am rande der w irklichk eit - westfalenclassics · 9/28/2018  · (bass, gesang) stiegen aber...

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Simon Höfele erwies sich in der Lippstädter Jakobikirche als phänomenaler Trompeter. Fotos: Tuschen Am Rande der Wirklichkeit Bravouröses „WestfalenClassics“-Konzert von Simon Höfele und Frank Dupree klanglich unterschiedlich, „Eine Barke auf dem Ozean“ war von prachtvoller Trans- parenz, im „Tal der Glocken mulmte es ein wenig im Bassregister, wodurch sich die Rechte nicht klar auszi- seliert gegen die Linke durchsetzen konnte (bezo- gen völlig unpolitisch auf Pianistenhände). Wenn man am Ende bei- fallstrunken die beiden jun- gen, großartigen Künstler zu einer jazzigen Zugabe zwingt, kommt Entspre- chendes heraus: Bravo! des jüngsten Programmbei- trägers Matthias Pintscher fast experimentell die in- strumentalen Klangmög- lichkeiten des Blasinstru- mentes demonstrieren. Zwei wesentliche Klavier- werke trug Frank Dupree mit zwei Préludes von Clau- de Debussy bei, sehr sensi- bel den Vorstellungen des Komponisten folgend, die ungreifbaren Stimmungen „am Rande der Wirklich- keit“ zu erfassen. Die beiden Stücke aus den „Miroirs“ von Maurice Ravel gerieten ceau de Concours“ des Au- gustin Savard über das bild- hafte Konzert „Im Nebel“ von Toshio Hosokawa, mit feinster dynamischer Auslo- tung zu George Enescus „Le- gende“, mit hoher klangli- cher Flexibilität zur Sonate für Trompete und Klavier von George Antheil und schließlich bis zum klang- lich einfältigen, aber tech- nisch anspruchsvollen „Solo de Concours“ von Théo Charlier. Dazwischen konn- te Simon Höfele in „Shining forth“ im Trompetensolo Von Alfred Kornemann LIPPSTADT Ein weites Spektrum der Kompositi- onsgeschichte wie der Inter- pretationsvarianten durch jeweils überraschende und bravouröse Interpretenan- gebote bietet das Festival „WestfalenClassics“ einem Publikum, das Wege auf sich nimmt und durchaus auch pädagogische Erfah- rungen machen kann. Dass dieses Jahr für Jahr gelingt, ist dem guten Ge- spür für unterschiedliche Anspruchsebenen bei der Programmfestlegung durch Professor Gernot Süßmuth zu danken. Das bewegt sich oft vom fast Unbekannten zum zu wenig Bekannten, so etwa vom großartigen Kammermusikwerk des Dmitri Schostakowitsch zu Olivier Messiaens „Quatuor pour la fin du temps“. Das diesjährige Pro- gramm in der Lippstädter Jakobikirche bot eine Welt- reise von Ost nach West an, war aber insgesamt deutlich auf den Reiseführer, den phänomenalen Trompeter Simon Höfele, ausgerichtet, der zusammen mit dem Pia- nisten Frank Dupree zu ei- nem in jeder Hinsicht glanz- vollen Duo verschmolz. Diese beiden jungen Künstler verbanden hohe musikalische Ernsthaftig- keit mit dem Charme der Musizierfreude. Das führte überzeugend von dem noch spätromantischen „Mor- Bei den Préludes von Claude Debussy folgte Frank Dupree sehr sensibel den Vorstellungen des Kom- ponisten. Mit Simon Höfele verschmolz der Pianist zu einem in jeder Hinsicht glanzvollen Duo.

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Page 1: Am Rande der W irklichk eit - WestfalenClassics · 9/28/2018  · (Bass, Gesang) stiegen aber immerhin schon in den Sieb-zigern zu (und beide zwi-schendurch auch f r ein paar Jahre

Nr. 226 - DER PATRIOT Freitag KULTUR LOKAL 28. September 2018 TEL. (0 29 41) 201-262

Erstaunlich viele tretenheute ein bis Mittwoch wäh-rendes Wochenende an. Je-nen Brückentagedieben bie-ten sich fast durchgängig Fei-er-Optionen. Von heute bisSonntag ist Hexenstadtfest inGeseke. Morgen gibt’s dasLippstädter Kneipenfestival,ebenso kann man zum Elek-trosound („Family &Friends“) in der Werkstatttanzen oder auf der Pader-borner „Nachtbusparty“ fei-ern. Montag dürfen Hartge-sottene schon vormittags aufder nicht unberüchtigtenWiedenbrücker Herbstkir-mes eskalieren. Dienstagsteigen im Don und Joys Par-tys, alldieweil Bolthead mitHeavy-Rock-Gig in den Güterlocken. (mot).

Wem heute Abend nacheiner ordentlichen PortionKrautrock ist, der kann imDortmunder MusiktheaterPiano tief in die Musikge-schichte eintauchen. Diewichtigen Genre-VeteranenGuru Guru feiern in diesemJahr ihr 50-jähriges Bühnen-jubiläum. Von der Original-besetzung ist zwar nur nochMani Neumeier (Schlagzeug,Gesang) dabei, Roland Scha-effer (Gitarre, Saxophon, Ge-sang) und Peter Kühmstedt(Bass, Gesang) stiegen aberimmerhin schon in den Sieb-zigern zu (und beide zwi-schendurch auch für ein paarJahre wieder aus). FrischesBlut bringt Jan Lindqvist (Gi-tarre, Lapsteel, Gesang) ein,der seit 2016 dabei ist.

Nur ein Jahr später alsGuru Guru wurden UriahHeep aus der Taufe gehoben,die gerade erst als Supportvon Judas Priest bewiesenhaben, was für eine Machtsie immer noch sind. Auchhier ist nur Gitarrist MickBox von der Urbesetzung üb-rig geblieben, aber wer einenso begnadeten Sänger wieBernie Shaw und einen sohervorragenden Keyboarderwie Phil Lanzon in seinemReihen hat, muss den Ver-gleich mit der glorreichenVergangenheit wirklich nichtscheuen. Gerade erst ist dasaktuelle Studioalbum „Li-ving The Dream“ erschienen— und heimst seitdem eupho-rische Kritiken ein.

The Mighty Heep sind amDienstag, 6. November, inder Lichtburg Essen zu hö-ren. In diesem Bandalter istes sehr bemerkenswert,wenn die Vorband nochmehr Jahre auf dem Buckelhat. Das Aufwärmen über-nimmt die 1961 gegründeteRock-/Psychedelic-Pop-Grup-pe The Zombies, wie eh undje angeführt von KeyboarderRod Argent und Sänger ColinBlunstone. Ich selbst werdemir das Senioren-Doppel al-lerdings schon drei Tage vor-her in Trier geben. Das istzwar deutlich weiter weg,aber dafür gibt es da Steh-plätze, während die Licht-burg nur Sitzplätze zu bietenhat. Rockmusik im gemütli-chen Sessel, das passt irgend-wie nicht. Da stürze ich michlieber vor der Bühne ins Ge-tümmel, auch wenn ichselbst nicht mehr der Jüngstebin. Aber wie sagte schon derweise Lemmy: „If you thinkyou are too old to rock ‘n’ rollthen you are.“ (bal)Carolin Cegelski, ChristophMotog, Andreas Balzer

Surrende Nadeln, Tinte, dieunter die Haut geht: In derSüdlichen Schützenhalle ge-ben sich am WochenendeTattoo-Artists aus aller Weltdie Ehre — bei der zweitenAuflage der Lippstädter Tat-too Convention. Wer bei demGedanken an surrende Na-deln Lust auf Tinte bekommtund noch ein Fleckchen freieHaut entbehren kann, isthier genau richtig. Oh ja, daswird fein. Rund 120 Ausstel-ler verzieren die Körper derNadel- und Farbsüchtigenmit prächtigen Motiven allerArt. Ssssssssssssssssssssssss.Dazu gibt’s reichlich Pro-gramm — vom Model Contest(gesucht wird das Werbege-sicht für die Convention imAugust 2019, das Publikumstimmt mit ab), Live-Musikbis hin zu After-Show-Partysmit DJ Raini und Suspensi-ons-Shows mit Künstler Ma-rin Kraus, Gabor Zagyvaiand Friends. Sie baumelnvon der Decke. An Haken,die unter der Haut befestigtwurden. Die kleine Dehn-übung ist nichts für Men-schen mit schwachen Ner-ven.

Übrigens kommen bei derConvention in Lippstadtauch Besucher mit Handicapauf ihre Kosten — die Ständein der Südlichen Schützen-halle sind nämlich barriere-frei zu erreichen. Das ist of-fenbar nicht immer der Fall.Bei einer Convention in derRavensberger Spinnerei inBielefeld hatten es zwei jungeRollstuhlfahrerinnen jetztnicht leicht. „So etwas habeich in der Tattoo-Szene nochnie gehört“, sagt OrganisatorThomas Kolle. „Wir wolltenzeigen, dass es auch andersgeht. Behinderte gehören ge-nauso zur Gesellschaft. ImRollstuhl kann man schnel-ler sitzen als man denkt.“Deshalb haben die Organisa-toren der Lippstädter Tattoo-messe die jungen Frauen mitBegleitung kurzerhand aufConvention und Getränke indie Südliche Schützenhalleeingeladen. Schöne Sache.Übrigens geht bei der Con-vention der Spendentopf fürden guten Zweck rum. Schonbei der Premiere wurde Geldgesammelt, mit dem eineSchule und ein Kindergartenunterstützt wurden. Kartengibt’s an der Tageskasse. (cc)

Heute startet die letzte2018er-Lippstäder Skate-night. Die zweistündige Tourführt vom Bernhardbrunnennach Overhagen, Stirpe undzurück. Es soll ja Leute ge-ben, die eigentlich Lust da-rauf hätten, sich aber nochnie getraut haben. Befürch-ten sie doch, unterwegsschlapp zu machen, um hier-nach allein auf weiter Feld-flur zurückzubleiben. KeineAngst: Wer plötzlich nichtmehr kann oder Problememit seinen Inlineskates hat,kann in den Besenwagensteigen und sich ein Stückweit oder gar bis zum Zielmitnehmen lassen. Auch daskann Spaß machen, handeltes sich beim Besenwagendoch um einen Miniatur-Zugmit Retro-Charme, genanntWalibo-Express. Der Skater-pulk startet um 20 Uhr. Eswird schnell dunkel, bleibtaber klar, so dass der Mondab 21.04 Uhr Deckenlicht insLandstraßendunkel bringt.

Mit Papier, Draht und HolzZusammen mit dem Künstler Fried-rich Vossel haben 14 Schüler derLippstädter Edith-Stein-Realschulean verschiedenen Projekten imRahmen des LandesprogrammesKultur und Schule teilgenommen.Ausgehend von kleinen Arbeitenaus Papier und Draht erlernten dieFünft- und Sechtklässler Fertigkei-

ten im Modellieren und Gestalten.Neben kleinen Skulpturen entstan-den in Teamarbeit auch großforma-tige Arbeiten. Später widmetensich die Schüler der Holzbearbei-tung und der Feinarbeiten an denOberflächen der Skulpturen. Die Er-gebnisse wurde zum Abschluss inder Schule präsentiert.

Simon Höfele erwies sich in der Lippstädter Jakobikirche als phänomenaler Trompeter. ■ Fotos: Tuschen

Am Rande der WirklichkeitBravouröses „WestfalenClassics“-Konzert von Simon Höfele und Frank Dupree

klanglich unterschiedlich,„Eine Barke auf dem Ozean“war von prachtvoller Trans-parenz, im „Tal der Glockenmulmte es ein wenig imBassregister, wodurch sichdie Rechte nicht klar auszi-seliert gegen die Linkedurchsetzen konnte (bezo-gen völlig unpolitisch aufPianistenhände).

Wenn man am Ende bei-fallstrunken die beiden jun-gen, großartigen Künstlerzu einer jazzigen Zugabezwingt, kommt Entspre-chendes heraus: Bravo!

des jüngsten Programmbei-trägers Matthias Pintscherfast experimentell die in-strumentalen Klangmög-lichkeiten des Blasinstru-mentes demonstrieren.

Zwei wesentliche Klavier-werke trug Frank Dupreemit zwei Préludes von Clau-de Debussy bei, sehr sensi-bel den Vorstellungen desKomponisten folgend, dieungreifbaren Stimmungen„am Rande der Wirklich-keit“ zu erfassen. Die beidenStücke aus den „Miroirs“von Maurice Ravel gerieten

ceau de Concours“ des Au-gustin Savard über das bild-hafte Konzert „Im Nebel“von Toshio Hosokawa, mitfeinster dynamischer Auslo-tung zu George Enescus „Le-gende“, mit hoher klangli-cher Flexibilität zur Sonatefür Trompete und Klaviervon George Antheil undschließlich bis zum klang-lich einfältigen, aber tech-nisch anspruchsvollen „Solode Concours“ von ThéoCharlier. Dazwischen konn-te Simon Höfele in „Shiningforth“ im Trompetensolo

Von Alfred Kornemann

LIPPSTADT ■ Ein weitesSpektrum der Kompositi-onsgeschichte wie der Inter-pretationsvarianten durchjeweils überraschende undbravouröse Interpretenan-gebote bietet das Festival„WestfalenClassics“ einemPublikum, das Wege aufsich nimmt und durchausauch pädagogische Erfah-rungen machen kann.

Dass dieses Jahr für Jahrgelingt, ist dem guten Ge-spür für unterschiedlicheAnspruchsebenen bei derProgrammfestlegung durchProfessor Gernot Süßmuthzu danken. Das bewegt sichoft vom fast Unbekanntenzum zu wenig Bekannten,so etwa vom großartigenKammermusikwerk desDmitri Schostakowitsch zuOlivier Messiaens „Quatuorpour la fin du temps“.

Das diesjährige Pro-gramm in der LippstädterJakobikirche bot eine Welt-reise von Ost nach West an,war aber insgesamt deutlichauf den Reiseführer, denphänomenalen TrompeterSimon Höfele, ausgerichtet,der zusammen mit dem Pia-nisten Frank Dupree zu ei-nem in jeder Hinsicht glanz-vollen Duo verschmolz.

Diese beiden jungenKünstler verbanden hohemusikalische Ernsthaftig-keit mit dem Charme derMusizierfreude. Das führteüberzeugend von dem nochspätromantischen „Mor-

Bei den Préludes von Claude Debussy folgte Frank Dupree sehr sensibel den Vorstellungen des Kom-ponisten. Mit Simon Höfele verschmolz der Pianist zu einem in jeder Hinsicht glanzvollen Duo.

Der Mensch im MittelpunktGefördert durch das Landespro-gramm Kultur und Schule habensich Fünft- und Sechstklässler derLippstädter Drost-Rose-Realschuleein Jahr lang dem Malen, Zeichnenund Gestalten gewidmet. „Menschim Mittelpunkt“ lautete der Titeldes Kunstprojekts, das unter derLeitung der heimischen Künstlerin

Susanne Oppel stattfand. Die jun-gen Nachwuchskünstlerinnen und-künstler wendeten dabei unter-schiedlichste künstlerische Techni-ken an. So gestalteten sie gemein-sam aus ihren Handabbildungeneine Gruppen-Collage oder bogenFiguren aus Draht und ummantel-ten sie mit Gips.

NACHRICHTENLIESBORN ■ Das MuseumAbtei Liesborn bietet amSonntag, 30. September,wieder eine Führung durchdie Ausstellung „Eros undThanatos“ an. Die Schau mitExponaten aus der Samm-lung SØR Rusche (Oelde,Berlin) zeigt 50 Werke voninternational bekanntenzeitgenössischen Künstlernwie Jonathan Meese, DanielRichter und Norbert Bisky.Die Präsentation machtnach Museumsangaben„deutlich, dass Fantasie Be-gehren, Kreativität undSchaffenskraft befeuert, bisdie vernichtende Macht desTodes alles beendet“. DerRundgang beginnt um 15Uhr. Eine Anmeldung istnicht erforderlich.

LIPPSTADT ■ Ein „Lobpreis-konzert“ gestalten MarkusKohl und Steffi Neumannam Samstag, 29. September,in der Lippstädter CalvaryChapel. Zwischen den Lie-dern erzählen die Gäste ausihrem Leben als Musikerund Christen. Das Konzertbeginnt um 19.30 Uhr in derCappelstraße 37.

Ausstellungbeim SKM

LIPPSTADT ■ „Porträts &mehr“ zeigt Marion Reinkein den nächsten Monaten inder Lippstädter SKM-Ge-schäftsstelle. Die gelernteFotolaborantin arbeitet beiihren Zeichnungen vonMenschen und Tieren mitBleistiften sowie mit Aqua-rell- und Pastellfarben. IhreBilder hat sie 2017 bereitsim Josefshaus in Lipperodegezeigt. In diesem Jahr be-gann sie mit einem Fernstu-dium beim Institut für Lern-systeme, um weitere Tech-niken im Bereich Malen undZeichnen zu erlernen. DieVernissage beginnt amSamstag, 6. Oktober, um 15Uhr. Die Bilder sind bis Mit-te Januar in der Cappelstra-ße 50-52 zu sehen.

Wenn derSportlehrer zurKlampfe greiftOVERHAGEN ■ „Des Sport-lehrers Lieblingssongs“ er-klingen am Donnerstag, 4.Oktober, auf der Schloss-bühne Overhagen. Zu Gastist der ehemalige Overhage-ner Sport- und Englischleh-rer Denis Brandt, der mit ei-nem Solokonzert seine Rei-he „Folk im Schloss“ fort-setzt. Los geht’s um 20 Uhr.Dabei ist das Programm lautVorankündigung nicht aufreinen Folk beschränkt. De-nis Brandt begleitet sichnicht nur auf der Gitarre,sondern spielt auch Mando-line und Geige. Zwischen-durch lockert er das Pro-gramm mit der einen oderanderen kabarettartigenAnekdote auf, sowohl mitals auch ohne Schulbezug.

Karten gibt es im Schulse-kretariat, Telefon: (0 29 41)1 05 66 sowie an der Abend-kasse. Ein Teil des Erlöses istfür den Förderverein desGymnasiums Schloss Over-hagen bestimmt.

Denis Brandt war bis vor einemJahr Lehrer am GymnasiumSchloss Overhagen.