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Das Magazin für Bayreuth und die Region Die Wirtschaft Hotellerie: Zieher füllt die Luxus-Nische Seite 4 Im Trend: B.I.V vermietet (fast) alles für den Bau Seite 32 Riegg & Partner: Vom Dorf aus weltweit aktiv Seite 10 #02.2014

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Page 1: Die Wirtschaft 2-2014

Das Magazin für Bayreuth und die Region

Die Wirtschaft

Hotellerie: Zieher füllt die Luxus-NischeSeite 4

Im Trend: B.I.V vermietet (fast) alles für den Bau Seite 32

Riegg & Partner: Vom Dorf aus weltweit aktiv Seite 10

#02.2014

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Die Wirtschaft

Inhaltsverzeichnis

Zieher füllt in der Hotelleriedie Luxus-Nische Seite 4

Wunder-Werkstoff: Nanoröhrchenvon Futurecarbon Seite 7

Riegg & Partner:Vom Dorf aus weltweit aktiv Seite 10

Interview zur Unternehmensnachfolge:Familie emotionalste Beziehung: Seite 13

Die Ispex AG besorgt Unternehmengünstig Strom und Gas Seite 20

Wertpapierexperte sieht keineGefahr eines Börsencrashs Seite 22

Warum sich Senivita erneut Geldüber die Börse geholt hat Seite 24

Bayreuther Start-up hat eine Vision:3D-Druck für jedermann Seite 26

Schreinerei Heidenreich sorgt aufLuxusjachten für Atmosphäre Seite 28

IMPRESSUMSonderveröffentlichung: Die Wirtschaft

Nordbayerischer Kurier GmbH & Co.

Zeitungsverlag KG, Theodor-Schmidt-

Straße 17, 95448 Bayreuth

V.i.S.d.P.: Joachim Braun

Redaktion: Stefan Schreibelmayer;

Gestaltung: Matthias Schäfer;

Titelfoto: Ronald Wittek; Verantwort-

lich für Anzeigen: Michael RümmeleSeite 13 Seite 28 Seite 32

Filter von Helsa für die Medizintechnikund die Hightech-Industrie Seite 30

B.I.V vermietet(fast) alles für den Bau Seite 32

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Reiz ist geilZieher: Wie Namensärger mit einem Weltkonzern den Weg zu einer weltweit bekannten Marke ebnete

D as kann der Todesstoß für ei-ne Firma sein. Wegen Na-mensrechten verklagt von ei-

nem Weltkonzern, dem es egal ist, wielange der Prozess dauert und wie viel erkostet. Manfred Zieher ist das passiert.MAC hieß seine 1986 im BayreutherStadtteil St. Georgen gegründete Firmadamals – was McDonalds nicht gefiel.„Uns war schnell klar, dass wir gegendie einen Prozess nicht annähernddurchstehen können“, sagt der 62-Jäh-rige. Er traf eine im Nachhinein be-trachtet goldrichtige Entscheidung: Vorrund acht Jahren gab er dem Unterneh-men seinen eigenen Namen und schufdamit eine Marke, die in der Branchedes feinenZubehörs fürGastronomieundHotellerie mittlerweile rund um den Glo-bus bekannt ist. Produkte von Zieher fin-det man bei Spitzenköchen, in den Sui-ten von Luxushotels, in den Chefetagengroßer Unternehmen, in den Luxus-

klassen von Fluggesellschaften und so-gar im Kreml in Moskau.

Dabei wird am heutigen Unterneh-menssitz in Himmelkron mit seinen 40Mitarbeitern gar nicht produziert. „Wirentwerfen, wir machen das Design undlassen es schützen“, sagt Zieher. Herge-stellt wird dann dort, „wo wir die nötigeQualität bekommen“. Das ist häufig inAsien, aber immer öfter auch wieder inEuropa der Fall, denn: „In China steigendie Lohnkosten im Schnitt um zwölf Pro-zent im Jahr.“ Allerdings: Geld ist nichtdas Problem – zumindest bei vielen Kun-den nicht. Denn die sind ausdrücklichauf der Suche nach ausgefallenen Din-gen und bereit, dafür einen entspre-chenden Preis zu zahlen. Das Aha-Er-lebnis für Zieher war eine Messe in Du-bai, auf der er sein Sortiment ausstellteund viele Einkäufer von arabischen Top-Hotels unterwegs waren: „Ich war völligüberrascht, dass da vor allem unsere

Firmenchef Manfred Zieher mit einerextravaganten Obstschale. Ebenfallsim Unternehmen dabei: Ehefrau Chris-ta als Mit-Geschäftsführerin sowie dieKinder Oliver (Design), Dominik (Ver-trieb) und Jennifer (Marketing).

Hat was von Manhattan und heißt deshalb Skyline – eine Buffetserie von Zieher. Fotos: Wittek (6), Zieher

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hochwertigsten und damit auch teuers-ten Produkte geordert wurden.“ Doch esbewahrheitete sich bloß, was er einst imBuch „Reiz ist geil“ gelesen hatte, einerArt Anleitung zur Entwicklung einerMarke. Heute drückt es der Firmenchefso aus: „Eigentlich braucht man unsereDinge nicht, aber man will sie haben.“

Dabei handelt es sich um Nischen-produkte, niemals statten die Himmel-kroner ein ganzes Hotel mit Porzellan,Glasschälchen, Serviertabletts oder Buf-fetsystemen aus. Klein, aber fein lautetstattdessen die Devise. Geliefert wird fürdie Suiten in Tophotels wie dem Burj alArab, für den Vorstandsbereich derDeutschen Bank oder J.P. Morgan, odereine doppelwandige Kaviarschale ausGlas für die Firstclass der Lufthansa.Nicht nur, aber eben auch. Ein durch-schnittlicher Auftrag umfasst da einigeHundert Einzelteile.

Und in diesem Luxusbereich willZieher wachsen, einen millionenschwe-ren Vertrag mit einer großen Lebens-mittelkette ließ das Unternehmen gera-de erst auslaufen. „Da wird fast aus-schließlich über den Preis verkauft, daskönnen wir uns mit unserem Sortimentnicht mehr leisten“, sagt Zieher, der jetztauf 8,5Millionen Euro Jahresumsatz und„einen auskömmlichen Überschuss“kommt. In 83 Länder wird geliefert, Um-satzschwerpunkte sind neben Deutsch-land noch Russland, die Emirate und

Saudi-Arabien, die USA, Japan, Groß-britannien und Frankreich.

Rund 100 neue Produkte bringen dieOberfranken jedes Jahr auf den Markt,die Zahl der Ideen ist viel größer, soZieher. „Ich bin hier für die Spinnereienzuständig“, sagt der Firmenchef, alleswird dann diskutiert. Ist die Entschei-dung gefallen, sorgt der fürs Design ver-antwortliche Sohn Oliver für die Um-setzung der oft extravaganten Entwürfe.

Ausgefallenes Design, das nicht nurbei der zahlungskräftigen KundschaftBegehrlichkeiten weckt, sondern auchvon ungebetener Seite. Plagiate sind eingroßes Problem in der Branche, es wirdkopiert, was vor die Linse kommt. Zieherhat sich da mittlerweile ein dickes Fellzugelegt: „Früher war ich immer richtigsauer, weil wir ja viel Geld und Hirn-schmalz in unser Design investieren.Heute sage ich mir: Wir müssen wohl et-was richtig machen, wenn uns jeder imi-tiert. Wir müssen halt einfach schnellsein und immer wieder etwas Neues bie-ten.“ Hinzu komme die schnelle Liefer-barkeit, weil alle Teile in Himmelkronauf Lager sind – übrigens ein weiterernennenswerter Kostenfaktor.

Warum Zieher so entspannt ist? „Wereinen vierstelligen Betrag für eine Nachtim Luxushotel zahlt, der will das Be-sondere, der will verwöhnt werden. Des-halb kaufen die Hotels das Original.“

Stefan Schreibelmayer

Zieher-Produktesindmeistmindestenseinen Tick außerhalb der Norm. Beson-ders außergewöhnlich ist der Metall-baum, an dessen Ästen zum BeispielFingerfoodhängenkann.

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Der Wunder-WerkstoffFuturecarbon entwickelt Produkte mit Nanomaterialien zur Serienreife

D as soll ein Werkstoff der Zu-kunft sein? Das schwarze Pul-ver, das Walter Schütz da in ei-

ner Flasche präsentiert, oder die ebensoschwarze Flüssigkeit in der Flasche da-neben? Nanomaterialien heißt das Zau-berwort. Was der Geschäftsführer derBayreuther Hightech-Firma Futurecar-bon da in der Hand hält, besteht aus Koh-lenstoffröhrchen. Die sind zwar winzigklein, haben aber erstaunliche Fähig-keiten. Sie können Materialien eine viel-fach höhere Festigkeit als Stahl verlei-hen, sie können vor elektromagneti-scher Strahlung schützen, und sie hei-zen sich auf, wenn man niedrige Span-nung anlegt.

Womit schon die drei Bereiche ge-nannt wären, auf die sich Schulz und sei-ne 30 Mitarbeiter, zu denen noch ein-mal so viele bei Zulieferern und Part-nern kommen, in Zukunft konzentrierenwerden. Bereits auf dem Markt ist eineWandfarbe, der die Nanoröhrchen ausBayreuth beigemischt sind. Wird sie et-wa in einem Schlafzimmer aufgebracht,wird laut Schütz eine bis zu 99-prozen-tige Strahlungsabschirmung erreicht. EinWert, der Privatleuten genügt – sie sindauch die Hauptkunden für dieses Pro-dukt. „Um eine komplette Abschirmungzu erreichen, bräuchte es eine viel auf-wendigere Lösung. Da wären wir ganzschnell im militärischen Bereich, und dawollen wir nicht hin“, sagt Schütz, derdas Unternehmen 2002 gegründet hat.

Beim Thema Heizen ist Futurecarbonmit ersten Produkten bereits ganz nahdran an der Serienreife. Auch hier gehtes unter anderem um eine Wandfarbe,die unter der eigentlichen Farbe ver-

strichen wird. Legt man dann eine Nie-derspannung an, wirkt die Farbe wegendes hohen elektrischen Widerstands desin ihr verarbeiteten Kohlenstoffs plötz-lich wie eine Heizung. Dabei sind Häu-

Futurecarbon-Chef Walter Schütz präsentiert eine serienreife Anwendung seines Pro-dukts. Ein mit Nano-Kohlenstoffröhrchen versehenes Klebeband wird um ein Rohr ge-wickelt. Legt man jetzt niedrige Spannung an, erwärmt sich das Band, das Rohr wird be-heizt – ohne aufwendige Zu- und Ableitungen. Foto: Wittek

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Die Wirtschaft

ser nur ein ganz kleiner Teil der mögli-chen Anwendungen. Ein weiteres Zu-kunftsfeld ist die Elektromobilität: WeilE-Autos die Motor-Abwärme zum Hei-zen des Innenraums fehlt, könnte auchhier die Kohlenstoff-Heizung helfen, dieauch noch den Vorteil eines geringenStromverbrauchs hat – schließlich sollder Saft aus der Batterie das Auto mög-lichst lang vorantreiben.

Und es gibt weitere Ideen: Bei regio-nalen Textilveredlern werden dünne, git-terförmige Heizelemente mit der Farbebeschichtet. Diese können dann unter an-derem in Transportbehältern für Che-mikalien verwendet werden, die gleich-bleibende Temperaturen benötigen. Esgibt bereits Versuche, Flugzeugtragflä-chen auf diese Art und Weise zu heizen,um sie vor Vereisung zu schützen. Mit ei-nem Partner in Singapur wurde ein mitder Nanofarbe beschichtetes Klebebandentwickelt. Damit können nun Rohre um-mantelt und beheizt werden – ohne Platzraubende Wasserleitungen. Und mit demPremium-Polstermöbelhersteller Koinoraus Michelau laufen letzte Tests, Leder-garnituren mit Heizungen aus den Na-noteilchen auszustatten.

Wobei sich hier auch zeigt, welche zu-sätzlichen Herausforderungen auf Fu-turecarbon zukommen. „Vor allem imBereich Heizen müssen wir schon heutemehr liefern als nur das Ausgangspro-dukt“, sagt Schütz: „Koinor zum Bei-spiel sagt: Ihr liefert die Heizung, diemuss komplett sein.“ So werde Future-carbon vom reinen Zulieferer in Teilbe-

reichen zum Systemlieferanten, der sichwiederum Komponenten zuliefern lässt.In diesem Fall ist die Firma Vierling inEbermannstadt ein Partner. „Wenn mög-lich, arbeiten wir gerne mit regionalenUnternehmen zusammen“, sagt Schütz.

Noch am weitesten ist der Weg für Fu-turecarbon bei Kohlefaser-Verbund-werkstoffen, die bekanntlich bei hoher

Sosieht die atomareStruktur derNanoröhrchenaus (oben). Für dennormalenBetrach-ter istdasFuturecarbon-ProdukteinfachnureinschwarzesPulver. Fotos:Wittek, red

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„Die wollen natürlich auch irgendwannProfit sehen und ihre Anteile möglichst gewinnbringend

wieder verkaufen.“Walter Schütz,

Futurecarbon-Chef, zur Motivation seiner Investoren

Festigkeit deutlich leichter sind als Me-tall. Hier entwickelt das Unternehmeneinen Kunstharz, dem die Kohlenstoff-Nanoteilchen beigefügt sind und der zu-sammen mit anderen Werkstoffen ein-gesetzt werden soll. Ein erstes For-schungsprojekt mit Airbus läuft bereits,die Flugzeughersteller suchen ja hän-deringend nach Leichtbauteilen. Aberauch die Windenergiebranche ist einmöglicher Kunde. Schütz: „Glasfaser alsWerkstoff für die Rotoren ist technischweitestgehendausgereizt.Wennwir aberdank unseres Harzes bei höherer Fes-tigkeit Gewicht sparen, sind neue Inno-vationen möglich – längere Rotorblättervielleicht, oder eine insgesamt leichtereKonstruktion.“

Ideen, die allerdings Geduld brau-chen. „Das haben wir erst lernen müs-sen“, sagt Schütz: „Nur weil wir unserAusgangsprodukt fertig haben, gibt es janoch lange keine Anwendung. Die mussdie Industrie erst schaffen. Und da sinddie Zyklen oft länger als wir uns das viel-leicht wünschen.“Nur gut, dass bei Futurecarbon In-

vestoren an Bord sind, die das wissen.Zu KfW, S-Refit (Sparkassengruppe)und VRD Investment gesellte sich zu-letzt MIG Fonds, zu deren Beratern derfrühere Siemens-Chef Heinrich von Pie-rer gehört und von dessen Kontaktendas Unternehmen bereits profitiert hat.„Die investieren erst, wenn die techni-scheMachbarkeit bei einem Start-up be-

reits sichergestellt ist“, weiß Schütz,aber: „Die wollen natürlich auch ir-gendwann Profit sehen und ihre Antei-le möglichst gewinnbringend wiederverkaufen.“

Das wäre wohl spätestens dann derFall, wenn die Ziele von Schütz und des-sen für Marketing und Vertrieb zustän-digem Kollegen Klaus Zeyn erreicht sind:Auf Sicht soll Futurecarbon ein mittel-ständisches Unternehmen werden, dasgroße Mengen Nanoprodukte in Ober-franken herstellt. Heute bewegt sich einAuftragnoch im1000-Liter-Bereich.DochMarktanalysen sehen ein Umsatzpoten-zial im dreistelligen Millionenbereich –dank eines Werkstoffs der Zukunft.

Stefan Schreibelmayer

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Da, wo die Kreativität entstehtWerbeagentur Riegg & Partner agiert von Neudrossenfeld aus weltweit

S eine Kunden wollen von HolgerRiegg immer nur das eine: Krea-tivität. Indenunterschiedlichsten

Bereichen. Geschäftsführer Riegg be-schäftigt sich mit Kinderspielplätzen, Be-quemschuhen, erlesenen Weinen, Cam-ping und Metzgereierzeugnissen. Unteranderem. Das sind die Produkte undIdeen, die seine Kunden schon haben.„Wir überlegen uns dann: Wie schaffenwires,dassallevondiesemtollenProdukterfahren, daraus eine Marke wird?“ Mit„wir“ meint Riegg „Riegg & Partner Wer-beagentur GmbH“ und die Tochteragen-tur „intercorp.“ Die Agentur steht auf dreiSäulen: Neben der Werbeagentur gibt esdas eigene Fotostudio und eine PR-Abtei-lung. Alles ist in einem großen Backstein-haus mit schiefen Dächern, vielen hellenGlasfenstern und einem warmen Par-kettfußboden in Neudrossenfeld. Im Ein-gangsbereich steht ein kleiner schwarz-weißerHund, angeleint andieTreppe, ander er sein Bein hebt. „Der steht da schon

ganz lange“, sagtRieggüberdenHund.Erist locker, lustig, freundlich – der HundpasstzuRiegg&Partner.

Die Tochterfirma „intercorp.“ beschäf-tigt sich mit dem Technischen, also Pro-grammieren. Für sie wurde im vergange-nen Jahr gegenüber ein weiteres Gebäu-

de errichtet. Die Werbeagentur hat ihreStandbeine im Bereich Nahrungsmittel-und Versandhandel. Für die Händlerkonzipiert sie Kataloge und Kampagnen.Momentan beschäftigt sich ein Großteilder 45 Mitarbeiter mit Bequemschuhen.Auf sieben Biertischen reiht sich im Foto-studio Schuh an Schuh – was eigentlichziemlich viele Schuhe sind, aber in demriesigen Studio wirkt es gar nicht so. Im-mer wieder holt sich die Fotografin einender Schuhe, drapiert ihn auf einem wei-ßen Tischchen, geht hinter die Schein-werfer,drückt–klick–einweitererSchuhfürdenKatalog istabgelichtet.

Diese Schuhbilder werden zu den„Kreativen“, wie Riegg sie nennt, in den„Working Lounges“ wandern, zu denTextern, Grafikern und Kommunikati-onsdesignern. „Die sind quasi das schla-gende Herz unserer Firma“, sagt Riegg.Sie werden sich Werbetexte und Ideenüberlegen, die Seiten in dem Katalog an-ordnen – sie werden aus all diesen Schu-

Seite für Seite entsteht hier ein Katalog.Umalles imBlick zuhaben, heftendieMit-arbeiter jedeSeiteaneinegroßeWand.

GeschäftsführerHolger Riegg(links) und CélineTietz (Mitte) vonder PR-Beratungim hauseigenenFotostudio. Hierlichtet die Foto-grafin die Schuheab, die die Werbe-agentur für einenVersandhauskata-log braucht.Fotos: Wittek

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Die Wirtschaft

hen ein Produkt kreieren, dass die Ziel-gruppe so gut finden wird, dass sie sichmindestens ein Paar zulegen oder wün-schenwird. Diese Kreativen und anderenAngestellten sind der Grund, warum dieWerbeagentur im kleinen Neudrossen-feld bleibt. „Ein Kommunikationsunter-nehmen lebtvondenMenschen,diedaringemeinsam arbeiten“, sagt Riegg. DieFirma bildet selbst aus, 2013/14 sind esacht Auszubildende – die meisten von ih-nenwerdenbleiben.Siewurdenextraaufdie Hauptgebiete des Unternehmensspezialisiert. „Da sind Mitarbeiter he-rausgekommen“, sagt Riegg, „die es wo-anders einfach nicht gibt.“ DeswegenNeudrossenfeld und nicht Hamburg oderMünchen, wo all die anderen Werbe-agenturen sitzen. Die Arbeit, die das Un-ternehmen mit dieser Philosophie ablie-fert, funktioniert: Die Kunden bleiben,überdurchschnittlich lange, fast zehnJahre – der Branchendurchschnitt liegtbei drei Jahren. Als die Agentur 1969 vonRieggs Vater gegründet wurde, war einerder ersten Kunden ein Lebensmittel-Un-ternehmen aus Kulmbach. Die Ge-schäftsbeziehung besteht bis heute, mitt-lerweile arbeitet das Unternehmen in 40Ländern. „Unsere Kunden sind oft in sehrspeziellen Nischen“, sagt Riegg. „Und indenen sind sie Weltmarktführer.“ Und somuss auch die Werbung oft weltweitfunktionieren.

Aber trotz dieser Beständigkeit hatteauch Riegg & Partner mit der Weltwirt-schaftskrise zu kämpfen. „Von 2008 bis2010 haben wir eine deutliche Delle“,

sagt Riegg. „Marketing ist da bei den Un-ternehmen eine Größe gewesen, bei derman sparen kann.“ Seit 2010gehe es aberwieder deutlich bergauf. Der Umsatz?„Der interessiert uns nicht so sehr“, sagtRiegg. Das Gross-Income, der Netto-Ho-norarumsatz, mit dem sich Agenturenvergleichen, hingegen schon. Hier liegemanbei3,3bisvierMillionenEuro.

Und das, obwohl die Agentur nicht mitallen Mitteln neue Kunden akquiriert.Wenn eine Firma einen Auftrag aus-schreibt, wählt sie dafür in der Regel vor-her einige Agenturen aus, die das Projektbearbeiten sollen. Nach den Präsentatio-nen entscheidet sie sich für eine Agentur.„Und die Arbeit davor war gratis“, sagtRiegg, er schüttelt den Kopf. „Wir lehnenkostenlose Präsentationen ab.“ Weil ihreArbeit etwaswert sei.UmneueKundenzugewinnen, nutzen Riegg und seine Leutedaher das für sie einfachste Mittel: Wer-bung. Für sich selbst. Proben ihrer Arbeit,große Mappen mit glänzenden Seiten,voll von Kampagnen und Versandkata-logseiten, schicken sie an Unternehmen,von denen sie glauben, dass eine Ge-schäftsbeziehung fruchtbar wäre. UndnatürlicherwähntdieAgenturdarinauch,dass sie bereits viermal den Preis „Katalogdes Jahres“, die Auszeichnung der Kata-log- und Versandhandelsbranche, ge-wonnen hat – hintereinander. Das letzteMal2013. AmelieWollny

INFO

DieRiegg&PartnerWerbeagentur istganzschönalt:Vor45JahrengründetsieDietrichF.Riegg inKulmbach.EinKundedererstenStunde:DieFirmaMeyerModeversand,sie istderGrund-stein fürdenBereichVersandhandel. ImJahr1986verlegtdieAgentur ihrenSitznachNeudrossenfeld,vorallemwegendesAutobahnausbaus.Vier Jahrespä-terwirdJürgenSeiferthGeschäftsführerundKreativ-Chef.MittederNeunzigerbautedieFirmaihreneigenenFirmen-sitz,außerdemerweitertsie ihrLeis-tungsspektrumumPublicRelations.Ab1997teilensichHolgerRieggund

SeiferthdieGeschäftsführung.DurcheineBeteiligunganderNürnbergerAgentur„Neuland“weitenRiegg&Partner2007ihrAngebotaus–mitEr-folg:EinJahrspäter landensieerstmalsaufPlatz40derbesten inhabergeführ-tenWerbeagenturenDeutschlands. ImvergangenenJahrkreiertSeiferthdie„Katalogwerkstatt“,eineSchmiedefürKatalogkonzepte–womitdergröß-teKunde,„DiemoderneHausfrau“,gewonnenwerdenkonnte. aw

„Unsere Kunden sind oft in sehr speziellen Nischen.Und in denen sind sie Weltmarktführer.“

Holger Riegg,Geschäftsführer der Werbeagentur Riegg & Partner

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Die Wirtschaft

Anlagetipps: Die Schwankungen der Aktienmärkte langfristig zum Vorteil nutzen

Aktien: Die Zeit arbeitet für den Anleger

Die Jahresperformance (Balken) im Berechnungsbeispiel bezieht sich jeweils auf einen vollen 12-Monatszeitraum (hier: letzter Börsenhandelstagim Dezember bis zum letzten Börsenhandelstag im Dezember des Folgejahres); rollierende Sparpläne für den angegebenen Zeitraum.Basis: Monatsultimo-Performancedaten vom 31.12.1973 bis 31.12.2013.Stand: 31.12.2013; Quellen: DekaBankHinweis: Die bisherige Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für die zukünftige Wertentwicklung.

REGELMÄSSIG SPAREN RENTIERT SICHAngenommener Sparplan auf MSCI World, 20 Jahre, 100 EUR mtl.

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Rendite p.a. in %

GibteseineMöglichkeit,sichdieSchwankungenderAktienmärktezuNutzezumachen?

DieAusgangssituationDie historische Betrachtung der Aktienmärkte zeigt,dass diese immer wieder mehr oder weniger starkenSchwankungen unterliegen, die sich aus den politi-schen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungenergeben. Die Frage, die sich fürAnleger in diesemZu-sammenhang stellt, ist: „Wie kann ich mir dieseSchwankungenlangfristigzuNutzemachen?“

DieLösungsansätze> Ein sukzessiver Einstieg in den Aktienmarktschafft langfristig eine Glättung der vorhandenenMarktschwankungen.> Aufgrund der Tatsache, dass Aktienmärkteschwanken, kann der Anleger dies sogar zu seinemVorteil nutzen, weil regelmäßige Anlagen in Schwä-chephasen bei langfristig steigenden Aktienmärktensogar Vorteile bringen.> Durch den damit entstehenden Durchschnitts-kosteneffekt (auch „Cost-Average-Effekt“ genannt)kauft der Anleger in starken Marktphasen wenigerteuere Anteile und in schwächeren Marktphasenmehr günstigere Anteile.> Am einfachsten können Anleger dies über eine

kontinuierliche Investition in Investmentfonds um-setzen.Hierbei gibt es dann auch dieMöglichkeit, ge-zielt auf bestimmte Auswahlkriterien einzugehen.

DieVorteile> Der Gesichtspunkt des Timings, das heißt „Wannsoll ichkaufen?“,wirddemInvestorabgenommen.> Langfristig wird ein Vermögensbaustein in Sach-werte aufgebaut, zum Beispiel für die Altersvor-sorge.

Grundsätzlichgilt bei allenWertpapieren:Siebergengroße Chancen; kapitalmarktbedingte Wertschwan-kungenkönnenjedochnichtausgeschlossenwerden.

„Das Geheimnis deserfolgreichen Börsenhandelsliegt darin, zu erkennen,

was der Durchschnittsbürgerglaubt, dass der

Durchschnittsbürger tut.“John Maynard Keynes (1883 – 1946),

britischer Ökonom

Die Anlagetippsentstehen in engerZusammenarbeitmit der SparkasseBayreuth.

HistorischeSparplanrenditen:Der Blick in dieVergangenheitzeigt, dass dieAnleger mit einemlangen Atemund Durchhalte-vermögen immermit einer positivenRendite abschlie-ßen konnten.

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Die Wirtschaft

„Familie ist die emotionalste Beziehung“Warum scheitern viele Unternehmer bei der Regelung der Nachfolge? – Interview mit Professor Lange

Nicht immer scheitern Unter-nehmen an schlechten Umsät-zen und Erträgen. Findet sich

kein Nachfolger, ist der Betrieb am En-de. Warum scheitern viele Unternehmergerade an der Nachfolge-Frage? Wirsprachen mit dem Bayreuther ProfessorKnutWernerLange,dessenLehrstuhl sichintensiv mit dieser Frage beschäftigt.

Vier von zehn Unternehmern scheiternbei dem Versuch, ihren Betrieb in jün-gereHändezuübergeben,sagtderDIHK.Warum so viele?Knut Werner Lange: Die Gründe sindausgesprochen vielfältig. Die Forschungweist darauf hin, dass viele Unterneh-men, die in diesen Statistiken auftau-chen, nicht übergabefähig sind, da essich bei ihnen um Kleinstbetriebe han-delt, die kaum mehr erwirtschaften, alsder Betriebsinhaber und seine Ehefrauzum Leben benötigen. Ein weiterer häu-fig anzutreffender Grund ist das Fehlendes geeigneten Nachfolgers oder der ge-eigneten Nachfolgerin aus dem Kreis derFamilie. So wollen heute viele junge Leu-te lieber studieren, als ein Handwerk zuerlernen. Schließlich scheitert mancheUnternehmensnachfolge auch daran,dass man sich im Vorfeld nicht sorgfäl-tig genug darauf vorbereitet hat.

Die häufigsten Fehler?Lange: Sieht man von den gerade ge-nannten Problemen einmal ab, so ist ein

Prof.KnutWerner LangesiehterheblichesKonfliktpotenzial,wenndieNachfolgefrageei-nes Familienbetriebs nicht sorgfältig geplant wird. Fotos: Wittek

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Die Wirtschaft

häufig anzutreffender Fehler, dass man sich von-seiten der übergebenden, aber auch der überneh-menden Generation nicht hinreichend zuvor darü-ber im Klaren ist, was man jeweils erreichen will.Es spielt natürlich auch das liebe Geld eine Rolle.Ein Unternehmen muss häufig nicht nur die Fami-lie des Unternehmers ernähren, sondern auch die äl-tere Generation, die zu Lebzeiten kein privates Ver-mögen aufgebaut hat. Insbesondere bei einer un-geplanten Nachfolge kann die anfallende Erb-schaftsteuer erhebliche Probleme bereiten. Fernermuss häufig ein gerechter Ausgleich zwischen denin das Unternehmen nachfolgenden und nicht nach-folgenden Kindern gefunden werden. Zudem mussdas Unternehmen auch übergabereif sein, das heißt,man muss sich darüber Gedanken machen, wie dasUnternehmen unter dem neuen Unternehmer ge-führt werden soll. Da kommt es schon mal vor,dass in den Jahren vor der Übergabe wichtige Ent-scheidungen mit Blick auf den anstehenden Nach-folgeprozess nicht getroffen oder verschleppt wor-den sind.

Das heißt, es menschelt sehr?Lange: Natürlich menschelt es in Familienunter-nehmen genauso wie in Familien ohne Unterneh-men. Die Familie ist wohl die emotionalste Bezie-hung, die man sich vorstellen kann. Denken Sienur an die sattsam bekannten Geschwisterrivalitä-ten oder die Generationskonflikte. Man soll dies we-

der verharmlosen noch überbewerten, sondernschlicht zur Kenntnis nehmen. Ohne eine hinrei-chende Berücksichtigung der emotionalen Seitewird eine sorgsam geplante, streng rationale Nach-folge scheitern.

Sind die jungen Menschen selbstbewusster ge-worden?Lange: Das trifft zweifellos zu. Die Zeiten, in denenman das machte, was die Eltern wollten, sind al-lerdings schon eine Weile vorbei. Es kann ja durch-aus als ein Zeichen von Unternehmergeist verstan-den werden, wenn man selbstbewusst durchs Le-ben zieht. Umgekehrt traut man einem Menschen,der unter mangelndem Selbstbewusstsein leidet,vielleicht nicht unbedingt zu, ein Unternehmen zuführen. Zudem stelle ich immer wieder fest, dassauch die meisten Eltern das Selbstbewusstsein ih-rer Sprösslinge kennen und durchaus wissen, wiesie damit umgehen müssen.

Scheuen die Jüngeren öfter das Risiko?Lange: Für die Gesellschaft insgesamt mag dieserBefund vielleicht zutreffen. Im Bereich der Unter-nehmerfamilien stelle ich hingegen immer wiederfest, dass die junge Generation sehr gezielt und be-wusst auf ihre Rolle vorbereitet wird. Ein Wegdu-cken oder ein die Verantwortung scheuen mag daeher persönlichkeitsbedingt als generationsbedingtsein. Festzustellen ist aber auch, dass Deutschlandnicht gerade ein Land ist, das seine Unternehmer be-sonders schätzt.

Lieber angestellter Manager als vollhaftender Un-ternehmer im Dauereinsatz?Lange: Das ist sicherlich eine Persönlichkeits- undTypfrage, zumal beide Berufsbilder ihre spezifi-schen Eigenheiten besitzen. Ich kann allerdings nurdavor warnen, sie als mehr oder weniger aus-tauschbar gegenüberzustellen. Die Unternehmer-persönlichkeit unterscheidet sich doch nicht uner-heblich von einem Manager, weniger was die Aus-bildung und die fachlichen Fähigkeiten betrifft, alsvielmehr die Einstellung zum Unternehmen undzum Unternehmenserfolg. Die meisten Familien-unternehmer denken eher langfristig. Zudem istbeim Berufsbild des angestellten Managers auchnicht mehr alles Gold, was glänzt, denken wir nuran das mittlerweile recht hohe Haftungsrisiko oderdie Befristung der Arbeitsverträge.

Oberfranken ist stark mittelständisch geprägt.Fehlt der Region der Unternehmer-Nachwuchs?Lange: Die Region hat insgesamt mit ihrer Attrak-tivität für junge Leute zu kämpfen. Das betrifftselbstverständlich auch die mittelständische Wirt-schaft. Aber auch die Infrastrukturanbindung könn-

„Die Region hat insgesamtmit ihrer Attraktivitätfür junge Leute zu

kämpfen.“

Knut Werner Lange,Juraprofessor an der Uni Bayreuth

Knut WernerLangearbeitet seit 2007an der UniversitätBayreuth. SeinLehrstuhl (Bürger-liches Recht,deutsches undeuropäischesHandelsrecht)untersucht auchdie Thematik Un-ternehmensnach-folge, in der Erb-,Gesellschafts- undSteuerrecht sowiePsychologie undBetriebswirtschaftzusammentreffen.Lange ist seit2012 Prodekander Rechts- undWirtschaftswis-senschaftlichenFakultät. (töp)

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Die Wirtschaft

te besser sein. An dieser Stelle muss insgesamt nochmehr getan werden, damit junge Menschen hierbleiben beziehungsweise hierher ziehen. Der Be-fund gilt aber für junge Familienunternehmer ge-nauso wie für hochqualifizierte Facharbeiter.

Wie schafft man eine gute Firmenübergabe?Lange: Grundsätzlich ist jede Unternehmensnach-folge eine sehr individuelle Angelegenheit, da sieauf ein ganz bestimmtes Unternehmen und auf ei-ne ganz bestimmte Familie zugeschnitten seinmuss.Gegenüber Patentrezepten oder sogenannten gol-denen Regeln sollte man daher eine gewisse Skep-sis bewahren. Gleichwohl lassen sich einige grund-sätzliche Aussagen treffen. Hierzu zählt die Er-kenntnis, dass man sich nicht früh genug mit demThema befassen kann. Darüber hinaus ist es immerratsam, nicht nur den Aspekt der Übergabe von derälteren auf die jüngere Generation in den Blick zunehmen, sondern auch den Fall des ungeplantenÜbergangs, der beispielsweise aufgrund einesschweren Unfalls oder einer unerwarteten Krank-heit eintreten kann. Zudem sollte man nicht glau-ben, dass man alle Dinge in diesem Zusammen-hang alleine und ohne fremde Hilfe regeln kann.Ein solches Ansinnen ist schonmit Blick auf die kom-plexen steuerrechtlichen Implikationen in der Re-gel ein Irrtum. Zum Themenkomplex gehört nebender Unternehmensnachfolge im eigentlichen Sinneauch die Frage nach den künftigen Aufgaben desweichenden Unternehmers. Zieht er sich vollstän-dig aus dem Unternehmen zurück, welche Rollewird er dort künftig noch spielen, welche anderenZiele hat er sich für seine letzte Lebensphase ge-setzt? Auchmuss die Frage offen angesprochenwer-den, wie die weichende Generation im Alter ange-

messen versorgt ist. Das Thema der Generationen-gerechtigkeit ist daher ebenso wichtig, wie die Ge-schwistergerechtigkeit. Auch hier müssen die Din-ge einmal offen angesprochen werden, wenn nichtjedes Kind in das Unternehmen nachfolgen kann.Die Übernahme eines Familienunternehmens hat janicht nur Vorteile, sie stellt auch eine große Ver-antwortung dar.

Nicht drängen, nicht bevormunden?Lange: Beides ist sicherlich richtig. Zum einen soll-te man die jüngere Generation nicht in eine Rolle hi-neindrängen, in der sie sich nicht wohlfühlt und inder sie sich vielleicht auch ein wenig überfordertvorkommt. Zum anderen muss die ältere Genera-tion lernen, loszulassen. Der Volksmund kennt denSpruch, wonach starke Bäume nicht unter großenEichen wachsen. Das heißt, man muss der jünge-ren Generation auch die Möglichkeiten geben, sichselbst zu entwickeln und zu zeigen, was in ihr steckt.

Psychologie ist also sehr wichtig?Lange: Die Psychologie ist, wie ich ja schon er-wähnt habe,wichtig. Sie sollte – ebensowie die steu-errechtlichen Überlegungen – allerdings nicht allesandere dominieren. In einer intakten Familie, inder die Dinge stets offen kommuniziert werden undin der man respektvoll und verantwortungsbe-wusst miteinander umgegangen ist, sind die psy-chologischen Aspekte möglicherweise vielleichtnicht so bedeutsamwie in einer Familie, in der es zu-vor schon erhebliche Spannungen gegeben hat.Gleichwohl ist dieser Aspekt bedeutsam und solltenicht als vermeintlich belangloser „Softfactor“ vor-schnell abgetan werden.

Das Gespräch führte Roland Töpfer

Patentrezepte gibtes für Knut WernerLange bei derÜbergabe einesFamilienunterneh-mens nicht.

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Das Bayreuther Unternehmen ist er-folgreich in einer Technikbranche, die viele von uns bisher nur am Rand wahrgenommen haben und die doch für unseren Alltag mittlerweile von großer Bedeutung ist.

Jeder von uns kennt zum Beispiel den Check-In-Bereich am Flughafen. Wussten Sie, dass dort auch Do-

kumentenleser installiert sind, die in Bayreuth entwickelt werden? Nahezu alle bekannten Fluglinien und Flughä-fen weltweit setzen DESKO-Geräte ein. Doch das Unternehmen gab sich mit dem Check-In allein nicht zufrieden. Es folgten Scanner für den Sicher-heitsbereich, den Loungezutritt, den Duty-Free-Bereich und die immer beliebter werdenden Self-Boarding-Gates. Hier schaltet sich der Fluggast seinen Zugang zum Flieger selbst frei.

Selbst Sicherheitsbehörden in den USA, wie die TSA (Transportation Security Administration), benutzen die DESKO PENTA Scanner®, um die Flugtickets der Passagiere zu über-prüfen. Das ist nur ein Beispiel von vielen.

Die beiden Geschäftsführer von DESKO, Bruno Geyer und Werner Zahn, tüfteln mit ihrem Team weiter an techni-schen Innovationen und entwickeln leis-tungsfähige Lösungen für die spezifischen Anforderungen ihrer unterschiedlichen Kundengruppen. Die Produktpalette um-fasst nicht nur die Reisebranche, sondern unter anderem auch Zahlungssysteme bei Banken, digitale Formularbearbeitung bei Behörden und Sicherheitsprüfungen bei der Bundespolizei.

1991 entschlossen sich Geyer und Zahn den Schritt in die Selbständigkeit zu wagen und gründeten in Creußen das

Unternehmen DESKO. Als Ingenieure bei der damaligen Firma Cherry woll-ten beide ihr „eigenes Ding“ machen. Als potentielle Existenzgründer fragten sie dann bei der Sparkasse zur Finanzierung ihres Unternehmens an. „Man hat uns von Anfang an vertraut und mit einem Kredit die Existenzgründung ermöglicht. Wir schätzen bis heute die vertrauensvol-le Zusammenarbeit, wobei es der Spar-kasse nicht um die produktorientierte, sondern um ganzheitliche Beratung geht“ sagt Bruno Geyer.

Schon 1993 stellte DESKO dann die ersten eigenen Produkte mit Magnetstrei-fenlesern für den Bankenbereich vor. Bald wurde das Domizil in Creußen zu eng. So expandierte die Firma und zog in ein eigenes Bürogebäude nach Bayreuth auf den Technologiehügel in Wolfsbach. Mit rund 50 Mitarbeitern konzipiert sie seitdem Geräte und damit Lösungen, die

in dieser Qualität und dem Umfang sonst keiner anbietet. „Eine eigene Fertigung war nie unser Ziel. Wir arbeiten direkt mit dem Endkunden zusammen“, erklärt Bru-no Geyer. Die Produktion übernehmen Firmen in Deutschland, wie zum Beispiel die Grundig AG in Bayreuth. 1996 bril-lierte DESKO mit der Produkteinführung völlig neuartiger Geräte für den Flug- und Reisebereich. Ein Jahr später folgte dann der erste Passscanner. Im Jahr 2002 stell-te das Unternehmen sein eigenes System für den Zahlungsverkehr von Banken vor.

Eine Innovation für Behörden ist z. B. der Tablet Kiosk®, welcher zur elektroni-schen Datenverarbeitung eingesetzt wird. Er erfasst die Daten des Antragstellers aus dessen Ausweis und überträgt diese automatisch in das auszufüllende Formu-lar, welches nun direkt auf dem Tablet angezeigt wird und unterschrieben wer-den kann. Eingesetzt wird diese Lösung bei zahlreichen Kfz-Zulassungsbehörden, Einwohnermeldeämtern oder Führer-scheinstellen im gesamten Bundesgebiet. Die Kfz-Zulassungsstelle des Landkreises Rosenheim bewarb sich im November 2012 mit der DESKO-Innovation für den E-Government-Löwen der Bayeri-

schen Staatsregierung und verfehlte nur knapp den 1. Platz. DESKO entwickelte darüber hinaus ein Zutrittskontrollsystem für Spielhallen und Casinos, welches au-tomatisch das Alter des Gastes überprüft (≥ 18 Jahre) und die Personendaten mit einer Sperrdatenbank vergleicht. Je nach Abfrageergebnis darf der Gast dann das Casino oder die Spielhalle betreten.

Es klingt wie der amerikanische Traum. Der Jahresumsatz von DESKO betrug 2013 ca. elf Millionen Euro, wo-bei sich die Geschäftsfelder in mehrere Branchen aufteilen. Den Löwenanteil mit 68 Prozent trägt die Reisebranche, Spielcasinos folgen mit 18 Prozent, Fi-nanzdienstleistungen, Kreuzschifffahrt und Behörden übernehmen den Rest. Was ist das Erfolgsrezept von DESKO? Bruno Geyer ist überzeugt: „Unser Erfolg ist der Erfolg des gesamten Teams, nie die Leistung eines Einzelnen“. Werner Zahn ergänzt: „Mit dem Siegel ¸Made in Ger-many´ verbinden die Menschen weltweit auch noch heute Qualität, Technik und Verarbeitung auf höchstem Niveau. Das ist unser großer Vorteil. Es gibt noch vie-le mögliche Innovationen. Die moderne Technik bietet ungeahnte Chancen.“

Erfreut zeigt sich auch Sparkassen-chef Wolfgang Hetz: „Wir sind Partner zahlreicher erfolgreicher Unternehmen hier in der Region Bayreuth. Die Firma DESKO übernimmt dabei sicherlich eine Leuchtturmfunktion. Mit der Betreuung durch die Sparkasse wollen wir weiterhin begleiten und unterstützen.“

DESKO bietet interessante Arbeitsplät-ze und sucht gezielt junge Akademiker aus der oberfränkischen Region. Als weltweit tätiges und stetig wachsendes Unterneh-men sind Geyer und Zahn immer an ge-eigneten Fachkräften zur Stärkung des gesamten Teams interessiert.

Fakten

• 1991 Unternehmensgründung in Creußen

• 1995 Umzug nach Bayreuth• 2006 Gründung von DESKO LC,

Florida• 2013 Gründung von DESKO Pte. Ltd.,

Singapur• 50 Mitarbeiter• Ca. 11 Millionen Jahresumsatz• mehr als 250.000 installierte Geräte

weltweit

„Mit dem Siegel ¸Made in Germany´ verbinden die Menschen weltweit auch noch heute Qualität, Technik

und Verarbeitung auf höchstem Niveau.“Werner Zahn

Geschäftsführer

Dokumentenlesegeräte, Zutrittssysteme oder digitale Formularbearbeitung: Die Firma DESKO hat die Nase vorn

Innovation trifft Finanz-Know-how, (von rechts):Werner Zahn und Bruno Geyer, Geschäftsführer DESKO, Vor-standsvorsitzen-der Wolfgang Hetz und Firmen-kundenberater Matthias Rode-rer, Sparkasse.Foto: Wittek

DESKO Tablet Kiosk® im Einsatz beim Fachdienst Straßenverkehr Landkreis Fulda. Hier wird der DESKO Tablet Kiosk® unter anderem für die Kfz-Zulassung oder den Führer-scheinantrag genutzt.

Technik aus Bayreuth erobert die Welt

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Die Wirtschaft

Wie die Strompreise klettern und fallen, weiß einer ganz genau: Stefan Arnold, Vorstandsvorsitzender der Ispex AG. Foto: Wittek

Immer in den StartlöchernDie Ispex AG besorgt Unternehmen günstig Strom und Gas – Marktentwicklungen ständig im Auge

Wer als Unternehmer erfolg-reich seinwill, braucht nichtnur eine gute Idee und einen

langen Atem. Beides muss er zum richti-gen Zeitpunkt haben. Die Gründer derIspex AG waren ihrer Zeit im Jahr 1999voraus, als sie ihre Geschäftsidee hatten.Sie wollten eine Online-Auktionsplatt-form gründen, auf der Industrieunter-nehmen günstig Strom und Gas einkau-fenkönnen. „DawarderMarktnochnichtso weit“, sagt der heutige Vorstandsvor-sitzende Stefan Arnold. Sieben Jahrespäter war der Markt dann reif und dieGeschäftsidee wurde wieder zum Lebenerweckt. Daraus wurde DeutschlandsBranchenführer Ispex, ein BayreutherUnternehmen mit einer Zweigstelle inHannover, mit 45 Mitarbeitern und dreiMillionenEuroJahresumsatz.

Ispex sorgt nicht nur dafür, dass beienergieintensiven Unternehmen Stromund Gas aus der Leitung kommt. Die ge-lieferte Energie soll möglichst günstigsein. „WirklärenmitunserenKundenerst

einmal die Rahmenbedingungen“, sagtVorstandsvorsitzender Arnold. Die Kun-den, das sind mittlerweile 1600 Unter-nehmen in ganz Deutschland mit 6000Lieferstellen. Wichtig ist nicht nur zuwissen,wie viel StromundGas gebraucht

wird, sondernauch:FindetderVerbrauchbei Tag oder bei Nacht statt? Vormittags,mittags oder nachmittags? Und für wel-chen Zeitraum sollen Strom und Gas ein-gekauft werden? Ein halbes oder ein gan-zes Jahr, vielleicht auch zwei Jahre?Und:Sollmanjetzt schonStromundGasfürdiekommendenJahrekaufen?

Bei all diesen Fragen kommt die Bera-tung durch die Fachleute von Ispex insSpiel. Denn das alles hat Einfluss auf denPreis, den der Kunde am Ende zahlt. Wiein einer Aktie an der Börse stecken eineganze Menge Erwartungen und Hoff-nungen imEnergiepreis.Wie geht es zumBeispiel mit der Ukraine-Krise weiter?Wird Russland auch künftig noch günsti-ges Gas nach Europa liefern? Stefan Ar-nold, der inBayreuth Jura studiert hat, istzum Energieexperten geworden, der denMarkt ganz genau im Auge hat. Er spürtmit seinem Expertenteam Trends auf,analysiert sie und gibt sein Wissen seitgeraumer Zeit in einem Newsletter wei-ter, der immer öfter auch in den einschlä-gigen Wirtschaftsmedien Beachtung fin-det. „Wir haben eine extrem gute Markt-übersicht undwissen ganz genau,welchePreise möglich sind“, sagt Arnold. „Es isterstaunlich, wie viele Berater unserenNewsletterabonnieren.“

Dieses Wissen fließt in die Ausschrei-bungen ein, die schließlich auf der On-

„Unternehmen, dieüber steigende

Energiepreise klagen,machen was falsch.“

Stefan Arnold,Vorstandsvorsitzender der Ispex AG

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Die Wirtschaft

line-Auktionsplattform von Ispex lan-den. Auf Bieterseite tummeln sich dortmittlerweile 500 Strom- und Gasliefe-ranten. Die Auktionen flattern direkt beirund 1300 Unternehmenskundenbe-treuern ins Postfach. „Unser System isteinmalig“, sagt Arnold. Eine Auktiondauert nur wenige Stunden. Wer am En-de das günstigste Angebot abliefert, ge-winnt. „So ist gesichert, dass unsereKunden den günstigsten Preis bekom-men, der möglich ist“, erklärt Ispex-Un-ternehmenssprecher Jürgen Scheurer.Kurz nach Auktionsende hat der Kundebereits eine detaillierte Auswertung derAuktion auf dem Tisch. Dann kommt dasVertragsangebot des Auktionsgewin-ners. „Wir prüfen, ob die Bedingungentatsächlich so sind, wie vorher ausge-handelt“, sagtStefanArnold.

Das ist das Kerngeschäft des Bayreu-ther Unternehmens. Aber Stefan Arnoldwäre nicht Stefan Arnold, wenn er mitseinem Team nicht neue Visionen entwi-ckelnwürde. „Zur Zeit sindwir dieHand-werker,diemitdemWerkzeugkommen“,sagt er. Sprich: Ispex bietet die kompletteDienstleistung rund um den Einkauf vonIndustriestrom und -gas. Noch in diesemJahr will Arnold gewissermaßen denWerkzeugverleih eröffnen, der zu seinem

Unternehmen passt. Mit Unterstützungder Spezialisten von Ispex sollen Firmendie Möglichkeit bekommen, Auktionenselbst zu planen und durchzuführen.Ispex liefert dazu die passende Online-Plattform. „Das ist vor allem für kleinereUnternehmen interessant“, sagt JürgenScheurer.

Die nächste Vision, die Arnold geradeumsetzt: ein Energiepreisindex. Bei dem,was Ispexmacht, falleneineganzeMenge

Daten über die Entwicklung der Energie-kosten an. „Die Daten waren da“, so Un-ternehmenssprecher Scheurer. Also wares naheliegend, diese auszuwerten unddaraus einen Preisindex zu entwickeln.Eine Art DAX für die Strom- und Gas-branche. Eine Erkenntnis, die nur fürLaien erstaunlich ist: Der Energiepreis istfür Unternehmen sogar gefallen. BeimStrom ebenso wie beim Gas. „Unterneh-

men, die über ständig steigende Energie-preise klagen,machen irgendwas falsch“,sagtArnold.

Sich auf den Lorbeeren einesMarktfüh-rers auszuruhen, ist nicht die Sache vonIspex. „Wir haben schon das nächstehochinteressante Projekt geplant“, sagtJürgen Scheurer. Es geht um Ökostrom,genauer gesagt um dessen Vermarktung.Geht es nach dem Bundeswirtschaftsmi-nisterium,sollStromausWind,SonneundBiomassedemnächst aus seiner behütetenKinderstubeentwachsenund indenMarktentlassen werden. So sieht es derzeit dieReform des Erneuerbare Energien Geset-zes vor, die die Bayreuther Energiespezia-listenganzgenauverfolgen.

Sollte es tatsächlich so kommen, wiederzeit im Gesetzentwurf geplant, steigtIspex auch in die Vermarktung von Öko-strom ein. „Wenn wir was können, dannist es, den besten Preis zu finden“, sagtStefan Arnold. Die im eigenen Haus pro-grammierte Software hat man schon aufdie neue Marktsituation für den grünenStromangepasst. SobalddieEEG-ReforminKraft tritt, kanndieDirektvermarktungvon Ökostrom sofort losgehen. „DieBranche weiß Bescheid“, sagt Stefan Ar-nold. „Wirsitzen indenStartlöchern.“

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„Wenn wir waskönnen, dann ist es,den günstigsten Preis

zu finden.“

Stefan Arnold

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Page 21: Die Wirtschaft 2-2014

Die Wirtschaft

„Wir sehen kein Crash-Szenario“Vermögenscenter-Chef Stefan Seewald über Zinsen und Börse – Große Angst ist weg

D eutschland im Börsenfieber – 1996. Die T-Aktie kommt. Der Bayreuther Stefan See-wald macht eine Ausbildung zum Bank-

kaufmann in der Sparkasse in Mistelbach. „Der dor-tige Geschäftsstellenleiter war stark im Wertpa-piergeschäft. Das hat abgefärbt“, erzählt Seewald.Der junge Bank-Azubi entdeckt die Börse.

Heute ist Seewald Chef Vermögenscenter der Spar-kasse Bayreuth. 37 Köpfe zählt die Abteilung des 38Jahre alten Bereichsdirektors, der mit seiner Familiein Oberkonnersreuth wohnt. Das Vermögenscenterbetreut die Top-Kunden der Sparkasse, rund 10 600von 116 000. Und wer ist Top-Kunde? Die Grenzensind fließend. Die Depots sind in der Regel sechs-stellig. Es zählt aber auch die Komplexität der An-lageformen und die gesamte Vermögenssituation.

Seewald muss dicht an den Märkten sein. DerKunde erwartet solide Informationen, die eine An-lageentscheidung stützen können. „Der Kunde willimmer größtmögliche Sicherheit“, sagt Seewald.

Aber was bedeutet das? Kann man zum Beispielauch Aktien beimischen?

Aktien und Aktienanleihen werden stärker nach-gefragt als vor zwei Jahren, stellt Seewald fest, alsdie Schuldenkrise noch präsenter in den Köpfenwar. „Die große Angst ist weg.“ Auch die lange an-dauernde Niedrigzinsphase fördere solche „Aus-weichbewegungen“. Die Unternehmen seien solideaufgestellt und erwirtschafteten vernünftige Ge-winne. Und die expansive Geldpolitik der Europäi-schen Zentralbank sorge dafür, dass die Aktien-märkte gut unterfüttert seien. Alles Gründe, die fürdie Aktie sprechen.

Einen tiefen Sturz des DAX sieht Seewald nichtkommen. „Wir sehen kein Crash-Szenario.“ Kor-rekturen könne es aber immer wieder geben. Einmittelfristiger Risikofaktor sei der Rückzug der No-tenbanken aus den Märkten. Trotzdem: Das un-kontrollierte Platzen einer Blase hält Seewald für„eher unwahrscheinlich“.

In der Ausbildungwurde das Inte-resse von StefanSeewald am Wert-papiergeschäftgeweckt.Fotos: Harbach

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Die Wirtschaft

Weil es kaum noch Zinsen gibt, wird auch die Di-videndenrendite für viele Anleger immer interes-santer. Sie hätten auch gelernt, „dass die Aktienach den Einbrüchen 2003 und 2008 langfristigfunktioniert“. Soll heißen: Die Kursverluste wur-den längst wieder ausgeglichen, der DAX nahmneue Höchststände.

Seewald geht davon aus, dass die Zinsen auchdie kommenden zwei, drei Jahre niedrig bleibenwerden. „Die Niedrigzinsphase, die schmerzt.“ Auchdie Banken, die wie ihre Kunden für ihr angelegtesGeld immer weniger Rendite einfahren können. So-lange die Wirtschaft in Südeuropa nicht richtig aufdie Beine kommt, werde die EZB die Zinsen niedrighalten, sagt Seewald. Die Trendwende könnte 2016kommen, wenn die USA ihre Leitzinsen hochfah-ren und auch die EZB ihre Zinspolitik ändert.

Also,was tun auf Sicht von rund drei Jahren?Wel-che Anlagen sind die richtigen? Aktien sieht See-wald „eher positiv“. Mit Zinsen (Bundesanleihenoder ähnliches) sei weiterhin nicht viel zu verdie-nen. Gold biete „leichte Perspektiven“, der Preis seivon seinen Höchstständen zurückgekommen. Im-mobilien seien in Boom-Städten wie München oderHamburg enorm teuer, die Chancen „eher be-schränkt. In Mittelstädten sind noch Chancen vor-handen.“ Gute Anlageperspektiven gebe es auch inden Emerging Markets, die bereits etwas über 50Prozent der globalen Wirtschaftsleistung generie-ren, während die Industriestaaten knapp 50 Pro-zent erwirtschaften. Die junge, stark wachsende Be-völkerung treibt die Wirtschaft in den Schwellen-

ländern. „Und die Welt giert nach Rohstoffen. Woliegen die? In den Emerging Markets.“

KurioseserfahrenVermögensberaterauch.Dawarmal ein Kunde, ein Kostolany-Typ. Kaufen, liegenlassen. Seine VW-Aktien hatte er fast vergessen. Ei-nes Tages dann doch die Frage: Habe ich vielleichtVW-Aktien im Depot? Er hatte. VW und Porschestanden gerade mitten im Übernahmepoker. DieVW-Aktie war explodiert, der Wert im Depot hattesich verzehnfacht. Und der Kunde? „Er hat ver-kauft.“ Roland Töpfer

Stefan Seewaldist Chef desVermögenscentersder SparkasseBayreuth. Der 38Jahre alte Spar-kassen-Betriebs-wirt und Bachelorof Finance arbeitetseit 13 Jahren imWertpapierbe-reich. Seewaldbegann als Azubibei der Sparkasseund ist heuteBereichsdirektor.Er wohnt mitseiner Familie inOberkonnersreuth.(töp)

„Viele Anleger haben gelernt,dass die Aktie nach den Einbrüchen 2003 und 2008

langfristig funktioniert.“Stefan Seewald,

Chef des Vermögenscenters bei der Sparkasse Bayreuth

23#02.2014

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Page 23: Die Wirtschaft 2-2014

Die Wirtschaft

„Die Story stimmt“Warum sich Senivita-Chef Horst Wiesent erneut Geld über die Börse geholt hat

Börse ist anstrengend. Sieben Tage war HorstWiesent im Mai nonstop unterwegs. Road-show für Senivita-Genussscheine. 70 In-

vestorengespräche. Düsseldorf, Hamburg, Luxem-burg, Frankfurt, Berlin. „Das ist schon ein Kraft-akt“, sagt der Chef.

Der Bayreuther Pflegedienstanbieter ist erneutan die Börse gegangen. 2011 platzierte Senivitaals erstes gemeinnütziges Unternehmen eine An-leihe an der Frankfurter Börse. 15 Millionen Euro,die mit 6,5 Prozent verzinst werden. Die Anleihewird 2016 fällig. Auch für Neubauten und Mo-dernisierung der Seniorenhäuser, die auf Alten-pflege 5.0 gebracht werden (Leitbild: Mehr Pri-vatheit und Selbstbestimmung) braucht Wiesentviel Geld. Das bekommt er vor allem von institu-tionellen Anlegern. Vermögensverwaltungen,Fonds, Stiftungen. Die legen 500 000, eine Millionoder zwei Millionen Euro an. „Geld ist ja genugda“, sagt Wiesent.

Mit den neuen Genussscheinen sammelt er biszu 25 Millionen Euro ein, davon bis zu zehn Mil-

lionen Tausch gegen bestehende Genussrechte undbis zu fünf Millionen Tausch gegen Anleihe.

Immer wieder verweist er offen darauf, dass einGenussschein ein Risikopapier ist. „Das ist eine Un-ternehmensbeteiligung. Das kann auch zum To-talausfall führen.“ Senivita sei aber „ein hervorra-gendes Geschäft“. Das Risiko der Anleger wird üp-pig vergütet. Die Genussscheine (Stückelung 1000Euro) werfen acht Prozent Zinsen ab. Sieben Pro-zent Grundverzinsung und ein Prozent gewinnab-hängig. Läuft dasGeschäft schlecht, können die Zah-lungen ausgesetzt werden. „Acht Prozent ist ein ho-her Preis, aber in schlechten Zeiten kann ich die Fir-ma absichern.“ Ganz wichtig für Wiesent: Ge-nussscheine gelten als Eigenkapital.

Die Immobilien seiner Seniorenhäuser will ernicht mieten, sondern kaufen. Bei der Finanzie-rung komme er auf einen Mischzinssatz von rundvier Prozent. Bankdarlehen bekomme er für 1,4bis zwei Prozent. „Weil die Eigenkapitalquote passt.“Die lag zuletzt (2013) bei gut 40 Prozent. Acht Pro-zent Zinsen, wie sie für die Genussscheine gezahlt

Der Eingang insSenivita-Reich:Chef Horst Wie-sent greift zur Fi-nanzierung seinesUnternehmens zuungewöhnlichenMitteln.Foto: Wittek

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Die Wirtschaft

werden, sei gefährlich bei Fremdkapital. „Aber esist Eigenkapital.“

Für Wiesent sind Genussscheine „die bessere Mit-telstandsanleihe“. Gut möglich, meint er, dass dasBeispiel Senivita an der Börse Schule macht und an-dere Mittelständler nachziehen. Der Mittelstandbrauche Eigenkapital, und die Börse hätte ein In-teresse daran, diese Finanzinnovation zum Erfolgzu führen.

Nach dem expansiven Kurs der letzten Jahre seiSenivita „kein Bauchladen mehr“. Wiesent hat dieStrukturen des Unternehmens optimiert und Rech-nungswesen, Controlling, Revision, Risikoma-nagement, Liquiditätsplanung „gewaltig aufgerüs-tet“. Aber: „Wachstum hat seine Grenzen“, sagtWie-sent. „Für mich ist jetzt Stabilität wichtig.“

Seit 2013 hat das Unternehmen 300 Wohnun-gen auf den neuen Standard Altenpflege 5.0 ge-bracht. Eine angemessene Wohnung ist für Wie-sent ein Menschenrecht. Das moderne Konzept fürseine Seniorenhäuser, das mehr individuelle Frei-heit und Selbstbestimmung und weniger Heimat-mosphäre zum Ziel hat, ist der Kern der Senivita-Strategie. „Das ist meine Story an der Börse. Die Sto-ry stimmt.“ Jeder werde mit diesem Thema ir-gendwann konfrontiert. „Da kann sich auch der In-vestor was vorstellen.“ Die herkömmliche statio-

näre Unterbringung hält Wiesent für überholt. „Daskann nicht die Zukunft sein.“

Die aufwendige Aufrüstung der Seniorenhäuserhat in der Bilanz der Senivita Sozial gGmbH ihreSpuren hinterlassen. Im letzten Jahr wurde ein ope-rativer Verlust von gut 800 000 Euro ausgewie-sen. Unterm Strich stand wegen eines außeror-dentlichen Ertrages ein Jahresüberschuss von 1,2Millionen Euro. Die gemeinnützige GmbH ist mit1000 Beschäftigten und gut 28 Millionen Euro Um-satz der Kern der Senivita Gruppe mit rund 1300Mitarbeitern. Die operativen Verluste will Wiesentschnell hinter sich lassen. „Eine Million Gewinnist dringend notwendig.“ Roland Töpfer

INFO

Der Bayreuther Pflegedienstanbieter Senivita geht ungewöhnlicheWege der Finanzierung und hat als erstes gemeinnütziges Unterneh-men über die Börse mit Genussscheinen bis zu 25 Millionen Euroeingesammelt. „Das ist ein Risikopapier“, sagt Geschäftsführer HorstWiesent. In guten Jahren zahlt das Unternehmen acht Prozent Zinsen,in schlechten Zeiten kann es die Zahlungen aussetzen.Genussscheine sind für Senivita besonders interessant, weil sie alsEigenkapital gelten. Senivita betreibt 19 Pflege- und Betreuungsein-richtungen. In Oberfranken hat das Unternehmen Seniorenhäuserin Gefrees, Waischenfeld, Hummeltal, Pottenstein und Pegnitz. töp

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Die Wirtschaft

Schicht für Schicht in die Zukunft3D-Druck für jedermann: Unternehmensgründer Florian Horsch hat viele Ideen

E ine Maschine, mit der man na-hezu jeden Gegenstand aufKnopfdruck herstellen kann –

das klingt nach Science-Fiction. FlorianHorsch lacht: Er produziert auf WunschSchmuckstücke, Spielfiguren, Zahnrä-der, Turbinen und Prothesen. Mit einem3D-Drucker.

Horsch hat zusammen mit StephanWeiß im vergangenen Jahr das Unter-nehmen Hypecask gegründet. Kennen-gelernt haben sie sich beim Gründerfo-rum der Universität Bayreuth. Seitdemhat sich das Unternehmen rasant entwi-ckelt: Zu den Kunden zählen vor allemmittelständischen Unternehmen, Ent-wickler und Künstler. Horsch und Weißverkaufen 3D-Drucker, die sie von Her-

stellern aus der Schweiz und aus Aust-ralien beziehen, und zeigen ihren Kun-den, wie sie die Geräte optimal anwen-den. Florian Horsch: „Für Architektenbietet sich hier eine Riesenchance, denndie haben die 3D-Daten ihrer Projekte so-wieso schon im Haus.“ Auch in der Me-dizin sei 3D-Druck „ein Riesending: Mankann Prothesen extrem schnell an den Pa-tienten anpassen. Der Materialwert ist ge-ring, und der Druck geht viel schnellerund ist akkurater als beim herkömmli-chen Gipsabdruck,“ sagt Florian Horsch.

Die ursprüngliche Idee hinter dem 3D-Druck ist eineMaschine, die sich selbst re-produziert. Also doch Science-Fiction?Die Technik ist an sich relativ simpel:„Stellen Sie sich eine Heißklebepistolevor, durch die ein Kunststoffdraht ge-schoben wird,“ sagt Horsch. Ein wenig

anspruchsvoller ist es aber dann doch.Denn bevor man ein Erzeugnis aus demDrucker in der Hand halten kann, müs-sen die Druckdaten in einer Konstrukti-onssoftware dreidimensional aufbereitetwerden. In einer sogenannten Slicing-Software bestimmt man Schichtstärken,

Drucktemperaturen und Geschwindig-keiten sowie eine Vielzahl weiterer Pa-rameter. Der Drucker legt dann hauch-dünne Schichten übereinander, bis dasgewünschte Produkt „wächst“.

Für eine 20 Zentimeter hohe Vase be-nötigt das Gerät um die acht Stunden.

Schicht für Schicht entsteht eine neue Welt – 3D-Druck ist für Firmengründer FlorianHorscheinGeschäftmitZukunft:billig,schnellundressourcenschonend. Fotos:Wittek

„Man kann Prothesenextrem schnell an denPatienten anpassen.Der Materialwert ist

niedrig.“Florian Horsch,

Mitbegründer des UnternehmensHypecask in Bayreuth

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Page 26: Die Wirtschaft 2-2014

Die Wirtschaft

Im Vergleich zur herkömmlichen Her-stellung von Prototypen oder Modellenist das schnell, außerdem spart man sichWerkzeugkosten. Bei traditionellen Ver-fahren wird das endgültige Werkstückaus einem massiven Block gefräst – dasdauert und produziert viel Abfall. Beim3D-Druck wird nur das Material benö-tigt, aus dem das Modell besteht.

Je nach Anwendungszweck gibt esverschiedeneDruckverfahren: VomSandbis zu geschreddertem Abfall und Edel-metallen eignen sich diverse Materialienals „Tinte“. Die korrekte Bezeichnungder „Tinte“ lautet übrigens Filament.

Das Hypecask-Team sieht seine Auf-gabe nicht nur darin, seine Kunden mitder modernsten Technik auszustatten.Stephan Weiß und Florian Horsch ex-perimentieren auch mit der Herstellungvon Filamenten: „Unsere große Visionist es, aus Müll Neues zu machen,“ sagtFlorian Horsch. Der 27-Jährige ist sicht-lich begeistert, redet flüssig und lässteher beiläufig immer wieder Zukunfts-pläne ins Gespräch einfließen. 3D-Druckist für ihn nicht nur schnell und billig,sondern auch ein ressourcenschonendesVerfahren. Irgendwann, so stellt er essich vor, kauft man bestimmte Dingenicht mehr, sondern erwirbt nur noch ei-nen digitalen Bauplan und druckt das be-nötigte Gerät kurzerhand selbst aus.

Florian Horsch hat seine Visionen undIdeen unter dem Titel „3D-Druck für al-le“ in einem Buch zusammengefasst(Hanser Verlag, 315 Seiten, 29,99 Eu-ro), das „richtig gut läuft“. Nicht schlechtläuft nach seinen Angaben auch das Un-

ternehmen Hypercask. Aktuell denkenHorsch und sein Partner über eine Ver-größerung des Teams nach: „Wir su-chen Programmierer.“ Das Netzwerk derbeiden jungen Gründer ist offenbar dichtgewebt. Der Unternehmer ChristianWedlich stellt ihnen günstig Firmen-räume in der Ludwig-Thoma-Straße zurVerfügung, an der Uni gab’s Grün-dungsberatung. „Wir haben den Anfangaus eigener Kraft gestemmt, kommenohne Venture-Kapital aus und sind jetztprofitabel.“ Von Turbowachstum aufKredit halten weder Weiß noch Horschetwas. Die derzeitigen Expansionspläneseien dem Wettbewerb geschuldet. IhrProdukt ist High-Tech, aber die Grün-dung ist Low-Tech, sagtHorsch. Ihm fehltin Bayreuth ein bisschen Gründer-Men-talität. Ideen, die sich schrittweise ent-wickeln dürfen: „Es wäre schön, wenn ei-nem an der Uni die Angst vor dem Grün-den genommen würde,“ sagt er. Bei vie-len Start-Ups werde von vornherein dieMesslatte sehr hoch gelegt: „Wir brau-chen aber kein Hochglanz-Gebäude, oftgenügt die sprichwörtliche Garage, umein Geschäft ins Leben zu rufen.“

Es gebe in Bayreuth viele Menschen,die Gründern helfen könnten, ist Horschüberzeugt. Ihm schwebt zum Beispiel einGründertreffen vor, bei dem man unge-zwungen Ideen austauschen und krea-tive Menschen kennenlernen kann. Auchviele der leer stehenden Gebäude in derStadt könnten sinnvoll genutzt werden:„So lange kein Konzept da ist, könnteman hier Gründer reinlassen.“

Norbert Heimbeck

3D-Druck kennt kaum Einschränkun-gen. Florian Horsch zeigt Kunstwerke:AlienvonPaulBraddockundColonelvonOlaSundberg,StatuenundSpielfiguren.

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Auch ein Festspielhaushat mal klein begonnen!

Page 27: Die Wirtschaft 2-2014

Die Wirtschaft

Was hier gefrästwird, findet sichbald in einer Lu-xusjacht wieder.Ein Geschäft,in dem Verschwie-genheit oberstesGebot ist.Fotos: Wittek

Des Schreiners SpagatHeidenreich stattet Luxusjachten aus, arbeitet aber genauso gern für „normale“ Kunden

I rgendwann reifte bei Günter Heidenreich dieErkenntnis: „Gegen Baumärkte und die Ra-battschlachten der Möbelmärkte haben wir

keine Chance.“ Und daraus entstand die Schluss-folgerung: „Wir wollen und können nicht die Bil-ligsten und Schnellsten sein, wir wollen etwas Be-sonderes bieten. Der Anfang eines keineswegs leich-ten Wegs für eine Schreinerei, die 1924 gegründetwurde, in dritter Generation in Familienbesitz ist,und damit natürlich entsprechend traditionsbehaf-tet. Doch Heidenreich geht diesen Weg und wird inseinen für den Schritt ausschlaggebenden Be-fürchtungen bestätigt – als nämlich die große Bran-

chenbereinigung beginnt und massenweise kleineWald-und-Wiesen-Betriebe verschwinden. Und erhat Glück. Weil er bei einem „Ausflug“ nach Mün-chen, wo er mit sechs Kollegen einen gemeinsamenMarktauftritt initiiert, zwar „ordentlich Lehrgeld“bezahlt, aber auch unbezahlbare Kontakte knüpft.Noch heute macht der Betrieb von seinem StandortGesees nahe Bayreuth aus ein Drittel seines Um-satzes in und um München.

Einer dieser Kontakte öffnet dem Unternehmerdie Tür zu einer ganz neuen Welt – der Welt der Su-perreichen. Denn die mögen offenbar bodenstän-diges Handwerk, wenn es mit dem besonderen Pfiffdaherkommt. Anders jedenfalls kann es sich Hei-denreich nicht erklären, dass er und seine Mitar-beiter seit einigen Jahren immer wieder dabei sind,wenn der Innenausbau großer Jachten ansteht –und zwar der Super-Luxusjachten, wie sie zum Bei-spiel Scheichs und russische Milliardäre in Auftraggeben. Konkreter darf Heidenreich nicht werden,bloß keinen Namen nennen. Er hat restriktive Ver-schwiegenheitserklärungenunterschrieben.Dochsoviel darf er sagen: Es handelt sich um die Art von

„Wir sind zwar einen neuen Weggegangen. Aber unsere Arbeit hat auch

noch viel mit Tradition zu tun,weil wir Unikate schaffen.“

Günter Heidenreich,in dritter Generation Chef der gleichnamigen Schreinerei

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Page 28: Die Wirtschaft 2-2014

Die Wirtschaft

Schiffen, die schon mal einen ordentlichendreistelligen Millionenbetrag kosten.

Dass es da um exklusive Materialien geht,um Sonderwünsche, um hohe Qualität unddamit hohe Anforderungen an die Mitar-beiter, das versteht sich von selbst. „Sehr in-teressant“ nennt Heidenreich die Gesprächemit den Unterhändlern der Superreichen,wenn es darum geht, wie die Innenvertäfe-lung, wie ein Tisch oder ein Nachtkästchenfür eine Kabine auf so einer Jacht aussehensoll. Oder wenn die Abnahme mit Kontrol-len bis ins letzte Detail ansteht.

Auch um solche Projekte überhaupt stem-men zu können, hat Heidenreich in den ver-gangenen drei Jahren rund eine Million Eu-ro in seinen Maschinenpark investiert. In ei-ne 5-Achs-CNC-Fräsmaschine zum Beispieloder eine Säge, die auf den Hundertstelmil-limeter genau arbeitet. Bis zu 250 000 Eurokann eine einzelne Maschine schon kosten.

Mit dem Holzverschnitt aus der Schrei-nerei wird dann übrigens die Heizung für al-le Betriebsgebäude betrieben. Ebenso einBeitrag zum Umweltschutz wie die Tatsa-che, dass nach Möglichkeit Holz aus der Re-gion verarbeitet wird.

Doch auch die Belegschaft wurde aufge-stockt, von 15 im Jahr 2013 auf heute 21.Und Heidenreich braucht gute Leute. Sol-che, die die teuren und anspruchsvollen Ma-schinen in der Werkstatt bedienen können.Aber auch solche, die die Programme schrei-ben, nach denen die Kundenwünsche aufden Maschinen umgesetzt werden. Weil es

sich fast ausschließlich um individuelle Maß-anfertigungen handelt. Alle werden sie in Ge-sees hergestellt und dann vor Ort eingebaut.Beim Kunden um die Ecke oder eben auf ei-ner Jacht in Rotterdam, Hamburg, Bremenoder auch La Spezia. Mindestens ein Mitar-beiter ist dabei immer vor Ort, um die Ar-beiten zu leiten. Schließlich soll beim Ein-bau nichts mehr schief gehen.

700 000 Euro Umsatz kann ein solcher Ein-zelauftrag bringen, doch Heidenreich betont:„Wir sind jetzt nicht die Luxustruppe wegender Jachten. Wir machen auch einen Servicebei unseren treuen Kunden in der Region für150 Euro.“ Aber: „Natürlich profitieren wir,wenn unsere Leute solche besonders an-spruchsvollen Aufträge ausführen. Weil siedas dann eben einfach können. Und das wirktsich auch positiv auf den Rest aus.

Und dieser „Rest“, der immer noch dieMehrzahl der Erlöse bringt, das ist ebenfallsMaßarbeit, so Heidenreich – wenn auch inZusammenarbeit mit namhaften Zuliefe-rern, die zum Beispiel Maßschränke (Cabi-net) oder Innenraumtüren und Glasfronten(Jasko) beisteuern, die dann von den Ge-seesern nach Wunsch montiert und ergänztwerden. Und dazu passen dann individuelleMöbel aus der Hand seiner Mitarbeiter, sodass Heidenreich resümiert: „Wir sind zwareinen neuen Weg gegangen. Aber unsere Ar-beit hat auch noch viel mit Tradition zu tun,weil wir Unikate schaffen.“ Für die die Kun-den dann bereit sind, einen etwas höherenPreis zu zahlen. Stefan Schreibelmayer

Günter Heidenreich an einem Schreibtisch aus der eigenen Schreinerei. Wir schaffen Uni-kate, sagt er. Foto: Wittek

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Page 29: Die Wirtschaft 2-2014

Die Wirtschaft

Diese keramischen Aktivkohlefilter sind so leistungsfähig, dass sie unter anderem in Reinräumen der Halbleiterindustrie zum Ein-satz kommen. Fotos: Wittek

Wenn’s rein sein mussFilter von Helsa kommen in der Medizin ebenso zum Einsatz wie in der Hightech-Industrie

V iele Unternehmen wären froh,wenn sie mit einem ihrer Pro-dukte die Marktführerschaft

hätten. Helsa gelingt das gleich mit meh-reren. Bekannt sind die Gefreeser alsHersteller von Schulterpolstern, schließ-lich sind sie hier Weltmarktführer. Al-lerdings: Hergestellt werden diese schonlange nicht mehr in Oberfranken. Nurnoch die Geschäftsführung und einigeVerwaltungsstellen sind am Firmensitzangesiedelt.

Ganz anders der Bereich der techni-schen Produkte. Hier sind zwar nur 150der weltweit rund 1000 Mitarbeiter be-schäftigt, die aber alle in Gefrees und et-wa ein Drittel in der wichtigen Ent-wicklung. Functional Coating heißt die-ser Unternehmensteil, und er wird im-mer wichtiger für Helsa, sagt Ge-schäftsführer Rainer Ernst. Immerhin 18Millionen Euro hat er 2013 zum Grup-

penumsatz von 41 Millionen Euro bei-getragen – mit zum Teil hochspeziali-sierten Produkten, vor allem Filterme-dien. „Wir tummeln uns in Nischen, indenen wir zum Teil Weltmarktführersind“, sagt Ernst. Und so finden sich Hel-sa-Produkte in Autos, in Gaszählern, inmedizinischen Hilfsmitteln, in High-tech-Fabriken oder auch im Haushalt.

Dass dabei kleine Teile eine großeWir-kung haben können, zeigt ein geradedaumennagelgroßer Geruchsfilter, denHelsa mehr als 100 Millionen Mal imJahr verkauft. Er wird in Auffangbehäl-tern für Stoma-Patienten verbaut, alsofür Menschen mit künstlichem Darm-ausgang. Kontrolliert entweichende Ga-se und vor allem ihr Geruch werden soneutralisiert. Gleiches System, andererEinsatzbereich: Auch für sanitäre Anla-gen, Mülleimer oder Windeleimer gibtes Geruchsfilter aus Gefrees. „Wer weiß,

zu welchen Geruchsbomben sich Win-deleimer entwickeln können, der weißunseren Filter zu schätzen“, sagt Ernstmit einem breiten Grinsen.

Doch nicht nur Gerüche halten die Fil-ter von Helsa zurück. Auch in Räumen,in denen die Luft besonders rein seinmuss, werden sie eingesetzt. So etwa imEDV-Zentrum des US-HandelsriesenWalmart oder in der Reinraum-Produk-tion bei bekannten Konzernen wie Sam-sung, Motorola, Intel, Wacker Chemieoder Infineon. „Wir müssen wohl ganzgut sein, wenn Kunden mit solchen An-sprüchen unsere Produkte nutzen“, sagtErnst mit unverhohlenem Stolz.

Dass am Ende nirgends Helsa drauf-steht, dass also letztlich kein Endver-braucher sieht, welchen Anteil die Ge-freeser am Gelingen haben, ist für Ernstkein Problem. „Für unsere Kunden sindwir als Zulieferer eine sehr starke Mar-

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Page 30: Die Wirtschaft 2-2014

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Bamberg, Bayreuth, Hof

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Die Wirtschaft

ke“, sagt der Geschäftsführer, und diefür das Marketing verantwortliche ElkeHühnel ergänzt: „Unsere Produkte sindimmer unsichtbar, aber unverzichtbar.“

Das gilt auch für einen weiteren Be-reich, in dem Helsa den Markt anführt –bei Membranen für Gaszähler. Die sindhoch reißfest und sorgen im Gerät dafür,dass der Verbrauch exakt ermittelt wird.„Und zwar bei allen Bedingungen, egalunter welchem Druck, egal bei welcherTemperatur“, sagt Vertriebsleiter OlafSchmolinski. Rund zehn Millionen Malverkauft er diesen Garanten dafür, dassdie Verbraucher exakt so viel Gas bezah-len, wie sie auch verbrauchen.

Die Suche nach immer neuen Nischenist bei dem Unternehmen, das rund 350aktive Kunden vor allem in Deutschlandund der EU, aber auch weltweit hat, Pro-gramm, sagt Ernst: „Damit sind viele un-serer Mitarbeiter tagaus tagein beschäf-tigt.“ Offenbar mit Erfolg, denn die neu-este Innovation hilft dabei, Autos um-weltfreundlicher zu machen. Tief im In-nern desMotors verhindere ein Helsa-Fil-ter, dass Reste unverbrannten Benzinsentweichen können, erklärt Ernst. Dashelfe derzeit vor allem den Herstellernin den USA, die dortigen strengen Ab-

gasnormen einzuhalten. Alles Innovati-onen, bei denen auch die Konkurrenzgerne wüsste, wie sie funktionieren.

„Wir haben schon Know-how zu ver-teidigen, müssen in manchen Bereichenverschwiegen sein“, sagt Ernst. Auchdeshalb sei es von Vorteil, dass die Be-

legschaft sehr treu ist. Allerdings ist esam Fuße des Fichtelgebirges nicht im-mer ganz einfach, neue Mitarbeiter odergeeigneten Nachwuchs zu rekrutierten.Angesichts des auch von Gesellschafte-rin Monika Sandler gewünschten orga-nischen Wachstums sei man aber auchnicht ständig exorbitant auf der Suche,sagt Ernst. Produktionsspitzen würdendurchaus auch schon mal mit Leihar-beitern aufgefangen, von denen dannimmer mal wieder welche fest ange-stellt werden.

Auf Sicht soll der Bereich FunctionalCoating bei Helsa, zu dem noch techni-sche Textilien wie schwer entflammbareStoffe für Flugzeuge gehören, in etwaso umsatzstark werden wie die Schul-terpolster. Breit aufgestellt zu sein, ge-höre heute zur Unternehmensphiloso-phie, „nachdem wir vor gut zehn Jahrenein Sanierungsfallwaren“, so Ernst. Dochseit 2006 wachse das Unternehmen wie-der profitabel, könne sich heute auf ei-nen hohen Eigenkapitalanteil stützen.Was wiederum erlaube, nun schon seitmehreren Jahren aus laufenden Erträ-gen rund eine Million Euro pro Jahr zuinvestieren. Um noch mehr Marktführerzu produzieren. Stefan Schreibelmayer

HELSA

1947 gründete Helmut Sandler dieFirma Helsa, stellte auf einer altenNähmaschine die ersten Schulter-polster her. 1952 entstand der heuti-ge Firmensitz in Gefrees. Schnellwurde die Produktion auch auf ande-re Standorte zunächst in Deutsch-land und dann weltweit ausgedehnt.In Gefrees werden schon länger kei-ne Schulterpolster mehr produziert.In den 80er-Jahren kamen zur Pro-

duktpalette technische Artikel wieFiltermedien und Membranen hinzu.2013 steuerte dieser ständig wach-sende Unternehmensteil 18 MillionenEuro zum Gruppenumsatz von 41 Mil-lionen Euro bei. Insgesamt beschäf-tigt Helsa weltweit rund 1000 Men-schen – davon 150 im technischenBereich und diese alle in Gefrees. StS

Gefaltete Aktivkohle-Filtermatten werden zurechtgeschnitten. Sie werden unter anderem in Klimaanlagen verwendet.

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Page 33: Die Wirtschaft 2-2014

Die Wirtschaft

Ein Kran für jeden PlanB.I.V. hat das richtige Bau-Werkzeug in allen Größen – Bagger mieten ist der Trend

Baugeräte lösen bei vielen Menschen einKribbeln imBauchaus.Nichtumsonststehendie Kiebitze an den Bauzäunen der Republik

und sehen zu, wie Erde bewegt wird. Wie Altes weg-gerissen, Neues modelliert und Stein für Stein auf-gebaut wird. Bagger, die mühelos mit einem Schau-felhieb Tonnen von Erde aus dem Boden holen. Diedabei GPS-gestützt auf den Millimeter genau arbei-ten, umdieKosten fürAushubundFüllmaterial nichtin die Höhe zu treiben. Kräne mit bis zu 50 MeterAusladung. Muldenkipper, neben denen Menschen

wieZwergeaussehen.OderderMinibagger,mitdemman als Privatmannmal schnell seine Drainage umsHaus ausbaggern kann, ohne sich Blutblasen vomSchaufelstiel zu holen. Auf den Baustellen in Nord-bayern, in Thüringen und Sachsen haben viele Bau-maschinen einen Aufkleber mit drei grünen Buch-staben: B.I.V. – in der Langfassungbedeutet dasBau-und Industriegeräte-Vertriebsgesellschaft. Ein Un-ternehmen,dasseinenHauptsitzamBindlacherBerghat. Und das Jahr für Jahr rund 40 Millionen EuroUmsatz macht. Ein Familienbetrieb, der 1985 „ei-gentlich aus einer Notsituation entstanden ist“, wieChristian Steinlein (39) sagt. Christian SteinleinsVater Franz (67) ist zusammen mit Walter PirzkallGründer des Unternehmens, das eine sehr erfolgrei-cheEntwicklunghingelegthat.

Pirzkall und Steinlein waren Angestellte einesgroßen Bayreuther Baumaschinenhändlers, der1985 in die Insolvenz ging. „Pirzkall war Niederlas-sungsleiter,meinVater Baumaschinen-Monteur undVerkäufer. IhrGedankewar:Anuns lag esnicht, dasswir pleitegegangen sind“, sagt Christian Steinlein.Sie gründen die B.I.V. in der Ritter-von-Eitzenber-ger-Straße – ohne gleich mit einer namhaften Bau-maschinenvertretung zu starten. „Sie habenMaschi-nen repariert und damit gehandelt.“ Ein Jahr späterkommt der japanische Hersteller Kubota mit einem

Hoch hinaus:Die B.I.V. amBindlacher Berghat allein 90 Krä-ne im Bestand –zur Miete fürBauunternehmen.„Miete ist dieZukunft“, sagtGeschäftsführerChristianSteinlein.Fotos: Waha

Franz Steinlein(67) hat den Be-trieb, der heute40 Millionen Euroumsetzt, 1985gegründet.

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Page 34: Die Wirtschaft 2-2014

Die Wirtschaft

inDeutschland gebautenProdukt auf denMarkt, daseine absolute Nischen-Maschine war: demMinibag-ger. „Heute sind Minibagger von keiner Baustellewegzudenken“, sagtSteinlein.

DieMinibagger erfreuen sicheinesgroßenZulaufsder Bauunternehmen – B.I.V. wächst. Und wächst.Und braucht schon nach einem Jahrmehr Platz. Denfindet das Unternehmen in Wolfsbach im ehemali-gen Sägewerk Franz. Dort, wo jetzt das Bauunter-nehmen Pöhner seinen Sitz hat. Denn auch die Flä-che inWolfsbach hat nur Reserven für weitere zwölfJahre. „Seit 1998 sind wir im ehemaligen Handwer-kerhof der US-Army am Bindlacher Berg und habendort auf rund 15 000 Quadratmetern genug Entfal-tungsmöglichkeiten – und vor allem auch wieder ei-nenAutobahnanschluss inderNähe“, sagtSteinlein.

Dass B.I.V. vom zunächst regional tätigen Unter-nehmen einen rasanten Sprung gemacht hat, liegtlaut Steinlein im Rückblick an mehreren Ursachen:„Nach der Grenzöffnung hat die Nachfrage ausSachsen und Thüringen sprunghaft zugenommen.Deshalb haben wir 1992 und 1993 auch unsere ers-ten beiden Niederlassungen in Crimmitschau undSaalfeld eröffnet.“ Der nächste Schub kommt durchdie Insolvenz des für Oberfranken und Teile Thürin-gens und Sachsens zuständigen Liebherr-Händlers.„Liebherr, der Mercedes unter den Baumaschinen“,wie Steinlein die in dem charakteristischen Gelbtonlackierten Geräte nennt. B.I.V. bekommt die Vertre-tung für die Tiefbaumaschinen und – ganz wichtig –die Kräne. „Eine enorme Herausforderung“, sagtSteinlein. Denn aus drei Standorten werden so in-nerhalb kurzer Zeit zehn. B.I.V. muss in der Fläche

präsent sein – die Männer vom Bau brauchenschließlich Anlaufstellen in der Nähe, um sich mitdem entsprechenden Gerät eindecken zu können.Schnell eindecken zu können. „Denn das Bauge-schäft ist sehr zyklisch. Abhängig von derWitterung,vonderKonjunktur.“

Deshalb ist das Geschäft mit den Baumaschinenein Geschäft, das an einem vergleichsweise dünnenSeil baumelt. 2009, als die Wirtschaft einbrach, „ha-ben vieleHändler Schwierigkeiten bekommen“, sagtSteinlein.B.I.V.nicht.DennderFamilienbetriebbautauf einem breiten Fundament. „Neben dem Verkaufder Maschinen habenwir früh auch auf den Vertriebvon Baugeräten und Werkzeug gesetzt. Alles, waskeinen Stiel hat, können die Leute bei uns hier imBaushop kaufen.“ Und dazu Geräte für die Verdich-tung des Erdreichs, Baustellen-Absperrtechnik, Ver-messungsgeräte, Stromerzeuger. Der Spezialbedarf,

Bagger-Ballett:Die großen Gerätevon Liebherr nenntChristian Steinlein„den Mercedesunter den Bauma-schinen“. Baggerkosten leicht biszu einer halbenMillion Euro.

Christian Steinlein(39) ist seit 2004im Unternehmen,seit 2008 Ge-schäftsführer mitseinem Vater.

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Page 35: Die Wirtschaft 2-2014

Die Wirtschaft

bei dem nicht nur Bob, dem Baumeister, die Augenübergehen, reichtbiszumBaustellencontainer.

Das dritte Standbein von B.I.V. nimmt über dieJahre an Muskulatur zu – entwickelt sich zum sta-bilsten Umsatzbringer: der Mietpark. „Nahezu jedesGerät habenwir alsMietmaschine da. Von der Tisch-kreissäge bis zum 50-Tonnen-Bagger oder zumHochbaukran mit 50 Metern Ausladung.“ 3000 Ge-räte, sagt Steinlein, sind am Bindlacher Berg und inden Niederlassungen von Bamberg bis Freiberg undvon Weiden bis Jena stationiert. Darunter rund 130Minibagger, etwa 120 Liebherr-Tiefbaugeräte, 90Kräne. Anschaffungswert: rund 30 Millionen Euro.Und keines älter als zwei Jahre, mit Ausnahme derKräne. „Jede Niederlassung hat Zugriff auf jedes Ge-rät.“Was nicht vorrätig ist, wirdmit eigener LogistikinnerhalbkürzesterZeit vonAnachBgebracht.Auchdazu braucht es zum Teil spezielle Fahrzeuge, spezi-elle Genehmigungen zumTransport und hoch quali-fizierte Mitarbeiter. Fünf große Lastwagen sind beiB.I.V. im Einsatz, können Kräne mit einer Länge von

bis zu 25 Metern und einem Gewicht von bis zu 60Tonnenfahren.

Die beiden Standbeine Baugeräte und Mietparkwachsen laut Steinlein am stabilsten. „Miete ist dieZukunft. Der Anteil steigt stetig. Im Kranbereich bei-spielsweise liegt der Mietanteil bei 80 Prozent. DerKunde, der einen Kran kauft, ist die absolute Selten-heit.“ Etwa die Hälfte aller Maschinen, die B.I.V. beiden Herstellern abnimmt, wandere direkt in denMietpark.DerKunde, sagtSteinlein,profitierebeiderMiete vonMaschinen davon, dass er jungeGeräte be-komme, die „gut ausgestattet und gewartet sind unddie kaum Ausfallzeit haben“. Außerdem könne derKunde jedes Gerät aus derMiete heraus kaufen – ihmwerde der Mietpreis auf den Kaufpreis angerechnet.Worauf die Steinleins besonders großen Wert legen,ist der Vorrat an Anbauteilen für die Bagger und dieanderen Baumaschinen. Das Lager ist für nahezu je-den Einsatzzweck gerüstet. „Wir haben an sich jedenLöffelhier,dendieLeutebrauchenkönnten.“

Bei den 145 Mitarbeitern – 45 allein am StandortBindlach – gebe es vergleichsweise geringe Fluktua-tion. 70Mitarbeiter sind für den Service der Maschi-nen zuständig, mit mobilen Werkstätten, die immerauf dem aktuellen Stand gehalten werden. „DieFahrzeuge tauschen wir im Schnitt alle drei Jahreaus“, sagt Steinlein. „Wir arbeiten in einem ziemlichspezialisierten Bereich. Das geht nur über eine spezi-elleAusbildung“, sagtSteinlein.

Und wie die Kiebitze am Bauzaun brauchen auchdie Mitarbeiter, die sich bei B.I.V. zu Mechanikernoder Kaufleuten ausbilden lassen, diesen Bau-Virus,die Begeisterung für die großen Maschinen, die vielbewegen. Wen das bewegt, der bleibt. „In den ver-gangenen zehn Jahren haben wir alle Azubis über-nommen.“ EricWaha

Löffel-Lager: JederEinsatz erforderteine andereSchaufel. Löffelnennen die Leutevom Bau dieschweren Stahl-teile, die viel Erdeabtragen können.

Ein Liebherr-Bag-ger der erstenGeneration. Dermacht heute amBau keinen Stichmehr. Zeit istGeld.

34 #02.2014