emoco (every movement counts) diplomarbeit - unipub
TRANSCRIPT
EMOCO (Every Movement Counts)
Versuch einer Symbiose alternativer, im herrschenden Bewegungs- und
Sportunterricht unberücksichtigter Bewegungskonzepte aus Vergangenheit
und Gegenwart in praktischer Ausführung am Beispiel eines
Oberstufenmoduls
Diplomarbeit
zur Erlangung des akademischen Grades
eines Magisters der Naturwissenschaften
an der Karl-Franzens-Universität Graz
vorgelegt von
Jürgen Grinschgl
am Institut für Sportwissenschaft
Begutachterin: Ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. phil. Andrea Paletta
Graz, 2016
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Eidesstattliche Erklärung
Ich erkläre ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und
ohne fremde Hilfe verfasst, andere als die angegebenen Quellen nicht benutzt
und die den Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen als solche
kenntlich gemacht habe. Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder ähnlicher
Form keiner anderen inländischen oder ausländischen Prüfungsbehörde
vorgelegt und auch noch nicht veröffentlicht. Die vorliegende Fassung
entspricht der eingereichten elektronischen Version.
Datum Unterschrift
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Kurzfassung
In der Diplomarbeit wird versucht ein Bewegungskonzept zu entwerfen, das
sowohl in den Regelunterricht als auch in den Unterricht der Modularen
Oberstufe integriert werden kann und zusätzlich als Trainingsgrundlage für
jeden Sportler dienen kann.
Dazu werden erstens basale theoretische Hintergründe zu Fitness und
Training bzw. Trainingsgrundkomponenten erläutert, zweitens das
Bewegungskonzept (EMOCO, d.h. „Every Movement Counts“) inklusive aller
Input-Konzepte und Grundgedanken ausgeführt und drittens wird ein 8-
Wochen-Modul, das auf diesen Stützen beruht, präsentiert. Didaktische und
bildungstheoretische Hintergründe werden an der jeweiligen Stelle ergänzt.
Der Grundgedanke der Arbeit ist, eine sinnvolle Mischung aus verschiedenen
Bewegungsansätzen zu kreieren und dadurch ein funktionierendes, neues
Bewegungskonzept, aus teils restaurierten und teils aktuellen
Bewegungstrends, zu entwickeln. Die Konzepte sollen sich gegenseitig
stützen und ergänzen, damit daraus eine ganzheitliche Methode entstehen
kann, die sowohl in der Schule als auch im Erwachsenentraining eingesetzt
werden kann.
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Abstract
This diploma thesis aims to design a concept of movement, which can be
integrated into regular classes as well as the teaching of modular advanced
forms of secondary schools and can additionally serve as a training basis for
any athlete.
Firstly, basal theoretical backgrounds about fitness and training respectively
basic components of training are explained. Secondly, the concept of motion
(EMOCO, i.e. "Every Movement Counts”), including all input concepts, and the
basic idea are explicated. Finally, an 8-week module, which is based on these
pillars, is presented. Didactic and educational theory backgrounds are
complemented at the appropriate stage.
The basic idea of this thesis is to create a meaningful mixture of different
approaches of movement and thereby develop a well-functioning, new
movement concept, from partly restored and partly current movement trends.
The concepts should support and complement each other in order to result in
a holistic method, which can be applied both at school and in adult training.
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Vorwort
„Ein mutiger Entschluss strengt deine Nerven an,
macht deine Seele stark und Stärke macht den Mann.“ (F. G.)
Obwohl es so viel zu sagen gäbe, so viele Geschichten und Erinnerungen
wertvoll genug wären, um hier erzählt zu werden, möchte ich heute darauf
verzichten und einfach Danke sagen:
Zuallererst möchte ich mich bei Ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. phil. Andrea Paletta
bedanken, die mir im Laufe meines Studiums in unterschiedlichsten
Problemkonstellationen, -situationen beratend und helfend zur Seite stand und
oft meine Rettung in letzter Sekunde war. Es ist eine große Ehre mein
Studium unter Ihrer Aufsicht und Betreuung abzuschließen.
An gleicher Stelle gilt mein aufrichtiger Dank Prof. Mag. Dr. phil. Gerald Payer,
bei dem ich meine erste Lehrveranstaltung an der Universität Graz besucht
habe und bei dem ich nun auch die Ehre habe mein Studium zu beenden. Er
hat mich an der Lehrveranstaltung „Basketball“ teilnehmen lassen, obwohl ich
nach meinem Autounfall noch stark eingeschränkt war: „Jürgen, du machst
einfach das mit, was du kannst.“ Diese Entscheidung hat mir unglaublichen
Mut gemacht und mich in meiner Studienwahl bis heute gefestigt.
Weiters möchte ich mich bei allen meinen Freunden und meiner Familie
bedanken, die immer auch in den schwierigsten Zeiten an meiner Seite
gestanden sind und mich durch alle Höhen und Tiefen begleitet haben.
Besonders bedanke ich mich bei meinem lieben Onkl Werner und bei Regina
und Fritz.
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Außerdem möchte ich mich bei Flori, meinem Freund, bedanken, der mir
gezeigt hat, dass man nie aufgeben darf, auch wenn das Leben manchmal
schwerer ist als man es sich vorstellen kann. Und natürlich bei Schneggi, der
immer für mich da ist und nebenbei als mein Sportpartner durch alle Phasen
meines Trainings gegangen wurde, aber immer noch alle „Abschlussübungen“
durchgestanden hat, immer offen für Neues war und zusätzlich noch als
Fotograf und Model vor und hinter der Linse zu dieser Arbeit beigetragen hat.
Danke auch an Mario. Du hast mir mit deinem ungebrochenen Willen und
unbändigen Arbeitsethos gezeigt, dass man alles in seinem Leben erreichen
kann und, dass man auch vor sieben Uhr in der Früh aufstehen kann.
Meine liebste Sarah, ich danke dir für deine Liebe. Du hast mich gerettet und
ich werde dir das nie vergessen.
Und zum Schluss möchte ich mich bei meinen Eltern, Alexander und Petra,
bedanken. Ihr habt und werdet immer an mich glauben, mich immer
unterstützen, mich immer lieben. Ihr habt mir gezeigt, dass es gut ist, dass ich
gut bin, so wie ich bin. Danke – von Herzen! Viele-Bussis, euer Jürgen
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Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung ............................................................................................................................................ 10
2 Fitness ................................................................................................................................................. 11
2.1 Begriffsdefinition und Erklärung des Begriffs Fitness ................................................................. 11
3 Fitness- bzw. Trainingsgrundkomponenten ....................................................................................... 17
3.1 Kraft ............................................................................................................................................. 17
3.1.1 Begriffsdefinition .................................................................................................................. 17
3.1.2 Arten von Kraft ..................................................................................................................... 18
3.1.3 Krafttraining allgemein ......................................................................................................... 21
3.1.4 Krafttrainingsübungen .......................................................................................................... 24
3.1.5 Krafttraining mit Kindern und Jugendlichen ........................................................................ 25
3.2 Ausdauer ..................................................................................................................................... 29
3.2.1 Begriffsbestimmung ............................................................................................................. 29
3.2.2 Arten der Ausdauer .............................................................................................................. 30
3.2.3 Ausdauertraining im Kindes- und Jugendalter ..................................................................... 33
3.3 Schnelligkeit ................................................................................................................................. 36
3.3.1 Begriffsbestimmung: ............................................................................................................ 36
3.3.2 Arten der Schnelligkeit ......................................................................................................... 37
3.3.3 Methodische Grundsätze für das Schnelligkeitstraining bei Kindern .................................. 38
3.4 Beweglichkeit .............................................................................................................................. 40
3.4.1 Begriffsbestimmung ............................................................................................................. 40
3.4.2 Arten der Beweglichkeit ....................................................................................................... 41
3.4.3 Bedeutung der Beweglichkeit .............................................................................................. 41
3.4.4 Methoden des Beweglichkeitstrainings ............................................................................... 43
3.4.5 Methodische Grundsätze für das Beweglichkeitstraining mit Kindern und Jugendlichen ... 46
3.5 Koordination ................................................................................................................................ 47
3.5.1 Begriffsbestimmung ............................................................................................................. 47
3.5.2 Arten der Koordinativen Fähigkeiten ................................................................................... 48
3.5.3 Bedeutung der Koordinativen Fähigkeiten .......................................................................... 48
3.5.4 Komponenten der Koordinativen Fähigkeiten: .................................................................... 49
3.5.5 Methodische Grundsätze des Trainings der Koordinativen Fähigkeiten bei Kindern und
Jugendlichen .................................................................................................................................. 51
4 Bewegungskonzept ............................................................................................................................ 51
4.1 Was ist Bewegung?...................................................................................................................... 51
4.2 Was ist ein Konzept? ................................................................................................................... 52
8
4.3 Was ist ein Bewegungskonzept? ................................................................................................. 53
5 EMOCO ............................................................................................................................................... 54
5.1 Grundgedanke/Idee .................................................................................................................... 54
5.2 Definition und Erklärung ............................................................................................................. 56
5.3 Wahl der Einflüsse (Begründung, Relevanz)................................................................................ 60
5.4 Haupteinflüsse auf EMOCO ......................................................................................................... 62
5.4.1 Barfußlauf ............................................................................................................................. 62
5.4.2 Yoga ...................................................................................................................................... 72
5.4.3 Feldenkrais ........................................................................................................................... 77
5.4.4 Physical culture ..................................................................................................................... 83
5.4.5 Fit ohne Geräte ..................................................................................................................... 86
5.4.6 Freeletics .............................................................................................................................. 94
5.4.7 MovNat ................................................................................................................................. 98
5.4.8 GMB .................................................................................................................................... 103
5.5 Trainierbarkeit bzw. Methode ................................................................................................... 105
5.6 Relevanz für Schule/Schüler/Lehrer .......................................................................................... 106
5.6.1 Vergleich mit Lehrplan/Bildungsaufgaben Österreich ....................................................... 107
6 Praxis ................................................................................................................................................ 118
6.1 Oberstufe NEU ........................................................................................................................... 119
6.2 KLEX: Modulare Oberstufe ........................................................................................................ 122
6.3 Grobplanung 8-Wochen-Modul ................................................................................................ 124
6.3.1 Modul 1 .............................................................................................................................. 124
6.3.2 Modul 2 .............................................................................................................................. 126
6.3.3 Feintuning Modul 1 ............................................................................................................ 126
7 Übungskatalog .................................................................................................................................. 139
7.1 Barfuß ........................................................................................................................................ 139
7.2 Physical Culture ......................................................................................................................... 141
7.3 Fit ohne Geräte .......................................................................................................................... 144
7.4 Freeletics ................................................................................................................................... 149
7.5 MovNat ...................................................................................................................................... 150
7.6 GMB ........................................................................................................................................... 152
7.7 Yoga ........................................................................................................................................... 153
8 Resümee ........................................................................................................................................... 161
9 LITERATURATURVERZEICHNIS .......................................................................................................... 162
9.1 Gedruckte Quellen .................................................................................................................... 162
9
9.2 Online Quellen ........................................................................................................................... 167
10 Abbildungsverzeichnis .................................................................................................................... 169
11 Tabellenverzeichnis ........................................................................................................................ 176
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1 Einleitung Aus aktuellem Anlass – Oberstufe NEU inklusive dem Modulsystem – wurde
ein Bewegungskonzept aus verschiedenen, im aktuellen Bewegungs- und
Sportunterricht wenig bis gar nicht beachteten, Bewegungsansätzen
entwickelt, um neue Möglichkeiten aufzuzeigen die motorischen
Grundfähigkeiten im Schulunterricht zu verbessern. Vorrangig war die Idee,
dass eine ausgewogene Mischung unterschiedlichster Konzepte die
Methodenvielfalt des Unterrichts erhöhen würde und durch neue
Trainingsreize, trotz beschränkter Unterrichtsstunden in der Oberstufe, die
Motivation der Schüler1 gesteigert werden könnte. Da es dazu noch keine
wissenschaftlichen Publikationen gibt bzw. ein derartiger Versuch noch nicht
unternommen wurde, wird nun versucht diese Forschungslücke zu schließen.
Die Arbeit baut sich aus drei Teilen auf:
1. Im ersten Teil wird zuerst auf die Begrifflichkeit Fitness im Allgemeinen
eingegangen und an dieser Stelle das Spannungsfeld Gesellschaft vs.
Individuum beleuchtet. Weiterführend werden die
Trainingsgrundkomponenten (Konditionelle und Koordinative
Fähigkeiten) erläutert, um eine theoretische Basis für die nachfolgenden
Ausführungen zu schaffen.
2. Im zweiten Teil der Arbeit wird das Bewegungskonzept EMOCO („Every
Movement Counts“) vorgestellt. Dazu wird auf die Grundidee, die
Methodik und die Trainierbarkeit eingegangen und ein direkter
Schulbezug hergestellt. Des Weiteren werden alle Input-Konzepte
vorgestellt und ein Lehrplanvergleich durchgeführt.
3. Im dritten Teil wird die Modulare Oberstufe als Modell vorgestellt und die
Umsetzung dieser Idee als Schulversuch am KLEX dokumentiert.
Weiters wird ein 8-Wochen-Modul geplant und die entsprechenden
Stundenbilder werden didaktisch beschrieben. Der dritte Teil wird vom
1 Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in der gesamten Arbeit das generische Maskulinum
verwendet. Werden Personenbezeichnungen lediglich in der männlichen Form verwendet, so schließt dies auch die weibliche Form mit ein.
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Kapitel Übungskatalog eingerahmt, indem alle für den Unterricht des
Moduls benötigten Einzelübungen vorgestellt werden.
Mit einem persönlichen Resümee, das noch einmal die gewonnenen
Eindrücke und Erkenntnisse zusammenfasst, wird die Arbeit geschlossen.
2 Fitness Im Kapitel Fitness wird der theoretische Grundstock für das darauf
aufbauende Bewegungskonzept EMOCO geschaffen. Zuerst wird eine
Definition der Grundbegriffe angestrebt, die eine weitere, fundierte Arbeit mit
den Begrifflichkeiten erlaubt. Es wird versucht den Begriff Fitness – prägend
für beinahe alle bekannten Bewegungsformen der Moderne – möglichst
vielschichtig und aus mehreren Perspektiven zu erläutern. In der Folge werden
die motorischen Trainingsgrundkomponenten Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit,
Beweglichkeit und Koordination ausgeführt, die in ihrer Gesamtheit jedes
Training ausmachen. Sie sind auch wegweisend für die anschließende
Beschäftigung mit den Input-Konzepten und EMOCO im Speziellen.
Das Kapitel Fitness wird im Überblick das theoretische Fundament für weitere
Überlegungen schaffen und es wird versucht alle bzw. einen Großteil der
trainingsspezifischen Fragen, die auftreten könnten, aus dem Weg zu räumen.
2.1 Begriffsdefinition und Erklärung des Begriffs Fitness Balfanz (2007, S. 63) gibt als basale Erstdefinition an, dass der Begriff Fitness,
laut Duden (1997, S. 190), den Wortstamm „Fit“ enthält und der englischen
Terminologie entstammt. Die Bedeutung des Begriffs wird vielseitig verwendet.
Vom Englischen ins Deutsche übersetzt wird es z. B. mit „geeignet; günstig“
oder „passend, ratsam, angebracht“, aber auch mit „gesund; in Form“
gleichgesetzt und „be fit to be seen“, bedeutet „sich sehen lassen können“
(Pons, 1982, S. 188). Der vollständige Begriff „Fitness“ wird nach Pons (1982,
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S. 189), so Balfanz (2007, S. 63), mit „Tauglichkeit, Geeignetheit; Gesundheit“
und „Fitneß, Kondition“ übersetzt.
Bei Boeckh-Behrens/Buskies (2001) wird der Begriff Fitness universell
verwendet. Erstens wird ein Bezug zum Fitness-Krafttraining durch ein Hantel-
bzw. Gerätetraining hergestellt, zweitens zum Metabolismus (Stoffwechsel)
und zur Herzzirkulation und anderen gesundheitlichen Aspekten einer Person
und drittens werden die „Körperformungsaspekte“ (Balfanz, 2007, S. 63), die
in ihrer Gesamtheit die Ziele des übergeordneten Begriffes Fitness beinhalten
artikuliert (Balfanz, 2007).
Nach Balfanz (2007, S. 63) ist „allen genannten Inhalten […] gemeinsam, dass
sie auf eine Anpassung an Richtlinien und Richtwerte hindeuten, die ein
Individuum für die Erlangung der ‚Fitness„ (Tauglichkeit, Gesundheit, in Form)
erschließen sollte“.
Unter Einbezug des Darwinismus, dem die Selektionstheorie von Darwin (dtv-Lexikon, 1999,
S. 43) zugrunde liegt, werden die Arten „[…] überleben, die ihrer Umwelt am besten
angepasst sind (engl. >the fittest<).“ Das bedeutet übertragen auf den Menschen, dass „the
fittest“ (ebd.) der am besten Angepasste ist (Balfanz, 2007, S. 63).
Diese Sammlung von Begriffsdefinitionen (Balfanz, 2007) macht deutlich,
„dass ‚Fitnesssport„ eine Sportart darstellt, die nicht die Förderung der
Individualität eines Menschen zum Ziel hat, sondern sein Anpassung an
gesellschaftlich-historisch entwickelten Richtwerten“ (Balfanz, 2007, S. 64).
Demnach erhalten Individuen mit einem Körper, der nicht „fit“ ist/ erscheint, d.
h. gesellschaftlich nicht passend ist, über die Sportart Fitness eine Möglichkeit,
ihn gesellschaftstauglich auszubilden (Balfanz, 2007). Bette (1989, S. 52)
formuliert die Optimierung des eigenen Körpers, ausgelöst durch
gesellschaftliche Konvention bzw. Forderung, so: „[…] in komplexen
Gesellschaften kommt es zu dem Problem einer differentiellen, nämlich
funktionsspezifischen Instrumentalisierung des Körpers.“ Demzufolge ist nach
Krüger/Wedemeyer (1995) ein Mensch nicht „fit“, der körperliche Mängel
aufweist. Diese Definition schließt auch psychische Mängel wie
fehlendes/schwaches Selbstvertrauen, soziale Mängel wie „ungenügende
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Akzeptanz von Seiten der Gesellschaft“ und „eingeschränkte
Leistungsfähigkeit mit ein“ (Balfanz, 2007, S. 64). Nach Bette (1989, S. 63) ist
ein intakter Körper das Sinnbild für Leistungsfähigkeit und für eine
ausdrucksvolle und respektierungswürdige Daseinsform. Aus dieser
Erläuterung ergibt sich folglich, dass der Körper eines Menschen, im
Speziellen einer trainierenden Person, „nicht individualistisch, sondern
gesellschaftsassimilierend betrachtet wird“ (Balfanz, 2007, S. 64).
Neben diesen Begriffsdefinitionen, die auch gesellschaftskulturelle und soziale
Aspekte miteinschließen, erläutern Kunz/Schneider/Spring/Tritschler/Unold-
Inauen (1990) den Begriff auf einer rein physischen Ebene. Laut Kunz u.a.
(1990, S. 2) ist jegliche sportliche Leistung „vom Niveau der physischen, der
psychischen, der taktisch-kognitiven Fähigkeiten und der technischen
Fertigkeiten abhängig“. Diese Faktoren spielen in den verschiedenen
Sportarten unterschiedliche Rollen und auch ihre Verteilung verschiebt sich.
Es kommt jeweils auf die geforderte Fähigkeit an, welcher der Faktoren
„leistungsbestimmenden Einfluß“ (Kunz u.a., 1990, S. 2) nimmt. Jedoch kann
man grundsätzlich sagen, dass der Hauptfaktor für die erbrachte/zu
erbringende sportliche Leistung in den meisten Sportarten die „körperliche
Leistungsfähigkeit“ (Abb. 1) ist. Kunz u.a. (1990, S. 2) verstehen darunter das
„Niveau der konditionellen Fähigkeiten“.
Abb.1: Körperliche Leistungsfähigkeit (Kunz u.a., 1990, S. 2)
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Diese konditionellen Teilgebiete haben, so Kunz u.a. (1990, S. 2), „je nach
Sportart eine unterschiedliche Bedeutung“. Z. B. spielen beim Yoga, auch hier
kommt es auf die Art der Anwendung – verschiedene Arten des Yoga – an,
Beweglichkeit und Balance (Koordination) eine leistungsbestimmende Rolle,
wohingegen beim Marathontraining vor allem die Ausdauer bzw. beim
„Gewichtheben die Kraft“ (Kunz u.a., 1990, S. 2) primär leistungsbestimmend
sind.
Weiter schreiben Kunz u.a. (1990, S. 2), dass wenn „nur eine gute allgemeine
Fitneß“ angestrebt wird, „kann man sich auf die Förderung der Ausdauer, der
Kraft und der Beweglichkeit beschränken“.
Abb. 2: Fitness (Kunz u.a., 1990, S. 3)
Für ein Gefühl einer umfassenden Fitness (Abb. 2) und Gesundheit ist das
Niveau dieser drei Komponenten entscheidend. Daher ist dieses Level bzw.
das Training, um diese drei Faktoren zu erhöhen, „die Basis für ein gesundes
und verletzungsfreies Sporttreiben auf jeglichem Leistungsniveau“ (Kunz u.a.,
1990, S. 2-3).
Nach Mohr (1995, S. 23) bedeutet Fitness „Muskelstärke, Muskelausdauer,
Beweglichkeit und ein leistungsstarkes Herz-Kreislauf-System“. Außerdem
lautet sein Grundsatz: „Nur durch die Einbeziehung aller beeinflussenden
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Faktoren wird ein Fitneßprogramm auf die Dauer erfolgreich sein“ (Mohr,
1995, S. 4).
Weineck (2010, S. 225) spricht in diesem Zusammenhang von motorischen
Hauptbeanspruchungsformen: Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit, Beweglichkeit
und koordinative Fähigkeiten. Er trennt diese Leistungsvoraussetzungen
schematisch in konditionelle und koordinative Fähigkeiten.
Bauer (1990, zit. nach Weineck, 2010) hingegen geht von einem
weitergefassten Begriff der Kondition aus. Er nennt Kondition (i. S. des
lateinischen „conditio“ = „Bedingung für etwas“) als Sammelbegriff für alle
psychischen, physischen, technisch-taktischen, kognitiven und sozialen
Leistungsfaktoren.
Für die weitere Ausarbeitung und Vertiefung mit der Thematik wird auf die
Definition Weinecks (2010, S. 225) Bezug genommen; weiterhin werden nur
physische Grundkomponenten weiter ausgeführt, da es in dieser Arbeit primär
um die Entwicklung eines Trainings- bzw. Bewegungskonzepts geht. Weitere
Auffächerungen würden den Fokus verwässern und vom eigentlichen
Grundgedanken abschweifen. Trotzdem kann an dieser Stelle noch auf das
„Reduzierte Strukturmodell der Komponenten der Kondition des Sportlers“
(Abb. 3) nach Schmidtbleicher (1989, S. 7) verwiesen werden, das bis auf die
„koordinativen Fähigkeiten“ alle motorischen Hauptbeanspruchungsformen
sowie die internen Verzweigungen (Subkategorien) anschaulich darstellt.
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Abb. 3: Komponenten der Kondition (Weineck, 2010, S. 227)
In den folgenden Unterkapiteln werden die eben genannten verschiedenen
motorischen Hauptbeanspruchungsformen (Grundkomponenten der Fitness)
einzeln dargestellt und die entsprechenden Subkategorien, die oftmals
Wechselbeziehungen präsentieren, kurz erläutert.
Begonnen wird mit Kraft – wegweisend für den Großteil der hier vorgestellten
Ansätze.
Kraft, als eine der konditionellen Fähigkeiten, wirkt auf die Leistungsfähigkeit
des Sportlers in verschiedenen Sportarten unterschiedlich; sie ist nicht immer
leistungsbestimmend. „Während sie bei den Kraftsportarten
leistungsbestimmend ist, hat sie beispielsweise bei den Ausdauersportarten
nur gesundheitserhaltenden Charakter“ (Kunz u.a., 1990, S. 3).
Aus genau diesem Grund sollte auch das Krafttraining für einen Powerlifter
(Kraftdreikampf) anders aussehen als das Krafttraining für einen
Ausdauerathleten (z. B. Skilanglauf, Marathon). Sogar innerhalb der einzelnen
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Kraftsportarten (z. B. Bodybuilding, Rasenkraftsport) kann sich das ideale
leistungsfördernde Krafttraining stark unterscheiden (Kunz u.a., 1990, S. 3).
Da die Möglichkeiten im Krafttraining immens erscheinen und die Auswahl an
Varianten oftmals schwerfällt, soll im nächsten Unterkapitel das Krafttraining,
als eine der basalen konditionellen Fähigkeiten, in seinen Grundzügen
erläutert werden. Dazu werden verschiedene Arten der Kraft und des
Krafttrainings beschrieben und auf die Besonderheit des Krafttrainings mit
Kindern und Jugendlichen eingegangen. Das Kapitel Kraft eröffnet die Serie
der Kapitel der theoretischen Hintergründe, die im praktischen Teil dann
entscheidend sein werden, um ein Bewegungskonzept zu entwickeln bzw. um
die vorgestellten Konzepte zu verstehen.
3 Fitness- bzw. Trainingsgrundkomponenten
3.1 Kraft
3.1.1 Begriffsdefinition
Jede Bewegung, die der Mensch vollführt, erfordert Kraft. Ob er atmet, ißt, verdaut oder ob
Blut zirkuliert, ob er lacht oder weint oder ob er sich im Raum bewegt – er benötigt Kraft.
Verändern sich Größe und Richtung der Kraft, so verändert sich auch die Bewegung
(Hartmann/Tünnemann, 1990, S. 8).
Nach Weineck (2010, S. 371) ist eine genaue Definition von Kraft, eine die
physische und psychische Anteile umfasst, nicht wirklich möglich, weil die
Arten der Kraft (Muskelarbeit, Muskelanspannung) differenzierten Charakter
haben und vielfältig sind. Demnach ist nur eine teilweise Definition im
Zusammenhang mit den Arten des Auftretens von Kraft möglich.
Die Kraft des Menschen, so Hartmann/Tünnemann (1990, S. 8), zeigt sich als
„Maximalkraft, Schnellkraft und Ausdauerkraft“. Daher wird hier auf diese drei
Ausformungen der Kraft und die von Hartmann/Tünnemann (1990) nicht
beschriebene Form der Reaktivkraft im Einzelnen eingegangen.
18
3.1.2 Arten von Kraft
Maximalkraft: Hartmann/Tünnemann (1990, S. 8) erklären, dass „das
Qualitätsmerkmal der Maximalkraft die Größe der inneren Kraft, die das Nerv-
Muskel-System durch maximale willkürliche Kontraktion gegen äußere Kräfte
zu entfalten vermag“, ist. Den Wert dieser sogenannten Maximalkraft des
Sportlers erkennt man z. B. „in der Größe der äußeren Widerstände, die
überwunden oder neutralisiert werden können“ (Hartmann/Tünnemann 1990,
S. 8). Noch höher als die Maximalkraft ist nur die Absolutkraft. Absolutkraft ist
bestimmt, als die Summe aus „Maximalkraft und Kraftreserven […], die nur
unter […] Bedingungen“ wie Todesangst oder ähnlichen Situationen aktiviert
werden kann (Weineck, 2010, S. 371).
Die Maximalkraft wird in Kampfsportarten – vor allem im Bodenkampf –, beim
Turnen (z. B. Hang- und Stützwaage), in der Schwerathletik und „in den
Wurfdisziplinen der Leichtathletik (auch als Grundlage für
Schnellkraftleistungen gegen hohe Widerstände)“ (Hartmann/Tünnemann,
1990, S. 8) gebraucht. Der Kraftsportler im Allgemeinen zielt in seinem
Training darauf ab, „durch Vergrößerung der Muskelmasse die Maximalkraft
zu steigern“ (Hartmann/Tünnemann, 1990, S. 8), wohingegen der Breiten-
oder „Volkssportler“ hauptsächlich daran interessiert ist, seine Maximalkraft zu
steigern, um Körperhaltung und Körperbau zu optimieren, mit dem
Hintergedanken dadurch Haltungsschwächen, -schäden und –verfall
vorzubeugen (Hartmann/Tünnemann, 1990, S. 8).
Maximalkraft wird, als eine der Manifestationsformen der Kraft, von Weineck
(2010, S. 371) so beschrieben:
Die Maximalkraft stellt die höchstmögliche Kraft dar, die das Nerv-Muskel-System bei
maximaler willkürlicher Kontraktion auszuüben vermag.
Und ist von folgenden Komponenten abhängig:
Vom physiologischen Muskelquerschnitt,
von der intermuskulären Koordination,
von der intramuskulären Koordination (Weineck, 2010, S. 373).
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Schnellkraft: Nach Hartmann/Tünnemann (1990, S. 8) sind die
Qualitätsmerkmale der Schnellkraft „die Größe der inneren Kraft, die das Nerv-
Muskel-System je Zeiteinheit zu mobilisieren vermag (Schnelligkeit und Höhe
der Kraftentfaltung), sowie die Dauer, die [die] Kraftäußerung dieser Art
aufrechterhalten werden kann“. Und Weineck (2010, S. 374) definiert die
Schnellkraft als „die Fähigkeit des Nerv-Muskel-Systems, den Körper, Teile
des Körpers […] oder Gegenstände […] mit maximaler Geschwindigkeit zu
bewegen“.
Äußerlich ersichtlich wird die Qualität der Schnellkraft in der „Größe der
Beschleunigung bzw. Geschwindigkeit, die in der zur Verfügung stehenden
Zeit dem Körper (oder einzelnen Körperteilen) verliehen bzw. auf fremde
Körper (Sportgerät, Partner, Gegner usw.) übertragen werden kann“
(Hartmann/Tünnemann, 1990, S. 8). Eine stark entwickelte Schnellkraft wird
u.a. für hohe Leistungen in den Bereichen Kampfsport sowie Leichtathletik,
Bahnradsport und Eisschnelllauf – jeweils in der Sprintdisziplin – benötigt
(Hartmann, Tünnemann, 1990). Jedoch kann bei einer einzigen Person, die
Schnellkraft in den unterschiedlichen Extremitäten verschieden ausgeprägt
sein (Weineck, 2010).
In der Folge sprechen Hartmann/Tünnemann (1990) nur mehr von einer
weiteren Ausprägung und zwar der Ausdauerkraft, die Weineck (2010, S. 379)
als „Kraftausdauer“ bezeichnet. Die „Reaktivkraft“ wird nur bei Weineck (2010,
S. 378) angeführt und somit am Schluss beschrieben.
Ausdauerkraft: Nach Hartmann/Tünnemann (1990, S. 8) ist das
Qualitätsmerkmal der Ausdauerkraft die „Größe der Widerstandsfähigkeit des
Organismus[/Körpers] gegen Ermüdung bei relativ lang andauernden
Belastungen mit einer hohen Kraftkomponente (über 30% der individuellen
Maximalkraft)“. Weineck (2010) ist in puncto Definition derselben Meinung:
„Die Kraftausdauerleistungsfähigkeit lässt sich als
Ermüdungswiderstandsfähigkeit gegenüber Belastungen größer 30 % des
20
individuellen isometrischen Kraftmaximums definieren“ (Weineck, 2010, S.
379).
Im Gegensatz zu Hartmann/Tünnemann (1990) bleibt Weineck (2010) jedoch
relativ wage, weil es laut Klein/Fröhlich (2001, S. 216) „bisweilen erhebliche
Abweichungen hinsichtlich der Belastungsgestaltung und den jeweils
empfohlenen Trainingsmethoden gibt“. Sich auf diese Abweichungen
beziehend wird von Ehlenz/Grosser/Zimmermann (1998) aus
trainingsmethodischen Gründen eine Unterscheidung zwischen
„Maximalkraftausdauer (= ‚hochintensive Kraftausdauer„ mit über 75 % der
Maximalkraft), […] submaximale[r] Kraftausdauer (= ‚mittelintensive
Kraftausdauer„ mit über 75 bis 50 % der Maximalkraft), und […] aerobe[r]
Kraftausdauer (= ‚Ausdauerkraft„ mit 50 bis 30 % der Maximalkraft)“
(Ehlenz/Grosser/Zimmermann, 1998 zit. nach Weineck, 2010, S. 380)
vorgenommen. Weiters berücksichtigen Schmidtbleicher (1989, S. 14) und
Klein/Fröhlich (2001, S. 17) die Belastungszeit bei der Begriffsbestimmung.
Klein/Fröhlich (2001) geben eine Belastungszeit von 45 – 60 Sekunden vor
und empfehlen als konstante Wiederholungszahl (+ konstantem Tempo)
zwischen 25 und 30 Wiederholungen.
Die Qualität der Ausdauerkraft, so Hartmann/Tünnemann (1990), zeigt sich in
der maximalen Anzahl der erreichten Bewegungswiederholungen bzw. in der
maximal möglichen Zeitperiode der Kraftwirkung gegen bestimmte
Widerstandsgrößen. Wichtig bzw. sogar leistungsbestimmend wird der Faktor
Ausdauerkraft oder Kraftausdauer in den „Sportarten Leichtathletik (z. B. 800-
m-Lauf), Schwimmen (z. B. 200- und 400-m-Lagenschwimmen), Eisschnellauf,
Skilauf, Rudern, Kanurennsport, Ringen“ u.a. (Hartmann/Tünnemann, 1990, S.
8).
Zusätzlich zum Kraftzuwachs kann durch Kraftausdauertraining das Ziel
verfolgt werden „überflüssiges Unterhautfettgewebe abzubauen, die
Muskulatur zu straffen und sie im Detail auszuformen“ (Hartmann/Tünnemann,
1990, S. 8). Für den Breitensportler ist wichtiger und daher von größerer
21
Bedeutung, dass Kraftausdauer neben der „Leistungsfähigkeit der Muskulatur
auch die Herz-Kreislauf-, Atmungs- und Stoffwechseltätigkeit“ (Hartmann,
Tünnemann, 1990, S. 8) verbessert.
Reaktivkraft: Abschließend zur Reaktivkraft, die folgendermaßen definiert wird:
Als reaktives Bewegungsverhalten bezeichnet man die Fähigkeit des Organismus aus einer
abbremsenden (exzentrischen) Bewegung heraus, in kürzester Zeit einen möglichst hohen
konzentrischen Kraftstoß realisieren zu können (Schmidtbleicher/Gollhofer, 1985, S. 271 zit.
nach Weineck 2010, S. 378).
Unter Reaktivkraft versteht man demnach die Muskelleistung, welche innerhalb eines
Dehnungs-Verkürzungszyklus (DVZ) einen erhöhten Kraftstoß generiert (Steinhöfer 2003, S.
8).
Die einzelnen Definitionen sind wichtig, um aus sportwissenschaftlicher Sicht
empirische Forschung zu betreiben, jedoch äußern sich die unterschiedlich
beschriebenen Ausprägungen der Kraft nur äußerst selten in absoluter
Reinform. Nach Hartmann/Tünnemann (1990, S. 8) treten sie „vielmehr in
einem mehr oder minder starken sportartspezifischen Mischverhältnis auf“.
Aus diesem Grund wird in der Folge nicht auf ein spezifisches Training zu den
einzelnen Kraftarten eingegangen, sondern nur abrisshaft das Krafttraining
allgemein erläutert, um in der Folge die Aufmerksamkeit dem Krafttraining bei
Kindern und Jugendlichen zu zuwenden.
3.1.3 Krafttraining allgemein
Das Krafttraining, als isoliert betrachteter Ansatz zur Steigerung der Fitness,
ist in den letzten Jahren neben dem Ausdauertraining zu einem „Modetraining“
oder besser zu einer Modeerscheinung geworden. Heutzutage wird ein
trainierter Körper, dabei wird vor allem auf einen ausgeprägten Oberkörper
Wert gelegt, wie ein Accessoire „getragen“. Es wurden viele, man kann fast
sagen unzählige, Fitnessstudios eröffnet mit dem vordergründigen Ziel, die
Sportler kräftiger zu machen, so Kunz u.a. (1990). Wenn man die Gesellschaft
beobachtet ist jedoch nicht Kraftgewinn, sondern lediglich die optische
Ausprägung der Muskeln, als ein Zeichen von vermehrter Kraft, das Ziel.
22
Nebenbei gehen die Meinungen über die Gestaltung eines Krafttrainings weit
auseinander. Die einen sind der Ansicht, dass die Arbeit an Kraftmaschinen
richtig ist, die anderen schwören auf das Training mit der Scheibenhantel
(Kunz u.a., 1990) oder mit anderen Trainingsgeräten.
Da hier besonders Wert auf das Training mit dem eigenen Körpergewicht,
völlig frei von jeglichem Trainingsgerät, gelegt wird und nur Systeme erläutert
werden, die dem Gedanken der Fitnessstudios entsagen, so wird auch auf
keines der Krafttrainings mit Maschinen o. ä. eingegangen.
Man kann mit Sicherheit sagen, hier nach Kunz u.a. (1990, Vorwort III), dass
„[es] das [einzig] richtige Krafttraining [nicht] gibt […]“. Es haben nämlich „alle
Varianten […] ihre Vorzüge und Nachteile und damit ihre Berechtigung“.
Im Sinne der weiteren Ausführungen wird man sich, wie schon erwähnt, und
weil die zusätzliche Belastung für den heranwachsenden Körper (Kinder und
Jugendliche) durch Gewichte sicherlich nicht von Vorteil ist, auf Erläuterungen
zum Training mit dem eigenen Körpergewicht beschränken. Außerdem führt
dieses „freie“ Krafttraining ebenfalls zu außergewöhnlichen Trainingserfolgen,
wenn es „richtig“ durchgeführt wird.
Die Hauptzielstellung, so Zatsiorsky/Kraemer (2008, S. 30), für das
Krafttraining besteht im Schaffen spezifischer Umarbeitungen/Veränderungen,
die dazu beitragen die sportliche Leistungsfähigkeit zu erhöhen. Im
Krafttraining bedeutet Abstimmung also „Adaption[,] die Anpassung eines
Organismus an eine Übung (körperliche Belastung)“ (Zatsiorsky/Kraemer,
2008, S. 30). Die Konsequenz eines korrekt geplanten und korrekt
durchgeführten Trainingsprogramms ist, dass sich die Kraft des Sportlers als
Folge der Adaption steigert (Zatsiorsky/Kraemer, 2008, S. 30).
Nach Zatsiorsky/Kraemer (2008, S. 30) treten Trainingsadaptionen ein, „wenn
die Trainingsbelastung über dem Normalniveau liegt oder wenn der Sportler
noch nicht an eine Übung gewöhnt ist“, d. h. dass neue (stärkere, andere)
Reize gesetzt werden. Trainingsbelastungen kann man laut
23
Zatsiorsky/Kraemer (2008, S. 30) in „stimulierende, stabilisierende und
leistungsmindernde Belastungen“ untergliedern. Folgende Bedingungen
müssen für das Auslösen einer Adaption/Veränderung gegeben sein:
1. Es muss eine Übung mit Überlastung angewandt werden.
2. Die Übungen und der Trainingsplan müssen spezifisch sein (mit Bezug zur
Wettkampfübung).
3. Übungen und Trainingsbelastung (Intensität, Volumen) sollten beide nach bestimmten
Zeitabschnitten variiert werden. Wenn eine Übung mit unveränderter Belastung über
einen längeren Zeitraum eingesetzt wird, verringert sich der Leistungszuwachs. Dieser
Vorgang wird Akkommodation genannt.
4. Trainingsprogramme müssen individuell an jeden Sportler angepasst werden. Es sollte
daran erinnert werden, dass alle Menschen verschieden sind (Zatsiorsky, Kraemer, 2008,
S. 30).
Beim Aufstellen von Trainingsprogrammen berücksichtigen Trainer meist
einfache Modelle, die die wichtigsten Einflussgrößen in die Planung
aufnehmen, um das System nicht zu verkomplizieren. Nach
Zatsiorsky/Kraemer (2008, S. 30) werden „diese Modelle […] als
verallgemeinerte Trainingstheorien“ bezeichnet. Zwei der bekanntesten sind
erstens die sogenannte „Superkompensation oder Ein-Faktor-Theorie“
(Zatsiorsky/Kraemer, 2008, S. 30) und zweitens die „Leistungsfähigkeits-
Ermüdungs-Theorie (Zwei-Faktor-Theorie)“ (Zatsiorsky/Kraemer, 2008, S. 30).
Die Ein-Faktor-Theorie (Zatsiorsky/Kraemer, 2008, S. 30) geht davon aus,
dass biochemische Substanzen durch Trainingsbelastung abgebaut werden.
Nach einer Regenerationszeit steigt das Niveau dieser Substanzen über den
Anfangswert, das nennt man dann Superkompensation. Wenn nun das
nächste Training in der Zeit, in der die Substanzen erhöht sind, stattfindet,
dann erhöht sich auch der Vorbereitungszustand des Sportlers.
Bei der Leistungsfähigkeits-Ermüdungs-Theorie (Zwei-Faktor-Theorie) wird der unmittelbare
Trainingseffekt nach einer Belastung durch die Kombination von (a) der Verbesserung der
Leistungsfähigkeit unmittelbar nach der Belastung und (b) der Ermüdung bestimmt. Die
Summierung der positiven und negativen Veränderungen bestimmt das Endergebnis. Es kann
eine Klassifikation in akute, unmittelbare, kumulative, verzögerte sowie in Teil- und
Restwirkung vorgenommen werden (Zatsiorsky, Kraemer, 2008, S. 30).
24
3.1.4 Krafttrainingsübungen
Krafttrainingsübungen können nach Zatsiorsky/Kraemer (2008, S. 182)
verschieden klassifiziert werden. Die bekannteste und allgemeinste Art der
Klassifikation besteht darin, die Übungen nach der Art in „statische
(isometrische) oder dynamische (konzentrische, exzentrische, reversible,
isokinetische)“ (Zatsiorsky/Kraemer, 2008, S. 182) Übungen einzuteilen.
Daneben gibt es noch die Möglichkeit die Klassifikation nach den
Muskelgruppen bzw. nach der Spezifität zur jeweiligen Wettkampfübung
vorzunehmen.
Jugendliche und Anfänger sollten laut Zatsiorsky/Kraemer (2008, S. 182)
hauptsächlich Ganzkörperübungen präferieren und im Falle eines
bevorstehenden Wettkampfes sollte sich die Aufmerksamkeit auf das Training
von Muskelgruppen verschieben, die die Wettkampfleistung im Speziellen
beeinflussen. Dafür ist jedoch, wenn man die Sportler nicht kennt, eine
ausführliche Bewegungsanalyse nötig, um entscheidende
Trainingsänderungen vorzunehmen.
Aus Gründen der Einfachheit und der Verletzungsprophylaxe, so Kunz u.a.
(1990), sollte bei der Planung und überhaupt bei der Trainingsgestaltung
darauf geachtet werden, dass „das Heben schwerer Gewichte […] erst dann
erfolgen [darf], wenn die körperliche Entwicklung abgeschlossen ist“ (Kunz
u.a., 1990, S. 173).
Daraus schlussfolgernd ist für Kinder und Jugendliche das
„Schnellkrafttraining mit dem eigenen Körpergewicht […] das richtige
Krafttraining“ (Kunz u.a., 1990, S. 173). Kunz u.a. (1990, S. 173) bemerken
weiters, dass „extreme Formen des Krafttrainings wie das Maximalkrafttraining
mit der Scheibenhantel oder Tiefsprünge […] eine langfristige körperliche
Vorbereitung“ verlangen – in jedem Alter. Belastungssteigerungen dürfen
außerdem nur langsam erfolgen und auch hier zuallererst der Umfang der
Belastung und er später die Intensität (Kunz u.a., 1990).
25
Um mit Kindern und Jugendlichen erfolgreiches Krafttraining zu betreiben
muss das Training zielorientiert sein und sich progressiv von der Qualität zur
Quantität her entwickeln. Außerdem führen allzu lange gleiche Trainingsreize
laut Kunz u.a. (1990, S. 174) zu einer Plateaubildung und daher sollten die
Trainingsmethoden – auch im Sinne einer Vermeidung von Monotonie und
Langeweile – wechseln.
Kunz u.a. (1990) geben weiterführend an, dass das Krafttraining, besonders
im jugendlichen Alter immer durch ein entsprechendes Ausdauer-,
Beweglichkeits- und Koordinationstraining ergänzt werden soll. Das ist die
Aufgabe des Trainers und Lehrers und genau darauf ist das im zweiten Teil
der Arbeit vorgestellte Bewegungskonzept EMOCO ausgelegt – auf
Methoden- und Trainingsvielfalt.
3.1.5 Krafttraining mit Kindern und Jugendlichen
Das Krafttraining für Kinder und Jugendliche dient (Freiwald/Greiwing, 2016,
S. 393) in der heutigen Zeit primär dazu, um Bewegungsmangel
auszugleichen und um Leistungssteigerungen zu erzielen. Daher sollte es
auch einen entsprechenden Platz im Bewegungs- und Sportunterricht
einnehmen.
3.1.5.1 Vorüberlegungen und Zielsetzungen
Die Popularität des Krafttrainings (Freiwald/Greiwing, 2016, S. 393) hat in den
letzten Jahren auch im Kinder- und Jugendbereich zugenommen – etwas
verzögert zum Fitnessboom im Erwachsenenbereich. Aus diesem Grund ist
das Krafttraining mittlerweile auch fixer Bestandteil im Schulsport geworden,
jedoch fehlt es oft an der entsprechenden Umsetzung.
Neben dem steigenden Beliebtheitsgrad, bedingt durch die Medienlandschaft,
und das dadurch entwickelte Idealbild einer fitten und attraktiven Person,
sowohl männlich als auch weiblich, hat Krafttraining auch angesichts der
26
steigenden Fettleibigkeit bzw. des metabolischen Syndroms, durch
Bewegungsmangel, und als „Prävention von hohen Blutfetten, hohem
Blutzucker, hohem Blutdruck und Übergewicht eine klare Legitimation“
(Freiwald/Greiwing, 2016, S. 394). Nach Freiwald/Greiwing (2016, S. 394)
entwickelt sich das metabolische Syndrom aus dem Zusammenspiel von
Lebensstil (Überernährung) und Bewegungsmangel. Krafttraining hingegen
wirkt direkt auf das größte Stoffwechselorgan im menschlichen Körper
(Muskulatur), „das schon im Ruhezustand für mehr als 50 % des
Energieverbrauchs verantwortlich ist“ (Freiwald/Greiwing, 2016, 394).
Zusätzlich, d. h. neben einer Vermeidung bzw. Minderung von
Stoffwechselerkrankungen, vermindert Krafttraining das Risiko an Herz-
Kreislauf-Erkrankungen zu erkranken und man erwartet (Freiwald/Greiwing,
2016, S. 394), dass Krafttraining im Kinder- und Jugendalter über einen
verbesserten Gesamttrainingszustand ein geringeres Verletzungsrisiko in
anderen Sportarten bewirkt; denn durch Krafttraining wird das Bindegewebe
gestärkt und außerdem die Dichte der Knochen erhöht.
3.1.5.2 Planung und Durchführung
Es gilt im Training mit Kindern und Jugendlichen umfangreiche und monotone
Trainingsformen aus „psychologischen, pädagogischen und orthopädischen
Gründen“ (Freiwald/Greiwing, 2016, S. 396) zu vermeiden. Wenn das gelingt,
ist die Hoffnung da, dass die jungen Sportler das Krafttraining mit der Zeit als
fixen Bestandteil ihres Lebens sehen und diese Einstellung auch als
Erwachsene beibehalten.
Wichtig ist, dass das Kind oder der Jugendliche psychisch und physisch bereit
ist für regelmäßiges Krafttraining und darum sollte man nicht zu früh mit dem
Training anfangen. Besonders wenn es um Gerätetraining geht, liegt das
Mindestalter bei 7 bis 8 Jahren, so Freiwald/Greiwing (2016, S. 396).
27
Entsprechende Vorüberlegungen bzw. Grundsätze (basierend auf
Freiwald/Greiwing 2016, S. 396-397), die es vor einer Trainingsplanung mit
Kindern und Jugendlichen zu beachten gilt, sind2:
- Jedes Krafttraining sollte mit einer 5- bis10-minütigen, dynamischen
Aufwärmphase beginnen.
- Die Trainingsdauer sollte nicht länger als 60 Minuten dauern, bei
Anzeichen von Ermüdung ist das Training (früher) zu beenden, um
Verletzungen vorzubeugen und die Freude aufrecht zu erhalten.
- Es sind ausreichend Pausen zwischen den Sätzen, den Übungen und
den Trainingseinheiten einzuplanen.
- Der Schwierigkeitsgrad der Übungen bzw. die Intensität und der Umfang
der Belastung sind langsam von Trainingseinheit zu Trainingseinheit zu
erhöhen.
- Das Training sollte 2 bis 3 Mal pro Woche absolviert werden. Da dies
nur in der Unterstufe möglich ist, sollten die Jugendlichen angeregt
werden auch zu Hause oder im Verein kurze Einheiten zu absolvieren.
Wenn das nicht möglich ist, dann muss der Unterricht so ausgelegt
werden, dass eine wöchentliche Steigerung erfolgen kann.
- Innerhalb einer Trainingseinheit sollte die Anzahl der
Krafttrainingsübungen zwischen 6 bis 8 verschiedenen Übungen liegen
(z. B. Circle-Training) bzw. zumindest in einem Ausmaß gehalten
werden, das nicht zu Überforderung und Verwirrung führt.
- Der Lehrer/Trainer muss genau beobachten, wie die Kinder bzw.
Jugendlichen das Trainingsprogramm mental und körperlich verkraften,
um die Motivation aufrecht zu erhalten.
- Zu Beginn des Krafttrainings sollte eine Technikschulung erfolgen, erst
später sollte der Schwierigkeitsgrad erhöht werden bzw. eigenes Üben
erlaubt werden.
2 Es werden hier allgemeine Vorüberlegungen angestellt, jedoch immer schon mit dem Fokus auf dem
Training mit dem eigenen Körpergewicht, weil dem Gerätetraining im vorgestellten neukonstruierten Bewegungskonzept EMOCO keine Beachtung beigemessen wird, d. h. die Überlegungen von Freiwald/Greiwing (2016) werden nur teilweise übernommen und großteils in adaptierter Form präsentiert.
28
- Neue Übungen sollten zunächst in Form einfacherer Varianten geübt
werden.
- Es sollte kein einseitiges Krafttraining absolviert werden
(Methodenvielfalt!).
- Zunächst sollten Schwachstellen, die durch vorherige Kraft- und
Beweglichkeitstests erhoben wurden, ausgeglichen werden; das
bedeutet, man soll – soweit wie möglich – das Training individualisieren.
- Beim Anfänger sollte mit Grundübungen begonnen werden (z. B.
Liegestütze, Kniebeugen, Planke).
- Die Hauptmuskelgruppen – insbesondere die Rumpfmuskulatur – sollte
zu Beginn des Trainingsprozesses trainiert werden (wenn schon
überhaupt isolierte Übungen angeleitet werden); ebenso die
gelenkstabilisierenden Muskelgruppen (z. B. Schulterblattfixatoren).
- Es sollte darauf geachtet werden, dass sowohl Agonisten als auch
Antagonisten trainiert werden.
- Es sollte darauf geachtet werden, dass Krafttraining über die gesamte
Gelenksbeweglichkeit ausgeübt wird, um die Beweglichkeit zu erhalten
bzw. zu erhöhen.
- Es sollte darauf geachtet werden, dass sowohl ein- als auch
mehrgelenkige Bewegungen durchgeführt werden; prinzipiell sind
mehrgelenkige Übungen zu bevorzugen.
- Nach dem Krafttraining sollte ein „Abwärmen“ zur Beruhigung von
psychologischen und physiologischen Variablen stattfinden.
Das Kapitel Kraft abschließend wird noch einmal betont, dass der Faktor Kraft
(Kunz u.a., 1990) eine große Bedeutung in der körperlichen Entwicklung von
Kindern und Jugendlichen hat, z. B. auch um Haltungsschäden vorzubeugen.
Um Schäden am Bewegungsapparat durch Krafttraining zu verhindern, ist ein auf
Spezialisierung ausgerichtetes einseitiges Training zu vermeiden. Die Muskulatur muß in
dieser Alterskategorie möglichst umfassend gekräftigt werden. Das Training soll dabei vor
allem Schnellkraftcharakter haben (Kunz u.a., 1990, S. 175).
29
Während Im Vorschulalter Krafttraining nicht wirklich sinnvoll ist, weil ohnehin
genügend Entwicklungsreize – über den ausgeprägten Bewegungsdrang der
Kinder – auf Muskulatur und passiven Bewegungsapparat gesetzt werden
(Kunz u.a., 1990, S.175) und im frühen Schulalter ebenfalls noch vorhanden
sind (leichtes Schnellkrafttraining ist möglich), kann man als Trainer/Lehrer in
den Jugendjahren viel erreichen.
In der Pubertät kommt es durch die einsetzende Testosteronausschüttung zu
einem starken Längenwachstumsschub und die anabole Wirkung desselben
führt zu günstigen Bedingungen für die Kraftentwicklung. Das verstärkte
Längenwachstum setzt in dieser Zeit, so Kunz u.a. (1990, S. 175), die
Belastbarkeit des passiven Bewegungsapparates und vor allem der
Wirbelsäule deutlich herab und das bedeutet, man sollte, trotz der nun
verbesserten Trainierbarkeit der Muskulatur, Kraftübungen mit dem eigenen
Körpergewicht und möglichst kleiner Belastung der Wirbelsäule bevorzugen.
In der darauffolgenden Adoleszenz gleicht sich das Krafttraining dem des
Erwachsenen kontinuierlich an.
3.2 Ausdauer
3.2.1 Begriffsbestimmung
Nach Weineck (2010, S. 229) wird unter dem Begriff Ausdauer im Allgemeinen
die „psycho-physische Ermüdungswiderstandsfähigkeit des Sportlers“
verstanden. Die Zweiteilung dieser motorischen Hauptbeanspruchungsform in
eine psychische und eine physische Komponente wird weiterhin so erläutert:
[…] die psychische Ausdauer die Fähigkeit des Sportlers [beinhaltet], einem Reiz, der zum
Abbruch einer Belastung auffordert, möglichst lange widerstehen zu können, die physische
Ausdauer die Ermüdungswiderstandsfähigkeit des gesamten Organismus bzw. einzelner
Teilsysteme (Weineck, 2010, S. 229).
30
3.2.2 Arten der Ausdauer
Man kann (Weineck, 2010) die Ausdauer in ihren Erscheinungsformen und
Ausführungen, je nach Anschauungsart, in verschiedene Typen unterteilen.
Der Aspekt des Anteils an beteiligter Muskulatur unterscheidet, ob man von
allgemeiner und/oder lokaler Ausdauer spricht. Der Aspekt der
Sportartspezifität unterscheidet die Bereiche allgemeine und spezielle
Ausdauer, der Aspekt der muskulären Energiebereitstellung unterscheidet
zwischen aerober und anaerober Ausdauer. Wenn man den Zeitaspekt (Dauer
der Belastung) betrachtet, wird zwischen der Kurz-, Mittel- und
Langzeitausdauer differenziert. Letztlich ist auch noch eine Unterscheidung
nach den „beteiligten motorischen Hauptbeanspruchungsformen“ (Weineck,
2010, S. 229) möglich: Kraft-, Schnellkraft- und Schnelligkeitsausdauer.
Entscheidend für das folgende Trainingskonzept wird in Hinblick auf die
Laufeinheiten (Kapitel Barfuß-Lauf) des 8-wöchigen Moduls vor allem die
allgemeine aerobe dynamische Muskelausdauer, auch Grundlagenausdauer
genannt, sein. Aber da sich genau die aerobe Ausdauer besonders gut bei
Kindern und Jugendlichen trainieren lässt und nach Häkkinen/Kouhanen/Komi
(1987, S. 240 zit. nach Weineck, 2010, S. 233) „sogar Gewichtheber eine
ausreichend entwickelte Grundlagenausdauer, um ein umfangreiches und
intensives Training durchführen zu können“ benötigen, so ist der Fokus
entsprechend geeignet ausgerichtet.
Laut Weineck (2010, S. 233) ist eine gute bzw. ausreichend entwickelte
Grundlagenausdauer Grundvoraussetzung für eine Steigerung der sportlichen
Leistungsfähigkeit und bewirkt u. a.:
- Erhöhung der physischen Leistungsfähigkeit: Eine gut entwickelte Grundlagenausdauer wirkt
sich sowohl günstig auf die Wettkampfleistung selbst – allgemeine und spezielle Ausdauer –
als auch auf die Belastbarkeit im Training – allgemein Ausdauer – günstig aus: eine vorzeitige
Ermüdung verkürzt die mögliche Übungszeit, macht Realisierung eines intensiven
Trainingsprogrammes unmöglich und begrenzt auch die Wahl gegebener Trainingsmethoden
und –inhalte.
- Optimierung der Erholungsfähigkeit: Der Organismus des ausdauertrainierten Sportlers kann
anfallende Ermüdungsstoffe schneller eliminieren und energetische Engpässe effektiver
31
kompensieren, was eine intensivere Trainingsgestaltung und in den großen Sportspielen eine
aktivere Spielbeteiligung ermöglicht. Außerdem erholt sich der Sportler schneller nach dem
Training und Wettkampf. Sein Vegetativum ist in der Lage, sich schneller von einer
sympathikotonen (auf Leistung ausgerichteten) Situation auf eine vagotone, die
Erholungsvorgänge positiv unterstützende Gesamtstoffwechsellage umzustellen und somit
Umfang und Geschwindigkeit der Wiederherstellungs-Prozesse nach sportlichen Belastungen
im Sinne einer Optimierung zu beeinflussen.
- Minimierung von Verletzungen: Besser trainierte Sportler verletzen sich seltener als frühzeitig
ermüdende. Bei ihnen ist nicht das Reflexsystem organisierte Elastizitätsverhalten von
Sehnen und Muskeln beeinträchtigt, was einen hocheffektiven Verletzungsschutz darstellt.
- Steigerung der psychischen Belastbarkeit: Der ausdauertrainierte Spieler besitzt eine erhöhte
Stressresistenz und eine höhere psychische Stabilität. Er ist in der Lage, Misserfolge besser
zu verarbeiten, ohne die sonst häufig auftretenden Motivationsprobleme und negativen
Stimmungsänderungen (im Sinne einer depressiven, der Leistung abträglichen
Grundeinstellung) in Kauf nehmen zu müssen.
- Konstant hohe Reaktions- und Handlungsschnelligkeit: Aufgrund der besseren
Erholungsfähigkeit und der damit verbundenen niedrigeren Anschoppung von
Ermüdungsstoffen wird das Zentralnervensystem in seiner Leistungsfähigkeit weniger
beeinträchtigt. Wahrnehmungs-, Antizipations-, Entscheidungs- und Reaktionsschnelligkeit als
wesentliche Voraussetzung für eine optimale Handlungsschnelligkeit bleiben während des
gesamten Trainings/ Wettkampfs ohne Leistungseinbuße. Der Sportler ist bis zur letzten
Minute „hellwach“, konzentriert und aufmerksam.
- Verringerung technischer Fehlleistungen: Der ausdauertrainierte Sportler ist bis zum Schluss
voll konzentriert, aufmerksam und schnell in seinen Entscheidungen und Handlungen, was
seine technische Fehlerquote – und dies ist in besonderem Maße in den Spielsportarten
wichtig – gering hält.
- Vermeidung ermüdungsbedingter taktischer Fehlverhaltensweisen: Weil es bei
ausdauertrainierten Sportler nicht zu einem übermäßigen Anstieg an Ermüdungsstoffen
kommt und er nicht „sauer“ wird, bleibt er taktisch diszipliniert. Als Spieler hält er die vorab
besprochene „Marschroute“ ein, begeht keine unnötigen, unmotivierten oder gar groben
Fouls, hält sich bei zweifelhaften Schiedsrichterentscheidungen im Zaum und „meckert“ nicht
dauernd. Wie die Untersuchungen von Liesen (1983, 23 und 1985, 16) zeigen, führen
konditionsbedingte Mangel dazu, dass der Sportler frühzeitig übersäuert und bereits bei
Laktatwerten von 6-8 mmol/l zu technisch-taktischen Fehlverhalten neigt.
- Stabilere Gesundheit: Der ausdauertrainierte, „abgehärtete“ Sportler verbessert seine
immunologische Abwehrlage dahingehend, dass er weniger oft an banalen
Infektionskrankheiten wie Schnupfen, Husten, Grippe u.Ä. erkrankt. Damit vermeidet er
unnötige Leistungseinbußen durch Trainings- und Wettkampfausfälle. Die Gesundheit ist das
höchste Gut des Sportlers, denn nur ein gesunder Sportler ist hart belastbar. Schließlich – und
dies ist von höchstem Allgemeininteresse – ist die Ausdauerschulung aufgrund ihrer
32
präventiven Wirkung im Bereich der Herz-Kreislauf- bzw. Bewegungsmangelkrankheiten im
Gesundheitssport von allergrößter Wertigkeit […] (Weineck, 2010, S. 233-234).
Die folgende Tabelle (Weineck, 2010, Abb. 4) präsentiert noch einmal einen
übersichtlichen Überblick über die „funktionellen und strukturellen
Anpassungserscheinungen eines Ausdauertrainings auf das Muskel- und
Herz-Kreislauf-System“ (Weineck, 2010, S. 265):
Abb. 4: Anpassungserscheinungen eines Ausdauertrainings auf das Muskel- und Herz-Kreislauf-
System (Weineck, 2010, S.265)
33
3.2.3 Ausdauertraining im Kindes- und Jugendalter
Kinder und Jugendliche zeigen, so Weineck (2010, S. 345), beim
Ausdauertraining grundsätzlich dieselben Anpassungserscheinungen wie
Erwachsene, „wobei sich nicht nur die morphologischen, kardiopulmonalen
Leistungsgrößen steigern, sondern sich auch physiologische Parameter, wie z.
B. die ‚anaerobe Schwelle„“ verändern.
Da besonders die zweite puberale Phase, d. h. die Jugendlichen, im Zentrum
des Interesses steht – bezogen auf das Bewegungskonzept EMOCO und
dessen primäre Anwendung auf den Oberstufenunterricht –, so wird in diesem
Kapitel noch spezieller auf das Ausdauertraining dieser Altersgruppe und
entsprechende Trainingsmethoden- bzw. inhalte eingegangen und
abschließend ein Überblick (Weineck, 2010) über
Ausdauertrainingsgrundsätze für Sportler dieses Alters gegeben.
3.2.3.1 Ausdauertraining in der Pubeszenz bzw. Adoleszenz
Nach Dobrzynski (1976) und Koinzer (1978) liegt das größte
Trainingspotenzial hauptsächlich in der Zeit des beschleunigten Wachstums.
Der Körper erfährt im Kinder- und Jugendalter vor allem in der Pubertät die
weitreichendsten Veränderungen, daher sind nach Weineck (2010, S. 359) die
„Anpassungsfähigkeit und damit die Trainierbarkeit zu diesem Zeitpunkt am
größten“. Besonders die Eigenschaften Ausdauer und Kraft, das bedeutet die
Kondition, entwickeln sich besonders, bedingt durch die
„wachstumsbedingte[n] Zunahme von Körpergewicht und Körperhöhe“
(Weineck, 2010, S. 359).
Gerade zum Zeitpunkt des „puberalen Längenwachstumsschubes und der
damit verbundenen günstigen Herz-Körpergewichts-Relation“ (Weineck, 2010,
S. 359) sowie in der zweiten puberalen Phase, wenn die Entwicklung des
Breitenwachstums und die zeitglich dazu ablaufende starke Zunahme der
Muskulatur einsetzen, herrscht ideale Trainierbarkeit. Daher ist es überaus
wichtig, diesen Zeitraum zu nutzen, denn wenn die „funktionelle
34
Anpassungsfähigkeit“ (Weineck, 2010, S. 359) nur schwach beansprucht wird,
dann kann sich die Ausdauerleistungsfähigkeit nicht voll entwickeln und aus
diesem Grund entscheidet das Jugendtraining über die zukünftige
Leistungsfähigkeit.
Mit der beginnenden Adoleszenz nimmt neben der aeroben Kapazität auch die
„anaerobe Kapazität“ (Weineck, 2010, S. 359) verstärkt zu, folglich ist ab
dieser Altersstufe auch gezieltes Training der „anaeroben Ausdauerfähigkeit“
(Weineck, 2010, S. 359) möglich. Der Schwerpunkt sollte jedoch weiterhin auf
Belastungen im aeroben Bereich (Grundlagenausdauer) liegen und erst gegen
Ende der Adoleszenz sollte das Training an ein Erwachsenentraining
angenähert werden.
Abgesehen von der Art der Belastung (Dauermethode,
Kurzzeitintervallmethode usw.) ist es von großer Bedeutung keine Monotonie
in den Trainingseinheiten zu erzeugen und möglichst umfassend, variabel,
vielseitig für Abwechslung zu sorgen, auch z. B. mittels anderen
Fortbewegungsinstrumenten wie Inlineskates, Schlittschuhen, Skiern usw.,
weil: Die „Freude am Ausdauertraining steht und fällt mit der Art der
Durchführung“ (Weineck, 2010, S. 360). Angeregt davon wird als nächstes auf
die speziellen Trainingsmethoden und –inhalte für die erste und insbesondere
die zweite puberale Phase eingegangen.
3.2.3.2 Trainingsmethoden und –inhalte für Pubeszenz bzw. Adoleszenz
In Frage kommen hauptsächlich die Dauermethode, die Intervallmethode und
Dauerlauf mit Tempowechsel. Weineck (2010, S. 365) gibt als Beispiele für
Belastungen nach der Intervallmethode vier Möglichkeiten vor, die am besten
im Unterricht spielerisch angewandt werden:
1) Intervalltraining (extensiv, d. h. längere Streckenabschnitte, nicht zu schnell)
2) Américaine (Endlosstaffel mit der Läufern auf 400 m verteilt)
3) Hügelläufe
4) Tempowechselläufe
35
Bei Belastungen der Dauermethode soll, nach Empfehlung von Weineck
(2010, S. 365), auf ein gleichbleibendes Tempo geachtet werden. Das
monotone „Dahinlaufen“ kann und sollte im Unterricht durch Variationen (z. B.
Ballführen, Zweierlauf, Geländewahl usw.) spannender gemacht werden.
Mögliche Ausdauerspielformen wären, z. B. Zeitgefühlläufe (Minutenlauf,
Tandemlauf etc.), Umkehrläufe, bei denen die Schüler auf dem Rückweg
(ohne Lehrer als Tempomacher) das gleiche Tempo haben sollten und folglich
die gleiche Zeit dafür brauchen und variable Formen von Zeitschätzläufen
(Weineck, 2010, S. 366). Um zusätzlich Abwechslung in das Ausdauertraining
im Schulalltag zu bringen bzw. im Kinder- und Jugendalter zu gewährleisten,
sollte den Sportarten Schwimmen und Radfahren ähnliche Bedeutung
geschenkt werden und die „verbreitete Monotonie des schulischen
Ausdauertrainings“ (Weineck, 2010, S. 366) durchbrochen werden.
Das Kapitel Ausdauer abschließend werden noch wichtige „Methodische
Grundsätze für das Ausdauertraining im Kindes- und Jugendalter“ (Weineck,
2010) angeführt:
- Das Ausdauertraining im Kindes- und Jugendalter dient vor allem der Ausbildung einer guten
Grundlagenausdauer und damit der Verbesserung der aeroben Kapazität.
- Als Teststrecken sollten nicht die bislang geforderten Läufe über 600 bis 1200 m gelaufen
werden, da sie zu starke anaerobe Anteile beinhalten, sondern es sollten 5-, 10- oder 15-
Minutenläufe mit zuerst beliebiger Laufgeschwindigkeit gewählt werden. Erst nach Erreichen
eines bestimmten Mindestumfanges (15-20-Minutenläufe) sollten Mindestanforderungen in
der Form von Soll- (aber nicht Muss-)Zielen eingeführt werden.
- Die Ausdauerschulung sollte in irgendeiner Form, insbesondere unter Ausnutzung der Kleinen
und Großen Spiele, in jeder Sportstunde in ausreichendem Maße durchgeführt werden.
- Für eine aerobe Ausdauerschulung gibt es höchstens eine zu späten, aber keinen zu frühen
Beginn!
- Die aerobe Ausdauerleistungsfähigkeit ist bei den Mädchen im 12./13., bei den Jungen im
13./14. Lebensjahr am besten trainierbar.
- Das Ausdauertraining sollte vor allem umfang- und nicht intensitätsbetont sein.
- Das Ausdauertraining sollte in differenzierter Form den jeweiligen individuellen
Gegebenheiten entsprechend und ohne äußere Zwänge durchgeführt werden.
- Das Ausdauertraining sollte abwechslungsreich, kurzweilig und kindgemäß sein. Es sollte
Spaß mach und der Phantasie der Kinder entgegenkommen.
36
- Die Auswahl der Trainingsmethoden und –inhalte sollten den psychophysischen
Voraussetzungen der Kinder und Jugendlichen entsprechen.
- Auf die günstigen gesundheitsfördernden Wirkungen eines Ausdauertrainings ist frühzeitig
hinzuweisen (Weineck, 2010, 367-368).
3.3 Schnelligkeit
3.3.1 Begriffsbestimmung
Schnelligkeit ist ein Komplex aus vielfältigen Fähigkeiten und präsentiert sich
in den verschiedenen Sport- oder Bewegungsarten in unterschiedlicher Art
und Weise. Nach Weineck (2010, S. 609) ist Schnelligkeit sowohl Teil der
konditionellen Fähigkeiten, als auch Teil der koordinativen Fähigkeiten, daher
ist eine Zuteilung zu beiden möglich.
In der Folge sollen dem Beispiel der Weineck-Definition (2010) nach weitere
Definitionen angeführt werden, um den Begriff abzustecken, wenn auch, wie
schon angedeutet, eine eindeutige Zuordnung nicht wirklich möglich ist –
vielleicht ist das in der Folge sogar redundant.
Schnabel/Thieß (1993, S. 696) ordnen Schnelligkeit den konditionellen
Fähigkeiten zu. Denn sie stellt eine Leistungsvoraussetzung dar, die es
ermöglicht Aktionen unter den herrschenden Gegebenheiten mit hoher bis
maximaler Intensität in schnellstmöglicher Zeit durchzuführen. Im Gegensatz
zu Schnabel/Thieß (1993) haben Martin/Carl/Lehnertz (1991) zwei Jahre zuvor
schon von einer eindeutigen Zuordnung zu den konditionellen Fähigkeiten
abgeraten, da Schnelligkeit in „hohem Maße auf zentralnervösen
Steuerungsprozessen beruht“ (Weineck, 2010, S. 609).
Diese Komplexität von Schnelligkeit als motorische
Hauptbeanspruchungsform hob auch schon Jahre zuvor Frey (1977) hervor:
Schnelligkeit ist die Fähigkeit, aufgrund der Beweglichkeit der Prozesse des Nerv-Muskel-
Systems und des Kraftentwicklungsvermögens der Muskulatur, motorische Aktionen in einem
unter den gegebenen Bedingungen minimalen Zeitabschnitt zu vollziehen (Frey 1977, S. 349
zit. nach Weineck, 2010, S. 609).
37
Von den bekannten Definitionen von Schnelligkeit, die sich nicht auf spezielle
Ausformungen konzentrieren, ist jene von Grosser (1991) eine der
umfassendsten, weil er zusätzlich noch den psychischen Aspekt miteinbezieht:
Schnelligkeit im Sport [ist] die Fähigkeit, aufgrund kognitiver Prozesse, maximaler Willenskraft
und der Funktionalität der Nerv-Muskel-Systems höchstmögliche Reaktions- und
Bewegungsgeschwindigkeiten unterbestimmten gegebenen Bedingungen zu erzielen
(Grosser, 1991, S. 13).
Aufgrund der diversen voneinander abweichenden Begriffsbestimmungen
kann man erschließen, dass es auch verschiedene Ausprägungen bzw.
Formen der Schnelligkeit gibt – das Eine bedingt das Andere.
3.3.2 Arten der Schnelligkeit
Schnelligkeit zeigt sich in verschiedensten Erscheinungsformen im Sport.
Darum wird im Weiteren, bezogen auf die „motorische Schnelligkeit“, nach
Schiffer (1993) zwischen „reinen“ und „komplexen“ Schnelligkeitsarten
unterschieden.
Reine Schnelligkeitsformen:
Reaktionsschnelligkeit = Fähigkeit, auf einen Reiz in kürzester Zeit zu reagieren;
Aktionsschnelligkeit = Fähigkeit, azyklische, d. h. einmalige Bewegungen mit höchster
Geschwindigkeit gegen geringere Widerstände auszuführen;
Frequenzschnelligkeit = Fähigkeit, zyklische, d. h. sich wiederholende gleiche Bewegungen
mit höchster Geschwindigkeit gegen geringe Widerstände auszuführen (Weineck, 2010, S.
610-611).
Die genannten Schnelligkeitsformen sind nach Schiffer (1993) „ausschließlich
abhängig vom zentralen Nervensystem und von genetischen Faktoren“
(Weineck, 2010, S. 611). Bei den „komplexen“ Schnelligkeitsarten spielen nun
zusätzlich Kraftanteil und Ausführungsdauer mit:
Kraftschnelligkeit (Schnellkraft) = Fähigkeit, Widerständen in einer festgelegten Zeit einen
möglichst hohen Kraftstoß zu erteilen;
38
Schnellkraftausdauer = Widerstandsfähigkeit gegen ermüdungsbedingten
Geschwindigkeitsabfall bei maximalen Kontraktionsgeschwindigkeiten bei azyklischen
Bewegungen mit erhöhten Widerständen;
Maximale Schnelligkeitsausdauer = Widerstandsfähigkeit gegen ermüdungsbedingten
Geschwindigkeitsabfall bei maximalen Kontraktionsgeschwindigkeiten bei zyklischen
Bewegungen (Weineck 2010, S. 611).
Die vorangegangen Definitionen und Erläuterungen sollten zu einem
überblickenden Verständnis des Schnelligkeitsbegriffs führen. Abgeschlossen
wird das Kapitel Schnelligkeit mit einer Auflistung (integriert in den Fließtext)
„Methodischer Grundsätze für das Schnelligkeitstraining bei Kindern“
(Weineck, 2010), die Diskursbezug mit der schulischen und dem Alter
entsprechenden Umgebung herstellt
3.3.3 Methodische Grundsätze für das Schnelligkeitstraining bei
Kindern
Nach Weineck (2010, S. 730) sollte die Schnelligkeit frühzeitig trainiert
werden, damit „der genetisch begrenzte Raum vor Abschluss der
vollständigen Entwicklung des ZNS u. U. erweitert werden kann“.
Die schnelligkeitsbedingenden Fähigkeiten sind stufig zu entwickeln:
Erst erfolgt die Ausbildung der elementaren Schnelligkeitsvoraussetzungen, dann die der
komplexen mit adäquaten Methoden und Inhalten. Im Grundlagentraining sollt noch kein Wert
auf die Entwicklung der komplexen Schnelligkeitskomponenten „Schnelligkeitsausdauer“
gelegt werden. Erst zu Beginn des Aufbautrainings tritt das komplexe, disziplinspezifische
Beschleunigungs- und Schnelligkeitstraining in den Vordergrund. Eine weitere Schulung der
elementaren Leistungsvoraussetzungen darf jedoch auch hier nicht vernachlässigt werden
(Weineck, 2010, S. 730-731).
Wie auch schon Kunz u.a. (1990) betonten, ist die Entwicklung der
Schnelligkeitsvoraussetzungen im Kindes- und Jugendalter bedeutsam für alle
Sportarten, nicht nur für „schnelligkeitsdeterminierte Sportarten und
Disziplinen“ (Weineck, 2010, S. 731). Deshalb ist das Kinder- und
Jugendtraining nach Weineck (2010, S. 731) in allen Trainingsbereichen
schnelligkeitsorientiert zu gestalten.
39
Wichtig ist weiters, dass die Schnelligkeitsübungen in diesem Alter nicht
verkompliziert werden und auch die benötigten Kraftanforderungen auf ein
entsprechendes Übungsniveau heruntergeschraubt werden. Die
durchgeführten Übungen sollten „besonders hohe Bewegungs- und
Handlungsgeschwindigkeiten sowie eine schnelle Situationserkennung und –
verarbeitung gestatten“ (Weineck 2010, S. 731). Bezogen auf das
Schnelligkeitstraining beim Laufen im Speziellen, ist in diesen „sensitiven
Phasen eine vielseitige koordinative Laufschulung“ (Weineck 2010, S. 731)
notwendig, um „elementare[r] neuromuskuläre[r] Bewegungsprogramme“
(Weineck, 2010, S. 731) zu entwickeln.
Da das frühe und späte Schulkindalter das „beste Lernalter“ (Weineck, 2010,
S. 731) darstellt, sollten die „guten physischen – günstige Last/Kraft- bzw.
Hebelverhältnisse – wie psychische Voraussetzungen – Bewegungsdrang,
Neugier, Risikofreudigkeit, positive Grundstimmung, hohe Sportbegeisterung“
(Weineck, 2010, S. 731) für eine umfangreiche Schulung basaler Techniken
und Fertigkeiten genutzt werden.
Wichtigste weiter Punkte, denen nach (Weineck, 2010) unbedingt Beachtung
geschenkt werden soll sind:
- Auf Bewegungsökonomie achten (entsprechendes Lauf-ABC wählen);
- das Training auf „Kurzweil, Abwechslung, Spaß und spielerisches
Wetteifern“ (Weineck, 2010, S. 732) ausrichten (vielseitige
Herangehensweise, Kleine Spiele; „polysportiv“);
- auf biologisches Alter der Kinder und Jugendlichen individuell eingehen;
- die Übungsintensität so wählen, dass „die für die Entwicklung der
Schnelligkeit erforderlichen hohen und höchsten Intensitätsgrade
erreicht werden“ (Weineck, 2010, S. 732) (motorischen Stereotyp
vermeiden durch vielfältig erreichtes Intensitätsmaximum);
- die Übungsdauer so gestalten, dass „gegen Ende der Übung die
Geschwindigkeit infolge eintretender Ermüdung nicht absinkt“ (Weineck,
40
2010, S. 732), d.h. Streckenlängen und Zeiträume die zu ausgeprägter
Übersäuerung führen vermeiden;
- die Streckenlänge dem Trainingsziel anpassen
(Beschleunigungsvermögen: 15 bis 30 m; Abschnitt der maximalen
Geschwindigkeit: 20 bis 30 m, nach fliegendem Start;
Schnelligkeitsausdauer: Strecken wählen, Edie etwas über die
Wettkampfstrecke hinausgehen“ (Weineck, 2010, S. 732);
- die Pausen zwischen den Belastungen müssen eine „optimale
Wiederherstellung der Leistungsfähigkeit gewährleisten“ (Weineck,
2010, S. 732), d.h. min. 4-6 Minuten bei Laufserien;
- den Trainingsprozess vom Leichten zum Schwierigen aufbauend
planen.
Denn nur wenn diesen Aspekten Folge geleistet wird und sich alle
leistungsbestimmenden Faktoren der Schnelligkeit optimal entwickeln können
– „sie betreffen nicht nur die beiden Hauptkomponenten Koordination und
Kraft, sondern auch die Beweglichkeit und eine ausreichend entwickelte
Grundlagenausdauer sowie psychische Faktoren“ (Weineck, 2010, S. 732-
733) – kann im Hochleistungsalter, wenn das dann vom Jugendlichen
angestrebt wird, das individuelle Maximum erzielt werden.
3.4 Beweglichkeit
3.4.1 Begriffsbestimmung Die Beweglichkeit ist die Fähigkeit und Eigenschaft des Sportlers, Bewegungen mit großer
Schwingungsweite selbst oder unter dem unterstützenden Einfluss äußerer Kräfte in einem
oder in mehreren Gelenken ausführen zu können (Weineck, 2010, S. 735).
Neben dem Begriff „Beweglichkeit“ sind Flexibilität, Biegsamkeit, Gelenkigkeit
und Dehnungsfähigkeit gebräuchliche Synonyme. Auch bei der Beweglichkeit
unterscheidet man verschiedene Arten.
41
3.4.2 Arten der Beweglichkeit
„Allgemeine Beweglichkeit“ steht laut Weineck (2010, S. 735) für eine
ausreichende Schwingungsweite in den wichtigsten Gelenkssystemen
(Schulter, Hüfte, Wirbelsäule). Diese Definition ist relativ und hängt von
Anspruchsniveau des Sportlers ab – kann also je nachdem, ob es sich um
Freizeit-, Leistungssportler handelt bzw. um welche Sportart es geht variieren.
„Spezielle Beweglichkeit“ (Weineck, 2010, S. 735) bezieht sich immer auf ein
bestimmtes Gelenkssystem, z. B. beim Speerwurf ist der Fokus auf dem
Schultergelenk.
Die „aktive Beweglichkeit“ (Weineck, 2010, S. 735) ist ein Maß für die
„größtmögliche Bewegungsamplitude in einem Gelenk, die der Sportler
aufgrund der Kontraktion der Agonisten – und der dazu parallel verlaufenden
Dehnung der Antagonisten – realisieren kann“. Hingegen ist die „passive
Beweglichkeit“ (Weineck, 2010, S. 735) dann gemeint, wenn äußere Kräfte
mit/-einwirken um eine größtmögliche Bewegungsamplitude in einem Gelenk
zu erreichen. Daher ist die „passive Beweglichkeit“ immer größer als die
„aktive Beweglichkeit“.
Beweglichkeit wirkt direkt auf andere Grundkomponenten des Trainings (Kraft,
Schnelligkeit, Ausdauer, Koordination). Daher wird als nächstes auf die
Bedeutung der Beweglichkeit eingegangen und die Verbindung zwischen den
anderen Komponenten erläutert.
3.4.3 Bedeutung der Beweglichkeit
Weineck (2010, S. 738) zusammenfassend kann man sagen, dass die
Beweglichkeit als basale Voraussetzung für eine qualitativ sowie quantitativ
hochwertige Bewegungsausführung ist. Sie wirkt positiv auf die Ausbildung
anderer physischer Leistungsfaktoren und Fertigkeiten. Bewegungen werden
durch die entsprechende Dehnbarkeit kräftiger, schneller, leichter und
fließender. Dadurch wird die Schulung der Beweglichkeit zum fixen Bestandteil
eines jeden Trainingsprozesses, denn „ohne eine ausreichend dehnungs- und
42
damit entspannungsfähige Muskulatur ist eine koordinativ bzw. technisch
vollendete Bewegung kaum möglich, da die Bewegung keine optimale
räumlich-zeitliche dynamische Ausführung erfahren kann“ (Weineck, 2010, S.
738). In der Beweglichkeit gründet die „ästhetisch ansprechende
Ausdruckskraft vieler Ganzkörper- oder Teilkörperbewegungen“ (Weineck,
2010, S. 738) – unerlässlich für Turner, Balletttänzer usw.
Das bedeutet nun, dass eine erhöhte Beweglichkeit den Bewegungsfluss, die
Bewegungsharmonie und den Ausdruck der Bewegung perfektioniert und
nebenbei das „Spektrum der möglichen sportartspezifischen
Bewegungstechniken“ (Weineck, 2010, S. 738) erweitert und den
„motorischen Lernprozess“ beschleunigt (Weineck, 2010, S. 738). Das heißt
Beweglichkeit wirkt positiv auf die Koordination.
Für die anderen motorischen Hauptbeanspruchungsformen ergibt sich
Folgendes:
Kraft: Erhöhte Beweglichkeit führt zu kräftigeren und schnelleren
Bewegungen, „da der Beschleunigungsweg verlängert und der Widerstand der
Gegenspieler verringert ist“ (Weineck, 2010, S. 738-739) und außerdem mehr
Muskelfasern in die Bewegung miteinbezogen sind.
Schnelligkeit: Gerade beim Sprinten, so Weineck (2010, S. 739), spielt die
Bewegungsamplitude für die Lauftechnik eine Rolle, denn durch die erhöhte
Dehnfähigkeit (Wadenmuskulatur) kann der Kraftimpuls beim Abdruck besser
genutzt werden und durch eine ideale Dehnung der geraden Schenkelmuskeln
kann ein schnelles, kräftiges Vorführen des Schwungbeins passieren.
Ausdauer: Verbesserte Dehnung der Laufmuskulatur führt zu erhöhter
Laufökonomie und dadurch zu einem geringeren Energiebedarf, das ergibt
leichtere Laufbewegungen (Weineck, 2010, S. 739).
Nebenbei leistet gut entwickelte Beweglichkeit einen wichtigen Beitrag zur
Verletzungsprophylaxe, was auch im Bewegungs- und Sportunterricht nicht
43
unerheblich ist. Um nun näher auf die Trainierbarkeit einzugehen werden
verschiedene Methoden des Beweglichkeitstrainings vorgestellt.
3.4.4 Methoden des Beweglichkeitstrainings
Man unterscheidet wie beim Training der anderen Grundkomponenten (Kraft,
Schnelligkeit, Ausdauer, Koordination) auch beim Beweglichkeitstraining
verschiedene Methoden/Inhalte zur Steigerung der Dehnfähigkeit oder
Flexibilität.
Methodisch am besten geeignet ist das Wiederholungstraining, um die
Beweglichkeit zu erhöhen. Durch zusätzliches im Wechsel stattfindendes
Lockern werden die Muskeln in einen „optimalen Entspannungszustand“
(Weineck, 2010, S. 749) versetzt.
Gleichwohl das Beweglichkeitstraining sowie es hauptsächlich bekannt ist, in
Form von einfachen Bewegungen der Zweck-, Grundgymnastik, so im
nachfolgenden Bewegungskonzept EMOCO nicht stattfindet bzw. nur in
angenäherter Art und Weise, sollen hier trotzdem, um einen Überblick zu
bekommen, die wichtigsten und am meisten praktizierten Methoden des
Beweglichkeitstrainings beschrieben werden.
Es gibt grundsätzlich drei Dehnungsmethoden, die sich bewährt haben. Das
wären einerseits die aktive Dehnungsmethode und die passive
Dehnungsmethode und andererseits die statische Dehnungsmethode, besser
bekannt als Stretching.
3.4.4.1 Die aktive Dehnungsmethode
Die aktive Dehnungsmethode wird beschrieben als eine Folge von
gymnastischen Einzelübungen – prinzipiell steht aber jede Übung für sich und
kann isoliert praktiziert werden –, „die mittels Federn und Schwingen die
normalen Grenzen der Gelenksbeweglichkeit erweitern“ (Weineck, 2010, S.
749).
44
Genauer unterteilt differenziert man in aktiv-dynamische und aktiv-statische
Dehnungsübungen. Nach Weineck (2010, S. 749) erfolgt bei der aktiv-
dynamischen Dehnung die Beweglichkeitsarbeit über mehrmals wiederholte
federnde Bewegungen, wohingegen sich bei den aktiv-statischen
Dehnungsübungen „die Antagonisten der zu dehnenden Muskeln isometrisch
in der finalen Dehnstellung“ (Weineck, 2010, S. 749) kontrahieren, d. h. die
Endstellung wird dabei gehalten. Der Dehnendstellung können einige
schwingende Bewegungen vorausgehen; das nennt man dann „Federn und
Halten = ‚Ballistic an Hold„“ (Weineck, 2010, S. 749). Die beiden Arten
miteinander vergleichend, ist die aktiv-statische Dehnung laut Dordel (1975, S.
44) weniger effektiv, da die Gegenspieler der gedehnten Beugemuskeln nicht
die Kraft aufbringen können, die nötig ist, um eine wirkliche Längenänderung
herbeizuführen. Im Gegensatz dazu werden durch die aktiv-dynamische
Dehnung über „die erzeugten Schwungkräfte stärkere Dehnungsreize
[gesetzt]“ (Weineck, 2010, S. 749) und dadurch wirksamere Resultate erreicht.
Vorteilhaft beim aktiven Dehnen ist die gleichzeitige Kräftigung der
Antagonisten, die beim Dehnen kontrahieren. Wenn man aber die dauerhafte
Steigerung der Flexibilität der Gelenke im Sinn hat, so hat diese Methode
einen – möglicherweise – entscheidenden Nachteil, denn durch „die abrupten
[…] kurzzeitig einwirkenden Dehnungsreize“ (Weineck, 2010, S. 749) wird der
„muskuläre[n] Dehnungsreflex[es] via Muskelspindeln“ (Weineck, 2010, S.
749) ausgelöst und dadurch kommt es zu einer Dehnungseinschränkung, die
ein Verletzungsrisiko birgt.
3.4.4.2 Die passive Dehnungsmethode
Beim passiven Dehnen spielen äußere Kräfte, z. B. Trainingspartner, eine
Rolle. Das ergibt eine verstärkte Dehnung der betroffenen Muskelgruppen, in
dem Fall jedoch ohne eine Kräftigung der Antagonisten.
Die Teilung in dynamisches Dehnen und statisches Dehnen erfolgt auch
innerhalb der passiven Dehnungsmethode. Und das ergibt Folgendes
45
(Weineck, 2010, S. 750): Bei den passiv-dynamischen Dehnungsübungen
wechselt die Bewegungsamplitude (erweitern – verringern) rhythmisch,
wohingegen bei der passiv-statischen Art der Dehnung die maximale
Amplitude einige Zeit (Sekunden) ruhig beibehalten wird.
Falls das passive Dehnen korrekt ausgeführt wird, dann ist es äußerst nützlich
und effektiv. Werden die Dehnungsübungen, vor allem die passiv-
dynamischen mit Partner, jedoch nicht korrekt ausgeführt, dann ist ein
erhöhtes Verletzungsrisiko gegeben.
Das passive Beweglichkeitstraining führt über mehrere Mechanismen zu
erhöhter Beweglichkeit in den Gelenken (Weineck, 2010):
- Anstieg der Dehnungstoleranz: Der Muskeltonus wird gesenkt und die
sogenannten Schmerzfühler (Nozirezeptoren) gewöhnen sich.
- Hemmung muskulärer Reflexaktivitäten: Durch mehrfache passive
Dehnungsreize wird die Muskelsensibilität gesenkt; dadurch werden
muskuläre Schutzreflexe schwerer ausgelöst.
- Strukturelle Veränderungen: „Bei regelmäßiger Dehnung scheint es
auch zu einer Zunahme der Sarkomerzahl sowie der bindegewebigen
Begleitstrukturen […] zu kommen […]“ (Weineck, 2010, S. 750).
Die unterschiedlichen Mechanismen in Verbindung setzend kann man sagen,
es scheint, dass „die erhöhte Beweglichkeit nach einem Dehnungstraining
ausreichender Intensität und Dauer […] auf ein komplexes Zusammenspiel
unterschiedlicher Anpassungsmechanismen zurückzuführen“ (Weineck, 2010,
S. 750) ist.
Abschließend wird die statische Dehnungsmethode, die man weitläufig unter
Stretching kennt, erläutert.
46
3.4.4.3 Die statische Dehnungsmethode (Stretching)
Diese Art des Dehnens beinhaltet nach Weineck (2010, S. 751) das langsame
Einnehmen einer Dehnposition (ca. 5 Sekunden) und einem darauffolgenden
Halten von weiteren 10 bis 60 Sekunden.
Im Unterschied zu den beiden anderen Dehnungsmethoden versucht die
Methode des Stretchings den Muskeldehnungsreflex zu minimieren und damit
das Verletzungsrisiko signifikant zu senken. Auch beim Stretching gibt es
verschiedene Trainingsmethoden, die aber alle darauf ausgelegt sind, den
Dehnungsreflex weitgehend zu vermeiden (Weineck, 2010):
1. Passives Ausziehen oder „zähes Dehnen“;
2. Anspannen – Entspannen („Contract-Relax-Methode“) – Dehnung unter
Ausnutzung der Eigenhemmung;
3. Anspannen – Entspannen Dehnung unter Ausnutzung der reziproken
Hemmung;
4. Dehnen des Agonisten bei gleichzeitiger Kontraktion des Antagonisten;
5. Kombination von Contract-Relax und Dehnung bei gleichzeitiger
Kontraktion des Antagonisten.
Wiederum schließt das Kapitel mit einer Liste erprobter und aus langjähriger
Erfahrung gewonnener Grundsätze nach Weineck (2010).
3.4.5 Methodische Grundsätze für das Beweglichkeitstraining mit
Kindern und Jugendlichen 1. Die Beweglichkeit ist im Kindesalter (etwa bis zum zehnten Lebensjahr) sehr gut ausgeprägt.
Ein betontes Beweglichkeitstraining sollte danach einsetzen, um das bis dahin erreichte
Niveau zu halten.
2. Bis zum zehnten Lebensjahr sollte überwiegend ein allgemeines Beweglichkeitstraining
durchgeführt werden.
3. Die Beweglichkeit sollte, besonders im Kindes- und Jugendalter, nicht grenzenlos entwickelt
werden, da sich eine übermäßig entwickelte Beweglichkeit auf die Entwicklung der übrigen
Bewegungseigenschaften nachteilig auswirken und zu Haltungsschäden führen kann.
4. Die Beweglichkeit entwickelt sich in den verschiedenen Gelenksystemen nicht gleichmäßig.
Eine entwicklungsbedingte Zunahme der Wirbelsäulenbeweglichkeit muss z. B. nicht mit einer
47
Zunehme der Beweglichkeit im Hüftgelenk korrespondieren. Dies ist bei der
Beweglichkeitsschulung zu berücksichtigen.
5. As Beweglichkeitstraining sollte altersgemäß durchgeführt werden.
6. Die verschiedenen Beweglichkeitsübungen sollten vor allem aus dem Bereich der aktiven
Dehnungsübungen gewählt werden. Passive bzw. statische Dehnungsübungen sollten erst in
der Adoleszenz Verwendung finden.
7. Bei der Festlegung einer übergroßen Beweglichkeit in Verbindung mit Anzeichen einer
Haltungsschwäche sollte Wert auf eine muskuläre Kräftigung, nicht aber auf eine weitere
Dehnung des schon schwachen Bewegungsapparates gelegt werden, um eine zusätzliche
Verschlechterung des Haltungsbefundes zu vermeiden (Weineck, 2010, S. 790).
Schlussfolgernd ist zu sagen, dass das Beweglichkeitstraining in das restliche
Training, z. B. am Beginn als Verletzungsprophylaxe, integriert werden sollte.
Gerade im Kindes- und frühen Jugendalter sind extra „Stretching“-Einheiten
nicht unbedingt erforderlich. Um jedoch beanspruchte Muskelgruppen zu
lockern, auszugleichen und um Haltungsschäden vorzubeugen, sollte
Beweglichkeitstraining stets in Verbindung mit Krafttraining angewandt werden
(Weineck, 2010).
3.5 Koordination
3.5.1 Begriffsbestimmung
„Die Koordinativen Fähigkeiten sind Fähigkeiten, die primär koordinativ, d. h.
durch die Prozesse der Bewegungssteuerung und –regelung bestimmt
werden“ (Hirtz, 1981, S. 348). Sie helfen dem Sportler, „motorische Aktionen in
vorhersehbaren (Stereotyp) und unvorhersehbaren (Anpassung) Situationen
sicher und ökonomisch zu beherrschen und sportliche Bewegungen relativ
schnell zu erlernen“ (Weineck 2010, S. 793).
Die Koordinativen Fähigkeiten sind nach Hirtz (1981) von den Fertigkeiten zu
unterscheiden:
Während die Fertigkeiten auf verfestigte, teilweise automatisierte konkrete
Bewegungshandlungen zu beziehen sind, stellen die Koordinativen Fähigkeiten verfestigte,
48
jedoch verallgemeinerte, das heißt für eine ganze Reihe von Bewegungshandlungen
grundlegende Leistungsvoraussetzungen des Menschen dar (Hirtz 1981, S. 349 zit. nach
Weineck 2010, S. 793).
3.5.2 Arten der Koordinativen Fähigkeiten
Die Koordinativen Fähigkeiten werden in allgemeine und spezielle
Koordinative Fähigkeiten unterschieden. Die allgemeinen Koordinativen
Fähigkeiten sind „das Ergebnis einer vielfältigen Bewegungsschulung in
verschiedenen Sportarten“ (Weineck, 2010, S. 793). Daher treten sie auch im
Alltagslebens und im Sport dadurch hervor, dass „beliebige
Bewegungsaufgaben rationell und schöpferisch gelöst werden können“
(Weineck 2010, S. 793).
Die speziellen Koordinativen Fähigkeiten – im Rahmen von
Wettkampfdisziplinen spezifischen Rahmen ausgebildet – kennzeichnen sich
durch „das Variationsvermögen in der Technik der betreffenden Sportart“
(Weineck, 2010, S. 793). Für die speziellen Koordinativen Fähigkeiten ist das
Hervortreten „typischer Komplexkonstellationen charakteristisch“ (Weineck,
2010, S. 793): „Je nach Sportart erfahren bestimmte
Komponentenverbindungen mit spezifischen infrastrukturellen
Gewichtungsrelationen eine akzentuierte Vorrangstellung“ (Weineck, 2010, S.
793).
3.5.3 Bedeutung der Koordinativen Fähigkeiten
Ganz allgemein werden die Koordinativen Fähigkeiten, so Weineck (2010, S.
793), dazu benötigt, „um Situationen zu meistern, die ein schnelles und
zielgerichtetes Handeln erfordern“. Aus diesem Grund sind sie auch wichtig für
Unfallprophylaxe, d.h. richtiges Reagieren bei bzw. Vermeiden von Kollisionen
und Stürzen.
Korobkov (Raeder 1970, S. 68 zit. nach Weineck, 2010, S. 793) bezeichnet
das Training der Gewandtheit (Koordination) als ein „Training der
49
Trainierbarkeit“. Das bedeutet, dass die Koordinativen Fähigkeiten „Grundlage
einer guten sensomotorischen Lernfähigkeit“ sind und „je höher ihr Niveau,
desto schneller und effektiver können neue bzw. schwierige Bewegungen
erlernt werden“ (Weineck, 2010, S. 793).
Eine gut entwickelte „Gewandtheit“ inkludiert eine hohe Ökonomie (präzise
Bewegungssteuerung), die es ermöglicht, „gleiche Bewegungen mit einem
geringeren Aufwand an Muskelkraft zu vollziehen und damit energiesparend
zu wirken“ (Weineck, 2010, S. 794). Diese Einsparung von Energie, bedingt
durch die Koordinationsfähigkeit, ist bestimmend für die konditionellen
Fähigkeiten – direkter Zusammenhang. Außerdem bemächtigt eine gut
entwickelte koordinative Leistungsfähigkeit auch noch bewegungstechnische
Lernfähigkeit im Alter und erleichtert die Aneignung von „sporttechnischen
Fähigkeiten aus anderen Sportarten“ (Weineck, 2010, S. 794).
3.5.4 Komponenten der Koordinativen Fähigkeiten:
Die einzelnen Komponenten gehen auf die Forschungsergebnisse von
Meinel/Schnabel (1987) zurück und werden hier nach Weineck (2010) in
gekürzter Form präsentiert:
Gleichgewichtsfähigkeit
Unter Gleichgewichtsfähigkeit versteht man die Fähigkeit, den gesamten Körper im
Gleichgewichtszustand zu halten oder während und nach umfangreichen
Körperverlagerungen diesen Zustand beizubehalten beziehungsweise wiederherzustellen
(Meinel/Schnabel, 1987, S. 253 zit. nach Weineck, 2010, S. 795).
Orientierungsfähigkeit
Unter Orientierungsfähigkeit versteht an die Fähigkeit zur Bestimmung und Veränderung der
Lage und Bewegungen des Körpers in Raum und Zeit, bezogen auf ein definiertes Aktionsfeld
(z. B. Spielfeld, Boxring, Turngeräte) und/oder ein sich bewegendes Objekt (z. B. Ball,
Gegner, Partner) (Meinel/Schnabel, 1987, S. 252 zit. nach Weineck, 2010, S. 796).
50
Differenzierungsfähigkeit
Unter Differenzierungsfähigkeit versteht man die Fähigkeit zu fein abgestimmten und
dosierten Bewegungen und Teilkörperbewegungen, die in großer Bewegungsgenauigkeit und
Bewegungsökonomie zum Ausdruck kommt (Meinel/Schnabel, 1987, S. 248 zit. nach
Weineck, 2010, S. 797).
Rhythmisierungsfähigkeit
Unter Rhythmisierungsfähigkeit versteht man die Fähigkeit, einen von außen vorgegebenen
Rhythmus zu erfassen und motorisch zu reproduzieren sowie den „verinnerlichten“, in der
eigenen Vorstellung existierenden Rhythmus einer Bewegung in der eigenen
Bewegungstätigkeit zu realisieren (Meinel/Schnabel, 1987, S. 255 zit. nach Weineck, 2010, S.
798).
Reaktionsfähigkeit
Unter Reaktionsfähigkeit versteht man die Fähigkeit zur schnellen Einleitung und Ausführung
zweckmäßiger kurzzeitiger motorischer Aktionen auf ein Signal. Dabei kommt es darauf an,
zum zweckmäßigsten Zeitpunkt und mit einer aufgabenadäquaten Geschwindigkeit zu
reagieren, wobei meistens das maximal schnelle Reagieren das Optimum ist
(Meinel/Schnabel, 1987, S. 251 zit. nach Weineck, 2010, S. 798).
Umstellungsfähigkeit
Unter Umstellungsfähigkeit versteht man die Fähigkeit, während des Handlungsvollzuges
aufgrund wahrgenommener oder vorausgenommener Situationsveränderungen das
Handlungsprogramm den neuen Gegebenheiten anzupassen oder die Handlung auf völlig
andere Weise fortzusetzen (Meinel/Schnabel, 1987, S. 254 zit. nach Weineck, 2010, S. 798).
Kopplungsfähigkeit
Unter Kopplungsfähigkeit versteht man die Fähigkeit, Teilkörperbewegungen der Extremitäten,
des Rumpfes und des Kopfes untereinander und in Beziehung zu der auf ein bestimmtes
Handlungsziel gerichteten Gesamtkörperbewegung zweckmäßig zu koordinieren
(Meinel/Schnabel, 1987, S. 250 zit. nach Weineck, 2010, S. 799).
Die Kapitel der Trainingsgrundkomponenten (konditionell und koordinativ)
werden mit einem Überblick über Empfehlungen für ein Koordinationstraining
für Kinder und Jugendliche geschlossen.
51
3.5.5 Methodische Grundsätze des Trainings der Koordinativen
Fähigkeiten bei Kindern und Jugendlichen
Die Herausbildung einzelner, unterschiedlicher Koordinativer Fähigkeiten in
den verschiedenen Altersstufen der Kindheit und Jugend erfordert es, so
Weineck (2010), dass intensive Entwicklungsphasen ideal genutzt werden,
daher habe sich die Anforderungen an die Sportler diesem Entwicklungsprofil
anzupassen :
- Die Bewegungserfahrung sollte möglichst vielseitig sein, um die
Lernzeiten zu verkürzen und den Trainingsprozess effektiv zu gestalten,
d. h. der „Bewegungsschatz“ sollte umfassend und vielgestaltig sein.
- Das Training der Koordination sollte möglichst früh gestartet werden,
damit die motorische Lernfähigkeit ideal für die kommenden Altersstufen
angelegt ist.
- Die Koordination sollte die Aspekte der „Komplexität, der Variabilität und
der Kontinuität“ (Weineck, 2010, S. 830), sowie eine Altersgemäßheit
und den Einbezug von spielerischen Bewegungsformen umfassen.
4 Bewegungskonzept Um in das neu entworfene Bewegungskonzept EMOCO einzuleiten, werden
hier mehrere Definitionen von Bewegung und Konzept angeführt, um den
Begriff möglichst breit zu fassen.
4.1 Was ist Bewegung? Im Allgemeinen wird Bewegung definiert als „jede Form der Bewegung, die eine Anspannung
der Muskeln erfordert und den Energieverbrauch im Vergleich zum Ruhezustand erhöht“.
Diese Definition umfasst jeden Bereich, in dem Bewegung stattfindet, in der Freizeit - in der
die meisten sportlichen Tätigkeiten ausgeübt werden -, bei der Arbeit, im und ums Haus oder
zu Fuss und mit muskelbetriebenen Verkehrsmitteln (Bundesamt für Gesundheit Schweiz
(BAG), 10.05.2016).
52
Die sportliche Bewegung ist eine Orts- und Positionsveränderung des menschlichen Körpers
(oder von Körperteilen) in seiner Umgebung. Bezugssystem ist herbei ein Koordinatensystem.
Eine Ortsveränderung bedeutet in diesem Fall einen durch Koordinaten und Raumkurven
feststellbaren Winkel von Körperpunkten im Raum… Eine Positionsveränderung ist durch die
Änderung von Körper- und Raumwinkeln feststellbar (Grosser, 1987, S. 10f. zit nach
Moegling, 1999, S. 155).
Bewegung in ihrem äußerlich sichtbaren Verlauf, d. h. als Erscheinungsbild, ist nicht
voraussetzungslos. Sie bedarf zu ihrer Realisierung körperinterner Steuerungs- und
Funktionsprozesse (Innenaspekt), deren Erforschung bzw. Erklärung ebenso wie die Analyse
des Außenaspekts zu den Hauptaufgaben der Bewegungslehre des Sports zählen
(Willimczik/Roth, 1985, S. 11 zit. nach Moegling, 1999, S. 155).
Nach den oben zugrundeliegenden Definitionen, ist Bewegung definiert als ein
Anspannen von Muskeln, eine bedingte Erhöhung des Energieverbrauchs und
weiterhin als eine „Orts- und Positionsveränderung des menschlichen Körpers
bzw. Teilen davon“ die äußerlich sichtbar ist.
4.2 Was ist ein Konzept? Konzept kommt aus dem Lateinischen und heißt so viel wie „Entwurf“.
„Entwerfen“ könnte für „den großen Wurf landen“ oder „eine provisorische
Fassung erstellen“ stehen. Zwei Vorgänge, die sich durchaus nicht
ausschließen (adhoc-beratung, 06.01.2016).
Laut Duden (duden-online, 10.05.2016) steht Konzept für:
1. skizzenhafter, stichwortartiger Entwurf, Rohfassung eines Textes, einer Rede o. Ä.
2. klar umrissener Plan, Programm für ein Vorhaben
3. Idee, Ideal; aus der Wahrnehmung abstrahierte Vorstellung
Wichtig, so heißt es nach Ischenbeck (adhoc-beratung, 10.05.2016), ist, dass
ein Konzept zu einem Entwurf führen soll, dass der Konzeptbegriff inhaltlich
gefüllt ist und, dass die Ziele/Vorstellungen des Konzepts klar sind.
Beispielhaft kann vom Konzept erwartet werden, dass es eine Richtung angibt, Grundfragen
klärt, Klarheit und Transparenz schafft, eine Orientierungshilfe bietet, […] dazu verhilft, dass
man besser weiß, was man will, ein bewusstes Arbeiten garantiert und […] Vorstellungen über
die Arbeit und Zusammenarbeit vermittelt (adhoc-beratung, 10.05.2016).
53
Diese weitgehend aus dem Wirtschaftssektor entnommenen
Begriffsdefinitionen für Konzept sollen verdeutlichen, dass hinter jedem
Konzept ein klarer Gedanke stehen muss, der sich später auch in der
Präsentation wiederspiegeln muss und, dass ein Konzept „bewusstes
Arbeiten“ in eine bestimmte Richtung vorgibt.
Obwohl mit Konzept mehrheitlich ein Rohentwurf, eine Idee gemeint ist, sollte
nicht außer Acht gelassen werden, dass in jedem Konzept „der“ große Wurf
stecken kann: z. B. sportwissenschaftlich, didaktisch, naturwissenschaftlich,
pädagogisch oder wirtschaftlich.
4.3 Was ist ein Bewegungskonzept? Ein Bewegungskonzept ist eine bewegungsspezifische Idee, eine Rohfassung
(später entwickelbar zu einem Entwurf oder einem ausformulierten Plan), die
etwas Neues konzipiert. D. h. anhand von gegenwärtigen Strömungen
(gesellschaftlicher, didaktischer, wissenschaftlicher, kultureller,
zeitgeschichtlicher und sportlicher Natur) wird versucht eine Weiterführung
oder Neuschaffung (Erfindung) von Bewegung zu ermöglichen.
Dazu könnten bekannte Bewegungskonzepte zu etwas Neuem verbunden
werden, völlig neue Bewegungen erfunden werden, verlorengegangene
Bewegungskulturen neu entdeckt und angepasst an die gegenwärtige
Gesellschaft neu interpretiert werden usw.
Im Folgenden (EMOCO) wird genau das getan:
Es wird der Versuch unternommen bekannte Bewegungsansätze
miteinander zu verbinden, neu zu interpretieren, verlorengegangene
Bewegungskulturen zu rekonstruieren und dadurch etwas Neues zu
schaffen.
54
5 EMOCO Klaus Moegling (1999) schreibt im Vorwort seines Bandes „Ganzheitliche
Bewegungserziehung“, dass „die existierenden Bewegungslehren […] zu stark
auf die Bedürfnisse des Leistungssports zugeschnitten [seien] und […] daher
nur ein reduziertes Sensorium und einen eingeschränkten
Anwendungsbereich zur Verfügung [hätten]“.
Ich teile seine Auffassung, dass „es durchaus Bewegungslehransätze gibt, die
sich auf die Bewegungskultur, über den Sport hinaus, beziehen lassen“
(Moegling, 1999, Vorwort), jedoch, wird diesen Ansätzen zu wenig Beachtung
geschenkt. Daher wird in diesem Kapitel versucht, verschiedene Konzepte der
herrschenden Bewegungskultur miteinander in Verbindung zu setzen und ein
„ganzheitliches“ Bewegungskonzept bzw. die Quellen eines solchen zu
präsentieren.
Dieser Text ist nicht primär eine Grundlage um eine Anleitungsdidaktik zu
vertreten, sollte aber trotzdem die Möglichkeit eröffnen den Leser in seinem
Bewegungsunterfangen anzuleiten und durch die verschiedenen Ideen zu
führen. Im Idealfall, so hoffe ich, sollte die Mischung aus Theorie, Praxis und
vor allem der pädagogische Einfluss, nach Klaus Moegling gesprochen,
„sinnvolle Anregungen enthalten, die eine Lektüre dieses Buches überdauern
mögen“ (Moegling, 1999, Vorwort).
5.1 Grundgedanke/Idee Die Grundidee wurde – zusätzlich zu meiner eigenen (Bewegungs-)biographie
– vom Drang nach „einer möglichen Neukonstruktion der Sportwissenschaft in
Richtung […] einer Bewegungswissenschaft“ (Moegling, 1999, S.11) initiiert/
geprägt. Moegling (1999, S.11) schreibt:
Sport ist nur ein einziger Ausschnitt aus der globalen Bewegungskultur, möglicherweise nicht
einmal der größte – das Spektrum der Bewegungskultur ist weitgefächert: Bewegungstheater,
Ausdruckstanz, Eutonie, Psychomotorik, Kontaktimprovisation, Tai Chi Chuan, orientalischer
55
Tanz, Feldenkraisarbeit, Jonglieren, Kinesiologie, Rock‟n‟Roll, Akrobatik, Sacred Dance, Inner
Sports, Hatha-Yoga, Karate, Inline Skation, Street Ball, Sensory Awareness, Capoeira…
Neben den von Moegling (1999) genannten Ausschnitten aus einem breiten
Bewegungsspektrum (hier relevant: Feldenkraisarbeit, Inner Sports bzw.
Meditatives Laufen, entspricht Barfußlauf/Chi Running/Dauerlauf, Hatha-Yoga
bzw. Yoga im Allgemeinen) sollten im Zuge dieser Diplomarbeit auch noch
Training mit dem eigenen Körpergewicht (z. B. Physical Culture) und MovNat
(Modernisierung der Methode Naturelle nach Georges Hébert) genannt
werden, um Vollständigkeit und direkten Diskursbezug herzustellen.
Zusätzlich zu den basalen Bewegungskonzepten, die diese Arbeit prägen, darf
– in Gestalt einer Synthese – auch die Vorstellung von gegenwärtigen
internationalen Trends, die besonders durch das Internet und Social-Media-
Plattformen (Facebook u.a.) Einzug in die Bewegungspraxis der Menschen
weltweit gehalten haben, nicht ausgelassen werden und dazu werden die
Grundkonzepte mit aktuellen Einflüssen und Bewegungsansätzen wie Fit ohne
Geräte, Freeletics und tendenziell auch mit GMB verschmolzen.
Anhand der großen Spannweite bewegungskultureller Erscheinungen ist eine
systematische und bedeutungsbezogene Zuordnung der verschiedenen
Konzepte schwierig geworden. Hier stellt sich jedoch prompt und unweigerlich
die Frage, ob eine Solche Zuordnung mittels künstlicher Kriterien überhaupt
Sinn macht bzw. ob es negative Auswirkungen hätte, wenn man gänzlich
darauf verzichtet?
Leist (1998, S. 327) beschreibt, nach Moegling (1999, S. 15), „die vielseitige
Bedeutungshaltigkeit solcher Bewegungskultur, die deutlich über das
Sportliche hinausgreift“. „Seine“, so Moegling (1999, S. 15), „Formulierungen
könnten zu einer sinnbezogenen Charakterisierung anzustrebender
bewegungskultureller Phänomene verwendet werden“: „Ermöglichen von
reichhaltiger Welt- und Selbstsicherheit, Ermöglichen von gestaltschaffendem
und sinnstiftendem Tun, Ermöglichen eigener Wirksamkeitserfahrung im
Sichbewegen“ (Leist, 1998, S. 327).
56
Diese Charakterisierung ist auch für den Bewegungs- und Sportunterricht im
Hinblick auf die angestrebte Kompetenzentwicklung interessant und wird
nachfolgend im Unterkapitel zur Schulrelevanz noch erläutert. Auf jeden Fall
könnte man daraus schließen und hoffen, dass die
„bewegungswissenschaftliche Landschaft doch vielfältiger“ (Moegling, 1999,
S. 16) ist, als man es sich (in Österreich) vorstellt.
5.2 Definition und Erklärung
Abb. 5: EMOCO Logo
EMOCO steht für „Every MOvement COunts“.
Das bedeutet, dass das Bewegungskonzept so ausgelegt ist, dass es
allumfassend, i. S. von, jede Art von Bewegung ist erwünscht, jede Bewegung
zählt und jede Bewegung ist somit Teil des Konzepts, ist – solange man sich
nur bewegt.
Des Weiteren bedeutet „emoco“ in Ido, einer Kunstsprache (idolinguo,
06.05.2016; wiktionary, 06.05.2016), „Emotion“. Das Fremdwort oder Lehnwort
„Emotion“ artikuliert laut Duden (Duden, 2007) im Deutschen ein Gefühl, eine
Gemütsbewegung und seelische Erregung. Das deutsche Wort ist dem
französischen Synonym „émotion“ entlehnt, das zu „émouvoir“ (zu deutsch
57
„bewegen, erregen“) gehört. „émouvoir“ entstammt dem lateinischen
“emovere“ (zu deutsch „herausbewegen, emporwühlen“).
Die Sprache Ido, die künstlich wie Esperanto (ursprünglich als
Weiterentwicklung/Verbesserung des Esperanto gedacht) aus mehreren
Sprachen kombiniert wurde, um eine Einheitssprache bzw. eine Weltsprache
zu schaffen, steht für eine harmonische Synthese, die die einprägsamsten
Elemente verschiedener Sprachen zu einer effizienten verbindet. Diesem
Gedanken folgend soll auch EMOCO als natürliches Mischprodukt
verschiedenster Bewegungselemente fruchtbar fungieren/agieren.
EMOCO, eine Verbindung aus Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit, Beweglichkeit
und Koordination, stellt in verschiedenster Art und Weise Bewegung dar bzw.
vor. Abseits der bekannten Einflüsse des Schulsports wie Leichtathletik,
kleinen und großen Spielen, Ballsportarten usw. werden weniger bekannte
Bewegungsansätze in den Mittelpunkt gerückt bzw. altbekannte Ansätze neu
interpretiert.
Das Konzept folgt dabei dem Gedanken des „natürlichen Turnens“ von
Gaulhofer und Streicher – und ist auf die heutigen Bewegungsbedürfnisse und
–gegebenheiten ausgelegt.
Nach Prohl (1999, S. 50) haben Gaulhofer und Streicher Anfang bis Mitte des
20. Jahrhunderts, in dem Bemühen das traditionelle ordnungsliebende
Schulturnen zu überwinden, eine Leibeserziehung (heute Bewegungs- und
Sportunterricht) entwickelt, die in die Gesamterziehung eingebunden ist. Damit
folgen sie einem ähnlichen Ansatz wie Leist (1998).
Das dabei angestrebte Ziel des Turnunterrichts wird nicht ausschließlich im
Erreichen möglichst hoher körperlicher Leistungen gesehen, sondern die
Schüler sollen vor allem „die wunderbare, in ihrem Körper liegenden
Zweckmäßigkeit bei den täglichen Bewegungen und Arbeiten (wie Stehen,
Gehen, Laufen, Sitzen, Heben Tragen u. dgl.)“ (Streicher, 1921; 1971, S. 11)
richtig ausüben. Zusätzlich sollen sie sich, so Prohl (1999, S. 50), bewusst
58
werden, wie sie ihre Gesundheit erhalten können und ihr Leben fortan daran
ausrichten. Diesem Gedanken schließen sich die nachfolgend vorgestellten
Input-Bewegungskonzepte an und vor allem der Einfluss von MovNat richtet
sich hauptsächlich an der Nützlichkeit und Zweckmäßigkeit aus.
Gaulhofer und Streicher setzten dem damals und zu weiten Teilen auch heute
noch gängigen „„unnatürlichen„ gekünstelten Schulturnen“ (Prohl, 1999, S. 50)
ein Prinzip der „Natürlichkeit“ entgegen.
Der Begriff der „Natürlichkeit“ ist in diesem Zusammenhang äußerst vieldeutig
und daher stellte sich für Gaulhofer/Streicher (1924, S. 37) die Frage: „Gibt es
denn überhaupt ein natürliches Turnen?“ Denn „ das Turnen ist ja eben ein
künstliches Mittel, um die verlorengegangene Wohlgestalt des
Menschenleibes wieder zu schaffen; jede Erziehung ist künstlich, ist Kunst“
(Gaulhofer/Streicher, 1924, S. 37).
Laut Prohl (1999, S. 50-51) wird diese Frage nach Rousseau beantwortet:
Niemand kann meinen, daß man der Natur heute die Erziehung eines Kindes überlassen
könne; dazu sind alle jungen und alten Menschenkinder der Natur viel zu sehr entrückt; sie
stehen vom ersten Lebenstage an gewöhnlich unter künstlichen und allzuoft naturwidrigen
Bedingungen.
Das bedeutet nun, und darauf baut auch EMOCO auf, dass man die
Bewegungslehre, die Art des Turnens die man vermitteln will, in die Lehre der
Natur schicken muss, um Bewegungserziehung wieder in Bahnen weg von der
konstruierten Künstlichkeit zu lenken.
„Natürliches Turnen“ (Gaulhofer/Streicher) ist also nach Prohl (1999, S. 51) die
„Bezeichnung für biologisch sinnvolle und wertvolle Leibesübungen“. Man soll
die (kindgemäße) Bewegungsschulung der „Natur ablauschen“ (Prohl, 1999,
S. 51), d. h. die natürlichen Bewegungen, die die Kinder in sich habe, sollen
erhalten, erweitert und verbessert werden und auf keinen Fall unterbunden.
Man sollte vermeiden, den Kindern Bewegungen, von Erwachsenen
verstandesmäßig erdacht, aufzudrängen:
59
Die Kleinen lernen daher keine Stellungen, sondern üben ihren Bewegungssinn an
zahlreichen natürlichen Geschicklichkeitsaufgaben, deren zweckmäßigste Lösung sie in der
Art der Kinder spielend aus einer großen Zahl von Möglichkeiten erarbeiten, allerdings klug
geführt vom Lehrer. Das Kind muß fehlerhafte Bewegungen machen, um die Richtigkeit der
zweckmäßigen zu empfinden (Gaulhofer, 1924, zit. nach Prohl, 1999, S. 51).
Der Bewegungssinn – etwas Natürliches – soll erhalten und entwickelt
werden; es geht um ein Entdecken, ein spielerisches Kennenlernen des
eigenen Körpers und seiner Fähigkeiten.
„[…] Kraft- und Geschicklichkeitsübungen, seien natürlich, wertvoll und auch
für Kinder notwendig“ betonen Gaulhofer/Streicher (1924 zit. nach Prohl, 1999,
S. 51), jedoch sollte die Ausbildung nicht mittels künstlicher Gerätschaften
erfolgen, sondern „je urwüchsiger ein Gerät ist (Ast oder Geländer), desto
unbedenklicher kann man daran turnen; feine Geräte verleiten dagegen zu
vielen Fehlern, wenn nicht ein angeborener Formsinn den Lehrer davor
schützt“ (Gaulhofer/Streicher 1924 zit. Nach Prohl, 1999, S. 51).
Margarete Streicher (1925) fasst die „Erziehung zur natürlichen Bewegung auf
der Stufe der der Kindheit“ zusammen:
Es werden den Kindern angemessene Aufgaben gestellt, wobei ihnen in der Art der Lösung
volle Freiheit zu lassen ist; die entwicklungsgeschichtlich notwendige Zeit des vielfältigen
Suchens und des Findens der persönlich besten Lösung dar nicht dadurch verkürzt werden,
daß man vorzeitig ein überlegtes Arbeiten verlangt. Spielen ist die Arbeitsart des Kindes
(Streicher, 1925 zit. Nach Prohl, 1999, S. 51).
In der heutigen Zeit kann man diesen Ansatz teilweise noch unter Begriffen
wie „offener Sportunterricht“, „problemorientiertes Lernen“ oder „Bewegungs-
bzw. Sportkultur“ finden (Prohl, 1999, S. 52).
Im hier vorgestellten Konzept (EMOCO) soll neben dem Freiraum der den
Schülern im Unterricht eingeräumt wird, um ihre natürlichen Bewegungen zu
tun, auch eine zielgerichtete Arbeit an diesen Formen der Bewegung
vorgenommen werden. Es soll ein Kennenlernen, ein Üben passieren und
folglich ein Können daraus entstehen.
60
Da die „primäre“ Stufe der Natürlichkeit (Rousseau zit. nach Prohl, 1999, S.
52) oftmals nicht mehr wirklich gegeben ist, wird versucht, durch einen von
außen, durch den Lehrer angeregten Impuls, eine „sekundäre“ Form der
Natürlichkeit zu schaffen.
5.3 Wahl der Einflüsse (Begründung, Relevanz) Schon 1992 wiesen Riegel und 1993 Brettschneider/Schierz auf
lebensweltliche Tendenzen hin, die die Bewegungsbiographien der Schüler
maßgeblich prägen, z. B. „Tendenz zur Verinselung, Verhäuslichung und
Naturferne“ (Moegling, 1999, S. 20), unterstützt wird diese „soziale Isolierung“
durch „zunehmende Mediatisierung“ (Moegling, 1999, S. 20) und einer
„Zunahme des Leistungsdrucks bei abnehmenden gesellschaftlichen
Qualifizierungs- und Beschäftigungschancen“ (Moegling, 1999, S. 20). Die
Gesellschaft zwingt die Kinder und Jugendlichen immer mehr zu sitzender,
bewegungsarmer Bewegung in vorgegebenen und zeitlich strukturierten
Szenarien, daraus resultierend nimmt der Anteil der selbstorganisierenden
Formen des Bewegungslebens im Wohnumfeld ab (Moegling, 1999, S. 20-21).
Entscheidend ist nun, dass der zeitgemäße Schulsport diesen
lebensweltlichen Gegebenheiten entgegentritt und Kompensation anbietet
bzw. einen Zugang zu einer passenden Umgangsweise bietet. Jedoch, so
Moegling (1999, S. 21), darf „Schulsport […] nicht nur als Reflex und
Ausgleichsmaßnahme hinsichtlich negativer lebensweltlicher Tendenzen
gesehen werden – zumal er sich über eine didaktische Identifikation mit dieser
Kompensationsfunktion deutlich überfordern würde. Letztendlich würde die
Sportdidaktik sich dem aktuellen gesellschaftlichen Zeitgeist ausliefern, ohne
eigene aus der bewegungspädagogischen Sache heraus zu begründende
Zielsetzungen zu formulieren.“ Auch hat Miethling (1998) erkannt, dass die
Schülerperspektive in den letzten Jahren sportdidaktischer Diskussion in der
empirischen Unterrichtsforschung vernachlässigt wurde (Moegling, 1999, S.
21). Bezogen darauf bietet das Modell der Modularen Oberstufe eine gute
Möglichkeit, um die Schülerperspektive durch freie Wahl des Unterrichtsinhalts
bzw. Moduls wieder weiter in den Vordergrund zu rücken.
61
Der hier angestrebte Versuch einer Konstruktion eines Konzepts zeitgemäßen
Sportunterrichts bemüht sich um den „Einbezug der lebensweltlich vermittelten
Schülerinteressen und deren Mittelung mit dem sportpädagogischen Anliegen
des Sportlehrers“ (Moegling, 1999 S. 26) ohne sich auf ein einziges
„verbindlich festgelegtes anzustrebendes Menschenbild“ (Moegling 1999, S.
26) zu beschränken. Herkömmliche bzw. in diesem Fall ursprüngliche (oder
urmenschliche) Sporttraditionen, sowie neuere bzw. aktuelle
Bewegungspraktiken sollen Inhalt eines vielseitigen Sportunterrichts werden.
Auch können „in offenere Phasen des Unterrichts im Sinne der
Bewegungsexploration und der Bewegungsimprovisation […] durchaus
geschlossenere Phasen im Sinne des systematischen Bewegungsübens oder
des Bewegungsexperiments eingebettet sein“ (Moegling, 1999, S. 27). Damit
ist „intentionales Hereinholen der [neuen] Bewegungsinhalte und der
methodischen Situationen im gemeinsamen Diskurs der am Sportunterricht
Beteiligten“ (Moegling, 1999, S. 27) und keine Beliebigkeit bzw.
unübersichtliches, undurchsichtiges Vorgehen gemeint.
Die vorgesehenen Bewegungsansätze, die sich nun in einem Gesamtkonzept,
EMOCO, vereinigen wurden aus unterschiedlichen Gründen gewählt und
verfolgen auch unterschiedliche Trainingsziele, wobei das übergeordnete Ziel
der Freude und der allgemeinen Fitness trotzdem jedem Konzept zugrunde
liegt.
Es sind beinahe alle Konzepte vielmehr Restauration als Innovation. Obwohl
man das am ersten Blick nicht immer erkennen kann, da vieles davon schon in
Vergessenheit geraten ist.
Man könnte die ausgewählten Einflüsse grob den Fitness-Grundkomponenten
zuteilen:
- Ausdauer bzw. Kraftausdauer: Barfuß-Lauf, Freeletics
- Kraft bzw. Schnellkraft: Freeletics, Fit ohne Geräte, GMB, Yoga
- Schnelligkeit: Barfuß-Lauf, Freeletics
- Beweglichkeit (bzw. Entspannung): Yoga, Feldenkrais, GMB
62
- Koordination: Yoga, GMB, Barfuß-Lauf, Fit ohne Geräte (mehrgelenkige
Kraftübungen)
Augenscheinlich erkennt man sogleich, dass die verschiedenen Konzepte fast
ausschließlich mehrere Bereiche umfassen bzw. man sie nicht auf eine
Komponente eingrenzen kann. Das entspricht beinahe jeder Form der
Bewegung – mit Ausnahmen. Eigentlich ist keine Sportart oder kein
Bewegungsansatz auf eine Grundkomponente eingeschränkt, daher ist eine
solche Zuordnung weitegehend unpassend. Trotzdem wurde die Auswahl
danach getroffen, um das Spektrum an Trainingsmöglichkeiten, alle
Grundkomponenten einschließend, breit zu machen. Es wird versucht viele
verschiedene Reize während des Unterrichts, des Trainings, zu setzen, und
darum wurden die Ansätze so gewählt, dass alle Grundkomponenten der
Trainierbarkeit abgedeckt sind. Mischformen waren dabei unumgänglich und
sogar gewünscht. Es geht bei EMOCO darum, möglichst viele verschiedene
Reize während der Trainingseinheiten zu setzen, damit der Sportler möglichst
rasch die gewünschte Entwicklung erfährt und trotzdem, bedingt durch die
Vielseitigkeit, die Freude an der Bewegung gegeben ist.
5.4 Haupteinflüsse auf EMOCO
5.4.1 Barfußlauf
GutsMuths (1957) schrieb, dass das Laufen unter den Mitteln, die die Natur
den Lebewesen zur Erhaltung ihres Lebens gab, das wichtigste ist, daher
muss es „wohl eine der natürlichsten und unschuldigsten Übungen sein, wenn
die Natur selbst uns dazu angewiesen hat“ (GuthsMuths, 1957, S. 192).
Weiters schreibt er:
Mithin wird es sehr auffallend, wenn wir scheinbar alles mögliche tun, um unsere Jungend das
Laufen verlernen zu lassen. Die erste physikalische Behandlung scheint diese Fertigkeit ganz
vernichten zu wollen; späterhin darf der Knabe oft kaum Miene machen, als wolle er laufen, so
verbieten wir es als Unart, und wenn er erwachsener ist, so stellt sich vollends der feine Ton in
den Weg und läßt ihn nicht durch (GutsMuths, 1957, S. 192).
63
Interessant ist an GutsMuths, dass er damals schon erkannt hat, dass „[…]
Naturmenschen […] mit einer Fertigkeit, die uns in Erstaunen setzt, täglich
[laufen], um ihre Bedürfnisse zu gewinnen“ (GutsMuths, 1957, S. 192). Diesen
Gedanken folgend führt GutsMuths (1957) weiter aus:
Aber kein tierischer Körper scheint mir mehr zum Laufen gebildet zu sein als der menschliche;
[…] und die Schwerkraft selbst kommt dem Laufenden zu Hilfe, um sein Fortstürzen zu
fördern. Er braucht nur seine Füße und Schenkel durch Übung nervig zu machen und an
schnelle Bewegungen zu gewöhnen, so ist die Übung, wie es mir die treueste Erfahrung sagt,
nicht so schwer. Ich glaube sogar aus Erfahrung schließen zu dürfen, daß sie unserer Lunge
sehr vorteilhaft sei, und daß es für Personen von kurzem Atem vielleicht kein besseres Mittel
gebe, ihre Brust zu verbessern, als allmähliches Gewöhnen zum Laufen (GuthsMuths, 1957,
S. 193).
Man kann, diesen Ausschnitt interpretierend, erkennen, dass er erstens
bemerkt hat, dass der Mensch aufgrund seines aufrechten Gangs (und der
starken Gesäßmuskeln) ein besonders begabter Läufer, nach GutsMuths
sogar der begabteste unter den Tieren ist. Zweitens schreibt er, dass die
Schwerkraft „dem Laufenden zu Hilfe“ kommt; somit hat er beschrieben, dass,
wenn man mit einer gewissen Vorlage läuft, die Beine dieser Automatik
nachfolgen, d. h. er geht auf die Lauftechnik im Speziellen ein. Weiters
schreibt er als dritten Punkt, dass die „Füße und Schenkel“ sich nur an
schnelle Bewegungen gewöhnen müssen, womit er meinen könnte, dass eine
hohe Frequenz dem Laufstil ebenfalls zuträglich ist, man aber dafür trainieren
muss. Viertens bemerkt er, dass Lauftraining der Lunge und der Atmung gut
tut und die „Brust“ verbessert, i. S. von Herz-Kreislauftraining. Und
schlussendlich geht GutsMuths (1957) in weiterführenden Passagen sogar
noch direkter auf das natürliche Laufen ein, wenn er schreibt, dass nicht
immer die Laufbahn nötig ist um zu laufen, sondern auch „das freie, ebene
und unebene Feld, Berg, Tal und Wald“ (GutsMuths, 1957, S. 200) gewählt
werden kann und diese Art des Laufens, diese abwechslungsreiche Art, die
Terrain verändernde Art, den Körper des Läufers „auf hundert Arten [trainiert:]
er gewinnt Kraft, Geschmeidigkeit, Dauer und Gesundheit; sein Geist lernt
Beschwerden zu ertragen, die ihm im Zimmer nie begegnen, und die er doch
64
zu ertragen sich einst genötigt sehen kann“. Wenn man das liest erkennt man
in GutsMuths einen Vordenker des modernen Barfußlaufs – im Sinne von
Laufen als natürliche Form der Fortbewegung – bzw. einen Verfechter einer
uralten Tradition, einer uralten Art des Sich-Bewegens.
An GutsMuths Idee vom Querfeldeinlauf anschließend und die Betonung auf
die Natürlichkeit des Laufens als Bewegung aufgreifend, schrieb Dr. med.
Ernst van Aaken (1993, S. 159): „Laufen lernt man nur durch Laufen!“
Demnach wird in diesem Kapitel das Bewegungskonzept des Barfußlaufs
erläutert, Vorfußlauf mit Fersenlauf verglichen und die Relevanz des
Barfußgehens für den Bewegungs- und Sportunterricht in der Schule
geschildert.
5.4.1.1 Ursprünge
Lieberman u.a. (2010, S. 531) schreiben: „Humans have engaged in
endurance running for millions of years […]”. Ins Deutsche übersetzt bedeutet
das, dass der Mensch seit Millionen von Jahren Ausdauerläufer war.
Nach Bramble/Lieberman (2004, S. 345) ist der Grund, dass dem Laufen als
Einflussfaktor für die menschliche Evolution so wenig Beachtung geschenkt
wird der, weil Menschen sowie Menschenaffen schlechte Sprinter sind und
uns auf kurzen Distanzen Vierfüßer bei weitem überlegen sind. Jedoch wird
dabei außer Acht gelassen, dass auf langen Distanzen der Mensch als
Ausdauerläufer großartige Leistungen vollbringt.
Der Mensch ist in vielerlei Hinsicht höchstens ein durchschnittlicher Läufer
(Bramble/Lieberman, 2004). Sogar die menschliche Sprintelite kann lediglich
Maximalgeschwindigkeiten von 10,2 m/s auf ca. 15 s aufrecht erhalten,
wohingegen Antilopen und Windhunde Geschwindigkeiten von 15-20 m/s auf
eine Dauer von mehreren Minuten aufrecht erhalten können, außerdem
verbraucht der Mensch fast zweimal soviel Energie auf die gleiche Laufstrecke
und ein entsprechendes Körpergewicht gerechnet wie andere Säugetiere, so
65
Bramble/Lieberman (2004). Und doch, obwohl der Mensch ein schlechter
Sprinter ist, kann er auf einer Strecke von vielen Kilometern, indem er seinen
aeroben Energiestoffwechsel nutzt, tolle Leistungen erbringen, auch im
Vergleich zu anderen Säugetieren (Bramble/Lieberman, 2004). Vor allem aber
im Vergleich zu anderen Primaten, ist die Ausdauerleistung enorm und
einzigartig. Aus dem Grund ist auch von Bramble/Lieberman (2004) die
Annahme gemacht worden, dass das Laufen in der Evolution des Menschen
eine tragende Rolle gespielt hat.
Erste Annahmen, dass die Bewegung auf zwei Beinen eine Rolle für die
Entwicklung der menschlichen Spezies spielt, wurden (Bramble/Lieberman
2004) zur Zeit des frühen Homo Erectus datiert, der sich gehend in offenen
Lebensräumen fortbewegte. Hier gründete die Vermutung, dass das Gehen
allein die weitere menschliche Evolution bestimmt hat, jedoch wiesen
Bramble/Lieberman (2004) nach, dass ab einer Geschwindigkeit von 2,3-2,5
m/s laufen energiesparender für den Körper ist als gehen, weil der Körper die
kinetische Energie besser nutzen kann. Die Beine speichern elastische
Spannungsenergie in den Bändern und Sehnen beim Aufprall und geben
diese Energie später, nach der Unterstützungsphase, wieder ab. Um diese
Energie so effizient zu nutzen, müssen die Beine mehr gebeugt werden als
beim Gehen und sich dann im Knie und Knöchel strecken. Diese
Energieeinsparung, die das Laufen mit sich bringt und den dadurch erhöhten
Vorteil beim Bejagen von Tieren, als Anstoß genommen, kann heute davon
ausgegangen werden, dass das Laufen evolutionär von starker Bedeutung ist.
Obwohl nicht viele Daten über das Laufverhalten von anderen Säugetieren
vorliegen, kann man sagen, dass der Mensch ein viel besserer Ausdauerläufer
ist als angenommen: Eliteathleten können (Bramble/Lieberman, 2004) bis zu
6,5 m/s für die Dauer eines Ausdauerlaufes aufrecht erhalten und sogar
weniger geübte „Jogger“ können zwischen 3,2-4,2 m/s schnell Ausdauerlauf
betreiben.
66
Ein Indiz, dass der Laufstil, der uns evolutionär geprägt hat, der Vorfußlauf war
ist, dass der längsverlaufende Gewölbebogen des Fußes so stark ausgeprägt
ist (Lieberman u.a., 2010). Aber es ist nicht geklärt, ob unsere ältesten
Vorfahren Vorfuß-, Fersen-, oder Mittelfußlauf praktizierten.
Der Vor- bzw. Mittelfußlauf wird noch heute von indigenen
Bevölkerungsgruppen präferiert (Afrika, Süd- und Mittelamerika), die teilweise
noch nie Schuhe getragen haben. Dabei wird mittels des eigenen Federungs-
und Dämpfungssystems (Fußgewölbe, Achillessehne) gelaufen, ohne auf
Dämpfungselemente oder Schuhe mit starker Sprengung angewiesen zu sein.
Die gedämpften Schuhe sind ohnehin eine Erfindung des 20. Jahrhunderts,
als Firmen wie Nike, Adidas und New Balance begonnen haben, die
Stoßwirkung auf die Ferse durch Technik zu minimieren. Diese
Errungenschaften sind wertvoll für Läufer, die über die Ferse abrollen, oder
besser gesagt mit der Ferse zuerst am Boden auftreffen. Durch diverse
Einlagen, erhöhte Fersenpuffer und dergleichen wird versucht den Stoß beim
Landen so weit zu reduzieren, dass man schmerzfrei laufen kann. Jedoch
wäre das bei entsprechender Landung über den Vor- und Mittelfuß nicht nötig.
Der Fuß würde diese Dämpfung von selbst durchführen.
Vor allem bei Kindern, die noch nicht beeinflusst von der Konsumgesellschaft
und von anderen Läufern – „Vorbilder“ – sind, kann man erkennen, dass der
Vorfußlauf die natürlichste Lauf-Art darstellt, denn sie laufen nicht bzw. nur
ganz selten über die Ferse. Auch kann man versuchen erwachsene Menschen
ohne Schuhe auf einen längeren Lauf auf hartem Untergrund (Asphalt, Beton,
Stein usw.) zu schicken und sie werden ihren Stil mit großer
Wahrscheinlichkeit nach einiger Zeit auf eine Vor- bzw. Mittelfußlandung
umstellen, um schmerzfrei weiterlaufen zu können.
Um das ursprüngliche Barfußlaufen und die heute wieder entdeckte Technik
des Vorfußlaufs (auch für Ausdauerstrecken) genauer zu erläutern, wird in der
Folge auf den Vorfußlauf im Speziellen eingegangen – der Fersenlaufstil wird
nur im Zuge des Vergleichs erläutert – und später ein Vergleich zwischen den
67
verschiedenen Lauftechniken nach den Untersuchungen von Lieberman u.a.
(2010) gemacht.
In der heutigen Zeit bedeutet Barfuß-Lauf nicht mehr ein Laufen ohne Schuhe
im Speziellen, sondern es wird, wenn von Barfußlauf gesprochen wird der
Laufstil Vor- bzw. Mittelfußlauf gemeint und zusätzlich geht man von einem
minimalistischen Schuhwerk (Sandalen, Minimalschuhe, Barfußschuhe usw.)
aus.
5.4.1.2 Vorfußlauf
Der Vorfuß agiert bei der Landung als eine natürliche Feder; durch diesen
Mechanismus wird in der Summe weniger Energie verbraucht – ein Teil wird
nämlich in den Sehnen und Bändern gespeichert. Diese Art des Laufens
erfordert hingegen eine ausgeprägte Koordination und stark entwickelte
Waden- und Fußmuskeln (Lewun, 2012). Nach Lewun (2012) sind
charakteristische Merkmale für geeignetes Belasten des Vorfußes, also für
den Vorfußlauf (Abb. 6):
- kleine (-re) Schritte
- höhere Schrittfrequenz
- kürzere Bodenkontaktzeit
68
+
Abb. 6: Vorfußlauf (Lewun, 2012)
Grundsätzlich gilt zu beachten, „falls jemand auf dem Vorfuß laufen möchte,
sollte er den Ausdaueraspekt einer Trainingseinheit erstmal unberücksichtigt
lassen“ (Lewun, 2012). Zumal man sich, um die richtige Lauftechnik zu
erlernen, erst einmal mehrere Trainings Zeit nehmen und die Belastung nur in
kleinen Schritten steigern sollte. Laut Lewun (2012) ist es wichtig, dass man
den Faszien (Teil des Federungssystems) am Anfang einer Umstellung auf
den Vorfußlauf Pausen gönnen soll, damit sie nicht überlastet werden und
während des Trainings problemlos „funktionieren“. Zusätzlich zum eigentlichen
Lauftraining empfiehlt es sich, wenn man Übungen zur Kräftigung des Fußes
in das Training aufnimmt (Lewun, 2012).
Sogar Vivobarefoot, führende Barfußlauf-Firma, gibt in der firmeneigenen
Informationsbroschüre an, dass es „in der Eingewöhnungsphase [-
Barfußschuh -] zu Muskelkater, Sohlenkribbeln oder anderen Irritationen
kommen“ kann.
5.4.1.3 Vergleich der Laufstile
Es wird hier ausschließlich Bezug auf die 2010 veröffentlichte Studie von
Lieberman u.a. – „Foot strike patterns and collision forces in habitually
barefoot versus shod runners“ – genommen, da diese Ergebnisse den
neuesten Stand der Forschung spiegeln und bisher keine umfangreicheren,
abgeschlossenen Erhebungen vorliegen.
69
In der Studie werden Vorfußlauf (fore-foot strike (FFS)) und Fersenlauf (rear-
foot strike (RFS)) miteinander verglichen und auch Aussagen zum
Mittelfußlauf (mid-foot strike (MFS)) getroffen. Dazu wurden drei verschiedene
Gruppen von erwachsenen Läufern untersucht:
1. habitually shot athletes from the USA;
2. “athletes from the Rift Valley Province of Kenya (famed for endurance running), most grew
up barefoot but now wear cushioned shoes when running;
3. and US runners who grew up shod but now habitually run barefoot or in minimal footwear
(Lieberman, 2010, S. 531).
Und weiter zwei Gruppen von Jugendlichen aus der Rift Valley Provinz in
Kenia:
4. one group who have never worn shoes;
5. and another group who have been habitually shod most of their lives (Lieberman, 2010, S.
531).
Die Untersuchungen von Lieberman u.a. (2010) ergaben, dass Läufer, die
beschuht aufgewachsen sind, für gewöhnlich über die Ferse laufen bzw. auf
der Ferse landen und, dass Läufer, die ohne Schuhwerk aufgewachsen sind
oder die auf Barfußlauf umgestiegen sind, in den meisten Fällen auf dem
Vorfuß landen. Mittelfußläufer (MFS) verteilen sich gleichmäßig auf beide
Gruppen.
Mithilfe von Druckmessplatten wurden die vertikalen Kräfte, die bei der
Landung bzw. während des Bodenkontakts auftreten, gemessen und man
(Lieberman u.a., 2010) konnte feststellen, dass die Kräfte, die beim Aufprall
wirken, unterschiedlich sind: Bei der Landung über die Ferse wurde bei
beschuhten Läufern vorübergehend ein starker Aufprall gemessen, der ohne
Schuhe noch stärker war. Hingegen fehlte dieser Ausschlag bei der Landung
über den Vorfuß (siehe Abb. 7).
70
Abb. 7: Vergleich FFS & RFS (Lieberman u.a., 2010)
Lieberman u.a. (2010) wiesen nach, dass die höchste Amplitude (Abb. 7) der
Krafteinwirkung (= der höchste Ausschlag), bei gleicher Geschwindigkeit, bei
Barfußläufern, die über den Vorfuß laufen, dreimal kleiner ist als bei
Fersenläufern (barfuß oder beschuht). Zusätzlich konnte nachgewiesen
werden, dass die Belastung („body weight per second“) – prozentuell – bei
71
Barfußläufern (FFS) siebenmal geringer ist, als bei Fersenläufern (RFS) und
gleich wie bei beschuhten Fersenläufern.Die Ergebnisse zeigen eindeutig,
dass die Stoßwirkung beim Vorfußauf eindeutig geringer ist, als beim
Fersenlauf. Das könnte auch der Grund sein, warum trotz immer moderneren
Laufschuhen die Laufverletzungen ansteigen – Untersuchungen zur
Verletzungshäufigkeit, die Vorfuß- bzw. Fersenläufer miteinander vergleichen,
gibt es noch nicht.
Abhängig vom Laufstil, stellte Kleinmann (1996) ergänzend fest, können sich
bei gleicher Laufgeschwindigkeit durchaus Belastungsunterschiede bis zu
30% ergeben. Des Weiteren merkte Glitsch (1989) kritisch an, dass die
Belastungen im Sprunggelenk beim Ballenlauf deutlich erhöht sind, da sich der
Körperschwerpunkt stärker auf und ab bewegt. Aus diesem Grund ist eine
Umstellung vom Fersen- auf den Vorfußlauf langsam durchzuführen und sollte
durch entsprechende Übungen zur Stärkung der Fußmuskulatur begleitet
werden. Dazu (Gewöhnung an den Barfußlauf) schrieb Dieter Kleinmann 1996
ausführlich:
Ob Fersenläufer- oder Ballenläufer, für beide ist das Barfußlaufen zur Kräftigung der kleinen
Fußmuskeln sehr zu empfehlen. Während der Ballenläufer auf jedem Boden seinen Stil
beibehält, wird der barfußlaufenden Fersenläufer nur bei weichem Naturboden (z. B.
Sandstrand) über die Ferse abrollen und auf hartem Asphaltboden ebenfalls den durch
körpereigene Kräfte besser dämpfenden Ballenlauf zwangsweise bevorzugen, da das
Aufkommen der Ferse auf dem Boden ohne dämpfende Eigenschaften einer guten
Schuhsohle zu schmerzhaft wäre. Die Fersenläufer sollen jedoch nicht zu lange den
Ballenlauf durchführen, um Überbelastungsschäden, insbesondere der Achillessehne, weniger
auch der Bänder im Bereich des Sprunggelenkes und des Kniegelenkes, zu vermeiden. Mit
zunehmender Übung und Entwicklung eines dicken Unterhautfettgewebes, einer kräftigen
Hornhaut an der Fußsohle sowie mit zunehmender Kräftigung der Fußmuskulatur wird
Barfußlaufen im Wettkampf auch auf Asphalt möglich werden. Der 2fache Olympiasieger auf
der Marathonstrecke Bikila Abebe aus Äthiopien (2 Stunden und 12 Minuten 1964) sowie die
für Großbritannien startende Weltklasseläuferin Zola Budd sind berühmt Beispiele für
Barfußläufer. Ein gut ausgeprägtes Fettpolster an der Unterseite des schmal gebauten Fußes,
das sich über die Innenkante des Fersenbeines bewegt und sich so der jeweiligen
Einwärtsrollbewegung (Pronation) anpaßt, ist von keinem Laufschuh nachzuahmen. Ein
Schuh läßt sich dabei mehr zusammenschieben als das natürliche Polster (Kleinmann, 1996,
S. 41).
72
5.4.1.4 Laufschuhe
Ohne eine Empfehlung abzugeben wird hier darauf hingewiesen, dass für das
Vorfußlaufen – als Teil des Bewegungskonzepts EMOCO – Minimalschuhe
(wenig bis keine Sprengung, dünne Sohle) und Barfußschuhe (keine
Sprengung, sehr dünne Sohle) am besten geeignet sind.
Schon 1974 schrieb van Aaken:
Zum Lauf, der einfachsten, natürlichsten und billigsten Sportart braucht man eigentlich gar
nichts, nur zwei Beine und einen Weg, denn der leichteste Rennschuh der Welt ist immer
noch Barfußlaufen. Man sollte also, wenn möglich, wirklich sehr häufig in weichem Sand, aber
auch auf übersichtlicher, glatter Asphaltstraße barfußlaufen, um die Beine, speziell die Füße,
an diese natürliche Belastung zu gewöhnen. Wenn man sich aber Laufschuhe kauft, weil man
im hiesigen Klima Europas nicht immer barfußlaufen kann und die Gewöhnung an das
Barfußlaufen zu lange dauert, weil wir ja im täglichen Leben Schuhwerk tragen, so gilt als
Grundsatz, daß der Laufschuh möglichst leicht sein muß, aber mit dicker federnder
Gummisohle. Die zweite Bedingung des Laufschuhes ist, daß die Ferse nicht als Absatz
erhöht ist, sondern in einer durchgehenden weichen Gummisohle, und die dritte Forderung ist
die, daß der Vorfuß und die Zehen freien Spielraum haben, also nicht spitz zulaufen, sondern
breiter sind als im Durchschnitt Straßenschuhe (Aaken van, 1974, S. 86-87).
Diesen Ausführungen ist, obwohl sie fünfzig Jahre zurückliegen, nichts mehr
hinzuzufügen, wenn man vorhat Barfußlauf zu betreiben.
5.4.2 Yoga
5.4.2.1 Einführung
Der Yoga, so Schah (1984, S. 7), von altinidisch „Yuj“ (= zusammenbinden,
anspannen), ist aus verschiedenen Quellen, die sich zu verschiedenen Zeiten
fanden, zusammengewachsen. All diesen unterschiedlichen Aspekten der
Yoga-Praxis zugrunde liegt jedoch das Ziel der Wiedervereinigung des
individuellen Selbst (Jiva) mit dem Absoluten oder reinen Bewusstsein
(Brahman) – das Wort Yoga bedeutet auch noch „vereinigen“ (Zentrum S. Y.,
1985, S. 15). Die Grenze zwischen Körper und Geist bzw. eine getrennte, also
illusorische, Vorstellung von Raum, Zeit und Ursache wird aufgehoben
(Zentrum S.Y., 1985, S. 15).
73
5.4.2.2 Geschichtlicher Abriss und zeitgenössische Betrachtung:
Die Ursprünge des Yoga sind heute nicht mehr genau zu datieren und
verlieren sich in der Zeit bzw. sind zu verzweigt und verworren, um sie auf den
Punkt genau zu rekonstruieren. Yoga gilt, so Lidell//Rabinovitch (Zentrum S.
Y., 1985, S. 12), als „göttliche Wissenschaft vom Leben, die erleuchteten
Weisen in der Meditation enthüllt wurde“. Die ältesten Beweise der Existenz
von Yoga liefern archäologische Fundstücke wie Steinsiegel mit Figuren in
Yoga-Positionen, die im Indus-Tal gefunden und ausgegraben wurden. Diese
Siegel wurden auf ca. 3000 v. Chr. datiert. Nach Lidell/Rabinovitch (Zentrum
S. Y., 1985, S. 13) wird Yoga erstmals in der Schriftsammlung der Vedas
erwähnt. Diese Sammlung, zumindest Teile davon, geht auf mindestens 2500
v. Chr. zurück. Die wichtigste Grundlage der Yogalehren stammt aus den
Upanishaden, dem abschließenden Teil der Veden (Zentrum S. Y., 1985, S.
13). Der gebräuchlichste, bekannteste Teil der Yogaschriften ist wohl das
Bhagavad Gita, das in etwa 600 v. Chr. erschien (Zentrum S. Y., 1985, S. 13).
„Weder in der Sutren (knappe Auszüge aus den Veden) noch in der Bhagavad
Gita (übersetzt übrigens ‚göttlicher Gesang„ oder ‚Gesang des Erhabenen„)“
(Kroehl, 2015, S. 22) findet man ein „Wort von Verbiegen oder Nasenspitze
zum Boden“ (Kroehl, 2015, S. 23). Daher gilt als Grundlage der „modernen“,
primär physischen Yoga-Praxis das Hatha Yoga, das aus dem Text Hatha
Yoga Pradipika stammt. Der Text umfasst verschiedene Asanas und
Atemtechniken (Zentrum S. Y, 1985, S. 15).
Der Name Hatha-Yoga weist auf die Zweigestalt hin, die synthetisch wirkend
dieses System ausmacht. Nach Yesudian/Haich (1973, S. 23) wird unser
Körper von „positiven und negativen Strömungen belebt, und wenn diese
Strömungen sich in vollendetem Gleichgewicht befinden, dann erfreuen wir
uns vollkommener Gesundheit“. Yesudian/Haich (1973, S. 23) erläutern
weiterhin:
In der Ursprache des Ostens wird diese positive Strömung mit dem Buchstaben „HA“
bezeichnet, - was soviel bedeutet wie „SONNE“. Die negative Strömung wird mit „THA“, dem
zweiten Laut bezeichnet, - was soviel heißt wie: „MOND“. – Das Wort YOGA hat einen
74
doppelten Sinn; der eine heißt soviel wie „Verknüpfung“, - der zweite entspricht dem Begriff
„Joch“. „HATHA-YOGA“ bedeutet demnach eine vollkommene Kenntnis der Energien, der
positiven Sonnen- und der negativen Mond-Energien, ihre Verknüpfung in vollkommener
Harmonie und vollem Gleichgewicht, und die Fähigkeit, unbedingt über diese zu herrschen,
das heißt die Beugung dieser Energien unter das Joch unseres „ICH“ (Yesudian/Haich, 1973,
S. 23).
Dieses einmalige System, dass den Leib bewusst – vom Menschen
ausgehend – vervollkommnet, „seine etwaigen Mängel ausgleicht und ihn mit
strahlender Lebenskraft erfüllt“ (Yesudian/Haich, 1973, S. 23) gibt es in dieser
Form nur einmal auf der Welt.
Des Weiteren führt Hatha-Yoga zurück zur Natur und macht den
praktizierenden Schüler, so Yesudian/Haich (1973, S. 23), „mit den Heilkräften
bekannt, welche den Gräsern, Bäumen, Wurzeln innewohnen, macht uns mit
unserem eigenen Körper vertraut sowie mit den im Körper tätigen Kräften und
führt uns zum engen Zusammenklang von Leib und Seele“. Ähnlich der
westlich-geprägten Feldenkrais-Methode wird Wert auf die kleinsten
Regungen von Körper und Seele gelegt und auf die daraus gewonnenen
nachhaltigen Empfindungen (Yesudian/Haich, 1973, S. 23). Es ist also ein
System, dass in ständiger Wechselwirkung benutzt wird und sowohl Seele als
auch Körper gesund gemacht (Yesudian/Haich, 1973, S. 23).
Bedingt durch die zeitliche Beschränkung des Bewegungs- und
Sportunterrichts in der Schule und da im Unterricht keinerlei Vorkenntnisse
vorausgesetzt werden, wird in den Yoga-Ausführungen – entgegen der
Meinung „richtiger“ Yogis bzw. der herrschenden Meinung in der Yoga-
Literatur – bewusst der Fokus auf die Asanas, d. h. auf den körperlichen
Aspekt von Yoga gelegt. Und somit der Weg eingeschlagen, uns „unseren
Körper und alle seine Tätigkeiten bewußt zu machen“ (Yesudian/Haich, 1973,
S. 23-24). Demnach werden die Schüler als erstes die Anfangsstufe des
Hatha-Yoga kennenlernen: „Die unterste Stufe des Hatha-Yoga lehrt uns die
Kunst, gesund zu sein“ (Yesudian/Haich, 1973, S. 26).
75
Wenn es der zeitliche Rahmen erlaubt bzw. dem Yoga-Unterricht mehr Raum
in der Schule gegeben wird und das Schülerinteresse vorhanden ist, dann
besteht die Möglichkeit sich intensiver mit Yoga zu beschäftigen und über das
Kratzen an der Oberfläche hinauszugehen.
Leider gilt Yoga heute als eines der am meisten missbrauchten Wörter der
„Fitnessgesellschaft“. Yoga wird gegenwärtig hauptsächlich als eine „Art
Körperübung mit mystischem Hintergrund“ (Verma, 1988, S. 13) verstanden.
Manchmal wird es als eine Art Akrobatik betrieben. Nach Verma (1988, S. 13)
formulierte Professor Jean Varenne das Problem folgendermaßen:
Yoga – ein Mode-Wort, Blickfang auf Plakaten, schick aufgemachten Zeitschriften und
natürlich Verlagsprospekten. - … ‚Ich mache jeden Freitag nachmittag [sic! Yoga, denn ich
finde, daß es mich entspannt„; ein anderer ‚macht Yoga„, weil es seinem Rücken gut tut, wider
[sic!] andere, ‚um bei der Arbeit einen klaren Kopf zu behalten„. Überall schießen ‚Yoga-
Schulen„ aus dem Boden, die eine Art schwedischen Drill mit eingelegten Atempausen
exerzieren: … Der Lehrer verdreht sich in bizarre Verrenkungen, … während die
Kursteilnehmer sich nicht weiter vorwagen, als einfach mit überkreuzten Beinen auf dem
Boden zu sitzen; und selbst das finden sie unbequem und können es nur mit Mühe länger
aushalten (Verma, 1988, S.13).
Von einer ernsthaften Beschäftigung mit der Materie des Yoga kann man in
den meisten Fällen nicht sprechen. Auch Gresch/Panny (Haller, 2014, S. 107)
beschäftigen sich umfassend mit dem Yoga-Lifestyle und erkennen in dem
Yoga-Boom eine der „weltweit [am] schnellsten wachsenden
Gesundheitsaktivitäten“ (Haller, 2014, S. 107). Nach Broad (2013, S. 27) üben
mindestens drei Millionen Menschen in Deutschland regelmäßig Yoga aus und
auch die Zahle der Yoga-Lehrenden hat sich „in den letzten 20 Jahren
verfünffacht“. Durch dieses globale Wachstum hat sich eine „Yoga-Lifestyle-
Industrie“ entwickelt die mittlerweile als „big business“ (O‟Brien, 2009)
angesehen werden kann.
Das alles steigert die Popularität des Yoga enorm, was aber die Frage aufwirft
ob diese Popularität für die grundsätzliche Philosophie und dieses
Jahrtausende alte Bewegungskonzept von Vorteil ist?
76
Eine erhöhte Aufmerksamkeit bezogen auf den eigenen Körper und der starke
Fokus auf den Gesundheitsbereich ist meines Erachtens zu befürworten,
jedoch könnte die eigentliche Basis des Yoga als ganzheitliches Konzept, bei
dem die Körperübungen nur ein Teil davon sind, verloren gehen.
5.4.2.3 Relevanz bzw. Bedeutung für EMOCO und den Bewegungs- und
Sportunterricht in der Schule:
Die Aufnahme des Yoga in das Konzept von EMOCO erfolgte aus zweierlei
Gründen. Erstens sollte den Schülern eine Möglichkeit aufgezeigt werden sich
zu entspannen. Denn gerade in der heutigen Welt des Konsums und der
Dauermediatisierung ist es ganz wichtig eine Methode oder einen „Trick“ für
sich selbst zu finden, um der Außenwelt für einen Moment zu entfliehen und
um sich seiner selbst wieder bewusst zu werden. Zweitens, und das
möglicherweise der ursprünglichen Philosophie des Yoga zum Trotz, sind die
Asanas, also die Körperübungen ausschlaggebend für die Aufnahme des
Yoga-Gedanken in das Bewegungskonzept.
Auf jeden Fall wird versucht werden den Schülern die Grundidee und die
Ganzheitlichkeit des Yoga zu vermitteln, jedoch sollen sie abgesehen davon
auch den Wert der Körperübungen allein erkennen. In Verbindung mit der
richtigen Atemtechnik bzw. als Ausgleich und Ergänzung zum Laufen kann
Yoga, der physische Aspekt davon, auch in Bezug auf Haltung, Fehlstellungen
usw. Wunder wirken.
Anspruch von EMOCO ist es, den Schülern eine Einführung in Yoga zu geben,
ihnen die verschiedenen Möglichkeiten und Vorteile die Yoga hat zu vermitteln
und ihre Neugier zu wecken. Wenn Yoga in Zukunft eine breitere Betrachtung
im schulischen Kontext erfahren sollte, dann ist es natürlich auch Aufgabe der
Lehrpersonen einen umfassenderen Einblick zu gewähren. Aber beschränkt
auf dieses 8-wöchige Modul gilt es, den Schülern eine Basis des Yoga-
Verstehens zu geben und neben Freude und Neugier auch ein gewisses Maß
an Körpererfahrung zu schaffen.
77
Im Sinne des EMOCO-Konzepts stehen die Körper-, Atemübungen im
Vordergrund. Trotz aller gegenteiliger Meinungen, ist es mein Ansatz, dass
auch von dieser Seite aus Yoga gelehrt werden kann und auch über die
Körperlichkeit ein umfassend geistiger Zugang gelegt werden kann. Denn
„Yoga kann jeder praktizieren“ (Zentrum S. Y., 1985, S. 10). Und jeder Zugang
bzw. jede Beschäftigung damit ist m. E. wünschenswert.
5.4.3 Feldenkrais
5.4.3.1 Methode/ Ansatz
Die Feldenkrais-Methode ist ein „idealer Aktivator für Körper und Geist, denn
sie arbeitet mit der Bewusstheit und der Aufmerksamkeit eines jeden
Einzelnen“ (Bleis; 2005, S. 9). Laut Bleis (2005, S. 9) ist die „Feldenkrais-
Methode eine körperbezogene Selbsterfahrung“ wobei jeder die Möglichkeit
hat „individuelle Erfahrungen zu machen“.
Die meist für uns ungewöhnlichen und trotzdem einfachen Bewegungsabläufe, sorgen für die
entsprechende Inspiration von Körper und Geist. Diese Einfachheit der Bewegungen, die ohne
Anstrengung ausgeführt werden, sorgen gleichzeitig über die Senkung des Muskeltonus für
Entspannung von Körper und Geist (Bleis, 2005, S. 9).
Bezogen auf die Feldenkrais-Methode bestätigt sich das Sprichwort „Weniger
ist mehr!“ (Bleis, 2005, S. 10). Moshé Feldenkrais, bedingt durch wiederholte
Knieverletzungen und damit verbundene Schmerzen, begann im Jahr 1942 mit
der Erforschung der „Bewegungsabläufe des menschlichen Körpers“ (Bleis,
2005, S. 10). Nach Feldenkrais ist der Lerneffekt für das Gehirn und unseren
Körper umso größer, „je feiner und bewusster die Bewegung“ (Bleis, 2005, S.
10) ist. Er schreibt, dass „bereits ein sehr feiner Impuls unser Nervensystem
und die Muskulatur erreicht“ (Bleis, 2005, S. 10) und „selbst eine nur in der
Vorstellung ausgeführte Bewegung gibt einen Impuls für unseren
Bewegungsapparat, unsere Nerven, Muskeln und Gelenke“ (Bleis, 2005, S.
10). Feldenkrais war es ein Anliegen die „unendlich vielen ungenutzten
Ressourcen, über die das menschliche Gehirn verfügt“ (Bleis, 2005, S. 10) zu
mobilisieren. Mithilfe dieser feinen Bewegungen und Bewegungserfahrungen
78
wollte er ungenutzte Potentiale verfügbar machen, Schmerzen lindern und
körperliche Beschwerden und Bewegungseinschränkungen beheben (Bleis,
2005, S. 10).
Die Feldenkrais-Methode arbeitet mit der Ausgewogenheit der Bewegung,
einem angemessenen Einsatz von Kraft und Energie, um weder unterfordert
noch überfordert zu sein und so ein Stadium der umfassenden Gesundheit zu
erreichen (Bleis, 2005, S. 10). Dabei geht es um das „Entdecken der eigenen
Möglichkeiten, nicht um das Erlernen perfekt ausgeführter Übungen“ (Bleis,
2005, S. 10). Fitness auf sanfte Art, individuelles Lernen, eigene
Körpererfahrungen sind die Schlagworte.
Moshe Feldenkrais entwickelte ein Konzept für Jedermann, d. h. dass
Menschen jeden Alters, jeden Geschlechts und jeden Fitnessgrades inkludiert
sind. Das Konzept ist für Menschen mit körperlichen Beschwerden,
Schmerzen, Bewegungseinschränkungen, aber auch für Profisportler, Tänzer,
Schauspieler usw. (Bleis, 2005, S. 12). Der bewusste Umgang mit Bewegung
und Beweglichkeit ist als Ergänzung geeignet und überhaupt für jedes
Individuum eine Bereicherung.
Die Feldenkrais-Methode, so Bleis (2005, S.12), bricht mit den herkömmlichen
Vorstellungen von „richtig“ oder „falsch“, streng disziplinierte
Fitnessprogramme rücken in den Hintergrund und monotone Wiederholungen
haben keinen Platz. Feldenkrais entwickelte eine Idee, wobei durch unzählige
„individuell ausgeführte Einzelschritte die Muskulatur, das Nervensystem und
der gesamte Körper auf die Bewegung vorbereitet“ (Bleis, 2005, S. 12)
werden. „Die einzelnen Abläufe folgen ähnlichen Bewegungsschritten und
lassen ein fast spielerisches Bewegungsbild entstehen“ (Bleis, 2005, S. 12).
Besonders bei dieser Art des Erlebens, des sich Bewegens, ist, dass „der
gesamte Organismus Zeit hat sich auf neu Gelerntes einzustellen“ (Bleis,
2005, S. 12). Dabei werden „Körperwahrnehmung geschult, Verletzungen,
Muskelzerrungen und Stauchungen […] ausgeschlossen“ (Bleis, 2005, S. 12).
Mit der Zeit spürt der Lerner selbst, was seinem Körper gut tut, wie weit er den
79
Anleitungen folgen kann und wo seine persönlichen Stärken liegen (Bleis,
2005, S. 13). Nach Bleis (2005, S. 13) fordern die angesprochenen
Anleitungen, sogenannte Lektionen, weder stetiges Wiederholen oder „gar
Üben“ eines bestimmten fixen Ablaufs, sondern wollen zum „Entdecken der
eigenen Beweglichkeit“ hinführen. Durch das Vertrauen in den eigenen
Körper, seine gegebene Klugheit erkennend, einen bewussten Umgang und
sanfte Anwendung der Bewegungserfahrungen, kann eine „Beweglichkeit und
Bewegungsvielfalt erreicht [werden] wie in kaum einer anderen
Bewegungsmethode“ (Bleis, 2005, S. 13).
Feldenkrais betrachtet den Menschen ganzheitlich; anstelle einer dualistischen
Auffassung, einer Spaltung des Menschen in Körper und Psyche verwendet er
in seiner Idee Begriffe wie Bewegung, Gefühl, Denken und Sinnesempfindung
(Klinkenberg, 2000, S. 53). Er definiert diese Begriffe nicht genau, sondern
verwendet sie frei, in ihrer Bedeutung wechselnd und fließend. Er sagt, dass
alle diese Dinge Bestandteile jedes Tuns sind. „Bewegung, Gefühl, Denken
und Sinnesempfindung sind Bestandteil des an jeder Handlung beteiligten Ich-
Bildes – des gesamten organischen Lebens und Lernens“ (Klinkenberg, 2000,
S. 54). Er behauptet, dass die Teile – unauflösbar miteinander verbunden –
die individuelle Einheit des Menschen konstituieren (Klinkenberg, 2000, S. 54).
Aus dieser These kann man ableiten, dass die Entwicklung – unabhängig in
welche Richtung – eines der vier Tätigkeitsbereiche menschlichen Tuns
unmittelbar und unbedingt auch zur Veränderung der anderen führt.
Feldenkrais legt Wert darauf, dass man sich als Leser und Lerner nicht so
sehr an fixierte Begriffsdefinitionen bindet, denn gerade der flexible Umgang
mit diesen Begriffen kann einen Zugang für jedermann schaffen – es wird
zumindest versucht (Klinkenberg, 2000, S. 54). Somit erstellt auch Feldenkrais
ein Konzept, das variabel ist und sich weiterentwickeln kann – wie EMOCO.
Feldenkrais nennt das Bild, das ein Mensch von sich als handelnde Person
hat, das „Ich-Bild“: „Dieses Ich-Bild, das einer sich von sich macht, ist teils
ererbt, teils anerzogen; zu einem dritten Teil kommt es durch Selbsterziehung
zustande“ (Feldenkrais, 1978, S. 19). „Die Selbsterziehung ist der aktivste Teil
80
unseres Trainings“, schreibt Feldenkrais (1978, S. 19). Das bedeutet, „man
kann diesen Faktor selbst beeinflussen“ (Klinkenberg, 2000, S. 55); es ist
„gesünder zu lernen als Patient zu sein“ (Klinkenberg ,2000, S. 9). Im positiven
Sinn bedeutet das, dass für jedes Individuum eine eigene Kompetenz
bezüglich Begreifen, Verstehen und Veränderung besteht. Für Feldenkrais ist
Lernen (auch das Bewegungslernen) „eine biologische, um nicht zu sagen
eine physiologische Notwendigkeit“ (Klinkenberg, 2000, S. 55) und zwar schon
lange bevor man durch neurobiologische Untersuchungen die Notwendigkeit
von Lernprozessen für die Reifung des Nervensystems beweisen konnte.
Dieses „organische Lernen“, wie er es bezeichnet, ist Synonym für eine
ungestörte Entwicklung menschlicher Lernintelligenz (vergleichbar mit dem
Training der Koordinativen Fähigkeiten), die sich wesentlich von den gängigen
akademischen Lernformen unterscheidet (Feldenkrais, 1985, S. 57). Um nun
diese Kompetenz wachzurütteln, eignet sich Bewegung.
Feldenkrais (1985, 57-95) sagt, die Lernfähigkeit des Nervensystems und des
ganzen Ichs ist leichter über bewusste Bewegung anzusprechen, als durch
das Denken oder auch durch Emotionen. Somit vereint die Feldenkrais-
Methode in sich Lernpädagogik und Lernpsychologie – ist ein ganzheitliches
Konzept – indem sie im Unterricht sowohl physikalische, neurophysiologische
als auch lernpsychologische Aspekte verwendet.
Bewusstheit (Bewusstsein) ist in den Überlegungen von Feldenkrais
immanent:
Damit einer sehe, höre, berühre oder Berührung merke, überhaupt mit und durch seine Sinne
etwas empfinde und wahrnehme, muß sein Interesse, seine Aufmerksamkeit geweckt werden,
muß er bemerken oder erkennen, muß etwas geschehen und an ihn kommen, da ihn angeht
und bewegt“(Feldenkrais, 1978, S. 32).
Das bedeutet, dass er Bewusstheit hat; Aufmerksamkeit ist vorausgesetzt um
gewohnte Muster und Strukturen zu verändern.
Der Ansatz von Feldenkrais beschränkt sich also, wie schon erwähnt, auf den
motorischen, d. h. den Teil des Ich-Bildes, der mit Bewegung zusammenhängt
81
(Feldenkrais, 1978, S. 33) – in Bezug auf EMOCO mit dem wichtigsten Teil.
Über Bewegung wird versucht Gewohnheit zu durchbrechen und positive
Änderungen herbeizuführen. Die anderen drei Teile, die er – inklusive
Bewegung – die „vier Bestandteile des Tuns“ nennt, werden bei der
Entstehung des Ich-Bildes durch Bewegung komplementär eine Rolle
einnehmen (Feldenkrais, 1978, S. 31).
Abgesehen vom philosophischen Standpunkt ist noch zu sagen, dass: Wenn
man nun bestimmte Zellen in einem Teil, dem für die Motorik verantwortlichen,
der Hirnrinde reizt, werden bestimmte Muskeln aktiviert. Jede neue Art der
Bewegung verändert die Gestalt dieses Aktiv-Zellen-Bereichs, und trägt dazu
bei das eigene Ich-Bild zu vergrößern, was auch das Ziel von Feldenkrais ist
(Feldenkrais, 1978, 33). Anders formuliert soll die allgemeine Lebensqualität
verbessert werden. Das schafft man indem man sich „falsche“
Bewegungsmuster bewusst macht und durch neue Abläufe ersetzt. Diese Art
der Um-Programmierung des Körpers wird vermehrt im Rehabilitationsprozess
von Unfallpatienten eingesetzt und hat dort mittlerweile ebenso große
Bedeutung wie in der Prävention (z. B. Bewegungs- und Sportunterricht).
5.4.3.2 Praktische Umsetzung der Feldenkrais-Methode
Ganz basal lassen sich unter dem Begriff Körpererfahrung alle Methoden,
Therapien und Übungen zusammenfassen, mithilfe derer der Mensch, der
Schüler im Speziellen, wieder ein näheres, „besseres“ Verhältnis zu seinem
Leib findet. Die Idee ist, eine Möglichkeit zu schaffen, die jedem einzelnen hilft,
„sich und seinen Körper zunehmend besser wahrzunehmen, diese
Informationen verstandes- und erlebnisgemäß verarbeiten und
situationsangemessen handelnd einsetzen [zu] können“ (Bielefeld, 1986, S.
30).
Dieser Idee folgend wird mittels der Feldenkrais-Methode – Übungen zur
Körpererfahrung – versucht, Schülern die Möglichkeit zu bieten einen
direkteren und engeren Bezug zu ihrem eigenen Leib herzustellen. Für diesen
82
Ansatz wird die Lehrmethode „Bewußtheit durch Bewegung“ (Feldenkrais,
1978) herangezogen, die sich für Gruppen (Unterricht) am besten eignet. Der
Lehrer liest dafür aus dem Buch vor und die Schüler können sich ganz auf die
Bewegungserfahrung konzentrieren. Im Vordergrund steht der Einzelne. Jeder
Wettkampfgedanke wäre fehl am Platz. Die Übungsreihen sollten im Ausmaß
von einer Unterrichtseinheit geplant werden, d .h. auf 45-60 Minuten
beschränkt sein. Die Lektionen könne sowohl im Freien als auch im Turnsaal
durchgeführt werden. Die Schüler können die Übungen am Boden oder auf
Matten absolvieren.
Die Feldenkrais-Methode geht davon aus, dass Bewegung die Grundlage aller
menschlichen Entwicklungsprozesse ist. D. h., dass „unsere inneren und
äußeren Haltungen und Einstellungen Ausdruck unseres Seins“ (Novozamsky,
2016) sind; jeder Gedanke, jedes Gefühl und jedes Empfinden hat eine
körperliche Entsprechung.
Es wird versucht über eine Form der Körperwahrnehmung, durch ein
Bewegungskonzept, das sich mit dem Menschen entwickelt, alte Muster zu
brechen und dadurch die „altbekannte“ Art wie wir uns bewegen
weiterzuentwickeln und uns von dysfunktionalen Körperkonditionierungen zu
lösen. Dieses „organische Lernen“, Bewegen und Spüren, hilft uns neue Denk-
, Bewegungs- und Fühlmuster aufzubauen.
Man kann, obwohl Feldenkrais den Begriff Leib nicht explizit verwendet,
erkennen, dass sein Bewegungskonzept über den „dinglichen“ Körper, über
die materielle Sphäre hinaus geht. Die Feldenkrais-Methode ist eine
praktische Umsetzung der Ideen von E. Husserl, im weitesten Sinn. Denn
Feldenkrais hat ebenfalls einen umfassenden Begriff von Körper, der dem
Leibbegriff Husserls in weiten Teilen entspricht bzw. nahe kommt. Das
Feldenkrais-Konzept entwickelt den menschlichen Leib und strebt eine
Veränderung des ganzen Menschen an. Es ist also ein Pfad, der weggeht von
Leistung und Körperlichkeit allein, und „Innen“ und „Außen“ zu verbinden
83
versucht. Ein Konzept für bewusstere Leiblichkeit – individuelle
Körpererfahrung.
5.4.4 Physical culture
Amerikanische Körperkultur ist ein Werk von P. Hardy aus dem Jahr 1922 an
dem demonstriert werden soll, dass es die meisten Trainingsansätze und
Bewegungskonzepte schon seit langem gibt und meistens nur immer wieder
neu entdeckt bzw. restauriert werden. Gerade das Training mit dem eigenen
Körpergewicht, ohne Trainingsgeräte bzw. mit einfachen Trainingsgeräten
oder Alltagsgegenständen, ist seit Anbeginn des Menschen in irgendeiner
Weise existent und wird nur von Zeit zu Zeit unter einem anderen Namen oder
mit leichten Abweichungen und Neuerungen wiederbelebt. P. Hardy (1922, S.
5) schreibt dazu:
[…] je mehr äußerlich verschiedene, in ihrer Wirkung aber gleich gute „Systeme“ wir besitzen,
desto mehr Anhänger wird auch die systematische Ausbildung des Körpers finden, und daß
hiermit eine unwillkürliche Erhöhung der Volkskraft verbunden ist, dürfte wohl eine
unumstößliche Tatsache sein (Hardy, 1922, S. 5).
Und weiters schreibt er noch:
Jedes der behandelten Systeme könnte für sich allein ganz gut einen Band füllen, doch
beschränke ich mich auf kurze Abhandlungen, weil ich weiß, daß jeder einigermaßen
intelligente Mensch auf einer ihm einmal gegebenen Basis weiterbauen kann und diesen aus
eigener Kraft geschaffenen Aufbau, vorausgesetzt, daß er etwas Interesse an der Sache hat,
auch in den meisten Fällen mit Erfolg durchführt (Hardy, 1922, S. 5).
Mit diesen Ausführungen entspricht er ganz dem Grundgedanken von
EMOCO und daher wird auch nur der Bereich der Übungen mit dem eigenen
Körpergewicht aus seinem Büchlein übernommen, weil diese Ausführungen
dem Zweck von EMOCO am dienlichsten sind.
Nach Hardy (1922, S. 6) ist Training „der Ausdruck einer Lebensweiße, welche
den korrekten Aufbau des gesamten Organismus beabsichtigt“. Das bedeutet,
dass „Leute, die unter dem Wort ‚Training„ die spezielle Ausbildung
irgendeiner Kunst […] verstehen“ (Hardy, 1922, S. 6) im Irrtum sind. Training
84
soll laut Hardy (1922, S. 6) „nicht nur die Muskeln des Körpers entwickeln,
sondern auch die inneren Organe, wie Herz, Lunge usw.“ Diesem Aspekt
spricht er sogar größere Bedeutung zu.
Desweiteren betont Hardy (1922) die Bedeutung der richtigen Ernährung. Hier
erläutert er, dass „die vegetarischen Nahrungsmittel den animalischen an
Nährwert überlegen sind“ (Hardy, 1922, S. 6). Jedoch die „sogenannte
‚gemischte„ Kost“ (Hardy, 1922, S. 6) sich meistens am besten bewährt.
Neben der Ernährung legt er in seinem Abschnitt über „das Training im
allgemeinen“ Wert auf „allergrößte Sauberkeit in Wohnung und Kleidung“
(Hardy 1922, S. 7). Damit festigt er seine Ausführungen in dem ursprünglichen
Gedanken von Juvenil, „mens sana in corpore sano“ (ein gesunder Geist in
einem gesunden Körper).
Als letzten Punkt, das körperliche Training noch ausgenommen, führt er die
„Enthaltsamkeit von Alkohol, Nikotin“ (Hardy, 1922, S. 7) an, die in „höchstem
Maße kraftfördernd“ (Hardy, 1922, S. 7) ist.
Zum Muskeltraining, die Quintessenz seiner Ausführungen in Bezug auf
Bewegung an sich, sagt er (Hardy, 1922, S. 7-8), dass „der beste Platz zur
Ausführung jeder beliebigen Gymnastik […] Gottes freie Natur“ ist. Man
brauche laut Hardy (1922) während des Trainings frische Luft und dazu sollte
das Training im Freien oder in gut durchlüfteten Turnsälen stattfinden.
Entgegen der heutigen Einstellung war Hardy (1922, S. 8) der Meinung, dass
das Trainieren im „Adamskostüm, in voller Nacktheit“ bzw. „höchstens mit
einer Badehose“ bekleidet am wirkungsvollsten ist.
Auf diesen Vorüberlegungen und Richtlinien baut er sei Konzept Ein System
ohne Geräte (Hardy, 1922, S. 8) auf.
85
5.4.4.1 Ein System ohne Geräte
Hardy (1922, S. 8) führt an, dass schon zu seiner Zeit die „bei weitem […]
verbreitetste und beliebteste Art der Gymnastik […] die ‚Freiübungen„“ waren.
Als Vorzüge nennt er, dass die Übungen überaus brauchbar sind und das
Training ohne Geräte sehr billig ist.
Weiters schreibt er (Hardy, 1922, S. 8):
Nun existieren jedoch in unserer Literatur bereits derartig viele Systeme, daß es ziemlich
schwierig ist, das passende herauszufinden. Soll eine Hausgymnastikmethode allen
Ansprüchen gerecht werden, so muß sie zunächst möglichst kurz sein. Die Erfahrung hat
gelehrt, daß Leute, welche nach einem umfangreichen, aus vielen Übungen bestehenden
System trainierten, dasselbe in kurzer Zeit zu anstrengend oder zeitraubend fanden und das
Üben gänzlich einstellten. Die einzelnen Übungen sollen zwar die Muskulatur nicht
überanstrengen, haben aber auch wenig Wert, wenn sie zu leicht sind.
In seinem System berücksichtigt Hardy (1922, S. 8) all diese Punkt und schickt
zusätzlich voraus, dass „trotz der Kürze dennoch sämtliche Muskeln famos
ausgebildet werden“. Und dadurch gehört dieses System „in praktischer
Hinsicht zu den allerbesten Produkten seiner Art“ (Hardy, 1922, S. 8-9).
Schlussendlich hebt er noch hervor, dass es für „Anhänger des
Ringkampfsportes“ (Hardy, 1922, S. 9) besonders geeignet ist.
Hardy (1922) stellt im weiteren Verlauf sechs Übungen vor, die den ganzen
Körper trainieren würden:
1) Übung zur „Ausbildung der Hals- und Rückenmuskeln“
2) Übung zur „Entwicklung der Arm- und Brustmuskeln“
3) Übung zur „Kräftigung des Gesamtkörpers“
4) „Vorbereitende Übung zur Erhöhung des Balanziervermögens“
5) Übung zur „Entwicklung der Bein- und Bauchkraft. Erhöhung des
Balanziervermögens“
6) Übung zur „Spezielle[n] Ausbildung der Beinmuskulatur“
Die einzelnen Übungen werden im Kapitel Übungskatalog zur Verfügung
gestellt. Abb. 8 soll lediglich einen Vorgeschmack bieten und dem Leser einen
86
Eindruck vermitteln wie ein trainingswissenschaftliches Werk aus den frühen
20er-Jahren ausgesehen hat.
Abb. 8: Ein System ohne Geräte (Hardy, 1922, S. 10-11)
Als nächstes wird ein zeitgemäßer Ansatz des Trainings mit dem eigenen
Körpergewicht vorgestellt.
5.4.5 Fit ohne Geräte
„Die Glaubwürdigkeit aller Fitnessbuchautoren stammt von den Männern und
Frauen, die sie trainiert haben, typischerweise von Filmstars oder anderen
Prominenten“ (John T. Carney Jr., Vorwort, Lauren, 2013, S.7). Im Gegensatz
dazu ist Fit ohne Geräte für „echte“ Männer und Frauen geeignet – wie man in
der Folge erkennen kann auch insbesondere für den Schulunterricht.
87
Es geht um eine Trainingsmethode die rein auf den eigenen Körper
zurückgreift und sich dessen vielfältige Handhabung zu Nutze macht.
In den Siebzigerjahren hat Arnold Schwarzenegger der Welt gezeigt, was man im
Fitnessstudio erreichen kann […]. Nun ist es an der Zeit, sich das Potenzial des Körpers
zunutze zu machen. Das ist die neue Fitnessrevolution (John T. Carney Jr., Vorwort, Lauren,
2013, S. 7).
5.4.5.1 Was ist eigentlich Fitness?
Lauren (2013) nimmt auch Bezug auf die Begrifflichkeit Fitness und soll daher
als Addition zu den bereits in Kapitel Fitness angeführten Definitionen gelesen
werden.
„Erstaunlicherweise“, so Lauren (2013, S. 22), „gibt es keinen klar definierten
überall akzeptierten Standard für Fitness“. Jedoch erkannte Lauren (2013, S.
22), dass die Militärs, die in allen Bereichen körperlicher Leistungsfähigkeit am
besten entwickelt waren, auch im Einsatz die erfolgreichsten waren. Weiters
nennt er als Stereotypen für äußerliche Fitness die Körper von Balletttänzern
und Sprintern, da ihr Körper auf vielseitige Weise trainiert ist. Einseitiges
Training wie bei Marathonläufern und Gewichthebern ist wenig nützlich für
andere Bewegungsformen, deshalb ist es laut Lauren (2013, S. 22) wichtig ein
breites Spektrum an körperlichen Fähigkeiten zu trainieren: „Muskelkraft,
muskuläre Ausdauer, Ausdauer von Herz und Kreislauf, Leistung,
Schnelligkeit, Koordination, Balance und Beweglichkeit“.
Nachfolgend sollen diese acht Fähigkeiten kurz erläutert werden3:
Muskelkraft: Ist die Fähigkeit, Kraft auf eine bestimmte Distanz
auszuüben, gemessen am Schwierigkeitsgrad der Übung.
Leistung: Ist die Menge an Kraft, die man in einem bestimmten Zeitraum
ausüben kann (Kraft = Leistung/ Zeit)
3 Es werden teilweise andere Bezeichnungen verwendet als im Kapitel „Fitness- bzw. Trainingsgrundkomponenten“
88
Muskuläre Ausdauer: Ist der Zeitraum, in dem man eine bestimmte Kraft
Ausüben kann.
Ausdauer von Herz und Kreislauf: Ist die Fähigkeit des Körpers, die
arbeitenden Muskeln während längerer Aktivität mit Sauerstoff zu
versorgen.
Schnelligkeit: Ist die Fähigkeit, eine Bewegung oder eine
Bewegungsfolge schnell und wiederholt auszuführen.
Koordination: Ist die Fähigkeit, mehr als eine Bewegung zu kombinieren,
um einen bestimmten Bewegungsablauf auszuführen.
Balance: Ist die Fähigkeit, das Gleichgewicht zu halten und den
Körperschwerpunkt zu kontrollieren.
Beweglichkeit: Ist der Bewegungsspielraum. (Lauren, 2013, S. 22-23)
„Das Pferd von hinten aufzäumen“ ist die Devise des Trainings nach Lauren
(2013), denn nur wenn man kontinuierlich alle diese Fähigkeiten erhöht
verbessert sich auch die Optik (= sichtbare Fitness), d. h. der Beweggrund
kann vielseitig sein, um zu trainieren, jedoch ergibt sich der trainierte Körper
von selbst, wenn man nur kontinuierlich an diesen acht Fähigkeiten arbeitet.
„[…] die Menschen mit dem höchsten und umfassendsten Fitnessgrad [sind im
Endeffekt auch immer die] attraktivsten“ (Lauren, 2013, S. 23).
5.4.5.2 Warum mit dem eigenen Körpergewicht trainieren?
Nach Lauren (2013, S. 15) ist die Popularität von Fitnessstudios,
Trainingsgeräten und –systemen primär auf Marketingmaßnahmen und die
herrschende Medienlandschaft zurückzuführen und kein wirklicher Versuch,
„einer aus der Form geratenen Gesellschaft zu helfen, fitter und gesünder zu
werden“, denn durch diese vielen „Ablenkungen“ vom Wesentlichen haben wir
Menschen vergessen wie man mit unserem eigenen Körper trainiert.
89
Das Training mit Gewichten und Maschinen isoliert oftmals einzelne Muskeln
und fordert pro Übung nur einen geringen Teil der gesamten Muskelmasse
des menschlichen Körpers (Lauren, 2013, S. 15) und außerdem verlernen die
unterschiedlichen Muskeln zusammenzuarbeiten, d. h. die intramuskuläre
Koordination geht verloren.
Im Gegensatz dazu bindet das Training mit dem eigenen Körpergewicht viele
Muskeln zu selben Zeit ein und beinahe jede Übung stärkt zusätzlich den Core
(Rumpf). Gelenksprobleme, die durch zusätzliche Belastungen und
unnatürliche Bewegungen auftreten können, werden vermieden und das
Verletzungsrisiko minimiert. Daher ist das Training mit dem eigenen
Körpergewicht für jede Altersstufe geeignet, besonders auch für ein Training
mit Kindern und Jugendlichen, denn dadurch, dass der Fokus auf nützlichen
Bewegungen – aus dem Alltag abgeleitet – liegt, werden Modeübungen
vermieden und der Sportler lernt mit seinem eigenen Körper(-gewicht)
umzugehen (Lauren, 2013, S. 15-16).
Die erstarkte Beliebtheit von Yoga und Pilates ist ebenfalls ein Zeichen, dass
das Training mit dem eigenen Körpergewicht wieder vermehrt gewünscht wird,
jedoch finden in diesen Ansätzen relativ viele Bewegungen Platz, die wenig
nutzbringend für den Alltag sind (Lauren, 2013, S. 15). Die Vorteile eines
Yoga-Trainings sind aber vordergründig.
Beim Training mit dem eigenen Körpergewicht folgt man, so Lauren (2013, S.
16), einer Jahrtausende alten Tradition und kann heute noch auf eine Training
zurückgreifen wie „Achilles es vor dem Kampf um Troja tat“. Dieses Training
ist variantenreich und es kann jeder Muskel des Körpers auch ohne Geräte
trainiert werden, sogar die, schreibt Lauren (2013, S. 16), „von deren Existenz
Sie gar nichts wussten“.
Beispielhaft wird der Reichtum an Übungsvariationen so beschrieben:
Die Hebelwirkung verstärken oder verringern.
Eine Übung auf instabilem Untergrund ausführen.
90
Pausen zu Beginn, am Ende und/oder in der Mitte einer Übung einlegen.
Eine Übung mit nur einem Arm oder einem Bein ausführen (Lauren, 2013, S. 16).
5.4.5.3 Die Methode
Das besondere an der Methode Fit ohne Geräte ist, dass sie ortsunabhängig
ist, Menschen jeglichen Fitnessniveaus – durch die verschiedenen
Übungsvarianten – das Training durchlaufen können, und, dass das
Programm zeitlich begrenzt ist, d. h. man braucht nur wenig Zeit für das
Training einzuplanen (Lauren 2013, S. 8).
Das Training mit dem eigenen Körpergewicht folgt einer langen/der längsten
Tradition von Bewegung überhaupt, denn von den griechischen Olympioniken
bis zu den heutigen Spitzenathleten oder Spezialkommandos des Militär hat
sich nie jemand, so Lauren (2013, S. 8), auf Hanteln oder Trainingsmaschinen
verlassen.
Das Programm verspricht mit insgesamt ca. zwei Stunden Trainingszeit pro
Woche zur persönlichen „Bestform“ zu gelangen (Lauren, 2013, S. 9). Und das
ist deshalb ideal, weil man im Schulunterricht ohnehin nur auf sehr begrenzte
Zeitressourcen zurückgreifen kann und durch solche Bewegungsprogramme
genug Zeit zur Verfügung hat, um neben der körperlich motorischen
Grundausbildung auch noch Spiele und andere Inhalte des Bewegungs- und
Sportunterrichts unterbringen kann.
5.4.5.4 Warum Krafttraining?
Die Bedeutung des Krafttrainings als Teil von EMOCO wird hier am Beispiel
der Methode Fit ohne Geräte erläutert, da es das einzige System ist, das
einen so hohen Prozentsatz (beinahe gänzlich) an Kraftübungen aufweist.
Nach Lauren (2013, S. 18) sollte Krafttraining, unabhängig davon, ob Fett
abzubauen oder Muskeln aufzubauen oder beides das Ziel ist, die Basis für
alle Trainingsaktivitäten bilden.
91
Im Gegensatz zum Ausdauertraining, in Form eines Trainings mit
gleichbleibender Herzfrequenz über einen längeren Zeitraum, wird der Körper
durch Krafttraining nicht effizienter, um seine Leistung zu erhöhen, sondern
muss sich immer wieder neu Anpassen und dafür Muskelmasse aufbauen
(Lauren, 2013, S. 18). Mehr Muskelmasse bedeutet gleichzeitig auch einen
erhöhten Stoffwechsel, weil der menschliche Körper ca. zehn Kalorien pro Tag
braucht, um ein halbes Kilo Muskelmasse zu erhalten. Das heißt man kann
durch zusätzliche Muskelmasse und verstärkten Stoffwechsel auch der
altersbedingten Gewichtszunahme entgegenwirken.
5.4.5.5 Trainingsmethoden
Die Methode Fit ohne Geräte beschreibt 17 Methoden des Krafttrainings, die
auch alle angewendet werden. Einige davon findet man auch in Konzepten
wie Freeletics und die meisten davon werden direkt oder in ähnlicher Form als
Teil des EMOCO-Trainings übernommen.
Stufenintervall: Man macht dazu eine Wiederholung einer Übung,
pausiert kurz, dann zwei Wiederholungen usw. Solange bis kurz vor
dem Muskelversagen. Danach absolviert man die Übungen in
umgekehrter Reihenfolge, es muss aber nicht mit der Höchstzahl
gestartet werden. Man versucht eine Übung zehn Minuten lang
durchzuhalten (Lauren, 2013, S. 47).
Druck-Zug-Intervall (Push-Pull-Intervall): Stufenintervall-Methode bleibt,
doch jetzt schließt man direkt an eine Zugbewegung eine
Druckbewegung an – ohne Pause; z. B. Klimmzug – Liegestütz (Lauren,
2013, S. 48).
Zirkelintervall: Man wählt eine beliebige Zahl an Übungen und
Wiederholungen und versucht in 20 Minuten so viele Zirkel wie möglich
zu absolvieren (Lauren, 2013, S. 48).
92
Supersatz: Man führt eine Übung nach der anderen hintereinander aus,
die dieselben Muskeln stimulieren (Lauren, 2013, S. 48).
Intervallsätze: Man führt immer eine Übung 1-3 Minuten lang aus und
schließt dann direkt mit der nächsten Übung und dem nächsten Intervall
an (Lauren, 2013, S. 48).
Progressive Intervalle: Können beispielsweise so aussehen, dass man
in der ersten Minute einen Klimmzug macht, in der zweiten Minute zwei
Klimmzüge und das so lange bis man nicht mehr kann (Lauren, 2013, S.
48).
Zeitlich begrenzte Sätze: Man führt in einer bestimmten Zeit (z. B. 10
Minuten) so viele Wiederholungen einer Übung aus wie möglich
(Lauren, 2013, S. 48).
Zeittraining: Man versucht ein bestimmtes Workout möglichst schnell
auszuführen (vergleichbar mit Freeletics) (Lauren, 2013, S. 49).
Hochintensitätssatz: Man wechselt in vier Minuten Trainingszeit immer
zwanzig Sekunden Belastung mit zehn Sekunden Pause ab. Es sollten
8 Sätze absolviert werden (Lauren, 2013, S. 49).
52 Pick-up: Man benötigt dafür ein Kartenspiel. Ass und 4 stehen für
Druckübungen, 5 und 7 für Ziehübungen, 8 und 10 für Core-Übungen
und die Bildkarten für Beinübungen. Pro Karte wird ein Satz absolviert,
man sollte dabei möglichst wenig Pausen machen (Lauren, 2013, S.
49).
Zirkeltraining (Circle Training): Ist eine Übungsserie mit relativ kurzen
Pausen zwischen den Sätzen und Übungen. Man sollte alle großen
Muskelgruppen trainieren und mindestens zwei Sätze ausführen. Dauer
und Intensität der Übungen ist frei wählbar (Lauren, 2013, S. 49).
Aktive Erholung: Man absolviert dabei eine beliebige Anzahl an
Übungen nacheinander mit moderater Intensität und möglichst wenig
93
Pausen. Ziel ist es die Herzfrequenz über 20 bis 60 Minuten hoch zu
halten (Lauren, 2013, S. 49).
Pyramide: Man absolviert einen Satz mit einer hohen Anzahl an
Wiederholungen und verringert mit jedem weiteren Satz die Anzahl um
1. Man kann auch jeden Satz mit derselben Anzahl an Wiederholungen
ausführen und im Gegenzug die Intensität steigern (Lauren, 2013, S. 49-
50).
Zusammengesetzte Sätze: Dabei macht man ohne Pause drei oder
mehr zusammengesetzte Übungen (= wenn man mindestens 2 Gelenke
bewegt, z. B. Klimmzug oder Kniebeuge) in einem nacheinander. Je
kürzer die Pausen sind, umso mehr wird Ausdauer trainiert und je länger
die Pausen sind, desto mehr trainiert man Kraft (Lauren, 2013, S. 50).
Kreativität: „Sie können alle genannten Techniken in jeder Variante
miteinander kombinieren“ (Lauren, 2013, S. 50).
Viele der genannten Trainingsmethoden werden direkt in die Stundenbilder
des 8-Wochen-Moduls EMOCO übernommen, weil sie optimal für die
Ausbildung der Kraft im Bewegungs- und Sportunterricht in der Schule sind
und, weil sie außerdem großteils als bereits bekannt (Schülern) eingestuft
werden können. Die von Lauren (2013) beschriebenen Übungen sind
öffentlich zugänglich und seit Jahren bekannt, da es sich bei den meisten
Übungen, z. B. Liegestütz, um Allgemeingut handelt.
Schlussendlich listet Lauren (2013, S. 197) noch die wichtigsten Grundsätze
für ein erfolgreiches Trainingsprogramm auf:
1. Beständigkeit
2. Erholung
3. Regelmäßigkeit
4. Abwechslung
5. Fortschritt
6. Überbelastung
94
Die meisten dieser Grundsätze sind stark vom Lehrer – bezogen auf das
Training im Bewegungs- und Sportunterricht – abhängig. Wenn man jedoch
eigenständig nach diesem oder anderen Systemen trainiert, dann ist den hier
angeführten Eckpfeilern unbedingt zu folgen, um dauerhaft erfolgreich zu
trainieren.
5.4.6 Freeletics
Freeletics ist ein Bewegungskonzept, das 2013 in München von Andrej
Matijczak, Joshua Cornelius und Mehmet Yilmaz gegründet wurde. Über eine
App sind die mittlerweile 7 Millionen User der Community miteinander vernetzt
und können über ihr Smartphone, ihren PC, ihr Tablet und dergleichen ihre
Trainingserfolge und –erfahrungen miteinander teilen und sich austauschen
(Pressemappe Freeletics, 01. 2016, S. 3).
Das Besondere an dieser Form des Trainings ist in den Grundsätzen der
Freeletics-Bewegung verankert. Das Unternehmen steht hinter der Idee, dass
„jeder Mensch auf der Welt […] das Potenzial [hat], sein Leben nach den
eigenen Zielen und Bedürfnissen erfolgreich zu gestalten und damit ein
erfülltes und glückliches Leben zu führen“ (Pressemappe Freeletics, 01. 2016,
S. 4). Sie sind außerdem davon überzeugt, dass eine hohe physische wie
auch mentale Stärke die entscheidende Rolle dabei spielt, um dieses
Potenzial zu entfalten (Pressemappe Freeletics, Stand Januar 2016, S. 4).
Es geht grundsätzlich also darum, dass jeder Mensch lernen kann. Keiner ist
von Anfang an perfekt und so ist das Ziel, aus seinen Fehlern zu lernen und
immer weiter an sich zu arbeiten. Das Unternehmen hat sich der Aufgabe
verschrieben „allen Menschen auf der Welt dabei zu helfen, die beste Version
ihrer selbst zu werden“ (Pressemappe Freeletics, 01. 2016, S. 4).
95
5.4.6.1 Methode/ Konzept
Freeletics als Bewegungskonzept ist ein „Kombinationsprodukt“ aus drei
Disziplinen: „Workouts, Exercises und Runs“ (Freeletics, 14.03.2016).
Workouts: Dabei handelt es sich um Kombinationen von Übungen, die genau
in der festgelegten Reihenfolge und Anzahl der Wiederholungen ausgeführt
werden müssen (Freeletics, 14.03.2016). „Workouts kommen in
verschiedenen Arten und Volumina vor, was das spezifische Training von
Ausdauer, Kraftausdauer und Kraft ermöglicht“ (Freeletics, 14.03.2016).
Exercises: Dabei handelt es sich um eine einzelne Bewegung, die wiederholt
werden muss. Die Anzahl der Wiederholungen ist vorgegeben (Freeletics,
14.03. 2016). Die Wiederholungszahlen können von niedrig bis hoch variieren.
Dabei wird Kraft, Geschwindigkeit und Durchhaltevermögen trainiert
(Freeletics, 14.03.2016).
Runs: Dabei handelt es sich um Läufe, wobei die Distanzen ebenfalls
vorgegeben sind. Die Strecken gibt es in verschiedenen Längen/
Entfernungen: Sprints, Mittelstrecken bis zur Marathon-Distanz. Der
Freeletics-Homepage (Freeletics, 14.03.2016) nach ist das Ziel dieser „Runs“,
die Herz-Kreislauf-Ausdauer zu trainieren und sie dienen zusätzlich als
Ergänzung des Krafttrainings.
Ziel all dieser Trainings ist es, sie so schnell wie möglich zu absolvieren, die
Trainingszeit zu stoppen und seine persönliche Leistung immer wieder zu
toppen (Freeletics, 14.03.2016). Die Gründer dieses Trainingssystems sind
laut freeletics.com der Meinung, dass „die Kombination dieser drei
Trainingsarten […] ideal für […] größtmöglichen Fortschritt“ (Freeletics,
14.03.2016) ist. Denn „durch die hohe Intensität [kann man] beeindruckende
Ergebnisse erzielen, trotz der signifikant reduzierten Trainingszeit“ (Freeletics,
14.03.2016).
96
Es handelt sich bei den Freeletics-Trainings also um HIIT. HIIT (High Intensity
Interval Training) ist (Fitnessmagnet, 10.05.2016),in aller Kürze erklärt, eine
„Trainingsmethode, die aus hochintensiven Intervallen in Kombination mit
langsamen Regenerationsphasen besteht“. Im Fall von Freeletics wird die
Regenerationszeit sogar ganz weggelassen bzw. stark minimiert. Das führt
dazu, dass das System aufgrund seiner hohen Intensität kurz gestaltet werden
kann und trotzdem leistungssteigernde Ergebnisse – vergleichbar mit in
Relation dazu langen Cardio-Einheiten, d. h. Grundlagenausdauertraining –
erzielt werden.
Die Relevanz für den Schulunterricht ergibt sich direkt aus den genannten
Beschreibungen des Konzepts: Aufgrund der geringen Zeit, die im
Bewegungs- und Sportunterricht zur Verfügung steht und aufgrund der
heterogenen Schülerschaft, eignet sich die vielfältige Auswahl an „Workouts,
Excercises, Runs“ gut für individualisiertes Kraft-, Schnellkraft- und
Ausdauertraining. Und, da das Training hochintensiv ist und dadurch wenig
Unterrichtszeit in Anspruch nimmt, kann man von einer sehr geeigneten
Methode für die Schule sprechen.
Beispiel-Workouts sowie eine Auswahl aus den wichtigsten Übungen werden
in den Stundenbildern zum Oberstufenmodell vorgestellt und zusätzlich
werden die ausgewählten Übungen im Kapitel Übungskatalog grafisch
präsentiert.
5.4.6.2 Durchführung im Bewegungs- und Sportunterricht
Grundsätzlich (Beier, 2016) sind alle Freeletics WOs (Workouts) im
Bewegungs- und Sportunterricht in der Turnhalle sowie im Freien
durchführbar, wobei kürzere Einheiten (ca. 20 Minuten) zu bevorzugen sind,
um die Motivation hochzuhalten und um keine Überbelastung der Schüler
herbeizuführen.
97
Die Originalworkouts sollten jedoch auf das Leistungsniveau der Klasse
abgestimmt werden. Dazu kann der Lehrer Änderungen, Vereinfachungen
vornehmen, sowie differenzierte Workouts vorbereiten, d. h. die volle Nutzung
der App, so Beier (2016), wird abhängig vom Leistungsstand der Schüler nicht
in vollem Umfang nutzbar sein. Wenn man mit den Schülern die App nützt, d.
h. wenn man wirklich vorhat dem vorgegebenen Plan zu folgen, dann kann
man abweichende Wiederholungszahlen vom Originalworkout als Kommentar
nach Beendigung der Einheit in der App vermerken und für sich selbst
individuell dokumentieren. Jedoch würde ich empfehlen, mit den Schülern
unabhängig von der App die Workouts in den Unterricht zu integrieren, da man
so die Belastung besser regulieren kann und keine zusätzlichen Kosten für die
Schüler entstehen.
Anmerkend muss erwähnt werden, dass es sich empfiehlt, nicht zu viele
verschiedene Freeletics-Workouts im Unterricht zu behandeln, weil gerade die
Verbesserung von Trainingszeiten von bereits bekannten und trainierten
Einheiten motivierend ist. Nach Beier (2016) haben sich als geeignete
Workouts besonders Aphrodite, Apollon und Morpheus erwiesen.
Wichtig ist, dass der Lehrer oder die Schüler untereinander auf eine korrekte
Bewegungsausführung achten, da die App bzw. der Freeletics-
Trainingsgedanke im allgemeinen zu immer schnellerer Ausführung, um
immer neue persönliche Bestzeiten zu erzielen, verleitet, „aber genau hier
besteht durch unsaubere Ausführung der Übungen eine erhebliche
Verletzungsgefahr“ (Beier, 2016). Man könnte nun Schüler, die vom
Turnunterricht befreit sind, als Kontrolleure engagieren, die auf die sichere
Ausführung der Übungen achten und so die alle Schüler in das Geschehen
integrieren.
Schlussendlich soll angemerkt werden, dass die Einbindung von Smartphones
eine gute Möglichkeit darstellt, „an die Lebenswelt der Schüler anzuknüpfen
und einen Anreiz für mehr Bewegung - auch im außerschulischen Bereich - zu
schaffen“ (Beier, 2016).
98
Da die Workouts kein eigenständiges Stundenthema sind, sondern vielmehr eine Ergänzung
zum regulären Sportunterricht darstellen, sind sie sehr flexibel einsetzbar und führen zu einer
hohen Intensität im Unterricht. Die App, die außer den bereits genannten Erklärungen zur
korrekten Übungsausführung auch Bereiche wie gesunde Ernährung und Foren zum
Austausch über Training und Ernährung bietet, kann für Schüler ein hilfreicher Ratgeber auf
dem Weg zu einem gesünderen Lebensstil werden (Beier, 2016).
5.4.7 MovNat
Die MovNat-Methode, die sich aus der Méthode Naturelle nach Georges
Hébert entwickelt hat, prägt gegenwärtig die Strömung des „natürlichen“
Bewegens. Daran anschließend wird ein weiteres „neues“ Konzept namens
GMB („gold medal bodies“) grob (d. h. die Grundelemente) vorgestellt, das so
wie auch EMOCO eine Kombination aus bestehenden Bewegungskonzepten
ist und dadurch vielseitig und effektiv angewandt werden kann.
5.4.7.1 Einleitung und Erklärung bzw. Grundgedanke und Idee
MovNat („Natural Movement“) ist, nach Erwan LeCorre dem Ideengeber, eine
„Fitness-Methode“ („fitness methode“), die auf “natürlichen menschlichen
Bewegungen wie laufen, balancieren, springen, krabbeln, heben, tragen etc.
basiert“ (Nancercize, 2012, übersetzt vom Verfasser). Le Corre sagt weiterhin:
“The same way wild horses are meant to run and eagles are meant to fly, humans are meant
to move naturally and get amazingly fit in the process. MovNat is also a school of movement
efficiency, and in that sense it is comparable to a physical education system. It is complete,
fun, and challenging“ (Nancercize, 2012).
Das heißt, MovNat stellt ein Konzept dar, das angibt das natürlichste und
ursprünglichste sowie zweckdienlichste Konzept für ein Training in der
modernen Zeit zu sein. Es ist zudem „komplett“, macht Spaß und ist
herausfordernd.
99
5.4.7.2 Grundprinzipien und Trainingsmöglichkeiten und Ziel
Das Fitness-Modell MovNat ist rein auf praktische physische Leistung
ausgelegt, d. h. man glaubt daran, dass jeder Mensch eine vielgestaltige
physische (körperliche) Kompetenz benötigt, um „in der Lage zu sein jede
Situation, die eine physische Antwort braucht, zu meistern“ (Movnatmuenchen,
21.04.2016).
Aus der Sicht von MovNat ist die Ausübung evolutionärer, natürlicher
Bewegungsfähigkeiten, die zum Menschen, dem ursprünglichen Menschen,
gehören, die einzige biologisch richtige Weise zu trainieren. Nach MovNat
(Movnatmuenchen, 21.04.2016) werden die natürlichen menschlichen
Bewegungsfähigkeiten in drei klare Domänen eingeteilt: „Fähigkeiten des
Antriebes, der Beherrschung von Objekten und Fähigkeiten des Kämpfens“
(Movnatmuenchen, 21.04.2016).
Besonders interessant ist die Trainingsvielfalt, die verschiedenen Arten, auf
die MovNat trainiert werden kann. Das MovNat-Training der Bestandteile der
Physischen Leistungsfähigkeit (Bewegungsfähigkeiten, Kondition und
Achtsamkeit), erfolgt zum Beispiel über die sogenannten Movements of the
Day (MODs) (Movnatmuenchen, 21.04.2016). Diese MODs sind dazu gedacht
(ca. 30 Minuten), täglich für eine „Portion MovNat“ (Movnatmuenchen,
21.04.2016) zu sorgen. Über diese spezifischen Einheiten soll möglichst
abwechslungsreich ein breites Spektrum von Leistungsfähigkeit aufgebaut
werden (Movnatmuenchen, 21.04.2016).
MovNat formuliert dazu 10 Grundprinzipien:
PRACTICAL: Yes, it is actually useful. If a movement isn‟t helpful in everyday life, we are not
very interested in it. From carrying the groceries to fleeing from danger, our movements are
based on need.
ADAPTABLE: Movement depends on context. This is essential. All of our movement aptitudes
are based on interaction with specific and ever changing environments and situations.
Learning to adapt is what MovNat is all about.
100
EFFICIENT: We practice efficiency in all things. The movement aptitudes practiced are
performed skillfully, i.e., with efficient technique, resulting in greater performance, higher
energy conservation and safety.
VITAL: The movements help keep us safe. They are useful in times of emergency.
INSTINCTUAL: Movement is instinctual. Technique is not. While nobody starts from scratch,
we learn technique so we can turn instinct into ability.
COOPERATIVE: We are naturally social creatures. We teach in a group environment based
on support. Our movement principles can help a group accomplish what no individual is
capable of. Practice can be done alone or with others – but the intent is social.
ENVIRONMENTAL: The movement aptitudes are regularly practiced outdoors in order to
maximize health benefits and increase well-being and connection with nature.
EVOLUTIONARY: The way we move has not changed. Our health is tied to moving as we, the
human species, always has..
UNSPECIALIZED: The movement aptitudes are practiced in order to acquire and maintain a
near equalized, well-rounded skill set and conditioning level.
UNIVERSAL: Movement belongs to every human being regardless of origin, gender or age
(Movnat, 21.04.2016).
101
Abb.9: Grundprinzipien (Movnatmuenchen, 21.04.2016)
Die Prinzipien (Abb. 9), vor allem die Betonung auf die Praxis und der
Grundgedanke der evolutionären Entwicklung und die Betonung auf die
Wichtigkeit von urmenschlichen Bewegungsformen, stehen im Vordergrund.
Eine Auslegung der Prinzipien könnte folgendermaßen aussehen:
Erstens ist MovNat praktisch. Das bedeutet, wenn eine Technik im Alltag nicht
unmittelbar hilfreich ist, dann ist sie uninteressant. Vom Tragen von Dingen
102
wie Einkauftüten, bis zur Flucht vor einer Bedrohung sollen die Bewegungen
direkt Lösungsvorschläge anbieten.
Zweites Prinzip, die Anpassungsfähigkeit, besagt, dass unsere Bewegungen
abhängig von der jeweiligen Umwelt sind. Dadurch entsteht ein Wechsel- bzw.
Zusammenspiel zwischen geeigneten Bewegungen und der entsprechenden
Umgebung. MovNat trainiert somit die Fähigkeit sich unterschiedlichsten
Situationen anzupassen – physisch.
Drittens geht es um Effizienz, dass heißt Bewegungen werden „in einer
effizienten Technik, die zu einer besseren Leistung, mehr Energieeinsparung
und mehr Sicherheit führt ausgeübt“ (Movnatmuenchen, 21.04.2016).
Daneben steht das vierte Prinzip (Vital), das besagt, die Bewegungen helfen
uns Risikofaktoren zu minimieren, vor allem in Notsituationen. Außerdem
sollen die Bewegungen, durch Training, so stark mit dem Menschen
verbunden werden, dass die einzelnen Abläufe instinktiv (Prinzip 5)
geschehen. Bis man dieses Stadium erreicht werden viele Trainings
notwendig sein, jedoch ist durch die Auswahl der Übungen, die sich eben an
urmenschlichen Verhaltensweisen orientieren, die Entwicklung dieses
instinktiven Bewegens möglich und quasi oberstes Ziel. Da wir „von Natur aus
soziale Wesen“ (Movnatmuenchen, 21.04.2016) sind, wird auch MovNat
bevorzugt in Gruppentrainings veranstaltet. Dadurch ist man nicht isoliert und
kann sich bei scheinbar nicht bewältigbaren Aufgaben an die
Gruppenmitglieder wenden.
Das siebente Prinzip, Environmental, legt Wert darauf, dass die Übungsreihen
im Freien durchgeführt werden, „um den gesundheitlichen Nutzen zu
maximieren, das Wohlbefinden und die Verbindung zu Natur zu verbessern“
(Movnatmuenchen, 21.04.2016). Der evolutionäre Aspekt, wie anfangs betont,
ist vordergründig im Handeln und Bewegen nach der MovNat-Methode. Hier
soll zum Ausdruck kommen, dass sich zwar die Art und Weise wie wir uns
bewegt haben im Laufe der Geschichte verändert hat, aber der Körper der
gleiche geblieben ist. Damit will MovNat ausdrücken, dass unsere Gesundheit
103
noch immer an die Bewegung gebunden ist, die ursprünglich im Menschen
verankert ist. Daraus folgt, dass „unspezialisiertes“ Training, ein möglichst
reicher Schatz an Bewegungen, am ganzheitlichsten ist um ausgeglichen zu
sein und das bestmögliche Konditionsniveau, ohne Spezialisierung, so wie es
durch Einzelsportarten passiert, zu erreichen.
Schlussendlich ist MovNat „universal“ und das bedeutet, dass jeder Mensch,
unabhängig „von Herkunft, Geschlecht oder Alter“ (Movnatmuenchen,
21.04.2016) zu dieser Bewegung fähig ist und das entsprechende Potential
besitzt.
5.4.8 GMB
5.4.8.1 Methode
Die Trainingsmethode basiert auf fünf basalen Inhalten:
1. Knowledge of Your Own Body
2. Progressive Skill Development
3. Focused Training Cycles
4. Goal-Appropriate Attribute Development
5. Social Responsibility (GMB, 16.05.2016)
Und diese Inhalte werden sogar noch weiter reduziert: „The truth is that any
skill you may want to do with your body is made up of three components:
strength, flexibility, and motor control” (GMB, 16.05.2016).
Kraft:
Nach GMB (16.05.2016) ist die Ausbildung von Kraft, die über die athletische
Schönheit hinausgeht, d. h. eine Kraftentwicklung nach allen Richtungen,
entscheidend für „real-world movement ability“ (= die Fähigkeit sich
uneingeschränkt und gut in der „richtigen, realen Welt“ zu bewegen).
104
Beweglichkeit:
Laut GMB (16.05.2016) kommt es nicht darauf an einen Spagat zu können,
aber man sollte so flexibel sein, dass man Bewegungen in vollem Umfang
absolvieren kann. Das führt direkt zu Grazie und Leichtigkeit im
Bewegungshandeln.
Kontrolle:
Kontrolle ist das Tool mit dem man die Fähigkeiten seines Körpers steuern
kann, in jede Richtung. In einem Vergleich ausgedrückt: „Owning a Ferrari isn‟t
a lot of fun if you don‟t know how to drive it” (GMB, 16.05.2016). Das heißt,
ständige, andauernde Wiederholung von Übungen mit dem Ziel der
kontrollierten Bewegung verleiht dem Körper die Fähigkeit, das zu tun, was
man wirklich will.
5.4.8.2 Grundübungen
Abb. 10: Grundübungen (GMB, 16.05.2016)
105
Die Grundübungen („animal movements“, Abb. 10) werden im Kapitel
Übungskatalog grafisch erläutert und in den Stundenbildern direkt in das
Oberstufenmodul EMOCO integriert.
Nachdem mit GMB das letzte Input-Konzept von EMOCO vorgestellt wurde,
wird nun auf die Trainierbarkeit der Konzepte, auf das Besondere der
Konzeptmischung eingegangen.
5.5 Trainierbarkeit bzw. Methode EMOCO kann variantenreich angewandt werden. Man kann z. B. Yoga-Reihen
an den Anfang einer Einheit stellen, dann zu einem intensiven
Ganzkörpertraining übergehen und die Stunde mit einer Feldenkrais-
Übungsreihe schließen.
Man kann sich ebenso allein auf Yoga beschränken und intensiv an der
Bewegungsausführung, der Dehnbarkeit bzw. Beweglichkeit oder an der
Balance arbeiten.
Man könnte mit einem kurzen Barfußlauf in die Stunde starten (Aufwärmen),
danach das Lauf-ABC bzw. Laufschule praktizieren und in einem weiteren
Lauf die Erfolge und Veränderungen am Körper erspüren.
Man könnte sich rein auf ein Krafttraining, z. B. Fit ohne Geräte oder Freeletics
beschränken, denn wenn man ein paar Minuten für das Aufwärmen mit
einberechnet, ist das Stundenpensum schon wieder ausgeschöpft.
Man könnte Yoga-Elemente mit GMB-Elementen kombinieren und eine ganz
neue Form des Yogaflows oder auch des Krafttrainings schaffen.
Man könnte laufen und dann Yoga praktizieren oder eine kurze Freeletics-
Session als Aufwärmprogramm nutzen, um dann Beweglichkeit oder
Koordination zu trainieren.
106
Die Kombinationsmöglichkeiten scheinen/sind unendlich und trotzdem wird der
Versuch gewagt einige Möglichkeiten aus diesem Pool in den Stundenbildern
vorzustellen, obwohl gerade die Idee sämtliche Übungen und Elemente frei
miteinander zu mischen das große Potential von EMOCO ausmacht. Ich
werde die Stundenbilder (8-Wochen-Modul) auf jeden Fall nachvollziehbar und
einfach halten, damit es jedem Trainer/Lehrer möglich wäre die
Unterrichtseinheiten vorlagengetreu abzuhalten. Es wird Einfachheit
Komplexität vorgezogen und Klarheit einer erhöhten Aufmerksamkeit auf
Details.
5.6 Relevanz für Schule/Schüler/Lehrer Da sich „in den letzten 25 Jahren […] das Tempo bewegungskultureller
Veränderungen [vervielfachte]“ (Moegling, 1999, S. 18) ist es fast zur
Gewohnheit geworden, dass der Schulsport den außerschulischen
Bewegungstrends hinterher eilt. Diese Tatsache zum Anstoß genommen wird
versucht einige dieser Trends, primär Trends die motorischen Grundlagen
betreffend, aufzugreifen und schnellst möglich kompatibel für den Unterricht zu
machen, denn „zweifelsohne muß der Schulsport im Kontakt mit der
Entwicklung der außerschulischen Bewegungskultur stehen“ (Moegling, 1999,
S. 19). Denn ohne den ausführenden Organen (Schule, Lehrpersonal usw.)
eine theoretische und verwendbare Basis zu liefern, wird dieser zeitliche
Rückstand nicht mehr aufzuholen sein.
Moegling (1999, S. 19) spricht von „schnellebigen sportiven Trends“, die es zu
vernachlässigen gilt – im schulischen Kontext. Daneben, so Moegling (1999,
S. 19) „gibt es [aber] auch immer wieder bewegungskulturelle Innovationen,
die einen erheblichen Eigenwert und ein Bewegungspotential enthalten, das
sich lohnt, behutsam und durchdacht für den Schulsport aufzugreifen“. Den
außerschulischen Tendenzen hin zu Individualismus, Selbsterfahrung, einem
egozentrischen Fitnessbegriff, über therapeutische, leiborientierte
Erfahrungswege bis hin zu individuellem Leistungsstreben soll hier gefolgt
107
werden, den althergebrachten Auftrag der Schule außen vorgelassen
(Moegling 1999, S. 19). Jedoch ist wichtig, dass man nicht aus den Augen
verliert, dass „beispielsweise nicht jede Trendsportart und
bewegungskulturelle Mode übernommen werden“ (Moegling, 1999, S. 19)
kann. Sondern es ist wichtig, dass „sportunterrichtlicher Inhalt und
Unterrichtsmethodik zielgeleitet aufeinander abgestimmt werden“ (Moegling,
1999, S. 19). Damit „die Balanceleistung zwischen traditionellen und neuen
Sportunterrichtsinhalten, sowie zwischen geschlossenen und offenen Formen
des Unterrichts gewährleitstet ist“ (Moegling, 1999, S. 19).
Im Sinne dieses Balanceakts wird EMOCO als Bewegungskonzept, das
mehrere bewegungskulturelle Innovationen bzw. Restaurationen miteinander
vereint, erstmals nur in Form eines Oberstufen Moduls vorgestellt; dadurch ist
Freiwilligkeit gewährleistet und der traditionelle Schulsport nicht in Frage
gestellt.
5.6.1 Vergleich mit Lehrplan/Bildungsaufgaben Österreich
In diesem Kapitel werden die ausgewählten „Trendsportarten“ (Konzeptteile),
wenn man so sagen will, in einen pädagogischen Bezug gesetzt, um sie zu
intentionalen Elementen eines Konzepts zeitgemäßen Schulsports zu machen.
Dazu werden sowohl Unterstufen- als auch Oberstufenlehrplan des
Unterrichtsfachs Bewegung und Sport näher beleuchtet und eine mögliche
Einbindung von EMOCO umfassend untersucht.
Allgemeinere Bildungsziele – alle Unterrichtsgegenstände und den
Bildungsauftrag der Schule betreffend – findet man im allgemeinen Teil des
Österreichischen Lehrplans, jedoch wird hier, wie bereits erwähnt, lediglich der
für den Bewegungs- und Sportunterricht spezialisierte Teil des Lehrplans
erläutert. Dadurch kann die Aufmerksamkeit auf die für den Turnunterricht
relevanten Aspekte erhöht werden und eine Verwässerung der Ausführungen
vermieden werden.
108
Der Vergleich mit EMOCO bzw. der Beweis für die Relevanz des
Bewegungskonzepts orientiert sich am strukturellen Aufbau des Lehrplans,
vorgegeben vom Bundesministerium für Bildung und Frauen.
5.6.1.1 Vergleich Unterstufen Lehrplan
Bildungs- und Lehraufgabe:
Das BMBF (2000) legt fest, dass der Bewegungs- und Sportunterricht
gleichrangig zur Entwicklung der Sach-, Selbst- und Sozialkompetenz
beitragen soll. Dafür werden verschiedene Komponenten vorgegeben die dazu
führen sollen. EMOCO deckt weitgehend alle Bereiche ab; besonders
hervorgehoben werden: vielseitiges Bewegungskönnen und vielfältige
Bewegungserfahrung; verantwortungsbewusstes Bewegungshandeln;
handlungsleitendes und wertbezogenes Wissen; Wahrnehmungsfähigkeit für
den eigenen Körper und das eigene Bewegungsverhalten und
Selbstvertrauen.
Im Mittelpunkt des Bewegungs- und Sportunterrichts stehen:
- Förderung der Entwicklung durch ausreichende und vielfältige motorische Aktivität.
- Erwerb eines grundlegenden und vielseitigen Bewegungskönnens und das Entdecken von
Vorlieben für bestimmte Bewegungsformen und deren Einbeziehung in den persönlichen
Lebensstil.
- Entfaltung von Freude an der Bewegung. Entwicklung von Bewegungskönnen,
Leistungsvermögen und der Fähigkeit zum Spielen und Gestalten.
- Aufbau einer bewegungsorientierten, gesundheitsbewussten und gegenüber der Umwelt und
Mitwelt verantwortlichen Lebensführung sowie einer lebenslangen Bewegungsbereitschaft
(BMBF, 2000, S. 1).
Diese Punkte können zu großen Teilen auch als zentrale Stützen von EMOCO
angesehen werden. Vor allem „vielfältige motorische Aktivität“ fördern,
„Entdecken von Vorlieben […] und deren Einbeziehung in den persönlichen
Lebensstiel“ sowie „Entfaltung von Freude an der Bewegung“ und eine
109
bewusste Haltung gegenüber Um- und Mitwelt gehen d‟accord mit der
Einstellung die auch aus dem Bewegungskonzept hervorgeht.
Die Entwicklung von Leistungsvermögen ist an sich auf jeden Fall wichtig und
gewünscht, jedoch sollte der vergleichende Leistungsgedanke, der oftmals
abgrenzend gegenüber anderen wirkt, vermieden werden. Aufgrund der
getätigten Auswahl an Konzepten, die einen direkten Vergleich – mit
Ausnahme von Freeletics – schwer machen, sollte diese Form des Sich-
Messens ohnehin nur am Rande in Erscheinung treten.
Die Ziele des Unterstufen-Lehrplans sind:
- Ausbildung und Weiterentwicklung der konditionellen und koordinativen Grundlagen des
Bewegungshandelns, Verbesserung der individuellen Leistungsfähigkeit.
- Erwerb eines grundlegenden und vielseitigen Bewegungskönnens und das Schaffen von
Möglichkeiten zum Entdecken von Vorlieben für bestimmte Bewegungsformen und deren
Einbeziehung in den persönlichen Lebensstil.
- Vielfältige Körper- und Bewegungserfahrungen in unterschiedlichen Situationen und
Räumen, besonders auch in erlebnishaften und naturnahen Bewegungstätigkeiten.
- Befähigung zum Bewegungshandeln sowohl in Kooperation als auch in Konkurrenz und
Befähigung zum Umgehen mit Konflikten.
- Kritisch-konstruktive Auseinandersetzung (Handeln und Wissen) mit Phänomenen der
Bewegungskultur, besonders mit solchen der jeweiligen Trendsportarten, sowie mit Normen
und Werten des Sports (BMBF, 2000), S. 1).
Die Ziele können durchwegs mit EMOCO erreicht werden, obwohl das
Konzept sicher nur als Teil des Lehrplans zu sehen ist, beispielsweise weil
technische und taktische Aspekte, die z. B. Teil der Kleinen und Großen
Spiele sind, nicht vorkommen.
Beitrag zu den Aufgabenbereichen der Schule:
EMOCO kann einen wichtigen Beitrag, als Teil des Bewegungs- und
Sportunterrichts, leisten, denn durch die Vielfalt an Bewegungserfahrungen,
die durch die Teilkonzepte sicher gestellt werden, wird die eigene
Persönlichkeit weiterentwickelt. Teamorientierte und Wettkampf spezifische
110
Ziele können durch EMOCO nur teilweise abgedeckt werden wie man später
anhand der vergleichenden Darstellung mit dem Lehrstoff erkennen kann.
Beiträge zu den Bildungsbereichen:
Die Bildungsbereiche sind: Sprache und Kommunikation; Mensch und
Gesellschaft; Natur und Technik; Gesundheit und Bewegung; Kreativität und
Gestaltung.
EMOCO kann in seiner Gesamtheit zu jedem Bildungsbereich etwas
beitragen, jedoch soll hier der Bereich „Kreativität und Gestaltung“
hervorgehoben werden, wo es heißt: „Freie Gestaltung von Bewegungen und
Bewegungserfindung“ (BMBF, 2000), S. 2). Dieser Punkt wird als integraler
Bestandteil von EMOCO – tänzerische Bewegungshandlungen ausgenommen
– vordergründig sein.
Didaktische Grundsätze:
Entsprechend dem Lehrplan (BMBF, 2000, S. 2) hat sich EMOCO an einer
alters- und entwicklungsgemäßen Schwerpunktsetzung zu orientieren, kann
jedoch, wenn im Kernbereich ausreichend Grundlagen geschaffen werden, als
Inhalt des Erweiterungsbereichs fungieren. Grundsätzlich wäre es
wünschenswert, dass mit der Zeit EMOCO als Teil des Kernbereichs
angesehen wird, gerade zur Entwicklung der motorischen Grundfähigkeiten.
Auf jeden Fall hilft das Programm von Beginn an dabei, „Vielfalt, Ergänzung,
Kontrast“ (BMBF, 2000, S. 2) auf die vier Schulstufen hinweg zu verteilen. Die
durch EMOCO angestrebte Leistungssteigerung orientiert sich entgegen dem
Lehrplan nur an den eigenbestimmten Leistungsmaßstäben. Das bedeutet,
dass primär die Steigerung des eigenen Entwicklungsstandes und der eigenen
Leistung wichtig ist.
Lehrstoff:
Der Vergleich mit dem Lehrstoff wird über alle vier Jahrgänge getätigt und
lediglich nach den Stoffgebieten abgehandelt.
111
Grundlagen zum Bewegungshandeln (BMBF, 2000):
„Vielfältige motorische Aktivität“ (+ Erweiterung), „Grundlegendes
Verbessern der konditionellen Fähigkeiten: Schnelligkeit, Kraft,
Ausdauer (vorwiegend im aeroben Bereich), Beweglichkeit“ (+ weiterer
Ausbau), „Stabilisieren der koordinativen Fähigkeiten: Gleichgewicht,
Raumwahrnehmung und Orientierung, Rhythmusfähigkeit,
Reaktionsfähigkeit und kinästhetische Differenzierungsfähigkeit“ (+
verbessern) sowie „Gewinnen von Körper- und Bewegungserfahrung
und Aufbau von sportartspezifischen Grundstrukturen“ (+verfeinern)
werden mit EMOCO erreicht bzw. können erreicht werden.
Könnens- und leistungsorientierte Bewegungshandlungen (BMBF,
2000):
„Bewegungsfertigkeiten (+ anspruchsvollere Bewegungsfertigkeiten)
ohne, mit und an Geräten erlernen, üben und zu kurzen
Bewegungsfolgen verbinden“ kann durch die Einbindung von EMOCO in
das Unterrichtsgeschehen zum Teil erreicht werden, da sich EMOCO
auf ein Training ohne Geräte spezialisiert.
Weitere leistungsorientierte und an „künstliche“ Turnformen angelehnte
Lehrstoffbereiche müssen durch den Regelunterricht abgedeckt werden.
Spielerische Bewegungshandlungen (BMBF, 2000):
Spielerische Bewegungshandlungen sind nur teilweise mittels EMOCO
durchführbar. Es können alle möglichen Formen des Laufspiels und des
spielerischen Krafttrainings abgedeckt werden, jedoch kann EMOCO
keinen Beitrag zum Spiel mit Gegenständen und Taktik leisten – das ist
auch nicht vorgesehen.
Gestaltende und darstellende Bewegungshandlungen (BMBF, 2000):
EMOCO schafft: „Aufbau von Körperwahrnehmung; Entwicklung von
Sensibilität für verschiedene Sinne und von ästhetischer Erfahrung in
112
Ausdruck und Bewegung“ sowie „Entwicklung eines differenzierten
Bewegungsgefühls und von Verständnis für Bewegungsqualität“.
Außerdem wird ein „Eigenständiges und kreatives Variieren,
Kombinieren und Erfinden von Bewegungen […] ohne Materialien“
angeregt.
Gesundheitsorientiert-ausgleichende Bewegungshandlungen (BMBF,
2000):
EMOCO kann den gesamten Lehrstoff in diesem Bereich abdecken, d.
h. vom „eigenverantwortlichen Umgehen mit dem eigenen Körper“, dem
entwickeln von Körpergefühl und Körperwahrnehmung, bis hin zum
„Ausgleichen und Vermeiden allfälliger muskulärer Dysbalancen und […]
motorischer Defizite […]“.
Erlebnisorientierte Bewegungshandlungen (BMBF, 2000):
Hier gilt, dass EMOCO in unterschiedlichsten Umgebungen betrieben
werden kann und dadurch ein Großteil des Lehrstoffs abgedeckt wird,
jedoch lässt das Konzept die Beschäftigung mit „rollenden und
gleitenden Geräten“ aus und kann daher nur als Ergänzung zum
jetzigen Lehrplan angesehen werden.
5.6.1.2 Vergleich Oberstufen Lehrplan
Der Lehrplan für das Unterrichtsfach Bewegung- und Sport wurde am
08.07.2004 veröffentlicht und gilt seit dem Schuljahr 2007/08 in ganz
Österreich (BMBF, 14.05.2016).
Der Lehrplan gilt für den Pflichtgegenstand und die unverbindliche Übung
Bewegung und Sport „an der Oberstufe der allgemein bildenden höheren
Schulen, den berufsbildenden mittleren und höheren Schulen, den
Bildungsanstalten für Kindergartenpädagogik und den Bildungsanstalten für
Sozialpädagogik jeweils einschließlich der Sonderformen“ (BMBF, 2004, S. 1).
113
Im Folgenden wird der Lehrplan nach der Struktur des Bundesministeriums für
Bildung und Frauen Schritt für Schritt mit EMOCO abgeglichen und erläutert.
Bildungs- und Lehraufgabe:
Das Bundesministerium für Bildung und Frauen (BMBF) legt fest, dass der
Unterrichtsgegenstand Bewegung und Sport „einen wichtigen Beitrag zur
ganzheitlichen Bildung und Erziehung der Schülerinnen und Schüler“ (BMBF,
2004, S. 1) zu leisten hat. Das umfasst eine Sicherstellung „ausreichend[er]
und regelmäßig[er] motorische[r] Aktivitäten“ (BMBF, 2004, S. 1). Und
außerdem soll die „Sach-, Selbst- und Sozialkompetenz“ (BMBF, 2004, S. 1)
ausreichend gefördert und weiterentwickelt werden.
Den geforderten Bildungs- und Lehrzielen entsprechend, wird durch EMOCO
eine Ausbildung, Entwicklung und Verbesserung der motorischen Grundlagen
für Bewegung, Spiel und Sport, der individuellen Leistungsfähigkeit und eines
vielseitigen exemplarisch vertieften Bewegungskönnens ermöglicht (BMBF,
2004).
Des Weiteren wird sichergestellt, dass die Schüler die Bedeutung von
Bewegung und Sport auf „die Gesundheit und das persönliche Wohlbefinden“
(BMBF, 2004, S.1) begreifen. Sie entwickeln mit Hilfe des Konzepts – stellt
auch bei Umsetzung und Integration in den regulären Unterricht nur einen Teil
des Lehrplans dar – Fähigkeiten die sie „als Ausgleich für Alltag und Beruf“
(BMBF, 2004, S. 1) nutzen können, sie erweitern ihr „handlungsleitend[es]
Wissen“ (BMBF, 2004, S. 1) und sie erwerben ein Sicherheitsbewusstsein in
ihrem Bewegungsverhalten (BMBF, 2004, S. 1).
Die Schüler lernen Freude am vielfältigen und abwechslungsreichen
Sporttreiben kennen, erwerben eine positive Haltung zum eigenen Körper,
lernen ihre eigenen Bewegungsbedürfnisse kennen, entwickeln Teamfähigkeit
im Bewegungs- undSporthandeln und erhöhen ihre Kreativität in der Art ihrer
Bewegungen (BMBF, 2004).
114
Außerdem wird durch den Bewegungs- und Sportunterricht und EMOCO im
Speziellen die Entwicklung ihrer eigenen Persönlichkeit gefördert: Stärkung
des Selbstvertrauens, der Durchsetzungsfähigkeit, der Leistungsbereitschaft
und des eigenverantwortlichen Handelns (BMBF, 2004). Die Schüler
entdecken individuelle Präferenzen, erweitern ihr Bewegungsrepertoire und
erwerben die Fähigkeit „zum Umgang mit und zur Verarbeitung von
Emotionen“ (BMBF, 2004, S. 1).
Im Unterricht erleben sie Bewegung, Spiel und Sport allein, d. h. als
Einzelpersonen, und in der Gruppe; sie setzen sich bewusst sowie unbewusst
mit der gesellschaftlichen Funktion von Bewegung, Spiel und Sport
auseinander. Außerdem erfahren sie eine Vielzahl (durch EMOCO erhöhtes
Verbreiterungspotenzial) von unterschiedlichen Inhalten – sinngebend für
Bewegung, Spiel und Sport:
- Die Wahrnehmungsfähigkeit verbessern, Bewegungserfahrungen erweitern, eigene Stärken
erkennen („Grundlagen zum Bewegungshandeln“).
- Das Leisten erfahren und reflektieren („Könnens- und leistungsorientierte
Bewegungshandlungen“). Vor allem in Schulen mit besonderer Berücksichtigung der
sportlichen Ausbildung auch in einem solchen Ausmaß, dass neben einer Wettkampfsportart
möglichst auch eine weitere Sportart wettkampfmäßig betrieben werden kann.
- Gemeinsam handeln, spielen und sich verständigen („Spielerische Bewegungshandlungen“).
- Bewegung gestalten und darstellen; sich körperlich ausdrücken („Gestaltende und
darstellende Bewegungshandlungen“).
- Gesundheitsbewusstsein entwickeln; die Fitness verbessern („Gesundheitsorientierte und
ausgleichende Bewegungshandlungen“).
- Erlebnis und Wagnis in Verantwortung für sich selbst und andere erfahren
(„Erlebnisorientierte Bewegungshandlungen“) (BMBF, 2004, S. 2).
Besondere Aufmerksamkeit richtet EMOCO auf: Wahrnehmungsfähigkeit der
eigenen Stärken verbessern, unterschiedlichste Bewegungserfahrungen
machen, die eigenen Leistungsfähigkeit verbessern (ohne vergleichenden
Wettkampf), Bewegung gestalten, körperlichen Ausdruck entwickeln, die
Fitness verbessern und Eigenverantwortung erkennen.
115
Beiträge zu den Bildungsbereichen (BMBF, 2004):
Die Bildungsbereiche sind wie im Unterstufenlehrplan (BMBF, 2000): Sprache
und Kommunikation; Mensch und Gesellschaft; Natur und Technik;
Gesundheit und Bewegung; Kreativität und Gestaltung.
EMOCO kann in seiner Gesamtheit und Vielfältigkeit zu jedem genannten
Bildungsbereich (Unter- und Oberstufe) etwas beitragen. Besonders
hervorgehoben soll aber der Bereich „Kreativität und Gestaltung“ werden, weil
hier Phantasie im Vordergrund steht. EMOCO bietet – bedingt durch die
offene Unabgeschlossenheit – an, dass der freie Bewegungsdrang
ungehindert passieren darf, d. h., dass die Schüler, trotz gewisser Vorgaben,
Teil des Konzepts sind und selbst (sich und das Konzept) entwickeln können.
Sie sind Lerner und gleichzeitig Lehrende, weil die Entwicklung von EMOCO
noch nicht abgeschlossen ist und deshalb natürlich erweiterbar ist.
Didaktische Grundsätze (BMBF, 2004):
Die Erfüllung des Lehrplans hat oberste Priorität, aber es können
Schwerpunkte (Intensivierung durch Oberstufenmodule, z. B. EMOCO)
gesetzt werden. Nebenbei ist es sehr wichtig die Schüler dahingehend zu
motivieren, dass sie auch nach der abgeschlossenen Schulzeit weiterhin Sport
treiben bzw. in Bewegung bleiben. Das ist auch einer der Hauptideen von
EMOCO: Den Schülern soll ein Repertoire an Bewegungen und
Trainingsmöglichkeiten mit auf den Weg gegeben werden, das es ihnen
ermöglicht Bewegungshandeln zu jeder Zeit ihres Lebens in den Alltag zu
integrieren.
Weiters wird im Lehrplan (BMBF, 2004, S. 3) betont, dass „[t]heoriegeleitete
Inhalte […] in Verbindung mit dem Bewegungshandeln zu vermitteln“ sind. Aus
diesem Grund wird dem theoretischen Input durch den Lehrer und der
symbiotischen Arbeit in Kleingruppen ein großzügiger Rahmen im
Bewegungskonzept EMOCO gegeben, um neben der körperlichen Arbeit auch
den nötigen theoretischen Hintergrund zu schaffen, der die Schüler befähigt
116
einen Sinn in ihrem Handeln zu finden und der ihnen ein Verständnis ihres
Körpers und einzelner Bewegungen ermöglicht.
Besonders hervorgehoben soll die Einbeziehung der Schüler in die
Unterrichtsgestaltung werden, da sie bei der Schwerpunktsetzung innerhalb
des Konzepts selbstverständlich Mitspracherecht haben, obwohl die
langfristige Planung in den Händen der Lehrperson liegt. Außerdem kann
durch die Einbeziehung der Schüler vermieden werden, dass es zu Über- oder
Unterforderung kommt und das Training besser auf die individuellen
Anforderungen jedes Einzelnen abgestimmt werden kann. Das erhöht
zusätzlich die Motivation – neben der ohnehin gegebenen Methodenvielfalt
(BMBF, 2004).
Der differenzierte Unterricht (Individualisierung als Hauptmerkmal von
EMOCO) kann daher ideale Voraussetzungen für Leistungssteigerung der
Schüler schaffen. Und abschließend wird aus didaktischer Sicht noch darauf
hingewiesen, dass die Sicherheit der Schüler im Fall des Unterrichts von
EMOCO in hohem Maß sichergestellt ist, weil man gänzlich auf Geräte
verzichtet.
Lehrstoff:
Der Lehrstoff der Oberstufe (9.-12. (13.) Schulstufe), der sich auf den
Kernbereich des Unterrichts und auf Schwerpunkte bzw. schulautonome
Modelle bezieht, umfasst im Groben sechs Bereiche: „Grundlagen zum
Bewegungshandeln“, „Könnens- und leistungsorientierte
Bewegungshandlungen“, „Spielerische Bewegungshandlungen“, „Gestaltende
und darstellende Bewegungshandlungen“, „Gesundheitsorientierte und
ausgleichende Bewegungshandlungen“ und „Erlebnisorientierte
Bewegungshandlungen“ (BMBF, 2004, S. 4-5).
Grundlagen zum Bewegungshandeln (BMBF, 2004):
Hier geht es um die Weiterentwicklung und Sicherung der konditionellen
Fähigkeiten (Kraft, Schnelligkeit und Ausdauer), eine Verbesserung der
117
Beweglichkeit, der koordinativen Fähigkeiten sowie um die
Durchführung sportmotorischer Tests und das Kennenlernen
sportbiologischer Grundlagen. Besondere Beachtung wird EMOCO der
Weiterentwicklung der konditionellen Fähigkeiten (inklusive
Beweglichkeit) und der koordinativen Fähigkeiten schenken.
Könnens- und leistungsorientierte Bewegungshandlungen (BMBF,
2004):
Angeleitetes und eigenständiges Üben, die eigenen Leistungsgrenzen
kennenlernen und verschieben lernen, Lösen vielfältiger
Bewegungsaufgaben, Bewegungsverbindungen erarbeiten sind die
Schlagworte die hier hervorstechen und Hand in Hand mit dem
Gedanken von EMOCO gehen.
Spielerische Bewegungshandlungen (BMBF, 2004):
Das Spielkönnen und die Spielfähigkeit sind für sich genommen keine
Eckpunkte von EMOCO, jedoch unterstützt die Methodenvielfalt und das
abwechslungsreiche Angebot (z. B. Barfußlauf mit Laufballvariationen)
auch diesen Teil des Lehrstoffs; ausgenommen sind spielspezifische
Technikschulungen, die mittels anderer Bewegungshandlungen und
Spielformen (Ballspiele usw.) in den Bewegungs- und Sportunterricht
integriert werden müssen.
Gestaltende und darstellende Bewegungshandlungen (BMBF, 2004):
EMOCO ermöglicht es dem Lehrer, ohne auf andere Methoden
zurückgreifen zu müssen, über Input-Konzepte (z. B. MovNat, GMB)
eine Basis des sinnlichen Wahrnehmens zu schaffen, Verbesserungen
der Bewegungs- und Ausdrucksmöglichkeiten vorzunehmen und
Bewegungsqualität zu entwickeln. Einzig die tänzerischen Elemente und
Rhythmusvariationen zur Musik werden zurzeit von EMOCO noch nicht
abgedeckt.
118
Gesundheitsorientierte und ausgleichende Bewegungshandlungen
(BMBF, 2004):
Eine Fitnessverbesserung, wie im Lehrstoff angestrebt, ist
unausweichlich mit der praktischen Anwendung von EMOCO
verbunden, außerdem wird durch Ansätze wie Feldenkrais-Arbeit das
Gefühl für den eigenen Körper gefestigt und es werden
haltungsbelastende Bewegungsgewohnheiten durch gesündere und
schonendere Varianten ausgetauscht.
Erlebnisorientierte Bewegungshandlungen (BMBF, 2004):
In unterschiedlichsten Räumen (urbaner Bereich, Wald usw.),
Situationen und mit oder ohne Geräte kann EMOCO stattfinden, jedoch
wurde im ersten Ansatz die Möglichkeit eines Bewegungskonzepts ohne
Geräte gewählt; und trotzdem ist der Bereich der Erlebnisorientierung
sicher abgedeckt.
6 Praxis Im praktischen Teil wird EMOCO für ein 8-wöchiges Oberstufenmodul
ausgelegt. Es werden zwei Module in Form einer Quartalsplanung grob
ausformuliert und das erste genauer untersucht. Das erste Modul wird auf
Wochenbasis mittels Stundenbildern geplant.
Zuvor soll noch ein Überblick über das zurzeit noch aktuelle Modell der
„Modularen Oberstufe“ in Österreich gegeben werden und dann im Speziellen
der Umgang mit der Modularen Oberstufe am Beispiel des KLEX (Klusemann
Extern, Graz) vorgestellt werden.
119
6.1 Oberstufe NEU Bereits seit dem Schuljahr 2013/14 findet eine schrittweise Umstellung auf das
Modell Oberstufe NEU in Österreich statt (Oberstufe NEU, 10.03.2016); ca.
200 Schulen (BMBF, 10.03.2016) haben das Modell bisher umgesetzt. Bis 1.
September 2017 (Schuljahr 2017/18) muss die „gesetzliche flächendeckende“
(BMBF, 10.03.2016) Umstellung in allen Allgemeinbildenden Höheren Schulen
(AHS), Berufsbildenden Mittleren Schulen (BMS) und allen Berufsbildenden
Höheren Schulen (BHS) abgeschlossen sein, denn ab diesem Tag gilt die
Oberstufe NEU in ganz Österreich (Oberstufe NEU, 10.03.2016). Diese
Verordnung gilt für alle mindestens 3-jährigen Schulformen: 6. Klasse AHS
und 2. Jahrgang bzw. 2. Klasse an BMHS bzw. BAKIP/BASOP (Die neue
Oberstufe kompakt, 10.03.2016).
Da es sich momentan noch um einen Schulversuch – im erweiterten
Endstadium – handelt, gibt es noch keinen größeren, öffentlich verfügbaren
Pool an Erfahrungsberichten oder ähnlichem, daher wird hier primär auf die
allgemein gültigen Richtlinien und Informationen die das Bundesministerium
für Bildung und Frauen zur Verfügung stellt Bezug genommen.
Die Oberstufe NEU soll „ein modernes pädagogisches Gesamtkonzept mit
dem Ziel verstärkter Individualisierung und Kompetenzorientierung“ (BMBF,
10.03.2016) darstellen. Dieses neue Modell „hat den Anspruch die Motivation
der Schüler/innen zu heben, indem positive Leistungen immer anerkannt
werden und auch bei Wiederholungen erhalten bleiben“ (BMBF, 10.3.2016).
Zusätzlich verspricht man sich dadurch „höhere Erfolgsquoten“ und einen
Rückgang von Repetenten (BMBF, 10.3.2016).
Diese Veränderungen werden zu einer „neuen Lern- und Schulkultur“ (Die
neue Oberstufe kompakt, 10.03.2016) beitragen, weil durch das System der
„Semestrierung verringern sich die Lerninhalte für den Leistungsnachweis und
die Lern- und Beurteilungszeiträume werden kürzer“ (Die neue Oberstufe
kompakt, 10.03.2016). Ab dem Schuljahr 2017/18 wird jedes Unterrichtsfach
pro Semester beurteilt, d. h. aber auch, dass „jeder Unterrichtsgegenstand in
120
jedem Semester positiv abgeschlossen werden“ (Die neue Oberstufe kompakt,
10.03.2016) muss. Es wird, wenn der Bedarf gegeben ist (dann wenn eine
Frühwarnung vorliegt), eine Lernbegleitung den Schüler unterstützen. Diese
Möglichkeit wird vom Bundesministerium für Bildung und Frauen empfohlen
und „sollte auf jeden Fall genutzt werden“ (Die neue Oberstufe kompakt,
10.03.2016). Weiters ist vorgesehen, dass innerhalb von zwei Semestern über
jeden negativ beurteilten Pflichtgegenstand und jeden nicht beurteilten
Pflichtgegenstand eine Semesterprüfung abzulegen ist, die „innerhalb dieser
Frist grundsätzlich zweimal wiederholt werden kann“ (Die neue Oberstufe
kompakt, 10.3.2016).
Sind nach den beiden Wiederholungsprüfungstagen im September mehr als zwei »Nicht
genügend«/»Nicht beurteilt« aus den letzten beiden Semestern (also aus dem letzten
Schuljahr) »offen«, so ist die Schülerin/der Schüler nicht zum Aufsteigen in die nächsthöhere
Schulstufe berechtigt. (Ausnahme: Einmal ist ein Aufsteigen mit drei »offenen« Pflichtfächern
nach Beschluss der Klassenkonferenz möglich. Die Erziehungsberechtigten sind in diesem
Fall nachweislich zu informieren.) Bis zur abschließenden Prüfung am Ende der
Schullaufbahn müssen alle Pflichtgegenstände positiv absolviert sein, sonst ist ein Antritt zur
abschließenden Prüfung nicht möglich (Die neue Oberstufe kompakt, 10.03.2016).
Auf der Webseite des österreichischen Bundeskanzleramts (Oberstufe NEU,
10.03.2016) bekommt man einen Überblick über die Kernpunkte des neuen
Modells geboten. Dort heißt es, dass bei „der Oberstufe NEU […] individuelle
Lernbegleitung und Fördermaßnahmen im Mittelpunkt“ (Oberstufe Neu,
10.03.2016) stehen und diese Art der semesterweisen Lehrstoffverteilung in
Kompetenzmodulen, „die schrittweise und kontinuierliche Leistungserbringung
der Schülerinnen/der Schüler [fördert] und sie besser auf eine universitäre
Ausbildung vor[bereitet]“ (Oberstufe NEU, 10.03.2016).
In der Oberstufe NEU werden wie bisher Klassenverband und
Klassenvorstand beibehalten (Oberstufe NEU, 10.03.2016). Außerdem wird es
eine „Begabungsförderung“ geben, dafür werden Schüler die in der
Schullaufbahn schneller vorankommen möchten und das nötige Potenzial
besitzen extra gefördert (Oberstufe NEU, 10.03.2016). Man kann an den
Änderungen erkennen, dass versucht wird eine grundsätzliche
121
Neuausrichtung des Unterrichts anzustreben. Im Fall der Lehrpläne wird die
semesterweise Lehrstoffverteilung in Kompetenzmodulen aufbereitet und
dadurch eine verdichtetet Lernaktivität geschaffen, weil „sowohl im Winter als
auch im Sommersemester in allen Gegenständen positive Leistungen erbracht
werden müssen“ (BMBF, 10.03.2016). Die weiteren Kernpunkte der neuen
Oberstufe hier noch einmal aufgelistet:
- Semesterzeugnis nach jedem Winter- und Sommersemester, d. h. kürzere Lern- und
Beurteilungszeiträume.
- Individuelle, freiwillige Lernbegleitung zur ganzheitlichen Unterstützung bei einem drohenden
»Nicht genügend« (»Frühwarngespräch«). Ziel ist die Verbesserung der gesamten
Lernsituation – es ist somit kein gegenstandsbezogener Förderunterricht.
- Jeder Pflichtgegenstand in jedem Semester muss positiv abgeschlossen werden. Andernfalls
muss über den nicht positiv bzw. nicht beurteilten Lehrstoff eine Semesterprüfung abgelegt
werden, die grundsätzlich zweimal wiederholt werden darf. Dafür hat man maximal zwei
Semester Zeit. Bei der zweiten Wiederholung darf die Schülerin / der Schüler eine Prüferin /
einen Prüfer vorschlagen. Die Entscheidung liegt bei der Schulleitung.
- Maximal drei negative oder nicht beurteilte Pflichtgegenstände eines Semesters können,
wenn diese nicht durch Semesterprüfungen und deren Wiederholungen innerhalb von zwei
Semestern ausgebessert wurden, – im Zeitraum zwischen Beurteilungskonferenz und Beginn
der Klausurprüfung oder – an den folgenden Wiederholungsprüfungstagen in einer allenfalls
dritten Wiederholung ausgebessert werden. 3 Diese speziellen, unmittelbar vor den
abschließenden Prüfungen stattfindenden Semesterprüfungen sind jedoch nur im Falle von
mit »Nicht genügend« bzw. »Nicht beurteilt« abgeschlossenen Pflichtgegenständen möglich,
die vor dem letzten Schuljahr (also spätestens im Sommersemester der vorletzten Schulstufe,
z.B. im IV. Jahrgang in einer BHS, in einer 4. Klasse einer Bildungsanstalt oder einer 7.
Klasse einer AHS) lehrplanmäßig vorgesehen sind.
- Die Entscheidung über die Aufstiegsberechtigung in die nächste Schulstufe erfolgt am Ende
des Unterrichtsjahres bzw. nach Ablegung von Semesterprüfungen an den
Wiederholungsprüfungstagen auch nach diesen.
- Im Falle einer Klassenwiederholung bleiben alle positiv erbrachten Leistungen erhalten.
Bestehende positive Noten können aber auch weiter verbessert werden. Entsprechend den
organisatorischen Möglichkeiten am Standort ist es eventuell sinnvoll, den
Unterrichtsgegenstand, in dem Leistungsrückstände bestehen, zweimal in der Woche bei
unterschiedlichen Lehrenden zu besuchen und dafür einen erfolgreich abgeschlossenen
Pflichtgegenstand im Wiederholungsjahr nicht besuchen zu müssen. Über die Befreiung von
der Teilnahme an einzelnen Unterrichtsgegenständen entscheidet die Schulleitung. Die
dadurch frei werdende Zeit ist für andere schulische Angebote zu nutzen.
122
- Die Antrittsberechtigung zur Abschluss-, Reife- bzw. Reife- und Diplomprüfung hat nur, wer
sämtliche Pflichtgegenstände aus den vorangegangenen Semestern positiv abgeschlossen
hat.
- Einzelne Unterrichtsgegenstände können durch Ablegung von Semesterprüfungen
vorgezogen bzw. sodann übersprungen werden. Damit wird auch ein früherer Antritt zur Reife-
bzw. Reife- und Diplomprüfung im jeweiligen Pflichtgegenstand ermöglicht.
- Neben der Überschreitung der Höchstdauer des Schulbesuchs (Regelung wie bisher) kommt
es in der neuen Oberstufe insbesondere auch zur Beendigung des Schulbesuchs, wenn nach
negativer Beurteilung der zweiten Wiederholung einer Semesterprüfung keine Möglichkeit
eines weiteren Antritts besteht. Das ist dann der Fall, wenn bereits drei Pflichtgegenstände
nach wiederholtem Prüfungsantritt negativ beurteilt wurden und nur mehr in einer
Wiederholung unmittelbar vor der abschließenden Prüfung positiv nachgeholt werden können
(Die neue Oberstufe kompakt, 10.03.2016).
Nach diesen allgemeineren Ausführungen, die ganz Österreich betreffen, über
das neue Oberstufensystem, wird als nächstes ein Einblick in die Handhabung
des KLEX bezüglich des Oberstufenmodulsystem im Unterrichtsfach
Bewegung und Sport gegeben. Das Kapitel beruht hauptsächlich auf einem
Interview, das am 12.05.2016 mit Mag. Dr.phil. Gerald Payer geführt wurde.
6.2 KLEX: Modulare Oberstufe KLEX4 (Klusemann Extern) ist ein „Ableger“ (Zweigstelle) der NMS BG BRG
Klusemannstraße in Graz. Die Schule ist ca. vor sieben Jahren aus einer Idee
heraus entstanden und wurde vor beinahe 6 Jahren gegründet. Sie wird
administrativ (Direktion) von der NMS BG BRG Klusemannstraße mit betreut,
wird jedoch extern verwaltet.
Es gibt heuer erstmals eine 6. Klasse (10. Schulstufe) und als Schulversuch
auch erstmals modularen Bewegungs- und Sportunterricht. Die Modulform ist
für die Klassen 6-8 (10.-12. Schulstufe) gedacht, da in der 5. Klasse (9.
Schulstufe) eine Zeit der Findung vorgesehen ist, das bedeutet, dass der
4 Das Kapitel „KLEX: Modulare Oberstufe“ beruht auf einem Interview mit Mag. Dr.phil. Gerald Payer,
geführt am 12.05.2016, und wurde aus dem Transkript paraphrasiert.
123
Unterricht koedukativ (koedukative ist der Bewegungs- und Sportunterricht in
allen Klassen) und mit der ganzen Klasse durchgeführt wird, um – im Sinne
eines sozialen Lernens – eine gute Basis für die Klassengemeinschaft zu
schaffen und, um zu vernetzen.
In diesem Schuljahr wurden verschiedene Module angeboten, unter anderem:
Mountainbiking, Orientierungslauf, Standardtanz, Streetball
(Basketballvariation), Bouldern, Volleyball, Beachvolleyball und Rudern.
Standardtanz und Rudern wurden aufgrund der hohen Teilnehmerzahl in zwei
Quartalen angeboten, um die Schüler aufzuteilen und das Angebot zu
erhöhen. Besonders erwähnenswert ist die Einsatzbereitschaft der
Lehrpersonen: Es werden pro Quartal drei Module angeboten, weil beide
Lehrer und ein Unterrichtspraktikant getrennt Angebote stellen.
Bevor die Auswahl der Module ansteht dürfen/sollen die Schüler sich mit
einem Kursbuch auseinandersetzen, um dann im Anschluss die richtige Wahl
zu treffen. Das Kursbuch enthält Informationen über die Voraussetzungen, die
die Schüler erfüllen müssen, über den Inhalt des Moduls, über die benötigte
Ausrüstung, über den finanziellen Aufwand usw. Damit wird an die
Selbstkompetenz der Schüler appelliert und ihnen ermöglicht ähnlich wie auf
der Universität bzw. bei einer späteren Berufswahl zu agieren. Sie müssen
Angebote abwägen, die eigenen Fähigkeiten und Interessen einschätzen und
danach zu ihrer Entscheidung stehen. Zusätzlich werden die Schüler bei der
Wahl der Module gecoacht, d. h. sie können sich bei Fragen an die
zuständigen Lehrpersonen wenden und werden bei Problemen und
Unklarheiten umfassend betreut.
Obwohl es immer „Selbstbediener“ gibt, ist der Grundtenor laut Mag. Dr.phil.
Payer „ausgezeichnet“.
Zusammenfassend heißt das:
Pro Jahr gibt es 4 Quartale;
Pro Quartal gibt es 3 (nächstes Jahr 4) Wahlmöglichkeiten;
124
Die Schüler wählen selbst (+ Coaching);
Ab dem Schuljahr 2016/17 können die Schüler selbst Vorschläge
einbringen (bis jetzt wurden Yoga und Rollen und Gleiten
vorgeschlagen)
Die Schüler dürfen/sollen ein Modul nur einmal pro Schuljahr wählen,
um den Lehrplan ausreichend zu erfüllen.
Abschließend lässt sich sagen, dass das Modulsystem im KLEX bereits seit
fast einem Jahr besteht und gut funktioniert. Aus diesem Grund dient es
momentan besser als Anschauungsobjekt für das EMOCO 8-Wochen-Modul,
als das österreichweite Modell vom Bundesministerium für Bildung und
Frauen. Die Planung des EMOCO 8-Wochen-Moduls ist direkt an die
praktische Umsetzung im KLEX angelehnt. Das Modul ist aber für jede Schule
anwendbar und daher wird die Beschreibung möglichst allgemein gehalten
und nicht lokal auf den Raum Graz beschränkt.
6.3 Grobplanung 8-Wochen-Modul
6.3.1 Modul 1
Das erste Modul wird einen Einblick in die basalen Strukturen und Ansätze
von EMOCO geben und daher werden alle das Konzept beeinflussenden
Inhalte enthalten sein. Die Inhalte werden, da acht Wochen zu kurz sind, um
alle Möglichkeiten von EMOCO vorzustellen, in überblicksmäßiger Form
präsentiert werden. Dadurch erhalten die Schüler einen ersten Eindruck in das
Konzept und können danach selbst entscheiden, ob es ihnen zusagt, ob sie in
der Folge wieder ein EMOCO-Modul wählen möchten, ob sie EMOCO in ihren
Alltag aufnehmen möchten oder, ob ihnen nur ein Teilkonzept besonders
gefällt.
12
5
Modul 1
Struktur W1 W2 W3 W4 W5 W6 W7 W8
Teil 1 Barfußlauf
Einführung
Freeletics
Einführung
und Aphrodite
WOD
Lauf-ABC Dauerlauf
(aerob)
Sonnengruß Barfußlauf (aerob) Individuelles
Aufwärmen
GMB
(Variationen)
Teil 2 Yoga
Einführung
und Gruß
an Khatu
(Asana-
Reihe)
Auslaufen
(Vor-,
Mittelfuß)
Fit ohne
Geräte
Einführung
und Circle
Training
Sonnengruß
(Asana-
Reihe)
MovNat
Einführung
MovNat/Freeletics/
Fit ohne Geräte im
Park, Wald oder
am Spielplatz
GMB
Einführung
Freeletics
WOD
Teil 3 Yoga
(Entspannung)
Auslaufen
(Vor-,
Mittelfuß)
MovNat
Übungsreihe
Barfußlauf zurück
zur Schule
Freie
Übungsphase
Feldenkrais-
Entspannung
Teil 4 Auslaufen
(Vor-,
Mittelfuß)
Tab. 1: EMOCO 8-Wochen-Modul 1
126
6.3.2 Modul 2
Das zweite Modul – als Fortsetzung oder Erweiterung – wird, wenn es Teil
eines Oberstufenmodulsystems werden sollte, auch Ansätze jedes einzelnen
Input-Konzepts aufweisen (Sicherung des Lehrstoffs), jedoch werden hier
Spezialisierungen vorgenommen und Schwerpunkte gesetzt.
Falls die Resonanz der Beteiligten so gut ausfällt, dass EMOCO nicht mehr
wegzudenken ist aus dem Unterrichtsgeschehen, dann müssen Schüler und
Lehrer in der Folge entscheiden wie sie die weiteren Module (nächste
Schulstufe) gestalten möchten. Da es den Praktizierenden im Grunde frei steht
wie sie EMOCO in den Unterricht integrieren, sind Spezialmodule zu den
einzelnen Input-Konzepten ebenso denkbar wie Zweigeteilte Module (4-
Wochen ein Konzept und vier Wochen ein anderes Konzept) oder EMOCO
kombiniert mit anderen Lehrstoffgebieten.
6.3.3 Feintuning Modul 1
6.3.3.1 Woche 1
Teil 1:
Der erste Teil der Unterrichtseinheit ist als Einführungsstunde in das
Barfußlaufen gedacht. Dazu wird eine kurze Erklärung (Was ist Barfußlauf?
Welche Vorteile bietet Barfußlauf? Was ist der Unterschied zum Laufen über
die Ferse?) vorausgehen, um den Schülern einen Überblick zu geben, dann
werden erste Laufversuche am Stand (dadurch wird eine Landung auf der
Ferse vermieden) unternommen, die Schüler versuchen sich gegenseitig zu
korrigieren (anhand der vorgegebenen theoretischen Inhalte zur
entsprechenden Form).
Als nächstes wird ein lockerer – Geschwindigkeit spielt keine Rolle – Lauf
unternommen, der ein tieferes Gefühl für diese Art des Laufens geben soll.
Und zum Abschluss werden Kräftigungsübungen für die Fußmuskulatur in
127
Form eines Frontalunterrichts („Vorturnen“) vorgestellt und auf die Wichtigkeit
dieser Übungen für Anfänger hingewiesen.
Teil 2:
Der zweite Teil der Unterrichtseinheit beginnt mit einer kurzen thematischen
Einführung in die Welt des Yoga. Der Lehrer stellt Grundprinzipien vor und
geht auf den geschichtlichen Hintergrund ein.
In der Folge wird den Schülern die Asana-Reihe Gruß an Khatu vorgezeigt.
Als erstes werden die Asanas einzeln erprobt. Danach mehrmals ohne auf die
Form der Schüler einzugehen die gesamte Sequenz geübt. Der Lehrer kann,
wenn er merkt, dass die Schüler den Ablauf verstanden haben, herumgehen
und individuell an den Schülern Verbesserungen vornehmen. Die Schüler
können, als Variante, auch selbst in Kleingruppen Formverbesserungen
vornehmen, jedoch sollte diese Form der Gruppenarbeit erst genutzt werden,
wenn die Schüler in ihren Bewegungshandlungen relativ sicher sind.
Übungsreihe Gruß an Khatu (d. h. an den Ort, wo der Meister lebt)
(Maheshwarananda, 1992, S. 90):
Die Übungsreihe „Khatu Pranam“ kann sowohl Kindern als auch Erwachsenen sehr
empfohlen werden. Sie dehnt und aktiviert die Rückenmuskulatur, unterstützt die
physiologische Krümmung der Wirbelsäule und führt daher automatisch zu der richtigen
Körperhaltung. Außerdem wird durch diese Übungsreihe das Atmungssystem trainiert und
gekräftigt. Kinder sollen während den einzelnen Stellungen des „Khatu Pranam“ ganz natürlich
weiteratmen und den Atem nicht anhalten.
Am Anfang ist es günstig, mit Kindern die verschiedenen Haltungen einzeln zu einzuüben und
sie erst dann zu einer fließenden Bewegung zu verbinden.
Die einzelnen Asanas findet man im Kapitel Übungskatalog.
Die Übungsreihe Khatu Pranam kann mit einer Erzählung zur Motivation und
Inspiration der Kinder, „die den Sinn und Ursprung dieser Übung erklärt“
(Maheshwarananda, 1992, S. 90) begleitet werden:
In einem weit entfernten Land – in Indien -, wo fast das ganze Jahr lang die Sonne scheint,
liegt in der Wüste in der Nähe eines felsigen Gebirges das kleine Dorf Khatu.
128
Khatu ist ein ganz besonderer Ort, es ist ein „Zauberort“, an dem alle Wünsche erfüllt werden,
die man mit reinem und aufrichtigem herzen spricht. Kommt aber einer dorthin mit
eigennützigen oder bösen Absichten, so enthüllt sich ihm dieser Zauber nicht. Nur ganz reine
Menschen können ihn erfahren.
Vor mehr als hundert Jahren wurde in diesem Dorf ein Knabe geboren, der schon als Kind in
seinem Herzen nur eine Sehnsucht hatte: allen Menschen zu helfen, ihnen Gutes zu tun und
allen Liebe, Weisheit und Erkenntnis zu schenken. Sein Name war Mahaprabhu Deep (sprich:
Mahaprabudîp), das bedeutet „das große Licht der Sonne“.
Schon als kleiner Junge versetzte er seine Eltern und die anderen Dorfbewohner durch seine
Weisheit und Herzensgüte oft in Erstaunen. Sein Ruf verbreitete sich bald, und als er
herangewachsen war, kamen immer mehr Menschen aus den umliegenden Dörfern und
Städten nach Khatu, um ihn aufzusuchen und von ihm Rat und Hilfe zu erbitten. Über ganz
Rjasthan leuchtete die Sonne seiner Weisheit und noch weiter darüber hinaus in die Länder
der Welt – und sie strahlt dort noch bis heute, obwohl Mahaprabhu Deep nicht mehr auf der
Erde weilt (Maheshwarananda, S. 90).
Grundsätzlich sollte nach Maheshwarananda (1992) eine Yoga-Übungsstunde
mit Kindern nach folgendem Schema strukturiert sein:
1. Entspannung und Yogavollatmung im Liegen (ca. 5 Minuten) (S. 98, Yoga mait Kindern)
2. Gelenkigkeitsübungen (ca. 10 bis 15 Minuten)
3. Entspannung (ca. 3 Minuten)
4. Asanas und gezielte Ausgleichsübungen, Übungsmärchen, Khatu-Pranam oder Guru-
Pranam (ca. 20 Minuten)
5. Entspannung mit einem Märchen (ca. 5 Minuten)
6. Atemübung (Pranayama) (ca. 5 bis 10 Minuten)
7. Konzentrationsübung (ca. 5 bis 10 Minuten) (Maheshwarananda, 1992, S. 98).
Nach Maheshwarananda (1992) sollten Yoga-Übungsstunden mit Kindern
nach dem obigen Schema ablaufen, dazu wird mit einer
Ganzkörperentspannung (+ Vollatmung) begonnen, um Eindrücke und
Probleme des Tages abzulegen und sich auf den Yoga einzustimmen. Danach
werden die Körperübungen durchgeführt. Musik oder Übungsmärchen können
zur Auflockerung genutzt werden. Abschließend soll darauf hingewiesen
werden, dass man sowohl Körperübungen als auch Atem- und
Konzentrationsübungen nach und nach einübt, den Schwierigkeitsgrad
langsam erhöht und erst dann miteinander verbindet.
129
6.3.3.2 Woche 2
Teil 1:
Die zweite Woche beginnt mit einer Einführung (Hintergründe,
Trainingsmethode usw.) in Freeletics. Die Erklärung wird aber kurz gehalten,
um möglichst viel Bewegungszeit zu schaffen. Die Übungen werden einzeln
vom Lehrer vorgestellt („Vorturnen“) und zeitgleich von den Schülern
nachgeahmt. Während die Schüler die Übungen ausprobieren kontrolliert der
Lehrer die Art der Ausführung, damit in der Folge keine Schmerzen durch
falsche Form auftreten können, außerdem kontrollieren bei relativ gefestigter
Form Schüler andere Schüler (in Paaren oder Kleingruppen). Sobald die
Übungen klar sind, die Ausführungsform stimmt und keine weiteren Fragen zu
klären sind wird mit dem WOD („Workout of the Day“) begonnen.
Christopher Beier, Lehrer der Erhart-Schrott-Schule (Berufliches Gymnasium),
empfiehlt die Workouts Aphrodite, Apollon oder Morpheus (Beier, 2016) für
den Sportunterricht. Hier wird im Sinne einer Einführung und Gewöhnung an
ein HIIT, Aphrodite (Abb. 11) als WOD gewählt:
Abb. 11: Freeletics-Workout-Aphrodite-Anleitung (15.05.2016)
130
Die einzelnen Übungen (z. B. Burpees) werden im Kapitel Übungskatalog
abgebildet und der Bewegungsablauf mittels Fotoreihen erläutert.
Andere Workouts können im Rahmen einer Erweiterung für Zuhause
besprochen werden und zusätzlich sollte der Lehrer den Schülern die
Möglichkeit eines kostenlosen Zugangs zu den Freeletics-Inhalten im Internet
aufzeigen und eine Besprechung der kostenpflichtigen Freeletics-App, die
Online-Coaching anbietet, durchführen.
Teil 2:
Für den zweiten Teil der Unterrichtseinheit ist ein leichtes Auslaufen (Barfuß-
bzw. Vorfußlauf) geplant, denn nach dem anstrengenden Freeletics-WOD ist
eine leichte aerobe Belastung ideal um aktive Regeneration zu betreiben und
die Schüler auf den dritten Teil der Einheit vorzubereiten.
Wenn das Freeletics-WOD beim ersten Mal länger dauern sollte kann auch
der zweite Teil (Auslaufen) die Unterrichtseinheit abschließen.
Teil 3:
Der dritte Teil der Unterrichtseinheit besteht aus einer Yoga-Entspannung. Die
Entspannung kann in Form verschiedener Asanas (z. B. Totenstellung) oder
auch in Form von Atemübungen stattfinden.
Je nach dem physischen und psychischen Zustand der Schüler kann
individuell vom Lehrer die Tiefe der Entspannungsübungen variiert werden,
aber auf jeden Fall sollte die Totenstellung (+ Yoga Vollatmung) als
Stundenabschluss dienen.
6.3.3.3 Woche 3
Teil 1:
Der erste Teil der dritten Unterrichtseinheit besteht aus einfachen
Laufübungen (barfuß oder in Barfuß- bzw. Minimalschuhen). Die Laufübungen
131
können vom Lehrer individuell gewählt werden oder es wird ein Teil des
sogenannten Lauf-ABCs praktiziert. Dabei stehen die motorischen Fähigkeiten
sowie Lauftechnik im Vordergrund.
Teil 2:
Im zweiten Teil erfolgt eine zeitlich stark begrenzte Einführung in die Methodik
des Fit-ohne-Geräte-Konzepts. Dabei kann man sich als Lehrer wirklich kurz
halten, weil die meisten der Übungen nach Lauren (2013) den Schülern in der
Oberstufe schon bekannt sein sollten. Nach dem theoretischen Teil wird mit
den Schülern ein Circle Training durchgeführt, wobei man sich für eine der
Trainingsmethoden nach Lauren (2013) entscheidet und ca. 4 Übungen dafür
auswählt. Empfohlen werden mehrgelenkige Übungen, z. B.: Klimmzüge,
Liegestütze, Kniebeugen, oder auch statische Übungen wie, z. B.: Planke
(Unterarmstütz) oder seitliche Planke.
Teil 3:
Falls noch Zeit ist, gibt man den Schülern die Möglichkeit locker auszulaufen
oder langsam Abfangen zu spielen (mittleres Tempo).
Barfuß-, bzw. Vorfußlauf wird in den acht Wochen möglichst oft Teil des
Unterrichts sein, um die Schüler an die erhöhte Belastung des Fußes und der
angrenzenden Sehnen (Achillessehne) zu gewöhnen. Durch wiederholte
Belastung mit niedriger Intensität vermeidet man Überbelastung und
Verletzungen.
6.3.3.4 Woche 4
Teil 1:
Im ersten Teil der Stunde wird aerober Dauerlauf betrieben, d. h. man läuft mit
den Schülern ca. eine Stunde lang in einem langsamen Tempo („man sollte
sich mit seinem Laufpartner noch unterhalten können“). Bevorzugt wählt der
132
Lehrer eine Strecke mit möglichst weichem Untergrund, z. B. Wald- oder
Wiesenwege.
Der Laufstil ist auf Vor-, bzw. Mittelfuß beschränkt. Durch die erhöhte
Belastungszeit setzt man neue Reize und kann neben einer Stärkung der
Füße und der Waden auch noch die aerobe Ausdauerfähigkeit erhöhen.
Teil 2:
Im abschließenden Teil der Unterrichtseinheit wird mit den Schülern der
sogenannte Sonnengruß (Asana-Reihe) erarbeitet. Man beginnt wieder damit,
dass man jede Übung einzeln vorstellt und erarbeitet. Während dem
Lernprozess unterstützen sich die Schüler gegenseitig (paarweise oder in
Kleingruppen) und der Lehrer nimmt ebenfalls Verbesserungen vor oder gibt
Vorschläge und Anregungen für ein bewusstes Bewegungshandeln. Am Ende
der Stunde sollte jeder Schüler fähig sein den Sonnengruß fließend zu
beherrschen. Die Koordination mit der Atmung erfolgt nicht in dieser Einheit,
es sollte lediglich dazu angeregt werden ruhig und gleichmäßig zu atmen.
Die Einzelübungen werden im Kapitel Übungskatalog dargestellt.
6.3.3.5 Woche 5
Teil 1:
Man beginnt die Stunde mit einem Yoga-Flow zum Aufwärmen. Bevorzugt
wählt der Lehrer den Sonnengruß, weil die Schüler diese Asana-Reihe erst die
Stunde davor geübt haben. In dieser Einheit geht es um einen zügigen
Bewegungsfluss, um das Herz-Kreislauf-System zusätzlich zu den
Muskelgruppen zu aktivieren.
Teil 2:
Im zweiten Teil des Unterrichts wird erstmals MovNat vom Lehrer vorgestellt.
Es werden Grundzüge der Bewegungsidee erläutert, es wird auf die Prinzipien
eingegangen und es werden ausgewählte Übungen vorgestellt. Die Übungen
133
können alternativ auch mit Hilfe von Youtube-Tutorials (Laptop, Smartphone)
präsentiert werden. Nach der Präsentation findet eine Findungsphase statt wo
die Schüler allein, in kleinen oder größeren Gruppen an den Bewegungen
arbeiten können. Der Lehrer sollte den Schülern ausreichend Zeit dafür geben,
sodass sie sich mit den Abläufen auseinandersetzen können. Die Rolle des
Lehrers ist in dieser Phase auf eine offene Moderation bzw. die Expertenrolle
beschränkt.
Eine kleine Auswahl aus den vielfältigen Übungen des MovNat-Konzepts
findet man im Kapitel Übungskatalog und zusätzlich wird auf Internetquellen,
z. B. MOD Daily Workout (Youtube), verwiesen.
Teil 3:
Im dritten Teil der 5. Unterrichtseinheit wird versucht eine Übungsreihe aus
MovNat-Elementen zusammenstellen. Ähnlich wie das Circle Training (Fit
ohne Geräte) kann versucht werden ein Intervalltraining aus diesen Übungen
zu gestalten. Falls die Schüler noch Zeit brauchen um sich an die MovNat-
Elemente zu gewöhnen, verlängert man Teil 2 und führt die Bewegungsarbeit
in Kleingruppen weiter.
Teil 4:
Wenn genügend Zeit zur Verfügung steht, kann man die Stunde mit einem
lockeren Auslaufen (Barfuß-Stil) beenden. Dafür reichen auch wenige Minuten
– wichtig für eine Gewöhnung des Fußgewölbes.
6.3.3.6 Woche 6
Teil 1:
Der Lehrer läuft (Vor-, Mittelfußlauf) mit der Schülergruppe in den Wald bzw.
im städtischen Bereich in den Park oder zu einem Spielplatz. Man achte auf
korrekten Laufstil und angenehmes Tempo (aerober Bereich).
134
Teil 2:
Sobald man das ausgewählte Ziel erreicht hat werden je nach Möglichkeiten
und Befinden der Schüler MovNat-Elemente geübt, ein Freeletics-WOD
durchgeführt oder mit dem eigenen Körpergewicht nach Lauren (2013)
trainiert. Der Fokus ist auf die herrschenden Raumstrukturen und die neue
Situation gerichtet und wird dementsprechend angepasst.
Teil 3:
Abschließen wird im Barfuß-Laufstil zurück zur Schule (langsam und
kontrolliert) gelaufen (Wichtig: In der verfügbaren Zeit bleiben!).
6.3.3.7 Woche 7
Teil 1:
Das Aufwärmen der siebten Einheit ist von den Schülern individuell zu
gestalten. Es ist aus den zuvor gelernten Ansätzen zu wählen. Wichtig ist,
dass die Schüler jede verfügbare Minute nutzen, um sich zu bewegen. Der
Lehrer sollte in dieser Zeit lediglich die Aufsicht führen und darauf achten,
dass sich kein Schüler zu stark belastet.
Teil 2:
Im zweiten Teil der Einheit werden GMB-Grundelemente praktisch vorgestellt
und mit den Schülern geübt. Körperwahrnehmung, Bewegungsausdruck,
Rhythmus des Bewegungsflusses und Kreativität sind die Eckpfeiler;
theoretischer Input soll minimal gehalten werden.
Die GMB-Basisbewegungen werden im Kapitel Übungskatalog gezeigt.
Teil 3:
In der freien Übungsphase haben die Schüler Zeit die Elemente
auszuprobieren und kennenzulernen und um sich zwischen den Bewegungen
135
zu erholen. Additiv können die neuen Bewegungen mit bereits bekannten
Ansätzen verbunden werden. Die Schüler haben gänzlich Gestaltungsfreiheit.
6.3.3.8 Woche 8
Teil 1:
In der das Modul abschließenden Einheit werden anfangs GMB-
Grundelemente geübt bzw. Variationen ausprobiert. Die Schüler sollen
möglichst viel Zeit am Boden verbringen und wenn sie wollen allgemein
bekannte Dehnübungen in ihren Bewegungsfluss integrieren. Der Lehrer dient
als Vorzeigemodel.
Teil 2:
Den zweiten Teil bildet ein Freeletics-WOD. Es steht dem Lehrer frei, ob er
das bereits bekannte Workout (Aphrodite) wiederholt und so den Schülern
einen Leistungsvergleich (gestoppte Zeit) ermöglicht oder ein neues Workout
vorstellt. Empfohlen wird ein Leistungsvergleich, um die Wirkung von EMOCO
zu präsentieren.
Teil 3:
Die Stunde und somit das ganze Modul wird mit einer Feldenkrais-
Entspannung abgeschlossen.
Übungsanleitung zur Feldenkrais-Methode:
Für die ausgewählte Übungsreihe wurde die „Fünfte Lektion: Koordinierung
der Beuge- und Streckmuskeln“ (Feldenkrais, 1978, S. 148-156) aus
„Bewußtheit durch Bewegung“ (Feldenkrais, 1978) für den Unterricht adaptiert.
Sprechertext (Lehrer):
Lege dich auf den Rücken und konzentriere dich auf deinen Atem. Atme ruhig
und langsam. Jeder in seinem Rhythmus. Strecke nun deine Beine aus, Füße
berühren sich nicht.
136
Stell jetzt die Knie auf und schlage das rechte über das linke Bein. Lass nun
beide Knie nach rechts gegen den Boden sinken und lass sie wieder in die
Mitte zurückkehren. Wiederhole die Bewegung öfter. Atme aus, wenn die
Beine sinken und ein, wenn du sie in die Mitte zurückkehren lässt. Jeder in
seinem eigenen Rhythmus. Beobachte während der Bewegung dein Becken,
deinen Rücken, dein linkes Schulterblatt. Versuche dir die Bewegung deiner
Wirbeln und die Bahn deiner Rippen vorzustellen, wenn deine Knie sich heben
und senken. Achte auf die Bewegung deines Kopfes. Wenn du glaubst, die
Bewegung oft genug wiederholt zu haben, löse die Verschränkung der Knie,
strecke die Beine aus und versuche zu spüren, ob sich ein Gefühl im Becken
verändert hat.
Nun stell die Knie wieder auf. Füße und Kniekehlen stehen senkrecht
zueinander. Die Stellung muss leicht und angenehm sein. Das rechte Knie
bleibt aufgestellt, strecke das linke Bein aus, auf dem Boden. Strecke dann die
Arme in die Höhe und falte deine Hände. Arme und Schultern bilden quasi ein
Dreieck. Hebe die rechte Schulter so vom Boden, als würde sie von jemandem
gehoben werden. Beachte dabei die Bewegungsrichtung der gefalteten Arme.
Du atmest ein, wenn die gestreckten Arme in die Mitte zurückkehren und aus,
wenn sie sie sich senken. Bewege gleichzeitig mit den Armen den Kopf nach
links und wieder zurück. Schau, um wie viel weiter sich jetzt deine Arme
senken, Hast du die Arme oft genug bewegt, dann ruh dich aus, in der
Ausgangslage.
Kreuze als nächstes das rechte Knie über das linke Knie, senke beide nach
rechts und erfühle, ob die Knie jetzt dem Boden näher sind. Kehre zurück in
die Grundhaltung und ruh dich aus.
Kreuze jetzt das linke über das rechte Knie, senke sie zu Boden und bring sie
wieder zurück. Sei dir der Leichtigkeit der Bewegung bewusst. Genieße diese
Leichtigkeit.
Die Knie bleiben diesmal gestreckt am Boden. Bilde mit deinen Armen das
gleiche Dreieck wie zuvor. Schwenke dann die Arme nach rechts und kehre
137
gleichsam in die Mitte zurück. Wiederhole diese Bewegung sooft es dir
angenehm ist. Danach ruhst du dich in der Ausgangslage aus.
Prüfe jetzt die Bodenberührung der Schultern. Schlage wieder das rechte Knie
über das linke Knie, lass beide zu Boden sinken und stelle die Änderung zum
Besseren fest. Die Bewegung ist nun leichter, lockerer und angenehmer.
Nun kreuzt du das rechte über das linke Knie und lass die beiden nach rechts
sinken. Verschränke deine Hände hinter dem Kopf und hebe ihn mithilfe der
Hände leicht. Dabei nähern sich die Ellbogen einander. Du atmest ein, wenn
du den Kopf auf den Boden legst und aus, wenn du ihn hebst Die Augen,
sehen beim Heben gerade nach vorne. Kreuze in der Folge das linke Knie
über das rechte Knie und lass sie nach links gleiten. Verschränke die Finger
jetzt anders, d. h. der andere Zeigefinger ist diesmal obenauf. Mit den anders
verschränkten Fingern wiederhole die Übung. Lenke dabei deine
Aufmerksamkeit auf alle einzelnen Bewegungen von Kopf, über Arme und
Rücken.
Jetzt lege dich auf den Rücken, stelle wiederum die Knie auf, verschränkt die
Arme hinter dem Kopf und hebe ihn. Atme aus, wenn du ich hebst und ein,
wenn du ihn wieder ablegst. Wiederhole die Übung sooft es angenehm ist.
Ruh dich aus und lenke deine Aufmerksamkeit auf die Änderung im Bereich
der unteren Lendenwirbel. Spüre wie flach sie am Boden liegen.
Du liegst auf dem Rücken. Stelle die Knie auf und grätsche die angewinkelten
Beine. Schiebe die rechte Hand unter die linke Achselhähle und ergreife das
linke Schulterblatt. Lege den linken Arm über den rechten und fasse das
rechte Schulterblatt. Hebe mit den Händen abwechselnd das rechte, dann das
linke Schulterblatt. Genieße aktiv das Schaukeln des Oberkörpers.
Als nächstes wechselst du die Arme und rollst deinen Rumpf wieder, sooft es
dir angenehm ist. Suche über dir am Himmel/Turnsaaldecke einen Fixpunkt.
Halte ihm mit den Augen fest. Wiederhole die Rumpfschaukel und lasse den
Kopf der Bewegungsrichtung des Oberkörpers folgen. Dann ruh dich aus.
138
Setze die Rumpfschaukel fort. Aber wenn du den Oberkörper nach rechts
drehst, bewegst Kopf und Augen nach links und umgekehrt. Nach den
Wiederholungen ändere die Umschlingung der Arme. War der linke Arm oben,
so gib ihn jetzt unter die rechte Achselhöhle. Bewege den Kopf beim
Schaukeln in entgegengesetzter Richtung. Genieße die herrliche Leichtigkeit
der fließenden Bewegung.
Schlussendlich strecke dich auf der Matte aus und bleib ruhig liegen. Werde
dir deiner Wirbelsäule bewusst. Nun beginne dich langsam zu strecken, steh
langsam auf und geh ein paar Schritte durch den Raum. Beobachte deine
Kopfhaltung, deine Atmung, deinen Schulterstand. Kannst du eine
Veränderung spüren? (Feldenkrais, 1978, S. 148-156)
139
7 Übungskatalog Im Übungskatalog werden essenzielle Übungen der Input-Konzepte grafisch
vorgestellt. Übungsreihen und Bewegungsabläufe werden in Fotoreihen
präsentiert. Die Bezeichnungen der einzelnen Abbildungen befinden sich als
Titel über den Fotografien, die Nummerierungen darunter.
7.1 Barfuß Wadenheben am Stand:
Abb. 12 & Abb. 13
140
Einbeinstand (voller Fuß/Ballen):
Abb. 14 & Abb. 15
Weiter Übungen des Bereichs Barfuß-Lauf sind: Greifbewegungen der Zehen,
Zehen Spreizen, Balancevariationen auf einem Bein, Lauf-ABC. Zusätzlich
können alle Gleichgewichtsübungen erschwerend auf einem beweglichen
Untergrund (Gleichgewichtsbrett, Ball usw.) durchgeführt werden.
141
7.2 Physical Culture
„Ausbildung der Hals und Rückenmuskeln“ (Hardy, 1922, S. 9):
Abb. 16
„Entwicklung der Arm- und Brustmuskulatur“ (Hardy, 1922, S. 10):
Abb. 17 & Abb. 18
142
„Kräftigung des Gesamtkörpers“ (Hardy, 1922, S. 11):
Abb. 19
„Vorbereitende Übung zur Erhöhung des Balanziervermögens“ (Hardy,
1922, S. 11):
Abb. 20
143
„Entwicklung der Bein- und Bauchkraft. Erhöhung des
Balanziervermögens“ (Hardy, 1922, S. 12):
Abb. 21
„Spezielle Ausbildung der Beinmuskulatur“ (Hardy, 1922, S. 13):
Abb. 22
144
7.3 Fit ohne Geräte
„Federnder Liegestütz“ (Lauren, 2013, S. 59):
Abb. 23
„Liegestütz mit versetzten Händen“ (Lauren, 2013, S. 58):
Abb. 24 & Abb. 25
145
„Sturzflug“ (Lauren, 2013, S. 61-62):
Abb. 26 & Abb. 27 & Abb. 28
„Handstandliegestütz“ (Lauren, 2013, S. 84-85):
Abb. 29 & Abb. 30
„Military Press“ (Lauren, 2013, S. 77):
Abb. 31 & Abb. 32
146
„Sumo-Kniebeuge” (Lauren, 2013, S. 118):
Abb. 33 & Abb. 34
„Klimmzug” (Lauren, 2013, S. 95):
Abb. 35 & Abb. 36 & Abb. 37
Klimmzugvariationen:
Abb. 38 & Abb. 39
147
„Sternsprung“ (Lauren, 2013, S. 125):
Abb. 40 & Abb. 41
„Klappmesser“ (Lauren, 2013, S. 155):
Abb. 42 & Abb. 43
“Beinheber” (Lauren, 2013, S. 148):
Abb. 44 & Abb. 45 & Abb. 46
149
7.4 Freeletics
Burpee:
Abb. 50 & Abb. 51 & Abb. 52 & Abb. 53 & Abb. 54 & Abb. 55
Squat:
Abb. 56 & Abb. 57
150
Sit-Up:
Abb. 58 & Abb. 59
7.5 MovNat Inverted Crawl:
Abb. 60 & Abb. 61
Tripod Transition:
Abb. 62 & Abb. 63 & Abb. 64
153
7.7 Yoga „Sonnengruß“:
1. „Tadasana – die Berghaltung“ (asanayoga, 17.05.2016):
Abb. 76
2. „Einatmen – Urdhva Hastasana“ (asanayoga, 17.05.2016):
Abb. 77
154
3. „Ausatmen – stehende Vorwärtsbeuge (Uttanasana)“ (asanayoga,
17.05.2016):
Abb. 78
4. „Einatmen – Ausfallschritt“ (asanayoga, 17.05.2016):
Abb. 79
5. „Ausatmen – herabschauender Hund (Adho Mukha Svanasana)“
(asanayoga, 17.05.2016:
Abb. 80
155
6. „Einatmen – Brettposition“ (asanayoga, 17.05.2016):
Abb. 81
7. „Ausatmen – zum Boden kommen“ (asanayoga, 17.05.2016):
Abb. 82
8. „Einatmen – kleine Kobra – Bhujangasana (asanayoga, 17.05.2016):
Abb. 83
9. „Ausatmen – herabschauender Hund (Adho Mukha Svanasana)“
(asanayoga, 17.05.2016)
10 „Einatmen – Ausfallschritt“ (asanayoga, 17.05.2016)
156
11 „Ausatmen – stehende Vorwärtsbeuge (Uttanasana)“ (asanayoga,
17.05.2016)
12 „Einatmen – Urdhva Hastasana“ (asanayoga, 17.05.2016)
13 „Tadasana – die Berghaltung“ (asanayoga, 17.05.2016)
Gruß an Khatu (Maheshwarananda, 1992):
1. „Gruß zur Sonne“:
Abb. 84
2. „Der Hase“
Abb. 85
159
9. „Vorbeuge“
Abb. 91
10 „Streckung“
Abb. 92
11 „Vorbeuge“ – wie 9.
12 „Sprinterstellung“ – wie 8.
13 „Heldenstellung“ – wie 7.
14 „Sprinterstellung“ – wie 8.
15 „Der Berg“ – wie 5.
16 „Die Kobra“ – wie 4.
160
17 „Die Raupe“ – wie 3.
18 „Der Hase“ – wie 2.
19 „Gruß zur Sonne“ – wie 1.
20 „Grundstellung“ (Fersensitz)
Abb. 93
161
8 Resümee In dieser Diplomarbeit habe ich ein eigenes Bewegungskonzept skizziert und
im Prozessverlauf untersucht, ob eine Adaption einer Trainingsinnovation wie
dieser an den Bewegungs- und Sportunterricht möglich bzw. umsetzbar ist.
Meines Erachtens ist EMOCO gut in den Regelunterricht integrierbar und
eignet sich hervorragend als Wahlmodul. Gerade aufgrund der Vielseitigkeit,
und Vielschichtigkeit kann es leicht in den Lehrplan aufgenommen werden.
Außerdem decken die unterschiedlichen Teilkonzepte sowie die Mischung
heterogener Einflüsse in ein weitgehend homogenes Konzept große Teile des
Lehrstoffs ab. Aufgrund der vorgenommenen Untersuchungen würde ich
empfehlen, EMOCO in der Unterstufe nur partiell in das Unterrichtsgeschehen
einzubinden und eine periodische Gewöhnung (niedrige Intensität) über einen
längeren Zeitraum anzustreben. Manche Konzeptteile wie Freeletics eignen
sich aufgrund der hohen Intensität erst im späteren Jugendalter, wohingegen
Konzeptteile wie Barfuß-Lauf, vor allem um die Fußmuskulatur zu kräftigen
und um Fehlhaltungen vorzubeugen, unbedingt auch in den
Unterstufenunterricht integriert werden sollten, damit eine Schritt-für-Schritt-
Entwicklung möglich ist und die Schüler nicht überfordert werden. Als
Abschluss der Seminararbeit wird ein Übungskatalog präsentiert, der den
Lehrenden, den Sportlern und den Schülern den Einstieg in diese Art des
Sich-Bewegens erleichtern soll. In diesem Katalog werden alle für das Modul 1
benötigten Einzelübungen grafisch dargestellt und benannt. Des Weiteren
wurden im Sinne der Leser immer wieder didaktische und methodische
Anregungen und Anmerkungen in den Text eingebunden, um Klarheit zu
schaffen und ein umfassendes Verstehen der Ideen zu ermöglichen.
Abschließend soll noch gesagt werden, dass die EMOCO-Methode bereits
öfter im Unterricht und in Einzeltrainings erprobt wurde und das positive
Feedback auf weitere Entwicklungsschritte hoffen lässt. Diese Diplomarbeit
soll dazu beitragen, dass Fortschritt, Liebe zur Bewegung, Achtung vor diesem
Fach und anhaltende Freude der Schüler auch in Zukunft im österreichischen
Bewegungs- und Sportunterricht gesichert sind.
162
9 LITERATURATURVERZEICHNIS
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10 Abbildungsverzeichnis Abb. 1: Körperliche Leistungsfähigkeit (Kunz u.a., 1990, S. 2)
Abb. 2: Fitness (Kunz u.a., 1990, S. 3)
Abb. 3: Komponenten der Kondition (Weineck, 2010, S. 227)
Abb. 4: Anpassungserscheinungen eines Ausdauertrainings auf das Muskel-
und Herz-Kreislauf-System (Weineck, 2010, S. 265)
Abb. 5: EMOCO Logo
Abb. 6: Vorfußlauf (Lewun, M. (08.10.2012). Der Laufstil, der die Gelenke
gesund erhält (Teil 1). Trainingsworld, Laufsport. Abgerufen am 20.04.2016.
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Abb. 8: Ein System ohne Geräte (Hardy, P. (1922). Amerikanische
Körperkultur (4. Aufl.). Leipzig: FW Gloeckner. S. 10-11)
Abb. 9: Grundprinzipien (Movnatmuenchen. Verfügbar unter
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Abb. 10: Grundübungen (GMB. Verfügbar unter https://gmb.io/about/
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Abb. 11: Freeletics-Workout-Aphrodite-Anleitung (Free-letics. Freeletics-
Workout-Aphrodite-Anleitung. Verfügbar unter http://www.free-letics.com/wp-
content/uploads/2014/06/Freeletics-Workout-Aphrodite-Anleitung.jpg
[15.05.16])
Abb. 12: Wadenheben am Stand (1)
Abb. 13: Wadenheben am Stand (2)
Abb. 14: Einbeinstand (voller Fuß)
Abb. 15: Einbeinstand (Ballen)
Abb. 16: „Ausbildung der Hals und Rückenmuskeln“ (Hardy, P. (1922).
Amerikanische Körperkultur (4. Aufl.). Leipzig: FW Gloeckner. S. 10)
Abb. 17: „Entwicklung der Arm- und Brustmuskulatur“ (1) ((Hardy, P. (1922).
Amerikanische Körperkultur (4. Aufl.). Leipzig: FW Gloeckner. S. 10)
Abb. 18: „Entwicklung der Arm- und Brustmuskulatur“ (2) ((Hardy, P. (1922).
Amerikanische Körperkultur (4. Aufl.). Leipzig: FW Gloeckner. S. 10)
Abb. 19: „Kräftigung des Gesamtkörpers“ „Entwicklung der Arm- und
Brustmuskulatur“ (1) ((Hardy, P. (1922). Amerikanische Körperkultur (4. Aufl.).
Leipzig: FW Gloeckner. S. 11)
171
Abb. 20: „Vorbereitende Übung zur Erhöhung des Balanziervermögens“
„Entwicklung der Arm- und Brustmuskulatur“ (1) ((Hardy, P. (1922).
Amerikanische Körperkultur (4. Aufl.). Leipzig: FW Gloeckner. S. 11)
Abb. 21: „Entwicklung der Bein- und Bauchkraft. Erhöhung des
Balanziervermögens“ „Entwicklung der Arm- und Brustmuskulatur“ (1) ((Hardy,
P. (1922). Amerikanische Körperkultur (4. Aufl.). Leipzig: FW Gloeckner. S.
12)
Abb. 22: „Spezielle Ausbildung der Beinmuskulatur“ „Entwicklung der Arm-
und Brustmuskulatur“ (1) ((Hardy, P. (1922). Amerikanische Körperkultur (4.
Aufl.). Leipzig: FW Gloeckner. S. 13)
Abb. 23: „Federnder Liegestütz“ (Lauren, C. (2013). Fit ohne Geräte: trainieren
mit dem eigenen Körpergewicht (11. Aufl.). München: Riva Verlag. S. 59)
Abb. 24: „Liegestütz mit versetzten Händen“ (1) (Lauren, C. (2013). Fit ohne
Geräte: trainieren mit dem eigenen Körpergewicht (11. Aufl.). München: Riva
Verlag. S. 58)
Abb. 25: „Liegestütz mit versetzten Händen“ (2) (Lauren, C. (2013). Fit ohne
Geräte: trainieren mit dem eigenen Körpergewicht (11. Aufl.). München: Riva
Verlag. S. 58)
Abb. 26: „Sturzflug“ (1) (Lauren, C. (2013). Fit ohne Geräte: trainieren mit dem
eigenen Körpergewicht (11. Aufl.). München: Riva Verlag. S. 61-62)
Abb. 27: „Sturzflug“ (2) (Lauren, C. (2013). Fit ohne Geräte: trainieren mit dem
eigenen Körpergewicht (11. Aufl.). München: Riva Verlag. S. 61-62)
Abb. 28: „Sturzflug“ (3) (Lauren, C. (2013). Fit ohne Geräte: trainieren mit dem
eigenen Körpergewicht (11. Aufl.). München: Riva Verlag. S. 61-62)
Abb. 29: „Handstand Liegestütz“ (1) (Lauren, C. (2013). Fit ohne Geräte:
trainieren mit dem eigenen Körpergewicht (11. Aufl.). München: Riva Verlag.
S. 84-85)
172
Abb. 30: „Handstand Liegestütz“ (2) (Lauren, C. (2013). Fit ohne Geräte:
trainieren mit dem eigenen Körpergewicht (11. Aufl.). München: Riva Verlag.
S. 84-85)
Abb. 31: „Military Press“ (1) (Lauren, C. (2013). Fit ohne Geräte: trainieren mit
dem eigenen Körpergewicht (11. Aufl.). München: Riva Verlag. S. 77)
Abb. 32: „Military Press“ (2) (Lauren, C. (2013). Fit ohne Geräte: trainieren mit
dem eigenen Körpergewicht (11. Aufl.). München: Riva Verlag. S. 77)
Abb. 33: „Sumo-Kniebeuge“ (1) (Lauren, C. (2013). Fit ohne Geräte: trainieren
mit dem eigenen Körpergewicht (11. Aufl.). München: Riva Verlag. S. 118)
Abb. 34: „Sumo-Kniebeuge“ (2) (Lauren, C. (2013). Fit ohne Geräte: trainieren
mit dem eigenen Körpergewicht (11. Aufl.). München: Riva Verlag. S. 118)
Abb. 35: „Klimmzug“ (1) (Lauren, C. (2013). Fit ohne Geräte: trainieren mit
dem eigenen Körpergewicht (11. Aufl.). München: Riva Verlag. S. 95)
Abb. 36: „Klimmzug“ (2) (Lauren, C. (2013). Fit ohne Geräte: trainieren mit
dem eigenen Körpergewicht (11. Aufl.). München: Riva Verlag. S. 95)
Abb. 37: „Klimmzug“ (3) (Lauren, C. (2013). Fit ohne Geräte: trainieren mit
dem eigenen Körpergewicht (11. Aufl.). München: Riva Verlag. S. 95)
Abb. 38: Klimmzugvariationen (1)
Abb. 39: Klimmzugvariationen (2)
Abb. 40: „Sternsprung“ (1) (Lauren, C. (2013). Fit ohne Geräte: trainieren mit
dem eigenen Körpergewicht (11. Aufl.). München: Riva Verlag. S. 125)
Abb. 41: „Sternsprung“ (2) (Lauren, C. (2013). Fit ohne Geräte: trainieren mit
dem eigenen Körpergewicht (11. Aufl.). München: Riva Verlag. S. 125)
Abb. 42: „Klappmesser“ (1) (Lauren, C. (2013). Fit ohne Geräte: trainieren mit
dem eigenen Körpergewicht (11. Aufl.). München: Riva Verlag. S. 155)
173
Abb. 43: „Klappmesser“ (2) (Lauren, C. (2013). Fit ohne Geräte: trainieren mit
dem eigenen Körpergewicht (11. Aufl.). München: Riva Verlag. S. 155)
Abb. 44: „Beinheben“ (1) (Lauren, C. (2013). Fit ohne Geräte: trainieren mit
dem eigenen Körpergewicht (11. Aufl.). München: Riva Verlag. S. 148)
Abb. 45: „Beinheben“ (2) (Lauren, C. (2013). Fit ohne Geräte: trainieren mit
dem eigenen Körpergewicht (11. Aufl.). München: Riva Verlag. S. 148)
Abb. 46: „Beinheben“ (3) (Lauren, C. (2013). Fit ohne Geräte: trainieren mit
dem eigenen Körpergewicht (11. Aufl.). München: Riva Verlag. S. 148)
Abb. 47: „Planke“ (Lauren, C. (2013). Fit ohne Geräte: trainieren mit dem
eigenen Körpergewicht (11. Aufl.). München: Riva Verlag. S. 159)
Abb. 48: Planke Variationen (1)
Abb. 49: Planke Variationen (2)
Abb. 50: Burpee (1)
Abb. 51: Burpee (2)
Abb. 52: Burpee (3)
Abb. 53: Burpee (4)
Abb. 54: Burpee (5)
Abb. 55: Burpee (6)
Abb. 56: Squat (1)
Abb. 57: Squat (2)
Abb. 58: Sit-Up (1)
Abb. 59: Sit-Up (2)
Abb. 60: Inverted Crawl (1)
174
Abb. 61: Inverted Crawl (2)
Abb. 62: Tripod Transition (1)
Abb. 63: Tripod Transition (2)
Abb. 64: Tripod Transition (3)
Abb. 65: Kneeling to half kneeling (1)
Abb. 66: Kneeling to half kneeling (2)
Abb. 67: Rocking (1)
Abb. 68: Rocking (2)
Abb. 69: Bear (1)
Abb. 70: Bear (2)
Abb. 71: Monkey (1)
Abb. 72: Monkey (2)
Abb. 73: Monkey (3)
Abb. 74: Frogger (1)
Abb. 75: Frogger (2)
Abb. 76: „Tadasana – die Berghaltung” (Asanayoga. Der Sonnengruß – Schritt
für Schritt. Verfügbar unter http://www.asanayoga.de/blog/yoga-sonnengruss/
[17.05.16])
Abb. 77: „Einatmen – Urdhva Hastasana” (Asanayoga. Der Sonnengruß –
Schritt für Schritt. Verfügbar unter http://www.asanayoga.de/blog/yoga-
sonnengruss/ [17.05.16])
Abb. 78: „Ausatmen – stehende Vorwärtsbeuge (Uttanasana)” (Asanayoga.
Der Sonnengruß – Schritt für Schritt. Verfügbar unter
http://www.asanayoga.de/blog/yoga-sonnengruss/ [17.05.16])
175
Abb. 79: „Einatmen – Ausfallschritt” (Asanayoga. Der Sonnengruß – Schritt für
Schritt. Verfügbar unter http://www.asanayoga.de/blog/yoga-sonnengruss/
[17.05.16])
Abb. 80: „Ausatmen – herabschauender Hund (Adho Mukha Svanasana)”
(Asanayoga. Der Sonnengruß – Schritt für Schritt. Verfügbar unter
http://www.asanayoga.de/blog/yoga-sonnengruss/ [17.05.16])
Abb. 81: „Einatmen – Brettposition” (Asanayoga. Der Sonnengruß – Schritt für
Schritt. Verfügbar unter http://www.asanayoga.de/blog/yoga-sonnengruss/
[17.05.16])
Abb. 82: „Ausatmen – zum Boden kommen” (Asanayoga. Der Sonnengruß –
Schritt für Schritt. Verfügbar unter http://www.asanayoga.de/blog/yoga-
sonnengruss/ [17.05.16])
Abb. 83: „Einatmen – kleine Kobra - Bhujangasana” (Asanayoga. Der
Sonnengruß – Schritt für Schritt. Verfügbar unter
http://www.asanayoga.de/blog/yoga-sonnengruss/ [17.05.16])
Abb. 84: „Gruß zur Sonne“
Abb. 85: „Der Hase“
Abb. 86: „Die Raupe“
Abb. 87: „Die Kobra“
Abb. 88: „Der Berg“ (herabschauender Hund)
Abb. 89: „Sprinterstellung“
Abb. 90: „Heldenstellung“
Abb. 91: „Vorbeuge“
Abb. 92: „Streckung“
Abb. 93: „Grundstellung“ (Fersensitz