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Dr. Rašid Durić
DAS LIED SEVDALINKA ALS VOLKSMUSIKALISCHER AUSDRUCK DER URBANEN
ARCHITEKTUR UND DES SCHÖPFERISCH-MUSIKALISCHEN GEISTES DER
VÖLKER BOSNIENS
Zusammenfassung
Das volkstümliche bosnische Lied, das unten den Namen „Sevdalinka“ im ganzen Balkanraum seit
etwa einem Jahrhundert ernannt und bekannt wurde, ist ein Akt des musikalisch-melodischen
Schaffens, der sich in der ersten Reihe als eine reine Gesangskunst auszeichnet. Das Sevdalinka-
Lied ist vor allem ein Gedicht der Verliebten über die Sehnsucht nach Liebe und die unerwiderte
Liebe. Sevdalinka ist die Bezeichnung für das städtische Liebesvolkslied, das in ihrer Entstehung
und Verbreitung ursprünglich auf das Gebiet Bosniens und Herzegowinas beschränkt war. .Der
Terminus “Sevdalinka” kommt aus dem "Sevdah" der aus dem Arabischen stammt und gelangte
durch Vermittlung des Persischen und des Türkischen als "sevda" in die bosnische Sprache, wo er
"Liebe", "Liebessehnsucht", "Liebeskummer", "Liebestrennung" bedeutet. (Škaljić 1989: 561, 562).
Bei ihrem Tonalitätsvergleich mit der anderen Genres der volksmündlichen Tradition, ist das
Sevdalinkalied mit dem Tonalitätsreichtum gekenzeichnet. Das durchschnittliche Sevdalinkalied ist
nämlich reicher an Tonalität und enthält etwa durchschnittlich fünf bis neun Töne in einem Lied.
(Vgl.: Milošević 1964; Karača 2006). Die mehreren Tausenden Sevdalinka-Lieder, die in Bosnien-
Herzegowina unter islamisch-religiösem Einfluss entstandenen Melodien geprägt sind und durch
den Einfluss dreier Sprachen (des Arabischen, Persischen und Türkischen) gekennzeichnet sind,
werden von der Islamisierung Bosnier im 16. Jahrhundert bis zur heutigen Zeit als Volkslied in der
Gesangstradition aller Volksbosnier gepflegt. In diesem Aufsatz wird präsentiert, wie sich die
urbane, städtische Architektur während der türkischen Herrschaft, und in der Gesangkultur der
islamisierten Bosnier (der Bosniaken) in das Lied Sevdalinka entwickelt hat und heutzutage im
Sevdalinkalied widerspiegeln. Es handelt sich nämlich um die Tatsache, dass das Sevdalinka in
ihrer volkstümlichen Texten und in ihrer Gesangtradition vielen Realitäten, Begebenheiten und
historischen Persönlichkeiten der städtischen Architektur des bosnischen Städten während der
türkischen Herrschaft besungen hat. Dabei hat Sevdalinka in sich auch eine südslavisch-islamische
melismatische und geistliche Verschmelzug erzeugt, mitgebracht, sowie in ihren poetischen Texte
als auch in ihrer Melodie und Gesangtradition der Bosnier zusammengestellt. Der Sinn diesen
Aufsatzes besteht darin, um diesen Thesen zu beweisen.
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Hauptwörter: volkstümliches Lied Sevdalinka, die reiche Tonalität Sevdalinkas, die reale
Beschreibung der urbaner Architektur der bosnischer Städten, das verschmolzene
südslavisch-islamischen Tonlitätsreichtum und der Geist des Sevdalinkaslied
I 1.
Im geographisch-kulturellen Rahmen des Balkans wurde das Lied Sevdalinka hauptsächlich in
Bosnien-Herzegowina gepflegt, wo auch Sevdalinka entstanden und gepflegt worden ist.
Sevdalinka entstand zu jener Zeit in Bosnien, als die orientalisch-islamische Kultur und der Islam
als solcher alle Lebensformen und -inhalte umfassten und durchdrangen, insbesondere bei der
südslawischen Bevölkerung Bosniens, die den Islam als modus vivendi und modus procedendi
angenommen hatte. Dadurch spiegelt sich in Sevdalinka auch hutzutage die urbane Architektur und
die gesamten geistigen Leben der Bosniaken. Der Tonalitätsreichtum und der Wohlklang der
Sevdalinka haben ihren Ursprung und ihre reiche melismatische Grundlage, neben der autochtonen
einheimischen bosnischen Gesangtradition, auch ihren Tonalitätsquellen in der islamischen Religion
und Musiktradition. Besonders der Anteil des "ezan", der Aufruf der Gläubigen zum "namaz" -
Gottesdienst, spielt bei der musikalischen Entstehung Sevdalinkas eine große Rolle. Zur
musikalischen Ausformung der Sevdalinka haben auch die religiösen Lieder der bosnischen
Muslime, "ilahi" (ilahije) und "qasida" (kaside), beigetragen, die im religiösen und familiären
Milieu der letzten fünf Jahrhunderte in Bosnien gepflegt wurden. Die Sevdalinka wurde besonders
zur türkischen Herrschaftszeit intensiv gepflegt und hauptsächlich in Bosnien aber auch in Serbien
und Montenegro und in der damaligen türkischen Teilen Kroatien gesungen. Der Islam wurde
damals das Fundament der neueren materiellen Zivilisation und des verschmolzenen südslavisch-
islamischen Geistes. Der damalige historische Prozess des allmählichen Hineinwachsens der
orientalisch-islamischen Zivilisation und des Geistes der Bosnier wurden auch durch den
Entstehung des Sevdalinkas Liedes vermittelt. Der Hereinwachsen des Islam, der in die
mittelalterliche bosnische Kultur in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts begonnen hat, dauerte
bis zur heutigen Zeit an. Unter der Einfluss der islamischer Zivilisation entstanden in Bosnien und
in der Herzegowina im 16. Jahrhundert Dutzende städtischer Siedlungen und damit die materielle
Voraussetzung der neuen urbanen und geistigen Leben in der sich auch die Musik des Liedes
Sevdalinka entwickeln konnte: die Mahale - die urbanen Stadtviertel mit den gepflasterten Gassen,
geweißelte Häuser, Hochhäuser mit Dachböden, mit "mušepci" - Fenstergittern und "kapidžici" -
Türchen, Pförtchen, für die Gespräche der Liebenden, und viele Fenster an jedem Haus, die
"hamami" - Badehäuser, Karawansereien - eine Art der huetigen Hostels, "tekije" - die Klöster auf
gesondertem Gebiet, "ćuprije" - die Brücken über die Flüsse. Diese türkisch-orientalische materielle
Zivilisation, aus der die Sevdalinka ihre Motive bis heute schöpft, existierte ohne Unterbrechung
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über vierhundertfünzig Jahre türkischer Herrschaft in Bosnien. Mit dem Beginn der österreichischen
Herrschaft in der Herzegowina von 1878 sowie im 20. Jahrhundert lösten sich teilweise, nicht aber
insgesamt, solche materielle Urbanisierung mit der islamisch geprägter Tradition auf, in denen die
Sevdalinka gestaltet und gepflegt wurde. Während der türkischer Herrschaft in Bosnien sowohl
wohlhabende bosnische Stifter (im Bosnischen "vakif" genannt) als auch materiell eher
durchschnittlich begüterte Menschen hatten aus religiösen, humanitären und pädagogischen
Gründen in privater Initiative zahlreiche Gebäude in den Städten Bosnien-Herzegowinas errichten
lassen. Der "vakuf" - die bosnisch-muslimische gesellschaftliche Stiftungsinstitution - fand ihre
materielle Basis in Handel, Verkehr und der Produktion handwerklicher Erzeugnisse. Viele der
neuentstandenen bosnischen Städte bekamen so in der angegebenen Zeit ihre Namen von der
Stifung - „vakuf“, u.a. Varcar Vakuf, heute MrkonjIćgrad, Donji Vakuf, Kulen Vakuf, Skender
Vakuf, Gornji Vakuf. Das archtitektonisch-materielle Kulturerbe Bosnien-Herzegowina wurde so zu
einem authentischen Zeugnis der urbaner islamischen Zivilisation. Zugleich kann es als die
transponierte Geistigkeit einer volkstümlichen Kultur angesehen werden. (Balić 1992: 293-299).
Die Anschaulichkeit, mit der die Sevdalinka die gesamte geistige Tradition und das Lebensmilieu
des bosnischen Menschen durchdringt - die Gärten mit ihren Springbrunnen und die überwältigende
Pracht der darin gedeihenden Blumen, die bosnischen Häuser mit ihren "selamluci" -
Haremshäusern, das Anknüpfen und die stufenweise Entwicklung der Liebe, das Asiq-Fenster (ein
Spezialfenster zum Führen von Liebesgesprächen) - dies waren die Lebensbedingungen für die
Entstehunmg, Entwicklung und Bewahrung des Liedes Sevdalinka. Unter diesen materielen
Voraussetzungen entstand und entwickelte sich das Lied Sevdalinla, das durch Jahrhunderte für die
Erklärung und Vermittlung der Liebe war und als auch zum anschaulichen, kunstreichen Bild des
gesamten sozialen Lebens der bosnisch-herzegowinischen Muslime von der ersten Hälfte des 16.
Jahrhunderts bis zur Gegenwart geworden ist. Neben der Liebe der Verliebten thematisieren und
besang die Sevdalinkas auch die landschaftliche und architektonische Schönheit Bosniens: die
Steinbrücken, die weißen Moscheen mit ihren schlanken, eleganten Minaretten, die urbanen
Reichtümer und der betörender Schönheit der bosnisch-herzegowinischen Städte, der unbändigen
Flüsse - Vrbas, Bosna, Drina, Neretva, Buna, Mošćanica etc. Von der bedeutsamen materiellen und
geistigen Verschmelzung islamisch-türkischer Zivilisation in Bosnien und der Herzegowina, die
sich in der Zeit vom 15. bis zum 20. Jahrhundert in der städtischen und privaten einheimischen
Architektur manifestierte, ist heute nur noch ein bescheidener Rest (relique reliqiuarum) erhalten.
Die einstmals reiche urbane Architektur während der türkischen Herrschaft in Bosnien wurde durch
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die Kriege, Feuersbrünste, menschliche Rücksichtslosigkeit in hohem Maße zerstört oder
untergegangen. (Benac 1980:89).
Dennoch wurde diese prachtvolle Architektur über Jahrhunderte zur Inspiration für die mündliche
Volksüberlieferung und Gesangstradition sowohl der Bosniaken als auch der Serben und Kroaten.
Auf der Grundlage altbosnischer Gesangstradition und auf der Gesangkultur der Osmanenzeit sind
seit dem Ende des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart hinein zahlreiche volkstümliche Gedichte
über die bosnischen Städte entstanden. In den wenigen bis heute erhaltenen Gedichten wird die
autochthone altbosnische Architektur und die glänzende Schönheit der bosnischen Städte in der
türkischen, österreich-ungarischen und jugoslawischen Zeit besungen. Die in XX Jahrhundert
entstandenen traditionellen Gedichte, welche bis heute in Bosnien der Schönheit der bosnischen
Städten besungen, beginnen zumeist mit Versen, die lauten wie: Sarajevo, divno mjesto, Sarajevo,
na visoku gledu, Sarajevo, dugo i široko, Oj, Mostaru, moj beharu, baščo šarena, Bulbul pjeva
okolo Mostara, Čudna jada od Mostara grada, Šeher-grade Banjaluko mila, Banjaluko, i širine
tvoje, Pod Tuzlom se zeleni meraja, U Trebinju gradu, Dv’je planine viš’ Travnika grada, U
Travniku, na Daltabaniku, Što mi se je Travnik zamaglio, Kolika je u Prijedoru čaršija, Oj,
Prijedore, pun si mi sevdaha, Tešanj gradu, moj veliki jadu, U lijepom starom gradu Višegradu,
Cazin, grade, hej lane ... (Vgl. in www.youtube.com).
I 2.
Sarajevo als das kulturelle und administrativ-gesellschaftliche Zentrum war jahrhundertelang die
beliebteste und daher am häufigsten besungene Stadt in Bosnien. Die Verse zahlreicher Lieder,
deren Entstehung mit der Stadt Sarajevo verknüpft ist, weisen einen engen Zusammenhang
zwischen den Liedern und der Realität auf. Die Texte dieser Lieder können sogar als in Verse
(Bejtić 1953:387).verwandelte Realität bezeichnet werden, in der die dichterische Phantasie häufig
zurückgedrängt wird. So ist die Volksdichtung der Bosniaken (im Vergleich mit dem Volksdichtung
des Kulturraums der Südslawen) von Rationalität und Realismus geprägt. Als ein Beispiel für die
Charakteristika der dargestellten mündlich-musikalischen Tradition der Bosniaken kann folgendes
Wertung dienen: Man kann sich nicht vorstellen, wie viele geschriebene und ungeschriebene Lieder
existieren, in denen sich eine versteckte, wiewohl wahre Vergangenheit verbirgt. Diese Lieder
können wir heute als historische Quellen benutzen. (Bejtić 1953:387). So beschreibt Alija Bejtić in
seiner Studie anhand von 19 ausgewählten Liedern zu Sarajevo und Travnik die architektonische
Urbanität, die Stadtteile, sowie historische Persönlichkeiten der türkischen und österreich-
ungarischen Herrschaftszeit in Bosnien-Herzegowina. Die Entstehung der zahlreichen Gedichte
über Sarajevo, von denen viele vertont wurden, ist eng verbunden mit der Lebenslust der
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Bosniaken. In einem vertonten Gedicht sind die urbanen Charakteristika einiger Stadtviertel (sgnn.
mahala) Sarajevos sehr anschaulich dargestellt worden:
Dunjaluče, golem ti si! Sarajevo, lijepo li si.
Baščaršijo, gani ti si. A, Vratniče, gazi ti si,
Ćemalušo, duga ti si, Tašlihanu, širok ti si.
Lijepa Maro, lijepa li si! Dosta si me nahranila.
Od dušmana zaklonila!
O, du Erde, du bezauberst mich, du Stadt Sarajevo, bist du schön.
Der Hauptmarkt Baščaršija bezaubert mich,
dein Wohnviertel Vratnik ist durch sein Heldentum berühmt geworden.
Dein Wohnviertel Ćemaluša, wird durch die lange Straße geprägt.
Das Stadtviertel Tašlihan wird durch die weite Ebene gekennzeichnet.
Du wunderschönes Fräulein Mara, du warst niedlich für mich. Du hübsches Fräulein Mara,
du warst für mich die Schönste, du hast mich vor Feinden beschützt.
In einem weiteren, repräsentativen Gedicht mit städtischem Motiv wird die historische
Persönlichkeit Gazi Husrev-Beg besungen. Das Grundmotiv des Gedichts ist die Darstellung eines
historisch belegten Mordversuchs an Gazi Husrev-Beg. Ich führe den Text des Gedichts in der
vertonten Fassung an, die vom traditionellen bosnischen Instrument - dem Saz - begleitet war:
Puče puška, puče druga iz Carigrada, da ubiju Husrev-bega usred Sarajva.
Govorio Husrev-beze: „Sto sam skrivio?“ Dušmani me opanjkaše kod sultana mog.
Ja načinih medreseta i imareta, ja načinih sahat-kulu, do nje džamiju.
Ja načinih Tašlihana i bezistana, ja načinih tri ćuprije preko Miljacke.
Ja načinih od kasabe šeher Saraj’vo. I opet me din dušmani gledat ne mogu!
Vor Istanbul schießt jemand mit dem Gewehr, um Gazi Husrev-Beg in Sarajevo umzubringen.
Husrev-Beg sprach danach zu sich: ‘Warum wurde gegen mich Unmut geäußert?
Warum wollten meine Feinde mich vor dem Sultan des Unrechts bezichtigen?
Ich errichtete Herbergen, Armenküchen, Medresse, erbaute den Uhrturm und die Moschee;
Erbaute den Tašlihan und den Bezistan ; Ich errichtete drei Brücken über den Miljacka Fluss.
Aus einem kleinen Ort habe ich einen wunderschöne Stadt Sarajevo gemacht
Trotzdem können meine Feinde mich nicht ertragen.
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Dieses Gedicht enthält nur einen kleinen Teil der historischen Tatsachen über den Ausbau der Stadt
Sarajevo. Nur wenige der zahlreichen prächtigen Bauten Sarajevos, die durch den Verdienst Gazi
Husrev-Begs errichtet worden waren, werden nämlich in diesem Lied besungen. So wird im Lied z.
B. nicht erwähnt, dass als Gazi Husrev-Beg 1521 nach Sarajevo kam, er dort schon die früher
gebauten, zahlreichen Häuser, sechszehn Moscheen, zwei Han-Gebäude, zwei Armenküchen, drei
Tekija Derviš-Kloster, eine Medresse, einige Grundschulen, vier öffentliche Bäder und einen
prächtigen zentralen Markt vorfand. (Kreševljaković 1931:4).
Der Historiker Kreševljaković hat nachgewiesen, dass in der Herrschaftszeit von Ishak-Beg
Ishaković (der als "Vojvoda" von Westgebieten, später als Sandžak-Beg in Sarajevo in den Jahren
1440-1463 bzw. 1464-1470 herrschte) waren bereits, vor der Herrschaft Husrev-beg Herrschaftzeit,
zahlreiche öffentliche städtische Gebäude errichtet worden. Aus der Herrschaftzeit von Ishak-Beg
Ishakovićs stammt, nämlich, die städtische Gründung Sarajevos: Durch den Verdienst des Ishak-Beg
Ishakovic wird aus der kleinen Siedlung Vrhbosna und dem Stadtviertel Latinluk an dem Fluss
Miljacka in kürzester Zeit die Stadt Sarajevo. Durch die Gazi Husrev-Beg-Stiftung sind danach in
Sarajevo folgenden Gebäude und Wasserbauten (Kanäle und Springbrunnen) errichtet worden: eine
Moschee, eine Armenküche, ein Hospiz, eine Medresse, ein Derviš-Teki (Kloster), eine
Grundschule, ein öffentliches Bad (Hamam), ein großer Han, ein Bezistan mit 60 Läden, mehrere
Häuser, eine Wasserleitung, gespeist aus einer Quelle, die sieben Kilometer von Sarajevo entfernt
war. Gazi Husrev-Beg hatte außerdem ein Testament hinterlassen, nach dem (...) ein großer Teil
seines Vermögens für die Unterhaltung seiner Stiftung vorgesehen war. (Kreševljaković 1931:6).
Gazi Husrev-Beg hatte die Bedeutung seiner „Vakuf“ . Stiftung für die Entwicklung der Stadt
Sarajevo und für den materiellen und kulturellen Fortschritt der Muslime in Bosnien-Herzegowina
sowie der übrigen Bewohner dieser Länder erkannt.
Eines der häufigsten und beliebtesten Motive der bosnischen mündlichen Überlieferung ist die
Beschreibung der magischen Schönheit des Lebens in den bosnischen Städten. Zum Leitmotiv der
Schönheit des Lebens in den bosnischen Städten gehört auch das Lied Ja kakva je Cernica mahala
- Wie schön sieht die Cernica-Mahala aus. Dieses Lied kommt aus der Stadt Mostar und wurde
vom tschechischen Ethnologen Ludwig Kuba (unter der von etwa anderen 900 Volksliedern) im
Jahre 1890 schriftlich in ihrem Text und in ihrem Gesang in Noten fixiert. (Kuba 1984: 56,57). Über
die berauschende Schönheit der Brücke in Mostar (Stari most, Alte Brücke) berichten zahlreiche
Dokumente, Bücher und Skizzen, und zwar vom Mitte des 19.en Jahrhunderts bis heute. Diese
stammen u.a. von westeuropäischen Reiseschriftstellern des 19. Jahrhunderts. Hier sollen einige
Impressionen des Reisenden Robert Michel zur Brücke in Mostar angeführt werden:
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Falls ich beantworten müsste, welche von den Brücken die schönste auf der Welt sei, wählte ich
wahrscheinlich die Alte Brücke in Mostar. Ich kann gestehen, dass keine der anderen Kunstbauten
einen so tiefen Eindruck auf mich gemacht hat. (...) Diese Brücke sieht wie ein erstarrter Halbmond
aus, wie eine hünenhafte Möwe, die auf einem Höhenflug versteinert wurde, als sie mit den Spitzen
ihrer Flügel die Wipfel der Bäume und das felsige Ufer der Neretva berührte. (Michel 1909: 31, 36)
Über den Ausbau der berühmten Brücke über die Drina bei Višegrad, die in den Jahren 1571-1577
errichtet wurde, sind zahlreiche historiographisch-literarische Werke sowie mündliche Legenden
und volkstümliche Gedichte und Sevdalinkaslieder entstanden, die bis in die Gegenwart hinein
bewahrt, bzw. besungen wurden. Eines dieser vertonten Gedichte, das zur populärsten Sevdalinka
des Sängers Himzo Polovina wurde, besitzt eine autochthone bosnische Melodie. Es heißt
Mehmaed-paša tri cara služio -Mehmed Pascha diente drei Sultanen. Jedes volkstümliche Lied ist
vor allem durch die Phantasie des mündlichen Schöpfers geprägt. Das zuletzt genannte Lied ist aber
zugleich durch historische Tatsachen geprägt, denn das Grundmotiv des Liedes stützt sich auf die
Persönlichkeit des Mehmed Pascha Sokolović (1506-1579), der einer der größten „vakif“ - Stifter in
der Kultur- und Architekturgeschichte Bosnien-Herzegowinas gewesen ist.
I 3.
Einen Eindruck von der Wohnkultur der Bosniaken in der türkischen Zeit vermittelt das gut
erhaltene Svrzo-Haus - heute Städtisches Museum in Sarajevo. Das Haus besteht aus einem
steinernen Erdgeschoss und einem vorstehenden Wohnobergeschoss aus ungebrannten Ziegeln und
Holz. Typisch für dieses Haus ist die Gliederung in Bereiche für Männer und Frauen mit jeweils
eigenen Innenhöfen. Die Zimmer besitzen eine mit verschiedenen Motiven verzierte Holzdecke.
Der Boden ist mit Teppichen bedeckt. Die Mitte der Zimmer ist frei. Die Bettwäsche liegt tagsüber
in den hölzernen, eingebauten Wandschränken (Musander, Bosnisch „musandra“), die eine ganze
Wand einnehmen. Die holzgeschnitzten Zimmerdecken im Innenraum sind reich verziert; jeweils in
der Mitte befindet sich eine sorgfältig ausgearbeitete Wirbelrosette. Die holzgeschnitzten
Stiegengeländer (Bosnsich: „Trabozani“) und die Vorderseiten der Wandschränke sind ebenfalls
kunstvoll gearbeitet. Die innere Ausstattung des Privathauses ist einfach, harmonisch und
eindrucksvoll. Die meisten Dekorationsmotive an der Holzverkleidung und an den
Hausgegenständen sind arabisch-türkischer Herkunft. Die einheimische Kraft architektonischer
Gestaltung kommt dennoch in Form, Farbe und Ausdruck recht gut zur Geltung.
Einige europäische Kunsthistoriker und Architekten sehen die altbosnische Architektur und das
kulturelle Erbe der Bosniaken als "türkisch" oder "orientalisch". Dabei lassen sie außer Acht, dass
die altbosnischen Bauten von bosnischen und südslawischen Architekten bzw. einheimischen
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Stiftern (sgnn. „vakif“) errichtet worden sind. Der von der türkischen Regierung vorgeschriebene
urbane Kanon, der sich auf islamische Werte und die islamische Weltanschauung stützt, wurde auch
bei der Errichtung sakraler und privater Gebäude in Bosnien-Hercegowina angewendet. Die
Bosniaken hatten sich jedoch besonders beim Bau von privaten Gebäuden auf eigene
architektonische Traditionen besonnen, und die bosnischen und dalmatinischen Architekten (letztere
stammten zum großen Teil aus Dubrovnik) verwendeten einheimische Materialien. Die soeben
angeführte Hypothese, nach der die altbosnische städtische Architektur als "türkisch" oder
"orientalisch" bezeichnet wird, kann daher nur teilweise akzeptiert werden, da sie die altbosnische
Architektur und Kultur nur oberflächlich erfasst. Es ist wichtig hervorzuheben, dass bei der
Beurteilung der altbosnischen Architektur größtenteils islamische Werte sowie türkische
Gesetzesverordnungen zugrundegelegt wurden. Insgesamt jedoch wurde die kulturelle Entwicklung
durch eine Verschmelzung ästhetischer Werte der Bosniaken und der Dalmatiner als Baukünstler
bereichert. Allein die Feststellung des Einflusses türkischer gesetzlicher Verordnungen und
islamischer geistiger Ausstrahlung kann indes nicht genügen, das altbosnische architektonische
kulturelle Erbe als "türkisch" oder "orientalisch" zu bezeichnen. An allen bosnischen
architektonischen Denkmälern der Osmanenperiode ist der Einfluss orientalischer Baukunst
unbestritten. Dieser Einfluss erscheint jedoch nicht als eine reine Kopie, denn die einheimischen
Architekten und Einwohner haben diese Einflüsse ihren eigenen ästhetischen Konzeptionen und
Traditionen angepasst:
Die bosnische Architektur der türkischen Zeit stützt sich auf die proportionale Anordnung der
Häuser, auf Ökonomie und auf die Verbindung zur Menschlichkeit. Diese architektonischen
Denkmäler wirken nicht nur durch ihre Größe; sie sind beeindruckend durch den Einklang
zwischen Flächen und Dimensionen, die sich harmonisch in die natürliche Umgebung einfügen.
Diese Architektur ist nicht aufdringlich und sie korrespondiert mit dem Blick des Beobachtenden.
Sie erscheint mehr bildlich denn monumental. Zwischen der bosnischen Architektur und den in
späterer Zeit entstandenen europäisch geprägten Gebäuden sowie der pseudo-maurisch-
ägyptischen Bauschule gibt es große Unterschiede. Letztere disharmoniert mit der natürlichen
Umgebung. Ein typisches Beispiel für ein im maurischen Stil erbautes Gemeindegebäude ist die
Vijecnica in Sarajevo (vor dem Krieg 1992-95 die Nationalbibliothek Bosnien und Herzegowinas,
Bem.R.D.), die im Gegensatz zur traditionellen Auffassung des Volkes errichtet worden war.
(Bejtić 1952-1953: 295,296)
Die bosnische Architektur ist mit der islamischen Kunst verbunden, zugleich aber von den
südslawisch einheimischen Spezifika durchdrungen und weitgehend assimiliert. Wir können diese
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Architektur daher als eigenständig bezeichnen, wenn sie auch von türkisch-orientalischen
Architekten inspiriert ist. Denn die meisten Bauten wurden von bosnisch-dalmatinischen
Architekten errichtet. (Balić 1992:297). Der Kolorit des Orients und die einheimische Tradition
wirken zusammen und führen dazu, dass sich die Architektur in Bosnien-Herzegowina von jener
des übrigen südslawischen Raumes unterscheidet. Bosnien-Herzegowina greift hier auf eine
eigenständige Kultur zurück, in der sich der besondere Wert der bosnischen Architektur
manifestiert.
II 1.
Der Autor der Sevdalinka seufzt nicht abstrakt wie Petrarkisten nach einer Frau, einer Fee oder
Gebieterin. Der Sevdalinka-Jüngling verzehrt sich im Wunsch nach der Umarmung einer ganz
bestimmten Schönen, die seine ganze Seele durchdringt. Um die Sevdalinka wirklich musikalisch
und ästhetisch poetisch zu erleben, braucht man ein überfeines Gehör. Aber nicht nur das
empfindsame Gehör ist entscheidend, sondern auch eine ausgewogene innere Geisteshaltung, durch
Jahre hindurch kultiviert und gepflegt, bis sie zum hohen und verantwortungsvollen Akt der
musikalischen oder poetischen Interpretation der Sevdalinka geeignet ist. Die Sevdalinka erfüllt uns
mit Freunde, Lebensintensität und Lebensfülle. Die altertümlichen Verzierungen der Melodie, die
durchschnitlich zwischen den fünf bis neun Töne in einem gesungenen Lied enthalten ist,
vorwiegend in Moll-Tonleitern fortgeführt sowie die eigentümliche Benennung der Töne nach
Silben (Solmisation) weckt im Zuhörer der Sevdalinka eine magische Fähigkeit, in die tiefsten
Geheimnisse der inneren Geistigkeit einzutauchen. In Sevdalinka erlebt man märchenhafte Lebens-
und Liebeserinnerungen. Die Sevdalinka heilt und stärkt unsere Seele, die an den harten Realitäten
des Lebens zu zerbrechen droht; die Sevdalinka sammelt das zerstreute Wesen und hält es
zusammen. Die Sevdalinka und der Sevdah lassen sich eigentlich gar nicht angemessen
beschreiben, ebenso wie es unmöglich ist, dieselbe Melodie noch einmal auf die gleiche Art und
Weise zu interpretieren, erleben oder ein auseinander-gebrochenes Brot wieder zusammenzufügen.
Vielleicht trifft die spontane und dennoch präzise Formulierung des renommierten deutschen
Slawisten Gerhard Gesemann, den die Sevdalinka tief berührte, zu: Das Zarteste, das Schönste, das
die lyrisch-musikalische Volkskunst je hervorgebracht hat.
(Gesemann 1936: 237).
Die Sevdalinka ist eines Wunder des Lebens, das jeder Einzelne individuell emotional erleben soll.
Der türkische Terminus Sewda - "Liebe" - wäre, obwohl ethymologisch richtig, nur eine
mangelhafte und viel zu spärliche Bezeichung für die Sevdalinka. Die Sevdalinka ist mehr: Eine
unfassbare und unbeschreibbare Ausstrahlung der Seele, eine bitter-süße Träumerei, eine
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unendliche Sehnsucht nach der Liebe, eine zauberhafte Begeisterung der Verleibten. Schon ein
oberflächlicher Blick auf die philologische Struktur der Sevdalinka offenbart die prachtvolle
islamische Kultur mit 22.221 Tausenden Lexemen von orientalischen Sprachen - dem Persischen,
Arabischen und Türkischen - stammenden Vokabeln und Ausdrücken in der damaligen und heutigen
bosnischen Sprachen. (Vgl. in der angewandten Literatur Nosić: 2005). Deshalb wird das
vollkommene Eintauchen in Sevdalinkas wundervolle materielle und geistige Welt nur durch klares
Verständnis der Persismen, der Arabismen und Turzismen (d. h. durch die bosnisierte
Orientalismen) und durch tiefes, gedankliches und emotionales Einleben der Melodie des Zuhörers
möglich. Die Sevdalinka veranschaulicht die gesamte geistige Tradition und den
Lebenszusammenhang des bosnischen Menschen. So besangen die Sevdalinken z.B. eine besondere
Art der noblen Jagd der bosnischen Adeligen in der Gebirgs- und Waldlandschaft, der Jagd mit
speziell abgerichteten Windhunden und Falken. Diese Jagdtradition bewahrten die bosnischen
Muslime bis zum 20. Jahrhundert. (Beispielweise in das Lied Lov lovio Muhareme oko luga
zelenoga.) In Ermangelung eines glaubwürdigeren dokumentarischen Stoffes kann die Sevdalinka -
für diejenigen, die sie wirklich verstehen können, als eine authentische Darstellung der
Lebenswirklichkeit und des sozialen Lebens in Bosnien während der Zeit der türkischen Herrschaft
dienen. Auf der Spur der Sevdalinka kann man man die Lokalitäten, Räumlichkeiten und reale
Persönlichkeiten rekonstruieren, deren Andenken die Sevdalinka bis heute besungen wurde. Die
Sevdalinka ist vor allem ein Gesang und ein poetisches Gedicht über die „glühenden“ Sehnsucht
der Verliebten nach der Liebe:
Svi dilberi, moja mila majko, svi dilberi, mog dilbera nema!
Mili Bože što li mi ga nejma? il’ boluje, ili ašikuje?
Volila bih i da mi boluje, neg’ sa drugom da mi ašikuje!
Bolujući opet će mi doći, ašikujuć, nikad dovijeka!
Alle Jungen sind da, meine liebe Mutter, alle kammen, nur nicht mein Liebster!
Könnt' ich sehen oder doch nur hören: ob er krank ist oder gar verliebt ist?
Lieber wollt' ich hören, dass er krank ist, nur nicht, dass er and're liebte!
Wäre krank er, käme er einst wieder; Wäre verliebt er, käme wohl nie mehr!
II 2.
Jede singende Darbietung der Sevdalinka kann als Entdeckung und Entblößung des eigenen Selbst
angesehen werden. Daher wird vom Sänger, d. h. dem Sevdalinka-Interpreten verlangt, seine
Stimme lediglich auf die engste, ja intime Umgebung zu beschränken. Im Allgemeinem ist die
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Sevdalinka keineswegs ein Lied der Masse, sondern eines engen sozialen Milieus, meist des
familiären. Die musikalische Solointerpretation und der individuelle Vortrag einer bodenständigen
Sevdalinka ist immer ein tiefer, intimer Prozess der Überlappung von Emotionen und Bewusstsein:
eine stćndige neue Prüfung des eigenen Lebens und seiner Sinnhaftigkeit. Diese Kunst der
Harmonisierung von Gedanken und Emotionen der Vokalinterpreten, der ihn begleitenden
Instrumentalisten und ihres Zuhörers ist delikat und schwer zu erreichen; sie gelingt nur den besten
Sängern der Sevdalinka-Lieder. Der eingangs erwähnte deutsche Kenner der balkanische
mündlichen Lyrik und Folklore, Gerhard Gesemann, charakterisiert die Sevdalinka
folgendermaßen:
Obwohl von einigen Forschern unter der türkischen Bezeichnung bekannt, kann sie nicht mit dem
orientalischen Türken in Verbindung gebracht werden; die Türken selbst betrachten diese
Sevdalinka als eine fremde Schöpfung. Die Sevdalinka stammt zwar vom türkischen Wort „sevda“,
was so viel wie Liebe heißt, und es wurde auch von einem anderen türkischen Wort „dert“ ergänzt;
doch lebt in diesem Wort die ganze bosnische Seele auf. Sind diese beiden Wörter auch türkisch, so
ist die ihnen innewohnende Seele nicht türkisch, sondern bosnisch.
(Gesemann 1937:682).
Die Sevdalinka Bosnien-Herzegowinas ist längst nicht mehr der geistige Schatz nur des
bosniakischen Volkes. Mit der Sevdalinka wurden die Generationen Bosnier (Bosniaken, Serben,
Kroaten, bosnischen Juden) geboren, wuchsen mit ihr auf und berauschten sich an ihr, so dass sie
durch die Jahrhunderte zum geistigen Wert nicht nur des bosnischen, sondern der balkanischen
Völker allgemein wurde. Indem sie die Liebe als Quintessenz und der Sinn der menschlichen
Existenz erfasste, überschritt die Sevdalinka die Grenzen Bosniens und ging ein in die
Schatzkammer des Erbes der europäischen und der Weltvolksmusikkultur. In deren Obhut erlangte
sie ihren hohen künstlerischen musikalischen und mündlich tradierte philologischen Wert. Zur
Affirmation dieses Wertes in der europäischen Kultur trugen am meisten südslawische, deutsche
und tschechische Musikwissenschaftler und Slawisten bei. (Vgl. Die Auswahl der verwendeten
Literatur am Ende der Studie).
II 3.
In der letzten Jahrhundert wurde Sevdalinka meistens als Vokal-Lied gesungen und mit üblichen
Musikinstrumenten, wie Akkordeon, Klarinette, Gitare und Trommel begleitet. Dabei wurde von
der Musikinstrumentalisten aufgepasst, dass die Instrumentalbegleitung dem Stimme des Sängers
tönisch und vom Starke des Klangs untergeordnet, vorausgesetzt ist, um dadurch zur Harmonie
zwischen der Stimme des Sängers und der Musikinstruments zu gelangen. Solche vollkomene
-
Harmonie wird seltenen Sänger und Instrumentalisten gelungen. Zum besten Vokalinterpreten
Sevdalinkas im 20. Jahrhunderten gehören Zaim Imamovic, Emina Zecaj, Safet Isovic, Himzo
Polovina, Nada Mamula, Zora Dubljevic, Zehra Deovic, Hamdija Sahinpasic …. Die Kunstsänger,
die das Sevdalinkaslied heutzutage in Bosnien, Balkanraum und in ganzem Welt mit grossem Erfolg
darbieten, sind: die Sänger aus dem Ensamble Mostar sevdah reunion, Amira Medunjanin, Bozo
Vreco, Damir Imamovic, Alma Subasic, Arif Alajbegovic… (Vgl. www.youtube.com) Und vielen
Sänger, die ihren Gesang mit dem Zupfeninstrument dem sgnn. „Saz“ - traditionellerweise und
heutzutage - begleiten. Das bosnische Lied Sevdalinka wird nämlich jahrenhundertlang, etwa bis
zum Anfang des 20. Jahrhunderten, ausschließlich in der Volkstradition der Bosniaken in der Regel
vokal, individuell besungen und von Musikinstrumenten dem Saz begleitet. Der Saz ist ein altes
bosnisches Musikinstrument orientalischer Herkunft. Das persische Wort "Saz" bedeutet
Übereinstimmung, Harmonie. Das Wort „saz“ bedeutet auch die Präsensform des persischen Verbes
"sahtan" – was „aufbauen, schaffen“ - auch bedeutet. Außerdem versteht man unter dem Namen
"Saz" ein von trockenem Schilfrohr verursachtes Geräusch. Im Türkischen bezeichnet Saz ein
Instrument mit langem Hals und vielen Saiten, daneben aber auch Musik, Meisterschaft. Der Saz
gehört zu den Zupfinstrumenten, gilt sogar als das perfekteste Instrument dieser Familie. Er wird
mit mindestens sechs, höchstens zwölf Saiten bespannt. Meistens sieht man neun Saiten. Sie sind
gleich stark, aber unterschiedlich gestimmt. Die Saitenstärke hängt von der Größe des Saz ab.
Kleinere Instrumente werden mit dünneren, größere mit stärkeren Saiten bespannt. Sie sind
paarweise angeordnet, meistens zu drei Stück. Die am höchsten gestimmten Saiten bilden das erste
Paar. Das nächste Paar in der Mitte ist am tiefsten gestimmt. Das letzte Paar liegt im mittleren
Tonhöhenbereich bei einem Wert, der in der bosnischen traditionellen Musik als die Mitte zwischen
"Žil" und "Basara" (Bass) bezeichnet wird. An einem Saz wird meistens auf "Žil" gespielt, dem
ersten Saitenpaar, seltener auf dem letzten Paar. Auf den mittleren Saiten - "Basara" - wird auch
gespielt: Sie geben den anderen Saiten nur den Rhythmus und die Harmonie. Wenn der Saz
gestimmt wird, muss an jeder Stelle auf dem Griffbrett (im Bosnischen "Perdet" genannt) die volle
Harmonie der Stimmung gesichert wird. Wen es nicht der Fall ist, sind die Bünde nicht in der
richtigen Position, dann sind die Saiten falsch gestimmt. Der Gesang und die Begleitung durch
einen Saz setzen die Befolgung eigener Regeln voraus. Die Stimme des Sängers harmoniert und
vibriert mit den Saiten des Saz und umgekehrt. Deswegen ist der Saz-Spieler meistens auch
gleichzeitig der Sänger. Dann gelingt es am besten, Instrumentalbegleitung und Gesang aufeinander
abzustimmen. Das Lied wird auf eigene Art gesungen, eher durch die Nase.
Der Saz ist ein auschließlich urbanes Instrument des bosniakischen Volkes, im Unterschied zu
"Gusle" und "Tambura", die dörfliche Instrumente sind. Diese werden auch von anderen Völkern
-
wie Kroaten und Serben, bzw. Bosniern katholischer und orthodoxer Religion, benutzt. "Šargija"
und "Tambura" sind der Form nach dem Saz ähnlich. Sie haben aber meistens vier Saiten und
werden eher zusammen mit Streichinstrumenten, besonders mit der Geige verwendet. Im Gegensatz
dazu ist der Saz ein Soloinstrument. Als urbanes Instrument wurde der Saz in Bosnien bis zum
Auftreten des Akkordeons (etwa bis zum 20. Jahrhundert) als einziges Begleitinstrument der
bosnischen Sevdalinka verwendet. Er wurde ausschließlich bei privaten geselligen
Zusammenkünften in den Stadthäusern und bei den Beys (begovi) und Agas (age) in Bosnien
gespielt. Ein Saz wird ausschließlich in Handarbeit hergestellt. Zuerst wird die "Kutla", der
Resonanzkörper, grob aus rohem Holz herausgearbeitet. Anschließend wird er weiter bearbeitet,
Schritt für Schritt ausgehöhlt und langsam ohne Luftzufuhr getrocknet. Das Korpus braucht
ungefähr ein Jahr, bis es getrocknet ist. Die anderen Teile werden aus bereits getrocknetem Holz
gefertigt. Jedes Teil des Saz wird aus verschiedenen Hölzern gemacht. Ahorn eignet sich am besten
für den Resonenzkörper. Weil Ahorn aber sehr selten ist, verwendet man meist andere harte
Holzarten mit dichterem Jahresringaufbau, wie z.B. wilde Kirsche oder wilde Birne. Das Holz für
den Saz sucht man an schattigen Stellen, bei Stecheichen, wo wenig Sonne durchkommt, damit die
Anzahl der Jahresringe geringer bzw. ihr Abstand größer ist. Das Holz muss ganz reif und in der
Regel älter als fünfzig Jahre sein. Der Saz ist beim bosniakischen Volk ein beliebtes
Musikinstrument und hat einen schönen, warmen, sehr oft einen sogenannten „orientalischen“
Klang. Daher sollte es auch schön aussehen. Aus diesem Grund wird er nach der Fertigstellung und
Erprobung verziert. Korpus und Hals werden lackiert. In das Griffbrett wird Sedef (Perlmutter) und
anderes Ziermaterial eingelegt. Beim bosnischen Volk wird das Saz auch "sedefli Tambura"
genannt.
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Auswahl der verwendeten Literatur und der Aufnahmen Sevdalinkas auf DVD und CD
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Balić Smail: Das unbekannte Bosnien. Köln, Weimar, Wien 1997. Ebenda: Islamic Studies. Islamic
Research Institute, International Islamic University Islamabad, 36: 2, 3, 1997.
Bašić Husein, Narodne lirske pjesme iz Sandžaka. Pljevlja 1988.
Behar, časopis za kulturu i društvena pitanja, XX, 103. Zagreb, 2012. (Ein Sammelband von 14
Studien über das Lied Sevdalinka).
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folklora. 2, 1953, 387-405; 3, 1955; Sarajevo 1953, 1955. Ebenda, Spomenici osmanlijske
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Muzička proizvodnja RTV Bosne i Hercegovine. Sarajevo 2004. D0083
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sprachlichen Figuren. München 1971. (Slavistische Beiträge 53, 1971)
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In: (Zeitschrift): Prilozi proučavanju narodne poezije, Knj. IV, Svezak I-II, Beograd 1936, S. 222-
240, (hier Seite 237). Übers. R. D.; Gesemann, Gerhard: O bosanskim sevdalinkama. In:
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www.sevdalinke.blogspot.com;www.artkucasevdaha.ba;www.bosnjackiinstitut.com;youtube.com
Anhang:
-
Einige anthologische Beispiele Sevdalinkas in Übersetzung der Studenten der Slawistik der
Universitäten in Greifswald und Bochum - Lydia Sichelschmidt, Heda Karabaić – Spengler und Martin
J. Becker
Emina: Der Liedtext des Dichters Aleksa Šantić. Das Lied gilt seit dem Ende des 19. Jahrhunderts
in der bosnischen Gesangtradition als „Volkslied.“
Sinoć kad se vraćah iz topla hamama,
prođoh pokraj bašče staroga imama.
Kad tamo u bašči, u hladu jasmina,
s ibrikom u ruci, stajaše Emina.
Ja joj nazvah selam, jest tako mi dina,
ne htje ni da čuje lijepa Emina.
Već u sebren ibrik zahvatila vode,
pa niz bašču đule zaljevati ode.
S grana vjetar duhnu, pa niz pleći puste,
rasplete joj njene pletenice guste.
Zamirisa kosa ko’ zumbuli plavi,
a meni se krenu bururet u glavi!
Za mal’ ne posrnu mojega mi dina,
al’ meni ne dođe lijepa Emina.
Samo me je jednom pogledala mrko,
al ne haje, alčak, što za njome crko’
Po bašči se šeće, a plećima kreće,
ni hodžin mi zapis moći pomoć neće.
Ja kakva je, pusta, moga mi imana,
stid je ne bi bilo da je kod sultana!
Umro stari pjesnik, umrla Emina,
ostala je pusta bašča od jasmina.
Salomljen je ibrik, uvelo je cvijeće,
pjesma o Emini nikad umrijet neće!
E m i n a - Übersetzt von Lydia Sichelschmidt
Gestern schon am Abend, ich kam aus dem Hamam
Führte mich mein Weg vorbei am Garten des Imam
Dort in jenem Garten, im Schatten des Jasmin
stand mit einem Krüglein die liebliche Emin’.
-
Ach, bei meiner Seele, ich rief leis’ „Selam!“
Doch die kühle Schöne hört mich gar nicht an.
In ihr Silberkrüglein ließ sie Wasser rinnen,
Wollt die Rosen gießen tief im Garten drinnen.
Aus den Zweigen weht der Wind,
ihre Schultern kost er,
zaust die reiche Lockenpracht, ihre Zöpfe löst.
Und ein Duft wie Hyazinthen weht aus ihrem Haar,
fühle ich meine Sinne schwinden ganz und gar.
Kaum - bei meiner Seele - kann ich aufrecht ste’en.
fühle ich meine Sinne schwinden ganz und gar.
Kaum - bei meiner Seele - kann ich aufrecht ste’en.
Doch sie kommt nicht zu mir, die liebliche Emin'.
Finster schaut sie zu mir hin, nur ein einzig’ Mal,
dass ich ihretwegen sterbe, ist ihr ganz egal.
Achselzuckend geht sie fort auf das Gartens-Wegen
Mir hilft kein Zauberwort und kein Hodžas Segen.
Sie ist so wunderschön, bei meines Herzens Sehnen.
Selbst am Hofe Sultans müsst sie nicht schämen.
Der alte Dichter uns Emin sind gestorben,
längst verfallen ist der Garten und verblüht ist der Jasmin.
Der Krug zerbrach, die alten Lieder sind verklungen,
Eminas Schönheit aber wird noch heut` besungen!
(Bemerkung: Die Melodie des Liedes und die letzte Strofe des Texts stammen aus der bosnischen
gesungenen und mündlichen Tradition).
Kraj tanana šadrvana (Azra) Heinrich Heine Übersetzung vom Dichter Aleksa Šantić
Kraj tanana šadrvana,
Gdje žubori voda živa,
Svakog dana šetala se
Sultanova kćerka mila.
Svakog dana jedno ropče,
stajalo kraj šadrvana.
Kako vrijeme prolazilo,
ropče bljeđe, bljeđe bilo.
-
Jednog dana pitala ga
sultanova kcerka draga:
„Kazuj, ropče, odakle si
iz plemena kojega si?“
Ja se zovem el Muhamed
iz plemena starih Azra
Što za ljubav život gube
I umiru kada ljube.“
Heinrich Heine: Der Asra
Täglich ging die wunderschön
Sultanstöchter auf und nieder.
Um die Abendzeit am Springbrunn
Wo die weißen Wasser platschern.
Täglich stand der junge Sklave
Um die Abendzeit am Springbrunn,
Wo die weißen Wasser platschern;
Täglich ward er bleich und bleicher.
Eines Abends trat die Fürstin
Auf ihn zu mit raschen Worten:
„Deinen Namen will ich wissen,
deine Heimat, deine Sippschaft!“
Und der Sklave sprach: „Ich heiße
Mohamet, ich bin aus Jemen,
und mein Stamm sind jene Asra,
welche sterben, wenn sie lieben.“
(Die Quelle des Liedes „Azra“ von Heinrich Heine: Sämtliche Werke in sieben Bänden. Leipzig - Wien 1890,
Bd. 1, S. 357. Die Melodie dieses Liedes hat ebenfalls einen berühmten Schöpfer: in einem Album des
Opernsängers Žarko Savić befand sich die Vertonung dieses Gedichtes von Antun Rubinstein. Eine der
-
melismatisch besten Gesangsinterpretationen stammt vom Sänger Dr. Himzo Polovina auf Schallplatte
Jugoton EPY 3514 A).
Voljelo se dvoje mladih - Žute dunje
Voljelo se dvoje mladih.
Šest mjeseci i godinu.
Kad su htjeli da se uzmu,
da se uzmu, aman, aman,
dušmani im ne dadoše!
Razbolje se lijepa Fatma,
jedinica u majke,
zaželjela žute dunje,
žute dunje iz Stambola.
Ode dragi da donese,
žute dunje carigradske.
Al’ ga nema tri godine.
Tri godine, aman, aman!
Nit’ se javlja, niti dolazi!
Dođe dragi sa dunjama.
Nađe Fatmu na nosilima.
„Dvjesto dajem, spustite je,
tristo dajem, otkrijte je,
da još jednom vidim Fatmu,
moju Fatmu na nosilam!“
Glücklich war ein junges Pärchen Übertragung von Frau Heda Karabaić-Spengler
Glücklich war es ein junges Pärchen, länger als ein ganzes Jahr.
Wollte sich für ewig binden, ewig binden, aman, aman,
doch die Feinde ließen es nicht zu!
Erkrankte nun die schöne Fatma,i hrer Mutter einzig Kind,
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sehnte sich nach gelben Quitten, Quitten aus dem fernen Stambul.
Geh, mein Liebster, bring mir, Quitten doch aus Stambul.
Ging der Liebste. Kehrt aber nicht in drei Jahre zurück, aman
Bleibt fort, schickt keine Botschhaft ihr.
Als der Jüngling bracht’ die Quitten, fand die Liebste auf der Bahre:
„Senkt die Bahre mir herunter, laßt mich meine Liebste seh’n
meine Liebste auf der Bahre!“
Kad ja pođoh na Bendbašu
Kad ja pođoh na Bendbašu, na Bendbašu na vodu,
ja povedoh bijelo janje, bijelo janje sa sobom.
Sve djevojke Bendbašanke na kapiji stajahu,
samo moja mila draga na demirli pendžeru.
Ja joj nazvah „Selam alejk, selam alejk, djevojče!“
Ona meni „Alejk, selam, dođ’ doveče, dilberče!“
Ja ne odoh istu večer, već ja odoh drugi dan,
drugog dana moja draga za drugog se udala!
Schritt ich eilig zum Bendbašu Übertragung von Frau Hedda Karabaić- Spengler
Schritt ich eilig zum Bendbašu, klares Wasser sprudelt hell,
Folgte mir ein weißes Lämchen, will weichen nicht von meiner Seite.
Warten auf mich alle Mädchen,auf den Tor von Bembaša.
Aber mein gelibets Mädchen, sieht zum Gitterfenster raus.
Sagt ich zu ihr: „Gott zum Gruße, sei gegrüßt mir, Mädchen mein!“
Spricht sie zu mir „Sei gesegnet, lieber Jüngling, kommt heut' Abend, spricht mit mir.“
Kam ich nicht mehr diesen Abend, ging ich zu ihr erst am Morgen.
Doch vergeblich kam ich zu ihr. Denn einem andren war sie zugetan.
Ima l’ jada ko’ kad akšam pada
Ima l’ jada ko’ kad akšam pada, kad mahale fenjere zapale.
Kad saz bije u pozne jacije, kad tanani dršću šadrvani.
Aman, jada kad akšam ovlada, u minute kad bulbuli šute,
-
Kad bol sanja kraj đulova granja, a dert guši i suze osuši.
Usne male kad šapću iz tame:„Slatko gondže, da l’ još misliš na me?“
Draga dragog doziva bez daha: „Aman, luče, mrijem od sevdaha!“
Ach, erwacht der Kummer, wenn es Nacht wird Übertragung von J. M. Becker
Ach, erwacht der Kummer, wenn es Nacht wird. Wenn Laternen diese Stadt erhellen,
Wenn am Abend spät der Saz erklinget, Wenn die feinen Wasserbrunnen lauschen?
Wenn vor Kummer siegen Nacht und Schlummer, Wenn verstummt der Nachtigallen Stimme,
Schmerzen träumen neben Rosenbäumen, Wenn erstickt die Lust und Tränen trocknen.
Wenn die Münder aus dem Dunkeln raunen: "Liebste, bin ich noch in deinen Träumen?"
Die Geliebte ruft den Geliebten voll Sehnen: "Schönster, mein, ich sterbe, ach, am Schönen!“
Da sam sjajna mjesečina
Da sam sjajna mjesečin, aman, samo jednu noć,
pa da mi je sa večera iznad Bosne proć'!
Kad se tihi šapat prospe, aman, po sokacima,
tad se nježni uzdisaji, dižu zvijezdama.
Sve bih momke zagrlila, aman, sjajnim zrakama,
samo jednog grlila bih bijelim rukama.
A još kad bih na njegovoj, aman, ruci zaspala,
pa makar se za života, ne probudila!
Wenn ich ein Mondstrahl wäre
Wenn ich ein Mondstrahl wäre, nur für ein Nacht,
würde ich in den Abenden über ganz Bosnien wandern..
Wenn sich leises Flüstern ausbreitet in allen Gassen,
erheben sich die süßen Seufzer, zu den Sternen.
Alle Burschen würde ich umfangen, mit den glänzenden Strahlen,
aber nur einen würde ich umarmen, mit meinen weißen Armen.
Und wenn ich noch in seinen Armen einschlafen würde,
auch wenn ich nie mehr, im Leben erwachte.