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Noch einmal anders Zu einer Poetik des Seriellen Herausgegeben von Elisabeth Bronfen, Christiane Frey und David Martyn diaphanes

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Noch einmal anders

Zu einer Poetik des Seriellen

Herausgegeben von Elisabeth Bronfen, Christiane Frey und David Martyn

diaphanes

Reihe DENKT KUNST des lnstituts fUr Theorie (ith) der Zlircher Hochschul e der Kiinste (ZHdK) und des Ze ntrums Kiin ste und Kulturtheorie (ZKK) der Universitat Ziirich .

1. Aufl age ISBN 978-3-03734-637-2 © ciiaphanes, Zurich-Berlin 2016 Ail e Rechte vorbehalten

Umschl ag, Layout, Satz: 2eciit, Zurich Druck: Steinmeier, Deiningen

www. diaphanes. net

Inhalt

VOIwort Eli sabeth Bronfen , Chris ti ane Frey und David Martyn 7

Eli sa beth Bronfen Dame im Schach. Eine fortlaufende Serie 17

Lars Koch Telellisiollal Cinema. David Finchers filmische Auseinandersetzung mit der seriellen Form 45

Mladen Dola r Offiziere, Dienstmadchen und Schornsteinfeger 65

Chri sti ane Frey und David Martyn Listenwissen. Zu einer Poetik des Seriellen 89

Eva Geulen Morphologische Reihen 105

Ri.idiger Ca mpe To Be Continued. Einige Beobachtungen zu Goethes Unter/zaltungen 119

Chri stine Blattle r Wider die Tragodie der Kultur. Vier Thesen zur Serialitat und Poiesis 137

Heike Paul Das Geschlecht der Serie 151

Barbara Straumann Der viktorianische Roman denkt seriell. Wiederholung und Differenz bei George Eliot 163

Alys X. Geo rge Tanz seriell. Fotografie, Sammellust und die Bewegungsstars der Weimarer Republik 181

Literaturverzeichnis 199

Vorwort

In seinem Essay »Circles« schreibt Ralph Waldo Emerson: ·.Our life is an apprenticeship to the truth, that around every circle another can be drawn; that there is no end in nature, but every end is a beginning; that there is always another dawn risen on mid-noon, and under every deep a lower deep opens.«' Ein Ende als den neuen Anfang eines weiteren Zir-kels zu verstehen, selbst mitten am Tag einen Morgen zu erahnen, folgt einer fUr die in diesem Band zusammenge-stellten Essays entscheidenden Logik des seriellen Denkens. Der Ursprung ist immer schon eingeholt von dem, was fol-gen wird;jeder Abschluss einer Sequenz kundigt bereits eine weitere Folge an. Emerson ist dabei nicht nur daran gelegen, im steten Ziehen eines weiteren Zirkels etwas Neues im Ver-haltnis zujenem Alten , aus dem es entstanden ist, zu setzen, sondern auf einer unabschlieBbarkeit der Entwicklung zu insistieren. Das Alte wird von ihm als etwas Neues begriffen, das stets auf eine offene Zukunft ausgerichtet bleibt. Serielles Denken betrifft die Sichtbarmachung einer Potentialitat, die Emerson als das unerkannte Residuum einer groBeren Mog-lichkeit versteht. Fur das Anliegen dieses Bandes heiBt dies: Sowohl eine Bildfolge als auch eine Erzahlung, aber auch die kritische Betrachtung dieser Texte ist nie erschopfend, weil immer wieder von Neuem angesetzt werden konnte, weil jede Aussage eine Annaherung, nie eine endgiiltige Festle-gung darstellt. Der Wert liegt auf der initiierenden Kraft des Seriellen, halt Emerson doch ebenfalls fest: •• In nature every moment is new; the past is always swallowed and forgotten; the coming only is sacred. Nothing is secure but life, transi-tion, the energizing spirit [ ... ]. People wish to be settled; only as far as they are unsettled is there any hope for them.»2

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Vorwort

Wie die folgenden Essays vorflihren, Hi.sst sich die einem seriellen Denken innewohnende Potentialitat sowohl trans-historisch - als das Aufflackern der Vergangenheit in der Gegenwart - als auch transmedial verstehen: Indem Verbin-dungslinien zwischen unterschiedlichen Textarten (Philo-sophie, Literatur, visuelle Medien) gezogen werden, wird ein Denken der Verhaltnisse, die sich zwischen diesen ergeben, ermoglicht. Entscheidend ist weniger, ob die Serialitat in den jeweiligen Texten seiber angelegt ist, als dass im Sinne eines heuristischen Verfahrens, Bilder, Erzahlungen, Denkfiguren seriell in einen Dialog miteinander gesetzt werden, und sich somit unerwartete Entdeckungen ergeben. Besagt dieser Deutungszugang einerseits, auf serielles Erzahlen innerhalb einzelner Texte oder Bildfolgen zu achten, gilt es auch, inter-textuelle Serien zu erstellen, die thematische, rhetorische und stilistische Gemeinsamkeiten deutlich machen. 1m Fokus steht also nicht nur eine Einzeldeutung, sondern jene Formulierungen, die in ihrer Ahnlichkeit und in ihrer Diffe-renz durch das Postulieren einer Serie sichtbar werden.

Zugleich Gegenstand und Verfahren, setzt das serielle Denken, wie es sich in diesem Band abzeichnet, mithin eine Reihe von sonst selbstverstandlichen Unterscheidungen auger Kraft - Unterscheidungen, die spatestens seit Aristo-teles als konstitutiv flir das Denken selbst gelten. Dazu gehort an erster Stelle die Unterscheidung von Ursache und Wirkung: Holt in einer Serie die Foige den Ursprung immer schon ein, geht die Ursache der Wirkung nicht mehr voraus. 3

Das lineare Schema der Kausalitat greift nicht mehr. Das zeigt sich in den hier vielfach beobachteten Effekten der Nachtraglichkeit: Erst im Nachhinein stellt sich heraus, was ein Element einer Serie war, oder besser: gewesen sein wird. So gedacht, verliert allerdings schon die Rede von einem Ele-ment einer Serie ihren Sinn. Denn die Serie, wie sie sich in

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den folgenden Essays zeigt - und das ist die zweite Grund-unterscheidung, die von der Logik des Seriellen durchkreuzt wird - ist weder ein Ganzes noch hat sie Teile. Wenn sich das, woraus eine Serie besteht, mit jeder Fortflihrung neu formiert, dann erhalt das Einzelne zu keinem Zeitpunkt den Status einer fur sich stehenden Entitat. Das, was serialisiert wird, ist dann se inerseits nicht etwas - ist nichts, was sich selbst je gleich ware. Und so widersetzt sich das Serielle -drittens - der Grundunterscheidung des aristotelischen Den-kens uberhaupt, der Unterscheidung von Identitat und Alte-ritat. In der Serie wird weder etwas wiederholt - noch etwas verandert. Und so wird deutlich, was mit dem Titel »Noch einmal anders« nicht gemeint ist: dass in einer Serie etwas in anderer Form wiederholt wurde. Entsprechend geht es auch nicht um Verfahren und Beobachtungen, die sich an dem Modell von Schema und Variation orientieren. Wenn uber-haupt in diesem Band von Wiederholung in Zusammenhang mit Serialitat die Rede ist, dann nur in dem paradoxen Sinn einer Wiederholung nicht mit, sondern als Differenz - was freilich rlickblickend den Begriff der Wiederholung selbst fragwtirdig erscheinen lasst. 4

Was nun aber leistet das Serielle - uber die Paradoxie einer differierenden Wiederholung hinalls - in einem posi-tiven Sinn? Was gibt es zu denken? Weist es eine ihm eigene Poetik, eine ihm eigene Machart auf? welche Formen produ-ziert das Serielle, die anders nicht gedacht, gemacht, gelesen werden konnen als eben seriell? Genau dazu wollen die hier versammelten Essays beitragen. Immer wieder zeigt sich in den folgenden Lekturen und Retlexionen, dass das serielle Lesen und Schreiben mehr ist als nm das Andere eines ver-meintlichen Lesens oder Schreibens von Einzelwerken. 5

1m Nachhinein ist es nicht mehr das Serielle, das paradox anmlltet, sondern vielmehr die Vorstellung, man konne ein

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Singulares beobachten, das an sich ohne Plurales gegeben ware.6 Und so zeichnet sich schliegJich eine Unhintergeh-barkeit des Seriellen ab: ein Schreiben, ein Lesen, ein Den-ken, das nicht erst vonstattengeht, urn dann in den Modus des Seriellen iiberzugehen, sondern das sich als immer schon seriell erweisen wird.

Nun lassen sich auch die Beitrage dieses Bandes selbst nach diesem Prinzip des »Noch einmal anders« lesen: Es waren dann erst vier und darauf folgendjeweils drei Beitrage seriell miteinander verbunden. Der erste Text von Elisabeth Bronfen erkundet am Beispiel des metaphorischen Umgangs mit dem Schachspiel im gegenwartigen quality TV die se-rielle Dynamik von intertextuellen poetischen Verfahren. In einer Lektiire von Tomas Alfredsons' Verfilmung von John Ie

Tinker Tailor Soldier Spy, Hugo Blicks THE HONOUR-ABLE WOMAN und Beau Willimons HOUSE OF CARDS wird vorgefiihrt, was es heigt, Intertextualitat seriell zu verstehen. Wird in diesem Beitrag deutlich, dass Intertextualitat nicht nur in eine Richtung - namlich die der Rezeption - geht, sondern auch riickwarts, indem jeder Rekurs auch das ihm Vorausgehende modifiziert, so wirft der folgende Beitrag von Lars Koch ein neues Licht auf ebendieses Ergebnis, geht es bei ihm doch darum, die filmischen Arbeiten von David Fincher im Sinne einer Vervielfaltigung von Verfahren des »Uberschreibens, Vergessens und Wiedererinnerns« (S. 63) zu lesen. Serialitat wird dabei zu einer Wiederholung als Dif-ferenz nicht nur insofern, als sich Vorausgegangenes durch die serielle Anordnung neu erschliegt, sondern in noch einem weiteren Sinne: Jede Serie erOffnet zugleich, so liege sich sagen, eine Meta-Serie, die ihr Zitat als seinerseits seriell verfasst ausweist. Diesen beiden miteinander verkniipften Texten folgen zwei Beitrage, die eine nicht minder enge Ver-bindung eingehen und zugleich einen neuen Blick auf die

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Vorwort

vorausgegangenen erlauben. So widmet sich Mladen Dolar einer eigentiimlichen Einteilung der Menschheit in »Offi-ziere, Dienstmadchen und Schornsteinfeger«, wie sie sich bei Kierkegaard findet, und weist die »Schornsteinfeger« als jenes dritte Moment der Serie aus, das den vorhergehen-den Binarismus im gleichen Zuge ermbglicht wie auch irri-tiert. Uber eine Reihe ahnlich operierender Einteilungen bei Marx, Heine und Shakespeare wird vorgefiihrt, wie die grund-legende Struktur des kategorischen Wissens - die Differenz als Zweiteilung eines vorgeblichen Ganzen - von einem un-kontrollierbaren Dritten abhangt, das aus jeder Kategorie herausfallt und, so liege sich hinzufiigen, nur seriell erfasst werden kann. Um die Logik der Aufzahlung geht es daran anschliegend auch in dem Beitrag von Christiane Frey und David Martyn, in dem eruiert wird, was ein »Wissen der Liste« zu leisten vermag. In den agyptischen Onomastika, bei Hoff-mannsthal, in Texten gegenwartiger Theoretiker zeitigen Listen ein serielles Denken, des sen raumliche und zeitliche Disposition sich der subsumierenden Macht der Abstraktion entzieht. Eine Lektiire von Nietzsches »Kurzen Gewohnhei-ten« fiihrt vor, wie eine Wissenspoetik des Seriellen eine Zeit-lichkeitjenseits von Wiederholung, Fortschritt und selbst der Unterscheidungvon Singular und Plural zu denken erlaubt.

Auf diese Vierergruppe folgt eine Staffel von drei Bei-tragen, die sich der Poetik des Seriellen vor aIlem von einer kultur- und medienhistorischen Warte aus wid met. Den Auf-takt gibt Eva Geulen mit einer »morphologischen Reihe«, die mit Rekurs auf Goethe das Nachleben serienfbrmiger Wissenstechniken im 20. Jahrhundert aufzeigt. Bei Franco Moretti, D'Arcy Thompson, George Kubler und Andre Jolles lassen sich Reihenbildungen beobachten, die Zeit und Geschichte jenseits chronologischer Ordnungen Form ver-lei hen. Es zeichnet sich ein serielles Wissen ab, das sich dem

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vorwon

Gegensatz von Subjekt und Objekt genauso entzieht wie dem eines Vorher und Nachher. Daran knupft wiederum Rudiger Cam pes Beitrag mit einer Lekttire von Goethes Novellen-sammlung Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten an: Hier nun kommt das geheime Triebwerk oder die Poiesis des Seriellen zum Vorschein, die durch das Prinzip der »Konnek-tivitat« jene Anschlussfahigkeit erlaubt, welche die Logiken von Wiederholung und Fortsetzung, wie sie sonst als para-digmatisch fiir das Serielle gelten, allererst in die Form des Seriellen Ubersetzt. Und so ergibt sich ruckwirkend noch ein-mal eine ganz neue Perspektive auf die Logik des Seriellen: Ais seriell erscheint jetzt weder, was sich wiederholt, noch, was sich andert oder fortsetzt, sondern die »unabdingbare Operation fiir aile Kultur« (S. 134) des AnschlieBens. Einen vorlaufigen Schlusspunkt setzt dann Christine Blattler mit ihrem Beitrag »Wider die Tragbdie der Kultur«, der den Ambiva lenzen des Seriellen nachgeht und sie gegen gangige Vereinnahmungen und Unterscheidungen in ihr Recht setzt. Der Beitrag zeigt zudem genauer auf, inwiefern sich die Serie weniger als ein »Gegenstand« denn vielmehr als ein »Modus von Produktion, Prasentation und Rezeption« verstehen lasst (S . 137).

Die dritte Staffel erbffnet Heike Paul mit ihrem Beitrag »Das Geschlecht der Serie«, der den komplexen Zusammen-hangen und Foigen der weiblichen Kodierung des Seriellen nachgeht. Die Assoziation von Serien mit Frauen dient seit den domestic novels des 19. Jahrhunderts zur Abwertung des Seriellen - und findet paradoxerweise in der gegenwartigen Nobilitierung des quality TV ihre Fortsetzung. Diese Neulek-t(ire der Geschichte des Seriellen - ihrer Ab- und Aufwertun-gen - fbrdert eine ebenso wirksame wie bislang ungesehene KuJturpolitik zutage. Was geschieht, wenn Frauenfiguren im Roman oder Romanen in Serie auftreten, zeigt dann der

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Beitrag von Barbara Straumann. Es erweist sich, dass der vik-torianische Roman - hier am Beispiel von George Eliot vor-gefiihrt - nicht nur seriell publiziert wurde, sondern auch »serie ll denkt« und seriell gestaltet: namlich darin, dass Eliots Frauenfiguren, als Reihe gelesen, ein kritisches Bild eben der viktorianischen Kultur zeichnen, welche die Romane selbst, als Einzelwerke ge lesen, zu affirmieren scheinen. Alys George schlieBlich lenkt in ihrem Beitrag uber Sammelkartenserien, die besonders in den 1920er- und 1930er-Jahren als Werbe-strategie produziert und verbreitet wurden, die Aufmerk-samkeit auf weitere Facetten des Seriellen im Zeitalter des beginnenden Konsumismus: Die Bildserie »beruhmter Tan-zerinnen und Tanzer« der Firma Orami schreibt den zerlegten Kbrpern der Darste llerinnen und Darsteller Warencharakter zu, erfiillt aber zugleich kunstlerische und bildungspadago-gische Zwecke. Die produktive Wechselwirkung der kunst-lerischen, technischen, ideologischen und kommerziellen Dimensionen dieser Serien fiihrt vor, wie die Differenzierung dieser kulturellen Funktionen an Phanomenen der Serialitat scheitern muss. So wird noch einmal anders die Fragwurdig-keit eben der Kategorien deutlich, welche die an vermeint-li ch genialen Einzelwerken ausgerichtete Asthetik seit dem 18. Jahrhundert aufzeigen zu kbnnen meinte.

Nun ergeben sich allerdings mit den vorliegenden Essays zugleich auch Binnenserien, die quer zu der vorgegebenen Staffelung verlaufen. So geht es in verschiedenen Beitragen immer wieder um die Epistemologie der Serie, um die Serie als Wissenstechnik und Denkform oder als enzyldopadische Darstellungsweise von Wissensbestanden (Geulen, Campe, Dolar, Martyn/Frey, George); um die besondere Zeitlichkeit der Serie, sei es um die Effekte der Nachtraglichkeit oder der Eigenzeitlichkeit des Seriellen (Bronfen, Koch, Frey/ Martyn, Geulen, Blattler, Straumann); um Kontingenzen der

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VOIWOrt

Wertungvon Seriellem (Campe, Paul, George); urn Serialitiit und Geschlecht (Bronfen, Paul, Straumann); urn die Wechsel-wirkung von Serialitiit und Medientechnologie im industriel-len Zeitalter (Campe, Blattler, George); und urn Serialitiit als Form, wobei sich immer wieder herausstellt, dass der Gegen-satz von Form und Inhalt im Faile des Seriellen nicht greift (Koch, Geulen, Campe). Das sind aber nur einige der mbg-lichen Verbindungsreihen, die sich tiber die Anordnung des Bandes hinaus aufstellen lassen. Es ist durchaus im Sinne der Mitwirkenden, wenn der Band entlang noch weiterer Binnenreihen seriell erschlossen und fortgesetzt wird.

Und dennoch sollte das Prinzip des Seriellen nicht ein-fach auf eine beliebige Anschlussfahigkeit reduziert wer-den. Nicht aile Verbindungen sind sinnvoll. Gerade deshalb wird in diesem Band weder in den vorgegebenen Reihen noch in den aufgefiihrten Querverbindungen nach Themen, Gattungen oder Medien geordnet. Wenn Serialitat das Den-ken in Identitaten auBer Kraft setzt und wenn die Unterschei-dung von Form und Inhalt im Faile des Seriellen nicht greift, dann hat es wenig Sinn, Serien zu kategorisieren nach dem, was in ihnen serialisiert wird, oder danach, in welcher Form die Serialisierung zustande kommt. Entsprechend gehbrt es zu den Anliegen des vorliegenden Bandes, die Grenzen dieser Einteilungen nicht nur zu tiberschreiten, sondern auch die Konsequenz aus dieser seriellen Transgression zu ziehen. Serielles kann nicht kategorisiert, sondern immer nur selbst serialisiert werden.

Anmerkungen

I Emerson, S. 402. I' Ebenda, S. 413. 13 Besonders treffend formuliert Maurice Blanchot diese Paradoxie als ein Zugleich von >noch ga r nicht angefangen haben< und >von Anfang an wieder anfangen< in

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Vorwort

seinem kleinen Essay »A rose is a rose ... «, S. 503. I ' Es ginge mithin durchaus auch darum, tiber eine »Poetik des Seriellen« den Begriff der Wiederholung selbst noch einmal anders zu den ken . Der Hin-weis auf Gilles Deleuzes Difference et repetition ist hier unvermeid-lich.1 5 Diese Gegentiberstellung von »Serialitat« versus »Einzelwerk« begleitet die aktuelle Diskussion um den Begriff der »Serie« seit ihren Anfangen. Vgl. Umberto Eco, »Innovation im Seriellen«. Die Fragwtir-digkeit auch dieses Gegensatzes zeigte sich allerdings schon 1962 bei dem Kunsthistoriker George Kubler, der seinerseits bereits die Idee von Kunstformen in »Serien« und »Sequenzen« entwickelte (in Die Form der Zeit, S. 51, 71 - 73). Vgl. dazu auch Rheinberger, S. 68-77. -Um Kubler geht es in diesem Band auch in den Beitragen von Geulen und Blattler (S. 105- 118, bzw. S. 137- 149). 16 Vgl. zu diesem Ansatz Jean-Luc Nancy.

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