hlf 20/16 oder die „unendliche geschichte“

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1 16. Mai 2009 HLF 20/16 oder die „Unendliche Geschichte“ Nach gut eineinhalb Jahren Lieferverzug, war es am Samstag, den 16.05.2009 soweit. Wir konnten unser lang ersehntes und für die heutigen Einsatzanforderungen benötigte HLF 20/16 abholen. Treffpunkt war um 07:00 Uhr am Gerätehaus. Doch bevor es überhaupt soweit war, musste eine gewaltige Vorarbeit geleistet werden. Ich, als ehemaliger Kommandant, muss hier neidlos anerkennen: „Super Job“ gemacht! Das Fahrgestell von einem renommierten deutschen LKW-Hersteller sowie die hydraulische Zugeinrichtung wurden pünktlich geliefert und eingebaut. Für mich auch keine Verwunderung, denn bei beiden Firmen bürgt der Name für Qualität. Wenn man bedenkt, wie anstrengend die Zusammenarbeit mit dem Lieferanten des Fahrzeugaufbaues war, wenn man über- haupt über Zusammenarbeit sprechen darf. Ich weiß nicht genau wie viele Termine es gegeben hat, an denen be- sprochen wurde, was nicht in Ordnung ist, wie man den Fehler beheben sollte und nach den nächsten Terminen war nicht mal ein Strich am Fahrzeug passiert. Da heißt es wirklich Selbstkontrolle bewahren und nicht ausrasten. Anfang Dezember war ich selbst noch bei solch einem Termin in Italien dabei, wir schauten uns alles an, besprachen was nicht funktioniert oder nicht für den Alltag taugt. Die Verantwortlichen vor Ort sicherten uns damals die Auslieferung für Ende Dezember zu - heute ist Mitte Mai – denke, ich muss hier nicht weiter über die Philosophie der Aufbaufirma sprechen. Nur noch soviel, auf der italienischen Homepage wird groß mit der Zertifizierung nach ISO 9001 geworben. Auf die Auskunft, wie die Qualitätsaufzeichnungen unseres Fahrzeuges aussehen oder wie die besprochenen Mängel von den Projektverantwortlichen über Werkstattleitung bis zu dem Arbeiter an das zu produzierende Fahrzeug gelangen, warte ich eigentlich heute noch. Bei dem Auftritt der deutschen Niederlassung im Internet ist zumindest kein Hinweis auf eine Zertifizierung, kann mir auch auf keinen Fall vorstellen, das man so bei der momentanen Vorgehensweise erhält, würde auch mein Glaube an die Auditoren und Zertifizierungsstellen nicht zulassen. Tagelange Versuche, irgendeinen Verantwortlichen an das Telefon zu bekommen, um über die weiter Vorgehensweise einen Informationsstand zu erhalten, waren ohne Erfolg. Will auch, dass mein Bericht online geht, da kann ich meine dunkelsten Gedanken nicht zu Papier bringen.

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Page 1: HLF 20/16 oder die „Unendliche Geschichte“

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16. Mai 2009

HLF 20/16 oder die „Unendliche Geschichte“ Nach gut eineinhalb Jahren Lieferverzug, war es am Samstag, den 16.05.2009 soweit. Wir konnten unser lang ersehntes und für die heutigen Einsatzanforderungen benötigte HLF 20/16 abholen. Treffpunkt war um 07:00 Uhr am Gerätehaus. Doch bevor es überhaupt soweit war, musste eine gewaltige Vorarbeit geleistet werden. Ich, als ehemaliger Kommandant, muss hier neidlos anerkennen: „Super Job“ gemacht! Das Fahrgestell von einem renommierten deutschen LKW-Hersteller sowie die hydraulische Zugeinrichtung wurden pünktlich geliefert und eingebaut. Für mich auch keine Verwunderung, denn bei beiden Firmen bürgt der Name für Qualität.

Wenn man bedenkt, wie anstrengend die Zusammenarbeit mit dem Lieferanten des Fahrzeugaufbaues war, wenn man über-haupt über Zusammenarbeit sprechen darf. Ich weiß nicht genau wie viele Termine es gegeben hat, an denen be-sprochen wurde, was nicht in Ordnung ist, wie man den Fehler beheben sollte und nach den nächsten Terminen war nicht mal ein Strich am Fahrzeug passiert. Da heißt es wirklich Selbstkontrolle bewahren und nicht ausrasten. Anfang Dezember war ich selbst noch bei solch einem Termin in Italien dabei, wir schauten uns alles an, besprachen was nicht funktioniert oder nicht für den Alltag taugt.

Die Verantwortlichen vor Ort sicherten uns damals die Auslieferung für Ende Dezember zu - heute ist Mitte Mai – denke, ich muss hier nicht weiter über die Philosophie der Aufbaufirma sprechen. Nur noch soviel, auf der italienischen Homepage wird groß mit der Zertifizierung nach ISO 9001 geworben. Auf die Auskunft, wie die Qualitätsaufzeichnungen unseres Fahrzeuges aussehen oder wie die besprochenen Mängel von den Projektverantwortlichen über Werkstattleitung bis zu dem Arbeiter an das zu produzierende Fahrzeug gelangen, warte ich eigentlich heute noch. Bei dem Auftritt der deutschen Niederlassung im Internet ist zumindest kein Hinweis auf eine Zertifizierung, kann mir auch auf keinen Fall vorstellen, das man so bei der momentanen Vorgehensweise erhält, würde auch mein Glaube an die Auditoren und Zertifizierungsstellen nicht zulassen. Tagelange Versuche, irgendeinen Verantwortlichen an das Telefon zu bekommen, um über die weiter Vorgehensweise einen Informationsstand zu erhalten, waren ohne Erfolg. Will auch, dass mein Bericht online geht, da kann ich meine dunkelsten Gedanken nicht zu Papier bringen.

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Auch über das Thema Gemeinde und Unterstützung will ich einige Worte verlieren. Klar, auf der einen Seite hatte der Gemeinderat eine Einsparung von ca. 50000,- Euro vor Augen. Gerade in der heutigen Zeit sind 50000,- Euro haben oder nicht haben, kein Pappenstiel. Aber, die Verantwortlichen hätten sich meiner Meinung ein wenig schneller und energischer für die Feuerwehr einsetzen müssen. Auch weiß zum heutigen Zeitpunkt keiner, ob die 50000,- Euro eine Investition in die Zukunft waren oder eine ewige Baustelle aufgerissen haben. Ich werde auf keinen Fall akzeptieren, dass sich irgendjemand seitens der Gemeinde am Einweihungstermin hinstellt und das Ganze schön redet. Wenn, soll man alles so darstellen wie es war, auf keinen Fall vorbildlich. Nach gut einer Stunde Fahrt waren wir am deutschen Standort des Lieferanten (Namen kann ich leider aus rechtlichen Gründen nicht nennen). Die Fahrt war wie immer locker, gab ein kleines Frühstück als Bordverpflegung, kostet nichts, nicht wie bei dem Billigflieger nach Italien. Auf der Fahrt wurde auch schon die weitere Vorgehensweise für die Einweisung von Fahrzeug und Gerätschaften festgelegt. Die be-nannten Personen sollten sich bei der Einweisung auf Ihre Aufgaben-stellung konzentrieren. Florian, Kevin und Daniel waren bereits am Donnerstag vor Ort, wollten auf alle Fälle vermeiden, dass wir zur heutigen Endabnahme und Einweisung noch gravierende Fehler vorfinden. Die Devise war aber allen klar, wenn das Fahrzeug nicht in Ordnung ist, bleibt es auf dem Hof des Aufbauherstellers stehen. Aufklärend war auch die Fahrt für mich, was die Buchstaben „AO“ auf den Nummern- schildern auf dem 14/1 und dem 40/2 bedeuten. Florian sagt, für die Gemeinde ist die Feuerwehr das „A“ und „O“, würden dies auch nur die Verantwortlichen der Gemeinde so sehen. Ist aber eine gute Idee!

Gegen 08:15 Uhr waren wir vor Ort, doch die Verantwortlichen fehlten teilweise noch. Um 08:30 Uhr war es soweit - alle Personen die wir für den heutigen Tag benötigten waren vor Ort, nach kurzer Begrüßung ging es auch gleich los. Peter und ich waren zuerst gefordert, Strom-erzeuger, Pumpe, Lichtmast, Hydraulikaggregat und hydraulische Zugeinrichtung.

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Daniel saß bereits seit der Ankunft auf dem Fahrersitz, auf dem Gruppen-führerplatz der Verantwortliche für Funk und Elektroeinbauten des Herstellers. Daniel klärte alle offenen Punkte in gewohnter Routine.

Nach und nach, letztendlich bis um die Mittagszeit wurde Punkt für die Einweisung abgearbeitet. Die Fehler von Kevin notiert und zur sofortigen Abstellung an den Verantwortlichen weitergeleitet.

Zu Mittag, wie sollte es auch anders sein bei einem Aufbauhersteller italienischen Ursprungs, gab es Pizza. Muss hier auch ganz klar anmerken, die Pizza die wir in Italien und in Deutschland zum Verzehr vorgesetzt bekamen, waren alle sehr gut. Nach dem Mittag ging es weiter, wollten schließlich pünktlich zuhause sein. Florian verteilte eine mehrseitige Liste, auf der alle Gegenstände aufgeführt waren, die bereits vor eineinviertel Jahren nach Italien versendet wurden. Punkt für Punkt wurde abgearbeitet, bis auf Kleinigkeiten war auch alles vorhanden, der Rest wird nachgeliefert.

Florian, Kevin sowie Daniel besprachen die weitere vertragliche Abwicklung der Nachbesserungen am Aufbau. Gegen 15:00 Uhr waren wir dann bereit zur Nachhausefahrt Richtung Kahl. Doch zuvor noch eine kurze Ansprache von Florian und Übergabe eines kleinen Geschenkes an die Verantwortlichen des Aufbauhersteller, denke die haben es mit Humor genommen und den wink mit den Zaunpfahl für Ihre weiters Schaffen verstanden. Florian setzte sich hinter das Steuer unseres neuen HLF, wir setzten uns Richtung Heimat in Bewegung, wollten aber zusammen in Kahl ankommen.

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Kurz vor Kahl meldet sich Florian das erste Mal bei der Leitstelle im Aschaffenburg – „Florian Kahl 40/2 meldet sich erstmalig im Funkverkehrskreis“ - jetzt wusste der letzte Neugierige im Landkreis Aschaffenburg, die Kahler sind da. Zur Info für alle Neider und die, die uns nicht mögen, wir sind immer da! Nach gut eineinhalb Stunden war es soweit, wir fuhren auf das Gelände des Gerätehauses ein, es waren schon einige Interessierte vor Ort, klar so was passiert nicht alle Tage, da will man dabei sein, die letzten Meter wurde natürlich mit Blaulicht und Horn gefahren. Kann an dieser Stelle nur für mich sprechen, die Abholung hat echt Spaß gemacht, war ein super Team dabei, das sich auch seiner Verantwortung, was die Ausbildung betrifft, bewusst ist. Da stand es nun in voller Pracht, optisch zweifelsfrei eine Augenweide - der neue Löschbolide - doch hält es auch das was es verspricht und dies für das nächste viertel Jahrhundert. So wie ein Heckflügel an einem PKW, noch kein Formel 1 Fahrzeug macht, so macht ein Designelement noch lange nicht ein einsatztaugliches Feuerwehrfahrzeug aus. RoKu