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Lernpaket für Lehrer und Schüler

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Lernpaket für Lehrer und Schüler

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Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig

Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 2 von 76

Schädel – Ikone. Mythos. Kult. 25. Juli 2015 bis 3. April 2016, täglich ab 10 Uhr Lernpaket für Lehrer und Schüler

Inhalt 1. Ausstellungsdaten und Service für Schulen S. 3

2. Vorwort S. 4

3. Faszination Schädel – Mythos und Kult S. 5

4. Mensch S. 7

5. Europa S. 9

6. Afrika S. 15

7. Amerika S. 20

8. Ozeanien S. 27

9. Asien S. 32

10. Fantasie S. 35

12. Schädel A bis Z S. 41

13. Unterrichtsvorschläge S. 44

14. Quellentexte S. 61

15. Katalog zur Ausstellung S. 70

16. Literaturauswahl und Links S. 71

Impressum

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Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 3 von 76

1. Ausstellungsdaten und Service für Schulen Öffnungszeiten ab 29. März 2015 Gebläsehalle, täglich von 10–19 Uhr Öffnungszeiten bis 1. November 2015 Gebläsehalle, täglich von 10–18 Uhr Preise Kinder, Jugendliche, Schüler bis 18 Jahre, Studenten mit Ausweis Eintritt frei Ermäßigt 13,00 Euro Normal 15,00 Euro Gebuchte Führung 100,00 Euro (plus ermäßigten Eintritt) (max. 30 Personen, Dauer der Führung ca. 1,5 Stunden) Jahreskarte Erwachsene 32,00 Euro Sonderkonditionen für Schulen Schulklassenführung im Bonuspaket zum Preis von 100 Euro inkl. Führung (max. 30 Personen einschließlich Lehrkraft) in der Zeit von Montag bis Freitag zwischen 10 und 14 Uhr. Bucht eine Schule zum gleichen Termin drei Führungen, zahlt sie nur zwei! Kontakt / Besucherservice Telefon +49 (0)6898 - 9 100 100

+49 (0)6898 - 9 100 104 Fax +49 (0)6898 – 9 100 111 Service zur Ausstellung Sonderpublikation zur Ausstellung Schädel – Ikone. Mythos. Kult. Edition Völklinger Hütte, Heidelberg 2015, 240 Seiten, durchgehend vierfarbig, Sonderpreis 27,50 €

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2. Vorwort Sehr geehrte Frau Fachleiterin, sehr geehrter Herr Fachleiter, liebe Freunde des Weltkulturerbe Völklinger Hütte,

"Schädel – Ikone. Mythos. Kult." ist ein integrales und vieldimensionales Projekt. Es versteht sich einerseits als historische Ausstellung und ethnologisches Panorama, andererseits hat es sich vorgenommen, den Übergang zu den zeitgenössischen Phänomenen der Pop-Art und Urban-Art zu leisten. Schließlich erheben die kulturhistorischen Ausstellungen im Weltkulturerbe Völklinger Hütte den Anspruch, aus unserer Wirklichkeit Erkenntnis- und Erlebnis-Portale zu den großen Weltkulturen zu eröffnen. "Schädel – Ikone. Mythos. Kult." lenkt in diesem Zusammenhang den Blick auf 170.000 Jahre kultischen Umgang mit dem Schädel. Die Präsentation knüpft an viele Themen an, die vor Ort bereits in Ausstellungen Gegenstand waren. Sie thematisiert den Totenkult der alten Ägypter, den wir in "Ägypten – Götter. Menschen. Pharaonen." vorstellen konnten und nimmt den Faden zu den Mumienkulten südamerikanischer Zivilisationen auf, die in "InkaGold" behandelt wurden. Das Schädelthema steht auch in direktem Bezug zu unserer ScienceCenter-Ausstellung "Dein Gehirn – denken, fühlen, handeln". Jetzt wollen wir zeigen, wie das bis heute andauernde Rätsel um die Vorgänge, die sich im Kopf des Menschen abspielen, weltweit und zu allen Zeiten Schädelkulte befeuert hat. Im direkten Zusammenspiel mit den gigantischen Maschinen unserer Gebläsehalle gelingt es den Exponaten, den menschlichen Geist in einen direkten Dialog mit seiner großartigen Leistungsfähigkeit zu setzen. Gleichzeitig lässt sich die Ausstellung auch aus der Perspektive der äußerst facettenreichen Schädelbegeisterung und ihrer kreativen Folgen erleben. Ausgehend von den uns wohlbekannten Schädel-Ikonen der Pop-Kultur und UrbanArt dringen wir in die teilweise vertraute, teilweise exotische Welt der historischen Schädelkulte vor. Immer wieder verweist die Ausstellung darauf, wie unser eigenes Sein und Tun sich zu anderen Kulturen oder zu unserer eigenen Vergangenheit verhält. Die Bilder und Symbole, denen wir dabei begegnen, erschließen sich uns als Ergebnisse der immerwährenden Auseinandersetzung des Menschen mit der unerlässlichen Voraussetzung seiner Existenz, dem Kopf. Für die Völklinger Hütte führt das Ausstellungsprojekt "Schädel – Ikone. Mythos. Kult." auch zu einem Kapitel der eigenen Vergangenheit zurück, der Kulturförderung durch die Familie Röchling, die hier in der aktiven Zeit die Röchling’schen Eisen- und Stahlwerke betrieb. Der Ausgangspunkt für unser Schädelprojekt ist die Sammlung des 1915 verstorbenen Künstlers Gabriel von Max. Sie umfasste unter vielen anderen Objekten auch hunderte Köpfe und galt zu ihrer Zeit als "die interessanteste und reichste Privatsammlung auf wissenschaftlichem Gebiet seit Goethes Tod". Dank der großzügigen Unterstützung des Geheimen Kommerzienrats August Röchling konnte sie 1917 vollständig von der Stadt Mannheim für ihre Museen angekauft werden. In Mannheim saß die Hauptverwaltung der Röchling-Unternehmen. Umso dankbarer sind wir, dass wir das Resultat dieses kulturellen Engagements der Röchlings jetzt in der Völklinger Hütte präsentieren dürfen. Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig CEO | Generaldirektor des Weltkulturerbe Völklinger Hütte

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3. Faszination Schädel – Mythos und Kult Der Schädel ist ein besonderer Teil des menschlichen Körpers: hier sieht, riecht, hört, schmeckt und spricht der Mensch, hier zeigt er sein Gesicht, hier sitzt sein Geist, hier denkt und träumt er, hier wohnen seine Erinnerungen – hier hat er sein Gleichgewicht und seine Persönlichkeit. Der menschliche Schädel beflügelt seit jeher die Phantasie der Menschen – als Kultobjekt und Kulturphänomen. Histo-rische Schädelsammlungen sind Teil eines jahrtausendealten Menschheits-themas, der besonderen Bedeutung von Kopf und Schädel in unserer Geschichte. Ob vorzeitliche Schädelschalen, kunstvoll geschmückte Kopfjägertrophäen oder religiös-verehrte Schädelreliquien, ob als Mahnmal der Vergänglichkeit oder als archäologische Sensation: Das Phänomen „Schädelkult“ blickt auf eine lange Kulturgeschichte zurück. Mit über 300 Exponaten aus allen Zeiten und von fast allen Kontinenten ermöglicht die Ausstellung erstmals eine umfassende Annähe-rung an ein Thema, dessen Faszination bis heute anhält.

Fallbeil der Guillotine von Metz

19. Jahrhundert Eisen Musée de La Cour d'Or – Metz Métropole

Die Guillotine – eine Maschine zum „humanen“ Töten Am 10. Oktober 1789 beantragte der französische Arzt Joseph-Ignace Guillotin die Einführung eines Gerätes zur Vollstreckung der Todesstrafe - eine „niemals versagende“ Tötungs-maschine. Die Absicht war nobel: Durch die Anwendung des Gerätes sollten die bisher üblichen grausamen und entehrenden Hinrichtungen mit Axt und Schwert ersetzt werden. Der Tod tritt bei der nach ihrem Erfinder genannten Guillotine als Folge der Durchtrennung der Halswirbelsäule und damit des Rückenmarkes ein - todsicher. Trotz der anvisierten Perfektionierung der Tötung berichten Überlieferungen von Reaktionen des abgetrennten Hauptes, bis hin zu Bewegungen der Augen und Sprechversuchen. Die Namen der Ent-haupteten und der Tötungsgrund sind auf das Beil eingepunzt.

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Der Schädel erfüllt dekorative Zwecke als auch konkrete Funktionen. Als Gegenstand und Kleidungsaccessoire in der Szene ist er wahrscheinlich das derzeit in Deutschland am weitesten verbreitete Beispiel für eine moderne Schädelkultur. In der heutigen Massenkultur taucht der Totenkopf zunehmend als dekoratives Accessoire auf und scheint damit seine ursprüngliche Bedeu-tung für Tod, Lebensgefahr und Vergänglichkeit verloren zu haben. Das Schädelmotiv zum Markenzeichen machte auch Alexander McQueen. Der 2010 verstorbene Modedesigner vertrieb es neben Armbändern, Ringen und Gürteln auch auf seinen berühmten "Skull Scarves". Die mit Totenköpfen über-säten Halstücher werden von Keith Richards und Yoko Ono gleichermaßen ge-liebt und von Fashion Victims rund um den Globus stolz präsentiert.

Für die Generation Pop ist das Bild des Schädels Kult, der Schädel wird zur Ikone. Schädel sind Synonym der Jugendkultur. Schädel sind die emotionale Grundlage einer anderen Populärkultur – oder erscheinen als solche.

Alexander McQueen geboren 1969 in Lewisham, London gestorben 2010 in London Klassisches Foulard mit Totenköpfen 2013 Seidenchiffon

Moby geboren 1965 in Harlem, New York Schallplattencover Bodyrock 1999

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4. Mensch Der Aufbau des menschlichen Schädels Obwohl der menschliche Schädel ([lat.] Cranium) sehr einheitlich wirkt, besteht er aus vielen verschiedenen Knochen, die durch Knochennähte fest miteinander verbunden sind. Er wird, wie alle Knochen, von Knochenhaut umgeben. Sein einziger beweglicher Teil ist der Unterkiefer, der jedoch nicht immer zum menschlichen Schädel dazugezählt wird. Man unterscheidet zunächst zwischen dem Hirnschädel (Neurocranium) und dem Gesichtsschädel (Viscerocranium). Der Hirnschädel macht den größeren Teil des Kopfes aus. Er schützt das darin gelegene Gehirn, das wiederum in Hirnflüssigkeit (Liquor) gebettet ist, damit Stöße und Schläge abgedämpft werden. Der Hirnschädel ist in Schädeldach und Schädelbasis unterteilt. Die Schädelbasis weist zahlreiche Öffnungen auf, durch die Hirnnerven und Blutgefäße treten. Die größte Öffnung ist die Verbindung der Schädelbasis zur Wirbelsäule, durch die Rückenmark vom Gehirn aus bis zum Steißbein verläuft. Der Hirnschädel besteht aus folgenden Knochen: Hinterhauptbein, Scheitelbein, Schläfenbein, Keilbein, Stirnbein und Siebbein. Der Gesichtsschädel bestimmt unsere Gesichtsform. An seinen Knochen befinden sich Muskeln, mithilfe derer wir unsere Gesichtsausdrücke (Mimik) erzeugen können. Der Gesichtsschädel besteht aus den Knochen Jochbein, Oberkiefer Zwischenkieferbein, Unterkiefer, Nasenbein, Nasenmuschelbein, Tränenbein, Gaumenbein und Pflugscharbein. Außerdem werden jene Teile des Stirnbeins dazu gezählt, die zur Augenhöhle gehören.

Die Knochennähte sind bei einem Neugeborenen noch nicht vollständig ausgebildet. Es bestehen noch Knochenlücken (Fontanellen). Die größte Lücke befindet sich an der höchsten Stelle des Kopfes. Sie wird Große Fontanelle genannt. Die Schädelknochen wachsen während der ersten Lebensjahre zusammen. Passiert dies zu schnell, kommt es zu Deformationen des Schädels.

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Schädelwachstum Beim neugeborenen Menschen sind die Teile des Schädels noch nicht vollständig verknöchert und verwachsen. Zwischen den einzelnen Schädelplatten befinden sich Knochenlücken, die so genannten Fontanellen. Im Lauf der ersten Lebens-jahre schließen sich diese Fontanellen und der Hirnschädel verknöchert voll-ständig. An den Schädelnähten sind auch beim Schädel eines Erwachsenen noch die einzelnen Plattenknochen des Hirnschädels gut zu erkennen, wobei die Naht zwischen beiden Stirnknochenanteilen sich üblicherweise bis zum 2. Lebensjahr schließt. Beim Neugeborenen ist das Verhältnis von Hirnschädel zu Gesichts-schädel noch 8:1, beim fünfjährigen Kind 4:1, beim Erwachsenen ist der Hirn-schädel nur noch doppelt so groß wie der Gesichtsschädel. Anatomie des menschlichen Schädels: Quelle: http://www.dr-gumpert.de/html/schaedel.html

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5. Europa Verschiedenste Motivationen, von der Religion über die Wissenschaft bis hin zu politischen Ideologien, bedingten die besondere Behandlung des menschlichen Schädels im neuzeitlichen Europa. Viele Motive entsprechen dabei durchaus denen, die auch die Kulturen der Welt zu ihrem Schädelkult veranlassten. Kunst-voll bemalte Schädel in Beinhäusern zeugen ebenso von der Schädelverehrung wie kostbare Reliquien verschiedener Heiliger in Kathedralen und Klöstern. In der europäischen Kunst tritt der Totenschädel in sehr unterschiedlichen Darstellungen auf. Bei Leonardo da Vinci als unverwechselbare wissenschaftliche Zeichnung. Später dann – insbesondere in der Barockzeit – als memento mori sowie als Kettenanhänger, Pfeifenkopf oder Briefbeschwerer. Der Wissenschaftler Franz Joseph Gall (1758–1828) glaubte, dass an der knöchernen Gestalt des Schädels eines Menschen dessen Charaktereigenschaften ablesbar seien. Die Geschichte der wissenschaftlichen Schädelsammlungen sowie die Rassenkunde sind ebenso Schädelthemen in der europäischen Kulturgeschichte.

Schädelschalen Herxheim bei Landau/Pfalz Jungsteinzeit, 5000–4950 v. Chr. Knochen Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz Direktion Landesarchäologie, Außenstelle Speyer Eine außergewöhnliche Anlage der frühen Jungsteinzeit (ca. 5000 v. Chr.) liegt bei Herxheim in der Nähe von Landau. Dort fand man die Überreste von mehr als 500 Menschen, die zer-legt, entfleischt und dann zerschlagen worden sind. Besonders manipuliert wurden die Schädel, die fast ausnahmslos zu Schädelbechern (Kalotten) zugerichtet sind. Außerdem wurden auch wertvolle keramische Artefakte wie prunkvoll verzierte Tongefäße, aufwendige Steingeräte und Mahlsteinplatten methodisch zerstört. Funde und Fundumstände lassen auf ein bislang für die europäische Vorgeschichte einzigartiges Ritual schließen, dessen Abfall dann in dem Erdwerk entsorgt wurde. Aufgrund der Bearbeitungsspuren an den Knochen ist ritueller Kannibalismus bei den mysteriösen Zeremonien nicht auszuschließen.

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Keltische Schädeltrophäe mit eisernem Nagel Kobern-Gondorf Eisenzeit, 1. Jahrhundert v. Chr. Knochen, Eisen Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz Direktion Landesarchäologie, Außenstelle Koblenz

Der Oberschädel aus Kobern-Gondorf ist der erste deutsche Fund seiner Art. Der Nagel ist vollständig erhalten. Damit wurde das errungene Haupt beispielsweise an einem Türpfosten befestigt. Dort wurde der Kopf eine Weile zur Schau gestellt, bevor er endgültig vergraben wurde. Bei dem Kobern-Gondorfer Oberschädel handelt es sich um die Überreste eines männlichen Erwachsenen, die im Brunnen einer keltischen Siedlung gefunden wurden. Nur der Hirnschädel ist vollständig erhalten. Die Gesichts- und Kieferknochen fehlen. Das Innere ist stark mit Kies verbacken. Bruchkanten deuten auf eine künstliche quadratische Öffnung des Schädels an der Unterseite hin. Im Brunnen befanden sich auch Münzen und Keramik-fragmente. Dadurch konnte der Schädel auf 60 bis 50 vor Christus datiert werden.

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Leonardo da Vinci geboren 1452 in Anchiano bei Vinci gestorben 1519 auf Schloss Clos Lucé, Amboise Leonardo da Vinci ist eine der großen herausragenden Gestalten der Menschheit. Mit seinen Erfindungen und wissenschaftlichen Studien hat er der Menschheit einen unendlich großen Schatz geschenkt, dessen Innovationen und Konsequenzen bis heute noch nicht alle ausgeschöpft sind. Das erste Fahrrad, das erste Auto, der Fallschirm und der Hubschrauber gehören ebenso dazu wie Kriegsmaschinen, aufsehenerregende Brückenbauwerke und unvorstellbare Maschinen. Leonardo da Vinci hat die Anatomie des Menschen und die Natur untersucht. Er war der erste, der den Menschen und die Welt als große Maschinen begriffen hat. Leonardo da Vinci gilt als einer der ersten Anatomen der abendländischen Kultur. Das Sezieren von Leichen war wesentliche Voraussetzung für die künstlerische und wissenschaftliche Beschäftigung mit dem menschlichen Körper.

Anatomischer Miniaturschädel um 1490 Kunststein aus florentinischem Alabaster und Quarz Sammlung Dr. Winfried Rolshausen

Bei dem auf den ersten Blick recht unscheinbaren Miniaturschädel handelt es sich um nicht weniger als einen der spektakulärsten Kunstfunde der vergangenen Jahrzehnte. Er ist nicht ganz fünf Zentimeter hoch und besteht aus einem marmorartigen Kunststein, der sich im Verhältnis drei zu eins aus toskanischem Alabaster und Quarz zusammensetzt. Das geheimnisumwobene Objekt wurde in den letzten Jahren mehrfach öffentlich präsentiert und von zahlreichen Experten unterschiedlicher Fachdisziplinen untersucht. Heute gilt es unwidersprochen als die Arbeit Leonardo da Vincis und wird in einen direkten Zusammenhang mit den anatomischen Studien dieses vielleicht berühmtesten Universalgenies aller Zeiten gestellt.

Schädelschnitt 1489 Tinte und Feder; Tinte und Feder über schwarzer Kreide Royal Collection Trust, Windsor Castle, HM Queen Elizabeth II Größe, Gepräge und Gestaltung von Leonardos Miniaturschädel entsprechen den anatomischen Schädelblättern von 1489 im Codex Windsor. Sogar die Dimension stimmt mit den Zeichnungen überein.

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Franz Xaver Messerschmidt geboren 1736 in Wiesensteig gestorben 1783 in Pressburg Der Missmuthige um 1770 Bronze Musée du Louvre, Paris Der deutsch-österreichische Bildhauer Franz Xaver Messerschmidt erlangte vor allem durch seine außergewöhnlichen Charakterköpfe Berühmtheit. Sie waren so beliebt, dass sie sich schnell in Form von Lithografien und später auch Fotografien verbreiteten. Von 1770 bis zu seinem Tod arbeitete Messerschmidt an der Serie der 52 aus Alabaster gefertigten Selbst-porträts, die er nur "Köpfe" oder "Kopfstücke" nannte. Bei seinen Selbstbildnissen bewies Messerschmidt einigen Mut und erkundete gezielt die Grenzen menschlicher Gefühls-regungen, weshalb seine "Kopfstücke" nicht selten grimassenhaft wirken. Viele Eigenstudien fertigte Messerschmidt vor dem Spiegel an. Sie markieren einen wichtigen und interessanten Punkt in der künstlerischen Auseinandersetzung des Menschen mit seinem eigenen Haupt. Der größte Teil der "Charakterköpfe" wird heute im Musée du Louvre in Paris bewahrt.

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Die Schädelsammlung von Gabriel von Max

Im Jahr 2008 wurde die legendäre Schädelsammlung des Künstlers und Darwinisten Gabriel von Max (1840–1915) wiederentdeckt. Es ist die größte Sammlung dieser Art. Die Sammlung gelangte 1917 durch Ankauf der Stadt Mannheim in den Besitz der Reiss-Engelhorn-Museen. Der Ankauf erfolgte mit großer finanzieller Unterstützung von Geheimrat August Röchling, einem Mitglied der Familie Röchling, die auch die "Röchling’schen Eisen- und Stahlwerke" in Völklingen betrieb. Große Teile der rund 500 Objekte umfassenden Sammlung gingen 1935 an die Universität Freiburg. Nach dem Zweiten Weltkrieg galten sie dort als verschollen. Erst vor sieben Jahren wurde die von Max’sche Sammlung wiederentdeckt. Man begann, die Schädel mit noch in Mannheim befindlichen historischen Dokumenten zusammenzuführen und mit modernen Methoden zu untersuchen. Die Schädel werden zum ersten Mal im Weltkulturerbe Völklinger Hütte gezeigt.

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Beinhausschädel mit Beschriftung und Blumenbemalung Hallstatt 1849 Knochen, farbig gefasst Höhe 14 cm Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, Frankfurt am Main Aus der Notwendigkeit, Gräber nach kurzen Ruhefristen für eine Neubestattung wieder räumen zu müssen, war im Mittelalter der Brauch entstanden, nicht verweste Gebeine, darunter meist Schädel, in Beinhäuser zu verlegen. Auf Wunsch der Angehörigen konnten die exhumierten Totenschädel verziert werden. Durch einfache Markierungen oder eine Beschriftung mit Namen und Lebensdaten wurden sie individualisiert. Eine besondere Form stellen die Schädel aus Hallstatt dar. Sie wurden bis in die 1980er-Jahre mit Blumen-mustern oder ornamentalen und symbolischen Bemalungen verziert. Aus Pietätsgründen entfernte man viele der einst öffentlich sichtbaren Schädel im 20. Jahrhundert und bestattete sie oder brachte sie an nicht-öffentliche Orte. Beinhäuser mit unbemalten Schädeln gibt es in vielen anderen Regionen Europas.

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6. Afrika Kopfjagd und Schädelrituale gab es im 19. Jahrhundert in Afrika sowohl bei den Völkern und ehemaligen Königreichen an der Küste Westafrikas, z.B. Fante und Ashanti im Süden Ghanas, in Benin, als auch bei Stämmen in den Regionen von Nigeria, Togo und Kamerun. Das Abtrennen des Kopfes war ein Symbol des Triumphes über den Gegner und ein Siegesbeweis gegenüber feindlichen Kriegern und dem Herrscher. Erbeutete Köpfe und Schädel waren Trophäen, die an Hausfassaden oder auf Altären präsentiert wurden. Aus Schädeln wurden auch Musikinstrumente hergestellt: Trommeln mit Schädeln ohne Unterkiefer und Trompeten mit Unterkiefern wurden auf Kriegszügen mitgeführt, um damit den Feinden Angst einzuflößen. In Kopf, Schädel, Unter-kiefer oder Zähnen lebte die Kraft oder die Seele des getöteten Feindes weiter. Durch Rituale konnte sie kontrolliert und für eigene Zwecke genutzt werden. Auch in anderen Gebieten Afrikas, in Gabun, im Kongo oder auf Madagaskar, sind Schädelkulte in Stammesriten zelebriert worden.

Schädel mit Unterkiefer Lega, Demokratische Republik Kongo 19. Jahrhundert Knochen Privatsammlung

Der Stamm der Lega lebt auf dem Gebiet der Demokratischen Republik Kongo in kleinen Gemeinschaften unter je einem Häuptling. Seine Mitglieder streben den Aufstieg in den überaus mächtigen Bwami-Bund an. Er ist den einzelnen Gruppen übergeordnet und regelt das soziale, religiöse und politische Leben. Erreicht ein Gemeinschaftsmit-glied die höchste Stufe, erhält es Zugang zu geheimem Wissen. Das Ereignis wird in einer Zeremonie gefeiert, für die eigens Masken aus Holz angefertigt und auf Pfosten ausgestellt werden. Die führenden Mitglieder des Bundes tragen aus Knochen oder Elfenbein geschnitzte Miniaturen dieser Masken am Körper. Der gebleichte und mit wertvollen Kaurischnecken verzierte Schädel stellt ein weiteres Statussymbol dar, das den Führern des Bundes vorbehalten blieb.

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Kalebasse mit Unterkiefern, Sammlung Werner Fischer Bamun, Kamerun um 1900 Pflanzenfasern, Pflanzenfrucht, Bein Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim Kalebassen sind Gefäße, die aus der ausgehöhlten und getrockneten Hülle des Flaschenkürbisses hergestellt werden. Im Königreich Bamun wurden sie mit den Unterkiefern der Feinde geschmückt und als königliches Trinkgefäß genutzt. Nach der Rückkehr von einem erfolgreichen Feldzug reichte der Herrscher seinen Kriegern solche "kakwö" genannten Kalebassen zum gemeinsamen Siegestrunk. Damit sollten sowohl der Triumph als auch die Kampfgemeinschaft und die Treue zum König beschworen werden. Das Königreich Bamun im heutigen Nordwesten von Kamerun wurde 1395 gegründet und war bis 1884 ein unabhängiger Staat. Während der Herrschaft von Mfon Nsangou erfolgte 1884 freiwillig der Beitritt in die Kolonie Deutsch-Kamerun.

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Schalenspießlaute mit menschlicher Schädeldecke als Resonanzkörper Afrika 19. Jahrhundert Knochen, Holz, Leder, Pflanzenfasern Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim Schalenspießlauten gab es bereits bei den Sumerern und im Alten Ägypten. Das Formen-spektrum für den Korpus reicht von bootsförmig über rund und röhrenförmig bis hin zu kastenförmig. Auch beim Material der Resonanzkörper herrscht große Vielfalt. Es sind Resonanzköper aus Schädelschalen, Schildkrötenpanzern und Kürbishälften bekannt. Die zweisaitige Spießlaute ist ein auf dem afrikanischen Kontinent weit verbreitetes Musik-instrument und kommt auch heute noch in der traditionellen Folklore-Musik zum Einsatz. Sie wird sowohl solo, als auch zur Begleitung von Gesang und besonders häufig im Rahmen ritueller Zeremonien gespielt. Die Verwendung von Schädeldecken als Resonanzkörper hat dagegen heute keine Bedeutung mehr.

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Exkurs: Voodoo Die Voodoo-Religion stammt ursprünglich aus Westafrika. Der Name Voodoo leitet sich von einem Ausdruck des westafrikanischen Volkes "Fon" für Geist ab. Heute werden die darunter zusammengefassten spirituellen Spielarten hauptsächlich in Benin, Ghana und Togo, sowie in Haiti, der Dominikanischen Republik und den USA praktiziert. Im Voodoo finden sich zwischenzeitlich islamische, katholische und indianische Elemente wieder. Die übernatürliche Kraft, derer sich die Voodoo-Priester bedienen, wird als Pwen bezeichnet. Die Schädel werden auf unterschiedliche Weise eingesetzt und dekoriert. Sie verkörpern die Macht der Geisterwelt und der Ahnen. Über die Schädel ist es den Lebenden möglich, mit den Toten in Kontakt zu treten und die Kräfte des Jenseits für das Leben im Diesseits zu mobilisieren.

Schädel in Kürbisschale Fon, Benin 19. Jahrhundert Knochen, Metall, Baumwolle, Kürbis Privatsammlung Der Schädel liegt in einem präparierten Kürbis. Darin befindet sich neben organischem Material, etwas Erde und Seifenstücken ein eisernes Symbol des gefürchteten Donnergottes Hevioso. In der Voodoo-Mythologie der Fon ist Hevioso der Sohn von Mahu und Lisa. Die Fon glauben an eine Vielzahl von Göttern, Kulten und Mythen. Nach deren Weltanschauung wirken eine weibliche Kraft (Mahu) und männliche Kraft (Lisa). Mahu wird mit Mütterlichkeit, Sanftmut und dem Mond in Verbindung gebracht. Im Gegensatz dazu symbolisiert Lisa Macht, Strenge und die Sonne. In einigen Mythen kommen sie als Zwillingspaar vor. Mahu und Lisa sind die Kinder von Nana Buluku, dem Schöpfer des Universums.

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Anthropomorpher Kopfschmuck Ekoi, Nigeria 19. Jahrhundert Knochen, Antilopenhaut, Menschenhaar, Pflanzenfasern Privatsammlung Schädelaufsatzmasken sind im gesamten Cross River-Gebiet und bei verschiedenen Ethnien Nigerias zu finden. Die Herstellung und die Verwendung der menschlichen Schädelmasken hängen mit der Kopfjagdtradition dieser Gruppen zusammen. Als Zeichen ihres Sieges trugen die Krieger beim zeremoniellen Tanz die abgeschlagenen Häupter ihrer Opfer als Aufsatz auf dem eigenen Kopf. Erst durch die Tötung eines Menschen aus einer anderen Gemeinschaft war es möglich, ein vollwertiges Mitglied der eigenen Gruppe zu werden und den Bünden beizu-treten. Tanzaufsätze waren ein wichtiges und dauerhaftes Statussymbol. Sie wurden in direkter Familienlinie vererbt. Häufig sind die Masken mit Antilopenhaut überzogen und mit Menschenhaar verziert.

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7. Amerika In allen Regionen und Kulturen Südamerikas gab es eine besondere Behandlung und Wertschätzung von Köpfen und Schädeln. Ein Synonym für einen Kopfkult auf diesem Kontinent sind die Schrumpfköpfe. Obwohl sie nur von der kleinen Gruppe der Jívaro im Süden Ecuadors hergestellt wurden, sind sie weltweit bekannt. Eine besondere Form der Kopftrophäenbehandlung gibt es bei den Mundurucu-Indianern in Brasilien. Von der Küste Perus sind ebenfalls mumi-fizierte Trophäenköpfe bekannt. Zahlreiche Stoffe und Keramiken von den alten Kulturen dieser Region zeigen göttliche Wesen und Menschen, die abgeschnit-tene Köpfe in den Händen halten. Der Kopf war zwar auch hier eine Kriegs-trophäe, wurde aber im Besonderen mit dem Samen, Symbol für Wachstum und Fruchtbarkeit, in Verbindung gebracht. Weit verbreitet sind Kopfdeformationen. Mit verschiedenen Techniken brachte man den Kopf von Kindern in eine runde oder langgezogene Form.

Skalp USA um 1850 Haut, Haare Privatsammlung In Nordamerika gab es mit der Skalpierung eine besonders populäre Ausprägung des Kopfkults. Skalpe dienten bei vielen Stämmen als Beleg für Kriegsmut, Männlichkeit und Überlegenheit. Sie erinnerten auch an die eigene soziale Verantwortung und an die Ver-storbenen. Die Kraft und Identität des ursprünglichen Trägers gingen auf den neuen Besitzer über. Ein Verlust bedeutete den spirituellen und sozialen Tod. Im Kampf um die Vormacht auf dem Kontinent führten die europäischen Mächte bald Skalpprämien ein. Die Skalpnahme wurde nun zur Einnahmequelle. Auch komplett abgetrennte Häupter besaßen bei den nord-amerikanischen Stämmen große Bedeutung. Aus Südalaska sind mumifizierte Köpfe ange-sehener Persönlichkeiten und erschlagener Feinde bekannt. In den Plains dienten Schädel als Orakel und Glücksbringer auf Kriegszügen.

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Schädel mit Feuersteinmessern in Augen und Nasenhöhle Kolumbien Knochen, Wachs, Obsidian, Feuerstein Privatsammlung

Schädel, die durch das Einarbeiten von Feuersteinmessern in Augen und Nasenhöhlen verziert wurden, sind sowohl von den Azteken in Mexiko wie auch aus Kolumbien bekannt. Bei den Azteken hat das tecpatl-Feuersteinmesser die Bedeutung des Scharfen oder Schneidenden und bedeutet "töten". Mit einem hölzernen Griff versehen diente es aber auch im Krieg als eine Art Dolch oder Kurzschwert oder auch zur Herstellung von Speer- und Pfeilspitzen. Besonders die sehr harten und scharfen Klingen machten es zu einer gefürchteten Waffe. Das Grundmaterial für die Herstellung der Messer war das Obsidian, ein natürlich vorkom-mendes Gesteinsglas, aus dem unter hohem Aufwand Werkzeuge oder auch Messer wie das tecpatl hergestellt werden konnten. Wegen seines Ursprungs im vulkanischen Stein ist das tecpatl ebenfalls ein Zeichen des Feuers und kann die Doppelbedeutung "Feuer des Todes" und "Feuer des Lebens" annehmen.

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Trophäenkopf Mundurucu, Brasilien 19. Jahrhundert Knochen, Haut, Federn, Pflanzenfasern, Haar, Bienenwachs, Tapirzähne Privatsammlung

Im Europa des 19. Jahrhunderts wurden die Mundurucu sowohl bewundert als auch gefürchtet. Die Anerkennung galt den Federarbeiten und Tätowierungen, der Schrecken den als "Kopfabschneider" berüchtigten Kriegern. Jedes Jahr zur Trockenzeit zogen sie aus, um Köpfe von feindlichen Stämmen zu erbeuten. Diese wurden nach der Rückkehr durch Räuchern haltbar gemacht und mit Federn dekoriert. Die Zähne dienten als Gürtelschmuck. Über einen dreijährigen Festzyklus hinweg wurde jede Kopftrophäe einer speziellen Behandlung unter-zogen und dabei nach und nach zerstört. Die Verleihung des Zahngürtels erfolgte am Ende des dritten Jahres und stellte die höchste Auszeichnung dar. Bei den Festen spielte die Kleidung eine hervorgehobene Rolle. Der bunte Federschmuck, der zu solchen Anlässen getragen wurde, unterschied sich je nach Klan.

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Trophäenkopf Nazca Nazca, Süd-Peru 300–600 n. Chr. Knochen, Haut, Haare, Pflanzenfasern Privatsammlung

Die Nazca waren eine vorkolumbianische Kultur, die im heutigen Peru lebten. Die Indianer bewohnten von ~200 v. Chr. bis ~600 n. Chr. die pazifische Küstenwüste oder die Flussoasen des Rio Grande. Die Nazcakultur umfasste u.a. unterirdische Kanalsysteme zur Bewässerung der Felder, Fischerei und Handwerk wie Keramikherstellung und Weberei. Die verstreut leben-den Stämme hatten in der Stadt Cahuáchi ein kulturelles und vermutlich auch rituelles Zen-trum. Pyramiden und in der Nähe gelegene Bodenzeichnungen von immenser Größe weisen auf regelmäßige Besuche großer Volksmengen hin. Deformierte Langschädel schienen einem Schönheitsideal zu entsprechen und wurden neben ganzen Mumien recht häufig gefunden. Die Toten wurden in sitzender Haltung im Wüstenboden bestattet und sind durch die klima-tischen Bedingungen sehr gut erhalten. Das Gebiet gehört zu den trockensten der Erde. Der sandige Boden umschloss die sterblichen Überreste einer Übermodellierung gleich. Von Keramikfunden sind Trophäenschädel bei den Nazca bekannt, wodurch das Band oberhalb der Stirn eine derartige Interpretation nahe legt. Zudem ist der Schädel nicht deformiert und gehörte für die Nazca deshalb wohl nicht zu den verehrungswürdigen Exemplaren. Eher wurde der Schädel öffentlich zur Schau gestellt, um Feinde zu demütigen.

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Schrumpfkopf Jívaro, Taisha, Ecuador um 1960 Rohhaut, Federn, Naturfaden, Menschenhaar Abenteuermuseum Saarbrücken Ein beeindruckendes Beispiel für Kopfkult sind die Schrumpfköpfe der Jívaro, die sogenannten "tsantsa". Nach der Enthauptung des Feindes wurde die Haut des ganzen Kopfes abgezogen. In den resultierenden Hautsack wurde heißer Sand gegeben, wodurch sich die Hülle zu-sammenzog. Augen und Mund wurden mit Bambusnadeln verschlossen, um die Kraft in der Trophäe zu binden. Rituale begleiteten den Herstellungsprozess. Sie sollten dabei helfen, die negative Racheenergie in eine positive Lebensenergie umzuwandeln. Das Tragen eines Schrumpfkopfes diente als Garant für Jagderfolg, Gesundheit und Fruchtbarkeit. Heute wird die Kopfjagd nicht mehr praktiziert. Ab dem 19. Jahrhundert förderte das Interesse zahlreicher Sammler aus Europa und Nordamerika die Herstellung gefälschter Jívaro-Schrumpfköpfe.

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Schrumpfkopf eines Faultieres mit rot-gelben Federbüscheln des Tukans und Menschenhaaren Jívaro um 1920 Haut, Fell, Menschenhaar, Federn Privatsammlung

Den Mythen der Jívaro zufolge war das Faultier (uyúshi) einst ein Mensch, der in ein Tier verwandelt wurde. Aus diesem Grund wurden aus den Köpfen der Faultiere Schrumpfköpfe hergestellt. Auch Jaguare sollen zu Schrumpfköpfen verarbeitet worden sein. Es ist allerdings kein erhaltenes Exemplar bekannt. Die Vorgehensweise blieb bei tierischen dieselbe wie bei menschlichen Schrumpfköpfen. Die Federn, die den Faultier-Schrumpfkopf zieren, finden sich im rituellen Körperschmuck der Jívaro-Kopfjäger wieder. Der Schmuck spielte eine wichtige Rolle bei den rituellen Festen, die im Rahmen der Kopfjagd veranstaltet wurden. Sie dienten unter anderem der Besänftigung der Getöteten.

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Deformierter Schädel mit Deformationsbrett Peru Präkolumbianisch Knochen, Holz Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim Durch Brettchen an Stirn und Hinterkopf oder eine harte Unterlage hat man eine tafelförmige Kontur des Schädels herbeigeführt. Eine solche Schädeldeformierung stellt eine von Eltern oder Angehörigen durchgeführte, unumkehrbare Veränderung der Schädelform in der frühen Kindheit dar. Diese Praxis wurde als eine elterliche Investition an Zeit und Energie in die Zukunft ihres Kindes verstanden. Mindestens bis ins 20. Jahrhundert wurden Schädel-deformationen vorgenommen – in milden Formen werden sie auch heute noch angewendet.

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8. Ozeanien Auf den Inseln Ozeaniens galt der Schädel als Sitz der Seele und wurde dementsprechend gewürdigt. Im Kopf vermutete man eine Wirkkraft, die posi-tiven wie negativen Einfluss auf das irdische Dasein nehmen konnte. Zeremonien und Rituale sollten also die Energie von Mitgliedern der eigenen Gemeinschaft bewahren und die der Feinde auslöschen. Neugeborenen wurden die Köpfchen abgebunden, um in der entstehenden hohen Stirn Raum für die Seele zu schaffen. Ein schlankes, hohes Gesicht galt als Schönheitsideal, da es für eine besonders hohe Wirkkraft stand. Im Nahkampf wurden Feinde möglichst mit einem finalen Schlag auf den Kopf getötet. Man wollte sichergehen, dass die Seele des Besiegten sich nicht würde rächen können.

Ahnenschädel Asmat, Irian Jaya, Papua-Neuguinea um 1900 Knochen, Schnecken, Federn Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim Während die Kopfjagd bei den Asmat aus Neuguinea überall verbreitet war, kam ein Ahnen-schädelkult nur in den Küstenregionen der Insel vor. Dort allerdings waren die Häupter der verstorbenen Gemeinschaftsmitglieder fest in den Alltag integriert. Sie dienten als Kopf-unterlage oder wurden an einer Halskette als Schutz spendende Begleiter getragen. Ranghohe Asmat wurden nach ihrem Tod in Matten aus Pandanusfasern gewickelt und zur Verwesung vor das Männerhaus gelegt. Sobald der Kopf abgefallen war, wurden die Knochen beerdigt. Den Schädel behielt der älteste Sohn des Verstorbenen. Manchmal wurden die Köpfe der Vorfahren zusätzlich mit farbigen Samen und Federn geschmückt.

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Übermodellierter Zeremonialschädel Neuirland, Neuguinea vor 1930 Farbmittel, Knochen, Fruchtkerne Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim

Zwei Monate nach der Bestattung eines Verstorbenen wurde der Schädel für eine Zweit-bestattung exhumiert, von anhaftendem Gewebe befreit, gereinigt und übermodelliert. Dazu wurde aus Bienenwachs und Tonerde ein breiter Mund mit wulstigen Lippen geformt. Anschließend folgte die Bemalung des Schädels in den Farben Schwarz, Weiß, Rot und Gelb. Das modellierte Gesicht des Schädels wurde mit gebranntem Kalk aus zerriebenen Korallen weiß gefärbt und bemalt. Als Abbilder und Repräsentanten der Ahnen dienten die über-modellierten Köpfe in Neuirland der Erinnerung an verstorbene Personen. Diese Tradition verschwand in den 1930er-Jahren als Folge von Kolonialisierung und Missionierung.

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Schädelmaske Neubritannien 19. Jahrhundert Ton, Farbmittel, Holz, Knochen, Haar Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim Für die Tolai auf Neubritannien spielen Traditionen noch immer eine große Rolle. Auch ästhetische Anklänge an den Schädelkult haben sich bis in die Gegenwart erhalten. Von den Schädelmasken, die einst aus den Überresten exhumierter Verstorbener hergestellt wurden, erhofften sich die Tolai Schutz vor dem Bösen. Das Gesicht wurde aus einer Kittmasse modelliert, die Ton und pflanzliche Bestandteile enthielt. Der Farbauftrag sollte der Maske eine kraftvolle Wirkung verleihen. Nur die Schädel ausgewählter Persönlichkeiten kamen für eine solche Behandlung infrage. Die Schädelmasken, auch "Lor" genannt, wurden bei Geheimtreffen von Klan-Chefs oder religiösen Führern gezeigt. Auf der Rückseite der rötlichen Maske mit dem Haarschmuck findet sich die Beschriftung "Häuptling Tollengelin".

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Dekorierter Schädel Roviana-Lagune, New Georgia Inseln, Salomonen 19. Jahrhundert Knochen, Muscheln, Pflanzenfasern Privatsammlung

Die Salomonen sind eine Inselgruppe im Südpazifik nordöstlich von Australien. Früher stellten die hier lebenden Menschen einen Zusammenhang zwischen dem Glück in der Hochseefischerei und dem Erfolg bei der Kopfjagd her, die teilweise noch bis zum Ende des 19. Jahrhunderts praktiziert wurde. Ziel war es, sich die Wirkkraft der feindlichen Seelen aus den benachbarten Stämmen anzueignen. Dafür wurden spezielle Kopfjagdboote benutzt, die bis zu 18 Meter lang sein konnten. Von den westlichen Salomonen sind auch übermodellierte und dekorierte Ahnen-schädel bekannt. Nur hochrangigen Persönlichkeiten wurde diese Ehre zuteil. Eine besondere Form der Ahnenverehrung zeigt der in der Sonne gebleichte Schädel mit den wertvollen Ringen aus der Schale der Riesenmuschel.

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Schädelhaus Marovo-Lagune, Salomonen 19. Jahrhundert Knochen, Muscheln, Pflanzenfasern Privatsammlung Die Bewohner der Salomonen glaubten, dass die Verstorbenen durch die Totenrituale zu einer schützenden und abwehrenden Macht werden konnten. Nachdem ein Leichnam eine gewisse Zeit der Verwesung ausgesetzt war, wurde der Kopf für die entsprechenden rituellen Hand-lungen abgetrennt. Die Ahnenschädel wurden anschließend überwiegend in Familienschreinen aufbewahrt. Diese hatten die Form kleiner Behausungen, die aus verschiedenen Materialien gefertigt sein konnten. Das Häuschen aus Bambus ist mit Muschelornamenten verziert. Der Schmuck deutet auf den gehobenen Rang des Verstorbenen hin.

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9. Asien Bis heute sind in Asien Kopf- und Schädelkulte rituelle Bestandteile der Welt-religionen Hinduismus und Buddhismus. In Tibet erinnern die kapāla genannten Schädelschalen als memento mori an die Vergänglichkeit des irdischen Seins – ähnlich wie in Europa. Ganz anders motiviert war die Schädelverehrung bei den Naga im Nordosten Indiens oder den Dayak auf Borneo. Bei diesen Völkern war die Kopfjagd ein wichtiger Teil des religiös-gesellschaftlichen Lebens: Während bei den Naga die erfolgreiche Kopfjagd vor einer Hochzeit für den jungen Bräutigam eine große Rolle spielte, wies die Anzahl der abgeschnittenen Köpfe bei den Dayak auf die persönliche Kraft ihres Besitzers hin. Auf der Inselgruppe der Andamanen im Indischen Ozean vor Myanmar trugen Familienangehörige den Schädel und Unterkiefer eines Verstorbenen als Schmuck um den Hals. Er diente sowohl zum Schutz vor bösen Geistern als auch zur Erinnerung an den Toten.

Gravierte Schädelschale Dayak, Borneo 19. Jahrhundert Knochen Privatsammlung

Die Dayak verwendeten für ihre Tätowierungen gruppenspezifische und geschlechtsgebundene Motive. Oft wurden Fruchtbarkeits- und Tiersymbole kombiniert. Mit einzelnen Tierarten fühlten sich die Menschen so stark verbunden, dass sie sich ihre Eigenschaften zusprachen. Die Gravuren und Schnitzereien der Ahnenschädel entsprechen den Tätowierungen der Ver-storbenen. Im Zentrum der Schädelschale befindet sich ein Band mit Tierdarstellungen. An der Stirn grenzt ein traditionelles Zierband das Dekor über Augenbrauen und Ohren ab. Der Detail-reichtum der Schnitzerei lässt auf ein ranghohes Mitglied der Gemeinschaft schließen. Wäh-rend die dunkle Färbung der Oberfläche zur Dekoration gehört, ist die Innenseite durch die Lagerung in der Nähe einer Feuerstelle nachgedunkelt.

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Mumifizierter und tätowierter Kopf, toi moko Maori, Neuseeland vor 1770 Knochen, Haut, Haare Privatsammlung Bei den Maori spielten die Häupter bedeutender Ahnen eine wichtige rituelle Rolle. Vor allem Häuptlingsköpfe wurden aufwendig tätowiert und aufbewahrt. Die Muster der traditionellen Tätowierung, "moko" genannt, sind Klan- und Rangabzeichen. Sie verbildlichen zudem mytho-logische Überlieferungen. Der mumifizierte Kopf eines Kriegers ist großflächig tätowiert und weist einen geöffneten Mund auf. Ein mit Ornamenten verziertes Maorihaupt wird als "mokomokai" bezeichnet. Auf die Europäer übten diese Köpfe eine große Faszination aus. Die hohen Preise, die sie erzielten, machten aus ihnen eine begehrte Handelsware, was dra-matische Folgen haben konnte. Teilweise wurden Gefangene tätowiert und getötet, um an-schließend ihre Köpfe verkaufen zu können. Die Maori mumifizierten die Köpfe ihrer Ahnen durch Räuchern. Die Schädelhöhlen wurden mit antibakteriellen Kräutern ausgestopft. Durch den britischen Entdecker James Cook gelangten erste Köpfe dieser Art 1770 nach Europa.

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Schädelgefäß Tibet 19. Jahrhundert Kupferlegierung, Schmuckstein, Bein Höhe 27 cm Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim Der Hindu-Gott Shiva schlug der Mythologie zufolge einst dem Gott Brahma einen seiner fünf Köpfe ab. Nachdem er sich des Frevels bewusst geworden war, den er begangen hatte, zog Shiva über Jahre mit diesem Kopf an der Hand umher und bat um Vergebung. In Anlehnung an die Überlieferung werden Schädelschalen bis heute in einigen Klöstern Tibets als Opferschalen gebraucht. Die "Kapala" genannten Behältnisse dienen als Sinnbild der Zugehörigkeit und sollen die Kraft der Verstorbenen weiterreichen. Der sakrale Charakter des Gefäßes wird durch die Verzierung mit Schmucksteinen und den zepterartigen Vajra-Aufsatz, ein Symbol unzerstörbarer Kraft, betont.

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10. Fantasie In der Gegenwartskunst erfährt der "Schädel" neben einer besonderen Würdi-gung auch Erweiterungen, die weit über die Möglichkeiten seiner dinglichen Präsenz hinausreichen. Die Kristallschädel etwa, aus transparenten Berg-kristallen, sind Ereignisse von magischer Ausstrahlungskraft. Es umgibt sie eine Kult-Aura, die diverse Geschichten und Filme inspiriert hat. Sie befeuern, basie-rend auf dem Mythos, die Fantasie von der übermenschlichen Aura, die den Objekten zugesprochen wird. Der Blockbuster "Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels" aus dem Jahr 2008 ist sicher das bekannteste Beispiel aus der jüngeren Vergangenheit. Gerade im Bereich der Science-Fiction-Filme sind Schädel und von ihnen abgeleitete Wesen stark vertreten. Man denke nur an Darth Vader aus dem Weltraumepos "Star Wars". Aus einem echten Schädel, den er künstlich verlängerte und modifizierte, entwickelte der Schweizer Künstler HR Giger (1940–2014) die Vorlage zum Ungetüm aus dem Science-Fiction-Klassiker "Alien". Für seine Mitwirkung an dem Streifen wurde er 1980 sogar mit einem Oscar belohnt. Aber auch für die Urban-Art-Künstler stellen Totenköpfe eines der Hauptmotive ihrer Kunst und einen unverzichtbaren Eckpunkt ihres Bildkosmos dar. In der gesamten Pop-Kultur sind Schädel als einschlägige Symbole nicht mehr wegzudenken.

Darth Vader Stars Wars: Episode III – Die Rache der Sith Filmstart 19. Mai 2005 Lucasfilm Filmstill Seine unverwechselbare Stimme kennt man auf der ganzen Welt:. Der schwarzgewandete geheimnisvolle Krieger aus George Lucas berühmter Weltraumsaga ist zum Symbol böser Mächte in den unendlichen Weiten des Weltalls geworden.

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Kristallschädel Idar-Oberstein 2011 Bergkristall Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim Im ausgehenden 19. Jahrhundert tauchten in europäischen Auktionen geheimnisvolle Kristall-schädel auf, die aus Mesoamerika stammen sollten. Obwohl Ursprung und Alter aufgrund ungeklärter Fundumstände angezweifelt wurden, gelangten Exemplare in berühmte Museen, darunter nach Paris und London. Neuere Untersuchungen deuten darauf hin, dass die Objekte im Europa der Jahrhundertwende mithilfe kreisender Metallschleifscheiben hergestellt wurden. Es gilt sogar als wahrscheinlich, dass die Pariser und Londoner Kristallschädel in Wahrheit aus der rheinland-pfälzischen Edelsteinstadt Idar-Oberstein kommen. Um diese These zu untermauern, stellten die Schleifermeister Manfred Wild und Michael Peuster zwischen Oktober 2010 und August 2011 den Mannheimer Kristallschädel her. Sie benötigten über 600 Arbeitsstunden, um ihn mit Techniken, die noch immer denen des 19. Jahrhunderts ähneln, aus einem 14 Kilo schweren Bergkristallblock herauszuschleifen.

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HR Giger 1940 geboren in Chur, 2014 gestorben in Zürich

Alienkopf 1978/2011 Polyester, Holz Museum HR Giger, Gruyères 1978 wurde HR Giger mit dem Design des Science-Fiction–Horrorfilms "Alien" beauftragt, wofür er sowohl die Landschaft des fremden Planeten, das Raumschiff, als auch die verschie-denen Lebenszyklen des außerirdischen Wesens gestaltete. 1980 gewann er den Oscar für diese Arbeit und erlangte Weltruhm. Während der Produktion des Alien-Filmes entstanden verschiedene Typen von Alien-Schädeln. Der bekannteste war ein von Carlo Rambaldi (der schon für "King Kong" gearbeitet hatte und später mit dem animierten "ET" berühmt werden sollte) mechanisch vollanimierter Schädel, der für die Detailszenen mit dem heraus schnellen-dem doppelten Gebiss verwendet wurde. Er ist nun ständig im HR-Giger-Museum in Gruyères ausgestellt. Für andere Szenen reichten einfachere Schädel, ohne aufwendige Animation. Der Alienkopf wurde in den 2000er Jahren von Giger und seinen Assistenten restauriert, um in Ausstellungen gezeigt werden zu können.

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Mitra-Maske für Sergius Golowin 1964–1971 Fiberglas Höhe 100 cm Sammlung Witzig-Danciu Die Maske ist 1971 für ein "Celebration of the Four" genanntes Happening, bei dem die vier Elemente (Luft, Feuer, Erde Wasser) gewürdigt werden sollten, entstanden. Vermutlich basierend auf einer früheren einfacheren Maske wurde sie für diesen Anlass dann entspre-chend erweitert. In einem von HR Gigers ersten Spritzpistolenbildern von 1971 sind schon ähnliche Elemente sichtbar, und dieses Exponat wurde vermutlich von einer Bischofsmütze oder der päpstlichen Mitra abgeleitet – Giger genoss als Kind eine katholische Erziehung, die er später als eher traumatisches Erlebnis beschrieb –. Ein guter Freund von ihm setzte sich während des Happenings diese Maske auf, auf deren Oberfläche dann ein Kurzfilm projiziert wurde.

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UrbanArt Die UrbanArt ist die neue Kunst des 21. Jahrhunderts. Das Bild des Schädels nimmt in vielfacher Bedeutung eine herausragende Stellung ein. Schädel sym-bolisieren das Wechselspiel zwischen Leben und Tod. Schädel repräsentieren die Transformation des Schönen hin zum Hässlichen und verkörperten die dunkle Seite des Lebens. Die Darstellung des Schädels erfährt viele überraschende und ungewöhnliche Ausweitungen.

Jef Aérosol geboren 1957 in Nantes, Frankreich Keith's Skull Ring 2015 Sprühlack auf Holz 60 x 60 cm

Jef Aérosol zeigt eine detaillierte Schablonenarbeit. Eine gealterte Hand hält eine Zigarette. Fast bis zum Filter ist sie heruntergebrannt, doch noch immer ist etwas Glut vorhanden. Den Mittelfinger, einen Finger, der auch in seiner gegenkulturellen Bedeutung nicht zu unter-schätzen ist, ziert der "Tête de Mort", der Totenkopf. Es ist der silberne Skull-Ring von Keith Richards. Der Künstler selbst trägt ähnliche. Eine Reihe wackeliger grafischer Schädel grenzt das Motiv zum rechten Bildrand hin ab, wovon einer Jef Aérosols Markenzeichen, einen roten Pfeil, auf der Stirn trägt. Der weist direkt auf die abbrennende Zigarette. Als Referenz zum Träger bildet der aufsteigende Qualmkringel noch die Worte "Sympathy for the devil" – Woo hoo, oh yeah!

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YZ geboren 1975 in Châteauroux, Frankreich Juliana 2015 Tusche, Seidenpapier auf Holz 60 x 60 cm Die Pariser Künstlerin YZ malt ihre Motive zunächst auf durchscheinendes Seidenpapier, das sie anschliessend auf verschiedene Untergründe, beispielsweise Mauerwerk oder Holzwände, appliziert. Dadurch erzielt sie eine fragile aber intensive Wechselwirkung zwischen Motiv und Trägermaterie. Auf diese Art arbeitet sie auch an ihren "Women from another century", einer von alten Fotos und Gemälden inspirierten Serie von Darstellungen starker weiblicher Figuren aus vergangenen Zeiten. Die eindrucksvollen Schwarz-Weiß-Malereien machen diese Vergan-genen gegenwärtig. "Juliana" ist eine von ihnen, eine elegante junge Frau im nach links gewendeten Profil. In diesem Fall überblendet YZ die verblassend angedeutete Dame mit ihrer Zukunft, unserer Gegenwart.

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12. Schädel A bis Z Asmat Indigenes Volk der Insel Neuguinea, für das bis in die 1950er Jahre hinein >Kopfjagd und Kannibalismus fester Bestandteil ihrer Kultur waren. Heute bewahren die Asmat die Schädel getöteter Feinde in einem sogenannten „Männerhaus“ auf. Die Schädel ihrer Ahnen verzieren sie oder nutzen sie als Kopfstützen. Ahnenkult Verehrung verstorbener Angehöriger. Infolgedessen heben manche indigene Völker die Schädel ihrer Vorfahren auf und dekorieren sie. Barock Kunstepoche, die etwa von 1600 bis 1770 andauerte. In der Bildenden Kunst zeichnete sie sich unter anderem durch das >Vanitasmotiv aus, das dem Betrachter die Vergänglichkeit aller weltlichen Dinge vor Augen führen wollte. Beinhaus (auch Gebeinhaus) Gebäude, in dem die >Gebeine Verstorbener aufbewahrt werden. Leonardo da Vinci (1452–1519) Italienischer Universalgelehrter. Er fertigte im Laufe seiner Schaffenszeit etliche anatomische Zeichnungen an, auch vom menschlichen Schädel. Ihm wird ein Miniaturschädel aus Alabaster zugesprochen, den ein saarländisches Ehepaar vor etwa 30 Jahren in einem Antiquitätenladen erstand und der seit 2011 in verschiedenen Ausstellungen zu sehen ist. Dayak (auch Dajak) Indigene Völkergruppe der Insel Borneo (größte Insel Südostasiens), die bis in das 20. Jahrhundert hinein Kopfjagd betrieb. Fon Das Volk der Fon lebt über die afrikanischen Staaten Benin, Togo, Gabun, Ghana und Nigeria verteilt. Als Kopfjäger befestigten sie Köpfe und Schädel der Feinde an Hausfassaden oder präsentierten sie auf Altären als Trophäen. Fontanelle Knochenlücken im Schädel Neugeborener. Diese Lücken schließen sich im Laufe der ersten beiden Lebensjahre und der Schädel verknöchert vollständig. Franz-Joseph Gall (1758–1828) Arzt, Anatom und Begründer der >Phrenologie, einer Lehre, der zufolge anhand der Schädelform die Charakterzüge eines Menschen erkannt werden können. Gebein Gesamtes Skelett, alle Knochen sowie der Schädel eines noch lebenden oder verstorbenen Menschen. Jívaro Indigenes Volk Ecuadors, das bis ins 19. Jahrhundert für seine Kopfjagd und Schrumpfköpfe berüchtigt war.

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Kopfjagd Das Abtrennen der Köpfe von Feinden, um sie als Siegestrophäe an sich zu nehmen. Oft geht damit die Herstellung eines >Schrumpfkopfes aus den erbeuteten Köpfen einher. Kristallschädel Aus Kristall geschliffene Form eines menschlichen Schädels. Alter und Herkunft sind häufig umstritten. Maori Die indigene Bevölkerung Neuseelands betrieb Kopfjagd und konservierte die Köpfe getöteter Feinde und verstorbener Häuptlinge durch Räuchern. Gabriel von Max (1840-1915) Deutscher Maler und Sammler. Seine wissenschaftliche Sammlung umfasste unter anderem eine große Schädelsammlung, die im Jahr 2008 wiederentdeckt wurde. Memento mori [lat.] „Gedenke des Todes“. Motiv der Literatur und Kunst, bei dem die Darstellung der Vergänglichkeit allen Lebens als Leitthema hervortritt. Typische Motive im >Vanitas-Stillleben sind faulende Früchte, umgekippte Weingläser, Totenschädel und ähnliche Objekte, die Vergänglichkeit symbolisieren. Naga Indigene Bevölkerung aus dem Nordosten Indiens. Heute wird für ein traditionelles Ritual, bei dem ein Junggeselle einen Feind köpfen muss, um heiraten zu dürfen, symbolisch eine Rübe als Kopf genutzt. Phrenologie Lehre des Arztes und Anatomen >Franz Joseph Gall aus dem 19. Jahrhundert, bei der anhand der Schädelform eines Menschen auf seine Charakterzüge geschlossen werden soll. Diese Theorie gilt jedoch als widerlegt. Reliquie Überreste, die zum Körper oder zu den Gebrauchsgegenständen eines Heiligen gehört haben. Sie dienen der religiösen Verehrung. Noah Scalin (geboren 1972) US-amerikanischer Künstler, der mit dem Kunstprojekt „Skull-A-Day“, bei dem er auf einem Internetblog über 400 Schädelformen aus verschiedenen Materialien präsentiert, 2008 den „People’s Voice Award for Best Personal Website“ gewann. Schädelmaske Übermodellierte menschliche Schädel, die wie eine Maske wirken. Schädeltrophäe Erbeuteter Kopf des Feindes bei der Kopfjagd, der in der Regel weiterverarbeitet wird, z.B. zu einem Schrumpfkopf.

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Schrumpfkopf Aus der Haut des Kopfes eines Verstorbenen hergestelltes Objekt. In der Regel wurden Schrumpfköpfe von indigenen Kulturen aus den abgetrennten Köpfen von Feinden hergestellt. Bei der Verarbeitung der abgeschnittenen Haut schrumpfte diese zusammen, sodass ein Schrumpfkopf in der Regel nur etwa faustgroß ist. Skalpieren Als Skalp bezeichnet man die Kopfhaut inklusive dem Bindegewebe über dem Schädeldach. Beim Skalpieren wird dieser Teil mithilfe einer scharfen Klinge vom Körper abgetrennt. Auf diese Weise nahmen angeblich nord- und südamerikanische Ureinwohner eine Siegestrophäe des getöteten Feindes an sich. Vanitas Motiv der Vergänglichkeit in Kunst und Literatur des >Barock. Das Vanitasmotiv kommt in der Bildenden Kunst insbesondere in Stillleben zum Ausdruck, indem z.B. Totenschädel abgebildet werden.

Ausstellung Schädel - Ikone. Mythos. Kult. Gebläsehalle | Weltkulturerbe Völklinger Hütte 2015/2016

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13. Unterrichtsvorschläge Unterrichtsvorschläge für das Fach Biologie Thema 1: Der Aufbau des menschlichen Schädels (Sek. I) Aufgabe 1: Vervollständige den Lückentext.

Der menschliche Schädel macht etwa ein Achtel des __________des ganzen Körpers aus und ist sein robustester Teil. Seine Hauptfunktion ist der Schutz des ____________. Der Schädel kann zunächst in _________________ unterteilt werden. Der Hirnschädel bildet eine stabile Hülle um das Gehirn. Er besteht aus dem Hinterhauptbein, Scheitelbein, Schläfenbein, Keilbein, Stirnbein und Siebbein. An den Übergängen der Schädelplatten befinden sich____________, die _____________. Bei __________ kann man diese Lücken ertasten, sie schließen sich jedoch im Laufe der ersten Lebensjahre und der Schädel verknöchert vollständig. Der Gesichtsschädel bildet die Grundlage für das ___________. Er besteht aus recht kompliziert geformten ____________: Teile des Stirnbein, Jochbein, Oberkiefer, Zwischenkieferbein, Unterkiefer, Nasenbein, Nasenmuschelbein, Tränenbein, Gaumenbein und Pflugscharbein. In Millionen von Jahren hat sich der Schädel weiterentwickelt. Im Vergleich zum ____________spielen die __________________ und der aufrechte Gang des Menschen eine wichtige Rolle. Der Kopf balanciert nun auf der___________. Außerdem ist die ___________zurückgebildet und der Hirnschädel geweitet, um mehr Platz für das größere Gehirn zu schaffen. Lösung: Der menschliche Schädel macht etwa ein Achtel des Gewichts des ganzen Körpers aus und ist sein robustester Teil. Seine Hauptfunktion ist der Schutz des Gehirns. Der Schädel kann zunächst in Hirnschädel und Gesichtsschädel unterteilt werden. Der Hirnschädel bildet eine stabile Hülle um das Gehirn.

Gesicht - vollständige Aufrichtung - Hirnschädel und Gesichtsschädel - Kleinkindern - Gewichts - Menschenaffen - Kieferpartie - Fontanellen - Wirbelsäule - Gehirns - Einzelknochen - Lücken

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Er besteht aus dem Hinterhauptbein, Scheitelbein, Schläfenbein, Keilbein, Stirnbein und Siebbein. An den Übergängen der Schädelplatten befinden sich Lücken, die Fontanellen. Bei Kleinkindern kann man diese Lücken ertasten, sie schließen sich jedoch im Laufe der ersten Lebensjahre und der Schädel verknöchert vollständig. Der Gesichtsschädel bildet die Grundlage für das Gesicht. Er besteht aus recht kompliziert geformten Einzelknochen: Teile des Stirnbeins, die die Augenhöhle mitbilden, Jochbein, Oberkiefer, Zwischenkieferbein, Unterkiefer, Nasenbein, Nasenmuschelbein, Tränenbein, Gaumenbein und Pflugscharbein. In Millionen von Jahren hat sich der Schädel sehr weit entwickelt. Im Vergleich zum Menschenaffen spielen die vollständige Aufrichtung und der aufrechte Gang des Menschen eine wichtige Rolle. Der Kopf balanciert nun auf der Wirbelsäule. Außerdem ist die Kieferpartie zurückgebildet und der Hirnschädel geweitet, um mehr Platz für das größere Gehirn zu schaffen.

Aufgabe 2: Ordne die Namen der Schädelknochen den passenden Nummern zu.

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Unterkiefer

Hinterhauptsbein, Jochbein, Keilbein, Nasenbein, Oberkiefer, Scheitelbein, Schläfenbein, Siebbein, Stirnbein, Tränenbein, Unterkiefer Lösung: 1: Stirnbein, 2: Scheitelbein, 3: Nasenbein, 4: Siebbein, 5: Tränenbein, 6: Keilbein, 7: Hinterhauptsbein, 8: Schläfenbein, 9: Jochbein, 10: Oberkiefer, 11: Unterkiefer

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In der Ausstellung: Aufgabe 3: Vergleiche den Schädel eines Erwachsenen mit dem eines menschlichen Fötus. Was fällt dir auf? Schädelabguss eines Fötus (40 Wochen alt)

Beim neugeborenen Menschen sind die Teile des Hirnschädels noch nicht vollständig verknöchert und verwachsen. Zwischen den einzelnen Schädelplatten befinden sich Knochenlücken, die Fontanellen. Im Lauf der ersten Lebensjahre schließen sich die Fontanellen und der Hirnschädel verknöchert vollständig. An den Schädelnähten (Suturen) sind auch beim Schädel eines Erwachsenen noch die einzelnen Plattenknochen des Hirnschädels zu identifizieren, wobei die Naht zwischen beiden Stirnknochenanteilen sich üblicherweise bis zum 2. Lebensjahr schließt. Beim Neugeborenen beträgt das Verhältnis von Hirnschädel zu Gesichtsschädel noch 8:1, beim fünfjährigen Kind 4:1, beim Erwachsenen 2:1. Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Sch%C3%A4del

Thema 2 : Gesichtsrekonstruktion (Sek. II) Unter einer Gesichtsrekonstruktion versteht man die möglichst authentische Wiederherstellung eines Gesichts anhand verschiedener Merkmale des Menschen.

Aufgabe 1: Überlege dir Antworten zu den folgenden Fragen:

1. In welchem Bereich werden Gesichtsrekonstruktionen angewendet? 2. Wie könnte der Ablauf aussehen?

Quelle: Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim

Schädelabguss einer erwachsenen Frau

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3. Welche Faktoren beeinflussen das Aussehen eines Menschen? 4. Was könnte die Möglichkeiten und den Erfolg der Gesichtsrekonstruktion

einschränken?

Aufgabe 2: Lies den Artikel und fass die wichtigsten Thesen zusammen. Vergleiche deine Antworten aus Aufgabe 1 und korrigiere oder ergänze sie. Forensische Gesichtsrekonstruktion – Identifizierung bei Skelettfunden Kreutz, Kerstin; Verhoff, Marcel A.; Deutsches Ärzteblatt 2007; 104(17)

Wenn menschliche Überreste aufgefunden werden, wird versucht, diese einer bestimmten Person zuzuordnen. Gängige Identifizierungsmethoden sind die Odontostomatologie (Gebissvergleich), die DNA-Analyse, die Daktyloskopie und die Röntgenvergleichsanalyse. Je nach Verwesungsgrad und Vollständigkeit der menschlichen Überreste können durch die gerichtliche Obduktion oder die forensisch-osteologische Untersuchung Erkenntnisse zu Geschlecht, Lebensalter, Körpergröße, Körperproportionen, ethnischer Herkunft, Lebensgewohnheiten oder Krankheiten gewonnen werden. Bei zahlreichen unbekannten Leichen ist das Gesicht durch Autolyse, Fäulnis, Tierfraß oder anderweitige Zerstörung unkenntlich bis hin zur vollständigen Skelettierung. Bleiben die genannten Methoden zu Identifizierung erfolglos, kann als Ultima Ratio eine Gesichtsrekonstruktion erwogen werden. Bei der Gesichtsrekonstruktion beziehungsweise der Gesichtsweich- teilrekonstruktion wird davon ausgegangen, dass sich an bestimmten anatomischen Punkten des Schädels definierbare Weichteildicken befinden. In mehreren Untersuchungen maß man diese Weichteildicken und ermittelte für die jeweiligen Punkte (sogenannte „landmarks“) die mittleren Weichteildicken. Die Werte wurden früher mit Nadeln an Leichen gemessen, später mit Ultraschall, MRT oder CT. Eine wichtige Einflussgröße ist neben dem Geschlecht das Lebensalter. Mit zunehmendem Alter verliert das Bindegewebe an Elastizität, die Gesichtsweichteile verlieren an Festigkeit und beginnen faltig herabzuhängen. Das Lebensalter wurde bei den meisten Stichprobenuntersuchungen berücksichtigt. Der größte individuelle Einfluss für die Weichteildicke über den „landmarks“ geht jedoch vom individuellen Ernährungszustand aus. Die Problematik besteht einerseits darin, dass der Ernährungszustand bei der Datenerhebung oftmals nicht berücksichtigt wurde oder werden konnte und demnach diese Einflussgröße statistisch nicht fassbar ist. Andererseits ist es am verwesten oder skelettierten Leichnam oft schwer, den Ernährungszustand vor dem Tod zu bestimmen. Die ersten Gesichtsweichteilrekonstruktionen hatten zum Ziel, historischen Schädeln ein Gesicht zurückzugeben.

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Voraussetzung für jede Methode der Gesichtsrekonstruktion ist ein weitgehend intakter Schädel, am besten mit vorhandenem Unterkiefer. Bestehen knöcherne Verletzungen beziehungsweise Zerstörungen, muss vor der Gesichtsrekonstruktion zunächst der Schädel rekonstruiert werden. Vor der Bearbeitung werden der Schädel und vorhandene Anteile des Postcraniums anthropologisch untersucht und vermessen. Es ist wichtig, aus den vorhandenen sterblichen Überresten und Artefakten möglichst viele Informationen über das Äußere des Verstorbenen zu sammeln. Relevant sind Haarfarbe, -form und -länge, gegebenenfalls bei Männern Bartwuchs, Hautfarbe, Augenfarbe, Körpergröße und -gewicht, Lebensalter und ethnische Herkunft. Für das spätere Modell sind jedoch auch Hinweise auf Kleidung oder eine etwaige Kopfbedeckung nützlich. Sie geben wichtige Hinweise auf die Persönlichkeit des Menschen. Je weniger von dem Individuum übrig ist, desto weniger Informationen können erlangt werden. Am isolierten skelettierten Schädel sind allenfalls Aussagen zu Lebensalter und Geschlecht sowie zur Herkunft möglich. Grundsätzlich besteht bei den klassischen manuellen Methoden die Möglichkeit, die zu rekonstruierenden Gesichtsweichteile in Ton, Wachs oder Kunststoffen direkt auf den Schädel zu applizieren. Ein solches Vorgehen ist jedoch aus ethischer Sicht abzulehnen, wenn eine Bestattung nach erfolgreicher Identifikation erfolgen soll. Der Kopf stellt in allen Kulturen und Glaubensrichtungen ein zentrales Element des Körpers dar. Es ist daher Standard, den Schädel zunächst abzuformen. Hierfür eignet sich Silikon am besten. Mithilfe der so hergestellten Gussformen wird der Schädel aus Kunststoff oder Feingips abgegossen. Das so entstandene Schädelmodell bildet dann die Grundlage für die Rekonstruktion der Gesichtsweichteile. Das Schädelmodell wird mit „landmarks“ und darauf angebrachten Abstandshaltern versehen, deren Längen der durchschnittlichen Weichteildicke über dem betreffenden Punkt entsprechen.[…] Die klassische manuelle Gesichtsweichteilrekonstruktion ist arbeits- und dementsprechend für den Auftraggeber kostenintensiv. Selbst für einen geübten Rekonstrukteur sind mindestens 40 h Arbeitszeit anzusetzen. Zur Gesichtsrekonstruktion auf zeichnerischem Wege im Sinne einer Phantomzeichnung müssen detaillierte Kenntnisse der Anatomie des Kopfes mit künstlerischen Fähigkeiten kombiniert werden. Die dreidimensionale Rekonstruktion der Gesichtsweichteile erfolgt im Kopf des Untersuchers, der das Bild der zu rekonstruierenden Person zu Papier bringt. Diese Methode ist schnell aber kaum überprüfbar und sehr von den individuellen Fähigkeiten des Untersuchers abhängig. In Anbetracht des enormen Zeitaufwandes für die manuelle Gesichtsweichteilrekonstruktion einerseits und der ständig zunehmenden Rechenleistungen von Computern andererseits ist der Wunsch verständlich, eine schnelle, effiziente und kostengünstige computergestützte Gesichtsweichteilrekonstruktion zu entwickeln. Auch erhofft man sich eine verbesserte Objektivität. An erster Stellte steht die dreidimensionale digitale Erfassung des Schädels. Hierfür wird meist ein Oberflächenscanner oder auch ein CT-Scan verwendet.

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Dieser Arbeitsschritt ist in jedem Fall schneller als das Anfertigen einer realen Kopie des Schädels. Auf die virtuelle Schädelkopie müssen die Gesichtsweichteile aufgebracht werden. Die meisten methodischen Ansätze basieren auf den Erfahrungen der klassischen Gesichtsweichteilrekonstruktion. So werden üblicherweise die gleichen „landmarks“ mit den dazugehörigen Weichteildicken verwendet. Diese Arbeitsschritte sind derzeit wesentlich aufwendiger als das Aufkleben der Abstandshalter an den „landmarks“ der realen Schädelkopie. http://www.aerzteblatt.de/archiv/55414/Forensische-Gesichtsrekonstruktion-Identifizierung-bei-Skelettfunden [18.08.15]

Lösungsvorschlag:

1. Die forensische Gesichtsrekonstruktion dient der Identifizierung von unbekannten Leichen. Sie wird daher häufig im Bereich der Kriminalistik angewendet. Außerdem können die Gesichter historischer Personen nachgebildet und beispielsweise in Museen ausgestellt werden.

2. Zunächst wird der Schädel vermessen und ein Abguss hergestellt. Aus den Überresten der Leiche werden möglichst viele Informationen gesammelt, die das Aussehen beeinflussen. Sogenannte „landmarks“ werden auf dem Schädel angebracht. Anschließend wird das Gesicht ausgehend von der Muskulatur her aufgetragen. Zuletzt werden Details wie Hautfarbe, Haare oder Bart ergänzt.

3. Das Aussehen eines Menschen wird unter anderem durch das Alter, die Herkunft, die Ernährung, das Geschlecht, Größe oder Lebensgewohnheiten beeinflusst.

4. Je nach Zustand des Schädels / der Überreste können unterschiedlich viele Informationen über das Aussehen oder die Persönlichkeit der Leiche erschlossen werden. Außerdem sind manche Eigenschaften nur sehr schwer zu erkennen, wie beispielsweise die Ernährungsgewohnheiten oder in manchen Fällen das Alter.

In der Ausstellung:

Beispiel Gesichtsrekonstruktion des „Celler Schädels“

In der Ausstellung „Schädel – Ikone. Mythos. Kult.“ sind Gesichtsrekonstruktionen des „Celler Schädels“ zu sehen. Im Januar 2003 fanden Waldarbeiter im Landkreis Celle, Niedersachsen, den Schädel eines etwa 55 Jahre alten Mannes.

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Zum Celler Schädel wurden im Rahmen eines Ringversuchs 22 Gesichtsrekonstruktionen angefertigt. Die jeweiligen Bearbeiter kannten die Ergebnisse der anderen nicht. Der Typus war immer der gleiche, jedoch gab es große Detailunterschiede.

Quelle: Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim

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Unterrichtsvorschlag für die Fächer Ethik/Geschichte Thema 1: Phrenologie (Sek. I - II) Der zunehmende Forscherdrang der Aufklärung brachte den menschlichen Schädel in den Blickpunkt wissenschaftlicher Bestrebungen. Franz Joseph Gall (1758–1828) wurde durch seine Theorien über den Zusammenhang zwischen Schädelform und Charakter berühmt. Das Hirn unterteilte der Mediziner in Areale, denen er die Zuständigkeit für einzelne Wesenszüge zuordnete. Während seine als Phrenologie bezeichnete Lehre in der Öffentlichkeit auf großes Interesse stieß, stand die Wissenschaft ihr skeptisch gegenüber. Nachdem Galls Privatvorlesungen in Wien verboten worden waren, begann er 1805 eine Tournee durch Deutschland und Europa. Seine Lehre fand zwar in der Öffentlichkeit bis hin zu Goethe großen Anklang, jedoch schon Galls wissenschaftliche Zeitgenossen übten starke Kritik an dieser Idee. Seine Vorlesungen wurden 1805 verboten und schließlich wurde nachgewiesen, dass die Form eines Kopfes nicht im Geringsten mit den geistigen Eigenschaften einer Person zusammenhängt. Galls Phrenologie war damit als Pseudowissenschaft entlarvt. Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Phrenologie

Aufgabe: Überlege dir, welche Auswirkungen diese neue Lehre und dessen vermeintliche Erkenntnisse gehabt haben könnten.

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Lösungsvorschlag:

- Die Menschen tasteten sich gegenseitig die Köpfe ab und schrieben sich Charaktereigenschaften zu, die sie eigentlich nicht hatten → Verurteilungen, falsche Einschätzung, Verunsicherung über eigene Charaktereigenschaften…

- Beispiel für gefährliche Folgen der äußerlichen Erschließung auf Charaktereigenschaften: Nationalsozialisten nutzten Phrenologie um Menschen zu verurteilen.

- Folgen in Religion: Kirche war strikt gegen Galls Theorie. Wären Charaktereigenschaften am Kopf abzulesen, wäre die Seele im Kopf angesiedelt und somit nicht unsterblich.

- Positive Folgen: Gall erforschte das Gehirn sehr sorgsam. Andere Forscher taten ihm nach, oft mit der Intention seine Theorie zu widerlegen → große Fortschritte in der Gehirnforschung

In der Ausstellung

Phrenologischer Schädel mit Bezeichnung der Gehirnregionen Gall’sche Sammlung, Europa um 1800 Knochen Städtisches Rollettmuseum Baden

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Unterrichtsvorschlag für das Fach Religion

Thema 2: Reliquien (Sek. I bis II)

Das Wort Reliquie kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „Zurückgelassenes“. Heilige haben bei ihrem Tod Kleidungstücke, Knochen oder Besitztümer zurückgelassen. Diese Überbleibsel wurden von den Menschen verehrt. Besonders im Mittelalter war die Reliquienverehrung groß und führte unter Anderem zu Wallfahrtsbewegungen zu den Gräbern von Petrus und Paulus in Rom oder später zu den Gebeinen der Drei Könige in Köln. Schon frühe christliche Generationen haben Kirchen dort gebaut, wo Märtyrer beerdigt waren und über ihnen Gottesdienst gehalten. Das sollte den Zusammenhang zwischen der Gemeinschaft der Heiligen und der irdischen Kirche verdeutlichen. Später wurden Reliquien in Kirchen zur Verehrung ausgestellt, häufig im Altarbereich oder in den Mauern der Kirchen. Die Menschen wollten sie sehen und berühren. Sie glaubten, dass die Reliquien sich der Auferstehung der Toten wieder mit ihren Seelen verbinden. Die Menschen erhofften sich durch die Verehrung und Berührung eine höhere Chance auf die Aufnahme in den Himmel. Siehe auch: https://de.wikipedia.org/wiki/Reliquie und http://www.kath.de/kurs/symbole/reliquien.php Aufgabe 1: Fasse in eigenen Worten zusammen, was Reliquien sind und warum ihnen eine so große Bedeutung zugeschrieben wurde. Aufgabe 2: Fallen dir noch weitere Gründe für eine Reliquienverehrung ein? Was könnten die Menschen sich dadurch erhofft haben? Aufgabe 3: Welche Formen der Verehrung gibt es heute in nicht religiösen Bereichen? Nenne Beispiele und welche Erwartungen die Menschen dabei heute haben.

Lösungsvorschläge: Aufgabe 1: Reliquien sind Kleider, Knochen, Besitztümer oder Ähnliches, die zu verstorbenen Heiligen gehört haben. Sie werden von den Menschen verehrt mit dem Gedanken, dass die Verstorbenen auferstehen und mit den Reliquien wieder vereint werden. Die Reliquienverehrung sollte den Gläubigen nach dem Tod den Eintritt in den Himmel ermöglichen.

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Aufgabe 2:

- Hoffnung, dass Reliquien Wunder vollbringen - Hoffnung auf medizinische Wirkung - Reliquien als Stellvertreter für die Heiligen

Aufgabe 3:

- Die Verehrung von Prominenten: Musiker, Schauspieler, Models … und ihrer Besitztümer, Kleidungsstücke etc..

- „Wallfahrten“ z.B. zum Hollywood Walk of Fame oder zu Orten, die dir der Prominente schon besucht hat

- Hoffnung, den Vorbildern und ihrer oft vermeintlichen Perfektion näher zu kommen

In der Ausstellung

Schreinreliquiar mit Schädelreliquie ’s-Heerenberg, Niederlande 18. Jahrhundert Knochen, Textil, Holz, farbig gefasst Museum Katharinenhof Kranenburg

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Adriaen van Utrecht Stillleben mit Blumenvase und Totenkopf um 1642 Öl auf Leinwand 67 x 86 cm Richard Harris Art Collection

Unterrichtsvorschläge für das Fach Bildende Kunst Thema 1: Das Vanitasmotiv (Sek. I oder II) Vanitas ([lat.] Vergänglichkeit, auch: Eitelkeit) bedeutet in der christlichen Vorstellung die Endlichkeit alles Weltlichen. Es war ein beliebtes Motiv in der Kunst und Literatur des Barock (etwa 1600–1770) und sollte an die Vergänglichkeit des Lebens erinnern. Es entstanden zahlreiche Stillleben, in denen durch bestimmte Gegenstände gleichzeitig Schönheit und Verfall dargestellt wurden. Eng verbunden mit dem Vanitas-Thema ist der Leitsatz „Memento mori“ ([lat.] Gedenke des Todes). Charakteristische Vanitasmotive in der Malerei sind:

- Totenschädel - (Sand-)Uhr - Essensreste - Brennende oder abgebrannte Kerze - Leere Form (z.B. leeres Glas, leeres Geschirr…) - Unbewohntes Schneckenhaus - Spiegel - Schmuck - Insekten - (Verwelkte) Blumen

Aufgabe 1: Sieh dir das Vanitas-Stillleben von Adriaen van Utrecht an, welche Gegenstände kannst du als Vanitas-Motive identifizieren? Ordne sie thematisch zu: Schönheit oder Verfall?

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Vanitas-Stillleben [18.08.15]

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Lösung :

- Verfall : Totenschädel, Sanduhr, Taschenuhr, leeres Glas, leere Vase, leere Schale, verwelkte Blumen

- Schönheit: Perlenkette, Goldkette, Schneckenhaus

Thema 2: Der Schädel in der zeitgenössischen Kunst Aufgabe 1: Entwerfe selbst einen Totenkopf. Die Materialien sind frei wählbar (Alltagsgegenstände, Draht, Collage, …) Als Inspiration kannst du dir Werke Noah Scalins ansehen. Im Rahmen seines „Skull-A-Day Project“ schuf er für jeden Tag des Jahres einen Schädel aus den unterschiedlichsten Materialien.

Alle 365 Schädel findest du unter http://skulladay.blogspot.de/p/original-skulls-1-122.html Aufgabe 2: Der Schädel ist heute ein fester Bestandteil in der Mode. Entwerfe selbst ein T-Shirt im Totenkopfdesign. Lass dich von aktuellen Trends auf der Straße inspirieren und werde zum Designer. Bunte Textilfarben findest du im gut sortierten Bastelfachladen, ebenso Strasssteine, Glitter, etc…

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Unterrichtsvorschlag für die Fächer Englisch und Französisch (Sek. I oder II) Der Kopf kommt als wichtigster Körperteil des Menschen in vielen Sprichwörtern vor. Diese können in unterschiedlichen Sprachen sehr ähnlich sein, oder komplett anders klingen. Aufgabe 1: Ordne den deutschen Phrasen die jeweils passende englische Phrase zu.

1. Sich um Kopf und Kragen reden:

2. Ein Gedächtnis wie ein Sieb haben:

3. Bei dir piepts wohl! :

4. Nicht ganz klar im Kopf sein:

5. Kopf an Kopf liegen:

6. Jemandem haushoch überlegen sein:

7. Für jemanden/ etwas den Kopf hinhalten:

8. Und wenn du dich auf den Kopf stellst! :

9. Jemandem die Haare vom Kopf fressen:

10. Nicht ganz richtig im Kopf sein:

11. Ich weiß nicht, wo mir der Kopf steht:

12. Er ist ein heller Kopf:

13. Den Nagel auf den Kopf treffen:

14. Ein Brett vor dem Kopf haben:

15. Hals über Kopf:

16. Etwas im Schlaf machen:

17. Ein Gedanke schoss mir durch den Kopf:

18. Stroh im Kopf haben:

19. Einen klaren Kopf behalten:

to hit the nail on the head - a thought crossed my mind - he’s got a clever mind - to keep a level head - head over heels - to be touched in the head - to have no head for heights - to have a head like a sieve - to have a blockhead - to put one’s head on the line (for so./ sth.) - I don’t know if I’m coming or going - you can talk until you’re blue in the face - to be nip and tuck - to be as thick as two short planks - to eat so. out of house and home - to talk oneself into trouble - you must be off your head - to be head and shoulders above someone - to be able to do sth. standing on one’s head

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Lösung:

1. Sich um Kopf und Kragen reden - to talk oneself into trouble

2. Ein Gedächtnis wie ein Sieb haben - to have a head like a sieve

3. Bei dir piepts wohl - you must be off your head

4. Nicht ganz klar im Kopf sein - to be touched in the head

5. Kopf an Kopf liegen - to be nip and tuck

6. Jemandem haushoch überlegen sein - to be head and shoulders above

someone

7. Für jemanden/ etwas den Kopf hinhalten - to put one’s head on the line

(for so./sth.)

8. Und wenn du dich auf den Kopf stellst - you can talk until you’re blue in

the face

9. Jemandem die Haare vom Kopf fressen - to eat so. out of house and

home

10. Nicht ganz richtig im Kopf sein - to be touched in the head

11. Ich weiß nicht, wo mir der Kopf steht - I don’t know if I’m coming or

going

12. Er ist ein heller Kopf - he’s got a clever mind

13. Den Nagel auf den Kopf treffen - to hit the nail on the head

14. Ein Brett vor dem Kopf haben - to have a blockhead

15. Hals über Kopf - head over heels

16. Etwas im Schlaf Machen - to be able to do sth. standing on one’s head

17. Ein Gedanke schoss mir durch den Kopf - a thought crossed my mind

18. Stroh im Kopf haben - to be as thick as two short planks

19. Einen klaren Kopf behalten - to keep a level head

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Aufgabe 2: Ordne den deutschen Phrasen die jeweils passende französische Phrase zu.

1. Das Haar in der Suppe suchen:

2. Viel auf dem Kasten haben:

3. Hals über Kopf:

4. (für jmdn./etw.) Kopf und Kragen riskieren:

5. Ein bisschen verrückt sein:

6. Die beleidigte Leberwurst spielen:

7. Den Kopf verlieren:

8. Weder Hand noch Fuß haben:

9. Den Kopf hängen lassen:

10. Etwas auf den Kopf stellen:

11. Einen Sprung in der Schüssel haben:

12. Tun und lassen, was man will:

13. Sich den Kopf zerbrechen:

14. Mit beiden Beinen fest im Leben stehen:

15. Jemandem den Kopf waschen:

16. Ein Brett vorm Kopf haben:

17. Da ist Hopfen und Malz verloren:

jouer sa peau (pour qn./qc.) - perdre les pédales - faire la tête - se creuser les méninges - mettre qc. sens dessus dessous - en quatrième vitesse - n’en faire qu’à sa tête - à laver la tête d’un âne, on perd sa lessive - avoir la tête sur les épaules - avoir un petit vélo dans la tête - n’avoir ni queue ni tête - chercher les poux dans la tête - en avoir dans le crâne - être bouché à l’émeri - avoir la tête fêlée - baisser les bras - parler du pays à qn.

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Lösung:

1. Das Haar in der Suppe suchen - chercher les poux dans la tête

2. Viel auf dem Kasten haben - en avoir dans le crâne

3. Hals über Kopf - en quatrième vitesse

4. (für jmdn./ etw.) Kopf und Kragen riskieren - jouer sa peau (pour qn./ qc.)

5. Ein bisschen verrückt sein - avoir la tête sur les épaules

6. Die beleidigte Leberwurst spielen - faire la tête

7. Den Kopf verlieren - perdre les pédales

8. Weder Hand noch Fuß haben - n’avoir ni queue ni tête

9. Den Kopf hängen lassen - baisser les bras

10. Etwas auf den Kopf stellen - mettre qc. sens dessus dessous

11. Einen Sprung in der Schüssel haben - avoir la tête fêlée

12. Tun und lassen, was man will - n’en faire qu’à sa tête

13. Sich den Kopf zerbrechen - se creuser les méninges

14. Mit beiden Beinen fest im Leben stehen - avoir la tête sur les épaules

15. Jemandem den Kopf waschen - parler du pays à qn.

16. Ein Brett vorm Kopf haben - être bouché à l‘émeri

17. Da ist Hopfen und Malz verloren - à laver la tête d’un âne, on perd sa

lessive

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14. Quellentexte Kopf – Schädel – Gehirn von Hans Günter Gassen Der Kopf samt Schädel und Gehirn wird als das bedeutsamste Charakteristikum des Menschen angesehen. Das drückt sich zum Beispiel in Redewendungen aus, bei denen der Kopf stellvertretend für den Menschen an sich oder ein Individuum steht. Man denke nur an "pro Kopf" oder "ein kluger Kopf". Der Kopf ist schließ-lich das Kontroll- und Kommunikationszentrum des Menschen. Als unsere Vorfahren die ersten Statuen aus Lehm formten, modellierten Sie den Kopf mit besonderer Sorgfalt. In späteren Abbildungen herrschen zwar Ganz-körperdarstellungen vor, in der Bildhauerei war und ist aber besonders die Büste beliebt. Hier ruht das Haupt meist nur deshalb auf einem Teil des Oberkörpers, weil es wegen seiner runden Form nur schlecht auf eine flache Unterlage zu stellen wäre. Gemalte oder in Stein gehauene Köpfe von künstlerischem Welt-ruhm sind beispielsweise Nofretete, Caravaggios Medusa, Picassos "Tête d'une femme lisant" oder die vier amerikanischen Präsidenten am Mount Rushmore. Die Literatur wiederum kennt unzählige Schriften rund um das Phänomen Kopf. Nachfolgend sollen zwei besonders eindrückliche Beispiele zitiert werden, die sich mit den geistigen Fähigkeiten des Gebildes Kopf befassen. Der österreichische Schriftsteller Gustav Meyrink veröffentlichte 1903 die Erzählung "Das Präparat". Zwei Herren aus gutbürgerlichem Milieu suchen ihren verschollenen Freund Axel und finden ihn schließlich im Labor des Anatomen Mohammed Daresche-Koh. Axels Zustand wird wie folgt beschrieben: "Von der Decke einer Wandvertiefung an einem Kupferstab hing ein menschlicher Kopf mit blondem Haar. – Der Stab drang mitten in die Scheitelwölbung. – Der Hals unter dem Kinn war mit einer seidenen Schärpe umwickelt – und darunter mit Luft-röhren und Bronchien die zwei rötlichen Lungenflügel. Dazwischen bewegte sich rhythmisch das Herz, mit goldenen Drähten umwunden, die auf den Boden zu einem kleinen elektrischen Apparate führten. Die Adern, straff gefüllt, leiteten Blut aus zwei dünnhalsigen Flaschen empor. [...] Das war Axels Kopf, die Lippen rot, mit blühender Gesichtsfarbe, wie lebend. – Die Augen, weit aufgerissen, starrten mit einem grässlichen Ausdruck auf einen Brennspiegel an der gegen-überliegenden Wand. [...] Zwei blaue Funken zuckten auf und wurden von dem Brennspiegel gerade auf die Pupillen des Toten reflektiert. Seine Lippen öffneten sich, schwerfällig streckte sich die Zunge vor – bog sich hinter die Vorderzähne, – und die Stimme röchelte: Ein Vier-rrr-tel. Dann schloss sich der Mund und das Gesicht stierte wieder geradeaus." Der persische Arzt Daresche-Koh hatte den Freund Axel zur menschlichen Uhr umfunktioniert. Der Amerikaner David Osborn greift in seinem 1985 verfassten Roman "Köpfe" das Thema des vom Körper losgelösten Hauptes wieder auf. Es geht um ein Gehirnforschungsprogramm zur "Optimierung der geistigen Leistung".

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Ärzte bieten sterbenden Menschen, besonders Krebskranken oder Unfallopfern, einen Vertrag über eine Operationsmethode an, die ihnen ein zwei- bis drei-jähriges Weiterleben zusichert. Wie geschickt der hilflose und noch hoffende Patient von dem Ärzteteam belogen und betrogen wird, merkt er erst, wenn er nach der Operation wieder aufwacht. Zwar lebt er noch in dem Sinne, dass sein Kopf und sein Bewusstsein weiterarbeiten, der restliche Körper ist aber operativ entfernt worden. Die Köpfe der Patienten sind auf Konsolen montiert und werden über Schläuche künstlich ernährt: "Man sah fünf Köpfe, wie John in offenen Ka-binen im Halbkreis angeordnet. Matt schimmernde chirurgische Zangen, aufwärts gebogen, um jeden der Köpfe an den Schläfen und an der Basis des Hinterhaupt-knochens unverrückbar zu fixieren; der lange dünne Schlauch reichte direkt um das Kinn und führte von dort zu einer massiven Konsole hinunter." Die Patienten leben tatsächlich weiter, da sie mit einer Nährlösung und Sauerstoff versorgt werden. Die Gesichtssinne und die geistige Leistungsfähig-keit sind nicht beeinträchtigt, aber die Probanden sind ihrer Körper beraubt und damit bewegungs- und handlungsunfähig. Das hat nicht nur Nachteile. Nach Aus-sage des Leiters des Forschungsprogramms kann sich ein von Empfindungen, motorischen Steueraufgaben und vom Körper entlastetes Gehirn auf das rein Abstrakte konzentrieren und somit seine intellektuelle Leistung auf das Drei-fache steigern. Als "Mitarbeiter" des Forschungsteams haben die Köpfe gelernt, mit einem Zungen-Kippschalter oder einem Saug-Blas-Röhrchen umzugehen – ein Kommunikationssystem zur Informationsübertragung von den Probanden zum Forscherteam: "Mit einer kurzen Zungenbewegung konnte John Ultraschall-befehle an eine Steuereinheit senden, die 36 Apparate bediente." Im oberen Teil unseres Kopfes ist das Gehirn lokalisiert. Stirn, Schädeldach und Hinterkopf bilden einen Hohlraum, in dem das Gehirn eingelagert ist. Es ist völlig von Knochen umgeben. Nur der Hirnstamm, der in das Rückenmark übergeht, verlässt den Hohlraum durch das sogenannte Hinterhauptsloch im unteren Teil des Schädels. Der Schädel wird unterteilt in den Hirn- und den Gesichtsschädel. Der Hirnschä-del besteht aus acht Knochen, die das Gehirn umgeben und schützen. Die drei größten sind das Stirn-, das Scheitel- und das Hinterhauptsbein. Weitere 14 Knochen bilden den Gesichtsschädel. Über die Hirnoberfläche schlängeln sich starre Verbindungen, die Schädelnähte, die bei sehr jungen Kindern noch nicht miteinander verwachsen sind. Vor und nach der Geburt sind die Schädelknochen auch noch in Grenzen verformbar, da der Knochenknorpel noch nicht gehärtet ist. Diese Verformbarkeit ist wichtig für den Geburtsvorgang, da ein schon großer Kopf sich durch den engen Geburtskanal der Gebärenden quetschen muss. Wäh-rend der Chirurg oder der Pathologe per Schnitt durch die Bauchdecke mithilfe eines Skalpells Organe wie etwa die Leber freilegen können, bedarf es für die Entnahme eines Gehirns robusterer Werkzeuge, beispielsweise einer Knochen-säge. Der Arzt sägt den Schädel auf, durchtrennt dabei gleichzeitig die harte Knochenhaut, die Dura Mater, und kann anschließend die Schädelkappe vom rest-lichen Schädel abnehmen.

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Um das Gehirn aus dem Knochenschädel herausheben zu können — ein Vorgang, der natürlich dem Pathologen vorbehalten bleibt –, muss zuvor oberhalb des Hinterhauptslochs die Verbindung zum Rückenmark durchtrennt worden sein. Bei abgenommener Schädelkappe sieht man von oben auf das intakte Großhirn, Telencephalon genannt. Will man einer Region im Gehirn eine Funktion zuordnen, so helfen sichtbare Verletzungen, die mit einem erkennbaren Funktionsausfall verbunden sind. Ähnliches gilt für Post-mortem-Schädelöffnungen, in denen pathologische Befunde in Beziehung zur Krankengeschichte gesetzt werden. Auch aus Tierversuchen, besonders mit Primaten, lassen sich Schlüsse auf die Funktionen von Gehirnarealen beim Menschen ziehen. Zuordnungen im Bereich der Hirnrinde sind leichter als im Inneren des Gehirns, da man hier von einer sichtbaren, noch unverletzten Struktur ausgehen kann. So gibt es besonders im Bereich des Cortex, wie das Fachwort für die Hirnrinde lautet, präzise Struktur-Funktions-Zuordnungen. Um uns in der weiteren Anatomie des Gehirns zurecht-zufinden, betrachten wir zunächst den Schädel in einem sogenannten Sagittal-schnitt, der von vorne nach hinten verläuft und uns die Positionierung des Gehirns im Kopf wie auch die Anordnung der einzelnen Gehirnteile am besten vermittelt. Auffällig bei erster Betrachtung sind das dominante Großhirn, das etwa 60 bis 70 Prozent des Schädelvolumens ausfüllt, der Balken, auch Corpus callosum, ein Nervenfasergeflecht, das wie eine Datenautobahn die linke mit der rechten Hemisphäre verbindet, und das Kleinhirn, Cerebellum, im unteren hinte-ren Gehirnteil. Unter dem Balken liegen das Zwischenhirn, Diencephalen genannt, mit den Teilen Thalamus, Epiphyse, Epithalamus und etwas abseits gelegen der pilzförmigen Hypophyse. In diesem alten Teil des Gehirns entstehen unsere Gefühle. Weiter abwärts kommt man zum Mittelhirn, Mesencephalon, zu der Brücke, Pons genannt, und dem verlängerten Mark, der Medulla oblongata. Dieser Nervenstrang verlässt dann den Kopf durch das Hinterhauptsloch, auch Foramen magnum, und geht in das Rückenmark über. Besonders das Mittelhirn enthält eine große Zahl sogenannter Kerne, wie den roten Kern oder die Substantia nigra, Bereiche mit einer großen Dichte an Nervenzellen und spezialisierten Funktionen. Von Anfang an war das Gehirn für Menschen etwas "Unbegreifli-ches". Während man den Herzschlag fühlen kann, sobald man die Hand auf die linke Seite des Oberkörpers legt, bleibt das Gehirn untastbar, auch weil es in den Knochenschädel eingebettet und für uns unsichtbar ist. Nach einer körperlichen Anstrengung oder einem aufregenden Ereignis spüren wir den beschleunigt pochenden Schlag des Herzens. Wenn wir dagegen angestrengt nachdenken, uns beispielsweise an Namen oder Zahlen erinnern wollen, unser Gehirn also arbeiten lassen, fühlen wir im Kopfbereich nichts. Zwar sagt der Volksmund, dass einem, der viel nachgedacht hat, der Schädel brummt, aber in Wirklichkeit können wir gar nicht sagen, ob unser Gehirn auf Hochtouren arbeitet oder gerade eine Pause einlegt. Dass im Kopf aber mehr vorhanden sein muss als Augen, Zähne und Zunge, das mussten schon unsere Vorfahren oft schmerzhaft erfahren. Wollte man einen Gegner kampfunfähig machen, so schlug man ihm mit dem Faustkeil oder einer Keule bevorzugt auf den Kopf, da man dort die größte Wirkung erzielte.

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Falls es nicht gelang, den Schädel des Gegners zu spalten und damit seinen Tod herbeizuführen, fiel er zumindest um und blieb eine Zeitlang bewusstlos liegen. Zum Fesseln oder Ausrauben reichte das völlig aus. Am häufigsten dürfte jedoch bei unseren prähistorischen Vorfahren in den nur schlecht beleuchteten Höhlen der schmerzliche Kontakt zwischen Fels und Kopf vorgekommen sein, und man-cher Neandertaler wird sich gewundert haben, warum er in der dunklen Höhle plötzlich "die Sterne sah". Funde von Schädelknochen mit großen Löchern lassen vermuten, dass die Gehirne erschlagener Feinde mitunter verzehrt wurden, ent-weder, weil man meinte, sich so die Eigenschaften des Opfers aneignen zu können, oder weil sie auch im ungekochten Zustand als eine leicht zu kauende Speise beliebt waren. Sollte das Öffnen der Schädel mit nachfolgendem Gehirn-verzehr eine kultische Handlung dargestellt haben, so ist das ein Hinweis darauf, dass die Höhlenmenschen bereits um die einzigartigen Merkmale des Organs Gehirn wussten. Auch die Trepanation, das operative Öffnen der Schädel, war seit dem dritten Jahrtausend vor Christus bekannt. Erfolgte sie beim Lebenden, kann man das am nachfolgenden Knochenwachstum um die Ränder des gewaltsam geschlagenen Lochs erkennen. Leider wissen wir nicht, ob die Trepanation vorgenommen wur-de, um Geisteskrankheiten zu heilen oder ob sie Teil eines Totenkults war und der Seele nach dem Tod einen Ausgang eröffnen sollte. Falls das Letztere zutrifft, so hätten unsere Ahnen bereits die Seele im Kopf vermutet und an ihre Weiterexis-tenz geglaubt. Germanen und Kelten nutzen die mit Gold verzierten oberen Kopfhälften ihrer Feinde als Trinkschalen bei Siegesgelagen oder Opferungen. Im späteren Verlauf der Menschheitsgeschichte wurden die Gebräuche raffinierter. So sollte etwa ein Trunk aus der mit Silber ausgekleideten Hirnschale des heiligen Sebastian vor der Pest schützen.

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Der Schädelkult in den Kulturen der Welt Von Alexandra Wessel "Seltsamer Zufall, dass alle die Menschen, deren Schädel man geöffnet hat, ein Gehirn hatten." (Ludwig Wittgenstein) Vielleicht hat die Rätselhaftigkeit der Vorgänge im menschlichen Gehirn dazu beigetragen, dass der Kopf zu den mythologisch besonders aufgeladenen Körper-regionen gehört. Für die Europäer beherbergt er den Verstand, für die Afrikaner und Ozeanier die Seele, für die Asiaten und Mesoamerikaner die Lebensenergie. Als universal anerkannter Sitz der Persönlichkeit, bildet der Kopf außerdem den Ursprung für die Spiritualität und die Verehrung von Ahnen und Göttern. Dass dem Schädel schon immer und in allen Kulturen eine besondere Aufmerk-samkeit zuteilwurde, mag aber auch ganz praktische Gründe haben. Schließlich befinden sich am Kopf des Menschen die meisten und wichtigsten Sinnesorgane. Auch muss man ihn sorgsam schützen, da Verletzungen am Haupt ausgespro-chen gefährlich sind. Archäologie und Ethnologie zeigen dementsprechend, dass Schädelkulte durch alle Zeiten weit über die Welt verbreitet waren. Die kulturellen Unterschiede machen sich also nicht daran fest, ob es überhaupt einen Schädelkult gab, son-dern wie in diesem Zusammenhang konkret mit den Schädeln verfahren wurde. Was die ethnischen Gruppen zusätzlich voneinander abhebt, sind das Ausmaß und die Wichtigkeit der Schädelverehrung im täglichen Leben. Abhängig vom jeweiligen Weltbild wurden beispielsweise die Schädel der Neu-geborenen deformiert und die Gesichter der Erwachsenen tätowiert oder bemalt. Nicht selten begegnen wir Schädelfunden mit Löchern, die auf Trepanationen hindeuten. Bei der Trepanation handelt es sich um die operative Öffnung der Schädeldecke mit einem Bohrwerkzeug – eine medizinische Praktik, die schon früh in ethnologischen Berichten dokumentiert ist. Nach dem Tod ergaben sich unterschiedliche Nutzungsmöglichkeiten für die Schädel, die vom alltäglichen Gebrauch über spezielle rituelle Praktiken bis hin zur Verwendung im Rahmen sa-kraler Zeremonien reichten. Damit einher gingen vielfach Bearbeitungsschritte wie die Übermodellierung, Gravur, Bemalung oder Beschmückung der Schädel. Die weltweiten Schädelfunde lassen nicht nur auf eine herausragende Stellung dieses Skelettteils für die jeweilige Zivilisation schließen, sie ermöglichen uns an-hand exemplarischer Darstellungen auch eine gedankliche Reise durch die Welt-kulturen und Kontinente. In Europa sind archäologische Schädelfunde weit verbreitet. Sie kommen zwar in anderen Erdteilen vermutlich ebenso zahlreich vor, aufgrund der weniger dichten Besiedlung oder der weniger ausgeprägten Forschungsaktivität sind sie vieler-orts aber noch nicht geborgen worden. Dadurch ergibt sich ein etwas ver-fälschendes eurozentriertes Bild. Bereits aus der Zeit vor 250.000 Jahren stammt der Schädel eines Urmenschen aus Steinheim an der Murr. Ein anderer Neandertalerschädel bringt es auf rund 170.000 Jahre.

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Danach sind Funde aus nahezu allen Epochen der Menschheitsgeschichte be-kannt. Sie wurden in unterschiedlichen Lagen, in Schädelnestern und Schädel-gräben entdeckt und waren als Trophäen gekennzeichnet oder auch mehrfach bestattet. Neben einzelnen Überresten stieß man auch auf Gruppengräber, in de-nen Mitglieder derselben Familie, aber auch Fremde gemeinsam bestattet sein konnten. Im pfälzischen Herxheim fand man beispielsweise zahlreiche Schädel aus dem Frühneolithikum, die vom Körper getrennt und zerschlagen worden waren, bevor sie unter die Erde kamen. Es wird angenommen, dass dies im Rahmen ritueller Handlungen stattfand. In der Eisenzeit versah man in Südwest-deutschland die Schädeldächer mit Löchern, die auf einen Ahnenkult hindeuten. Die Kelten schlugen quer von der Stirn bis zum Nacken Nägel durch ihre Tro-phäenschädel, um sie an Häusern zur Schau aufzuhängen. Es folgte eine lange Phase der Schädelnachbildungen und Schädeldarstellungen auf Gegenständen aus Ägypten, Griechenland und Italien. Diese zeigen, dass man auch in den Kultu-ren an den äußeren Grenzen des heutigen Europas den Schädel besonders wür-digte. Mit der Aufklärung und der erstarkenden Wissenschaft wurde das Inte-resse für Schädel in Europa gesellschaftsfähig. Sie hielten als Knochen, Büsten oder Reliquien Einzug in Wunderkammern, Bibliotheken und Studierzimmer. Dabei waren Schädel aus fremden, möglichst exotischen Regionen der Welt besonders begehrt. Kolonialisten, Missionare und Forschungsreisende brachten sie auf den Alten Kontinent, wo sie bei den Betrachtern gleichermaßen Neugier und Schaudern erweckten. Von einer europäischen Überlegenheit gegenüber den als unzivilisiert und wild empfundenen Kulturen, denen die Schädel entstammten, zeugten die Stücke aber keineswegs. Tagebücher, Feldaufzeichnungen und wis-senschaftliche Berichte belegen Bräuche und Schädelkulte fern der europäischen Vorstellungskraft. Und doch spiegelt sich darin auf wundersame Weise die euro-päische Frühzeit wider. Aus Afrika sind die Festmasken der "Ekoi" in Nigeria dokumentiert. auf denen ein mit Haut überzogener und mit Haaren versehener Menschenschädel thronte. Die 'Bamum' in Kamerun servierten ihren siegreichen Kriegern den Palmwein aus Kalebassen, die mit menschlichen Unterkiefern geschmückt waren. Aus der Neuen Welt erlangten besonders die Schrumpfköpfe der "Jivaro" aus Ecuador und Peru große Beliebtheit, vermutlich weil sie einen Kopf en miniature darstel-lten. Streng genommen handelt es sich aber nicht um Schädel, sondern um eine durch mehrmaliges Erhitzen geschrumpfte Kopfhaut mit Haaren. Wie Trophäen-schädel symbolisieren die Schrumpfköpfe die Überlegenheit und den Triumph über den Feind und dessen Geist. Stellvertretend für den menschlichen Schrumpfkopf konnte aber auch ein als mit dem Menschen verwandt empfun-denes Tier genutzt werden. Dieser Totemismus ist in Verbindung mit Schädel-kulten in vielen Weltregionen zu finden. Die "Mundurucu" in Brasilien stellten aus den Köpfen ihrer besiegten Gegner ähnliche Trophäen her. Allerdings verwendeten sie dazu ein Räucherverfahren und zusätzlichen Federschmuck.

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Die untergegangene "Nazca-Kultur" im heutigen Peru fertigte ebenfalls Tro-phäen aus den Häuptern erlegter Feinde. Durch die Stirn wurde ein Band gezo-gen, um die Schädel zur Präsentation aufzuhängen. An Kugelkalebassen, die demselben Zweck dienten und über eine aufgespannte Gesichtshaut verfügten, lässt sich ablesen, dass das getötete Individuum weiterhin erkennbar bleiben sollte. Schließlich symbolisierten die Objekte eine physische und psychische Dominanz über den zu demütigenden Gegner. In Ozeanien galt der Schädel als Sitz der Seele und wurde dementsprechend gewürdigt. Im Kopf vermutete man eine Wirkkraft, die positiven wie negativen Einfluss auf das irdische Dasein nehmen konnte. Zeremonien und Rituale sollten also die Energie von Mitgliedern der eigenen Gemeinschaft bewahren und die der Feinde auslöschen. Neugeborenen wurden die Köpfchen abgebunden, um in der entstehenden hohen Stirn Raum für die Seele zu schaffen. Ein schlankes, hohes Gesicht galt als Schönheitsideal, da es für eine besonders hohe Wirkkraft stand. Im Nahkampf wurden Feinde möglichst mit einem finalen Schlag auf den Kopf getötet. Man wollte sichergehen, dass die Seele des Besiegten sich nicht würde rächen können. Schädelnutzung und Schädelkulte nehmen in Ozeanien von West nach Ost ab. Obwohl es sich bei allen Gesellschaften um Kriegerkulturen handelte und der Kopf jeweils als Zentrum des Lebens angesehen wurde, spielten im östlich gelegenen Polynesien eher Grabstätten und Objekte als menschliche Knochen eine Rolle in Zusammenleben und Zeremonie. Für die "Asmat" in Irian Jaya waren die Schädel Begleiter im Alltag. Mit Federn und Schnecken verziert dienten sie dem ältesten Sohn der verstorbenen Person zum Schutz. Die "Iatmul" am Sepikfluss in Papua-Neuguinea modellierten die Schädel nach dem gruppenspezifischen Schönheitsideal über und präsentierten sie an öffent-lichen Schädelbrettern. Je nach Anliegen konnte die Dorfgemeinschaft die Seel-en der Verstorbenen um Hilfe und Beistand bitten. Bei den "Tolai" im Bismarck-Archipel von Papua-Neuguinea wurde nur die Schädelfront übermodelliert und bemalt. Man verwendete sie bei Zeremonien zum Schutz der eigenen Gruppe und gegen die Feinde. Im Inselstaat Vanuatu gingen Verstorbene nach dem Tod in einen Ahnenstatus über. Umfangreiche Ahnenverehrungen, zu denen auch Schädelkulte gehörten, sollten das Wohl-wollen der Vorfahren gewährleisten. Dazu wurden Schädel ranghoher Gemein-schaftsmitglieder nach der Bestattung wieder exhumiert und übermodelliert. In Asien glaubte man mit den Kräften, die einer unversehrten Schädelschale innewohnen sollten, Gifte neutralisieren zu können. Mantras dienten dazu, das Leben in der Schädelkalotte zu verstärken. Deshalb waren Schädeltrommeln oder Schädelgefäße besonders wertvoll und dem sakralen Gebrauch vorbehalten. Der tantrische Buddhismus in den Vorbergen des Himalaya sah im (Menschen-) Opfer die Voraussetzung für den Fortgang des Lebens.

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In Europa erlebt der Kult um den Schädel seit einigen Jahren eine Art Renais-sance. Tätowierungen, T-Shirts und Schmuckstücke mit Totenkopfmotiv zeugen, wie auch die einschlägigen Filme und Videospiele, von einer neuen Gesellschafts-fähigkeit. Und doch wohnt dem Schädel auch heute noch ein Hauch des Uner- forschten, des Mythischen inne, der durch alle Zeiten seine Faszination begrün-det hat. Das weltweite Vorkommen von Schädelbearbeitungen lässt darauf schließen, dass Bräuche und Sitten, die mit dem Schädel in Zusammenhang stehen, fest zum Leben gehörten. Wenn auch nicht alle Kulturen den Häuptern der Verstorbenen dieselbe Aufmerksamkeit schenkten, so kommen doch in allen Weltregionen Schädelkulte vor. Betrachtet man das Phänomen global, kristalli-sieren sich drei Gründe dafür heraus. Zum einen fungierten die Schädel der eigenen Gemeinschaft als Vermittler zwischen den Lebenden und ihren Ahnen, indem sie die Toten oder deren Wirkkraft repräsentierten. Zum anderen verwen-dete man die Schädel seiner Gegner, um diese zu demütigen und seine eigene Überlegenheit zu demonstrieren. Diese Feindesköpfe stammten dabei keinesfalls von Feldzügen gegen benachbarte Gruppen, sondern waren der Lohn für den Sieg in ritualisierten und reglementierten Kampfhandlungen. Mit ihnen war allerdings auch die Angst vor einer Rache durch die Gruppe des Toten oder dessen Geist verbunden. Zur Besänftigung solcher Kräfte wurden mitunter Reparationen geleistet. Einen dritten Grund für Schädelkulte kann man darin sehen, dass sie für einige Ethnien als Bedingung für den Fortbestand, das Wohlergehen, die Gesundheit und ein Leben in Einklang mit Ahnen oder Gottheiten galten. Die Bearbeitung der Schädel wich je nach Region und Kultur stark voneinander ab. Trotzdem lassen sich gewisse Hauptpraktiken feststellen. Die meisten dieser Methoden kamen sogar auf allen Kontinenten vor. Am weitesten verbreitet waren Schädeldeformationen. Dabei wurde die Kopfform im Säuglingsalter durch Abbin-den oder Abdrücken verändert. Von derartigen Schädelverformungen zeugen nicht allein archäologische Funde aus allen Erdteilen. Sie werden bis in die Ge-genwart an einigen Orten der Welt vorgenommen. Die Praxis des Übermodellierens, bei der ein Erd-Harz-Gemisch auf den Schädel aufgetragen und ein Antlitz geformt wird, ist aus dem Mittleren Osten, dem melanesischen Teil Ozeaniens, aus Kolumbien, Chile, Alaska, Sibirien und der Ukraine bekannt. Dank ihrer individuellen Note konnten diese Schädelwährend der zeremoniellen Nutzung als konkreter Ansprechpartner dienen. In Ozeanien griff man auf die Köpfe verstorbener Mitglieder der Gemeinschaft zurück, die nach dem Tod als Vermittler zwischen dem irdischen Dasein und dem Dasein der Ahnen fungierten. Das modellierte Gesicht entsprach nicht zwangsläufig dem Aussehen der verstorbenen Person, sondern konnte dem Schönheitsideal gemäß bearbeitet sein, um der toten Person zu schmeicheln. Ähnlich verhält es sich mit Schädeln in Neuseeland, Nigeria, Brasilien und bei den präkolumbianischen Nazca, die mitsamt Haut und Haaren konserviert wurden. Das Bleichen der Schädel durch Sonne und Salzwasser war besonders in Regio-nen verbreitet, in denen Weiß als die Farbe der Ahnen, eines hohen sozialen Stan-des oder des spirituell Übergeordneten galt.

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Das Verzieren der Schädel diente dem Ausdruck besonderer Wertschätzung und auch der Wertsteigerung. Oftmals wurden gruppenspezifische Zeichen oder die individuellen Musterkombinationen der Besitzer auf die Schädel gemalt und graviert. Dadurch stellte man sie für jeden sichtbar den Mitgliedern der Gesell-schaft gleich. Applizierter Schmuck verwies auf das hohe Ansehen, das mit den Schädeln verbunden war. Die Nutzungsbereiche der Schädel lassen sich in Alltag und Ritual untergliedern, wobei durchaus Überschneidungen möglich sind. Am Körper getragen oder im Wohnhaus deponiert dienten die Schädel ihren Besitzern zum Schutz. Im Ritual erfüllten sie wichtige Funktionen und wurden in zeremonielle Vorgänge mit ande-ren Objekten eingebunden. Mit der Missionierung tauchten verschiedentlich auch Berichte über rituelle Handlungen auf, bei denen Holzobjekte die Schädel ersetzten. Bedingt durch Anpassung und globale Einflüsse dürfte der Einsatz von Schädeln heute an den meisten Orten der Welt ein Ende gefunden haben. Aber die Wert-schätzung des Schädels und damit verbundene Vorstellungen von einem den Tod überdauernden Kraftzentrum sind nach wie vor weit verbreitet. Für die Zeit bis kurz nach der Kolonialisierung und Missionierung lassen sich mehrere Formen der Schädelnutzung feststellen. Die öffentliche Präsentation von Schädeln verfolgte zum einen den Zweck, durch das Ausstellen der Köpfe von Gemein-schaftsmitgliedern den Schutz der eigenen Gruppe zu erlangen und an die Ver-storbenen zu erinnern. Zum anderen konnte sie der Zurschaustellung feindlicher Schädel und damit der Demütigung der Gegner dienen. Die Schädel brachten ihren Besitzern und deren Familie in vielen Fällen aber auch Prestige. Sie waren ein integraler Bestandteil der Kultur einzelner Ethnien. Aller-dings waren sie auch rar. Deshalb wurden sie bewacht, geschmückt und mit Statussymbolen versehen. Die Erbeutung eines Schädels verlangte Mut, Tapfer-keit und kriegerisches Geschick. Daher genoss, wer einen Schädel besaß, auch ein hohes Ansehen. In den meisten Kulturen mit Schädelkulten galt der Kopf als Kraftzentrum. Der Vorstellung nach manifestierte sich in ihm nach dem Tod die entsprechende Wirkkraft. Von ihr erhoffte man sich Schutz, Erfolg und Gesund-heit. Überhaupt scheint der Glaube daran, dass Verstorbene Einfluss auf das irdische Leben nehmen können, eng mit den Schädelkulten einherzugehen. Wert und Würdigung der Schädel führten vielerorts dazu, dass sie besonders aufbe-wahrt wurden, beispielsweise in Schädelhäuschen, Schreinen und Reliquien-altären. Weitere Aufsätze zu nachfolgenden Themen finden Sie im Ausstellungskatalog. Vom Neandertaler bis zur Völkerwanderung von Wilfried Rosendahl

Schädelkult in Europa von Sarah Nelly Friedland

Der Tod ist in Mode von Frank Krämer

Die Schädelsammlung von Gabriel von Max von Gaëlle und Wilfried Rosendahl

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15. Katalog zur Ausstellung Meinrad Maria Grewenig und Wilfried Rosendahl (Hg.) Schädel – Ikone. Mythos. Kult Edition Völklinger Hütte, Heidelberg 2015, 240 Seiten, durchgehend vierfarbig Sonderpreis 27,50 Euro

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16. Literaturauswahl Meinrad Maria Grewenig / Wilfried Rosendahl (Hg.) Schädel – Ikone. Mythos. Kult. Heidelberg 2015 Meinrad Maria Grewenig (Hg.) UrbanArt Biennale® 2015 Heidelberg 2015 Paul Koudounaris Im Reich der Toten: Eine Kulturgeschichte der Beinhäuser und Ossuarien Potsdam 2014 Linda Watson Vogue on: Vivienne Westwood München 2014 Hans Belting Faces. Eine Geschichte des Gesichts München 2013 Nils Müller-Scheeßel „Irreguläre“ Bestattungen in der Urgeschichte: Norm, Ritual, Strafe…? Kolloquien zur Vor- und Frühgeschichte Bonn 2013 Folke Henschen Der menschliche Schädel in der Kulturgeschichte Heidelberg 2012 Michael Madeja Das kleine Buch vom Gehirn: Reiseführer in ein unbekanntes Land München 2012

Michael Schünke / Erik Schulte / Udo Schumacher Prometheus. Kopf, Hals und Neuroanatomie: Lernatlas Anatomie, 3. Aufl. Stuttgart 2012

Alfred Wieczorek / Wilfried Rosendahl / Andreas Schlothauer (Hg.) Der Kult um Kopf und Schädel – Interdisziplinäre Betrachtungen zu einem Menschheitsthema Ubstadt-Weiher 2012

Alfried Wieczorek / Wilfried Rosendahl (Hg) Schädelkult. Kopf und Schädel in der Kulturgeschichte des Menschen Regensburg 2011

Faye Dowling Skulls. Totenköpfe Köln 2011 Harald Kimpel (Hg.) Hamlet Syndrom: Schädelstätten Marburg 2011 Patrick Mauriès Das Kuriositätenkabinett: Die Geschichte einer Faszination Köln 2011 Karin Althaus / Helmut Friedel (Hg.) Gabriel von Max. Malerstar, Darwinist, Spiritist München 2010 Richard F. Thompson Das Gehirn: Von der Nervensteuerung zur Verhaltenssteuerung, 3. Aufl. Heidelberg 2010 Meinrad Maria Grewenig (Hg.) Dein Gehirn: denken, fühlen, handeln Darmstadt 2009 Joachim Wahl / Hans Günter König / Reinhard Ziegler Die Defekt- und Verformungsspuren am Schädel des Urmenschen von Steinheim an der Murr Fundberichte aus Baden-Württemberg 30 Stuttgart 2009 Andrea Zeeb-Lanz / Bruno Boulestin / Fabian Haack u.a. Außergewöhnliche Totenbehandlung. Überraschendes aus der bandkeramischen Anlage von Herxheim bei Landau (Südpfalz) Mitteilungen der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte 30 Berlin 2009

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Mark F. Bear / Barry W. Connors / Michael A. Paradiso Neurowissenschaften – Ein grundlegendes Lehrbuch für Biologie, Medizin und Psychologie Heidelberg 2008 Hans Günter Gassen Das Gehirn Darmstadt 2008 Jürgen Lüthje / Michael Schünke / Erik Schulte u.a. Prometheus. Lernpaket der Anatomie. Schädel Stuttgart 2008 Daniel Möller Die Anthropologische Sammlung Freiburg (Alexander-Ecker-Sammlung). Rekonstruktion von Herkunft und Erwerbungskontext der Schädel Freiburg im Breisgau 2008 Elisabeth Irene Ahner Schädeldarstellungen der Renaissance in Italien. Ein Miniaturschädelmodell als historisch-anthropologische Quelle Freiburg 2007 Christian Geulen Geschichte des Rassismus München 2007 Maria Teschler-Nicola / Philipp Mitteröcker Von künstlicher Kopfformung. In: Historisches Museum der Pfalz (Hg.), Attila und die Hunnen Speyer 2007

Joachim Wahl Karies, Kampf und Schädelkult. 150 Jahre anthropologische Forschung in Südwestdeutschland Materialhefte zur Archäologie 79 Stuttgart 2007 Alfried Wieczorek / Michael Tellenbach / Wilfried Rosendahl (Hg.) Mumien. Der Traum vom ewigen Leben Mainz 2007

Andrea Zeeb-Lanz / Fabian Haack / Rose-Marie Arbogast u.a. Außergewöhnliche Deponierungen der Bandkeramik – Die Grubenanlage von Herxheim. Vorstellung einer Auswahl von Komplexen mit menschlichen Skelettresten, Keramik und anderen Artefaktgruppen Germania 85 Mainz 2007 Jürgen Piek / Thomas Terberger (Hg.) Frühe Spuren der Gewalt Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte Mecklenburg-Vorpommerns 41 Schwerin 2006 Hilde Schäffler Begehrte Köpfe. Christoph Fürer-Haimendorfs Feldforschung im Nagaland (Nordostindien) der 30er Jahre Wien 2006 Susanne Eades / Gerhard Hotz / Christiane Kramar u.a. Ur- und frühgeschichtliche Schädeltrepanationen der Schweiz. Vom Neolithikum bis ins Mittelalter Bulletin der Schweizerischen Gesellschaft für Anthropologie 1 und 2 Basel 2005

Uwe Hoßfeld Geschichte der biologischen Anthropologie in Deutschland. Von den Anfängen bis in die Nachkriegszeit Stuttgart 2005

Karl-Heinz Leven (Hg.) Antike Medizin. Ein Lexikon München 2005 Olav Röhrer-Ertl Über „Kopf- und Schädelkult“ als Teil einer analoglogischen Weltsicht in der Prähistorie Jahresschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte 89 Halle (Saale) 2005

Gert Theile Anthropometrie. Zur Vorgeschichte des Menschen nach Maß München 2005

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Axel von Berg Untersuchungen zum eisenzeitlichen Schädelkult der Hunsrück-Eifel-Kultur an Mittelrhein und Mosel Frankfurt 2004 Michael Hagner Geniale Gehirne. Zur Geschichte der Elitegehirnforschung Göttingen 2004 Gunter Schöbel Menschen im Pfahlbau – archäologische Spuren. In: Pfahlbauquartett, 4 Museen präsentieren 150 Jahre Pfahlbau-Archäologie, Ausstellungskatalog Frauenfeld 2004 Herbert Ullrich Schädel-Schicksale historischer Persönlichkeiten München 2004 Ursula Wittwer-Backofen Identifizierungshilfen am Leichnam: Die Gesichtsrekonstruktion Bundeskriminalamt Infoblatt 8 Wiesbaden 2003

Ernst Künzl Medizin in der Antike Stuttgart 2002 Manfred Spitzer Lernen. Gehirnforschung und die Schule des Lebens Heidelberg 2002 Jan Assmann Tod und Jenseits im Alten Ägypten München 2001 Judith M. Grünberg Mesolithische Bestattungen in Europa. Ein Beitrag zur vergleichenden Gräberkunde. In: Int. Archäologie 40, 2 Rahden 2000 Philippe Aries Geschichte des Todes München 1999

Jörg Orschiedt Manipulationen an menschlichen Skelettresten. Taphonomische Prozesse, Sekundärbestattungen oder Kannibalismus Urgeschichtliche Materialhefte 13 Tübingen 1999 Bruno Reudenbach Tod und Vergänglichkeit in Bildern des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit. In: Richard van Dülmen (Hg.), Erfindung des Menschen. Schöpfungsträume und Körperbilder 1500–2000 Wien 1998 Philippe Descola Leben und Sterben in Amazonien. Bei den Jivaro-Indianern Stuttgart 1996 Augustinermuseum Freiburg im Breisgau (Hg.) „Gold, Perlen und Edel-Gestein…“. Reliquienkult und Klosterarbeiten im deutschen Südwesten München 1995 Klaus Helfrich / Holger Jebens / Wolfgang Nelke u.a. Asmat. Mythos und Kunst im Leben mit den Ahnen Berlin 1995 Rolf Herzog Die ethnographische Sammlung der Freiburger Universität. In: Museum für Völkerkunde (Hg.), Als Freiburg die Welt entdeckte. 100 Jahre Museum für Völkerkunde Freiburg im Breisgau 1995 Birgit Richard Todesbilder. Kunst, Subkultur, Medien München 1995

Wolfgang M. Pahl Altägyptische Schädelchirurgie Stuttgart 1993 Alfred Läpple Reliquien. Verehrung, Geschichte, Kunst Augsburg 1990

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Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 74 von 76

Gunter Mann Franz Joseph Galls Natur- und Geisteslehre des Menschen und der Völkerschaften (Lehre von den „Nationalschädeln“) Soemmerring-Forschungen, Bd. 6 Mainz 1990 Friedrich Schlette Schädelkult in ur- und frühgeschichtlicher Zeit Abhandlungen und Berichte des Staatlichen Museums für Völkerkunde Dresden, Bd. 44 Berlin 1990 Werner-Konrad Jaggi Wie das Volk Reliquien verehrte. In: Anton Legner (Hg.), Reliquien. Verehrung und Verklärung Köln 1989 Wolfhart Westendorf Schädeldeformation. In: Wolfgang Helck / Eberhard Otto (Hg.), Lexikon der Ägyptologie, Bd. 5 Wiesbaden 1986 Klaus Helfrich Zeremonialschädel aus Mittel-Neu-Irland Baessler Archiv Neue Folge, Bd. 33 Berlin 1985 Paul Werner / Richilde Werner Bemalte Totenschädel. Besonderheiten der Sekundärbestattung im süddeutschen Sprachraum Jahrbuch der Bayerischen Denkmalpflege 39 München 1985 Paul Westheim Der Tod in Mexiko Hanau 1985 Johannes Maringer Der menschliche Kopf. Schädel in Riten und Kult der vorgeschichtlichen Zeit Anthropos 77 Freiburg im Üechtland 1982 Milan Stanek Geschichten der Kopfjäger. Mythos und Kultur der Iatmul auf Papua Neuguinea Köln 1982

Gunter Konrad / Ursule Konrad / Tobias Schneebaum Asmat. Leben mit den Ahnen. Steinzeitliche Holzschnitzer unserer Zeit Glashütten 1981 Heinrich Harrer Die letzten Fünfhundert. Expedition zu den Zwergvölkern auf den Andamanen Frankfurt am Main / Berlin / Wien 1977 Mark Münzel Schrumpfkopfmacher? Jibaro-Indianer in Südamerika Frankfurt am Main 1977 Kari Kunter Die Entwicklung des Schädeldeformations-brauches im westlichen Südamerika Paideuma 17 Frankfurt am Main 1971 Manfred Kunter Die Schädeltrepanation in vor- und frühgeschichtlicher Zeit und bei außereuropäischen Völkern Berichte der Oberhessischen Gesellschaft für Natur- und Heilkunde 37 Gießen 1970 Hans Damm Bemerkungen zu den Schädelmasken aus Neubritannien (Südsee) Jahrbuch des Museums für Völkerkunde zu Leipzig, Bd. 26 Leipzig 1969 Axel von Gagern Vor fünfzig Jahren. Die Erwerbung der Sammlung Gabriel von Max Mannheimer Hefte 2 Mannheim 1967 Michail Michailowitsch Gerassimov Gesichtsrekonstruktionen historischer Persönlichkeiten Wissenschaft und Menschheit 3 1967 Ernst Burgstaller Schädelbeschriftung und -bemalung in den österreichischen Alpenländern Volkskunde im Ostalpenraum Graz 1961

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Links www.voelklinger-huette.org Das Gehirn http://www.br-online.de/kinder/fragen-verstehen/wissen/2005/01140/ Indigene Völker weltweit http://www.uni-protokolle.de/Lexikon/Indigene_V%F6lker.html Interaktive Lerneinheit Skelett http://www.mallig.eduvinet.de/bio/Repetito/skelet1.html#quiz Knochenkunde http://www.planet-wissen.de/natur/anatomie_des_menschen/knochenkunde/pwwbknochenkunde100.html Leonardo da Vinci http://www.helles-koepfchen.de/leonardo-da-vinci-teil1.html Mumien und Schrumpfköpfe http://www.cpw-online.de/kids/mumie.htm Schädeldeformation http://www.bionity.com/de/lexikon/Sch%C3%A4deldeformation.html Stammbaum des Menschen https://www.planet-schule.de/sf/php/mmewin.php?id=142 Urgeschichte http://94.247.146.63/bglh/zeitf2/zf2_8-21.pdf

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Impressum Herausgegeben von Meinrad Maria Grewenig Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur © Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen Tel +49 (0) 6898/9 100 100 Fax +49 (0) 6898/9 100 111 [email protected] www.voelklinger-huette.org Konzept und Redaktion Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer Recherche Johanna Braun, Jeanette Dittmar, Lena Naranjo Arcos Aufsätze Hans Günter Gassen: Kopf – Schädel – Gehirn Alexandra Wessel: Der Schädelkult in den Kulturen der Welt

Ausstellung Schädel - Ikone. Mythos. Kult. Gebläsehalle | Weltkulturerbe Völklinger Hütte 2015/2016