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Ethnische Konflikte und politischer Neubeginn in Südafrika (Ethnic Conflicts and a New Political Beginning in South Africa) Author(s): Ulf Engel Source: Africa Spectrum, Vol. 32, No. 1 (1997), pp. 25-47 Published by: Institute of African Affairs at GIGA, Hamburg/Germany Stable URL: http://www.jstor.org/stable/40174693 . Accessed: 15/06/2014 08:46 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . Institute of African Affairs at GIGA, Hamburg/Germany is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Africa Spectrum. http://www.jstor.org This content downloaded from 185.44.77.38 on Sun, 15 Jun 2014 08:46:18 AM All use subject to JSTOR Terms and Conditions

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Ethnische Konflikte und politischer Neubeginn in Südafrika (Ethnic Conflicts and a NewPolitical Beginning in South Africa)Author(s): Ulf EngelSource: Africa Spectrum, Vol. 32, No. 1 (1997), pp. 25-47Published by: Institute of African Affairs at GIGA, Hamburg/GermanyStable URL: http://www.jstor.org/stable/40174693 .

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afrika spectrum 32 (1997) 1: 25 - 47

Ulf Engel

Ethnische Konflikte und politischer Neubeginn in Südafrika1

In keinem anderen afrikanischen Staat ist die Konstruktion von Ethnizität durch den Staat und die Politisierung von Ethnizität in der Auseinandersetzung von politischen Gruppen mit größerer Konsequenz verfolgt worden als in Südafrika. Die Manipula- tion von Ethnizität im Sinne ihrer Instrumentalisierung zur Verwirklichung politischer Ziele hat dort langlebige Konfliktkonstellationen geschaffen, die über das formale Ende der Apartheid 1994 hinaus Bestand haben. In der internationalen Fachdis- kussion hat sich seit Ende der 1980er Jahre immer stärker die Erkenntnis Bahn gebrochen, daß Ethnizität per se kein Faktor zur Erklärung von politischen Konflik- ten ist, zumal nicht in den journalistischen und leider auch wissenschaftlich ver- brämten Variationen "Tribalismus" oder "Stammeskriege". Statt dessen wird ethni- sches Denken im politischen Leben zunehmend als Produkt moderner Konflikte um Macht und Ressourcen begriffen (exemplarisch Bowen 1996: 6, für den nationalen Diskurs s. Kreile 1997).

Mit Mare soll Ethnizität im folgenden als ein Prozeß verstanden werden, in dem "soziale Identitäten" gebildet werden (Mare 1993a: 23; zur Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Konzepten von Ethnizität in Südafrika vgl. Bekker 1993: 11-30). Die Entwicklung von Ethnizität beruht danach auf drei Elementen: auf kulturspezifi- schen Praktiken und einem abgrenzbaren Fundus an Symbolen und Werten, auf dem Glauben an eine gemeinsame Herkunft, d.h. die Gegenwart einer gemein- samen Vergangenheit, und implizit auf dem Bewußtsein, einer Gruppe anzuge- hören, die von anderen sozialen Gruppen abgegrenzt ist.

Am Beispiel Südafrika läßt sich modellhaft die Genesis konstruierter Ethnizität sowie deren Instrumentalisierung, also die Politisierung von Ethnizität, exemplifizie- ren. Südafrika ist schließlich auch ein Paradebeispiel für die Abhängigkeit der Lö- sung ethnischer Konflikte von den konkreten historischen Bedingungen, den aktu- ellen politischen Kräfteverhältnissen und der politischen Kultur eines Landes (mit anderer Gewichtung Lemarchand 1994: 582f.).

Im Zentrum des vorliegenden Beitrags stehen die zwei dominanten Paradigmen politisierter Ethnizität in Südafrika, jene zwei Formen des Ethno-Nationalismus, die trotz großer Ähnlichkeiten in Funktion und Gestalt sowie einer zeitgeschichtlich pa- 1 Die folgenden Ausführungen basieren auf einem Vortrag, der am 6.2.1997 im Rahmen des Allgemeinen Vorlesungswesens an der Universität Hamburg gehalten wurde. Der Autor ist freier wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Afrika-Kunde, Hamburg.

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rallelen Brisanz bislang kaum zueinander in Beziehung gesetzt worden sind: er- stens die Konstruktion einer ethnischen Identität der "Zulu" und der Alleinvertre- tungsanspruch des "Zulu-Nationalismus" durch Inkatha, und zweitens die radikale Form des Afrikanerdoms, der territorial begründete burische Nationalismus.

Der folgende synoptische Essay ist in drei Schritte gegliedert: einen histori- schen Rückgriff zu den Stichworten Zulu-Nationalismus und Afrikanerdom, eine Skizze der politischen Rahmenbedingungen der Transitionsphase von 1989 bis 1994 und schließlich einen Überblick zu den Ebenen und Mechanismen der Kon- fliktbewältigung seit 1994.

Der letzte Zensus von 1991, der sich an den rassistischen Kategorien des Apartheidsystems orientiert und die Menschen in den TBVC-Staaten, das sind die völkerrechtlich nicht anerkannten "unabhängigen Homelands" Transkei, Bophu- thatswana, Venda und Ciskei, nicht berücksichtigt hat, erfaßte 26,3 Mio. Menschen; die tatsächliche Bevölkerungszahl dürfte 1997 bei über 42 Mio. liegen. Nach den Angaben von 1991 zählten 17,9 Mio. Menschen zur Kategorie der "schwarzen" Afrikaner. Innerhalb dieser Gruppe bildeten die Zulu-sprechenden mit 6,9 Mio. oder 38,5 Prozent die größte Gruppe. Weitere wichtige Sprachen sind Nord-Sotho (2,7 Mio), Xhosa (2,3 Mio.), Süd-Sotho (2,1 Mio.) und Tswana (1,2 Mio.). Von den 4,5 Mio. "Weißen" gaben 2,6 Mio. oder 58 Prozent Afrikaans als ihre Muttersprache an.2

1 Rückblick

1.1 Zulu-Nationalismus

Der Zulu-Nationalismus ist ein typischer Fall von invention of tribalism] seine Urhe- ber waren die gebildete, christliche schwarze Oberschicht in der Provinz Natal bzw. weiße Ideologen in Südafrika. Historisch war der Begriff "Zulu" zunächst nur für die Sprachfamilie nördlich des Tugela-Flusses reserviert. Die Basis für eine ethnische Identität wurde erst im 19. Jahrhundert gelegt und ging einher mit dem kolonialen System der indirect rule, der Verwaltung traditioneller Bräuche durch zum großen Teil eigens ernannte chiefs sowie der Standardisierung und Kodifizierung der Zulu- Sprache (de Haas / Zulu 1994: 436, siehe auch Kößler 1991: 15; auf originär indi- gene Aspekte ethnischer Identitätsbildung am Beispiel QwaQwas verweist Bank 1995). Im Gegensatz dazu beruhte ethnische Identität in der vorkolonialen Zeit vor- rangig auf der Mitgliedschaft zu einem Familienverbund und territorialer Zugehörig- keit. Nicht unerwähnt sollte bleiben, daß der Strukturfunktionalismus der britischen Anthropologie erheblichen Anteil daran hatte, der Kategorie "Zulu" seit den 1940er Jahren akademische Respektabilität zu verleihen (de Haas / Zulu 1994: 436).

'Zensus v. 7.3.1991, zit. nach SA Barometer, 13.3.1992, S.70-79.

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Ethnische Konflikte und politischer Neubeginn in Südafrika

Wie die Politik der Rassentrennung kann auch die Konstruktion der Zulu-Iden- tität als eine wesentliche Reaktion auf die Moderne interpretiert werden, auf soziale Verwerfungen enormen Ausmaßes im Zuge der Entwicklung von Teilen Südafrikas zu einer industriellen Gesellschaft. Im Mittelpunkt der Konstruktion der Zulu-Ethni- zität stand die 1922-24 gegründete Organisation Inkatha ka Zulu (Cope 1990: 444- 450). Drei Ziele standen dabei im Vordergrund: erstens der Versuch des damaligen Königs, Solomon kaDinuzulu, die staatliche Anerkennung der Zulu-Monarchie zu erreichen, zweitens die Blockade radikalerer politischer Tendenzen, die sich in Form der Industrial and Commercial Workers' Union organisiert hatten (Marks 1989: 21 6f.), und drittens die ideologische Unterfütterung einer Allianz zwischen Monarchie und Kleinbürgertum (Cope 1993: 435-444).

Auch die 1937 vom späteren Präsidenten des African National Congress (ANC) und Nobelpreisträger Albert Luthuli gegründete Kulturorganisation der Natal Bantu Teachers Association, die Zulu Cultural Society, war ein klassisches Instrument der christlichen Zulu-lntelligenzija (Marks 1989: 21 6f.). Diese verfolgte auch das Inter- esse, sich unter den Bedingungen der Landgesetzgebung von 1913 mittels Koope- ration mit den traditionalen ländlichen Eliten Zugang zu Boden für die kommerzielle Landwirtschaft zu eröffnen (Marks 1989: 222).

Die Adressaten und Träger des Zulu-Nationalismus selbst waren Opfer tief- greifender ökonomischer und sozialer Veränderungen, nämlich Arbeitsmigranten aus dem ländlichen Natal und Bauern. Während in den 1920er Jahren die räum- liche Ausdehnung von Plantagenwirtschaft (Schwarzarkazien) und Schafzucht zur Verdrängung Tausender von Landarbeitern geführt hatte, war die zweite Hälfte der 1930er Jahre durch die rasche Urbanisierung und den überproportionalen Zuzug von Frauen in die Townships von Durban geprägt (Marks 1989: 218ff.).3

Konkret beruhte die Konstruktion einer Zulu-Identität auf drei Elementen: Erstens einer linguistisch relativ geschlossenen Sprache; zweitens auf ebenfalls relativ abgegrenzten Sitten und Gebräuchen, die in erster Linie um Geburt, Hoch- zeit und Tod kreisen und vormalig auf die Familie begrenzt waren (de Haas / Zulu 1994: 441; die Zulu Society sammelte vorrangig Zulu-Folkore und -Traditionen). Einen besonderen Stellenwert nahmen sog. Zulu-Tänze ein, deren Popularisierung über Lehrpläne an Schulen - ab 1948 - auch mit dem Ziel sozialer Kontrolle betrie- ben wurde. Im Mittelpunkt stand dabei der Mythos des Kriegers, mit der Glorifizie- rung von Gewalt und Schlachten in Kriegstänzen (Marks 1989: 230-232). Drittes und wichtigstes Element für die Konstruktion einer Zulu-Identität aber bildete der gemeinsame Bezug auf das militärisch zentralisierte Zulu-Reich des frühen 19. Jahrhunderts, mit Kriegskönig Shaka an der Spitze (Hamilton / Wright 1993). In den 1830er Jahren expandierte das Zulu-Reich während der sog. Mfecane auf Kosten seiner afrikanischen Nachbarn. Im Gegensatz zu anderen Gebieten Natals wurde

3 Extreme Verunsicherung rief die beginnende Emanzipation von Frauen hervor, wie sie sich z.B. in der Mitsprache über die Auswahl des Ehepartners niederschlug (Marks 1989: 226).

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das Zulu-Königreich nach langem militärischen Widerstand gegen die Briten erst im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts erobert und in die Kolonie integriert.

Unmittelbare Erfolge des Bemühens um Identitätsstiftung und der Inanspruch- nahme der Vergangenheit stellten sich 1939 ein, als die Regierung den Zulu-Mon- archen als amtierenden Paramount Chief der Zulu anerkannte. In der zweiten Hälfte der 1930er Jahre hatte sich der König als die zentrale politische Figur in der Region etabliert; Inkatha verlor an Bedeutung. Der Königshof definierte nun die Standards der Zulu-Bräuche und -Etikette; der Monarch wurde auch zum Schlüssel für staatliche Kooptationsversuche und soziale Kontrolle (Marks 1989: 225).

Unter der 1948 an die Macht gelangten National Party (NP) wurde der "Tribalismus" auch von zentralstaatlicher Seite wiederentdeckt. Im Rahmen der Apartheid setzte die NP darauf, ihre Herrschaft durch politisierte Ethnizität zu sichern. Wichtigster Bestandteil dieses Konzepts war die Definition von ethnischen Identitäten und die euphemistisch als "Selbstverwaltung" verbrämte Kontrolle der neuen "tribes" in Reservaten. Es folgte schließlich die Bildung von Bantustans oder Homelands.

Inkatha, das einstige Vehikel der Königsfamilie, wurde 1975 in Form der Inkatha yeNkuleleko yeSizwe, d.h. Freedom of the Nation, wiederbelebt - mit auto- matischer Mitgliedschaft für alle Zulu (zur Struktur und Entwicklung siehe Southall 1981: 454-461, aktualisiert Southall 1986). Ihr Präsident war Mangosuthu Buthe- lezi, der seit 1953 amtierender chief des Buthelezi Clans war. Buthelezi inszenierte sich als Erbe der traditionellen Beraterrolle des Monarchen mit direkter Verwand- schaft zum Könighaus - ein Anspruch, den Genealogie und Herrschaftspraxis am Königshof nicht decken (Kößler 1991: 16f.; kritisch zur Biographie Mzala 1988, als Kontrast Smith 1988). 1970 wurde Buthelezi Chefverwalter der kwaZulu Territorial Authority, ab 1976 Chefminister des semi-autonomen Homelands kwaZulu. Als On- kel von Zulu-König Goodwill Zwelithini und offizieller Berater des Monarchen nahm Buthelezi die Schlüsselposition in kwaZulu ein. Er verstand es rasch, den Monar- chen politisch zu entmachten und von Inkatha abhängig zu machen (Southall 1981: 458f.). In Buthelezis Kalkül spielte der König eine doppelte Rolle: einerseits verkör- perte er symbolisch die Existenz der Zulu-Nation, andererseits übertrug er zusätz- liche Legitimität auf Buthelezi (Mare 1993: 96-99).

Inkatha fand in erster Linie im ländlichen Raum Gefolgschaft - vor allem auch bei Frauen (Southall 1981: 457) - sowie bei den traditionalen Eliten, den amakhosi, deren Paramount Chief der König ist. Über die Wiederbelebung von Inkatha wurde aber auch erneut versucht, eine strategische Allianz zwischen ländlicher Elite und urbanem Kleinbürgertum zu schmieden (Southall 1981: 478). Analog zum Verhal- ten des Königs in den 1930er Jahren verstand es Buthelezi, ein festes Netz kliente- listischer Beziehungen zu flechten, das mit wechselseitigen Vorteilen einherging. Als Klammer zwischen der politischen Kaste und den chiefs wurde Inkatha zum Instrument der Herrschaftssicherung über verarmte und machtlose Bauern. Im Mittelpunkt des Patronagesystems stand die Kontrolle über knappe Ressourcen, wie Lizenzen für den Betrieb von Läden oder Bierhallen, Wohnraum, Stellen im öf-

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Ethnische Konflikte und politischer Neubeginn in Südafrika

fentlichen Dienst usw. (Adam / Moodley 1992: 508). Im Gegenzug zur politischen Unterstützung bot Inkatha ethnische und politische Identität. Im Zentrum des Zulu- Nationalismus standen dabei neben der Person Buthelezis und dem Königshaus öffentliche Gedenkfeiern wie King Shaka Day oder gelegentliche Zusammenkünfte zwischen König und Untertanen, genannt Imbizos.

Zunächst galt Buthelezi als moderater Widersacher des Apartheidsystems, der sich im Rahmen der kollaborationsverdächtigen Strukturen Freiräume erarbeitete. Als ehemaliges Mitglied der ANC-Jugendliga wurde er vom damaligen Exilführer des ANC, Oliver Tambo, ermutigt, die Rolle des Chefministers in kwaZulu zu über- nehmen. Zwar lehnte Buthelezi im Einklang mit der Politik des ANC die Entlassung kwaZulus in eine völkerrechtlich höchst fragwürdige Unabhängigkeit ab - und sprach sich auch später gegen Gebietsabtretungen an Swaziland aus. Jedoch zeigten sich bereits nach der Niederschlagung der Jugendrevolte in Soweto 1976 erste Risse in dem Bündnis, und 1979 distanzierte sich der ANC schließlich deut- lich von Buthelezi. Wesentliche Unterschiede in strategischen Fragen betrafen Buthelezis Ablehnung des bewaffneten Kampfes und von Wirtschaftssanktionen gegen Südafrika (Adam / Moodley 1992: 497f., Southall 1981: 471-473). Gleichzei- tig profilierte er sich innerhalb Südafrikas als moderate Alternative zum ANC: an- gefangen mit an die Konkordanztheorie angelehnten Verfassungsvorschlägen der Buthelezi-Kommission vom März 1982 bis hin zum Indaba mit der weißen Provinz- verwaltung von Natal 1985/86 demonstrierte er seine Ablehnung der Apartheid bei gleichzeitiger Dialog- und Kompromißbereitschaft mit dem System. Dabei be- grenzte er seine politischen Ambitionen nicht mehr auf kwaZulu, sondern trat mit dem Anspruch auf, ein nationaler Politiker zu sein.

Zu einem nationalen Problem wurde die politisierte Ethnizität in den 1980er Jahren, als die Herrschaft Buthelezis und die regionale Hegemonie von Inkatha durch dem ANC nahestehende Kräfte massiv in Frage gestellt und eine Spirale po- litischer Gewalt in Gang gesetzt wurde. Die Ursachen der Gewalt seit 1983 sind vielfältig (differenziert Schlemmer 1991: 7-10). Im Hintergrund und prädisponierend wirkten die folgenden Faktoren: soziale Verunsicherung durch Urbanisierung, hohe Arbeitslosigkeit und Abhängigkeit, der Zusammenbruch traditioneller Familien- strukturen und die Erosion normativer Werte, ferner die Situation ländlicher Mi- granten in der urbanen jugendlichen Subkultur sowie zunehmende Konkurrenz um knappe Ressourcen in einem Klima politisierter Auseinandersetzungen (Adam / Moodley 1992: 487). Hinzu kommt ein Phänomen, das unter dem Stichwort "Dritte Kraft" diskutiert wird: die von Teilen des Sicherheitsestablishments des Apartheid- Regimes inszenierte Gewalt, mit dem Ziel, eine Machtübernahme des ANC zu ver- hindern (s.u.).

Zu den auslösenden Momenten der politischen Gewalt gehörte die von der United Democratic Front (UDF) und dem Gewerkschaftsdachverband Congress of South African Trade Unions (COSATU) im Namen des ANC geführte Kampagne gegen das Apartheidregime und seine Stellvertreter in den Homelands (zur Identi- tätsbildung der comrades vgl. Sitas 1992). Im Unterschied zu Inkatha war der ANC

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in seiner 1912 begründeten Tradition auf Südafrika als Nationalstaat orientiert. In- katha nahm die Kampagne als Belagerungszustand und Angriff nicht nur auf die eigene Vormachtstellung, sondern auch auf die Rolle des Königshauses und die vermeintlich durch Inkatha verkörperte Zulu-Nation wahr. Der Hegemonialkonflikt zwischen Inkatha und UDF/COSATU war in dieser Phase auf Natal begrenzt. Da der Konflikt in erster Linie unter Zulu-sprachigen Afrikanern stattfand, kamen die Kontrahenten noch weitgehend ohne eine ethnische Identifizierung des Gegners aus; die Unterstützung des ANC-Anliegens in Durban führte jedoch zur Brandmar- kung eines enemy within, eines Verräters unter den Zulu.

1 .2 Afrikanerdom

Das Afrikanerdom war niemals monolitisch, vielmehr war es durch organisatorische und ideologische Zersplitterung gekennzeichnet, die sowohl soziale wie auch re- gionale Unterschiede widerspiegelte (van Rooyen 1994: 7, Munro 1995: 28). Tief- greifende Divergenzen innerhalb des Burentums zeigten sich erstmals 1902 nach der Niederlage im Burenkrieg, die zur Annektion der im 19. Jahrhundert gegründe- ten Burenrepubliken Oranje Vrystaat und Transvaal durch Großbritannien führte.

Ausgangsbasis des broedertwis war eine Debatte über den Sinn einer Fortfüh- rung des Krieges. Auch nach der Gründung der Südafrikanischen Union 1910 ent- fachten sich um den britischen Imperialismus politische Auseinandersetzungen, die im Kern jedoch über die Frage geführt wurden, wie die neugewonnene Staatsmacht am besten genutzt werden sollte, um Interessen und Identität der Buren zu schützen (van Rooyen 1994: 8). Im Rahmen der inneren Selbstver- waltung - und ab 1934 der Souveränität innerhalb des Commonwealth - hing der Erfolg politischer Parteien wesentlich davon ab, in welchem Maße es gelang, eine burische Ethnizitätzu mobilisieren.

Die Stiftung dieser Identität knüpfte an drei Elemente an: Sprache, Geschichte und Religion. Die Nachfahren der ersten ab 1652 in Südafrika angesiedelten Bau- ern aus Belgien und Holland sowie deutscher und hugenottischer Immigranten sprachen eine gemeinsame Sprache, das Afrikaans. Ab 1895 entwickelte sich diese Sprache auch zur Schriftsprache. Die Konstruktion einer gemeinsamen histo- rischen Identität knüpft an zwei Entwicklungen an: Erstens den Auszug aus der Kapprovinz ab 1835, d.h. die als "Großer Trek" mystifizierten Wellen von Abwande- rung in Gebiete nördlich der britischen Kapkolonie, die zur Gründung der Buren- republiken Transvaal und Oranje Vrystaat führte (Grund für die Abwanderung war Opposition gegen die Anglisierung von Sprache und Rechtssystem sowie die Ab- schaffung der Sklaverei). Zweites wichtiges Element für die Konstruktion einer hi- storischen Identität der Buren waren fortgesetzte militärische Auseinandersetzun- gen mit den afrikanischen Völkern auf dem Weg nach Norden, gipfelnd in der Nie- derwerfung der Zulu am Blood River 1838. Die Art und Weise, wie dem Sieg seither am 16. Dezember eines jeden Jahres als Convenant Day gedacht wird, als Tag des Vertrages zwischen Gott und den Buren, verweist auf das dritte Element

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Ethnische Konflikte und politischer Neubeginn in Südafrika

burischer Identitätsstiftung: einen calvinistischen Fundamentalismus, in dessen Zentrum ein durch Gott auserwähltes und mit einer Mission betrautes Volk steht (zur aktuellen Bedeutung s. Kinghorn 1994).

Politische Parteien organisierten sich nach 1910 zunächst eindeutig entweder als Vertretung der in der Union lebenden Bürger britischer Abstammung oder als Sprachrohr der Buren. Innerhalb des stimmenmäßig bedeutenderen burischen Spektrums führte die Konkurrenz zwischen den moderaten Kräften in der South Africa Party (SAP) und Ultra-Nationalisten 1914 zur Gründung der National Party (NP). Hatten die SAP-Regierungen der Generäle Louis Botha bzw. Jan Smuts auf das gleichberechtigte Nebeneinander von Briten und Buren gesetzt, so stand die NP unter Gen. James B.M. Hertzog für einen Kulturnationalismus mit starkem anti- britischen Ressentiment. 1924 gelang es der NP im Verein mit der rassistischen Labour Party (LP), die Regierung zu übernehmen. Wichtigste Erfolge für das ei- gene Klientel waren die Anerkennung von Afrikaans als eine dem Englischen gleichberechtigte zweite Amtssprache (ab 1925) sowie die Politik 6er job reserva- tion, die europäisch-stämmige Arbeiter in Bergbau und Industrie vor der Konkur- renz durch Afrikaner schützen sollte.

1934 vereinigten sich SAP und NP zur United Party (UP), mit der Folge, daß sich eine zunächst kleine "gesäuberte" NP abspaltete. 1939 spaltete sich das poli- tische Burentum abermals an der Frage, ob man die Kriegspolitik Großbritanniens unterstützen solle. Unter dem Eindruck des Kriegseintritts der Union an der Seite der Briten gruppierte sich die NP unter Daniel F. Malan 1940 neu. 1948 gelang ihr der Schritt an die Macht. Der radikale Ethno-Nationalismus Malans unterschied sich inhaltlich wie sozial von der Politik Hertzogs. Während Hertzog Großgrundbe- sitzer und Industriearbeiterschaft umworben hatte, zielte Malan auf die Masse der sozial deklassierten Buren (Marx 1992: 26).

Die durch den Burenkrieg ausgelöste Landflucht hatte tiefe soziale Verände- rungen bewirkt, die von der Masse der Buren in der Wirtschaftskrise der 1930er Jahre trotz job reservation als Prozeß sozialer Verelendung und psychologischer Verunsicherung erlebt wurden. Gleichzeitig dominierte die britischstämmige Bevöl- kerung weiterhin Handel, Industrie und Verwaltung sowie Militär. Ausgangspunkt für eine erfolgreiche Stimmenmobilisierung unter den Buren war also das verbrei- tete Gefühl, lediglich Bürger zweiter Klasse im eigenen Land zu sein. Aggressiver Rassismus und Angst vor Dominanz durch Dritte formten die Spiegelseiten der psychologischen Aufrüstung vieler Buren (van Rooyen 1994: 49-61).

Wichtigstes Mittel bei der Mobilisierung burischer Ethnizität wurde nun die be- reits 1918 gegründete Geheimgesellschaft der burischen Intelligenz, der Afrikaner Broederbond (Marx 1992: 26). Dem Bund gehörten vorrangig Akademiker, Lehrer und Pfarrer an; die Mitgliedschaft war nur "weißen" männlichen Protestanten offen. Durch Kredite an Kleinunternehmer und die Unterstützung großer ethnisch-ge- prägter Konglomerate hatte der Broederbond eine Spielart des "Volkskapitalismus" zum Nutzen der Afrikaans-sprechenden Bevölkerung entwickelt (zum Zusammen- hang von Kapitalismus und Apartheid vgl. generell auch O'Meara 1983). Zusätzlich

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gründete er Kulturvereine, um Sprache und Religion zu pflegen (van Rooyen 1994: 9-11). Ab 1948 wurde der Broederbond immer mehr zum strategischen think tank der NP-Regierung.

Die Macht der NP war zunächst wenig konsolidiert: Wegen der Überrepräsen- tation ländlicher Wahlkreise hatte sie zwar eine Mehrheit der Parlamentssitze, nicht aber eine Mehrheit der Stimmen gewinnen können. Zur verstärkten Mobilisierung der Buren betrieb die NP daher unter dem Banner der Apartheid eine weitere Eth- nisierung von Politik: Die Interessen von Buren sollten u.a. durch die Definition und Ausgrenzung nicht-weißer "Ethnien" und die 1960 erfolgte Lösung der Union aus dem Commonwealth, die Umwandlung in eine Republik, befördert werden (van Rooyen 1994: 15f.).

Die NP-Herrschaft stabilisierte sich auch unter dem Eindruck hoher wirtschaft- licher Wachstumsraten. Ihre Hegemonie innerhalb des Afrikanerdoms brach erst gegen Ende der 1960er Jahre auf. Eine Kontroverse über das Wesen des buri- schen Nationalismus zwischen verligte und verkrampte, zwischen aufgeklärten Technokraten einerseits und konservativen Buren andererseits, führte 1969 zur Gründung der Herstigte - d.h. wiederbelebten - Nasionale Party (HNP) (du Toit 1991: 638f., van Rooyen 1994: 17-21). Mit der Forderung nach einem eigenen se- paraten Staat für die Buren - einem Afrikaner volkstaat - stand die HNP für den Übergang von der ethnischen zur territorialen Konzeption des Staates (Giliomee 1992a: 346). 1982 kam es zu einer weiteren Abspaltung von der NP, als abtrünnige Parlamentarier die Conservative Party gründeten (du Toit 1991: 640). Auch hier lag die Ursache vor allem in Uneinigkeit über die Strategien der weiteren Herrschafts- sicherung und der Perzeption der verkrampten, die Regierung würde das "Volk" der Buren verraten (Munro 1995: 7). Außerhalb des parlamentarischen Spektrums war vor allem die Bildung der Afrikaner Weerstandsbewegning (AWB) 1973 bedeutsam, da sie am ehesten in der Lage schien, radikale und militaristische Spielarten des Afrikanerdoms zu sammeln (du Toit 1991: 644-646)

Im Gegensatz zu diesen Parteien setzte die NP im Rahmen einer Modernisie- rung der Apartheid auf die Kooptation der "Nicht-Schwarzen": Mit der Verfassung von 1983 wurde ein Dreikammernparlament installiert, in dem neben der politisch allein relevanten weißen Abgeordnetenkammer auch sog. "Inder" und "Mischlinge" repräsentiert waren. Innerhalb des europäisch-stämmigen Spektrums blieb die NP zwar dominant, insbesondere in den 1980er Jahren baute sich aber ein beträcht- liches Oppositionspotential auf, das auf der rechten Seite der NP zuletzt bis zu 32 Prozent der Wählerstimmen ausmachte. Eine Erklärung für die anhaltende Do- minanz der NP ist im sozialen Wandel seit den 1960er Jahren und in der geänder- ten Zusammensetzung ihrer Klientel begründet. Die Afrikaans-sprachige Gruppe war nicht mehr durch Bauern und Arbeiter geprägt, sondern mehrheitlich durch An- gestellte - die soziale Struktur des Burentums hatte sich der der britisch-stämmigen Bevölkerung angeglichen (van Rooyen 1994: 30, Munro 1995: 10f.). Im Gegensatz dazu fand sich die Klientel von HNP, CP und AWB immer stärker unter denjenigen Buren, die den sozialen Aufstieg nicht geschafft hatten und seit Beginn der 1970er

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Ethnische Konflikte und politischer Neubeginn in Südafrika

Jahre Opfer wiederkehrender Wirtschaftskrisen und einer weniger rassistischen Arbeitspolitik wurden, die schließlich 1981 in der Abschaffung 6er job reservation und der Zulassung afrikanischer Gewerkschaften gipfelte.

2 Rahmenbedingungen der "ausgehandelten Revolution"

Die Rahmenbedingungen der Transition ab 1989, die ihrem Charakter nach auch als eine "ausgehandelte Revolution" beschrieben worden ist (Adam / Moodley 1993), sollen in drei Phasen betrachtet werden (zu einer alternativen Phasenein- teilung vgl. Szeftel 1994a: 458-461): in der ersten Phase von 1989 bis 1992 stand die Transition als solche zur Disposition, in der zweiten Phase von 1992 bis 1993 war das Ziel der Transition Gegenstand der Auseinandersetzungen, und in der dritten Phase bis zu den Wahlen im April 1994 galt es für NP und ANC, die Beteili- gung am Transitionsprozeß möglichst umfassend zu sichern (zur politischen Ent- wicklung im folgenden vgl. Engel 1990-1994).

2. 1 Herausbildung einer dominanten Allianz zwischen NP und ANC 1989-92

Die Neo-Apartheid war in den 1980er Jahren gescheitert. Außerhalb der europäi- schen Bevölkerungsgruppe hatte das Dreikammernparlament nur wenig Rückhalt gefunden. Die internen Revolten von 1976 und mehr noch von 1984-86 hatten die Townships unregierbar gemacht. Die NP hatte keinen glaubwürdigen Allianzpartner in der afrikanischen Mehrheitsbevölkerung aufbauen können. Der Preis für die weitere Aufrechterhaltung der Apartheid war zu hoch geworden. Südafrika steckte in der schwersten Wirtschaftskrise seit 1908. Internationale Sanktionen hatten den finanzpolitischen Handlungsspielraum weit eingeschränkt. Gleichzeitig begannen sich mit den Entwicklungen in Osteuropa alte Feindbilder aufzulösen.

Nach der Ablösung von Präsident Pieter W. Botha durch Frederik W. de Klerk im Sommer 1989 stellte die NP sich deshalb zunächst zögerlich, dann von der Ei- gendynamik des Prozesses getrieben auf eine Verhandlungslösung ein, in deren Verlauf die Grundpfeiler der Apartheid ab 1990 sukzessive abgeschafft wurden. Bis 1992 war der Ausgang der Transitionsphase jedoch durchaus offen (vgl. Sisk 1995). Idealtypisch handelt es sich um einen Transitionsprozeß, bei dem das Kräftegleichgewicht stark zugunsten des Regimes ausgeprägt war. Im Gegensatz zu Transitionsprozessen nach dem Zusammenbruch oder dem Abtritt von Regimen verstand es die NP, die Parameter des politischen Prozesses weitgehend selbst zu definieren (Rantetete / Giliomee 1992: 515).

Die zahlreichen Sollbruchstellen im Dialog zwischen NP und ANC - angefangen bei der lähmenden Wirkung alter Feindbilder (Stichwort: total onslaught) und Un- sicherheit über reale Stärke und strategische Ziele des Gegenübers bis hin zu kon- kreter Angst vor dem Verlust bisheriger Privilegien - gaben konservativen Kräften in NP, Bürokratie und vor allem im Sicherheitsestablishment genug Gelegenheit, die

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Transition zu verzögern oder zu blockieren. Umgekehrt mußte auch der ANC stra- tegische Optionen entwickeln. Im ANC rangen verschiedene Fraktionen um Einfluß; innerhalb des Anti-Apartheid-Spektrums mußte der ANC seine Position zu- nächst noch festigen.

Nach langen Vorgesprächen, die zunächst ausschließlich auf einen bilateralen Dialog zwischen NP und ANC begrenzt waren und dann sukzessive auch die an- deren Parteien des Dreikammernparlaments, die Regierungen sowie die Parteien der Homelands einschlössen, führte die große Mehrzahl der politischen Parteien Südafrikas ab Dezember 1991 in Form der Convention for a Democratic South Africa (CODESA) Mehrparteienverhandlungen. Während die CP die Verhandlun- gen boykottierte, nahm Inkatha zunächst teil - nicht jedoch deren Chef Buthelezi. Er verweigerte seine Teilnahme, weil dem Zulu-Monarchen keine eigene Verhand- lungsdelegation zugestanden wurde. Die Verhandlungen zeigten, daß die poten- tiellen Verlierer des Transitionsprozesses sich vor allem durch zwei Mittel vor den Auswirkungen eines erwarteten ANC-Wahlsieges schützen wollten: die Durchset- zung einer umfassenden Kontrolle der Exekutive sowie einer möglichst starken Stellung der Provinzen gegenüber der Zentralregierung, also eines weitreichenden Föderalismus gegenüber den unitaristischen Vorstellungen des ANC.

Der ANC setzte seine Hoffnungen auf die endgültige Verfassung, die erst nach den Wahlen ausgearbeitet werden sollte. Die NP konzentrierte sich, unterstützt von Inkatha, dagegen darauf, den Handlungsspielraum der Übergangsregierung durch Verfassungsprinzipien weitestgehend zu begrenzen, um die politischen Ergebnisse der Transitionsphase auch für eine Post-Apartheid-Regierung festzuschreiben (Rantete / Giliomee 1992: 540). Die Verhandlungsparteien konnten sich dann zwar auf die Prinzipien einer Übergangsregierung und eine gewählte Verfassung- gebende Versammlung einigen, die Verhandlungen scheiterten aber letztlich im Mai 1992 am Dissens über das Quorum, mit dem die Versammlung über zwei Verfassungselemente abstimmen sollte: den Grundrechtekatalog und die Rechte der Provinzen gegenüber der Zentralregierung (Rantete / Giliomee 1992: 532-539).

Das Scheitern von CODESA markiert den Wendepunkt der Transition. Die abermalige Zunahme politischer Gewalt und die anhaltende schwere Wirtschafts- krise ließen die NP realisieren, daß eine Verhandlungslösung keinen weiteren Auf- schub duldete. Unter Ausschluß der anderen politischen Parteien einigten sich NP und ANC im September 1992 bilateral auf die Perspektive einer begrenzten Machtteilung (Record of Understanding). Eine gewählte Verfassungsversammlung sollte als neues Parlament agieren und eine neue Verfassung erarbeiten. Unter einer Übergangsverfassung sollte eine Regierung der nationalen Einheit (Government of National Unity) gebildet werden. Die neue Verfassung sollte Vor- kehrungen für nationale wie auch für regionale Regierungen enthalten. NP und ANC formalisierten mit diesen Beschlüssen faktisch die dominante Verhandlungs- achse, die seit Frühjahr 1990 mühsam geschmiedet worden war.

Der Schulterschluß zwischen NP und ANC zwang die potentiellen Verlierer der Transition in ein Zweckbündnis. Die weitere Gestaltung der Post-Apartheid-Ord-

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nung sollte daher wesentlich zwischen zwei in sich äußerst heterogenen und fragi- len Bündnissen ausgehandelt werden. Dabei standen pragmatische Machttechno- kraten von NP und ANC einem defensiven konservativen Bündnis gegenüber, das gleichermaßen von der Angst vor dem Verlust eigener Privilegien wie auch der Sorge vor einer Machtübernahme des ANC geeint wurde.

2.2 Bündnis zwischen Afrikanerdom und Zulu-Nationalismus 1992-94

Die rechts von der NP angesiedelten ehemals "weißen" Parteien standen den Ent- wicklungen nach 1990 unvorbereitet gegenüber und verweigerten sich zunächst jeder Gesprächslösung. Als die NP von Vorstellungen eines Gruppenvetos der eu- ropäisch-stämmigen Bevölkerung abrückte und begann, eine nicht-rassistische Konzeption eines südafrikanischen Nationalstaats zu verfolgen, hatten andere Parteien zwar mehr Raum zur Mobilisierung unter der Afrikaans-sprachigen Bevöl- kerung; die politischen Ziele dieser Parteien blieben jedoch zunächst unklar. Inner- halb der CP votierten einige wenige Pragmatiker für einen geographisch begrenz- ten volkstaat, die Mehrheit der Hardliner dagegen für die Aufrechterhaltung von Apartheid und Herrschaft in allen Nicht-Homelandgebieten.

Das Kräfteverhältnis innerhalb des europäisch-stämmigen Spektrums wurde im März 1992 bei einem Referendum über den Verhandlungskurs der Regierung de Klerk getestet. 68,7 Prozent der Weißen stimmten für die Fortführung des Reform- prozesses durch Verhandlungen über eine neue Verfassung und 31,2 Prozent da- gegen (Strauss 1993). Dies entsprach ziemlich genau dem prozentualen Anteilen bei den letzten Wahlen 1989 von NP und liberaler Democratic Party (DP) einerseits und CP und HNP andererseits. Wegen der höheren Beteiligungsrate beim Refe- rendum lag die Zahl der Stimmen, die CP und HNP 1992 mobilisieren konnten, je- doch deutlich höher.

Tab.1: Wahl 1989 und Referendum 1992 I Wahl 1989 I Referend.1992 I

NP 48,2% Pro 68,7% "DP 20,0 % ~CP 31,5% Contra 31,2% HNP 0,3 %

Die Dialogunfähigkeit der CP führte zu weiteren Abspaltungen: Im August 1992 gründete sich die Afrikaner Volksunie (AVU) und im Mai 1993 die Afrikaner Volks- front (AVF). Hinter der AVF-Gründung verbarg sich der Versuch burischer Gene- räle, die politische Rechte unter der Forderung nach einem volkstaat zu einen. Füh- render Kopf der AVF war Gen. Constand Viljoen, ehemals Chef der Streitkräfte.

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Auch Inkatha verweigerte sich der dominanten Verhandlungsführung von NP und ANC. Das Verhältnis zwischen NP und Inkatha war zunehmend von Taktik ge- prägt. Die NP brauchte Inkatha als Bremser gegenüber dem ANC, gleichzeitig fürchtete sie die mögliche Konkurrenz Buthelezis. Dieser fürchtete seinerseits seit 1990 die Marginalisierung seiner Person und der Inkatha. Im Juli 1990 wandelte er Inkatha in eine politische Partei mit nationalem Anspruch um - die Inkatha Freedom Party (IFP).

Der nationale Anspruch der IFP wurde verbunden mit einer Rekrutierungskam- pagne außerhalb kwaZulus, vor allem im Industriedreieck um Johannesburg. Hier hatte Inkatha durch die Gründung einer Gewerkschaft, der United Workers' Union of South Africa (UWUSA), bereits ab 1986 erfolgreich mobilisiert (Sitas 1996: 243f.). Arbeitsmigranten aus kwaZulu wurden zum wichtigsten Rückhalt der IFP außerhalb des Homelands. Gleichzeitig konzentrierten sich jedoch auch UDF und COSATU ab Sommer 1990 auf die Wanderarbeiterheime. Vor diesem Hintergrund wurde eine folgenschwere Identifizierung von "Wanderarbeitern gleich Zulu gleich Inkatha11 und "Townships gleich Xhosa gleich ANC" möglich (Adam / Moodley 1992: 500).4 Im Kontext sozialer Marginalisierung von Wanderarbeitern konnten ethni- sche Mobilisierungsmuster greifen und haben vor allem ab 1991 in den Townships um Johannesburg zu Tausenden von Toten geführt (für Vosloorus vgl. Sitas 1996).

Die Mobilisierung von IFP-Anhängern - meist durch Demonstrationen und unter Rückgriff auf das martialische Erbe des Zulu-Reiches des 19. Jahrhunderts - ging einher mit der Zurschaustellung angeblicher Symbole des Zulu-Nationalismus, vor allem sog. traditioneller Waffen (also Speere, Äxte, Macheten usw.). Die Unwillig- keit der NP-Regierung, das Tragen dieser Waffen generell zu verbieten und damit eine Entschärfung der Situation zu bewirken, nährte den Verdacht, sie instrumenta- lisiere die zwangsläufig eskalierende Gewalt, um Druck auf den ANC auszuüben. Obwohl der Verdacht in dieser Pauschalität nicht berechtigt war, spielten Teile des Sicherheitsestablishments eine verheerende Rolle, indem sie - nicht ohne politi- sche Unterstützung - gegen die sich abzeichnende Gesprächslösung konspirierten. Ranghohe Angehörige von Geheimdiensten, Militär und Polizei organisierten die sog. "Dritte Kraft", um eine Machtübernahme des ANC zu verhindern (Minaar et al. 1994).

Nachdem NP und ANC im Herbst 1992 den politischen Prozeß abermals bilate- ralisiert und sich unter Ausschluß der anderen Parteien auf die Grundzüge der Übergangsphase geeinigt hatten, kamen IFP und CP gleichermaßen unter Zug- zwang. Sie mußten ihre jeweilige politische Isolation überwinden, wollten sie nicht gänzlich an den Rand gedrängt werden. Allein die Mobilisierung ihres politischen Störpotentials schien den Gang der Verhandlungen nicht aufzuhalten. Nachdem bereits zu Jahresbeginn 1992 Fühler ausgestreckt worden waren, fanden die bei- den dominanten Paradigmen des Ethno-Nationalismus in Südafrika, Zulu-Nationa-

4 Historisch betrachtet finden sich übrigens kaum Belege für einen angeblichen Gegensatz von Zulu und Xhosa, die beide zur Nguni-Sprachgruppe zählen.

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lismus und Afrikanerdom, im Oktober 1992 zu einem konservativen Bündnis zu- sammen.

Geeint durch die Ablehnung einer potentiellen ANC-Regierung gehörten der Concerned Group of South Africans (COSAG) neben IFP und CP u.a. auch die autokratischen Herrscher der Homelands Bophuthatswana und Ciskei an. Die COSAG forderte praktisch die Annullierung des bisherigen Verhandlungsstandes. Buthelezi spielte mit einem eigenen Verfassungsentwurf für kwaZulu seine stärkste Karte aus: die Drohung mit Sezession.5

Als NP und ANC ab März 1993 neue Verhandlungen organisierten, beteiligten sich neben 24 anderen Delegationen allerdings auch die IFP und erstmals auch die CP und die AVU. Ihre Hoffnung, die Verhandlungen durch eine Beteiligung verzö- gern zu können, konnten sie jedoch nicht realisieren. An der Frage der Festlegung eines Wahltermins für 1994 entzündeten sich rasch alte Gegensätze, die zum Aus- zug der COSAG-Delegierten führten. Die burische Komponente des COSAG- Bündnisses radikalisierte sich: sie rief zu einer Kampagne des passiven Wider- stands auf, die AWB organisierte einen Sturm auf den Tagungsort der Mehrpar- teienverhandlungen.

Eine Integration der IFP in die Verhandlungen gelang nur noch einmal, als ent- gegen der ANC-Politik die Festlegung von bindenden Verfassungsprinzipien bereits vor den Wahlen beschlossen wurde. Als der Wahltermin schließlich auf den 27. April 1994 festgelegt wurde, verließen IFP und CP im Juli 1993 endgültig die Ge- spräche. Ohne diese beiden Parteien einigten die anderen Delegationen sich bis Jahresende rasch auf die Grundzüge der Post-Apartheid-Ordnung, also u.a. auf:

- eine auf fünf Jahre angelegte "Regierung der nationalen Einheit" mit exekutivem Präsidenten und exekutiven Vizepräsidenten für alle Parteien mit mehr als 20 Prozent der gültigen Stimmen und Kabinettsbeteiligung aller Parteien mit mehr als 5 Prozent der Stimmen,

- ein Parlament mit zwei Kammern, Nationalversammlung und Senat, die gemein- sam als Verfassunggebende Versammlung fungieren sollten,

- die Erhöhung der Zahl der Provinzen von vier auf neun (das Homeland kwaZulu wurde Teil der neuen Provinz kwaZulu/Natal),

- das Recht der Provinzen, eigene Verfassungen erarbeiten zu können, die jedoch von einem neuen Verfassungsgericht geprüft werden sollten,

5 Der regionale Verfassungsentwurf, den das Parlament von kwaZulu am 1.12.1992 verabschiedete, barg sehr deutlich sezessionistische Elemente - angefangen bei einer eigenen Miliz, einer autonomen Zentralbank und einer extensiven Definition der exekutiven Rechte der Provinzregierung. Die Macht Inkathas sollte zementiert und die Rolle traditionaler Autoritäten gefestigt werden (de Haas /Zulu 1994: 443-446; zur Einordnung auch Mare 1993b).

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- exklusive Rechte der Provinzen in den Bereichen Steuern, Planung und Ent- wicklung, Sprach- und Kulturpolitik,

- die Festlegung von insgesamt elf gleichberechtigten Sprachen6

- und die Konzeption Südafrikas als Einheitsstaat mit einer gemeinsamen Staats- bürgerschaft.

Für die Übergangsphase bis zu den Wahlen im April 1994 wurde eine Parallelregie- rung, der "Exekutive Übergangsrat" , eingerichtet; die Wahlen wurden von einer Un- abhängigen Wahlkommission organisiert.

Das Verhandlungsergebnis wurde von der COSAG, die sich mittlerweile in Freedom Alliance umbenannt hatte, abgelehnt. Bophuthatswana und Ciskei schlössen sich dem Verhandlungsboykott von IFP und CP an. Die Boykotthaltung wurde nun von der Drohung begleitet, den Übergangsprozeß massiv zu behindern. Während die burische Fraktion der COSAG ihre Zustimmung zur neuen Ordnung von der Realisierung eines volkstaats abhängig machte, wollte die IFP weiterhin größtmögliche Autonomie für kwaZulu erreichen (zur Konzeption des "autonomen Föderalismus" siehe Klug 1995: 432-434). Neu war zudem die Forderung nach in- ternationaler Vermittlung.

2.3 Drängen auf umfassende Wahlbeteiligung 1994

Ab Januar 1994 trat die Transition in eine neue Phase. Regierung und ANC ver- folgten mit einer Politik von "Zuckerbrot und Peitsche" das Ziel, eine möglichst umfangreiche Beteiligung an den Wahlen zu erreichen - ein inclusive settlement (detailliert Engel 1995b).

Einerseits bot der ANC aus seiner Sicht erhebliche Zugeständnisse an: u.a. die Einführung von nach Nationalversammlung und Provinzen getrennten Stimmzetteln (double ballot), die Nachbesserung der Übergangsverfassung mit dem Ziel größe- rer Unabhängigkeit der Provinzen in punkto Finanzautonomie und Gesetzgebungs- kompetenz sowie die Aufnahme eines Verfassungsprinzips zur Selbstbestimmung, mit der Option auf einen volkstaat durch Einrichtung eines volkstaat-Rats in der Nationalversammlung. Andererseits verstärkten Regierung und ANC den Druck auf die uneinsichtigen Homeland-Regierungen in Bophuthatswana und der Ciskei. ANC und COSATU kanalisierten wilde Streiks in Bophuthatswana. Als das Regime implodierte und burische Söldner ungefragt zu Hilfe eilten, übernahm die Armee Südafrikas das Kommando. Der Übergangsrat setzte schließlich Verwalter für das Homeland ein (zur Konstruktion einer historischen Identität Bophuthatswanas durch

6 Neben Englisch und Afrikaans auch Ndebele, Pedi, Sotho, Swati, Tsonga, Tswana, Venda, Xhosa und Zulu.

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das Mangope-Regime vgl. Lawrence / Manson 1994). Die Ciskei stellte sich dar- aufhin freiwillig unter Kuratel (hier und für das Folgende Engel 1995a).

Das Wegbrechen wichtiger Ailianzpartner ließ auch die Front burischer Natio- nalisten platzen. Während die CP weitherhin außen vor blieb, ließ Viljoen die dia- logbereiten vo//csfaaf-Verfechter unter dem Namen Freedom Front (FF) zur Wahl registrieren. Die Nachbesserung der Übergangsverfassung veranlaßte auch Buthelezi zur provisorischen Wahlregistrierung seiner Partei. Nach der de facto Auflösung anderer Homelands konnte ihm jedoch nur mühsam das Zugeständnis abgerungen werden, die Vorbereitung der Wahlen in kwaZulu nicht zu behindern. Die gewalttätige Mobilisierung von IFP-Anhängern in Johannesburg im März 1994, die in einem Massaker endete, gab der Regierung schließlich den Vorwand, den Ausnahmezustand über kwaZulu zu verhängen und das seit Jahren geforderte Verbot des Tragens sog. traditioneller Waffen auszusprechen.

Trotz des Scheiterns eines internationalen Vermittlungsversuches lenkte Buthelezi wenige Tage vor den Wahlen doch noch ein und stimmte einer Beteili- gung der IFP an den Wahlen zu. Angesichts der monatelangen Drohung mit Se- zession und Bürgerkrieg kam dies überraschend, wenngleich ernstzunehmende Stimmen immer davon ausgegangen waren, daß Buthelezi lediglich den Preis für die Wahlteilnahme hatte in die Höhe treiben wollen. Dieser Preis bestand u.a. in Nachbesserungen der Übergangsverfassung in wichtigen Punkten - separate Stimmenauszählung für die Provinzregierung, Zugewinn an Autonomie -, Konzes- sionen zum Status von König Goodwill, die es Buthelezi erlaubten, sein Gesicht zu wahren, und einem Geheimabkommen zwischen de Klerk und dem Monarchen, in dem die Kontrolle über das Land von der Homeland-Regierung auf den König übertragen wurde (dieses Abkommen mußte später wegen des Widerstandes des ANC rückgängig gemacht werden). Ein zentraler Beweggrund für das späte Ein- lenken war aber sicherlich auch die Angst der IFP, im Fall eines Boykotts die Kon- trolle über das Patronagesystem in kwaZulu und damit die Basis ihrer Hegemonie kampflos an den ANC zu verlieren (Southall 1994: 633f.). Eine Rolle spielte schließlich auch die Tatsache, daß die organisierte Wirtschaft sich nachhaltig für eine Wahlteilnahme der IFP einsetzte (Szeftel 1994a: 465).

3 Konfliktbewältigung seit 1994

Der ANC konnte die Wahlen vom April 1994 eindeutig für sich entscheiden. Die NP behauptete sich als stärkste der ehemals europäisch-stämmigen Parteien; die FF erzielte als Vertreterin der vo//csfaaf-Konzeption immerhin noch 424.555 oder 2,2 Prozent der gültigen Stimmen. Die IFP konnte ihrem Anspruch, eine nationale Partei zu sein, nicht gerecht werden. In kwaZulu/Natal wurde sie zwar mit 50,3 Prozent der Stimmen stärkste politische Kraft, außerhalb der Provinz kam sie je- doch durchschnittlich nicht einmal auf einen Prozentpunkt - selbst im industriellen Kernland lag sie lediglich bei 3,7 Prozent. Landesweit erzielte sie 10,5 Prozent der

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Stimmen (Engel 1997b). Im Rahmen einer Regierung der nationalen Einheit wur- den sowohl NP wie auch IFP in die Regierung eingebunden. Die NP stellte mit de Klerk einen von zwei Vizepräsidenten, Buthelezi wurde Innenminister.

Tab. 2: Wahlergebnisse ab 1994 INA 1994 l PL 1994

|LGE 1995 ILGE1996

[LGE1996 kwaZulu RSA(1) kwaZ/N. Durban

ANC 62,6 % 32,2 % 63, 8 % 32,3 % 48,0 %

NP 20,4 % 11,2% Ï6^~% Ï2T% 23,6 %

IFP 10,5% 50,3 % <1 % 44,5 % 12,7% "FF 2,2 % < 1 % < 1 % TT% ^T%

NA = National Assembly, PL = Provincial Legislature, LGE = Local Government Elections. (1) Ohne kwaZulu/Natal und Cape Town.

Die Wahlen haben die ethnisch akzentuierten Konflikte um die politische Macht und die Gestaltung der Rahmenbedingungen des "neuen Südafrika" nicht auflösen können. Durch die Eindeutigkeit seines Wahlsiegs ist dem ANC aber die Möglich- keit gegeben, fortbestehende Konflikte nicht mehr unter Rückgriff auf die in der Transitionsphase entwickelte Diskurskultur lösen zu müssen, sondern durch simple Anwendung seiner neuen Macht (u.a. Southall 1996). Inwieweit der ANC dieser Versuchung nach 1994 nachgegeben hat, soll abschließend in aller Kürze an der Entwicklung von drei zentralen Themenfeldern diskutiert werden: Föderalismus, die Rolle traditionaler Autoritäten und volkstaat.

3. 1 Föderalismus

Die IFP beharrte nach den Wahlen darauf, ausstehende Konflikte zur Verfassung durch internationale Vermittlung zu lösen. Regelungsbedürftig war für sie die politi- sche, finanzielle und fiskalische Autonomie der Provinz sowie die zukünftige Rolle des Monarchen. Ihre Verhandlungsposition wurde jedoch durch drei Entwicklungen geschwächt:

Erstens brach der Konflikt zwischen dem König und Buthelezi 1994 endgültig auf; König Goodwill versuchte sich aus Umklammerung und Bevormundung zu lösen, indem er stärker mit dem ANC in einen Dialog trat. Gleichzeitig entzog er Buthelezi dessen Position als Berater des Königs. Diese Entwicklung führte zu tie- fer Verunsicherung unter den amakhosi, drohte also einen Teil des traditionellen Herrschaftsbündnisses in kwaZulu zu lähmen, wenn nicht zu spalten (Engel 1995a: 380f.). Nachdem die IFP ihre Mitarbeit in der Verfassunggebenden Versammlung ab Januar 1995 wieder eingestellt hatte, um ihren Forderungen Nachdruck zu ver- leihen, drohte - zweitens - der ANC nun seinerseits damit, der Provinz staatliche

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Finanzressourcen vorzuenthalten, falls die IFP-Provinzregierung nicht für ein Ende der politischen Gewalt sorgen würde (Engel 1996: 374f.).

Drittens ist die IFP durch die Gemeindewahlen innerhalb von kwaZulu/Natal 1996 auf den Status einer ländlichen Interessenvertretung mit geringem Rückhalt in den Städten zurückgeworfen worden (Govender 1996). Gegenüber den Wahlen von 1994 fiel der Stimmenanteil der IFP in der Provinz von 50,3 auf 44,5 Prozent. Eine deutliche Verschiebung des Kräfteverhältnisses zeichnete sich vor allem in der Metropole Durban ab, wo die IFP mit nur 12,7 Prozent der Stimmen noch hinter der NP erst auf dem dritten Platz landete (ANC: 48,0%, NP 23,6%).

Die Verfassunggebende Versammlung hat mittlerweile eine überarbeitete Ver- sion der Übergangsverfassung verabschiedet. Nachdem das Verfassungsgericht zunächst Bedenken gegen einzelne Punkte angemeldet hatte, darunter auch die fehlende fiskalische Autonomie der Gemeindeebene, akzeptierte es die entspre- chenden Nachbesserungen schließlich im Dezember 1996 (Engel 1997a). Die neue Verfassungsordnung - die am 3. Februar 1997 in Kraft trat - macht Südafrika weder zu einem starken Zentralstaat, noch repräsentiert Südafrika eine Reinform des Föderalismus. Verglichen etwa mit dem Modell der Bundesrepublik ist die Stellung von Zentralregierung und Nationalversammlung jedoch insgesamt stärker als die der Provinzen (Pierre 1996).7

3.2 Rolle traditionaler Autoritäten

Der Hegemonialkonflikt zwischen ANC und IFP hat sich stärker als in den Vorjah- ren auch auf die Ebene der traditionalen Autoritäten verlagert (zur Stiftung einer von der IFP abgegrenzten Identität der Zulu durch den ANC vgl. Jung 1996a). Buthelezis IFP hatte kurz vor Ende der Beratungen in der Verfassunggebenden Versammlung ihren Boykott aufgegeben, sich dann aber wieder zurückgezogen, weil die Versammlung ihre Forderung nicht berücksichtigte, die amakhosi, also die traditionalen Autoritäten, in den ländlichen Gebieten als die eigentliche Gemeinde- verwaltung, d.h. die dritte Regierungsebene, anzuerkennen. Zuvor hatte der ANC einen Versuch unternommen, die Achse zwischen IFP und amakhosi aufzubre- chen, indem er - mit den Stimmen der NP - ein Gesetz verabschiedete, das die Entlohnung traditionaler Autoritäten neu regelte. Bis 1995 wurden die amakhosi

7 Strittige Gesetzentwürfe gehen jetzt an einen neuen Vermittlungsausschuß, danach jedoch

wieder an die Nationalversammlung, die mit Zweidrittelmehrheit abstimmen muß (auch in Provinzangelegenheiten). Die Provinzen verfügen nur über ein aufschiebendes Veto. Sie haben keine ausschließliche Gesetzgebungskompetenz in den Bereichen Polizei, Kultur und Bildung. Die Finanzen werden zentral bereitgestellt und in einer gemeinsamen Kommission zwischen Zentralstaat, Provinzen und Gemeinden verteilt. Art. 146 gibt der Zentralregierung eine in der Praxis schwer zu definierende Handhabe, die Provinzen zu überstimmen, wenn diese sich "unvernünftig" verhalten (zur am 15.3.1996 verabschiedeten Verfassung der Provinz kwaZulu/Natal vgl. Johnston 1996).

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durch die Provinzregierung bezahlt, seit Sommer 1995 erfolgt die Bezahlung durch die Zentralregierung (Engel 1996: 375). Auf Dauer mag dem Versuch, das durch Inkatha etablierte Patronagesystem über die Gehälter auszuhebein, durchaus Er- folg beschieden sein, zumal wenn wichtige Investitionen über den zentralen Staatshaushalt gelenkt werden.

3.3 Volkstaat

Den dritten kritischen Punkt stellt die Debatte über die Einrichtung eines volkstaats dar. Entsprechend der Übergangsverfassung war ein volkstaat-Ra\ zur Diskussion dieser Option im Parlament eingerichtet worden. Die endgültige Verfassung sieht jedoch keinen volkstaat vor. Die FF enthielt sich deshalb der Stimme. Der ANC konnte an seiner Konzeption des Einheitsstaats festhalten. Sein einzig konkretes Entgegenkommen bestand in der Unterstützung der FF bei Versuchen, burische Siedler im benachbarten Ausland anzusiedeln. Entsprechende Gespräche wurden u.a. in Tanzania, Zaire, Angola und Mosambik geführt. Am weitesten sind die kon- kreten Vorbereitungen in Mosambik gediehen, wo seit Herbst 1996 erste Farmer angesiedelt worden sind.

Diese Entwicklung spiegelt den rapiden Bedeutungsverlust des organisierten burischen Nationalismus in der Endphase der Transition wider (zum Disput über die Definitionshoheit zur burischen Identität vgl. Jung 1996b). Die CP ist marginalisiert, die befürchtete gewalttätige Revolte des AWB und anderer blieb weitgehend aus, der Sicherheitsapparat konnte unter die Kontrolle des ANC gestellt werden.

4 Ausblick

Die Transition in Südafrika hat zu einer Neudefinition der politischen Kräfteverhält- nisse geführt und dem ANC mit seiner anti-rassistischen Ideologie und unitaristi- schen Südafrika-Konzeption die Mittel an die Hand gegeben, seine Positionen durchzusetzen. Die Virulenz der hier untersuchten Paradigmen politisierter Ethni- zität - Zulu-Nationalismus und Afrikanerdom - ist momentan gebrochen, wenn auch nicht außer Kraft gesetzt (dies korrespondiert mit einem signifikanten Rückgang der Anzahl von Opfern politischer Gewalt). Ethnizität als politische Ressource kann jederzeit wieder mobilisiert und damit in das Zentrum politischer Konflikte gerückt werden.

Szenarien für eine Revitalisierung politisierter Ethnizität können im folgenden nur angedeutet werden: Die größte Gefahr für die Stabilität des Verhandlungskom- promisses und die neue Ordnung geht aus Sicht der unterlegenen Parteien zwei- fellos von einer Stärkung der ohnehin dominanten Position des ANC in weiteren Wahlen aus (dies gilt insbesondere für den Fall der Eroberung der Macht in den Provinzen Western Cape oder kwaZulu/Natal). Auch die zunehmenden Vertei-

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Ethnische Konflikte und politischer Neubeginn in Südafrika

lungskämpfe innerhalb Südafrikas und zwischen den Regionen können sich als Ausgangspunkt für neuerliche Manipulationen von Ethnizität erweisen, z.B. wenn es gilt, regionale Identitäten gegen die Zentralregierung zu begründen. Ferner kommt der ungelösten Frage nach der Zukunft traditionaler Autoritäten im Span- nungsfeld zwischen gewählter Kommunalverwaltung und gewachsenen Machtstrukturen im ländlichen Raum besondere Bedeutung zu (wichtig sind hier die Provinzen kwaZulu/Natal und Eastern Cape). Schließlich besteht vor diesem Hintergrund die von einigen Beobachtern diskutierte Möglichkeit einer Spaltung der nationalen Befreiungsbewegung ANC entlang mobilisierter Ethnizität.

Die Revitalisierung politisierter Ethnizität muß dabei nicht auf Zulu oder Buren beschränkt sein - die Apartheid hat zahlreiche konstruierte Identitäten hinterlassen, die auch über die Zäsur 1994 Bestand haben. Erinnert sei daran, daß es sich auch bei den sog. "Mischlingen" und "Indern" im wesentlichen um politische Konstrukte handelt, die in unterschiedlichem Maße erst durch das System der Apartheid eine politische, soziale und ökonomische Realität erfahren haben (vgl. Welsh 1996- 490f.).

Ungleich vieler anderer Staaten auf dem afrikanischen Kontinent hat Südafrika jedoch die Chance, die nun gefundene Konfliktlösung im Rahmen eines umfassen- den bürgerrechtlich begründeten südafrikanischen Nationalismus, der deutlich vom ausgrenzenden ethnischen Nationalismus post-jugoslawischer Prägung abgegrenzt ist, durch Augenmaß und Versöhnung in der Praxis zu bestätigen (zur Ambivalenz dieser Perspektive Adam 1995: 473, Sisk 1995: 249-283; optimistisch Meierheinrich 1996).

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Summary

This article offers a synopsis of recent research on ethnicity and ethnic conflict in South Africa, with particular emphasis on the two dominant patterns of politicised ethnicity, i.e. Zulu nationalism and Afrikanerdom. A historic overview on the emergence and construction of the two most important forms of politicised ethnicity in South Africa is followed by an analysis of the effect of political change since 1989 on ethnicity and ethnic conflict, which inter alia led to the formation of a defensive political alliance between Afrikanerdom and Zulu nationalism in 1992-94. Finally, the focus is on the political management of ethnic conflict since the formation of the Government of National Unity in May 1994.

Résumé

L'article présent donne un résumé des résultats les plus récent des recherches sur l'ethnicité et les conflits ethniques en Afrique du Sud, en tenant particulièrement compte des deux formes dominantes de l'ethnicité politique, le nationalisme zoulou et I' "Afrikanerdom". Après une rétrospective historique de la naissance et de la construction de ces deux formes les plus importantes de l'ethno-nationalisme en Afrique du Sud, l'auteur analyse les conséquences du changement politique depuis 1989 sur l'ethnicité et les conflits ethniques. Ce changement a entraîné entre autres la formation d'une alliance politique défensive entre "Afrikanerdom" et nationalisme zoulou en 1992-94. La dernière partie est consacrée à la gestion politique des conflits ethniques depuis la formation du Gouvernement d'Unité nationale en mai 1994.

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