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medianet.at retail Z-Nation Amazon schützt sich vertraglich gegen Zombie-Invasion 27 Smart unterwegs Die Otto Group setzt stark auf mCommerce 28 Sports Direct Englische Sportsherren agieren „dilettantisch“ 29 Mars mobil Der Konzern ist flexibel und kübelt künstliche Farbstoffe 31 Durch die Blume Unser VDay-Special mit den duftigsten Präsenten 32 SCHIRNHOFER Die Wurst lebt munter weiter GRAZ. Der steirische Fleisch- und Wursthersteller Schirnho- fer GesmbH hat seinen Kopf aus der Schlinge der Zielpunkt- Pleite gezogen: Laut Kredit- schützer AKV sei die Sanierung geglückt, 200 Arbeitsplätze gesichert. Zwecks langfristiger Sanierung wird nun ein (oder mehrere) Investor(en) gesucht. Die Quote für die rund 280 Gläubiger wurde von 20 auf 30 Prozent verbessert. „Eine deut- liche Mehrheit der Gläubiger hat dem Sanierungsplan zuge- stimmt“, so Franz Blantz vom AKV. Das Sanierungsverfahren über die Schirnhofer GesmbH erfolgte übrigens ohne Eigen- verwaltung. (red) Freitag, 12. Februar 2016 COVER 25 © panthermedia.net/Valeriy Kachaev Der Handel in Österreich ist stärker, als er selber glaubt Laut RegioData Research ist die Expansionslaune der Händler klar abgeflaut. medianet behauptet: Weil sie nicht nötig ist. 26 Schau mal, was da poppt Wie griffig ist der Pop-up-Store-Trend? Metro-Ergebnis Chef Olaf Koch will der Russland-Krise trotzen. © Beiersdorf/Katharina Schiffl © APA/EPA/Oliver Berg 30 27 Der medianet Sonderthemenplan 2016 ist hier abrufbar! (www.medianet.at) EDI-LÖSUNGEN FÜR HANDEL & INDUSTRIE +43/1/505 86 02 | www.editel.at Die medianet rankingweek 2015/16 erscheint am 4. März. Erstmalig werden Daten und Ratings aus xpert.network, dem ersten B2B-Portal für die Kommunikationsbranche, in die Bewertung miteinbezogen. ranking week 201 5/16 DAS BRANCHENRANKING VON medianet © sxc

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Z-Nation Amazon schützt sich vertraglich gegen Zombie-Invasion 27

Smart unterwegs Die Otto Group setzt stark auf mCommerce 28

Sports Direct Englische Sportsherren agieren „dilettantisch“ 29

Mars mobil Der Konzern ist flexibel und kübelt künstliche Farbstoffe 31

Durch die Blume Unser VDay-Special mit den duftigsten Präsenten 32

SchirNhofer

Die Wurst lebt munter weiterGRAZ. Der steirische Fleisch- und Wursthersteller Schirnho-fer GesmbH hat seinen Kopf aus der Schlinge der Zielpunkt-Pleite gezogen: Laut Kredit-schützer AKV sei die Sanierung geglückt, 200 Arbeitsplätze gesichert. Zwecks langfristiger Sanierung wird nun ein (oder mehrere) Investor(en) gesucht. Die Quote für die rund 280 Gläubiger wurde von 20 auf 30 Prozent verbessert. „Eine deut-liche Mehrheit der Gläubiger hat dem Sanierungsplan zuge-stimmt“, so Franz Blantz vom AKV. Das Sanierungsverfahren über die Schirnhofer GesmbH erfolgte übrigens ohne Eigen-verwaltung. (red)

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Der handel in Österreich ist stärker, als er selber glaubtLaut RegioData Research ist die Expansionslaune der Händler klar abgeflaut. medianet behauptet: Weil sie nicht nötig ist. 26

Schau mal, was da poppt Wie griffig ist der Pop-up-Store-Trend?

Metro-ergebnis Chef Olaf Koch will der Russland-Krise trotzen.

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Der medianet Sonder themenplan

2016 ist hier abrufbar!

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EDI-LÖSUNGEN FÜR HANDEL& INDUSTRIE

+43/1/505 86 02 | www.editel.at

Die medianet rankingweek 2015/16 erscheint am 4. März. Erstmalig werden Daten und Ratings aus xpert.network, dem ersten B2B-Portal für die Kommunikations branche, in die Bewertung miteinbezogen.

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Expansionsspur Kleinere Handels-ketten wie die Bio-Läden von denn’s schnup-pern derzeit Expansionsluft. Bei den Großen ist die Luft zwar nicht raus – es wird aber mehr an der Luftverbesserung gearbeitet. Weiter im Vormarsch: Die Diskonter Hofer (oben) und Lidl. Ebenso auf der Gewinnerstraße: Tedi.

delsgeschäft im Jahr 2000 (abge-sehen vom Meinl am Graben) war dies der Fall. Heute kriegt jeder ein bissel, keiner viel und aus eigenem Antrieb werden bestehende Filialen schön gemacht. Was ist da los?

Überhitzter WettbewerbZum einen: Österreich hat mit 1,9 Quadratmeter Verkaufsfläche pro Einwohner bereits jetzt einen Spitzenwert. Zum Teil ist das eine Folge überhitzter Expansionsmo-toren bei den Marktführern Spar und Rewe. Somit darf die Besin-nung auf qualitative Expansion als Zeichen der Vernunft gewertet werden. Denn: Schlecht geht es der Branche selbst auf bestehenden Flächen nicht: Die Umsatzzuwäch-se im Handel beliefen sich in 2015 auf 1,7 Prozent gesamt (nominell) und im Lebensmittelhandel gar auf 3,5 Prozent (Quelle: Statistik Austria). Allerdings liegt die Quote der Neugründungen im Handel mit 7,3 Prozent unter jener der Schlie-ßungen mit 7,9 Prozent (entspricht 8.080 Unternehmen; Quelle: KMU Forschung Austria). Das heißt: Die Strukturbereinigung ist nicht ab-geschlossen, es dürften wohl auch in Zukunft mehr Geschäfte revitali-siert als neu eröffnet werden.

Zum anderen gesellt sich zu den positiven Daten eine Konsumlaune, die zwar nicht grundlegend als po-sitiv zu werten ist, die aber in ih-rer bipolaren Struktur ertragreiche Produktsegmente zumindest nicht benachteiligt. Übersetzung: Konsu-miert wird immer, und teuer ist das neue Gut. Oder, wie es Spar-Präsi-dent Gerhard Drexel in Erwartung der nunmehr vollzogenen Steuer-reform ausführte: „Ich meine, dass sich die Konsumententrends und -bedürfnisse auf eine höhere Ebe-ne verlagern.“

Während nun die Marktführer Rewe und Spar satt, aber gewiss nicht träge erobertes Terrain ge-winnbringend verwalten, haben

••• Von Christian Novacek

WIEN. „Die Rewe International AG setzt auch 2016 weiterhin ihren Fokus auf qualitative Expansion und nachhaltigen Filialbau“, heißt es auf medianet-Anfrage aus der Rewe-Zentrale. Branchenkenner le-sen zwischen den Zeilen: Die Zeiten der quantitativen Expansion sind vorbei. Dies bestätigt eine Umfrage von RegioData, wo die Conclusio einer Befragung unter 800 Filialis-ten lautet: „Die Expansionsabsich-ten liegen heuer weiterhin stark unter dem Niveau der letzten zehn Jahre.“ Rewe-VD Volker Hornstei-ner hat bereits bekannt: „Ich muss nicht um jeden Preis mehr als 1.000 Billa-Filialen eröffnen!“

Die gebremste Expansionslust der Großen dürfte mit ein Grund dafür sein, dass sich Filial-Pakete aus der Zielpunkt-Insolvenz zö-gerlich verkaufen. Immerhin: Die Abwicklung des Handelsformats mit fehlendem USP brachte uner-wartete Player ins Rampenlicht. Zum Beispiel die türkische Super-marktkette Etsan, die von derzeit 18 Standorten in Wien auf 26 einen kräftigen Expansionsschritt tä-tigt. Oder die Bio-Supermarktkette denn‘s. Die meinen auf Anfrage: „Es wurden Anträge für sieben ehema-lige Zielpunkt-Standorte bei der Bundeswettbewerbsbehörde einge-reicht.“ Hinzu kommt ein Standort in Linz, der aber unter die Rubrik Eigenexpansion fällt.

In expansionsfreudigeren Han-delszeiten wäre das Verschwin-den eines Players vom Kaliber 229 (Standorte) anders vor sich gegan-gen; da hätten sich die Großen wie Spar oder Rewe schwuppdiwupp drüber hergemacht – sowohl bei der Konsum-Pleite 1995 als auch beim Meinl-Rückzug aus dem Han-

Kleine wie denn‘s oder Etsan die Expansionsmöglichkeit.

Die Rechnung, die der Wirt hier vernachlässigt, lautet auf die Dis-konter Hofer und Lidl. Die haben ihren Expansionshunger nicht ge-stillt. Hofer nicht, weil er sich vom weit entfernten Billigstanbieter zum nahen „Nicht mehr ganz so billig“-Anbieter entwickelt. Das rechtfertigt in der Standortzahl immer noch das eine oder andere Schäuferl nach oben. Aktuell gab es aus dem Zielpunkt-Angebot ganze elf Filialen für den Diskonter – für einen, der sonst aus der Eigenex-pansion heraus arbeitet, ist das nä-her am Happen als am Häppchen.

Nämliches Expansionsgelüst gilt für Lidl: Der deutsche Diskonter er-klärt bereits auf seiner Homepage unmissverständlich, dass er „stän-dig Grundstücke sowie Laden-flächen sucht“. Er hat mit rd. 200 Standorten gegenüber Direkt-Kon-

kurrent Hofer Aufholbedarf – der Aldi-Ableger nähert sich nämlich bereits der 500er-Schallmauer. Wei-ters ist die Konsumentenakzeptanz gegenüber Lidl über die Jahre hin schön gewachsen.

Nicht nur WU-Professor Peter Schnedlitz ist vom Erfolgsformat überzeugt. Somit gilt: Die Beliebt-heit eines Lidl ließe sich auch in größerer Filialzahl gut an Mann/Frau herantragen.

Fachmarktzentren im UmbruchEine bis dato wenig beleuchtete Seite in der Expansionsfrage Han-del ist die Rolle der Fachmarkt-zentren. Philipp Mayer-Reinberg, der mit dem Unternehmen Active Agent eine Schnittstelle zwischen Retailer und Immobilienbesitzer darstellt, analysiert die Situation: „In Zukunft wird sich einfach die Spreu deutlicher vom Weizen tren-nen. Die Guten werden besser, und Standorte, die an der Kippe stehen, müssen möglicherweise völlig um-denken.“ Grobsinnlich bot sich bis dato dieses Bild: Ein Teil der Fach-marktzentren agierte mit einem Zielpunkt im Lebensmittelbereich eher glanzlos, während die Hälf-te von rd. 100 Fachmarktzentren Österreichs in der Kombination Diskonter+Vollsortimenter (etwa: Hofer+Merkur) kräftig vor sich hin schnurrte. Mayer-Reinberg: „Sol-che Fachmarktzentren eignen sich bestens als Investitionsobjekte mit einer Rendite nahe der sieben Pro-zent.“

Wo das Upgrading im Lebens-mittelgeschäft sinnlos ist, sind an-dere Lösungen gefragt. Etwa kann ein expansiver Tedi nachrücken, oder – aktuell im Trend – das FMZ positioniert sich um, zum Beispiel als Handwerkerzentrum mit einem Zgonc. Fazit: Langweilig wird es in der Branche auch nach dem Ziel-punkt-K.O. keineswegs.

Wer nicht expandiert, krepiert!Oder doch nicht? Während die Markt-führer mit qualitati-ver Expansion ganz gut fahren, haben kleinere und bissige Handelsformate jetzt ihre Chance.

Flotter HoferFür Hofer-Chef Günther Helm (oben) sind elf ehemalige Ziel-punkt-Filialen ein kräftiger Expansi-onshappen.

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Ein Teddybär mit Biss: Tedi expandiert und könnte den einen oder anderen Ex-Zielpunkt aufschnupfen.

26 CovErstory Freitag, 12. Februar 2016

Zielpunkt-resteDie ganz großen Happen wie beim Meinl- und Konsum-Aus gibt es diesmal nicht. Dafür profitieren auch kleinere Handelsformate wie die türkische Etsan-Kette oder die Bioläden von denn’s.

FMZDen expansiven Fachmarktzentren steht ein kleiner Paradigmenwech-sel bevor: Neben den Standard-Varianten mit einem oder zwei Lebensmittelge-schäften werden unter ein Thema gestellte FMZs wie Handwerkerzent-ren reüssieren.

Qualität gefragtOb Einkaufszen-rum, Fachmarkt-zentrum, Verbrau-chermarkt oder Supermarkt: Die Investition in die Expansion wird vorwiegend quali-tativer Natur sein. Spannend wird, wer sich dann am qualitativen Ende der Fahnenstan-ge als Gewinner sehen darf.

Expansionsbarometer 2016

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medianet.at Freitag, 12. Februar 2016 retail international 27

DÜSSELDORF. „Für das Geschäfts-jahr 2015/16 blicken wir in einem schwierigen Umfeld weiterhin zu-versichtlich in die Zukunft“, erklär-te Metro-Chef Olaf Koch noch im Jänner. Und: „An unserer Prognose halten wir unverändert fest.“ Nun hat sich das Bild eingetrübt: Kaum dass sich jegliche Probleme mit Me-dia-Saturn im Weihnachtsgeschäft scheinbar in Luft aufgelöst haben rüttelt nun das Russland-Embargo an den stabilen Grundfesten des deutschen Handelskonzerns.

Russland ist schuldAnhand des Rubelverfalls ging das um Sondereffekte bereinigte ope-rative Ergebnis (EBIT) im ersten Geschäftsquartal (Ende Dezem-ber) von 891 auf 828 Mio. € zurück. Rund 40 Mio. € gehen dabei auf das Konto der negativen Wechsel-kurseffekte, somit also vorwiegend auf den schwachen Rubel. Ein Sondererlös aus dem Verkauf des Großhandelsgeschäfts in Vietnam konnte das Ergebnis allerdings geradebiegen; damit kletterte der auf die Anteilseigner entfallende Nettogewinn von 404 Mio. auf 549 Mio. €. Das EBIT schnellte auf 1,24 Mrd. € nach 876 Mio. € im Vorjahr, 427 Mio. € stammen dabei aus der Veräußerung.

Der Erlös gab um 1,3% auf 17,1 Mrd. € nach – da wirkte sich neben

dem Rubel auch der Verkauf von Unternehmensteilen aus. Dass Me-tro prinzipiell gesund ist, legt die Like-for-like-Umsatzentwicklung nahe: Auf gleicher Fläche legten die Erlöse minimal zu; einen gro-ßen Anteil daran haben übrigens die deutschen Verbraucher bzw.

das diesmal dick geratene Christ-kind. „Für das Gesamtjahr bin ich aufgrund der guten Entwicklungen in zahlreichen Landeseinheiten un-verändert zuversichtlich, dass wir unsere Umsatz- und Ergebnisziele für die Metro Group erreichen wer-den“, resümiert Koch. (nov/APA)

Metro mau wegen schwachen rubelsDie Krise in Russland drückt auf das Metro-Ergebnis; Chef Olaf Koch bleibt für das Gesamtjahr dennoch zuversichtlich. Immerhin: Die Deutschen waren zuletzt in Kauflaune.

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Metro-Chef Olaf Koch: „Wir werden unsere Umsatz- und Ergebnisziele erreichen.“

Startup auf Knopfdruck.Knopfdruck.

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Metro Group

Umsätze Qi 2014/15 2015/16

Umsatz 17.318 17.090

Deutschland 6.775 6.809

International 10.543 10.281

Umsatzanteil int. 60,9 60,2Quelle: Metro, Angaben in Mio. €

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Wenn die Zombies kommen …SEATTLE. Amazon beweist Humor mit einer Klausel für den Fall einer Zombie-Apokalypse in den Ge-schäftsbedingungen seines Cloud-Dienstes: Zur jüngst vorgestellten Spiele-Entwicklungsumgebung „Lumberyard“ heißt es unter Punkt 57.10, sie dürfte nicht für lebens-wichtige Infrastrukturen, selbst-fahrende Fahrzeuge oder Atom-anlagen verwendet werden.

Diese Einschränkung gelte al-lerdings nicht „bei Ausbruch einer Viren-Infektion, die über Bisse oder Kontakt mit Körperflüssigkei-ten übertragen wird und zur Wie-derbelebung von Leichen führt, die versuchen, menschliches Fleisch, Blut, Gehirn oder Nervenzellen zu konsumieren, und die den Fall der organisierten Zivilisation wahr-scheinlich macht“. Die Zombie-Klausel steht im Text der Cloud-Geschäftsbedingungen. (APA)

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medianet.at

ziehe auch einen erheblichen Kul-turwandel auf allen Hierarchie-ebenen der Otto Group nach sich. Zu der Gruppe gehören mehr als 100 Online-Shops verschiedener Marken. Hillebrand: „Wir wollen unseren großen Kundenkreis mit-nehmen in die digitale Welt.“

mCommerce hat PrioritätDie Entwicklung neuer Apps und weiterer mobiler Angebote hat für Otto nun die höchste Priorität. Es werden daher nicht nur Digital-Vorstände in den Tochtergesell-schaften installiert, sondern auch spezielle Labore eingerichtet, wo Experten die Konzernunternehmen strategisch und operativ in Mobile-

••• Von Daniela Prugger

WIEN. Das Smartphone ist der wichtigste Kaufkanal der Zukunft. In Sachen Online-Shopping haben Tischcomputer längst gegen die mobilen Endgeräte an Bedeutung verloren. Auf den ständigen Be-gleiter Smartphone setzt auch der Handels- und Dienstleistungskon-zern Otto Group. Laut dem Un-ternehmen plant Otto sogar, den gesamten Konzern zu einer mobil getriebenen Unternehmensgruppe weiterzuentwickeln. Sinn machen würde es: Die großen Tochtergesell-schaften der Gruppe erwirtschaf-ten mittlerweile 90% ihrer Umsätze online – und davon mehr als die Hälfte über Smartphones. „Es ist das zentrale Tool für den Zugang zu unseren Kunden“, kommentiert der stellvertretende Vorstandschef Rainer Hillebrand.

Die Nr. 2 im eCommerceIm laufenden Geschäftsjahr er-höhte sich der weltweite Umsatz der Otto Group im elektronischen Handel – vorläufigen Zahlen zufol-ge – um 6,5 Prozent auf 6,6 Mrd. €. „Die Steigerung wäre noch höher ausgefallen, wenn nicht Umsätze in problematischen Märkten wie Russland und Frankreich rückläu-fig gewesen wären“, meint Hille-brand. In Deutschland lag das Plus bei zehn Prozent auf 4,4 Mrd. €. Die Otto Group ist weltweit die Num-mer zwei im elektronischen Han-del nach Amazon und führend in Bereichen wie Mode, Möbel, Spiel-waren und Sportartikel; sie ist mit 123 wesentlichen Unternehmen in mehr als 20 Ländern präsent.

„Wir fürchten die digitale Trans-formation nicht, sondern treiben sie voran“, erklärte der stellver-tretende Konzernchef. Erst in den kommenden Jahren werde deutlich werden, wie tiefgreifend sich die wirtschaftlichen Prozesse durch die Digitalisierung verändern. Das

Commerce-Projekte unterstützen. Künftig will Otto auch seinen Da-tenbestand vermarkten.

Auch in Österreich dominieren mobile Endgeräte und Smartpho-nes den mobilen Sektor. „Der Ein-kauf über mobile Endgeräte wird innerhalb der nächsten Jahre ra-sant steigen; wir rechnen damit, dass bis 2020 mehr als 80 Prozent des Umsatzes mobil getätigt wer-den“, pflichtet auch Harald Gut-schi, Geschäftsführer von Unito in Österreich, bei. Die Unternehmens-gruppe mit Sitz in Salzburg und Graz ist Teil der Otto Group und konnte ihren Umsatz im laufenden Geschäftsjahr 2015/16 auf 217,3 Mio. € steigern und erreicht ein On-line-Umsatzplus von 10,1 Prozent.

Quelle steigert 2015 UmsatzEin mittlerweile – wieder – er-folgreicher Bestandteil der Unito-Gruppe ist die vor Jahren pleite gegangene Marke Quelle. Durch den eigens für Tablets und Smart-phones optimierten Quelle Online-Shop stiegen die Mobile- und Tab-

28 retail panorama Freitag, 12. Februar 2016

Smart in die ZukunftmCommerce hat für die Otto Group absolute Prioriät: Neue Apps und zusätzliche mobile Angebote sind für die Zukunft geplant.

QuelleDas Unternehmen Quelle wurde 1927 in Deutsch-land gegründet. 1959 startete die Quelle auch in Ös-terreich. Im Zuge der Insolvenz im Jahr 2009 erwarb der Otto-Konzern die Markenrechte für Quelle.

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Favoriten am Valentinstag

WIEN. Milka gehört mit seinen „I love Milka“-Herzpralinen-Produkten zu den meistgeschenkten Valentinstags-Überraschungen in Österreich. Nun hat die Marke gemeinsam mit dem Institut Marketagent.com erhoben, wie es um die Liebe in Österreich bestellt ist. Für 39,7% der Befrag-ten spielt der Valentinstag keine Rolle. Auf zarte Gesten wie Blumen schenken (45,7%), miteinander kuscheln (33,3%) und kleine Aufmerksamkeiten (25,7%) wie Schokolade-Pralinen möchten die Ver-liebten dennoch nicht verzichten. Zu den Top-Lie-besgeschenken zählen außerdem Einladungen zu romantischen Wochenenden (40,6%), ein gemeinsa-mes Essen im Restaurant (37%) oder der gute alte Klassiker Blumenstrauß (33,9%). „Unsere Studien-ergebnisse bestätigen, dass Romantik, Liebe und Partnerschaft wichtige Werte sind. Die Österrei-cherinnen und Österreicher zeigen ihre zarte Seite dabei mit größter Kreativität“, berichtet Andreas Kutil, Geschäftsführer von Mondelez Österreich. „Wir nutzen die Zeit rund um den Valentinstag natürlich auch für unsere Marke und bieten hoch-wertige ‚I love Milka‘-Herzpralinen-Boxen als spe-zielles Geschenk an. Es macht mich stolz, wenn Menschen mit unseren Produkten zeigen, dass sie einander lieben“, freut sich Kutil. Immerhin 18,8% aller Österreicher feiern den Valentinstag und se-hen ihn als perfekten Anlass dafür, sich ihre Liebe zu zeigen. (red)

metro

FoodNotify hat neue Features

WIEN. Ursprünglich war und ist FoodNotify ei-ne Webapplikation, mit deren Hilfe Speise- und Menükarten sowie Buffet- und Cateringkarten so ausgedruckt werden, dass sämtliche Allergene gemäß der Lebensmittel-Informationsverordnung (LMIV) automatisch ausgewiesen sind. Zu den ausgebauten Features des Tools gehört weiters der Bestellshop, in dem Metro, ein Partner des Unter-nehmens, seinen Kunden die Möglichkeit bietet, das gesamte Food Sortiment direkt zu bestellen.

Der adaptierte Wareneinsatzberechner er-möglicht die einfache Kalkulation des jeweiligen Wareneinsatzes für die einzelnen Speisen und Ge-richte. Dazu Metro Target Group Manager Markus Mathis: „Damit ist es unseren Kunden möglich, tagesaktuell die Preisgestaltung ihrer Gerichte zu kalkulieren und den Profit pro Portion darzu-stellen.“ Der Gastronom behält durch dieses Tool einen Gesamtüberblick der Wirtschaftlichkeit auf Rezeptebene. Neben der Verknüpfung der Rezepte mit den relevanten, automatisch ausgewiesenen Allergenen beinhaltet die Plattform auch weitere Service-Features – „wie etwa einen Mengenum-rechner für Rezepte oder die Möglichkeit, Fotos und Zusatzinformationen direkt im Rezept zu speichern“, so Thomas Primus, Gründer von Food-Notify. (red)

Als Internet Pure Player passen wir uns dem Einkaufsverhalten an.

Im Jahr 1961: Univac III, der erste Computer bei Otto, füllte einen ganzen Raum und speicherte Kundendaten und Bestellungen auf riesigen Magnetbändern.

Gründungsphase(1949–1959) Werner Otto schreibt mit dem Aufbau seines Versandhauses ein bedeutendes Kapitel deutscher Nachkriegs-geschichte.

Otto Group Faktenkonzernfirmen Unter anderem gehören der Otto Group Firmen wie. Lascana, Quelle, Unito, Alba Moda, Shopping24, DBR, etc. an.

Umsätze

otto Group

Gesamtumsatz GF 13/14: 12,0 Mrd. €

Online-Umsatz GF 15/16: 6,6 Mrd. €Quelle: Otto Group

Harald Gutschi GF der Unito-Gruppe

GF Achim Güllmann, GF Harald Gutschi und der Bereichsleiter Quelle Deutschland und Österreich Reinhard Lengauer.

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medianet.at

let-Umsätze laut Gutschi im Jahr 2015 um mehr als 50 Prozent. „Die Marke Quelle präsentiert sich nach den erfolgreichen Jahren seit ihrer Revitalisierung als wahre Perle im Online-Handel. Als Internet Pure Player passen wir uns dem Ein-kaufsverhalten der Zukunft an und wachsen dreimal so stark wie der Markt“, so Gutschi.

Nach der Revitalisierung von Quelle im Jahr 2011 wurde die Marke strategisch neu und als In-ternet Pure Player ausgerichtet. Da-mit hat Quelle bereits früh auf den Trend eCommerce gesetzt. Die neue Positionierung ließ Quelle um 20 Prozent wachsen. Damit liege man deutlich über dem Markt, der 2015 einen Zuwachs von sieben Prozent verzeichnete.

otto GroUp

Smartphone rückt ins ZentrumWIEN. Die Otto Group setzt auf das Smartphone als wich-tigsten Kaufkanal der Zukunft. Tischcomputer verlieren ge-genüber mobilen Endgeräten beim Online-Shopping an Bedeutung, und Smartpho-nes dominieren den mobilen Sektor. Otto habe sich auf den Weg gemacht, den gesamten Konzern zu einer mobil getrie-benen Unternehmensgruppe zu entwickeln, so der stellver-tretende Vorstandschef Rai-ner Hillebrand. Im laufenden Geschäftsjahr erhöhte sich der weltweite Umsatz der Otto Group im elektronischen Han-del um 6,5 Prozent auf 6,6 Mrd. €. Auch in Österreich wird das Smartphone immer relevanter. Harald Gutschi, Geschäfts-führer der Unito-Gruppe – ein Teil der weltweit agierenden Otto Group – unterstreicht seit Langem, dass das Smartphone mehr und mehr den Computer als Gerät ersetzen wird. (red)

peroni/GrolScH

Asahi kauft SABMiller-BiereTOKIO. Die führende japa-nische Brauerei Asahi kauft einem Medienbericht zufolge die SABMiller-Premiummarken Peroni und Grolsch. Dafür wollten die Japaner gut 3 Mrd. € ausgeben, berichtete die Wirtschaftszeitung Nikkei am Mittwoch. Asahi kommt in Ja-pan auf einen Marktanteil von 38 Prozent. Weil Japaner aber vermehrt zu Wein greifen und die Bevölkerung schrumpft, ist das Geschäft auf dem Heimat-markt seit Langem unter Druck. Asahi will sich mit Zukäufen im Ausland gegen Umsatzverluste rüsten. Die Marken Grolsch aus den Niederlanden und Peroni aus Italien stehen im Zusam-menhang der rd. 100 Mrd. € schweren Übernahme von SAB-Miller durch den Weltmarkt-führer Anheuser-Busch InBev zum Verkauf. (APA)

ccc

Zweite Filiale in Kärnten eröffnetKLAGENFURT. Im Klagenfurter Shoppingcenter City Arkaden eröffnete CCC gestern, Don-nerstag, die zweite Filiale in Kärnten. Damit beginnt der diesjährige Eröffnungsreigen, der für Österreich ein gutes Dutzend neuer Filialen vor-sieht. Für heuer plant CCC das Erreichen von mehr als 70 Filialen in der CCC Austria-Region (Österreich, Kroatien, Slowenien). „Klagenfurt wird solcherart die 48. Filiale in der CCC Austria-Region werden“, so CCC-General Manager Ge-rald Zimmermann. Im Jänner hat CCC den europaweiten Schuhhandels-Umsatz um 28,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr erhöht, der Gruppenumsatz ist um 36,7 Prozent gestiegen. Im Vorjahr ist der CCC-Handels-umsatz, nach vorläufigen Zah-len, um 14,8 Prozent auf rund 530 Mio. € gewachsen. (red)

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WIEN. „Das gehört wohl zu den di-lettantischsten Projekten, die es je im Handel in Europa gegeben hat“, lautete die Kritik des Handels-experten der Wirtschaftsuniversi-tät Wien, Peter Schnedlitz. Die Rede ist von der Übernahme des oberös-terreichischen Sporthändlers Eybl durch Sports Direct – für den bri-tischen Diskonter wird diese näm-lich zu einem finanziellen Debakel. Die Sportsdirect.com Austria GmbH schrieb im Geschäftsjahr 2014/15 einen Verlust von mehr als 45 Mio. €, der Umsatz ging laut WirtschaftsBlatt auf 188,7 Mio. € zurück. Zum Vergleich: Sport Eybl machte als eigenständiger Sport-händler im Geschäftsjahr 2012/13 laut FirmenCompass noch einen Umsatz von 307 Mio. €.

Kunden sind abgewandertDie Diskont-Strategie von Sports Direct, das Schließen von Filialen und der massive Schwund von Stammkunden haben den Umsatz also um mehr als 40 Prozent ge-genüber der Zeit vor der Übernah-me einbrechen lassen. Die Trans-formation vom Fachgeschäft zum Diskonter ist problematisch, da der Sportartikelhandel ein sensibler Bereich sei. „Menschen kaufen be-stimmte Marken, die sie gewohnt sind. Sie wollen die Freizeit pro-fessionell verbringen und da geht es natürlich sehr schwer, dass man unbekannte Marken irgendwo aus dem Ausland hertransferiert“, er-klärt Schnedlitz.

Der britische Diskont-Händler hat bereits negative Schlagzeilen mit fragwürdigen Arbeitsbedin-gungen gemacht, sowohl in Groß-britannien als auch in Österreich. Die Kunden haben sich auf die Konkurrenten aufgeteilt, sagte

Hanna Bomba vom Standortbera-ter RegioPlan. „Wir gehen davon aus, ein Hervis, ein Sport 2000, ein Intersport, dass die teilweise davon profitiert haben und diesen Umsatz abgefangen haben“, teilte Bomba mit.

Stores werden umgebrandedDie britische Konzernmutter hat in ihrem Halbjahresbericht 2015/16 Mitte Dezember das Eybl-Invest-ment von rund 40 Mio. € bereits nahezu komplett abgeschrieben. Mit dem Megaverlust lag das nega-tive Eigenkapital von Sports Direct Österreich zum letzten Bilanzstich-tag bei 73,7 Mio. €. Trotz negativen Eigenkapitals sei der Fortbestand

der Gruppe in Österreich/Deutsch-land gewährleistet. „Das abgelau-fene Geschäftsjahr war aufgrund des schwierigen Marktumfelds, des Abverkaufs von Altware und der Umstellung der ehemaligen Eybl-Standorte auf das Sports Di-rect-Konzept von einem Umsatz-einbruch, gefolgt von einer Ver-minderung der Bruttomargen und einer starken Belastung für die Er-tragslage, gekennzeichnet“, so das Unternehmen. Gegensteuerungs-maßnahmen würden sich erst im Geschäftsjahr 2015/16 auswirken; u.a. sollen die ehemaligen Eybl Me-gastores heuer auf den britischen Premium-Sporthändler Lillywhites umgebrandet werden. (dp)

••• Von Daniela Prugger

NÜRNBERG. Ob in Naturkost läden oder in konventionellen Super-märkten – immer mehr Deutsche greifen Branchenangaben zufolge nach Bio-Lebensmitteln. Allein im Vorjahr sei der Umsatz mit Natur-kost um 11 Prozent auf 8,62 Mrd. € gewachsen, berichteten Branchen-experten am Mittwoch zum Auf-takt der Naturkostmesse Biofach in Nürnberg.

Erstmals seit 2008 verzeich-nete der Markt damit wieder ein zweistelliges Wachstum, wie der „Arbeitskreis Biomarkt“ betonte, der die Zahlen ermittelt. Zufrieden zeigte sich Bundeslandwirtschafts-minister Christian Schmidt (CSU) mit der Entwicklung: „Bio kommt bei den Verbrauchern immer besser

an. Die hohe Wachstumsrate von elf Prozent zeigt, welches Potenzi-al in diesem Markt steckt“, sagte Schmidt. Deshalb setze er sich auf europäischer Ebene für eine zügi-ge Reform der EU-Öko-Verordnung ein. Auf der Biofach und der zeit-gleich stattfindenden Naturkosme-tik-Messe Vivaness präsentieren und diskutieren bis zum Samstag, den 13 Februar, mehr als 2.400 Aussteller internationale Trends, Neuheiten und Herausforderun-gen. Auch Österreich wird mit 94 Aussteller gut vertreten sein: „Das breite Spektrum an Bio-Produkten bildet der Messeauftritt heimischer Betriebe auf der Biofach bestens ab“, findet der Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger. Lesen Sie den exklusiven Messe-Bericht in der nächsten Ausgabe von medianet!

Auf der Biofach werden die Trends bei Frische, TK, Snacks uvm. präsentiert.

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Übernahme verlief „dilettantisch“Nach der Übernahme des oberösterreichischen Sporthänd-lers Sport Eybl/Sports Experts hagelt es für den britischen Diskonter Sports Direct vor allem eines: Kritik.

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nürnberg wird Bio-mekkaBio-Rohstoffe, nachhaltiges Sourcing und ökologisches Wirtschaften sind Kernthemen auf der Biofach-Messe.

Michael & Werner Otto in Hamburg 1959.

Die Transformation vom Fachgeschäft zum Diskonter ist problematisch.

Otto-Katalog Frühjahr/Sommer 1970.

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positives Feedback. Bei diesen Re-aktionen ist es kein Wunder, dass sich immer mehr namhafte Mar-kenunternehmen an neuen Konzep-ten probieren, um dem scheinbar langweilig werdenden Shop-Ein-heitsbrei zu entkommen.

So auch der Sportartikelhersteller Adidas, der mit seinem Container am Wiener Donaukanal ein ganz ei-genes Konzept erstellt hat, das von dem des üblichen Pop-up-Stores ein wenig abweicht. Hier werden vor Ort zwar keine Produkte ver-kauft, die Räumlichkeit dient aber als Treff- und Ausgangspunkt für die #boostvienna Running Com-munity. Alle Community-Mitglieder haben hier freien Zutritt und kön-nen Features wie Handyladekabel, Spind oder Umkleidekabinen gratis nützen. Wen es nach einem harten Arbeitstag also noch gelüstet, lau-fen zu gehen, der kann sich gleich dort umziehen. Ein weiterer Gag ist der Testschuh-Automat, der einem die Möglichkeit bietet, ein Paar Adi-das Ultra Boosts auszuborgen und damit einen Testlauf zu starten.

Vorteile für Start-upsVor allem aber für unbekannte Start-ups bieten die Pop-up-Stores Möglichkeiten, sich in der Szene zu etablieren. Alexander Tardy, Jung-designer, der unter dem Namen Viereck T-Shirts mit hippen und lustigen Sprüchen wie „CalWien Klein“ und „Wear it Leica a Boss“ herstellt, kann ein Liedchen davon singen: „Seit dem Jahr 2012 hypen Pop-up-Stores so richtig, andau-ernd entstehen irgendwo neue.

••• Von Julia Maier

WIEN. Sie sind der letzte Schrei, sollen neue und vor allem jünge-re Kunden anlocken und gelten als cool, hip und modern. Pop-up-Stores bieten sowohl jungen als auch bereits etablierten und nam-haften Unternehmen die Chance, etwas Neues zu probieren und ihre Marke (erneut) aufleben zu lassen. Pop-up-Stores befinden sich oft auf nur sehr kleinen Verkaufsflä-chen und haben nur eine begrenzte Zeit offen, sind also nur temporär für die Kunden zugänglich. Dies bietet für viele natürlich einen ge-wissen Reiz. Das weiß auch David Bock, Gründer von Pop It Up, einer Retail Agency für Pop-up-Stores: „Marketingtechnisch erregen Pop-up-Stores natürlich viel mehr Auf-merksamkeit als normale Verkaufs-flächen, weil sie, dadurch dass es sie nur temporär begrenzt gibt, interessanter sind.“

Ausprobieren neuer IdeenDoch was ist die Motivation für Unternehmen, einen Store zu öff-nen, der nur für kurze Zeit seinen Kunden zur Verfügung steht? „Der Anreiz liegt sicherlich in der hohen Flexibilität und dem geringeren Risiko für Unternehmen. Auf kon-ventionellen Handelsflächen gibt es nach wie vor nur bedingt die Flexibilität, neuartige Konzepte einfach und mit überschaubarem finanziellen Aufwand umzusetzen und zu testen. Ein weiterer we-sentlicher Vorteil von Pop-ups ist die Möglichkeit, die Zielgruppe di-rekt zu erreichen. „Wir verstehen unser Konzept als Mischung aus PoS und Marketing-Tool. Der Fo-kus liegt darauf, Brand-Awareness zu schaffen und die Marke in ei-nem einzigen Umfeld zu präsentie-ren“, erklärt Jimmy Grünwald von Boxircus, das sich die Erschließung und Entwicklung temporärer Flä-chen zum Ziel gesetzt hat. Von den Möglichkeiten, neue Konzepte mit möglichst wenig finanziellem Auf-wand auszuprobieren, profitierte im vergangenen Herbst im Vorfeld der Vienna Fashion Week der On-line-Versandhändler Zalando, der sich mit dem Weltmuseum in Wien eine ganz besonders edle Location ausgesucht hat. Der Moderiese, der im stationären Handel ja sonst nicht vertreten ist, nutzte die Gele-genheit, um die Marke Zalando „er-lebbar und anfassbar“ zu machen. „Wir haben es als Chance gesehen, unsere Kunden und ihre Wünsche im direkten Austausch besser ken-nenzulernen. Kunden konnten sich vor Ort inspirieren lassen sowie über Tablets im Zalando-Shop stö-bern oder vor Ort bestellen“, erklärt Nadine Przybilski, Corporate Com-munications bei Zalando.

Auch der Hautpflege-Konzern Nivea brach im Oktober 2015 aus seiner blauen Komfortzone aus und probierte mit seinem Pop-up-Store auf der Wiener Mariahilfer Stra-ße etwas Neues. Erhältlich waren vor allem Produkte, die es sonst nirgends zu kaufen gibt, wie Fan-Artikel, exklusive Geschenksboxen und andere Produktneuheiten. Der Erfolg der Aktion konnte sich se-hen lassen: Über 1.000 Besucher begrüßte Nivea pro Tag, und von allen Seiten bekam man durchwegs

Ich habe das Glück, dass ich fast bei allen von Anfang an dabei war und heute bekomme ich regelmäßig E-Mails oder Facebook-Nachrich-ten, ob ich bei einem Pop-up-Store meine T-Shirts ausstellen möchte.“ Die zahlreiche Teilnahme an den temporären Geschäften macht sich bezahlt: „Derzeit biete ich meine Artikel ausschließlich in Pop-up-Stores, auf Messen oder Märkten an. Da meine Kundschaft aber im-mer weiter über die Grenzen Wiens und sogar Österreichs hinausgeht, bin ich gerade dabei, einen Online-shop und die dazugehörige Ver-sandlogistik auf die Beine zu stel-len“, freut sich Tardy.

„Suchen gute Konzepte“Und woher bekommt man als Un-ternehmen, das einen Pop-up-Store eröffnen möchte, die geeigneten Lokalitäten? Nun, dafür gibt es in Österreich mittlerweile mehre-re Retail Agencys, die sich auf die Vermietung temporärer Flächen spezialisieren. Das Unternehmen

nextSalesroom hat es sich bei-spielsweise zum Ziel gesetzt, kreati-ve Ideen leichter umsetzbar zu ma-chen und sucht dafür immer wieder nach neuen Lokalitäten, um seinen Kunden die möglichst passenden Räumlichkeiten bieten zu können. „Die Idee ist uns gekommen, weil wir es schade fanden, dass krea-tive Konzepte oft nur sehr schwer umsetzbar sind. Temporäre Stores kennen kaum Grenzen – sie müssen wirtschaftlich nicht nachhaltig sein und auch nicht unbedingt wie eine ‚weitere Filiale‘ geplant sein und aussehen. Oftmals werden auch unterschiedliche Kategorien, wie Gastro-, Event- oder Retailkonzepte miteinander vermischt. Für die Um-setzung pflegen wir gute Kontakte zu Eigentümern und Center-Betrei-bern. Die Stores gehören nicht uns, wir suchen nur gute Konzepte für sie“, so Hannes Baumgartner, Grün-der von nextSalesroom.

Schau mal, was da poppt!Sie sind wie die Tablets unter den Computern: klein, flexibel, unkompliziert. Die Rede ist von Pop-up-Stores, die aktuell wie Schwammerl aus dem Boden schießen.

Creative Ideas Pop-up-Stores sind aktuell – auch in Einkaufszentren wie dem Q19 (oben). Im Nivea Pop-up (unten) gab es Produkte, die man sonst nir-gends bekommt.

Blaue Zone Der Nivea Pop-up- Store vergange-nen Oktober lock-te viele Kunden an: „Mit mehr als 1.000 Besuchern pro Tag hat der Ni-vea Pop-up-Store enormen Anklang gefunden“, so Laila Wüster, Leitung Shopping & Customer Mar-keting Beiersdorf Österreich.

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30 RetaIl-tRendS Freitag, 12. Februar 2016

nÖM Stadtmolkerei In der Sieben-sterngasse 21, 7. Bezirk, gibt es neu und modern interpretierte Produkte, welche man vor Ort, unterwegs oder zu Hause genießen kann. Vorerst hat der Pop-up-Store unbegrenzt ge-öffnet.

Genuss trifft design Von 8.2. bis 19.3. treffen die besten Hersteller von Schokolade, Kaf-fee, Marmelade, Craft-Bier, Ölen, Wein, Chutney, Pesto & Co im Einkaufsquartier Döbling Q19 auf zehn auserwählte Modelabels.

Modepalast Wien 2016In Österreichs größtem Designer Pop-up-Store versammeln sich von 29.4. bis 1.5. rund 100 Designer an einem Ort und verwandeln das Künstlerhaus Wien in einen bun-ten Palast voller Mode, Schmuck und Accessoires.

Pop-up-Stores in Wien

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medianet.at

MCLEAN/WIEN. Mars, Incorpora-ted wird alle künstlichen Farbstof-fe aus seinen Lebensmittelproduk-ten entfernen; das gab der Konzern vor Kurzem bekannt. Zwar enthal-ten nicht alle Produkte von Mars künstliche Farbstoffe. Doch man habe sich dazu entschlossen, seiner Verpflichtung nachzukommen und die sich ändernden Verbraucheran-forderungen zu erfüllen. Innerhalb der nächsten fünf Jahre soll das Vorhaben schrittweise implemen-tiert und umgesetzt werden.

FünfjahresplanDie Änderungen bei Mars wirken sich auf alle Produkte des Unter-nehmens in den Sortimenten für Schokolade, Kaugummi, Süßwaren, Nahrungsmittel und Getränke aus. „Es ist unser Geschäft, die Men-schen zufriedenzustellen und zu erfreuen, die unsere Produkte lie-ben“, sagte Grant F. Reid, Präsident und CEO von Mars, Incorporated. „Die Entfernung aller künstlichen Farbstoffe aus unserem Lebens-mittelsortiment ist ein gewaltiges Unterfangen und außerdem eines, das Zeit und großen Einsatz bis zum Ziel erfordert. Unsere Ver-braucher sind der Boss und wir hören ihnen zu. Wenn sie es für richtig halten, dies jetzt für sich zu

tun, dann tun auch wir bei Mars damit das Richtige.“ Der Umfang der Initiative soll auf das gesamte Lebensmittel-Portfolio des Unter-nehmens ausgedehnt werden. Zur-zeit verwendet Mars verschiedene natürlich gewonnene und künstli-che Farbstoffe in seinem weltwei-ten Produktsortiment. Abhängig von den Verbrauchervorlieben,

der Verfügbarkeit der Inhaltsstof-fe und den lokalen Vorschriften können in verschiedenen Märkten geringfügig abweichende Rezep-turen und Produkte existieren. Das Entfernen aller künstlichen Farb-stoffe aus einem Lebensmittel-Portfolio, welches über 50 Marken umfasst, ist für einen Konzern wie Mars natürlich eine komplexe He-rausforderung. Die Strategie bein-haltet die partnerschaftliche Zu-sammenarbeit mit Lieferanten zur Bestimmung neuer Inhaltsstoffe und Rezepturen, die die strikten Sicherheits- und Qualitätsstan-dards des Unternehmens erfüllen, allen gesetzlichen und regulatori-schen Anforderungen entsprechen und die praktikable Wege eröffnen, um Ansichten und Rückmeldungen von Verbrauchern während des ge-samten neuen Rezeptur-Verfahrens zu sammeln. (jp)

Freitag, 12. Februar 2016 Aktuelles 31

Mars macht’s natürlichInnerhalb der nächsten fünf Jahre entfernt der US-Süßwarenkonzern schrittweise alle künstlichen Farbstoffe aus seinem gesamten Lebensmittel-Portfolio.

Tee-Sign von Mark & Mark

Das Packungs-Design für Teekanne by Mark & Mark. mark-mark.at THE POWER OF DESIGN

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ars

studie

Das zweitgrünste Land EuropasWIEN. Österreicher vermeiden Flugreisen, kaufen Bio-Eier und sind Atomkraftgegner. Dies sagt eine vor kurzem ver-öffentlichte internationale Stu-die von Vaillant und dem re-nommierten Marktforschungs-institut TNS Infratest, die grünes Verhalten von 13.500 Personen aus 13 Ländern er-fragt hat. Auf Basis von über 100 Fragen aus diversen Berei-chen – wie Mobilität, Einkaufs-gewohnheiten und Energie- und Heizverhalten – lässt sich ein grüner Intelligenzquotient, der Green iQ, berechnen. „Als Anbieter von umweltfreund-lichen und energiesparenden Heizsystemen möchten wir wissen, wie grün Menschen in Europa denken und handeln“, so Andree Groos, Geschäfts-führer Vertrieb, Marketing und Service der Vaillant Group.

Besonders hoch im Kurs ste-hen in Österreich Bio-Produk-te. 42% der Verbraucher geben an, ausschließlich Bio-Eier zu kaufen, im Ländervergleich sind sie damit spitze. Die Stu-die macht auf die Bedeutung des Themas aufmerksam und zeigt, dass jeder selbst die Möglichkeit hat, sein Leben grüner zu gestalten. Österreich belegt im Ländervergleich den zweiten Platz; ganz vorn lan-det die Türkei, Schlusslicht im internationalen Vergleich ist Polen. (red)

ChallengeDas Produktport-folio von Mars, Inc. umfasst über 50 Marken. Die Umstellung auf natürliche Farb-stoffe wird eine Herausforderung für den Konzern.

Fact-Box

Mars, inc.

Umsatz von Mars, Inc.: 33 Mrd $ (29,4 Mrd. €)

Mitarbeiter in über 73 Ländern 80.000

Umsatz von Mars Austria in 2013 371 Mio. €

Marken: u.a. Uncle Ben’s, Airwaves, Whiskas, m&m’s, Snickers, Amicelli, Mars, Cesar, Twix, Orbit, Pedigree, Royal Canin, BountyQuelle: mars.com

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medianet.at32 produkt news Freitag, 12. Februar 2016

will habenLiebesdüfte und Blumengrüße

am Valentinstag

Vday-special von Chloé bis stieglbier.•••

Von Christian Novacek

Liebesduft

Chloé Love Story ist die duftige Liebes-geschichte schlechthin und vielleicht das Beste, das neben Blumen am Valentinstag

duften darf. Subtil ist auch der Hinweis des Herstellers, dass man Chloé – als Inbegriff

reiner Verführung – auf die nackte Haut auftragen sollte.

www.chloe.com

rosengarten

Die Valentinstags-Rose im Glas präsentiert Roger&Gallet Rose. Der entspannende Duft ist inspiriert von traumhaften Gärten ben-galischer Sultanspaläste – in denen es dem Vernehmen nach gar exquisit gerochen hat.

www.roger-gallet.com

Zum Anbeißen

Auch aus dem Knusper-Eck kommt ein net-ter Valentinstagsbeitrag: Solettis neue Kam-pagne steht nämlich unter dem Motto: Gib

deinem Schatz einen Schmatz!

www.kelly.at

Blumenkönig

Eine wahre Nummer 1-Adresse am Tag der Liebe lautet naturgemäß auf: bellaflora.

Jedem halbwegs solides Blüten-Charmeur sei die Visite angeraten. Die Auswahl im Blumentopf reicht von Frühlingsflirt bis

Herzklopfen; netter kann man Blumengrüße kaum formulieren.

www.bellaflora.at

Majestätisch

Ein gutes Tröpfchen darf am Valentinstag nicht fehlen, und weil Frauen so gern Bier trinken: Absolut majestätisch kommt die

Stiegl-Jahrgangsedition Sonnenkönig II da-her. Seidenmatt und goldgelb funkelts aus dem Glas, der mächtige Antrunk haut euch zwar aus den Schuhen, aber danach kommt

eine zarte Süße zum Tragen.

www.stiegl-shop.at

deo-Freude

Ganz ohne Nivea kann ein Valentinstag nicht vorübergehen. Wir empfehlen den Deo

ProtectCare Pumpspray, der jederzeit in der Lage sein sollte, seine antimikrobiellen Wirkstoffe zuverlässig unter die Achseln zu pumpen – das Ganze sogar aluminiumfrei.

www.nivea.at

Rauchfrei mit nikoBlue

Der Valentinstag ist nicht zuletzt ein Tag der Wohlge-rüche – und somit bestens geeignet, mit dem Rauchen aufzuhören. Und genau das ist heute keine große Sache mehr, leben wir doch im Zeitalter der E-Zigarette, die den Ausstieg aus der Stinkerzone smooth erleichtert. „Ei-ne Studie zeigt, dass die Rückfallquote bei Rauchern, die versuchten, ohne Hilfe aufzuhören, bei 98 Prozent liegt“, zeigt Franz Seba, Gründer von nikoBlue, die Kehrseite der Medaille auf. Conclusio: Realistische Ziele beim Auf-hören setzen und mit nikoBlue immer schön brav den Nikotingehalt reduzieren!

www.nikoblue.com

Das kreative Geschenk zum Valentinstag, das gleichsam traditionell blumig daherkommt: Produkte von Jiffy schenken Freude, und dazu ein Stück Leben – u.a. bei mehr als 200 Eurospars erhältlich.

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