headliner #090

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von Reinhold Giovanett K reativität ist, wenn man es trotzdem macht. So gesche- hen im Hause des Stadtra- dios Radio Tandem, als der runde 30. Geburtstag schon nicht ungefei- ert aber doch zumindest unge- bührend gefeiert vorüberging. Sei's drum, der Geburtstag, der jetzt ge- feiert wird ist noch viel runder. Mit 33 1/3 erscheint eine Download-CD, die einerseits die kreative und witzi- ge Seite der Radiomacher aus Bo- zen belegt, andererseits auf eine Zahl zurückgreift, die (fast) nur mehr Musik-Archeologen ein Be- griff ist. 33 1/3 war/ist die Um- schreibung der Geschwindigkeit, mit der sich die LPs pro Minute auf dem Plattenteller drehten. Im Ge- genzug mussten die Singles mit 45 rpm (rounds per minute) abgespielt werden. Punks und andere extre- mere junge Leute hörten sich mit- unter auch die LPs mit der Single- Geschwindigkeit an, weil die Songs schneller und eben extremer waren, aber das ist eine andere Geschichte. Der Titel „33 1/3“ des Radio Tan- dem-Geburtstages geht also darauf zurück, dass das Radio zu Beginn noch mit Vinyl gearbeitet hat. Radio Tandem war damals klein und ist es auch heute noch. Im Gegensatz zu den anderen kommerziellen Radios unseres Landes, bestand und be- steht die Mannschaft zum aller- größten Teil aus Mitarbeitern, die Radio nicht als Arbeit, sondern aus Begeisterung für das Medium und seine Möglichkeiten machen. Zwar hat sich Radio Tandem seit etlichen Jahren bereits dem italienischen Netzwerk „Radio Popolare Net- work“ angeschlossen und zieht dar- aus vor allem den Nutzen der Über- nahme italienweiter Liveschaltun- gen oder der Nachrichtensendun- gen, Herzstück von Radio Tandem ist aber dennoch, dass hier ein Ra- dio für Bozen gemacht wird. Das musikalische Angebot war und ist alternativ, d.h. es wird Musik ge- spielt, die anderswo nie oder nur selten gespielt wird. Das gilt auch für die Spots, die schon sehr früh (origineller) Teil des Programms von Radio Tandem wurden. Die Grundausrichtung von Radio Tan- dem war und ist Sprachgruppen übergreifend, nicht zuletzt deswe- gen, weil das Radio aus der zwei- sprachigen, u.a. von Alexander Lan- ger gegründeten Zeitung „Tandem“ hervorgegangen ist. Die 33 Spots zeichnen ein Stück Südtiroler Geschichte nach, zur Abwechslung mit viel Witz, Ironie und sprachlicher Kunstfertigkeit. Zwar sind sie zum allergrößten Teil in italienischer Sprache, aber man findet sich auch als Angehöriger der deutschen Sprachgruppe (so die politisch korrekte Definition, nicht?) mehrfach wieder. Ganz kon- kret im „Notiziario“ beispielswei- se, wo der Irrwitz der Sprachgrup- pentrennung hervorragend auf die Spitze getrieben wird, oder ganz allgemein beim Spot „Johnny“, in dem Radio Tandem gegen den Son- nenuntergang reitet. Vittorio Albani, seit Jahren italien- weit im Jazzbereich als Promoter und Journalist unterwegs, war seit Anbeginn bei Radio Tandem aktiv und hat sämtliche der vorliegenden Spots (mit)produziert. Von ihm stammen auch ein Begleittext zum Release und die Kommentare zu den einzelnen Spots. Die Idee, wie deren Umsetzung von Till Antonio Mola und Marco Ambrosi, ist sehr gelungen. Unab- hängig vom lokalpolitischen Kon- text, regen die Spots das Kopfkino an und nehmen der Vergangenheit etwas an der üblichen Schwere. Präsentiert wird die (Download- )CD innerhalb eines Jazz-Früh- stücks am Sonntag, 16. Mai, ab 10 Uhr, im Park des „Circolo unificato dell'Esercito“ in der Drususallee 20. Auf der Bühne, der italienische Jazzmusiker Alessandro Ducoli. Info + Download: www.radiotandem.it Freitag, 14. Mai 2010 – Nr. 93 Redaktion Tageszeitung „Headliner“: 329/5913560 – [email protected] << HEAD LINER 33 1/3 rpm oder: Die Kunst der Radiospots Das Geburtstagsgeschenk des Bozner Stadtradios Radio Tandem. Zuerst wählen, dann mit Radio Tandem feiern: Die ersten 50 Besucher/innen des Festes erhalten eine CD mit allem drum und dran, sofern sie den (aktuellen) Stempel im Wahlausweis vorzeigen. Jazz-Kenner und Radiomacher Vittorio Albani bereits 1976 vor dem Radiomikro: Schaffte nicht nur viele der Spots für Radio Tandem, die auf der CD „33 1/3“ zu hören sind, sondern schrieb auch den informativen Begleittext.

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Headliner - Musikmagazin - Freitags in der Neuen Suedtiroler Tageszeitung

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Page 1: Headliner #090

von Reinhold Giovanett

K reativität ist, wenn man estrotzdem macht. So gesche-hen im Hause des Stadtra-

dios Radio Tandem, als der runde30. Geburtstag schon nicht ungefei-ert aber doch zumindest unge-bührend gefeiert vorüberging. Sei'sdrum, der Geburtstag, der jetzt ge-feiert wird ist noch viel runder. Mit33 1/3 erscheint eine Download-CD,die einerseits die kreative und witzi-ge Seite der Radiomacher aus Bo-zen belegt, andererseits auf eineZahl zurückgreift, die (fast) nurmehr Musik-Archeologen ein Be-griff ist. 33 1/3 war/ist die Um-schreibung der Geschwindigkeit,mit der sich die LPs pro Minute aufdem Plattenteller drehten. Im Ge-genzug mussten die Singles mit 45rpm (rounds per minute) abgespieltwerden. Punks und andere extre-mere junge Leute hörten sich mit-unter auch die LPs mit der Single-Geschwindigkeit an, weil die Songs

schneller und eben extremer waren,aber das ist eine andere Geschichte.Der Titel „33 1/3“ des Radio Tan-dem-Geburtstages geht also daraufzurück, dass das Radio zu Beginnnoch mit Vinyl gearbeitet hat. RadioTandem war damals klein und ist esauch heute noch. Im Gegensatz zuden anderen kommerziellen Radiosunseres Landes, bestand und be-steht die Mannschaft zum aller-größten Teil aus Mitarbeitern, dieRadio nicht als Arbeit, sondern ausBegeisterung für das Medium undseine Möglichkeiten machen. Zwarhat sich Radio Tandem seit etlichenJahren bereits dem italienischenNetzwerk „Radio Popolare Net-work“ angeschlossen und zieht dar-aus vor allem den Nutzen der Über-nahme italienweiter Liveschaltun-gen oder der Nachrichtensendun-gen, Herzstück von Radio Tandemist aber dennoch, dass hier ein Ra-dio für Bozen gemacht wird. Dasmusikalische Angebot war und istalternativ, d.h. es wird Musik ge-

spielt, die anderswo nie oder nurselten gespielt wird. Das gilt auchfür die Spots, die schon sehr früh(origineller) Teil des Programmsvon Radio Tandem wurden. DieGrundausrichtung von Radio Tan-dem war und ist Sprachgruppenübergreifend, nicht zuletzt deswe-gen, weil das Radio aus der zwei-sprachigen, u.a. von Alexander Lan-ger gegründeten Zeitung „Tandem“hervorgegangen ist.Die 33 Spots zeichnen ein StückSüdtiroler Geschichte nach, zurAbwechslung mit viel Witz, Ironieund sprachlicher Kunstfertigkeit.Zwar sind sie zum allergrößten Teilin italienischer Sprache, aber manfindet sich auch als Angehörigerder deutschen Sprachgruppe (sodie politisch korrekte Definition,nicht?) mehrfach wieder. Ganz kon-kret im „Notiziario“ beispielswei-se, wo der Irrwitz der Sprachgrup-pentrennung hervorragend auf dieSpitze getrieben wird, oder ganzallgemein beim Spot „Johnny“, indem Radio Tandem gegen den Son-nenuntergang reitet.

Vittorio Albani, seit Jahren italien-weit im Jazzbereich als Promoterund Journalist unterwegs, war seitAnbeginn bei Radio Tandem aktivund hat sämtliche der vorliegendenSpots (mit)produziert. Von ihmstammen auch ein Begleittext zumRelease und die Kommentare zuden einzelnen Spots.Die Idee, wie deren Umsetzungvon Till Antonio Mola und MarcoAmbrosi, ist sehr gelungen. Unab-hängig vom lokalpolitischen Kon-text, regen die Spots das Kopfkinoan und nehmen der Vergangenheitetwas an der üblichen Schwere. Präsentiert wird die (Download-)CD innerhalb eines Jazz-Früh-stücks am Sonntag, 16. Mai, ab 10Uhr, im Park des „Circolo unificatodell'Esercito“ in der Drususallee20. Auf der Bühne, der italienischeJazzmusiker Alessandro Ducoli.Info + Download: www.radiotandem.it

Freitag, 14. Mai 2010 – Nr. 93

Redaktion Tageszeitung „Headliner“: 329/5913560 – [email protected] <<

HEADL I N E R33 1/3 rpm

oder:

Die Kunst derRadiospotsDas Geburtstagsgeschenk des Bozner

Stadtradios Radio Tandem.

Zuerst wählen, dann mit

Radio Tandem feiern: Die

ersten 50 Besucher/innen

des Festes erhalten eine

CD mit allem drum und

dran, sofern sie den

(aktuellen) Stempel

im Wahlausweis

vorzeigen.

Jazz-Kenner und Radiomacher VittorioAlbani bereits 1976 vor dem Radiomikro:Schaffte nicht nur viele der Spots für Radio

Tandem, die auf der CD „33 1/3“ zu hörensind, sondern schrieb auch den

informativen Begleittext.

Page 2: Headliner #090

HEADL I N E RFreitag, 14. Mai 2010 – Nr. 93

NEWS

Live in Bozen

Batman + Robin

Nein, es ist nicht Helloween.Und wer ungläubigerweise aufdie Uhr schaut, wird feststellen,dass das Jahr 2010 schon einWeilchen keine Windeln mehrbraucht. Dennoch: Das Konzert,das am morgigen Samstag, 15.Mai, 20.30 Uhr im Pippo-Stagein Bozen über die Bühne geht,wird die Besucher in ein zeitli-ches, musikalisches und visuel-

les Paralleluniversum schleu-dern. Auf der Bühne: Batmanund Robin aus der österreichi-schen (!) Gotham City und dieBozner Peggy Germs. BeideBands verbindet das Wort Gara-ge, also räudige Rockmusik, die,so lehren es die Vinyl-Professo-ren, in direktester Verbindungzum Punkrock steht. Dass beiden Boznern Peggy Germs dies-bezüglich Feinschmecker amWerk sind, zeigen ihre musikali-schen Referenzen: The Sonics,The Cramps, The Trashmen,The Damned, The Cynics. Wasihre österreichischen Kollegenbetrifft, so drehen die die Sachenoch etwas weiter ins Exzentri-sche, Richtung Comics, Comedyund Lo-Fi. Noch einmal zummitschreiben: Das Konzert fin-det morgen, Samstag, 15. Mai,20.30 Uhr, im Pippo-Stage inBozen statt: Leder, Schminke,Rock'n'Roll!! (rhd)

Interesse daran,

im Headliner zu

inserieren? Kontaktieren Sie uns:

[email protected]

Toller Start in die Openair-Saison

Das Sunside OpenairE

s war ein tolles Festival, dasletzten Samstag über dieBühne ging. Das „Sunside

Music Festival“ in Villanders, dasheuer bereits zum vierten Mal orga-nisiert wurde, machte seinem Na-men heuer zwar keine Ehre, da vonSonne nicht viel zu sehen war, dochdie Besucher hatten keine Scheu vordem schlechten Wetter, zumal derFestplatz in Villanders ja überdachtwar. Geschätzte 700 bis 800 Besu-cher waren vor Ort, um bei den sechsSüdtiroler Bands und dem Headli-ner Iriepathie aus Wien kräftig zuapplaudieren, zu tanzen, mitzusin-gen, zu kreischen und zu grölen. Es wurde einiges an unterschiedli-chen Musikgenres geboten: So warzwischen Reggae von der 10-köpfi-gen Bob Marley Tribute Show undden Wienern Iriepathie, auch Me-tal der Naturnser Band Blood Edi-tion und den Eisacktalern Arceas,einer Melodic-Deathmetal-Band,zu hören. Arceas, die beim Sunsi-de-Festival ihren ersten Auftritthatten, konnten überzeugen, im-merhin gelingt es nicht jeder Banddas Publikum gleich beim erstenAuftritt zu einer „Wall of Death“ zu

animieren. Dazu kam noch der Lie-dermacher Max von Milland, derdas Publikum mit seiner „Band“,bestehend aus einer Loop-Station(ein digitales Aufnahmegerät mitdem man live aufnehmen und dasAufgenommene direkt und sofortabspielen kann) und seiner smar-ten Art verzauberte, New Re-demption, die mit eigenen Songsund Coversongs von Bon Jovi oderGreen Day das jüngere Publikumansprachen und die Gentle Mem-bers, die mit akustischen undrockigen Repertoire den Anfangmachten. Zum Ausklang gab es aufdem gut besuchten Campingplatz

eine Feuershow in Begleitung ei-ner Jam-Session des Dudelsack-spielers und des Percussionistender Band Irish Coffee. Organisiertwurde das Festival von der Ju-gendgruppe „Kaktus“ Villanders,dem Jugendtreff „Kaos“ Klausen,der SKJ Saubach und der SKJLatzfons. Nicht zu vergessen istder Benefizcharakter des Ope-nairs. Die Gesamteinnahmen desFestivals kommen der Hilfsorgani-sation „Südtirol hilft“ zugute. Ein gelungenes und friedlichesFestival und ein gutes Omen fürdie die noch junge Festivalsaison.(Töggi)

Schlechtes Wetter ist kein Hindernis: Der überdachte Festivalplatz in Villanderswar prall gefüllt beim diesjährigen Sunside-Festival.

Willkommen in Villanders (und zur dies-jährigen Festival-Saison): Die vierte Aufla-

ge des Eisacktaler „Sunside Openairs“.

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to: M

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SH-Südtirol Fest

Raus mit euch!E

inmal auf den Bretten ste-hen, auf denen sich somach Indieaner die Tränen

mit dem Schal trocknete bis dieBrille verrutschte, welche die gel-be Skinny Jeans streifte undschlussendlich neben dem Never-ever-Converse-Schuh zu Bodenfiel? Ja, Indiebands träumen amTag davon; Metalbands nachts inihren grellsten Alpträumen. Undauch heuer werden 4 hiesige Acts,die laut Organisatoren ins Bühnen-ambiente des Weekender Clubs In-nsbruck passen, eine solche Bühneentern. Der Grund: Die SüdtirolerHochschülerschaft Innsbruck ver-anstaltet ihr Südtiroler Fest wie-der unter dem Banner „AusnLandl Ausischaugn“ und stellt Maxvon Milland (Liedermacher, Mil-land/Brixen), Lookybutnotouchy(Pop/Rock, Schlanders), Mary’sJail (Alternative, Bozen) und DieDrogen (Indiepop, Seis/München)am Mittwoch, 19. Mai 2010 auf dieausländische Weekender-Bühne.Ab 21 Uhr gibt’s dort Livemusikund eine Aftershow mit Weeken-der-DJs im Club und Cafè. Wir ha-ben uns im Vorfeld mit Arno Par-meggiani, dem Vize-Vorstand derSH, unterhalten.Headliner: Wie geht’s euch mo-

mentan in der SH Innsbruck?

Arno Parmeggiani: Wir sind sehrzufrieden, unsere Events sind immergut besucht und das Südtirol Fest„Ausn Landl Ausischaugn“ ist sehrbeliebt. Am 9. Juni werden wir u.a.

die „Zupprmandor Schou“ mit Dor-DoggiSing und Jochen Gasser (And-reas Hofer Comic) präsentieren.„Ausn Landl Ausischaugn“ war

im vergangenen Jahr eine zwei-

teilige Veranstaltungsreihe. War-

um habt ihr das Event diesmal

auf einen Abend angesetzt?

Wir haben uns dieses Semester für 2Stöcke im Weekender entschieden,dies erhöht natürlich auch die Ko-sten. Leider sind unsere Mittel sehrbegrenzt! Man muss sich vorstellen,dass die Künstler keine Gagen be-

kommen. Eine weitereAusgabe wird es im Win-tersemester 10/11 geben.Wie läuft die Zusammen-

arbeit mit dem Weeken-

der Club/Cafè ab?

Sehr gut! Der Weekenderist einer der professionell-sten Clubs den ich kenne.Die Musikanlage ist sichereiner der besten in Inns-bruck und der Club ge-niest eine hohen Bekannt-heitsgrad! Es ist eine Ehrefür jede Band auf einerBühne zu spielen wo be-reits Größen wie Shout outLouds, Peter Doherty oderThe Rifles zu Gast waren.Wer hat die Bandaus-

wahl getroffen und was war euch

hierbei wichtig?

Die Bands wurden von mir vorge-schlagen und zusammen im Aus-schuss bestätigt. Die SüdtirolerBands sollen natürlich in erster Li-nie zum Club passen und auch kürz-lich auf sich aufmerksam gemachthaben. Lookybutnotouchy habenz.B. vor einigen Wochen den Inter-national Live Award gewonnen.Info: http://innsbruck.asus.sh

(Interview: eva)

Spiel’s nochmal: Der Liedermacher Max von Milland kommt am 19. Mai erneut ins Weekender und eröffnet „Ausn Landl Ausischaugn“.

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Page 3: Headliner #090

005 ist eine schöne Zahl, vor allem,wenn es die Nummer eines kleinenLabels ist, denn es ist der konkreteBeweis, dass da eine Idee mit Durch-haltevermögen durchgezogen wird.apr005, so die vollständige Kennung,ist dem Debut-Album der Unter-landler Band The Living Targets zu-geordnet, die damit und gestern ihrAlbum „InneRiot“ über Airbagpro-mo Records veröffentlicht haben. The Living Targets sind seit 2007unterwegs und nach den chaoti-schen Anfangstagen, hat sich diebandinterne Kompassnadel beru-higt, sowohl musikalisch als auchbesetzungstechnisch: Marius Wal-ter (Gitarre und Stimme), Christi-an Hilber (Bass) und Hannes Pfit-scher (Schlagzeug) spielen nuneine relativ definierte, weil gut ver-mengte Mischung aus Punk, Alter-native und Grunge. „InneRiot“ hat,wie die allermeisten Debut-Albenetliche Schwächen. Wer The LivingTargets letzthin live gesehen hat,wird etwa die Dynamik in den Son-gs vermissen. Kein Auf und Ab,kein verzerrter Bass, kein Zurück-nehmen der Energie und folglichkein wirklich merkliches Anziehen

an gewissen Stellen. Das mag ander Studioarbeit liegen, am Fehleneines objektiven Beobachters vonaußen oder einfach nur an der Ab-mischung bzw. am Mastering. Wasder Grund auch war, The LivingTargets haben damit einige Punkteverschenkt. Ein weiteres auffallen-des Manko ist die Stimme von Ma-rius Walter, die bisweilen ziemlichfalsch liegt („Hypocrisy“), was vonden Aufnahmetechnikern des Riff-Studios in Bozen überraschender-weise hingenommen wurde. Apro-pos Riff-Studio: Zwar hat sich dasBozner Aufnahmestudio unter denhiesigen Bands einen guten Na-men erarbeitet, aber gerade beiThe Living Targets merkt maneine gewisse Oberflächlichkeitt:„Question Athority“ hat deutlichmehr Druck als etwa „Life Is ATrip“ und das Verhältnis einzelnerInstrumente/Stimmen ist nicht im-mer nachvollziehbar, schon garnicht, wenn man davon ausgeht,dass hier ein Trio am Werk ist.Es sei unterstrichen, dass die an-geführten Punkte eigentlich typi-sche Debut-Krankheiten sind, undweniger der Band selbst anzula-

sten sind. Bands, die sich zum er-sten Mal in ein Studio begeben,sind allzu gerne der Situation aus-geliefert, eine Situation, die mitden eignen Vorstellungen, Erwar-tungen und Erfahrungen, dem vor-gesehenem Budget u.ä. nicht im-mer übereinstimmt.Kommen wir also zu den Qualitätenvon The Living Targets, die ganzdeutlich zu hören sind und eigent-lich mit den drei ersten Songs,„Question Authority“, „4:20“ und„Trash“ sehr gut auf den Punkt ge-bracht werden. „InnerRiot“ ent-hält kompakte Songs mit gutenHook-Lines und, mit einigen Aus-nahmen (z.B. „Golden West“),durchwegs Titel, die „ziehen“, dienach vorne gehen. Die Stimme vonMarius Walter hat vor allem in denlauten Passagen große Überzeu-gungskraft und die CD funktio-niert als Ganzes funktioniert.Band und Label überschreiben die-ses Stück Musik mit AlternativeRock. Das trifft es auch, denn Punkist zwar vorhanden, aber nur in ab-gewandelter Form und Grunge isteher als Grundstimmung wahrzu-nehmen, sieht man einmal vomNirvana-Riff zu Beginn von „LucyNever Let's Me Down“ ab.„InneRiot“ ist als Download zuempfehlen, weil es das Zeugnis ei-ner kreativen jungen Band undalso eine spannende Angelegenheitist. Betrachtet man die bisherigenReleases von Airbagpromo Re-cords, so haben The Living Targetsdie Rock'n'Roller The Psychosnicht vom Thron stoßen können.„Blood Sweat Rock'n'Roll“(apr004, 2009) ist nach wie vor dasedelste Stück im hause Airbagpro-mo Records. Das Niveau von Into-Xication haben The Living Tar-gets, mit einigen wenigen Abstri-chen, aber erreicht. (rhd)Info: www.myspace.com/thelivingtargets

www.airbagpromo.com/records/apr005

HEADL I N E RFreitag, 14. Mai 2010 – Nr. 93

KINO

Iron Man 2

Gut gegenböse

Eines gleich vorweg: Wer dieKinowerbung zu „Iron Man 2“(auf oberflächliche Weise) ver-folgt hat (oder von ihr verfolgtwurde), mochte den Eindruckhaben, dass hier ein Actionfilmim Anmarsch wäre, bei demAC/DC-Songs eine wichtige Ne-benrolle spielen würden. DieserEindruck ist falsch. Wer mit die-ser Erwartung ins Kino möchte,braucht sich die Kinokarte nichtzu kaufen. „Shoot to Thrill“gleich zu Beginn und „HighwayTo Hell“ beim Abspann ist zuwenig für „Headbangen im Ki-nosaal“, wie andernorts zu lesen

war. Aber abgesehen davon undvon der Tatsache, dass es wiedereinmal „nur“ um den Kampf„Gut gegen böse“ geht, ist „IronMan 2“ kurzweilig und gut ge-macht. Comicsfans werdennicht enttäuscht, denn die Ma-cher haben sich an Grundliniendes Superhelden aus dem Marvel-Universum gehalten:Robert Downey Jr. spielt denreichen Playboy und genialenErfinder Tony Stark überzeu-gend, ebenso Gwyneth PaltrowIron Mans rechte Hand PepperPotts und die technische Umset-zung der „Rüstung“ von IronMan ist sehr gelungen. DassScarlett Johansson als BlackWidow trotz beeindruckenderKampfszenen nicht überzeugenkann, ist ein Minuspunkt fürjene, die die russische Geheima-gentin aus den Comics kennen.Ein besonderes Vergnügen hin-gegen ist Mickey Rourke in sei-ner Rolle als Ivan „Whiplash“Vanko. Er spielt einen der Wi-dersacher Iron Mans nicht ver-bissen und böse auf Teufelkomm heraus, sondern mit Ge-lassenheit und Witz. Überhauptist Witz in dieser sichtlich teu-ren Produktion ein Hauptwort.7 von 10 Punkten. (rhd)

Samantha Schneider

Rockfan, Geschichtenzeichnerin und Verfasserin des neuen Sterzinger Stadtführers.

www.myspace.com/comickette

Ze

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Sch

ne

ide

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Fo

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Erscheint als fünfter Release bei

„Airbagpromo Records“: „InneRiot“

von The Living Targets.

The Living Targets und ihr Debut „InnerRiot“

Bewegliche Ziele sindschwer zu treffen

Das Debüt-Album ist seit gestern online (und kostenlos downloadbar): The Living Targets aus Montan.

Page 4: Headliner #090

HEADL I N E RFreitag, 14. Mai 2010 – Nr. 93

g r a p h i c j o u r n a l i s m