viii. internationaler zahnärzte-kongreß in paris vom 2. bis 8. august 1931

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Tagungen und Vortr/ige 5')3 genetisehen Klassifikation zu sehen. [?berhaupt war die ]4tiolo~ie der Zahnstellungs- und Kieferanomalien verhiiltnism/i!3ig k/irglieh vertreten; es waren bestimmte Sehulen, deren Forschert/itigkeit auf ~itiologisehem Gebiete hervortrat. Dreyfus, Lausanne: EinfluB des Lutsehens und des Schnullersaugens: Herbst, Bremen: Teratologisehe MiBbildungen (Odontopagen, Zwerg- und Riesenz~hne); Kantorowiez, Bonn: Selbstausheilung ortho- dontiseher Anomalien ; K o r k h a u s, Bonn, Zwillings- und Familienforschung, innersekretorisehe StOrungen (Akromegalie) : A. M. S e h w a r z, ~Vien: Kieferformen beim S/iugling, Zahnkeim- tagerung. Einstellung des ersten Motaren. Gewebeverfinderungen naeh orthodontischen MaB- nahmen; Waehsmann, Prag. Einseitige WaehstumsvergrSBerung des Unterkiefers, und sehlieBlieh Wa ugh, New York. Gebigverhattnisse bei Eskimos. EinfluB der Domestikation. Besonderes Interesse fanden die schOnen Prfiparate des englisehen Anatomen Brash, Birmingham. der alle Einzelheiten der Kiefer- und Schfidelentwieklung an krappgef/itterten Sehweinen demonstrieren konnte. Aueh die Pr/~parate yon West, S.-~Vales, welehe die Zahnkeimlagen bei F0ten zeigten, und die RSntgenbilder von W a 1m sley, Belfast, mit Ent- wieklungsstadien der Kiefer und Zfihne vom FOt bis zum Erwaehsenen. gaben wertvolle Einblicke. Hinsiehtlieh der Behandhmgsmethoden bet sieh eine Unmenge yon Hilfsmitteln bei ebenso vielen verschiedenartigen Apparatetypen. Vorherrschend war der Lingualbogen yon Mershon und der Louriesehe Hoehlabialbogen. Squires. White Plains, und Wood, Knoxville. zeigten die verschiedensten Anwendungsformen dieser beiden Apparaturen in/~hn- lieher Weise, wie sic Oliver 1924 in Amsterdam demonstriert hatte. Eine wese~tliehe Weiter- ent~4eklung haben diese Methoden anseheinend in Amerika nicht ertebt. Zur Rationalisierung der Apparateanfertigung waren Halbfertigfabrikate, die Pullen, Buffalo, ausstellte, hemerkenswert. Es handelte sieh um nahtlose, im Depot k~iufliehe Front- zahn- und Molarenbiinder und halbfertige LingualbSgen versehiedener Liinge, die dureh ein- gesehaltete V-Sehlingen den entspreehenden Verhaltnissen angepaBt werden k6nnen. Die ~Viplaapparatur Simons. Berlin. mit ihrer sinnreiehen Biegeteehnik, die Modifikationen von A. M. Schwarz, Wien, nnd die Methoden yon Korkhaus, Bonn, fanden ebensoviel Interesse wie die modernen Apparate der J a e ks o n- Sehule, ('r o z a t, und die feindimensionier- ten Lingualb6gen aus niehtrostendem Stahl. welehe De Coster. BriisseL auf einem kleinen und leieht bedienbaren SchweiBapparat anfertigt. Von bodily-Mrkenden Apparaten zeigte Fisk, Toronto, einen Stiftr6hrehenapparat mit Halbrundattaehments und ferner Griffin, New York, seinen zierlichen Federbogen (..resilient arch assemblage"). Reeht zahlreieh vertreten war die Kasuistik. Von allen Seiten wurden reeht gut behandelte F~lle vorgefiihrt. Lu nd s t r 5 m, Stockholm, zeigte als einziger mit bemerkenswerter Ehrlieh- keit Rezidive naeh 5- und 7jiihriger Kontrolle, die er auf den Mangel der ,,apikalen Basis" zurtiekffihrt. Die Frage der Retention ist anseheinend etwas in den Hintergrund getreten. Kautsehukplatten zur Retention (Waugh, New York), der bekannte Hawley retainer (Hutchinson, Bronxville) und ein gegossener Retentionsapparat, der lingual und labial sieh sehienenartig den Zi~hnen anlegt (Sorell, Oklahoma), das waren die wesentliehsten Re- tentionsapparate, die dem Besueher auffielen. Der Internationate Orthodontisehe KongreB in London, vor allem aber die wissensehaftliehe Ausstellung mit ihrer seltenen Fiille fiihrten in imposanter V(eise vet Augen, welehe bedeut- same Entwiekhmg unser junges Sonderfaeh in den Ietzten Jahrzehnten genommen hat. Bonn. G. Harth. VIII. Internationaler Zahn~irzte-KongreB in Paris vom 2. his 8. August 1931 -4-VIIIe Con~r6s Oentaire International, Paris, 2 S aofit 1931 O VIIIth International Dental Congress, Paris, Auuust 2na to 5lh, 1931 616, 314 (063) (00) ~1931,~ Der VIIL Internationale Zahn/irzte-KongreB fand unter dem Protektorate des Pr/~sidenten und der Regierung der franz6sischen Republik veto 2. bis 8. August 1931 im Grand Palais auf den Champs-Elysdes in Paris statt. Trotz der ungiinstigen wirtschaftliehen Verh/iltnisse wurden ungef/~hr dreieinhalb Tausend Teilnehmer verzeichnet, yon denen der grOBte Tell aus

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Tagungen und Vortr/ige 5')3

genetisehen Klassifikation zu sehen. [?berhaupt war die ]4tiolo~ie der Zahnstellungs- und Kieferanomalien verhiiltnism/i!3ig k/irglieh ver t re ten ; es waren best immte Sehulen, deren Forschert/i t igkeit auf ~itiologisehem Gebiete hervor t ra t . D r e y f u s , Lausanne: EinfluB des Lutsehens und des Schnullersaugens: H e r b s t , Bremen: Teratologisehe MiBbildungen (Odontopagen, Zwerg- und Riesenz~hne); K a n t o r o w i e z , Bonn: Selbstausheilung ortho- dontiseher Anomalien ; K o r k h a u s, Bonn, Zwillings- und Familienforschung, innersekretorisehe StOrungen (Akromegalie) : A. M. S e h w a r z, ~Vien: Kieferformen beim S/iugling, Zahnkeim- tagerung. Einstellung des ersten Motaren. Gewebeverfinderungen naeh or thodont ischen MaB- nahmen; W a e h s m a n n , Prag. Einseitige WaehstumsvergrSBerung des Unterkiefers, und sehlieBlieh Wa u g h , New York. Gebigverhattnisse bei Eskimos. EinfluB der Domestikation.

Besonderes Interesse fanden die schOnen Prfiparate des englisehen Anatomen B r a s h , Birmingham. der alle Einzelheiten der Kiefer- und Schfidelentwieklung an krappgef/ i t ter ten Sehweinen demonstrieren konnte. Aueh die Pr/~parate yon W e s t , S.-~Vales, welehe die Zahnkeimlagen bei F0ten zeigten, und die RSntgenbi lder von W a 1 m s l e y , Belfast, mi t Ent- wieklungsstadien der Kiefer und Zfihne vom FOt bis zum Erwaehsenen. gaben wertvolle Einblicke.

Hinsiehtl ieh der Behandhmgsmethoden bet sieh eine Unmenge yon Hilfsmit te ln bei ebenso vielen verschiedenart igen Appara te typen. Vorherrschend war der Lingualbogen yon M e r s h o n und der L o u r i e s e h e Hoehlabialbogen. S q u i r e s . White Plains, und W o o d , Knoxville. zeigten die verschiedensten Anwendungsformen dieser beiden Appara tu ren in/~hn- lieher Weise, wie sic O l i v e r 1924 in Amsterdam demonstr ier t hat te . Eine wese~tliehe Weiter- ent~4eklung haben diese Methoden anseheinend in Amerika nicht ertebt.

Zur Rationalisierung der Appara teanfer t igung waren Halbfert igfabrikate, die P u l l e n , Buffalo, ausstellte, hemerkenswert. Es handel te sieh um nahtlose, im Depot k~iufliehe Front - zahn- und Molarenbiinder und halbfert ige LingualbSgen versehiedener Liinge, die dureh ein- gesehaltete V-Sehlingen den entspreehenden Verhal tnissen angepaBt werden k6nnen. Die ~Viplaapparatur S i m o n s . Berlin. mit ihrer sinnreiehen Biegeteehnik, die Modifikationen von A. M. S c h w a r z , Wien, nnd die Methoden yon K o r k h a u s , Bonn, fanden ebensoviel Interesse wie die modernen Appara te der J a e ks o n- Sehule, ( ' r o z a t , und die feindimensionier- ten Lingualb6gen aus niehtros tendem Stahl. welehe De C o s t e r . BriisseL auf einem kleinen und leieht bedienbaren SchweiBapparat anfertigt.

Von bodi ly-Mrkenden Appara ten zeigte F i s k , Toronto, einen St i f t r6hrehenappara t mit Ha lbrunda t taehments und ferner G r i f f i n , New York, seinen zierlichen Federbogen (..resilient arch assemblage").

Reeht zahlreieh ver t re ten war die Kasuistik. Von allen Seiten wurden reeht gut behandel te F~lle vorgefiihrt. Lu n d s t r 5 m, Stockholm, zeigte als einziger mit bemerkenswerter Ehrl ieh- keit Rezidive naeh 5- und 7jiihriger Kontrolle, die er auf den Mangel der , ,apikalen Basis" zurtiekffihrt. Die Frage der Retent ion ist anseheinend etwas in den Hin te rg rund getreten. Kautsehukpla t ten zur Retent ion ( W a u g h , New York), der bekannte Hawley re ta iner ( H u t c h i n s o n , Bronxville) und ein gegossener Retent ionsappara t , der l ingual und labial sieh sehienenartig den Zi~hnen anlegt ( S o r e l l , Oklahoma), das waren die wesentl iehsten Re- tent ionsapparate , die dem Besueher auffielen.

Der In ternat ionate Orthodontisehe KongreB in London, vor allem aber die wissensehaftliehe Ausstellung mit ihrer seltenen Fiille f i ihr ten in imposanter V(eise ve t Augen, welehe bedeut- same Entwiekhmg unser junges Sonderfaeh in den Ietzten Jah rzehn ten genommen hat .

Bonn. G. H a r t h .

VIII. Internationaler Zahn~irzte-KongreB in Paris vom 2. his 8. August 1931 -4-VIIIe Con~r6s Oentaire International, Paris, 2 S aofit 1931 O VIIIth International Dental Congress, Paris, Auuust 2na to 5lh, 1931

616, 314 (063) (00) ~1931,~ Der VIIL Internat ionale Zahn/irzte-KongreB fand unter dem Protektora te des Pr/~sidenten

und der Regierung der franz6sischen Republik veto 2. bis 8. August 1931 im Grand Palais auf den Champs-Elysdes in Paris s tat t . Trotz der ungiinst igen wirtschaft l iehen Verh/iltnisse wurden ungef/~hr dreieinhalb Tausend Teilnehmer verzeichnet, yon denen der grOBte Tell aus

524 Tagungen und VortrS.ge

Frankreieh selbst stammte. Besonders aus Deutschland waren viel weniger Kongregteilnehmer erschienen, als es unter normalen Umst/inden der Fall gewesen w~ire. Auch aus den Vereinigten Staaten wurden etwa 800 Zahn/~rzte gez/~hlt. (]ber ein halbes tIundert waren aus 0sterreich, ungef/~hr soviel aus der Tschechoslowakei gekommen, um einige mir privat zugekommene Zahten zu nennen. Offizielle Angaben waren bei Schlul] des Kongresses noch nieht erh/~ltlich. Im ganzen waren Vertreter yon 44 L~ndern anwesend, sowie offizietle Repr/isentanten yon fiber 300 zahn/irztliehen Hoehschulen, Insti tuten und Vereinen. Das Grand PalMs, das fiir den KongreB zur Verffigung stand, bot einen gl/~nzenden Rahmen fiir die Veranstaltung. Nebst einem groBen Saal ffir die Plenarsitzungen waren 16 Sale ffir die 16 Sektionen vorhanden, sowie eine Reihe yon S~ilen ffir jede der vier Ausstellungen: Wissenschaftliche, p~tdagogische, hygienische und retrospektive Ausstellung. Der gr6Bte Teil des Erdgeschosses und der Urn- gang im ersten Stock dienten einer gTol~artigen kommerziellen Ausstetlung.

ErSffnun~ des Kongresses ] -~-Ouverture du Congr~s ] O Opening of the Congress Montag, den 2. August, wurde der Kongreg yore Prasidenten der F. D. I., Vizconde

Dr. F l o r e s t a n A g u i l a r , erSffnet und nach Erledigung der Formalitaten der Vorsitz an den Pr/~sidenten des Kongresses Prof. G. V i l l a i n fibergehen. Naeh einer temperamentvollen Ansprache V i l l a i n s begriigte aueh der Ehrenvorsitzende des Kongresses. der franzSsische Gesuudheitsminister Cam i l le B l a i s o t , die Kongref~teilnehmer. Unter den folgenden kurzen Anspraehen der Vertreter der am KongreB beteiligten Nationen, die dem Kongresse die Gliick- wfinsche tiberbrachten, ist die Rede Dr. L i n n e r t s . N~irnberg, erwahnenswcrt, der das Be- dauern des Zentralvereines der deutschen Zahn/~rzte verdolmetschte, dag die deutschen Zahn~rzte diesmal nur so wenig zahlreich h~tten erscheinen kSnnen. Die Zahnarzte Deutsch- lands st~nden aber lest in treuer Mitarbeit in der F. D . I . Den AbschluB der ErSffnungs- sitzung bildete die eindrucksvolle [~berreichung des Miller-Preises an Dr. A g u i l a r durch den Vorsitzenden G. V i l l a i n .

Zeiteinteilung ] d I Emploi du temps ! O Daily programme Dienstag, den 4 , und Mittwoeh, den 5. August, fanden vormittags wissenschaftliche

Plenarsitzungen statt. Donnerstag, den 6., Vormittag Demonstrationen aus den Vereinigten Staaten, Freitag, den 7., Vormittag europfiische Demonstrationen, Samstag, den 8., Vor- mit tag fanden freie, vorher nicht angekiindigte Demonstrationen statt. Die Nachmittage waren Sektionssitzungen gewidmet (mit Ausnahme des freien Mittwochnaehmittags). Samstag naehmittag land die SehluBsitzun~ des Kongresses statt.

Unterhaltun~sprogramm ] -~- Programme des r~jouissanees ] O Amusement programme Besondere M~he hatten die Veranstalter des Kongresses auf ein reichhaltiges Unter-

hMtungsprogramm verwendet. Sonntag, den 1. August, naehmittags fuhren die Kongrel~- teilnehmer in Sonderzfigen nach Versailles, wo ein Empfang durch den Bfirgermeister statt- land. Nach einem Spaziergang dureh den SchloBpark traf man sieh in der Orangerie des Schtosses, wo ein B~ifett vorbereitet war. Das geplante Feuerwerk und Nachtfest wurde leider dureh einen heftigen Regen gestSrt und zum Tell verhindert. Montag. den 3. August, wurde eine Sondervorstellung im Theater der Kolonialausstellung geboten, wo die Vorffihrung yon Tanzen verschiedener bei der Kolonialausstellung vertretener VSlkerstfimme erfolgte. Diens- tag. den 4. August, nachmittag fand ein Empfang im Rathause statt. Nach der Besichtigung der sehenswerten FestsMe des Pariser Rathauses, wurde eine Bootsfahrt auf der Seine geboten. Donnerstag, den 6. August, gab es eine Festvorstellung in der Oper. Den Kongregteilnehmern, die in der Oper keine Pl~tze mehr bekommen konnten, wurden Pl~tze ftir die Opera Comique und das Theater Mogador zur Verffigung gestellt. Das Bankett Freitag. den 7. August. abend bildete den glanzenden AbschluB der geselligen Veranstaltungen.

Ffir die Damen der Kongregteilnehmer sorgte in ausgezeiehneter Weise ein Damenkomitee, welches den Besuch yon Museen. Stadtbesichtigungen, Ausflfige und den Besuch berfihmter Schneidersalons veranstaltete. Es ist natiirlich schwierig, bei einer derartigen Massen- veranstaltung allen Wfinschen gereeht zu werden. Unsere franzSsischen Kollegen hahen weder Mfihe noch Kosten gescheut, um ihren Gasten den Aufenthalt in der Ville lumi~re angenehm zu gestalten. Der einzige Vorwurf, den man ihnen, s~ie L o g a n . Chicago. in seiner Dankesanspraehe in der Schlul3sitzung hemerkte, machen kann, ist, dam sic keine Macht hattem das Wetter dem ]?rogramm entsprechend giinstig zu gestalten.

Tagungen und Vortrage 525

Wissenschaftliehe Berichte und Vortriige 1) / ~ Rapports et communications seienti- Iiqucs ] O Scientific reports and papers A l l g e m e i n e r Ber ic .h t I I I (Plenarsitzung Mittwoeh, 5. August. vormittags). A. P i t t s .

London: P r o p h y l a x e u n d Z a h n p f l e g e be i K i n d e r n u n t e r 6 J a h r e n . Nach einer grfindliehen Lrbersieht fiber die M6gliehkeiten der Entstehung yon Karies und deren Beein- flugbarkeit durch hygienisehe MaBnahmen gelangt P. zum Sehlusse, dab zwar eine Reihe yon wiederholt gegebenen und vielfach befolgten Ratsehl~igen bezfiglich der kalk- und vitamin- reiehen Erniihrung der sehwangeren und stillenden Mfitter und deren Kinder, sowie beziiglich der Mundhygiene und prophylaktisehen Odontomie (oder deren J~quivalent dureh Ffillung der Fissuren mit fliissigem Kupferzement) durehaus zweekm/igig seien, doeh sei die wissen- schaftliche Fundierung dieser Lehren sehwaeh und wir seien noeh welt entfernt yon einer auf tatsaehliehen Kenntnissen beruhenden wissensehaftlichen Prophytaxe.

D i s k u s s i o n : B r u n , Oslo, beriehtet fiber dan Ostoer Sehulfrfihstfiek, das er als ein Ex- periment im Grogen bezeichnet. T h o l u e k , Frankfurt a.M., besprieht die technisehen Sehwie- rigkeiten der systematisehen Erfassung des Kleinkindes. Gewisse Erfolge lassen sieh durch Verteilung nmndhygieniseher Drueksehriften bei der Amneldung der Geburt und sparer bei der Priifung der Sehulreife (im Alter yon 5 Jahren) erzielen. W a t r y , Brfissel, ist optimistiseher als P i t t s bezfiglieh unseres Wissens und der M6gliehkeiten der wissensehaftliehen und prakti- sehen Mundhygiene.

Sektion I: Anatomie, Physiologie, Histologie, Embryologie ] -}- Section I: Anatomie, Physiologie, Histologie, Embryologie [ O Section I: Anatomy, Physiology, Histology, Embryology. B e r i e h t I . A l l g e m e i n e u n d v e r g l e i e h e n d e A n a t o m i e ( E n t w i e k l u n g d e s G e b i s -

ses). H. S i c h e r , W i e n : I s t die V i e l g e s t a l t i g k e i t de r Z/~hne abh/~ngig y o n i h r e r p h y t o g e n e t i s c h e n E n t w i e k l u n g ? Die Entstehung des S~ugergebisses ist schon bei ge- wissen Reptilien vorbereitet. Die Konkreszenztheorie ( K u e k e n t h a l - A d l o f f , Bo lk ) scheinen unn6tig und kompliziert. Die Differenzierungstheorie ist geeignet, die Formkompli- kationen der S/~ugerz~hne zu erklaren, und zwar dtirfte die yon G r e g o r y modifizierte Trituberkulartheorie ( C o p e - O s b o r n ) als Erkl~irung berechtigt sein. Die Differenzierung scheint auf funktionelle Reize zurfickzuffihren zu sein. Berticksichtigenswert als Hilfshypothese ffir die Lehre yon der Anpassung ist die Hypothese A. S p i t z e r s , dab die Vergmderungen eines Organes im Laufe der Phylogenese nicht yon der fertigen Form dieses Organes ausgehen, sondern yon dem noch weitgehend undifferenzierten Stadium seiner embryonalen Anlage. Selbstverstgndlich mug bei Anwendung der S p i t z e r s c h e n Hypothese besonderes Augenmerk auf die anderen Entwicklungsgesetze gerichtet werden, vor allem auf das Gesetz yon Do l lo .

G. G u 6 r a r d , Paris: I s t de r P o l y m o r p h i s m u s d e r Z g h n e e in E r g e b n i s i h r e r p h y l o g e n e t i s e h e n E n t w i e k l u n g ? V(enn wir die allgemeine Entwieklung des Zahn- systems in der Geschichte der Arten betrachten, so sind wir erstaunt fiber die Unbestfindigkeit, die sich im Tempo der Entwicklung und gIeiehzeitig im Sinne der morphotogisehen Variationen zeigt. Wir dfirfen also eine genealoKisehe Ileihenfolge nnr in den phytogenetiseh kurzen Zweigen aufstellen, was jeden Versueh einer allgemeinen Phylogenesis aussehliel3t. Die An- nahme der klassischen Hypothese yon einem aneestralen isodonten Gebisse ist also weder dureh die Anatomie noch durch die Paleobiotogie gerechtfertigt; ohne Unterstfitzung dieser beiden Wissensehaften werden wir nie beweisen k6nnen, dal3 die Morphologie der Zahne einer bestimmten Gattung das Ergebnis eines Gebisses war. das den gemeinsarnen Vorfahren dieser Gattung geh6rte; das k6nnen wir sehon aus diesem Grunde nieht beweisen, weil wir uns das Individuum nieht vorstellen k6nnen, das diesen phylogenetisehen Stamm begriindet hAtte.

D i s k u s s i o n : W e i d e n r e i e h , Frankfurt a. M., weist darauf hin, dab die niederen Tiere. die die Zahne auf Zug beanspruehen, Fasersehmelz haben, die h6heren Tiere, die ihre Z/thne auf Druck beanspruehen, Prismensehmetz. Niedere Tiere, die ihre Z/ihne auf I)ruek be- anspruehen, zeigen Verlust des Fasersehmelzes, abet noeh keinen Prismenschmelz. Ebenso paBt sich die Form an, es kommt zu einer /iugerlichen J~hnliehkeit mit sp/iteren Formen. jedoch bei v61tig verschiedener histologischer Beschaffenheit.

1 Einige Berichte sind referiert, obwohl sie nur im Druck vorlagen, aber nieht gelesen wurden. Nur Vortr/ige und Demonstrationen, welche ftir den Orthodontisten Interesse haben, sind berfieksichtigt worden.

526 Tagungen und Vortr/~ge

B e r i c h t II . W u r z e l r e s o r p t i o n d e r M i l e h z ~ i h n e . P r i t c h a r d , London: Die Resorp- t ion der Milchzahnwurze |n erfolgt durch intermit t ierende lakun~ire Resorption, die mit Pe- rioden yon Ablagerung zementar t igen Oewebes auf den Resorptionsfl/ichen abweehselt. Dies gesehieht hauptsachl ieh an der dem naehfolgenden Zahn zugekehrten Seite, aber auch an anderen Stellen der Wurzeloberfl/~ehe und in der Pulpenkammer. Die spater reichlich vor- handenen vielkernigen Riesenzellen sind anfangs n icht zu sehcn. Das Pulpagewebe degene- riert vor dem ResorptionsprozeB. Gelegentljeh kann man Spuren yon Pulpasteinbildung sehen. Sehliel~tieh verliert das Resorptionsgewebe seine zellige S t ruk tur und wird yon Zahn- fleisehepithel ersetzt, das unter die restliche Milchzahnkrone w/ichst.

R. K r o n f e l d , Chicago: Die Resorpt ion yon Milehzahnwurzeln ~vird bewirkt durch das zwisehen dem bleibenden und dem Milchzahn liegenden Bindegewebe. Der Reiz zur Re- sorption geht aber yon dem waehsenden bleibenden Zahn aus. AuBerdem la8t sieh an den Milchz/ihnen selbst eine Art .Seneszenz (Gewebsreife) beobaehten, wodurch es auch an Milch- z~hnen ohne bleibende Naehfolger zu Resorpt ionen und in vielen Fallen zum Verlust des Zahnes kommt. Der ResorptionsprozeB beginnt in der Regel an der dem bleibenden Zahn zugewen- de ten Seite, doch t re ten aueh auf der entgegengesetzten Seite Resorptionen auf.

Die Resorpt ion der einzetnen Milehz~hne beginnt zu versehiedenen Zeiten, bei den B a e k e n- z /~hnen gew6hnlich f r i i h e r als bei den Sehneidez/~hnen. Ebenso wie der Zahndurchbrueh in Schiiben erfolgt, f inder die Resorpt ion der Milehzahnwurzeln nicht kontinuierlieh start. In den Ruhepausen finder eine reparatorische Neubi ldung yon Knochen und Zement s ta t t , welehe zu voriibergehenden Verwaehsungen zwisehen Zahn und Knoehen f~hren kann. Das die Pulpa unmi t te lbar umgebende Dent in ha t eine hShere Widers tandskraf t gegen die Re- sorption, als irgendein anderer Teil des Zahnes. Untersehiedlich v o n d e r Resorption des Zahnes v o n d e r Pulpa der Katzen und Hundezahne aus, beteiligt sich die Pulpa m e n s c h - t i c h e r Mitehz£hne n i e h t am Resorptionsprozef~. Die charakterist isehe Putpas t ruk tur bleibt bis zur vSlligen AusstoBung der Milchzahnkrone erhalten. In den le tzten Stadien der Milch- zahnresorpt ion wiichst das Epi thel des Epi thelansatzes dem Zement ent lang gegen die re- sorbierten Gewebe und umw/ichst schliel]lich die R/inder der oberfl~iehlich am Zahnfleisch si tzenden Krone. (SehSne histologische Bilder.)

V o r t r a g e . H. A n d r 6 , Par i s : D e r N u t z e n r h i n o p h a r i n g e a l e r A t m u n g I i i r d i e E n t w i c k l u n g de s O r g a n i s m u s im a l l g e m e i n e n u n d de s Z a h n s y s t e m s im b e s o n d e - r e n . Entwicklung und Folgen der Mundatmung. Dorso flektierte Kopfhal tung erleichtert die Nasenatmung, Kopfneigung erschwert die Atmung und Ii ihrt zum Offenhalten des Mundes.

W a u g h , New York: V e r / ~ n d e r u n g e n i n d e r B e z a h n u n g d e s a m e r i k a ~ l i s c h e n E s k i m o . Verfeinerte Nahrungsmi t te l verdr/~ngen die rohe Kost der Eskimos. Der friiher regelm/iBige Befund einer ext remen abrasio bei Kariesfreiheit des Gebisses ist nicht mehr festzustellen. Die junge Generat ion ha t schlechtere Zahne als die amerikanisehen Kinder, und auch die Steltungsunregelmal3igkeiten h/iufen sich.

(Fortsetzung folgt.) F. N e u m a n n , 3Iahriseh-Ostrau ((.~. S. R.).