emotion physiologische kognitive konative komponente · (2) viszerale vorgänge sind zu...

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Emotion Konative Komponente Physiologische Komponente Vegetative Reaktionen (z.B. EDA; Puls) Kognitive Komponente Bewertung der Situation (z.B. gut vs. schlecht Bedrohlich vs. harmlos) Expressives Verhalten (Mimik, Gestik, Körperhaltung, Sprachmelodie) Instrumentelles Verhalten (Kampf, Flucht, etc.) Zentralnervöse Prozesse (z.B. Aktivierung d. Amygdala) Erlebenskomponente Subjektives Gefühl (Verbalreport; Ratings; Adjektivchecklisten) 1

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Page 1: Emotion Physiologische Kognitive Konative Komponente · (2) Viszerale Vorgänge sind zu unspezifisch (ähnliche viszerale Veränderungen bei unterschiedlichen Emotionen und bei nicht‐emotionalen

Emotion

KonativeKomponente

PhysiologischeKomponente

Vegetative 

Reaktionen(z.B. EDA; Puls) 

KognitiveKomponente

Bewertung der

Situation(z.B. gut vs. schlecht

Bedrohlich 

vs. harmlos)

Expressives

Verhalten(Mimik, Gestik, Körperhaltung, Sprachmelodie)

Instrumentelles Verhalten(Kampf, Flucht, etc.)

Zentral‐nervöse Prozesse(z.B. Aktivierung d. Amygdala)

Erlebens‐komponente

Subjektives 

Gefühl

(Verbalreport;

Ratings; Adjektivchecklisten)1

Page 2: Emotion Physiologische Kognitive Konative Komponente · (2) Viszerale Vorgänge sind zu unspezifisch (ähnliche viszerale Veränderungen bei unterschiedlichen Emotionen und bei nicht‐emotionalen

Emotionen vs. StimmungenEmotion Stimmung

Beschreibung Zentralnervös ausgelöstes psychophysisches Reaktions‐muster 

Milde „Tönung“ / Hintergrund des Erlebens

Dauer Sekunden bis Minuten Stunden bis Tage

Effekte Handlungsbereitschaft Kognitive Verarbeitung

Auslöser Spezifisches Ereignis (z.B. Ärger oder Freude über etwas; Angst vor etwas; Stolz auf etwas)

Unspezifisch; oft keine eindeutigeUrsache

Intensität Stark Schwach

Autonome Erregung

Akut, evtl. spezifisch Variabel, diffus

Neuronales Substrat

Subkortikale Hirnregionen (?)Phasische neurochemische Veränderungen

Kortikale Prozesse (?)Tonische neurochemische Veränderungen

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Page 3: Emotion Physiologische Kognitive Konative Komponente · (2) Viszerale Vorgänge sind zu unspezifisch (ähnliche viszerale Veränderungen bei unterschiedlichen Emotionen und bei nicht‐emotionalen

Alltagspsychologische Theorie der Emotionsgenese

ErlebteAngst

Herzklopfen(Physiol. Erregung)

Wahrnehmung eines bedrohlichen Reizes

Reiz Gefühl Reaktion

Verhalten(Wegrennen)

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Page 4: Emotion Physiologische Kognitive Konative Komponente · (2) Viszerale Vorgänge sind zu unspezifisch (ähnliche viszerale Veränderungen bei unterschiedlichen Emotionen und bei nicht‐emotionalen

James‐Lange Theorie der Emotionsgenese

Das Erleben einer Emotion beruht auf der Wahrnehmung der physiologischen Reaktionen auf einen emotionsauslösenden Reiz

Wahrnehmung eines bedrohlichen Reizes

PhysiologischeErregung 

(Herzklopfen)

Reiz Reaktion Gefühl

„Wir zittern nicht, weil wir Angst erleben, sondern wir erleben Angst, weil wir zittern“

Erlebte Angst

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Page 5: Emotion Physiologische Kognitive Konative Komponente · (2) Viszerale Vorgänge sind zu unspezifisch (ähnliche viszerale Veränderungen bei unterschiedlichen Emotionen und bei nicht‐emotionalen

James‐Lange Theorie der Emotionsgenese

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Page 6: Emotion Physiologische Kognitive Konative Komponente · (2) Viszerale Vorgänge sind zu unspezifisch (ähnliche viszerale Veränderungen bei unterschiedlichen Emotionen und bei nicht‐emotionalen

Die Emotionstheorie von James

Wahrnehmung einer erregenden Tatsache

Emotionsspezifische körperliche Veränderungen (der willkürlichen  und 

unwillkürlichen Muskulatur)

Die Empfindung der körperlichen Veränderungen ist die Emotion.

Idee des lebenswichtigsten Elements einer Situation 

(Bewertung!)

Emotionsspezifische viszerale Veränderungen

Die Empfindung der viszeralen Veränderungen ist die Emotion

Ursprüngliche Version Revidierte Version

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Page 7: Emotion Physiologische Kognitive Konative Komponente · (2) Viszerale Vorgänge sind zu unspezifisch (ähnliche viszerale Veränderungen bei unterschiedlichen Emotionen und bei nicht‐emotionalen

Cannons Kritik

(1) Durchtrennung der Nervenbahnen von viszeralen (Eingeweide‐) Organen zum ZNS führt nicht zu einem totalen Verlust von Emotionen

(2) Viszerale Vorgänge sind zu unspezifisch (ähnliche viszerale Veränderungen bei unterschiedlichen Emotionen und bei nicht‐emotionalen Zuständen)

(3) Wahrnehmung viszeraler Vorgänge ist zu diffus, um Unterschiede zwischen spezifischen Gefühle zu erklären (Eingeweide verfügen nur über relativ wenige Rezeptoren und Nervenfasern)

(4) Viszerale Reaktionen des autonomen Nervensystems sind zu langsam, um Ursache für das Emotionserleben zu sein

(5) Künstlich erzeugte viszerale Veränderungen (z.B. erhöhte Erregung durch Adrenalininjektion) erzeugen keine „echten“ Gefühle

Cannon, W.B. (1927). The James‐Lange theory of emotion: A critical examinationAnd an alternative theory. American Journal of Psychology, 39, 106‐124.

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Page 8: Emotion Physiologische Kognitive Konative Komponente · (2) Viszerale Vorgänge sind zu unspezifisch (ähnliche viszerale Veränderungen bei unterschiedlichen Emotionen und bei nicht‐emotionalen

Alternative Theorie von Cannon und Bard

• Die Auslösung emotionaler Reaktionen beruht auf zentralnervösen Prozessen in emotionsspezifischen Hirnregionen

• Emotionale Reize lösen gleichzeitig physiologische Reaktionen und subjektives Gefühlserleben aus

Physiol. Erregung

Wahrnehmung eines bedrohlichen Reizes

ZentralnervöseProzesse

Erlebte Angst

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Page 9: Emotion Physiologische Kognitive Konative Komponente · (2) Viszerale Vorgänge sind zu unspezifisch (ähnliche viszerale Veränderungen bei unterschiedlichen Emotionen und bei nicht‐emotionalen

Alternative Theorie von Cannon und Bard

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Kern der Kontroverse zwischen James und Cannon

• Beide nehmen an, dass körperliche Reaktionen der Grund dafür sind, dass Emotionen anders empfunden werden als nicht‐emotionale Zustände

• Beide haben unterschiedliche Auffassungen darüber, ob die Wahrnehmung körperlicher Veränderungen die qualitativen Unterschiede zwischen verschiedenen Emotionen erklären kann

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Zwei‐Faktoren‐Theorie von Schachter & Singer (1962)

• Stanley Schachter (1922‐1997): Schüler von Festinger; später Professor an der Columbia University (wichtige Beiträge zu Sozialpsychologie)

• Viel zitierte Emotionstheorie und klassisches Experiment mit Jerome Singer (1962):– Wie bei Cannon Annahme, dass viszerale Reaktionsmuster 

unspezifisch sind und nicht hinreichend differenziert werden können, um die Qualität erlebter Emotionen zu erklären 

– viszerale Reaktionsmuster seien daher nicht hinreichend für das Emotionserleben

– Allerdings sei erlebte körperliche Erregung notwendig für Gefühle

• Zentrale These: – Emotionales Erleben = Ergebnis der kognitiven Bewertung eines 

physiologischen Erregungszustands

Page 12: Emotion Physiologische Kognitive Konative Komponente · (2) Viszerale Vorgänge sind zu unspezifisch (ähnliche viszerale Veränderungen bei unterschiedlichen Emotionen und bei nicht‐emotionalen

Zwei‐Faktoren‐Theorie von Schachter & Singer (1962)

Physiologische Erregung

• Herzrate• Atmung • Erweiterung der Pupillen• Erwärmung des Gesichts• u.a.

Kognitive Interpretation

• Bewertung: Einschätzung einer Situation als emotional bedeutsam (z.B. bedrohlich)

• Kausalattribution: Überzeugung, dass Erregung durch Situation oder deren Bewertung verursacht ist

Intensität der Emotion Erlebnisqualität der Emotion

„Ein emotionaler Zustand kann als Funktion eines physiologischen Erregungszustands und einer für diesen Erregungszustand ‚passenden‘ Kognition angesehen werden“ (Schachter, 1964, S.50‐51)

Page 13: Emotion Physiologische Kognitive Konative Komponente · (2) Viszerale Vorgänge sind zu unspezifisch (ähnliche viszerale Veränderungen bei unterschiedlichen Emotionen und bei nicht‐emotionalen

Zwei‐Faktoren‐Theorie von Schachter und Singer

Wahrnehmung eines bedrohlichen Reizes

Unspezifische Erregung

(z.B. Herzklopfen)

Kognitive Interpretation

“Mein Herz klopft, weil ich Angst

habe”

Erlebtes Gefühl

(= interpretierte Erregung)

Um eine Emotion zu erleben, muss sowohl (unpezifische) physiologische Erregung als auch eine emotionsrelevante kognitive Interpretation dieses Zustands vorliegen