digitalisstudien i: neue prinzipien bei der wertbestimmung

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Acta Medica Scandinavica. Vol.LXXXIV, fasc. IV-V, 1935. Ails dem wissensrhaftlichen Laboratorium der */G &EAs, Kopenhagm. Digitalisstudien I: Neue Prinzipien bei der Wertbestimmung. VOll BBRGE NIELSEN. 1. Einleitung. beitdem Withering * im Jahre 1785 auf die ausgezeichneten Dienste die ihm die Blgtter von Digitalis purpurea in den vorher- gehenden 10 Jahre bei der Behandlung von .Herzleiden geleistet hatten, aufmerksam gemacht hatte, hat sich die Kenntnis und die Verwendung der Fingerhutpflanze iiber die ganze Welt verbreitet und iiber 100 Jahre lang ist sie unser wichtigstes Mittel bei einer Reihe von Kreislaufstorungen gewesen. Wie bekannt ist es aber bis jetzt nicht moglich gewesen, mittels chemischer Methodeh einen zuverliissigen Ausdruck fur die thera- peutische Wirkung dieser oder jener Digitalisprobe zu erhalten. Man hat sich deshalb mit biologischen Methoden behelfen miissen und wenn man auch durch diese die therapeutische Wirkung nicht messen kann, so kann man sich doch durch ihre Hilfe bis zu einem gewissen Grade sichern, dass ein gegebenes Priiparat immer unge- fllhr dieselbe Menge wirksamer Stoffe enthalten wir& Im Laufe der Zeit sind dann auch zahlreiche Methoden fiir eine solche Standardisierung ausgearbeitet worden und noch in den letzten Jahren hat fortwghrend eine lebhafte Diskussion statt- gefunden betreffs der Methoden, ihrer Vorteile und Nachteile und betreffs der Verhiiltnisse, welche die Resultate beeinflussen. Diese lebhafte Erorterung lenkt den Gedanken dahin, dass mit diesen 1 Bei der Redaktion am 29. August 1934 eingegangen. * Withering: An Account of the Foxglove. Birmingham, 1785. PI - Ada med. Seandinav. Yol. LXXXN.

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Page 1: Digitalisstudien I: Neue Prinzipien bei der Wertbestimmung

Acta Medica Scandinavica. Vol. LXXXIV, fasc. IV-V, 1935.

Ails dem wissensrhaftlichen Laboratorium der * / G &EAs, Kopenhagm.

Digitalisstudien I: Neue Prinzipien bei der Wertbestimmung.

VOll

BBRGE NIELSEN.

1. Einleitung. beitdem Withering * im Jahre 1785 auf die ausgezeichneten

Dienste die ihm die Blgtter von Digitalis purpurea in den vorher- gehenden 10 Jahre bei der Behandlung von .Herzleiden geleistet hatten, aufmerksam gemacht hatte, hat sich die Kenntnis und die Verwendung der Fingerhutpflanze iiber die ganze Welt verbreitet und iiber 100 Jahre lang ist sie unser wichtigstes Mittel bei einer Reihe von Kreislaufstorungen gewesen.

Wie bekannt ist es aber bis jetzt nicht moglich gewesen, mittels chemischer Methodeh einen zuverliissigen Ausdruck fur die thera- peutische Wirkung dieser oder jener Digitalisprobe zu erhalten. Man hat sich deshalb mit biologischen Methoden behelfen miissen und wenn man auch durch diese die therapeutische Wirkung nicht messen kann, so kann man sich doch durch ihre Hilfe bis zu einem gewissen Grade sichern, dass ein gegebenes Priiparat immer unge- fllhr dieselbe Menge wirksamer Stoffe enthalten wir&

Im Laufe der Zeit sind dann auch zahlreiche Methoden fiir eine solche Standardisierung ausgearbeitet worden und noch in den letzten Jahren hat fortwghrend eine lebhafte Diskussion statt- gefunden betreffs der Methoden, ihrer Vorteile und Nachteile und betreffs der Verhiiltnisse, welche die Resultate beeinflussen. Diese lebhafte Erorterung lenkt den Gedanken dahin, dass mit diesen

1 Bei der Redaktion am 29. August 1934 eingegangen. * Withering: An Account of the Foxglove. Birmingham, 1785.

PI - Ada med. Seandinav. Yol. L X X X N .

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316 B B R C E NIELSEN.

Methoden Nachteile verkniipft sein miissen und dasselbe tut natiir- lich auch die posse Anzahl Vorschlage zu verschiedenen Verfahren und ihren Modifikationen.

Ich will nicht mit einer eingehenden Besprechung von allen diesen verschiedenen Vorschliigen ennuden, sondern mich darauf beschrlnken, daran zu erinneren, dass man sehr verschiedene Ver- suchsobjekte verwandt hat: Isolierte Herzen von kaltblutigen und warmbliitigen Tieren, griine und braune Frosche, Schildkroten, Tauben, Mluse, Meerschweinchen, Kaninchen, Katzen und Blu- mensamen.

Die meist benutzten Methoden sind sicher die sogenannte zeitlose Froschmethode und die von Magnus herriihrende Modifi- kation der Katzenmethode von Hatcher, die ja auch durch die Standardisierungsarbeit des Vtilkerbundes offiziell anerkannt wur- den.' Damit soll nicht gesagt sein, dass sie unbedingt anerkannt wurden; im Gutachten h r d e darauf aufmerksam gemacht, dass beide Methoden ihre Vorteile und Nachteile hatten. Einen sehr guten Eindruck davon, was diese in den Handen erfahrencr Beobachter leisten konnen, bekommt man durch die dort veroffent- lichten Resultate der Spezialisten verschiedener Lander, welche alle dieselben 3, ihnen unbekannten Proben von Digitalisblattcrn untersucht hatten.

Die zeitlose Froschmethode war von Joachimoglu, Straub, Rost, Voegtlin, Dale & Burn und Pick benutzt worden.

Die durchschnittliche prozentuale Abweichung von den Durch- .schnittsresultaten fiir die Proben: *Standard*, *A, und DB, war 22.3 yo.

Weit besser scheinen die Resultate fiir die Hatcher-Magnus- Methode zu sein, wo die entsprechende Zahl fur wasserige Ex- traktion unterhalb 9 % lag und fur alkoholische Extraktion ungefahr 14 % war. - Es muss jedoch bemerkt werden, dass Cushny's Resultate mit dieser Methode hier nicht mitgerechnet sind; sie zeigten namlich eine Abweichung von ca. 70 %, und fur diese Tatsache ist splter eine etwas kunstliche Theorie aufgestellt worden, nlmlich dass es in Edhburg und ubrigens auch in London zwei Arten von Katzen gebe, von welchen die eine mehr digitalis- rmpflinglich sei als die andere.*

1 E. I<naffl-Lenz. Arch. f. exp. Path. u. Pharm. 1928, Bd. 135, S. 259. * Mac Farlane and Masson. Journ. of Pharrnakol. and exp. Therap. 1927.

Bd. 30, S. 293.

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D I G I T A L I S S T L D I E I I: XEUE PRINZIPIBN BE1 DER WERTBBSTIYIUNG. 317 Den besten Eindruck von der Methode kann man jedoch durch

die Untersuchungen von De Lind van Wijngaarden 1 bekommen, welche die Erfahrungen mit mehr als 500 Katzen umfassen. Durch seine bekannte , statistische Behandlung dieses grossen Materials hat er eine durchschnittliche Abweichung von 9.69 % vom Durch- schnittsresultat gefunden. Hiervon wird der Mittelfehler zu 12.15 % berechnet und der wahrscheinliche Fehler bei einem Ver- suche zu 8.2 %. Es ist jedoch vorgekommen, dass er in Ausnahme- fiillen Resultate erhalten hatte, die mehr als 50 % vom Durch- schnitt abwichen.

Es sind, wie gesagt, fortwahrend neue Vorschlage erschienen; einen Schritt in die richtige Richtung geht die von Hanzlik vorge- fiihrte Methode 8, die als Grundlage den Erhrechungsreflex hat, welcher bei Tauben besonders leicht hervorgerufen werden kann. Die Probe wird also auf diese Weise bei lebendigen Tieren vorge- nommen; sie hat doch die wesentliche Einschrankung, dass rohe Zubereitungen nicht gepriift werden konnen (z. B. nicht Infusen), weil die Flussigkeit iutraveiios injiziert wird. Ihre Genauigkeit ist auch nicht besonders gross; auch nicht nachdem sie Burn8 sta- tistjsch bearbeitet hat.

Auch meine Methode arbeitet mit lebenden Tieren. Das neue der in der vorliegenden Arbeit angegebene Methode

besteht nun W i n , dass die Stiirke dadurch bestimmt wird, dass man, nach der gegebenen Injektion, den Vergiftungsgrad uon 3 x 5 lebendigen Siiizgeiieren (Mausen) abliest und die gefundenen Sym- ptome rniftels einer Zahlenskala charakferisierf, steigend nach dem Ernst der Symptome. Hier wird also nichl mit der Bestimmung von Dosis minima (media) letalis gearbeitet.

Die Methode ist ausgearbeitet worden, als man im Winter mit einer neuen Digitalispraparation von Digitalis lanata beschiiftigt war. Die Katzenmethode war nahezu ausgeschlossen, wegen der Unmoglichkeit Tiermaterial zu beschaffen. Mit den Froschmethoden hatte man friiher wenig giinstige Erfahrungen gemacht, und es ist iibrigens nicht leicht, geniigend gesunde Frosche zu beschaffen. Man hat dann Umschau gehalten nach anderen Moglichkeiten

De Liiid van Wijngaarden. Arch. f. exp. Path. u. Pharm. 1926, Rd. 113, S. 40.

* Journ. of Pharm. and exp. Therap. 1929, Bd. 35, S. 363. a Journ. of Pharm. and exp. Therap. 1930, 34. 39, S. 221.

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318 nencE NIEI.SEN.

und wurde darauf aufmerksam, dass M. Krogh Versuche mit Mau- sen bei subkutaner Injektion von Stoffen aus der Digitalisreilie (Strofantin u. a.) beschrieben hatte.

In diesen ersten Versuchenl wurde der Dosis letalis minima bestimmt; aber durch Untersuchung der Literatur hat man gefun- den, dass spater 2 auch Versuche gemacht wurden, bei denen Ge- wicht auf den Vergiftungsgrad gelegt wurde.

Frau Krogh hat zum ersten Male drei Vergiftungsgrade: leicht, mittelschwer und schwer von einander unterschieden, und die Ver- gleichung mit dem Standardpraparat geschah hauptsachlich mittels der zwei letzten Grade. Fur .cine gute Standardisierung waren, nach Krogh, 60-100 Mause erforderlich.

Auf eben dieser gegebenen Grundlage ist die hier vorliegende Arbeit durchgefuhrt worden, und zwar mit einem so brauchbaren Resultat, dass ich es fur richtig gefunden habe, sie zu veroffentlichen.

Die in dieser Arbeit eingespritzten Digitalispraparationen sind samtliche schwache, 1-2-prozentige Warmwasserinfusen von mittel- fein pulverisiertem Folium Digitalis lanafae, die in passender Weise in Vakuum konzentriert wurden bei Temperaturen von nicht fiber 50" C.

Diese Konzentration ist notwendig wegen der verhiiltnismassig grossen Resistenz der Maus Digitaliskorpern gegenuber, welche bereits Gottlieb II bei seinen Untersuchungen benutzte angehend die Frage, wie schnell Strofantin und Digitannoiden aus dem Blute der Maus nach intravenoser Injektion verschwinden.

Dem passend konzentrierten Infus wurden 5 (Val)% Alkohol zugesetzt, wobei man auf befriedigende Weise erreichte, dass die Abnahme der Wirkung innerhalb des Zeitraumes (hachstens 16 Tage) verhindert wurde, in welchem man die betreffende Prapara- tion benutzte. Diese Alkoholmengen haben keinen sichtbaren Ein- fluss auf die Mause.

Wenn man gereinigte Glykosiden nicht verwandte, so darum, weil man den Wunsch hatte, die Bedingungen der Methode mog- lichst einfach zu gestalten.

Im Anfang wurden die Versuche mit anderen Grossen von Miiusen, z. B. von 13 bis 15 g vorgenommen, als diejenige (18-22 g),

1 Ugeskr. f. Lieger, 1917, S. 475 und 1920, S. 249. (Dlinisch). Svenska LBkaretidn. 1925, Bd. 22, S. 1111. (Schwedisch).

* Physfological Papers dedicated to August Krogh, Copenhagen, 1926. (Englisch). Pharmaeeuthk Tid. 1929, 39. (Danisch).

* Arch. f. exp. Path. u. Pharm. 1918, Bd. 82, S. 1.

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DlClTALlSSTUDlEN I: N E U E PRlNZlPIEN BE2 DER WERTBESTlYYUNG. 319 die ich hei den hier heschriebenen Versuchen benutzt habe; es scheint aber, dass bei den geschlechtsreifen, jungen Mausen Ver- hliltnisse von hoherer Gleichmassigkeit vorhanden sind, und des- halb sind solche benutzt worden, ohne Rucksicht auf das Geschlecht. Es sind auch Versuche mit anderen Systemen beziiglich Reaktions- zahl und Wirkungszahl angestellt worden (siehe spater).

Bei der Ausarbeitung der Methode hatte man zwei ideellen Zielen nachzustreben; das eine war, dasselbe zahlenmassige Resul- tat bei der Injektion derselben Glykosidenmenge auf mehrerc Gruppen von Mausen zu erhalten; das andere war, dasselbe zahlen- miissige Verhaltnis zwischen den injizierten Mengen und den ent- sprechenden zahlenmassigen Resultaten zu bekommen (z. B. hei der Injektion der halben Menge auch ein halb so grosses Resultat zu bekommen) - Ilas letztere gelang nur annlherungsweisr bei dem benutzten System; die Schwierigkeit wurde dann umge- gangen durch die Ausarbeitung einer Ablesungskurve (Fig. HI), auf welcher man sehen kann, wie vie1 Digitalis dem erreichten Resultate entspricht.

2. Symptome und Reaktionszahlen.

Wenn man unter der Riickenhaut der Maus Digitalisglykosiden injiziert, z. B. die Menge, die in ca. 50-70 mg frisch getrocknetern Foliuni Digitalis lanatae enthalten ist, wird die Maus nach und nach im selben Grade, wie die Glykosiden vom subkutanen Gewebe resorbicrt werden und im Organismus herwnkreisen, verschiedene Zeichen einer vorwartsschreitenden Digitalisvergiftung darbieten, und diese wird desto ernster werden, je grosser die injizierte Glyko- sidenmenge ist. 1st die Menge gross, dem Inhalt von ca. 90-120 mg Folium Digitalis lanatae entsprechend, so wird die Vergiftung. im Verlaufe Iangerer oder kiirzerer Zeit, bisweilen sogar im Verlaufe von weniger als einer Stunde, todlich ausarten; bevor das Tier stirbt, wird es aher eine Reihe charakteristischer, auf einander fol- gender Vergiftungssymptome, die durch eine Reihe rein klinischer Schufzungen fur ein aufmerksames Auge ziemlich leicht in bestimmtr Stadien getrennt werden konnen, aufweisen. Bei mehr moderaten Mengen von Glykosiden wird die Vergiftung seltener den Tod herbeifuhren und, falls dies geschieht, wird der Tod erst spater eintreffen, das heisst nachdem die, in dieser Arheit henutzte Ver-

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320 BBRCE NIELSEN.

suchszeit beendigt ist (Spat-Tod). Den Grad der Vergiftung liabe ich, nach verschiedenen anderes Versuchen, schliesslich durch eine Skala von 1 bis 9 charakteriziert und zwar so, dass jede Zahl einem (einige) bestimmten Symptome entspricht. 1 ist der leichteste Vergiftungsgrad und 9 entspricht dem Eintreff en des Todes.

Das System ist in erster Linie auf Abweichungen von der natur- lichen Bewegungsweise der Miiuse aufgebaut; seine groheren Zuge sind aus dem folgenden Schema ersichtlich: Reakiionszahlen.

1. Die MWse zeigen weniger Interesse fur ihre Umgebung und sind weniger aktiv.

2. Die Mtiuse zittern, oder sitzen und kauern zusammen. Es gibt keine Gangstiirungen.

3. Der Gang der Mause ist langsamer und unbeholfen. Die Hinterbeine werden oft etwas gespreizt gehalten.

4. Der Gang ist schlechfer, besonders versagen die Hinterbeine teilweise. o f t en starke Tendenz zur Ruckwartsbewegung.

5. Die Mause kiinnen noch dazu gebracht werden, sich uorwarfs zu schleppen, wenngleich mit der grossten Schwierigkeit. Ab und zu Krampfe.

6. Trotz aller Anstrengungen konnen die Mause jetzt nicN mehr dazu gebracht werden, sich vorwuris zu bewegen. Es gibt oft Krampf e .

7. Werden die Miiuse auf die Seite gelegt, so konnen sie sich nichf auf den Bauch umdrehen. Sie bewegen noch die Glieder spon- tan. Ab und zu Opisthotonus, sonst aber keine Krampfe.

8. Es gibt jetzt keine Spontanbewegungen, auch nicht Reflex- bewegungen, nur Atemzuge. Also Coma.

9. Der Tod ist jetzt eingetreten.

Die Miiuse sollen immer auf einer ziemlich glafien Flache beur- teilt werden, weil man hier den besten Eindruck von ihren gestarten Funktionen bekommt. muse , die bei einer Beurteilung die Reak- tionszahl 6 zugeteilt erhalten haben, werden oft auf einer rauhen Unterlage, wie Holzmehl oder ahnlichem, sehr gut vorwlrts kom- men konnen: Dass man es sich zur Regel machen muss, den Ver- giftungsgrad immer auf derselben Unterlage abzulesen, ist ja selbstverstiindlich; ich habe stets den linoleumbelegten Boden des Laboratoriums fur die Beurteilung henutzt.

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DICITALISSTUDIEN I: N B U B PRINZIPIBN BBI DBR WBRTBBSTIYYUNC. 321

Das oben gegebene Schema hat die Grundpfeiler der Beurtei- lung des Vergiftungsgrades aufgezeigt und das darin angefiihrte ist insofern ausreichend fur eine ziemlich genaue Beurteilung.

Beschiiftigt man sich aber eingehender mit der Symptomfrage, so wird man in vielen Fallen sehen, dass einerseits die Funktions- storungen eines Tieres etwas von gewohnlichen ahweichen konnen und dadurch die Bestimmung erschweren, mit welcher der ganzen Reaktionszahlen das Tier zu charakterisieren sei, andererseits kann man hiiufii Mause finden, die Bilder darbieten, die eher zwischen den Charakteristiken der ganzen Reaktionszahlen zu liegen schei- nen. Auf solche Fiille habe ich deshalb halbe Reaktionszahlen ange- wandt, so dass die Skala faktisch jetzt heisst: l. 2. 2.5.3.3.5 u. s. w. hinauf bis zu 8.5. 9., und ich will nun deswegen die verschiedenen, wahrnehmbaren Symptome naher beschreiben.

Die Reakiionszahl 1.

Wenn man einige Mause in einen ihnen fremden Kiifig einsetzt (ich habe immer einen besonderen Kasten fur diejenigen Tiere, die im Augenblick im Versuch waren, benutzt), wird man, falls die Tiere sonst gesund sind, sehen, Wie eifrig sie herumlaufen und alles untersuchen, alles betrachten und anwittern, kunum, wie ausser- ordentlich sie an ihrer Umgebung und den anderen Miiusen inte- ressiert sind. Falls die Mguse dagegen Digitalis injiziert bekommen haben, werden sie anfangs schon Interesse fur die neuen Verhilt- nisse zeigen; als das erste Resultat der Resorption sieht man aber, wie das Interesse nach weit kiirzerer Zeit als gewohnlich erloscht, und bald sitzen die meisten, oder alle Tiere ruhig, gewohnlich an den Seiten des Kiifigs entlang und bewegen sich uberhaupt nicht. Dies muss ja sicher als Zeichen eines beginnenden Unwohlseins betrachtet werden. Setzt man die Tiere auf die glatte Unterlage hinunter zur Beurteilung eventueller Funktionsstorungen, so wird ihre Gangart nicht von derjenigen gesunder Miluse abweichen; doch werden sie wohl kaum ebenso eifrig und hurtig sein, um den Hiinden des Untersuchers zu entschlupfen.

Ich habe keine deutlichen Symptome gefunden, die dazu dienen konnten, ein eventuelles, der Reaktionszahl 1.5 entsprechendes Stadium, zu identifizieren. Obrigens ist die Methode auch so ange- legt, dass das grosste Gewicht auf diejenigen Reaktionszahlen gelegt wurde, die von den iiusseren Grenzen am weitesten entfernt sind;

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322 BBRGE N I E L S E N .

meine Digitaliseinheit ist z. B. charakterisiert durch die Reaktions- zahl 5 (siehe spater), und diese niedrigsten Reaktionszahlen hahen also im ganzen genommen keine so grosse Bedeutung.

Die Reaklionszahl2.

Ein wenig spater werden die Miiuse sich nicht damit begniigen, ruhig zu sitzen, sondern sie werden in einer Ecke oder bei einander zusammenkauern und hh f ig werden sie ein mehr rundes Aussehen bekommen, weil die Haare des Pelzes nicht mehr so glatt liegen wie friiher. Wenn die Tiere sitzen und zusammenkauern, sieht man bisweilen, dass sie zittern, als ob sie einen kalten Schauer hatten und dies wird noch deutlicher konstatiert, wenn man die Mause in der Hand halt. Ferner werden die Respirationsverh[Lltnisse der MBuse hiiufig vom Normalen abweichen, indem man eine kriiftige Flanken- und Abdomenrespiration beobachten kann, und diese kann, wenn auch selten, zu 'geradezu krampfartigen Inspirationen ansteigen. Die Respiration scheint am haufigsten mehr frequent als normal zu sein, und alle diese Verhiiltnisse mbgen wohl als Kompensation einer drohenden Kreislaufinsuffizienz betrachtet werden. Vielleicht ist ea doch auch das Zeichen einer Einwirkung auf das Respirationszentrum, sei es, dass diese Einwirkung reflck- torisch uber die Nerven des Herzes oder anderer Organel, oder direkt auf das Centrum a stattfindet. Wenn man die Mohilitat tler

I Hatcher and Egglestoii: Jourii. of Pharmacol. a. exp. Therap. 1912, 4,113. Hatcher and Weiss: Arch. Int. Med. 1922, 29,690. Dresbach and Wnd- dell: Journ. of Pharmacol. a. exp. Ther. 1926, 27, 9. Dresbach and Waddcil: Journ. of Pharmacol. a. exp. Ther. 1928, 31,43. Hatcher and Weiss: Journ. of Pharmacol. a. exp. Ther. 1928,32,37. Hanzlik and Wood: Journ. of Pharmacol. a. exp. Ther. 1929, 37, 67.

* Gegen die direkte, zentrale Irritation spricht doch die Tatsache, dass ieli niemals, selbst nicht bei den heftigsten, letal-verlaufenden Vergiftungen von MBusen, eine ehzige Erbrechung gesehen habe, selbst wenn sehr ausgeprHgtr Dyspnoe vorhanden war; und da das Erbrechungszentrum in der unmittelbareri NHhe des Respirationszentrums liegt, sollte man sich denken, dass, wenn das eine kraitig und direkt beeinllusst wird, so wllrde wenigstens ab und zu eine Ein- wirkung au! das andere stattfinden und also eine Erbrechung erfolgen. Mali kilnnte sich ja allerdings vontellen, dass die Ursache hierzu war, dass diesr Arbeit ausschliessllch mit Digitalis lanata-Glykosiden ausgefllhrt ist (wir bekannt venvsachen die Riiparationen von Digitalis lanata in der Klinik niemals, oder doch nur Pusserst selten ubelkeit oder Erbrechungen, im Gegen- satz zu Digitalis purpurea); icb habe aber doch auch zahlreiche Versuche mit Digitalis purpurea vorgenommen, die ich in einer folgenden Arbeit darlegcri werde; aber auch hierbei sind keine Erbrechungen beobachtet worden. Es bleibt dann die theoretische Milglicbkeit llbrig, dass die Mfiuse nicht dazu gebracht werden kannen, sich zu erbrechen; da aber die grosse Mehrzahl der Shugetlerr dazu imstande sind, wird man sicher von dieser Milgifrhkeit abschen konnrn.

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DlCITALlSSTUDIEA I: N E U E PRINZIPIEN BE1 DER WERTBESTIYYUNC. 323 Tiere auf der glatten Unterlage untersucht, wird man schen, dass ihr Gang noch kein Geprage von der Vergiftung trlgt.

Die Tiere bekommen die Reaktionszahl 2.5 bei den erstrn schwachen Spuren einer Gungsforung; diese kann sich entweder dadurch aussern, dass der Rucken zu einem ein wenig hoheren Bogen gehoben wird als gewohnlich, und dass die Pfoten ein wenig vorsichtig, wie bei den Zehengangern auf den Boden gesetzt wer- den, oder hdufiger dadurch, dass die Hinterbeine weiter als sonst von einander gehalten werden; schliesslich kann eine so deutlichv Langsamkeit der sonst sehr wohl koordinierten Bewegungen vor- handen sein, dass auch dieses als eine beginnende Gangstiirung gerechnet werden muss.

Die Reakiionszuhl 3.

Wir haben jetzt das Stadium erreicht, wo die oben erwahnteii pathologischen Verhlltnisse beim Gange deutlicher geworden sind. Durchwegs sind es meistens die Verhlltnisse der Hinterbeine, dic augenfallig sind, die Bewegungen der Vorderbeine sehen ganz natiir- lich aus; die Hinterbeine werden dagegen deutlich weit aus einander gehalten, bisweilen haben die Hinterbeine geradezu eine gespreiztc Stellung, so dass der Bauch beinahe auf der Unterlage schleppt. Die Bewegungen sind gleichzeitig gross, klotzig und langsam, so dass die Mause, in einer ganz anderen, mehr unbeholfenen Weise, als normale Mause mit ihrem leichten schnellen Lauf vorwlrts kommen. Doch muss man diese Gangstorung einfach und unkornpli- zierf nennen im Verhaltnis zu denjenigen, die unter den folgenden Reaktionszahlen erwahnt werden sollen. Man sieht selten das entgegensetzte des schleppenden Ganges, namlich eine hochbeinige und krummgebiickte Gangart, die doch ebenso charakteristisch ist wie die breitspurige.

Ich habe diese Gangstorungen unkomplizierfe genannt und habe dabei daran gedacht, dass wenn sie das nicht langer sind, dann rechne ich sie unter eine hohere Reaktionszahl. Bisweilen sieht man namlich hier den ersten @fang zu einer Koordinationsstorung, die bei einer ein wenig hoheren Reaktionszahl ausserordentlich ausgeprlgt sein kann; sie zeigt sich durch eine mehr oder weniger starke Tendenz sich riickwiirts statt vorwilrts zu bewegen. Dieses Riickwiirtsgehen oder -laden geschieht meistens sowohl mit den Vorder- als auch mit den Hinterbeinen in einer etwas gezwungenen

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324 BBRCE S I E L S E N .

Stellung, wobei die Beine vorwarts und seitwarts gespreizt sind, was auf einen voriibergehenden Krampf in den Extensoren deutet. Wenn man das Tier daran hindert, ruckwarts zu laden, so wird man es in der Regel dazu bringen konnen, sich vorwiirts zu bewegen, so dass man den nach uorn gerichtefen Gang beurteilen kann, welcher immer den Grundpfeiler in der Beurteilung bifdef. Eine andere Weise, worin sich die ein wenig starkere Vergiftung aussert, ist die dqrch kleinere Krampfe, die sich beispielsweise durch eine gewisse Schiefe in der Stellung, oder durch eine gewisse Starre eines Hinterbeines zeigen konnen. Schliesslich sieht man bisweilen ganz geringe Llhmungen, meist von den aussersten Zehengliedern der Vorder- pfoten; diese kommeii doch ofters,gleichzeitig mit ernsteren Sym- ptomen vor und gehoren also eher mit diesen zusammen. Wenn sie aber zusammen mit den, im Abschnitt ,Die Reaktionszahl 3w angefuhrten Symptomen vorhanden, und wohl gemerkt nur ab und zu oder schwach anwesend sind, dann -gebe ich den Tieren die Reaktionszahl 3.5.

Die Reakiionszahl 4.

Die zuletzt erwahnten pathologischen Verhaltnisse beim Gange sind hier so deutlich, dass die Gangart als ziemlich schlecht bezeich- net werden muss. Es sind oft ausgesprochen kramphafte Stellungen, die nicht mehr voriibegehend sind, so dass die Tiere das betreffende Glied mehr oder weniger auf der Unterlage schleppen mussen. Die schwachen Uhmungen sind ziemlich gewohnlich in den Vorder- pfoten, die Lahmung kann aber auch ein ganzes Glied, eventuell zwei umfassen; ist es ein Vorderbein, das gelahmt ist, so wird dieses leicht unter das Tier zu liegen kommen, und es kann hieraus leicht folgen, dass das Tier sich nicht mehr gerade vorwarts bewegen kann, sondern sich fortwiihrend etwas nach der lahmen Seite zu dreht. Wenn die Hinterbeine in Mitleidenschaft gezogen sind, muss die Maus oft diese und den Hhterleib mehr oder weniger nach sich schleppen. Die Tendenz riickwilrts zu gehen (Krampfe in oder Hyperirritation der Extensoren) wird hier grosser und kann so ausgesprochen werden, dass man e k mittels ziemlich grosser Geduld das Tier dazu bewegen kann, vorwbts zu gehen, oder rich- tiger sich vorwarts zu bewegen.

Der Allgemeinzustand ist noch nicht besonders beeinflusst; die Bewegungen sind ziemlich lebhaft und die Miluse machen gleich-

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DIGITALISSTUDIEN I: NEUB PBINZIPIEN BE1 DER WBRTBBSTIYYUNC. 325

zeitig uiele Bewegungen; sie sind noch nicht triige in ihrem Reak- tionsmodus geworden und ihr Aktionsradius ist noch gross.

Wenn die Tiere noch mehr mitgenommen werden, aber doch im Besitz eines ziemlich guten Bewegungsvermogens, und die einzel- nen Bewegungen recht schnell sind, so dass. man noch sagen kann, dass die Bewegung uber die Unterlage ohne Entfaltung der letzten Kriifte geschieht, dann charakterisiere ich die Tiere mit der Reak- tionszahl 4.5. Diese Reaktionszahl konnen sie auch bekommen, wenn die eine oder die andere Komplikation so ausgesprochen wird, dass sie das Bild vollig beherrscht. Als Beispiel kann ein Zustand erwihnt werden, welcher dem Bilde bei der Irritation der Bogenghge und bei der hierauf folgenden Storung des statischen Sinnes iihnelt; dieser Zustand aussert sich in erster Linie dadurch, dass der Kopf schief gehalten wird (er wird etwas um die Liings- achse des Korpers gedreht), ferner kann der ganze Vorderleib auf ghnliche Weise schief gehalten werden, so dass der Vorwarts- gang in einen Zirkelgang geandert wird und schliesslich kann das Tier so stark beeinflusst (beschiidigt) werden, dass es unter Ein- driicken von der Aussenwelt rollende Bewegungen um seine Langsachse herum vornimmt und erst nach einer '/4 bis mehreren Minuten imstande ist, sich auf den Beinen zu stiitzen und vorwzirts zu gehen. Es miiss jedoch bemerkt werden, dass dieser Zustand als Spat-Phiinomen haufiger ist (d. h. nach Ablauf der hier benutzten \'ersuchsze i t crscheint).

D i e Heaktionszahl 5.

Es ist fur mich das entscheidende gewesen, dass das Tier noch imstande ist, sich auf die eine oder die andere Weise uorwaris zu schleppen, selbst wenn es sich auch nur um 2-3 Centimeter han- delt und dieses sol2 natiirlich mit der grossten Miihe stattfinden. Die meist auffalligen Symptome sind in der Regel die mehr oder weniger starken Lahmungen , welche allerdings weniger proximal verbreitet zu sein scheinen, so dass z. B. die Beine sehr wohl, beson- ders in den Huften- und Schultergelenken, bewegt werden konnen, warend jedoch samtliche feinere Bewegungen in den mehr peri- pherischen Gelenken wegfallen und das Zusammenspiel zwischen den Gliedern sehr mittelmassig wird. Das Allgemeinbefinden leidet in der Regel, so dass die Maus sich oft nur notgedrungen ver- riickt; manchmal ist ein Druck mit einer flachen Pinzette auf den

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Schwanz der Maus dazu notwendig und bald nach diesem Heia liegt die Maus wieder ganz still hin. Im ganzen genommen gilt es fur die nachfolgenden Vergiftungsgrade, dass ihre Beurteilung im wesentlichen der Reaktion entspricht, die die Mause als Antwort auf einen von aussen (vom Untersucher) kommenden Reiz an den Tag legen, und dieser Reiz besteht meistens in dem soeben erwahn- ten Druck mit einer flachen Pinzette auf den Schwanz.

Die Reaktionszahl 6. Wie im Schema erwahnt, ist es hierfur charakteristisch, dass

die Maus sich nicht selbst vorwarts bringen kann, ungeacht mehr oder weniger grosser dahingehender Bestrebungen. Man kann es doch manchmal mit Versuchsmausen zu tun haben, die, wenn sie auch nicht vorwarts kommen konnen, doch eine geringere Affek- tion im Allgemeinbefinden als gewohnlich aufweisen und im ganzen genommen fur diese Reaktionszahl zu wirksam sind. Unter ande- rem konnen sie imstande sein, sich riickwarts zu bewegen oder hau- figer: sie konnen sich um eine senkrechte Achse herumdrehen und in anderer Weise eine so grosse Mobilitat an den Tag legen, dass die Zahl 6 fur sie zu gross zu sein scheint; sie haben daher die Zahl 5.5 bekommen. Das, was nun auf der anderen Seite das Unterschei- dungsmerkmal gegenuber der Reaktionszahl 7 hildet, ist der Umstand, dass das Tier, selbst wenn es auf die Seite gelegt wird, mit mehr oder weniger Muhe imstande ist, sich auf den Bauch zuruckzudrehen; es kommt aber vor, dass einige Tiere, wenn sie auf die Seite gelegt werden, sich allerdings schon herumdrehen konnen; macht man ihnen aber die Aufgabe einen Grad schwerer und legt sie ganz auf den Riicken, so mussen sie es, trotz vielen Zappelns der Beine in der Luft und vieler Korperverdrehungen. aufgeben; diese Tierr haben die Reaktionszahl 6.5 erhalten.

Die Reakiionszahl 7 . Dieses Stadium, ist im wesentlichen dadurch gekennzeichnet,

dass ein auf die Seite gelegtes Tier sich nicht auf den Bauch umdre- hen kann, wohei es jedoch, als Antwort auf den gewohnlichen ausseren Heiz, fortwahrend ziemlich lebhafte Bewegungen, beson- ders der Beine, aufweist; bei eineni, noch ein wenig mehr vorge- schrittenem Zustande werden diese Bewegungen aber sparsamer und beschranken sich auf einige schwachen Winke, und in diesen Fallen haben die Mause die Reaktionszahl 7.5 bekommen.

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DICITALISSTUDlEN I: NEUE PRINZIPIEN BE1 DER WERTBBSTIMHUNC. 327

Die Reaktionszahl8. Das charakteristische ist hier, dass die Mause in tiefem Coma

liegen; die LPhmungen sind weit vorgeschritten, jede Reflextatig- keit ist weggefallen, nur der Kreislauf und die Respiration funk- tionieren noch. Falls die Respiration schwach wird, so ist es wahr- scheinlich, dass der Tod nahe bevorsteht und man gibt dann dem Tiere die Reaktionszahl 8.5.

Die Reaktionszahl 9. Diese Zahl gibt man, wenn der Tod eingetroffen ist. In diesem

Falle wird eine Maus also in dem restlichen Teil der Versuchszeit dieselbe Reaktionszahl beibehalten.

Es folgt vom selbst, dass die Entscheidung, ob eine Maus diesc oder jene Reaktionszahl bekommen SOU, nicht vollig objektiv sein kann. Verschiedene Beobachter konnen verschiedene Auf- fassungen in der Sache haben und die Schatzung wird dabei immer eine gewisse Rolle spielen. Durch die hier gegebenen Richtlinien glaube ich jedoch, dass die Unsicherheit moglichst beschrankt und das personliche Moment im grosst moglichen Grade ausgeschlossen sein wird. Die meist objektive Entscheidung scheint mir die zu sein, ob sich eine Maus vorwiirkr bewegen kann oder nicht; ich habe deswegen die Reaktionszahl 5 a b Hintergrund fur die Definierung einer Digitaliseinheit, als vorlliufige Grundlage in der experimen- tellen Arbeit verwandt.

3. Wirkungszahlen und Gewichtkorrektionen. Diese Reaktionszahlen ermoglichen es uns also, mit ziemlich

grosser Sicherheit auf objektive Weise die Vergiftungssymptome einer Anzahl Mause zahlenmassig charakterisieren zu konnen, und falls es sich so verhielte, dass verschiedene MIuse ganz gleich rea- gieren wiirden, wenn sie dieselbe Menge Digitaliskorper injiziert bekamen, so wiirde man hierdurch leicht bestimmen konnen, wie vie1 Digitalisglykosid die eine oder die andere Praparation enthielte im Verhiiltnis zu dem gegebenen Standard und also eine Standardi- sierung haben.

Es verhiilt sich aber nicht so einfach, dass man bei biologischen Reaktionen damit rechnen darf, dass jedes einzelnes Versuchstier

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328 BBRCE NIELSEN.

wie die Norm reagiert; dies ist naturlich auch.hier nicht der 1:all; viele venchiedene Verhdtnisse werden auf das Resultat Einfluss haben und selbst wenn man moglichst viele der voraussichtlichen Faktoren eliminiert, so wird doch immer die Tatsache zuruck- bleiben, dass einzelne Mause eine von ihren Genossen abweichende Reaktion aufweisen konnen; einige sind besonders widerstands- fahig, andere dagegen tiberempfindlich Digitalisstoffen gegenuber. Um diesen Nachteilen abzuhelfen, habe ich teils ausschliesslich Mause einer bestimmten Grossenordnung benutzt, teils habe ich bei jedem Versuche 5 Miuse angewandt und dadurch die individuel- len Unterschiede so gut auszugleichen vermocht, dass brauchhare Resultate erreicht wurden. Dass eine kleine Maus kriinker als cine grosse sein muss und also eine grossere Reaktionszahl erhalten wird als diese, wenn sie dieselbe Giftmenge eingespritzt bekommt, ist selbstverstiindlich. (Hier wird von den individuellen Schwingungen abgesehen). Das ideelle wiirde deshalb sein, dass samtliche Ver- suchsmause genau dasselbe Gewicht hatten. Als das ideelle Gewicht habe ich 20 g gewahlt, indem dies das Gewicht einer jungen, erwachsenen Maus ist. Die zulassige Abweichung von dieser Zahl ist auf 2 g festgesetzt, so dass meine Versuchstiere alle, (aus- genommen 2 - 3 Sttick) zwischen 18 und 22 Gramm gewogen haben. Ferner hat jede Versuchsgruppe von 5 Mausen zusammen zwischen 96 und 104 Gramm gewogen, so dass hierdurch eine grosse Gleich- miissigkeit zwischen den verschiedenen Gruppen von Mausen geschaffen wurde. Urn jedoch jede Moglichkeif zu beseitigen, dass das variierende Gewicht Einfluss auf die Resultate bekommen kann und um ferner die Methode brauchbar zu machen, sefbsf wenn die obenstehenden Forderungen fur das Gewicht der Versuchs- mause in einem gegebenen Falle nicht erfiillt werden konnen, habe ich eine Korrektion fur abweichendes Gewicht eingefuhrt .

Ich habe zuent geglaubt, dass die Korrektion dadurch aus- gefuhrt werden konnte, dass die Reaktionszahl jeder Maus mit ihrem Gewicht multipliziert wiirde, urn in der Weise die zu kraftigen (bei den kleineren Miiusen) oder zu schwachen (bei den grossen Mausen) Reaktionen aufgehoben zu erhalten. Das Verfahren war Bann so, dass die Mause jede halbe Sfunde nach dem Injekfionszeif- punkt unfersucht wurden und dass jede Maus dem Vergiffungsgrade gemiiss eine Reakfionszahl bekam. Nach jeder solchen Ablesung wurde fur jede einzelne Maus das Produkt von Gewicht und Reakfionszahl

Page 15: Digitalisstudien I: Neue Prinzipien bei der Wertbestimmung

DIClTALlSSTUDIEN I: NEUE PRINEIPIEN BE1 DER WERTBESTIYYUNG. 329

ausgerechnei und die Produkte fur die 5 Mause wurden addierf und rnit 5 (der Anzahl der Muuse) diuidierf. Die hierbei entstehendc Zahl, die Wirkungszahl, gab dann einen Ausdruck dafur, in welcher Weise die Gesamtmenge von ca. 100 g Mause in dem gegebenen Zeit- punki reagierfe. Die hiichste, der innerhalb der benuten Versuchs- zeit erschienenen .Wirkungszahlen wurde als gultiger A usdruck fur den Glykosidinhali der injizierten Mussigkeitsmenge genommen.

Mit dem obengenannten Gewicht der Versuchstiere bekam ich gleichmhssige Resultate bei der Injektion derselben Menge Losung; aber bei einigen Versuchen mit Mhusen von abweichendem Gewicht (zusammen ungefahr 70 g und ungefiihr 130 g) wurden ziemlich grosse Abweichungen gefunden. Die Injektion derselben Menge, die auf 100 g Mhuse als Maximum die Wirkungszahl 100 gab (die Mawe von 20 Gramm hatten also durchschnittlich jede die Reak- tionszahl 5), gab auf die vorgenannten Gewichtsmengen Miiusr keineswegs eine maximale Wirkungszahl von 100; fur die Gruppen von 70 g lagen die Werte durchschnittlich ein gutes Stiick unter- halb, fur eine schwerere Gruppe war die Zahl entsprechend zu hoch.

Ich versuchte dann auszurechnen, wie gross die maximale Wirkungszahl war, die ich bekam, wenn ich die betreffenden Reak- tionszahlen mif dem ideellen Gewicht, 20 Gramm, statt mit dem wirklichen Gewicht des Tieres mulfiplizierie, wobei ich es also dabei unferliess, auf Gewicht zu korrigieren. Die auf diese Weise erreichten Zahlen lagen ungefahr ebenso vie1 auf der anderen Seite der ZahllOO, als die durch die Multiplikation rnit dem Gewicht erreichten auf der einen Seite lagen. Es war also augenscheinlich, dass die durch die Multiplikation rnit dem Gewicht selbst erreichte Korrektion zu weit ging, indem man eine oberkompensation von dem Fehler, an welchem das abweichende Mausegewicht S&uld war, bekam. Die Tatsache, dass die korrigierten Zahlen ebenso weit auf der anderen Seite der Zahl 100, als die unkorrigierten auf der einen Seite lagen, veranlasste rnich zu versuchen, ob man nicht befriedi- gende, oder doch einigermassen gute Resultate, durch Halbierung der vorgenommenen Korrektion bekommen konnte. Dies wurde dann auf die Weise gemacht, dass man die Reaktionszahlen mif einem Faktor, der mitten zwischen dem Eigengewicht des Tieres und dem idealen Mausegewichf, 20 g , lag mulfiplizierte; falls die Mause z. B. 18.4 g wogen, wurde rnit dem Faktor 19.2 multipliziert, und falls die Mause 20.6 g wogen, wurde rnit dem Faktor 20.3 multipliziert.

Page 16: Digitalisstudien I: Neue Prinzipien bei der Wertbestimmung

330 BBRCE NIELSEh

Ausgefuhrt init Korrektionen nach dieseni Prinzip bekam man Resultate, die um 100 herum lagen, wenn man die Glykosidmenge injizierte, die auf ungefahr 100 g Mause ungefiihr 100 als maximale Wirkungszahl gaben. Es muss doch erwahnt werden, dass, wenn so grosse Abweichungen vom idealen Gewicht vorkamen, wie in diesen Fallen, wo die Mause beziehungsweise ca. 14 g und ca. 26 g wogen, dann werden die Fehlerprozente bei einer Reihe von Ver- suchen grosser, als wenn die Miiuse innerhalb der 18-22 g, die ich benutzt habe, gehalten werden; Die in dieser Weise erreichte Korrek- fion fur abweichendes Gewicht ist bei der A usrechnung sdrnllicher Resultate in dieser Arbeif benufzt worden.

Einige Zahlen konnen hier angefuhrt werden: hlausegewicht .................. 131 g. 70 g. 70.2 g. 70.4 g. 72.0 g. Hei Multiplik. m. dem Gewicht . . 118.6 81.3 79.8 85.9 91.8

D D # 20 ............ 90.0 116.0 1114.0 124.0 128.0 * * * d. neuen Faktor 104.3 98.8 97.0 104.9 109.9

Wirkungszahlen umgerechnet) 102.9 94.9 93.1 106.2 111.3 aul Crund gleichzeitiger Versuche

Der Durchsc?mift: 101.7.

Der Versuch mit den 131 g Miiusen wird spater im Zusammen- hang mit seinem gleichzeitigen Versuche in allen Einzelheiten besprochen und die 4 anderen Versuche sind in genau derselben Weise behandelt, wie dort angegeben.

4. Die eigentlichen Versuche und Fehlerprozente.

Um eine Rechnungseinheit zu haben, habe ich die Menge Digi- talisglykosiden, die subkutan auf 5 Mduse injiziert die Zahl 100 als hochsfe Wirkungszahl gibf, 100 Digifaliseinheiten (D. E.) genannt. 2

Es ist vielleicht anmassend in dieser Weise eine ganz neue Einheit vorzuschlagen und dadurch die Verwirrung und Unsicher- heit, die sowieso durch eine vie1 zu grosse Anzahl verschiedener, meist inkommensurabler Einheiten vorherrscht, zu vermehren. Es ist jedoch keineswegs meine Absicht, eine solche internationale Einheit vorzuschlagen; es war nur notwendig, feste, zahlenmiissige

Siehe sphter. * Bet der hier angewandten Priiparationsmethode (1-2 % Infus, konzen-

trlert) entsprachen 100 D. E. ca. 5 8 - 6 0 mg mittelfeln pulverlsierten Folia Digitalis lanatae.

Page 17: Digitalisstudien I: Neue Prinzipien bei der Wertbestimmung

DICITALISSTUDIEN I: N B U E PRINZlPlEN BE1 DER WERTBESTIMMUNC. 331

Anhaltspunkte in der weiteren experimentellen Arbeit zu haben, um rationell arbeiten zu konnen. Die Einheit ist also nur eine Arbeitseinheit .

Einer ganzen Reihe Mhusegruppen injizierte ich diejenige Lbungsmenge, die beim ersten Versuch die Wirkungszahl 103.6 gegeben hatte.

Die 8 Gruppen gaben die folgenden Resultate:

Durchschniii: 105.1.

Die durchschnittliche Abweichung vom Durchschnitt 105.1 war 2.40 yo und die maximale Abweichung (110.1) war 4.76 %.

Gleichzeitig bekamen 3 Gruppen die halbe Menge injiziert: die Resultate wurden hier:

58.446.148.2 - - - Durchschniff: 57.6. Als zwei typische Beispiele unter den Versuchen konnen fol-

103.6-108.5-1 10.1-1OO.P-105.7-102.3-106.2-104.0

gende angefiihrt werden:

Nach Stunden

'/i Stunden 1 D

1 54 * 2

2 % * 3

20.8 I 20.3 I 19.0 I 20.0 I 20.4 I 20.2 I 19.5 I 20.0 Nach Stunden

21.8 I 20.6 1 20.4 I 18.4 I 18.8 I Gewicht der MILuse in g 100.0 20.9 20.3 20.2 19.2 19.4 Multiplikationsfaktor

2.5 2 0 1 1 26.3 Wirkungszahl

3 ( 3 1 2 1 1 1 3 1 48.3 n

3 I 2.5 I 3 I 2 I 3.5 I 56.1 D

3 I 2.5 I 2.5 I 2.5 I 3.5 I 56.0 D

3 I 2.5 I 2.5 I 3 I 3 1 56.0 D

I I I I I

5.5 I 5.5 I 6 I 4 4.5 I 5 I 5 I 4.5

4 I 5 I 4.51 5

~ ~ ~~ ~~~~~

19.3 [Gewicht der Miiuse in a 99.41 19.7 I Multiplikationsfaktor I 2 I 59.9 Wirkungszahl I 5.5 I 95.7 * I 5.5 I 99.8 D

5.5 I 105.7 D

5.5 I 97.5 * 5.5 I 93.8 *

Page 18: Digitalisstudien I: Neue Prinzipien bei der Wertbestimmung

332 BBRCE N I E L S E N .

Die maximale Wirkungszahl liegt im einen Falle nach Verlauf von 2 Stuuden, in anderen nach 1 Stunde. Wenn man die Wirkungszahlen in einem Komdinatensystem, wie in Fig. 1, auffiihrt, wird man sehen, dass auf der Kurve ein mehr oder weniger ausgesprochener Hohepunkt vorhanden ist und es ist meine Erfah- rung, dass ein solcher bei subletalen Dosen der hier angewandten -parationen von Digitalis lanata, immer zu finden sein wird.

Wirkungszahl.

Stunden Fig. 1.

Ursache ist sicher die schnelle Elimination der Lanata- Glykosiden.'

Durch die obenstehenden Versuche war man dartiber klar geworden, dass nicht damit zu rechnen war, dass z. B. die Halfte derjenigen Menge, welche die Wirkungszahl 100 gab, die Zahl 50, und dass drei Viertel die Zahl 75 geben wiirden. Ich habe mich deshalb entschlossen, eine Kurve auszuarbeiten, aus welcher man ersehen konnte, welche Anzahl Digitaliseinheiten einer gegebenen Wirkungszahl entsprachen. (Wenn hier und im Folgenden von Wirkungszahl gesprochen wird, so ist in der Regel gemeint mmi- male Wirkungszahl.)

1 K. W. Merz. Arch. f. exp. Path. u. Pharm. 1930, Bd. 156, S. 2 7 i . I.. W. van Esweld. Arch. 1. exp. Path. u. Pharni. 1931, Bd. 160, S. 375.

Page 19: Digitalisstudien I: Neue Prinzipien bei der Wertbestimmung

DlGlTALlSSTUDIEN I: N E U B PRlNZlPlEN BE1 DER WBRTBESTIYYUNG. 333 Es wurden deswegen einige Versuche mit verschiedenen Digitalis-

mengen ausgefiihrt, niimlich entsprechend ungefiihr 50, 75, 90, 100, 110 und 125 Digitaliseinheiten. (Die 100 Einheiten ent- sprechende Menge von Prllparationen bildet den Ausgangs- punkt.)

Die Versuche wurden in einer Reihe von Serien vorgenommen und der Grund hierfiir war, dass man sich, trotz des gewiihnlichen Zusatzes von 5 % Alkohol zu den Priiparationen, nicht darauf verlassen durfte, dass diese sich mehr als 1 bis 2 Wochen, ohne an Stiirke zu verlieren, halten wiirden. Ausserdem wurde es als not- wendig erachtet, fortwllhrend die Stiirke durch Injektion derjenigen Menge, die zuerst in der Serie eine Wirkungszahl von ungefahr 100 gegeben hatte, zu kontrollieren.

Innerhalb einer solchen Serie wurde der Durchschnitt jener Wirkungszahlen, die, bei der Injektion derjenigen bestimmten Menge, die in dieser Serie in der Niihe der Zahl 100 lag, erschienen waren, zuerst ausgerechnet. In der oben angefiihrten Serie von 8 Gruppen war die Zahl also 105.1; im Verhiiltnis zu dieser Durch- schnittszahl wurden die anderen erreichten Wirkungszahlen korri-

= 55.6 u. s. w. giert. und hier wiirde sie also beispielsweise

sein. Nach einigen Versuchen mit den erwiihnten Digitalismengen

wurden die durchschnittlichen Wirkungszahlen fiir 50, 75 u. s. w. Dititaliseinheiten ausgerechnet, und diese Durchschnittswerte wurden in ein Koordinatensystem eingetragen, die Wirkungszahlen auf den Abscissen und die Digitaliseinheiten auf den Ordinaten, mit anderen Worten, ganz der Figur I11 entsprechend. Mit diesen Punkten als Grundlage wurde durch den Punkt 100, 100 (die Definition), eine uorldufige Kwue gezeichnet, die bei der Ausarbei- tung der endgiiltigen Kwue, Fig. 111, angewandt wurde. Diese vorliiufige Kurve ging u. a. durch die folgenden Punkte:

Dig.-Elnh. (Ord.) 40 50 60 70 80 90 100 110 120 130 Wirk. Zahl(Absc.) 47.5 58.2 67.7 76.2 84.4 92.2 100.0 107.5 115.3 122.7

58,4 - 100 105.1

Diese, somit erhaltene, vorliiufige, weniger genaue Kurve wurde fur die endgultige Festlegung der in Fig. I I I dargestellten Kurue, wo man sehen kann, wie uiele Digitaliseinheiten einer gegebenen Wirkungszahl entsprechen, benutzt.

Page 20: Digitalisstudien I: Neue Prinzipien bei der Wertbestimmung

334 BBRGE NIELSEW.

Um zu zeigen, wie sich die Arbeit gestaltet hat, will ich einr !hie von Versuchen in allen Einzelheiten durchgehen vom Beginn des Versuches an bis zu dem Augenblick, wo die Umrechnung der gefundenen Wirkungszahlen beendigt ist, so dass sie zur Verwendung fertig sind und als Grundlage fiir die Darstellung der endgultigen Kurve in Fig. I11 dienen konnen.

Die Versuche in dieser Serie wurden im Verlaufe von 8 Tagen vorgenornmen. Die eingespritzten Flussigkeitsmengen lagen zwischen 0.33 cmS und 0.875 cmS, die letztere ist die nachstgrosste Fliissigkeitsmenge, die uberhaupt wahrend dieser Arbeit injiziert wurde, und es muss als bedenklich erachtet werden, auf so grosse Injektionen heraufzukommen, weil man nicht davon absehen darf, dass die Grosse der Injektion an und fur sich selbst einen Einfluss auf die Resultate haben kann. Diese Frage wird spater untersucht werden. Der Verlauf der einzelnen Versuche in der Serie war Ubrigens wie folgt:

2313

19.2 ,Nach Stunden - I 19.6

19.4

19.7

1

2

4

- - -

4

21.4 - 20.l - 2.5 3

4

- -

3

20.0 I 20.0 IGewicht der MHuse in g 100.0

20.0 I 20.0 I Multiplikationsfaktor

4 4 53.7 Wirkungszahl

5 I 5 I 76.0 * 5 I 5 I 88.0

2313

18.2 I 22.0 I 19.0 I 19.2 I 18.0 (Gewicht der MHuse in g 96.4

19.1 I 21.0 I 19.5 I 19.6 I 19.0 I Nach Stunden I Multiplikationsfaktor

68.9 WirkunPszahl I I 1 D I 4.5 I 6 I 3.5 1 4.5 I 4 I 88.9 I - 1

5 1 6 1 5 1 5 ( 5 1 102.4 * 5 I 6 1 4.5 I 4 I 5.5 I 98.4 *

Iniizferle Menge: 0.71 em'.

Page 21: Digitalisstudien I: Neue Prinzipien bei der Wertbestimmung

DIGITALISSTUDIEN 1: NEUE PRINZIPIEN BE1 DBR WERTBESTIYYUNG. 335

20.0 20.4 19.8 21.0 19.0 Multiplikationsfaktor

I

I Nach Stunden

'/i Stunden I 1 8

1 % 8

2 8

18.6 I 20.0 I 21.0 I 19.8 I 21.2 I Gewicht der Miiuse in g 100.E 19.3 20.0 20.5 19.9 20.6 Multiplikationsfaktor

54.5 Wirkungszahl 3 2 I 3.5 2 3

5.5) 4 I 6 I 5 I 5 I 102.3 8

6 I 5.5 1 6.5 I 6 I 6 I 120.4 8

5.51 5 I 6 I 6 I 6 I 114.4 D

1 2 8 1 5.51 4.5 1 5.5 I 5.51 4.5 I 103.0 8 I

Nach Stunden

1; Stunden 1

I 2 ?4 * I 5.5 I 4 I~ 5.5 I 5 I 4.5 I 99.0 8 I

19.2 I 22.0 I 22.0 I 18.0 I 21.2 I Gewlcht der Miiuse in g 102.4 19.6 21.0 21.0 19.0 20.6, Multiplikationsfaktor

4 3 4.5 4 3 74.7 Wirkungszahl 5 I 2.51 5 I 5 I 3 I 82.5 8

Iniuifff: 0.70 cmt

27/3 ~ ~- - I 19.2 I 22.2 I 19.0 I 21.6 I 20.0 I Gewicht der Miiuse in g 102.0 I 19.6 1 21.1 I 19.5 I 20.8 I 20.0 I Multlplikatlonsfaktor

Nach Stunden I I % Stundenl 4 I 2.5 I 3 I 3.51 2 I 60.4 Wirkungszahl I

3 I 3 I 3.5 I 5 I 4.5 I 76.8 D

6 I 4 I 5 I 6.51 5 I 106.9 I)

6.5 I 5 I 6 I 6.5 I 5.5 I 119.0 a

6 I 5 I 6 I 6 I 5.51 115.0 D -

In/iziul: 0.876 cma.

Page 22: Digitalisstudien I: Neue Prinzipien bei der Wertbestimmung

Nach Stunden

% Stunden 1 D

1 % ' 2 *

20.6 I 21.2 I 20.0 I 19.6 I 18.0 I Gewicht der MBuse in g 99.4 20.3 20.0 20.0 19.8 19.0 Multiplikationsfaktor

3 5 2 4 4 71.8 Wirkungszahl 4.5 I 5 5 I 5 I 6.5 I 103.3 D

5 1 5 1 6 1 6 1 6 1 111.5 D

-

-p

3813

Nach Stunden

60.1 Wirkungszahl

1 1/:

20.4

20.2

Stunden 2.5

Nach Stunden

I .- I I

20.0 I 22.0 1 18.2 I 18.4 IGewicbt der Miiuse in g 99.0

20.0 21.0 19.1 19.2 Multiplikationsfaktor

3 3.5 2 3 56.0 Wtrkungszahl

I 4 I 4.5 I 4 I 4.5 I 4 I 84.3 * I:, ' I 3.51 4.5 I 4.5 I 4.5 I 4 I 84.3

Injiziert: 0.50 em'.

1 * 1 ?,$ s

2 * I 2 % *

5 1 5 ( 5 ( 4 ( 6 1 99.5 D

5.51 5 I 5 I 5 I (i I 105.4 8

5 I 4.5 I 4 I 5 I 5.5 I 95.2 5 I 4.5 I 4 I 4.5 I 5.5 I 93.3 b

21.2 I 18.2 20.6 19.1

Nach Stunden

% Stunden 3 2

21.4 I 18.2 I 22.0 I Gewicht der Miuse in g 101.0

20.7 19.1 21.0 Multipllkationsfaktor

2.5 2 2 46.4 Wirkungszahl -

- 1 rn

1 % ' 2 *

2 . 5 1 3 1 3 1 3 1 2 54.0 . 3 1 3 1 3 1 3 1 2 . 5 1 58.2 b

3 I 2.5 I 2.5 I 3 I 2.5 I 54.2 D

Page 23: Digitalisstudien I: Neue Prinzipien bei der Wertbestimmung

DICITALISSTUDIEN I: NEUE PRINIIPILN BE1 DER WBRTBBSTIYYUNG. 337 29/3

19.6 I 19.6 I 20.4 I 18.2 I 19.8 I 19.8 I 20.2 I 19.1 Nach Stunden

2

19.6lGewicht der Miiuse in g 97.4 1::; Multiplikationsfaktor

43.4 Wirkungszahl 3 I 51.3 a

3.5 I 57.2 I

3 I 51.3 I - ~ ~

ZnjLriut 0.53 ma.

3013

Nach Stunden 19.4 1 18.0 I 21.2 I 22.0 I 18.0 I Gewicht der Miiuse in g 98.6 19.7 19.0 20.6 21.0 19.0 Multlplikationsfaktor

41.6 Wirkungszahl

2.5 1 3.5 I 4 I 2.5 I 3 I 2 % 8 3 1 4 13.51 2 1 3 I 61.2 8 I ' - I -I

1 2 I 3 I 3.5) 3 I 2 I 3 I 57.3 a I Injizierl: 0.31 ema.

3113

20.2 ] 18.0 1 19.8 I 20.0 I 21.2 IGewicht der Mguse in g 99.2 I 20.1 I 19.0 I 19.9 I 20.0 I 20.6 I Multiplikationsfaktor Nach Stunden

2 % ' In/iziul: 0.67 ma.

31 13

26.0 I 24.8 I 29.0 I 24.8 I 26.4 IGewicht der Miiuse in g 131.0 23.0 I 22.4 I 24.5 I 22.4 I 23.2 I Nach Stunden

Multiplikationsfaktor

8

5 I 2 1 2.5 I 2 I 2 I 62.5 Wirkungszahl 5.5 I 4 I 5.5 I 4 I 3 I 102.0

I I I

I 1 4, * I 6 I 4 I 5.51 4 I 3 I 101.3 a I ' - I

5.51 3.5 I 5.5 I 4.5 I 3 I 102.0 D

5 I 3.5 I 5.5 I 5 I 3 I 102.0 8 i In/ltlcrl: 0.67 cma.

Page 24: Digitalisstudien I: Neue Prinzipien bei der Wertbestimmung

338 B B R C E N I E L S E N .

Wie man sieht, wurde der letzte Versuch mit 131 Gramm Mause, statt der gewtihnlichen ca. 100 g, unternommen und ist deshalb bei den weiteren Zwischenrechnungen nicht mitverwertet worden, sondern erst bei der Ausrechnung der endgiiltigen Wirkungs- zahlen.

Um die ubersicht zu erleichtern, wird diese Ausrechnung hier in etwas schematischer Form angefiihrt. In der Linie Nr. I ist die bei jedem einzelnen Versuche injizierte Menge Hiissigkeit auf- gefiihrt. In der Linie Nr. I1 steht die in dem betreffenden Versuch erreichte Wirkungszahl. In der dritten Linie steht die der betref- fenden Wirkungszahl entsprechende Anzahl Digitaliseinheiten, abgelesen auf der vorerwahnten, uorliiufigen Kurve. Mit Hilfe dieser letzten Zahl wird dann ausgerechnet, wie gross die Fliissig- keitsmenge ist, die 100 Digitaliseinheiten entspricht, und diese ist in cms in der vierten Linie angegeben.

Der Durchschnitt der in Linie IV gegebenen Zahlen wird bestimmt, und die auf diese Weise gefundene Fliissigkeitsmenge wird darauf fiir die ganze Versuchsserie a h 100 Digitaliseinheiten entsprechend angesetzt. Fur diese Serie wurden 100 D. E. = 0.661 cms.

Bei jedem einzelnen Versuch der Serie sieht man darauf nach, wie sich die injizierte Menge zu den 0.661 cmS und zu den davon abgeleiteten Mengen, wie z. B. 0.826 cms (125 D. E.), 0.496 cm8 (75 D. E,), 0.3305 cms (50 D. E.) u. s. w. verhalt.

Die gefundenen Wirkungszahlen sind dann ausgerechnet im Verhaltnis zu der Anzahl D. E., die der in jedem einzelnen Versuch injizierten Menge am nlchsten entspricht.

Beispielsweise wurden am 25/3 0.845 cms auf eine Gruppe Mause injiziert, und die resultierende Wirkungszahl war 120.4; die am nhchsten liegende der erwiihnten Mengen ist 0.8263 cms (125 D. E.); bei der Ausrechnung:

120,4 0.8263 0.845

= 117.7 sieht man also, dass in diesem Falle die

Injektion von 125 D. E. die Wirkungszahl 117.7 gibt.

Die anderen Wirkungszahlen sind in derselben Weise behandelt worden; in der Linie V steht die am nachsten liegende der oben- erwahnten, theoretischen Injektionsmengen und in der Linie VI

Page 25: Digitalisstudien I: Neue Prinzipien bei der Wertbestimmung

DIGITALlSSTUDlEN I: NEUE PRINZIPIEN BE1 DER WBRTBESTIXYUNG. 339 die zugehorige Anzahl Digitaliseinheiten. Als Endergebnis samt- licher Ausrechnungen stehen schliesslich in der Linie VII die umge- rechneten Wirkungszahlen.

I.

11.

111.

N.

V.

VI.

JII.

0.57 0.71 0.70

88.0 102.4 108.2

84.5 103.1 110.5

0.675 0.689 0.634

0.496 0.661 0.661

75 100 100

76.6 95.3 102.2

= 0.845

20.4

26.5

0.668

0.826

25

17.7

I. 0.67 0.50

11. 105.4 86.2

111. 107.0 83.0

IV. 0.626 0.602

V. 0.661 0.496

VI. i(10 75

YII. 104.0 85.5

- - 0.70

103.0

104.0

0.673

0.661

100

97.3

0.33 0.33 0.33

58.2 57.2 61.5

50.0 49.0 53.3

0.660 0.674 0.619

0.3305 0.3305 0.3301

50 50 50

58.3 57.3 61.6

- - 0.87:

19.0

25.0

0.70(

0.82t

25

12.3

0.67

99.0

98.9

0.67;

0.661

00

97.7 -

0.81

115.6

120.5

0.697

0.826

125

113.7

0.67

104.3

100

102.9

Inj. Glykosidlosg. in cm'

Wirkungszahlen (mazimale)

D. E. nach d. vorliufg. Kurve Gleich 100 D. E.

in cm' Nichstgel. theor. inj. Menge in cm'

Anzahl D. E., wozu umger. wird

Umgerechnete Wlrkungszahleii

Inj. Clykosidiiisg in cm;

Wirkungszahlen (mazimale)

D. E. nach d. vorliiulg. Kurw Gleich 100 D. li.

In ern; NHchstgel. theor. Inj. Menge in cm*

Anzahl D. E., wozuumger. wird

Urngerechnete Wirkungszahlen

Diese Serie hat also die folgenden, umgerechneten Wirkungs- zahlen ergeben:

Far 125 D. E.: 117.7 112.3 113.7 100 D ; 95.3 102.2 97.3 104.0 97.7 und mit 131 g MHuse: 102.9

* 50 D : 58.3 57.3 61.6 0 75 0 : 76.6 85.5

Kurven fur die einzelnen Versuche dieser Serie sind in Fig. I1 eingezeichnet .

Diese letzte Spalte bezieht sich auf 131 g Mlluse.

Page 26: Digitalisstudien I: Neue Prinzipien bei der Wertbestimmung

340

Wirkungaahl

130 - i20 -

//D

150 -

90 -

80

-

-

50

40

30

20

I D

IIBHGB N I E L S E N .

\.

\

I I I I I I

L I lyt d 24 3 S tundeii

Fig. 11.

Die iibrigen Resultate wurden nach denselben Prinzipieri erhalten. In einigen Serien sind es mehr Venuche gewesen, in anderen weniger; keine Serie hat sich iiber eine liingere Zeit als 16 Tage erstreckt. Der Kiirze halber werden hier nur die den Linien I, 11, VI und VII entsprechenden Werte angeftihrt, also

Page 27: Digitalisstudien I: Neue Prinzipien bei der Wertbestimmung

DlGlTALlSSTUDlEN 1: NBUE PRINZlPlEN BE1 DER WEKTBESTIYYUNG. 341

I. 11. VI.

VII.

0.32 86.2 90 88.6

0.20 98.4

0.55 145.7 150

142.8

Inj. Glykosidlosg In cmr Wirkungszahlen (maximale). Anzahl D. E., wozu umger. wird Umgerechnete Wlrkungszahlen

Glykosldl8sg. in rma Wirkungszahlen (maximale) Anzahl D. E., wozu umger. wird Umgerechnete Wirkungszahlen

- 0.40

110.7 110

111.5

0.51

88.5

00

!)ll.l

0.84

!)1.4

100

!e .6

0.36 96.0 100

95.7

0.38

71.4

Cji

7 x 2

0.92

101.1

1 1 0

105.9

0.15 80.1 75 80.1

~ ~-

Inj. Glykosid- 16sg. in cma Wirkungs-

zahlen (maxi- male)

Anzahl D. I;.. wozu umger.

wird I'nigerechnett

Wirkungs- zahlen

0.15 81.9

81.9

I.

I I.

YI.

Y 11.

r. 11.

\ 1.

VII.

= 0.31

69.8

(i7

70.5

- 0.6!

85.8

-- /a

79.5

- 0.2

103.6

100

99.5

-

0.B:

7!#.1

i 5

80.2

0.1

61.2

SI)

57.2

= 0.42

%ti

75

79.2

- 0.4f

63.9

-50

58.9

- 0.2

00.1

100

90.4

0.45 111 .G 125

113.6

Inj. Glykosidlhg. iii ema Wirkungszahlen (maximale). Anzahl D. E., wozu umger.wird Umgerechnete Wirkungszahlen

= 0.5(

87.7

!#O

91.0

- 0.a

66.1

50

1 \ 1 2

- 0.2(

05.7

1 no

101 .s

-

- - 0.57

104.3

100

105.6

- 0.31

47.9

4 0

52.5

- 0.2c

102.3

100

98.2

-

=

- 0.69

81.5

i 5

i5.5

- 0.2(

L06.2

100

102.0

-

=

-

- 0.2(

104.0

101)

99 .G

- die injizierte Fliissigkeitsmenge, die erreichte

Inj. Glykosid losg. i n mi* Wirkungs-

zahlen (maxi- male)

hnzahl D. E.. wnzu umgw.

aird Cnigerechiietc

Wirkungs- zahlen

die Anzahl D. E., wozu sie umgerechnet wird und schliesslich dic umgerechnete Wirkungszahl.

Page 28: Digitalisstudien I: Neue Prinzipien bei der Wertbestimmung

342 BBRCE N I E L S E N .

Im ganzen genommen sind also die folgenden umgerechneten Wirkungszahlen gefunden worden:

54.8 59.3 63.6167.8 71.9 76.3

105 Ill0 1115 1120 1125

For 40 D. E.: 52.5 Durchschnill:

D 50 s : 58.3 57.2 61.6 57.2 54.5 55.9 58.9 6 1 . 2 ; 8 = 58.1 464.9

80.3 84.6188.8192.5196.2 100.0 Wfrk.-Zahl (Absc.)

130 1135 1140 1145 150 D. E. (Ord.)

142.7 -= i l . 4 2 D 67 : 72.2 70.5

638.5 s 55 i : 76.6 85.5 80.1 81.9 79.2 80.2 79.5 7 5 . 5 ; 7 = 79.8

371.2 - = !l2.K 4 s 90 : 101.5 90.1 91.0 88.6 D 100 D : 95.3 102.2 97.3 104.0 97.7 104.2

D 100 B : 99.8 98.4 105.6 92.6 102.1 95.7

D 110 * : 105.9 111.5 111.3

D 100 n : 105.7 99.5 96.4 101.5 98.2 102.0 } T 1798.2 = !)!):I

328.7 - = lfl!).i; 3 583.9 -= 116.8 5 110.8

136.9 3

D 125 n : 117.7 112.3 113.7 126.6 113.6

b 150 9 : 135.9 132.7 142.8 - _.

Far 50 D. E.: +0.34 % -1.38 % +6.03 % -1.55 % -6.20 "/b -3.79 % +1.38 % +5.34 %

Der Durchschnitt hiervon ist f 8.24 %

Der Durchsehnitt hiervon ist f 1.19 % Fnr 67 D. E.: +1.12 % -1.26 %

Page 29: Digitalisstudien I: Neue Prinzipien bei der Wertbestimmung

DlClTALlSSTUDlEN I: NEUE PRINZIPIEN BE1 DER WBRTBESTIYYUNG. 343

Fig. 111. Die endgPltige Ablesungskurve.

Page 30: Digitalisstudien I: Neue Prinzipien bei der Wertbestimmung

344 BBRGE NIELSBN.

Far 75 1). E.: -4.01 yo +?.14 $0.38 % +2.76 yo 4 . 7 5 % +0.50 yo

Der Durchschnitt hiervon ist k2.67 %

Der Durchschnitt hiervon ist fl69 %

4.38 % -5.40 %

Far 90 D. E.: +9.38 % -2.91 % -1.94 "/b 4.69 %

FQr 100 D. E.: 4.61 % +3.30 % -2.60 % +4.10 % -2.20 % +4.30 7; +5.61 % 4.40 % +3.50 % +l.60 % -1.70 % +2.10 % --O.10 % 4.50 % +5.71 76 -7.31 % +2.20 O/n 6 . 2 0 O/"

Der Durchschnitt hiervon ist &3. I I o;,

Der Durchschnitt hiervon 1st k Z . 2 2

Der Durchschnitt hiervon tst -+J.S8 yo

Der Durchschnitt hlervon 1st fZ.85 ?&

Far 110 D. E.: -3.37 % +1.73 % +1.55 %

FRr 125 D. E.: $0.77 % -3.85 % -2.65 % +8.39 % -2.74 o/b

FRr 150 D. E.: -1.17 % -3.07 % +4.31 %

Werden die gefundenen, prozentischen Abweichungen in ahn- licher Weise, wie De E n d van Wijngaarden' es macht, geordnet, d. h. dass man alle diejenigen, die in bestimmten Intervallen liegen. zusammenstellt, so konnen diese Abweichungen graphisch aufge- tragen werden, wodurch die Kurve in Fig. IV A entsteht. Die Gruppen sind entstanden durch das Sammeln derjenigen Abweichungen, die zwischen 0 und + 2 %, + 2 und + 4 % u. s. w. liegen, und auf dieselbe Weise zwischen 0 und - 2 %, - 2 und

Wie man sieht, und wie es ja auch sein muss, falls man glaubt, es sich gestatten zu konnen, mit den Durchschnittswerten der Resultate zu rechnen, liegen die meisten Abweichungen in der Nahe von 0 yo.

Fig. N B zeigt die Kurve von diesen ZufWigkeiten befreit. Sie ist dadurch entstanden, dass man die Anzahl der einander entsprechenden, positiven und negativen Gruppen addiert und die Summe halbiert.

Addiert man die numerischen Werte siimtlicher prozentischen Abweichungen und dividied dieselbe durch ihre Anzahl, so bekommt man eine dutchschnifiliche Abweichung uon 3.10 %.

durch Multiplikation mit 1,253 den rnittferen FehZer zu 3.88 % berechnen.

- 4 yo u. s. w.

Von dieser Zahl aus kann man nach De Lind van Wijngaarden

Page 31: Digitalisstudien I: Neue Prinzipien bei der Wertbestimmung

DIGITALISSTUDIBN 1: N E U E PRINEIPIEN 881 DER WBRTBESTIYYUNC. 345

N //

/o

9

a Y 4 5 4 3 2

-

- -- -

A.

Aus diesem letzteren berchnet sich der wahrscheinfiche Fehler durch Multiplikation mit 0.675 zu 2.62 %.

Fiir das sehr grosse Katzenmaterial (573 Katzen) von De Lind van Wijngaarden waren mit der Methode von Hatcher-Magnus die cntsprechenden Zahlen:

bei Einzelbestimmungen. 9.69 % (durschnittlicher Fehler).

8.2 % (wahrscheinlicher Fehler). 12.15 % (Mittelfehler).

Einen besseren Begriff beziiglich der Genauigkeit der in dieser Arbeit beschriebenen Methode erhillt man doch sicher durch die folgende Darstellungsweise:

78.4 % der Bestimmung. weicben weniger als 5 % vom Durschnitt ab 96.08 o/o D 8 D * s 7.5 yo a B

100.0 O& P a D D D 1 0 % D D *

Es ist wohl kaum besonders unrichtig, die Genauigkeit der Methode zu 5 % zu setzen.

Page 32: Digitalisstudien I: Neue Prinzipien bei der Wertbestimmung

346 R B R G E N I E L S E N .

5. Die Dauer der Versuchszeit.

Es gibt noch einen Punkt in der Methode, der genauer besprochen werden muss, und zwar ist es die Dauer der Versuchszeit. Diese muss immer davon abhangen, zu welcher Zeit eine mmimale Wirkungszahl im Versuche erschienen ist, und um dies konstatieren zu konnen, ist es ja notwendig, dass eine oder mehrere Wirkungs- zahlen, kleiner Q ~ S die unmiffelbar uorhergehende, vorgekommen sind. Wenn die Verminderung einigermassen gross, 3-4 oder mehr, war, habe ich auf der Grundlage meiner Erfahrungen kein Bedenken getragen, mich mit einer einzelnen, post-maximalen Ablesung zu begnugen. Wenn dagegen nur eine geringe oder gar keine Verminderung vorhanden war, habe ich sicherheitshaber 2, eventuell mehrere Ablesungen angewandt.

Um in statistischer Beziehung so gut wie moglich zu beleuchten, nach wie langer Zeit das Erscheinen der maximalen Wirkungszahl erwartet werden kann, habe ich einige Standardisierungsveruche und Versuche mit Untersuchung der Eliminationszeit ahnlicher Praparationen mitgenommen. Die Anzahl der Bestimmungen steigt dadurch im ganzen auf 86.

Das Vorkommen der maximalen Wirkungszahlen war:

Nach 4/2 Stunde: 0 $ 1 * : 18

$ 2 n : 22

$ 3 n : 3

b 1 % b :40

n 2 % n : 2

n34/2 * : 1

Wie man sieht, erscheinen bei weitem die meisten Maxima mit Digitalis-lanata-Priiparationen nach dem Verlauf von 1, 1 4/2 und 2 Stunden, und was die 4 Fiille anbelangt, die nach dem Verlauf von 2 1/2 Stunden erscheinen - und nur fiir diese 4 Falle - machen sich ganz besondere Verhgltnisse geltend, auf die ich sofort zuriickkommen werde. Wenn man von diesen 4 Fiillen absieht - und nach meiner Oberzeugung muss man es tun - wird man sich also damit begniigen konnen, die Reaktionszahlen der

Page 33: Digitalisstudien I: Neue Prinzipien bei der Wertbestimmung

DIGITALISSTUDIEN I: N E U E PRINZIPIEN BE1 D E R WERTBESTIYMUNG. 34'7 Mause jede halbe Stunde abzulesen, bis 2 '/z Stunden nach den Injektionen verlaufen sind, um dann die hochste, erschienene Wirkungszahl als gultig festzustellen.

Die Methode ist ja in ausgeprlgtem Grade als auf der Befraehfung des klinischen Biides der Digitalisvegiftung bei lebendigen Mausen beruhend, angelegt; sie ist dagegen nicht auf der Restimmung der Dosis minima ZefaZis angelegt, weil diese weit grossere Fehlerprozente gibt.' Am meisten ausgepragt ist dies fur Digitalis purpurea und die Verhiiltnisse bei dieser werden in einer spateren Arbeit besprochen werden. Wenn deshalb iiberhaupt eine Reaktionszahl(9) fur tote Mause festgestellt wurde, so nur darum, um nicht einen Versuch kassieren zu brauchen, in welchem eine einzelne der Mause iiberempfindlich ist. Bei den 4 erwahnten Fallen war es der beson- dere Umstand, dass die eingespritzte Menge Glykosid so gross war, dass sie fur die betreffenden Mause, oder jedenfalls fur einige von ihnen, letal war, und dass der Tod bei 2 oder 3 aus jeder Versuchs- gruppe im Laufe der 3 '/2 Stunden, die abgelesen wurden, eintraf.

Samtliche 4 Falle sind unter den ersten der kurz referierten Ver- suche zu finden. Die maximalen, umgerechneten Wirkungszahlen waren:

126.6 135.3 132.7 142.8.

Bei der Zahl 126.6, wo etwa 123 D. E. injiziert waren, handelt es sich um zufallige, geringe Resistenz einiger der Mause; eine war tot nach dem Verlauf von 2 '/2 Stunden (Wirkungszahl 122.9) und noch eine nach dem Verlauf von 3 Stunden (Wirkungszahl 124.4) und nach 3 '/2 Stunden war die Wirkungszahl wieder auf 122.3 gesunken. Wenn man nach 24 Stunden ablas, wurde noch eine tot aufgefunden, wahrend die zwei letzten die Vergiftung iiberlebten. - Bei einem entsprechenden Versuche, wo auch unge- fahr 123 D. E. injiziert wurden, erhielt man nach 2 Stunden ein deutliches Maximum von 111.6 und keine Maus war tot nach 2 '/2 Stunden, weshalb die Ablesungen abgebrochen wurden; nach 24 Stunden war dann doch eine der 5 Mause durch ihre Beschiidigungen verendet, und in vielen Fallen habe ich bei Dosierungen dieser hohen Grossenordnung gesehen, dass nach 24, oder eventuell nach 48, oder mehr Stunden, solche Mause tot waren, die wlhrend des

1 E. Knaffl-Lenz, foe. c i f .

23 - h t n med. Scandinav. Vol. L X X X I V .

Page 34: Digitalisstudien I: Neue Prinzipien bei der Wertbestimmung

348 BBRGE NIELSEN.

Versuches eine deutliche Besserung nach maximalen Symptomen gezeigt hatten. Am haufigsten ist ein solcher Spiit-Tod eingetroffen, wenn die Miluse wilhrend des Versuches derartig mitgenommen waren, dass sie Reaktionszahlen von 7 und dariiber bekommen hat- ten. Da man annehmen muss, dass die eigentliche Wirkung der Digitalisstoffe bei diesen Versuchen mit Digitalis-lanata-Pripara- tionen, nach dem Verlauf von 24 Stunden, im wesentlichen verebbt ist, (siehe spiitere Mitteilungen) so kann das Vorkommen eines solchen Spat-Todes kaum auf andere Weise erklart werden, a h durch die Annahme, dass, wiihrend der akuten Vergiftung, in den Organen der Maus derartig schwere irreversible Anderungen hervor- gerufen werden konnen, dass diese im Lade einer gewissen Zeit den Tod herbeifiihren mtissen.

Als Gegensatz hierzu stehen dann die in dieser Arbeit am haufig- sten hervorgerufenen reversiblen Anderungen, die am oftesten nach liingerer oder kiirzerer Zeit zu der anscheinend vollstiindigen Genesung zurlickfiihren.’

Schliesslich habe ich in einem Teil der Fiille Tiere gesehen, die, wenngleich sie an ihren Beschiidigungen nicht starben, so doch auch nicht wieder ganz gesund wurden. Ihr Gang war schlechter, langsamer und vorsichtiger und ihre Haltung war nahezu zusam- mengekrochen, so dass man den Eindruck bekommen konnte, dass sie bei gewohnlicher Zimmertemperatur froren. Ferner habe ich haufig eine besondere Kopfform dieser Tiere beobachtet, indem die Partie vorne am Kopf, die Schnauz-Stirn-Partie, hoher als normal aussah; ausserdem waren die Pelzhaare hier etwas gestriiubt. Der Gedanke wurde besonders auf Kreislaufstorungen und odem hingelenkt und ich glaube, dass es berechtigt ist zu sagen, dass die Mause als dritte Moglichkeit chronische Anderungen bekommen konnen, die den Gesundheitszustand des Tieres herabsetzen ohne deshalb den Tod direkt zu verursachen.

Bei den 3 letzten der 4 Venuche wurde auf siimtliche 3 Gruppen, also 15 Mause, dieselbe Menge Digitalislosung, niimlich 0.55 cm3, ungefiihr 153 D. E. entsprechend, injiziert. Die Gruppen I und I1 zeigten nach 3 Stunden ein Maximum (145.7 und 138.1) und es waren dann beziehungsweise 3 (I) und 2 (11) gestorben. Die

1 Diese Anschauungen gehen in derselben Richtung wie die von H. Bauer und K. Frornherz in Klin. Wochenschrift. 1933, Bd. 12, S. 973, Ilber Digitoxin gelussaten.

Page 35: Digitalisstudien I: Neue Prinzipien bei der Wertbestimmung

DICITALISSTUDIEN I: N E U E PRINZIPIEN BE1 D E R WERTBESTIYYUNC. 349

Gruppe 111 hatte nach 2 Stunden ein vorliiufiges Maximum (127.3) gehabt, gleichzeitig damit, dass eine erste Maus gestorben war; aber bei der letzten Ablesung der Versuche, nach 3 '/z Stunden, war noch eine Maus gestorben und man erhielt deshalb erst so spat eine hochste Wirkungszahl von 135.4. Um die Verhaltnisse niiher beleuchten zu konnen, las ich die Reste der 3 Gruppen nach 5 und nach 24 Stunden ab, stets vom Injektionszeitpunkt an gerechnet. Nach den 5 Stunden war von den Gruppen I und I1 noch je eine Maus gestorben, so dass die Wirkungszahlen jetzt 161.4 (I) und 148.1 (11) waren. Von der Gruppe I11 waren sogar 2 Miiuse gestorben und die Wirkungszahl war deshalb 157.3. Nach 24 Stunden waren nur noch 2 Tiere ubrig von allen 15, eine von jeder der zwei letzten Gruppen. Wie zu ersehen, ist es, 'mit diesen sehr grossen Dosen Digitalis, 'in der Tat ganz willkurlich, nach wie langer Zeit man einen Versuch als abgeschlossen betrachten will, weil die Wirkungs- zahlen in vielen solchen Fiillen werden steigen konnen auch lange nachdem sie, bei kleineren Dosen, wieder gesunken sind.

Die hier erwiihnten Schwierigkeiten bei der Festlegung einer bestimmten Grenze fur die Dauer der Versuchszeit bei diesen sehr hohen Dosen und iibrigens auch bei der Bestimmyng der Dosis minima letalis mit einigennassen guter Genauigkeit , aind noch mehr ausgepriigt bei Priiparatiohen von Digitalis purpurea, und mussen sicher auf irreversible und progrediierende Beschiidigungen zuriick- gefuhrt werden. Die Frage sol1 in einer spiiteren Arbeit nilher behandelt werden.

Mit Hinblick auf diese Verhaltnisse muss es aber als richtig angesehen werden, zu verlangen, dass die geltenden Standardisie- rungsversuche nicht 125 D. E. ubersteigen und dass es hochstens eine Maus in jeder Versuchsgruppe sein darf, die innerhalb der Ver- suchszeit an der Ver@tung stirbt. Nach dieser Einschriinkungen ist die Dauer der Versuchszeit fur Priiparationen von Digitalis lanata auf die friiher erwiihnten 2 1/2 Stunden festgelegt worden.

Es wiire vielleicht denkbar, dass eine noch grossere Genauigkeit zu erreichen wiire, falls man bei der Berechnung der maximalen Wirkungszahl die maximale Reaktionszahl jeder einzelnen Maus benutzte und nicht, wie jetzt, die Wirkungszahl jede halbe Stunde ausrechnete.. Man wiirde dabei einen Ausdruck fur die Stlrke, basiert auf der Maximalver@tung jeder einzelnen Maus erhalten und nicht, wie jetzt, busier1 auf der Maximaluergiflung der Gesaml-

Page 36: Digitalisstudien I: Neue Prinzipien bei der Wertbestimmung

350 BBRGE N I E L S E H .

masse der ca. 100 g Mause. Der Gedanke ist an und fur sich ansprechend, es sind jedoch einige Nachteile mit diesem Verfahren verbunden.

Ich habe einige Versuche nach dieser Methode durchgerechnet und dabei gefunden, dass die Genauigkeit, die durchschnittliche prozentische Abweichung eben so gross wurde wie nach der ersten Methode, aber auch nicht grosser. Die Versuchszeit muss dagegen etwas verlangert werden, da es sich natiirlich zeigt, dass ein Teil der Mause ihr Maximum erst spater erreicht als der Durchschnitt. Es ist also kaum irgend welcher Vorteil mit dieser Versuchsordnung verbunden.

Wenn man also bei diesen Digitalis-lanata-Praparationen ein deutlich maximales Vergiftungsbild bekommt, wonach die Sym- ptome wieder langsamer oder schneller verschwinden, liegt der Gedanke nahe, dass man bei diesen leicht auswaschbaren 1 Verbin- dungen das Verschwinden des Giftes aus dem Organismus durch die verschwindenden Symptome verfolgen konne. Denkt man sich z. B., dass die Mause nach dem Verlauf von 24 Stunden Sym- ptome aufweisen, die 50 D. E. entsprechen, und man dann 50 D. E. auf sie injiziert, so sollte das Resultat eine Reaktion sein, die ca. 100 D. E. entspricht. Dies ist indessen nicht der Fall; man erhalt eine schwachere Reaktion. Die einzige Weise, in welcher man sich einen Begriff dariiber bilden kann, wie viel Wirkung in einem gege- benen Zeitpunkt nach einer Injektion sich noch in den Tieren ent- faltet, ist dann die, dass man nachsieht, um wie viel uber das gewohnliche die Reaktion auf eine neue Injektion erhoht ist.8 Siehe iibrigens die folgenden Mitteilungen.

6. Diskussion.

Auf Grund der Resultate der vorgelegten Versuche kann die, fur die Standardisierung von Digitalispraparaten ausgearbeitete Methode, wie folgt, zusammengefasst werden:

Jeder Versuch wird dadurch eingeleitet, dass 5 Mause, die je zwischen 18 und 22 g wiegen, dieselbe, subletale Glykosidmenge in

1 K. W. Merz, loc. cit. * Das Prinzip ist also mit dem von Hatcher angewandte analog: Arch. Int.

Med. 1912, Bd. 10, S. 268.

Page 37: Digitalisstudien I: Neue Prinzipien bei der Wertbestimmung

DIGITALISSTUDIEN I: NEUE PRlNZlPlEN BE1 DER WERTBESTIYYUNG. 351

gelostem Zustande subkutan eingespritzt bekommen. Wahrend der Versuchszeit werden die Mause genau beobachtet und jede halbe Stunde werden sie nabgelesenn, d. h. man gibt jeder Maus eine Reaktionszahl, die um so grosser ist, je starkere Vergiftungs- symptome die Maus zeigt.

Die Reaktionszahl fur jede einzelne Maus wird mit einem Faktor multipliziert, der um 20 herum lie@ und welcher vom Gewicht der betreffenden Maus abhiingig ist. Die funf erhaltenen Produkte werden addiert und die Summe wird durch die Anzahl(5) dividiert. Die hierbei erscheinende Zahl wird die Wirkungszahl genannt und die hochste Wirkungszahl in jedem Versuche wird als die geltende betrachtet. Auf der Kurve in der Fig. 111 wird abgelesen, wie viele Digitaliseinheiten dieser Wirkungszahl entsprechen. Fiir eine genaue Bestimmung mussen 3 Versuche (15 Miiuse) als hhlhgl ich gerechnet werden. Die Versuchszeit ist verschieden fur die ver- schiedenen Digitalisstoffe; fur das Infus von Digitalis lanata ist sie 2 ‘/2 Stunden. Fur das Infus von Digitalis purpurea (hier’machen sich bei hoheren Dosen besondere Verhaltnisse geltend; siehe eine spatere Arbeit) ist sie, wegen des langsameren Eintretens der Wirkung, 4 Stunden.

Die mittlere Abweichung vom Durchschnitt einer Reihe Bestim- mungen liegt unter 5 % und es gibt keine Abweichung von 10 % oder mehr.

Der am meisten auffallende Nachteil der Methode ist, dass eine ziemlich konzentrierte Losung notwendig ist, um deutliche Symptome hervorzurufen. Eine Losung von Digitalis lanata muss mindestens ca. 4 % stark sein und eine entsprechende von Digi- talis purpurea ca. 15-20 %, damit man sich damit begnugen kann, 0.80 cm3, oder darunter auf jede Maus einzuspritzen und trotzdem eine sichere Standardisierung zu erhalten. Hieraus folgt, dass, falls man wie ich, mit schwlcheren ‘Konzentrationen arbeitet, man gezwungen ist, vor dem Gebrauch in Vakuum zu konzentrieren.

Andererseits besitzt die Methode zahlreiche Vorteile, welche die Nachteile zu uberwiegen scheinen.

In erster Linie hat man wohl sicher Grund zu glauben, dass der therapeutische Wert in einigem Grade eine Grosse ist, die mit der akuten, toxischen Wirkung parallel geht, und man sollte es deshalb als berechtigt erachten, eine Standardisierungsmethode auf dem Vergiftungsgrade, so wie es hier gemacht ist, anzulegen.

Page 38: Digitalisstudien I: Neue Prinzipien bei der Wertbestimmung

352 BBRGE N I E L S E N .

Hierdurch wird die Bestimmung an ganzen Tieren ausgefuhrt, was wohl auch als naturlicher angesehen werden muss, als sie z. B. an einem isolierten Herz vorzunehmen, da doch auch die Therapie ganzen Organismen gegeniiber ausgefiihrt wird. Das die Stan- dardisierung an lebendigen Tieren vorgenommen wird, statt durch die Bestimmung von Dosis minima letalis, ist u. a. deswegen, dass die erreichte Genauigkeit dadurch grosser wird, und dass deshalb weniger Miiuse fiir die Bestimmung erfordert werden? Es muss als ein wesentlicher Vorteil angesehen werden, dass das

Versuchstier ein warmbliitiges Siiugetier ist, und nicht z. B. ein kaltbliitiger -Lurch wie der Frosch. Fiir eine biologische Methode is sie ziemlich schnell und sehr genau.

Schliesslich ist die Versuchsordnung sehr billig und einfach, und in jedem Lande und zu jeder Zeit ist es moglich, die Versuchs- tiere, die weissen MBuse, zu beschaffen, was ja durchaus nicht der Fall ist mit allen den Tieren, die fur Digitalisstandardisierungen benutzt wurden und benutzt werden. Die Methode ist auch beson- ders gut geeignet fur Versuche iiber Eliminierungsschnelligkeiten und Verhiiltnisse bezuglich der sogenannten Kumulation u. lhnl., und sie ist dann auch in meinen folgenden Arbeiten bezgl. dieser Ragen benutzt.

Es ist naturlich eine gewisse ubung in der Ablesung der Mluse erforderlich und eine gewisse Anlage dafiir die MIuse von einem klinischen Gesichtspunkt aus zu beobachten; ich wiirde doch aber glauben, dass die meisten, nachdem sie erst fiinf Versuche gemacht und dadurch 25 Mause durch die Vergiftungsgrade verfolgt haben, imstande sein werden, eine recht gute Standardisierung zu leisten. Es sol1 jetzt eine eigentumliche Beobachtung, die ich wlhrend

der Arbeit mit Priiparationen von Digitalis lanata gemacht habe und die, so vie1 ich weiss, in der Literatur nicht erwiihnt ist, besprochen werden.

Ein in Vakuum konzentriertes Infus wurde nach obenstehender Methode standardisiert, so dass man wusste, wie viele Digitalis- einheiten es pr. cms enthielt. Eine bestimmente Anzahl Einheiten, z. B. 6600 (hier 20 cms) wurden weggenommen und getrocknet rnit ihrem eigenen Gewicht Kieselgur bei ca. 35" in 48 Stunden. Sie wurde dann mit 95prozentigem Alkohol, nach den Vorschriften

M. Krogh, loc. cit. gibt an, dass far eine genaue Vergleichung von zwei Digitalispriiparationen sind Versuche mit 60-100 Mausen erforderlich.

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DICITALISSTUDIEN I: NEUE PRINZIPIEN BE1 DgR WERTBBSTIYHUNC. 353 des Vokerbundes, extrahiert, d. h. sie wurde mit 500 cma Alkohol 24 Stunden lang bei Zimmertemperatur versetzt, wobei sie ab und zu umgeschiittelt wurde. Darauf wurde sie langsam im Wasser- bade bis zum Kochpunkt erwHrmt und eine halbe Stunde lang schwach im Kochen gehalten. Nach Filtrierung in warmen Zustande durch ein kleines Filter wurde der Alkohol im Vakuum bei einer Wasserbadtemperatur von hochstens 50" abgedampft. Wenn die Fliissigkeit nahe daran war, zur Trockenheit eingedampft zu sein, wurde destilliertes Wasser zugesetzt, so dass man schliess- lich 60 cm* hatte.

Bei der Standardisierung der Fliissigkeit stellte es sich jetzt heraus, dass ihr toxisches Vermogen stark vergrossert worden war. Die 60 cms enthielten jetzt zusammen ca. 2400 D. E. nach der Standardisierung, es waren also ca. 3.6 Ma1 so viele D. E. daraus geworden.

Diese Beobachtung ist verschiedene Male gemacht worden und hat nach dem erwiihnten Vedahren noch nicht fehlgeschlagen. Die Symptome waren den gew6hntichen ganz gleich.

Worauf diese Reaktion beruht, ist ja nicht leicht zu wissen, vielleicht hat man hier ein Seitenstiick zu der Wirkungsvenneh- rung, die De Lind van Wijngaarden bei der Einwirkung auf Folia Digitalis purpurea pulverata durch Alkoholdampf beobachtet hat. Es wurde interessant sein, es untersuchen zu lassen, ob die thera- peutische Wirkung auch, nach dieser Behandlung, in eine grossere oder eine kleinere geandert worden war. Ich habe gemeint diese Beobachtung erwahnen zu miissen in der Meinung, dass sie viel- leicht, falls sie von anderen Beobachtern besatigt wiirde, das eine oder das andere VerhHltnis bei der Konstitution der Digitalis- gl y kosiden beleuchten konn te .

Zusammenfassung . Es werden eine Reihe von Symptomen an der weissen Maus

Die Symptome werden auf Grund ihres Ernstes durch eine bei ihrer Vergiftung mit Digitalisstoff en beschrieben.

steigende Zahlenskala, die von 1 bis 9 geht, charakterisiert. Arch. I. exp. Path. u. Pharm. 1926, Bd. 114, S. 21. Er 1st der Meinung,

dass diese Vermehrung Schuid ist an dem grasseren Ertrag, den man durch die Soxleth-Alkoholextraktion bekommt, wie von Joachimoglu gezeigt: ibidem: 1920, Bd. 86, S. 307.

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354 0 0 R C E NIELSE N.

Mit diesen Zahlen als Grundlage wird eine Methode fur die bio- logische Untersuchung und Wertbestimmung der Digitalisstoffe ausgearbeitet.

Eine Gruppe von fiinf Miiusen (wovon jede ungefiihr 20 g wiegt) bekommt dieselbe Menge Digitalis injiziert. Jede halbe Stunde werden sie vabgelesenn und die nwirkungszahlv, die als der Durch- schnitt der Reaktionen der funf MBuse erscheint, und die zugleich vom Gewicht jeder einzelnen Maus abhBngt, ausgerechnet.

Die mmimale Wirkungszahl wird als die giiltige angesehen. Als Arbeitseinheit wird jene Digitalismenge, die als maximale

Wirkungszahl die Zahl 100 gibt, zu 100 Digitaliseinheiten (D. E.) definiert .

Mittels Injektionen verschiedener Digitalismengen wird eine Kurve dargestellt, auf welcher man ablesen kann, wie viele Digitalis- einheiten einer im Versuch erreichten Wirkungszahl entsprechen.

Die Genauigkeit der Methode kann zu 5 % festgesetzt werden. Fiir jede einzehe Wertbestimmung einer FMparation sind 3 x 5

Mause zu verwenden, und die Versuchszeit fur Digitalis-lanata-Pra- parationen ist 2 '/z Stunden vom Zeitpunkt der Injektion an ge- rechnet .