schön, dat mer noch zesamme sin - em-verlag.de · ich dabei ja auch wie freddie mercury klingen....

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16 M irko Bäumer (48) ist ein Vollblutmusiker. Schon mit 18 spielte er Deutschrock in sei- ner eigenen Band Soweit Sogut, es folgte die Formation Hausmar- ke und schließlich 1996 das Trio Trademark – heutzutage würde man es eine klassische Boyband nennen. Mit Trademark hatte der Hennefer richtig großen Erfolg, vor allem im Ausland. In Asien wurden sie stark gefeiert, heims- ten goldene und Platin-Platten ein, spielten in Arenen. Bei einer Deutschlandtour im Vorprogramm von Wolfgang Petry klappte das auch hierzulande. Parallel arbei- tete Mirko mit anderen Kollegen an einem Queen-Projekt, welches schließlich nach dem Ende von Trademark der zweite große Wurf für ihn wurde. Erst als Mayqueen, dann als Queen Kings, räumten sie national und international bei allen Liebhabern der britischen Rocker ab. 2016 wurde Mirko von einem alten Bekannten, Bläck Fööss- Keyboarder Andreas Wegener, zu einem Konzert der kölschen Legende eingeladen. Sänger Kafi Biermann war damals krank und Bäumer sprang kurzerhand bei drei der Songs ein, anstatt nur vor der Bühne zu stehen. Daraus wurden sieben Tage als Aushilfs- Fooss während der Session 2016. Als Kafi Biermann kurz darauf bekanntgab, dass Silvester 2016 für ihn Schluss sei, kam die Kult- band aus Köln schnell auf Mirko Bäumer zu sprechen. Seit diesem Jahr ist er der offizielle neue Sänger der Fööss. Doch Mirko ist nicht das neueste Bandmitglied. Für das nach Karneval überra- schend seinen Hut nehmende Gründungsmitglied Peter Schüt- ten stieß im April Pit Hupperten zur Band. Mirko, sieht der Plan tatsäch- lich vor, die Bläck Fööss laufend weiter zu verjüngen, bis letzt- lich kein Gründungsmitglied mehr dabei ist? Es gibt ja nur noch drei – und auch die sind eigentlich schon im Rentenalter. Das ist der Plan und ich habe ein gewisses Vertrauen darin, dass der auch funktioniert. Wenn wir glau- ben würden, dass die Idee zum Scheitern verurteilt wäre, würden wir wohl kaum so viel Arbeit hineinstecken. Davon abgesehen scheint so etwas ja auch bei ande- ren Bands zu funktionieren. Nix bleibt wie et iss – so ist das Leben nun mal. Glaubst Du, das die alten Fans die Fööss auch in Zukunft wei- ter akzeptieren werden? Wir haben in diesem Jahr schon eine ganz Latte an Konzerten gespielt. Und die Resonanz war wirklich positiv. Die meisten sagen: „Das passt!“ Viele haben auch gesagt: „Das passt sogar optisch!“ Da war ich dann ein bisschen beleidigt (lacht). Aber im Ernst, zum Beispiel unsere Konzerte im Millowitsch-Theater: Einige hatten sich die Karten schon im Vorfeld gekauft, ohne zu wissen, dass auch Peter Schütten nicht mehr dabei sein würde. Da- von haben welche original zu uns gemeint, dass sie vorher damit ge- rechneten haben, sich an diesem Abend innerlich von den Fööss zu verabschieden. Und am Ende hat- ten doch alle Spaß! Natürlich wird es diejenigen geben, die „Dat sin nit mehr ming Fööss!“ sagen. Aber für alle, die eventuell nicht mehr kommen, kommen vielleicht neue. Der ein oder andere hätte sicher auch gerne gesehen, dass die Band einfach aufhört. Aber: Allgemein ist die Resonanz sehr vielversprechend und macht Mut für die Zukunft. Gibt es denn Pläne zu einer musikalischen Veränderung? Wieder mehr traditionell wie mit dem „Kölschglas“, eurem Sessionshit aus diesem Jahr, oder mehr Rock oder bunt gemischt, so wie immer? Die Geschichte vom Kölschglas war einfach eine Idee, die ich in die Runde warf und die wir dann gemacht haben. Da stand kein Vorhaben dahinter, wie das jetzt klingen müsste, ob traditionell oder nicht. Die Band wird sicher so bunt bleiben, wie sie immer war. Die Fööss haben ihren ganz eigenen Stil. Es wäre fatal, da jetzt etwas völlig anderes zu machen. Das würde sowieso nur auf uns „Neue“ zurückfallen. Du bist jetzt ein halbes Jahr lang ein echter Fooss. Was hat sich in dieser Zeit für Dich per- sönlich verändert? Och, nicht so viel. Musiker war ich ja schon immer. Viele sagen jetzt: „Mensch Mirko – von Fred- die Mercury zu den Fööss, das ist ja ‚ne ganz andere Nummer!“ Natürlich ist es eine andere Musik, aber kein Riesenspagat wie – keine Ahnung – eine Umschu- lung vom Doktor zum Floristen vielleicht. Ich stehe auf der Bühne und unterhalte die Leute so gut ich kann. Darum geht’s und es macht mir sehr viel Spaß. Was sich wirklich verändert hat, sind die Anfahrtswege. Mit den Queen Kings ging es kreuz und quer durch die Republik, auch mal in die Nachbarländer. Bei den Fööss bleiben wir zum größten Teil in der Nähe, so kann ich öfters zu Hause sein als früher. Überhaupt habe ich mehr freie Zeit. Klar, Karneval ist sehr stressig. Aber danach sind drei Wochen komplett frei. So was kannte ich früher nicht. Auch im gesamten August ist Sommerpause angesagt – eine neue Erfahrung für mich. Gibt es eine Sache, die Dir wäh- rend Deines Einstiegs schwer gefallen ist? Es war von Anfang an eine große Herausforderung für mich und jeder Job hat mit Arbeit zu tun – alleine all die Lieder lernen. Aber schwer gefallen ist mir nichts. Mir widerstrebt es ja auch nicht, Kölsch zu singen. Nicht einfach war es dagegen, mich von den Queen Kings zu verabschieden. Wobei ich ja schon ein Jahr lang Bescheid wusste und wir uns des- halb gut darauf einstellen konnten. Und Du bist ja auch erst im Ap- ril wieder mit den Queen Kings am Niederrhein aufgetreten … Ja, der neue Sänger konnte an dem Termin nicht und da bin ich eben eingesprungen. Das war von An- fang an der Plan: Wenn die Jungs dringend Ersatz brauchen und ich Zeit dafür habe, bin ich da. Das könnte also auch noch einmal vorkommen. Schön, dat mer noch zesamme sin Bläck Fööss Sänger Mirko Bäumer im EM-Interview

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Post on 04-Jun-2018

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Mirko Bäumer (48) ist ein Vollblutmusiker. Schon mit

18 spielte er Deutschrock in sei-ner eigenen Band Soweit Sogut, es folgte die Formation Hausmar-ke und schließlich 1996 das Trio Trademark – heutzutage würde man es eine klassische Boyband nennen. Mit Trademark hatte der Hennefer richtig großen Erfolg, vor allem im Ausland. In Asien wurden sie stark gefeiert, heims-ten goldene und Platin-Platten ein, spielten in Arenen. Bei einer Deutschlandtour im Vorprogramm von Wolfgang Petry klappte das auch hierzulande. Parallel arbei-tete Mirko mit anderen Kollegen an einem Queen-Projekt, welches schließlich nach dem Ende von Trademark der zweite große Wurf für ihn wurde. Erst als Mayqueen, dann als Queen Kings, räumten sie national und international bei allen Liebhabern der britischen Rocker ab.

2016 wurde Mirko von einem alten Bekannten, Bläck Fööss-Keyboarder Andreas Wegener, zu einem Konzert der kölschen Legende eingeladen. Sänger Kafi Biermann war damals krank und Bäumer sprang kurzerhand bei drei der Songs ein, anstatt nur vor der Bühne zu stehen. Daraus wurden sieben Tage als Aushilfs-Fooss während der Session 2016. Als Kafi Biermann kurz darauf bekanntgab, dass Silvester 2016 für ihn Schluss sei, kam die Kult-band aus Köln schnell auf Mirko Bäumer zu sprechen. Seit diesem Jahr ist er der offizielle neue Sänger der Fööss. Doch Mirko ist nicht das neueste Bandmitglied. Für das nach Karneval überra-schend seinen Hut nehmende Gründungsmitglied Peter Schüt-ten stieß im April Pit Hupperten zur Band.

Mirko,siehtderPlantatsäch-lich vor, die Bläck Fööss laufend weiter zu verjüngen, bis letzt-lich kein Gründungsmitglied mehr dabei ist? Es gibt ja nur noch drei – und auch die sind eigentlich schon im Rentenalter. Das ist der Plan und ich habe ein gewisses Vertrauen darin, dass der auch funktioniert. Wenn wir glau-ben würden, dass die Idee zum Scheitern verurteilt wäre, würden wir wohl kaum so viel Arbeit hineinstecken. Davon abgesehen scheint so etwas ja auch bei ande-ren Bands zu funktionieren. Nix

bleibt wie et iss – so ist das Leben nun mal.

Glaubst Du, das die alten Fans die Fööss auch in Zukunft wei-ter akzeptieren werden? Wir haben in diesem Jahr schon eine ganz Latte an Konzerten gespielt. Und die Resonanz war wirklich positiv. Die meisten sagen: „Das passt!“ Viele haben auch gesagt: „Das passt sogar optisch!“ Da war ich dann ein bisschen beleidigt (lacht). Aber im Ernst, zum Beispiel unsere Konzerte im Millowitsch-Theater: Einige hatten sich die Karten schon im Vorfeld gekauft, ohne zu wissen, dass auch Peter Schütten nicht mehr dabei sein würde. Da-von haben welche original zu uns gemeint, dass sie vorher damit ge-rechneten haben, sich an diesem Abend innerlich von den Fööss zu verabschieden. Und am Ende hat-

ten doch alle Spaß! Natürlich wird es diejenigen geben, die „Dat sin nit mehr ming Fööss!“ sagen. Aber für alle, die eventuell nicht mehr kommen, kommen vielleicht neue. Der ein oder andere hätte sicher auch gerne gesehen, dass die Band einfach aufhört. Aber: Allgemein ist die Resonanz sehr vielversprechend und macht Mut für die Zukunft.

GibtesdennPlänezueinermusikalischen Veränderung? Wieder mehr traditionell wie mit dem „Kölschglas“, eurem Sessionshit aus diesem Jahr, oder mehr Rock oder bunt gemischt, so wie immer?Die Geschichte vom Kölschglas war einfach eine Idee, die ich in die Runde warf und die wir dann gemacht haben. Da stand kein Vorhaben dahinter, wie das jetzt klingen müsste, ob traditionell

oder nicht. Die Band wird sicher so bunt bleiben, wie sie immer war. Die Fööss haben ihren ganz eigenen Stil. Es wäre fatal, da jetzt etwas völlig anderes zu machen. Das würde sowieso nur auf uns „Neue“ zurückfallen.

Du bist jetzt ein halbes Jahr lang ein echter Fooss. Was hat sich in dieser Zeit für Dich per-sönlich verändert?Och, nicht so viel. Musiker war ich ja schon immer. Viele sagen jetzt: „Mensch Mirko – von Fred-die Mercury zu den Fööss, das ist ja ‚ne ganz andere Nummer!“ Natürlich ist es eine andere Musik, aber kein Riesenspagat wie – keine Ahnung – eine Umschu-lung vom Doktor zum Floristen vielleicht. Ich stehe auf der Bühne und unterhalte die Leute so gut ich kann. Darum geht’s und es macht mir sehr viel Spaß. Was sich wirklich verändert hat, sind die Anfahrtswege. Mit den Queen Kings ging es kreuz und quer durch die Republik, auch mal in die Nachbarländer. Bei den Fööss bleiben wir zum größten Teil in der Nähe, so kann ich öfters zu Hause sein als früher. Überhaupt habe ich mehr freie Zeit. Klar, Karneval ist sehr stressig. Aber danach sind drei Wochen komplett frei. So was kannte ich früher nicht. Auch im gesamten August ist Sommerpause angesagt – eine neue Erfahrung für mich.

Gibt es eine Sache, die Dir wäh-rend Deines Einstiegs schwer gefallen ist?Es war von Anfang an eine große Herausforderung für mich und jeder Job hat mit Arbeit zu tun – alleine all die Lieder lernen. Aber schwer gefallen ist mir nichts. Mir widerstrebt es ja auch nicht, Kölsch zu singen. Nicht einfach war es dagegen, mich von den Queen Kings zu verabschieden. Wobei ich ja schon ein Jahr lang Bescheid wusste und wir uns des-halb gut darauf einstellen konnten.

Und Du bist ja auch erst im Ap-ril wieder mit den Queen Kings amNiederrheinaufgetreten…Ja, der neue Sänger konnte an dem Termin nicht und da bin ich eben eingesprungen. Das war von An-fang an der Plan: Wenn die Jungs dringend Ersatz brauchen und ich Zeit dafür habe, bin ich da. Das könnte also auch noch einmal vorkommen.

Schön, dat mer noch zesamme sin

Bläck Fööss Sänger Mirko Bäumer

im EM-Interview

Bläck Fööss anno 2017: Sänger Mirko Bäumer (Mitte) im Kreise seiner neuen Band-Kollegen

RZ_deinSchrank_StellenAZ_Tischler_90_145_062017.indd 1 26.06.17 11:34

Was war Dein geilster Moment bisher als Fooss?Richtig toll ist, wenn man als neu-er Sänger einer gestandenen Band mit einem eigenen, neuen Lied auf die Bühne geht und das funk-tioniert. „Schön, dat mer noch zesamme sin“ ist dazu auch noch eine ruhige Nummer – was im Karneval ohnehin schon gewagt ist. Aber nach ein paar Wochen Session stellst du plötzlich fest, dass die Leute dein Lied nicht nur mögen, sondern schon mitsingen. Das ist ein wunderbares Gefühl, das ich zuletzt vor über 20 Jahren mit meiner Band Trademark hatte.

Wie ist denn die Arbeit als „Neuer“somitdenaltenRe-cken? Ich meine: Die ganzen al-ten Geschichten, bei denen man nicht mitreden kann und so weiter. Ich stelle mir das nicht so einfach vor, wenn man in einen Kreis von alten Freunden eingeführt wird, die sich seit mehr als 50 Jahren kennen. Alles toll, alles gut. Wir halten regelmäßig kreative Auszeiten über mehrere Tage ab, an denen wir uns komplett zurückziehen, neue Ideen sammeln und uns ken-nenlernen. Erst Anfang Juli waren Pit, Hartmut, Bömmel und ich ein paar Tage in der Eifel, in einem Dorf bei Wershofen. Wir haben auch schon mit anderer Besetzung Zeit in Belgien verbracht. Bei solchen Treffen wird auch nicht groß aufgebaut. Eine Gitarre und unsere Ideen reichen. Entweder, es kommt neues Material dabei herum, oder eben nicht. Und in

jedem Fall lernt man sich besser kennen. Das ist nicht nur der reine Job, da kommt auch Privates auf den Tisch. So, wie es in einer Band eben sein muss.

Hast Du am Anfang – vielleicht auch unterbewusst – versucht, bei den ganz großen Klassikern die Stimmfarbe der anderen beiden Sänger zu imitieren?Ja, doch. Das liegt glaube ich in der Natur der Dinge. Wenn ich Queen gecovert habe, wollte ich dabei ja auch wie Freddie Mercury klingen. Und wenn ich Klassiker der Fööss singe, dann tue ich dass bei manchen Liedern schon so, wie ich normalerweise nicht singen oder sprechen würde. Wenn die Leute etwa das „Roll-brett“ hören wollen, dann wollen sie das genauso bekommen, wie sie das Lied vom Original her im Ohr haben. Und genauso habe ich es ja auch selber im Ohr. Alle Bläck Fööss-Klassiker wurden doch jedem Rheinländer über Jahrzehnte in den Kopf gehäm-mert, dass frisst sich fest – du kommst gar nicht drum herum, sie genau so zu singen, wie du sie kennst.

Tommy Engel hat nach 25 JahrenFöössdasMikroanKafiBiermann abgegeben. Der wie-derum hat den Staffelstab nach 22 Jahren an Dich weiterge-reicht. Kannst Du Dir vorstel-len, in 20 Jahren den nächsten Sänger der Fööss anzulernen?Dann wäre ich ja auch schon fast 70... Aber wenn es denn so sein

soll und es allen Seiten – natür-lich auch uns – immer noch Spaß machen sollte, warum denn nicht? Es wäre müßig sich darauf zu versteifen, dass das mit den Fööss jetzt bis zur Rente so läuft. Wenn wir in drei Jahren merken, dass die Leute uns nicht mehr hören

wollen, dann müssen wir das akzeptieren und werden sicher Konsequenzen ziehen. Aber schön wäre es ja schon, wenn es wirk-lich noch so lange funktionieren würde.

Interview: Alexander Kuffner

Teilnahme per E-Mail an [email protected] oder per Postkarte an: EM Verlag, Bahnhofstraße 32, 53925 Kall (Auch bei Mails Adresse angeben!)Seit 01. April 2017: neue Anschrift Bahnhofstraße 32Stichwort: Fööss • Einsendeschluss: 15.08.2017Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

2x 2 Eintritt für die Bläck Fööss in Bad Münstereifel am 9.9.´17

Die Bläck Föössam 09.09.2017 um 21 Uhrin der Heinz-Gerlach-Halle

in Bad MünstereifelVVk: www.klinkhammer-events.de

Foto

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