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SMASH RIGHT TURN LEFT AUTONOME ANTIFA [W] SMASHRIGHT.BLOGSPORT.AT 05.06.2015 | 19 UHR | YPPENPLATZ ANTIFA-VORABENDDEMO 06.06.2015 NAZIAUFMARSCH VERHINDERN

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Reaktionären Ideologien den Boden entziehen! Naziaufmarsch am 6. Juni 2015 verhindern!

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SMASH RIGHTTURN LEFT

AUTONOME ANTIFA [W]SMASHRIGHT.BLOGSPORT.AT

05.06.2015 | 19 UHR | YPPENPLATZANTIFA-VORABENDDEMO

06.06.2015NAZIAUFMARSCH VERHINDERN

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Am 6. Juni will die neofaschistische Bewegung der „Identitären“ erneut in Wien auf die Straße gehen und unter dem Motto „Der große Austausch“ ihre paranoiden Phantasien vom Untergang des Abendlandes zur Schau stellen. Sie formulieren ein rassistisches, völki-sches Weltbild, nach dem die globale Gesellschaft geordnet werden soll. Ihre Forderung nach „Identität“ ist zugleich die Forderung nach dem Ausschluss und der Vernichtung des „Fremden“ und Nichtidentischen. Die ideologi-sche Funktion liegt darin begründet, Einschluss und Rechte der Einen zu for-dern, und den Ausschluss der Anderen. Obwohl sie sich zum größten Teil aus den deutschnationalen Burschenschaf-ten und der Neonazi-Szene rekrutieren (einige ihrer Mitglieder hielten sich bis vor kurzem eng an der Seite des Neo-nazis Gottfried Küssel auf), lassen sich die Identitären nicht gerne als Nazis bezeichnen.

Sie inszenieren sich selbst als intel-lektuelle, rebellische Jugendbewegung, die für die Stärkung und Bewahrung von einer von ihnen als solche konstruierten nationalen und kulturellen Identität ein-tritt. Sie präsentieren sich als Denkge-meinschaft, die sich auf politische und

gesellschaftliche Ideale und Werte von vor 1933 und dem Nationalsozialismus bezieht und diese wieder zu Richtlini-en einer europäischen Politik machen will. Doch die Ideen und politischen Vorstellungen der sogenannten „Kon-servativen Revolution“, deren Anhän-ger von der neuen Rechten Europas viel und gerne zitiert werden, sind nicht unabhängig oder gar als widerständig gegenüber dem Nationalsozialismus zu fassen, sondern als dessen Vordenker und Wegbereiter.

Ein Blick auf die politischen Visio-nen der konservativen Bewegungen in Deutschland vor und während des Na-tionalsozialismus macht mehr als deut-lich, dass sich der Nationalsozialismus nicht ohne die Konservative Revolution und die „Identitäre Bewegung“ nicht ohne den Nationalsozialismus denken lässt.

KONSERVATIVE REVOLUTION ?

Der Wunsch nach einer konservati-ven Revolution, was zuerst wie ein Wi-derspruch in sich klingt, lässt sich als autoritäre Rebellion gegen die kapi-talistische Moderne begreifen. In den Krisen der Nachkriegsgesellschaft der

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REAKTIONÄREN IDEOLOGIEN DEN BODEN ENTZIEHEN!

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Weimarer Republik sahen die Anhän-ger_innen die Folgen der Aufklärung und der universalen Idee von Freiheit und Gleichheit, die sich auf alle Men-schen bezieht. Die Konservative Revolu-tion war also eine Reaktion auf eine als krisenhaft empfundene gesellschaftli-che Modernisierung.

Die „Entzauberung der Welt“ durch die Säkularisierung und Rationalisie-rung löste traditionelle Lebensweisen auf. Die Abschaffung der Ständegesell-schaft und religiöser Weltbilder entließ den Menschen aus einer strikten sozia-len Zuweisung in die Unsicherheit einer kapitalistisch verfassten Gesellschaft, in der das Glücksversprechen der Moder-ne nie eingelöst werden konnte.

Anstatt jedoch eine Befreiung der Menschen von den Zwängen des Kapi-talismus zu fordern, wurde die kämpfe-rische Wiederbelebung deutscher Tu-gend, Ordnung und Moral propagiert. Visionen einer sozialistischen Gesell-schaft wurden national gedacht und nicht als ein internationaler Kampf der unterdrückten Individuen.

Eine ökonomische Kritik wurde nicht formuliert. Genaue Begriffe, For-derungen und Analysen, wie die Er-langung der Verfügungsgewalt über die Produktionsmittel, eine gerechtere Verteilung des Sozialprodukts und eine Theorie des Klassenkampfes sucht man hier vergebens.

Sozialismus wurde als nationaler Sozialismus, also als volkshafte, durch die Autorität des Staates zusammenge-haltene Ordnung verstanden, in wel-cher der Einzelne seine egoistischen Interessen zugunsten des Dienstes an der Gemeinschaft aufgibt.

Politik war für sie kein durch Ver-nunft geleitetes Mittel zur Organisation einer Gesellschaft von gleichberech-tigten Individuen, sondern unveränder-liches Schicksal eines Volkes, dessen Gemeinschaft durch eine natürliche und unpolitische Entwicklung gewach-sen ist.

Das Politische ist folglich kein de-mokratischer Gestaltungsraum, son-dern ein schicksalhafter Kampf. Dieses offene Bekenntnis zum Irrationalismus und der Aufwertung des natürlichen In-stinkts, gepaart mit dem Lebensgefühl des Heroismus und der Notwendigkeit der Verteidigung und Bewahrung einer völkischen Gemeinschaft forderte ein autoritäres Gesellschafts- und Staats-modell.

So galten ihre ideologischen An-griffe auf die Weimarer Republik den politischen Auswirkungen der Französi-schen Revolution. Anstelle von „Liberté, Égalité, Fraternité“ wollten sie neue Werte einer durch die Natur legitimier-ten, hierarchischen Ordnung etablieren.

Dieser Glauben an eine natürliche Ordnung entspringt einem pessimis-tischen Menschenbild, das nicht die Möglichkeit einer befreiten Gesell-schaft, sondern den Dienst des Indivi-duums für Volk, Staat und Nation als Vi-sion eines besseren Lebens formuliert.

Die Tatsache, dass die Anhänger_in-nen der Konservativen Revolution nicht ausnahmslos hinter Hitler und dem Na-tionalsozialismus standen, werden von einer „Neuen Rechten“ bewusst ge-nutzt, um eine klare Trennung zwischen ihren großen Vorbildern und den Natio-nalsozialisten_innen zu argumentieren. Die Absicht dieser theoretischen Aktion

SMASH RIGHT

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war und ist die Freisprechung der „Kon-servativen Revolutionäre“ von jeglicher Beteiligung an der ideologischen und kulturellen Etablierung des National-sozialismus, um sich - ohne Auschwitz denken zu müssen - auf Faschismus beziehen zu können. Dies ist zum Teil nichts anderes, als geschichtsrevisio-nistische Umdeutung und Instrumenta-lisierung interner Konflikte innerhalb reaktionärer Ideologien.

Thomas Mann, der bis nach dem ersten Weltkrieg selbst eine konservati-ve Haltung vertrat, bezeichnete in einer Tagebuchnotiz den Nationalsozialismus als „politische Wirklichkeit jener kon-servativen Revolution“. Seine Beobach-tungen zeigten ihm das Ergebnis der institutionalisierten Umsetzung einer irrational-romantisierten, völkischen Ideologie.

Oft unerwähnt bleibt, dass eine der Hauptkritikpunkte der konservativen Denker am realen Nationalsozialismus die Etablierung einer proletarischen Massenbewegung war. Als primitive Volksbewegung betitelt, gaben die Ziele der NSDAP dem Selbstbild einer intellektuellen Elite keine Möglichkeit der Selbstentfaltung. Der Nationalsozi-alismus wurde von vielen Vertreter_in-nen der Konservativen Revolution als eine prinzipiell zu begrüßende, ihre Vorstellungen vorbereitende und teil-weise realisierende Entwicklung gutge-heißen, die noch „zu verbessern“ oder „zu überwinden“ sei.

Bezüglich der völkischen Definition von Nation und Staat, dem überzeugten Antisemitismus und der Reinhaltung des Deutschen Volkes waren die Kon-servativen Revolutionäre und die Na-

tionalsozialisten weitestgehend einer Meinung. Das ungenügende Miteinanderden-ken von konservativer Revolution und Nationalsozialismus öffnet nazistischen Kontinuitäten Tür und Tor. Ein gutes Bei-spiel hierfür ist Ernst Jünger, eines der ideologischen Idole der „Identitären Bewegung“. Dieser sprach sich für die gewaltsame Zerschlagung der Weima-rer Republik und eine Errichtung einer nationalen Diktatur aus. Die Ideale des Humanismus lehnte er ab: Stattdessen propagierte er ein Menschenbild, das keine Scheu vor Schmerz und Opfer kenne, und Disziplin und Rangordnung höher achte als unbegründete Gleich-heit. Zwar brach er mit Hitler und der NSDAP, äußerte sich aber auch nach 1945 klar antisemitisch und weigerte sich, den Entnazifizierungs-Fragebogen der Alliierten auszufüllen.

Ungeachtet seiner faschistischen Überzeugungen konnte er, da er kein aktiver Anhänger des NS-Regimes war, bald wieder publizieren und be-kam so zusätzlich zur 1939 erhaltenen „Spange zum Eisernen Kreuz“ Ruhm und Anerkennung im post-nazistischen West-Deutschland sowie 1959 das Bun-desverdienstkreuz verliehen.

OLD SHIT - NEW STYLE

Die „Identitäre Bewegung“ greift die völkische Konzeption einer Nati-on direkt auf und argumentiert diese ebenfalls durch die Existenz einer kul-turellen Identität, die es zu verteidigen gelte. Sie behaupten, keine Rassist_in-nen zu sein, ihre Voraussetzung für die Zugehörigkeit zu Nation und kulturel-

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ler Gemeinschaft ist aber eine biolo-gistisch konstruierte. Deswegen seien Werte und Ideale europäischer Natio-nen bedroht durch Migration und die von Ihnen heraufbeschworene natürli-che Gemeinschaft werde zerstört. Sie orientieren sich an dem konservativ-re-volutionären Bild einer schicksalhaften Ordnung und stilisieren sich selbst als „identitäre“ Kämpfer mit dem Auftrag, diese einzulösen. Ihr ebenfalls negati-ves Menschenbild sieht im Individuum ohne konstante Gemeinschaft, feste Strukturen und Hierarchien ein verunsi-chertes, verlorenes Wesen.

Gründe für gesellschaftliche Kon-flikte und das beschädigte Leben sehen sie nicht in den Grundwidersprüchen kapitalistischer Verhältnisse, sondern in der Verwischung der von ihnen rassis-tisch abgesteckten Grenzen zwischen kulturellen Gemeinschaften durch die „Fädenzieher_innen“ der Globalisie-rung. Diese Ressentiments gegen die „Multikultis“ und „Globalisierer“, wel-che die Identität der Völker auslöschen würden, geben Auskunft über ihren An-tisemitismus, der sich in den meisten alten und neuen kapitalismuskritischen Argumenten finden lässt.

Kultur und Natur werden von den „Identitären“ synonym verwendet. In Versuchen, rassistische Ideologien wis-senschaftlich zu unterlegen, wird dem Menschen eine biologistisch determi-nierte, unveränderbare Identität zuge-schrieben und der Wunsch, zu einer völ-kisch konstituierten Gruppe gehören zu wollen sowie die Ablehnung alles Frem-den, als natürlicher Trieb diagnostiziert. Volk, Nation und Kultur werden so zu na-türlichen, organischen Elementen stili-

siert. Die Reinhaltung und Authentizität einer Kultur ist so zirkelschlussartig Vo-raussetzung für die Aufrechterhaltung der natürlichen Ordnung.

Was von ihnen selbst als Ethnoplu-ralismus bezeichnet wird, ist nichts an-deres als Rassismus und der Versuch, einen gesellschaftlich werbefähigen Begriff für eine völkisch-nationale Ideo-logie zu finden, der nicht in Zusammen-hang mit dem NS und seinen Verbre-chen gesehen wird.

In Berufung auf konservativ-revolu-tionäre Strömungen vor und während dem Nationalsozialismus distanzieren sich die „Identitären“ zwar offiziell von Hitler und dem deutschen Nationalsozi-alismus, aber nicht von reaktionären-fa-schistischen Ideologien als solche.

In ihrer Inszenierung als Krieger für die „ursprüngliche Kultur und ur-sprünglichen Werte“ bedient die „Iden-titäre Bewegung“ eine Symbolik, deren Projektionsquelle eine romantisierte Vergangenheit zwischen Mittelalter und Nationalsozialismus darstellt.

Klar ausgedrückt wird die Sehn-sucht nach der Rückwendung zum wah-ren Ich des Menschen, das gleichge-dacht wird mit der natürlichen Ordnung der Gesellschaft und der Geschlechter-verhältnisse.

Die heteronormative Familie wird als Kernstück der Kultur konstruiert und die Frau als Mutter und Hüterin der-selben. Gleichberechtigung wird nicht explizit bekämpft, sondern im Sinne des ideologischen Schemas der natur-haft-richtigen Ordnung umdefiniert. Die Gleichberechtigung der Frau läge demnach in der Würdigung der Erfül-lung der ihr als solche zugewiesenen

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Rolle als Mutter. Dieses Bild unterschei-det sich in keinster Weise vom Frauen-bild des Nationalsozialismus.

Mit den apokalyptischen Angstvi-sionen von Masseneinwanderung und Islamisierung sowie dem damit ein-hergehende Untergang der Kultur der europäischen Nationen soll eine ras-sistische Gegenbewegung ausgehend von der Mitte der Gesellschaft aktiviert werden.

Ist die „Identitäre Bewegung“ zwar momentan eine kleine Gruppe, die es noch nicht geschafft hat, sich von ih-rem Neonazi-Image zu befreien, bietet

eine rassistische Grenzpolitik und die Projektion von Angst um die eigene Existenz in einer sich ständig in Krisen befindenden und durch Krisen reprodu-zierenden kapitalistischen Gesellschaft mehr als genügend Nährboden für die kultur-rassistischen, völkisch-nationa-len Ideen der „Neuen Rechten“. Durch den Rückgriff auf die reaktionären Ideo-logien der „Konservativen Revolution“ im Sinne der Imaginierung der natür-lichen Identität eines Volkes wird ein weiteres Mal klar, dass es Faschist_in-nen sind, die ihre entstaubten Inhalte am 6. Juni auf die Straße tragen wollen.

Nennen sie sich sich Identitäre, nennen sie sich Pegida oder nennen sie sich FPÖ: Reaktionären

Ideologien den Boden entziehen!!!

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