wieselburg - diplomarbeitsbörse · wieselburg austrian marketing university of applied sciences c...

144
Wieselburg Austrian Marketing University of Applied Sciences Campus Wieselburg der Fachhochschule Wiener Neustadt Master-Thesis Titel der Master-Thesis „Das Potential urbaner Landwirtschaft in St. PöltenVerfasserin Andrea Korntheuer, BA Wieselburg, am 13.06.2014 Matrikelnummer: 12106870098 Jahrgang: 2012 Studiengang: Organic Business Betreuerin: Dr. Andrea Grimm

Upload: trinhdat

Post on 17-Sep-2018

217 views

Category:

Documents


0 download

TRANSCRIPT

Wieselburg

Austrian Marketing University of Applied SciencesCampus Wi es e l b ur g d er Fac hhoc hs c hu l e Wi ener Neus t ad t

Master-Thesis

Titel der Master-Thesis

„Das Potential urbaner Landwirtschaft

in St. Pölten“

Verfasserin

Andrea Korntheuer, BA

Wieselburg, am 13.06.2014

Matrikelnummer: 12106870098

Jahrgang: 2012

Studiengang: Organic Business

Betreuerin: Dr. Andrea Grimm

ABSTRACT

Das Ziel der vorliegenden Masterarbeit ist es, die Ausübung urbaner

Landwirtschaft in der Landeshauptstadt St. Pölten zu fördern, indem das ideale

Angebot für die Bevölkerung und für die Stadtverwaltung identifiziert wird. Die

daraus entstandene Forschungsfrage lautet daher: Welches Angebot muss

St. Pölten seinen Bewohnerinnen und Bewohnern bieten, um urbane

Landwirtschaft zu fördern? Um dieses Angebot zu schaffen, das Anbieter und

Nachfrager zusammenbringt, wird zuerst eine Online-Umfrage unter den

St.Pöltnerinnen und St.Pöltnern durchgeführt. Damit soll herausgefunden

werden, welche Ausprägungen urbaner Landwirtschaft die Bürger/Innen

bevorzugt in Anspruch nehmen würden und welche Faktoren dabei für sie

wichtig sind. Im Anschluss werden die Umfrage-Ergebnisse mit drei Experten

der Stadtverwaltung in Experten-Interviews besprochen. In diesen Gesprächen

werden auch mögliche Barrieren in St. Pölten, sowie Unterschiede zu

Großstädten und die Zukunft urbaner Landwirtschaft in St. Pölten eruiert.

Die Ergebnisse der empirischen Methoden zeigen, dass die St.Pöltner/Innen

bevorzugt Gemeinschaftsgärten in Wohnungsnähe annehmen würden.

Wesentlich für das ideale Angebot sind auch das Vorhandensein von

Parkplätzen und der ausschließlich biologische Anbau. Die Experten sehen

jedoch vor allem den Aufbau von Infrastruktur mit Parkplätzen und

Wasserversorgung als Herausforderung. Zusätzlich bietet St. Pölten viel

Grünfläche und besteht aus vielen Einfamilienhäusern, die bereits einen

Garten zur Verfügung haben. Dies veranlasst die Experten zu der Meinung,

dass für urbane Landwirtschaft in St. Pölten kein Bedarf vorhanden ist und

daher auch in der zukünftigen Planung keiner großen Aufmerksamkeit bedarf.

Für all jene, die sich dennoch gärtnerisch betätigen möchten und keinen

eigenen Garten besitzen, stehen nach Meinung der Experten

Kleingartensiedlungen zur Verfügung.

The aim of this master thesis is to foster the practice of urban farming in

St. Pölten by identifying the most attractive offer for the citizens and the city

council. Therefore, the following research question was developed: Which offer

does St. Pölten have to provide to its citizens to support urban farming?

To create this offer that should bring together providers and consumers, an

online survey for the citizens of St. Pölten is conducted. In this survey, the

most important characteristics and elements of urban farming for the citizens

will be identified. Afterwards, these results will be discussed with tree experts

of the city council in interviews. These interviews also include discussion about

possible barriers in St. Pölten, as well as differences to large cities and the

future of urban farming in St. Pölten. The results of the empirical study show,

that the citizens would prefer near-home community gardens. Parking lots and

biological growing are additional important factors for the optimal offer.

However, from the experts’ point of view the implementations of infrastructure

like parking lots and water supply are the biggest challenges. Furthermore,

St. Pölten offers a lot of green area and comprises a lot of one-family houses

with a garden. For the experts these facts lead to the conclusion that the

demand for urban farming is not given and therefore it is not necessary to

support it in the future. For all of those, who want to do farming but don’t

have a garden, the experts are in the opinion, that their offer of allotments is

adequate.

EIDESSTATTLICHE ERKLÄRUNG

Hiermit versichere ich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig verfasst

und keine anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt habe,

alle Ausführungen, die anderen Schriften wörtlich oder sinngemäß entnommen

wurden, kenntlich gemacht sind und die Arbeit in gleicher oder ähnlicher

Fassung noch nicht Bestandteil einer Studien- oder Prüfungsleistung war.

Andrea Korntheuer, B.A. 13.06.2014

Korntheuer Andrea IV

INHALTSVERZEICHNIS

ABSTRACT ..................................................................................... I

EIDESSTATTLICHE ERKLÄRUNG ..................................................... III

INHALTSVERZEICHNIS .................................................................. IV

1 Einleitung ........................................................................... 0

1.1 Ausgangssituation und Problemstellung ................................. 0

1.2 Zielsetzung und Forschungsfrage .......................................... 1

1.3 Ablauf und Methodik ............................................................ 2

2 Begriffsabgrenzung Urban Farming ........................................ 4

3 Grundlagen zu Urban Farming .............................................. 9

3.1 Entwicklung von Urban Farming ............................................ 9

3.2 Formen und Ausprägungen ................................................. 11

3.2.1 St. Pölten - Mittelstadt ................................................... 11

3.2.1.1. Vorzeigeprojekt „Sonnenpark“ ........................................... 11

3.2.1.2. Gemeinschaftsgarten „Grund“ ............................................ 14

3.2.1.3. „Gemeinschaftsgarten St. Pölten“ ...................................... 15

3.2.2 Österreich und Weltweit – Metropolen ............................. 16

3.2.2.1. Bundeshauptstadt Wien ....................................................... 16

3.2.2.2. Sonstige österreichische Städte ......................................... 20

3.2.2.3. Städte rund um die Welt ...................................................... 22

3.3 Interessen der Stadt an urbaner Landwirtschaft ..................... 34

3.4 Theoretische Erkenntnisse ................................................... 42

4 Empirische Erhebung .......................................................... 46

4.1 Die Methodik der empirischen Erhebung ............................... 46

4.2 Die Hypothesen ................................................................. 49

4.3 Quantitatives Erhebungsverfahren Online-Umfrage ................ 50

4.3.1 Das Erhebungsverfahren ................................................ 50

4.3.2 Der Fragebogen ............................................................ 51

4.3.3 Statistische Auswertung der Online-Umfrage .................... 53

4.3.3.1. Einleitende Fragestellungen ................................................ 53

4.3.3.2. Kernfragestellungen zu Urban Farming ............................ 56

Korntheuer Andrea V

4.3.3.3. Soziodemografische Fragestellungen ................................ 63

4.3.4 Überprüfung der Hypothesen .......................................... 67

4.3.5 Zusammenfassung und Interpretation der statistischen

Auswertung .................................................................. 73

4.4 Qualitatives Erhebungsverfahren Experten-Interview .............. 75

4.4.1 Das Erhebungsverfahren ................................................ 75

4.4.2 Qualitative Auswertung der Experteninterviews ................ 78

4.4.2.1. Themenfeld 1 - Bisherige Erfahrung ................................. 78

4.4.2.2. Themenfeld 2 - Unterschiede zwischen einer Großstadt

und St. Pölten ........................................................................ 79

4.4.2.3. Themenfeld 3 - Barrieren für urbane Landwirtschaft in

St. Pölten ................................................................................ 79

4.4.2.4. Themenfeld 4 und 5- Ergebnisse der Umfrage................ 80

4.4.2.5. Themenfeld 6- Forderungen der Stadt ............................. 82

4.4.2.6. Themenfeld 7- Zukunft urbaner Landwirtschaft in

St. Pölten ................................................................................ 82

4.4.3 Informationserhebung zu Kleingartensiedlungen ............... 83

4.5 Interpretation der Experteninterviews und Beantwortung der

Forschungsfrage ................................................................ 85

5 Conclusio .......................................................................... 89

6 Abbildungsverzeichnis ......................................................... V

7 Tabellenverzeichnis ............................................................ VI

8 Literaturverzeichnis ........................................................... VII

9 Anhang ........................................................................... XVI

9.1 Korrespondenz mit dem Projekt „Gemeinschaftsgarten St.Pölten“

..................................................................................... XVI

9.2 Fragebogen Urban Farming in St. Pölten .............................. XX

9.3 Gesprächsleitfaden für Experten-Interviews........................ XXV

9.4 Suchraster der Experten-Interviews ...................................... V

9.5 Korrespondenz mit Kleingartenvereinen St.Pölten ................... V

9.6 Inserate und Zeitungsartikel .............................................. VIII

9.7 Transkription der Experten-Interviews ................................... V

Einleitung

Korntheuer Andrea 0

1 EINLEITUNG

1.1 Ausgangssituation und Problemstellung

In der heutigen schnelllebigen Zeit, in der immer weniger selbst gekocht oder

gar angebaut wird, verliert der/die Konsument/In nach und nach den Bezug

zum Produkt und ebenso das Wissen über landwirtschaftliche Vorgänge.

Verstärkt wird dieser Effekt durch die Urbanisierung und der steigenden

Anzahl an Personen, welche in Wohnungen ohne Gärten ihren Alltag

verbringen. Dadurch und durch die oftmals präferierten Convenience Produkte

verliert der gemeine Stadtbewohner das Wissen über die Inhaltsstoffe von

Gemüse und anderen Produkten. Aufgrund der ständigen Verfügbarkeit von

frischem Obst und Gemüse im Lebensmitteleinzelhandel ist ihm des Weiteren

der Begriff Saisonalität nicht mehr bewusst und er kann nicht differenzieren

wann gewisse Feldfrüchte Hauptsaison haben. Diese Aspekte bringen die

Konsumenten in die Abhängigkeit von wenigen großen Anbietern und eröffnen

einen Raum für Informationsasymmetrien, wie sie in der Principal-Agent-

Theorie beschrieben werden.

Doch ein aktueller Trend wirkt dieser negativen Entwicklung entgegen - Urban

Farming. Urbane Landwirtschaft etabliert sich vor allem in großen Städten und

ermöglicht auch in urbanem Gebiet die Ausübung landwirtschaftlicher

Tätigkeiten. Diese Art der Landwirtschaft kann sowohl im privaten Bereich,

beispielsweise in Hinterhöfen oder auf Balkonen, oder größeren öffentlichen

Flächen stattfinden. In Österreich nimmt die Bundeshauptstadt Wien eine

Vorreiterrolle ein und bietet zahlreiche Möglichkeiten um urbane

Landwirtschaft auszuüben. So werden der Bevölkerung beispielsweise von der

Gemeinde Wien oder von Landwirten Ackerflächen innerhalb der Stadtgrenzen

zur Bestellung gegen eine Pacht zur Verfügung gestellt. Den Pächtern der

Parzellen stehen diese für eine volle Saison zur Verfügung. Eine andere

Möglichkeit des Urban Farming auf öffentlichen Flächen stellen

Gemeinschaftsgärten dar. Diese werden meist von Vereinen gegründet und

betreut.

Nachdem diese Bewegung in Wien großen Anklang findet, stellt sich für die

Autorin als gebürtige St.Pöltnerin die Frage, ob auch in kleineren Städten das

Interesse dafür vorhanden wäre. Aus diesem Grund wurden im November

Einleitung

Korntheuer Andrea 1

2013 im Zuge einer Forschungsarbeit die Motive von St.Pöltnerinnen und

St.Pöltnern ermittelt, die sie zur Ausübung urbaner Landwirtschaft bewegen.

Die Ergebnisse lassen durchaus ein Interesse an urbaner Landwirtschaft

vermuten, vor allem zum Zweck der Selbstversorgung, der Unabhängigkeit

und um den bewussten Umgang mit Lebensmitteln zu lernen und auszuüben.

Jene 9 Befragten der Umfrage, die bereits urbane Landwirtschaft ausgeübt

haben oder derzeit ausüben, tun dies vor allem in ihrem privaten Bereich

(Balkon, Garten). Öffentliche Angebote wie beispielsweise

Gemeinschaftsgärten oder Selbsternteparzellen werden nicht genutzt. Die

Umfrage hat gezeigt, dass die Hauptbarrieren im Platz und in der Zeit liegen.

Dieses Ergebnis ist interessant, da ein Großteil der Wohnungen der Befragten

mit mehr als nur den üblichen Fensterbrettern ausgestattet ist und somit auf

Balkonen oder Terrassen Platz für die Ausübung urbaner Landwirtschaft wäre.

Bei näherer Recherche über die Möglichkeiten öffentlicher, urbaner

Landwirtschaft in St. Pölten zeigt sich, dass es in St. Pölten bisher einen

offiziellen Gemeinschaftsgarten („Gemeinschaftsgarten St. Pölten“) und einen

öffentlichen Park („Sonnenpark“), der neben seiner Funktion als

Veranstaltungsort auch zum Anbau von Gemüse genutzt wird, gibt. Ein

Gemeinschaftsgarten in Form eines integrativen Projektes für Asylwerber

(„Der Grund“) ist zum Zeitpunkt der Konzeptverfassung im Entstehen. Der

Gemeinschaftsgarten St. Pölten ist als Verein gegründet und umfasste in der

Saison 2013 ca.10 Gärtner/Innen. Bei über 50.000 Einwohnern wäre daher

und gemäß der Umfrage noch Interesse für weitere Urban-Farming-

Möglichkeiten in St. Pölten vorhanden.

Die Problematik, die sich aufgrund dieser Erkenntnisse ergibt, ist das

mangelnde Angebot von großflächiger, öffentlicher urbaner Landwirtschaft in

St. Pölten. Die Schaffung neuer Angebote sollte jedoch auf die Wünsche und

Erwartungen der Bürger/Innen abgestimmt sein, damit diese das Angebot

gerne in Anspruch nehmen. Welches Angebot müsste also demnach

geschaffen werden, damit es so viele Bürger/Innen wie möglich nützen

möchten und dennoch die Interessen der Stadt gewahrt werden?

1.2 Zielsetzung und Forschungsfrage

Die vorliegende Arbeit behandelt das Thema „Das Potenzial urbaner

Landwirtschaft in St. Pölten“. Dabei erfolgen eine theoretische Analyse des

Einleitung

Korntheuer Andrea 2

momentanen Angebotes an urbaner Landwirtschaft in der Landeshauptstadt,

sowie mögliche Formen und Ausprägungen in Österreich und auf der ganzen

Welt. Aufbauend auf diese Informationen soll mit Hilfe einer Online-Umfrage

ermittelt werden, welche Ausprägungen die Bürger/Innen bevorzugt in

Anspruch nehmen würden. Die Forschung konzentriert sich dabei nur auf

Urban Farming auf öffentlichen Flächen, die privaten Möglichkeiten sind nicht

von Bedeutung. Um das attraktivste Angebot zu schaffen, das Anbieter und

Nachfrager zusammenbringt, werden die Umfrage-Ergebnisse sowie die

Zukunft urbaner Landwirtschaft in St. Pölten im Anschluss mit der

Stadtverwaltung besprochen. Aus diesen beiden Ergebnissen kann eine

Umsetzungsempfehlung für St. Pölten abgeleitet werden.

Mit Hilfe dieses systematischen Vorgehens soll in der vorliegenden

Masterarbeit daher folgende Forschungsfrage beantwortet werden:

„Welches Angebot muss St. Pölten seinen Bewohnerinnen und Bewohnern

bieten um urbane Landwirtschaft zu fördern?“

1.3 Ablauf und Methodik

Diese Arbeit wird in zwei Hauptteile gegliedert. Der erste Teil befasst sich mit

den theoretischen Grundlagen, um im Allgemeinen das Thema Urban Farming

zu verstehen. Dabei wird in Kapitel drei auf die Entwicklung urbaner

Landwirtschaft, sowie die Formen von öffentlicher urbaner Landwirtschaft in

St. Pölten und auch weltweit eingegangen. Diese Fallbeispiele werden auch auf

ihre Umsetzungsmöglichkeit in St. Pölten abgeschätzt. Des Weiteren werden

mögliche Interessen und Motive einer Stadt an der Umsetzung urbaner

Landwirtschaft erörtert und anhand der Zukunftsvision der Stadt St. Pölten

festgestellt, ob urbane Landwirtschaft in der Zukunft eine Bedeutung haben

wird. Im Zuge dieser theoretischen Erarbeitung werden sich bereits Formen

und Ausprägungen von öffentlichem Urban Farming aus der Literatur

herauskristallisieren, die in der Empirie Verwendung finden werden. Der erste

Teil schließt mit einer Zusammenfassung der bisherigen Erkenntnisse ab.

Der zweite Teil befasst sich mit der empirischen Untersuchung dieser Arbeit

und basiert auf einer Online-Umfrage und Experten-Interviews. Dabei werden

in Kapitel vier zuerst die theoretischen Grundlagen für die beiden

Erhebungsverfahren und deren Auswertung erarbeitet. Im Anschluss werden

Einleitung

Korntheuer Andrea 3

diese umgesetzt und in Zusammenhang mit den Hypothesen und der

Forschungsfrage ausgewertet. Die Zielgruppe für die Umfrage bilden St.

Pöltnerinnen und St. Pöltner, die in einer Wohnung oder einem Haus leben,

welche/welches mit einem oder gar keinem Garten, Balkon oder einer Terrasse

ausgestattet ist. Personen, die in einem Haus mit Garten leben werden

ebenfalls eingeschlossen, da die Möglichkeit besteht, dass sie ihren Garten

nicht für den Anbau von Gemüse nutzen wollen oder er dafür zu klein ist. Die

Ergebnisse der Online-Umfrage werden ausgewertet und bilden die Basis für

die Erstellung des Leitfadens der Experten-Interviews.

Den Abschluss dieser Arbeit bildet Kapitel fünf mit einer Zusammenfassung

über die gesamte Arbeit.

Begriffsabgrenzung Urban Farming

Korntheuer Andrea 4

2 BEGRIFFSABGRENZUNG URBAN FARMING

Für das Verständnis und eine anschließende Bearbeitung des Themas „Urbane

Landwirtschaft“ ist eine klare Definition des Begriffes notwendig. Bei

Recherchen finden sich zahlreiche verwandte Begriffe, die es abzugrenzen gilt,

um bei der Umfrage in Kapitel vier Verwechslungen und falsche Definitionen zu

vermeiden. Wissenschaftliche Begriffsdefinitionen von Urban Farming sind nur

spärlich vorhanden und finden sich vorwiegend in englisch-sprachiger

Literatur. Die Begriffe „Urban Farming“, „Urban Gardening“, „Urban

Agriculture“, „City Farming“ und „Urbane Landwirtschaft“ werden als

Synonyme verstanden. Der Begriff „urbane Landwirtschaft“ wird in dieser

Arbeit abgegrenzt von „Guerilla Gardening“. Mit diesem Begriff ist die

selbstinitiative Begrünung der Stadt ohne offizielle Erlaubnis gemeint (vgl.

Guerilla Gärtner oJ). Sie ist eine Form des (politischen) Protests, deren

Ergebnis zwar für Aufmerksamkeit sorgen soll, die Ausübung an sich, also das

bepflanzen, wird jedoch im Verborgenen gemacht (vgl. RESET gemeinnützige

Stiftungs-GmbH 2012, oS).

Eine vielzitierte Quelle für urbane Landwirtschaft stellt Luc Mougeot dar,

welcher am International Development Research Center (IDRC) in Ottawa

tätig ist und an der Publikation „Cities Feeding People“, eine Untersuchung von

urbaner Landwirtschaft in Ost-Afrika, mitgewirkt hat. Seine Definition von

urbaner Landwirtschaft lautet wie folgt:

„ Urban agriculture is an industry located within (intra-urban) or on the fringe

(peri-urban) of a town, a city or a metropolis, which grows and raises,

processes and distributes a diversity of food and non-food products, (re-)using

largely human and material resources, products and services found in and

around that urban area, and in turn supplying human and material resources,

products and services largely to that urban area.” (Mougeot 1999, S. 11)

Mit dieser Definition drückt er aus, dass Arbeitskraft und Produktionsmittel

(unbenutzter Grund, Boden, Biomüll) aus dem Stadtgebiet verwendet werden,

um wiederum Ressourcen (Kompost, grüne Flächen), Nahrungsmittel und

Dienstleistungen (Erholung, Therapie) für das Stadtgebiet zu produzieren. Der

Begriff „intra-urban“ bezieht sich auf eher kleinere Flächen in einer Stadt,

während sich „peri-urbane“-Flächen eher an Randgebieten der Stadt befinden

Begriffsabgrenzung Urban Farming

Korntheuer Andrea 5

und vom Ausmaß her größer sind. Mougeot definiert dabei nicht, ob es sich um

Einzelpersonen, eine Gruppe oder eine Organisation handelt (1999, S. 11).

Der Architekt und Vortragender an der School of Architecture and Design an

der Universität von Brighton, Viljoen et al. (2005, S. XVIII), trifft ebenfalls

eine Unterscheidung zwischen urban und peri-urban, wobei seine Definition

von urbaner Landwirtschaft detaillierter, als jene von Mougeot ist: Urbane

Landwirtschaft findet ihre Anwendung in der Stadt, sowohl auf dem Boden, als

auch auf Dächern, Fassaden, Zäunen und Trennungsstreifen. In den meisten

Fällen handelt es sich jedoch um ertragreiche Gemüseanbaubetriebe. In

wirtschaftlich benachteiligten Gebieten umfasst urbane Landwirtschaft auch

noch die Haltung kleinerer Tiere. Viljoen nennt in seiner Definition auch eine

Entwicklung in der urbanen Fischzucht (vgl. Viljoen 2005, S. XVIII).

Eine andere Sichtweise auf urbane Landwirtschaft kommt durch die Definition

von Hanson & Marty, die sich mehr auf den sozialen Aspekt dieser Bewegung

konzentrieren. David Hanson, ein freier Schriftsteller und Photograph, und

Edwin Marty, Gründer der „Jones Valley Urban Farm“ in Birmingham, Alabama,

kommen beide aus den USA und haben dort im Jahr 2010 die Entwicklung von

Urban Farming beobachtet und festgestellt, dass es keine Publikationen dazu

gibt und sich die Medien kaum dafür interessieren. Aus diesem Grund sind sie

durch das Land gezogen und haben Umsetzungsbeispiele für Urban Farming

gesucht und festgehalten, sowohl literarisch als auch photographisch in Form

ihres Buches „Breaking Through Concrete: Building an Urban Farm Revival“. In

ihrem Buch stellen sie fest, dass die momentane Interessenswelle für Urban

Farming schwer zu klassifizieren ist, da unterschiedliche Umsetzungsformen

bestehen. Sie selbst wurden immer wieder nach einer Definition gefragt und

haben diese Frage an die eigentlichen Akteure der urbanen Landwirtschaft

weitergegeben. Die Antworten waren so unterschiedlich wie die Projekte und

Organisationen selbst. Während es bei den einen um die Bildung geht,

konzentrieren sich andere auf die Autonomie oder Generierung von (nicht-

monetärem) Einkommen. Allen Aussagen ist jedoch das prinzipielle Vorhaben

gemein. Ein Vorhaben, zu einer gesünderen Gemeinschaft beizutragen, in

welcher sich die Nachbarn kennen und der Zugang zu guten und gesunden

Lebensmitteln gegeben ist. Aus den gesammelten Aussagen haben Hanson &

Marty folgende Definition abgeleitet (vgl. Hanson/Marty 2012, S. 5):

Begriffsabgrenzung Urban Farming

Korntheuer Andrea 6

„An urban farm is an intentional effort by an individual or a community to

grow its capacity for self-sufficient and well-being through the cultivation of

plants and/or animals.” (Hanson/Marty 2012, S. 5)

Aufgrund dieser Definition unterteilen die Autoren die urbane Landwirtschaft in

drei Ausprägungen:

- Urbane Farmen: auf Profit ausgerichtet oder gemeinnützig, mit oder

ohne Tierhaltung innerhalb einer Stadt.

- Gemeinschaftsgärten: eine einzelne Person oder eine Gruppe von

Menschen kümmert sich um die Pflege von Pflanzen und/oder Tieren,

auf öffentlichem oder privatem Grund, für ihren privaten Gebrauch oder

um den Ertrag zu spenden.

- Schulgärten: ein Garten auf einem Schulgelände, mit dem Zweck der

Versorgung der Studenten, zu Demonstrationszwecken oder eine

Werkstätte für Klassen (vgl. Hanson/Marty 2012, S. 6).

Nachdem in Deutschland immer öfter von urbaner Landwirtschaft in den

Medien berichtet wurde und die ersten Projekte dazu gegründet wurden,

versuchte sich beispielsweise auch die Landwirtschaftskammer Nordrhein-

Westfalen in einer Definitionsfindung, welche sich deutlich von den bisherigen

Definitionen abhebt:

„Urbane Landwirtschaft umfasst professionelle landwirtschaftliche und

gartenbauliche Aktivitäten in und am Rande von städtischen

Verdichtungsräumen.“ (Born/Pölling 2012, S. 7)

Es wird deutlich hervorgehoben, dass urbane Landwirtschaft nur von

professionellen Landwirten und/oder Gärtnern betrieben wird. Dabei können

sowohl marktfähige, als auch nicht-marktfähige Güter und Dienstleistungen in

Form von Nahrungs- und Futtermitteln, Energie, Erholung oder

Direktvermarktung entstehen. Diese Definition wiederspiegelt das Interesse

der Stadt an urbaner Landwirtschaft. Jene Form von Urban Farming, wie man

sie aus den bisherigen Definitionen kennt, wird bei Born/Pölling als urbanes

Gärtnern bezeichnet, welches von Forschern oder Stadtbewohnern (nicht-

professionell aber sozio-kulturell) ausgeübt wird. Dabei entstehen sozio-

kulturelle Leistungen wie beispielsweise Gesundheit, Bildung oder (Kultur-)

Landschaft, oder ökologische Leistungen wie beispielsweise Biodiversität und

Frischluft (vgl. Born/Pölling 2012, S. 8). Diese Definition soll nicht

Begriffsabgrenzung Urban Farming

Korntheuer Andrea 7

stellvertretend für die vorliegende Arbeit verwendet werden, da sie nicht dem

Untersuchungsgestand entspricht. Auch das österreichische

Lebensmittelministerium hat für sich eine Definition erstellt und benennt diese

mit dem Begriff „City Farming“. Die Definition ist eine Mischung aus jener von

Mougeot und Hanson & Marty:

„Gemüse und Kräuter sollen zur Selbstversorgung - individuell oder in

Gemeinschaftsgärten - angebaut werden.“ (Bundesministerium für Land- und

Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft 2013, oS)

Des Weiteren wird vom Ministerium ergänzt, dass die gemeinsam gestalteten

Gemüsegärten in der Stadt einen Beitrag zur Ressourcenschonung,

Entschleunigung und zum Austausch mit den Nachbarn beitragen (vgl.

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und

Wasserwirtschaft 2013, oS). Es geht in der Definition also sowohl um die

Selbstversorgung des Einzelnen und/oder der Gruppe wie bei Mougeot oder

Viljoen, als auch um soziale Faktoren wie bei Hanson & Marty.

Die angeführten Definitionsbeispiele zeigen, dass eine scharfe Abgrenzung nur

schwer möglich ist und im Prinzip jede Organisation bzw. jeder Schriftsteller

seine eigene Definition aufgrund seiner Erfahrungen erstellt. Hinzu kommt,

dass sich die urbane Landwirtschaft weiterentwickelt und dadurch neue

Formen und Ausprägungen entstehen, welchen sich eine strenge Definition

nicht flexibel genug anpassen könnte. Für die weitere Arbeit ist es jedoch

unumgänglich, mit einer einzigen Definition zu arbeiten. Jene von Hanson &

Marty setzt bereits ein gewisses Motiv bzw. ein gewisses Vorhaben voraus. Der

Ausübungsgrund ist für die vorliegende Arbeit jedoch zweitrangig. Daher soll

deren Definition nicht verwendet werden. Die Definition des österreichischen

Lebensministeriums konzentriert sich sehr stark auf den Faktor der

Selbstversorgung. Daher ist auch diese Definition nicht zu 100% passend für

die vorliegende Arbeit. Jene von Mougeot trifft am Ehesten das angestrebte

Ziel dieser Arbeit und fließt in die Definition mit ein.

Für die vorliegende Arbeit wird unter dem Begriff Urban Farming nach

Definition der Autorin nun folgendes verstanden:

Gemüse, Obst und Kräuter werden innerhalb einer Stadt oder an Randgebieten

einer Stadt von Einzelpersonen oder Gruppen angebaut, versorgt und

geerntet. Bei den bewirtschafteten Flächen handelt es sich um öffentliche

Begriffsabgrenzung Urban Farming

Korntheuer Andrea 8

Flächen wie Ackerflächen, Parks oder Innenhöfe. Private Flächen wie

Terrassen, Balkone, Fensterbretter und ähnliches sowie auch Stadtfarmen und

Gewächshausanlagen fallen nicht in den Untersuchungsbereich. Die

Ausübungsgründe sind in dieser Definition nicht im Detail festgelegt und

können beispielsweise in der Selbstversorgung, Bildung oder dem

gemeinschaftlichen Beisammensein liegen.

Grundlagen zu Urban Farming

Korntheuer Andrea 9

3 GRUNDLAGEN ZU URBAN FARMING

Im folgenden Kapitel wird auf das „Umfeld“ von urbaner Landwirtschaft

eingegangen. Dabei wird zuerst ein Blick auf die Entwicklung geworfen, wobei

sich zeigt, dass der Begriff zwar neumodern klingt, die Anfänge jedoch schon

in den ersten Jahren des 19. Jahrhunderts liegen. In den zwei darauf

folgenden Unterkapiteln werden mit Hilfe von Beispielen die Angebote von

öffentlicher urbaner Landwirtschaft dargestellt. Dabei wird im ersten Schritt

auf die bisherigen Angebote in St. Pölten eingegangen und anschließend

mögliche Umsetzungen aus der ganzen Welt gezeigt, die als Inspiration für

Umsetzungen in St. Pölten dienen sollen. Den Abschluss dieses theoretischen

Kapitels bildet die Identifikation der Interessen der Stadtverwaltung an der

Umsetzung und Bereitstellung von urbaner Landwirtschaft.

3.1 Entwicklung von Urban Farming

Die Autoren Häußermann und Siebel (1987, S. 229ff) haben bereits 1987

bemerkt, dass die Gesellschaft „alles in übergeordnete Systeme abgegeben

und damit die Selbstbestimmung über die Lebensmittel verloren hat“. Sie

meinten des Weiteren, dass oft keine alternativen Handlungsmöglichkeiten

mehr bestehen und daher zwei Veränderungsschritte notwendig sind: die

Änderung des Konsumverhaltens und die starke Einbindung in das System.

Um dies zu erreichen, sind kleinere Versorgungseinheiten sowie vermehrte,

selbstständige Entscheidungen über die eigene Lebenspraxis notwendig. Die

Nutzung von Grünflächen in der Stadt um diesem System zu entkommen und

sich wieder zu „entbinden“ hat seine Anfänge jedoch noch früher. So

begannen bereits in der Spätgründerzeit die Bürger durch

Kleingartenbewegungen in ganz Europa mit der Bepflanzung von Flächen in

der Stadt (vgl. Zimmerl 2002, S. 49). Der Grund dafür war damals jedoch die

Aufrechterhaltung der Ernährung der armen Bevölkerung, sowie die

Unabhängigkeit der Menschen von der Lebensmittelversorgung. Die beiden

Weltkriege trugen zu dieser Notsituation und Entwicklung noch weiter bei. Die

Kampagne „Dig for Victory“, die damals in Großbritannien lief, sollte die

Bevölkerung zur Nutzung der eigenen Gärten und sogar öffentlicher Parks

anregen. Nachdem der Zweite Weltkrieg vorüber war, ging die Verwendung

der öffentlichen Flächen für die Lebensmittelversorgung zurück. Mit

Grundlagen zu Urban Farming

Korntheuer Andrea 10

steigendem Wohlstand zwischen den 1950er und 1960er Jahren war die

Produktionsfunktion der urbanen Grünflächen nicht mehr gefragt (Viljoen

2005, S. 101-104). Erst in den 70er Jahren kehrte das Interesse wieder

zurück und zwar in jener Form, unter welcher wir heute den Begriff Urban

Farming kennen. In New York City wurden verwahrloste Grundstücke, für

dessen Instandhaltung die Stadt keine finanziellen Mittel mehr hatte, wieder

bepflanzt und sinnvoll genutzt. Zur selben Zeit wurde die Bürgerinitiative

Green Guerillas gegründet, die auch heute noch Gemeinschaftsgärten in New

York City betreut (vgl. Reynold 2009, S. 78ff). In England ist Richard Reynold

nicht nur leidenschaftlicher Guerilla Gärtner, sondern gründete im Jahr 2004

auch die Internetplattform www.guerrillagardening.org und wurde damit der

Zündstein für die Verbreitung von Urban Farming in England (Reynold 2009,

S.12). In Österreich gab es erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts die ersten

„wilden“ Gärtner, deren Ziel nicht nur die Versorgung mit Nahrung, sondern

auch mit Brennholz und Wohnraum war. Zu diesem Zweck belegten Sie freie

Grundstücke am Stadtrand von Wien. Erst im Jahr 2007 kam in Wien die

Möglichkeit der Gemeinschaftsgärten auf. Der erste Gemeinschaftsgarten

„Nachbarschaftsgarten Heigerlein“ wurde vom Verein Gartenpolylog im 16.

Bezirk in Absprache mit Behörden und in Zusammenarbeit mit dem

Stadtgartenamt gegründet (siehe Abbildung 1) (vgl. Müller 2007, S. 55-65).

Abbildung 1: Nachbarschaftsgarten Heigerlein in Wien 16 Verein Nachbarschaftsgarten Heigerlein 2013a, oS

Grundlagen zu Urban Farming

Korntheuer Andrea 11

Dieser Verein begleitet auch weiterhin zahlreiche Gemeinschaftsgärten und

Gartenprojekte. Ziel des Nachbarschaftsgartens Heigerlein ist die Förderung

des interkulturellen Austausches sowie die soziale Integration vor Ort (vgl.

Verein Gartenpolylog 2013a, oS).

Mittlerweile haben sich in ganz Österreich weitere Gemeinschaftsgärten

gebildet. Im Jahr 2009 wurde beispielsweise in Graz durch eine Privatinitiative

ein Garten für finanziell und sozial Bedürftige angelegt, der gemeinsam

gepflegt wird (vgl. Verein Gartenpolylog 2013b, oS). In Graz wird seit 2012

auch das Stadtzentrum durch Gärtner „eingenommen“. Dabei werden

Begleitstreifen von stark befahrenen Straßen bepflanzt und mobile Kleingärten

in Einkaufswägen geschaffen (vgl. Verein Gartenpolylog 2013c, oS). Die

soeben genannten Beispiele bilden nur einen sehr kleinen Teil der Urban-

Farming-Anwendungen in Österreich ab. Im nachfolgenden Kapitel wird daher

dargestellt, welche Ausprägungen und Formen von urbaner Landwirtschaft in

St. Pölten und, im Anschluss in Kapitel 3.2.2, in anderen Teilen der Welt

Anwendung finden.

3.2 Formen und Ausprägungen

In diesem Kapitel werden die momentanen Angebote von urbaner

Landwirtschaft in St. Pölten, sowie Beispiele in Österreich und auf der ganzen

Welt vorgestellt. Die Angebote außerhalb St. Pöltens sollen als Denkanstoß für

mögliche Umsetzungsbeispiele in St. Pölten dienen und zum Teil in den Online-

Fragebogen einfließen.

3.2.1 St. Pölten - Mittelstadt

Wie bereits in der Einleitung genannt, bestehen in St. Pölten derzeit drei

Projekte, welche im vorliegenden Kapitel erklärt werden. Dabei wird auf deren

Entstehung, Nutzung und mögliche Besonderheiten eingegangen.

3.2.1.1. Vorzeigeprojekt „Sonnenpark“

Die Fläche des Sonnenparks besteht seit 1810 und wurde zu dieser Zeit

beispielsweise zur Pferdehaltung oder als Schrebergarten der innehabenden

Betriebe genutzt. Im Jahr 1983 ging sie in städtischen Besitz über und wurde

als „Reservefläche“ für mögliche Bauprojekte freigehalten. So diente sie zum

Beispiel von 1995 bis 1997 als Platz für ein Flüchtlingsheim für 250 bosnische

Flüchtlinge während des Krieges in Ex-Jugoslawien. Im Jahr 1999 wurde die

Grundlagen zu Urban Farming

Korntheuer Andrea 12

Fläche, die zu dieser Zeit ein wild-wuchernder Naturort war, von der Stadt St.

Pölten dem Verein LAMES für kulturelle Zwecke zur Verfügung gestellt (vgl.

Sonnenpark – Verein zur Förderung nachbarschaftlicher Kommunikation und

gemeinschaftlicher Aktivitäten oJ, oS). Seitdem wird das ca. 50.000 m2 große

Grundstück, auf dem sich auch zwei Häuser befinden, von Bürger/Innen,

Kindergartengruppen, Schulklassen und dem Vereinen LAMES und

„Sonnenpark“ freiwillig begrünt und durchforstet, so dass ein nutzbares und

zugängliches Erholungsgebiet entstanden ist (siehe Abbildung 2) (vgl.

Sonnenpark – Verein zur Förderung nachbarschaftlicher Kommunikation und

gemeinschaftlicher Aktivitäten 2012, S.2).

Abbildung 2: Karte Sonnenpark St. Pölten Google Inc.2014, oS

Der rot markierte Teil in Abbildung 2 stellt den Sonnenpark dar. Der

anliegende Park wird nicht gemeinschaftlich genutzt sondern dient zum Hunde

Ausführen, Spazieren oder Joggen und wird von der Stadtgärtnerei gepflegt.

Der Sonnenpark bietet mehrere Eingänge, der Haupteingang ist gelb markiert.

Die blau-markierten Bereiche zeigen große Wohnhausanlagen.

Grundlagen zu Urban Farming

Korntheuer Andrea 13

Der Verein LAMES (La musique et sun) ist ein Kunst- und Kulturverein, der

sich mit der Entstehung des Sonnenparks 1999 entwickelt und in St. Pölten zu

einem wichtigen künstlerischen und kulturellen Drehpunkt etabliert hat (vgl.

Sonnenpark – Verein zur Förderung nachbarschaftlicher Kommunikation und

gemeinschaftlicher Aktivitäten 2012, S.3). Der Verein veranstaltet jedes Jahr

das Event „Parque del Sol“, das ein Symposium für interdisziplinäre Kunst und

Kultur darstellt und mit Workshops, Diskussionsrunden und experimentellen

Versuchseinrichtungen aufwartet. Daneben werden Kochkurse und andere

Workshops und Diskussionen veranstaltet (vgl. Kulturverein La Musique Et Sun

oJ, oS).

Der Verein „Sonnenpark“ wurde 2011 im Zuge einer Bürgerinitiative

gegründet. Diese Initiative wurde von Nachbar/Innen, Anrainer/Innen und

Besucher/Innen des Parks initiiert und durch eine Unterschriftenaktion zum

weiteren Erhalt des Parks als Grünraumoase unterstützt (vgl. Sonnenpark –

Verein zur Förderung nachbarschaftlicher Kommunikation und

gemeinschaftlicher Aktivitäten 2012, S.9). Das Ziel des Vereins ist die

Förderung der nachbarschaftlichen Kommunikation und gemeinschaftlicher

Aktivitäten. Das interkulturelle Gemeinschaftsbeet, das sich im Sonnenpark

befindet, wird zum Großteil von diesem Verein bewirtschaftet und gepflegt.

Der Verein ist für Projektideen und Wünsche offen und unterstützt bei deren

Umsetzung. Auch die pädagogische Nutzung des Parks in Zusammenarbeit mit

Schulen und Kindergärten sieht der Verein als seine Aufgabe. So wurden

beispielsweise schon zwei Kooperationsprojekte mit Schulen umgesetzt

(Wohlfühlpfad, Duftgarten) (vgl. Sonnenpark – Verein zur Förderung

nachbarschaftlicher Kommunikation und gemeinschaftlicher Aktivitäten 2012,

S.10f). Im Zusammenhang mit der Gründung des Vereins wurde auch das

Sonnenparkfest geschaffen, das zahlreiche künstlerische und kulturelle

Aktivitäten für die gesamte Familie bietet. Dieses Fest findet seit 2011 jedes

Jahr statt. Ebenso wird zweimal jährlich eine gemeinschaftliche Parkgestaltung

durchgeführt, bei welcher der Park weiter optimiert und gepflegt wird

(beispielsweise das Anlegen weiterer Wege, Beschilderungen,

Sitzgelegenheiten). Die Erweiterung des Parks um Sträucher und Bäume zum

Zweck der Erhöhung der Biodiversität wird zum Teil durch

Pflanzenpatenschaften finanziert (vgl. Sonnenpark – Verein zur Förderung

Grundlagen zu Urban Farming

Korntheuer Andrea 14

nachbarschaftlicher Kommunikation und gemeinschaftlicher Aktivitäten 2012,

S.13f).

Seit seiner Entstehung werden die Initiatoren und Nutzer des Sonnenparks

regelmäßig von Gerüchten über die Räumung des Parks zugunsten von

Bautätigkeiten geplagt. Auch im Jahr 2014 ist die Errichtung einer

Wohnhausanlage wieder in Diskussion. Die Vereine haben das Grundstück

immerhin nur als Proberäume und Künstlerateliers zur Verfügung gestellt

bekommen. Der St. Pöltner Bürgermeister, Herr Matthias Stadler, soll zwar

hinter dem Projekt des Sonnenparks stehen, jedoch wurde vom Magistrat

verlautbart, dass ein Beschluss zum Verkauf des Grundstückes an die

Allgemeine Gemeinnützige Wohnungsgenossenschaft vorliegt. Der Zeitraum

für die Umsetzung des Bauvorhabens wurde für die Jahre 2015 bis 2020

festgelegt. Den Vereinen wurden Ersatzgrundstücke vorgeschlagen, die sich

jedoch am Stadtrand befinden und daher von ihnen abgelehnt wurden. Die

Vereine wollen nicht aufgeben und kämpfen um den Erhalt des Parks. Eine

Umwidmung von Bauland in Grünland ist seitens der Stadt jedoch nicht

geplant (vgl. Momag e.U. 2014, S.20f).

3.2.1.2. Gemeinschaftsgarten „Grund“

Das jüngste Projekt im Bereich urbaner Landwirtschaft in St. Pölten nennt sich

„Grund“ und hat einen Platz im Sonnenpark erhalten. Es handelt sich dabei um

einen Gemeinschaftsgarten für Asylwerber/Innen und Menschen nach dem

Abschluss des Asylverfahrens. Das Ziel des Projektes, welches von Studenten

und Studentinnen der FH St. Pölten initiiert wurde, liegt in der Besserung der

Situation der oben genannten Zielgruppen. Mit dem Garten soll ein Zugang zu

sinnvoller Beschäftigung in der Natur und zu sozialen Kontakten in der

Umgebung geschaffen werden. Aus diesem Grund sind auch Anwohner/Innen

an diesem Gemeinschaftsgarten beteiligt (vgl. Titscher oJ, oS). Die

Teilnehmer/Innen erhalten mit dem Garten nicht nur die Möglichkeit zum

Austausch und Kennenlernen, sondern auch den Zugang zu hochwertigen und

frischen Lebensmitteln und erfahren dadurch wiederum eine finanzielle

Entlastung (vgl. Facebook Ireland Limited 2013a, oS). Das Projekt wurde von

14 Studierenden des Studienganges „Soziale Arbeit“ an der FH St. Pölten

zusammen mit der Diakonie und respekt.net im Rahmen eines

Bachelorabschluss-Projektes initiiert. Durch die Lage im Sonnenpark wurde es

Grundlagen zu Urban Farming

Korntheuer Andrea 15

ermöglicht, das Projekt auch nach dem Bachelorabschluss weiterzuführen

(Niederösterreichische Nachrichten 2014, S.24). Die Finanzierung konnte mit

Hilfe eines Fundraising-Aufrufes über die Plattform respekt.net ermöglicht

werden und bereits im April 2014 wurden die ersten Pflanzen und Samen

ausgebracht (siehe Abbildung 3) (vgl. Facebook Ireland Limited 2013a, oS).

Abbildung 3: Gemeinschaftsgarten "Grund" Facebook Ireland Limited 2013a, oS

3.2.1.3. „Gemeinschaftsgarten St. Pölten“

Der „Gemeinschaftsgarten St. Pölten“ verfügt über keine eigene Webpräsenz

sondern ist nur auf Facebook vertreten. Aus diesem Grund ist die Autorin in

Kontakt mit den Initiatoren getreten. Die Korrespondenz kann in Anhang 9.1

eingesehen werden. Das Projekt wurde im Juni 2012 gegründet und hat die

biologische und umweltverträgliche Kultivierung von Gemüse zum Ziel. Die

Gründung geht auf drei Freunde zurück, die in weiterer Folge einen Verein für

den Garten gegründet haben. Die ersten zwei Jahre wurde der

Gemeinschaftsgarten auf einer Fläche neben der Traisen gehalten (siehe

Abbildung 4). Dieses Grundstück wurde von der Stadt bis auf Widerruf zur

Verfügung gestellt. Eine Initiatorin meint dazu, dass dieser Standort durch

seine starke, öffentliche Einsicht den Vorteil hatte, dass die Passanten darauf

aufmerksam geworden sind und Interesse gezeigt haben. Dennoch war die

Grundlagen zu Urban Farming

Korntheuer Andrea 16

Fläche aufgrund des steinigen Untergrunds und starken Unkrautbefalls

langfristig gesehen ungeeignet. Hinzu kam, dass sie sich in einem

Hochwasserschutzgebiet befand und daher ein Zaun oder Kletterhilfen für

Paradeiser nicht erlaubt waren. Überlegungen zu einer neuen Fläche führten

zum Sonnenpark, wo sich der Gemeinschaftsgarten im Jahr 2014 zum ersten

Mal präsentieren darf (vgl. Facebook Ireland Limited 2013b, oS).

Abbildung 4: Gemeinschaftsgarten St. Pölten Facebook Ireland Limited 2013b, oS

3.2.2 Österreich und Weltweit – Metropolen

In diesem Kapitel werden Beispiele für urbane Landwirtschaft in Österreich

sowie auf der ganzen Welt vorgestellt. Dabei wird zuerst auf die

nächstgelegenen Städte wie beispielsweise Wien eingegangen. Im Anschluss

werden Projekte in Deutschland, Kanada, Kuba, Singapur, Großbritannien und

New York vorgestellt. Viele der Beispiele sind aufgrund individueller

Landesgegebenheiten oder Motive entstanden. Die Beispiele werden auch auf

ihre Umsetzungsmöglichkeit in St. Pölten abgeschätzt.

3.2.2.1. Bundeshauptstadt Wien

Wie bereits in der Problemstellung erwähnt, zählt Wien zu den Vorzeigestädten

für urbane Landwirtschaft in Österreich. Die Stadt bietet zahlreiche Angebote

und Möglichkeiten um gemeinsam urbane Landwirtschaft zu betreiben. Im

Jahr 2012 hat die Stadt die Bildung von Gemeinschafts- und

Nachbarschaftsgärten sogar mit einem finanziellen Anreiz von EUR 3.600

Grundlagen zu Urban Farming

Korntheuer Andrea 17

unterstützt (vgl. Stadt Wien 2012, oS). Einige Projekte schaffen es sogar in

die Medien und haben ihren eigenen Internetauftritt. So beispielsweise die

„Salatpiraten“ – ein Verein, der im Jahr 2013 seinen ersten Garten auf einer

Freifläche im 7. Bezirk angelegt hat. Der Gemeinschaftsgarten in der

Kirchengasse umfasst eine 300 m2 große Fläche, die unter anderem mit

Hochbeeten und alten Getränkekisten als Beete ausgestattet wurde (siehe

Abbildung 5).

Abbildung 5: Gemeinschaftsgarten Kirchengasse Wien Salat Piraten – Verein zur Förderung urbaner Landwirtschaft im städtischen Raum 2013a, oS

Die Errichtung des Gartens hat ein Jahr an Verhandlungen in Anspruch

genommen und das Nutzungsrecht für die Fläche ist derzeit auf nur zwei Jahre

befristet. Neben den Gemüsepflanzen finden sich in diesem Garten auch

Sessel, die zum Verweilen einladen sollen (vgl. Der Standard 2013, oS).

Zusätzlich engagiert sich der Verein für ein gemeinsames Sommerfest und

einen Flohmarkt im Garten (vgl. Salat Piraten – Verein zur Förderung urbaner

Landwirtschaft im städtischen Raum 2013a, oS). Das Hauptziel des Vereines

ist es jedoch, die Landwirtschaft in die Stadt zu bringen und das Gärtnern und

die Stadtgestaltung zu forcieren (vgl. Salat Piraten – Verein zur Förderung

urbaner Landwirtschaft im städtischen Raum 2013b, oS). Um solch ein

Projekt in St. Pölten umzusetzen, müsste zuerst eine geeignete Fläche

Grundlagen zu Urban Farming

Korntheuer Andrea 18

gefunden werden. Im Fall des „Gemeinschaftsgarten Kirchengasse“ hat es sich

um eine völlig ungenutzte und freistehende Fläche vor einem Gebäude

gehandelt, die vermutlich nur zum Ausführen von Hunden genutzt wurde. In

der Innenstadt St. Pöltens ist solch eine Fläche kaum vorhanden. Es würde

jedoch zahlreiche, versteckte Innenhöfe geben, die mit Hochbeeten

ausgestattet werden könnten. Die Flächen würden in diesem Fall aber nicht

der Stadt, sondern der jeweiligen Wohnungsgenossenschaft gehören. Die

Anfrage zur Errichtung eines Gemeinschaftsgartens wäre in diesem Fall an die

Wohnungsgenossenschaft zu stellen.

Eine andere Ausprägung eines Nachbarschaftsgartens bietet der

„Schwendergarten“ im 15. Bezirk. Nach einigen Pilotphasen wurde dieser

Garten optimiert und bietet in Obst- und Gemüsekisten unterschiedlicher

Größe Bio-Pflanzen zum Selber-Ernten für all jene, die gerade vorbei gehen.

Bei diesem Beispiel handelt es sich zusätzlich um einen mobilen Garten, da die

Pflanzenkisten nach Absprache mit nach Hause genommen werden können. Im

Jahr 2012 wurde außerdem ein Garten rund um einen Baum angelegt, in

welchem Bohnen, Zucchini und Kürbisse wachsen (vgl. Verein Kunst - und

Kulturprojekt Samstag 2013a, oS). Auch im Schwendergarten versucht man

die Nachbarn zusammenzubringen und die Gemeinschaft zu fördern. Dafür

gibt es zahlreiche Aktionen wie Gartenworkshops, Kochveranstaltungen oder

Konzerte (vgl. Verein Kunst - und Kulturprojekt Samstag 2013b, oS).

Wie ein Gemeinschaftsgarten auch ohne horizontale Wiesenfläche entstehen

kann, zeigt das Projekt „Hängender Kräutergarten“ im 3. Bezirk von Wien.

Dabei wurde ein Zaun als Ort für die Umsetzung ausgewählt (siehe Abbildung

6). Der Zaun gehört zum Gelände der A1 Telekom Austria AG und darf in

Absprache und Zusammenarbeit mit dem Konzern benutzt werden. Sowohl die

Mitarbeiter der A1TA, als auch die Anrainer konnten am Eröffnungstag im Juni

2013 Kräutersamen und -töpfe mitnehmen und am Zaun befestigen. Die

Projektteilnehmer/Innen sind für das Benutzen, Gießen und Pflegen der

Kräuter verantwortlich (vgl. Verein Gartenpolylog 2013d, oS). Solch eine

Installation kann mit relativ geringen Mitteln und Aufwand umgesetzt werden.

Es ist dafür keine Grünfläche notwendig und nimmt kaum Platz in Anspruch. In

St. Pölten finden sich ähnliche Zäune vermutlich ebenfalls bei großen

Unternehmen.

Grundlagen zu Urban Farming

Korntheuer Andrea 19

Abbildung 6: Hängender Garten Arsenal Verein Gartenpolylog 2013d, oS

Das aktuellste Projekt in Wien entsteht rund um die Kunsthalle Wien auf einer

Fläche von 2.000 m2 und nennt sich „Karls Garten“. Das Ziel des Projektes,

das vom gemeinnützigen Verein „Karls Garten“ initiiert wurde, ist neben der

Aufwertung des Areals auch ein Lerneffekt für die Bürger/Innen sowie das

Sammeln von Erkenntnissen durch wissenschaftliche Mitarbeiter/Innen der

Universität für Bodenkultur. Diese wollen mit Hilfe des Projektes herausfinden,

welche Anbaumethoden und Pflanzenarten für solch einen Standort in einer

Großstadt geeignet sind. Da jedoch noch nicht bekannt ist, wie viele

Schadstoffe die Pflanzen durch den umliegenden Verkehr aufnehmen, werden

vorerst nur Pflanzen eingesetzt, die nicht spontan verzehrt werden können.

Der Garten ist frei zugänglich und bietet begrünte Sitzgelegenheiten (vgl.

derStandard.at 2014, oS). Der Garten soll die Wiener/Innen zum selber

gärtnern und pflanzen anregen (vgl. Russmedia Digital GmbH 2014, oS). In

Zukunft soll er auch für Workshops, Führungen oder Veranstaltungen zur

Grundlagen zu Urban Farming

Korntheuer Andrea 20

Verfügung stehen. Die Finanzierung wird durch Sponsoren und private

Beiträge ermöglicht, die Fläche wurde von der Stadt Wien zur Verfügung

gestellt. Bereits im ersten Jahr sollen mehr als 50 biologische Getreide-, Obst-

und Gemüsesorten gepflanzt werden (vgl. derStandard.at 2014, oS).

St. Pölten bietet Parkanlagen in unterschiedlichen Größen. Zu den großen

Anlagen zählen beispielsweise der Sparkasse-Park in der Nähe des Bahnhofs

und der Innenstadt, der Hammerpark und der Südpark, sowie die neu

errichtete „Prater Lounge“ entlang der Traisen. Der Südpark umfasst eine

Größe von 17.050 m2 und ist die kultivierteste Parkanlage St. Pöltens. Der

Hammerpark ist 4,7 h groß und umfasst einen Naturteich sowie ein Gehege für

Ziegen, Hasen und Meerschweinchen. Der Sparkasse-Park umfasst eine Fläche

von 18.750 m2 (vgl. Magistrat der Landeshauptstadt St. Pölten 2012, S. 12f).

Es handelt sich dabei um Anlagen, die von der Stadtgärtnerei St. Pölten

gepflegt werden. Die Experteninterviews im empirischen Teil dieser Arbeit

werden zeigen, ob für die Stadtgärtnerei urbane Landwirtschaft in öffentlichen

Parkanlagen in Frage kommt.

3.2.2.2. Sonstige österreichische Städte

Auch in den anderen Bundesländern Österreichs finden sich Projekte zu

Gemeinschaftsgärten. So wurde beispielsweise in Itzling, Salzburg, ebenfalls

ein Gartenprojekt innerhalb eines belebten Parks initiiert. Der Park bietet

Gruppen- und Einzelbeete und ist umgeben von Volkschulen, Kindergärten und

zwei Senioreneinrichtungen. Jeden Monat findet ein Gartentreffen statt.

Außerdem werden auch hier wieder Workshops und Vorträge zum

Wissensaustausch angeboten. Der Garten kann von Vereinen und Gruppen für

deren Aktivitäten genutzt werden. Eine weitere Besonderheit dieses Gartens

bildet das Projekt „StadtteilgartenKÜCHE“, dessen Ziel die Versorgung von

Kochwerkstätten mit selber gezogenem Gemüse ist. Dieser Garten wird von

der Kulturabteilung der Stadt Salzburg und dem Integrationsbüro finanziell

unterstützt (vgl. Verein Gartenpolylog 2013e, oS).

In Kufstein, Tirol, wurde im Jahr 2008 ein Gartenprojekt mit Bewohnern aus

dem naheliegenden Flüchtlingsheim initiiert, das den Asylwerbern die

Möglichkeit der Beschäftigung und Begegnung bieten soll. Die Asylwerber

erhalten dafür ein kleines Beet, das sie nach ihren eigenen Wünschen

bepflanzen können. Unterstützung sollen sie dabei von den Kufsteinern

Grundlagen zu Urban Farming

Korntheuer Andrea 21

erhalten (vgl. Verein Gartenpolylog 2013f, oS). Dieses Projekt weist

Ähnlichkeiten zu dem St. Pöltner Projekt „Grund“ auf, das einen

Gemeinschaftsgarten für und mit Asylwerber/Innen umfasst.

In Graz wurde im Innenhof der ehemaligen Dominikanerkaserne das Projekt

„Garden Lab Graz“ gegründet. Es wird von Studierenden zusammen mit

Lehrenden diverser Universitäten in Graz betrieben und hat das Gründen,

Betreiben und Beleben eines Gemüsegartens in der Innenstadt von Graz zum

Ziel. Das Projekt erhielt im November 2014 den Umweltpreis der Stadt Graz in

der Kategorie „privat“ (vgl. Verein Gartenpolylog 2013g, oS).

Neben den Gemeinschafts- und Nachbarschaftsgärten gibt es in ganz

Österreich auch noch Selbsternteflächen, welche in unterschiedlichen Größen

und gegen ein Nutzungsentgelt gepachtet werden können. Dabei handelt es

sich um Ackerflächen, welche in Parzellen geteilt und bereits von den

Landwirtschaftsbetrieben bearbeitet und bestellt werden. Die Pflege und Ernte

der Pflanzen übernehmen die jeweiligen Pächter. Bei den

Landwirtschaftsbetrieben handelt sich zum Teil um selbstständige Landwirte,

zum Teil um Vereine oder in Wien um das Forstamt der Stadt Wien (MA 49)

(vgl. Stadt Wien 2013, oS). Die Regine Bruno KEG aus Mödling ist solch ein

Anbieter von Selbsternteparzellen in ganz Österreich und möchte mit ihrem

Angebot einen Rückzugsort für Menschen anbieten, die mit dem Gärtnern ihr

eigenes Tun reflektieren können (vgl. Regine Bruno KEG 2013, oS). Das zu

St.Pölten naheliegendste Feld mit Selbsternteparzellen befindet sich in

Mödling. Unter folgender Adresse können alle Möglichkeiten zu

Selbsternteparzellen in ganz Österreich auf einen Blick eingesehen werden:

http://www.selbsternte.at/index.php?id=24.

Ein etwas anderes Prinzip verfolgt die Gemeinde Übelbach in der Steiermark.

Sie bezeichnet sich als die erste „essbare Gemeinde“ Österreichs und bietet

damit ihren Bewohner/Innen Obst und Gemüse zum selber Ernten auf

öffentlichen Plätzen. Diese Tätigkeit wird gemeinsam mit dem Verein

PermaVitae durchgeführt. Der erste Teilabschnitt dieses Projektes beinhaltete

die Umgestaltung des Spielplatzes in einen Garten, wo nun jeder naschen und

ernten darf. Die Umsetzung und Umgestaltung erfolgt nicht wie in den

bisherigen Beispielen durch die Benützer, sondern durch die Gemeinde und

den Verein PermaVitae (vgl. Lebensart VerlagsgmbH 2013, oS). Die Gemeinde

Übelbach umfasste im Jahr 2011 eine Fläche von 94 km2 und 1.976 Einwohner

Grundlagen zu Urban Farming

Korntheuer Andrea 22

(vgl. Marktgemeinde Übelbach oJ, Statistik). St. Pölten hatte im Jahr 2011 im

Vergleich dazu eine Fläche von 108 km2 und 52.141 Einwohner (vgl. Magistrat

St. Pölten 2013a, oS). Die Bevölkerungsdichte in Übelbach ist daher merklich

geringer als jene in St. Pölten, die Verteilung der Bevölkerung wird sich

weitläufig aufteilen. Die Umsetzungen in Übelbach werden sich demnach auf

den Stadtkern beschränken. Bei solch einer Größenordnung ist die Umsetzung

einer Essbaren Gemeinde möglicherweise einfacher.

3.2.2.3. Städte rund um die Welt

Nachfolgend werden Projekte und Fallbeispiele vorgestellt, die in Österreich

noch nicht vorkommen und aufgrund individueller Landesgegebenheiten oder

Motive entstanden sind.

In Berlin wird das ehemalige Flugfeld „Tempelhof“ im Rahmen eines

aufwendigen Entwicklungsprojektes der Stadt neu gestaltet. Die im Rahmen

des Flughafenbetriebes genutzte Freifläche besteht derzeit hauptsächlich aus

Grasfläche und wird für sportliche Aktivitäten genutzt. Geplant ist, dass diese

Fläche zu einer öffentlich erschlossenen und strukturierten urbanen

Landwirtschaft entwickelt wird. Rund um diese Grünfläche sollen Wohn- und

Arbeitsstätten entstehen (vgl. Tempelhof Projekt GmbH oJ, oS). Im Osten des

Areals befindet sich seit 2011 auf einer Fläche von 5.000m2 ein

Gemeinschaftsgarten mit 300 Hochbeeten, der von 900 Beteiligen gepflegt

wird (vgl. workstation Ideenwerksatt Berlin e.V. 2014, oS). Ein ähnliches, leer

stehendes Areal befindet sich im Süden St. Pöltens mit dem Gelände der

Kopal-Kaserne. Die Kaserne wurde im Jahr 2006 aufgelassen und im Jahr

2012 an die Lutz-Stiftung verkauft (vgl. Freunde des Jägerbataillon

Niederösterreich – Kopaljäger 2014, oS). Seitdem wird die Fläche als

Festivalgelände genutzt und im Dezember 2013 wurde ein Teil der Kaserne

zum Veranstaltungsort des Pop-up-Clubs „Die Kaserne“ umgestaltet. Die

derzeitigen Verwertungspläne der Stiftung beinhalten die Ansiedlung von

Autohäusern, Blumen- und Baumärkten, sowie Möbelhäusern und andern

Lagerbetrieben. Einen Zeitpunkt gibt es für die Umsetzung dieses Plans jedoch

noch nicht (vgl. pressetext Nachrichtenagentur GmbH 2014, oS). Das Areal

würde ausreichend Platz für Umsetzungen zu urbaner Landwirtschaft bieten.

Es wären Parkplätze vorhanden und die öffentliche Erreichbarkeit wäre durch

eine Buslinie möglich.

Grundlagen zu Urban Farming

Korntheuer Andrea 23

In London werden die alten Bunker unter der Erde wieder aktiviert und zum

Anbau von diversen „Microgreens“ verwendet (vgl. Zero Carbon Food Ltd

2013, oS). Es handelt sich dabei um eine Züchtung junger, essbarer Gemüse

in Kräuterform, die den Geschmack voll ausgewachsener Pflanzen haben (vgl.

25hours Hotel Company GmbH oJ, oS). Ermöglicht wird dies mit Hilfe eines

Hydrokultursystems und LED-Leuchten. Es werden keine Pestizide eingesetzt

und durch die Nutzung der Hydrokultur wird im Vergleich zu herkömmlicher

Landwirtschaft 70% weniger Wasser benötigt. Laut eigenen Angaben arbeitet

das Unternehmen „Zero Carbon Food“ klimaneutral. Die Vorteile dieser Art von

Anbau liegen in der Wetterunabhängigkeit, weshalb ganzjährig produziert

werden kann, sowie im kurzen Transportweg zu den Abnehmermärkten (vgl.

Zero Carbon Food Ltd 2013, oS). Das System der Hydrokultur in

Zusammenhang mit „Microgreens“ findet nicht nur in den Bunkern von London

Anwendung, sondern beispielsweise auch in der Küche des „25h Hotel Berlin“,

im bekannten Gemeinschaftsgarten „Prinzessinnengärten“ in Berlin und in der

„Markthalle Neun“ in Berlin (vgl. INfarm GmbH oJ, oS). Letzteres ist eine

Markthalle, in der regionale und faire Lebensmittel hergestellt und verkauft

werden. „Microgreens“ werden dort mit Hilfe einer mobilen Installation

verwendet (vgl. Markthalle Neun GmbH oJ, oS).

In Kanada wurde ein Urban Farming Projekt gestartet, das Landbesitzer und

Landsuchende zusammenbringt. Bei „Sharing Backyards“ können jene, die

gerne urbane Landwirtschaft betreiben möchten aber nicht den notwendigen

Platz dafür haben, mit Personen zusammenkommen, die ihren Garten oder Hof

selber nicht benutzen, ihn aber zur Verfügung stellen. Das Projekt wird mit

Hilfe einer Website durchgeführt, die auf einer Landkarte potentielle Anbieter

und Suchende in Kanada und Teilen der USA anzeigt (vgl. LIFECYCLES

PROJECT SOCIETY oJ, oS). Ausgangssituation für die Gründung dieses

Projektes war die Tatsache, dass in der Stadt eine große Menge an

ungenutzter, grüner Fläche (meist in Gärten) zur Verfügung steht. Ein

angenehmer Nebeneffekt, der durch dieses Projekt entsteht, ist die

Wiederbelebung der Gemeinschaft durch Veranstaltungen wie gemeinsame

Grillabende (vgl. Toronto Star Newspapers Ltd. 2009, oS). In St. Pölten wäre

so eine Initiative im kleinen Rahmen durchaus denkbar und könnte von einem

sozialen Verein oder vom Pensionistenverband oder Seniorenbund initiiert

werden. Es kann sich dabei anfangs auch nur um eine Probephase in den

Grundlagen zu Urban Farming

Korntheuer Andrea 24

Sommermonaten handeln. Im Jahr 2011 waren 14% der St.Pöltner

Bevölkerung über 70 Jahre (vgl. Magistrat St. Pölten 2013b, oS). Solch ein

Projekt wäre eine Möglichkeit, den Austausch und die Integration der älteren

Bevölkerung zu fördern. Ältere Menschen, die ihren Garten nicht mehr selber

pflegen und bewirtschaften können, könnten dadurch mit jenen Personen

zusammentreffen, die eine Möglichkeit für den Gemüseanabau suchen.

In Kuba finden sich seit Beginn der 1990er Jahre zahlreiche ökologisch

geführte urbane Gärten. Der Anbau von Obst und Gemüse in der Stadt wurde

1991 im Sozialismus erlaubt und vom Staat gefördert um den Gemüseanabau

anzukurbeln. Vor dem Zusammenbruch des Ostblocks war die Landwirtschaft

hauptsächlich auf Exportgüter wie Zucker und Zitrusfrüchte konzentriert. Viele

Lebensmittel mussten eingekauft werden. Der Zusammenbruch brachte nicht

nur einen Mangel an den notwendigsten Lebensmitteln, sondern auch ein

Umdenken: „Wirtschaften mit dem, was die Insel hergibt“. Damit wurde auch

die Bewirtschaftungsform geändert: Regenwürmer und Kompost statt

Kunstdünger und Monokulturen. Die Anwendungen urbaner Landwirtschaft in

Kuba reichen von Pflanzen auf dem Balkon oder im Innenhof bis hin zu

hektargroßen Landwirtschaftsbetrieben. Die biologisch geführten

Landwirtschaften und Gärten haben sich seitdem zu einer neuen

Einkommensquelle entwickelt (vgl. ZEIT ONLINE GmbH 2006, oS). Im Jahr

1994 wurde sogar eine Behörde für Urbane Landwirtschaft gegründet, die

zahlreiche Neuerungen einführte (vgl. ArchDaily LLC 2012, oS):

die Stadtgesetze wurden dahingehend geändert, dass die Verwendung

ungenützter, öffentlicher Fläche erlaubt und kostenlos war,

ein Netzwerk geschulter Trainer wurde zur Verfügung gestellt, um die

Bürger bei der Umsetzung zu unterstützten,

kleine staatliche Geschäfte für den Verkauf der notwendigen Ressourcen

wurden etabliert,

eine Infrastruktur für Wochenmärkte wurde eingerichtet, um die

erzeugten Güter bei Bedarf verkaufen zu können.

Um den Ertrag zu maximieren, greifen die Bewohner nicht zu Düngemittel

sondern zu ganz einfachen Maßnahmen. So werden beispielsweise in einem

Topf drei unterschiedliche Pflanzen gesetzt, wobei eine davon in der Erde

wächst (Kartoffeln), die zweite eine eher niedrige Pflanze ist und die dritte

Grundlagen zu Urban Farming

Korntheuer Andrea 25

stark in die Höhe wächst (Bohnen) (vgl. Danish Architecture Centre 2014, oS).

Die städtische Nahrungsmittelproduktion auf vergleichsweise kleinen Flächen

machen große Landmaschinen und lange Transportwege überflüssig.

Zusätzlich wurde das Stadtbild verbessert, indem Mülldeponien und

ungenutzte, versiegelte Flächen durch Gärten ersetzt wurden (vgl.

Handelsblatt GmbH 2014, oS). Neben den vielen kleinen Umsetzungen gibt es

auch große, landwirtschaftliche Projekte. Eines davon ist der Organopónico

Vivero Alamar in Havanna, der im Jahr 1997 gegründet wurde. Unter den

Gründern befindet sich Miguel Salcines, der davor als Agrarwissenschaftler für

das Landwirtschaftsministerium Kubas gearbeitet hat. Die ansässige

Bevölkerung hat durch den Garten die Möglichkeit, frische Produkte zu einem

günstigen Preis zu kaufen. Die Auswirkungen des Gartens und der gesamten

urbanen Landwirtschaft reichen jedoch noch weiter. So ändert sich durch das

Angebot an frischem Gemüse die kubanische Ernährung indem in der Küche

weniger Fleisch und mehr Gemüse verwendet wird. Des Weiteren wird die

Einführung von unbekanntem Gemüse wie Brokkoli und Karfiol unterstützt,

sowie das Ansehen der Landwirte erhöht. Im Eingangsbereich des Gartens

wird frisches und eingemachtes Gemüse zum Verkauf an die Bevölkerung

angeboten. Ein bestimmter Prozentsatz der Produkte muss an die Regierung

zum Vertrieb abgegeben werden, der Rest darf auf Wochenmärkten verkauft

werden (vgl. farmcuba 2013, oS). Kuba hat es mit Hilfe der ökologischen und

urbanen Landwirtschaften geschafft, das eigene Volk ausreichend zu

versorgen (vgl. ZEIT ONLINE GmbH 2006, oS).

In den bisher genannten Beispielen war immer ausreichend Fläche für die

Umsetzung von urbaner Landwirtschaft vorhanden. Singapur ist jedoch ein

Land, mit geringer unbebauter Fläche (vgl. Sky Greens Pte Ltd. 2013a, oS).

Lediglich 7% des lokalen Gemüsekonsums können durch lokal angebautes

Gemüse gedeckt werden (vgl. Sky Greens Pte Ltd. 2013b, oS). Jack Ng hat

sich diese Tatsache zum Anlass genommen, um ein Konzept für vertikale

Landwirtschaft zu entwerfen. Mit der eigens gegründeten Firma „Sky Greens“

hat er 2009 den ersten Prototypen seines vertikalen Gartens in der Stadt

vorgestellt. Seitdem wird das Projekt gemeinsam mit der ansässigen

Lebensmittelsicherheitsbehörde „Agri-Food and Veterinary Authority of

Singapore“ durchgeführt (vgl. Sky Greens Pte Ltd. 2013a, oS). Bei den Gärten

handelt es sich um 9-Meter hohe Konstruktionen innerhalb eines Glashauses,

Grundlagen zu Urban Farming

Korntheuer Andrea 26

welche das ganze Jahr über die richtige Atmosphäre für das tropische

Blattgemüse ermöglichen (siehe Abbildung 7).

Abbildung 7: Sky Greens Ministry of National Development oJ, oS

Wichtig ist dem Unternehmen auch die umweltfreundliche Produktion ihrer

Erzeugnisse. Um dies zu erreichen werden unter anderem alle organischen

Abfälle zu Kompost verarbeitet, das Wasser wiederverwendet und die Sonne

als Energielieferant genutzt (vgl Sky Greens Pte Ltd. 2013b, oS). Dieses

Urban-Farming-Projekt ist von den Bisherigen insofern zu unterscheiden, als

dass es sich hierbei um eine gewerbliche Landwirtschaft handelt, die ihre

Produkte an Supermarktketten liefert.

Da St. Pölten über viel Grünfläche verfügt, wären vertikale Möglichkeiten

hauptsächlich in der Innenstadt sinnvoll. Zum Zeitpunkt der Verfassung dieser

Arbeit war die Neugestaltung des Domplatzes in Diskussion, welcher

momentan unter der Woche als Parkplatz genutzt wird und an den Markttagen

Grundlagen zu Urban Farming

Korntheuer Andrea 27

(Donnerstag und Samstag) eine autofreie Fläche für die Marktbetreiber/Innen

darstellt. Die Diskussion behandelt die Frage, wie die Fläche in der Zukunft

genutzt werden soll. Für die Autorin wären, aufgrund der bisherigen

Fallbeispiele, sowohl fixe, als auch mobile Installationen vorstellbar.

In Berlin hat sich der Forschungsverbund ZFarm mit dem Thema der

zukünftigen städtischen Landwirtschaft auseinandergesetzt und in diesem

Zusammenhang untersucht, welche Ideen bereits weltweit umgesetzt wurden

(vgl. Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e.V. 2011a, os).

Aufbauend darauf wurde ein Leitfaden für Dachgewächshäuser erstellt, der

den gesamten Prozess von der Zielsetzung, über die Standortanalyse, bis hin

zu Überlegungen der Wirtschaftlichkeit und der Einbindung der Bevölkerung

beinhaltet (vgl. Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) eV

2013, S.3). Zu den Möglichkeiten zählen Dachgewächshäuser, Indoor-Farmen,

Vertikale Farmen und offene Dachgärten. Das Dachgewächshaus kann auf

Wohngebäuden, Supermärkten oder Schulen aufgestellt werden und

ermöglicht beinahe das ganze Jahr den Anbau von Gemüse und Obst. Insofern

die Ernte nicht kommerziell genutzt wird, kann das Gewächshaus durch die

Bewohner oder beispielsweise Schulklassen genutzt und gepflegt werden.

Damit kann das Zusammenleben unter den Nachbarn oder das Bewusstsein

für Nachhaltigkeit bei Schülern gefördert werden (vgl. ZALF e.V. 2011b, oS).

Bei Indoor-Farmen handelt es sich um das Betreiben von Landwirtschaft

innerhalb eines Gebäudes. Diese Idee wird zurzeit in Südkorea und den

Niederlanden getestet (vgl. ZALF e.V. 2011s, oS). Bei den vertikalen Farmen

kann es sich beispielsweise um Konstrukte wie jene der Firma Sky Greens

(siehe oben) handeln. Entwürfe, in denen ganze Etagen oder Terrassen von

Hochhäusern für den Anbau genutzt werden, befinden sich derzeit nur in

Planung (vgl. ZALF e. V. 2011d, oS). Die Möglichkeit offener Dachgärten ist

zurzeit am meisten verbreitet. Dabei können einerseits fest installierte oder

mobile Hochbeete genutzt werden, andererseits die Erde direkt auf das Dach

aufgetragen werden (vgl. ZALF e.V. 2011e, oS). Ein Beispielprojekt dafür ist

das „Gartendeck“ in Hamburg (siehe Abbildung 8). Die Stadt hat dabei den

Initiatoren (Hobbygärtnern) die brachliegende Dachfläche einer Tiefgarage zur

Verfügung gestellt (vgl. Die Kiezgärtner vom Parkhausdach, Minute 00:36ff).

Der Garten ist für alle Interessierten zugänglich und kann von jedem genutzt

werden. Unterstützung und Förderung erhalten die Beteiligten von der

Grundlagen zu Urban Farming

Korntheuer Andrea 28

ansässigen Druckerei in St.Pauli, der Kurverwaltung St. Pauli und der

Stiftungsgemeinschaft „anstiftung & ertomis“ (vgl. Gartendeck oJa, oS).

Abbildung 8: Dachgarten "Gartendeck" Gartendeck oJ, Gartenansichten

New York hat die Möglichkeit des Rooftop-Farmings bereits großzügig

umgesetzt und bietet Dachfarmen, die professionell und kommerziell genutzt

werden. Das Unternehmen Brooklyn Grange ist der größte Anbieter solcher

Dachfarmen und führt unter anderem die größten Dachfarmen der Welt. Diese

sind auf zwei Dächern in New York City angesiedelt und produzieren im Jahr

über 22.600 kg biologisches Gemüse (vgl. Brooklyn Grange Farm 2014a, oS).

Eines der Projekte ist die Navy Yard Farm (siehe Abbildung 9), die 2012 auf

dem historischen Gebäude der Marinewerft in Brooklyn errichtet wurde (vgl.

Brooklyn Grange Farm 2014b, oS). Auf dieser Farm befindet sich auch New

York City’s größte kommerzielle Imkerei mit über 30 Bienenstöcken (vgl.

Brooklyn Grange Farm 2014c, oS). Das Unternehmen hat seinen Garten

zusätzlich noch um die Hühnerhaltung und Pilzzucht erweitert. Neben dem

Verkauf der Gartenerträge ist das Unternehmen auch noch beratend tätig. Es

Grundlagen zu Urban Farming

Korntheuer Andrea 29

übernimmt die Planung und Installation von Dachbegrünung und urbanen

Farmen. (vgl. Brooklyn Grange Farm 2014a, oS).

Abbildung 9: Brooklyn Grange Navy Yard Farm

Brooklyn Grange Farm 2014b, oS

Ähnlich verhält es sich mit dem Unternehmen BrightFarms, die im Süden der

USA 8 Farmen führen. Zum Teil handelt es ich hierbei um Gewächshäuser, die

in Kooperation mit Supermärkten errichtet wurden und deren Erträge auch in

den jeweiligen Supermärkten verkauft werden (vlg. BrightFarms Inc. oJ, oS).

Anders verhält es sich mit dem Projekt “Hell’s Kitchen Farm”, einem

Dachgarten, der von Freiwilligen betrieben wird. Der Garten entstand im Zuge

von Diskussionen zur Lebensmittelsicherheit der Gemeinschaft im New Yorker

Stadtviertel „Hell’s Kitchen“ (Hell’s Kitchen Farm Project 2014a, oS). Der

Garten befindet sich auf dem Dach einer lokalen Kirche und das Gemüse wird

in Plastik-Kinderschwimmbecken gezogen (siehe Abbildung 10). Diese

Kindeschwimmbecken wurden ausgewählt weil sie beständig und leicht sind

(Hell’s Kitchen Farm Project 2014b, oS). Die Erträge werden an die „Metro

Ministries Food Pantry“, eine Obdachlosenküche, gespendet (Hell’s Kitchen

Farm Project 2014c, oS).

Grundlagen zu Urban Farming

Korntheuer Andrea 30

Abbildung 10: Hell's Kitchen Rooftop Farm Hell’s Kitchen Farm Project 2014b, oS

In New York sind die Dachfarmen auch schon in den Schulen angekommen.

Die „Fifth Street Farm“ ist ein gemeinschaftliches Bildungsprojekt für drei

öffentliche Schulen in New York City. Die Schüler/Innen sollen dort ein

Verständnis und Gefühl für die Natur und die Pflanzen als Nahrungsmittel

erhalten (siehe Abbildung 11) (vgl. Fifth Street Farm Project oJ, oS). Noch ein

Stück weiter geht das „Greenhouse Project“, das auf dem Dach einer

öffentlichen Schule ein Gewächshaus mit einer Aquaponic- Farm installiert hat.

Das Projekt wurde von Eltern, Lehrern/Lehrerinnen und einer Non-Profit-

Organisation ins Leben gerufen und soll den Kindern zeigen, wo ihre

Lebensmittel herkommen, wie viel Energie dafür verwendet wird und die

Beziehung zwischen Gesundheit und Ernährung (vgl. New York Sun Works

2011, oS). Aquaponic ist eine Kombination aus einer Fischfarm mit einem

Gewächshaus. Durch einen natürlichen Stickstoffkreislauf zwischen Fischen

und Pflanzen ermöglicht dieses Anbausystem Einsparungen im Wasser- und

Ressourcenverbrauch (vgl. Verein Aquaponic-Austria oJ, oS).

Grundlagen zu Urban Farming

Korntheuer Andrea 31

Abbildung 11: Fifth Street Farm

Fifth Street Farm Project oJ, oS

Ganzheitlich gesehen, mangelt es St. Pölten nicht an landwirtschaftlicher

Fläche oder Grünfläche. In „Ballungsräumen“ von Wohnungen, wie

beispielsweise in der Innenstadt (siehe Abbildung 12) ist diese jedoch kaum

vorhanden.

Abbildung 12: Flächenwidmungsplan Innenstadt St. Pölten Schubert & Franzke Ges.m.b.H. oJ, oS

Grundlagen zu Urban Farming

Korntheuer Andrea 32

Abbildung 12 zeigt das Gebiet der Innenstadt. Die Fläche in rot stellt Bauland-

Kerngebiet dar, die dunkelblaue Fläche kennzeichnet den Bahnhof. Alle hier

ersichtlichen grünen Flächen stellen öffentliche Parkanlagen dar. Unter diesen

Umständen könnte ein Gemeinschaftsgarten in einem Park, wie beispielsweise

im Fall von „Karl’s Garten“ oder des Projektes in Itzling, Salzburg, auf

Interesse stoßen. Es würde auch ein Konstrukt wie jenes von SkyGreens oder

auch ein einfaches Glashaus auf einem Flachdach oder in einem Park eine

Möglichkeit darstellen. Die UrbanFarmers AG in Zürich hat sich mit der

Herstellung von Produktionssystemen befasst und Lösungen für

Gewächshäuser entwickelt. So zählen neben der „Urban Farming Box“, ein

kleines Gewächshaus, das in Hinterhöfen oder auf Parkplätzen aufgestellt

werden kann (siehe Abbildung 13) (vgl. Urban Farmers AG 2013a, oS), auch

der „Urban Farming GLOBE“, ein leichtgewichtiges Gewächshaus, in dem

neben Gemüse auch Fisch gezüchtet werden kann (siehe Abbildung 14) (vgl.

Urban Farmers AG 2013b, oS), zum Repertoire des Unternehmens.

Abbildung 13: Urban Farming Box UrbanFarmers AG 2013a, oS

Grundlagen zu Urban Farming

Korntheuer Andrea 33

Abbildung 14: Urban Farming GLOBE UrbanFarmers AG 2013b, oS

Diese Möglichkeiten könnten auch von Unternehmen genutzt werden, indem

sie auf dem Dach des Firmengebäudes oder dem Firmenparkplatz aufgestellt

werden. In Berlin hat das Unternehmen „Raumstar“ im Zuge eines

Büroumbaus auf der Dachterrasse einen Garten anlegen lassen. Dieser soll

den Mitarbeitern als Erholungs- und Regenerationsmöglichkeit zur Verfügung

stehen und das Gärtnern soll neben der Arbeit als ausgleichende Tätigkeit

dienen. Da die Mitarbeiter die meiste Zeit vor dem Computerbildschirm

verbringen, ist der Garten ein wichtiger und erfrischender Ausgleich. Die

Möglichkeit, den Fortschritt der eigenen gärtnerischen Bemühungen

beobachten zu können, motiviert und aktiviert für neue Ideen im Büroalltag

(vgl. raumstar*architekten 2011, S.2-7).

Wie in der Einleitung dieser Arbeit bereits erwähnt, hat die Umfrage der

vorangehenden Forschungsarbeit gezeigt, dass die Hauptbarrieren der

Bürger/Innen im Platz und in der Zeit liegen. Diese Barrieren würden sich mit

einem Gemeinschaftsgarten eines ganzen Unternehmens bewältigen lassen.

St. Pölten beheimatet eine Vielzahl an Großunternehmen wie beispielsweise

die Voith Paper Automation GmbH & Co KG, Fritz Egger GmbH & Co, Gourmet

Menü-Service GmbH & Co KG oder das NÖ Pressehaus, die einen umliegenden

Gemeinschaftsgarten oder Selbsternteparzellen anbieten könnten. Die

Mitarbeiter hätten dadurch die Möglichkeit, die Barriere des mangelnden

Grundlagen zu Urban Farming

Korntheuer Andrea 34

Platzes zu überwinden und die Barriere der mangelnden Zeit zu minimieren.

Des Weiteren könnte dadurch die Beziehung und der Austausch der Mitarbeiter

untereinander sowie das Wissen über Gemüse und Ernährung jedes Einzelnen

gefördert werden. Die internationalen Fallbeispiele zeigen, dass Urban Farming

in Großstädten mit einer Einwohnerzahl ab ca. 5 Mio. (Singapur 5,3 Mio.) und

einer hohen Bevölkerungsdichte bereits größere und kommerzielle Ausmaße

angenommen hat im Gegensatz zu kleineren Städten wie Wien. Die Autorin

schließt daraus, dass solche Umsetzungen wie jene in New York, London oder

Singapur noch lange nicht in St. Pölten ankommen werden weil die

Bevölkerungsdichte zu gering und die Grünflächen zu groß sind. Im

nachfolgenden Kapitel wird sich zeigen, welches Interesse der Millionenstädte

hinter der Umsetzung urbaner Landwirtschaft steckt.

3.3 Interessen der Stadt an urbaner Landwirtschaft

Nachdem in dieser Arbeit die Stadtverwaltung eine wichtige Rolle spielt, sollen

im folgenden Kapitel die möglichen Interessen und Motive einer Stadt an der

Umsetzung urbaner Landwirtschaft erläutert werden. Dabei wird auch auf die

Zukunftsvision der Stadt St. Pölten eingegangen, um abzuleiten, ob urbane

Landwirtschaft in der zukünftigen Stadtplanung eine Rolle spielt. Im Anschluss

wird ein kurzer Blick auf die Zukunftsvision von Wien gelegt, um mögliche

Unterschiede feststellen zu können.

Die Stadt Berlin hat sich im Zusammenhang mit ihrer zukünftigen Entwicklung

mit dem Thema der urbanen Landwirtschaft beschäftigt und dabei Schritte

überlegt, wie sie sich zukunftsfähig und nachhaltig entwickeln kann. Um mit

zukünftigen Herausforderungen wie Klima- und Ressourcenschutz,

Bevölkerungswachstum und Änderungen gesellschaftlicher Ansprüche

umgehen zu können, sollen Dachgewächshäuser genutzt werden. Diese

Anlagen ermöglichen durch die geographische Nähe von Gewächshaus und

Gebäude die Wiederverwendung von Ressourcen wie Wasser, Energie und

organische Abfälle. So würde sich beispielsweise das eingesetzte Wasser mit

Hilfe eines Kreislaufes mehrfach verwenden oder Regenwasser für die

Pflanzenbewässerung nutzen lassen. In sehr großen Dimensionen könnte ein

Gewächshaus naheliegende Supermärkte beliefern, wodurch der Transportweg

der Waren verkürzt und der ökologische Fußabdruck der Stadt verbessert wird

(vgl. Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung e.V. 2013, S.8-10). Wenn

Grundlagen zu Urban Farming

Korntheuer Andrea 35

es sich um große und zusammenhängende Dachflächen handelt, kann von

einer positiven Beeinflussung des Stadtklimas gesprochen werden. Des

Weiteren trägt urbane Landwirtschaft auch zum Erhalt der Sorten- und

Artenvielfalt bei (vgl. RESET gemeinnützige Stiftungs-GmbH 2012, oS). Die

„Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GmbH“ veranstaltet

jährlich die „Eschborner Fachtage“, bei welchen Experten aktuelle Themen der

internationalen Zusammenarbeit in Podiumsdiskussionen und Workshops

besprechen. Bereits im Jahr 2012 ging es dabei um die Landwirtschaft in der

Stadt und deren Zukunft. Dabei wurde festgehalten, dass urbane

Landwirtschaft keine Nebensache mehr ist, sondern zunehmend Teil des

Systems „Stadt“ wird und daher auch in der zukünftigen Stadtplanung ihren

Platz haben soll (vgl. Deutsche Gesellschaft für Internationale

Zusammenarbeit GmbH 2012, oS). Für viele Großstädte steht fest, dass eine

Zukunft nur durch eine verstärkte Eingliederung der Natur möglich ist. Vor

allem aufgrund der prognostizierten steigenden Bevölkerungszahlen in Städten

machen sich Stadtplaner Sorgen um die Versorgungssicherheit bei Gemüse

und Obst. Für das Jahr 2050 wird geschätzt, dass 80% der Weltbevölkerung in

Städten leben. Um diese Masse mit landwirtschaftlichen Produkten versorgen

zu können, wäre viel Fläche notwendig, die sich jedoch meist außerhalb der

Stadt befindet. Dies führt wiederum zu langen Transportwegen, hohen Kosten

und Umweltverschmutzung. Auch der aktuelle Welt-Agrarbericht, der im

Auftrag der Vereinten Nationen und der Weltbank verfasst wird, prognostiziert,

dass die Ernährung der Bevölkerung auf lange Sicht nicht mit Hilfe der

industriellen Landwirtschaft sicher gestellt werden kann. Die

Wissenschaftler/Innen führen dies auf den enormen Ressourcenverbrauch und

die Abhängigkeit der Landwirtschaft von Öl zurück. Die Empfehlung der

Wissenschaftler/Innen ist eine Entwicklung hin zu kleinbäuerlichen Strukturen,

damit die Lebensmittel dort hergestellt werden, wo sie auch verzehrt werden.

Kuba ist ein sehr passendes Beispiel dafür (siehe Kapitel 3.2.2)(vgl. Social

Publishing Verlag 2010 GmbH 2014, S.20).

Mit den Dachgewächshäusern möchte sich Berlin als innovative und

dynamische Stadt präsentieren, die Touristen und kreative Köpfe anzieht und

damit einen Beitrag zum wirtschaftlichen und sozialen Erfolg schaffen. Des

Weiteren soll mit Hilfe der Gewächshäuser der Bevölkerung und vor allem

Jugendlichen und Kindern im Unterricht die Notwendigkeit einer nachhaltigen

Grundlagen zu Urban Farming

Korntheuer Andrea 36

Entwicklung und der Zusammenhang zwischen Ernährung, Klimaschutz und

Energie praktisch vermittelt werden (Leibniz-Zentrum für

Agrarlandschaftsforschung e.V. 2013, S.12). Der Umgang mit den

Lebensmitteln steigert die Wertschätzung dieser (vgl. Stierand 2012, S.21).

Die Erträge können entweder gemeinsam mit den Kindern in einer

naheliegenden Küche verarbeitet oder der Verarbeitung durch Externe zur

Verfügung gestellt werden (Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung

e.V. 2013, S.12). In Italien werden seit 2004 Schulen bei der Versorgung von

Schulgärten von der Slow-Food-Vereinigung unterstützt. Die Klassen

bekommen dabei einen eigenen Gemüsegarten, den sie von November bis Juni

pflegen. In den Sommerferien kümmern sich die Kinder mit ihren Familien

darum. Mit den Gärten kann auf ganz praktische Weise der Einfluss des Klimas

und der Jahreszeiten, sowie der Aufwand, der hinter der Ernte steckt,

verdeutlicht werden. Die Kinder lernen die Garten- und in weiterer Folge

Feldarbeit wieder zu schätzen und zu würdigen (vgl. Verlag das Netz GmbH

2006, oS). In St. Pölten finden sich beispielsweise in der Grillparzer

Volksschule und in der ÖKO-Hauptschule Pottenbrunn Schulgärten mit einem

Gemüsebeet, das von den Schülerinnen und Schülern betreut wird (vgl. Öko

Hauptschule Pottenbrunn 2014, oS und Volksschule Grillparzer 1 oJ, oS). Die

HLW St. Pölten hat einen großen Garten und könnte passend zu ihrer

Vertiefung „Naturwissenschaften“ einen Gemüsegarten anlegen. Je nach

Ertragsmenge könnten das Gemüse im Kochunterricht verwendet werden.

Auch für Kindergärten gibt es bereits Leitfäden für die Erstellung und Nutzung

eines Gemüse- oder Kräutergartens.

In Berlins Zukunftsvision sollen auch Gestaltungs- und Begegnungsräume für

die Einheimischen geschaffen werden. Dies kann in Form von Stadtimkerein

und urbaner Landwirtschaft erfolgen. Mit Dachgewächshäusern kann diese

Vision ohne die Nutzung zusätzlicher Grünflächen umgesetzt werden - die

Gewächshäuser können sich auf Wohnhäusern oder Firmendächern befinden

(vgl. Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung e.V. 2013, S.8-10). Die

Bevölkerung erhält damit eine Möglichkeit zur Mitwirkung bei der

Stadtgestaltung und fühlt sich dadurch wertgeschätzt (vgl. Leibniz-Zentrum

für Agrarlandschaftsforschung e.V. 2013, S.46). Sie kann sich dadurch mit

städtischen Räumen auseinandersetzen, mit dem Lebensumfeld besser

identifizieren und selbst zu einer Verbesserung der eigenen

Grundlagen zu Urban Farming

Korntheuer Andrea 37

Lebensbedingungen beitragen (vgl. Stierand 2012, S. 21). Die Tätigkeit der

urbanen Landwirtschaft steigert die Lebensqualität der Ausübenden und stärkt

die Gemeinschaft (vgl. Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung e.V.

2013, S.12). Es wird ein Erlebniswert geschaffen und das Vertrauen in und die

Bindung an die Stadt erhöht. All diese Faktoren haben eine Förderung des

Images der Stadt zur Folge. (vgl. Leibniz-Zentrum für

Agrarlandschaftsforschung e.V. 2013, S.47). Ein ähnliches Beispiel wie die

Gemeinde Übelbach (siehe Kapitel 3.2.2) gibt es auch in Deutschland, in der

Stadt Andernach, die 29.000 Einwohner beheimatet. Hier lässt die

Stadtverwaltung Gemüse, Kräuter und Obst auf städtischen Grünflächen

anbauen, von Langzeitarbeitslosen pflegen und die Bürger/Innen dürfen

ernten. Für die Stadtverwaltung liegen die Vorteile dieses Urban-Farming-

Projektes in der Aufrechterhaltung der Biodiversität und in sozialen Faktoren:

die jungen Bürger/Innen haben eine neue Identifikation mit ihrer Stadt

entwickelt und die Älteren treten in Kontakt und tauschen ihre Erfahrungen

über den Gemüseanbau von früher aus. Die anfängliche Besorgnis über

Vandalismus hat sich bald gelegt weil es keine derartigen Vorfälle gab. Ein

weiterer positiver Nebeneffekt dieses Projekts ist das Medien- und

Touristeninteresse an der Stadt. Es mussten zusätzliche Fremdenführer

eingestellt werden, um den Touristenandrang zu bedienen (vgl. Social

Publishing Verlag 2010 GmbH 2014, S. 24). Dieses Beispiel zeigt somit die

positiven Auswirkungen auf das Image einer Stadt durch urbane

Landwirtschaft. Berlin möchte mit seinen Dachgärten auch dem Trend der

Regionalität folgen und mit den lokal produzierten Lebensmitteln das Gefühl

von Vertrautheit und Transparenz erhöhen. Die Dachgewächshäuser schaffen

zusätzlich Arbeitsplätze und stellen eine neue Vermarktungsmöglichkeit dar

(vgl. Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung e.V. 2013, S.8-10).

Viele Städte haben mit dem Problem sinkender Einwohnerzahlen zu kämpfen.

Dies betrifft beispielsweise auch die deutsche Stadt Dessau. Die

Stadtverwaltung von Dessau versucht die Bewohner durch einen

innerstädtischen Grüngürtel, der für städtische Landwirtschaft und auch

Gemeinschaftsgärten zur Verfügung steht, zu halten (vgl. RESET

gemeinnützige Stiftungs-GmbH 2012, oS). Zusätzlich fördert die Stadt die

Ausübung urbaner Landwirtschaft ihrer Bürger/Innen, indem jede/r kostenlos

die Patenschaft einer Fläche von 400m2 für 10 Jahre übernehmen kann. Es

Grundlagen zu Urban Farming

Korntheuer Andrea 38

handelt sich dabei um Flächen, die nach ihrem Privatbesitz keinen neuen

Käufer gefunden haben und welche die Stadt aufgrund des Aufwandes nicht

pflegen möchte. Die Pächter können die Flächen nach ihren Vorstellungen

gestalten (vgl. Social Publishing Verlag 2010 GmbH 2014, S. 18). In

Cleveland, USA, nimmt die Abwanderung der Bewohner bereits weitaus

schlimmere Ausmaße an. Die Abwanderung der Industrie hat zu Verlusten von

Arbeitsplätzen und damit zur Abwanderung von Einwohnern geführt. Die

dadurch leer stehenden Häuser sind mit der Zeit verfallen und verwildert weil

sich niemand darum gekümmert hat. Diese Hausruinen führten zu einem

Abfall der Grundstückswerte und damit zum Sinken der Grundsteuer. Die

Kommunen benötigen diese Steuereinnahmen jedoch, um ihre Ausgaben zu

bestreiten. Die Folgen dieser Entwicklung sind Einschränkungen in der

Infrastruktur, der Sicherheit und der Stadtsanierung. Städte wie Cleveland

haben sich in diesem Fall aus Kostengründen für die Planierung der

verwahrlosten Häuser entschieden. Auf den brachliegenden Flächen entstehen

landwirtschaftliche Projekte und die Stadt hat die Erlaubnis erteilt, dass im

Stadtgebiet Schweine, Schafe und Ziegen gehalten werden dürfen, um den

verbleibenden Bewohnern Anreize zu bieten (vgl. Die Presse am Sonntag

2013, S. 18f).

Urban Farming kann in der momentan vorherrschenden Form nicht den

gesamten Bedarf einer Stadt oder eines Haushaltes an Lebensmitteln decken,

jedoch kann es in Städten zu einer erhöhten Selbstständigkeit bei bestimmten

(verderblichen) Gütern sowie zu erhöhter Lebensmittelsicherheit von

einkommensschwachen Haushalten führen. Urbane Landwirtschaft bietet somit

eine Ergänzung zur Lebensmittelversorgung durch ländliche Gebiete (vgl.

Mougeot 1999, S. 32f). Der Beitrag urbaner Landwirtschaft zur Volkswirtschaft

ist schwer zu messen, da die Beschäftigung kaum in Arbeitsmarktstatistiken

aufscheint. Hinzu kommt, dass der Beitrag von den jeweiligen Städten und

den dazugehörigen saisonalen Bedingungen abhängt. Dennoch ist dieser

Beitrag laut Studien nicht zu unterschätzen. (vgl. Viljoen 2005, S. 66).

In Wien wurde erst kürzlich der „Karls Garten“ am Karlsplatz eröffnet. Wie

bereits im vorherigen Kapitel erwähnt, soll dieses Projekt als öffentlicher

Schau- und Forschungsgarten dienen und ein Beispiel für die Umsetzung

urbaner Landwirtschaft in einer zentralen Stadtlage darstellen. Die Wiener

Umweltstadträtin, Frau Ulli Sima, erklärt, dass mit diesem Garten nicht nur

Grundlagen zu Urban Farming

Korntheuer Andrea 39

eine neue Erholungsfläche für die Bewohner/Innen geschaffen werden soll,

sondern dass damit bei den Bürgerinnen und Bürgern auch das Interesse an

urbaner Landwirtschaft geweckt werden soll (vgl. Stadt Wien oJa, oS). Die

Stadt Wien begrüßt die Entstehung neuer Projekte durchaus und unterstützt

dies auch.

„Wir müssen den Menschen die Möglichkeit geben, Dinge zu tun, die ihnen

Spaß machen - wir wollen sie schließlich in der Stadt halten" (Maria Vassilakou

in derStandard.at 2012, oS)

Wien hat demnach schon relativ früh erkannt, dass Möglichkeiten zur urbanen

Landwirtschaft imagefördernd sind. Um die Bürger/Innen noch mehr

einbeziehen zu können, wurde das Magistrat für Stadterneuerung gegründet,

welches in fast jedem Bezirk die „Gebietsbetreuung“ eingerichtet hat. Die

Stadtbewohner/Innen können sich mit Fragen und Vorschlägen zu urbaner

Landwirtschaft an diese Stellen wenden und erhalten Unterstützung in der

Umsetzung (vgl. Magistrat der Stadt Wien oJ, oS). Auch die „MA 42 – Wiener

Stadtgärten“ bietet gerne ihre Unterstützung an, indem sie

Gemeinschaftsgärten unter bestimmten Voraussetzungen aktiv und finanziell

unterstützt. Zu diesen Voraussetzungen zählt beispielsweise die Organisation

des Gemeinschaftsgartens als Verein und dass der Garten mindestens drei

Jahre bestehen bleibt. Bei Erfüllung der Anforderungen unterstützen die

Wiener Stadtgärten Projekte mit bis zu EUR 3.600 (vgl. Stadt Wien 2012,

S.1).

Nachdem die möglichen Interessen einer Stadt an urbaner Landwirtschaft und

mögliche Vorteile daraus erläutert wurden, wird auf die Werte und die

Zukunftsvision der Stadt St. Pölten eingegangen, um herauszufinden, ob

dieser Trend seitens der Stadtverwaltung in der Zukunft berücksichtigt wird.

Auf der Homepage der Stadt St. Pölten ist unter der Überschrift „Umwelt“ zu

lesen, dass die Stadt auf ihre Lebensqualität und Umwelt Wert legt und diese

laufend verbessert werden sollen. Um dies zu erreichen, ist St. Pölten im Jahr

1991 einem Klimabündnis und 2010 dem "Vielfalt leben - Gemeindenetzwerk"

beigetreten (vgl. Magistrat der Stadt St. Pölten 2009, oS). Letzteres ist eine

Kampagne des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, die Projekte

zum Erhalt der Artenvielfalt durchführt (vgl. Bundesministerium für Land- und

Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft 2012, oS). Im Jahr 2007 hat

Grundlagen zu Urban Farming

Korntheuer Andrea 40

das Magistrat zum ersten Mal einen Nachhaltigkeitsbericht abgelegt (vgl.

Magistrat der Stadt St. Pölten 2009, oS). In diesem Bericht wird betont, wie

wichtig das Prinzip der Nachhaltigkeit für die Zukunftsfähigkeit einer Stadt ist.

Im Leitbild des Magistrats heißt es unter anderem:

„Gemeinsam mit den Bürgern von St. Pölten entwickeln wir die Stadt im Sinne

nachhaltiger Prinzipien weiter. Ziel ist es, die Lebensqualität zu erhöhen und

die Chancen zu verbessern. Dabei tragen wir Verantwortung für die Gestaltung

des kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Lebens. Mit natürlichen

Ressourcen gehen wir dem Prinzip der Nachhaltigkeit entsprechend

schonungsvoll um und versuchen diese für spätere Generationen zu bewahren.

Wir fördern mit unserer Arbeit das Zusammenleben der Menschen und

schaffen bestmögliche Rahmenbedingungen für eine gemeinsame Zukunft.“

(Magistrat St. Pölten 2006, S. 11)

Ebenso wird erwähnt, dass Wünsche mit Interesse entgegengenommen

werden und die Bürger/Innen in Planungs- und Entscheidungsprozesse

miteingebunden werden (vgl. Magistrat St. Pölten 2006, S. 11). Für das

Magistrat St. Pölten stellt der schonungsvolle Umgang mit Ressourcen eine

Voraussetzung für die Sicherung der Lebensqualität der bestehenden und der

zukünftigen Bürger/Innen dar (vgl. Magistrat St. Pölten 2006, S.22). St. Pölten

möchte ein Lebensraum mit Zukunft sein und um dies zu erreichen sollen die

Lebensbedingungen der Bürger/Innen angenehm gestaltet und die negativen

Auswirkungen auf die Umwelt begrenzt werden. Daher wird bei allen

räumlichen Eingriffen der Stadt auf die ökonomischen, ökologischen und

sozialen Auswirkungen geachtet. Bei der weiteren Stadtentwicklung hat sich

St. Pölten eine ehrgeizige Begrünungspolitik zum Ziel gesetzt, gemäß dem

Motto „Grünraum ist Lebensraum“ (vgl. Magistrat St. Pölten 2006, S.30ff).

Dabei sollen den Bürger/Innen Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung und zum

Entspannen in der freien Natur ermöglicht und Rahmenbedingungen für ein

gemeinsames Zusammenleben und eine gemeinsame Zukunft geschaffen

werden (vgl. Magistrat St. Pölten 2006, S.35). In der Kategorie „Wohnen“ wird

zwar erwähnt, dass neuer Wohnraum an die Bedürfnisse angepasst werden

soll, jedoch wird das Angebot von Grünflächen, Gärten oder ähnlichem dabei

nicht erwähnt (vgl. Magistrat St. Pölten 2006, S.43). In der Kategorie

„Gemeinschaft“ des Nachhaltigkeitsberichtes ist der Ausbau des sozialen

Zusammenhaltes das Ziel. Um dies zu erreichen sollen Räume für Kinder,

Grundlagen zu Urban Farming

Korntheuer Andrea 41

Jugendliche und für die ältere Generation geschaffen und die Integration

gefördert werden. Mit Hilfe eines Sozialstadtplans sollen Anliegen in den

Bereichen Bildung, Gesundheit und Soziales zentral gesteuert werden (vgl.

Magistrat St. Pölten 2006, S.39). Der Nachhaltigkeitsbericht wurde für die

Jahre 2004 bis 2006 erstellt und war eine Bestandsaufnahme bisheriger

Fortschritte. Anders verhält es sich mit der „Vision 2020“, die ebenfalls im Jahr

2006 begonnen wurde. Diese Zukunftsvision wurde vom Magistrat in

Zusammenarbeit mit Vertretern/Vertreterinnen aus Verwaltung und Politik, der

Plattform „Innenstadt St. Pölten“ und dem Beratungsunternehmen KWI

Consultants GmbH erstellt. Das Ziel dieser Vision ist ein finaler und

verbindlicher Zukunftsentwurf für St. Pölten, der mit Hilfe der Szenariotechnik

entwickelt wurde. Im Zuge der Workshops wurden 16 differenzierte

Zukunftsbilder ausgearbeitet. Darunter befindet sich neben einer

„Nachhaltigkeits-Stadt“ und einer „Gesundheits-Stadt“ auch eine „grüne

Stadt“. Die Zukunftsbilder wurden anhand diverser Bewertungskriterien von

den Teilnehmerinnen/Teilnehmern bewertet, wodurch folgende drei

Visionskandidaten als zukunftsfähig und realistisch hervorgingen und

umgesetzt werden sollen:

Centrope-Office-Stadt

Gesundheits-Stadt

Innovations- & Kreativ-Stadt (vgl. Magistrat St. Pölten 2008, S. 6-10).

Zu letzter Vision würde unter den Begriff „Innovation“ der Trend des „Urban

Farming“ passen. In der Vorstellung der Teilnehmer handelt es sich jedoch um

einen Hot Spot für die österreichische Kreativ-Szene und junge Start-Up-

Unternehmen. St. Pölten wäre in diesem Fall für sein Ausbildungsinstitut für

wissensintensive Handwerksberufe bekannt und hätte sich einen Ruf für

kulturelle Vielfalt und Toleranz erworben (vgl. Magistrat St. Pölten 2008, S.

22). Keiner der Visionskandidaten behandelt explizit die Entwicklung urbaner

Landwirtschaft. Die Ergebnisse der Expertengespräche werden zeigen, ob zur

Förderung der Nachhaltigkeit auf urbane Landwirtschaft eingegangen wird (wie

es zum Beispiel in Berlin der Fall ist) und ob in der Zukunft St. Pöltens die

urbane Landwirtschaft tatsächlich keine Berücksichtigung findet.

Im Vergleich zu der Zukunftsvision von St. Pölten, soll nun jene der Großstadt

Wien betrachtet werden. Damit soll festgestellt werden, ob es aufgrund der

Grundlagen zu Urban Farming

Korntheuer Andrea 42

Größe der zwei Städte Unterschiede im zukünftigen Umgang mit urbaner

Landwirtschaft gibt. Im Stadtentwicklungsplan 2025 der Stadt Wien („STEP

2025“) liegt die zentrale Herausforderung darin, die führende Position im

Bereich Lebensqualität weiterhin beizubehalten und auszubauen (vgl. Stadt

Wien oJa, oS). Um dieses Vorhaben zu erreichen, setzt sich die Stadt unter

anderem das Ziel, Frei- und Grünräume zu erhalten und zu schaffen. Der Stadt

ist bewusst, dass diese für Erholung, Freizeit und ökologische Diversität

notwendig sind. Dabei wird auch die Möglichkeit der Begrünung von Dächern

und Fassaden in Betracht gezogen (vgl. Stadt Wien oJb, oS). Alle Wienerinnen

und Wiener sollen die Möglichkeit haben, einen Grünraum in ihrer

unmittelbaren Umgebung nutzen zu können (vgl. Stadt Wien oJc, oS). Unter

der Überschrift „Hohe Freiraumqualität in allen Stadtteilen“ des STEP 2025 fällt

auch die gemeinsame Belebung der Stadträume und Grünflächen. Während

die Stadt auch in Zukunft die Verantwortung für die Versorgung und Pflege der

öffentlichen Flächen übernimmt, sollen die Bürger/Innen die Möglichkeit zum

Mitreden, Mitgestalten und Mitverantworten erhalten. Dies kann beispielsweise

durch die Umsetzung von Urban-Farming-Projekten geschehen (vgl. Stadt

Wien 2014, S. 84f). Somit erhält urbane Landwirtschaft ihren Platz in der

Zukunftsvision von Wien. Der öffentliche Raum hat in der Stadtentwicklung

ebenfalls einen hohen Stellenwert, da dessen Qualität die Qualität der

gesamten Stadt prägt. Die Stadtplanung Wien möchte, dass öffentlicher Raum

zum Verweilen und Kommunizieren einlädt (vgl. Stadt Wien oJd, oS).

3.4 Theoretische Erkenntnisse

Die theoretische Aufarbeitung zeigt, dass sich weltweit unterschiedliche

Formen der urbanen Landwirtschaft etabliert haben. Stark vertreten sind dabei

Gemeinschafts- und/oder Integrationsgärten. Diese können auch in Form

eines Dachgartens stattfinden. Großflächige Dachgärten erfreuen sich

beispielsweise in New York bereits großer Beliebtheit. Für die Möglichkeit von

Selbsternteparzellen hingegen konnten kaum Beispiele außerhalb des

deutschsprachigen Raumes gefunden werden. Jene Form, an welcher derzeit

sehr stark geforscht wird ist die des vertikalen Gartens. Dieser kann sich auf

Gebäudefassaden befinden oder ein ganz eigenes Konstrukt in

unterschiedlichen Größendimensionen darstellen und bietet den Vorteil des

geringen Flächenverbrauches. Eine weitere Form ist die der „Essbaren

Gemeinde“, die bisher am wenigsten umgesetzt wurde. Dabei übernimmt die

Grundlagen zu Urban Farming

Korntheuer Andrea 43

Stadt einen Großteil der Arbeit und pflanzt auf öffentlichen Flächen Gemüse

an, während die Bürger/Innen ernten dürfen. Jede dieser Formen bietet

unterschiedliche Vor- und Nachteile, die beispielsweise in der Entfernung zur

Wohnung, den zusätzlichen gemeinsamen Aktivitäten oder im Arbeitsaufwand

liegen. Mit Hilfe der Umfrage soll herausgefunden werden, welche Form für die

St.Pöltner/Innen am attraktivsten ist und welche zusätzlichen Faktoren für sie

wichtig sind.

Die Theorie zeigt des Weiteren, dass Wien eine Vorreiterrolle für urbane

Landwirtschaft in Österreich eingenommen hat. Dies wird begründet durch die

Anzahl der Umsetzungen aber auch durch die Unterstützung, die die Stadt den

Bürgerinnen und Bürgern bietet. Es wurde eine eigene Magistratsabteilung

eingerichtet, die in beinahe jedem Bezirk einen Standort hat und sich um

Projektanfragen der Bürger/Innen kümmert. Dies erleichtert den Bürger/Innen

den ersten Schritt zur Umsetzung eines Projektes und macht urbane

Landwirtschaft jedem zugänglich, unabhängig von Geschlecht, Nationalität

oder Bildung. Auch die Wiener Stadtgärtnerei bietet ihre finanzielle

Unterstützung an. Die vielen Projekte, die in Wien bereits durch Bürger/Innen

gegründet wurden, erwecken den Anschein, dass die Kosten eine

nebensächliche Rolle für die urbanen Gärtner/Innen spielen.

In St. Pölten bestehen derzeit lediglich drei Projekte, die alle an einem

öffentlichen Ort, dem „Sonnenpark“, versammelt sind. Für diese Fläche sind

jedoch von der Stadt bereits Wohnbauvorhaben geplant. Sollten diese

umgesetzt werden, könnten alle drei Urban-Farming-Projekte bedroht sein,

insofern keine Ersatzfläche gefunden wird. St.Pölten bietet jedoch einige

Flächen, die für Urban Farming geeignet wären. So erinnert das Areal der

ehemaligen Kopal-Kaserne stark an jenes des Projektes „Flugfeld Tempelhof“

in Berlin und im Rahmen des Umbaus des Domplatzes könnten bereits

Überlegungen zu einer Urban-Farming-Installation gemacht werden. Auch die

Gärten von Einfamilienhäusern könnten beispielsweise wie in dem kanadischen

Projekt „Sharing Backyards“ genutzt werden. Dabei werden Anbieter und

Nachfrager von Gärten zusammengebracht. Bei den Anbietern handelt es sich

um Personen, die ihren Garten selber nicht bewirtschaften können oder wollen

und ihn somit suchenden Personen für gärtnerische Tätigkeiten zur Verfügung

stellen. St. Pölten ist noch nicht so dicht besiedelt wie Wien und verfügt über

relativ viel Grünfläche. Dennoch gibt es Gebiete wie beispielsweise die

Grundlagen zu Urban Farming

Korntheuer Andrea 44

Innenstadt, wo kaum Grünfläche vorhanden ist. In der Nähe der Innenstadt

befindet sich jedoch der Sparkasse-Park bzw. die neu errichtete „Prater-

Lounge“ an der Traisen, die wie in einigen Fallbeispielen für

Gemeinschaftsgärten mit Hochbeeten genutzt werden könnten. Im Gebiet der

Innenstadt würde sich auch ein Dachgarten oder ein Glashaus auf einem Dach

anbieten. Auch dafür finden sich bereits Beispiele in der Praxis wie das

Unternehmen Raumstar in Berlin zeigt. Ein Dachgarten oder Glashaus könnte

beispielsweise auch von Unternehmen, die in der Innenstadt angesiedelt sind,

finanziert und den Mitarbeitern zum Ernten zur Verfügung gestellt werden. In

St. Pölten befinden sich auch einige große Unternehmen, wie die Voith Paper

Automation GmbH oder das NÖ Pressehaus, die in Arbeitsplatznähe eine

Urban-Farming-Möglichkeit anbieten könnten. Die Durchsicht der Vision 2020

von St. Pölten hat gezeigt, dass die Förderung urbaner Landwirtschaft seitens

der Stadt nicht angestrebt wird. An dieser Stelle muss jedoch auch erwähnt

werden, dass Wien die Stadt mit der höchsten Einwohnerzahl und

Bevölkerungsdichte in Österreich ist. Die internationalen Fallbeispiele zeigen,

dass Urban Farming in Großstädten mit einer Einwohnerzahl ab ca. 5 Mio.

(Singapur 5,3 Mio.) und einer hohen Bevölkerungsdichte bereits größere und

kommerzielle Ausmaße angenommen hat im Gegensatz zu kleineren Städten

wie Wien. Die Urban-Farming-Umsetzungen dienen in diesen großen Städten

bereits zur Versorgung der Bevölkerung. Besonders in Anbetracht des

zukünftigen Bevölkerungswachstums soll urbane Landwirtschaft in

Millionenstädten die Versorgungssicherheit mit Gemüse und Obst herstellen

und wird als Modell für die Zukunft angesehen. Bereits in der Kriegszeit wurde

urbane Landwirtschaft genutzt, um die Ernährung der Bevölkerung

sicherstellen zu können. In Österreich besteht diese Versorgungsangst nicht,

es handelt sich bei den bestehenden Umsetzungen um eine

Freizeitbeschäftigung oder um ein Zeichen für Wandel und Unabhängigkeit,

wie es damals zu Beginn der Urban-Farming-Bewegung in den 70ern war. In

Städten wie Detroit und Dessau hat die Stadtverwaltung das Mittel der

urbanen Landwirtschaft genutzt, um die Bewohner in den Städten zu halten

und weitere Abwanderung einzudämmen. Berlin beschäftigt sich in seinen

Zukunftsplänen stark mit der Zukunft der urbanen Landwirtschaft und sieht sie

als Mittel zum Klima- und Ressourcenschutz und zur Wissensbildung der

Bevölkerung. Ersteres begründet sich durch kürzere Transportwege und

Grundlagen zu Urban Farming

Korntheuer Andrea 45

innovative Kreisläufe, was wiederum zu einem ökologischeren Fußabdruck der

Stadt führt. Die Anwendung biologischer Landwirtschaft als Beitrag zum Klima-

und Ressourcenschutz wird dabei nicht genannt. Dachfarmen sollen in der

verdichteten Stadt die Lösung zur regionalen Versorgung liefern und

gleichzeitig eine Bildungseinrichtung darstellen. Anhand urbaner

Landwirtschaft kann der Bevölkerung und vor allem Kindern der

Zusammenhang zwischen Nachhaltigkeit, Ernährung und Gesundheit auf

praktische Weise vermittelt werden. In St.Pölten gibt es zwei Schulen, die

einen Gemüsegarten bieten und diesen in den Unterricht miteinbeziehen. Die

Kinder sollen dadurch ein Bewusstsein für gesunde Ernährung und die

Herkunft der Lebensmittel entwickeln. Diese Erfahrung könnte die Kinder auch

für ihren zukünftigen Umgang mit Lebensmitteln und ihr Interesse an urbaner

Landwirtschaft prägen. Auch in diesem Zusammenhang scheint die biologische

Philosophie keine Rolle zu spielen. Daraus ergibt sich für die Autorin die Frage,

inwieweit der Trend der urbanen Landwirtschaft mit dem biologischen Anbau

zusammenhängt.

Die Stadt Wien hat den Image-fördernden Effekt urbaner Landwirtschaft

erkannt und unterstützt die Entwicklung daher großzügig. Diese Förderung des

Images entsteht durch die Steigerung der Lebensqualität, die urbane

Landwirtschaft mit sich bringt. Sie führt zu einer Stärkung der Gemeinschaft,

zu Integration und Kommunikation und ermöglicht den Bürger/Innen die

Mitwirkung an der Stadtgestaltung. Die Bürger/Innen fühlen sich dadurch

wertgeschätzt und identifizieren sich stärker mit der Stadt. Durch die

Förderung möchte die Stadt Wien die Bekanntheit von und das Interesse an

diesem Trend bei der Bevölkerung erhöhen. Der Trend hat sogar einen Platz

im Stadtentwicklungsplan 2025 erhalten.

Um diese theoretischen Erkenntnisse für die Stadt St.Pölten zu verifizieren und

zu erweitern, ist es notwendig, Hypothesen zu erstellt. Mit Hilfe dieses

Vorgehens soll die gezielte Beantwortung der Forschungsfrage unterstützt

werden.

Empirische Erhebung

Korntheuer Andrea 46

4 EMPIRISCHE ERHEBUNG

In den vorangehenden Kapiteln wurden die theoretischen Grundlagen für die

folgende empirische Untersuchung aufgearbeitet. Diese theoretischen

Erkenntnisse fließen in die Erstellung der Online-Umfrage ein. Die Ergebnisse

der Umfrage werden wiederum für die Erstellung des Gesprächsleitfadens der

Experteninterviews verwendet. In diesem Teil der Arbeit werden die

notwendigen empirischen Methoden beschrieben die Daten ausgewertet und

im Zusammenhang mit den Hypothesen und der Forschungsfrage interpretiert.

4.1 Die Methodik der empirischen Erhebung

Die empirische Erarbeitung dieser Arbeit richtet sich nach dem Vorgehen von

Friedrichs (1990, S. 51-55) und Atteslander (2010, S.22) und ist wie folgt

strukturiert:

Abbildung 15: Forschungsprozess

vgl. Atteslander 2010, S. 22 und vgl. Friedrichs 1990, S. 51-55

Wie in der Abbildung ersichtlich, muss für die empirische Erhebung zuerst das

konkrete Problem bzw. das Ziel dieser Arbeit vor Augen geführt werden. Das

zugrunde liegende Problem wurde bereits in der Einleitung in Kapitel 1

Formulierung der Problemstellung und

Forschungsfrage

Zielsetzung und Konzepterstellung

Theoretische Ausarbeitung

Hypothesenbildung Erläuterung der

Forschungsmethode

Datenerhebung: Anwendung der

Forschungsmethode

Datenanalyse- und auswertung

Interpretation der Daten und

Beantwortung der Hypothesen und

Forschungsfrage/n

Empirische Erhebung

Korntheuer Andrea 47

genannt: das Interesse für urbane Landwirtschaft in St. Pölten ist gegeben,

jedoch mangelt es an Möglichkeiten und Angeboten um diesem Interesse

nachzugehen. Wenn die Stadt St. Pölten in den Ausbau solcher Möglichkeiten

investiert, sollten diese den Bedürfnissen der Bürgerinnen und Bürger so weit

wie möglich entsprechen. Aus diesem Grund stellt sich die Frage, welche

Angebote von der Stadt St. Pölten geschaffen werden müssten, um die

Interessen und Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger zu treffen und

dadurch die Teilnahme zu erhöhen. Daraus ergibt sich folgende

Forschungsfrage:

„Welches Angebot muss St. Pölten seinen Bewohnerinnen und Bewohnern

bieten um urbane Landwirtschaft zu fördern?“

Um diese Frage zu beantworten, sollen zuerst die Interessen und Wünsche der

Bevölkerung bezüglich urbaner Landwirtschaft mit Hilfe einer Online-Umfrage

eingeholt werden. Im Anschluss werden Interviews mit Experten aus der

Stadtverwaltung geführt. Dabei soll mit Hilfe eines Interviewleitfadens und

unter Berücksichtigung der Umfrage-Ergebnisse herausgefunden werden, ob

seitens der Stadt St. Pölten Interesse an der Förderung und Verbreitung

urbaner Landwirtschaft besteht und inwiefern die Ergebnisse der Befragung

umgesetzt werden können. Die Beschreibung der zwei Forschungsmethoden

erfolgt in Kapitel 4.3 und 4.4. Die Auswertung und Interpretation der

Ergebnisse im Zusammenhang mit den Hypothesen und der Forschungsfrage

werden ebenfalls in den genannten Kapiteln vorgenommen.

Aufbauend auf die theoretischen Erkenntnisse werden Hypothesen abgeleitet.

Hypothesen sind Annahmen zu einem bestimmten Sachverhalt zwischen

mindestens zwei Variablen. Dieser kausale Zusammenhang soll in der Arbeit

empirisch überprüft werden (Hienerth et al 2009, S. 30).

Bei Hypothesen unterscheidet man grundsätzlich folgende Arten (Häder 2010,

S.47ff):

„Wenn-Dann-Aussagen“

„Je-Desto-Aussagen“.

Empirische Erhebung

Korntheuer Andrea 48

Die Wahl der Art hängt von den verwendeten Variablen ab (siehe Tabelle 1):

Variable A Variable B Kausale Formulierung

Nominal Nominal Wenn-Dann

Nominal Ordinal Wenn-Dann

Ordinal Ordinal Je-Desto

Tabelle 1: Vorgehen zur Formulierung der Hypothesen Eigene Darstellung nach Häder 2010, S. 47f

Im Online-Fragebogen wurden keine metrischen Skalenniveaus verwendet,

weshalb sie auch in der Hypothesenbildung keine Anwendung finden. Zur

Auswertung der Hypothesen werden folgende Testverfahren mit Hilfe der

Computer-Software SPPS angewendet (siehe Tabelle 2):

Kausalität Mögliches Testverfahren

Wenn-Dann Chi² nach Pearson, Cramers V

Je-Desto Rangkorrelation nach Kendall-Tau-b und nach

Spearman

Tabelle 2: Vorgehen zur Formulierung der Hypothesen Eigene Darstellung nach Raab et al 2009; Bühl 2008; Schendera 2004

Wie in Tabelle 2 ersichtlich, wird der Chi-Quadrat-Test für Wenn-Dann-

Hypothesen angewendet (vgl. Raab et al. 2009, S. 128). Zusätzlich zum Chi-

Quadrat-Test kann noch Cramers V angewendet werden (vgl. Schendera 2004,

S. 385). Für Hypothesen mit zwei ordinalskalierten Variablen (Je-Desto-

Hypothesen) wird die Berechnung der Rangkorrelationen nach Kendall-Tau-b

und Spearman angewendet. Diese Techniken ermöglichen zusätzlich zur

Aussage über die Signifikanz auch eine Aussage über die Korrelation der

beiden untersuchten Variablen in eine bestimmte Richtung. Der

Korrelationsfaktor r kann einen Wert zwischen -1 und +1 annehmen (vgl. Bühl

2008, S. 349; Schendera 2004, S. 497). Je nachdem wie logisch die

Korrelation zwischen zwei Variablen ist, gibt es unterschiedliche Auffassungen

über die Interpretation des Korrelationsfaktors r. Beispielsweise ist eine

Korrelation von 0,3 zwischen Haarfarbe und Kaufverhalten verschiedener

Eissorten oder Außentemperatur und Energieaufwand für Kühlgeräte anders zu

werten. Die nachfolgende Tabelle zeigt eine mögliche Interpretation des

Korrelationsfaktors. Da diese der Autorin jedoch aufgrund der gewählten

Variablen zu hoch erscheint, kommt sie in einer abgewandelten Form zum

Einsatz.

Empirische Erhebung

Korntheuer Andrea 49

r Interpretation

> 0,2 sehr gering

> 0,5 gering

> 0,7 mittel

≤ 0,9 hoch

> 0,9 sehr hoch

Tabelle 3: Interpretation von Korrelationen Schendera 2004, S. 490

4.2 Die Hypothesen

Für die methodische Untersuchung ist es notwendig Hypothesen zu

formulieren. Die Hypothesen, die sich aufgrund der Forschungsfrage und der

theoretischen Auswertung ergeben, lauten wie folgt:

ID Hypothese

1 Wenn jemand auf dem Land aufgewachsen ist, dann ist er in seiner Jugend

in Berührung mit Gemüseanbau gekommen.

2 Wenn jemand in einer Wohnung aufgewachsen ist, dann betreibt er/sie

derzeit urbane Landwirtschaft oder hat dies schon einmal gemacht.

3

Wenn jemand in seiner Jugend bereits in Berührung mit Gemüseanbau

gekommen ist, dann betreibt er/sie urbane Landwirtschaft oder hat dies

schon einmal gemacht.

4

Wenn jemand in seiner Jugend bereits in Berührung mit Gemüseanbau

gekommen ist, dann hat er/sie ein hohes Interesse an urbaner

Landwirtschaft.

5 Wenn die befragte Person weiblich ist, dann ist sie an urbaner Landwirtschaft

interessiert.

6 Wenn jemand in einer Partnerschaft/Ehe lebt, dann ist er/sie an urbaner

Landwirtschaft interessiert.

7 Je mehr Möglichkeiten für urbane Landwirtschaft jemandem bekannt sind,

desto eher würde er/sie eine Möglichkeit annehmen/nutzen.

8 Je höher der Ausbildungsgrad, desto höher das Interesse an urbaner

Landwirtschaft.

9 Je höher der Ausbildungsgrad, desto höher das Interesse an biologischem

Anbau.

10 Je höher das Interesse an urbaner Landwirtschaft, desto höher die

Zahlungsbereitschaft.

11 Je mehr Projekt in St. Pölten zum Thema urbane Landwirtschaft jemandem

bekannt sind, desto eher würde er/sie eine Möglichkeit annehmen/nutzen.

Tabelle 4: Auflistung der Hypothesen Eigene Darstellung

Empirische Erhebung

Korntheuer Andrea 50

Diese Hypothesen werden in Kapitel 4.3 ausgewertet und statistisch

untersucht. Als Instrument wird das Programm SPSS mit den zuvor genannten

Untersuchungsmethoden eingesetzt.

4.3 Quantitatives Erhebungsverfahren Online-Umfrage

In diesem Kapitel erfolgt zunächst die Erläuterung der Erhebungsmethode der

Online-Umfrage. Dafür wird zuerst die Stichprobe und folgend das

Erhebungsinstrument genau geplant. Im Anschluss werden die Ergebnisse

ausgewertet und interpretiert. Dabei werden die Hypothesen und die

Forschungsfrage beantwortet.

4.3.1 Das Erhebungsverfahren

In St. Pölten finden sich bisher nur drei Gemeinschaftsgärten. Dies lässt die

Schlussfolgerung zu, dass bisher nur ein sehr geringer Anteil der St.Pöltner

Bevölkerung öffentliche, urbane Landwirtschaft auf größeren Flächen ausübt.

Aus diesem Grund werden alle St.Pölterinnen und St.Pöltner befragt, die in

einer Wohnung oder einem Haus leben, welche/welches mit einem kleinen

oder gar keinem Garten, Balkon oder einer Terrasse ausgestattet ist.

Personen, die in einem Haus mit Garten leben werden ebenfalls

eingeschlossen, da die Möglichkeit besteht, dass sie ihren Garten nicht für den

Anbau von Gemüse nutzen wollen oder er dafür zu klein ist. In die Befragung

werden sowohl bereits aktive Nutzer, als auch Nicht-Nutzer von Urban Farming

eingeschlossen. Erstere werden ebenfalls berücksichtigt, da es sein kann, dass

sie urbane Landwirtschaft bisher nur im privaten Bereich ausüben. Der soeben

definierte Personenkreis bildet für die vorliegende Arbeit die Grundgesamtheit.

Gemäß einer Statistik der Stadt St. Pölten aus dem Jahr 2011 umfasst die

Gemeinde St. Pölten 52.141 Bürger mit Hauptwohnsitz. Es ist jedoch zu

beachten, dass in dieser Gesamtheit auch sehr kleine Orte wie Wetzersdorf

oder Wolfenberg enthalten sind, welche jeweils nicht einmal 48 Haushalte

aufweisen, sich vermutlich auf dem Land befinden und daher keine

Notwendigkeit für urbane Landwirtschaft vorhanden ist. Wenn alle Orte unter

48 Haushalten aus der Berechnung entfernt werden, bleibt eine

Grundgesamtheit von 51.046 Personen, die für die Umfrage in Frage kommen

(vgl. Magistrat der Landeshauptstadt St. Pölten 2013a, oS).

Empirische Erhebung

Korntheuer Andrea 51

Von dieser Gesamtheit wird nun eine Stichprobe festgelegt, da eine

Vollerhebung bei solch einer großen Menge an Personen mit den gegebenen

Mitteln nicht möglich ist. Es handelt sich sowohl um eine zufallsgesteuerte, als

auch nicht-zufallsgesteuerte Stichprobenauswahl. Letzteres basiert darauf,

dass Personen aus dem Bekannten- und Verwandtenkreis der Autorin befragt

werden. Diese werden wiederum gebeten, den Fragebogen an ihnen bekannte

Personen weiterzuleiten. Zusätzlich wird die Umfrage auf der Social Media

Plattformen Facebook beworben, ein Inserat in den Zeitschriften „St. Pölten

Konkret“ und „Bezirksblatt“ geschalten (siehe Anhang 9.6), Flugzettel in der

Innenstadt St. Pöltens verteilt und die Stadtverwaltung, sowie die „Die Grünen

St. Pölten“ und die Herausgeberin des Magazins „Lebensart“, Frau Roswitha

Reisinger, um Verteilung in ihrem Netzwerk gebeten. Damit soll eine möglichst

rasche Verbreitung erreicht werden, was durch die Verwendung eines Online-

Fragebogens noch zusätzlich unterstützt wird. Um den Rahmen dieser Arbeit

nicht zu sprengen, werden keine persönlichen, offenen, nur auf einen

Interviewleitfaden basierenden Befragungen durchgeführt sondern ein

Fragebogen mit zum Teil vorgegebenen Antwortmöglichkeiten zu den

bevorzugen Ausprägungen erstellt. Die Antwortmöglichkeiten erwachsen aus

eigenen Erfahrungen und aus der zuvor aufgearbeiteten Theorie in Kapitel

drei. Diese geschlossene Fragestellung ermöglicht dem/der Teilnehmer/In eine

leichte und schnelle Beantwortung und bietet der Autorin den Vorteil einer

raschen und einfacheren Auswertung.

4.3.2 Der Fragebogen

Nachdem die Erhebungsmethode festgelegt wurde, kann der Fragebogen im

Detail entwickelt werden. Die Formulierung und Reihenfolge der Fragen kann

durch unerwünschte Frageeffekte das Ergebnis der Befragung negativ

beeinflussen. Daher ist es wichtig, bei der Erstellung des Fragebogens überlegt

zu arbeiten (vgl. Hienerth et al 2009, S. 114). Der vorliegende Fragebogen ist

in drei Hauptblöcken aufgeteilt:

1. Einleitungsfragen: diese Fragen befassen sich mit der bisherigen

Erfahrung der Teilnehmer/Innen mit urbaner Landwirtschaft und

Gemüseanbau. In diesem Block wird auch eine Begriffsdefinition von

Urban Farming geboten, damit der/die Teilnehmer/In auch sicher weiß,

worum es geht. Dabei wird das Anbauen/Versorgen/Ernten in einem

Empirische Erhebung

Korntheuer Andrea 52

Garten, der zu einem Ein- oder Mehrfamilienhaus gehört,

ausgeschlossen.

2. Kernfragestellungen: diese Fragen zielen auf das Interesse für

unterschiedliche Ausprägungen von Urban Farming ab. Dabei wird

zuerst abgefragt, welche Formen von urbaner Landwirtschaft bereits

bekannt sind, beispielsweise Selbsternteparzellen oder

Gemeinschaftsgärten. Anschließend sollen die Teilnehmer/Innen

angeben, welche dieser Formen sie in Anspruch nehmen würden, wenn

die Stadt St. Pölten diese anbieten würde. Die Abfrage nach diesen

Formen erfolgt mit Hilfe einer Skala (stimme zu – stimme nicht zu).

Wird mindestens eine dieser Antwortmöglichkeiten mit mindestens

„stimme eher zu“ beantwortet, hat der/die Teilnehmer/In die

Möglichkeit, die Antworten im Anschluss in eine Rangfolge zu bringen.

Dadurch kann von der Autorin die am meisten präferierte

Ausübungsform urbaner Landwirtschaft ausgewertet werden. Nachdem

die Formen im Groben abgefragt wurden, wird der/die Teilnehmer/In

gebeten, eine Auswahl an Faktoren (beispielsweise „nur biologischer

Anbau erlaubt“ oder „automatische Bewässerungsanlage vorhanden“)

nach ihrer Wichtigkeit zu bewerten (wichtig – nicht wichtig). Im

Anschluss an diese Frage können auch hier wieder die Faktoren im

Anschluss in eine Rangfolge gebracht werden.

Den Abschluss dieses Fragenblocks bilden die Frage nach den Kosten,

die der/die Teilnehmer/In bereit wäre pro Monat zu zahlen sowie die

Abfrage, ob derzeitig bestehende Projekte zu Urban Farming in

St. Pölten bekannt sind.

3. Abschließende Fragestellungen: diese erfassen die demografischen und

sozioökonomischen Merkmale und erfolgen in geschlossener

Fragenform.

Insgesamt beinhaltete die Online-Befragung 21 Einzelfragen. Sie wurde Mitte

April für einen Zeitraum von 4 Wochen zur Verfügung gestellt. Der

vollständige Online-Fragebogen kann im Anhang dieser Arbeit eingesehen

werden. Die Auswertung erfolgt mittels des Open-Source Umfragetools

Empirische Erhebung

Korntheuer Andrea 53

„LimeSurvey“ welches einen Export der erhobenen Daten für die Verwendung

im Statistik-Programmes SPSS unterstützt.

4.3.3 Statistische Auswertung der Online-Umfrage

Wie bereits zuvor in Kapitel 4.3.2 erläutert, wurde der Fragebogen in drei

Hauptteile gegliedert, nach welchen nun auch die Auswertung der Ergebnisse

vorgenommen wird.

4.3.3.1. Einleitende Fragestellungen

Zu Beginn der Befragung wurde ermittelt, wie viele Personen in einem Haus,

in einer Wohnung oder in beidem aufgewachsen sind. Die Befragten sollten

hier die Zeit bis zur Vollendung des 18. Lebensjahres berücksichtigen, da laut

Meinung der Autorin vor allem diese Zeit eine prägende ist. Das Ergebnis hat

gezeigt, dass ein Großteil der Befragten in einem Haus (60%) aufgewachsen

ist. Lediglich 29% gaben an in einer Wohnung aufgewachsen zu sein.

Abbildung 16: Frage 1: Anzahl der Personen je Wohnobjekt Eigene Darstellung

Ergänzend zu dieser Fragestellung wurde abgefragt, ob Sie auf dem Land oder

in der Stadt aufgewachsen sind. Auch hier sollte wieder der Zeitraum bis zur

Vollendung des 18. Lebensjahres berücksichtigt werden. Das Ergebnis zeigt,

dass nahezu die Hälfte der Personen (44%) ursprünglich auf dem Land

aufgewachsen ist. Da dieses Ergebnis lediglich Personen mit aktuellem

Lebensmittelpunkt in St. Pölten beinhaltet ist hier der Trend der Urbanisierung

der Bevölkerung ersichtlich.

123

59

22

Haus Wohnung sowohl als auch

1. Sind Sie in einem Haus oder einer Wohnung

aufgewachsen? (Bis zur Vollendung Ihres 18. Lebensjahres)

Empirische Erhebung

Korntheuer Andrea 54

Abbildung 17: Frage 2: Anzahl der Personen je Gebiet Eigene Darstellung

Bei der Frage, ob der Befragte bereits in der Jugend in irgendeiner Form mit

Gemüseanbau in Berührung gekommen ist, bestätigt sich das Ergebnis einer

bereits zuvor durchgeführten Forschungsarbeit der Autorin in diesem Bereich:

83% gaben an, bereits in der Jugend mit dem Thema in Berührung gekommen

zu sein.

Abbildung 18: Frage 3: Anzahl der Personen mit Erfahrung im Gemüseanbau Eigene Darstellung

Dennoch, nur 28% der Befragten haben bisher bereits einmal urbane

Landwirtschaft betrieben oder betreiben es derzeit. 72% haben somit keinerlei

Erfahrung gemacht, obwohl von diesem Prozentsatz auch ein Gutteil bereits in

der Jugend mit dem Thema in Berührung gekommen sein muss.

86 90

28

Stadt Land sowohl als auch

2. Sind Sie in der Stadt oder auf dem Land aufgewachsen?

(Bis zur Vollendung Ihres 18. Lebensjahres)

171

33

Ja Nein

3. Sind Sie in Ihrer Jugend schon in Berührung mit

Gemüseanbau gekommen?

Empirische Erhebung

Korntheuer Andrea 55

Abbildung 19: Frage 4: Anzahl aktiven Personen Eigene Darstellung

Diejenigen Personen, welche angaben, bereits Urban Farming betrieben zu

haben, wurden in weiterer Folge gefragt wo sie dies durchgeführt haben. Von

den 58 Personen nutzten exakt 50% zumindest den eigenen Balkon. Auch die

Terrasse und das Fensterbrett bekamen viel Zuspruch. Die aufwändigeren

Formen von Urban Farming wie Gemeinschaftsgärten, Selbsternteparzellen

oder vertikale Gärten haben hier eher das Nachsehen. 31% gaben an, bereits

in einem Gemeinschaftsgarten mitgewirkt zu haben. In Anbetracht der

Tatsache, dass es in St.Pölten nur drei Gemeinschaftsgärten gibt, ist diese

Quote überraschend positiv. Jedoch muss hier auch hinterfragt werden was die

Befragten unter dem Begriff „Gemeinschaftsgarten“ verstanden haben. St.

Pölten verfügt über eine beachtliche Anzahl an Schrebergärten. Vielleicht

wurden diese synonym für den Gemeinschaftsgarten verstanden.

Abbildung 20: Frage 5: Anzahl der Personen je Ausübungsort Eigene Darstellung

58

146

Ja Nein

4. Betreiben Sie selbst derzeit urbane/städtische

Landwirtschaft oder haben Sie dies schon einmal gemacht?

9

0

2

3

4

18

19

20

29

Sonstiges

Essbare Gemeinde

Dachgarten

Selbsternteparzelle

Vertikaler Garten

Gemeinschaftsgarten

Terrasse

Fensterbrett

Balkon

5. Wo haben Sie urbane Landwirtschaft betrieben bzw. wo

betreiben Sie derzeit urbane Landwirtschaft?

Empirische Erhebung

Korntheuer Andrea 56

4.3.3.2. Kernfragestellungen zu Urban Farming

Zu Beginn der Kernfragen wollte die Autorin wissen, welche Möglichkeiten von

urbaner Landwirtschaft den Befragten bereits bekannt sind. Hierzu wurde noch

keine Definition der Begriffe angezeigt. Es hat sich gezeigt, dass vor allem der

Gemeinschaftsgarten zumindest 85% und der Dachgarten zumindest 82% der

Befragten eher bekannt ist. Die Selbsternteparzelle liegt in der Bekanntheit

mit 56% bereits deutlich hinter den beiden genannten Formen. Die Essbare

Gemeinde hat – erwartungsgemäß – nahezu keine Bekanntheit (19%).

Abbildung 21: Frage 6: Kenntnis über die Möglichkeiten Eigene Darstellung

Aufbauend auf diesem Ergebnis wurde im nächsten Schritt gefragt, ob die

Bürger/Innen eine der genannten Formen annehmen würden, wenn die Stadt

St. Pölten ein solches Projekt vorantreiben würde. Bei dieser Frage wurden

Definitionen angezeigt, um sicherzustellen, dass alle Befragten das gleiche

Verständnis haben. Die prinzipielle Zustimmung war bei allen Formen über

55%. Interessant hierbei ist, dass vor allem die zuvor noch sehr unbekannte

Form „Essbare Gemeinde“ 42% eindeutige Zustimmung erhalten hat. Dies

interpretiert die Autorin dahingehend, als dass wir in einer Zeit mit einer

Vielzahl an Convenience Produkten leben und der Trend auch deutlich

dahingehend zeigt. Daher wünscht sich der gemeine Bürger vermutlich auch

bei diesem Thema einen gewissen Komfort, um bei wenig Aufwand ein

maximales Ergebnis zu erzielen. Des Weiteren ist hier sicherlich auch der

Anreiz gegeben, dass die Produkte durch einen Dritten zur Verfügung gestellt

und kostenlos bezogen werden können.

29

52

91

133

130

10

24

23

35

42

41

41

31

12

17

124

87

59

24

15

Essbare Gemeinde

Vertikaler Garten

Selbsternteparzelle

Dachgarten

Gemeinschaftsgarten

6. Sind Ihnen folgende Möglichkeiten für urbane

Landwirtschaft bekannt?

bekannt eher bekannt eher nicht bekannt nicht bekannt

Empirische Erhebung

Korntheuer Andrea 57

Abbildung 22: Frage 7: Bevorzugte Möglichkeit

Eigene Darstellung

Bei der Frage nach einer Reihung der aufgezeigten Möglichkeiten dreht sich

jedoch die Reihenfolge wieder deutlich. Lediglich der Gemeinschaftsgarten

stellt über die letzten Fragen hinweg eine Konstante dar. 46 der Befragten

reihen den Gemeinschaftsgarten an die erste Position. Vergleicht man die

ersten drei Ränge des Gemeinschaftsgartens mit dem Ergebnis der zuvor

erörterten Fragen, dann zeigt sich eine gewisse Durchgängigkeit. Der

Gemeinschaftsgarten konnte in allen drei Befragungen am besten

abschneiden. 30% der Befragten wählten diese Form von Urban Farming als

die von ihnen am meisten bevorzugte. Fasst man die ersten drei Ränge des

Gemeinschaftsgartens zusammen, ist das Ergebnis mit 82% schon sehr

deutlich für eine Akzeptanz.

55

77

86

91

98

58

54

43

53

53

52

40

32

32

24

39

33

43

28

29

Vertikaler Garten

Selbsternteparzelle

Essbare Gemeinde

Dachgärten

Gemeinschaftsgarten

7. Wenn die Stadt St.Pölten seinen Bürgerinnen und Bürgern

neue Möglichkeiten für urbane Landwirtschaft bieten würde, würden Sie diese annehmen/nutzen?

stimme zu stimme eher zu stimme eher nicht zu stimme nicht zu

Empirische Erhebung

Korntheuer Andrea 58

Abbildung 23: Frage 8: Bevorzugte Ausübungsmöglichkeit Eigene Darstellung

Neben den Formen von Urban Farming sollten zusätzlich die wesentlichsten

Faktoren abgefragt werden. Nach der Frage, welcher Faktor wie wichtig für die

Befragten sei, zeigte sich deutlich, dass vor allem die Nähe zum Wohnort

(84%), das Vorhandensein von Parkplätzen (47%) und der ausschließliche

biologische Anbau (58%) maßgeblich sind. Die Autorin bewirtschaftet selbst

eine Selbsternteparzelle in der Bundeshauptstadt Wien und bekommt im

Frühjahr vom Landwirt das bestellte Feld zur Verfügung gestellt. Den

St. Pöltner/Innen ist dies jedoch der unwichtigste Faktor. Lediglich 46

Personen (~23%) gaben an, dass ihnen die Bestellung durch einen Landwirten

tendenziell wichtig wäre. Die meiste direkte Ablehnung mit über 50% erhielt

der Faktor, ob auch Hunden der Zutritt gestattet sein soll. Die Autorin

interpretiert hier, dass den Personen dieser Faktor nicht unwichtig sei, sondern

die Personen keine Hunde in ihrem Garten/Beet/etc. dulden. Etwas erstaunt

hat das Ergebnis, dass lediglich 41% der Befragten eine Nähe zum Arbeitsplatz

bevorzugen würden.

11

24

31

43

46

20

21

34

31

48

24

28

44

24

32

46

36

22

26

20

49

42

21

30

7

Vertikaler Garten

Essbare Gemeinde

Dachgarten

Selbsternteparzelle

Gemeinschaftsgarten

8. Welche der Möglichkeiten würden Sie bevorzugt

ausüben?

Rang 1 Rang 2 Rang 3 Rang 4 Rang 5

Empirische Erhebung

Korntheuer Andrea 59

Abbildung 24: Frage 9: Wichtigste Faktoren für die Nutzung

Eigene Darstellung

In der zehnten Fragestellung sollte überprüft werden, welche der zuvor

genannten Faktoren den Personen am Wichtigsten seien. Um die Darstellung

übersichtlich zu gestalten wurden zwei Diagramme erstellt. Das erste

Diagramm zeigt die Ränge 1- 6 – sprich die „Most Wanted“ – und das zweite

Diagramm die Ränge 7 – 12 – sprich die „Nice2Haves“. Die Auswertung der

ersten sechs Ränge bestätigt das bereits zuvor gezeigt Ergebnis, dass den

Bewohnerinnen und Bewohnern die Nähe zur eigenen Wohnung am

Wichtigsten ist. Dieser Faktor übersteigt die Erwartung aller anderen Faktoren

bei weitem. Somit ist für eine mögliche Realisierung vor allem die

Standortauswahl ein wesentliches Kriterium. Mit etwas Abstand aber ebenfalls

mit einer deutlichen Zustimmung kommt der Wunsch nach rein biologischem

Anbau.

13

23

28

31

36

42

57

60

73

95

119

171

33

25

79

54

76

85

84

89

91

86

55

30

90

52

70

87

71

58

46

41

31

16

15

2

68

104

27

32

21

19

17

14

9

7

15

1

die Samen werden vom Landwirt ausgesät

Zutritt für Hunde erlaubt

zusätzliche Gemeinschaftsaktivitäten (Bsp. Kochkurs, etc.)

in Arbeitsplatz-Nähe

regelmäßiges Treffen mit anderen Gartlern

ganzjähriger Anbau möglich (z.B. im Glashaus)

Einführungskurse zur Pflanzenpflege

automatische Bewässerungsanlage

Werkzeug zum Ausleihen zur Verfügung

Parkplätze oder Fahrradabstellplatz

nur biologischer Anbau erlaubt

in Wohnungs-Nähe

9. Welche Faktoren wären für Sie für die Nutzung am

Wichtigsten?

wichtig eher wichtig eher nicht wichtig nicht wichtig

Empirische Erhebung

Korntheuer Andrea 60

Abbildung 25: Frage 10a: Bevorzugte Ausübungsfaktoren

Eigene Darstellung

Die Darstellung der letzten sechs Ränge bestätigt die bereits zuvor

hervorgehobene ablehnende Haltung gegenüber dem Zutritt für Hunde. Auch

dies ist für eine mögliche Realisierung zu berücksichtigen. Sollte solch ein

Projekt z.B. als Gemeinschaftsgarten realisiert werden, dann darf der Zutritt

für Hunde nicht gestattet sein. Möglicherweise befürchten die Befragten, dass

Hunde den Garten verunreinigen oder Schäden an den Pflanzen anrichten

könnten.

1

1

1

2

4

5

6

7

8

43

98

1

1

2

8

6

10

15

21

18

23

28

41

3

7

6

12

4

10

29

27

19

24

20

13

4

3

9

12

4

21

24

30

8

30

17

7

8

19

9

19

6

15

23

27

10

13

16

3

8

24

15

21

6

21

23

10

12

12

10

3

die Samen werden vom Landwirt ausgesät

regelmäßiges Treffen mit anderen Gartlern

zusätzliche Gemeinschaftsaktivitäten (Kochkurs, etc.)

ganzjähriger Anbau möglich (z.B. Glashaus)

Zutritt für Hunde erlaubt

Einführungskurse zur Pflanzenpflege

Parkplätze oder Fahrradabstellplatz

Werkzeug zum Ausleihen zur Verfügung

in Arbeitsplatz- Nähe

automatische Bewässerungsanlage

nur biologischer Anbau erlaubt

in Wohnungs-Nähe

10a. Welche Faktoren wären für sie für die Nutzung am

Wichtigsten?

Rang 1 Rang 2 Rang 3 Rang 4 Rang 5 Rang 6

Empirische Erhebung

Korntheuer Andrea 61

Abbildung 26: Frage 10b: Unwichtige Ausübungsfaktoren

Eigene Darstellung

Eine heikle, jedoch wichtige Feststellung stellt die Frage nach dem Betrag in

Euro dar, welchen die Personen bereit wären monatlich für solch eine

Möglichkeit auszugeben. Für einen möglichen Betreiber solch eines Projekts

stellt diese Information die notwendige Basis für eine wirtschaftliche

Betrachtung dar. 19% wären bereit EUR 30 oder mehr monatlich auszugeben.

Rund 50% könnten sich vorstellen EUR 20 oder mehr und 85% wären

zumindest bereit EUR 10 oder mehr monatlich zu investieren. Nur 6% der

Befragten wären überhaupt nicht bereit für dieses Thema einen finanziellen

Beitrag zu leisten. Für die Autorin stellt dies ein positives Ergebnis dar, da es

zeigt, dass Personen, welche das Thema ernst nehmen auch verstanden

haben, dass diese Leistung nicht vollkommen kostenlos zur Verfügung gestellt

werden kann.

13

18

21

13

6

21

20

14

8

15

7

3

14

17

23

17

6

21

12

15

14

9

7

1

28

24

25

13

15

13

9

7

6

10

6

0

24

21

20

25

14

12

3

4

17

6

6

2

29

17

19

14

20

8

1

2

26

9

5

2

25

8

11

6

69

4

2

1

18

3

3

1

die Samen werden vom Landwirt ausgesät

regelmäßiges Treffen mit anderen Gartlern

zusätzliche Gemeinschaftsaktivitäten …

ganzjähriger Anbau möglich (z.B. Glashaus)

Zutritt für Hunde erlaubt

Einführungskurse zur Pflanzenpflege

Parkplätze oder Fahrradabstellplatz

Werkzeug zum Ausleihen zur Verfügung

in Arbeitsplatz- Nähe

automatische Bewässerungsanlage

nur biologischer Anbau erlaubt

in Wohnungs-Nähe

10b. Welche Faktoren wären für sie für die Nutzung am Wichtigsten?

Rang 7 Rang 8 Rang 9 Rang 10 Rang 11 Rang 12

Empirische Erhebung

Korntheuer Andrea 62

Abbildung 27: Frage 11: Zahlungsbereitschaft Eigene Darstellung

Bei der Literaturrecherche ist die Autorin auf einige Urban-Farming-Projekte

aus St. Pölten gestoßen. Um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie gut diese

Projekte in St. Pölten kommuniziert wurden, wollte die Autorin wissen, ob die

einzelnen Projekte den befragten Personen bekannt sind. Zur Überraschung

der Autorin ist das Projekt „Sonnenpark“ mehr als der Hälfte der Befragten

bereits bekannt. Der „Gemeinschaftsgarten St. Pölten“ kann sich jedoch nur

noch 24% Bekanntheit erfreuen. Um hier eine gewisse Verzerrung des

Ergebnisses zu vermeiden, wurde ausgewertet, wie vielen der 204 Befragten

überhaupt kein Projekt bekannt ist. Das Ergebnis war, dass 82 Personen

(40%) keines der genannten Projekte kennen. Alle vier Projekte waren nur 3

Personen bekannt, drei Projekte kannten 23 Personen und zumindest zwei

Projekte waren 28 Befragten bekannt. Allem in allem ist die Bekanntheit der

bereits realisierten Projekte gut.

Abbildung 28: Frage 12: Bekanntheit bereits realisierter Projekte in St. Pölten Eigene Darstellung

13 16

37 35

43

21 24

15

0 € 5 € 10 € 15 € 20 € 25 € 30 € mehr als 30€.

11. Wieviel wären Sie bereit für eine Möglichkeit zur urbanen

Landwirtschaft pro Monat pro Person auszugeben?

21

25

49

110

„Der Grund“

„Garten der Generationen"

„Gemeinschaftsgarten St.Pölten“

„Sonnenpark“

12. Kennen Sie eines der folgenden Projekte in St.Pölten?

Empirische Erhebung

Korntheuer Andrea 63

4.3.3.3. Soziodemografische Fragestellungen

An der Umfrage haben 66% weibliche Personen teilgenommen. Da dies bereits

bei der letzten Befragung durch die Autorin zu diesem Thema der Fall war,

wird hier ein vermehrtes Interesse bzw. eine erhöhte Bereitschaft bei diesem

Thema mitzuwirken bei der weiblichen Bevölkerung vermutet.

Abbildung 29: Frage 13: Geschlecht der Befragten Eigene Darstellung

Beim Alter konnte vor allem jene Personengruppe, welche bereits bzw. noch

fest im Berufsleben steht – 28 bis 60 Jahre – erreicht werden (64%). Auch

jene Personengruppe, welche sich noch in Ausbildung befindet bzw.

Berufsanfänger sind konnte gut erreicht werden (31%). Lediglich die

Personengruppe der Pensionisten/Pensionistinnen ist in der Umfrage nur wenig

bzw. nicht ausreichend vertreten (3%).

Abbildung 30: Frage 14: Alter der Befragten Eigene Darstellung

135

69

weiblich männlich

13. Bitte geben Sie Ihr Geschlecht an.

4

64

81

49

6

< 20 20 - 27 28 - 40 41 - 60 > 60

14. Wie alt sind Sie?

Empirische Erhebung

Korntheuer Andrea 64

Um bei der späteren Auswertung der Hypothesen eine Verbindung zwischen

dem Ausbildungsgrad und dem Interesse für Urban Farming überprüfen zu

können, wurde sowohl nach dem Maturaabschluss als auch nach einem

Hochschulabschluss bzw. einem laufenden Studium gefragt. Zur Überraschung

der Autorin, haben überwiegend viele Personen mit Matura an der Umfrage

teilgenommen (78%).

Abbildung 31: Frage 15: Vorhandener Maturaabschluss Eigene Darstellung

In etwa die Hälfte der Personen, welche angaben über einen Maturaabschluss

zu verfügen, haben auch einen Hochschulabschluss. Dies ist bei Betrachtung

der aktuellen Akademikerquote in Österreich (11%) eine überdurchschnittliche

Anzahl (40%) (vgl. Statistik Austria 2014, oS).

Abbildung 32: Frage 16: Vorhandener Hochschulabschluss

Eigene Darstellung

159

45

Ja Nein

15. Haben Sie einen Maturaabschluss?

81

78

Ja Nein

16. Haben Sie einen Hochschulabschluss?

Empirische Erhebung

Korntheuer Andrea 65

Vergleicht man die Personen, die aktuell studieren, mit der zuvor gezeigten

Personengruppe der 20 – 27 jährigen, so lässt sich hier vermuten, dass ein

Großteil dieser Altersgruppe aktuell noch studiert. Dies könnte daher kommen,

dass die Autorin vermehrt über die hochschulischen Netzwerke die Umfrage

kommuniziert hat.

Abbildung 33: Frage 17: Laufendes Studium Eigene Darstellung

Bei der Frage, ob der/die Befragte in einer Partnerschaft bzw. Ehe lebt, gaben

70% an, in einer solchen zu leben. 21% gaben an Single zu sein und 9%

enthielten sich der Angabe.

Abbildung 34: Frage 18: Laufende Partnerschaft/Ehe Eigene Darstellung

52

152

Ja Nein

17. Studieren Sie derzeit?

143

43

Ja Nein

18. Leben Sie in einer Partnerschaft/Ehe?

Empirische Erhebung

Korntheuer Andrea 66

Abschließend wurde die Frage gestellt, ob die Personen an ihrem derzeitigen

Wohnort über eine mögliche Anbaufläche verfügen. Hierzu wurde der Frage

eine Liste an gültigen Anbauflächen wie zum Beispiel Balkon, Terrasse, etc.

beigefügt. 79% gaben an, über eine Möglichkeit zu verfügen. Dies deckt sich

in etwa mit einer bereits durch die Autorin durchgeführte Umfrage.

Abbildung 35: Frage 19: Mögliche Anbaufläche am Lebensmittelpunkt Eigene Darstellung

162

42

Ja Nein

19. Verfügen Sie an Ihrem derzeitigen Lebensmittelpunkt über eine mögliche Anbaufläche

Empirische Erhebung

Korntheuer Andrea 67

4.3.4 Überprüfung der Hypothesen

Die soeben dargestellten Umfrage-Ergebnisse werden in diesem Kapitel im

Zusammenhang mit den, in Kapitel 4.2 vorgestellten, Hypothesen

interpretiert. Mit diesem Vorgang soll die Beantwortung der Forschungsfrage

unterstützt werden.

Hypothese 1

H1: Wenn jemand auf dem Land aufgewachsen ist, dann ist er in seiner

Jugend in Berührung mit Gemüseanbau gekommen.

Diese Hypothese wurde mit Hilfe von zwei nominalen Variablen überprüft. Die

erste Variable beinhaltete die Antwort auf die Frage, ob die Person auf dem

Land oder der Stadt aufgewachsen ist, die zweite, ob die Person bereits in der

Jugend in Berührung mit Gemüseanbau gekommen ist.

Die Tabelle zeigt, dass der Zusammenhang laut Chi-Quadrat-Test

hochsignifikant (p ≤ 0,001) ist. Demnach kann ausgesagt werden, dass ein

Zusammenhang zwischen der Erfahrung mit Gemüseanbau und dem

Aufwachsen auf dem Land besteht. Die H1 wurde daher bestätigt. Das

Assoziationsmaß nach Cramer V zeigt eine mittlere positive Korrelation. Dies

bedeutet, dass jene Personen, die in der Stadt aufgewachsen sind, in ihrer

Jugend weniger in Berührung mit Gemüseanbau gekommen sind.

Hypothese 2

H1: Wenn jemand in einer Wohnung aufgewachsen ist, dann betreibt

er/sie derzeit urbane Landwirtschaft oder hat dies schon einmal

gemacht.

Diese Hypothese wurde mit Hilfe von zwei nominalen Variablen überprüft. Die

erste Variable beinhaltete die Antwort auf die Frage, ob die Person in einer

Wohnung oder einem Haus aufgewachsen ist, die zweite, ob die Person derzeit

selber urbane Landwirtschaft betreibt oder dies schon einmal gemacht hat.

Testmethode Wert Asymptotische Signifikanz (2-

seitig)

Assoziationsmaß nach Cramer-V

Anzahl Fälle

Chi Quadrat nach Pearson 15,871 0,001 0,297 180

Empirische Erhebung

Korntheuer Andrea 68

Die Tabelle zeigt, dass der Zusammenhang laut Chi-Quadrat-Test signifikant

(p ≤ 0,05) ist. Demnach kann gesagt werden, dass ein Zusammenhang

zwischen dem Aufwachsen in einer Wohnung und der bisherigen aktiven

Erfahrung mit urbaner Landwirtschaft besteht. Die H1 wurde daher bestätigt.

Das Assoziationsmaß nach Cramer V zeigt eine geringe positive Korrelation.

Aus der Signifikanz und der positiven Korrelation kann geschlossen werden,

dass es unter den Personen, die in einem Haus aufgewachsen sind, weniger

aktive urbane Gärtner gibt.

Hypothese 3

H1: Wenn jemand in seiner Jugend bereits in Berührung mit

Gemüseanbau gekommen ist, dann betreibt er/sie urbane

Landwirtschaft oder hat dies schon einmal gemacht.

Diese Hypothese wurde mit Hilfe von zwei nominalen Variablen überprüft. Die

erste Variable beinhaltete die Antwort auf die Frage, ob jemand bereits in

seiner Jugend in Berührung mit Gemüseanbau gekommen ist, die zweite, ob

die Person derzeit urbane Landwirtschaft ausübt oder dies schon einmal

gemacht hat.

Die Tabelle zeigt, dass der Zusammenhang laut Chi-Quadrat-Test nicht

signifikant (p > 0,05) ist. Daraus lässt sich schließen, dass die Ausübung

urbaner Landwirtschaft nicht in Zusammenhang mit der Erfahrung des

Gemüseanbaues in der Jugend steht. Die H1 wird somit verworfen und die HO

ist gültig.

Testmethode Wert Asymptotische Signifikanz (2-seitig)

Assoziationsmaß nach Cramer-V

Anzahl Fälle

Chi Quadrat nach Pearson 4,625 0,032 0,158 185

Testmethode Wert Asymptotische Signifikanz (2-seitig)

Assoziationsmaß nach Cramer-V

Anzahl Fälle

Chi Quadrat nach Pearson 0,049 0,825 - 204

Empirische Erhebung

Korntheuer Andrea 69

Hypothese 4

H1: Wenn jemand in seiner Jugend bereits in Berührung mit

Gemüseanbau gekommen ist, dann hat er/sie ein hohes Interesse an

urbaner Landwirtschaft.

Diese Hypothese wurde mit Hilfe einer nominalen und einer ordinalen Variable

überprüft. Die erste Variable beinhaltete die Antwort auf die Frage, ob jemand

bereits in seiner Jugend in Berührung mit Gemüseanbau gekommen ist. Die

zweite Variable behandelt die Frage, welche und wie viele Möglichkeiten die

Person bei einer Umsetzung durch die Stadt St. Pölten nutzen würde.

Die Tabelle zeigt, dass der Zusammenhang laut Chi-Quadrat-Test

hochsignifikant (p ≤ 0,001) ist. Das Interesse an urbaner Landwirtschaft hängt

somit von der Erfahrung des Gemüseanbaues in der Jugend ab. Die H1 wurde

daher bestätigt. Das Assoziationsmaß nach Cramer V zeigt eine hohe positive

Korrelation.

Hypothese 5

H1: Wenn die befragte Person weiblich ist, dann ist sie an urbaner

Landwirtschaft interessiert.

Diese Hypothese wurde mit Hilfe einer nominalen und einer ordinalen Variable

überprüft. Die erste Variable beinhaltete die Antwort auf die Frage nach dem

Geschlecht, die zweite welche und wie viele Möglichkeiten die Person bei einer

Umsetzung durch die Stadt St. Pölten nutzen würde.

Die Tabelle zeigt, dass der Zusammenhang laut Chi-Quadrat-Test nicht

signifikant (p > 0,05) ist. Das Interesse an urbaner Landwirtschaft hängt

daher nicht mit dem Geschlecht zusammen. Die H1 wird somit verworfen und

die HO ist gültig.

Testmethode Wert Asymptotische Signifikanz (2-seitig)

Assoziationsmaß nach Cramer-V

Anzahl Fälle

Chi Quadrat nach Pearson 35,545 0,001 0,412 204

Testmethode Wert Asymptotische Signifikanz (2-seitig)

Assoziationsmaß nach Cramer-V

Anzahl Fälle

Chi Quadrat nach Pearson 19,719 0,139 - 204

Empirische Erhebung

Korntheuer Andrea 70

Hypothese 6

H1: Wenn jemand in einer Partnerschaft/Ehe lebt, dann ist er/sie an

urbaner Landwirtschaft interessiert.

Diese Hypothese wurde mit Hilfe einer nominalen und einer ordinalen Variable

überprüft. Die erste Variable beinhaltete die Antwort auf die Frage, ob die

Person in einer Partnerschaft/Ehe lebt. Die zweite Variable beinhaltet die

Antworten auf die Frage, welche und wie viele Möglichkeiten die Person bei

einer Umsetzung durch die Stadt St. Pölten nutzen würde.

Die Tabelle zeigt, dass der Zusammenhang laut Chi-Quadrat-Test nicht

signifikant (p > 0,05) ist. Daraus kann geschlossen werden, dass das

Interesse an urbaner Landwirtschaft nicht mit dem Beziehungsstatus

zusammenhängt. Die H1 wird somit verworfen und die HO ist gültig.

Hypothese 7

H1: Je mehr Möglichkeiten für urbane Landwirtschaft jemandem

bekannt sind, desto eher würde er/sie eine Möglichkeit

annehmen/nutzen.

Diese Hypothese wurde mit Hilfe von zwei ordinalen Variablen überprüft. Die

erste Variable beinhaltet die Antwort auf die Frage, welche Möglichkeiten der

Person bekannt sind. Die zweite Variable beinhaltet die Antwort auf die Frage,

wie viele Möglichkeiten die Person bei einer Umsetzung durch die Stadt St.

Pölten nützen würde.

Die Tabelle zeigt, dass sowohl beim Test der Signifikanz nach Kendall-Tau-b

als auch nach Spearman ein starker Zusammenhang (p ≤ 0,001) vorhanden

ist. Die H1 wurde daher bestätigt. Der Korrelationskoeffizient zeigt eine

geringe positive Korrelation.

Testmethode Wert Asymptotische

Signifikanz (2-seitig)

Assoziationsmaß

nach Cramer-V

Anzahl

Fälle

Chi Quadrat nach Pearson 6,829 0,941 - 191

Testmethode Signifikanz 2-seitig Korrelations-koeffizient

Anzahl Fälle

Rangkorrelationsanalyse nach Kendall-Tau-b

0,001 0,190 204

Rangkorrelation nach Spearman 0,001 0,209 204

Empirische Erhebung

Korntheuer Andrea 71

Hypothese 8

H1: Je höher der Ausbildungsgrad, desto höher das Interesse an

urbaner Landwirtschaft.

Diese Hypothese wurde mit Hilfe von zwei ordinalen Variablen überprüft. Die

erste Variable beinhaltet die Antwort auf die Frage nach der höchsten

Ausbildung der Person. Die zweite Variable beinhaltet die Antwort auf die

Frage, wie viele Möglichkeiten die Person bei einer Umsetzung durch die Stadt

St. Pölten nützen würde.

Die Tabelle zeigt, dass sowohl beim Test nach Kendall-Tau-b als auch nach

Spearman keine Signifikanz (p > 0,05) gegeben ist. Die H1 wird somit

verworfen und die HO ist gültig.

Hypothese 9

H1: Je höher der Ausbildungsgrad, desto höher das Interesse an

biologischem Anbau.

Diese Hypothese wurde mit Hilfe von zwei ordinalen Variablen überprüft. Die

erste Variable beinhaltet die Antwort auf die Frage nach der höchsten

Ausbildung der Person, die zweite wie wichtig der Faktor biologischer Anbau

bei Ausübung von Urban Farming wäre.

Die Tabelle zeigt, dass sowohl beim Test nach Kendall-Tau-b als auch nach

Spearman keine Signifikanz (p > 0,05) gegeben ist. Die H1 wird somit

verworfen und die HO ist gültig.

Testmethode Signifikanz 2-seitig Korrelations-koeffizient

Anzahl Fälle

Rangkorrelationsanalyse nach Kendall-Tau-b

0,060 - 204

Rangkorrelation nach Spearman 0,058 - 204

Testmethode Signifikanz 2-seitig Korrelations-koeffizient

Anzahl Fälle

Rangkorrelationsanalyse nach Kendall-Tau-b

0,159 - 204

Rangkorrelation nach Spearman 0,160 - 204

Empirische Erhebung

Korntheuer Andrea 72

Hypothese 10

H1: Je höher das Interesse an urbaner Landwirtschaft, desto höher die

Zahlungsbereitschaft.

Diese Hypothese wurde mit Hilfe von zwei ordinalen Variablen überprüft. Die

erste Variable beinhaltet die Antwort auf die Frage, wie viele Möglichkeiten die

Person bei einer Umsetzung durch die Stadt St. Pölten nützen würde. Die

zweite Variable beinhaltet die Antwort auf die Frage, wie viel die Person pro

Monat bereit wäre zu zahlen.

Die Tabelle zeigt, dass sowohl der Test nach Kendall-Tau-b als auch nach

Spearman hochsignifikant (p ≤ 0,001) ist. Die H1 wurde daher bestätigt. Der

Korrelationskoeffizient zeigt eine mittlere negative Korrelation.

Hypothese 11

H1: Je mehr Projekt in St. Pölten zum Thema urbane Landwirtschaft

jemandem bekannt sind, desto eher würde er/sie eine Möglichkeit

annehmen/nutzen.

Diese Hypothese wurde mit Hilfe von zwei ordinalen Variablen überprüft. Die

erste Variable beinhaltet die Antwort auf die Frage, wie viele Projekte in St.

Pölten dem/der Befragten/m bekannt sind. Die zweite Variable beinhaltet die

Antwort auf die Frage, wie viele Möglichkeiten die Person bei einer Umsetzung

durch die Stadt St. Pölten nützen würde.

Testmethode Signifikanz 2-seitig Korrelations-koeffizient

Anzahl Fälle

Rangkorrelationsanalyse nach Kendall-

Tau-b

0,001 0,178 204

Rangkorrelation nach Spearman 0,001 0,229 204

Testmethode Signifikanz 2-seitig Korrelations-koeffizient

Anzahl Fälle

Rangkorrelationsanalyse nach Kendall-Tau-b

0,002 0,168 204

Rangkorrelation nach Spearman 0,002 0,213 204

Empirische Erhebung

Korntheuer Andrea 73

Die Tabelle zeigt, dass sowohl der Test nach Kendall-Tau-b als auch nach

Spearman signifikant (p ≤ 0,05) ist. Die H1 wurde daher bestätigt. Der

Korrelationskoeffizient zeigt eine mittlere positive Korrelation.

4.3.5 Zusammenfassung und Interpretation der statistischen Auswertung

In der nachfolgenden Tabelle werden die Ergebnisse zur Signifikanz und

Korrelation der einzelnen Hypothesen zusammengefasst dargestellt.

ID Hypothese Ergebnis Zusammenhang

1

Wenn jemand auf dem Land aufgewachsen

ist, dann ist er in seiner Jugend in

Berührung mit Gemüseanbau gekommen.

H1 mittel

2

Wenn jemand in einer Wohnung

aufgewachsen ist, dann betreibt er/sie

derzeit urbane Landwirtschaft oder hat dies

schon einmal gemacht.

H1 gering

3

Wenn jemand in seiner Jugend bereits in

Berührung mit Gemüseanbau gekommen

ist, dann betreibt er/sie urbane

Landwirtschaft oder hat dies schon einmal

gemacht.

H0 -

4

Wenn jemand in seiner Jugend bereits in

Berührung mit Gemüseanbau gekommen

ist, dann hat er/sie ein hohes Interesse an

urbaner Landwirtschaft.

H1 mittel - hoch

5

Wenn die befragte Person weiblich ist, dann

ist sie an urbaner Landwirtschaft

interessiert.

H0 -

6

Wenn jemand in einer Partnerschaft/Ehe

lebt, dann ist er/sie an urbaner

Landwirtschaft interessiert.

H0 -

7

Je mehr Möglichkeiten für urbane

Landwirtschaft jemandem bekannt sind,

desto eher würde er/sie eine Möglichkeit

annehmen/nutzen.

H1 gering

8 Je höher der Ausbildungsgrad, desto höher

das Interesse an urbaner Landwirtschaft.

H0 -

9 Je höher der Ausbildungsgrad, desto höher

das Interesse an biologischem Anbau.

H0 -

10

Je höher das Interesse an urbaner

Landwirtschaft, desto höher die

Zahlungsbereitschaft.

H1 gering - mittel

11 Je mehr Projekt in St. Pölten zum Thema H1 gering - mittel

Empirische Erhebung

Korntheuer Andrea 74

Tabelle 5: Zusammenfassung der Hypothesen Eigene Darstellung

Die Ergebnisse der Online-Umfrage zeigen, dass die St.Pöltner/Innen

bevorzugt Gemeinschaftsgärten in Wohnungsnähe, ausgestattet mit

Parkplätzen wünschen. Mit etwas Abstand aber ebenfalls mit einer deutlichen

Zustimmung kommt der Wunsch nach rein biologischem Anbau. Dies lässt die

Interpretation zu, dass Personen welche den Wunsch hegen Urban Farming

auszuüben, dies jedenfalls unter biologischen Gesichtspunkten zu tun. Wenn

die Stadt St. Pölten ihr Angebot an urbaner Landwirtschaft erweitern wollen

würde, wären die eben genannten Faktoren zu berücksichtigen, um möglichst

viele Interessenten zu gewinnen.

Die Auswertung von Hypothese 4 zeigt, dass die Erfahrung mit Gemüseanbau

in der Jugend einen Einfluss auf das Interesse an urbaner Landwirtschaft hat.

Vor allem jene Personen, die auf dem Land aufgewachsen sind, sind in ihrer

Jugend in Berührung mit Gemüseanbau gekommen. Dies liegt vermutlich

daran, dass es auf dem Land mehr Ein-/Mehrfamilienhäuser mit einem Garten

gibt, in dem Gemüseanbau betrieben wurde. Personen, die in einer Wohnung

aufgewachsen sind, könnten bei Verwandten oder Bekannten in Berührung mit

Gemüseanbau gekommen sein. Das Ergebnis dieser Hypothese lässt auf die

Wichtigkeit der Wissensvermittlung zu den Themen Ernährung und

Lebensmittelanbau in Schulen und Kindergärten schließen, da bereits in

diesem Alter der Grundstein für das spätere Interesse gelegt wird. In Kapitel

3.2.2.3 wurden bereits Urban-Farming-Projekte in Schulen genannt. Die frühe

Erfahrung mit Gemüseanbau hat jedoch gemäß Hypothese 3 keine

Auswirkungen auf das aktive Ausüben urbaner Landwirtschaft. An dieser Stelle

stellt sich die Frage, warum jemand Interesse hat, es aber nicht betreibt. Die

Antwort könnte im fehlenden Angebot liegen. Die Ergebnisse zeigen, dass das

Interesse an urbaner Landwirtschaft nicht vom Geschlecht, dem

Ausbildungsgrad oder dem Beziehungsstatus abhängt, sehr wohl jedoch vom

Wissenstand über urbane Landwirtschaft und damit verbundenen Projekten.

Hypothese 7 zeigt beispielsweise, dass bereits die Bekanntheit von diversen

Umsetzungsmöglichkeiten (z.B. Selbsternteparzelle, Gemeinschaftsgarten,

etc.) eine Auswirkung auf das Interesse an einer aktiven Umsetzung hat.

urbane Landwirtschaft jemandem bekannt

sind, desto eher würde er/sie eine

Möglichkeit annehmen/nutzen.

Empirische Erhebung

Korntheuer Andrea 75

Hypothese 11 bestätigt dieses Ergebnis, indem sie einen Zusammenhang

zwischen der Anzahl an bekannten Projekten in St. Pölten und dem Interesse

bestätigt. In Abbildung 28 der Datenauswertung wird die Bekanntheit der

St.Pöltner Projekte dargestellt. Zur Überraschung der Autorin ist das Projekt

„Sonnenpark“ mehr als der Hälfte der Befragten bereits bekannt. Dies kann

daran liegen, dass dieser schon am längsten von allen Projekten besteht.

Allem in allem ist die Bekanntheit der bereits realisierten Projekte akzeptabel.

Dies führt die Autorin auf eine gute Kommunikation der

Projektverantwortlichen sowie das Interesse der Presse zurück. Letzteres kann

sie selber durch die Anfrage des Bezirksblattes mit der Bitte um ein Interview

bestätigen. Die Tatsache, dass sich die Bürger/Innen an die Projekte erinnern

können, lässt auf ein gewisses Interesse der Bevölkerung an dem Thema

schließen. Die Bekanntheit, wie sie in Hypothese 7 und 11 gemeint ist, kann

beispielsweise durch Informationen in den Medien oder durch Freunde und

Bekannte entstehen. Im Fall von Wien wird viel durch diverse bestehende

Vereine sowie durch die Stadt Wien selber publiziert und kommuniziert. Die

Stadt scheint sich dem soeben beschriebenen Effekt der Bekanntheit bereits

bewusst zu sein. Sie will durch Möglichkeiten zu Urban Farming die

Lebensqualität der Bevölkerung erhöhen. Das Interesse der Bevölkerung an

dem Thema steigert sie wiederum durch Information und Kommunikation.

Interessant wird es, wenn man das Ergebnis von Hypothese 10 hinzufügt.

Diese besagt nämlich, dass ein hohes Interesse wiederum zu einer höheren

Zahlungsbereitschaft führt. Diese Aussage könnte für die Stadt St. Pölten, die

erst am Beginn dieses Trends steht, vor allem für den Bereich der

Finanzierbarkeit interessant sein.

4.4 Qualitatives Erhebungsverfahren Experten-Interview

In diesem Kapitel erfolgt zunächst eine Beschreibung der Methode der

Experten-Interviews. Im Anschluss werden die Ergebnisse ausgewertet und

interpretiert, wobei auf die Forschungsfrage eingegangen wird.

4.4.1 Das Erhebungsverfahren

Im Anschluss an die Online-Umfrage werden Experten-Interviews mit Experten

der Stadtverwaltung geführt. Dabei soll mit Hilfe eines Interviewleitfadens und

unter Berücksichtigung der Umfrage-Ergebnisse herausgefunden werden, ob

Empirische Erhebung

Korntheuer Andrea 76

seitens der Stadt St. Pölten Interesse an der Förderung und Verbreitung

urbaner Landwirtschaft besteht und inwiefern die Ergebnisse der Befragung

umgesetzt werden könnten.

Der Interviewleitfaden besteht aus offenen Fragen, ohne vorgegebene

Antwortmöglichkeiten und ist in Anhang 9.3 einsehbar. Dadurch soll

ermöglicht werden, dass der Befragte frei zu Wort kommt und der Interviewer

überprüfen kann, ob die Frage überhaupt verstanden wurde. Ein weiterer

Vorteil dieses Vorgehens ist, dass der Befragte seine subjektiven

Einschätzungen zu den Fragen offen legen kann und sich damit Erkenntnisse

bilden können, an die bisher noch nicht gedacht wurde. Die Gespräche werden

möglichst frei geführt, der Gesprächsleitfaden wird zur Orientierung genutzt

(vgl. Mayring 2002, S. 67-69). Da die Stadtverwaltung in die Umsetzung

miteinbezogen werden soll, wurden die Experten aus dem Kreis der

Stadtverwaltung ausgewählt. Konkrete Angaben zu den jeweiligen

Interviewpartnern sind in der nachfolgenden Tabelle 6 ersichtlich.

Bezeichnung im Text Name Tätigkeit Datum und Ort

Experte 1 DI Jens de

Buck

Magistrat St. Pölten,

Stadtplanung

07. Mai 2014

Magistrat St.

Pölten

Experte 2 DI Ingrid

Leutgeb-

Born

Magistrat St. Pölten,

Umweltschutz -

Lebensraum

09. Mai 2014

Stadtgärtnerei

St. Pölten

Experte 3 Robert

Wotapek

Magistrat St. Pölten,

Gärtnereibetrieb/ Parks/

Spielplätze und sonstige

öffentliche Grünanlagen

09. Mai 2014

Stadtgärtnerei

St. Pölten

Tabelle 6: Übersicht Experten Eigene Darstellung

Da Frau DI Leutgeb-Born und Herr Wotapek in ihrer Arbeit viel miteinander zu

tun haben, haben sie vorgeschlagen, einen gemeinsamen Interview-Termin

wahrzunehmen. Dieses Interview-Gespräch wurde auf Wunsch der Teilnehmer

nicht auf Tonband aufgezeichnet, sondern handschriftlich von der Autorin

festgehalten. Die Dauer des Interviews betrug ca. zwei Stunden. Das

Interview mit Herrn DI de Buck wurde mit Hilfe von Tonbandaufzeichnungen

festgehalten und anschließend wörtlich transkribiert. Dieses Gespräch dauerte

ca. 45 Minuten. Um die Lesbarkeit und den Lesefluss zu erleichtern, wurde

dieses Interview in das normale Schriftdeutsch übertragen. Dabei wurden der

Empirische Erhebung

Korntheuer Andrea 77

Dialekt, eventuelle Satzbaufehler und der Stil bereinigt (vgl. Mayring 2002, S.

89-91). Die Transkription ist im Anhang, in Kapitel 9.7, ersichtlich.

Für die inhaltliche Analyse der Interviews wird das Verfahren der

Inhaltsanalyse nach Gläser & Laudel angewendet. Dabei wird wie folgt

vorgegangen:

Entwicklung eines Suchrasters basierend auf die Themenfelder des

Gesprächsleitfadens.

Identifikation relevanter Gesprächsinhalte und Zuordnung dieser in

den Suchraster (einzusehen in Anhang 9.4).

Analyse, Aufbereitung und Auswertung der Aussagen (vgl.

Gläser/Laudel 2009, S. 200ff). Dieser Schritt wird in Kapitel 4.4.2

erfolgen.

Der Suchraster wurde aufgrund der Fragen des Leitfadens erstellt. Es haben

sich folgende Themenfelder ergeben (siehe Tabelle 7).

Nr. Themenfeld Beschreibung

1 Bisherige Erfahrung; Einstellung und Bezug

zu urbaner Landwirtschaft

Bisherige berufliche Erfahrung

mit urbaner Landwirtschaft.

Einstellung zu urbaner

Landwirtschaft.

2 Unterschiede zwischen einer Großstadt (am

Beispiel Wien) und St. Pölten

Mögliche Unterschiede zwischen

St. Pölten und einer Großstadt.

3 Welche Barrieren urbaner Landwirtschaft

gibt es in St. Pölten

Besondere Gegebenheiten in

St. Pölten. Was spricht gegen

die Umsetzung urbaner

Landwirtschaft?

4 Ergebnisse der Umfrage - Formen Meinung der Experten zu den

Ergebnissen der Umfrage

bezüglich Formen .

5 Ergebnisse der Umfrage – Faktoren Meinung der Experten zu den

Ergebnissen der Umfrage

bezüglich Faktoren.

6 Forderungen der Stadt Welche Unterstützung benötigt

die Stadt von den Bürgerinnen

und Bürgern?

7 Die Zukunft urbaner Landwirtschaft in St.

Pölten

Sind Projekte geplant? Ist

urbane Landwirtschaft für die

Zukunft geplant?

Tabelle 7: Themenfelder des Suchrasters Eigene Darstellung

Empirische Erhebung

Korntheuer Andrea 78

Die Zuordnung der Aussagen wird mit Hilfe einer Tabelle dargestellt und ist in

Anhang 9.4 ersichtlich. Im nachfolgenden Kapitel werden diese Aussagen

beschrieben und miteinander verglichen.

4.4.2 Qualitative Auswertung der Experteninterviews

Wie im vorangehenden Kapitel erläutert, wurde zur Auswertung der Interviews

ein Suchraster verwendet. Diese Zuordnung der Expertenaussagen in dem

Raster ist im Anhang ersichtlich und wird im nun folgenden Kapitel

ausgewertet.

4.4.2.1. Themenfeld 1 - Bisherige Erfahrung

In diesem Themenfeld werden die bisherige berufliche Erfahrung der Experten,

sowie deren Einstellung zu urbaner Landwirtschaft dargestellt.

Das Magistrat für Stadtplanung unter der Leitung von Herrn DI de Buck hat

sich mit externen Fachplanern bereits mit dem Thema der urbanen

Landwirtschaft befasst und die Entwicklung in nationalen und internationalen

Großstädten analysiert und diskutiert. Alle drei Experten kennen das Projekt

„Gemeinschaftsgarten St. Pölten“ und waren in die Gründung insofern

involviert, als dass sie als Informations- und Begutachtungsstelle tätig waren.

Dieses Projekt ist den Experten gut in Erinnerung geblieben weil vor allem die

Flächenauswahl im Hochwasserschutzgebiet der Traisen von ihnen als

problematisch angesehen wurde. Der weitere Verlauf des Projektes ist den

Experten jedoch unbekannt. Abgesehen von diesem Projekt gab es bisher

keine weiteren Anfragen seitens der Bürger/Innen und daher ergibt sich für die

Stadtplanung kein Anlass, sich mit dem Thema im Detail zu befassen.

Frau Leutgeb-Born und Herr Wotapek haben gemeinsam an der Installation

eines Kräutergartens im Hammerpark mitgewirkt und arbeiten an der weiteren

Gestaltung des Hammerparks. Der Kräutergarten wurde von der

Stadtgärtnerei angelegt und wird nun von Frau Heinrichsberger und ihrer

„AktivKüche“ in Workshops mit Schülerinnen und Schülern der Bundes-

Bildungsanstalt für Kindergarten-/Sozialpädagogik St. Pölten genutzt. Der

Sonnenpark und seine Geschichte und ungewisse Zukunft ist allen drei

Experten ebenfalls bekannt. Frau Leutgeb-Born kennt auch das Projekt „Der

Grund“ aus diversen Zeitungsartikeln.

Empirische Erhebung

Korntheuer Andrea 79

Herr DI de Buck hat privat keinen Zugang und kein weiteres Interesse an

urbaner Landwirtschaft. Frau DI Leutgeb-Born hat Interesse an dem Thema,

hat jedoch einen eigenen Garten und Herr Wotapek hat aufgrund seines

Berufes genug mit Pflanzen und Gartenarbeiten zu tun.

4.4.2.2. Themenfeld 2 - Unterschiede zwischen einer Großstadt und St. Pölten

In diesem Themenfeld werden die Aussagen der Experten zu möglichen

Unterschieden zwischen St. Pölten und einer Großstadt zusammengefasst.

Die Befragten sind sich einig, dass die Stadtstruktur von St. Pölten ein großes

Unterscheidungsmerkmal zu einer Großstadt wie Wien darstellt. St. Pölten hat

eine sehr geringe Siedlungsdichte (486 Personen/km2; Wien hat beinahe eine

zehnmal so hohe Dichte) und einen hohen Einfamilienhaus-Anteil mit eigenen

Gartenflächen. Es gibt viel Grünfläche und landwirtschaftliche Nutzfläche,

Erholungszonen und viele Kleingartenanlagen. St. Pölten besitzt einen urbanen

Kern mit überschaubarem Charakter (siehe Abbildung 12), sodass sich jene

Flächen, ohne Grünfläche stark in Grenzen halten. Herr DI de Buck hat

besonders das große Angebot an Kleingärten hervorgehoben - St. Pölten bietet

ca. 1.323 Kleingärten.

4.4.2.3. Themenfeld 3 - Barrieren für urbane Landwirtschaft in

St. Pölten

In diesem Themenfeld sollen besondere Gegebenheiten von St. Pölten

aufgezeigt werden, die möglicherweise gegen die Umsetzung urbaner

Landwirtschaft in St. Pölten sprechen.

Die Antworten im Themenfeld 2 stellen gleichzeitig auch Gründe dar, weshalb

urbane Landwirtschaft in St. Pölten aus Sicht der Experten nicht unbedingt

notwendig ist. Herr Wotapek nennt dabei auch den stadtnahen ländlichen

Bereich, der es ermöglicht, Produkte direkt vom Bauern zu kaufen. Wenn den

Bürger/Innen die Unabhängigkeit von großen Lebensmittelkonzernen wichtig

ist und sie daher wünschen, urbane Landwirtschaft auszuüben, dann könnten

sie auch auf den Ab-Hof-Verkauf ausweichen. Herr Wotapek und Herr DI de

Buck äußerten beide die Befürchtung, dass aus Gemeinschaftsgärten schnell

Schrebergärten werden könnten, indem dem Wunsch nach Nebengebäuden

und notwendiger Infrastruktur nachgegeben wird. Dies wolle man vermeiden

weil schrebergartenartige Strukturen nur schwer wieder zu beseitigen sind.

Empirische Erhebung

Korntheuer Andrea 80

Herr Wotapek meinte dazu noch, dass dies bewusst verhindert werden könne,

indem die Flächen nur für maximal 2 Jahre zur Verfügung gestellt werden oder

im Falle von Selbsternteparzellen, die Fläche jedes Jahr neu umgeackert wird

und die Parzellen neu zugewiesen werden.

Problematisch sehen Herr Wotapek und Herr DI de Buck auch die Errichtung

notwendiger Infrastruktur wie Parkplätze, Nebengebäude und

Wasserversorgung. Herr de Buck kommt in diesem Zusammenhang auch auf

die Umfrage-Ergebnisse zu sprechen, die deutlich zeigen, dass Parkplätze für

die Befragten einen sehr wichtigen Faktor darstellen (siehe Abbildung 24). Das

Auspflanzen von Salat oder Paradeisern wird an vielen Stellen möglich sein

aber für die Errichtung der notwendigen Infrastruktur muss man sich die

vorhandenen Flächen zuerst genauer ansehen, meint Herr de Buck. Im

Zusammenhang mit Flächenwidmungsplänen, für die Herr de Buck unter

anderem zuständig ist, ergibt sich auch die Frage nach der geeigneten

Flächenwidmung. Eine Fläche für ein Urban-Farming-Projekt muss gemäß

Raumordnungsgesetz für diese Nutzung auch zugelassen sein. Dieser Faktor

muss bereits sehr früh in der Planung eines solchen Projektes beachtet

werden. Abschließend kann zu diesem Thema noch gesagt werden, dass die

Stadtplanung „vor allem … an einer entsprechenden baulichen Nutzung und

verdichteten Wohnnutzung interessiert ist. Inwiefern das mit einer wohnort-

angrenzenden, landwirtschaftlich-artigen Nutzung vereinbar ist, das ist doch

zumindest zu hinterfragen.“ (De Buck, 165ff).

4.4.2.4. Themenfeld 4 und 5- Ergebnisse der Umfrage

Diese Themenfelder behandeln die Aussagen der Experten zu den Ergebnissen

der Umfrage bezüglich bevorzugter Formen und Faktoren urbaner

Landwirtschaft. Nachdem die Experten bereits in den ersten Fragen

angedeutet haben, dass urbane Landwirtschaft in St. Pölten keine große

Zukunft hat, wurden die Fragen nach den Umfrage-Ergebnissen (Frage 7 und

8) eher kurz gehalten. Für Herrn DI de Buck ist das Ergebnis, dass vor allem

Gemeinschaftsgärten und Selbsternteparzellen bevorzugt werden, schlüssig

und nachvollziehbar. Er schließt dieses Ergebnis daraus, dass die Teilnehmer

der Befragung bereits Interesse an dem Thema haben. Er kann sich diese

beiden Formen grundsätzlich vorstellen und erzählt, dass bereits im Zuge des

Landschaftskonzeptes diskutiert wurde, inwiefern Landwirte geeignete

landwirtschaftliche Flächen zur Selbstbewirtschaftung zur Verfügung stellen

Empirische Erhebung

Korntheuer Andrea 81

könnten (gegen Miete, Pacht, etc.). Des Weiteren bietet der urbane Kern eine

Vielzahl an Brachflächen bzw. noch nicht der Widmung entsprechend

genutzten Flächen in Wohnortnähe, die sich temporär für solch eine Nutzung

eigenen könnten. Die Betonung liegt hierbei auf dem Begriff „temporär“. Diese

Art von Flächen werden in anderen Städten sehr wohl für Urban-Farming-

Projekte genutzt. Bei diesen Ideen hat der Experte dann jedoch auch wieder

die Problematik der Infrastruktur und das bisher ausgebliebene Interesse

angesprochen. Herr DI de Buck meint weiters, dass man die

Umsetzungsmöglichkeit eines jeden Projektes und die Eignung der dafür

notwendigen Fläche im Einzelfall beurteilen muss und dies nicht pauschal

beantworten kann.

Herr Wotapek und Frau DI Leutgeb-Born meinen, dass Dachgärten in St.

Pölten nicht notwendig sind, da es ausreichend Grünfläche gibt und daher

nicht auf Dächer ausgewichen werden muss.

Das Ergebnis bei der Abfrage der Faktoren ist für die Experten

nachvollziehbar, wobei vor allem der Faktor der Parkplätze bereits mehrfach in

den vorangegangenen Fragen angesprochen wurde. Das Interesse an

biologischem Anbau könnte für Herrn Wotapek mit der Bildung

zusammenhängen. Höhere Bildungsschichten interessieren sich vermehrt für

biologische Produkte und gesunde Ernährung. Da biologische Lebensmittel im

Supermarkt jedoch teuer sind, wird auf den Eigenanbau zurückgegriffen. Herr

Wotapek ergänzt noch, dass Personen mit weniger Bildung oder auch

Immigranten aufgrund ihrer Sprachbarriere, Hemmungen haben könnten, die

Behörden aufzusuchen und sich bezüglich urbaner Landwirtschaft zu

erkundigen. Akademiker haben diesbezüglich weniger Hemmungen und

kennen sich bei solchen Anliegen besser aus. Frau DI Leutgeb-Born ergänzt

dazu, dass bei Migranten/Migrantinnen das Bildungsniveau weniger

ausschlaggebend sei. Diese haben in ihrer Heimat oftmals keine Möglichkeiten

zur höheren Bildung, jedoch Kenntnisse im und Interesse am Gemüseanbau.

Für Herrn DI de Buck ist ein Zusammenhang zwischen Bildung und dem

Interesse an urbaner Landwirtschaft durchaus gegeben. Er meint, dies bereits

in anderen Städten beobachtet zu haben und dass andere

Bevölkerungsschichten eher an einer Nutzung von Schrebergärten interessiert

wären.

Empirische Erhebung

Korntheuer Andrea 82

4.4.2.5. Themenfeld 6- Forderungen der Stadt

In diesem Themenfeld geht es um die Unterstützung, die die Stadtverwaltung

von den Bürger/Innen benötigen würde bzw. um die Erwartungen an die

Bürger/Innen.

Herrn DI de Buck und Herrn Wotapek ist vor allem ein fixer Ansprechpartner

für das Projekt wichtig. Dabei kann es sich um eine Privatperson oder einen

Verein handeln. Damit soll nicht nur die Kommunikation erleichtert werden,

sondern auch sichergestellt werden, dass es eine Person gibt, die hinter dem

Projekt steht, sich regelmäßig darum kümmert, führt, organisiert und

Verantwortung übernimmt. Herr Wotapek kann sich vorstellen ein Projekt in

Form von Wissen und Pflanzenspenden zu unterstützen, wenn dieses den

Austausch und die Kommunikation fördert wie beispielsweise bei

Integrationsgärten. Voraussetzung ist für ihn auch ein entsprechender Bedarf

seitens der Bevölkerung. Begrüßt wird es auch, wenn bereits eine mögliche

Fläche vorgeschlagen wird und gezeigt wird, dass man sich bereits detaillierte

Gedanken zu dem Projekt gemacht hat. Um das Risiko der

Schrebergartenbildung zu vermeiden, würde Herr Wotapek das Grundstück

nur für maximal zwei Jahre zur Verfügung stellen.

Herr DI de Buck kommt in diesem Zusammenhang wieder auf die Idee der

Selbsternteparzellen zurück, die von Landwirten organisiert werden. Er würde

Urban-Farming-Projekte bevorzugt in den privaten Bereich delegieren und

nicht so sehr auf die Öffentlichkeit beziehen wollen. Interessensgruppen

können sich demnach genauso gut mit Landwirten oder

Grundstückseigentümern absprechen.

4.4.2.6. Themenfeld 7- Zukunft urbaner Landwirtschaft in St. Pölten

Abschließend soll in diesem Themenfeld die Zukunft urbaner Landwirtschaft in

St. Pölten aus der Sicht der Experten dargestellt werden.

Herr DI de Buck meint dazu, dass seitens der Stadtplanung kein Projekt und

keine weitere Entwicklung dieses Themas geplant sind. Wenn sich Bedarf

entwickelt, dann wird man sich diesem Thema noch einmal widmen und

sehen, wie man damit umgehen kann. Er bezweifelt jedoch, dass sich Bedarf

für diese großstädtischen Entwicklungstendenzen auch in St. Pölten entwickeln

wird. Einzelne Projekte und Interessensgruppen wird man bedienen können

aber es ist kein Thema, mit dem man sich umfassend befassen muss. Das

Empirische Erhebung

Korntheuer Andrea 83

Hauptaugenmerk wird weiterhin auf die Nutzung der bestehenden

Kleingartenanlagen gelegt. Diese haben Vorrang weil deren Entwicklung

koordiniert gesteuert werden kann und die Flächen dafür geeignet sind. Diese

Flächen werden von der Stadt zur Verfügung gestellt und diesen Beitrag leistet

die Stadt auch gerne. Die Tatsache, dass Urban Farming in der Zukunftsvision

2020 keinen Platz gefunden hat, wurde von Herrn DI de Buck bestätigt: das

Thema spielt im Zusammenhang mit der Zukunftsvision „eine eher

überschaubare Rolle, um nicht zu sagen keine.“.

Frau DI Leutgeb-Born meint im Zusammenhang mit der Zukunftsvision 2020,

dass Urban Farming zum Konzept der „Gesundheits-Stadt“ passen würde.

Einerseits durch die gesunde Ernährung und andererseits führt eine sinnvolle

Betätigung in Form von Gartenarbeiten, die Freude bereitet, zu psychischer

Gesundheit. Daher wäre die Förderung urbaner Landwirtschaft zur Steigerung

des Wohlergehens der Bevölkerung und auch im Sinne des Nachhaltigkeits-

Gedankens empfehlenswert.

Frau DI Leutgeb-Born und Herr Wotapek haben in ihrer langfristigen

Zukunftsplanung jedoch auch keinen Ausbau urbaner Landwirtschaft geplant.

Es ist in naher Zukunft ein weiteres Projekt im Hammerpark vorgesehen,

sowie ein kleines Projekt, über das jedoch noch nichts verraten werden darf.

Nachdem Herr DI de Buck eine Entwicklung des Bedarfs seitens der

Bevölkerung aufgrund der kleinstädtischen Struktur für unwahrscheinlich hält,

hat die Autorin nachgefragt, wie er die Bevölkerungsentwicklung von St.

Pölten einschätzt. Vor zehn Jahren hatte St. Pölten ca. 50.000 Einwohner,

derzeit sind es ca. 52.000 Einwohner und die Prognosen für die nächsten Jahre

werden in dieser Form weiterverlaufen. Er rechnet in den nächsten 20-25

Jahren mit maximal 60.000 Einwohnern, die in den bestehenden

Siedlungsstrukturen problemlos untergebracht werden können.

4.4.3 Informationserhebung zu Kleingartensiedlungen

Nachdem die Experten oft auf die Kleingartensiedlungen in St. Pölten

verwiesen haben, hat sich die Autorin näher damit beschäftigt und bei den

Kleingartenvereinen Informationen zu den derzeitig verfügbaren Gärten

eingeholt. Tabelle 8 gibt eine Übersicht über die kontaktierten Personen und

deren Informationen. Es wurden alle 11 Kleingartenvereine per E-Mail

angeschrieben. Jene Personen, die darauf geantwortet haben, wurden

Empirische Erhebung

Korntheuer Andrea 84

telefonisch noch um weitere Informationen gebeten. Herr Membir konnte

telefonisch nicht erreicht werden. Die Korrespondenz ist im Anhang, in Kapitel

9.5, ersichtlich. Diese Informationen werden im weiteren zur Interpretation

der Experten-Aussagen und zur fBeantwortung der Forschungsfrage

verwendet.

Name Verein Datum Information

Wilhelm

Kernstock

KGV

Stadtwald

19. Mai 2014 zur Zeit keine Gärten frei

durchschnittliche Größe 250m2

nur noch ein Garten mit einer ganz

normalen Gartenhütte vorhanden

Gärten mit einem Gebäudewert über

EUR 4.000 sind nur gering vorhanden

Mitgliedsbeitrag EUR 500/Jahr

Johann

Membir

KGV

Kollerberg

15. Mai 2014 zur Zeit Gärten frei

Rainer

Dworak

KGV Frohe

Zukunft

19. Mai 2014 zur Zeit 3 Gärten frei

durchschnittliche Größe 400m2

von 158 Gärten sind ca. 15-20 nur

mit einer kleinen Gartenhütte

ausgestattet

Mitgliedsbeitrag richtet sich nach der

Gartengröße; im Durchschnitt bei

EUR 150/Jahr

Wilbert

Leitgeb

KGV

Feldmühle

19. Mai 2014 zur Zeit 2 Gärten frei

durchschnittliche Größe zw. 280 m2

und 310m2

Kosten beginnen bei EUR 1.000 und

steigen je nach dem Wert des

Gebäudes

wenn ein Garten frei wird, wird ein

Schätzgutachten für das Gebäude

(ohne Möbel) erstellt

ca. ¼ der Gärten sind im Wert von

EUR 1.000-4.000

Mitgliedsbeitrag EUR 300/Jahr.

Davon werden Betriebskosten

(Vereinshaus, Strom, Wasser, Licht

auf dem Parkplatz, etc.) bezahlt

Klaus Luger

KGV Stilles

Tal

15. Mai 2014 zur Zeit keine Gärten frei

aufgrund der Infrastruktur besteht

rege Nachfrage

aktuell mind. 16 seriöse

Interessenten auf der Warteliste

Empirische Erhebung

Korntheuer Andrea 85

Pächter finden meist selber einen

Nachpächter

Tabelle 8: Informationen zu Kleingartenvereinen St. Pölten Eigene Darstellung

4.5 Interpretation der Experteninterviews und Beantwortung der Forschungsfrage

Nachdem die Aussagen der Experten gemäß dem Suchraster kategorisiert und

ausgewertet wurden, werde sie in diesem Kapitel im Zusammenhang mit der

Forschungsfrage interpretiert.

Bereits zu Beginn der Interviews zeigt sich durch die bisherige Erfahrung der

Experten, dass urbane Landwirtschaft in St. Pölten kaum noch Fuß gefasst hat.

Die vorhandenen Projekte sind zum Teil bekannt, haben bei den Experten

jedoch nicht zur Initiierung weiterer Projekte geführt. Im Laufe der Interviews

lässt sich erkennen, dass die Forschungsfrage nach dem richtigen Angebot für

die St. Pöltner/Innen mehr oder weniger hinfällig wird und sich eher die Frage

entwickelt, ob urbane Landwirtschaft in St. Pölten überhaupt notwendig ist.

Aus Sicht der Experten liegt diese Notwendigkeit nicht vor weil St. Pölten

genügend Grünflächen bietet, es außerdem viele Einfamilienhäuser mit Garten

gibt und somit kaum Bedarf an urbaner Landwirtschaft vorhanden sein kann.

Diese Faktoren bilden für die Experten auch den großen Unterschied zu

Großstädten. Für all jene, die dennoch keinen eigenen Garten zur Verfügung

haben, bietet St. Pölten ca. 1.323 Kleingärten. Diese Kleingärten bieten für die

Stadtverwaltung den Vorteil, dass sie steuerbar sind und Gesetzen

unterliegen. Nachdem sich die Stadt auch in der Zukunft auf diese Kleingärten

fokussieren möchte, hat sich die Autorin näher damit beschäftigt und bei den

Vereinen Informationen eingeholt. Im Durchschnitt sind zwei Gärten pro

Anlage/Verein frei und die Gärten sind zwischen 280-400m2 groß. Für den

Anbau von Gemüse gäbe es demnach in einem Schrebergarten ausreichend

Platz. Es ist jedoch zu bedenken, dass neben dem Vereinsbeitrag (zwischen

EUR 150 und EUR 500 pro Jahr) in den meisten Fällen auch noch eine Ablöse

für das im Garten befindliche Gebäude zu bezahlen ist. Die Höhe dieser Ablöse

hängt von der Art des Gebäudes ab und wird mithilfe eines Schätzgutachtens

ermittelt. Der Betrag kann von ca. EUR 1.000 (einfaches Gartenhaus) bis ca.

EUR 15.000 (mehrstöckiges Haus) reichen und ist an den Errichter/bisherigen

Pächter des Gartens zu bezahlen. Jene Gärten, die nur mit einer einfachen

Empirische Erhebung

Korntheuer Andrea 86

Gartenhütte ausgestattet sind, sind spärlich vorhanden. Daraus lässt sich

schließen, dass Kleingärten aufgrund der Kosten nur in seltenen Fällen eine

Alternative zu urbaner Landwirtschaft darstellen. Die großzügig vorhandene

Grünfläche und niedrige Siedlungsdichte in St. Pölten bilden für die Experten

ein Argument dafür ist, dass Urban Farming nicht notwendig ist weil es genug

Grünfläche zum Erholen gibt. Die Umfrage der im November 2013 von der

Autorin durchgeführten Forschungsarbeit hat jedoch gezeigt, dass es bei

urbaner Landwirtschaft nicht darum geht, eine Grünfläche zu haben, um einen

Liegestuhl aufzustellen. Es geht um bewussten Umgang mit Lebensmitteln,

Unabhängigkeit von Lebensmittel-Konzernen und Selbstversorgung. Die in

St. Pölten vorhandene Grünfläche ist für die an urbaner Landwirtschaft

interessierten St.Pöltner/Innen somit kein Ersatz, weil sie darauf nicht

gärtnern dürfen. Gerade weil so ein großes Angebot an Grünfläche vorhanden

ist, könnte dieses genutzt werden, um Urban-Farming-Projekte umzusetzen.

Der hohe Anteil an Einfamilienhäusern mit Garten könnte beispielsweise für

die Umsetzung eines Projektes wie in Kanada genutzt werden. Im Projekt

„Sharing Backyards“ werden Anbieter und Suchende von Gärten

zusammengebracht. Bei den Anbietern handelt es sich oft um ältere Personen,

die ihren Garten nicht mehr selber bewirtschaften können. Was bei

Betrachtung der bereits bestehenden Projekte in St. Pölten besonders auffällt,

ist, dass sich alle drei Projekte an demselben Ort befinden – dem Sonnenpark.

Dies lässt die Schlussfolgerung zu, dass andere Flächen aufgrund der

Infrastruktur oder aufgrund fehlender Genehmigung nicht geeignet sind. Wie

in Kapitel 3.2.1.1 erwähnt, ist die Zukunft des Sonnenparks aufgrund von

Wohnbauvorhaben ungewiss. Diese Tatsache stellt für alle

Gemeinschaftsgärten ein Risiko dar. Sollte es tatsächlich zur Räumung des

Parks kommen, könnte dies zum Ende der öffentlichen, urbanen

Landwirtschaft in St.Pölten führen.

Die Online-Umfrage hat ergeben, dass die Bürger/Innen vor allem an

Gemeinschaftsgärten interessiert sind. Diese Gärten sollten sich vor allem in

Wohnungs-Nähe befinden, mit Parkplätzen und Fahrradabstellplätzen

ausgestattet sein und biologisch bepflanzt werden. Die Expertengespräche

haben jedoch gezeigt, dass vor allem die Errichtung der Infrastruktur (in Form

von Parkplätzen) zu den größten Hindernissen zählt. Dies liegt daran, dass bei

geeigneten Flächen jegliche Infrastruktur zur Wasserversorgung und in Form

Empirische Erhebung

Korntheuer Andrea 87

von Parkplätzen erst geschaffen werden müsste und dies mit finanziellem

Aufwand verbunden ist. Herr de Buck hat in diesem Zusammenhang auch auf

die Notwendigkeit der geeigneten Flächenwidmung hingewiesen. Die Experten

haben auch ihre Befürchtungen geäußert, dass aus den Urban-Farming-

Projekten „wilde“ Schrebergärten werden könnten, die dann nur mehr schwer

zu entfernen sind. Bei Umsetzungen sollte es sich nach Herrn Wotapek daher

nur um temporäre Installationen mit einer maximalen Laufzeit von 2 Jahren

handeln. Dies ist sehr interessant wenn man es mit Wien vergleicht, denn für

eine Förderung der Stadtgärtnerei zählt eine Projektlaufzeit von mind. 3

Jahren zu den Grundvoraussetzungen. Obwohl St. Pölten ein größeres Angebot

an Grünflächen hat als Wien, fürchtet die Stadtverwaltung offensichtlich eine

„Einverleibung“ der Flächen durch die Bürger.

In der Theorie wurden viele Fallbeispiele aus Großstädten mit einer hohen

Bevölkerungsdichte genannt. Aus diesem Grund hat sich die Autorin gefragt,

ob sich das Interesse der Stadt St. Pölten an urbaner Landwirtschaft mit

steigender Einwohnerzahl ebenfalls erhöht. Den Schätzungen der

Stadtplanung nach, wird die Bevölkerungsdichte in St. Pölten in den nächsten

25 Jahren jedoch nicht stark steigen. Herr DI de Buck rechnet in den nächsten

20-25 Jahren mit maximal 60.000 Einwohnern, die in den bestehenden

Siedlungsstrukturen problemlos untergebracht werden können. Daraus lässt

sich berechnen, dass sich die Bevölkerungsdichte nicht extrem erhöhen wird

(max. 552 Personen/km2; im Vergleich dazu Wien mit 4.200 Personen/km2).

Dies lässt für die Autorin die Interpretation zu, dass sich St. Pölten nicht zu

einer Großstadt entwickeln wird und daher auch bei der Stadtverwaltung das

Interesse an urbaner Landwirtschaft nicht stark steigen wird. Hier kommt

verstärkend hinzu, dass urbane Landwirtschaft in der Zukunftsvision von St.

Pölten nicht genannt und auch von den Experten keine Ausweitung angestrebt

wird.

Trotz der eher negativen Zukunftsaussichten für urbane Landwirtschaft in St.

Pölten aufgrund der bisherigen Aussagen, schließen die Experten die

Umsetzung weitere Projekte aufgrund von Bürgeranfragen nicht aus. Herr de

Buck meint, dass die Bedienung einzelner Projekte kein Problem darstellt aber

die Gegebenheiten, Möglichkeiten und Anforderungen müssen individuell für

jedes Projekt betrachtet und bewertet werden. In diesem Zusammenhang ist

zwei Experten vor allem eine Ansprechperson für das jeweilige Projekt wichtig.

Empirische Erhebung

Korntheuer Andrea 88

Als Alternative erwähnt Herr de Buck auch, dass sich Interessierte direkt an

Landwirte wenden könnten. Aufgrund des großen Umfangs einer Ackerfläche

wäre dieser Vorschlag aber nur für Selbsternteparzellen anwendbar, nicht für

einen Gemeinschaftsgarten.

Wenn die Stadtverwaltung weiterhin die Schrebergärten als Alternative zu

Urban-Farming-Projekten anbieten möchte, empfiehlt die Autorin, vermehrt

Gärten mit einer einfachen Gartenhütte aufzubauen und diese stärker zu

bewerben. Gerade jetzt, wo der Trend der urbanen Landwirtschaft bekannt

geworden ist, würde sich die Gelegenheit bieten, die Schrebergärten auch für

die jüngere Bevölkerung interessant zu machen und das verstaubte Image der

Schrebergärten loszuwerden. Eine weitere Möglichkeit wäre die Funktion des

Magistrats als eine Informationsstelle für Interessierte. Wien hat dafür

beispielsweise die „Gebietsbetreuung“ eingeführt und informiert seine

Bürger/Innen auch vermehrt über diese Möglichkeit. Herr Wotapek hat

erwähnt, dass der Gang zur Behörde eine Hürde darstellen kann. Wenn diese

Tatsache der Stadtverwaltung bewusst ist, sollte sie mehr für die

Informationsbereitschaf des Magistrats werben und aufzeigen, dass sie den

Bürgerinnen und Bürgern bei Anfragen zu urbaner Landwirtschaft zur Seite

stehen. Diese Informationen könnten beispielsweise auch darin liegen, dass

sich Interessierte an ihre Wohnbaugenossenschaft wenden können um die

Möglichkeit von Hochbeete auf den Grünflächen ihrer Wohnhausanlagen zu

besprechen. Im Laufe der Zeit wird sich zeigen, wie hoch der Bedarf

tatsächlich ist. Wenn dieses Informationsangebot von den Bürgern nicht

angenommen wird, ist dies ein Zeichen dafür, dass bei der Bevölkerung kein

Interesse besteht. Wenn es jedoch vermehrt zu Anfragen kommt und das

Angebot angenommen wird, hat sich die Stadt ein neues Standbein

erschaffen, um seine Bürger/Innen glücklich zu machen und, ganz im Sinne

des Zieles der Nachhaltigkeit, die Lebensqualität zu erhöhen.

Conclusio

Korntheuer Andrea 89

5 CONCLUSIO

In diesem letzten Kapitel erfolgt durch die Autorin eine Zusammenfassung der

wesentlichsten Erkenntnisse dieser Arbeit. Ziel dieser Arbeit war es, das ideale

Angebot an urbaner Landwirtschaft zu identifizieren, das sowohl von den

Bürger/Innen, als auch von der Stadtverwaltung gerne angenommen bzw. zur

Verfügung gestellt wird. Um dieses Angebot zu eruieren, wurden zuerst

theoretische Erkenntnisse zu bisher existierenden Formen und Ausprägungen

zusammengetragen. Dabei wurde sowohl das derzeitige Angebot von

St. Pölten, als auch Umsetzungen in Österreich und der ganzen Welt

beleuchtet. In St. Pölten fällt auf, dass alle drei bestehenden Projekte an nur

einem Ort stattfinden – dem Sonnenpark. Dieser ist zwar von vielen

Wohnhausanlagen umgeben, jedoch ist seine Zukunft aufgrund von

Wohnbauvorhaben nicht gesichert. Daher besteht ein latentes Risiko, dass

St. Pölten alle seine bisherigen Urban-Farming-Projekte auf einmal verlieren

könnte und dadurch ein großer Rückschritt in diesem Bereich erfolgt.

Es gibt unterschiedliche Arten öffentlicher urbaner Landwirtschaft.

Gemeinschaftsgärten, auch in Form von Integrationsgärten, sind am meisten

verbreitet. Sie finden auch in Wien die meiste Förderung durch die Stadt und

die Stadtgärtnerei. Vor allem mit der Errichtung des „Karls Garten“ hat die

Stadtverwaltung ihr Interesse und ihre Aufgeschlossenheit gegenüber urbaner

Landwirtschaft verdeutlicht und zeigt einmal mehr, dass Urban Farming dort

als Mittel zur Steigerung der Lebensqualität und in weiterer Folge zur

Steigerung des Images eingesetzt wird. Weltweite Beispiele haben gezeigt,

dass Gemeinschaftsgärten auch in Form eines Dachgartens auftreten können.

Diese Möglichkeit findet in New York sehr stark Anwendung und wir zum Teil

auch von Schulen genutzt. Die Ergebnisse einer Hypothese dieser Arbeit

zeigen dazu, dass die Erfahrung mit Gemüseanbau in der Jugend

Auswirkungen auf das spätere Interesse an urbaner Landwirtschaft hat. In

diesem Sinne sind landwirtschaftsnaher, praktischer Unterricht in Schulen und

Kindergärten Wert gefördert zu werden. Die in der Theorie genannten

Fallbeispiele wurden auch auf ihre Umsetzungsmöglichkeit für St. Pölten hin

überprüft. Mit Flächen wie dem Areal der ehemaligen Kopal-Kaserne, diversen

öffentlichen Parkanlagen, Innenhöfen oder dem Domplatz wären Möglichkeiten

vorhanden. Nach Durchsicht der Literatur fällt auf, dass die meisten Projekte

Conclusio

Korntheuer Andrea 90

in dicht besiedelten Städten und Metropolen vorkommen. Daraus lässt sich

schließen, dass das Interesse und die Akzeptanz von urbaner Landwirtschaft

seitens der Bürger/Innen und der Stadtverwaltungen in solchen Metropolen

höher sind. Die Aussagen in den Experteninterviews verstärken diese

Schlussfolgerung zumindest für die Stadt St. Pölten. Die Experten sehen

nämlich das große Angebot an Grünflächen und Einfamilienhäuser mit Garten,

gemeinsam mit einer geringen Bevölkerungsdichte in St. Pölten als Grund

dafür, dem Trend der urbanen Landwirtschaft nicht weiter aktiv zu folgen. Des

Weiteren sind die Experten der Meinung, dass das Interesse der Bevölkerung

noch nicht so stark ausgeprägt ist, sodass Umsetzungsmaßnahmen notwendig

wären. Die Online-Umfrage dieser Arbeit zeigt mit 204 Teilnehmer/Innen aus

St. Pölten jedoch, dass eine Nachfrage vorhanden wäre. Die Bürger/Innen

würden vor allem Gemeinschaftsgärten in Wohnortnähe und mit Parkplätzen

und Fahrradabstellplätzen aktiv nutzen wollen, wenn die St. Pölten diese

anbieten würde. Die Umfrage-Ergebnisse verdeutlichen auch das hohe

Interesse der St.Pöltner/Innen an biologischer Landwirtschaft. Es wurde von

über 50% eine rein biologische Bewirtschaftung dieses fiktiven

Gemeinschaftsgartens gewünscht. Die eben genannten Faktoren sollten bei

der Planung eines Urban-Farming-Projektes beachtet werden, um bei der

Bevölkerung eine möglichst hohe Beteiligung zu erzielen. Für die Experten

stellt jedoch vor allem die Errichtung der notwendigen Infrastruktur in Form

von Wasseranschlüssen und Parkplätzen eine Hürde dar. Die Bereitstellung

einer geeigneten Fläche hingegen wäre bei einer Befristung auf maximal 2

Jahre denkbar. In Hinblick auf die zukünftige Entwicklung von St. Pölten wird

von den Experten jedoch zu verstehen gegeben, dass von ihrer Seite keine

weiteren Schritte zu diesem Thema angestrebt werden. Auch die

„Zukunftsvision 2020“ von St. Pölten sieht keine Entwicklungen in diese

Richtung vor. Großstädte wie beispielsweise Berlin haben die Notwendigkeit

urbaner Landwirtschaft für die Zukunft bereits erkannt. Vor allem weil sich in

diesen Städten durch das Wachstum der Weltbevölkerung die

Bevölkerungsdichte noch weiter erhöhen wird. Der Trend der urbanen

Landwirtschaft soll dort kommerziell ausgeweitet werden, einerseits um die

Ernährung zu sichern, andererseits um die Lebensqualität der Bevölkerung zu

erhöhen. Die Bevölkerungsentwicklung in St. Pölten wird nicht so stark

eingeschätzt, als dass die vorhandenen Flächen nicht ausreichen würden. Mit

Conclusio

Korntheuer Andrea 91

max. 60.000 Einwohnern in 20-25 Jahren wird sich St. Pölten noch nicht zu

einer Großstadt entwickeln. Für die Zukunft wird die Stadtplanung daher

weiterhin auf ihr Angebot der Kleingartensiedlungen setzen. Mit 11 dieser

Siedlungen, die ca. 1.323 Gärten umfassen, wird den St.Pöltner/Innen die

Möglichkeit für gärtnerische Tätigkeiten geboten. Bei näherer Recherche hat

sich jedoch gezeigt, dass im Durchschnitt nur zwei Gärten pro Siedlung frei

sind und die Kosten abhängig vom darauf befindlichen Gebäude sind. Diese

können von EUR 1.000 bis EUR 15.000 reichen. Jene Gärten, die nur mit einer

einfachen Gartenhütte ausgestattet sind, sind nur in geringer Stückzahl

vorhanden. Auch wenn die Umfrage gezeigt hat, dass eine gewisse

Zahlungsbereitschaft vorhanden ist, stellen die Schrebergärten daher nur

bedingt eine Alternative zu Urban-Farming-Projekten dar. Wenn die

Stadtverwaltung jedoch weiterhin die Schrebergärten als Alternative anbieten

möchte, dann wäre zu überlegen, neue Gärten mit einer einfachen oder gar

keiner Gartenhütte zu schaffen und diese verstärkt im Zusammenhang mit

dem Trend der urbanen Landwirtschaft zu bewerben. Dadurch könnte die

Stadt ein neues Publikum für die Schrebergärten gewinnen.

Vor allem in der Innenstadt gibt es keine Möglichkeit sich gärtnerisch zu

beschäftigen. St. Pölten hat zwar einen hohen Anteil an Einfamilienhäusern mit

Garten aber dennoch gibt es Personen die in Wohnungen leben und keinen

Garten zur Verfügung haben. Die Bedürfnisse dieser Personen sollten nicht

außer Acht gelassen werden. In diesem Zusammenhang ist der

Nachhaltigkeitsbericht von St. Pölten zu nennen, in welchem festgehalten

wurde, dass St. Pölten ein Lebensraum mit Zukunft sein möchte und daher die

Lebensbedingungen angenehm gestaltet werden sollen. Die Zukunft ist mit

Trends, wie Urban Farming einer ist, verbunden und dieser wird vor allem von

Personen ohne Garten gerne angenommen. Auch wenn die Experten der

Stadtverwaltung die Meinung vertreten, dass der Bedarf nicht gegeben ist, die

Umfrage zeigt, dass von Seiten der Bürger eine Nachfrage vorhanden ist.

Möglicherweise liegt diese „Informationskluft“ daran, dass die Bürger/Innen

ihren Bedarf bisher noch nicht stark genug ausgedrückt haben und die Stadt

diesen Trend daher noch nicht als Mittel zur Steigerung der Lebensqualität

sieht. Um die Zukunftsaussichten von urbaner Landwirtschaft in St. Pölten zu

ändern, wäre vermutlich eine Häufung von Projektanfragen der Bürger/Innen

und die damit verbundene Verdeutlichung des Bedarfs notwendig.

Conclusio

Korntheuer Andrea 92

Es mag sein, dass St. Pölten als Mittelstadt „zu klein“ für den Trend urbaner

Landwirtschaft ist weil dieser hauptsächlich in dicht besiedelten Städten

Anwendung findet aber eben diese Tatsache könnte von der Stadtverwaltung

genutzt werden, um eine Vorreiterrolle aufzubauen und das Image der

Landeshauptstadt zu fördern.

Korntheuer Andrea V

6 ABBILDUNGSVERZEICHNIS

Abbildung 1: Nachbarschaftsgarten Heigerlein in Wien 16 ................................................. 10

Abbildung 2: Karte Sonnenpark St. Pölten ............................................................................. 12

Abbildung 3: Gemeinschaftsgarten "Grund"........................................................................... 15

Abbildung 4: Gemeinschaftsgarten St. Pölten ....................................................................... 16

Abbildung 5: Gemeinschaftsgarten Kirchengasse Wien ....................................................... 17

Abbildung 6: Hängender Garten Arsenal ................................................................................. 19

Abbildung 7: Sky Greens ............................................................................................................ 26

Abbildung 8: Dachgarten "Gartendeck"................................................................................... 28

Abbildung 9: Brooklyn Grange Navy Yard Farm .................................................................... 29

Abbildung 10: Hell's Kitchen Rooftop Farm ............................................................................ 30

Abbildung 11: Fifth Street Farm ................................................................................................ 31

Abbildung 12: Flächenwidmungsplan Innenstadt St. Pölten............................................... 31

Abbildung 13: Urban Farming Box............................................................................................ 32

Abbildung 14: Urban Farming GLOBE ...................................................................................... 33

Abbildung 15: Forschungsprozess ............................................................................................ 46

Abbildung 16: Frage 1: Anzahl der Personen je Wohnobjekt ............................................. 53

Abbildung 17: Frage 2: Anzahl der Personen je Gebiet ....................................................... 54

Abbildung 18: Frage 3: Anzahl der Personen mit Erfahrung im Gemüseanbau ............. 54

Abbildung 19: Frage 4: Anzahl aktiven Personen ................................................................. 55

Abbildung 20: Frage 5: Anzahl der Personen je Ausübungsort.......................................... 55

Abbildung 21: Frage 6: Kenntnis über die Möglichkeiten .................................................... 56

Abbildung 22: Frage 7: Bevorzugte Möglichkeit .................................................................... 57

Abbildung 23: Frage 8: Bevorzugte Ausübungsmöglichkeit ............................................... 58

Abbildung 24: Frage 9: Wichtigste Faktoren für die Nutzung ............................................ 59

Abbildung 25: Frage 10a: Bevorzugte Ausübungsfaktoren ................................................ 60

Abbildung 26: Frage 10b: Unwichtige Ausübungsfaktoren ................................................. 61

Abbildung 27: Frage 11: Zahlungsbereitschaft ..................................................................... 62

Abbildung 28: Frage 12: Bekanntheit bereits realisierter Projekte in St. Pölten ........... 62

Abbildung 29: Frage 13: Geschlecht der Befragten .............................................................. 63

Abbildung 30: Frage 14: Alter der Befragten ......................................................................... 63

Abbildung 31: Frage 15: Vorhandener Maturaabschluss ..................................................... 64

Abbildung 32: Frage 16: Vorhandener Hochschulabschluss ............................................... 64

Abbildung 33: Frage 17: Laufendes Studium ......................................................................... 65

Abbildung 34: Frage 18: Laufende Partnerschaft/Ehe ......................................................... 65

Abbildung 35: Frage 19: Mögliche Anbaufläche am Lebensmittelpunkt .......................... 66

Korntheuer Andrea VI

7 TABELLENVERZEICHNIS

Tabelle 1: Vorgehen zur Formulierung der Hypothesen ...................................................... 48

Tabelle 2: Vorgehen zur Formulierung der Hypothesen ...................................................... 48

Tabelle 3: Interpretation von Korrelationen ........................................................................... 49

Tabelle 4: Auflistung der Hypothesen ...................................................................................... 49

Tabelle 5: Zusammenfassung der Hypothesen ...................................................................... 74

Tabelle 6: Übersicht Experten ................................................................................................... 76

Tabelle 7: Themenfelder des Suchrasters ............................................................................... 77

Tabelle 8: Informationen zu Kleingartenvereinen St. Pölten .............................................. 85

Korntheuer Andrea VII

8 LITERATURVERZEICHNIS

Bibliographie

Atteslander, P. 2010: Methoden der empirischen Sozialforschung. Berlin Born, R. / Pölling, B. 2012: Zukunftsforum Urbane Landwirtschaft.

Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen. Nordrhein-Westfalen

Bühl, A. 2008: SPSS 16. Einführung in die moderne Datenanalyse. München Die Presse am Sonntag 24.11.2013: Stadtplanung mit der Abrissbirne. Wien

Friedrichs, J. 1990: Methoden empirischer Sozialforschung. Opladen

Gläser J. / Laudel, G. 2010: Experteninterviews und qualitative

Inhaltsanalyse. 4. Auflage. Wiesbaden

Hanson, D. / Marty, E. 2012: Breaking Through Concrete: Building an Urban

Farm Revival. London Häder, M. 2010: Empirische Sozialforschung. Eine Einführung. Wiesbaden

Häußermann, H./ Siebel, W. 1987: Neue Urbanität. Frankfurt

Hienerth, C./ Huber, B./ Süssenbacher, D. 2009: Wissenschaftliches Arbeiten

kompakt. Wien Magistrat der Landeshauptstadt St. Pölten 2012: Natur erleben.

Informationsfolder der Tourismusinformation St. Pölten. St. Pölten

Mayring, Philipp (2002): Einführung in die qualitative Sozialforschung. 5.Auflage. Weinheim und Basel

Mougeot, L. 1999: Urban Agriculture: Definition, Presence, Potentials and Risks, and Policy Challenges. Ottawa

Müller, Ch. 2007: Interkulturelle Gärten. Urbane Orte der

Subsistenzproduktion und der Vielfalt. In: Deutsche Zeitschrift für

Kommunalwissenschaften. 1/2007. Berlin

Niederösterreichische Nachrichten 2014: „Grund“ für Vielfalt, Woche 10/2014. St. Pölten

Raab, A. E. / Poost, A. / Eichhorn, S. 2009: Marketingforschung. Ein Praxisorientierter Leitfaden. Stuttgart

Reynold, R. 2009: Guerilla Gardening. Ein botanisches Manifest. Zwickau

Schendera, Ch. F. G. 2004: Datenmanagement und Datenanalyse mit dem SAS-System. München

Korntheuer Andrea VIII

Social Publishing Verlag 2010 GmbH 2014, Enorm Magazin 02 April/Mai 2014: Raus in die Stadt. Hamburg

Viljoen, A. / Bohn, K. / Howe, J. 2005: Continuous productive urban

landscapes: Designing urban Agriculture for sustainable cities. Oxford

Zimmerl, U. 2002: Kübeldörfer. Siedlung und Siedlerbewegung im Wien der

Zwischenkriegszeit. Wien

Internet-Quellen

ArchDaily LLC 2012: Urban Agriculture Part I: What Cuba Can Teach Us. Santiago [http://www.archdaily.com/237526/urban-agriculture-part-i-what-cuba-can-teach-us/] [Zugriff am 28.04.2014]

BrightFarms Inc. oJ: Our Farms. New York

[http://brightfarms.com/s/#!/our_farms] [Zugriff am 01.05.2014]

Brooklyn Grange Farm 2014a: About. New York [http://brooklyngrangefarm.com/about/] [Zugriff am 01.05.2014]

Brooklyn Grange Farm 2014b: Navy Yard Farm. New York [http://brooklyngrangefarm.com/navy-yard-farm/] [Zugriff am

01.05.2014] Brooklyn Grange Farm 2014c: Apiary. New York

[http://brooklyngrangefarm.com/apiary/] [Zugriff am 01.05.2014]

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft, 2013: Urban Gardening. Wien [http://www.bmlfuw.gv.at/lebensmittel/city-

farming/urban_gardening.html] [Zugriff am 18.05.2014]

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft 2012: 5 Jahre vielfaltleben. Wien [http://www.bmlfuw.gv.at/umwelt/natur-

artenschutz/vielfaltleben/aktiv/5Jahrevielfaltleben.html] [Zugriff am 18.05.2014]

Danish Architecture Centre 2014: Havana: Feeding the city on urban

agriculture. Kopenhagen. [http://www.dac.dk/en/dac-cities/sustainable-

cities/all-cases/food/havana-feeding-the-city-on-urban-agriculture/?bbredirect=true] [Zugriff am 28.04.2014]

Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH 2012:

Diskussionsforum 5. Landwirtschaft in der Stadt 1950 bis 20150: Vom

Schrebergarten zum Skyfarming. Bonn [ https://www.giz.de/de/ueber_die_giz/4114.html] [Zugriff am

05.05.2014]

Korntheuer Andrea IX

derStandard.at GmbH 23.09.2013: Die Sehnsucht nach schmutzigen

Fingernägeln. Wien [http://derstandard.at/1379291746288/Die-Sehnsucht-nach-schmutzigen-Fingernaegeln] [Zugriff am 02.12.2013]

derStandard.at 25.04.2014: Keine Tomaten im urbanen Gartenlabor. Wien

[http://derstandard.at/1397521531624/Keine-Tomaten-im-urbanen-

Gartenlabor] [Zugriff am 27.04.2014]

derStandard.at 03.06.2012: Der lange Weg zur ersten Ernte. Wien [http://derstandard.at/1338558522916/Urban-Gardening-Der-lange-Weg-zur-ersten-Ernte] [Zugriff am 13.05.2014]

Facebook Ireland Limited 2013a: Grund. Dublin

[https://www.facebook.com/derGRUND?fref=ts] [Zugriff am 26.04.2014]

Facebook Ireland Limited 2013b: Gemeinschaftsgarten St. Pölten. Dublin [https://www.facebook.com/GemeinschaftsgartenSTP/photos/a.519448

258115215.1073741825.373885486004827/519448274781880/?type=1&theater] [Zugriff am 27.04.2014]

Farmcuba 2013: Organoponico vivero alamar. Kuba

[http://farmcuba.org/#home] [Zugriff am 16.05.2014]

Fifth Street Farm Project oJ: Home. New York

[http://www.5thstreetfarm.org/] [Zugriff am 01.05.2014] Freunde des Jägerbataillon Niederösterreich – Kopaljäger 2014: Die

(ehemalige) Kopalkaserne SANKT PÖLTEN. St. Pölten [http://www.jgbnoe.at/kopaljaeger/?lng=de&sekt=7&txt=7-75] [Zugriff

am 13.04.2014] Gartendeck oJa: About. Hamburg [http://www.gartendeck.de/] [Zugriff am

ß7.04.2014]

Gartendeck oJb: Gartenansichten. Hamburg [http://www.gartendeck.de/fotos/gartenansichten] [Zugriff am ß7.04.2014]

Guerilla Gärtner oJ: Guerilla Gärtner. oO [http://www.guerillagaertner.com/]

[Zugriff am 13.04.2014] Google Inc. 2014: Google Maps. Mountain View

[https://www.google.at/maps/place/Sonnenpark/@48.185294,15.625961,17z/data=!3m1!4b1!4m2!3m1!1s0x476d8763163f5765:0x475c81d0

73beff7] [Zugriff am 26.04.2014] Handelsblatt GmbH 2014: Revolution in Kuba! Diesmal aber ist sie grün … .

Düsseldorf [http://green.wiwo.de/revolution-in-kuba-diesmal-aber-ist-sie-gruen/] [Zugriff am 28.04.2014]

Korntheuer Andrea X

Hell’s Kitchen Farm Project 2014a: About. New York

[http://www.hkfp.org/#!about/c17k4] [Zugriff am 01.05.2014]

Hell’s Kitchen Farm Project 2014b: Rooftop Farm. New York [http://www.hkfp.org/#!rooftop-farm/c22ve] [Zugriff am 01.05.2014]

Hell’s Kitchen Farm Project 2014c: Food Pantry. New York [http://www.hkfp.org/#!food-pantry/ctzz] [Zugriff am 01.05.2014]

INfarm GmbH oJ: Projects. Berlin [http://infarm.de/projects-2/] [Zugriff am

13.05.2014]

Kulturverein La Musique Et Sun oJ : Events. St. Pölten

[http://www.lames.at/events/] [Zugriff am 26.04.2014] Lebensart VerlagsgmbH 2013: Freies Obst für die Gemeinde. St. Pölten.

06.09.2013 [http://www.lebensart.at/freies-obst-fuer-die-gemeinde] [Zugriff am 14.04.2014]

Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e.V. 2013: Es wächst

etwas auf dem Dach. Müncheberg [http://www.zalf.de/htmlsites/zfarm/Documents/leitfaden/dachgewaechshaeuser_leitfaden.pdf] [Zugriff am 06.04.2014]

Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e.V 2011a: Die Ideen.

Müncheberg [http://www.zfarm.net/] [Zugriff am 06.04.2014] Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e.V 2011b:

Dachgewächshäuser. Müncheberg [http://www.zalf.de/htmlsites/zfarm/Seiten/idee2_1.html] [Zugriff am

07.04.2014] Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e.V 2011c: Indoor-

Farmen. Müncheberg [http://www.zalf.de/htmlsites/zfarm/Seiten/idee2_2.html] [Zugriff am

07.04.2014] Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e.V 2011d: Vertikale

Farmen. Müncheberg [http://www.zalf.de/htmlsites/zfarm/Seiten/idee2_3.html] [Zugriff am

07.04.2014] Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e.V 2011e:

Dachgärten. Müncheberg [http://www.zalf.de/htmlsites/zfarm/Seiten/idee2_4.html] [Zugriff am

07.04.2014] LIFECYCLES PROJECT SOCIETY oJ,: Sharing Backyards. Toronto

[http://www.sharingbackyards.com/] [Zugriff am 18.05.2014]

Magistrat der Stadt St. Pölten 2009: Umwelt. St. Pölten [http://www.st-poelten.gv.at/Content.Node/buergerservice/stadtentwicklung/Umwelt.p

hp] [Zugriff am 06.05.2014]

Korntheuer Andrea XI

Magistrat St. Pölten 2006: Perspektive Nachhaltigkeit. Ein Statusbericht des Magistrats St. Pölten. St. Pölten [http://www.st-

poelten.gv.at/Content.Node/buergerservice/stadtentwicklung/Nachhaltigkeitsbericht_2006.pdf] [Zugriff am 06.05.2014]

Magistrat St. Pölten 2008: St. Pölten 2020. Eine Vision für St. Pölten. St. Pölten [http://www.st-

poelten.gv.at/Content.Node/buergerservice/stadtentwicklung/Vision_St-Poelten.pdf] [Zugriff am 06.05.2014]

Magistrat St. Pölten 2013a: Geografie. St. Pölten in Zahlen. St. Pölten [http://www.st-

poelten.gv.at/Content.Node/buergerservice/stadtentwicklung/St-Poelten-in-Zahlen.php] [Zugriff am 14.05.2014]

Magistrat St. Pölten 2013b: Bevölkerung. St. Pölten in Zahlen. St. Pölten [http://www.st-

poelten.gv.at/Content.Node/buergerservice/stadtentwicklung/St-Poelten-in-Zahlen.php] [Zugriff am 14.05.2014]

Magistrat der Stadt Wien oJ: Garteln ums Eck. Wien

[http://www.gbstern.at/service-und-beratung/urbanes-garteln/garteln-

ums-eck/] [Zugriff am 07.05.2014]

Marktgemeinde Übelbach oJ: Statistik der Marktgemeinde Übelbach. Übelbach [http://www.uebelbach.gv.at/Statistik.419.0.html] [Zugriff am 14.05.2014]

Markthalle Neun GmbH oJ: Konzept. Berlin-Kreuzberg

[http://www.markthalleneun.de/konzept] [Zugriff am 17.05.2014] Momag e.U. 2014: Mostviertel Magazin, April 2014, Es geht um das

Filetstück. Hollenstein an der Ybbs [http://www.momag.at/epaper/momag320/#20/z] [Zugriff am

24.04.2014] Ministry of National Development oJ: A distinctive Global City. Singapur

[http://www.mnd.gov.sg/mndlink/2013/2013_Jan-Feb/AdistinctiveGlobalCity.htm] [Zugriff am 05.12.2013]

New York Sun Works 2011: The Sun Works Center at PS333. New York

[http://nysunworks.org/projects/the-greenhouse-project-at-ps333]

[Zugriff am 01.05.2014]

Öko Hauptschule Pottenbrunn 2014: Garten. St. Pölten [http://hspottenbrunn.ac.at/garten/] [Zugriff am 14.05.2014]

pressetext Nachrichtenagentur GmbH 2014: WSF Privatstiftung informiert: Kopal-Kaserne soll verwertet werden. Wien

[http://www.pressetext.com/news/20140122008] [Zugriff am 13.04.2014]

Korntheuer Andrea XII

raumstar*architekten 2011: Arbeiten und Gärtnern in Kreuzberg. Berlin

[http://www.raumstar.de/bilder/projekte/dach/urbaner_Dachgarten_raumstar-architekten.pdf] [Zugriff am 13-05-2014]

Regine Bruno KEG 2013: Selbsternte – Gärten. Mödling

[http://www.selbsternte.at/index.php?id=23[ [Zugriff am 02.01.2014]

RESET gemeinnützige Stiftungs-GmbH 2012: Urban Gardening - Mit Gärten

die Welt verändern. Hamburg [http://reset.org/knowledge/urban-gardening-eine-andere-welt-ist-pflanzbar?gclid=CNSF1bScrr0CFafKtAodzC0A8g [Zugriff am

13.04.2014]

Russmedia Digital GmbH 24.04.2014: Begrünung zur Forschung: Wiener Karlsplatz wird zum Urban Garden. Schwarzach [http://www.vienna.at/begruenung-zur-forschung-wiener-karlsplatz-

wird-zum-urban-garden/3939275 [Zugriff am 27.04.2014]

Salat Piraten – Verein zur Förderung urbaner Landwirtschaft im städtischen Raum 2013a: Blog. Wien

[http://www.salatpiraten.org/archives/category/blog] [Zugriff am 02.12.2013]

Salat Piraten – Verein zur Förderung urbaner Landwirtschaft im städtischen Raum 2013b: Über uns. Wien [http://www.salatpiraten.org/ueber-uns]

[Zugriff am 02.01.2014] Schubert & Franzke Ges.m.b.H. oJ: Stadtplan St. Pölten. St. Pölten

[http://st-poelten.map2web.eu/] [Zugriff am 12.05.2014]

Sky Greens Pte Ltd. 2013a: Our company. Singapur [http://skygreens.appsfly.com/products] [Zugriff am 05.12.2013]

Sky Greens Pte Ltd. 2013b: Vertical Farming. Singapur [http://skygreens.appsfly.com/Media] [Zugriff am 05.12.2013]

Sonnenpark – Verein zur Förderung nachbarschaftlicher Kommunikation und

gemeinschaftlicher Aktivitäten oJ: Geschichte. St. Pölten

[http://www.sonnenpark-stp.at/?page_id=206] [Zugriff am 26.04.2014]

Sonnenpark – Verein zur Förderung nachbarschaftlicher Kommunikation und

gemeinschaftlicher Aktivitäten 2012: Sonnenpark Mappe 2012. St.

Pölten [http://www.sonnenpark-stp.at/wp-content/uploads/downloads/2012/09/Sonnenpark_Mappe_2012_v1.pdf]

[Zugriff am 26.04.2014] Stadt Wien oJa: "Karls Garten" öffnet seine Pforten. Wien

[https://www.wien.gv.at/umwelt-klimaschutz/karls-garten.html] [Zugriff am 05.05.2014]

Korntheuer Andrea XIII

Stadt Wien oJa: Stadtentwicklungsplan 2025. Wien

[https://www.wien.gv.at/stadtentwicklung/strategien/step/step2025/index.html] [Zugriff am 16.05.2014]

Stadt Wien oJb: Visionen des STEP 2025. Wien

[https://www.wien.gv.at/stadtentwicklung/strategien/step/step2025/vis

ionen.html] [Zugriff am 16.05.2014]

Stadt Wien oJc: Entwurf zum STEP 2025 vorgestellt. Wien [https://www.wien.gv.at/verkehr-stadtentwicklung/step-2025.html] [Zugriff am 16.05.2014]

Stadt Wien oJd: Öffentlicher Raum – das Wohnzimmer der Stadt. Wien

[http://www.wien.gv.at/stadtentwicklung/projekte/landschaft-freiraum/landschaft/oeffentlicher-raum/index.html] [Zugriff am 16.05.2014]

Stadt Wien 2012: Förderung von Gemeinschaftsgärten in Wien. Wien

[http://www.ifpra2012.bs.ch/13_ifpra_kurzreferate_wien.pdf] [Zugriff am 13.05.2014]

Stadt Wien 2013: Ökoparzellen der Stadt Wien – Gemüse selber kultivieren

und ernten. Wien

[http://www.wien.gv.at/umwelt/wald/landwirtschaftsbetrieb/parzellen.html] [Zugriff am 02.12.2013]

Stadt Wien 2014: Stadtentwicklungsplan 2025, Entwurf. Wien

[http://www.wien.gv.at/stadtentwicklung/studien/pdf/b008357.pdf]

[Zugriff am 16.05.2014]

Statistik Austria 2014: Bevölkerung nach dem Bildungsstand. Wien [http://www.statistik.at/web_de/statistiken/bevoelkerung/volkszaehlungen_registerzaehlungen/bevoelkerung_nach_dem_bildungsstand/index.

html] [Zugriff am 25.05.2014]

Stierand, Philipp 2012: Stadtentwicklung mit dem Gartenspaten. Dortmund [http://speiseraeume.de/downloads/SPR-Stadternaehrungsplanung-Stierand.pdf]

Tempelhof Projekt GmbH oJ: Parkentwicklung. Berlin

[http://www.tempelhoferfreiheit.de/planung-und-entwicklung/parkentwicklung/] [Zugriff am 13.04.2014]

Titscher, Antonia oJ: Gemeinschaftsgarten GRUND. St. Pölten [http://gartenprojekt.at/gemeinschaftsgarten-grund/] [Zugriff am

26.04.2014] Toronto Star Newspapers Ltd. 2009: Garden-sharing program bears fruit.

Toronto [http://www.thestar.com/news/gta/2009/07/10/gardensharing_progra

m_bears_fruit.html] [Zugriff am 13.12.2013]

Korntheuer Andrea XIV

Urban Farmers AG 2013a: Products and Services – UF Box. Zürich

[http://urbanfarmers.com/productsservices/box-globe/] [Zugriff am 06.04.2014]

Urban Farmers AG 2013b: Products and Services – UF Globe. Zürich

[http://urbanfarmers.com/productsservices/uf-globe/] [Zugriff am

06.04.2014]

Verein Aquaponic-Austria oJ: Was ist Aquaponic?. Wien [http://www.aquaponic-austria.at/was-ist-aquaponic/] [Zugriff am 01.05.2014]

Verein Gartenpolylog 2013a: Detailbeschreibung Heigerlein. Wien

[http://www.gartenpolylog.org/de/3/wien/16.-bezirk/nachbarschaftsgarten-heigerlein/praesentation] [Zugriff am 02.01.2014]

Verein Gartenpolylog 2013b: Mutter Erde. Wien

[http://www.gartenpolylog.org/de/3/steiermark/mutter-erde] [Zugriff am 09.11.2013]

Verein Gartenpolylog 2013c: Graz- Gärtnern im öffentlichen Raum. Wien

[http://www.gartenpolylog.org/de/3/steiermark/graz-gaertnern-im-

oeffentlichen-raum/graz-gaertnern-im-oeffentlichen-raum] [Zugriff am 09.11.2013]

Verein Gartenpolylog 2013d: Hängender Kräutergarten. Wien

[http://www.gartenpolylog.org/de/3/wien/3.-bezirk/haengender-

kraeutergarten/haengender-kraeutergarten] [Zugriff am 02.12.2013]

Verein Gartenpolylog 2013e: Initiative „Stadtteilgarten Itzling – zum selber pflanzen“. Wien [http://www.gartenpolylog.org/de/3/salzburg/stadtteilgarten-itzling]

[Zugriff am 02.12.2013]

Verein Gartenpolylog 2013f: Gartenprojekt 2008. Wien [http://www.gartenpolylog.org/de/3/tirol/interkultureller-garten-beim-fluchtlingsheim-kufstein] [Zugriff am 02.12.2013]

Verein Gartenpolylog 2013g: Garden Lab Graz. Wien

[http://www.gartenpolylog.org/de/3/steiermark/garden-lab-graz-grenadiergasse] [Zugriff am 13.04.2014]

Verein Kunst - und Kulturprojekt Samstag 2013a:Schwendergarten, ein mobiler Nachbarschaftsgarten. Wien

[http://samstaginderstadt.at/schwendergarten.html] [Zugriff am 02.12.2013]

Verein Kunst - und Kulturprojekt Samstag 2013b: Samstag in der Stadt 2012. Wien

[http://samstaginderstadt.at/Samstag_in_der_Stadt_2012.html] [Zugriff am 02.12.2013]

Korntheuer Andrea XV

Verlag das Netz GmbH 2006: Zeitschrift „Kinder in Europa“. Ausgabe 10/06.

Ein Gemüsegarten in der Schule. Kiliansroda [http://www.betrifftkinder.eu/zeitschrift/kinder-in-europa/ke-1006/448-

ein-gemuesegarten-in-der-schule.html] [Zugriff am 13.05.2014] Volksschule Grillparzer 1 oJ: Schulgarten gestalten. St. Pölten

[http://www.vsstpoelten-grillparzer1.ac.at/projekte/schulgarten-selbst-gestalten/] [Zugriff am 14.05.2014]

workstation Ideenwerksatt Berlin e.V. 2014: Der Gemeinschaftsgarten des

Allmende-Kontors. Berlin [http://www.allmende-

kontor.de/index.php/gemeinschaftsgarten] [Zugriff am 13.04.2014]

ZEIT ONLINE GmbH 17.08.2006: Das Ökoparadies im Hinterhof. Hamburg [http://www.zeit.de/2006/34/Das_Oekoparadies_im_Hinterhof] [Zugriff am 16.12.20113]

Zero Carbon Food Ltd 2013: Growing Underground. London [http://growing-

underground.com/] [Zugriff am 12.05.2014]

25hours Hotel Company GmbH oJ: infarm. the next evolution in Urban Farming. Hamburg [http://www.25hours-hotels.com/de/culture/friends/infarm.html) [Zugriff am 12.05.2014]

Multimedia-Inhalte Die Kiezgärtner vom Parkhausdach. Linda Richter. 05:07. Deutschland.

(stern.de GmbH) 2013. Gesehen am 07.04.2014 [http://www.stern.de/panorama/urban-gardening-die-kiezgaertner-

vom-parkhausdach-2004716.html]

Korntheuer Andrea XVI

9 ANHANG

9.1 Korrespondenz mit dem Projekt „Gemeinschaftsgarten St.Pölten“

Legende

AK: Andrea Korntheuer

GG: Gemeinschaftsgarten St.Pölten

Datum Absender Inhalt

07. Jänner

2014

AK Liebes Team des Gemeinschaftsgartens,

als (in Wien lebende) St.Pöltnerin bin ich ganz begeistert

davon, dass St.Pölten auch einen Gemeinschaftsgarten

hat. Schade, dass ich ihn erst jetzt (bei Facebook)

entdeckt habe. Ich habe gerade erst eine

Forschungsarbeit zum Thema Urban Farming an der FH

Wieselburg abgeschlossen und überlege, ob ich dieses

Thema auch für meine Masterarbeit verwende. Daher

wollte ich euch fragen, ob euch vielleicht eine

Fragestellung/Problemstellung im Zusammenhang mit

eurem St.Pöltner Gemeinschaftsgarten einfällt. Seid ihr

beispielsweise schon voll ausgelastet oder könntet ihr

den Garten noch vergrößern/würde er noch mehr

Teilnehmer vertragen? Ist der Garten in St.Pölten

bekannt oder wäre ein Marketingkonzept hilfreich? Seid

ihr der Meinung, dass die St.Pöltner noch weitere

Gemeinschaftsgärten nutzen würden? Ich bin für jeden

Input dankbar.

07. Jänner

2014

GG Ich wohne leider nicht mehr in Nähe St. Pölten und bin

auch nicht mehr so involviert in das projekt, aber

prinzipiell denke ich wäre es schon sehr lässig wenn der

gemeinschaftsgarten noch mehr an Bekanntheit gewinnt

und auch, dass noch weitere entstehen! Neben diesem

Gemeinschaftsgarten gibt es ja auch die Gärten der

Kulturinitiative LAMES bzw. auch zu finden unter

Sonnenpark St. Pölten (http://www.sonnenpark-stp.at/);

und in Herzogenburg gibt es den "Garten der

Generationen". Und eine Freundin von mir, Alex Winkler,

leitet auf der FH ein Bachelorprojekt, bei dem sie einen

Gemeinschaftsgarten gemeinsam mit MigrantInnen

pflegen wollen, das ist ihr fb:

https://www.facebook.com/alex.winkler.7568?fref=ts So genug meinen senf dazugegeben, alles liebe!

sorry, das war ein bisschen verwirrend, die letzte

nachricht war von mir, Sophie

(Zoeyenguatemala.wordpress.com/)

08. Jänner

2014

AK Hi Sophie, danke für deine rasche und positive Antwort!

Den Sonnenpark kenn ich jetzt auch schon und die Alex

kenn ich persönlich, mit der war ich in der HLW. Ihr Fb-

Profil hat mich auch auf euren Garten aufmerksam

gemacht. ich werd ihr also gleich mal schreiben bezüglich

Korntheuer Andrea XVII

ihrem Projekt. Der Garten in Herzogenburg war mir noch

nicht bekannt, danke für den Tipp. Kannst du mir jetzt

bitte noch verraten, an wen ich mich bezüglich eures

Gartens wenden kann wenn du nicht mehr so stark

involviert bist?

12. Jänner

2014

GG Hey Andrea! Da ist die Maria, die Zwillingsschwester von

der Sophie Also ich war in der Anfangsphase unseres

Gartens stark involviert, hab das mit meinem damaligen

Freund und einer anderen Freundin initiiert. In unserem

ersten Jahr (2012) waren wir halt recht unorganisiert,

haben das nicht wirklich professionell aufgezogen.. Das

Problem war auch, dass wir alle nicht direkt in St.Pölten

wohnen und zum Gießen, etc. immer extra kommen

mussten. Aber prinzipiell war es ein guter Platz an der

Traisen, weil viele Leute vorbei gekommen sind und

Interesse gezeigt haben. Damals und auch jetzt hätten

wir dringend mehr Leute gebraucht, die sich beim Projekt

anschließen. Und ein Marketingkonzept wäre sicher super

Z.b: wollten wir an der FH eine Aktion machen, um auch

andere Studenten anzusprechen, aber daraus wurde aus

Zeitmagel leider nichts... 2013 hab ich selbst mein

Bachelorstudium abgeschlossen und es haben andere

Leute das Projekt übernommen (z.B.: Sabine

https://www.facebook.com/sseiberl?fref=ts bzw. Mail:

[email protected]; Fritz: [email protected], und

Franziska: [email protected]) Die kannst du

sicher noch mehr ausfragen Unser Garten wird jetzt im

Sonnenpark Garten weitergeführt (was ich weiß

gemeinsam mit dem Projekt von der Alex), weil beim

Grundstück an der Traisen zu viel böses asiatisches Kraut

gegeben hat, und auch zu viele Steinde und Schnecken

Es gibt auch einen Gemeinschaftsgarten von den

Tauschkreis-Leuten, der ist in Viehhofen:

https://www.facebook.com/groups/tauschkreis.poelten/?

fref=ts Hierzu kannst du dich zb an Oskar wenden

https://www.facebook.com/obeneder?fref=ts. Meiner

Meinung nach würden sicher noch mehr St.Pöltner

Gemeinschaftsgärten nutzen, aber da wäre es wichtig

diese auch publik zu machen und die Arbeit auf möglichst

viele Leute aufzuteilen. Also ich fände es schon sehr

sinnvoll, wenn es Mastarbeiten und Bachelorarbeiten zu

dem Thema geben würde Wenn du noch Fragen hast,

kannst du mir oder den anderen gerne schreiben. Ich

heiße auf FB Maria Jane:

https://www.facebook.com/maria.jane.75 und meine

Mailadresse: [email protected] Nur so aus

Neugierde, kann man deine Forschungsarbeit irgendwo

lesen? Würde mich sehr interessieren Lg, Maria

13.

Jänner

2014

AK Hey Maria,

Aber sehe ich es richtig, dass ihr von Beginn an ein

Verein wart und dass eine Genehmigung oä von der

Gemeinde notwendig war?

Ja, die FH-Aktion wäre sicher toll gewesen...ich überlege

gerade, ob ich das irgendwie in meine kommende

Masterarbeit einbauen könnte. Hmm...dass die

Standortgegebenheiten dann doch so vertreibend waren

Korntheuer Andrea XVIII

ist ja fast schade. Im Sonnenpark war ich selber bisher

noch nicht, daher kann ich mir noch nicht vorstellen, wie groß der ist.

Momentan sieht mein Konzept für die kommende

Masterarbeit so aus, dass ich St.PöltnerInnen befrage,

welche Art von urban farming sie bevorzugen würden

(Gemeinschaftsgarten, Selbsternteparzelle etc.) und

dann die Stadtverwaltung frage, welche Möglichkeiten

denn umsetzbar wären. Am Ende soll also ein Angebot

stehen, dass die Bewohner annehmen und im besten Fall die Stadt St.Pölten finanziert.

Danke für die vielen Kontakte und die Umfrage, an der

ich natürlich schon teilgenommen hab.

13. Jänner

2014

GG Hey Andrea,

zu deiner kompletten Verwirrung, ich bin Sabine, eine

"Neue" im Gemeinschaftsgarten, ich gehör zu den neuen

Gesichtern, die im vergangenen Jahr den GG

weitergeführt haben, weil - wie Maria schon gesagt hat-

die "ins Leben rufende Riege" mit Uni & eingedeckt war.

Das alte Grundstück an der Traisen wurde offiziell von

der Stadt zur Verfügung gestellt -natürlich bis auf

Widerruf. Die eine Sache war, dass das Grundstück durch

den japanischen Knöterich immens "gefährdet " war und

wir leider feststellen mussten, dass der Knöterich immer

dichter rein kommt. Das 2. war allerdings, dass das

Grundstück im Hochwasserschutzgebiet gelegen ist und

wir daher nichts - also wirklich gar nichts, theoretisch

auch keine paradeiserstecken- aufstellen durften. Das

Grundstück selbst wäre groß genug gewesen , wir waren

letztlich nur sehr wenige und als Erfahrung nach meinem

1. Jahr kann ich sagen,w ir haben - aufgrund der

Anfangseuphorie - am Pflanzaktionstag waren doch eine

Menge Leute dabei- zu groß begonnen, was letztlich für

die 3-4 Leute die dann übrig geblieben sind, zu viel zum

Gießen war. Wir haben aber die gesamte Pflanzenzeit

einen Jour-Fixe veranstaltet - immer am 4. Mittwoch im

Monat (die Termine finden sich im Übrigen auf der FB-

Seite, dzt. ist Winterpause , konnten auch einige

Sponsorengelder lukrieren um einen WS-Tag mit Sigi

Tatschl - Permakulturexperte direkt am Grundstück

abzuhalten.

Letztlich sind war aber nach Überlegung und

Abstimmung im Verein dazu gekommen, dass wir ab

kommenden Frühjahr einen kleinen Bereich im

Sonnenpark bepflanzen werden. Wie das laufen wird,

werden wir noch sehen.

Liebe Grüße Sabine

21. Jänner

2014

AK Liebe Sabine,

danke für deine Nachricht, die sehr aufschlussreich war.

Mein Fazit daraus: der Standort muss sehr gut überlegt

Korntheuer Andrea XIX

werden und es ist natürlich schade, wenn die Arbeit dann

an einigen wenigen hängen bleibt. Es sollte also quasi

immer einen Grundstock an Verantwortlichen geben, der

nach dem Rechten schauen. Das ist schon mal ein

wichtiger Punkt für meine Masterarbeit. Bei einer

Selbsternteparzelle wäre das nicht so dringend

notwendig - da ist jeder für seine Parzelle verantwortlich.

Habt ihr vor, den Gemeinschaftsgarten im Sonnenpark

noch mehr zu bewerben? Ist es in eurem Sinn, dass er

noch größer wird?

21. Jänner

2014

GG Liebe Andrea,

Ja, genau. Bei uns hat sich sehr bald herauskristallisiert,

wer dann wirklich über einen längeren Zeitraum dran

bleibt und Dinge organisiert. Nach dem ersten Treffen

oder Anpflanztag hat das noch ganz anders ausgesehen,

dh. es braucht einen Kern, der bereit ist sich für eigne

gewisse Zeit verantwortlich zu fühlen, Dinge zu

organisieren - wie z.B. Mulchmaterial anschaffen,

Kontakt zur Stadt halten, Jour-Fixe ausschreiben, und

nicht zuletzt zu gießen. der GG soll keinesfalls an uns

wenigen hängen bleiben, dh. es ist durchaus in unserem

Sinn, dass er größer wird, es wäre ja schade, wenn er

"sterben" würde, weil ja auch nicht gesagt ist, dass wir

übrig gebliebenen jetzt ewig dabei bleiben. Allerdings

wollen wir in diesem Jahr mal wirklich klein starten, Wir

haben jetzt mal im Sonnenpark eine Fläche zugewiesen

bekommen,d ie sich für den GG eignet, wir werden aber

nicht die gesamte Fläche sofort nutzen, sondern nur

einen kleinen Teil davon. außerdem wird auch ein Projekt

der FH St. Pölten - ich denke, du hattest bereits Kontakt

mit Alex, Paul oder Antonia? -nun auf der Fläche garteln,

wir hoffen also auf Synergieeffekte und gegenseitige

Unterstützung, wenn mal einer nicht zum Gießen

kommen sollte. Aber wie gesagt, das ist alles noch im

Anfangsstadium und das Jahr wird zeigen, in welche Richtung sich der GG entwickelt.

Möglichkeiten der Bewerbung wurden bereits im

vergangenen Jahr überlegt, hängt dann aber über

Möglichkeiten der Finanzierung ab bzw. gibt es im

Sonnenpark fix Veranstaltung wie das Sonnenparkfest im

Frühsommer, auch hier wollen wir natürlich dann

vertreten sein und für den Garten werben.

Korntheuer Andrea XX

9.2 Fragebogen Urban Farming in St. Pölten

Korntheuer Andrea XXI

Korntheuer Andrea XXII

Korntheuer Andrea XXIII

Korntheuer Andrea XXIV

Korntheuer Andrea XXV

9.3 Gesprächsleitfaden für Experten-Interviews

1. Bitte erklären Sie kurz Ihre Tätigkeit und Ihren Aufgabenbereich und wie

lange Sie diesen bereits ausüben.

2. Welchen Bezug haben Sie in beruflicher und/oder privater Hinsicht zu

urbaner Landwirtschaft?

a. Inwiefern hat sich Ihre Abteilung mit dem Thema urbaner

Landwirtschaft bisher auseinandergesetzt?

b. Wurden durch Ihre Abteilung bisher Projekte zu urbaner

Landwirtschaft umgesetzt/unterstützt/geplant?

3. In Österreich nimmt Wien eine Vorreiterrolle für urbane Landwirtschaft ein

und bietet zahlreiche Möglichkeiten zur Ausübung. Welche Unterschiede

ergeben sich Ihrer Meinung nach bei Umsetzung derartiger Projekte

zwischen St.Pölten und der Großstadt Wien?

4. Was sind bzw. könnten Ihrer Meinung nach mögliche Motive der Stadt St.

Pölten für die Umsetzung/Unterstützung urbaner Landwirtschaft sein?

5. Wo sehen Sie mögliche Problemfelder bei der Umsetzung solcher Projekte

in St. Pölten?

6. Sind derzeit Projekte zu urbaner Landwirtschaft in St.Pölten geplant?

Wenn ja, welche? Wenn nein, warum nicht?

7. Zu den Ergebnissen der Umfrage: Die Teilnehmer bevorzugen vor allem

Gemeinschaftsgärten, Selbsternteparzellen und Dachgärten.

a. Können Sie dieses Ergebnis nachvollziehen?

b. Waren Ihnen diese Informationen bereits bekannt und hat man sie in

bisherigen Überlegungen berücksichtigt?

8. Die drei wichtigsten Faktoren der Teilnehmer/Innen sind die Nähe zur

Wohnung, biologischer Anbau und Parkplätze/Fahrradabstellplätze. Wie

erklären Sie sich diese hohe Bedeutung?

a. Was wären Ihre wichtigsten Faktoren?

9. 78% der Teilnehmer haben angegeben über einen Matura-Abschluss zu

verfügen. 40% haben in weiterer Folge einen Hochschulabschluss. Sehen

Sie einen Zusammenhang zwischen der Ausbildung und dem Interesse für

(biologische) urbane Landwirtschaft?

10. 67,6% der Bürger wären laut der Umfrage bereit mehr als EUR 15 pro

Monat für eine Urban- Farming-Möglichkeit auszugeben. Mit welchen

Ressourcen (z.B. Grundstück, Erstausstattung mit Werkzeug, Samen,

Pflanzen, Baumaterial) könnte die Stadt ein solches Vorhaben

unterstützen?

11. Welche Unterstützung würde die Stadt von den Bürgern/Bürgerinnen

benötigen, um solch ein Projekt zu realisieren?

12. Wo sehen Sie die Zukunft urbaner Landwirtschaft in St.Pölten? Kurzfristig

(1 Jahr), mittelfristig (3 Jahre) und langfristig (10 Jahre)?

Korntheuer Andrea V

9.4 Suchraster der Experten-Interviews

Legende:

Experte 1: Jens de Buck, Kürzel: B

Experte 2: Ingrid Leutgeb-Born, Kürzel: L

Experte 3: Robert Wotapek, Kürzel: W

Themenfeld

Aussagen

1. Bisherige Erfahrung, Einstellung, Bezug.

B6ff: bin Leiter der Stadtplanung, Abteilung Stadtentwicklung, einschließlich der Vermessung und Verkehrsplanung und im Zuge der Stadtplanung beschäftigen wir uns mit Bebauungsplänen und Flächenwidmungsplänen und damit natürlich genauso mit der Grünraumplanung der Gesamtstadt. B15ff: Wir haben uns sehr wohl mit dem Thema befasst mit unserem externen Fachplaner mit dem wir zusammengearbeitet haben, Dr. Benisch. Wir haben mehr oder weniger die Entwicklungen in den größeren Städten national wie international ein bisschen analysiert und diskutiert, haben bis zu diesem Zeitpunkt und auch eigentlich bis jetzt nicht wirklich einen detaillierten Anlassfall gehabt uns dann im Detail damit zu befassen. Es hat Ansätze gegeben, es hat Überlegungen gegeben in diese Richtung, kleinere Initiativen und Anfragen sowas vielleicht anzuordnen, anzusiedeln im Stadtgebiet.

B69ff: Wir haben hier vor nicht unlanger Zeit eine Anfrage eines solchen Projektes gehabt. Die damals angesprochene Fläche war definitiv nicht geeignet. Ich brauche also eine Fläche im Überflutungsbereich der Traisen nicht wirklich vorsehen. B55f:dienstlich haben wir es abgeklärt und privat habe ich da eigentlich keinen Zugang.

L7: Arbeitet bereits 24 Jahre am Magistrat für Umweltschutz. W10: Ist seit 2 Jahren Leiter der Stadtgärtnerei W16f: im Hammerpark wurde gemeinsam ein Nützlingshotel und ein Kräutergarten errichtet. Die Stadtgärtnerei war für die Installation zuständig. Der Kräutergarten wurde errichtet, um mehr jugendliche Besucher in den Park zu locken und Wissen zu vermitteln. L un W 22: privates Projekt „Gemeinschaftsgarten St.Pölten“.

Korntheuer Andrea VI

Bisher sage ich einmal ohne wirklich greifbares Ergebnis. Privat habe ich da eigentlich keinen Zugang.

2. Unterschiede zwischen Großstadt und St.Pölten.

B24ff: das liegt natürlich ganz einfach gesagt sehr stark an der Stadtstruktur. B59ff:wir haben eine sehr geringe Siedlungsdichte, wir haben eine große Grünraumausstattung im Stadtgebiet, wir haben einen sehr sehr großen Einfamilienhausanteil mit eigenen Gartenflächen, relativ große Grundstücke in diesen Einfamilienhausgebieten, sodass der Bedarf von vornherein überschaubar ist. B26ff:Wir haben natürlich sehr viel landwirtschaftliche Nutzflächen im Stadtgebiet. Aus der Historie der Siedlungsentwicklung haben wir zu den verdichteten Wohnbaustandorten aus der Geschichte heraus der letzten hundert Jahre sehr sehr viele Kleingartenanlagen im Stadtgebiet. Daher ist der Bedarf nach diesen neuen Formen vorsichtig gesagt eher zurückhaltend eher gewesen. B32: wir haben einen überschaubar urbanen Kern. B44f: Schrebergärten: deren Zahl ist im allgemeinen rückläufig, das heißt wir haben hier immer wieder ein gewisses Potential, dass Interessenten jederzeit bei uns einen Kleingarten finden.

L25f: viel landwirtschaftliche Nutzfläche, viel grüne Fläche, Kleingärten vorhanden, Auwälder und andere Erholungszonen vorhanden, viele Einfamilienhaussiedlungen. L45f: St.Pölten hat 50-60% landwirtschaftliche Nutzfläche quasi in der Stadt. Das könnte man durchaus als eine andere Form der urbanen Landwirtschaft bezeichnen.

Korntheuer Andrea VII

3. Welche Barrieren urbaner Landwirtschaft gibt es in St.Pölten.

B75ff: Letztlich ist es in meinen Augen eine Art der Vorstufe einer Kleingartenanlage. .., der Wunsch ist dann sehr schnell nach einer entsprechenden Infrastrukturausstattung. Sei es zum einen die Frage nach der Zufahrbarkeit, sprich Stellplätze, die Frage der Bewässerung, sprich Wasserversorgung, die Frage allfälliger Nebengebäude oder Objekte, die dann dazu errichtet werden müssen und da bin ich letztlich in der Form einer Kleingartenanlage. B83: sobald dann Fragen derartiger Infrastruktur dazu kommt wird es halt ein bisschen schwieriger. B87ff: wir haben eine Vielzahl von Kleingartenanlagen, die dafür gedacht und geeignet sind und die von ihrer Lage entsprechen geeignet sind. B94: die Stadt hat eine Vielzahl dieser Anlagen (Kleingärten) in dem Sinne zur Verfügung gestellt, dass es städtische Grundstücke sind. Das ist der Beitrag, den die Stadt leisten kann.

B98: Es ist auch die Frage, welche Widmungen brauche ich dafür, welche Nutzungen sind dort überhaupt zulässig. Daher muss man sich das schon sehr frühzeitig sehr genau anschauen. Denn es besteht die Gefahr, dass sich aus so einer kleinen Nutzung, dann irgendwann kleingartenähnliche Strukturen entwickeln werden. B125: Wenn es um das Auspflanzen von Salaten, Tomaten und was auch immer geht, das wird an vielen Stellen möglich sein aber wie gesagt, es ist dann halt schnell die Frage der Infrastrukturwünsche und das habe ich aus der Befragung herausgelesen, die sind dann sehr schnell gegeben. B168f: Nicht grundlos gibt es gesetzliche Grundlagen eines Raumordnungsgesetzes und ähnlichen Dingen, wo natürlich Funktionen und Nutzung geregelt sind. B69ff: Weil ich eine gewisse Grundausstattung sehr wohl irgendwann entweder zur Verfügung stellen muss oder die Möglichkeit zumindest zulassen muss und daher muss ich natürlich seitens der Stadtplanung schon sehr frühzeitig überlegen, welche

B164ff: Dass wir natürlich vor allen Dingen wohnortnahe an einer entsprechenden baulichen Nutzung und verdichteten Wohnnutzung interessiert sind, liegt natürlich in der Natur der Sache. Und inwiefern das mit einer unmittelbar, Wohnort-angrenzenden, landwirtschaftlich-artigen Nutzung vereinbar ist, das ist doch zu mindestens zu hinterfragen. L25f: viel landwirtschaftliche Nutzfläche, viel grüne Fläche, Kleingärten vorhanden, Auwälder und andere Erholungszonen vorhanden, viele Einfamilienhaussiedlungen.

Korntheuer Andrea VIII

W35ff: St.P. verfügt über viel ländlichen Bereich. Man könnte sich die Produkte direkt vom Bauern holen. Außerdem hat St.P. viele Schrebergärten (zB. 11 Schrebergärten des Kleingartenverbandes mit 1491 Mitgliedern; „ÖBB Landwirtschaft“ verfügt über drei Standorte. Diese wurden damals für ÖBB-Bedienstete in der Nähe der ÖBB-Wohnungen errichtet). Befürchtung: dass aus urbaner Landwirtschaft Schrebergärten werden (dadurch, dass man sich heimisch einrichtet mit einer Gartenhütte etc.). In Wien wird dies bewusst verhindert, indem die Flächen nur für 1-2 Jahre zur Verfügung stehen oder die Parzellen immer wieder neu umgeackert und zugewiesen werden. Denn wenn es erst einmal Schrebergarten-Charakter hat, dann bekommt man das nur schwer wieder weg. Problem der Errichtung von Infrastruktur wie Parkplätzen, wer kümmert sich darum, Kosten, wer bezahlt den Wasserverbrauch, Errichtung eines Kompostes.

Flächen geeignet sein könnten.

Korntheuer Andrea IX

4. Ergebnisse der Umfrage - Formen.

B116ff: Grundsätzlich ist das Ergebnis schlüssig und nachvollziehbar weil die Zielgruppe, die auf die Umfrage geantwortet hat, sind vermutlich mehr oder weniger mögliche Interessenten, die sich mit dem Thema überhaupt befassen. B119ff:. Da kann ich mir solche Dinge wie Gemeinschaftsgärten, Selbsternteparzellen grundsätzlich vorstellen. Wir haben auch schon mal im Zuge dieses Landschaftskonzeptes diskutiert, in wieweit es ein Thema sein könnte, dass Landwirte geeignete landwirtschaftliche Flächen für eine Selbstbewirtschaftung, in welcher Form auch immer, also sprich Pacht, Miete, zur Verfügung stellen. Nur das Thema ist halt immer die zugehörige Infrastruktur und die hab ich dort nicht und die werde ich dort nicht schaffen können. B125: Wenn es um das Auspflanzen von Salaten, Tomaten und was auch immer geht, das wird an vielen Stellen möglich sein aber wie gesagt, es ist dann halt schnell die Frage der Infrastrukturwünsche und das habe ich aus der Befragung herausgelesen, die sind dann sehr schnell gegeben.

B128ff: wir haben im urbanen Kern eine Vielzahl an Brachflächen oder an noch nicht der Widmung entsprechend genutzten Flächen, die Bauland gewidmet sind und eben noch nicht verbaut sind und eher landwirtschaftlich genutzt werden .Die könnten sich in Wohnortnähe TEMPORÄR für solche Nutzungen sehr wohl eigenen. Es gibt auch eine ganze Reihe an Brachflächen, die derzeit brach liegen und noch keiner Verwertung zugeführt wurden. Das sind also aus den urbanen Diskussionen der anderen Städte sehr wohl geeignete Flächen aber wie gesagt, bei uns scheint das Interesse überschaubar zu sein. B155ff: Das kann man sich maximal im Einzelfall ansehen, inwieweit es möglich ist und inwieweit die Flächen für solch eine dauerhafte Nutzung geeignet sind. Es kann keiner im Moment sagen, inwieweit diese Strukturen oder diese Nutzungsüberlegungen dauerhaft sind oder nur temporär.

L und W53: Zu Dachgärten gab es bisher keine Anfragen weil wir genügend Grünfläche haben und daher nicht die Dächer nutzen müssen.

Korntheuer Andrea X

5. Ergebnisse der Umfrage - Bildung.

B146:Das scheint so zu sein, ja. Nicht nur aus der Befragung heraus sondern durchaus auch was man in den anderen Städten so sieht, glaube ich, dass das sehr wohl im Zusammenhang steht. Anscheinend sind die anderen Bevölkerungsschichten eher an einer kleingarten-/schrebergartenartigen Nutzung stärker interessiert als wie an einer derartigen Form.

W59ff: im Prinzip haben wir ja alles, wir leben im Überfluss. Urbane Landwirtschaft betreibt man dann, wenn man etwas Gesundes essen möchte. Dieses Gesundheitsbewusstsein könnte mit der Bildung zusammenhängen. Höhere Bildungsschichten interessieren sich für biologischen Anbau, dieser ist im Supermarkt jedoch teuer, daher greift man zum Eigenanbau.

L63f: bei Migranten ist das Bildungsniveau eher nicht ausschlaggebend. Die haben in ihrer Heimat oftmals keine Bildungsmöglichkeiten, haben jedoch Kenntnisse im Anbau. W65ff: weniger gebildete Personen und Immigranten haben eventuell eine Hemmung, auf die Behörde zu gehen und sich zu erkundigen. Akademiker kennen sich bei solchen Anliegen besser aus.

6. Forderungen der Stadt.

B158f: Und es ist die Frage der Zusammensetzung, ist es über einen Verein oder wer ist der Ansprechpartner. B159ff: Wir würden das nicht so sehr auf die Öffentlichkeit beziehen wollen sondern schon sehr verstärkt in den privaten Bereich delegieren wollen und dort ist es eigentlich anzusiedeln ehrlich gesagt. Wie gesagt, wenn es Interessenten gibt, die sich zu Gruppen zusammenschließen können sie genauso mit Landwirten oder Grundeigentümern sprechen.

W28f: Nur wenn Bedarf da ist oder wenn es einen zusätzlichen Nutzen hat wie beispielsweise der Kräutergarten oder einen Bildungsnutzen. W68ff: Problem sind Zeit und Personal. Wenn es einen Verein oder einen Verantwortlichen gibt, dann kann man solche Projekte gerne mit Wissen und Pflanzen unterstützen. Es darf nicht die Ausmaße eines Schrebergartens annehmen. W72f: würde Unterstützung bieten, wenn es nicht nur um den Anbau, sondern auch um Austausch und Kommunikation wie bei Integrationsgärten geht.

W70: das Grundstück sollte nur für max. 2 Jahre zur Verfügung gestellt werden. W77ff: ihm ist wichtig, dass jemand hinter dem Projekt steht, der sich regelmäßig darum kümmert, der Verantwortung übernimmt, die Gruppe führt und organisiert. Dies könnte ein Verein sein. Eine passende Fläche sollte vorgeschlagen werden. Ist von der Idee der Integrationsgärten begeistert weil dort Wissen und Pflanzen aus unterschiedlichen Ländern zusammenkommt.

Korntheuer Andrea XI

7. Zukunft urbaner Landwirtschaft in St.Pölten.

B62f: Es gibt sicherlich einen, oder es kann sich einer entwickeln, das ist überhaupt kein Thema und dann wird man sehen, wie man mit diesem Thema entsprechend umgehen kann. B66f: wenn es bestehenden Bedarf gibt. Nochmal, der Schwerpunkt liegt bei uns in der Nutzung der bestehenden Kleingartenanlagen, das ist schon der Vorrang. Weil die koordiniert gesteuert sind, auch von der Entwicklung, von den Lagen der Flächen, die entsprechend geeignet sein müssen. B87ff: wir haben eine Vielzahl von Kleingartenanlagen, die dafür gedacht und geeignet sind und die von ihrer Lage entsprechen geeignet sind. B89f: Die Frage, ob man diesen urbanen, großstädtischen Entwicklungstendenzen in einer Stadt wie St.Pölten, wie weit der Bedarf dann wirklich da ist, das ist die Frage. B104: Unsererseits ist nichts geplant. B106: Überhaupt kein Thema. L und W51: keine Projekte geplant bis auf das eine, über das jedoch noch nichts erzählt werden darf. L82: in langfristiger Zukunft ist der Ausbau urbaner Landwirtschaft nicht geplant.

B186f: Dieses gegenständliche Thema (gemeint ist urban farming) spielt in diesem Zusammenhang (gemeint ist die Zukunftsvision 2020) eine eher überschaubare Rolle, um nicht zu sagen keine. B190ff: Es ist wie gesagt bisher auch überhaupt kein Thema gewesen. Und wie gesagt, ich sehe in einer Stadt wie bei uns, in der Form das nicht wirklich zu einem Thema werdend. Mag sein, dass es die eine oder andere Interessensgruppe gibt und die wird man sicher auch bedienen können, das ist das geringste Problem aber es ist kein Thema, dass man sich jetzt derart umfassend damit wird befassen müssen. Glaube ich aufgrund unserer Struktur nicht. W83: im Hammerpark wird noch mehr entstehen. W22: Neues Projekt, über das jedoch noch nichts verraten werden darf, ist in Planung.

B203ff: Wir sind derzeit bei ca. 52.500 Einwohnern, wir waren vor zehn Jahren bei den 50.000 und die Prognosen für die nächsten Jahre gehen in der Form so weiter wie sie derzeit sind also ungefähr max. 60.000 Einwohner in den nächsten 20-25 Jahren. Diese Flächen bringen wir in den bestehenden Siedlungsstrukturen problemlos unter. L30ff : Zum Konzept „Gesundheits-Stadt“ würde das Thema schon einigermaßen passen. -> sinnvolle Betätigung führt zu psychischer Gesundheit, Ernährung hängt mit Gesundheit zusammen. Auch mit dem Thema Nachhaltigkeit hängt es zusammen. Daher sollte es der Stadt (mit dem Ziel der Nachhaltigkeit) wichtig sein weil es um das Wohlergehen der Bevölkerung geht).

Korntheuer Andrea V

9.5 Korrespondenz mit Kleingartenvereinen St.Pölten

Datum Absender Inhalt

16. Mai 2014 Kernstock Wilhelm

KGV Stadtwald

w.d.a.kernstock@aon.

at

Hallo Frau Korntheuer

in der Anlage Stadtwald sind zurzeit keine

Gärten frei. Bei mir gibt es Wartelisten, sie

füllen eine Bewewrbung aus, wenn ein

Garten

frei wird, werden die Bewerber

verständigt.

Wem der Garten gefällt und bereit ist die

Ablöse zu bezahlen, bekommt den Garten.

Sie erreichen mich auch Telefonisch unter

0664/73416512

Wenn Sie genaueres Wissen wollen, rufen

Sie mich einfach an.

mfG Kernstock Wilhelm

19.Mai 2014 Kernstock Wilhelm

KGV Stadtwald

Telefonat:

Die Größe der Gärten beträgt

durchschnittlich 250m2. Es gibt nur noch

einen Garten mit einer ganz normalen

Gartenhütte aber nur einige, die über 4000

Euro Gebäudewert sind. Vereinsbeitrag ist

500,-/Jahr.

15. Mai 2014 Johann Membir

KGV Kollerberg

johann.membir@hotm

ail.com

Sehr geehrte Frau Korntheuer,

zur Zeit sind in unserer Kleingartenanlage

Gärten frei. Es gibt auch eine Warteliste.

Für weitere Fragen stehe ich Ihnen

gerne persönlich zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen

KGV Kollerberg/Membir

15. Mai 2014 Rainer Dworak

KGV Frohe Zukunft

[email protected]

Sehr geehrte Frau Korntheuer,

ja, es gibt in unserer Anlage, KGV Frohe

Zukunft, zur Zeit freie Gärten. Für

genauere Informationen können Sie mich

unter der Tel.Nr.: 0650/60 64 820

erreichen, oder Sie kommen am Samstag

zu meiner "Sprechstunde" von 14.00 -

16.00Uhr im Vereinshaus, 3100 St. Pölten,

Gutenberstraße 39.

mit freundlichen Grüßen

Rainer Dworak, Obmann

19. Mai 2014 Rainer Dworak

KGV Frohe Zukunft

Telefonat:

Bei ihm sind momentan 3 Gärten frei. Die

Gartenflächen sind im Durchschnitt

400m2. Von den 158 Gärten sind ca. 15-

20 nur mit einer kleinen Gartenhütte

ausgestattet. Alle anderen haben schon

größere Häuser. Vereinsbeitrag richtet sich

nach der Gartengröße. Liegt im Schnitt bei

150,-/Jahr.

Korntheuer Andrea VI

15. Mai 2014 Wilbert Leitgeb

KGV Feldmühle

[email protected]

Bezüglich ihrer Anfrage kann ich ihnen

gerne weiterhelfen. Sie können mich ab

Montag unter 0676 5493049 bezüglich

einer Terminvereinbarung gerne anrufen

lg Wilbert Leitgeb

A-3100 St.Pölten

Ligusterweg 11/99

19. Mai 2014 Wilbert Leitgeb

KGV Feldmühle

Telefonat:

In seinem Verein sind derzeit 2 Gärten frei.

Die Gärten sind zwischen 287-310qm

groß. Die meisten Anfragen kommen im

März/April.

Die Pächter sind sehr treu und haben ihre

Gärten lange. Die Vergabe von Kleingärten

in NÖ verläuft autonom (jeder Verein für

sich selber). Die Kosten beginnen bei

1.000 und steigen je nach dem Wert des

Gebäudes, das darauf steht. Wenn ein

Garten frei wird, wird ein Schätzgutachten

für das Gebäude (ohne Möbel) ausgestellt.

Dieser Betrag muss an den Errichter des

Gebäudes bezahlt werden. Wie dieser

Betrag gezahlt wird (in Raten, Bar, etc.)

machen sich alter und neuer Pächter aus.

Ca. ¼ der Gärten bei ihm sind im Wert von

1000-4000 Euro (aufgrund der Gebäude).

Für das Gebäude ist Grunderwerbssteuer

3,5% zu bezahlen. Pro Jahr ist ein

Mitgliedsbeitrag zu bezahlen. In seinem

Verein 300 Euro. Günstigere gibt es für

150 pro Jahr. Davon werden

Betriebskosten (Vereinshaus, Strom,

Wasser, Licht auf dem Parkplatz, etc.)

bezahlt. 3 der Vereine in NÖ sind auf dem

neusten Stand bezüglich Infrastruktur

(Kanal, Strom etc.). Bei den anderen wird

das Wasser nur von Mai-Oktober

aufgedreht und es gibt im Vereinshaus

Toiletten (die von den Mitgliedern im Rad

geputzt werden). Laut Kleingartengesetz

sind 3 Stöckige Häuser erlaubt.

15. Mai 2014 Klaus Luger

KGV Stilles Tal

[email protected]

S.g.Fr.Korntheuer,

zur Zeit sind keine Parzellen frei.

Es ist bei uns aufgrund der Infrastruktur

sehr rege Nachfrage und wir haben aktuell

mindest 16 seriöse Interessenten auf der

Warteliste.

Die Vergabe ist größtenteils so das der

Pächter meist schon jemanden hat und

sich mit dem einig ist.

Sollte es nicht so sein und der

Unterpächter an mich herantritt, wird von

meiner Seite jeder von der Warteliste

Korntheuer Andrea VII

informiert.

Der weitere Ablauf läuft wie vorgegeben---

es wird ein Schätzgutachten erstellt und

danach der Unterpachtvertrag errichtet

und über den Landesverband abgewickelt.

mfG

Klaus Luger

Korntheuer Andrea VIII

9.6 Inserate und Zeitungsartikel

St.Pölten Konkret, Ausgabe 5/2014, S.13

Korntheuer Andrea IX

Bezirks Blätter St.Pölten, Ausgabe 18, 30. April/02. Mai 2014, Cover

Korntheuer Andrea X

Bezirks Blätter St.Pölten, Ausgabe 18, 30. April/02. Mai 2014, S. 17

Korntheuer Andrea V

9.7 Transkription der Experten-Interviews

Korntheuer Andrea VI

Korntheuer Andrea VII

Korntheuer Andrea VIII

Korntheuer Andrea IX

Korntheuer Andrea X

Korntheuer Andrea XI

Korntheuer Andrea XII

Korntheuer Andrea XIII

Korntheuer Andrea XIV

Lebenslauf

Persönliche Daten Andrea Korntheuer Reichsapfelgasse 1/21

1150 Wien

geboren 27. Oktober 1987 in St.Pölten ledig

römisch-katholisch Österreich

Schulbildung

Seit September 2012 Austrian Marketing University of

Applied Sciences Master- Studiengang Bio-Marketing

2007–2010 FH Wien Studiengänge der WKW

Tourismusmanagement Bachelor of Arts in Business

2002–2007 HLW St.Pölten

1998–2002 Hauptschule der engl. Fräulein in

St.Pölten

1994–1998 Volksschule Wagram

Berufserfahrung Seit August 2010 Clinical Trial Assistant, Firma

Astellas Pharma GmbH, Wien Aufgaben: Teamassistenz,

Vorbereitung, Durchführung und Abschluss von internationalen

klinischen Studien Februar–Juli 2009 Pflichtpraktikum Firma MYDAYS

GmbH, München, D Aufgaben: Ausbau des

Produktportfolios, Vertragsverhandlungen,

Kundenservice, Qualitätssicherung

Juli 2003–August 2008 diverse Ferialpraktika

Korntheuer Andrea XV

Besondere Kenntnisse Fremdsprachen

Englisch Gut

Französisch Anfänger

EDV-Kenntnisse Microsoft Word Sehr gut

Microsoft Power Point Sehr gut Microsoft Excel Gut

Führerschein der Klasse B seit August 2006

Wien, 11. Juni 2014