ix. internationaler kongreß für schönheitspflege und kosmetologie in baden-baden

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IX. Internationaler Kongrefi fur Schonheitspflege und Kosmetologie in Baden-Baden Nach den letzten Kongressen in Mailand, Paris und Lau- sanne fand die diesjahrige Veranstaltung des Cornit; Inter- iinlionol d'Esfhk/iqrte rt d~ Co.c.mP/ologir erstmalig in Deutsch- land statt. Die vom 12. his 1.5. Juni in Baden-Baden durrh- gefiihrte Tagung war van einer sehr groDen Zahl in- unfd auslandsischer Fachleute besucht. Es ist erfreulich, dai3 die Not- wendigkeit, die neuzeitliche Kosmetik auf wissenschaftlichen Grundlagen aufzubauen, in immer starkerem MaDe erkannt wird und ernsthafte Bemiihungen im Gange sind, die Schwie- rigkeiten, die sich der Erreichung d'es gesteckten Zieles hieten. in gememinsamer Aussprache zu uberwin.den. Fur die sehr zahlreichen Fachreferate war folgende Eintei- lung vorgesehen: Tag der Behandlungs-Kosmetik; Tag der medizinischen Xsthetik (kosmetische Dermatologie und Chir- urgie); Tag tier kosmetisrhen Cheniie und Pharmakologie. Nachstehend wird das Referat wiedergegeben, das Prof. Dr. H. Tb. Schrcits. Diisseldorf, zum Thema ..B i n d e n d e s und Trennendes in der arztlichen und nirht- a r z t I i r h e n K o s m e t i k" erstattete: 1Jm iiber Bindendes und Trennendes in der arztlichen und iiic.htarztliehen Kosmetmik zu sprechen. setzt voraus, dal3 klare Hegriffshildungen vorliegen. die wiederum niir moglich sind. wenn einigermaflen scharfe Ahgrenzungen zwischen beiden (:ebiet.en bestehen. Dies ist je,doch nicht der Fall. Wir wissen. (la13 fliel3ende tlbergan,ge vorhanden sin'd und an den Be- riihrungspunkten geradezu der Charakter eines Nieniand- landes herrscht, in das von der einen Seite die 1,aienkosmetik mit den ihr eigentiimlichen Arbeitsweisen und Methoden und aut' der anderen Seite die arztliche Betatigung mit Forschung und Behandlung eindringt. Weit davon entfernt, diese un- srharfe Beruhrung als etwas Unerfreuliches hinstellen zu wol- len, erblicke ich im CFegenteil in ihrer Gegenwart eine Art Briicke. die von beiden Seiten als nutz1ic.h empfunden und he- grijfit werden sollte. Nur sollten sich beide Teile dariiber klar sein und sich auch dariiher einigeti, in welcher Weise jeweils die Briicke henutzt und wie sie ;in1 hesten I'ruchthrin- getid unrl verhindend wirken kann. Peschaftigen wir uns zunachst mit den trennenden und in manchen Dingen sogar gegensatzlichen Attributen unserer heiden Disziplinen. so haben wir einerseits die arztliche Be- tatigung. die auch in den Grenzgebieten d,en Dogmen der arxtlithen Ethik und den Gepflogen,heiten des arztlichen Stan- des unterliegen mu&. Auch wenn sie im Bereich 'der asthet'i- srlien Medizin nicht inimer unmittelbar oder a~genfall~ig ihre Rvrechtigung unbd Beauftragung aus dem Pathologisch)en ab- leitet. hleiht ihre Betatigung doch immerhin eine arztlich. Krnner tler (iesetze des arztlichen Standes und biirgerlichen Rechtes sind tler Auffassung, dal3 deshalb auch bei einer sol- t-hen Betatigung ,juristisch ein Dienstverhaltnis zwischen Arzt urid Patient und kein 1,eistungsverhaltnis hesteht. wie unser Gerirhtsmediziner, Herr Prof. Riihnier. in einem mit groDem reifall aufgenommenen Referat gelegentlieh Sdes Disseldorfer Symposiums. dargelegt hat. Diese Auffassung bestarkt weiter- hin die immer und uberall von den Medizinern vertretene und verfochtene Meinung. dai3 die arztliche Tat'igkeit kein Gcwerbe ist. Hier hesteht ein grundsatzlicher IJnterschied gegenuber tler 1,aienkosmetik. die als Gewerbe gehandhabt und init vollem Recht auch mit allen Miigl'ichkeiten des G'e- werbes. insbesondere auch den Mitteln tler Werhung hetrie- hen wird. Das Gewerhe auf tler anderen Seite hetat'igt sich in kos- metiseher Hinsicht in der Hauptsache im Rahm,en dcr dekora- tiven Kosmetik. die der unmittelbar arztlichen Betatigung kein Feld hieten kann. Es ware aher allzu oherfliehlich. hier- init allein dieses Fach urnreisen zu wollen. Ganz unzweifel- haft erfiillt die 1,aienkosmetik aurh einen wichtigeii Zwe'ig tler Hygiene des taglichen I.ehens. namlic.h tlei. Gesunderhal- PETTE . SEIFEN ANSTRICHMITTEL 17 Idhriidnii >I, Ll , 5 , : . c tung des Hautorgans des Menschen. insbesondere auch im Hin'blick auf die zahlreichen Angriffe. die von auDen her durch Wind und Wetter. aber auch durch die Einfliisse der Zivi- lisation erfolgen. Uber die hygienmische Betatigung hinaus liegt der Laienkosmetik auch die praktische Ausfuhrung der Pro- phylaxe auf, also jenes Teiles der Heilkunde, dic inanche. nicht mit Unrecht. sogar als den wicht,igsten Teil ansehen. Von diesen Punkten ausgehend, kiinnen wir das Bindende zwischen unseren Gebieten erkennen. Liegt die praktische Ausfiihrung der Prophylaxe in Laienhand. so ist ihre Erfor- schung und die Auffindung geeigneter Mittel sowie deren Er- probung eine Angelegenheit der chemisch-biologischen For- schung und im Prinzip nicht weniger schwierig und bedeu- tungsvoll wie die Auffindung von Heilmitteln. Aber For- schung und praktische Ausfuhrung miissen durch ein Rand verbunden sein, das beiden Teilen niitzende Anregungen und Erfahrungsaustausch in einem dauernden FluiS vermittelt. Hier- zu kiinnen z. B. Konmgresse. wie der vorliegende. dienen. AuDer dieser B.indung bestehen aber noch zahlreiche andere. die ich nur kurz streifen will. Nicht nur bei der Prophylaxe kommen zahlreiche Stoffe zur Erprobutig und Anwendung. die im bio- logischen Sinne als d,ifferent und manchmal gar als stark wir- kentl bezeichnet werden miissen. Ich weise in diesem Zusam- menhang nur auf die Vitamine und insbesondere auch auf die Hormone hin. wobei gerade die letzteren das typische Beispiel fur den Ubergang einer rein prophylaktischen zur therapeu- tischen Anwendung darstellen. Denn wenn man beispielsweise durch geeignete Mittel gewissen Alt'erserscheinungen der Haut vorbeugen kann, wird man automatisch versucht sein, bereits eingetretene Altersveranderungen nun auch im Sinne der Be- handlung und meist unter Steigerung der prophylaktisch ver- wandten Mengen. beeintlussen zu wollen. Steigerung von Hormon-Gaben bedeutet aber naturlich auch Steigerung cler Nebenwirkung. und die Nebenwirkungen wiederum gehiiren nicht nur zu den unerwunschten. sondern sogar zu den nicht immer harmlosen Folgen. Betrachten wir weiterhin die unend- liche Mannigfaltigkeit der Wirkung un'd Nebenwirkung van Iiisungsmitteln. Fetten. Pudern. Duftstoffen und Farben. die im Bereich der Laienkosmetik zur Anwendung kommen. von denen jedes einzelne erwiinschte und unerwiinschte Folge- erschfeinungen auslosen kann. so iiberrascht es nicht, dai3 die kosmetische Industrie. bevor sie solche Produkte in die Hand des Laien gibt und in den Handel bringt, in Zusanimenarbeit mit chemischen und arztlichen Forschungsstellen oft langwie- rige Erprobungen vornimmt. Diese Art der Zusammenarbeit wird von uns Wissenschaftlern auflerordentlich begriii3t. und wir miichten sie unter keinen Umstanden missen. da sie uns vie1 wissenschaftliche Anregung vermittelt. Auch die chemische und sonstige Industrie hat ihre Vorteile von dieser Zusam- m'enarbeit und noch mehr natiirlich spaterhin der Laienkos- meti'ker und schlieillich das Objekt. bei dem das so entstandene und erprobte Praparat zur Anwenmdung kommt. Aus dieser wissenschaftlichen und gewissermaflen vorprak- tischen Zusammenarheit folgt nun eine weitere Bindung. wenn auf ,diesem geschilderten Wege ein Produkt gefunden wird. das praktische Einfiihrung erfahren soll. In diesem Falle hat der Laienkosmetiker durchaus Anspruch auf Unterrichtung iiber Aufbau und Wirkungsweise. Anwendung und Nebenwir- kungen, und es ist eine reizvolle Aufgabe. hier iiber die niich- ternen Angaben von Prospekten od,er Gebrauchsanweisungen hinauszugehen unmd bei Gelegenheit solrher Tagungen. wie sie etwa die vorliegende ist. in angepai3ter Form das lnteresse der Teilnehmer an der wiss~enshaftlichen Arbeit zu wecken und zu befriedigen. Dies ist die geeignete Form der Unter- richtung durch allgemein verstandliche Referate und ciah Wesentliche zusammenfassende Vortrage. wiihrend es ah- wegig erscheint, die Grundlagenforschung selbst und ihre rneist ~cisatnnienhanglosen und olt ttnverstancllic~her~ Ergebnisse. dir 613

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IX. Internationaler Kongrefi fur Schonheitspflege und Kosmetologie in Baden-Baden

Nach den letzten Kongressen in Mailand, Par i s und Lau- sanne fand die diesjahrige Veranstaltung des Cornit; Inter- iinlionol d'Esfhk/iqrte rt d~ Co.c.mP/ologir erstmalig i n Deutsch- land statt. Die vom 12. his 1.5. Juni in Baden-Baden durrh- gefiihrte T a g u n g war van einer sehr groDen Zahl in- unfd auslandsischer Fachleute besucht. Es ist erfreulich, dai3 die Not- wendigkeit, d ie neuzeitliche Kosmetik auf wissenschaftlichen Grundlagen aufzubauen, in immer starkerem MaDe erkannt wird und ernsthafte Bemiihungen im Gange sind, die Schwie- rigkeiten, die sich der Erreichung d'es gesteckten Zieles hieten. in gememinsamer Aussprache zu uberwin.den.

Fur die sehr zahlreichen Fachreferate war folgende Eintei- lung vorgesehen: T a g der Behandlungs-Kosmetik; T a g der medizinischen Xsthetik (kosmetische Dermatologie und Chir- urgie); T a g tier kosmetisrhen Cheniie und Pharmakologie.

Nachstehend wird das Referat wiedergegeben, das Prof. Dr. H . Tb. Schrcits. Diisseldorf, zum Thema ..B i n d e n d e s u n d T r e n n e n d e s i n d e r a r z t l i c h e n u n d n i r h t - a r z t I i r h e n K o s m e t i k" erstattete:

1Jm iiber Bindendes und Trennendes in der arztlichen und iiic.htarztliehen Kosmetmik zu sprechen. setzt voraus, dal3 klare Hegriffshildungen vorliegen. die wiederum niir moglich sind. wenn einigermaflen scharfe Ahgrenzungen zwischen beiden (:ebiet.en bestehen. Dies ist je,doch nicht der Fall. W i r wissen. (la13 fliel3ende tlbergan,ge vorhanden sin'd und an den Be- riihrungspunkten geradezu der Charakter eines Nieniand- landes herrscht, in das von der einen Seite die 1,aienkosmetik mit den ihr eigentiimlichen Arbeitsweisen und Methoden und aut' der anderen Seite die arztliche Betatigung mit Forschung und Behandlung eindringt. W e i t davon entfernt , diese un- srharfe Beruhrung als etwas Unerfreuliches hinstellen zu wol- len, erblicke ich im CFegenteil in ihrer Gegenwart eine Art Briicke. die von beiden Seiten als nutz1ic.h empfunden und he- grijfit werden sollte. Nur sollten sich beide Tei le dariiber klar sein und sich auch dariiher einigeti, in welcher Weise jeweils die Briicke henutzt u n d wie sie ;in1 hesten I'ruchthrin- getid unrl verhindend wirken kann.

Peschaftigen wir uns zunachst mit den trennenden und in manchen Dingen sogar gegensatzlichen Attributen unserer heiden Disziplinen. s o haben wir einerseits die arztliche Be- tatigung. die auch in den Grenzgebieten d,en Dogmen d e r arxtlithen Ethik und den Gepflogen,heiten des arztlichen Stan- des unterliegen mu&. Auch wenn sie i m Bereich 'der asthet'i- srlien Medizin nicht inimer unmittelbar oder a ~ g e n f a l l ~ i g ihre Rvrechtigung unbd Beauftragung aus dem Pathologisch)en ab- leitet. hleiht ihre Betatigung doch immerhin eine a rz t l ich . Krnner tler (iesetze des arztlichen Standes und biirgerlichen Rechtes sind tler Auffassung, dal3 deshalb auch bei einer sol- t-hen Betatigung ,juristisch ein Dienstverhaltnis zwischen Arzt urid Patient und kein 1,eistungsverhaltnis hesteht. wie unser Gerirhtsmediziner, Herr Prof. Riihnier. in einem mit groDem re i fa l l aufgenommenen Referat gelegentlieh Sdes Disseldorfer Symposiums. dargelegt hat . Diese Auffassung bestarkt weiter- h i n die immer und uberall von den Medizinern vertretene und verfochtene Meinung. dai3 die arztliche Tat'igkeit kein Gcwerbe ist. Hier hesteht ein grundsatzlicher IJnterschied gegenuber tler 1,aienkosmetik. die als Gewerbe gehandhabt und init vollem Recht auch mit allen Miigl'ichkeiten des G'e- werbes. insbesondere auch den Mitteln tler Werhung hetrie- hen wird.

Das Gewerhe auf tler anderen Seite hetat'igt sich in kos- metiseher Hinsicht in der Hauptsache im Rahm,en dcr dekora- tiven Kosmetik. die der unmittelbar arztlichen Betatigung kein Feld hieten kann. Es ware aher allzu oherfliehlich. hier- init allein dieses Fach urnreisen zu wollen. Ganz unzweifel- haft erfiillt die 1,aienkosmetik aurh einen wichtigeii Zwe'ig tler Hygiene des taglichen I.ehens. namlic.h tlei. Gesunderhal-

PETTE . SEIFEN ANSTRICHMITTEL 17 I d h r i i d n i i > I , Ll , 5,:. c

tung des Hautorgans des Menschen. insbesondere auch im Hin'blick auf die zahlreichen Angriffe. die von auDen her durch W i n d und Wetter. aber auch durch die Einfliisse der Zivi- lisation erfolgen. Uber die hygienmische Betatigung hinaus liegt der Laienkosmetik auch die praktische Ausfuhrung der Pro- phylaxe auf, also jenes Teiles der Heilkunde, dic inanche. nicht mit Unrecht. sogar als den wicht,igsten Tei l ansehen.

Von diesen Punkten ausgehend, kiinnen wir das Bindende zwischen unseren Gebieten erkennen. Liegt die praktische Ausfiihrung der Prophylaxe in Laienhand. so ist ihre Erfor- schung und die Auffindung geeigneter Mittel sowie deren Er- probung eine Angelegenheit der chemisch-biologischen For- schung und im Prinzip nicht weniger schwierig und bedeu- tungsvoll wie die Auffindung von Heilmitteln. Aber For- schung und praktische Ausfuhrung miissen durch ein Rand verbunden sein, das beiden Tei len niitzende Anregungen u n d Erfahrungsaustausch in einem dauernden FluiS vermittelt. Hier- z u kiinnen z. B. Konmgresse. wie der vorliegende. dienen. AuDer dieser B.indung bestehen aber noch zahlreiche andere. die ich nur kurz streifen will. Nicht nur bei der Prophylaxe kommen zahlreiche Stoffe zur Erprobutig und Anwendung. die im bio- logischen Sinne als d,ifferent und manchmal gar als stark wir- kentl bezeichnet werden miissen. Ich weise in diesem Zusam- menhang nur auf die Vitamine und insbesondere auch auf die Hormone hin. wobei gerade die letzteren d a s typische Beispiel fur den Ubergang einer rein prophylaktischen zur therapeu- tischen Anwendung darstellen. Denn wenn man beispielsweise durch geeignete Mittel gewissen Alt'erserscheinungen der Haut vorbeugen kann, wird man automatisch versucht sein, bereits eingetretene Altersveranderungen nun auch im Sinne der Be- handlung und meist unter Steigerung der prophylaktisch ver- wandten Mengen. beeintlussen zu wollen. Steigerung von Hormon-Gaben bedeutet aber naturlich auch Steigerung cler Nebenwirkung. und die Nebenwirkungen wiederum gehiiren nicht n u r zu den unerwunschten. sondern sogar zu den nicht immer harmlosen Folgen. Betrachten wir weiterhin die unend- liche Mannigfaltigkeit der Wirkung un'd Nebenwirkung van Iiisungsmitteln. Fetten. Pudern. Duftstoffen und Farben. die im Bereich d e r Laienkosmetik zur Anwendung kommen. von denen jedes einzelne erwiinschte und unerwiinschte Folge- erschfeinungen auslosen kann. so iiberrascht es nicht, dai3 die kosmetische Industrie. bevor sie solche Produkte in die H a n d des Laien gibt und in den Handel bringt, in Zusanimenarbeit mit chemischen u n d arztlichen Forschungsstellen oft langwie- rige Erprobungen vornimmt. Diese Art d e r Zusammenarbeit wird von uns Wissenschaftlern auflerordentlich begriii3t. und wir miichten sie unter keinen Umstanden missen. da sie uns vie1 wissenschaftliche Anregung vermittelt. Auch die chemische und sonstige Industrie ha t ihre Vorteile von dieser Zusam- m'enarbeit und noch mehr natiirlich spaterhin der Laienkos- meti'ker und schlieillich das Objekt. bei dem das so entstandene und erprobte Praparat zur Anwenmdung kommt.

Aus dieser wissenschaftlichen und gewissermaflen vorprak- tischen Zusammenarheit folgt nun eine weitere Bindung. wenn auf ,diesem geschilderten Wege ein Produkt gefunden wird. das praktische Einfiihrung erfahren soll. In diesem Falle hat der Laienkosmetiker durchaus Anspruch auf Unterrichtung iiber Aufbau und Wirkungsweise. Anwendung und Nebenwir- kungen, und es ist e ine reizvolle Aufgabe. hier iiber die niich- ternen Angaben von Prospekten od,er Gebrauchsanweisungen hinauszugehen unmd bei Gelegenheit solrher Tagungen. wie sie etwa die vorliegende ist. in angepai3ter Form das lnteresse der Tei lnehmer a n der wiss~enshaftlichen Arbeit zu wecken und zu befriedigen. Dies i s t die geeignete Form d e r Unter- richtung durch allgemein verstandliche Referate und ciah

Wesentliche zusammenfassende Vortrage. wiihrend es ah- wegig erscheint, d ie Grundlagenforschung selbst und ihre rneist ~cisatnnienhanglosen und o l t ttnverstancllic~her~ Ergebnisse. d i r

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zudem die Gefahr von falschen Schliissen oder Midverstind- nissen beinhalten, vorzutragen.

Die gleichen Anregungen mui3 ich beziiglich der rein medi- zinischen Vortrage geben, die allgemein leicht iiber den Rah- men des Didaktischen hinausgehen und zudiem dann den Ver- dacht erwecken mussen, reine Propagandavortrage zu werden. Solche allzu durchsichtigen Motive sollten um so mehr abge- lehnt werden, als sie der Wiirde und Wertschatzung solcher internationaler Kongresse nicht dienlich sein konnen.

Auf eine weitere Bindung zwischen Laienkosmetik und arztlicher Tatigkeit mu8 ich zu sprechen kommen, namlich auf die Zusammenarbeit zwischen Arzt und Kosmetikerin. So- weit mir bekannt ist, haben sich hierfiir zwei Formen ent- wickelt, namlich:

1. in enger Verbindung mit der arztlichen Praxis wird eine kosmetische (Laien-)Praxis betrieben, etwa in der Art, dai3 die Ehefrau des Arztes eine mehr oder weniger griindliche Ausbildung als Kosmetikerin erhalt und sich entsprechend selbstandig betatigt. Der Arzt tritt - wenn auch nicht fuh- rend - so doch immerhin beratend in Erscheinung, und es besteht auch cine gewisse wirtschaftliche Interessengemein- schaft.

2. Die Zusammenarbeit zwischen Kosmetikerin und Arzt wird in der Weise bewirkt, dad die Kosmetikerin, oder all- gemeiner gesagt der kosmetische Laienbetrieb, periodisch einen Arzt hinzuzieht, etwa in der Weise, dai3 an einem Nach- mittag die in der Woche anfalleeden, der Kosmetikerin irgend- wie beratungsbediirftig erscheinenden Kranken bestellt und dem Arzt zur Begutachtung vorgefiihrt werden.

Es liegt auf der Hand, dai3 beide Arten der Zusammen- arbeit nicht durchweg beifallig kritisiert werden konn'en. In beiden Fallen kommt der Arzt in eine engere kommerzielle und damit gewerbliche Bindung, die allgemein und besonders auch von den arztlichen Vereinigungen abgelehnt wird.

Auf der anderen Seite ist es aber abwegig, nun jede Zu- sammenarbeit zwischen Arzt und gewissen Betatigungen und Anwendungen der Laienkosmetik zu unterbinden, da hierfiir ein echtes Bediirfnis besteht. Deshalb mochte ich hier einen dritten Weg zur. Diskussion stellen, der bislang allerdings praktisch nicht verwirklicht werden kann, weil die dam er- forderlichen Hilfskrafte noch nicht in der wiinschenswerten Ausbildung zur Verfiigung stehen. Dieser Weg ware:

3. Die Beschaftigung einer kosmetisch ausgebildeten Hilfs- kraft in der Praxis des Arztes.

Bei dieser Zusammenarbeit kann es sich natiirlich nicht urn die Ausfiihrung der dekorativen Kosmetik in der arztlichen Praxis handeln. Die Beschaftigung der Hilfskraft wiirde sich erstrecken auf die arztliche Kosmetik, soweit sie durch Laien- hand ausfiihrbar list und nicht ohne arztliche Aufsicht durch- gefiihrt werden sollte. Gemeint ist hier die Ausfiihrung von Massagen, Licht und Warmeanwendung, prophylaktische Kuren, Nachbehandlung nach kosmetischen Eingriffen und vieles andere mehr.

Eine solche Hilfskraft sollte eine Ausbildung erhalten, die ihr alle Kenntnisse vermittelt, die zur Aushbung ihres Be- rufes und zu einer interessierten und freudigen Mitarbeit notwendig sind. Wahrscheinlich wird sich auf die Dauer her- ausstellen - und es ist heute schon wiinschenswert, da5 diese Frage in Angriff genommen wird -, dai3 eine geregelte Ausbildung nach festgelegten Stundenplanen durchgefuhrt wird, wobei moglichst ein AbschluB durch eine Priifung mit Diplom-Anerkennung erfolgen sollte. Es ware also ein Aus- bildungsgang und ein Beruf, der der einer technischen Assi- stentin oder Chemo-Technikerin oder aquivalenter Hilfs- krafte des arztlichen Betriebes entsprache. Ich glaube, dai3 die Aussichten fur einen solchen Beruf recht gut sind und durch- aus nicht dem einer technischen Assistentin oder Sprechstun- denhilfe nachstehen. Als Zwischenlosung ware im iibrigen auch durchaus denkbar, die Unterrichtung in den genannten Spezialbetatigungen etwa mit der Ausbildung der technischen Assistentin oder der Sprechstun'denhilfe zu verbinden, wobei auf der Basis der labormagigen Grundausbildung vielleicht wahlweise entweder die Ausbildung im Rontgen oder in der Kosmetik erfolgen konnte. In der Abschlufipriifung konnte dann auch die von so vielen Seiten mit Recht gewijnschte Diplomierung dieser ,,kosmetisch-technischen Assistentin" aus- gesprochen werden.

Abschliei3end mochte ich hervorheben, dai3 es im Rahmen der Kosmetik und Asthetik sowohl fur Xrzte als auch fur nicht- irztliche Wissenschaftler und Berufstatige ein reiches Betati- gungsfeld gibt. Grundsatzlich kann bei klarer Scheidung der Aufgabenkreise sehr vie1 Gemeinsames und Bindendes fest- gestellt werden. Meine Ausfiihrungen enthielten dazu einige eigene Gedanken. Sie mogen auch als solche gewertet werden, um so mehr, als es mir nicht moglich war, im Rahmen der mir gesteckten Zeit nach Art eines ausfiihrlichen Referates auf die praktischen und gedanklichen Entwicklungen einzu- gehen, die im In- und Auslande auf dieses Thema schon bezug genommen haben.

Aerosol-KongreR Vom 5. bis 7. Oktober 1955 fiihrt das Deutsche Kuratorium

fiir Aerosol-Forschung den 2 . Aerosol-KongreS in M ii n s t e r t W e s t f. durch. Die Leitung hat der amtsfiihrende Prasident des wissenschaftlichen Beirats, Prof. Dr. Dr. Schulentann, Bonn.

Das Gesamtthema des Kongresses lautct .N e u e E r g e b - n i s s e d e r A e r o s o l - F o r s c h u n g " . Im einzelnen sol- len folgende Fragen behandelt werden: Physikalisch-technische Aerosol-Probleme (Fortschritte der naturwissenschaftlichen Grundlagenforschung; Aerosol-Einsatz in der Industrie); bio- logische Aerosol-Probleme (Silikose-Grundlagenforschung; Aerosol-Einsatz im Pflanzenschutz und in der Veterinarmedi-

zin); medizinische Aerosol-Probleme (Grundlagenforschung; therapeutische Anwendungen). Die Vortrage finden im Haupt- gebaude der Universitat (Schloi3) statt.

Neben der Vortragsveranstaltung ist eine Ausstellung in der Eingangshalle des Schlosses vorgesehen, d u r h die ein Oberblick uber die modernen Verneblungsgerate in Medizin und Pflanzenschutz wie auch iiber die zur Verneblung geeig- neten Praparate vermittelt werden soll.

Die o r t 1 i c h e K o n g r ei3 - 0 r g a n i s a t i o n hat Prof. Dr. G. Pfeflerkorn, Miinster, Westring 10, iibernommen. An- meldungen zur Teilnahme an d.em Kongrei3 sind an diese Anschrift zu richten.

Die 17. wissenschaftliche Arbeitstagung (Hauptversamm- lung 1955) der Kolloid-Gesellschaft (Vorsitzender: Prof. Dr. H. Erbring, Koln) findet am 21./22. Oktober in B a d 0 e y n - h a u s e n statt. Aus dem Vortragsprogramm weisen wir u. a. auf folgende Referate hin:

Ii. L. Booij, Leidenmolland: D i e R o 11 e d e r C o u 1 o m b - K r a f t e b e i s e r o l o g i s c h e n R e a k t i o n e n

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Bourgoin und M. Joly, Paris: N e u e U n t e r s u c h u n - g e n i i b e r d e n M e c h a n i s m u s d e r G e l b i l d u n g G. Deruichian, Paris: A d s o r p t i o n i n w a g r i g e n P h a s e n u n d v a n d e r W a a l s ' s c h e K r a f t e Dobry-Dzrclaux, Paris: 8 e i t r a g z u r K e n n t n i s d e r A k t i v i t a t i n k o l l c i d e n L o s u n g e n Griebbach und H . Ri hter, Wolfen, Krs. Bitterfeld:

I o n e n a u s t a u s c h e r a l s k o l l o i d e S y s t e m e u n d i h r e W , i r k u n g a u f k o l l o i d e S t o f f e

FETTE . SEIFEN . ANSTRICHMITTEL 57. Jahrgang Nr. 8 1955