westerplatte : ein gemeinsamer erinnerungsort oder ein

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Anna Musioł Westerplatte Gemeinsamer Erinnerungsort oder gespaltenes Symbol? Universität Potsdam WeltTrends Papiere | 14

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Page 1: Westerplatte : ein gemeinsamer Erinnerungsort oder ein

Anna Musioł

Westerplatte

Gemeinsamer Erinnerungsort oder gespaltenes Symbol?

U n i v e r s i t ä t P o t s d a m

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Anna Musioł

Westerplatte

Gemeinsamer Erinnerungsort oder gespaltenes Symbol?

We l t Tr e n d s Pap i e r e | 14

Universitätsverlag Potsdam

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Bibliografische Informationen der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind Im Internet unter http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Universitätsverlag Potsdam 2010http://info.ub.uni-potsdam.de/verlag.htm

Universitätsverlag Potsdam, Am Neuen Palais 10, 14469 PotsdamTel. +49 (0)331 977 4623, Fax -3474E-Mail: [email protected]

Die Schriftenreihe WeltTrends Papierewird herausgegeben von Azadeh Zamirirad, M.A., Universität Potsdam, im Auftrag von WeltTrends e.V.

Band 14 (2010)Anna Musioł: Westerplatte – Gemeinsamer Erinnerungsort oder gespaltenes Symbol?

Satz: Martin Anselm MeyerhoffProduktionsleiter: Kai KleinwächterDruck: Audiovisuelles Zentrum der Universität Potsdam

Das Manuskript ist urheberrechtlich geschützt.Alle Nutzungsrechte liegen bei WeltTrends e.V.

Vereinsvorsitzender: Prof. Dr. Lutz KleinwächterE-Mail: [email protected]

ISSN 1864-0656ISBN ISBN 978-3-86956-047-2

Ab Juli 2011 parallel online veröffentlicht auf demPublikationsserver der Universität PotsdamURN urn:nbn:de:kobv:517-opus-41301http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:kobv:517-opus-41301

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Anna Musioł M. A., geb. 1977, Abschluss in Germanistik (2002) und Europastudien (2004) an der Jagiellonen-Universität Krakau. Zurzeit Doktorandin am Institut für Soziologie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Promotionsthema: Erinnern und Vergessen – Erinnerungskulturen im Lichte der deutschen und polnischen Vergangenheitsdebatten – Diskursanalyse der Jed-wabne-Debatte und der Walser-Bubis-Debatte.Forschungsschwerpunkte: Erinnerungsdiskurse, deutsch-polnische Beziehungen nach 1945, Diskursanalyse.Email: [email protected]

Inhalt

Einleitung 4

Westerplatte als Erinnerungsort 6

Die Gedenkstunde am 1. September 2009 als diskursiver Akt 11

Hauptakteure im Deutungsstreit 13

Figur Westerplatte: Ein Dekodierungsversuch 15

Bundeskanzlerin Merkel: Westerplatte als Aussöhnungszeichen 15Ministerpräsident Putin: Westerplatte im Dienste einer gebrochenen Friedens-Rhetorik 17Staatspräsident Kaczyński: Westerplatte im Modus des innerpolnischen Heldendiskurses 19Regierungschef Tusk: Westerplatte als Sicherheits- und Friedensgarant 22

Schlussfolgerungen 24

Quellenverzeichnis 28

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Einleitung

Mit Ehrenwachen und Kranzniederlegungen begann die Gedenkstunde auf der Westerplatte1, dem ehemaligen pol-

nischen Munitionsdepot bei Danzig (poln.: Gdańsk), mit dessen Beschuss am 1. September 1939 der Zweite Weltkrieg ausbrach. Die kleine Halbinsel Westerplatte wurde zur Arena einer öffent-lichen Gedenkfeier von staatstragendem Charakter. Für die polnische Geschichtswahrnehmung stellt Westerplatte seit Jahr-zehnten ein Symbol des heldenhaften Widerstandes und des aus-sichtlosen Kampfes gegen Nazi-Deutschland dar. Im Laufe der Feierlichkeiten des Erinnerungsjahres 2009 markiert die Gedenk-stunde anlässlich des 70. Jahrestags des Kriegsbeginns ein wich-tiges Ereignis von grenzüberschreitender Dimension. Zu der Gedenkfeier am 1. September 2009 versammelten sich rund 20 europäische Staats- und Regierungschefs, darunter der schwe-dische Regierungschef und damalige EU-Ratspräsident Fredrik Reinfeldt sowie Frankreichs Regierungschef Francois Fillon. Die zentralen Akteure der Gedenkfeier waren aber Bundeskanzlerin Angela Merkel, Russlands Ministerpräsident Wladimir Putin und polnische Spitzenpolitiker, darunter Ministerpräsidenten Donald Tusk sowie der damalige Staatspräsident Lech Kaczyński2. Die in ihren Auftritten signalisierten Inhalte bilden wichtige Referenz-punkte in der nationalen wie supranationalen Aufarbeitung der tragischen Geschichte des vergangenen Jahrhunderts.

Im Folgenden stelle ich die Frage, welche Lesarten der Wester-platte anhand von Reden der genannten Repräsentanten der unterschiedlichen nationalen Erinnerungsdiskurse zum Umgang mit dem Zweiten Weltkrieg rekonstruiert werden können. Nachzugehen ist der Fragestellung, welche Veränderungen in

1 Der Begriff „Westerplatte“ wird in dem vorliegenden Aufsatz zweifach ver-wendet. Als Ortsbezeichnung für die polnische Halbinsel wird der Name mit dem Artikel wiedergegeben. Um den Unterschied zur abstrakten Verwen-dung dieses Begriffs zu markieren, wird der Artikel an entsprechender Stelle ausgelassen.

2 Die Amtszeit Kaczyńskis fand durch einen Flugzeugabsturz in Smolensk am 10. April 2010, bei dem er ums Leben kam, ein vorzeitiges Ende.

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der Wahrnehmung der Geschichte des Zweiten Weltkrieges an den Auslegungsprozessen in Bezug auf die Figur Westerplatte an den vier zentralen Reden der Spitzenpolitiker zu verfolgen, diskursanalytisch zu analysieren und auszuwerten sind. Nachzu-weisen ist im Folgenden, wie sich anhand des vorliegenden Forschungsmaterials, in dem die Erinnerungsdiskurse jeweils vor dem Hintergrund des nationalen Kontextes manifestiert werden, konkurrierende Auslegungsmodelle der Wahrnehmung der Geschichte des Zweiten Weltkrieges zeigen. Im Mittelpunkt der Auseinandersetzung um den Umgang mit der Kriegsge-schichte steht die Frage der Legitimierung der einzelnen natio-nal und staatlich gestifteten Deutungsangebote.

Zu dem im Aufsatz verwendeten Diskursbegriff sollte ergän-zend betont werden, dass dieser in erster Linie der auf Foucault rekurrierenden Diskurs-Definition von Keller (Keller 2001: S. 113) entspricht, laut der Diskurse als Bedeutungsengagements zu verstehen sind, die im spezifischen Set von Praktiken produ-ziert, reproduziert und transformiert werden. Diese gewin-nen einen realen Charakter durch das Handeln der Akteure. Diskurse kristallisieren sich um Themen, in denen gesell-schaftliche Deutungen- und Handlungsprobleme konstruiert werden. In Anlehnung an Foucault betont Keller die Rolle der Diskurse für die Deutungsproduktion und Wirklichkeitskonst-ruktion (Keller 2001: S. 115ff.). Ein solcher Diskursbegriff ist vor dem Hintergrund der sprachlichen Praxis zu verstehen. Der Diskurs ist als ein sprachliches Ereignis zu definieren, welches auf eine konzeptuelle Narrationen rekurriert, die Konstruktio-nen sowie analytische Erklärungsmodelle der sozialen Wirklich-keit anbietet. Gemeint ist damit in erster Linie die diskursive Praxis der Konstitution und des Wandels von Bedeutungssys-temen. Neben dem sprachlichen Charakter weisen Diskurse auch einen materiellen Charakter auf, der sich in ihren Materi-alisationen – in den mit Inhalt besetzten Formen des Denkens, Sprechens und Handelns – äußert, wodurch Diskurse materiell und durch das Handeln der Akteure real werden (Jäger 2001). Dieser Aspekt des Erinnerungsdiskurses wird in Form von non-verbalen Gedenkpraktiken und -ritualen zum Ausdruck gebracht (vgl. Connerton 1989). Dieses Element der Analyse wird im folgenden nicht behandelt, da es den Rahmen des hier präsentierten Forschungsdesigns weit überschreiten würde.

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Westerplatte als Erinnerungsort

Westerplatte, seit Jahrzehnten als Inbegriff des polnischen Widerstandes gegen Nazi-Deutschland verstanden, bildet

einen wichtigen Bestandteil der Tradierungsmuster im Rahmen des polnischen öffentlichen Diskurses zum Umgang mit dem Zweiten Weltkrieg. Der Mythos des heroischen Kampfes um die Westerplatte angesichts des massiven deutschen Beschusses und Bombardements wurde zur verfestigten Ikone in der polnischen Wahrnehmung der Geschichte. Das Westerplatte-Denkmal, (poln.: Pomnik Obrońców Wybrzeża; deutsch: Denkmal der Ver-teidiger der Küste), das Ende der 1960er Jahre auf der Halbinsel enthüllt wurde, stellt ein festes Motiv der polnischen Erinne-rungslandschaft dar. Die Legende um die heldenhafte Verteidi-gung der Westerplatte durch eine Handvoll polnischer Soldaten wurde in einem der bekanntesten Kriegsgedichte der polnischen Literatur von Konstanty Ildefons Gałczyński3 verewigt.

Zur Verdeutlichung des historischen Kontextes von Wester-platte ist an dieser Stelle zu betonen, dass das ehemalige Muniti-onsdepot symbolisch in den polnischen Geschichtsbildern als Inbegriff des gesamten Septemberfeldzuges von 1939 betrach-tet wird. Am Vorabend des Ausbruchs des Zweiten Weltkrieges glaubte die Mehrheit der polnischen Bevölkerung an die Stärke und Verteidigungsbereitschaft der Armee. Die Wirklichkeit erwies sich aber in mehrfacher Hinsicht als enttäuschend. Trotz der Führungsdefizite der damaligen Befehlshaber und ungeach-tet der Niederlage der regulären Streitkräfte dauerte die Vertei-digung Polens bis Mitte September 1939 an.4

3 Siehe „Preislied für die Soldaten von Westerplatte“ (Orig.: „Pieśń o żołnierzach z Westerplatte”) entstanden 1939.

4 Zur Thematisierung des Septemberfeldzuges im kommunistischen Polen siehe folgende Spielfilme: Zum Schicksal einer Kavallerie-Abteilung – „Lotna“ (Regie: Andrzej Wajda; Erscheinungsjahr: 1959) sowie zur Verteidigung von Oberschlesien – „Der Fallschirmturm“ (Orig.: „Wieża spadochronowa“) (Regie: Kazimierz Gołba; Erscheinungsjahr: 1947).

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7Westerplatte – Gemeinsamer Erinnerungsort oder gespaltenes Symbol?

In der Nachkriegszeit stellte die Westerplatte ein deutliches Identitätsangebot und einen wichtigen Identifikationspunkt des polnischen nationalen Selbstbildes dar. Bereits unmittelbar nach dem Kriegsende wurde die Verteidigung der Westerplatte als Symbol des Kampfes und Heldentums geschildert. Als Motiv wurde sie zu einem der zentralen Tradierungsmuster der jüngs-ten Vergangenheit. Zu Zeiten der Volksrepublik Polen bildete die Ehrung der Opfer und Helden des Septemberfeldzugs einen wichtigen Bestandteil der öffentlichen Geschichtsvermitt-lung. Mitte der 1950er Jahre verursachte politisches Tauwet-ter in Polen eine Weichenstellung im Bereich der nationalen Erinnerung. Mit dem Amtseintritt Gomułkas5 erfolgte eine Akzentverschiebung in Hinblick auf die Thematisierung des Ausbruchs des Zweiten Weltkrieges. Die Niederlage der polni-schen Streitkräfte 1939 wurde nicht mehr ausschließlich den „faschistischen“ Machthabern des Sanacja-Regimes6 angelas-tet (Kochanowski 2009), sondern vor einem ausdifferenzieren historischen Hintergrund betrachtet.

Infolge der Änderungen des politischen Klimas im kommunis-tischen Polen wurden Ende der 1960er Jahre kritische Stimmen laut, die für einen Abschied von der romantischen Rhetorik des Septemberfeldzugs plädierten. Dies zeigte sich in dem Kriegs-film „Westerplatte“7 deutlich. Einerseits war das herausragende Werk des polnischen Kinos dieser Zeit als Bestandteil der Feier-lichkeiten zum tausendjährigen Staatbestehen zu betrachten, andererseits trug dieses zur Thematisierung von Konflikten und moralischem Zwiespalt der Soldaten sowie der Entschei-dungsnot der Befehlshaber der Westerplatte bei.8 Während die zentrale Lesart von Westerplatte im Zeichen des Heldenmythos der Aufrechterhaltung des politischen Status quo der Volksrepu-blik Polen diente und dementsprechend zur Staatsräson wurde, kam es mit der politischen Wende von 1989 zu einer deutli-chen Akzentverlegung in der Darstellung des Kriegsbeginns. Einen weiteren Meilenstein im Prozess der ausdifferenzierten

5 Władysław Gomułka – Parteichef der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei in den Jahren 1956 bis 1970.

6 Das polnische Wort „Sanacja“ rekurriert auf die lateinische Bezeichnung Sanatio – Heilung. Diese steht für das in der Zwischenkriegszeit in Polen ent-standene Regierungslager um Józef Piłsudski.

7 Regie: Stanisław Różewicz; Erscheinungsjahr: 1967.8 Vgl. http://www.westerplatte.org/glowna/index.php?kod=6 (16.02.2010).

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Wahrnehmung stellten die Feierlichkeiten zum 50. Jahrestag des Kriegsausbruchs im Jahre 1999 dar. Verdeutlicht wurde diese Grundtendenz in der Thematisierung des bisher im öffentlichen Diskurs latent gehaltenen Angriffs am 17. September 1939 sowie der darauf folgenden sowjetischen Besatzung Polens.

In der heutigen Erinnerungslandschaft Polens ist und bleibt Westerplatte ein wichtiger historischer Merkstein. Auf die enorme symbolische Bedeutung ist mit Sicherheit die Entschei-dung der Regierung unter Donald Tust zurückzuführen, infolge derer ausgerechnet Gdańsk als Standort des Museums des Zweiten Weltkrieges ausgewählt wurde. Das Museum, das bis voraussichtlich 2014 entstehen soll, steht im Zeichen des Versöhnungsgedankens, mit dem eine gemeinsame Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg in die Wege geleitet wird. Für den gegenwärtigen Erinnerungsdiskurs ist zu konstatieren, dass nach jahrzehntenlanger Hochstilisierung dieses nationalen Symbols heute Stimmen laut werden, mit denen für die Entmythologi-sierung von Westerplatte plädiert wird. Als Signal des Diskurs-wechsels in dieser Hinsicht sollte ein aktuelles und inzwischen umstrittenes Filmprojekt „Das Geheimnis von Westerplatte“ (Orig.: „Tajemnica Westerplatte“) betrachtet werden, in dessen Rahmen der junge Regisseur Paweł Chochlew versucht, den harten Kampf der Verteidiger in einer menschlichen Dimension darzustellen.

Die obige Schilderung zeigt deutlich, dass die Westerplatte eine der prominentesten polnischen Stätten des nationalen Geden-kens darstellt. Dies entspricht zugleich dem von dem franzö-sischen Historiker Pierre Nora eingeführten Begriff des Lieux de Memoîre. Auf das Problem der Übersetzung dieses Begrif-fes aus dem Französischen hat Nora in der Anmerkung zu der englischen Fassung des Aufsatzes Between Memory and History: Les Lieux de Memoîre in Representations hingewiesen. Die engli-sche Form Realms of Memory scheint verhältnismäßig wortge-treu die Intention des Autors wiederzugeben. Der deutsche Begriff „Erinnerungsorte“ oder der polnische Terminus Miejsca Pamięci lenken fälschlicherweise die Assoziation des Lesers auf den räumlich-physikalischen Aspekt. Im Kontext dieses Aufsat-zes ist es wichtig, diese Konvergenz zu beachten. Hingewie-sen wird auf die symbolische Dimension des Erinnerungsortes

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Westerplatte, die in diesem Falle mit der räumlichen Dimension übereinstimmt. Nora hat den Begriff des Ortes viel umfassen-der verstanden, indem er die Bezeichnung des Erinnerungsortes zugleich der französischen Nationalfahne sowie der Marseillaise als Artefakten zuschrieb, um die sich die Erinnerung konzent-riert (vgl. Nora 1989: S. 25).

Mit dem Konzept Lieux de Memoîre rekurriert Nora auf die Vorstellung, laut der sich das kollektive Gedächtnis einer sozia-len Gruppe – zum größten Teil als nationale Kategorie definiert – an bestimmten Orten in besonderem Maße kondensiert und verkörpert. Die Vergangenheit, so Nora, scheint sich am Erinnerungsort anzulagern (Nora 1989: 8). Der Begriff des Ortes kann nach Nora unterschiedlich manifestiert werden, indem dieser neben der räumlichen Dimension auch in Form eines Ereignisses, einer Institution oder eines Kunstwerkes in dem historischen Bewusstsein der Erinnerungsgemeinschaft9 präsent ist. Alle den erwähnten Erscheinungsformen bleibt die besondere aufgeladene, symbolische Bedeutung gemeinsam, die für das jeweilige Wir-Kollektiv eine identitätsstiftende Funktion aufweist. Laut Nora ist das Phänomen der Erinnerungsorte vor dem Hintergrund der Medialisierung der Geschichtswahrneh-mung in den zeitgenossischen Gesellschaften zu deuten. Die Beschleunigung (acceleration) des sozialen Lebens, die aus den Prozessen der Industrialisierung und Modernisierung resul-tiert, führt zum Defizit der Wahrnehmungsmöglichkeit im Bereich der Tradition (Nora 1989: 8). Der Wahrnehmung der Vergangenheit werden Merkmale der Authentizität abgespro-chen. Nach Ansicht Noras kann die Vergangenheit nicht länger mit Hilfe von First-Order-Simulations erfahren werden, also in einem direkten Bezug des Menschen zur Geschichte, wie es im vorindustriellen Zeitalter der Fall war. Die Vergangenheits-wahrnehmung eines zeitgenössischen Menschen ist von den so genannten Second-Order-Simulations, der Kopie und der Reprä-sentation geprägt (Nora 1989: 17). Konkrete Orte des histori-schen Geschehens entwickeln sich aufgrund ihrer symbolischen Bedeutung zu Erinnerungsorten, zu Kristallisierungspunkten

9 Zum Begriff Community of Memory siehe Sturken (1997), Bellah (1985), Zerubavel (1996), Olick / Robbins (1998), Misztal (2003). Vgl. die Begriffe Mnemonic Communities sowie Community Memory bei Orr (zit. nach Midd-leton / Edwards 1990).

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des symbolischen Handelns, an denen gezielte Machtkonstel-lationen und -verhältnisse deutlich werden. Dies passiert im Fall Westerplatte sowohl im eigentlichen Sinne dieses Wortes als auch im Sinne der Definition des Begriffes von Nora. Das Bild der ehemaligen Festung Westerplatte steht in der polni-schen Tradition für ein Momentum in der Geschichte, an dem Symbole, Anspielungen, Assoziationen als living memory (Nora 1989: 14) spürbar werden. Wie an vielen anderen Erinnerungs-orten kristallisiert sich auch hier ein symbolisches und emoti-onsgeladenes Vergangenheitsbild heraus. Erinnerungen an den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges werden mit der Figur Westerplatte sowohl im räumlichen als auch im symbolischen Sinne bewahrt. Mit den Worten von Nora: „Memory attaches itself to places.” (zit. nach Zelizer 1995: 223).10

10 Zur Thematisierung des Forschungsdesigns um den Begriff „Erinnerungs-orte“ im deutsch-polnischen Kontext siehe die Projektbeschreibung „Deutsch-polnische Erinnerungsorte“ am Zentrum für Historische Forschung der Polnischen Akademie der Wissenschaften. Vgl.: http://www.cbh.pan.pl (25.01.2010).

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11Westerplatte – Gemeinsamer Erinnerungsort oder gespaltenes Symbol?

Die Gedenkstunde am 1. September 2009 als diskursiver Akt

Anhand der vier zentralen Reden der genannten Spitzenpo-litiker anlässlich des 70. Jahrestages des Kriegsausbruchs

wird, wie bereits erwähnt, der Frage nachgegangen, welche Ver-änderungen in der Wahrnehmung der Geschichte des Zweiten Weltkrieges sowohl im nationalen wie im supranationalen Kontext an der hier dokumentierten Rezeption der Figur11 Wes-terplatte rekonstruierbar seien. Die Gedenkstunde am 1. Sep-tember 2009 wird damit als ein diskursiver Akt betrachtet, in dessen Rahmen relevante Auslegungsprozesse in Hinblick auf die Deutung der Figur Westerplatte manifestiert werden. Diese sind auf ein zentrales Deutungsproblem zurückzuführen, das den Gesamtcharakter des nationalen wie supranationalen Erin-nerungsdiskurses mit Fokussierung auf den Zweiten Weltkrieg wiedergibt. Die Erinnerung an den letzten Weltkrieg wird vor diesem Hintergrund zu einem nationalen wie supranationalen Streit- und Konkurrenzobjekt, das dem Konzept von shared und divided memory von Aleida Assmann entspricht. Die bekannte Erinnerungsforscherin beschreibt in dem Aufsatz „Europe: A Community of Memory?“ die Irr- und Umwege der europäischen Erinnerung. Ausgehend vom Holocaust als von dem gemeinsa-men historischen Bezugspunkt im transnationalen Prozess der europäischen Identitätsbildung, postuliert Assmann einen Kon-sensus von Werten und Normen (Assmann 2007: 11), der auf dem Weg zu einer gemeinsamen postnationalen europäischen Identität erreicht werden sollte. Ermöglicht wäre damit eine Ver-einigung aller europäischen Mitgliedsstaaten nicht nur formal, sondern auch in Form einer Normen- und Wertegemeinschaft. Diese solle laut auf die Idee einer gemeinsamen (shared) und nicht gespaltenen (divided) Erinnerung aller europäischen Länder rekurrieren (Assmann 2007). Der zitierte Aufsatz von Assmann legt nahe, dass gespaltene Erinnerungen als politisches Machtinstrument in Konfliktsituationen benutzt werden,

11 Vgl. Topoi-Begriff bei Knoblauch (2000).

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indem diese das affirmative Selbstbild des jeweiligen Wir-Kol-lektivs im Gegensatz zu deren imaginären wie tatsächlichen Gegnern bestätigen. Als Ausblick wird von Assmann ein nor-matives Postulat formuliert, in dem die Bedeutung der gegen-seitigen Anerkennung und universalen Empathie für Opfer hervorgehoben wird. In dem supranationalen Erinnerungspara-digma sollten gemeinsame Ziele und Werte artikuliert werden, so dass die europäische Erinnerung als Bestandteil der Vereini-gung Europas verwirklicht werden kann (Assmann 2007). Die von Assmann eingeführte Unterscheidung in gemeinsame und gespaltene Erinnerung wird im Folgenden in Bezug auf die Ins-trumentalisierungs- und Politisierungsstrategien im Fall Wester-platte thematisiert.

Wie aus den obigen Ausführungen zum Thema Erinnerung hervorgeht, wird im Falle der meisten staatlich gesteuerten Gedenkpraktiken und -konzepten, zu denen die Gedenkstunde auf der Westerplatte mit Sicherheit gezählt werden kann, nicht an die Vergangenheit sui generis, sondern an die gezielten Manifestationen der nationalen Erinnerungsdiskurse erinnert, an denen die Formen der Selbstthematisierung und Selbststilisie-rung der jeweiligen Gesellschaft – in diesem Fall – in Anbetracht der Teilnahme an einer supranationalen Gedenkpraxis markiert werden (Halbwachs 1985: 55). Im Fall Westerplatte, die bisher als Bestandteil des innerpolischen Heldendiskurses definiert wurde, kristallisieren sich auf diese Weise neben der nationalen auch die supranationale Erinnerung, bzw. die einzelnen öffentli-chen Konzeptualisierungsformen der Vergangenheit, die in dem jeweiligen Land bevorzugt werden.

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13Westerplatte – Gemeinsamer Erinnerungsort oder gespaltenes Symbol?

Hauptakteure im Deutungsstreit

Nachdem im Obigen die Westerplatte als Kulisse der Gedenkfeierlichkeiten zum 70. Jahrestages des Kriegsbe-

ginns dargestellt wurde, soll im Folgenden auf die Schilderung der einzelnen Hauptakteure des hier präsentierten diskursi-ven Aktes eingegangen werden. Wie von Assmann dargestellt, beruht das kollektive Gedächtnis auf tradierbaren, symboli-schen Zeichen und bedient sich organisierter, institutionali-sierter und intersubjektiver kommemorativer Mittel wie Riten, Monumente, Jahrestage, mit deren materiellem Charakter und periodischer Wiederholung eine bestimmte Konzeptualisie-rungsform der Vergangenheit stabilisiert wird (Assmann 2002: 186). Diese wirkt zwar identitätsstiftend und vergangenheits-bezogen, beruht aber auf der gegenwärtigen Interessenlage der sozialen Gruppe, in der die jeweilige Auslegungsform der Ver-gangenheit zu verorten ist (Halbwachs 1985: 44).

In der Erinnerung an Westerplatte werden, wie an dem Charak-ter der öffentlichen Reden der eingeladenen Staats- und Regie-rungschefs deutlich wurde, Konflikte und Deutungsprobleme widergespiegelt, die diversen Teilbereichen des Erinnerungsdis-kurses zuzuordnen sind. Einerseits kommt sowohl im Vorfeld als auch während der Gedenkfeierlichkeiten auf der Wester-platte der innerpolnische öffentliche Erinnerungsdiskurs zum Ausdruck, in dessen Rahmen zwei konträre Erinnerungskon-zepte in Hinblick auf die staatlich gestiftete Erinnerungspolitik präsentiert werden. Die Trennungslinie in dem innerpolnischen Erinnerungskonflikt verläuft zwischen der national-konserva-tiv gefärbten Konzeptualisierung der Vergangenheit als Kultur der nationalen Ehre und dem liberalen, zukunft- und europa-orientierten Modell der Erinnerung als universaler Werte-gemeinschaft. Die beiden antagonistischen Konzepte der Erinnerungspolitik treten im Fall Westerplatte auf- und gegen-einander, was an der Rhetorik der Auftritte des Staatspräsi-denten Lech Kaczyński einerseits und des Ministerpräsidenten Donald Tusk andererseits markiert wird. Neben dem nationalen,

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innerpolnischen und damit nach außen schwer vermittelbaren Erinnerungskonflikt werden auf der Westerplatte internationale Interessen der global players im Bereich der Erinnerung ausge-tragen, was insbesondere an den Stimmen aus Deutschland und Russland deutlich wird.

Holger Weinandt: Westerplatte Denkmal bei Danzig, 2010. Quelle: Wikimedia

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15Westerplatte – Gemeinsamer Erinnerungsort oder gespaltenes Symbol?

Figur Westerplatte: Ein Dekodierungsversuch

Im Folgenden werden anhand einer Schilderung und einer themenbezogenen Analyse der ausgewählten Passagen aus

dem jeweiligen Auftritt die Auslegungsprozesse dargestellt, die in den Reden der vier Hauptakteure hinsichtlich Westerplatte zum Ausdruck gebracht werden. Auszugehen ist in diesem Deutungsprozess von der Annahme, dass durch die hier prä-sentierte diskursive Aktivität der einzelnen Akteure das semanti-sche Feld der Figur Westerplatte modifiziert und erweitert wird, indem diese in ihren Deutungsversuchen jeweils ausdifferen-zierte Referenzpunkte ansprechen und verdeutlichen. Ob die Veränderungen des Bedeutungssystems in Bezug auf die Figur Westerplatte zu einem dauerhaften Diskurswechsel beitragen, steht als Forschungsfrage offen. Anhand des präsentierten For-schungsmaterials sind lediglich die Grundtendenzen in diesem Prozess rekonstruierbar, die in der Dichotomie national vs. sup-ranational einerseits und shared vs. divided andererseits markiert werden. Die vorliegende Analyse ist damit eine Bestandauf-nahme, keine Diagnose eines lang andauernden Deutungspro-blems.

Bundeskanzlerin Merkel: Westerplatte als Aussöhnungszeichen

Bundeskanzlerin Merkel betonte in ihrem Auftritt auf der Westerplatte die historische Verantwortung Deutschlands für den Ausbruch und die tragischen Folgen des Zweiten Weltkrie-ges. Ihre Worte: „Wir wissen: Die Gräuel des Zweiten Weltkrie-ges können wir nicht ungeschehen machen. Die Narben werden weiterhin sichtbar bleiben. Aber die Zukunft im Bewusstsein unserer immer währenden Verantwortung gestal-

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ten – das ist unser Auftrag“12, geben den Versöhnungscharak-ter der Rede wieder. Indem die Bundeskanzlerin den im Krieg Verstorbenen mit den Worten: „Ich verneige mich vor den Opfern“13 gedachte, wurde die von Polen erwartete Entschul-digungsgeste zur Tatsache. Das semantische Feld der Figur Westerplatte beinhaltet im Rahmen der Rede Merkels einerseits einen eindeutigen Rekurs auf den Holocaust, die „systematische Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden“14, was von einem deutschen Politiker an einem geschichtsträchtigen Ort erwartet wird. Eine wichtige Komponente stellt in diesem Zusammenhang die Betonung der deutschen Schuld und Verantwortung an den Geschehnissen des Zweiten Weltkrieges dar. Eine enorme Dimension wird andererseits im Rahmen der dargestellten Auslegungsprozesse von Westerplatte dem Faktor der „Einigung Europas und d[er] Freundschaft Deutschlands mit seinen Nachbarn“15 zugeschrieben, mit dem die Rolle der Solidarność-Bewegung in Polen sowie der Friedlichen Revolu-tion von 1989 in Ungarn und der damaligen Tschechoslowakei angesprochen wird. Westerplatte wird auf diese Weise in einem Prozess der Demokratisierung und Pluralisierung, der mit der Einheit Europas eingeleitet wurde, verortet und kontextuali-siert. Es wird ein Kontinuitätsaspekt in der jüngsten gesamt-europäischen Geschichte hervorgehoben, in dessen Rahmen Westerplatte einen gemeinsamen Bezugspunkt des europäi-schen Geschichtsbildes darstellt. Die Bundeskanzlerin betont in diesem Zusammenhang: „Ja, es ist ein Wunder, dass wir in diesem Jahr nicht nur an die Abgründe europäischer Geschichte vor 70 Jahren denken müssen. Es ist ein Wunder, dass wir auch an die glücklichen Tage denken können, die vor 20 Jahren zum Fall der Berliner Mauer, zur Wiedervereinigung Deutsch-lands und zur Einheit Europas geführt haben. (…) Ja, es ist ein Wunder, eine Gnade, dass wir Europäer heute in Freiheit und Frieden leben können. Kaum etwas könnte den Unterschied zu 1939 besser versinnbildlichen als die enge, die vertrauensvolle

12 http://www.bundeskanzlerin.de/Content/DE/Rede/2009/09/2009-09-01-bkin-danzig.html (12.02.2010).

13 http://www.bundeskanzlerin.de/Content/DE/Rede/2009/09/2009-09-01-bkin-danzig.html (12.02.2010).

14 http://www.bundeskanzlerin.de/Content/DE/Rede/2009/09/2009-09-01-bkin-danzig.html (12.02.2010).

15 http://www.bundeskanzlerin.de/Content/DE/Rede/2009/09/2009-09-01-bkin-danzig.html (12.02.2010).

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17Westerplatte – Gemeinsamer Erinnerungsort oder gespaltenes Symbol?

Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Polen und die vielfältigen freundschaftlichen Beziehungen zwischen unseren beiden Ländern.“16 Westerplatte – ein Symbol des heldenhaften Widerstands gegen Nazi-Deutschland wird von der Kanzlerin im Zeichen von shared memory mit der Betonung der vertrauens-vollen Nachbarschaft, Partnerschaft und Freundschaft gedeutet.

Ministerpräsident Putin: Westerplatte im Dienste einer gebrochenen Friedens-Rhetorik

Während die deutsche Position im Zeichen der Bereitschaft zur Aussöhnung wahrgenommen wurde, sorgten die Stimmen aus Russland bereits im Vorfeld der Gedenkfeier zum 70. Jahres-tag des Weltkriegsbeginns für Spannung. Russlands Minister-präsident Wladimir Putin wandte sich in seiner Rede gegen die Versuche der Geschichtsumschreibung. Putin hat zwar den berüchtigten Hitler-Stalin-Pakt17 „ohne jeden Zweifel“ als „unmoralisch“18 verurteilt. Er gedachte der Opfer dieses Paktes. Zugleich betonte der russische Spitzenpolitiker aber die enormen Verluste Russlands im Verlauf des Zweiten Weltkrie-ges. Genannt wurden in diesem Zusammenhang über 20 Milli-onen Russen, die im Krieg gefallen sind, 600.000 davon allein in Polen. Mit der Hervorhebung des von der Sowjetunion erbrachten Opfers wurde der wichtige Aspekt der russischen Geschichtswahrnehmung bezüglich des Zweiten Weltkrie-ges angesprochen, mit dem auf die tradierte Figur des Großen Vaterländischen Krieges rekurriert wird. Zugleich wurde von Putin das Postulat artikuliert, aus dem „blutigsten Krieg der

16 http://www.bundeskanzlerin.de/Content/DE/Rede/2009/09/2009-09-01-bkin-danzig.html (12.02.2010).

17 Mit dem Hitler-Stalin-Pakt (der deutsch-sowjetische Nichtangriffspakt / Molotow-Ribbentrop-Pakt) von 1939 wurde Nazi-Deutschland die sowje-tische Neutralität bei der Besatzung Polens garantiert und den deutschen Truppen im besetzten Polen freie Hand gegeben. Bis heute liegen Russland, Polen sowie die baltischen Staaten im Streit über die Rolle der Sowjetunion und deren Mitverantwortung für den Ausbruch des Krieges. Vgl. Schuller, Konrad (2009): Zweiter Weltkrieg – Polens Gedenken im Schatten der Gegen-wart, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 1. September 2009.

18 Auf diese Weise rekurrierte Wladimir Putin auf die Position des Kongress der Volksbeauftragten der Sowjetunion vor 20 Jahren, die die historische Bedeu-tung des Vertrags in toto als „unmoralisch“ ablehnten. Vgl. Länderbericht Polen. http://www.kas.de/polen (Online-Ausgabe, 02.09.2009).

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Menschengeschichte“ 19 zu lernen und ein gemeinsames, fried-liches Europa aufzubauen. Als ein wichtiges Versöhnungssig-nal wurde von der polnischen Öffentlichkeit die Bereitschaft Putins gedeutet, das Katyń-Verbrechen20 anzuprangern. Putin betonte dazu: „Das russische Volk, dessen Schicksal durch das totalitäre Regime verunstaltet worden ist, versteht die Gefühle gut, die sich für Polen mit Katyń verbinden.“21 Der russische Ministerpräsident hat auch die Entstehung einer gemeinsamen russisch-polnischen Historiker-Kommission sowie die Öffnung der Archive in Moskau in Sicht gestellt, die die Aufarbeitung des schmerzhaften Kapitels der gemeinsamen Geschichte ermögli-chen sollten. Trotz der Friedens-Rhetorik, die Putin in seiner Rede auf der Westerplatte anklingen ließ, wurde sein Auftritt in Polen mit Beunruhigung und Distanz aufgenommen. Das umstrittene Geschichtsbild, das in der Putin-Rede vermittelt wurde, sorgte für Kontroversen. Ein umkämpftes Feld stellt in diesem Zusammenhang die Frage der polnischen Kritik bezüg-lich der sowjetischen Mitverantwortung für den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges dar, die von Putin vehement zurückgewie-sen wurde. Putin betonte in diesem Zusammenhang, dass alle Beteiligten Fehler begangen hätten. Bei einer Pressekonferenz mit Polens Regierungschef Tusk erwähnte Putin die Beschwich-tigungspolitik der Briten und Franzosen gegen Nazi-Deutsch-land zum Auftakt des Zweiten Weltkrieges. Polen erinnerte Putin dabei an die Beteiligung an der Annektierung des tsche-choslowakischen Staatsgebiets als Folge der Zerschlagung der Tschechoslowakei 1938.

Die Erwartung der polnischen Öffentlichkeit, die in der Überschrift der Ausgabe des Politmagazins „Wprost“ vom 1.

19 Zit. nach Länderbericht Polen. http://www.kas.de/polen (Online-Ausgabe, 02.09.2009).

20 Unter dem Begriff Katyń-Verbrechen oder Mord von Katyń / Massaker von Katyń (poln.: mord katyński) wird die Ermordung von rund 15.000 polnischen Offizieren und Vertretern der Intelligenz verstanden, die auf Stalins Befehl von dem sowjetischen Geheimdienst im Frühjahr 1940 in Katyń (einem Dorf in der Nähe von Smolensk in Russland) und an zwei weiteren Orten verübt wurde. Die Schuld an dem Verbrechen wurde sowohl von der polnischen als auch von der sowjetischen Führung jahrzehntelang geleugnet. Im April 1990 gestand der ehemaligen russische Präsident Michail Gorbatschow die sowje-tische Alleinschuld an dem Verbrechen offiziell ein. Vgl. Kaiser (2002).

21 Zit. nach Länderbericht Polen. http://www.kas.de/polen (Online-Ausgabe, 02.09.2009).

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19Westerplatte – Gemeinsamer Erinnerungsort oder gespaltenes Symbol?

September 2009 „Entschuldigt euch für den 2. Weltkrieg“, verbalisiert wurde, bliebt zum größten Teil unerfüllt.22 Hinzu-fügen sei an dieser Stelle, dass die unterschiedlichen Geschichts-bilder in der russisch-polnischen Auseinandersetzung mit der Geschichte des Zweiten Weltkrieges bis heute für Kontroversen und Ressentiments sorgen. Während 76 Prozent der Polen sich anlässlich der Rede auf der Westerplatte eine Entschuldigung Putins für den Einmarsch der Sowjetunion in Polen gewünscht haben, wissen nur 16 Prozent der Russen von der Aufteilung Polens durch Nazi-Deutschland und die Sowjetunion 1939.23

Das semantische Feld der Figur Westerplatte in der Putin-Rede beinhaltet einerseits den Aspekt des universalen Symbols des „blutigsten Kriegs der Menschengeschichte“, andererseits das Element der Distanzierung von jeglicher Redefinition der russischen Nationalgeschichte, die als Zeichen des hermeti-schen Heldendiskurs und damit der gespaltenen Erinnerung an die europäische Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts den Rahmen seines Auftritts bildet.

Staatspräsident Kaczyński: Westerplatte im Modus des innerpolnischen Heldendiskurses

Viele Referenzpunkte der Position Putins wurden von dem polnischen Staatspräsidenten Lech Kaczyński aufgegriffen und erweitert. Der Auftritt Kaczyńskis war einerseits von einem konfrontativen Charakter gekennzeichnet, andererseits mit diversen jeweils ethnisch gefärbten Exklusionsmechanismen zur Untermauerung des polnischen, nationalen Wir-Kollektivs markiert worden. Polens ehemaliger Staatspräsident verurteilte im Rahmen seiner Rede den Hitler-Stalin-Pakt zur Aufteilung Polens als einen „Messerstich in den Rücken“24. Er würdigte

22 Vgl. http://www.wprost.pl (Online-Ausgabe, 01.09.2009). 23 Vgl. Polacy chcą przeprosin za napaść (Polen wollen Entschuldigung für

Angriff ), in: Rzeczpospolita, 29./30. September 2009, S. 4 sowie Radzi-winowicz, Wacław (2009): Nie znają IV rozbioru Polski (Sie kennen die IV. Teilung Polens nicht), in: Gazeta Wyborcza, 29./30. September 2009, S. 8. Zit. nach Länderbericht Polen. http://www.kas.de/polen (Online-Ausgabe, 02.09.2009).

24 Vgl. Gedenken an den Zweiten Weltkrieg. Debatte am Heldengedenktag, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 1. September 2009.

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die Opferbereitschaft und den erwiesenen Mut der Soldaten der kleinen polnischen Einheit, die mehrere Tage lang gegen eine Übermacht der deutschen Marine gehalten hatte. Wester-platte selbst bezeichnete Kaczyński als „ein Symbol des helden-haften Widerstandes des Schwächeren gegen den Stärken.“ Er nannte Westerplatte vor diesem Hintergrund einen Beweis „des Patriotismus und der Unerschütterlichkeit.”25 Im Weite-ren wurde der konfrontative Charakter seiner Aussage deutlich: „Polen hat keine Lektion in Reue nachzuholen. Dazu haben wir keinen Grund. Gründe dazu liegen bei den Anderen zur Genüge vor.“26 In Anspielung auf die Ansprache des damaligen polnischen Außenminister Józef Beck (1932-1939) 27 zitierte Kaczyński die berühmte Passage seiner Rede vor dem Parla-ment aus dem Jahr 193928: „Wir in Polen kennen nicht den Begriff des Friedens um jeden Preis. Es gibt nur eine Sache im Leben der Menschen, Nationen und Staaten, die keinen Preis hat. Es ist die Ehre.”29 Kaczyńskis Innuendo auf den Außen-minister Beck ist auf die Kommentare der russischen Medien zurückzuführen, mit denen im Sommer 2009 eine Pressekam-pagne gegen Polen ausgelöst wurde. Im Mittelpunkt dieser Auseinandersetzung stand die Figur des ehemaligen polnischen Außenministers Beck, der von der russischen Presse und staat-lichen Stellen mit einem Spionage-Vorwurf für Nazi-Deutsch-land konfrontiert wurde. Beck sollte als deutscher Agent an dem

25 Vgl. Prezydent na Westerplatte: Polacy nie znają pokoju za wszelka cenę (Kaczyński bei der Gedenkveranstaltung zum 70. Jahrestag des Ausbruchs des Zweiten Weltkrieges: Polen kennt nich den Begriff des Friedens um jeden Preis), in: Gazeta Wyborcza, 1. September 2009.

26 Polnische Originalfassung: „To nie Polska powinna odrabiać lekcję pokory. Nie mamy do tego żadnego powodu. Powód mają inni.”; Prezydent na Westerplatte: Polacy nie znają pokoju za wszelka cenę (Kaczyński bei der Gedenkveranstaltung zum 70. Jahrestag des Ausbruchs des Zweiten Welt-krieges).

27 Vgl. Wroński, Paweł (2009): Kim był ten Beck? (Wer war eigentlich Beck?), in: Gazeta Wyborcza, 25. September 2009.

28 Der Parlamentsauftritt des Außenministers am 5. Mai 1939 war eine Reaktion auf die Aufkündigung des deutsch-polnischen Nichtangriffs-Abkommens durch Hitler am 28. April. Vgl. http://www.deutsche-und-polen.de/personen/person_jsp/key=josef_beck.html (16.02.2010).

29 Polnische Originalfassung: „W Polsce nie znamy pojęcia pokoju za wszelką cenę, w życiu ludzi narodu i państw jest tylko jedna rzecz bezcenna, jest nią honor.”; Prezydent na Westerplatte: Polacy nie znają pokoju za wszelka cenę (Kaczyński bei der Gedenkveranstaltung zum 70. Jahrestag des Ausbruchs des Zweiten Weltkrieges).

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Versuch der Kooperation Polens mit dem Dritten Reich gegen die Sowjetunion beteiligt werden, wie der russische Auslands-geheimdienst auf seiner Internetseite ankündigte. Das Zitat aus der historischen Ansprache Becks sollte vor diesem Hintergrund als Kaczyńskis Reaktion auf die russischen Vorwürfe im Zeichen der Radikalisierungs- und Politisierungsstrategien der Auseinan-dersetzung um die Geschichte der russisch (sowjetisch)-polni-schen Beziehungen im Laufe des vergangenen Jahrhunderts gedeutet werden.

Lech Kaczyński warnte einerseits vor Geschichtsrevisionis-mus. Andererseits zog er einen direkten Vergleich zwischen dem Mord von Katyń, der auf Stalins Befehl erfolgte, und dem Holocaust. Kaczyński wortwörtlich: „Es gibt eine Gemeinsam-keit dieser Verbrechen, obwohl ihr Ausmaß unterschiedlich war: Juden verschwanden, weil sie Juden waren. Polnische Offiziere verschwanden, weil sie polnische Offiziere waren.“30 Die ethni-sche Komponente dieser Aussage, die von Kaczyński als Grund-lage der nationalen Identität verstanden wird, ist in der zitierten Passage der Präsidentenrede nicht zu überhören. Vor diesem Hintergrund ist zu konstatieren, dass das semantische Feld der Figur Westerplatte im Rahmen der Rede Kaczyńskis von folgen-den Aspekten markiert wird: Sie wird einerseits als Symbol des polnischen Patriotismus gedeutet, zugleich in Abgrenzung und per negationem in Bezug auf die Anderen ausgelegt. Anderer-seits wird die Bedeutung der Figur Westerplatte von Kaczyński durch den Verweis auf die Person Beck und den Holocaustver-gleich31 mit Katyń in dem Gesamtrahmen der von dem polni-schen Staatspräsidenten vertretenen erinnerungspolitischen Machtspiele verortet. An Wirkungskraft verlieren angesichts der Prozesse der Politisierung der Erinnerung ein offenes Geschichtsverständnis sowie eine aufrichtige Aufarbeitung der Vergangenheit. Mit dem konfrontativen und exkludierenden

30 Vgl. Gedenken an Zweiten Weltkrieg. Kaczynski wirft Sowjetu-nion „Messerstich in den Rücken“. http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,646181,00.html (01.09.2009).

31 Das Motiv des Holocaust als Referenzpunkt zu Westerplatte wird im Rahmen der analysierten Positionen in der Rede der Bundeskanzlerin Merkel erwähnt. Der zentrale Unterschied zu dem von Lech Kaczyński angespro-chen konfrontativen und provokativen Charakter des Vergleichs liegt in dem Aussöhnungsgestus, in dem Angela Merkel das tragende Symbol des natio-nalsozialistischen Völkermordes an den europäischen Juden verortet.

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Charakter der Präsidentenrede wird Westerplatte im Zeichen der divided memory gedeutet und im Rahmen eines längst andauernden Deutungskonflikts um die polnischen Erinne-rungspolitik kontextualisiert.

Regierungschef Tusk: Westerplatte als Sicherheits- und Friedensgarant

Im Gegensatz zu Kaczyński betonte der polnische Minister-präsident Tusk den Aussöhnungsaspekt, der im Rahmen der Gedenkfeierlichkeiten auf der Westerplatte zum Ausdruck gebracht wird. Tusk ging in seiner Rede auf die Bedeutung der aufrichtigen geschichtlichen Erinnerung als Fundament des Friedens ein. Er thematisierte die Rolle der Geschichte, die für die Entfaltung der gemeinsamen europäischen Identi-tät nicht gering gehalten, sondern aufgearbeitet werden sollte. Zum Auftakt der Rede betonte Tusk als gebürtiger Danzi-ger den lokalen Aspekt der Erinnerung: „Wir – die Danziger – begegnen uns an diesem Ort jedes Jahr um 4.45 Uhr am Westerplatte-Denkmal, um zu gedenken und um all diejenigen daran zu erinnern, die als Garanten des Friedens für uns und jene gelten, die nach uns folgen.“32 Weiterhin schilderte Tusk ein Bild vom künftigen Europa als einer Wertegemeinschaft, in der der gemeinsamen Erinnerung eine friedens- und identi-tätsstiftende Rolle zugeschrieben wird. Der Auftrag, mit dem die Erinnerung an die Westerplatte, an den deutschen Überfall auf Polen sowie den darauf folgenden Angriff seitens Sowjet-russlands nie in Vergessenheit geraten sollte, wird von Tusk im Zeichen der Versöhnung und Völkerverständigung gedeutet: „Die Erinnerung an den Überfall auf Polen, an den NS-Angriff, der hier begonnen hat, sowie an den Einmarsch der Sowje-tunion in Polen, der auf diesen folgte, bleibt ein Bestandteil der Vergangenheit, den wir Polen gegen niemanden einsetzen

32 Polnische Originalfassung: „My, Gdańszczanie, od wielu, wielu lat spotykamy się o 4.45 tu pod pomnikiem bohaterów Westerplatte po to, aby pamiętać, i po to, aby pamiętali ci wszyscy, od których pamięci zależy to, czy będziemy my i przyszłe pokolenia żyć w pokoju.”; vgl. Przemówienie premiera na Westerplatte (Die Rede des Ministerpräsidenten auf der Westerplatte), in: Gazeta Wyborcza, 1. September 2009.

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würden – weder wollen wir es noch werden wir es je tun.“33 Westerplatte wird auf diese Weise in dem Gesamtkontext der historischen Ereignisse des Zweiten Weltkrieges verortet und mit dem Angriff der Sowjetunion auf Polen am 17.09.1939 gleichgesetzt. Tusk thematisierte Westerplatte als universalisti-schen Sicherheitsgarant: „Wir Polen bewahren diese Erinnerung und versuchen die Anderen zu überzeugen, dass das Erinnern im Dienste des künftigen Friedens und im Namen der höchsten Werte aufrechterhalten werden sollte, auf denen die freie Welt gegründet wurde.“34

Das semantische Feld der besprochenen Figur beinhaltet im Rahmen der Tusk-Rede Aspekte der historischen Kontinui-tät der gesamteuropäischen Geschichte sowie einer Friedens- und Sicherheitsrhetorik, die im Modus von shared memory als Aussöhnungszeichen gedeutet werden. Ähnlich wie bei Bundes-kanzlerin Merkel wird in dem Auftritt Tusks das solidarische und friedensstiftende Moment der Vergangenheitsaufarbeitung hervorgehoben, das von den beiden Spitzenpolitikern mit dem Solidarność-Motiv zum Ausdruck gebracht wird.

33 Polnische Originalfassung: „Pamięć o napaści na Polskę, napaści Niemiec hitlerowskich, która zaczęła sie tu, napaści bolszewickiej Rosji, która zaczęła się kilka dni później, to pamięć, której my Polacy nie chcemy i nie będziemy używać przeciwko komukolwiek.“; Przemówienie premiera na Wester-platte (Die Rede des Ministerpräsidenten auf der Westerplatte), in: Gazeta Wyborcza, 1. September 2009.

34 Polnische Originalfassung: „My Polacy tę pamięć przechowujemy i przekonu-jemy do pamiętania innych w imię przyszłego pokoju i w imię tych najwyż-szych wartości, na których ufundowany został wolny świat.”; Przemówienie premiera na Westerplatte (Die Rede des Ministerpräsidenten auf der Wester-platte).

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Schlussfolgerungen

Wie aus den obigen Ausführungen hervorgeht, unterliegt die Figur Westerplatte anlässlich der Gedenkfeierlich-

keiten zum 70. Jahrestag des Kriegbeginns einem dynamischen Redefinitionsprozess, in dem sowohl die nationalen Semanti-ken als auch die universalistische Perspektive in Hinblick auf die Frage des Umgangs mit dem Zweiten Weltkrieg und dessen Aufarbeitung thematisiert werden. Deutlich zeigt sich vor diesem Hintergrund der konfrontative Charakter der gespalte-nen Erinnerung, die als politisches Machtinstrument (Assmann 2007) in Konfliktsituationen zur Untermauerung des jeweiligen Wir-Kollektivs im Gegensatz zu deren imaginären wie tatsäch-lichen Gegnern eingesetzt wird. Gegenübergesellt wird dieser Erinnerungsform das politische Postulat der Aussöhnung und die zukunftsorientierte Aufforderung zu Dialog und Verständi-gung, die im Rahmen des shared- memory- Modells anstrebens-wert erscheinen. Wie jeder Erinnerungsort bietet Westerplatte zum Anlass des 70. Jahrestages des Kriegsausbruchs eine geeig-nete Plattform, anhand derer ausdifferenzierte Machtkonstel-lationen und -verhältnisse manifestiert werden. Westerplatte, der erhaltene Ort des historischen Geschehens, wird durch ihre symbolische Bedeutung zum Kristallisierungspunkt des symbo-lischen Handelns der zentralen Akteure des Deutungsstreits, der vor der Kulisse einer supranationalen Gedenkpraxis erneut auf-genommen und mit ganzer Intensität ausgetragen wird.

Wie im Rahmen dieses Aufsatzes mehrmals betont wurde, ist der Erinnerungsbegriff als kollektiv (Halbwachs 1985), identi-tätsverbindlich und gegenwartsbezogen (Halbwachs 1985; Nora 1989; Assmann 2002 und 2007) zu betrachten. Die Vergangen-heit ist nur durch die Kategorie der Erinnerung aus der heuti-gen Perspektive, vor dem Hintergrund des aktuellen Interesses des jeweiligen Wir-Kollektivs greifbar. Wie unterschiedlich die Geschichtsbilder konzeptualisiert werden und wie stark die jeweiligen nationalen wie supranationalen Erinnerungsmo-delle miteinander im Gegensatz geraten, hat die Analyse der

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einzelnen Auftritte der Spritzenpolitiker wie Angela Merkel, Wladimir Putin oder der Vertreter der polnischen Führungse-lite, Lech Kaczyński und Donald Tusk, deutlich gemacht. Die konkurrierenden Erinnerungsmodelle implizieren nicht selten antagonistische Identitätsentwürfe, die zu einem Deutungs-kampf beitragen. In diesem Kontext werden von den einzelnen Akteuren die Deutungshoheit und damit der Anspruch auf die normative Auslegung der sozialen Wirklichkeit (Foucault 2002) angestrebt. Der Konkurrenzcharakter der Auseinandersetzung um den Umgang mit der Geschichte des Zweiten Weltkrieges kam in den einzelnen Reden mit der Hervorhebung der geziel-ten Referenzpunkte in Hinblick auf die Figur Westerplatte zum Ausdruck. Das Element, das man mit Assmann als Konzept von divided memory bezeichnen könnte, wurde deutlich in den Geschichtsbildern von Wladimir Putin und Lech Kaczyński hervorgehoben. Markanterweise bedienten sich die beiden Politiker tradierter, verfestigter Symbole, um die Trennungs-linien in der Geschichtswahrnehmung der beiden Länder zu verdeutlichten.

In der Rede Kaczyńskis ist der Vergleichsversuch zwischen dem Mord an den polnischen Offizieren durch den sowjetischen Geheimdienst NKWD (Narodny Kommissariat Wnutrennich Del) und dem systematischen nationalsozialistischen Völker-mord zwar an der Grenze des Sagbaren (Sagbarkeitsfelder: Jäger 2001: 100), sollte aber vor dem Hintergrund der Vergel-tungsmaßnahmen für die antipolnische Pressekampagne in Russland gedeutet werden, die die Person des damaligen polni-schen Außenministers Beck in Visier nahm. Der konfronta-tive Charakter der Auseinandersetzung wurde allerdings von der polnischen Seite mit der Äußerung des Staatspräsidenten zu jeder Reueablehnung in Bezug auf die Aufarbeitung der Geschichte radikalisiert.

In der Rede Putins zeigt sich dagegen trotz der eingesetzten Friedens-Rhetorik deutlich, wie weit die Vergangenheitsbewäl-tigung Russlands von den Geschichtsbildern der Nachbarländer entfernt liegt. Bewahrt wird vor diesem Hintergrund die divided memory an den Zweiten Weltkrieg, der im russischen Sprachge-brauch den symbolträchtigen Namen des Großen Vaterländi-schen Krieges trägt. Sogar auf der linguistischen Ebene wird auf

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diese Weise eine Abhebung von den geläufigen Tradierungsmus-tern in anderen Ländern Europas zum Ausdruck gebracht.

Während die Positionen Putins und Kaczyński vor dem Hinter-grund des divided-memory-Konzepts subsumiert werden können, sollte der Aussöhnungscharakter der Reden der Bundeskanzlerin Merkel und des Ministerpräsidenten Tusk im Rahmen des shared-memory-Modells gedeutet werden. Signifikanterweise rekurrie-ren die beiden Spitzenpolitiker in Hinblick auf Westerplatte auf den Aspekt der Kontinuität der gemeinsamen europäischen Geschichte, mit welcher der deutsche Überfall auf Polen in einem breiteren Kontext der Ereignisse des zwanzigsten Jahrhunderts zu verorten ist. Die Hervorhebung des Solidarność-Motivs sowie die Valorisierung der friedlichen und europaorientierten deutsch-polnischen Verständigung in der Nachkriegszeit bilden feste Motive und auffallende Parallelen beider Auftritte. Deutlich wird in beiden Fällen das Verständnis von Westerplatte als europäi-schem Sicherheitsgarant sowie als gemeinsame zukunftsstiftende Werte- und Normengemeinschaft, die auf dem Fundament der historischen Erfahrung von Terror und Gewaltherrschaft aufge-baut werden sollte.

Die Auseinandersetzung um den Umgang mit der Geschichte des Zweiten Weltkrieges, die an der Dynamik und dem Charak-ter der Gedenkfeierlichkeiten auf der Westerplatte manifestiert wurde, hat verdeutlicht, wie im Rahmen der unterschiedli-chen Konzepte der Erinnerungspolitik an einem bestimm-ten Ort die Interessenlagen der diversen Akteure repräsentiert werden. Hinsichtlich der im Aufsatz verfolgten Fragestellung ist zu konstatieren, dass die präsentierten Auslegungspro-zesse im Zeichen eines Diskurswechsels in Bezug auf Wester-platte gedeutet werden können. Westerplatte, einst als das polnische nationale Symbol des heldenhaften Widerstandes gegen Nazi-Deutschland gedeutet, wird zu einem supranatio-nalen Erinnerungsort, an dem die partikularen Interessen des jeweiligen nationalen Wir-Kollektivs artikuliert werden. Dieser Diskurseffekt stellt aber keine sine qua non des von Aleida Assmann postulierten shared-memory-Modells dar. Mit dem Diskurswechsel werden zwar immer wieder neue Bereiche des jeweiligen Deutungsproblems thematisiert und die Sagbarkeits-felder erweitert (Jäger 2001: 100), was im Fall von Westerplatte

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einerseits mit den Motiven von Katyń und Beck, andererseits mit dem Aspekt des Ortes des deutsch-polnischen Dialogs angedeutet wurde. Der Wandel des Deutungssystems führt aber nicht zwangsläufig zu einer dauerhaften normativen Selbstkor-rektur des jeweiligen Wir-Kollektivs. Der Erinnerungsdiskurs hinsichtlich des Umgangs mit dem Zweiten Weltkrieg bleibt ein umstrittenes Deutungsproblem.

Zusammenfassend sollte betont werden, dass der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges vor 70 Jahren eine Zäsur in der europä-ischen Geschichte markiert. Die Gedenkfeierlichkeiten des Erinnerungsjahres 2009 haben deutlich gemacht, wie unter-schiedlich die Geschichte des letzten Weltkrieges in den einzel-nen Ländern wahrgenommen wird. Die Erinnerung, die sich in diesem Fall im Rahmen des öffentlichen Diskurses als offizi-elle Geschichtspolitik der einzelnen europäischen Staaten hinsichtlich der Feierlichkeiten zum 70. Jahrestag des Kriegs-beginns manifestiert hat, bildet ein umkämpftes Feld und einen immer wieder abrufbaren Sprengstoff in der Debatte um den Umgang mit der gemeinsamen, aber auch separat wahrge-nommenen Vergangenheit. Divided memory an den Krieg, die mit der Auseinandersetzung um die Auslegung der Kriegsge-schichte dokumentiert wird, dauert seit Jahrzehnten an und gewinnt im Zuge aktuell-politischer Konflikte gar an Schärfe. Die Erinnerungspolitik, die als jeweils im Dienste der nationa-len Identitäten einsetzbares Machtinstrument (Grande 2003: 2) wahrgenommen wird, wird zu einem Konkurrenz- und Streit-objekt, zu einem Deutungsproblem in einem einerseits grenz-überschreitenden, andererseits stark an das jeweilige nationale Bewusstsein gekoppelten Dialog. Im Gegensatz zu Westeuropa, in dem sich Geschichtspolitik in eingeübten Gedenkpraktiken und -ritualen kanalisiert35, ist das Thema der Aufarbeitung des Zweiten Weltkrieges, seiner Ursachen und Folgen in Mittel- und Osteuropa immer noch ein hochgradig politisiertes Problem sowie ein Gegenstand der Tagespolitik.

35 Die Aussöhnung zwischen Deutschland und Frankreich könnte vor diesem Hintergrund als Richtschnur dienen. Vgl. Gedenken an den Ersten Weltkrieg. Triumph der Freundschaft, in: Süddeutsche Zeitung, 11.11.2009.

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Traba, Robert (2006): Historia. Przestrzeń dialogu, Warszawa, Instytut Studiów Politycznych Polskiej Akademii Nauk.

--- (2000): Symbole pamięci: II wojna światowa w świadomości zbiorowej Polaków. Szkic do tematu, in: Przegląd Zachodni 1, S. 52-67.

Young, James E. (1993), The Texture of Memory. Holocaust Memorials and Meaning, New Haven / London, Yale University Press.

Zelizer, Barbie (1995): Reading the Past Against the Grain: The Shape of Memory Studies, in: Critical Studies in Mass Communication 12, S. 204-239.

Zerubavel, Eviatar (1996): Social Memory: Steps to a Sociology of the Past, in: Qualitative Sociology, Vol. 3, S. 283-297.

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73 Klimapolitik nach Kopenhagen72 Südafrika hebt ab!71 Selektive Grenzen70 Brodelnder Iran69 Europäische Brüche 39 – 89 – 0968 NATO in der Sinnkrise67 Außenpolitik in Schwarz-Rot66 Energiesicherheit Deutschlands65 Naher Osten – Ferner Frieden64 Konfliktherd Kaukasus63 Geopolitik Ost 62 Zerrissene Türkei 61 Soziale Bewegungen in Lateinamerika60 Russische Moderne59 EU-Außenpolitik nach Lissabon58 Regionalmacht Iran 57 Ressource Wasser56 Militärmacht Deutschland?55 G8 Alternativ54 Identität Europa53 Rotes China Global52 Deutsche Ostpolitik51 Geheime Dienste50 Kerniges Europa49 Militär in Lateinamerika48 Internet Macht Politik47 Europäische Arbeitspolitik46 Globale Finanzmärkte45 Von Dynastien und Demokratien44 Modernisierung und Islam43 Großmächtiges Deutschland42 Europäische Außenpolitik41 Transatlantische Perspektiven II40 Transatlantische Perspektiven39 Wohlfahrt und Demokratie38 Politisierung von Ethnizität37 Vergelten, vergeben oder vergessen?

Bisher erschienene Themenhefte36 Gender und IB35 Krieg im 21. Jahrhundert34 EU-Osterweiterung im Endspurt?33 Entwicklungspolitik32 Balkan – Pulverfaß oder ... ?31 Recht in der Transformation30 Fundamentalismus29 Die autoritäre Herausforderung28 Deutsche Eliten und Außenpolitik27 10 Jahre Transformation in Polen26 (Ab-)Rüstung 200025 Dezentralisierung und Entwicklung24 Wohlfahrtsstaaten im Vergleich23 Kooperation im Ostseeraum22 Die Ostgrenze der EU21 Neue deutsche Außenpolitik?20 Demokratie in China?19 Deutsche und Tschechen18 Technokratie17 Die Stadt als Raum und Akteur16 Naher Osten – Region im Wandel?15 Identitäten in Europa14 Afrika – Jenseits des Staates13 Deutschland und Polen12 Globaler Kulturkampf?11 Europa der Regionen10 NATO-Osterweiterung Sonderheft Russland und die GUS9 Gewalt und Politik8 Reform der UNO7 Integration im Pazifik6 Zerfall von Imperien5 Migration 4 Geopolitik3 Realer Post-Sozialismus2 Chaos Europa1 Neue Weltordnung

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ISSN 1864-0656ISBN 978-3-86956-047-2