen. Bisher

hat sich eine Segmentierung in die Bereiche

(1) Internetfernsehen (IPTV),

(2) Communications/Value added Services (VAS),

(3) Digital Media/Entertainment und

(4) Home Networks/-Controls herausgebildet,69 dazu gehört weiterhin

(5) Web 2.0. als wichtiger Themenkomplex.

IPTV umfasst die digitale Technologie für interaktives Fernsehen. Dieses

ist nicht mehr uni- sondern bidirektional: Interaktion zwischen Benutzer und

Anbieter werden möglich. IPTV kann kontextsensitive Werbespots sowie

integrierte Informations- und Bestellmöglichkeiten beinhalten. Das

konventionelle Broadcasting („push“) wird, bis auf Nachrichtensendungen,

69 Vgl. BARRET/CAI/SCHERF (2007a), S. 5 sowie (2007b) S. 2.

Page 21: Strategische Bedeutung und Identifikation von Kernkompetenzen in der Digital Living Branche

16

Wetter und (Live-) Sportereignisse, zukünftig (wahrscheinlich) weitgehend

von werbefinanzierten sowie kostenpflichtigen Angeboten des Video on

Demand (VOD) bzw. Pay per View (PPV) substituiert („pull“). Weitere

Funktionalitäten sind zeitversetztes Fernsehen sowie der electronic

Program Guide (EPG).70 Die Konvergenz der Endgeräte ermöglicht, dass

bspw. kontextsensitive Inhalte im interaktiven Fernsehen über ein

Smartphone gesteuert werden. Dem IPTV werden signifikante Potenziale

zugesprochen.71

Communications und VAS umfassen stationäre und mobile Konzepte der

Datenübertragung sowie Mehrwertdienste. Bereits heute werden 60% der

Kapazität stationärer Breitbandleitungen von Videoinhalten belegt, das

gesamte Datenaufkommen soll bis 2015 um 31% p.a. (CAGR) wachsen.72

Es gibt international umfangreiche Bemühungen der Internet Service

Provider (ISP), Services zu Triple-/Quad Play zu bündeln: Die

Breitbandleitung soll zukünftig das zentrale Gateway für Sprache, Daten,

Bilder, IPTV und sonstige Services werden.73 Während vor allem für die

Kundenbindung die Rolle der VAS betont wird, befinden sich diese im

stationären Bereich eher im Experimentierstadium.74 In der mobilen

Kommunikation ist mit dem Datentransferdienst 3G die Basis für

komplexere Anwendungen geschaffen worden und VAS gewinnen an

Bedeutung: So bietet etwa das iPhone neben der Telefonie auch einen

iPod, erweiterte Organizer-Funktionen, interaktive Karten und einen

Application Store (App Store), in dem unzählige Anwendungen zu geringen

Beträgen erworben werden können. Die wirtschaftliche Relevanz der VAS

wird anhand der Umsätze im App Store von etwa $ 1 Mio. pro Tag

deutlich.75

Digital Media und Entertainment umfassen den gesamten Bereich der

elektronisch verfügbaren Medienangebote. Dazu gehören professionell

erstellte Angebote wie Filme, Musik, Bilder und Texte, User-generated

Content, also durch individuelle oder in Communities zusammen-

geschlossene Nutzer erstellte Inhalte und durch automatisierte Syndikation

zusammengefasste Inhalte wie etwa RSS-Feeds. Die Bereitschaft, für

70 Vgl. BERMAN/BRODY (2007), S. 4-8. 71 So meint IBM bspw., dass das konventionelle Fernsehen in 5 Jahren abgelöst sein wird, vgl. dazu BERMAN/BRODY (2007), S. 4, ferner BARRET/CAI/SCHERF (2007a), S. 41. 72 Vgl. GRALLERT (2007), S. 2-3. 73 Vgl. BARRET/CAI/SCHERF (2007a), S. 24-27. 74 Vgl. PARKS ASSOCIATES (2007), S. 3. 75 Vgl. APPLE (2008a) sowie SCHRÖDER (2008).

Page 22: Strategische Bedeutung und Identifikation von Kernkompetenzen in der Digital Living Branche

17

Inhalte zu bezahlen, ist (international) noch sehr gering: Nicht nur bei

allgemeinen Internetangeboten, sondern auch bei Musik und Videos

überwiegen kostenlose (illegale) Downloads.76 Ein weiterer

Entertainmentbereich sind Computerspiele. Bei den (Spiele-) Konsolen

besteht ein Trend zu vernetzten Mediageräten, die über einen

Internetanschluss verfügen und auch Medieninhalte von CD bzw. DVD

abspielen können. Die Inhalte selbst migrieren von actionmäßigen Spielen

zu stärker massentauglichen und sozialen Produkten.77

Home Networks/-Controls beinhalten die systemische Vernetzung des

Zuhauses aus medialer Sicht, die Steuerung von Haustechnik und

spezielle Services wie eHealth oder Assistanceleistungen.78 Insgesamt wird

der Trend zur Konvergenz unterstützt: Die Interoperabilität i.V.m.

zentralisiert verfügbaren, simultan nutzbaren Medien- und

Entertainmentinhalten gewinnen an Bedeutung.79 Grundsätzlich wird dabei

zwischen dem Konzept der lokalen, zentralisierten Datenhaltung (bspw.

über einen Media-Server) und der vollständig dezentralisierten

Datenhaltung im Internet („the Cloud“) unterschieden.

Web 2.0 wird als World Wide Web der zweiten Generation verstanden, in

dem die Rolle der Nutzer um die Möglichkeit erweitert ist, Inhalte selbst mit

zu gestalten und mit anderen Nutzern zu kommunizieren: Während das

traditionelle Internet als individuell und passiv charakterisiert werden kann,

ist das Web 2.0 sozial und aktiv.80 Typische Anwendungen sind

Videocommunities, Fotocommunities, Social Networking Sites, Blogs,

Podcasts und Wiki-Sites.81 Dabei zeichnet sich ab, dass die Nutzung des

Web 2.0 zukünftig nicht mehr nur über den PC erfolgen wird, gerade für

Anwendungen im Bereich der sozialen Netzwerke und der Kommunikation

gewinnen mobile Endgeräte stark an Bedeutung.82

Generelle Charakteristika der DLB sind Internationalität und

(angestrebte) globale Präsenz der Unternehmen sowie eine ausgeprägte

Innovationsorientierung. Die Unternehmen agieren in einer sehr

dynamischen Umwelt mit hoher Wettbewerbsintensität. Kennzeichnend ist

76 Vgl. BARRET/CAI/SCHERF (2007a), S. 133-144 und S. 157-158. 77 Vgl. PARKS ASSOCIATES (2007), S. 5. 78 Bell Canada bietet bspw. einen landesweiten eHealth-Service an, vgl. INAMAC (2007). 79 Vgl. DLNA (2007a), S. 2. 80 Vgl. TRUMP/KLINGLER/GERHARDS (2007), S. 9/37. 81 Vgl. TRUMP/KLINGLER/GERHARDS (2007), S. 6-9. 82 Vgl. PARKS ASSOCIATES (2007), S. 2; BARRET/CAI/SCHERF (2007a), S. 40, für eine Übersicht mobiler Geräte und Anwendungen STEINBOCK (2005), S. 57/59.

Page 23: Strategische Bedeutung und Identifikation von Kernkompetenzen in der Digital Living Branche

18

eine hohe Komplexität, die daraus resultiert, dass die kundenseitig

angebotenen Produkte und Dienstleistungen unternehmensseitig eine

Verbindung verschiedener Komponenten bedingen: Produkte können aus

Kombinationen von Hardware, Software, Content und Services bestehen,

wobei i.d.R. zumindest zwei dieser Komponenten enthalten sind:

Kundenbezogene Produkte und Dienstleistungen

Management des Kunden/der Kundenbeziehung

Managementvon (technischer)

KonvergenzAnbieter

Hardware

Software

Content

Services

IPTV/Interactive

TV

Communi-cations/

VAS

Digital Media/

Entertainment

Home Networks/ Controls

Web 2.0

Umfang der Beteiligung von Hardware, Software, Content und Services an der Erbringung von Produkten und Dienstleistungen

Produkte der DLB bestehen aus zwei bis vier Komponenten, die Verbindung von Hardware und Software mit Content und Services ist neuartig

Abbildung 7: Produkte der Digital Living Branche (Quelle: Eigene Darstellung)

Für eine Kategorisierung der Unternehmen in der Branche und die Bildung

von strategischen Gruppen bieten sich bspw. die Kriterien „Hohe

Spezialisierung“ vs. „Breite Diversifikation“ für die produkt- und

dienstleistungsmäßigen Geschäftsfelder sowie „Vollständige Integration“

vs. „Spezialisierung auf Teilbereiche“ für die Komponenten an.83 Ergänzend

kann für die detailliertere Charakterisierung einzelner Unternehmen eine

Analyse der Wertschöpfungskette vorgenommen werden, um bspw.

Gruppen wie „Hard- bzw. Software-Designspezialisten“ oder

„Kundenbeziehungsmanager“ zu identifizieren. Folgende Abbildung gibt

einen Überblick über Wertschöpfungsketten in Komponenten vs.

resultierende Produkte:

83 Zur Analyse strategischen Gruppen vgl. auch PORTER (1999), S. 183-187.

Page 24: Strategische Bedeutung und Identifikation von Kernkompetenzen in der Digital Living Branche

19

IPTV/ Interactive TV

Communications/ VAS

Digital Media/ Entertainment

Home Networks/ Controls

Web 2.0

Hardware

Design und Konstruktion

Ausgangs-Logistik

Vertrieb/Bundling

Eingangs-logistik/

BauelementeProduktion Service

Software

Architektur/ Design

An-wendungs-software

Vertrieb/Bundling

Program-mierung

Betriebs-system-software

Service

Services

Netz-bereitstellung

Mehrwert-dienste/

VAS (netz-unabhängig)

Vertrieb/Inkasso

Übertragungs-dienst-

leistungen

Basis-dienste (netz-

abhängig)

Zusatz-leistungen

Ideenentwicklung Distribution Endgeräte-management

Inhalte (Einkauf,

Produktion)

Rechte-management

Content

Selbst eingekaufte/produzierte Inhalte und die, die von den Nutzern erstellt werden

Die Wertschöpfungskette(n) in der DLB: Die Kombination von Hardware, Software, Content und Services führt zu komplexen Produkten

Konv

erge

nz

Abbildung 8: Wertschöpfungsketten in der Digital Living Branche (Quelle: In

entfernter Anlehnung an ZERDICK (1999), S.134, erweitert/ergänzt)

Da das Kerngeschäft von Unternehmen der DLB in den seltensten Fällen

alle relevanten Bereiche abdeckt, werden häufig Netzwerke, Allianzen und

auch Joint Ventures gebildet, um komplexe Produkte zu entwickeln, zu

produzieren und (international) zu vertreiben.

4.2 Unternehmen, Netzwerke und Allianzen

Die Digital Living Network Alliance (DLNA) fasst die Klammer um die

Unternehmen der DLB:

„We share a vision of a wired and wireless network of interoperable consumer electronics, personal computers and mobile devices […], enabling an environment for sharing and growing the digital home”.84

Derzeit umfasst die DLNA mehr als 250 Mitglieder,85 darunter viele

bekannte Unternehmen:

84 DLNA (2008a). 85 Vgl. DLNA (2007b), S. 2.

Page 25: Strategische Bedeutung und Identifikation von Kernkompetenzen in der Digital Living Branche

20

Unternehmen der Digital Living Branche: Beispiele bekannter Firmen von über 250 Mitgliedern der Digital Living Network Alliance (DLNA)

Abbildung 9: Unternehmen der Digital Living Branche (Quelle: In Anlehnung an

DLNA (2008b))

Dass ein Unternehmen nicht der DLNA angehört, bedeutet keineswegs,

dass es nicht der DLB zuzuordnen ist (bspw. Apple, Nintendo). Eine

eindeutige Zuordnung der Unternehmen zu den im vorhergehenden

Abschnitt vorgeschlagenen strategischen Gruppen ist möglich, jedoch

aufgrund der fluiden Branchengrenzen und der Heterogenität der

Geschäftsfelder der Unternehmen nicht unproblematisch. So ist Samsung

bspw. in den Privatkundenbereichen Mobiltelefone, LCD-Fernseher, Audio

und Video, Kameras und Camcorder, Computer, Drucker sowie

Hausgeräte vertreten – für Geschäftskunden werden jedoch auch Produkte

wie Klimatechnik, Faseroptik und Halbleiter angeboten. Auffällig ist dabei

eine unternehmensseitige Strukturierung in mehrere Kompetenzbereiche.86

Broadcom bspw. konzentriert sich auf die Realisierung von Lösungen, die

Endgeräte in den Bereichen Consumer-, Mobile- und Business-Networks

über unterschiedliche Technologien miteinander verbinden. Das

Unternehmen stellt seine Produkte als Resultate von sechs

Kerntechnologien dar.87 Anbieter von Services, wie bspw. Comcast,

tendieren stärker zu einer Konzentration auf die Übertragungsleistung

sowie deren Bündelung als Triple-/Quad Play. Dafür kommen

Breitbandinternet, Internettelefonie (VoIP), IPTV und Mobiltelefonie in

86 Vgl. SAMSUNG (2008). 87 Vgl. BROADCOM (2008).

Page 26: Strategische Bedeutung und Identifikation von Kernkompetenzen in der Digital Living Branche

21

Frage, die multiple Kundenbindung ist ein Kernelement.88 Stärker

diversifizierte Unternehmen wie bspw. Sony oder Apple decken nicht nur

den Bereich der Consumer Electronics aus Hardware und Software ab,

sondern bieten auch Content wie Musik und Videos an. Ein Ziel ist es in

diesem Kontext, bei veränderten Nutzerpräferenzen (hin zu systemischen

Lösungen) mit verbesserten Interaktions- und Verbundmöglichkeiten

Convenience-Vorteile zu generieren.89 Nokia versucht nachzuziehen und

realisiert neben VAS wie dem Spieleportal „N-Gage“ und „Nokia Maps“

auch den „Nokia Music Store“.90 Google hingegen definiert seine

Geschäftsfelder nicht in konventioneller Weise, sondern sieht „das Ziel […]

darin, die Informationen der Welt zu organisieren und allgemein nutzbar

und zugänglich zu machen“91 – mit dem Zusatz, dass der Nutzer an erster

Stelle steht und alles Weitere sich von selbst ergibt.92 Nintendo wiederum

fokussiert sich auf Spielekonsolen und mobile Geräte sowie Spiele, jedoch

nicht als Technikspezialist (wie Microsoft mit der XBox oder Sony mit der

PS3), sondern eher als Kundenspezialist für alternative, neue

Zielgruppen.93 So wie sich die Konsumenten noch in einem

Entwicklungsprozess befinden, in dem das digitale Leben sukzessive den

Alltag erobert, ist auch die DLB in einem permanenten Veränderungs-

prozess. Dabei können Diskontinuitäten in der Technologieentwicklung

gleich Schumpeter-Schocks zu unregelmäßigen Neuordnungen des

Marktes führen. Beispiele sind u.a. das (faktische) Ende der analogen

Fotografie und der Niedergang von Unternehmen wie Polaroid, die

Umwälzung des Marktes für Wissen und Lexika und – parallel zum Aufstieg

von Google und Wikipedia – die Krise bei Encyclopaedia Britannica oder

die relativ plötzliche, massenhafte Verbreitung von LCD-Monitoren, die

Bildröhrenspezialisten wie Loewe bedrohte.94 Die Tonträgerindustrie

beginnt jetzt erst ernsthaft mit der Entwicklung von Alternativen zur CD:

Zukünftig sollen Musikflatrates, mit denen die Nutzer (online) Zugriff auf

das gesamte Portfolio digitalisierter Musik haben, konkurrenzfähige

Angebote zum internetbasierten iTunes darstellen.95

88 Vgl. WIRTZ (2000), S. 299. 89 Vgl. WIRTZ (2000), S. 293. 90 Vgl. NOKIA (2008). 91 GOOGLE (2008a). 92 Vgl. GOOGLE (2008b). 93 Bspw. mit einem „Club Nintendo“ als Kundenbindungsplattform, vgl. NINTENDO (2008). 94 Loewe wurde von Sharp übernommen. Vgl. KOCH (2006), S. 99-101 95 Apple iTunes ist derzeit Marktführer bei digitalisierter Musik, vgl. FAZ (2008).

Page 27: Strategische Bedeutung und Identifikation von Kernkompetenzen in der Digital Living Branche

22

Teils wird durch Joint Ventures versucht, den Anforderungen der

Branche gerecht zu werden und Zugang zu Märkten sowie Technologien

zu realisieren. Flexibilität und Reaktionsgeschwindigkeit, die gerade in

dynamischen Umwelten wie der DLB von hoher Bedeutung sind, können

hierbei jedoch durch Ziel-, Ressourcen- und Verhaltenskonflikte behindert

werden.96 Netzwerke sind eine Alternative, die sich für die Anforderungen

der DLB eignet. Grundsätzlich kann in unternehmensinterne und

unternehmensübergreifende Netzwerke, die auch als strategische

Netzwerke angelegt sein können, unterschieden werden.97 Gerade die

strategische Bedeutung eines (unternehmensübergreifenden) Netzwerks

für die beteiligten Partner stellt MÖLLER als Faktor mit hoher Bedeutung

dar.98 OELSNITZ/GRAF sehen die Kooperation nicht als eigenständige

Strategie, sondern vielmehr als Mittel zur Realisierung derselben. Für die

Nutzung dieses Werkzeuges bedarf es ferner einer organisatorisch

verankerten Kooperationskompetenz.99 PRAHALAD/RAMASWANY

betonen die Rolle eines fokalen Unternehmens, das (wie bspw. bei Dell

oder Cisco) die intellektuellen und technischen Abläufe steuert und die

Anreize für die beteiligten Firmen zur Zusammenarbeit im Netzwerk

schafft.100

Netzwerke ermöglichen offenbar in der DLB komplexe Produkte, die es

ohne diese so nicht geben könnte. So entsteht die XBox von Microsoft in

einer Zusammenarbeit zwischen diesem fokalen Unternehmen und

Flextronics als Elektronikspezialist, unter Einbindung weiterer Partner wie

Intel (Mikroprozessoren), nVidia (Grafikprozessoren), Micron (Speicher)

und Western Digital (Hardware) – die Ressourcen und Kompetenzen der

Netzwerkunternehmen werden kombiniert.101 Der iPod ist das Ergebnis

einer Zusammenarbeit mit PortalPlayer und markiert gleichzeitig einen

Strategiewechsel bei Apple.102 Die Kooperation im Netzwerk setzt sich

beim Musikportal iTunes fort, das Content der sog. „Big Five“ der

Musikindustrie integriert.103 Aus der Zusammenarbeit mit Künstlern

96 Vgl. SCHERM/SÜß (2001), S. 139. 97 Vgl. SCHERM/SÜß (2001) S. 213-216. Für eine Abgrenzung des strategischen Netzwerks gegenüber anderen Formen vgl. auch KRAUS (2005), S. 37-40. 98 Vgl. MÖLLER (2006), S. 1068. 99 Vgl. OELSNITZ/GRAF, S. 105-106. 100 Die „Kontenpunktfirma“, vgl. PRAHALAD/RAMASWAMY (2004), S. 175. 101 Vgl. PRAHALAD/RAMASWAMY (2004), S. 179. 102 Zuvor bestand CEO Steve Jobs kategorisch auf einer ausschließlich internen Realisierung relevanter (Kern-) Technologien, vgl. YOUNG/SIMON (2005), S. 279 103 Sony, Warner, Universal, EMI, BMG; Sony und BMG wurden danach zu Sony BMG fusioniert, wobei der Ausstieg von BMG wiederum bevorsteht, vgl. auch SPIEGEL (2008).

Page 28: Strategische Bedeutung und Identifikation von Kernkompetenzen in der Digital Living Branche

23

resultiert eine iPod-Auflage als Co-Branding.104 An das Prinzip der

Netzwerkarbeit wird auch beim iPhone, das i.d.R. exklusiv an jeweilige

nationale Mobilfunkunternehmen gekoppelt ist, erfolgreich angeknüpft.105

Interessant ist, dass PortalPlayer seit 2007 zu nVidia gehört und dies

offenbar weder die Zusammenarbeit von Apple mit PortalPlayer noch die

von Microsoft mit nVidia tangiert – im Gegenteil werden die Produkte von

nVidia auch von Acer, HTC, iMate, iRiver, Kyocera, LG, Mitsubishi,

Motorola, O2, Samsung, SanDisk, SonyEricsson und Toshiba eingesetzt,106

gleichzeitig auch ein Beispiel für die Orientierung an Kernprodukten.107

HAMEL/PRAHALAD betonen die Bedeutung von Allianzen und

Knotenpunkten und führen zahlreiche Beispiele an.108 Neben der schnellen

Realisierung von komplexen Produkten und der flexiblen Reaktion auf

dynamische Umwelten sind weitere Vorteile in der Einflussnahme auf

Standards sowie der Erzielung indirekter Netzeffekte zu sehen:109

Strategische Netzwerke sind (teilweise) Voraussetzung für die Entwicklung, die Produktion und den (internationalen) Vertrieb komplexer Produkte in der DLB

Hardware-Spezialist

Software-spezialist Content-

Spezialist

Fokales Unter-

nehmen

Weitere Partner

(z.B. Absatz-Spezialist)

Services-Spezialist

Kunden

Das fokale Unternehmen konzentriert sich auf seine eigenen (Kern-) Kompetenzen

Die (Kern-) Kompetenzen von i.d.R. eher spezialisierten, relativ langfristigen Netzwerk-partnern werden flexibel und nach Bedarf eingebunden

Diese können im Rahmen der Kooperation über den gesam-ten Wertschöpfungsprozess, von der Entwicklung über die Produktion bis zum (inter-nationalen) Vertrieb, relevant sein (keine reine Lieferanten-rolle der Partner)

Kunden können dabei eben-falls Elemente des strategi-schen Netzwerks sein

Schnelle Realisierung von komplexen Produkten, flexible Reaktion auf dynamische Umwelten, Einflussnahme auf Standards und Erzielung indirekter Netzeffekte

Abbildung 10: Strategische Netzwerke in der Digital Living Branche (Quelle:

In Anlehnung an SCHERM/Süß (2001), S. 214, erweitert/ergänzt)

Kunden können durchaus Bestandteil von (strategischen) Netzwerken sein,

so nutzen bspw. Microsoft und Cisco systematisch Kundenkompetenz zur

104 Apple iPod U2 Edition, vgl. YOUNG/SIMON (2005), S. 287/295. 105 So erfolgte am 11.07.2008 ein simultaner Verkaufsstart des iPhone 2.0 in 22 Ländern, vgl. APPLE (2008a) 106 Vgl. NVIDIA (2008). 107 Zu Kernprodukten vgl. auch HAMEL/PRAHALAD (2007), S. 52. 108 Vgl. HAMEL/PRAHALAD, S. 288-291. 109 Zu Netzeffekten und Standardisierung vgl. auch SCHERM/MAAß (2006), S. 29.

Page 29: Strategische Bedeutung und Identifikation von Kernkompetenzen in der Digital Living Branche

24

Optimierung von Produkten. Dabei geht es jedoch nicht nur um das Nutzen

von Know how und Erfahrungen, sondern auch um die Beeinflussung der

Kundenbedürfnisse.110 Ein interessantes Beispiel ist der App Store mit

einem Software Developer Kit (SDK): Kunden werden zu Entwicklern und

können eigene Anwendungen gestalten, testen und über Apple vertreiben,

wobei sie selbst sie 70% der Umsatzerlöse erhalten.111

Ein extremes Beispiel für Netzwerke ist Linux. Linus Torvalds, der

Erfinder dieses Betriebssystems, ist von einem Kreis von über das Internet

verbundenen Assistenten umgeben, die ihrerseits Verantwortung für

Subsysteme delegieren – letztlich an tausende, freiwillig und unentgeltlich

arbeitende Programmierer.112 Linden Lab, das Betreiberunternehmen der

virtuellen Realität Second Life, koordiniert ebenfalls netzwerkartig: Die

Entwickler suchen sich aus einer Datenbank selbst ihre Aufgaben und

bilden dann virtuelle Teams.113 Auch Google ist „in mehrerlei Hinsicht wie

das Internet selbst organisiert“, meint HAMEL.114 „Deshalb ist die

Philosophie von Google anders als alle anderen, und dies liegt nicht an den

überall stehenden Lavalampen und den großen Gummibällen“.115 Während

jedoch die Zusammenarbeit in unternehmensexternen, strategischen

Netzwerken ein Merkmal der DLB ist, sind die Beispiele

unternehmensinterner Netzwerke (als Koordinationsinstrument) individuell

unterschiedlich und nicht generell kennzeichnend für die Branche.

5. Strategische Bedeutung von Kernkompetenzen in der Digital Living Branche

„Da der Wettbewerb in den roten Ozeanen [Branchen mit hoher Wettbewerbsintensität, Anm.d.V.] immer ruinöser wird, müssen die Manager sich stärker als bisher mit den blauen Ozeanen [neue Märkte, Anm. d. V.] beschäftigen“.116

Banalität oder Weisheit? Leider kann es kaum gelingen, synoptisch

durchgeplant permanent neue Märkte zu schaffen und die Regeln des

Spiels, um die Metapher von BARNEY nochmals aufzugreifen,117 werden

letztlich von den Kunden (und nicht von den Unternehmen) aufgestellt.

110 Vgl. PRAHALAD/RAMASWAMY (2000), S. 65/71. 111 Vgl. APPLE (2008b). 112 Vgl. HAMEL/GETZ (2007), S. 39 sowie HAMEL (2008), S. 293. 113 Vgl. HAMEL (2008), S. 300. 114 HAMEL (2008), S. 158. 115 GOOGLE (2008b). 116 KIM/MAUBORGNE (2005), S. 8. 117 Vgl. Kapitel 3 dieser Arbeit sowie BARNEY (2007), S. 4.

Page 30: Strategische Bedeutung und Identifikation von Kernkompetenzen in der Digital Living Branche

25

Kunden sind dann begeistert, loyal und für ein Unternehmen profitabel,

wenn ein Produkt besonders gut ihre Bedürfnisse befriedigt. Diesen

einzigartigen Kundennutzen fokussieren HAMEL/PRAHALAD, wenn sie

aus der „Strategischen Architektur“ die „Strategische Intention“ ableiten und

als Beispiel u.a. Apple nennen, dessen Ziel es ist, wirklich

anwenderfreundliche Geräte zu entwickeln.118 Es ist auch die Philosophie

von GOOGLE, „[…] eine Sache wirklich, wirklich gut zu machen“ und die

Interessen der Nutzer zu fokussieren.119 Interessant ist, dass es gerade

diesen Unternehmen tatsächlich gelungen ist, neue Märkte zu schaffen.

5.1 Kernkompetenzen als Basis für nachhaltige Wettbewerbsvorteile

Die Grundlage des Geschäftsmodells von Google – das Internet – wurde

von GATES 1995 (noch) als Hype klassifiziert.120 Die Erfolgsgeschichte

basiert auf Googles Mission, die Informationen dieser Welt zu organisieren

und zugänglich zu machen,121 auf der Kernkompetenz der perfekten Suche.

Darauf fußen nicht nur das Suchportal und das Anzeigensystem AdWords,

sondern auch Suchsysteme für Unternehmen, das Kartensystem Google

Earth, das Recherchesystem Google Books, Google Mail, etc.: Die

Endprodukte lassen sich geradezu idealtypisch zu Kernprodukten und

(Kern-) Kompetenzen deduzieren.122 So wird auch versucht zu erklären,

wie Google in relativ kurzer Zeit eine beeindruckende Position gegenüber

Microsoft aufbauen konnte,123 wobei Microsofts Ausrichtung traditionell

ebenfalls eine (technologiegetriebene) Kompetenzstrategie war. Während

traditionelle Geschäftsmodelle Individualität und eigene Geräte in den

Mittelpunkt stellen, ist das Geschäftsmodell von Google Sozialität und

Vernetzung – eines, das die Regeln des Marktes verändert und damit

„Industrievorausblick“ gezeigt hat bzw. zeigt.124 Dies beweisen auch die

118 Vgl. HAMEL/PRAHALAD (1995), S. 171-181 und 210-214. 119 Vgl. GOOGLE (2008b). 120 „Das Internet ist nur ein Hype“, GATES (ehem. CEO von Microsoft), zitiert nach MANAGER MAGAZIN (2008). 121 Vgl. BATELLE (2006), S. 251-252. 122 Vgl. dazu Abb. 5 dieser Arbeit sowie HAMEL/PRAHALAD (2007), S. 52. Interessant ist, wie bei Google an der Verbesserung der Kernkompetenzen gearbeitet wird: Mitarbeiter werden anhand einer 70-20-10-Regel motiviert, 20% ihrer Arbeitszeit mit der Erweiterung des Kerngeschäftes (nicht dem Kerngeschäft selbst) und 10% mit ausgefallenen Ideen (die nicht zwangsläufig mit Google assoziiert sein müssen, aber die Kreativität fördern sollen) zu verbringen, 70% der Kapazität verbleiben für das Kerngeschäft selbst. Die Bewilligungsebenen sind auf ein Mindestmaß reduziert, viele Produkte werden schon in der Beta-Phase live getestet. Vgl. HAMEL (2008), S. 148-176. 123 Vgl. VISE (2005), S. 251-258. 124 Zur Bedeutung von „Industrievorausblick“ im Kontext zur strategischen Planung vgl. HAMEP/PRAHALAD (1995), S. 415-419 sowie GRUBER/VENTER (2006), S. 978.

Page 31: Strategische Bedeutung und Identifikation von Kernkompetenzen in der Digital Living Branche

26

zunehmende Orientierung an mobilen Lösungen, das geplante Google

Phone sowie die Entwicklung des Webbrowsers „Chrome“.125 In Bezug auf

den Rivalen Microsoft wird auch die Problematik der Pfadabhängigkeit

deutlich: Selbst dieses mächtige Unternehmen kann die Kernkompetenz

„Suche“ offenbar nicht ohne weiteres durch eine Unternehmensakquisition

(von Yahoo!) kurzfristig realisieren. CARR stellt die These auf, dass die

proprietären, gerätegebundenen Systeme in der IT (konventionelle

Software wie etwa von Microsoft) vor der überwiegenden Ablösung durch in

Netzwerken verfügbare, „Infrastructural Technologies“ (Internetbasierte

Anwendungen wie etwa von Google) stehen,126 SCHREYÖGG/KLIESCH

warnen im Sinne eines Pfad-Lock-In vor Trajektorien und KOCH sieht im

ehemaligen Erfolg den Beginn des Misserfolgs in der Zukunft:127

Möglicherweise stehen Google und Microsoft also in gegenläufigen Zyklen,

wobei im ersten Falle die Kernkompetenzen aktuell signifikante

Wettbewerbsvorteile begründen, während im zweiten dieselben evtl. dazu

führen können, dass an zukünftigen Märkten nicht im angestrebten Umfang

partizipiert werden kann.

Sony brillierte lange Zeit mit der Kernkompetenz, verschiedenste

Geräte zu miniaturisieren und durch die Portabilität von Consumer

Electronics einen einzigartigen Kundennutzen zu erzeugen.128 Allerdings

wurde mit der zunehmenden Verbreitung kleinster, auf Faktormärkten

gehandelter Bauteile diese Fähigkeit ubiquitär: Was vor wenigen Jahren ein

Meisterwerk der Elektronik war, wird heute zu Discountpreisen angeboten

(bspw. mp3-Player sowie digitale Camcorder). Apple hat sich vom

Wettbewerb abgesetzt und gezeigt, dass es in der Lage ist, Lösungen vom

Kunden aus zu durchdenken: Die Kernkompetenz des ästhetischen und

funktionalen Designs zieht sich durch alle Produkte des Unternehmens und

macht diese für viele Zielgruppen begehrenswert – auch dann, wenn

objektive Leistungsdaten anderer Hersteller bei günstigeren Preisen besser

sind. Von unbestimmter Dauer ist allerdings auch dieser Vorteil nicht:

Unternehmen wie Samsung lernen und richten sich auf Design aus. 2004

erhielt Samsung gar als erstes asiatisches Unternehmen mehr Industrial

Design Excellence Awards als amerikanische und europäische Firmen.129

125 Vgl. GOOGLE (2008b) und (2008c) sowie SÜDDEUTSCHE (2008) 126 Vgl. CARR (2003), S. 44. 127 Vgl. SCHREYÖGG/SYDOW/KOCH (2003), S. 272, SCHREYÖGG/KLIESCH (2006), S. 460 sowie KOCH (2006), S. 102 128 Zum Beispiel Sony und weiteren vgl. HAMEL/PRAHALAD (1995), S. 77-87. 129 Vgl. HAMEL (2008), S. 251.

Page 32: Strategische Bedeutung und Identifikation von Kernkompetenzen in der Digital Living Branche

27

Nintendo hat mit Kunden- und Bedürfnisorientierung bei Spielekonsolen mit

der innovativen Wii überraschend sogar Sony und Microsoft geschlagen

und dabei einen neuen Markt erschlossen – wer hätte sich vorstellen

können, dass eine Wii-Konsole zum Yoga-Trainer oder das mobile

Spielgerät Nintendo DS zum Lifestyle-Accessoire wird?130 Und wie lange

wird es dauern, bis Dr. Kawashima´s Gehirn-Jogging (o.ä.) auf dem iPhone

läuft?131 Nicht sehr lange.132

Trotz aller Plausibilität der Argumentation, dass beispielhaft dargestellte

Kernkompetenzen einen zumindest ex post nachvollziehbaren – wenn auch

nicht exakt messbaren – Beitrag zur Erlangung von Wettbewerbsvorteilen

liefern, fehlt der schlüssige Beweis, dass diese in der DLB auch

grundsätzlich nachhaltig sind. Im Gegenteil scheinen Kernkompetenzen

zumindest dann einem ganz konkreten, individuellen Zyklus zu unterliegen,

wenn diese primär technologiebasiert sind oder aber auf die Befriedigung

von speziellen Bedürfnissen bestimmter Kundengruppen abzielen.

Während HAMEL/PRAHALAD die digitale Industrie noch als Umfeld

beschrieben, in dem es Jahre oder sogar Jahrzehnte dauert(e), bestimmte

Fähigkeiten zu erwerben bzw. zu perfektionieren,133 sind die Zutaten heute

ubiquitär. Die Entwicklung des iPod hat keine 12 Monate gedauert und hat,

außer vielleicht der allgemeinen strategischen Architektur und Intention,

überhaupt keinen erkennbaren oder dokumentierten Bezug zu dem Apple

Newton von 1994 – ganz im Gegensatz zur naheliegenden Vermutung134.

„Nur Kernkompetenzen sichern das Überleben“135 vs. in der Kern-

kompetenzstrategie „schlummert schon der Misserfolg von morgen“136. Wie

kann ferner eine Kernkompetenz in der DLB einen nachhaltigen

Wettbewerbsvorteil erzeugen, wenn im Hinblick auf die zur Verfügung

stehende Zeit zur Reaktion auf Marktchancen gar keine Chance besteht,

überhaupt in nennenswertem Umfang eigene ergänzende Entwicklungs-

arbeit zu bestehenden Technologien zu leisten und komplexe Produkte zu

entwickeln, zu produzieren und (international) zu vertreiben, die aus

verschiedenen Komponenten – wie Hardware, Software, Content und

Services – bestehen? Auch das Konzept der Dynamic Capabilities ist aus

130 Vgl. BARRET/CAI/SCHERF (2007a), S. 228. 131 Brain Age Produktreihe, Absatz 2007 über 8 Mio., vgl. NINTENDO (2007), S. 3. 132 Apple bietet ebenfalls verstärkt Spiele auf seinen Geräten, vgl. APPLE (2008c) 133 Vgl. HAMEL/PRAHALAD (1995), S. 80-81. 134 Vgl. YOUNG/SIMON (2005), S. 277 und Abschnitt 4.1 dieser Arbeit. 135 HAMEL/PRAHALAD (2007), S. 47. 136 KOCH (2006), S. 102.

Page 33: Strategische Bedeutung und Identifikation von Kernkompetenzen in der Digital Living Branche

28

heutiger Sicht zunächst ein theoretischer Ansatz, der nicht frei von

Widersprüchen ist, für eine Operationalisierung noch nicht geeignet scheint

und, soweit erkennbar, auch für die DLB insofern keine Relevanz hat.137

In Abbildung 8 wurden Wertschöpfungsketten in der DLB schematisch

dargestellt, ferner wurde in Abschnitt 4.2 aufgezeigt, dass strategische

Netzwerke eine häufig genutzte Möglichkeit darstellen, um – trotz hoher

Komplexität – Flexibilität und Time-to-Market zu realisieren. Während es

ohne Zweifel technologiebasierte Kernkompetenzen in der DLB gibt und

diese für unterschiedliche Zyklen eine Quelle von Wettbewerbsvorteilen

sind, ist die entscheidende und herausragende Kernkompetenz der

erfolgreichsten Unternehmen möglicherweise darin zu sehen, ein Netzwerk

von Kompetenzträgern zu orchestrieren und dadurch die eigenen (Kern-)

Kompetenzen flexibel zu ergänzen,138 um einzigartige Problemlösungen für

den Kunden zu erschaffen.139 Diese These wird von der Arbeit von

GERSCH/GOEKE/FREILING gestützt, die als Voraussetzung für die

Kooperation in veränderlichen Umfeldern die gegenseitige Kontingenz bei

der Planung und Konkretisierung zukünftiger strategischer Architekturen

und das Vorhandensein gemeinsamer Ziele in den einzelnen Phasen des

Wettbewerbs nennen.140

Demnach gibt es eine Reihe unterschiedlicher, individueller und häufig

technologie- oder/und kundengruppenbezogener Kernkompetenzen bei

Unternehmen der DLB, die für Zyklen unterschiedlicher Länge

Wettbewerbsvorteile dadurch begründen, dass durch sie ein einzigartiger

Nutzen für den Kunden geschaffen wird oder/und für das Unternehmen ein

signifikanter Kostenvorteil entsteht.141 Diese Kernkompetenzen sind oft

latent bedroht von Technologiebrüchen im Sinne von Schumpeter-Schocks,

die in der DLB durch eine erhöhte Umweltdynamik typischerweise häufiger

auftreten als in anderen Branchen und deren Folgen weitreichende

Veränderungen in den Lebens- und Konsumgewohnheiten der Kunden und

damit auch in den Strukturen der Branche nach sich ziehen:

137 Vgl. dazu Abschnitt 3.2 dieser Arbeit. 138 Dies ist nicht gleichzusetzen mit Dynamic Capabilities, da hier die Pfadabhängigkeit von Kernkompetenzen akzeptiert wird, was eben zur Folge hat, dass eine Flexibilisierung nicht durch eine Dynamisierung interner Kernkompetenzen, sondern nur durch eine Kernkompetenzinternalisation im strategsichen Netzwerk realisiert werden kann. 139 Vgl. Abb. 10 und Abschnitt 4.2 dieser Arbeit, ferner QUINN/BRIAN (1990), S. 133/140. So hat bspw. Google für die Realisierung des Google Phone 33 Unternehmen der DLB in der „Open Handset Alliance“ verbunden, vgl. OPEN HANDSET ALLIANCE (2008) 140 Vgl. GERSCH/GOEKE/FREILING (2007), S.23-24. 141 Während HAMEP/PRAHALAD bei der Veränderung des Wertes von Kernkompetenzen bzw. deren Nachhaltigkeit jedoch von Jahrzehnten sprechen, sind es in der DLB (maximal) Jahre, vgl. dazu Abschnitt 3.2 dieser Arbeit sowie HAMEP/PRAHALAD (1995), S. 319.

Page 34: Strategische Bedeutung und Identifikation von Kernkompetenzen in der Digital Living Branche

29

Kernkompetenz

XYZ

Mögliche Entwicklung im

Zeitverlauf

Irrelevant

Verbreitet

Selten

EinzigartigKernkompetenzen in der DLB sind ein Faktor für erfolgreichen Wettbewerb

Sie ermöglichen einzigartige Problem-lösungen für den Kunden oder/und signifikante Kostenvorteile für das Unternehmen

Das Lernen von Rivalen und Technologie-brüche/Schumpeter-Schocks können deren Nachhaltigkeit stärker als in Umfeldern mit geringerer Umweltdynamik bedrohen

Dauerhaft erfolgreiche Unternehmen nutzen strategische Netzwerke zur permanenten Ergänzung eigener Kernkompetenzen

Kooperation und Netzwerkmanagement kann in der DLB als eine eigene Kern-kompetenz und Basis für nachhaltige Wettbewerbsvorteile angesehen werden

Technologiebruch

Lernen der Rivalen

Spezifische Kernkompetenzen in der DLB sind zyklisch – dauerhafter Erfolg ist häufig durch die (Kern-) Kompetenz zur Kooperation (mit-) begründet

Abbildung 11: Kernkompetenzen in der Digital Living Branche sind zyklisch

(Quelle: Eigene Darstellung)

Von tendenziell längerer Dauer – im Sinne eines nachhaltigen

Wettbewerbsvorteils – kann die Fähigkeit sein, Kompetenz im Rahmen

strategischer Netzwerke zu managen, man könnte von einer

Kernkompetenz „Kooperation und Netzwerkmanagement“ sprechen.142

Dies ist keine Metakompetenz im allgemeinen Sinne, da es nicht um

generelle Fähigkeiten, sondern um die Entwicklung und Realisierung

konkreter Problemlösungen für den Kunden geht,143 die der eigenen (und

ggf. im Netzwerk abgestimmten) strategischen Architektur folgen. Auch

handelt es sich nicht um Dynamic Capabilities, da nicht die eigenen,

pfadabhängigen Kernkompetenzen flexibilisiert werden sollen (und

können), ebenso wenig um den Ansatz eines virtuellen Unternehmens, da

es sich um unternehmensexterne, strategische Netzwerke handelt und die

Trennlinien des eigenen Unternehmens nicht diffundieren. Vielmehr kann

eine Kernkompetenz „Kooperation und Netzwerkmanagement“ als eine

weiterentwickelte Form des Kompetenzmanagements und -monitorings im

Rahmen des Prozesses zur Entwicklung, Realisierung und (internationalen)

Distribution von kundenbezogenen Lösungen angesehen werden, in der

142 Was nicht bedeutet, dass kein Zyklus vorläge oder diese Kernkompetenz grundsätzlich von Dauer wäre. Einige der Netzwerkspezialisten, die in der Literatur als Case Studies genannt werden, gehören heute bereits der Vergangenheit an, vgl. dazu auch die Beispiele bei HAMEL/PRAHALAD (1995) S. 290-291. 143 So auch BOUNCKEN (2000), S. 868.

Page 35: Strategische Bedeutung und Identifikation von Kernkompetenzen in der Digital Living Branche

30

eigene Kernkompetenzen mit denen von Netzwerkpartnern ergänzt bzw.

gebündelt werden.144 Dadurch entstehen aus auf verschiedenen

Kernkompetenzen beruhenden Kernprodukten letztlich komplexe und

einzigartige Endprodukte, die ein einzelnes Unternehmen so

möglicherweise gar nicht realisieren könnte.145

Hier ist auch gleichzeitig Optimierungspotenzial zu erkennen: Während

schon die Identifikation der (eigenen und der externen) Kernkompetenzen

schwierig sein kann,146 stellt gerade das Controlling derselben i.V.m.

gezielten Entscheidungen im Sinne von (Weiter-) Entwicklung von

Kernkompetenzen vs. Closing-Gap-Allianzen im strategischen Netzwerk,

eine zukünftige Herausforderung für Unternehmen der DLB dar.147 Ferner

ist (unternehmensindividuell) die Frage zu beantworten, wo jeweils die

(wirtschaftlichen) Grenzen des Netzwerkmanagements liegen: Wie gut

kann dieses gemanagt und gesteuert werden, welche Risiken bestehen

und wann wären Alternativen effizienter?148

5.2 Resource-based View als Strategieelement regelbrechender und

branchenbeeinflussender Unternehmen

Wenngleich Kernkompetenzen in der DLB zyklisch sind, tragen diese doch

signifikant zur Veränderung von Branchenstrukturen und sogar zur

Schaffung ganz neuer Märkte bei. Dabei sind i.d.R. Interdependenzen

zwischen neuen Angeboten und Veränderungen des Konsumenten-

verhaltens vorhanden. Besonders deutlich wird dieses anhand von

Beispielen wie dem iPod, der nicht nur ein neues Marktsegment der

portablen Musikabspielgeräte begründet hat, sondern für viele Menschen

zu einem unverzichtbaren Lifestyle-Accessoire geworden ist. Auch sind

signifikante Umbrüche in der gesamten Tonträgerindustrie die Folge

multilateraler Wechselwirkungen zwischen (illegalen) Tauschbörsen, dem

digitalen Musikvertrieb zu günstigeren Preisen (initial) bei iTunes und dem

veränderten Konsumentenverhalten. IPTV soll das Potenzial haben, die

jahrzehntelange Broadcast-Tradition zu beenden und eHealth könnte den

144 Vgl. dazu auch „Closing Gap-Allianzen“ im Rahmen der „Co-Evulotorik“ in veränderlichen Umfeldern bei GERSCH/GOEKE/FREILING (2007), S. 34/35 sowie das „Dual-Process Model of Capability Dynamization“ in Bezug auf Umweltdiskontinuitäten bei SCHREIÖGG/KLIESCH-EBERL (2007), S. 926. 145 Vgl. dazu Kapitel 4 sowie insb. Abb. 8 und 10 dieser Arbeit. 146 Vgl. dazu Kapitel 6 dieser Arbeit. 147 Vgl. dazu auch die „Kernkompetenzagenda“ bei HAMEL/PRAHALAD,(1995), S. 341. 148 Zur Wertschöpfung in Netzwerken vgl. auch MÖLLER (2006), S. 1058, zu Grenzen und Risiken der Kompetenzinternalisation in Allianzen ferner RASCHE (1994), S. 258-283.

Page 36: Strategische Bedeutung und Identifikation von Kernkompetenzen in der Digital Living Branche

31

Pflegedienst revolutionieren. Möglicherweise wird das Google Phone die

Branche der mobilen Telekommunikation durcheinanderwirbeln.149

Auslöser ist, soweit erkennbar, jeweils ein Technologiebruch,150 der nicht

selten von einem einzigen oder wenigen Unternehmen ausgeht, die ggf. in

einer Allianz oder einem strategischen Netzwerk zusammengeschlossen

sind und (beabsichtigt oder nicht) häufig regelbrechende Strategien

verfolgen.151 Umgekehrt kann es jedoch auch sein, dass – im Hinblick auf

die angesprochenen Interdependenzen – bereits ein konsumentenseitig

oder/und gesellschaftlich angestoßener Umbruch mit Auswirkungen auf

eine oder mehrere Branchen besteht und Unternehmen Chancen im

Rahmen dieses Wandels realisieren. Dies war bspw. beim gesamten

eCommerce der Fall – der einfach aus den neuen Möglichkeiten des

Internet resultierte, kein Erfinderunternehmen i.e.S. hatte und trotzdem eine

ganze (Dotcom-) Generation von Unternehmen hervorbrachte.152 Die

Zusammenhänge zwischen innovativen und regelbrechenden

Unternehmen und Branchenveränderungen bzw. dem Entstehen neuer

Branchen sind also vorhanden, die Richtung der Wirkzusammenhänge ist

jedoch keineswegs eindeutig und in Bezug auf die Vielzahl der

Einflussfaktoren auch nicht vollständig zu erfassen. Vielleicht hat Apple den

mp3-Player-Markt neu erschaffen, vielleicht war Apple aber auch nur

zufällig zur richtigen Zeit mit dem richtigen Produkt präsent – und sonst

wäre es ein anderes Unternehmen gewesen.

Wenn es jedoch passiert, dass ein Unternehmen der DLB eine Branche

verändert oder sogar einen neuen Markt schafft, dann, weil es konsequent

daran arbeitet, besonders gut neue Problemlösungen für den Kunden zu

realisieren, die auf bestimmten Fähigkeiten – auf einer Kernkompetenz –

basieren. Die strategische Architektur und der Industrievorausblick können

dazu beitragen, nicht nur für bereits artikulierte Kundenbedürfnisse und

vorhandene Zielgruppen Lösungen anzubieten, sondern auch neue

Chancen zu entdecken und zu schaffen und so Erfolgspotenziale dort zu

generieren, wo Wettbewerber dies nicht tun:

149 Vgl. auch Kapitel 4 sowie Abschnitt 5.1. dieser Arbeit. 150 Vgl. dazu Abb. 11 dieser Arbeit. 151 Zu emergenten Strategien vgl. MINTZBERG (1978), S. 945. 152 Vgl. bspw. ZERDICK (1999), S. 154.

Page 37: Strategische Bedeutung und Identifikation von Kernkompetenzen in der Digital Living Branche

32

Fallbeispiel Nintendo: Mit Wii Fit und DS wurden neue Produkte für neue Zielgruppen realisiert – der Gewinn des Unternehmens wurde verdoppelt

Bedürfnisse

Latente

Manifeste

KundenVorhandene Potenzielle

Prod

uktin

noiv

atio

n

Zielgruppeninnovation

Nintendo DS (DS Lite)Portables Gerät mit 2 Touch-Screens und intuitiver Bedienung„Casual Gaming“-Content wie Dr. Kawashimas Gehirn-JoggingSehr hohe Akzeptanz bei Senioren – die vorher niemals Computerspiele nutzten

Nintendo Wii Fit (Wii Sports)Symbiose aus Spielekonsole und Fitnesstrainer-PadAktives und sportliches SpielenSehr hohe Akzeptanz bei Berufstätigen, die gerne zu Hause etwas Sport unter Anleitung treiben – und vorher nur gelegentlich Computerspiele nutzten

„Strategy to expand gaming to the masses“ statt traditioneller Action-Spiele23 Mio. verkaufte Nintendo DS/DS Lite und 5,8 Mio. verkaufte Nintendo Wii mit signifikantem Anteil Wii Sports

in der Berichtsperiode 2007 bei spürbarer Zielgruppenerweiterung

Quellen: Matrix in Anlehnung an HAMEL/PRAHALAD (1995), S. 167, Daten aus BARRET/CAI/SCHERF (2007a), S. 222 und S. 227-229, NINTENDO (2007), S. 3, STERN (2008) Verwendete Bilder: © NINTENDO

NeuerMarkt

Abbildung 12: Fallbeispiel Nintendo (Quelle: Eigene Darstellung, verwendete

Matrix in Anlehnung an HAMEL/PRAHALAD (1995), S. 167, erweitert/ergänzt,

Daten aus BARRET/CAI/SCHERF (2007a), S. 222 und S. 227-229, NINTENDO

(2007), S. 3, STERN (2008))

Computerspiele für Senioren zu entwickeln, hätte vor einiger Zeit ebenso

absurd geklungen, wie spielekonsolenbasierte Yoga-Studios. Heute ist

beides Realität. Damit ist die „strategy to expand games to the masses“

offenbar aufgegangen,153 was zweifellos auch damit zusammen hängt,

dass die Kernkompetenz „Casual Gaming“ derzeit (noch) sehr rar ist. Die

betreffenden Erfolgsspiele – Nintendo sah immer schon den Content auf

den Geräten als das entscheidende Erfolgskriterium an und nicht die

Hardware/Software – stammen nicht von Drittanbietern, sondern von

Nintendo selbst.154 „Wir denken nicht darüber nach, wie wir Sony

bekämpfen können“ meint IWATA: „Wir denken darüber nach, wie wir

Menschen zum Spielen animieren können“.155

Ob die Aussage generalisierbar ist, dass Unternehmen der DLB, die

neue Märkte mit regelbrechenden Strategien erobern oder schaffen,

grundsätzlich über einzigartige Ressourcen und (Kern-) Kompetenzen

verfügen, die dieses zumindest teilweise begründen und wie die

diesbezüglichen Wirkzusammenhänge im Detail sind, bleibt zur

153 Vgl. NINTENDO (2007), S. 3. 154 Vgl. NINTENDO (2007), S.3. 155 IWATA (CEO von Nintendo), zitiert nach GARBER (2008), S. 16.

Page 38: Strategische Bedeutung und Identifikation von Kernkompetenzen in der Digital Living Branche

33

abschließenden Beurteilung einer entsprechenden, empirischen

Untersuchung vorbehalten. In der Literatur werden dazu jedoch zahlreiche

Beispiele genannt und auch in der Praxis lassen sich diese finden.156 Der

Regelbruch ist dabei darin zu sehen, dass nicht – wie in einem klassischen

Strategieprozess – konkret vorhandene und quantifizierbare Markt- bzw.

Erfolgspotenziale den (zentralen) Ausgangspunkt für die Strategie-

formulierung bilden, sondern dass auf der Grundlage einer strategischen

Grundausrichtung, Vision bzw. strategischen Architektur und der eigenen

Kernkompetenzen das realisiert wird, von dem man glaubt, dass man es

besonders gut kann und das es einen – im Einzelfall evtl. noch gar nicht

näher konkretisierbaren – Markt schaffen wird. Dass dies nicht immer

funktionieren kann, ist nachvollziehbar: So hat bspw. Apple bisher (relativ)

erfolglos versucht, an den Erfolg von iTunes mit Apple-TV anzuknüpfen,

während Microsoft mit Mediaroom aktuell bereits in 21 Ländern IPTV-

Lösungen mit regionalen (strategischen) Partnern realisiert.157 HAMEL

verweist in diesem Zusammenhang auf das Venture-Capital-Prinzip und

stellt heraus, dass jede Beteiligungsgesellschaft tausende von

Businessplänen jährlich erhält, aber nur ein Ebay daraus hervorgeht (und

leitet daraus ab, dass man nur genügend Ideen zulassen muss).158 Das

Hoffen auf „den großen Wurf“ ist auch den regelbrechenden Strategien, die

i.d.R. eben nicht mit eindeutig identifizierten Potenzialen, realistischen

Eintrittswahrscheinlichkeiten von Marktentwicklungsszenarien und sensi-

tivitätsgeprüften Financials arbeiten (können), zumindest teilweise

zwangsläufig inhärent. Dabei kann es auf den externen Beobachter

verzerrend wirken, dass die ex post hervorragend interpretierbaren, nicht

selten mystifizierten Case Studies wie bspw. Apple, Google oder Nintendo

sehr prominent sind, die diesen gegenüberstehenden, tausendfach

vorhandenen Misserfolge jedoch überwiegend unbekannt bleiben.

Der Tendenz nach fallen RBV bzw. die Existenz von Kernkompetenzen

und regelbrechende Strategien in der DLB häufig zusammen. Daraus kann

die Vermutung abgeleitet werden, dass ein Kausalzusammenhang besteht.

Literatur und Marktbeispiele zeigen, dass Unternehmen bei der Nutzung

ihrer Kernkompetenzen und unter Anwendung regelbrechender Strategien

neue Märkte schaffen und Erlöse folglich signifikant steigern können. Den

156 Vgl. HAMEL/PRAHALAD (1995), S. 288-291; für eine Übersicht von Erklärungsbeiträgen auch KNAFL (1995), S. 95; ferner Abb. 12 sowie Abschnitt 4.2 dieser Arbeit. 157 Vgl. MICROSOFT (2008). 158 Vgl. HAMEL (2008), S. 233. Für eine ähnliche Argumentation im Hinblick auf Produktinnovationen und Marktchancen vgl. auch PRAHALAD (1992), S. 51.

Page 39: Strategische Bedeutung und Identifikation von Kernkompetenzen in der Digital Living Branche

34

vorhandenen Chancen stehen jedoch auch erhebliche Risiken gegenüber,

die im Einzelfall im Strategieprozess sorgfältig abgewogen werden müssen,

unter zusätzlicher Beachtung der generellen Risiken von Kompetenz-

strategien.159 Außerdem ist das Vorhandensein von Kernkompetenzen

keinesfalls die einzige Voraussetzung für den Erfolg.

5.3 Intangible Ressourcen als Beitrag zu einer höheren

Unternehmensbewertung

Der Kapitalmarkt bewertet nicht immer rational und viele (psychologische)

Faktoren spielen eine Rolle. Grundsätzlich kann jedoch davon

ausgegangen werden, dass Unternehmen an der Börse nach ihrem

zukünftig angenommenen Gewinn bewertet werden. Dieses Potenzial ist

bei Unternehmen der DLB deswegen schwierig einzuschätzen, weil die ex-

post-Analyse profitabler Produkte wenig darüber aussagt, wie erfolgreich

zukünftige Produkte sein werden – die Extrapolierbarkeit der Ergebnisse

und damit die prognostische Relevanz von Feedforward-Analysen ist

mitunter gering. Daher ist es durchaus vorstellbar, dass sich die

Einschätzung von Analysten und die Bewertung des Marktes auch darauf

stützt, wie gut ein Unternehmen auf der Basis der eigenen Ressourcen und

(Kern-) Kompetenzen an der Entwicklung eines vorhandenen oder

entstehenden Marktes partizipieren kann.

Im Verlauf dieser Arbeit wurden mehrmals die Beispiele Apple, Google

und Nintendo aufgegriffen – Unternehmen, die bei Nutzung ihrer

Kernkompetenzen erfolgreich neue Märkte geschaffen haben.160 Eine

indexierte Betrachtung der Aktienkurse der letzten 3 Jahre im Vergleich zur

Technologiebörse Nasdaq zeigt, dass sich diese Unternehmen am

Kapitalmarkt deutlich besser als der Durchschnitt entwickelt haben – ganz

im Gegensatz zu Microsoft:

159 Vgl. dazu Abschnitt 5.1 dieser Arbeit sowie KOCH (2006), S. 101-102. 160 Vgl. Kapitel 4, Abschnitte 5.1 und 5.2 sowie Abb. 12 dieser Arbeit.

Page 40: Strategische Bedeutung und Identifikation von Kernkompetenzen in der Digital Living Branche

35

Quelle: CORTAL CONSORS (2008); verwendete Logos © NINTENDO, GOOGLE, APPLE, MICROSOFT

Mehr Wert durch Kernkompetenzen? Ein Zusammenhang zwischen intangiblen Ressourcen und Unternehmensbewertung ist vorstellbar

Abbildung 13: Mehr Wert durch Kernkompetenzen? (Quelle: Eigene Darstellung

unter Verwendung von Charts von CORTAL CONSORS (2008))

Obwohl die vermuteten Zusammenhänge plausibel erscheinen, konnten sie

mittels empirischer Studien nicht unmittelbar bestätigt werden. EDMANS

kommt in einer Auswertung der 100 „Best Companies to work for in

America“ von FORTUNE zwar zu dem Ergebnis, dass diese (in einem

jeweils jährlich angepassten Portfolio) über einen 7-Jahres-Zeitraum

signifikant besser performten als der Markt, stellt jedoch heraus, dass

darüber hinaus intangible Ressourcen selbst dann nicht voll in die

Bewertung einfließen, wenn deren Einfluss auf den Unternehmenserfolg

durch unabhängige Studien bestätigt wird.161 Auch eine stichpunktartige

Überprüfung durch die Analyse der Korrelationen von verschiedenen

branchenbeeinflussenden Produktinnovationen und Aktienkursen von

Unternehmen der DLB zeigte nur fallweise Zusammenhänge und auch

Widersprüche, wobei sich teilweise bereits während der Ankündigung und

Markteinführung von Produkten und teilweise auch erst nach Erlangung

nennenswerter Marktanteile eine Reaktion des Marktes und damit

zusammenhängend eine Kursveränderung ergab.162

161 Vgl. EDMANS (2008), S. 1-2 und S. 20. Entsprechende, explizit auf die DLB bezogene Studien liegen, soweit erkennbar, nicht vor. 162 So löste bspw. die initiale Vorstellung des iPod Ende 2001 einen kurzen Peak aus, es dauerte jedoch noch bis Ende 2004, bis die Apple-Aktie einen dauerhaften Aufwärtstrend zeigte. Die Vorstellung und Markteinführung der Nintendo Wii Ende 2006 hingegen wirkte sich unmittelbar (und dauerhaft) aus, vgl. CORTAL CONSORS (2008).

Page 41: Strategische Bedeutung und Identifikation von Kernkompetenzen in der Digital Living Branche

36

Demnach entfalten intangible Ressourcen ihren Beitrag zur

Unternehmensbewertung durch den Markt erst und evtl. nur dann, wenn

diese zu Kompetenzen und Kernkompetenzen entwickelt wurden, welche

wiederum konkrete Endprodukte hervorgebracht haben müssen, die eine

signifikante Partizipation an bestehenden oder/und die Schaffung neuer

Märkte begründen oder nachvollziehbar fördern. Der Einfluss ist also,

sofern der dargestellte, noch empirisch zu belegende Wirkzusammenhang

unterstellt wird, indirekt und zeitverzögert; damit ist auch die konkrete

Abgrenzung der Einflussfaktoren problematisch.

Anders stellt sich die Situation jedoch dar, wenn es um die Akquisition

von Unternehmen mit dem Ziel des Kompetenzerwerbs geht. Im Rahmen

diesbezüglicher Unternehmensübernahmen werden intangible Ressourcen

offenbar vergütet, wie die folgenden Beispiele zeigen: Microsoft war es ein

Angebot von $ 44 Mrd. wert, sich durch die (bisher gescheiterte)

Übernahme von Yahoo! Anschluss an die von Google dominierte Suche zu

verschaffen, wobei es zwar auch um den Einkauf von Marktanteilen ging,

aber eben auch um die aus Sicht des Unternehmens wichtige

Kernkompetenz „Suche“.163 Die Akquisition von PortalPlayer ließ sich

nVidia circa das 1,5-fache der Börsenkapitalisierung kosten.164 Das

ehemalige StartUp-Unternehmen YouTube ging für $ 1,6 Mrd. an Google –

zu einem Zeitpunkt, zu dem dieser Preis als massive Überbewertung

eingeschätzt wurde.165 Der Wert der Ressourcen und (Kern-) Kompetenzen

des Zielunternehmens für das jeweilige akquirierende Unternehmen hängt

also von der individuellen Ausgangssituation und den spezifischen

Unternehmenszielen ab und kann nicht generalisiert werden. Durch die

„Kernkompetenzen-Akquisitionsagenda“ können die Zielobjekte des

Kompetenzerwerbs determiniert werden.166 Ein Preispremium kann auch

ein Indiz dafür sein, dass das akquirierende Unternehmen den verborgenen

Wert einer Firma – bspw. im Hinblick auf die Schaffung neuer Märkte – vor

dem Kapitalmarkt erkannt hat, wie etwa im Falle von Google und YouTube.

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass Ressourcen und

(Kern-) Kompetenzen zwar nicht generell als Faktor für eine höhere

163 Vgl. BARRET (2008) und Abschnitt 5.1 dieser Arbeit. 164 $ 357 Mio. oder $ 13,50 je Aktie bei einem Kurs von zeitweise unter $ 9 im Jahr der Anbahnung der Akquisition (2006), vgl. FINANZNACHRICHTEN (2006). Portal Player hat u.a. für den iPod die Playertechnologie entwickelt, die Kernprodukte des Unternehmens werden für Handheld-Geräte vieler Hersteller eingesetzt. Vgl. dazu Abschnitt 4.2 dieser Arbeit, YOUNG/SIMON (2005), S. 279 sowie NVIDIA (2008). 165 Die Übernahme erfolgte 2006, vgl. ZEIT (2008). 166 Vgl. HAMEL/PRAHALAD (1995), S. 341.

Page 42: Strategische Bedeutung und Identifikation von Kernkompetenzen in der Digital Living Branche

37

Unternehmensbewertung gesehen werden können und diesbezügliche

Kausalzusammenhänge allenfalls indirekt und auf der Basis von

Plausibilitätsüberlegungen bestehen, dass aber im individuellen Fall eines

Kompetenzerwerbs diese durchaus eine relevante Rolle bei der

Unternehmensbewertung spielen.

6. Identifikation von Kernkompetenzen in der Digital Living Branche

Im Hinblick auf die unterschiedlichen Definitionen von und Sichtweisen

über Kernkompetenzen und die Ausdifferenzierungen von RBV, CBV, KBV,

CBTF und Dynamic Capabilities wundert es nicht,167 dass auch

verschiedene Vorschläge zur Identifikation von Kernkompetenzen

existieren. Die individuellen Ansätze leisten dabei jeweils einzelne

Erkenntnisbeiträge.168 Gegen die Operationalisierbarkeit der Konzepte

spricht zunächst, dass sich kein Konzept in Management- bzw.

Beratungspraxis auch erkennbar durchgesetzt hat.169 Zwar kann „die

Identifikation der Kernkompetenzen […] keine mechanische Übung sein, in

der eine Checkliste Punkt für Punkt abgehakt wird“.170 Dennoch ist es

erstaunlich, dass auch nach nunmehr jahrzehntelanger Diskussion der

RBV die Methodik zur Identifikation von Kernkompetenzen ganz offenbar

immer noch am Anfang steht.171

6.1 Ausgewählte Ansätze zur Identifikation von Kernkompetenzen

HAMEL/PRAHALAD betonen zwar die Bedeutung von Kernkompetenzen

und fordern die Entwicklung derselben anhand der als Portfoliomatrix

dargestellten „Kernkompetenzagenda“,172 die Ansätze zu deren

Identifikation sind jedoch wenig konkret. Hinsichtlich der Sammlung von

unternehmensinternen Informationen und der Definition von

Kernkompetenzen werden heterogene Teams vorgeschlagen, die

Unternehmensleitung soll sich an der Arbeit beteiligen.173 Eine zentrale

Rolle wird der Analyse der Verbindung zwischen (Kern-) Kompetenzen und

167 Vgl. dazu Abschnitt 3.2 dieser Arbeit, ferner FREILING/GERSCH/GOEKE (2006b), S. 41. 168 Vgl. ROSE (2000), S. 207 169 Vgl. dazu Abschnitt 3.2 dieser Arbeit. 170 HAMEL/PRAHALAD (1995), S. 340. 171 Vgl. stellvertretend für eine als „Methode“ bezeichnete Vorgehensweise zur Identifikation von Kernkompetenzen „GABEK®“, unterstützt von der Software „WinRelan“, als ein wissenschaftlicher Ansatz beschrieben bei RAISCH/SCHOBER (2006), S.445. 172 Vgl. HAMEL/PRAHALAD (1995), S. 341 sowie S. 342-346. 173 Vgl. HAMEL/PRAHALAD (1995), S. 339-340.

Page 43: Strategische Bedeutung und Identifikation von Kernkompetenzen in der Digital Living Branche

38

Kundennutzen, die anhand der Baum-Metapher erfolgen kann,

zugesprochen.174 Dabei ist implizit, dass die Identifikation von

Kernkompetenzen nur ex post erfolgen kann, da die Analyse bereits

vorhandener Produkte ein wichtiges Element ist. Der Wettbewerbsbezug

wird primär durch ein (externes) Benchmarking der Kernkompetenzen

hergestellt.175 Der Ansatz enthält viele interessante Anregungen, ist jedoch

für eine Operationalisierung zu allgemein und generisch: Die

vorgeschlagene Portfolioanalyse – die in anderen Konzepten auch als

Kernkompetenz-Mapping bezeichnet wird – kann erst dann zur Anwendung

kommen, wenn die Identifikation der Kernkompetenzen bereits erfolgte.176

Gleichwohl gelingt es beiden Autoren immer wieder, beeindruckende Case

Studies zu präsentieren – auch wenn diese Beispiele überwiegend

qualitative Analysen von bereits realisierten Erfolgen bekannter

Unternehmen sind.

BOOS/JARMAI sehen den Entstehungsprozess von Kernkompetenzen als

Transfer von impliziten in explizites Wissen und schlagen einen

praxisorientierten Parallelzugang über erfolgreiche Produkte, Fähigkeiten

der Schlüsselpersonen und -Bereiche, Wahrnehmung der Kunden und

Lieferanten, (externes) Benchmarking sowie Zukunftstrends vor. In fünf

konkret beschriebenen Arbeitsschritten, die jeweils alle dargestellten

Parallelzugänge betreffen, sollen Kernkompetenzen identifiziert und

Maßnahmen strukturiert werden, wobei die einzusetzenden Methoden

(interne) Workshops, Interviews und Kreativtechniken sind. Anhand eines

Beispiels wird eine Überleitung von „Zugängen“ über „Detailkompetenzen“

zu Kernkompetenzen dargestellt.177 Unklar bleibt allerdings, wie die

Abgrenzung der nicht näher definierten Begriffe sein und die dargestellte

Methodik zu der vorgenommenen Überleitung führen soll. Der Vorteil des

Ansatzes ist in der einfachen Anwendbarkeit und relativ geringen

Komplexität zu sehen, die auch praxisorientierten Managern einen

intuitiven Zugang zum Thema eröffnen kann; positiv ist auch, dass

verschiedene Perspektiven mit einbezogen werden. Die Analyse von

Produkten impliziert, dass die Betrachtung ex post erfolgt und nur bereits

vorhandene und nicht potenzielle Kernkompetenzen tangiert werden

(können). Durch das Benchmarking wird der Wettbewerbsbezug

174 Vgl. dazu Abb. 5 dieser Arbeit sowie HAMEL/PRAHALAD (2007), S. 52. 175 Vgl. HAMEL/PRAHALAD (1995), S. 340 176 Für einen Überblick über Mapping-Methoden vgl. GÜTTEL (2006), S. 425. 177 Vgl. BOOS/JARMAI (1994), S. 21-24.

Page 44: Strategische Bedeutung und Identifikation von Kernkompetenzen in der Digital Living Branche

39

gewährleistet. Die relative Einfachheit des Konzeptes determiniert

gleichzeitig auch dessen Grenzen: Durch die Formalisierung und die

Überbetonung interner Workshops sowie durch den überwiegend

qualitativen Charakter ist dem Ansatz die Gefahr subjektiver und

generischer, evtl. präjudizierter Ergebnisse inhärent. Damit ist die

vorgeschlagene Methodik zwar prinzipiell operationalisierbar, jedoch eher

zu einer initialen Auseinandersetzung im Rahmen eines Audits als zur

systematischen Identifikation von Kernkompetenzen geeignet.

BARNEY schlägt das in Abschnitt 3.2 bereits dargestellte VRIO-Framework

vor und gibt eine diesbezügliche Anleitung: Kernkompetenzen liegen dann

vor, wenn Kompetenzen das VRIO-Frageschema erfolgreich durchlaufen

haben.178 In der Auswertung werden auch konkrete Aussagen darüber

getroffen, welche Implikationen sich für die (nachhaltige)

Wettbewerbsfähigkeit ergeben und ob Stärken oder Schwächen

resultieren.179 Dabei muss allerdings zunächst bekannt sein, welche

Kompetenzen im Unternehmen vorhanden sind, wofür eine Orientierung an

der Wertekette vorgeschlagen wird.180 Der Wettbewerbsbezug ist der

Beurteilung von Wert und Knappheit (am Markt) inhärent. Die Identifikation

vorhandener Kernkompetenzen erfolgt ex post, durch die vorgeschlagene

Analyse der Wertekette besteht jedoch auch die Möglichkeit, potenzielle

Kernkompetenzen zu entdecken. Der vorgeschlagene Ansatz ist

durchdacht und konkret, das VRIO-Framework ist verbreitet und, soweit

erkennbar, anerkannt. Sehr gut ist der Hinweis, dass das Ausmaß der

Nachhaltigkeit eines durch eine Kernkompetenz begründeten

Wettbewerbsvorteils anhand der Kosten für die Bildung bzw. Akquisition

der entsprechenden Kernkompetenz durch Wettbewerber beurteilt werden

kann,181 was letztlich die vielfach unterlassene, aber äußerst wichtige

Beachtung der Zyklik bei Management und Controlling von

Kernkompetenzen ermöglicht. Ferner werden konkrete Beispiele für die

Anwendung aufgezeigt.182 Allerdings bleibt unklar, wie eine Identifikation

und Analyse von Kompetenzen vorbereitend im Detail erfolgen kann und

welche konkreten Messgrößen für die VRIO-Framework-Parameter dann

angesetzt werden sollen, um zu beurteilen, bei welchen Kompetenzen es

178 Vgl. Abschnitt 3.2 dieser Arbeit sowie BARNEY (2007), S. 138-150 179 Kernkompetenzen, die das VRIO-Framework erfolgreich durchlaufen haben, werden als „Sustainable Distinctive Competences“ bezeichnet, vgl. BARNEY (2007), S. 150-151 180 Vgl. BARNEY (2007), S. 135-137; zur Wertekettenanalyse PORTER (2000), S. 67-96. 181 Vgl. BARNEY (2007), S. 141-148 und S. 151. 182 Bspw. Dell Computers, vgl. BARNEY (2007), S. 152-153.

Page 45: Strategische Bedeutung und Identifikation von Kernkompetenzen in der Digital Living Branche

40

sich letztlich um Kernkompetenzen handelt. Eine Operationalisierbarkeit

des Ansatzes ist somit nur teilweise gegeben.

BOUNCKEN entwickelt ein auf bestehenden Ansätzen basierendes,

integratives Konzept.183 Dieses differenziert in Kreations- bzw.

Umsetzungs-, Ausführungs- sowie Kommunikationskompetenzen und

integriert die Dimension der Lernfähigkeit. Es erfolgt eine Analyse von

internen und externen Informationsquellen, wobei hinsichtlich der internen

Informationsquellen auf die Bedeutung der Prozesse mit dem Zusatz

verwiesen wird, dass diese je nach Branche und Unternehmen

unterschiedlich ausgeprägt sein können und daher nach individuellen

Analyseverfahren verlangen. Bei den externen Informationsquellen erfolgt

eine Unterteilung in eine explorative Vor- und in eine Hauptuntersuchung,

wobei der Schwerpunkt auf dem Einnehmen der Fremd- und

Kundenperspektive sowie der Analyse erfolgreicher Produkte liegt, insb.

hinsichtlich ihrer (konkret messbaren) Eigenschaften. Im Rollback-

Verfahren können so von erfolgreichen Produkten bis hin zu

Produkteigenschaften bzw. Eigenschaftsausprägungen die in einer „Black-

Box“ verborgenen Kernkompetenzen identifiziert und die Kausalität

zwischen Kundennutzen und internen Leistungscharakteristika transparent

gemacht werden.184 Anhand der „Kernkompetenzstrategie-Matrix“ sollen

„Kernkompetenzstrategien“ entwickelt werden können.185 Durch die

Betonung der Rolle (erfolgreicher) Produkte kann die Analyse nur ex post

erfolgen, allerdings werden durch die Einbeziehung der Analyse von

Kompetenzen Implikationen hinsichtlich potenzieller Kernkompetenzen

erfasst. Durch die Fremd- bzw. Kundenperspektive wird ein

Wettbewerbsbezug hergestellt. Positiv ist auch die systematische

Einbeziehung interner und externer Informationsquellen, der Verweis auf

die Nicht-Generalisierbarkeit diesbezüglicher Analyseverfahren ist nicht als

Schwäche, sondern als Stärke des Ansatzes zu werten: Denn gerade an

der Pseudo-Standardisierung scheitert die Umsetzbarkeit vieler Konzepte.

Die Deduktion von Produkten über Produkteigenschaften zu

Kernkompetenzen ist stark angelehnt an HAMEL/PRAHALAD,186 ist jedoch

deutlich konkreter. Wenngleich die Vorschläge noch sehr allgemein und

generisch sind, eine Überprüfung der Anwendbarkeit fehlt und daher der

183 Vgl. BOUNCKEN (2000), S. 871-876. 184 Vgl. BOUNCKEN (2000), S. 877-879. 185 Vgl. BOUNCKEN (2000), S. 880 186 Vgl. dazu auch Abb. 5 dieser Arbeit, HAMEL/PRAHALAD (1995), S. 343 und HAMEL/PRAHALAD (2007), S. 52.

Page 46: Strategische Bedeutung und Identifikation von Kernkompetenzen in der Digital Living Branche

41

selbsterhobene Anspruch an die Operationalisierbarkeit des Konzeptes

(noch) nicht vollständig erfüllt wird,187 ist in ihm eine sinnvolle,

ausbaufähige Integration bisheriger Arbeiten zu sehen. Kritisch sind

hingegen die sehr allgemeinen Aussagen über Strategien zur Ermittlung,

Differenzierung, Diversifikation und Multiplikation von Kernkompetenzen zu

bewerten:188 Hier ist keine signifikante Weiterentwicklung der

ursprünglichen, schon in der Urfassung sehr generisch-plakativen

„Kernkompetenzagenda“ zu erkennen,189 wann welche Strategien Erfolg

versprechend scheinen und wie diese konkret verfolgt werden können,

bliebt weitgehend unklar.

Neben den vorgestellten, exemplarisch ausgewählten Ansätzen zur

Identifikation von Kernkompetenzen existieren in der Literatur zahlreiche

weitere Vorschläge. Dazu gehören rein qualitative Methoden,

Scoringmethoden zur Generierung von Erkenntnissen aus qualitativen

Aussagen, auf der Analyse der firmenspezifischen Erfolgsgeschichte

aufbauende Konzepte, erweiterte Wertekettenanalysen, die Erfolgsketten-

analyse, umfangreich erweiterte Analysen von (erfolgreichen) Produkten,

auf der Analyse von kritischen Erfolgsfaktoren aus Sicht der

Kundenwahrnehmung aufbauende Analysen (Competence Deployment),

verschiedene kompetenzorientierte Portfolioanalysen, Skill-Cluster-

Analysen sowie Skill-Mapping und SWOT-Analysen.190

Die übliche Untergliederung bestehender Ansätze in methodologische

vs. praxeologische und Mapping- vs. Interpretationsverfahren ist möglich,191

verdeutlicht letztlich jedoch nur die Unzulänglichkeiten diesbezüglich

kategorisierbarer Vorschläge: Sinnvolle (zukünftige) Konzepte sollten

(1) sowohl theoretisch fundiert und methodisch ausgereift als auch

operationalisierbar und damit praxisrelevant sein und

(2) sich weder auf (deskriptives) Mapping noch auf (explikative)

Interpretation beschränken, sondern Erscheinungsformen und

Wirkzusammenhänge erfassen.

Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass viele der vorgeschlagenen Analysen nur

ex post erfolgen, insofern überwiegend auf die Identifikation manifester

187 Vgl. BOUNCKEN (2000), S. 876. 188 Zur „Kernkompezentstrategie-Matrix“ vgl. BOUNCKEN (2000), S. 880. 189 Zur „Kernkompetenzagenda“ vgl. HAMEL/PRAHALAD (1995), S. 341, ferner RASCHE (1994), S. 339, KNAFL (1995), S. 77, BLOHM (2000), S. 227, SIMON/GATHEN (2002), S. 57, ergänzend GÜTTEL (2006), S. 425. 190 Vgl. BOUNCKEN (2000), S. 871-876 und ROSE (2000), S. 118-182. 191 Vgl. BOUNCKEN (2000), S. 871 und S. 874 sowie GÜTTEL (2006), S. 424.

Page 47: Strategische Bedeutung und Identifikation von Kernkompetenzen in der Digital Living Branche

42

Kernkompetenzen abzielen und keine Kompetenzen aufdecken, die latente

bzw. potenzielle Kernkompetenzen darstellen (können).

6.2 Zusammenfassung zu einem redundanzfreien Bezugsrahmen

Die Identifikation von Kernkompetenzen lässt sich im Hinblick auf deren

Eigenschaften – insb. kausale Ambiguität und soziale Komplexität – nicht

beliebig standardisieren,192 wesentliche Kernelemente ergeben jedoch

einen sinnvollen Rahmen, der jeweils für die spezifische Ausgangssituation

(Umwelt, Branche, Unternehmen) individuell angepasst werden muss. Hier

zeigen sich Parallelen zum strategischen Managementprozess: Auch die

Identifikation und Generierung von Erfolgspotenzialen sowie deren

Realisierung lässt sich zwar grundsätzlich systematisieren, keinesfalls

jedoch standardisieren. Erste Ansätze beginnen, dieser Erkenntnis

verstärkt gerecht zu werden: So schlägt bspw. ROGULIC ein variables

Konzept vor, dessen in fünf Stufen gegliederter Analyserahmen aus

Vorbereitungs-, Wissensentwicklungs-, Lokalisierungs-, Beurteilungs- und

Integrationsphase jeweils nach Autoritäts-, Wissens- und Reflexionskultur

des Analyseunternehmens differenziert wird.193

Für die Identifikation von Kernkompetenzen sind umfangreiche

Informationen erforderlich. Grundsätzlich kommen unternehmensexterne

sowie unternehmensinterne Quellen in Frage, wobei die externen Quellen

allgemein zugänglich sind und auch für (und von) Wettbewerber(n)

analysiert werden können, während die internen Quellen i.d.R. nur für das

eigene Unternehmen zur Verfügung stehen. Extern sind vor allem

erfolgreiche Produkte sowie deren Eigenschaften relevant, von denen aus

Rückschlüsse auf Kernprodukte gezogen werden können.194 Ferner sollten

Erkenntnisse und Annahmen zu Markt- und Branchenentwicklung im Sinne

von Analysen, Prognosen, Szenarien, Zukunftstrends und allgemeinem

Industrievorausblick sowie Marktforschungsdaten zu Kundenzufriedenheit,

-gruppen und -verhalten verwertet werden.195 Ergänzend sind das durch

Stakeholder und Öffentlichkeit geprägte Unternehmensimage sowie die

jeweilige Erfolgsgeschichte zu nennen. Interne Informationsquellen sind

Analysen der Wertschöpfungsprozesse von der Entwicklung über die

192 Vgl. Abschnitt 3.2 dieser Arbeit. 193 Vgl. ROGULIC (2000), S. 261, vgl. ergänzend auch den prinzipiell ähnlichen Analyserahmen bei ROSE (2000), S. 185. 194 Vgl. Abb. 5 dieser Arbeit sowie HAMEL/PRAHALAD (2007), S. 52. 195 Vgl. auch BOOS/JARMAI (1994), S. 22.

Page 48: Strategische Bedeutung und Identifikation von Kernkompetenzen in der Digital Living Branche

43

Realisierung bis zur Distribution der (erfolgreichen) Produkte,196 weiterhin

Organisationsstruktur, (strategische) Netzwerke,197 Organisationskultur,

Mitarbeiter, Technologien und das Wissensmanagement198. Darüber hinaus

können die über die eigenen Kunden gesammelten und ausgewerteten

Daten mit einbezogen werden.199

Die Sammlung und Auswertung der dargestellten Informationen aus

internen Quellen kann Indikatoren für Kernkompetenzen liefern, identifiziert

werden können jedoch – da kein Wettbewerbsbezug besteht – zunächst

nur Ressourcen und Kompetenzen. Der konkrete Analyserahmen sollte

branchen- und unternehmensindividuell festgelegt werden. Ausgehend von

der Wertkette können zunächst wesentliche Prozesse analysiert werden,200

wobei Kern- und Managementprozesse tendenziell relevanter sind als

Supportprozesse. Für die Bewertung eignen sich Stärken-/Schwächen-

Profile, Maturitätsbewertungen oder (internes) Benchmarking.201 Anhand

der analysierten und bewerteten Prozesse lassen sich genutzte

Ressourcen identifizieren. Ungenutzte Ressourcen müssen durch die

Analyse der genannten Informationsbereiche anhand von qualitativen

Verfahren ergänzend untersucht werden.202

Die Sammlung und Auswertung der dargestellten Informationen aus

extern zugänglichen Quellen muss – im Hinblick auf den Wettbewerbs-

bezug von Kernkompetenzen – zwingend unternehmensübergreifend erfol-

gen. Zu berücksichtigen ist, dass evtl. auch branchenfremde Unternehmen,

die Substitutionsprodukte herstellen, einzubeziehen sind. Auch hier sollte

die konkrete Definition des Analyserahmens individuell erfolgen. Für die

Durchführung der Analysen stehen Methoden wie bspw. die Bildung

strategischer Gruppen,203 das (externe) Benchmarking204 sowie – sofern

196 Vgl. Abb. 8 dieser Arbeit sowie BARNEY (2007), S. 135-136. 197 Netzwerke können grundsätzlich auch extern identifiziert werden, wobei jedoch nicht zwingend davon ausgegangen werden kann, dass dies auch auf Informationen zur Kernkompetenzinternalisation zutrifft. 198 Vgl. BOUNCKEN (2000), S. 870. 199 Insb. bei dem weithin üblichen Einsatz eines umfassenden Customer Relationship Managements (CRM). Vgl. SCHMACHTENBERG (2006), S. 7-8. 200 Vgl. BOUNCKEN (2000), S. 878. 201 Vgl. SIMON/GATHEN (2002), S. 206. 202 Die ungenutzten Ressourcen werden in Prozessen nicht eingesetzt und können folglich im Rahmen der Prozessanalyse auch nicht zuverlässig identifiziert werden. 203 Vgl. Abschnitt 3.1 dieser Arbeit sowie PORTER (1999) S. 183-213, ergänzend zu einer optional ggf. sinnvollen Konkurrentenanalyse Ebenda, S. 86-117. 204 Vgl. SIMON/GATHEN (2002), S. 206.

Page 49: Strategische Bedeutung und Identifikation von Kernkompetenzen in der Digital Living Branche

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Kompetenzen im Rahmen der internen Analyse bereits identifiziert sind –

das VRIO-Framework zur Verfügung.205

Sofern – im Falle des eigenen Unternehmens – Daten aus interner und

externer Analyse generiert und gematcht werden können, kann basierend

auf der Identifikation von Ressourcen und Kompetenzen bewertet werden,

wo Kernkompetenzen vorliegen. Wenn, bspw. für Rivalen, nur externe

Daten zur Verfügung stehen, können zwar deren Kernkompetenzen

identifiziert oder vermutet werden, i.d.R. wird es jedoch nicht möglich sein,

daraus auch vollständig die Kompetenzen und Ressourcen eines

Unternehmens zu deduzieren. Die folgende Abbildung gibt einen Überblick

über die in bestehenden Ansätzen überwiegend empfohlenen

Informationsquellen und mögliche Analyseschritte:

Identifikation von Kernkompetenzen: Zusammenfassung typischer Informations-quellen und Analysen vorhandener Ansätze sowie anzustrebende Ergebnisse

I) Insb. im Hinblick auf Informationen zur KernkompetenzinternalisierungII) Setzt voraus, dass zunächst Kompetenzen identifiziert werden konnten (Analyse intern verfügbarer Informationen)

Eigene KKKK (strat.) NetzwerkKK WettbewerberProjektion KK auf ZukunftstrendsPosition(en) KK in (möglichem) ZyklusStärken/SchwächenChancen/Risiken

KK-Mapping (vorh./auszubauen/(zuk.) nicht weiter benö-tigt/(zuk.) fehlend)Überblick Kompe-tenzen/RessourcenDarstellung von Interdependenzen (KK, Kompetenzen, Ressourcen)

Typische Informationsquellen

(Individuelle)Analysen Auswertung Anzustrebende

Ergebnisse

Inte

rnun

tern

ehm

enss

pezi

fisch

Exte

rnun

tern

ehm

ensü

berg

reife

nd Analyse/Bewertung Produkte, Eigenschaf-ten, AusprägungenBildung strat. Gruppen(Ext.) BenchmarkingAnalyse Implikationen zukünftiger (Markt-) EntwicklungenVRIO-AnalyseII

Analyse/Bewertung Wertekette/ProzesseAnalyse/Bewertung aktiv (in Prozessen) genutzter RessourcenAnalyse/Bewertung weiterer Ressourcen

Interdependenzen

Wertekette/ProzesseOrganisationsstruktur(Strat.) NetzwerkeI

OrganisationskulturMitarbeiterTechnologienWissensmanagementKundendaten

Erfolgreiche Produkte, Prod.-EigenschaftenMarkt-/Branchenentw., ZukunftstrendsMaFo zu Kunden (-gruppen/-verhalten)UnternehmensimageErfolgsgeschichte

Matching der Erkenntnisse

Abbildung 14: Die Identifikation von Kernkompetenzen (Quelle: Eigene Darstellung)

Generell sollte bei der Sammlung und Auswertung von Informationen

beachtet werden, dass methodische Ansätze für Analysen lediglich

Hilfsmittel darstellen, die die Reduktion der Komplexität vereinfachen

können. Die konkrete Auswahl der Methoden ist für den jeweiligen

Einzelfall vorzunehmen, die spezifische Anwendung ist evtl. anzupassen.

Anzustrebende Ergebnisse sind nach Ansicht des Verfassers neben der

Identifikation eigener vorhandener Kernkompetenzen die Identifikation von

in einem (strategischen) Netzwerk (mit-) genutzten Kernkompetenzen (und

205 Vgl. BARNEY (2007), S. 138 sowie Abschnitte 3.2 und 6.1 dieser Arbeit.

Page 50: Strategische Bedeutung und Identifikation von Kernkompetenzen in der Digital Living Branche

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ggf. eine Bewertung der Risiken deren Verlustes), die Darstellung der

Kernkompetenzen (aktueller und potenzieller) Wettbewerber, eine

Projektion der eigenen, der im Netzwerk mit genutzten und der

Kernkompetenzen der Wettbewerber auf angenommene Zukunftstrends

(ggf. in Szenarien), eine Einschätzung der Position(en) der

Kernkompetenzen in einem diesbezüglich möglichen Zyklus bei Schätzung

dessen Dauer, eine Bewertung resultierender Stärken und Schwächen,

eine Bewertung von resultierenden Chancen und Risiken sowie ein

Kernkompetenz-Mapping mit vorhandenen, auszubauenden, (zukünftig)

nicht weiter benötigten und (zukünftig) voraussichtlich fehlenden

Kernkompetenzen. Weiterhin ein Überblick über die den eigenen

Kernkompetenzen zu Grunde liegenden Kompetenzen und Ressourcen

sowie eine Darstellung der diesbezüglichen Interdependenzen.

Soweit erkennbar, existieren in der Literatur aktuell keine Konzepte, die

die genannten Anforderungen auch nur ansatzweise umfassend erfüllen,

allerdings können vorhandene Ansätze jeweils Partialergebnisse liefern.206

Daher bieten sich umfangreiche Potenziale für die Integration und (Weiter-)

Entwicklung der Vorschläge sowie für die zukünftige Forschung. Weiterhin

bestehen diese bezüglich der auf der Analyse aufbauenden (strategischen)

Planung und dem Management von Kernkompetenzen207 sowie hinsichtlich

eines Controllings derselben.208

6.3 Anwendung auf die Digital Living-Branche

In Bezug auf die vorhergehenden Ausführungen steht derzeit kein Konzept

zur Verfügung, dass sich zur Anwendung auf die DLB unmittelbar eignen

würde. Im Hinblick auf die Branchencharakteristika – insb. die hohe

Umweltdynamik und regelmäßige Schumpeter-Schocks – und die mögliche

Zyklik von Kernkompetenzen ist zu konstatieren,209 dass die bloße

Identifikation von Kernkompetenzen bei Weitem nicht ausreicht: Zwar lässt

sich bestimmen, dass eine Kernkompetenz vorliegt, ob diese jedoch eine

Stärke darstellt, die auf eine Chance trifft (bspw. auf einen möglichen

neuen Markt), oder ob die „goldenen Zeiten“ einer Technologie, auf die sich

206 Für eine Darstellung der jeweiligen Beiträge verschiedener Methoden zur Identifikation von Kernkompetenzen vgl. ROSE (2000), S. 207-210 207 Vgl. ausführlich BLOHM (2000), S. 253-315. 208 Vgl. ROSE (2006), S. 60-62. Für eine Darstellung von Cluster-Analysen, Mapping-Methoden, Portfolio-Analysen, Nutzwertanalysen, ROCC-Analysen und Opportunity-Matrix-Analysen zum Controlling von Kernkompetenzen vgl. Ebenda, S. 64-72. 209 Vgl. Abschnitte 4.2 und 5.1 sowie Abb. 11 dieser Arbeit.

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diese Kernkompetenz bezieht, schon vergangen sind, ist damit keineswegs

gesagt.210 Daraus lässt sich ableiten, dass der Projektion von

Kernkompetenzen auf Zukunftstrends und der Bewertung von

diesbezüglichen Stärken/Schwächen sowie Chancen/Risiken (SWOT) in

der DLB eine entscheidende Bedeutung zukommt. Ein Beispiel: Die

traditionellen Kernkompetenzen von Microsoft, die auf der Basis der extern

verfügbaren Informationsquellen identifiziert werden können, sind die

Entwicklung und der (Bundling-) Vertrieb von Betriebssystemen und

Software. Typische Endprodukte für PC´s sind bspw. Windows mit Internet

Explorer (IE), Office mit Word, Excel, PowerPoint und Access sowie Works.

Die Kernkompetenzen von Google, die ebenso identifiziert werden können,

sind die Suche sowie die Organisation und Vernetzung von Wissen.

Typische Endprodukte sind bspw. Google-Suche, -Earth, -Maps, -Mail,

-Groups und YouTube. Prinzipiell wird für diese internetbasierten

Anwendungen nur noch ein Browser benötigt, die konkrete Beschaffenheit

der Endgeräte ist zweitrangig. Google distribuiert zwei Typen eigener

Browser: Chrome (für Computer) und Android (für mobile Geräte), die so

aufgebaut sind, dass sie als Quasi-Betriebssystem fungieren und beliebige

Open-Souce-Anwendungen integrieren können.211 Damit werden in

Verbindung mit der Informationsorganisation im Internet und der

dezentralen Speicherung („the Cloud“) die Microsoft-Produkte wie

Windows, IE und Office prinzipiell nicht mehr benötigt. Ohne Einbeziehung

zukünftiger Markt- bzw. Branchenentwicklungen und der Kernkompetenzen

der Rivalen scheinen diejenigen beider Unternehmen, die sämtliche VRIO-

Kriterien erfüllen und auch sonst jedem bekannten Verfahren zur

Identifikation standhalten, tadellos. Allerdings schaffen die

Kernkompetenzen des einen Unternehmens sukzessive Märkte, die die des

Anderen empfindlich stören (können). Das Aufspüren solcher

Diskontinuitäten ist eine zentrale Herausforderung.212

Das gewählte Beispiel mag extrem erscheinen, reflektiert jedoch die

grundsätzliche Problematik der Identifikation von Kernkompetenzen in der

DLB: Die bestehenden Ansätze müssen erheblich weiterentwickelt werden,

um umfassende Erkenntnisse – wie in Abschnitt 6.2 gefordert – generieren

zu können, die sich als Input für das strategische Management wirklich

210 Vgl. Abschnitt 5.1 dieser Arbeit sowie KOCH (2006), S. 99-101. 211 Chrome (Beta) ist seit dem 02.09.2008 verfügbar, vgl. GOOGLE (2008c), Android ist als SDK verfügbar (offizieller Start Q4/2008), vgl. OPEN HANDSET ALLIANCE (2008). 212 Diese Herausforderung besteht auch ganz allgemein für das strategische Management. Vgl. dazu MINTZBERG (1996), S. 472

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eignen. Die bloße Katalogisierung von Kernkompetenzen greift deutlich zu

kurz und kann zum Ignorieren von Kernkompetenzen evtl. inhärenten

Risiken führen. Mögliche Folgen sind schwerwiegende Fehlinterpretationen

und -entscheidungen.

7. Schlussfolgerungen, Fazit und Ausblick

Kernkompetenzen sind Faktoren für erfolgreichen Wettbewerb in der DLB.

Sie ermöglichen die Realisierung einzigartiger Problemlösungen für den

Kunden oder/und signifikante Kostenvorteile für Unternehmen und können

Zugang zu neuen Märkten schaffen. In (strategischen) Netzwerken werden

Kernkompetenzen des eigenen Unternehmens mit denen anderer

kombiniert. Durch eine Kernkompetenz „Kooperation und Netzwerk-

management“ können komplexe Produkte der DLB, die Hardware,

Software, Content und Services kombinieren, flexibel und mit hoher Time-

to-Market entwickelt, produziert und (international) vertrieben werden. In

der Praxis existieren zahlreiche Beispiele, die die strategische Bedeutung

von Kernkompetenzen in der Branche nachvollziehbar verdeutlichen.

Unternehmen, die (im Einzelfall) durch regelbrechende Strategien und mit

bahnbrechenden Produktinnovationen radikal neue Märkte schaffen und

erobern, verfügen i.d.R. über Kernkompetenzen, die ihnen dies

(mit)ermöglichen. Wenngleich keine durch Kernkompetenzen resultierende,

höhere Bewertung von Unternehmen am Kapitalmarkt empirisch

nachgewiesen wurde, stellen diese im Rahmen von Akquisitionen einen

durch ein Preispremium vergüteten Wert dar.

Mit den Chancen, die durch Kernkompetenzen eröffnet werden, gehen

auch erhebliche Risiken einher: Den Best Practices stehen viele Beispiele

gegenüber, bei denen Kernkompetenzstrategien zu einem Scheitern

geführt haben. Eine erhebliche Umweltdynamik und Technologiebrüche in

der DLB verursachen regelmäßig die Obsoleszenz bestehender

Kernkompetenzen, viele Unternehmen werden von diesen Schumpeter-

Schocks unvorbereitet getroffen. Ein möglicher Grund ist, dass geeignete

Konzepte und Methoden zur Identifikation von Kernkompetenzen, die

neben einer Aufdeckung der Wirkzusammenhänge im Unternehmen auch

eine SWOT-Analyse unter Berücksichtigung der Zyklik von

Kernkompetenzen sowie zukünftigen Entwicklungen als Input für das

strategische Management liefern müssten, bisher fehlen.

Die wissenschaftliche Diskussion wird seit geraumer Zeit kontrovers

und mit Vehemenz geführt. Letztlich ist es auf den qualitativen Charakter

Page 53: Strategische Bedeutung und Identifikation von Kernkompetenzen in der Digital Living Branche

48

der Kernkompetenzen und die allenfalls quasi-empirische Fundierung

zurückzuführen, dass eine Vielzahl teilweise sogar widersprüchlicher

Partialansätze ausdifferenziert wurde. Weil Kernkompetenzen jedoch nicht

vollständig logisch durchdrungen werden können und insofern Definitions-

und Abgrenzungsprobleme inhärent sind, ist auch nicht mit einer

aussagekräftigen empirischen Validierung zu rechnen. Die Komplexität

lässt sich jedoch reduzieren, wenn RBV und Kernkompetenzen als

komplementäre Sichtweise zur MBV verstanden und die wesentlichen

Kernelemente konsequent herausgearbeitet werden.

Zukünftige Herausforderungen bestehen vor allem darin, von einer ex

post erfolgenden Analyse hin zu einem aktiv gestalteten Management von

Kernkompetenzen zu kommen, um deren Chancen nutzen und die Risiken

kontrollieren zu können. Dafür sind insb. ausgereiftere Methoden zu

Identifikation und Planung erforderlich. Besondere Aufmerksamkeit sollte

dem Controlling gewidmet werden.

Denn Kernkompetenzen sichern das Überleben – für eine Weile.

Page 54: Strategische Bedeutung und Identifikation von Kernkompetenzen in der Digital Living Branche

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Summary

Successful companies in the digital living industry (DLI) create exceptional

customer value through a variety of unique products. Their competitive

advantage cannot solely be explained by the market-based view (MBV),

which stands in the tradition of industrial economics. The resource-based

view (RBV) conceptualises competitive heterogeneity as a result of the

different availability and allocation of resources among companies. Thus,

the RBV can provide alternative explanations of competitive advantage.

MBV and RBV are often discussed as opposing concepts. In this thesis,

they are regarded as complementally perspectives. Resources and

competences can lead to core competences. These are being created

through complex processes across the organisation and conceived as

ambiguent, path-dependant and socially embedded in nature. Core

competences create outstanding customer benefits or/and a significant cost

advantage. They can provide a variety of problem-solving solutions, are

related to processes and create competitive advantage. Furthermore, core

competences make a potential access to a wide variety of markets

possible.

The DLI creates products and services such as interactive television,

communications and value added services, digital media and

entertainment, home networks and -controls, further web 2.0 applications.

According to these products, the components hardware, software, content

and services are being combined for a unique customer experience, which

causes a significant complexity over the entire value chain. The DLI is

highly innovative, their companies act globally. Markets are (hyper-)

competitive and dominating technologies alter frequently – from time to

time they change rapidly. Companies make extensive use of strategic

networks to successfully develop, produce and distribute complex products

internationally in a highly dynamic environment.

Core competences are vital for digital industries. It could be shown that

they do not only create competitive advantage and potential access to

different markets: Rule-breaking companies of the DLI even benefit from

creating entirely new markets using their core competences. Cooperation in

strategic networks can be regarded as a core competence itself: Through

the internalisation of external core competences, complex products can be

realised with an excellent time-to-market and high flexibility. Whereas it

could not be proven that the stock market fully values intangibles, core

Page 55: Strategische Bedeutung und Identifikation von Kernkompetenzen in der Digital Living Branche

50

competences lead to higher business valuations concerning individual

acquisitions of companies.

Despite, the competitive advantage being created through core

competences cannot be considered as sustainable in general: In the DLI,

they have a particular obsolescence cycle. Various examples show that the

sustainability of the competitive advantage created is often overestimated.

Thus, strategies based on core competences do not only inherent

opportunities, but also risks: Holding on to core competences that became

obsolete because of changes in technology can turn strengths into

weaknesses. A possible path lock-in can even severely retard competence

alteration and possibly lead to a crisis. In contradiction to technology-bound

skills, the core competence “cooperation and network management“ has

the potential to provide competitive advantage with increased sustainability:

External competences can be used if necessary. Obsolescence cycles

cannot be excluded, though. Furthermore, limitations and risks of strategic

networks have to be considered.

The identification of core competences is difficult and complex, but

possible. The analysis and evaluation of selected concepts and an

overview over common approaches are condensed to a redundancy-free

framework. In this context, results to be attained to fit the needs of the DLI

are defined. According to findings provided by the existing approaches for

the identification of core competences, it has to be stated that they do not

deliver sufficient results yet: Since core competences are evident to have

an obsolescence cycle, solely identifying them is not enough at all. To

produce valuable input for the strategic management, it is necessary to not

only identify core competences, but to also evaluate how their value will

alter according to future trends and developments and whether they are

threatened by obsolescence. Otherwise, the exploration of the core

competences can lead to misinterpretations and eventually to wrong

decisions. Hence, the existing approaches for the identification of core

competences need further development. Once core competences are

identified, they need to be managed and controlled permanently.

Concludingly, core competences are strategically important for

companies in the DLI and a valuable source of competitive advantage. The

sustainability of the competitive advantage created depends on the

individual obsolescence cycle of the core competences. In highly dynamic

environments, these cycles may be short-lived.

Page 56: Strategische Bedeutung und Identifikation von Kernkompetenzen in der Digital Living Branche

51

Glossar

Apple-TV

Apple-TV ist eine digitale TV-Lösung zur Nutzung von Apple-Angeboten

mit und ohne Computer. Inhalte können über iTunes erworben werden

(vgl. auch Internetfernsehen, iTunes, Pay per View, Video on Demand).

Application Store (App Store)

Dieser Online-Shop von Apple ermöglicht das Laden von Anwendungen

und Value-added Services (VAS) für mobile Geräte wie das iPhone

(vgl. auch iPhone, Value-added Services).

Casual Gaming

Casual Gaming bezeichnet das auf allgemeine Unterhaltung, Fitness

bzw. Koordination oder Gedächnistraining ausgerichtete Spielen am

Computer oder an einer Spielekonsole (vgl. auch Spielekonsole).

electronic Program Guide (EPG)

Die elektronische Programmzeitschrift im Internetfernsehen wird

automatisch aktualisiert und ermöglicht eine direkte Anwahlmöglichkeit

der Inhalte (vgl. auch Internetfernsehen).

Internetfernsehen (IPTV)

Das über das Internet übertragene, interaktive Fernsehen ist

gleichermaßen für Broadcast und für Video on Demand (VOD) bzw.

Pay per View (PPV) geeignet. Es verfügt über einen electronic Program

Guide (EPG) und ermöglicht zeitversetztes Fernsehen (vgl. auch

electronic Program Guide, Pay per View, Video on Demand).

Internettelefonie (VoIP)

Internettelefonie ist die Übertragung von Sprache über das Internet. Es

handelt sich i.d.R. um eine vollständige Substitution der traditionellen

Festnetztelefonie, so dass ein konventioneller Telefonanschluss nicht

weiter notwendig ist.

iPhone

Das iPhone ist ein multifunktionales Mobiltelefon von Apple mit Touch-

Screen, Internetbrowser und integriertem iPod. Durch das Laden von

Anwendungen und Value-added Services (VAS) im Application Store

(App Store) kann die Funktionalität individuell erweitert werden (vgl.

auch Application Store, iPod, mp3-Player, Value-added Services).

Page 57: Strategische Bedeutung und Identifikation von Kernkompetenzen in der Digital Living Branche

52

iPod

Der iPod ist ein digitales Musikabspielgerät von Apple mit großer

Speicherkapazität und besonders einfacher, intuitiver Bedienung. Bei

einigen Versionen können über einen Internetanschluss Inhalte direkt

über iTunes geladen werden (vgl. auch iTunes, mp3-Player).

iTunes

Es handelt sich um eine Anwendung von Apple, die das Laden bzw.

Kaufen, das Speichern und das Management von digitaler Musik und

weiteren Medien ermöglicht. iTunes ist kompatibel mit portablen

Geräten von Apple sowie Apple-TV (vgl. auch Apple-TV, iPhone, iPod).

Media-Server

Ein Media-Server ist ein Computer mit großer Speicherkapazität und

intuitiver Benutzeroberfläche für die zentrale Speicherung von

Medieninhalten wie Filmen, Musik und Bildern. Die Distribution an

verschiedene Geräte erfolgt simultan in einem i.d.R. kabellosen

Netzwerk.

Microsoft Mediaroom

Mediaroom ist eine Integrierte Softwarelösung für das Internetfernsehen

(IPTV), die eine einfache und intuitive Benutzerführung aufweist

(vgl. auch Internetfernsehen).

mp3-Player

Ein mp3-Player ist ein portables Abspielgerät für digitale Musik, die im

komprimierten mp3-Format gespeichert wurde. Dadurch kann auf

vergleichsweise kleinen Geräten eine umfangreiche Musikbibliothek

abgelegt werden (vgl. auch iPhone, iPod).

Newton

Der Apple Newton ist ein historischer Taschencomputer mit Touch-

Screen und Schrifterkennung. Er wurde 1994 eingeführt und galt

zunächst als visionäres und zukunftsweisendes Gerät. Aufgrund des

relativ hohen Preises und einer hohen Fehleranfälligkeit wurde er

jedoch vom Markt nicht angenommen.

Nintendo DS

Die portable und internetfähige Spielekonsole DS von Nintendo besitzt

zwei Touch-Screens. Das Gerät ist auf Spiele der Casual Gaming

Kategorie ausgerichtet (vgl. auch Casual Gaming, Spielekonsole).

Page 58: Strategische Bedeutung und Identifikation von Kernkompetenzen in der Digital Living Branche

53

Pay per View (PPV)

Es handelt sich um das internetbasiertes Ausleihen von Medieninhalten

wie Filmen, die für eine bestimmte Dauer nach der Buchung zur

Verfügung stehen (vgl. auch Internetfernsehen, Video on Demand).

Play Station 3 (PS3)

Es handelt sich um eine Spielekonsole von Sony, die vor allem auf

hohe Grafikleistung ausgelegt ist und primär auf das traditionelle,

actionmäßige Spielesegment abzielt (vgl. auch Spielekonsole).

Really simple Syndication (RSS), RSS-Feeds

Bei RSS-Feeds erfolgt eine permanente Bereitstellung von

Internetinhalten aus definierten Quellen wie Nachrichtenseiten. Diese

nutzerseitig definierten Inhalte werden in frei konfigurierbaren

Internetportalen oder eigenen Anwendungen auf einem Computer oder

einem mobilen Gerät dargestellt und ständig automatisch aktualisiert.

Software Developer Kit (SDK)

Ein Software Developer Kit (SDK) ist eine Zusammenstellung von

Entwicklerwerkzeugen, die das Programmieren bzw. Gestalten von

bestimmten Anwendungen ermöglichen. Im Einzelfall kann es sich auch

um Entwicklerversionen einer Software, die zu Testzwecken und zur

allgemeinen Weiterentwicklung bereitgestellt wird, handeln.

Spielekonsole, Konsole

Eine Spielekonsole ist ein proprietäres Spielgerät für Computerspiele.

Es kann an einen Monitor, Fernseher oder Video-Beamer

angeschlossen werden (stationäre Lösungen) oder mit einem

integrierten Bildschirm ausgestattet sein (portable Lösungen). Häufig ist

ein CD- bzw. DVD-Laufwerk integriert, moderne Konsolen verfügen

i.d.R. über einen Internetanschluss (vgl. auch Nintendo DS, Wii, Play

Station 3 und XBox).

The Cloud

The Cloud bezeichnet die Gesamtheit der Daten, die dezentral im

Internet gespeichert werden und dadurch letztlich eine „Datenwolke"

bilden. Diese entsteht aus individuellen, gemeinsam in Gruppen sowie

öffentlich genutzten Dokumenten und sonstigen Inhalten. Weiterhin soll

der Begriff verdeutlichen, dass Inhalte, die einmal das Internet erreicht

haben, damit hinsichtlich ihrer Verbreitung unkontrollierbar und faktisch

nicht löschbar geworden sind.

Page 59: Strategische Bedeutung und Identifikation von Kernkompetenzen in der Digital Living Branche

54

Third Generation Mobile Network (3G)

3G ist ein modernes Mobilfunknetz, das den internationalen Standard

für die schnelle, mobile Datenübertragung darstellt.

Triple Play, Quad Play (Quadruple Play)

Triple Play ist die Verbindung von Internettelefonie, Internet und

Internetfernsehen über eine Datenleitung. Bei Quad Play kommt

ergänzend die Mobiltelefonie hinzu. Die Bereitstellung des Anschlusses

erfolgt zentral von einem Anbieter.

Value-added Services (VAS)

Es handelt sich um kostenlose und kostenpflichtige Angebote im Sinne

spezieller Anwendungen. Diese können unterhaltenden Charakter

haben oder nützliche, funktionale Erweiterungen bestehender Software

darstellen. (vgl. auch Application Store, iPhone).

Video on Demand (VOD)

Video on Demand ist das Internetbasiertes Laden bzw. Kaufen von

Medieninhalten wie Filmen, die teilweise (im Gegensatz zu Pay per

View) auch lokal gespeichert werden können (vgl. auch

Internetfernsehen, Pay per View).

Wii (Wii Fit, Wii Sports)

Die Wii ist eine Spielekonsole von Nintendo, die anstatt konventioneller

Bedieneinheiten über neuartige, bewegungssensitive Controller verfügt.

Dadurch wird körperlich aktives Spielen ermöglicht. Mit einem optional

erhältlichen, speziellen Balance-Pad können auch verschiedene

Sportarten realistisch simuliert sowie Yoga trainiert werden (vgl. auch

Spielekonsole).

XBox

Die XBox ist eine Spielekonsole von Microsoft, die vor allem auf hohe

Grafikleistung ausgelegt ist und primär auf das traditionelle,

actionmäßige Spielesegment abzielt (vgl. auch Spielekonsole).

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Eidesstattliche Versicherung

STATEMENT

This dissertation is submitted in partial fulfilment of the requirements

for the degree of MBA.

It is the result of my own independent work/investigations, exept

where otherwise stated.

Other sources are acknowledged by footnotes giving explicit

references. A bibliography is appended.

I hereby give consent for my dissertation, if accepted, to be able for

photocopying and for inter-library loan, and for the title and

summary to be made available to outside organisations.

Berlin (Germany), 15th of September 2008

_________________

Dirk Schmachtenberg

DECLARATION

This work has not previously been accepted in substance for any

degree and is not being concurrently submitted in candidature for

any degree.

Diese Arbeit wurde bisher nicht zur Erlangung eines akademischen

Grades eingereicht und wird hierzu auch nicht eingereicht werden.

_________________

Dirk Schmachtenberg