auch das ist weltkulturerbe - das historischen schlachthof in bad kissingen
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5/9/2018 Auch Das Ist Weltkulturerbe - Das Historischen Schlachthof in Bad Kissingen - slidepdf.com
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Bad Kissingen ist eine reiche Stadt.Das Denkmalbuch der Zwanzigtau-send-Einwohner-Stadt hat 180
großformatige, engbedruckte Seiten; imZentrum stehen manche Straßenzüge fastkomplett unter Schutz. Der Bürgermeis-ter liebäugelt damit, den Kuranlagen derStadt, mit Bautenvon Friedrich von Gärt-ner und Max Littmann, den Status des Weltkulturerbes verleihen zu lassen.
Aber Bad Kissingen ist eine reicheStadt mit Problemen. Von dendenkmalge-schützten Bauten stehen einige leer, vor
allem die besonders bedeutenden: DemLuitpoldbad aus dem Jahr 1871 fehlt einNutzer, der Fürstenhof an der Saale war-tet auf Investoren, ebenso das leerstehen-de Steigenberger Hotel. Besonders bekla-genswert ist die Situation des denkmalge-schützten ehemaligenjüdischen Sanatori-ums Apolant. Paul Schultze-Naumburghatte es zwischen 1906 und 1913 errich-tet,ein stolzer Bau zwischen Reformarchi-tektur und Neobarock, so wie Schultze-Naumburg die Zeit um 1800, sein großes Vorbild, interpretierte. Seit fast vier Jahr-zenten wartet Apolant auf eine Lösung,inzwischen sind Teile einsturzgefährdet,rosten im noch immer imposanten Säulen-saal die Eisenträger und wuchert hinterden Tapeten der schwarze Schimmel.
Versuche, im Apolant ein Hotel oderFerienwohnungen einzurichten, scheiter-ten zuletzt an den hohen Sanierungskos-ten. Inzwischenhat der Eigentümer einen Abrissantraggestellt.Nur für denkompak-teren Trakt des Jahres 1906 gibt es nochein klein wenig Hoffnung.
Ein Wunder muss in Bad Kissingenauch geschehen, wenn der StädtischeSchlachthof erhalten bleiben soll. Ob-wohl 1927 von einem wenig bekannten Architekten (J. Hennings) errichtet undseinerzeit mit Jugendstilformen schon sti-listisch antiquiert, ist er für die Stadt vongrößerer Bedeutung als das Apolant,sucht seine Schönheit heute doch inDeutschland ihresgleichen. Hinzukommt, dass das Ensemble vollständig imOriginal erhalten ist.
„Ochsenkathedrale“ nennen die Kissin-ger den Schlachthof. Sakralist dasHallen-bauwerk ohne Frage, ist höher und grö-ßer, alses jeder Schlacht-oder Zerlegevor-gang rechtfertigen könnte, trägt am Kopf-ende eine Heiligenfigur, ist wie eine Tem-pel-Cella von Keramik-Schafsköpfen ge-säumt und über zwei umlaufenden Gale-rien von einer Kassettendecke bekrönt.
Als der Schlachthof eröffnet wurde,konnten die Kurgäste gegen Eintritt vonfünfzig Pfennig die Galerien betreten, umsowohl die Schlachtung (im Nebentrakt,durch Glasscheiben) als auch das Zerle-gen (in der Haupthalle) zu beobachten.Der Monumentalbau war direkt am Randdes Kurparks errichtet worden, war somitTeil der Kuranlagen und Sehenswürdig-keit. Dergleichen wäre heute undenkbar;auch in Bad Kissingen werden seit demEnde des Zweiten Weltkriegs die Gale-rien nicht mehr genutzt.
Geschlachtet wurde in dem Wunder-bau aber noch bis ins Jahr 2001. Heute ister, der kaum modernisiert und nie erwei-
tert wurde, Museum seiner selbst. Die al-ten Verdichter der Kühlaggregate sind ge-nauso erhalten wie die Eiserzeugung, dienach 1945 lange Zeit Stangeneis an dasamerikanische Militär lieferte,unddie Pö-kelkammer. Vom Stall über den Waren-ausgang bis hin zum Verwalterbüro undsogar den originalen Fleischstempeln istalles authentisch.
Aus der Sicht der Denkmalpflege alsoist der Schlachthof ein Glücksfall, imBlick der Stadt aber eher ein ungelöstesProblem. Eine zukünftige Nutzung desGebäudes ist schwer vorstellbar, müssteein neuer Eigentümer doch das riesigeDach, die Nebengebäude, die technischenEinrichtungen und vieles mehr unterhal-ten und winters das Ensemble vermutlichbeheizen. So zerschlug sich denn auchrasch dieIdee, hier einFitness-Studio ein-
zurichten. Die einzige tragfähige Überle-gung scheint das Etablieren eines Muse-umsseitens derStadt: Einintakterhistori-scher Schlachthof wäre eine Attraktionfür Kurgäste und Touristen.
Doch das kleine Bad Kissingen siehtsich außerstande, neben seinem Bis-marck-Museum noch ein weiteres Muse-um zu schultern. Oder eine weitere Hallezu bespielen, besitzt mandochnebeneini-gen kleineren Sälen mit Max Littmannsberühmtem Bauwerk die größte Wandel-halle Europas.
Bad Kissingen, dafür gibt es in Deutsch-land zahllose Vergleichsbeispiele, wirdseinen ehemaligen Schlachthof wohlnoch einpaar Jahremehr zumKauf anbie-ten (schon jetzt steht er im Internet). Wenn dann die Stadt nach vergeblichem Warten mürbe geworden ist, dürfte ihn
ein Spekulant für ein paar Euro überneh-men, verfallen lassen, wieder verkaufen –bis irgendwann die Substanz so marodeist, dass einem Abriss stattgegeben wer-den muss.
Der Bad Kissinger Schlachthof ist sosingulär in Deutschland und Europa, dassmanihn auch ohne Nutzung erhalten soll-te, ja muss. Für Bauten seiner Art, dienicht oder nur unter entstellenden Kom-promissen umgenutzt werden können,müsste es öffentliche Fonds geben. Eskann nicht sein, dass kleine Städte undGemeinden mit bedeutenden Objektenwie diesem so lange herumoperieren, bissie zerrieben sind. Ohne externe Hilfewird der Schlachthof in Bad Kissingen,derzum Bestanddesetwaigen Weltkultur-erbe-Areals zählt, eines Tages verschwin-den. NILSASCHENBECK
Da hilft nur noch einWunder
Eine edle Halle: Blick ins Innere des städtischen Schlachthofs in Bad Kissingen Foto Nils Aschenbeck
Auch das ist Weltkultur-erbe: Die Zukunft deshistorischen Schlacht-hofs in Bad Kissingenist ungewiss. OhneUnterstützung drohter zu verschwinden.