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Aufmüpfig seit 1945 Das Magazin des Österreichischen Wirtschaftsverlags 1-3 2015 Es reicht! Warum das Leben kein Ponyhof ist. Was KMU übel aufstößt und was sich jetzt ändern muss! P.b.b. Zul.-Nr. GZ 02Z030737 M Österr. Wirtschaſtsverlag, Grünbergstr. 15, 1120 Wien, Retouren an PF 555, 1008 Wien, Postnummer 1

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die Wirtschaft, Wirtschaftsverlag, Stefan Strzyzowski, Daniel Nutz, Haselsteiner, KMU, Logistik

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Aufmüpfig seit 1945

Das Magazin des Österreichischen Wirtschaftsverlags

1-32015

Es reicht!Warum das Leben kein Ponyhof ist.Was KMU übel aufstößt und was sich jetzt ändern muss!

P.b.b. Zul.-Nr. GZ 02Z030737 M Österr. Wirtschaft sverlag, Grünbergstr. 15, 1120 Wien, Retouren an PF 555, 1008 Wien, Postnummer 1

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Es gibt ein paar Dinge, die gleichzeitig grauenvoll und ganz großartig sein können. Experimentelles Sushi zum Beispiel,

Herrenhüte, Literaturverfilmungen und dann natürlich Skihütten. Draußen ist es saukalt, und drinnen hat es immer mindestens 35 Grad, die Musik ist jenseits von Gabalier, und das Personal spricht entweder Ungarisch oder einen Dialekt, der sich beim besten Willen nicht zuordnen lässt. Ich tippe stets auf deutsche Saison-arbeiter, die bei Humboldt den „Bergfex, Teil 1“ gemacht haben. Das Highlight ist aber zweifelsohne die Speisekarte. Jedes Gericht hat mindestens 1.500 kcal, ist braun und schmeckt intensiv nach Schwein – auch wenn es sich um Pute oder Rind handeln soll. In Ermangelung an Alternativen muss man sich aber in sein Schick-sal ergeben. Ein Umstand, der mich immer sehr glücklich macht. Denn: Wo es keinen Blattsalat mit einem Hauch von nichts gibt, kann ich auch keinen bestellen.

So saß ich also erst kürzlich eingezwängt zwischen Niederbay-ern, Oberösterreichern, Tschechen und den vermutlich am wenig-sten gern gesehenen Wienern in Schladming vor einem Schweine-braten – der berechtigterweise nach Schwein schmeckte – und war rundum glücklich. Nicht aber die Preußen schräg gegenüber. „Wat man hier bezahlen muss, dat is der reinste Wahnsinn, Ejon. Ik saje dir: Die zocken uns hier gnadenlos ab!“, sprach das Angela-Merkel-Double und suchte mit gehetztem Blick in der Karte nach weiteren Indizien. „Neun Euro für einen Germknödel, 18 Euro für ein Schnit-zel und 3,90 für ein Bier, dat jeht doch wirklich zu weit.“

Ich freute mich diebisch, hatte ich doch schon vorher bei der Durchsicht der Speisekarte die letzte Seite entdeckt. Die Wirtsleute kannten offenbar ihre Pappenheimer und hatten vorsorglich eine Liste mit all ihren Kostenblöcken abgedruckt. Bei eben jener Auf-stellung angekommen, wurden die Unkenrufe wieder leiser. Und vermutlich hat dann auch das Blunzengröstl für 17 Euro doch noch geschmeckt: im Wissen, dass es ja gar nicht die Gier des Gastrono-men, sondern nur der Wahnsinn des Systems war, der solche Preise nötig machte. Höchste Zeit, um eine Rebellion zu starten. Aber ver-mutlich ist jetzt nichts mehr zu ändern. Oder doch?

Es reicht!

Stephan Strzyzowski, Chefredakteur

s.strzyzowski@wirtschaft sverlag.at

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Weitere Themen

Probleme der KMU, die jetzt gelöst werden müssen

38INTERVIEW

Hans Peter Haselsteiner über Geld, Verantwortung

und politischen Frust

PORTRÄT

Zu Besuch beim letzten Vergaser-Reparateur Österreichs

REPORTAGE

Detroits Abschied von der Autoindustrie

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Ein Schädlings- bekämpfungsspezialist setzt auf Qualität

20Der „Master of Business Administration“ ist wieder in

22Ein Interview mit Rail-Cargo-Boss Georg Kasperkovitz

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Kann Logistik gleichzeitig grün und kostensparend sein?

26Welche Risiken Wirtschaft und Wohlstand bedrohen

30Warum sich KMU mit nachhaltigen Lieferketten beschäftigen müssen

32Wieso Geld auf den Cayman Islands für die Fisch ist

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IMPRESSUM: Seite 20

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Es reicht!

COVERSCHWERPUNKT

POLITISCHES HANDLUNGSFELD:

Das momentane Problem: Kredite sind zwar so billig wie schon lange nicht mehr, kommen aufgrund der notwendigen Regulie-rung des Finanzsystems (Stichwort: Basel III) oft nicht dort an, wo sie hinsollten: nämlich bei den Unternehmen. Die gute Nach-richt: Liquidität ist aber prinzipiell im Land. Diese gilt es, direkt in die heimischen Firmen zu bringen. Eine Möglichkeit wäre, Eigenkapital gegenüber von Fremdkapital steuerlich gleichzu-stellen. Wer woanders Geld investiert, kommt mit einer 25-pro-zentigen Kapitalertragssteuer davon, die Zinsen von Krediten ans eigene Unternehmen gelten dagegen als einkommenssteuer-pflichtig. Ob der Finanzminister sich von diesem Argument überzeugen lässt, ist aufgrund des drohenden Einnahmenlochs und der Möglichkeit einer verdeckten Gewinnausschüttung aber fraglich. Wo die Politik jedenfalls nachbessern kann und muss, ist beim Ausbau und der Attraktivierung von Garantiesummen. Diese sind auch im Regierungsprogramm vorgesehen. Erich Kühnelt, Finanzierungsexperte der WKO, sieht weitere Hand-lungsfelder bei der Schaffung eines Beteiligungsfreibetrages, in der Neugründung von Mittelstandsfinanzierungsgesellschaften sowie der Beseitigung der Privatanlegerbeschränkung. Ein wei-terer Punkt ist die lang versprochene, aber noch immer erst zag-haft erfolgte Anhebung der Prospektuntergrenze.

UNTERNEHMERISCHES HANDLUNGSFELD:

Crowdfunding ist ein populäres Schlagwort. Und in manchen Fällen – wie bei Grüne Erde – kann so ein Projekt tatsächlich bis zur Autonomie gegenüber der Hausbank führen. Klar ist aber auch, dass Crowdfunding-Plattformen nicht für jedes Unter-nehmen der Heilsbringer sein können. Gerade bei komplexen Geschäftsideen ist das Erreichen vieler potenzieller Investoren schwierig. „Es wird künftig für kleinere Unternehmen auch darum gehen, strategische Partner ins Boot zu holen, um den Bedarf an Fremdkapital zu senken“, empfiehlt Margarete Kriz-Zwittkovits, die KMU-Beauftrage des ÖVP-Wirtschaftsbundes.

KNACKPUNKTE:

Theoretisch wäre ein Anheben der Prospektpflicht auf fünf Mil-lionen Euro kein Problem. Anlegerschützer ziehen aber in die-sem Punkt noch die Bremse – nicht ganz zu Unrecht. Hier gilt es, einen Mittelweg zu erarbeiten. Ein weiterer Punkt, der eine Besserung verspricht, sind die Bestrebungen der EU-Kommis-sion, einen europäischen Kapitalmarkt zur KMU-Finanzierung aufzubauen. Anleihen sind derzeit aufgrund der großen Neben-kosten für mittelständische Betriebe noch zu uninteressant. Diese Bestrebungen dürften jedenfalls positive Impulse setzen. Die Frage lautet aber: Wann werden sie politisch umgesetzt?

„Wir sind ein gestandenes Unternehmen, das in den vergangenen 31 Jahren immer allen seinen Verpfl ichtungen pünktlich nachkam. Die Schatt en, welche Basel III vorauswirft , führen dazu, dass eine Finanzierung über die Hausbank beinahe unmöglich wird. Für die ganze Branche wird ein allfälliger Aufschwung nicht fi nanzierbar!“ ¶ Kuno Haas, Geschäft sführer Grüne Erde GmbH

Problem 1: Finanzierung

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Was hemmt Österreichs Unternehmertum? Wir haben unsere Leser gefragt. Sechs unterschiedliche Probleme und der Versuch, Lösungsansätze zu finden.

TEXT: DANIEL NUTZ UND ALEXANDER ROTTER

POLITISCHES HANDLUNGSFELD:

Viele KMU leiden unter den in Österreich relativ hohen Steu-ern und Abgaben auf Beschäftigung. In diesem Punkt sind sich die meisten einig. Franz Schellhorn vom wirtschaftsliberalen Thinktank Agenda Austria fordert: „Die geplante Entlastung des Faktors Arbeit wäre richtig: Derzeit geht von jeder Lohner-höhung mehr an den Staat als an die Arbeitnehmer.“ Auch der keynesianisch geprägte Ökonom Stephan Schulmeister emp-fiehlt eine Kaufkraftsteigerung durch niedrigere Steuern und Sozialabgaben. Dies könnte volkswirtschaftlich auch zu mehr Beschäftigung führen. Uneinigkeit herrscht allerdings bei der Gegenfinanzierung. Der einfachste Weg wäre freilich ein Anhe-ben der im internationalen Vergleich sehr geringen Vermögens-steuern. Dies bereitet Unternehmern wie Stefan Schrenk von der Initiative „Wirtschaftsantrieb am Punkt“ Kopfzerbrechen. Seine Sorge: Wenn auch Beteiligungen von Unternehmen als Vermögen definiert würden, „wäre das eine enorme Belastung für viele KMU, denn der Bilanzwert eines produzierenden Unternehmens liegt schnell bei einer Million Euro.“

UNTERNEHMERISCHES HANDLUNGSFELD:

In Sachen Steuern sind KMU gefordert, auf ihre Sorgen und Anliegen hinzuweisen und Lobbying zu betreiben. Ein Beispiel ist Stefan Schrenk, der zum einen im Wirtschaftsforum Wald-

viertel und zum anderen in der Initiative „Wirtschaftsantrieb am Punkt“ politisch aktiv ist. Für ihn liegt es „in der Verantwor-tung von uns Unternehmern, eine starke Stimme zu bilden und konkrete Probleme aufzuzeigen“. Günter Stummvoll von der Kampagne des österreichischen Mittelstandes weist darauf hin, dass „Steuermoral eine Konsequenz der Besteuerungsmoral“ sei und es ihn daher nicht wundere, „dass es in Österreich so viel Schwarzarbeit gibt“. Massive Steuervorteile für weltweit agie-rende Unternehmen sind für einen Wirtschaftsstandort viel-leicht vertretbar, doch für viele KMU, die keine entsprechenden Begünstigungen bekommen, wirken sie einschränkend und demotivierend.

KNACKPUNKTE:

Objektiv betrachtet, ist nicht zu erwarten, dass KMU eine gro-ße Steuerentlastung zufallen wird. Traditionellerweise leistet der Sektor der kleinen und mittleren Betriebe einen konstan-ten Beitrag bei den Steuereinnahmen. Was Unternehmern wie Schrenk zuweilen aber fehlt, ist die Wertschätzung der Arbeit des Mittelstandes seitens der Politik, denn „wir laufen tagtäg-lich um unser Geschäft“. Bleibt zu hoffen, dass diese Leistung in Zukunft eine ähnlich hohe Anerkennung erfährt wie jene der großen Konzerne.

„Seit fast 40 Jahren wird die Senkung einzelner Steuern disku-tiert, aber nichts wirklich realisiert. Klar, der Staat braucht Geld. Doch bei KMU wäre es eine großartige Idee, die nicht entnommenen Gewinne weniger bis gar nicht zu besteuern, dann hätten Unternehmer einen größeren Freiraum für Investitionen. Auch die Lohnnebenkosten sind eine uraltes Problem, wo nichts vereinfacht wird und es keine Steuerbe-günstigung gibt.“ ¶ Alexandra Holzeder-Pölzl, Geschäftsführerin Sägewerk Pölzl

Problem 2: Steuern

COVERSCHWERPUNKT

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POLITISCHES HANDLUNGSFELD:

Immer mehr Vorschriften, Auflagen, Dokumentationspflichten und die dazugehörigen laufenden Gesetzesänderungen machen KMU zu schaffen. Viele klagen darüber, durch all das Drumhe-rum nicht mehr genug Zeit zu haben, sich um das Kerngeschäft zu kümmern. Ein Beispiel, das abgesehen von EPU alle Betrie-be betrifft, ist das ArbeitnehmerInnenschutzgesetz: Kaum ein Unternehmer hat einen guten Überblick über all die Paragrafen und weiß auch nur annähernd, ob er diese alle einhält. Ähnli-ches gilt für Themen wie die Betriebsstättengenehmigung, die Bauordnung, Ressourceneffizienz oder Umweltauflagen. Es ist überfällig, die Gesamtheit der Regeln auf ihre Sinnhaftigkeit hin zu durchforsten. Das Motto sollte lauten: Lieber eine Regel weniger als eine Regel mehr. Fakt ist, die Politik muss aufhö-ren, ständig unwichtige Dinge zu reglementieren. Was wichtig und unwichtig ist, darüber scheiden sich aber die Geister. So tritt beispielsweise die Grüne Wirtschaft durchaus für stren-gere Umweltauflagen ein. Einigkeit herrscht hinsichtlich des Reformbedarfs im Steuer- und Abschreibesystem, zum Bei-spiel in der Absetzmöglichkeit von Büros innerhalb der eige-nen Wohnung. Eine bürokratische Hürde, die schon bald fallen könnte, ist die Vergebührung von Mietverträgen.

UNTERNEHMERISCHES HANDLUNGSFELD:

So manches bürokratische Ärgernis hat schon zu guerilla- artigen Aktionen von Unternehmern geführt. Man denke etwa an den Waldviertler Schuhproduzenten Heini Staudinger, der sich über die Vorschriften der Finanzmarktaufsicht hinwegge-setzt hat und dafür viele Probleme, aber auch Bewunderung bekam. KMU müssen sich in Finanzierungsfragen oft am schmalen Grat der Legalität bewegen. Die Wirtschaftskammer kann dabei ein hilfreicher Ansprechpartner sein. Wenn es um das Entstauben bürokratischer Strukturen geht, steht die Kam-mer allerdings auch selbst in der Pflicht. Es gilt, die Strukturen zu vereinfachen.

KNACKPUNKTE:

Komplexe Systeme zu entrümpeln ist fürwahr keine einfache Aufgabe. Mittlerweile profitiert eine ganze Berufsgruppe, wie etwa spezialisierte Anwälte oder Steuerberater, vom großen Aufwand, der nötig ist, um kleine Neuerungen und Änderun-gen im Blick zu behalten. Wo die Grenze zwischen nötigen Vor-schriften und Überreglementierung liegt, muss in vielen Ein-zelpunkten ausverhandelt werden. Den KMU jedenfalls kann es gar nicht rasch genug gehen – der Ärger ist groß, wie etwa die Aussage von Alexandra Holzeder-Pölzl, Geschäftsführerin des Sägewerks Pölzl, deutlich macht: „Wir bräuchten die ganze Entbürokratisierung gar nicht, wenn unsere Politiker nicht für so viel Bürokratie stimmen würden, oder?“

„KMU kämpfen mit zunehmenden behördlichen Auflagen, unter anderem bei Betriebs- und Anlagengenehmigungsverfahren, Abluft- und Abwasservorschriften, dem CO2-Zertifikatehandel in der EU oder den REACH-Vorschriften für gefährliche Stoffe. Für immer mehr Bereiche brauchen Betriebe eigene Beauftragte, zum Beispiel einen Umweltschutz-, Abfall-, Gift-, Brandschutz- oder Erste-Hilfe-Beauftragten. Doch wie soll das ein KMU alles stemmen?“ ¶ Friedrich Riess, Geschäftsführer Produktion & Technik bei Riess Kelomat GmbH

Problem 3: Bürokratie

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POLITISCHES HANDLUNGSFELD:

Die Bildungsproblematik ist eines der dringlichsten, aber auch am längsten und ergebnislosesten diskutierten Themen. Ins-besondere die Pisa-Studie zeigt, dass Österreich vor allem bei Pflichtschulabsolventen die größten Defizite hat. Man kann also sagen: Bei den Facharbeitern von morgen herrscht der größte bildungspolitische Handlungsbedarf. Andere Länder – insbesondere die bei Pisa Topplatzierten – machen vor, wie ein erfolgreiches System über alle Schultypen und Bildungs-schichten funktionieren kann. Individuelle Förderungen und eine gemeinsame Schule bis 14 sind Schlagworte, deren Umset-zung in Österreich gar nicht oder nur zaghaft voranschrei-tet. Blickt man konkret auf die Lehrlingsausbildung, so kann das heimische duale Modell zwar sogar international als Best Practice herhalten. Für viele KMU ist die Ausbildung aber ein Kostenfaktor, weil die arbeitsrechtlichen Rahmenbedingun-gen verhindern, Lehrlinge überall einzusetzen und im Ernstfall reibungslos kündigen zu können. Politische Bewegung ist in diesem Bereich wohl kaum zu erwarten. Mehr weitergegangen ist zuletzt bei der qualifizierten Zuwanderung – Stichwort Rot-Weiß-Rot-Card – sowie bei der Anerkennung von im Ausland erworbenen Ausbildungen. Unterschiedliche Prognosen pro-phezeien bereits ab dem Jahr 2020 einen massiven Fachkräfte-mangel. Es ist als dringend nötig, kurz-, mittel- sowie langfristi-ge Lösungen für die genannten Herausforderungen zu finden.

UNTERNEHMERISCHES HANDLUNGSFELD:

Es ist bereits vielfach gelebte Praxis, die Defizite der schulischen Ausbildung im betrieblichen Umfeld auszugleichen. In Sachen Lehrlingsrecruiting hat Robert Frasch vom Netzwerk Lehrlings-power einen Rat parat: „KMU müssen dafür sorgen, dass man im Umfeld weiß, dass man ausbildet. Man muss darüber nach-denken, wer eine Firma an Jugendliche empfehlen könnte – z. B. der Trainer des Fußballvereins. Es lohnt sich auch, die zweitbesten Bewerber aufzunehmen. Sie werden es Ihnen mit Loyalität danken.“ Ein weiterer Punkt ist das Recruiting aus dem Ausland. Auch hier gilt: Ein gutes Arbeitsumfeld und -klima zahlen sich aus.

KNACKPUNKTE:

Politisch gibt es so viele Knackpunkte, dass es müßig wäre, alle aufzuzeigen. Eine Versachlichung in der Diskussion über eine Reform des Bildungssystems wäre ebenso überfällig wie eine angstfreie Debatte über Zuwanderung.

„Als Unternehmer stehe ich zu meiner gesellschaftlichen Verpflichtung, Lehrlinge auszubilden. Es ist schon schwer, geeignete Bewerber zu finden. Bürokratische und arbeitsrechtliche Hürden machen mir diese Aufgabe fast unmöglich. Ein Engpass an Facharbeitern wird daher künftig nicht vermeidbar sein.“ ¶ Stefan Rauhofer, Geschäftsführer Elektro Rauhofer GmbH

Problem 4: Lehrlingsaus-bildung und Facharbeiter

4 % gut

41 % zufrieden-stellend

51 % schlecht

4 % weiß nicht

2 % KMU

75 % Konzerne

8 % beide gleichermaßen

15 % weiß nicht

Die wirtschafts- politischen Rahmenbedingungen für KMU in Österreich sind ...

DAS SAGEN DIE LESER VON „DIE WIRTSCHAFT“.

Die Wirtschaftspolitik in Österreich begünstigt in erster Linie ...

COVERSCHWERPUNKT

GfK Austria hat 240 Leser und Leserinnen von „die wirtschaft“ befragt. Fehlende Werte auf 100 Prozent: „keine Angabe“ und „weiß nicht“

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POLITISCHES HANDLUNGSFELD:

Die Abschaffung des Gewerbescheins für Fotografen vor mehr als einem Jahr war womöglich der erste Schritt in Richtung eines generell freieren Zugangs zu Gewerbeberechtigungen – aus Sicht vieler kleiner und mittlerer Unternehmer eine drin-gend nötige Veränderung. „Die Gewerbeordnung ist viel zu pro-tektionistisch“, kritisiert Marcus Arige, Initiator und Sprecher der Initiative Neue Wirtschaft (INW), die sich unter anderem für die Interessen der stetig größer werdenden Gruppe von Ein-Personen-Unternehmen einsetzt. Mit zahlreichen Gewer-bescheinen würden „Zäune um ganz kleine Inseln gebaut: Jedes Gewerbe will sich schützen, nach dem Motto: Ich bin drin und will, dass nicht zu viele reinkommen.“ Damit der nötige Para-digmenwechsel geschehen kann, hält Arige es für wichtig, dass alle Parteien sich des Themas annehmen. Auch Volker Plass, Bundessprecher der Grünen Wirtschaft, sieht dringenden Bedarf, den Marktzugang für Unternehmer zu vereinfachen. Werden viele Gewerbe frei, so seien vor allem ein sehr guter Konsumentenschutz sowie die Ausweitung von Garantien von-nöten, was letztlich zu hochwertigeren und langlebigeren Pro-dukten führen würde.

UNTERNEHMERISCHES HANDLUNGSFELD:

So mancher Unternehmer hat das Gefühl, durch den stark ein-geschränkten Zugang zu vielen Gewerben würden ihm mehr Steine in den Weg gelegt als Hilfeleistungen angeboten. Für Kritiker ist hier vor allem die Wirtschaftskammer gefordert, die Gewerbeordnung zu durchforsten, zu straffen und Gewer-be zusammenzulegen. So stellt sich die Frage, warum etwa Grafiker einen Extraschein brauchen, wenn sie neben Grafiken auch Texte produzieren. Marcus Ariges Meinung nach könnte mindestens ein Drittel der Gewerbescheine abgeschafft wer-den, darunter zum Beispiel das Bäckergewerbe – was nicht bedeute, dass sich Unternehmer nicht an Hygiene- und andere Vorschriften halten müssten. Für die einzelnen Unternehmer würde das bedeuten, sich noch mehr als derzeit durch ihre Lei-stungen einen Namen zu machen und von anderen Anbietern abzuheben.

KNACKPUNKTE:

Ob Kritiker oder Befürworter einer freieren Gewerbeordnung: Einig sind sich alle darin, dass nicht jedes Gewerbe freigegeben werden soll. So muss der Zugang zu jenen Berufen beschränkt bleiben, bei denen ein externer Befähigungsnachweis nötig ist. Das gilt etwa, wenn Kunden nicht beurteilen können, ob ausrei-chend gut gearbeitet wurde – etwa für Elektriker oder Installa-teure, die durch ihre Arbeit Leben gefährden könnten. Außer-dem sollen Gewerbe, bei denen es um Beratungsleistung geht, nicht geöffnet werden – denn durch falsche Beratung, etwa im Finanzbereich, können Existenzen gefährdet werden. Eine Forderung der Kritiker der aktuellen Situation betrifft auch die Kosten für Gewerbescheine: Sie sollen gedeckelt werden, sodass die finanzielle Belastung für einen Unternehmer mit mehreren Gewerbescheinen nicht mehr so hoch ist. Für die Wirtschafts-kammer würde das freilich weniger Einnahmen bedeuten.

„Es ist idiotisch: Ich habe für meine Firma drei Gewerbescheine gebraucht, weil ich Werbung, IT und Schulungen anbiete. Alternative Geschäftskon-zepte wie der Verkauf von Kaffee und Kleidung in einem Lokal sind durch die Gewerbeordnung sehr kompliziert. Und der Trend geht in die falsche Richtung, indem weitere neue Berufsbilder entwickelt werden: ein totaler Schwachsinn!“ ¶ Karin Hammer, Gründerin und Geschäftsführerin von Freie Digitale

Problem 5: Gewerbeordnung

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POLITISCHES HANDLUNGSFELD:

„Vorfahrt für KMU“ heißt eine Kampagne der EU-Kommission. Plädoyers für eine Stärkung des Mittelstandes gehören auch zu jeder guten Wahlkampfrede – egal welcher Couleur. Lee-re Versprechen? Im aktuellen Regierungsprogramm kommen KMU nur dreimal vor. Nicht, dass gar nichts gemacht würde, aber in der KMU-Politik gibt es Defizite, die die meisten Unter-nehmer spüren. Geht es um Normen, Standards oder Auflagen, wird oftmals den Vorschlägen von Konzernlobbys gefolgt. Auch steuerlich bieten sich im KMU-Bereich bekanntlich weniger Möglichkeiten. „Die Politik muss für KMU andere Rahmenbe-dingungen schaffen“, fordert darum etwa die KMU-Beauftragte des Wirtschaftsbundes Margarete Kriz-Zwittkovits. Sprich mehr Ausnahmen bei diversen Auflagen und auch eine fokussierte Förderkultur bei nachhaltigen und innovativen Projekten.

UNTERNEHMERISCHES HANDLUNGSFELD:

Schwaches Lobbying ist zweifellos ein Grund, warum der Mit-telstand derzeit geringen Einfluss auf politische Prozesse aus-übt. Kein Wunder, haben doch die meisten Geschäftsführer nach einem Zwölf-Stunden-Tag andere Sorgen, als sich um politische Belange zu kümmern. Blickt man auf den aktuellen Nationalrat, so sind nur rund fünf Prozent der Abgeordneten Eigentümer oder Mitarbeiter eines KMU. „Politisch Stellung zu beziehen bringt aber letztlich unternehmerischen Erfolg“, argu-mentiert KMU-Lobbyist Wolfgang Lusak. „Es geht um Markt-zugänge, Einfluss auf Zertifizierungen, Finanzierungen und letztlich um mehr Aufträge.“ Um politisch Gehör zu finden, ist Vernetzung und mehr gemeinsames Handeln notwendig.

KNACKPUNKTE:

Die Interessen der KMU drohen zwischen den Forderungen von Gewerkschaften, Konzernen und EPU zerrieben zu werden. In der Steuerdiskussion gilt eben der Leitsatz: Am einfachsten dort ansetzen, wo zahlenmäßig am meisten zu holen ist. Es wird darum gehen, künftig die politisch Verantwortlichen stär-ker und nachdrücklicher an Versprechen aus Wahlkampfzeiten zu erinnern.

„Es heißt, der Mittelstand sei das Rückgrat der Wirtschaft, der auch in Krisenzeiten ein verantwortungsvoller Beschäftigungsgeber und Motor der Konjunktur ist. Die politischen Rahmenbedin- gungen für KMU sind aber alles andere als optimal. Es kann nicht sein, dass die Interessen des Mittelstandes in der Politik kein Gehör finden!“ ¶ Herbert Wimberger, Geschäftsführer WimTec Sanitärprodukte GmbH

Problem 6: Fehlendes Lobbying

Was ist Ihre Meinung? Lösungsvorschläge oder andere Sorgen und Probleme? Diskutieren Sie mit uns auf Facebook.https://de-de.facebook.com/diewirtschaft

Für diesen Beitrag befragte Experten: Erich Kühnelt, Finanzierungsexperte WKO; Margarete Kriz-Zwittkovits, KMU-Beauftrage Wirtschaftsbund; Stefan Schrenk, Initiative Wirtschaftsantrieb am Punkt; Günter Stummvoll, Kampagne des österreichischen Mittelstandes; Marcus Arige, Initiative Neue Wirtschaft; Volker Plass, Bundessprecher der Grünen Wirtschaft; Wolfgang Lusak, KMU-Lobbyist; Stephan Schulmeister, Ökonom; Franz Schellhorn, Direktor des Thinktanks Agenda Austria; Robert Frasch, lehr-lingspower.at

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FOLGE 38

Alles ist heute reguliert und erstickt in von Menschen geschaff ener Ordnung. Dabei war alles immer schon geordnet, ohne dass wir etwas tun müssen. Die Griechen nannten das „Kosmos“.

Schon die alten Griechen witterten die Gefahr und warnten vor sinnlosen Gesetzen und Überregulierungen. Sie hat-

ten nach den Perserkriegen den Berufspolitiker erfunden und staunten, was da auf sie zukam. Gesetzesvorschläge sonder Zahl, wenig durchdacht, aber beeindruckend in Summe und Formulierung. Es wurde der rettende Vorschlag gemacht, dass bei jedem Gesetz, das sich nicht bewährte, der Urheber und Ideengeber dafür auch mit seinem persönlichen Vermögen geradezustehen habe. Eine spannender Leitsatz rund 500 Jahre vor unserer Zeitrechnung, der eine Zeitlang auch in Kraft war und dazu führte, dass die Gesetzesvorlagen sich durch Beson-nenheit auszeichneten und fast zum Erliegen kamen, was den Griechen nicht unangenehm war.

Denn in der griechischen Antike vertraute man noch auf „Kosmos“ und misstraute „Taxis“. Beide griechischen Worte heißen „Ordnung“, wobei „Kosmos“ die natürliche Ordnung meint und „Taxis“ die vom Menschen geschaffene, künstli-che Ordnung. Eine wichtige und erhellende Unterscheidung, die klar macht, dass alles bereits von Haus aus geordnet ist. Der Kosmos ist selbstregulierend und braucht keine Gesetzes-vorlagen. Wir, die wir diese Unterscheidung sprachlich nicht treffen, neigen zu der etwas anmaßenden Auffassung, dass die Welt irgendwie unordentlich ist und es die Aufgabe des Zoon politikon ist, sie in Ordnung zu bringen. Wenn ich aus dem Fenster sehe und die Trampelpfade betrachte, welche die

Menschen durch die Wiese gemacht haben, so weiß ich, dass da kein Verein gegründet worden ist und kein Planungsbüro dahintersteht. Die Trampelpfade der Menschen oder der Tiere im Dschungel sind Ergebnis eines frei fließenden Prozesses. Sie sind der Effizienz und Einfachheit geschuldet, einem ganz natürlichen kosmischen Prinzip.

Ich möchte zugunsten der Taxis ins Treffen führen, dass sie bei maßvoller Anwendung sehr segensreich sein kann. Nicht alles, was die Natur beschert, ist auch menschengerecht, und wir dürfen schon ein wenig die Dinge für uns zurechtrü-cken. Aber wo hört es auf? Aus Sicht der Ordnungsmächte – nie! Wir sind heute durch und durch reguliert, verordnet, ver-strickt in Taxis. Der Gesetzgeber selbst stöhnt unter der unbe-wältigbaren Aufgabe, wirklich alles zu bedenken und alles zu ordnen. Er agiert wie eine Mutter, die einmal pro Woche in die Wohnung des jungen Ehepaares kommt, um dort die Möbel umzustellen und die Besteckladen anders einzuräumen, weil es „so gehört“. Erstaunlicherweise findet die Mutter in der Woche darauf wieder dieselbe „Unordnung“ vor. In das Leben erwachsener Menschen einzugreifen ist eine große und endlo-se politische Herausforderung.

Für die Ökonomie und das Leben generell dürfen wir uns das griechische Vertrauen in den Kosmos wünschen, demzu-folge es nichts Ungeordnetes gibt. Alles findet seinen Weg, ganz sicher und gewiss. Das Leben war schon selbstorganisa-tionsfähig, bevor der Paragraf erfunden worden ist.

DER AUTOR:

Harald Koisser schreibt philosophische Bücher und ist Herausgeber des Mutmacher-Magazins „wirks“.

www.wirks.at, www.koisser.at

Mehr Kosmos

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die wirtschaft Nr. 1 – 3 | J – M '1514

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IM TEST:

Und plötzlich kommt das Heck …

D ie Freude am Fahren ist bekanntlich sehr relativ. Die Schönheit, im Auge des Betrachters. In meinem Falle

beginnt Freude schon beim Wissen, dass mein Testwagen mich mit ausreichend Drehmoment beglücken wird. Denn Drehmo-ment = Freude. Meine Vorfreude wird konkret genährt durch 560 Newtonmeter. Hinter dem technischen Begriff verbirgt sich diese wunderbare, unsichtbare Kraft, die einem beim Beschleunigen in den Sitz drückt. Eine freudige Kraft, könnte man sagen.

Viele fragen mich, wie schnell meine Testwagen denn gehen und ob ich sie auf deutschen Autobahnen ans Limit treibe. Ich winke immer ab. Hohe Geschwindigkeit ist für mich nicht Freude, sondern Anspannung und unnötiges Risiko. Bei 200 km/h oder mehr geht es nicht mehr um das fahrerische Können, das einem vor einem Unfall bewahrt. Jede Kleinig-keit kann die Katastrophe bedeuten. Trotz eines ausgeklügel-ten Head-up-Displays (ich liebe es!), gepaart mit Sensorik und Sicherheits-Assistenten, wie es im X4 verbaut ist. Viel schöner ist da die Beschleunigung, kombiniert mit einer guter Stra-ßenlage und sportlicher Lenkung. Und in diesen Bereichen ist BMW immer wieder überzeugend.

Der X4 ist kein Sportwagen. Seine leicht erhöhte Bauweise mit Bodenfreiheit birgt andere Vorteile im Alltag. Sieht man ihn da so stehen, glaubt man eigentlich nicht, dass man ihn auch zum Driften bringen kann. Doch im digitalen Zeitalter geht das. Nur wenige Knopfdrücke später (Sportmodus+) beißt der V6-Motor also energisch zu, die Fahrstabilisationsprogram-me werden reduziert und ... das Heck kommt. Das ist im Falle des allradbetriebenen Testwagens für mich eine angenehme Überraschung. Der kraftvolle V6 und die intelligente Technolo-

gie machen es möglich. Schön, in mir schleicht sich wieder das erwähnte freudige Gefühl ein.

Wie gesagt, das ist mein subjektiver Eindruck. Anderen wird der X4 vor allem mit seiner hohen und vielseitigen All-tagstauglichkeit Freude machen. Er liegt im Trend, in einer Zeit, in der man sich nicht mehr zwischen Geländewagen, Kombi und Limousine entscheiden will. Der X4 ist eine schöne Annäherung an die eierlegende Wollmilchsau und kommt im Vergleich zu seinem großen Bruder, dem X6, mit viel zurück-haltendem Understatement daher – da selbst der Drei-Liter-V6 auf ein zweites, protziges „Ich habe Power“-Doppel-Auspuff-rohr verzichtet.

Am Chefparkplatz wird er nicht stark auffallen. Man-che werden sogar schelmisch meinen, da hat einer das „Reserviert“-Schild übersehen und wird später noch Ärger bekommen. Der perfekte Wagen für jene, die sich gerne tarnen und deren Geschäftspartner bescheidene Zurückhaltung schät-zen. Dass auch das Heck kommen kann, weiß man ja selbst. Und das reicht für die Freude.

BMW X4 xDrive 30d

V6 | 190 kW (258 PS)560 Nm | 0–100 km/h in 5,8 sec5,9 l (kombiniert) | 156 g/km (CO2)Preis des Testwagens: 62.750,– Euro (inkl. NOVA und Mwst.)Mehr unter www.bmw.at

DER AUTOR:

Hannes Off enbacher ist Unternehmer und Neudenker. Er bloggt auf www.bessergehtsimmer.at

BMW X4

OFFENBACHERS CHEFPARKPLATZ

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„38 Jahre jung ist Fridolin und immer noch hochfidel“, erzählt Johannes Gutmann. Vor fünf Jahren hat der Biokräuter-Händler mit seinem Team von „Sonnentor“ das ehemalige Feuerwehrauto vor dem Verschrotten gerettet. Nach einer Generalreno-vierung ist der alte Ford Transit heute der Star jeder Firmenfeier und nicht nur bei Kindern beliebt. Als Imageträger von „Sonnentor“ fungiert er auch im Ausland: Wie etwa vergangenes Jahr bei einem Besuch bei einem Biogroßhändler im oberfränki-schen Töpen. Dort wurde Fridolin allerdings mit einem Jumbo-LKW hingekarrt.

Wer fährt denn das?

Statistik des Monats

2014 wurden österreichweit 1.281 reine Elektroautos erstmals zugelassen. Das entspricht einem Marktanteil von 0,4 Prozent.

ZULASSUNGEN ELEKTROAUTOS 2014

Zehn Neue

BMW X6Der Leistungsträger (258 bis 450 PS) mit Acht-gangautomatik ist definitiv das Abenteurerauto im Sortiment von BMW. Bleibt auch im neuen Facelift protzig. Ab 75.000 Euro

01

Subaru OutbackAuch die fünfte Generation des geländetaugli-chen Kombis setzt beim Design auf Understate-ment. Komfort und Assistenzsysteme wurden verbessert. Ab 40.000 Euro

02

Seat Leon Cupra Mit 280 PS ist der Cupra ein Fall für alle Sportler unter den Kombifahrern. Ab 36.000 Euro

03

Audi TT RoadsterEgal ob als Cabrio oder Coupé: Der TT Roadster ist etwas für dynamische Fahrer. Die Vierzy-linder-Benziner reichen von 184 bis 310 PS. Ab 40.000 Euro

04

Suzuki VitaraWill sich als Wagen für Lifestyleorientierte plat-zieren. Außen schick, bleibt unter der Haube das meiste eher konservativ und unaufgeregt (Benzi-ner und Diesel zu je 120 PS). Ab 22.000 Euro

05

Hyundai i30Der Armaturenbereich sowie Front- und Heck-partie kommen in neuer Optik daher. Ein 1,2-Liter-Benziner drückt den CO2-Ausstoß auf unter 110 g/km. Ab 15.000 Euro

06

RENAULT ZOË ............... 387 Stück

BMW I3 ................................ 296 Stück

VW E-UP ............................ 219 Stück

TESLA S .............................. 136 Stück

QUELLE: ZULASSUNGSSTATISTIK

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Jaguar XEJaguar probiert es wieder in der Mittelklasse. Aber richtig. Als stärkster Motor liegt ein Drei-Liter-Sechszylinder unter der Haube. Da spürt man die Raubkatze. Ab 37.000 Euro

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Vor einem Jahr war Detroit pleite. Heute hauchen Fahrradhersteller der einstigen Auto-Metropole neues Leben ein. Die Geschichte einer Verwandlung.

TEXT: KATHRIN WERNER

Um den unscheinbaren Flachdachbau herum verfallen die Häuser, dunkle Gestalten schleichen herum, die Straßen

haben Schlaglöcher. Von außen verrät nichts hier im Westen von Detroit, was drinnen in dem Gebäude vorgeht. Ein schwarzes Fahr-rad neben dem nächsten hängt in den Schraubstöcken und wartet auf seinen Sattel. Ein Mitarbeiter steckt vorsichtig die polierten Speichen in die Nabe. An einer Wand klebt schwarze Farbe. „Wir haben gerade lackiert“, sagt Zak Pashak. Der 34-Jährige ist Detroits größter Fahrradhersteller. Für sein Start-up „Detroit Bikes“ hat er große Pläne, der Umsatz soll sich verfünfzigfachen. „Detroit hat Chancen“, sagt er. „Es ist wichtig, dass wir aus der Stadt wieder etwas machen. Und ich will dazu etwas beitragen.“

Detroit, einst schillernde Hauptstadt der amerikanischen Autoindustrie, steckt in einer schmerzhaften Neuerfindungs- Phase. Über Jahrzehnte hinweg hatten Unternehmen ihren Sitz und ihre Fabriken in die Vororte oder ins Ausland verlagert, Menschen zogen weg, kaum einer zahlte Steuern, die Stadt verfiel. Im ver-gangenen Jahr ist sie in die Insolvenz gerutscht. Ein dramatischer Niedergang: In den Fünfzigerjahren des vorigen Jahrhunderts war Detroit mit fast zwei Millionen Einwohnern noch Amerikas viert-größte Stadt. Heute leben hier weniger als 700. 000 Menschen.

No-Motor-TownDas hat aber auch einen Vorteil: Auf den Straßen ist Platz für Fahr-radfahrer. Motown wird zur No-Motor-Town. Die Menschen hier fahren wieder Fahrrad. Vor ein paar Jahren gab es keinen einzigen Radweg in der Autostadt, heute ziehen sich Routen für Radler auf

250 Kilometern durch die Stadt. Überall parken Fahrräder, vor allem im Uni-Viertel. Es gibt zahlreiche Fahrradläden und Verleihstatio-nen. Slow Roll, eine Aktivistengruppe, trifft sich jeden Montag-abend zur öffentlichen Radtour durch die Stadt. In den Sommermo-naten nehmen mehr als 3.000 Radler daran teil.

Detroit hat die passende Geschichte, schon Ende des 19. Jahr-hunderts erlebte die Stadt einen Fahrrad-Boom. Die Polizei der Stadt zählte zu den ersten der Welt, die ihre Officers mit Fahrrä-dern ausstattete, es gibt Fotos von der schnauzbärtigen Fahrrad-Patrouille von 1895. Henry Fords erstes Auto, das Quadricycle, war eine Weiterentwicklung des Tret-Zweirads: ein kleiner, mit Ethanol betriebener Motor und vier Fahrrad-Rädern. In den vergangenen Jahren haben neben Pashaks Detroit Bike noch mindestens sechs weitere Hersteller hier eröffnet, zum Beispiel 2011 die kleine Firma Detroit Bicycle, die Single-Speed- und Fixed-Gear-Räder per Hand fertigt. Die Kulträder haben keine Gangschaltung und keinen Frei-lauf, manchmal auch keine Bremsen. Außerdem gibt es in Detroit noch Slingshot Bicycle, das Unternehmen verlagert gerade die Pro-duktion aus Taiwan zurück nach Detroit. Und Shinola, ein Herstel-ler von Uhren, schraubt in seinem Laden in Detroit Fahrräder, die in Wisconsin vorgefertigt werden, zusammen. Mit großem Abstand die größte Produktionshalle und die größten Pläne hat aber Pa-shak. „Ich will keine Handarbeit, sondern eine richtige Industrie, die Arbeitsplätze schafft“, sagt er. „Mein Fahrrad ist für den Alltag, es soll robust und bezahlbar sein.“ Das Standard-Modell mit matt-schwarzem Stahlrahmen und Dreigang-Schaltung kostet 699 Dollar. Fahrrad-Schrauber wie Pashak sind eines der Hoffnungszeichen für

No-Motor-Town

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Detroit. Als die Stadt im vergangenen Jahr zum größten Insolvenz-fall einer US-Stadt aller Zeiten wurde, war sie in einem desaströ-sen Zustand: 40 Prozent aller Straßenlampen funktionierten nicht mehr, fast 80.000 Häuser standen leer, es fehlten Krankenwagen und Polizeiautos. Schuldenlast: 18 Milliarden Dollar. Nun geht es bergauf, Mitte Dezember hat die Stadt ihr Insolvenzverfahren mit einem aufwändigen Sanierungsplan vorzeitig abgeschlossen. Stif-tungen und Privatleute haben Geld zugesichert, Pensionisten ver-zichteten auf Privilegien. Künstler und Schriftsteller sind wegen der niedrigen Mieten hergezogen. Neue, kleine Unter-nehmen siedeln sich an. In einer Gara-ge haben Pashak und ein befreundeter Designer vor drei Jahren das Rad und das Logo der Firma entworfen. 2012 ist er dann in das alte Lagerhaus umge-zogen. Die 4.500 Quadratmeter große Halle ist noch fast leer. „Wir haben sie mit Blick auf die Zukunft gekauft, gerade nutzen wir nur ein Fünfzigstel“, sagt Pashak. 2014 hat er 1.000 Fahrräder verkauft, es sollen 50.000 werden. Bis dahin würden wohl fünf bis zehn Jahre vergehen. „Aber man weiß ja nie, vielleicht kommt eine Riesenbestellung von einer Stadt, die Bike-Sharing startet oder so“, sagt er. „Wir wären dann relativ schnell bereit, in ein paar Monaten könnten wir hier auf volle Kapazität hochfahren.“

Henry Ford schraubt FahrräderMitarbeiter zu finden sei leicht für ihn in Detroit, sagt Pashak. Es gebe viele Menschen, die Arbeit suchen und die richtigen Fähig-keiten haben. „Die Stadt hat eine große Geschichte der industriel-len Fertigung, und viele der Materialien, die wir verwenden, sind ähnlich wie im Autobau“, sagt er. 16 Leute arbeiten inzwischen für seine Werkstatt. Darunter ein Mechaniker, der Henry Ford heißt, genauer gesagt: Henry Ford der Zweite. Gerade schraubt er Schutz-bleche an einen schwarzen Rahmen. Mit dem legendären Gründer

der Ford Motor Company, dem Mann, der die Fließbandarbeit zum industriellen Standard machte, sei er „nicht verwandt, nicht ver-schwägert“, sagt Ford II. „Ich bin begeisterter Radfahrer und finde es toll, für einen lokalen Fahrradhersteller zu arbeiten. Autos sind nichts für mich.“

Pashak fährt nur ab und zu Rad, aber er glaubt, dass Radeln und Radbau Detroit verändern können. Die Stadt sei der beste Ort für ihn, der Verfall habe Charme – genau wie der Kampf gegen den

Verfall. „Ich mag die Widerstandsfähig-keit der Menschen, die noch hier sind“, sagt er. „Die Stadt war wie ein Magnet für mich.“ Er ist Kanadier, nach seinem ersten Besuch vor ein paar Jahren wus-ste er, dass er hier etwas aufbauen will. Er ist nicht der Einzige, der dem speziel- len Charme der Stadt etwas abgewin-nen kann: Detroit hat sich inzwischen

zu einer hippen Untergrund-Marke entwickelt, in New York sieht man zum Beispiel immer mehr junge Leute mit Mützen mit dem Logo des Baseball-Teams Detroit Tigers – das ist auch gut für Pa-shaks Marke. „Die Leute finden es super, wenn Sachen in Detroit gemacht wurden, die wollen die Stadt unterstützen“, glaubt er.

Bislang hat Pashak sein Start-up komplett selbst finanziert, es hat ihn bereits 2,5 Millionen Dollar gekostet. Er hatte zuvor in Kanada ein paar andere Unternehmen gegründet und wieder ver-kauft, Bars, einen kleinen Konzertsaal und Immobilienfirmen zum Beispiel, erzählt er. Aber jetzt ist ihm das Geld ausgegangen, er sucht einen Financier, der an ihn und seinen Plan für Detroit Bikes glaubt. „Damit wir ein bisschen Luft zum Atmen haben“, sagt er. Er würde gern mehr für Marketing ausgeben, neue Maschinen für die Werkstatt kaufen und neue Verkaufsstellen eröffnen. Bislang gibt es seine Räder im Onlineshop und in 80 Läden in den USA und Kanada – und in einem in Zürich. Es könnten, davon ist er über-zeugt, schnell mehr werden: „Ich glaube, dass ‚Made in Detroit‘ auf der ganzen Welt eine Anziehungskraft hat.“

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links: Start-ups wie Detroit Bikes mischen auf. rechts: PKW-Produktion von Ford anno 1965

„Ich will keine Handarbeit, sondern eine richtige Industrie.“ ¶ Zak Pashak

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Wie implementiert man Qualitätsmanagement im Unternehmen? Manchmal muss man dafür zwei Drittel der Belegschaft austauschen, wie das Beispiel eines niederösterreichischen Spezialisten für Schädlingsbekämpfung zeigt.

TEXT: DANIEL NUTZ

Keine 3.000 Einwohner hat das niederösterreichische Örtchen Münchendorf. Auch der hiesige Gewerbepark ist überschau-

bar. Eine Handvoll Unternehmen hat sich hier angesiedelt. Eines davon ist Blattaria. Wer den Spezialisten für Schädlingsbekämp-fung sucht, sollte sich aber die Adresse genau notieren, denn ein Schild oder einen Schriftzug mit dem Firmennamen sucht man vergebens. „Wir brauchen keine Werbung. Es reicht, wenn die rele-vanten Kunden uns finden“, sagt Geschäftsführer Josef Walder, der Blattaria vor mehr als 20 Jahren gegründet hat. Blattaria hat sich in der Branche einen Namen gemacht. Das belegen die Refe-renzen. Neben diversen Spitälern oder Gastronomiebetrieben zäh-len die überwiegende Mehrzahl der österreichischen Lebensmit-telproduzenten und Pharmafir-men dazu. Wie ist das dem 15 Mit-arbeiter zählenden Kleinbetrieb gelungen? „Mit Qualität“, sagt der Geschäftsführer trocken. Bereits vor zehn Jahren begann Blattaria, systematisches Qualitätsmanage-ment im Unternehmen zu implementieren.

Qualität beginnt mit einem UmdenkenUnd wie geht das? „Wir arbeiten in einer flachen Hierarchie mit hoher Eigenverantwortung. Bei der Darstellung und Wartung der Kernprozesse und der Entwicklung neuer Dienstleistungen sind immer die entsprechenden Teammitglieder eingebunden. Am Ende kommen bessere Leistungen für die Kunden dabei raus“, erklärt Walder. Im Falle der Schädlingsprävention bedeutet das

eine genaue Dokumentation und einen Überblick auf alle gesetz-ten Maßnahmen. Die genaue Aufzeichnung der Ausgangslage und Maßnahmen durch den jeweiligen Mitarbeiter sind dabei durch das Qualitätsmanagement festgelegt. Der Servicetechniker kann etwa über sein mobiles Endgerät schnell auf sämtliche Informatio-nen zugreifen. „Zudem wollen wir wissen, was der Kunde denkt“, sagt Walder. Was nach NSA und Überwachung klingt, ist freilich bloß ein Feedbackprogram. Eine Mitarbeiterin ist ständig damit beschäftigt, telefonisch die Zufriedenheit der Kunden zu erfragen.

Zwischen 150.000 und 200.000 Euro hat Blattaria in die Imple-mentierung seines Qualitätsma-nagements bislang investiert. In erster Linie für Softwarelösungen aber auch für Beraterhonorare. „Wenn man Qualitätsmanagement mit Leben füllt, geht die Sache auf und man erreicht mehr Mitarbei-

terzufriedenheit und höheren Gewinn“, zieht Walder eine positive Bilanz. Doch wie kommt die Qualität ins Unternehmen?

Zwei Wege Die Qualitätsnorm ISO 9001 fokussiert zunächst auf einzelne Unternehmensprozesse. Deshalb ist die Qualitätsnorm eher in technischen Branchen zu finden, wo Messgeräte und Ähnliches zum Einsatz kommen können. Viele Unternehmen aus dem Dienst-leistungsbereich setzen in Sachen Qualitätsmanagement auf das EFQM-Modell. Dieses wird von der European Foundation for Qua-lity Management abgenommen und fokussiert in erster Linie auf

Wissen, was gut istWie implementiert man Qualitätsmanagement im Unternehmen? Manchmal muss man dafür zwei Drittel der Belegschaft austauschen, wie das Beispiel eines niederösterreichischen Spezialisten für Schädlingsbekämpfung zeigt.

eine genaue Dokumentation und einen Überblick auf alle gesetz-ten Maßnahmen. Die genaue Aufzeichnung der Ausgangslage und

IMPRESSUM

Medieninhaber, Herausgeber, Verleger, Redaktion: Österreichischer Wirtschaft sverlag GmbH, Grünbergstraße 15/1, A-1120 Wien, T (+43 1) 546 64-0, F (+43 1) 546 64-711, www.wirtschaft sverlag.at, Geschäft sführer: Thomas Zembacher, DVR-NR.: 0368491, Chefredaktion Österreichischer Wirtschaft sverlag Gesamtleitung: Stefan Böck, (sb), T (01) 546 64 – 380, E s.boeck@wirtschaft sverlag.at, Chefredakteur: Stephan Strzyzowski, (str), T (01) 546 64-381, E s.strzyzowski@wirtschaft sverlag.at, stv. Chefredakteur: Daniel Nutz, (dn), T (01) 546 64-388, E d.nutz@wirtschaft sverlag.at, Redaktionelle Mitarbeit: Alexandra Rotter, Hannes Off enbacher, Harald Koisser, Mara Leicht, Magdalena Vachova, Peter Seipel, Kathrin Werner, Fotos: Thinkstock, Andreas Scheiblecker, Anzeigenverkauf: Nina Grünauer, T (01) 546 64–282, Erhard Witty, T (01) 546 64–283, Anzeigenservice: Renate Weber, T (01) 546 64-482, E r.weber@wirtschaft sverlag.at, Grafi k Design: Antonia Stanek, Illustration: Barbara Köhler, Andrea Jost, Hersteller: Druckerei Ferdinand Berger & Söhne GmbH, 3580 Horn, Wiener Straße 80, Aboservice: Aboservice Österr. Wirtschaft sverlag, T +43/1/361 70 70-570, F +43/1/361 70 70-9570, E aboservice@wirtschaft sverlag.at � www.die-wirtschaft .at • http://www.facebook.com/diewirtschaft � Aus Gründen der Textökonomie verzichten wir auf geschlechtsspezifi sche Formulierungen. Die Off enlegung gemäß § 25 Mediengesetz ist unter http://www.wirtscha� sverlag.at/off enlegung ständig abrufb ar.

„Wenn man Qualitätsmanagement mit Leben füllt, geht die Sache auf.“ ¶ Josef Walder, Geschäft sführer Blattaria

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Die seit 1987 bestehende ISO 9001 ist heute Standard für über 1,1 Millionen Unterneh-men und Organisationen weltweit. Die Qua-litätsnorm setzt Standards für Kunden/Lie-ferantenbeziehungen sowie ein allgemeines Gedanken- und Wertegerüst. Eine laufende Revision verschiebt den Fokus von Doku-mentation weiter in Richtung risikobasiertes Denken, Prozessorientierung und Verände-rungen. Dort setzt auch das seit 1988 beste-hende EFQM-Modell seinen Schwerpunkt. EFQM führt eine Bewertung nach Punkten in den Hauptkategorien Menschen, Prozesse und Ergebnisse durch. Je nach erreichter Punktezahl werden verschiedene Grade der Exzellenz verliehen. Auf diesem Messverfah-ren baut auch der österreichische Staats-preis Unternehmensqualität auf.

FORMEN DES QUALITÄTSMANAGEMENTSQUALITÄTSMANAGEMENTS

Simply the best ...

Hmpf ...

Managementprozesse wie Mitarbeitermotivation oder Ressourcen-management. Dabei erfolgt auch eine quantitative Bewertung, die Qualitätsniveaus einzelner Unternehmen vergleichbar macht. Für Axel Dick, den Sprecher der Zertifizierungsstelle Quality Austria, geht es bei den beiden Modellen aber nicht um ein Entweder-oder: „Spitzenunternehmen setzen in der Regel sowohl die ISO 9001 wie auch EFQM um.“ So auch Blattaria. Geschäftsführer Walder baut auf das EFQM-Modell als Erweiterung des Normstandards. „ISO 9001 reicht für uns nicht. Die ganzheitliche Betrachtung mit der Berücksichtigung aller Stakeholderinteressen durch das EFQM-Modell bringt merkbar positive Entwicklungen ins Unternehmen“, erklärt er.

Um dort hinzukommen, beschritt Blattaria aber auch einen steinigen Weg. Im Zuge des vollzogenen Kulturwandels hin zu mehr Eigenverantwortung jedes Mitarbeiters hat sich Walder von zwei Dritteln seiner Belegschaft trennen müssen. Ein nötiger Schritt, wie er sagt. Qualität ist eben nur dann zu erreichen, wenn alle an einem Strang ziehen.

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Managementnormen im Wandel

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Mit September 2015 wird das Inkrafttreten der

ISO 9001 und ISO 14001 erwartet. Von der

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Der „Master of Business Administration“ ist wieder in. Zuerst griffen die Konzernmanager nach dem Titel, dann Unternehmer, nun auch Gründer und Neo-Selbstständige. Auch am Arbeitsmarkt wird – nach Jahren der Flaute – wieder nach einem MBA gefragt.

TEXT: MARA LEICHT

Drei Motive gibt es, sich die teure und anstrengende Ausbil-dung zum MBA anzutun, sagt Nathalie Völk, Leiterin des

neuen Zentrums für akademische Weiterbildung an der FH Wien. Der erste und häufigste: Man ist gut in seinem Fach, hat aber keine betriebswirtschaftliche Vorbildung. Die holt man nun nach. Klas-siker sind der Techniker, der Controller, der Salesmanager, denen eine Leitungsfunktion winkt.

In letzter Zeit ist es immer öfter der Gründer oder der Self-made-Unternehmer, der seine Geschäftsidee mit einem soliden Businessmodell untermauern will. Vielleicht geht es auch nur dar-um, seinen Kunden mit einem klingenden Titel auf der Visitkarte imponieren. Für diese Fälle ist der General MBA, die „Mutter aller MBA“, die Ausbildung der Wahl.

Das zweite Motiv ist das Gegenstück dazu. Wer keine betriebs-wirtschaftliche Komplettausbildung braucht, sondern nur in einem speziellen Fach aufrüsten will, macht den Professional MBA. So wie der designierte Geschäftsführer, der nun tiefer in die Zah-lenwelt eintauchen muss und einen Finance-MBA macht.

Das dritte und elitärste Motiv ist CEOs und Vorständen vor-behalten. Sie tummeln sich gern unter ihresgleichen und wollen sich mit einem Executive MBA speziell für das globale Business fit-machen. Sie schauen kaum aufs Geld, umso mehr auf die Reputa-tion des Anbieters. (Harvard wäre schon fein. Oder Fontainebleau. Oder, wenn es Österreich sein soll, die WU Executive Academy.)

Phönix aus der AscheIn den letzten Jahren ist es ein wenig still um das Parade-Zertifikat unter den Postgraduate-Ausbildungen geworden. Zu groß war die Konfusion bei den Unternehmen: Was hat ein MBA, was ein billige-rer Master-Absolvent nicht hat? Nun wissen sie es wieder – und das kurbelt europaweit die Nachfrage an: Ein MBA ist in strategischem Denken gedrillt, dem großen Schwachpunkt vieler Unternehmen. Ein jüngerer und weniger erfahrener Master-Absolvent kann das nicht abdecken. Ebenso wenig verfügt dieser über die geballte internationale Kompetenz, die der MBA ganz automatisch erwirbt, wenn er im Kurs mit Russen, Chinesen, Indern und Amerikanern büffelt. Und noch ein Argument: Ein MBA bringt etwas mit, wofür einem Master keine Zeit bleibt, nämlich ausgebildete Soft Skills.

Frühlingserwachen für MBA

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die wirtschaft Nr. 1 – 3 | J – M 15 23

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Die meisten Anbieter haben in den letzten Jahren stark an den ent-sprechenden Kursinhalten gefeilt. Nach dem Motto: Die Theorie kann man sich auch anderswo holen, die zwischenmenschliche Befähigung zur Umsetzung nicht.

Präsenz oder E-Learning?Vor fünf Jahren reduzierten alle Anbieter ihre Anwesenheitstage und führten Unterricht über das Netz ein. Manche stellten gleich komplett um. Die Gründe liegen auf der Hand: Das reduzierte ihre Kosten, es konnte billiger angeboten werden, und außerdem kann man allzeit und von überall in ihre Kurse einsteigen. Doch damit sank auch die Qualität der Ausbildung rapide. Die Drop-out-Raten schossen durch die Decke. Denn es kostet fast übermenschliche Selbstdisziplin, das harte Studium durchzudrücken, wenn der Rah-men fester Termine und die Kraft der Gruppe fehlen.

Die Anbieter reagierten unterschiedlich. Die FH Wien erneu-erte ihr Bekenntnis zur Anwesenheit und wird wieder mit 98 Pro-zent Abschlussrate belohnt. Die WU Executive Academy schraubte lieber an der Qualität ihres E-Learning-Angebots und bietet nun neben speziellen Vertiefungsmodulen auch Software und Speicher-platz in der Cloud an. Den verringerten Präsenzanteil kompensiert sie mit einem gepflegten internationalen Absolventen-Netzwerk. Ihre Studierenden und Alumni haben Zutritt zu Gastvorträgen und Abendveranstaltungen mit Promi-Managern. Dort lässt sich locker auch das eine oder andere Geschäft anbahnen, vor allem im CEE-Kontext, der Domäne der WU.

Aber selbst dort wird man sich an ein neues Bild gewöhnen müssen: Der MBA wird weiblich. Bislang war nur jeder dritte Absolvent eine Frau. Doch das Verhältnis wird sich demnächst aus-gleichen – und dann fällt die nächste Männerbastion.

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Alpen-Adria-Universität Klagenfurt | mot.ac.atBFI Wien | bfi-wien.atBMÖ, Wien | einkaufs-mba.atContinuing Education Center TU Wien | cec.tuwien.ac.atDonau-Universität Krems | donau-uni.ac.atFH Wien – Studiengänge der WKW | fh-wien.ac.atIfM – Institut für Management, Salzburg | ifm.acIMADEC, Wien | imadec.euKepler Universität, Linz | wissensmanagement.ce.jku.at/KMU Akademie & Management, Linz | kmuakademie.ac.atManagement Center Graz | managementcentergraz.atLIMAK Austrian Business School, Linz | limak.atMBA Bauwirtschaft | mba-bauw.atMCI – Management Center Innsbruck | mci.eduMontanuniversität Leoben | mba.unileoben.ac.atÖCI – Österreichisches Controller-Institut, Wien | oeci.atSales Manager Academy, Wien | sales-manager.atUniversität of Salzburg Business School | smbs.atTU Wien | fm.tuwien.ac.atUniversität Wien | univie.ac.at/mbaWebster University, Wien | webster.ac.atWIFI (div. Bundesländer) | wifi.atWU Executive Academy | executiveacademy.at QUELLEN: POSTGRADUATE. AT, CAREERNET. AT, MBA-STUDIUM.NET; OHNE ANSPRUCH AUF VOLLSTÄNDIGKEIT.

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Warum er sich über ein LKW-Nachtverbot freuen würde, wieso Frächter aus dem Osten den Preisen zusetzen und warum Umweltaspekte zwar nachgefragt, aber nicht bezahlt werden – Rail-Cargo-Group-Vorstandschef Georg Kasperkovitz im Interview.

INTERVIEW: STEPHAN STRZYZOWSKI, FOTO: ANDREAS SCHEIBLECKER

Die Schiene wird immer wieder als Heilmittel für verstopf-te Autobahnen gepriesen. Kann das heimische Netz diesen Ansprüchen gerecht werden?Der Schienengüterverkehr ist in Österreich in einer günstigen Position. Die ÖBB Infrastruktur AG stellt eine wirklich sehr gut ausgebaute und flächendeckende Infrastruktur zur Verfügung. Davon profitieren wir als Marktführer und damit größter Güter-verkehrskunde natürlich ganz besonders. Allerdings ist die Schiene sicher nicht für alle Sendungen die optimale Lösung. Da darf man sich keine Illusionen machen.

Die ehemalige Ministerin Doris Bures meinte, dass es 2025 um 42 Prozent mehr Güterverkehr geben wird, und woll-te einen wesentlichen Teil davon auf die Schiene bringen. Halten Sie das für realistisch?Diese Zahl umfasst das gesamte Landverkehrsvolumen. Also auch LKW und Pipeline. Man muss wissen, dass diese Studien immer auf einer Prognose der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung basie-

ren – und die hat jetzt doch einen deutlichen Dämpfer erhalten. Aber in Summe steigt das Gütertransportvolumen auf alle Fälle. Um dieses Marktwachstum abzudecken, ist das Thema Effizienz ein großer Hebel. Bei den LKW gibt es zum Beispiel Bestrebun-gen, größere Fahrzeuge zuzulassen. Wir als Güterbahn wollen die zunehmende Nachfrage vor allem durch bessere Zugauslastung, optimierte Zugfrequenzen und eine Weiterentwicklung unseres Bahnlogistikangebots für Wachstum nützen.

Mit welchen Maßnahmen wollen Sie die Effizienz steigern?In zahlreichen Ländern gibt es den Trend, auf Systemfahrpläne umzustellen. Dabei wird die verfügbare Schienenkapazität durch einen Grundraster aufgeteilt und mit einem Fahrplan versehen. Das ermöglicht eine bessere Auslastung der Schieneninfrastruktur. Davon würden alle Eisenbahnunternehmen, Güter- und Personen-verkehr, profitieren. Kurz gesagt: Mehr Wachstum auf der Schiene ist möglich, und zwar ohne im selben Ausmaß ausbauen zu müs-sen. Es gibt noch Kapazitäten, die man nützen kann.

Wann ist denn die Schiene das optimale Transportmittel für Unternehmer?Stark vereinfacht gesagt, wenn es um Sendungen über 30 Tonnen geht, die mehr als 300 km transportiert werden. Dann kann die Schiene wirtschaftlicher und umweltfreundlicher sein/werden. Auch bei Gefahrengütertransporten und Wochenendtransporten sind die Argumente auf unserer Seite.

Gibt es noch andere Produktbereiche, die man von der Straße auf die Schiene verlagern könnte? Es gibt Industriesegmente, die mehr, und andere, die weniger schienenaffin sind. Beispielsweise Rohöltransporte und schwere Lasten können über große Distanzen gut mit Zügen transportiert werden. Bei der Lebensmittelnahversorgung ist die Schiene aller-dings bei den derzeitigen Rahmenbedingungen einfach nicht wett-bewerbsfähig. Anders ist das etwa in der Schweiz. Dort gibt es auch unter der Woche ein LKW-Nachtfahrverbot. Die Supermärkte wür-den dort ohne Schienenanbindung gar keine Frischware bekom- men.

Könnte das auch in Österreich kommen?Ein LKW-Nachtfahrverbot würde nur dann Sinn ergeben, wenn es im Rahmen einer europäischen Lösung käme und nicht nur als

Es gibt noch Kapazitäten“„

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österreichischer Alleingang. Sonst würde man das Land einfach umfahren. Wir würden uns über so eine Regelung natürlich freuen, es ist aber aktuell keine Grundlage für Planungen.

Auch die Industrie ist zunehmend von der Wirtschaftskrise betroffen. Wie schlägt sich das bei Ihnen nieder?Die Nachfrage nach Landverkehrstransport steht immer in einem überproportionalen Faktor zur Wirtschaftsentwicklung. Verein-facht gesagt: Ein Prozent mehr Wirtschaftswachstum heißt unge-fähr zwei Prozent mehr Nachfrage. Das schwingt aber auch in die andere Richtung. Jetzt, wo die Wirtschaft stagniert, hat sich die Transportnachfrage auf niedrigem Niveau eingependelt. Wenn die Konjunktur weiter zurückgeht, trifft uns das entsprechend. Ich rechne aber nicht damit, dass der Markt heute oder morgen dramatisch einbrechen wird. Allerdings ist das Auftragsvolumen bereits sehr niedrig und es gibt Überkapazitäten, unter anderem weil LKW-Frächter aus Osteuropa für Preise fahren, die weit unter einem Euro pro Kilometer liegen. Dieser Preisverfall trifft uns mehr als der Mengenrückgang.

Die EU hat sich durchaus ambitionierte Klimaziele verordnet. Was kann die Schiene zur ihrer Erreichung beitragen?Der Schienengüterverkehr ist deutlich CO2-ärmer als der LKW-Straßentransport. Immer dort, wo die Schiene das geeignete Trans-portmittel ist, trägt sie zur CO2-Vermeidung bei. Die ÖBB sind in der privilegierten Lage, auch noch über 90 Prozent unseres Stroms aus eigener Erzeugung aus Wasserkraft zu beziehen. Zudem setzen wir auf energiesparendes Fahren. Durch Softwareoptimierungen und durch vorausschauendes Fahren lässt sich der Stromverbrauch von Güterverkehrszügen signifikant reduzieren. Und wenn die ÖBB den Systemfahrplan einführen, können die Züge auch länge-re Distanzen ohne Stopps durchfahren. Schließlich benötigt jedes Anfahren eines Zugs mit 1.500 Tonnen enorm viel Strom.

Bemerken Sie, dass Unternehmer verstärkt nach dem Umweltaspekt fragen?Wir merken definitiv ein steigendes Bewusstsein unserer Kunden, was CO2 anbelangt. Allerdings ist die Zahlungsbereitschaft dafür noch sehr überschaubar.

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Effizienter Transport auf Europas Straßen

Der nutzlastoptimierte Sattelanhänger der BERGERecotrail® Generation, mit seinem niedrigen Eigengewicht von 4,7 Tonnen, steigert die Transporteffizienz maßgeblich. Pro Fahrt schafft er durchschnittlich 6-7% mehr Ware zu transportieren als konventionelle Fahrzeuge, was den wirtschaftlichen Erfolg bei gleichzeitiger Umweltentlastung erhöht. Dies ermöglicht der BERGERecotrail® Sattelauflieger durch folgende Faktoren:

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Ökonomie und Ökologie vereint

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Logistiker verprechen schlanke und kostengünstige Lösungen, die gleichzeitig ökologisch nachhaltig sind. Geht das überhaupt? Wir haben fünf Big Player der Branche nach aktuellen Herausforderungen und ihren Lösungsansätzen gefragt.

TEXT: MAGDALENA VACHOVA

Der Container-Umschlag wächst. Auf den Straßen, den Meeren und in der Luft bewegt sich mehr Ware als je zuvor. Ein Blick

auf die Prognosen für 2015 zeigt: Heuer sollen bis zu 38 Millionen Container die weltweiten Handelsstrecken durchlaufen. Das ent-spricht einer Steigerung von mehr als zehn Prozent im Vergleich zu 2014. Für die Konjunktur verheißt das schon einmal Gutes: Denn mehr Umschlag ist ein wichtiger Indikator dafür, dass die Weltwirt-schaft wieder aufblüht, gleichzeitig bringt das mehr Verkehr mit sich – was wiederum eine Herausforderung für die CO2-Ziele bedeutet.

Laut einer aktuellen WKO-Umfrage beschäftigen die Trans-portbetriebe in Österreich deshalb vor allem die Themen Umwelt-schutz und Treibstoffpreise. Die Branche wünscht sich zudem mehr Investitionen in solide Verkehrsnetze und eine größere Auf-merksamkeit seitens der Politik. Doch wie geht man diese Themen bei stagnierender Ertragskraft und hart umkämpften Margen an? „die Wirtschaft“ hat dazu fünf Big Player der österreichischen Logistik-Branche befragt – und erhielt Eindrücke über deren größte Herausforderungen und Lösungsansätze.

Wo geht die Reise hin?

SPEZIELLE TRAILER: Während DHL in England vor kurzem einen neuen Hubschrauber-Express ins Leben gerufen hat, gibt man sich hierzulande bodenständig. Man will dem Kunden treu bleiben und wei-terhin maßgeschneiderte Lösungen anbieten, zudem die GoGreen-Kon-zepte weiterverfolgen. Managing Director von DHL Freight Österreich Heike Sommer will die Umwelt mit Neuerungen, wie etwa dem „Tear-drop Trailer“ – einem tropfenförmigen, aerodynamischen und somit treibstoffsparendem Trailer – schonen. „Wenn es um Umweltbelange geht, ist das Transportwesen natürlich als eine der ersten Branchen im Fokus – Transportabgase oder Stau sind für jeden erlebbar. Umso wich-tiger ist es, nachhaltige Lösungen zu finden.“ DHL setzt hier auf Elek-tromobilität. „In Bonn stellen wir gerade die komplette Zustellung auf Elektrofahr-zeuge um. Durch die Nutzung von grünem Strom sinkt der CO2-Ausstoß gegen null.“

„Wenn es um die Umwelt geht, ist das Transport-wesen als eine der ersten Branchen im Fokus.“

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Effizienter Transport auf Europas Straßen

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SPRITSPARTRAINING: „Durch den immer billiger wer-denden Ölpreis wird es wirtschaftlich schwierig, nachhal-tige Logistik zu entwickeln“, sagt Gerald Gregori, Head of E-Commerce Innovation Management der Österreichischen Post AG. Und dennoch ist das die Fahrtrichtung, für die sich die Post entschieden hat – sie verspricht sogar, alle Sendun-gen CO2-neutral zuzustellen. Seit 2012 bezieht das Unter-nehmen durch eigene Photovoltaik-Anlagen ausschließlich Grünstrom, stellt zudem den größten E-Fuhrpark Öster-reichs. Die aktuelle Herausforderung für die Branche sei das Hinausdrängen des Verkehrs aus den Städten und der stei-gende Kostendruck. Um keinen Cent auf der Straße zu verlie-ren, setzt die Post daher auf Schulung der Fahrer, moderne Logistikanlagen und Pro-zessoptimierung. „Ökologie und Ökonomie müssen langfristig Hand in Hand gehen.“

EIGENER WINDPARK: Der größte private Spediteur Österreichs, Gebrüder Weiss, sieht heuer eine wahre Büro-kratisierungs-Welle anrollen, die mit hohen Kosten ver-bunden sein wird. „Etwa im Bereich Compliance, der Mau-ten oder dem deutschen Mindestlohn“, wie Jürgen Bauer, Direktor Regionalleitung Ost bei Gebrüder Weiss, erklärt. Einerseits wolle sich das Unternehmen auf Kostenmanage-ment bei den Standardprodukten konzentrieren, anderer-seits wolle es in den Ausbau von Zukunftsmärkten investie-ren – wie schon zuvor etwa mit dem Bau eines hauseigenen Windparks, der nun den ganzen Konzern mit Strom versorgt. „Wenn wir nicht ins Mittelalter zurückfallen wollen“, so Bauer, bliebe der Branche eine Orien-tierung Richtung Nachhaltig-keit nicht erspart.

„Ökonomie und Öko-logie müssen Hand in Hand gehen.“

„Durch immer mehr administrative Aufgaben steigen die Kosten.“

INTERMODALLÖSUNGEN: Der deutsche Logistiker DB Schenker hat hohe Ansprüche an sich selbst. „Unser Ziel ist es, bis zum Jahr 2020 Pionier der Branche im Bereich Umwelt- und Klimaschutz zu werden“, sagt Kurt Leidinger, CEO von DB Schenker Logistics in Österreich und Südost-europa. Konkret heißt das, Emissionen, die zwischen 2006 und 2020 entstehen, um 20 Prozent zu senken. „Mithilfe spezieller Programme können wir die Emissionen der Trans-porte im Land, Luft- und Seebereich exakt berechnen und analysieren“, so Leidinger. Das mache individuelle Lösung für jede Anfrage entlang der Transportkette möglich. Kosten sparen will man etwa durch die Erschließung innovativer Verkehrswege, Intermodal-lösungen oder den Um- und Ausbau von Logistikzentren.

ENVIRONMENTAL CHAMPIONS: Kühne+Nagel-Öster-reich-Chef Franz Braunsberger setzt bei seiner Strategie auf neue Produkte. Denn: „Innovation senkt die Betriebskosten, und speziell auf die Kundenbedürfnisse von Nischenindu-strien ausgerichtete Transportlösungen resultieren in über-durchschnittlichen Margen.“ Die niedrigen Margen seien für ihn die größte Herausforderung der Branche. Und dennoch will man auch grün agieren – etwa mit über 500 Environ-mental Champions, also freiwilligen Mitarbeiter, die auf den ökologischen Fußabdruck des Unternehmens achten. „Ein Trend, der über 2015 hinausgeht, ist der zukünftige Ein-satz von E-Trucks. Der Zeitpunkt eines regulären Betriebes hängt aber mit der Entwicklung der Batterien zusammen. Erst müssen die Bat-terieladekapazitäten erhöht und die Kosten gesenkt werden.“„Wir wollen bis 2020 Pionier

der Branche in Umwelt- und Klimaschutz werden.“

„Wünsche von Kunden in Nischenindustrien bringen überdurchschnitt liche Margen.“

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7 % Transportkosten sparen durch NutzlastoptimierungEine Studie belegt: Güterproduzenten und Transporteure profi tieren gleichermaßen vom Einsatz nutzlastoptimierter Fahrzeuge.

Die „Studie über wirtschaft liche und ökologische Vorteile von nutzlastoptimierten Fahrzeugen im LKW-Verkehr“ er-möglicht erstmals einen Einblick, wie man eine erhebliche Effi zienzsteigerung im Transportprozess erreichen kann. Sie wurde in Deutschland unter der Leitung von Prof. Dr. Paul Wittenbrink, Professor der Lörracher Dualen Hochschule, erstmals 2012 durchgeführt und im Jänner 2015 aktualisiert.

Vorteil VerladerDie Nutzlast ist die Diff erenz zwischen dem Eigengewicht eines LKW und dem höchstzulässigen Gesamtgewicht. We-niger Eigengewicht bedeutet höhere Nutzlast und erlaubt, eine bestimmte Warenmenge mit weniger Fahrten zu bewe-gen. Die Studie ergab, dass mit konsequenter Nutzlastopti-mierung bis zu 7 % aller Fahrten eingespart werden können. Vermiedene Fahrten sind nicht zu bezahlen und begeistern den Kaufmann. Dass sie die Umwelt entlasten, freut Natur und Öff entlichkeit*.

Außerdem: Bei einer großen deutschen Brauerei, die 55.000 Komplettladungen pro Jahr abfertigt, lässt sich die

Anzahl zu beladener LKW um 3.700 reduzieren. Bei 30-mi-nütigem Rampenaufenthalt je LKW und angenommenen Personal- und Infrastrukturkosten von € 100,– pro Stunde, liegt das Sparpotenzial bei € 185.000,– pro Jahr. Und die-se Summe erspart sich nicht nur die Verladestelle, sondern auch ihr Gegenstück auf der Entladeseite. Kein Wunder, dass sich auch hierzulande namhaft e Brauereien, Wasser-abfüller und Fruchtsaft hersteller sowie clevere Logistikleiter der Holz- und Baustoffi ndustrie und des Handels verstärkt um Rationalisierung durch Nutzlastoptimierung kümmern.

Vorteil TransporteurAuch für den Transporteur ist Nutzlastoptimierung eine gute Nachricht. Die Studie zeigt, dass der Treibstoff verbrauch in diesen Fällen um ca. 1 % je 500 kg Mindergewicht sinkt. Jedenfalls in diesem Ausmaß lohnen sich also nutzlastop-timierte Fahrzeuge auch für den Transporteur, der Kosten spart. Als Extras winken der Nutzen fortgesetzter Beauft ra-gung und ein allfälliger Mehrerlös, den Auft raggeber für die beförderte Mehrmenge zugestehen.

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Ein Beispiel:

* Das Beispiel oben rechts beziff ert sowohl den wirtschaft lichen als auch den ökologischen Nutzen.

Kosten- und CO2-Einsparung pro Relation nutzlastoptimierter Anhänger im

Ein Beispiel:

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Grenzüberschreitende Konflikte stellen derzeit die größte Gefahr für die globale Stabilität und wirtschaftliche Entwicklung dar. Wir haben die Ergebnisse des „World Risks Reports“ grafisch zusammengefasst. TEXT: DANIEL NUTZ, INFOGRAFIK: ANDREA JOST

Weltweite Risiken

Weltweite Risiken Erstmals seit Bestehen des „Global Risks Reports“ werden geopolitische Konflikte als weltweit größtes Gefahrenpotenzial eingestuft. Die Experten des World Economic Forums Davos (WEF) begründen dies einerseits mit dem steigenden politischen Gewicht von nationalistischen Parteien in zahlreichen Ländern und verweisen andererseits auf aktuelle inner- und zwischenstaatliche Konflikte wie im Irak, Syrien oder der Ukraine. Mit dem Zerfall von staatlichen Strukturen nehmen auch andere Gefahren, wie

Terrorismus und der Einsatz von Massenvernichtungswaffen, zu. Daneben gibt es noch weitere bedrohliche Risiken. Unzureichende Maßnahmen gegen den Klimawandel nehmen ein ebenso großes Gefahrenpotenzial für die weltweite Entwicklung ein wie die Verbreitung von Infektionskrank-heiten oder Knappheit in der Wasserversorgung. Der „Global Risks Report 2015“ wurde auf der Grundlage von Befragungen von 900 Entscheidungs-trägern des WEF-Netzwerkes erstellt.

Wasserversorgungs-engpässe

Gesellschaftliche Ungleichgewichte und Instabilität

Ausbreitungvon Infektionskrankheiten

Lebensmittel-knappheit

Versagen der öffentlichen Planung

Wetterkapriolen

Unzureichende Klimaschutzmaßnahmen

Naturkatastrophen

Biodiversitätsverlust und Kollaps des Ökosystems

Von Menschen hervorgerufeneUmweltkatastrophen

Geopolitische Konflikte

Regierungskrisen, Korruption

Terror-anschläge

Massen-vernichtungswaffen

Cyberangriffe

Datenbetrug oder -diebstahl

Missbrauch von Technologien

Kritischer Zusammenbruch der Informations-Infrastruktur

Deflation

Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung

Schulden-krise

Finanz- blasen

Versagen des Finanzsystems

Energie-preis-schock

Staatsversagen oder staatliche Krisen

Zusammenbruch kritischer Infrastruktur

Große Flüchtlingswellen

Wahrscheinlichkeit

Ausw

irkun

gen

Unbeherrschbare Inflation

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Diese Übersicht zeigt, wie groß die Gefahr der einzelnen Risiken auf kurzfristige (die kommenden 18 Monate) und auf langfristige Sicht (die kommenden zehn Jahre) ist. Die Prognose zeigt, dass sozial-ökologische Gefahren wie Wasserknappheit, Klimawandel oder soziales Ungleichge-wicht langfristig an Bedeutung gewinnen.

In den unterschiedlichen Weltregionen sind manche Gefahren besonders ausgeprägt. Die Grafi k zeigt, welches Risiko für die Befragten aus den jeweiligen Regionen am bedrohlichsten erscheint.

Kurzfristige und langfristige Risiken

Die größten Risiken in den einzelnen Regionen

Geopolitische Konfl ikte

Cyberangriff e

Gesellschaft liche Ungleichgewichte und Instabilität

Cyberangriff Lebensmittelknappheit

Arbeitslosigkeit und Unterbeschäft igung

Wasserversorgungs-engpässe

Energiepreisschock

Geopolitische Konfl ikte

Versagen der öff entlichen Planung

TECHNOLOGISCHSOZIAL ÖKONOMISCHGEOPOLITISCH UMWELTSPEZIFISCH

18 Monate 10 Jahre 18 Monate 10 Jahre 18 Monate 10 Jahre 18 Monate 10 Jahre 18 Monate 10 Jahre

GEOPOLITISCH

UMWELTSPEZIFISCH

SOZIAL

ÖKONOMISCH

TECHNOLOGISCH

Risiken nach Kategorien

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Wir tun was – seit sieben Jahren.

Die Raiffeisen Klimaschutz-Initiative, Plattform und Impuls-geber der Raiffeisen Organisationen steht für Maßnahmen im Bereich Nachhaltigkeit, Klimaschutz, Energieeffizienz, erneuerbare Ressourcen und Corporate Responsibility. Die 23 Mitglieder setzen aktiv Initiativen und stehen ihren Kunden für Umweltfinanzierungen mit professionellen An-sprechpartnern und konkreten Lösungen zur Seite.www.raiffeisen-klimaschutz.at, www.oekoenergieblog.at

Verantwortung

für die Zukunft.

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Immer mehr Großunternehmen setzen auf nachhaltiges Lieferkettenmanagement. Wir haben mit Daniela Knieling von der CSR-Plattform Respact die wesentlichen Fakten zusammengetragen.

TEXT: STEPHAN STRZYZOWSKI

Was versteht man unter Nachhaltigkeit in der Lieferkette?

Nachhaltigkeit in der Lieferkette ist das Management der ökologi-schen, sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen und die Förde-rung guter Unternehmensführung über den gesamten Lebenszyk- lus von Produkten und Dienstleistungen.

Warum interessieren sich Großunternehmen neuerdings so intensiv für ihre gesamte Lieferkette?

Immer mehr Unternehmen weiten ihre Selbstverpflichtung zu einer verantwortungsvollen Unternehmensführung auf ihre gesamte Wertschöpfungskette, also auch auf Tochtergesellschaften und Lieferanten, aus. Dadurch können sie soziale und ökologische Risiken verringern. Deshalb verpflichten sich nun immer mehr Fir-men zu den Leitsätzen der OECD. Diese sind ein Verhaltenskodex für Unternehmen, der von den OECD-Staaten gefördert wird.

Worauf zielen die OECD-Leitsätze konkret ab?

Sie wollen den Beitrag fördern, den Unternehmen zum weltweiten ökonomischen, ökologischen und sozialen Fortschritt leisten kön-nen. Die Leitsätze legen seit 2011 auch einen besonderen Fokus auf die Wertschöpfungsketten der Unternehmen. Dadurch sind diese

angehalten, nicht nur am eigenen Standort auf die Einhaltung der Empfehlungen zu achten, sondern dies auch von Geschäftspart-nern und Lieferanten einzufordern.

Was wird von den Unternehmen gefordert? Worüber sollen sie Auskunft geben?

Die Leitsätze geben Empfehlungen für verantwortliches Unter-nehmerverhalten bezüglich Transparenz, Arbeitsbeziehungen, Umwelt, Korruption, Verbraucherschutz, Technologietransfer, Wettbewerb und Steuern. Über die Handlungen in genau diesen Bereichen müssen Unternehmer Informationen bereitstellen.

Wann sind KMU besonders vom Thema Nach-haltigkeit in der Lieferkette betroffen?

Prinzipiell dann, wenn sie Teil einer Lieferkette, besonders als Zulieferer von großen Unternehmen, sind. Das ist bei fast allen kleinen und mittleren Unternehmen der Fall. Größere Unterneh-men fordern hier nicht nur Daten über das soziale und ökologische Engagement eines Unternehmens an sich ein. Auch Informationen, die die vorgelagerten Aktivitäten beim Subunternehmer betreffen, werden verlangt. Betrachtet man die gesamte Wertschöpfungsket-te bis hin zur Nutzungsphase eines Produkts, dann stellen gerade

Schneeball-Effekt

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Wir tun was – seit sieben Jahren.

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INFO

www.oecd.org www.respact.at

bei Konsumgütern die Endkunden oft Fragen wie „Wie ist denn das Produkt entstanden, welche Materialien wurden verwendet, aus welchen Rohstoffen besteht es?“. Hier sind KMU immer mehr gefordert, die Informationen bereitzustellen.

Wie läuft das in der Praxis ab?

Ein Beispiel: Eine kleine Firma mit zwei Mitarbeitern ist Subun-ternehmer eines multinationalen Unternehmens. Dieses fordert von den Zulieferern Informationen zu deren nachhaltigen Aktivi-täten. Etwa Daten über Energieaufwand oder soziales Engagement für Mitarbeiter, aber auch Daten über vorgelagerte Lieferketten. Diese Anforderungen sind in sogenannten Lieferantenkodizes, bekannt auch unter dem englischen Term „Code of Conduct“, fest-gehalten. Das bedeutet, dass man die Daten parat haben und sie entsprechend internationalen Standards und Leitsätzen wie Global Compact (GC) oder den OECD-Leitsätzen bzw. der Global Reporting Initiative (GRI) aufbereiten sollte.

Welche weitere Entwicklung ist in den kommenden Jahren zu erwarten?

Das Thema Nachhaltigkeit in der Lieferkette nimmt vermutlich auch weiterhin an Bedeutung zu. Das betrifft alle Unternehmens-größen. Unternehmen müssen neben dem Augenmerk auf das Kerngeschäft stärker die vor- und nachgelagerten Bereiche der gesamten Wertschöpfungskette betrachten. Die Sammlung und Aufbereitung dieser Datenmengen stellt allerdings schon heute nicht nur für kleinere Unternehmen eine Herausforderung dar. Zudem wird die Homogenisierung dieser Daten in Zukunft an Bedeutung gewinnen. Wenn ein Unternehmen viele Zulieferer hat und jedes dieser Subunternehmen die Informationen anders auf-bereitet, ist das nicht zielführend. Man wird sich daher stärker an den anerkannten Standards orientieren. Gerade bei der Aufberei-tung ökologischer Daten dienen dafür schon seit längerer Zeit die Umweltmanagementsysteme ISO 14001 und Emas als in der Praxis etablierte und beliebte Tools.

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Gemeinnützige Stiftungen sind in Österreich beinahe vom Aussterben bedroht. Das muss sich ändern, fordert der Netzwerkforscher Harald Katzmaier. Als Präsident des Bundes gemeinnütziger Stiftungen kämpft er für eine Gesetzesänderung und wirbt für ein neues Image.

INTERVIEW: STEPHAN STRZYZOWSKI

Geld auf den Caymans ist für die Fisch“

Sie haben sich international mit der Analyse von Netzwerken einen Namen gemacht. Jetzt versuchen Sie, die Gründungen gemeinnütziger Stiftungen anzukurbeln. Was treibt Sie an? Ich denke, dass wir in Österreich dringend neue Bereiche benöti-gen, in denen sich unterschiedliche Akteure miteinander verbin-den können. Ein Blick nach Deutschland zeigt, dass sich im Stif-tungswesen Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft zusammenschließen können.

Warum klappt das bei uns nicht?In Österreich liegt das Pro-Kopf-Volumen gemeinnütziger Stiftun-gen bei drei Euro, in der Schweiz bei 160 Euro und in Deutschland bei 183 Euro. Das hat wohl mit unserer Habsburger-Tradition zu tun. Bei uns herrscht die Vorstellung, dass sich die da oben um die Dinge kümmern sollen. Auf der anderen Seite ist unser Stiftungs-wesen einfach nicht für gemeinnützige Zwecke ausgelegt.

Was macht die gemeinnützige Stiftung bei uns so unattraktiv?Zum Beispiel die juristischen Auflagen. Man kann hier keine eigennützige Stiftung mit gemeinnützigem Anteil haben. Es muss ein Entweder-oder sein. Und wenn man gemeinnützig ist, kann man die Umsetzung der Maßnahmen nicht durch außenstehen-de Personen vornehmen lassen, sondern muss selbst Mitarbeiter anstellen. Diese Vorgaben hemmen enorm.

Von diesen juristischen Auf lagen losgelöst, haftet Stiftungen der Geruch an, dass sie lediglich dazu dienen, Steuern zu spa-ren. Ein Imageproblem, das auch die gemeinnützigen Stiftun-gen trifft?Uns geht es als Verband nicht darum, die gute gemeinnützige Stiftung gegen die böse eigennützige Stiftung auszuspielen. Es geht vielmehr um positive Beispiele, die zeigen, dass Stiftun-gen eine wesentliche Rolle bei der Förderung sozialer Innova-

tion spielen können. Wir können es uns einfach nicht leisten, auf Ressentiments zu beharren. Der gemeinnützige Stiftungsbereich in Deutschland verwendet Kapital, damit es gesellschaftliche Ren-diten gibt. Warum das nicht wünschenswert sein sollte, muss mir erst einmal jemand erklären.

Ist der Gesetzgeber für entsprechende Veränderungen emp-fänglich?Stiftungen sind in Österreich ein verbrannter Begriff, und unser kameralistisches System ist nicht wirklich offen dafür. Es gibt aber immer mehr Befürworter, die eine Chance im Rahmen der Steuer-reformverhandlungen sehen.

Ist die aktuelle Krise ein guter Zeitpunkt für gemeinnützige Stiftungen? Bei ausbleibenden Renditen wollen Vermögende vielleicht zumindest einen sozialen Mehrwert einfahren.Absolut. Es gibt Menschen, die verfügbare Mittel haben und sich fragen, wie sie ihr Kapital einsetzen und wo sie sinnvolles Gemein-nützliches tun können. Hier übernimmt jetzt auch eine neue Gene-ration von 35- bis 45-Jährigen das Ruder, denen diese Aspekte wichtig sind.

Wer wird besonders von dieser neuen Stiftergeneration pro-fitieren?Der ganze soziale Bereich, aber auch Bildung, Forschung, Gesund-heit und Energie. Profitieren werden generell alle Bereiche, wo die Menschen Probleme sehen.

Welche Rolle sollen KMU im gemeinnützigen Stiftungswesen spielen?Ich glaube, es geht immer um ein Portfolioverständnis. Man muss differenzieren zwischen Geld, das man spart, das man konsumiert, das man investiert und das man schenkt. Über die eigene Auftei-lung sollte man beizeiten nachdenken. Gemeinnützigkeit heißt ja, dass der Boden, auf dem man agiert, auch genährt wird.

Ab welcher Summe kann man eine Stiftung errichten?Ab 70.000 Euro. Die Botschaft: Es geht darum zu prüfen, was man mit Kapital tun kann und soll. Damit es vital bleibt, damit es nicht nur auf den Cayman Islands herumliegt. Da ist es für die Fisch. Etwas in das System einzubringen heißt immer, dass auch etwas zurückkommt.

„Unser Hauptproblem ist aktuell das schlechte

Image.“ ¶ Harald Katzmaier, Präsident des

Bundes gemeinnütziger Stiftungen

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Geld auf den Caymans ist für die Fisch“

Das Opel-WirtschaftswunderDie neue, zweite Generation des Vivaro von Opel besticht gleichermaßen durch Wirtschaftlichkeit und Flexibilität wie durch Ausstattung und Komfort.

Die Zeiten, in denen sich Nutzfahrzeuge rein über die Attri-bute groß und robust definierten, sind vorbei. Das sparta-nische Arbeitstier hat ausgedient. Durch die Entwicklungen der letzten Jahre haben sich neue Herausforderungen und Möglichkeiten für Unternehmen ergeben. Dementspre-chend werden auch an Nutzfahrzeuge viel differenziertere Anforderungen gestellt.Mit dem neuen Vivaro beweist Opel einmal mehr, dass man am Puls der Zeit ist. Denn er überzeugt nicht nur mit einer Ladekapazität von bis zu 8,6 m3, sondern stellt, auch was Komfort und Ausstattung betrifft, ganz klar den Führungs-anspruch im Segment. Sein Innenraum bietet reichlich Platz und erfüllt die höchsten Ansprüche an Ergonomie und Wohl-befinden: Die Sitze und Ablagen können bedarfsgerecht ver-stellt werden und zahlreiche moderne Assistenzsysteme, wie Tempomat, Parkassistent und Rückfahrkamera, erleichtern den Arbeitsalltag. Dazu erlauben innovative Infotainment-systeme mit Bluetooth®, USB oder 7-Zoll-Farbtouchscreen, den Vivaro im Handumdrehen in ein mobiles Büro zu verwan-deln. Somit ermöglicht er, immer und überall ökonomisch zu arbeiten – und ist indessen selbst ein Meister der Ökonomie:

Die verfügbare Motorenpalette umfasst zwei komplett neu entwickelte Turbodiesel in vier Leistungsstufen, die alle-samt beweisen, dass viel Kraft nicht zwangsläufig viel Stoff braucht. So kommt der 1.6 BiTurbo CDTI bei einer Leistung von 88 kW/120 PS mit nur 5,7 l auf 100 km aus, was einer CO2-Emission von 149 g/km entspricht. Das ist gut fürs Ge-schäft und gut für die Umwelt.Wie der Name bereits vermuten lässt, ist der Vivaro in zahl-reichen Varianten erhältlich. Das Angebot umfasst zwei Ka-rosserielängen und zwei Höhen sowie Kastenwagen, Kombi, Doppelkabine und Plattform-Fahrgestell in unterschiedli-chen Konfigurationen.

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Helmut Kniezanrek repariert in seiner Werkstatt Raritäten, die seit 25 Jahren nicht mehr produziert werden.

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Helmut Kniezanrek betreibt die letzte auf Vergaserreparaturen spezialisierte Kfz-Werkstatt. Eine Reportage aus einer fast versunkenen Welt.

TEXT UND FOTOS: PETER SEIPEL

Am 19. September vor genau 50 Jahren begann Helmut Knie-zanrek seine Lehre zum Kfz-Mechaniker bei Fritz Magistris,

Meister und Vergaser-Spezialist mit klingendem Namen. Unvor-stellbar angesichts des heute branchenüblichen Job-Hoppings: Von 1964 bis heute hat Kniezanrek jeden seiner Arbeitstage in dem mittlerweile etwas ramponierten Werkstattgebäude im Hinterhof des Leopoldstädter Gründerzeithauses verbracht. Die Fassade brö- ckelt bereits, doch dahinter herrscht in alte Holz- und Metall-regale geschlichtetes, wunderbar geordnetes Chaos, in dem sich Kniezanrek mit schlafwandleri-scher Sicherheit zurechtfindet. „Zur besten Zeit, in den 70er- und 80er-Jahren, waren wir sechs Leute“, erzählt er. Dann war der Vergaser plötzlich fast über Nacht passé. Sein Nachfolger, die elektronische Einspritzanlage, konnte den Job der Gemischaufbereitung einfach effizienter, kostengün-stiger und wartungsärmer erledigen. „1988 wurden die letzten klas-sischen Vergaser produziert, 1989 kam eine elektronisch geregelte Variante heraus, und 1990 war’s endgültig vorbei“, gibt Helmut Kniezanrek einen kurzen motorhistorischen Rückblick. Die wirt-schaftliche Konsequenz: Die Magistris-Mannschaft schrumpfte parallel zur Auftragslage, bis nur noch einer übrig blieb. Seit 1995 führt Kniezanrek die von seinem Meister übernommene Werkstatt alleine weiter. Schließlich hatte er in der Vergaser-Reparatur seine Berufung gefunden und sich unter Automobil-Enthusiasten den Ruf als unumstrittene Koryphäe auf diesem Gebiet erarbeitet.

Aufträge aus ganz EuropaDas Telefon läutet, Kniezanrek beginnt mit dem Anrufer über einen Solex-Vergaser zu fachsimpeln, zieht gleichzeitig eine von dutzen-den abgegriffenen Holzladen heraus und kramt eine Handvoll Mes-singdüsen hervor. Diese hält er eine nach der anderen unter eine große Lupe, bis er zufrieden den passenden Querschnitt gefunden hat. Den Hörer am Ohr gibt er Bescheid, der Reparaturauftrag kann erledigt werden. „Ich habe hier zigtausende Ersatzteile lagern und in meinem Haus in Niederösterreich etwa noch einmal so viele“, sagt er. Ein riesiger Schatz aus Messing, Zink, Eisen und Stahl, den die Besitzer von Oldtimern in Österreich und ganz Europa zu schät-zen wissen. „Ich bekomme kaputte Vergaser aus Deutschland, der Schweiz, Tschechien, ja sogar aus Griechenland und Madeira mit

der Post geschickt, repariere sie und schicke sie wieder zurück“, sagt der Düsen-Experte. 90 Prozent seiner Kunden kommen aber immer noch aus Österreich, sie suchen die traditionsreiche Werk-statt in der Czerningasse 7 auch gerne persönlich auf. Ein kräftiger Mann mit Rocker-T-Shirt und Zopf kommt herein und drückt Knie-zanrek einen defekten Vergaser in die Hand. „Der ist von einem Mercedes-Bus, der soll möglichst noch die nächsten dreißig Jahre

halten“, wünscht er. Zuerst muss Kniezanrek aber noch den wunder-schönen blauen A-Manta flottma-chen, der in der Einfahrt wartet. Die Anamnese: unrunder Motor-lauf, Verschlucken beim Gasgeben,

Absterben im Stand. Kniezanrek löst die Schrauben, rüttelt den Vergaser aus dem Motorraum, bringt ihn zu seiner Werkbank und zündet sich eine Zigarette an. Den Rauch bläst er mit einem feinen Röhrchen durch die Benzin- und Luftkanäle des Aggregats, um die Durchlässigkeit zu prüfen.

Kein Nachfolger in Sicht„Ersatzteile sind heute immer schwerer zu bekommen“, seufzt Hel-mut Kniezanrek. In Spanien und China werden zwar Weber-Verga-ser nachgebaut, doch die Qualität kann den Ansprüchen des Exper-ten meist nicht genügen. „Solex hat vor acht Jahren aufgehört, da gibt’s gar nix mehr“, so Kniezanrek. Nur für englische und ameri-kanische Autos ist fast alles im Nachbau und in guter Qualität zu bekommen. Die wichtigste Fundgrube für Oldtimer-Besitzer ist daher Kniezanreks gigantisches Ersatzteillager, in dem sich sogar komplette Vergaser aus den 1920er- und 30er-Jahren finden. Wie lange dieser nur vom kundigen Experten nutzbare Schatz existie-ren wird, steht in den Sternen. Denn Helmut Kniezanrek feierte im heurigen Jänner seinen 65. Geburtstag, ist offiziell in Pension und nimmt verstärkt auf seine Gesundheit Rücksicht, indem er seine Werkstatt zum Beispiel nur noch von Montag bis Donnerstag auf-sperrt. Ob er denn einem Lehrling in drei Jahren sein Know-how in Sachen Vergaserreparatur weitergeben könnte, wenn sich einer melden würde? „Keine Chance“, so der Experte lächelnd, „dafür bräuchte er mindestens 20 Jahre!“

Helmut Düsentrieb

„Ich habe hier zigtausende Ersatzteile lagern.“ ¶Helmut Kniezanrek

WIR MACHEN’S TROTZDEM: Erfolgreiche Unternehmen, deren Ge-schäftsmodell auf den ersten Blick überholt oder abwegig erscheinen mag, finden sich in dieser Serie wieder. Anregungen an: [email protected]

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Hans Peter Haselsteiner erklärt, wie er die richtigen Geschäftspartner findet, wieso ihm sein soziales Engagement ein wenig unangenehm ist und warum wir keine bessere Politik verdienen.

INTERVIEW: DANIEL NUTZ

Mit dem Lift geht es in das 14. und letzte Stockwerk des Glasgebäu-des auf der Wiener Donauplatte. Es ist die Chefetage des Bauriesen Strabag. Auf der Gegensprechanlage vor einer dicken Glaswand stehen weiterhin Hans Peter Haselsteiners Initialen „HPH“. Auch eineinhalb Jahre nach seinem Rückzug als Vorstandsvorsitzender ist Haselsteiner als nunmehriger Generalbevollmächtigter sehr oft hier.

Herr Haselsteiner, ich war gar nicht sicher, Sie hier noch anzutreffen – nachdem Sie sich doch aus dem Tagesgeschäft der Strabag zurückgezogen haben. Sie treffen mich noch hier, weil ich gerne tue, was ich hier mache. Für mich ist Arbeiten keine Einschränkung der Lebensqualität.

Gönnen Sie sich zumindest etwas mehr Zeit für Ihre Hobbys. Sie fahren doch gerne Heli-Ski?Ja, ich gehe jetzt öfter Ski fahren. Aber der größte Unterschied zu früher ist, dass ich die ständige Belastung nicht mehr spüre. Das verändert das Empfinden des Tagesablaufes. An vorderster Front zu sein ist schon anstrengend. Wenn man oben steht, merkt man, dass Probleme und nicht die Freuden an die Spitze delegiert werden.

Das heißt, Sie sind jetzt fröhlicher?Ich kann sagen, es geht mir besser, und ich kann mich jetzt auch entspannter geben und auch genießen, was ich habe. Dabei gibt es zwei Fixpunkte: einerseits die Dankbarkeit gegenüber den Mitar-beitern, denen ich meinen Erfolg verdanke, und andererseits die Dankbarkeit gegenüber der glückhaften Fügung, die manche mei-ner Entscheidungen zum Besseren hin gelenkt hat. Viele Menschen glauben ja, sie allein haben ihren Erfolg geschaffen. Das gilt viel-leicht für einen Bildhauer, Maler oder Dichter. In allen anderen Bemühungen ist man auf ein Miteinander angewiesen.

Wie finden Sie die richtigen Mitstreiter?Ich halte weniger von Analysen, sondern viel mehr von Gefühlen. Mir geht es darum zu erkennen, wer mein Gegenüber ist und wie er tickt. Es ist immer das Gleiche: Egal ob Kunst, Soziales oder hartes Geschäft – wichtig sind die Persönlichkeiten, die Menschen hinter einem Projekt. Danach bewerte ich mein Engagement.

Sie lassen also das Bauchgefühl entscheiden?

Es ist ein bisschen mehr als Bauchgefühl. Es kann schon sein, dass ich vier oder fünf Termine brauche, bis ich ein Bild von jemandem habe. Es trägt nicht jeder sein Herz auf der Zunge. Ich unterhalte mich so lange mit den Menschen, bis ich glaube, mir in meiner Einschätzung sicher zu sein. Die Trefferquote ist nicht hundert Prozent, aber im Grunde war das immer ein erfolgreiches Modell.

Lassen Sie uns über Geld sprechen. Sie haben ein großes Ver-mögen angehäuft. Was bedeutet Geld für Sie?Ich sage es mal pathetisch: Mit Geld verantwortungsvoll umzuge-hen ist eine der schwierigsten Aufgaben eines jeden Menschen. Es geht darum, den eigenen Egoismus zu überwinden. Ich sehe darin eine Verpflichtung. Denen es gelingt, dieser Verantwortung nach-zukommen, die bekommen eine sehr große Dividende zurück. Man erlangt ein Mehr an Lebensqualität und Erfüllung.

Sie unterstützen diverse Projekte wie die Flüchtlingshilfe von Ute Bock, die VinziRast für Obdachlose in Wien ebenso wie bedürftige Kinder in Rumänien. Der renommierte ame-rikanische Psychologe Dan Gilbert hat herausgefunden: Wer Geld für andere einsetzt, ist letztlich glücklicher. Können Sie das bestätigen?Ich bekomme viel Anerkennung und Respekt. Das ist erfreulich. Aber die Dankbarkeit der Betroffenen macht mich nicht glück-lich – sie ist mir vielmehr peinlich und unangenehm. Es ist doch beschämend, dass es solche Not in unserer Welt gibt: Menschen, die vollkommen unschuldig in gewisse Situation hineingebo-ren werden und ein unwürdiges Leben führen müssen. Wenn wir schon nicht in der Lage sind, eine Gesellschaft zu schaffen, in der es so etwas nicht gibt, wäre es eine Schande, nicht zumindest klei-ne Schritte zu unternehmen.

Stichwort soziale Gerechtigkeit. Sie zählen zu den wenigen Reichen, die für Vermögens- und Erbschaftssteuern eintreten. Ach bitte, es ist doch eine Tatsache, dass die vermögensbezogenen Steuern in Österreich weit hinter allen international vergleichbaren Werten liegen. Wir sollten uns Gedanken machen, ob das gut ist. Ich denke, dass es richtig ist, Vermögen als Steuergrundlage zu betrach-ten. Den Standpunkt, Vermögen sei aus versteuerten Gewinnen wohl erworben und müsste daher steuerfrei bleiben, teile ich nicht.

„Wir sind fett, träge, wir stinken“

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H. P. HASELSTEINER

1944 in Wörgl geboren, stieg der studierte Han-delswissenschaftler 1972 in das Bauunternehmen Ilbau ein, aus dem sich später die Strabag SE entwickelte. Bis 2013 war er als deren Vorstandschef für mehr als 70.000 Mitarbeiter ver-antwortlich. Von 1994 bis 1998 war Haselsteiner für das Liberale Forum Abge-ordneter zum Nationalrat. Ein Großteil des Familien-vermögens liegt in einer gemeinnützigen Stiftung, die soziale und kulturelle Projekte finanziert.

Trotz Ihrer Argumente scheint das in Österreich ein schwie-riges Thema zu sein. Selbst die von Ihnen unterstützten Neos sind gegen eine Erbschaftssteuer.Es ist mehr als legitim, neue Steuern abzulehnen und zu sagen, wir wollen keine Erhöhung der Steuerquote. Die soll es auch nicht geben. Ich bin übrigens auch der Meinung, dass es keine Vermö-genssubstanzsteuer geben darf. Die Erfahrung hat gezeigt, dass eine solche letztlich schädlich für die Volkswirtschaft ist. Bei den Vermögenstransfersteuern sollte dagegen etwas getan werden.

Wenn es in meinem Hosensack klingelt, dann ist es doch argumen-tierbar, dass ich einen Teil davon abtrete. Erben ist doch kein Men-schenrecht! Bei Vermögenstransfersteuern wäre zumindest eine Anpassung an den internationalen Median überfällig.

Mit konservativen Ideen haben Sie wenig gemein. Gibt es dennoch eine Prägung, die sie aus Ihrem katholischen Tiro-ler Umfeld mitbekommen haben, in dem Sie aufgewachsen sind?

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Eine Initiative der gewerblichen

Immobilienwirtschaft

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Es ist doch so, dass der Geprägte oft nicht weiß, was ihn geprägt hat. So geht es auch mir. Wenn ich Ihnen jetzt was sagen würde, dann richtete ich mir etwas zurecht. Aber wahrscheinlich spiel-te die liberale Weltsicht und die Lebenserfahrung meiner Mutter eine Rolle. Und natürlich prägt die christliche Soziallehre. Das Gesellschaftsbild meiner Kindheit erscheint heute vielleicht als eingeengt. Aber im Vergleich mit der Nazizeit war meine Kindheit Ende der 1940er-Jahre natürlich verhältnismäßig offen. Man durfte – fast – alles sagen und wurde nicht verfolgt. Verglichen mit heu-te, wuchs ich natürlich in einer stockkonservativen Gesellschaft auf.

Sie waren im Jahr 1968 aktiv?Ich war nicht aktiv. Die ganze Sache war ja in Österreich sehr bescheiden. Natürlich war ich Sympathisant. Die Ablehnung der tradierten Autoritä-ten, die Einführung der Pille und das damit veränderte Sexualverhalten und das sich geänderte Rollenverhältnis zwischen Männern und Frauen waren revolutionäre Umbrüche, die meine Generation fasziniert haben.

Wie haben Sie Ihre Kinder erzogen?Meine Söhne würden sagen, ich habe sie nicht erzogen, sondern die Aufgabe meiner Frau überlassen. Das stimmt bis zu einem gewissen Grad. Ich habe versucht, mich möglichst wenig in ihr Leben einzumischen, ihnen möglichst wenig Zwang aufzuerlegen. Ich hätte mir gewünscht, dass sie etwas weniger verwöhnt aufge-wachsen wären. Aber glücklicherweise hat auch heute für keinen von ihnen Geld eine zu große Bedeutung.

Als Freimaurer stehen Sie in der Tradition der Auf klärung. Wo ziehen Sie im wirtschaftlichen Handeln ethische Grenzen?Es gibt diese berühmte rote Linie. Sie ist nirgends schriftlich definiert. Sie heißt, jeder Mitarbeiter muss jede Entscheidung so begründen, dass selbst sein Erzfeind nicht behaupten kann, die Handlung sei nicht im Interesse der Unternehmung und Aufgaben-erfüllung geschehen. Mit anderen Worten: Es darf nicht argumen-tierbar sein, dass eigene oder Interessen Dritter verfolgt werden.

Neue Mitarbeiter Ihres Unternehmens müssen darum Ethik-seminare besuchen?Wir haben diese Kurse und Compliance-Regeln genauso wie viele andere börsennotierte Unternehmen auch. In meiner kleinbürger-lichen Welt mag anständiges Verhalten vielleicht die größte Selbst-verständlichkeit sein. Die Zeiten haben sich aber geändert. Früher waren solche Kodizes nicht notwendig. Was man heute den Men-schen ins Bewusstsein bringen muss, galt zu meiner Zeit als allge-mein anerkanntes Wertegerüst. Darüber musste man nicht reden. Alle, die sich nicht daran hielten, waren Outlaws, mit denen man nichts zu tun haben wollte.

Warum ist das heute anders?Es fehlen die Vorbilder. Die Kirchen haben versagt. Familien spielen nicht mehr die Rolle von früher, und der Einfluss von Massenme-dien mit bescheidener Qualität und ohne jeglichen Anspruch, ethi-sche Grundsätze zu vermitteln, prägt maßgeblich die Gesellschaft. Dazu kommt, das Geld zum alleinigen Gradmesser von Erfolg und Sozialprestige aufgestiegen ist. Speziell für die Jungen ist es natür-lich eine Katastrophe, wenn nur mehr jene zu Vorbildern taugen, die das Maximum an Geld scheffeln. Ein Schlüsselereignis war darüber hinaus das Jahr 1989. Nachdem der Kapitalismus, wenn

man so sagen will, den Kommunismus besiegt hat, wurde fälschlicherweise ein System samt all seinen Schwächen geadelt. Die Politik war zu schwach und vielleicht einseitig beeinflusst, um das zu verhindern. Heute fliegen uns die Folgen um die Ohren, insbesondere die Konsequenzen ungezügelter Spe-kulationen der Finanzmärkte.

Lassen sich Moral und wirtschaftli-cher Erfolg vereinbaren?

Ja, natürlich! Und viele erfolgreiche Menschen leben das vor. Trotz-dem wäre es wünschenswert, wenn ein allgemein anerkanntes Wertegerüst stärker ins Bewusstsein der Menschen rücken würde. Dann würde vielleicht nicht eine ganze Generation von intelligen-ten jungen Menschen Investmentbanker werden wollen.

Wie hat man sich als moralisch einwandfreier Unternehmer zu verhalten?Man sollte einen Wertekanon befolgen, auch wenn es hin und wieder den unternehmerischen Erfolg beeinträchtigt. Man kann damit etwas vorleben und dafür werben, dass es andere auch tun. Ich glaube an diese Verpflichtung. Wenn man die Möglichkeiten dazu hat, muss man auch einen öffentlichen Beitrag leisten, indem man Standpunkte vehement vertritt. Nur dadurch kommt ein gesellschaftsrelevanter Prozess zustande. Nur zu murren hilft doch nichts. Es kommt darauf an, dass wir Debatten führen. Das Streit-gespräch, die Diskussion unter Menschen, bringt uns weiter und nicht das gottgläubige Akzeptieren von Gegebenheiten, wenn diese kritikwürdig sind.

Man hat den Eindruck, die Diskursfähigkeit in der Politik ist nicht so weit ausgeprägt. Verstehen Sie als ehemaliger Politi-ker diese Kritik?Die Politik ist nur die Spitze. In der Politik äußert sich die Träg-heit der ganzen Gesellschaft vielleicht am deutlichsten. Sie spie-gelt letztlich die Gesellschaft wider. Eine saturierte, fett daliegende Gesellschaft hat jene Politik, die sie verdient: Wir sind fett, träge, wir stinken. Und genau diese Politik haben wir. Ich habe lange gegen die Erstarrung gekämpft. Ich bin vielleicht ermüdet, glaube aber immer noch, dass wir diese überwinden werden.

„In meiner kleinbürgerlichen Welt mag anständiges Ver-halten vielleicht die größte Selbstverständlichkeit sein.“¶ Hans Peter Haselsteiner

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Eine Initiative der gewerblichen

Immobilienwirtschaft

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Seit dem brutalen Anschlag auf das Satiremagazin „Charlie Hebdo“ in Paris ist schon eine Menge Wasser die Donau

respektive die Seine hinabgeflossen. Doch auch oder gerade weil diese schrecklichen Ereignisse bereits wieder „aus den Medien“ sind, möchte ich hier nicht zur Tagesordnung über-gehen, sondern klar sagen: Satire muss sein! Ich ziehe auf die-ser Seite seit Jahren einmal im Monat alles und jeden durch den Kakao, den ich kraft meiner journalistischen Freiheit dafür bestimme. Und genau darauf kommt es auch an. Über den Ver-lauf der Grenzen des guten Geschmacks kann man sehr gerne und ausgiebig diskutieren, aber niemals können diese Grenzen mit Gewalt abgesteckt werden. Ich habe unsere langjährige

Illustratorin Barbara Köhler um einen Beitrag zu diesem The-ma gebeten und mich sehr über ihre Idee gefreut, doch allen Lesern einmal die Gelegenheit zu geben, selbst zum Karikatu-risten zu werden und zu skizzieren, was die Welt derzeit am dringendsten braucht.

DER AUTOR:

Stefan Böck ist Chefredakteur des Österreichischen Wirtschaft sverlags und

nimmt sich kraft seines Amtes heraus, die letzte Seite mit seinen verqueren Gedanken zu füllen.

Schreiben Sie ihm: s.boeck@wirtschaft sverlag.at

Satire muss sein

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