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DIE UNTERNEHMENS- PERSPEKTIVE AUF NEUE HERAUSFORDERUNGEN VORBEREITET SEIN

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DIE UNTERNEHMENSshyPERSPEKTIVEAUF NEUE HERAUSFORDERUNGEN VORBEREITET SEIN

DIE UNTERNEHMENSshyPERSPEKTIVEAUF NEUE HERAUSFORDERUNGEN VORBEREITET SEIN

IMPRESSUM

Zitationsempfehlung

Naturkapital Deutschland ndash TEEB DE (2013) Die Unternehmens-

perspektive ndash Auf neue Herausforderungen vorbereitet sein

Berlin PricewaterhouseCoopers Leipzig Helmholtz-Zentrum fuumlr

Umweltforschung ndash UFZ Bonn Bundesamt fuumlr Naturschutz

Autoren

Barbara Wieler Matthias Retter Thomas Kretzschmar

Price waterhouseCoopers | Katharina Dietrich Bundesamt fuumlr

Naturschutz

Naturkapital Deutschland ndash TEEB DE

rsaquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElsaquo ist ein interdisziplinaumlres

Vorhaben das zum Ziel hat die Fragestellungen und Forschungs-

ansaumltze der internationalen Studie rsaquoDie Oumlkonomie von Oumlko -

systemen und der Biodiversitaumltlsaquo (The Economics of Ecosystems

and Biodiversity TEEB) auf die Erhaltung von Biodiversitaumlt und

Oumlkosystemleistungen in Deutschland anzuwenden

Die internationale TEEB-Studie wurde von Deutschland im

Rahmen seiner G8-Praumlsidentschaft im Jahr 2007 gemeinsam

mit der EU-Kommission initiiert und mithilfe zahlreicher

weiterer Institutionen unter der Schirmherrschaft des

Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) durch-

gefuumlhrt Leiter der internationalen TEEB-Studie war der

indische Oumlkonom Pavan Sukhdev

Der Studienleiter von rsaquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElsaquo

ist Prof Dr Bernd Hansjuumlrgens Helmholtz-Zentrum fuumlr

Umwelt forschung ndash UFZ Leipzig Aumlhnlich wie die internationale

Studie basiert rsaquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElsaquo auf der

unabhaumlngigen und freiwilligen Mitarbeit einer Vielzahl von

Wissenschaftlern und Praktikern Das Vorhaben wird von

einem Projektbeirat unterstuumltzt dessen Mitglieder neben ihrer

Beratungsfunktion auch zu einer breiten Diskussion des

Themas in der Oumlffentlichkeit beitragen sollen Zudem erfolgt

uumlber eine Projektbegleitende Arbeitsgruppe die Einbindung

von relevanten gesellschaftlichen Gruppen

wwwnaturkapital-teebde

Naturkapital Deutschland ndash TEEB DE-Koordinationsgruppe

Bernd Hansjuumlrgens (Helmholtz-Zentrum fuumlr Umweltforschung ndash

UFZ) Aletta Bonn (UFZ) Miriam Brenck (UFZ) Christa Ratte

(Bundes ministerium fuumlr Umwelt Naturschutz und Reaktor-

sicherheit ndash BMU) Irene Ring (UFZ) Christoph Schroumlter-Schlaack

(UFZ) Burkhard Schweppe-Kraft (Bundesamt fuumlr Natur-

schutz ndash BfN) Sebastian Tilch (UFZ)

Danksagung

Die Autorinnen und Autoren und die TEEB DE-Koordinations-

gruppe danken allen Beteiligten insbesondere den Unterneh-

men die aktiv zum Erfolg dieser Broschuumlre beigetragen haben

Besonders herzlichen Dank auch an Carolin Boszligmeyer (Bio -

diversity in Good Company) Roland Keil (BMU) und Dr Julian

Rode (UFZ) fuumlr die fachliche Unterstuumltzung

Disclaimer

Die in diesem Bericht geaumluszligerten Ansichten geben ausschlieszliglich

die Haltung der Autoren wieder und sind keinesfalls als offizieller

Standpunkt der beteiligten Organisationen zu betrachten

rsaquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElsaquo wird gefoumlrdert durch

das Bundesamt fuumlr Naturschutz mit Mitteln des Bundesministe-

riums fuumlr Umwelt Naturschutz und Reaktorsicherheit

Im vorliegenden Text wird durchgaumlngig die maumlnnliche Form

benutzt Im Sinne des Gleichbehandlungsgesetzes sind diese

Bezeichnungen als nicht geschlechtsspezifisch zu betrachten

Grafisches Konzept | Layout

Metronom | Agentur fuumlr Kommunikation und Design GmbH

Leipzig

Titelbild

Martin Barraud OJO Images Photography

Gesamtherstellung

Gaumlrtner Druck GmbH Leipzig

Auflage

700

Papier aus oumlkologischer Waldwirtschaft

ISBN 978-3-944280-05-9

INHALTSVERZEICHNIS

Vorworte 6

1 Biodiversitaumlt und Oumlko systemleistungen ndash Erweiterung der unternehmerischen Sicht 10

2 Warum die Wirtschaft gefragt ist ndash Treiber Chancen und Risiken 20

3 Entwicklungen und Trends ndash was auf Unternehmen zukommt 28

4 Wie Unternehmen taumltig werden koumlnnen 34

5 Ausblick 46

6 Weiterfuumlhrende Informationen 48

Glossar 53

Quellen 56

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 6

Die internationale TEEB-Studie raquoThe Economics of Ecosystems and Biodiversitylaquo hat gezeigt dass Leistungen der Natur nicht ausrei-chend in unternehmerischen Entscheidungen beruumlcksichtigt werden Gleichzeitig wurde deutlich Der Schutz und die nachhaltige Nutzung der Natur lohnen sich ndash volkswirtschaftlich aber auch betriebswirt-schaftlich Der TEEB-Bericht fuumlr Unternehmen hat dabei auch auf die Risiken und Chancen hingewiesen die sich aus dem Verlust der biolo-gischen Vielfalt und dem Verlust von Oumlkosystemleistungen fuumlr Unter-nehmen ergeben

raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo ist das deutsche Nachfolgevor-haben der internationalen TEEB-Initiative Das uumlbergeord nete Ziel des Vorhabens besteht darin die gesellschaftliche Bedeutung und den Wert von Natur und der mit ihr verbundenen Oumlkosystemleistungen fuumlr Deutschland sichtbar zu machen raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo flankiert dabei die national und international stark zuneh-menden Aktivitaumlten und Initiativen die sich mit Unternehmen und biologischer Vielfalt befassen

Oumlkonomisch betrachtet stellt die Natur einen Kapitalbestand dar deren Leistungen der Gesellschaft als raquoDividendenlaquo zugutekommen Dies wird haumlufig uumlbersehen wenn der Blick von Unternehmen vorran-gig auf Sach- und Humankapital gerichtet wird Fuumlr den langfristigen Erfolg von Unternehmen ist die dauerhafte und gute Verfuumlgbarkeit von Vorprodukten und Leistungen ndash auch denen der Natur ndash zentral Um dies sicherstellen zu koumlnnen ist es essenziell dass in die Erhal-tung von Naturkapital investiert wird Dazu zaumlhlt auch auf welche Art und Weise natuumlrliche Ressourcen gemanagt und gesichert wer-den Dies betrifft nicht nur den jeweiligen Unternehmensstandort sondern die gesamte Wertschoumlpfungskette von der Ressourcenin-anspruchnahme uumlber die Lieferverflechtungen bis hin zur Leistung fuumlr den Endverbraucher Fragen wie Ressourceneffizienz Umgang mit Ressourcenknappheit Rohstoffsicherung Standort- und Wert-schoumlpfungs-Optimierung oder oumlkologischer Fuszligabdruck sind dabei nur einige Stichworte Aber es ergeben sich auch Moumlglichkeiten fuumlr neue Produkte die Erschlieszligung innovativer Maumlrkte oder neuer Kon-sumentengruppen ndash wie eine sich derzeit entwickelnde raquoGreen Eco-nomylaquo zeigt

Mit der Broschuumlre raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DE Die Unter-nehmensperspektive Auf neue Herausforderungen vorbereitet seinlaquo soll die oumlkonomische Bedeutung von Natur fuumlr die Wirtschaft ins Be-wusstsein geruumlckt werden Die Broschuumlre richtet sich an die gesamte

(Foto Andreacute Kuumlnzelmann)

7

Bandbreite von Unternehmen Sowohl an jene deren Einfluss auf die oder Abhaumlngigkeit von der biologischen Vielfalt und den Leistun-gen der Natur offensichtlich ist aber natuumlrlich auch an Unternehmen deren Bezug zu biologischer Vielfalt und Oumlkosystemen moumlglicher weise nicht auf den ersten Blick sondern erst nach genauerer Betrach tung deutlich wird Die Broschuumlre bietet wertvolle Hinweise und Beispiele um sich mit den unternehmensrelevanten Aspekten der raquoBiodiversi-taumltlaquo zu befassen Daruumlber hinaus werden Ansaumltze auf dem Weg zur Integration in unternehmerische Entscheidungen skizziert

Es ist klar Unternehmen die sich nicht fruumlhzeitig auf die neuen Heraus-forderungen einstellen werden im Wettbewerb ins Hintertreffen gelangen Die raquoRegeln des Spielslaquo aumlndern sich weil Politik Gesell-schaft und Wirtschaft gleichermaszligen die Notwendigkeit erkennen den Wert der Natur und ihrer Leistungen anzuerkennen und in Form veraumlnderter Regulierung Konsumentenverhalten und Angebotsbe-dingungen angemessen zu beruumlcksichtigen Die Integration von Oumlko-systemleistungen kann Unternehmen aber auch helfen ihren Ein-fluss auf gesellschaftliche Wertschoumlpfung und den Verbrauch von Naturkapital zu erfassen in ihre Unternehmensstrategien einzubrin-gen und so proaktiv ihrer Verantwortung im Umgang mit der Natur und ihren Leistungen gerecht zu werden

Ich hoffe dass Sie diese Broschuumlre neugierig macht sich ausgiebiger mit dem Aspekt der biologischen Vielfalt zu befassen Denn eins ist klar ohne die Mitwirkung der Wirtschaft kann das zweite groszlige Umwelt problem neben dem Klimawandel nicht geloumlst werden

PROF DR BERND HANSJUumlRGENS (Studienleiter raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo)

VORWORTE

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 8

Die Natur ist eine wesentliche Grundlage unseres oumlkonomischen Wohlergehens Was uns im Grunde allen klar ist wird in der Wirt-schaft nach wie vor stark verdraumlngt Hier werden oumlkonomische Fakto-ren noch allzu oft getrennt von oumlkologischen Aspekten betrachtet Das mag zwar kurzfristigen Profit bringen fuumlhrt aber langfristig in eine Sackgasse Die internationale TEEB-Studie zeigt auf wie wirt-schaftlich notwendig und sinnvoll es ist den Schutz der Natur als eine Komponente unternehmerischen Handelns zu beruumlcksichtigen

Oumlkologische und soziale Aspekte spielen bei VAUDE schon seit vielen Jahren eine Rolle den Grundstein dafuumlr hat bereits mein Vater Albrecht von Dewitz gelegt Doch erst seit wir eine konsequente Nachhaltig-keitsstrategie verfolgen die alle Unternehmensbereiche einbezieht kommen wir im Ganzen voran Unsere Strategie umfasst zum einen den gesamten Lebenszyklus der VAUDE Produkte zum anderen aber auch alle Entscheidungen am Unternehmensstandort Nachhaltig-keit bedeutet fuumlr uns das Unternehmen in einem oumlkonomischen sozialen und oumlkologischen Gleichgewicht zu fuumlhren

Dieser Weg ist nicht leicht Es geht in erster Linie darum das Bewusst-sein zu schaffen bei den Mitarbeitern aber auch bei den Kunden und Geschaumlftspartnern Die groszlige Herausforderung besteht darin alle Beteiligten fuumlr die Leistungen und Werte der Natur zu sensibilisieren und deutlich zu machen wie diese durch Entscheidungen verletzt aber auch erhalten werden koumlnnen Diese Veraumlnderung in den Koumlpfen ist die Voraussetzung dafuumlr dass die oumlkologische Sichtweise in der Praxis tatsaumlchlich beruumlcksichtigt wird Nach unserer Erfahrung wer-den Entscheidungen oft aus einem Mechanismus heraus gefaumlllt der auf die oumlkonomische Vorteilhaftigkeit ausgerichtet ist Erst wenn man sich Zeit nimmt die Konsequenzen des eigenen Handelns zu betrachten beginnt man Entscheidungen auf der Basis eines groumlszlige-ren Bewusstseinshorizonts zu faumlllen

Die TEEB-Studie bietet eine hervorragende Moumlglichkeit die Natur bewusst in Entscheidungsprozessen zu beruumlcksichtigen Der Wert der Natur wird hier in ein Sprach- und Denkgefuumlge uumlbertragen das Unter-nehmen zugaumlnglich ist Das ist ein groszligartiger Ansatz der das Umwelt-bewusstsein davon losloumlst raquonurlaquo eine Anschauung gruumln orien tierter Menschen zu sein sondern seine gesamtwirtschaftliche Rolle ver-deutlicht

(Foto VAUDE)

9

Ich hoffe dass diese Broschuumlre nicht nur die CSR-Verantwortlichen der Unternehmen erreicht sondern vor allem auch die oberen Ent-scheidungstraumlger Die Erfahrung vieler Unternehmen zeigt dass die CSR-Abteilungen nur einen begrenzten Einfluss auf die strategischen Unternehmensentscheidungen haben

Es ist die Aufgabe jedes Unternehmens sich der Folgen des Handelns auf die Natur bewusst zu sein Wir muumlssen uns alle dafuumlr einsetzen unseren oumlkologischen Fuszligabdruck so gering wie moumlglich zu halten Das ist unsere Verantwortung als Mensch und unsere Verpflichtung gegenuumlber den nachfolgenden Generationen Ziel muss sein eine saubere gesunde und gerechtere Welt zu gestalten

Wenn sich jeder um die Folgen seines unternehmerischen Handelns kuumlmmern wuumlrde waumlren wir schon auf einem sehr guten Weg um dem Klimawandel entgegen zu wirken die Umweltbelastung zu ver-ringern und die biologische Vielfalt zu erhalten

DR ANTJE VON DEWITZ(Geschaumlftsfuumlhrerin VAUDE und Mitglied desProjektbeirats raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo)

VORWORTE

BIODIVERSITAumlT UND OumlKO SYSTEMLEISTUNGEN ndash ERWEITERUNG DER UNTERshyNEHMERISCHEN SICHT

1

WIR KOumlNNEN DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT UNSERES UNTERshyNEHMENS NUR SICHERN WENN WIR DIE LEISTUNGSshyFAumlHIGKEIT DER NATUR ERHALTEN DIE OumlKO SYSTEME ZU SCHUumlTZEN UND IHRE LEBENSWICHTIGEN DIENSTE WERT ZUSCHAumlTZEN IST UNSERE AUFGABE

GUumlNTER DAMME UMWELTBEAUF-

TRAGTER VOLKSWAGEN AG

In Unternehmen vollzieht sich derzeit eine Entwicklung hin zu einer ganzheitlicheren Leistungsbeurteilung und -berichterstattung Diese Veraumlnderung laumlsst sich beispielsweise an der integrierten Bericht-erstattung von Unternehmens- und Nachhaltigkeitskennzahlen oder an der umweltbezogenen Gewinn- und Verlustrechnung festmachen Unternehmen erkennen zunehmend dass Leistung neu definiert wer-den muss und ein langfristiger Unternehmenserfolg nur dann moumlg-lich wird wenn er im Einklang mit den verfuumlgbaren natuumlrlichen Res-sourcen erwirtschaftet wird Es sind Abhaumlngigkeiten und Einfluumlsse gleichermaszligen die dieses enge Wechselspiel von Unternehmen und Natur charakterisieren

Manager und Politiker sprechen nicht mehr nur von Sach- Anlage- und Humankapital Sie sprechen von Naturkapital Investitionen in gruumlne Infrastruktur und Biodiversitaumltsmaumlrkten Die Natur als essenziel-ler Bestandteil des Geschaumlftsbetriebs ruumlckt sukzessive auf die Agenda

Unternehmen gehen innovative Wege um ihre Position am Markt zu staumlrken und sich gleichzeitig fuumlr den Erhalt biologischer Vielfalt einzusetzen Einen wesentlichen Anteil an dieser Annaumlherung hat die

11BIODIVERSITAumlTUNDOumlKOSYSTEMLEISTUNGENndashERWEITERUNGDERUNTERNEHMERISCHENSICHT

INFOBOX 1

Bedeutung von Biodiversitaumlt fuumlr CEOsInteressant ist In einer Untersuchung befragte PwC im Mai 2012 Kon-sumenten und Manager zu den groumlszligten Herausforderungen der kom-menden Dekade Waumlhrend 43 der Konsumenten Biodiversitaumltsverlust als sehr wichtig bewerten (houmlchste Wichtigkeit) teilten nur etwa 12 der unternehmerischen Entscheider diese Position (PwC 2012)

internationale Studie raquoThe Economics of Ecosystems and Biodiver sitylaquo ( TEEB) und deren Ansatz zur Beruumlcksichtigung von Biodiversishytaumlt in Entscheidungen Der TEEB-Ansatz beruht auf drei Schritten die auch Basis fuumlr das nationale Projekt raquoNaturkapital Deutschlandlaquo sind Anerkennen der Vielzahl an Werten der Natur Aufzeigen dieser Werte und Integration dieser in Entscheidungen und Ablaumlufe

Die vorliegende Broschuumlre will Beispiele fuumlr die Beruumlcksichtigung von diesen Werten der Natur und von biologischer Vielfalt in Unterneh-men geben Sie bietet allen interessierten Unternehmensvertretern wertvolle Hinweise und Informationen fuumlr eine erste Auseinander-setzung mit den vielfaumlltigen Facetten der biologischen Vielfalt und

Oumlkosystemleistungen

In diesem einfuumlhrenden Kapitel soll zunaumlchst kurz geklaumlrt werden was sich hinter den Begriffen biologische Vielfalt Oumlkosystemleistungen und Naturkapital verbirgt Kapitel 2 zeigt auf inwiefern Unternehmen von biologischer Vielfalt Oumlkosystemleistungen und deren Verlust betroffen sind und welche Chancen und Risiken hiermit verbunden sein koumlnnen Gesellschaftliche und politische Entwicklungen als auch natio nale und internationale Regularien und Ansaumltze werden kurz in Kapitel 3 skizziert Ein besonderer Fokus wird dabei auf den spezifisch deutschen Kontext gelegt Kapitel 4 bietet einen Uumlberblick uumlber Anknuumlpfungs-punkte und Handlungsansaumltze zur Integra tion von Oumlkosystemleis-tungen und biologischer Vielfalt in unternehmerische Entscheidungen

Detaillierte Hintergrundinformationen finden sich in der einfuumlhren-den Broschuumlre des Projekts raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo mit dem Titel raquoDer Wert der Natur fuumlr Wirtschaft und Gesellschaft ndash Eine Einfuumlhrunglaquo sowie in Kapitel 6 dieser Broschuumlre

WAS MEINT raquoNATURKAPITALlaquo Biologische Vielfalt Oumlkosystemleistungen Naturkapital ndash fuumlr viele noch sperrige oder unklare Begriffe und weniger ein Hinweis auf das komplexe Zusammenspiel zwischen Umwelt und Wirtschaft

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 12

ABBILDUNG 1 (Foto Metronom GmbH)

INFOBOX 2

OumlkosystemleistungenOumlkosystemleistungen lassen sich in verschiedene Typen unterscheiden Am greifbarsten sind die Versorgungsleistungen Sie stellen phy-sische Guumlter dar und schlieszligen unter anderem Holz und landwirtschaft-liche Erzeugnisse wie Obst und Getreide aber auch Fisch Fleisch und Naturerzeugnisse wie Milch und Honig ein

Von Regulierungsleistungen profitieren oft mehrere Akteure gleich zeitig wird deren Nutzen nur indirekt sichtbar Dies verdeutlicht das Beispiel der Hochwasserregulierung einer Aue Durch sie koumlnnen hohe Schaumlden fuumlr eine Region vermieden werden Weitere regulierende Oumlkosystemleistungen sind die Filterfunktion der Boumlden die Bereitstel-lung sauberen Wassers die Klimaregulierung oder der Erosionsschutz

Wer beispielsweise in einem Wald mehr als Holz Erosionsschutz und klimaregulierende Wirkung sieht genieszligt wahrscheinlich gerade die

kulturellen Oumlkosystemleistungen der Natur Erholung (wichtig fuumlr die Tourismusbranche) aber auch spirituelle Anregung werden da-runter zusammengefasst

All dies ist nur durch sogenannte Basisleistungen moumlglich Sie beschreiben natuumlrliche Prozesse wie die Photosynthese den Naumlhrstoff-kreislauf oder die Bodenbildung die Grundvoraussetzungen fuumlr die eben genannten Oumlkosystemleistungen darstellen

Viele Themen auf die Sie auch in dieser Broschuumlre stoszligen finden sich zum Beispiel im betrieblichen Umweltschutz und verschiedenen Ver-ordnungen und Regularien wieder sind somit bei Unternehmen teil-weise bekannt und werden auch bereits in Einzelaspekten umgesetzt Was ist also das Neue

Der Ansatz von raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo geht uumlber die Einzelfallbetrachtung hinaus und moumlchte die Wechselbeziehungen zwischen Unternehmen und Natur als Chance begreifbar machen Dieses Wechselspiel bedeutet auch dass wirtschaftliche und gesell-schaft liche Prozesse auf Dauer nicht losgeloumlst von natuumlrlichen Zu-sammenhaumlngen betrachtet werden koumlnnen

Das Konzept der Oumlkosystemleistungen zeigt dass wir als Individuen und Gemeinschaften als Regionen Staaten und Unternehmen in viel faumlltiger Weise von den Leistungen der Natur profitieren So um-fassen Oumlkosystemleistungen die direkten und indirekten Beitraumlge von Oumlkosystemen zum menschlichen Wohlergehen und auch zur

13BIODIVERSITAumlTUNDOumlKOSYSTEMLEISTUNGENndashERWEITERUNGDERUNTERNEHMERISCHENSICHT

wirtschaftlichen Produktivitaumlt Es wird zwischen physischen Guumltern (Versorgungsleistungen) und regulierenden und kulturellen raquoLeistun-genlaquo unterschieden

Die biologische Vielfalt traumlgt dazu bei dass die Leistungen der Oumlko-systeme nicht abreiszligen ndash und unterstuumltzt somit die Wertschoumlpfung zahlreicher Unternehmen Die Natur ist neben dem Sach- und Human-kapital Grundlage des Wirtschaftens Im oumlkonomischen Sinn kann Natur daher als raquoKapitallaquo aufgefasst werden ihre Leistungen stellen eine raquoDividendelaquo dar Dieses Kapital wird durch verschiedene Nut-zungen und Veraumlnderungen beansprucht Ein vorausschauender Um-gang mit dem Naturkapital ist geboten um ndash wie auch beim Sach- Finanz- und Humankapital ndash den Kapitalstock nicht aufzuzehren

ABBILDUNG 2 Alternative fuumlr die Biogasanlage Die verschiedenen Pflanzen dieser raquoSaatmischunglaquo sind geeignet fuumlr Biogasanlagen und bieten im Gegensatz zum Energie-maisanbau zusaumltzlich Nahrung fuumlr eine hohe Vielfalt an Insekten(Foto Christoph Moning)

INFOBOX 3

Biologische Vielfalt (kurz Biodiversitaumlt) beschreibt die Vielfalt der Lebensraumlume ndash die Oumlkosysteme die Vielfalt der Arten und die genetische Vielfalt innerhalb der Arten

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 14

GRUumlNDE DES VERLUSTES VON BIOLOGISCHER VIELFALT UND OumlKOSYSTEMLEISTUNGENDie deutsche Wirtschaft kann im Bereich des Umweltschutzes groszlige Erfolge vorweisen Dadurch leistet sie auch einen Beitrag fuumlr die Erhal-tung und den Schutz der biologischen Vielfalt und von Oumlkosystem-leistungen Emissionen konnten beispielsweise stark vermindert wer-den Dennoch gibt es weiterhin Handlungsbedarf

ABBILDUNG 4 Biologische Viel- falt Oumlkosystemleistungen und deren oumlkonomische Werte Die angegebenen Werte sind jeweils als beispielhafte Mindestwerte zu verstehen da andere Werte ndash zum Beispiel der Wert der Erholung ndash nicht erfasst sind Quellen befinden sich im Anhang

ABBILDUNG 3 (Foto Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

NATURK APITAL

Biologische Vielfalt Oumlkosystemleistungen (beispielhafte Auswahl)

Ausgewaumlhlte oumlkonomische Werte (beispielhaft)

Vielfalt der OumlkosystemeErholungWasserregulationCO2-Speicher

Wasserruumlckhaltung amp Hochwasserschutz Volkswirtschaftliche Schaumlden des Elbe-

Hochwassers 2002 mehr als 11 Milliarden Euro (Kreibich und Muumlller 2005)

Kosten der 1998 durch Entwaldung verursachten Uumlber-schwemmungen in Bangladesch China Korea Indien und Vietnam 23 Milliarden US-Dollar (UNESCAP 1999)

Bodenerosion Kosten der Bodenerosion in Europa

53 Euro pro Hektar Jahr (Garciacutea-Torres u a 2001)

Artenvielfalt

Nahrung Holz Brennstoffe Inspiration fuumlr DesignBestaumlubung

Bestaumlubungsleistungen 85 der landwirtschaftlichen Ertraumlge im Pflanzen- und

Obstbau haumlngen in Deutschland von der Bestaumlubung durch Honigbienen ab Geschaumltzter Wert 2 Milliarden Euro (Deutscher Imkerbund e V 2012)

Genetische Vielfalt

Medizinische ProdukteResistenz gegenuumlber Krankheiten Anpassungs faumlhigkeit an natuumlrliche und anthropo-gene Veraumlnderungen

Nutzung genetischer Ressourcen 25 ndash 50 des US-amerikanischen Marktes fuumlr Pharma -

zeutika beruhen auf der Nutzung von natuumlrlichen gene- tischen Ressourcen dies entspricht einem Volumen von 640 Milliarden US-Dollar (TEEB 2009)

15BIODIVERSITAumlTUNDOumlKOSYSTEMLEISTUNGENndashERWEITERUNGDERUNTERNEHMERISCHENSICHT

Durch ein rasantes Wirtschaftswachstum und weltweit steigende Bevoumllkerungszahlen erhoumlht sich der Verbrauch an natuumlrlichen Ressour-cen Damit ebenfalls eng verknuumlpft sind die Themen Veraumlnderung Verschmutzung und Uumlbernutzung (Ausbeutung) von Oumlkosystemen sowie Klimawandel All diese Treiber ndash plus die Verbreitung gebiets-fremder Arten ndash sind Ursachen fuumlr den Verlust an biologischer Vielfalt und Oumlkosystemleistungen Im Folgenden werden sie kurz umrissen

Habitatverluste meist durch Landnutzungsaumlnderungen hervorge-rufen sind Hauptursache fuumlr Artenschwund beziehungsweise De-gra dation von Oumlkosystemen Hierzulande tragen zum Beispiel auch der Wunsch nach dem eigenen Haus im Gruumlnen und der Bau von Firmengebaumluden raquoauf der gruumlnen Wieselaquo zur Flaumlchenversiegelung und Fragmen tierung der Lebensraumlume bei Tagtaumlglich werden in Deutschland 77 Hektar unbebautes Land in bebaute Flaumlche umge-wandelt (Statistisches Bundesamt 2012)

INFOBOX 4

Bewertung von NaturUm die erkannte Bedeutung der Natur in Entscheidungen zu integrieren ist das Aufzeigen des Wertes der Natur ein wichtiger Zwischenschritt Doch Aufzeigen von Werten bedeutet nicht automatisch der Natur ein Preisschild oder einen Eurobetrag zuzuordnen Eine Monetarisieshyrung ist nur in bestimmten Faumlllen sinnvoll denn sie suggeriert Aus-tauschbarkeit und unterschlaumlgt damit das Risiko eventueller irreversi-bler Folgen des Verlustes der biologischen Vielfalt Eine Inwert shy setzung kann vielfaumlltig erfolgen eine stufenweise Risikoeinschaumltzung eine Zonierung der bewirtschafteten Flaumlche oder die Einhaltung selbst-auferlegter Grundsaumltze und Richtlinien Sie alle koumlnnen den Wert eines Oumlkosystems und seiner Vielfalt widerspiegeln

Unter Umstaumlnden und unter Beachtung der lokalen Besonderheiten kann eine Bepreisung sinnvoll sein und beispielsweise die Knappheit einer Ressource oder Oumlkosystemleistung abbilden Beispiele hierfuumlr lie-fert unter anderem die Publikation raquoWater valuation ndash Building the business caselaquo des World Business Council for Sustainable Development (WBCSD 2012) Anwendung findet eine Monetarisierung dabei im Rah-men von Maszlignahmen zur Steigerung der effizienten Wassernutzung der Wasserverteilung und der Bewertung von Ausgleichs- und Kompen-sationsmaszlignahmen (weitere Informationen finden sich unter wwwwbcsdorgPagesEDocumentEDocumentDetailsaspxID=15099) Gleichzeitig sollte das Verstaumlndnis geschaumlrft werden dass ein solcher monetaumlrer Wert der Natur nur einen kleinen Ausschnitt betrifft und viele andere Werte meist nicht beruumlcksichtigt werden

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 16

Wenn die Ausbeutung natuumlrlicher Ressourcen uumlber die Regenera-tionsfaumlhigkeit der Oumlkosysteme hinausgeht verschlechtern sich die Leistungen dieser Oumlkosysteme nachhaltig So trafen beispielsweise die Konsequenzen der Uumlberfischung des Kabeljaus in den 1990er Jahren nicht nur die Konsumenten sondern auch die wirtschaften-den Fischer die ihre Einkommensgrundlage verloren Doch was hat dies mit in Deutschland ansaumlssigen Unternehmen zu tun Durch die

LegendeGefaumlhrdung durch Nachfrage ausDeutschland fuumlr mindestens

1 bis 5 bedroht(e) Art(en)

6 bis 10 bedroht Arten

mehr als 10 bedroht Arten

keine Angaben

ABBILDUNG 5 Bedrohte Arten in der Lieferkette Die blauen Flaumlchen kennzeichnen die Anzahl gefaumlhr deter Tierarten in dem jeweiligen Land die durch Nach frage aus beziehungsweise Handel mit Deutschland bedroht werden So verschaumlrft der Handel mit Pro dukten aus Madagaskar die Situation von 18 dort bereits jetzt bedrohten Tierarten(Grafik PwC in Anlehnung an Lenzen u a 2012)

INFOBOX 5

Gefaumlhrdung bedrohter Arten in der LieferketteDer Zusammenhang zwischen Ressourcennutzung und hierdurch indu-zierten Habitatveraumlnderungen kann besonders anschaulich uumlber die globalen Lieferketten aufgezeigt werden Deutschland ndash mit Industrie und Einzelhandel ndash ist zu einem bedeutenden Teil von der Ressourcen-nutzung im Ausland abhaumlngig Den Oumlkosystemen im Ausland setzen nicht nur die dort fuumlr den deutschen Markt entnommenen Rohstoffe und Guumlter zu Es sind auch veraltete Produktionsprozesse Emissionen und anfallende Abfaumllle die meist aufgrund niedriger gesetzlicher Stan-dards zum Verlust der biologischen Vielfalt beitragen

Abbildung 5 illustriert durch Farbabstufungen die Gefaumlhrdung bedroh-ter Arten im Ursprungsland durch vorgelagerte Produktions- und Lie-ferketten deutscher Unternehmen Mit derartigen Analysen ruumlckt das Thema auch in den Fokus von Unternehmen die auf den ersten Blick kaum betroffen sind

17BIODIVERSITAumlTUNDOumlKOSYSTEMLEISTUNGENndashERWEITERUNGDERUNTERNEHMERISCHENSICHT

Globalisierung der Geschaumlftsbeziehungen umspannen unsere (Vor-) Lieferketten die Welt beeinflussen in den jeweiligen Laumlndern den Verbrauch an Ressourcen und nehmen somit in unterschiedlicher Weise Einfluss auf die Oumlkosystemleistungen

Nicht nur die Entnahme von Ressourcen auch die Einleitung von Schadstoffen macht der Natur zu schaffen Denn die Verschmut-zung der Oumlkosysteme ndash sei es die Einleitung von kontaminiertem Abwasser diffuser Duumlngemitteleintrag oder die Belastung von Gewaumlssern mit Muumlll und Schwermetallen ndash geht haumlufig uumlber die Grenzen ihrer Belastbarkeit hinaus Oumlkosysteme fungieren dann nur noch eingeschraumlnkt als Filter Puffer oder Regulator Haumlufig vermin-dert sich auch ihre Leistung als Ort der Erholung

Ein Stressfaktor der insbesondere in einer global vernetzten Waren- und Wertschoumlpfungswelt an Bedeutung gewinnt sind die Folgen der Ver breitung Gebietsfremder Arten Diese werden beispiels-weise durch internationalen Schiffsverkehr eingefuumlhrt (zum Beispiel

INFOBOX 6

Gesundheitskosten der AmbrosieDie Pollen der sich in Deutschland ausbreitenden Beifuszlig-Ambrosie koumlnnen bedeutsame allergische Atemwegserkrankungen ausloumlsen Die Gesamtkosten fuumlr die Behandlung der Pollenallergiker in Deutschland liegen bei mindestens 23 Milliarden Euro pro Jahr Durch die zuneh-mende Verbreitung der Ambrosie ist ein weiterer Kostenanstieg zu erwarten der auf etwa 200 Million Euro pro Jahr geschaumltz wird (Born u a 2012)

ABBILDUNG 6(Foto Klaus-Dieter Sonntag fotoplusdesignde UFZ)

INFOBOX 7

Hohe Kosten durch gebietsfremde Arten Das AKW Leibstadt an der deutsch-schweizerischen Grenze wendet

jaumlhrlich etwa 42000 Euro fuumlr die Beseitigung der asiatischen Koumlrb-chenmuscheln in der Kuumlhlwasserzufuhr auf (Der Bund 2009)

In Europa belaufen sich die Ausgaben fuumlr die Vermeidung und Besei-tigung der Folgen gebietsfremder Arten auf jaumlhrlich 12 Milliarden Euro (Europaumlische Kommission 2009)

Jaumlhrliche Verluste durch Missmanagement oder die zufaumlllige Einfuumlh-rung von Schaumldlingen in die USA UK Australien Suumldafrika Indien und Brasilien 100 Milliarden US-Dollar (SCBD 2009)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 18

Ballastwasser bei Leerfahrten) oder sind als ehemalige Zierpflanzen in unsere Breiten gekommen Gebietsfremde Arten stoumlren Oumlkosys-teme da sie hier meist keine Feinde haben und sich dadurch unge-stoumlrt verbreiten koumlnnen Die hierdurch auftretenden gesund heit-lichen Schaumlden und die Folgekosten fuumlr die Wirtschaft sind erheblich

Nicht zuletzt sehen sich Oumlkosysteme auch dem Klimawandel aus-gesetzt Er ist fuumlr eine beschleunigte Dynamik von Wandlungspro-zessen wie zum Beispiel Wuumlstenbildung oder das Auftreten von Extremereignissen verantwortlich Klimawandel und Zustand der Oumlkosysteme bedingen einander wechselseitig Waumlhrend intakte Oumlkosysteme eine Anpassung an den Klimawandel darstellen und helfen negative Folgen zu vermindern sind die biologische Viel falt und Oumlkosys teme jedoch zugleich auch durch den Klimawandel gefaumlhrdet

Die genannten Ursachen fuumlr die Verschlechterung der Oumlkosysteme und den Verlust an biologischer Vielfalt sind Basis fuumlr die vielfaumlltige ndash und teils sehr individuelle ndash Betroffenheit von Unternehmen Sie sind dem aber nicht alternativlos ausgesetzt Unternehmen koumlnnen durch

nehmen Einfluss auf

stiften Nutzen fuumlr

wirken auf

ist Basis fuumlr

Oumlkosystemleistungen

Basi

slei

stun

gen

Versorgungsleistungen (zB Holz Wasser Getreide)

Kulturelle Leistungen(zB Erholung Tourismus)

Regulierungsleistungen (zB Klimaregulierung)

Naumlhrstoff-kreislauf

Photosyn-these

Oumlkosystemez B Gewaumlsser Waumllder

Agrarlandschaften WattenmeerBi

odiv

ersi

taumlt

Genetische Vielfalt

Arten- vielfalt

Vielfalt der Oumlkosysteme

Naturkapital

Uumlbernutzung

Verschmutzung

Verbreitung gebietsfremder Arten

Landnutzungsaumlnderungen

Klimawandel

Gesellschaft Unternehmen

ABBILDUNG 7 Zusammen- hang zwischen Oumlkosystemen und Unternehmen Biologische Viel - falt und Oumlkosysteme sind als Naturkapital Ursprung von Oumlkosystemleist ungen der Nutzen stiftenden Divi dende die den Unternehmen zuflieszligt Gleichzeitig nehmen Unternehmen Einfluss auf Oumlko systeme und biologische Vielfalt und wirken so auf das Naturkapital (Grafik PwC)

19

ihre Art des Wirtschaftens diese Entwicklungen unterstuumltzen aber diesen ndash durch ein Umdenken hin zu effektiven und nachhaltigen Geschaumlftsprozessen ndash auch entgegenwirken

Die Grafik in Abbildung 7 macht deutlich dass die Herausforderung darin liegt unternehmerische Taumltigkeiten mit dem Wirken und dem Fortbestand von biologischer Vielfalt und Oumlkosystemen in Einklang zu bringen Um die Natur fuumlr das menschliche Wohlergehen erhalten zu koumlnnen unternimmt die Politik zahlreiche Anstrengungen Doch entscheidend wird sein dass sich Wirtschaft und Gesellschaft ihrer Betroffenheit bewusst werden ihre Verantwortung erkennen und Handlungsoptionen wahrnehmen Dazu hilft es die oumlkonomischen Dimensionen von Oumlkosystemleistungen besser zu verstehen

BIODIVERSITAumlTUNDOumlKOSYSTEMLEISTUNGENndashERWEITERUNGDERUNTERNEHMERISCHENSICHT

2 WARUM DIE WIRTSCHAFT GEFRAGT IST ndash TREIBER CHANCEN UND RISIKEN

BEI DER GEWINNUNG VON TRINKWASSER UND DER REINIGUNG VON ABWASSER MACHEN WIR UNS NATUumlRLICHE PROZESSE ZUNUTZE UND SIND DEM SCHUTZ DER BIOLOGISCHEN VIELFALT DESHALB BESONDERS VERPFLICHTET

MICHEL CUNNAC VORSITZENDER

DER GESCHAumlFTS FUumlHRUNG VEOLIA

WASSER GMBH

Die Wechselwirkungen zwischen Biodiversitaumlt Oumlkosystemen und Unternehmen geben uns zahlreiche Hinweise darauf warum

Naturkapital fuumlr Unternehmen bedeutsam ist In diesem Kapi- tel sollen die wesentlichen Treiber vorgestellt werden die Unterneh-men dazu bewegt haben einen Beitrag zum Schutz von Natur und Oumlko systemen zu leisten Mit Blick auf die Umwelt sind viele Unter-nehmensentscheidungen vom Ziel gepraumlgt Risiken fuumlr das Unter-nehmen zu minimieren ndash wie zum Beispiel im Hinblick auf die Ver -fuumlgbarkeit von natuumlrlichen Ressourcen oder dem Zugang zu Wasser Hinter dieser Risikoabwaumlgung bleiben neue Geschaumlftsfelder oder Inno vationen manchmal zuruumlck Aber Mehr und mehr Unternehmen erkennen in den Themen Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistunshygen mittlerweile auch Chancen wie durch die Praxisbeispiele in die-sem und den folgenden Kapiteln deutlich wird

TREIBER UND CHANCEN FUumlR UNTERNEHMERISCHES HANDELNDie in Kapitel 1 genannten Ursachen fuumlr den Verlust an Artenvielshyfalt und intakten Oumlkosystemen lassen erahnen dass Unternehmen auf verschiedenste Weise mit Biodiversitaumlt und Oumlkosystemen in Beruumlh-rung kommen Einerseits sind Unternehmen direkt oder indirekt von

21WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

intakten Oumlkosystemen abhaumlngig Andererseits haben Unternehmen insbesondere des Primaumlrsektors einen starken Einfluss auf OumlkosystemeFuumlr die unternehmerische Auseinandersetzung mit dem Thema Natur-kapital und Oumlkosystemleistungen lassen sich fuumlnf maszliggebliche Trei-ber feststellen Regulierung Rechtsrahmen internationale Regelungen Zugang zu und nachhaltige Nutzung von natuumlrlichen Ressourcen Kunden beziehungsweise Marktnachfrage Innovationen sowie Verantwortung und Reputation

RegulierungDa Knappheit insbesondere die von oumlffentlichen Guumltern wie saubere Luft reines Wasser und unberuumlhrte Landschaft nur begrenzt von Maumlrk-ten abgebildet wird ist die staatliche Regulierung eine wirksame Maszlig-nahme zum maszligvollen schonenden Umgang mit unserem Natur ka-pital Regulierung erfolgt in Deutschland in erster Linie uumlber nationales und europaumlisches Recht welches zum Teil aber auch durch inter na-tionale Uumlbereinkommen beeinflusst oder initiiert wird Die Gesetz - gebung bietet eine Vielzahl von flexiblen Mechanismen stellt jedoch einige Akteure (zum Beispiel aus dem Bereich Abbau von Rohstoffen) vor Zielkonflikte zwischen dem Schutz von biolo gischer Vielfalt einer-seits und der unternehmerischen Taumltigkeit andererseits

Ressourcen und LeistungenZugang zu und nachhaltige Entnahme und Nutzung von natuumlrlichen Ressourcen und Leistungen sind insbesondere fuumlr Unternehmen aus

INFOBOX 8

Gesetzlicher Rahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt in DeutschlandDer Schutz der Natur wird in Deutschland wesentlich durch das Bundes-naturschutzgesetz (BNatSchG) und EU-Naturschutzrecht (Vogelschutz-Richtlinie von 1979 Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie von 1992) gepraumlgt Die

Eingriffsregelung nach sectsect 13 ff BNatSchG regelt die Bewaumlltigung von Eingriffen in Natur und Landschaft (Vermeidung und Kompensation) Neben der Eingriffsregelung ist noch der Artenschutz der Gebietsschutz (zum Beispiel Natura 2000 Nationalparke) und der gesetzliche Biotop-schutz von groszliger Bedeutung Hinzu kommen zahlreiche Regelungen aus anderen Bereichen wie zum Beispiel zum Gewaumlsserschutz Bodenschutz Immissionsschutz oder aus dem Agrarrecht Waldrecht Baurecht Pla-nungsrecht und Energierecht Sie haben zwar zumeist nicht direkt den Schutz der biologischen Vielfalt zum Gegenstand wirken aber indirekt weil sie auf die Ursachen des Verlustes der biologischen Vielfalt abzielen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 22

INFOBOX 9

Praxisbeispiel Labels bei Lebensmitteln Der Lebensmitteleinzelhandel hat auf das gesteigerte Kundenbewusst-sein reagiert und adressiert das Thema raquoErhalt der biologischen Viel-faltlaquo mit Hilfe von Labels (zum Beispiel raquoPRO PLANETlaquo bei REWE und raquoZuruumlck zum Ursprunglaquo bei Hofer in Oumlsterreich) Die Kennzeichnung sowie der Verweis auf die Webseite mit mehr Informationen spricht das Bewusstsein der Kunden in zweierlei Hinsicht an Sie koumlnnen ihren Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt leisten und haben gleich-zeitig die Moumlglichkeit die Herkunft und Herstellung ihres Produkts nachzuvollziehen

der Lebensmittel- Textil- und Holz- Papierindustrie ein Anstoszlig sich intensiv der Sicherung intakter Oumlkosysteme zu widmen Sie sind nicht nur gegenwaumlrtig von den Guumltern und Oumlkosystemleistungen abhaumlngig es ist auch wichtig dass diese dauerhaft als Geschaumlftsgrundlage er-halten bleiben Auch fuumlr Unternehmen mit nur indirekter Abhaumlngig-keit von Oumlkosystemleistungen ndash zum Beispiel durch die Lieferkette ndash ruumlckt dieser Aspekt mehr und mehr in den Fokus

Kunden- und MarktnachfrageDie Nachfrage nach nachhaltigen und naturvertraumlglichen Produkten waumlchst ndash und der Markt reagiert Die Vielzahl an labelaffinen und zah-lungsbereiten Kunden ist Beweis genug Die Gruppe der LOHAS (Life-style of Health and Sustainability) spiegelt dieses Konsumver halten

INFOBOX 10

Praxisbeispiel Gruumlne Direktinvestments in WaumllderDer Schutz der biologischen Vielfalt ist zentraler Bestandteil des Geschaumlftsmodells von ForestFinance Das Unternehmen hat sich Direkt-investments in nachhaltige Forstwirtschaft verschrieben Ertraumlge erwirt-schaftet es mit dem Verkauf von Edelhoumllzern und Emissionszertifi katen ndash schlieszliglich sind die angepflanzten Waumllder Kohlenstoffsenken Damit das Investment ndash das Oumlkosystem ndash nicht gefaumlhrdet ist muss seine natuumlr-l iche Resilienz erhalten bleiben Zudem erwarten Kunden die in raquogruumlne Geldanlagenlaquo investieren auch einen langfristigen Nutzen ihrer Investition

Doch laumlngst nicht alle Anbieter folgen einem solchen strengen Standard Hier sollte genau geschaut werden ob kurzfristige Ertraumlge und langfris-tiger Schutz in einem ausgewogenen Verhaumlltnis stehen

23WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

wider Dabei ist jedoch festzuhalten dass nicht alle Labels ausreichend Orientierung bieten

Zudem ist das Angebot entsprechender Produkte auf Unternehmen weniger Branchen begrenzt und nur selten werden der Schutz der bio-logischen Vielfalt und der Oumlkosystemleistungen derzeit im Business-to-Business-Geschaumlft (B2B) thematisiert

Ein Hindernis fuumlr Unternehmen ist die haumlufig zu geringe Anerkennung durch den Markt fuumlr Aktivitaumlten zugunsten des Umwelt- und Natur-schutzes Viele Unternehmen berichten zudem dass sowohl die schwierige Messbarkeit und Zurechenbarkeit von biologischer Vielfalt und Oumlkosystemleistungen mittels geeigneter Indikatoren wie auch die Kommunika tion nach auszligen zentrale Herausforderungen darstellen

Aber es ergeben sich auch gaumlnzlich neue Maumlrkte ndash beispielsweise im Finanzsektor Bei fachgerechter Umsetzung und Einbindung mehrerer Oumlkosystemleistungen verbinden diese Maumlrkte dabei wirtschaftlichen Erfolg und den Schutz der biologischen Vielfalt So versprechen zum Beispiel Investitionen in nachhaltige Forstwirtschaft gruumlnes Wachs-tum fuumlr Natur und Investoren Derartige Investitionen konzentrieren sich zurzeit auf Mittel- und Lateinamerika

Auch mit Blick auf die Kreditwuumlrdigkeit von Unternehmen sowie auf Versicherungen ist eine steigende Bedeutung des naturgerech ten Wirtschaftens zu verzeichnen Wie die Aktivitaumlten der UNEP Finance Initiative (UNEP FI) unterstreichen beruumlcksichtigt der Finanz dienstleis-tungssektor zunehmend dass Unternehmensaktivitaumlten die die bioshylogische Vielfalt und die Leistungen der Oumlkosysteme nicht belasten zumeist auf lange Sicht profitabler sind und beispielsweise extreme Wetterereignisse besser abfedern koumlnnen Entsprechend sind bei Unter nehmensratings unter den Indikatoren fuumlr das Umweltmanage-ment auch Kriterien fuumlr die raquoBiodiversitaumltsperformancelaquo zu finden

InnovationImmer oumlfter lernen die Forschungs- und Entwicklungsabteilungen der Unternehmen von der Natur und deren effektiven Sys temen und Prozessen die uumlber Jahrmillionen optimiert wurden Sie entwickeln

WALD IST WEIT MEHR ALS HOLZ LIEFERANT ndash ER BIETET NICHT NUR ZAHLREICHE OumlKOSYSTEM LEIS TUNGEN FUumlR MENSCH UND NATUR SONDERN AUCH WIRTSCHAFTshyLICHE CHANCEN DAVON MUumlSSEN JEDOCH ALLE PROFIshyTIEREN ndash SOZIAL UND OumlKOLOGISCH NACHHALTIG ES REICHT NICHT AUS DER NATUR rsaquoEIN PREISSCHILD UMZUHAumlNGENlsaquo

HARRY ASSENMACHER GESCHAumlFTS-

FUumlHRER FOREST -FINANCE SERVICE GMBH

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 24

INFOBOX 11

Praxisbeispiel Prozessoptimierung mit BionikAls international agierendes Unternehmen mit einer langen und kom-plexen Lieferkette stellte sich Tchibo die Frage raquoWie werden unmittelbar umsetzungsrelevante Informationen moumlglichst schnell und handlungs-wirksam einer groszligen heterogenen Zielgruppe zur Kenntnis gebrachtlaquo Mittels Analogiebildung konnte Tchibo in biologischen Wertschoumlpfungs-ketten wie der der Honigbiene Organisationsprinzipien iden tifizieren die dort zur Loumlsung solcher organisatorischen Heraus for derungen bei-tragen Auf Basis dieser Organisationsprinzipien wurden unternehmens-bezogene Handlungsoptionen erarbeitet Diese wurden anschlieszligend zu konkreten Maszlignahmen verdichtet und priorisiert Die vordringlichsten Maszlignahmen wie der Aufbau neuarti ger uumlber greifender Informations-netzwerke werden zurzeit bei Tchibo erprobt

schmutzabweisende Oberflaumlchen feine aber stabile Traumlgerkonstruk-tionen oder verbesserte Prozessablaumlufe Immer haumlufiger werden zu-dem Erkenntnisse uumlber Prinzipien der Natur in die eigene Organisation und Unternehmensprozesse uumlbertragen (Infobox 11)

Verantwortung und ReputationAls weiteren Handlungstreiber geben Unternehmen gesellschaft liche Verantwortung und die damit verknuumlpfte Reputation an Neben sozi-alem Engagement stehen auch immer oumlfter eine intakte Natur und damit die biologische Vielfalt im Vordergrund der Aktivitaumlten Der da-raus resultierende Dialog mit Anwohnern Kunden NGOs und weite-ren Stakeholdern foumlrdert dabei nicht nur das gegenseitige Verstaumlnd-nis sondern zeigt auch Schwerpunkte auf die bisweilen nicht im Fokus der Entscheider liegen (Infobox 12) Gleichzeitig wertet das Enga-gement das Unternehmen auf ndash sowohl fuumlr Kunden als auch fuumlr gegen-waumlrtige und potenzielle Beschaumlftigte Unternehmen erhalten so auszliger-dem die Moumlglichkeit eine wichtiger werdende Mittlerrolle zwischen Naturschutz und Zivilgesellschaft einzunehmen

Allerdings reicht Engagement fuumlr die biologische Vielfalt auszligerhalb des Kerngeschaumlfts nicht aus Sonst kann es schnell als raquoGreen-washinglaquo aufgefasst werden

BIODIVERSITAumlT IST FUumlR TCHIBO VORAUS SETZUNG FUumlR EIN ZUKUNFTSFAumlHIGES GESCHAumlFT DAHER ARBEITEN WIR MIT PARTNERORGANISATIONEN INTENSIV AN DER ERHALTUNG DER ARTENVIELFALT INSBESONDERE AM URSPRUNG UNSERER PRODUKTE

STEFAN DIERKS CATEGORY

LEADER CR PRODUCT amp STRATEGY

TCHIBO GMBH

ABBILDUNG 8 (Foto Susanne Georgi)

25WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

INFOBOX 12

Praxisbeispiel Unternehmen gemeinsam mit NGOs fuumlr den NaturschutzEine vergleichsweise neue Rolle nahm REWE in einem Pilotprojekt ein in dem sie gemeinsam mit der Bodenseestiftung die biologische Vielfalt auf den Plantagen der Obstbauern der Bodenseeregion foumlrderte Die Fronten schienen verhaumlrtet und eine Annaumlherung von Naturschuumltzern auf der einen und Obstbauern auf der anderen Seite erfolgte nur zoumlger-lich REWE agierte erfolgreich als Vermittler und Agent fuumlr den Erhalt der biologischen Vielfalt Es wurde nicht nur das Nahrungsangebot fuumlr Bienen Hummeln und Schmetterlinge waumlhrend der Trachten luumlcke von Juni bis September verbessert sondern auch der Dialog zwischen Obst-bauern und Naturschutzverbaumlnden gefoumlrdert Die Resonanz sowohl von Kunden als auch von Lieferantenseite ist so positiv dass das Projekt fortgefuumlhrt und ausgeweitet wurde (REWE 2010)

Mit allen Treibern sind Chancen und Risiken verbunden Ein Perspekti-venwechsel findet nicht nur hin zu Beruumlcksichtigung von Oumlkosystem-leistungen statt sondern auch von einer bloszligen Risikofokussierung hin zum Erkennen von Moumlglichkeiten fuumlr Differenzierung gegenuumlber Wettbewerbern

BETROFFENHEIT DER SEKTORENVielen Unternehmen faumlllt es schwer biologische Vielfalt und Oumlkosys-temleistungen im Unternehmen zu verorten insbesondere weil die Themen unter unterschiedlichen Perspektiven und Zielen adressiert

INFOBOX 13

Praxisbeispiel Verbindung von Verantwortung und WettbewerbsvorteilenAls Reiseanbieter bietet TUI zahlreiche Reisen in Biodiversitaumlts-Hot-spots an TUI sieht sich in der Verantwortung und engagiert sich seit Mitte der 1990er Jahre fuumlr den Erhalt der biologischen Vielfalt Arten-schutzkampagnen zur Aufklaumlrung der Reisenden (zum Beispiel Souvenir-ratgeber zu geschuumltzten Arten) und Kooperationen mit Wissenschaft und Forschung sind nur ein Auszug ihres vom Global Nature Fund 2012 praumlmierten Engagements fuumlr den Erhalt der biologischen Vielfalt Doch nicht allein die Verantwortung treibt TUI an Viele Reisende kommen gerade wegen eines intakten Oumlkosystems in bestimmte Urlaubsregio-nen Der Erhalt der biologischen Vielfalt wird somit zum Wettbewerbs-vorteil und sichert Naturliebhaber als Kunden

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 26

werden Daher gilt Zuerst Einfluss und Betroffenheit identifizieren ndash sowohl im Hinblick auf Chancen als auch auf Risiken um anschlie-szligend gezielt Maszlignahmen zu ergreifen ndash sei es im Bereich CSR im Einkauf oder anderswo Die unterschiedlich starke Betroffenheit der Unternehmen von den Themen Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistun-gen wird in Abbildung 9 deutlich

GRUumlNDE UND RISIKEN DES NICHTshyHANDELNSDie Vielfalt an bestehenden Umweltanforderungen wie zum Beispiel in den Bereichen Klima und Energie erschwert es Unternehmen haumlu-fig sich mit neuen Herausforderungen auseinanderzusetzen ndash zumal dann wenn ein neues Thema komplex ist und es dafuumlr keine raquoUni-versalloumlsungenlaquo gibt Entgegen den aufgefuumlhrten positiven Beispielen uumlberwiegen dadurch immer wieder Hemmnisse ndash wie Uumlberforderung durch die Komplexitaumlt und Knappheit von Zeit und Ressourcen ndash fuumlr eine vertiefende Auseinandersetzung mit Biodiversitaumlt und Oumlkosys-temleistungen

Ein Perspektivenwechsel hin zu einer Beruumlcksichtigung von biologi-scher Vielfalt durch Unternehmen wird dann gelingen wenn es dafuumlr zum einen eine klare Entscheidung oder Unterstuumltzung durch die Unter nehmensleitung gibt und zum anderen eine einfache Integra tion in bestehende Management- und Steuerungssysteme moumlglich ist

ABBILDUNG 9 Betroffenheit verschiedener Branchen von einer Veraumlnderung der biologischen Vielfalt und Oumlkosystemleistungen Die Tabelle fuumlhrt moumlgliche Chancen und Risiken einer Ruumlcksichtnahme oder Vernachlaumlssigung von bio logischer Vielfalt bei Unterneh-mensaktivitaumlten fuumlr die jeweiligen Sek to ren auf Groszlige Rauten stehen fuumlr starke kleine Rauten fuumlr maumlszligige Zusammenhaumlnge (Grafik PwC)

Primaumlrsektor (z B Landwirtschaft Bergbau)

Sekundaumlrsektor(z B Chemie Technoshylogie Luftfahrt Bau)

Tertiaumlrsektor(z B Konsumguumlter wie Nahrungsmittel Automobile)

Tertiaumlrsektor (z B Finanzdienstshyleistungen wie Banken Versicherungen)

Regulierung (z B Grenzwerte Genehmi-gungen Kompensationen)

Natuumlrliche Ressourcen (zB Zugang zu und Verfuumlgbar-keit von Ressourcen Produkti-vitaumlt von Oumlkosystemen)

Markt (z B Kundenanforderungen (B2B) Nachfrage (B2C) neue Maumlrkte)

Innovation (z B Prozess- und Produkt-innovation)

Reputation (gesellschaftliche Verant-wortung Image)

27WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

Als wesentliches Hindernis fuumlr die Umsetzung von Maszlignahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt sehen Unternehmen nach wie vor auch das Fehlen eines einheitlichen Rahmens fuumlr die Erhebung Mes-sung und Vergleichbarkeit der raquoBiodiversitaumltsperformancelaquo Hinzu kommt dass die Politik bisher zwar viele nationale Ziele zum Schutz der biologischen Vielfalt (Nationale Strategie zur biologischen Viel-falt) formuliert aber speziell fuumlr Unternehmen nur uumlbergeordnete und wenig konkretisierte Ziele gesetzt hat Ohne konkrete Ziele oder eine klare Vorgabe ndash seien es Gesetze Branchenstandards oder inter-nationale Richtlinien ndash werden Maszlignahmen des Umwelt- und Natur-schutzes nur sehr zoumlgerlich umgesetzt

Nicht-Handeln hat jedoch schwerwiegende gesamtgesell schaftliche Folgen So geht der im Rahmen der internationalen TEEB-Studie veroumlffentlichte Bericht raquoThe cost of policy inactionlaquo davon aus dass uns Inaktivitaumlt beim Schutz funktionierender Oumlkosysteme ab dem Jahr 2050 bis zu 7 des globalen Bruttoinlandsproduktes (GDP) kos-tet ndash und das Jahr fuumlr Jahr (Ten Brink und Braat 2008) Dies trifft alle Berei che der Gesellschaft ndash auch Unternehmen Fest steht Wer lang-fristig erfolgreich sein will wird in Zukunft nicht um die Themen Bio-diversitaumlt und Oumlkosystemleistungen herumkommen

ENTWICKLUNGEN UND TRENDS ndash WAS AUF UNTERNEHMEN ZUKOMMT3

DER STAAT SCHUumlTZT AUCH IN VERANTWORTUNG FUumlR DIE KUumlNFshy TIGEN GENERATIONEN DIE NATUumlRLICHEN LEBENSGRUND LAGEN

GRUNDGESETZ DER BUNDES REPUBLIK

DEUTSCHLAND ARTIKEL 20A

BIODIVERSITAumlTSshy UND OumlKOSYSTEMSCHUTZ ndash DEUTSCHER UND INTERNATIONALER HINTERGRUNDNaturschutz spielt seit Beginn des 20 Jahrhunderts in Deutschland traditionell eine wichtige Rolle Bedeutende Oumlkosysteme und Natur-raumlume sind seit langem unter besonderen Schutz gestellt Zahlreiche Gesetze und Regulierungen mit Vorgaben fuumlr Planungen und Entschei-dungen (sowie Grenzwerte) praumlgen die Politik fuumlr den Erhalt der bioshylogischen Vielfalt in Deutschland ( Kapitel 2) Es gibt zwar Fort-schritte in einzelnen Bereichen aber dennoch konnten Bemuumlhungen der Politik auf nationaler europaumlischer und internationaler Ebene den Trend des Verlustes der biologischen Vielfalt bisher nicht stoppen

Gesetzliche Vorgaben ruumlckten den Naturschutz beziehungsweise den Schutz der biologischen Vielfalt primaumlr in die Verantwortung der oumlffent-lichen Hand Zahlreiche Uumlbereinkuumlnfte und Strategien mit Zielen ndash sowohl auf internationaler europaumlischer als auch auf nationaler Ebe-ne ndash unterstreichen die politischen Anstrengungen der vergangenen Jahrzehnte Damit ist auch die Aufforderung an alle gesellschaftlichen Akteure verbunden an der Realisierung dieser Ziele aktiv mitzuwir-ken und ihre Verantwortung wahrzunehmen

Das 2005 veroumlffentlichte Millennium Ecosystem Assessment leitete schlieszliglich einen schrittweisen Perspektivenwechsel ein Natur wurde

29ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

ABBILDUNG 10

INFOBOX 14

Politische Ziele zum Schutz der Biologischen Vielfalt1992 wird die Konvention uumlber die biologische Vielfalt

(CBD) in Rio de Janeiro verabschiedet und von Deutschland ein Jahr spaumlter unter zeichnet Sie stellt die erste internationale Uumlbereinkunft dar in der sowohl Ursachen als auch Ziele zur Bekaumlmpfung des Verlustes von Biodiversitaumlt festgehalten werden

1998 verabschiedet die EU ihre erste Biodiversitaumltsstrategie die von EU-Aktionsplaumlnen aus den Jahren 2001 und 2006 ergaumlnzt wird

2007 beschlieszligt das Bundeskabinett die raquoNationale Strategie zur bio-logischen Vielfaltlaquo zur Umsetzung der CBD

2010 werden im Rahmen der 10 CBD-Vertragsstaatenkonferenz glo-bale Biodiversitaumltsziele fuumlr 2020 verabschiedet (sogenannte Aichi-Ziele)

2011 stellt die EU eine neue Biodiversitaumltsstrategie fuumlr 2020 vor die explizit auch Ziele und Maszlignahmen zum Erhalt von Oumlkosystem-leistungen umfasst (wie Aichi-Ziele)

nicht mehr nur aus sich heraus als schuumltzenswert angesehen son-dern zugleich als Lieferant von Rohstoffen und Leistungen als Abneh-mer von Emissionen und Brauchwasser sowie als Motor der Regional-wirtschaft verstanden

Diese Zusammenhaumlnge und diese oumlkonomischen Argumente fuumlr den Schutz von Oumlkosystemleistungen und der biologischen Vielfalt aufzuzeigen wurde zum Anspruch und zur Herausforderung der inter-nationalen TEEB-Initiative

INFOBOX 15

Die Nationale Strategie zur biologischen VielfaltDie Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt von 2007 formuliert Visi onen Ziele und Maszlignahmen zum Erhalt der biologischen Vielfalt in Deutschland fuumlr viele Themenbereiche (Arten Lebensraumlume diverse Oumlko sys teme Gewaumlsserschutz Land- und Forstwirtschaft Tourismus und naturnahe Erholung bis hin zu Bewusstsein Bildung Forschung Technolo gietransfer und Entwicklungszusammenarbeit) Ihre Umset-zung ist eine groszlige gesamtgesellschaft liche Herausforderung Politik und Verwaltung koumlnnen dies nicht im Alleingang schaffen Akteure in Wirtschaft und Gesellschaft ndash auch Unternehmen ndash sind fuumlr die erfolg-reiche Umsetzung der Strategie gefordert

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 30

ABBILDUNG 11 ndash 15 Die vier TEEB-Berichte und der TEEB-Synthe-sebericht In der abgebildeten Reihenfolge TEEB 2010a TEEB 2011 TEEB 2012a TEEB 2012b TEEB 2010b

INFOBOX 16

Die internationale TEEB-StudieInspiriert durch den Stern Report (2007) zum Klimawandel initiierten 2007 die G8 +5 Umweltminister angestoszligen durch den deutschen Bun-desumweltminister und den EU-Umweltkommissar eine globale Studie zur Oumlkonomie der Oumlkosysteme und der biologischen Vielfalt (The Eco-nomics of Ecosystems and Biodiversity ndash TEEB) Ziel war es die enorme wirtschaft liche Bedeutung der Natur und ihrer Oumlkosystemleistungen aufzuzeigen und Empfehlungen zu geben wie der Verlust der biologi-schen Vielfalt zu stoppen ist

Mehr als 400 Autoren aus Politik Wissenschaft Wirtschaft Nicht- Regierungsorganisationen und der Zivilgesellschaft arbeiteten an TEEB-Berichten fuumlr bestimmte Zielgruppen TEEB fuumlr nationale und interna-tionale Politiker TEEB fuumlr regionale und kommunale Entscheider TEEB fuumlr Unternehmen die Zivilgesellschaft wurde mithilfe einer Medien-kampagne inklusive Webseite Facebook-Profil und Twitter-Account eingebunden zudem gab es einen abschlieszligenden Synthese-Bericht und raquoTEEB Foundationslaquo fuumlr die Wissenschaft

Der Unternehmensbericht TEEB in Business and Enterprise zeigt inwie-fern Unternehmen von den Themen biologische Vielfalt und Oumlko-systemleistungen betroffen sind und unterstreicht mit Beispielen aus aller Welt den Einfluss auf und die Abhaumlngigkeit von Biodiversitaumlt und Oumlko systemleistungen Die Autoren formulieren sieben allgemeine Schritte zum unternehmerischen Umgang mit biologischer Vielfalt Identifizierung von Auswirkungen des Unternehmens auf und Abhaumln-

gigkeiten von Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungen (Biodiversity and Ecosystem Services ndash BES)

Beurteilung der geschaumlftlichen Risiken und Chancen in Zusammen-hang mit diesen Auswirkungen und Abhaumlngigkeiten

Entwicklung von BES-Informationssystemen Festlegung von Zielen Messung und Bewertung der Leistungsbilanz und Bekannt gabe der Ergebnisse

Ergreifung von Maszlignahmen zur Vermeidung Minimierung und Begren-zung von BES-Risiken einschlieszliglich Schadensersatz (raquoAusgleichlaquo) soweit machbar

Ergreifung neuer BES-Geschaumlftschancen Kosteneinsparungen neue Produkte neue Maumlrkte

Integration geschaumlftlicher Strategien und Maszlignahmen zu BES in wei-ter gefasste Initiativen zur Corporate Social Responsibility

Verbesserung der fuumlr BES geltenden Leitlinien und Strategien gemein-sam mit Betroffenen in Behoumlrden in nichtstaatlichen Organisationen und in der Zivilgesellschaft

31

Perspektivenwechsel in der UnternehmensweltViele Unternehmen orientieren sich an Leitbildern Unternehmenswer-ten beziehungsweise ihrer Unternehmensphilosophie und tragen da-mit unternehmerische und oft auch gesellschaftliche Verantwortung

ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

ABBILDUNG 16 Das Logo der raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo - Studie

INFOBOX 18

raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo fuumlhrt die internationale TEEB-Initiative auf nationaler Ebene fort Hauptaufgabe ist die Erarbeitung thematischer Berichte zum Wert und zur oumlkonomischen Bedeutung von biologischer Vielfalt Oumlkosystemleis-tungen und Natur fuumlr Wirtschaft und Gesellschaft in Deutschland Neben der vorliegenden Broschuumlre gehoumlren hierzu unter anderem die Themen Biologische Vielfalt und Klimawandel Oumlkosystemleistungen und Ent-wicklung laumlndlicher Raumlume sowie naturnahe Oumlkosysteme und staumldti-sche Lebensqualitaumlt raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo macht deutlich dass es neben moralisch-ethischen und oumlkologischen auch gewichtige oumlkonomische Gruumlnde gibt Naturkapital zu erhalten

raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo wird in einem offenen Prozess durchgefuumlhrt Zahlreiche Akteure aus Wissenschaft Politik Verwaltung Wirtschaft und Gesellschaft wirken durch Know-how Forschungs-ergebnisse wissenschaftliche Beitraumlge und gute Beispiele zur Bedeu-tung und Inwertsetzung von Oumlkosystemleistungen und biologi-scher Vielfalt an der Erstellung der Berichte mit

INFOBOX 17

TEEB als Startpunkt fuumlr viele weitere InitiativenDie Resonanz die TEEB in Wirtschaft Wissenschaft Medien und Politik erfuhr verhalf zahlreichen Initiativen zu mehr Gehoumlr So erlebten zum Beispiel die UNEP FI (Finanzinitiative des Umweltprogramms der Verein-ten Nationen UNEP) aber auch das langjaumlhrige Engagement der Welt-naturschutzorganisation IUCN in der Privatwirtschaft starken Aufwind Parallel zu TEEB bestehen in Kooperation zwischen Wirtschaft Wissen-schaft und Verbaumlnden praxis- und loumlsungsorientierte Ansaumltze wie der Corporate Ecosystem Services Review des World Resource Institute (WRI 2012) Neben zahlreichen nationalen TEEB-Studien und Initiativen wurde auch eine TEEB for Business Coalition ins Leben gerufen die sich unter anderem zum Ziel gesetzt hat durch ihr Engagement die Einbin-dung von Biodiversitaumlt in das unternehmerische Handeln spuumlrbar und nachhaltig zu befoumlrdern (wwwteebforbusinessorg pdfwriorgcorpo-rate_ecosystem_services_reviewpdf)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 32

Insbesondere im Rahmen ihrer Unternehmensstrategie stellen sie folgende Fragen raquoWas fuumlr ein Unternehmen sind wirlaquo und raquoFuumlr wel-che Werte stehen wir und wofuumlr setzen wir uns einlaquo

Gleiche oder zumindest aumlhnliche Fragen muumlssen Unternehmen auch ihren Anteilseignern und sonstigen internen und externen Anspruchs-gruppen beantworten Dies gilt in einer globalisierten Welt immer mehr auch fuumlr Produktionsstaumltten im Ausland und fuumlr die Beziehungen mit Lieferanten Damit stehen folgende Fragen im Vordergrund raquoWelche Werte moumlchten wir in Zulieferlaumlndern vertretenlaquo raquoWelche Um-weltmaszligstaumlbe setzen wir hier wie dort anlaquo und raquoWas hat dies fuumlr Auswirkungen auf unsere Marke und den Ruf des Unternehmenslaquo

Das Selbstverstaumlndnis einiger Unternehmen geht uumlber die bloszlige Bereit stellung von Guumltern und Dienstleistungen hinaus Sie sehen sich als Teil der Gesellschaft Vertreter ihrer Region und als Agierende in Wechselwirkung mit ihrer Umwelt Idealismus in Bezug auf ihre gesell schaftliche Rolle motiviert diese Entscheider ebenso wie Realis-mus in Bezug auf das Verstaumlndnis oumlkologischer und globaler Zu sam-men haumlnge So kommt es dass sich deutsche Unternehmen in Latein-amerika fuumlr den Erhalt bedrohter Arten engagieren und den Schutz von Regen wald in Afrika foumlrdern

INFOBOX 19

Vision von UnternehmenIn vielfaumlltiger Weise haben Unternehmen die oumlkologischen Herausfor-derungen sowohl als Warnsignale als auch als Chance fuumlr einen Wandel begriffen

Mit seiner Publikation raquoChanging Pacelaquo schreibt der World Business Council for Sustainable Development (WBCSD 2012a) seine Vision 2050 fort und zeigt Wege hin zu einem Wirtschaften auf das 9 Milliarden Menschen versorgt und dabei die oumlkologischen Grenzen unseres Plane-ten nicht uumlberschreitet Weitere Informationen wwwwbcsdorgchan-gingpaceaspx

Corporation 2020 greift aumlhnliche Gedanken auf geht allerdings noch einen Schritt weiter und strebt nach Ausrichtung des Wirtschaftssystems auf die Grenzen die der Planet setzt Steuerreformen klare Regeln fuumlr die Aufnahme von Fremdkapital (Stichwort Uumlberschuldung) Transparenz fuumlr den Konsumenten und Offenlegung von Externalitaumlten sind zentrale Punkte der Initiative um den Leiter der internationalen TEEB-Studie Pavan Sukhdev und zahlreiche weitere Persoumlnlichkeiten aus Wirtschaft Wissen-schaft und Politik Weitere Informationen wwwcorp2020com

33ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

Immer mehr deutsche Unternehmen setzen sich mit Fragen rund um die biologische Vielfalt und Oumlkosystemleistungen auseinander und leisten somit Pionierarbeit Die Komplexitaumlt des Themas raquobiologische Vielfaltlaquo und schwierige Operationalisierbarkeit sind dabei nach wie vor massive Huumlrden Und tatsaumlchlich gibt es bis dato noch keine einheitlich anerkannten Quantifizierungsmethoden oder verbindliche Richtlinien die biologische Vielfalt und Oumlkosystemleistungen lassen sich nicht in einem Indikator zusammenfassen Dadurch sind sie fuumlr viele Entscheider in deutschen Unternehmen schlecht greifbar und laumlsst diese vor konkreten Handlungen zuruumlckschrecken

Dennoch nehmen einige Unternehmen diese Herausforderungen an und naumlhern sich mit zunehmender Professionalitaumlt der Integration von Biodiversitaumlt in ihre Managementprozesse Unternehmen sind aktiv beteiligt an der Erstellung von Leitfaumlden ersten Empfehlungen zur Integration der biologischen Vielfalt ins Umweltmanagement oder Ansaumltzen zur verbesserten Quantifizierung der externen Effekte in der unternehmerischen Finanzbuchhaltung Auch die Gruumlndung von Initiativen zu dem Thema wie die deutsche raquoBiodiversity in Good Companylaquo-Initiative die raquoUNEP Finance Initiativelaquo die raquoGlobal Com-pactlaquo- Initiative der UN sowie der raquoeconsense Arbeitskreis zu Biodi-versitaumlt und Oumlkosystemleistungenlaquo zeigen dass dieser Perspektiven-wechsel die Unternehmenswelt mittlerweile erreicht hat

WIE UNTERNEHMEN TAumlTIG WERDEN KOumlNNEN4

DIE ERGEBNISSE DER OumlKOLOGISCHEN GEWINNshy UND VERLUSTRECHNUNG VON PUMA BELEGEN DASS DIE DERZEITIGEN GESCHAumlFTSPRAKTIKEN VON UNTER NEHMEN DRINGEND EINES PARADIGMEN WECHSELS BEDUumlRFEN

JOCHEN ZEITZ EHEMALIGER CEO UND

VERWALTUNGSRATSVORSITZENDER

DER PUMA SE VERWALTUNGSRATS -

MITGLIED PPR

Je nach Unternehmen ist die Herangehensweise und Auseinanderset-zung mit dem Thema Naturkapital sehr unterschiedlich Dieses Kapitel gibt konkrete Ansaumltze und Beispiele wie ein Einstieg und geziel-tes Handeln angegangen werden koumlnnen

TOOLS UND LEITFAumlDEN FUumlR DEN EINSTIEGUm eine moumlglichst praumlzise und damit steuerbare Integration ins unternehmerische Management zu erreichen ist die Entwicklung von Zielen und Maszlignahmen noumltig Ein erster Biodiversitaumlts-Check hilft dabei bereits bestehende Maszlignahmen und Kennzahlen zu identifi-zieren Dabei sollten saumlmtliche unternehmerische Taumltigkeitsfelder von der Strategie und dem Personalwesen uumlber Liegenschaften und Einkauf bis hin zu Produktion und Entsorgung beleuchtet werden Die dann vorliegenden Ergebnisse koumlnnen Startpunkt vertiefender Maszlignahmen sein zum Beispiel erste Ziele oder Analysen eine Aus-dehnung auf andere Geschaumlftsbereiche oder die Entwicklung von Management- und Berichterstattungsstrukturen

Leitfaumlden und Handbuumlcher geben Hilfestellung bei der Integration von biologischer Vielfalt in Unternehmenspro zesse und koumlnnen zu-

gleich Inspiration und Unterstuumltzung fuumlr weitere Planungsprozesse

35WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

sein Durch die Handlungsempfehlungen koumlnnen auf leichte Weise Elemente einbezogen werden die beispielsweise die biologische Vielfalt auf dem Firmengelaumlnde foumlrdern ndash wie Bienenkaumlsten und bewachsene Hauswaumlnde Weitere konkrete Handlungsempfehlungen finden sich unter anderem in dem Bericht raquo Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagementlaquo (Bestaumlndig und Wuczkowski 2012)

BESTEHENDE ANSAumlTZE NUTZEN UND ERWEITERNFolgende Ansaumltze aus dem Unternehmensbereich sind auch zur Inte-gration von Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt gut ge eignet Unternehmerische Verantwortung (Corporate Responsibility)

Berichterstattung (inklusive umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung)

Umweltmanagement Ressourceneffizienz Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten-Management

Investitions- und Planungsprozesse

Unternehmerische Verantwortung (Corporate Responsibility)Viele Aktivitaumlten zum Biodiversitaumlts- und Oumlkosystemleistungs - schutz sind losgeloumlst vom Kerngeschaumlft und unter gesellschaftlichem Enga ge ment und unternehmerischer Verantwortung (Corporate

INFOBOX 20

Biodiversitaumlts-Checks fuumlr UnternehmenBislang werden zwei in deutscher Sprache verfuumlgbare Biodiversitaumlts-Screenings fuumlr Unternehmen haumlufig angewendet Die branchenuumlbergreifenden Checklisten der deutschen raquoBiodiversity

in Good Companylaquo-Initiative basieren auf dem raquoHandbuch Biodiver-sitaumltsmanagementlaquo (Schaltegger u a 2010) und ermoumlglichen eine Selbstevaluation zum aktuellen Stand des unternehmerischen Biodi-versitaumltsmanagements Weitere Informationen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

Der vom Global Nature Fund BAUM e V dokeo und PwC entwi-ckelte Biodiversitaumlts-Check fuumlr Unternehmen vereint Expertise aus Biologie Oumlkologie und Management Er bietet einen ersten auf das Unternehmen zugeschnittenen Uumlberblick uumlber die Reife des Biodiver-sitaumltsmanagements und gibt Empfehlungen fuumlr das weitere Vorge-hen Weitere Informationen wwwbusiness-biodiversityeudefaultaspLang=DEUampMenue=128

ABBILDUNG 17(Foto Andrzej Tokarski fotoliacom)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 36

Respon si bi lity) einzuordnen Vor allem Unternehmenswerte und -philo-sophien koumlnnen Anknuumlpfungspunkte raquovon obenlaquo bieten und zu einer weitergefassten Strategieentwicklung fuumlhren

ABBILDUNG 18(Foto Susanne Georgi)

INFOBOX 21

Praxisbeispiel Pilotprojekt fuumlr Branchenstandards Die oekom GmbH der groumlszligte deutsche Fachverlag fuumlr Oumlkologie und Nachhaltigkeit veroumlffentlicht Sach- und Fachbuumlcher mit Bezug zur bio-logischen Vielfalt und dem Erhalt der Oumlkosysteme Fuumlr seine Publi-kationen verwendet er ausschlieszliglich Recycling- und FSC-zertifiziertes Papier Zudem hat der Verlag das Projekt raquoNachhaltig Publizierenlaquo initi-iert das vom Bundesumweltministerium gefoumlrdert wird In Kooperation mit zwei wissenschaftlichen Instituten und der Frankfurter Buchmesse wurden praxisnahe Kriterien fuumlr die nachhaltige Bucherstellung entwi-ckelt Mit dem Projekt praumlsentiert sich oekom oumlffentlichkeitswirksam als Vorreiter und sensibilisiert die Verlagsbranche fuumlr einen nachhalti-gen Umgang mit der Ressource Papier

37

Gleichzeitig bietet die Kommunikation und Interaktion mit Kunden und Mitarbeitern Moumlglichkeiten fuumlr eine Integration sozusagen als Impulsgeber raquovon untenlaquo Freiwilligenarbeit gemeinsame Baum-pflanzaktionen oder Spenden fuumlr Naturschutzeinrichtungen tragen zum Schutz und zur Wertschaumltzung des Naturkapitals bei Mit Blick auf ihre Mitarbeiter profitieren Unternehmen zudem vom Wohlbe-finden am Arbeitsort erhoumlhter Kommunikationsbereitschaft und staumlrkerer Bindung und Loyalitaumlt gegenuumlber dem Arbeitgeber

Berichterstattung (inklusive umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung)Die in Deutschland und weltweit gebraumluchlichste Richtlinie zur Bericht-erstattung von Nachhaltigkeitsaspekten ndash die Global Reporting Initia-tive (GRI) ndash sieht eine Offenlegung von bis zu fuumlnf biodiversitaumltsbe-zogenen Indikatoren vor Diese waren bislang von eher qualitativer

WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

ABBILDUNG 20 Umweltindika-toren der Global Reporting Initiative Die fuumlnf relevanten Umweltindi - ka toren der Berichterstattungsricht-linie der Global Reporting Initiative (GRI) in der Version 31 Biodiver-sitaumlts bezogene Umweltindikatoren werden mit EN fuumlr Umwelt abgekuumlrzt und beinhalten EN 11 bis EN 15

Kernindikatoren Zusaumltzliche Indikatoren

EN11

Ort und Groumlszlige von Grundstuumlcken in Schutzge-bieten oder angrenzend an Schutzgebiete Ort und Groumlszlige von Grundstuumlcken in Gebieten mit hohem Biodiversitaumltswert auszligerhalb von Schutz-gebieten oder daran angrenzend Zu beruumlcksich-tigen sind Grundstuumlcke die im Eigentum der berichtenden Organisation stehen oder von die-ser gepachtet oder verwaltet werden

EN13 Geschuumltzte oder wiederhergestellte natuumlrliche Lebensraumlume

EN14Strategien laufende Maszlignahmen und Zu-kunftsplaumlne fuumlr das Management der Auswir-kungen auf die Biodiversitaumlt

EN12

Beschreibung der wesentlichen Auswirkungen von Aktivitaumlten Produkten und Dienstleistungen auf die Biodiversitaumlt in Schutzgebieten und in Gebieten mit hohem Biodiversitaumltswert auszliger-halb von Schutzgebieten

EN15

Anzahl der Arten auf der Roten Liste der IUCN und auf nationalen Listen die ihren natuumlrlichen Lebensraum in Gebieten haben die von der Geschaumlftstaumltigkeit der Organisation betroffen sind aufgeteilt nach dem Bedrohungsgrad

ABBILDUNG 19(Foto Piepenbrock)

INFOBOX 22

Praxisbeispiel Mitarbeiter-EngagementDie Piepenbrock Unternehmensgruppe unterhaumllt im brandenbur-gischen Naturpark Stechlin-Ruppiner Land den 2200 Hektar groszligen Forst Rheinshagen Im Rahmen seiner Aktion raquoWachstumlaquo pflanzt das Unternehmen dort gemeinsam mit seinen Kunden fuumlr jeden Neuauf-trag Baumlume Im August 2012 besuchte eine Gruppe von zehn Auszu-bildenden des Unternehmens im Zuge der raquoAzubi-Projekttagelaquo den Piepen brock Forst um die Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens kennenzulernen und selbst aktiv zu unterstuumltzen Ziel war es die Sand-heideflaumlche am Zechower Berg im Naturschutz- und gleichnamigen Fauna-Flora-Habitat-Gebiet Rheinsberger Rhin und Hellberge zu pflegen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 38

IM RAHMEN VON UMWELTSCHUTZ UND RESSOURCENshyEFFIZIENZ KUumlMMERN SICH VIELE UNTER NEHMEN BEREITS HEUTE UM BIODIVERSITAumlT UND ECOSYSTEM SERVICES OHNE DIES JEDOCH EXPLIZIT HERAUS ZUshy STELLEN DER BEWUSSTE EINBEZUG DES OumlKOSYSTEMshy GEDANKENS SOWIE DIE BETRACHTUNG ENTSPRECHENDER CHANCEN UND RISIKEN STELLT EINE WEITER ENT shy WICKLUNG DAR DIE DURCHAUS ALS rsaquoUMWELTVERANTshyWORTUNG 20lsaquo BEZEICHNET WERDEN KANN

MICHAEL SIEMERS CORPORATE

ENVIRONMENT amp RESPONSIBILITY

EVONIK INDUSTRIES AG

Form doch auch hier erfolgt eine regelmaumlszligige Anpassung die zu-kuumlnftig sicherlich auch mit einer Quantifizierung einhergehen wird Damit bleibt die unternehmerische Berichterstattung eng verbunden mit dem Umweltmanagement

Unternehmerische Berichterstattung wird sich aumlndern und zukuumlnftig integrierter sein (Stichwort Integrated Reporting) In dieser Hinsicht ist auch die umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung zu sehen

INFOBOX 23

Praxisbeispiel Umweltbezogene Gewinn- und VerlustrechnungWaumlhrend in der klassischen Gewinn- und Verlustrechnung (GampV) nur finanzielle Kenngroumlszligen wie Anlagevermoumlgen return on investment und Eigenkapitalrendite berichtet werden bleiben die umweltbezogenen Kosten verborgen Diese Externalitaumlten ndash beispielsweise Verschmutzung von Gewaumlssern Zerstoumlrung von Lebensraumlumen oder das Abwaumllzen von Verantwortung beim Klimawandel auf Folgegenerationen ndash sind als Ver-luste anzusehen die nicht durch das Unternehmen sondern von Dritten wie der Allgemeinheit oder der Natur getragen werden Getrieben von CEO Jochen Zeitz hat Puma es sich zur Aufgabe gemacht diese Kosten deutlicher aufzuzeigen und in die GampV einflieszligen zu lassen Solch eine Sichtbarmachung kann beim Einkauf der Fertigung der Produktent-wicklung oder dem Nachhaltigkeitsmanagement helfen bessere Ent-scheidungen zu treffen um so die Externalitaumlten zu minimieren Laut PUMA Environmental Profit amp Loss Account hat das Unternehmen im Jahr 2010 etwa 145 Millionen Euro an Umweltschaumlden durch Treibhaus-gasemissionen Wasserverbrauch Landnutzungsfolgen Luftverschmut-zung und Abfallerzeugung verursacht Davon entfallen nur etwa 6 auf das Kerngeschaumlft mehr als 137 Millionen Euro Umweltschaumlden ent-stehen entlang der Lieferkette Weitere Informationen httpaboutpumacomwp-contentthemesaboutPUMA_themefinancial-reportpdfEPL080212finalpdf

39WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Sie macht deutlich welche Abhaumlngigkeiten und welche Einfluumlsse ein Unternehmen hat und stellt bei der Einbeziehung der Oumlkosystem-leistungen und Integration in die externe Rechnungslegung einen be deut samen Schritt hin zur Beruumlcksichtigung von Naturkapital in Unternehmen dar Eine Offenlegung dieser Art koumlnnte einen Para dig-menwechsel einleiten Wer seine Leistung schon fruumlhzeitig ganzheit-lich misst und berichtet kann in einem sich veraumlndernden Geschaumlfts-

ABBILDUNG 21 (Foto LianeM Fotoliacom)

INFOBOX 24

Biodiversitaumlt in den Umweltmanagementzertifizierungen ISO 14001 und EMASBei EMAS muumlssen und bei ISO 14001 sollten die Auswirkun-gen auf die biologische Vielfalt beruumlcksichtigt werden Bei EMAS wird in Form des raquoFlaumlchenverbrauchslaquo ein direkter Indikator fuumlr den Habitatverlust erhoben ndash eine der Hauptursachen des Biodiver-sitaumltsverlustes Zwar kann der Flaumlchenverbrauch von unterschiedli-cher Qualitaumlt sein ndash die Bebauung einer bereits degradierten Flaumlche ist weniger kritisch als die eines intakten Oumlkosystems ndash dennoch kann dies als erster Startpunkt gewertet werden

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 40

umfeld weiterhin Spitzenleistung liefern Dies betrifft die Felder Risikomanagement Versorgungssicherheit und -produktivitaumlt wie auch Compliance und Stakeholdermanagement

UmweltmanagementEin Umweltmanagement steuert gemaumlszlig den vier Managementschrit-ten Planen Ausfuumlhren Kontrollieren und Optimieren umweltbezo-gene Unternehmenstaumltigkeiten und ermoumlglicht so eine kontinuierli-che Verbesserung der Umweltleistung Dieser Managementzyklus beruumlcksichtigt derzeit nur selten umsetzungsorien tiert die Dimensio-nen Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt

Hier kann eine Erweiterung konkret ansetzen Eine erste Feststellung des Status quo auf Basis bereits existieren der Umweltdaten ndash ergaumlnzt durch Experteneinschaumltzungen ndash ist der Anfang Anschlieszligend koumln-nen spezifische und messbare Ziele gesetzt werden was sich in die bekannten Schritte des Umweltmanagements einbinden laumlsst

RessourceneffizienzRessourceneffizienz gewinnt angesichts steigender Rohstoffpreise und -bedarfe und des groszligen Anteils den Material- und Energie kosten an den Gesamtkosten in vielen Branchen darstellen wirtschaftlich und politisch enorm an Bedeutung Zur Steigerung der Ressourceneffi-zienz liegen aktuell Programme auf nationaler wie europaumlischer Ebene vor es existieren dazu Plattformen und Initiativen Das Thema raquoRes-sourceneffizienzlaquo koumlnnen Unternehmen strategisch integrieren (zum Beispiel in ihrem Umweltmanagement) indem sie die entsprechen-den Einsatzstoffe als Naturkapital raquodeklarierenlaquo und im Ressourcen-management umfassender als bisher beruumlck sichtigen Durch den sparsamen effizienten Einsatz von Ressourcen koumlnnen oftmals Oumlko-systeme geschont werden (zum Beispiel durch ein entsprechendes

INFOBOX 25

Praxisbeispiel Integration von Biodiversitaumlt in das Ressourcen-managementUPM betreibt in Deutschland sieben Papierfabriken und verschreibt sich der nachhaltigen Forstwirtschaft und dem Schutz der Biodiversitaumlt So wird weltweit FSC- und PEFC-zertifiziertes Holz verwendet und in unter nehmenseigenen Waumlldern ein Biodiversitaumltsprogramm umge-setzt Gemeinsam mit der raquoAlliance for Water Stewardshiplaquo fuumlhrt UPM ein Pilotprojekt zum Wassermanagement durch Dies soll den Verbrauch des wasserintensiven Papierherstellungsprozesses senken und die Wie-derverwendung des Wassers erhoumlhen UPM unterstreicht mit seinemEngagement seine Position als raquoBiofore Companylaquo

41WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

INFOBOX 26

Praxisbeispiel Bewertung von Biodiversitaumlt in der Lebensmittel-branche und der LandwirtschaftEinen Schritt weiter als die Oumlkobilanzen geht das Bewertungsverfahren der BASF Mit ihrer Lebenszyklusanalyse AgBalance erfasst sie eine Viel-zahl von Nachhaltigkeitsindikatoren der Lebensmittel- und Landwirt-schaftsbranche Biologische Vielfalt flieszligt mit 8 der 69 Indikatoren in eine Punktebewertung ein so unter anderem Naumlhe zu Schutzgebieten Auskreuzungspotenzial und Oumlkotoxizitaumltspotenzial Auszligerdem werden soziale und oumlkonomische Indikatoren erfasst und somit alle drei Saumlulen der Nachhaltigkeit abgebildet Auch wenn ein Abwaumlgen zwischen unter-schiedlichen Groumlszligen wie Punkten und Euros als Messeinheiten Entschei-der vor Herausforderungen stellt ist dies doch ein wichtiger Schritt hin zur Integration von Biodiversitaumlt in Entscheidungsprozesse

Wassermanagement in Regionen mit Wasserstress) Jedoch ist Res-sourceneffizienz nicht gleichzusetzen mit Biodiversitaumlts- und Oumlko-systemschutz Neben dem sparsamen Umgang mit Ressourcen ist auch die Art der Einsatzstoffe (zum Beispiel Nutzung von nachhaltig erzeugtem Palmoumll) von Bedeutung

Der Zusammenschluss zu Brancheninitiativen ist ein Ansatz um das Thema Ressourceneffizienz ganzheitlicher und passgenauer zu be-trach ten und so die Thematik uumlber den bisherigen Fokus auf Reduzie-rung von Rohstoffverbrauch und Emissionen hinaus zu erweitern

Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten- Management Die Analyse der Wertschoumlpfungskette eines Produktes liefert immer wieder Verbesserungspotenzial und wird deshalb regelmaumlszligig durchge-fuumlhrt Dies bietet gute Ansatzpunkte fuumlr eine Untersuchung und Ver-besserung der Biodiversitaumltsperformance Eine weitere oft genutzte Analysemoumlglichkeit sind Oumlkobilanzen (Life Cycle Assessments)

Oumlkobilanzen bilden den gesamten Stoffkreislauf ab ndash und somit auch die fuumlr Biodiversitaumlt relevante Landnutzung oder Oumlkosystemleis-tungen wie die Bereitstellung von Rohstoffen die Absorption von Produktionsemissionen und die Aufnahme von Abfallprodukten An-gefangen bei eigenen Beschaffungsquellen (zum Beispiel Vertragsan-bauer von Supermaumlrkten oder Handelsmarken) bis hin zu Vorproduk-ten der Liefer an ten ndash entlang der Lieferkette verbergen sich zahlreiche Ursachen fuumlr Bio diversitaumltsverlust Fuumlr Unternehmen die Rohstoffe und Vorpro dukte aus dem Ausland beziehen ist es daher wichtig auf den Einkauf und das Lieferkettenmanagement zu achten Wichtige

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 42

Analyseschritte beinhalten Grenzwerte und Normen (in den Abbau- und Ursprungslaumlndern der Vorprodukte oftmals deutlich niedriger als in Deutschland) oder Screenings zu Wasserknappheit entlang der Lie-ferkette Darauf aufbauend ergibt sich eine detaillierte Bewertung zur Beruumlcksichtigung von Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt bei Liefe ranten

Investitions- und PlanungsprozesseInvestitionen in den Bau neuer Anlagen oder Standorte werden derzeit eher selten unter Biodiversitaumltsaspekten im betrieblichen Umwelt-management erfasst Beim Bau eines Produktionsstandorts auf der raquogruumlnen Wieselaquo spielen vor allem die Eingriffsregelung des Bun-desnaturschutzgesetztes (BNatSchG) sowie das EU-Naturschutz-recht (FFH- und Vogelschutz-Richtlinie) eine wichtige Rolle Diese Regeln erscheinen Unternehmen manchmal wider spruumlchlich ndash gerade mit Blick auf den gewollten Naturschutz Firmenareale werden auf-grund strategischer Entscheidungen zum Beispiel fuumlr den Bau von Anlagen uumlber einen laumlngeren Zeitraum brach liegen gelassen Siedelt sich daraufhin eine geschuumltzte Art auf dieser Flaumlche an koumlnnen Unter-nehmen unter Umstaumlnden nur mit hohen Auflagen dieses Gebiet er-schlieszligen und einen Neu- oder Ausbau realisieren Um solchen Ziel kon-flikten vorzubeugen bieten die zustaumlndigen Natur schutzbehoumlrden an in Dialog zu treten um gangbare Wege und Maszlignahmen auszu loten

Doch Unternehmen koumlnnen auch in Vorleistung gehen Indem zum Beispiel Brachflaumlchen und Naturraumlume belassen sowie die Funktio-nalitaumlt von aquatischen Oumlkosystemen (Gewaumlssern) erhalten werden

INFOBOX 27

Ausgleichsflaumlchen ndash Chancen fuumlr beschleunigte PlanungsprozesseGut zu wissen Laut sect16 BNatSchG kann durch Oumlkosystemschutz ein raquoGuthabenlaquo auf einem Oumlkokonto angespart werden Bei spaumlteren Ein-griffen werden diese Flaumlchen als bereits geleistete Kompensationsmaszlig-nahmen anerkannt Rheinkalk macht sich dieses Instrument zunutze Im sauerlaumlndischen Houmlnnetal dient nur ein Teil des Grundbesitzes dem Kalksteinabbau Weite Teile des Areals hingegen stehen dank nicht-oumlkonomischer Waldnutzung dem Naturschutz temporaumlr zur Verfuumlgung oder werden je nach Management und naturschutzfachlicher Einschaumlt-zung einem Oumlkokonto zugeschrieben das als Kompensationsleistung fuumlr zu erwartende Eingriffe agiert Waumlhrend auf der einen Seite pro-aktiv Arten- und Oumlkosystemschutz ermoumlglicht wird profitiert Rheinkalk von einem beschleunigten Planungsprozess vermiedener Buumlrokratie und somit geringeren Kosten (wwwrheinkalkdepdfVerantwortung_Fuer_Mensch_und_Naturpdf Seite 24)

43WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

koumlnnen etwaige Kompensationsmaszlignahmen im Rahmen der Ein griffs -regelung vermieden werden Zudem koumlnnen Ergebnisse der teils obli-gatorischen Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung (UVP) der Strategischen

INFOBOX 28

Praxisbeispiel ZielkonflikteBiologische Vielfalt spielt in Steinbruumlchen Baggerseen und Kiesgruben eine wichtige Rolle Die Steine- und Erdenindustrie engagiert sich in zahlreichen Projekten zur Foumlrderung der biologischen Vielfalt Neben der Erarbeitung von Biodiversitaumltsindikatoren und einer Biodiversitaumlts-Datenbank zaumlhlen hierzu zahlreiche gemeinsame Projekte mit Umwelt-verbaumlnden

raquoLeider werden der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt in den Abbaustaumltten ausgerechnet durch das Naturschutzrecht selbst eingeschraumlnkt Wer zum Beispiel ein Laichgewaumlsser fuumlr die Gelbbauch-unke auf einem Rohbodenstandort anlegt oder eine Steilwand fuumlr die Uferschwalbe herrichtet der laumluft Gefahr dass die weitere Bewirt-schaftung der Flaumlchen deutlich eingeschraumlnkt wird Der statische An-satz im Naturschutzrecht verhindert damit leider vielerorts die Aus-schoumlpfung von Synergieeffekten von Gesteinsabbau und Naturschutz Die Steine- und Erdenindustrie jedenfalls ist zur Foumlrderung der biolo-gischen Vielfalt bereit und setzt sich auch weiterhin fuumlr praktikable Loumlsungen einlaquo (Diplom-Biologe Thomas Beiszligwenger Hauptgeschaumlfts-fuumlhrer Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

ABBILDUNG 22 (Foto Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

INFOBOX 29

Praxisbeispiel Management von LiegenschaftenFraport die Betreibergesellschaft des Frankfurter Flughafens formuliert in seiner unternehmenseigenen Biodiversitaumltsstrategie Grundsaumltze zur Biodiversitaumlt Darin wird festgehalten dass sich Flugbetrieb und der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt ndash uumlber gesetz liche Anforderungen wie zum Beispiel Eingriffsregelung hinaus ndash vereinbaren lassen So wird unter anderem auf dem Gelaumlnde des Flughafens ein For-schungsprojekt zum Bienen-Monitoring unterstuumltzt das wichtige Infor-mationen uumlber die Schadstoffsituation liefert Gleich zeitig werden im Rhein-Main-Gebiet gezielt Naturschutzvorhaben gefoumlrdert so zum Bei-spiel der Erhalt von raquoAltholzinselnlaquo im Kinzigtal oder die Pflege von Streuobstwiesen im Maintal (wwwfraportdecontentfraport-agdenachhaltigkeitumweltnatur--und-ressourcenschutz0html und verglei-che auch die dort bereitgestellten PDF-Dokumente)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 44

Legende Naumlhe zum Kerngeschaumlft Merkmalsauspraumlgung Geringer Bezug Mittel o Trifft zu x Mittlerer Bezug Stark + Starker Bezug Sehr stark + +

ABBILDUNG 23 Handlungsan-saumltze zur Integration von Biodiversi-taumlt in Unternehmen am Beispiel eines Industrie- und Konsumguumlter-unternehmens (Grafik PwC)

INFOBOX 30

Handlungsansaumltze zur Integration von Biodiversitaumlt in UnternehmenDie vorgestellten sechs Handlungsansaumltze werden hier systematisch zusammengefasst am Beispiel der Indus trie- und Konsumguumlterbranche dargestellt Diese Systematik kann allen Unternehmen als Pruumlfrahmen dienen ihr spezifisches Profil zur Beruumlcksichtigung von biologischer Viel-falt Oumlkosystemen und deren Leistungen (Naturkapital) zu entwickeln

Die Abbildung verdeutlicht die Wirkung der verschiedenen Handlungs-ansaumltze beispielhaft im Hinblick auf die vier Werttreiber Risiken senken Kosten reduzieren Maumlrkte und Kunden erschlieszligen und Reputation steigern

Waumlhrend die farbliche Hinterlegung die Naumlhe zum Kerngeschaumlft andeutet geben die Spalten auf der rechten Seite Informationen uumlber den Beitrag zum Schutz der biologischen Vielfalt sowie zur moumlglichen Umsetzungskomplexitaumlt wieder Es wird deutlich dass es durchaus ein-fache Maszlignahmen gibt die eine Wirkung zeigen

Werttreiber

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Integration von Biodiversitaumltsaspekten in hellip

Beitrag zum Schutz des Natur kapitals

Umsetzungsshy komplexitaumlt

x x x 1) Unternehmerischer Verantwortung (Corporate Responsibility) o + o

x x x 2) Berichterstattung (inkl umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung) o +

x x 3) Umweltmanagement inkl Liegenschafts-management o + +

x x 4) Maszlignahmen zur Steigerung der Ressourcen-effizienz + + + +

x x x 5) Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten-Management + + + +

x x 6) Investitions- und Planungsprozesse + o +

45WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Des Weiteren ist erkennbar dass die Integration von Biodiversitaumlt in Aus-wahl- und Entscheidungsprozesse vor allem im Bereich Ressourceneffi-zienz Lieferketten-Management und Investitions- und Planungsprozesse zu Win-win-Situationen fuumlhren kann Dabei sollte bei der Auswahl der Ansaumltze und Methoden aber immer das Kerngeschaumlft des Unterneh-mens im Vordergrund stehen ndash hier kann ein erster Check die weitere Schwerpunktsetzung unterstuumltzen Auch die Integration ins klassische Umweltmanagement stellt einen Schritt zur Beruumlcksichtigung von Bio-diversitaumlt dar ndash und zwar verbunden mit einem maumlszligigen Aufwand

Umweltpruumlfung (SUP) und der FFH Vertraumlglichkeitspruumlfung (FFH VP) guumlnstiger ausfallen Auflagen der Nachbesserung reduziert dadurch Kosten eingespart und ein reibungsloser Planungs- und Bauprozess beguumlnstigt werden

Abschlieszligend gilt es die Integration von Biodiversitaumlt auch in flankie-renden operationellen Einheiten voranzutreiben Dies betrifft beson-ders Forschung und Entwicklung sowie Kommunikation Dabei sollen die Themen erfolgreich sowohl nach innen als auch nach auszligen also zu Kunden Lieferanten und anderen Interessengruppen kommuni-ziert und in eine entsprechende Berichterstattung integriert werden

AUSBLICK5

WIR KOumlNNEN DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER WIRTSCHAFT NUR ERHALTEN WENN WIR DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER NATUR ERHALTEN DAFUumlR IST EINE VIELFALT AN LEBENSshy RAumlUMEN UND ARTEN VON ENTSCHEIDENDER BEDEUTUNG DEREN SCHUTZ MUSS DESHALB VIEL STAumlRKER IN DEN WERTSCHOumlPFUNGSPROZESSEN BERUumlCKSICHTIGT WERDEN

ALEXANDER BARTELT ABTEILUNGS-

LEITER KLIMASCHUTZ UND NACHHAL -

TIGE PRO DUKTE DER OTTO GROUP

VORSTANDSVORSITZENDER raquoBIODIVER-

SITY IN GOOD COMPANYlaquo- INITIATIVE

Es ist an der Zeit die Aspekte von Naturkapital in das unterneh-merische Handeln zu integrieren Nutzen Sie die vielfaumlltigen Ansatz-punkte die im Rahmen der Broschuumlre aufgezeigt wurden und beginnen Sie Ihre unternehmerischen Aktivitaumlten zu erweitern In Deutsch-land gibt es viele Initiativen und Ansaumltze die einen Einstieg in die The-men Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungen erleich tern Nutzen Sie diese Initiativen fuumlr einen Austausch mit anderen Unter-nehmen und uumlber die dort bereits gemachten Erfahrungen (siehe dazu auch Kapitel 6)

Die Initiative raquoBiodiversity in Good Companylaquo ist ein Zusammen-schluss von Unternehmen die gemeinsam fuumlr den Schutz der

biologischen Vielfalt eintreten Der branchenuumlbergreifenden Initiative gehoumlren kleine mittlere und groszlige Unternehmen an Die Mitglieder der raquoBiodiversity in Good Companylaquo-Initiative unterstuumlt-zen das freiwillige Engagement der Wirtschaft fuumlr den Schutz der biologischen Vielfalt Sie arbeiten an Innovationen und Investitio-nen damit naturvertraumlgliche Technologien Produkte und Dienst-leistungen verstaumlrkt ihren Weg in die Maumlrkte finden Die Initiative

47AUSBLICK

traumlgt dazu bei den Privatsektor in die Verwirklichung der Ziele der Konvention uumlber die biologische Vielfalt und der Nationalen

Strategie zur biologischen Vielfalt staumlrker einzubinden

Auch im Rahmen von econsense ndash einem Zusammenschluss fuumlhren-der global agierender Unternehmen und Organisationen der deut-schen Wirtschaft zu den Themen nachhaltige Entwicklung und Cor-porate Social Responsibility (CSR) ndash wird der Themenbereich im Rahmen der Arbeitsgruppe raquoBiodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungenlaquo begleitet Die Mitgliedsunternehmen setzten sich intensiv mit dem Erhalt und der Entwicklung der biologischen Vielfalt auseinander und nutzen econsense als Plattform zum Austausch und zur Diskus-sion von praktischen Managementinstrumenten

Engagieren Sie sich im Projekt raquoUnternehmen Biologische Vielfalt 2020laquo einer Dialog- und Aktionsplattform des Bundesumweltminis-teriums gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der deutschen Wirtschaft und von Naturschutzverbaumlnden die einen fortlaufenden Austausch erlaubt und konkrete Aktivitaumlten zur Umsetzung der Nati-onalen Strategie zur biologischen Vielfalt auf den Weg bringt Folgende Themenfelder stehen dabei im Fokus Informationen zur biologischen Vielfalt fuumlr Unternehmen Biologische Vielfalt im betrieblichen Umweltmanagement Biologische Vielfalt und Naturschutzrecht Kommunikation von Unternehmen nach auszligen Finanzierung von Naturschutzprojekten Maumlrkte Chancen erkennen und entwickeln Netzwerkbildung

Die kuumlnftige Leistungsfaumlhigkeit der Wirtschaft wird von der Leis-tungsfaumlhigkeit des Naturkapitals abhaumlngen Der Erhalt der Leistungs-faumlhigkeit unseres Naturkapitals erfordert die gebuumlndelten Kraumlfte von Unternehmen Politik und Gesellschaft raquoNatur kapital Deutschland ndash TEEB DElaquo zeigt dass sich dies auch wirtschaftlich lohnt Lassen Sie uns diese Chance gemeinsam wahrnehmen

ABBILDUNG 24 (Foto morrbyte Fotoliacom)

6 WEITERFUumlHRENDE INFORMATIONEN

PROJEKT raquoNATURKAPITAL DEUTSCHLAND ndash TEEB DElaquoDiese Broschuumlre ist Teil des Projekts raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo in dessen Rahmen bis zum Jahr 2015 folgende vier Berichte erscheinen (Arbeitstitel) raquoKlimapolitik und Naturkapital Synergien und Konfliktelaquo raquoOumlkosystemleistungen und Entwicklung laumlndlicher Raumlumelaquo raquoNaturleistungen in der Stadt Gesundheit schuumltzen und

Lebensqualitaumlt erhoumlhenlaquo raquoNaturkapital Deutschland Neue Handlungsoptionen

ergreifen ndash eine Syntheselaquo

Bereits erschienen ist die Broschuumlre raquoDer Wert der Natur fuumlr Wirt-schaft und Gesellschaft ndash Eine Einfuumlhrunglaquo wwwnaturkapital-teebde

Soweit Praxisbeispiele und Statements nicht gesondert gekennzeich-net wurden sind diese speziell fuumlr raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo erstellt worden

Leitfaumlden Handlungsmoumlglichkeiten fuumlr Unternehmen BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012)Biodiversitaumlt im unterneh-

merischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Umfangrei-che aber dennoch leicht zu erfassende und praxisnahe Broschuumlre zu Maszlignahmen rund um den betrieblichen Biodiversitaumltsschutz Mit zahl-reichen Umsetzungstipps und Hinweisen auf weiterfuumlhrende Lite ra-tur und Webseiten

49WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

www2leuphanadeumanagementcsmcontentnamadownloads download_publikationenBestaendig20Wuczkowski_Biodiversitaet 20im20unternehmerischen20Nachhaltigkeitsmanagement_neupdf

HOUDET J (HRSG) (2008 UumlBERARBEITET 2010) Integrating bio-diversity into business strategies The Biodiversity Accountability Framework Sehr umfangreiche Publikation (knapp 400 Seiten) uumlber Bio di versitaumlt und Unternehmen beginnend bei den Grundlagen 23 In dikatoren (Business and Biodiversity Independence Indicators) sind Grundlage fuumlr die Bewertung der Biodiversitaumltsleistung von Unter-nehmen Mit zahlreichen Beispielen Regionaler Fokus Frankreichwwworeeorg_scriptntsp-document-file_downloadphp document_id=1063ampdocument_file_id=1070

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement ndash Ein Leitfaden fuumlr die betriebliche Praxis Umsetzungsorientiertes Handbuch zur Einbindung von Biodiversi-

taumlt in das bestehende (Umwelt)-Management inklusive zahlreicher Vorschlaumlge fuumlr Maszlignahmen und Instrumente sowie Zuordnung zu Handlungsfeldern und Funktionsbereichen httpwwwbmudeN46143

TEEB (2012) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Busi-ness and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York Bericht fuumlr Unternehmen der internationalen TEEB-Studie Ins-pirierende teils generische Heranfuumlhrung an die Bedeutung von Bio-diversitaumlt an Unternehmen mit Beispielen aus aller Welt Excutive summary unter wwwteebweborg

UN GLOBAL COMPACT AND IUCN (2012) A Framework for Corpo rate Action on Biodiversity and Ecosystem Services Uumlberblicksbro schuumlre zu Biodiversitaumlt und Unternehmen Adressierte Themen Treiber Risi-ken amp Chancen Corporate Governance Management (inkl Vermei-dungs-Hierarchie) Stakeholder-Engagement und Berichter stattungwwwunglobalcompactorgdocsissues_docEnvironmentBES_Frameworkpdf

WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD) (2011) Handbuch zur unternehmerischen Bewertung von Oumlkosystemdienstleistungen (CEV) Ein Rahmenwerk zur Erleichterung unternehmerischer Entscheidungsfindung Generisches Hand buch fuumlr die Durchfuumlhrung einer unternehmensinternen Bewertung von Biodiversitaumlt (breites Werteverstaumlndnis) mit Handreichungen zu vor-gelagerten Abwaumlgungen wwweconsensedesitesallfilesWBCSD_Handbuch_CEVpdf

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 50

WORLD RESOURCE INSTITUTE (WRI) (2012) Corporate Ecosystem Services Review ndash Version 20 Handbuch zur systematischen Erfas-sung von biodiversitaumltsbezogenen Risiko- und Handlungsfeldern Schrittweises Vorgehen inkl Vorschlaumlgen fuumlr die Erfassung und Doku-mentation des Prozesses wwwwriorgpublicationcorporate-ecosystem-services-review

Allgemein Oumlkosysteme Biodiversitaumlt und Wirtschaft JESSEL B TSCHIMPKE O UND WALSER M (2009) Produktivkraft

Natur Hamburg Praumlgnante Beispiele fuumlr die Quantifizierung von wirtschaftlich relevanten Nutzungen der Natur in Arbeitsplaumltzen Umsaumltzen oder vermiedenen Kostenwwwnaturkapital-teebdefileadminDownloadsProduktivkraft Naturpdf

MILLENNIUM ECOSYSTEM ASSESSMENT (2005) Ecosystems and Human Well-Being ndash Synthesis Synthese der mehr als 1000 Seiten fassenden wissenschaftlichen Studie uumlber die oumlkologischen und gesell-schaftlichen Zusammenhaumlnge sowie Zustand und Trends des Verlus-tes der biologischen Vielfalt und die Bedeutung der Oumlkosystemleis-tungen fuumlr den Menschenwwwmaweborgdocumentsdocument356aspxpdf

TEEB (2010) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integ-rieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz (Hrsg) Bonn Zusam-menfassung der Ergebnisse der internationalen TEEB Studie Synthese der Berichte fuumlr internationale Politiker lokale und regionale Ent-scheider sowie Unternehmen wwwteebweborg

Kartenmaterial Frageboumlgen und Tools PROTECTEDPLANETNET Weltweite kartengestuumltzte Darstellung von

Schutzgebieten basierend auf den Daten der World Database of Pro-tected Areas (WDPA) und der Weltnaturschutzorganisation (IUCN) wwwprotectedplanetnet

BFNshySCHUTZGEBIETSKARTE Interaktive Karte des Bundesamtes fuumlr Naturschutz mit allen deutschen Schutzgebieten wwwgeodienstebfndeschutzgebiete

CHECKLISTEN DER DEUTSCHEN BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIAshyTIVE Fragenkatalog zur Erstellung einer Selbsteinschaumltzung bezuumlg-lich potenzieller Risiken hinsichtlich Biodiversitaumlt und Oumlkosystem-leistungen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

51WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

INTEGRATED BIODIVERSITY ASSESSMENT TOOL (IBAT) Kostenpflich-tige Anwendung zur Bewertung standortbezogener Biodiversitaumlts-risiken (Fokus Schutzgebiete und Biodiversity Hot Spots) GIS-(Karten)- basiert wwwibatforbusinessorg

Fallbeispiele und Publikationssammlung WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD)

(2012) Biodiversity and ecosystem services ndash scaling up business solutions Company case studies that help achieve global biodiversity targetswwwwbcsdorgPagesEDocumentEDocumentDetailsaspxID=14923ampNoSearchContextKey=true

UNITED NATIONS ENVIRONMENT PROGRAM FINANCE INITIATIVE (UNEP FI) Publikationen zu biodiversitaumltsbezogenen Chancen Risiken und Handlungsoptionen der Finanzbranche wwwunepfiorgpublicationsbiodiversityindexhtml

CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (CBD) BUSINESS PROGRAMM Fallstudien und Publikationen zu Beruumlhrungspunkten und Leuchtturm-projekten zum Erhalt der biologischen Vielfalt wwwcbdintenbusiness

ECOSYSTEM MARKETPLACE Nachrichtenportal von Forest Trends rund um Biodiversitaumlts- Wasser- und CO2-Maumlrkte wwwecosystemmarketplacecom

Strategien auf politischer Ebene NATIONALE STRATEGIE ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT (2007) Deutsch-

lands Strategie zur Umsetzung der Konvention uumlber die biolo gische Vielfalt wwwbmudeN40333

INFORMATIONSPORTAL DES BUNDESAMTES FUumlR NATURSCHUTZ ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT Mit Nachrichten Informationen Veranstal-tungshinweisen und weiterfuumlhrenden Materialien wwwbiologische-vielfaltde

EUshyBIODIVERSITAumlTSSTRATEGIE FUumlR 2020 Diese EU-Strategie enthaumllt Ziele zum Erhalt von Biodiversitaumlt sowie von Oumlkosystemen und deren Leistungen (raquoNaturkapitallaquo) bis 2020httpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversitycomm20062020htm

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 52

GLOBALE BIODIVERSITAumlTSZIELE Der raquoStrategische Plan 2011 ndash 2020laquo des Internationalen Uumlbereinkommens zur biologischen Vielfalt (CBD) enthaumllt auch Ziele zu Oumlkosystemen und deren Leistungen sowie zum Wert der biologischen VielfaltwwwcbdintdocdecisionsCOP-10cop-10-dec-02-enpdf

Initiativen DEUTSCHE BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIATIVE ndash raquoBIODIVERSITY

IN GOOD COMPANYlaquoshy INITIATIVE Zusammenschluss vor allem deut-scher Unternehmen mit dem Ziel die Integration von Biodiversitaumlt in unternehmerische Entscheidungen voranzutreiben wwwbusiness-and-biodiversityde

EUROPAumlISCHE raquoBUSINESS AND BIODIVERSITY CAMPAIGNlaquo Europa-weite Plattform fuumlr Unternehmen mit dem Ziel Ansaumltze fuumlr ein Biodi-versitaumltsmanagement zu entwickeln und umzusetzen wwwbusiness-biodiversityeu

NATURAL CAPITAL DECLARATION Erklaumlrung einzelner Akteure des Finanzsektors Naturkapital in Finanzprodukten und -dienstleistungen zu beruumlcksichtigen wwwnaturalcapitaldeclarationorg

TEEB FOR BUSINESS COALITION Initiative zur Vereinheitlichung der Bilanzierung von Naturkapital im Unternehmen httpteebforbusinessorg

GLOSSAR 53

GLOSSAR

ARTENVIELFALTDiversitaumlt (Vielfalt) biologischer Arten in einem Lebensraum Artenviel-falt ist neben genetischer Vielfalt und Diversitaumlt der Oumlkosysteme ein Teil-aspekt der biologischen Vielfalt

BASISLEISTUNGENGrundlegende Leistungen der Oumlkosysteme wie zum Beispiel Photosyn-these oder Stickstoffbindung von Knoumlllchenbakterien welche die Voraus-setzung fuumlr alle anderen Leistungen der Oumlkosysteme sind

BIODIVERSITAumlT Biologische Vielfalt

BIOLOGISCHE VIELFALT Die Vielfalt des Lebens auf unserer Erde (oder Biodiversitaumlt) ist die Varia-bilitaumlt lebender Organismen und der von ihnen gebildeten oumlkologischen Komplexe Sie umfasst drei Ebenen 1) die Vielfalt an Oumlkosystemen bezie-hungsweise Lebensgemeinschaften Lebensraumlumen und Landschaften 2) die Artenvielfalt und 3) die genetische Vielfalt innerhalb der verschie-denen Arten

EINGRIFFSREGELUNG Instrument des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatschG sectsect 13 ff) das die Bewaumlltigung von Eingriffen in Natur und Landschaft regelt (Vermeidung und Kompensation)

EMAS Betriebliches Umweltmanagementsystem (Eco Management and Audit Scheme) nach der Verordnung (EG) Nr 12212009 uumlber die freiwillige Teil-nahme von Organisationen an einem Gemeinschaftssystem fuumlr Umwelt-management und Umweltbetriebspruumlfung (ABl EG L 342 v 22122009 S 1) Schwerpunkte sind die kontinuierliche Verbesserung der Umwelt-leistung die Umwelterklaumlrung und Umweltrechtskonformitaumlt

GEBIETSFREMDE ARTENAuch invasive Arten oder Neobiota Tier- und Pflanzenarten die durch Einfuhr (beabsichtigt) oder Einschleppung (unbeabsichtigt) in einem fuumlr sie nicht natuumlrlichen Lebensraum leben Einige gebietsfremde Arten ver-breiten sich aufgrund mangelnder Feinde physiologischer Eigenschaften (Wachstumsgeschwindigkeit Wasserbedarf) oder aumlhnlich invasiv und verdraumlngen einheimische Arten In einigen Faumlllen entstehen durch sie erheb liche Nachteile fuumlr Mensch (Gesundheitsbeeintraumlchtigungen wie zum Beispiel Allergien) und Oumlkosysteme (Degradation)

INWERTSETZUNGBuumlndel von Maszlignahmen um den Nutzen von Biodiversitaumlt und Oumlkosys-temleistungen fuumlr die Gesellschaft relevant und erfahrbar werden zu las-sen Dies geschieht durch (oumlkonomische) Bewertung und oder Integra-tion in Marktentscheidungen ndash zum Beispiel in Form von naturorientierten Angeboten Anreizen oder der Schaffung von Maumlrkten fuumlr Biodiversitaumlt ndash sowie in gesellschaftliche und private Entscheidungen

54 DIEUNTERNEHMENSPERSPEKTIVEndashNEUEHERAUSFORDERUNGEN

ISO 14001 Betriebliches Umweltmanagementsystem nach DIN EN ISO 140012004 + AC 2009 (Ausgabe 112009) Schwerpunkt liegt in der Verbesserung des Umweltmanagementsystems

KONVENTION UumlBER DIE BIOLOGISCHE VIELFALT (ENGL CONVENTION ON BIO LOGICAL DIVERSITY ndash CBD)

Uumlbereinkunft von 168 Staaten (Unterzeichner Stand 12122012) uumlber die biologische Vielfalt Darin werden der Verlust der biologischen Vielfalt als Herausforderung anerkannt und Ziele zu ihrer Erhaltung formuliert Diese sind 1) Schutz der biologischen Vielfalt 2) Nachhaltige Nutzung ihrer Bestandteile und 3) Zugangsregelung und gerechter Ausgleich von Vor-teilen welche aus der Nutzung genetischer Ressourcen entstehen

KULTURELLE OumlKOSYSTEMshy LEISTUNGEN

Leistungen von Oumlkosystemen mit Wirkung und Bedeutung fuumlr Erholung aumlsthetisches Empfinden spirituelle Erfahrungen soziale Funktionen kul-turelle Identitaumlt Heimatgefuumlhl Wissen und Erkenntnis

MONETARISISERUNG Beimesssung eines Wertes in Geldeinheiten Die Umweltoumlkonomie hat dazu mehrere Verfahren der Monetarisierung entwickelt

NATURKAPITAL Oumlkonomischer Begriff fuumlr den begrenzten Vorrat an physischen und bio-logischen Ressourcen der Erde und die begrenzte Bereitstellung von Guumltern und Leistungen durch Oumlkosysteme

OumlKOSYSTEM Bezeichnet die Bestandteile eines abgegrenzten Naturraumes (zum Beispiel niedersaumlchsisches Wattenmeer) oder eines bestimmten Natur-raumtyps (zum Beispiel naumlhrstoffarmes Flieszliggewaumlsser) und deren Wech-selwirkungen Der Begriff kann sich auf verschiedene raumlumliche Ebenen (lokal regional) beziehen und umfasst sowohl (halb-)natuumlrliche (zum Bei-spiel ungestoumlrte Hochmoore) und naturnahe (zum Beispiel Kalkmager-rasen) als auch vom Menschen gepraumlgte Oumlkosysteme (zum Beispiel Agrar oumlkosysteme)

OumlKOSYSTEMFUNKTIONEN Umfassen alle physikalischen chemischen und biologischen Prozesse und Wechselwirkungen die in verschiedenen Oumlkosystemen stattfinden

OumlKOSYSTEMLEISTUNGEN Bezeichnen direkte und indirekte Beitraumlge von Oumlkosystemen zum mensch-lichen Wohlergehen das heiszligt Leistungen und Guumlter die dem Menschen einen direkten oder indirekten wirtschaftlichen materiellen gesundheit-lichen oder psychischen Nutzen bringen In Abgrenzung zum Begriff Oumlko-systemfunktion entsteht der Begriff Oumlkosystemleistung aus einer anth-ropozentrischen Perspektive und ist an einen Nutzen des Oumlkosystems fuumlr den Menschen gebunden Der Begriff ist identisch mit den haumlufig verwen-deten Begriffen raquoOumlkosystemdienstleistunglaquo und raquooumlkosystemare Guumlter und Leistungenlaquo und entspricht dem englischen Begriff der raquoecosystem serviceslaquo

55

REGULIERUNGSLEISTUNGENFunktionen von Oumlkosystemen die auf (andere) Elemente und Prozesse von Oumlkosystemen einwirken die (direkten) Nutzen fuumlr den Menschen haben zum Beispiel die Filterwirkung von Bodenschichten auf die Grund-wasserqualitaumlt oder der Beitrag einer Hecke zur Verringerung der Boden-erosion

GLOSSAR

RESILIENZ (VON OumlKOSYSTEMEN)

Resilienz ist die Faumlhigkeit eines Oumlkosystems trotz aumluszligerer Stoumlrungen seine Funktionen und damit seine Oumlkosystemleistungen aufrecht zu erhalten Es wird davon ausgegangen dass die Resilienz stark mit der in dem Oumlko-system vorherrschenden biologischen Vielfalt korreliert

TEEBThe Economics of Ecosystems and Biodiversity Die internationale TEEB-Studie wurde von Deutschland im Rahmen seiner G8-Praumlsidentschaft im Jahr 2007 gemeinsam mit der EU-Kommission initiiert und mithilfe zahlreicher weiterer Institutionen unter der Schirmherrschaft des Um-weltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) durchgefuumlhrt Ziel der TEEB-Studie war es den oumlkonomischen Wert der Leistungen der Natur ein zuschaumltzen die wirtschaftlichen Auswirkungen der Schaumldigung von Oumlkosystemen zu erfassen und ausgehend davon die Kosten eines Nicht-Handelns zu beziffern Leiter der Studie war der indische Oumlkonom Pavan Sukhdev Im Rahmen der Studie wurden verschiedene Berichte veroumlffent-licht Derzeit wird unter Leitung von UNEP ein Nachfolgeprozess organi-siert um die Durchfuumlhrung von nationalen regionalen lokalen und sek-toralen Studien zum Thema anzuregen und zu foumlrdern

VERSORGUNGSLEISTUNGENBezeichnen meist marktfaumlhige Guumlter die von oder mithilfe von Oumlkosyste-men produziert werden (zum Beispiel Nahrung Frischwasser Feuer- und Bauholz) Teilweise ist ein erheblicher Beitrag von (Human-)Kapital und Arbeit notwendig um diese Guumlter zu erstellen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 56

QUELLEN

BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012) Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Centre for Sustainability Management Luumlneburg

BORN W u a (2012) Gesundheitskosten der Beifuszlig-Ambrosie in Deutschland In Umweltmedizin in Forschung und Praxis 17 (2) S 71 ndash 80

DER BUND (2009) Invasive Muscheln verstopfen Leitungen Von Fabio Bergamin Onlineausgabe Zuletzt aktualisiert am 31072009 httpwwwderbundchzeitungenwissenInvasive-Muscheln-verstopfen-Leitungenstory29662360

DEUTSCHER IMKERBUND EV Internetauftritt des Deutschen Imkerbund e V vom 12122012 httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpbienen-und- bestaeubungsleistung und httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpzahlen-die-zaehlen

EUROPAumlISCHE KOMMISSION (2009) Fact Sheet Gebietsfremde invasive Arten httpeceuropaeuenvironmentpubspdffactsheetsInvasive20Alien20SpeciesInvasive_Alien_DEpdf

FAO ndash FOOD AND AGRICULTURE ORGANIZATION OF THE UNITED NATIONS (2010) Global Forest Resource Assessment 2010wwwfaoorgforestryfrafra2010en

GARCIacuteAshyTORRES L u a (2001) Conservation agriculture in Europe Current status and perspectives In Garcia-Torres L Benites J and Martiacutenez-Vilela A (Hrsg) Conservation Agriculture A World-wide Challenge 1st World Congress on Conservation Agriculture Madrid 1 ndash 5 October 2001 Vol I Keynote Contributions XUL Cordoba Spain S 79 ndash 83

IAASTD ndash INTERNATIONAL ASSESSMENT OF AGRICULTURAL KNOWLEDGE SCIENCE AND TECHNOLOGY FOR DEVELOPMENT (2008) Global ReportwwwagassessmentorgreportsIAASTDENAgriculture20at20a20Crossroads_Global20Report20(English)pdf

KREIBICH H MUumlLLER M (2005) Private Vorsorgemaszlignahmen koumlnnen Hochwasserschaumlden reduzieren Schadensprisma Heft 1 2005 httpwwwschadenprismadepdfsp_2005_1_1pdf

57QUELLEN

LENZEN M u a (2012) International trade drives biodiversity threats in developing nations Nature 486109 ndash 112 Doi101038nature11145

PWC ndash PRICEWATERHOUSECOOPERS (2012) PwC Rio+20 Sustain ability pulse poll How do the public and CEO opinions differ on Rio+20 issues

REWE GROUP (2010) Pressemitteilung raquoBodensee-Obstbauern engagieren sich fuumlr Biodiversitaumltlaquo wwwrewe-groupcompressepressemeldungenpressemeldung-detail articlebodensee-obstbauern-engagieren-sich-fuer-biodiversitaet

SCBD ndash SECRETARIAT OF THE CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (2009) business2010 A magazine on business amp bio- diversity June 2009 Volume 4 ndash Issue 1 httpwwwcbdintdocnewslettersnews-biz-2009-06-enpdf

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement Ein Leitfaden fuumlr die betrieb-liche Praxis BerlinwwwbmudeN46143

STATISCHES BUNDESAMT (2012) Nachhaltige Entwicklung in Deutschland Indikatorenbericht 2012 wwwdestatisdeDEPublikationenThematischUmwelt oekonomischeGesamtrechnungenUmweltindikatorenIndikatoren PDF_0230001pdf__blob=publicationFile

STERN N (2007) The Economics of Climate Change The Stern Review Cambridge

TEEB (2009) The Economics of Ecosystems and Biodiversity TEEB for National and International Policy Makers Summary Responding to the Value of Naturewwwteebweborg

TEEB (2010A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity Ecological and Economic Foundations Edited by Pushpam Kumar London and Washington

TEEB (2010B) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integrieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz Bonn

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 58

TEEB (2011) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in National and International Policy Making Edited by Patrick ten Brink London and Washington

TEEB (2012A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Local and Regional Policy and Management Edited by Heidi Wittmer and Haripriya Gundimeda Abingdon and New York

TEEB (2012B) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Business and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York

TEN BRINK P BRAAT L (HRSG) (2008) The Cost of Policy Inaction The case of not meeting the 2010 biodiversity targethttpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversityeconomicspdfcopizip

UNESCAP ndash UNITED NATIONS ECONOMIC AND SOCIAL COMMISSION FOR ASIA AND THE PACIFIC (1999) Keynote Statement of Mr Cengiz Ertuna (UNESCAP) at IDNDR-ESCAP Regional Meeting for Asia Risk Reduction amp Society in the 21st Century Bangkok 23 ndash26 February 1999 httpwwwunescaporgenrdwater_mineraldisasterertuna01htm

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012) Water valuation ndash Building the business case Geneva and Washington

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012A) Changing Pace ndash Public policy options to scale and accelerate business action towards Vision 2050 Geneva and Washington

WRI ndash WORLD RESOURCE INSTITUTE (2012) The Corporate Ecosys-tem Services Review - Guidelines for Identifying Business Risks and Opportunities Arising from Ecosystem Change Version 20 Washington

ZEITZ J PUMA Pressemitteilung vom 16112011 httpaboutpumacompuma-completes-first-environmental-profit-and-loss-account-which-values-impacts-at-e-145-million

  • Die Unternehmensperspektive
  • Impressum
  • Inhaltsverzeichnis
  • Vorworte
  • Biodiversitaumlt und Oumlkoshysystemleistungen ndash Erweiterung der unternehmerischen Sicht
  • Warum die Wirtschaft gefragt ist ndash Treiber Chancen und Risiken
  • Entwicklungen und Trends ndash was auf Unternehmen zukommt
  • Wie Unternehmen taumltig werden koumlnnen
  • Ausblick
  • Weiterfuumlhrende Informationen
  • QUELLEN

DIE UNTERNEHMENSshyPERSPEKTIVEAUF NEUE HERAUSFORDERUNGEN VORBEREITET SEIN

IMPRESSUM

Zitationsempfehlung

Naturkapital Deutschland ndash TEEB DE (2013) Die Unternehmens-

perspektive ndash Auf neue Herausforderungen vorbereitet sein

Berlin PricewaterhouseCoopers Leipzig Helmholtz-Zentrum fuumlr

Umweltforschung ndash UFZ Bonn Bundesamt fuumlr Naturschutz

Autoren

Barbara Wieler Matthias Retter Thomas Kretzschmar

Price waterhouseCoopers | Katharina Dietrich Bundesamt fuumlr

Naturschutz

Naturkapital Deutschland ndash TEEB DE

rsaquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElsaquo ist ein interdisziplinaumlres

Vorhaben das zum Ziel hat die Fragestellungen und Forschungs-

ansaumltze der internationalen Studie rsaquoDie Oumlkonomie von Oumlko -

systemen und der Biodiversitaumltlsaquo (The Economics of Ecosystems

and Biodiversity TEEB) auf die Erhaltung von Biodiversitaumlt und

Oumlkosystemleistungen in Deutschland anzuwenden

Die internationale TEEB-Studie wurde von Deutschland im

Rahmen seiner G8-Praumlsidentschaft im Jahr 2007 gemeinsam

mit der EU-Kommission initiiert und mithilfe zahlreicher

weiterer Institutionen unter der Schirmherrschaft des

Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) durch-

gefuumlhrt Leiter der internationalen TEEB-Studie war der

indische Oumlkonom Pavan Sukhdev

Der Studienleiter von rsaquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElsaquo

ist Prof Dr Bernd Hansjuumlrgens Helmholtz-Zentrum fuumlr

Umwelt forschung ndash UFZ Leipzig Aumlhnlich wie die internationale

Studie basiert rsaquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElsaquo auf der

unabhaumlngigen und freiwilligen Mitarbeit einer Vielzahl von

Wissenschaftlern und Praktikern Das Vorhaben wird von

einem Projektbeirat unterstuumltzt dessen Mitglieder neben ihrer

Beratungsfunktion auch zu einer breiten Diskussion des

Themas in der Oumlffentlichkeit beitragen sollen Zudem erfolgt

uumlber eine Projektbegleitende Arbeitsgruppe die Einbindung

von relevanten gesellschaftlichen Gruppen

wwwnaturkapital-teebde

Naturkapital Deutschland ndash TEEB DE-Koordinationsgruppe

Bernd Hansjuumlrgens (Helmholtz-Zentrum fuumlr Umweltforschung ndash

UFZ) Aletta Bonn (UFZ) Miriam Brenck (UFZ) Christa Ratte

(Bundes ministerium fuumlr Umwelt Naturschutz und Reaktor-

sicherheit ndash BMU) Irene Ring (UFZ) Christoph Schroumlter-Schlaack

(UFZ) Burkhard Schweppe-Kraft (Bundesamt fuumlr Natur-

schutz ndash BfN) Sebastian Tilch (UFZ)

Danksagung

Die Autorinnen und Autoren und die TEEB DE-Koordinations-

gruppe danken allen Beteiligten insbesondere den Unterneh-

men die aktiv zum Erfolg dieser Broschuumlre beigetragen haben

Besonders herzlichen Dank auch an Carolin Boszligmeyer (Bio -

diversity in Good Company) Roland Keil (BMU) und Dr Julian

Rode (UFZ) fuumlr die fachliche Unterstuumltzung

Disclaimer

Die in diesem Bericht geaumluszligerten Ansichten geben ausschlieszliglich

die Haltung der Autoren wieder und sind keinesfalls als offizieller

Standpunkt der beteiligten Organisationen zu betrachten

rsaquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElsaquo wird gefoumlrdert durch

das Bundesamt fuumlr Naturschutz mit Mitteln des Bundesministe-

riums fuumlr Umwelt Naturschutz und Reaktorsicherheit

Im vorliegenden Text wird durchgaumlngig die maumlnnliche Form

benutzt Im Sinne des Gleichbehandlungsgesetzes sind diese

Bezeichnungen als nicht geschlechtsspezifisch zu betrachten

Grafisches Konzept | Layout

Metronom | Agentur fuumlr Kommunikation und Design GmbH

Leipzig

Titelbild

Martin Barraud OJO Images Photography

Gesamtherstellung

Gaumlrtner Druck GmbH Leipzig

Auflage

700

Papier aus oumlkologischer Waldwirtschaft

ISBN 978-3-944280-05-9

INHALTSVERZEICHNIS

Vorworte 6

1 Biodiversitaumlt und Oumlko systemleistungen ndash Erweiterung der unternehmerischen Sicht 10

2 Warum die Wirtschaft gefragt ist ndash Treiber Chancen und Risiken 20

3 Entwicklungen und Trends ndash was auf Unternehmen zukommt 28

4 Wie Unternehmen taumltig werden koumlnnen 34

5 Ausblick 46

6 Weiterfuumlhrende Informationen 48

Glossar 53

Quellen 56

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 6

Die internationale TEEB-Studie raquoThe Economics of Ecosystems and Biodiversitylaquo hat gezeigt dass Leistungen der Natur nicht ausrei-chend in unternehmerischen Entscheidungen beruumlcksichtigt werden Gleichzeitig wurde deutlich Der Schutz und die nachhaltige Nutzung der Natur lohnen sich ndash volkswirtschaftlich aber auch betriebswirt-schaftlich Der TEEB-Bericht fuumlr Unternehmen hat dabei auch auf die Risiken und Chancen hingewiesen die sich aus dem Verlust der biolo-gischen Vielfalt und dem Verlust von Oumlkosystemleistungen fuumlr Unter-nehmen ergeben

raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo ist das deutsche Nachfolgevor-haben der internationalen TEEB-Initiative Das uumlbergeord nete Ziel des Vorhabens besteht darin die gesellschaftliche Bedeutung und den Wert von Natur und der mit ihr verbundenen Oumlkosystemleistungen fuumlr Deutschland sichtbar zu machen raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo flankiert dabei die national und international stark zuneh-menden Aktivitaumlten und Initiativen die sich mit Unternehmen und biologischer Vielfalt befassen

Oumlkonomisch betrachtet stellt die Natur einen Kapitalbestand dar deren Leistungen der Gesellschaft als raquoDividendenlaquo zugutekommen Dies wird haumlufig uumlbersehen wenn der Blick von Unternehmen vorran-gig auf Sach- und Humankapital gerichtet wird Fuumlr den langfristigen Erfolg von Unternehmen ist die dauerhafte und gute Verfuumlgbarkeit von Vorprodukten und Leistungen ndash auch denen der Natur ndash zentral Um dies sicherstellen zu koumlnnen ist es essenziell dass in die Erhal-tung von Naturkapital investiert wird Dazu zaumlhlt auch auf welche Art und Weise natuumlrliche Ressourcen gemanagt und gesichert wer-den Dies betrifft nicht nur den jeweiligen Unternehmensstandort sondern die gesamte Wertschoumlpfungskette von der Ressourcenin-anspruchnahme uumlber die Lieferverflechtungen bis hin zur Leistung fuumlr den Endverbraucher Fragen wie Ressourceneffizienz Umgang mit Ressourcenknappheit Rohstoffsicherung Standort- und Wert-schoumlpfungs-Optimierung oder oumlkologischer Fuszligabdruck sind dabei nur einige Stichworte Aber es ergeben sich auch Moumlglichkeiten fuumlr neue Produkte die Erschlieszligung innovativer Maumlrkte oder neuer Kon-sumentengruppen ndash wie eine sich derzeit entwickelnde raquoGreen Eco-nomylaquo zeigt

Mit der Broschuumlre raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DE Die Unter-nehmensperspektive Auf neue Herausforderungen vorbereitet seinlaquo soll die oumlkonomische Bedeutung von Natur fuumlr die Wirtschaft ins Be-wusstsein geruumlckt werden Die Broschuumlre richtet sich an die gesamte

(Foto Andreacute Kuumlnzelmann)

7

Bandbreite von Unternehmen Sowohl an jene deren Einfluss auf die oder Abhaumlngigkeit von der biologischen Vielfalt und den Leistun-gen der Natur offensichtlich ist aber natuumlrlich auch an Unternehmen deren Bezug zu biologischer Vielfalt und Oumlkosystemen moumlglicher weise nicht auf den ersten Blick sondern erst nach genauerer Betrach tung deutlich wird Die Broschuumlre bietet wertvolle Hinweise und Beispiele um sich mit den unternehmensrelevanten Aspekten der raquoBiodiversi-taumltlaquo zu befassen Daruumlber hinaus werden Ansaumltze auf dem Weg zur Integration in unternehmerische Entscheidungen skizziert

Es ist klar Unternehmen die sich nicht fruumlhzeitig auf die neuen Heraus-forderungen einstellen werden im Wettbewerb ins Hintertreffen gelangen Die raquoRegeln des Spielslaquo aumlndern sich weil Politik Gesell-schaft und Wirtschaft gleichermaszligen die Notwendigkeit erkennen den Wert der Natur und ihrer Leistungen anzuerkennen und in Form veraumlnderter Regulierung Konsumentenverhalten und Angebotsbe-dingungen angemessen zu beruumlcksichtigen Die Integration von Oumlko-systemleistungen kann Unternehmen aber auch helfen ihren Ein-fluss auf gesellschaftliche Wertschoumlpfung und den Verbrauch von Naturkapital zu erfassen in ihre Unternehmensstrategien einzubrin-gen und so proaktiv ihrer Verantwortung im Umgang mit der Natur und ihren Leistungen gerecht zu werden

Ich hoffe dass Sie diese Broschuumlre neugierig macht sich ausgiebiger mit dem Aspekt der biologischen Vielfalt zu befassen Denn eins ist klar ohne die Mitwirkung der Wirtschaft kann das zweite groszlige Umwelt problem neben dem Klimawandel nicht geloumlst werden

PROF DR BERND HANSJUumlRGENS (Studienleiter raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo)

VORWORTE

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 8

Die Natur ist eine wesentliche Grundlage unseres oumlkonomischen Wohlergehens Was uns im Grunde allen klar ist wird in der Wirt-schaft nach wie vor stark verdraumlngt Hier werden oumlkonomische Fakto-ren noch allzu oft getrennt von oumlkologischen Aspekten betrachtet Das mag zwar kurzfristigen Profit bringen fuumlhrt aber langfristig in eine Sackgasse Die internationale TEEB-Studie zeigt auf wie wirt-schaftlich notwendig und sinnvoll es ist den Schutz der Natur als eine Komponente unternehmerischen Handelns zu beruumlcksichtigen

Oumlkologische und soziale Aspekte spielen bei VAUDE schon seit vielen Jahren eine Rolle den Grundstein dafuumlr hat bereits mein Vater Albrecht von Dewitz gelegt Doch erst seit wir eine konsequente Nachhaltig-keitsstrategie verfolgen die alle Unternehmensbereiche einbezieht kommen wir im Ganzen voran Unsere Strategie umfasst zum einen den gesamten Lebenszyklus der VAUDE Produkte zum anderen aber auch alle Entscheidungen am Unternehmensstandort Nachhaltig-keit bedeutet fuumlr uns das Unternehmen in einem oumlkonomischen sozialen und oumlkologischen Gleichgewicht zu fuumlhren

Dieser Weg ist nicht leicht Es geht in erster Linie darum das Bewusst-sein zu schaffen bei den Mitarbeitern aber auch bei den Kunden und Geschaumlftspartnern Die groszlige Herausforderung besteht darin alle Beteiligten fuumlr die Leistungen und Werte der Natur zu sensibilisieren und deutlich zu machen wie diese durch Entscheidungen verletzt aber auch erhalten werden koumlnnen Diese Veraumlnderung in den Koumlpfen ist die Voraussetzung dafuumlr dass die oumlkologische Sichtweise in der Praxis tatsaumlchlich beruumlcksichtigt wird Nach unserer Erfahrung wer-den Entscheidungen oft aus einem Mechanismus heraus gefaumlllt der auf die oumlkonomische Vorteilhaftigkeit ausgerichtet ist Erst wenn man sich Zeit nimmt die Konsequenzen des eigenen Handelns zu betrachten beginnt man Entscheidungen auf der Basis eines groumlszlige-ren Bewusstseinshorizonts zu faumlllen

Die TEEB-Studie bietet eine hervorragende Moumlglichkeit die Natur bewusst in Entscheidungsprozessen zu beruumlcksichtigen Der Wert der Natur wird hier in ein Sprach- und Denkgefuumlge uumlbertragen das Unter-nehmen zugaumlnglich ist Das ist ein groszligartiger Ansatz der das Umwelt-bewusstsein davon losloumlst raquonurlaquo eine Anschauung gruumln orien tierter Menschen zu sein sondern seine gesamtwirtschaftliche Rolle ver-deutlicht

(Foto VAUDE)

9

Ich hoffe dass diese Broschuumlre nicht nur die CSR-Verantwortlichen der Unternehmen erreicht sondern vor allem auch die oberen Ent-scheidungstraumlger Die Erfahrung vieler Unternehmen zeigt dass die CSR-Abteilungen nur einen begrenzten Einfluss auf die strategischen Unternehmensentscheidungen haben

Es ist die Aufgabe jedes Unternehmens sich der Folgen des Handelns auf die Natur bewusst zu sein Wir muumlssen uns alle dafuumlr einsetzen unseren oumlkologischen Fuszligabdruck so gering wie moumlglich zu halten Das ist unsere Verantwortung als Mensch und unsere Verpflichtung gegenuumlber den nachfolgenden Generationen Ziel muss sein eine saubere gesunde und gerechtere Welt zu gestalten

Wenn sich jeder um die Folgen seines unternehmerischen Handelns kuumlmmern wuumlrde waumlren wir schon auf einem sehr guten Weg um dem Klimawandel entgegen zu wirken die Umweltbelastung zu ver-ringern und die biologische Vielfalt zu erhalten

DR ANTJE VON DEWITZ(Geschaumlftsfuumlhrerin VAUDE und Mitglied desProjektbeirats raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo)

VORWORTE

BIODIVERSITAumlT UND OumlKO SYSTEMLEISTUNGEN ndash ERWEITERUNG DER UNTERshyNEHMERISCHEN SICHT

1

WIR KOumlNNEN DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT UNSERES UNTERshyNEHMENS NUR SICHERN WENN WIR DIE LEISTUNGSshyFAumlHIGKEIT DER NATUR ERHALTEN DIE OumlKO SYSTEME ZU SCHUumlTZEN UND IHRE LEBENSWICHTIGEN DIENSTE WERT ZUSCHAumlTZEN IST UNSERE AUFGABE

GUumlNTER DAMME UMWELTBEAUF-

TRAGTER VOLKSWAGEN AG

In Unternehmen vollzieht sich derzeit eine Entwicklung hin zu einer ganzheitlicheren Leistungsbeurteilung und -berichterstattung Diese Veraumlnderung laumlsst sich beispielsweise an der integrierten Bericht-erstattung von Unternehmens- und Nachhaltigkeitskennzahlen oder an der umweltbezogenen Gewinn- und Verlustrechnung festmachen Unternehmen erkennen zunehmend dass Leistung neu definiert wer-den muss und ein langfristiger Unternehmenserfolg nur dann moumlg-lich wird wenn er im Einklang mit den verfuumlgbaren natuumlrlichen Res-sourcen erwirtschaftet wird Es sind Abhaumlngigkeiten und Einfluumlsse gleichermaszligen die dieses enge Wechselspiel von Unternehmen und Natur charakterisieren

Manager und Politiker sprechen nicht mehr nur von Sach- Anlage- und Humankapital Sie sprechen von Naturkapital Investitionen in gruumlne Infrastruktur und Biodiversitaumltsmaumlrkten Die Natur als essenziel-ler Bestandteil des Geschaumlftsbetriebs ruumlckt sukzessive auf die Agenda

Unternehmen gehen innovative Wege um ihre Position am Markt zu staumlrken und sich gleichzeitig fuumlr den Erhalt biologischer Vielfalt einzusetzen Einen wesentlichen Anteil an dieser Annaumlherung hat die

11BIODIVERSITAumlTUNDOumlKOSYSTEMLEISTUNGENndashERWEITERUNGDERUNTERNEHMERISCHENSICHT

INFOBOX 1

Bedeutung von Biodiversitaumlt fuumlr CEOsInteressant ist In einer Untersuchung befragte PwC im Mai 2012 Kon-sumenten und Manager zu den groumlszligten Herausforderungen der kom-menden Dekade Waumlhrend 43 der Konsumenten Biodiversitaumltsverlust als sehr wichtig bewerten (houmlchste Wichtigkeit) teilten nur etwa 12 der unternehmerischen Entscheider diese Position (PwC 2012)

internationale Studie raquoThe Economics of Ecosystems and Biodiver sitylaquo ( TEEB) und deren Ansatz zur Beruumlcksichtigung von Biodiversishytaumlt in Entscheidungen Der TEEB-Ansatz beruht auf drei Schritten die auch Basis fuumlr das nationale Projekt raquoNaturkapital Deutschlandlaquo sind Anerkennen der Vielzahl an Werten der Natur Aufzeigen dieser Werte und Integration dieser in Entscheidungen und Ablaumlufe

Die vorliegende Broschuumlre will Beispiele fuumlr die Beruumlcksichtigung von diesen Werten der Natur und von biologischer Vielfalt in Unterneh-men geben Sie bietet allen interessierten Unternehmensvertretern wertvolle Hinweise und Informationen fuumlr eine erste Auseinander-setzung mit den vielfaumlltigen Facetten der biologischen Vielfalt und

Oumlkosystemleistungen

In diesem einfuumlhrenden Kapitel soll zunaumlchst kurz geklaumlrt werden was sich hinter den Begriffen biologische Vielfalt Oumlkosystemleistungen und Naturkapital verbirgt Kapitel 2 zeigt auf inwiefern Unternehmen von biologischer Vielfalt Oumlkosystemleistungen und deren Verlust betroffen sind und welche Chancen und Risiken hiermit verbunden sein koumlnnen Gesellschaftliche und politische Entwicklungen als auch natio nale und internationale Regularien und Ansaumltze werden kurz in Kapitel 3 skizziert Ein besonderer Fokus wird dabei auf den spezifisch deutschen Kontext gelegt Kapitel 4 bietet einen Uumlberblick uumlber Anknuumlpfungs-punkte und Handlungsansaumltze zur Integra tion von Oumlkosystemleis-tungen und biologischer Vielfalt in unternehmerische Entscheidungen

Detaillierte Hintergrundinformationen finden sich in der einfuumlhren-den Broschuumlre des Projekts raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo mit dem Titel raquoDer Wert der Natur fuumlr Wirtschaft und Gesellschaft ndash Eine Einfuumlhrunglaquo sowie in Kapitel 6 dieser Broschuumlre

WAS MEINT raquoNATURKAPITALlaquo Biologische Vielfalt Oumlkosystemleistungen Naturkapital ndash fuumlr viele noch sperrige oder unklare Begriffe und weniger ein Hinweis auf das komplexe Zusammenspiel zwischen Umwelt und Wirtschaft

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 12

ABBILDUNG 1 (Foto Metronom GmbH)

INFOBOX 2

OumlkosystemleistungenOumlkosystemleistungen lassen sich in verschiedene Typen unterscheiden Am greifbarsten sind die Versorgungsleistungen Sie stellen phy-sische Guumlter dar und schlieszligen unter anderem Holz und landwirtschaft-liche Erzeugnisse wie Obst und Getreide aber auch Fisch Fleisch und Naturerzeugnisse wie Milch und Honig ein

Von Regulierungsleistungen profitieren oft mehrere Akteure gleich zeitig wird deren Nutzen nur indirekt sichtbar Dies verdeutlicht das Beispiel der Hochwasserregulierung einer Aue Durch sie koumlnnen hohe Schaumlden fuumlr eine Region vermieden werden Weitere regulierende Oumlkosystemleistungen sind die Filterfunktion der Boumlden die Bereitstel-lung sauberen Wassers die Klimaregulierung oder der Erosionsschutz

Wer beispielsweise in einem Wald mehr als Holz Erosionsschutz und klimaregulierende Wirkung sieht genieszligt wahrscheinlich gerade die

kulturellen Oumlkosystemleistungen der Natur Erholung (wichtig fuumlr die Tourismusbranche) aber auch spirituelle Anregung werden da-runter zusammengefasst

All dies ist nur durch sogenannte Basisleistungen moumlglich Sie beschreiben natuumlrliche Prozesse wie die Photosynthese den Naumlhrstoff-kreislauf oder die Bodenbildung die Grundvoraussetzungen fuumlr die eben genannten Oumlkosystemleistungen darstellen

Viele Themen auf die Sie auch in dieser Broschuumlre stoszligen finden sich zum Beispiel im betrieblichen Umweltschutz und verschiedenen Ver-ordnungen und Regularien wieder sind somit bei Unternehmen teil-weise bekannt und werden auch bereits in Einzelaspekten umgesetzt Was ist also das Neue

Der Ansatz von raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo geht uumlber die Einzelfallbetrachtung hinaus und moumlchte die Wechselbeziehungen zwischen Unternehmen und Natur als Chance begreifbar machen Dieses Wechselspiel bedeutet auch dass wirtschaftliche und gesell-schaft liche Prozesse auf Dauer nicht losgeloumlst von natuumlrlichen Zu-sammenhaumlngen betrachtet werden koumlnnen

Das Konzept der Oumlkosystemleistungen zeigt dass wir als Individuen und Gemeinschaften als Regionen Staaten und Unternehmen in viel faumlltiger Weise von den Leistungen der Natur profitieren So um-fassen Oumlkosystemleistungen die direkten und indirekten Beitraumlge von Oumlkosystemen zum menschlichen Wohlergehen und auch zur

13BIODIVERSITAumlTUNDOumlKOSYSTEMLEISTUNGENndashERWEITERUNGDERUNTERNEHMERISCHENSICHT

wirtschaftlichen Produktivitaumlt Es wird zwischen physischen Guumltern (Versorgungsleistungen) und regulierenden und kulturellen raquoLeistun-genlaquo unterschieden

Die biologische Vielfalt traumlgt dazu bei dass die Leistungen der Oumlko-systeme nicht abreiszligen ndash und unterstuumltzt somit die Wertschoumlpfung zahlreicher Unternehmen Die Natur ist neben dem Sach- und Human-kapital Grundlage des Wirtschaftens Im oumlkonomischen Sinn kann Natur daher als raquoKapitallaquo aufgefasst werden ihre Leistungen stellen eine raquoDividendelaquo dar Dieses Kapital wird durch verschiedene Nut-zungen und Veraumlnderungen beansprucht Ein vorausschauender Um-gang mit dem Naturkapital ist geboten um ndash wie auch beim Sach- Finanz- und Humankapital ndash den Kapitalstock nicht aufzuzehren

ABBILDUNG 2 Alternative fuumlr die Biogasanlage Die verschiedenen Pflanzen dieser raquoSaatmischunglaquo sind geeignet fuumlr Biogasanlagen und bieten im Gegensatz zum Energie-maisanbau zusaumltzlich Nahrung fuumlr eine hohe Vielfalt an Insekten(Foto Christoph Moning)

INFOBOX 3

Biologische Vielfalt (kurz Biodiversitaumlt) beschreibt die Vielfalt der Lebensraumlume ndash die Oumlkosysteme die Vielfalt der Arten und die genetische Vielfalt innerhalb der Arten

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 14

GRUumlNDE DES VERLUSTES VON BIOLOGISCHER VIELFALT UND OumlKOSYSTEMLEISTUNGENDie deutsche Wirtschaft kann im Bereich des Umweltschutzes groszlige Erfolge vorweisen Dadurch leistet sie auch einen Beitrag fuumlr die Erhal-tung und den Schutz der biologischen Vielfalt und von Oumlkosystem-leistungen Emissionen konnten beispielsweise stark vermindert wer-den Dennoch gibt es weiterhin Handlungsbedarf

ABBILDUNG 4 Biologische Viel- falt Oumlkosystemleistungen und deren oumlkonomische Werte Die angegebenen Werte sind jeweils als beispielhafte Mindestwerte zu verstehen da andere Werte ndash zum Beispiel der Wert der Erholung ndash nicht erfasst sind Quellen befinden sich im Anhang

ABBILDUNG 3 (Foto Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

NATURK APITAL

Biologische Vielfalt Oumlkosystemleistungen (beispielhafte Auswahl)

Ausgewaumlhlte oumlkonomische Werte (beispielhaft)

Vielfalt der OumlkosystemeErholungWasserregulationCO2-Speicher

Wasserruumlckhaltung amp Hochwasserschutz Volkswirtschaftliche Schaumlden des Elbe-

Hochwassers 2002 mehr als 11 Milliarden Euro (Kreibich und Muumlller 2005)

Kosten der 1998 durch Entwaldung verursachten Uumlber-schwemmungen in Bangladesch China Korea Indien und Vietnam 23 Milliarden US-Dollar (UNESCAP 1999)

Bodenerosion Kosten der Bodenerosion in Europa

53 Euro pro Hektar Jahr (Garciacutea-Torres u a 2001)

Artenvielfalt

Nahrung Holz Brennstoffe Inspiration fuumlr DesignBestaumlubung

Bestaumlubungsleistungen 85 der landwirtschaftlichen Ertraumlge im Pflanzen- und

Obstbau haumlngen in Deutschland von der Bestaumlubung durch Honigbienen ab Geschaumltzter Wert 2 Milliarden Euro (Deutscher Imkerbund e V 2012)

Genetische Vielfalt

Medizinische ProdukteResistenz gegenuumlber Krankheiten Anpassungs faumlhigkeit an natuumlrliche und anthropo-gene Veraumlnderungen

Nutzung genetischer Ressourcen 25 ndash 50 des US-amerikanischen Marktes fuumlr Pharma -

zeutika beruhen auf der Nutzung von natuumlrlichen gene- tischen Ressourcen dies entspricht einem Volumen von 640 Milliarden US-Dollar (TEEB 2009)

15BIODIVERSITAumlTUNDOumlKOSYSTEMLEISTUNGENndashERWEITERUNGDERUNTERNEHMERISCHENSICHT

Durch ein rasantes Wirtschaftswachstum und weltweit steigende Bevoumllkerungszahlen erhoumlht sich der Verbrauch an natuumlrlichen Ressour-cen Damit ebenfalls eng verknuumlpft sind die Themen Veraumlnderung Verschmutzung und Uumlbernutzung (Ausbeutung) von Oumlkosystemen sowie Klimawandel All diese Treiber ndash plus die Verbreitung gebiets-fremder Arten ndash sind Ursachen fuumlr den Verlust an biologischer Vielfalt und Oumlkosystemleistungen Im Folgenden werden sie kurz umrissen

Habitatverluste meist durch Landnutzungsaumlnderungen hervorge-rufen sind Hauptursache fuumlr Artenschwund beziehungsweise De-gra dation von Oumlkosystemen Hierzulande tragen zum Beispiel auch der Wunsch nach dem eigenen Haus im Gruumlnen und der Bau von Firmengebaumluden raquoauf der gruumlnen Wieselaquo zur Flaumlchenversiegelung und Fragmen tierung der Lebensraumlume bei Tagtaumlglich werden in Deutschland 77 Hektar unbebautes Land in bebaute Flaumlche umge-wandelt (Statistisches Bundesamt 2012)

INFOBOX 4

Bewertung von NaturUm die erkannte Bedeutung der Natur in Entscheidungen zu integrieren ist das Aufzeigen des Wertes der Natur ein wichtiger Zwischenschritt Doch Aufzeigen von Werten bedeutet nicht automatisch der Natur ein Preisschild oder einen Eurobetrag zuzuordnen Eine Monetarisieshyrung ist nur in bestimmten Faumlllen sinnvoll denn sie suggeriert Aus-tauschbarkeit und unterschlaumlgt damit das Risiko eventueller irreversi-bler Folgen des Verlustes der biologischen Vielfalt Eine Inwert shy setzung kann vielfaumlltig erfolgen eine stufenweise Risikoeinschaumltzung eine Zonierung der bewirtschafteten Flaumlche oder die Einhaltung selbst-auferlegter Grundsaumltze und Richtlinien Sie alle koumlnnen den Wert eines Oumlkosystems und seiner Vielfalt widerspiegeln

Unter Umstaumlnden und unter Beachtung der lokalen Besonderheiten kann eine Bepreisung sinnvoll sein und beispielsweise die Knappheit einer Ressource oder Oumlkosystemleistung abbilden Beispiele hierfuumlr lie-fert unter anderem die Publikation raquoWater valuation ndash Building the business caselaquo des World Business Council for Sustainable Development (WBCSD 2012) Anwendung findet eine Monetarisierung dabei im Rah-men von Maszlignahmen zur Steigerung der effizienten Wassernutzung der Wasserverteilung und der Bewertung von Ausgleichs- und Kompen-sationsmaszlignahmen (weitere Informationen finden sich unter wwwwbcsdorgPagesEDocumentEDocumentDetailsaspxID=15099) Gleichzeitig sollte das Verstaumlndnis geschaumlrft werden dass ein solcher monetaumlrer Wert der Natur nur einen kleinen Ausschnitt betrifft und viele andere Werte meist nicht beruumlcksichtigt werden

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 16

Wenn die Ausbeutung natuumlrlicher Ressourcen uumlber die Regenera-tionsfaumlhigkeit der Oumlkosysteme hinausgeht verschlechtern sich die Leistungen dieser Oumlkosysteme nachhaltig So trafen beispielsweise die Konsequenzen der Uumlberfischung des Kabeljaus in den 1990er Jahren nicht nur die Konsumenten sondern auch die wirtschaften-den Fischer die ihre Einkommensgrundlage verloren Doch was hat dies mit in Deutschland ansaumlssigen Unternehmen zu tun Durch die

LegendeGefaumlhrdung durch Nachfrage ausDeutschland fuumlr mindestens

1 bis 5 bedroht(e) Art(en)

6 bis 10 bedroht Arten

mehr als 10 bedroht Arten

keine Angaben

ABBILDUNG 5 Bedrohte Arten in der Lieferkette Die blauen Flaumlchen kennzeichnen die Anzahl gefaumlhr deter Tierarten in dem jeweiligen Land die durch Nach frage aus beziehungsweise Handel mit Deutschland bedroht werden So verschaumlrft der Handel mit Pro dukten aus Madagaskar die Situation von 18 dort bereits jetzt bedrohten Tierarten(Grafik PwC in Anlehnung an Lenzen u a 2012)

INFOBOX 5

Gefaumlhrdung bedrohter Arten in der LieferketteDer Zusammenhang zwischen Ressourcennutzung und hierdurch indu-zierten Habitatveraumlnderungen kann besonders anschaulich uumlber die globalen Lieferketten aufgezeigt werden Deutschland ndash mit Industrie und Einzelhandel ndash ist zu einem bedeutenden Teil von der Ressourcen-nutzung im Ausland abhaumlngig Den Oumlkosystemen im Ausland setzen nicht nur die dort fuumlr den deutschen Markt entnommenen Rohstoffe und Guumlter zu Es sind auch veraltete Produktionsprozesse Emissionen und anfallende Abfaumllle die meist aufgrund niedriger gesetzlicher Stan-dards zum Verlust der biologischen Vielfalt beitragen

Abbildung 5 illustriert durch Farbabstufungen die Gefaumlhrdung bedroh-ter Arten im Ursprungsland durch vorgelagerte Produktions- und Lie-ferketten deutscher Unternehmen Mit derartigen Analysen ruumlckt das Thema auch in den Fokus von Unternehmen die auf den ersten Blick kaum betroffen sind

17BIODIVERSITAumlTUNDOumlKOSYSTEMLEISTUNGENndashERWEITERUNGDERUNTERNEHMERISCHENSICHT

Globalisierung der Geschaumlftsbeziehungen umspannen unsere (Vor-) Lieferketten die Welt beeinflussen in den jeweiligen Laumlndern den Verbrauch an Ressourcen und nehmen somit in unterschiedlicher Weise Einfluss auf die Oumlkosystemleistungen

Nicht nur die Entnahme von Ressourcen auch die Einleitung von Schadstoffen macht der Natur zu schaffen Denn die Verschmut-zung der Oumlkosysteme ndash sei es die Einleitung von kontaminiertem Abwasser diffuser Duumlngemitteleintrag oder die Belastung von Gewaumlssern mit Muumlll und Schwermetallen ndash geht haumlufig uumlber die Grenzen ihrer Belastbarkeit hinaus Oumlkosysteme fungieren dann nur noch eingeschraumlnkt als Filter Puffer oder Regulator Haumlufig vermin-dert sich auch ihre Leistung als Ort der Erholung

Ein Stressfaktor der insbesondere in einer global vernetzten Waren- und Wertschoumlpfungswelt an Bedeutung gewinnt sind die Folgen der Ver breitung Gebietsfremder Arten Diese werden beispiels-weise durch internationalen Schiffsverkehr eingefuumlhrt (zum Beispiel

INFOBOX 6

Gesundheitskosten der AmbrosieDie Pollen der sich in Deutschland ausbreitenden Beifuszlig-Ambrosie koumlnnen bedeutsame allergische Atemwegserkrankungen ausloumlsen Die Gesamtkosten fuumlr die Behandlung der Pollenallergiker in Deutschland liegen bei mindestens 23 Milliarden Euro pro Jahr Durch die zuneh-mende Verbreitung der Ambrosie ist ein weiterer Kostenanstieg zu erwarten der auf etwa 200 Million Euro pro Jahr geschaumltz wird (Born u a 2012)

ABBILDUNG 6(Foto Klaus-Dieter Sonntag fotoplusdesignde UFZ)

INFOBOX 7

Hohe Kosten durch gebietsfremde Arten Das AKW Leibstadt an der deutsch-schweizerischen Grenze wendet

jaumlhrlich etwa 42000 Euro fuumlr die Beseitigung der asiatischen Koumlrb-chenmuscheln in der Kuumlhlwasserzufuhr auf (Der Bund 2009)

In Europa belaufen sich die Ausgaben fuumlr die Vermeidung und Besei-tigung der Folgen gebietsfremder Arten auf jaumlhrlich 12 Milliarden Euro (Europaumlische Kommission 2009)

Jaumlhrliche Verluste durch Missmanagement oder die zufaumlllige Einfuumlh-rung von Schaumldlingen in die USA UK Australien Suumldafrika Indien und Brasilien 100 Milliarden US-Dollar (SCBD 2009)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 18

Ballastwasser bei Leerfahrten) oder sind als ehemalige Zierpflanzen in unsere Breiten gekommen Gebietsfremde Arten stoumlren Oumlkosys-teme da sie hier meist keine Feinde haben und sich dadurch unge-stoumlrt verbreiten koumlnnen Die hierdurch auftretenden gesund heit-lichen Schaumlden und die Folgekosten fuumlr die Wirtschaft sind erheblich

Nicht zuletzt sehen sich Oumlkosysteme auch dem Klimawandel aus-gesetzt Er ist fuumlr eine beschleunigte Dynamik von Wandlungspro-zessen wie zum Beispiel Wuumlstenbildung oder das Auftreten von Extremereignissen verantwortlich Klimawandel und Zustand der Oumlkosysteme bedingen einander wechselseitig Waumlhrend intakte Oumlkosysteme eine Anpassung an den Klimawandel darstellen und helfen negative Folgen zu vermindern sind die biologische Viel falt und Oumlkosys teme jedoch zugleich auch durch den Klimawandel gefaumlhrdet

Die genannten Ursachen fuumlr die Verschlechterung der Oumlkosysteme und den Verlust an biologischer Vielfalt sind Basis fuumlr die vielfaumlltige ndash und teils sehr individuelle ndash Betroffenheit von Unternehmen Sie sind dem aber nicht alternativlos ausgesetzt Unternehmen koumlnnen durch

nehmen Einfluss auf

stiften Nutzen fuumlr

wirken auf

ist Basis fuumlr

Oumlkosystemleistungen

Basi

slei

stun

gen

Versorgungsleistungen (zB Holz Wasser Getreide)

Kulturelle Leistungen(zB Erholung Tourismus)

Regulierungsleistungen (zB Klimaregulierung)

Naumlhrstoff-kreislauf

Photosyn-these

Oumlkosystemez B Gewaumlsser Waumllder

Agrarlandschaften WattenmeerBi

odiv

ersi

taumlt

Genetische Vielfalt

Arten- vielfalt

Vielfalt der Oumlkosysteme

Naturkapital

Uumlbernutzung

Verschmutzung

Verbreitung gebietsfremder Arten

Landnutzungsaumlnderungen

Klimawandel

Gesellschaft Unternehmen

ABBILDUNG 7 Zusammen- hang zwischen Oumlkosystemen und Unternehmen Biologische Viel - falt und Oumlkosysteme sind als Naturkapital Ursprung von Oumlkosystemleist ungen der Nutzen stiftenden Divi dende die den Unternehmen zuflieszligt Gleichzeitig nehmen Unternehmen Einfluss auf Oumlko systeme und biologische Vielfalt und wirken so auf das Naturkapital (Grafik PwC)

19

ihre Art des Wirtschaftens diese Entwicklungen unterstuumltzen aber diesen ndash durch ein Umdenken hin zu effektiven und nachhaltigen Geschaumlftsprozessen ndash auch entgegenwirken

Die Grafik in Abbildung 7 macht deutlich dass die Herausforderung darin liegt unternehmerische Taumltigkeiten mit dem Wirken und dem Fortbestand von biologischer Vielfalt und Oumlkosystemen in Einklang zu bringen Um die Natur fuumlr das menschliche Wohlergehen erhalten zu koumlnnen unternimmt die Politik zahlreiche Anstrengungen Doch entscheidend wird sein dass sich Wirtschaft und Gesellschaft ihrer Betroffenheit bewusst werden ihre Verantwortung erkennen und Handlungsoptionen wahrnehmen Dazu hilft es die oumlkonomischen Dimensionen von Oumlkosystemleistungen besser zu verstehen

BIODIVERSITAumlTUNDOumlKOSYSTEMLEISTUNGENndashERWEITERUNGDERUNTERNEHMERISCHENSICHT

2 WARUM DIE WIRTSCHAFT GEFRAGT IST ndash TREIBER CHANCEN UND RISIKEN

BEI DER GEWINNUNG VON TRINKWASSER UND DER REINIGUNG VON ABWASSER MACHEN WIR UNS NATUumlRLICHE PROZESSE ZUNUTZE UND SIND DEM SCHUTZ DER BIOLOGISCHEN VIELFALT DESHALB BESONDERS VERPFLICHTET

MICHEL CUNNAC VORSITZENDER

DER GESCHAumlFTS FUumlHRUNG VEOLIA

WASSER GMBH

Die Wechselwirkungen zwischen Biodiversitaumlt Oumlkosystemen und Unternehmen geben uns zahlreiche Hinweise darauf warum

Naturkapital fuumlr Unternehmen bedeutsam ist In diesem Kapi- tel sollen die wesentlichen Treiber vorgestellt werden die Unterneh-men dazu bewegt haben einen Beitrag zum Schutz von Natur und Oumlko systemen zu leisten Mit Blick auf die Umwelt sind viele Unter-nehmensentscheidungen vom Ziel gepraumlgt Risiken fuumlr das Unter-nehmen zu minimieren ndash wie zum Beispiel im Hinblick auf die Ver -fuumlgbarkeit von natuumlrlichen Ressourcen oder dem Zugang zu Wasser Hinter dieser Risikoabwaumlgung bleiben neue Geschaumlftsfelder oder Inno vationen manchmal zuruumlck Aber Mehr und mehr Unternehmen erkennen in den Themen Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistunshygen mittlerweile auch Chancen wie durch die Praxisbeispiele in die-sem und den folgenden Kapiteln deutlich wird

TREIBER UND CHANCEN FUumlR UNTERNEHMERISCHES HANDELNDie in Kapitel 1 genannten Ursachen fuumlr den Verlust an Artenvielshyfalt und intakten Oumlkosystemen lassen erahnen dass Unternehmen auf verschiedenste Weise mit Biodiversitaumlt und Oumlkosystemen in Beruumlh-rung kommen Einerseits sind Unternehmen direkt oder indirekt von

21WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

intakten Oumlkosystemen abhaumlngig Andererseits haben Unternehmen insbesondere des Primaumlrsektors einen starken Einfluss auf OumlkosystemeFuumlr die unternehmerische Auseinandersetzung mit dem Thema Natur-kapital und Oumlkosystemleistungen lassen sich fuumlnf maszliggebliche Trei-ber feststellen Regulierung Rechtsrahmen internationale Regelungen Zugang zu und nachhaltige Nutzung von natuumlrlichen Ressourcen Kunden beziehungsweise Marktnachfrage Innovationen sowie Verantwortung und Reputation

RegulierungDa Knappheit insbesondere die von oumlffentlichen Guumltern wie saubere Luft reines Wasser und unberuumlhrte Landschaft nur begrenzt von Maumlrk-ten abgebildet wird ist die staatliche Regulierung eine wirksame Maszlig-nahme zum maszligvollen schonenden Umgang mit unserem Natur ka-pital Regulierung erfolgt in Deutschland in erster Linie uumlber nationales und europaumlisches Recht welches zum Teil aber auch durch inter na-tionale Uumlbereinkommen beeinflusst oder initiiert wird Die Gesetz - gebung bietet eine Vielzahl von flexiblen Mechanismen stellt jedoch einige Akteure (zum Beispiel aus dem Bereich Abbau von Rohstoffen) vor Zielkonflikte zwischen dem Schutz von biolo gischer Vielfalt einer-seits und der unternehmerischen Taumltigkeit andererseits

Ressourcen und LeistungenZugang zu und nachhaltige Entnahme und Nutzung von natuumlrlichen Ressourcen und Leistungen sind insbesondere fuumlr Unternehmen aus

INFOBOX 8

Gesetzlicher Rahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt in DeutschlandDer Schutz der Natur wird in Deutschland wesentlich durch das Bundes-naturschutzgesetz (BNatSchG) und EU-Naturschutzrecht (Vogelschutz-Richtlinie von 1979 Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie von 1992) gepraumlgt Die

Eingriffsregelung nach sectsect 13 ff BNatSchG regelt die Bewaumlltigung von Eingriffen in Natur und Landschaft (Vermeidung und Kompensation) Neben der Eingriffsregelung ist noch der Artenschutz der Gebietsschutz (zum Beispiel Natura 2000 Nationalparke) und der gesetzliche Biotop-schutz von groszliger Bedeutung Hinzu kommen zahlreiche Regelungen aus anderen Bereichen wie zum Beispiel zum Gewaumlsserschutz Bodenschutz Immissionsschutz oder aus dem Agrarrecht Waldrecht Baurecht Pla-nungsrecht und Energierecht Sie haben zwar zumeist nicht direkt den Schutz der biologischen Vielfalt zum Gegenstand wirken aber indirekt weil sie auf die Ursachen des Verlustes der biologischen Vielfalt abzielen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 22

INFOBOX 9

Praxisbeispiel Labels bei Lebensmitteln Der Lebensmitteleinzelhandel hat auf das gesteigerte Kundenbewusst-sein reagiert und adressiert das Thema raquoErhalt der biologischen Viel-faltlaquo mit Hilfe von Labels (zum Beispiel raquoPRO PLANETlaquo bei REWE und raquoZuruumlck zum Ursprunglaquo bei Hofer in Oumlsterreich) Die Kennzeichnung sowie der Verweis auf die Webseite mit mehr Informationen spricht das Bewusstsein der Kunden in zweierlei Hinsicht an Sie koumlnnen ihren Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt leisten und haben gleich-zeitig die Moumlglichkeit die Herkunft und Herstellung ihres Produkts nachzuvollziehen

der Lebensmittel- Textil- und Holz- Papierindustrie ein Anstoszlig sich intensiv der Sicherung intakter Oumlkosysteme zu widmen Sie sind nicht nur gegenwaumlrtig von den Guumltern und Oumlkosystemleistungen abhaumlngig es ist auch wichtig dass diese dauerhaft als Geschaumlftsgrundlage er-halten bleiben Auch fuumlr Unternehmen mit nur indirekter Abhaumlngig-keit von Oumlkosystemleistungen ndash zum Beispiel durch die Lieferkette ndash ruumlckt dieser Aspekt mehr und mehr in den Fokus

Kunden- und MarktnachfrageDie Nachfrage nach nachhaltigen und naturvertraumlglichen Produkten waumlchst ndash und der Markt reagiert Die Vielzahl an labelaffinen und zah-lungsbereiten Kunden ist Beweis genug Die Gruppe der LOHAS (Life-style of Health and Sustainability) spiegelt dieses Konsumver halten

INFOBOX 10

Praxisbeispiel Gruumlne Direktinvestments in WaumllderDer Schutz der biologischen Vielfalt ist zentraler Bestandteil des Geschaumlftsmodells von ForestFinance Das Unternehmen hat sich Direkt-investments in nachhaltige Forstwirtschaft verschrieben Ertraumlge erwirt-schaftet es mit dem Verkauf von Edelhoumllzern und Emissionszertifi katen ndash schlieszliglich sind die angepflanzten Waumllder Kohlenstoffsenken Damit das Investment ndash das Oumlkosystem ndash nicht gefaumlhrdet ist muss seine natuumlr-l iche Resilienz erhalten bleiben Zudem erwarten Kunden die in raquogruumlne Geldanlagenlaquo investieren auch einen langfristigen Nutzen ihrer Investition

Doch laumlngst nicht alle Anbieter folgen einem solchen strengen Standard Hier sollte genau geschaut werden ob kurzfristige Ertraumlge und langfris-tiger Schutz in einem ausgewogenen Verhaumlltnis stehen

23WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

wider Dabei ist jedoch festzuhalten dass nicht alle Labels ausreichend Orientierung bieten

Zudem ist das Angebot entsprechender Produkte auf Unternehmen weniger Branchen begrenzt und nur selten werden der Schutz der bio-logischen Vielfalt und der Oumlkosystemleistungen derzeit im Business-to-Business-Geschaumlft (B2B) thematisiert

Ein Hindernis fuumlr Unternehmen ist die haumlufig zu geringe Anerkennung durch den Markt fuumlr Aktivitaumlten zugunsten des Umwelt- und Natur-schutzes Viele Unternehmen berichten zudem dass sowohl die schwierige Messbarkeit und Zurechenbarkeit von biologischer Vielfalt und Oumlkosystemleistungen mittels geeigneter Indikatoren wie auch die Kommunika tion nach auszligen zentrale Herausforderungen darstellen

Aber es ergeben sich auch gaumlnzlich neue Maumlrkte ndash beispielsweise im Finanzsektor Bei fachgerechter Umsetzung und Einbindung mehrerer Oumlkosystemleistungen verbinden diese Maumlrkte dabei wirtschaftlichen Erfolg und den Schutz der biologischen Vielfalt So versprechen zum Beispiel Investitionen in nachhaltige Forstwirtschaft gruumlnes Wachs-tum fuumlr Natur und Investoren Derartige Investitionen konzentrieren sich zurzeit auf Mittel- und Lateinamerika

Auch mit Blick auf die Kreditwuumlrdigkeit von Unternehmen sowie auf Versicherungen ist eine steigende Bedeutung des naturgerech ten Wirtschaftens zu verzeichnen Wie die Aktivitaumlten der UNEP Finance Initiative (UNEP FI) unterstreichen beruumlcksichtigt der Finanz dienstleis-tungssektor zunehmend dass Unternehmensaktivitaumlten die die bioshylogische Vielfalt und die Leistungen der Oumlkosysteme nicht belasten zumeist auf lange Sicht profitabler sind und beispielsweise extreme Wetterereignisse besser abfedern koumlnnen Entsprechend sind bei Unter nehmensratings unter den Indikatoren fuumlr das Umweltmanage-ment auch Kriterien fuumlr die raquoBiodiversitaumltsperformancelaquo zu finden

InnovationImmer oumlfter lernen die Forschungs- und Entwicklungsabteilungen der Unternehmen von der Natur und deren effektiven Sys temen und Prozessen die uumlber Jahrmillionen optimiert wurden Sie entwickeln

WALD IST WEIT MEHR ALS HOLZ LIEFERANT ndash ER BIETET NICHT NUR ZAHLREICHE OumlKOSYSTEM LEIS TUNGEN FUumlR MENSCH UND NATUR SONDERN AUCH WIRTSCHAFTshyLICHE CHANCEN DAVON MUumlSSEN JEDOCH ALLE PROFIshyTIEREN ndash SOZIAL UND OumlKOLOGISCH NACHHALTIG ES REICHT NICHT AUS DER NATUR rsaquoEIN PREISSCHILD UMZUHAumlNGENlsaquo

HARRY ASSENMACHER GESCHAumlFTS-

FUumlHRER FOREST -FINANCE SERVICE GMBH

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 24

INFOBOX 11

Praxisbeispiel Prozessoptimierung mit BionikAls international agierendes Unternehmen mit einer langen und kom-plexen Lieferkette stellte sich Tchibo die Frage raquoWie werden unmittelbar umsetzungsrelevante Informationen moumlglichst schnell und handlungs-wirksam einer groszligen heterogenen Zielgruppe zur Kenntnis gebrachtlaquo Mittels Analogiebildung konnte Tchibo in biologischen Wertschoumlpfungs-ketten wie der der Honigbiene Organisationsprinzipien iden tifizieren die dort zur Loumlsung solcher organisatorischen Heraus for derungen bei-tragen Auf Basis dieser Organisationsprinzipien wurden unternehmens-bezogene Handlungsoptionen erarbeitet Diese wurden anschlieszligend zu konkreten Maszlignahmen verdichtet und priorisiert Die vordringlichsten Maszlignahmen wie der Aufbau neuarti ger uumlber greifender Informations-netzwerke werden zurzeit bei Tchibo erprobt

schmutzabweisende Oberflaumlchen feine aber stabile Traumlgerkonstruk-tionen oder verbesserte Prozessablaumlufe Immer haumlufiger werden zu-dem Erkenntnisse uumlber Prinzipien der Natur in die eigene Organisation und Unternehmensprozesse uumlbertragen (Infobox 11)

Verantwortung und ReputationAls weiteren Handlungstreiber geben Unternehmen gesellschaft liche Verantwortung und die damit verknuumlpfte Reputation an Neben sozi-alem Engagement stehen auch immer oumlfter eine intakte Natur und damit die biologische Vielfalt im Vordergrund der Aktivitaumlten Der da-raus resultierende Dialog mit Anwohnern Kunden NGOs und weite-ren Stakeholdern foumlrdert dabei nicht nur das gegenseitige Verstaumlnd-nis sondern zeigt auch Schwerpunkte auf die bisweilen nicht im Fokus der Entscheider liegen (Infobox 12) Gleichzeitig wertet das Enga-gement das Unternehmen auf ndash sowohl fuumlr Kunden als auch fuumlr gegen-waumlrtige und potenzielle Beschaumlftigte Unternehmen erhalten so auszliger-dem die Moumlglichkeit eine wichtiger werdende Mittlerrolle zwischen Naturschutz und Zivilgesellschaft einzunehmen

Allerdings reicht Engagement fuumlr die biologische Vielfalt auszligerhalb des Kerngeschaumlfts nicht aus Sonst kann es schnell als raquoGreen-washinglaquo aufgefasst werden

BIODIVERSITAumlT IST FUumlR TCHIBO VORAUS SETZUNG FUumlR EIN ZUKUNFTSFAumlHIGES GESCHAumlFT DAHER ARBEITEN WIR MIT PARTNERORGANISATIONEN INTENSIV AN DER ERHALTUNG DER ARTENVIELFALT INSBESONDERE AM URSPRUNG UNSERER PRODUKTE

STEFAN DIERKS CATEGORY

LEADER CR PRODUCT amp STRATEGY

TCHIBO GMBH

ABBILDUNG 8 (Foto Susanne Georgi)

25WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

INFOBOX 12

Praxisbeispiel Unternehmen gemeinsam mit NGOs fuumlr den NaturschutzEine vergleichsweise neue Rolle nahm REWE in einem Pilotprojekt ein in dem sie gemeinsam mit der Bodenseestiftung die biologische Vielfalt auf den Plantagen der Obstbauern der Bodenseeregion foumlrderte Die Fronten schienen verhaumlrtet und eine Annaumlherung von Naturschuumltzern auf der einen und Obstbauern auf der anderen Seite erfolgte nur zoumlger-lich REWE agierte erfolgreich als Vermittler und Agent fuumlr den Erhalt der biologischen Vielfalt Es wurde nicht nur das Nahrungsangebot fuumlr Bienen Hummeln und Schmetterlinge waumlhrend der Trachten luumlcke von Juni bis September verbessert sondern auch der Dialog zwischen Obst-bauern und Naturschutzverbaumlnden gefoumlrdert Die Resonanz sowohl von Kunden als auch von Lieferantenseite ist so positiv dass das Projekt fortgefuumlhrt und ausgeweitet wurde (REWE 2010)

Mit allen Treibern sind Chancen und Risiken verbunden Ein Perspekti-venwechsel findet nicht nur hin zu Beruumlcksichtigung von Oumlkosystem-leistungen statt sondern auch von einer bloszligen Risikofokussierung hin zum Erkennen von Moumlglichkeiten fuumlr Differenzierung gegenuumlber Wettbewerbern

BETROFFENHEIT DER SEKTORENVielen Unternehmen faumlllt es schwer biologische Vielfalt und Oumlkosys-temleistungen im Unternehmen zu verorten insbesondere weil die Themen unter unterschiedlichen Perspektiven und Zielen adressiert

INFOBOX 13

Praxisbeispiel Verbindung von Verantwortung und WettbewerbsvorteilenAls Reiseanbieter bietet TUI zahlreiche Reisen in Biodiversitaumlts-Hot-spots an TUI sieht sich in der Verantwortung und engagiert sich seit Mitte der 1990er Jahre fuumlr den Erhalt der biologischen Vielfalt Arten-schutzkampagnen zur Aufklaumlrung der Reisenden (zum Beispiel Souvenir-ratgeber zu geschuumltzten Arten) und Kooperationen mit Wissenschaft und Forschung sind nur ein Auszug ihres vom Global Nature Fund 2012 praumlmierten Engagements fuumlr den Erhalt der biologischen Vielfalt Doch nicht allein die Verantwortung treibt TUI an Viele Reisende kommen gerade wegen eines intakten Oumlkosystems in bestimmte Urlaubsregio-nen Der Erhalt der biologischen Vielfalt wird somit zum Wettbewerbs-vorteil und sichert Naturliebhaber als Kunden

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 26

werden Daher gilt Zuerst Einfluss und Betroffenheit identifizieren ndash sowohl im Hinblick auf Chancen als auch auf Risiken um anschlie-szligend gezielt Maszlignahmen zu ergreifen ndash sei es im Bereich CSR im Einkauf oder anderswo Die unterschiedlich starke Betroffenheit der Unternehmen von den Themen Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistun-gen wird in Abbildung 9 deutlich

GRUumlNDE UND RISIKEN DES NICHTshyHANDELNSDie Vielfalt an bestehenden Umweltanforderungen wie zum Beispiel in den Bereichen Klima und Energie erschwert es Unternehmen haumlu-fig sich mit neuen Herausforderungen auseinanderzusetzen ndash zumal dann wenn ein neues Thema komplex ist und es dafuumlr keine raquoUni-versalloumlsungenlaquo gibt Entgegen den aufgefuumlhrten positiven Beispielen uumlberwiegen dadurch immer wieder Hemmnisse ndash wie Uumlberforderung durch die Komplexitaumlt und Knappheit von Zeit und Ressourcen ndash fuumlr eine vertiefende Auseinandersetzung mit Biodiversitaumlt und Oumlkosys-temleistungen

Ein Perspektivenwechsel hin zu einer Beruumlcksichtigung von biologi-scher Vielfalt durch Unternehmen wird dann gelingen wenn es dafuumlr zum einen eine klare Entscheidung oder Unterstuumltzung durch die Unter nehmensleitung gibt und zum anderen eine einfache Integra tion in bestehende Management- und Steuerungssysteme moumlglich ist

ABBILDUNG 9 Betroffenheit verschiedener Branchen von einer Veraumlnderung der biologischen Vielfalt und Oumlkosystemleistungen Die Tabelle fuumlhrt moumlgliche Chancen und Risiken einer Ruumlcksichtnahme oder Vernachlaumlssigung von bio logischer Vielfalt bei Unterneh-mensaktivitaumlten fuumlr die jeweiligen Sek to ren auf Groszlige Rauten stehen fuumlr starke kleine Rauten fuumlr maumlszligige Zusammenhaumlnge (Grafik PwC)

Primaumlrsektor (z B Landwirtschaft Bergbau)

Sekundaumlrsektor(z B Chemie Technoshylogie Luftfahrt Bau)

Tertiaumlrsektor(z B Konsumguumlter wie Nahrungsmittel Automobile)

Tertiaumlrsektor (z B Finanzdienstshyleistungen wie Banken Versicherungen)

Regulierung (z B Grenzwerte Genehmi-gungen Kompensationen)

Natuumlrliche Ressourcen (zB Zugang zu und Verfuumlgbar-keit von Ressourcen Produkti-vitaumlt von Oumlkosystemen)

Markt (z B Kundenanforderungen (B2B) Nachfrage (B2C) neue Maumlrkte)

Innovation (z B Prozess- und Produkt-innovation)

Reputation (gesellschaftliche Verant-wortung Image)

27WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

Als wesentliches Hindernis fuumlr die Umsetzung von Maszlignahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt sehen Unternehmen nach wie vor auch das Fehlen eines einheitlichen Rahmens fuumlr die Erhebung Mes-sung und Vergleichbarkeit der raquoBiodiversitaumltsperformancelaquo Hinzu kommt dass die Politik bisher zwar viele nationale Ziele zum Schutz der biologischen Vielfalt (Nationale Strategie zur biologischen Viel-falt) formuliert aber speziell fuumlr Unternehmen nur uumlbergeordnete und wenig konkretisierte Ziele gesetzt hat Ohne konkrete Ziele oder eine klare Vorgabe ndash seien es Gesetze Branchenstandards oder inter-nationale Richtlinien ndash werden Maszlignahmen des Umwelt- und Natur-schutzes nur sehr zoumlgerlich umgesetzt

Nicht-Handeln hat jedoch schwerwiegende gesamtgesell schaftliche Folgen So geht der im Rahmen der internationalen TEEB-Studie veroumlffentlichte Bericht raquoThe cost of policy inactionlaquo davon aus dass uns Inaktivitaumlt beim Schutz funktionierender Oumlkosysteme ab dem Jahr 2050 bis zu 7 des globalen Bruttoinlandsproduktes (GDP) kos-tet ndash und das Jahr fuumlr Jahr (Ten Brink und Braat 2008) Dies trifft alle Berei che der Gesellschaft ndash auch Unternehmen Fest steht Wer lang-fristig erfolgreich sein will wird in Zukunft nicht um die Themen Bio-diversitaumlt und Oumlkosystemleistungen herumkommen

ENTWICKLUNGEN UND TRENDS ndash WAS AUF UNTERNEHMEN ZUKOMMT3

DER STAAT SCHUumlTZT AUCH IN VERANTWORTUNG FUumlR DIE KUumlNFshy TIGEN GENERATIONEN DIE NATUumlRLICHEN LEBENSGRUND LAGEN

GRUNDGESETZ DER BUNDES REPUBLIK

DEUTSCHLAND ARTIKEL 20A

BIODIVERSITAumlTSshy UND OumlKOSYSTEMSCHUTZ ndash DEUTSCHER UND INTERNATIONALER HINTERGRUNDNaturschutz spielt seit Beginn des 20 Jahrhunderts in Deutschland traditionell eine wichtige Rolle Bedeutende Oumlkosysteme und Natur-raumlume sind seit langem unter besonderen Schutz gestellt Zahlreiche Gesetze und Regulierungen mit Vorgaben fuumlr Planungen und Entschei-dungen (sowie Grenzwerte) praumlgen die Politik fuumlr den Erhalt der bioshylogischen Vielfalt in Deutschland ( Kapitel 2) Es gibt zwar Fort-schritte in einzelnen Bereichen aber dennoch konnten Bemuumlhungen der Politik auf nationaler europaumlischer und internationaler Ebene den Trend des Verlustes der biologischen Vielfalt bisher nicht stoppen

Gesetzliche Vorgaben ruumlckten den Naturschutz beziehungsweise den Schutz der biologischen Vielfalt primaumlr in die Verantwortung der oumlffent-lichen Hand Zahlreiche Uumlbereinkuumlnfte und Strategien mit Zielen ndash sowohl auf internationaler europaumlischer als auch auf nationaler Ebe-ne ndash unterstreichen die politischen Anstrengungen der vergangenen Jahrzehnte Damit ist auch die Aufforderung an alle gesellschaftlichen Akteure verbunden an der Realisierung dieser Ziele aktiv mitzuwir-ken und ihre Verantwortung wahrzunehmen

Das 2005 veroumlffentlichte Millennium Ecosystem Assessment leitete schlieszliglich einen schrittweisen Perspektivenwechsel ein Natur wurde

29ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

ABBILDUNG 10

INFOBOX 14

Politische Ziele zum Schutz der Biologischen Vielfalt1992 wird die Konvention uumlber die biologische Vielfalt

(CBD) in Rio de Janeiro verabschiedet und von Deutschland ein Jahr spaumlter unter zeichnet Sie stellt die erste internationale Uumlbereinkunft dar in der sowohl Ursachen als auch Ziele zur Bekaumlmpfung des Verlustes von Biodiversitaumlt festgehalten werden

1998 verabschiedet die EU ihre erste Biodiversitaumltsstrategie die von EU-Aktionsplaumlnen aus den Jahren 2001 und 2006 ergaumlnzt wird

2007 beschlieszligt das Bundeskabinett die raquoNationale Strategie zur bio-logischen Vielfaltlaquo zur Umsetzung der CBD

2010 werden im Rahmen der 10 CBD-Vertragsstaatenkonferenz glo-bale Biodiversitaumltsziele fuumlr 2020 verabschiedet (sogenannte Aichi-Ziele)

2011 stellt die EU eine neue Biodiversitaumltsstrategie fuumlr 2020 vor die explizit auch Ziele und Maszlignahmen zum Erhalt von Oumlkosystem-leistungen umfasst (wie Aichi-Ziele)

nicht mehr nur aus sich heraus als schuumltzenswert angesehen son-dern zugleich als Lieferant von Rohstoffen und Leistungen als Abneh-mer von Emissionen und Brauchwasser sowie als Motor der Regional-wirtschaft verstanden

Diese Zusammenhaumlnge und diese oumlkonomischen Argumente fuumlr den Schutz von Oumlkosystemleistungen und der biologischen Vielfalt aufzuzeigen wurde zum Anspruch und zur Herausforderung der inter-nationalen TEEB-Initiative

INFOBOX 15

Die Nationale Strategie zur biologischen VielfaltDie Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt von 2007 formuliert Visi onen Ziele und Maszlignahmen zum Erhalt der biologischen Vielfalt in Deutschland fuumlr viele Themenbereiche (Arten Lebensraumlume diverse Oumlko sys teme Gewaumlsserschutz Land- und Forstwirtschaft Tourismus und naturnahe Erholung bis hin zu Bewusstsein Bildung Forschung Technolo gietransfer und Entwicklungszusammenarbeit) Ihre Umset-zung ist eine groszlige gesamtgesellschaft liche Herausforderung Politik und Verwaltung koumlnnen dies nicht im Alleingang schaffen Akteure in Wirtschaft und Gesellschaft ndash auch Unternehmen ndash sind fuumlr die erfolg-reiche Umsetzung der Strategie gefordert

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 30

ABBILDUNG 11 ndash 15 Die vier TEEB-Berichte und der TEEB-Synthe-sebericht In der abgebildeten Reihenfolge TEEB 2010a TEEB 2011 TEEB 2012a TEEB 2012b TEEB 2010b

INFOBOX 16

Die internationale TEEB-StudieInspiriert durch den Stern Report (2007) zum Klimawandel initiierten 2007 die G8 +5 Umweltminister angestoszligen durch den deutschen Bun-desumweltminister und den EU-Umweltkommissar eine globale Studie zur Oumlkonomie der Oumlkosysteme und der biologischen Vielfalt (The Eco-nomics of Ecosystems and Biodiversity ndash TEEB) Ziel war es die enorme wirtschaft liche Bedeutung der Natur und ihrer Oumlkosystemleistungen aufzuzeigen und Empfehlungen zu geben wie der Verlust der biologi-schen Vielfalt zu stoppen ist

Mehr als 400 Autoren aus Politik Wissenschaft Wirtschaft Nicht- Regierungsorganisationen und der Zivilgesellschaft arbeiteten an TEEB-Berichten fuumlr bestimmte Zielgruppen TEEB fuumlr nationale und interna-tionale Politiker TEEB fuumlr regionale und kommunale Entscheider TEEB fuumlr Unternehmen die Zivilgesellschaft wurde mithilfe einer Medien-kampagne inklusive Webseite Facebook-Profil und Twitter-Account eingebunden zudem gab es einen abschlieszligenden Synthese-Bericht und raquoTEEB Foundationslaquo fuumlr die Wissenschaft

Der Unternehmensbericht TEEB in Business and Enterprise zeigt inwie-fern Unternehmen von den Themen biologische Vielfalt und Oumlko-systemleistungen betroffen sind und unterstreicht mit Beispielen aus aller Welt den Einfluss auf und die Abhaumlngigkeit von Biodiversitaumlt und Oumlko systemleistungen Die Autoren formulieren sieben allgemeine Schritte zum unternehmerischen Umgang mit biologischer Vielfalt Identifizierung von Auswirkungen des Unternehmens auf und Abhaumln-

gigkeiten von Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungen (Biodiversity and Ecosystem Services ndash BES)

Beurteilung der geschaumlftlichen Risiken und Chancen in Zusammen-hang mit diesen Auswirkungen und Abhaumlngigkeiten

Entwicklung von BES-Informationssystemen Festlegung von Zielen Messung und Bewertung der Leistungsbilanz und Bekannt gabe der Ergebnisse

Ergreifung von Maszlignahmen zur Vermeidung Minimierung und Begren-zung von BES-Risiken einschlieszliglich Schadensersatz (raquoAusgleichlaquo) soweit machbar

Ergreifung neuer BES-Geschaumlftschancen Kosteneinsparungen neue Produkte neue Maumlrkte

Integration geschaumlftlicher Strategien und Maszlignahmen zu BES in wei-ter gefasste Initiativen zur Corporate Social Responsibility

Verbesserung der fuumlr BES geltenden Leitlinien und Strategien gemein-sam mit Betroffenen in Behoumlrden in nichtstaatlichen Organisationen und in der Zivilgesellschaft

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Perspektivenwechsel in der UnternehmensweltViele Unternehmen orientieren sich an Leitbildern Unternehmenswer-ten beziehungsweise ihrer Unternehmensphilosophie und tragen da-mit unternehmerische und oft auch gesellschaftliche Verantwortung

ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

ABBILDUNG 16 Das Logo der raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo - Studie

INFOBOX 18

raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo fuumlhrt die internationale TEEB-Initiative auf nationaler Ebene fort Hauptaufgabe ist die Erarbeitung thematischer Berichte zum Wert und zur oumlkonomischen Bedeutung von biologischer Vielfalt Oumlkosystemleis-tungen und Natur fuumlr Wirtschaft und Gesellschaft in Deutschland Neben der vorliegenden Broschuumlre gehoumlren hierzu unter anderem die Themen Biologische Vielfalt und Klimawandel Oumlkosystemleistungen und Ent-wicklung laumlndlicher Raumlume sowie naturnahe Oumlkosysteme und staumldti-sche Lebensqualitaumlt raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo macht deutlich dass es neben moralisch-ethischen und oumlkologischen auch gewichtige oumlkonomische Gruumlnde gibt Naturkapital zu erhalten

raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo wird in einem offenen Prozess durchgefuumlhrt Zahlreiche Akteure aus Wissenschaft Politik Verwaltung Wirtschaft und Gesellschaft wirken durch Know-how Forschungs-ergebnisse wissenschaftliche Beitraumlge und gute Beispiele zur Bedeu-tung und Inwertsetzung von Oumlkosystemleistungen und biologi-scher Vielfalt an der Erstellung der Berichte mit

INFOBOX 17

TEEB als Startpunkt fuumlr viele weitere InitiativenDie Resonanz die TEEB in Wirtschaft Wissenschaft Medien und Politik erfuhr verhalf zahlreichen Initiativen zu mehr Gehoumlr So erlebten zum Beispiel die UNEP FI (Finanzinitiative des Umweltprogramms der Verein-ten Nationen UNEP) aber auch das langjaumlhrige Engagement der Welt-naturschutzorganisation IUCN in der Privatwirtschaft starken Aufwind Parallel zu TEEB bestehen in Kooperation zwischen Wirtschaft Wissen-schaft und Verbaumlnden praxis- und loumlsungsorientierte Ansaumltze wie der Corporate Ecosystem Services Review des World Resource Institute (WRI 2012) Neben zahlreichen nationalen TEEB-Studien und Initiativen wurde auch eine TEEB for Business Coalition ins Leben gerufen die sich unter anderem zum Ziel gesetzt hat durch ihr Engagement die Einbin-dung von Biodiversitaumlt in das unternehmerische Handeln spuumlrbar und nachhaltig zu befoumlrdern (wwwteebforbusinessorg pdfwriorgcorpo-rate_ecosystem_services_reviewpdf)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 32

Insbesondere im Rahmen ihrer Unternehmensstrategie stellen sie folgende Fragen raquoWas fuumlr ein Unternehmen sind wirlaquo und raquoFuumlr wel-che Werte stehen wir und wofuumlr setzen wir uns einlaquo

Gleiche oder zumindest aumlhnliche Fragen muumlssen Unternehmen auch ihren Anteilseignern und sonstigen internen und externen Anspruchs-gruppen beantworten Dies gilt in einer globalisierten Welt immer mehr auch fuumlr Produktionsstaumltten im Ausland und fuumlr die Beziehungen mit Lieferanten Damit stehen folgende Fragen im Vordergrund raquoWelche Werte moumlchten wir in Zulieferlaumlndern vertretenlaquo raquoWelche Um-weltmaszligstaumlbe setzen wir hier wie dort anlaquo und raquoWas hat dies fuumlr Auswirkungen auf unsere Marke und den Ruf des Unternehmenslaquo

Das Selbstverstaumlndnis einiger Unternehmen geht uumlber die bloszlige Bereit stellung von Guumltern und Dienstleistungen hinaus Sie sehen sich als Teil der Gesellschaft Vertreter ihrer Region und als Agierende in Wechselwirkung mit ihrer Umwelt Idealismus in Bezug auf ihre gesell schaftliche Rolle motiviert diese Entscheider ebenso wie Realis-mus in Bezug auf das Verstaumlndnis oumlkologischer und globaler Zu sam-men haumlnge So kommt es dass sich deutsche Unternehmen in Latein-amerika fuumlr den Erhalt bedrohter Arten engagieren und den Schutz von Regen wald in Afrika foumlrdern

INFOBOX 19

Vision von UnternehmenIn vielfaumlltiger Weise haben Unternehmen die oumlkologischen Herausfor-derungen sowohl als Warnsignale als auch als Chance fuumlr einen Wandel begriffen

Mit seiner Publikation raquoChanging Pacelaquo schreibt der World Business Council for Sustainable Development (WBCSD 2012a) seine Vision 2050 fort und zeigt Wege hin zu einem Wirtschaften auf das 9 Milliarden Menschen versorgt und dabei die oumlkologischen Grenzen unseres Plane-ten nicht uumlberschreitet Weitere Informationen wwwwbcsdorgchan-gingpaceaspx

Corporation 2020 greift aumlhnliche Gedanken auf geht allerdings noch einen Schritt weiter und strebt nach Ausrichtung des Wirtschaftssystems auf die Grenzen die der Planet setzt Steuerreformen klare Regeln fuumlr die Aufnahme von Fremdkapital (Stichwort Uumlberschuldung) Transparenz fuumlr den Konsumenten und Offenlegung von Externalitaumlten sind zentrale Punkte der Initiative um den Leiter der internationalen TEEB-Studie Pavan Sukhdev und zahlreiche weitere Persoumlnlichkeiten aus Wirtschaft Wissen-schaft und Politik Weitere Informationen wwwcorp2020com

33ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

Immer mehr deutsche Unternehmen setzen sich mit Fragen rund um die biologische Vielfalt und Oumlkosystemleistungen auseinander und leisten somit Pionierarbeit Die Komplexitaumlt des Themas raquobiologische Vielfaltlaquo und schwierige Operationalisierbarkeit sind dabei nach wie vor massive Huumlrden Und tatsaumlchlich gibt es bis dato noch keine einheitlich anerkannten Quantifizierungsmethoden oder verbindliche Richtlinien die biologische Vielfalt und Oumlkosystemleistungen lassen sich nicht in einem Indikator zusammenfassen Dadurch sind sie fuumlr viele Entscheider in deutschen Unternehmen schlecht greifbar und laumlsst diese vor konkreten Handlungen zuruumlckschrecken

Dennoch nehmen einige Unternehmen diese Herausforderungen an und naumlhern sich mit zunehmender Professionalitaumlt der Integration von Biodiversitaumlt in ihre Managementprozesse Unternehmen sind aktiv beteiligt an der Erstellung von Leitfaumlden ersten Empfehlungen zur Integration der biologischen Vielfalt ins Umweltmanagement oder Ansaumltzen zur verbesserten Quantifizierung der externen Effekte in der unternehmerischen Finanzbuchhaltung Auch die Gruumlndung von Initiativen zu dem Thema wie die deutsche raquoBiodiversity in Good Companylaquo-Initiative die raquoUNEP Finance Initiativelaquo die raquoGlobal Com-pactlaquo- Initiative der UN sowie der raquoeconsense Arbeitskreis zu Biodi-versitaumlt und Oumlkosystemleistungenlaquo zeigen dass dieser Perspektiven-wechsel die Unternehmenswelt mittlerweile erreicht hat

WIE UNTERNEHMEN TAumlTIG WERDEN KOumlNNEN4

DIE ERGEBNISSE DER OumlKOLOGISCHEN GEWINNshy UND VERLUSTRECHNUNG VON PUMA BELEGEN DASS DIE DERZEITIGEN GESCHAumlFTSPRAKTIKEN VON UNTER NEHMEN DRINGEND EINES PARADIGMEN WECHSELS BEDUumlRFEN

JOCHEN ZEITZ EHEMALIGER CEO UND

VERWALTUNGSRATSVORSITZENDER

DER PUMA SE VERWALTUNGSRATS -

MITGLIED PPR

Je nach Unternehmen ist die Herangehensweise und Auseinanderset-zung mit dem Thema Naturkapital sehr unterschiedlich Dieses Kapitel gibt konkrete Ansaumltze und Beispiele wie ein Einstieg und geziel-tes Handeln angegangen werden koumlnnen

TOOLS UND LEITFAumlDEN FUumlR DEN EINSTIEGUm eine moumlglichst praumlzise und damit steuerbare Integration ins unternehmerische Management zu erreichen ist die Entwicklung von Zielen und Maszlignahmen noumltig Ein erster Biodiversitaumlts-Check hilft dabei bereits bestehende Maszlignahmen und Kennzahlen zu identifi-zieren Dabei sollten saumlmtliche unternehmerische Taumltigkeitsfelder von der Strategie und dem Personalwesen uumlber Liegenschaften und Einkauf bis hin zu Produktion und Entsorgung beleuchtet werden Die dann vorliegenden Ergebnisse koumlnnen Startpunkt vertiefender Maszlignahmen sein zum Beispiel erste Ziele oder Analysen eine Aus-dehnung auf andere Geschaumlftsbereiche oder die Entwicklung von Management- und Berichterstattungsstrukturen

Leitfaumlden und Handbuumlcher geben Hilfestellung bei der Integration von biologischer Vielfalt in Unternehmenspro zesse und koumlnnen zu-

gleich Inspiration und Unterstuumltzung fuumlr weitere Planungsprozesse

35WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

sein Durch die Handlungsempfehlungen koumlnnen auf leichte Weise Elemente einbezogen werden die beispielsweise die biologische Vielfalt auf dem Firmengelaumlnde foumlrdern ndash wie Bienenkaumlsten und bewachsene Hauswaumlnde Weitere konkrete Handlungsempfehlungen finden sich unter anderem in dem Bericht raquo Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagementlaquo (Bestaumlndig und Wuczkowski 2012)

BESTEHENDE ANSAumlTZE NUTZEN UND ERWEITERNFolgende Ansaumltze aus dem Unternehmensbereich sind auch zur Inte-gration von Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt gut ge eignet Unternehmerische Verantwortung (Corporate Responsibility)

Berichterstattung (inklusive umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung)

Umweltmanagement Ressourceneffizienz Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten-Management

Investitions- und Planungsprozesse

Unternehmerische Verantwortung (Corporate Responsibility)Viele Aktivitaumlten zum Biodiversitaumlts- und Oumlkosystemleistungs - schutz sind losgeloumlst vom Kerngeschaumlft und unter gesellschaftlichem Enga ge ment und unternehmerischer Verantwortung (Corporate

INFOBOX 20

Biodiversitaumlts-Checks fuumlr UnternehmenBislang werden zwei in deutscher Sprache verfuumlgbare Biodiversitaumlts-Screenings fuumlr Unternehmen haumlufig angewendet Die branchenuumlbergreifenden Checklisten der deutschen raquoBiodiversity

in Good Companylaquo-Initiative basieren auf dem raquoHandbuch Biodiver-sitaumltsmanagementlaquo (Schaltegger u a 2010) und ermoumlglichen eine Selbstevaluation zum aktuellen Stand des unternehmerischen Biodi-versitaumltsmanagements Weitere Informationen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

Der vom Global Nature Fund BAUM e V dokeo und PwC entwi-ckelte Biodiversitaumlts-Check fuumlr Unternehmen vereint Expertise aus Biologie Oumlkologie und Management Er bietet einen ersten auf das Unternehmen zugeschnittenen Uumlberblick uumlber die Reife des Biodiver-sitaumltsmanagements und gibt Empfehlungen fuumlr das weitere Vorge-hen Weitere Informationen wwwbusiness-biodiversityeudefaultaspLang=DEUampMenue=128

ABBILDUNG 17(Foto Andrzej Tokarski fotoliacom)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 36

Respon si bi lity) einzuordnen Vor allem Unternehmenswerte und -philo-sophien koumlnnen Anknuumlpfungspunkte raquovon obenlaquo bieten und zu einer weitergefassten Strategieentwicklung fuumlhren

ABBILDUNG 18(Foto Susanne Georgi)

INFOBOX 21

Praxisbeispiel Pilotprojekt fuumlr Branchenstandards Die oekom GmbH der groumlszligte deutsche Fachverlag fuumlr Oumlkologie und Nachhaltigkeit veroumlffentlicht Sach- und Fachbuumlcher mit Bezug zur bio-logischen Vielfalt und dem Erhalt der Oumlkosysteme Fuumlr seine Publi-kationen verwendet er ausschlieszliglich Recycling- und FSC-zertifiziertes Papier Zudem hat der Verlag das Projekt raquoNachhaltig Publizierenlaquo initi-iert das vom Bundesumweltministerium gefoumlrdert wird In Kooperation mit zwei wissenschaftlichen Instituten und der Frankfurter Buchmesse wurden praxisnahe Kriterien fuumlr die nachhaltige Bucherstellung entwi-ckelt Mit dem Projekt praumlsentiert sich oekom oumlffentlichkeitswirksam als Vorreiter und sensibilisiert die Verlagsbranche fuumlr einen nachhalti-gen Umgang mit der Ressource Papier

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Gleichzeitig bietet die Kommunikation und Interaktion mit Kunden und Mitarbeitern Moumlglichkeiten fuumlr eine Integration sozusagen als Impulsgeber raquovon untenlaquo Freiwilligenarbeit gemeinsame Baum-pflanzaktionen oder Spenden fuumlr Naturschutzeinrichtungen tragen zum Schutz und zur Wertschaumltzung des Naturkapitals bei Mit Blick auf ihre Mitarbeiter profitieren Unternehmen zudem vom Wohlbe-finden am Arbeitsort erhoumlhter Kommunikationsbereitschaft und staumlrkerer Bindung und Loyalitaumlt gegenuumlber dem Arbeitgeber

Berichterstattung (inklusive umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung)Die in Deutschland und weltweit gebraumluchlichste Richtlinie zur Bericht-erstattung von Nachhaltigkeitsaspekten ndash die Global Reporting Initia-tive (GRI) ndash sieht eine Offenlegung von bis zu fuumlnf biodiversitaumltsbe-zogenen Indikatoren vor Diese waren bislang von eher qualitativer

WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

ABBILDUNG 20 Umweltindika-toren der Global Reporting Initiative Die fuumlnf relevanten Umweltindi - ka toren der Berichterstattungsricht-linie der Global Reporting Initiative (GRI) in der Version 31 Biodiver-sitaumlts bezogene Umweltindikatoren werden mit EN fuumlr Umwelt abgekuumlrzt und beinhalten EN 11 bis EN 15

Kernindikatoren Zusaumltzliche Indikatoren

EN11

Ort und Groumlszlige von Grundstuumlcken in Schutzge-bieten oder angrenzend an Schutzgebiete Ort und Groumlszlige von Grundstuumlcken in Gebieten mit hohem Biodiversitaumltswert auszligerhalb von Schutz-gebieten oder daran angrenzend Zu beruumlcksich-tigen sind Grundstuumlcke die im Eigentum der berichtenden Organisation stehen oder von die-ser gepachtet oder verwaltet werden

EN13 Geschuumltzte oder wiederhergestellte natuumlrliche Lebensraumlume

EN14Strategien laufende Maszlignahmen und Zu-kunftsplaumlne fuumlr das Management der Auswir-kungen auf die Biodiversitaumlt

EN12

Beschreibung der wesentlichen Auswirkungen von Aktivitaumlten Produkten und Dienstleistungen auf die Biodiversitaumlt in Schutzgebieten und in Gebieten mit hohem Biodiversitaumltswert auszliger-halb von Schutzgebieten

EN15

Anzahl der Arten auf der Roten Liste der IUCN und auf nationalen Listen die ihren natuumlrlichen Lebensraum in Gebieten haben die von der Geschaumlftstaumltigkeit der Organisation betroffen sind aufgeteilt nach dem Bedrohungsgrad

ABBILDUNG 19(Foto Piepenbrock)

INFOBOX 22

Praxisbeispiel Mitarbeiter-EngagementDie Piepenbrock Unternehmensgruppe unterhaumllt im brandenbur-gischen Naturpark Stechlin-Ruppiner Land den 2200 Hektar groszligen Forst Rheinshagen Im Rahmen seiner Aktion raquoWachstumlaquo pflanzt das Unternehmen dort gemeinsam mit seinen Kunden fuumlr jeden Neuauf-trag Baumlume Im August 2012 besuchte eine Gruppe von zehn Auszu-bildenden des Unternehmens im Zuge der raquoAzubi-Projekttagelaquo den Piepen brock Forst um die Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens kennenzulernen und selbst aktiv zu unterstuumltzen Ziel war es die Sand-heideflaumlche am Zechower Berg im Naturschutz- und gleichnamigen Fauna-Flora-Habitat-Gebiet Rheinsberger Rhin und Hellberge zu pflegen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 38

IM RAHMEN VON UMWELTSCHUTZ UND RESSOURCENshyEFFIZIENZ KUumlMMERN SICH VIELE UNTER NEHMEN BEREITS HEUTE UM BIODIVERSITAumlT UND ECOSYSTEM SERVICES OHNE DIES JEDOCH EXPLIZIT HERAUS ZUshy STELLEN DER BEWUSSTE EINBEZUG DES OumlKOSYSTEMshy GEDANKENS SOWIE DIE BETRACHTUNG ENTSPRECHENDER CHANCEN UND RISIKEN STELLT EINE WEITER ENT shy WICKLUNG DAR DIE DURCHAUS ALS rsaquoUMWELTVERANTshyWORTUNG 20lsaquo BEZEICHNET WERDEN KANN

MICHAEL SIEMERS CORPORATE

ENVIRONMENT amp RESPONSIBILITY

EVONIK INDUSTRIES AG

Form doch auch hier erfolgt eine regelmaumlszligige Anpassung die zu-kuumlnftig sicherlich auch mit einer Quantifizierung einhergehen wird Damit bleibt die unternehmerische Berichterstattung eng verbunden mit dem Umweltmanagement

Unternehmerische Berichterstattung wird sich aumlndern und zukuumlnftig integrierter sein (Stichwort Integrated Reporting) In dieser Hinsicht ist auch die umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung zu sehen

INFOBOX 23

Praxisbeispiel Umweltbezogene Gewinn- und VerlustrechnungWaumlhrend in der klassischen Gewinn- und Verlustrechnung (GampV) nur finanzielle Kenngroumlszligen wie Anlagevermoumlgen return on investment und Eigenkapitalrendite berichtet werden bleiben die umweltbezogenen Kosten verborgen Diese Externalitaumlten ndash beispielsweise Verschmutzung von Gewaumlssern Zerstoumlrung von Lebensraumlumen oder das Abwaumllzen von Verantwortung beim Klimawandel auf Folgegenerationen ndash sind als Ver-luste anzusehen die nicht durch das Unternehmen sondern von Dritten wie der Allgemeinheit oder der Natur getragen werden Getrieben von CEO Jochen Zeitz hat Puma es sich zur Aufgabe gemacht diese Kosten deutlicher aufzuzeigen und in die GampV einflieszligen zu lassen Solch eine Sichtbarmachung kann beim Einkauf der Fertigung der Produktent-wicklung oder dem Nachhaltigkeitsmanagement helfen bessere Ent-scheidungen zu treffen um so die Externalitaumlten zu minimieren Laut PUMA Environmental Profit amp Loss Account hat das Unternehmen im Jahr 2010 etwa 145 Millionen Euro an Umweltschaumlden durch Treibhaus-gasemissionen Wasserverbrauch Landnutzungsfolgen Luftverschmut-zung und Abfallerzeugung verursacht Davon entfallen nur etwa 6 auf das Kerngeschaumlft mehr als 137 Millionen Euro Umweltschaumlden ent-stehen entlang der Lieferkette Weitere Informationen httpaboutpumacomwp-contentthemesaboutPUMA_themefinancial-reportpdfEPL080212finalpdf

39WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Sie macht deutlich welche Abhaumlngigkeiten und welche Einfluumlsse ein Unternehmen hat und stellt bei der Einbeziehung der Oumlkosystem-leistungen und Integration in die externe Rechnungslegung einen be deut samen Schritt hin zur Beruumlcksichtigung von Naturkapital in Unternehmen dar Eine Offenlegung dieser Art koumlnnte einen Para dig-menwechsel einleiten Wer seine Leistung schon fruumlhzeitig ganzheit-lich misst und berichtet kann in einem sich veraumlndernden Geschaumlfts-

ABBILDUNG 21 (Foto LianeM Fotoliacom)

INFOBOX 24

Biodiversitaumlt in den Umweltmanagementzertifizierungen ISO 14001 und EMASBei EMAS muumlssen und bei ISO 14001 sollten die Auswirkun-gen auf die biologische Vielfalt beruumlcksichtigt werden Bei EMAS wird in Form des raquoFlaumlchenverbrauchslaquo ein direkter Indikator fuumlr den Habitatverlust erhoben ndash eine der Hauptursachen des Biodiver-sitaumltsverlustes Zwar kann der Flaumlchenverbrauch von unterschiedli-cher Qualitaumlt sein ndash die Bebauung einer bereits degradierten Flaumlche ist weniger kritisch als die eines intakten Oumlkosystems ndash dennoch kann dies als erster Startpunkt gewertet werden

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 40

umfeld weiterhin Spitzenleistung liefern Dies betrifft die Felder Risikomanagement Versorgungssicherheit und -produktivitaumlt wie auch Compliance und Stakeholdermanagement

UmweltmanagementEin Umweltmanagement steuert gemaumlszlig den vier Managementschrit-ten Planen Ausfuumlhren Kontrollieren und Optimieren umweltbezo-gene Unternehmenstaumltigkeiten und ermoumlglicht so eine kontinuierli-che Verbesserung der Umweltleistung Dieser Managementzyklus beruumlcksichtigt derzeit nur selten umsetzungsorien tiert die Dimensio-nen Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt

Hier kann eine Erweiterung konkret ansetzen Eine erste Feststellung des Status quo auf Basis bereits existieren der Umweltdaten ndash ergaumlnzt durch Experteneinschaumltzungen ndash ist der Anfang Anschlieszligend koumln-nen spezifische und messbare Ziele gesetzt werden was sich in die bekannten Schritte des Umweltmanagements einbinden laumlsst

RessourceneffizienzRessourceneffizienz gewinnt angesichts steigender Rohstoffpreise und -bedarfe und des groszligen Anteils den Material- und Energie kosten an den Gesamtkosten in vielen Branchen darstellen wirtschaftlich und politisch enorm an Bedeutung Zur Steigerung der Ressourceneffi-zienz liegen aktuell Programme auf nationaler wie europaumlischer Ebene vor es existieren dazu Plattformen und Initiativen Das Thema raquoRes-sourceneffizienzlaquo koumlnnen Unternehmen strategisch integrieren (zum Beispiel in ihrem Umweltmanagement) indem sie die entsprechen-den Einsatzstoffe als Naturkapital raquodeklarierenlaquo und im Ressourcen-management umfassender als bisher beruumlck sichtigen Durch den sparsamen effizienten Einsatz von Ressourcen koumlnnen oftmals Oumlko-systeme geschont werden (zum Beispiel durch ein entsprechendes

INFOBOX 25

Praxisbeispiel Integration von Biodiversitaumlt in das Ressourcen-managementUPM betreibt in Deutschland sieben Papierfabriken und verschreibt sich der nachhaltigen Forstwirtschaft und dem Schutz der Biodiversitaumlt So wird weltweit FSC- und PEFC-zertifiziertes Holz verwendet und in unter nehmenseigenen Waumlldern ein Biodiversitaumltsprogramm umge-setzt Gemeinsam mit der raquoAlliance for Water Stewardshiplaquo fuumlhrt UPM ein Pilotprojekt zum Wassermanagement durch Dies soll den Verbrauch des wasserintensiven Papierherstellungsprozesses senken und die Wie-derverwendung des Wassers erhoumlhen UPM unterstreicht mit seinemEngagement seine Position als raquoBiofore Companylaquo

41WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

INFOBOX 26

Praxisbeispiel Bewertung von Biodiversitaumlt in der Lebensmittel-branche und der LandwirtschaftEinen Schritt weiter als die Oumlkobilanzen geht das Bewertungsverfahren der BASF Mit ihrer Lebenszyklusanalyse AgBalance erfasst sie eine Viel-zahl von Nachhaltigkeitsindikatoren der Lebensmittel- und Landwirt-schaftsbranche Biologische Vielfalt flieszligt mit 8 der 69 Indikatoren in eine Punktebewertung ein so unter anderem Naumlhe zu Schutzgebieten Auskreuzungspotenzial und Oumlkotoxizitaumltspotenzial Auszligerdem werden soziale und oumlkonomische Indikatoren erfasst und somit alle drei Saumlulen der Nachhaltigkeit abgebildet Auch wenn ein Abwaumlgen zwischen unter-schiedlichen Groumlszligen wie Punkten und Euros als Messeinheiten Entschei-der vor Herausforderungen stellt ist dies doch ein wichtiger Schritt hin zur Integration von Biodiversitaumlt in Entscheidungsprozesse

Wassermanagement in Regionen mit Wasserstress) Jedoch ist Res-sourceneffizienz nicht gleichzusetzen mit Biodiversitaumlts- und Oumlko-systemschutz Neben dem sparsamen Umgang mit Ressourcen ist auch die Art der Einsatzstoffe (zum Beispiel Nutzung von nachhaltig erzeugtem Palmoumll) von Bedeutung

Der Zusammenschluss zu Brancheninitiativen ist ein Ansatz um das Thema Ressourceneffizienz ganzheitlicher und passgenauer zu be-trach ten und so die Thematik uumlber den bisherigen Fokus auf Reduzie-rung von Rohstoffverbrauch und Emissionen hinaus zu erweitern

Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten- Management Die Analyse der Wertschoumlpfungskette eines Produktes liefert immer wieder Verbesserungspotenzial und wird deshalb regelmaumlszligig durchge-fuumlhrt Dies bietet gute Ansatzpunkte fuumlr eine Untersuchung und Ver-besserung der Biodiversitaumltsperformance Eine weitere oft genutzte Analysemoumlglichkeit sind Oumlkobilanzen (Life Cycle Assessments)

Oumlkobilanzen bilden den gesamten Stoffkreislauf ab ndash und somit auch die fuumlr Biodiversitaumlt relevante Landnutzung oder Oumlkosystemleis-tungen wie die Bereitstellung von Rohstoffen die Absorption von Produktionsemissionen und die Aufnahme von Abfallprodukten An-gefangen bei eigenen Beschaffungsquellen (zum Beispiel Vertragsan-bauer von Supermaumlrkten oder Handelsmarken) bis hin zu Vorproduk-ten der Liefer an ten ndash entlang der Lieferkette verbergen sich zahlreiche Ursachen fuumlr Bio diversitaumltsverlust Fuumlr Unternehmen die Rohstoffe und Vorpro dukte aus dem Ausland beziehen ist es daher wichtig auf den Einkauf und das Lieferkettenmanagement zu achten Wichtige

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 42

Analyseschritte beinhalten Grenzwerte und Normen (in den Abbau- und Ursprungslaumlndern der Vorprodukte oftmals deutlich niedriger als in Deutschland) oder Screenings zu Wasserknappheit entlang der Lie-ferkette Darauf aufbauend ergibt sich eine detaillierte Bewertung zur Beruumlcksichtigung von Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt bei Liefe ranten

Investitions- und PlanungsprozesseInvestitionen in den Bau neuer Anlagen oder Standorte werden derzeit eher selten unter Biodiversitaumltsaspekten im betrieblichen Umwelt-management erfasst Beim Bau eines Produktionsstandorts auf der raquogruumlnen Wieselaquo spielen vor allem die Eingriffsregelung des Bun-desnaturschutzgesetztes (BNatSchG) sowie das EU-Naturschutz-recht (FFH- und Vogelschutz-Richtlinie) eine wichtige Rolle Diese Regeln erscheinen Unternehmen manchmal wider spruumlchlich ndash gerade mit Blick auf den gewollten Naturschutz Firmenareale werden auf-grund strategischer Entscheidungen zum Beispiel fuumlr den Bau von Anlagen uumlber einen laumlngeren Zeitraum brach liegen gelassen Siedelt sich daraufhin eine geschuumltzte Art auf dieser Flaumlche an koumlnnen Unter-nehmen unter Umstaumlnden nur mit hohen Auflagen dieses Gebiet er-schlieszligen und einen Neu- oder Ausbau realisieren Um solchen Ziel kon-flikten vorzubeugen bieten die zustaumlndigen Natur schutzbehoumlrden an in Dialog zu treten um gangbare Wege und Maszlignahmen auszu loten

Doch Unternehmen koumlnnen auch in Vorleistung gehen Indem zum Beispiel Brachflaumlchen und Naturraumlume belassen sowie die Funktio-nalitaumlt von aquatischen Oumlkosystemen (Gewaumlssern) erhalten werden

INFOBOX 27

Ausgleichsflaumlchen ndash Chancen fuumlr beschleunigte PlanungsprozesseGut zu wissen Laut sect16 BNatSchG kann durch Oumlkosystemschutz ein raquoGuthabenlaquo auf einem Oumlkokonto angespart werden Bei spaumlteren Ein-griffen werden diese Flaumlchen als bereits geleistete Kompensationsmaszlig-nahmen anerkannt Rheinkalk macht sich dieses Instrument zunutze Im sauerlaumlndischen Houmlnnetal dient nur ein Teil des Grundbesitzes dem Kalksteinabbau Weite Teile des Areals hingegen stehen dank nicht-oumlkonomischer Waldnutzung dem Naturschutz temporaumlr zur Verfuumlgung oder werden je nach Management und naturschutzfachlicher Einschaumlt-zung einem Oumlkokonto zugeschrieben das als Kompensationsleistung fuumlr zu erwartende Eingriffe agiert Waumlhrend auf der einen Seite pro-aktiv Arten- und Oumlkosystemschutz ermoumlglicht wird profitiert Rheinkalk von einem beschleunigten Planungsprozess vermiedener Buumlrokratie und somit geringeren Kosten (wwwrheinkalkdepdfVerantwortung_Fuer_Mensch_und_Naturpdf Seite 24)

43WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

koumlnnen etwaige Kompensationsmaszlignahmen im Rahmen der Ein griffs -regelung vermieden werden Zudem koumlnnen Ergebnisse der teils obli-gatorischen Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung (UVP) der Strategischen

INFOBOX 28

Praxisbeispiel ZielkonflikteBiologische Vielfalt spielt in Steinbruumlchen Baggerseen und Kiesgruben eine wichtige Rolle Die Steine- und Erdenindustrie engagiert sich in zahlreichen Projekten zur Foumlrderung der biologischen Vielfalt Neben der Erarbeitung von Biodiversitaumltsindikatoren und einer Biodiversitaumlts-Datenbank zaumlhlen hierzu zahlreiche gemeinsame Projekte mit Umwelt-verbaumlnden

raquoLeider werden der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt in den Abbaustaumltten ausgerechnet durch das Naturschutzrecht selbst eingeschraumlnkt Wer zum Beispiel ein Laichgewaumlsser fuumlr die Gelbbauch-unke auf einem Rohbodenstandort anlegt oder eine Steilwand fuumlr die Uferschwalbe herrichtet der laumluft Gefahr dass die weitere Bewirt-schaftung der Flaumlchen deutlich eingeschraumlnkt wird Der statische An-satz im Naturschutzrecht verhindert damit leider vielerorts die Aus-schoumlpfung von Synergieeffekten von Gesteinsabbau und Naturschutz Die Steine- und Erdenindustrie jedenfalls ist zur Foumlrderung der biolo-gischen Vielfalt bereit und setzt sich auch weiterhin fuumlr praktikable Loumlsungen einlaquo (Diplom-Biologe Thomas Beiszligwenger Hauptgeschaumlfts-fuumlhrer Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

ABBILDUNG 22 (Foto Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

INFOBOX 29

Praxisbeispiel Management von LiegenschaftenFraport die Betreibergesellschaft des Frankfurter Flughafens formuliert in seiner unternehmenseigenen Biodiversitaumltsstrategie Grundsaumltze zur Biodiversitaumlt Darin wird festgehalten dass sich Flugbetrieb und der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt ndash uumlber gesetz liche Anforderungen wie zum Beispiel Eingriffsregelung hinaus ndash vereinbaren lassen So wird unter anderem auf dem Gelaumlnde des Flughafens ein For-schungsprojekt zum Bienen-Monitoring unterstuumltzt das wichtige Infor-mationen uumlber die Schadstoffsituation liefert Gleich zeitig werden im Rhein-Main-Gebiet gezielt Naturschutzvorhaben gefoumlrdert so zum Bei-spiel der Erhalt von raquoAltholzinselnlaquo im Kinzigtal oder die Pflege von Streuobstwiesen im Maintal (wwwfraportdecontentfraport-agdenachhaltigkeitumweltnatur--und-ressourcenschutz0html und verglei-che auch die dort bereitgestellten PDF-Dokumente)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 44

Legende Naumlhe zum Kerngeschaumlft Merkmalsauspraumlgung Geringer Bezug Mittel o Trifft zu x Mittlerer Bezug Stark + Starker Bezug Sehr stark + +

ABBILDUNG 23 Handlungsan-saumltze zur Integration von Biodiversi-taumlt in Unternehmen am Beispiel eines Industrie- und Konsumguumlter-unternehmens (Grafik PwC)

INFOBOX 30

Handlungsansaumltze zur Integration von Biodiversitaumlt in UnternehmenDie vorgestellten sechs Handlungsansaumltze werden hier systematisch zusammengefasst am Beispiel der Indus trie- und Konsumguumlterbranche dargestellt Diese Systematik kann allen Unternehmen als Pruumlfrahmen dienen ihr spezifisches Profil zur Beruumlcksichtigung von biologischer Viel-falt Oumlkosystemen und deren Leistungen (Naturkapital) zu entwickeln

Die Abbildung verdeutlicht die Wirkung der verschiedenen Handlungs-ansaumltze beispielhaft im Hinblick auf die vier Werttreiber Risiken senken Kosten reduzieren Maumlrkte und Kunden erschlieszligen und Reputation steigern

Waumlhrend die farbliche Hinterlegung die Naumlhe zum Kerngeschaumlft andeutet geben die Spalten auf der rechten Seite Informationen uumlber den Beitrag zum Schutz der biologischen Vielfalt sowie zur moumlglichen Umsetzungskomplexitaumlt wieder Es wird deutlich dass es durchaus ein-fache Maszlignahmen gibt die eine Wirkung zeigen

Werttreiber

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Integration von Biodiversitaumltsaspekten in hellip

Beitrag zum Schutz des Natur kapitals

Umsetzungsshy komplexitaumlt

x x x 1) Unternehmerischer Verantwortung (Corporate Responsibility) o + o

x x x 2) Berichterstattung (inkl umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung) o +

x x 3) Umweltmanagement inkl Liegenschafts-management o + +

x x 4) Maszlignahmen zur Steigerung der Ressourcen-effizienz + + + +

x x x 5) Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten-Management + + + +

x x 6) Investitions- und Planungsprozesse + o +

45WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Des Weiteren ist erkennbar dass die Integration von Biodiversitaumlt in Aus-wahl- und Entscheidungsprozesse vor allem im Bereich Ressourceneffi-zienz Lieferketten-Management und Investitions- und Planungsprozesse zu Win-win-Situationen fuumlhren kann Dabei sollte bei der Auswahl der Ansaumltze und Methoden aber immer das Kerngeschaumlft des Unterneh-mens im Vordergrund stehen ndash hier kann ein erster Check die weitere Schwerpunktsetzung unterstuumltzen Auch die Integration ins klassische Umweltmanagement stellt einen Schritt zur Beruumlcksichtigung von Bio-diversitaumlt dar ndash und zwar verbunden mit einem maumlszligigen Aufwand

Umweltpruumlfung (SUP) und der FFH Vertraumlglichkeitspruumlfung (FFH VP) guumlnstiger ausfallen Auflagen der Nachbesserung reduziert dadurch Kosten eingespart und ein reibungsloser Planungs- und Bauprozess beguumlnstigt werden

Abschlieszligend gilt es die Integration von Biodiversitaumlt auch in flankie-renden operationellen Einheiten voranzutreiben Dies betrifft beson-ders Forschung und Entwicklung sowie Kommunikation Dabei sollen die Themen erfolgreich sowohl nach innen als auch nach auszligen also zu Kunden Lieferanten und anderen Interessengruppen kommuni-ziert und in eine entsprechende Berichterstattung integriert werden

AUSBLICK5

WIR KOumlNNEN DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER WIRTSCHAFT NUR ERHALTEN WENN WIR DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER NATUR ERHALTEN DAFUumlR IST EINE VIELFALT AN LEBENSshy RAumlUMEN UND ARTEN VON ENTSCHEIDENDER BEDEUTUNG DEREN SCHUTZ MUSS DESHALB VIEL STAumlRKER IN DEN WERTSCHOumlPFUNGSPROZESSEN BERUumlCKSICHTIGT WERDEN

ALEXANDER BARTELT ABTEILUNGS-

LEITER KLIMASCHUTZ UND NACHHAL -

TIGE PRO DUKTE DER OTTO GROUP

VORSTANDSVORSITZENDER raquoBIODIVER-

SITY IN GOOD COMPANYlaquo- INITIATIVE

Es ist an der Zeit die Aspekte von Naturkapital in das unterneh-merische Handeln zu integrieren Nutzen Sie die vielfaumlltigen Ansatz-punkte die im Rahmen der Broschuumlre aufgezeigt wurden und beginnen Sie Ihre unternehmerischen Aktivitaumlten zu erweitern In Deutsch-land gibt es viele Initiativen und Ansaumltze die einen Einstieg in die The-men Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungen erleich tern Nutzen Sie diese Initiativen fuumlr einen Austausch mit anderen Unter-nehmen und uumlber die dort bereits gemachten Erfahrungen (siehe dazu auch Kapitel 6)

Die Initiative raquoBiodiversity in Good Companylaquo ist ein Zusammen-schluss von Unternehmen die gemeinsam fuumlr den Schutz der

biologischen Vielfalt eintreten Der branchenuumlbergreifenden Initiative gehoumlren kleine mittlere und groszlige Unternehmen an Die Mitglieder der raquoBiodiversity in Good Companylaquo-Initiative unterstuumlt-zen das freiwillige Engagement der Wirtschaft fuumlr den Schutz der biologischen Vielfalt Sie arbeiten an Innovationen und Investitio-nen damit naturvertraumlgliche Technologien Produkte und Dienst-leistungen verstaumlrkt ihren Weg in die Maumlrkte finden Die Initiative

47AUSBLICK

traumlgt dazu bei den Privatsektor in die Verwirklichung der Ziele der Konvention uumlber die biologische Vielfalt und der Nationalen

Strategie zur biologischen Vielfalt staumlrker einzubinden

Auch im Rahmen von econsense ndash einem Zusammenschluss fuumlhren-der global agierender Unternehmen und Organisationen der deut-schen Wirtschaft zu den Themen nachhaltige Entwicklung und Cor-porate Social Responsibility (CSR) ndash wird der Themenbereich im Rahmen der Arbeitsgruppe raquoBiodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungenlaquo begleitet Die Mitgliedsunternehmen setzten sich intensiv mit dem Erhalt und der Entwicklung der biologischen Vielfalt auseinander und nutzen econsense als Plattform zum Austausch und zur Diskus-sion von praktischen Managementinstrumenten

Engagieren Sie sich im Projekt raquoUnternehmen Biologische Vielfalt 2020laquo einer Dialog- und Aktionsplattform des Bundesumweltminis-teriums gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der deutschen Wirtschaft und von Naturschutzverbaumlnden die einen fortlaufenden Austausch erlaubt und konkrete Aktivitaumlten zur Umsetzung der Nati-onalen Strategie zur biologischen Vielfalt auf den Weg bringt Folgende Themenfelder stehen dabei im Fokus Informationen zur biologischen Vielfalt fuumlr Unternehmen Biologische Vielfalt im betrieblichen Umweltmanagement Biologische Vielfalt und Naturschutzrecht Kommunikation von Unternehmen nach auszligen Finanzierung von Naturschutzprojekten Maumlrkte Chancen erkennen und entwickeln Netzwerkbildung

Die kuumlnftige Leistungsfaumlhigkeit der Wirtschaft wird von der Leis-tungsfaumlhigkeit des Naturkapitals abhaumlngen Der Erhalt der Leistungs-faumlhigkeit unseres Naturkapitals erfordert die gebuumlndelten Kraumlfte von Unternehmen Politik und Gesellschaft raquoNatur kapital Deutschland ndash TEEB DElaquo zeigt dass sich dies auch wirtschaftlich lohnt Lassen Sie uns diese Chance gemeinsam wahrnehmen

ABBILDUNG 24 (Foto morrbyte Fotoliacom)

6 WEITERFUumlHRENDE INFORMATIONEN

PROJEKT raquoNATURKAPITAL DEUTSCHLAND ndash TEEB DElaquoDiese Broschuumlre ist Teil des Projekts raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo in dessen Rahmen bis zum Jahr 2015 folgende vier Berichte erscheinen (Arbeitstitel) raquoKlimapolitik und Naturkapital Synergien und Konfliktelaquo raquoOumlkosystemleistungen und Entwicklung laumlndlicher Raumlumelaquo raquoNaturleistungen in der Stadt Gesundheit schuumltzen und

Lebensqualitaumlt erhoumlhenlaquo raquoNaturkapital Deutschland Neue Handlungsoptionen

ergreifen ndash eine Syntheselaquo

Bereits erschienen ist die Broschuumlre raquoDer Wert der Natur fuumlr Wirt-schaft und Gesellschaft ndash Eine Einfuumlhrunglaquo wwwnaturkapital-teebde

Soweit Praxisbeispiele und Statements nicht gesondert gekennzeich-net wurden sind diese speziell fuumlr raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo erstellt worden

Leitfaumlden Handlungsmoumlglichkeiten fuumlr Unternehmen BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012)Biodiversitaumlt im unterneh-

merischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Umfangrei-che aber dennoch leicht zu erfassende und praxisnahe Broschuumlre zu Maszlignahmen rund um den betrieblichen Biodiversitaumltsschutz Mit zahl-reichen Umsetzungstipps und Hinweisen auf weiterfuumlhrende Lite ra-tur und Webseiten

49WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

www2leuphanadeumanagementcsmcontentnamadownloads download_publikationenBestaendig20Wuczkowski_Biodiversitaet 20im20unternehmerischen20Nachhaltigkeitsmanagement_neupdf

HOUDET J (HRSG) (2008 UumlBERARBEITET 2010) Integrating bio-diversity into business strategies The Biodiversity Accountability Framework Sehr umfangreiche Publikation (knapp 400 Seiten) uumlber Bio di versitaumlt und Unternehmen beginnend bei den Grundlagen 23 In dikatoren (Business and Biodiversity Independence Indicators) sind Grundlage fuumlr die Bewertung der Biodiversitaumltsleistung von Unter-nehmen Mit zahlreichen Beispielen Regionaler Fokus Frankreichwwworeeorg_scriptntsp-document-file_downloadphp document_id=1063ampdocument_file_id=1070

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement ndash Ein Leitfaden fuumlr die betriebliche Praxis Umsetzungsorientiertes Handbuch zur Einbindung von Biodiversi-

taumlt in das bestehende (Umwelt)-Management inklusive zahlreicher Vorschlaumlge fuumlr Maszlignahmen und Instrumente sowie Zuordnung zu Handlungsfeldern und Funktionsbereichen httpwwwbmudeN46143

TEEB (2012) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Busi-ness and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York Bericht fuumlr Unternehmen der internationalen TEEB-Studie Ins-pirierende teils generische Heranfuumlhrung an die Bedeutung von Bio-diversitaumlt an Unternehmen mit Beispielen aus aller Welt Excutive summary unter wwwteebweborg

UN GLOBAL COMPACT AND IUCN (2012) A Framework for Corpo rate Action on Biodiversity and Ecosystem Services Uumlberblicksbro schuumlre zu Biodiversitaumlt und Unternehmen Adressierte Themen Treiber Risi-ken amp Chancen Corporate Governance Management (inkl Vermei-dungs-Hierarchie) Stakeholder-Engagement und Berichter stattungwwwunglobalcompactorgdocsissues_docEnvironmentBES_Frameworkpdf

WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD) (2011) Handbuch zur unternehmerischen Bewertung von Oumlkosystemdienstleistungen (CEV) Ein Rahmenwerk zur Erleichterung unternehmerischer Entscheidungsfindung Generisches Hand buch fuumlr die Durchfuumlhrung einer unternehmensinternen Bewertung von Biodiversitaumlt (breites Werteverstaumlndnis) mit Handreichungen zu vor-gelagerten Abwaumlgungen wwweconsensedesitesallfilesWBCSD_Handbuch_CEVpdf

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 50

WORLD RESOURCE INSTITUTE (WRI) (2012) Corporate Ecosystem Services Review ndash Version 20 Handbuch zur systematischen Erfas-sung von biodiversitaumltsbezogenen Risiko- und Handlungsfeldern Schrittweises Vorgehen inkl Vorschlaumlgen fuumlr die Erfassung und Doku-mentation des Prozesses wwwwriorgpublicationcorporate-ecosystem-services-review

Allgemein Oumlkosysteme Biodiversitaumlt und Wirtschaft JESSEL B TSCHIMPKE O UND WALSER M (2009) Produktivkraft

Natur Hamburg Praumlgnante Beispiele fuumlr die Quantifizierung von wirtschaftlich relevanten Nutzungen der Natur in Arbeitsplaumltzen Umsaumltzen oder vermiedenen Kostenwwwnaturkapital-teebdefileadminDownloadsProduktivkraft Naturpdf

MILLENNIUM ECOSYSTEM ASSESSMENT (2005) Ecosystems and Human Well-Being ndash Synthesis Synthese der mehr als 1000 Seiten fassenden wissenschaftlichen Studie uumlber die oumlkologischen und gesell-schaftlichen Zusammenhaumlnge sowie Zustand und Trends des Verlus-tes der biologischen Vielfalt und die Bedeutung der Oumlkosystemleis-tungen fuumlr den Menschenwwwmaweborgdocumentsdocument356aspxpdf

TEEB (2010) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integ-rieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz (Hrsg) Bonn Zusam-menfassung der Ergebnisse der internationalen TEEB Studie Synthese der Berichte fuumlr internationale Politiker lokale und regionale Ent-scheider sowie Unternehmen wwwteebweborg

Kartenmaterial Frageboumlgen und Tools PROTECTEDPLANETNET Weltweite kartengestuumltzte Darstellung von

Schutzgebieten basierend auf den Daten der World Database of Pro-tected Areas (WDPA) und der Weltnaturschutzorganisation (IUCN) wwwprotectedplanetnet

BFNshySCHUTZGEBIETSKARTE Interaktive Karte des Bundesamtes fuumlr Naturschutz mit allen deutschen Schutzgebieten wwwgeodienstebfndeschutzgebiete

CHECKLISTEN DER DEUTSCHEN BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIAshyTIVE Fragenkatalog zur Erstellung einer Selbsteinschaumltzung bezuumlg-lich potenzieller Risiken hinsichtlich Biodiversitaumlt und Oumlkosystem-leistungen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

51WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

INTEGRATED BIODIVERSITY ASSESSMENT TOOL (IBAT) Kostenpflich-tige Anwendung zur Bewertung standortbezogener Biodiversitaumlts-risiken (Fokus Schutzgebiete und Biodiversity Hot Spots) GIS-(Karten)- basiert wwwibatforbusinessorg

Fallbeispiele und Publikationssammlung WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD)

(2012) Biodiversity and ecosystem services ndash scaling up business solutions Company case studies that help achieve global biodiversity targetswwwwbcsdorgPagesEDocumentEDocumentDetailsaspxID=14923ampNoSearchContextKey=true

UNITED NATIONS ENVIRONMENT PROGRAM FINANCE INITIATIVE (UNEP FI) Publikationen zu biodiversitaumltsbezogenen Chancen Risiken und Handlungsoptionen der Finanzbranche wwwunepfiorgpublicationsbiodiversityindexhtml

CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (CBD) BUSINESS PROGRAMM Fallstudien und Publikationen zu Beruumlhrungspunkten und Leuchtturm-projekten zum Erhalt der biologischen Vielfalt wwwcbdintenbusiness

ECOSYSTEM MARKETPLACE Nachrichtenportal von Forest Trends rund um Biodiversitaumlts- Wasser- und CO2-Maumlrkte wwwecosystemmarketplacecom

Strategien auf politischer Ebene NATIONALE STRATEGIE ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT (2007) Deutsch-

lands Strategie zur Umsetzung der Konvention uumlber die biolo gische Vielfalt wwwbmudeN40333

INFORMATIONSPORTAL DES BUNDESAMTES FUumlR NATURSCHUTZ ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT Mit Nachrichten Informationen Veranstal-tungshinweisen und weiterfuumlhrenden Materialien wwwbiologische-vielfaltde

EUshyBIODIVERSITAumlTSSTRATEGIE FUumlR 2020 Diese EU-Strategie enthaumllt Ziele zum Erhalt von Biodiversitaumlt sowie von Oumlkosystemen und deren Leistungen (raquoNaturkapitallaquo) bis 2020httpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversitycomm20062020htm

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 52

GLOBALE BIODIVERSITAumlTSZIELE Der raquoStrategische Plan 2011 ndash 2020laquo des Internationalen Uumlbereinkommens zur biologischen Vielfalt (CBD) enthaumllt auch Ziele zu Oumlkosystemen und deren Leistungen sowie zum Wert der biologischen VielfaltwwwcbdintdocdecisionsCOP-10cop-10-dec-02-enpdf

Initiativen DEUTSCHE BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIATIVE ndash raquoBIODIVERSITY

IN GOOD COMPANYlaquoshy INITIATIVE Zusammenschluss vor allem deut-scher Unternehmen mit dem Ziel die Integration von Biodiversitaumlt in unternehmerische Entscheidungen voranzutreiben wwwbusiness-and-biodiversityde

EUROPAumlISCHE raquoBUSINESS AND BIODIVERSITY CAMPAIGNlaquo Europa-weite Plattform fuumlr Unternehmen mit dem Ziel Ansaumltze fuumlr ein Biodi-versitaumltsmanagement zu entwickeln und umzusetzen wwwbusiness-biodiversityeu

NATURAL CAPITAL DECLARATION Erklaumlrung einzelner Akteure des Finanzsektors Naturkapital in Finanzprodukten und -dienstleistungen zu beruumlcksichtigen wwwnaturalcapitaldeclarationorg

TEEB FOR BUSINESS COALITION Initiative zur Vereinheitlichung der Bilanzierung von Naturkapital im Unternehmen httpteebforbusinessorg

GLOSSAR 53

GLOSSAR

ARTENVIELFALTDiversitaumlt (Vielfalt) biologischer Arten in einem Lebensraum Artenviel-falt ist neben genetischer Vielfalt und Diversitaumlt der Oumlkosysteme ein Teil-aspekt der biologischen Vielfalt

BASISLEISTUNGENGrundlegende Leistungen der Oumlkosysteme wie zum Beispiel Photosyn-these oder Stickstoffbindung von Knoumlllchenbakterien welche die Voraus-setzung fuumlr alle anderen Leistungen der Oumlkosysteme sind

BIODIVERSITAumlT Biologische Vielfalt

BIOLOGISCHE VIELFALT Die Vielfalt des Lebens auf unserer Erde (oder Biodiversitaumlt) ist die Varia-bilitaumlt lebender Organismen und der von ihnen gebildeten oumlkologischen Komplexe Sie umfasst drei Ebenen 1) die Vielfalt an Oumlkosystemen bezie-hungsweise Lebensgemeinschaften Lebensraumlumen und Landschaften 2) die Artenvielfalt und 3) die genetische Vielfalt innerhalb der verschie-denen Arten

EINGRIFFSREGELUNG Instrument des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatschG sectsect 13 ff) das die Bewaumlltigung von Eingriffen in Natur und Landschaft regelt (Vermeidung und Kompensation)

EMAS Betriebliches Umweltmanagementsystem (Eco Management and Audit Scheme) nach der Verordnung (EG) Nr 12212009 uumlber die freiwillige Teil-nahme von Organisationen an einem Gemeinschaftssystem fuumlr Umwelt-management und Umweltbetriebspruumlfung (ABl EG L 342 v 22122009 S 1) Schwerpunkte sind die kontinuierliche Verbesserung der Umwelt-leistung die Umwelterklaumlrung und Umweltrechtskonformitaumlt

GEBIETSFREMDE ARTENAuch invasive Arten oder Neobiota Tier- und Pflanzenarten die durch Einfuhr (beabsichtigt) oder Einschleppung (unbeabsichtigt) in einem fuumlr sie nicht natuumlrlichen Lebensraum leben Einige gebietsfremde Arten ver-breiten sich aufgrund mangelnder Feinde physiologischer Eigenschaften (Wachstumsgeschwindigkeit Wasserbedarf) oder aumlhnlich invasiv und verdraumlngen einheimische Arten In einigen Faumlllen entstehen durch sie erheb liche Nachteile fuumlr Mensch (Gesundheitsbeeintraumlchtigungen wie zum Beispiel Allergien) und Oumlkosysteme (Degradation)

INWERTSETZUNGBuumlndel von Maszlignahmen um den Nutzen von Biodiversitaumlt und Oumlkosys-temleistungen fuumlr die Gesellschaft relevant und erfahrbar werden zu las-sen Dies geschieht durch (oumlkonomische) Bewertung und oder Integra-tion in Marktentscheidungen ndash zum Beispiel in Form von naturorientierten Angeboten Anreizen oder der Schaffung von Maumlrkten fuumlr Biodiversitaumlt ndash sowie in gesellschaftliche und private Entscheidungen

54 DIEUNTERNEHMENSPERSPEKTIVEndashNEUEHERAUSFORDERUNGEN

ISO 14001 Betriebliches Umweltmanagementsystem nach DIN EN ISO 140012004 + AC 2009 (Ausgabe 112009) Schwerpunkt liegt in der Verbesserung des Umweltmanagementsystems

KONVENTION UumlBER DIE BIOLOGISCHE VIELFALT (ENGL CONVENTION ON BIO LOGICAL DIVERSITY ndash CBD)

Uumlbereinkunft von 168 Staaten (Unterzeichner Stand 12122012) uumlber die biologische Vielfalt Darin werden der Verlust der biologischen Vielfalt als Herausforderung anerkannt und Ziele zu ihrer Erhaltung formuliert Diese sind 1) Schutz der biologischen Vielfalt 2) Nachhaltige Nutzung ihrer Bestandteile und 3) Zugangsregelung und gerechter Ausgleich von Vor-teilen welche aus der Nutzung genetischer Ressourcen entstehen

KULTURELLE OumlKOSYSTEMshy LEISTUNGEN

Leistungen von Oumlkosystemen mit Wirkung und Bedeutung fuumlr Erholung aumlsthetisches Empfinden spirituelle Erfahrungen soziale Funktionen kul-turelle Identitaumlt Heimatgefuumlhl Wissen und Erkenntnis

MONETARISISERUNG Beimesssung eines Wertes in Geldeinheiten Die Umweltoumlkonomie hat dazu mehrere Verfahren der Monetarisierung entwickelt

NATURKAPITAL Oumlkonomischer Begriff fuumlr den begrenzten Vorrat an physischen und bio-logischen Ressourcen der Erde und die begrenzte Bereitstellung von Guumltern und Leistungen durch Oumlkosysteme

OumlKOSYSTEM Bezeichnet die Bestandteile eines abgegrenzten Naturraumes (zum Beispiel niedersaumlchsisches Wattenmeer) oder eines bestimmten Natur-raumtyps (zum Beispiel naumlhrstoffarmes Flieszliggewaumlsser) und deren Wech-selwirkungen Der Begriff kann sich auf verschiedene raumlumliche Ebenen (lokal regional) beziehen und umfasst sowohl (halb-)natuumlrliche (zum Bei-spiel ungestoumlrte Hochmoore) und naturnahe (zum Beispiel Kalkmager-rasen) als auch vom Menschen gepraumlgte Oumlkosysteme (zum Beispiel Agrar oumlkosysteme)

OumlKOSYSTEMFUNKTIONEN Umfassen alle physikalischen chemischen und biologischen Prozesse und Wechselwirkungen die in verschiedenen Oumlkosystemen stattfinden

OumlKOSYSTEMLEISTUNGEN Bezeichnen direkte und indirekte Beitraumlge von Oumlkosystemen zum mensch-lichen Wohlergehen das heiszligt Leistungen und Guumlter die dem Menschen einen direkten oder indirekten wirtschaftlichen materiellen gesundheit-lichen oder psychischen Nutzen bringen In Abgrenzung zum Begriff Oumlko-systemfunktion entsteht der Begriff Oumlkosystemleistung aus einer anth-ropozentrischen Perspektive und ist an einen Nutzen des Oumlkosystems fuumlr den Menschen gebunden Der Begriff ist identisch mit den haumlufig verwen-deten Begriffen raquoOumlkosystemdienstleistunglaquo und raquooumlkosystemare Guumlter und Leistungenlaquo und entspricht dem englischen Begriff der raquoecosystem serviceslaquo

55

REGULIERUNGSLEISTUNGENFunktionen von Oumlkosystemen die auf (andere) Elemente und Prozesse von Oumlkosystemen einwirken die (direkten) Nutzen fuumlr den Menschen haben zum Beispiel die Filterwirkung von Bodenschichten auf die Grund-wasserqualitaumlt oder der Beitrag einer Hecke zur Verringerung der Boden-erosion

GLOSSAR

RESILIENZ (VON OumlKOSYSTEMEN)

Resilienz ist die Faumlhigkeit eines Oumlkosystems trotz aumluszligerer Stoumlrungen seine Funktionen und damit seine Oumlkosystemleistungen aufrecht zu erhalten Es wird davon ausgegangen dass die Resilienz stark mit der in dem Oumlko-system vorherrschenden biologischen Vielfalt korreliert

TEEBThe Economics of Ecosystems and Biodiversity Die internationale TEEB-Studie wurde von Deutschland im Rahmen seiner G8-Praumlsidentschaft im Jahr 2007 gemeinsam mit der EU-Kommission initiiert und mithilfe zahlreicher weiterer Institutionen unter der Schirmherrschaft des Um-weltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) durchgefuumlhrt Ziel der TEEB-Studie war es den oumlkonomischen Wert der Leistungen der Natur ein zuschaumltzen die wirtschaftlichen Auswirkungen der Schaumldigung von Oumlkosystemen zu erfassen und ausgehend davon die Kosten eines Nicht-Handelns zu beziffern Leiter der Studie war der indische Oumlkonom Pavan Sukhdev Im Rahmen der Studie wurden verschiedene Berichte veroumlffent-licht Derzeit wird unter Leitung von UNEP ein Nachfolgeprozess organi-siert um die Durchfuumlhrung von nationalen regionalen lokalen und sek-toralen Studien zum Thema anzuregen und zu foumlrdern

VERSORGUNGSLEISTUNGENBezeichnen meist marktfaumlhige Guumlter die von oder mithilfe von Oumlkosyste-men produziert werden (zum Beispiel Nahrung Frischwasser Feuer- und Bauholz) Teilweise ist ein erheblicher Beitrag von (Human-)Kapital und Arbeit notwendig um diese Guumlter zu erstellen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 56

QUELLEN

BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012) Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Centre for Sustainability Management Luumlneburg

BORN W u a (2012) Gesundheitskosten der Beifuszlig-Ambrosie in Deutschland In Umweltmedizin in Forschung und Praxis 17 (2) S 71 ndash 80

DER BUND (2009) Invasive Muscheln verstopfen Leitungen Von Fabio Bergamin Onlineausgabe Zuletzt aktualisiert am 31072009 httpwwwderbundchzeitungenwissenInvasive-Muscheln-verstopfen-Leitungenstory29662360

DEUTSCHER IMKERBUND EV Internetauftritt des Deutschen Imkerbund e V vom 12122012 httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpbienen-und- bestaeubungsleistung und httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpzahlen-die-zaehlen

EUROPAumlISCHE KOMMISSION (2009) Fact Sheet Gebietsfremde invasive Arten httpeceuropaeuenvironmentpubspdffactsheetsInvasive20Alien20SpeciesInvasive_Alien_DEpdf

FAO ndash FOOD AND AGRICULTURE ORGANIZATION OF THE UNITED NATIONS (2010) Global Forest Resource Assessment 2010wwwfaoorgforestryfrafra2010en

GARCIacuteAshyTORRES L u a (2001) Conservation agriculture in Europe Current status and perspectives In Garcia-Torres L Benites J and Martiacutenez-Vilela A (Hrsg) Conservation Agriculture A World-wide Challenge 1st World Congress on Conservation Agriculture Madrid 1 ndash 5 October 2001 Vol I Keynote Contributions XUL Cordoba Spain S 79 ndash 83

IAASTD ndash INTERNATIONAL ASSESSMENT OF AGRICULTURAL KNOWLEDGE SCIENCE AND TECHNOLOGY FOR DEVELOPMENT (2008) Global ReportwwwagassessmentorgreportsIAASTDENAgriculture20at20a20Crossroads_Global20Report20(English)pdf

KREIBICH H MUumlLLER M (2005) Private Vorsorgemaszlignahmen koumlnnen Hochwasserschaumlden reduzieren Schadensprisma Heft 1 2005 httpwwwschadenprismadepdfsp_2005_1_1pdf

57QUELLEN

LENZEN M u a (2012) International trade drives biodiversity threats in developing nations Nature 486109 ndash 112 Doi101038nature11145

PWC ndash PRICEWATERHOUSECOOPERS (2012) PwC Rio+20 Sustain ability pulse poll How do the public and CEO opinions differ on Rio+20 issues

REWE GROUP (2010) Pressemitteilung raquoBodensee-Obstbauern engagieren sich fuumlr Biodiversitaumltlaquo wwwrewe-groupcompressepressemeldungenpressemeldung-detail articlebodensee-obstbauern-engagieren-sich-fuer-biodiversitaet

SCBD ndash SECRETARIAT OF THE CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (2009) business2010 A magazine on business amp bio- diversity June 2009 Volume 4 ndash Issue 1 httpwwwcbdintdocnewslettersnews-biz-2009-06-enpdf

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement Ein Leitfaden fuumlr die betrieb-liche Praxis BerlinwwwbmudeN46143

STATISCHES BUNDESAMT (2012) Nachhaltige Entwicklung in Deutschland Indikatorenbericht 2012 wwwdestatisdeDEPublikationenThematischUmwelt oekonomischeGesamtrechnungenUmweltindikatorenIndikatoren PDF_0230001pdf__blob=publicationFile

STERN N (2007) The Economics of Climate Change The Stern Review Cambridge

TEEB (2009) The Economics of Ecosystems and Biodiversity TEEB for National and International Policy Makers Summary Responding to the Value of Naturewwwteebweborg

TEEB (2010A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity Ecological and Economic Foundations Edited by Pushpam Kumar London and Washington

TEEB (2010B) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integrieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz Bonn

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 58

TEEB (2011) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in National and International Policy Making Edited by Patrick ten Brink London and Washington

TEEB (2012A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Local and Regional Policy and Management Edited by Heidi Wittmer and Haripriya Gundimeda Abingdon and New York

TEEB (2012B) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Business and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York

TEN BRINK P BRAAT L (HRSG) (2008) The Cost of Policy Inaction The case of not meeting the 2010 biodiversity targethttpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversityeconomicspdfcopizip

UNESCAP ndash UNITED NATIONS ECONOMIC AND SOCIAL COMMISSION FOR ASIA AND THE PACIFIC (1999) Keynote Statement of Mr Cengiz Ertuna (UNESCAP) at IDNDR-ESCAP Regional Meeting for Asia Risk Reduction amp Society in the 21st Century Bangkok 23 ndash26 February 1999 httpwwwunescaporgenrdwater_mineraldisasterertuna01htm

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012) Water valuation ndash Building the business case Geneva and Washington

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012A) Changing Pace ndash Public policy options to scale and accelerate business action towards Vision 2050 Geneva and Washington

WRI ndash WORLD RESOURCE INSTITUTE (2012) The Corporate Ecosys-tem Services Review - Guidelines for Identifying Business Risks and Opportunities Arising from Ecosystem Change Version 20 Washington

ZEITZ J PUMA Pressemitteilung vom 16112011 httpaboutpumacompuma-completes-first-environmental-profit-and-loss-account-which-values-impacts-at-e-145-million

  • Die Unternehmensperspektive
  • Impressum
  • Inhaltsverzeichnis
  • Vorworte
  • Biodiversitaumlt und Oumlkoshysystemleistungen ndash Erweiterung der unternehmerischen Sicht
  • Warum die Wirtschaft gefragt ist ndash Treiber Chancen und Risiken
  • Entwicklungen und Trends ndash was auf Unternehmen zukommt
  • Wie Unternehmen taumltig werden koumlnnen
  • Ausblick
  • Weiterfuumlhrende Informationen
  • QUELLEN

IMPRESSUM

Zitationsempfehlung

Naturkapital Deutschland ndash TEEB DE (2013) Die Unternehmens-

perspektive ndash Auf neue Herausforderungen vorbereitet sein

Berlin PricewaterhouseCoopers Leipzig Helmholtz-Zentrum fuumlr

Umweltforschung ndash UFZ Bonn Bundesamt fuumlr Naturschutz

Autoren

Barbara Wieler Matthias Retter Thomas Kretzschmar

Price waterhouseCoopers | Katharina Dietrich Bundesamt fuumlr

Naturschutz

Naturkapital Deutschland ndash TEEB DE

rsaquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElsaquo ist ein interdisziplinaumlres

Vorhaben das zum Ziel hat die Fragestellungen und Forschungs-

ansaumltze der internationalen Studie rsaquoDie Oumlkonomie von Oumlko -

systemen und der Biodiversitaumltlsaquo (The Economics of Ecosystems

and Biodiversity TEEB) auf die Erhaltung von Biodiversitaumlt und

Oumlkosystemleistungen in Deutschland anzuwenden

Die internationale TEEB-Studie wurde von Deutschland im

Rahmen seiner G8-Praumlsidentschaft im Jahr 2007 gemeinsam

mit der EU-Kommission initiiert und mithilfe zahlreicher

weiterer Institutionen unter der Schirmherrschaft des

Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) durch-

gefuumlhrt Leiter der internationalen TEEB-Studie war der

indische Oumlkonom Pavan Sukhdev

Der Studienleiter von rsaquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElsaquo

ist Prof Dr Bernd Hansjuumlrgens Helmholtz-Zentrum fuumlr

Umwelt forschung ndash UFZ Leipzig Aumlhnlich wie die internationale

Studie basiert rsaquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElsaquo auf der

unabhaumlngigen und freiwilligen Mitarbeit einer Vielzahl von

Wissenschaftlern und Praktikern Das Vorhaben wird von

einem Projektbeirat unterstuumltzt dessen Mitglieder neben ihrer

Beratungsfunktion auch zu einer breiten Diskussion des

Themas in der Oumlffentlichkeit beitragen sollen Zudem erfolgt

uumlber eine Projektbegleitende Arbeitsgruppe die Einbindung

von relevanten gesellschaftlichen Gruppen

wwwnaturkapital-teebde

Naturkapital Deutschland ndash TEEB DE-Koordinationsgruppe

Bernd Hansjuumlrgens (Helmholtz-Zentrum fuumlr Umweltforschung ndash

UFZ) Aletta Bonn (UFZ) Miriam Brenck (UFZ) Christa Ratte

(Bundes ministerium fuumlr Umwelt Naturschutz und Reaktor-

sicherheit ndash BMU) Irene Ring (UFZ) Christoph Schroumlter-Schlaack

(UFZ) Burkhard Schweppe-Kraft (Bundesamt fuumlr Natur-

schutz ndash BfN) Sebastian Tilch (UFZ)

Danksagung

Die Autorinnen und Autoren und die TEEB DE-Koordinations-

gruppe danken allen Beteiligten insbesondere den Unterneh-

men die aktiv zum Erfolg dieser Broschuumlre beigetragen haben

Besonders herzlichen Dank auch an Carolin Boszligmeyer (Bio -

diversity in Good Company) Roland Keil (BMU) und Dr Julian

Rode (UFZ) fuumlr die fachliche Unterstuumltzung

Disclaimer

Die in diesem Bericht geaumluszligerten Ansichten geben ausschlieszliglich

die Haltung der Autoren wieder und sind keinesfalls als offizieller

Standpunkt der beteiligten Organisationen zu betrachten

rsaquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElsaquo wird gefoumlrdert durch

das Bundesamt fuumlr Naturschutz mit Mitteln des Bundesministe-

riums fuumlr Umwelt Naturschutz und Reaktorsicherheit

Im vorliegenden Text wird durchgaumlngig die maumlnnliche Form

benutzt Im Sinne des Gleichbehandlungsgesetzes sind diese

Bezeichnungen als nicht geschlechtsspezifisch zu betrachten

Grafisches Konzept | Layout

Metronom | Agentur fuumlr Kommunikation und Design GmbH

Leipzig

Titelbild

Martin Barraud OJO Images Photography

Gesamtherstellung

Gaumlrtner Druck GmbH Leipzig

Auflage

700

Papier aus oumlkologischer Waldwirtschaft

ISBN 978-3-944280-05-9

INHALTSVERZEICHNIS

Vorworte 6

1 Biodiversitaumlt und Oumlko systemleistungen ndash Erweiterung der unternehmerischen Sicht 10

2 Warum die Wirtschaft gefragt ist ndash Treiber Chancen und Risiken 20

3 Entwicklungen und Trends ndash was auf Unternehmen zukommt 28

4 Wie Unternehmen taumltig werden koumlnnen 34

5 Ausblick 46

6 Weiterfuumlhrende Informationen 48

Glossar 53

Quellen 56

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 6

Die internationale TEEB-Studie raquoThe Economics of Ecosystems and Biodiversitylaquo hat gezeigt dass Leistungen der Natur nicht ausrei-chend in unternehmerischen Entscheidungen beruumlcksichtigt werden Gleichzeitig wurde deutlich Der Schutz und die nachhaltige Nutzung der Natur lohnen sich ndash volkswirtschaftlich aber auch betriebswirt-schaftlich Der TEEB-Bericht fuumlr Unternehmen hat dabei auch auf die Risiken und Chancen hingewiesen die sich aus dem Verlust der biolo-gischen Vielfalt und dem Verlust von Oumlkosystemleistungen fuumlr Unter-nehmen ergeben

raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo ist das deutsche Nachfolgevor-haben der internationalen TEEB-Initiative Das uumlbergeord nete Ziel des Vorhabens besteht darin die gesellschaftliche Bedeutung und den Wert von Natur und der mit ihr verbundenen Oumlkosystemleistungen fuumlr Deutschland sichtbar zu machen raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo flankiert dabei die national und international stark zuneh-menden Aktivitaumlten und Initiativen die sich mit Unternehmen und biologischer Vielfalt befassen

Oumlkonomisch betrachtet stellt die Natur einen Kapitalbestand dar deren Leistungen der Gesellschaft als raquoDividendenlaquo zugutekommen Dies wird haumlufig uumlbersehen wenn der Blick von Unternehmen vorran-gig auf Sach- und Humankapital gerichtet wird Fuumlr den langfristigen Erfolg von Unternehmen ist die dauerhafte und gute Verfuumlgbarkeit von Vorprodukten und Leistungen ndash auch denen der Natur ndash zentral Um dies sicherstellen zu koumlnnen ist es essenziell dass in die Erhal-tung von Naturkapital investiert wird Dazu zaumlhlt auch auf welche Art und Weise natuumlrliche Ressourcen gemanagt und gesichert wer-den Dies betrifft nicht nur den jeweiligen Unternehmensstandort sondern die gesamte Wertschoumlpfungskette von der Ressourcenin-anspruchnahme uumlber die Lieferverflechtungen bis hin zur Leistung fuumlr den Endverbraucher Fragen wie Ressourceneffizienz Umgang mit Ressourcenknappheit Rohstoffsicherung Standort- und Wert-schoumlpfungs-Optimierung oder oumlkologischer Fuszligabdruck sind dabei nur einige Stichworte Aber es ergeben sich auch Moumlglichkeiten fuumlr neue Produkte die Erschlieszligung innovativer Maumlrkte oder neuer Kon-sumentengruppen ndash wie eine sich derzeit entwickelnde raquoGreen Eco-nomylaquo zeigt

Mit der Broschuumlre raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DE Die Unter-nehmensperspektive Auf neue Herausforderungen vorbereitet seinlaquo soll die oumlkonomische Bedeutung von Natur fuumlr die Wirtschaft ins Be-wusstsein geruumlckt werden Die Broschuumlre richtet sich an die gesamte

(Foto Andreacute Kuumlnzelmann)

7

Bandbreite von Unternehmen Sowohl an jene deren Einfluss auf die oder Abhaumlngigkeit von der biologischen Vielfalt und den Leistun-gen der Natur offensichtlich ist aber natuumlrlich auch an Unternehmen deren Bezug zu biologischer Vielfalt und Oumlkosystemen moumlglicher weise nicht auf den ersten Blick sondern erst nach genauerer Betrach tung deutlich wird Die Broschuumlre bietet wertvolle Hinweise und Beispiele um sich mit den unternehmensrelevanten Aspekten der raquoBiodiversi-taumltlaquo zu befassen Daruumlber hinaus werden Ansaumltze auf dem Weg zur Integration in unternehmerische Entscheidungen skizziert

Es ist klar Unternehmen die sich nicht fruumlhzeitig auf die neuen Heraus-forderungen einstellen werden im Wettbewerb ins Hintertreffen gelangen Die raquoRegeln des Spielslaquo aumlndern sich weil Politik Gesell-schaft und Wirtschaft gleichermaszligen die Notwendigkeit erkennen den Wert der Natur und ihrer Leistungen anzuerkennen und in Form veraumlnderter Regulierung Konsumentenverhalten und Angebotsbe-dingungen angemessen zu beruumlcksichtigen Die Integration von Oumlko-systemleistungen kann Unternehmen aber auch helfen ihren Ein-fluss auf gesellschaftliche Wertschoumlpfung und den Verbrauch von Naturkapital zu erfassen in ihre Unternehmensstrategien einzubrin-gen und so proaktiv ihrer Verantwortung im Umgang mit der Natur und ihren Leistungen gerecht zu werden

Ich hoffe dass Sie diese Broschuumlre neugierig macht sich ausgiebiger mit dem Aspekt der biologischen Vielfalt zu befassen Denn eins ist klar ohne die Mitwirkung der Wirtschaft kann das zweite groszlige Umwelt problem neben dem Klimawandel nicht geloumlst werden

PROF DR BERND HANSJUumlRGENS (Studienleiter raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo)

VORWORTE

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 8

Die Natur ist eine wesentliche Grundlage unseres oumlkonomischen Wohlergehens Was uns im Grunde allen klar ist wird in der Wirt-schaft nach wie vor stark verdraumlngt Hier werden oumlkonomische Fakto-ren noch allzu oft getrennt von oumlkologischen Aspekten betrachtet Das mag zwar kurzfristigen Profit bringen fuumlhrt aber langfristig in eine Sackgasse Die internationale TEEB-Studie zeigt auf wie wirt-schaftlich notwendig und sinnvoll es ist den Schutz der Natur als eine Komponente unternehmerischen Handelns zu beruumlcksichtigen

Oumlkologische und soziale Aspekte spielen bei VAUDE schon seit vielen Jahren eine Rolle den Grundstein dafuumlr hat bereits mein Vater Albrecht von Dewitz gelegt Doch erst seit wir eine konsequente Nachhaltig-keitsstrategie verfolgen die alle Unternehmensbereiche einbezieht kommen wir im Ganzen voran Unsere Strategie umfasst zum einen den gesamten Lebenszyklus der VAUDE Produkte zum anderen aber auch alle Entscheidungen am Unternehmensstandort Nachhaltig-keit bedeutet fuumlr uns das Unternehmen in einem oumlkonomischen sozialen und oumlkologischen Gleichgewicht zu fuumlhren

Dieser Weg ist nicht leicht Es geht in erster Linie darum das Bewusst-sein zu schaffen bei den Mitarbeitern aber auch bei den Kunden und Geschaumlftspartnern Die groszlige Herausforderung besteht darin alle Beteiligten fuumlr die Leistungen und Werte der Natur zu sensibilisieren und deutlich zu machen wie diese durch Entscheidungen verletzt aber auch erhalten werden koumlnnen Diese Veraumlnderung in den Koumlpfen ist die Voraussetzung dafuumlr dass die oumlkologische Sichtweise in der Praxis tatsaumlchlich beruumlcksichtigt wird Nach unserer Erfahrung wer-den Entscheidungen oft aus einem Mechanismus heraus gefaumlllt der auf die oumlkonomische Vorteilhaftigkeit ausgerichtet ist Erst wenn man sich Zeit nimmt die Konsequenzen des eigenen Handelns zu betrachten beginnt man Entscheidungen auf der Basis eines groumlszlige-ren Bewusstseinshorizonts zu faumlllen

Die TEEB-Studie bietet eine hervorragende Moumlglichkeit die Natur bewusst in Entscheidungsprozessen zu beruumlcksichtigen Der Wert der Natur wird hier in ein Sprach- und Denkgefuumlge uumlbertragen das Unter-nehmen zugaumlnglich ist Das ist ein groszligartiger Ansatz der das Umwelt-bewusstsein davon losloumlst raquonurlaquo eine Anschauung gruumln orien tierter Menschen zu sein sondern seine gesamtwirtschaftliche Rolle ver-deutlicht

(Foto VAUDE)

9

Ich hoffe dass diese Broschuumlre nicht nur die CSR-Verantwortlichen der Unternehmen erreicht sondern vor allem auch die oberen Ent-scheidungstraumlger Die Erfahrung vieler Unternehmen zeigt dass die CSR-Abteilungen nur einen begrenzten Einfluss auf die strategischen Unternehmensentscheidungen haben

Es ist die Aufgabe jedes Unternehmens sich der Folgen des Handelns auf die Natur bewusst zu sein Wir muumlssen uns alle dafuumlr einsetzen unseren oumlkologischen Fuszligabdruck so gering wie moumlglich zu halten Das ist unsere Verantwortung als Mensch und unsere Verpflichtung gegenuumlber den nachfolgenden Generationen Ziel muss sein eine saubere gesunde und gerechtere Welt zu gestalten

Wenn sich jeder um die Folgen seines unternehmerischen Handelns kuumlmmern wuumlrde waumlren wir schon auf einem sehr guten Weg um dem Klimawandel entgegen zu wirken die Umweltbelastung zu ver-ringern und die biologische Vielfalt zu erhalten

DR ANTJE VON DEWITZ(Geschaumlftsfuumlhrerin VAUDE und Mitglied desProjektbeirats raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo)

VORWORTE

BIODIVERSITAumlT UND OumlKO SYSTEMLEISTUNGEN ndash ERWEITERUNG DER UNTERshyNEHMERISCHEN SICHT

1

WIR KOumlNNEN DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT UNSERES UNTERshyNEHMENS NUR SICHERN WENN WIR DIE LEISTUNGSshyFAumlHIGKEIT DER NATUR ERHALTEN DIE OumlKO SYSTEME ZU SCHUumlTZEN UND IHRE LEBENSWICHTIGEN DIENSTE WERT ZUSCHAumlTZEN IST UNSERE AUFGABE

GUumlNTER DAMME UMWELTBEAUF-

TRAGTER VOLKSWAGEN AG

In Unternehmen vollzieht sich derzeit eine Entwicklung hin zu einer ganzheitlicheren Leistungsbeurteilung und -berichterstattung Diese Veraumlnderung laumlsst sich beispielsweise an der integrierten Bericht-erstattung von Unternehmens- und Nachhaltigkeitskennzahlen oder an der umweltbezogenen Gewinn- und Verlustrechnung festmachen Unternehmen erkennen zunehmend dass Leistung neu definiert wer-den muss und ein langfristiger Unternehmenserfolg nur dann moumlg-lich wird wenn er im Einklang mit den verfuumlgbaren natuumlrlichen Res-sourcen erwirtschaftet wird Es sind Abhaumlngigkeiten und Einfluumlsse gleichermaszligen die dieses enge Wechselspiel von Unternehmen und Natur charakterisieren

Manager und Politiker sprechen nicht mehr nur von Sach- Anlage- und Humankapital Sie sprechen von Naturkapital Investitionen in gruumlne Infrastruktur und Biodiversitaumltsmaumlrkten Die Natur als essenziel-ler Bestandteil des Geschaumlftsbetriebs ruumlckt sukzessive auf die Agenda

Unternehmen gehen innovative Wege um ihre Position am Markt zu staumlrken und sich gleichzeitig fuumlr den Erhalt biologischer Vielfalt einzusetzen Einen wesentlichen Anteil an dieser Annaumlherung hat die

11BIODIVERSITAumlTUNDOumlKOSYSTEMLEISTUNGENndashERWEITERUNGDERUNTERNEHMERISCHENSICHT

INFOBOX 1

Bedeutung von Biodiversitaumlt fuumlr CEOsInteressant ist In einer Untersuchung befragte PwC im Mai 2012 Kon-sumenten und Manager zu den groumlszligten Herausforderungen der kom-menden Dekade Waumlhrend 43 der Konsumenten Biodiversitaumltsverlust als sehr wichtig bewerten (houmlchste Wichtigkeit) teilten nur etwa 12 der unternehmerischen Entscheider diese Position (PwC 2012)

internationale Studie raquoThe Economics of Ecosystems and Biodiver sitylaquo ( TEEB) und deren Ansatz zur Beruumlcksichtigung von Biodiversishytaumlt in Entscheidungen Der TEEB-Ansatz beruht auf drei Schritten die auch Basis fuumlr das nationale Projekt raquoNaturkapital Deutschlandlaquo sind Anerkennen der Vielzahl an Werten der Natur Aufzeigen dieser Werte und Integration dieser in Entscheidungen und Ablaumlufe

Die vorliegende Broschuumlre will Beispiele fuumlr die Beruumlcksichtigung von diesen Werten der Natur und von biologischer Vielfalt in Unterneh-men geben Sie bietet allen interessierten Unternehmensvertretern wertvolle Hinweise und Informationen fuumlr eine erste Auseinander-setzung mit den vielfaumlltigen Facetten der biologischen Vielfalt und

Oumlkosystemleistungen

In diesem einfuumlhrenden Kapitel soll zunaumlchst kurz geklaumlrt werden was sich hinter den Begriffen biologische Vielfalt Oumlkosystemleistungen und Naturkapital verbirgt Kapitel 2 zeigt auf inwiefern Unternehmen von biologischer Vielfalt Oumlkosystemleistungen und deren Verlust betroffen sind und welche Chancen und Risiken hiermit verbunden sein koumlnnen Gesellschaftliche und politische Entwicklungen als auch natio nale und internationale Regularien und Ansaumltze werden kurz in Kapitel 3 skizziert Ein besonderer Fokus wird dabei auf den spezifisch deutschen Kontext gelegt Kapitel 4 bietet einen Uumlberblick uumlber Anknuumlpfungs-punkte und Handlungsansaumltze zur Integra tion von Oumlkosystemleis-tungen und biologischer Vielfalt in unternehmerische Entscheidungen

Detaillierte Hintergrundinformationen finden sich in der einfuumlhren-den Broschuumlre des Projekts raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo mit dem Titel raquoDer Wert der Natur fuumlr Wirtschaft und Gesellschaft ndash Eine Einfuumlhrunglaquo sowie in Kapitel 6 dieser Broschuumlre

WAS MEINT raquoNATURKAPITALlaquo Biologische Vielfalt Oumlkosystemleistungen Naturkapital ndash fuumlr viele noch sperrige oder unklare Begriffe und weniger ein Hinweis auf das komplexe Zusammenspiel zwischen Umwelt und Wirtschaft

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 12

ABBILDUNG 1 (Foto Metronom GmbH)

INFOBOX 2

OumlkosystemleistungenOumlkosystemleistungen lassen sich in verschiedene Typen unterscheiden Am greifbarsten sind die Versorgungsleistungen Sie stellen phy-sische Guumlter dar und schlieszligen unter anderem Holz und landwirtschaft-liche Erzeugnisse wie Obst und Getreide aber auch Fisch Fleisch und Naturerzeugnisse wie Milch und Honig ein

Von Regulierungsleistungen profitieren oft mehrere Akteure gleich zeitig wird deren Nutzen nur indirekt sichtbar Dies verdeutlicht das Beispiel der Hochwasserregulierung einer Aue Durch sie koumlnnen hohe Schaumlden fuumlr eine Region vermieden werden Weitere regulierende Oumlkosystemleistungen sind die Filterfunktion der Boumlden die Bereitstel-lung sauberen Wassers die Klimaregulierung oder der Erosionsschutz

Wer beispielsweise in einem Wald mehr als Holz Erosionsschutz und klimaregulierende Wirkung sieht genieszligt wahrscheinlich gerade die

kulturellen Oumlkosystemleistungen der Natur Erholung (wichtig fuumlr die Tourismusbranche) aber auch spirituelle Anregung werden da-runter zusammengefasst

All dies ist nur durch sogenannte Basisleistungen moumlglich Sie beschreiben natuumlrliche Prozesse wie die Photosynthese den Naumlhrstoff-kreislauf oder die Bodenbildung die Grundvoraussetzungen fuumlr die eben genannten Oumlkosystemleistungen darstellen

Viele Themen auf die Sie auch in dieser Broschuumlre stoszligen finden sich zum Beispiel im betrieblichen Umweltschutz und verschiedenen Ver-ordnungen und Regularien wieder sind somit bei Unternehmen teil-weise bekannt und werden auch bereits in Einzelaspekten umgesetzt Was ist also das Neue

Der Ansatz von raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo geht uumlber die Einzelfallbetrachtung hinaus und moumlchte die Wechselbeziehungen zwischen Unternehmen und Natur als Chance begreifbar machen Dieses Wechselspiel bedeutet auch dass wirtschaftliche und gesell-schaft liche Prozesse auf Dauer nicht losgeloumlst von natuumlrlichen Zu-sammenhaumlngen betrachtet werden koumlnnen

Das Konzept der Oumlkosystemleistungen zeigt dass wir als Individuen und Gemeinschaften als Regionen Staaten und Unternehmen in viel faumlltiger Weise von den Leistungen der Natur profitieren So um-fassen Oumlkosystemleistungen die direkten und indirekten Beitraumlge von Oumlkosystemen zum menschlichen Wohlergehen und auch zur

13BIODIVERSITAumlTUNDOumlKOSYSTEMLEISTUNGENndashERWEITERUNGDERUNTERNEHMERISCHENSICHT

wirtschaftlichen Produktivitaumlt Es wird zwischen physischen Guumltern (Versorgungsleistungen) und regulierenden und kulturellen raquoLeistun-genlaquo unterschieden

Die biologische Vielfalt traumlgt dazu bei dass die Leistungen der Oumlko-systeme nicht abreiszligen ndash und unterstuumltzt somit die Wertschoumlpfung zahlreicher Unternehmen Die Natur ist neben dem Sach- und Human-kapital Grundlage des Wirtschaftens Im oumlkonomischen Sinn kann Natur daher als raquoKapitallaquo aufgefasst werden ihre Leistungen stellen eine raquoDividendelaquo dar Dieses Kapital wird durch verschiedene Nut-zungen und Veraumlnderungen beansprucht Ein vorausschauender Um-gang mit dem Naturkapital ist geboten um ndash wie auch beim Sach- Finanz- und Humankapital ndash den Kapitalstock nicht aufzuzehren

ABBILDUNG 2 Alternative fuumlr die Biogasanlage Die verschiedenen Pflanzen dieser raquoSaatmischunglaquo sind geeignet fuumlr Biogasanlagen und bieten im Gegensatz zum Energie-maisanbau zusaumltzlich Nahrung fuumlr eine hohe Vielfalt an Insekten(Foto Christoph Moning)

INFOBOX 3

Biologische Vielfalt (kurz Biodiversitaumlt) beschreibt die Vielfalt der Lebensraumlume ndash die Oumlkosysteme die Vielfalt der Arten und die genetische Vielfalt innerhalb der Arten

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 14

GRUumlNDE DES VERLUSTES VON BIOLOGISCHER VIELFALT UND OumlKOSYSTEMLEISTUNGENDie deutsche Wirtschaft kann im Bereich des Umweltschutzes groszlige Erfolge vorweisen Dadurch leistet sie auch einen Beitrag fuumlr die Erhal-tung und den Schutz der biologischen Vielfalt und von Oumlkosystem-leistungen Emissionen konnten beispielsweise stark vermindert wer-den Dennoch gibt es weiterhin Handlungsbedarf

ABBILDUNG 4 Biologische Viel- falt Oumlkosystemleistungen und deren oumlkonomische Werte Die angegebenen Werte sind jeweils als beispielhafte Mindestwerte zu verstehen da andere Werte ndash zum Beispiel der Wert der Erholung ndash nicht erfasst sind Quellen befinden sich im Anhang

ABBILDUNG 3 (Foto Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

NATURK APITAL

Biologische Vielfalt Oumlkosystemleistungen (beispielhafte Auswahl)

Ausgewaumlhlte oumlkonomische Werte (beispielhaft)

Vielfalt der OumlkosystemeErholungWasserregulationCO2-Speicher

Wasserruumlckhaltung amp Hochwasserschutz Volkswirtschaftliche Schaumlden des Elbe-

Hochwassers 2002 mehr als 11 Milliarden Euro (Kreibich und Muumlller 2005)

Kosten der 1998 durch Entwaldung verursachten Uumlber-schwemmungen in Bangladesch China Korea Indien und Vietnam 23 Milliarden US-Dollar (UNESCAP 1999)

Bodenerosion Kosten der Bodenerosion in Europa

53 Euro pro Hektar Jahr (Garciacutea-Torres u a 2001)

Artenvielfalt

Nahrung Holz Brennstoffe Inspiration fuumlr DesignBestaumlubung

Bestaumlubungsleistungen 85 der landwirtschaftlichen Ertraumlge im Pflanzen- und

Obstbau haumlngen in Deutschland von der Bestaumlubung durch Honigbienen ab Geschaumltzter Wert 2 Milliarden Euro (Deutscher Imkerbund e V 2012)

Genetische Vielfalt

Medizinische ProdukteResistenz gegenuumlber Krankheiten Anpassungs faumlhigkeit an natuumlrliche und anthropo-gene Veraumlnderungen

Nutzung genetischer Ressourcen 25 ndash 50 des US-amerikanischen Marktes fuumlr Pharma -

zeutika beruhen auf der Nutzung von natuumlrlichen gene- tischen Ressourcen dies entspricht einem Volumen von 640 Milliarden US-Dollar (TEEB 2009)

15BIODIVERSITAumlTUNDOumlKOSYSTEMLEISTUNGENndashERWEITERUNGDERUNTERNEHMERISCHENSICHT

Durch ein rasantes Wirtschaftswachstum und weltweit steigende Bevoumllkerungszahlen erhoumlht sich der Verbrauch an natuumlrlichen Ressour-cen Damit ebenfalls eng verknuumlpft sind die Themen Veraumlnderung Verschmutzung und Uumlbernutzung (Ausbeutung) von Oumlkosystemen sowie Klimawandel All diese Treiber ndash plus die Verbreitung gebiets-fremder Arten ndash sind Ursachen fuumlr den Verlust an biologischer Vielfalt und Oumlkosystemleistungen Im Folgenden werden sie kurz umrissen

Habitatverluste meist durch Landnutzungsaumlnderungen hervorge-rufen sind Hauptursache fuumlr Artenschwund beziehungsweise De-gra dation von Oumlkosystemen Hierzulande tragen zum Beispiel auch der Wunsch nach dem eigenen Haus im Gruumlnen und der Bau von Firmengebaumluden raquoauf der gruumlnen Wieselaquo zur Flaumlchenversiegelung und Fragmen tierung der Lebensraumlume bei Tagtaumlglich werden in Deutschland 77 Hektar unbebautes Land in bebaute Flaumlche umge-wandelt (Statistisches Bundesamt 2012)

INFOBOX 4

Bewertung von NaturUm die erkannte Bedeutung der Natur in Entscheidungen zu integrieren ist das Aufzeigen des Wertes der Natur ein wichtiger Zwischenschritt Doch Aufzeigen von Werten bedeutet nicht automatisch der Natur ein Preisschild oder einen Eurobetrag zuzuordnen Eine Monetarisieshyrung ist nur in bestimmten Faumlllen sinnvoll denn sie suggeriert Aus-tauschbarkeit und unterschlaumlgt damit das Risiko eventueller irreversi-bler Folgen des Verlustes der biologischen Vielfalt Eine Inwert shy setzung kann vielfaumlltig erfolgen eine stufenweise Risikoeinschaumltzung eine Zonierung der bewirtschafteten Flaumlche oder die Einhaltung selbst-auferlegter Grundsaumltze und Richtlinien Sie alle koumlnnen den Wert eines Oumlkosystems und seiner Vielfalt widerspiegeln

Unter Umstaumlnden und unter Beachtung der lokalen Besonderheiten kann eine Bepreisung sinnvoll sein und beispielsweise die Knappheit einer Ressource oder Oumlkosystemleistung abbilden Beispiele hierfuumlr lie-fert unter anderem die Publikation raquoWater valuation ndash Building the business caselaquo des World Business Council for Sustainable Development (WBCSD 2012) Anwendung findet eine Monetarisierung dabei im Rah-men von Maszlignahmen zur Steigerung der effizienten Wassernutzung der Wasserverteilung und der Bewertung von Ausgleichs- und Kompen-sationsmaszlignahmen (weitere Informationen finden sich unter wwwwbcsdorgPagesEDocumentEDocumentDetailsaspxID=15099) Gleichzeitig sollte das Verstaumlndnis geschaumlrft werden dass ein solcher monetaumlrer Wert der Natur nur einen kleinen Ausschnitt betrifft und viele andere Werte meist nicht beruumlcksichtigt werden

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 16

Wenn die Ausbeutung natuumlrlicher Ressourcen uumlber die Regenera-tionsfaumlhigkeit der Oumlkosysteme hinausgeht verschlechtern sich die Leistungen dieser Oumlkosysteme nachhaltig So trafen beispielsweise die Konsequenzen der Uumlberfischung des Kabeljaus in den 1990er Jahren nicht nur die Konsumenten sondern auch die wirtschaften-den Fischer die ihre Einkommensgrundlage verloren Doch was hat dies mit in Deutschland ansaumlssigen Unternehmen zu tun Durch die

LegendeGefaumlhrdung durch Nachfrage ausDeutschland fuumlr mindestens

1 bis 5 bedroht(e) Art(en)

6 bis 10 bedroht Arten

mehr als 10 bedroht Arten

keine Angaben

ABBILDUNG 5 Bedrohte Arten in der Lieferkette Die blauen Flaumlchen kennzeichnen die Anzahl gefaumlhr deter Tierarten in dem jeweiligen Land die durch Nach frage aus beziehungsweise Handel mit Deutschland bedroht werden So verschaumlrft der Handel mit Pro dukten aus Madagaskar die Situation von 18 dort bereits jetzt bedrohten Tierarten(Grafik PwC in Anlehnung an Lenzen u a 2012)

INFOBOX 5

Gefaumlhrdung bedrohter Arten in der LieferketteDer Zusammenhang zwischen Ressourcennutzung und hierdurch indu-zierten Habitatveraumlnderungen kann besonders anschaulich uumlber die globalen Lieferketten aufgezeigt werden Deutschland ndash mit Industrie und Einzelhandel ndash ist zu einem bedeutenden Teil von der Ressourcen-nutzung im Ausland abhaumlngig Den Oumlkosystemen im Ausland setzen nicht nur die dort fuumlr den deutschen Markt entnommenen Rohstoffe und Guumlter zu Es sind auch veraltete Produktionsprozesse Emissionen und anfallende Abfaumllle die meist aufgrund niedriger gesetzlicher Stan-dards zum Verlust der biologischen Vielfalt beitragen

Abbildung 5 illustriert durch Farbabstufungen die Gefaumlhrdung bedroh-ter Arten im Ursprungsland durch vorgelagerte Produktions- und Lie-ferketten deutscher Unternehmen Mit derartigen Analysen ruumlckt das Thema auch in den Fokus von Unternehmen die auf den ersten Blick kaum betroffen sind

17BIODIVERSITAumlTUNDOumlKOSYSTEMLEISTUNGENndashERWEITERUNGDERUNTERNEHMERISCHENSICHT

Globalisierung der Geschaumlftsbeziehungen umspannen unsere (Vor-) Lieferketten die Welt beeinflussen in den jeweiligen Laumlndern den Verbrauch an Ressourcen und nehmen somit in unterschiedlicher Weise Einfluss auf die Oumlkosystemleistungen

Nicht nur die Entnahme von Ressourcen auch die Einleitung von Schadstoffen macht der Natur zu schaffen Denn die Verschmut-zung der Oumlkosysteme ndash sei es die Einleitung von kontaminiertem Abwasser diffuser Duumlngemitteleintrag oder die Belastung von Gewaumlssern mit Muumlll und Schwermetallen ndash geht haumlufig uumlber die Grenzen ihrer Belastbarkeit hinaus Oumlkosysteme fungieren dann nur noch eingeschraumlnkt als Filter Puffer oder Regulator Haumlufig vermin-dert sich auch ihre Leistung als Ort der Erholung

Ein Stressfaktor der insbesondere in einer global vernetzten Waren- und Wertschoumlpfungswelt an Bedeutung gewinnt sind die Folgen der Ver breitung Gebietsfremder Arten Diese werden beispiels-weise durch internationalen Schiffsverkehr eingefuumlhrt (zum Beispiel

INFOBOX 6

Gesundheitskosten der AmbrosieDie Pollen der sich in Deutschland ausbreitenden Beifuszlig-Ambrosie koumlnnen bedeutsame allergische Atemwegserkrankungen ausloumlsen Die Gesamtkosten fuumlr die Behandlung der Pollenallergiker in Deutschland liegen bei mindestens 23 Milliarden Euro pro Jahr Durch die zuneh-mende Verbreitung der Ambrosie ist ein weiterer Kostenanstieg zu erwarten der auf etwa 200 Million Euro pro Jahr geschaumltz wird (Born u a 2012)

ABBILDUNG 6(Foto Klaus-Dieter Sonntag fotoplusdesignde UFZ)

INFOBOX 7

Hohe Kosten durch gebietsfremde Arten Das AKW Leibstadt an der deutsch-schweizerischen Grenze wendet

jaumlhrlich etwa 42000 Euro fuumlr die Beseitigung der asiatischen Koumlrb-chenmuscheln in der Kuumlhlwasserzufuhr auf (Der Bund 2009)

In Europa belaufen sich die Ausgaben fuumlr die Vermeidung und Besei-tigung der Folgen gebietsfremder Arten auf jaumlhrlich 12 Milliarden Euro (Europaumlische Kommission 2009)

Jaumlhrliche Verluste durch Missmanagement oder die zufaumlllige Einfuumlh-rung von Schaumldlingen in die USA UK Australien Suumldafrika Indien und Brasilien 100 Milliarden US-Dollar (SCBD 2009)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 18

Ballastwasser bei Leerfahrten) oder sind als ehemalige Zierpflanzen in unsere Breiten gekommen Gebietsfremde Arten stoumlren Oumlkosys-teme da sie hier meist keine Feinde haben und sich dadurch unge-stoumlrt verbreiten koumlnnen Die hierdurch auftretenden gesund heit-lichen Schaumlden und die Folgekosten fuumlr die Wirtschaft sind erheblich

Nicht zuletzt sehen sich Oumlkosysteme auch dem Klimawandel aus-gesetzt Er ist fuumlr eine beschleunigte Dynamik von Wandlungspro-zessen wie zum Beispiel Wuumlstenbildung oder das Auftreten von Extremereignissen verantwortlich Klimawandel und Zustand der Oumlkosysteme bedingen einander wechselseitig Waumlhrend intakte Oumlkosysteme eine Anpassung an den Klimawandel darstellen und helfen negative Folgen zu vermindern sind die biologische Viel falt und Oumlkosys teme jedoch zugleich auch durch den Klimawandel gefaumlhrdet

Die genannten Ursachen fuumlr die Verschlechterung der Oumlkosysteme und den Verlust an biologischer Vielfalt sind Basis fuumlr die vielfaumlltige ndash und teils sehr individuelle ndash Betroffenheit von Unternehmen Sie sind dem aber nicht alternativlos ausgesetzt Unternehmen koumlnnen durch

nehmen Einfluss auf

stiften Nutzen fuumlr

wirken auf

ist Basis fuumlr

Oumlkosystemleistungen

Basi

slei

stun

gen

Versorgungsleistungen (zB Holz Wasser Getreide)

Kulturelle Leistungen(zB Erholung Tourismus)

Regulierungsleistungen (zB Klimaregulierung)

Naumlhrstoff-kreislauf

Photosyn-these

Oumlkosystemez B Gewaumlsser Waumllder

Agrarlandschaften WattenmeerBi

odiv

ersi

taumlt

Genetische Vielfalt

Arten- vielfalt

Vielfalt der Oumlkosysteme

Naturkapital

Uumlbernutzung

Verschmutzung

Verbreitung gebietsfremder Arten

Landnutzungsaumlnderungen

Klimawandel

Gesellschaft Unternehmen

ABBILDUNG 7 Zusammen- hang zwischen Oumlkosystemen und Unternehmen Biologische Viel - falt und Oumlkosysteme sind als Naturkapital Ursprung von Oumlkosystemleist ungen der Nutzen stiftenden Divi dende die den Unternehmen zuflieszligt Gleichzeitig nehmen Unternehmen Einfluss auf Oumlko systeme und biologische Vielfalt und wirken so auf das Naturkapital (Grafik PwC)

19

ihre Art des Wirtschaftens diese Entwicklungen unterstuumltzen aber diesen ndash durch ein Umdenken hin zu effektiven und nachhaltigen Geschaumlftsprozessen ndash auch entgegenwirken

Die Grafik in Abbildung 7 macht deutlich dass die Herausforderung darin liegt unternehmerische Taumltigkeiten mit dem Wirken und dem Fortbestand von biologischer Vielfalt und Oumlkosystemen in Einklang zu bringen Um die Natur fuumlr das menschliche Wohlergehen erhalten zu koumlnnen unternimmt die Politik zahlreiche Anstrengungen Doch entscheidend wird sein dass sich Wirtschaft und Gesellschaft ihrer Betroffenheit bewusst werden ihre Verantwortung erkennen und Handlungsoptionen wahrnehmen Dazu hilft es die oumlkonomischen Dimensionen von Oumlkosystemleistungen besser zu verstehen

BIODIVERSITAumlTUNDOumlKOSYSTEMLEISTUNGENndashERWEITERUNGDERUNTERNEHMERISCHENSICHT

2 WARUM DIE WIRTSCHAFT GEFRAGT IST ndash TREIBER CHANCEN UND RISIKEN

BEI DER GEWINNUNG VON TRINKWASSER UND DER REINIGUNG VON ABWASSER MACHEN WIR UNS NATUumlRLICHE PROZESSE ZUNUTZE UND SIND DEM SCHUTZ DER BIOLOGISCHEN VIELFALT DESHALB BESONDERS VERPFLICHTET

MICHEL CUNNAC VORSITZENDER

DER GESCHAumlFTS FUumlHRUNG VEOLIA

WASSER GMBH

Die Wechselwirkungen zwischen Biodiversitaumlt Oumlkosystemen und Unternehmen geben uns zahlreiche Hinweise darauf warum

Naturkapital fuumlr Unternehmen bedeutsam ist In diesem Kapi- tel sollen die wesentlichen Treiber vorgestellt werden die Unterneh-men dazu bewegt haben einen Beitrag zum Schutz von Natur und Oumlko systemen zu leisten Mit Blick auf die Umwelt sind viele Unter-nehmensentscheidungen vom Ziel gepraumlgt Risiken fuumlr das Unter-nehmen zu minimieren ndash wie zum Beispiel im Hinblick auf die Ver -fuumlgbarkeit von natuumlrlichen Ressourcen oder dem Zugang zu Wasser Hinter dieser Risikoabwaumlgung bleiben neue Geschaumlftsfelder oder Inno vationen manchmal zuruumlck Aber Mehr und mehr Unternehmen erkennen in den Themen Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistunshygen mittlerweile auch Chancen wie durch die Praxisbeispiele in die-sem und den folgenden Kapiteln deutlich wird

TREIBER UND CHANCEN FUumlR UNTERNEHMERISCHES HANDELNDie in Kapitel 1 genannten Ursachen fuumlr den Verlust an Artenvielshyfalt und intakten Oumlkosystemen lassen erahnen dass Unternehmen auf verschiedenste Weise mit Biodiversitaumlt und Oumlkosystemen in Beruumlh-rung kommen Einerseits sind Unternehmen direkt oder indirekt von

21WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

intakten Oumlkosystemen abhaumlngig Andererseits haben Unternehmen insbesondere des Primaumlrsektors einen starken Einfluss auf OumlkosystemeFuumlr die unternehmerische Auseinandersetzung mit dem Thema Natur-kapital und Oumlkosystemleistungen lassen sich fuumlnf maszliggebliche Trei-ber feststellen Regulierung Rechtsrahmen internationale Regelungen Zugang zu und nachhaltige Nutzung von natuumlrlichen Ressourcen Kunden beziehungsweise Marktnachfrage Innovationen sowie Verantwortung und Reputation

RegulierungDa Knappheit insbesondere die von oumlffentlichen Guumltern wie saubere Luft reines Wasser und unberuumlhrte Landschaft nur begrenzt von Maumlrk-ten abgebildet wird ist die staatliche Regulierung eine wirksame Maszlig-nahme zum maszligvollen schonenden Umgang mit unserem Natur ka-pital Regulierung erfolgt in Deutschland in erster Linie uumlber nationales und europaumlisches Recht welches zum Teil aber auch durch inter na-tionale Uumlbereinkommen beeinflusst oder initiiert wird Die Gesetz - gebung bietet eine Vielzahl von flexiblen Mechanismen stellt jedoch einige Akteure (zum Beispiel aus dem Bereich Abbau von Rohstoffen) vor Zielkonflikte zwischen dem Schutz von biolo gischer Vielfalt einer-seits und der unternehmerischen Taumltigkeit andererseits

Ressourcen und LeistungenZugang zu und nachhaltige Entnahme und Nutzung von natuumlrlichen Ressourcen und Leistungen sind insbesondere fuumlr Unternehmen aus

INFOBOX 8

Gesetzlicher Rahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt in DeutschlandDer Schutz der Natur wird in Deutschland wesentlich durch das Bundes-naturschutzgesetz (BNatSchG) und EU-Naturschutzrecht (Vogelschutz-Richtlinie von 1979 Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie von 1992) gepraumlgt Die

Eingriffsregelung nach sectsect 13 ff BNatSchG regelt die Bewaumlltigung von Eingriffen in Natur und Landschaft (Vermeidung und Kompensation) Neben der Eingriffsregelung ist noch der Artenschutz der Gebietsschutz (zum Beispiel Natura 2000 Nationalparke) und der gesetzliche Biotop-schutz von groszliger Bedeutung Hinzu kommen zahlreiche Regelungen aus anderen Bereichen wie zum Beispiel zum Gewaumlsserschutz Bodenschutz Immissionsschutz oder aus dem Agrarrecht Waldrecht Baurecht Pla-nungsrecht und Energierecht Sie haben zwar zumeist nicht direkt den Schutz der biologischen Vielfalt zum Gegenstand wirken aber indirekt weil sie auf die Ursachen des Verlustes der biologischen Vielfalt abzielen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 22

INFOBOX 9

Praxisbeispiel Labels bei Lebensmitteln Der Lebensmitteleinzelhandel hat auf das gesteigerte Kundenbewusst-sein reagiert und adressiert das Thema raquoErhalt der biologischen Viel-faltlaquo mit Hilfe von Labels (zum Beispiel raquoPRO PLANETlaquo bei REWE und raquoZuruumlck zum Ursprunglaquo bei Hofer in Oumlsterreich) Die Kennzeichnung sowie der Verweis auf die Webseite mit mehr Informationen spricht das Bewusstsein der Kunden in zweierlei Hinsicht an Sie koumlnnen ihren Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt leisten und haben gleich-zeitig die Moumlglichkeit die Herkunft und Herstellung ihres Produkts nachzuvollziehen

der Lebensmittel- Textil- und Holz- Papierindustrie ein Anstoszlig sich intensiv der Sicherung intakter Oumlkosysteme zu widmen Sie sind nicht nur gegenwaumlrtig von den Guumltern und Oumlkosystemleistungen abhaumlngig es ist auch wichtig dass diese dauerhaft als Geschaumlftsgrundlage er-halten bleiben Auch fuumlr Unternehmen mit nur indirekter Abhaumlngig-keit von Oumlkosystemleistungen ndash zum Beispiel durch die Lieferkette ndash ruumlckt dieser Aspekt mehr und mehr in den Fokus

Kunden- und MarktnachfrageDie Nachfrage nach nachhaltigen und naturvertraumlglichen Produkten waumlchst ndash und der Markt reagiert Die Vielzahl an labelaffinen und zah-lungsbereiten Kunden ist Beweis genug Die Gruppe der LOHAS (Life-style of Health and Sustainability) spiegelt dieses Konsumver halten

INFOBOX 10

Praxisbeispiel Gruumlne Direktinvestments in WaumllderDer Schutz der biologischen Vielfalt ist zentraler Bestandteil des Geschaumlftsmodells von ForestFinance Das Unternehmen hat sich Direkt-investments in nachhaltige Forstwirtschaft verschrieben Ertraumlge erwirt-schaftet es mit dem Verkauf von Edelhoumllzern und Emissionszertifi katen ndash schlieszliglich sind die angepflanzten Waumllder Kohlenstoffsenken Damit das Investment ndash das Oumlkosystem ndash nicht gefaumlhrdet ist muss seine natuumlr-l iche Resilienz erhalten bleiben Zudem erwarten Kunden die in raquogruumlne Geldanlagenlaquo investieren auch einen langfristigen Nutzen ihrer Investition

Doch laumlngst nicht alle Anbieter folgen einem solchen strengen Standard Hier sollte genau geschaut werden ob kurzfristige Ertraumlge und langfris-tiger Schutz in einem ausgewogenen Verhaumlltnis stehen

23WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

wider Dabei ist jedoch festzuhalten dass nicht alle Labels ausreichend Orientierung bieten

Zudem ist das Angebot entsprechender Produkte auf Unternehmen weniger Branchen begrenzt und nur selten werden der Schutz der bio-logischen Vielfalt und der Oumlkosystemleistungen derzeit im Business-to-Business-Geschaumlft (B2B) thematisiert

Ein Hindernis fuumlr Unternehmen ist die haumlufig zu geringe Anerkennung durch den Markt fuumlr Aktivitaumlten zugunsten des Umwelt- und Natur-schutzes Viele Unternehmen berichten zudem dass sowohl die schwierige Messbarkeit und Zurechenbarkeit von biologischer Vielfalt und Oumlkosystemleistungen mittels geeigneter Indikatoren wie auch die Kommunika tion nach auszligen zentrale Herausforderungen darstellen

Aber es ergeben sich auch gaumlnzlich neue Maumlrkte ndash beispielsweise im Finanzsektor Bei fachgerechter Umsetzung und Einbindung mehrerer Oumlkosystemleistungen verbinden diese Maumlrkte dabei wirtschaftlichen Erfolg und den Schutz der biologischen Vielfalt So versprechen zum Beispiel Investitionen in nachhaltige Forstwirtschaft gruumlnes Wachs-tum fuumlr Natur und Investoren Derartige Investitionen konzentrieren sich zurzeit auf Mittel- und Lateinamerika

Auch mit Blick auf die Kreditwuumlrdigkeit von Unternehmen sowie auf Versicherungen ist eine steigende Bedeutung des naturgerech ten Wirtschaftens zu verzeichnen Wie die Aktivitaumlten der UNEP Finance Initiative (UNEP FI) unterstreichen beruumlcksichtigt der Finanz dienstleis-tungssektor zunehmend dass Unternehmensaktivitaumlten die die bioshylogische Vielfalt und die Leistungen der Oumlkosysteme nicht belasten zumeist auf lange Sicht profitabler sind und beispielsweise extreme Wetterereignisse besser abfedern koumlnnen Entsprechend sind bei Unter nehmensratings unter den Indikatoren fuumlr das Umweltmanage-ment auch Kriterien fuumlr die raquoBiodiversitaumltsperformancelaquo zu finden

InnovationImmer oumlfter lernen die Forschungs- und Entwicklungsabteilungen der Unternehmen von der Natur und deren effektiven Sys temen und Prozessen die uumlber Jahrmillionen optimiert wurden Sie entwickeln

WALD IST WEIT MEHR ALS HOLZ LIEFERANT ndash ER BIETET NICHT NUR ZAHLREICHE OumlKOSYSTEM LEIS TUNGEN FUumlR MENSCH UND NATUR SONDERN AUCH WIRTSCHAFTshyLICHE CHANCEN DAVON MUumlSSEN JEDOCH ALLE PROFIshyTIEREN ndash SOZIAL UND OumlKOLOGISCH NACHHALTIG ES REICHT NICHT AUS DER NATUR rsaquoEIN PREISSCHILD UMZUHAumlNGENlsaquo

HARRY ASSENMACHER GESCHAumlFTS-

FUumlHRER FOREST -FINANCE SERVICE GMBH

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 24

INFOBOX 11

Praxisbeispiel Prozessoptimierung mit BionikAls international agierendes Unternehmen mit einer langen und kom-plexen Lieferkette stellte sich Tchibo die Frage raquoWie werden unmittelbar umsetzungsrelevante Informationen moumlglichst schnell und handlungs-wirksam einer groszligen heterogenen Zielgruppe zur Kenntnis gebrachtlaquo Mittels Analogiebildung konnte Tchibo in biologischen Wertschoumlpfungs-ketten wie der der Honigbiene Organisationsprinzipien iden tifizieren die dort zur Loumlsung solcher organisatorischen Heraus for derungen bei-tragen Auf Basis dieser Organisationsprinzipien wurden unternehmens-bezogene Handlungsoptionen erarbeitet Diese wurden anschlieszligend zu konkreten Maszlignahmen verdichtet und priorisiert Die vordringlichsten Maszlignahmen wie der Aufbau neuarti ger uumlber greifender Informations-netzwerke werden zurzeit bei Tchibo erprobt

schmutzabweisende Oberflaumlchen feine aber stabile Traumlgerkonstruk-tionen oder verbesserte Prozessablaumlufe Immer haumlufiger werden zu-dem Erkenntnisse uumlber Prinzipien der Natur in die eigene Organisation und Unternehmensprozesse uumlbertragen (Infobox 11)

Verantwortung und ReputationAls weiteren Handlungstreiber geben Unternehmen gesellschaft liche Verantwortung und die damit verknuumlpfte Reputation an Neben sozi-alem Engagement stehen auch immer oumlfter eine intakte Natur und damit die biologische Vielfalt im Vordergrund der Aktivitaumlten Der da-raus resultierende Dialog mit Anwohnern Kunden NGOs und weite-ren Stakeholdern foumlrdert dabei nicht nur das gegenseitige Verstaumlnd-nis sondern zeigt auch Schwerpunkte auf die bisweilen nicht im Fokus der Entscheider liegen (Infobox 12) Gleichzeitig wertet das Enga-gement das Unternehmen auf ndash sowohl fuumlr Kunden als auch fuumlr gegen-waumlrtige und potenzielle Beschaumlftigte Unternehmen erhalten so auszliger-dem die Moumlglichkeit eine wichtiger werdende Mittlerrolle zwischen Naturschutz und Zivilgesellschaft einzunehmen

Allerdings reicht Engagement fuumlr die biologische Vielfalt auszligerhalb des Kerngeschaumlfts nicht aus Sonst kann es schnell als raquoGreen-washinglaquo aufgefasst werden

BIODIVERSITAumlT IST FUumlR TCHIBO VORAUS SETZUNG FUumlR EIN ZUKUNFTSFAumlHIGES GESCHAumlFT DAHER ARBEITEN WIR MIT PARTNERORGANISATIONEN INTENSIV AN DER ERHALTUNG DER ARTENVIELFALT INSBESONDERE AM URSPRUNG UNSERER PRODUKTE

STEFAN DIERKS CATEGORY

LEADER CR PRODUCT amp STRATEGY

TCHIBO GMBH

ABBILDUNG 8 (Foto Susanne Georgi)

25WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

INFOBOX 12

Praxisbeispiel Unternehmen gemeinsam mit NGOs fuumlr den NaturschutzEine vergleichsweise neue Rolle nahm REWE in einem Pilotprojekt ein in dem sie gemeinsam mit der Bodenseestiftung die biologische Vielfalt auf den Plantagen der Obstbauern der Bodenseeregion foumlrderte Die Fronten schienen verhaumlrtet und eine Annaumlherung von Naturschuumltzern auf der einen und Obstbauern auf der anderen Seite erfolgte nur zoumlger-lich REWE agierte erfolgreich als Vermittler und Agent fuumlr den Erhalt der biologischen Vielfalt Es wurde nicht nur das Nahrungsangebot fuumlr Bienen Hummeln und Schmetterlinge waumlhrend der Trachten luumlcke von Juni bis September verbessert sondern auch der Dialog zwischen Obst-bauern und Naturschutzverbaumlnden gefoumlrdert Die Resonanz sowohl von Kunden als auch von Lieferantenseite ist so positiv dass das Projekt fortgefuumlhrt und ausgeweitet wurde (REWE 2010)

Mit allen Treibern sind Chancen und Risiken verbunden Ein Perspekti-venwechsel findet nicht nur hin zu Beruumlcksichtigung von Oumlkosystem-leistungen statt sondern auch von einer bloszligen Risikofokussierung hin zum Erkennen von Moumlglichkeiten fuumlr Differenzierung gegenuumlber Wettbewerbern

BETROFFENHEIT DER SEKTORENVielen Unternehmen faumlllt es schwer biologische Vielfalt und Oumlkosys-temleistungen im Unternehmen zu verorten insbesondere weil die Themen unter unterschiedlichen Perspektiven und Zielen adressiert

INFOBOX 13

Praxisbeispiel Verbindung von Verantwortung und WettbewerbsvorteilenAls Reiseanbieter bietet TUI zahlreiche Reisen in Biodiversitaumlts-Hot-spots an TUI sieht sich in der Verantwortung und engagiert sich seit Mitte der 1990er Jahre fuumlr den Erhalt der biologischen Vielfalt Arten-schutzkampagnen zur Aufklaumlrung der Reisenden (zum Beispiel Souvenir-ratgeber zu geschuumltzten Arten) und Kooperationen mit Wissenschaft und Forschung sind nur ein Auszug ihres vom Global Nature Fund 2012 praumlmierten Engagements fuumlr den Erhalt der biologischen Vielfalt Doch nicht allein die Verantwortung treibt TUI an Viele Reisende kommen gerade wegen eines intakten Oumlkosystems in bestimmte Urlaubsregio-nen Der Erhalt der biologischen Vielfalt wird somit zum Wettbewerbs-vorteil und sichert Naturliebhaber als Kunden

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 26

werden Daher gilt Zuerst Einfluss und Betroffenheit identifizieren ndash sowohl im Hinblick auf Chancen als auch auf Risiken um anschlie-szligend gezielt Maszlignahmen zu ergreifen ndash sei es im Bereich CSR im Einkauf oder anderswo Die unterschiedlich starke Betroffenheit der Unternehmen von den Themen Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistun-gen wird in Abbildung 9 deutlich

GRUumlNDE UND RISIKEN DES NICHTshyHANDELNSDie Vielfalt an bestehenden Umweltanforderungen wie zum Beispiel in den Bereichen Klima und Energie erschwert es Unternehmen haumlu-fig sich mit neuen Herausforderungen auseinanderzusetzen ndash zumal dann wenn ein neues Thema komplex ist und es dafuumlr keine raquoUni-versalloumlsungenlaquo gibt Entgegen den aufgefuumlhrten positiven Beispielen uumlberwiegen dadurch immer wieder Hemmnisse ndash wie Uumlberforderung durch die Komplexitaumlt und Knappheit von Zeit und Ressourcen ndash fuumlr eine vertiefende Auseinandersetzung mit Biodiversitaumlt und Oumlkosys-temleistungen

Ein Perspektivenwechsel hin zu einer Beruumlcksichtigung von biologi-scher Vielfalt durch Unternehmen wird dann gelingen wenn es dafuumlr zum einen eine klare Entscheidung oder Unterstuumltzung durch die Unter nehmensleitung gibt und zum anderen eine einfache Integra tion in bestehende Management- und Steuerungssysteme moumlglich ist

ABBILDUNG 9 Betroffenheit verschiedener Branchen von einer Veraumlnderung der biologischen Vielfalt und Oumlkosystemleistungen Die Tabelle fuumlhrt moumlgliche Chancen und Risiken einer Ruumlcksichtnahme oder Vernachlaumlssigung von bio logischer Vielfalt bei Unterneh-mensaktivitaumlten fuumlr die jeweiligen Sek to ren auf Groszlige Rauten stehen fuumlr starke kleine Rauten fuumlr maumlszligige Zusammenhaumlnge (Grafik PwC)

Primaumlrsektor (z B Landwirtschaft Bergbau)

Sekundaumlrsektor(z B Chemie Technoshylogie Luftfahrt Bau)

Tertiaumlrsektor(z B Konsumguumlter wie Nahrungsmittel Automobile)

Tertiaumlrsektor (z B Finanzdienstshyleistungen wie Banken Versicherungen)

Regulierung (z B Grenzwerte Genehmi-gungen Kompensationen)

Natuumlrliche Ressourcen (zB Zugang zu und Verfuumlgbar-keit von Ressourcen Produkti-vitaumlt von Oumlkosystemen)

Markt (z B Kundenanforderungen (B2B) Nachfrage (B2C) neue Maumlrkte)

Innovation (z B Prozess- und Produkt-innovation)

Reputation (gesellschaftliche Verant-wortung Image)

27WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

Als wesentliches Hindernis fuumlr die Umsetzung von Maszlignahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt sehen Unternehmen nach wie vor auch das Fehlen eines einheitlichen Rahmens fuumlr die Erhebung Mes-sung und Vergleichbarkeit der raquoBiodiversitaumltsperformancelaquo Hinzu kommt dass die Politik bisher zwar viele nationale Ziele zum Schutz der biologischen Vielfalt (Nationale Strategie zur biologischen Viel-falt) formuliert aber speziell fuumlr Unternehmen nur uumlbergeordnete und wenig konkretisierte Ziele gesetzt hat Ohne konkrete Ziele oder eine klare Vorgabe ndash seien es Gesetze Branchenstandards oder inter-nationale Richtlinien ndash werden Maszlignahmen des Umwelt- und Natur-schutzes nur sehr zoumlgerlich umgesetzt

Nicht-Handeln hat jedoch schwerwiegende gesamtgesell schaftliche Folgen So geht der im Rahmen der internationalen TEEB-Studie veroumlffentlichte Bericht raquoThe cost of policy inactionlaquo davon aus dass uns Inaktivitaumlt beim Schutz funktionierender Oumlkosysteme ab dem Jahr 2050 bis zu 7 des globalen Bruttoinlandsproduktes (GDP) kos-tet ndash und das Jahr fuumlr Jahr (Ten Brink und Braat 2008) Dies trifft alle Berei che der Gesellschaft ndash auch Unternehmen Fest steht Wer lang-fristig erfolgreich sein will wird in Zukunft nicht um die Themen Bio-diversitaumlt und Oumlkosystemleistungen herumkommen

ENTWICKLUNGEN UND TRENDS ndash WAS AUF UNTERNEHMEN ZUKOMMT3

DER STAAT SCHUumlTZT AUCH IN VERANTWORTUNG FUumlR DIE KUumlNFshy TIGEN GENERATIONEN DIE NATUumlRLICHEN LEBENSGRUND LAGEN

GRUNDGESETZ DER BUNDES REPUBLIK

DEUTSCHLAND ARTIKEL 20A

BIODIVERSITAumlTSshy UND OumlKOSYSTEMSCHUTZ ndash DEUTSCHER UND INTERNATIONALER HINTERGRUNDNaturschutz spielt seit Beginn des 20 Jahrhunderts in Deutschland traditionell eine wichtige Rolle Bedeutende Oumlkosysteme und Natur-raumlume sind seit langem unter besonderen Schutz gestellt Zahlreiche Gesetze und Regulierungen mit Vorgaben fuumlr Planungen und Entschei-dungen (sowie Grenzwerte) praumlgen die Politik fuumlr den Erhalt der bioshylogischen Vielfalt in Deutschland ( Kapitel 2) Es gibt zwar Fort-schritte in einzelnen Bereichen aber dennoch konnten Bemuumlhungen der Politik auf nationaler europaumlischer und internationaler Ebene den Trend des Verlustes der biologischen Vielfalt bisher nicht stoppen

Gesetzliche Vorgaben ruumlckten den Naturschutz beziehungsweise den Schutz der biologischen Vielfalt primaumlr in die Verantwortung der oumlffent-lichen Hand Zahlreiche Uumlbereinkuumlnfte und Strategien mit Zielen ndash sowohl auf internationaler europaumlischer als auch auf nationaler Ebe-ne ndash unterstreichen die politischen Anstrengungen der vergangenen Jahrzehnte Damit ist auch die Aufforderung an alle gesellschaftlichen Akteure verbunden an der Realisierung dieser Ziele aktiv mitzuwir-ken und ihre Verantwortung wahrzunehmen

Das 2005 veroumlffentlichte Millennium Ecosystem Assessment leitete schlieszliglich einen schrittweisen Perspektivenwechsel ein Natur wurde

29ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

ABBILDUNG 10

INFOBOX 14

Politische Ziele zum Schutz der Biologischen Vielfalt1992 wird die Konvention uumlber die biologische Vielfalt

(CBD) in Rio de Janeiro verabschiedet und von Deutschland ein Jahr spaumlter unter zeichnet Sie stellt die erste internationale Uumlbereinkunft dar in der sowohl Ursachen als auch Ziele zur Bekaumlmpfung des Verlustes von Biodiversitaumlt festgehalten werden

1998 verabschiedet die EU ihre erste Biodiversitaumltsstrategie die von EU-Aktionsplaumlnen aus den Jahren 2001 und 2006 ergaumlnzt wird

2007 beschlieszligt das Bundeskabinett die raquoNationale Strategie zur bio-logischen Vielfaltlaquo zur Umsetzung der CBD

2010 werden im Rahmen der 10 CBD-Vertragsstaatenkonferenz glo-bale Biodiversitaumltsziele fuumlr 2020 verabschiedet (sogenannte Aichi-Ziele)

2011 stellt die EU eine neue Biodiversitaumltsstrategie fuumlr 2020 vor die explizit auch Ziele und Maszlignahmen zum Erhalt von Oumlkosystem-leistungen umfasst (wie Aichi-Ziele)

nicht mehr nur aus sich heraus als schuumltzenswert angesehen son-dern zugleich als Lieferant von Rohstoffen und Leistungen als Abneh-mer von Emissionen und Brauchwasser sowie als Motor der Regional-wirtschaft verstanden

Diese Zusammenhaumlnge und diese oumlkonomischen Argumente fuumlr den Schutz von Oumlkosystemleistungen und der biologischen Vielfalt aufzuzeigen wurde zum Anspruch und zur Herausforderung der inter-nationalen TEEB-Initiative

INFOBOX 15

Die Nationale Strategie zur biologischen VielfaltDie Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt von 2007 formuliert Visi onen Ziele und Maszlignahmen zum Erhalt der biologischen Vielfalt in Deutschland fuumlr viele Themenbereiche (Arten Lebensraumlume diverse Oumlko sys teme Gewaumlsserschutz Land- und Forstwirtschaft Tourismus und naturnahe Erholung bis hin zu Bewusstsein Bildung Forschung Technolo gietransfer und Entwicklungszusammenarbeit) Ihre Umset-zung ist eine groszlige gesamtgesellschaft liche Herausforderung Politik und Verwaltung koumlnnen dies nicht im Alleingang schaffen Akteure in Wirtschaft und Gesellschaft ndash auch Unternehmen ndash sind fuumlr die erfolg-reiche Umsetzung der Strategie gefordert

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 30

ABBILDUNG 11 ndash 15 Die vier TEEB-Berichte und der TEEB-Synthe-sebericht In der abgebildeten Reihenfolge TEEB 2010a TEEB 2011 TEEB 2012a TEEB 2012b TEEB 2010b

INFOBOX 16

Die internationale TEEB-StudieInspiriert durch den Stern Report (2007) zum Klimawandel initiierten 2007 die G8 +5 Umweltminister angestoszligen durch den deutschen Bun-desumweltminister und den EU-Umweltkommissar eine globale Studie zur Oumlkonomie der Oumlkosysteme und der biologischen Vielfalt (The Eco-nomics of Ecosystems and Biodiversity ndash TEEB) Ziel war es die enorme wirtschaft liche Bedeutung der Natur und ihrer Oumlkosystemleistungen aufzuzeigen und Empfehlungen zu geben wie der Verlust der biologi-schen Vielfalt zu stoppen ist

Mehr als 400 Autoren aus Politik Wissenschaft Wirtschaft Nicht- Regierungsorganisationen und der Zivilgesellschaft arbeiteten an TEEB-Berichten fuumlr bestimmte Zielgruppen TEEB fuumlr nationale und interna-tionale Politiker TEEB fuumlr regionale und kommunale Entscheider TEEB fuumlr Unternehmen die Zivilgesellschaft wurde mithilfe einer Medien-kampagne inklusive Webseite Facebook-Profil und Twitter-Account eingebunden zudem gab es einen abschlieszligenden Synthese-Bericht und raquoTEEB Foundationslaquo fuumlr die Wissenschaft

Der Unternehmensbericht TEEB in Business and Enterprise zeigt inwie-fern Unternehmen von den Themen biologische Vielfalt und Oumlko-systemleistungen betroffen sind und unterstreicht mit Beispielen aus aller Welt den Einfluss auf und die Abhaumlngigkeit von Biodiversitaumlt und Oumlko systemleistungen Die Autoren formulieren sieben allgemeine Schritte zum unternehmerischen Umgang mit biologischer Vielfalt Identifizierung von Auswirkungen des Unternehmens auf und Abhaumln-

gigkeiten von Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungen (Biodiversity and Ecosystem Services ndash BES)

Beurteilung der geschaumlftlichen Risiken und Chancen in Zusammen-hang mit diesen Auswirkungen und Abhaumlngigkeiten

Entwicklung von BES-Informationssystemen Festlegung von Zielen Messung und Bewertung der Leistungsbilanz und Bekannt gabe der Ergebnisse

Ergreifung von Maszlignahmen zur Vermeidung Minimierung und Begren-zung von BES-Risiken einschlieszliglich Schadensersatz (raquoAusgleichlaquo) soweit machbar

Ergreifung neuer BES-Geschaumlftschancen Kosteneinsparungen neue Produkte neue Maumlrkte

Integration geschaumlftlicher Strategien und Maszlignahmen zu BES in wei-ter gefasste Initiativen zur Corporate Social Responsibility

Verbesserung der fuumlr BES geltenden Leitlinien und Strategien gemein-sam mit Betroffenen in Behoumlrden in nichtstaatlichen Organisationen und in der Zivilgesellschaft

31

Perspektivenwechsel in der UnternehmensweltViele Unternehmen orientieren sich an Leitbildern Unternehmenswer-ten beziehungsweise ihrer Unternehmensphilosophie und tragen da-mit unternehmerische und oft auch gesellschaftliche Verantwortung

ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

ABBILDUNG 16 Das Logo der raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo - Studie

INFOBOX 18

raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo fuumlhrt die internationale TEEB-Initiative auf nationaler Ebene fort Hauptaufgabe ist die Erarbeitung thematischer Berichte zum Wert und zur oumlkonomischen Bedeutung von biologischer Vielfalt Oumlkosystemleis-tungen und Natur fuumlr Wirtschaft und Gesellschaft in Deutschland Neben der vorliegenden Broschuumlre gehoumlren hierzu unter anderem die Themen Biologische Vielfalt und Klimawandel Oumlkosystemleistungen und Ent-wicklung laumlndlicher Raumlume sowie naturnahe Oumlkosysteme und staumldti-sche Lebensqualitaumlt raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo macht deutlich dass es neben moralisch-ethischen und oumlkologischen auch gewichtige oumlkonomische Gruumlnde gibt Naturkapital zu erhalten

raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo wird in einem offenen Prozess durchgefuumlhrt Zahlreiche Akteure aus Wissenschaft Politik Verwaltung Wirtschaft und Gesellschaft wirken durch Know-how Forschungs-ergebnisse wissenschaftliche Beitraumlge und gute Beispiele zur Bedeu-tung und Inwertsetzung von Oumlkosystemleistungen und biologi-scher Vielfalt an der Erstellung der Berichte mit

INFOBOX 17

TEEB als Startpunkt fuumlr viele weitere InitiativenDie Resonanz die TEEB in Wirtschaft Wissenschaft Medien und Politik erfuhr verhalf zahlreichen Initiativen zu mehr Gehoumlr So erlebten zum Beispiel die UNEP FI (Finanzinitiative des Umweltprogramms der Verein-ten Nationen UNEP) aber auch das langjaumlhrige Engagement der Welt-naturschutzorganisation IUCN in der Privatwirtschaft starken Aufwind Parallel zu TEEB bestehen in Kooperation zwischen Wirtschaft Wissen-schaft und Verbaumlnden praxis- und loumlsungsorientierte Ansaumltze wie der Corporate Ecosystem Services Review des World Resource Institute (WRI 2012) Neben zahlreichen nationalen TEEB-Studien und Initiativen wurde auch eine TEEB for Business Coalition ins Leben gerufen die sich unter anderem zum Ziel gesetzt hat durch ihr Engagement die Einbin-dung von Biodiversitaumlt in das unternehmerische Handeln spuumlrbar und nachhaltig zu befoumlrdern (wwwteebforbusinessorg pdfwriorgcorpo-rate_ecosystem_services_reviewpdf)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 32

Insbesondere im Rahmen ihrer Unternehmensstrategie stellen sie folgende Fragen raquoWas fuumlr ein Unternehmen sind wirlaquo und raquoFuumlr wel-che Werte stehen wir und wofuumlr setzen wir uns einlaquo

Gleiche oder zumindest aumlhnliche Fragen muumlssen Unternehmen auch ihren Anteilseignern und sonstigen internen und externen Anspruchs-gruppen beantworten Dies gilt in einer globalisierten Welt immer mehr auch fuumlr Produktionsstaumltten im Ausland und fuumlr die Beziehungen mit Lieferanten Damit stehen folgende Fragen im Vordergrund raquoWelche Werte moumlchten wir in Zulieferlaumlndern vertretenlaquo raquoWelche Um-weltmaszligstaumlbe setzen wir hier wie dort anlaquo und raquoWas hat dies fuumlr Auswirkungen auf unsere Marke und den Ruf des Unternehmenslaquo

Das Selbstverstaumlndnis einiger Unternehmen geht uumlber die bloszlige Bereit stellung von Guumltern und Dienstleistungen hinaus Sie sehen sich als Teil der Gesellschaft Vertreter ihrer Region und als Agierende in Wechselwirkung mit ihrer Umwelt Idealismus in Bezug auf ihre gesell schaftliche Rolle motiviert diese Entscheider ebenso wie Realis-mus in Bezug auf das Verstaumlndnis oumlkologischer und globaler Zu sam-men haumlnge So kommt es dass sich deutsche Unternehmen in Latein-amerika fuumlr den Erhalt bedrohter Arten engagieren und den Schutz von Regen wald in Afrika foumlrdern

INFOBOX 19

Vision von UnternehmenIn vielfaumlltiger Weise haben Unternehmen die oumlkologischen Herausfor-derungen sowohl als Warnsignale als auch als Chance fuumlr einen Wandel begriffen

Mit seiner Publikation raquoChanging Pacelaquo schreibt der World Business Council for Sustainable Development (WBCSD 2012a) seine Vision 2050 fort und zeigt Wege hin zu einem Wirtschaften auf das 9 Milliarden Menschen versorgt und dabei die oumlkologischen Grenzen unseres Plane-ten nicht uumlberschreitet Weitere Informationen wwwwbcsdorgchan-gingpaceaspx

Corporation 2020 greift aumlhnliche Gedanken auf geht allerdings noch einen Schritt weiter und strebt nach Ausrichtung des Wirtschaftssystems auf die Grenzen die der Planet setzt Steuerreformen klare Regeln fuumlr die Aufnahme von Fremdkapital (Stichwort Uumlberschuldung) Transparenz fuumlr den Konsumenten und Offenlegung von Externalitaumlten sind zentrale Punkte der Initiative um den Leiter der internationalen TEEB-Studie Pavan Sukhdev und zahlreiche weitere Persoumlnlichkeiten aus Wirtschaft Wissen-schaft und Politik Weitere Informationen wwwcorp2020com

33ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

Immer mehr deutsche Unternehmen setzen sich mit Fragen rund um die biologische Vielfalt und Oumlkosystemleistungen auseinander und leisten somit Pionierarbeit Die Komplexitaumlt des Themas raquobiologische Vielfaltlaquo und schwierige Operationalisierbarkeit sind dabei nach wie vor massive Huumlrden Und tatsaumlchlich gibt es bis dato noch keine einheitlich anerkannten Quantifizierungsmethoden oder verbindliche Richtlinien die biologische Vielfalt und Oumlkosystemleistungen lassen sich nicht in einem Indikator zusammenfassen Dadurch sind sie fuumlr viele Entscheider in deutschen Unternehmen schlecht greifbar und laumlsst diese vor konkreten Handlungen zuruumlckschrecken

Dennoch nehmen einige Unternehmen diese Herausforderungen an und naumlhern sich mit zunehmender Professionalitaumlt der Integration von Biodiversitaumlt in ihre Managementprozesse Unternehmen sind aktiv beteiligt an der Erstellung von Leitfaumlden ersten Empfehlungen zur Integration der biologischen Vielfalt ins Umweltmanagement oder Ansaumltzen zur verbesserten Quantifizierung der externen Effekte in der unternehmerischen Finanzbuchhaltung Auch die Gruumlndung von Initiativen zu dem Thema wie die deutsche raquoBiodiversity in Good Companylaquo-Initiative die raquoUNEP Finance Initiativelaquo die raquoGlobal Com-pactlaquo- Initiative der UN sowie der raquoeconsense Arbeitskreis zu Biodi-versitaumlt und Oumlkosystemleistungenlaquo zeigen dass dieser Perspektiven-wechsel die Unternehmenswelt mittlerweile erreicht hat

WIE UNTERNEHMEN TAumlTIG WERDEN KOumlNNEN4

DIE ERGEBNISSE DER OumlKOLOGISCHEN GEWINNshy UND VERLUSTRECHNUNG VON PUMA BELEGEN DASS DIE DERZEITIGEN GESCHAumlFTSPRAKTIKEN VON UNTER NEHMEN DRINGEND EINES PARADIGMEN WECHSELS BEDUumlRFEN

JOCHEN ZEITZ EHEMALIGER CEO UND

VERWALTUNGSRATSVORSITZENDER

DER PUMA SE VERWALTUNGSRATS -

MITGLIED PPR

Je nach Unternehmen ist die Herangehensweise und Auseinanderset-zung mit dem Thema Naturkapital sehr unterschiedlich Dieses Kapitel gibt konkrete Ansaumltze und Beispiele wie ein Einstieg und geziel-tes Handeln angegangen werden koumlnnen

TOOLS UND LEITFAumlDEN FUumlR DEN EINSTIEGUm eine moumlglichst praumlzise und damit steuerbare Integration ins unternehmerische Management zu erreichen ist die Entwicklung von Zielen und Maszlignahmen noumltig Ein erster Biodiversitaumlts-Check hilft dabei bereits bestehende Maszlignahmen und Kennzahlen zu identifi-zieren Dabei sollten saumlmtliche unternehmerische Taumltigkeitsfelder von der Strategie und dem Personalwesen uumlber Liegenschaften und Einkauf bis hin zu Produktion und Entsorgung beleuchtet werden Die dann vorliegenden Ergebnisse koumlnnen Startpunkt vertiefender Maszlignahmen sein zum Beispiel erste Ziele oder Analysen eine Aus-dehnung auf andere Geschaumlftsbereiche oder die Entwicklung von Management- und Berichterstattungsstrukturen

Leitfaumlden und Handbuumlcher geben Hilfestellung bei der Integration von biologischer Vielfalt in Unternehmenspro zesse und koumlnnen zu-

gleich Inspiration und Unterstuumltzung fuumlr weitere Planungsprozesse

35WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

sein Durch die Handlungsempfehlungen koumlnnen auf leichte Weise Elemente einbezogen werden die beispielsweise die biologische Vielfalt auf dem Firmengelaumlnde foumlrdern ndash wie Bienenkaumlsten und bewachsene Hauswaumlnde Weitere konkrete Handlungsempfehlungen finden sich unter anderem in dem Bericht raquo Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagementlaquo (Bestaumlndig und Wuczkowski 2012)

BESTEHENDE ANSAumlTZE NUTZEN UND ERWEITERNFolgende Ansaumltze aus dem Unternehmensbereich sind auch zur Inte-gration von Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt gut ge eignet Unternehmerische Verantwortung (Corporate Responsibility)

Berichterstattung (inklusive umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung)

Umweltmanagement Ressourceneffizienz Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten-Management

Investitions- und Planungsprozesse

Unternehmerische Verantwortung (Corporate Responsibility)Viele Aktivitaumlten zum Biodiversitaumlts- und Oumlkosystemleistungs - schutz sind losgeloumlst vom Kerngeschaumlft und unter gesellschaftlichem Enga ge ment und unternehmerischer Verantwortung (Corporate

INFOBOX 20

Biodiversitaumlts-Checks fuumlr UnternehmenBislang werden zwei in deutscher Sprache verfuumlgbare Biodiversitaumlts-Screenings fuumlr Unternehmen haumlufig angewendet Die branchenuumlbergreifenden Checklisten der deutschen raquoBiodiversity

in Good Companylaquo-Initiative basieren auf dem raquoHandbuch Biodiver-sitaumltsmanagementlaquo (Schaltegger u a 2010) und ermoumlglichen eine Selbstevaluation zum aktuellen Stand des unternehmerischen Biodi-versitaumltsmanagements Weitere Informationen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

Der vom Global Nature Fund BAUM e V dokeo und PwC entwi-ckelte Biodiversitaumlts-Check fuumlr Unternehmen vereint Expertise aus Biologie Oumlkologie und Management Er bietet einen ersten auf das Unternehmen zugeschnittenen Uumlberblick uumlber die Reife des Biodiver-sitaumltsmanagements und gibt Empfehlungen fuumlr das weitere Vorge-hen Weitere Informationen wwwbusiness-biodiversityeudefaultaspLang=DEUampMenue=128

ABBILDUNG 17(Foto Andrzej Tokarski fotoliacom)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 36

Respon si bi lity) einzuordnen Vor allem Unternehmenswerte und -philo-sophien koumlnnen Anknuumlpfungspunkte raquovon obenlaquo bieten und zu einer weitergefassten Strategieentwicklung fuumlhren

ABBILDUNG 18(Foto Susanne Georgi)

INFOBOX 21

Praxisbeispiel Pilotprojekt fuumlr Branchenstandards Die oekom GmbH der groumlszligte deutsche Fachverlag fuumlr Oumlkologie und Nachhaltigkeit veroumlffentlicht Sach- und Fachbuumlcher mit Bezug zur bio-logischen Vielfalt und dem Erhalt der Oumlkosysteme Fuumlr seine Publi-kationen verwendet er ausschlieszliglich Recycling- und FSC-zertifiziertes Papier Zudem hat der Verlag das Projekt raquoNachhaltig Publizierenlaquo initi-iert das vom Bundesumweltministerium gefoumlrdert wird In Kooperation mit zwei wissenschaftlichen Instituten und der Frankfurter Buchmesse wurden praxisnahe Kriterien fuumlr die nachhaltige Bucherstellung entwi-ckelt Mit dem Projekt praumlsentiert sich oekom oumlffentlichkeitswirksam als Vorreiter und sensibilisiert die Verlagsbranche fuumlr einen nachhalti-gen Umgang mit der Ressource Papier

37

Gleichzeitig bietet die Kommunikation und Interaktion mit Kunden und Mitarbeitern Moumlglichkeiten fuumlr eine Integration sozusagen als Impulsgeber raquovon untenlaquo Freiwilligenarbeit gemeinsame Baum-pflanzaktionen oder Spenden fuumlr Naturschutzeinrichtungen tragen zum Schutz und zur Wertschaumltzung des Naturkapitals bei Mit Blick auf ihre Mitarbeiter profitieren Unternehmen zudem vom Wohlbe-finden am Arbeitsort erhoumlhter Kommunikationsbereitschaft und staumlrkerer Bindung und Loyalitaumlt gegenuumlber dem Arbeitgeber

Berichterstattung (inklusive umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung)Die in Deutschland und weltweit gebraumluchlichste Richtlinie zur Bericht-erstattung von Nachhaltigkeitsaspekten ndash die Global Reporting Initia-tive (GRI) ndash sieht eine Offenlegung von bis zu fuumlnf biodiversitaumltsbe-zogenen Indikatoren vor Diese waren bislang von eher qualitativer

WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

ABBILDUNG 20 Umweltindika-toren der Global Reporting Initiative Die fuumlnf relevanten Umweltindi - ka toren der Berichterstattungsricht-linie der Global Reporting Initiative (GRI) in der Version 31 Biodiver-sitaumlts bezogene Umweltindikatoren werden mit EN fuumlr Umwelt abgekuumlrzt und beinhalten EN 11 bis EN 15

Kernindikatoren Zusaumltzliche Indikatoren

EN11

Ort und Groumlszlige von Grundstuumlcken in Schutzge-bieten oder angrenzend an Schutzgebiete Ort und Groumlszlige von Grundstuumlcken in Gebieten mit hohem Biodiversitaumltswert auszligerhalb von Schutz-gebieten oder daran angrenzend Zu beruumlcksich-tigen sind Grundstuumlcke die im Eigentum der berichtenden Organisation stehen oder von die-ser gepachtet oder verwaltet werden

EN13 Geschuumltzte oder wiederhergestellte natuumlrliche Lebensraumlume

EN14Strategien laufende Maszlignahmen und Zu-kunftsplaumlne fuumlr das Management der Auswir-kungen auf die Biodiversitaumlt

EN12

Beschreibung der wesentlichen Auswirkungen von Aktivitaumlten Produkten und Dienstleistungen auf die Biodiversitaumlt in Schutzgebieten und in Gebieten mit hohem Biodiversitaumltswert auszliger-halb von Schutzgebieten

EN15

Anzahl der Arten auf der Roten Liste der IUCN und auf nationalen Listen die ihren natuumlrlichen Lebensraum in Gebieten haben die von der Geschaumlftstaumltigkeit der Organisation betroffen sind aufgeteilt nach dem Bedrohungsgrad

ABBILDUNG 19(Foto Piepenbrock)

INFOBOX 22

Praxisbeispiel Mitarbeiter-EngagementDie Piepenbrock Unternehmensgruppe unterhaumllt im brandenbur-gischen Naturpark Stechlin-Ruppiner Land den 2200 Hektar groszligen Forst Rheinshagen Im Rahmen seiner Aktion raquoWachstumlaquo pflanzt das Unternehmen dort gemeinsam mit seinen Kunden fuumlr jeden Neuauf-trag Baumlume Im August 2012 besuchte eine Gruppe von zehn Auszu-bildenden des Unternehmens im Zuge der raquoAzubi-Projekttagelaquo den Piepen brock Forst um die Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens kennenzulernen und selbst aktiv zu unterstuumltzen Ziel war es die Sand-heideflaumlche am Zechower Berg im Naturschutz- und gleichnamigen Fauna-Flora-Habitat-Gebiet Rheinsberger Rhin und Hellberge zu pflegen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 38

IM RAHMEN VON UMWELTSCHUTZ UND RESSOURCENshyEFFIZIENZ KUumlMMERN SICH VIELE UNTER NEHMEN BEREITS HEUTE UM BIODIVERSITAumlT UND ECOSYSTEM SERVICES OHNE DIES JEDOCH EXPLIZIT HERAUS ZUshy STELLEN DER BEWUSSTE EINBEZUG DES OumlKOSYSTEMshy GEDANKENS SOWIE DIE BETRACHTUNG ENTSPRECHENDER CHANCEN UND RISIKEN STELLT EINE WEITER ENT shy WICKLUNG DAR DIE DURCHAUS ALS rsaquoUMWELTVERANTshyWORTUNG 20lsaquo BEZEICHNET WERDEN KANN

MICHAEL SIEMERS CORPORATE

ENVIRONMENT amp RESPONSIBILITY

EVONIK INDUSTRIES AG

Form doch auch hier erfolgt eine regelmaumlszligige Anpassung die zu-kuumlnftig sicherlich auch mit einer Quantifizierung einhergehen wird Damit bleibt die unternehmerische Berichterstattung eng verbunden mit dem Umweltmanagement

Unternehmerische Berichterstattung wird sich aumlndern und zukuumlnftig integrierter sein (Stichwort Integrated Reporting) In dieser Hinsicht ist auch die umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung zu sehen

INFOBOX 23

Praxisbeispiel Umweltbezogene Gewinn- und VerlustrechnungWaumlhrend in der klassischen Gewinn- und Verlustrechnung (GampV) nur finanzielle Kenngroumlszligen wie Anlagevermoumlgen return on investment und Eigenkapitalrendite berichtet werden bleiben die umweltbezogenen Kosten verborgen Diese Externalitaumlten ndash beispielsweise Verschmutzung von Gewaumlssern Zerstoumlrung von Lebensraumlumen oder das Abwaumllzen von Verantwortung beim Klimawandel auf Folgegenerationen ndash sind als Ver-luste anzusehen die nicht durch das Unternehmen sondern von Dritten wie der Allgemeinheit oder der Natur getragen werden Getrieben von CEO Jochen Zeitz hat Puma es sich zur Aufgabe gemacht diese Kosten deutlicher aufzuzeigen und in die GampV einflieszligen zu lassen Solch eine Sichtbarmachung kann beim Einkauf der Fertigung der Produktent-wicklung oder dem Nachhaltigkeitsmanagement helfen bessere Ent-scheidungen zu treffen um so die Externalitaumlten zu minimieren Laut PUMA Environmental Profit amp Loss Account hat das Unternehmen im Jahr 2010 etwa 145 Millionen Euro an Umweltschaumlden durch Treibhaus-gasemissionen Wasserverbrauch Landnutzungsfolgen Luftverschmut-zung und Abfallerzeugung verursacht Davon entfallen nur etwa 6 auf das Kerngeschaumlft mehr als 137 Millionen Euro Umweltschaumlden ent-stehen entlang der Lieferkette Weitere Informationen httpaboutpumacomwp-contentthemesaboutPUMA_themefinancial-reportpdfEPL080212finalpdf

39WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Sie macht deutlich welche Abhaumlngigkeiten und welche Einfluumlsse ein Unternehmen hat und stellt bei der Einbeziehung der Oumlkosystem-leistungen und Integration in die externe Rechnungslegung einen be deut samen Schritt hin zur Beruumlcksichtigung von Naturkapital in Unternehmen dar Eine Offenlegung dieser Art koumlnnte einen Para dig-menwechsel einleiten Wer seine Leistung schon fruumlhzeitig ganzheit-lich misst und berichtet kann in einem sich veraumlndernden Geschaumlfts-

ABBILDUNG 21 (Foto LianeM Fotoliacom)

INFOBOX 24

Biodiversitaumlt in den Umweltmanagementzertifizierungen ISO 14001 und EMASBei EMAS muumlssen und bei ISO 14001 sollten die Auswirkun-gen auf die biologische Vielfalt beruumlcksichtigt werden Bei EMAS wird in Form des raquoFlaumlchenverbrauchslaquo ein direkter Indikator fuumlr den Habitatverlust erhoben ndash eine der Hauptursachen des Biodiver-sitaumltsverlustes Zwar kann der Flaumlchenverbrauch von unterschiedli-cher Qualitaumlt sein ndash die Bebauung einer bereits degradierten Flaumlche ist weniger kritisch als die eines intakten Oumlkosystems ndash dennoch kann dies als erster Startpunkt gewertet werden

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 40

umfeld weiterhin Spitzenleistung liefern Dies betrifft die Felder Risikomanagement Versorgungssicherheit und -produktivitaumlt wie auch Compliance und Stakeholdermanagement

UmweltmanagementEin Umweltmanagement steuert gemaumlszlig den vier Managementschrit-ten Planen Ausfuumlhren Kontrollieren und Optimieren umweltbezo-gene Unternehmenstaumltigkeiten und ermoumlglicht so eine kontinuierli-che Verbesserung der Umweltleistung Dieser Managementzyklus beruumlcksichtigt derzeit nur selten umsetzungsorien tiert die Dimensio-nen Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt

Hier kann eine Erweiterung konkret ansetzen Eine erste Feststellung des Status quo auf Basis bereits existieren der Umweltdaten ndash ergaumlnzt durch Experteneinschaumltzungen ndash ist der Anfang Anschlieszligend koumln-nen spezifische und messbare Ziele gesetzt werden was sich in die bekannten Schritte des Umweltmanagements einbinden laumlsst

RessourceneffizienzRessourceneffizienz gewinnt angesichts steigender Rohstoffpreise und -bedarfe und des groszligen Anteils den Material- und Energie kosten an den Gesamtkosten in vielen Branchen darstellen wirtschaftlich und politisch enorm an Bedeutung Zur Steigerung der Ressourceneffi-zienz liegen aktuell Programme auf nationaler wie europaumlischer Ebene vor es existieren dazu Plattformen und Initiativen Das Thema raquoRes-sourceneffizienzlaquo koumlnnen Unternehmen strategisch integrieren (zum Beispiel in ihrem Umweltmanagement) indem sie die entsprechen-den Einsatzstoffe als Naturkapital raquodeklarierenlaquo und im Ressourcen-management umfassender als bisher beruumlck sichtigen Durch den sparsamen effizienten Einsatz von Ressourcen koumlnnen oftmals Oumlko-systeme geschont werden (zum Beispiel durch ein entsprechendes

INFOBOX 25

Praxisbeispiel Integration von Biodiversitaumlt in das Ressourcen-managementUPM betreibt in Deutschland sieben Papierfabriken und verschreibt sich der nachhaltigen Forstwirtschaft und dem Schutz der Biodiversitaumlt So wird weltweit FSC- und PEFC-zertifiziertes Holz verwendet und in unter nehmenseigenen Waumlldern ein Biodiversitaumltsprogramm umge-setzt Gemeinsam mit der raquoAlliance for Water Stewardshiplaquo fuumlhrt UPM ein Pilotprojekt zum Wassermanagement durch Dies soll den Verbrauch des wasserintensiven Papierherstellungsprozesses senken und die Wie-derverwendung des Wassers erhoumlhen UPM unterstreicht mit seinemEngagement seine Position als raquoBiofore Companylaquo

41WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

INFOBOX 26

Praxisbeispiel Bewertung von Biodiversitaumlt in der Lebensmittel-branche und der LandwirtschaftEinen Schritt weiter als die Oumlkobilanzen geht das Bewertungsverfahren der BASF Mit ihrer Lebenszyklusanalyse AgBalance erfasst sie eine Viel-zahl von Nachhaltigkeitsindikatoren der Lebensmittel- und Landwirt-schaftsbranche Biologische Vielfalt flieszligt mit 8 der 69 Indikatoren in eine Punktebewertung ein so unter anderem Naumlhe zu Schutzgebieten Auskreuzungspotenzial und Oumlkotoxizitaumltspotenzial Auszligerdem werden soziale und oumlkonomische Indikatoren erfasst und somit alle drei Saumlulen der Nachhaltigkeit abgebildet Auch wenn ein Abwaumlgen zwischen unter-schiedlichen Groumlszligen wie Punkten und Euros als Messeinheiten Entschei-der vor Herausforderungen stellt ist dies doch ein wichtiger Schritt hin zur Integration von Biodiversitaumlt in Entscheidungsprozesse

Wassermanagement in Regionen mit Wasserstress) Jedoch ist Res-sourceneffizienz nicht gleichzusetzen mit Biodiversitaumlts- und Oumlko-systemschutz Neben dem sparsamen Umgang mit Ressourcen ist auch die Art der Einsatzstoffe (zum Beispiel Nutzung von nachhaltig erzeugtem Palmoumll) von Bedeutung

Der Zusammenschluss zu Brancheninitiativen ist ein Ansatz um das Thema Ressourceneffizienz ganzheitlicher und passgenauer zu be-trach ten und so die Thematik uumlber den bisherigen Fokus auf Reduzie-rung von Rohstoffverbrauch und Emissionen hinaus zu erweitern

Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten- Management Die Analyse der Wertschoumlpfungskette eines Produktes liefert immer wieder Verbesserungspotenzial und wird deshalb regelmaumlszligig durchge-fuumlhrt Dies bietet gute Ansatzpunkte fuumlr eine Untersuchung und Ver-besserung der Biodiversitaumltsperformance Eine weitere oft genutzte Analysemoumlglichkeit sind Oumlkobilanzen (Life Cycle Assessments)

Oumlkobilanzen bilden den gesamten Stoffkreislauf ab ndash und somit auch die fuumlr Biodiversitaumlt relevante Landnutzung oder Oumlkosystemleis-tungen wie die Bereitstellung von Rohstoffen die Absorption von Produktionsemissionen und die Aufnahme von Abfallprodukten An-gefangen bei eigenen Beschaffungsquellen (zum Beispiel Vertragsan-bauer von Supermaumlrkten oder Handelsmarken) bis hin zu Vorproduk-ten der Liefer an ten ndash entlang der Lieferkette verbergen sich zahlreiche Ursachen fuumlr Bio diversitaumltsverlust Fuumlr Unternehmen die Rohstoffe und Vorpro dukte aus dem Ausland beziehen ist es daher wichtig auf den Einkauf und das Lieferkettenmanagement zu achten Wichtige

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 42

Analyseschritte beinhalten Grenzwerte und Normen (in den Abbau- und Ursprungslaumlndern der Vorprodukte oftmals deutlich niedriger als in Deutschland) oder Screenings zu Wasserknappheit entlang der Lie-ferkette Darauf aufbauend ergibt sich eine detaillierte Bewertung zur Beruumlcksichtigung von Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt bei Liefe ranten

Investitions- und PlanungsprozesseInvestitionen in den Bau neuer Anlagen oder Standorte werden derzeit eher selten unter Biodiversitaumltsaspekten im betrieblichen Umwelt-management erfasst Beim Bau eines Produktionsstandorts auf der raquogruumlnen Wieselaquo spielen vor allem die Eingriffsregelung des Bun-desnaturschutzgesetztes (BNatSchG) sowie das EU-Naturschutz-recht (FFH- und Vogelschutz-Richtlinie) eine wichtige Rolle Diese Regeln erscheinen Unternehmen manchmal wider spruumlchlich ndash gerade mit Blick auf den gewollten Naturschutz Firmenareale werden auf-grund strategischer Entscheidungen zum Beispiel fuumlr den Bau von Anlagen uumlber einen laumlngeren Zeitraum brach liegen gelassen Siedelt sich daraufhin eine geschuumltzte Art auf dieser Flaumlche an koumlnnen Unter-nehmen unter Umstaumlnden nur mit hohen Auflagen dieses Gebiet er-schlieszligen und einen Neu- oder Ausbau realisieren Um solchen Ziel kon-flikten vorzubeugen bieten die zustaumlndigen Natur schutzbehoumlrden an in Dialog zu treten um gangbare Wege und Maszlignahmen auszu loten

Doch Unternehmen koumlnnen auch in Vorleistung gehen Indem zum Beispiel Brachflaumlchen und Naturraumlume belassen sowie die Funktio-nalitaumlt von aquatischen Oumlkosystemen (Gewaumlssern) erhalten werden

INFOBOX 27

Ausgleichsflaumlchen ndash Chancen fuumlr beschleunigte PlanungsprozesseGut zu wissen Laut sect16 BNatSchG kann durch Oumlkosystemschutz ein raquoGuthabenlaquo auf einem Oumlkokonto angespart werden Bei spaumlteren Ein-griffen werden diese Flaumlchen als bereits geleistete Kompensationsmaszlig-nahmen anerkannt Rheinkalk macht sich dieses Instrument zunutze Im sauerlaumlndischen Houmlnnetal dient nur ein Teil des Grundbesitzes dem Kalksteinabbau Weite Teile des Areals hingegen stehen dank nicht-oumlkonomischer Waldnutzung dem Naturschutz temporaumlr zur Verfuumlgung oder werden je nach Management und naturschutzfachlicher Einschaumlt-zung einem Oumlkokonto zugeschrieben das als Kompensationsleistung fuumlr zu erwartende Eingriffe agiert Waumlhrend auf der einen Seite pro-aktiv Arten- und Oumlkosystemschutz ermoumlglicht wird profitiert Rheinkalk von einem beschleunigten Planungsprozess vermiedener Buumlrokratie und somit geringeren Kosten (wwwrheinkalkdepdfVerantwortung_Fuer_Mensch_und_Naturpdf Seite 24)

43WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

koumlnnen etwaige Kompensationsmaszlignahmen im Rahmen der Ein griffs -regelung vermieden werden Zudem koumlnnen Ergebnisse der teils obli-gatorischen Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung (UVP) der Strategischen

INFOBOX 28

Praxisbeispiel ZielkonflikteBiologische Vielfalt spielt in Steinbruumlchen Baggerseen und Kiesgruben eine wichtige Rolle Die Steine- und Erdenindustrie engagiert sich in zahlreichen Projekten zur Foumlrderung der biologischen Vielfalt Neben der Erarbeitung von Biodiversitaumltsindikatoren und einer Biodiversitaumlts-Datenbank zaumlhlen hierzu zahlreiche gemeinsame Projekte mit Umwelt-verbaumlnden

raquoLeider werden der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt in den Abbaustaumltten ausgerechnet durch das Naturschutzrecht selbst eingeschraumlnkt Wer zum Beispiel ein Laichgewaumlsser fuumlr die Gelbbauch-unke auf einem Rohbodenstandort anlegt oder eine Steilwand fuumlr die Uferschwalbe herrichtet der laumluft Gefahr dass die weitere Bewirt-schaftung der Flaumlchen deutlich eingeschraumlnkt wird Der statische An-satz im Naturschutzrecht verhindert damit leider vielerorts die Aus-schoumlpfung von Synergieeffekten von Gesteinsabbau und Naturschutz Die Steine- und Erdenindustrie jedenfalls ist zur Foumlrderung der biolo-gischen Vielfalt bereit und setzt sich auch weiterhin fuumlr praktikable Loumlsungen einlaquo (Diplom-Biologe Thomas Beiszligwenger Hauptgeschaumlfts-fuumlhrer Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

ABBILDUNG 22 (Foto Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

INFOBOX 29

Praxisbeispiel Management von LiegenschaftenFraport die Betreibergesellschaft des Frankfurter Flughafens formuliert in seiner unternehmenseigenen Biodiversitaumltsstrategie Grundsaumltze zur Biodiversitaumlt Darin wird festgehalten dass sich Flugbetrieb und der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt ndash uumlber gesetz liche Anforderungen wie zum Beispiel Eingriffsregelung hinaus ndash vereinbaren lassen So wird unter anderem auf dem Gelaumlnde des Flughafens ein For-schungsprojekt zum Bienen-Monitoring unterstuumltzt das wichtige Infor-mationen uumlber die Schadstoffsituation liefert Gleich zeitig werden im Rhein-Main-Gebiet gezielt Naturschutzvorhaben gefoumlrdert so zum Bei-spiel der Erhalt von raquoAltholzinselnlaquo im Kinzigtal oder die Pflege von Streuobstwiesen im Maintal (wwwfraportdecontentfraport-agdenachhaltigkeitumweltnatur--und-ressourcenschutz0html und verglei-che auch die dort bereitgestellten PDF-Dokumente)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 44

Legende Naumlhe zum Kerngeschaumlft Merkmalsauspraumlgung Geringer Bezug Mittel o Trifft zu x Mittlerer Bezug Stark + Starker Bezug Sehr stark + +

ABBILDUNG 23 Handlungsan-saumltze zur Integration von Biodiversi-taumlt in Unternehmen am Beispiel eines Industrie- und Konsumguumlter-unternehmens (Grafik PwC)

INFOBOX 30

Handlungsansaumltze zur Integration von Biodiversitaumlt in UnternehmenDie vorgestellten sechs Handlungsansaumltze werden hier systematisch zusammengefasst am Beispiel der Indus trie- und Konsumguumlterbranche dargestellt Diese Systematik kann allen Unternehmen als Pruumlfrahmen dienen ihr spezifisches Profil zur Beruumlcksichtigung von biologischer Viel-falt Oumlkosystemen und deren Leistungen (Naturkapital) zu entwickeln

Die Abbildung verdeutlicht die Wirkung der verschiedenen Handlungs-ansaumltze beispielhaft im Hinblick auf die vier Werttreiber Risiken senken Kosten reduzieren Maumlrkte und Kunden erschlieszligen und Reputation steigern

Waumlhrend die farbliche Hinterlegung die Naumlhe zum Kerngeschaumlft andeutet geben die Spalten auf der rechten Seite Informationen uumlber den Beitrag zum Schutz der biologischen Vielfalt sowie zur moumlglichen Umsetzungskomplexitaumlt wieder Es wird deutlich dass es durchaus ein-fache Maszlignahmen gibt die eine Wirkung zeigen

Werttreiber

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Integration von Biodiversitaumltsaspekten in hellip

Beitrag zum Schutz des Natur kapitals

Umsetzungsshy komplexitaumlt

x x x 1) Unternehmerischer Verantwortung (Corporate Responsibility) o + o

x x x 2) Berichterstattung (inkl umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung) o +

x x 3) Umweltmanagement inkl Liegenschafts-management o + +

x x 4) Maszlignahmen zur Steigerung der Ressourcen-effizienz + + + +

x x x 5) Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten-Management + + + +

x x 6) Investitions- und Planungsprozesse + o +

45WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Des Weiteren ist erkennbar dass die Integration von Biodiversitaumlt in Aus-wahl- und Entscheidungsprozesse vor allem im Bereich Ressourceneffi-zienz Lieferketten-Management und Investitions- und Planungsprozesse zu Win-win-Situationen fuumlhren kann Dabei sollte bei der Auswahl der Ansaumltze und Methoden aber immer das Kerngeschaumlft des Unterneh-mens im Vordergrund stehen ndash hier kann ein erster Check die weitere Schwerpunktsetzung unterstuumltzen Auch die Integration ins klassische Umweltmanagement stellt einen Schritt zur Beruumlcksichtigung von Bio-diversitaumlt dar ndash und zwar verbunden mit einem maumlszligigen Aufwand

Umweltpruumlfung (SUP) und der FFH Vertraumlglichkeitspruumlfung (FFH VP) guumlnstiger ausfallen Auflagen der Nachbesserung reduziert dadurch Kosten eingespart und ein reibungsloser Planungs- und Bauprozess beguumlnstigt werden

Abschlieszligend gilt es die Integration von Biodiversitaumlt auch in flankie-renden operationellen Einheiten voranzutreiben Dies betrifft beson-ders Forschung und Entwicklung sowie Kommunikation Dabei sollen die Themen erfolgreich sowohl nach innen als auch nach auszligen also zu Kunden Lieferanten und anderen Interessengruppen kommuni-ziert und in eine entsprechende Berichterstattung integriert werden

AUSBLICK5

WIR KOumlNNEN DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER WIRTSCHAFT NUR ERHALTEN WENN WIR DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER NATUR ERHALTEN DAFUumlR IST EINE VIELFALT AN LEBENSshy RAumlUMEN UND ARTEN VON ENTSCHEIDENDER BEDEUTUNG DEREN SCHUTZ MUSS DESHALB VIEL STAumlRKER IN DEN WERTSCHOumlPFUNGSPROZESSEN BERUumlCKSICHTIGT WERDEN

ALEXANDER BARTELT ABTEILUNGS-

LEITER KLIMASCHUTZ UND NACHHAL -

TIGE PRO DUKTE DER OTTO GROUP

VORSTANDSVORSITZENDER raquoBIODIVER-

SITY IN GOOD COMPANYlaquo- INITIATIVE

Es ist an der Zeit die Aspekte von Naturkapital in das unterneh-merische Handeln zu integrieren Nutzen Sie die vielfaumlltigen Ansatz-punkte die im Rahmen der Broschuumlre aufgezeigt wurden und beginnen Sie Ihre unternehmerischen Aktivitaumlten zu erweitern In Deutsch-land gibt es viele Initiativen und Ansaumltze die einen Einstieg in die The-men Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungen erleich tern Nutzen Sie diese Initiativen fuumlr einen Austausch mit anderen Unter-nehmen und uumlber die dort bereits gemachten Erfahrungen (siehe dazu auch Kapitel 6)

Die Initiative raquoBiodiversity in Good Companylaquo ist ein Zusammen-schluss von Unternehmen die gemeinsam fuumlr den Schutz der

biologischen Vielfalt eintreten Der branchenuumlbergreifenden Initiative gehoumlren kleine mittlere und groszlige Unternehmen an Die Mitglieder der raquoBiodiversity in Good Companylaquo-Initiative unterstuumlt-zen das freiwillige Engagement der Wirtschaft fuumlr den Schutz der biologischen Vielfalt Sie arbeiten an Innovationen und Investitio-nen damit naturvertraumlgliche Technologien Produkte und Dienst-leistungen verstaumlrkt ihren Weg in die Maumlrkte finden Die Initiative

47AUSBLICK

traumlgt dazu bei den Privatsektor in die Verwirklichung der Ziele der Konvention uumlber die biologische Vielfalt und der Nationalen

Strategie zur biologischen Vielfalt staumlrker einzubinden

Auch im Rahmen von econsense ndash einem Zusammenschluss fuumlhren-der global agierender Unternehmen und Organisationen der deut-schen Wirtschaft zu den Themen nachhaltige Entwicklung und Cor-porate Social Responsibility (CSR) ndash wird der Themenbereich im Rahmen der Arbeitsgruppe raquoBiodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungenlaquo begleitet Die Mitgliedsunternehmen setzten sich intensiv mit dem Erhalt und der Entwicklung der biologischen Vielfalt auseinander und nutzen econsense als Plattform zum Austausch und zur Diskus-sion von praktischen Managementinstrumenten

Engagieren Sie sich im Projekt raquoUnternehmen Biologische Vielfalt 2020laquo einer Dialog- und Aktionsplattform des Bundesumweltminis-teriums gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der deutschen Wirtschaft und von Naturschutzverbaumlnden die einen fortlaufenden Austausch erlaubt und konkrete Aktivitaumlten zur Umsetzung der Nati-onalen Strategie zur biologischen Vielfalt auf den Weg bringt Folgende Themenfelder stehen dabei im Fokus Informationen zur biologischen Vielfalt fuumlr Unternehmen Biologische Vielfalt im betrieblichen Umweltmanagement Biologische Vielfalt und Naturschutzrecht Kommunikation von Unternehmen nach auszligen Finanzierung von Naturschutzprojekten Maumlrkte Chancen erkennen und entwickeln Netzwerkbildung

Die kuumlnftige Leistungsfaumlhigkeit der Wirtschaft wird von der Leis-tungsfaumlhigkeit des Naturkapitals abhaumlngen Der Erhalt der Leistungs-faumlhigkeit unseres Naturkapitals erfordert die gebuumlndelten Kraumlfte von Unternehmen Politik und Gesellschaft raquoNatur kapital Deutschland ndash TEEB DElaquo zeigt dass sich dies auch wirtschaftlich lohnt Lassen Sie uns diese Chance gemeinsam wahrnehmen

ABBILDUNG 24 (Foto morrbyte Fotoliacom)

6 WEITERFUumlHRENDE INFORMATIONEN

PROJEKT raquoNATURKAPITAL DEUTSCHLAND ndash TEEB DElaquoDiese Broschuumlre ist Teil des Projekts raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo in dessen Rahmen bis zum Jahr 2015 folgende vier Berichte erscheinen (Arbeitstitel) raquoKlimapolitik und Naturkapital Synergien und Konfliktelaquo raquoOumlkosystemleistungen und Entwicklung laumlndlicher Raumlumelaquo raquoNaturleistungen in der Stadt Gesundheit schuumltzen und

Lebensqualitaumlt erhoumlhenlaquo raquoNaturkapital Deutschland Neue Handlungsoptionen

ergreifen ndash eine Syntheselaquo

Bereits erschienen ist die Broschuumlre raquoDer Wert der Natur fuumlr Wirt-schaft und Gesellschaft ndash Eine Einfuumlhrunglaquo wwwnaturkapital-teebde

Soweit Praxisbeispiele und Statements nicht gesondert gekennzeich-net wurden sind diese speziell fuumlr raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo erstellt worden

Leitfaumlden Handlungsmoumlglichkeiten fuumlr Unternehmen BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012)Biodiversitaumlt im unterneh-

merischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Umfangrei-che aber dennoch leicht zu erfassende und praxisnahe Broschuumlre zu Maszlignahmen rund um den betrieblichen Biodiversitaumltsschutz Mit zahl-reichen Umsetzungstipps und Hinweisen auf weiterfuumlhrende Lite ra-tur und Webseiten

49WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

www2leuphanadeumanagementcsmcontentnamadownloads download_publikationenBestaendig20Wuczkowski_Biodiversitaet 20im20unternehmerischen20Nachhaltigkeitsmanagement_neupdf

HOUDET J (HRSG) (2008 UumlBERARBEITET 2010) Integrating bio-diversity into business strategies The Biodiversity Accountability Framework Sehr umfangreiche Publikation (knapp 400 Seiten) uumlber Bio di versitaumlt und Unternehmen beginnend bei den Grundlagen 23 In dikatoren (Business and Biodiversity Independence Indicators) sind Grundlage fuumlr die Bewertung der Biodiversitaumltsleistung von Unter-nehmen Mit zahlreichen Beispielen Regionaler Fokus Frankreichwwworeeorg_scriptntsp-document-file_downloadphp document_id=1063ampdocument_file_id=1070

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement ndash Ein Leitfaden fuumlr die betriebliche Praxis Umsetzungsorientiertes Handbuch zur Einbindung von Biodiversi-

taumlt in das bestehende (Umwelt)-Management inklusive zahlreicher Vorschlaumlge fuumlr Maszlignahmen und Instrumente sowie Zuordnung zu Handlungsfeldern und Funktionsbereichen httpwwwbmudeN46143

TEEB (2012) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Busi-ness and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York Bericht fuumlr Unternehmen der internationalen TEEB-Studie Ins-pirierende teils generische Heranfuumlhrung an die Bedeutung von Bio-diversitaumlt an Unternehmen mit Beispielen aus aller Welt Excutive summary unter wwwteebweborg

UN GLOBAL COMPACT AND IUCN (2012) A Framework for Corpo rate Action on Biodiversity and Ecosystem Services Uumlberblicksbro schuumlre zu Biodiversitaumlt und Unternehmen Adressierte Themen Treiber Risi-ken amp Chancen Corporate Governance Management (inkl Vermei-dungs-Hierarchie) Stakeholder-Engagement und Berichter stattungwwwunglobalcompactorgdocsissues_docEnvironmentBES_Frameworkpdf

WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD) (2011) Handbuch zur unternehmerischen Bewertung von Oumlkosystemdienstleistungen (CEV) Ein Rahmenwerk zur Erleichterung unternehmerischer Entscheidungsfindung Generisches Hand buch fuumlr die Durchfuumlhrung einer unternehmensinternen Bewertung von Biodiversitaumlt (breites Werteverstaumlndnis) mit Handreichungen zu vor-gelagerten Abwaumlgungen wwweconsensedesitesallfilesWBCSD_Handbuch_CEVpdf

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 50

WORLD RESOURCE INSTITUTE (WRI) (2012) Corporate Ecosystem Services Review ndash Version 20 Handbuch zur systematischen Erfas-sung von biodiversitaumltsbezogenen Risiko- und Handlungsfeldern Schrittweises Vorgehen inkl Vorschlaumlgen fuumlr die Erfassung und Doku-mentation des Prozesses wwwwriorgpublicationcorporate-ecosystem-services-review

Allgemein Oumlkosysteme Biodiversitaumlt und Wirtschaft JESSEL B TSCHIMPKE O UND WALSER M (2009) Produktivkraft

Natur Hamburg Praumlgnante Beispiele fuumlr die Quantifizierung von wirtschaftlich relevanten Nutzungen der Natur in Arbeitsplaumltzen Umsaumltzen oder vermiedenen Kostenwwwnaturkapital-teebdefileadminDownloadsProduktivkraft Naturpdf

MILLENNIUM ECOSYSTEM ASSESSMENT (2005) Ecosystems and Human Well-Being ndash Synthesis Synthese der mehr als 1000 Seiten fassenden wissenschaftlichen Studie uumlber die oumlkologischen und gesell-schaftlichen Zusammenhaumlnge sowie Zustand und Trends des Verlus-tes der biologischen Vielfalt und die Bedeutung der Oumlkosystemleis-tungen fuumlr den Menschenwwwmaweborgdocumentsdocument356aspxpdf

TEEB (2010) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integ-rieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz (Hrsg) Bonn Zusam-menfassung der Ergebnisse der internationalen TEEB Studie Synthese der Berichte fuumlr internationale Politiker lokale und regionale Ent-scheider sowie Unternehmen wwwteebweborg

Kartenmaterial Frageboumlgen und Tools PROTECTEDPLANETNET Weltweite kartengestuumltzte Darstellung von

Schutzgebieten basierend auf den Daten der World Database of Pro-tected Areas (WDPA) und der Weltnaturschutzorganisation (IUCN) wwwprotectedplanetnet

BFNshySCHUTZGEBIETSKARTE Interaktive Karte des Bundesamtes fuumlr Naturschutz mit allen deutschen Schutzgebieten wwwgeodienstebfndeschutzgebiete

CHECKLISTEN DER DEUTSCHEN BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIAshyTIVE Fragenkatalog zur Erstellung einer Selbsteinschaumltzung bezuumlg-lich potenzieller Risiken hinsichtlich Biodiversitaumlt und Oumlkosystem-leistungen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

51WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

INTEGRATED BIODIVERSITY ASSESSMENT TOOL (IBAT) Kostenpflich-tige Anwendung zur Bewertung standortbezogener Biodiversitaumlts-risiken (Fokus Schutzgebiete und Biodiversity Hot Spots) GIS-(Karten)- basiert wwwibatforbusinessorg

Fallbeispiele und Publikationssammlung WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD)

(2012) Biodiversity and ecosystem services ndash scaling up business solutions Company case studies that help achieve global biodiversity targetswwwwbcsdorgPagesEDocumentEDocumentDetailsaspxID=14923ampNoSearchContextKey=true

UNITED NATIONS ENVIRONMENT PROGRAM FINANCE INITIATIVE (UNEP FI) Publikationen zu biodiversitaumltsbezogenen Chancen Risiken und Handlungsoptionen der Finanzbranche wwwunepfiorgpublicationsbiodiversityindexhtml

CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (CBD) BUSINESS PROGRAMM Fallstudien und Publikationen zu Beruumlhrungspunkten und Leuchtturm-projekten zum Erhalt der biologischen Vielfalt wwwcbdintenbusiness

ECOSYSTEM MARKETPLACE Nachrichtenportal von Forest Trends rund um Biodiversitaumlts- Wasser- und CO2-Maumlrkte wwwecosystemmarketplacecom

Strategien auf politischer Ebene NATIONALE STRATEGIE ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT (2007) Deutsch-

lands Strategie zur Umsetzung der Konvention uumlber die biolo gische Vielfalt wwwbmudeN40333

INFORMATIONSPORTAL DES BUNDESAMTES FUumlR NATURSCHUTZ ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT Mit Nachrichten Informationen Veranstal-tungshinweisen und weiterfuumlhrenden Materialien wwwbiologische-vielfaltde

EUshyBIODIVERSITAumlTSSTRATEGIE FUumlR 2020 Diese EU-Strategie enthaumllt Ziele zum Erhalt von Biodiversitaumlt sowie von Oumlkosystemen und deren Leistungen (raquoNaturkapitallaquo) bis 2020httpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversitycomm20062020htm

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 52

GLOBALE BIODIVERSITAumlTSZIELE Der raquoStrategische Plan 2011 ndash 2020laquo des Internationalen Uumlbereinkommens zur biologischen Vielfalt (CBD) enthaumllt auch Ziele zu Oumlkosystemen und deren Leistungen sowie zum Wert der biologischen VielfaltwwwcbdintdocdecisionsCOP-10cop-10-dec-02-enpdf

Initiativen DEUTSCHE BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIATIVE ndash raquoBIODIVERSITY

IN GOOD COMPANYlaquoshy INITIATIVE Zusammenschluss vor allem deut-scher Unternehmen mit dem Ziel die Integration von Biodiversitaumlt in unternehmerische Entscheidungen voranzutreiben wwwbusiness-and-biodiversityde

EUROPAumlISCHE raquoBUSINESS AND BIODIVERSITY CAMPAIGNlaquo Europa-weite Plattform fuumlr Unternehmen mit dem Ziel Ansaumltze fuumlr ein Biodi-versitaumltsmanagement zu entwickeln und umzusetzen wwwbusiness-biodiversityeu

NATURAL CAPITAL DECLARATION Erklaumlrung einzelner Akteure des Finanzsektors Naturkapital in Finanzprodukten und -dienstleistungen zu beruumlcksichtigen wwwnaturalcapitaldeclarationorg

TEEB FOR BUSINESS COALITION Initiative zur Vereinheitlichung der Bilanzierung von Naturkapital im Unternehmen httpteebforbusinessorg

GLOSSAR 53

GLOSSAR

ARTENVIELFALTDiversitaumlt (Vielfalt) biologischer Arten in einem Lebensraum Artenviel-falt ist neben genetischer Vielfalt und Diversitaumlt der Oumlkosysteme ein Teil-aspekt der biologischen Vielfalt

BASISLEISTUNGENGrundlegende Leistungen der Oumlkosysteme wie zum Beispiel Photosyn-these oder Stickstoffbindung von Knoumlllchenbakterien welche die Voraus-setzung fuumlr alle anderen Leistungen der Oumlkosysteme sind

BIODIVERSITAumlT Biologische Vielfalt

BIOLOGISCHE VIELFALT Die Vielfalt des Lebens auf unserer Erde (oder Biodiversitaumlt) ist die Varia-bilitaumlt lebender Organismen und der von ihnen gebildeten oumlkologischen Komplexe Sie umfasst drei Ebenen 1) die Vielfalt an Oumlkosystemen bezie-hungsweise Lebensgemeinschaften Lebensraumlumen und Landschaften 2) die Artenvielfalt und 3) die genetische Vielfalt innerhalb der verschie-denen Arten

EINGRIFFSREGELUNG Instrument des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatschG sectsect 13 ff) das die Bewaumlltigung von Eingriffen in Natur und Landschaft regelt (Vermeidung und Kompensation)

EMAS Betriebliches Umweltmanagementsystem (Eco Management and Audit Scheme) nach der Verordnung (EG) Nr 12212009 uumlber die freiwillige Teil-nahme von Organisationen an einem Gemeinschaftssystem fuumlr Umwelt-management und Umweltbetriebspruumlfung (ABl EG L 342 v 22122009 S 1) Schwerpunkte sind die kontinuierliche Verbesserung der Umwelt-leistung die Umwelterklaumlrung und Umweltrechtskonformitaumlt

GEBIETSFREMDE ARTENAuch invasive Arten oder Neobiota Tier- und Pflanzenarten die durch Einfuhr (beabsichtigt) oder Einschleppung (unbeabsichtigt) in einem fuumlr sie nicht natuumlrlichen Lebensraum leben Einige gebietsfremde Arten ver-breiten sich aufgrund mangelnder Feinde physiologischer Eigenschaften (Wachstumsgeschwindigkeit Wasserbedarf) oder aumlhnlich invasiv und verdraumlngen einheimische Arten In einigen Faumlllen entstehen durch sie erheb liche Nachteile fuumlr Mensch (Gesundheitsbeeintraumlchtigungen wie zum Beispiel Allergien) und Oumlkosysteme (Degradation)

INWERTSETZUNGBuumlndel von Maszlignahmen um den Nutzen von Biodiversitaumlt und Oumlkosys-temleistungen fuumlr die Gesellschaft relevant und erfahrbar werden zu las-sen Dies geschieht durch (oumlkonomische) Bewertung und oder Integra-tion in Marktentscheidungen ndash zum Beispiel in Form von naturorientierten Angeboten Anreizen oder der Schaffung von Maumlrkten fuumlr Biodiversitaumlt ndash sowie in gesellschaftliche und private Entscheidungen

54 DIEUNTERNEHMENSPERSPEKTIVEndashNEUEHERAUSFORDERUNGEN

ISO 14001 Betriebliches Umweltmanagementsystem nach DIN EN ISO 140012004 + AC 2009 (Ausgabe 112009) Schwerpunkt liegt in der Verbesserung des Umweltmanagementsystems

KONVENTION UumlBER DIE BIOLOGISCHE VIELFALT (ENGL CONVENTION ON BIO LOGICAL DIVERSITY ndash CBD)

Uumlbereinkunft von 168 Staaten (Unterzeichner Stand 12122012) uumlber die biologische Vielfalt Darin werden der Verlust der biologischen Vielfalt als Herausforderung anerkannt und Ziele zu ihrer Erhaltung formuliert Diese sind 1) Schutz der biologischen Vielfalt 2) Nachhaltige Nutzung ihrer Bestandteile und 3) Zugangsregelung und gerechter Ausgleich von Vor-teilen welche aus der Nutzung genetischer Ressourcen entstehen

KULTURELLE OumlKOSYSTEMshy LEISTUNGEN

Leistungen von Oumlkosystemen mit Wirkung und Bedeutung fuumlr Erholung aumlsthetisches Empfinden spirituelle Erfahrungen soziale Funktionen kul-turelle Identitaumlt Heimatgefuumlhl Wissen und Erkenntnis

MONETARISISERUNG Beimesssung eines Wertes in Geldeinheiten Die Umweltoumlkonomie hat dazu mehrere Verfahren der Monetarisierung entwickelt

NATURKAPITAL Oumlkonomischer Begriff fuumlr den begrenzten Vorrat an physischen und bio-logischen Ressourcen der Erde und die begrenzte Bereitstellung von Guumltern und Leistungen durch Oumlkosysteme

OumlKOSYSTEM Bezeichnet die Bestandteile eines abgegrenzten Naturraumes (zum Beispiel niedersaumlchsisches Wattenmeer) oder eines bestimmten Natur-raumtyps (zum Beispiel naumlhrstoffarmes Flieszliggewaumlsser) und deren Wech-selwirkungen Der Begriff kann sich auf verschiedene raumlumliche Ebenen (lokal regional) beziehen und umfasst sowohl (halb-)natuumlrliche (zum Bei-spiel ungestoumlrte Hochmoore) und naturnahe (zum Beispiel Kalkmager-rasen) als auch vom Menschen gepraumlgte Oumlkosysteme (zum Beispiel Agrar oumlkosysteme)

OumlKOSYSTEMFUNKTIONEN Umfassen alle physikalischen chemischen und biologischen Prozesse und Wechselwirkungen die in verschiedenen Oumlkosystemen stattfinden

OumlKOSYSTEMLEISTUNGEN Bezeichnen direkte und indirekte Beitraumlge von Oumlkosystemen zum mensch-lichen Wohlergehen das heiszligt Leistungen und Guumlter die dem Menschen einen direkten oder indirekten wirtschaftlichen materiellen gesundheit-lichen oder psychischen Nutzen bringen In Abgrenzung zum Begriff Oumlko-systemfunktion entsteht der Begriff Oumlkosystemleistung aus einer anth-ropozentrischen Perspektive und ist an einen Nutzen des Oumlkosystems fuumlr den Menschen gebunden Der Begriff ist identisch mit den haumlufig verwen-deten Begriffen raquoOumlkosystemdienstleistunglaquo und raquooumlkosystemare Guumlter und Leistungenlaquo und entspricht dem englischen Begriff der raquoecosystem serviceslaquo

55

REGULIERUNGSLEISTUNGENFunktionen von Oumlkosystemen die auf (andere) Elemente und Prozesse von Oumlkosystemen einwirken die (direkten) Nutzen fuumlr den Menschen haben zum Beispiel die Filterwirkung von Bodenschichten auf die Grund-wasserqualitaumlt oder der Beitrag einer Hecke zur Verringerung der Boden-erosion

GLOSSAR

RESILIENZ (VON OumlKOSYSTEMEN)

Resilienz ist die Faumlhigkeit eines Oumlkosystems trotz aumluszligerer Stoumlrungen seine Funktionen und damit seine Oumlkosystemleistungen aufrecht zu erhalten Es wird davon ausgegangen dass die Resilienz stark mit der in dem Oumlko-system vorherrschenden biologischen Vielfalt korreliert

TEEBThe Economics of Ecosystems and Biodiversity Die internationale TEEB-Studie wurde von Deutschland im Rahmen seiner G8-Praumlsidentschaft im Jahr 2007 gemeinsam mit der EU-Kommission initiiert und mithilfe zahlreicher weiterer Institutionen unter der Schirmherrschaft des Um-weltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) durchgefuumlhrt Ziel der TEEB-Studie war es den oumlkonomischen Wert der Leistungen der Natur ein zuschaumltzen die wirtschaftlichen Auswirkungen der Schaumldigung von Oumlkosystemen zu erfassen und ausgehend davon die Kosten eines Nicht-Handelns zu beziffern Leiter der Studie war der indische Oumlkonom Pavan Sukhdev Im Rahmen der Studie wurden verschiedene Berichte veroumlffent-licht Derzeit wird unter Leitung von UNEP ein Nachfolgeprozess organi-siert um die Durchfuumlhrung von nationalen regionalen lokalen und sek-toralen Studien zum Thema anzuregen und zu foumlrdern

VERSORGUNGSLEISTUNGENBezeichnen meist marktfaumlhige Guumlter die von oder mithilfe von Oumlkosyste-men produziert werden (zum Beispiel Nahrung Frischwasser Feuer- und Bauholz) Teilweise ist ein erheblicher Beitrag von (Human-)Kapital und Arbeit notwendig um diese Guumlter zu erstellen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 56

QUELLEN

BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012) Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Centre for Sustainability Management Luumlneburg

BORN W u a (2012) Gesundheitskosten der Beifuszlig-Ambrosie in Deutschland In Umweltmedizin in Forschung und Praxis 17 (2) S 71 ndash 80

DER BUND (2009) Invasive Muscheln verstopfen Leitungen Von Fabio Bergamin Onlineausgabe Zuletzt aktualisiert am 31072009 httpwwwderbundchzeitungenwissenInvasive-Muscheln-verstopfen-Leitungenstory29662360

DEUTSCHER IMKERBUND EV Internetauftritt des Deutschen Imkerbund e V vom 12122012 httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpbienen-und- bestaeubungsleistung und httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpzahlen-die-zaehlen

EUROPAumlISCHE KOMMISSION (2009) Fact Sheet Gebietsfremde invasive Arten httpeceuropaeuenvironmentpubspdffactsheetsInvasive20Alien20SpeciesInvasive_Alien_DEpdf

FAO ndash FOOD AND AGRICULTURE ORGANIZATION OF THE UNITED NATIONS (2010) Global Forest Resource Assessment 2010wwwfaoorgforestryfrafra2010en

GARCIacuteAshyTORRES L u a (2001) Conservation agriculture in Europe Current status and perspectives In Garcia-Torres L Benites J and Martiacutenez-Vilela A (Hrsg) Conservation Agriculture A World-wide Challenge 1st World Congress on Conservation Agriculture Madrid 1 ndash 5 October 2001 Vol I Keynote Contributions XUL Cordoba Spain S 79 ndash 83

IAASTD ndash INTERNATIONAL ASSESSMENT OF AGRICULTURAL KNOWLEDGE SCIENCE AND TECHNOLOGY FOR DEVELOPMENT (2008) Global ReportwwwagassessmentorgreportsIAASTDENAgriculture20at20a20Crossroads_Global20Report20(English)pdf

KREIBICH H MUumlLLER M (2005) Private Vorsorgemaszlignahmen koumlnnen Hochwasserschaumlden reduzieren Schadensprisma Heft 1 2005 httpwwwschadenprismadepdfsp_2005_1_1pdf

57QUELLEN

LENZEN M u a (2012) International trade drives biodiversity threats in developing nations Nature 486109 ndash 112 Doi101038nature11145

PWC ndash PRICEWATERHOUSECOOPERS (2012) PwC Rio+20 Sustain ability pulse poll How do the public and CEO opinions differ on Rio+20 issues

REWE GROUP (2010) Pressemitteilung raquoBodensee-Obstbauern engagieren sich fuumlr Biodiversitaumltlaquo wwwrewe-groupcompressepressemeldungenpressemeldung-detail articlebodensee-obstbauern-engagieren-sich-fuer-biodiversitaet

SCBD ndash SECRETARIAT OF THE CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (2009) business2010 A magazine on business amp bio- diversity June 2009 Volume 4 ndash Issue 1 httpwwwcbdintdocnewslettersnews-biz-2009-06-enpdf

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement Ein Leitfaden fuumlr die betrieb-liche Praxis BerlinwwwbmudeN46143

STATISCHES BUNDESAMT (2012) Nachhaltige Entwicklung in Deutschland Indikatorenbericht 2012 wwwdestatisdeDEPublikationenThematischUmwelt oekonomischeGesamtrechnungenUmweltindikatorenIndikatoren PDF_0230001pdf__blob=publicationFile

STERN N (2007) The Economics of Climate Change The Stern Review Cambridge

TEEB (2009) The Economics of Ecosystems and Biodiversity TEEB for National and International Policy Makers Summary Responding to the Value of Naturewwwteebweborg

TEEB (2010A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity Ecological and Economic Foundations Edited by Pushpam Kumar London and Washington

TEEB (2010B) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integrieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz Bonn

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 58

TEEB (2011) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in National and International Policy Making Edited by Patrick ten Brink London and Washington

TEEB (2012A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Local and Regional Policy and Management Edited by Heidi Wittmer and Haripriya Gundimeda Abingdon and New York

TEEB (2012B) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Business and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York

TEN BRINK P BRAAT L (HRSG) (2008) The Cost of Policy Inaction The case of not meeting the 2010 biodiversity targethttpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversityeconomicspdfcopizip

UNESCAP ndash UNITED NATIONS ECONOMIC AND SOCIAL COMMISSION FOR ASIA AND THE PACIFIC (1999) Keynote Statement of Mr Cengiz Ertuna (UNESCAP) at IDNDR-ESCAP Regional Meeting for Asia Risk Reduction amp Society in the 21st Century Bangkok 23 ndash26 February 1999 httpwwwunescaporgenrdwater_mineraldisasterertuna01htm

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012) Water valuation ndash Building the business case Geneva and Washington

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012A) Changing Pace ndash Public policy options to scale and accelerate business action towards Vision 2050 Geneva and Washington

WRI ndash WORLD RESOURCE INSTITUTE (2012) The Corporate Ecosys-tem Services Review - Guidelines for Identifying Business Risks and Opportunities Arising from Ecosystem Change Version 20 Washington

ZEITZ J PUMA Pressemitteilung vom 16112011 httpaboutpumacompuma-completes-first-environmental-profit-and-loss-account-which-values-impacts-at-e-145-million

  • Die Unternehmensperspektive
  • Impressum
  • Inhaltsverzeichnis
  • Vorworte
  • Biodiversitaumlt und Oumlkoshysystemleistungen ndash Erweiterung der unternehmerischen Sicht
  • Warum die Wirtschaft gefragt ist ndash Treiber Chancen und Risiken
  • Entwicklungen und Trends ndash was auf Unternehmen zukommt
  • Wie Unternehmen taumltig werden koumlnnen
  • Ausblick
  • Weiterfuumlhrende Informationen
  • QUELLEN

INHALTSVERZEICHNIS

Vorworte 6

1 Biodiversitaumlt und Oumlko systemleistungen ndash Erweiterung der unternehmerischen Sicht 10

2 Warum die Wirtschaft gefragt ist ndash Treiber Chancen und Risiken 20

3 Entwicklungen und Trends ndash was auf Unternehmen zukommt 28

4 Wie Unternehmen taumltig werden koumlnnen 34

5 Ausblick 46

6 Weiterfuumlhrende Informationen 48

Glossar 53

Quellen 56

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 6

Die internationale TEEB-Studie raquoThe Economics of Ecosystems and Biodiversitylaquo hat gezeigt dass Leistungen der Natur nicht ausrei-chend in unternehmerischen Entscheidungen beruumlcksichtigt werden Gleichzeitig wurde deutlich Der Schutz und die nachhaltige Nutzung der Natur lohnen sich ndash volkswirtschaftlich aber auch betriebswirt-schaftlich Der TEEB-Bericht fuumlr Unternehmen hat dabei auch auf die Risiken und Chancen hingewiesen die sich aus dem Verlust der biolo-gischen Vielfalt und dem Verlust von Oumlkosystemleistungen fuumlr Unter-nehmen ergeben

raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo ist das deutsche Nachfolgevor-haben der internationalen TEEB-Initiative Das uumlbergeord nete Ziel des Vorhabens besteht darin die gesellschaftliche Bedeutung und den Wert von Natur und der mit ihr verbundenen Oumlkosystemleistungen fuumlr Deutschland sichtbar zu machen raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo flankiert dabei die national und international stark zuneh-menden Aktivitaumlten und Initiativen die sich mit Unternehmen und biologischer Vielfalt befassen

Oumlkonomisch betrachtet stellt die Natur einen Kapitalbestand dar deren Leistungen der Gesellschaft als raquoDividendenlaquo zugutekommen Dies wird haumlufig uumlbersehen wenn der Blick von Unternehmen vorran-gig auf Sach- und Humankapital gerichtet wird Fuumlr den langfristigen Erfolg von Unternehmen ist die dauerhafte und gute Verfuumlgbarkeit von Vorprodukten und Leistungen ndash auch denen der Natur ndash zentral Um dies sicherstellen zu koumlnnen ist es essenziell dass in die Erhal-tung von Naturkapital investiert wird Dazu zaumlhlt auch auf welche Art und Weise natuumlrliche Ressourcen gemanagt und gesichert wer-den Dies betrifft nicht nur den jeweiligen Unternehmensstandort sondern die gesamte Wertschoumlpfungskette von der Ressourcenin-anspruchnahme uumlber die Lieferverflechtungen bis hin zur Leistung fuumlr den Endverbraucher Fragen wie Ressourceneffizienz Umgang mit Ressourcenknappheit Rohstoffsicherung Standort- und Wert-schoumlpfungs-Optimierung oder oumlkologischer Fuszligabdruck sind dabei nur einige Stichworte Aber es ergeben sich auch Moumlglichkeiten fuumlr neue Produkte die Erschlieszligung innovativer Maumlrkte oder neuer Kon-sumentengruppen ndash wie eine sich derzeit entwickelnde raquoGreen Eco-nomylaquo zeigt

Mit der Broschuumlre raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DE Die Unter-nehmensperspektive Auf neue Herausforderungen vorbereitet seinlaquo soll die oumlkonomische Bedeutung von Natur fuumlr die Wirtschaft ins Be-wusstsein geruumlckt werden Die Broschuumlre richtet sich an die gesamte

(Foto Andreacute Kuumlnzelmann)

7

Bandbreite von Unternehmen Sowohl an jene deren Einfluss auf die oder Abhaumlngigkeit von der biologischen Vielfalt und den Leistun-gen der Natur offensichtlich ist aber natuumlrlich auch an Unternehmen deren Bezug zu biologischer Vielfalt und Oumlkosystemen moumlglicher weise nicht auf den ersten Blick sondern erst nach genauerer Betrach tung deutlich wird Die Broschuumlre bietet wertvolle Hinweise und Beispiele um sich mit den unternehmensrelevanten Aspekten der raquoBiodiversi-taumltlaquo zu befassen Daruumlber hinaus werden Ansaumltze auf dem Weg zur Integration in unternehmerische Entscheidungen skizziert

Es ist klar Unternehmen die sich nicht fruumlhzeitig auf die neuen Heraus-forderungen einstellen werden im Wettbewerb ins Hintertreffen gelangen Die raquoRegeln des Spielslaquo aumlndern sich weil Politik Gesell-schaft und Wirtschaft gleichermaszligen die Notwendigkeit erkennen den Wert der Natur und ihrer Leistungen anzuerkennen und in Form veraumlnderter Regulierung Konsumentenverhalten und Angebotsbe-dingungen angemessen zu beruumlcksichtigen Die Integration von Oumlko-systemleistungen kann Unternehmen aber auch helfen ihren Ein-fluss auf gesellschaftliche Wertschoumlpfung und den Verbrauch von Naturkapital zu erfassen in ihre Unternehmensstrategien einzubrin-gen und so proaktiv ihrer Verantwortung im Umgang mit der Natur und ihren Leistungen gerecht zu werden

Ich hoffe dass Sie diese Broschuumlre neugierig macht sich ausgiebiger mit dem Aspekt der biologischen Vielfalt zu befassen Denn eins ist klar ohne die Mitwirkung der Wirtschaft kann das zweite groszlige Umwelt problem neben dem Klimawandel nicht geloumlst werden

PROF DR BERND HANSJUumlRGENS (Studienleiter raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo)

VORWORTE

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 8

Die Natur ist eine wesentliche Grundlage unseres oumlkonomischen Wohlergehens Was uns im Grunde allen klar ist wird in der Wirt-schaft nach wie vor stark verdraumlngt Hier werden oumlkonomische Fakto-ren noch allzu oft getrennt von oumlkologischen Aspekten betrachtet Das mag zwar kurzfristigen Profit bringen fuumlhrt aber langfristig in eine Sackgasse Die internationale TEEB-Studie zeigt auf wie wirt-schaftlich notwendig und sinnvoll es ist den Schutz der Natur als eine Komponente unternehmerischen Handelns zu beruumlcksichtigen

Oumlkologische und soziale Aspekte spielen bei VAUDE schon seit vielen Jahren eine Rolle den Grundstein dafuumlr hat bereits mein Vater Albrecht von Dewitz gelegt Doch erst seit wir eine konsequente Nachhaltig-keitsstrategie verfolgen die alle Unternehmensbereiche einbezieht kommen wir im Ganzen voran Unsere Strategie umfasst zum einen den gesamten Lebenszyklus der VAUDE Produkte zum anderen aber auch alle Entscheidungen am Unternehmensstandort Nachhaltig-keit bedeutet fuumlr uns das Unternehmen in einem oumlkonomischen sozialen und oumlkologischen Gleichgewicht zu fuumlhren

Dieser Weg ist nicht leicht Es geht in erster Linie darum das Bewusst-sein zu schaffen bei den Mitarbeitern aber auch bei den Kunden und Geschaumlftspartnern Die groszlige Herausforderung besteht darin alle Beteiligten fuumlr die Leistungen und Werte der Natur zu sensibilisieren und deutlich zu machen wie diese durch Entscheidungen verletzt aber auch erhalten werden koumlnnen Diese Veraumlnderung in den Koumlpfen ist die Voraussetzung dafuumlr dass die oumlkologische Sichtweise in der Praxis tatsaumlchlich beruumlcksichtigt wird Nach unserer Erfahrung wer-den Entscheidungen oft aus einem Mechanismus heraus gefaumlllt der auf die oumlkonomische Vorteilhaftigkeit ausgerichtet ist Erst wenn man sich Zeit nimmt die Konsequenzen des eigenen Handelns zu betrachten beginnt man Entscheidungen auf der Basis eines groumlszlige-ren Bewusstseinshorizonts zu faumlllen

Die TEEB-Studie bietet eine hervorragende Moumlglichkeit die Natur bewusst in Entscheidungsprozessen zu beruumlcksichtigen Der Wert der Natur wird hier in ein Sprach- und Denkgefuumlge uumlbertragen das Unter-nehmen zugaumlnglich ist Das ist ein groszligartiger Ansatz der das Umwelt-bewusstsein davon losloumlst raquonurlaquo eine Anschauung gruumln orien tierter Menschen zu sein sondern seine gesamtwirtschaftliche Rolle ver-deutlicht

(Foto VAUDE)

9

Ich hoffe dass diese Broschuumlre nicht nur die CSR-Verantwortlichen der Unternehmen erreicht sondern vor allem auch die oberen Ent-scheidungstraumlger Die Erfahrung vieler Unternehmen zeigt dass die CSR-Abteilungen nur einen begrenzten Einfluss auf die strategischen Unternehmensentscheidungen haben

Es ist die Aufgabe jedes Unternehmens sich der Folgen des Handelns auf die Natur bewusst zu sein Wir muumlssen uns alle dafuumlr einsetzen unseren oumlkologischen Fuszligabdruck so gering wie moumlglich zu halten Das ist unsere Verantwortung als Mensch und unsere Verpflichtung gegenuumlber den nachfolgenden Generationen Ziel muss sein eine saubere gesunde und gerechtere Welt zu gestalten

Wenn sich jeder um die Folgen seines unternehmerischen Handelns kuumlmmern wuumlrde waumlren wir schon auf einem sehr guten Weg um dem Klimawandel entgegen zu wirken die Umweltbelastung zu ver-ringern und die biologische Vielfalt zu erhalten

DR ANTJE VON DEWITZ(Geschaumlftsfuumlhrerin VAUDE und Mitglied desProjektbeirats raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo)

VORWORTE

BIODIVERSITAumlT UND OumlKO SYSTEMLEISTUNGEN ndash ERWEITERUNG DER UNTERshyNEHMERISCHEN SICHT

1

WIR KOumlNNEN DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT UNSERES UNTERshyNEHMENS NUR SICHERN WENN WIR DIE LEISTUNGSshyFAumlHIGKEIT DER NATUR ERHALTEN DIE OumlKO SYSTEME ZU SCHUumlTZEN UND IHRE LEBENSWICHTIGEN DIENSTE WERT ZUSCHAumlTZEN IST UNSERE AUFGABE

GUumlNTER DAMME UMWELTBEAUF-

TRAGTER VOLKSWAGEN AG

In Unternehmen vollzieht sich derzeit eine Entwicklung hin zu einer ganzheitlicheren Leistungsbeurteilung und -berichterstattung Diese Veraumlnderung laumlsst sich beispielsweise an der integrierten Bericht-erstattung von Unternehmens- und Nachhaltigkeitskennzahlen oder an der umweltbezogenen Gewinn- und Verlustrechnung festmachen Unternehmen erkennen zunehmend dass Leistung neu definiert wer-den muss und ein langfristiger Unternehmenserfolg nur dann moumlg-lich wird wenn er im Einklang mit den verfuumlgbaren natuumlrlichen Res-sourcen erwirtschaftet wird Es sind Abhaumlngigkeiten und Einfluumlsse gleichermaszligen die dieses enge Wechselspiel von Unternehmen und Natur charakterisieren

Manager und Politiker sprechen nicht mehr nur von Sach- Anlage- und Humankapital Sie sprechen von Naturkapital Investitionen in gruumlne Infrastruktur und Biodiversitaumltsmaumlrkten Die Natur als essenziel-ler Bestandteil des Geschaumlftsbetriebs ruumlckt sukzessive auf die Agenda

Unternehmen gehen innovative Wege um ihre Position am Markt zu staumlrken und sich gleichzeitig fuumlr den Erhalt biologischer Vielfalt einzusetzen Einen wesentlichen Anteil an dieser Annaumlherung hat die

11BIODIVERSITAumlTUNDOumlKOSYSTEMLEISTUNGENndashERWEITERUNGDERUNTERNEHMERISCHENSICHT

INFOBOX 1

Bedeutung von Biodiversitaumlt fuumlr CEOsInteressant ist In einer Untersuchung befragte PwC im Mai 2012 Kon-sumenten und Manager zu den groumlszligten Herausforderungen der kom-menden Dekade Waumlhrend 43 der Konsumenten Biodiversitaumltsverlust als sehr wichtig bewerten (houmlchste Wichtigkeit) teilten nur etwa 12 der unternehmerischen Entscheider diese Position (PwC 2012)

internationale Studie raquoThe Economics of Ecosystems and Biodiver sitylaquo ( TEEB) und deren Ansatz zur Beruumlcksichtigung von Biodiversishytaumlt in Entscheidungen Der TEEB-Ansatz beruht auf drei Schritten die auch Basis fuumlr das nationale Projekt raquoNaturkapital Deutschlandlaquo sind Anerkennen der Vielzahl an Werten der Natur Aufzeigen dieser Werte und Integration dieser in Entscheidungen und Ablaumlufe

Die vorliegende Broschuumlre will Beispiele fuumlr die Beruumlcksichtigung von diesen Werten der Natur und von biologischer Vielfalt in Unterneh-men geben Sie bietet allen interessierten Unternehmensvertretern wertvolle Hinweise und Informationen fuumlr eine erste Auseinander-setzung mit den vielfaumlltigen Facetten der biologischen Vielfalt und

Oumlkosystemleistungen

In diesem einfuumlhrenden Kapitel soll zunaumlchst kurz geklaumlrt werden was sich hinter den Begriffen biologische Vielfalt Oumlkosystemleistungen und Naturkapital verbirgt Kapitel 2 zeigt auf inwiefern Unternehmen von biologischer Vielfalt Oumlkosystemleistungen und deren Verlust betroffen sind und welche Chancen und Risiken hiermit verbunden sein koumlnnen Gesellschaftliche und politische Entwicklungen als auch natio nale und internationale Regularien und Ansaumltze werden kurz in Kapitel 3 skizziert Ein besonderer Fokus wird dabei auf den spezifisch deutschen Kontext gelegt Kapitel 4 bietet einen Uumlberblick uumlber Anknuumlpfungs-punkte und Handlungsansaumltze zur Integra tion von Oumlkosystemleis-tungen und biologischer Vielfalt in unternehmerische Entscheidungen

Detaillierte Hintergrundinformationen finden sich in der einfuumlhren-den Broschuumlre des Projekts raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo mit dem Titel raquoDer Wert der Natur fuumlr Wirtschaft und Gesellschaft ndash Eine Einfuumlhrunglaquo sowie in Kapitel 6 dieser Broschuumlre

WAS MEINT raquoNATURKAPITALlaquo Biologische Vielfalt Oumlkosystemleistungen Naturkapital ndash fuumlr viele noch sperrige oder unklare Begriffe und weniger ein Hinweis auf das komplexe Zusammenspiel zwischen Umwelt und Wirtschaft

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 12

ABBILDUNG 1 (Foto Metronom GmbH)

INFOBOX 2

OumlkosystemleistungenOumlkosystemleistungen lassen sich in verschiedene Typen unterscheiden Am greifbarsten sind die Versorgungsleistungen Sie stellen phy-sische Guumlter dar und schlieszligen unter anderem Holz und landwirtschaft-liche Erzeugnisse wie Obst und Getreide aber auch Fisch Fleisch und Naturerzeugnisse wie Milch und Honig ein

Von Regulierungsleistungen profitieren oft mehrere Akteure gleich zeitig wird deren Nutzen nur indirekt sichtbar Dies verdeutlicht das Beispiel der Hochwasserregulierung einer Aue Durch sie koumlnnen hohe Schaumlden fuumlr eine Region vermieden werden Weitere regulierende Oumlkosystemleistungen sind die Filterfunktion der Boumlden die Bereitstel-lung sauberen Wassers die Klimaregulierung oder der Erosionsschutz

Wer beispielsweise in einem Wald mehr als Holz Erosionsschutz und klimaregulierende Wirkung sieht genieszligt wahrscheinlich gerade die

kulturellen Oumlkosystemleistungen der Natur Erholung (wichtig fuumlr die Tourismusbranche) aber auch spirituelle Anregung werden da-runter zusammengefasst

All dies ist nur durch sogenannte Basisleistungen moumlglich Sie beschreiben natuumlrliche Prozesse wie die Photosynthese den Naumlhrstoff-kreislauf oder die Bodenbildung die Grundvoraussetzungen fuumlr die eben genannten Oumlkosystemleistungen darstellen

Viele Themen auf die Sie auch in dieser Broschuumlre stoszligen finden sich zum Beispiel im betrieblichen Umweltschutz und verschiedenen Ver-ordnungen und Regularien wieder sind somit bei Unternehmen teil-weise bekannt und werden auch bereits in Einzelaspekten umgesetzt Was ist also das Neue

Der Ansatz von raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo geht uumlber die Einzelfallbetrachtung hinaus und moumlchte die Wechselbeziehungen zwischen Unternehmen und Natur als Chance begreifbar machen Dieses Wechselspiel bedeutet auch dass wirtschaftliche und gesell-schaft liche Prozesse auf Dauer nicht losgeloumlst von natuumlrlichen Zu-sammenhaumlngen betrachtet werden koumlnnen

Das Konzept der Oumlkosystemleistungen zeigt dass wir als Individuen und Gemeinschaften als Regionen Staaten und Unternehmen in viel faumlltiger Weise von den Leistungen der Natur profitieren So um-fassen Oumlkosystemleistungen die direkten und indirekten Beitraumlge von Oumlkosystemen zum menschlichen Wohlergehen und auch zur

13BIODIVERSITAumlTUNDOumlKOSYSTEMLEISTUNGENndashERWEITERUNGDERUNTERNEHMERISCHENSICHT

wirtschaftlichen Produktivitaumlt Es wird zwischen physischen Guumltern (Versorgungsleistungen) und regulierenden und kulturellen raquoLeistun-genlaquo unterschieden

Die biologische Vielfalt traumlgt dazu bei dass die Leistungen der Oumlko-systeme nicht abreiszligen ndash und unterstuumltzt somit die Wertschoumlpfung zahlreicher Unternehmen Die Natur ist neben dem Sach- und Human-kapital Grundlage des Wirtschaftens Im oumlkonomischen Sinn kann Natur daher als raquoKapitallaquo aufgefasst werden ihre Leistungen stellen eine raquoDividendelaquo dar Dieses Kapital wird durch verschiedene Nut-zungen und Veraumlnderungen beansprucht Ein vorausschauender Um-gang mit dem Naturkapital ist geboten um ndash wie auch beim Sach- Finanz- und Humankapital ndash den Kapitalstock nicht aufzuzehren

ABBILDUNG 2 Alternative fuumlr die Biogasanlage Die verschiedenen Pflanzen dieser raquoSaatmischunglaquo sind geeignet fuumlr Biogasanlagen und bieten im Gegensatz zum Energie-maisanbau zusaumltzlich Nahrung fuumlr eine hohe Vielfalt an Insekten(Foto Christoph Moning)

INFOBOX 3

Biologische Vielfalt (kurz Biodiversitaumlt) beschreibt die Vielfalt der Lebensraumlume ndash die Oumlkosysteme die Vielfalt der Arten und die genetische Vielfalt innerhalb der Arten

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 14

GRUumlNDE DES VERLUSTES VON BIOLOGISCHER VIELFALT UND OumlKOSYSTEMLEISTUNGENDie deutsche Wirtschaft kann im Bereich des Umweltschutzes groszlige Erfolge vorweisen Dadurch leistet sie auch einen Beitrag fuumlr die Erhal-tung und den Schutz der biologischen Vielfalt und von Oumlkosystem-leistungen Emissionen konnten beispielsweise stark vermindert wer-den Dennoch gibt es weiterhin Handlungsbedarf

ABBILDUNG 4 Biologische Viel- falt Oumlkosystemleistungen und deren oumlkonomische Werte Die angegebenen Werte sind jeweils als beispielhafte Mindestwerte zu verstehen da andere Werte ndash zum Beispiel der Wert der Erholung ndash nicht erfasst sind Quellen befinden sich im Anhang

ABBILDUNG 3 (Foto Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

NATURK APITAL

Biologische Vielfalt Oumlkosystemleistungen (beispielhafte Auswahl)

Ausgewaumlhlte oumlkonomische Werte (beispielhaft)

Vielfalt der OumlkosystemeErholungWasserregulationCO2-Speicher

Wasserruumlckhaltung amp Hochwasserschutz Volkswirtschaftliche Schaumlden des Elbe-

Hochwassers 2002 mehr als 11 Milliarden Euro (Kreibich und Muumlller 2005)

Kosten der 1998 durch Entwaldung verursachten Uumlber-schwemmungen in Bangladesch China Korea Indien und Vietnam 23 Milliarden US-Dollar (UNESCAP 1999)

Bodenerosion Kosten der Bodenerosion in Europa

53 Euro pro Hektar Jahr (Garciacutea-Torres u a 2001)

Artenvielfalt

Nahrung Holz Brennstoffe Inspiration fuumlr DesignBestaumlubung

Bestaumlubungsleistungen 85 der landwirtschaftlichen Ertraumlge im Pflanzen- und

Obstbau haumlngen in Deutschland von der Bestaumlubung durch Honigbienen ab Geschaumltzter Wert 2 Milliarden Euro (Deutscher Imkerbund e V 2012)

Genetische Vielfalt

Medizinische ProdukteResistenz gegenuumlber Krankheiten Anpassungs faumlhigkeit an natuumlrliche und anthropo-gene Veraumlnderungen

Nutzung genetischer Ressourcen 25 ndash 50 des US-amerikanischen Marktes fuumlr Pharma -

zeutika beruhen auf der Nutzung von natuumlrlichen gene- tischen Ressourcen dies entspricht einem Volumen von 640 Milliarden US-Dollar (TEEB 2009)

15BIODIVERSITAumlTUNDOumlKOSYSTEMLEISTUNGENndashERWEITERUNGDERUNTERNEHMERISCHENSICHT

Durch ein rasantes Wirtschaftswachstum und weltweit steigende Bevoumllkerungszahlen erhoumlht sich der Verbrauch an natuumlrlichen Ressour-cen Damit ebenfalls eng verknuumlpft sind die Themen Veraumlnderung Verschmutzung und Uumlbernutzung (Ausbeutung) von Oumlkosystemen sowie Klimawandel All diese Treiber ndash plus die Verbreitung gebiets-fremder Arten ndash sind Ursachen fuumlr den Verlust an biologischer Vielfalt und Oumlkosystemleistungen Im Folgenden werden sie kurz umrissen

Habitatverluste meist durch Landnutzungsaumlnderungen hervorge-rufen sind Hauptursache fuumlr Artenschwund beziehungsweise De-gra dation von Oumlkosystemen Hierzulande tragen zum Beispiel auch der Wunsch nach dem eigenen Haus im Gruumlnen und der Bau von Firmengebaumluden raquoauf der gruumlnen Wieselaquo zur Flaumlchenversiegelung und Fragmen tierung der Lebensraumlume bei Tagtaumlglich werden in Deutschland 77 Hektar unbebautes Land in bebaute Flaumlche umge-wandelt (Statistisches Bundesamt 2012)

INFOBOX 4

Bewertung von NaturUm die erkannte Bedeutung der Natur in Entscheidungen zu integrieren ist das Aufzeigen des Wertes der Natur ein wichtiger Zwischenschritt Doch Aufzeigen von Werten bedeutet nicht automatisch der Natur ein Preisschild oder einen Eurobetrag zuzuordnen Eine Monetarisieshyrung ist nur in bestimmten Faumlllen sinnvoll denn sie suggeriert Aus-tauschbarkeit und unterschlaumlgt damit das Risiko eventueller irreversi-bler Folgen des Verlustes der biologischen Vielfalt Eine Inwert shy setzung kann vielfaumlltig erfolgen eine stufenweise Risikoeinschaumltzung eine Zonierung der bewirtschafteten Flaumlche oder die Einhaltung selbst-auferlegter Grundsaumltze und Richtlinien Sie alle koumlnnen den Wert eines Oumlkosystems und seiner Vielfalt widerspiegeln

Unter Umstaumlnden und unter Beachtung der lokalen Besonderheiten kann eine Bepreisung sinnvoll sein und beispielsweise die Knappheit einer Ressource oder Oumlkosystemleistung abbilden Beispiele hierfuumlr lie-fert unter anderem die Publikation raquoWater valuation ndash Building the business caselaquo des World Business Council for Sustainable Development (WBCSD 2012) Anwendung findet eine Monetarisierung dabei im Rah-men von Maszlignahmen zur Steigerung der effizienten Wassernutzung der Wasserverteilung und der Bewertung von Ausgleichs- und Kompen-sationsmaszlignahmen (weitere Informationen finden sich unter wwwwbcsdorgPagesEDocumentEDocumentDetailsaspxID=15099) Gleichzeitig sollte das Verstaumlndnis geschaumlrft werden dass ein solcher monetaumlrer Wert der Natur nur einen kleinen Ausschnitt betrifft und viele andere Werte meist nicht beruumlcksichtigt werden

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 16

Wenn die Ausbeutung natuumlrlicher Ressourcen uumlber die Regenera-tionsfaumlhigkeit der Oumlkosysteme hinausgeht verschlechtern sich die Leistungen dieser Oumlkosysteme nachhaltig So trafen beispielsweise die Konsequenzen der Uumlberfischung des Kabeljaus in den 1990er Jahren nicht nur die Konsumenten sondern auch die wirtschaften-den Fischer die ihre Einkommensgrundlage verloren Doch was hat dies mit in Deutschland ansaumlssigen Unternehmen zu tun Durch die

LegendeGefaumlhrdung durch Nachfrage ausDeutschland fuumlr mindestens

1 bis 5 bedroht(e) Art(en)

6 bis 10 bedroht Arten

mehr als 10 bedroht Arten

keine Angaben

ABBILDUNG 5 Bedrohte Arten in der Lieferkette Die blauen Flaumlchen kennzeichnen die Anzahl gefaumlhr deter Tierarten in dem jeweiligen Land die durch Nach frage aus beziehungsweise Handel mit Deutschland bedroht werden So verschaumlrft der Handel mit Pro dukten aus Madagaskar die Situation von 18 dort bereits jetzt bedrohten Tierarten(Grafik PwC in Anlehnung an Lenzen u a 2012)

INFOBOX 5

Gefaumlhrdung bedrohter Arten in der LieferketteDer Zusammenhang zwischen Ressourcennutzung und hierdurch indu-zierten Habitatveraumlnderungen kann besonders anschaulich uumlber die globalen Lieferketten aufgezeigt werden Deutschland ndash mit Industrie und Einzelhandel ndash ist zu einem bedeutenden Teil von der Ressourcen-nutzung im Ausland abhaumlngig Den Oumlkosystemen im Ausland setzen nicht nur die dort fuumlr den deutschen Markt entnommenen Rohstoffe und Guumlter zu Es sind auch veraltete Produktionsprozesse Emissionen und anfallende Abfaumllle die meist aufgrund niedriger gesetzlicher Stan-dards zum Verlust der biologischen Vielfalt beitragen

Abbildung 5 illustriert durch Farbabstufungen die Gefaumlhrdung bedroh-ter Arten im Ursprungsland durch vorgelagerte Produktions- und Lie-ferketten deutscher Unternehmen Mit derartigen Analysen ruumlckt das Thema auch in den Fokus von Unternehmen die auf den ersten Blick kaum betroffen sind

17BIODIVERSITAumlTUNDOumlKOSYSTEMLEISTUNGENndashERWEITERUNGDERUNTERNEHMERISCHENSICHT

Globalisierung der Geschaumlftsbeziehungen umspannen unsere (Vor-) Lieferketten die Welt beeinflussen in den jeweiligen Laumlndern den Verbrauch an Ressourcen und nehmen somit in unterschiedlicher Weise Einfluss auf die Oumlkosystemleistungen

Nicht nur die Entnahme von Ressourcen auch die Einleitung von Schadstoffen macht der Natur zu schaffen Denn die Verschmut-zung der Oumlkosysteme ndash sei es die Einleitung von kontaminiertem Abwasser diffuser Duumlngemitteleintrag oder die Belastung von Gewaumlssern mit Muumlll und Schwermetallen ndash geht haumlufig uumlber die Grenzen ihrer Belastbarkeit hinaus Oumlkosysteme fungieren dann nur noch eingeschraumlnkt als Filter Puffer oder Regulator Haumlufig vermin-dert sich auch ihre Leistung als Ort der Erholung

Ein Stressfaktor der insbesondere in einer global vernetzten Waren- und Wertschoumlpfungswelt an Bedeutung gewinnt sind die Folgen der Ver breitung Gebietsfremder Arten Diese werden beispiels-weise durch internationalen Schiffsverkehr eingefuumlhrt (zum Beispiel

INFOBOX 6

Gesundheitskosten der AmbrosieDie Pollen der sich in Deutschland ausbreitenden Beifuszlig-Ambrosie koumlnnen bedeutsame allergische Atemwegserkrankungen ausloumlsen Die Gesamtkosten fuumlr die Behandlung der Pollenallergiker in Deutschland liegen bei mindestens 23 Milliarden Euro pro Jahr Durch die zuneh-mende Verbreitung der Ambrosie ist ein weiterer Kostenanstieg zu erwarten der auf etwa 200 Million Euro pro Jahr geschaumltz wird (Born u a 2012)

ABBILDUNG 6(Foto Klaus-Dieter Sonntag fotoplusdesignde UFZ)

INFOBOX 7

Hohe Kosten durch gebietsfremde Arten Das AKW Leibstadt an der deutsch-schweizerischen Grenze wendet

jaumlhrlich etwa 42000 Euro fuumlr die Beseitigung der asiatischen Koumlrb-chenmuscheln in der Kuumlhlwasserzufuhr auf (Der Bund 2009)

In Europa belaufen sich die Ausgaben fuumlr die Vermeidung und Besei-tigung der Folgen gebietsfremder Arten auf jaumlhrlich 12 Milliarden Euro (Europaumlische Kommission 2009)

Jaumlhrliche Verluste durch Missmanagement oder die zufaumlllige Einfuumlh-rung von Schaumldlingen in die USA UK Australien Suumldafrika Indien und Brasilien 100 Milliarden US-Dollar (SCBD 2009)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 18

Ballastwasser bei Leerfahrten) oder sind als ehemalige Zierpflanzen in unsere Breiten gekommen Gebietsfremde Arten stoumlren Oumlkosys-teme da sie hier meist keine Feinde haben und sich dadurch unge-stoumlrt verbreiten koumlnnen Die hierdurch auftretenden gesund heit-lichen Schaumlden und die Folgekosten fuumlr die Wirtschaft sind erheblich

Nicht zuletzt sehen sich Oumlkosysteme auch dem Klimawandel aus-gesetzt Er ist fuumlr eine beschleunigte Dynamik von Wandlungspro-zessen wie zum Beispiel Wuumlstenbildung oder das Auftreten von Extremereignissen verantwortlich Klimawandel und Zustand der Oumlkosysteme bedingen einander wechselseitig Waumlhrend intakte Oumlkosysteme eine Anpassung an den Klimawandel darstellen und helfen negative Folgen zu vermindern sind die biologische Viel falt und Oumlkosys teme jedoch zugleich auch durch den Klimawandel gefaumlhrdet

Die genannten Ursachen fuumlr die Verschlechterung der Oumlkosysteme und den Verlust an biologischer Vielfalt sind Basis fuumlr die vielfaumlltige ndash und teils sehr individuelle ndash Betroffenheit von Unternehmen Sie sind dem aber nicht alternativlos ausgesetzt Unternehmen koumlnnen durch

nehmen Einfluss auf

stiften Nutzen fuumlr

wirken auf

ist Basis fuumlr

Oumlkosystemleistungen

Basi

slei

stun

gen

Versorgungsleistungen (zB Holz Wasser Getreide)

Kulturelle Leistungen(zB Erholung Tourismus)

Regulierungsleistungen (zB Klimaregulierung)

Naumlhrstoff-kreislauf

Photosyn-these

Oumlkosystemez B Gewaumlsser Waumllder

Agrarlandschaften WattenmeerBi

odiv

ersi

taumlt

Genetische Vielfalt

Arten- vielfalt

Vielfalt der Oumlkosysteme

Naturkapital

Uumlbernutzung

Verschmutzung

Verbreitung gebietsfremder Arten

Landnutzungsaumlnderungen

Klimawandel

Gesellschaft Unternehmen

ABBILDUNG 7 Zusammen- hang zwischen Oumlkosystemen und Unternehmen Biologische Viel - falt und Oumlkosysteme sind als Naturkapital Ursprung von Oumlkosystemleist ungen der Nutzen stiftenden Divi dende die den Unternehmen zuflieszligt Gleichzeitig nehmen Unternehmen Einfluss auf Oumlko systeme und biologische Vielfalt und wirken so auf das Naturkapital (Grafik PwC)

19

ihre Art des Wirtschaftens diese Entwicklungen unterstuumltzen aber diesen ndash durch ein Umdenken hin zu effektiven und nachhaltigen Geschaumlftsprozessen ndash auch entgegenwirken

Die Grafik in Abbildung 7 macht deutlich dass die Herausforderung darin liegt unternehmerische Taumltigkeiten mit dem Wirken und dem Fortbestand von biologischer Vielfalt und Oumlkosystemen in Einklang zu bringen Um die Natur fuumlr das menschliche Wohlergehen erhalten zu koumlnnen unternimmt die Politik zahlreiche Anstrengungen Doch entscheidend wird sein dass sich Wirtschaft und Gesellschaft ihrer Betroffenheit bewusst werden ihre Verantwortung erkennen und Handlungsoptionen wahrnehmen Dazu hilft es die oumlkonomischen Dimensionen von Oumlkosystemleistungen besser zu verstehen

BIODIVERSITAumlTUNDOumlKOSYSTEMLEISTUNGENndashERWEITERUNGDERUNTERNEHMERISCHENSICHT

2 WARUM DIE WIRTSCHAFT GEFRAGT IST ndash TREIBER CHANCEN UND RISIKEN

BEI DER GEWINNUNG VON TRINKWASSER UND DER REINIGUNG VON ABWASSER MACHEN WIR UNS NATUumlRLICHE PROZESSE ZUNUTZE UND SIND DEM SCHUTZ DER BIOLOGISCHEN VIELFALT DESHALB BESONDERS VERPFLICHTET

MICHEL CUNNAC VORSITZENDER

DER GESCHAumlFTS FUumlHRUNG VEOLIA

WASSER GMBH

Die Wechselwirkungen zwischen Biodiversitaumlt Oumlkosystemen und Unternehmen geben uns zahlreiche Hinweise darauf warum

Naturkapital fuumlr Unternehmen bedeutsam ist In diesem Kapi- tel sollen die wesentlichen Treiber vorgestellt werden die Unterneh-men dazu bewegt haben einen Beitrag zum Schutz von Natur und Oumlko systemen zu leisten Mit Blick auf die Umwelt sind viele Unter-nehmensentscheidungen vom Ziel gepraumlgt Risiken fuumlr das Unter-nehmen zu minimieren ndash wie zum Beispiel im Hinblick auf die Ver -fuumlgbarkeit von natuumlrlichen Ressourcen oder dem Zugang zu Wasser Hinter dieser Risikoabwaumlgung bleiben neue Geschaumlftsfelder oder Inno vationen manchmal zuruumlck Aber Mehr und mehr Unternehmen erkennen in den Themen Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistunshygen mittlerweile auch Chancen wie durch die Praxisbeispiele in die-sem und den folgenden Kapiteln deutlich wird

TREIBER UND CHANCEN FUumlR UNTERNEHMERISCHES HANDELNDie in Kapitel 1 genannten Ursachen fuumlr den Verlust an Artenvielshyfalt und intakten Oumlkosystemen lassen erahnen dass Unternehmen auf verschiedenste Weise mit Biodiversitaumlt und Oumlkosystemen in Beruumlh-rung kommen Einerseits sind Unternehmen direkt oder indirekt von

21WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

intakten Oumlkosystemen abhaumlngig Andererseits haben Unternehmen insbesondere des Primaumlrsektors einen starken Einfluss auf OumlkosystemeFuumlr die unternehmerische Auseinandersetzung mit dem Thema Natur-kapital und Oumlkosystemleistungen lassen sich fuumlnf maszliggebliche Trei-ber feststellen Regulierung Rechtsrahmen internationale Regelungen Zugang zu und nachhaltige Nutzung von natuumlrlichen Ressourcen Kunden beziehungsweise Marktnachfrage Innovationen sowie Verantwortung und Reputation

RegulierungDa Knappheit insbesondere die von oumlffentlichen Guumltern wie saubere Luft reines Wasser und unberuumlhrte Landschaft nur begrenzt von Maumlrk-ten abgebildet wird ist die staatliche Regulierung eine wirksame Maszlig-nahme zum maszligvollen schonenden Umgang mit unserem Natur ka-pital Regulierung erfolgt in Deutschland in erster Linie uumlber nationales und europaumlisches Recht welches zum Teil aber auch durch inter na-tionale Uumlbereinkommen beeinflusst oder initiiert wird Die Gesetz - gebung bietet eine Vielzahl von flexiblen Mechanismen stellt jedoch einige Akteure (zum Beispiel aus dem Bereich Abbau von Rohstoffen) vor Zielkonflikte zwischen dem Schutz von biolo gischer Vielfalt einer-seits und der unternehmerischen Taumltigkeit andererseits

Ressourcen und LeistungenZugang zu und nachhaltige Entnahme und Nutzung von natuumlrlichen Ressourcen und Leistungen sind insbesondere fuumlr Unternehmen aus

INFOBOX 8

Gesetzlicher Rahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt in DeutschlandDer Schutz der Natur wird in Deutschland wesentlich durch das Bundes-naturschutzgesetz (BNatSchG) und EU-Naturschutzrecht (Vogelschutz-Richtlinie von 1979 Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie von 1992) gepraumlgt Die

Eingriffsregelung nach sectsect 13 ff BNatSchG regelt die Bewaumlltigung von Eingriffen in Natur und Landschaft (Vermeidung und Kompensation) Neben der Eingriffsregelung ist noch der Artenschutz der Gebietsschutz (zum Beispiel Natura 2000 Nationalparke) und der gesetzliche Biotop-schutz von groszliger Bedeutung Hinzu kommen zahlreiche Regelungen aus anderen Bereichen wie zum Beispiel zum Gewaumlsserschutz Bodenschutz Immissionsschutz oder aus dem Agrarrecht Waldrecht Baurecht Pla-nungsrecht und Energierecht Sie haben zwar zumeist nicht direkt den Schutz der biologischen Vielfalt zum Gegenstand wirken aber indirekt weil sie auf die Ursachen des Verlustes der biologischen Vielfalt abzielen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 22

INFOBOX 9

Praxisbeispiel Labels bei Lebensmitteln Der Lebensmitteleinzelhandel hat auf das gesteigerte Kundenbewusst-sein reagiert und adressiert das Thema raquoErhalt der biologischen Viel-faltlaquo mit Hilfe von Labels (zum Beispiel raquoPRO PLANETlaquo bei REWE und raquoZuruumlck zum Ursprunglaquo bei Hofer in Oumlsterreich) Die Kennzeichnung sowie der Verweis auf die Webseite mit mehr Informationen spricht das Bewusstsein der Kunden in zweierlei Hinsicht an Sie koumlnnen ihren Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt leisten und haben gleich-zeitig die Moumlglichkeit die Herkunft und Herstellung ihres Produkts nachzuvollziehen

der Lebensmittel- Textil- und Holz- Papierindustrie ein Anstoszlig sich intensiv der Sicherung intakter Oumlkosysteme zu widmen Sie sind nicht nur gegenwaumlrtig von den Guumltern und Oumlkosystemleistungen abhaumlngig es ist auch wichtig dass diese dauerhaft als Geschaumlftsgrundlage er-halten bleiben Auch fuumlr Unternehmen mit nur indirekter Abhaumlngig-keit von Oumlkosystemleistungen ndash zum Beispiel durch die Lieferkette ndash ruumlckt dieser Aspekt mehr und mehr in den Fokus

Kunden- und MarktnachfrageDie Nachfrage nach nachhaltigen und naturvertraumlglichen Produkten waumlchst ndash und der Markt reagiert Die Vielzahl an labelaffinen und zah-lungsbereiten Kunden ist Beweis genug Die Gruppe der LOHAS (Life-style of Health and Sustainability) spiegelt dieses Konsumver halten

INFOBOX 10

Praxisbeispiel Gruumlne Direktinvestments in WaumllderDer Schutz der biologischen Vielfalt ist zentraler Bestandteil des Geschaumlftsmodells von ForestFinance Das Unternehmen hat sich Direkt-investments in nachhaltige Forstwirtschaft verschrieben Ertraumlge erwirt-schaftet es mit dem Verkauf von Edelhoumllzern und Emissionszertifi katen ndash schlieszliglich sind die angepflanzten Waumllder Kohlenstoffsenken Damit das Investment ndash das Oumlkosystem ndash nicht gefaumlhrdet ist muss seine natuumlr-l iche Resilienz erhalten bleiben Zudem erwarten Kunden die in raquogruumlne Geldanlagenlaquo investieren auch einen langfristigen Nutzen ihrer Investition

Doch laumlngst nicht alle Anbieter folgen einem solchen strengen Standard Hier sollte genau geschaut werden ob kurzfristige Ertraumlge und langfris-tiger Schutz in einem ausgewogenen Verhaumlltnis stehen

23WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

wider Dabei ist jedoch festzuhalten dass nicht alle Labels ausreichend Orientierung bieten

Zudem ist das Angebot entsprechender Produkte auf Unternehmen weniger Branchen begrenzt und nur selten werden der Schutz der bio-logischen Vielfalt und der Oumlkosystemleistungen derzeit im Business-to-Business-Geschaumlft (B2B) thematisiert

Ein Hindernis fuumlr Unternehmen ist die haumlufig zu geringe Anerkennung durch den Markt fuumlr Aktivitaumlten zugunsten des Umwelt- und Natur-schutzes Viele Unternehmen berichten zudem dass sowohl die schwierige Messbarkeit und Zurechenbarkeit von biologischer Vielfalt und Oumlkosystemleistungen mittels geeigneter Indikatoren wie auch die Kommunika tion nach auszligen zentrale Herausforderungen darstellen

Aber es ergeben sich auch gaumlnzlich neue Maumlrkte ndash beispielsweise im Finanzsektor Bei fachgerechter Umsetzung und Einbindung mehrerer Oumlkosystemleistungen verbinden diese Maumlrkte dabei wirtschaftlichen Erfolg und den Schutz der biologischen Vielfalt So versprechen zum Beispiel Investitionen in nachhaltige Forstwirtschaft gruumlnes Wachs-tum fuumlr Natur und Investoren Derartige Investitionen konzentrieren sich zurzeit auf Mittel- und Lateinamerika

Auch mit Blick auf die Kreditwuumlrdigkeit von Unternehmen sowie auf Versicherungen ist eine steigende Bedeutung des naturgerech ten Wirtschaftens zu verzeichnen Wie die Aktivitaumlten der UNEP Finance Initiative (UNEP FI) unterstreichen beruumlcksichtigt der Finanz dienstleis-tungssektor zunehmend dass Unternehmensaktivitaumlten die die bioshylogische Vielfalt und die Leistungen der Oumlkosysteme nicht belasten zumeist auf lange Sicht profitabler sind und beispielsweise extreme Wetterereignisse besser abfedern koumlnnen Entsprechend sind bei Unter nehmensratings unter den Indikatoren fuumlr das Umweltmanage-ment auch Kriterien fuumlr die raquoBiodiversitaumltsperformancelaquo zu finden

InnovationImmer oumlfter lernen die Forschungs- und Entwicklungsabteilungen der Unternehmen von der Natur und deren effektiven Sys temen und Prozessen die uumlber Jahrmillionen optimiert wurden Sie entwickeln

WALD IST WEIT MEHR ALS HOLZ LIEFERANT ndash ER BIETET NICHT NUR ZAHLREICHE OumlKOSYSTEM LEIS TUNGEN FUumlR MENSCH UND NATUR SONDERN AUCH WIRTSCHAFTshyLICHE CHANCEN DAVON MUumlSSEN JEDOCH ALLE PROFIshyTIEREN ndash SOZIAL UND OumlKOLOGISCH NACHHALTIG ES REICHT NICHT AUS DER NATUR rsaquoEIN PREISSCHILD UMZUHAumlNGENlsaquo

HARRY ASSENMACHER GESCHAumlFTS-

FUumlHRER FOREST -FINANCE SERVICE GMBH

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 24

INFOBOX 11

Praxisbeispiel Prozessoptimierung mit BionikAls international agierendes Unternehmen mit einer langen und kom-plexen Lieferkette stellte sich Tchibo die Frage raquoWie werden unmittelbar umsetzungsrelevante Informationen moumlglichst schnell und handlungs-wirksam einer groszligen heterogenen Zielgruppe zur Kenntnis gebrachtlaquo Mittels Analogiebildung konnte Tchibo in biologischen Wertschoumlpfungs-ketten wie der der Honigbiene Organisationsprinzipien iden tifizieren die dort zur Loumlsung solcher organisatorischen Heraus for derungen bei-tragen Auf Basis dieser Organisationsprinzipien wurden unternehmens-bezogene Handlungsoptionen erarbeitet Diese wurden anschlieszligend zu konkreten Maszlignahmen verdichtet und priorisiert Die vordringlichsten Maszlignahmen wie der Aufbau neuarti ger uumlber greifender Informations-netzwerke werden zurzeit bei Tchibo erprobt

schmutzabweisende Oberflaumlchen feine aber stabile Traumlgerkonstruk-tionen oder verbesserte Prozessablaumlufe Immer haumlufiger werden zu-dem Erkenntnisse uumlber Prinzipien der Natur in die eigene Organisation und Unternehmensprozesse uumlbertragen (Infobox 11)

Verantwortung und ReputationAls weiteren Handlungstreiber geben Unternehmen gesellschaft liche Verantwortung und die damit verknuumlpfte Reputation an Neben sozi-alem Engagement stehen auch immer oumlfter eine intakte Natur und damit die biologische Vielfalt im Vordergrund der Aktivitaumlten Der da-raus resultierende Dialog mit Anwohnern Kunden NGOs und weite-ren Stakeholdern foumlrdert dabei nicht nur das gegenseitige Verstaumlnd-nis sondern zeigt auch Schwerpunkte auf die bisweilen nicht im Fokus der Entscheider liegen (Infobox 12) Gleichzeitig wertet das Enga-gement das Unternehmen auf ndash sowohl fuumlr Kunden als auch fuumlr gegen-waumlrtige und potenzielle Beschaumlftigte Unternehmen erhalten so auszliger-dem die Moumlglichkeit eine wichtiger werdende Mittlerrolle zwischen Naturschutz und Zivilgesellschaft einzunehmen

Allerdings reicht Engagement fuumlr die biologische Vielfalt auszligerhalb des Kerngeschaumlfts nicht aus Sonst kann es schnell als raquoGreen-washinglaquo aufgefasst werden

BIODIVERSITAumlT IST FUumlR TCHIBO VORAUS SETZUNG FUumlR EIN ZUKUNFTSFAumlHIGES GESCHAumlFT DAHER ARBEITEN WIR MIT PARTNERORGANISATIONEN INTENSIV AN DER ERHALTUNG DER ARTENVIELFALT INSBESONDERE AM URSPRUNG UNSERER PRODUKTE

STEFAN DIERKS CATEGORY

LEADER CR PRODUCT amp STRATEGY

TCHIBO GMBH

ABBILDUNG 8 (Foto Susanne Georgi)

25WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

INFOBOX 12

Praxisbeispiel Unternehmen gemeinsam mit NGOs fuumlr den NaturschutzEine vergleichsweise neue Rolle nahm REWE in einem Pilotprojekt ein in dem sie gemeinsam mit der Bodenseestiftung die biologische Vielfalt auf den Plantagen der Obstbauern der Bodenseeregion foumlrderte Die Fronten schienen verhaumlrtet und eine Annaumlherung von Naturschuumltzern auf der einen und Obstbauern auf der anderen Seite erfolgte nur zoumlger-lich REWE agierte erfolgreich als Vermittler und Agent fuumlr den Erhalt der biologischen Vielfalt Es wurde nicht nur das Nahrungsangebot fuumlr Bienen Hummeln und Schmetterlinge waumlhrend der Trachten luumlcke von Juni bis September verbessert sondern auch der Dialog zwischen Obst-bauern und Naturschutzverbaumlnden gefoumlrdert Die Resonanz sowohl von Kunden als auch von Lieferantenseite ist so positiv dass das Projekt fortgefuumlhrt und ausgeweitet wurde (REWE 2010)

Mit allen Treibern sind Chancen und Risiken verbunden Ein Perspekti-venwechsel findet nicht nur hin zu Beruumlcksichtigung von Oumlkosystem-leistungen statt sondern auch von einer bloszligen Risikofokussierung hin zum Erkennen von Moumlglichkeiten fuumlr Differenzierung gegenuumlber Wettbewerbern

BETROFFENHEIT DER SEKTORENVielen Unternehmen faumlllt es schwer biologische Vielfalt und Oumlkosys-temleistungen im Unternehmen zu verorten insbesondere weil die Themen unter unterschiedlichen Perspektiven und Zielen adressiert

INFOBOX 13

Praxisbeispiel Verbindung von Verantwortung und WettbewerbsvorteilenAls Reiseanbieter bietet TUI zahlreiche Reisen in Biodiversitaumlts-Hot-spots an TUI sieht sich in der Verantwortung und engagiert sich seit Mitte der 1990er Jahre fuumlr den Erhalt der biologischen Vielfalt Arten-schutzkampagnen zur Aufklaumlrung der Reisenden (zum Beispiel Souvenir-ratgeber zu geschuumltzten Arten) und Kooperationen mit Wissenschaft und Forschung sind nur ein Auszug ihres vom Global Nature Fund 2012 praumlmierten Engagements fuumlr den Erhalt der biologischen Vielfalt Doch nicht allein die Verantwortung treibt TUI an Viele Reisende kommen gerade wegen eines intakten Oumlkosystems in bestimmte Urlaubsregio-nen Der Erhalt der biologischen Vielfalt wird somit zum Wettbewerbs-vorteil und sichert Naturliebhaber als Kunden

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 26

werden Daher gilt Zuerst Einfluss und Betroffenheit identifizieren ndash sowohl im Hinblick auf Chancen als auch auf Risiken um anschlie-szligend gezielt Maszlignahmen zu ergreifen ndash sei es im Bereich CSR im Einkauf oder anderswo Die unterschiedlich starke Betroffenheit der Unternehmen von den Themen Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistun-gen wird in Abbildung 9 deutlich

GRUumlNDE UND RISIKEN DES NICHTshyHANDELNSDie Vielfalt an bestehenden Umweltanforderungen wie zum Beispiel in den Bereichen Klima und Energie erschwert es Unternehmen haumlu-fig sich mit neuen Herausforderungen auseinanderzusetzen ndash zumal dann wenn ein neues Thema komplex ist und es dafuumlr keine raquoUni-versalloumlsungenlaquo gibt Entgegen den aufgefuumlhrten positiven Beispielen uumlberwiegen dadurch immer wieder Hemmnisse ndash wie Uumlberforderung durch die Komplexitaumlt und Knappheit von Zeit und Ressourcen ndash fuumlr eine vertiefende Auseinandersetzung mit Biodiversitaumlt und Oumlkosys-temleistungen

Ein Perspektivenwechsel hin zu einer Beruumlcksichtigung von biologi-scher Vielfalt durch Unternehmen wird dann gelingen wenn es dafuumlr zum einen eine klare Entscheidung oder Unterstuumltzung durch die Unter nehmensleitung gibt und zum anderen eine einfache Integra tion in bestehende Management- und Steuerungssysteme moumlglich ist

ABBILDUNG 9 Betroffenheit verschiedener Branchen von einer Veraumlnderung der biologischen Vielfalt und Oumlkosystemleistungen Die Tabelle fuumlhrt moumlgliche Chancen und Risiken einer Ruumlcksichtnahme oder Vernachlaumlssigung von bio logischer Vielfalt bei Unterneh-mensaktivitaumlten fuumlr die jeweiligen Sek to ren auf Groszlige Rauten stehen fuumlr starke kleine Rauten fuumlr maumlszligige Zusammenhaumlnge (Grafik PwC)

Primaumlrsektor (z B Landwirtschaft Bergbau)

Sekundaumlrsektor(z B Chemie Technoshylogie Luftfahrt Bau)

Tertiaumlrsektor(z B Konsumguumlter wie Nahrungsmittel Automobile)

Tertiaumlrsektor (z B Finanzdienstshyleistungen wie Banken Versicherungen)

Regulierung (z B Grenzwerte Genehmi-gungen Kompensationen)

Natuumlrliche Ressourcen (zB Zugang zu und Verfuumlgbar-keit von Ressourcen Produkti-vitaumlt von Oumlkosystemen)

Markt (z B Kundenanforderungen (B2B) Nachfrage (B2C) neue Maumlrkte)

Innovation (z B Prozess- und Produkt-innovation)

Reputation (gesellschaftliche Verant-wortung Image)

27WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

Als wesentliches Hindernis fuumlr die Umsetzung von Maszlignahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt sehen Unternehmen nach wie vor auch das Fehlen eines einheitlichen Rahmens fuumlr die Erhebung Mes-sung und Vergleichbarkeit der raquoBiodiversitaumltsperformancelaquo Hinzu kommt dass die Politik bisher zwar viele nationale Ziele zum Schutz der biologischen Vielfalt (Nationale Strategie zur biologischen Viel-falt) formuliert aber speziell fuumlr Unternehmen nur uumlbergeordnete und wenig konkretisierte Ziele gesetzt hat Ohne konkrete Ziele oder eine klare Vorgabe ndash seien es Gesetze Branchenstandards oder inter-nationale Richtlinien ndash werden Maszlignahmen des Umwelt- und Natur-schutzes nur sehr zoumlgerlich umgesetzt

Nicht-Handeln hat jedoch schwerwiegende gesamtgesell schaftliche Folgen So geht der im Rahmen der internationalen TEEB-Studie veroumlffentlichte Bericht raquoThe cost of policy inactionlaquo davon aus dass uns Inaktivitaumlt beim Schutz funktionierender Oumlkosysteme ab dem Jahr 2050 bis zu 7 des globalen Bruttoinlandsproduktes (GDP) kos-tet ndash und das Jahr fuumlr Jahr (Ten Brink und Braat 2008) Dies trifft alle Berei che der Gesellschaft ndash auch Unternehmen Fest steht Wer lang-fristig erfolgreich sein will wird in Zukunft nicht um die Themen Bio-diversitaumlt und Oumlkosystemleistungen herumkommen

ENTWICKLUNGEN UND TRENDS ndash WAS AUF UNTERNEHMEN ZUKOMMT3

DER STAAT SCHUumlTZT AUCH IN VERANTWORTUNG FUumlR DIE KUumlNFshy TIGEN GENERATIONEN DIE NATUumlRLICHEN LEBENSGRUND LAGEN

GRUNDGESETZ DER BUNDES REPUBLIK

DEUTSCHLAND ARTIKEL 20A

BIODIVERSITAumlTSshy UND OumlKOSYSTEMSCHUTZ ndash DEUTSCHER UND INTERNATIONALER HINTERGRUNDNaturschutz spielt seit Beginn des 20 Jahrhunderts in Deutschland traditionell eine wichtige Rolle Bedeutende Oumlkosysteme und Natur-raumlume sind seit langem unter besonderen Schutz gestellt Zahlreiche Gesetze und Regulierungen mit Vorgaben fuumlr Planungen und Entschei-dungen (sowie Grenzwerte) praumlgen die Politik fuumlr den Erhalt der bioshylogischen Vielfalt in Deutschland ( Kapitel 2) Es gibt zwar Fort-schritte in einzelnen Bereichen aber dennoch konnten Bemuumlhungen der Politik auf nationaler europaumlischer und internationaler Ebene den Trend des Verlustes der biologischen Vielfalt bisher nicht stoppen

Gesetzliche Vorgaben ruumlckten den Naturschutz beziehungsweise den Schutz der biologischen Vielfalt primaumlr in die Verantwortung der oumlffent-lichen Hand Zahlreiche Uumlbereinkuumlnfte und Strategien mit Zielen ndash sowohl auf internationaler europaumlischer als auch auf nationaler Ebe-ne ndash unterstreichen die politischen Anstrengungen der vergangenen Jahrzehnte Damit ist auch die Aufforderung an alle gesellschaftlichen Akteure verbunden an der Realisierung dieser Ziele aktiv mitzuwir-ken und ihre Verantwortung wahrzunehmen

Das 2005 veroumlffentlichte Millennium Ecosystem Assessment leitete schlieszliglich einen schrittweisen Perspektivenwechsel ein Natur wurde

29ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

ABBILDUNG 10

INFOBOX 14

Politische Ziele zum Schutz der Biologischen Vielfalt1992 wird die Konvention uumlber die biologische Vielfalt

(CBD) in Rio de Janeiro verabschiedet und von Deutschland ein Jahr spaumlter unter zeichnet Sie stellt die erste internationale Uumlbereinkunft dar in der sowohl Ursachen als auch Ziele zur Bekaumlmpfung des Verlustes von Biodiversitaumlt festgehalten werden

1998 verabschiedet die EU ihre erste Biodiversitaumltsstrategie die von EU-Aktionsplaumlnen aus den Jahren 2001 und 2006 ergaumlnzt wird

2007 beschlieszligt das Bundeskabinett die raquoNationale Strategie zur bio-logischen Vielfaltlaquo zur Umsetzung der CBD

2010 werden im Rahmen der 10 CBD-Vertragsstaatenkonferenz glo-bale Biodiversitaumltsziele fuumlr 2020 verabschiedet (sogenannte Aichi-Ziele)

2011 stellt die EU eine neue Biodiversitaumltsstrategie fuumlr 2020 vor die explizit auch Ziele und Maszlignahmen zum Erhalt von Oumlkosystem-leistungen umfasst (wie Aichi-Ziele)

nicht mehr nur aus sich heraus als schuumltzenswert angesehen son-dern zugleich als Lieferant von Rohstoffen und Leistungen als Abneh-mer von Emissionen und Brauchwasser sowie als Motor der Regional-wirtschaft verstanden

Diese Zusammenhaumlnge und diese oumlkonomischen Argumente fuumlr den Schutz von Oumlkosystemleistungen und der biologischen Vielfalt aufzuzeigen wurde zum Anspruch und zur Herausforderung der inter-nationalen TEEB-Initiative

INFOBOX 15

Die Nationale Strategie zur biologischen VielfaltDie Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt von 2007 formuliert Visi onen Ziele und Maszlignahmen zum Erhalt der biologischen Vielfalt in Deutschland fuumlr viele Themenbereiche (Arten Lebensraumlume diverse Oumlko sys teme Gewaumlsserschutz Land- und Forstwirtschaft Tourismus und naturnahe Erholung bis hin zu Bewusstsein Bildung Forschung Technolo gietransfer und Entwicklungszusammenarbeit) Ihre Umset-zung ist eine groszlige gesamtgesellschaft liche Herausforderung Politik und Verwaltung koumlnnen dies nicht im Alleingang schaffen Akteure in Wirtschaft und Gesellschaft ndash auch Unternehmen ndash sind fuumlr die erfolg-reiche Umsetzung der Strategie gefordert

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 30

ABBILDUNG 11 ndash 15 Die vier TEEB-Berichte und der TEEB-Synthe-sebericht In der abgebildeten Reihenfolge TEEB 2010a TEEB 2011 TEEB 2012a TEEB 2012b TEEB 2010b

INFOBOX 16

Die internationale TEEB-StudieInspiriert durch den Stern Report (2007) zum Klimawandel initiierten 2007 die G8 +5 Umweltminister angestoszligen durch den deutschen Bun-desumweltminister und den EU-Umweltkommissar eine globale Studie zur Oumlkonomie der Oumlkosysteme und der biologischen Vielfalt (The Eco-nomics of Ecosystems and Biodiversity ndash TEEB) Ziel war es die enorme wirtschaft liche Bedeutung der Natur und ihrer Oumlkosystemleistungen aufzuzeigen und Empfehlungen zu geben wie der Verlust der biologi-schen Vielfalt zu stoppen ist

Mehr als 400 Autoren aus Politik Wissenschaft Wirtschaft Nicht- Regierungsorganisationen und der Zivilgesellschaft arbeiteten an TEEB-Berichten fuumlr bestimmte Zielgruppen TEEB fuumlr nationale und interna-tionale Politiker TEEB fuumlr regionale und kommunale Entscheider TEEB fuumlr Unternehmen die Zivilgesellschaft wurde mithilfe einer Medien-kampagne inklusive Webseite Facebook-Profil und Twitter-Account eingebunden zudem gab es einen abschlieszligenden Synthese-Bericht und raquoTEEB Foundationslaquo fuumlr die Wissenschaft

Der Unternehmensbericht TEEB in Business and Enterprise zeigt inwie-fern Unternehmen von den Themen biologische Vielfalt und Oumlko-systemleistungen betroffen sind und unterstreicht mit Beispielen aus aller Welt den Einfluss auf und die Abhaumlngigkeit von Biodiversitaumlt und Oumlko systemleistungen Die Autoren formulieren sieben allgemeine Schritte zum unternehmerischen Umgang mit biologischer Vielfalt Identifizierung von Auswirkungen des Unternehmens auf und Abhaumln-

gigkeiten von Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungen (Biodiversity and Ecosystem Services ndash BES)

Beurteilung der geschaumlftlichen Risiken und Chancen in Zusammen-hang mit diesen Auswirkungen und Abhaumlngigkeiten

Entwicklung von BES-Informationssystemen Festlegung von Zielen Messung und Bewertung der Leistungsbilanz und Bekannt gabe der Ergebnisse

Ergreifung von Maszlignahmen zur Vermeidung Minimierung und Begren-zung von BES-Risiken einschlieszliglich Schadensersatz (raquoAusgleichlaquo) soweit machbar

Ergreifung neuer BES-Geschaumlftschancen Kosteneinsparungen neue Produkte neue Maumlrkte

Integration geschaumlftlicher Strategien und Maszlignahmen zu BES in wei-ter gefasste Initiativen zur Corporate Social Responsibility

Verbesserung der fuumlr BES geltenden Leitlinien und Strategien gemein-sam mit Betroffenen in Behoumlrden in nichtstaatlichen Organisationen und in der Zivilgesellschaft

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Perspektivenwechsel in der UnternehmensweltViele Unternehmen orientieren sich an Leitbildern Unternehmenswer-ten beziehungsweise ihrer Unternehmensphilosophie und tragen da-mit unternehmerische und oft auch gesellschaftliche Verantwortung

ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

ABBILDUNG 16 Das Logo der raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo - Studie

INFOBOX 18

raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo fuumlhrt die internationale TEEB-Initiative auf nationaler Ebene fort Hauptaufgabe ist die Erarbeitung thematischer Berichte zum Wert und zur oumlkonomischen Bedeutung von biologischer Vielfalt Oumlkosystemleis-tungen und Natur fuumlr Wirtschaft und Gesellschaft in Deutschland Neben der vorliegenden Broschuumlre gehoumlren hierzu unter anderem die Themen Biologische Vielfalt und Klimawandel Oumlkosystemleistungen und Ent-wicklung laumlndlicher Raumlume sowie naturnahe Oumlkosysteme und staumldti-sche Lebensqualitaumlt raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo macht deutlich dass es neben moralisch-ethischen und oumlkologischen auch gewichtige oumlkonomische Gruumlnde gibt Naturkapital zu erhalten

raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo wird in einem offenen Prozess durchgefuumlhrt Zahlreiche Akteure aus Wissenschaft Politik Verwaltung Wirtschaft und Gesellschaft wirken durch Know-how Forschungs-ergebnisse wissenschaftliche Beitraumlge und gute Beispiele zur Bedeu-tung und Inwertsetzung von Oumlkosystemleistungen und biologi-scher Vielfalt an der Erstellung der Berichte mit

INFOBOX 17

TEEB als Startpunkt fuumlr viele weitere InitiativenDie Resonanz die TEEB in Wirtschaft Wissenschaft Medien und Politik erfuhr verhalf zahlreichen Initiativen zu mehr Gehoumlr So erlebten zum Beispiel die UNEP FI (Finanzinitiative des Umweltprogramms der Verein-ten Nationen UNEP) aber auch das langjaumlhrige Engagement der Welt-naturschutzorganisation IUCN in der Privatwirtschaft starken Aufwind Parallel zu TEEB bestehen in Kooperation zwischen Wirtschaft Wissen-schaft und Verbaumlnden praxis- und loumlsungsorientierte Ansaumltze wie der Corporate Ecosystem Services Review des World Resource Institute (WRI 2012) Neben zahlreichen nationalen TEEB-Studien und Initiativen wurde auch eine TEEB for Business Coalition ins Leben gerufen die sich unter anderem zum Ziel gesetzt hat durch ihr Engagement die Einbin-dung von Biodiversitaumlt in das unternehmerische Handeln spuumlrbar und nachhaltig zu befoumlrdern (wwwteebforbusinessorg pdfwriorgcorpo-rate_ecosystem_services_reviewpdf)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 32

Insbesondere im Rahmen ihrer Unternehmensstrategie stellen sie folgende Fragen raquoWas fuumlr ein Unternehmen sind wirlaquo und raquoFuumlr wel-che Werte stehen wir und wofuumlr setzen wir uns einlaquo

Gleiche oder zumindest aumlhnliche Fragen muumlssen Unternehmen auch ihren Anteilseignern und sonstigen internen und externen Anspruchs-gruppen beantworten Dies gilt in einer globalisierten Welt immer mehr auch fuumlr Produktionsstaumltten im Ausland und fuumlr die Beziehungen mit Lieferanten Damit stehen folgende Fragen im Vordergrund raquoWelche Werte moumlchten wir in Zulieferlaumlndern vertretenlaquo raquoWelche Um-weltmaszligstaumlbe setzen wir hier wie dort anlaquo und raquoWas hat dies fuumlr Auswirkungen auf unsere Marke und den Ruf des Unternehmenslaquo

Das Selbstverstaumlndnis einiger Unternehmen geht uumlber die bloszlige Bereit stellung von Guumltern und Dienstleistungen hinaus Sie sehen sich als Teil der Gesellschaft Vertreter ihrer Region und als Agierende in Wechselwirkung mit ihrer Umwelt Idealismus in Bezug auf ihre gesell schaftliche Rolle motiviert diese Entscheider ebenso wie Realis-mus in Bezug auf das Verstaumlndnis oumlkologischer und globaler Zu sam-men haumlnge So kommt es dass sich deutsche Unternehmen in Latein-amerika fuumlr den Erhalt bedrohter Arten engagieren und den Schutz von Regen wald in Afrika foumlrdern

INFOBOX 19

Vision von UnternehmenIn vielfaumlltiger Weise haben Unternehmen die oumlkologischen Herausfor-derungen sowohl als Warnsignale als auch als Chance fuumlr einen Wandel begriffen

Mit seiner Publikation raquoChanging Pacelaquo schreibt der World Business Council for Sustainable Development (WBCSD 2012a) seine Vision 2050 fort und zeigt Wege hin zu einem Wirtschaften auf das 9 Milliarden Menschen versorgt und dabei die oumlkologischen Grenzen unseres Plane-ten nicht uumlberschreitet Weitere Informationen wwwwbcsdorgchan-gingpaceaspx

Corporation 2020 greift aumlhnliche Gedanken auf geht allerdings noch einen Schritt weiter und strebt nach Ausrichtung des Wirtschaftssystems auf die Grenzen die der Planet setzt Steuerreformen klare Regeln fuumlr die Aufnahme von Fremdkapital (Stichwort Uumlberschuldung) Transparenz fuumlr den Konsumenten und Offenlegung von Externalitaumlten sind zentrale Punkte der Initiative um den Leiter der internationalen TEEB-Studie Pavan Sukhdev und zahlreiche weitere Persoumlnlichkeiten aus Wirtschaft Wissen-schaft und Politik Weitere Informationen wwwcorp2020com

33ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

Immer mehr deutsche Unternehmen setzen sich mit Fragen rund um die biologische Vielfalt und Oumlkosystemleistungen auseinander und leisten somit Pionierarbeit Die Komplexitaumlt des Themas raquobiologische Vielfaltlaquo und schwierige Operationalisierbarkeit sind dabei nach wie vor massive Huumlrden Und tatsaumlchlich gibt es bis dato noch keine einheitlich anerkannten Quantifizierungsmethoden oder verbindliche Richtlinien die biologische Vielfalt und Oumlkosystemleistungen lassen sich nicht in einem Indikator zusammenfassen Dadurch sind sie fuumlr viele Entscheider in deutschen Unternehmen schlecht greifbar und laumlsst diese vor konkreten Handlungen zuruumlckschrecken

Dennoch nehmen einige Unternehmen diese Herausforderungen an und naumlhern sich mit zunehmender Professionalitaumlt der Integration von Biodiversitaumlt in ihre Managementprozesse Unternehmen sind aktiv beteiligt an der Erstellung von Leitfaumlden ersten Empfehlungen zur Integration der biologischen Vielfalt ins Umweltmanagement oder Ansaumltzen zur verbesserten Quantifizierung der externen Effekte in der unternehmerischen Finanzbuchhaltung Auch die Gruumlndung von Initiativen zu dem Thema wie die deutsche raquoBiodiversity in Good Companylaquo-Initiative die raquoUNEP Finance Initiativelaquo die raquoGlobal Com-pactlaquo- Initiative der UN sowie der raquoeconsense Arbeitskreis zu Biodi-versitaumlt und Oumlkosystemleistungenlaquo zeigen dass dieser Perspektiven-wechsel die Unternehmenswelt mittlerweile erreicht hat

WIE UNTERNEHMEN TAumlTIG WERDEN KOumlNNEN4

DIE ERGEBNISSE DER OumlKOLOGISCHEN GEWINNshy UND VERLUSTRECHNUNG VON PUMA BELEGEN DASS DIE DERZEITIGEN GESCHAumlFTSPRAKTIKEN VON UNTER NEHMEN DRINGEND EINES PARADIGMEN WECHSELS BEDUumlRFEN

JOCHEN ZEITZ EHEMALIGER CEO UND

VERWALTUNGSRATSVORSITZENDER

DER PUMA SE VERWALTUNGSRATS -

MITGLIED PPR

Je nach Unternehmen ist die Herangehensweise und Auseinanderset-zung mit dem Thema Naturkapital sehr unterschiedlich Dieses Kapitel gibt konkrete Ansaumltze und Beispiele wie ein Einstieg und geziel-tes Handeln angegangen werden koumlnnen

TOOLS UND LEITFAumlDEN FUumlR DEN EINSTIEGUm eine moumlglichst praumlzise und damit steuerbare Integration ins unternehmerische Management zu erreichen ist die Entwicklung von Zielen und Maszlignahmen noumltig Ein erster Biodiversitaumlts-Check hilft dabei bereits bestehende Maszlignahmen und Kennzahlen zu identifi-zieren Dabei sollten saumlmtliche unternehmerische Taumltigkeitsfelder von der Strategie und dem Personalwesen uumlber Liegenschaften und Einkauf bis hin zu Produktion und Entsorgung beleuchtet werden Die dann vorliegenden Ergebnisse koumlnnen Startpunkt vertiefender Maszlignahmen sein zum Beispiel erste Ziele oder Analysen eine Aus-dehnung auf andere Geschaumlftsbereiche oder die Entwicklung von Management- und Berichterstattungsstrukturen

Leitfaumlden und Handbuumlcher geben Hilfestellung bei der Integration von biologischer Vielfalt in Unternehmenspro zesse und koumlnnen zu-

gleich Inspiration und Unterstuumltzung fuumlr weitere Planungsprozesse

35WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

sein Durch die Handlungsempfehlungen koumlnnen auf leichte Weise Elemente einbezogen werden die beispielsweise die biologische Vielfalt auf dem Firmengelaumlnde foumlrdern ndash wie Bienenkaumlsten und bewachsene Hauswaumlnde Weitere konkrete Handlungsempfehlungen finden sich unter anderem in dem Bericht raquo Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagementlaquo (Bestaumlndig und Wuczkowski 2012)

BESTEHENDE ANSAumlTZE NUTZEN UND ERWEITERNFolgende Ansaumltze aus dem Unternehmensbereich sind auch zur Inte-gration von Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt gut ge eignet Unternehmerische Verantwortung (Corporate Responsibility)

Berichterstattung (inklusive umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung)

Umweltmanagement Ressourceneffizienz Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten-Management

Investitions- und Planungsprozesse

Unternehmerische Verantwortung (Corporate Responsibility)Viele Aktivitaumlten zum Biodiversitaumlts- und Oumlkosystemleistungs - schutz sind losgeloumlst vom Kerngeschaumlft und unter gesellschaftlichem Enga ge ment und unternehmerischer Verantwortung (Corporate

INFOBOX 20

Biodiversitaumlts-Checks fuumlr UnternehmenBislang werden zwei in deutscher Sprache verfuumlgbare Biodiversitaumlts-Screenings fuumlr Unternehmen haumlufig angewendet Die branchenuumlbergreifenden Checklisten der deutschen raquoBiodiversity

in Good Companylaquo-Initiative basieren auf dem raquoHandbuch Biodiver-sitaumltsmanagementlaquo (Schaltegger u a 2010) und ermoumlglichen eine Selbstevaluation zum aktuellen Stand des unternehmerischen Biodi-versitaumltsmanagements Weitere Informationen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

Der vom Global Nature Fund BAUM e V dokeo und PwC entwi-ckelte Biodiversitaumlts-Check fuumlr Unternehmen vereint Expertise aus Biologie Oumlkologie und Management Er bietet einen ersten auf das Unternehmen zugeschnittenen Uumlberblick uumlber die Reife des Biodiver-sitaumltsmanagements und gibt Empfehlungen fuumlr das weitere Vorge-hen Weitere Informationen wwwbusiness-biodiversityeudefaultaspLang=DEUampMenue=128

ABBILDUNG 17(Foto Andrzej Tokarski fotoliacom)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 36

Respon si bi lity) einzuordnen Vor allem Unternehmenswerte und -philo-sophien koumlnnen Anknuumlpfungspunkte raquovon obenlaquo bieten und zu einer weitergefassten Strategieentwicklung fuumlhren

ABBILDUNG 18(Foto Susanne Georgi)

INFOBOX 21

Praxisbeispiel Pilotprojekt fuumlr Branchenstandards Die oekom GmbH der groumlszligte deutsche Fachverlag fuumlr Oumlkologie und Nachhaltigkeit veroumlffentlicht Sach- und Fachbuumlcher mit Bezug zur bio-logischen Vielfalt und dem Erhalt der Oumlkosysteme Fuumlr seine Publi-kationen verwendet er ausschlieszliglich Recycling- und FSC-zertifiziertes Papier Zudem hat der Verlag das Projekt raquoNachhaltig Publizierenlaquo initi-iert das vom Bundesumweltministerium gefoumlrdert wird In Kooperation mit zwei wissenschaftlichen Instituten und der Frankfurter Buchmesse wurden praxisnahe Kriterien fuumlr die nachhaltige Bucherstellung entwi-ckelt Mit dem Projekt praumlsentiert sich oekom oumlffentlichkeitswirksam als Vorreiter und sensibilisiert die Verlagsbranche fuumlr einen nachhalti-gen Umgang mit der Ressource Papier

37

Gleichzeitig bietet die Kommunikation und Interaktion mit Kunden und Mitarbeitern Moumlglichkeiten fuumlr eine Integration sozusagen als Impulsgeber raquovon untenlaquo Freiwilligenarbeit gemeinsame Baum-pflanzaktionen oder Spenden fuumlr Naturschutzeinrichtungen tragen zum Schutz und zur Wertschaumltzung des Naturkapitals bei Mit Blick auf ihre Mitarbeiter profitieren Unternehmen zudem vom Wohlbe-finden am Arbeitsort erhoumlhter Kommunikationsbereitschaft und staumlrkerer Bindung und Loyalitaumlt gegenuumlber dem Arbeitgeber

Berichterstattung (inklusive umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung)Die in Deutschland und weltweit gebraumluchlichste Richtlinie zur Bericht-erstattung von Nachhaltigkeitsaspekten ndash die Global Reporting Initia-tive (GRI) ndash sieht eine Offenlegung von bis zu fuumlnf biodiversitaumltsbe-zogenen Indikatoren vor Diese waren bislang von eher qualitativer

WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

ABBILDUNG 20 Umweltindika-toren der Global Reporting Initiative Die fuumlnf relevanten Umweltindi - ka toren der Berichterstattungsricht-linie der Global Reporting Initiative (GRI) in der Version 31 Biodiver-sitaumlts bezogene Umweltindikatoren werden mit EN fuumlr Umwelt abgekuumlrzt und beinhalten EN 11 bis EN 15

Kernindikatoren Zusaumltzliche Indikatoren

EN11

Ort und Groumlszlige von Grundstuumlcken in Schutzge-bieten oder angrenzend an Schutzgebiete Ort und Groumlszlige von Grundstuumlcken in Gebieten mit hohem Biodiversitaumltswert auszligerhalb von Schutz-gebieten oder daran angrenzend Zu beruumlcksich-tigen sind Grundstuumlcke die im Eigentum der berichtenden Organisation stehen oder von die-ser gepachtet oder verwaltet werden

EN13 Geschuumltzte oder wiederhergestellte natuumlrliche Lebensraumlume

EN14Strategien laufende Maszlignahmen und Zu-kunftsplaumlne fuumlr das Management der Auswir-kungen auf die Biodiversitaumlt

EN12

Beschreibung der wesentlichen Auswirkungen von Aktivitaumlten Produkten und Dienstleistungen auf die Biodiversitaumlt in Schutzgebieten und in Gebieten mit hohem Biodiversitaumltswert auszliger-halb von Schutzgebieten

EN15

Anzahl der Arten auf der Roten Liste der IUCN und auf nationalen Listen die ihren natuumlrlichen Lebensraum in Gebieten haben die von der Geschaumlftstaumltigkeit der Organisation betroffen sind aufgeteilt nach dem Bedrohungsgrad

ABBILDUNG 19(Foto Piepenbrock)

INFOBOX 22

Praxisbeispiel Mitarbeiter-EngagementDie Piepenbrock Unternehmensgruppe unterhaumllt im brandenbur-gischen Naturpark Stechlin-Ruppiner Land den 2200 Hektar groszligen Forst Rheinshagen Im Rahmen seiner Aktion raquoWachstumlaquo pflanzt das Unternehmen dort gemeinsam mit seinen Kunden fuumlr jeden Neuauf-trag Baumlume Im August 2012 besuchte eine Gruppe von zehn Auszu-bildenden des Unternehmens im Zuge der raquoAzubi-Projekttagelaquo den Piepen brock Forst um die Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens kennenzulernen und selbst aktiv zu unterstuumltzen Ziel war es die Sand-heideflaumlche am Zechower Berg im Naturschutz- und gleichnamigen Fauna-Flora-Habitat-Gebiet Rheinsberger Rhin und Hellberge zu pflegen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 38

IM RAHMEN VON UMWELTSCHUTZ UND RESSOURCENshyEFFIZIENZ KUumlMMERN SICH VIELE UNTER NEHMEN BEREITS HEUTE UM BIODIVERSITAumlT UND ECOSYSTEM SERVICES OHNE DIES JEDOCH EXPLIZIT HERAUS ZUshy STELLEN DER BEWUSSTE EINBEZUG DES OumlKOSYSTEMshy GEDANKENS SOWIE DIE BETRACHTUNG ENTSPRECHENDER CHANCEN UND RISIKEN STELLT EINE WEITER ENT shy WICKLUNG DAR DIE DURCHAUS ALS rsaquoUMWELTVERANTshyWORTUNG 20lsaquo BEZEICHNET WERDEN KANN

MICHAEL SIEMERS CORPORATE

ENVIRONMENT amp RESPONSIBILITY

EVONIK INDUSTRIES AG

Form doch auch hier erfolgt eine regelmaumlszligige Anpassung die zu-kuumlnftig sicherlich auch mit einer Quantifizierung einhergehen wird Damit bleibt die unternehmerische Berichterstattung eng verbunden mit dem Umweltmanagement

Unternehmerische Berichterstattung wird sich aumlndern und zukuumlnftig integrierter sein (Stichwort Integrated Reporting) In dieser Hinsicht ist auch die umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung zu sehen

INFOBOX 23

Praxisbeispiel Umweltbezogene Gewinn- und VerlustrechnungWaumlhrend in der klassischen Gewinn- und Verlustrechnung (GampV) nur finanzielle Kenngroumlszligen wie Anlagevermoumlgen return on investment und Eigenkapitalrendite berichtet werden bleiben die umweltbezogenen Kosten verborgen Diese Externalitaumlten ndash beispielsweise Verschmutzung von Gewaumlssern Zerstoumlrung von Lebensraumlumen oder das Abwaumllzen von Verantwortung beim Klimawandel auf Folgegenerationen ndash sind als Ver-luste anzusehen die nicht durch das Unternehmen sondern von Dritten wie der Allgemeinheit oder der Natur getragen werden Getrieben von CEO Jochen Zeitz hat Puma es sich zur Aufgabe gemacht diese Kosten deutlicher aufzuzeigen und in die GampV einflieszligen zu lassen Solch eine Sichtbarmachung kann beim Einkauf der Fertigung der Produktent-wicklung oder dem Nachhaltigkeitsmanagement helfen bessere Ent-scheidungen zu treffen um so die Externalitaumlten zu minimieren Laut PUMA Environmental Profit amp Loss Account hat das Unternehmen im Jahr 2010 etwa 145 Millionen Euro an Umweltschaumlden durch Treibhaus-gasemissionen Wasserverbrauch Landnutzungsfolgen Luftverschmut-zung und Abfallerzeugung verursacht Davon entfallen nur etwa 6 auf das Kerngeschaumlft mehr als 137 Millionen Euro Umweltschaumlden ent-stehen entlang der Lieferkette Weitere Informationen httpaboutpumacomwp-contentthemesaboutPUMA_themefinancial-reportpdfEPL080212finalpdf

39WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Sie macht deutlich welche Abhaumlngigkeiten und welche Einfluumlsse ein Unternehmen hat und stellt bei der Einbeziehung der Oumlkosystem-leistungen und Integration in die externe Rechnungslegung einen be deut samen Schritt hin zur Beruumlcksichtigung von Naturkapital in Unternehmen dar Eine Offenlegung dieser Art koumlnnte einen Para dig-menwechsel einleiten Wer seine Leistung schon fruumlhzeitig ganzheit-lich misst und berichtet kann in einem sich veraumlndernden Geschaumlfts-

ABBILDUNG 21 (Foto LianeM Fotoliacom)

INFOBOX 24

Biodiversitaumlt in den Umweltmanagementzertifizierungen ISO 14001 und EMASBei EMAS muumlssen und bei ISO 14001 sollten die Auswirkun-gen auf die biologische Vielfalt beruumlcksichtigt werden Bei EMAS wird in Form des raquoFlaumlchenverbrauchslaquo ein direkter Indikator fuumlr den Habitatverlust erhoben ndash eine der Hauptursachen des Biodiver-sitaumltsverlustes Zwar kann der Flaumlchenverbrauch von unterschiedli-cher Qualitaumlt sein ndash die Bebauung einer bereits degradierten Flaumlche ist weniger kritisch als die eines intakten Oumlkosystems ndash dennoch kann dies als erster Startpunkt gewertet werden

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 40

umfeld weiterhin Spitzenleistung liefern Dies betrifft die Felder Risikomanagement Versorgungssicherheit und -produktivitaumlt wie auch Compliance und Stakeholdermanagement

UmweltmanagementEin Umweltmanagement steuert gemaumlszlig den vier Managementschrit-ten Planen Ausfuumlhren Kontrollieren und Optimieren umweltbezo-gene Unternehmenstaumltigkeiten und ermoumlglicht so eine kontinuierli-che Verbesserung der Umweltleistung Dieser Managementzyklus beruumlcksichtigt derzeit nur selten umsetzungsorien tiert die Dimensio-nen Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt

Hier kann eine Erweiterung konkret ansetzen Eine erste Feststellung des Status quo auf Basis bereits existieren der Umweltdaten ndash ergaumlnzt durch Experteneinschaumltzungen ndash ist der Anfang Anschlieszligend koumln-nen spezifische und messbare Ziele gesetzt werden was sich in die bekannten Schritte des Umweltmanagements einbinden laumlsst

RessourceneffizienzRessourceneffizienz gewinnt angesichts steigender Rohstoffpreise und -bedarfe und des groszligen Anteils den Material- und Energie kosten an den Gesamtkosten in vielen Branchen darstellen wirtschaftlich und politisch enorm an Bedeutung Zur Steigerung der Ressourceneffi-zienz liegen aktuell Programme auf nationaler wie europaumlischer Ebene vor es existieren dazu Plattformen und Initiativen Das Thema raquoRes-sourceneffizienzlaquo koumlnnen Unternehmen strategisch integrieren (zum Beispiel in ihrem Umweltmanagement) indem sie die entsprechen-den Einsatzstoffe als Naturkapital raquodeklarierenlaquo und im Ressourcen-management umfassender als bisher beruumlck sichtigen Durch den sparsamen effizienten Einsatz von Ressourcen koumlnnen oftmals Oumlko-systeme geschont werden (zum Beispiel durch ein entsprechendes

INFOBOX 25

Praxisbeispiel Integration von Biodiversitaumlt in das Ressourcen-managementUPM betreibt in Deutschland sieben Papierfabriken und verschreibt sich der nachhaltigen Forstwirtschaft und dem Schutz der Biodiversitaumlt So wird weltweit FSC- und PEFC-zertifiziertes Holz verwendet und in unter nehmenseigenen Waumlldern ein Biodiversitaumltsprogramm umge-setzt Gemeinsam mit der raquoAlliance for Water Stewardshiplaquo fuumlhrt UPM ein Pilotprojekt zum Wassermanagement durch Dies soll den Verbrauch des wasserintensiven Papierherstellungsprozesses senken und die Wie-derverwendung des Wassers erhoumlhen UPM unterstreicht mit seinemEngagement seine Position als raquoBiofore Companylaquo

41WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

INFOBOX 26

Praxisbeispiel Bewertung von Biodiversitaumlt in der Lebensmittel-branche und der LandwirtschaftEinen Schritt weiter als die Oumlkobilanzen geht das Bewertungsverfahren der BASF Mit ihrer Lebenszyklusanalyse AgBalance erfasst sie eine Viel-zahl von Nachhaltigkeitsindikatoren der Lebensmittel- und Landwirt-schaftsbranche Biologische Vielfalt flieszligt mit 8 der 69 Indikatoren in eine Punktebewertung ein so unter anderem Naumlhe zu Schutzgebieten Auskreuzungspotenzial und Oumlkotoxizitaumltspotenzial Auszligerdem werden soziale und oumlkonomische Indikatoren erfasst und somit alle drei Saumlulen der Nachhaltigkeit abgebildet Auch wenn ein Abwaumlgen zwischen unter-schiedlichen Groumlszligen wie Punkten und Euros als Messeinheiten Entschei-der vor Herausforderungen stellt ist dies doch ein wichtiger Schritt hin zur Integration von Biodiversitaumlt in Entscheidungsprozesse

Wassermanagement in Regionen mit Wasserstress) Jedoch ist Res-sourceneffizienz nicht gleichzusetzen mit Biodiversitaumlts- und Oumlko-systemschutz Neben dem sparsamen Umgang mit Ressourcen ist auch die Art der Einsatzstoffe (zum Beispiel Nutzung von nachhaltig erzeugtem Palmoumll) von Bedeutung

Der Zusammenschluss zu Brancheninitiativen ist ein Ansatz um das Thema Ressourceneffizienz ganzheitlicher und passgenauer zu be-trach ten und so die Thematik uumlber den bisherigen Fokus auf Reduzie-rung von Rohstoffverbrauch und Emissionen hinaus zu erweitern

Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten- Management Die Analyse der Wertschoumlpfungskette eines Produktes liefert immer wieder Verbesserungspotenzial und wird deshalb regelmaumlszligig durchge-fuumlhrt Dies bietet gute Ansatzpunkte fuumlr eine Untersuchung und Ver-besserung der Biodiversitaumltsperformance Eine weitere oft genutzte Analysemoumlglichkeit sind Oumlkobilanzen (Life Cycle Assessments)

Oumlkobilanzen bilden den gesamten Stoffkreislauf ab ndash und somit auch die fuumlr Biodiversitaumlt relevante Landnutzung oder Oumlkosystemleis-tungen wie die Bereitstellung von Rohstoffen die Absorption von Produktionsemissionen und die Aufnahme von Abfallprodukten An-gefangen bei eigenen Beschaffungsquellen (zum Beispiel Vertragsan-bauer von Supermaumlrkten oder Handelsmarken) bis hin zu Vorproduk-ten der Liefer an ten ndash entlang der Lieferkette verbergen sich zahlreiche Ursachen fuumlr Bio diversitaumltsverlust Fuumlr Unternehmen die Rohstoffe und Vorpro dukte aus dem Ausland beziehen ist es daher wichtig auf den Einkauf und das Lieferkettenmanagement zu achten Wichtige

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 42

Analyseschritte beinhalten Grenzwerte und Normen (in den Abbau- und Ursprungslaumlndern der Vorprodukte oftmals deutlich niedriger als in Deutschland) oder Screenings zu Wasserknappheit entlang der Lie-ferkette Darauf aufbauend ergibt sich eine detaillierte Bewertung zur Beruumlcksichtigung von Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt bei Liefe ranten

Investitions- und PlanungsprozesseInvestitionen in den Bau neuer Anlagen oder Standorte werden derzeit eher selten unter Biodiversitaumltsaspekten im betrieblichen Umwelt-management erfasst Beim Bau eines Produktionsstandorts auf der raquogruumlnen Wieselaquo spielen vor allem die Eingriffsregelung des Bun-desnaturschutzgesetztes (BNatSchG) sowie das EU-Naturschutz-recht (FFH- und Vogelschutz-Richtlinie) eine wichtige Rolle Diese Regeln erscheinen Unternehmen manchmal wider spruumlchlich ndash gerade mit Blick auf den gewollten Naturschutz Firmenareale werden auf-grund strategischer Entscheidungen zum Beispiel fuumlr den Bau von Anlagen uumlber einen laumlngeren Zeitraum brach liegen gelassen Siedelt sich daraufhin eine geschuumltzte Art auf dieser Flaumlche an koumlnnen Unter-nehmen unter Umstaumlnden nur mit hohen Auflagen dieses Gebiet er-schlieszligen und einen Neu- oder Ausbau realisieren Um solchen Ziel kon-flikten vorzubeugen bieten die zustaumlndigen Natur schutzbehoumlrden an in Dialog zu treten um gangbare Wege und Maszlignahmen auszu loten

Doch Unternehmen koumlnnen auch in Vorleistung gehen Indem zum Beispiel Brachflaumlchen und Naturraumlume belassen sowie die Funktio-nalitaumlt von aquatischen Oumlkosystemen (Gewaumlssern) erhalten werden

INFOBOX 27

Ausgleichsflaumlchen ndash Chancen fuumlr beschleunigte PlanungsprozesseGut zu wissen Laut sect16 BNatSchG kann durch Oumlkosystemschutz ein raquoGuthabenlaquo auf einem Oumlkokonto angespart werden Bei spaumlteren Ein-griffen werden diese Flaumlchen als bereits geleistete Kompensationsmaszlig-nahmen anerkannt Rheinkalk macht sich dieses Instrument zunutze Im sauerlaumlndischen Houmlnnetal dient nur ein Teil des Grundbesitzes dem Kalksteinabbau Weite Teile des Areals hingegen stehen dank nicht-oumlkonomischer Waldnutzung dem Naturschutz temporaumlr zur Verfuumlgung oder werden je nach Management und naturschutzfachlicher Einschaumlt-zung einem Oumlkokonto zugeschrieben das als Kompensationsleistung fuumlr zu erwartende Eingriffe agiert Waumlhrend auf der einen Seite pro-aktiv Arten- und Oumlkosystemschutz ermoumlglicht wird profitiert Rheinkalk von einem beschleunigten Planungsprozess vermiedener Buumlrokratie und somit geringeren Kosten (wwwrheinkalkdepdfVerantwortung_Fuer_Mensch_und_Naturpdf Seite 24)

43WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

koumlnnen etwaige Kompensationsmaszlignahmen im Rahmen der Ein griffs -regelung vermieden werden Zudem koumlnnen Ergebnisse der teils obli-gatorischen Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung (UVP) der Strategischen

INFOBOX 28

Praxisbeispiel ZielkonflikteBiologische Vielfalt spielt in Steinbruumlchen Baggerseen und Kiesgruben eine wichtige Rolle Die Steine- und Erdenindustrie engagiert sich in zahlreichen Projekten zur Foumlrderung der biologischen Vielfalt Neben der Erarbeitung von Biodiversitaumltsindikatoren und einer Biodiversitaumlts-Datenbank zaumlhlen hierzu zahlreiche gemeinsame Projekte mit Umwelt-verbaumlnden

raquoLeider werden der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt in den Abbaustaumltten ausgerechnet durch das Naturschutzrecht selbst eingeschraumlnkt Wer zum Beispiel ein Laichgewaumlsser fuumlr die Gelbbauch-unke auf einem Rohbodenstandort anlegt oder eine Steilwand fuumlr die Uferschwalbe herrichtet der laumluft Gefahr dass die weitere Bewirt-schaftung der Flaumlchen deutlich eingeschraumlnkt wird Der statische An-satz im Naturschutzrecht verhindert damit leider vielerorts die Aus-schoumlpfung von Synergieeffekten von Gesteinsabbau und Naturschutz Die Steine- und Erdenindustrie jedenfalls ist zur Foumlrderung der biolo-gischen Vielfalt bereit und setzt sich auch weiterhin fuumlr praktikable Loumlsungen einlaquo (Diplom-Biologe Thomas Beiszligwenger Hauptgeschaumlfts-fuumlhrer Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

ABBILDUNG 22 (Foto Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

INFOBOX 29

Praxisbeispiel Management von LiegenschaftenFraport die Betreibergesellschaft des Frankfurter Flughafens formuliert in seiner unternehmenseigenen Biodiversitaumltsstrategie Grundsaumltze zur Biodiversitaumlt Darin wird festgehalten dass sich Flugbetrieb und der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt ndash uumlber gesetz liche Anforderungen wie zum Beispiel Eingriffsregelung hinaus ndash vereinbaren lassen So wird unter anderem auf dem Gelaumlnde des Flughafens ein For-schungsprojekt zum Bienen-Monitoring unterstuumltzt das wichtige Infor-mationen uumlber die Schadstoffsituation liefert Gleich zeitig werden im Rhein-Main-Gebiet gezielt Naturschutzvorhaben gefoumlrdert so zum Bei-spiel der Erhalt von raquoAltholzinselnlaquo im Kinzigtal oder die Pflege von Streuobstwiesen im Maintal (wwwfraportdecontentfraport-agdenachhaltigkeitumweltnatur--und-ressourcenschutz0html und verglei-che auch die dort bereitgestellten PDF-Dokumente)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 44

Legende Naumlhe zum Kerngeschaumlft Merkmalsauspraumlgung Geringer Bezug Mittel o Trifft zu x Mittlerer Bezug Stark + Starker Bezug Sehr stark + +

ABBILDUNG 23 Handlungsan-saumltze zur Integration von Biodiversi-taumlt in Unternehmen am Beispiel eines Industrie- und Konsumguumlter-unternehmens (Grafik PwC)

INFOBOX 30

Handlungsansaumltze zur Integration von Biodiversitaumlt in UnternehmenDie vorgestellten sechs Handlungsansaumltze werden hier systematisch zusammengefasst am Beispiel der Indus trie- und Konsumguumlterbranche dargestellt Diese Systematik kann allen Unternehmen als Pruumlfrahmen dienen ihr spezifisches Profil zur Beruumlcksichtigung von biologischer Viel-falt Oumlkosystemen und deren Leistungen (Naturkapital) zu entwickeln

Die Abbildung verdeutlicht die Wirkung der verschiedenen Handlungs-ansaumltze beispielhaft im Hinblick auf die vier Werttreiber Risiken senken Kosten reduzieren Maumlrkte und Kunden erschlieszligen und Reputation steigern

Waumlhrend die farbliche Hinterlegung die Naumlhe zum Kerngeschaumlft andeutet geben die Spalten auf der rechten Seite Informationen uumlber den Beitrag zum Schutz der biologischen Vielfalt sowie zur moumlglichen Umsetzungskomplexitaumlt wieder Es wird deutlich dass es durchaus ein-fache Maszlignahmen gibt die eine Wirkung zeigen

Werttreiber

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Integration von Biodiversitaumltsaspekten in hellip

Beitrag zum Schutz des Natur kapitals

Umsetzungsshy komplexitaumlt

x x x 1) Unternehmerischer Verantwortung (Corporate Responsibility) o + o

x x x 2) Berichterstattung (inkl umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung) o +

x x 3) Umweltmanagement inkl Liegenschafts-management o + +

x x 4) Maszlignahmen zur Steigerung der Ressourcen-effizienz + + + +

x x x 5) Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten-Management + + + +

x x 6) Investitions- und Planungsprozesse + o +

45WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Des Weiteren ist erkennbar dass die Integration von Biodiversitaumlt in Aus-wahl- und Entscheidungsprozesse vor allem im Bereich Ressourceneffi-zienz Lieferketten-Management und Investitions- und Planungsprozesse zu Win-win-Situationen fuumlhren kann Dabei sollte bei der Auswahl der Ansaumltze und Methoden aber immer das Kerngeschaumlft des Unterneh-mens im Vordergrund stehen ndash hier kann ein erster Check die weitere Schwerpunktsetzung unterstuumltzen Auch die Integration ins klassische Umweltmanagement stellt einen Schritt zur Beruumlcksichtigung von Bio-diversitaumlt dar ndash und zwar verbunden mit einem maumlszligigen Aufwand

Umweltpruumlfung (SUP) und der FFH Vertraumlglichkeitspruumlfung (FFH VP) guumlnstiger ausfallen Auflagen der Nachbesserung reduziert dadurch Kosten eingespart und ein reibungsloser Planungs- und Bauprozess beguumlnstigt werden

Abschlieszligend gilt es die Integration von Biodiversitaumlt auch in flankie-renden operationellen Einheiten voranzutreiben Dies betrifft beson-ders Forschung und Entwicklung sowie Kommunikation Dabei sollen die Themen erfolgreich sowohl nach innen als auch nach auszligen also zu Kunden Lieferanten und anderen Interessengruppen kommuni-ziert und in eine entsprechende Berichterstattung integriert werden

AUSBLICK5

WIR KOumlNNEN DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER WIRTSCHAFT NUR ERHALTEN WENN WIR DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER NATUR ERHALTEN DAFUumlR IST EINE VIELFALT AN LEBENSshy RAumlUMEN UND ARTEN VON ENTSCHEIDENDER BEDEUTUNG DEREN SCHUTZ MUSS DESHALB VIEL STAumlRKER IN DEN WERTSCHOumlPFUNGSPROZESSEN BERUumlCKSICHTIGT WERDEN

ALEXANDER BARTELT ABTEILUNGS-

LEITER KLIMASCHUTZ UND NACHHAL -

TIGE PRO DUKTE DER OTTO GROUP

VORSTANDSVORSITZENDER raquoBIODIVER-

SITY IN GOOD COMPANYlaquo- INITIATIVE

Es ist an der Zeit die Aspekte von Naturkapital in das unterneh-merische Handeln zu integrieren Nutzen Sie die vielfaumlltigen Ansatz-punkte die im Rahmen der Broschuumlre aufgezeigt wurden und beginnen Sie Ihre unternehmerischen Aktivitaumlten zu erweitern In Deutsch-land gibt es viele Initiativen und Ansaumltze die einen Einstieg in die The-men Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungen erleich tern Nutzen Sie diese Initiativen fuumlr einen Austausch mit anderen Unter-nehmen und uumlber die dort bereits gemachten Erfahrungen (siehe dazu auch Kapitel 6)

Die Initiative raquoBiodiversity in Good Companylaquo ist ein Zusammen-schluss von Unternehmen die gemeinsam fuumlr den Schutz der

biologischen Vielfalt eintreten Der branchenuumlbergreifenden Initiative gehoumlren kleine mittlere und groszlige Unternehmen an Die Mitglieder der raquoBiodiversity in Good Companylaquo-Initiative unterstuumlt-zen das freiwillige Engagement der Wirtschaft fuumlr den Schutz der biologischen Vielfalt Sie arbeiten an Innovationen und Investitio-nen damit naturvertraumlgliche Technologien Produkte und Dienst-leistungen verstaumlrkt ihren Weg in die Maumlrkte finden Die Initiative

47AUSBLICK

traumlgt dazu bei den Privatsektor in die Verwirklichung der Ziele der Konvention uumlber die biologische Vielfalt und der Nationalen

Strategie zur biologischen Vielfalt staumlrker einzubinden

Auch im Rahmen von econsense ndash einem Zusammenschluss fuumlhren-der global agierender Unternehmen und Organisationen der deut-schen Wirtschaft zu den Themen nachhaltige Entwicklung und Cor-porate Social Responsibility (CSR) ndash wird der Themenbereich im Rahmen der Arbeitsgruppe raquoBiodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungenlaquo begleitet Die Mitgliedsunternehmen setzten sich intensiv mit dem Erhalt und der Entwicklung der biologischen Vielfalt auseinander und nutzen econsense als Plattform zum Austausch und zur Diskus-sion von praktischen Managementinstrumenten

Engagieren Sie sich im Projekt raquoUnternehmen Biologische Vielfalt 2020laquo einer Dialog- und Aktionsplattform des Bundesumweltminis-teriums gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der deutschen Wirtschaft und von Naturschutzverbaumlnden die einen fortlaufenden Austausch erlaubt und konkrete Aktivitaumlten zur Umsetzung der Nati-onalen Strategie zur biologischen Vielfalt auf den Weg bringt Folgende Themenfelder stehen dabei im Fokus Informationen zur biologischen Vielfalt fuumlr Unternehmen Biologische Vielfalt im betrieblichen Umweltmanagement Biologische Vielfalt und Naturschutzrecht Kommunikation von Unternehmen nach auszligen Finanzierung von Naturschutzprojekten Maumlrkte Chancen erkennen und entwickeln Netzwerkbildung

Die kuumlnftige Leistungsfaumlhigkeit der Wirtschaft wird von der Leis-tungsfaumlhigkeit des Naturkapitals abhaumlngen Der Erhalt der Leistungs-faumlhigkeit unseres Naturkapitals erfordert die gebuumlndelten Kraumlfte von Unternehmen Politik und Gesellschaft raquoNatur kapital Deutschland ndash TEEB DElaquo zeigt dass sich dies auch wirtschaftlich lohnt Lassen Sie uns diese Chance gemeinsam wahrnehmen

ABBILDUNG 24 (Foto morrbyte Fotoliacom)

6 WEITERFUumlHRENDE INFORMATIONEN

PROJEKT raquoNATURKAPITAL DEUTSCHLAND ndash TEEB DElaquoDiese Broschuumlre ist Teil des Projekts raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo in dessen Rahmen bis zum Jahr 2015 folgende vier Berichte erscheinen (Arbeitstitel) raquoKlimapolitik und Naturkapital Synergien und Konfliktelaquo raquoOumlkosystemleistungen und Entwicklung laumlndlicher Raumlumelaquo raquoNaturleistungen in der Stadt Gesundheit schuumltzen und

Lebensqualitaumlt erhoumlhenlaquo raquoNaturkapital Deutschland Neue Handlungsoptionen

ergreifen ndash eine Syntheselaquo

Bereits erschienen ist die Broschuumlre raquoDer Wert der Natur fuumlr Wirt-schaft und Gesellschaft ndash Eine Einfuumlhrunglaquo wwwnaturkapital-teebde

Soweit Praxisbeispiele und Statements nicht gesondert gekennzeich-net wurden sind diese speziell fuumlr raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo erstellt worden

Leitfaumlden Handlungsmoumlglichkeiten fuumlr Unternehmen BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012)Biodiversitaumlt im unterneh-

merischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Umfangrei-che aber dennoch leicht zu erfassende und praxisnahe Broschuumlre zu Maszlignahmen rund um den betrieblichen Biodiversitaumltsschutz Mit zahl-reichen Umsetzungstipps und Hinweisen auf weiterfuumlhrende Lite ra-tur und Webseiten

49WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

www2leuphanadeumanagementcsmcontentnamadownloads download_publikationenBestaendig20Wuczkowski_Biodiversitaet 20im20unternehmerischen20Nachhaltigkeitsmanagement_neupdf

HOUDET J (HRSG) (2008 UumlBERARBEITET 2010) Integrating bio-diversity into business strategies The Biodiversity Accountability Framework Sehr umfangreiche Publikation (knapp 400 Seiten) uumlber Bio di versitaumlt und Unternehmen beginnend bei den Grundlagen 23 In dikatoren (Business and Biodiversity Independence Indicators) sind Grundlage fuumlr die Bewertung der Biodiversitaumltsleistung von Unter-nehmen Mit zahlreichen Beispielen Regionaler Fokus Frankreichwwworeeorg_scriptntsp-document-file_downloadphp document_id=1063ampdocument_file_id=1070

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement ndash Ein Leitfaden fuumlr die betriebliche Praxis Umsetzungsorientiertes Handbuch zur Einbindung von Biodiversi-

taumlt in das bestehende (Umwelt)-Management inklusive zahlreicher Vorschlaumlge fuumlr Maszlignahmen und Instrumente sowie Zuordnung zu Handlungsfeldern und Funktionsbereichen httpwwwbmudeN46143

TEEB (2012) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Busi-ness and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York Bericht fuumlr Unternehmen der internationalen TEEB-Studie Ins-pirierende teils generische Heranfuumlhrung an die Bedeutung von Bio-diversitaumlt an Unternehmen mit Beispielen aus aller Welt Excutive summary unter wwwteebweborg

UN GLOBAL COMPACT AND IUCN (2012) A Framework for Corpo rate Action on Biodiversity and Ecosystem Services Uumlberblicksbro schuumlre zu Biodiversitaumlt und Unternehmen Adressierte Themen Treiber Risi-ken amp Chancen Corporate Governance Management (inkl Vermei-dungs-Hierarchie) Stakeholder-Engagement und Berichter stattungwwwunglobalcompactorgdocsissues_docEnvironmentBES_Frameworkpdf

WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD) (2011) Handbuch zur unternehmerischen Bewertung von Oumlkosystemdienstleistungen (CEV) Ein Rahmenwerk zur Erleichterung unternehmerischer Entscheidungsfindung Generisches Hand buch fuumlr die Durchfuumlhrung einer unternehmensinternen Bewertung von Biodiversitaumlt (breites Werteverstaumlndnis) mit Handreichungen zu vor-gelagerten Abwaumlgungen wwweconsensedesitesallfilesWBCSD_Handbuch_CEVpdf

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 50

WORLD RESOURCE INSTITUTE (WRI) (2012) Corporate Ecosystem Services Review ndash Version 20 Handbuch zur systematischen Erfas-sung von biodiversitaumltsbezogenen Risiko- und Handlungsfeldern Schrittweises Vorgehen inkl Vorschlaumlgen fuumlr die Erfassung und Doku-mentation des Prozesses wwwwriorgpublicationcorporate-ecosystem-services-review

Allgemein Oumlkosysteme Biodiversitaumlt und Wirtschaft JESSEL B TSCHIMPKE O UND WALSER M (2009) Produktivkraft

Natur Hamburg Praumlgnante Beispiele fuumlr die Quantifizierung von wirtschaftlich relevanten Nutzungen der Natur in Arbeitsplaumltzen Umsaumltzen oder vermiedenen Kostenwwwnaturkapital-teebdefileadminDownloadsProduktivkraft Naturpdf

MILLENNIUM ECOSYSTEM ASSESSMENT (2005) Ecosystems and Human Well-Being ndash Synthesis Synthese der mehr als 1000 Seiten fassenden wissenschaftlichen Studie uumlber die oumlkologischen und gesell-schaftlichen Zusammenhaumlnge sowie Zustand und Trends des Verlus-tes der biologischen Vielfalt und die Bedeutung der Oumlkosystemleis-tungen fuumlr den Menschenwwwmaweborgdocumentsdocument356aspxpdf

TEEB (2010) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integ-rieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz (Hrsg) Bonn Zusam-menfassung der Ergebnisse der internationalen TEEB Studie Synthese der Berichte fuumlr internationale Politiker lokale und regionale Ent-scheider sowie Unternehmen wwwteebweborg

Kartenmaterial Frageboumlgen und Tools PROTECTEDPLANETNET Weltweite kartengestuumltzte Darstellung von

Schutzgebieten basierend auf den Daten der World Database of Pro-tected Areas (WDPA) und der Weltnaturschutzorganisation (IUCN) wwwprotectedplanetnet

BFNshySCHUTZGEBIETSKARTE Interaktive Karte des Bundesamtes fuumlr Naturschutz mit allen deutschen Schutzgebieten wwwgeodienstebfndeschutzgebiete

CHECKLISTEN DER DEUTSCHEN BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIAshyTIVE Fragenkatalog zur Erstellung einer Selbsteinschaumltzung bezuumlg-lich potenzieller Risiken hinsichtlich Biodiversitaumlt und Oumlkosystem-leistungen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

51WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

INTEGRATED BIODIVERSITY ASSESSMENT TOOL (IBAT) Kostenpflich-tige Anwendung zur Bewertung standortbezogener Biodiversitaumlts-risiken (Fokus Schutzgebiete und Biodiversity Hot Spots) GIS-(Karten)- basiert wwwibatforbusinessorg

Fallbeispiele und Publikationssammlung WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD)

(2012) Biodiversity and ecosystem services ndash scaling up business solutions Company case studies that help achieve global biodiversity targetswwwwbcsdorgPagesEDocumentEDocumentDetailsaspxID=14923ampNoSearchContextKey=true

UNITED NATIONS ENVIRONMENT PROGRAM FINANCE INITIATIVE (UNEP FI) Publikationen zu biodiversitaumltsbezogenen Chancen Risiken und Handlungsoptionen der Finanzbranche wwwunepfiorgpublicationsbiodiversityindexhtml

CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (CBD) BUSINESS PROGRAMM Fallstudien und Publikationen zu Beruumlhrungspunkten und Leuchtturm-projekten zum Erhalt der biologischen Vielfalt wwwcbdintenbusiness

ECOSYSTEM MARKETPLACE Nachrichtenportal von Forest Trends rund um Biodiversitaumlts- Wasser- und CO2-Maumlrkte wwwecosystemmarketplacecom

Strategien auf politischer Ebene NATIONALE STRATEGIE ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT (2007) Deutsch-

lands Strategie zur Umsetzung der Konvention uumlber die biolo gische Vielfalt wwwbmudeN40333

INFORMATIONSPORTAL DES BUNDESAMTES FUumlR NATURSCHUTZ ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT Mit Nachrichten Informationen Veranstal-tungshinweisen und weiterfuumlhrenden Materialien wwwbiologische-vielfaltde

EUshyBIODIVERSITAumlTSSTRATEGIE FUumlR 2020 Diese EU-Strategie enthaumllt Ziele zum Erhalt von Biodiversitaumlt sowie von Oumlkosystemen und deren Leistungen (raquoNaturkapitallaquo) bis 2020httpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversitycomm20062020htm

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 52

GLOBALE BIODIVERSITAumlTSZIELE Der raquoStrategische Plan 2011 ndash 2020laquo des Internationalen Uumlbereinkommens zur biologischen Vielfalt (CBD) enthaumllt auch Ziele zu Oumlkosystemen und deren Leistungen sowie zum Wert der biologischen VielfaltwwwcbdintdocdecisionsCOP-10cop-10-dec-02-enpdf

Initiativen DEUTSCHE BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIATIVE ndash raquoBIODIVERSITY

IN GOOD COMPANYlaquoshy INITIATIVE Zusammenschluss vor allem deut-scher Unternehmen mit dem Ziel die Integration von Biodiversitaumlt in unternehmerische Entscheidungen voranzutreiben wwwbusiness-and-biodiversityde

EUROPAumlISCHE raquoBUSINESS AND BIODIVERSITY CAMPAIGNlaquo Europa-weite Plattform fuumlr Unternehmen mit dem Ziel Ansaumltze fuumlr ein Biodi-versitaumltsmanagement zu entwickeln und umzusetzen wwwbusiness-biodiversityeu

NATURAL CAPITAL DECLARATION Erklaumlrung einzelner Akteure des Finanzsektors Naturkapital in Finanzprodukten und -dienstleistungen zu beruumlcksichtigen wwwnaturalcapitaldeclarationorg

TEEB FOR BUSINESS COALITION Initiative zur Vereinheitlichung der Bilanzierung von Naturkapital im Unternehmen httpteebforbusinessorg

GLOSSAR 53

GLOSSAR

ARTENVIELFALTDiversitaumlt (Vielfalt) biologischer Arten in einem Lebensraum Artenviel-falt ist neben genetischer Vielfalt und Diversitaumlt der Oumlkosysteme ein Teil-aspekt der biologischen Vielfalt

BASISLEISTUNGENGrundlegende Leistungen der Oumlkosysteme wie zum Beispiel Photosyn-these oder Stickstoffbindung von Knoumlllchenbakterien welche die Voraus-setzung fuumlr alle anderen Leistungen der Oumlkosysteme sind

BIODIVERSITAumlT Biologische Vielfalt

BIOLOGISCHE VIELFALT Die Vielfalt des Lebens auf unserer Erde (oder Biodiversitaumlt) ist die Varia-bilitaumlt lebender Organismen und der von ihnen gebildeten oumlkologischen Komplexe Sie umfasst drei Ebenen 1) die Vielfalt an Oumlkosystemen bezie-hungsweise Lebensgemeinschaften Lebensraumlumen und Landschaften 2) die Artenvielfalt und 3) die genetische Vielfalt innerhalb der verschie-denen Arten

EINGRIFFSREGELUNG Instrument des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatschG sectsect 13 ff) das die Bewaumlltigung von Eingriffen in Natur und Landschaft regelt (Vermeidung und Kompensation)

EMAS Betriebliches Umweltmanagementsystem (Eco Management and Audit Scheme) nach der Verordnung (EG) Nr 12212009 uumlber die freiwillige Teil-nahme von Organisationen an einem Gemeinschaftssystem fuumlr Umwelt-management und Umweltbetriebspruumlfung (ABl EG L 342 v 22122009 S 1) Schwerpunkte sind die kontinuierliche Verbesserung der Umwelt-leistung die Umwelterklaumlrung und Umweltrechtskonformitaumlt

GEBIETSFREMDE ARTENAuch invasive Arten oder Neobiota Tier- und Pflanzenarten die durch Einfuhr (beabsichtigt) oder Einschleppung (unbeabsichtigt) in einem fuumlr sie nicht natuumlrlichen Lebensraum leben Einige gebietsfremde Arten ver-breiten sich aufgrund mangelnder Feinde physiologischer Eigenschaften (Wachstumsgeschwindigkeit Wasserbedarf) oder aumlhnlich invasiv und verdraumlngen einheimische Arten In einigen Faumlllen entstehen durch sie erheb liche Nachteile fuumlr Mensch (Gesundheitsbeeintraumlchtigungen wie zum Beispiel Allergien) und Oumlkosysteme (Degradation)

INWERTSETZUNGBuumlndel von Maszlignahmen um den Nutzen von Biodiversitaumlt und Oumlkosys-temleistungen fuumlr die Gesellschaft relevant und erfahrbar werden zu las-sen Dies geschieht durch (oumlkonomische) Bewertung und oder Integra-tion in Marktentscheidungen ndash zum Beispiel in Form von naturorientierten Angeboten Anreizen oder der Schaffung von Maumlrkten fuumlr Biodiversitaumlt ndash sowie in gesellschaftliche und private Entscheidungen

54 DIEUNTERNEHMENSPERSPEKTIVEndashNEUEHERAUSFORDERUNGEN

ISO 14001 Betriebliches Umweltmanagementsystem nach DIN EN ISO 140012004 + AC 2009 (Ausgabe 112009) Schwerpunkt liegt in der Verbesserung des Umweltmanagementsystems

KONVENTION UumlBER DIE BIOLOGISCHE VIELFALT (ENGL CONVENTION ON BIO LOGICAL DIVERSITY ndash CBD)

Uumlbereinkunft von 168 Staaten (Unterzeichner Stand 12122012) uumlber die biologische Vielfalt Darin werden der Verlust der biologischen Vielfalt als Herausforderung anerkannt und Ziele zu ihrer Erhaltung formuliert Diese sind 1) Schutz der biologischen Vielfalt 2) Nachhaltige Nutzung ihrer Bestandteile und 3) Zugangsregelung und gerechter Ausgleich von Vor-teilen welche aus der Nutzung genetischer Ressourcen entstehen

KULTURELLE OumlKOSYSTEMshy LEISTUNGEN

Leistungen von Oumlkosystemen mit Wirkung und Bedeutung fuumlr Erholung aumlsthetisches Empfinden spirituelle Erfahrungen soziale Funktionen kul-turelle Identitaumlt Heimatgefuumlhl Wissen und Erkenntnis

MONETARISISERUNG Beimesssung eines Wertes in Geldeinheiten Die Umweltoumlkonomie hat dazu mehrere Verfahren der Monetarisierung entwickelt

NATURKAPITAL Oumlkonomischer Begriff fuumlr den begrenzten Vorrat an physischen und bio-logischen Ressourcen der Erde und die begrenzte Bereitstellung von Guumltern und Leistungen durch Oumlkosysteme

OumlKOSYSTEM Bezeichnet die Bestandteile eines abgegrenzten Naturraumes (zum Beispiel niedersaumlchsisches Wattenmeer) oder eines bestimmten Natur-raumtyps (zum Beispiel naumlhrstoffarmes Flieszliggewaumlsser) und deren Wech-selwirkungen Der Begriff kann sich auf verschiedene raumlumliche Ebenen (lokal regional) beziehen und umfasst sowohl (halb-)natuumlrliche (zum Bei-spiel ungestoumlrte Hochmoore) und naturnahe (zum Beispiel Kalkmager-rasen) als auch vom Menschen gepraumlgte Oumlkosysteme (zum Beispiel Agrar oumlkosysteme)

OumlKOSYSTEMFUNKTIONEN Umfassen alle physikalischen chemischen und biologischen Prozesse und Wechselwirkungen die in verschiedenen Oumlkosystemen stattfinden

OumlKOSYSTEMLEISTUNGEN Bezeichnen direkte und indirekte Beitraumlge von Oumlkosystemen zum mensch-lichen Wohlergehen das heiszligt Leistungen und Guumlter die dem Menschen einen direkten oder indirekten wirtschaftlichen materiellen gesundheit-lichen oder psychischen Nutzen bringen In Abgrenzung zum Begriff Oumlko-systemfunktion entsteht der Begriff Oumlkosystemleistung aus einer anth-ropozentrischen Perspektive und ist an einen Nutzen des Oumlkosystems fuumlr den Menschen gebunden Der Begriff ist identisch mit den haumlufig verwen-deten Begriffen raquoOumlkosystemdienstleistunglaquo und raquooumlkosystemare Guumlter und Leistungenlaquo und entspricht dem englischen Begriff der raquoecosystem serviceslaquo

55

REGULIERUNGSLEISTUNGENFunktionen von Oumlkosystemen die auf (andere) Elemente und Prozesse von Oumlkosystemen einwirken die (direkten) Nutzen fuumlr den Menschen haben zum Beispiel die Filterwirkung von Bodenschichten auf die Grund-wasserqualitaumlt oder der Beitrag einer Hecke zur Verringerung der Boden-erosion

GLOSSAR

RESILIENZ (VON OumlKOSYSTEMEN)

Resilienz ist die Faumlhigkeit eines Oumlkosystems trotz aumluszligerer Stoumlrungen seine Funktionen und damit seine Oumlkosystemleistungen aufrecht zu erhalten Es wird davon ausgegangen dass die Resilienz stark mit der in dem Oumlko-system vorherrschenden biologischen Vielfalt korreliert

TEEBThe Economics of Ecosystems and Biodiversity Die internationale TEEB-Studie wurde von Deutschland im Rahmen seiner G8-Praumlsidentschaft im Jahr 2007 gemeinsam mit der EU-Kommission initiiert und mithilfe zahlreicher weiterer Institutionen unter der Schirmherrschaft des Um-weltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) durchgefuumlhrt Ziel der TEEB-Studie war es den oumlkonomischen Wert der Leistungen der Natur ein zuschaumltzen die wirtschaftlichen Auswirkungen der Schaumldigung von Oumlkosystemen zu erfassen und ausgehend davon die Kosten eines Nicht-Handelns zu beziffern Leiter der Studie war der indische Oumlkonom Pavan Sukhdev Im Rahmen der Studie wurden verschiedene Berichte veroumlffent-licht Derzeit wird unter Leitung von UNEP ein Nachfolgeprozess organi-siert um die Durchfuumlhrung von nationalen regionalen lokalen und sek-toralen Studien zum Thema anzuregen und zu foumlrdern

VERSORGUNGSLEISTUNGENBezeichnen meist marktfaumlhige Guumlter die von oder mithilfe von Oumlkosyste-men produziert werden (zum Beispiel Nahrung Frischwasser Feuer- und Bauholz) Teilweise ist ein erheblicher Beitrag von (Human-)Kapital und Arbeit notwendig um diese Guumlter zu erstellen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 56

QUELLEN

BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012) Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Centre for Sustainability Management Luumlneburg

BORN W u a (2012) Gesundheitskosten der Beifuszlig-Ambrosie in Deutschland In Umweltmedizin in Forschung und Praxis 17 (2) S 71 ndash 80

DER BUND (2009) Invasive Muscheln verstopfen Leitungen Von Fabio Bergamin Onlineausgabe Zuletzt aktualisiert am 31072009 httpwwwderbundchzeitungenwissenInvasive-Muscheln-verstopfen-Leitungenstory29662360

DEUTSCHER IMKERBUND EV Internetauftritt des Deutschen Imkerbund e V vom 12122012 httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpbienen-und- bestaeubungsleistung und httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpzahlen-die-zaehlen

EUROPAumlISCHE KOMMISSION (2009) Fact Sheet Gebietsfremde invasive Arten httpeceuropaeuenvironmentpubspdffactsheetsInvasive20Alien20SpeciesInvasive_Alien_DEpdf

FAO ndash FOOD AND AGRICULTURE ORGANIZATION OF THE UNITED NATIONS (2010) Global Forest Resource Assessment 2010wwwfaoorgforestryfrafra2010en

GARCIacuteAshyTORRES L u a (2001) Conservation agriculture in Europe Current status and perspectives In Garcia-Torres L Benites J and Martiacutenez-Vilela A (Hrsg) Conservation Agriculture A World-wide Challenge 1st World Congress on Conservation Agriculture Madrid 1 ndash 5 October 2001 Vol I Keynote Contributions XUL Cordoba Spain S 79 ndash 83

IAASTD ndash INTERNATIONAL ASSESSMENT OF AGRICULTURAL KNOWLEDGE SCIENCE AND TECHNOLOGY FOR DEVELOPMENT (2008) Global ReportwwwagassessmentorgreportsIAASTDENAgriculture20at20a20Crossroads_Global20Report20(English)pdf

KREIBICH H MUumlLLER M (2005) Private Vorsorgemaszlignahmen koumlnnen Hochwasserschaumlden reduzieren Schadensprisma Heft 1 2005 httpwwwschadenprismadepdfsp_2005_1_1pdf

57QUELLEN

LENZEN M u a (2012) International trade drives biodiversity threats in developing nations Nature 486109 ndash 112 Doi101038nature11145

PWC ndash PRICEWATERHOUSECOOPERS (2012) PwC Rio+20 Sustain ability pulse poll How do the public and CEO opinions differ on Rio+20 issues

REWE GROUP (2010) Pressemitteilung raquoBodensee-Obstbauern engagieren sich fuumlr Biodiversitaumltlaquo wwwrewe-groupcompressepressemeldungenpressemeldung-detail articlebodensee-obstbauern-engagieren-sich-fuer-biodiversitaet

SCBD ndash SECRETARIAT OF THE CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (2009) business2010 A magazine on business amp bio- diversity June 2009 Volume 4 ndash Issue 1 httpwwwcbdintdocnewslettersnews-biz-2009-06-enpdf

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement Ein Leitfaden fuumlr die betrieb-liche Praxis BerlinwwwbmudeN46143

STATISCHES BUNDESAMT (2012) Nachhaltige Entwicklung in Deutschland Indikatorenbericht 2012 wwwdestatisdeDEPublikationenThematischUmwelt oekonomischeGesamtrechnungenUmweltindikatorenIndikatoren PDF_0230001pdf__blob=publicationFile

STERN N (2007) The Economics of Climate Change The Stern Review Cambridge

TEEB (2009) The Economics of Ecosystems and Biodiversity TEEB for National and International Policy Makers Summary Responding to the Value of Naturewwwteebweborg

TEEB (2010A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity Ecological and Economic Foundations Edited by Pushpam Kumar London and Washington

TEEB (2010B) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integrieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz Bonn

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 58

TEEB (2011) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in National and International Policy Making Edited by Patrick ten Brink London and Washington

TEEB (2012A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Local and Regional Policy and Management Edited by Heidi Wittmer and Haripriya Gundimeda Abingdon and New York

TEEB (2012B) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Business and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York

TEN BRINK P BRAAT L (HRSG) (2008) The Cost of Policy Inaction The case of not meeting the 2010 biodiversity targethttpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversityeconomicspdfcopizip

UNESCAP ndash UNITED NATIONS ECONOMIC AND SOCIAL COMMISSION FOR ASIA AND THE PACIFIC (1999) Keynote Statement of Mr Cengiz Ertuna (UNESCAP) at IDNDR-ESCAP Regional Meeting for Asia Risk Reduction amp Society in the 21st Century Bangkok 23 ndash26 February 1999 httpwwwunescaporgenrdwater_mineraldisasterertuna01htm

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012) Water valuation ndash Building the business case Geneva and Washington

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012A) Changing Pace ndash Public policy options to scale and accelerate business action towards Vision 2050 Geneva and Washington

WRI ndash WORLD RESOURCE INSTITUTE (2012) The Corporate Ecosys-tem Services Review - Guidelines for Identifying Business Risks and Opportunities Arising from Ecosystem Change Version 20 Washington

ZEITZ J PUMA Pressemitteilung vom 16112011 httpaboutpumacompuma-completes-first-environmental-profit-and-loss-account-which-values-impacts-at-e-145-million

  • Die Unternehmensperspektive
  • Impressum
  • Inhaltsverzeichnis
  • Vorworte
  • Biodiversitaumlt und Oumlkoshysystemleistungen ndash Erweiterung der unternehmerischen Sicht
  • Warum die Wirtschaft gefragt ist ndash Treiber Chancen und Risiken
  • Entwicklungen und Trends ndash was auf Unternehmen zukommt
  • Wie Unternehmen taumltig werden koumlnnen
  • Ausblick
  • Weiterfuumlhrende Informationen
  • QUELLEN

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 6

Die internationale TEEB-Studie raquoThe Economics of Ecosystems and Biodiversitylaquo hat gezeigt dass Leistungen der Natur nicht ausrei-chend in unternehmerischen Entscheidungen beruumlcksichtigt werden Gleichzeitig wurde deutlich Der Schutz und die nachhaltige Nutzung der Natur lohnen sich ndash volkswirtschaftlich aber auch betriebswirt-schaftlich Der TEEB-Bericht fuumlr Unternehmen hat dabei auch auf die Risiken und Chancen hingewiesen die sich aus dem Verlust der biolo-gischen Vielfalt und dem Verlust von Oumlkosystemleistungen fuumlr Unter-nehmen ergeben

raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo ist das deutsche Nachfolgevor-haben der internationalen TEEB-Initiative Das uumlbergeord nete Ziel des Vorhabens besteht darin die gesellschaftliche Bedeutung und den Wert von Natur und der mit ihr verbundenen Oumlkosystemleistungen fuumlr Deutschland sichtbar zu machen raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo flankiert dabei die national und international stark zuneh-menden Aktivitaumlten und Initiativen die sich mit Unternehmen und biologischer Vielfalt befassen

Oumlkonomisch betrachtet stellt die Natur einen Kapitalbestand dar deren Leistungen der Gesellschaft als raquoDividendenlaquo zugutekommen Dies wird haumlufig uumlbersehen wenn der Blick von Unternehmen vorran-gig auf Sach- und Humankapital gerichtet wird Fuumlr den langfristigen Erfolg von Unternehmen ist die dauerhafte und gute Verfuumlgbarkeit von Vorprodukten und Leistungen ndash auch denen der Natur ndash zentral Um dies sicherstellen zu koumlnnen ist es essenziell dass in die Erhal-tung von Naturkapital investiert wird Dazu zaumlhlt auch auf welche Art und Weise natuumlrliche Ressourcen gemanagt und gesichert wer-den Dies betrifft nicht nur den jeweiligen Unternehmensstandort sondern die gesamte Wertschoumlpfungskette von der Ressourcenin-anspruchnahme uumlber die Lieferverflechtungen bis hin zur Leistung fuumlr den Endverbraucher Fragen wie Ressourceneffizienz Umgang mit Ressourcenknappheit Rohstoffsicherung Standort- und Wert-schoumlpfungs-Optimierung oder oumlkologischer Fuszligabdruck sind dabei nur einige Stichworte Aber es ergeben sich auch Moumlglichkeiten fuumlr neue Produkte die Erschlieszligung innovativer Maumlrkte oder neuer Kon-sumentengruppen ndash wie eine sich derzeit entwickelnde raquoGreen Eco-nomylaquo zeigt

Mit der Broschuumlre raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DE Die Unter-nehmensperspektive Auf neue Herausforderungen vorbereitet seinlaquo soll die oumlkonomische Bedeutung von Natur fuumlr die Wirtschaft ins Be-wusstsein geruumlckt werden Die Broschuumlre richtet sich an die gesamte

(Foto Andreacute Kuumlnzelmann)

7

Bandbreite von Unternehmen Sowohl an jene deren Einfluss auf die oder Abhaumlngigkeit von der biologischen Vielfalt und den Leistun-gen der Natur offensichtlich ist aber natuumlrlich auch an Unternehmen deren Bezug zu biologischer Vielfalt und Oumlkosystemen moumlglicher weise nicht auf den ersten Blick sondern erst nach genauerer Betrach tung deutlich wird Die Broschuumlre bietet wertvolle Hinweise und Beispiele um sich mit den unternehmensrelevanten Aspekten der raquoBiodiversi-taumltlaquo zu befassen Daruumlber hinaus werden Ansaumltze auf dem Weg zur Integration in unternehmerische Entscheidungen skizziert

Es ist klar Unternehmen die sich nicht fruumlhzeitig auf die neuen Heraus-forderungen einstellen werden im Wettbewerb ins Hintertreffen gelangen Die raquoRegeln des Spielslaquo aumlndern sich weil Politik Gesell-schaft und Wirtschaft gleichermaszligen die Notwendigkeit erkennen den Wert der Natur und ihrer Leistungen anzuerkennen und in Form veraumlnderter Regulierung Konsumentenverhalten und Angebotsbe-dingungen angemessen zu beruumlcksichtigen Die Integration von Oumlko-systemleistungen kann Unternehmen aber auch helfen ihren Ein-fluss auf gesellschaftliche Wertschoumlpfung und den Verbrauch von Naturkapital zu erfassen in ihre Unternehmensstrategien einzubrin-gen und so proaktiv ihrer Verantwortung im Umgang mit der Natur und ihren Leistungen gerecht zu werden

Ich hoffe dass Sie diese Broschuumlre neugierig macht sich ausgiebiger mit dem Aspekt der biologischen Vielfalt zu befassen Denn eins ist klar ohne die Mitwirkung der Wirtschaft kann das zweite groszlige Umwelt problem neben dem Klimawandel nicht geloumlst werden

PROF DR BERND HANSJUumlRGENS (Studienleiter raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo)

VORWORTE

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 8

Die Natur ist eine wesentliche Grundlage unseres oumlkonomischen Wohlergehens Was uns im Grunde allen klar ist wird in der Wirt-schaft nach wie vor stark verdraumlngt Hier werden oumlkonomische Fakto-ren noch allzu oft getrennt von oumlkologischen Aspekten betrachtet Das mag zwar kurzfristigen Profit bringen fuumlhrt aber langfristig in eine Sackgasse Die internationale TEEB-Studie zeigt auf wie wirt-schaftlich notwendig und sinnvoll es ist den Schutz der Natur als eine Komponente unternehmerischen Handelns zu beruumlcksichtigen

Oumlkologische und soziale Aspekte spielen bei VAUDE schon seit vielen Jahren eine Rolle den Grundstein dafuumlr hat bereits mein Vater Albrecht von Dewitz gelegt Doch erst seit wir eine konsequente Nachhaltig-keitsstrategie verfolgen die alle Unternehmensbereiche einbezieht kommen wir im Ganzen voran Unsere Strategie umfasst zum einen den gesamten Lebenszyklus der VAUDE Produkte zum anderen aber auch alle Entscheidungen am Unternehmensstandort Nachhaltig-keit bedeutet fuumlr uns das Unternehmen in einem oumlkonomischen sozialen und oumlkologischen Gleichgewicht zu fuumlhren

Dieser Weg ist nicht leicht Es geht in erster Linie darum das Bewusst-sein zu schaffen bei den Mitarbeitern aber auch bei den Kunden und Geschaumlftspartnern Die groszlige Herausforderung besteht darin alle Beteiligten fuumlr die Leistungen und Werte der Natur zu sensibilisieren und deutlich zu machen wie diese durch Entscheidungen verletzt aber auch erhalten werden koumlnnen Diese Veraumlnderung in den Koumlpfen ist die Voraussetzung dafuumlr dass die oumlkologische Sichtweise in der Praxis tatsaumlchlich beruumlcksichtigt wird Nach unserer Erfahrung wer-den Entscheidungen oft aus einem Mechanismus heraus gefaumlllt der auf die oumlkonomische Vorteilhaftigkeit ausgerichtet ist Erst wenn man sich Zeit nimmt die Konsequenzen des eigenen Handelns zu betrachten beginnt man Entscheidungen auf der Basis eines groumlszlige-ren Bewusstseinshorizonts zu faumlllen

Die TEEB-Studie bietet eine hervorragende Moumlglichkeit die Natur bewusst in Entscheidungsprozessen zu beruumlcksichtigen Der Wert der Natur wird hier in ein Sprach- und Denkgefuumlge uumlbertragen das Unter-nehmen zugaumlnglich ist Das ist ein groszligartiger Ansatz der das Umwelt-bewusstsein davon losloumlst raquonurlaquo eine Anschauung gruumln orien tierter Menschen zu sein sondern seine gesamtwirtschaftliche Rolle ver-deutlicht

(Foto VAUDE)

9

Ich hoffe dass diese Broschuumlre nicht nur die CSR-Verantwortlichen der Unternehmen erreicht sondern vor allem auch die oberen Ent-scheidungstraumlger Die Erfahrung vieler Unternehmen zeigt dass die CSR-Abteilungen nur einen begrenzten Einfluss auf die strategischen Unternehmensentscheidungen haben

Es ist die Aufgabe jedes Unternehmens sich der Folgen des Handelns auf die Natur bewusst zu sein Wir muumlssen uns alle dafuumlr einsetzen unseren oumlkologischen Fuszligabdruck so gering wie moumlglich zu halten Das ist unsere Verantwortung als Mensch und unsere Verpflichtung gegenuumlber den nachfolgenden Generationen Ziel muss sein eine saubere gesunde und gerechtere Welt zu gestalten

Wenn sich jeder um die Folgen seines unternehmerischen Handelns kuumlmmern wuumlrde waumlren wir schon auf einem sehr guten Weg um dem Klimawandel entgegen zu wirken die Umweltbelastung zu ver-ringern und die biologische Vielfalt zu erhalten

DR ANTJE VON DEWITZ(Geschaumlftsfuumlhrerin VAUDE und Mitglied desProjektbeirats raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo)

VORWORTE

BIODIVERSITAumlT UND OumlKO SYSTEMLEISTUNGEN ndash ERWEITERUNG DER UNTERshyNEHMERISCHEN SICHT

1

WIR KOumlNNEN DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT UNSERES UNTERshyNEHMENS NUR SICHERN WENN WIR DIE LEISTUNGSshyFAumlHIGKEIT DER NATUR ERHALTEN DIE OumlKO SYSTEME ZU SCHUumlTZEN UND IHRE LEBENSWICHTIGEN DIENSTE WERT ZUSCHAumlTZEN IST UNSERE AUFGABE

GUumlNTER DAMME UMWELTBEAUF-

TRAGTER VOLKSWAGEN AG

In Unternehmen vollzieht sich derzeit eine Entwicklung hin zu einer ganzheitlicheren Leistungsbeurteilung und -berichterstattung Diese Veraumlnderung laumlsst sich beispielsweise an der integrierten Bericht-erstattung von Unternehmens- und Nachhaltigkeitskennzahlen oder an der umweltbezogenen Gewinn- und Verlustrechnung festmachen Unternehmen erkennen zunehmend dass Leistung neu definiert wer-den muss und ein langfristiger Unternehmenserfolg nur dann moumlg-lich wird wenn er im Einklang mit den verfuumlgbaren natuumlrlichen Res-sourcen erwirtschaftet wird Es sind Abhaumlngigkeiten und Einfluumlsse gleichermaszligen die dieses enge Wechselspiel von Unternehmen und Natur charakterisieren

Manager und Politiker sprechen nicht mehr nur von Sach- Anlage- und Humankapital Sie sprechen von Naturkapital Investitionen in gruumlne Infrastruktur und Biodiversitaumltsmaumlrkten Die Natur als essenziel-ler Bestandteil des Geschaumlftsbetriebs ruumlckt sukzessive auf die Agenda

Unternehmen gehen innovative Wege um ihre Position am Markt zu staumlrken und sich gleichzeitig fuumlr den Erhalt biologischer Vielfalt einzusetzen Einen wesentlichen Anteil an dieser Annaumlherung hat die

11BIODIVERSITAumlTUNDOumlKOSYSTEMLEISTUNGENndashERWEITERUNGDERUNTERNEHMERISCHENSICHT

INFOBOX 1

Bedeutung von Biodiversitaumlt fuumlr CEOsInteressant ist In einer Untersuchung befragte PwC im Mai 2012 Kon-sumenten und Manager zu den groumlszligten Herausforderungen der kom-menden Dekade Waumlhrend 43 der Konsumenten Biodiversitaumltsverlust als sehr wichtig bewerten (houmlchste Wichtigkeit) teilten nur etwa 12 der unternehmerischen Entscheider diese Position (PwC 2012)

internationale Studie raquoThe Economics of Ecosystems and Biodiver sitylaquo ( TEEB) und deren Ansatz zur Beruumlcksichtigung von Biodiversishytaumlt in Entscheidungen Der TEEB-Ansatz beruht auf drei Schritten die auch Basis fuumlr das nationale Projekt raquoNaturkapital Deutschlandlaquo sind Anerkennen der Vielzahl an Werten der Natur Aufzeigen dieser Werte und Integration dieser in Entscheidungen und Ablaumlufe

Die vorliegende Broschuumlre will Beispiele fuumlr die Beruumlcksichtigung von diesen Werten der Natur und von biologischer Vielfalt in Unterneh-men geben Sie bietet allen interessierten Unternehmensvertretern wertvolle Hinweise und Informationen fuumlr eine erste Auseinander-setzung mit den vielfaumlltigen Facetten der biologischen Vielfalt und

Oumlkosystemleistungen

In diesem einfuumlhrenden Kapitel soll zunaumlchst kurz geklaumlrt werden was sich hinter den Begriffen biologische Vielfalt Oumlkosystemleistungen und Naturkapital verbirgt Kapitel 2 zeigt auf inwiefern Unternehmen von biologischer Vielfalt Oumlkosystemleistungen und deren Verlust betroffen sind und welche Chancen und Risiken hiermit verbunden sein koumlnnen Gesellschaftliche und politische Entwicklungen als auch natio nale und internationale Regularien und Ansaumltze werden kurz in Kapitel 3 skizziert Ein besonderer Fokus wird dabei auf den spezifisch deutschen Kontext gelegt Kapitel 4 bietet einen Uumlberblick uumlber Anknuumlpfungs-punkte und Handlungsansaumltze zur Integra tion von Oumlkosystemleis-tungen und biologischer Vielfalt in unternehmerische Entscheidungen

Detaillierte Hintergrundinformationen finden sich in der einfuumlhren-den Broschuumlre des Projekts raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo mit dem Titel raquoDer Wert der Natur fuumlr Wirtschaft und Gesellschaft ndash Eine Einfuumlhrunglaquo sowie in Kapitel 6 dieser Broschuumlre

WAS MEINT raquoNATURKAPITALlaquo Biologische Vielfalt Oumlkosystemleistungen Naturkapital ndash fuumlr viele noch sperrige oder unklare Begriffe und weniger ein Hinweis auf das komplexe Zusammenspiel zwischen Umwelt und Wirtschaft

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 12

ABBILDUNG 1 (Foto Metronom GmbH)

INFOBOX 2

OumlkosystemleistungenOumlkosystemleistungen lassen sich in verschiedene Typen unterscheiden Am greifbarsten sind die Versorgungsleistungen Sie stellen phy-sische Guumlter dar und schlieszligen unter anderem Holz und landwirtschaft-liche Erzeugnisse wie Obst und Getreide aber auch Fisch Fleisch und Naturerzeugnisse wie Milch und Honig ein

Von Regulierungsleistungen profitieren oft mehrere Akteure gleich zeitig wird deren Nutzen nur indirekt sichtbar Dies verdeutlicht das Beispiel der Hochwasserregulierung einer Aue Durch sie koumlnnen hohe Schaumlden fuumlr eine Region vermieden werden Weitere regulierende Oumlkosystemleistungen sind die Filterfunktion der Boumlden die Bereitstel-lung sauberen Wassers die Klimaregulierung oder der Erosionsschutz

Wer beispielsweise in einem Wald mehr als Holz Erosionsschutz und klimaregulierende Wirkung sieht genieszligt wahrscheinlich gerade die

kulturellen Oumlkosystemleistungen der Natur Erholung (wichtig fuumlr die Tourismusbranche) aber auch spirituelle Anregung werden da-runter zusammengefasst

All dies ist nur durch sogenannte Basisleistungen moumlglich Sie beschreiben natuumlrliche Prozesse wie die Photosynthese den Naumlhrstoff-kreislauf oder die Bodenbildung die Grundvoraussetzungen fuumlr die eben genannten Oumlkosystemleistungen darstellen

Viele Themen auf die Sie auch in dieser Broschuumlre stoszligen finden sich zum Beispiel im betrieblichen Umweltschutz und verschiedenen Ver-ordnungen und Regularien wieder sind somit bei Unternehmen teil-weise bekannt und werden auch bereits in Einzelaspekten umgesetzt Was ist also das Neue

Der Ansatz von raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo geht uumlber die Einzelfallbetrachtung hinaus und moumlchte die Wechselbeziehungen zwischen Unternehmen und Natur als Chance begreifbar machen Dieses Wechselspiel bedeutet auch dass wirtschaftliche und gesell-schaft liche Prozesse auf Dauer nicht losgeloumlst von natuumlrlichen Zu-sammenhaumlngen betrachtet werden koumlnnen

Das Konzept der Oumlkosystemleistungen zeigt dass wir als Individuen und Gemeinschaften als Regionen Staaten und Unternehmen in viel faumlltiger Weise von den Leistungen der Natur profitieren So um-fassen Oumlkosystemleistungen die direkten und indirekten Beitraumlge von Oumlkosystemen zum menschlichen Wohlergehen und auch zur

13BIODIVERSITAumlTUNDOumlKOSYSTEMLEISTUNGENndashERWEITERUNGDERUNTERNEHMERISCHENSICHT

wirtschaftlichen Produktivitaumlt Es wird zwischen physischen Guumltern (Versorgungsleistungen) und regulierenden und kulturellen raquoLeistun-genlaquo unterschieden

Die biologische Vielfalt traumlgt dazu bei dass die Leistungen der Oumlko-systeme nicht abreiszligen ndash und unterstuumltzt somit die Wertschoumlpfung zahlreicher Unternehmen Die Natur ist neben dem Sach- und Human-kapital Grundlage des Wirtschaftens Im oumlkonomischen Sinn kann Natur daher als raquoKapitallaquo aufgefasst werden ihre Leistungen stellen eine raquoDividendelaquo dar Dieses Kapital wird durch verschiedene Nut-zungen und Veraumlnderungen beansprucht Ein vorausschauender Um-gang mit dem Naturkapital ist geboten um ndash wie auch beim Sach- Finanz- und Humankapital ndash den Kapitalstock nicht aufzuzehren

ABBILDUNG 2 Alternative fuumlr die Biogasanlage Die verschiedenen Pflanzen dieser raquoSaatmischunglaquo sind geeignet fuumlr Biogasanlagen und bieten im Gegensatz zum Energie-maisanbau zusaumltzlich Nahrung fuumlr eine hohe Vielfalt an Insekten(Foto Christoph Moning)

INFOBOX 3

Biologische Vielfalt (kurz Biodiversitaumlt) beschreibt die Vielfalt der Lebensraumlume ndash die Oumlkosysteme die Vielfalt der Arten und die genetische Vielfalt innerhalb der Arten

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 14

GRUumlNDE DES VERLUSTES VON BIOLOGISCHER VIELFALT UND OumlKOSYSTEMLEISTUNGENDie deutsche Wirtschaft kann im Bereich des Umweltschutzes groszlige Erfolge vorweisen Dadurch leistet sie auch einen Beitrag fuumlr die Erhal-tung und den Schutz der biologischen Vielfalt und von Oumlkosystem-leistungen Emissionen konnten beispielsweise stark vermindert wer-den Dennoch gibt es weiterhin Handlungsbedarf

ABBILDUNG 4 Biologische Viel- falt Oumlkosystemleistungen und deren oumlkonomische Werte Die angegebenen Werte sind jeweils als beispielhafte Mindestwerte zu verstehen da andere Werte ndash zum Beispiel der Wert der Erholung ndash nicht erfasst sind Quellen befinden sich im Anhang

ABBILDUNG 3 (Foto Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

NATURK APITAL

Biologische Vielfalt Oumlkosystemleistungen (beispielhafte Auswahl)

Ausgewaumlhlte oumlkonomische Werte (beispielhaft)

Vielfalt der OumlkosystemeErholungWasserregulationCO2-Speicher

Wasserruumlckhaltung amp Hochwasserschutz Volkswirtschaftliche Schaumlden des Elbe-

Hochwassers 2002 mehr als 11 Milliarden Euro (Kreibich und Muumlller 2005)

Kosten der 1998 durch Entwaldung verursachten Uumlber-schwemmungen in Bangladesch China Korea Indien und Vietnam 23 Milliarden US-Dollar (UNESCAP 1999)

Bodenerosion Kosten der Bodenerosion in Europa

53 Euro pro Hektar Jahr (Garciacutea-Torres u a 2001)

Artenvielfalt

Nahrung Holz Brennstoffe Inspiration fuumlr DesignBestaumlubung

Bestaumlubungsleistungen 85 der landwirtschaftlichen Ertraumlge im Pflanzen- und

Obstbau haumlngen in Deutschland von der Bestaumlubung durch Honigbienen ab Geschaumltzter Wert 2 Milliarden Euro (Deutscher Imkerbund e V 2012)

Genetische Vielfalt

Medizinische ProdukteResistenz gegenuumlber Krankheiten Anpassungs faumlhigkeit an natuumlrliche und anthropo-gene Veraumlnderungen

Nutzung genetischer Ressourcen 25 ndash 50 des US-amerikanischen Marktes fuumlr Pharma -

zeutika beruhen auf der Nutzung von natuumlrlichen gene- tischen Ressourcen dies entspricht einem Volumen von 640 Milliarden US-Dollar (TEEB 2009)

15BIODIVERSITAumlTUNDOumlKOSYSTEMLEISTUNGENndashERWEITERUNGDERUNTERNEHMERISCHENSICHT

Durch ein rasantes Wirtschaftswachstum und weltweit steigende Bevoumllkerungszahlen erhoumlht sich der Verbrauch an natuumlrlichen Ressour-cen Damit ebenfalls eng verknuumlpft sind die Themen Veraumlnderung Verschmutzung und Uumlbernutzung (Ausbeutung) von Oumlkosystemen sowie Klimawandel All diese Treiber ndash plus die Verbreitung gebiets-fremder Arten ndash sind Ursachen fuumlr den Verlust an biologischer Vielfalt und Oumlkosystemleistungen Im Folgenden werden sie kurz umrissen

Habitatverluste meist durch Landnutzungsaumlnderungen hervorge-rufen sind Hauptursache fuumlr Artenschwund beziehungsweise De-gra dation von Oumlkosystemen Hierzulande tragen zum Beispiel auch der Wunsch nach dem eigenen Haus im Gruumlnen und der Bau von Firmengebaumluden raquoauf der gruumlnen Wieselaquo zur Flaumlchenversiegelung und Fragmen tierung der Lebensraumlume bei Tagtaumlglich werden in Deutschland 77 Hektar unbebautes Land in bebaute Flaumlche umge-wandelt (Statistisches Bundesamt 2012)

INFOBOX 4

Bewertung von NaturUm die erkannte Bedeutung der Natur in Entscheidungen zu integrieren ist das Aufzeigen des Wertes der Natur ein wichtiger Zwischenschritt Doch Aufzeigen von Werten bedeutet nicht automatisch der Natur ein Preisschild oder einen Eurobetrag zuzuordnen Eine Monetarisieshyrung ist nur in bestimmten Faumlllen sinnvoll denn sie suggeriert Aus-tauschbarkeit und unterschlaumlgt damit das Risiko eventueller irreversi-bler Folgen des Verlustes der biologischen Vielfalt Eine Inwert shy setzung kann vielfaumlltig erfolgen eine stufenweise Risikoeinschaumltzung eine Zonierung der bewirtschafteten Flaumlche oder die Einhaltung selbst-auferlegter Grundsaumltze und Richtlinien Sie alle koumlnnen den Wert eines Oumlkosystems und seiner Vielfalt widerspiegeln

Unter Umstaumlnden und unter Beachtung der lokalen Besonderheiten kann eine Bepreisung sinnvoll sein und beispielsweise die Knappheit einer Ressource oder Oumlkosystemleistung abbilden Beispiele hierfuumlr lie-fert unter anderem die Publikation raquoWater valuation ndash Building the business caselaquo des World Business Council for Sustainable Development (WBCSD 2012) Anwendung findet eine Monetarisierung dabei im Rah-men von Maszlignahmen zur Steigerung der effizienten Wassernutzung der Wasserverteilung und der Bewertung von Ausgleichs- und Kompen-sationsmaszlignahmen (weitere Informationen finden sich unter wwwwbcsdorgPagesEDocumentEDocumentDetailsaspxID=15099) Gleichzeitig sollte das Verstaumlndnis geschaumlrft werden dass ein solcher monetaumlrer Wert der Natur nur einen kleinen Ausschnitt betrifft und viele andere Werte meist nicht beruumlcksichtigt werden

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 16

Wenn die Ausbeutung natuumlrlicher Ressourcen uumlber die Regenera-tionsfaumlhigkeit der Oumlkosysteme hinausgeht verschlechtern sich die Leistungen dieser Oumlkosysteme nachhaltig So trafen beispielsweise die Konsequenzen der Uumlberfischung des Kabeljaus in den 1990er Jahren nicht nur die Konsumenten sondern auch die wirtschaften-den Fischer die ihre Einkommensgrundlage verloren Doch was hat dies mit in Deutschland ansaumlssigen Unternehmen zu tun Durch die

LegendeGefaumlhrdung durch Nachfrage ausDeutschland fuumlr mindestens

1 bis 5 bedroht(e) Art(en)

6 bis 10 bedroht Arten

mehr als 10 bedroht Arten

keine Angaben

ABBILDUNG 5 Bedrohte Arten in der Lieferkette Die blauen Flaumlchen kennzeichnen die Anzahl gefaumlhr deter Tierarten in dem jeweiligen Land die durch Nach frage aus beziehungsweise Handel mit Deutschland bedroht werden So verschaumlrft der Handel mit Pro dukten aus Madagaskar die Situation von 18 dort bereits jetzt bedrohten Tierarten(Grafik PwC in Anlehnung an Lenzen u a 2012)

INFOBOX 5

Gefaumlhrdung bedrohter Arten in der LieferketteDer Zusammenhang zwischen Ressourcennutzung und hierdurch indu-zierten Habitatveraumlnderungen kann besonders anschaulich uumlber die globalen Lieferketten aufgezeigt werden Deutschland ndash mit Industrie und Einzelhandel ndash ist zu einem bedeutenden Teil von der Ressourcen-nutzung im Ausland abhaumlngig Den Oumlkosystemen im Ausland setzen nicht nur die dort fuumlr den deutschen Markt entnommenen Rohstoffe und Guumlter zu Es sind auch veraltete Produktionsprozesse Emissionen und anfallende Abfaumllle die meist aufgrund niedriger gesetzlicher Stan-dards zum Verlust der biologischen Vielfalt beitragen

Abbildung 5 illustriert durch Farbabstufungen die Gefaumlhrdung bedroh-ter Arten im Ursprungsland durch vorgelagerte Produktions- und Lie-ferketten deutscher Unternehmen Mit derartigen Analysen ruumlckt das Thema auch in den Fokus von Unternehmen die auf den ersten Blick kaum betroffen sind

17BIODIVERSITAumlTUNDOumlKOSYSTEMLEISTUNGENndashERWEITERUNGDERUNTERNEHMERISCHENSICHT

Globalisierung der Geschaumlftsbeziehungen umspannen unsere (Vor-) Lieferketten die Welt beeinflussen in den jeweiligen Laumlndern den Verbrauch an Ressourcen und nehmen somit in unterschiedlicher Weise Einfluss auf die Oumlkosystemleistungen

Nicht nur die Entnahme von Ressourcen auch die Einleitung von Schadstoffen macht der Natur zu schaffen Denn die Verschmut-zung der Oumlkosysteme ndash sei es die Einleitung von kontaminiertem Abwasser diffuser Duumlngemitteleintrag oder die Belastung von Gewaumlssern mit Muumlll und Schwermetallen ndash geht haumlufig uumlber die Grenzen ihrer Belastbarkeit hinaus Oumlkosysteme fungieren dann nur noch eingeschraumlnkt als Filter Puffer oder Regulator Haumlufig vermin-dert sich auch ihre Leistung als Ort der Erholung

Ein Stressfaktor der insbesondere in einer global vernetzten Waren- und Wertschoumlpfungswelt an Bedeutung gewinnt sind die Folgen der Ver breitung Gebietsfremder Arten Diese werden beispiels-weise durch internationalen Schiffsverkehr eingefuumlhrt (zum Beispiel

INFOBOX 6

Gesundheitskosten der AmbrosieDie Pollen der sich in Deutschland ausbreitenden Beifuszlig-Ambrosie koumlnnen bedeutsame allergische Atemwegserkrankungen ausloumlsen Die Gesamtkosten fuumlr die Behandlung der Pollenallergiker in Deutschland liegen bei mindestens 23 Milliarden Euro pro Jahr Durch die zuneh-mende Verbreitung der Ambrosie ist ein weiterer Kostenanstieg zu erwarten der auf etwa 200 Million Euro pro Jahr geschaumltz wird (Born u a 2012)

ABBILDUNG 6(Foto Klaus-Dieter Sonntag fotoplusdesignde UFZ)

INFOBOX 7

Hohe Kosten durch gebietsfremde Arten Das AKW Leibstadt an der deutsch-schweizerischen Grenze wendet

jaumlhrlich etwa 42000 Euro fuumlr die Beseitigung der asiatischen Koumlrb-chenmuscheln in der Kuumlhlwasserzufuhr auf (Der Bund 2009)

In Europa belaufen sich die Ausgaben fuumlr die Vermeidung und Besei-tigung der Folgen gebietsfremder Arten auf jaumlhrlich 12 Milliarden Euro (Europaumlische Kommission 2009)

Jaumlhrliche Verluste durch Missmanagement oder die zufaumlllige Einfuumlh-rung von Schaumldlingen in die USA UK Australien Suumldafrika Indien und Brasilien 100 Milliarden US-Dollar (SCBD 2009)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 18

Ballastwasser bei Leerfahrten) oder sind als ehemalige Zierpflanzen in unsere Breiten gekommen Gebietsfremde Arten stoumlren Oumlkosys-teme da sie hier meist keine Feinde haben und sich dadurch unge-stoumlrt verbreiten koumlnnen Die hierdurch auftretenden gesund heit-lichen Schaumlden und die Folgekosten fuumlr die Wirtschaft sind erheblich

Nicht zuletzt sehen sich Oumlkosysteme auch dem Klimawandel aus-gesetzt Er ist fuumlr eine beschleunigte Dynamik von Wandlungspro-zessen wie zum Beispiel Wuumlstenbildung oder das Auftreten von Extremereignissen verantwortlich Klimawandel und Zustand der Oumlkosysteme bedingen einander wechselseitig Waumlhrend intakte Oumlkosysteme eine Anpassung an den Klimawandel darstellen und helfen negative Folgen zu vermindern sind die biologische Viel falt und Oumlkosys teme jedoch zugleich auch durch den Klimawandel gefaumlhrdet

Die genannten Ursachen fuumlr die Verschlechterung der Oumlkosysteme und den Verlust an biologischer Vielfalt sind Basis fuumlr die vielfaumlltige ndash und teils sehr individuelle ndash Betroffenheit von Unternehmen Sie sind dem aber nicht alternativlos ausgesetzt Unternehmen koumlnnen durch

nehmen Einfluss auf

stiften Nutzen fuumlr

wirken auf

ist Basis fuumlr

Oumlkosystemleistungen

Basi

slei

stun

gen

Versorgungsleistungen (zB Holz Wasser Getreide)

Kulturelle Leistungen(zB Erholung Tourismus)

Regulierungsleistungen (zB Klimaregulierung)

Naumlhrstoff-kreislauf

Photosyn-these

Oumlkosystemez B Gewaumlsser Waumllder

Agrarlandschaften WattenmeerBi

odiv

ersi

taumlt

Genetische Vielfalt

Arten- vielfalt

Vielfalt der Oumlkosysteme

Naturkapital

Uumlbernutzung

Verschmutzung

Verbreitung gebietsfremder Arten

Landnutzungsaumlnderungen

Klimawandel

Gesellschaft Unternehmen

ABBILDUNG 7 Zusammen- hang zwischen Oumlkosystemen und Unternehmen Biologische Viel - falt und Oumlkosysteme sind als Naturkapital Ursprung von Oumlkosystemleist ungen der Nutzen stiftenden Divi dende die den Unternehmen zuflieszligt Gleichzeitig nehmen Unternehmen Einfluss auf Oumlko systeme und biologische Vielfalt und wirken so auf das Naturkapital (Grafik PwC)

19

ihre Art des Wirtschaftens diese Entwicklungen unterstuumltzen aber diesen ndash durch ein Umdenken hin zu effektiven und nachhaltigen Geschaumlftsprozessen ndash auch entgegenwirken

Die Grafik in Abbildung 7 macht deutlich dass die Herausforderung darin liegt unternehmerische Taumltigkeiten mit dem Wirken und dem Fortbestand von biologischer Vielfalt und Oumlkosystemen in Einklang zu bringen Um die Natur fuumlr das menschliche Wohlergehen erhalten zu koumlnnen unternimmt die Politik zahlreiche Anstrengungen Doch entscheidend wird sein dass sich Wirtschaft und Gesellschaft ihrer Betroffenheit bewusst werden ihre Verantwortung erkennen und Handlungsoptionen wahrnehmen Dazu hilft es die oumlkonomischen Dimensionen von Oumlkosystemleistungen besser zu verstehen

BIODIVERSITAumlTUNDOumlKOSYSTEMLEISTUNGENndashERWEITERUNGDERUNTERNEHMERISCHENSICHT

2 WARUM DIE WIRTSCHAFT GEFRAGT IST ndash TREIBER CHANCEN UND RISIKEN

BEI DER GEWINNUNG VON TRINKWASSER UND DER REINIGUNG VON ABWASSER MACHEN WIR UNS NATUumlRLICHE PROZESSE ZUNUTZE UND SIND DEM SCHUTZ DER BIOLOGISCHEN VIELFALT DESHALB BESONDERS VERPFLICHTET

MICHEL CUNNAC VORSITZENDER

DER GESCHAumlFTS FUumlHRUNG VEOLIA

WASSER GMBH

Die Wechselwirkungen zwischen Biodiversitaumlt Oumlkosystemen und Unternehmen geben uns zahlreiche Hinweise darauf warum

Naturkapital fuumlr Unternehmen bedeutsam ist In diesem Kapi- tel sollen die wesentlichen Treiber vorgestellt werden die Unterneh-men dazu bewegt haben einen Beitrag zum Schutz von Natur und Oumlko systemen zu leisten Mit Blick auf die Umwelt sind viele Unter-nehmensentscheidungen vom Ziel gepraumlgt Risiken fuumlr das Unter-nehmen zu minimieren ndash wie zum Beispiel im Hinblick auf die Ver -fuumlgbarkeit von natuumlrlichen Ressourcen oder dem Zugang zu Wasser Hinter dieser Risikoabwaumlgung bleiben neue Geschaumlftsfelder oder Inno vationen manchmal zuruumlck Aber Mehr und mehr Unternehmen erkennen in den Themen Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistunshygen mittlerweile auch Chancen wie durch die Praxisbeispiele in die-sem und den folgenden Kapiteln deutlich wird

TREIBER UND CHANCEN FUumlR UNTERNEHMERISCHES HANDELNDie in Kapitel 1 genannten Ursachen fuumlr den Verlust an Artenvielshyfalt und intakten Oumlkosystemen lassen erahnen dass Unternehmen auf verschiedenste Weise mit Biodiversitaumlt und Oumlkosystemen in Beruumlh-rung kommen Einerseits sind Unternehmen direkt oder indirekt von

21WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

intakten Oumlkosystemen abhaumlngig Andererseits haben Unternehmen insbesondere des Primaumlrsektors einen starken Einfluss auf OumlkosystemeFuumlr die unternehmerische Auseinandersetzung mit dem Thema Natur-kapital und Oumlkosystemleistungen lassen sich fuumlnf maszliggebliche Trei-ber feststellen Regulierung Rechtsrahmen internationale Regelungen Zugang zu und nachhaltige Nutzung von natuumlrlichen Ressourcen Kunden beziehungsweise Marktnachfrage Innovationen sowie Verantwortung und Reputation

RegulierungDa Knappheit insbesondere die von oumlffentlichen Guumltern wie saubere Luft reines Wasser und unberuumlhrte Landschaft nur begrenzt von Maumlrk-ten abgebildet wird ist die staatliche Regulierung eine wirksame Maszlig-nahme zum maszligvollen schonenden Umgang mit unserem Natur ka-pital Regulierung erfolgt in Deutschland in erster Linie uumlber nationales und europaumlisches Recht welches zum Teil aber auch durch inter na-tionale Uumlbereinkommen beeinflusst oder initiiert wird Die Gesetz - gebung bietet eine Vielzahl von flexiblen Mechanismen stellt jedoch einige Akteure (zum Beispiel aus dem Bereich Abbau von Rohstoffen) vor Zielkonflikte zwischen dem Schutz von biolo gischer Vielfalt einer-seits und der unternehmerischen Taumltigkeit andererseits

Ressourcen und LeistungenZugang zu und nachhaltige Entnahme und Nutzung von natuumlrlichen Ressourcen und Leistungen sind insbesondere fuumlr Unternehmen aus

INFOBOX 8

Gesetzlicher Rahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt in DeutschlandDer Schutz der Natur wird in Deutschland wesentlich durch das Bundes-naturschutzgesetz (BNatSchG) und EU-Naturschutzrecht (Vogelschutz-Richtlinie von 1979 Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie von 1992) gepraumlgt Die

Eingriffsregelung nach sectsect 13 ff BNatSchG regelt die Bewaumlltigung von Eingriffen in Natur und Landschaft (Vermeidung und Kompensation) Neben der Eingriffsregelung ist noch der Artenschutz der Gebietsschutz (zum Beispiel Natura 2000 Nationalparke) und der gesetzliche Biotop-schutz von groszliger Bedeutung Hinzu kommen zahlreiche Regelungen aus anderen Bereichen wie zum Beispiel zum Gewaumlsserschutz Bodenschutz Immissionsschutz oder aus dem Agrarrecht Waldrecht Baurecht Pla-nungsrecht und Energierecht Sie haben zwar zumeist nicht direkt den Schutz der biologischen Vielfalt zum Gegenstand wirken aber indirekt weil sie auf die Ursachen des Verlustes der biologischen Vielfalt abzielen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 22

INFOBOX 9

Praxisbeispiel Labels bei Lebensmitteln Der Lebensmitteleinzelhandel hat auf das gesteigerte Kundenbewusst-sein reagiert und adressiert das Thema raquoErhalt der biologischen Viel-faltlaquo mit Hilfe von Labels (zum Beispiel raquoPRO PLANETlaquo bei REWE und raquoZuruumlck zum Ursprunglaquo bei Hofer in Oumlsterreich) Die Kennzeichnung sowie der Verweis auf die Webseite mit mehr Informationen spricht das Bewusstsein der Kunden in zweierlei Hinsicht an Sie koumlnnen ihren Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt leisten und haben gleich-zeitig die Moumlglichkeit die Herkunft und Herstellung ihres Produkts nachzuvollziehen

der Lebensmittel- Textil- und Holz- Papierindustrie ein Anstoszlig sich intensiv der Sicherung intakter Oumlkosysteme zu widmen Sie sind nicht nur gegenwaumlrtig von den Guumltern und Oumlkosystemleistungen abhaumlngig es ist auch wichtig dass diese dauerhaft als Geschaumlftsgrundlage er-halten bleiben Auch fuumlr Unternehmen mit nur indirekter Abhaumlngig-keit von Oumlkosystemleistungen ndash zum Beispiel durch die Lieferkette ndash ruumlckt dieser Aspekt mehr und mehr in den Fokus

Kunden- und MarktnachfrageDie Nachfrage nach nachhaltigen und naturvertraumlglichen Produkten waumlchst ndash und der Markt reagiert Die Vielzahl an labelaffinen und zah-lungsbereiten Kunden ist Beweis genug Die Gruppe der LOHAS (Life-style of Health and Sustainability) spiegelt dieses Konsumver halten

INFOBOX 10

Praxisbeispiel Gruumlne Direktinvestments in WaumllderDer Schutz der biologischen Vielfalt ist zentraler Bestandteil des Geschaumlftsmodells von ForestFinance Das Unternehmen hat sich Direkt-investments in nachhaltige Forstwirtschaft verschrieben Ertraumlge erwirt-schaftet es mit dem Verkauf von Edelhoumllzern und Emissionszertifi katen ndash schlieszliglich sind die angepflanzten Waumllder Kohlenstoffsenken Damit das Investment ndash das Oumlkosystem ndash nicht gefaumlhrdet ist muss seine natuumlr-l iche Resilienz erhalten bleiben Zudem erwarten Kunden die in raquogruumlne Geldanlagenlaquo investieren auch einen langfristigen Nutzen ihrer Investition

Doch laumlngst nicht alle Anbieter folgen einem solchen strengen Standard Hier sollte genau geschaut werden ob kurzfristige Ertraumlge und langfris-tiger Schutz in einem ausgewogenen Verhaumlltnis stehen

23WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

wider Dabei ist jedoch festzuhalten dass nicht alle Labels ausreichend Orientierung bieten

Zudem ist das Angebot entsprechender Produkte auf Unternehmen weniger Branchen begrenzt und nur selten werden der Schutz der bio-logischen Vielfalt und der Oumlkosystemleistungen derzeit im Business-to-Business-Geschaumlft (B2B) thematisiert

Ein Hindernis fuumlr Unternehmen ist die haumlufig zu geringe Anerkennung durch den Markt fuumlr Aktivitaumlten zugunsten des Umwelt- und Natur-schutzes Viele Unternehmen berichten zudem dass sowohl die schwierige Messbarkeit und Zurechenbarkeit von biologischer Vielfalt und Oumlkosystemleistungen mittels geeigneter Indikatoren wie auch die Kommunika tion nach auszligen zentrale Herausforderungen darstellen

Aber es ergeben sich auch gaumlnzlich neue Maumlrkte ndash beispielsweise im Finanzsektor Bei fachgerechter Umsetzung und Einbindung mehrerer Oumlkosystemleistungen verbinden diese Maumlrkte dabei wirtschaftlichen Erfolg und den Schutz der biologischen Vielfalt So versprechen zum Beispiel Investitionen in nachhaltige Forstwirtschaft gruumlnes Wachs-tum fuumlr Natur und Investoren Derartige Investitionen konzentrieren sich zurzeit auf Mittel- und Lateinamerika

Auch mit Blick auf die Kreditwuumlrdigkeit von Unternehmen sowie auf Versicherungen ist eine steigende Bedeutung des naturgerech ten Wirtschaftens zu verzeichnen Wie die Aktivitaumlten der UNEP Finance Initiative (UNEP FI) unterstreichen beruumlcksichtigt der Finanz dienstleis-tungssektor zunehmend dass Unternehmensaktivitaumlten die die bioshylogische Vielfalt und die Leistungen der Oumlkosysteme nicht belasten zumeist auf lange Sicht profitabler sind und beispielsweise extreme Wetterereignisse besser abfedern koumlnnen Entsprechend sind bei Unter nehmensratings unter den Indikatoren fuumlr das Umweltmanage-ment auch Kriterien fuumlr die raquoBiodiversitaumltsperformancelaquo zu finden

InnovationImmer oumlfter lernen die Forschungs- und Entwicklungsabteilungen der Unternehmen von der Natur und deren effektiven Sys temen und Prozessen die uumlber Jahrmillionen optimiert wurden Sie entwickeln

WALD IST WEIT MEHR ALS HOLZ LIEFERANT ndash ER BIETET NICHT NUR ZAHLREICHE OumlKOSYSTEM LEIS TUNGEN FUumlR MENSCH UND NATUR SONDERN AUCH WIRTSCHAFTshyLICHE CHANCEN DAVON MUumlSSEN JEDOCH ALLE PROFIshyTIEREN ndash SOZIAL UND OumlKOLOGISCH NACHHALTIG ES REICHT NICHT AUS DER NATUR rsaquoEIN PREISSCHILD UMZUHAumlNGENlsaquo

HARRY ASSENMACHER GESCHAumlFTS-

FUumlHRER FOREST -FINANCE SERVICE GMBH

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 24

INFOBOX 11

Praxisbeispiel Prozessoptimierung mit BionikAls international agierendes Unternehmen mit einer langen und kom-plexen Lieferkette stellte sich Tchibo die Frage raquoWie werden unmittelbar umsetzungsrelevante Informationen moumlglichst schnell und handlungs-wirksam einer groszligen heterogenen Zielgruppe zur Kenntnis gebrachtlaquo Mittels Analogiebildung konnte Tchibo in biologischen Wertschoumlpfungs-ketten wie der der Honigbiene Organisationsprinzipien iden tifizieren die dort zur Loumlsung solcher organisatorischen Heraus for derungen bei-tragen Auf Basis dieser Organisationsprinzipien wurden unternehmens-bezogene Handlungsoptionen erarbeitet Diese wurden anschlieszligend zu konkreten Maszlignahmen verdichtet und priorisiert Die vordringlichsten Maszlignahmen wie der Aufbau neuarti ger uumlber greifender Informations-netzwerke werden zurzeit bei Tchibo erprobt

schmutzabweisende Oberflaumlchen feine aber stabile Traumlgerkonstruk-tionen oder verbesserte Prozessablaumlufe Immer haumlufiger werden zu-dem Erkenntnisse uumlber Prinzipien der Natur in die eigene Organisation und Unternehmensprozesse uumlbertragen (Infobox 11)

Verantwortung und ReputationAls weiteren Handlungstreiber geben Unternehmen gesellschaft liche Verantwortung und die damit verknuumlpfte Reputation an Neben sozi-alem Engagement stehen auch immer oumlfter eine intakte Natur und damit die biologische Vielfalt im Vordergrund der Aktivitaumlten Der da-raus resultierende Dialog mit Anwohnern Kunden NGOs und weite-ren Stakeholdern foumlrdert dabei nicht nur das gegenseitige Verstaumlnd-nis sondern zeigt auch Schwerpunkte auf die bisweilen nicht im Fokus der Entscheider liegen (Infobox 12) Gleichzeitig wertet das Enga-gement das Unternehmen auf ndash sowohl fuumlr Kunden als auch fuumlr gegen-waumlrtige und potenzielle Beschaumlftigte Unternehmen erhalten so auszliger-dem die Moumlglichkeit eine wichtiger werdende Mittlerrolle zwischen Naturschutz und Zivilgesellschaft einzunehmen

Allerdings reicht Engagement fuumlr die biologische Vielfalt auszligerhalb des Kerngeschaumlfts nicht aus Sonst kann es schnell als raquoGreen-washinglaquo aufgefasst werden

BIODIVERSITAumlT IST FUumlR TCHIBO VORAUS SETZUNG FUumlR EIN ZUKUNFTSFAumlHIGES GESCHAumlFT DAHER ARBEITEN WIR MIT PARTNERORGANISATIONEN INTENSIV AN DER ERHALTUNG DER ARTENVIELFALT INSBESONDERE AM URSPRUNG UNSERER PRODUKTE

STEFAN DIERKS CATEGORY

LEADER CR PRODUCT amp STRATEGY

TCHIBO GMBH

ABBILDUNG 8 (Foto Susanne Georgi)

25WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

INFOBOX 12

Praxisbeispiel Unternehmen gemeinsam mit NGOs fuumlr den NaturschutzEine vergleichsweise neue Rolle nahm REWE in einem Pilotprojekt ein in dem sie gemeinsam mit der Bodenseestiftung die biologische Vielfalt auf den Plantagen der Obstbauern der Bodenseeregion foumlrderte Die Fronten schienen verhaumlrtet und eine Annaumlherung von Naturschuumltzern auf der einen und Obstbauern auf der anderen Seite erfolgte nur zoumlger-lich REWE agierte erfolgreich als Vermittler und Agent fuumlr den Erhalt der biologischen Vielfalt Es wurde nicht nur das Nahrungsangebot fuumlr Bienen Hummeln und Schmetterlinge waumlhrend der Trachten luumlcke von Juni bis September verbessert sondern auch der Dialog zwischen Obst-bauern und Naturschutzverbaumlnden gefoumlrdert Die Resonanz sowohl von Kunden als auch von Lieferantenseite ist so positiv dass das Projekt fortgefuumlhrt und ausgeweitet wurde (REWE 2010)

Mit allen Treibern sind Chancen und Risiken verbunden Ein Perspekti-venwechsel findet nicht nur hin zu Beruumlcksichtigung von Oumlkosystem-leistungen statt sondern auch von einer bloszligen Risikofokussierung hin zum Erkennen von Moumlglichkeiten fuumlr Differenzierung gegenuumlber Wettbewerbern

BETROFFENHEIT DER SEKTORENVielen Unternehmen faumlllt es schwer biologische Vielfalt und Oumlkosys-temleistungen im Unternehmen zu verorten insbesondere weil die Themen unter unterschiedlichen Perspektiven und Zielen adressiert

INFOBOX 13

Praxisbeispiel Verbindung von Verantwortung und WettbewerbsvorteilenAls Reiseanbieter bietet TUI zahlreiche Reisen in Biodiversitaumlts-Hot-spots an TUI sieht sich in der Verantwortung und engagiert sich seit Mitte der 1990er Jahre fuumlr den Erhalt der biologischen Vielfalt Arten-schutzkampagnen zur Aufklaumlrung der Reisenden (zum Beispiel Souvenir-ratgeber zu geschuumltzten Arten) und Kooperationen mit Wissenschaft und Forschung sind nur ein Auszug ihres vom Global Nature Fund 2012 praumlmierten Engagements fuumlr den Erhalt der biologischen Vielfalt Doch nicht allein die Verantwortung treibt TUI an Viele Reisende kommen gerade wegen eines intakten Oumlkosystems in bestimmte Urlaubsregio-nen Der Erhalt der biologischen Vielfalt wird somit zum Wettbewerbs-vorteil und sichert Naturliebhaber als Kunden

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 26

werden Daher gilt Zuerst Einfluss und Betroffenheit identifizieren ndash sowohl im Hinblick auf Chancen als auch auf Risiken um anschlie-szligend gezielt Maszlignahmen zu ergreifen ndash sei es im Bereich CSR im Einkauf oder anderswo Die unterschiedlich starke Betroffenheit der Unternehmen von den Themen Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistun-gen wird in Abbildung 9 deutlich

GRUumlNDE UND RISIKEN DES NICHTshyHANDELNSDie Vielfalt an bestehenden Umweltanforderungen wie zum Beispiel in den Bereichen Klima und Energie erschwert es Unternehmen haumlu-fig sich mit neuen Herausforderungen auseinanderzusetzen ndash zumal dann wenn ein neues Thema komplex ist und es dafuumlr keine raquoUni-versalloumlsungenlaquo gibt Entgegen den aufgefuumlhrten positiven Beispielen uumlberwiegen dadurch immer wieder Hemmnisse ndash wie Uumlberforderung durch die Komplexitaumlt und Knappheit von Zeit und Ressourcen ndash fuumlr eine vertiefende Auseinandersetzung mit Biodiversitaumlt und Oumlkosys-temleistungen

Ein Perspektivenwechsel hin zu einer Beruumlcksichtigung von biologi-scher Vielfalt durch Unternehmen wird dann gelingen wenn es dafuumlr zum einen eine klare Entscheidung oder Unterstuumltzung durch die Unter nehmensleitung gibt und zum anderen eine einfache Integra tion in bestehende Management- und Steuerungssysteme moumlglich ist

ABBILDUNG 9 Betroffenheit verschiedener Branchen von einer Veraumlnderung der biologischen Vielfalt und Oumlkosystemleistungen Die Tabelle fuumlhrt moumlgliche Chancen und Risiken einer Ruumlcksichtnahme oder Vernachlaumlssigung von bio logischer Vielfalt bei Unterneh-mensaktivitaumlten fuumlr die jeweiligen Sek to ren auf Groszlige Rauten stehen fuumlr starke kleine Rauten fuumlr maumlszligige Zusammenhaumlnge (Grafik PwC)

Primaumlrsektor (z B Landwirtschaft Bergbau)

Sekundaumlrsektor(z B Chemie Technoshylogie Luftfahrt Bau)

Tertiaumlrsektor(z B Konsumguumlter wie Nahrungsmittel Automobile)

Tertiaumlrsektor (z B Finanzdienstshyleistungen wie Banken Versicherungen)

Regulierung (z B Grenzwerte Genehmi-gungen Kompensationen)

Natuumlrliche Ressourcen (zB Zugang zu und Verfuumlgbar-keit von Ressourcen Produkti-vitaumlt von Oumlkosystemen)

Markt (z B Kundenanforderungen (B2B) Nachfrage (B2C) neue Maumlrkte)

Innovation (z B Prozess- und Produkt-innovation)

Reputation (gesellschaftliche Verant-wortung Image)

27WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

Als wesentliches Hindernis fuumlr die Umsetzung von Maszlignahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt sehen Unternehmen nach wie vor auch das Fehlen eines einheitlichen Rahmens fuumlr die Erhebung Mes-sung und Vergleichbarkeit der raquoBiodiversitaumltsperformancelaquo Hinzu kommt dass die Politik bisher zwar viele nationale Ziele zum Schutz der biologischen Vielfalt (Nationale Strategie zur biologischen Viel-falt) formuliert aber speziell fuumlr Unternehmen nur uumlbergeordnete und wenig konkretisierte Ziele gesetzt hat Ohne konkrete Ziele oder eine klare Vorgabe ndash seien es Gesetze Branchenstandards oder inter-nationale Richtlinien ndash werden Maszlignahmen des Umwelt- und Natur-schutzes nur sehr zoumlgerlich umgesetzt

Nicht-Handeln hat jedoch schwerwiegende gesamtgesell schaftliche Folgen So geht der im Rahmen der internationalen TEEB-Studie veroumlffentlichte Bericht raquoThe cost of policy inactionlaquo davon aus dass uns Inaktivitaumlt beim Schutz funktionierender Oumlkosysteme ab dem Jahr 2050 bis zu 7 des globalen Bruttoinlandsproduktes (GDP) kos-tet ndash und das Jahr fuumlr Jahr (Ten Brink und Braat 2008) Dies trifft alle Berei che der Gesellschaft ndash auch Unternehmen Fest steht Wer lang-fristig erfolgreich sein will wird in Zukunft nicht um die Themen Bio-diversitaumlt und Oumlkosystemleistungen herumkommen

ENTWICKLUNGEN UND TRENDS ndash WAS AUF UNTERNEHMEN ZUKOMMT3

DER STAAT SCHUumlTZT AUCH IN VERANTWORTUNG FUumlR DIE KUumlNFshy TIGEN GENERATIONEN DIE NATUumlRLICHEN LEBENSGRUND LAGEN

GRUNDGESETZ DER BUNDES REPUBLIK

DEUTSCHLAND ARTIKEL 20A

BIODIVERSITAumlTSshy UND OumlKOSYSTEMSCHUTZ ndash DEUTSCHER UND INTERNATIONALER HINTERGRUNDNaturschutz spielt seit Beginn des 20 Jahrhunderts in Deutschland traditionell eine wichtige Rolle Bedeutende Oumlkosysteme und Natur-raumlume sind seit langem unter besonderen Schutz gestellt Zahlreiche Gesetze und Regulierungen mit Vorgaben fuumlr Planungen und Entschei-dungen (sowie Grenzwerte) praumlgen die Politik fuumlr den Erhalt der bioshylogischen Vielfalt in Deutschland ( Kapitel 2) Es gibt zwar Fort-schritte in einzelnen Bereichen aber dennoch konnten Bemuumlhungen der Politik auf nationaler europaumlischer und internationaler Ebene den Trend des Verlustes der biologischen Vielfalt bisher nicht stoppen

Gesetzliche Vorgaben ruumlckten den Naturschutz beziehungsweise den Schutz der biologischen Vielfalt primaumlr in die Verantwortung der oumlffent-lichen Hand Zahlreiche Uumlbereinkuumlnfte und Strategien mit Zielen ndash sowohl auf internationaler europaumlischer als auch auf nationaler Ebe-ne ndash unterstreichen die politischen Anstrengungen der vergangenen Jahrzehnte Damit ist auch die Aufforderung an alle gesellschaftlichen Akteure verbunden an der Realisierung dieser Ziele aktiv mitzuwir-ken und ihre Verantwortung wahrzunehmen

Das 2005 veroumlffentlichte Millennium Ecosystem Assessment leitete schlieszliglich einen schrittweisen Perspektivenwechsel ein Natur wurde

29ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

ABBILDUNG 10

INFOBOX 14

Politische Ziele zum Schutz der Biologischen Vielfalt1992 wird die Konvention uumlber die biologische Vielfalt

(CBD) in Rio de Janeiro verabschiedet und von Deutschland ein Jahr spaumlter unter zeichnet Sie stellt die erste internationale Uumlbereinkunft dar in der sowohl Ursachen als auch Ziele zur Bekaumlmpfung des Verlustes von Biodiversitaumlt festgehalten werden

1998 verabschiedet die EU ihre erste Biodiversitaumltsstrategie die von EU-Aktionsplaumlnen aus den Jahren 2001 und 2006 ergaumlnzt wird

2007 beschlieszligt das Bundeskabinett die raquoNationale Strategie zur bio-logischen Vielfaltlaquo zur Umsetzung der CBD

2010 werden im Rahmen der 10 CBD-Vertragsstaatenkonferenz glo-bale Biodiversitaumltsziele fuumlr 2020 verabschiedet (sogenannte Aichi-Ziele)

2011 stellt die EU eine neue Biodiversitaumltsstrategie fuumlr 2020 vor die explizit auch Ziele und Maszlignahmen zum Erhalt von Oumlkosystem-leistungen umfasst (wie Aichi-Ziele)

nicht mehr nur aus sich heraus als schuumltzenswert angesehen son-dern zugleich als Lieferant von Rohstoffen und Leistungen als Abneh-mer von Emissionen und Brauchwasser sowie als Motor der Regional-wirtschaft verstanden

Diese Zusammenhaumlnge und diese oumlkonomischen Argumente fuumlr den Schutz von Oumlkosystemleistungen und der biologischen Vielfalt aufzuzeigen wurde zum Anspruch und zur Herausforderung der inter-nationalen TEEB-Initiative

INFOBOX 15

Die Nationale Strategie zur biologischen VielfaltDie Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt von 2007 formuliert Visi onen Ziele und Maszlignahmen zum Erhalt der biologischen Vielfalt in Deutschland fuumlr viele Themenbereiche (Arten Lebensraumlume diverse Oumlko sys teme Gewaumlsserschutz Land- und Forstwirtschaft Tourismus und naturnahe Erholung bis hin zu Bewusstsein Bildung Forschung Technolo gietransfer und Entwicklungszusammenarbeit) Ihre Umset-zung ist eine groszlige gesamtgesellschaft liche Herausforderung Politik und Verwaltung koumlnnen dies nicht im Alleingang schaffen Akteure in Wirtschaft und Gesellschaft ndash auch Unternehmen ndash sind fuumlr die erfolg-reiche Umsetzung der Strategie gefordert

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 30

ABBILDUNG 11 ndash 15 Die vier TEEB-Berichte und der TEEB-Synthe-sebericht In der abgebildeten Reihenfolge TEEB 2010a TEEB 2011 TEEB 2012a TEEB 2012b TEEB 2010b

INFOBOX 16

Die internationale TEEB-StudieInspiriert durch den Stern Report (2007) zum Klimawandel initiierten 2007 die G8 +5 Umweltminister angestoszligen durch den deutschen Bun-desumweltminister und den EU-Umweltkommissar eine globale Studie zur Oumlkonomie der Oumlkosysteme und der biologischen Vielfalt (The Eco-nomics of Ecosystems and Biodiversity ndash TEEB) Ziel war es die enorme wirtschaft liche Bedeutung der Natur und ihrer Oumlkosystemleistungen aufzuzeigen und Empfehlungen zu geben wie der Verlust der biologi-schen Vielfalt zu stoppen ist

Mehr als 400 Autoren aus Politik Wissenschaft Wirtschaft Nicht- Regierungsorganisationen und der Zivilgesellschaft arbeiteten an TEEB-Berichten fuumlr bestimmte Zielgruppen TEEB fuumlr nationale und interna-tionale Politiker TEEB fuumlr regionale und kommunale Entscheider TEEB fuumlr Unternehmen die Zivilgesellschaft wurde mithilfe einer Medien-kampagne inklusive Webseite Facebook-Profil und Twitter-Account eingebunden zudem gab es einen abschlieszligenden Synthese-Bericht und raquoTEEB Foundationslaquo fuumlr die Wissenschaft

Der Unternehmensbericht TEEB in Business and Enterprise zeigt inwie-fern Unternehmen von den Themen biologische Vielfalt und Oumlko-systemleistungen betroffen sind und unterstreicht mit Beispielen aus aller Welt den Einfluss auf und die Abhaumlngigkeit von Biodiversitaumlt und Oumlko systemleistungen Die Autoren formulieren sieben allgemeine Schritte zum unternehmerischen Umgang mit biologischer Vielfalt Identifizierung von Auswirkungen des Unternehmens auf und Abhaumln-

gigkeiten von Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungen (Biodiversity and Ecosystem Services ndash BES)

Beurteilung der geschaumlftlichen Risiken und Chancen in Zusammen-hang mit diesen Auswirkungen und Abhaumlngigkeiten

Entwicklung von BES-Informationssystemen Festlegung von Zielen Messung und Bewertung der Leistungsbilanz und Bekannt gabe der Ergebnisse

Ergreifung von Maszlignahmen zur Vermeidung Minimierung und Begren-zung von BES-Risiken einschlieszliglich Schadensersatz (raquoAusgleichlaquo) soweit machbar

Ergreifung neuer BES-Geschaumlftschancen Kosteneinsparungen neue Produkte neue Maumlrkte

Integration geschaumlftlicher Strategien und Maszlignahmen zu BES in wei-ter gefasste Initiativen zur Corporate Social Responsibility

Verbesserung der fuumlr BES geltenden Leitlinien und Strategien gemein-sam mit Betroffenen in Behoumlrden in nichtstaatlichen Organisationen und in der Zivilgesellschaft

31

Perspektivenwechsel in der UnternehmensweltViele Unternehmen orientieren sich an Leitbildern Unternehmenswer-ten beziehungsweise ihrer Unternehmensphilosophie und tragen da-mit unternehmerische und oft auch gesellschaftliche Verantwortung

ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

ABBILDUNG 16 Das Logo der raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo - Studie

INFOBOX 18

raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo fuumlhrt die internationale TEEB-Initiative auf nationaler Ebene fort Hauptaufgabe ist die Erarbeitung thematischer Berichte zum Wert und zur oumlkonomischen Bedeutung von biologischer Vielfalt Oumlkosystemleis-tungen und Natur fuumlr Wirtschaft und Gesellschaft in Deutschland Neben der vorliegenden Broschuumlre gehoumlren hierzu unter anderem die Themen Biologische Vielfalt und Klimawandel Oumlkosystemleistungen und Ent-wicklung laumlndlicher Raumlume sowie naturnahe Oumlkosysteme und staumldti-sche Lebensqualitaumlt raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo macht deutlich dass es neben moralisch-ethischen und oumlkologischen auch gewichtige oumlkonomische Gruumlnde gibt Naturkapital zu erhalten

raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo wird in einem offenen Prozess durchgefuumlhrt Zahlreiche Akteure aus Wissenschaft Politik Verwaltung Wirtschaft und Gesellschaft wirken durch Know-how Forschungs-ergebnisse wissenschaftliche Beitraumlge und gute Beispiele zur Bedeu-tung und Inwertsetzung von Oumlkosystemleistungen und biologi-scher Vielfalt an der Erstellung der Berichte mit

INFOBOX 17

TEEB als Startpunkt fuumlr viele weitere InitiativenDie Resonanz die TEEB in Wirtschaft Wissenschaft Medien und Politik erfuhr verhalf zahlreichen Initiativen zu mehr Gehoumlr So erlebten zum Beispiel die UNEP FI (Finanzinitiative des Umweltprogramms der Verein-ten Nationen UNEP) aber auch das langjaumlhrige Engagement der Welt-naturschutzorganisation IUCN in der Privatwirtschaft starken Aufwind Parallel zu TEEB bestehen in Kooperation zwischen Wirtschaft Wissen-schaft und Verbaumlnden praxis- und loumlsungsorientierte Ansaumltze wie der Corporate Ecosystem Services Review des World Resource Institute (WRI 2012) Neben zahlreichen nationalen TEEB-Studien und Initiativen wurde auch eine TEEB for Business Coalition ins Leben gerufen die sich unter anderem zum Ziel gesetzt hat durch ihr Engagement die Einbin-dung von Biodiversitaumlt in das unternehmerische Handeln spuumlrbar und nachhaltig zu befoumlrdern (wwwteebforbusinessorg pdfwriorgcorpo-rate_ecosystem_services_reviewpdf)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 32

Insbesondere im Rahmen ihrer Unternehmensstrategie stellen sie folgende Fragen raquoWas fuumlr ein Unternehmen sind wirlaquo und raquoFuumlr wel-che Werte stehen wir und wofuumlr setzen wir uns einlaquo

Gleiche oder zumindest aumlhnliche Fragen muumlssen Unternehmen auch ihren Anteilseignern und sonstigen internen und externen Anspruchs-gruppen beantworten Dies gilt in einer globalisierten Welt immer mehr auch fuumlr Produktionsstaumltten im Ausland und fuumlr die Beziehungen mit Lieferanten Damit stehen folgende Fragen im Vordergrund raquoWelche Werte moumlchten wir in Zulieferlaumlndern vertretenlaquo raquoWelche Um-weltmaszligstaumlbe setzen wir hier wie dort anlaquo und raquoWas hat dies fuumlr Auswirkungen auf unsere Marke und den Ruf des Unternehmenslaquo

Das Selbstverstaumlndnis einiger Unternehmen geht uumlber die bloszlige Bereit stellung von Guumltern und Dienstleistungen hinaus Sie sehen sich als Teil der Gesellschaft Vertreter ihrer Region und als Agierende in Wechselwirkung mit ihrer Umwelt Idealismus in Bezug auf ihre gesell schaftliche Rolle motiviert diese Entscheider ebenso wie Realis-mus in Bezug auf das Verstaumlndnis oumlkologischer und globaler Zu sam-men haumlnge So kommt es dass sich deutsche Unternehmen in Latein-amerika fuumlr den Erhalt bedrohter Arten engagieren und den Schutz von Regen wald in Afrika foumlrdern

INFOBOX 19

Vision von UnternehmenIn vielfaumlltiger Weise haben Unternehmen die oumlkologischen Herausfor-derungen sowohl als Warnsignale als auch als Chance fuumlr einen Wandel begriffen

Mit seiner Publikation raquoChanging Pacelaquo schreibt der World Business Council for Sustainable Development (WBCSD 2012a) seine Vision 2050 fort und zeigt Wege hin zu einem Wirtschaften auf das 9 Milliarden Menschen versorgt und dabei die oumlkologischen Grenzen unseres Plane-ten nicht uumlberschreitet Weitere Informationen wwwwbcsdorgchan-gingpaceaspx

Corporation 2020 greift aumlhnliche Gedanken auf geht allerdings noch einen Schritt weiter und strebt nach Ausrichtung des Wirtschaftssystems auf die Grenzen die der Planet setzt Steuerreformen klare Regeln fuumlr die Aufnahme von Fremdkapital (Stichwort Uumlberschuldung) Transparenz fuumlr den Konsumenten und Offenlegung von Externalitaumlten sind zentrale Punkte der Initiative um den Leiter der internationalen TEEB-Studie Pavan Sukhdev und zahlreiche weitere Persoumlnlichkeiten aus Wirtschaft Wissen-schaft und Politik Weitere Informationen wwwcorp2020com

33ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

Immer mehr deutsche Unternehmen setzen sich mit Fragen rund um die biologische Vielfalt und Oumlkosystemleistungen auseinander und leisten somit Pionierarbeit Die Komplexitaumlt des Themas raquobiologische Vielfaltlaquo und schwierige Operationalisierbarkeit sind dabei nach wie vor massive Huumlrden Und tatsaumlchlich gibt es bis dato noch keine einheitlich anerkannten Quantifizierungsmethoden oder verbindliche Richtlinien die biologische Vielfalt und Oumlkosystemleistungen lassen sich nicht in einem Indikator zusammenfassen Dadurch sind sie fuumlr viele Entscheider in deutschen Unternehmen schlecht greifbar und laumlsst diese vor konkreten Handlungen zuruumlckschrecken

Dennoch nehmen einige Unternehmen diese Herausforderungen an und naumlhern sich mit zunehmender Professionalitaumlt der Integration von Biodiversitaumlt in ihre Managementprozesse Unternehmen sind aktiv beteiligt an der Erstellung von Leitfaumlden ersten Empfehlungen zur Integration der biologischen Vielfalt ins Umweltmanagement oder Ansaumltzen zur verbesserten Quantifizierung der externen Effekte in der unternehmerischen Finanzbuchhaltung Auch die Gruumlndung von Initiativen zu dem Thema wie die deutsche raquoBiodiversity in Good Companylaquo-Initiative die raquoUNEP Finance Initiativelaquo die raquoGlobal Com-pactlaquo- Initiative der UN sowie der raquoeconsense Arbeitskreis zu Biodi-versitaumlt und Oumlkosystemleistungenlaquo zeigen dass dieser Perspektiven-wechsel die Unternehmenswelt mittlerweile erreicht hat

WIE UNTERNEHMEN TAumlTIG WERDEN KOumlNNEN4

DIE ERGEBNISSE DER OumlKOLOGISCHEN GEWINNshy UND VERLUSTRECHNUNG VON PUMA BELEGEN DASS DIE DERZEITIGEN GESCHAumlFTSPRAKTIKEN VON UNTER NEHMEN DRINGEND EINES PARADIGMEN WECHSELS BEDUumlRFEN

JOCHEN ZEITZ EHEMALIGER CEO UND

VERWALTUNGSRATSVORSITZENDER

DER PUMA SE VERWALTUNGSRATS -

MITGLIED PPR

Je nach Unternehmen ist die Herangehensweise und Auseinanderset-zung mit dem Thema Naturkapital sehr unterschiedlich Dieses Kapitel gibt konkrete Ansaumltze und Beispiele wie ein Einstieg und geziel-tes Handeln angegangen werden koumlnnen

TOOLS UND LEITFAumlDEN FUumlR DEN EINSTIEGUm eine moumlglichst praumlzise und damit steuerbare Integration ins unternehmerische Management zu erreichen ist die Entwicklung von Zielen und Maszlignahmen noumltig Ein erster Biodiversitaumlts-Check hilft dabei bereits bestehende Maszlignahmen und Kennzahlen zu identifi-zieren Dabei sollten saumlmtliche unternehmerische Taumltigkeitsfelder von der Strategie und dem Personalwesen uumlber Liegenschaften und Einkauf bis hin zu Produktion und Entsorgung beleuchtet werden Die dann vorliegenden Ergebnisse koumlnnen Startpunkt vertiefender Maszlignahmen sein zum Beispiel erste Ziele oder Analysen eine Aus-dehnung auf andere Geschaumlftsbereiche oder die Entwicklung von Management- und Berichterstattungsstrukturen

Leitfaumlden und Handbuumlcher geben Hilfestellung bei der Integration von biologischer Vielfalt in Unternehmenspro zesse und koumlnnen zu-

gleich Inspiration und Unterstuumltzung fuumlr weitere Planungsprozesse

35WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

sein Durch die Handlungsempfehlungen koumlnnen auf leichte Weise Elemente einbezogen werden die beispielsweise die biologische Vielfalt auf dem Firmengelaumlnde foumlrdern ndash wie Bienenkaumlsten und bewachsene Hauswaumlnde Weitere konkrete Handlungsempfehlungen finden sich unter anderem in dem Bericht raquo Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagementlaquo (Bestaumlndig und Wuczkowski 2012)

BESTEHENDE ANSAumlTZE NUTZEN UND ERWEITERNFolgende Ansaumltze aus dem Unternehmensbereich sind auch zur Inte-gration von Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt gut ge eignet Unternehmerische Verantwortung (Corporate Responsibility)

Berichterstattung (inklusive umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung)

Umweltmanagement Ressourceneffizienz Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten-Management

Investitions- und Planungsprozesse

Unternehmerische Verantwortung (Corporate Responsibility)Viele Aktivitaumlten zum Biodiversitaumlts- und Oumlkosystemleistungs - schutz sind losgeloumlst vom Kerngeschaumlft und unter gesellschaftlichem Enga ge ment und unternehmerischer Verantwortung (Corporate

INFOBOX 20

Biodiversitaumlts-Checks fuumlr UnternehmenBislang werden zwei in deutscher Sprache verfuumlgbare Biodiversitaumlts-Screenings fuumlr Unternehmen haumlufig angewendet Die branchenuumlbergreifenden Checklisten der deutschen raquoBiodiversity

in Good Companylaquo-Initiative basieren auf dem raquoHandbuch Biodiver-sitaumltsmanagementlaquo (Schaltegger u a 2010) und ermoumlglichen eine Selbstevaluation zum aktuellen Stand des unternehmerischen Biodi-versitaumltsmanagements Weitere Informationen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

Der vom Global Nature Fund BAUM e V dokeo und PwC entwi-ckelte Biodiversitaumlts-Check fuumlr Unternehmen vereint Expertise aus Biologie Oumlkologie und Management Er bietet einen ersten auf das Unternehmen zugeschnittenen Uumlberblick uumlber die Reife des Biodiver-sitaumltsmanagements und gibt Empfehlungen fuumlr das weitere Vorge-hen Weitere Informationen wwwbusiness-biodiversityeudefaultaspLang=DEUampMenue=128

ABBILDUNG 17(Foto Andrzej Tokarski fotoliacom)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 36

Respon si bi lity) einzuordnen Vor allem Unternehmenswerte und -philo-sophien koumlnnen Anknuumlpfungspunkte raquovon obenlaquo bieten und zu einer weitergefassten Strategieentwicklung fuumlhren

ABBILDUNG 18(Foto Susanne Georgi)

INFOBOX 21

Praxisbeispiel Pilotprojekt fuumlr Branchenstandards Die oekom GmbH der groumlszligte deutsche Fachverlag fuumlr Oumlkologie und Nachhaltigkeit veroumlffentlicht Sach- und Fachbuumlcher mit Bezug zur bio-logischen Vielfalt und dem Erhalt der Oumlkosysteme Fuumlr seine Publi-kationen verwendet er ausschlieszliglich Recycling- und FSC-zertifiziertes Papier Zudem hat der Verlag das Projekt raquoNachhaltig Publizierenlaquo initi-iert das vom Bundesumweltministerium gefoumlrdert wird In Kooperation mit zwei wissenschaftlichen Instituten und der Frankfurter Buchmesse wurden praxisnahe Kriterien fuumlr die nachhaltige Bucherstellung entwi-ckelt Mit dem Projekt praumlsentiert sich oekom oumlffentlichkeitswirksam als Vorreiter und sensibilisiert die Verlagsbranche fuumlr einen nachhalti-gen Umgang mit der Ressource Papier

37

Gleichzeitig bietet die Kommunikation und Interaktion mit Kunden und Mitarbeitern Moumlglichkeiten fuumlr eine Integration sozusagen als Impulsgeber raquovon untenlaquo Freiwilligenarbeit gemeinsame Baum-pflanzaktionen oder Spenden fuumlr Naturschutzeinrichtungen tragen zum Schutz und zur Wertschaumltzung des Naturkapitals bei Mit Blick auf ihre Mitarbeiter profitieren Unternehmen zudem vom Wohlbe-finden am Arbeitsort erhoumlhter Kommunikationsbereitschaft und staumlrkerer Bindung und Loyalitaumlt gegenuumlber dem Arbeitgeber

Berichterstattung (inklusive umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung)Die in Deutschland und weltweit gebraumluchlichste Richtlinie zur Bericht-erstattung von Nachhaltigkeitsaspekten ndash die Global Reporting Initia-tive (GRI) ndash sieht eine Offenlegung von bis zu fuumlnf biodiversitaumltsbe-zogenen Indikatoren vor Diese waren bislang von eher qualitativer

WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

ABBILDUNG 20 Umweltindika-toren der Global Reporting Initiative Die fuumlnf relevanten Umweltindi - ka toren der Berichterstattungsricht-linie der Global Reporting Initiative (GRI) in der Version 31 Biodiver-sitaumlts bezogene Umweltindikatoren werden mit EN fuumlr Umwelt abgekuumlrzt und beinhalten EN 11 bis EN 15

Kernindikatoren Zusaumltzliche Indikatoren

EN11

Ort und Groumlszlige von Grundstuumlcken in Schutzge-bieten oder angrenzend an Schutzgebiete Ort und Groumlszlige von Grundstuumlcken in Gebieten mit hohem Biodiversitaumltswert auszligerhalb von Schutz-gebieten oder daran angrenzend Zu beruumlcksich-tigen sind Grundstuumlcke die im Eigentum der berichtenden Organisation stehen oder von die-ser gepachtet oder verwaltet werden

EN13 Geschuumltzte oder wiederhergestellte natuumlrliche Lebensraumlume

EN14Strategien laufende Maszlignahmen und Zu-kunftsplaumlne fuumlr das Management der Auswir-kungen auf die Biodiversitaumlt

EN12

Beschreibung der wesentlichen Auswirkungen von Aktivitaumlten Produkten und Dienstleistungen auf die Biodiversitaumlt in Schutzgebieten und in Gebieten mit hohem Biodiversitaumltswert auszliger-halb von Schutzgebieten

EN15

Anzahl der Arten auf der Roten Liste der IUCN und auf nationalen Listen die ihren natuumlrlichen Lebensraum in Gebieten haben die von der Geschaumlftstaumltigkeit der Organisation betroffen sind aufgeteilt nach dem Bedrohungsgrad

ABBILDUNG 19(Foto Piepenbrock)

INFOBOX 22

Praxisbeispiel Mitarbeiter-EngagementDie Piepenbrock Unternehmensgruppe unterhaumllt im brandenbur-gischen Naturpark Stechlin-Ruppiner Land den 2200 Hektar groszligen Forst Rheinshagen Im Rahmen seiner Aktion raquoWachstumlaquo pflanzt das Unternehmen dort gemeinsam mit seinen Kunden fuumlr jeden Neuauf-trag Baumlume Im August 2012 besuchte eine Gruppe von zehn Auszu-bildenden des Unternehmens im Zuge der raquoAzubi-Projekttagelaquo den Piepen brock Forst um die Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens kennenzulernen und selbst aktiv zu unterstuumltzen Ziel war es die Sand-heideflaumlche am Zechower Berg im Naturschutz- und gleichnamigen Fauna-Flora-Habitat-Gebiet Rheinsberger Rhin und Hellberge zu pflegen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 38

IM RAHMEN VON UMWELTSCHUTZ UND RESSOURCENshyEFFIZIENZ KUumlMMERN SICH VIELE UNTER NEHMEN BEREITS HEUTE UM BIODIVERSITAumlT UND ECOSYSTEM SERVICES OHNE DIES JEDOCH EXPLIZIT HERAUS ZUshy STELLEN DER BEWUSSTE EINBEZUG DES OumlKOSYSTEMshy GEDANKENS SOWIE DIE BETRACHTUNG ENTSPRECHENDER CHANCEN UND RISIKEN STELLT EINE WEITER ENT shy WICKLUNG DAR DIE DURCHAUS ALS rsaquoUMWELTVERANTshyWORTUNG 20lsaquo BEZEICHNET WERDEN KANN

MICHAEL SIEMERS CORPORATE

ENVIRONMENT amp RESPONSIBILITY

EVONIK INDUSTRIES AG

Form doch auch hier erfolgt eine regelmaumlszligige Anpassung die zu-kuumlnftig sicherlich auch mit einer Quantifizierung einhergehen wird Damit bleibt die unternehmerische Berichterstattung eng verbunden mit dem Umweltmanagement

Unternehmerische Berichterstattung wird sich aumlndern und zukuumlnftig integrierter sein (Stichwort Integrated Reporting) In dieser Hinsicht ist auch die umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung zu sehen

INFOBOX 23

Praxisbeispiel Umweltbezogene Gewinn- und VerlustrechnungWaumlhrend in der klassischen Gewinn- und Verlustrechnung (GampV) nur finanzielle Kenngroumlszligen wie Anlagevermoumlgen return on investment und Eigenkapitalrendite berichtet werden bleiben die umweltbezogenen Kosten verborgen Diese Externalitaumlten ndash beispielsweise Verschmutzung von Gewaumlssern Zerstoumlrung von Lebensraumlumen oder das Abwaumllzen von Verantwortung beim Klimawandel auf Folgegenerationen ndash sind als Ver-luste anzusehen die nicht durch das Unternehmen sondern von Dritten wie der Allgemeinheit oder der Natur getragen werden Getrieben von CEO Jochen Zeitz hat Puma es sich zur Aufgabe gemacht diese Kosten deutlicher aufzuzeigen und in die GampV einflieszligen zu lassen Solch eine Sichtbarmachung kann beim Einkauf der Fertigung der Produktent-wicklung oder dem Nachhaltigkeitsmanagement helfen bessere Ent-scheidungen zu treffen um so die Externalitaumlten zu minimieren Laut PUMA Environmental Profit amp Loss Account hat das Unternehmen im Jahr 2010 etwa 145 Millionen Euro an Umweltschaumlden durch Treibhaus-gasemissionen Wasserverbrauch Landnutzungsfolgen Luftverschmut-zung und Abfallerzeugung verursacht Davon entfallen nur etwa 6 auf das Kerngeschaumlft mehr als 137 Millionen Euro Umweltschaumlden ent-stehen entlang der Lieferkette Weitere Informationen httpaboutpumacomwp-contentthemesaboutPUMA_themefinancial-reportpdfEPL080212finalpdf

39WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Sie macht deutlich welche Abhaumlngigkeiten und welche Einfluumlsse ein Unternehmen hat und stellt bei der Einbeziehung der Oumlkosystem-leistungen und Integration in die externe Rechnungslegung einen be deut samen Schritt hin zur Beruumlcksichtigung von Naturkapital in Unternehmen dar Eine Offenlegung dieser Art koumlnnte einen Para dig-menwechsel einleiten Wer seine Leistung schon fruumlhzeitig ganzheit-lich misst und berichtet kann in einem sich veraumlndernden Geschaumlfts-

ABBILDUNG 21 (Foto LianeM Fotoliacom)

INFOBOX 24

Biodiversitaumlt in den Umweltmanagementzertifizierungen ISO 14001 und EMASBei EMAS muumlssen und bei ISO 14001 sollten die Auswirkun-gen auf die biologische Vielfalt beruumlcksichtigt werden Bei EMAS wird in Form des raquoFlaumlchenverbrauchslaquo ein direkter Indikator fuumlr den Habitatverlust erhoben ndash eine der Hauptursachen des Biodiver-sitaumltsverlustes Zwar kann der Flaumlchenverbrauch von unterschiedli-cher Qualitaumlt sein ndash die Bebauung einer bereits degradierten Flaumlche ist weniger kritisch als die eines intakten Oumlkosystems ndash dennoch kann dies als erster Startpunkt gewertet werden

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 40

umfeld weiterhin Spitzenleistung liefern Dies betrifft die Felder Risikomanagement Versorgungssicherheit und -produktivitaumlt wie auch Compliance und Stakeholdermanagement

UmweltmanagementEin Umweltmanagement steuert gemaumlszlig den vier Managementschrit-ten Planen Ausfuumlhren Kontrollieren und Optimieren umweltbezo-gene Unternehmenstaumltigkeiten und ermoumlglicht so eine kontinuierli-che Verbesserung der Umweltleistung Dieser Managementzyklus beruumlcksichtigt derzeit nur selten umsetzungsorien tiert die Dimensio-nen Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt

Hier kann eine Erweiterung konkret ansetzen Eine erste Feststellung des Status quo auf Basis bereits existieren der Umweltdaten ndash ergaumlnzt durch Experteneinschaumltzungen ndash ist der Anfang Anschlieszligend koumln-nen spezifische und messbare Ziele gesetzt werden was sich in die bekannten Schritte des Umweltmanagements einbinden laumlsst

RessourceneffizienzRessourceneffizienz gewinnt angesichts steigender Rohstoffpreise und -bedarfe und des groszligen Anteils den Material- und Energie kosten an den Gesamtkosten in vielen Branchen darstellen wirtschaftlich und politisch enorm an Bedeutung Zur Steigerung der Ressourceneffi-zienz liegen aktuell Programme auf nationaler wie europaumlischer Ebene vor es existieren dazu Plattformen und Initiativen Das Thema raquoRes-sourceneffizienzlaquo koumlnnen Unternehmen strategisch integrieren (zum Beispiel in ihrem Umweltmanagement) indem sie die entsprechen-den Einsatzstoffe als Naturkapital raquodeklarierenlaquo und im Ressourcen-management umfassender als bisher beruumlck sichtigen Durch den sparsamen effizienten Einsatz von Ressourcen koumlnnen oftmals Oumlko-systeme geschont werden (zum Beispiel durch ein entsprechendes

INFOBOX 25

Praxisbeispiel Integration von Biodiversitaumlt in das Ressourcen-managementUPM betreibt in Deutschland sieben Papierfabriken und verschreibt sich der nachhaltigen Forstwirtschaft und dem Schutz der Biodiversitaumlt So wird weltweit FSC- und PEFC-zertifiziertes Holz verwendet und in unter nehmenseigenen Waumlldern ein Biodiversitaumltsprogramm umge-setzt Gemeinsam mit der raquoAlliance for Water Stewardshiplaquo fuumlhrt UPM ein Pilotprojekt zum Wassermanagement durch Dies soll den Verbrauch des wasserintensiven Papierherstellungsprozesses senken und die Wie-derverwendung des Wassers erhoumlhen UPM unterstreicht mit seinemEngagement seine Position als raquoBiofore Companylaquo

41WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

INFOBOX 26

Praxisbeispiel Bewertung von Biodiversitaumlt in der Lebensmittel-branche und der LandwirtschaftEinen Schritt weiter als die Oumlkobilanzen geht das Bewertungsverfahren der BASF Mit ihrer Lebenszyklusanalyse AgBalance erfasst sie eine Viel-zahl von Nachhaltigkeitsindikatoren der Lebensmittel- und Landwirt-schaftsbranche Biologische Vielfalt flieszligt mit 8 der 69 Indikatoren in eine Punktebewertung ein so unter anderem Naumlhe zu Schutzgebieten Auskreuzungspotenzial und Oumlkotoxizitaumltspotenzial Auszligerdem werden soziale und oumlkonomische Indikatoren erfasst und somit alle drei Saumlulen der Nachhaltigkeit abgebildet Auch wenn ein Abwaumlgen zwischen unter-schiedlichen Groumlszligen wie Punkten und Euros als Messeinheiten Entschei-der vor Herausforderungen stellt ist dies doch ein wichtiger Schritt hin zur Integration von Biodiversitaumlt in Entscheidungsprozesse

Wassermanagement in Regionen mit Wasserstress) Jedoch ist Res-sourceneffizienz nicht gleichzusetzen mit Biodiversitaumlts- und Oumlko-systemschutz Neben dem sparsamen Umgang mit Ressourcen ist auch die Art der Einsatzstoffe (zum Beispiel Nutzung von nachhaltig erzeugtem Palmoumll) von Bedeutung

Der Zusammenschluss zu Brancheninitiativen ist ein Ansatz um das Thema Ressourceneffizienz ganzheitlicher und passgenauer zu be-trach ten und so die Thematik uumlber den bisherigen Fokus auf Reduzie-rung von Rohstoffverbrauch und Emissionen hinaus zu erweitern

Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten- Management Die Analyse der Wertschoumlpfungskette eines Produktes liefert immer wieder Verbesserungspotenzial und wird deshalb regelmaumlszligig durchge-fuumlhrt Dies bietet gute Ansatzpunkte fuumlr eine Untersuchung und Ver-besserung der Biodiversitaumltsperformance Eine weitere oft genutzte Analysemoumlglichkeit sind Oumlkobilanzen (Life Cycle Assessments)

Oumlkobilanzen bilden den gesamten Stoffkreislauf ab ndash und somit auch die fuumlr Biodiversitaumlt relevante Landnutzung oder Oumlkosystemleis-tungen wie die Bereitstellung von Rohstoffen die Absorption von Produktionsemissionen und die Aufnahme von Abfallprodukten An-gefangen bei eigenen Beschaffungsquellen (zum Beispiel Vertragsan-bauer von Supermaumlrkten oder Handelsmarken) bis hin zu Vorproduk-ten der Liefer an ten ndash entlang der Lieferkette verbergen sich zahlreiche Ursachen fuumlr Bio diversitaumltsverlust Fuumlr Unternehmen die Rohstoffe und Vorpro dukte aus dem Ausland beziehen ist es daher wichtig auf den Einkauf und das Lieferkettenmanagement zu achten Wichtige

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 42

Analyseschritte beinhalten Grenzwerte und Normen (in den Abbau- und Ursprungslaumlndern der Vorprodukte oftmals deutlich niedriger als in Deutschland) oder Screenings zu Wasserknappheit entlang der Lie-ferkette Darauf aufbauend ergibt sich eine detaillierte Bewertung zur Beruumlcksichtigung von Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt bei Liefe ranten

Investitions- und PlanungsprozesseInvestitionen in den Bau neuer Anlagen oder Standorte werden derzeit eher selten unter Biodiversitaumltsaspekten im betrieblichen Umwelt-management erfasst Beim Bau eines Produktionsstandorts auf der raquogruumlnen Wieselaquo spielen vor allem die Eingriffsregelung des Bun-desnaturschutzgesetztes (BNatSchG) sowie das EU-Naturschutz-recht (FFH- und Vogelschutz-Richtlinie) eine wichtige Rolle Diese Regeln erscheinen Unternehmen manchmal wider spruumlchlich ndash gerade mit Blick auf den gewollten Naturschutz Firmenareale werden auf-grund strategischer Entscheidungen zum Beispiel fuumlr den Bau von Anlagen uumlber einen laumlngeren Zeitraum brach liegen gelassen Siedelt sich daraufhin eine geschuumltzte Art auf dieser Flaumlche an koumlnnen Unter-nehmen unter Umstaumlnden nur mit hohen Auflagen dieses Gebiet er-schlieszligen und einen Neu- oder Ausbau realisieren Um solchen Ziel kon-flikten vorzubeugen bieten die zustaumlndigen Natur schutzbehoumlrden an in Dialog zu treten um gangbare Wege und Maszlignahmen auszu loten

Doch Unternehmen koumlnnen auch in Vorleistung gehen Indem zum Beispiel Brachflaumlchen und Naturraumlume belassen sowie die Funktio-nalitaumlt von aquatischen Oumlkosystemen (Gewaumlssern) erhalten werden

INFOBOX 27

Ausgleichsflaumlchen ndash Chancen fuumlr beschleunigte PlanungsprozesseGut zu wissen Laut sect16 BNatSchG kann durch Oumlkosystemschutz ein raquoGuthabenlaquo auf einem Oumlkokonto angespart werden Bei spaumlteren Ein-griffen werden diese Flaumlchen als bereits geleistete Kompensationsmaszlig-nahmen anerkannt Rheinkalk macht sich dieses Instrument zunutze Im sauerlaumlndischen Houmlnnetal dient nur ein Teil des Grundbesitzes dem Kalksteinabbau Weite Teile des Areals hingegen stehen dank nicht-oumlkonomischer Waldnutzung dem Naturschutz temporaumlr zur Verfuumlgung oder werden je nach Management und naturschutzfachlicher Einschaumlt-zung einem Oumlkokonto zugeschrieben das als Kompensationsleistung fuumlr zu erwartende Eingriffe agiert Waumlhrend auf der einen Seite pro-aktiv Arten- und Oumlkosystemschutz ermoumlglicht wird profitiert Rheinkalk von einem beschleunigten Planungsprozess vermiedener Buumlrokratie und somit geringeren Kosten (wwwrheinkalkdepdfVerantwortung_Fuer_Mensch_und_Naturpdf Seite 24)

43WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

koumlnnen etwaige Kompensationsmaszlignahmen im Rahmen der Ein griffs -regelung vermieden werden Zudem koumlnnen Ergebnisse der teils obli-gatorischen Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung (UVP) der Strategischen

INFOBOX 28

Praxisbeispiel ZielkonflikteBiologische Vielfalt spielt in Steinbruumlchen Baggerseen und Kiesgruben eine wichtige Rolle Die Steine- und Erdenindustrie engagiert sich in zahlreichen Projekten zur Foumlrderung der biologischen Vielfalt Neben der Erarbeitung von Biodiversitaumltsindikatoren und einer Biodiversitaumlts-Datenbank zaumlhlen hierzu zahlreiche gemeinsame Projekte mit Umwelt-verbaumlnden

raquoLeider werden der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt in den Abbaustaumltten ausgerechnet durch das Naturschutzrecht selbst eingeschraumlnkt Wer zum Beispiel ein Laichgewaumlsser fuumlr die Gelbbauch-unke auf einem Rohbodenstandort anlegt oder eine Steilwand fuumlr die Uferschwalbe herrichtet der laumluft Gefahr dass die weitere Bewirt-schaftung der Flaumlchen deutlich eingeschraumlnkt wird Der statische An-satz im Naturschutzrecht verhindert damit leider vielerorts die Aus-schoumlpfung von Synergieeffekten von Gesteinsabbau und Naturschutz Die Steine- und Erdenindustrie jedenfalls ist zur Foumlrderung der biolo-gischen Vielfalt bereit und setzt sich auch weiterhin fuumlr praktikable Loumlsungen einlaquo (Diplom-Biologe Thomas Beiszligwenger Hauptgeschaumlfts-fuumlhrer Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

ABBILDUNG 22 (Foto Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

INFOBOX 29

Praxisbeispiel Management von LiegenschaftenFraport die Betreibergesellschaft des Frankfurter Flughafens formuliert in seiner unternehmenseigenen Biodiversitaumltsstrategie Grundsaumltze zur Biodiversitaumlt Darin wird festgehalten dass sich Flugbetrieb und der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt ndash uumlber gesetz liche Anforderungen wie zum Beispiel Eingriffsregelung hinaus ndash vereinbaren lassen So wird unter anderem auf dem Gelaumlnde des Flughafens ein For-schungsprojekt zum Bienen-Monitoring unterstuumltzt das wichtige Infor-mationen uumlber die Schadstoffsituation liefert Gleich zeitig werden im Rhein-Main-Gebiet gezielt Naturschutzvorhaben gefoumlrdert so zum Bei-spiel der Erhalt von raquoAltholzinselnlaquo im Kinzigtal oder die Pflege von Streuobstwiesen im Maintal (wwwfraportdecontentfraport-agdenachhaltigkeitumweltnatur--und-ressourcenschutz0html und verglei-che auch die dort bereitgestellten PDF-Dokumente)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 44

Legende Naumlhe zum Kerngeschaumlft Merkmalsauspraumlgung Geringer Bezug Mittel o Trifft zu x Mittlerer Bezug Stark + Starker Bezug Sehr stark + +

ABBILDUNG 23 Handlungsan-saumltze zur Integration von Biodiversi-taumlt in Unternehmen am Beispiel eines Industrie- und Konsumguumlter-unternehmens (Grafik PwC)

INFOBOX 30

Handlungsansaumltze zur Integration von Biodiversitaumlt in UnternehmenDie vorgestellten sechs Handlungsansaumltze werden hier systematisch zusammengefasst am Beispiel der Indus trie- und Konsumguumlterbranche dargestellt Diese Systematik kann allen Unternehmen als Pruumlfrahmen dienen ihr spezifisches Profil zur Beruumlcksichtigung von biologischer Viel-falt Oumlkosystemen und deren Leistungen (Naturkapital) zu entwickeln

Die Abbildung verdeutlicht die Wirkung der verschiedenen Handlungs-ansaumltze beispielhaft im Hinblick auf die vier Werttreiber Risiken senken Kosten reduzieren Maumlrkte und Kunden erschlieszligen und Reputation steigern

Waumlhrend die farbliche Hinterlegung die Naumlhe zum Kerngeschaumlft andeutet geben die Spalten auf der rechten Seite Informationen uumlber den Beitrag zum Schutz der biologischen Vielfalt sowie zur moumlglichen Umsetzungskomplexitaumlt wieder Es wird deutlich dass es durchaus ein-fache Maszlignahmen gibt die eine Wirkung zeigen

Werttreiber

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Integration von Biodiversitaumltsaspekten in hellip

Beitrag zum Schutz des Natur kapitals

Umsetzungsshy komplexitaumlt

x x x 1) Unternehmerischer Verantwortung (Corporate Responsibility) o + o

x x x 2) Berichterstattung (inkl umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung) o +

x x 3) Umweltmanagement inkl Liegenschafts-management o + +

x x 4) Maszlignahmen zur Steigerung der Ressourcen-effizienz + + + +

x x x 5) Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten-Management + + + +

x x 6) Investitions- und Planungsprozesse + o +

45WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Des Weiteren ist erkennbar dass die Integration von Biodiversitaumlt in Aus-wahl- und Entscheidungsprozesse vor allem im Bereich Ressourceneffi-zienz Lieferketten-Management und Investitions- und Planungsprozesse zu Win-win-Situationen fuumlhren kann Dabei sollte bei der Auswahl der Ansaumltze und Methoden aber immer das Kerngeschaumlft des Unterneh-mens im Vordergrund stehen ndash hier kann ein erster Check die weitere Schwerpunktsetzung unterstuumltzen Auch die Integration ins klassische Umweltmanagement stellt einen Schritt zur Beruumlcksichtigung von Bio-diversitaumlt dar ndash und zwar verbunden mit einem maumlszligigen Aufwand

Umweltpruumlfung (SUP) und der FFH Vertraumlglichkeitspruumlfung (FFH VP) guumlnstiger ausfallen Auflagen der Nachbesserung reduziert dadurch Kosten eingespart und ein reibungsloser Planungs- und Bauprozess beguumlnstigt werden

Abschlieszligend gilt es die Integration von Biodiversitaumlt auch in flankie-renden operationellen Einheiten voranzutreiben Dies betrifft beson-ders Forschung und Entwicklung sowie Kommunikation Dabei sollen die Themen erfolgreich sowohl nach innen als auch nach auszligen also zu Kunden Lieferanten und anderen Interessengruppen kommuni-ziert und in eine entsprechende Berichterstattung integriert werden

AUSBLICK5

WIR KOumlNNEN DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER WIRTSCHAFT NUR ERHALTEN WENN WIR DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER NATUR ERHALTEN DAFUumlR IST EINE VIELFALT AN LEBENSshy RAumlUMEN UND ARTEN VON ENTSCHEIDENDER BEDEUTUNG DEREN SCHUTZ MUSS DESHALB VIEL STAumlRKER IN DEN WERTSCHOumlPFUNGSPROZESSEN BERUumlCKSICHTIGT WERDEN

ALEXANDER BARTELT ABTEILUNGS-

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VORSTANDSVORSITZENDER raquoBIODIVER-

SITY IN GOOD COMPANYlaquo- INITIATIVE

Es ist an der Zeit die Aspekte von Naturkapital in das unterneh-merische Handeln zu integrieren Nutzen Sie die vielfaumlltigen Ansatz-punkte die im Rahmen der Broschuumlre aufgezeigt wurden und beginnen Sie Ihre unternehmerischen Aktivitaumlten zu erweitern In Deutsch-land gibt es viele Initiativen und Ansaumltze die einen Einstieg in die The-men Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungen erleich tern Nutzen Sie diese Initiativen fuumlr einen Austausch mit anderen Unter-nehmen und uumlber die dort bereits gemachten Erfahrungen (siehe dazu auch Kapitel 6)

Die Initiative raquoBiodiversity in Good Companylaquo ist ein Zusammen-schluss von Unternehmen die gemeinsam fuumlr den Schutz der

biologischen Vielfalt eintreten Der branchenuumlbergreifenden Initiative gehoumlren kleine mittlere und groszlige Unternehmen an Die Mitglieder der raquoBiodiversity in Good Companylaquo-Initiative unterstuumlt-zen das freiwillige Engagement der Wirtschaft fuumlr den Schutz der biologischen Vielfalt Sie arbeiten an Innovationen und Investitio-nen damit naturvertraumlgliche Technologien Produkte und Dienst-leistungen verstaumlrkt ihren Weg in die Maumlrkte finden Die Initiative

47AUSBLICK

traumlgt dazu bei den Privatsektor in die Verwirklichung der Ziele der Konvention uumlber die biologische Vielfalt und der Nationalen

Strategie zur biologischen Vielfalt staumlrker einzubinden

Auch im Rahmen von econsense ndash einem Zusammenschluss fuumlhren-der global agierender Unternehmen und Organisationen der deut-schen Wirtschaft zu den Themen nachhaltige Entwicklung und Cor-porate Social Responsibility (CSR) ndash wird der Themenbereich im Rahmen der Arbeitsgruppe raquoBiodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungenlaquo begleitet Die Mitgliedsunternehmen setzten sich intensiv mit dem Erhalt und der Entwicklung der biologischen Vielfalt auseinander und nutzen econsense als Plattform zum Austausch und zur Diskus-sion von praktischen Managementinstrumenten

Engagieren Sie sich im Projekt raquoUnternehmen Biologische Vielfalt 2020laquo einer Dialog- und Aktionsplattform des Bundesumweltminis-teriums gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der deutschen Wirtschaft und von Naturschutzverbaumlnden die einen fortlaufenden Austausch erlaubt und konkrete Aktivitaumlten zur Umsetzung der Nati-onalen Strategie zur biologischen Vielfalt auf den Weg bringt Folgende Themenfelder stehen dabei im Fokus Informationen zur biologischen Vielfalt fuumlr Unternehmen Biologische Vielfalt im betrieblichen Umweltmanagement Biologische Vielfalt und Naturschutzrecht Kommunikation von Unternehmen nach auszligen Finanzierung von Naturschutzprojekten Maumlrkte Chancen erkennen und entwickeln Netzwerkbildung

Die kuumlnftige Leistungsfaumlhigkeit der Wirtschaft wird von der Leis-tungsfaumlhigkeit des Naturkapitals abhaumlngen Der Erhalt der Leistungs-faumlhigkeit unseres Naturkapitals erfordert die gebuumlndelten Kraumlfte von Unternehmen Politik und Gesellschaft raquoNatur kapital Deutschland ndash TEEB DElaquo zeigt dass sich dies auch wirtschaftlich lohnt Lassen Sie uns diese Chance gemeinsam wahrnehmen

ABBILDUNG 24 (Foto morrbyte Fotoliacom)

6 WEITERFUumlHRENDE INFORMATIONEN

PROJEKT raquoNATURKAPITAL DEUTSCHLAND ndash TEEB DElaquoDiese Broschuumlre ist Teil des Projekts raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo in dessen Rahmen bis zum Jahr 2015 folgende vier Berichte erscheinen (Arbeitstitel) raquoKlimapolitik und Naturkapital Synergien und Konfliktelaquo raquoOumlkosystemleistungen und Entwicklung laumlndlicher Raumlumelaquo raquoNaturleistungen in der Stadt Gesundheit schuumltzen und

Lebensqualitaumlt erhoumlhenlaquo raquoNaturkapital Deutschland Neue Handlungsoptionen

ergreifen ndash eine Syntheselaquo

Bereits erschienen ist die Broschuumlre raquoDer Wert der Natur fuumlr Wirt-schaft und Gesellschaft ndash Eine Einfuumlhrunglaquo wwwnaturkapital-teebde

Soweit Praxisbeispiele und Statements nicht gesondert gekennzeich-net wurden sind diese speziell fuumlr raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo erstellt worden

Leitfaumlden Handlungsmoumlglichkeiten fuumlr Unternehmen BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012)Biodiversitaumlt im unterneh-

merischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Umfangrei-che aber dennoch leicht zu erfassende und praxisnahe Broschuumlre zu Maszlignahmen rund um den betrieblichen Biodiversitaumltsschutz Mit zahl-reichen Umsetzungstipps und Hinweisen auf weiterfuumlhrende Lite ra-tur und Webseiten

49WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

www2leuphanadeumanagementcsmcontentnamadownloads download_publikationenBestaendig20Wuczkowski_Biodiversitaet 20im20unternehmerischen20Nachhaltigkeitsmanagement_neupdf

HOUDET J (HRSG) (2008 UumlBERARBEITET 2010) Integrating bio-diversity into business strategies The Biodiversity Accountability Framework Sehr umfangreiche Publikation (knapp 400 Seiten) uumlber Bio di versitaumlt und Unternehmen beginnend bei den Grundlagen 23 In dikatoren (Business and Biodiversity Independence Indicators) sind Grundlage fuumlr die Bewertung der Biodiversitaumltsleistung von Unter-nehmen Mit zahlreichen Beispielen Regionaler Fokus Frankreichwwworeeorg_scriptntsp-document-file_downloadphp document_id=1063ampdocument_file_id=1070

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement ndash Ein Leitfaden fuumlr die betriebliche Praxis Umsetzungsorientiertes Handbuch zur Einbindung von Biodiversi-

taumlt in das bestehende (Umwelt)-Management inklusive zahlreicher Vorschlaumlge fuumlr Maszlignahmen und Instrumente sowie Zuordnung zu Handlungsfeldern und Funktionsbereichen httpwwwbmudeN46143

TEEB (2012) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Busi-ness and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York Bericht fuumlr Unternehmen der internationalen TEEB-Studie Ins-pirierende teils generische Heranfuumlhrung an die Bedeutung von Bio-diversitaumlt an Unternehmen mit Beispielen aus aller Welt Excutive summary unter wwwteebweborg

UN GLOBAL COMPACT AND IUCN (2012) A Framework for Corpo rate Action on Biodiversity and Ecosystem Services Uumlberblicksbro schuumlre zu Biodiversitaumlt und Unternehmen Adressierte Themen Treiber Risi-ken amp Chancen Corporate Governance Management (inkl Vermei-dungs-Hierarchie) Stakeholder-Engagement und Berichter stattungwwwunglobalcompactorgdocsissues_docEnvironmentBES_Frameworkpdf

WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD) (2011) Handbuch zur unternehmerischen Bewertung von Oumlkosystemdienstleistungen (CEV) Ein Rahmenwerk zur Erleichterung unternehmerischer Entscheidungsfindung Generisches Hand buch fuumlr die Durchfuumlhrung einer unternehmensinternen Bewertung von Biodiversitaumlt (breites Werteverstaumlndnis) mit Handreichungen zu vor-gelagerten Abwaumlgungen wwweconsensedesitesallfilesWBCSD_Handbuch_CEVpdf

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 50

WORLD RESOURCE INSTITUTE (WRI) (2012) Corporate Ecosystem Services Review ndash Version 20 Handbuch zur systematischen Erfas-sung von biodiversitaumltsbezogenen Risiko- und Handlungsfeldern Schrittweises Vorgehen inkl Vorschlaumlgen fuumlr die Erfassung und Doku-mentation des Prozesses wwwwriorgpublicationcorporate-ecosystem-services-review

Allgemein Oumlkosysteme Biodiversitaumlt und Wirtschaft JESSEL B TSCHIMPKE O UND WALSER M (2009) Produktivkraft

Natur Hamburg Praumlgnante Beispiele fuumlr die Quantifizierung von wirtschaftlich relevanten Nutzungen der Natur in Arbeitsplaumltzen Umsaumltzen oder vermiedenen Kostenwwwnaturkapital-teebdefileadminDownloadsProduktivkraft Naturpdf

MILLENNIUM ECOSYSTEM ASSESSMENT (2005) Ecosystems and Human Well-Being ndash Synthesis Synthese der mehr als 1000 Seiten fassenden wissenschaftlichen Studie uumlber die oumlkologischen und gesell-schaftlichen Zusammenhaumlnge sowie Zustand und Trends des Verlus-tes der biologischen Vielfalt und die Bedeutung der Oumlkosystemleis-tungen fuumlr den Menschenwwwmaweborgdocumentsdocument356aspxpdf

TEEB (2010) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integ-rieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz (Hrsg) Bonn Zusam-menfassung der Ergebnisse der internationalen TEEB Studie Synthese der Berichte fuumlr internationale Politiker lokale und regionale Ent-scheider sowie Unternehmen wwwteebweborg

Kartenmaterial Frageboumlgen und Tools PROTECTEDPLANETNET Weltweite kartengestuumltzte Darstellung von

Schutzgebieten basierend auf den Daten der World Database of Pro-tected Areas (WDPA) und der Weltnaturschutzorganisation (IUCN) wwwprotectedplanetnet

BFNshySCHUTZGEBIETSKARTE Interaktive Karte des Bundesamtes fuumlr Naturschutz mit allen deutschen Schutzgebieten wwwgeodienstebfndeschutzgebiete

CHECKLISTEN DER DEUTSCHEN BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIAshyTIVE Fragenkatalog zur Erstellung einer Selbsteinschaumltzung bezuumlg-lich potenzieller Risiken hinsichtlich Biodiversitaumlt und Oumlkosystem-leistungen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

51WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

INTEGRATED BIODIVERSITY ASSESSMENT TOOL (IBAT) Kostenpflich-tige Anwendung zur Bewertung standortbezogener Biodiversitaumlts-risiken (Fokus Schutzgebiete und Biodiversity Hot Spots) GIS-(Karten)- basiert wwwibatforbusinessorg

Fallbeispiele und Publikationssammlung WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD)

(2012) Biodiversity and ecosystem services ndash scaling up business solutions Company case studies that help achieve global biodiversity targetswwwwbcsdorgPagesEDocumentEDocumentDetailsaspxID=14923ampNoSearchContextKey=true

UNITED NATIONS ENVIRONMENT PROGRAM FINANCE INITIATIVE (UNEP FI) Publikationen zu biodiversitaumltsbezogenen Chancen Risiken und Handlungsoptionen der Finanzbranche wwwunepfiorgpublicationsbiodiversityindexhtml

CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (CBD) BUSINESS PROGRAMM Fallstudien und Publikationen zu Beruumlhrungspunkten und Leuchtturm-projekten zum Erhalt der biologischen Vielfalt wwwcbdintenbusiness

ECOSYSTEM MARKETPLACE Nachrichtenportal von Forest Trends rund um Biodiversitaumlts- Wasser- und CO2-Maumlrkte wwwecosystemmarketplacecom

Strategien auf politischer Ebene NATIONALE STRATEGIE ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT (2007) Deutsch-

lands Strategie zur Umsetzung der Konvention uumlber die biolo gische Vielfalt wwwbmudeN40333

INFORMATIONSPORTAL DES BUNDESAMTES FUumlR NATURSCHUTZ ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT Mit Nachrichten Informationen Veranstal-tungshinweisen und weiterfuumlhrenden Materialien wwwbiologische-vielfaltde

EUshyBIODIVERSITAumlTSSTRATEGIE FUumlR 2020 Diese EU-Strategie enthaumllt Ziele zum Erhalt von Biodiversitaumlt sowie von Oumlkosystemen und deren Leistungen (raquoNaturkapitallaquo) bis 2020httpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversitycomm20062020htm

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 52

GLOBALE BIODIVERSITAumlTSZIELE Der raquoStrategische Plan 2011 ndash 2020laquo des Internationalen Uumlbereinkommens zur biologischen Vielfalt (CBD) enthaumllt auch Ziele zu Oumlkosystemen und deren Leistungen sowie zum Wert der biologischen VielfaltwwwcbdintdocdecisionsCOP-10cop-10-dec-02-enpdf

Initiativen DEUTSCHE BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIATIVE ndash raquoBIODIVERSITY

IN GOOD COMPANYlaquoshy INITIATIVE Zusammenschluss vor allem deut-scher Unternehmen mit dem Ziel die Integration von Biodiversitaumlt in unternehmerische Entscheidungen voranzutreiben wwwbusiness-and-biodiversityde

EUROPAumlISCHE raquoBUSINESS AND BIODIVERSITY CAMPAIGNlaquo Europa-weite Plattform fuumlr Unternehmen mit dem Ziel Ansaumltze fuumlr ein Biodi-versitaumltsmanagement zu entwickeln und umzusetzen wwwbusiness-biodiversityeu

NATURAL CAPITAL DECLARATION Erklaumlrung einzelner Akteure des Finanzsektors Naturkapital in Finanzprodukten und -dienstleistungen zu beruumlcksichtigen wwwnaturalcapitaldeclarationorg

TEEB FOR BUSINESS COALITION Initiative zur Vereinheitlichung der Bilanzierung von Naturkapital im Unternehmen httpteebforbusinessorg

GLOSSAR 53

GLOSSAR

ARTENVIELFALTDiversitaumlt (Vielfalt) biologischer Arten in einem Lebensraum Artenviel-falt ist neben genetischer Vielfalt und Diversitaumlt der Oumlkosysteme ein Teil-aspekt der biologischen Vielfalt

BASISLEISTUNGENGrundlegende Leistungen der Oumlkosysteme wie zum Beispiel Photosyn-these oder Stickstoffbindung von Knoumlllchenbakterien welche die Voraus-setzung fuumlr alle anderen Leistungen der Oumlkosysteme sind

BIODIVERSITAumlT Biologische Vielfalt

BIOLOGISCHE VIELFALT Die Vielfalt des Lebens auf unserer Erde (oder Biodiversitaumlt) ist die Varia-bilitaumlt lebender Organismen und der von ihnen gebildeten oumlkologischen Komplexe Sie umfasst drei Ebenen 1) die Vielfalt an Oumlkosystemen bezie-hungsweise Lebensgemeinschaften Lebensraumlumen und Landschaften 2) die Artenvielfalt und 3) die genetische Vielfalt innerhalb der verschie-denen Arten

EINGRIFFSREGELUNG Instrument des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatschG sectsect 13 ff) das die Bewaumlltigung von Eingriffen in Natur und Landschaft regelt (Vermeidung und Kompensation)

EMAS Betriebliches Umweltmanagementsystem (Eco Management and Audit Scheme) nach der Verordnung (EG) Nr 12212009 uumlber die freiwillige Teil-nahme von Organisationen an einem Gemeinschaftssystem fuumlr Umwelt-management und Umweltbetriebspruumlfung (ABl EG L 342 v 22122009 S 1) Schwerpunkte sind die kontinuierliche Verbesserung der Umwelt-leistung die Umwelterklaumlrung und Umweltrechtskonformitaumlt

GEBIETSFREMDE ARTENAuch invasive Arten oder Neobiota Tier- und Pflanzenarten die durch Einfuhr (beabsichtigt) oder Einschleppung (unbeabsichtigt) in einem fuumlr sie nicht natuumlrlichen Lebensraum leben Einige gebietsfremde Arten ver-breiten sich aufgrund mangelnder Feinde physiologischer Eigenschaften (Wachstumsgeschwindigkeit Wasserbedarf) oder aumlhnlich invasiv und verdraumlngen einheimische Arten In einigen Faumlllen entstehen durch sie erheb liche Nachteile fuumlr Mensch (Gesundheitsbeeintraumlchtigungen wie zum Beispiel Allergien) und Oumlkosysteme (Degradation)

INWERTSETZUNGBuumlndel von Maszlignahmen um den Nutzen von Biodiversitaumlt und Oumlkosys-temleistungen fuumlr die Gesellschaft relevant und erfahrbar werden zu las-sen Dies geschieht durch (oumlkonomische) Bewertung und oder Integra-tion in Marktentscheidungen ndash zum Beispiel in Form von naturorientierten Angeboten Anreizen oder der Schaffung von Maumlrkten fuumlr Biodiversitaumlt ndash sowie in gesellschaftliche und private Entscheidungen

54 DIEUNTERNEHMENSPERSPEKTIVEndashNEUEHERAUSFORDERUNGEN

ISO 14001 Betriebliches Umweltmanagementsystem nach DIN EN ISO 140012004 + AC 2009 (Ausgabe 112009) Schwerpunkt liegt in der Verbesserung des Umweltmanagementsystems

KONVENTION UumlBER DIE BIOLOGISCHE VIELFALT (ENGL CONVENTION ON BIO LOGICAL DIVERSITY ndash CBD)

Uumlbereinkunft von 168 Staaten (Unterzeichner Stand 12122012) uumlber die biologische Vielfalt Darin werden der Verlust der biologischen Vielfalt als Herausforderung anerkannt und Ziele zu ihrer Erhaltung formuliert Diese sind 1) Schutz der biologischen Vielfalt 2) Nachhaltige Nutzung ihrer Bestandteile und 3) Zugangsregelung und gerechter Ausgleich von Vor-teilen welche aus der Nutzung genetischer Ressourcen entstehen

KULTURELLE OumlKOSYSTEMshy LEISTUNGEN

Leistungen von Oumlkosystemen mit Wirkung und Bedeutung fuumlr Erholung aumlsthetisches Empfinden spirituelle Erfahrungen soziale Funktionen kul-turelle Identitaumlt Heimatgefuumlhl Wissen und Erkenntnis

MONETARISISERUNG Beimesssung eines Wertes in Geldeinheiten Die Umweltoumlkonomie hat dazu mehrere Verfahren der Monetarisierung entwickelt

NATURKAPITAL Oumlkonomischer Begriff fuumlr den begrenzten Vorrat an physischen und bio-logischen Ressourcen der Erde und die begrenzte Bereitstellung von Guumltern und Leistungen durch Oumlkosysteme

OumlKOSYSTEM Bezeichnet die Bestandteile eines abgegrenzten Naturraumes (zum Beispiel niedersaumlchsisches Wattenmeer) oder eines bestimmten Natur-raumtyps (zum Beispiel naumlhrstoffarmes Flieszliggewaumlsser) und deren Wech-selwirkungen Der Begriff kann sich auf verschiedene raumlumliche Ebenen (lokal regional) beziehen und umfasst sowohl (halb-)natuumlrliche (zum Bei-spiel ungestoumlrte Hochmoore) und naturnahe (zum Beispiel Kalkmager-rasen) als auch vom Menschen gepraumlgte Oumlkosysteme (zum Beispiel Agrar oumlkosysteme)

OumlKOSYSTEMFUNKTIONEN Umfassen alle physikalischen chemischen und biologischen Prozesse und Wechselwirkungen die in verschiedenen Oumlkosystemen stattfinden

OumlKOSYSTEMLEISTUNGEN Bezeichnen direkte und indirekte Beitraumlge von Oumlkosystemen zum mensch-lichen Wohlergehen das heiszligt Leistungen und Guumlter die dem Menschen einen direkten oder indirekten wirtschaftlichen materiellen gesundheit-lichen oder psychischen Nutzen bringen In Abgrenzung zum Begriff Oumlko-systemfunktion entsteht der Begriff Oumlkosystemleistung aus einer anth-ropozentrischen Perspektive und ist an einen Nutzen des Oumlkosystems fuumlr den Menschen gebunden Der Begriff ist identisch mit den haumlufig verwen-deten Begriffen raquoOumlkosystemdienstleistunglaquo und raquooumlkosystemare Guumlter und Leistungenlaquo und entspricht dem englischen Begriff der raquoecosystem serviceslaquo

55

REGULIERUNGSLEISTUNGENFunktionen von Oumlkosystemen die auf (andere) Elemente und Prozesse von Oumlkosystemen einwirken die (direkten) Nutzen fuumlr den Menschen haben zum Beispiel die Filterwirkung von Bodenschichten auf die Grund-wasserqualitaumlt oder der Beitrag einer Hecke zur Verringerung der Boden-erosion

GLOSSAR

RESILIENZ (VON OumlKOSYSTEMEN)

Resilienz ist die Faumlhigkeit eines Oumlkosystems trotz aumluszligerer Stoumlrungen seine Funktionen und damit seine Oumlkosystemleistungen aufrecht zu erhalten Es wird davon ausgegangen dass die Resilienz stark mit der in dem Oumlko-system vorherrschenden biologischen Vielfalt korreliert

TEEBThe Economics of Ecosystems and Biodiversity Die internationale TEEB-Studie wurde von Deutschland im Rahmen seiner G8-Praumlsidentschaft im Jahr 2007 gemeinsam mit der EU-Kommission initiiert und mithilfe zahlreicher weiterer Institutionen unter der Schirmherrschaft des Um-weltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) durchgefuumlhrt Ziel der TEEB-Studie war es den oumlkonomischen Wert der Leistungen der Natur ein zuschaumltzen die wirtschaftlichen Auswirkungen der Schaumldigung von Oumlkosystemen zu erfassen und ausgehend davon die Kosten eines Nicht-Handelns zu beziffern Leiter der Studie war der indische Oumlkonom Pavan Sukhdev Im Rahmen der Studie wurden verschiedene Berichte veroumlffent-licht Derzeit wird unter Leitung von UNEP ein Nachfolgeprozess organi-siert um die Durchfuumlhrung von nationalen regionalen lokalen und sek-toralen Studien zum Thema anzuregen und zu foumlrdern

VERSORGUNGSLEISTUNGENBezeichnen meist marktfaumlhige Guumlter die von oder mithilfe von Oumlkosyste-men produziert werden (zum Beispiel Nahrung Frischwasser Feuer- und Bauholz) Teilweise ist ein erheblicher Beitrag von (Human-)Kapital und Arbeit notwendig um diese Guumlter zu erstellen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 56

QUELLEN

BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012) Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Centre for Sustainability Management Luumlneburg

BORN W u a (2012) Gesundheitskosten der Beifuszlig-Ambrosie in Deutschland In Umweltmedizin in Forschung und Praxis 17 (2) S 71 ndash 80

DER BUND (2009) Invasive Muscheln verstopfen Leitungen Von Fabio Bergamin Onlineausgabe Zuletzt aktualisiert am 31072009 httpwwwderbundchzeitungenwissenInvasive-Muscheln-verstopfen-Leitungenstory29662360

DEUTSCHER IMKERBUND EV Internetauftritt des Deutschen Imkerbund e V vom 12122012 httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpbienen-und- bestaeubungsleistung und httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpzahlen-die-zaehlen

EUROPAumlISCHE KOMMISSION (2009) Fact Sheet Gebietsfremde invasive Arten httpeceuropaeuenvironmentpubspdffactsheetsInvasive20Alien20SpeciesInvasive_Alien_DEpdf

FAO ndash FOOD AND AGRICULTURE ORGANIZATION OF THE UNITED NATIONS (2010) Global Forest Resource Assessment 2010wwwfaoorgforestryfrafra2010en

GARCIacuteAshyTORRES L u a (2001) Conservation agriculture in Europe Current status and perspectives In Garcia-Torres L Benites J and Martiacutenez-Vilela A (Hrsg) Conservation Agriculture A World-wide Challenge 1st World Congress on Conservation Agriculture Madrid 1 ndash 5 October 2001 Vol I Keynote Contributions XUL Cordoba Spain S 79 ndash 83

IAASTD ndash INTERNATIONAL ASSESSMENT OF AGRICULTURAL KNOWLEDGE SCIENCE AND TECHNOLOGY FOR DEVELOPMENT (2008) Global ReportwwwagassessmentorgreportsIAASTDENAgriculture20at20a20Crossroads_Global20Report20(English)pdf

KREIBICH H MUumlLLER M (2005) Private Vorsorgemaszlignahmen koumlnnen Hochwasserschaumlden reduzieren Schadensprisma Heft 1 2005 httpwwwschadenprismadepdfsp_2005_1_1pdf

57QUELLEN

LENZEN M u a (2012) International trade drives biodiversity threats in developing nations Nature 486109 ndash 112 Doi101038nature11145

PWC ndash PRICEWATERHOUSECOOPERS (2012) PwC Rio+20 Sustain ability pulse poll How do the public and CEO opinions differ on Rio+20 issues

REWE GROUP (2010) Pressemitteilung raquoBodensee-Obstbauern engagieren sich fuumlr Biodiversitaumltlaquo wwwrewe-groupcompressepressemeldungenpressemeldung-detail articlebodensee-obstbauern-engagieren-sich-fuer-biodiversitaet

SCBD ndash SECRETARIAT OF THE CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (2009) business2010 A magazine on business amp bio- diversity June 2009 Volume 4 ndash Issue 1 httpwwwcbdintdocnewslettersnews-biz-2009-06-enpdf

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement Ein Leitfaden fuumlr die betrieb-liche Praxis BerlinwwwbmudeN46143

STATISCHES BUNDESAMT (2012) Nachhaltige Entwicklung in Deutschland Indikatorenbericht 2012 wwwdestatisdeDEPublikationenThematischUmwelt oekonomischeGesamtrechnungenUmweltindikatorenIndikatoren PDF_0230001pdf__blob=publicationFile

STERN N (2007) The Economics of Climate Change The Stern Review Cambridge

TEEB (2009) The Economics of Ecosystems and Biodiversity TEEB for National and International Policy Makers Summary Responding to the Value of Naturewwwteebweborg

TEEB (2010A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity Ecological and Economic Foundations Edited by Pushpam Kumar London and Washington

TEEB (2010B) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integrieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz Bonn

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 58

TEEB (2011) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in National and International Policy Making Edited by Patrick ten Brink London and Washington

TEEB (2012A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Local and Regional Policy and Management Edited by Heidi Wittmer and Haripriya Gundimeda Abingdon and New York

TEEB (2012B) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Business and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York

TEN BRINK P BRAAT L (HRSG) (2008) The Cost of Policy Inaction The case of not meeting the 2010 biodiversity targethttpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversityeconomicspdfcopizip

UNESCAP ndash UNITED NATIONS ECONOMIC AND SOCIAL COMMISSION FOR ASIA AND THE PACIFIC (1999) Keynote Statement of Mr Cengiz Ertuna (UNESCAP) at IDNDR-ESCAP Regional Meeting for Asia Risk Reduction amp Society in the 21st Century Bangkok 23 ndash26 February 1999 httpwwwunescaporgenrdwater_mineraldisasterertuna01htm

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012) Water valuation ndash Building the business case Geneva and Washington

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012A) Changing Pace ndash Public policy options to scale and accelerate business action towards Vision 2050 Geneva and Washington

WRI ndash WORLD RESOURCE INSTITUTE (2012) The Corporate Ecosys-tem Services Review - Guidelines for Identifying Business Risks and Opportunities Arising from Ecosystem Change Version 20 Washington

ZEITZ J PUMA Pressemitteilung vom 16112011 httpaboutpumacompuma-completes-first-environmental-profit-and-loss-account-which-values-impacts-at-e-145-million

  • Die Unternehmensperspektive
  • Impressum
  • Inhaltsverzeichnis
  • Vorworte
  • Biodiversitaumlt und Oumlkoshysystemleistungen ndash Erweiterung der unternehmerischen Sicht
  • Warum die Wirtschaft gefragt ist ndash Treiber Chancen und Risiken
  • Entwicklungen und Trends ndash was auf Unternehmen zukommt
  • Wie Unternehmen taumltig werden koumlnnen
  • Ausblick
  • Weiterfuumlhrende Informationen
  • QUELLEN

7

Bandbreite von Unternehmen Sowohl an jene deren Einfluss auf die oder Abhaumlngigkeit von der biologischen Vielfalt und den Leistun-gen der Natur offensichtlich ist aber natuumlrlich auch an Unternehmen deren Bezug zu biologischer Vielfalt und Oumlkosystemen moumlglicher weise nicht auf den ersten Blick sondern erst nach genauerer Betrach tung deutlich wird Die Broschuumlre bietet wertvolle Hinweise und Beispiele um sich mit den unternehmensrelevanten Aspekten der raquoBiodiversi-taumltlaquo zu befassen Daruumlber hinaus werden Ansaumltze auf dem Weg zur Integration in unternehmerische Entscheidungen skizziert

Es ist klar Unternehmen die sich nicht fruumlhzeitig auf die neuen Heraus-forderungen einstellen werden im Wettbewerb ins Hintertreffen gelangen Die raquoRegeln des Spielslaquo aumlndern sich weil Politik Gesell-schaft und Wirtschaft gleichermaszligen die Notwendigkeit erkennen den Wert der Natur und ihrer Leistungen anzuerkennen und in Form veraumlnderter Regulierung Konsumentenverhalten und Angebotsbe-dingungen angemessen zu beruumlcksichtigen Die Integration von Oumlko-systemleistungen kann Unternehmen aber auch helfen ihren Ein-fluss auf gesellschaftliche Wertschoumlpfung und den Verbrauch von Naturkapital zu erfassen in ihre Unternehmensstrategien einzubrin-gen und so proaktiv ihrer Verantwortung im Umgang mit der Natur und ihren Leistungen gerecht zu werden

Ich hoffe dass Sie diese Broschuumlre neugierig macht sich ausgiebiger mit dem Aspekt der biologischen Vielfalt zu befassen Denn eins ist klar ohne die Mitwirkung der Wirtschaft kann das zweite groszlige Umwelt problem neben dem Klimawandel nicht geloumlst werden

PROF DR BERND HANSJUumlRGENS (Studienleiter raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo)

VORWORTE

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 8

Die Natur ist eine wesentliche Grundlage unseres oumlkonomischen Wohlergehens Was uns im Grunde allen klar ist wird in der Wirt-schaft nach wie vor stark verdraumlngt Hier werden oumlkonomische Fakto-ren noch allzu oft getrennt von oumlkologischen Aspekten betrachtet Das mag zwar kurzfristigen Profit bringen fuumlhrt aber langfristig in eine Sackgasse Die internationale TEEB-Studie zeigt auf wie wirt-schaftlich notwendig und sinnvoll es ist den Schutz der Natur als eine Komponente unternehmerischen Handelns zu beruumlcksichtigen

Oumlkologische und soziale Aspekte spielen bei VAUDE schon seit vielen Jahren eine Rolle den Grundstein dafuumlr hat bereits mein Vater Albrecht von Dewitz gelegt Doch erst seit wir eine konsequente Nachhaltig-keitsstrategie verfolgen die alle Unternehmensbereiche einbezieht kommen wir im Ganzen voran Unsere Strategie umfasst zum einen den gesamten Lebenszyklus der VAUDE Produkte zum anderen aber auch alle Entscheidungen am Unternehmensstandort Nachhaltig-keit bedeutet fuumlr uns das Unternehmen in einem oumlkonomischen sozialen und oumlkologischen Gleichgewicht zu fuumlhren

Dieser Weg ist nicht leicht Es geht in erster Linie darum das Bewusst-sein zu schaffen bei den Mitarbeitern aber auch bei den Kunden und Geschaumlftspartnern Die groszlige Herausforderung besteht darin alle Beteiligten fuumlr die Leistungen und Werte der Natur zu sensibilisieren und deutlich zu machen wie diese durch Entscheidungen verletzt aber auch erhalten werden koumlnnen Diese Veraumlnderung in den Koumlpfen ist die Voraussetzung dafuumlr dass die oumlkologische Sichtweise in der Praxis tatsaumlchlich beruumlcksichtigt wird Nach unserer Erfahrung wer-den Entscheidungen oft aus einem Mechanismus heraus gefaumlllt der auf die oumlkonomische Vorteilhaftigkeit ausgerichtet ist Erst wenn man sich Zeit nimmt die Konsequenzen des eigenen Handelns zu betrachten beginnt man Entscheidungen auf der Basis eines groumlszlige-ren Bewusstseinshorizonts zu faumlllen

Die TEEB-Studie bietet eine hervorragende Moumlglichkeit die Natur bewusst in Entscheidungsprozessen zu beruumlcksichtigen Der Wert der Natur wird hier in ein Sprach- und Denkgefuumlge uumlbertragen das Unter-nehmen zugaumlnglich ist Das ist ein groszligartiger Ansatz der das Umwelt-bewusstsein davon losloumlst raquonurlaquo eine Anschauung gruumln orien tierter Menschen zu sein sondern seine gesamtwirtschaftliche Rolle ver-deutlicht

(Foto VAUDE)

9

Ich hoffe dass diese Broschuumlre nicht nur die CSR-Verantwortlichen der Unternehmen erreicht sondern vor allem auch die oberen Ent-scheidungstraumlger Die Erfahrung vieler Unternehmen zeigt dass die CSR-Abteilungen nur einen begrenzten Einfluss auf die strategischen Unternehmensentscheidungen haben

Es ist die Aufgabe jedes Unternehmens sich der Folgen des Handelns auf die Natur bewusst zu sein Wir muumlssen uns alle dafuumlr einsetzen unseren oumlkologischen Fuszligabdruck so gering wie moumlglich zu halten Das ist unsere Verantwortung als Mensch und unsere Verpflichtung gegenuumlber den nachfolgenden Generationen Ziel muss sein eine saubere gesunde und gerechtere Welt zu gestalten

Wenn sich jeder um die Folgen seines unternehmerischen Handelns kuumlmmern wuumlrde waumlren wir schon auf einem sehr guten Weg um dem Klimawandel entgegen zu wirken die Umweltbelastung zu ver-ringern und die biologische Vielfalt zu erhalten

DR ANTJE VON DEWITZ(Geschaumlftsfuumlhrerin VAUDE und Mitglied desProjektbeirats raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo)

VORWORTE

BIODIVERSITAumlT UND OumlKO SYSTEMLEISTUNGEN ndash ERWEITERUNG DER UNTERshyNEHMERISCHEN SICHT

1

WIR KOumlNNEN DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT UNSERES UNTERshyNEHMENS NUR SICHERN WENN WIR DIE LEISTUNGSshyFAumlHIGKEIT DER NATUR ERHALTEN DIE OumlKO SYSTEME ZU SCHUumlTZEN UND IHRE LEBENSWICHTIGEN DIENSTE WERT ZUSCHAumlTZEN IST UNSERE AUFGABE

GUumlNTER DAMME UMWELTBEAUF-

TRAGTER VOLKSWAGEN AG

In Unternehmen vollzieht sich derzeit eine Entwicklung hin zu einer ganzheitlicheren Leistungsbeurteilung und -berichterstattung Diese Veraumlnderung laumlsst sich beispielsweise an der integrierten Bericht-erstattung von Unternehmens- und Nachhaltigkeitskennzahlen oder an der umweltbezogenen Gewinn- und Verlustrechnung festmachen Unternehmen erkennen zunehmend dass Leistung neu definiert wer-den muss und ein langfristiger Unternehmenserfolg nur dann moumlg-lich wird wenn er im Einklang mit den verfuumlgbaren natuumlrlichen Res-sourcen erwirtschaftet wird Es sind Abhaumlngigkeiten und Einfluumlsse gleichermaszligen die dieses enge Wechselspiel von Unternehmen und Natur charakterisieren

Manager und Politiker sprechen nicht mehr nur von Sach- Anlage- und Humankapital Sie sprechen von Naturkapital Investitionen in gruumlne Infrastruktur und Biodiversitaumltsmaumlrkten Die Natur als essenziel-ler Bestandteil des Geschaumlftsbetriebs ruumlckt sukzessive auf die Agenda

Unternehmen gehen innovative Wege um ihre Position am Markt zu staumlrken und sich gleichzeitig fuumlr den Erhalt biologischer Vielfalt einzusetzen Einen wesentlichen Anteil an dieser Annaumlherung hat die

11BIODIVERSITAumlTUNDOumlKOSYSTEMLEISTUNGENndashERWEITERUNGDERUNTERNEHMERISCHENSICHT

INFOBOX 1

Bedeutung von Biodiversitaumlt fuumlr CEOsInteressant ist In einer Untersuchung befragte PwC im Mai 2012 Kon-sumenten und Manager zu den groumlszligten Herausforderungen der kom-menden Dekade Waumlhrend 43 der Konsumenten Biodiversitaumltsverlust als sehr wichtig bewerten (houmlchste Wichtigkeit) teilten nur etwa 12 der unternehmerischen Entscheider diese Position (PwC 2012)

internationale Studie raquoThe Economics of Ecosystems and Biodiver sitylaquo ( TEEB) und deren Ansatz zur Beruumlcksichtigung von Biodiversishytaumlt in Entscheidungen Der TEEB-Ansatz beruht auf drei Schritten die auch Basis fuumlr das nationale Projekt raquoNaturkapital Deutschlandlaquo sind Anerkennen der Vielzahl an Werten der Natur Aufzeigen dieser Werte und Integration dieser in Entscheidungen und Ablaumlufe

Die vorliegende Broschuumlre will Beispiele fuumlr die Beruumlcksichtigung von diesen Werten der Natur und von biologischer Vielfalt in Unterneh-men geben Sie bietet allen interessierten Unternehmensvertretern wertvolle Hinweise und Informationen fuumlr eine erste Auseinander-setzung mit den vielfaumlltigen Facetten der biologischen Vielfalt und

Oumlkosystemleistungen

In diesem einfuumlhrenden Kapitel soll zunaumlchst kurz geklaumlrt werden was sich hinter den Begriffen biologische Vielfalt Oumlkosystemleistungen und Naturkapital verbirgt Kapitel 2 zeigt auf inwiefern Unternehmen von biologischer Vielfalt Oumlkosystemleistungen und deren Verlust betroffen sind und welche Chancen und Risiken hiermit verbunden sein koumlnnen Gesellschaftliche und politische Entwicklungen als auch natio nale und internationale Regularien und Ansaumltze werden kurz in Kapitel 3 skizziert Ein besonderer Fokus wird dabei auf den spezifisch deutschen Kontext gelegt Kapitel 4 bietet einen Uumlberblick uumlber Anknuumlpfungs-punkte und Handlungsansaumltze zur Integra tion von Oumlkosystemleis-tungen und biologischer Vielfalt in unternehmerische Entscheidungen

Detaillierte Hintergrundinformationen finden sich in der einfuumlhren-den Broschuumlre des Projekts raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo mit dem Titel raquoDer Wert der Natur fuumlr Wirtschaft und Gesellschaft ndash Eine Einfuumlhrunglaquo sowie in Kapitel 6 dieser Broschuumlre

WAS MEINT raquoNATURKAPITALlaquo Biologische Vielfalt Oumlkosystemleistungen Naturkapital ndash fuumlr viele noch sperrige oder unklare Begriffe und weniger ein Hinweis auf das komplexe Zusammenspiel zwischen Umwelt und Wirtschaft

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 12

ABBILDUNG 1 (Foto Metronom GmbH)

INFOBOX 2

OumlkosystemleistungenOumlkosystemleistungen lassen sich in verschiedene Typen unterscheiden Am greifbarsten sind die Versorgungsleistungen Sie stellen phy-sische Guumlter dar und schlieszligen unter anderem Holz und landwirtschaft-liche Erzeugnisse wie Obst und Getreide aber auch Fisch Fleisch und Naturerzeugnisse wie Milch und Honig ein

Von Regulierungsleistungen profitieren oft mehrere Akteure gleich zeitig wird deren Nutzen nur indirekt sichtbar Dies verdeutlicht das Beispiel der Hochwasserregulierung einer Aue Durch sie koumlnnen hohe Schaumlden fuumlr eine Region vermieden werden Weitere regulierende Oumlkosystemleistungen sind die Filterfunktion der Boumlden die Bereitstel-lung sauberen Wassers die Klimaregulierung oder der Erosionsschutz

Wer beispielsweise in einem Wald mehr als Holz Erosionsschutz und klimaregulierende Wirkung sieht genieszligt wahrscheinlich gerade die

kulturellen Oumlkosystemleistungen der Natur Erholung (wichtig fuumlr die Tourismusbranche) aber auch spirituelle Anregung werden da-runter zusammengefasst

All dies ist nur durch sogenannte Basisleistungen moumlglich Sie beschreiben natuumlrliche Prozesse wie die Photosynthese den Naumlhrstoff-kreislauf oder die Bodenbildung die Grundvoraussetzungen fuumlr die eben genannten Oumlkosystemleistungen darstellen

Viele Themen auf die Sie auch in dieser Broschuumlre stoszligen finden sich zum Beispiel im betrieblichen Umweltschutz und verschiedenen Ver-ordnungen und Regularien wieder sind somit bei Unternehmen teil-weise bekannt und werden auch bereits in Einzelaspekten umgesetzt Was ist also das Neue

Der Ansatz von raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo geht uumlber die Einzelfallbetrachtung hinaus und moumlchte die Wechselbeziehungen zwischen Unternehmen und Natur als Chance begreifbar machen Dieses Wechselspiel bedeutet auch dass wirtschaftliche und gesell-schaft liche Prozesse auf Dauer nicht losgeloumlst von natuumlrlichen Zu-sammenhaumlngen betrachtet werden koumlnnen

Das Konzept der Oumlkosystemleistungen zeigt dass wir als Individuen und Gemeinschaften als Regionen Staaten und Unternehmen in viel faumlltiger Weise von den Leistungen der Natur profitieren So um-fassen Oumlkosystemleistungen die direkten und indirekten Beitraumlge von Oumlkosystemen zum menschlichen Wohlergehen und auch zur

13BIODIVERSITAumlTUNDOumlKOSYSTEMLEISTUNGENndashERWEITERUNGDERUNTERNEHMERISCHENSICHT

wirtschaftlichen Produktivitaumlt Es wird zwischen physischen Guumltern (Versorgungsleistungen) und regulierenden und kulturellen raquoLeistun-genlaquo unterschieden

Die biologische Vielfalt traumlgt dazu bei dass die Leistungen der Oumlko-systeme nicht abreiszligen ndash und unterstuumltzt somit die Wertschoumlpfung zahlreicher Unternehmen Die Natur ist neben dem Sach- und Human-kapital Grundlage des Wirtschaftens Im oumlkonomischen Sinn kann Natur daher als raquoKapitallaquo aufgefasst werden ihre Leistungen stellen eine raquoDividendelaquo dar Dieses Kapital wird durch verschiedene Nut-zungen und Veraumlnderungen beansprucht Ein vorausschauender Um-gang mit dem Naturkapital ist geboten um ndash wie auch beim Sach- Finanz- und Humankapital ndash den Kapitalstock nicht aufzuzehren

ABBILDUNG 2 Alternative fuumlr die Biogasanlage Die verschiedenen Pflanzen dieser raquoSaatmischunglaquo sind geeignet fuumlr Biogasanlagen und bieten im Gegensatz zum Energie-maisanbau zusaumltzlich Nahrung fuumlr eine hohe Vielfalt an Insekten(Foto Christoph Moning)

INFOBOX 3

Biologische Vielfalt (kurz Biodiversitaumlt) beschreibt die Vielfalt der Lebensraumlume ndash die Oumlkosysteme die Vielfalt der Arten und die genetische Vielfalt innerhalb der Arten

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 14

GRUumlNDE DES VERLUSTES VON BIOLOGISCHER VIELFALT UND OumlKOSYSTEMLEISTUNGENDie deutsche Wirtschaft kann im Bereich des Umweltschutzes groszlige Erfolge vorweisen Dadurch leistet sie auch einen Beitrag fuumlr die Erhal-tung und den Schutz der biologischen Vielfalt und von Oumlkosystem-leistungen Emissionen konnten beispielsweise stark vermindert wer-den Dennoch gibt es weiterhin Handlungsbedarf

ABBILDUNG 4 Biologische Viel- falt Oumlkosystemleistungen und deren oumlkonomische Werte Die angegebenen Werte sind jeweils als beispielhafte Mindestwerte zu verstehen da andere Werte ndash zum Beispiel der Wert der Erholung ndash nicht erfasst sind Quellen befinden sich im Anhang

ABBILDUNG 3 (Foto Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

NATURK APITAL

Biologische Vielfalt Oumlkosystemleistungen (beispielhafte Auswahl)

Ausgewaumlhlte oumlkonomische Werte (beispielhaft)

Vielfalt der OumlkosystemeErholungWasserregulationCO2-Speicher

Wasserruumlckhaltung amp Hochwasserschutz Volkswirtschaftliche Schaumlden des Elbe-

Hochwassers 2002 mehr als 11 Milliarden Euro (Kreibich und Muumlller 2005)

Kosten der 1998 durch Entwaldung verursachten Uumlber-schwemmungen in Bangladesch China Korea Indien und Vietnam 23 Milliarden US-Dollar (UNESCAP 1999)

Bodenerosion Kosten der Bodenerosion in Europa

53 Euro pro Hektar Jahr (Garciacutea-Torres u a 2001)

Artenvielfalt

Nahrung Holz Brennstoffe Inspiration fuumlr DesignBestaumlubung

Bestaumlubungsleistungen 85 der landwirtschaftlichen Ertraumlge im Pflanzen- und

Obstbau haumlngen in Deutschland von der Bestaumlubung durch Honigbienen ab Geschaumltzter Wert 2 Milliarden Euro (Deutscher Imkerbund e V 2012)

Genetische Vielfalt

Medizinische ProdukteResistenz gegenuumlber Krankheiten Anpassungs faumlhigkeit an natuumlrliche und anthropo-gene Veraumlnderungen

Nutzung genetischer Ressourcen 25 ndash 50 des US-amerikanischen Marktes fuumlr Pharma -

zeutika beruhen auf der Nutzung von natuumlrlichen gene- tischen Ressourcen dies entspricht einem Volumen von 640 Milliarden US-Dollar (TEEB 2009)

15BIODIVERSITAumlTUNDOumlKOSYSTEMLEISTUNGENndashERWEITERUNGDERUNTERNEHMERISCHENSICHT

Durch ein rasantes Wirtschaftswachstum und weltweit steigende Bevoumllkerungszahlen erhoumlht sich der Verbrauch an natuumlrlichen Ressour-cen Damit ebenfalls eng verknuumlpft sind die Themen Veraumlnderung Verschmutzung und Uumlbernutzung (Ausbeutung) von Oumlkosystemen sowie Klimawandel All diese Treiber ndash plus die Verbreitung gebiets-fremder Arten ndash sind Ursachen fuumlr den Verlust an biologischer Vielfalt und Oumlkosystemleistungen Im Folgenden werden sie kurz umrissen

Habitatverluste meist durch Landnutzungsaumlnderungen hervorge-rufen sind Hauptursache fuumlr Artenschwund beziehungsweise De-gra dation von Oumlkosystemen Hierzulande tragen zum Beispiel auch der Wunsch nach dem eigenen Haus im Gruumlnen und der Bau von Firmengebaumluden raquoauf der gruumlnen Wieselaquo zur Flaumlchenversiegelung und Fragmen tierung der Lebensraumlume bei Tagtaumlglich werden in Deutschland 77 Hektar unbebautes Land in bebaute Flaumlche umge-wandelt (Statistisches Bundesamt 2012)

INFOBOX 4

Bewertung von NaturUm die erkannte Bedeutung der Natur in Entscheidungen zu integrieren ist das Aufzeigen des Wertes der Natur ein wichtiger Zwischenschritt Doch Aufzeigen von Werten bedeutet nicht automatisch der Natur ein Preisschild oder einen Eurobetrag zuzuordnen Eine Monetarisieshyrung ist nur in bestimmten Faumlllen sinnvoll denn sie suggeriert Aus-tauschbarkeit und unterschlaumlgt damit das Risiko eventueller irreversi-bler Folgen des Verlustes der biologischen Vielfalt Eine Inwert shy setzung kann vielfaumlltig erfolgen eine stufenweise Risikoeinschaumltzung eine Zonierung der bewirtschafteten Flaumlche oder die Einhaltung selbst-auferlegter Grundsaumltze und Richtlinien Sie alle koumlnnen den Wert eines Oumlkosystems und seiner Vielfalt widerspiegeln

Unter Umstaumlnden und unter Beachtung der lokalen Besonderheiten kann eine Bepreisung sinnvoll sein und beispielsweise die Knappheit einer Ressource oder Oumlkosystemleistung abbilden Beispiele hierfuumlr lie-fert unter anderem die Publikation raquoWater valuation ndash Building the business caselaquo des World Business Council for Sustainable Development (WBCSD 2012) Anwendung findet eine Monetarisierung dabei im Rah-men von Maszlignahmen zur Steigerung der effizienten Wassernutzung der Wasserverteilung und der Bewertung von Ausgleichs- und Kompen-sationsmaszlignahmen (weitere Informationen finden sich unter wwwwbcsdorgPagesEDocumentEDocumentDetailsaspxID=15099) Gleichzeitig sollte das Verstaumlndnis geschaumlrft werden dass ein solcher monetaumlrer Wert der Natur nur einen kleinen Ausschnitt betrifft und viele andere Werte meist nicht beruumlcksichtigt werden

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 16

Wenn die Ausbeutung natuumlrlicher Ressourcen uumlber die Regenera-tionsfaumlhigkeit der Oumlkosysteme hinausgeht verschlechtern sich die Leistungen dieser Oumlkosysteme nachhaltig So trafen beispielsweise die Konsequenzen der Uumlberfischung des Kabeljaus in den 1990er Jahren nicht nur die Konsumenten sondern auch die wirtschaften-den Fischer die ihre Einkommensgrundlage verloren Doch was hat dies mit in Deutschland ansaumlssigen Unternehmen zu tun Durch die

LegendeGefaumlhrdung durch Nachfrage ausDeutschland fuumlr mindestens

1 bis 5 bedroht(e) Art(en)

6 bis 10 bedroht Arten

mehr als 10 bedroht Arten

keine Angaben

ABBILDUNG 5 Bedrohte Arten in der Lieferkette Die blauen Flaumlchen kennzeichnen die Anzahl gefaumlhr deter Tierarten in dem jeweiligen Land die durch Nach frage aus beziehungsweise Handel mit Deutschland bedroht werden So verschaumlrft der Handel mit Pro dukten aus Madagaskar die Situation von 18 dort bereits jetzt bedrohten Tierarten(Grafik PwC in Anlehnung an Lenzen u a 2012)

INFOBOX 5

Gefaumlhrdung bedrohter Arten in der LieferketteDer Zusammenhang zwischen Ressourcennutzung und hierdurch indu-zierten Habitatveraumlnderungen kann besonders anschaulich uumlber die globalen Lieferketten aufgezeigt werden Deutschland ndash mit Industrie und Einzelhandel ndash ist zu einem bedeutenden Teil von der Ressourcen-nutzung im Ausland abhaumlngig Den Oumlkosystemen im Ausland setzen nicht nur die dort fuumlr den deutschen Markt entnommenen Rohstoffe und Guumlter zu Es sind auch veraltete Produktionsprozesse Emissionen und anfallende Abfaumllle die meist aufgrund niedriger gesetzlicher Stan-dards zum Verlust der biologischen Vielfalt beitragen

Abbildung 5 illustriert durch Farbabstufungen die Gefaumlhrdung bedroh-ter Arten im Ursprungsland durch vorgelagerte Produktions- und Lie-ferketten deutscher Unternehmen Mit derartigen Analysen ruumlckt das Thema auch in den Fokus von Unternehmen die auf den ersten Blick kaum betroffen sind

17BIODIVERSITAumlTUNDOumlKOSYSTEMLEISTUNGENndashERWEITERUNGDERUNTERNEHMERISCHENSICHT

Globalisierung der Geschaumlftsbeziehungen umspannen unsere (Vor-) Lieferketten die Welt beeinflussen in den jeweiligen Laumlndern den Verbrauch an Ressourcen und nehmen somit in unterschiedlicher Weise Einfluss auf die Oumlkosystemleistungen

Nicht nur die Entnahme von Ressourcen auch die Einleitung von Schadstoffen macht der Natur zu schaffen Denn die Verschmut-zung der Oumlkosysteme ndash sei es die Einleitung von kontaminiertem Abwasser diffuser Duumlngemitteleintrag oder die Belastung von Gewaumlssern mit Muumlll und Schwermetallen ndash geht haumlufig uumlber die Grenzen ihrer Belastbarkeit hinaus Oumlkosysteme fungieren dann nur noch eingeschraumlnkt als Filter Puffer oder Regulator Haumlufig vermin-dert sich auch ihre Leistung als Ort der Erholung

Ein Stressfaktor der insbesondere in einer global vernetzten Waren- und Wertschoumlpfungswelt an Bedeutung gewinnt sind die Folgen der Ver breitung Gebietsfremder Arten Diese werden beispiels-weise durch internationalen Schiffsverkehr eingefuumlhrt (zum Beispiel

INFOBOX 6

Gesundheitskosten der AmbrosieDie Pollen der sich in Deutschland ausbreitenden Beifuszlig-Ambrosie koumlnnen bedeutsame allergische Atemwegserkrankungen ausloumlsen Die Gesamtkosten fuumlr die Behandlung der Pollenallergiker in Deutschland liegen bei mindestens 23 Milliarden Euro pro Jahr Durch die zuneh-mende Verbreitung der Ambrosie ist ein weiterer Kostenanstieg zu erwarten der auf etwa 200 Million Euro pro Jahr geschaumltz wird (Born u a 2012)

ABBILDUNG 6(Foto Klaus-Dieter Sonntag fotoplusdesignde UFZ)

INFOBOX 7

Hohe Kosten durch gebietsfremde Arten Das AKW Leibstadt an der deutsch-schweizerischen Grenze wendet

jaumlhrlich etwa 42000 Euro fuumlr die Beseitigung der asiatischen Koumlrb-chenmuscheln in der Kuumlhlwasserzufuhr auf (Der Bund 2009)

In Europa belaufen sich die Ausgaben fuumlr die Vermeidung und Besei-tigung der Folgen gebietsfremder Arten auf jaumlhrlich 12 Milliarden Euro (Europaumlische Kommission 2009)

Jaumlhrliche Verluste durch Missmanagement oder die zufaumlllige Einfuumlh-rung von Schaumldlingen in die USA UK Australien Suumldafrika Indien und Brasilien 100 Milliarden US-Dollar (SCBD 2009)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 18

Ballastwasser bei Leerfahrten) oder sind als ehemalige Zierpflanzen in unsere Breiten gekommen Gebietsfremde Arten stoumlren Oumlkosys-teme da sie hier meist keine Feinde haben und sich dadurch unge-stoumlrt verbreiten koumlnnen Die hierdurch auftretenden gesund heit-lichen Schaumlden und die Folgekosten fuumlr die Wirtschaft sind erheblich

Nicht zuletzt sehen sich Oumlkosysteme auch dem Klimawandel aus-gesetzt Er ist fuumlr eine beschleunigte Dynamik von Wandlungspro-zessen wie zum Beispiel Wuumlstenbildung oder das Auftreten von Extremereignissen verantwortlich Klimawandel und Zustand der Oumlkosysteme bedingen einander wechselseitig Waumlhrend intakte Oumlkosysteme eine Anpassung an den Klimawandel darstellen und helfen negative Folgen zu vermindern sind die biologische Viel falt und Oumlkosys teme jedoch zugleich auch durch den Klimawandel gefaumlhrdet

Die genannten Ursachen fuumlr die Verschlechterung der Oumlkosysteme und den Verlust an biologischer Vielfalt sind Basis fuumlr die vielfaumlltige ndash und teils sehr individuelle ndash Betroffenheit von Unternehmen Sie sind dem aber nicht alternativlos ausgesetzt Unternehmen koumlnnen durch

nehmen Einfluss auf

stiften Nutzen fuumlr

wirken auf

ist Basis fuumlr

Oumlkosystemleistungen

Basi

slei

stun

gen

Versorgungsleistungen (zB Holz Wasser Getreide)

Kulturelle Leistungen(zB Erholung Tourismus)

Regulierungsleistungen (zB Klimaregulierung)

Naumlhrstoff-kreislauf

Photosyn-these

Oumlkosystemez B Gewaumlsser Waumllder

Agrarlandschaften WattenmeerBi

odiv

ersi

taumlt

Genetische Vielfalt

Arten- vielfalt

Vielfalt der Oumlkosysteme

Naturkapital

Uumlbernutzung

Verschmutzung

Verbreitung gebietsfremder Arten

Landnutzungsaumlnderungen

Klimawandel

Gesellschaft Unternehmen

ABBILDUNG 7 Zusammen- hang zwischen Oumlkosystemen und Unternehmen Biologische Viel - falt und Oumlkosysteme sind als Naturkapital Ursprung von Oumlkosystemleist ungen der Nutzen stiftenden Divi dende die den Unternehmen zuflieszligt Gleichzeitig nehmen Unternehmen Einfluss auf Oumlko systeme und biologische Vielfalt und wirken so auf das Naturkapital (Grafik PwC)

19

ihre Art des Wirtschaftens diese Entwicklungen unterstuumltzen aber diesen ndash durch ein Umdenken hin zu effektiven und nachhaltigen Geschaumlftsprozessen ndash auch entgegenwirken

Die Grafik in Abbildung 7 macht deutlich dass die Herausforderung darin liegt unternehmerische Taumltigkeiten mit dem Wirken und dem Fortbestand von biologischer Vielfalt und Oumlkosystemen in Einklang zu bringen Um die Natur fuumlr das menschliche Wohlergehen erhalten zu koumlnnen unternimmt die Politik zahlreiche Anstrengungen Doch entscheidend wird sein dass sich Wirtschaft und Gesellschaft ihrer Betroffenheit bewusst werden ihre Verantwortung erkennen und Handlungsoptionen wahrnehmen Dazu hilft es die oumlkonomischen Dimensionen von Oumlkosystemleistungen besser zu verstehen

BIODIVERSITAumlTUNDOumlKOSYSTEMLEISTUNGENndashERWEITERUNGDERUNTERNEHMERISCHENSICHT

2 WARUM DIE WIRTSCHAFT GEFRAGT IST ndash TREIBER CHANCEN UND RISIKEN

BEI DER GEWINNUNG VON TRINKWASSER UND DER REINIGUNG VON ABWASSER MACHEN WIR UNS NATUumlRLICHE PROZESSE ZUNUTZE UND SIND DEM SCHUTZ DER BIOLOGISCHEN VIELFALT DESHALB BESONDERS VERPFLICHTET

MICHEL CUNNAC VORSITZENDER

DER GESCHAumlFTS FUumlHRUNG VEOLIA

WASSER GMBH

Die Wechselwirkungen zwischen Biodiversitaumlt Oumlkosystemen und Unternehmen geben uns zahlreiche Hinweise darauf warum

Naturkapital fuumlr Unternehmen bedeutsam ist In diesem Kapi- tel sollen die wesentlichen Treiber vorgestellt werden die Unterneh-men dazu bewegt haben einen Beitrag zum Schutz von Natur und Oumlko systemen zu leisten Mit Blick auf die Umwelt sind viele Unter-nehmensentscheidungen vom Ziel gepraumlgt Risiken fuumlr das Unter-nehmen zu minimieren ndash wie zum Beispiel im Hinblick auf die Ver -fuumlgbarkeit von natuumlrlichen Ressourcen oder dem Zugang zu Wasser Hinter dieser Risikoabwaumlgung bleiben neue Geschaumlftsfelder oder Inno vationen manchmal zuruumlck Aber Mehr und mehr Unternehmen erkennen in den Themen Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistunshygen mittlerweile auch Chancen wie durch die Praxisbeispiele in die-sem und den folgenden Kapiteln deutlich wird

TREIBER UND CHANCEN FUumlR UNTERNEHMERISCHES HANDELNDie in Kapitel 1 genannten Ursachen fuumlr den Verlust an Artenvielshyfalt und intakten Oumlkosystemen lassen erahnen dass Unternehmen auf verschiedenste Weise mit Biodiversitaumlt und Oumlkosystemen in Beruumlh-rung kommen Einerseits sind Unternehmen direkt oder indirekt von

21WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

intakten Oumlkosystemen abhaumlngig Andererseits haben Unternehmen insbesondere des Primaumlrsektors einen starken Einfluss auf OumlkosystemeFuumlr die unternehmerische Auseinandersetzung mit dem Thema Natur-kapital und Oumlkosystemleistungen lassen sich fuumlnf maszliggebliche Trei-ber feststellen Regulierung Rechtsrahmen internationale Regelungen Zugang zu und nachhaltige Nutzung von natuumlrlichen Ressourcen Kunden beziehungsweise Marktnachfrage Innovationen sowie Verantwortung und Reputation

RegulierungDa Knappheit insbesondere die von oumlffentlichen Guumltern wie saubere Luft reines Wasser und unberuumlhrte Landschaft nur begrenzt von Maumlrk-ten abgebildet wird ist die staatliche Regulierung eine wirksame Maszlig-nahme zum maszligvollen schonenden Umgang mit unserem Natur ka-pital Regulierung erfolgt in Deutschland in erster Linie uumlber nationales und europaumlisches Recht welches zum Teil aber auch durch inter na-tionale Uumlbereinkommen beeinflusst oder initiiert wird Die Gesetz - gebung bietet eine Vielzahl von flexiblen Mechanismen stellt jedoch einige Akteure (zum Beispiel aus dem Bereich Abbau von Rohstoffen) vor Zielkonflikte zwischen dem Schutz von biolo gischer Vielfalt einer-seits und der unternehmerischen Taumltigkeit andererseits

Ressourcen und LeistungenZugang zu und nachhaltige Entnahme und Nutzung von natuumlrlichen Ressourcen und Leistungen sind insbesondere fuumlr Unternehmen aus

INFOBOX 8

Gesetzlicher Rahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt in DeutschlandDer Schutz der Natur wird in Deutschland wesentlich durch das Bundes-naturschutzgesetz (BNatSchG) und EU-Naturschutzrecht (Vogelschutz-Richtlinie von 1979 Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie von 1992) gepraumlgt Die

Eingriffsregelung nach sectsect 13 ff BNatSchG regelt die Bewaumlltigung von Eingriffen in Natur und Landschaft (Vermeidung und Kompensation) Neben der Eingriffsregelung ist noch der Artenschutz der Gebietsschutz (zum Beispiel Natura 2000 Nationalparke) und der gesetzliche Biotop-schutz von groszliger Bedeutung Hinzu kommen zahlreiche Regelungen aus anderen Bereichen wie zum Beispiel zum Gewaumlsserschutz Bodenschutz Immissionsschutz oder aus dem Agrarrecht Waldrecht Baurecht Pla-nungsrecht und Energierecht Sie haben zwar zumeist nicht direkt den Schutz der biologischen Vielfalt zum Gegenstand wirken aber indirekt weil sie auf die Ursachen des Verlustes der biologischen Vielfalt abzielen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 22

INFOBOX 9

Praxisbeispiel Labels bei Lebensmitteln Der Lebensmitteleinzelhandel hat auf das gesteigerte Kundenbewusst-sein reagiert und adressiert das Thema raquoErhalt der biologischen Viel-faltlaquo mit Hilfe von Labels (zum Beispiel raquoPRO PLANETlaquo bei REWE und raquoZuruumlck zum Ursprunglaquo bei Hofer in Oumlsterreich) Die Kennzeichnung sowie der Verweis auf die Webseite mit mehr Informationen spricht das Bewusstsein der Kunden in zweierlei Hinsicht an Sie koumlnnen ihren Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt leisten und haben gleich-zeitig die Moumlglichkeit die Herkunft und Herstellung ihres Produkts nachzuvollziehen

der Lebensmittel- Textil- und Holz- Papierindustrie ein Anstoszlig sich intensiv der Sicherung intakter Oumlkosysteme zu widmen Sie sind nicht nur gegenwaumlrtig von den Guumltern und Oumlkosystemleistungen abhaumlngig es ist auch wichtig dass diese dauerhaft als Geschaumlftsgrundlage er-halten bleiben Auch fuumlr Unternehmen mit nur indirekter Abhaumlngig-keit von Oumlkosystemleistungen ndash zum Beispiel durch die Lieferkette ndash ruumlckt dieser Aspekt mehr und mehr in den Fokus

Kunden- und MarktnachfrageDie Nachfrage nach nachhaltigen und naturvertraumlglichen Produkten waumlchst ndash und der Markt reagiert Die Vielzahl an labelaffinen und zah-lungsbereiten Kunden ist Beweis genug Die Gruppe der LOHAS (Life-style of Health and Sustainability) spiegelt dieses Konsumver halten

INFOBOX 10

Praxisbeispiel Gruumlne Direktinvestments in WaumllderDer Schutz der biologischen Vielfalt ist zentraler Bestandteil des Geschaumlftsmodells von ForestFinance Das Unternehmen hat sich Direkt-investments in nachhaltige Forstwirtschaft verschrieben Ertraumlge erwirt-schaftet es mit dem Verkauf von Edelhoumllzern und Emissionszertifi katen ndash schlieszliglich sind die angepflanzten Waumllder Kohlenstoffsenken Damit das Investment ndash das Oumlkosystem ndash nicht gefaumlhrdet ist muss seine natuumlr-l iche Resilienz erhalten bleiben Zudem erwarten Kunden die in raquogruumlne Geldanlagenlaquo investieren auch einen langfristigen Nutzen ihrer Investition

Doch laumlngst nicht alle Anbieter folgen einem solchen strengen Standard Hier sollte genau geschaut werden ob kurzfristige Ertraumlge und langfris-tiger Schutz in einem ausgewogenen Verhaumlltnis stehen

23WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

wider Dabei ist jedoch festzuhalten dass nicht alle Labels ausreichend Orientierung bieten

Zudem ist das Angebot entsprechender Produkte auf Unternehmen weniger Branchen begrenzt und nur selten werden der Schutz der bio-logischen Vielfalt und der Oumlkosystemleistungen derzeit im Business-to-Business-Geschaumlft (B2B) thematisiert

Ein Hindernis fuumlr Unternehmen ist die haumlufig zu geringe Anerkennung durch den Markt fuumlr Aktivitaumlten zugunsten des Umwelt- und Natur-schutzes Viele Unternehmen berichten zudem dass sowohl die schwierige Messbarkeit und Zurechenbarkeit von biologischer Vielfalt und Oumlkosystemleistungen mittels geeigneter Indikatoren wie auch die Kommunika tion nach auszligen zentrale Herausforderungen darstellen

Aber es ergeben sich auch gaumlnzlich neue Maumlrkte ndash beispielsweise im Finanzsektor Bei fachgerechter Umsetzung und Einbindung mehrerer Oumlkosystemleistungen verbinden diese Maumlrkte dabei wirtschaftlichen Erfolg und den Schutz der biologischen Vielfalt So versprechen zum Beispiel Investitionen in nachhaltige Forstwirtschaft gruumlnes Wachs-tum fuumlr Natur und Investoren Derartige Investitionen konzentrieren sich zurzeit auf Mittel- und Lateinamerika

Auch mit Blick auf die Kreditwuumlrdigkeit von Unternehmen sowie auf Versicherungen ist eine steigende Bedeutung des naturgerech ten Wirtschaftens zu verzeichnen Wie die Aktivitaumlten der UNEP Finance Initiative (UNEP FI) unterstreichen beruumlcksichtigt der Finanz dienstleis-tungssektor zunehmend dass Unternehmensaktivitaumlten die die bioshylogische Vielfalt und die Leistungen der Oumlkosysteme nicht belasten zumeist auf lange Sicht profitabler sind und beispielsweise extreme Wetterereignisse besser abfedern koumlnnen Entsprechend sind bei Unter nehmensratings unter den Indikatoren fuumlr das Umweltmanage-ment auch Kriterien fuumlr die raquoBiodiversitaumltsperformancelaquo zu finden

InnovationImmer oumlfter lernen die Forschungs- und Entwicklungsabteilungen der Unternehmen von der Natur und deren effektiven Sys temen und Prozessen die uumlber Jahrmillionen optimiert wurden Sie entwickeln

WALD IST WEIT MEHR ALS HOLZ LIEFERANT ndash ER BIETET NICHT NUR ZAHLREICHE OumlKOSYSTEM LEIS TUNGEN FUumlR MENSCH UND NATUR SONDERN AUCH WIRTSCHAFTshyLICHE CHANCEN DAVON MUumlSSEN JEDOCH ALLE PROFIshyTIEREN ndash SOZIAL UND OumlKOLOGISCH NACHHALTIG ES REICHT NICHT AUS DER NATUR rsaquoEIN PREISSCHILD UMZUHAumlNGENlsaquo

HARRY ASSENMACHER GESCHAumlFTS-

FUumlHRER FOREST -FINANCE SERVICE GMBH

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 24

INFOBOX 11

Praxisbeispiel Prozessoptimierung mit BionikAls international agierendes Unternehmen mit einer langen und kom-plexen Lieferkette stellte sich Tchibo die Frage raquoWie werden unmittelbar umsetzungsrelevante Informationen moumlglichst schnell und handlungs-wirksam einer groszligen heterogenen Zielgruppe zur Kenntnis gebrachtlaquo Mittels Analogiebildung konnte Tchibo in biologischen Wertschoumlpfungs-ketten wie der der Honigbiene Organisationsprinzipien iden tifizieren die dort zur Loumlsung solcher organisatorischen Heraus for derungen bei-tragen Auf Basis dieser Organisationsprinzipien wurden unternehmens-bezogene Handlungsoptionen erarbeitet Diese wurden anschlieszligend zu konkreten Maszlignahmen verdichtet und priorisiert Die vordringlichsten Maszlignahmen wie der Aufbau neuarti ger uumlber greifender Informations-netzwerke werden zurzeit bei Tchibo erprobt

schmutzabweisende Oberflaumlchen feine aber stabile Traumlgerkonstruk-tionen oder verbesserte Prozessablaumlufe Immer haumlufiger werden zu-dem Erkenntnisse uumlber Prinzipien der Natur in die eigene Organisation und Unternehmensprozesse uumlbertragen (Infobox 11)

Verantwortung und ReputationAls weiteren Handlungstreiber geben Unternehmen gesellschaft liche Verantwortung und die damit verknuumlpfte Reputation an Neben sozi-alem Engagement stehen auch immer oumlfter eine intakte Natur und damit die biologische Vielfalt im Vordergrund der Aktivitaumlten Der da-raus resultierende Dialog mit Anwohnern Kunden NGOs und weite-ren Stakeholdern foumlrdert dabei nicht nur das gegenseitige Verstaumlnd-nis sondern zeigt auch Schwerpunkte auf die bisweilen nicht im Fokus der Entscheider liegen (Infobox 12) Gleichzeitig wertet das Enga-gement das Unternehmen auf ndash sowohl fuumlr Kunden als auch fuumlr gegen-waumlrtige und potenzielle Beschaumlftigte Unternehmen erhalten so auszliger-dem die Moumlglichkeit eine wichtiger werdende Mittlerrolle zwischen Naturschutz und Zivilgesellschaft einzunehmen

Allerdings reicht Engagement fuumlr die biologische Vielfalt auszligerhalb des Kerngeschaumlfts nicht aus Sonst kann es schnell als raquoGreen-washinglaquo aufgefasst werden

BIODIVERSITAumlT IST FUumlR TCHIBO VORAUS SETZUNG FUumlR EIN ZUKUNFTSFAumlHIGES GESCHAumlFT DAHER ARBEITEN WIR MIT PARTNERORGANISATIONEN INTENSIV AN DER ERHALTUNG DER ARTENVIELFALT INSBESONDERE AM URSPRUNG UNSERER PRODUKTE

STEFAN DIERKS CATEGORY

LEADER CR PRODUCT amp STRATEGY

TCHIBO GMBH

ABBILDUNG 8 (Foto Susanne Georgi)

25WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

INFOBOX 12

Praxisbeispiel Unternehmen gemeinsam mit NGOs fuumlr den NaturschutzEine vergleichsweise neue Rolle nahm REWE in einem Pilotprojekt ein in dem sie gemeinsam mit der Bodenseestiftung die biologische Vielfalt auf den Plantagen der Obstbauern der Bodenseeregion foumlrderte Die Fronten schienen verhaumlrtet und eine Annaumlherung von Naturschuumltzern auf der einen und Obstbauern auf der anderen Seite erfolgte nur zoumlger-lich REWE agierte erfolgreich als Vermittler und Agent fuumlr den Erhalt der biologischen Vielfalt Es wurde nicht nur das Nahrungsangebot fuumlr Bienen Hummeln und Schmetterlinge waumlhrend der Trachten luumlcke von Juni bis September verbessert sondern auch der Dialog zwischen Obst-bauern und Naturschutzverbaumlnden gefoumlrdert Die Resonanz sowohl von Kunden als auch von Lieferantenseite ist so positiv dass das Projekt fortgefuumlhrt und ausgeweitet wurde (REWE 2010)

Mit allen Treibern sind Chancen und Risiken verbunden Ein Perspekti-venwechsel findet nicht nur hin zu Beruumlcksichtigung von Oumlkosystem-leistungen statt sondern auch von einer bloszligen Risikofokussierung hin zum Erkennen von Moumlglichkeiten fuumlr Differenzierung gegenuumlber Wettbewerbern

BETROFFENHEIT DER SEKTORENVielen Unternehmen faumlllt es schwer biologische Vielfalt und Oumlkosys-temleistungen im Unternehmen zu verorten insbesondere weil die Themen unter unterschiedlichen Perspektiven und Zielen adressiert

INFOBOX 13

Praxisbeispiel Verbindung von Verantwortung und WettbewerbsvorteilenAls Reiseanbieter bietet TUI zahlreiche Reisen in Biodiversitaumlts-Hot-spots an TUI sieht sich in der Verantwortung und engagiert sich seit Mitte der 1990er Jahre fuumlr den Erhalt der biologischen Vielfalt Arten-schutzkampagnen zur Aufklaumlrung der Reisenden (zum Beispiel Souvenir-ratgeber zu geschuumltzten Arten) und Kooperationen mit Wissenschaft und Forschung sind nur ein Auszug ihres vom Global Nature Fund 2012 praumlmierten Engagements fuumlr den Erhalt der biologischen Vielfalt Doch nicht allein die Verantwortung treibt TUI an Viele Reisende kommen gerade wegen eines intakten Oumlkosystems in bestimmte Urlaubsregio-nen Der Erhalt der biologischen Vielfalt wird somit zum Wettbewerbs-vorteil und sichert Naturliebhaber als Kunden

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 26

werden Daher gilt Zuerst Einfluss und Betroffenheit identifizieren ndash sowohl im Hinblick auf Chancen als auch auf Risiken um anschlie-szligend gezielt Maszlignahmen zu ergreifen ndash sei es im Bereich CSR im Einkauf oder anderswo Die unterschiedlich starke Betroffenheit der Unternehmen von den Themen Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistun-gen wird in Abbildung 9 deutlich

GRUumlNDE UND RISIKEN DES NICHTshyHANDELNSDie Vielfalt an bestehenden Umweltanforderungen wie zum Beispiel in den Bereichen Klima und Energie erschwert es Unternehmen haumlu-fig sich mit neuen Herausforderungen auseinanderzusetzen ndash zumal dann wenn ein neues Thema komplex ist und es dafuumlr keine raquoUni-versalloumlsungenlaquo gibt Entgegen den aufgefuumlhrten positiven Beispielen uumlberwiegen dadurch immer wieder Hemmnisse ndash wie Uumlberforderung durch die Komplexitaumlt und Knappheit von Zeit und Ressourcen ndash fuumlr eine vertiefende Auseinandersetzung mit Biodiversitaumlt und Oumlkosys-temleistungen

Ein Perspektivenwechsel hin zu einer Beruumlcksichtigung von biologi-scher Vielfalt durch Unternehmen wird dann gelingen wenn es dafuumlr zum einen eine klare Entscheidung oder Unterstuumltzung durch die Unter nehmensleitung gibt und zum anderen eine einfache Integra tion in bestehende Management- und Steuerungssysteme moumlglich ist

ABBILDUNG 9 Betroffenheit verschiedener Branchen von einer Veraumlnderung der biologischen Vielfalt und Oumlkosystemleistungen Die Tabelle fuumlhrt moumlgliche Chancen und Risiken einer Ruumlcksichtnahme oder Vernachlaumlssigung von bio logischer Vielfalt bei Unterneh-mensaktivitaumlten fuumlr die jeweiligen Sek to ren auf Groszlige Rauten stehen fuumlr starke kleine Rauten fuumlr maumlszligige Zusammenhaumlnge (Grafik PwC)

Primaumlrsektor (z B Landwirtschaft Bergbau)

Sekundaumlrsektor(z B Chemie Technoshylogie Luftfahrt Bau)

Tertiaumlrsektor(z B Konsumguumlter wie Nahrungsmittel Automobile)

Tertiaumlrsektor (z B Finanzdienstshyleistungen wie Banken Versicherungen)

Regulierung (z B Grenzwerte Genehmi-gungen Kompensationen)

Natuumlrliche Ressourcen (zB Zugang zu und Verfuumlgbar-keit von Ressourcen Produkti-vitaumlt von Oumlkosystemen)

Markt (z B Kundenanforderungen (B2B) Nachfrage (B2C) neue Maumlrkte)

Innovation (z B Prozess- und Produkt-innovation)

Reputation (gesellschaftliche Verant-wortung Image)

27WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

Als wesentliches Hindernis fuumlr die Umsetzung von Maszlignahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt sehen Unternehmen nach wie vor auch das Fehlen eines einheitlichen Rahmens fuumlr die Erhebung Mes-sung und Vergleichbarkeit der raquoBiodiversitaumltsperformancelaquo Hinzu kommt dass die Politik bisher zwar viele nationale Ziele zum Schutz der biologischen Vielfalt (Nationale Strategie zur biologischen Viel-falt) formuliert aber speziell fuumlr Unternehmen nur uumlbergeordnete und wenig konkretisierte Ziele gesetzt hat Ohne konkrete Ziele oder eine klare Vorgabe ndash seien es Gesetze Branchenstandards oder inter-nationale Richtlinien ndash werden Maszlignahmen des Umwelt- und Natur-schutzes nur sehr zoumlgerlich umgesetzt

Nicht-Handeln hat jedoch schwerwiegende gesamtgesell schaftliche Folgen So geht der im Rahmen der internationalen TEEB-Studie veroumlffentlichte Bericht raquoThe cost of policy inactionlaquo davon aus dass uns Inaktivitaumlt beim Schutz funktionierender Oumlkosysteme ab dem Jahr 2050 bis zu 7 des globalen Bruttoinlandsproduktes (GDP) kos-tet ndash und das Jahr fuumlr Jahr (Ten Brink und Braat 2008) Dies trifft alle Berei che der Gesellschaft ndash auch Unternehmen Fest steht Wer lang-fristig erfolgreich sein will wird in Zukunft nicht um die Themen Bio-diversitaumlt und Oumlkosystemleistungen herumkommen

ENTWICKLUNGEN UND TRENDS ndash WAS AUF UNTERNEHMEN ZUKOMMT3

DER STAAT SCHUumlTZT AUCH IN VERANTWORTUNG FUumlR DIE KUumlNFshy TIGEN GENERATIONEN DIE NATUumlRLICHEN LEBENSGRUND LAGEN

GRUNDGESETZ DER BUNDES REPUBLIK

DEUTSCHLAND ARTIKEL 20A

BIODIVERSITAumlTSshy UND OumlKOSYSTEMSCHUTZ ndash DEUTSCHER UND INTERNATIONALER HINTERGRUNDNaturschutz spielt seit Beginn des 20 Jahrhunderts in Deutschland traditionell eine wichtige Rolle Bedeutende Oumlkosysteme und Natur-raumlume sind seit langem unter besonderen Schutz gestellt Zahlreiche Gesetze und Regulierungen mit Vorgaben fuumlr Planungen und Entschei-dungen (sowie Grenzwerte) praumlgen die Politik fuumlr den Erhalt der bioshylogischen Vielfalt in Deutschland ( Kapitel 2) Es gibt zwar Fort-schritte in einzelnen Bereichen aber dennoch konnten Bemuumlhungen der Politik auf nationaler europaumlischer und internationaler Ebene den Trend des Verlustes der biologischen Vielfalt bisher nicht stoppen

Gesetzliche Vorgaben ruumlckten den Naturschutz beziehungsweise den Schutz der biologischen Vielfalt primaumlr in die Verantwortung der oumlffent-lichen Hand Zahlreiche Uumlbereinkuumlnfte und Strategien mit Zielen ndash sowohl auf internationaler europaumlischer als auch auf nationaler Ebe-ne ndash unterstreichen die politischen Anstrengungen der vergangenen Jahrzehnte Damit ist auch die Aufforderung an alle gesellschaftlichen Akteure verbunden an der Realisierung dieser Ziele aktiv mitzuwir-ken und ihre Verantwortung wahrzunehmen

Das 2005 veroumlffentlichte Millennium Ecosystem Assessment leitete schlieszliglich einen schrittweisen Perspektivenwechsel ein Natur wurde

29ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

ABBILDUNG 10

INFOBOX 14

Politische Ziele zum Schutz der Biologischen Vielfalt1992 wird die Konvention uumlber die biologische Vielfalt

(CBD) in Rio de Janeiro verabschiedet und von Deutschland ein Jahr spaumlter unter zeichnet Sie stellt die erste internationale Uumlbereinkunft dar in der sowohl Ursachen als auch Ziele zur Bekaumlmpfung des Verlustes von Biodiversitaumlt festgehalten werden

1998 verabschiedet die EU ihre erste Biodiversitaumltsstrategie die von EU-Aktionsplaumlnen aus den Jahren 2001 und 2006 ergaumlnzt wird

2007 beschlieszligt das Bundeskabinett die raquoNationale Strategie zur bio-logischen Vielfaltlaquo zur Umsetzung der CBD

2010 werden im Rahmen der 10 CBD-Vertragsstaatenkonferenz glo-bale Biodiversitaumltsziele fuumlr 2020 verabschiedet (sogenannte Aichi-Ziele)

2011 stellt die EU eine neue Biodiversitaumltsstrategie fuumlr 2020 vor die explizit auch Ziele und Maszlignahmen zum Erhalt von Oumlkosystem-leistungen umfasst (wie Aichi-Ziele)

nicht mehr nur aus sich heraus als schuumltzenswert angesehen son-dern zugleich als Lieferant von Rohstoffen und Leistungen als Abneh-mer von Emissionen und Brauchwasser sowie als Motor der Regional-wirtschaft verstanden

Diese Zusammenhaumlnge und diese oumlkonomischen Argumente fuumlr den Schutz von Oumlkosystemleistungen und der biologischen Vielfalt aufzuzeigen wurde zum Anspruch und zur Herausforderung der inter-nationalen TEEB-Initiative

INFOBOX 15

Die Nationale Strategie zur biologischen VielfaltDie Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt von 2007 formuliert Visi onen Ziele und Maszlignahmen zum Erhalt der biologischen Vielfalt in Deutschland fuumlr viele Themenbereiche (Arten Lebensraumlume diverse Oumlko sys teme Gewaumlsserschutz Land- und Forstwirtschaft Tourismus und naturnahe Erholung bis hin zu Bewusstsein Bildung Forschung Technolo gietransfer und Entwicklungszusammenarbeit) Ihre Umset-zung ist eine groszlige gesamtgesellschaft liche Herausforderung Politik und Verwaltung koumlnnen dies nicht im Alleingang schaffen Akteure in Wirtschaft und Gesellschaft ndash auch Unternehmen ndash sind fuumlr die erfolg-reiche Umsetzung der Strategie gefordert

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 30

ABBILDUNG 11 ndash 15 Die vier TEEB-Berichte und der TEEB-Synthe-sebericht In der abgebildeten Reihenfolge TEEB 2010a TEEB 2011 TEEB 2012a TEEB 2012b TEEB 2010b

INFOBOX 16

Die internationale TEEB-StudieInspiriert durch den Stern Report (2007) zum Klimawandel initiierten 2007 die G8 +5 Umweltminister angestoszligen durch den deutschen Bun-desumweltminister und den EU-Umweltkommissar eine globale Studie zur Oumlkonomie der Oumlkosysteme und der biologischen Vielfalt (The Eco-nomics of Ecosystems and Biodiversity ndash TEEB) Ziel war es die enorme wirtschaft liche Bedeutung der Natur und ihrer Oumlkosystemleistungen aufzuzeigen und Empfehlungen zu geben wie der Verlust der biologi-schen Vielfalt zu stoppen ist

Mehr als 400 Autoren aus Politik Wissenschaft Wirtschaft Nicht- Regierungsorganisationen und der Zivilgesellschaft arbeiteten an TEEB-Berichten fuumlr bestimmte Zielgruppen TEEB fuumlr nationale und interna-tionale Politiker TEEB fuumlr regionale und kommunale Entscheider TEEB fuumlr Unternehmen die Zivilgesellschaft wurde mithilfe einer Medien-kampagne inklusive Webseite Facebook-Profil und Twitter-Account eingebunden zudem gab es einen abschlieszligenden Synthese-Bericht und raquoTEEB Foundationslaquo fuumlr die Wissenschaft

Der Unternehmensbericht TEEB in Business and Enterprise zeigt inwie-fern Unternehmen von den Themen biologische Vielfalt und Oumlko-systemleistungen betroffen sind und unterstreicht mit Beispielen aus aller Welt den Einfluss auf und die Abhaumlngigkeit von Biodiversitaumlt und Oumlko systemleistungen Die Autoren formulieren sieben allgemeine Schritte zum unternehmerischen Umgang mit biologischer Vielfalt Identifizierung von Auswirkungen des Unternehmens auf und Abhaumln-

gigkeiten von Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungen (Biodiversity and Ecosystem Services ndash BES)

Beurteilung der geschaumlftlichen Risiken und Chancen in Zusammen-hang mit diesen Auswirkungen und Abhaumlngigkeiten

Entwicklung von BES-Informationssystemen Festlegung von Zielen Messung und Bewertung der Leistungsbilanz und Bekannt gabe der Ergebnisse

Ergreifung von Maszlignahmen zur Vermeidung Minimierung und Begren-zung von BES-Risiken einschlieszliglich Schadensersatz (raquoAusgleichlaquo) soweit machbar

Ergreifung neuer BES-Geschaumlftschancen Kosteneinsparungen neue Produkte neue Maumlrkte

Integration geschaumlftlicher Strategien und Maszlignahmen zu BES in wei-ter gefasste Initiativen zur Corporate Social Responsibility

Verbesserung der fuumlr BES geltenden Leitlinien und Strategien gemein-sam mit Betroffenen in Behoumlrden in nichtstaatlichen Organisationen und in der Zivilgesellschaft

31

Perspektivenwechsel in der UnternehmensweltViele Unternehmen orientieren sich an Leitbildern Unternehmenswer-ten beziehungsweise ihrer Unternehmensphilosophie und tragen da-mit unternehmerische und oft auch gesellschaftliche Verantwortung

ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

ABBILDUNG 16 Das Logo der raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo - Studie

INFOBOX 18

raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo fuumlhrt die internationale TEEB-Initiative auf nationaler Ebene fort Hauptaufgabe ist die Erarbeitung thematischer Berichte zum Wert und zur oumlkonomischen Bedeutung von biologischer Vielfalt Oumlkosystemleis-tungen und Natur fuumlr Wirtschaft und Gesellschaft in Deutschland Neben der vorliegenden Broschuumlre gehoumlren hierzu unter anderem die Themen Biologische Vielfalt und Klimawandel Oumlkosystemleistungen und Ent-wicklung laumlndlicher Raumlume sowie naturnahe Oumlkosysteme und staumldti-sche Lebensqualitaumlt raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo macht deutlich dass es neben moralisch-ethischen und oumlkologischen auch gewichtige oumlkonomische Gruumlnde gibt Naturkapital zu erhalten

raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo wird in einem offenen Prozess durchgefuumlhrt Zahlreiche Akteure aus Wissenschaft Politik Verwaltung Wirtschaft und Gesellschaft wirken durch Know-how Forschungs-ergebnisse wissenschaftliche Beitraumlge und gute Beispiele zur Bedeu-tung und Inwertsetzung von Oumlkosystemleistungen und biologi-scher Vielfalt an der Erstellung der Berichte mit

INFOBOX 17

TEEB als Startpunkt fuumlr viele weitere InitiativenDie Resonanz die TEEB in Wirtschaft Wissenschaft Medien und Politik erfuhr verhalf zahlreichen Initiativen zu mehr Gehoumlr So erlebten zum Beispiel die UNEP FI (Finanzinitiative des Umweltprogramms der Verein-ten Nationen UNEP) aber auch das langjaumlhrige Engagement der Welt-naturschutzorganisation IUCN in der Privatwirtschaft starken Aufwind Parallel zu TEEB bestehen in Kooperation zwischen Wirtschaft Wissen-schaft und Verbaumlnden praxis- und loumlsungsorientierte Ansaumltze wie der Corporate Ecosystem Services Review des World Resource Institute (WRI 2012) Neben zahlreichen nationalen TEEB-Studien und Initiativen wurde auch eine TEEB for Business Coalition ins Leben gerufen die sich unter anderem zum Ziel gesetzt hat durch ihr Engagement die Einbin-dung von Biodiversitaumlt in das unternehmerische Handeln spuumlrbar und nachhaltig zu befoumlrdern (wwwteebforbusinessorg pdfwriorgcorpo-rate_ecosystem_services_reviewpdf)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 32

Insbesondere im Rahmen ihrer Unternehmensstrategie stellen sie folgende Fragen raquoWas fuumlr ein Unternehmen sind wirlaquo und raquoFuumlr wel-che Werte stehen wir und wofuumlr setzen wir uns einlaquo

Gleiche oder zumindest aumlhnliche Fragen muumlssen Unternehmen auch ihren Anteilseignern und sonstigen internen und externen Anspruchs-gruppen beantworten Dies gilt in einer globalisierten Welt immer mehr auch fuumlr Produktionsstaumltten im Ausland und fuumlr die Beziehungen mit Lieferanten Damit stehen folgende Fragen im Vordergrund raquoWelche Werte moumlchten wir in Zulieferlaumlndern vertretenlaquo raquoWelche Um-weltmaszligstaumlbe setzen wir hier wie dort anlaquo und raquoWas hat dies fuumlr Auswirkungen auf unsere Marke und den Ruf des Unternehmenslaquo

Das Selbstverstaumlndnis einiger Unternehmen geht uumlber die bloszlige Bereit stellung von Guumltern und Dienstleistungen hinaus Sie sehen sich als Teil der Gesellschaft Vertreter ihrer Region und als Agierende in Wechselwirkung mit ihrer Umwelt Idealismus in Bezug auf ihre gesell schaftliche Rolle motiviert diese Entscheider ebenso wie Realis-mus in Bezug auf das Verstaumlndnis oumlkologischer und globaler Zu sam-men haumlnge So kommt es dass sich deutsche Unternehmen in Latein-amerika fuumlr den Erhalt bedrohter Arten engagieren und den Schutz von Regen wald in Afrika foumlrdern

INFOBOX 19

Vision von UnternehmenIn vielfaumlltiger Weise haben Unternehmen die oumlkologischen Herausfor-derungen sowohl als Warnsignale als auch als Chance fuumlr einen Wandel begriffen

Mit seiner Publikation raquoChanging Pacelaquo schreibt der World Business Council for Sustainable Development (WBCSD 2012a) seine Vision 2050 fort und zeigt Wege hin zu einem Wirtschaften auf das 9 Milliarden Menschen versorgt und dabei die oumlkologischen Grenzen unseres Plane-ten nicht uumlberschreitet Weitere Informationen wwwwbcsdorgchan-gingpaceaspx

Corporation 2020 greift aumlhnliche Gedanken auf geht allerdings noch einen Schritt weiter und strebt nach Ausrichtung des Wirtschaftssystems auf die Grenzen die der Planet setzt Steuerreformen klare Regeln fuumlr die Aufnahme von Fremdkapital (Stichwort Uumlberschuldung) Transparenz fuumlr den Konsumenten und Offenlegung von Externalitaumlten sind zentrale Punkte der Initiative um den Leiter der internationalen TEEB-Studie Pavan Sukhdev und zahlreiche weitere Persoumlnlichkeiten aus Wirtschaft Wissen-schaft und Politik Weitere Informationen wwwcorp2020com

33ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

Immer mehr deutsche Unternehmen setzen sich mit Fragen rund um die biologische Vielfalt und Oumlkosystemleistungen auseinander und leisten somit Pionierarbeit Die Komplexitaumlt des Themas raquobiologische Vielfaltlaquo und schwierige Operationalisierbarkeit sind dabei nach wie vor massive Huumlrden Und tatsaumlchlich gibt es bis dato noch keine einheitlich anerkannten Quantifizierungsmethoden oder verbindliche Richtlinien die biologische Vielfalt und Oumlkosystemleistungen lassen sich nicht in einem Indikator zusammenfassen Dadurch sind sie fuumlr viele Entscheider in deutschen Unternehmen schlecht greifbar und laumlsst diese vor konkreten Handlungen zuruumlckschrecken

Dennoch nehmen einige Unternehmen diese Herausforderungen an und naumlhern sich mit zunehmender Professionalitaumlt der Integration von Biodiversitaumlt in ihre Managementprozesse Unternehmen sind aktiv beteiligt an der Erstellung von Leitfaumlden ersten Empfehlungen zur Integration der biologischen Vielfalt ins Umweltmanagement oder Ansaumltzen zur verbesserten Quantifizierung der externen Effekte in der unternehmerischen Finanzbuchhaltung Auch die Gruumlndung von Initiativen zu dem Thema wie die deutsche raquoBiodiversity in Good Companylaquo-Initiative die raquoUNEP Finance Initiativelaquo die raquoGlobal Com-pactlaquo- Initiative der UN sowie der raquoeconsense Arbeitskreis zu Biodi-versitaumlt und Oumlkosystemleistungenlaquo zeigen dass dieser Perspektiven-wechsel die Unternehmenswelt mittlerweile erreicht hat

WIE UNTERNEHMEN TAumlTIG WERDEN KOumlNNEN4

DIE ERGEBNISSE DER OumlKOLOGISCHEN GEWINNshy UND VERLUSTRECHNUNG VON PUMA BELEGEN DASS DIE DERZEITIGEN GESCHAumlFTSPRAKTIKEN VON UNTER NEHMEN DRINGEND EINES PARADIGMEN WECHSELS BEDUumlRFEN

JOCHEN ZEITZ EHEMALIGER CEO UND

VERWALTUNGSRATSVORSITZENDER

DER PUMA SE VERWALTUNGSRATS -

MITGLIED PPR

Je nach Unternehmen ist die Herangehensweise und Auseinanderset-zung mit dem Thema Naturkapital sehr unterschiedlich Dieses Kapitel gibt konkrete Ansaumltze und Beispiele wie ein Einstieg und geziel-tes Handeln angegangen werden koumlnnen

TOOLS UND LEITFAumlDEN FUumlR DEN EINSTIEGUm eine moumlglichst praumlzise und damit steuerbare Integration ins unternehmerische Management zu erreichen ist die Entwicklung von Zielen und Maszlignahmen noumltig Ein erster Biodiversitaumlts-Check hilft dabei bereits bestehende Maszlignahmen und Kennzahlen zu identifi-zieren Dabei sollten saumlmtliche unternehmerische Taumltigkeitsfelder von der Strategie und dem Personalwesen uumlber Liegenschaften und Einkauf bis hin zu Produktion und Entsorgung beleuchtet werden Die dann vorliegenden Ergebnisse koumlnnen Startpunkt vertiefender Maszlignahmen sein zum Beispiel erste Ziele oder Analysen eine Aus-dehnung auf andere Geschaumlftsbereiche oder die Entwicklung von Management- und Berichterstattungsstrukturen

Leitfaumlden und Handbuumlcher geben Hilfestellung bei der Integration von biologischer Vielfalt in Unternehmenspro zesse und koumlnnen zu-

gleich Inspiration und Unterstuumltzung fuumlr weitere Planungsprozesse

35WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

sein Durch die Handlungsempfehlungen koumlnnen auf leichte Weise Elemente einbezogen werden die beispielsweise die biologische Vielfalt auf dem Firmengelaumlnde foumlrdern ndash wie Bienenkaumlsten und bewachsene Hauswaumlnde Weitere konkrete Handlungsempfehlungen finden sich unter anderem in dem Bericht raquo Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagementlaquo (Bestaumlndig und Wuczkowski 2012)

BESTEHENDE ANSAumlTZE NUTZEN UND ERWEITERNFolgende Ansaumltze aus dem Unternehmensbereich sind auch zur Inte-gration von Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt gut ge eignet Unternehmerische Verantwortung (Corporate Responsibility)

Berichterstattung (inklusive umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung)

Umweltmanagement Ressourceneffizienz Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten-Management

Investitions- und Planungsprozesse

Unternehmerische Verantwortung (Corporate Responsibility)Viele Aktivitaumlten zum Biodiversitaumlts- und Oumlkosystemleistungs - schutz sind losgeloumlst vom Kerngeschaumlft und unter gesellschaftlichem Enga ge ment und unternehmerischer Verantwortung (Corporate

INFOBOX 20

Biodiversitaumlts-Checks fuumlr UnternehmenBislang werden zwei in deutscher Sprache verfuumlgbare Biodiversitaumlts-Screenings fuumlr Unternehmen haumlufig angewendet Die branchenuumlbergreifenden Checklisten der deutschen raquoBiodiversity

in Good Companylaquo-Initiative basieren auf dem raquoHandbuch Biodiver-sitaumltsmanagementlaquo (Schaltegger u a 2010) und ermoumlglichen eine Selbstevaluation zum aktuellen Stand des unternehmerischen Biodi-versitaumltsmanagements Weitere Informationen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

Der vom Global Nature Fund BAUM e V dokeo und PwC entwi-ckelte Biodiversitaumlts-Check fuumlr Unternehmen vereint Expertise aus Biologie Oumlkologie und Management Er bietet einen ersten auf das Unternehmen zugeschnittenen Uumlberblick uumlber die Reife des Biodiver-sitaumltsmanagements und gibt Empfehlungen fuumlr das weitere Vorge-hen Weitere Informationen wwwbusiness-biodiversityeudefaultaspLang=DEUampMenue=128

ABBILDUNG 17(Foto Andrzej Tokarski fotoliacom)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 36

Respon si bi lity) einzuordnen Vor allem Unternehmenswerte und -philo-sophien koumlnnen Anknuumlpfungspunkte raquovon obenlaquo bieten und zu einer weitergefassten Strategieentwicklung fuumlhren

ABBILDUNG 18(Foto Susanne Georgi)

INFOBOX 21

Praxisbeispiel Pilotprojekt fuumlr Branchenstandards Die oekom GmbH der groumlszligte deutsche Fachverlag fuumlr Oumlkologie und Nachhaltigkeit veroumlffentlicht Sach- und Fachbuumlcher mit Bezug zur bio-logischen Vielfalt und dem Erhalt der Oumlkosysteme Fuumlr seine Publi-kationen verwendet er ausschlieszliglich Recycling- und FSC-zertifiziertes Papier Zudem hat der Verlag das Projekt raquoNachhaltig Publizierenlaquo initi-iert das vom Bundesumweltministerium gefoumlrdert wird In Kooperation mit zwei wissenschaftlichen Instituten und der Frankfurter Buchmesse wurden praxisnahe Kriterien fuumlr die nachhaltige Bucherstellung entwi-ckelt Mit dem Projekt praumlsentiert sich oekom oumlffentlichkeitswirksam als Vorreiter und sensibilisiert die Verlagsbranche fuumlr einen nachhalti-gen Umgang mit der Ressource Papier

37

Gleichzeitig bietet die Kommunikation und Interaktion mit Kunden und Mitarbeitern Moumlglichkeiten fuumlr eine Integration sozusagen als Impulsgeber raquovon untenlaquo Freiwilligenarbeit gemeinsame Baum-pflanzaktionen oder Spenden fuumlr Naturschutzeinrichtungen tragen zum Schutz und zur Wertschaumltzung des Naturkapitals bei Mit Blick auf ihre Mitarbeiter profitieren Unternehmen zudem vom Wohlbe-finden am Arbeitsort erhoumlhter Kommunikationsbereitschaft und staumlrkerer Bindung und Loyalitaumlt gegenuumlber dem Arbeitgeber

Berichterstattung (inklusive umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung)Die in Deutschland und weltweit gebraumluchlichste Richtlinie zur Bericht-erstattung von Nachhaltigkeitsaspekten ndash die Global Reporting Initia-tive (GRI) ndash sieht eine Offenlegung von bis zu fuumlnf biodiversitaumltsbe-zogenen Indikatoren vor Diese waren bislang von eher qualitativer

WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

ABBILDUNG 20 Umweltindika-toren der Global Reporting Initiative Die fuumlnf relevanten Umweltindi - ka toren der Berichterstattungsricht-linie der Global Reporting Initiative (GRI) in der Version 31 Biodiver-sitaumlts bezogene Umweltindikatoren werden mit EN fuumlr Umwelt abgekuumlrzt und beinhalten EN 11 bis EN 15

Kernindikatoren Zusaumltzliche Indikatoren

EN11

Ort und Groumlszlige von Grundstuumlcken in Schutzge-bieten oder angrenzend an Schutzgebiete Ort und Groumlszlige von Grundstuumlcken in Gebieten mit hohem Biodiversitaumltswert auszligerhalb von Schutz-gebieten oder daran angrenzend Zu beruumlcksich-tigen sind Grundstuumlcke die im Eigentum der berichtenden Organisation stehen oder von die-ser gepachtet oder verwaltet werden

EN13 Geschuumltzte oder wiederhergestellte natuumlrliche Lebensraumlume

EN14Strategien laufende Maszlignahmen und Zu-kunftsplaumlne fuumlr das Management der Auswir-kungen auf die Biodiversitaumlt

EN12

Beschreibung der wesentlichen Auswirkungen von Aktivitaumlten Produkten und Dienstleistungen auf die Biodiversitaumlt in Schutzgebieten und in Gebieten mit hohem Biodiversitaumltswert auszliger-halb von Schutzgebieten

EN15

Anzahl der Arten auf der Roten Liste der IUCN und auf nationalen Listen die ihren natuumlrlichen Lebensraum in Gebieten haben die von der Geschaumlftstaumltigkeit der Organisation betroffen sind aufgeteilt nach dem Bedrohungsgrad

ABBILDUNG 19(Foto Piepenbrock)

INFOBOX 22

Praxisbeispiel Mitarbeiter-EngagementDie Piepenbrock Unternehmensgruppe unterhaumllt im brandenbur-gischen Naturpark Stechlin-Ruppiner Land den 2200 Hektar groszligen Forst Rheinshagen Im Rahmen seiner Aktion raquoWachstumlaquo pflanzt das Unternehmen dort gemeinsam mit seinen Kunden fuumlr jeden Neuauf-trag Baumlume Im August 2012 besuchte eine Gruppe von zehn Auszu-bildenden des Unternehmens im Zuge der raquoAzubi-Projekttagelaquo den Piepen brock Forst um die Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens kennenzulernen und selbst aktiv zu unterstuumltzen Ziel war es die Sand-heideflaumlche am Zechower Berg im Naturschutz- und gleichnamigen Fauna-Flora-Habitat-Gebiet Rheinsberger Rhin und Hellberge zu pflegen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 38

IM RAHMEN VON UMWELTSCHUTZ UND RESSOURCENshyEFFIZIENZ KUumlMMERN SICH VIELE UNTER NEHMEN BEREITS HEUTE UM BIODIVERSITAumlT UND ECOSYSTEM SERVICES OHNE DIES JEDOCH EXPLIZIT HERAUS ZUshy STELLEN DER BEWUSSTE EINBEZUG DES OumlKOSYSTEMshy GEDANKENS SOWIE DIE BETRACHTUNG ENTSPRECHENDER CHANCEN UND RISIKEN STELLT EINE WEITER ENT shy WICKLUNG DAR DIE DURCHAUS ALS rsaquoUMWELTVERANTshyWORTUNG 20lsaquo BEZEICHNET WERDEN KANN

MICHAEL SIEMERS CORPORATE

ENVIRONMENT amp RESPONSIBILITY

EVONIK INDUSTRIES AG

Form doch auch hier erfolgt eine regelmaumlszligige Anpassung die zu-kuumlnftig sicherlich auch mit einer Quantifizierung einhergehen wird Damit bleibt die unternehmerische Berichterstattung eng verbunden mit dem Umweltmanagement

Unternehmerische Berichterstattung wird sich aumlndern und zukuumlnftig integrierter sein (Stichwort Integrated Reporting) In dieser Hinsicht ist auch die umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung zu sehen

INFOBOX 23

Praxisbeispiel Umweltbezogene Gewinn- und VerlustrechnungWaumlhrend in der klassischen Gewinn- und Verlustrechnung (GampV) nur finanzielle Kenngroumlszligen wie Anlagevermoumlgen return on investment und Eigenkapitalrendite berichtet werden bleiben die umweltbezogenen Kosten verborgen Diese Externalitaumlten ndash beispielsweise Verschmutzung von Gewaumlssern Zerstoumlrung von Lebensraumlumen oder das Abwaumllzen von Verantwortung beim Klimawandel auf Folgegenerationen ndash sind als Ver-luste anzusehen die nicht durch das Unternehmen sondern von Dritten wie der Allgemeinheit oder der Natur getragen werden Getrieben von CEO Jochen Zeitz hat Puma es sich zur Aufgabe gemacht diese Kosten deutlicher aufzuzeigen und in die GampV einflieszligen zu lassen Solch eine Sichtbarmachung kann beim Einkauf der Fertigung der Produktent-wicklung oder dem Nachhaltigkeitsmanagement helfen bessere Ent-scheidungen zu treffen um so die Externalitaumlten zu minimieren Laut PUMA Environmental Profit amp Loss Account hat das Unternehmen im Jahr 2010 etwa 145 Millionen Euro an Umweltschaumlden durch Treibhaus-gasemissionen Wasserverbrauch Landnutzungsfolgen Luftverschmut-zung und Abfallerzeugung verursacht Davon entfallen nur etwa 6 auf das Kerngeschaumlft mehr als 137 Millionen Euro Umweltschaumlden ent-stehen entlang der Lieferkette Weitere Informationen httpaboutpumacomwp-contentthemesaboutPUMA_themefinancial-reportpdfEPL080212finalpdf

39WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Sie macht deutlich welche Abhaumlngigkeiten und welche Einfluumlsse ein Unternehmen hat und stellt bei der Einbeziehung der Oumlkosystem-leistungen und Integration in die externe Rechnungslegung einen be deut samen Schritt hin zur Beruumlcksichtigung von Naturkapital in Unternehmen dar Eine Offenlegung dieser Art koumlnnte einen Para dig-menwechsel einleiten Wer seine Leistung schon fruumlhzeitig ganzheit-lich misst und berichtet kann in einem sich veraumlndernden Geschaumlfts-

ABBILDUNG 21 (Foto LianeM Fotoliacom)

INFOBOX 24

Biodiversitaumlt in den Umweltmanagementzertifizierungen ISO 14001 und EMASBei EMAS muumlssen und bei ISO 14001 sollten die Auswirkun-gen auf die biologische Vielfalt beruumlcksichtigt werden Bei EMAS wird in Form des raquoFlaumlchenverbrauchslaquo ein direkter Indikator fuumlr den Habitatverlust erhoben ndash eine der Hauptursachen des Biodiver-sitaumltsverlustes Zwar kann der Flaumlchenverbrauch von unterschiedli-cher Qualitaumlt sein ndash die Bebauung einer bereits degradierten Flaumlche ist weniger kritisch als die eines intakten Oumlkosystems ndash dennoch kann dies als erster Startpunkt gewertet werden

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 40

umfeld weiterhin Spitzenleistung liefern Dies betrifft die Felder Risikomanagement Versorgungssicherheit und -produktivitaumlt wie auch Compliance und Stakeholdermanagement

UmweltmanagementEin Umweltmanagement steuert gemaumlszlig den vier Managementschrit-ten Planen Ausfuumlhren Kontrollieren und Optimieren umweltbezo-gene Unternehmenstaumltigkeiten und ermoumlglicht so eine kontinuierli-che Verbesserung der Umweltleistung Dieser Managementzyklus beruumlcksichtigt derzeit nur selten umsetzungsorien tiert die Dimensio-nen Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt

Hier kann eine Erweiterung konkret ansetzen Eine erste Feststellung des Status quo auf Basis bereits existieren der Umweltdaten ndash ergaumlnzt durch Experteneinschaumltzungen ndash ist der Anfang Anschlieszligend koumln-nen spezifische und messbare Ziele gesetzt werden was sich in die bekannten Schritte des Umweltmanagements einbinden laumlsst

RessourceneffizienzRessourceneffizienz gewinnt angesichts steigender Rohstoffpreise und -bedarfe und des groszligen Anteils den Material- und Energie kosten an den Gesamtkosten in vielen Branchen darstellen wirtschaftlich und politisch enorm an Bedeutung Zur Steigerung der Ressourceneffi-zienz liegen aktuell Programme auf nationaler wie europaumlischer Ebene vor es existieren dazu Plattformen und Initiativen Das Thema raquoRes-sourceneffizienzlaquo koumlnnen Unternehmen strategisch integrieren (zum Beispiel in ihrem Umweltmanagement) indem sie die entsprechen-den Einsatzstoffe als Naturkapital raquodeklarierenlaquo und im Ressourcen-management umfassender als bisher beruumlck sichtigen Durch den sparsamen effizienten Einsatz von Ressourcen koumlnnen oftmals Oumlko-systeme geschont werden (zum Beispiel durch ein entsprechendes

INFOBOX 25

Praxisbeispiel Integration von Biodiversitaumlt in das Ressourcen-managementUPM betreibt in Deutschland sieben Papierfabriken und verschreibt sich der nachhaltigen Forstwirtschaft und dem Schutz der Biodiversitaumlt So wird weltweit FSC- und PEFC-zertifiziertes Holz verwendet und in unter nehmenseigenen Waumlldern ein Biodiversitaumltsprogramm umge-setzt Gemeinsam mit der raquoAlliance for Water Stewardshiplaquo fuumlhrt UPM ein Pilotprojekt zum Wassermanagement durch Dies soll den Verbrauch des wasserintensiven Papierherstellungsprozesses senken und die Wie-derverwendung des Wassers erhoumlhen UPM unterstreicht mit seinemEngagement seine Position als raquoBiofore Companylaquo

41WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

INFOBOX 26

Praxisbeispiel Bewertung von Biodiversitaumlt in der Lebensmittel-branche und der LandwirtschaftEinen Schritt weiter als die Oumlkobilanzen geht das Bewertungsverfahren der BASF Mit ihrer Lebenszyklusanalyse AgBalance erfasst sie eine Viel-zahl von Nachhaltigkeitsindikatoren der Lebensmittel- und Landwirt-schaftsbranche Biologische Vielfalt flieszligt mit 8 der 69 Indikatoren in eine Punktebewertung ein so unter anderem Naumlhe zu Schutzgebieten Auskreuzungspotenzial und Oumlkotoxizitaumltspotenzial Auszligerdem werden soziale und oumlkonomische Indikatoren erfasst und somit alle drei Saumlulen der Nachhaltigkeit abgebildet Auch wenn ein Abwaumlgen zwischen unter-schiedlichen Groumlszligen wie Punkten und Euros als Messeinheiten Entschei-der vor Herausforderungen stellt ist dies doch ein wichtiger Schritt hin zur Integration von Biodiversitaumlt in Entscheidungsprozesse

Wassermanagement in Regionen mit Wasserstress) Jedoch ist Res-sourceneffizienz nicht gleichzusetzen mit Biodiversitaumlts- und Oumlko-systemschutz Neben dem sparsamen Umgang mit Ressourcen ist auch die Art der Einsatzstoffe (zum Beispiel Nutzung von nachhaltig erzeugtem Palmoumll) von Bedeutung

Der Zusammenschluss zu Brancheninitiativen ist ein Ansatz um das Thema Ressourceneffizienz ganzheitlicher und passgenauer zu be-trach ten und so die Thematik uumlber den bisherigen Fokus auf Reduzie-rung von Rohstoffverbrauch und Emissionen hinaus zu erweitern

Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten- Management Die Analyse der Wertschoumlpfungskette eines Produktes liefert immer wieder Verbesserungspotenzial und wird deshalb regelmaumlszligig durchge-fuumlhrt Dies bietet gute Ansatzpunkte fuumlr eine Untersuchung und Ver-besserung der Biodiversitaumltsperformance Eine weitere oft genutzte Analysemoumlglichkeit sind Oumlkobilanzen (Life Cycle Assessments)

Oumlkobilanzen bilden den gesamten Stoffkreislauf ab ndash und somit auch die fuumlr Biodiversitaumlt relevante Landnutzung oder Oumlkosystemleis-tungen wie die Bereitstellung von Rohstoffen die Absorption von Produktionsemissionen und die Aufnahme von Abfallprodukten An-gefangen bei eigenen Beschaffungsquellen (zum Beispiel Vertragsan-bauer von Supermaumlrkten oder Handelsmarken) bis hin zu Vorproduk-ten der Liefer an ten ndash entlang der Lieferkette verbergen sich zahlreiche Ursachen fuumlr Bio diversitaumltsverlust Fuumlr Unternehmen die Rohstoffe und Vorpro dukte aus dem Ausland beziehen ist es daher wichtig auf den Einkauf und das Lieferkettenmanagement zu achten Wichtige

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 42

Analyseschritte beinhalten Grenzwerte und Normen (in den Abbau- und Ursprungslaumlndern der Vorprodukte oftmals deutlich niedriger als in Deutschland) oder Screenings zu Wasserknappheit entlang der Lie-ferkette Darauf aufbauend ergibt sich eine detaillierte Bewertung zur Beruumlcksichtigung von Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt bei Liefe ranten

Investitions- und PlanungsprozesseInvestitionen in den Bau neuer Anlagen oder Standorte werden derzeit eher selten unter Biodiversitaumltsaspekten im betrieblichen Umwelt-management erfasst Beim Bau eines Produktionsstandorts auf der raquogruumlnen Wieselaquo spielen vor allem die Eingriffsregelung des Bun-desnaturschutzgesetztes (BNatSchG) sowie das EU-Naturschutz-recht (FFH- und Vogelschutz-Richtlinie) eine wichtige Rolle Diese Regeln erscheinen Unternehmen manchmal wider spruumlchlich ndash gerade mit Blick auf den gewollten Naturschutz Firmenareale werden auf-grund strategischer Entscheidungen zum Beispiel fuumlr den Bau von Anlagen uumlber einen laumlngeren Zeitraum brach liegen gelassen Siedelt sich daraufhin eine geschuumltzte Art auf dieser Flaumlche an koumlnnen Unter-nehmen unter Umstaumlnden nur mit hohen Auflagen dieses Gebiet er-schlieszligen und einen Neu- oder Ausbau realisieren Um solchen Ziel kon-flikten vorzubeugen bieten die zustaumlndigen Natur schutzbehoumlrden an in Dialog zu treten um gangbare Wege und Maszlignahmen auszu loten

Doch Unternehmen koumlnnen auch in Vorleistung gehen Indem zum Beispiel Brachflaumlchen und Naturraumlume belassen sowie die Funktio-nalitaumlt von aquatischen Oumlkosystemen (Gewaumlssern) erhalten werden

INFOBOX 27

Ausgleichsflaumlchen ndash Chancen fuumlr beschleunigte PlanungsprozesseGut zu wissen Laut sect16 BNatSchG kann durch Oumlkosystemschutz ein raquoGuthabenlaquo auf einem Oumlkokonto angespart werden Bei spaumlteren Ein-griffen werden diese Flaumlchen als bereits geleistete Kompensationsmaszlig-nahmen anerkannt Rheinkalk macht sich dieses Instrument zunutze Im sauerlaumlndischen Houmlnnetal dient nur ein Teil des Grundbesitzes dem Kalksteinabbau Weite Teile des Areals hingegen stehen dank nicht-oumlkonomischer Waldnutzung dem Naturschutz temporaumlr zur Verfuumlgung oder werden je nach Management und naturschutzfachlicher Einschaumlt-zung einem Oumlkokonto zugeschrieben das als Kompensationsleistung fuumlr zu erwartende Eingriffe agiert Waumlhrend auf der einen Seite pro-aktiv Arten- und Oumlkosystemschutz ermoumlglicht wird profitiert Rheinkalk von einem beschleunigten Planungsprozess vermiedener Buumlrokratie und somit geringeren Kosten (wwwrheinkalkdepdfVerantwortung_Fuer_Mensch_und_Naturpdf Seite 24)

43WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

koumlnnen etwaige Kompensationsmaszlignahmen im Rahmen der Ein griffs -regelung vermieden werden Zudem koumlnnen Ergebnisse der teils obli-gatorischen Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung (UVP) der Strategischen

INFOBOX 28

Praxisbeispiel ZielkonflikteBiologische Vielfalt spielt in Steinbruumlchen Baggerseen und Kiesgruben eine wichtige Rolle Die Steine- und Erdenindustrie engagiert sich in zahlreichen Projekten zur Foumlrderung der biologischen Vielfalt Neben der Erarbeitung von Biodiversitaumltsindikatoren und einer Biodiversitaumlts-Datenbank zaumlhlen hierzu zahlreiche gemeinsame Projekte mit Umwelt-verbaumlnden

raquoLeider werden der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt in den Abbaustaumltten ausgerechnet durch das Naturschutzrecht selbst eingeschraumlnkt Wer zum Beispiel ein Laichgewaumlsser fuumlr die Gelbbauch-unke auf einem Rohbodenstandort anlegt oder eine Steilwand fuumlr die Uferschwalbe herrichtet der laumluft Gefahr dass die weitere Bewirt-schaftung der Flaumlchen deutlich eingeschraumlnkt wird Der statische An-satz im Naturschutzrecht verhindert damit leider vielerorts die Aus-schoumlpfung von Synergieeffekten von Gesteinsabbau und Naturschutz Die Steine- und Erdenindustrie jedenfalls ist zur Foumlrderung der biolo-gischen Vielfalt bereit und setzt sich auch weiterhin fuumlr praktikable Loumlsungen einlaquo (Diplom-Biologe Thomas Beiszligwenger Hauptgeschaumlfts-fuumlhrer Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

ABBILDUNG 22 (Foto Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

INFOBOX 29

Praxisbeispiel Management von LiegenschaftenFraport die Betreibergesellschaft des Frankfurter Flughafens formuliert in seiner unternehmenseigenen Biodiversitaumltsstrategie Grundsaumltze zur Biodiversitaumlt Darin wird festgehalten dass sich Flugbetrieb und der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt ndash uumlber gesetz liche Anforderungen wie zum Beispiel Eingriffsregelung hinaus ndash vereinbaren lassen So wird unter anderem auf dem Gelaumlnde des Flughafens ein For-schungsprojekt zum Bienen-Monitoring unterstuumltzt das wichtige Infor-mationen uumlber die Schadstoffsituation liefert Gleich zeitig werden im Rhein-Main-Gebiet gezielt Naturschutzvorhaben gefoumlrdert so zum Bei-spiel der Erhalt von raquoAltholzinselnlaquo im Kinzigtal oder die Pflege von Streuobstwiesen im Maintal (wwwfraportdecontentfraport-agdenachhaltigkeitumweltnatur--und-ressourcenschutz0html und verglei-che auch die dort bereitgestellten PDF-Dokumente)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 44

Legende Naumlhe zum Kerngeschaumlft Merkmalsauspraumlgung Geringer Bezug Mittel o Trifft zu x Mittlerer Bezug Stark + Starker Bezug Sehr stark + +

ABBILDUNG 23 Handlungsan-saumltze zur Integration von Biodiversi-taumlt in Unternehmen am Beispiel eines Industrie- und Konsumguumlter-unternehmens (Grafik PwC)

INFOBOX 30

Handlungsansaumltze zur Integration von Biodiversitaumlt in UnternehmenDie vorgestellten sechs Handlungsansaumltze werden hier systematisch zusammengefasst am Beispiel der Indus trie- und Konsumguumlterbranche dargestellt Diese Systematik kann allen Unternehmen als Pruumlfrahmen dienen ihr spezifisches Profil zur Beruumlcksichtigung von biologischer Viel-falt Oumlkosystemen und deren Leistungen (Naturkapital) zu entwickeln

Die Abbildung verdeutlicht die Wirkung der verschiedenen Handlungs-ansaumltze beispielhaft im Hinblick auf die vier Werttreiber Risiken senken Kosten reduzieren Maumlrkte und Kunden erschlieszligen und Reputation steigern

Waumlhrend die farbliche Hinterlegung die Naumlhe zum Kerngeschaumlft andeutet geben die Spalten auf der rechten Seite Informationen uumlber den Beitrag zum Schutz der biologischen Vielfalt sowie zur moumlglichen Umsetzungskomplexitaumlt wieder Es wird deutlich dass es durchaus ein-fache Maszlignahmen gibt die eine Wirkung zeigen

Werttreiber

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Integration von Biodiversitaumltsaspekten in hellip

Beitrag zum Schutz des Natur kapitals

Umsetzungsshy komplexitaumlt

x x x 1) Unternehmerischer Verantwortung (Corporate Responsibility) o + o

x x x 2) Berichterstattung (inkl umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung) o +

x x 3) Umweltmanagement inkl Liegenschafts-management o + +

x x 4) Maszlignahmen zur Steigerung der Ressourcen-effizienz + + + +

x x x 5) Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten-Management + + + +

x x 6) Investitions- und Planungsprozesse + o +

45WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Des Weiteren ist erkennbar dass die Integration von Biodiversitaumlt in Aus-wahl- und Entscheidungsprozesse vor allem im Bereich Ressourceneffi-zienz Lieferketten-Management und Investitions- und Planungsprozesse zu Win-win-Situationen fuumlhren kann Dabei sollte bei der Auswahl der Ansaumltze und Methoden aber immer das Kerngeschaumlft des Unterneh-mens im Vordergrund stehen ndash hier kann ein erster Check die weitere Schwerpunktsetzung unterstuumltzen Auch die Integration ins klassische Umweltmanagement stellt einen Schritt zur Beruumlcksichtigung von Bio-diversitaumlt dar ndash und zwar verbunden mit einem maumlszligigen Aufwand

Umweltpruumlfung (SUP) und der FFH Vertraumlglichkeitspruumlfung (FFH VP) guumlnstiger ausfallen Auflagen der Nachbesserung reduziert dadurch Kosten eingespart und ein reibungsloser Planungs- und Bauprozess beguumlnstigt werden

Abschlieszligend gilt es die Integration von Biodiversitaumlt auch in flankie-renden operationellen Einheiten voranzutreiben Dies betrifft beson-ders Forschung und Entwicklung sowie Kommunikation Dabei sollen die Themen erfolgreich sowohl nach innen als auch nach auszligen also zu Kunden Lieferanten und anderen Interessengruppen kommuni-ziert und in eine entsprechende Berichterstattung integriert werden

AUSBLICK5

WIR KOumlNNEN DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER WIRTSCHAFT NUR ERHALTEN WENN WIR DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER NATUR ERHALTEN DAFUumlR IST EINE VIELFALT AN LEBENSshy RAumlUMEN UND ARTEN VON ENTSCHEIDENDER BEDEUTUNG DEREN SCHUTZ MUSS DESHALB VIEL STAumlRKER IN DEN WERTSCHOumlPFUNGSPROZESSEN BERUumlCKSICHTIGT WERDEN

ALEXANDER BARTELT ABTEILUNGS-

LEITER KLIMASCHUTZ UND NACHHAL -

TIGE PRO DUKTE DER OTTO GROUP

VORSTANDSVORSITZENDER raquoBIODIVER-

SITY IN GOOD COMPANYlaquo- INITIATIVE

Es ist an der Zeit die Aspekte von Naturkapital in das unterneh-merische Handeln zu integrieren Nutzen Sie die vielfaumlltigen Ansatz-punkte die im Rahmen der Broschuumlre aufgezeigt wurden und beginnen Sie Ihre unternehmerischen Aktivitaumlten zu erweitern In Deutsch-land gibt es viele Initiativen und Ansaumltze die einen Einstieg in die The-men Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungen erleich tern Nutzen Sie diese Initiativen fuumlr einen Austausch mit anderen Unter-nehmen und uumlber die dort bereits gemachten Erfahrungen (siehe dazu auch Kapitel 6)

Die Initiative raquoBiodiversity in Good Companylaquo ist ein Zusammen-schluss von Unternehmen die gemeinsam fuumlr den Schutz der

biologischen Vielfalt eintreten Der branchenuumlbergreifenden Initiative gehoumlren kleine mittlere und groszlige Unternehmen an Die Mitglieder der raquoBiodiversity in Good Companylaquo-Initiative unterstuumlt-zen das freiwillige Engagement der Wirtschaft fuumlr den Schutz der biologischen Vielfalt Sie arbeiten an Innovationen und Investitio-nen damit naturvertraumlgliche Technologien Produkte und Dienst-leistungen verstaumlrkt ihren Weg in die Maumlrkte finden Die Initiative

47AUSBLICK

traumlgt dazu bei den Privatsektor in die Verwirklichung der Ziele der Konvention uumlber die biologische Vielfalt und der Nationalen

Strategie zur biologischen Vielfalt staumlrker einzubinden

Auch im Rahmen von econsense ndash einem Zusammenschluss fuumlhren-der global agierender Unternehmen und Organisationen der deut-schen Wirtschaft zu den Themen nachhaltige Entwicklung und Cor-porate Social Responsibility (CSR) ndash wird der Themenbereich im Rahmen der Arbeitsgruppe raquoBiodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungenlaquo begleitet Die Mitgliedsunternehmen setzten sich intensiv mit dem Erhalt und der Entwicklung der biologischen Vielfalt auseinander und nutzen econsense als Plattform zum Austausch und zur Diskus-sion von praktischen Managementinstrumenten

Engagieren Sie sich im Projekt raquoUnternehmen Biologische Vielfalt 2020laquo einer Dialog- und Aktionsplattform des Bundesumweltminis-teriums gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der deutschen Wirtschaft und von Naturschutzverbaumlnden die einen fortlaufenden Austausch erlaubt und konkrete Aktivitaumlten zur Umsetzung der Nati-onalen Strategie zur biologischen Vielfalt auf den Weg bringt Folgende Themenfelder stehen dabei im Fokus Informationen zur biologischen Vielfalt fuumlr Unternehmen Biologische Vielfalt im betrieblichen Umweltmanagement Biologische Vielfalt und Naturschutzrecht Kommunikation von Unternehmen nach auszligen Finanzierung von Naturschutzprojekten Maumlrkte Chancen erkennen und entwickeln Netzwerkbildung

Die kuumlnftige Leistungsfaumlhigkeit der Wirtschaft wird von der Leis-tungsfaumlhigkeit des Naturkapitals abhaumlngen Der Erhalt der Leistungs-faumlhigkeit unseres Naturkapitals erfordert die gebuumlndelten Kraumlfte von Unternehmen Politik und Gesellschaft raquoNatur kapital Deutschland ndash TEEB DElaquo zeigt dass sich dies auch wirtschaftlich lohnt Lassen Sie uns diese Chance gemeinsam wahrnehmen

ABBILDUNG 24 (Foto morrbyte Fotoliacom)

6 WEITERFUumlHRENDE INFORMATIONEN

PROJEKT raquoNATURKAPITAL DEUTSCHLAND ndash TEEB DElaquoDiese Broschuumlre ist Teil des Projekts raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo in dessen Rahmen bis zum Jahr 2015 folgende vier Berichte erscheinen (Arbeitstitel) raquoKlimapolitik und Naturkapital Synergien und Konfliktelaquo raquoOumlkosystemleistungen und Entwicklung laumlndlicher Raumlumelaquo raquoNaturleistungen in der Stadt Gesundheit schuumltzen und

Lebensqualitaumlt erhoumlhenlaquo raquoNaturkapital Deutschland Neue Handlungsoptionen

ergreifen ndash eine Syntheselaquo

Bereits erschienen ist die Broschuumlre raquoDer Wert der Natur fuumlr Wirt-schaft und Gesellschaft ndash Eine Einfuumlhrunglaquo wwwnaturkapital-teebde

Soweit Praxisbeispiele und Statements nicht gesondert gekennzeich-net wurden sind diese speziell fuumlr raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo erstellt worden

Leitfaumlden Handlungsmoumlglichkeiten fuumlr Unternehmen BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012)Biodiversitaumlt im unterneh-

merischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Umfangrei-che aber dennoch leicht zu erfassende und praxisnahe Broschuumlre zu Maszlignahmen rund um den betrieblichen Biodiversitaumltsschutz Mit zahl-reichen Umsetzungstipps und Hinweisen auf weiterfuumlhrende Lite ra-tur und Webseiten

49WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

www2leuphanadeumanagementcsmcontentnamadownloads download_publikationenBestaendig20Wuczkowski_Biodiversitaet 20im20unternehmerischen20Nachhaltigkeitsmanagement_neupdf

HOUDET J (HRSG) (2008 UumlBERARBEITET 2010) Integrating bio-diversity into business strategies The Biodiversity Accountability Framework Sehr umfangreiche Publikation (knapp 400 Seiten) uumlber Bio di versitaumlt und Unternehmen beginnend bei den Grundlagen 23 In dikatoren (Business and Biodiversity Independence Indicators) sind Grundlage fuumlr die Bewertung der Biodiversitaumltsleistung von Unter-nehmen Mit zahlreichen Beispielen Regionaler Fokus Frankreichwwworeeorg_scriptntsp-document-file_downloadphp document_id=1063ampdocument_file_id=1070

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement ndash Ein Leitfaden fuumlr die betriebliche Praxis Umsetzungsorientiertes Handbuch zur Einbindung von Biodiversi-

taumlt in das bestehende (Umwelt)-Management inklusive zahlreicher Vorschlaumlge fuumlr Maszlignahmen und Instrumente sowie Zuordnung zu Handlungsfeldern und Funktionsbereichen httpwwwbmudeN46143

TEEB (2012) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Busi-ness and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York Bericht fuumlr Unternehmen der internationalen TEEB-Studie Ins-pirierende teils generische Heranfuumlhrung an die Bedeutung von Bio-diversitaumlt an Unternehmen mit Beispielen aus aller Welt Excutive summary unter wwwteebweborg

UN GLOBAL COMPACT AND IUCN (2012) A Framework for Corpo rate Action on Biodiversity and Ecosystem Services Uumlberblicksbro schuumlre zu Biodiversitaumlt und Unternehmen Adressierte Themen Treiber Risi-ken amp Chancen Corporate Governance Management (inkl Vermei-dungs-Hierarchie) Stakeholder-Engagement und Berichter stattungwwwunglobalcompactorgdocsissues_docEnvironmentBES_Frameworkpdf

WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD) (2011) Handbuch zur unternehmerischen Bewertung von Oumlkosystemdienstleistungen (CEV) Ein Rahmenwerk zur Erleichterung unternehmerischer Entscheidungsfindung Generisches Hand buch fuumlr die Durchfuumlhrung einer unternehmensinternen Bewertung von Biodiversitaumlt (breites Werteverstaumlndnis) mit Handreichungen zu vor-gelagerten Abwaumlgungen wwweconsensedesitesallfilesWBCSD_Handbuch_CEVpdf

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 50

WORLD RESOURCE INSTITUTE (WRI) (2012) Corporate Ecosystem Services Review ndash Version 20 Handbuch zur systematischen Erfas-sung von biodiversitaumltsbezogenen Risiko- und Handlungsfeldern Schrittweises Vorgehen inkl Vorschlaumlgen fuumlr die Erfassung und Doku-mentation des Prozesses wwwwriorgpublicationcorporate-ecosystem-services-review

Allgemein Oumlkosysteme Biodiversitaumlt und Wirtschaft JESSEL B TSCHIMPKE O UND WALSER M (2009) Produktivkraft

Natur Hamburg Praumlgnante Beispiele fuumlr die Quantifizierung von wirtschaftlich relevanten Nutzungen der Natur in Arbeitsplaumltzen Umsaumltzen oder vermiedenen Kostenwwwnaturkapital-teebdefileadminDownloadsProduktivkraft Naturpdf

MILLENNIUM ECOSYSTEM ASSESSMENT (2005) Ecosystems and Human Well-Being ndash Synthesis Synthese der mehr als 1000 Seiten fassenden wissenschaftlichen Studie uumlber die oumlkologischen und gesell-schaftlichen Zusammenhaumlnge sowie Zustand und Trends des Verlus-tes der biologischen Vielfalt und die Bedeutung der Oumlkosystemleis-tungen fuumlr den Menschenwwwmaweborgdocumentsdocument356aspxpdf

TEEB (2010) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integ-rieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz (Hrsg) Bonn Zusam-menfassung der Ergebnisse der internationalen TEEB Studie Synthese der Berichte fuumlr internationale Politiker lokale und regionale Ent-scheider sowie Unternehmen wwwteebweborg

Kartenmaterial Frageboumlgen und Tools PROTECTEDPLANETNET Weltweite kartengestuumltzte Darstellung von

Schutzgebieten basierend auf den Daten der World Database of Pro-tected Areas (WDPA) und der Weltnaturschutzorganisation (IUCN) wwwprotectedplanetnet

BFNshySCHUTZGEBIETSKARTE Interaktive Karte des Bundesamtes fuumlr Naturschutz mit allen deutschen Schutzgebieten wwwgeodienstebfndeschutzgebiete

CHECKLISTEN DER DEUTSCHEN BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIAshyTIVE Fragenkatalog zur Erstellung einer Selbsteinschaumltzung bezuumlg-lich potenzieller Risiken hinsichtlich Biodiversitaumlt und Oumlkosystem-leistungen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

51WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

INTEGRATED BIODIVERSITY ASSESSMENT TOOL (IBAT) Kostenpflich-tige Anwendung zur Bewertung standortbezogener Biodiversitaumlts-risiken (Fokus Schutzgebiete und Biodiversity Hot Spots) GIS-(Karten)- basiert wwwibatforbusinessorg

Fallbeispiele und Publikationssammlung WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD)

(2012) Biodiversity and ecosystem services ndash scaling up business solutions Company case studies that help achieve global biodiversity targetswwwwbcsdorgPagesEDocumentEDocumentDetailsaspxID=14923ampNoSearchContextKey=true

UNITED NATIONS ENVIRONMENT PROGRAM FINANCE INITIATIVE (UNEP FI) Publikationen zu biodiversitaumltsbezogenen Chancen Risiken und Handlungsoptionen der Finanzbranche wwwunepfiorgpublicationsbiodiversityindexhtml

CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (CBD) BUSINESS PROGRAMM Fallstudien und Publikationen zu Beruumlhrungspunkten und Leuchtturm-projekten zum Erhalt der biologischen Vielfalt wwwcbdintenbusiness

ECOSYSTEM MARKETPLACE Nachrichtenportal von Forest Trends rund um Biodiversitaumlts- Wasser- und CO2-Maumlrkte wwwecosystemmarketplacecom

Strategien auf politischer Ebene NATIONALE STRATEGIE ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT (2007) Deutsch-

lands Strategie zur Umsetzung der Konvention uumlber die biolo gische Vielfalt wwwbmudeN40333

INFORMATIONSPORTAL DES BUNDESAMTES FUumlR NATURSCHUTZ ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT Mit Nachrichten Informationen Veranstal-tungshinweisen und weiterfuumlhrenden Materialien wwwbiologische-vielfaltde

EUshyBIODIVERSITAumlTSSTRATEGIE FUumlR 2020 Diese EU-Strategie enthaumllt Ziele zum Erhalt von Biodiversitaumlt sowie von Oumlkosystemen und deren Leistungen (raquoNaturkapitallaquo) bis 2020httpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversitycomm20062020htm

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 52

GLOBALE BIODIVERSITAumlTSZIELE Der raquoStrategische Plan 2011 ndash 2020laquo des Internationalen Uumlbereinkommens zur biologischen Vielfalt (CBD) enthaumllt auch Ziele zu Oumlkosystemen und deren Leistungen sowie zum Wert der biologischen VielfaltwwwcbdintdocdecisionsCOP-10cop-10-dec-02-enpdf

Initiativen DEUTSCHE BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIATIVE ndash raquoBIODIVERSITY

IN GOOD COMPANYlaquoshy INITIATIVE Zusammenschluss vor allem deut-scher Unternehmen mit dem Ziel die Integration von Biodiversitaumlt in unternehmerische Entscheidungen voranzutreiben wwwbusiness-and-biodiversityde

EUROPAumlISCHE raquoBUSINESS AND BIODIVERSITY CAMPAIGNlaquo Europa-weite Plattform fuumlr Unternehmen mit dem Ziel Ansaumltze fuumlr ein Biodi-versitaumltsmanagement zu entwickeln und umzusetzen wwwbusiness-biodiversityeu

NATURAL CAPITAL DECLARATION Erklaumlrung einzelner Akteure des Finanzsektors Naturkapital in Finanzprodukten und -dienstleistungen zu beruumlcksichtigen wwwnaturalcapitaldeclarationorg

TEEB FOR BUSINESS COALITION Initiative zur Vereinheitlichung der Bilanzierung von Naturkapital im Unternehmen httpteebforbusinessorg

GLOSSAR 53

GLOSSAR

ARTENVIELFALTDiversitaumlt (Vielfalt) biologischer Arten in einem Lebensraum Artenviel-falt ist neben genetischer Vielfalt und Diversitaumlt der Oumlkosysteme ein Teil-aspekt der biologischen Vielfalt

BASISLEISTUNGENGrundlegende Leistungen der Oumlkosysteme wie zum Beispiel Photosyn-these oder Stickstoffbindung von Knoumlllchenbakterien welche die Voraus-setzung fuumlr alle anderen Leistungen der Oumlkosysteme sind

BIODIVERSITAumlT Biologische Vielfalt

BIOLOGISCHE VIELFALT Die Vielfalt des Lebens auf unserer Erde (oder Biodiversitaumlt) ist die Varia-bilitaumlt lebender Organismen und der von ihnen gebildeten oumlkologischen Komplexe Sie umfasst drei Ebenen 1) die Vielfalt an Oumlkosystemen bezie-hungsweise Lebensgemeinschaften Lebensraumlumen und Landschaften 2) die Artenvielfalt und 3) die genetische Vielfalt innerhalb der verschie-denen Arten

EINGRIFFSREGELUNG Instrument des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatschG sectsect 13 ff) das die Bewaumlltigung von Eingriffen in Natur und Landschaft regelt (Vermeidung und Kompensation)

EMAS Betriebliches Umweltmanagementsystem (Eco Management and Audit Scheme) nach der Verordnung (EG) Nr 12212009 uumlber die freiwillige Teil-nahme von Organisationen an einem Gemeinschaftssystem fuumlr Umwelt-management und Umweltbetriebspruumlfung (ABl EG L 342 v 22122009 S 1) Schwerpunkte sind die kontinuierliche Verbesserung der Umwelt-leistung die Umwelterklaumlrung und Umweltrechtskonformitaumlt

GEBIETSFREMDE ARTENAuch invasive Arten oder Neobiota Tier- und Pflanzenarten die durch Einfuhr (beabsichtigt) oder Einschleppung (unbeabsichtigt) in einem fuumlr sie nicht natuumlrlichen Lebensraum leben Einige gebietsfremde Arten ver-breiten sich aufgrund mangelnder Feinde physiologischer Eigenschaften (Wachstumsgeschwindigkeit Wasserbedarf) oder aumlhnlich invasiv und verdraumlngen einheimische Arten In einigen Faumlllen entstehen durch sie erheb liche Nachteile fuumlr Mensch (Gesundheitsbeeintraumlchtigungen wie zum Beispiel Allergien) und Oumlkosysteme (Degradation)

INWERTSETZUNGBuumlndel von Maszlignahmen um den Nutzen von Biodiversitaumlt und Oumlkosys-temleistungen fuumlr die Gesellschaft relevant und erfahrbar werden zu las-sen Dies geschieht durch (oumlkonomische) Bewertung und oder Integra-tion in Marktentscheidungen ndash zum Beispiel in Form von naturorientierten Angeboten Anreizen oder der Schaffung von Maumlrkten fuumlr Biodiversitaumlt ndash sowie in gesellschaftliche und private Entscheidungen

54 DIEUNTERNEHMENSPERSPEKTIVEndashNEUEHERAUSFORDERUNGEN

ISO 14001 Betriebliches Umweltmanagementsystem nach DIN EN ISO 140012004 + AC 2009 (Ausgabe 112009) Schwerpunkt liegt in der Verbesserung des Umweltmanagementsystems

KONVENTION UumlBER DIE BIOLOGISCHE VIELFALT (ENGL CONVENTION ON BIO LOGICAL DIVERSITY ndash CBD)

Uumlbereinkunft von 168 Staaten (Unterzeichner Stand 12122012) uumlber die biologische Vielfalt Darin werden der Verlust der biologischen Vielfalt als Herausforderung anerkannt und Ziele zu ihrer Erhaltung formuliert Diese sind 1) Schutz der biologischen Vielfalt 2) Nachhaltige Nutzung ihrer Bestandteile und 3) Zugangsregelung und gerechter Ausgleich von Vor-teilen welche aus der Nutzung genetischer Ressourcen entstehen

KULTURELLE OumlKOSYSTEMshy LEISTUNGEN

Leistungen von Oumlkosystemen mit Wirkung und Bedeutung fuumlr Erholung aumlsthetisches Empfinden spirituelle Erfahrungen soziale Funktionen kul-turelle Identitaumlt Heimatgefuumlhl Wissen und Erkenntnis

MONETARISISERUNG Beimesssung eines Wertes in Geldeinheiten Die Umweltoumlkonomie hat dazu mehrere Verfahren der Monetarisierung entwickelt

NATURKAPITAL Oumlkonomischer Begriff fuumlr den begrenzten Vorrat an physischen und bio-logischen Ressourcen der Erde und die begrenzte Bereitstellung von Guumltern und Leistungen durch Oumlkosysteme

OumlKOSYSTEM Bezeichnet die Bestandteile eines abgegrenzten Naturraumes (zum Beispiel niedersaumlchsisches Wattenmeer) oder eines bestimmten Natur-raumtyps (zum Beispiel naumlhrstoffarmes Flieszliggewaumlsser) und deren Wech-selwirkungen Der Begriff kann sich auf verschiedene raumlumliche Ebenen (lokal regional) beziehen und umfasst sowohl (halb-)natuumlrliche (zum Bei-spiel ungestoumlrte Hochmoore) und naturnahe (zum Beispiel Kalkmager-rasen) als auch vom Menschen gepraumlgte Oumlkosysteme (zum Beispiel Agrar oumlkosysteme)

OumlKOSYSTEMFUNKTIONEN Umfassen alle physikalischen chemischen und biologischen Prozesse und Wechselwirkungen die in verschiedenen Oumlkosystemen stattfinden

OumlKOSYSTEMLEISTUNGEN Bezeichnen direkte und indirekte Beitraumlge von Oumlkosystemen zum mensch-lichen Wohlergehen das heiszligt Leistungen und Guumlter die dem Menschen einen direkten oder indirekten wirtschaftlichen materiellen gesundheit-lichen oder psychischen Nutzen bringen In Abgrenzung zum Begriff Oumlko-systemfunktion entsteht der Begriff Oumlkosystemleistung aus einer anth-ropozentrischen Perspektive und ist an einen Nutzen des Oumlkosystems fuumlr den Menschen gebunden Der Begriff ist identisch mit den haumlufig verwen-deten Begriffen raquoOumlkosystemdienstleistunglaquo und raquooumlkosystemare Guumlter und Leistungenlaquo und entspricht dem englischen Begriff der raquoecosystem serviceslaquo

55

REGULIERUNGSLEISTUNGENFunktionen von Oumlkosystemen die auf (andere) Elemente und Prozesse von Oumlkosystemen einwirken die (direkten) Nutzen fuumlr den Menschen haben zum Beispiel die Filterwirkung von Bodenschichten auf die Grund-wasserqualitaumlt oder der Beitrag einer Hecke zur Verringerung der Boden-erosion

GLOSSAR

RESILIENZ (VON OumlKOSYSTEMEN)

Resilienz ist die Faumlhigkeit eines Oumlkosystems trotz aumluszligerer Stoumlrungen seine Funktionen und damit seine Oumlkosystemleistungen aufrecht zu erhalten Es wird davon ausgegangen dass die Resilienz stark mit der in dem Oumlko-system vorherrschenden biologischen Vielfalt korreliert

TEEBThe Economics of Ecosystems and Biodiversity Die internationale TEEB-Studie wurde von Deutschland im Rahmen seiner G8-Praumlsidentschaft im Jahr 2007 gemeinsam mit der EU-Kommission initiiert und mithilfe zahlreicher weiterer Institutionen unter der Schirmherrschaft des Um-weltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) durchgefuumlhrt Ziel der TEEB-Studie war es den oumlkonomischen Wert der Leistungen der Natur ein zuschaumltzen die wirtschaftlichen Auswirkungen der Schaumldigung von Oumlkosystemen zu erfassen und ausgehend davon die Kosten eines Nicht-Handelns zu beziffern Leiter der Studie war der indische Oumlkonom Pavan Sukhdev Im Rahmen der Studie wurden verschiedene Berichte veroumlffent-licht Derzeit wird unter Leitung von UNEP ein Nachfolgeprozess organi-siert um die Durchfuumlhrung von nationalen regionalen lokalen und sek-toralen Studien zum Thema anzuregen und zu foumlrdern

VERSORGUNGSLEISTUNGENBezeichnen meist marktfaumlhige Guumlter die von oder mithilfe von Oumlkosyste-men produziert werden (zum Beispiel Nahrung Frischwasser Feuer- und Bauholz) Teilweise ist ein erheblicher Beitrag von (Human-)Kapital und Arbeit notwendig um diese Guumlter zu erstellen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 56

QUELLEN

BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012) Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Centre for Sustainability Management Luumlneburg

BORN W u a (2012) Gesundheitskosten der Beifuszlig-Ambrosie in Deutschland In Umweltmedizin in Forschung und Praxis 17 (2) S 71 ndash 80

DER BUND (2009) Invasive Muscheln verstopfen Leitungen Von Fabio Bergamin Onlineausgabe Zuletzt aktualisiert am 31072009 httpwwwderbundchzeitungenwissenInvasive-Muscheln-verstopfen-Leitungenstory29662360

DEUTSCHER IMKERBUND EV Internetauftritt des Deutschen Imkerbund e V vom 12122012 httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpbienen-und- bestaeubungsleistung und httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpzahlen-die-zaehlen

EUROPAumlISCHE KOMMISSION (2009) Fact Sheet Gebietsfremde invasive Arten httpeceuropaeuenvironmentpubspdffactsheetsInvasive20Alien20SpeciesInvasive_Alien_DEpdf

FAO ndash FOOD AND AGRICULTURE ORGANIZATION OF THE UNITED NATIONS (2010) Global Forest Resource Assessment 2010wwwfaoorgforestryfrafra2010en

GARCIacuteAshyTORRES L u a (2001) Conservation agriculture in Europe Current status and perspectives In Garcia-Torres L Benites J and Martiacutenez-Vilela A (Hrsg) Conservation Agriculture A World-wide Challenge 1st World Congress on Conservation Agriculture Madrid 1 ndash 5 October 2001 Vol I Keynote Contributions XUL Cordoba Spain S 79 ndash 83

IAASTD ndash INTERNATIONAL ASSESSMENT OF AGRICULTURAL KNOWLEDGE SCIENCE AND TECHNOLOGY FOR DEVELOPMENT (2008) Global ReportwwwagassessmentorgreportsIAASTDENAgriculture20at20a20Crossroads_Global20Report20(English)pdf

KREIBICH H MUumlLLER M (2005) Private Vorsorgemaszlignahmen koumlnnen Hochwasserschaumlden reduzieren Schadensprisma Heft 1 2005 httpwwwschadenprismadepdfsp_2005_1_1pdf

57QUELLEN

LENZEN M u a (2012) International trade drives biodiversity threats in developing nations Nature 486109 ndash 112 Doi101038nature11145

PWC ndash PRICEWATERHOUSECOOPERS (2012) PwC Rio+20 Sustain ability pulse poll How do the public and CEO opinions differ on Rio+20 issues

REWE GROUP (2010) Pressemitteilung raquoBodensee-Obstbauern engagieren sich fuumlr Biodiversitaumltlaquo wwwrewe-groupcompressepressemeldungenpressemeldung-detail articlebodensee-obstbauern-engagieren-sich-fuer-biodiversitaet

SCBD ndash SECRETARIAT OF THE CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (2009) business2010 A magazine on business amp bio- diversity June 2009 Volume 4 ndash Issue 1 httpwwwcbdintdocnewslettersnews-biz-2009-06-enpdf

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement Ein Leitfaden fuumlr die betrieb-liche Praxis BerlinwwwbmudeN46143

STATISCHES BUNDESAMT (2012) Nachhaltige Entwicklung in Deutschland Indikatorenbericht 2012 wwwdestatisdeDEPublikationenThematischUmwelt oekonomischeGesamtrechnungenUmweltindikatorenIndikatoren PDF_0230001pdf__blob=publicationFile

STERN N (2007) The Economics of Climate Change The Stern Review Cambridge

TEEB (2009) The Economics of Ecosystems and Biodiversity TEEB for National and International Policy Makers Summary Responding to the Value of Naturewwwteebweborg

TEEB (2010A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity Ecological and Economic Foundations Edited by Pushpam Kumar London and Washington

TEEB (2010B) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integrieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz Bonn

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 58

TEEB (2011) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in National and International Policy Making Edited by Patrick ten Brink London and Washington

TEEB (2012A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Local and Regional Policy and Management Edited by Heidi Wittmer and Haripriya Gundimeda Abingdon and New York

TEEB (2012B) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Business and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York

TEN BRINK P BRAAT L (HRSG) (2008) The Cost of Policy Inaction The case of not meeting the 2010 biodiversity targethttpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversityeconomicspdfcopizip

UNESCAP ndash UNITED NATIONS ECONOMIC AND SOCIAL COMMISSION FOR ASIA AND THE PACIFIC (1999) Keynote Statement of Mr Cengiz Ertuna (UNESCAP) at IDNDR-ESCAP Regional Meeting for Asia Risk Reduction amp Society in the 21st Century Bangkok 23 ndash26 February 1999 httpwwwunescaporgenrdwater_mineraldisasterertuna01htm

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012) Water valuation ndash Building the business case Geneva and Washington

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012A) Changing Pace ndash Public policy options to scale and accelerate business action towards Vision 2050 Geneva and Washington

WRI ndash WORLD RESOURCE INSTITUTE (2012) The Corporate Ecosys-tem Services Review - Guidelines for Identifying Business Risks and Opportunities Arising from Ecosystem Change Version 20 Washington

ZEITZ J PUMA Pressemitteilung vom 16112011 httpaboutpumacompuma-completes-first-environmental-profit-and-loss-account-which-values-impacts-at-e-145-million

  • Die Unternehmensperspektive
  • Impressum
  • Inhaltsverzeichnis
  • Vorworte
  • Biodiversitaumlt und Oumlkoshysystemleistungen ndash Erweiterung der unternehmerischen Sicht
  • Warum die Wirtschaft gefragt ist ndash Treiber Chancen und Risiken
  • Entwicklungen und Trends ndash was auf Unternehmen zukommt
  • Wie Unternehmen taumltig werden koumlnnen
  • Ausblick
  • Weiterfuumlhrende Informationen
  • QUELLEN

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 8

Die Natur ist eine wesentliche Grundlage unseres oumlkonomischen Wohlergehens Was uns im Grunde allen klar ist wird in der Wirt-schaft nach wie vor stark verdraumlngt Hier werden oumlkonomische Fakto-ren noch allzu oft getrennt von oumlkologischen Aspekten betrachtet Das mag zwar kurzfristigen Profit bringen fuumlhrt aber langfristig in eine Sackgasse Die internationale TEEB-Studie zeigt auf wie wirt-schaftlich notwendig und sinnvoll es ist den Schutz der Natur als eine Komponente unternehmerischen Handelns zu beruumlcksichtigen

Oumlkologische und soziale Aspekte spielen bei VAUDE schon seit vielen Jahren eine Rolle den Grundstein dafuumlr hat bereits mein Vater Albrecht von Dewitz gelegt Doch erst seit wir eine konsequente Nachhaltig-keitsstrategie verfolgen die alle Unternehmensbereiche einbezieht kommen wir im Ganzen voran Unsere Strategie umfasst zum einen den gesamten Lebenszyklus der VAUDE Produkte zum anderen aber auch alle Entscheidungen am Unternehmensstandort Nachhaltig-keit bedeutet fuumlr uns das Unternehmen in einem oumlkonomischen sozialen und oumlkologischen Gleichgewicht zu fuumlhren

Dieser Weg ist nicht leicht Es geht in erster Linie darum das Bewusst-sein zu schaffen bei den Mitarbeitern aber auch bei den Kunden und Geschaumlftspartnern Die groszlige Herausforderung besteht darin alle Beteiligten fuumlr die Leistungen und Werte der Natur zu sensibilisieren und deutlich zu machen wie diese durch Entscheidungen verletzt aber auch erhalten werden koumlnnen Diese Veraumlnderung in den Koumlpfen ist die Voraussetzung dafuumlr dass die oumlkologische Sichtweise in der Praxis tatsaumlchlich beruumlcksichtigt wird Nach unserer Erfahrung wer-den Entscheidungen oft aus einem Mechanismus heraus gefaumlllt der auf die oumlkonomische Vorteilhaftigkeit ausgerichtet ist Erst wenn man sich Zeit nimmt die Konsequenzen des eigenen Handelns zu betrachten beginnt man Entscheidungen auf der Basis eines groumlszlige-ren Bewusstseinshorizonts zu faumlllen

Die TEEB-Studie bietet eine hervorragende Moumlglichkeit die Natur bewusst in Entscheidungsprozessen zu beruumlcksichtigen Der Wert der Natur wird hier in ein Sprach- und Denkgefuumlge uumlbertragen das Unter-nehmen zugaumlnglich ist Das ist ein groszligartiger Ansatz der das Umwelt-bewusstsein davon losloumlst raquonurlaquo eine Anschauung gruumln orien tierter Menschen zu sein sondern seine gesamtwirtschaftliche Rolle ver-deutlicht

(Foto VAUDE)

9

Ich hoffe dass diese Broschuumlre nicht nur die CSR-Verantwortlichen der Unternehmen erreicht sondern vor allem auch die oberen Ent-scheidungstraumlger Die Erfahrung vieler Unternehmen zeigt dass die CSR-Abteilungen nur einen begrenzten Einfluss auf die strategischen Unternehmensentscheidungen haben

Es ist die Aufgabe jedes Unternehmens sich der Folgen des Handelns auf die Natur bewusst zu sein Wir muumlssen uns alle dafuumlr einsetzen unseren oumlkologischen Fuszligabdruck so gering wie moumlglich zu halten Das ist unsere Verantwortung als Mensch und unsere Verpflichtung gegenuumlber den nachfolgenden Generationen Ziel muss sein eine saubere gesunde und gerechtere Welt zu gestalten

Wenn sich jeder um die Folgen seines unternehmerischen Handelns kuumlmmern wuumlrde waumlren wir schon auf einem sehr guten Weg um dem Klimawandel entgegen zu wirken die Umweltbelastung zu ver-ringern und die biologische Vielfalt zu erhalten

DR ANTJE VON DEWITZ(Geschaumlftsfuumlhrerin VAUDE und Mitglied desProjektbeirats raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo)

VORWORTE

BIODIVERSITAumlT UND OumlKO SYSTEMLEISTUNGEN ndash ERWEITERUNG DER UNTERshyNEHMERISCHEN SICHT

1

WIR KOumlNNEN DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT UNSERES UNTERshyNEHMENS NUR SICHERN WENN WIR DIE LEISTUNGSshyFAumlHIGKEIT DER NATUR ERHALTEN DIE OumlKO SYSTEME ZU SCHUumlTZEN UND IHRE LEBENSWICHTIGEN DIENSTE WERT ZUSCHAumlTZEN IST UNSERE AUFGABE

GUumlNTER DAMME UMWELTBEAUF-

TRAGTER VOLKSWAGEN AG

In Unternehmen vollzieht sich derzeit eine Entwicklung hin zu einer ganzheitlicheren Leistungsbeurteilung und -berichterstattung Diese Veraumlnderung laumlsst sich beispielsweise an der integrierten Bericht-erstattung von Unternehmens- und Nachhaltigkeitskennzahlen oder an der umweltbezogenen Gewinn- und Verlustrechnung festmachen Unternehmen erkennen zunehmend dass Leistung neu definiert wer-den muss und ein langfristiger Unternehmenserfolg nur dann moumlg-lich wird wenn er im Einklang mit den verfuumlgbaren natuumlrlichen Res-sourcen erwirtschaftet wird Es sind Abhaumlngigkeiten und Einfluumlsse gleichermaszligen die dieses enge Wechselspiel von Unternehmen und Natur charakterisieren

Manager und Politiker sprechen nicht mehr nur von Sach- Anlage- und Humankapital Sie sprechen von Naturkapital Investitionen in gruumlne Infrastruktur und Biodiversitaumltsmaumlrkten Die Natur als essenziel-ler Bestandteil des Geschaumlftsbetriebs ruumlckt sukzessive auf die Agenda

Unternehmen gehen innovative Wege um ihre Position am Markt zu staumlrken und sich gleichzeitig fuumlr den Erhalt biologischer Vielfalt einzusetzen Einen wesentlichen Anteil an dieser Annaumlherung hat die

11BIODIVERSITAumlTUNDOumlKOSYSTEMLEISTUNGENndashERWEITERUNGDERUNTERNEHMERISCHENSICHT

INFOBOX 1

Bedeutung von Biodiversitaumlt fuumlr CEOsInteressant ist In einer Untersuchung befragte PwC im Mai 2012 Kon-sumenten und Manager zu den groumlszligten Herausforderungen der kom-menden Dekade Waumlhrend 43 der Konsumenten Biodiversitaumltsverlust als sehr wichtig bewerten (houmlchste Wichtigkeit) teilten nur etwa 12 der unternehmerischen Entscheider diese Position (PwC 2012)

internationale Studie raquoThe Economics of Ecosystems and Biodiver sitylaquo ( TEEB) und deren Ansatz zur Beruumlcksichtigung von Biodiversishytaumlt in Entscheidungen Der TEEB-Ansatz beruht auf drei Schritten die auch Basis fuumlr das nationale Projekt raquoNaturkapital Deutschlandlaquo sind Anerkennen der Vielzahl an Werten der Natur Aufzeigen dieser Werte und Integration dieser in Entscheidungen und Ablaumlufe

Die vorliegende Broschuumlre will Beispiele fuumlr die Beruumlcksichtigung von diesen Werten der Natur und von biologischer Vielfalt in Unterneh-men geben Sie bietet allen interessierten Unternehmensvertretern wertvolle Hinweise und Informationen fuumlr eine erste Auseinander-setzung mit den vielfaumlltigen Facetten der biologischen Vielfalt und

Oumlkosystemleistungen

In diesem einfuumlhrenden Kapitel soll zunaumlchst kurz geklaumlrt werden was sich hinter den Begriffen biologische Vielfalt Oumlkosystemleistungen und Naturkapital verbirgt Kapitel 2 zeigt auf inwiefern Unternehmen von biologischer Vielfalt Oumlkosystemleistungen und deren Verlust betroffen sind und welche Chancen und Risiken hiermit verbunden sein koumlnnen Gesellschaftliche und politische Entwicklungen als auch natio nale und internationale Regularien und Ansaumltze werden kurz in Kapitel 3 skizziert Ein besonderer Fokus wird dabei auf den spezifisch deutschen Kontext gelegt Kapitel 4 bietet einen Uumlberblick uumlber Anknuumlpfungs-punkte und Handlungsansaumltze zur Integra tion von Oumlkosystemleis-tungen und biologischer Vielfalt in unternehmerische Entscheidungen

Detaillierte Hintergrundinformationen finden sich in der einfuumlhren-den Broschuumlre des Projekts raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo mit dem Titel raquoDer Wert der Natur fuumlr Wirtschaft und Gesellschaft ndash Eine Einfuumlhrunglaquo sowie in Kapitel 6 dieser Broschuumlre

WAS MEINT raquoNATURKAPITALlaquo Biologische Vielfalt Oumlkosystemleistungen Naturkapital ndash fuumlr viele noch sperrige oder unklare Begriffe und weniger ein Hinweis auf das komplexe Zusammenspiel zwischen Umwelt und Wirtschaft

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 12

ABBILDUNG 1 (Foto Metronom GmbH)

INFOBOX 2

OumlkosystemleistungenOumlkosystemleistungen lassen sich in verschiedene Typen unterscheiden Am greifbarsten sind die Versorgungsleistungen Sie stellen phy-sische Guumlter dar und schlieszligen unter anderem Holz und landwirtschaft-liche Erzeugnisse wie Obst und Getreide aber auch Fisch Fleisch und Naturerzeugnisse wie Milch und Honig ein

Von Regulierungsleistungen profitieren oft mehrere Akteure gleich zeitig wird deren Nutzen nur indirekt sichtbar Dies verdeutlicht das Beispiel der Hochwasserregulierung einer Aue Durch sie koumlnnen hohe Schaumlden fuumlr eine Region vermieden werden Weitere regulierende Oumlkosystemleistungen sind die Filterfunktion der Boumlden die Bereitstel-lung sauberen Wassers die Klimaregulierung oder der Erosionsschutz

Wer beispielsweise in einem Wald mehr als Holz Erosionsschutz und klimaregulierende Wirkung sieht genieszligt wahrscheinlich gerade die

kulturellen Oumlkosystemleistungen der Natur Erholung (wichtig fuumlr die Tourismusbranche) aber auch spirituelle Anregung werden da-runter zusammengefasst

All dies ist nur durch sogenannte Basisleistungen moumlglich Sie beschreiben natuumlrliche Prozesse wie die Photosynthese den Naumlhrstoff-kreislauf oder die Bodenbildung die Grundvoraussetzungen fuumlr die eben genannten Oumlkosystemleistungen darstellen

Viele Themen auf die Sie auch in dieser Broschuumlre stoszligen finden sich zum Beispiel im betrieblichen Umweltschutz und verschiedenen Ver-ordnungen und Regularien wieder sind somit bei Unternehmen teil-weise bekannt und werden auch bereits in Einzelaspekten umgesetzt Was ist also das Neue

Der Ansatz von raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo geht uumlber die Einzelfallbetrachtung hinaus und moumlchte die Wechselbeziehungen zwischen Unternehmen und Natur als Chance begreifbar machen Dieses Wechselspiel bedeutet auch dass wirtschaftliche und gesell-schaft liche Prozesse auf Dauer nicht losgeloumlst von natuumlrlichen Zu-sammenhaumlngen betrachtet werden koumlnnen

Das Konzept der Oumlkosystemleistungen zeigt dass wir als Individuen und Gemeinschaften als Regionen Staaten und Unternehmen in viel faumlltiger Weise von den Leistungen der Natur profitieren So um-fassen Oumlkosystemleistungen die direkten und indirekten Beitraumlge von Oumlkosystemen zum menschlichen Wohlergehen und auch zur

13BIODIVERSITAumlTUNDOumlKOSYSTEMLEISTUNGENndashERWEITERUNGDERUNTERNEHMERISCHENSICHT

wirtschaftlichen Produktivitaumlt Es wird zwischen physischen Guumltern (Versorgungsleistungen) und regulierenden und kulturellen raquoLeistun-genlaquo unterschieden

Die biologische Vielfalt traumlgt dazu bei dass die Leistungen der Oumlko-systeme nicht abreiszligen ndash und unterstuumltzt somit die Wertschoumlpfung zahlreicher Unternehmen Die Natur ist neben dem Sach- und Human-kapital Grundlage des Wirtschaftens Im oumlkonomischen Sinn kann Natur daher als raquoKapitallaquo aufgefasst werden ihre Leistungen stellen eine raquoDividendelaquo dar Dieses Kapital wird durch verschiedene Nut-zungen und Veraumlnderungen beansprucht Ein vorausschauender Um-gang mit dem Naturkapital ist geboten um ndash wie auch beim Sach- Finanz- und Humankapital ndash den Kapitalstock nicht aufzuzehren

ABBILDUNG 2 Alternative fuumlr die Biogasanlage Die verschiedenen Pflanzen dieser raquoSaatmischunglaquo sind geeignet fuumlr Biogasanlagen und bieten im Gegensatz zum Energie-maisanbau zusaumltzlich Nahrung fuumlr eine hohe Vielfalt an Insekten(Foto Christoph Moning)

INFOBOX 3

Biologische Vielfalt (kurz Biodiversitaumlt) beschreibt die Vielfalt der Lebensraumlume ndash die Oumlkosysteme die Vielfalt der Arten und die genetische Vielfalt innerhalb der Arten

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 14

GRUumlNDE DES VERLUSTES VON BIOLOGISCHER VIELFALT UND OumlKOSYSTEMLEISTUNGENDie deutsche Wirtschaft kann im Bereich des Umweltschutzes groszlige Erfolge vorweisen Dadurch leistet sie auch einen Beitrag fuumlr die Erhal-tung und den Schutz der biologischen Vielfalt und von Oumlkosystem-leistungen Emissionen konnten beispielsweise stark vermindert wer-den Dennoch gibt es weiterhin Handlungsbedarf

ABBILDUNG 4 Biologische Viel- falt Oumlkosystemleistungen und deren oumlkonomische Werte Die angegebenen Werte sind jeweils als beispielhafte Mindestwerte zu verstehen da andere Werte ndash zum Beispiel der Wert der Erholung ndash nicht erfasst sind Quellen befinden sich im Anhang

ABBILDUNG 3 (Foto Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

NATURK APITAL

Biologische Vielfalt Oumlkosystemleistungen (beispielhafte Auswahl)

Ausgewaumlhlte oumlkonomische Werte (beispielhaft)

Vielfalt der OumlkosystemeErholungWasserregulationCO2-Speicher

Wasserruumlckhaltung amp Hochwasserschutz Volkswirtschaftliche Schaumlden des Elbe-

Hochwassers 2002 mehr als 11 Milliarden Euro (Kreibich und Muumlller 2005)

Kosten der 1998 durch Entwaldung verursachten Uumlber-schwemmungen in Bangladesch China Korea Indien und Vietnam 23 Milliarden US-Dollar (UNESCAP 1999)

Bodenerosion Kosten der Bodenerosion in Europa

53 Euro pro Hektar Jahr (Garciacutea-Torres u a 2001)

Artenvielfalt

Nahrung Holz Brennstoffe Inspiration fuumlr DesignBestaumlubung

Bestaumlubungsleistungen 85 der landwirtschaftlichen Ertraumlge im Pflanzen- und

Obstbau haumlngen in Deutschland von der Bestaumlubung durch Honigbienen ab Geschaumltzter Wert 2 Milliarden Euro (Deutscher Imkerbund e V 2012)

Genetische Vielfalt

Medizinische ProdukteResistenz gegenuumlber Krankheiten Anpassungs faumlhigkeit an natuumlrliche und anthropo-gene Veraumlnderungen

Nutzung genetischer Ressourcen 25 ndash 50 des US-amerikanischen Marktes fuumlr Pharma -

zeutika beruhen auf der Nutzung von natuumlrlichen gene- tischen Ressourcen dies entspricht einem Volumen von 640 Milliarden US-Dollar (TEEB 2009)

15BIODIVERSITAumlTUNDOumlKOSYSTEMLEISTUNGENndashERWEITERUNGDERUNTERNEHMERISCHENSICHT

Durch ein rasantes Wirtschaftswachstum und weltweit steigende Bevoumllkerungszahlen erhoumlht sich der Verbrauch an natuumlrlichen Ressour-cen Damit ebenfalls eng verknuumlpft sind die Themen Veraumlnderung Verschmutzung und Uumlbernutzung (Ausbeutung) von Oumlkosystemen sowie Klimawandel All diese Treiber ndash plus die Verbreitung gebiets-fremder Arten ndash sind Ursachen fuumlr den Verlust an biologischer Vielfalt und Oumlkosystemleistungen Im Folgenden werden sie kurz umrissen

Habitatverluste meist durch Landnutzungsaumlnderungen hervorge-rufen sind Hauptursache fuumlr Artenschwund beziehungsweise De-gra dation von Oumlkosystemen Hierzulande tragen zum Beispiel auch der Wunsch nach dem eigenen Haus im Gruumlnen und der Bau von Firmengebaumluden raquoauf der gruumlnen Wieselaquo zur Flaumlchenversiegelung und Fragmen tierung der Lebensraumlume bei Tagtaumlglich werden in Deutschland 77 Hektar unbebautes Land in bebaute Flaumlche umge-wandelt (Statistisches Bundesamt 2012)

INFOBOX 4

Bewertung von NaturUm die erkannte Bedeutung der Natur in Entscheidungen zu integrieren ist das Aufzeigen des Wertes der Natur ein wichtiger Zwischenschritt Doch Aufzeigen von Werten bedeutet nicht automatisch der Natur ein Preisschild oder einen Eurobetrag zuzuordnen Eine Monetarisieshyrung ist nur in bestimmten Faumlllen sinnvoll denn sie suggeriert Aus-tauschbarkeit und unterschlaumlgt damit das Risiko eventueller irreversi-bler Folgen des Verlustes der biologischen Vielfalt Eine Inwert shy setzung kann vielfaumlltig erfolgen eine stufenweise Risikoeinschaumltzung eine Zonierung der bewirtschafteten Flaumlche oder die Einhaltung selbst-auferlegter Grundsaumltze und Richtlinien Sie alle koumlnnen den Wert eines Oumlkosystems und seiner Vielfalt widerspiegeln

Unter Umstaumlnden und unter Beachtung der lokalen Besonderheiten kann eine Bepreisung sinnvoll sein und beispielsweise die Knappheit einer Ressource oder Oumlkosystemleistung abbilden Beispiele hierfuumlr lie-fert unter anderem die Publikation raquoWater valuation ndash Building the business caselaquo des World Business Council for Sustainable Development (WBCSD 2012) Anwendung findet eine Monetarisierung dabei im Rah-men von Maszlignahmen zur Steigerung der effizienten Wassernutzung der Wasserverteilung und der Bewertung von Ausgleichs- und Kompen-sationsmaszlignahmen (weitere Informationen finden sich unter wwwwbcsdorgPagesEDocumentEDocumentDetailsaspxID=15099) Gleichzeitig sollte das Verstaumlndnis geschaumlrft werden dass ein solcher monetaumlrer Wert der Natur nur einen kleinen Ausschnitt betrifft und viele andere Werte meist nicht beruumlcksichtigt werden

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 16

Wenn die Ausbeutung natuumlrlicher Ressourcen uumlber die Regenera-tionsfaumlhigkeit der Oumlkosysteme hinausgeht verschlechtern sich die Leistungen dieser Oumlkosysteme nachhaltig So trafen beispielsweise die Konsequenzen der Uumlberfischung des Kabeljaus in den 1990er Jahren nicht nur die Konsumenten sondern auch die wirtschaften-den Fischer die ihre Einkommensgrundlage verloren Doch was hat dies mit in Deutschland ansaumlssigen Unternehmen zu tun Durch die

LegendeGefaumlhrdung durch Nachfrage ausDeutschland fuumlr mindestens

1 bis 5 bedroht(e) Art(en)

6 bis 10 bedroht Arten

mehr als 10 bedroht Arten

keine Angaben

ABBILDUNG 5 Bedrohte Arten in der Lieferkette Die blauen Flaumlchen kennzeichnen die Anzahl gefaumlhr deter Tierarten in dem jeweiligen Land die durch Nach frage aus beziehungsweise Handel mit Deutschland bedroht werden So verschaumlrft der Handel mit Pro dukten aus Madagaskar die Situation von 18 dort bereits jetzt bedrohten Tierarten(Grafik PwC in Anlehnung an Lenzen u a 2012)

INFOBOX 5

Gefaumlhrdung bedrohter Arten in der LieferketteDer Zusammenhang zwischen Ressourcennutzung und hierdurch indu-zierten Habitatveraumlnderungen kann besonders anschaulich uumlber die globalen Lieferketten aufgezeigt werden Deutschland ndash mit Industrie und Einzelhandel ndash ist zu einem bedeutenden Teil von der Ressourcen-nutzung im Ausland abhaumlngig Den Oumlkosystemen im Ausland setzen nicht nur die dort fuumlr den deutschen Markt entnommenen Rohstoffe und Guumlter zu Es sind auch veraltete Produktionsprozesse Emissionen und anfallende Abfaumllle die meist aufgrund niedriger gesetzlicher Stan-dards zum Verlust der biologischen Vielfalt beitragen

Abbildung 5 illustriert durch Farbabstufungen die Gefaumlhrdung bedroh-ter Arten im Ursprungsland durch vorgelagerte Produktions- und Lie-ferketten deutscher Unternehmen Mit derartigen Analysen ruumlckt das Thema auch in den Fokus von Unternehmen die auf den ersten Blick kaum betroffen sind

17BIODIVERSITAumlTUNDOumlKOSYSTEMLEISTUNGENndashERWEITERUNGDERUNTERNEHMERISCHENSICHT

Globalisierung der Geschaumlftsbeziehungen umspannen unsere (Vor-) Lieferketten die Welt beeinflussen in den jeweiligen Laumlndern den Verbrauch an Ressourcen und nehmen somit in unterschiedlicher Weise Einfluss auf die Oumlkosystemleistungen

Nicht nur die Entnahme von Ressourcen auch die Einleitung von Schadstoffen macht der Natur zu schaffen Denn die Verschmut-zung der Oumlkosysteme ndash sei es die Einleitung von kontaminiertem Abwasser diffuser Duumlngemitteleintrag oder die Belastung von Gewaumlssern mit Muumlll und Schwermetallen ndash geht haumlufig uumlber die Grenzen ihrer Belastbarkeit hinaus Oumlkosysteme fungieren dann nur noch eingeschraumlnkt als Filter Puffer oder Regulator Haumlufig vermin-dert sich auch ihre Leistung als Ort der Erholung

Ein Stressfaktor der insbesondere in einer global vernetzten Waren- und Wertschoumlpfungswelt an Bedeutung gewinnt sind die Folgen der Ver breitung Gebietsfremder Arten Diese werden beispiels-weise durch internationalen Schiffsverkehr eingefuumlhrt (zum Beispiel

INFOBOX 6

Gesundheitskosten der AmbrosieDie Pollen der sich in Deutschland ausbreitenden Beifuszlig-Ambrosie koumlnnen bedeutsame allergische Atemwegserkrankungen ausloumlsen Die Gesamtkosten fuumlr die Behandlung der Pollenallergiker in Deutschland liegen bei mindestens 23 Milliarden Euro pro Jahr Durch die zuneh-mende Verbreitung der Ambrosie ist ein weiterer Kostenanstieg zu erwarten der auf etwa 200 Million Euro pro Jahr geschaumltz wird (Born u a 2012)

ABBILDUNG 6(Foto Klaus-Dieter Sonntag fotoplusdesignde UFZ)

INFOBOX 7

Hohe Kosten durch gebietsfremde Arten Das AKW Leibstadt an der deutsch-schweizerischen Grenze wendet

jaumlhrlich etwa 42000 Euro fuumlr die Beseitigung der asiatischen Koumlrb-chenmuscheln in der Kuumlhlwasserzufuhr auf (Der Bund 2009)

In Europa belaufen sich die Ausgaben fuumlr die Vermeidung und Besei-tigung der Folgen gebietsfremder Arten auf jaumlhrlich 12 Milliarden Euro (Europaumlische Kommission 2009)

Jaumlhrliche Verluste durch Missmanagement oder die zufaumlllige Einfuumlh-rung von Schaumldlingen in die USA UK Australien Suumldafrika Indien und Brasilien 100 Milliarden US-Dollar (SCBD 2009)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 18

Ballastwasser bei Leerfahrten) oder sind als ehemalige Zierpflanzen in unsere Breiten gekommen Gebietsfremde Arten stoumlren Oumlkosys-teme da sie hier meist keine Feinde haben und sich dadurch unge-stoumlrt verbreiten koumlnnen Die hierdurch auftretenden gesund heit-lichen Schaumlden und die Folgekosten fuumlr die Wirtschaft sind erheblich

Nicht zuletzt sehen sich Oumlkosysteme auch dem Klimawandel aus-gesetzt Er ist fuumlr eine beschleunigte Dynamik von Wandlungspro-zessen wie zum Beispiel Wuumlstenbildung oder das Auftreten von Extremereignissen verantwortlich Klimawandel und Zustand der Oumlkosysteme bedingen einander wechselseitig Waumlhrend intakte Oumlkosysteme eine Anpassung an den Klimawandel darstellen und helfen negative Folgen zu vermindern sind die biologische Viel falt und Oumlkosys teme jedoch zugleich auch durch den Klimawandel gefaumlhrdet

Die genannten Ursachen fuumlr die Verschlechterung der Oumlkosysteme und den Verlust an biologischer Vielfalt sind Basis fuumlr die vielfaumlltige ndash und teils sehr individuelle ndash Betroffenheit von Unternehmen Sie sind dem aber nicht alternativlos ausgesetzt Unternehmen koumlnnen durch

nehmen Einfluss auf

stiften Nutzen fuumlr

wirken auf

ist Basis fuumlr

Oumlkosystemleistungen

Basi

slei

stun

gen

Versorgungsleistungen (zB Holz Wasser Getreide)

Kulturelle Leistungen(zB Erholung Tourismus)

Regulierungsleistungen (zB Klimaregulierung)

Naumlhrstoff-kreislauf

Photosyn-these

Oumlkosystemez B Gewaumlsser Waumllder

Agrarlandschaften WattenmeerBi

odiv

ersi

taumlt

Genetische Vielfalt

Arten- vielfalt

Vielfalt der Oumlkosysteme

Naturkapital

Uumlbernutzung

Verschmutzung

Verbreitung gebietsfremder Arten

Landnutzungsaumlnderungen

Klimawandel

Gesellschaft Unternehmen

ABBILDUNG 7 Zusammen- hang zwischen Oumlkosystemen und Unternehmen Biologische Viel - falt und Oumlkosysteme sind als Naturkapital Ursprung von Oumlkosystemleist ungen der Nutzen stiftenden Divi dende die den Unternehmen zuflieszligt Gleichzeitig nehmen Unternehmen Einfluss auf Oumlko systeme und biologische Vielfalt und wirken so auf das Naturkapital (Grafik PwC)

19

ihre Art des Wirtschaftens diese Entwicklungen unterstuumltzen aber diesen ndash durch ein Umdenken hin zu effektiven und nachhaltigen Geschaumlftsprozessen ndash auch entgegenwirken

Die Grafik in Abbildung 7 macht deutlich dass die Herausforderung darin liegt unternehmerische Taumltigkeiten mit dem Wirken und dem Fortbestand von biologischer Vielfalt und Oumlkosystemen in Einklang zu bringen Um die Natur fuumlr das menschliche Wohlergehen erhalten zu koumlnnen unternimmt die Politik zahlreiche Anstrengungen Doch entscheidend wird sein dass sich Wirtschaft und Gesellschaft ihrer Betroffenheit bewusst werden ihre Verantwortung erkennen und Handlungsoptionen wahrnehmen Dazu hilft es die oumlkonomischen Dimensionen von Oumlkosystemleistungen besser zu verstehen

BIODIVERSITAumlTUNDOumlKOSYSTEMLEISTUNGENndashERWEITERUNGDERUNTERNEHMERISCHENSICHT

2 WARUM DIE WIRTSCHAFT GEFRAGT IST ndash TREIBER CHANCEN UND RISIKEN

BEI DER GEWINNUNG VON TRINKWASSER UND DER REINIGUNG VON ABWASSER MACHEN WIR UNS NATUumlRLICHE PROZESSE ZUNUTZE UND SIND DEM SCHUTZ DER BIOLOGISCHEN VIELFALT DESHALB BESONDERS VERPFLICHTET

MICHEL CUNNAC VORSITZENDER

DER GESCHAumlFTS FUumlHRUNG VEOLIA

WASSER GMBH

Die Wechselwirkungen zwischen Biodiversitaumlt Oumlkosystemen und Unternehmen geben uns zahlreiche Hinweise darauf warum

Naturkapital fuumlr Unternehmen bedeutsam ist In diesem Kapi- tel sollen die wesentlichen Treiber vorgestellt werden die Unterneh-men dazu bewegt haben einen Beitrag zum Schutz von Natur und Oumlko systemen zu leisten Mit Blick auf die Umwelt sind viele Unter-nehmensentscheidungen vom Ziel gepraumlgt Risiken fuumlr das Unter-nehmen zu minimieren ndash wie zum Beispiel im Hinblick auf die Ver -fuumlgbarkeit von natuumlrlichen Ressourcen oder dem Zugang zu Wasser Hinter dieser Risikoabwaumlgung bleiben neue Geschaumlftsfelder oder Inno vationen manchmal zuruumlck Aber Mehr und mehr Unternehmen erkennen in den Themen Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistunshygen mittlerweile auch Chancen wie durch die Praxisbeispiele in die-sem und den folgenden Kapiteln deutlich wird

TREIBER UND CHANCEN FUumlR UNTERNEHMERISCHES HANDELNDie in Kapitel 1 genannten Ursachen fuumlr den Verlust an Artenvielshyfalt und intakten Oumlkosystemen lassen erahnen dass Unternehmen auf verschiedenste Weise mit Biodiversitaumlt und Oumlkosystemen in Beruumlh-rung kommen Einerseits sind Unternehmen direkt oder indirekt von

21WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

intakten Oumlkosystemen abhaumlngig Andererseits haben Unternehmen insbesondere des Primaumlrsektors einen starken Einfluss auf OumlkosystemeFuumlr die unternehmerische Auseinandersetzung mit dem Thema Natur-kapital und Oumlkosystemleistungen lassen sich fuumlnf maszliggebliche Trei-ber feststellen Regulierung Rechtsrahmen internationale Regelungen Zugang zu und nachhaltige Nutzung von natuumlrlichen Ressourcen Kunden beziehungsweise Marktnachfrage Innovationen sowie Verantwortung und Reputation

RegulierungDa Knappheit insbesondere die von oumlffentlichen Guumltern wie saubere Luft reines Wasser und unberuumlhrte Landschaft nur begrenzt von Maumlrk-ten abgebildet wird ist die staatliche Regulierung eine wirksame Maszlig-nahme zum maszligvollen schonenden Umgang mit unserem Natur ka-pital Regulierung erfolgt in Deutschland in erster Linie uumlber nationales und europaumlisches Recht welches zum Teil aber auch durch inter na-tionale Uumlbereinkommen beeinflusst oder initiiert wird Die Gesetz - gebung bietet eine Vielzahl von flexiblen Mechanismen stellt jedoch einige Akteure (zum Beispiel aus dem Bereich Abbau von Rohstoffen) vor Zielkonflikte zwischen dem Schutz von biolo gischer Vielfalt einer-seits und der unternehmerischen Taumltigkeit andererseits

Ressourcen und LeistungenZugang zu und nachhaltige Entnahme und Nutzung von natuumlrlichen Ressourcen und Leistungen sind insbesondere fuumlr Unternehmen aus

INFOBOX 8

Gesetzlicher Rahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt in DeutschlandDer Schutz der Natur wird in Deutschland wesentlich durch das Bundes-naturschutzgesetz (BNatSchG) und EU-Naturschutzrecht (Vogelschutz-Richtlinie von 1979 Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie von 1992) gepraumlgt Die

Eingriffsregelung nach sectsect 13 ff BNatSchG regelt die Bewaumlltigung von Eingriffen in Natur und Landschaft (Vermeidung und Kompensation) Neben der Eingriffsregelung ist noch der Artenschutz der Gebietsschutz (zum Beispiel Natura 2000 Nationalparke) und der gesetzliche Biotop-schutz von groszliger Bedeutung Hinzu kommen zahlreiche Regelungen aus anderen Bereichen wie zum Beispiel zum Gewaumlsserschutz Bodenschutz Immissionsschutz oder aus dem Agrarrecht Waldrecht Baurecht Pla-nungsrecht und Energierecht Sie haben zwar zumeist nicht direkt den Schutz der biologischen Vielfalt zum Gegenstand wirken aber indirekt weil sie auf die Ursachen des Verlustes der biologischen Vielfalt abzielen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 22

INFOBOX 9

Praxisbeispiel Labels bei Lebensmitteln Der Lebensmitteleinzelhandel hat auf das gesteigerte Kundenbewusst-sein reagiert und adressiert das Thema raquoErhalt der biologischen Viel-faltlaquo mit Hilfe von Labels (zum Beispiel raquoPRO PLANETlaquo bei REWE und raquoZuruumlck zum Ursprunglaquo bei Hofer in Oumlsterreich) Die Kennzeichnung sowie der Verweis auf die Webseite mit mehr Informationen spricht das Bewusstsein der Kunden in zweierlei Hinsicht an Sie koumlnnen ihren Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt leisten und haben gleich-zeitig die Moumlglichkeit die Herkunft und Herstellung ihres Produkts nachzuvollziehen

der Lebensmittel- Textil- und Holz- Papierindustrie ein Anstoszlig sich intensiv der Sicherung intakter Oumlkosysteme zu widmen Sie sind nicht nur gegenwaumlrtig von den Guumltern und Oumlkosystemleistungen abhaumlngig es ist auch wichtig dass diese dauerhaft als Geschaumlftsgrundlage er-halten bleiben Auch fuumlr Unternehmen mit nur indirekter Abhaumlngig-keit von Oumlkosystemleistungen ndash zum Beispiel durch die Lieferkette ndash ruumlckt dieser Aspekt mehr und mehr in den Fokus

Kunden- und MarktnachfrageDie Nachfrage nach nachhaltigen und naturvertraumlglichen Produkten waumlchst ndash und der Markt reagiert Die Vielzahl an labelaffinen und zah-lungsbereiten Kunden ist Beweis genug Die Gruppe der LOHAS (Life-style of Health and Sustainability) spiegelt dieses Konsumver halten

INFOBOX 10

Praxisbeispiel Gruumlne Direktinvestments in WaumllderDer Schutz der biologischen Vielfalt ist zentraler Bestandteil des Geschaumlftsmodells von ForestFinance Das Unternehmen hat sich Direkt-investments in nachhaltige Forstwirtschaft verschrieben Ertraumlge erwirt-schaftet es mit dem Verkauf von Edelhoumllzern und Emissionszertifi katen ndash schlieszliglich sind die angepflanzten Waumllder Kohlenstoffsenken Damit das Investment ndash das Oumlkosystem ndash nicht gefaumlhrdet ist muss seine natuumlr-l iche Resilienz erhalten bleiben Zudem erwarten Kunden die in raquogruumlne Geldanlagenlaquo investieren auch einen langfristigen Nutzen ihrer Investition

Doch laumlngst nicht alle Anbieter folgen einem solchen strengen Standard Hier sollte genau geschaut werden ob kurzfristige Ertraumlge und langfris-tiger Schutz in einem ausgewogenen Verhaumlltnis stehen

23WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

wider Dabei ist jedoch festzuhalten dass nicht alle Labels ausreichend Orientierung bieten

Zudem ist das Angebot entsprechender Produkte auf Unternehmen weniger Branchen begrenzt und nur selten werden der Schutz der bio-logischen Vielfalt und der Oumlkosystemleistungen derzeit im Business-to-Business-Geschaumlft (B2B) thematisiert

Ein Hindernis fuumlr Unternehmen ist die haumlufig zu geringe Anerkennung durch den Markt fuumlr Aktivitaumlten zugunsten des Umwelt- und Natur-schutzes Viele Unternehmen berichten zudem dass sowohl die schwierige Messbarkeit und Zurechenbarkeit von biologischer Vielfalt und Oumlkosystemleistungen mittels geeigneter Indikatoren wie auch die Kommunika tion nach auszligen zentrale Herausforderungen darstellen

Aber es ergeben sich auch gaumlnzlich neue Maumlrkte ndash beispielsweise im Finanzsektor Bei fachgerechter Umsetzung und Einbindung mehrerer Oumlkosystemleistungen verbinden diese Maumlrkte dabei wirtschaftlichen Erfolg und den Schutz der biologischen Vielfalt So versprechen zum Beispiel Investitionen in nachhaltige Forstwirtschaft gruumlnes Wachs-tum fuumlr Natur und Investoren Derartige Investitionen konzentrieren sich zurzeit auf Mittel- und Lateinamerika

Auch mit Blick auf die Kreditwuumlrdigkeit von Unternehmen sowie auf Versicherungen ist eine steigende Bedeutung des naturgerech ten Wirtschaftens zu verzeichnen Wie die Aktivitaumlten der UNEP Finance Initiative (UNEP FI) unterstreichen beruumlcksichtigt der Finanz dienstleis-tungssektor zunehmend dass Unternehmensaktivitaumlten die die bioshylogische Vielfalt und die Leistungen der Oumlkosysteme nicht belasten zumeist auf lange Sicht profitabler sind und beispielsweise extreme Wetterereignisse besser abfedern koumlnnen Entsprechend sind bei Unter nehmensratings unter den Indikatoren fuumlr das Umweltmanage-ment auch Kriterien fuumlr die raquoBiodiversitaumltsperformancelaquo zu finden

InnovationImmer oumlfter lernen die Forschungs- und Entwicklungsabteilungen der Unternehmen von der Natur und deren effektiven Sys temen und Prozessen die uumlber Jahrmillionen optimiert wurden Sie entwickeln

WALD IST WEIT MEHR ALS HOLZ LIEFERANT ndash ER BIETET NICHT NUR ZAHLREICHE OumlKOSYSTEM LEIS TUNGEN FUumlR MENSCH UND NATUR SONDERN AUCH WIRTSCHAFTshyLICHE CHANCEN DAVON MUumlSSEN JEDOCH ALLE PROFIshyTIEREN ndash SOZIAL UND OumlKOLOGISCH NACHHALTIG ES REICHT NICHT AUS DER NATUR rsaquoEIN PREISSCHILD UMZUHAumlNGENlsaquo

HARRY ASSENMACHER GESCHAumlFTS-

FUumlHRER FOREST -FINANCE SERVICE GMBH

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 24

INFOBOX 11

Praxisbeispiel Prozessoptimierung mit BionikAls international agierendes Unternehmen mit einer langen und kom-plexen Lieferkette stellte sich Tchibo die Frage raquoWie werden unmittelbar umsetzungsrelevante Informationen moumlglichst schnell und handlungs-wirksam einer groszligen heterogenen Zielgruppe zur Kenntnis gebrachtlaquo Mittels Analogiebildung konnte Tchibo in biologischen Wertschoumlpfungs-ketten wie der der Honigbiene Organisationsprinzipien iden tifizieren die dort zur Loumlsung solcher organisatorischen Heraus for derungen bei-tragen Auf Basis dieser Organisationsprinzipien wurden unternehmens-bezogene Handlungsoptionen erarbeitet Diese wurden anschlieszligend zu konkreten Maszlignahmen verdichtet und priorisiert Die vordringlichsten Maszlignahmen wie der Aufbau neuarti ger uumlber greifender Informations-netzwerke werden zurzeit bei Tchibo erprobt

schmutzabweisende Oberflaumlchen feine aber stabile Traumlgerkonstruk-tionen oder verbesserte Prozessablaumlufe Immer haumlufiger werden zu-dem Erkenntnisse uumlber Prinzipien der Natur in die eigene Organisation und Unternehmensprozesse uumlbertragen (Infobox 11)

Verantwortung und ReputationAls weiteren Handlungstreiber geben Unternehmen gesellschaft liche Verantwortung und die damit verknuumlpfte Reputation an Neben sozi-alem Engagement stehen auch immer oumlfter eine intakte Natur und damit die biologische Vielfalt im Vordergrund der Aktivitaumlten Der da-raus resultierende Dialog mit Anwohnern Kunden NGOs und weite-ren Stakeholdern foumlrdert dabei nicht nur das gegenseitige Verstaumlnd-nis sondern zeigt auch Schwerpunkte auf die bisweilen nicht im Fokus der Entscheider liegen (Infobox 12) Gleichzeitig wertet das Enga-gement das Unternehmen auf ndash sowohl fuumlr Kunden als auch fuumlr gegen-waumlrtige und potenzielle Beschaumlftigte Unternehmen erhalten so auszliger-dem die Moumlglichkeit eine wichtiger werdende Mittlerrolle zwischen Naturschutz und Zivilgesellschaft einzunehmen

Allerdings reicht Engagement fuumlr die biologische Vielfalt auszligerhalb des Kerngeschaumlfts nicht aus Sonst kann es schnell als raquoGreen-washinglaquo aufgefasst werden

BIODIVERSITAumlT IST FUumlR TCHIBO VORAUS SETZUNG FUumlR EIN ZUKUNFTSFAumlHIGES GESCHAumlFT DAHER ARBEITEN WIR MIT PARTNERORGANISATIONEN INTENSIV AN DER ERHALTUNG DER ARTENVIELFALT INSBESONDERE AM URSPRUNG UNSERER PRODUKTE

STEFAN DIERKS CATEGORY

LEADER CR PRODUCT amp STRATEGY

TCHIBO GMBH

ABBILDUNG 8 (Foto Susanne Georgi)

25WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

INFOBOX 12

Praxisbeispiel Unternehmen gemeinsam mit NGOs fuumlr den NaturschutzEine vergleichsweise neue Rolle nahm REWE in einem Pilotprojekt ein in dem sie gemeinsam mit der Bodenseestiftung die biologische Vielfalt auf den Plantagen der Obstbauern der Bodenseeregion foumlrderte Die Fronten schienen verhaumlrtet und eine Annaumlherung von Naturschuumltzern auf der einen und Obstbauern auf der anderen Seite erfolgte nur zoumlger-lich REWE agierte erfolgreich als Vermittler und Agent fuumlr den Erhalt der biologischen Vielfalt Es wurde nicht nur das Nahrungsangebot fuumlr Bienen Hummeln und Schmetterlinge waumlhrend der Trachten luumlcke von Juni bis September verbessert sondern auch der Dialog zwischen Obst-bauern und Naturschutzverbaumlnden gefoumlrdert Die Resonanz sowohl von Kunden als auch von Lieferantenseite ist so positiv dass das Projekt fortgefuumlhrt und ausgeweitet wurde (REWE 2010)

Mit allen Treibern sind Chancen und Risiken verbunden Ein Perspekti-venwechsel findet nicht nur hin zu Beruumlcksichtigung von Oumlkosystem-leistungen statt sondern auch von einer bloszligen Risikofokussierung hin zum Erkennen von Moumlglichkeiten fuumlr Differenzierung gegenuumlber Wettbewerbern

BETROFFENHEIT DER SEKTORENVielen Unternehmen faumlllt es schwer biologische Vielfalt und Oumlkosys-temleistungen im Unternehmen zu verorten insbesondere weil die Themen unter unterschiedlichen Perspektiven und Zielen adressiert

INFOBOX 13

Praxisbeispiel Verbindung von Verantwortung und WettbewerbsvorteilenAls Reiseanbieter bietet TUI zahlreiche Reisen in Biodiversitaumlts-Hot-spots an TUI sieht sich in der Verantwortung und engagiert sich seit Mitte der 1990er Jahre fuumlr den Erhalt der biologischen Vielfalt Arten-schutzkampagnen zur Aufklaumlrung der Reisenden (zum Beispiel Souvenir-ratgeber zu geschuumltzten Arten) und Kooperationen mit Wissenschaft und Forschung sind nur ein Auszug ihres vom Global Nature Fund 2012 praumlmierten Engagements fuumlr den Erhalt der biologischen Vielfalt Doch nicht allein die Verantwortung treibt TUI an Viele Reisende kommen gerade wegen eines intakten Oumlkosystems in bestimmte Urlaubsregio-nen Der Erhalt der biologischen Vielfalt wird somit zum Wettbewerbs-vorteil und sichert Naturliebhaber als Kunden

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 26

werden Daher gilt Zuerst Einfluss und Betroffenheit identifizieren ndash sowohl im Hinblick auf Chancen als auch auf Risiken um anschlie-szligend gezielt Maszlignahmen zu ergreifen ndash sei es im Bereich CSR im Einkauf oder anderswo Die unterschiedlich starke Betroffenheit der Unternehmen von den Themen Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistun-gen wird in Abbildung 9 deutlich

GRUumlNDE UND RISIKEN DES NICHTshyHANDELNSDie Vielfalt an bestehenden Umweltanforderungen wie zum Beispiel in den Bereichen Klima und Energie erschwert es Unternehmen haumlu-fig sich mit neuen Herausforderungen auseinanderzusetzen ndash zumal dann wenn ein neues Thema komplex ist und es dafuumlr keine raquoUni-versalloumlsungenlaquo gibt Entgegen den aufgefuumlhrten positiven Beispielen uumlberwiegen dadurch immer wieder Hemmnisse ndash wie Uumlberforderung durch die Komplexitaumlt und Knappheit von Zeit und Ressourcen ndash fuumlr eine vertiefende Auseinandersetzung mit Biodiversitaumlt und Oumlkosys-temleistungen

Ein Perspektivenwechsel hin zu einer Beruumlcksichtigung von biologi-scher Vielfalt durch Unternehmen wird dann gelingen wenn es dafuumlr zum einen eine klare Entscheidung oder Unterstuumltzung durch die Unter nehmensleitung gibt und zum anderen eine einfache Integra tion in bestehende Management- und Steuerungssysteme moumlglich ist

ABBILDUNG 9 Betroffenheit verschiedener Branchen von einer Veraumlnderung der biologischen Vielfalt und Oumlkosystemleistungen Die Tabelle fuumlhrt moumlgliche Chancen und Risiken einer Ruumlcksichtnahme oder Vernachlaumlssigung von bio logischer Vielfalt bei Unterneh-mensaktivitaumlten fuumlr die jeweiligen Sek to ren auf Groszlige Rauten stehen fuumlr starke kleine Rauten fuumlr maumlszligige Zusammenhaumlnge (Grafik PwC)

Primaumlrsektor (z B Landwirtschaft Bergbau)

Sekundaumlrsektor(z B Chemie Technoshylogie Luftfahrt Bau)

Tertiaumlrsektor(z B Konsumguumlter wie Nahrungsmittel Automobile)

Tertiaumlrsektor (z B Finanzdienstshyleistungen wie Banken Versicherungen)

Regulierung (z B Grenzwerte Genehmi-gungen Kompensationen)

Natuumlrliche Ressourcen (zB Zugang zu und Verfuumlgbar-keit von Ressourcen Produkti-vitaumlt von Oumlkosystemen)

Markt (z B Kundenanforderungen (B2B) Nachfrage (B2C) neue Maumlrkte)

Innovation (z B Prozess- und Produkt-innovation)

Reputation (gesellschaftliche Verant-wortung Image)

27WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

Als wesentliches Hindernis fuumlr die Umsetzung von Maszlignahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt sehen Unternehmen nach wie vor auch das Fehlen eines einheitlichen Rahmens fuumlr die Erhebung Mes-sung und Vergleichbarkeit der raquoBiodiversitaumltsperformancelaquo Hinzu kommt dass die Politik bisher zwar viele nationale Ziele zum Schutz der biologischen Vielfalt (Nationale Strategie zur biologischen Viel-falt) formuliert aber speziell fuumlr Unternehmen nur uumlbergeordnete und wenig konkretisierte Ziele gesetzt hat Ohne konkrete Ziele oder eine klare Vorgabe ndash seien es Gesetze Branchenstandards oder inter-nationale Richtlinien ndash werden Maszlignahmen des Umwelt- und Natur-schutzes nur sehr zoumlgerlich umgesetzt

Nicht-Handeln hat jedoch schwerwiegende gesamtgesell schaftliche Folgen So geht der im Rahmen der internationalen TEEB-Studie veroumlffentlichte Bericht raquoThe cost of policy inactionlaquo davon aus dass uns Inaktivitaumlt beim Schutz funktionierender Oumlkosysteme ab dem Jahr 2050 bis zu 7 des globalen Bruttoinlandsproduktes (GDP) kos-tet ndash und das Jahr fuumlr Jahr (Ten Brink und Braat 2008) Dies trifft alle Berei che der Gesellschaft ndash auch Unternehmen Fest steht Wer lang-fristig erfolgreich sein will wird in Zukunft nicht um die Themen Bio-diversitaumlt und Oumlkosystemleistungen herumkommen

ENTWICKLUNGEN UND TRENDS ndash WAS AUF UNTERNEHMEN ZUKOMMT3

DER STAAT SCHUumlTZT AUCH IN VERANTWORTUNG FUumlR DIE KUumlNFshy TIGEN GENERATIONEN DIE NATUumlRLICHEN LEBENSGRUND LAGEN

GRUNDGESETZ DER BUNDES REPUBLIK

DEUTSCHLAND ARTIKEL 20A

BIODIVERSITAumlTSshy UND OumlKOSYSTEMSCHUTZ ndash DEUTSCHER UND INTERNATIONALER HINTERGRUNDNaturschutz spielt seit Beginn des 20 Jahrhunderts in Deutschland traditionell eine wichtige Rolle Bedeutende Oumlkosysteme und Natur-raumlume sind seit langem unter besonderen Schutz gestellt Zahlreiche Gesetze und Regulierungen mit Vorgaben fuumlr Planungen und Entschei-dungen (sowie Grenzwerte) praumlgen die Politik fuumlr den Erhalt der bioshylogischen Vielfalt in Deutschland ( Kapitel 2) Es gibt zwar Fort-schritte in einzelnen Bereichen aber dennoch konnten Bemuumlhungen der Politik auf nationaler europaumlischer und internationaler Ebene den Trend des Verlustes der biologischen Vielfalt bisher nicht stoppen

Gesetzliche Vorgaben ruumlckten den Naturschutz beziehungsweise den Schutz der biologischen Vielfalt primaumlr in die Verantwortung der oumlffent-lichen Hand Zahlreiche Uumlbereinkuumlnfte und Strategien mit Zielen ndash sowohl auf internationaler europaumlischer als auch auf nationaler Ebe-ne ndash unterstreichen die politischen Anstrengungen der vergangenen Jahrzehnte Damit ist auch die Aufforderung an alle gesellschaftlichen Akteure verbunden an der Realisierung dieser Ziele aktiv mitzuwir-ken und ihre Verantwortung wahrzunehmen

Das 2005 veroumlffentlichte Millennium Ecosystem Assessment leitete schlieszliglich einen schrittweisen Perspektivenwechsel ein Natur wurde

29ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

ABBILDUNG 10

INFOBOX 14

Politische Ziele zum Schutz der Biologischen Vielfalt1992 wird die Konvention uumlber die biologische Vielfalt

(CBD) in Rio de Janeiro verabschiedet und von Deutschland ein Jahr spaumlter unter zeichnet Sie stellt die erste internationale Uumlbereinkunft dar in der sowohl Ursachen als auch Ziele zur Bekaumlmpfung des Verlustes von Biodiversitaumlt festgehalten werden

1998 verabschiedet die EU ihre erste Biodiversitaumltsstrategie die von EU-Aktionsplaumlnen aus den Jahren 2001 und 2006 ergaumlnzt wird

2007 beschlieszligt das Bundeskabinett die raquoNationale Strategie zur bio-logischen Vielfaltlaquo zur Umsetzung der CBD

2010 werden im Rahmen der 10 CBD-Vertragsstaatenkonferenz glo-bale Biodiversitaumltsziele fuumlr 2020 verabschiedet (sogenannte Aichi-Ziele)

2011 stellt die EU eine neue Biodiversitaumltsstrategie fuumlr 2020 vor die explizit auch Ziele und Maszlignahmen zum Erhalt von Oumlkosystem-leistungen umfasst (wie Aichi-Ziele)

nicht mehr nur aus sich heraus als schuumltzenswert angesehen son-dern zugleich als Lieferant von Rohstoffen und Leistungen als Abneh-mer von Emissionen und Brauchwasser sowie als Motor der Regional-wirtschaft verstanden

Diese Zusammenhaumlnge und diese oumlkonomischen Argumente fuumlr den Schutz von Oumlkosystemleistungen und der biologischen Vielfalt aufzuzeigen wurde zum Anspruch und zur Herausforderung der inter-nationalen TEEB-Initiative

INFOBOX 15

Die Nationale Strategie zur biologischen VielfaltDie Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt von 2007 formuliert Visi onen Ziele und Maszlignahmen zum Erhalt der biologischen Vielfalt in Deutschland fuumlr viele Themenbereiche (Arten Lebensraumlume diverse Oumlko sys teme Gewaumlsserschutz Land- und Forstwirtschaft Tourismus und naturnahe Erholung bis hin zu Bewusstsein Bildung Forschung Technolo gietransfer und Entwicklungszusammenarbeit) Ihre Umset-zung ist eine groszlige gesamtgesellschaft liche Herausforderung Politik und Verwaltung koumlnnen dies nicht im Alleingang schaffen Akteure in Wirtschaft und Gesellschaft ndash auch Unternehmen ndash sind fuumlr die erfolg-reiche Umsetzung der Strategie gefordert

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 30

ABBILDUNG 11 ndash 15 Die vier TEEB-Berichte und der TEEB-Synthe-sebericht In der abgebildeten Reihenfolge TEEB 2010a TEEB 2011 TEEB 2012a TEEB 2012b TEEB 2010b

INFOBOX 16

Die internationale TEEB-StudieInspiriert durch den Stern Report (2007) zum Klimawandel initiierten 2007 die G8 +5 Umweltminister angestoszligen durch den deutschen Bun-desumweltminister und den EU-Umweltkommissar eine globale Studie zur Oumlkonomie der Oumlkosysteme und der biologischen Vielfalt (The Eco-nomics of Ecosystems and Biodiversity ndash TEEB) Ziel war es die enorme wirtschaft liche Bedeutung der Natur und ihrer Oumlkosystemleistungen aufzuzeigen und Empfehlungen zu geben wie der Verlust der biologi-schen Vielfalt zu stoppen ist

Mehr als 400 Autoren aus Politik Wissenschaft Wirtschaft Nicht- Regierungsorganisationen und der Zivilgesellschaft arbeiteten an TEEB-Berichten fuumlr bestimmte Zielgruppen TEEB fuumlr nationale und interna-tionale Politiker TEEB fuumlr regionale und kommunale Entscheider TEEB fuumlr Unternehmen die Zivilgesellschaft wurde mithilfe einer Medien-kampagne inklusive Webseite Facebook-Profil und Twitter-Account eingebunden zudem gab es einen abschlieszligenden Synthese-Bericht und raquoTEEB Foundationslaquo fuumlr die Wissenschaft

Der Unternehmensbericht TEEB in Business and Enterprise zeigt inwie-fern Unternehmen von den Themen biologische Vielfalt und Oumlko-systemleistungen betroffen sind und unterstreicht mit Beispielen aus aller Welt den Einfluss auf und die Abhaumlngigkeit von Biodiversitaumlt und Oumlko systemleistungen Die Autoren formulieren sieben allgemeine Schritte zum unternehmerischen Umgang mit biologischer Vielfalt Identifizierung von Auswirkungen des Unternehmens auf und Abhaumln-

gigkeiten von Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungen (Biodiversity and Ecosystem Services ndash BES)

Beurteilung der geschaumlftlichen Risiken und Chancen in Zusammen-hang mit diesen Auswirkungen und Abhaumlngigkeiten

Entwicklung von BES-Informationssystemen Festlegung von Zielen Messung und Bewertung der Leistungsbilanz und Bekannt gabe der Ergebnisse

Ergreifung von Maszlignahmen zur Vermeidung Minimierung und Begren-zung von BES-Risiken einschlieszliglich Schadensersatz (raquoAusgleichlaquo) soweit machbar

Ergreifung neuer BES-Geschaumlftschancen Kosteneinsparungen neue Produkte neue Maumlrkte

Integration geschaumlftlicher Strategien und Maszlignahmen zu BES in wei-ter gefasste Initiativen zur Corporate Social Responsibility

Verbesserung der fuumlr BES geltenden Leitlinien und Strategien gemein-sam mit Betroffenen in Behoumlrden in nichtstaatlichen Organisationen und in der Zivilgesellschaft

31

Perspektivenwechsel in der UnternehmensweltViele Unternehmen orientieren sich an Leitbildern Unternehmenswer-ten beziehungsweise ihrer Unternehmensphilosophie und tragen da-mit unternehmerische und oft auch gesellschaftliche Verantwortung

ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

ABBILDUNG 16 Das Logo der raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo - Studie

INFOBOX 18

raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo fuumlhrt die internationale TEEB-Initiative auf nationaler Ebene fort Hauptaufgabe ist die Erarbeitung thematischer Berichte zum Wert und zur oumlkonomischen Bedeutung von biologischer Vielfalt Oumlkosystemleis-tungen und Natur fuumlr Wirtschaft und Gesellschaft in Deutschland Neben der vorliegenden Broschuumlre gehoumlren hierzu unter anderem die Themen Biologische Vielfalt und Klimawandel Oumlkosystemleistungen und Ent-wicklung laumlndlicher Raumlume sowie naturnahe Oumlkosysteme und staumldti-sche Lebensqualitaumlt raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo macht deutlich dass es neben moralisch-ethischen und oumlkologischen auch gewichtige oumlkonomische Gruumlnde gibt Naturkapital zu erhalten

raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo wird in einem offenen Prozess durchgefuumlhrt Zahlreiche Akteure aus Wissenschaft Politik Verwaltung Wirtschaft und Gesellschaft wirken durch Know-how Forschungs-ergebnisse wissenschaftliche Beitraumlge und gute Beispiele zur Bedeu-tung und Inwertsetzung von Oumlkosystemleistungen und biologi-scher Vielfalt an der Erstellung der Berichte mit

INFOBOX 17

TEEB als Startpunkt fuumlr viele weitere InitiativenDie Resonanz die TEEB in Wirtschaft Wissenschaft Medien und Politik erfuhr verhalf zahlreichen Initiativen zu mehr Gehoumlr So erlebten zum Beispiel die UNEP FI (Finanzinitiative des Umweltprogramms der Verein-ten Nationen UNEP) aber auch das langjaumlhrige Engagement der Welt-naturschutzorganisation IUCN in der Privatwirtschaft starken Aufwind Parallel zu TEEB bestehen in Kooperation zwischen Wirtschaft Wissen-schaft und Verbaumlnden praxis- und loumlsungsorientierte Ansaumltze wie der Corporate Ecosystem Services Review des World Resource Institute (WRI 2012) Neben zahlreichen nationalen TEEB-Studien und Initiativen wurde auch eine TEEB for Business Coalition ins Leben gerufen die sich unter anderem zum Ziel gesetzt hat durch ihr Engagement die Einbin-dung von Biodiversitaumlt in das unternehmerische Handeln spuumlrbar und nachhaltig zu befoumlrdern (wwwteebforbusinessorg pdfwriorgcorpo-rate_ecosystem_services_reviewpdf)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 32

Insbesondere im Rahmen ihrer Unternehmensstrategie stellen sie folgende Fragen raquoWas fuumlr ein Unternehmen sind wirlaquo und raquoFuumlr wel-che Werte stehen wir und wofuumlr setzen wir uns einlaquo

Gleiche oder zumindest aumlhnliche Fragen muumlssen Unternehmen auch ihren Anteilseignern und sonstigen internen und externen Anspruchs-gruppen beantworten Dies gilt in einer globalisierten Welt immer mehr auch fuumlr Produktionsstaumltten im Ausland und fuumlr die Beziehungen mit Lieferanten Damit stehen folgende Fragen im Vordergrund raquoWelche Werte moumlchten wir in Zulieferlaumlndern vertretenlaquo raquoWelche Um-weltmaszligstaumlbe setzen wir hier wie dort anlaquo und raquoWas hat dies fuumlr Auswirkungen auf unsere Marke und den Ruf des Unternehmenslaquo

Das Selbstverstaumlndnis einiger Unternehmen geht uumlber die bloszlige Bereit stellung von Guumltern und Dienstleistungen hinaus Sie sehen sich als Teil der Gesellschaft Vertreter ihrer Region und als Agierende in Wechselwirkung mit ihrer Umwelt Idealismus in Bezug auf ihre gesell schaftliche Rolle motiviert diese Entscheider ebenso wie Realis-mus in Bezug auf das Verstaumlndnis oumlkologischer und globaler Zu sam-men haumlnge So kommt es dass sich deutsche Unternehmen in Latein-amerika fuumlr den Erhalt bedrohter Arten engagieren und den Schutz von Regen wald in Afrika foumlrdern

INFOBOX 19

Vision von UnternehmenIn vielfaumlltiger Weise haben Unternehmen die oumlkologischen Herausfor-derungen sowohl als Warnsignale als auch als Chance fuumlr einen Wandel begriffen

Mit seiner Publikation raquoChanging Pacelaquo schreibt der World Business Council for Sustainable Development (WBCSD 2012a) seine Vision 2050 fort und zeigt Wege hin zu einem Wirtschaften auf das 9 Milliarden Menschen versorgt und dabei die oumlkologischen Grenzen unseres Plane-ten nicht uumlberschreitet Weitere Informationen wwwwbcsdorgchan-gingpaceaspx

Corporation 2020 greift aumlhnliche Gedanken auf geht allerdings noch einen Schritt weiter und strebt nach Ausrichtung des Wirtschaftssystems auf die Grenzen die der Planet setzt Steuerreformen klare Regeln fuumlr die Aufnahme von Fremdkapital (Stichwort Uumlberschuldung) Transparenz fuumlr den Konsumenten und Offenlegung von Externalitaumlten sind zentrale Punkte der Initiative um den Leiter der internationalen TEEB-Studie Pavan Sukhdev und zahlreiche weitere Persoumlnlichkeiten aus Wirtschaft Wissen-schaft und Politik Weitere Informationen wwwcorp2020com

33ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

Immer mehr deutsche Unternehmen setzen sich mit Fragen rund um die biologische Vielfalt und Oumlkosystemleistungen auseinander und leisten somit Pionierarbeit Die Komplexitaumlt des Themas raquobiologische Vielfaltlaquo und schwierige Operationalisierbarkeit sind dabei nach wie vor massive Huumlrden Und tatsaumlchlich gibt es bis dato noch keine einheitlich anerkannten Quantifizierungsmethoden oder verbindliche Richtlinien die biologische Vielfalt und Oumlkosystemleistungen lassen sich nicht in einem Indikator zusammenfassen Dadurch sind sie fuumlr viele Entscheider in deutschen Unternehmen schlecht greifbar und laumlsst diese vor konkreten Handlungen zuruumlckschrecken

Dennoch nehmen einige Unternehmen diese Herausforderungen an und naumlhern sich mit zunehmender Professionalitaumlt der Integration von Biodiversitaumlt in ihre Managementprozesse Unternehmen sind aktiv beteiligt an der Erstellung von Leitfaumlden ersten Empfehlungen zur Integration der biologischen Vielfalt ins Umweltmanagement oder Ansaumltzen zur verbesserten Quantifizierung der externen Effekte in der unternehmerischen Finanzbuchhaltung Auch die Gruumlndung von Initiativen zu dem Thema wie die deutsche raquoBiodiversity in Good Companylaquo-Initiative die raquoUNEP Finance Initiativelaquo die raquoGlobal Com-pactlaquo- Initiative der UN sowie der raquoeconsense Arbeitskreis zu Biodi-versitaumlt und Oumlkosystemleistungenlaquo zeigen dass dieser Perspektiven-wechsel die Unternehmenswelt mittlerweile erreicht hat

WIE UNTERNEHMEN TAumlTIG WERDEN KOumlNNEN4

DIE ERGEBNISSE DER OumlKOLOGISCHEN GEWINNshy UND VERLUSTRECHNUNG VON PUMA BELEGEN DASS DIE DERZEITIGEN GESCHAumlFTSPRAKTIKEN VON UNTER NEHMEN DRINGEND EINES PARADIGMEN WECHSELS BEDUumlRFEN

JOCHEN ZEITZ EHEMALIGER CEO UND

VERWALTUNGSRATSVORSITZENDER

DER PUMA SE VERWALTUNGSRATS -

MITGLIED PPR

Je nach Unternehmen ist die Herangehensweise und Auseinanderset-zung mit dem Thema Naturkapital sehr unterschiedlich Dieses Kapitel gibt konkrete Ansaumltze und Beispiele wie ein Einstieg und geziel-tes Handeln angegangen werden koumlnnen

TOOLS UND LEITFAumlDEN FUumlR DEN EINSTIEGUm eine moumlglichst praumlzise und damit steuerbare Integration ins unternehmerische Management zu erreichen ist die Entwicklung von Zielen und Maszlignahmen noumltig Ein erster Biodiversitaumlts-Check hilft dabei bereits bestehende Maszlignahmen und Kennzahlen zu identifi-zieren Dabei sollten saumlmtliche unternehmerische Taumltigkeitsfelder von der Strategie und dem Personalwesen uumlber Liegenschaften und Einkauf bis hin zu Produktion und Entsorgung beleuchtet werden Die dann vorliegenden Ergebnisse koumlnnen Startpunkt vertiefender Maszlignahmen sein zum Beispiel erste Ziele oder Analysen eine Aus-dehnung auf andere Geschaumlftsbereiche oder die Entwicklung von Management- und Berichterstattungsstrukturen

Leitfaumlden und Handbuumlcher geben Hilfestellung bei der Integration von biologischer Vielfalt in Unternehmenspro zesse und koumlnnen zu-

gleich Inspiration und Unterstuumltzung fuumlr weitere Planungsprozesse

35WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

sein Durch die Handlungsempfehlungen koumlnnen auf leichte Weise Elemente einbezogen werden die beispielsweise die biologische Vielfalt auf dem Firmengelaumlnde foumlrdern ndash wie Bienenkaumlsten und bewachsene Hauswaumlnde Weitere konkrete Handlungsempfehlungen finden sich unter anderem in dem Bericht raquo Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagementlaquo (Bestaumlndig und Wuczkowski 2012)

BESTEHENDE ANSAumlTZE NUTZEN UND ERWEITERNFolgende Ansaumltze aus dem Unternehmensbereich sind auch zur Inte-gration von Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt gut ge eignet Unternehmerische Verantwortung (Corporate Responsibility)

Berichterstattung (inklusive umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung)

Umweltmanagement Ressourceneffizienz Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten-Management

Investitions- und Planungsprozesse

Unternehmerische Verantwortung (Corporate Responsibility)Viele Aktivitaumlten zum Biodiversitaumlts- und Oumlkosystemleistungs - schutz sind losgeloumlst vom Kerngeschaumlft und unter gesellschaftlichem Enga ge ment und unternehmerischer Verantwortung (Corporate

INFOBOX 20

Biodiversitaumlts-Checks fuumlr UnternehmenBislang werden zwei in deutscher Sprache verfuumlgbare Biodiversitaumlts-Screenings fuumlr Unternehmen haumlufig angewendet Die branchenuumlbergreifenden Checklisten der deutschen raquoBiodiversity

in Good Companylaquo-Initiative basieren auf dem raquoHandbuch Biodiver-sitaumltsmanagementlaquo (Schaltegger u a 2010) und ermoumlglichen eine Selbstevaluation zum aktuellen Stand des unternehmerischen Biodi-versitaumltsmanagements Weitere Informationen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

Der vom Global Nature Fund BAUM e V dokeo und PwC entwi-ckelte Biodiversitaumlts-Check fuumlr Unternehmen vereint Expertise aus Biologie Oumlkologie und Management Er bietet einen ersten auf das Unternehmen zugeschnittenen Uumlberblick uumlber die Reife des Biodiver-sitaumltsmanagements und gibt Empfehlungen fuumlr das weitere Vorge-hen Weitere Informationen wwwbusiness-biodiversityeudefaultaspLang=DEUampMenue=128

ABBILDUNG 17(Foto Andrzej Tokarski fotoliacom)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 36

Respon si bi lity) einzuordnen Vor allem Unternehmenswerte und -philo-sophien koumlnnen Anknuumlpfungspunkte raquovon obenlaquo bieten und zu einer weitergefassten Strategieentwicklung fuumlhren

ABBILDUNG 18(Foto Susanne Georgi)

INFOBOX 21

Praxisbeispiel Pilotprojekt fuumlr Branchenstandards Die oekom GmbH der groumlszligte deutsche Fachverlag fuumlr Oumlkologie und Nachhaltigkeit veroumlffentlicht Sach- und Fachbuumlcher mit Bezug zur bio-logischen Vielfalt und dem Erhalt der Oumlkosysteme Fuumlr seine Publi-kationen verwendet er ausschlieszliglich Recycling- und FSC-zertifiziertes Papier Zudem hat der Verlag das Projekt raquoNachhaltig Publizierenlaquo initi-iert das vom Bundesumweltministerium gefoumlrdert wird In Kooperation mit zwei wissenschaftlichen Instituten und der Frankfurter Buchmesse wurden praxisnahe Kriterien fuumlr die nachhaltige Bucherstellung entwi-ckelt Mit dem Projekt praumlsentiert sich oekom oumlffentlichkeitswirksam als Vorreiter und sensibilisiert die Verlagsbranche fuumlr einen nachhalti-gen Umgang mit der Ressource Papier

37

Gleichzeitig bietet die Kommunikation und Interaktion mit Kunden und Mitarbeitern Moumlglichkeiten fuumlr eine Integration sozusagen als Impulsgeber raquovon untenlaquo Freiwilligenarbeit gemeinsame Baum-pflanzaktionen oder Spenden fuumlr Naturschutzeinrichtungen tragen zum Schutz und zur Wertschaumltzung des Naturkapitals bei Mit Blick auf ihre Mitarbeiter profitieren Unternehmen zudem vom Wohlbe-finden am Arbeitsort erhoumlhter Kommunikationsbereitschaft und staumlrkerer Bindung und Loyalitaumlt gegenuumlber dem Arbeitgeber

Berichterstattung (inklusive umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung)Die in Deutschland und weltweit gebraumluchlichste Richtlinie zur Bericht-erstattung von Nachhaltigkeitsaspekten ndash die Global Reporting Initia-tive (GRI) ndash sieht eine Offenlegung von bis zu fuumlnf biodiversitaumltsbe-zogenen Indikatoren vor Diese waren bislang von eher qualitativer

WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

ABBILDUNG 20 Umweltindika-toren der Global Reporting Initiative Die fuumlnf relevanten Umweltindi - ka toren der Berichterstattungsricht-linie der Global Reporting Initiative (GRI) in der Version 31 Biodiver-sitaumlts bezogene Umweltindikatoren werden mit EN fuumlr Umwelt abgekuumlrzt und beinhalten EN 11 bis EN 15

Kernindikatoren Zusaumltzliche Indikatoren

EN11

Ort und Groumlszlige von Grundstuumlcken in Schutzge-bieten oder angrenzend an Schutzgebiete Ort und Groumlszlige von Grundstuumlcken in Gebieten mit hohem Biodiversitaumltswert auszligerhalb von Schutz-gebieten oder daran angrenzend Zu beruumlcksich-tigen sind Grundstuumlcke die im Eigentum der berichtenden Organisation stehen oder von die-ser gepachtet oder verwaltet werden

EN13 Geschuumltzte oder wiederhergestellte natuumlrliche Lebensraumlume

EN14Strategien laufende Maszlignahmen und Zu-kunftsplaumlne fuumlr das Management der Auswir-kungen auf die Biodiversitaumlt

EN12

Beschreibung der wesentlichen Auswirkungen von Aktivitaumlten Produkten und Dienstleistungen auf die Biodiversitaumlt in Schutzgebieten und in Gebieten mit hohem Biodiversitaumltswert auszliger-halb von Schutzgebieten

EN15

Anzahl der Arten auf der Roten Liste der IUCN und auf nationalen Listen die ihren natuumlrlichen Lebensraum in Gebieten haben die von der Geschaumlftstaumltigkeit der Organisation betroffen sind aufgeteilt nach dem Bedrohungsgrad

ABBILDUNG 19(Foto Piepenbrock)

INFOBOX 22

Praxisbeispiel Mitarbeiter-EngagementDie Piepenbrock Unternehmensgruppe unterhaumllt im brandenbur-gischen Naturpark Stechlin-Ruppiner Land den 2200 Hektar groszligen Forst Rheinshagen Im Rahmen seiner Aktion raquoWachstumlaquo pflanzt das Unternehmen dort gemeinsam mit seinen Kunden fuumlr jeden Neuauf-trag Baumlume Im August 2012 besuchte eine Gruppe von zehn Auszu-bildenden des Unternehmens im Zuge der raquoAzubi-Projekttagelaquo den Piepen brock Forst um die Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens kennenzulernen und selbst aktiv zu unterstuumltzen Ziel war es die Sand-heideflaumlche am Zechower Berg im Naturschutz- und gleichnamigen Fauna-Flora-Habitat-Gebiet Rheinsberger Rhin und Hellberge zu pflegen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 38

IM RAHMEN VON UMWELTSCHUTZ UND RESSOURCENshyEFFIZIENZ KUumlMMERN SICH VIELE UNTER NEHMEN BEREITS HEUTE UM BIODIVERSITAumlT UND ECOSYSTEM SERVICES OHNE DIES JEDOCH EXPLIZIT HERAUS ZUshy STELLEN DER BEWUSSTE EINBEZUG DES OumlKOSYSTEMshy GEDANKENS SOWIE DIE BETRACHTUNG ENTSPRECHENDER CHANCEN UND RISIKEN STELLT EINE WEITER ENT shy WICKLUNG DAR DIE DURCHAUS ALS rsaquoUMWELTVERANTshyWORTUNG 20lsaquo BEZEICHNET WERDEN KANN

MICHAEL SIEMERS CORPORATE

ENVIRONMENT amp RESPONSIBILITY

EVONIK INDUSTRIES AG

Form doch auch hier erfolgt eine regelmaumlszligige Anpassung die zu-kuumlnftig sicherlich auch mit einer Quantifizierung einhergehen wird Damit bleibt die unternehmerische Berichterstattung eng verbunden mit dem Umweltmanagement

Unternehmerische Berichterstattung wird sich aumlndern und zukuumlnftig integrierter sein (Stichwort Integrated Reporting) In dieser Hinsicht ist auch die umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung zu sehen

INFOBOX 23

Praxisbeispiel Umweltbezogene Gewinn- und VerlustrechnungWaumlhrend in der klassischen Gewinn- und Verlustrechnung (GampV) nur finanzielle Kenngroumlszligen wie Anlagevermoumlgen return on investment und Eigenkapitalrendite berichtet werden bleiben die umweltbezogenen Kosten verborgen Diese Externalitaumlten ndash beispielsweise Verschmutzung von Gewaumlssern Zerstoumlrung von Lebensraumlumen oder das Abwaumllzen von Verantwortung beim Klimawandel auf Folgegenerationen ndash sind als Ver-luste anzusehen die nicht durch das Unternehmen sondern von Dritten wie der Allgemeinheit oder der Natur getragen werden Getrieben von CEO Jochen Zeitz hat Puma es sich zur Aufgabe gemacht diese Kosten deutlicher aufzuzeigen und in die GampV einflieszligen zu lassen Solch eine Sichtbarmachung kann beim Einkauf der Fertigung der Produktent-wicklung oder dem Nachhaltigkeitsmanagement helfen bessere Ent-scheidungen zu treffen um so die Externalitaumlten zu minimieren Laut PUMA Environmental Profit amp Loss Account hat das Unternehmen im Jahr 2010 etwa 145 Millionen Euro an Umweltschaumlden durch Treibhaus-gasemissionen Wasserverbrauch Landnutzungsfolgen Luftverschmut-zung und Abfallerzeugung verursacht Davon entfallen nur etwa 6 auf das Kerngeschaumlft mehr als 137 Millionen Euro Umweltschaumlden ent-stehen entlang der Lieferkette Weitere Informationen httpaboutpumacomwp-contentthemesaboutPUMA_themefinancial-reportpdfEPL080212finalpdf

39WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Sie macht deutlich welche Abhaumlngigkeiten und welche Einfluumlsse ein Unternehmen hat und stellt bei der Einbeziehung der Oumlkosystem-leistungen und Integration in die externe Rechnungslegung einen be deut samen Schritt hin zur Beruumlcksichtigung von Naturkapital in Unternehmen dar Eine Offenlegung dieser Art koumlnnte einen Para dig-menwechsel einleiten Wer seine Leistung schon fruumlhzeitig ganzheit-lich misst und berichtet kann in einem sich veraumlndernden Geschaumlfts-

ABBILDUNG 21 (Foto LianeM Fotoliacom)

INFOBOX 24

Biodiversitaumlt in den Umweltmanagementzertifizierungen ISO 14001 und EMASBei EMAS muumlssen und bei ISO 14001 sollten die Auswirkun-gen auf die biologische Vielfalt beruumlcksichtigt werden Bei EMAS wird in Form des raquoFlaumlchenverbrauchslaquo ein direkter Indikator fuumlr den Habitatverlust erhoben ndash eine der Hauptursachen des Biodiver-sitaumltsverlustes Zwar kann der Flaumlchenverbrauch von unterschiedli-cher Qualitaumlt sein ndash die Bebauung einer bereits degradierten Flaumlche ist weniger kritisch als die eines intakten Oumlkosystems ndash dennoch kann dies als erster Startpunkt gewertet werden

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 40

umfeld weiterhin Spitzenleistung liefern Dies betrifft die Felder Risikomanagement Versorgungssicherheit und -produktivitaumlt wie auch Compliance und Stakeholdermanagement

UmweltmanagementEin Umweltmanagement steuert gemaumlszlig den vier Managementschrit-ten Planen Ausfuumlhren Kontrollieren und Optimieren umweltbezo-gene Unternehmenstaumltigkeiten und ermoumlglicht so eine kontinuierli-che Verbesserung der Umweltleistung Dieser Managementzyklus beruumlcksichtigt derzeit nur selten umsetzungsorien tiert die Dimensio-nen Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt

Hier kann eine Erweiterung konkret ansetzen Eine erste Feststellung des Status quo auf Basis bereits existieren der Umweltdaten ndash ergaumlnzt durch Experteneinschaumltzungen ndash ist der Anfang Anschlieszligend koumln-nen spezifische und messbare Ziele gesetzt werden was sich in die bekannten Schritte des Umweltmanagements einbinden laumlsst

RessourceneffizienzRessourceneffizienz gewinnt angesichts steigender Rohstoffpreise und -bedarfe und des groszligen Anteils den Material- und Energie kosten an den Gesamtkosten in vielen Branchen darstellen wirtschaftlich und politisch enorm an Bedeutung Zur Steigerung der Ressourceneffi-zienz liegen aktuell Programme auf nationaler wie europaumlischer Ebene vor es existieren dazu Plattformen und Initiativen Das Thema raquoRes-sourceneffizienzlaquo koumlnnen Unternehmen strategisch integrieren (zum Beispiel in ihrem Umweltmanagement) indem sie die entsprechen-den Einsatzstoffe als Naturkapital raquodeklarierenlaquo und im Ressourcen-management umfassender als bisher beruumlck sichtigen Durch den sparsamen effizienten Einsatz von Ressourcen koumlnnen oftmals Oumlko-systeme geschont werden (zum Beispiel durch ein entsprechendes

INFOBOX 25

Praxisbeispiel Integration von Biodiversitaumlt in das Ressourcen-managementUPM betreibt in Deutschland sieben Papierfabriken und verschreibt sich der nachhaltigen Forstwirtschaft und dem Schutz der Biodiversitaumlt So wird weltweit FSC- und PEFC-zertifiziertes Holz verwendet und in unter nehmenseigenen Waumlldern ein Biodiversitaumltsprogramm umge-setzt Gemeinsam mit der raquoAlliance for Water Stewardshiplaquo fuumlhrt UPM ein Pilotprojekt zum Wassermanagement durch Dies soll den Verbrauch des wasserintensiven Papierherstellungsprozesses senken und die Wie-derverwendung des Wassers erhoumlhen UPM unterstreicht mit seinemEngagement seine Position als raquoBiofore Companylaquo

41WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

INFOBOX 26

Praxisbeispiel Bewertung von Biodiversitaumlt in der Lebensmittel-branche und der LandwirtschaftEinen Schritt weiter als die Oumlkobilanzen geht das Bewertungsverfahren der BASF Mit ihrer Lebenszyklusanalyse AgBalance erfasst sie eine Viel-zahl von Nachhaltigkeitsindikatoren der Lebensmittel- und Landwirt-schaftsbranche Biologische Vielfalt flieszligt mit 8 der 69 Indikatoren in eine Punktebewertung ein so unter anderem Naumlhe zu Schutzgebieten Auskreuzungspotenzial und Oumlkotoxizitaumltspotenzial Auszligerdem werden soziale und oumlkonomische Indikatoren erfasst und somit alle drei Saumlulen der Nachhaltigkeit abgebildet Auch wenn ein Abwaumlgen zwischen unter-schiedlichen Groumlszligen wie Punkten und Euros als Messeinheiten Entschei-der vor Herausforderungen stellt ist dies doch ein wichtiger Schritt hin zur Integration von Biodiversitaumlt in Entscheidungsprozesse

Wassermanagement in Regionen mit Wasserstress) Jedoch ist Res-sourceneffizienz nicht gleichzusetzen mit Biodiversitaumlts- und Oumlko-systemschutz Neben dem sparsamen Umgang mit Ressourcen ist auch die Art der Einsatzstoffe (zum Beispiel Nutzung von nachhaltig erzeugtem Palmoumll) von Bedeutung

Der Zusammenschluss zu Brancheninitiativen ist ein Ansatz um das Thema Ressourceneffizienz ganzheitlicher und passgenauer zu be-trach ten und so die Thematik uumlber den bisherigen Fokus auf Reduzie-rung von Rohstoffverbrauch und Emissionen hinaus zu erweitern

Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten- Management Die Analyse der Wertschoumlpfungskette eines Produktes liefert immer wieder Verbesserungspotenzial und wird deshalb regelmaumlszligig durchge-fuumlhrt Dies bietet gute Ansatzpunkte fuumlr eine Untersuchung und Ver-besserung der Biodiversitaumltsperformance Eine weitere oft genutzte Analysemoumlglichkeit sind Oumlkobilanzen (Life Cycle Assessments)

Oumlkobilanzen bilden den gesamten Stoffkreislauf ab ndash und somit auch die fuumlr Biodiversitaumlt relevante Landnutzung oder Oumlkosystemleis-tungen wie die Bereitstellung von Rohstoffen die Absorption von Produktionsemissionen und die Aufnahme von Abfallprodukten An-gefangen bei eigenen Beschaffungsquellen (zum Beispiel Vertragsan-bauer von Supermaumlrkten oder Handelsmarken) bis hin zu Vorproduk-ten der Liefer an ten ndash entlang der Lieferkette verbergen sich zahlreiche Ursachen fuumlr Bio diversitaumltsverlust Fuumlr Unternehmen die Rohstoffe und Vorpro dukte aus dem Ausland beziehen ist es daher wichtig auf den Einkauf und das Lieferkettenmanagement zu achten Wichtige

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 42

Analyseschritte beinhalten Grenzwerte und Normen (in den Abbau- und Ursprungslaumlndern der Vorprodukte oftmals deutlich niedriger als in Deutschland) oder Screenings zu Wasserknappheit entlang der Lie-ferkette Darauf aufbauend ergibt sich eine detaillierte Bewertung zur Beruumlcksichtigung von Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt bei Liefe ranten

Investitions- und PlanungsprozesseInvestitionen in den Bau neuer Anlagen oder Standorte werden derzeit eher selten unter Biodiversitaumltsaspekten im betrieblichen Umwelt-management erfasst Beim Bau eines Produktionsstandorts auf der raquogruumlnen Wieselaquo spielen vor allem die Eingriffsregelung des Bun-desnaturschutzgesetztes (BNatSchG) sowie das EU-Naturschutz-recht (FFH- und Vogelschutz-Richtlinie) eine wichtige Rolle Diese Regeln erscheinen Unternehmen manchmal wider spruumlchlich ndash gerade mit Blick auf den gewollten Naturschutz Firmenareale werden auf-grund strategischer Entscheidungen zum Beispiel fuumlr den Bau von Anlagen uumlber einen laumlngeren Zeitraum brach liegen gelassen Siedelt sich daraufhin eine geschuumltzte Art auf dieser Flaumlche an koumlnnen Unter-nehmen unter Umstaumlnden nur mit hohen Auflagen dieses Gebiet er-schlieszligen und einen Neu- oder Ausbau realisieren Um solchen Ziel kon-flikten vorzubeugen bieten die zustaumlndigen Natur schutzbehoumlrden an in Dialog zu treten um gangbare Wege und Maszlignahmen auszu loten

Doch Unternehmen koumlnnen auch in Vorleistung gehen Indem zum Beispiel Brachflaumlchen und Naturraumlume belassen sowie die Funktio-nalitaumlt von aquatischen Oumlkosystemen (Gewaumlssern) erhalten werden

INFOBOX 27

Ausgleichsflaumlchen ndash Chancen fuumlr beschleunigte PlanungsprozesseGut zu wissen Laut sect16 BNatSchG kann durch Oumlkosystemschutz ein raquoGuthabenlaquo auf einem Oumlkokonto angespart werden Bei spaumlteren Ein-griffen werden diese Flaumlchen als bereits geleistete Kompensationsmaszlig-nahmen anerkannt Rheinkalk macht sich dieses Instrument zunutze Im sauerlaumlndischen Houmlnnetal dient nur ein Teil des Grundbesitzes dem Kalksteinabbau Weite Teile des Areals hingegen stehen dank nicht-oumlkonomischer Waldnutzung dem Naturschutz temporaumlr zur Verfuumlgung oder werden je nach Management und naturschutzfachlicher Einschaumlt-zung einem Oumlkokonto zugeschrieben das als Kompensationsleistung fuumlr zu erwartende Eingriffe agiert Waumlhrend auf der einen Seite pro-aktiv Arten- und Oumlkosystemschutz ermoumlglicht wird profitiert Rheinkalk von einem beschleunigten Planungsprozess vermiedener Buumlrokratie und somit geringeren Kosten (wwwrheinkalkdepdfVerantwortung_Fuer_Mensch_und_Naturpdf Seite 24)

43WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

koumlnnen etwaige Kompensationsmaszlignahmen im Rahmen der Ein griffs -regelung vermieden werden Zudem koumlnnen Ergebnisse der teils obli-gatorischen Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung (UVP) der Strategischen

INFOBOX 28

Praxisbeispiel ZielkonflikteBiologische Vielfalt spielt in Steinbruumlchen Baggerseen und Kiesgruben eine wichtige Rolle Die Steine- und Erdenindustrie engagiert sich in zahlreichen Projekten zur Foumlrderung der biologischen Vielfalt Neben der Erarbeitung von Biodiversitaumltsindikatoren und einer Biodiversitaumlts-Datenbank zaumlhlen hierzu zahlreiche gemeinsame Projekte mit Umwelt-verbaumlnden

raquoLeider werden der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt in den Abbaustaumltten ausgerechnet durch das Naturschutzrecht selbst eingeschraumlnkt Wer zum Beispiel ein Laichgewaumlsser fuumlr die Gelbbauch-unke auf einem Rohbodenstandort anlegt oder eine Steilwand fuumlr die Uferschwalbe herrichtet der laumluft Gefahr dass die weitere Bewirt-schaftung der Flaumlchen deutlich eingeschraumlnkt wird Der statische An-satz im Naturschutzrecht verhindert damit leider vielerorts die Aus-schoumlpfung von Synergieeffekten von Gesteinsabbau und Naturschutz Die Steine- und Erdenindustrie jedenfalls ist zur Foumlrderung der biolo-gischen Vielfalt bereit und setzt sich auch weiterhin fuumlr praktikable Loumlsungen einlaquo (Diplom-Biologe Thomas Beiszligwenger Hauptgeschaumlfts-fuumlhrer Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

ABBILDUNG 22 (Foto Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

INFOBOX 29

Praxisbeispiel Management von LiegenschaftenFraport die Betreibergesellschaft des Frankfurter Flughafens formuliert in seiner unternehmenseigenen Biodiversitaumltsstrategie Grundsaumltze zur Biodiversitaumlt Darin wird festgehalten dass sich Flugbetrieb und der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt ndash uumlber gesetz liche Anforderungen wie zum Beispiel Eingriffsregelung hinaus ndash vereinbaren lassen So wird unter anderem auf dem Gelaumlnde des Flughafens ein For-schungsprojekt zum Bienen-Monitoring unterstuumltzt das wichtige Infor-mationen uumlber die Schadstoffsituation liefert Gleich zeitig werden im Rhein-Main-Gebiet gezielt Naturschutzvorhaben gefoumlrdert so zum Bei-spiel der Erhalt von raquoAltholzinselnlaquo im Kinzigtal oder die Pflege von Streuobstwiesen im Maintal (wwwfraportdecontentfraport-agdenachhaltigkeitumweltnatur--und-ressourcenschutz0html und verglei-che auch die dort bereitgestellten PDF-Dokumente)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 44

Legende Naumlhe zum Kerngeschaumlft Merkmalsauspraumlgung Geringer Bezug Mittel o Trifft zu x Mittlerer Bezug Stark + Starker Bezug Sehr stark + +

ABBILDUNG 23 Handlungsan-saumltze zur Integration von Biodiversi-taumlt in Unternehmen am Beispiel eines Industrie- und Konsumguumlter-unternehmens (Grafik PwC)

INFOBOX 30

Handlungsansaumltze zur Integration von Biodiversitaumlt in UnternehmenDie vorgestellten sechs Handlungsansaumltze werden hier systematisch zusammengefasst am Beispiel der Indus trie- und Konsumguumlterbranche dargestellt Diese Systematik kann allen Unternehmen als Pruumlfrahmen dienen ihr spezifisches Profil zur Beruumlcksichtigung von biologischer Viel-falt Oumlkosystemen und deren Leistungen (Naturkapital) zu entwickeln

Die Abbildung verdeutlicht die Wirkung der verschiedenen Handlungs-ansaumltze beispielhaft im Hinblick auf die vier Werttreiber Risiken senken Kosten reduzieren Maumlrkte und Kunden erschlieszligen und Reputation steigern

Waumlhrend die farbliche Hinterlegung die Naumlhe zum Kerngeschaumlft andeutet geben die Spalten auf der rechten Seite Informationen uumlber den Beitrag zum Schutz der biologischen Vielfalt sowie zur moumlglichen Umsetzungskomplexitaumlt wieder Es wird deutlich dass es durchaus ein-fache Maszlignahmen gibt die eine Wirkung zeigen

Werttreiber

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Integration von Biodiversitaumltsaspekten in hellip

Beitrag zum Schutz des Natur kapitals

Umsetzungsshy komplexitaumlt

x x x 1) Unternehmerischer Verantwortung (Corporate Responsibility) o + o

x x x 2) Berichterstattung (inkl umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung) o +

x x 3) Umweltmanagement inkl Liegenschafts-management o + +

x x 4) Maszlignahmen zur Steigerung der Ressourcen-effizienz + + + +

x x x 5) Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten-Management + + + +

x x 6) Investitions- und Planungsprozesse + o +

45WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Des Weiteren ist erkennbar dass die Integration von Biodiversitaumlt in Aus-wahl- und Entscheidungsprozesse vor allem im Bereich Ressourceneffi-zienz Lieferketten-Management und Investitions- und Planungsprozesse zu Win-win-Situationen fuumlhren kann Dabei sollte bei der Auswahl der Ansaumltze und Methoden aber immer das Kerngeschaumlft des Unterneh-mens im Vordergrund stehen ndash hier kann ein erster Check die weitere Schwerpunktsetzung unterstuumltzen Auch die Integration ins klassische Umweltmanagement stellt einen Schritt zur Beruumlcksichtigung von Bio-diversitaumlt dar ndash und zwar verbunden mit einem maumlszligigen Aufwand

Umweltpruumlfung (SUP) und der FFH Vertraumlglichkeitspruumlfung (FFH VP) guumlnstiger ausfallen Auflagen der Nachbesserung reduziert dadurch Kosten eingespart und ein reibungsloser Planungs- und Bauprozess beguumlnstigt werden

Abschlieszligend gilt es die Integration von Biodiversitaumlt auch in flankie-renden operationellen Einheiten voranzutreiben Dies betrifft beson-ders Forschung und Entwicklung sowie Kommunikation Dabei sollen die Themen erfolgreich sowohl nach innen als auch nach auszligen also zu Kunden Lieferanten und anderen Interessengruppen kommuni-ziert und in eine entsprechende Berichterstattung integriert werden

AUSBLICK5

WIR KOumlNNEN DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER WIRTSCHAFT NUR ERHALTEN WENN WIR DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER NATUR ERHALTEN DAFUumlR IST EINE VIELFALT AN LEBENSshy RAumlUMEN UND ARTEN VON ENTSCHEIDENDER BEDEUTUNG DEREN SCHUTZ MUSS DESHALB VIEL STAumlRKER IN DEN WERTSCHOumlPFUNGSPROZESSEN BERUumlCKSICHTIGT WERDEN

ALEXANDER BARTELT ABTEILUNGS-

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VORSTANDSVORSITZENDER raquoBIODIVER-

SITY IN GOOD COMPANYlaquo- INITIATIVE

Es ist an der Zeit die Aspekte von Naturkapital in das unterneh-merische Handeln zu integrieren Nutzen Sie die vielfaumlltigen Ansatz-punkte die im Rahmen der Broschuumlre aufgezeigt wurden und beginnen Sie Ihre unternehmerischen Aktivitaumlten zu erweitern In Deutsch-land gibt es viele Initiativen und Ansaumltze die einen Einstieg in die The-men Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungen erleich tern Nutzen Sie diese Initiativen fuumlr einen Austausch mit anderen Unter-nehmen und uumlber die dort bereits gemachten Erfahrungen (siehe dazu auch Kapitel 6)

Die Initiative raquoBiodiversity in Good Companylaquo ist ein Zusammen-schluss von Unternehmen die gemeinsam fuumlr den Schutz der

biologischen Vielfalt eintreten Der branchenuumlbergreifenden Initiative gehoumlren kleine mittlere und groszlige Unternehmen an Die Mitglieder der raquoBiodiversity in Good Companylaquo-Initiative unterstuumlt-zen das freiwillige Engagement der Wirtschaft fuumlr den Schutz der biologischen Vielfalt Sie arbeiten an Innovationen und Investitio-nen damit naturvertraumlgliche Technologien Produkte und Dienst-leistungen verstaumlrkt ihren Weg in die Maumlrkte finden Die Initiative

47AUSBLICK

traumlgt dazu bei den Privatsektor in die Verwirklichung der Ziele der Konvention uumlber die biologische Vielfalt und der Nationalen

Strategie zur biologischen Vielfalt staumlrker einzubinden

Auch im Rahmen von econsense ndash einem Zusammenschluss fuumlhren-der global agierender Unternehmen und Organisationen der deut-schen Wirtschaft zu den Themen nachhaltige Entwicklung und Cor-porate Social Responsibility (CSR) ndash wird der Themenbereich im Rahmen der Arbeitsgruppe raquoBiodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungenlaquo begleitet Die Mitgliedsunternehmen setzten sich intensiv mit dem Erhalt und der Entwicklung der biologischen Vielfalt auseinander und nutzen econsense als Plattform zum Austausch und zur Diskus-sion von praktischen Managementinstrumenten

Engagieren Sie sich im Projekt raquoUnternehmen Biologische Vielfalt 2020laquo einer Dialog- und Aktionsplattform des Bundesumweltminis-teriums gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der deutschen Wirtschaft und von Naturschutzverbaumlnden die einen fortlaufenden Austausch erlaubt und konkrete Aktivitaumlten zur Umsetzung der Nati-onalen Strategie zur biologischen Vielfalt auf den Weg bringt Folgende Themenfelder stehen dabei im Fokus Informationen zur biologischen Vielfalt fuumlr Unternehmen Biologische Vielfalt im betrieblichen Umweltmanagement Biologische Vielfalt und Naturschutzrecht Kommunikation von Unternehmen nach auszligen Finanzierung von Naturschutzprojekten Maumlrkte Chancen erkennen und entwickeln Netzwerkbildung

Die kuumlnftige Leistungsfaumlhigkeit der Wirtschaft wird von der Leis-tungsfaumlhigkeit des Naturkapitals abhaumlngen Der Erhalt der Leistungs-faumlhigkeit unseres Naturkapitals erfordert die gebuumlndelten Kraumlfte von Unternehmen Politik und Gesellschaft raquoNatur kapital Deutschland ndash TEEB DElaquo zeigt dass sich dies auch wirtschaftlich lohnt Lassen Sie uns diese Chance gemeinsam wahrnehmen

ABBILDUNG 24 (Foto morrbyte Fotoliacom)

6 WEITERFUumlHRENDE INFORMATIONEN

PROJEKT raquoNATURKAPITAL DEUTSCHLAND ndash TEEB DElaquoDiese Broschuumlre ist Teil des Projekts raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo in dessen Rahmen bis zum Jahr 2015 folgende vier Berichte erscheinen (Arbeitstitel) raquoKlimapolitik und Naturkapital Synergien und Konfliktelaquo raquoOumlkosystemleistungen und Entwicklung laumlndlicher Raumlumelaquo raquoNaturleistungen in der Stadt Gesundheit schuumltzen und

Lebensqualitaumlt erhoumlhenlaquo raquoNaturkapital Deutschland Neue Handlungsoptionen

ergreifen ndash eine Syntheselaquo

Bereits erschienen ist die Broschuumlre raquoDer Wert der Natur fuumlr Wirt-schaft und Gesellschaft ndash Eine Einfuumlhrunglaquo wwwnaturkapital-teebde

Soweit Praxisbeispiele und Statements nicht gesondert gekennzeich-net wurden sind diese speziell fuumlr raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo erstellt worden

Leitfaumlden Handlungsmoumlglichkeiten fuumlr Unternehmen BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012)Biodiversitaumlt im unterneh-

merischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Umfangrei-che aber dennoch leicht zu erfassende und praxisnahe Broschuumlre zu Maszlignahmen rund um den betrieblichen Biodiversitaumltsschutz Mit zahl-reichen Umsetzungstipps und Hinweisen auf weiterfuumlhrende Lite ra-tur und Webseiten

49WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

www2leuphanadeumanagementcsmcontentnamadownloads download_publikationenBestaendig20Wuczkowski_Biodiversitaet 20im20unternehmerischen20Nachhaltigkeitsmanagement_neupdf

HOUDET J (HRSG) (2008 UumlBERARBEITET 2010) Integrating bio-diversity into business strategies The Biodiversity Accountability Framework Sehr umfangreiche Publikation (knapp 400 Seiten) uumlber Bio di versitaumlt und Unternehmen beginnend bei den Grundlagen 23 In dikatoren (Business and Biodiversity Independence Indicators) sind Grundlage fuumlr die Bewertung der Biodiversitaumltsleistung von Unter-nehmen Mit zahlreichen Beispielen Regionaler Fokus Frankreichwwworeeorg_scriptntsp-document-file_downloadphp document_id=1063ampdocument_file_id=1070

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement ndash Ein Leitfaden fuumlr die betriebliche Praxis Umsetzungsorientiertes Handbuch zur Einbindung von Biodiversi-

taumlt in das bestehende (Umwelt)-Management inklusive zahlreicher Vorschlaumlge fuumlr Maszlignahmen und Instrumente sowie Zuordnung zu Handlungsfeldern und Funktionsbereichen httpwwwbmudeN46143

TEEB (2012) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Busi-ness and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York Bericht fuumlr Unternehmen der internationalen TEEB-Studie Ins-pirierende teils generische Heranfuumlhrung an die Bedeutung von Bio-diversitaumlt an Unternehmen mit Beispielen aus aller Welt Excutive summary unter wwwteebweborg

UN GLOBAL COMPACT AND IUCN (2012) A Framework for Corpo rate Action on Biodiversity and Ecosystem Services Uumlberblicksbro schuumlre zu Biodiversitaumlt und Unternehmen Adressierte Themen Treiber Risi-ken amp Chancen Corporate Governance Management (inkl Vermei-dungs-Hierarchie) Stakeholder-Engagement und Berichter stattungwwwunglobalcompactorgdocsissues_docEnvironmentBES_Frameworkpdf

WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD) (2011) Handbuch zur unternehmerischen Bewertung von Oumlkosystemdienstleistungen (CEV) Ein Rahmenwerk zur Erleichterung unternehmerischer Entscheidungsfindung Generisches Hand buch fuumlr die Durchfuumlhrung einer unternehmensinternen Bewertung von Biodiversitaumlt (breites Werteverstaumlndnis) mit Handreichungen zu vor-gelagerten Abwaumlgungen wwweconsensedesitesallfilesWBCSD_Handbuch_CEVpdf

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 50

WORLD RESOURCE INSTITUTE (WRI) (2012) Corporate Ecosystem Services Review ndash Version 20 Handbuch zur systematischen Erfas-sung von biodiversitaumltsbezogenen Risiko- und Handlungsfeldern Schrittweises Vorgehen inkl Vorschlaumlgen fuumlr die Erfassung und Doku-mentation des Prozesses wwwwriorgpublicationcorporate-ecosystem-services-review

Allgemein Oumlkosysteme Biodiversitaumlt und Wirtschaft JESSEL B TSCHIMPKE O UND WALSER M (2009) Produktivkraft

Natur Hamburg Praumlgnante Beispiele fuumlr die Quantifizierung von wirtschaftlich relevanten Nutzungen der Natur in Arbeitsplaumltzen Umsaumltzen oder vermiedenen Kostenwwwnaturkapital-teebdefileadminDownloadsProduktivkraft Naturpdf

MILLENNIUM ECOSYSTEM ASSESSMENT (2005) Ecosystems and Human Well-Being ndash Synthesis Synthese der mehr als 1000 Seiten fassenden wissenschaftlichen Studie uumlber die oumlkologischen und gesell-schaftlichen Zusammenhaumlnge sowie Zustand und Trends des Verlus-tes der biologischen Vielfalt und die Bedeutung der Oumlkosystemleis-tungen fuumlr den Menschenwwwmaweborgdocumentsdocument356aspxpdf

TEEB (2010) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integ-rieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz (Hrsg) Bonn Zusam-menfassung der Ergebnisse der internationalen TEEB Studie Synthese der Berichte fuumlr internationale Politiker lokale und regionale Ent-scheider sowie Unternehmen wwwteebweborg

Kartenmaterial Frageboumlgen und Tools PROTECTEDPLANETNET Weltweite kartengestuumltzte Darstellung von

Schutzgebieten basierend auf den Daten der World Database of Pro-tected Areas (WDPA) und der Weltnaturschutzorganisation (IUCN) wwwprotectedplanetnet

BFNshySCHUTZGEBIETSKARTE Interaktive Karte des Bundesamtes fuumlr Naturschutz mit allen deutschen Schutzgebieten wwwgeodienstebfndeschutzgebiete

CHECKLISTEN DER DEUTSCHEN BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIAshyTIVE Fragenkatalog zur Erstellung einer Selbsteinschaumltzung bezuumlg-lich potenzieller Risiken hinsichtlich Biodiversitaumlt und Oumlkosystem-leistungen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

51WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

INTEGRATED BIODIVERSITY ASSESSMENT TOOL (IBAT) Kostenpflich-tige Anwendung zur Bewertung standortbezogener Biodiversitaumlts-risiken (Fokus Schutzgebiete und Biodiversity Hot Spots) GIS-(Karten)- basiert wwwibatforbusinessorg

Fallbeispiele und Publikationssammlung WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD)

(2012) Biodiversity and ecosystem services ndash scaling up business solutions Company case studies that help achieve global biodiversity targetswwwwbcsdorgPagesEDocumentEDocumentDetailsaspxID=14923ampNoSearchContextKey=true

UNITED NATIONS ENVIRONMENT PROGRAM FINANCE INITIATIVE (UNEP FI) Publikationen zu biodiversitaumltsbezogenen Chancen Risiken und Handlungsoptionen der Finanzbranche wwwunepfiorgpublicationsbiodiversityindexhtml

CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (CBD) BUSINESS PROGRAMM Fallstudien und Publikationen zu Beruumlhrungspunkten und Leuchtturm-projekten zum Erhalt der biologischen Vielfalt wwwcbdintenbusiness

ECOSYSTEM MARKETPLACE Nachrichtenportal von Forest Trends rund um Biodiversitaumlts- Wasser- und CO2-Maumlrkte wwwecosystemmarketplacecom

Strategien auf politischer Ebene NATIONALE STRATEGIE ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT (2007) Deutsch-

lands Strategie zur Umsetzung der Konvention uumlber die biolo gische Vielfalt wwwbmudeN40333

INFORMATIONSPORTAL DES BUNDESAMTES FUumlR NATURSCHUTZ ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT Mit Nachrichten Informationen Veranstal-tungshinweisen und weiterfuumlhrenden Materialien wwwbiologische-vielfaltde

EUshyBIODIVERSITAumlTSSTRATEGIE FUumlR 2020 Diese EU-Strategie enthaumllt Ziele zum Erhalt von Biodiversitaumlt sowie von Oumlkosystemen und deren Leistungen (raquoNaturkapitallaquo) bis 2020httpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversitycomm20062020htm

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 52

GLOBALE BIODIVERSITAumlTSZIELE Der raquoStrategische Plan 2011 ndash 2020laquo des Internationalen Uumlbereinkommens zur biologischen Vielfalt (CBD) enthaumllt auch Ziele zu Oumlkosystemen und deren Leistungen sowie zum Wert der biologischen VielfaltwwwcbdintdocdecisionsCOP-10cop-10-dec-02-enpdf

Initiativen DEUTSCHE BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIATIVE ndash raquoBIODIVERSITY

IN GOOD COMPANYlaquoshy INITIATIVE Zusammenschluss vor allem deut-scher Unternehmen mit dem Ziel die Integration von Biodiversitaumlt in unternehmerische Entscheidungen voranzutreiben wwwbusiness-and-biodiversityde

EUROPAumlISCHE raquoBUSINESS AND BIODIVERSITY CAMPAIGNlaquo Europa-weite Plattform fuumlr Unternehmen mit dem Ziel Ansaumltze fuumlr ein Biodi-versitaumltsmanagement zu entwickeln und umzusetzen wwwbusiness-biodiversityeu

NATURAL CAPITAL DECLARATION Erklaumlrung einzelner Akteure des Finanzsektors Naturkapital in Finanzprodukten und -dienstleistungen zu beruumlcksichtigen wwwnaturalcapitaldeclarationorg

TEEB FOR BUSINESS COALITION Initiative zur Vereinheitlichung der Bilanzierung von Naturkapital im Unternehmen httpteebforbusinessorg

GLOSSAR 53

GLOSSAR

ARTENVIELFALTDiversitaumlt (Vielfalt) biologischer Arten in einem Lebensraum Artenviel-falt ist neben genetischer Vielfalt und Diversitaumlt der Oumlkosysteme ein Teil-aspekt der biologischen Vielfalt

BASISLEISTUNGENGrundlegende Leistungen der Oumlkosysteme wie zum Beispiel Photosyn-these oder Stickstoffbindung von Knoumlllchenbakterien welche die Voraus-setzung fuumlr alle anderen Leistungen der Oumlkosysteme sind

BIODIVERSITAumlT Biologische Vielfalt

BIOLOGISCHE VIELFALT Die Vielfalt des Lebens auf unserer Erde (oder Biodiversitaumlt) ist die Varia-bilitaumlt lebender Organismen und der von ihnen gebildeten oumlkologischen Komplexe Sie umfasst drei Ebenen 1) die Vielfalt an Oumlkosystemen bezie-hungsweise Lebensgemeinschaften Lebensraumlumen und Landschaften 2) die Artenvielfalt und 3) die genetische Vielfalt innerhalb der verschie-denen Arten

EINGRIFFSREGELUNG Instrument des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatschG sectsect 13 ff) das die Bewaumlltigung von Eingriffen in Natur und Landschaft regelt (Vermeidung und Kompensation)

EMAS Betriebliches Umweltmanagementsystem (Eco Management and Audit Scheme) nach der Verordnung (EG) Nr 12212009 uumlber die freiwillige Teil-nahme von Organisationen an einem Gemeinschaftssystem fuumlr Umwelt-management und Umweltbetriebspruumlfung (ABl EG L 342 v 22122009 S 1) Schwerpunkte sind die kontinuierliche Verbesserung der Umwelt-leistung die Umwelterklaumlrung und Umweltrechtskonformitaumlt

GEBIETSFREMDE ARTENAuch invasive Arten oder Neobiota Tier- und Pflanzenarten die durch Einfuhr (beabsichtigt) oder Einschleppung (unbeabsichtigt) in einem fuumlr sie nicht natuumlrlichen Lebensraum leben Einige gebietsfremde Arten ver-breiten sich aufgrund mangelnder Feinde physiologischer Eigenschaften (Wachstumsgeschwindigkeit Wasserbedarf) oder aumlhnlich invasiv und verdraumlngen einheimische Arten In einigen Faumlllen entstehen durch sie erheb liche Nachteile fuumlr Mensch (Gesundheitsbeeintraumlchtigungen wie zum Beispiel Allergien) und Oumlkosysteme (Degradation)

INWERTSETZUNGBuumlndel von Maszlignahmen um den Nutzen von Biodiversitaumlt und Oumlkosys-temleistungen fuumlr die Gesellschaft relevant und erfahrbar werden zu las-sen Dies geschieht durch (oumlkonomische) Bewertung und oder Integra-tion in Marktentscheidungen ndash zum Beispiel in Form von naturorientierten Angeboten Anreizen oder der Schaffung von Maumlrkten fuumlr Biodiversitaumlt ndash sowie in gesellschaftliche und private Entscheidungen

54 DIEUNTERNEHMENSPERSPEKTIVEndashNEUEHERAUSFORDERUNGEN

ISO 14001 Betriebliches Umweltmanagementsystem nach DIN EN ISO 140012004 + AC 2009 (Ausgabe 112009) Schwerpunkt liegt in der Verbesserung des Umweltmanagementsystems

KONVENTION UumlBER DIE BIOLOGISCHE VIELFALT (ENGL CONVENTION ON BIO LOGICAL DIVERSITY ndash CBD)

Uumlbereinkunft von 168 Staaten (Unterzeichner Stand 12122012) uumlber die biologische Vielfalt Darin werden der Verlust der biologischen Vielfalt als Herausforderung anerkannt und Ziele zu ihrer Erhaltung formuliert Diese sind 1) Schutz der biologischen Vielfalt 2) Nachhaltige Nutzung ihrer Bestandteile und 3) Zugangsregelung und gerechter Ausgleich von Vor-teilen welche aus der Nutzung genetischer Ressourcen entstehen

KULTURELLE OumlKOSYSTEMshy LEISTUNGEN

Leistungen von Oumlkosystemen mit Wirkung und Bedeutung fuumlr Erholung aumlsthetisches Empfinden spirituelle Erfahrungen soziale Funktionen kul-turelle Identitaumlt Heimatgefuumlhl Wissen und Erkenntnis

MONETARISISERUNG Beimesssung eines Wertes in Geldeinheiten Die Umweltoumlkonomie hat dazu mehrere Verfahren der Monetarisierung entwickelt

NATURKAPITAL Oumlkonomischer Begriff fuumlr den begrenzten Vorrat an physischen und bio-logischen Ressourcen der Erde und die begrenzte Bereitstellung von Guumltern und Leistungen durch Oumlkosysteme

OumlKOSYSTEM Bezeichnet die Bestandteile eines abgegrenzten Naturraumes (zum Beispiel niedersaumlchsisches Wattenmeer) oder eines bestimmten Natur-raumtyps (zum Beispiel naumlhrstoffarmes Flieszliggewaumlsser) und deren Wech-selwirkungen Der Begriff kann sich auf verschiedene raumlumliche Ebenen (lokal regional) beziehen und umfasst sowohl (halb-)natuumlrliche (zum Bei-spiel ungestoumlrte Hochmoore) und naturnahe (zum Beispiel Kalkmager-rasen) als auch vom Menschen gepraumlgte Oumlkosysteme (zum Beispiel Agrar oumlkosysteme)

OumlKOSYSTEMFUNKTIONEN Umfassen alle physikalischen chemischen und biologischen Prozesse und Wechselwirkungen die in verschiedenen Oumlkosystemen stattfinden

OumlKOSYSTEMLEISTUNGEN Bezeichnen direkte und indirekte Beitraumlge von Oumlkosystemen zum mensch-lichen Wohlergehen das heiszligt Leistungen und Guumlter die dem Menschen einen direkten oder indirekten wirtschaftlichen materiellen gesundheit-lichen oder psychischen Nutzen bringen In Abgrenzung zum Begriff Oumlko-systemfunktion entsteht der Begriff Oumlkosystemleistung aus einer anth-ropozentrischen Perspektive und ist an einen Nutzen des Oumlkosystems fuumlr den Menschen gebunden Der Begriff ist identisch mit den haumlufig verwen-deten Begriffen raquoOumlkosystemdienstleistunglaquo und raquooumlkosystemare Guumlter und Leistungenlaquo und entspricht dem englischen Begriff der raquoecosystem serviceslaquo

55

REGULIERUNGSLEISTUNGENFunktionen von Oumlkosystemen die auf (andere) Elemente und Prozesse von Oumlkosystemen einwirken die (direkten) Nutzen fuumlr den Menschen haben zum Beispiel die Filterwirkung von Bodenschichten auf die Grund-wasserqualitaumlt oder der Beitrag einer Hecke zur Verringerung der Boden-erosion

GLOSSAR

RESILIENZ (VON OumlKOSYSTEMEN)

Resilienz ist die Faumlhigkeit eines Oumlkosystems trotz aumluszligerer Stoumlrungen seine Funktionen und damit seine Oumlkosystemleistungen aufrecht zu erhalten Es wird davon ausgegangen dass die Resilienz stark mit der in dem Oumlko-system vorherrschenden biologischen Vielfalt korreliert

TEEBThe Economics of Ecosystems and Biodiversity Die internationale TEEB-Studie wurde von Deutschland im Rahmen seiner G8-Praumlsidentschaft im Jahr 2007 gemeinsam mit der EU-Kommission initiiert und mithilfe zahlreicher weiterer Institutionen unter der Schirmherrschaft des Um-weltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) durchgefuumlhrt Ziel der TEEB-Studie war es den oumlkonomischen Wert der Leistungen der Natur ein zuschaumltzen die wirtschaftlichen Auswirkungen der Schaumldigung von Oumlkosystemen zu erfassen und ausgehend davon die Kosten eines Nicht-Handelns zu beziffern Leiter der Studie war der indische Oumlkonom Pavan Sukhdev Im Rahmen der Studie wurden verschiedene Berichte veroumlffent-licht Derzeit wird unter Leitung von UNEP ein Nachfolgeprozess organi-siert um die Durchfuumlhrung von nationalen regionalen lokalen und sek-toralen Studien zum Thema anzuregen und zu foumlrdern

VERSORGUNGSLEISTUNGENBezeichnen meist marktfaumlhige Guumlter die von oder mithilfe von Oumlkosyste-men produziert werden (zum Beispiel Nahrung Frischwasser Feuer- und Bauholz) Teilweise ist ein erheblicher Beitrag von (Human-)Kapital und Arbeit notwendig um diese Guumlter zu erstellen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 56

QUELLEN

BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012) Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Centre for Sustainability Management Luumlneburg

BORN W u a (2012) Gesundheitskosten der Beifuszlig-Ambrosie in Deutschland In Umweltmedizin in Forschung und Praxis 17 (2) S 71 ndash 80

DER BUND (2009) Invasive Muscheln verstopfen Leitungen Von Fabio Bergamin Onlineausgabe Zuletzt aktualisiert am 31072009 httpwwwderbundchzeitungenwissenInvasive-Muscheln-verstopfen-Leitungenstory29662360

DEUTSCHER IMKERBUND EV Internetauftritt des Deutschen Imkerbund e V vom 12122012 httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpbienen-und- bestaeubungsleistung und httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpzahlen-die-zaehlen

EUROPAumlISCHE KOMMISSION (2009) Fact Sheet Gebietsfremde invasive Arten httpeceuropaeuenvironmentpubspdffactsheetsInvasive20Alien20SpeciesInvasive_Alien_DEpdf

FAO ndash FOOD AND AGRICULTURE ORGANIZATION OF THE UNITED NATIONS (2010) Global Forest Resource Assessment 2010wwwfaoorgforestryfrafra2010en

GARCIacuteAshyTORRES L u a (2001) Conservation agriculture in Europe Current status and perspectives In Garcia-Torres L Benites J and Martiacutenez-Vilela A (Hrsg) Conservation Agriculture A World-wide Challenge 1st World Congress on Conservation Agriculture Madrid 1 ndash 5 October 2001 Vol I Keynote Contributions XUL Cordoba Spain S 79 ndash 83

IAASTD ndash INTERNATIONAL ASSESSMENT OF AGRICULTURAL KNOWLEDGE SCIENCE AND TECHNOLOGY FOR DEVELOPMENT (2008) Global ReportwwwagassessmentorgreportsIAASTDENAgriculture20at20a20Crossroads_Global20Report20(English)pdf

KREIBICH H MUumlLLER M (2005) Private Vorsorgemaszlignahmen koumlnnen Hochwasserschaumlden reduzieren Schadensprisma Heft 1 2005 httpwwwschadenprismadepdfsp_2005_1_1pdf

57QUELLEN

LENZEN M u a (2012) International trade drives biodiversity threats in developing nations Nature 486109 ndash 112 Doi101038nature11145

PWC ndash PRICEWATERHOUSECOOPERS (2012) PwC Rio+20 Sustain ability pulse poll How do the public and CEO opinions differ on Rio+20 issues

REWE GROUP (2010) Pressemitteilung raquoBodensee-Obstbauern engagieren sich fuumlr Biodiversitaumltlaquo wwwrewe-groupcompressepressemeldungenpressemeldung-detail articlebodensee-obstbauern-engagieren-sich-fuer-biodiversitaet

SCBD ndash SECRETARIAT OF THE CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (2009) business2010 A magazine on business amp bio- diversity June 2009 Volume 4 ndash Issue 1 httpwwwcbdintdocnewslettersnews-biz-2009-06-enpdf

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement Ein Leitfaden fuumlr die betrieb-liche Praxis BerlinwwwbmudeN46143

STATISCHES BUNDESAMT (2012) Nachhaltige Entwicklung in Deutschland Indikatorenbericht 2012 wwwdestatisdeDEPublikationenThematischUmwelt oekonomischeGesamtrechnungenUmweltindikatorenIndikatoren PDF_0230001pdf__blob=publicationFile

STERN N (2007) The Economics of Climate Change The Stern Review Cambridge

TEEB (2009) The Economics of Ecosystems and Biodiversity TEEB for National and International Policy Makers Summary Responding to the Value of Naturewwwteebweborg

TEEB (2010A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity Ecological and Economic Foundations Edited by Pushpam Kumar London and Washington

TEEB (2010B) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integrieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz Bonn

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 58

TEEB (2011) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in National and International Policy Making Edited by Patrick ten Brink London and Washington

TEEB (2012A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Local and Regional Policy and Management Edited by Heidi Wittmer and Haripriya Gundimeda Abingdon and New York

TEEB (2012B) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Business and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York

TEN BRINK P BRAAT L (HRSG) (2008) The Cost of Policy Inaction The case of not meeting the 2010 biodiversity targethttpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversityeconomicspdfcopizip

UNESCAP ndash UNITED NATIONS ECONOMIC AND SOCIAL COMMISSION FOR ASIA AND THE PACIFIC (1999) Keynote Statement of Mr Cengiz Ertuna (UNESCAP) at IDNDR-ESCAP Regional Meeting for Asia Risk Reduction amp Society in the 21st Century Bangkok 23 ndash26 February 1999 httpwwwunescaporgenrdwater_mineraldisasterertuna01htm

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012) Water valuation ndash Building the business case Geneva and Washington

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012A) Changing Pace ndash Public policy options to scale and accelerate business action towards Vision 2050 Geneva and Washington

WRI ndash WORLD RESOURCE INSTITUTE (2012) The Corporate Ecosys-tem Services Review - Guidelines for Identifying Business Risks and Opportunities Arising from Ecosystem Change Version 20 Washington

ZEITZ J PUMA Pressemitteilung vom 16112011 httpaboutpumacompuma-completes-first-environmental-profit-and-loss-account-which-values-impacts-at-e-145-million

  • Die Unternehmensperspektive
  • Impressum
  • Inhaltsverzeichnis
  • Vorworte
  • Biodiversitaumlt und Oumlkoshysystemleistungen ndash Erweiterung der unternehmerischen Sicht
  • Warum die Wirtschaft gefragt ist ndash Treiber Chancen und Risiken
  • Entwicklungen und Trends ndash was auf Unternehmen zukommt
  • Wie Unternehmen taumltig werden koumlnnen
  • Ausblick
  • Weiterfuumlhrende Informationen
  • QUELLEN

9

Ich hoffe dass diese Broschuumlre nicht nur die CSR-Verantwortlichen der Unternehmen erreicht sondern vor allem auch die oberen Ent-scheidungstraumlger Die Erfahrung vieler Unternehmen zeigt dass die CSR-Abteilungen nur einen begrenzten Einfluss auf die strategischen Unternehmensentscheidungen haben

Es ist die Aufgabe jedes Unternehmens sich der Folgen des Handelns auf die Natur bewusst zu sein Wir muumlssen uns alle dafuumlr einsetzen unseren oumlkologischen Fuszligabdruck so gering wie moumlglich zu halten Das ist unsere Verantwortung als Mensch und unsere Verpflichtung gegenuumlber den nachfolgenden Generationen Ziel muss sein eine saubere gesunde und gerechtere Welt zu gestalten

Wenn sich jeder um die Folgen seines unternehmerischen Handelns kuumlmmern wuumlrde waumlren wir schon auf einem sehr guten Weg um dem Klimawandel entgegen zu wirken die Umweltbelastung zu ver-ringern und die biologische Vielfalt zu erhalten

DR ANTJE VON DEWITZ(Geschaumlftsfuumlhrerin VAUDE und Mitglied desProjektbeirats raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo)

VORWORTE

BIODIVERSITAumlT UND OumlKO SYSTEMLEISTUNGEN ndash ERWEITERUNG DER UNTERshyNEHMERISCHEN SICHT

1

WIR KOumlNNEN DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT UNSERES UNTERshyNEHMENS NUR SICHERN WENN WIR DIE LEISTUNGSshyFAumlHIGKEIT DER NATUR ERHALTEN DIE OumlKO SYSTEME ZU SCHUumlTZEN UND IHRE LEBENSWICHTIGEN DIENSTE WERT ZUSCHAumlTZEN IST UNSERE AUFGABE

GUumlNTER DAMME UMWELTBEAUF-

TRAGTER VOLKSWAGEN AG

In Unternehmen vollzieht sich derzeit eine Entwicklung hin zu einer ganzheitlicheren Leistungsbeurteilung und -berichterstattung Diese Veraumlnderung laumlsst sich beispielsweise an der integrierten Bericht-erstattung von Unternehmens- und Nachhaltigkeitskennzahlen oder an der umweltbezogenen Gewinn- und Verlustrechnung festmachen Unternehmen erkennen zunehmend dass Leistung neu definiert wer-den muss und ein langfristiger Unternehmenserfolg nur dann moumlg-lich wird wenn er im Einklang mit den verfuumlgbaren natuumlrlichen Res-sourcen erwirtschaftet wird Es sind Abhaumlngigkeiten und Einfluumlsse gleichermaszligen die dieses enge Wechselspiel von Unternehmen und Natur charakterisieren

Manager und Politiker sprechen nicht mehr nur von Sach- Anlage- und Humankapital Sie sprechen von Naturkapital Investitionen in gruumlne Infrastruktur und Biodiversitaumltsmaumlrkten Die Natur als essenziel-ler Bestandteil des Geschaumlftsbetriebs ruumlckt sukzessive auf die Agenda

Unternehmen gehen innovative Wege um ihre Position am Markt zu staumlrken und sich gleichzeitig fuumlr den Erhalt biologischer Vielfalt einzusetzen Einen wesentlichen Anteil an dieser Annaumlherung hat die

11BIODIVERSITAumlTUNDOumlKOSYSTEMLEISTUNGENndashERWEITERUNGDERUNTERNEHMERISCHENSICHT

INFOBOX 1

Bedeutung von Biodiversitaumlt fuumlr CEOsInteressant ist In einer Untersuchung befragte PwC im Mai 2012 Kon-sumenten und Manager zu den groumlszligten Herausforderungen der kom-menden Dekade Waumlhrend 43 der Konsumenten Biodiversitaumltsverlust als sehr wichtig bewerten (houmlchste Wichtigkeit) teilten nur etwa 12 der unternehmerischen Entscheider diese Position (PwC 2012)

internationale Studie raquoThe Economics of Ecosystems and Biodiver sitylaquo ( TEEB) und deren Ansatz zur Beruumlcksichtigung von Biodiversishytaumlt in Entscheidungen Der TEEB-Ansatz beruht auf drei Schritten die auch Basis fuumlr das nationale Projekt raquoNaturkapital Deutschlandlaquo sind Anerkennen der Vielzahl an Werten der Natur Aufzeigen dieser Werte und Integration dieser in Entscheidungen und Ablaumlufe

Die vorliegende Broschuumlre will Beispiele fuumlr die Beruumlcksichtigung von diesen Werten der Natur und von biologischer Vielfalt in Unterneh-men geben Sie bietet allen interessierten Unternehmensvertretern wertvolle Hinweise und Informationen fuumlr eine erste Auseinander-setzung mit den vielfaumlltigen Facetten der biologischen Vielfalt und

Oumlkosystemleistungen

In diesem einfuumlhrenden Kapitel soll zunaumlchst kurz geklaumlrt werden was sich hinter den Begriffen biologische Vielfalt Oumlkosystemleistungen und Naturkapital verbirgt Kapitel 2 zeigt auf inwiefern Unternehmen von biologischer Vielfalt Oumlkosystemleistungen und deren Verlust betroffen sind und welche Chancen und Risiken hiermit verbunden sein koumlnnen Gesellschaftliche und politische Entwicklungen als auch natio nale und internationale Regularien und Ansaumltze werden kurz in Kapitel 3 skizziert Ein besonderer Fokus wird dabei auf den spezifisch deutschen Kontext gelegt Kapitel 4 bietet einen Uumlberblick uumlber Anknuumlpfungs-punkte und Handlungsansaumltze zur Integra tion von Oumlkosystemleis-tungen und biologischer Vielfalt in unternehmerische Entscheidungen

Detaillierte Hintergrundinformationen finden sich in der einfuumlhren-den Broschuumlre des Projekts raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo mit dem Titel raquoDer Wert der Natur fuumlr Wirtschaft und Gesellschaft ndash Eine Einfuumlhrunglaquo sowie in Kapitel 6 dieser Broschuumlre

WAS MEINT raquoNATURKAPITALlaquo Biologische Vielfalt Oumlkosystemleistungen Naturkapital ndash fuumlr viele noch sperrige oder unklare Begriffe und weniger ein Hinweis auf das komplexe Zusammenspiel zwischen Umwelt und Wirtschaft

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 12

ABBILDUNG 1 (Foto Metronom GmbH)

INFOBOX 2

OumlkosystemleistungenOumlkosystemleistungen lassen sich in verschiedene Typen unterscheiden Am greifbarsten sind die Versorgungsleistungen Sie stellen phy-sische Guumlter dar und schlieszligen unter anderem Holz und landwirtschaft-liche Erzeugnisse wie Obst und Getreide aber auch Fisch Fleisch und Naturerzeugnisse wie Milch und Honig ein

Von Regulierungsleistungen profitieren oft mehrere Akteure gleich zeitig wird deren Nutzen nur indirekt sichtbar Dies verdeutlicht das Beispiel der Hochwasserregulierung einer Aue Durch sie koumlnnen hohe Schaumlden fuumlr eine Region vermieden werden Weitere regulierende Oumlkosystemleistungen sind die Filterfunktion der Boumlden die Bereitstel-lung sauberen Wassers die Klimaregulierung oder der Erosionsschutz

Wer beispielsweise in einem Wald mehr als Holz Erosionsschutz und klimaregulierende Wirkung sieht genieszligt wahrscheinlich gerade die

kulturellen Oumlkosystemleistungen der Natur Erholung (wichtig fuumlr die Tourismusbranche) aber auch spirituelle Anregung werden da-runter zusammengefasst

All dies ist nur durch sogenannte Basisleistungen moumlglich Sie beschreiben natuumlrliche Prozesse wie die Photosynthese den Naumlhrstoff-kreislauf oder die Bodenbildung die Grundvoraussetzungen fuumlr die eben genannten Oumlkosystemleistungen darstellen

Viele Themen auf die Sie auch in dieser Broschuumlre stoszligen finden sich zum Beispiel im betrieblichen Umweltschutz und verschiedenen Ver-ordnungen und Regularien wieder sind somit bei Unternehmen teil-weise bekannt und werden auch bereits in Einzelaspekten umgesetzt Was ist also das Neue

Der Ansatz von raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo geht uumlber die Einzelfallbetrachtung hinaus und moumlchte die Wechselbeziehungen zwischen Unternehmen und Natur als Chance begreifbar machen Dieses Wechselspiel bedeutet auch dass wirtschaftliche und gesell-schaft liche Prozesse auf Dauer nicht losgeloumlst von natuumlrlichen Zu-sammenhaumlngen betrachtet werden koumlnnen

Das Konzept der Oumlkosystemleistungen zeigt dass wir als Individuen und Gemeinschaften als Regionen Staaten und Unternehmen in viel faumlltiger Weise von den Leistungen der Natur profitieren So um-fassen Oumlkosystemleistungen die direkten und indirekten Beitraumlge von Oumlkosystemen zum menschlichen Wohlergehen und auch zur

13BIODIVERSITAumlTUNDOumlKOSYSTEMLEISTUNGENndashERWEITERUNGDERUNTERNEHMERISCHENSICHT

wirtschaftlichen Produktivitaumlt Es wird zwischen physischen Guumltern (Versorgungsleistungen) und regulierenden und kulturellen raquoLeistun-genlaquo unterschieden

Die biologische Vielfalt traumlgt dazu bei dass die Leistungen der Oumlko-systeme nicht abreiszligen ndash und unterstuumltzt somit die Wertschoumlpfung zahlreicher Unternehmen Die Natur ist neben dem Sach- und Human-kapital Grundlage des Wirtschaftens Im oumlkonomischen Sinn kann Natur daher als raquoKapitallaquo aufgefasst werden ihre Leistungen stellen eine raquoDividendelaquo dar Dieses Kapital wird durch verschiedene Nut-zungen und Veraumlnderungen beansprucht Ein vorausschauender Um-gang mit dem Naturkapital ist geboten um ndash wie auch beim Sach- Finanz- und Humankapital ndash den Kapitalstock nicht aufzuzehren

ABBILDUNG 2 Alternative fuumlr die Biogasanlage Die verschiedenen Pflanzen dieser raquoSaatmischunglaquo sind geeignet fuumlr Biogasanlagen und bieten im Gegensatz zum Energie-maisanbau zusaumltzlich Nahrung fuumlr eine hohe Vielfalt an Insekten(Foto Christoph Moning)

INFOBOX 3

Biologische Vielfalt (kurz Biodiversitaumlt) beschreibt die Vielfalt der Lebensraumlume ndash die Oumlkosysteme die Vielfalt der Arten und die genetische Vielfalt innerhalb der Arten

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 14

GRUumlNDE DES VERLUSTES VON BIOLOGISCHER VIELFALT UND OumlKOSYSTEMLEISTUNGENDie deutsche Wirtschaft kann im Bereich des Umweltschutzes groszlige Erfolge vorweisen Dadurch leistet sie auch einen Beitrag fuumlr die Erhal-tung und den Schutz der biologischen Vielfalt und von Oumlkosystem-leistungen Emissionen konnten beispielsweise stark vermindert wer-den Dennoch gibt es weiterhin Handlungsbedarf

ABBILDUNG 4 Biologische Viel- falt Oumlkosystemleistungen und deren oumlkonomische Werte Die angegebenen Werte sind jeweils als beispielhafte Mindestwerte zu verstehen da andere Werte ndash zum Beispiel der Wert der Erholung ndash nicht erfasst sind Quellen befinden sich im Anhang

ABBILDUNG 3 (Foto Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

NATURK APITAL

Biologische Vielfalt Oumlkosystemleistungen (beispielhafte Auswahl)

Ausgewaumlhlte oumlkonomische Werte (beispielhaft)

Vielfalt der OumlkosystemeErholungWasserregulationCO2-Speicher

Wasserruumlckhaltung amp Hochwasserschutz Volkswirtschaftliche Schaumlden des Elbe-

Hochwassers 2002 mehr als 11 Milliarden Euro (Kreibich und Muumlller 2005)

Kosten der 1998 durch Entwaldung verursachten Uumlber-schwemmungen in Bangladesch China Korea Indien und Vietnam 23 Milliarden US-Dollar (UNESCAP 1999)

Bodenerosion Kosten der Bodenerosion in Europa

53 Euro pro Hektar Jahr (Garciacutea-Torres u a 2001)

Artenvielfalt

Nahrung Holz Brennstoffe Inspiration fuumlr DesignBestaumlubung

Bestaumlubungsleistungen 85 der landwirtschaftlichen Ertraumlge im Pflanzen- und

Obstbau haumlngen in Deutschland von der Bestaumlubung durch Honigbienen ab Geschaumltzter Wert 2 Milliarden Euro (Deutscher Imkerbund e V 2012)

Genetische Vielfalt

Medizinische ProdukteResistenz gegenuumlber Krankheiten Anpassungs faumlhigkeit an natuumlrliche und anthropo-gene Veraumlnderungen

Nutzung genetischer Ressourcen 25 ndash 50 des US-amerikanischen Marktes fuumlr Pharma -

zeutika beruhen auf der Nutzung von natuumlrlichen gene- tischen Ressourcen dies entspricht einem Volumen von 640 Milliarden US-Dollar (TEEB 2009)

15BIODIVERSITAumlTUNDOumlKOSYSTEMLEISTUNGENndashERWEITERUNGDERUNTERNEHMERISCHENSICHT

Durch ein rasantes Wirtschaftswachstum und weltweit steigende Bevoumllkerungszahlen erhoumlht sich der Verbrauch an natuumlrlichen Ressour-cen Damit ebenfalls eng verknuumlpft sind die Themen Veraumlnderung Verschmutzung und Uumlbernutzung (Ausbeutung) von Oumlkosystemen sowie Klimawandel All diese Treiber ndash plus die Verbreitung gebiets-fremder Arten ndash sind Ursachen fuumlr den Verlust an biologischer Vielfalt und Oumlkosystemleistungen Im Folgenden werden sie kurz umrissen

Habitatverluste meist durch Landnutzungsaumlnderungen hervorge-rufen sind Hauptursache fuumlr Artenschwund beziehungsweise De-gra dation von Oumlkosystemen Hierzulande tragen zum Beispiel auch der Wunsch nach dem eigenen Haus im Gruumlnen und der Bau von Firmengebaumluden raquoauf der gruumlnen Wieselaquo zur Flaumlchenversiegelung und Fragmen tierung der Lebensraumlume bei Tagtaumlglich werden in Deutschland 77 Hektar unbebautes Land in bebaute Flaumlche umge-wandelt (Statistisches Bundesamt 2012)

INFOBOX 4

Bewertung von NaturUm die erkannte Bedeutung der Natur in Entscheidungen zu integrieren ist das Aufzeigen des Wertes der Natur ein wichtiger Zwischenschritt Doch Aufzeigen von Werten bedeutet nicht automatisch der Natur ein Preisschild oder einen Eurobetrag zuzuordnen Eine Monetarisieshyrung ist nur in bestimmten Faumlllen sinnvoll denn sie suggeriert Aus-tauschbarkeit und unterschlaumlgt damit das Risiko eventueller irreversi-bler Folgen des Verlustes der biologischen Vielfalt Eine Inwert shy setzung kann vielfaumlltig erfolgen eine stufenweise Risikoeinschaumltzung eine Zonierung der bewirtschafteten Flaumlche oder die Einhaltung selbst-auferlegter Grundsaumltze und Richtlinien Sie alle koumlnnen den Wert eines Oumlkosystems und seiner Vielfalt widerspiegeln

Unter Umstaumlnden und unter Beachtung der lokalen Besonderheiten kann eine Bepreisung sinnvoll sein und beispielsweise die Knappheit einer Ressource oder Oumlkosystemleistung abbilden Beispiele hierfuumlr lie-fert unter anderem die Publikation raquoWater valuation ndash Building the business caselaquo des World Business Council for Sustainable Development (WBCSD 2012) Anwendung findet eine Monetarisierung dabei im Rah-men von Maszlignahmen zur Steigerung der effizienten Wassernutzung der Wasserverteilung und der Bewertung von Ausgleichs- und Kompen-sationsmaszlignahmen (weitere Informationen finden sich unter wwwwbcsdorgPagesEDocumentEDocumentDetailsaspxID=15099) Gleichzeitig sollte das Verstaumlndnis geschaumlrft werden dass ein solcher monetaumlrer Wert der Natur nur einen kleinen Ausschnitt betrifft und viele andere Werte meist nicht beruumlcksichtigt werden

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 16

Wenn die Ausbeutung natuumlrlicher Ressourcen uumlber die Regenera-tionsfaumlhigkeit der Oumlkosysteme hinausgeht verschlechtern sich die Leistungen dieser Oumlkosysteme nachhaltig So trafen beispielsweise die Konsequenzen der Uumlberfischung des Kabeljaus in den 1990er Jahren nicht nur die Konsumenten sondern auch die wirtschaften-den Fischer die ihre Einkommensgrundlage verloren Doch was hat dies mit in Deutschland ansaumlssigen Unternehmen zu tun Durch die

LegendeGefaumlhrdung durch Nachfrage ausDeutschland fuumlr mindestens

1 bis 5 bedroht(e) Art(en)

6 bis 10 bedroht Arten

mehr als 10 bedroht Arten

keine Angaben

ABBILDUNG 5 Bedrohte Arten in der Lieferkette Die blauen Flaumlchen kennzeichnen die Anzahl gefaumlhr deter Tierarten in dem jeweiligen Land die durch Nach frage aus beziehungsweise Handel mit Deutschland bedroht werden So verschaumlrft der Handel mit Pro dukten aus Madagaskar die Situation von 18 dort bereits jetzt bedrohten Tierarten(Grafik PwC in Anlehnung an Lenzen u a 2012)

INFOBOX 5

Gefaumlhrdung bedrohter Arten in der LieferketteDer Zusammenhang zwischen Ressourcennutzung und hierdurch indu-zierten Habitatveraumlnderungen kann besonders anschaulich uumlber die globalen Lieferketten aufgezeigt werden Deutschland ndash mit Industrie und Einzelhandel ndash ist zu einem bedeutenden Teil von der Ressourcen-nutzung im Ausland abhaumlngig Den Oumlkosystemen im Ausland setzen nicht nur die dort fuumlr den deutschen Markt entnommenen Rohstoffe und Guumlter zu Es sind auch veraltete Produktionsprozesse Emissionen und anfallende Abfaumllle die meist aufgrund niedriger gesetzlicher Stan-dards zum Verlust der biologischen Vielfalt beitragen

Abbildung 5 illustriert durch Farbabstufungen die Gefaumlhrdung bedroh-ter Arten im Ursprungsland durch vorgelagerte Produktions- und Lie-ferketten deutscher Unternehmen Mit derartigen Analysen ruumlckt das Thema auch in den Fokus von Unternehmen die auf den ersten Blick kaum betroffen sind

17BIODIVERSITAumlTUNDOumlKOSYSTEMLEISTUNGENndashERWEITERUNGDERUNTERNEHMERISCHENSICHT

Globalisierung der Geschaumlftsbeziehungen umspannen unsere (Vor-) Lieferketten die Welt beeinflussen in den jeweiligen Laumlndern den Verbrauch an Ressourcen und nehmen somit in unterschiedlicher Weise Einfluss auf die Oumlkosystemleistungen

Nicht nur die Entnahme von Ressourcen auch die Einleitung von Schadstoffen macht der Natur zu schaffen Denn die Verschmut-zung der Oumlkosysteme ndash sei es die Einleitung von kontaminiertem Abwasser diffuser Duumlngemitteleintrag oder die Belastung von Gewaumlssern mit Muumlll und Schwermetallen ndash geht haumlufig uumlber die Grenzen ihrer Belastbarkeit hinaus Oumlkosysteme fungieren dann nur noch eingeschraumlnkt als Filter Puffer oder Regulator Haumlufig vermin-dert sich auch ihre Leistung als Ort der Erholung

Ein Stressfaktor der insbesondere in einer global vernetzten Waren- und Wertschoumlpfungswelt an Bedeutung gewinnt sind die Folgen der Ver breitung Gebietsfremder Arten Diese werden beispiels-weise durch internationalen Schiffsverkehr eingefuumlhrt (zum Beispiel

INFOBOX 6

Gesundheitskosten der AmbrosieDie Pollen der sich in Deutschland ausbreitenden Beifuszlig-Ambrosie koumlnnen bedeutsame allergische Atemwegserkrankungen ausloumlsen Die Gesamtkosten fuumlr die Behandlung der Pollenallergiker in Deutschland liegen bei mindestens 23 Milliarden Euro pro Jahr Durch die zuneh-mende Verbreitung der Ambrosie ist ein weiterer Kostenanstieg zu erwarten der auf etwa 200 Million Euro pro Jahr geschaumltz wird (Born u a 2012)

ABBILDUNG 6(Foto Klaus-Dieter Sonntag fotoplusdesignde UFZ)

INFOBOX 7

Hohe Kosten durch gebietsfremde Arten Das AKW Leibstadt an der deutsch-schweizerischen Grenze wendet

jaumlhrlich etwa 42000 Euro fuumlr die Beseitigung der asiatischen Koumlrb-chenmuscheln in der Kuumlhlwasserzufuhr auf (Der Bund 2009)

In Europa belaufen sich die Ausgaben fuumlr die Vermeidung und Besei-tigung der Folgen gebietsfremder Arten auf jaumlhrlich 12 Milliarden Euro (Europaumlische Kommission 2009)

Jaumlhrliche Verluste durch Missmanagement oder die zufaumlllige Einfuumlh-rung von Schaumldlingen in die USA UK Australien Suumldafrika Indien und Brasilien 100 Milliarden US-Dollar (SCBD 2009)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 18

Ballastwasser bei Leerfahrten) oder sind als ehemalige Zierpflanzen in unsere Breiten gekommen Gebietsfremde Arten stoumlren Oumlkosys-teme da sie hier meist keine Feinde haben und sich dadurch unge-stoumlrt verbreiten koumlnnen Die hierdurch auftretenden gesund heit-lichen Schaumlden und die Folgekosten fuumlr die Wirtschaft sind erheblich

Nicht zuletzt sehen sich Oumlkosysteme auch dem Klimawandel aus-gesetzt Er ist fuumlr eine beschleunigte Dynamik von Wandlungspro-zessen wie zum Beispiel Wuumlstenbildung oder das Auftreten von Extremereignissen verantwortlich Klimawandel und Zustand der Oumlkosysteme bedingen einander wechselseitig Waumlhrend intakte Oumlkosysteme eine Anpassung an den Klimawandel darstellen und helfen negative Folgen zu vermindern sind die biologische Viel falt und Oumlkosys teme jedoch zugleich auch durch den Klimawandel gefaumlhrdet

Die genannten Ursachen fuumlr die Verschlechterung der Oumlkosysteme und den Verlust an biologischer Vielfalt sind Basis fuumlr die vielfaumlltige ndash und teils sehr individuelle ndash Betroffenheit von Unternehmen Sie sind dem aber nicht alternativlos ausgesetzt Unternehmen koumlnnen durch

nehmen Einfluss auf

stiften Nutzen fuumlr

wirken auf

ist Basis fuumlr

Oumlkosystemleistungen

Basi

slei

stun

gen

Versorgungsleistungen (zB Holz Wasser Getreide)

Kulturelle Leistungen(zB Erholung Tourismus)

Regulierungsleistungen (zB Klimaregulierung)

Naumlhrstoff-kreislauf

Photosyn-these

Oumlkosystemez B Gewaumlsser Waumllder

Agrarlandschaften WattenmeerBi

odiv

ersi

taumlt

Genetische Vielfalt

Arten- vielfalt

Vielfalt der Oumlkosysteme

Naturkapital

Uumlbernutzung

Verschmutzung

Verbreitung gebietsfremder Arten

Landnutzungsaumlnderungen

Klimawandel

Gesellschaft Unternehmen

ABBILDUNG 7 Zusammen- hang zwischen Oumlkosystemen und Unternehmen Biologische Viel - falt und Oumlkosysteme sind als Naturkapital Ursprung von Oumlkosystemleist ungen der Nutzen stiftenden Divi dende die den Unternehmen zuflieszligt Gleichzeitig nehmen Unternehmen Einfluss auf Oumlko systeme und biologische Vielfalt und wirken so auf das Naturkapital (Grafik PwC)

19

ihre Art des Wirtschaftens diese Entwicklungen unterstuumltzen aber diesen ndash durch ein Umdenken hin zu effektiven und nachhaltigen Geschaumlftsprozessen ndash auch entgegenwirken

Die Grafik in Abbildung 7 macht deutlich dass die Herausforderung darin liegt unternehmerische Taumltigkeiten mit dem Wirken und dem Fortbestand von biologischer Vielfalt und Oumlkosystemen in Einklang zu bringen Um die Natur fuumlr das menschliche Wohlergehen erhalten zu koumlnnen unternimmt die Politik zahlreiche Anstrengungen Doch entscheidend wird sein dass sich Wirtschaft und Gesellschaft ihrer Betroffenheit bewusst werden ihre Verantwortung erkennen und Handlungsoptionen wahrnehmen Dazu hilft es die oumlkonomischen Dimensionen von Oumlkosystemleistungen besser zu verstehen

BIODIVERSITAumlTUNDOumlKOSYSTEMLEISTUNGENndashERWEITERUNGDERUNTERNEHMERISCHENSICHT

2 WARUM DIE WIRTSCHAFT GEFRAGT IST ndash TREIBER CHANCEN UND RISIKEN

BEI DER GEWINNUNG VON TRINKWASSER UND DER REINIGUNG VON ABWASSER MACHEN WIR UNS NATUumlRLICHE PROZESSE ZUNUTZE UND SIND DEM SCHUTZ DER BIOLOGISCHEN VIELFALT DESHALB BESONDERS VERPFLICHTET

MICHEL CUNNAC VORSITZENDER

DER GESCHAumlFTS FUumlHRUNG VEOLIA

WASSER GMBH

Die Wechselwirkungen zwischen Biodiversitaumlt Oumlkosystemen und Unternehmen geben uns zahlreiche Hinweise darauf warum

Naturkapital fuumlr Unternehmen bedeutsam ist In diesem Kapi- tel sollen die wesentlichen Treiber vorgestellt werden die Unterneh-men dazu bewegt haben einen Beitrag zum Schutz von Natur und Oumlko systemen zu leisten Mit Blick auf die Umwelt sind viele Unter-nehmensentscheidungen vom Ziel gepraumlgt Risiken fuumlr das Unter-nehmen zu minimieren ndash wie zum Beispiel im Hinblick auf die Ver -fuumlgbarkeit von natuumlrlichen Ressourcen oder dem Zugang zu Wasser Hinter dieser Risikoabwaumlgung bleiben neue Geschaumlftsfelder oder Inno vationen manchmal zuruumlck Aber Mehr und mehr Unternehmen erkennen in den Themen Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistunshygen mittlerweile auch Chancen wie durch die Praxisbeispiele in die-sem und den folgenden Kapiteln deutlich wird

TREIBER UND CHANCEN FUumlR UNTERNEHMERISCHES HANDELNDie in Kapitel 1 genannten Ursachen fuumlr den Verlust an Artenvielshyfalt und intakten Oumlkosystemen lassen erahnen dass Unternehmen auf verschiedenste Weise mit Biodiversitaumlt und Oumlkosystemen in Beruumlh-rung kommen Einerseits sind Unternehmen direkt oder indirekt von

21WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

intakten Oumlkosystemen abhaumlngig Andererseits haben Unternehmen insbesondere des Primaumlrsektors einen starken Einfluss auf OumlkosystemeFuumlr die unternehmerische Auseinandersetzung mit dem Thema Natur-kapital und Oumlkosystemleistungen lassen sich fuumlnf maszliggebliche Trei-ber feststellen Regulierung Rechtsrahmen internationale Regelungen Zugang zu und nachhaltige Nutzung von natuumlrlichen Ressourcen Kunden beziehungsweise Marktnachfrage Innovationen sowie Verantwortung und Reputation

RegulierungDa Knappheit insbesondere die von oumlffentlichen Guumltern wie saubere Luft reines Wasser und unberuumlhrte Landschaft nur begrenzt von Maumlrk-ten abgebildet wird ist die staatliche Regulierung eine wirksame Maszlig-nahme zum maszligvollen schonenden Umgang mit unserem Natur ka-pital Regulierung erfolgt in Deutschland in erster Linie uumlber nationales und europaumlisches Recht welches zum Teil aber auch durch inter na-tionale Uumlbereinkommen beeinflusst oder initiiert wird Die Gesetz - gebung bietet eine Vielzahl von flexiblen Mechanismen stellt jedoch einige Akteure (zum Beispiel aus dem Bereich Abbau von Rohstoffen) vor Zielkonflikte zwischen dem Schutz von biolo gischer Vielfalt einer-seits und der unternehmerischen Taumltigkeit andererseits

Ressourcen und LeistungenZugang zu und nachhaltige Entnahme und Nutzung von natuumlrlichen Ressourcen und Leistungen sind insbesondere fuumlr Unternehmen aus

INFOBOX 8

Gesetzlicher Rahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt in DeutschlandDer Schutz der Natur wird in Deutschland wesentlich durch das Bundes-naturschutzgesetz (BNatSchG) und EU-Naturschutzrecht (Vogelschutz-Richtlinie von 1979 Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie von 1992) gepraumlgt Die

Eingriffsregelung nach sectsect 13 ff BNatSchG regelt die Bewaumlltigung von Eingriffen in Natur und Landschaft (Vermeidung und Kompensation) Neben der Eingriffsregelung ist noch der Artenschutz der Gebietsschutz (zum Beispiel Natura 2000 Nationalparke) und der gesetzliche Biotop-schutz von groszliger Bedeutung Hinzu kommen zahlreiche Regelungen aus anderen Bereichen wie zum Beispiel zum Gewaumlsserschutz Bodenschutz Immissionsschutz oder aus dem Agrarrecht Waldrecht Baurecht Pla-nungsrecht und Energierecht Sie haben zwar zumeist nicht direkt den Schutz der biologischen Vielfalt zum Gegenstand wirken aber indirekt weil sie auf die Ursachen des Verlustes der biologischen Vielfalt abzielen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 22

INFOBOX 9

Praxisbeispiel Labels bei Lebensmitteln Der Lebensmitteleinzelhandel hat auf das gesteigerte Kundenbewusst-sein reagiert und adressiert das Thema raquoErhalt der biologischen Viel-faltlaquo mit Hilfe von Labels (zum Beispiel raquoPRO PLANETlaquo bei REWE und raquoZuruumlck zum Ursprunglaquo bei Hofer in Oumlsterreich) Die Kennzeichnung sowie der Verweis auf die Webseite mit mehr Informationen spricht das Bewusstsein der Kunden in zweierlei Hinsicht an Sie koumlnnen ihren Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt leisten und haben gleich-zeitig die Moumlglichkeit die Herkunft und Herstellung ihres Produkts nachzuvollziehen

der Lebensmittel- Textil- und Holz- Papierindustrie ein Anstoszlig sich intensiv der Sicherung intakter Oumlkosysteme zu widmen Sie sind nicht nur gegenwaumlrtig von den Guumltern und Oumlkosystemleistungen abhaumlngig es ist auch wichtig dass diese dauerhaft als Geschaumlftsgrundlage er-halten bleiben Auch fuumlr Unternehmen mit nur indirekter Abhaumlngig-keit von Oumlkosystemleistungen ndash zum Beispiel durch die Lieferkette ndash ruumlckt dieser Aspekt mehr und mehr in den Fokus

Kunden- und MarktnachfrageDie Nachfrage nach nachhaltigen und naturvertraumlglichen Produkten waumlchst ndash und der Markt reagiert Die Vielzahl an labelaffinen und zah-lungsbereiten Kunden ist Beweis genug Die Gruppe der LOHAS (Life-style of Health and Sustainability) spiegelt dieses Konsumver halten

INFOBOX 10

Praxisbeispiel Gruumlne Direktinvestments in WaumllderDer Schutz der biologischen Vielfalt ist zentraler Bestandteil des Geschaumlftsmodells von ForestFinance Das Unternehmen hat sich Direkt-investments in nachhaltige Forstwirtschaft verschrieben Ertraumlge erwirt-schaftet es mit dem Verkauf von Edelhoumllzern und Emissionszertifi katen ndash schlieszliglich sind die angepflanzten Waumllder Kohlenstoffsenken Damit das Investment ndash das Oumlkosystem ndash nicht gefaumlhrdet ist muss seine natuumlr-l iche Resilienz erhalten bleiben Zudem erwarten Kunden die in raquogruumlne Geldanlagenlaquo investieren auch einen langfristigen Nutzen ihrer Investition

Doch laumlngst nicht alle Anbieter folgen einem solchen strengen Standard Hier sollte genau geschaut werden ob kurzfristige Ertraumlge und langfris-tiger Schutz in einem ausgewogenen Verhaumlltnis stehen

23WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

wider Dabei ist jedoch festzuhalten dass nicht alle Labels ausreichend Orientierung bieten

Zudem ist das Angebot entsprechender Produkte auf Unternehmen weniger Branchen begrenzt und nur selten werden der Schutz der bio-logischen Vielfalt und der Oumlkosystemleistungen derzeit im Business-to-Business-Geschaumlft (B2B) thematisiert

Ein Hindernis fuumlr Unternehmen ist die haumlufig zu geringe Anerkennung durch den Markt fuumlr Aktivitaumlten zugunsten des Umwelt- und Natur-schutzes Viele Unternehmen berichten zudem dass sowohl die schwierige Messbarkeit und Zurechenbarkeit von biologischer Vielfalt und Oumlkosystemleistungen mittels geeigneter Indikatoren wie auch die Kommunika tion nach auszligen zentrale Herausforderungen darstellen

Aber es ergeben sich auch gaumlnzlich neue Maumlrkte ndash beispielsweise im Finanzsektor Bei fachgerechter Umsetzung und Einbindung mehrerer Oumlkosystemleistungen verbinden diese Maumlrkte dabei wirtschaftlichen Erfolg und den Schutz der biologischen Vielfalt So versprechen zum Beispiel Investitionen in nachhaltige Forstwirtschaft gruumlnes Wachs-tum fuumlr Natur und Investoren Derartige Investitionen konzentrieren sich zurzeit auf Mittel- und Lateinamerika

Auch mit Blick auf die Kreditwuumlrdigkeit von Unternehmen sowie auf Versicherungen ist eine steigende Bedeutung des naturgerech ten Wirtschaftens zu verzeichnen Wie die Aktivitaumlten der UNEP Finance Initiative (UNEP FI) unterstreichen beruumlcksichtigt der Finanz dienstleis-tungssektor zunehmend dass Unternehmensaktivitaumlten die die bioshylogische Vielfalt und die Leistungen der Oumlkosysteme nicht belasten zumeist auf lange Sicht profitabler sind und beispielsweise extreme Wetterereignisse besser abfedern koumlnnen Entsprechend sind bei Unter nehmensratings unter den Indikatoren fuumlr das Umweltmanage-ment auch Kriterien fuumlr die raquoBiodiversitaumltsperformancelaquo zu finden

InnovationImmer oumlfter lernen die Forschungs- und Entwicklungsabteilungen der Unternehmen von der Natur und deren effektiven Sys temen und Prozessen die uumlber Jahrmillionen optimiert wurden Sie entwickeln

WALD IST WEIT MEHR ALS HOLZ LIEFERANT ndash ER BIETET NICHT NUR ZAHLREICHE OumlKOSYSTEM LEIS TUNGEN FUumlR MENSCH UND NATUR SONDERN AUCH WIRTSCHAFTshyLICHE CHANCEN DAVON MUumlSSEN JEDOCH ALLE PROFIshyTIEREN ndash SOZIAL UND OumlKOLOGISCH NACHHALTIG ES REICHT NICHT AUS DER NATUR rsaquoEIN PREISSCHILD UMZUHAumlNGENlsaquo

HARRY ASSENMACHER GESCHAumlFTS-

FUumlHRER FOREST -FINANCE SERVICE GMBH

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 24

INFOBOX 11

Praxisbeispiel Prozessoptimierung mit BionikAls international agierendes Unternehmen mit einer langen und kom-plexen Lieferkette stellte sich Tchibo die Frage raquoWie werden unmittelbar umsetzungsrelevante Informationen moumlglichst schnell und handlungs-wirksam einer groszligen heterogenen Zielgruppe zur Kenntnis gebrachtlaquo Mittels Analogiebildung konnte Tchibo in biologischen Wertschoumlpfungs-ketten wie der der Honigbiene Organisationsprinzipien iden tifizieren die dort zur Loumlsung solcher organisatorischen Heraus for derungen bei-tragen Auf Basis dieser Organisationsprinzipien wurden unternehmens-bezogene Handlungsoptionen erarbeitet Diese wurden anschlieszligend zu konkreten Maszlignahmen verdichtet und priorisiert Die vordringlichsten Maszlignahmen wie der Aufbau neuarti ger uumlber greifender Informations-netzwerke werden zurzeit bei Tchibo erprobt

schmutzabweisende Oberflaumlchen feine aber stabile Traumlgerkonstruk-tionen oder verbesserte Prozessablaumlufe Immer haumlufiger werden zu-dem Erkenntnisse uumlber Prinzipien der Natur in die eigene Organisation und Unternehmensprozesse uumlbertragen (Infobox 11)

Verantwortung und ReputationAls weiteren Handlungstreiber geben Unternehmen gesellschaft liche Verantwortung und die damit verknuumlpfte Reputation an Neben sozi-alem Engagement stehen auch immer oumlfter eine intakte Natur und damit die biologische Vielfalt im Vordergrund der Aktivitaumlten Der da-raus resultierende Dialog mit Anwohnern Kunden NGOs und weite-ren Stakeholdern foumlrdert dabei nicht nur das gegenseitige Verstaumlnd-nis sondern zeigt auch Schwerpunkte auf die bisweilen nicht im Fokus der Entscheider liegen (Infobox 12) Gleichzeitig wertet das Enga-gement das Unternehmen auf ndash sowohl fuumlr Kunden als auch fuumlr gegen-waumlrtige und potenzielle Beschaumlftigte Unternehmen erhalten so auszliger-dem die Moumlglichkeit eine wichtiger werdende Mittlerrolle zwischen Naturschutz und Zivilgesellschaft einzunehmen

Allerdings reicht Engagement fuumlr die biologische Vielfalt auszligerhalb des Kerngeschaumlfts nicht aus Sonst kann es schnell als raquoGreen-washinglaquo aufgefasst werden

BIODIVERSITAumlT IST FUumlR TCHIBO VORAUS SETZUNG FUumlR EIN ZUKUNFTSFAumlHIGES GESCHAumlFT DAHER ARBEITEN WIR MIT PARTNERORGANISATIONEN INTENSIV AN DER ERHALTUNG DER ARTENVIELFALT INSBESONDERE AM URSPRUNG UNSERER PRODUKTE

STEFAN DIERKS CATEGORY

LEADER CR PRODUCT amp STRATEGY

TCHIBO GMBH

ABBILDUNG 8 (Foto Susanne Georgi)

25WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

INFOBOX 12

Praxisbeispiel Unternehmen gemeinsam mit NGOs fuumlr den NaturschutzEine vergleichsweise neue Rolle nahm REWE in einem Pilotprojekt ein in dem sie gemeinsam mit der Bodenseestiftung die biologische Vielfalt auf den Plantagen der Obstbauern der Bodenseeregion foumlrderte Die Fronten schienen verhaumlrtet und eine Annaumlherung von Naturschuumltzern auf der einen und Obstbauern auf der anderen Seite erfolgte nur zoumlger-lich REWE agierte erfolgreich als Vermittler und Agent fuumlr den Erhalt der biologischen Vielfalt Es wurde nicht nur das Nahrungsangebot fuumlr Bienen Hummeln und Schmetterlinge waumlhrend der Trachten luumlcke von Juni bis September verbessert sondern auch der Dialog zwischen Obst-bauern und Naturschutzverbaumlnden gefoumlrdert Die Resonanz sowohl von Kunden als auch von Lieferantenseite ist so positiv dass das Projekt fortgefuumlhrt und ausgeweitet wurde (REWE 2010)

Mit allen Treibern sind Chancen und Risiken verbunden Ein Perspekti-venwechsel findet nicht nur hin zu Beruumlcksichtigung von Oumlkosystem-leistungen statt sondern auch von einer bloszligen Risikofokussierung hin zum Erkennen von Moumlglichkeiten fuumlr Differenzierung gegenuumlber Wettbewerbern

BETROFFENHEIT DER SEKTORENVielen Unternehmen faumlllt es schwer biologische Vielfalt und Oumlkosys-temleistungen im Unternehmen zu verorten insbesondere weil die Themen unter unterschiedlichen Perspektiven und Zielen adressiert

INFOBOX 13

Praxisbeispiel Verbindung von Verantwortung und WettbewerbsvorteilenAls Reiseanbieter bietet TUI zahlreiche Reisen in Biodiversitaumlts-Hot-spots an TUI sieht sich in der Verantwortung und engagiert sich seit Mitte der 1990er Jahre fuumlr den Erhalt der biologischen Vielfalt Arten-schutzkampagnen zur Aufklaumlrung der Reisenden (zum Beispiel Souvenir-ratgeber zu geschuumltzten Arten) und Kooperationen mit Wissenschaft und Forschung sind nur ein Auszug ihres vom Global Nature Fund 2012 praumlmierten Engagements fuumlr den Erhalt der biologischen Vielfalt Doch nicht allein die Verantwortung treibt TUI an Viele Reisende kommen gerade wegen eines intakten Oumlkosystems in bestimmte Urlaubsregio-nen Der Erhalt der biologischen Vielfalt wird somit zum Wettbewerbs-vorteil und sichert Naturliebhaber als Kunden

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 26

werden Daher gilt Zuerst Einfluss und Betroffenheit identifizieren ndash sowohl im Hinblick auf Chancen als auch auf Risiken um anschlie-szligend gezielt Maszlignahmen zu ergreifen ndash sei es im Bereich CSR im Einkauf oder anderswo Die unterschiedlich starke Betroffenheit der Unternehmen von den Themen Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistun-gen wird in Abbildung 9 deutlich

GRUumlNDE UND RISIKEN DES NICHTshyHANDELNSDie Vielfalt an bestehenden Umweltanforderungen wie zum Beispiel in den Bereichen Klima und Energie erschwert es Unternehmen haumlu-fig sich mit neuen Herausforderungen auseinanderzusetzen ndash zumal dann wenn ein neues Thema komplex ist und es dafuumlr keine raquoUni-versalloumlsungenlaquo gibt Entgegen den aufgefuumlhrten positiven Beispielen uumlberwiegen dadurch immer wieder Hemmnisse ndash wie Uumlberforderung durch die Komplexitaumlt und Knappheit von Zeit und Ressourcen ndash fuumlr eine vertiefende Auseinandersetzung mit Biodiversitaumlt und Oumlkosys-temleistungen

Ein Perspektivenwechsel hin zu einer Beruumlcksichtigung von biologi-scher Vielfalt durch Unternehmen wird dann gelingen wenn es dafuumlr zum einen eine klare Entscheidung oder Unterstuumltzung durch die Unter nehmensleitung gibt und zum anderen eine einfache Integra tion in bestehende Management- und Steuerungssysteme moumlglich ist

ABBILDUNG 9 Betroffenheit verschiedener Branchen von einer Veraumlnderung der biologischen Vielfalt und Oumlkosystemleistungen Die Tabelle fuumlhrt moumlgliche Chancen und Risiken einer Ruumlcksichtnahme oder Vernachlaumlssigung von bio logischer Vielfalt bei Unterneh-mensaktivitaumlten fuumlr die jeweiligen Sek to ren auf Groszlige Rauten stehen fuumlr starke kleine Rauten fuumlr maumlszligige Zusammenhaumlnge (Grafik PwC)

Primaumlrsektor (z B Landwirtschaft Bergbau)

Sekundaumlrsektor(z B Chemie Technoshylogie Luftfahrt Bau)

Tertiaumlrsektor(z B Konsumguumlter wie Nahrungsmittel Automobile)

Tertiaumlrsektor (z B Finanzdienstshyleistungen wie Banken Versicherungen)

Regulierung (z B Grenzwerte Genehmi-gungen Kompensationen)

Natuumlrliche Ressourcen (zB Zugang zu und Verfuumlgbar-keit von Ressourcen Produkti-vitaumlt von Oumlkosystemen)

Markt (z B Kundenanforderungen (B2B) Nachfrage (B2C) neue Maumlrkte)

Innovation (z B Prozess- und Produkt-innovation)

Reputation (gesellschaftliche Verant-wortung Image)

27WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

Als wesentliches Hindernis fuumlr die Umsetzung von Maszlignahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt sehen Unternehmen nach wie vor auch das Fehlen eines einheitlichen Rahmens fuumlr die Erhebung Mes-sung und Vergleichbarkeit der raquoBiodiversitaumltsperformancelaquo Hinzu kommt dass die Politik bisher zwar viele nationale Ziele zum Schutz der biologischen Vielfalt (Nationale Strategie zur biologischen Viel-falt) formuliert aber speziell fuumlr Unternehmen nur uumlbergeordnete und wenig konkretisierte Ziele gesetzt hat Ohne konkrete Ziele oder eine klare Vorgabe ndash seien es Gesetze Branchenstandards oder inter-nationale Richtlinien ndash werden Maszlignahmen des Umwelt- und Natur-schutzes nur sehr zoumlgerlich umgesetzt

Nicht-Handeln hat jedoch schwerwiegende gesamtgesell schaftliche Folgen So geht der im Rahmen der internationalen TEEB-Studie veroumlffentlichte Bericht raquoThe cost of policy inactionlaquo davon aus dass uns Inaktivitaumlt beim Schutz funktionierender Oumlkosysteme ab dem Jahr 2050 bis zu 7 des globalen Bruttoinlandsproduktes (GDP) kos-tet ndash und das Jahr fuumlr Jahr (Ten Brink und Braat 2008) Dies trifft alle Berei che der Gesellschaft ndash auch Unternehmen Fest steht Wer lang-fristig erfolgreich sein will wird in Zukunft nicht um die Themen Bio-diversitaumlt und Oumlkosystemleistungen herumkommen

ENTWICKLUNGEN UND TRENDS ndash WAS AUF UNTERNEHMEN ZUKOMMT3

DER STAAT SCHUumlTZT AUCH IN VERANTWORTUNG FUumlR DIE KUumlNFshy TIGEN GENERATIONEN DIE NATUumlRLICHEN LEBENSGRUND LAGEN

GRUNDGESETZ DER BUNDES REPUBLIK

DEUTSCHLAND ARTIKEL 20A

BIODIVERSITAumlTSshy UND OumlKOSYSTEMSCHUTZ ndash DEUTSCHER UND INTERNATIONALER HINTERGRUNDNaturschutz spielt seit Beginn des 20 Jahrhunderts in Deutschland traditionell eine wichtige Rolle Bedeutende Oumlkosysteme und Natur-raumlume sind seit langem unter besonderen Schutz gestellt Zahlreiche Gesetze und Regulierungen mit Vorgaben fuumlr Planungen und Entschei-dungen (sowie Grenzwerte) praumlgen die Politik fuumlr den Erhalt der bioshylogischen Vielfalt in Deutschland ( Kapitel 2) Es gibt zwar Fort-schritte in einzelnen Bereichen aber dennoch konnten Bemuumlhungen der Politik auf nationaler europaumlischer und internationaler Ebene den Trend des Verlustes der biologischen Vielfalt bisher nicht stoppen

Gesetzliche Vorgaben ruumlckten den Naturschutz beziehungsweise den Schutz der biologischen Vielfalt primaumlr in die Verantwortung der oumlffent-lichen Hand Zahlreiche Uumlbereinkuumlnfte und Strategien mit Zielen ndash sowohl auf internationaler europaumlischer als auch auf nationaler Ebe-ne ndash unterstreichen die politischen Anstrengungen der vergangenen Jahrzehnte Damit ist auch die Aufforderung an alle gesellschaftlichen Akteure verbunden an der Realisierung dieser Ziele aktiv mitzuwir-ken und ihre Verantwortung wahrzunehmen

Das 2005 veroumlffentlichte Millennium Ecosystem Assessment leitete schlieszliglich einen schrittweisen Perspektivenwechsel ein Natur wurde

29ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

ABBILDUNG 10

INFOBOX 14

Politische Ziele zum Schutz der Biologischen Vielfalt1992 wird die Konvention uumlber die biologische Vielfalt

(CBD) in Rio de Janeiro verabschiedet und von Deutschland ein Jahr spaumlter unter zeichnet Sie stellt die erste internationale Uumlbereinkunft dar in der sowohl Ursachen als auch Ziele zur Bekaumlmpfung des Verlustes von Biodiversitaumlt festgehalten werden

1998 verabschiedet die EU ihre erste Biodiversitaumltsstrategie die von EU-Aktionsplaumlnen aus den Jahren 2001 und 2006 ergaumlnzt wird

2007 beschlieszligt das Bundeskabinett die raquoNationale Strategie zur bio-logischen Vielfaltlaquo zur Umsetzung der CBD

2010 werden im Rahmen der 10 CBD-Vertragsstaatenkonferenz glo-bale Biodiversitaumltsziele fuumlr 2020 verabschiedet (sogenannte Aichi-Ziele)

2011 stellt die EU eine neue Biodiversitaumltsstrategie fuumlr 2020 vor die explizit auch Ziele und Maszlignahmen zum Erhalt von Oumlkosystem-leistungen umfasst (wie Aichi-Ziele)

nicht mehr nur aus sich heraus als schuumltzenswert angesehen son-dern zugleich als Lieferant von Rohstoffen und Leistungen als Abneh-mer von Emissionen und Brauchwasser sowie als Motor der Regional-wirtschaft verstanden

Diese Zusammenhaumlnge und diese oumlkonomischen Argumente fuumlr den Schutz von Oumlkosystemleistungen und der biologischen Vielfalt aufzuzeigen wurde zum Anspruch und zur Herausforderung der inter-nationalen TEEB-Initiative

INFOBOX 15

Die Nationale Strategie zur biologischen VielfaltDie Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt von 2007 formuliert Visi onen Ziele und Maszlignahmen zum Erhalt der biologischen Vielfalt in Deutschland fuumlr viele Themenbereiche (Arten Lebensraumlume diverse Oumlko sys teme Gewaumlsserschutz Land- und Forstwirtschaft Tourismus und naturnahe Erholung bis hin zu Bewusstsein Bildung Forschung Technolo gietransfer und Entwicklungszusammenarbeit) Ihre Umset-zung ist eine groszlige gesamtgesellschaft liche Herausforderung Politik und Verwaltung koumlnnen dies nicht im Alleingang schaffen Akteure in Wirtschaft und Gesellschaft ndash auch Unternehmen ndash sind fuumlr die erfolg-reiche Umsetzung der Strategie gefordert

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 30

ABBILDUNG 11 ndash 15 Die vier TEEB-Berichte und der TEEB-Synthe-sebericht In der abgebildeten Reihenfolge TEEB 2010a TEEB 2011 TEEB 2012a TEEB 2012b TEEB 2010b

INFOBOX 16

Die internationale TEEB-StudieInspiriert durch den Stern Report (2007) zum Klimawandel initiierten 2007 die G8 +5 Umweltminister angestoszligen durch den deutschen Bun-desumweltminister und den EU-Umweltkommissar eine globale Studie zur Oumlkonomie der Oumlkosysteme und der biologischen Vielfalt (The Eco-nomics of Ecosystems and Biodiversity ndash TEEB) Ziel war es die enorme wirtschaft liche Bedeutung der Natur und ihrer Oumlkosystemleistungen aufzuzeigen und Empfehlungen zu geben wie der Verlust der biologi-schen Vielfalt zu stoppen ist

Mehr als 400 Autoren aus Politik Wissenschaft Wirtschaft Nicht- Regierungsorganisationen und der Zivilgesellschaft arbeiteten an TEEB-Berichten fuumlr bestimmte Zielgruppen TEEB fuumlr nationale und interna-tionale Politiker TEEB fuumlr regionale und kommunale Entscheider TEEB fuumlr Unternehmen die Zivilgesellschaft wurde mithilfe einer Medien-kampagne inklusive Webseite Facebook-Profil und Twitter-Account eingebunden zudem gab es einen abschlieszligenden Synthese-Bericht und raquoTEEB Foundationslaquo fuumlr die Wissenschaft

Der Unternehmensbericht TEEB in Business and Enterprise zeigt inwie-fern Unternehmen von den Themen biologische Vielfalt und Oumlko-systemleistungen betroffen sind und unterstreicht mit Beispielen aus aller Welt den Einfluss auf und die Abhaumlngigkeit von Biodiversitaumlt und Oumlko systemleistungen Die Autoren formulieren sieben allgemeine Schritte zum unternehmerischen Umgang mit biologischer Vielfalt Identifizierung von Auswirkungen des Unternehmens auf und Abhaumln-

gigkeiten von Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungen (Biodiversity and Ecosystem Services ndash BES)

Beurteilung der geschaumlftlichen Risiken und Chancen in Zusammen-hang mit diesen Auswirkungen und Abhaumlngigkeiten

Entwicklung von BES-Informationssystemen Festlegung von Zielen Messung und Bewertung der Leistungsbilanz und Bekannt gabe der Ergebnisse

Ergreifung von Maszlignahmen zur Vermeidung Minimierung und Begren-zung von BES-Risiken einschlieszliglich Schadensersatz (raquoAusgleichlaquo) soweit machbar

Ergreifung neuer BES-Geschaumlftschancen Kosteneinsparungen neue Produkte neue Maumlrkte

Integration geschaumlftlicher Strategien und Maszlignahmen zu BES in wei-ter gefasste Initiativen zur Corporate Social Responsibility

Verbesserung der fuumlr BES geltenden Leitlinien und Strategien gemein-sam mit Betroffenen in Behoumlrden in nichtstaatlichen Organisationen und in der Zivilgesellschaft

31

Perspektivenwechsel in der UnternehmensweltViele Unternehmen orientieren sich an Leitbildern Unternehmenswer-ten beziehungsweise ihrer Unternehmensphilosophie und tragen da-mit unternehmerische und oft auch gesellschaftliche Verantwortung

ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

ABBILDUNG 16 Das Logo der raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo - Studie

INFOBOX 18

raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo fuumlhrt die internationale TEEB-Initiative auf nationaler Ebene fort Hauptaufgabe ist die Erarbeitung thematischer Berichte zum Wert und zur oumlkonomischen Bedeutung von biologischer Vielfalt Oumlkosystemleis-tungen und Natur fuumlr Wirtschaft und Gesellschaft in Deutschland Neben der vorliegenden Broschuumlre gehoumlren hierzu unter anderem die Themen Biologische Vielfalt und Klimawandel Oumlkosystemleistungen und Ent-wicklung laumlndlicher Raumlume sowie naturnahe Oumlkosysteme und staumldti-sche Lebensqualitaumlt raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo macht deutlich dass es neben moralisch-ethischen und oumlkologischen auch gewichtige oumlkonomische Gruumlnde gibt Naturkapital zu erhalten

raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo wird in einem offenen Prozess durchgefuumlhrt Zahlreiche Akteure aus Wissenschaft Politik Verwaltung Wirtschaft und Gesellschaft wirken durch Know-how Forschungs-ergebnisse wissenschaftliche Beitraumlge und gute Beispiele zur Bedeu-tung und Inwertsetzung von Oumlkosystemleistungen und biologi-scher Vielfalt an der Erstellung der Berichte mit

INFOBOX 17

TEEB als Startpunkt fuumlr viele weitere InitiativenDie Resonanz die TEEB in Wirtschaft Wissenschaft Medien und Politik erfuhr verhalf zahlreichen Initiativen zu mehr Gehoumlr So erlebten zum Beispiel die UNEP FI (Finanzinitiative des Umweltprogramms der Verein-ten Nationen UNEP) aber auch das langjaumlhrige Engagement der Welt-naturschutzorganisation IUCN in der Privatwirtschaft starken Aufwind Parallel zu TEEB bestehen in Kooperation zwischen Wirtschaft Wissen-schaft und Verbaumlnden praxis- und loumlsungsorientierte Ansaumltze wie der Corporate Ecosystem Services Review des World Resource Institute (WRI 2012) Neben zahlreichen nationalen TEEB-Studien und Initiativen wurde auch eine TEEB for Business Coalition ins Leben gerufen die sich unter anderem zum Ziel gesetzt hat durch ihr Engagement die Einbin-dung von Biodiversitaumlt in das unternehmerische Handeln spuumlrbar und nachhaltig zu befoumlrdern (wwwteebforbusinessorg pdfwriorgcorpo-rate_ecosystem_services_reviewpdf)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 32

Insbesondere im Rahmen ihrer Unternehmensstrategie stellen sie folgende Fragen raquoWas fuumlr ein Unternehmen sind wirlaquo und raquoFuumlr wel-che Werte stehen wir und wofuumlr setzen wir uns einlaquo

Gleiche oder zumindest aumlhnliche Fragen muumlssen Unternehmen auch ihren Anteilseignern und sonstigen internen und externen Anspruchs-gruppen beantworten Dies gilt in einer globalisierten Welt immer mehr auch fuumlr Produktionsstaumltten im Ausland und fuumlr die Beziehungen mit Lieferanten Damit stehen folgende Fragen im Vordergrund raquoWelche Werte moumlchten wir in Zulieferlaumlndern vertretenlaquo raquoWelche Um-weltmaszligstaumlbe setzen wir hier wie dort anlaquo und raquoWas hat dies fuumlr Auswirkungen auf unsere Marke und den Ruf des Unternehmenslaquo

Das Selbstverstaumlndnis einiger Unternehmen geht uumlber die bloszlige Bereit stellung von Guumltern und Dienstleistungen hinaus Sie sehen sich als Teil der Gesellschaft Vertreter ihrer Region und als Agierende in Wechselwirkung mit ihrer Umwelt Idealismus in Bezug auf ihre gesell schaftliche Rolle motiviert diese Entscheider ebenso wie Realis-mus in Bezug auf das Verstaumlndnis oumlkologischer und globaler Zu sam-men haumlnge So kommt es dass sich deutsche Unternehmen in Latein-amerika fuumlr den Erhalt bedrohter Arten engagieren und den Schutz von Regen wald in Afrika foumlrdern

INFOBOX 19

Vision von UnternehmenIn vielfaumlltiger Weise haben Unternehmen die oumlkologischen Herausfor-derungen sowohl als Warnsignale als auch als Chance fuumlr einen Wandel begriffen

Mit seiner Publikation raquoChanging Pacelaquo schreibt der World Business Council for Sustainable Development (WBCSD 2012a) seine Vision 2050 fort und zeigt Wege hin zu einem Wirtschaften auf das 9 Milliarden Menschen versorgt und dabei die oumlkologischen Grenzen unseres Plane-ten nicht uumlberschreitet Weitere Informationen wwwwbcsdorgchan-gingpaceaspx

Corporation 2020 greift aumlhnliche Gedanken auf geht allerdings noch einen Schritt weiter und strebt nach Ausrichtung des Wirtschaftssystems auf die Grenzen die der Planet setzt Steuerreformen klare Regeln fuumlr die Aufnahme von Fremdkapital (Stichwort Uumlberschuldung) Transparenz fuumlr den Konsumenten und Offenlegung von Externalitaumlten sind zentrale Punkte der Initiative um den Leiter der internationalen TEEB-Studie Pavan Sukhdev und zahlreiche weitere Persoumlnlichkeiten aus Wirtschaft Wissen-schaft und Politik Weitere Informationen wwwcorp2020com

33ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

Immer mehr deutsche Unternehmen setzen sich mit Fragen rund um die biologische Vielfalt und Oumlkosystemleistungen auseinander und leisten somit Pionierarbeit Die Komplexitaumlt des Themas raquobiologische Vielfaltlaquo und schwierige Operationalisierbarkeit sind dabei nach wie vor massive Huumlrden Und tatsaumlchlich gibt es bis dato noch keine einheitlich anerkannten Quantifizierungsmethoden oder verbindliche Richtlinien die biologische Vielfalt und Oumlkosystemleistungen lassen sich nicht in einem Indikator zusammenfassen Dadurch sind sie fuumlr viele Entscheider in deutschen Unternehmen schlecht greifbar und laumlsst diese vor konkreten Handlungen zuruumlckschrecken

Dennoch nehmen einige Unternehmen diese Herausforderungen an und naumlhern sich mit zunehmender Professionalitaumlt der Integration von Biodiversitaumlt in ihre Managementprozesse Unternehmen sind aktiv beteiligt an der Erstellung von Leitfaumlden ersten Empfehlungen zur Integration der biologischen Vielfalt ins Umweltmanagement oder Ansaumltzen zur verbesserten Quantifizierung der externen Effekte in der unternehmerischen Finanzbuchhaltung Auch die Gruumlndung von Initiativen zu dem Thema wie die deutsche raquoBiodiversity in Good Companylaquo-Initiative die raquoUNEP Finance Initiativelaquo die raquoGlobal Com-pactlaquo- Initiative der UN sowie der raquoeconsense Arbeitskreis zu Biodi-versitaumlt und Oumlkosystemleistungenlaquo zeigen dass dieser Perspektiven-wechsel die Unternehmenswelt mittlerweile erreicht hat

WIE UNTERNEHMEN TAumlTIG WERDEN KOumlNNEN4

DIE ERGEBNISSE DER OumlKOLOGISCHEN GEWINNshy UND VERLUSTRECHNUNG VON PUMA BELEGEN DASS DIE DERZEITIGEN GESCHAumlFTSPRAKTIKEN VON UNTER NEHMEN DRINGEND EINES PARADIGMEN WECHSELS BEDUumlRFEN

JOCHEN ZEITZ EHEMALIGER CEO UND

VERWALTUNGSRATSVORSITZENDER

DER PUMA SE VERWALTUNGSRATS -

MITGLIED PPR

Je nach Unternehmen ist die Herangehensweise und Auseinanderset-zung mit dem Thema Naturkapital sehr unterschiedlich Dieses Kapitel gibt konkrete Ansaumltze und Beispiele wie ein Einstieg und geziel-tes Handeln angegangen werden koumlnnen

TOOLS UND LEITFAumlDEN FUumlR DEN EINSTIEGUm eine moumlglichst praumlzise und damit steuerbare Integration ins unternehmerische Management zu erreichen ist die Entwicklung von Zielen und Maszlignahmen noumltig Ein erster Biodiversitaumlts-Check hilft dabei bereits bestehende Maszlignahmen und Kennzahlen zu identifi-zieren Dabei sollten saumlmtliche unternehmerische Taumltigkeitsfelder von der Strategie und dem Personalwesen uumlber Liegenschaften und Einkauf bis hin zu Produktion und Entsorgung beleuchtet werden Die dann vorliegenden Ergebnisse koumlnnen Startpunkt vertiefender Maszlignahmen sein zum Beispiel erste Ziele oder Analysen eine Aus-dehnung auf andere Geschaumlftsbereiche oder die Entwicklung von Management- und Berichterstattungsstrukturen

Leitfaumlden und Handbuumlcher geben Hilfestellung bei der Integration von biologischer Vielfalt in Unternehmenspro zesse und koumlnnen zu-

gleich Inspiration und Unterstuumltzung fuumlr weitere Planungsprozesse

35WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

sein Durch die Handlungsempfehlungen koumlnnen auf leichte Weise Elemente einbezogen werden die beispielsweise die biologische Vielfalt auf dem Firmengelaumlnde foumlrdern ndash wie Bienenkaumlsten und bewachsene Hauswaumlnde Weitere konkrete Handlungsempfehlungen finden sich unter anderem in dem Bericht raquo Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagementlaquo (Bestaumlndig und Wuczkowski 2012)

BESTEHENDE ANSAumlTZE NUTZEN UND ERWEITERNFolgende Ansaumltze aus dem Unternehmensbereich sind auch zur Inte-gration von Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt gut ge eignet Unternehmerische Verantwortung (Corporate Responsibility)

Berichterstattung (inklusive umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung)

Umweltmanagement Ressourceneffizienz Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten-Management

Investitions- und Planungsprozesse

Unternehmerische Verantwortung (Corporate Responsibility)Viele Aktivitaumlten zum Biodiversitaumlts- und Oumlkosystemleistungs - schutz sind losgeloumlst vom Kerngeschaumlft und unter gesellschaftlichem Enga ge ment und unternehmerischer Verantwortung (Corporate

INFOBOX 20

Biodiversitaumlts-Checks fuumlr UnternehmenBislang werden zwei in deutscher Sprache verfuumlgbare Biodiversitaumlts-Screenings fuumlr Unternehmen haumlufig angewendet Die branchenuumlbergreifenden Checklisten der deutschen raquoBiodiversity

in Good Companylaquo-Initiative basieren auf dem raquoHandbuch Biodiver-sitaumltsmanagementlaquo (Schaltegger u a 2010) und ermoumlglichen eine Selbstevaluation zum aktuellen Stand des unternehmerischen Biodi-versitaumltsmanagements Weitere Informationen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

Der vom Global Nature Fund BAUM e V dokeo und PwC entwi-ckelte Biodiversitaumlts-Check fuumlr Unternehmen vereint Expertise aus Biologie Oumlkologie und Management Er bietet einen ersten auf das Unternehmen zugeschnittenen Uumlberblick uumlber die Reife des Biodiver-sitaumltsmanagements und gibt Empfehlungen fuumlr das weitere Vorge-hen Weitere Informationen wwwbusiness-biodiversityeudefaultaspLang=DEUampMenue=128

ABBILDUNG 17(Foto Andrzej Tokarski fotoliacom)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 36

Respon si bi lity) einzuordnen Vor allem Unternehmenswerte und -philo-sophien koumlnnen Anknuumlpfungspunkte raquovon obenlaquo bieten und zu einer weitergefassten Strategieentwicklung fuumlhren

ABBILDUNG 18(Foto Susanne Georgi)

INFOBOX 21

Praxisbeispiel Pilotprojekt fuumlr Branchenstandards Die oekom GmbH der groumlszligte deutsche Fachverlag fuumlr Oumlkologie und Nachhaltigkeit veroumlffentlicht Sach- und Fachbuumlcher mit Bezug zur bio-logischen Vielfalt und dem Erhalt der Oumlkosysteme Fuumlr seine Publi-kationen verwendet er ausschlieszliglich Recycling- und FSC-zertifiziertes Papier Zudem hat der Verlag das Projekt raquoNachhaltig Publizierenlaquo initi-iert das vom Bundesumweltministerium gefoumlrdert wird In Kooperation mit zwei wissenschaftlichen Instituten und der Frankfurter Buchmesse wurden praxisnahe Kriterien fuumlr die nachhaltige Bucherstellung entwi-ckelt Mit dem Projekt praumlsentiert sich oekom oumlffentlichkeitswirksam als Vorreiter und sensibilisiert die Verlagsbranche fuumlr einen nachhalti-gen Umgang mit der Ressource Papier

37

Gleichzeitig bietet die Kommunikation und Interaktion mit Kunden und Mitarbeitern Moumlglichkeiten fuumlr eine Integration sozusagen als Impulsgeber raquovon untenlaquo Freiwilligenarbeit gemeinsame Baum-pflanzaktionen oder Spenden fuumlr Naturschutzeinrichtungen tragen zum Schutz und zur Wertschaumltzung des Naturkapitals bei Mit Blick auf ihre Mitarbeiter profitieren Unternehmen zudem vom Wohlbe-finden am Arbeitsort erhoumlhter Kommunikationsbereitschaft und staumlrkerer Bindung und Loyalitaumlt gegenuumlber dem Arbeitgeber

Berichterstattung (inklusive umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung)Die in Deutschland und weltweit gebraumluchlichste Richtlinie zur Bericht-erstattung von Nachhaltigkeitsaspekten ndash die Global Reporting Initia-tive (GRI) ndash sieht eine Offenlegung von bis zu fuumlnf biodiversitaumltsbe-zogenen Indikatoren vor Diese waren bislang von eher qualitativer

WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

ABBILDUNG 20 Umweltindika-toren der Global Reporting Initiative Die fuumlnf relevanten Umweltindi - ka toren der Berichterstattungsricht-linie der Global Reporting Initiative (GRI) in der Version 31 Biodiver-sitaumlts bezogene Umweltindikatoren werden mit EN fuumlr Umwelt abgekuumlrzt und beinhalten EN 11 bis EN 15

Kernindikatoren Zusaumltzliche Indikatoren

EN11

Ort und Groumlszlige von Grundstuumlcken in Schutzge-bieten oder angrenzend an Schutzgebiete Ort und Groumlszlige von Grundstuumlcken in Gebieten mit hohem Biodiversitaumltswert auszligerhalb von Schutz-gebieten oder daran angrenzend Zu beruumlcksich-tigen sind Grundstuumlcke die im Eigentum der berichtenden Organisation stehen oder von die-ser gepachtet oder verwaltet werden

EN13 Geschuumltzte oder wiederhergestellte natuumlrliche Lebensraumlume

EN14Strategien laufende Maszlignahmen und Zu-kunftsplaumlne fuumlr das Management der Auswir-kungen auf die Biodiversitaumlt

EN12

Beschreibung der wesentlichen Auswirkungen von Aktivitaumlten Produkten und Dienstleistungen auf die Biodiversitaumlt in Schutzgebieten und in Gebieten mit hohem Biodiversitaumltswert auszliger-halb von Schutzgebieten

EN15

Anzahl der Arten auf der Roten Liste der IUCN und auf nationalen Listen die ihren natuumlrlichen Lebensraum in Gebieten haben die von der Geschaumlftstaumltigkeit der Organisation betroffen sind aufgeteilt nach dem Bedrohungsgrad

ABBILDUNG 19(Foto Piepenbrock)

INFOBOX 22

Praxisbeispiel Mitarbeiter-EngagementDie Piepenbrock Unternehmensgruppe unterhaumllt im brandenbur-gischen Naturpark Stechlin-Ruppiner Land den 2200 Hektar groszligen Forst Rheinshagen Im Rahmen seiner Aktion raquoWachstumlaquo pflanzt das Unternehmen dort gemeinsam mit seinen Kunden fuumlr jeden Neuauf-trag Baumlume Im August 2012 besuchte eine Gruppe von zehn Auszu-bildenden des Unternehmens im Zuge der raquoAzubi-Projekttagelaquo den Piepen brock Forst um die Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens kennenzulernen und selbst aktiv zu unterstuumltzen Ziel war es die Sand-heideflaumlche am Zechower Berg im Naturschutz- und gleichnamigen Fauna-Flora-Habitat-Gebiet Rheinsberger Rhin und Hellberge zu pflegen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 38

IM RAHMEN VON UMWELTSCHUTZ UND RESSOURCENshyEFFIZIENZ KUumlMMERN SICH VIELE UNTER NEHMEN BEREITS HEUTE UM BIODIVERSITAumlT UND ECOSYSTEM SERVICES OHNE DIES JEDOCH EXPLIZIT HERAUS ZUshy STELLEN DER BEWUSSTE EINBEZUG DES OumlKOSYSTEMshy GEDANKENS SOWIE DIE BETRACHTUNG ENTSPRECHENDER CHANCEN UND RISIKEN STELLT EINE WEITER ENT shy WICKLUNG DAR DIE DURCHAUS ALS rsaquoUMWELTVERANTshyWORTUNG 20lsaquo BEZEICHNET WERDEN KANN

MICHAEL SIEMERS CORPORATE

ENVIRONMENT amp RESPONSIBILITY

EVONIK INDUSTRIES AG

Form doch auch hier erfolgt eine regelmaumlszligige Anpassung die zu-kuumlnftig sicherlich auch mit einer Quantifizierung einhergehen wird Damit bleibt die unternehmerische Berichterstattung eng verbunden mit dem Umweltmanagement

Unternehmerische Berichterstattung wird sich aumlndern und zukuumlnftig integrierter sein (Stichwort Integrated Reporting) In dieser Hinsicht ist auch die umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung zu sehen

INFOBOX 23

Praxisbeispiel Umweltbezogene Gewinn- und VerlustrechnungWaumlhrend in der klassischen Gewinn- und Verlustrechnung (GampV) nur finanzielle Kenngroumlszligen wie Anlagevermoumlgen return on investment und Eigenkapitalrendite berichtet werden bleiben die umweltbezogenen Kosten verborgen Diese Externalitaumlten ndash beispielsweise Verschmutzung von Gewaumlssern Zerstoumlrung von Lebensraumlumen oder das Abwaumllzen von Verantwortung beim Klimawandel auf Folgegenerationen ndash sind als Ver-luste anzusehen die nicht durch das Unternehmen sondern von Dritten wie der Allgemeinheit oder der Natur getragen werden Getrieben von CEO Jochen Zeitz hat Puma es sich zur Aufgabe gemacht diese Kosten deutlicher aufzuzeigen und in die GampV einflieszligen zu lassen Solch eine Sichtbarmachung kann beim Einkauf der Fertigung der Produktent-wicklung oder dem Nachhaltigkeitsmanagement helfen bessere Ent-scheidungen zu treffen um so die Externalitaumlten zu minimieren Laut PUMA Environmental Profit amp Loss Account hat das Unternehmen im Jahr 2010 etwa 145 Millionen Euro an Umweltschaumlden durch Treibhaus-gasemissionen Wasserverbrauch Landnutzungsfolgen Luftverschmut-zung und Abfallerzeugung verursacht Davon entfallen nur etwa 6 auf das Kerngeschaumlft mehr als 137 Millionen Euro Umweltschaumlden ent-stehen entlang der Lieferkette Weitere Informationen httpaboutpumacomwp-contentthemesaboutPUMA_themefinancial-reportpdfEPL080212finalpdf

39WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Sie macht deutlich welche Abhaumlngigkeiten und welche Einfluumlsse ein Unternehmen hat und stellt bei der Einbeziehung der Oumlkosystem-leistungen und Integration in die externe Rechnungslegung einen be deut samen Schritt hin zur Beruumlcksichtigung von Naturkapital in Unternehmen dar Eine Offenlegung dieser Art koumlnnte einen Para dig-menwechsel einleiten Wer seine Leistung schon fruumlhzeitig ganzheit-lich misst und berichtet kann in einem sich veraumlndernden Geschaumlfts-

ABBILDUNG 21 (Foto LianeM Fotoliacom)

INFOBOX 24

Biodiversitaumlt in den Umweltmanagementzertifizierungen ISO 14001 und EMASBei EMAS muumlssen und bei ISO 14001 sollten die Auswirkun-gen auf die biologische Vielfalt beruumlcksichtigt werden Bei EMAS wird in Form des raquoFlaumlchenverbrauchslaquo ein direkter Indikator fuumlr den Habitatverlust erhoben ndash eine der Hauptursachen des Biodiver-sitaumltsverlustes Zwar kann der Flaumlchenverbrauch von unterschiedli-cher Qualitaumlt sein ndash die Bebauung einer bereits degradierten Flaumlche ist weniger kritisch als die eines intakten Oumlkosystems ndash dennoch kann dies als erster Startpunkt gewertet werden

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 40

umfeld weiterhin Spitzenleistung liefern Dies betrifft die Felder Risikomanagement Versorgungssicherheit und -produktivitaumlt wie auch Compliance und Stakeholdermanagement

UmweltmanagementEin Umweltmanagement steuert gemaumlszlig den vier Managementschrit-ten Planen Ausfuumlhren Kontrollieren und Optimieren umweltbezo-gene Unternehmenstaumltigkeiten und ermoumlglicht so eine kontinuierli-che Verbesserung der Umweltleistung Dieser Managementzyklus beruumlcksichtigt derzeit nur selten umsetzungsorien tiert die Dimensio-nen Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt

Hier kann eine Erweiterung konkret ansetzen Eine erste Feststellung des Status quo auf Basis bereits existieren der Umweltdaten ndash ergaumlnzt durch Experteneinschaumltzungen ndash ist der Anfang Anschlieszligend koumln-nen spezifische und messbare Ziele gesetzt werden was sich in die bekannten Schritte des Umweltmanagements einbinden laumlsst

RessourceneffizienzRessourceneffizienz gewinnt angesichts steigender Rohstoffpreise und -bedarfe und des groszligen Anteils den Material- und Energie kosten an den Gesamtkosten in vielen Branchen darstellen wirtschaftlich und politisch enorm an Bedeutung Zur Steigerung der Ressourceneffi-zienz liegen aktuell Programme auf nationaler wie europaumlischer Ebene vor es existieren dazu Plattformen und Initiativen Das Thema raquoRes-sourceneffizienzlaquo koumlnnen Unternehmen strategisch integrieren (zum Beispiel in ihrem Umweltmanagement) indem sie die entsprechen-den Einsatzstoffe als Naturkapital raquodeklarierenlaquo und im Ressourcen-management umfassender als bisher beruumlck sichtigen Durch den sparsamen effizienten Einsatz von Ressourcen koumlnnen oftmals Oumlko-systeme geschont werden (zum Beispiel durch ein entsprechendes

INFOBOX 25

Praxisbeispiel Integration von Biodiversitaumlt in das Ressourcen-managementUPM betreibt in Deutschland sieben Papierfabriken und verschreibt sich der nachhaltigen Forstwirtschaft und dem Schutz der Biodiversitaumlt So wird weltweit FSC- und PEFC-zertifiziertes Holz verwendet und in unter nehmenseigenen Waumlldern ein Biodiversitaumltsprogramm umge-setzt Gemeinsam mit der raquoAlliance for Water Stewardshiplaquo fuumlhrt UPM ein Pilotprojekt zum Wassermanagement durch Dies soll den Verbrauch des wasserintensiven Papierherstellungsprozesses senken und die Wie-derverwendung des Wassers erhoumlhen UPM unterstreicht mit seinemEngagement seine Position als raquoBiofore Companylaquo

41WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

INFOBOX 26

Praxisbeispiel Bewertung von Biodiversitaumlt in der Lebensmittel-branche und der LandwirtschaftEinen Schritt weiter als die Oumlkobilanzen geht das Bewertungsverfahren der BASF Mit ihrer Lebenszyklusanalyse AgBalance erfasst sie eine Viel-zahl von Nachhaltigkeitsindikatoren der Lebensmittel- und Landwirt-schaftsbranche Biologische Vielfalt flieszligt mit 8 der 69 Indikatoren in eine Punktebewertung ein so unter anderem Naumlhe zu Schutzgebieten Auskreuzungspotenzial und Oumlkotoxizitaumltspotenzial Auszligerdem werden soziale und oumlkonomische Indikatoren erfasst und somit alle drei Saumlulen der Nachhaltigkeit abgebildet Auch wenn ein Abwaumlgen zwischen unter-schiedlichen Groumlszligen wie Punkten und Euros als Messeinheiten Entschei-der vor Herausforderungen stellt ist dies doch ein wichtiger Schritt hin zur Integration von Biodiversitaumlt in Entscheidungsprozesse

Wassermanagement in Regionen mit Wasserstress) Jedoch ist Res-sourceneffizienz nicht gleichzusetzen mit Biodiversitaumlts- und Oumlko-systemschutz Neben dem sparsamen Umgang mit Ressourcen ist auch die Art der Einsatzstoffe (zum Beispiel Nutzung von nachhaltig erzeugtem Palmoumll) von Bedeutung

Der Zusammenschluss zu Brancheninitiativen ist ein Ansatz um das Thema Ressourceneffizienz ganzheitlicher und passgenauer zu be-trach ten und so die Thematik uumlber den bisherigen Fokus auf Reduzie-rung von Rohstoffverbrauch und Emissionen hinaus zu erweitern

Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten- Management Die Analyse der Wertschoumlpfungskette eines Produktes liefert immer wieder Verbesserungspotenzial und wird deshalb regelmaumlszligig durchge-fuumlhrt Dies bietet gute Ansatzpunkte fuumlr eine Untersuchung und Ver-besserung der Biodiversitaumltsperformance Eine weitere oft genutzte Analysemoumlglichkeit sind Oumlkobilanzen (Life Cycle Assessments)

Oumlkobilanzen bilden den gesamten Stoffkreislauf ab ndash und somit auch die fuumlr Biodiversitaumlt relevante Landnutzung oder Oumlkosystemleis-tungen wie die Bereitstellung von Rohstoffen die Absorption von Produktionsemissionen und die Aufnahme von Abfallprodukten An-gefangen bei eigenen Beschaffungsquellen (zum Beispiel Vertragsan-bauer von Supermaumlrkten oder Handelsmarken) bis hin zu Vorproduk-ten der Liefer an ten ndash entlang der Lieferkette verbergen sich zahlreiche Ursachen fuumlr Bio diversitaumltsverlust Fuumlr Unternehmen die Rohstoffe und Vorpro dukte aus dem Ausland beziehen ist es daher wichtig auf den Einkauf und das Lieferkettenmanagement zu achten Wichtige

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 42

Analyseschritte beinhalten Grenzwerte und Normen (in den Abbau- und Ursprungslaumlndern der Vorprodukte oftmals deutlich niedriger als in Deutschland) oder Screenings zu Wasserknappheit entlang der Lie-ferkette Darauf aufbauend ergibt sich eine detaillierte Bewertung zur Beruumlcksichtigung von Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt bei Liefe ranten

Investitions- und PlanungsprozesseInvestitionen in den Bau neuer Anlagen oder Standorte werden derzeit eher selten unter Biodiversitaumltsaspekten im betrieblichen Umwelt-management erfasst Beim Bau eines Produktionsstandorts auf der raquogruumlnen Wieselaquo spielen vor allem die Eingriffsregelung des Bun-desnaturschutzgesetztes (BNatSchG) sowie das EU-Naturschutz-recht (FFH- und Vogelschutz-Richtlinie) eine wichtige Rolle Diese Regeln erscheinen Unternehmen manchmal wider spruumlchlich ndash gerade mit Blick auf den gewollten Naturschutz Firmenareale werden auf-grund strategischer Entscheidungen zum Beispiel fuumlr den Bau von Anlagen uumlber einen laumlngeren Zeitraum brach liegen gelassen Siedelt sich daraufhin eine geschuumltzte Art auf dieser Flaumlche an koumlnnen Unter-nehmen unter Umstaumlnden nur mit hohen Auflagen dieses Gebiet er-schlieszligen und einen Neu- oder Ausbau realisieren Um solchen Ziel kon-flikten vorzubeugen bieten die zustaumlndigen Natur schutzbehoumlrden an in Dialog zu treten um gangbare Wege und Maszlignahmen auszu loten

Doch Unternehmen koumlnnen auch in Vorleistung gehen Indem zum Beispiel Brachflaumlchen und Naturraumlume belassen sowie die Funktio-nalitaumlt von aquatischen Oumlkosystemen (Gewaumlssern) erhalten werden

INFOBOX 27

Ausgleichsflaumlchen ndash Chancen fuumlr beschleunigte PlanungsprozesseGut zu wissen Laut sect16 BNatSchG kann durch Oumlkosystemschutz ein raquoGuthabenlaquo auf einem Oumlkokonto angespart werden Bei spaumlteren Ein-griffen werden diese Flaumlchen als bereits geleistete Kompensationsmaszlig-nahmen anerkannt Rheinkalk macht sich dieses Instrument zunutze Im sauerlaumlndischen Houmlnnetal dient nur ein Teil des Grundbesitzes dem Kalksteinabbau Weite Teile des Areals hingegen stehen dank nicht-oumlkonomischer Waldnutzung dem Naturschutz temporaumlr zur Verfuumlgung oder werden je nach Management und naturschutzfachlicher Einschaumlt-zung einem Oumlkokonto zugeschrieben das als Kompensationsleistung fuumlr zu erwartende Eingriffe agiert Waumlhrend auf der einen Seite pro-aktiv Arten- und Oumlkosystemschutz ermoumlglicht wird profitiert Rheinkalk von einem beschleunigten Planungsprozess vermiedener Buumlrokratie und somit geringeren Kosten (wwwrheinkalkdepdfVerantwortung_Fuer_Mensch_und_Naturpdf Seite 24)

43WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

koumlnnen etwaige Kompensationsmaszlignahmen im Rahmen der Ein griffs -regelung vermieden werden Zudem koumlnnen Ergebnisse der teils obli-gatorischen Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung (UVP) der Strategischen

INFOBOX 28

Praxisbeispiel ZielkonflikteBiologische Vielfalt spielt in Steinbruumlchen Baggerseen und Kiesgruben eine wichtige Rolle Die Steine- und Erdenindustrie engagiert sich in zahlreichen Projekten zur Foumlrderung der biologischen Vielfalt Neben der Erarbeitung von Biodiversitaumltsindikatoren und einer Biodiversitaumlts-Datenbank zaumlhlen hierzu zahlreiche gemeinsame Projekte mit Umwelt-verbaumlnden

raquoLeider werden der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt in den Abbaustaumltten ausgerechnet durch das Naturschutzrecht selbst eingeschraumlnkt Wer zum Beispiel ein Laichgewaumlsser fuumlr die Gelbbauch-unke auf einem Rohbodenstandort anlegt oder eine Steilwand fuumlr die Uferschwalbe herrichtet der laumluft Gefahr dass die weitere Bewirt-schaftung der Flaumlchen deutlich eingeschraumlnkt wird Der statische An-satz im Naturschutzrecht verhindert damit leider vielerorts die Aus-schoumlpfung von Synergieeffekten von Gesteinsabbau und Naturschutz Die Steine- und Erdenindustrie jedenfalls ist zur Foumlrderung der biolo-gischen Vielfalt bereit und setzt sich auch weiterhin fuumlr praktikable Loumlsungen einlaquo (Diplom-Biologe Thomas Beiszligwenger Hauptgeschaumlfts-fuumlhrer Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

ABBILDUNG 22 (Foto Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

INFOBOX 29

Praxisbeispiel Management von LiegenschaftenFraport die Betreibergesellschaft des Frankfurter Flughafens formuliert in seiner unternehmenseigenen Biodiversitaumltsstrategie Grundsaumltze zur Biodiversitaumlt Darin wird festgehalten dass sich Flugbetrieb und der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt ndash uumlber gesetz liche Anforderungen wie zum Beispiel Eingriffsregelung hinaus ndash vereinbaren lassen So wird unter anderem auf dem Gelaumlnde des Flughafens ein For-schungsprojekt zum Bienen-Monitoring unterstuumltzt das wichtige Infor-mationen uumlber die Schadstoffsituation liefert Gleich zeitig werden im Rhein-Main-Gebiet gezielt Naturschutzvorhaben gefoumlrdert so zum Bei-spiel der Erhalt von raquoAltholzinselnlaquo im Kinzigtal oder die Pflege von Streuobstwiesen im Maintal (wwwfraportdecontentfraport-agdenachhaltigkeitumweltnatur--und-ressourcenschutz0html und verglei-che auch die dort bereitgestellten PDF-Dokumente)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 44

Legende Naumlhe zum Kerngeschaumlft Merkmalsauspraumlgung Geringer Bezug Mittel o Trifft zu x Mittlerer Bezug Stark + Starker Bezug Sehr stark + +

ABBILDUNG 23 Handlungsan-saumltze zur Integration von Biodiversi-taumlt in Unternehmen am Beispiel eines Industrie- und Konsumguumlter-unternehmens (Grafik PwC)

INFOBOX 30

Handlungsansaumltze zur Integration von Biodiversitaumlt in UnternehmenDie vorgestellten sechs Handlungsansaumltze werden hier systematisch zusammengefasst am Beispiel der Indus trie- und Konsumguumlterbranche dargestellt Diese Systematik kann allen Unternehmen als Pruumlfrahmen dienen ihr spezifisches Profil zur Beruumlcksichtigung von biologischer Viel-falt Oumlkosystemen und deren Leistungen (Naturkapital) zu entwickeln

Die Abbildung verdeutlicht die Wirkung der verschiedenen Handlungs-ansaumltze beispielhaft im Hinblick auf die vier Werttreiber Risiken senken Kosten reduzieren Maumlrkte und Kunden erschlieszligen und Reputation steigern

Waumlhrend die farbliche Hinterlegung die Naumlhe zum Kerngeschaumlft andeutet geben die Spalten auf der rechten Seite Informationen uumlber den Beitrag zum Schutz der biologischen Vielfalt sowie zur moumlglichen Umsetzungskomplexitaumlt wieder Es wird deutlich dass es durchaus ein-fache Maszlignahmen gibt die eine Wirkung zeigen

Werttreiber

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Integration von Biodiversitaumltsaspekten in hellip

Beitrag zum Schutz des Natur kapitals

Umsetzungsshy komplexitaumlt

x x x 1) Unternehmerischer Verantwortung (Corporate Responsibility) o + o

x x x 2) Berichterstattung (inkl umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung) o +

x x 3) Umweltmanagement inkl Liegenschafts-management o + +

x x 4) Maszlignahmen zur Steigerung der Ressourcen-effizienz + + + +

x x x 5) Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten-Management + + + +

x x 6) Investitions- und Planungsprozesse + o +

45WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Des Weiteren ist erkennbar dass die Integration von Biodiversitaumlt in Aus-wahl- und Entscheidungsprozesse vor allem im Bereich Ressourceneffi-zienz Lieferketten-Management und Investitions- und Planungsprozesse zu Win-win-Situationen fuumlhren kann Dabei sollte bei der Auswahl der Ansaumltze und Methoden aber immer das Kerngeschaumlft des Unterneh-mens im Vordergrund stehen ndash hier kann ein erster Check die weitere Schwerpunktsetzung unterstuumltzen Auch die Integration ins klassische Umweltmanagement stellt einen Schritt zur Beruumlcksichtigung von Bio-diversitaumlt dar ndash und zwar verbunden mit einem maumlszligigen Aufwand

Umweltpruumlfung (SUP) und der FFH Vertraumlglichkeitspruumlfung (FFH VP) guumlnstiger ausfallen Auflagen der Nachbesserung reduziert dadurch Kosten eingespart und ein reibungsloser Planungs- und Bauprozess beguumlnstigt werden

Abschlieszligend gilt es die Integration von Biodiversitaumlt auch in flankie-renden operationellen Einheiten voranzutreiben Dies betrifft beson-ders Forschung und Entwicklung sowie Kommunikation Dabei sollen die Themen erfolgreich sowohl nach innen als auch nach auszligen also zu Kunden Lieferanten und anderen Interessengruppen kommuni-ziert und in eine entsprechende Berichterstattung integriert werden

AUSBLICK5

WIR KOumlNNEN DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER WIRTSCHAFT NUR ERHALTEN WENN WIR DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER NATUR ERHALTEN DAFUumlR IST EINE VIELFALT AN LEBENSshy RAumlUMEN UND ARTEN VON ENTSCHEIDENDER BEDEUTUNG DEREN SCHUTZ MUSS DESHALB VIEL STAumlRKER IN DEN WERTSCHOumlPFUNGSPROZESSEN BERUumlCKSICHTIGT WERDEN

ALEXANDER BARTELT ABTEILUNGS-

LEITER KLIMASCHUTZ UND NACHHAL -

TIGE PRO DUKTE DER OTTO GROUP

VORSTANDSVORSITZENDER raquoBIODIVER-

SITY IN GOOD COMPANYlaquo- INITIATIVE

Es ist an der Zeit die Aspekte von Naturkapital in das unterneh-merische Handeln zu integrieren Nutzen Sie die vielfaumlltigen Ansatz-punkte die im Rahmen der Broschuumlre aufgezeigt wurden und beginnen Sie Ihre unternehmerischen Aktivitaumlten zu erweitern In Deutsch-land gibt es viele Initiativen und Ansaumltze die einen Einstieg in die The-men Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungen erleich tern Nutzen Sie diese Initiativen fuumlr einen Austausch mit anderen Unter-nehmen und uumlber die dort bereits gemachten Erfahrungen (siehe dazu auch Kapitel 6)

Die Initiative raquoBiodiversity in Good Companylaquo ist ein Zusammen-schluss von Unternehmen die gemeinsam fuumlr den Schutz der

biologischen Vielfalt eintreten Der branchenuumlbergreifenden Initiative gehoumlren kleine mittlere und groszlige Unternehmen an Die Mitglieder der raquoBiodiversity in Good Companylaquo-Initiative unterstuumlt-zen das freiwillige Engagement der Wirtschaft fuumlr den Schutz der biologischen Vielfalt Sie arbeiten an Innovationen und Investitio-nen damit naturvertraumlgliche Technologien Produkte und Dienst-leistungen verstaumlrkt ihren Weg in die Maumlrkte finden Die Initiative

47AUSBLICK

traumlgt dazu bei den Privatsektor in die Verwirklichung der Ziele der Konvention uumlber die biologische Vielfalt und der Nationalen

Strategie zur biologischen Vielfalt staumlrker einzubinden

Auch im Rahmen von econsense ndash einem Zusammenschluss fuumlhren-der global agierender Unternehmen und Organisationen der deut-schen Wirtschaft zu den Themen nachhaltige Entwicklung und Cor-porate Social Responsibility (CSR) ndash wird der Themenbereich im Rahmen der Arbeitsgruppe raquoBiodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungenlaquo begleitet Die Mitgliedsunternehmen setzten sich intensiv mit dem Erhalt und der Entwicklung der biologischen Vielfalt auseinander und nutzen econsense als Plattform zum Austausch und zur Diskus-sion von praktischen Managementinstrumenten

Engagieren Sie sich im Projekt raquoUnternehmen Biologische Vielfalt 2020laquo einer Dialog- und Aktionsplattform des Bundesumweltminis-teriums gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der deutschen Wirtschaft und von Naturschutzverbaumlnden die einen fortlaufenden Austausch erlaubt und konkrete Aktivitaumlten zur Umsetzung der Nati-onalen Strategie zur biologischen Vielfalt auf den Weg bringt Folgende Themenfelder stehen dabei im Fokus Informationen zur biologischen Vielfalt fuumlr Unternehmen Biologische Vielfalt im betrieblichen Umweltmanagement Biologische Vielfalt und Naturschutzrecht Kommunikation von Unternehmen nach auszligen Finanzierung von Naturschutzprojekten Maumlrkte Chancen erkennen und entwickeln Netzwerkbildung

Die kuumlnftige Leistungsfaumlhigkeit der Wirtschaft wird von der Leis-tungsfaumlhigkeit des Naturkapitals abhaumlngen Der Erhalt der Leistungs-faumlhigkeit unseres Naturkapitals erfordert die gebuumlndelten Kraumlfte von Unternehmen Politik und Gesellschaft raquoNatur kapital Deutschland ndash TEEB DElaquo zeigt dass sich dies auch wirtschaftlich lohnt Lassen Sie uns diese Chance gemeinsam wahrnehmen

ABBILDUNG 24 (Foto morrbyte Fotoliacom)

6 WEITERFUumlHRENDE INFORMATIONEN

PROJEKT raquoNATURKAPITAL DEUTSCHLAND ndash TEEB DElaquoDiese Broschuumlre ist Teil des Projekts raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo in dessen Rahmen bis zum Jahr 2015 folgende vier Berichte erscheinen (Arbeitstitel) raquoKlimapolitik und Naturkapital Synergien und Konfliktelaquo raquoOumlkosystemleistungen und Entwicklung laumlndlicher Raumlumelaquo raquoNaturleistungen in der Stadt Gesundheit schuumltzen und

Lebensqualitaumlt erhoumlhenlaquo raquoNaturkapital Deutschland Neue Handlungsoptionen

ergreifen ndash eine Syntheselaquo

Bereits erschienen ist die Broschuumlre raquoDer Wert der Natur fuumlr Wirt-schaft und Gesellschaft ndash Eine Einfuumlhrunglaquo wwwnaturkapital-teebde

Soweit Praxisbeispiele und Statements nicht gesondert gekennzeich-net wurden sind diese speziell fuumlr raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo erstellt worden

Leitfaumlden Handlungsmoumlglichkeiten fuumlr Unternehmen BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012)Biodiversitaumlt im unterneh-

merischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Umfangrei-che aber dennoch leicht zu erfassende und praxisnahe Broschuumlre zu Maszlignahmen rund um den betrieblichen Biodiversitaumltsschutz Mit zahl-reichen Umsetzungstipps und Hinweisen auf weiterfuumlhrende Lite ra-tur und Webseiten

49WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

www2leuphanadeumanagementcsmcontentnamadownloads download_publikationenBestaendig20Wuczkowski_Biodiversitaet 20im20unternehmerischen20Nachhaltigkeitsmanagement_neupdf

HOUDET J (HRSG) (2008 UumlBERARBEITET 2010) Integrating bio-diversity into business strategies The Biodiversity Accountability Framework Sehr umfangreiche Publikation (knapp 400 Seiten) uumlber Bio di versitaumlt und Unternehmen beginnend bei den Grundlagen 23 In dikatoren (Business and Biodiversity Independence Indicators) sind Grundlage fuumlr die Bewertung der Biodiversitaumltsleistung von Unter-nehmen Mit zahlreichen Beispielen Regionaler Fokus Frankreichwwworeeorg_scriptntsp-document-file_downloadphp document_id=1063ampdocument_file_id=1070

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement ndash Ein Leitfaden fuumlr die betriebliche Praxis Umsetzungsorientiertes Handbuch zur Einbindung von Biodiversi-

taumlt in das bestehende (Umwelt)-Management inklusive zahlreicher Vorschlaumlge fuumlr Maszlignahmen und Instrumente sowie Zuordnung zu Handlungsfeldern und Funktionsbereichen httpwwwbmudeN46143

TEEB (2012) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Busi-ness and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York Bericht fuumlr Unternehmen der internationalen TEEB-Studie Ins-pirierende teils generische Heranfuumlhrung an die Bedeutung von Bio-diversitaumlt an Unternehmen mit Beispielen aus aller Welt Excutive summary unter wwwteebweborg

UN GLOBAL COMPACT AND IUCN (2012) A Framework for Corpo rate Action on Biodiversity and Ecosystem Services Uumlberblicksbro schuumlre zu Biodiversitaumlt und Unternehmen Adressierte Themen Treiber Risi-ken amp Chancen Corporate Governance Management (inkl Vermei-dungs-Hierarchie) Stakeholder-Engagement und Berichter stattungwwwunglobalcompactorgdocsissues_docEnvironmentBES_Frameworkpdf

WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD) (2011) Handbuch zur unternehmerischen Bewertung von Oumlkosystemdienstleistungen (CEV) Ein Rahmenwerk zur Erleichterung unternehmerischer Entscheidungsfindung Generisches Hand buch fuumlr die Durchfuumlhrung einer unternehmensinternen Bewertung von Biodiversitaumlt (breites Werteverstaumlndnis) mit Handreichungen zu vor-gelagerten Abwaumlgungen wwweconsensedesitesallfilesWBCSD_Handbuch_CEVpdf

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 50

WORLD RESOURCE INSTITUTE (WRI) (2012) Corporate Ecosystem Services Review ndash Version 20 Handbuch zur systematischen Erfas-sung von biodiversitaumltsbezogenen Risiko- und Handlungsfeldern Schrittweises Vorgehen inkl Vorschlaumlgen fuumlr die Erfassung und Doku-mentation des Prozesses wwwwriorgpublicationcorporate-ecosystem-services-review

Allgemein Oumlkosysteme Biodiversitaumlt und Wirtschaft JESSEL B TSCHIMPKE O UND WALSER M (2009) Produktivkraft

Natur Hamburg Praumlgnante Beispiele fuumlr die Quantifizierung von wirtschaftlich relevanten Nutzungen der Natur in Arbeitsplaumltzen Umsaumltzen oder vermiedenen Kostenwwwnaturkapital-teebdefileadminDownloadsProduktivkraft Naturpdf

MILLENNIUM ECOSYSTEM ASSESSMENT (2005) Ecosystems and Human Well-Being ndash Synthesis Synthese der mehr als 1000 Seiten fassenden wissenschaftlichen Studie uumlber die oumlkologischen und gesell-schaftlichen Zusammenhaumlnge sowie Zustand und Trends des Verlus-tes der biologischen Vielfalt und die Bedeutung der Oumlkosystemleis-tungen fuumlr den Menschenwwwmaweborgdocumentsdocument356aspxpdf

TEEB (2010) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integ-rieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz (Hrsg) Bonn Zusam-menfassung der Ergebnisse der internationalen TEEB Studie Synthese der Berichte fuumlr internationale Politiker lokale und regionale Ent-scheider sowie Unternehmen wwwteebweborg

Kartenmaterial Frageboumlgen und Tools PROTECTEDPLANETNET Weltweite kartengestuumltzte Darstellung von

Schutzgebieten basierend auf den Daten der World Database of Pro-tected Areas (WDPA) und der Weltnaturschutzorganisation (IUCN) wwwprotectedplanetnet

BFNshySCHUTZGEBIETSKARTE Interaktive Karte des Bundesamtes fuumlr Naturschutz mit allen deutschen Schutzgebieten wwwgeodienstebfndeschutzgebiete

CHECKLISTEN DER DEUTSCHEN BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIAshyTIVE Fragenkatalog zur Erstellung einer Selbsteinschaumltzung bezuumlg-lich potenzieller Risiken hinsichtlich Biodiversitaumlt und Oumlkosystem-leistungen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

51WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

INTEGRATED BIODIVERSITY ASSESSMENT TOOL (IBAT) Kostenpflich-tige Anwendung zur Bewertung standortbezogener Biodiversitaumlts-risiken (Fokus Schutzgebiete und Biodiversity Hot Spots) GIS-(Karten)- basiert wwwibatforbusinessorg

Fallbeispiele und Publikationssammlung WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD)

(2012) Biodiversity and ecosystem services ndash scaling up business solutions Company case studies that help achieve global biodiversity targetswwwwbcsdorgPagesEDocumentEDocumentDetailsaspxID=14923ampNoSearchContextKey=true

UNITED NATIONS ENVIRONMENT PROGRAM FINANCE INITIATIVE (UNEP FI) Publikationen zu biodiversitaumltsbezogenen Chancen Risiken und Handlungsoptionen der Finanzbranche wwwunepfiorgpublicationsbiodiversityindexhtml

CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (CBD) BUSINESS PROGRAMM Fallstudien und Publikationen zu Beruumlhrungspunkten und Leuchtturm-projekten zum Erhalt der biologischen Vielfalt wwwcbdintenbusiness

ECOSYSTEM MARKETPLACE Nachrichtenportal von Forest Trends rund um Biodiversitaumlts- Wasser- und CO2-Maumlrkte wwwecosystemmarketplacecom

Strategien auf politischer Ebene NATIONALE STRATEGIE ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT (2007) Deutsch-

lands Strategie zur Umsetzung der Konvention uumlber die biolo gische Vielfalt wwwbmudeN40333

INFORMATIONSPORTAL DES BUNDESAMTES FUumlR NATURSCHUTZ ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT Mit Nachrichten Informationen Veranstal-tungshinweisen und weiterfuumlhrenden Materialien wwwbiologische-vielfaltde

EUshyBIODIVERSITAumlTSSTRATEGIE FUumlR 2020 Diese EU-Strategie enthaumllt Ziele zum Erhalt von Biodiversitaumlt sowie von Oumlkosystemen und deren Leistungen (raquoNaturkapitallaquo) bis 2020httpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversitycomm20062020htm

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 52

GLOBALE BIODIVERSITAumlTSZIELE Der raquoStrategische Plan 2011 ndash 2020laquo des Internationalen Uumlbereinkommens zur biologischen Vielfalt (CBD) enthaumllt auch Ziele zu Oumlkosystemen und deren Leistungen sowie zum Wert der biologischen VielfaltwwwcbdintdocdecisionsCOP-10cop-10-dec-02-enpdf

Initiativen DEUTSCHE BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIATIVE ndash raquoBIODIVERSITY

IN GOOD COMPANYlaquoshy INITIATIVE Zusammenschluss vor allem deut-scher Unternehmen mit dem Ziel die Integration von Biodiversitaumlt in unternehmerische Entscheidungen voranzutreiben wwwbusiness-and-biodiversityde

EUROPAumlISCHE raquoBUSINESS AND BIODIVERSITY CAMPAIGNlaquo Europa-weite Plattform fuumlr Unternehmen mit dem Ziel Ansaumltze fuumlr ein Biodi-versitaumltsmanagement zu entwickeln und umzusetzen wwwbusiness-biodiversityeu

NATURAL CAPITAL DECLARATION Erklaumlrung einzelner Akteure des Finanzsektors Naturkapital in Finanzprodukten und -dienstleistungen zu beruumlcksichtigen wwwnaturalcapitaldeclarationorg

TEEB FOR BUSINESS COALITION Initiative zur Vereinheitlichung der Bilanzierung von Naturkapital im Unternehmen httpteebforbusinessorg

GLOSSAR 53

GLOSSAR

ARTENVIELFALTDiversitaumlt (Vielfalt) biologischer Arten in einem Lebensraum Artenviel-falt ist neben genetischer Vielfalt und Diversitaumlt der Oumlkosysteme ein Teil-aspekt der biologischen Vielfalt

BASISLEISTUNGENGrundlegende Leistungen der Oumlkosysteme wie zum Beispiel Photosyn-these oder Stickstoffbindung von Knoumlllchenbakterien welche die Voraus-setzung fuumlr alle anderen Leistungen der Oumlkosysteme sind

BIODIVERSITAumlT Biologische Vielfalt

BIOLOGISCHE VIELFALT Die Vielfalt des Lebens auf unserer Erde (oder Biodiversitaumlt) ist die Varia-bilitaumlt lebender Organismen und der von ihnen gebildeten oumlkologischen Komplexe Sie umfasst drei Ebenen 1) die Vielfalt an Oumlkosystemen bezie-hungsweise Lebensgemeinschaften Lebensraumlumen und Landschaften 2) die Artenvielfalt und 3) die genetische Vielfalt innerhalb der verschie-denen Arten

EINGRIFFSREGELUNG Instrument des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatschG sectsect 13 ff) das die Bewaumlltigung von Eingriffen in Natur und Landschaft regelt (Vermeidung und Kompensation)

EMAS Betriebliches Umweltmanagementsystem (Eco Management and Audit Scheme) nach der Verordnung (EG) Nr 12212009 uumlber die freiwillige Teil-nahme von Organisationen an einem Gemeinschaftssystem fuumlr Umwelt-management und Umweltbetriebspruumlfung (ABl EG L 342 v 22122009 S 1) Schwerpunkte sind die kontinuierliche Verbesserung der Umwelt-leistung die Umwelterklaumlrung und Umweltrechtskonformitaumlt

GEBIETSFREMDE ARTENAuch invasive Arten oder Neobiota Tier- und Pflanzenarten die durch Einfuhr (beabsichtigt) oder Einschleppung (unbeabsichtigt) in einem fuumlr sie nicht natuumlrlichen Lebensraum leben Einige gebietsfremde Arten ver-breiten sich aufgrund mangelnder Feinde physiologischer Eigenschaften (Wachstumsgeschwindigkeit Wasserbedarf) oder aumlhnlich invasiv und verdraumlngen einheimische Arten In einigen Faumlllen entstehen durch sie erheb liche Nachteile fuumlr Mensch (Gesundheitsbeeintraumlchtigungen wie zum Beispiel Allergien) und Oumlkosysteme (Degradation)

INWERTSETZUNGBuumlndel von Maszlignahmen um den Nutzen von Biodiversitaumlt und Oumlkosys-temleistungen fuumlr die Gesellschaft relevant und erfahrbar werden zu las-sen Dies geschieht durch (oumlkonomische) Bewertung und oder Integra-tion in Marktentscheidungen ndash zum Beispiel in Form von naturorientierten Angeboten Anreizen oder der Schaffung von Maumlrkten fuumlr Biodiversitaumlt ndash sowie in gesellschaftliche und private Entscheidungen

54 DIEUNTERNEHMENSPERSPEKTIVEndashNEUEHERAUSFORDERUNGEN

ISO 14001 Betriebliches Umweltmanagementsystem nach DIN EN ISO 140012004 + AC 2009 (Ausgabe 112009) Schwerpunkt liegt in der Verbesserung des Umweltmanagementsystems

KONVENTION UumlBER DIE BIOLOGISCHE VIELFALT (ENGL CONVENTION ON BIO LOGICAL DIVERSITY ndash CBD)

Uumlbereinkunft von 168 Staaten (Unterzeichner Stand 12122012) uumlber die biologische Vielfalt Darin werden der Verlust der biologischen Vielfalt als Herausforderung anerkannt und Ziele zu ihrer Erhaltung formuliert Diese sind 1) Schutz der biologischen Vielfalt 2) Nachhaltige Nutzung ihrer Bestandteile und 3) Zugangsregelung und gerechter Ausgleich von Vor-teilen welche aus der Nutzung genetischer Ressourcen entstehen

KULTURELLE OumlKOSYSTEMshy LEISTUNGEN

Leistungen von Oumlkosystemen mit Wirkung und Bedeutung fuumlr Erholung aumlsthetisches Empfinden spirituelle Erfahrungen soziale Funktionen kul-turelle Identitaumlt Heimatgefuumlhl Wissen und Erkenntnis

MONETARISISERUNG Beimesssung eines Wertes in Geldeinheiten Die Umweltoumlkonomie hat dazu mehrere Verfahren der Monetarisierung entwickelt

NATURKAPITAL Oumlkonomischer Begriff fuumlr den begrenzten Vorrat an physischen und bio-logischen Ressourcen der Erde und die begrenzte Bereitstellung von Guumltern und Leistungen durch Oumlkosysteme

OumlKOSYSTEM Bezeichnet die Bestandteile eines abgegrenzten Naturraumes (zum Beispiel niedersaumlchsisches Wattenmeer) oder eines bestimmten Natur-raumtyps (zum Beispiel naumlhrstoffarmes Flieszliggewaumlsser) und deren Wech-selwirkungen Der Begriff kann sich auf verschiedene raumlumliche Ebenen (lokal regional) beziehen und umfasst sowohl (halb-)natuumlrliche (zum Bei-spiel ungestoumlrte Hochmoore) und naturnahe (zum Beispiel Kalkmager-rasen) als auch vom Menschen gepraumlgte Oumlkosysteme (zum Beispiel Agrar oumlkosysteme)

OumlKOSYSTEMFUNKTIONEN Umfassen alle physikalischen chemischen und biologischen Prozesse und Wechselwirkungen die in verschiedenen Oumlkosystemen stattfinden

OumlKOSYSTEMLEISTUNGEN Bezeichnen direkte und indirekte Beitraumlge von Oumlkosystemen zum mensch-lichen Wohlergehen das heiszligt Leistungen und Guumlter die dem Menschen einen direkten oder indirekten wirtschaftlichen materiellen gesundheit-lichen oder psychischen Nutzen bringen In Abgrenzung zum Begriff Oumlko-systemfunktion entsteht der Begriff Oumlkosystemleistung aus einer anth-ropozentrischen Perspektive und ist an einen Nutzen des Oumlkosystems fuumlr den Menschen gebunden Der Begriff ist identisch mit den haumlufig verwen-deten Begriffen raquoOumlkosystemdienstleistunglaquo und raquooumlkosystemare Guumlter und Leistungenlaquo und entspricht dem englischen Begriff der raquoecosystem serviceslaquo

55

REGULIERUNGSLEISTUNGENFunktionen von Oumlkosystemen die auf (andere) Elemente und Prozesse von Oumlkosystemen einwirken die (direkten) Nutzen fuumlr den Menschen haben zum Beispiel die Filterwirkung von Bodenschichten auf die Grund-wasserqualitaumlt oder der Beitrag einer Hecke zur Verringerung der Boden-erosion

GLOSSAR

RESILIENZ (VON OumlKOSYSTEMEN)

Resilienz ist die Faumlhigkeit eines Oumlkosystems trotz aumluszligerer Stoumlrungen seine Funktionen und damit seine Oumlkosystemleistungen aufrecht zu erhalten Es wird davon ausgegangen dass die Resilienz stark mit der in dem Oumlko-system vorherrschenden biologischen Vielfalt korreliert

TEEBThe Economics of Ecosystems and Biodiversity Die internationale TEEB-Studie wurde von Deutschland im Rahmen seiner G8-Praumlsidentschaft im Jahr 2007 gemeinsam mit der EU-Kommission initiiert und mithilfe zahlreicher weiterer Institutionen unter der Schirmherrschaft des Um-weltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) durchgefuumlhrt Ziel der TEEB-Studie war es den oumlkonomischen Wert der Leistungen der Natur ein zuschaumltzen die wirtschaftlichen Auswirkungen der Schaumldigung von Oumlkosystemen zu erfassen und ausgehend davon die Kosten eines Nicht-Handelns zu beziffern Leiter der Studie war der indische Oumlkonom Pavan Sukhdev Im Rahmen der Studie wurden verschiedene Berichte veroumlffent-licht Derzeit wird unter Leitung von UNEP ein Nachfolgeprozess organi-siert um die Durchfuumlhrung von nationalen regionalen lokalen und sek-toralen Studien zum Thema anzuregen und zu foumlrdern

VERSORGUNGSLEISTUNGENBezeichnen meist marktfaumlhige Guumlter die von oder mithilfe von Oumlkosyste-men produziert werden (zum Beispiel Nahrung Frischwasser Feuer- und Bauholz) Teilweise ist ein erheblicher Beitrag von (Human-)Kapital und Arbeit notwendig um diese Guumlter zu erstellen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 56

QUELLEN

BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012) Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Centre for Sustainability Management Luumlneburg

BORN W u a (2012) Gesundheitskosten der Beifuszlig-Ambrosie in Deutschland In Umweltmedizin in Forschung und Praxis 17 (2) S 71 ndash 80

DER BUND (2009) Invasive Muscheln verstopfen Leitungen Von Fabio Bergamin Onlineausgabe Zuletzt aktualisiert am 31072009 httpwwwderbundchzeitungenwissenInvasive-Muscheln-verstopfen-Leitungenstory29662360

DEUTSCHER IMKERBUND EV Internetauftritt des Deutschen Imkerbund e V vom 12122012 httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpbienen-und- bestaeubungsleistung und httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpzahlen-die-zaehlen

EUROPAumlISCHE KOMMISSION (2009) Fact Sheet Gebietsfremde invasive Arten httpeceuropaeuenvironmentpubspdffactsheetsInvasive20Alien20SpeciesInvasive_Alien_DEpdf

FAO ndash FOOD AND AGRICULTURE ORGANIZATION OF THE UNITED NATIONS (2010) Global Forest Resource Assessment 2010wwwfaoorgforestryfrafra2010en

GARCIacuteAshyTORRES L u a (2001) Conservation agriculture in Europe Current status and perspectives In Garcia-Torres L Benites J and Martiacutenez-Vilela A (Hrsg) Conservation Agriculture A World-wide Challenge 1st World Congress on Conservation Agriculture Madrid 1 ndash 5 October 2001 Vol I Keynote Contributions XUL Cordoba Spain S 79 ndash 83

IAASTD ndash INTERNATIONAL ASSESSMENT OF AGRICULTURAL KNOWLEDGE SCIENCE AND TECHNOLOGY FOR DEVELOPMENT (2008) Global ReportwwwagassessmentorgreportsIAASTDENAgriculture20at20a20Crossroads_Global20Report20(English)pdf

KREIBICH H MUumlLLER M (2005) Private Vorsorgemaszlignahmen koumlnnen Hochwasserschaumlden reduzieren Schadensprisma Heft 1 2005 httpwwwschadenprismadepdfsp_2005_1_1pdf

57QUELLEN

LENZEN M u a (2012) International trade drives biodiversity threats in developing nations Nature 486109 ndash 112 Doi101038nature11145

PWC ndash PRICEWATERHOUSECOOPERS (2012) PwC Rio+20 Sustain ability pulse poll How do the public and CEO opinions differ on Rio+20 issues

REWE GROUP (2010) Pressemitteilung raquoBodensee-Obstbauern engagieren sich fuumlr Biodiversitaumltlaquo wwwrewe-groupcompressepressemeldungenpressemeldung-detail articlebodensee-obstbauern-engagieren-sich-fuer-biodiversitaet

SCBD ndash SECRETARIAT OF THE CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (2009) business2010 A magazine on business amp bio- diversity June 2009 Volume 4 ndash Issue 1 httpwwwcbdintdocnewslettersnews-biz-2009-06-enpdf

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement Ein Leitfaden fuumlr die betrieb-liche Praxis BerlinwwwbmudeN46143

STATISCHES BUNDESAMT (2012) Nachhaltige Entwicklung in Deutschland Indikatorenbericht 2012 wwwdestatisdeDEPublikationenThematischUmwelt oekonomischeGesamtrechnungenUmweltindikatorenIndikatoren PDF_0230001pdf__blob=publicationFile

STERN N (2007) The Economics of Climate Change The Stern Review Cambridge

TEEB (2009) The Economics of Ecosystems and Biodiversity TEEB for National and International Policy Makers Summary Responding to the Value of Naturewwwteebweborg

TEEB (2010A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity Ecological and Economic Foundations Edited by Pushpam Kumar London and Washington

TEEB (2010B) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integrieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz Bonn

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 58

TEEB (2011) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in National and International Policy Making Edited by Patrick ten Brink London and Washington

TEEB (2012A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Local and Regional Policy and Management Edited by Heidi Wittmer and Haripriya Gundimeda Abingdon and New York

TEEB (2012B) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Business and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York

TEN BRINK P BRAAT L (HRSG) (2008) The Cost of Policy Inaction The case of not meeting the 2010 biodiversity targethttpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversityeconomicspdfcopizip

UNESCAP ndash UNITED NATIONS ECONOMIC AND SOCIAL COMMISSION FOR ASIA AND THE PACIFIC (1999) Keynote Statement of Mr Cengiz Ertuna (UNESCAP) at IDNDR-ESCAP Regional Meeting for Asia Risk Reduction amp Society in the 21st Century Bangkok 23 ndash26 February 1999 httpwwwunescaporgenrdwater_mineraldisasterertuna01htm

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012) Water valuation ndash Building the business case Geneva and Washington

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012A) Changing Pace ndash Public policy options to scale and accelerate business action towards Vision 2050 Geneva and Washington

WRI ndash WORLD RESOURCE INSTITUTE (2012) The Corporate Ecosys-tem Services Review - Guidelines for Identifying Business Risks and Opportunities Arising from Ecosystem Change Version 20 Washington

ZEITZ J PUMA Pressemitteilung vom 16112011 httpaboutpumacompuma-completes-first-environmental-profit-and-loss-account-which-values-impacts-at-e-145-million

  • Die Unternehmensperspektive
  • Impressum
  • Inhaltsverzeichnis
  • Vorworte
  • Biodiversitaumlt und Oumlkoshysystemleistungen ndash Erweiterung der unternehmerischen Sicht
  • Warum die Wirtschaft gefragt ist ndash Treiber Chancen und Risiken
  • Entwicklungen und Trends ndash was auf Unternehmen zukommt
  • Wie Unternehmen taumltig werden koumlnnen
  • Ausblick
  • Weiterfuumlhrende Informationen
  • QUELLEN

BIODIVERSITAumlT UND OumlKO SYSTEMLEISTUNGEN ndash ERWEITERUNG DER UNTERshyNEHMERISCHEN SICHT

1

WIR KOumlNNEN DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT UNSERES UNTERshyNEHMENS NUR SICHERN WENN WIR DIE LEISTUNGSshyFAumlHIGKEIT DER NATUR ERHALTEN DIE OumlKO SYSTEME ZU SCHUumlTZEN UND IHRE LEBENSWICHTIGEN DIENSTE WERT ZUSCHAumlTZEN IST UNSERE AUFGABE

GUumlNTER DAMME UMWELTBEAUF-

TRAGTER VOLKSWAGEN AG

In Unternehmen vollzieht sich derzeit eine Entwicklung hin zu einer ganzheitlicheren Leistungsbeurteilung und -berichterstattung Diese Veraumlnderung laumlsst sich beispielsweise an der integrierten Bericht-erstattung von Unternehmens- und Nachhaltigkeitskennzahlen oder an der umweltbezogenen Gewinn- und Verlustrechnung festmachen Unternehmen erkennen zunehmend dass Leistung neu definiert wer-den muss und ein langfristiger Unternehmenserfolg nur dann moumlg-lich wird wenn er im Einklang mit den verfuumlgbaren natuumlrlichen Res-sourcen erwirtschaftet wird Es sind Abhaumlngigkeiten und Einfluumlsse gleichermaszligen die dieses enge Wechselspiel von Unternehmen und Natur charakterisieren

Manager und Politiker sprechen nicht mehr nur von Sach- Anlage- und Humankapital Sie sprechen von Naturkapital Investitionen in gruumlne Infrastruktur und Biodiversitaumltsmaumlrkten Die Natur als essenziel-ler Bestandteil des Geschaumlftsbetriebs ruumlckt sukzessive auf die Agenda

Unternehmen gehen innovative Wege um ihre Position am Markt zu staumlrken und sich gleichzeitig fuumlr den Erhalt biologischer Vielfalt einzusetzen Einen wesentlichen Anteil an dieser Annaumlherung hat die

11BIODIVERSITAumlTUNDOumlKOSYSTEMLEISTUNGENndashERWEITERUNGDERUNTERNEHMERISCHENSICHT

INFOBOX 1

Bedeutung von Biodiversitaumlt fuumlr CEOsInteressant ist In einer Untersuchung befragte PwC im Mai 2012 Kon-sumenten und Manager zu den groumlszligten Herausforderungen der kom-menden Dekade Waumlhrend 43 der Konsumenten Biodiversitaumltsverlust als sehr wichtig bewerten (houmlchste Wichtigkeit) teilten nur etwa 12 der unternehmerischen Entscheider diese Position (PwC 2012)

internationale Studie raquoThe Economics of Ecosystems and Biodiver sitylaquo ( TEEB) und deren Ansatz zur Beruumlcksichtigung von Biodiversishytaumlt in Entscheidungen Der TEEB-Ansatz beruht auf drei Schritten die auch Basis fuumlr das nationale Projekt raquoNaturkapital Deutschlandlaquo sind Anerkennen der Vielzahl an Werten der Natur Aufzeigen dieser Werte und Integration dieser in Entscheidungen und Ablaumlufe

Die vorliegende Broschuumlre will Beispiele fuumlr die Beruumlcksichtigung von diesen Werten der Natur und von biologischer Vielfalt in Unterneh-men geben Sie bietet allen interessierten Unternehmensvertretern wertvolle Hinweise und Informationen fuumlr eine erste Auseinander-setzung mit den vielfaumlltigen Facetten der biologischen Vielfalt und

Oumlkosystemleistungen

In diesem einfuumlhrenden Kapitel soll zunaumlchst kurz geklaumlrt werden was sich hinter den Begriffen biologische Vielfalt Oumlkosystemleistungen und Naturkapital verbirgt Kapitel 2 zeigt auf inwiefern Unternehmen von biologischer Vielfalt Oumlkosystemleistungen und deren Verlust betroffen sind und welche Chancen und Risiken hiermit verbunden sein koumlnnen Gesellschaftliche und politische Entwicklungen als auch natio nale und internationale Regularien und Ansaumltze werden kurz in Kapitel 3 skizziert Ein besonderer Fokus wird dabei auf den spezifisch deutschen Kontext gelegt Kapitel 4 bietet einen Uumlberblick uumlber Anknuumlpfungs-punkte und Handlungsansaumltze zur Integra tion von Oumlkosystemleis-tungen und biologischer Vielfalt in unternehmerische Entscheidungen

Detaillierte Hintergrundinformationen finden sich in der einfuumlhren-den Broschuumlre des Projekts raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo mit dem Titel raquoDer Wert der Natur fuumlr Wirtschaft und Gesellschaft ndash Eine Einfuumlhrunglaquo sowie in Kapitel 6 dieser Broschuumlre

WAS MEINT raquoNATURKAPITALlaquo Biologische Vielfalt Oumlkosystemleistungen Naturkapital ndash fuumlr viele noch sperrige oder unklare Begriffe und weniger ein Hinweis auf das komplexe Zusammenspiel zwischen Umwelt und Wirtschaft

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 12

ABBILDUNG 1 (Foto Metronom GmbH)

INFOBOX 2

OumlkosystemleistungenOumlkosystemleistungen lassen sich in verschiedene Typen unterscheiden Am greifbarsten sind die Versorgungsleistungen Sie stellen phy-sische Guumlter dar und schlieszligen unter anderem Holz und landwirtschaft-liche Erzeugnisse wie Obst und Getreide aber auch Fisch Fleisch und Naturerzeugnisse wie Milch und Honig ein

Von Regulierungsleistungen profitieren oft mehrere Akteure gleich zeitig wird deren Nutzen nur indirekt sichtbar Dies verdeutlicht das Beispiel der Hochwasserregulierung einer Aue Durch sie koumlnnen hohe Schaumlden fuumlr eine Region vermieden werden Weitere regulierende Oumlkosystemleistungen sind die Filterfunktion der Boumlden die Bereitstel-lung sauberen Wassers die Klimaregulierung oder der Erosionsschutz

Wer beispielsweise in einem Wald mehr als Holz Erosionsschutz und klimaregulierende Wirkung sieht genieszligt wahrscheinlich gerade die

kulturellen Oumlkosystemleistungen der Natur Erholung (wichtig fuumlr die Tourismusbranche) aber auch spirituelle Anregung werden da-runter zusammengefasst

All dies ist nur durch sogenannte Basisleistungen moumlglich Sie beschreiben natuumlrliche Prozesse wie die Photosynthese den Naumlhrstoff-kreislauf oder die Bodenbildung die Grundvoraussetzungen fuumlr die eben genannten Oumlkosystemleistungen darstellen

Viele Themen auf die Sie auch in dieser Broschuumlre stoszligen finden sich zum Beispiel im betrieblichen Umweltschutz und verschiedenen Ver-ordnungen und Regularien wieder sind somit bei Unternehmen teil-weise bekannt und werden auch bereits in Einzelaspekten umgesetzt Was ist also das Neue

Der Ansatz von raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo geht uumlber die Einzelfallbetrachtung hinaus und moumlchte die Wechselbeziehungen zwischen Unternehmen und Natur als Chance begreifbar machen Dieses Wechselspiel bedeutet auch dass wirtschaftliche und gesell-schaft liche Prozesse auf Dauer nicht losgeloumlst von natuumlrlichen Zu-sammenhaumlngen betrachtet werden koumlnnen

Das Konzept der Oumlkosystemleistungen zeigt dass wir als Individuen und Gemeinschaften als Regionen Staaten und Unternehmen in viel faumlltiger Weise von den Leistungen der Natur profitieren So um-fassen Oumlkosystemleistungen die direkten und indirekten Beitraumlge von Oumlkosystemen zum menschlichen Wohlergehen und auch zur

13BIODIVERSITAumlTUNDOumlKOSYSTEMLEISTUNGENndashERWEITERUNGDERUNTERNEHMERISCHENSICHT

wirtschaftlichen Produktivitaumlt Es wird zwischen physischen Guumltern (Versorgungsleistungen) und regulierenden und kulturellen raquoLeistun-genlaquo unterschieden

Die biologische Vielfalt traumlgt dazu bei dass die Leistungen der Oumlko-systeme nicht abreiszligen ndash und unterstuumltzt somit die Wertschoumlpfung zahlreicher Unternehmen Die Natur ist neben dem Sach- und Human-kapital Grundlage des Wirtschaftens Im oumlkonomischen Sinn kann Natur daher als raquoKapitallaquo aufgefasst werden ihre Leistungen stellen eine raquoDividendelaquo dar Dieses Kapital wird durch verschiedene Nut-zungen und Veraumlnderungen beansprucht Ein vorausschauender Um-gang mit dem Naturkapital ist geboten um ndash wie auch beim Sach- Finanz- und Humankapital ndash den Kapitalstock nicht aufzuzehren

ABBILDUNG 2 Alternative fuumlr die Biogasanlage Die verschiedenen Pflanzen dieser raquoSaatmischunglaquo sind geeignet fuumlr Biogasanlagen und bieten im Gegensatz zum Energie-maisanbau zusaumltzlich Nahrung fuumlr eine hohe Vielfalt an Insekten(Foto Christoph Moning)

INFOBOX 3

Biologische Vielfalt (kurz Biodiversitaumlt) beschreibt die Vielfalt der Lebensraumlume ndash die Oumlkosysteme die Vielfalt der Arten und die genetische Vielfalt innerhalb der Arten

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 14

GRUumlNDE DES VERLUSTES VON BIOLOGISCHER VIELFALT UND OumlKOSYSTEMLEISTUNGENDie deutsche Wirtschaft kann im Bereich des Umweltschutzes groszlige Erfolge vorweisen Dadurch leistet sie auch einen Beitrag fuumlr die Erhal-tung und den Schutz der biologischen Vielfalt und von Oumlkosystem-leistungen Emissionen konnten beispielsweise stark vermindert wer-den Dennoch gibt es weiterhin Handlungsbedarf

ABBILDUNG 4 Biologische Viel- falt Oumlkosystemleistungen und deren oumlkonomische Werte Die angegebenen Werte sind jeweils als beispielhafte Mindestwerte zu verstehen da andere Werte ndash zum Beispiel der Wert der Erholung ndash nicht erfasst sind Quellen befinden sich im Anhang

ABBILDUNG 3 (Foto Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

NATURK APITAL

Biologische Vielfalt Oumlkosystemleistungen (beispielhafte Auswahl)

Ausgewaumlhlte oumlkonomische Werte (beispielhaft)

Vielfalt der OumlkosystemeErholungWasserregulationCO2-Speicher

Wasserruumlckhaltung amp Hochwasserschutz Volkswirtschaftliche Schaumlden des Elbe-

Hochwassers 2002 mehr als 11 Milliarden Euro (Kreibich und Muumlller 2005)

Kosten der 1998 durch Entwaldung verursachten Uumlber-schwemmungen in Bangladesch China Korea Indien und Vietnam 23 Milliarden US-Dollar (UNESCAP 1999)

Bodenerosion Kosten der Bodenerosion in Europa

53 Euro pro Hektar Jahr (Garciacutea-Torres u a 2001)

Artenvielfalt

Nahrung Holz Brennstoffe Inspiration fuumlr DesignBestaumlubung

Bestaumlubungsleistungen 85 der landwirtschaftlichen Ertraumlge im Pflanzen- und

Obstbau haumlngen in Deutschland von der Bestaumlubung durch Honigbienen ab Geschaumltzter Wert 2 Milliarden Euro (Deutscher Imkerbund e V 2012)

Genetische Vielfalt

Medizinische ProdukteResistenz gegenuumlber Krankheiten Anpassungs faumlhigkeit an natuumlrliche und anthropo-gene Veraumlnderungen

Nutzung genetischer Ressourcen 25 ndash 50 des US-amerikanischen Marktes fuumlr Pharma -

zeutika beruhen auf der Nutzung von natuumlrlichen gene- tischen Ressourcen dies entspricht einem Volumen von 640 Milliarden US-Dollar (TEEB 2009)

15BIODIVERSITAumlTUNDOumlKOSYSTEMLEISTUNGENndashERWEITERUNGDERUNTERNEHMERISCHENSICHT

Durch ein rasantes Wirtschaftswachstum und weltweit steigende Bevoumllkerungszahlen erhoumlht sich der Verbrauch an natuumlrlichen Ressour-cen Damit ebenfalls eng verknuumlpft sind die Themen Veraumlnderung Verschmutzung und Uumlbernutzung (Ausbeutung) von Oumlkosystemen sowie Klimawandel All diese Treiber ndash plus die Verbreitung gebiets-fremder Arten ndash sind Ursachen fuumlr den Verlust an biologischer Vielfalt und Oumlkosystemleistungen Im Folgenden werden sie kurz umrissen

Habitatverluste meist durch Landnutzungsaumlnderungen hervorge-rufen sind Hauptursache fuumlr Artenschwund beziehungsweise De-gra dation von Oumlkosystemen Hierzulande tragen zum Beispiel auch der Wunsch nach dem eigenen Haus im Gruumlnen und der Bau von Firmengebaumluden raquoauf der gruumlnen Wieselaquo zur Flaumlchenversiegelung und Fragmen tierung der Lebensraumlume bei Tagtaumlglich werden in Deutschland 77 Hektar unbebautes Land in bebaute Flaumlche umge-wandelt (Statistisches Bundesamt 2012)

INFOBOX 4

Bewertung von NaturUm die erkannte Bedeutung der Natur in Entscheidungen zu integrieren ist das Aufzeigen des Wertes der Natur ein wichtiger Zwischenschritt Doch Aufzeigen von Werten bedeutet nicht automatisch der Natur ein Preisschild oder einen Eurobetrag zuzuordnen Eine Monetarisieshyrung ist nur in bestimmten Faumlllen sinnvoll denn sie suggeriert Aus-tauschbarkeit und unterschlaumlgt damit das Risiko eventueller irreversi-bler Folgen des Verlustes der biologischen Vielfalt Eine Inwert shy setzung kann vielfaumlltig erfolgen eine stufenweise Risikoeinschaumltzung eine Zonierung der bewirtschafteten Flaumlche oder die Einhaltung selbst-auferlegter Grundsaumltze und Richtlinien Sie alle koumlnnen den Wert eines Oumlkosystems und seiner Vielfalt widerspiegeln

Unter Umstaumlnden und unter Beachtung der lokalen Besonderheiten kann eine Bepreisung sinnvoll sein und beispielsweise die Knappheit einer Ressource oder Oumlkosystemleistung abbilden Beispiele hierfuumlr lie-fert unter anderem die Publikation raquoWater valuation ndash Building the business caselaquo des World Business Council for Sustainable Development (WBCSD 2012) Anwendung findet eine Monetarisierung dabei im Rah-men von Maszlignahmen zur Steigerung der effizienten Wassernutzung der Wasserverteilung und der Bewertung von Ausgleichs- und Kompen-sationsmaszlignahmen (weitere Informationen finden sich unter wwwwbcsdorgPagesEDocumentEDocumentDetailsaspxID=15099) Gleichzeitig sollte das Verstaumlndnis geschaumlrft werden dass ein solcher monetaumlrer Wert der Natur nur einen kleinen Ausschnitt betrifft und viele andere Werte meist nicht beruumlcksichtigt werden

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 16

Wenn die Ausbeutung natuumlrlicher Ressourcen uumlber die Regenera-tionsfaumlhigkeit der Oumlkosysteme hinausgeht verschlechtern sich die Leistungen dieser Oumlkosysteme nachhaltig So trafen beispielsweise die Konsequenzen der Uumlberfischung des Kabeljaus in den 1990er Jahren nicht nur die Konsumenten sondern auch die wirtschaften-den Fischer die ihre Einkommensgrundlage verloren Doch was hat dies mit in Deutschland ansaumlssigen Unternehmen zu tun Durch die

LegendeGefaumlhrdung durch Nachfrage ausDeutschland fuumlr mindestens

1 bis 5 bedroht(e) Art(en)

6 bis 10 bedroht Arten

mehr als 10 bedroht Arten

keine Angaben

ABBILDUNG 5 Bedrohte Arten in der Lieferkette Die blauen Flaumlchen kennzeichnen die Anzahl gefaumlhr deter Tierarten in dem jeweiligen Land die durch Nach frage aus beziehungsweise Handel mit Deutschland bedroht werden So verschaumlrft der Handel mit Pro dukten aus Madagaskar die Situation von 18 dort bereits jetzt bedrohten Tierarten(Grafik PwC in Anlehnung an Lenzen u a 2012)

INFOBOX 5

Gefaumlhrdung bedrohter Arten in der LieferketteDer Zusammenhang zwischen Ressourcennutzung und hierdurch indu-zierten Habitatveraumlnderungen kann besonders anschaulich uumlber die globalen Lieferketten aufgezeigt werden Deutschland ndash mit Industrie und Einzelhandel ndash ist zu einem bedeutenden Teil von der Ressourcen-nutzung im Ausland abhaumlngig Den Oumlkosystemen im Ausland setzen nicht nur die dort fuumlr den deutschen Markt entnommenen Rohstoffe und Guumlter zu Es sind auch veraltete Produktionsprozesse Emissionen und anfallende Abfaumllle die meist aufgrund niedriger gesetzlicher Stan-dards zum Verlust der biologischen Vielfalt beitragen

Abbildung 5 illustriert durch Farbabstufungen die Gefaumlhrdung bedroh-ter Arten im Ursprungsland durch vorgelagerte Produktions- und Lie-ferketten deutscher Unternehmen Mit derartigen Analysen ruumlckt das Thema auch in den Fokus von Unternehmen die auf den ersten Blick kaum betroffen sind

17BIODIVERSITAumlTUNDOumlKOSYSTEMLEISTUNGENndashERWEITERUNGDERUNTERNEHMERISCHENSICHT

Globalisierung der Geschaumlftsbeziehungen umspannen unsere (Vor-) Lieferketten die Welt beeinflussen in den jeweiligen Laumlndern den Verbrauch an Ressourcen und nehmen somit in unterschiedlicher Weise Einfluss auf die Oumlkosystemleistungen

Nicht nur die Entnahme von Ressourcen auch die Einleitung von Schadstoffen macht der Natur zu schaffen Denn die Verschmut-zung der Oumlkosysteme ndash sei es die Einleitung von kontaminiertem Abwasser diffuser Duumlngemitteleintrag oder die Belastung von Gewaumlssern mit Muumlll und Schwermetallen ndash geht haumlufig uumlber die Grenzen ihrer Belastbarkeit hinaus Oumlkosysteme fungieren dann nur noch eingeschraumlnkt als Filter Puffer oder Regulator Haumlufig vermin-dert sich auch ihre Leistung als Ort der Erholung

Ein Stressfaktor der insbesondere in einer global vernetzten Waren- und Wertschoumlpfungswelt an Bedeutung gewinnt sind die Folgen der Ver breitung Gebietsfremder Arten Diese werden beispiels-weise durch internationalen Schiffsverkehr eingefuumlhrt (zum Beispiel

INFOBOX 6

Gesundheitskosten der AmbrosieDie Pollen der sich in Deutschland ausbreitenden Beifuszlig-Ambrosie koumlnnen bedeutsame allergische Atemwegserkrankungen ausloumlsen Die Gesamtkosten fuumlr die Behandlung der Pollenallergiker in Deutschland liegen bei mindestens 23 Milliarden Euro pro Jahr Durch die zuneh-mende Verbreitung der Ambrosie ist ein weiterer Kostenanstieg zu erwarten der auf etwa 200 Million Euro pro Jahr geschaumltz wird (Born u a 2012)

ABBILDUNG 6(Foto Klaus-Dieter Sonntag fotoplusdesignde UFZ)

INFOBOX 7

Hohe Kosten durch gebietsfremde Arten Das AKW Leibstadt an der deutsch-schweizerischen Grenze wendet

jaumlhrlich etwa 42000 Euro fuumlr die Beseitigung der asiatischen Koumlrb-chenmuscheln in der Kuumlhlwasserzufuhr auf (Der Bund 2009)

In Europa belaufen sich die Ausgaben fuumlr die Vermeidung und Besei-tigung der Folgen gebietsfremder Arten auf jaumlhrlich 12 Milliarden Euro (Europaumlische Kommission 2009)

Jaumlhrliche Verluste durch Missmanagement oder die zufaumlllige Einfuumlh-rung von Schaumldlingen in die USA UK Australien Suumldafrika Indien und Brasilien 100 Milliarden US-Dollar (SCBD 2009)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 18

Ballastwasser bei Leerfahrten) oder sind als ehemalige Zierpflanzen in unsere Breiten gekommen Gebietsfremde Arten stoumlren Oumlkosys-teme da sie hier meist keine Feinde haben und sich dadurch unge-stoumlrt verbreiten koumlnnen Die hierdurch auftretenden gesund heit-lichen Schaumlden und die Folgekosten fuumlr die Wirtschaft sind erheblich

Nicht zuletzt sehen sich Oumlkosysteme auch dem Klimawandel aus-gesetzt Er ist fuumlr eine beschleunigte Dynamik von Wandlungspro-zessen wie zum Beispiel Wuumlstenbildung oder das Auftreten von Extremereignissen verantwortlich Klimawandel und Zustand der Oumlkosysteme bedingen einander wechselseitig Waumlhrend intakte Oumlkosysteme eine Anpassung an den Klimawandel darstellen und helfen negative Folgen zu vermindern sind die biologische Viel falt und Oumlkosys teme jedoch zugleich auch durch den Klimawandel gefaumlhrdet

Die genannten Ursachen fuumlr die Verschlechterung der Oumlkosysteme und den Verlust an biologischer Vielfalt sind Basis fuumlr die vielfaumlltige ndash und teils sehr individuelle ndash Betroffenheit von Unternehmen Sie sind dem aber nicht alternativlos ausgesetzt Unternehmen koumlnnen durch

nehmen Einfluss auf

stiften Nutzen fuumlr

wirken auf

ist Basis fuumlr

Oumlkosystemleistungen

Basi

slei

stun

gen

Versorgungsleistungen (zB Holz Wasser Getreide)

Kulturelle Leistungen(zB Erholung Tourismus)

Regulierungsleistungen (zB Klimaregulierung)

Naumlhrstoff-kreislauf

Photosyn-these

Oumlkosystemez B Gewaumlsser Waumllder

Agrarlandschaften WattenmeerBi

odiv

ersi

taumlt

Genetische Vielfalt

Arten- vielfalt

Vielfalt der Oumlkosysteme

Naturkapital

Uumlbernutzung

Verschmutzung

Verbreitung gebietsfremder Arten

Landnutzungsaumlnderungen

Klimawandel

Gesellschaft Unternehmen

ABBILDUNG 7 Zusammen- hang zwischen Oumlkosystemen und Unternehmen Biologische Viel - falt und Oumlkosysteme sind als Naturkapital Ursprung von Oumlkosystemleist ungen der Nutzen stiftenden Divi dende die den Unternehmen zuflieszligt Gleichzeitig nehmen Unternehmen Einfluss auf Oumlko systeme und biologische Vielfalt und wirken so auf das Naturkapital (Grafik PwC)

19

ihre Art des Wirtschaftens diese Entwicklungen unterstuumltzen aber diesen ndash durch ein Umdenken hin zu effektiven und nachhaltigen Geschaumlftsprozessen ndash auch entgegenwirken

Die Grafik in Abbildung 7 macht deutlich dass die Herausforderung darin liegt unternehmerische Taumltigkeiten mit dem Wirken und dem Fortbestand von biologischer Vielfalt und Oumlkosystemen in Einklang zu bringen Um die Natur fuumlr das menschliche Wohlergehen erhalten zu koumlnnen unternimmt die Politik zahlreiche Anstrengungen Doch entscheidend wird sein dass sich Wirtschaft und Gesellschaft ihrer Betroffenheit bewusst werden ihre Verantwortung erkennen und Handlungsoptionen wahrnehmen Dazu hilft es die oumlkonomischen Dimensionen von Oumlkosystemleistungen besser zu verstehen

BIODIVERSITAumlTUNDOumlKOSYSTEMLEISTUNGENndashERWEITERUNGDERUNTERNEHMERISCHENSICHT

2 WARUM DIE WIRTSCHAFT GEFRAGT IST ndash TREIBER CHANCEN UND RISIKEN

BEI DER GEWINNUNG VON TRINKWASSER UND DER REINIGUNG VON ABWASSER MACHEN WIR UNS NATUumlRLICHE PROZESSE ZUNUTZE UND SIND DEM SCHUTZ DER BIOLOGISCHEN VIELFALT DESHALB BESONDERS VERPFLICHTET

MICHEL CUNNAC VORSITZENDER

DER GESCHAumlFTS FUumlHRUNG VEOLIA

WASSER GMBH

Die Wechselwirkungen zwischen Biodiversitaumlt Oumlkosystemen und Unternehmen geben uns zahlreiche Hinweise darauf warum

Naturkapital fuumlr Unternehmen bedeutsam ist In diesem Kapi- tel sollen die wesentlichen Treiber vorgestellt werden die Unterneh-men dazu bewegt haben einen Beitrag zum Schutz von Natur und Oumlko systemen zu leisten Mit Blick auf die Umwelt sind viele Unter-nehmensentscheidungen vom Ziel gepraumlgt Risiken fuumlr das Unter-nehmen zu minimieren ndash wie zum Beispiel im Hinblick auf die Ver -fuumlgbarkeit von natuumlrlichen Ressourcen oder dem Zugang zu Wasser Hinter dieser Risikoabwaumlgung bleiben neue Geschaumlftsfelder oder Inno vationen manchmal zuruumlck Aber Mehr und mehr Unternehmen erkennen in den Themen Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistunshygen mittlerweile auch Chancen wie durch die Praxisbeispiele in die-sem und den folgenden Kapiteln deutlich wird

TREIBER UND CHANCEN FUumlR UNTERNEHMERISCHES HANDELNDie in Kapitel 1 genannten Ursachen fuumlr den Verlust an Artenvielshyfalt und intakten Oumlkosystemen lassen erahnen dass Unternehmen auf verschiedenste Weise mit Biodiversitaumlt und Oumlkosystemen in Beruumlh-rung kommen Einerseits sind Unternehmen direkt oder indirekt von

21WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

intakten Oumlkosystemen abhaumlngig Andererseits haben Unternehmen insbesondere des Primaumlrsektors einen starken Einfluss auf OumlkosystemeFuumlr die unternehmerische Auseinandersetzung mit dem Thema Natur-kapital und Oumlkosystemleistungen lassen sich fuumlnf maszliggebliche Trei-ber feststellen Regulierung Rechtsrahmen internationale Regelungen Zugang zu und nachhaltige Nutzung von natuumlrlichen Ressourcen Kunden beziehungsweise Marktnachfrage Innovationen sowie Verantwortung und Reputation

RegulierungDa Knappheit insbesondere die von oumlffentlichen Guumltern wie saubere Luft reines Wasser und unberuumlhrte Landschaft nur begrenzt von Maumlrk-ten abgebildet wird ist die staatliche Regulierung eine wirksame Maszlig-nahme zum maszligvollen schonenden Umgang mit unserem Natur ka-pital Regulierung erfolgt in Deutschland in erster Linie uumlber nationales und europaumlisches Recht welches zum Teil aber auch durch inter na-tionale Uumlbereinkommen beeinflusst oder initiiert wird Die Gesetz - gebung bietet eine Vielzahl von flexiblen Mechanismen stellt jedoch einige Akteure (zum Beispiel aus dem Bereich Abbau von Rohstoffen) vor Zielkonflikte zwischen dem Schutz von biolo gischer Vielfalt einer-seits und der unternehmerischen Taumltigkeit andererseits

Ressourcen und LeistungenZugang zu und nachhaltige Entnahme und Nutzung von natuumlrlichen Ressourcen und Leistungen sind insbesondere fuumlr Unternehmen aus

INFOBOX 8

Gesetzlicher Rahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt in DeutschlandDer Schutz der Natur wird in Deutschland wesentlich durch das Bundes-naturschutzgesetz (BNatSchG) und EU-Naturschutzrecht (Vogelschutz-Richtlinie von 1979 Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie von 1992) gepraumlgt Die

Eingriffsregelung nach sectsect 13 ff BNatSchG regelt die Bewaumlltigung von Eingriffen in Natur und Landschaft (Vermeidung und Kompensation) Neben der Eingriffsregelung ist noch der Artenschutz der Gebietsschutz (zum Beispiel Natura 2000 Nationalparke) und der gesetzliche Biotop-schutz von groszliger Bedeutung Hinzu kommen zahlreiche Regelungen aus anderen Bereichen wie zum Beispiel zum Gewaumlsserschutz Bodenschutz Immissionsschutz oder aus dem Agrarrecht Waldrecht Baurecht Pla-nungsrecht und Energierecht Sie haben zwar zumeist nicht direkt den Schutz der biologischen Vielfalt zum Gegenstand wirken aber indirekt weil sie auf die Ursachen des Verlustes der biologischen Vielfalt abzielen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 22

INFOBOX 9

Praxisbeispiel Labels bei Lebensmitteln Der Lebensmitteleinzelhandel hat auf das gesteigerte Kundenbewusst-sein reagiert und adressiert das Thema raquoErhalt der biologischen Viel-faltlaquo mit Hilfe von Labels (zum Beispiel raquoPRO PLANETlaquo bei REWE und raquoZuruumlck zum Ursprunglaquo bei Hofer in Oumlsterreich) Die Kennzeichnung sowie der Verweis auf die Webseite mit mehr Informationen spricht das Bewusstsein der Kunden in zweierlei Hinsicht an Sie koumlnnen ihren Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt leisten und haben gleich-zeitig die Moumlglichkeit die Herkunft und Herstellung ihres Produkts nachzuvollziehen

der Lebensmittel- Textil- und Holz- Papierindustrie ein Anstoszlig sich intensiv der Sicherung intakter Oumlkosysteme zu widmen Sie sind nicht nur gegenwaumlrtig von den Guumltern und Oumlkosystemleistungen abhaumlngig es ist auch wichtig dass diese dauerhaft als Geschaumlftsgrundlage er-halten bleiben Auch fuumlr Unternehmen mit nur indirekter Abhaumlngig-keit von Oumlkosystemleistungen ndash zum Beispiel durch die Lieferkette ndash ruumlckt dieser Aspekt mehr und mehr in den Fokus

Kunden- und MarktnachfrageDie Nachfrage nach nachhaltigen und naturvertraumlglichen Produkten waumlchst ndash und der Markt reagiert Die Vielzahl an labelaffinen und zah-lungsbereiten Kunden ist Beweis genug Die Gruppe der LOHAS (Life-style of Health and Sustainability) spiegelt dieses Konsumver halten

INFOBOX 10

Praxisbeispiel Gruumlne Direktinvestments in WaumllderDer Schutz der biologischen Vielfalt ist zentraler Bestandteil des Geschaumlftsmodells von ForestFinance Das Unternehmen hat sich Direkt-investments in nachhaltige Forstwirtschaft verschrieben Ertraumlge erwirt-schaftet es mit dem Verkauf von Edelhoumllzern und Emissionszertifi katen ndash schlieszliglich sind die angepflanzten Waumllder Kohlenstoffsenken Damit das Investment ndash das Oumlkosystem ndash nicht gefaumlhrdet ist muss seine natuumlr-l iche Resilienz erhalten bleiben Zudem erwarten Kunden die in raquogruumlne Geldanlagenlaquo investieren auch einen langfristigen Nutzen ihrer Investition

Doch laumlngst nicht alle Anbieter folgen einem solchen strengen Standard Hier sollte genau geschaut werden ob kurzfristige Ertraumlge und langfris-tiger Schutz in einem ausgewogenen Verhaumlltnis stehen

23WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

wider Dabei ist jedoch festzuhalten dass nicht alle Labels ausreichend Orientierung bieten

Zudem ist das Angebot entsprechender Produkte auf Unternehmen weniger Branchen begrenzt und nur selten werden der Schutz der bio-logischen Vielfalt und der Oumlkosystemleistungen derzeit im Business-to-Business-Geschaumlft (B2B) thematisiert

Ein Hindernis fuumlr Unternehmen ist die haumlufig zu geringe Anerkennung durch den Markt fuumlr Aktivitaumlten zugunsten des Umwelt- und Natur-schutzes Viele Unternehmen berichten zudem dass sowohl die schwierige Messbarkeit und Zurechenbarkeit von biologischer Vielfalt und Oumlkosystemleistungen mittels geeigneter Indikatoren wie auch die Kommunika tion nach auszligen zentrale Herausforderungen darstellen

Aber es ergeben sich auch gaumlnzlich neue Maumlrkte ndash beispielsweise im Finanzsektor Bei fachgerechter Umsetzung und Einbindung mehrerer Oumlkosystemleistungen verbinden diese Maumlrkte dabei wirtschaftlichen Erfolg und den Schutz der biologischen Vielfalt So versprechen zum Beispiel Investitionen in nachhaltige Forstwirtschaft gruumlnes Wachs-tum fuumlr Natur und Investoren Derartige Investitionen konzentrieren sich zurzeit auf Mittel- und Lateinamerika

Auch mit Blick auf die Kreditwuumlrdigkeit von Unternehmen sowie auf Versicherungen ist eine steigende Bedeutung des naturgerech ten Wirtschaftens zu verzeichnen Wie die Aktivitaumlten der UNEP Finance Initiative (UNEP FI) unterstreichen beruumlcksichtigt der Finanz dienstleis-tungssektor zunehmend dass Unternehmensaktivitaumlten die die bioshylogische Vielfalt und die Leistungen der Oumlkosysteme nicht belasten zumeist auf lange Sicht profitabler sind und beispielsweise extreme Wetterereignisse besser abfedern koumlnnen Entsprechend sind bei Unter nehmensratings unter den Indikatoren fuumlr das Umweltmanage-ment auch Kriterien fuumlr die raquoBiodiversitaumltsperformancelaquo zu finden

InnovationImmer oumlfter lernen die Forschungs- und Entwicklungsabteilungen der Unternehmen von der Natur und deren effektiven Sys temen und Prozessen die uumlber Jahrmillionen optimiert wurden Sie entwickeln

WALD IST WEIT MEHR ALS HOLZ LIEFERANT ndash ER BIETET NICHT NUR ZAHLREICHE OumlKOSYSTEM LEIS TUNGEN FUumlR MENSCH UND NATUR SONDERN AUCH WIRTSCHAFTshyLICHE CHANCEN DAVON MUumlSSEN JEDOCH ALLE PROFIshyTIEREN ndash SOZIAL UND OumlKOLOGISCH NACHHALTIG ES REICHT NICHT AUS DER NATUR rsaquoEIN PREISSCHILD UMZUHAumlNGENlsaquo

HARRY ASSENMACHER GESCHAumlFTS-

FUumlHRER FOREST -FINANCE SERVICE GMBH

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 24

INFOBOX 11

Praxisbeispiel Prozessoptimierung mit BionikAls international agierendes Unternehmen mit einer langen und kom-plexen Lieferkette stellte sich Tchibo die Frage raquoWie werden unmittelbar umsetzungsrelevante Informationen moumlglichst schnell und handlungs-wirksam einer groszligen heterogenen Zielgruppe zur Kenntnis gebrachtlaquo Mittels Analogiebildung konnte Tchibo in biologischen Wertschoumlpfungs-ketten wie der der Honigbiene Organisationsprinzipien iden tifizieren die dort zur Loumlsung solcher organisatorischen Heraus for derungen bei-tragen Auf Basis dieser Organisationsprinzipien wurden unternehmens-bezogene Handlungsoptionen erarbeitet Diese wurden anschlieszligend zu konkreten Maszlignahmen verdichtet und priorisiert Die vordringlichsten Maszlignahmen wie der Aufbau neuarti ger uumlber greifender Informations-netzwerke werden zurzeit bei Tchibo erprobt

schmutzabweisende Oberflaumlchen feine aber stabile Traumlgerkonstruk-tionen oder verbesserte Prozessablaumlufe Immer haumlufiger werden zu-dem Erkenntnisse uumlber Prinzipien der Natur in die eigene Organisation und Unternehmensprozesse uumlbertragen (Infobox 11)

Verantwortung und ReputationAls weiteren Handlungstreiber geben Unternehmen gesellschaft liche Verantwortung und die damit verknuumlpfte Reputation an Neben sozi-alem Engagement stehen auch immer oumlfter eine intakte Natur und damit die biologische Vielfalt im Vordergrund der Aktivitaumlten Der da-raus resultierende Dialog mit Anwohnern Kunden NGOs und weite-ren Stakeholdern foumlrdert dabei nicht nur das gegenseitige Verstaumlnd-nis sondern zeigt auch Schwerpunkte auf die bisweilen nicht im Fokus der Entscheider liegen (Infobox 12) Gleichzeitig wertet das Enga-gement das Unternehmen auf ndash sowohl fuumlr Kunden als auch fuumlr gegen-waumlrtige und potenzielle Beschaumlftigte Unternehmen erhalten so auszliger-dem die Moumlglichkeit eine wichtiger werdende Mittlerrolle zwischen Naturschutz und Zivilgesellschaft einzunehmen

Allerdings reicht Engagement fuumlr die biologische Vielfalt auszligerhalb des Kerngeschaumlfts nicht aus Sonst kann es schnell als raquoGreen-washinglaquo aufgefasst werden

BIODIVERSITAumlT IST FUumlR TCHIBO VORAUS SETZUNG FUumlR EIN ZUKUNFTSFAumlHIGES GESCHAumlFT DAHER ARBEITEN WIR MIT PARTNERORGANISATIONEN INTENSIV AN DER ERHALTUNG DER ARTENVIELFALT INSBESONDERE AM URSPRUNG UNSERER PRODUKTE

STEFAN DIERKS CATEGORY

LEADER CR PRODUCT amp STRATEGY

TCHIBO GMBH

ABBILDUNG 8 (Foto Susanne Georgi)

25WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

INFOBOX 12

Praxisbeispiel Unternehmen gemeinsam mit NGOs fuumlr den NaturschutzEine vergleichsweise neue Rolle nahm REWE in einem Pilotprojekt ein in dem sie gemeinsam mit der Bodenseestiftung die biologische Vielfalt auf den Plantagen der Obstbauern der Bodenseeregion foumlrderte Die Fronten schienen verhaumlrtet und eine Annaumlherung von Naturschuumltzern auf der einen und Obstbauern auf der anderen Seite erfolgte nur zoumlger-lich REWE agierte erfolgreich als Vermittler und Agent fuumlr den Erhalt der biologischen Vielfalt Es wurde nicht nur das Nahrungsangebot fuumlr Bienen Hummeln und Schmetterlinge waumlhrend der Trachten luumlcke von Juni bis September verbessert sondern auch der Dialog zwischen Obst-bauern und Naturschutzverbaumlnden gefoumlrdert Die Resonanz sowohl von Kunden als auch von Lieferantenseite ist so positiv dass das Projekt fortgefuumlhrt und ausgeweitet wurde (REWE 2010)

Mit allen Treibern sind Chancen und Risiken verbunden Ein Perspekti-venwechsel findet nicht nur hin zu Beruumlcksichtigung von Oumlkosystem-leistungen statt sondern auch von einer bloszligen Risikofokussierung hin zum Erkennen von Moumlglichkeiten fuumlr Differenzierung gegenuumlber Wettbewerbern

BETROFFENHEIT DER SEKTORENVielen Unternehmen faumlllt es schwer biologische Vielfalt und Oumlkosys-temleistungen im Unternehmen zu verorten insbesondere weil die Themen unter unterschiedlichen Perspektiven und Zielen adressiert

INFOBOX 13

Praxisbeispiel Verbindung von Verantwortung und WettbewerbsvorteilenAls Reiseanbieter bietet TUI zahlreiche Reisen in Biodiversitaumlts-Hot-spots an TUI sieht sich in der Verantwortung und engagiert sich seit Mitte der 1990er Jahre fuumlr den Erhalt der biologischen Vielfalt Arten-schutzkampagnen zur Aufklaumlrung der Reisenden (zum Beispiel Souvenir-ratgeber zu geschuumltzten Arten) und Kooperationen mit Wissenschaft und Forschung sind nur ein Auszug ihres vom Global Nature Fund 2012 praumlmierten Engagements fuumlr den Erhalt der biologischen Vielfalt Doch nicht allein die Verantwortung treibt TUI an Viele Reisende kommen gerade wegen eines intakten Oumlkosystems in bestimmte Urlaubsregio-nen Der Erhalt der biologischen Vielfalt wird somit zum Wettbewerbs-vorteil und sichert Naturliebhaber als Kunden

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 26

werden Daher gilt Zuerst Einfluss und Betroffenheit identifizieren ndash sowohl im Hinblick auf Chancen als auch auf Risiken um anschlie-szligend gezielt Maszlignahmen zu ergreifen ndash sei es im Bereich CSR im Einkauf oder anderswo Die unterschiedlich starke Betroffenheit der Unternehmen von den Themen Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistun-gen wird in Abbildung 9 deutlich

GRUumlNDE UND RISIKEN DES NICHTshyHANDELNSDie Vielfalt an bestehenden Umweltanforderungen wie zum Beispiel in den Bereichen Klima und Energie erschwert es Unternehmen haumlu-fig sich mit neuen Herausforderungen auseinanderzusetzen ndash zumal dann wenn ein neues Thema komplex ist und es dafuumlr keine raquoUni-versalloumlsungenlaquo gibt Entgegen den aufgefuumlhrten positiven Beispielen uumlberwiegen dadurch immer wieder Hemmnisse ndash wie Uumlberforderung durch die Komplexitaumlt und Knappheit von Zeit und Ressourcen ndash fuumlr eine vertiefende Auseinandersetzung mit Biodiversitaumlt und Oumlkosys-temleistungen

Ein Perspektivenwechsel hin zu einer Beruumlcksichtigung von biologi-scher Vielfalt durch Unternehmen wird dann gelingen wenn es dafuumlr zum einen eine klare Entscheidung oder Unterstuumltzung durch die Unter nehmensleitung gibt und zum anderen eine einfache Integra tion in bestehende Management- und Steuerungssysteme moumlglich ist

ABBILDUNG 9 Betroffenheit verschiedener Branchen von einer Veraumlnderung der biologischen Vielfalt und Oumlkosystemleistungen Die Tabelle fuumlhrt moumlgliche Chancen und Risiken einer Ruumlcksichtnahme oder Vernachlaumlssigung von bio logischer Vielfalt bei Unterneh-mensaktivitaumlten fuumlr die jeweiligen Sek to ren auf Groszlige Rauten stehen fuumlr starke kleine Rauten fuumlr maumlszligige Zusammenhaumlnge (Grafik PwC)

Primaumlrsektor (z B Landwirtschaft Bergbau)

Sekundaumlrsektor(z B Chemie Technoshylogie Luftfahrt Bau)

Tertiaumlrsektor(z B Konsumguumlter wie Nahrungsmittel Automobile)

Tertiaumlrsektor (z B Finanzdienstshyleistungen wie Banken Versicherungen)

Regulierung (z B Grenzwerte Genehmi-gungen Kompensationen)

Natuumlrliche Ressourcen (zB Zugang zu und Verfuumlgbar-keit von Ressourcen Produkti-vitaumlt von Oumlkosystemen)

Markt (z B Kundenanforderungen (B2B) Nachfrage (B2C) neue Maumlrkte)

Innovation (z B Prozess- und Produkt-innovation)

Reputation (gesellschaftliche Verant-wortung Image)

27WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

Als wesentliches Hindernis fuumlr die Umsetzung von Maszlignahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt sehen Unternehmen nach wie vor auch das Fehlen eines einheitlichen Rahmens fuumlr die Erhebung Mes-sung und Vergleichbarkeit der raquoBiodiversitaumltsperformancelaquo Hinzu kommt dass die Politik bisher zwar viele nationale Ziele zum Schutz der biologischen Vielfalt (Nationale Strategie zur biologischen Viel-falt) formuliert aber speziell fuumlr Unternehmen nur uumlbergeordnete und wenig konkretisierte Ziele gesetzt hat Ohne konkrete Ziele oder eine klare Vorgabe ndash seien es Gesetze Branchenstandards oder inter-nationale Richtlinien ndash werden Maszlignahmen des Umwelt- und Natur-schutzes nur sehr zoumlgerlich umgesetzt

Nicht-Handeln hat jedoch schwerwiegende gesamtgesell schaftliche Folgen So geht der im Rahmen der internationalen TEEB-Studie veroumlffentlichte Bericht raquoThe cost of policy inactionlaquo davon aus dass uns Inaktivitaumlt beim Schutz funktionierender Oumlkosysteme ab dem Jahr 2050 bis zu 7 des globalen Bruttoinlandsproduktes (GDP) kos-tet ndash und das Jahr fuumlr Jahr (Ten Brink und Braat 2008) Dies trifft alle Berei che der Gesellschaft ndash auch Unternehmen Fest steht Wer lang-fristig erfolgreich sein will wird in Zukunft nicht um die Themen Bio-diversitaumlt und Oumlkosystemleistungen herumkommen

ENTWICKLUNGEN UND TRENDS ndash WAS AUF UNTERNEHMEN ZUKOMMT3

DER STAAT SCHUumlTZT AUCH IN VERANTWORTUNG FUumlR DIE KUumlNFshy TIGEN GENERATIONEN DIE NATUumlRLICHEN LEBENSGRUND LAGEN

GRUNDGESETZ DER BUNDES REPUBLIK

DEUTSCHLAND ARTIKEL 20A

BIODIVERSITAumlTSshy UND OumlKOSYSTEMSCHUTZ ndash DEUTSCHER UND INTERNATIONALER HINTERGRUNDNaturschutz spielt seit Beginn des 20 Jahrhunderts in Deutschland traditionell eine wichtige Rolle Bedeutende Oumlkosysteme und Natur-raumlume sind seit langem unter besonderen Schutz gestellt Zahlreiche Gesetze und Regulierungen mit Vorgaben fuumlr Planungen und Entschei-dungen (sowie Grenzwerte) praumlgen die Politik fuumlr den Erhalt der bioshylogischen Vielfalt in Deutschland ( Kapitel 2) Es gibt zwar Fort-schritte in einzelnen Bereichen aber dennoch konnten Bemuumlhungen der Politik auf nationaler europaumlischer und internationaler Ebene den Trend des Verlustes der biologischen Vielfalt bisher nicht stoppen

Gesetzliche Vorgaben ruumlckten den Naturschutz beziehungsweise den Schutz der biologischen Vielfalt primaumlr in die Verantwortung der oumlffent-lichen Hand Zahlreiche Uumlbereinkuumlnfte und Strategien mit Zielen ndash sowohl auf internationaler europaumlischer als auch auf nationaler Ebe-ne ndash unterstreichen die politischen Anstrengungen der vergangenen Jahrzehnte Damit ist auch die Aufforderung an alle gesellschaftlichen Akteure verbunden an der Realisierung dieser Ziele aktiv mitzuwir-ken und ihre Verantwortung wahrzunehmen

Das 2005 veroumlffentlichte Millennium Ecosystem Assessment leitete schlieszliglich einen schrittweisen Perspektivenwechsel ein Natur wurde

29ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

ABBILDUNG 10

INFOBOX 14

Politische Ziele zum Schutz der Biologischen Vielfalt1992 wird die Konvention uumlber die biologische Vielfalt

(CBD) in Rio de Janeiro verabschiedet und von Deutschland ein Jahr spaumlter unter zeichnet Sie stellt die erste internationale Uumlbereinkunft dar in der sowohl Ursachen als auch Ziele zur Bekaumlmpfung des Verlustes von Biodiversitaumlt festgehalten werden

1998 verabschiedet die EU ihre erste Biodiversitaumltsstrategie die von EU-Aktionsplaumlnen aus den Jahren 2001 und 2006 ergaumlnzt wird

2007 beschlieszligt das Bundeskabinett die raquoNationale Strategie zur bio-logischen Vielfaltlaquo zur Umsetzung der CBD

2010 werden im Rahmen der 10 CBD-Vertragsstaatenkonferenz glo-bale Biodiversitaumltsziele fuumlr 2020 verabschiedet (sogenannte Aichi-Ziele)

2011 stellt die EU eine neue Biodiversitaumltsstrategie fuumlr 2020 vor die explizit auch Ziele und Maszlignahmen zum Erhalt von Oumlkosystem-leistungen umfasst (wie Aichi-Ziele)

nicht mehr nur aus sich heraus als schuumltzenswert angesehen son-dern zugleich als Lieferant von Rohstoffen und Leistungen als Abneh-mer von Emissionen und Brauchwasser sowie als Motor der Regional-wirtschaft verstanden

Diese Zusammenhaumlnge und diese oumlkonomischen Argumente fuumlr den Schutz von Oumlkosystemleistungen und der biologischen Vielfalt aufzuzeigen wurde zum Anspruch und zur Herausforderung der inter-nationalen TEEB-Initiative

INFOBOX 15

Die Nationale Strategie zur biologischen VielfaltDie Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt von 2007 formuliert Visi onen Ziele und Maszlignahmen zum Erhalt der biologischen Vielfalt in Deutschland fuumlr viele Themenbereiche (Arten Lebensraumlume diverse Oumlko sys teme Gewaumlsserschutz Land- und Forstwirtschaft Tourismus und naturnahe Erholung bis hin zu Bewusstsein Bildung Forschung Technolo gietransfer und Entwicklungszusammenarbeit) Ihre Umset-zung ist eine groszlige gesamtgesellschaft liche Herausforderung Politik und Verwaltung koumlnnen dies nicht im Alleingang schaffen Akteure in Wirtschaft und Gesellschaft ndash auch Unternehmen ndash sind fuumlr die erfolg-reiche Umsetzung der Strategie gefordert

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 30

ABBILDUNG 11 ndash 15 Die vier TEEB-Berichte und der TEEB-Synthe-sebericht In der abgebildeten Reihenfolge TEEB 2010a TEEB 2011 TEEB 2012a TEEB 2012b TEEB 2010b

INFOBOX 16

Die internationale TEEB-StudieInspiriert durch den Stern Report (2007) zum Klimawandel initiierten 2007 die G8 +5 Umweltminister angestoszligen durch den deutschen Bun-desumweltminister und den EU-Umweltkommissar eine globale Studie zur Oumlkonomie der Oumlkosysteme und der biologischen Vielfalt (The Eco-nomics of Ecosystems and Biodiversity ndash TEEB) Ziel war es die enorme wirtschaft liche Bedeutung der Natur und ihrer Oumlkosystemleistungen aufzuzeigen und Empfehlungen zu geben wie der Verlust der biologi-schen Vielfalt zu stoppen ist

Mehr als 400 Autoren aus Politik Wissenschaft Wirtschaft Nicht- Regierungsorganisationen und der Zivilgesellschaft arbeiteten an TEEB-Berichten fuumlr bestimmte Zielgruppen TEEB fuumlr nationale und interna-tionale Politiker TEEB fuumlr regionale und kommunale Entscheider TEEB fuumlr Unternehmen die Zivilgesellschaft wurde mithilfe einer Medien-kampagne inklusive Webseite Facebook-Profil und Twitter-Account eingebunden zudem gab es einen abschlieszligenden Synthese-Bericht und raquoTEEB Foundationslaquo fuumlr die Wissenschaft

Der Unternehmensbericht TEEB in Business and Enterprise zeigt inwie-fern Unternehmen von den Themen biologische Vielfalt und Oumlko-systemleistungen betroffen sind und unterstreicht mit Beispielen aus aller Welt den Einfluss auf und die Abhaumlngigkeit von Biodiversitaumlt und Oumlko systemleistungen Die Autoren formulieren sieben allgemeine Schritte zum unternehmerischen Umgang mit biologischer Vielfalt Identifizierung von Auswirkungen des Unternehmens auf und Abhaumln-

gigkeiten von Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungen (Biodiversity and Ecosystem Services ndash BES)

Beurteilung der geschaumlftlichen Risiken und Chancen in Zusammen-hang mit diesen Auswirkungen und Abhaumlngigkeiten

Entwicklung von BES-Informationssystemen Festlegung von Zielen Messung und Bewertung der Leistungsbilanz und Bekannt gabe der Ergebnisse

Ergreifung von Maszlignahmen zur Vermeidung Minimierung und Begren-zung von BES-Risiken einschlieszliglich Schadensersatz (raquoAusgleichlaquo) soweit machbar

Ergreifung neuer BES-Geschaumlftschancen Kosteneinsparungen neue Produkte neue Maumlrkte

Integration geschaumlftlicher Strategien und Maszlignahmen zu BES in wei-ter gefasste Initiativen zur Corporate Social Responsibility

Verbesserung der fuumlr BES geltenden Leitlinien und Strategien gemein-sam mit Betroffenen in Behoumlrden in nichtstaatlichen Organisationen und in der Zivilgesellschaft

31

Perspektivenwechsel in der UnternehmensweltViele Unternehmen orientieren sich an Leitbildern Unternehmenswer-ten beziehungsweise ihrer Unternehmensphilosophie und tragen da-mit unternehmerische und oft auch gesellschaftliche Verantwortung

ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

ABBILDUNG 16 Das Logo der raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo - Studie

INFOBOX 18

raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo fuumlhrt die internationale TEEB-Initiative auf nationaler Ebene fort Hauptaufgabe ist die Erarbeitung thematischer Berichte zum Wert und zur oumlkonomischen Bedeutung von biologischer Vielfalt Oumlkosystemleis-tungen und Natur fuumlr Wirtschaft und Gesellschaft in Deutschland Neben der vorliegenden Broschuumlre gehoumlren hierzu unter anderem die Themen Biologische Vielfalt und Klimawandel Oumlkosystemleistungen und Ent-wicklung laumlndlicher Raumlume sowie naturnahe Oumlkosysteme und staumldti-sche Lebensqualitaumlt raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo macht deutlich dass es neben moralisch-ethischen und oumlkologischen auch gewichtige oumlkonomische Gruumlnde gibt Naturkapital zu erhalten

raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo wird in einem offenen Prozess durchgefuumlhrt Zahlreiche Akteure aus Wissenschaft Politik Verwaltung Wirtschaft und Gesellschaft wirken durch Know-how Forschungs-ergebnisse wissenschaftliche Beitraumlge und gute Beispiele zur Bedeu-tung und Inwertsetzung von Oumlkosystemleistungen und biologi-scher Vielfalt an der Erstellung der Berichte mit

INFOBOX 17

TEEB als Startpunkt fuumlr viele weitere InitiativenDie Resonanz die TEEB in Wirtschaft Wissenschaft Medien und Politik erfuhr verhalf zahlreichen Initiativen zu mehr Gehoumlr So erlebten zum Beispiel die UNEP FI (Finanzinitiative des Umweltprogramms der Verein-ten Nationen UNEP) aber auch das langjaumlhrige Engagement der Welt-naturschutzorganisation IUCN in der Privatwirtschaft starken Aufwind Parallel zu TEEB bestehen in Kooperation zwischen Wirtschaft Wissen-schaft und Verbaumlnden praxis- und loumlsungsorientierte Ansaumltze wie der Corporate Ecosystem Services Review des World Resource Institute (WRI 2012) Neben zahlreichen nationalen TEEB-Studien und Initiativen wurde auch eine TEEB for Business Coalition ins Leben gerufen die sich unter anderem zum Ziel gesetzt hat durch ihr Engagement die Einbin-dung von Biodiversitaumlt in das unternehmerische Handeln spuumlrbar und nachhaltig zu befoumlrdern (wwwteebforbusinessorg pdfwriorgcorpo-rate_ecosystem_services_reviewpdf)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 32

Insbesondere im Rahmen ihrer Unternehmensstrategie stellen sie folgende Fragen raquoWas fuumlr ein Unternehmen sind wirlaquo und raquoFuumlr wel-che Werte stehen wir und wofuumlr setzen wir uns einlaquo

Gleiche oder zumindest aumlhnliche Fragen muumlssen Unternehmen auch ihren Anteilseignern und sonstigen internen und externen Anspruchs-gruppen beantworten Dies gilt in einer globalisierten Welt immer mehr auch fuumlr Produktionsstaumltten im Ausland und fuumlr die Beziehungen mit Lieferanten Damit stehen folgende Fragen im Vordergrund raquoWelche Werte moumlchten wir in Zulieferlaumlndern vertretenlaquo raquoWelche Um-weltmaszligstaumlbe setzen wir hier wie dort anlaquo und raquoWas hat dies fuumlr Auswirkungen auf unsere Marke und den Ruf des Unternehmenslaquo

Das Selbstverstaumlndnis einiger Unternehmen geht uumlber die bloszlige Bereit stellung von Guumltern und Dienstleistungen hinaus Sie sehen sich als Teil der Gesellschaft Vertreter ihrer Region und als Agierende in Wechselwirkung mit ihrer Umwelt Idealismus in Bezug auf ihre gesell schaftliche Rolle motiviert diese Entscheider ebenso wie Realis-mus in Bezug auf das Verstaumlndnis oumlkologischer und globaler Zu sam-men haumlnge So kommt es dass sich deutsche Unternehmen in Latein-amerika fuumlr den Erhalt bedrohter Arten engagieren und den Schutz von Regen wald in Afrika foumlrdern

INFOBOX 19

Vision von UnternehmenIn vielfaumlltiger Weise haben Unternehmen die oumlkologischen Herausfor-derungen sowohl als Warnsignale als auch als Chance fuumlr einen Wandel begriffen

Mit seiner Publikation raquoChanging Pacelaquo schreibt der World Business Council for Sustainable Development (WBCSD 2012a) seine Vision 2050 fort und zeigt Wege hin zu einem Wirtschaften auf das 9 Milliarden Menschen versorgt und dabei die oumlkologischen Grenzen unseres Plane-ten nicht uumlberschreitet Weitere Informationen wwwwbcsdorgchan-gingpaceaspx

Corporation 2020 greift aumlhnliche Gedanken auf geht allerdings noch einen Schritt weiter und strebt nach Ausrichtung des Wirtschaftssystems auf die Grenzen die der Planet setzt Steuerreformen klare Regeln fuumlr die Aufnahme von Fremdkapital (Stichwort Uumlberschuldung) Transparenz fuumlr den Konsumenten und Offenlegung von Externalitaumlten sind zentrale Punkte der Initiative um den Leiter der internationalen TEEB-Studie Pavan Sukhdev und zahlreiche weitere Persoumlnlichkeiten aus Wirtschaft Wissen-schaft und Politik Weitere Informationen wwwcorp2020com

33ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

Immer mehr deutsche Unternehmen setzen sich mit Fragen rund um die biologische Vielfalt und Oumlkosystemleistungen auseinander und leisten somit Pionierarbeit Die Komplexitaumlt des Themas raquobiologische Vielfaltlaquo und schwierige Operationalisierbarkeit sind dabei nach wie vor massive Huumlrden Und tatsaumlchlich gibt es bis dato noch keine einheitlich anerkannten Quantifizierungsmethoden oder verbindliche Richtlinien die biologische Vielfalt und Oumlkosystemleistungen lassen sich nicht in einem Indikator zusammenfassen Dadurch sind sie fuumlr viele Entscheider in deutschen Unternehmen schlecht greifbar und laumlsst diese vor konkreten Handlungen zuruumlckschrecken

Dennoch nehmen einige Unternehmen diese Herausforderungen an und naumlhern sich mit zunehmender Professionalitaumlt der Integration von Biodiversitaumlt in ihre Managementprozesse Unternehmen sind aktiv beteiligt an der Erstellung von Leitfaumlden ersten Empfehlungen zur Integration der biologischen Vielfalt ins Umweltmanagement oder Ansaumltzen zur verbesserten Quantifizierung der externen Effekte in der unternehmerischen Finanzbuchhaltung Auch die Gruumlndung von Initiativen zu dem Thema wie die deutsche raquoBiodiversity in Good Companylaquo-Initiative die raquoUNEP Finance Initiativelaquo die raquoGlobal Com-pactlaquo- Initiative der UN sowie der raquoeconsense Arbeitskreis zu Biodi-versitaumlt und Oumlkosystemleistungenlaquo zeigen dass dieser Perspektiven-wechsel die Unternehmenswelt mittlerweile erreicht hat

WIE UNTERNEHMEN TAumlTIG WERDEN KOumlNNEN4

DIE ERGEBNISSE DER OumlKOLOGISCHEN GEWINNshy UND VERLUSTRECHNUNG VON PUMA BELEGEN DASS DIE DERZEITIGEN GESCHAumlFTSPRAKTIKEN VON UNTER NEHMEN DRINGEND EINES PARADIGMEN WECHSELS BEDUumlRFEN

JOCHEN ZEITZ EHEMALIGER CEO UND

VERWALTUNGSRATSVORSITZENDER

DER PUMA SE VERWALTUNGSRATS -

MITGLIED PPR

Je nach Unternehmen ist die Herangehensweise und Auseinanderset-zung mit dem Thema Naturkapital sehr unterschiedlich Dieses Kapitel gibt konkrete Ansaumltze und Beispiele wie ein Einstieg und geziel-tes Handeln angegangen werden koumlnnen

TOOLS UND LEITFAumlDEN FUumlR DEN EINSTIEGUm eine moumlglichst praumlzise und damit steuerbare Integration ins unternehmerische Management zu erreichen ist die Entwicklung von Zielen und Maszlignahmen noumltig Ein erster Biodiversitaumlts-Check hilft dabei bereits bestehende Maszlignahmen und Kennzahlen zu identifi-zieren Dabei sollten saumlmtliche unternehmerische Taumltigkeitsfelder von der Strategie und dem Personalwesen uumlber Liegenschaften und Einkauf bis hin zu Produktion und Entsorgung beleuchtet werden Die dann vorliegenden Ergebnisse koumlnnen Startpunkt vertiefender Maszlignahmen sein zum Beispiel erste Ziele oder Analysen eine Aus-dehnung auf andere Geschaumlftsbereiche oder die Entwicklung von Management- und Berichterstattungsstrukturen

Leitfaumlden und Handbuumlcher geben Hilfestellung bei der Integration von biologischer Vielfalt in Unternehmenspro zesse und koumlnnen zu-

gleich Inspiration und Unterstuumltzung fuumlr weitere Planungsprozesse

35WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

sein Durch die Handlungsempfehlungen koumlnnen auf leichte Weise Elemente einbezogen werden die beispielsweise die biologische Vielfalt auf dem Firmengelaumlnde foumlrdern ndash wie Bienenkaumlsten und bewachsene Hauswaumlnde Weitere konkrete Handlungsempfehlungen finden sich unter anderem in dem Bericht raquo Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagementlaquo (Bestaumlndig und Wuczkowski 2012)

BESTEHENDE ANSAumlTZE NUTZEN UND ERWEITERNFolgende Ansaumltze aus dem Unternehmensbereich sind auch zur Inte-gration von Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt gut ge eignet Unternehmerische Verantwortung (Corporate Responsibility)

Berichterstattung (inklusive umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung)

Umweltmanagement Ressourceneffizienz Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten-Management

Investitions- und Planungsprozesse

Unternehmerische Verantwortung (Corporate Responsibility)Viele Aktivitaumlten zum Biodiversitaumlts- und Oumlkosystemleistungs - schutz sind losgeloumlst vom Kerngeschaumlft und unter gesellschaftlichem Enga ge ment und unternehmerischer Verantwortung (Corporate

INFOBOX 20

Biodiversitaumlts-Checks fuumlr UnternehmenBislang werden zwei in deutscher Sprache verfuumlgbare Biodiversitaumlts-Screenings fuumlr Unternehmen haumlufig angewendet Die branchenuumlbergreifenden Checklisten der deutschen raquoBiodiversity

in Good Companylaquo-Initiative basieren auf dem raquoHandbuch Biodiver-sitaumltsmanagementlaquo (Schaltegger u a 2010) und ermoumlglichen eine Selbstevaluation zum aktuellen Stand des unternehmerischen Biodi-versitaumltsmanagements Weitere Informationen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

Der vom Global Nature Fund BAUM e V dokeo und PwC entwi-ckelte Biodiversitaumlts-Check fuumlr Unternehmen vereint Expertise aus Biologie Oumlkologie und Management Er bietet einen ersten auf das Unternehmen zugeschnittenen Uumlberblick uumlber die Reife des Biodiver-sitaumltsmanagements und gibt Empfehlungen fuumlr das weitere Vorge-hen Weitere Informationen wwwbusiness-biodiversityeudefaultaspLang=DEUampMenue=128

ABBILDUNG 17(Foto Andrzej Tokarski fotoliacom)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 36

Respon si bi lity) einzuordnen Vor allem Unternehmenswerte und -philo-sophien koumlnnen Anknuumlpfungspunkte raquovon obenlaquo bieten und zu einer weitergefassten Strategieentwicklung fuumlhren

ABBILDUNG 18(Foto Susanne Georgi)

INFOBOX 21

Praxisbeispiel Pilotprojekt fuumlr Branchenstandards Die oekom GmbH der groumlszligte deutsche Fachverlag fuumlr Oumlkologie und Nachhaltigkeit veroumlffentlicht Sach- und Fachbuumlcher mit Bezug zur bio-logischen Vielfalt und dem Erhalt der Oumlkosysteme Fuumlr seine Publi-kationen verwendet er ausschlieszliglich Recycling- und FSC-zertifiziertes Papier Zudem hat der Verlag das Projekt raquoNachhaltig Publizierenlaquo initi-iert das vom Bundesumweltministerium gefoumlrdert wird In Kooperation mit zwei wissenschaftlichen Instituten und der Frankfurter Buchmesse wurden praxisnahe Kriterien fuumlr die nachhaltige Bucherstellung entwi-ckelt Mit dem Projekt praumlsentiert sich oekom oumlffentlichkeitswirksam als Vorreiter und sensibilisiert die Verlagsbranche fuumlr einen nachhalti-gen Umgang mit der Ressource Papier

37

Gleichzeitig bietet die Kommunikation und Interaktion mit Kunden und Mitarbeitern Moumlglichkeiten fuumlr eine Integration sozusagen als Impulsgeber raquovon untenlaquo Freiwilligenarbeit gemeinsame Baum-pflanzaktionen oder Spenden fuumlr Naturschutzeinrichtungen tragen zum Schutz und zur Wertschaumltzung des Naturkapitals bei Mit Blick auf ihre Mitarbeiter profitieren Unternehmen zudem vom Wohlbe-finden am Arbeitsort erhoumlhter Kommunikationsbereitschaft und staumlrkerer Bindung und Loyalitaumlt gegenuumlber dem Arbeitgeber

Berichterstattung (inklusive umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung)Die in Deutschland und weltweit gebraumluchlichste Richtlinie zur Bericht-erstattung von Nachhaltigkeitsaspekten ndash die Global Reporting Initia-tive (GRI) ndash sieht eine Offenlegung von bis zu fuumlnf biodiversitaumltsbe-zogenen Indikatoren vor Diese waren bislang von eher qualitativer

WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

ABBILDUNG 20 Umweltindika-toren der Global Reporting Initiative Die fuumlnf relevanten Umweltindi - ka toren der Berichterstattungsricht-linie der Global Reporting Initiative (GRI) in der Version 31 Biodiver-sitaumlts bezogene Umweltindikatoren werden mit EN fuumlr Umwelt abgekuumlrzt und beinhalten EN 11 bis EN 15

Kernindikatoren Zusaumltzliche Indikatoren

EN11

Ort und Groumlszlige von Grundstuumlcken in Schutzge-bieten oder angrenzend an Schutzgebiete Ort und Groumlszlige von Grundstuumlcken in Gebieten mit hohem Biodiversitaumltswert auszligerhalb von Schutz-gebieten oder daran angrenzend Zu beruumlcksich-tigen sind Grundstuumlcke die im Eigentum der berichtenden Organisation stehen oder von die-ser gepachtet oder verwaltet werden

EN13 Geschuumltzte oder wiederhergestellte natuumlrliche Lebensraumlume

EN14Strategien laufende Maszlignahmen und Zu-kunftsplaumlne fuumlr das Management der Auswir-kungen auf die Biodiversitaumlt

EN12

Beschreibung der wesentlichen Auswirkungen von Aktivitaumlten Produkten und Dienstleistungen auf die Biodiversitaumlt in Schutzgebieten und in Gebieten mit hohem Biodiversitaumltswert auszliger-halb von Schutzgebieten

EN15

Anzahl der Arten auf der Roten Liste der IUCN und auf nationalen Listen die ihren natuumlrlichen Lebensraum in Gebieten haben die von der Geschaumlftstaumltigkeit der Organisation betroffen sind aufgeteilt nach dem Bedrohungsgrad

ABBILDUNG 19(Foto Piepenbrock)

INFOBOX 22

Praxisbeispiel Mitarbeiter-EngagementDie Piepenbrock Unternehmensgruppe unterhaumllt im brandenbur-gischen Naturpark Stechlin-Ruppiner Land den 2200 Hektar groszligen Forst Rheinshagen Im Rahmen seiner Aktion raquoWachstumlaquo pflanzt das Unternehmen dort gemeinsam mit seinen Kunden fuumlr jeden Neuauf-trag Baumlume Im August 2012 besuchte eine Gruppe von zehn Auszu-bildenden des Unternehmens im Zuge der raquoAzubi-Projekttagelaquo den Piepen brock Forst um die Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens kennenzulernen und selbst aktiv zu unterstuumltzen Ziel war es die Sand-heideflaumlche am Zechower Berg im Naturschutz- und gleichnamigen Fauna-Flora-Habitat-Gebiet Rheinsberger Rhin und Hellberge zu pflegen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 38

IM RAHMEN VON UMWELTSCHUTZ UND RESSOURCENshyEFFIZIENZ KUumlMMERN SICH VIELE UNTER NEHMEN BEREITS HEUTE UM BIODIVERSITAumlT UND ECOSYSTEM SERVICES OHNE DIES JEDOCH EXPLIZIT HERAUS ZUshy STELLEN DER BEWUSSTE EINBEZUG DES OumlKOSYSTEMshy GEDANKENS SOWIE DIE BETRACHTUNG ENTSPRECHENDER CHANCEN UND RISIKEN STELLT EINE WEITER ENT shy WICKLUNG DAR DIE DURCHAUS ALS rsaquoUMWELTVERANTshyWORTUNG 20lsaquo BEZEICHNET WERDEN KANN

MICHAEL SIEMERS CORPORATE

ENVIRONMENT amp RESPONSIBILITY

EVONIK INDUSTRIES AG

Form doch auch hier erfolgt eine regelmaumlszligige Anpassung die zu-kuumlnftig sicherlich auch mit einer Quantifizierung einhergehen wird Damit bleibt die unternehmerische Berichterstattung eng verbunden mit dem Umweltmanagement

Unternehmerische Berichterstattung wird sich aumlndern und zukuumlnftig integrierter sein (Stichwort Integrated Reporting) In dieser Hinsicht ist auch die umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung zu sehen

INFOBOX 23

Praxisbeispiel Umweltbezogene Gewinn- und VerlustrechnungWaumlhrend in der klassischen Gewinn- und Verlustrechnung (GampV) nur finanzielle Kenngroumlszligen wie Anlagevermoumlgen return on investment und Eigenkapitalrendite berichtet werden bleiben die umweltbezogenen Kosten verborgen Diese Externalitaumlten ndash beispielsweise Verschmutzung von Gewaumlssern Zerstoumlrung von Lebensraumlumen oder das Abwaumllzen von Verantwortung beim Klimawandel auf Folgegenerationen ndash sind als Ver-luste anzusehen die nicht durch das Unternehmen sondern von Dritten wie der Allgemeinheit oder der Natur getragen werden Getrieben von CEO Jochen Zeitz hat Puma es sich zur Aufgabe gemacht diese Kosten deutlicher aufzuzeigen und in die GampV einflieszligen zu lassen Solch eine Sichtbarmachung kann beim Einkauf der Fertigung der Produktent-wicklung oder dem Nachhaltigkeitsmanagement helfen bessere Ent-scheidungen zu treffen um so die Externalitaumlten zu minimieren Laut PUMA Environmental Profit amp Loss Account hat das Unternehmen im Jahr 2010 etwa 145 Millionen Euro an Umweltschaumlden durch Treibhaus-gasemissionen Wasserverbrauch Landnutzungsfolgen Luftverschmut-zung und Abfallerzeugung verursacht Davon entfallen nur etwa 6 auf das Kerngeschaumlft mehr als 137 Millionen Euro Umweltschaumlden ent-stehen entlang der Lieferkette Weitere Informationen httpaboutpumacomwp-contentthemesaboutPUMA_themefinancial-reportpdfEPL080212finalpdf

39WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Sie macht deutlich welche Abhaumlngigkeiten und welche Einfluumlsse ein Unternehmen hat und stellt bei der Einbeziehung der Oumlkosystem-leistungen und Integration in die externe Rechnungslegung einen be deut samen Schritt hin zur Beruumlcksichtigung von Naturkapital in Unternehmen dar Eine Offenlegung dieser Art koumlnnte einen Para dig-menwechsel einleiten Wer seine Leistung schon fruumlhzeitig ganzheit-lich misst und berichtet kann in einem sich veraumlndernden Geschaumlfts-

ABBILDUNG 21 (Foto LianeM Fotoliacom)

INFOBOX 24

Biodiversitaumlt in den Umweltmanagementzertifizierungen ISO 14001 und EMASBei EMAS muumlssen und bei ISO 14001 sollten die Auswirkun-gen auf die biologische Vielfalt beruumlcksichtigt werden Bei EMAS wird in Form des raquoFlaumlchenverbrauchslaquo ein direkter Indikator fuumlr den Habitatverlust erhoben ndash eine der Hauptursachen des Biodiver-sitaumltsverlustes Zwar kann der Flaumlchenverbrauch von unterschiedli-cher Qualitaumlt sein ndash die Bebauung einer bereits degradierten Flaumlche ist weniger kritisch als die eines intakten Oumlkosystems ndash dennoch kann dies als erster Startpunkt gewertet werden

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 40

umfeld weiterhin Spitzenleistung liefern Dies betrifft die Felder Risikomanagement Versorgungssicherheit und -produktivitaumlt wie auch Compliance und Stakeholdermanagement

UmweltmanagementEin Umweltmanagement steuert gemaumlszlig den vier Managementschrit-ten Planen Ausfuumlhren Kontrollieren und Optimieren umweltbezo-gene Unternehmenstaumltigkeiten und ermoumlglicht so eine kontinuierli-che Verbesserung der Umweltleistung Dieser Managementzyklus beruumlcksichtigt derzeit nur selten umsetzungsorien tiert die Dimensio-nen Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt

Hier kann eine Erweiterung konkret ansetzen Eine erste Feststellung des Status quo auf Basis bereits existieren der Umweltdaten ndash ergaumlnzt durch Experteneinschaumltzungen ndash ist der Anfang Anschlieszligend koumln-nen spezifische und messbare Ziele gesetzt werden was sich in die bekannten Schritte des Umweltmanagements einbinden laumlsst

RessourceneffizienzRessourceneffizienz gewinnt angesichts steigender Rohstoffpreise und -bedarfe und des groszligen Anteils den Material- und Energie kosten an den Gesamtkosten in vielen Branchen darstellen wirtschaftlich und politisch enorm an Bedeutung Zur Steigerung der Ressourceneffi-zienz liegen aktuell Programme auf nationaler wie europaumlischer Ebene vor es existieren dazu Plattformen und Initiativen Das Thema raquoRes-sourceneffizienzlaquo koumlnnen Unternehmen strategisch integrieren (zum Beispiel in ihrem Umweltmanagement) indem sie die entsprechen-den Einsatzstoffe als Naturkapital raquodeklarierenlaquo und im Ressourcen-management umfassender als bisher beruumlck sichtigen Durch den sparsamen effizienten Einsatz von Ressourcen koumlnnen oftmals Oumlko-systeme geschont werden (zum Beispiel durch ein entsprechendes

INFOBOX 25

Praxisbeispiel Integration von Biodiversitaumlt in das Ressourcen-managementUPM betreibt in Deutschland sieben Papierfabriken und verschreibt sich der nachhaltigen Forstwirtschaft und dem Schutz der Biodiversitaumlt So wird weltweit FSC- und PEFC-zertifiziertes Holz verwendet und in unter nehmenseigenen Waumlldern ein Biodiversitaumltsprogramm umge-setzt Gemeinsam mit der raquoAlliance for Water Stewardshiplaquo fuumlhrt UPM ein Pilotprojekt zum Wassermanagement durch Dies soll den Verbrauch des wasserintensiven Papierherstellungsprozesses senken und die Wie-derverwendung des Wassers erhoumlhen UPM unterstreicht mit seinemEngagement seine Position als raquoBiofore Companylaquo

41WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

INFOBOX 26

Praxisbeispiel Bewertung von Biodiversitaumlt in der Lebensmittel-branche und der LandwirtschaftEinen Schritt weiter als die Oumlkobilanzen geht das Bewertungsverfahren der BASF Mit ihrer Lebenszyklusanalyse AgBalance erfasst sie eine Viel-zahl von Nachhaltigkeitsindikatoren der Lebensmittel- und Landwirt-schaftsbranche Biologische Vielfalt flieszligt mit 8 der 69 Indikatoren in eine Punktebewertung ein so unter anderem Naumlhe zu Schutzgebieten Auskreuzungspotenzial und Oumlkotoxizitaumltspotenzial Auszligerdem werden soziale und oumlkonomische Indikatoren erfasst und somit alle drei Saumlulen der Nachhaltigkeit abgebildet Auch wenn ein Abwaumlgen zwischen unter-schiedlichen Groumlszligen wie Punkten und Euros als Messeinheiten Entschei-der vor Herausforderungen stellt ist dies doch ein wichtiger Schritt hin zur Integration von Biodiversitaumlt in Entscheidungsprozesse

Wassermanagement in Regionen mit Wasserstress) Jedoch ist Res-sourceneffizienz nicht gleichzusetzen mit Biodiversitaumlts- und Oumlko-systemschutz Neben dem sparsamen Umgang mit Ressourcen ist auch die Art der Einsatzstoffe (zum Beispiel Nutzung von nachhaltig erzeugtem Palmoumll) von Bedeutung

Der Zusammenschluss zu Brancheninitiativen ist ein Ansatz um das Thema Ressourceneffizienz ganzheitlicher und passgenauer zu be-trach ten und so die Thematik uumlber den bisherigen Fokus auf Reduzie-rung von Rohstoffverbrauch und Emissionen hinaus zu erweitern

Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten- Management Die Analyse der Wertschoumlpfungskette eines Produktes liefert immer wieder Verbesserungspotenzial und wird deshalb regelmaumlszligig durchge-fuumlhrt Dies bietet gute Ansatzpunkte fuumlr eine Untersuchung und Ver-besserung der Biodiversitaumltsperformance Eine weitere oft genutzte Analysemoumlglichkeit sind Oumlkobilanzen (Life Cycle Assessments)

Oumlkobilanzen bilden den gesamten Stoffkreislauf ab ndash und somit auch die fuumlr Biodiversitaumlt relevante Landnutzung oder Oumlkosystemleis-tungen wie die Bereitstellung von Rohstoffen die Absorption von Produktionsemissionen und die Aufnahme von Abfallprodukten An-gefangen bei eigenen Beschaffungsquellen (zum Beispiel Vertragsan-bauer von Supermaumlrkten oder Handelsmarken) bis hin zu Vorproduk-ten der Liefer an ten ndash entlang der Lieferkette verbergen sich zahlreiche Ursachen fuumlr Bio diversitaumltsverlust Fuumlr Unternehmen die Rohstoffe und Vorpro dukte aus dem Ausland beziehen ist es daher wichtig auf den Einkauf und das Lieferkettenmanagement zu achten Wichtige

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 42

Analyseschritte beinhalten Grenzwerte und Normen (in den Abbau- und Ursprungslaumlndern der Vorprodukte oftmals deutlich niedriger als in Deutschland) oder Screenings zu Wasserknappheit entlang der Lie-ferkette Darauf aufbauend ergibt sich eine detaillierte Bewertung zur Beruumlcksichtigung von Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt bei Liefe ranten

Investitions- und PlanungsprozesseInvestitionen in den Bau neuer Anlagen oder Standorte werden derzeit eher selten unter Biodiversitaumltsaspekten im betrieblichen Umwelt-management erfasst Beim Bau eines Produktionsstandorts auf der raquogruumlnen Wieselaquo spielen vor allem die Eingriffsregelung des Bun-desnaturschutzgesetztes (BNatSchG) sowie das EU-Naturschutz-recht (FFH- und Vogelschutz-Richtlinie) eine wichtige Rolle Diese Regeln erscheinen Unternehmen manchmal wider spruumlchlich ndash gerade mit Blick auf den gewollten Naturschutz Firmenareale werden auf-grund strategischer Entscheidungen zum Beispiel fuumlr den Bau von Anlagen uumlber einen laumlngeren Zeitraum brach liegen gelassen Siedelt sich daraufhin eine geschuumltzte Art auf dieser Flaumlche an koumlnnen Unter-nehmen unter Umstaumlnden nur mit hohen Auflagen dieses Gebiet er-schlieszligen und einen Neu- oder Ausbau realisieren Um solchen Ziel kon-flikten vorzubeugen bieten die zustaumlndigen Natur schutzbehoumlrden an in Dialog zu treten um gangbare Wege und Maszlignahmen auszu loten

Doch Unternehmen koumlnnen auch in Vorleistung gehen Indem zum Beispiel Brachflaumlchen und Naturraumlume belassen sowie die Funktio-nalitaumlt von aquatischen Oumlkosystemen (Gewaumlssern) erhalten werden

INFOBOX 27

Ausgleichsflaumlchen ndash Chancen fuumlr beschleunigte PlanungsprozesseGut zu wissen Laut sect16 BNatSchG kann durch Oumlkosystemschutz ein raquoGuthabenlaquo auf einem Oumlkokonto angespart werden Bei spaumlteren Ein-griffen werden diese Flaumlchen als bereits geleistete Kompensationsmaszlig-nahmen anerkannt Rheinkalk macht sich dieses Instrument zunutze Im sauerlaumlndischen Houmlnnetal dient nur ein Teil des Grundbesitzes dem Kalksteinabbau Weite Teile des Areals hingegen stehen dank nicht-oumlkonomischer Waldnutzung dem Naturschutz temporaumlr zur Verfuumlgung oder werden je nach Management und naturschutzfachlicher Einschaumlt-zung einem Oumlkokonto zugeschrieben das als Kompensationsleistung fuumlr zu erwartende Eingriffe agiert Waumlhrend auf der einen Seite pro-aktiv Arten- und Oumlkosystemschutz ermoumlglicht wird profitiert Rheinkalk von einem beschleunigten Planungsprozess vermiedener Buumlrokratie und somit geringeren Kosten (wwwrheinkalkdepdfVerantwortung_Fuer_Mensch_und_Naturpdf Seite 24)

43WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

koumlnnen etwaige Kompensationsmaszlignahmen im Rahmen der Ein griffs -regelung vermieden werden Zudem koumlnnen Ergebnisse der teils obli-gatorischen Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung (UVP) der Strategischen

INFOBOX 28

Praxisbeispiel ZielkonflikteBiologische Vielfalt spielt in Steinbruumlchen Baggerseen und Kiesgruben eine wichtige Rolle Die Steine- und Erdenindustrie engagiert sich in zahlreichen Projekten zur Foumlrderung der biologischen Vielfalt Neben der Erarbeitung von Biodiversitaumltsindikatoren und einer Biodiversitaumlts-Datenbank zaumlhlen hierzu zahlreiche gemeinsame Projekte mit Umwelt-verbaumlnden

raquoLeider werden der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt in den Abbaustaumltten ausgerechnet durch das Naturschutzrecht selbst eingeschraumlnkt Wer zum Beispiel ein Laichgewaumlsser fuumlr die Gelbbauch-unke auf einem Rohbodenstandort anlegt oder eine Steilwand fuumlr die Uferschwalbe herrichtet der laumluft Gefahr dass die weitere Bewirt-schaftung der Flaumlchen deutlich eingeschraumlnkt wird Der statische An-satz im Naturschutzrecht verhindert damit leider vielerorts die Aus-schoumlpfung von Synergieeffekten von Gesteinsabbau und Naturschutz Die Steine- und Erdenindustrie jedenfalls ist zur Foumlrderung der biolo-gischen Vielfalt bereit und setzt sich auch weiterhin fuumlr praktikable Loumlsungen einlaquo (Diplom-Biologe Thomas Beiszligwenger Hauptgeschaumlfts-fuumlhrer Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

ABBILDUNG 22 (Foto Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

INFOBOX 29

Praxisbeispiel Management von LiegenschaftenFraport die Betreibergesellschaft des Frankfurter Flughafens formuliert in seiner unternehmenseigenen Biodiversitaumltsstrategie Grundsaumltze zur Biodiversitaumlt Darin wird festgehalten dass sich Flugbetrieb und der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt ndash uumlber gesetz liche Anforderungen wie zum Beispiel Eingriffsregelung hinaus ndash vereinbaren lassen So wird unter anderem auf dem Gelaumlnde des Flughafens ein For-schungsprojekt zum Bienen-Monitoring unterstuumltzt das wichtige Infor-mationen uumlber die Schadstoffsituation liefert Gleich zeitig werden im Rhein-Main-Gebiet gezielt Naturschutzvorhaben gefoumlrdert so zum Bei-spiel der Erhalt von raquoAltholzinselnlaquo im Kinzigtal oder die Pflege von Streuobstwiesen im Maintal (wwwfraportdecontentfraport-agdenachhaltigkeitumweltnatur--und-ressourcenschutz0html und verglei-che auch die dort bereitgestellten PDF-Dokumente)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 44

Legende Naumlhe zum Kerngeschaumlft Merkmalsauspraumlgung Geringer Bezug Mittel o Trifft zu x Mittlerer Bezug Stark + Starker Bezug Sehr stark + +

ABBILDUNG 23 Handlungsan-saumltze zur Integration von Biodiversi-taumlt in Unternehmen am Beispiel eines Industrie- und Konsumguumlter-unternehmens (Grafik PwC)

INFOBOX 30

Handlungsansaumltze zur Integration von Biodiversitaumlt in UnternehmenDie vorgestellten sechs Handlungsansaumltze werden hier systematisch zusammengefasst am Beispiel der Indus trie- und Konsumguumlterbranche dargestellt Diese Systematik kann allen Unternehmen als Pruumlfrahmen dienen ihr spezifisches Profil zur Beruumlcksichtigung von biologischer Viel-falt Oumlkosystemen und deren Leistungen (Naturkapital) zu entwickeln

Die Abbildung verdeutlicht die Wirkung der verschiedenen Handlungs-ansaumltze beispielhaft im Hinblick auf die vier Werttreiber Risiken senken Kosten reduzieren Maumlrkte und Kunden erschlieszligen und Reputation steigern

Waumlhrend die farbliche Hinterlegung die Naumlhe zum Kerngeschaumlft andeutet geben die Spalten auf der rechten Seite Informationen uumlber den Beitrag zum Schutz der biologischen Vielfalt sowie zur moumlglichen Umsetzungskomplexitaumlt wieder Es wird deutlich dass es durchaus ein-fache Maszlignahmen gibt die eine Wirkung zeigen

Werttreiber

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Integration von Biodiversitaumltsaspekten in hellip

Beitrag zum Schutz des Natur kapitals

Umsetzungsshy komplexitaumlt

x x x 1) Unternehmerischer Verantwortung (Corporate Responsibility) o + o

x x x 2) Berichterstattung (inkl umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung) o +

x x 3) Umweltmanagement inkl Liegenschafts-management o + +

x x 4) Maszlignahmen zur Steigerung der Ressourcen-effizienz + + + +

x x x 5) Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten-Management + + + +

x x 6) Investitions- und Planungsprozesse + o +

45WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Des Weiteren ist erkennbar dass die Integration von Biodiversitaumlt in Aus-wahl- und Entscheidungsprozesse vor allem im Bereich Ressourceneffi-zienz Lieferketten-Management und Investitions- und Planungsprozesse zu Win-win-Situationen fuumlhren kann Dabei sollte bei der Auswahl der Ansaumltze und Methoden aber immer das Kerngeschaumlft des Unterneh-mens im Vordergrund stehen ndash hier kann ein erster Check die weitere Schwerpunktsetzung unterstuumltzen Auch die Integration ins klassische Umweltmanagement stellt einen Schritt zur Beruumlcksichtigung von Bio-diversitaumlt dar ndash und zwar verbunden mit einem maumlszligigen Aufwand

Umweltpruumlfung (SUP) und der FFH Vertraumlglichkeitspruumlfung (FFH VP) guumlnstiger ausfallen Auflagen der Nachbesserung reduziert dadurch Kosten eingespart und ein reibungsloser Planungs- und Bauprozess beguumlnstigt werden

Abschlieszligend gilt es die Integration von Biodiversitaumlt auch in flankie-renden operationellen Einheiten voranzutreiben Dies betrifft beson-ders Forschung und Entwicklung sowie Kommunikation Dabei sollen die Themen erfolgreich sowohl nach innen als auch nach auszligen also zu Kunden Lieferanten und anderen Interessengruppen kommuni-ziert und in eine entsprechende Berichterstattung integriert werden

AUSBLICK5

WIR KOumlNNEN DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER WIRTSCHAFT NUR ERHALTEN WENN WIR DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER NATUR ERHALTEN DAFUumlR IST EINE VIELFALT AN LEBENSshy RAumlUMEN UND ARTEN VON ENTSCHEIDENDER BEDEUTUNG DEREN SCHUTZ MUSS DESHALB VIEL STAumlRKER IN DEN WERTSCHOumlPFUNGSPROZESSEN BERUumlCKSICHTIGT WERDEN

ALEXANDER BARTELT ABTEILUNGS-

LEITER KLIMASCHUTZ UND NACHHAL -

TIGE PRO DUKTE DER OTTO GROUP

VORSTANDSVORSITZENDER raquoBIODIVER-

SITY IN GOOD COMPANYlaquo- INITIATIVE

Es ist an der Zeit die Aspekte von Naturkapital in das unterneh-merische Handeln zu integrieren Nutzen Sie die vielfaumlltigen Ansatz-punkte die im Rahmen der Broschuumlre aufgezeigt wurden und beginnen Sie Ihre unternehmerischen Aktivitaumlten zu erweitern In Deutsch-land gibt es viele Initiativen und Ansaumltze die einen Einstieg in die The-men Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungen erleich tern Nutzen Sie diese Initiativen fuumlr einen Austausch mit anderen Unter-nehmen und uumlber die dort bereits gemachten Erfahrungen (siehe dazu auch Kapitel 6)

Die Initiative raquoBiodiversity in Good Companylaquo ist ein Zusammen-schluss von Unternehmen die gemeinsam fuumlr den Schutz der

biologischen Vielfalt eintreten Der branchenuumlbergreifenden Initiative gehoumlren kleine mittlere und groszlige Unternehmen an Die Mitglieder der raquoBiodiversity in Good Companylaquo-Initiative unterstuumlt-zen das freiwillige Engagement der Wirtschaft fuumlr den Schutz der biologischen Vielfalt Sie arbeiten an Innovationen und Investitio-nen damit naturvertraumlgliche Technologien Produkte und Dienst-leistungen verstaumlrkt ihren Weg in die Maumlrkte finden Die Initiative

47AUSBLICK

traumlgt dazu bei den Privatsektor in die Verwirklichung der Ziele der Konvention uumlber die biologische Vielfalt und der Nationalen

Strategie zur biologischen Vielfalt staumlrker einzubinden

Auch im Rahmen von econsense ndash einem Zusammenschluss fuumlhren-der global agierender Unternehmen und Organisationen der deut-schen Wirtschaft zu den Themen nachhaltige Entwicklung und Cor-porate Social Responsibility (CSR) ndash wird der Themenbereich im Rahmen der Arbeitsgruppe raquoBiodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungenlaquo begleitet Die Mitgliedsunternehmen setzten sich intensiv mit dem Erhalt und der Entwicklung der biologischen Vielfalt auseinander und nutzen econsense als Plattform zum Austausch und zur Diskus-sion von praktischen Managementinstrumenten

Engagieren Sie sich im Projekt raquoUnternehmen Biologische Vielfalt 2020laquo einer Dialog- und Aktionsplattform des Bundesumweltminis-teriums gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der deutschen Wirtschaft und von Naturschutzverbaumlnden die einen fortlaufenden Austausch erlaubt und konkrete Aktivitaumlten zur Umsetzung der Nati-onalen Strategie zur biologischen Vielfalt auf den Weg bringt Folgende Themenfelder stehen dabei im Fokus Informationen zur biologischen Vielfalt fuumlr Unternehmen Biologische Vielfalt im betrieblichen Umweltmanagement Biologische Vielfalt und Naturschutzrecht Kommunikation von Unternehmen nach auszligen Finanzierung von Naturschutzprojekten Maumlrkte Chancen erkennen und entwickeln Netzwerkbildung

Die kuumlnftige Leistungsfaumlhigkeit der Wirtschaft wird von der Leis-tungsfaumlhigkeit des Naturkapitals abhaumlngen Der Erhalt der Leistungs-faumlhigkeit unseres Naturkapitals erfordert die gebuumlndelten Kraumlfte von Unternehmen Politik und Gesellschaft raquoNatur kapital Deutschland ndash TEEB DElaquo zeigt dass sich dies auch wirtschaftlich lohnt Lassen Sie uns diese Chance gemeinsam wahrnehmen

ABBILDUNG 24 (Foto morrbyte Fotoliacom)

6 WEITERFUumlHRENDE INFORMATIONEN

PROJEKT raquoNATURKAPITAL DEUTSCHLAND ndash TEEB DElaquoDiese Broschuumlre ist Teil des Projekts raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo in dessen Rahmen bis zum Jahr 2015 folgende vier Berichte erscheinen (Arbeitstitel) raquoKlimapolitik und Naturkapital Synergien und Konfliktelaquo raquoOumlkosystemleistungen und Entwicklung laumlndlicher Raumlumelaquo raquoNaturleistungen in der Stadt Gesundheit schuumltzen und

Lebensqualitaumlt erhoumlhenlaquo raquoNaturkapital Deutschland Neue Handlungsoptionen

ergreifen ndash eine Syntheselaquo

Bereits erschienen ist die Broschuumlre raquoDer Wert der Natur fuumlr Wirt-schaft und Gesellschaft ndash Eine Einfuumlhrunglaquo wwwnaturkapital-teebde

Soweit Praxisbeispiele und Statements nicht gesondert gekennzeich-net wurden sind diese speziell fuumlr raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo erstellt worden

Leitfaumlden Handlungsmoumlglichkeiten fuumlr Unternehmen BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012)Biodiversitaumlt im unterneh-

merischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Umfangrei-che aber dennoch leicht zu erfassende und praxisnahe Broschuumlre zu Maszlignahmen rund um den betrieblichen Biodiversitaumltsschutz Mit zahl-reichen Umsetzungstipps und Hinweisen auf weiterfuumlhrende Lite ra-tur und Webseiten

49WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

www2leuphanadeumanagementcsmcontentnamadownloads download_publikationenBestaendig20Wuczkowski_Biodiversitaet 20im20unternehmerischen20Nachhaltigkeitsmanagement_neupdf

HOUDET J (HRSG) (2008 UumlBERARBEITET 2010) Integrating bio-diversity into business strategies The Biodiversity Accountability Framework Sehr umfangreiche Publikation (knapp 400 Seiten) uumlber Bio di versitaumlt und Unternehmen beginnend bei den Grundlagen 23 In dikatoren (Business and Biodiversity Independence Indicators) sind Grundlage fuumlr die Bewertung der Biodiversitaumltsleistung von Unter-nehmen Mit zahlreichen Beispielen Regionaler Fokus Frankreichwwworeeorg_scriptntsp-document-file_downloadphp document_id=1063ampdocument_file_id=1070

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement ndash Ein Leitfaden fuumlr die betriebliche Praxis Umsetzungsorientiertes Handbuch zur Einbindung von Biodiversi-

taumlt in das bestehende (Umwelt)-Management inklusive zahlreicher Vorschlaumlge fuumlr Maszlignahmen und Instrumente sowie Zuordnung zu Handlungsfeldern und Funktionsbereichen httpwwwbmudeN46143

TEEB (2012) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Busi-ness and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York Bericht fuumlr Unternehmen der internationalen TEEB-Studie Ins-pirierende teils generische Heranfuumlhrung an die Bedeutung von Bio-diversitaumlt an Unternehmen mit Beispielen aus aller Welt Excutive summary unter wwwteebweborg

UN GLOBAL COMPACT AND IUCN (2012) A Framework for Corpo rate Action on Biodiversity and Ecosystem Services Uumlberblicksbro schuumlre zu Biodiversitaumlt und Unternehmen Adressierte Themen Treiber Risi-ken amp Chancen Corporate Governance Management (inkl Vermei-dungs-Hierarchie) Stakeholder-Engagement und Berichter stattungwwwunglobalcompactorgdocsissues_docEnvironmentBES_Frameworkpdf

WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD) (2011) Handbuch zur unternehmerischen Bewertung von Oumlkosystemdienstleistungen (CEV) Ein Rahmenwerk zur Erleichterung unternehmerischer Entscheidungsfindung Generisches Hand buch fuumlr die Durchfuumlhrung einer unternehmensinternen Bewertung von Biodiversitaumlt (breites Werteverstaumlndnis) mit Handreichungen zu vor-gelagerten Abwaumlgungen wwweconsensedesitesallfilesWBCSD_Handbuch_CEVpdf

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 50

WORLD RESOURCE INSTITUTE (WRI) (2012) Corporate Ecosystem Services Review ndash Version 20 Handbuch zur systematischen Erfas-sung von biodiversitaumltsbezogenen Risiko- und Handlungsfeldern Schrittweises Vorgehen inkl Vorschlaumlgen fuumlr die Erfassung und Doku-mentation des Prozesses wwwwriorgpublicationcorporate-ecosystem-services-review

Allgemein Oumlkosysteme Biodiversitaumlt und Wirtschaft JESSEL B TSCHIMPKE O UND WALSER M (2009) Produktivkraft

Natur Hamburg Praumlgnante Beispiele fuumlr die Quantifizierung von wirtschaftlich relevanten Nutzungen der Natur in Arbeitsplaumltzen Umsaumltzen oder vermiedenen Kostenwwwnaturkapital-teebdefileadminDownloadsProduktivkraft Naturpdf

MILLENNIUM ECOSYSTEM ASSESSMENT (2005) Ecosystems and Human Well-Being ndash Synthesis Synthese der mehr als 1000 Seiten fassenden wissenschaftlichen Studie uumlber die oumlkologischen und gesell-schaftlichen Zusammenhaumlnge sowie Zustand und Trends des Verlus-tes der biologischen Vielfalt und die Bedeutung der Oumlkosystemleis-tungen fuumlr den Menschenwwwmaweborgdocumentsdocument356aspxpdf

TEEB (2010) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integ-rieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz (Hrsg) Bonn Zusam-menfassung der Ergebnisse der internationalen TEEB Studie Synthese der Berichte fuumlr internationale Politiker lokale und regionale Ent-scheider sowie Unternehmen wwwteebweborg

Kartenmaterial Frageboumlgen und Tools PROTECTEDPLANETNET Weltweite kartengestuumltzte Darstellung von

Schutzgebieten basierend auf den Daten der World Database of Pro-tected Areas (WDPA) und der Weltnaturschutzorganisation (IUCN) wwwprotectedplanetnet

BFNshySCHUTZGEBIETSKARTE Interaktive Karte des Bundesamtes fuumlr Naturschutz mit allen deutschen Schutzgebieten wwwgeodienstebfndeschutzgebiete

CHECKLISTEN DER DEUTSCHEN BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIAshyTIVE Fragenkatalog zur Erstellung einer Selbsteinschaumltzung bezuumlg-lich potenzieller Risiken hinsichtlich Biodiversitaumlt und Oumlkosystem-leistungen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

51WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

INTEGRATED BIODIVERSITY ASSESSMENT TOOL (IBAT) Kostenpflich-tige Anwendung zur Bewertung standortbezogener Biodiversitaumlts-risiken (Fokus Schutzgebiete und Biodiversity Hot Spots) GIS-(Karten)- basiert wwwibatforbusinessorg

Fallbeispiele und Publikationssammlung WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD)

(2012) Biodiversity and ecosystem services ndash scaling up business solutions Company case studies that help achieve global biodiversity targetswwwwbcsdorgPagesEDocumentEDocumentDetailsaspxID=14923ampNoSearchContextKey=true

UNITED NATIONS ENVIRONMENT PROGRAM FINANCE INITIATIVE (UNEP FI) Publikationen zu biodiversitaumltsbezogenen Chancen Risiken und Handlungsoptionen der Finanzbranche wwwunepfiorgpublicationsbiodiversityindexhtml

CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (CBD) BUSINESS PROGRAMM Fallstudien und Publikationen zu Beruumlhrungspunkten und Leuchtturm-projekten zum Erhalt der biologischen Vielfalt wwwcbdintenbusiness

ECOSYSTEM MARKETPLACE Nachrichtenportal von Forest Trends rund um Biodiversitaumlts- Wasser- und CO2-Maumlrkte wwwecosystemmarketplacecom

Strategien auf politischer Ebene NATIONALE STRATEGIE ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT (2007) Deutsch-

lands Strategie zur Umsetzung der Konvention uumlber die biolo gische Vielfalt wwwbmudeN40333

INFORMATIONSPORTAL DES BUNDESAMTES FUumlR NATURSCHUTZ ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT Mit Nachrichten Informationen Veranstal-tungshinweisen und weiterfuumlhrenden Materialien wwwbiologische-vielfaltde

EUshyBIODIVERSITAumlTSSTRATEGIE FUumlR 2020 Diese EU-Strategie enthaumllt Ziele zum Erhalt von Biodiversitaumlt sowie von Oumlkosystemen und deren Leistungen (raquoNaturkapitallaquo) bis 2020httpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversitycomm20062020htm

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 52

GLOBALE BIODIVERSITAumlTSZIELE Der raquoStrategische Plan 2011 ndash 2020laquo des Internationalen Uumlbereinkommens zur biologischen Vielfalt (CBD) enthaumllt auch Ziele zu Oumlkosystemen und deren Leistungen sowie zum Wert der biologischen VielfaltwwwcbdintdocdecisionsCOP-10cop-10-dec-02-enpdf

Initiativen DEUTSCHE BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIATIVE ndash raquoBIODIVERSITY

IN GOOD COMPANYlaquoshy INITIATIVE Zusammenschluss vor allem deut-scher Unternehmen mit dem Ziel die Integration von Biodiversitaumlt in unternehmerische Entscheidungen voranzutreiben wwwbusiness-and-biodiversityde

EUROPAumlISCHE raquoBUSINESS AND BIODIVERSITY CAMPAIGNlaquo Europa-weite Plattform fuumlr Unternehmen mit dem Ziel Ansaumltze fuumlr ein Biodi-versitaumltsmanagement zu entwickeln und umzusetzen wwwbusiness-biodiversityeu

NATURAL CAPITAL DECLARATION Erklaumlrung einzelner Akteure des Finanzsektors Naturkapital in Finanzprodukten und -dienstleistungen zu beruumlcksichtigen wwwnaturalcapitaldeclarationorg

TEEB FOR BUSINESS COALITION Initiative zur Vereinheitlichung der Bilanzierung von Naturkapital im Unternehmen httpteebforbusinessorg

GLOSSAR 53

GLOSSAR

ARTENVIELFALTDiversitaumlt (Vielfalt) biologischer Arten in einem Lebensraum Artenviel-falt ist neben genetischer Vielfalt und Diversitaumlt der Oumlkosysteme ein Teil-aspekt der biologischen Vielfalt

BASISLEISTUNGENGrundlegende Leistungen der Oumlkosysteme wie zum Beispiel Photosyn-these oder Stickstoffbindung von Knoumlllchenbakterien welche die Voraus-setzung fuumlr alle anderen Leistungen der Oumlkosysteme sind

BIODIVERSITAumlT Biologische Vielfalt

BIOLOGISCHE VIELFALT Die Vielfalt des Lebens auf unserer Erde (oder Biodiversitaumlt) ist die Varia-bilitaumlt lebender Organismen und der von ihnen gebildeten oumlkologischen Komplexe Sie umfasst drei Ebenen 1) die Vielfalt an Oumlkosystemen bezie-hungsweise Lebensgemeinschaften Lebensraumlumen und Landschaften 2) die Artenvielfalt und 3) die genetische Vielfalt innerhalb der verschie-denen Arten

EINGRIFFSREGELUNG Instrument des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatschG sectsect 13 ff) das die Bewaumlltigung von Eingriffen in Natur und Landschaft regelt (Vermeidung und Kompensation)

EMAS Betriebliches Umweltmanagementsystem (Eco Management and Audit Scheme) nach der Verordnung (EG) Nr 12212009 uumlber die freiwillige Teil-nahme von Organisationen an einem Gemeinschaftssystem fuumlr Umwelt-management und Umweltbetriebspruumlfung (ABl EG L 342 v 22122009 S 1) Schwerpunkte sind die kontinuierliche Verbesserung der Umwelt-leistung die Umwelterklaumlrung und Umweltrechtskonformitaumlt

GEBIETSFREMDE ARTENAuch invasive Arten oder Neobiota Tier- und Pflanzenarten die durch Einfuhr (beabsichtigt) oder Einschleppung (unbeabsichtigt) in einem fuumlr sie nicht natuumlrlichen Lebensraum leben Einige gebietsfremde Arten ver-breiten sich aufgrund mangelnder Feinde physiologischer Eigenschaften (Wachstumsgeschwindigkeit Wasserbedarf) oder aumlhnlich invasiv und verdraumlngen einheimische Arten In einigen Faumlllen entstehen durch sie erheb liche Nachteile fuumlr Mensch (Gesundheitsbeeintraumlchtigungen wie zum Beispiel Allergien) und Oumlkosysteme (Degradation)

INWERTSETZUNGBuumlndel von Maszlignahmen um den Nutzen von Biodiversitaumlt und Oumlkosys-temleistungen fuumlr die Gesellschaft relevant und erfahrbar werden zu las-sen Dies geschieht durch (oumlkonomische) Bewertung und oder Integra-tion in Marktentscheidungen ndash zum Beispiel in Form von naturorientierten Angeboten Anreizen oder der Schaffung von Maumlrkten fuumlr Biodiversitaumlt ndash sowie in gesellschaftliche und private Entscheidungen

54 DIEUNTERNEHMENSPERSPEKTIVEndashNEUEHERAUSFORDERUNGEN

ISO 14001 Betriebliches Umweltmanagementsystem nach DIN EN ISO 140012004 + AC 2009 (Ausgabe 112009) Schwerpunkt liegt in der Verbesserung des Umweltmanagementsystems

KONVENTION UumlBER DIE BIOLOGISCHE VIELFALT (ENGL CONVENTION ON BIO LOGICAL DIVERSITY ndash CBD)

Uumlbereinkunft von 168 Staaten (Unterzeichner Stand 12122012) uumlber die biologische Vielfalt Darin werden der Verlust der biologischen Vielfalt als Herausforderung anerkannt und Ziele zu ihrer Erhaltung formuliert Diese sind 1) Schutz der biologischen Vielfalt 2) Nachhaltige Nutzung ihrer Bestandteile und 3) Zugangsregelung und gerechter Ausgleich von Vor-teilen welche aus der Nutzung genetischer Ressourcen entstehen

KULTURELLE OumlKOSYSTEMshy LEISTUNGEN

Leistungen von Oumlkosystemen mit Wirkung und Bedeutung fuumlr Erholung aumlsthetisches Empfinden spirituelle Erfahrungen soziale Funktionen kul-turelle Identitaumlt Heimatgefuumlhl Wissen und Erkenntnis

MONETARISISERUNG Beimesssung eines Wertes in Geldeinheiten Die Umweltoumlkonomie hat dazu mehrere Verfahren der Monetarisierung entwickelt

NATURKAPITAL Oumlkonomischer Begriff fuumlr den begrenzten Vorrat an physischen und bio-logischen Ressourcen der Erde und die begrenzte Bereitstellung von Guumltern und Leistungen durch Oumlkosysteme

OumlKOSYSTEM Bezeichnet die Bestandteile eines abgegrenzten Naturraumes (zum Beispiel niedersaumlchsisches Wattenmeer) oder eines bestimmten Natur-raumtyps (zum Beispiel naumlhrstoffarmes Flieszliggewaumlsser) und deren Wech-selwirkungen Der Begriff kann sich auf verschiedene raumlumliche Ebenen (lokal regional) beziehen und umfasst sowohl (halb-)natuumlrliche (zum Bei-spiel ungestoumlrte Hochmoore) und naturnahe (zum Beispiel Kalkmager-rasen) als auch vom Menschen gepraumlgte Oumlkosysteme (zum Beispiel Agrar oumlkosysteme)

OumlKOSYSTEMFUNKTIONEN Umfassen alle physikalischen chemischen und biologischen Prozesse und Wechselwirkungen die in verschiedenen Oumlkosystemen stattfinden

OumlKOSYSTEMLEISTUNGEN Bezeichnen direkte und indirekte Beitraumlge von Oumlkosystemen zum mensch-lichen Wohlergehen das heiszligt Leistungen und Guumlter die dem Menschen einen direkten oder indirekten wirtschaftlichen materiellen gesundheit-lichen oder psychischen Nutzen bringen In Abgrenzung zum Begriff Oumlko-systemfunktion entsteht der Begriff Oumlkosystemleistung aus einer anth-ropozentrischen Perspektive und ist an einen Nutzen des Oumlkosystems fuumlr den Menschen gebunden Der Begriff ist identisch mit den haumlufig verwen-deten Begriffen raquoOumlkosystemdienstleistunglaquo und raquooumlkosystemare Guumlter und Leistungenlaquo und entspricht dem englischen Begriff der raquoecosystem serviceslaquo

55

REGULIERUNGSLEISTUNGENFunktionen von Oumlkosystemen die auf (andere) Elemente und Prozesse von Oumlkosystemen einwirken die (direkten) Nutzen fuumlr den Menschen haben zum Beispiel die Filterwirkung von Bodenschichten auf die Grund-wasserqualitaumlt oder der Beitrag einer Hecke zur Verringerung der Boden-erosion

GLOSSAR

RESILIENZ (VON OumlKOSYSTEMEN)

Resilienz ist die Faumlhigkeit eines Oumlkosystems trotz aumluszligerer Stoumlrungen seine Funktionen und damit seine Oumlkosystemleistungen aufrecht zu erhalten Es wird davon ausgegangen dass die Resilienz stark mit der in dem Oumlko-system vorherrschenden biologischen Vielfalt korreliert

TEEBThe Economics of Ecosystems and Biodiversity Die internationale TEEB-Studie wurde von Deutschland im Rahmen seiner G8-Praumlsidentschaft im Jahr 2007 gemeinsam mit der EU-Kommission initiiert und mithilfe zahlreicher weiterer Institutionen unter der Schirmherrschaft des Um-weltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) durchgefuumlhrt Ziel der TEEB-Studie war es den oumlkonomischen Wert der Leistungen der Natur ein zuschaumltzen die wirtschaftlichen Auswirkungen der Schaumldigung von Oumlkosystemen zu erfassen und ausgehend davon die Kosten eines Nicht-Handelns zu beziffern Leiter der Studie war der indische Oumlkonom Pavan Sukhdev Im Rahmen der Studie wurden verschiedene Berichte veroumlffent-licht Derzeit wird unter Leitung von UNEP ein Nachfolgeprozess organi-siert um die Durchfuumlhrung von nationalen regionalen lokalen und sek-toralen Studien zum Thema anzuregen und zu foumlrdern

VERSORGUNGSLEISTUNGENBezeichnen meist marktfaumlhige Guumlter die von oder mithilfe von Oumlkosyste-men produziert werden (zum Beispiel Nahrung Frischwasser Feuer- und Bauholz) Teilweise ist ein erheblicher Beitrag von (Human-)Kapital und Arbeit notwendig um diese Guumlter zu erstellen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 56

QUELLEN

BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012) Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Centre for Sustainability Management Luumlneburg

BORN W u a (2012) Gesundheitskosten der Beifuszlig-Ambrosie in Deutschland In Umweltmedizin in Forschung und Praxis 17 (2) S 71 ndash 80

DER BUND (2009) Invasive Muscheln verstopfen Leitungen Von Fabio Bergamin Onlineausgabe Zuletzt aktualisiert am 31072009 httpwwwderbundchzeitungenwissenInvasive-Muscheln-verstopfen-Leitungenstory29662360

DEUTSCHER IMKERBUND EV Internetauftritt des Deutschen Imkerbund e V vom 12122012 httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpbienen-und- bestaeubungsleistung und httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpzahlen-die-zaehlen

EUROPAumlISCHE KOMMISSION (2009) Fact Sheet Gebietsfremde invasive Arten httpeceuropaeuenvironmentpubspdffactsheetsInvasive20Alien20SpeciesInvasive_Alien_DEpdf

FAO ndash FOOD AND AGRICULTURE ORGANIZATION OF THE UNITED NATIONS (2010) Global Forest Resource Assessment 2010wwwfaoorgforestryfrafra2010en

GARCIacuteAshyTORRES L u a (2001) Conservation agriculture in Europe Current status and perspectives In Garcia-Torres L Benites J and Martiacutenez-Vilela A (Hrsg) Conservation Agriculture A World-wide Challenge 1st World Congress on Conservation Agriculture Madrid 1 ndash 5 October 2001 Vol I Keynote Contributions XUL Cordoba Spain S 79 ndash 83

IAASTD ndash INTERNATIONAL ASSESSMENT OF AGRICULTURAL KNOWLEDGE SCIENCE AND TECHNOLOGY FOR DEVELOPMENT (2008) Global ReportwwwagassessmentorgreportsIAASTDENAgriculture20at20a20Crossroads_Global20Report20(English)pdf

KREIBICH H MUumlLLER M (2005) Private Vorsorgemaszlignahmen koumlnnen Hochwasserschaumlden reduzieren Schadensprisma Heft 1 2005 httpwwwschadenprismadepdfsp_2005_1_1pdf

57QUELLEN

LENZEN M u a (2012) International trade drives biodiversity threats in developing nations Nature 486109 ndash 112 Doi101038nature11145

PWC ndash PRICEWATERHOUSECOOPERS (2012) PwC Rio+20 Sustain ability pulse poll How do the public and CEO opinions differ on Rio+20 issues

REWE GROUP (2010) Pressemitteilung raquoBodensee-Obstbauern engagieren sich fuumlr Biodiversitaumltlaquo wwwrewe-groupcompressepressemeldungenpressemeldung-detail articlebodensee-obstbauern-engagieren-sich-fuer-biodiversitaet

SCBD ndash SECRETARIAT OF THE CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (2009) business2010 A magazine on business amp bio- diversity June 2009 Volume 4 ndash Issue 1 httpwwwcbdintdocnewslettersnews-biz-2009-06-enpdf

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement Ein Leitfaden fuumlr die betrieb-liche Praxis BerlinwwwbmudeN46143

STATISCHES BUNDESAMT (2012) Nachhaltige Entwicklung in Deutschland Indikatorenbericht 2012 wwwdestatisdeDEPublikationenThematischUmwelt oekonomischeGesamtrechnungenUmweltindikatorenIndikatoren PDF_0230001pdf__blob=publicationFile

STERN N (2007) The Economics of Climate Change The Stern Review Cambridge

TEEB (2009) The Economics of Ecosystems and Biodiversity TEEB for National and International Policy Makers Summary Responding to the Value of Naturewwwteebweborg

TEEB (2010A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity Ecological and Economic Foundations Edited by Pushpam Kumar London and Washington

TEEB (2010B) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integrieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz Bonn

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 58

TEEB (2011) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in National and International Policy Making Edited by Patrick ten Brink London and Washington

TEEB (2012A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Local and Regional Policy and Management Edited by Heidi Wittmer and Haripriya Gundimeda Abingdon and New York

TEEB (2012B) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Business and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York

TEN BRINK P BRAAT L (HRSG) (2008) The Cost of Policy Inaction The case of not meeting the 2010 biodiversity targethttpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversityeconomicspdfcopizip

UNESCAP ndash UNITED NATIONS ECONOMIC AND SOCIAL COMMISSION FOR ASIA AND THE PACIFIC (1999) Keynote Statement of Mr Cengiz Ertuna (UNESCAP) at IDNDR-ESCAP Regional Meeting for Asia Risk Reduction amp Society in the 21st Century Bangkok 23 ndash26 February 1999 httpwwwunescaporgenrdwater_mineraldisasterertuna01htm

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012) Water valuation ndash Building the business case Geneva and Washington

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012A) Changing Pace ndash Public policy options to scale and accelerate business action towards Vision 2050 Geneva and Washington

WRI ndash WORLD RESOURCE INSTITUTE (2012) The Corporate Ecosys-tem Services Review - Guidelines for Identifying Business Risks and Opportunities Arising from Ecosystem Change Version 20 Washington

ZEITZ J PUMA Pressemitteilung vom 16112011 httpaboutpumacompuma-completes-first-environmental-profit-and-loss-account-which-values-impacts-at-e-145-million

  • Die Unternehmensperspektive
  • Impressum
  • Inhaltsverzeichnis
  • Vorworte
  • Biodiversitaumlt und Oumlkoshysystemleistungen ndash Erweiterung der unternehmerischen Sicht
  • Warum die Wirtschaft gefragt ist ndash Treiber Chancen und Risiken
  • Entwicklungen und Trends ndash was auf Unternehmen zukommt
  • Wie Unternehmen taumltig werden koumlnnen
  • Ausblick
  • Weiterfuumlhrende Informationen
  • QUELLEN

11BIODIVERSITAumlTUNDOumlKOSYSTEMLEISTUNGENndashERWEITERUNGDERUNTERNEHMERISCHENSICHT

INFOBOX 1

Bedeutung von Biodiversitaumlt fuumlr CEOsInteressant ist In einer Untersuchung befragte PwC im Mai 2012 Kon-sumenten und Manager zu den groumlszligten Herausforderungen der kom-menden Dekade Waumlhrend 43 der Konsumenten Biodiversitaumltsverlust als sehr wichtig bewerten (houmlchste Wichtigkeit) teilten nur etwa 12 der unternehmerischen Entscheider diese Position (PwC 2012)

internationale Studie raquoThe Economics of Ecosystems and Biodiver sitylaquo ( TEEB) und deren Ansatz zur Beruumlcksichtigung von Biodiversishytaumlt in Entscheidungen Der TEEB-Ansatz beruht auf drei Schritten die auch Basis fuumlr das nationale Projekt raquoNaturkapital Deutschlandlaquo sind Anerkennen der Vielzahl an Werten der Natur Aufzeigen dieser Werte und Integration dieser in Entscheidungen und Ablaumlufe

Die vorliegende Broschuumlre will Beispiele fuumlr die Beruumlcksichtigung von diesen Werten der Natur und von biologischer Vielfalt in Unterneh-men geben Sie bietet allen interessierten Unternehmensvertretern wertvolle Hinweise und Informationen fuumlr eine erste Auseinander-setzung mit den vielfaumlltigen Facetten der biologischen Vielfalt und

Oumlkosystemleistungen

In diesem einfuumlhrenden Kapitel soll zunaumlchst kurz geklaumlrt werden was sich hinter den Begriffen biologische Vielfalt Oumlkosystemleistungen und Naturkapital verbirgt Kapitel 2 zeigt auf inwiefern Unternehmen von biologischer Vielfalt Oumlkosystemleistungen und deren Verlust betroffen sind und welche Chancen und Risiken hiermit verbunden sein koumlnnen Gesellschaftliche und politische Entwicklungen als auch natio nale und internationale Regularien und Ansaumltze werden kurz in Kapitel 3 skizziert Ein besonderer Fokus wird dabei auf den spezifisch deutschen Kontext gelegt Kapitel 4 bietet einen Uumlberblick uumlber Anknuumlpfungs-punkte und Handlungsansaumltze zur Integra tion von Oumlkosystemleis-tungen und biologischer Vielfalt in unternehmerische Entscheidungen

Detaillierte Hintergrundinformationen finden sich in der einfuumlhren-den Broschuumlre des Projekts raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo mit dem Titel raquoDer Wert der Natur fuumlr Wirtschaft und Gesellschaft ndash Eine Einfuumlhrunglaquo sowie in Kapitel 6 dieser Broschuumlre

WAS MEINT raquoNATURKAPITALlaquo Biologische Vielfalt Oumlkosystemleistungen Naturkapital ndash fuumlr viele noch sperrige oder unklare Begriffe und weniger ein Hinweis auf das komplexe Zusammenspiel zwischen Umwelt und Wirtschaft

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 12

ABBILDUNG 1 (Foto Metronom GmbH)

INFOBOX 2

OumlkosystemleistungenOumlkosystemleistungen lassen sich in verschiedene Typen unterscheiden Am greifbarsten sind die Versorgungsleistungen Sie stellen phy-sische Guumlter dar und schlieszligen unter anderem Holz und landwirtschaft-liche Erzeugnisse wie Obst und Getreide aber auch Fisch Fleisch und Naturerzeugnisse wie Milch und Honig ein

Von Regulierungsleistungen profitieren oft mehrere Akteure gleich zeitig wird deren Nutzen nur indirekt sichtbar Dies verdeutlicht das Beispiel der Hochwasserregulierung einer Aue Durch sie koumlnnen hohe Schaumlden fuumlr eine Region vermieden werden Weitere regulierende Oumlkosystemleistungen sind die Filterfunktion der Boumlden die Bereitstel-lung sauberen Wassers die Klimaregulierung oder der Erosionsschutz

Wer beispielsweise in einem Wald mehr als Holz Erosionsschutz und klimaregulierende Wirkung sieht genieszligt wahrscheinlich gerade die

kulturellen Oumlkosystemleistungen der Natur Erholung (wichtig fuumlr die Tourismusbranche) aber auch spirituelle Anregung werden da-runter zusammengefasst

All dies ist nur durch sogenannte Basisleistungen moumlglich Sie beschreiben natuumlrliche Prozesse wie die Photosynthese den Naumlhrstoff-kreislauf oder die Bodenbildung die Grundvoraussetzungen fuumlr die eben genannten Oumlkosystemleistungen darstellen

Viele Themen auf die Sie auch in dieser Broschuumlre stoszligen finden sich zum Beispiel im betrieblichen Umweltschutz und verschiedenen Ver-ordnungen und Regularien wieder sind somit bei Unternehmen teil-weise bekannt und werden auch bereits in Einzelaspekten umgesetzt Was ist also das Neue

Der Ansatz von raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo geht uumlber die Einzelfallbetrachtung hinaus und moumlchte die Wechselbeziehungen zwischen Unternehmen und Natur als Chance begreifbar machen Dieses Wechselspiel bedeutet auch dass wirtschaftliche und gesell-schaft liche Prozesse auf Dauer nicht losgeloumlst von natuumlrlichen Zu-sammenhaumlngen betrachtet werden koumlnnen

Das Konzept der Oumlkosystemleistungen zeigt dass wir als Individuen und Gemeinschaften als Regionen Staaten und Unternehmen in viel faumlltiger Weise von den Leistungen der Natur profitieren So um-fassen Oumlkosystemleistungen die direkten und indirekten Beitraumlge von Oumlkosystemen zum menschlichen Wohlergehen und auch zur

13BIODIVERSITAumlTUNDOumlKOSYSTEMLEISTUNGENndashERWEITERUNGDERUNTERNEHMERISCHENSICHT

wirtschaftlichen Produktivitaumlt Es wird zwischen physischen Guumltern (Versorgungsleistungen) und regulierenden und kulturellen raquoLeistun-genlaquo unterschieden

Die biologische Vielfalt traumlgt dazu bei dass die Leistungen der Oumlko-systeme nicht abreiszligen ndash und unterstuumltzt somit die Wertschoumlpfung zahlreicher Unternehmen Die Natur ist neben dem Sach- und Human-kapital Grundlage des Wirtschaftens Im oumlkonomischen Sinn kann Natur daher als raquoKapitallaquo aufgefasst werden ihre Leistungen stellen eine raquoDividendelaquo dar Dieses Kapital wird durch verschiedene Nut-zungen und Veraumlnderungen beansprucht Ein vorausschauender Um-gang mit dem Naturkapital ist geboten um ndash wie auch beim Sach- Finanz- und Humankapital ndash den Kapitalstock nicht aufzuzehren

ABBILDUNG 2 Alternative fuumlr die Biogasanlage Die verschiedenen Pflanzen dieser raquoSaatmischunglaquo sind geeignet fuumlr Biogasanlagen und bieten im Gegensatz zum Energie-maisanbau zusaumltzlich Nahrung fuumlr eine hohe Vielfalt an Insekten(Foto Christoph Moning)

INFOBOX 3

Biologische Vielfalt (kurz Biodiversitaumlt) beschreibt die Vielfalt der Lebensraumlume ndash die Oumlkosysteme die Vielfalt der Arten und die genetische Vielfalt innerhalb der Arten

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 14

GRUumlNDE DES VERLUSTES VON BIOLOGISCHER VIELFALT UND OumlKOSYSTEMLEISTUNGENDie deutsche Wirtschaft kann im Bereich des Umweltschutzes groszlige Erfolge vorweisen Dadurch leistet sie auch einen Beitrag fuumlr die Erhal-tung und den Schutz der biologischen Vielfalt und von Oumlkosystem-leistungen Emissionen konnten beispielsweise stark vermindert wer-den Dennoch gibt es weiterhin Handlungsbedarf

ABBILDUNG 4 Biologische Viel- falt Oumlkosystemleistungen und deren oumlkonomische Werte Die angegebenen Werte sind jeweils als beispielhafte Mindestwerte zu verstehen da andere Werte ndash zum Beispiel der Wert der Erholung ndash nicht erfasst sind Quellen befinden sich im Anhang

ABBILDUNG 3 (Foto Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

NATURK APITAL

Biologische Vielfalt Oumlkosystemleistungen (beispielhafte Auswahl)

Ausgewaumlhlte oumlkonomische Werte (beispielhaft)

Vielfalt der OumlkosystemeErholungWasserregulationCO2-Speicher

Wasserruumlckhaltung amp Hochwasserschutz Volkswirtschaftliche Schaumlden des Elbe-

Hochwassers 2002 mehr als 11 Milliarden Euro (Kreibich und Muumlller 2005)

Kosten der 1998 durch Entwaldung verursachten Uumlber-schwemmungen in Bangladesch China Korea Indien und Vietnam 23 Milliarden US-Dollar (UNESCAP 1999)

Bodenerosion Kosten der Bodenerosion in Europa

53 Euro pro Hektar Jahr (Garciacutea-Torres u a 2001)

Artenvielfalt

Nahrung Holz Brennstoffe Inspiration fuumlr DesignBestaumlubung

Bestaumlubungsleistungen 85 der landwirtschaftlichen Ertraumlge im Pflanzen- und

Obstbau haumlngen in Deutschland von der Bestaumlubung durch Honigbienen ab Geschaumltzter Wert 2 Milliarden Euro (Deutscher Imkerbund e V 2012)

Genetische Vielfalt

Medizinische ProdukteResistenz gegenuumlber Krankheiten Anpassungs faumlhigkeit an natuumlrliche und anthropo-gene Veraumlnderungen

Nutzung genetischer Ressourcen 25 ndash 50 des US-amerikanischen Marktes fuumlr Pharma -

zeutika beruhen auf der Nutzung von natuumlrlichen gene- tischen Ressourcen dies entspricht einem Volumen von 640 Milliarden US-Dollar (TEEB 2009)

15BIODIVERSITAumlTUNDOumlKOSYSTEMLEISTUNGENndashERWEITERUNGDERUNTERNEHMERISCHENSICHT

Durch ein rasantes Wirtschaftswachstum und weltweit steigende Bevoumllkerungszahlen erhoumlht sich der Verbrauch an natuumlrlichen Ressour-cen Damit ebenfalls eng verknuumlpft sind die Themen Veraumlnderung Verschmutzung und Uumlbernutzung (Ausbeutung) von Oumlkosystemen sowie Klimawandel All diese Treiber ndash plus die Verbreitung gebiets-fremder Arten ndash sind Ursachen fuumlr den Verlust an biologischer Vielfalt und Oumlkosystemleistungen Im Folgenden werden sie kurz umrissen

Habitatverluste meist durch Landnutzungsaumlnderungen hervorge-rufen sind Hauptursache fuumlr Artenschwund beziehungsweise De-gra dation von Oumlkosystemen Hierzulande tragen zum Beispiel auch der Wunsch nach dem eigenen Haus im Gruumlnen und der Bau von Firmengebaumluden raquoauf der gruumlnen Wieselaquo zur Flaumlchenversiegelung und Fragmen tierung der Lebensraumlume bei Tagtaumlglich werden in Deutschland 77 Hektar unbebautes Land in bebaute Flaumlche umge-wandelt (Statistisches Bundesamt 2012)

INFOBOX 4

Bewertung von NaturUm die erkannte Bedeutung der Natur in Entscheidungen zu integrieren ist das Aufzeigen des Wertes der Natur ein wichtiger Zwischenschritt Doch Aufzeigen von Werten bedeutet nicht automatisch der Natur ein Preisschild oder einen Eurobetrag zuzuordnen Eine Monetarisieshyrung ist nur in bestimmten Faumlllen sinnvoll denn sie suggeriert Aus-tauschbarkeit und unterschlaumlgt damit das Risiko eventueller irreversi-bler Folgen des Verlustes der biologischen Vielfalt Eine Inwert shy setzung kann vielfaumlltig erfolgen eine stufenweise Risikoeinschaumltzung eine Zonierung der bewirtschafteten Flaumlche oder die Einhaltung selbst-auferlegter Grundsaumltze und Richtlinien Sie alle koumlnnen den Wert eines Oumlkosystems und seiner Vielfalt widerspiegeln

Unter Umstaumlnden und unter Beachtung der lokalen Besonderheiten kann eine Bepreisung sinnvoll sein und beispielsweise die Knappheit einer Ressource oder Oumlkosystemleistung abbilden Beispiele hierfuumlr lie-fert unter anderem die Publikation raquoWater valuation ndash Building the business caselaquo des World Business Council for Sustainable Development (WBCSD 2012) Anwendung findet eine Monetarisierung dabei im Rah-men von Maszlignahmen zur Steigerung der effizienten Wassernutzung der Wasserverteilung und der Bewertung von Ausgleichs- und Kompen-sationsmaszlignahmen (weitere Informationen finden sich unter wwwwbcsdorgPagesEDocumentEDocumentDetailsaspxID=15099) Gleichzeitig sollte das Verstaumlndnis geschaumlrft werden dass ein solcher monetaumlrer Wert der Natur nur einen kleinen Ausschnitt betrifft und viele andere Werte meist nicht beruumlcksichtigt werden

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 16

Wenn die Ausbeutung natuumlrlicher Ressourcen uumlber die Regenera-tionsfaumlhigkeit der Oumlkosysteme hinausgeht verschlechtern sich die Leistungen dieser Oumlkosysteme nachhaltig So trafen beispielsweise die Konsequenzen der Uumlberfischung des Kabeljaus in den 1990er Jahren nicht nur die Konsumenten sondern auch die wirtschaften-den Fischer die ihre Einkommensgrundlage verloren Doch was hat dies mit in Deutschland ansaumlssigen Unternehmen zu tun Durch die

LegendeGefaumlhrdung durch Nachfrage ausDeutschland fuumlr mindestens

1 bis 5 bedroht(e) Art(en)

6 bis 10 bedroht Arten

mehr als 10 bedroht Arten

keine Angaben

ABBILDUNG 5 Bedrohte Arten in der Lieferkette Die blauen Flaumlchen kennzeichnen die Anzahl gefaumlhr deter Tierarten in dem jeweiligen Land die durch Nach frage aus beziehungsweise Handel mit Deutschland bedroht werden So verschaumlrft der Handel mit Pro dukten aus Madagaskar die Situation von 18 dort bereits jetzt bedrohten Tierarten(Grafik PwC in Anlehnung an Lenzen u a 2012)

INFOBOX 5

Gefaumlhrdung bedrohter Arten in der LieferketteDer Zusammenhang zwischen Ressourcennutzung und hierdurch indu-zierten Habitatveraumlnderungen kann besonders anschaulich uumlber die globalen Lieferketten aufgezeigt werden Deutschland ndash mit Industrie und Einzelhandel ndash ist zu einem bedeutenden Teil von der Ressourcen-nutzung im Ausland abhaumlngig Den Oumlkosystemen im Ausland setzen nicht nur die dort fuumlr den deutschen Markt entnommenen Rohstoffe und Guumlter zu Es sind auch veraltete Produktionsprozesse Emissionen und anfallende Abfaumllle die meist aufgrund niedriger gesetzlicher Stan-dards zum Verlust der biologischen Vielfalt beitragen

Abbildung 5 illustriert durch Farbabstufungen die Gefaumlhrdung bedroh-ter Arten im Ursprungsland durch vorgelagerte Produktions- und Lie-ferketten deutscher Unternehmen Mit derartigen Analysen ruumlckt das Thema auch in den Fokus von Unternehmen die auf den ersten Blick kaum betroffen sind

17BIODIVERSITAumlTUNDOumlKOSYSTEMLEISTUNGENndashERWEITERUNGDERUNTERNEHMERISCHENSICHT

Globalisierung der Geschaumlftsbeziehungen umspannen unsere (Vor-) Lieferketten die Welt beeinflussen in den jeweiligen Laumlndern den Verbrauch an Ressourcen und nehmen somit in unterschiedlicher Weise Einfluss auf die Oumlkosystemleistungen

Nicht nur die Entnahme von Ressourcen auch die Einleitung von Schadstoffen macht der Natur zu schaffen Denn die Verschmut-zung der Oumlkosysteme ndash sei es die Einleitung von kontaminiertem Abwasser diffuser Duumlngemitteleintrag oder die Belastung von Gewaumlssern mit Muumlll und Schwermetallen ndash geht haumlufig uumlber die Grenzen ihrer Belastbarkeit hinaus Oumlkosysteme fungieren dann nur noch eingeschraumlnkt als Filter Puffer oder Regulator Haumlufig vermin-dert sich auch ihre Leistung als Ort der Erholung

Ein Stressfaktor der insbesondere in einer global vernetzten Waren- und Wertschoumlpfungswelt an Bedeutung gewinnt sind die Folgen der Ver breitung Gebietsfremder Arten Diese werden beispiels-weise durch internationalen Schiffsverkehr eingefuumlhrt (zum Beispiel

INFOBOX 6

Gesundheitskosten der AmbrosieDie Pollen der sich in Deutschland ausbreitenden Beifuszlig-Ambrosie koumlnnen bedeutsame allergische Atemwegserkrankungen ausloumlsen Die Gesamtkosten fuumlr die Behandlung der Pollenallergiker in Deutschland liegen bei mindestens 23 Milliarden Euro pro Jahr Durch die zuneh-mende Verbreitung der Ambrosie ist ein weiterer Kostenanstieg zu erwarten der auf etwa 200 Million Euro pro Jahr geschaumltz wird (Born u a 2012)

ABBILDUNG 6(Foto Klaus-Dieter Sonntag fotoplusdesignde UFZ)

INFOBOX 7

Hohe Kosten durch gebietsfremde Arten Das AKW Leibstadt an der deutsch-schweizerischen Grenze wendet

jaumlhrlich etwa 42000 Euro fuumlr die Beseitigung der asiatischen Koumlrb-chenmuscheln in der Kuumlhlwasserzufuhr auf (Der Bund 2009)

In Europa belaufen sich die Ausgaben fuumlr die Vermeidung und Besei-tigung der Folgen gebietsfremder Arten auf jaumlhrlich 12 Milliarden Euro (Europaumlische Kommission 2009)

Jaumlhrliche Verluste durch Missmanagement oder die zufaumlllige Einfuumlh-rung von Schaumldlingen in die USA UK Australien Suumldafrika Indien und Brasilien 100 Milliarden US-Dollar (SCBD 2009)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 18

Ballastwasser bei Leerfahrten) oder sind als ehemalige Zierpflanzen in unsere Breiten gekommen Gebietsfremde Arten stoumlren Oumlkosys-teme da sie hier meist keine Feinde haben und sich dadurch unge-stoumlrt verbreiten koumlnnen Die hierdurch auftretenden gesund heit-lichen Schaumlden und die Folgekosten fuumlr die Wirtschaft sind erheblich

Nicht zuletzt sehen sich Oumlkosysteme auch dem Klimawandel aus-gesetzt Er ist fuumlr eine beschleunigte Dynamik von Wandlungspro-zessen wie zum Beispiel Wuumlstenbildung oder das Auftreten von Extremereignissen verantwortlich Klimawandel und Zustand der Oumlkosysteme bedingen einander wechselseitig Waumlhrend intakte Oumlkosysteme eine Anpassung an den Klimawandel darstellen und helfen negative Folgen zu vermindern sind die biologische Viel falt und Oumlkosys teme jedoch zugleich auch durch den Klimawandel gefaumlhrdet

Die genannten Ursachen fuumlr die Verschlechterung der Oumlkosysteme und den Verlust an biologischer Vielfalt sind Basis fuumlr die vielfaumlltige ndash und teils sehr individuelle ndash Betroffenheit von Unternehmen Sie sind dem aber nicht alternativlos ausgesetzt Unternehmen koumlnnen durch

nehmen Einfluss auf

stiften Nutzen fuumlr

wirken auf

ist Basis fuumlr

Oumlkosystemleistungen

Basi

slei

stun

gen

Versorgungsleistungen (zB Holz Wasser Getreide)

Kulturelle Leistungen(zB Erholung Tourismus)

Regulierungsleistungen (zB Klimaregulierung)

Naumlhrstoff-kreislauf

Photosyn-these

Oumlkosystemez B Gewaumlsser Waumllder

Agrarlandschaften WattenmeerBi

odiv

ersi

taumlt

Genetische Vielfalt

Arten- vielfalt

Vielfalt der Oumlkosysteme

Naturkapital

Uumlbernutzung

Verschmutzung

Verbreitung gebietsfremder Arten

Landnutzungsaumlnderungen

Klimawandel

Gesellschaft Unternehmen

ABBILDUNG 7 Zusammen- hang zwischen Oumlkosystemen und Unternehmen Biologische Viel - falt und Oumlkosysteme sind als Naturkapital Ursprung von Oumlkosystemleist ungen der Nutzen stiftenden Divi dende die den Unternehmen zuflieszligt Gleichzeitig nehmen Unternehmen Einfluss auf Oumlko systeme und biologische Vielfalt und wirken so auf das Naturkapital (Grafik PwC)

19

ihre Art des Wirtschaftens diese Entwicklungen unterstuumltzen aber diesen ndash durch ein Umdenken hin zu effektiven und nachhaltigen Geschaumlftsprozessen ndash auch entgegenwirken

Die Grafik in Abbildung 7 macht deutlich dass die Herausforderung darin liegt unternehmerische Taumltigkeiten mit dem Wirken und dem Fortbestand von biologischer Vielfalt und Oumlkosystemen in Einklang zu bringen Um die Natur fuumlr das menschliche Wohlergehen erhalten zu koumlnnen unternimmt die Politik zahlreiche Anstrengungen Doch entscheidend wird sein dass sich Wirtschaft und Gesellschaft ihrer Betroffenheit bewusst werden ihre Verantwortung erkennen und Handlungsoptionen wahrnehmen Dazu hilft es die oumlkonomischen Dimensionen von Oumlkosystemleistungen besser zu verstehen

BIODIVERSITAumlTUNDOumlKOSYSTEMLEISTUNGENndashERWEITERUNGDERUNTERNEHMERISCHENSICHT

2 WARUM DIE WIRTSCHAFT GEFRAGT IST ndash TREIBER CHANCEN UND RISIKEN

BEI DER GEWINNUNG VON TRINKWASSER UND DER REINIGUNG VON ABWASSER MACHEN WIR UNS NATUumlRLICHE PROZESSE ZUNUTZE UND SIND DEM SCHUTZ DER BIOLOGISCHEN VIELFALT DESHALB BESONDERS VERPFLICHTET

MICHEL CUNNAC VORSITZENDER

DER GESCHAumlFTS FUumlHRUNG VEOLIA

WASSER GMBH

Die Wechselwirkungen zwischen Biodiversitaumlt Oumlkosystemen und Unternehmen geben uns zahlreiche Hinweise darauf warum

Naturkapital fuumlr Unternehmen bedeutsam ist In diesem Kapi- tel sollen die wesentlichen Treiber vorgestellt werden die Unterneh-men dazu bewegt haben einen Beitrag zum Schutz von Natur und Oumlko systemen zu leisten Mit Blick auf die Umwelt sind viele Unter-nehmensentscheidungen vom Ziel gepraumlgt Risiken fuumlr das Unter-nehmen zu minimieren ndash wie zum Beispiel im Hinblick auf die Ver -fuumlgbarkeit von natuumlrlichen Ressourcen oder dem Zugang zu Wasser Hinter dieser Risikoabwaumlgung bleiben neue Geschaumlftsfelder oder Inno vationen manchmal zuruumlck Aber Mehr und mehr Unternehmen erkennen in den Themen Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistunshygen mittlerweile auch Chancen wie durch die Praxisbeispiele in die-sem und den folgenden Kapiteln deutlich wird

TREIBER UND CHANCEN FUumlR UNTERNEHMERISCHES HANDELNDie in Kapitel 1 genannten Ursachen fuumlr den Verlust an Artenvielshyfalt und intakten Oumlkosystemen lassen erahnen dass Unternehmen auf verschiedenste Weise mit Biodiversitaumlt und Oumlkosystemen in Beruumlh-rung kommen Einerseits sind Unternehmen direkt oder indirekt von

21WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

intakten Oumlkosystemen abhaumlngig Andererseits haben Unternehmen insbesondere des Primaumlrsektors einen starken Einfluss auf OumlkosystemeFuumlr die unternehmerische Auseinandersetzung mit dem Thema Natur-kapital und Oumlkosystemleistungen lassen sich fuumlnf maszliggebliche Trei-ber feststellen Regulierung Rechtsrahmen internationale Regelungen Zugang zu und nachhaltige Nutzung von natuumlrlichen Ressourcen Kunden beziehungsweise Marktnachfrage Innovationen sowie Verantwortung und Reputation

RegulierungDa Knappheit insbesondere die von oumlffentlichen Guumltern wie saubere Luft reines Wasser und unberuumlhrte Landschaft nur begrenzt von Maumlrk-ten abgebildet wird ist die staatliche Regulierung eine wirksame Maszlig-nahme zum maszligvollen schonenden Umgang mit unserem Natur ka-pital Regulierung erfolgt in Deutschland in erster Linie uumlber nationales und europaumlisches Recht welches zum Teil aber auch durch inter na-tionale Uumlbereinkommen beeinflusst oder initiiert wird Die Gesetz - gebung bietet eine Vielzahl von flexiblen Mechanismen stellt jedoch einige Akteure (zum Beispiel aus dem Bereich Abbau von Rohstoffen) vor Zielkonflikte zwischen dem Schutz von biolo gischer Vielfalt einer-seits und der unternehmerischen Taumltigkeit andererseits

Ressourcen und LeistungenZugang zu und nachhaltige Entnahme und Nutzung von natuumlrlichen Ressourcen und Leistungen sind insbesondere fuumlr Unternehmen aus

INFOBOX 8

Gesetzlicher Rahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt in DeutschlandDer Schutz der Natur wird in Deutschland wesentlich durch das Bundes-naturschutzgesetz (BNatSchG) und EU-Naturschutzrecht (Vogelschutz-Richtlinie von 1979 Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie von 1992) gepraumlgt Die

Eingriffsregelung nach sectsect 13 ff BNatSchG regelt die Bewaumlltigung von Eingriffen in Natur und Landschaft (Vermeidung und Kompensation) Neben der Eingriffsregelung ist noch der Artenschutz der Gebietsschutz (zum Beispiel Natura 2000 Nationalparke) und der gesetzliche Biotop-schutz von groszliger Bedeutung Hinzu kommen zahlreiche Regelungen aus anderen Bereichen wie zum Beispiel zum Gewaumlsserschutz Bodenschutz Immissionsschutz oder aus dem Agrarrecht Waldrecht Baurecht Pla-nungsrecht und Energierecht Sie haben zwar zumeist nicht direkt den Schutz der biologischen Vielfalt zum Gegenstand wirken aber indirekt weil sie auf die Ursachen des Verlustes der biologischen Vielfalt abzielen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 22

INFOBOX 9

Praxisbeispiel Labels bei Lebensmitteln Der Lebensmitteleinzelhandel hat auf das gesteigerte Kundenbewusst-sein reagiert und adressiert das Thema raquoErhalt der biologischen Viel-faltlaquo mit Hilfe von Labels (zum Beispiel raquoPRO PLANETlaquo bei REWE und raquoZuruumlck zum Ursprunglaquo bei Hofer in Oumlsterreich) Die Kennzeichnung sowie der Verweis auf die Webseite mit mehr Informationen spricht das Bewusstsein der Kunden in zweierlei Hinsicht an Sie koumlnnen ihren Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt leisten und haben gleich-zeitig die Moumlglichkeit die Herkunft und Herstellung ihres Produkts nachzuvollziehen

der Lebensmittel- Textil- und Holz- Papierindustrie ein Anstoszlig sich intensiv der Sicherung intakter Oumlkosysteme zu widmen Sie sind nicht nur gegenwaumlrtig von den Guumltern und Oumlkosystemleistungen abhaumlngig es ist auch wichtig dass diese dauerhaft als Geschaumlftsgrundlage er-halten bleiben Auch fuumlr Unternehmen mit nur indirekter Abhaumlngig-keit von Oumlkosystemleistungen ndash zum Beispiel durch die Lieferkette ndash ruumlckt dieser Aspekt mehr und mehr in den Fokus

Kunden- und MarktnachfrageDie Nachfrage nach nachhaltigen und naturvertraumlglichen Produkten waumlchst ndash und der Markt reagiert Die Vielzahl an labelaffinen und zah-lungsbereiten Kunden ist Beweis genug Die Gruppe der LOHAS (Life-style of Health and Sustainability) spiegelt dieses Konsumver halten

INFOBOX 10

Praxisbeispiel Gruumlne Direktinvestments in WaumllderDer Schutz der biologischen Vielfalt ist zentraler Bestandteil des Geschaumlftsmodells von ForestFinance Das Unternehmen hat sich Direkt-investments in nachhaltige Forstwirtschaft verschrieben Ertraumlge erwirt-schaftet es mit dem Verkauf von Edelhoumllzern und Emissionszertifi katen ndash schlieszliglich sind die angepflanzten Waumllder Kohlenstoffsenken Damit das Investment ndash das Oumlkosystem ndash nicht gefaumlhrdet ist muss seine natuumlr-l iche Resilienz erhalten bleiben Zudem erwarten Kunden die in raquogruumlne Geldanlagenlaquo investieren auch einen langfristigen Nutzen ihrer Investition

Doch laumlngst nicht alle Anbieter folgen einem solchen strengen Standard Hier sollte genau geschaut werden ob kurzfristige Ertraumlge und langfris-tiger Schutz in einem ausgewogenen Verhaumlltnis stehen

23WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

wider Dabei ist jedoch festzuhalten dass nicht alle Labels ausreichend Orientierung bieten

Zudem ist das Angebot entsprechender Produkte auf Unternehmen weniger Branchen begrenzt und nur selten werden der Schutz der bio-logischen Vielfalt und der Oumlkosystemleistungen derzeit im Business-to-Business-Geschaumlft (B2B) thematisiert

Ein Hindernis fuumlr Unternehmen ist die haumlufig zu geringe Anerkennung durch den Markt fuumlr Aktivitaumlten zugunsten des Umwelt- und Natur-schutzes Viele Unternehmen berichten zudem dass sowohl die schwierige Messbarkeit und Zurechenbarkeit von biologischer Vielfalt und Oumlkosystemleistungen mittels geeigneter Indikatoren wie auch die Kommunika tion nach auszligen zentrale Herausforderungen darstellen

Aber es ergeben sich auch gaumlnzlich neue Maumlrkte ndash beispielsweise im Finanzsektor Bei fachgerechter Umsetzung und Einbindung mehrerer Oumlkosystemleistungen verbinden diese Maumlrkte dabei wirtschaftlichen Erfolg und den Schutz der biologischen Vielfalt So versprechen zum Beispiel Investitionen in nachhaltige Forstwirtschaft gruumlnes Wachs-tum fuumlr Natur und Investoren Derartige Investitionen konzentrieren sich zurzeit auf Mittel- und Lateinamerika

Auch mit Blick auf die Kreditwuumlrdigkeit von Unternehmen sowie auf Versicherungen ist eine steigende Bedeutung des naturgerech ten Wirtschaftens zu verzeichnen Wie die Aktivitaumlten der UNEP Finance Initiative (UNEP FI) unterstreichen beruumlcksichtigt der Finanz dienstleis-tungssektor zunehmend dass Unternehmensaktivitaumlten die die bioshylogische Vielfalt und die Leistungen der Oumlkosysteme nicht belasten zumeist auf lange Sicht profitabler sind und beispielsweise extreme Wetterereignisse besser abfedern koumlnnen Entsprechend sind bei Unter nehmensratings unter den Indikatoren fuumlr das Umweltmanage-ment auch Kriterien fuumlr die raquoBiodiversitaumltsperformancelaquo zu finden

InnovationImmer oumlfter lernen die Forschungs- und Entwicklungsabteilungen der Unternehmen von der Natur und deren effektiven Sys temen und Prozessen die uumlber Jahrmillionen optimiert wurden Sie entwickeln

WALD IST WEIT MEHR ALS HOLZ LIEFERANT ndash ER BIETET NICHT NUR ZAHLREICHE OumlKOSYSTEM LEIS TUNGEN FUumlR MENSCH UND NATUR SONDERN AUCH WIRTSCHAFTshyLICHE CHANCEN DAVON MUumlSSEN JEDOCH ALLE PROFIshyTIEREN ndash SOZIAL UND OumlKOLOGISCH NACHHALTIG ES REICHT NICHT AUS DER NATUR rsaquoEIN PREISSCHILD UMZUHAumlNGENlsaquo

HARRY ASSENMACHER GESCHAumlFTS-

FUumlHRER FOREST -FINANCE SERVICE GMBH

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 24

INFOBOX 11

Praxisbeispiel Prozessoptimierung mit BionikAls international agierendes Unternehmen mit einer langen und kom-plexen Lieferkette stellte sich Tchibo die Frage raquoWie werden unmittelbar umsetzungsrelevante Informationen moumlglichst schnell und handlungs-wirksam einer groszligen heterogenen Zielgruppe zur Kenntnis gebrachtlaquo Mittels Analogiebildung konnte Tchibo in biologischen Wertschoumlpfungs-ketten wie der der Honigbiene Organisationsprinzipien iden tifizieren die dort zur Loumlsung solcher organisatorischen Heraus for derungen bei-tragen Auf Basis dieser Organisationsprinzipien wurden unternehmens-bezogene Handlungsoptionen erarbeitet Diese wurden anschlieszligend zu konkreten Maszlignahmen verdichtet und priorisiert Die vordringlichsten Maszlignahmen wie der Aufbau neuarti ger uumlber greifender Informations-netzwerke werden zurzeit bei Tchibo erprobt

schmutzabweisende Oberflaumlchen feine aber stabile Traumlgerkonstruk-tionen oder verbesserte Prozessablaumlufe Immer haumlufiger werden zu-dem Erkenntnisse uumlber Prinzipien der Natur in die eigene Organisation und Unternehmensprozesse uumlbertragen (Infobox 11)

Verantwortung und ReputationAls weiteren Handlungstreiber geben Unternehmen gesellschaft liche Verantwortung und die damit verknuumlpfte Reputation an Neben sozi-alem Engagement stehen auch immer oumlfter eine intakte Natur und damit die biologische Vielfalt im Vordergrund der Aktivitaumlten Der da-raus resultierende Dialog mit Anwohnern Kunden NGOs und weite-ren Stakeholdern foumlrdert dabei nicht nur das gegenseitige Verstaumlnd-nis sondern zeigt auch Schwerpunkte auf die bisweilen nicht im Fokus der Entscheider liegen (Infobox 12) Gleichzeitig wertet das Enga-gement das Unternehmen auf ndash sowohl fuumlr Kunden als auch fuumlr gegen-waumlrtige und potenzielle Beschaumlftigte Unternehmen erhalten so auszliger-dem die Moumlglichkeit eine wichtiger werdende Mittlerrolle zwischen Naturschutz und Zivilgesellschaft einzunehmen

Allerdings reicht Engagement fuumlr die biologische Vielfalt auszligerhalb des Kerngeschaumlfts nicht aus Sonst kann es schnell als raquoGreen-washinglaquo aufgefasst werden

BIODIVERSITAumlT IST FUumlR TCHIBO VORAUS SETZUNG FUumlR EIN ZUKUNFTSFAumlHIGES GESCHAumlFT DAHER ARBEITEN WIR MIT PARTNERORGANISATIONEN INTENSIV AN DER ERHALTUNG DER ARTENVIELFALT INSBESONDERE AM URSPRUNG UNSERER PRODUKTE

STEFAN DIERKS CATEGORY

LEADER CR PRODUCT amp STRATEGY

TCHIBO GMBH

ABBILDUNG 8 (Foto Susanne Georgi)

25WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

INFOBOX 12

Praxisbeispiel Unternehmen gemeinsam mit NGOs fuumlr den NaturschutzEine vergleichsweise neue Rolle nahm REWE in einem Pilotprojekt ein in dem sie gemeinsam mit der Bodenseestiftung die biologische Vielfalt auf den Plantagen der Obstbauern der Bodenseeregion foumlrderte Die Fronten schienen verhaumlrtet und eine Annaumlherung von Naturschuumltzern auf der einen und Obstbauern auf der anderen Seite erfolgte nur zoumlger-lich REWE agierte erfolgreich als Vermittler und Agent fuumlr den Erhalt der biologischen Vielfalt Es wurde nicht nur das Nahrungsangebot fuumlr Bienen Hummeln und Schmetterlinge waumlhrend der Trachten luumlcke von Juni bis September verbessert sondern auch der Dialog zwischen Obst-bauern und Naturschutzverbaumlnden gefoumlrdert Die Resonanz sowohl von Kunden als auch von Lieferantenseite ist so positiv dass das Projekt fortgefuumlhrt und ausgeweitet wurde (REWE 2010)

Mit allen Treibern sind Chancen und Risiken verbunden Ein Perspekti-venwechsel findet nicht nur hin zu Beruumlcksichtigung von Oumlkosystem-leistungen statt sondern auch von einer bloszligen Risikofokussierung hin zum Erkennen von Moumlglichkeiten fuumlr Differenzierung gegenuumlber Wettbewerbern

BETROFFENHEIT DER SEKTORENVielen Unternehmen faumlllt es schwer biologische Vielfalt und Oumlkosys-temleistungen im Unternehmen zu verorten insbesondere weil die Themen unter unterschiedlichen Perspektiven und Zielen adressiert

INFOBOX 13

Praxisbeispiel Verbindung von Verantwortung und WettbewerbsvorteilenAls Reiseanbieter bietet TUI zahlreiche Reisen in Biodiversitaumlts-Hot-spots an TUI sieht sich in der Verantwortung und engagiert sich seit Mitte der 1990er Jahre fuumlr den Erhalt der biologischen Vielfalt Arten-schutzkampagnen zur Aufklaumlrung der Reisenden (zum Beispiel Souvenir-ratgeber zu geschuumltzten Arten) und Kooperationen mit Wissenschaft und Forschung sind nur ein Auszug ihres vom Global Nature Fund 2012 praumlmierten Engagements fuumlr den Erhalt der biologischen Vielfalt Doch nicht allein die Verantwortung treibt TUI an Viele Reisende kommen gerade wegen eines intakten Oumlkosystems in bestimmte Urlaubsregio-nen Der Erhalt der biologischen Vielfalt wird somit zum Wettbewerbs-vorteil und sichert Naturliebhaber als Kunden

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 26

werden Daher gilt Zuerst Einfluss und Betroffenheit identifizieren ndash sowohl im Hinblick auf Chancen als auch auf Risiken um anschlie-szligend gezielt Maszlignahmen zu ergreifen ndash sei es im Bereich CSR im Einkauf oder anderswo Die unterschiedlich starke Betroffenheit der Unternehmen von den Themen Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistun-gen wird in Abbildung 9 deutlich

GRUumlNDE UND RISIKEN DES NICHTshyHANDELNSDie Vielfalt an bestehenden Umweltanforderungen wie zum Beispiel in den Bereichen Klima und Energie erschwert es Unternehmen haumlu-fig sich mit neuen Herausforderungen auseinanderzusetzen ndash zumal dann wenn ein neues Thema komplex ist und es dafuumlr keine raquoUni-versalloumlsungenlaquo gibt Entgegen den aufgefuumlhrten positiven Beispielen uumlberwiegen dadurch immer wieder Hemmnisse ndash wie Uumlberforderung durch die Komplexitaumlt und Knappheit von Zeit und Ressourcen ndash fuumlr eine vertiefende Auseinandersetzung mit Biodiversitaumlt und Oumlkosys-temleistungen

Ein Perspektivenwechsel hin zu einer Beruumlcksichtigung von biologi-scher Vielfalt durch Unternehmen wird dann gelingen wenn es dafuumlr zum einen eine klare Entscheidung oder Unterstuumltzung durch die Unter nehmensleitung gibt und zum anderen eine einfache Integra tion in bestehende Management- und Steuerungssysteme moumlglich ist

ABBILDUNG 9 Betroffenheit verschiedener Branchen von einer Veraumlnderung der biologischen Vielfalt und Oumlkosystemleistungen Die Tabelle fuumlhrt moumlgliche Chancen und Risiken einer Ruumlcksichtnahme oder Vernachlaumlssigung von bio logischer Vielfalt bei Unterneh-mensaktivitaumlten fuumlr die jeweiligen Sek to ren auf Groszlige Rauten stehen fuumlr starke kleine Rauten fuumlr maumlszligige Zusammenhaumlnge (Grafik PwC)

Primaumlrsektor (z B Landwirtschaft Bergbau)

Sekundaumlrsektor(z B Chemie Technoshylogie Luftfahrt Bau)

Tertiaumlrsektor(z B Konsumguumlter wie Nahrungsmittel Automobile)

Tertiaumlrsektor (z B Finanzdienstshyleistungen wie Banken Versicherungen)

Regulierung (z B Grenzwerte Genehmi-gungen Kompensationen)

Natuumlrliche Ressourcen (zB Zugang zu und Verfuumlgbar-keit von Ressourcen Produkti-vitaumlt von Oumlkosystemen)

Markt (z B Kundenanforderungen (B2B) Nachfrage (B2C) neue Maumlrkte)

Innovation (z B Prozess- und Produkt-innovation)

Reputation (gesellschaftliche Verant-wortung Image)

27WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

Als wesentliches Hindernis fuumlr die Umsetzung von Maszlignahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt sehen Unternehmen nach wie vor auch das Fehlen eines einheitlichen Rahmens fuumlr die Erhebung Mes-sung und Vergleichbarkeit der raquoBiodiversitaumltsperformancelaquo Hinzu kommt dass die Politik bisher zwar viele nationale Ziele zum Schutz der biologischen Vielfalt (Nationale Strategie zur biologischen Viel-falt) formuliert aber speziell fuumlr Unternehmen nur uumlbergeordnete und wenig konkretisierte Ziele gesetzt hat Ohne konkrete Ziele oder eine klare Vorgabe ndash seien es Gesetze Branchenstandards oder inter-nationale Richtlinien ndash werden Maszlignahmen des Umwelt- und Natur-schutzes nur sehr zoumlgerlich umgesetzt

Nicht-Handeln hat jedoch schwerwiegende gesamtgesell schaftliche Folgen So geht der im Rahmen der internationalen TEEB-Studie veroumlffentlichte Bericht raquoThe cost of policy inactionlaquo davon aus dass uns Inaktivitaumlt beim Schutz funktionierender Oumlkosysteme ab dem Jahr 2050 bis zu 7 des globalen Bruttoinlandsproduktes (GDP) kos-tet ndash und das Jahr fuumlr Jahr (Ten Brink und Braat 2008) Dies trifft alle Berei che der Gesellschaft ndash auch Unternehmen Fest steht Wer lang-fristig erfolgreich sein will wird in Zukunft nicht um die Themen Bio-diversitaumlt und Oumlkosystemleistungen herumkommen

ENTWICKLUNGEN UND TRENDS ndash WAS AUF UNTERNEHMEN ZUKOMMT3

DER STAAT SCHUumlTZT AUCH IN VERANTWORTUNG FUumlR DIE KUumlNFshy TIGEN GENERATIONEN DIE NATUumlRLICHEN LEBENSGRUND LAGEN

GRUNDGESETZ DER BUNDES REPUBLIK

DEUTSCHLAND ARTIKEL 20A

BIODIVERSITAumlTSshy UND OumlKOSYSTEMSCHUTZ ndash DEUTSCHER UND INTERNATIONALER HINTERGRUNDNaturschutz spielt seit Beginn des 20 Jahrhunderts in Deutschland traditionell eine wichtige Rolle Bedeutende Oumlkosysteme und Natur-raumlume sind seit langem unter besonderen Schutz gestellt Zahlreiche Gesetze und Regulierungen mit Vorgaben fuumlr Planungen und Entschei-dungen (sowie Grenzwerte) praumlgen die Politik fuumlr den Erhalt der bioshylogischen Vielfalt in Deutschland ( Kapitel 2) Es gibt zwar Fort-schritte in einzelnen Bereichen aber dennoch konnten Bemuumlhungen der Politik auf nationaler europaumlischer und internationaler Ebene den Trend des Verlustes der biologischen Vielfalt bisher nicht stoppen

Gesetzliche Vorgaben ruumlckten den Naturschutz beziehungsweise den Schutz der biologischen Vielfalt primaumlr in die Verantwortung der oumlffent-lichen Hand Zahlreiche Uumlbereinkuumlnfte und Strategien mit Zielen ndash sowohl auf internationaler europaumlischer als auch auf nationaler Ebe-ne ndash unterstreichen die politischen Anstrengungen der vergangenen Jahrzehnte Damit ist auch die Aufforderung an alle gesellschaftlichen Akteure verbunden an der Realisierung dieser Ziele aktiv mitzuwir-ken und ihre Verantwortung wahrzunehmen

Das 2005 veroumlffentlichte Millennium Ecosystem Assessment leitete schlieszliglich einen schrittweisen Perspektivenwechsel ein Natur wurde

29ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

ABBILDUNG 10

INFOBOX 14

Politische Ziele zum Schutz der Biologischen Vielfalt1992 wird die Konvention uumlber die biologische Vielfalt

(CBD) in Rio de Janeiro verabschiedet und von Deutschland ein Jahr spaumlter unter zeichnet Sie stellt die erste internationale Uumlbereinkunft dar in der sowohl Ursachen als auch Ziele zur Bekaumlmpfung des Verlustes von Biodiversitaumlt festgehalten werden

1998 verabschiedet die EU ihre erste Biodiversitaumltsstrategie die von EU-Aktionsplaumlnen aus den Jahren 2001 und 2006 ergaumlnzt wird

2007 beschlieszligt das Bundeskabinett die raquoNationale Strategie zur bio-logischen Vielfaltlaquo zur Umsetzung der CBD

2010 werden im Rahmen der 10 CBD-Vertragsstaatenkonferenz glo-bale Biodiversitaumltsziele fuumlr 2020 verabschiedet (sogenannte Aichi-Ziele)

2011 stellt die EU eine neue Biodiversitaumltsstrategie fuumlr 2020 vor die explizit auch Ziele und Maszlignahmen zum Erhalt von Oumlkosystem-leistungen umfasst (wie Aichi-Ziele)

nicht mehr nur aus sich heraus als schuumltzenswert angesehen son-dern zugleich als Lieferant von Rohstoffen und Leistungen als Abneh-mer von Emissionen und Brauchwasser sowie als Motor der Regional-wirtschaft verstanden

Diese Zusammenhaumlnge und diese oumlkonomischen Argumente fuumlr den Schutz von Oumlkosystemleistungen und der biologischen Vielfalt aufzuzeigen wurde zum Anspruch und zur Herausforderung der inter-nationalen TEEB-Initiative

INFOBOX 15

Die Nationale Strategie zur biologischen VielfaltDie Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt von 2007 formuliert Visi onen Ziele und Maszlignahmen zum Erhalt der biologischen Vielfalt in Deutschland fuumlr viele Themenbereiche (Arten Lebensraumlume diverse Oumlko sys teme Gewaumlsserschutz Land- und Forstwirtschaft Tourismus und naturnahe Erholung bis hin zu Bewusstsein Bildung Forschung Technolo gietransfer und Entwicklungszusammenarbeit) Ihre Umset-zung ist eine groszlige gesamtgesellschaft liche Herausforderung Politik und Verwaltung koumlnnen dies nicht im Alleingang schaffen Akteure in Wirtschaft und Gesellschaft ndash auch Unternehmen ndash sind fuumlr die erfolg-reiche Umsetzung der Strategie gefordert

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 30

ABBILDUNG 11 ndash 15 Die vier TEEB-Berichte und der TEEB-Synthe-sebericht In der abgebildeten Reihenfolge TEEB 2010a TEEB 2011 TEEB 2012a TEEB 2012b TEEB 2010b

INFOBOX 16

Die internationale TEEB-StudieInspiriert durch den Stern Report (2007) zum Klimawandel initiierten 2007 die G8 +5 Umweltminister angestoszligen durch den deutschen Bun-desumweltminister und den EU-Umweltkommissar eine globale Studie zur Oumlkonomie der Oumlkosysteme und der biologischen Vielfalt (The Eco-nomics of Ecosystems and Biodiversity ndash TEEB) Ziel war es die enorme wirtschaft liche Bedeutung der Natur und ihrer Oumlkosystemleistungen aufzuzeigen und Empfehlungen zu geben wie der Verlust der biologi-schen Vielfalt zu stoppen ist

Mehr als 400 Autoren aus Politik Wissenschaft Wirtschaft Nicht- Regierungsorganisationen und der Zivilgesellschaft arbeiteten an TEEB-Berichten fuumlr bestimmte Zielgruppen TEEB fuumlr nationale und interna-tionale Politiker TEEB fuumlr regionale und kommunale Entscheider TEEB fuumlr Unternehmen die Zivilgesellschaft wurde mithilfe einer Medien-kampagne inklusive Webseite Facebook-Profil und Twitter-Account eingebunden zudem gab es einen abschlieszligenden Synthese-Bericht und raquoTEEB Foundationslaquo fuumlr die Wissenschaft

Der Unternehmensbericht TEEB in Business and Enterprise zeigt inwie-fern Unternehmen von den Themen biologische Vielfalt und Oumlko-systemleistungen betroffen sind und unterstreicht mit Beispielen aus aller Welt den Einfluss auf und die Abhaumlngigkeit von Biodiversitaumlt und Oumlko systemleistungen Die Autoren formulieren sieben allgemeine Schritte zum unternehmerischen Umgang mit biologischer Vielfalt Identifizierung von Auswirkungen des Unternehmens auf und Abhaumln-

gigkeiten von Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungen (Biodiversity and Ecosystem Services ndash BES)

Beurteilung der geschaumlftlichen Risiken und Chancen in Zusammen-hang mit diesen Auswirkungen und Abhaumlngigkeiten

Entwicklung von BES-Informationssystemen Festlegung von Zielen Messung und Bewertung der Leistungsbilanz und Bekannt gabe der Ergebnisse

Ergreifung von Maszlignahmen zur Vermeidung Minimierung und Begren-zung von BES-Risiken einschlieszliglich Schadensersatz (raquoAusgleichlaquo) soweit machbar

Ergreifung neuer BES-Geschaumlftschancen Kosteneinsparungen neue Produkte neue Maumlrkte

Integration geschaumlftlicher Strategien und Maszlignahmen zu BES in wei-ter gefasste Initiativen zur Corporate Social Responsibility

Verbesserung der fuumlr BES geltenden Leitlinien und Strategien gemein-sam mit Betroffenen in Behoumlrden in nichtstaatlichen Organisationen und in der Zivilgesellschaft

31

Perspektivenwechsel in der UnternehmensweltViele Unternehmen orientieren sich an Leitbildern Unternehmenswer-ten beziehungsweise ihrer Unternehmensphilosophie und tragen da-mit unternehmerische und oft auch gesellschaftliche Verantwortung

ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

ABBILDUNG 16 Das Logo der raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo - Studie

INFOBOX 18

raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo fuumlhrt die internationale TEEB-Initiative auf nationaler Ebene fort Hauptaufgabe ist die Erarbeitung thematischer Berichte zum Wert und zur oumlkonomischen Bedeutung von biologischer Vielfalt Oumlkosystemleis-tungen und Natur fuumlr Wirtschaft und Gesellschaft in Deutschland Neben der vorliegenden Broschuumlre gehoumlren hierzu unter anderem die Themen Biologische Vielfalt und Klimawandel Oumlkosystemleistungen und Ent-wicklung laumlndlicher Raumlume sowie naturnahe Oumlkosysteme und staumldti-sche Lebensqualitaumlt raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo macht deutlich dass es neben moralisch-ethischen und oumlkologischen auch gewichtige oumlkonomische Gruumlnde gibt Naturkapital zu erhalten

raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo wird in einem offenen Prozess durchgefuumlhrt Zahlreiche Akteure aus Wissenschaft Politik Verwaltung Wirtschaft und Gesellschaft wirken durch Know-how Forschungs-ergebnisse wissenschaftliche Beitraumlge und gute Beispiele zur Bedeu-tung und Inwertsetzung von Oumlkosystemleistungen und biologi-scher Vielfalt an der Erstellung der Berichte mit

INFOBOX 17

TEEB als Startpunkt fuumlr viele weitere InitiativenDie Resonanz die TEEB in Wirtschaft Wissenschaft Medien und Politik erfuhr verhalf zahlreichen Initiativen zu mehr Gehoumlr So erlebten zum Beispiel die UNEP FI (Finanzinitiative des Umweltprogramms der Verein-ten Nationen UNEP) aber auch das langjaumlhrige Engagement der Welt-naturschutzorganisation IUCN in der Privatwirtschaft starken Aufwind Parallel zu TEEB bestehen in Kooperation zwischen Wirtschaft Wissen-schaft und Verbaumlnden praxis- und loumlsungsorientierte Ansaumltze wie der Corporate Ecosystem Services Review des World Resource Institute (WRI 2012) Neben zahlreichen nationalen TEEB-Studien und Initiativen wurde auch eine TEEB for Business Coalition ins Leben gerufen die sich unter anderem zum Ziel gesetzt hat durch ihr Engagement die Einbin-dung von Biodiversitaumlt in das unternehmerische Handeln spuumlrbar und nachhaltig zu befoumlrdern (wwwteebforbusinessorg pdfwriorgcorpo-rate_ecosystem_services_reviewpdf)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 32

Insbesondere im Rahmen ihrer Unternehmensstrategie stellen sie folgende Fragen raquoWas fuumlr ein Unternehmen sind wirlaquo und raquoFuumlr wel-che Werte stehen wir und wofuumlr setzen wir uns einlaquo

Gleiche oder zumindest aumlhnliche Fragen muumlssen Unternehmen auch ihren Anteilseignern und sonstigen internen und externen Anspruchs-gruppen beantworten Dies gilt in einer globalisierten Welt immer mehr auch fuumlr Produktionsstaumltten im Ausland und fuumlr die Beziehungen mit Lieferanten Damit stehen folgende Fragen im Vordergrund raquoWelche Werte moumlchten wir in Zulieferlaumlndern vertretenlaquo raquoWelche Um-weltmaszligstaumlbe setzen wir hier wie dort anlaquo und raquoWas hat dies fuumlr Auswirkungen auf unsere Marke und den Ruf des Unternehmenslaquo

Das Selbstverstaumlndnis einiger Unternehmen geht uumlber die bloszlige Bereit stellung von Guumltern und Dienstleistungen hinaus Sie sehen sich als Teil der Gesellschaft Vertreter ihrer Region und als Agierende in Wechselwirkung mit ihrer Umwelt Idealismus in Bezug auf ihre gesell schaftliche Rolle motiviert diese Entscheider ebenso wie Realis-mus in Bezug auf das Verstaumlndnis oumlkologischer und globaler Zu sam-men haumlnge So kommt es dass sich deutsche Unternehmen in Latein-amerika fuumlr den Erhalt bedrohter Arten engagieren und den Schutz von Regen wald in Afrika foumlrdern

INFOBOX 19

Vision von UnternehmenIn vielfaumlltiger Weise haben Unternehmen die oumlkologischen Herausfor-derungen sowohl als Warnsignale als auch als Chance fuumlr einen Wandel begriffen

Mit seiner Publikation raquoChanging Pacelaquo schreibt der World Business Council for Sustainable Development (WBCSD 2012a) seine Vision 2050 fort und zeigt Wege hin zu einem Wirtschaften auf das 9 Milliarden Menschen versorgt und dabei die oumlkologischen Grenzen unseres Plane-ten nicht uumlberschreitet Weitere Informationen wwwwbcsdorgchan-gingpaceaspx

Corporation 2020 greift aumlhnliche Gedanken auf geht allerdings noch einen Schritt weiter und strebt nach Ausrichtung des Wirtschaftssystems auf die Grenzen die der Planet setzt Steuerreformen klare Regeln fuumlr die Aufnahme von Fremdkapital (Stichwort Uumlberschuldung) Transparenz fuumlr den Konsumenten und Offenlegung von Externalitaumlten sind zentrale Punkte der Initiative um den Leiter der internationalen TEEB-Studie Pavan Sukhdev und zahlreiche weitere Persoumlnlichkeiten aus Wirtschaft Wissen-schaft und Politik Weitere Informationen wwwcorp2020com

33ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

Immer mehr deutsche Unternehmen setzen sich mit Fragen rund um die biologische Vielfalt und Oumlkosystemleistungen auseinander und leisten somit Pionierarbeit Die Komplexitaumlt des Themas raquobiologische Vielfaltlaquo und schwierige Operationalisierbarkeit sind dabei nach wie vor massive Huumlrden Und tatsaumlchlich gibt es bis dato noch keine einheitlich anerkannten Quantifizierungsmethoden oder verbindliche Richtlinien die biologische Vielfalt und Oumlkosystemleistungen lassen sich nicht in einem Indikator zusammenfassen Dadurch sind sie fuumlr viele Entscheider in deutschen Unternehmen schlecht greifbar und laumlsst diese vor konkreten Handlungen zuruumlckschrecken

Dennoch nehmen einige Unternehmen diese Herausforderungen an und naumlhern sich mit zunehmender Professionalitaumlt der Integration von Biodiversitaumlt in ihre Managementprozesse Unternehmen sind aktiv beteiligt an der Erstellung von Leitfaumlden ersten Empfehlungen zur Integration der biologischen Vielfalt ins Umweltmanagement oder Ansaumltzen zur verbesserten Quantifizierung der externen Effekte in der unternehmerischen Finanzbuchhaltung Auch die Gruumlndung von Initiativen zu dem Thema wie die deutsche raquoBiodiversity in Good Companylaquo-Initiative die raquoUNEP Finance Initiativelaquo die raquoGlobal Com-pactlaquo- Initiative der UN sowie der raquoeconsense Arbeitskreis zu Biodi-versitaumlt und Oumlkosystemleistungenlaquo zeigen dass dieser Perspektiven-wechsel die Unternehmenswelt mittlerweile erreicht hat

WIE UNTERNEHMEN TAumlTIG WERDEN KOumlNNEN4

DIE ERGEBNISSE DER OumlKOLOGISCHEN GEWINNshy UND VERLUSTRECHNUNG VON PUMA BELEGEN DASS DIE DERZEITIGEN GESCHAumlFTSPRAKTIKEN VON UNTER NEHMEN DRINGEND EINES PARADIGMEN WECHSELS BEDUumlRFEN

JOCHEN ZEITZ EHEMALIGER CEO UND

VERWALTUNGSRATSVORSITZENDER

DER PUMA SE VERWALTUNGSRATS -

MITGLIED PPR

Je nach Unternehmen ist die Herangehensweise und Auseinanderset-zung mit dem Thema Naturkapital sehr unterschiedlich Dieses Kapitel gibt konkrete Ansaumltze und Beispiele wie ein Einstieg und geziel-tes Handeln angegangen werden koumlnnen

TOOLS UND LEITFAumlDEN FUumlR DEN EINSTIEGUm eine moumlglichst praumlzise und damit steuerbare Integration ins unternehmerische Management zu erreichen ist die Entwicklung von Zielen und Maszlignahmen noumltig Ein erster Biodiversitaumlts-Check hilft dabei bereits bestehende Maszlignahmen und Kennzahlen zu identifi-zieren Dabei sollten saumlmtliche unternehmerische Taumltigkeitsfelder von der Strategie und dem Personalwesen uumlber Liegenschaften und Einkauf bis hin zu Produktion und Entsorgung beleuchtet werden Die dann vorliegenden Ergebnisse koumlnnen Startpunkt vertiefender Maszlignahmen sein zum Beispiel erste Ziele oder Analysen eine Aus-dehnung auf andere Geschaumlftsbereiche oder die Entwicklung von Management- und Berichterstattungsstrukturen

Leitfaumlden und Handbuumlcher geben Hilfestellung bei der Integration von biologischer Vielfalt in Unternehmenspro zesse und koumlnnen zu-

gleich Inspiration und Unterstuumltzung fuumlr weitere Planungsprozesse

35WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

sein Durch die Handlungsempfehlungen koumlnnen auf leichte Weise Elemente einbezogen werden die beispielsweise die biologische Vielfalt auf dem Firmengelaumlnde foumlrdern ndash wie Bienenkaumlsten und bewachsene Hauswaumlnde Weitere konkrete Handlungsempfehlungen finden sich unter anderem in dem Bericht raquo Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagementlaquo (Bestaumlndig und Wuczkowski 2012)

BESTEHENDE ANSAumlTZE NUTZEN UND ERWEITERNFolgende Ansaumltze aus dem Unternehmensbereich sind auch zur Inte-gration von Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt gut ge eignet Unternehmerische Verantwortung (Corporate Responsibility)

Berichterstattung (inklusive umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung)

Umweltmanagement Ressourceneffizienz Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten-Management

Investitions- und Planungsprozesse

Unternehmerische Verantwortung (Corporate Responsibility)Viele Aktivitaumlten zum Biodiversitaumlts- und Oumlkosystemleistungs - schutz sind losgeloumlst vom Kerngeschaumlft und unter gesellschaftlichem Enga ge ment und unternehmerischer Verantwortung (Corporate

INFOBOX 20

Biodiversitaumlts-Checks fuumlr UnternehmenBislang werden zwei in deutscher Sprache verfuumlgbare Biodiversitaumlts-Screenings fuumlr Unternehmen haumlufig angewendet Die branchenuumlbergreifenden Checklisten der deutschen raquoBiodiversity

in Good Companylaquo-Initiative basieren auf dem raquoHandbuch Biodiver-sitaumltsmanagementlaquo (Schaltegger u a 2010) und ermoumlglichen eine Selbstevaluation zum aktuellen Stand des unternehmerischen Biodi-versitaumltsmanagements Weitere Informationen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

Der vom Global Nature Fund BAUM e V dokeo und PwC entwi-ckelte Biodiversitaumlts-Check fuumlr Unternehmen vereint Expertise aus Biologie Oumlkologie und Management Er bietet einen ersten auf das Unternehmen zugeschnittenen Uumlberblick uumlber die Reife des Biodiver-sitaumltsmanagements und gibt Empfehlungen fuumlr das weitere Vorge-hen Weitere Informationen wwwbusiness-biodiversityeudefaultaspLang=DEUampMenue=128

ABBILDUNG 17(Foto Andrzej Tokarski fotoliacom)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 36

Respon si bi lity) einzuordnen Vor allem Unternehmenswerte und -philo-sophien koumlnnen Anknuumlpfungspunkte raquovon obenlaquo bieten und zu einer weitergefassten Strategieentwicklung fuumlhren

ABBILDUNG 18(Foto Susanne Georgi)

INFOBOX 21

Praxisbeispiel Pilotprojekt fuumlr Branchenstandards Die oekom GmbH der groumlszligte deutsche Fachverlag fuumlr Oumlkologie und Nachhaltigkeit veroumlffentlicht Sach- und Fachbuumlcher mit Bezug zur bio-logischen Vielfalt und dem Erhalt der Oumlkosysteme Fuumlr seine Publi-kationen verwendet er ausschlieszliglich Recycling- und FSC-zertifiziertes Papier Zudem hat der Verlag das Projekt raquoNachhaltig Publizierenlaquo initi-iert das vom Bundesumweltministerium gefoumlrdert wird In Kooperation mit zwei wissenschaftlichen Instituten und der Frankfurter Buchmesse wurden praxisnahe Kriterien fuumlr die nachhaltige Bucherstellung entwi-ckelt Mit dem Projekt praumlsentiert sich oekom oumlffentlichkeitswirksam als Vorreiter und sensibilisiert die Verlagsbranche fuumlr einen nachhalti-gen Umgang mit der Ressource Papier

37

Gleichzeitig bietet die Kommunikation und Interaktion mit Kunden und Mitarbeitern Moumlglichkeiten fuumlr eine Integration sozusagen als Impulsgeber raquovon untenlaquo Freiwilligenarbeit gemeinsame Baum-pflanzaktionen oder Spenden fuumlr Naturschutzeinrichtungen tragen zum Schutz und zur Wertschaumltzung des Naturkapitals bei Mit Blick auf ihre Mitarbeiter profitieren Unternehmen zudem vom Wohlbe-finden am Arbeitsort erhoumlhter Kommunikationsbereitschaft und staumlrkerer Bindung und Loyalitaumlt gegenuumlber dem Arbeitgeber

Berichterstattung (inklusive umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung)Die in Deutschland und weltweit gebraumluchlichste Richtlinie zur Bericht-erstattung von Nachhaltigkeitsaspekten ndash die Global Reporting Initia-tive (GRI) ndash sieht eine Offenlegung von bis zu fuumlnf biodiversitaumltsbe-zogenen Indikatoren vor Diese waren bislang von eher qualitativer

WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

ABBILDUNG 20 Umweltindika-toren der Global Reporting Initiative Die fuumlnf relevanten Umweltindi - ka toren der Berichterstattungsricht-linie der Global Reporting Initiative (GRI) in der Version 31 Biodiver-sitaumlts bezogene Umweltindikatoren werden mit EN fuumlr Umwelt abgekuumlrzt und beinhalten EN 11 bis EN 15

Kernindikatoren Zusaumltzliche Indikatoren

EN11

Ort und Groumlszlige von Grundstuumlcken in Schutzge-bieten oder angrenzend an Schutzgebiete Ort und Groumlszlige von Grundstuumlcken in Gebieten mit hohem Biodiversitaumltswert auszligerhalb von Schutz-gebieten oder daran angrenzend Zu beruumlcksich-tigen sind Grundstuumlcke die im Eigentum der berichtenden Organisation stehen oder von die-ser gepachtet oder verwaltet werden

EN13 Geschuumltzte oder wiederhergestellte natuumlrliche Lebensraumlume

EN14Strategien laufende Maszlignahmen und Zu-kunftsplaumlne fuumlr das Management der Auswir-kungen auf die Biodiversitaumlt

EN12

Beschreibung der wesentlichen Auswirkungen von Aktivitaumlten Produkten und Dienstleistungen auf die Biodiversitaumlt in Schutzgebieten und in Gebieten mit hohem Biodiversitaumltswert auszliger-halb von Schutzgebieten

EN15

Anzahl der Arten auf der Roten Liste der IUCN und auf nationalen Listen die ihren natuumlrlichen Lebensraum in Gebieten haben die von der Geschaumlftstaumltigkeit der Organisation betroffen sind aufgeteilt nach dem Bedrohungsgrad

ABBILDUNG 19(Foto Piepenbrock)

INFOBOX 22

Praxisbeispiel Mitarbeiter-EngagementDie Piepenbrock Unternehmensgruppe unterhaumllt im brandenbur-gischen Naturpark Stechlin-Ruppiner Land den 2200 Hektar groszligen Forst Rheinshagen Im Rahmen seiner Aktion raquoWachstumlaquo pflanzt das Unternehmen dort gemeinsam mit seinen Kunden fuumlr jeden Neuauf-trag Baumlume Im August 2012 besuchte eine Gruppe von zehn Auszu-bildenden des Unternehmens im Zuge der raquoAzubi-Projekttagelaquo den Piepen brock Forst um die Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens kennenzulernen und selbst aktiv zu unterstuumltzen Ziel war es die Sand-heideflaumlche am Zechower Berg im Naturschutz- und gleichnamigen Fauna-Flora-Habitat-Gebiet Rheinsberger Rhin und Hellberge zu pflegen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 38

IM RAHMEN VON UMWELTSCHUTZ UND RESSOURCENshyEFFIZIENZ KUumlMMERN SICH VIELE UNTER NEHMEN BEREITS HEUTE UM BIODIVERSITAumlT UND ECOSYSTEM SERVICES OHNE DIES JEDOCH EXPLIZIT HERAUS ZUshy STELLEN DER BEWUSSTE EINBEZUG DES OumlKOSYSTEMshy GEDANKENS SOWIE DIE BETRACHTUNG ENTSPRECHENDER CHANCEN UND RISIKEN STELLT EINE WEITER ENT shy WICKLUNG DAR DIE DURCHAUS ALS rsaquoUMWELTVERANTshyWORTUNG 20lsaquo BEZEICHNET WERDEN KANN

MICHAEL SIEMERS CORPORATE

ENVIRONMENT amp RESPONSIBILITY

EVONIK INDUSTRIES AG

Form doch auch hier erfolgt eine regelmaumlszligige Anpassung die zu-kuumlnftig sicherlich auch mit einer Quantifizierung einhergehen wird Damit bleibt die unternehmerische Berichterstattung eng verbunden mit dem Umweltmanagement

Unternehmerische Berichterstattung wird sich aumlndern und zukuumlnftig integrierter sein (Stichwort Integrated Reporting) In dieser Hinsicht ist auch die umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung zu sehen

INFOBOX 23

Praxisbeispiel Umweltbezogene Gewinn- und VerlustrechnungWaumlhrend in der klassischen Gewinn- und Verlustrechnung (GampV) nur finanzielle Kenngroumlszligen wie Anlagevermoumlgen return on investment und Eigenkapitalrendite berichtet werden bleiben die umweltbezogenen Kosten verborgen Diese Externalitaumlten ndash beispielsweise Verschmutzung von Gewaumlssern Zerstoumlrung von Lebensraumlumen oder das Abwaumllzen von Verantwortung beim Klimawandel auf Folgegenerationen ndash sind als Ver-luste anzusehen die nicht durch das Unternehmen sondern von Dritten wie der Allgemeinheit oder der Natur getragen werden Getrieben von CEO Jochen Zeitz hat Puma es sich zur Aufgabe gemacht diese Kosten deutlicher aufzuzeigen und in die GampV einflieszligen zu lassen Solch eine Sichtbarmachung kann beim Einkauf der Fertigung der Produktent-wicklung oder dem Nachhaltigkeitsmanagement helfen bessere Ent-scheidungen zu treffen um so die Externalitaumlten zu minimieren Laut PUMA Environmental Profit amp Loss Account hat das Unternehmen im Jahr 2010 etwa 145 Millionen Euro an Umweltschaumlden durch Treibhaus-gasemissionen Wasserverbrauch Landnutzungsfolgen Luftverschmut-zung und Abfallerzeugung verursacht Davon entfallen nur etwa 6 auf das Kerngeschaumlft mehr als 137 Millionen Euro Umweltschaumlden ent-stehen entlang der Lieferkette Weitere Informationen httpaboutpumacomwp-contentthemesaboutPUMA_themefinancial-reportpdfEPL080212finalpdf

39WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Sie macht deutlich welche Abhaumlngigkeiten und welche Einfluumlsse ein Unternehmen hat und stellt bei der Einbeziehung der Oumlkosystem-leistungen und Integration in die externe Rechnungslegung einen be deut samen Schritt hin zur Beruumlcksichtigung von Naturkapital in Unternehmen dar Eine Offenlegung dieser Art koumlnnte einen Para dig-menwechsel einleiten Wer seine Leistung schon fruumlhzeitig ganzheit-lich misst und berichtet kann in einem sich veraumlndernden Geschaumlfts-

ABBILDUNG 21 (Foto LianeM Fotoliacom)

INFOBOX 24

Biodiversitaumlt in den Umweltmanagementzertifizierungen ISO 14001 und EMASBei EMAS muumlssen und bei ISO 14001 sollten die Auswirkun-gen auf die biologische Vielfalt beruumlcksichtigt werden Bei EMAS wird in Form des raquoFlaumlchenverbrauchslaquo ein direkter Indikator fuumlr den Habitatverlust erhoben ndash eine der Hauptursachen des Biodiver-sitaumltsverlustes Zwar kann der Flaumlchenverbrauch von unterschiedli-cher Qualitaumlt sein ndash die Bebauung einer bereits degradierten Flaumlche ist weniger kritisch als die eines intakten Oumlkosystems ndash dennoch kann dies als erster Startpunkt gewertet werden

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 40

umfeld weiterhin Spitzenleistung liefern Dies betrifft die Felder Risikomanagement Versorgungssicherheit und -produktivitaumlt wie auch Compliance und Stakeholdermanagement

UmweltmanagementEin Umweltmanagement steuert gemaumlszlig den vier Managementschrit-ten Planen Ausfuumlhren Kontrollieren und Optimieren umweltbezo-gene Unternehmenstaumltigkeiten und ermoumlglicht so eine kontinuierli-che Verbesserung der Umweltleistung Dieser Managementzyklus beruumlcksichtigt derzeit nur selten umsetzungsorien tiert die Dimensio-nen Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt

Hier kann eine Erweiterung konkret ansetzen Eine erste Feststellung des Status quo auf Basis bereits existieren der Umweltdaten ndash ergaumlnzt durch Experteneinschaumltzungen ndash ist der Anfang Anschlieszligend koumln-nen spezifische und messbare Ziele gesetzt werden was sich in die bekannten Schritte des Umweltmanagements einbinden laumlsst

RessourceneffizienzRessourceneffizienz gewinnt angesichts steigender Rohstoffpreise und -bedarfe und des groszligen Anteils den Material- und Energie kosten an den Gesamtkosten in vielen Branchen darstellen wirtschaftlich und politisch enorm an Bedeutung Zur Steigerung der Ressourceneffi-zienz liegen aktuell Programme auf nationaler wie europaumlischer Ebene vor es existieren dazu Plattformen und Initiativen Das Thema raquoRes-sourceneffizienzlaquo koumlnnen Unternehmen strategisch integrieren (zum Beispiel in ihrem Umweltmanagement) indem sie die entsprechen-den Einsatzstoffe als Naturkapital raquodeklarierenlaquo und im Ressourcen-management umfassender als bisher beruumlck sichtigen Durch den sparsamen effizienten Einsatz von Ressourcen koumlnnen oftmals Oumlko-systeme geschont werden (zum Beispiel durch ein entsprechendes

INFOBOX 25

Praxisbeispiel Integration von Biodiversitaumlt in das Ressourcen-managementUPM betreibt in Deutschland sieben Papierfabriken und verschreibt sich der nachhaltigen Forstwirtschaft und dem Schutz der Biodiversitaumlt So wird weltweit FSC- und PEFC-zertifiziertes Holz verwendet und in unter nehmenseigenen Waumlldern ein Biodiversitaumltsprogramm umge-setzt Gemeinsam mit der raquoAlliance for Water Stewardshiplaquo fuumlhrt UPM ein Pilotprojekt zum Wassermanagement durch Dies soll den Verbrauch des wasserintensiven Papierherstellungsprozesses senken und die Wie-derverwendung des Wassers erhoumlhen UPM unterstreicht mit seinemEngagement seine Position als raquoBiofore Companylaquo

41WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

INFOBOX 26

Praxisbeispiel Bewertung von Biodiversitaumlt in der Lebensmittel-branche und der LandwirtschaftEinen Schritt weiter als die Oumlkobilanzen geht das Bewertungsverfahren der BASF Mit ihrer Lebenszyklusanalyse AgBalance erfasst sie eine Viel-zahl von Nachhaltigkeitsindikatoren der Lebensmittel- und Landwirt-schaftsbranche Biologische Vielfalt flieszligt mit 8 der 69 Indikatoren in eine Punktebewertung ein so unter anderem Naumlhe zu Schutzgebieten Auskreuzungspotenzial und Oumlkotoxizitaumltspotenzial Auszligerdem werden soziale und oumlkonomische Indikatoren erfasst und somit alle drei Saumlulen der Nachhaltigkeit abgebildet Auch wenn ein Abwaumlgen zwischen unter-schiedlichen Groumlszligen wie Punkten und Euros als Messeinheiten Entschei-der vor Herausforderungen stellt ist dies doch ein wichtiger Schritt hin zur Integration von Biodiversitaumlt in Entscheidungsprozesse

Wassermanagement in Regionen mit Wasserstress) Jedoch ist Res-sourceneffizienz nicht gleichzusetzen mit Biodiversitaumlts- und Oumlko-systemschutz Neben dem sparsamen Umgang mit Ressourcen ist auch die Art der Einsatzstoffe (zum Beispiel Nutzung von nachhaltig erzeugtem Palmoumll) von Bedeutung

Der Zusammenschluss zu Brancheninitiativen ist ein Ansatz um das Thema Ressourceneffizienz ganzheitlicher und passgenauer zu be-trach ten und so die Thematik uumlber den bisherigen Fokus auf Reduzie-rung von Rohstoffverbrauch und Emissionen hinaus zu erweitern

Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten- Management Die Analyse der Wertschoumlpfungskette eines Produktes liefert immer wieder Verbesserungspotenzial und wird deshalb regelmaumlszligig durchge-fuumlhrt Dies bietet gute Ansatzpunkte fuumlr eine Untersuchung und Ver-besserung der Biodiversitaumltsperformance Eine weitere oft genutzte Analysemoumlglichkeit sind Oumlkobilanzen (Life Cycle Assessments)

Oumlkobilanzen bilden den gesamten Stoffkreislauf ab ndash und somit auch die fuumlr Biodiversitaumlt relevante Landnutzung oder Oumlkosystemleis-tungen wie die Bereitstellung von Rohstoffen die Absorption von Produktionsemissionen und die Aufnahme von Abfallprodukten An-gefangen bei eigenen Beschaffungsquellen (zum Beispiel Vertragsan-bauer von Supermaumlrkten oder Handelsmarken) bis hin zu Vorproduk-ten der Liefer an ten ndash entlang der Lieferkette verbergen sich zahlreiche Ursachen fuumlr Bio diversitaumltsverlust Fuumlr Unternehmen die Rohstoffe und Vorpro dukte aus dem Ausland beziehen ist es daher wichtig auf den Einkauf und das Lieferkettenmanagement zu achten Wichtige

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 42

Analyseschritte beinhalten Grenzwerte und Normen (in den Abbau- und Ursprungslaumlndern der Vorprodukte oftmals deutlich niedriger als in Deutschland) oder Screenings zu Wasserknappheit entlang der Lie-ferkette Darauf aufbauend ergibt sich eine detaillierte Bewertung zur Beruumlcksichtigung von Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt bei Liefe ranten

Investitions- und PlanungsprozesseInvestitionen in den Bau neuer Anlagen oder Standorte werden derzeit eher selten unter Biodiversitaumltsaspekten im betrieblichen Umwelt-management erfasst Beim Bau eines Produktionsstandorts auf der raquogruumlnen Wieselaquo spielen vor allem die Eingriffsregelung des Bun-desnaturschutzgesetztes (BNatSchG) sowie das EU-Naturschutz-recht (FFH- und Vogelschutz-Richtlinie) eine wichtige Rolle Diese Regeln erscheinen Unternehmen manchmal wider spruumlchlich ndash gerade mit Blick auf den gewollten Naturschutz Firmenareale werden auf-grund strategischer Entscheidungen zum Beispiel fuumlr den Bau von Anlagen uumlber einen laumlngeren Zeitraum brach liegen gelassen Siedelt sich daraufhin eine geschuumltzte Art auf dieser Flaumlche an koumlnnen Unter-nehmen unter Umstaumlnden nur mit hohen Auflagen dieses Gebiet er-schlieszligen und einen Neu- oder Ausbau realisieren Um solchen Ziel kon-flikten vorzubeugen bieten die zustaumlndigen Natur schutzbehoumlrden an in Dialog zu treten um gangbare Wege und Maszlignahmen auszu loten

Doch Unternehmen koumlnnen auch in Vorleistung gehen Indem zum Beispiel Brachflaumlchen und Naturraumlume belassen sowie die Funktio-nalitaumlt von aquatischen Oumlkosystemen (Gewaumlssern) erhalten werden

INFOBOX 27

Ausgleichsflaumlchen ndash Chancen fuumlr beschleunigte PlanungsprozesseGut zu wissen Laut sect16 BNatSchG kann durch Oumlkosystemschutz ein raquoGuthabenlaquo auf einem Oumlkokonto angespart werden Bei spaumlteren Ein-griffen werden diese Flaumlchen als bereits geleistete Kompensationsmaszlig-nahmen anerkannt Rheinkalk macht sich dieses Instrument zunutze Im sauerlaumlndischen Houmlnnetal dient nur ein Teil des Grundbesitzes dem Kalksteinabbau Weite Teile des Areals hingegen stehen dank nicht-oumlkonomischer Waldnutzung dem Naturschutz temporaumlr zur Verfuumlgung oder werden je nach Management und naturschutzfachlicher Einschaumlt-zung einem Oumlkokonto zugeschrieben das als Kompensationsleistung fuumlr zu erwartende Eingriffe agiert Waumlhrend auf der einen Seite pro-aktiv Arten- und Oumlkosystemschutz ermoumlglicht wird profitiert Rheinkalk von einem beschleunigten Planungsprozess vermiedener Buumlrokratie und somit geringeren Kosten (wwwrheinkalkdepdfVerantwortung_Fuer_Mensch_und_Naturpdf Seite 24)

43WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

koumlnnen etwaige Kompensationsmaszlignahmen im Rahmen der Ein griffs -regelung vermieden werden Zudem koumlnnen Ergebnisse der teils obli-gatorischen Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung (UVP) der Strategischen

INFOBOX 28

Praxisbeispiel ZielkonflikteBiologische Vielfalt spielt in Steinbruumlchen Baggerseen und Kiesgruben eine wichtige Rolle Die Steine- und Erdenindustrie engagiert sich in zahlreichen Projekten zur Foumlrderung der biologischen Vielfalt Neben der Erarbeitung von Biodiversitaumltsindikatoren und einer Biodiversitaumlts-Datenbank zaumlhlen hierzu zahlreiche gemeinsame Projekte mit Umwelt-verbaumlnden

raquoLeider werden der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt in den Abbaustaumltten ausgerechnet durch das Naturschutzrecht selbst eingeschraumlnkt Wer zum Beispiel ein Laichgewaumlsser fuumlr die Gelbbauch-unke auf einem Rohbodenstandort anlegt oder eine Steilwand fuumlr die Uferschwalbe herrichtet der laumluft Gefahr dass die weitere Bewirt-schaftung der Flaumlchen deutlich eingeschraumlnkt wird Der statische An-satz im Naturschutzrecht verhindert damit leider vielerorts die Aus-schoumlpfung von Synergieeffekten von Gesteinsabbau und Naturschutz Die Steine- und Erdenindustrie jedenfalls ist zur Foumlrderung der biolo-gischen Vielfalt bereit und setzt sich auch weiterhin fuumlr praktikable Loumlsungen einlaquo (Diplom-Biologe Thomas Beiszligwenger Hauptgeschaumlfts-fuumlhrer Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

ABBILDUNG 22 (Foto Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

INFOBOX 29

Praxisbeispiel Management von LiegenschaftenFraport die Betreibergesellschaft des Frankfurter Flughafens formuliert in seiner unternehmenseigenen Biodiversitaumltsstrategie Grundsaumltze zur Biodiversitaumlt Darin wird festgehalten dass sich Flugbetrieb und der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt ndash uumlber gesetz liche Anforderungen wie zum Beispiel Eingriffsregelung hinaus ndash vereinbaren lassen So wird unter anderem auf dem Gelaumlnde des Flughafens ein For-schungsprojekt zum Bienen-Monitoring unterstuumltzt das wichtige Infor-mationen uumlber die Schadstoffsituation liefert Gleich zeitig werden im Rhein-Main-Gebiet gezielt Naturschutzvorhaben gefoumlrdert so zum Bei-spiel der Erhalt von raquoAltholzinselnlaquo im Kinzigtal oder die Pflege von Streuobstwiesen im Maintal (wwwfraportdecontentfraport-agdenachhaltigkeitumweltnatur--und-ressourcenschutz0html und verglei-che auch die dort bereitgestellten PDF-Dokumente)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 44

Legende Naumlhe zum Kerngeschaumlft Merkmalsauspraumlgung Geringer Bezug Mittel o Trifft zu x Mittlerer Bezug Stark + Starker Bezug Sehr stark + +

ABBILDUNG 23 Handlungsan-saumltze zur Integration von Biodiversi-taumlt in Unternehmen am Beispiel eines Industrie- und Konsumguumlter-unternehmens (Grafik PwC)

INFOBOX 30

Handlungsansaumltze zur Integration von Biodiversitaumlt in UnternehmenDie vorgestellten sechs Handlungsansaumltze werden hier systematisch zusammengefasst am Beispiel der Indus trie- und Konsumguumlterbranche dargestellt Diese Systematik kann allen Unternehmen als Pruumlfrahmen dienen ihr spezifisches Profil zur Beruumlcksichtigung von biologischer Viel-falt Oumlkosystemen und deren Leistungen (Naturkapital) zu entwickeln

Die Abbildung verdeutlicht die Wirkung der verschiedenen Handlungs-ansaumltze beispielhaft im Hinblick auf die vier Werttreiber Risiken senken Kosten reduzieren Maumlrkte und Kunden erschlieszligen und Reputation steigern

Waumlhrend die farbliche Hinterlegung die Naumlhe zum Kerngeschaumlft andeutet geben die Spalten auf der rechten Seite Informationen uumlber den Beitrag zum Schutz der biologischen Vielfalt sowie zur moumlglichen Umsetzungskomplexitaumlt wieder Es wird deutlich dass es durchaus ein-fache Maszlignahmen gibt die eine Wirkung zeigen

Werttreiber

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Integration von Biodiversitaumltsaspekten in hellip

Beitrag zum Schutz des Natur kapitals

Umsetzungsshy komplexitaumlt

x x x 1) Unternehmerischer Verantwortung (Corporate Responsibility) o + o

x x x 2) Berichterstattung (inkl umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung) o +

x x 3) Umweltmanagement inkl Liegenschafts-management o + +

x x 4) Maszlignahmen zur Steigerung der Ressourcen-effizienz + + + +

x x x 5) Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten-Management + + + +

x x 6) Investitions- und Planungsprozesse + o +

45WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Des Weiteren ist erkennbar dass die Integration von Biodiversitaumlt in Aus-wahl- und Entscheidungsprozesse vor allem im Bereich Ressourceneffi-zienz Lieferketten-Management und Investitions- und Planungsprozesse zu Win-win-Situationen fuumlhren kann Dabei sollte bei der Auswahl der Ansaumltze und Methoden aber immer das Kerngeschaumlft des Unterneh-mens im Vordergrund stehen ndash hier kann ein erster Check die weitere Schwerpunktsetzung unterstuumltzen Auch die Integration ins klassische Umweltmanagement stellt einen Schritt zur Beruumlcksichtigung von Bio-diversitaumlt dar ndash und zwar verbunden mit einem maumlszligigen Aufwand

Umweltpruumlfung (SUP) und der FFH Vertraumlglichkeitspruumlfung (FFH VP) guumlnstiger ausfallen Auflagen der Nachbesserung reduziert dadurch Kosten eingespart und ein reibungsloser Planungs- und Bauprozess beguumlnstigt werden

Abschlieszligend gilt es die Integration von Biodiversitaumlt auch in flankie-renden operationellen Einheiten voranzutreiben Dies betrifft beson-ders Forschung und Entwicklung sowie Kommunikation Dabei sollen die Themen erfolgreich sowohl nach innen als auch nach auszligen also zu Kunden Lieferanten und anderen Interessengruppen kommuni-ziert und in eine entsprechende Berichterstattung integriert werden

AUSBLICK5

WIR KOumlNNEN DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER WIRTSCHAFT NUR ERHALTEN WENN WIR DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER NATUR ERHALTEN DAFUumlR IST EINE VIELFALT AN LEBENSshy RAumlUMEN UND ARTEN VON ENTSCHEIDENDER BEDEUTUNG DEREN SCHUTZ MUSS DESHALB VIEL STAumlRKER IN DEN WERTSCHOumlPFUNGSPROZESSEN BERUumlCKSICHTIGT WERDEN

ALEXANDER BARTELT ABTEILUNGS-

LEITER KLIMASCHUTZ UND NACHHAL -

TIGE PRO DUKTE DER OTTO GROUP

VORSTANDSVORSITZENDER raquoBIODIVER-

SITY IN GOOD COMPANYlaquo- INITIATIVE

Es ist an der Zeit die Aspekte von Naturkapital in das unterneh-merische Handeln zu integrieren Nutzen Sie die vielfaumlltigen Ansatz-punkte die im Rahmen der Broschuumlre aufgezeigt wurden und beginnen Sie Ihre unternehmerischen Aktivitaumlten zu erweitern In Deutsch-land gibt es viele Initiativen und Ansaumltze die einen Einstieg in die The-men Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungen erleich tern Nutzen Sie diese Initiativen fuumlr einen Austausch mit anderen Unter-nehmen und uumlber die dort bereits gemachten Erfahrungen (siehe dazu auch Kapitel 6)

Die Initiative raquoBiodiversity in Good Companylaquo ist ein Zusammen-schluss von Unternehmen die gemeinsam fuumlr den Schutz der

biologischen Vielfalt eintreten Der branchenuumlbergreifenden Initiative gehoumlren kleine mittlere und groszlige Unternehmen an Die Mitglieder der raquoBiodiversity in Good Companylaquo-Initiative unterstuumlt-zen das freiwillige Engagement der Wirtschaft fuumlr den Schutz der biologischen Vielfalt Sie arbeiten an Innovationen und Investitio-nen damit naturvertraumlgliche Technologien Produkte und Dienst-leistungen verstaumlrkt ihren Weg in die Maumlrkte finden Die Initiative

47AUSBLICK

traumlgt dazu bei den Privatsektor in die Verwirklichung der Ziele der Konvention uumlber die biologische Vielfalt und der Nationalen

Strategie zur biologischen Vielfalt staumlrker einzubinden

Auch im Rahmen von econsense ndash einem Zusammenschluss fuumlhren-der global agierender Unternehmen und Organisationen der deut-schen Wirtschaft zu den Themen nachhaltige Entwicklung und Cor-porate Social Responsibility (CSR) ndash wird der Themenbereich im Rahmen der Arbeitsgruppe raquoBiodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungenlaquo begleitet Die Mitgliedsunternehmen setzten sich intensiv mit dem Erhalt und der Entwicklung der biologischen Vielfalt auseinander und nutzen econsense als Plattform zum Austausch und zur Diskus-sion von praktischen Managementinstrumenten

Engagieren Sie sich im Projekt raquoUnternehmen Biologische Vielfalt 2020laquo einer Dialog- und Aktionsplattform des Bundesumweltminis-teriums gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der deutschen Wirtschaft und von Naturschutzverbaumlnden die einen fortlaufenden Austausch erlaubt und konkrete Aktivitaumlten zur Umsetzung der Nati-onalen Strategie zur biologischen Vielfalt auf den Weg bringt Folgende Themenfelder stehen dabei im Fokus Informationen zur biologischen Vielfalt fuumlr Unternehmen Biologische Vielfalt im betrieblichen Umweltmanagement Biologische Vielfalt und Naturschutzrecht Kommunikation von Unternehmen nach auszligen Finanzierung von Naturschutzprojekten Maumlrkte Chancen erkennen und entwickeln Netzwerkbildung

Die kuumlnftige Leistungsfaumlhigkeit der Wirtschaft wird von der Leis-tungsfaumlhigkeit des Naturkapitals abhaumlngen Der Erhalt der Leistungs-faumlhigkeit unseres Naturkapitals erfordert die gebuumlndelten Kraumlfte von Unternehmen Politik und Gesellschaft raquoNatur kapital Deutschland ndash TEEB DElaquo zeigt dass sich dies auch wirtschaftlich lohnt Lassen Sie uns diese Chance gemeinsam wahrnehmen

ABBILDUNG 24 (Foto morrbyte Fotoliacom)

6 WEITERFUumlHRENDE INFORMATIONEN

PROJEKT raquoNATURKAPITAL DEUTSCHLAND ndash TEEB DElaquoDiese Broschuumlre ist Teil des Projekts raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo in dessen Rahmen bis zum Jahr 2015 folgende vier Berichte erscheinen (Arbeitstitel) raquoKlimapolitik und Naturkapital Synergien und Konfliktelaquo raquoOumlkosystemleistungen und Entwicklung laumlndlicher Raumlumelaquo raquoNaturleistungen in der Stadt Gesundheit schuumltzen und

Lebensqualitaumlt erhoumlhenlaquo raquoNaturkapital Deutschland Neue Handlungsoptionen

ergreifen ndash eine Syntheselaquo

Bereits erschienen ist die Broschuumlre raquoDer Wert der Natur fuumlr Wirt-schaft und Gesellschaft ndash Eine Einfuumlhrunglaquo wwwnaturkapital-teebde

Soweit Praxisbeispiele und Statements nicht gesondert gekennzeich-net wurden sind diese speziell fuumlr raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo erstellt worden

Leitfaumlden Handlungsmoumlglichkeiten fuumlr Unternehmen BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012)Biodiversitaumlt im unterneh-

merischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Umfangrei-che aber dennoch leicht zu erfassende und praxisnahe Broschuumlre zu Maszlignahmen rund um den betrieblichen Biodiversitaumltsschutz Mit zahl-reichen Umsetzungstipps und Hinweisen auf weiterfuumlhrende Lite ra-tur und Webseiten

49WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

www2leuphanadeumanagementcsmcontentnamadownloads download_publikationenBestaendig20Wuczkowski_Biodiversitaet 20im20unternehmerischen20Nachhaltigkeitsmanagement_neupdf

HOUDET J (HRSG) (2008 UumlBERARBEITET 2010) Integrating bio-diversity into business strategies The Biodiversity Accountability Framework Sehr umfangreiche Publikation (knapp 400 Seiten) uumlber Bio di versitaumlt und Unternehmen beginnend bei den Grundlagen 23 In dikatoren (Business and Biodiversity Independence Indicators) sind Grundlage fuumlr die Bewertung der Biodiversitaumltsleistung von Unter-nehmen Mit zahlreichen Beispielen Regionaler Fokus Frankreichwwworeeorg_scriptntsp-document-file_downloadphp document_id=1063ampdocument_file_id=1070

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement ndash Ein Leitfaden fuumlr die betriebliche Praxis Umsetzungsorientiertes Handbuch zur Einbindung von Biodiversi-

taumlt in das bestehende (Umwelt)-Management inklusive zahlreicher Vorschlaumlge fuumlr Maszlignahmen und Instrumente sowie Zuordnung zu Handlungsfeldern und Funktionsbereichen httpwwwbmudeN46143

TEEB (2012) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Busi-ness and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York Bericht fuumlr Unternehmen der internationalen TEEB-Studie Ins-pirierende teils generische Heranfuumlhrung an die Bedeutung von Bio-diversitaumlt an Unternehmen mit Beispielen aus aller Welt Excutive summary unter wwwteebweborg

UN GLOBAL COMPACT AND IUCN (2012) A Framework for Corpo rate Action on Biodiversity and Ecosystem Services Uumlberblicksbro schuumlre zu Biodiversitaumlt und Unternehmen Adressierte Themen Treiber Risi-ken amp Chancen Corporate Governance Management (inkl Vermei-dungs-Hierarchie) Stakeholder-Engagement und Berichter stattungwwwunglobalcompactorgdocsissues_docEnvironmentBES_Frameworkpdf

WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD) (2011) Handbuch zur unternehmerischen Bewertung von Oumlkosystemdienstleistungen (CEV) Ein Rahmenwerk zur Erleichterung unternehmerischer Entscheidungsfindung Generisches Hand buch fuumlr die Durchfuumlhrung einer unternehmensinternen Bewertung von Biodiversitaumlt (breites Werteverstaumlndnis) mit Handreichungen zu vor-gelagerten Abwaumlgungen wwweconsensedesitesallfilesWBCSD_Handbuch_CEVpdf

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 50

WORLD RESOURCE INSTITUTE (WRI) (2012) Corporate Ecosystem Services Review ndash Version 20 Handbuch zur systematischen Erfas-sung von biodiversitaumltsbezogenen Risiko- und Handlungsfeldern Schrittweises Vorgehen inkl Vorschlaumlgen fuumlr die Erfassung und Doku-mentation des Prozesses wwwwriorgpublicationcorporate-ecosystem-services-review

Allgemein Oumlkosysteme Biodiversitaumlt und Wirtschaft JESSEL B TSCHIMPKE O UND WALSER M (2009) Produktivkraft

Natur Hamburg Praumlgnante Beispiele fuumlr die Quantifizierung von wirtschaftlich relevanten Nutzungen der Natur in Arbeitsplaumltzen Umsaumltzen oder vermiedenen Kostenwwwnaturkapital-teebdefileadminDownloadsProduktivkraft Naturpdf

MILLENNIUM ECOSYSTEM ASSESSMENT (2005) Ecosystems and Human Well-Being ndash Synthesis Synthese der mehr als 1000 Seiten fassenden wissenschaftlichen Studie uumlber die oumlkologischen und gesell-schaftlichen Zusammenhaumlnge sowie Zustand und Trends des Verlus-tes der biologischen Vielfalt und die Bedeutung der Oumlkosystemleis-tungen fuumlr den Menschenwwwmaweborgdocumentsdocument356aspxpdf

TEEB (2010) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integ-rieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz (Hrsg) Bonn Zusam-menfassung der Ergebnisse der internationalen TEEB Studie Synthese der Berichte fuumlr internationale Politiker lokale und regionale Ent-scheider sowie Unternehmen wwwteebweborg

Kartenmaterial Frageboumlgen und Tools PROTECTEDPLANETNET Weltweite kartengestuumltzte Darstellung von

Schutzgebieten basierend auf den Daten der World Database of Pro-tected Areas (WDPA) und der Weltnaturschutzorganisation (IUCN) wwwprotectedplanetnet

BFNshySCHUTZGEBIETSKARTE Interaktive Karte des Bundesamtes fuumlr Naturschutz mit allen deutschen Schutzgebieten wwwgeodienstebfndeschutzgebiete

CHECKLISTEN DER DEUTSCHEN BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIAshyTIVE Fragenkatalog zur Erstellung einer Selbsteinschaumltzung bezuumlg-lich potenzieller Risiken hinsichtlich Biodiversitaumlt und Oumlkosystem-leistungen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

51WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

INTEGRATED BIODIVERSITY ASSESSMENT TOOL (IBAT) Kostenpflich-tige Anwendung zur Bewertung standortbezogener Biodiversitaumlts-risiken (Fokus Schutzgebiete und Biodiversity Hot Spots) GIS-(Karten)- basiert wwwibatforbusinessorg

Fallbeispiele und Publikationssammlung WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD)

(2012) Biodiversity and ecosystem services ndash scaling up business solutions Company case studies that help achieve global biodiversity targetswwwwbcsdorgPagesEDocumentEDocumentDetailsaspxID=14923ampNoSearchContextKey=true

UNITED NATIONS ENVIRONMENT PROGRAM FINANCE INITIATIVE (UNEP FI) Publikationen zu biodiversitaumltsbezogenen Chancen Risiken und Handlungsoptionen der Finanzbranche wwwunepfiorgpublicationsbiodiversityindexhtml

CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (CBD) BUSINESS PROGRAMM Fallstudien und Publikationen zu Beruumlhrungspunkten und Leuchtturm-projekten zum Erhalt der biologischen Vielfalt wwwcbdintenbusiness

ECOSYSTEM MARKETPLACE Nachrichtenportal von Forest Trends rund um Biodiversitaumlts- Wasser- und CO2-Maumlrkte wwwecosystemmarketplacecom

Strategien auf politischer Ebene NATIONALE STRATEGIE ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT (2007) Deutsch-

lands Strategie zur Umsetzung der Konvention uumlber die biolo gische Vielfalt wwwbmudeN40333

INFORMATIONSPORTAL DES BUNDESAMTES FUumlR NATURSCHUTZ ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT Mit Nachrichten Informationen Veranstal-tungshinweisen und weiterfuumlhrenden Materialien wwwbiologische-vielfaltde

EUshyBIODIVERSITAumlTSSTRATEGIE FUumlR 2020 Diese EU-Strategie enthaumllt Ziele zum Erhalt von Biodiversitaumlt sowie von Oumlkosystemen und deren Leistungen (raquoNaturkapitallaquo) bis 2020httpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversitycomm20062020htm

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 52

GLOBALE BIODIVERSITAumlTSZIELE Der raquoStrategische Plan 2011 ndash 2020laquo des Internationalen Uumlbereinkommens zur biologischen Vielfalt (CBD) enthaumllt auch Ziele zu Oumlkosystemen und deren Leistungen sowie zum Wert der biologischen VielfaltwwwcbdintdocdecisionsCOP-10cop-10-dec-02-enpdf

Initiativen DEUTSCHE BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIATIVE ndash raquoBIODIVERSITY

IN GOOD COMPANYlaquoshy INITIATIVE Zusammenschluss vor allem deut-scher Unternehmen mit dem Ziel die Integration von Biodiversitaumlt in unternehmerische Entscheidungen voranzutreiben wwwbusiness-and-biodiversityde

EUROPAumlISCHE raquoBUSINESS AND BIODIVERSITY CAMPAIGNlaquo Europa-weite Plattform fuumlr Unternehmen mit dem Ziel Ansaumltze fuumlr ein Biodi-versitaumltsmanagement zu entwickeln und umzusetzen wwwbusiness-biodiversityeu

NATURAL CAPITAL DECLARATION Erklaumlrung einzelner Akteure des Finanzsektors Naturkapital in Finanzprodukten und -dienstleistungen zu beruumlcksichtigen wwwnaturalcapitaldeclarationorg

TEEB FOR BUSINESS COALITION Initiative zur Vereinheitlichung der Bilanzierung von Naturkapital im Unternehmen httpteebforbusinessorg

GLOSSAR 53

GLOSSAR

ARTENVIELFALTDiversitaumlt (Vielfalt) biologischer Arten in einem Lebensraum Artenviel-falt ist neben genetischer Vielfalt und Diversitaumlt der Oumlkosysteme ein Teil-aspekt der biologischen Vielfalt

BASISLEISTUNGENGrundlegende Leistungen der Oumlkosysteme wie zum Beispiel Photosyn-these oder Stickstoffbindung von Knoumlllchenbakterien welche die Voraus-setzung fuumlr alle anderen Leistungen der Oumlkosysteme sind

BIODIVERSITAumlT Biologische Vielfalt

BIOLOGISCHE VIELFALT Die Vielfalt des Lebens auf unserer Erde (oder Biodiversitaumlt) ist die Varia-bilitaumlt lebender Organismen und der von ihnen gebildeten oumlkologischen Komplexe Sie umfasst drei Ebenen 1) die Vielfalt an Oumlkosystemen bezie-hungsweise Lebensgemeinschaften Lebensraumlumen und Landschaften 2) die Artenvielfalt und 3) die genetische Vielfalt innerhalb der verschie-denen Arten

EINGRIFFSREGELUNG Instrument des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatschG sectsect 13 ff) das die Bewaumlltigung von Eingriffen in Natur und Landschaft regelt (Vermeidung und Kompensation)

EMAS Betriebliches Umweltmanagementsystem (Eco Management and Audit Scheme) nach der Verordnung (EG) Nr 12212009 uumlber die freiwillige Teil-nahme von Organisationen an einem Gemeinschaftssystem fuumlr Umwelt-management und Umweltbetriebspruumlfung (ABl EG L 342 v 22122009 S 1) Schwerpunkte sind die kontinuierliche Verbesserung der Umwelt-leistung die Umwelterklaumlrung und Umweltrechtskonformitaumlt

GEBIETSFREMDE ARTENAuch invasive Arten oder Neobiota Tier- und Pflanzenarten die durch Einfuhr (beabsichtigt) oder Einschleppung (unbeabsichtigt) in einem fuumlr sie nicht natuumlrlichen Lebensraum leben Einige gebietsfremde Arten ver-breiten sich aufgrund mangelnder Feinde physiologischer Eigenschaften (Wachstumsgeschwindigkeit Wasserbedarf) oder aumlhnlich invasiv und verdraumlngen einheimische Arten In einigen Faumlllen entstehen durch sie erheb liche Nachteile fuumlr Mensch (Gesundheitsbeeintraumlchtigungen wie zum Beispiel Allergien) und Oumlkosysteme (Degradation)

INWERTSETZUNGBuumlndel von Maszlignahmen um den Nutzen von Biodiversitaumlt und Oumlkosys-temleistungen fuumlr die Gesellschaft relevant und erfahrbar werden zu las-sen Dies geschieht durch (oumlkonomische) Bewertung und oder Integra-tion in Marktentscheidungen ndash zum Beispiel in Form von naturorientierten Angeboten Anreizen oder der Schaffung von Maumlrkten fuumlr Biodiversitaumlt ndash sowie in gesellschaftliche und private Entscheidungen

54 DIEUNTERNEHMENSPERSPEKTIVEndashNEUEHERAUSFORDERUNGEN

ISO 14001 Betriebliches Umweltmanagementsystem nach DIN EN ISO 140012004 + AC 2009 (Ausgabe 112009) Schwerpunkt liegt in der Verbesserung des Umweltmanagementsystems

KONVENTION UumlBER DIE BIOLOGISCHE VIELFALT (ENGL CONVENTION ON BIO LOGICAL DIVERSITY ndash CBD)

Uumlbereinkunft von 168 Staaten (Unterzeichner Stand 12122012) uumlber die biologische Vielfalt Darin werden der Verlust der biologischen Vielfalt als Herausforderung anerkannt und Ziele zu ihrer Erhaltung formuliert Diese sind 1) Schutz der biologischen Vielfalt 2) Nachhaltige Nutzung ihrer Bestandteile und 3) Zugangsregelung und gerechter Ausgleich von Vor-teilen welche aus der Nutzung genetischer Ressourcen entstehen

KULTURELLE OumlKOSYSTEMshy LEISTUNGEN

Leistungen von Oumlkosystemen mit Wirkung und Bedeutung fuumlr Erholung aumlsthetisches Empfinden spirituelle Erfahrungen soziale Funktionen kul-turelle Identitaumlt Heimatgefuumlhl Wissen und Erkenntnis

MONETARISISERUNG Beimesssung eines Wertes in Geldeinheiten Die Umweltoumlkonomie hat dazu mehrere Verfahren der Monetarisierung entwickelt

NATURKAPITAL Oumlkonomischer Begriff fuumlr den begrenzten Vorrat an physischen und bio-logischen Ressourcen der Erde und die begrenzte Bereitstellung von Guumltern und Leistungen durch Oumlkosysteme

OumlKOSYSTEM Bezeichnet die Bestandteile eines abgegrenzten Naturraumes (zum Beispiel niedersaumlchsisches Wattenmeer) oder eines bestimmten Natur-raumtyps (zum Beispiel naumlhrstoffarmes Flieszliggewaumlsser) und deren Wech-selwirkungen Der Begriff kann sich auf verschiedene raumlumliche Ebenen (lokal regional) beziehen und umfasst sowohl (halb-)natuumlrliche (zum Bei-spiel ungestoumlrte Hochmoore) und naturnahe (zum Beispiel Kalkmager-rasen) als auch vom Menschen gepraumlgte Oumlkosysteme (zum Beispiel Agrar oumlkosysteme)

OumlKOSYSTEMFUNKTIONEN Umfassen alle physikalischen chemischen und biologischen Prozesse und Wechselwirkungen die in verschiedenen Oumlkosystemen stattfinden

OumlKOSYSTEMLEISTUNGEN Bezeichnen direkte und indirekte Beitraumlge von Oumlkosystemen zum mensch-lichen Wohlergehen das heiszligt Leistungen und Guumlter die dem Menschen einen direkten oder indirekten wirtschaftlichen materiellen gesundheit-lichen oder psychischen Nutzen bringen In Abgrenzung zum Begriff Oumlko-systemfunktion entsteht der Begriff Oumlkosystemleistung aus einer anth-ropozentrischen Perspektive und ist an einen Nutzen des Oumlkosystems fuumlr den Menschen gebunden Der Begriff ist identisch mit den haumlufig verwen-deten Begriffen raquoOumlkosystemdienstleistunglaquo und raquooumlkosystemare Guumlter und Leistungenlaquo und entspricht dem englischen Begriff der raquoecosystem serviceslaquo

55

REGULIERUNGSLEISTUNGENFunktionen von Oumlkosystemen die auf (andere) Elemente und Prozesse von Oumlkosystemen einwirken die (direkten) Nutzen fuumlr den Menschen haben zum Beispiel die Filterwirkung von Bodenschichten auf die Grund-wasserqualitaumlt oder der Beitrag einer Hecke zur Verringerung der Boden-erosion

GLOSSAR

RESILIENZ (VON OumlKOSYSTEMEN)

Resilienz ist die Faumlhigkeit eines Oumlkosystems trotz aumluszligerer Stoumlrungen seine Funktionen und damit seine Oumlkosystemleistungen aufrecht zu erhalten Es wird davon ausgegangen dass die Resilienz stark mit der in dem Oumlko-system vorherrschenden biologischen Vielfalt korreliert

TEEBThe Economics of Ecosystems and Biodiversity Die internationale TEEB-Studie wurde von Deutschland im Rahmen seiner G8-Praumlsidentschaft im Jahr 2007 gemeinsam mit der EU-Kommission initiiert und mithilfe zahlreicher weiterer Institutionen unter der Schirmherrschaft des Um-weltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) durchgefuumlhrt Ziel der TEEB-Studie war es den oumlkonomischen Wert der Leistungen der Natur ein zuschaumltzen die wirtschaftlichen Auswirkungen der Schaumldigung von Oumlkosystemen zu erfassen und ausgehend davon die Kosten eines Nicht-Handelns zu beziffern Leiter der Studie war der indische Oumlkonom Pavan Sukhdev Im Rahmen der Studie wurden verschiedene Berichte veroumlffent-licht Derzeit wird unter Leitung von UNEP ein Nachfolgeprozess organi-siert um die Durchfuumlhrung von nationalen regionalen lokalen und sek-toralen Studien zum Thema anzuregen und zu foumlrdern

VERSORGUNGSLEISTUNGENBezeichnen meist marktfaumlhige Guumlter die von oder mithilfe von Oumlkosyste-men produziert werden (zum Beispiel Nahrung Frischwasser Feuer- und Bauholz) Teilweise ist ein erheblicher Beitrag von (Human-)Kapital und Arbeit notwendig um diese Guumlter zu erstellen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 56

QUELLEN

BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012) Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Centre for Sustainability Management Luumlneburg

BORN W u a (2012) Gesundheitskosten der Beifuszlig-Ambrosie in Deutschland In Umweltmedizin in Forschung und Praxis 17 (2) S 71 ndash 80

DER BUND (2009) Invasive Muscheln verstopfen Leitungen Von Fabio Bergamin Onlineausgabe Zuletzt aktualisiert am 31072009 httpwwwderbundchzeitungenwissenInvasive-Muscheln-verstopfen-Leitungenstory29662360

DEUTSCHER IMKERBUND EV Internetauftritt des Deutschen Imkerbund e V vom 12122012 httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpbienen-und- bestaeubungsleistung und httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpzahlen-die-zaehlen

EUROPAumlISCHE KOMMISSION (2009) Fact Sheet Gebietsfremde invasive Arten httpeceuropaeuenvironmentpubspdffactsheetsInvasive20Alien20SpeciesInvasive_Alien_DEpdf

FAO ndash FOOD AND AGRICULTURE ORGANIZATION OF THE UNITED NATIONS (2010) Global Forest Resource Assessment 2010wwwfaoorgforestryfrafra2010en

GARCIacuteAshyTORRES L u a (2001) Conservation agriculture in Europe Current status and perspectives In Garcia-Torres L Benites J and Martiacutenez-Vilela A (Hrsg) Conservation Agriculture A World-wide Challenge 1st World Congress on Conservation Agriculture Madrid 1 ndash 5 October 2001 Vol I Keynote Contributions XUL Cordoba Spain S 79 ndash 83

IAASTD ndash INTERNATIONAL ASSESSMENT OF AGRICULTURAL KNOWLEDGE SCIENCE AND TECHNOLOGY FOR DEVELOPMENT (2008) Global ReportwwwagassessmentorgreportsIAASTDENAgriculture20at20a20Crossroads_Global20Report20(English)pdf

KREIBICH H MUumlLLER M (2005) Private Vorsorgemaszlignahmen koumlnnen Hochwasserschaumlden reduzieren Schadensprisma Heft 1 2005 httpwwwschadenprismadepdfsp_2005_1_1pdf

57QUELLEN

LENZEN M u a (2012) International trade drives biodiversity threats in developing nations Nature 486109 ndash 112 Doi101038nature11145

PWC ndash PRICEWATERHOUSECOOPERS (2012) PwC Rio+20 Sustain ability pulse poll How do the public and CEO opinions differ on Rio+20 issues

REWE GROUP (2010) Pressemitteilung raquoBodensee-Obstbauern engagieren sich fuumlr Biodiversitaumltlaquo wwwrewe-groupcompressepressemeldungenpressemeldung-detail articlebodensee-obstbauern-engagieren-sich-fuer-biodiversitaet

SCBD ndash SECRETARIAT OF THE CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (2009) business2010 A magazine on business amp bio- diversity June 2009 Volume 4 ndash Issue 1 httpwwwcbdintdocnewslettersnews-biz-2009-06-enpdf

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement Ein Leitfaden fuumlr die betrieb-liche Praxis BerlinwwwbmudeN46143

STATISCHES BUNDESAMT (2012) Nachhaltige Entwicklung in Deutschland Indikatorenbericht 2012 wwwdestatisdeDEPublikationenThematischUmwelt oekonomischeGesamtrechnungenUmweltindikatorenIndikatoren PDF_0230001pdf__blob=publicationFile

STERN N (2007) The Economics of Climate Change The Stern Review Cambridge

TEEB (2009) The Economics of Ecosystems and Biodiversity TEEB for National and International Policy Makers Summary Responding to the Value of Naturewwwteebweborg

TEEB (2010A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity Ecological and Economic Foundations Edited by Pushpam Kumar London and Washington

TEEB (2010B) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integrieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz Bonn

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 58

TEEB (2011) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in National and International Policy Making Edited by Patrick ten Brink London and Washington

TEEB (2012A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Local and Regional Policy and Management Edited by Heidi Wittmer and Haripriya Gundimeda Abingdon and New York

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UNESCAP ndash UNITED NATIONS ECONOMIC AND SOCIAL COMMISSION FOR ASIA AND THE PACIFIC (1999) Keynote Statement of Mr Cengiz Ertuna (UNESCAP) at IDNDR-ESCAP Regional Meeting for Asia Risk Reduction amp Society in the 21st Century Bangkok 23 ndash26 February 1999 httpwwwunescaporgenrdwater_mineraldisasterertuna01htm

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012) Water valuation ndash Building the business case Geneva and Washington

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012A) Changing Pace ndash Public policy options to scale and accelerate business action towards Vision 2050 Geneva and Washington

WRI ndash WORLD RESOURCE INSTITUTE (2012) The Corporate Ecosys-tem Services Review - Guidelines for Identifying Business Risks and Opportunities Arising from Ecosystem Change Version 20 Washington

ZEITZ J PUMA Pressemitteilung vom 16112011 httpaboutpumacompuma-completes-first-environmental-profit-and-loss-account-which-values-impacts-at-e-145-million

  • Die Unternehmensperspektive
  • Impressum
  • Inhaltsverzeichnis
  • Vorworte
  • Biodiversitaumlt und Oumlkoshysystemleistungen ndash Erweiterung der unternehmerischen Sicht
  • Warum die Wirtschaft gefragt ist ndash Treiber Chancen und Risiken
  • Entwicklungen und Trends ndash was auf Unternehmen zukommt
  • Wie Unternehmen taumltig werden koumlnnen
  • Ausblick
  • Weiterfuumlhrende Informationen
  • QUELLEN

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 12

ABBILDUNG 1 (Foto Metronom GmbH)

INFOBOX 2

OumlkosystemleistungenOumlkosystemleistungen lassen sich in verschiedene Typen unterscheiden Am greifbarsten sind die Versorgungsleistungen Sie stellen phy-sische Guumlter dar und schlieszligen unter anderem Holz und landwirtschaft-liche Erzeugnisse wie Obst und Getreide aber auch Fisch Fleisch und Naturerzeugnisse wie Milch und Honig ein

Von Regulierungsleistungen profitieren oft mehrere Akteure gleich zeitig wird deren Nutzen nur indirekt sichtbar Dies verdeutlicht das Beispiel der Hochwasserregulierung einer Aue Durch sie koumlnnen hohe Schaumlden fuumlr eine Region vermieden werden Weitere regulierende Oumlkosystemleistungen sind die Filterfunktion der Boumlden die Bereitstel-lung sauberen Wassers die Klimaregulierung oder der Erosionsschutz

Wer beispielsweise in einem Wald mehr als Holz Erosionsschutz und klimaregulierende Wirkung sieht genieszligt wahrscheinlich gerade die

kulturellen Oumlkosystemleistungen der Natur Erholung (wichtig fuumlr die Tourismusbranche) aber auch spirituelle Anregung werden da-runter zusammengefasst

All dies ist nur durch sogenannte Basisleistungen moumlglich Sie beschreiben natuumlrliche Prozesse wie die Photosynthese den Naumlhrstoff-kreislauf oder die Bodenbildung die Grundvoraussetzungen fuumlr die eben genannten Oumlkosystemleistungen darstellen

Viele Themen auf die Sie auch in dieser Broschuumlre stoszligen finden sich zum Beispiel im betrieblichen Umweltschutz und verschiedenen Ver-ordnungen und Regularien wieder sind somit bei Unternehmen teil-weise bekannt und werden auch bereits in Einzelaspekten umgesetzt Was ist also das Neue

Der Ansatz von raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo geht uumlber die Einzelfallbetrachtung hinaus und moumlchte die Wechselbeziehungen zwischen Unternehmen und Natur als Chance begreifbar machen Dieses Wechselspiel bedeutet auch dass wirtschaftliche und gesell-schaft liche Prozesse auf Dauer nicht losgeloumlst von natuumlrlichen Zu-sammenhaumlngen betrachtet werden koumlnnen

Das Konzept der Oumlkosystemleistungen zeigt dass wir als Individuen und Gemeinschaften als Regionen Staaten und Unternehmen in viel faumlltiger Weise von den Leistungen der Natur profitieren So um-fassen Oumlkosystemleistungen die direkten und indirekten Beitraumlge von Oumlkosystemen zum menschlichen Wohlergehen und auch zur

13BIODIVERSITAumlTUNDOumlKOSYSTEMLEISTUNGENndashERWEITERUNGDERUNTERNEHMERISCHENSICHT

wirtschaftlichen Produktivitaumlt Es wird zwischen physischen Guumltern (Versorgungsleistungen) und regulierenden und kulturellen raquoLeistun-genlaquo unterschieden

Die biologische Vielfalt traumlgt dazu bei dass die Leistungen der Oumlko-systeme nicht abreiszligen ndash und unterstuumltzt somit die Wertschoumlpfung zahlreicher Unternehmen Die Natur ist neben dem Sach- und Human-kapital Grundlage des Wirtschaftens Im oumlkonomischen Sinn kann Natur daher als raquoKapitallaquo aufgefasst werden ihre Leistungen stellen eine raquoDividendelaquo dar Dieses Kapital wird durch verschiedene Nut-zungen und Veraumlnderungen beansprucht Ein vorausschauender Um-gang mit dem Naturkapital ist geboten um ndash wie auch beim Sach- Finanz- und Humankapital ndash den Kapitalstock nicht aufzuzehren

ABBILDUNG 2 Alternative fuumlr die Biogasanlage Die verschiedenen Pflanzen dieser raquoSaatmischunglaquo sind geeignet fuumlr Biogasanlagen und bieten im Gegensatz zum Energie-maisanbau zusaumltzlich Nahrung fuumlr eine hohe Vielfalt an Insekten(Foto Christoph Moning)

INFOBOX 3

Biologische Vielfalt (kurz Biodiversitaumlt) beschreibt die Vielfalt der Lebensraumlume ndash die Oumlkosysteme die Vielfalt der Arten und die genetische Vielfalt innerhalb der Arten

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 14

GRUumlNDE DES VERLUSTES VON BIOLOGISCHER VIELFALT UND OumlKOSYSTEMLEISTUNGENDie deutsche Wirtschaft kann im Bereich des Umweltschutzes groszlige Erfolge vorweisen Dadurch leistet sie auch einen Beitrag fuumlr die Erhal-tung und den Schutz der biologischen Vielfalt und von Oumlkosystem-leistungen Emissionen konnten beispielsweise stark vermindert wer-den Dennoch gibt es weiterhin Handlungsbedarf

ABBILDUNG 4 Biologische Viel- falt Oumlkosystemleistungen und deren oumlkonomische Werte Die angegebenen Werte sind jeweils als beispielhafte Mindestwerte zu verstehen da andere Werte ndash zum Beispiel der Wert der Erholung ndash nicht erfasst sind Quellen befinden sich im Anhang

ABBILDUNG 3 (Foto Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

NATURK APITAL

Biologische Vielfalt Oumlkosystemleistungen (beispielhafte Auswahl)

Ausgewaumlhlte oumlkonomische Werte (beispielhaft)

Vielfalt der OumlkosystemeErholungWasserregulationCO2-Speicher

Wasserruumlckhaltung amp Hochwasserschutz Volkswirtschaftliche Schaumlden des Elbe-

Hochwassers 2002 mehr als 11 Milliarden Euro (Kreibich und Muumlller 2005)

Kosten der 1998 durch Entwaldung verursachten Uumlber-schwemmungen in Bangladesch China Korea Indien und Vietnam 23 Milliarden US-Dollar (UNESCAP 1999)

Bodenerosion Kosten der Bodenerosion in Europa

53 Euro pro Hektar Jahr (Garciacutea-Torres u a 2001)

Artenvielfalt

Nahrung Holz Brennstoffe Inspiration fuumlr DesignBestaumlubung

Bestaumlubungsleistungen 85 der landwirtschaftlichen Ertraumlge im Pflanzen- und

Obstbau haumlngen in Deutschland von der Bestaumlubung durch Honigbienen ab Geschaumltzter Wert 2 Milliarden Euro (Deutscher Imkerbund e V 2012)

Genetische Vielfalt

Medizinische ProdukteResistenz gegenuumlber Krankheiten Anpassungs faumlhigkeit an natuumlrliche und anthropo-gene Veraumlnderungen

Nutzung genetischer Ressourcen 25 ndash 50 des US-amerikanischen Marktes fuumlr Pharma -

zeutika beruhen auf der Nutzung von natuumlrlichen gene- tischen Ressourcen dies entspricht einem Volumen von 640 Milliarden US-Dollar (TEEB 2009)

15BIODIVERSITAumlTUNDOumlKOSYSTEMLEISTUNGENndashERWEITERUNGDERUNTERNEHMERISCHENSICHT

Durch ein rasantes Wirtschaftswachstum und weltweit steigende Bevoumllkerungszahlen erhoumlht sich der Verbrauch an natuumlrlichen Ressour-cen Damit ebenfalls eng verknuumlpft sind die Themen Veraumlnderung Verschmutzung und Uumlbernutzung (Ausbeutung) von Oumlkosystemen sowie Klimawandel All diese Treiber ndash plus die Verbreitung gebiets-fremder Arten ndash sind Ursachen fuumlr den Verlust an biologischer Vielfalt und Oumlkosystemleistungen Im Folgenden werden sie kurz umrissen

Habitatverluste meist durch Landnutzungsaumlnderungen hervorge-rufen sind Hauptursache fuumlr Artenschwund beziehungsweise De-gra dation von Oumlkosystemen Hierzulande tragen zum Beispiel auch der Wunsch nach dem eigenen Haus im Gruumlnen und der Bau von Firmengebaumluden raquoauf der gruumlnen Wieselaquo zur Flaumlchenversiegelung und Fragmen tierung der Lebensraumlume bei Tagtaumlglich werden in Deutschland 77 Hektar unbebautes Land in bebaute Flaumlche umge-wandelt (Statistisches Bundesamt 2012)

INFOBOX 4

Bewertung von NaturUm die erkannte Bedeutung der Natur in Entscheidungen zu integrieren ist das Aufzeigen des Wertes der Natur ein wichtiger Zwischenschritt Doch Aufzeigen von Werten bedeutet nicht automatisch der Natur ein Preisschild oder einen Eurobetrag zuzuordnen Eine Monetarisieshyrung ist nur in bestimmten Faumlllen sinnvoll denn sie suggeriert Aus-tauschbarkeit und unterschlaumlgt damit das Risiko eventueller irreversi-bler Folgen des Verlustes der biologischen Vielfalt Eine Inwert shy setzung kann vielfaumlltig erfolgen eine stufenweise Risikoeinschaumltzung eine Zonierung der bewirtschafteten Flaumlche oder die Einhaltung selbst-auferlegter Grundsaumltze und Richtlinien Sie alle koumlnnen den Wert eines Oumlkosystems und seiner Vielfalt widerspiegeln

Unter Umstaumlnden und unter Beachtung der lokalen Besonderheiten kann eine Bepreisung sinnvoll sein und beispielsweise die Knappheit einer Ressource oder Oumlkosystemleistung abbilden Beispiele hierfuumlr lie-fert unter anderem die Publikation raquoWater valuation ndash Building the business caselaquo des World Business Council for Sustainable Development (WBCSD 2012) Anwendung findet eine Monetarisierung dabei im Rah-men von Maszlignahmen zur Steigerung der effizienten Wassernutzung der Wasserverteilung und der Bewertung von Ausgleichs- und Kompen-sationsmaszlignahmen (weitere Informationen finden sich unter wwwwbcsdorgPagesEDocumentEDocumentDetailsaspxID=15099) Gleichzeitig sollte das Verstaumlndnis geschaumlrft werden dass ein solcher monetaumlrer Wert der Natur nur einen kleinen Ausschnitt betrifft und viele andere Werte meist nicht beruumlcksichtigt werden

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 16

Wenn die Ausbeutung natuumlrlicher Ressourcen uumlber die Regenera-tionsfaumlhigkeit der Oumlkosysteme hinausgeht verschlechtern sich die Leistungen dieser Oumlkosysteme nachhaltig So trafen beispielsweise die Konsequenzen der Uumlberfischung des Kabeljaus in den 1990er Jahren nicht nur die Konsumenten sondern auch die wirtschaften-den Fischer die ihre Einkommensgrundlage verloren Doch was hat dies mit in Deutschland ansaumlssigen Unternehmen zu tun Durch die

LegendeGefaumlhrdung durch Nachfrage ausDeutschland fuumlr mindestens

1 bis 5 bedroht(e) Art(en)

6 bis 10 bedroht Arten

mehr als 10 bedroht Arten

keine Angaben

ABBILDUNG 5 Bedrohte Arten in der Lieferkette Die blauen Flaumlchen kennzeichnen die Anzahl gefaumlhr deter Tierarten in dem jeweiligen Land die durch Nach frage aus beziehungsweise Handel mit Deutschland bedroht werden So verschaumlrft der Handel mit Pro dukten aus Madagaskar die Situation von 18 dort bereits jetzt bedrohten Tierarten(Grafik PwC in Anlehnung an Lenzen u a 2012)

INFOBOX 5

Gefaumlhrdung bedrohter Arten in der LieferketteDer Zusammenhang zwischen Ressourcennutzung und hierdurch indu-zierten Habitatveraumlnderungen kann besonders anschaulich uumlber die globalen Lieferketten aufgezeigt werden Deutschland ndash mit Industrie und Einzelhandel ndash ist zu einem bedeutenden Teil von der Ressourcen-nutzung im Ausland abhaumlngig Den Oumlkosystemen im Ausland setzen nicht nur die dort fuumlr den deutschen Markt entnommenen Rohstoffe und Guumlter zu Es sind auch veraltete Produktionsprozesse Emissionen und anfallende Abfaumllle die meist aufgrund niedriger gesetzlicher Stan-dards zum Verlust der biologischen Vielfalt beitragen

Abbildung 5 illustriert durch Farbabstufungen die Gefaumlhrdung bedroh-ter Arten im Ursprungsland durch vorgelagerte Produktions- und Lie-ferketten deutscher Unternehmen Mit derartigen Analysen ruumlckt das Thema auch in den Fokus von Unternehmen die auf den ersten Blick kaum betroffen sind

17BIODIVERSITAumlTUNDOumlKOSYSTEMLEISTUNGENndashERWEITERUNGDERUNTERNEHMERISCHENSICHT

Globalisierung der Geschaumlftsbeziehungen umspannen unsere (Vor-) Lieferketten die Welt beeinflussen in den jeweiligen Laumlndern den Verbrauch an Ressourcen und nehmen somit in unterschiedlicher Weise Einfluss auf die Oumlkosystemleistungen

Nicht nur die Entnahme von Ressourcen auch die Einleitung von Schadstoffen macht der Natur zu schaffen Denn die Verschmut-zung der Oumlkosysteme ndash sei es die Einleitung von kontaminiertem Abwasser diffuser Duumlngemitteleintrag oder die Belastung von Gewaumlssern mit Muumlll und Schwermetallen ndash geht haumlufig uumlber die Grenzen ihrer Belastbarkeit hinaus Oumlkosysteme fungieren dann nur noch eingeschraumlnkt als Filter Puffer oder Regulator Haumlufig vermin-dert sich auch ihre Leistung als Ort der Erholung

Ein Stressfaktor der insbesondere in einer global vernetzten Waren- und Wertschoumlpfungswelt an Bedeutung gewinnt sind die Folgen der Ver breitung Gebietsfremder Arten Diese werden beispiels-weise durch internationalen Schiffsverkehr eingefuumlhrt (zum Beispiel

INFOBOX 6

Gesundheitskosten der AmbrosieDie Pollen der sich in Deutschland ausbreitenden Beifuszlig-Ambrosie koumlnnen bedeutsame allergische Atemwegserkrankungen ausloumlsen Die Gesamtkosten fuumlr die Behandlung der Pollenallergiker in Deutschland liegen bei mindestens 23 Milliarden Euro pro Jahr Durch die zuneh-mende Verbreitung der Ambrosie ist ein weiterer Kostenanstieg zu erwarten der auf etwa 200 Million Euro pro Jahr geschaumltz wird (Born u a 2012)

ABBILDUNG 6(Foto Klaus-Dieter Sonntag fotoplusdesignde UFZ)

INFOBOX 7

Hohe Kosten durch gebietsfremde Arten Das AKW Leibstadt an der deutsch-schweizerischen Grenze wendet

jaumlhrlich etwa 42000 Euro fuumlr die Beseitigung der asiatischen Koumlrb-chenmuscheln in der Kuumlhlwasserzufuhr auf (Der Bund 2009)

In Europa belaufen sich die Ausgaben fuumlr die Vermeidung und Besei-tigung der Folgen gebietsfremder Arten auf jaumlhrlich 12 Milliarden Euro (Europaumlische Kommission 2009)

Jaumlhrliche Verluste durch Missmanagement oder die zufaumlllige Einfuumlh-rung von Schaumldlingen in die USA UK Australien Suumldafrika Indien und Brasilien 100 Milliarden US-Dollar (SCBD 2009)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 18

Ballastwasser bei Leerfahrten) oder sind als ehemalige Zierpflanzen in unsere Breiten gekommen Gebietsfremde Arten stoumlren Oumlkosys-teme da sie hier meist keine Feinde haben und sich dadurch unge-stoumlrt verbreiten koumlnnen Die hierdurch auftretenden gesund heit-lichen Schaumlden und die Folgekosten fuumlr die Wirtschaft sind erheblich

Nicht zuletzt sehen sich Oumlkosysteme auch dem Klimawandel aus-gesetzt Er ist fuumlr eine beschleunigte Dynamik von Wandlungspro-zessen wie zum Beispiel Wuumlstenbildung oder das Auftreten von Extremereignissen verantwortlich Klimawandel und Zustand der Oumlkosysteme bedingen einander wechselseitig Waumlhrend intakte Oumlkosysteme eine Anpassung an den Klimawandel darstellen und helfen negative Folgen zu vermindern sind die biologische Viel falt und Oumlkosys teme jedoch zugleich auch durch den Klimawandel gefaumlhrdet

Die genannten Ursachen fuumlr die Verschlechterung der Oumlkosysteme und den Verlust an biologischer Vielfalt sind Basis fuumlr die vielfaumlltige ndash und teils sehr individuelle ndash Betroffenheit von Unternehmen Sie sind dem aber nicht alternativlos ausgesetzt Unternehmen koumlnnen durch

nehmen Einfluss auf

stiften Nutzen fuumlr

wirken auf

ist Basis fuumlr

Oumlkosystemleistungen

Basi

slei

stun

gen

Versorgungsleistungen (zB Holz Wasser Getreide)

Kulturelle Leistungen(zB Erholung Tourismus)

Regulierungsleistungen (zB Klimaregulierung)

Naumlhrstoff-kreislauf

Photosyn-these

Oumlkosystemez B Gewaumlsser Waumllder

Agrarlandschaften WattenmeerBi

odiv

ersi

taumlt

Genetische Vielfalt

Arten- vielfalt

Vielfalt der Oumlkosysteme

Naturkapital

Uumlbernutzung

Verschmutzung

Verbreitung gebietsfremder Arten

Landnutzungsaumlnderungen

Klimawandel

Gesellschaft Unternehmen

ABBILDUNG 7 Zusammen- hang zwischen Oumlkosystemen und Unternehmen Biologische Viel - falt und Oumlkosysteme sind als Naturkapital Ursprung von Oumlkosystemleist ungen der Nutzen stiftenden Divi dende die den Unternehmen zuflieszligt Gleichzeitig nehmen Unternehmen Einfluss auf Oumlko systeme und biologische Vielfalt und wirken so auf das Naturkapital (Grafik PwC)

19

ihre Art des Wirtschaftens diese Entwicklungen unterstuumltzen aber diesen ndash durch ein Umdenken hin zu effektiven und nachhaltigen Geschaumlftsprozessen ndash auch entgegenwirken

Die Grafik in Abbildung 7 macht deutlich dass die Herausforderung darin liegt unternehmerische Taumltigkeiten mit dem Wirken und dem Fortbestand von biologischer Vielfalt und Oumlkosystemen in Einklang zu bringen Um die Natur fuumlr das menschliche Wohlergehen erhalten zu koumlnnen unternimmt die Politik zahlreiche Anstrengungen Doch entscheidend wird sein dass sich Wirtschaft und Gesellschaft ihrer Betroffenheit bewusst werden ihre Verantwortung erkennen und Handlungsoptionen wahrnehmen Dazu hilft es die oumlkonomischen Dimensionen von Oumlkosystemleistungen besser zu verstehen

BIODIVERSITAumlTUNDOumlKOSYSTEMLEISTUNGENndashERWEITERUNGDERUNTERNEHMERISCHENSICHT

2 WARUM DIE WIRTSCHAFT GEFRAGT IST ndash TREIBER CHANCEN UND RISIKEN

BEI DER GEWINNUNG VON TRINKWASSER UND DER REINIGUNG VON ABWASSER MACHEN WIR UNS NATUumlRLICHE PROZESSE ZUNUTZE UND SIND DEM SCHUTZ DER BIOLOGISCHEN VIELFALT DESHALB BESONDERS VERPFLICHTET

MICHEL CUNNAC VORSITZENDER

DER GESCHAumlFTS FUumlHRUNG VEOLIA

WASSER GMBH

Die Wechselwirkungen zwischen Biodiversitaumlt Oumlkosystemen und Unternehmen geben uns zahlreiche Hinweise darauf warum

Naturkapital fuumlr Unternehmen bedeutsam ist In diesem Kapi- tel sollen die wesentlichen Treiber vorgestellt werden die Unterneh-men dazu bewegt haben einen Beitrag zum Schutz von Natur und Oumlko systemen zu leisten Mit Blick auf die Umwelt sind viele Unter-nehmensentscheidungen vom Ziel gepraumlgt Risiken fuumlr das Unter-nehmen zu minimieren ndash wie zum Beispiel im Hinblick auf die Ver -fuumlgbarkeit von natuumlrlichen Ressourcen oder dem Zugang zu Wasser Hinter dieser Risikoabwaumlgung bleiben neue Geschaumlftsfelder oder Inno vationen manchmal zuruumlck Aber Mehr und mehr Unternehmen erkennen in den Themen Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistunshygen mittlerweile auch Chancen wie durch die Praxisbeispiele in die-sem und den folgenden Kapiteln deutlich wird

TREIBER UND CHANCEN FUumlR UNTERNEHMERISCHES HANDELNDie in Kapitel 1 genannten Ursachen fuumlr den Verlust an Artenvielshyfalt und intakten Oumlkosystemen lassen erahnen dass Unternehmen auf verschiedenste Weise mit Biodiversitaumlt und Oumlkosystemen in Beruumlh-rung kommen Einerseits sind Unternehmen direkt oder indirekt von

21WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

intakten Oumlkosystemen abhaumlngig Andererseits haben Unternehmen insbesondere des Primaumlrsektors einen starken Einfluss auf OumlkosystemeFuumlr die unternehmerische Auseinandersetzung mit dem Thema Natur-kapital und Oumlkosystemleistungen lassen sich fuumlnf maszliggebliche Trei-ber feststellen Regulierung Rechtsrahmen internationale Regelungen Zugang zu und nachhaltige Nutzung von natuumlrlichen Ressourcen Kunden beziehungsweise Marktnachfrage Innovationen sowie Verantwortung und Reputation

RegulierungDa Knappheit insbesondere die von oumlffentlichen Guumltern wie saubere Luft reines Wasser und unberuumlhrte Landschaft nur begrenzt von Maumlrk-ten abgebildet wird ist die staatliche Regulierung eine wirksame Maszlig-nahme zum maszligvollen schonenden Umgang mit unserem Natur ka-pital Regulierung erfolgt in Deutschland in erster Linie uumlber nationales und europaumlisches Recht welches zum Teil aber auch durch inter na-tionale Uumlbereinkommen beeinflusst oder initiiert wird Die Gesetz - gebung bietet eine Vielzahl von flexiblen Mechanismen stellt jedoch einige Akteure (zum Beispiel aus dem Bereich Abbau von Rohstoffen) vor Zielkonflikte zwischen dem Schutz von biolo gischer Vielfalt einer-seits und der unternehmerischen Taumltigkeit andererseits

Ressourcen und LeistungenZugang zu und nachhaltige Entnahme und Nutzung von natuumlrlichen Ressourcen und Leistungen sind insbesondere fuumlr Unternehmen aus

INFOBOX 8

Gesetzlicher Rahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt in DeutschlandDer Schutz der Natur wird in Deutschland wesentlich durch das Bundes-naturschutzgesetz (BNatSchG) und EU-Naturschutzrecht (Vogelschutz-Richtlinie von 1979 Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie von 1992) gepraumlgt Die

Eingriffsregelung nach sectsect 13 ff BNatSchG regelt die Bewaumlltigung von Eingriffen in Natur und Landschaft (Vermeidung und Kompensation) Neben der Eingriffsregelung ist noch der Artenschutz der Gebietsschutz (zum Beispiel Natura 2000 Nationalparke) und der gesetzliche Biotop-schutz von groszliger Bedeutung Hinzu kommen zahlreiche Regelungen aus anderen Bereichen wie zum Beispiel zum Gewaumlsserschutz Bodenschutz Immissionsschutz oder aus dem Agrarrecht Waldrecht Baurecht Pla-nungsrecht und Energierecht Sie haben zwar zumeist nicht direkt den Schutz der biologischen Vielfalt zum Gegenstand wirken aber indirekt weil sie auf die Ursachen des Verlustes der biologischen Vielfalt abzielen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 22

INFOBOX 9

Praxisbeispiel Labels bei Lebensmitteln Der Lebensmitteleinzelhandel hat auf das gesteigerte Kundenbewusst-sein reagiert und adressiert das Thema raquoErhalt der biologischen Viel-faltlaquo mit Hilfe von Labels (zum Beispiel raquoPRO PLANETlaquo bei REWE und raquoZuruumlck zum Ursprunglaquo bei Hofer in Oumlsterreich) Die Kennzeichnung sowie der Verweis auf die Webseite mit mehr Informationen spricht das Bewusstsein der Kunden in zweierlei Hinsicht an Sie koumlnnen ihren Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt leisten und haben gleich-zeitig die Moumlglichkeit die Herkunft und Herstellung ihres Produkts nachzuvollziehen

der Lebensmittel- Textil- und Holz- Papierindustrie ein Anstoszlig sich intensiv der Sicherung intakter Oumlkosysteme zu widmen Sie sind nicht nur gegenwaumlrtig von den Guumltern und Oumlkosystemleistungen abhaumlngig es ist auch wichtig dass diese dauerhaft als Geschaumlftsgrundlage er-halten bleiben Auch fuumlr Unternehmen mit nur indirekter Abhaumlngig-keit von Oumlkosystemleistungen ndash zum Beispiel durch die Lieferkette ndash ruumlckt dieser Aspekt mehr und mehr in den Fokus

Kunden- und MarktnachfrageDie Nachfrage nach nachhaltigen und naturvertraumlglichen Produkten waumlchst ndash und der Markt reagiert Die Vielzahl an labelaffinen und zah-lungsbereiten Kunden ist Beweis genug Die Gruppe der LOHAS (Life-style of Health and Sustainability) spiegelt dieses Konsumver halten

INFOBOX 10

Praxisbeispiel Gruumlne Direktinvestments in WaumllderDer Schutz der biologischen Vielfalt ist zentraler Bestandteil des Geschaumlftsmodells von ForestFinance Das Unternehmen hat sich Direkt-investments in nachhaltige Forstwirtschaft verschrieben Ertraumlge erwirt-schaftet es mit dem Verkauf von Edelhoumllzern und Emissionszertifi katen ndash schlieszliglich sind die angepflanzten Waumllder Kohlenstoffsenken Damit das Investment ndash das Oumlkosystem ndash nicht gefaumlhrdet ist muss seine natuumlr-l iche Resilienz erhalten bleiben Zudem erwarten Kunden die in raquogruumlne Geldanlagenlaquo investieren auch einen langfristigen Nutzen ihrer Investition

Doch laumlngst nicht alle Anbieter folgen einem solchen strengen Standard Hier sollte genau geschaut werden ob kurzfristige Ertraumlge und langfris-tiger Schutz in einem ausgewogenen Verhaumlltnis stehen

23WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

wider Dabei ist jedoch festzuhalten dass nicht alle Labels ausreichend Orientierung bieten

Zudem ist das Angebot entsprechender Produkte auf Unternehmen weniger Branchen begrenzt und nur selten werden der Schutz der bio-logischen Vielfalt und der Oumlkosystemleistungen derzeit im Business-to-Business-Geschaumlft (B2B) thematisiert

Ein Hindernis fuumlr Unternehmen ist die haumlufig zu geringe Anerkennung durch den Markt fuumlr Aktivitaumlten zugunsten des Umwelt- und Natur-schutzes Viele Unternehmen berichten zudem dass sowohl die schwierige Messbarkeit und Zurechenbarkeit von biologischer Vielfalt und Oumlkosystemleistungen mittels geeigneter Indikatoren wie auch die Kommunika tion nach auszligen zentrale Herausforderungen darstellen

Aber es ergeben sich auch gaumlnzlich neue Maumlrkte ndash beispielsweise im Finanzsektor Bei fachgerechter Umsetzung und Einbindung mehrerer Oumlkosystemleistungen verbinden diese Maumlrkte dabei wirtschaftlichen Erfolg und den Schutz der biologischen Vielfalt So versprechen zum Beispiel Investitionen in nachhaltige Forstwirtschaft gruumlnes Wachs-tum fuumlr Natur und Investoren Derartige Investitionen konzentrieren sich zurzeit auf Mittel- und Lateinamerika

Auch mit Blick auf die Kreditwuumlrdigkeit von Unternehmen sowie auf Versicherungen ist eine steigende Bedeutung des naturgerech ten Wirtschaftens zu verzeichnen Wie die Aktivitaumlten der UNEP Finance Initiative (UNEP FI) unterstreichen beruumlcksichtigt der Finanz dienstleis-tungssektor zunehmend dass Unternehmensaktivitaumlten die die bioshylogische Vielfalt und die Leistungen der Oumlkosysteme nicht belasten zumeist auf lange Sicht profitabler sind und beispielsweise extreme Wetterereignisse besser abfedern koumlnnen Entsprechend sind bei Unter nehmensratings unter den Indikatoren fuumlr das Umweltmanage-ment auch Kriterien fuumlr die raquoBiodiversitaumltsperformancelaquo zu finden

InnovationImmer oumlfter lernen die Forschungs- und Entwicklungsabteilungen der Unternehmen von der Natur und deren effektiven Sys temen und Prozessen die uumlber Jahrmillionen optimiert wurden Sie entwickeln

WALD IST WEIT MEHR ALS HOLZ LIEFERANT ndash ER BIETET NICHT NUR ZAHLREICHE OumlKOSYSTEM LEIS TUNGEN FUumlR MENSCH UND NATUR SONDERN AUCH WIRTSCHAFTshyLICHE CHANCEN DAVON MUumlSSEN JEDOCH ALLE PROFIshyTIEREN ndash SOZIAL UND OumlKOLOGISCH NACHHALTIG ES REICHT NICHT AUS DER NATUR rsaquoEIN PREISSCHILD UMZUHAumlNGENlsaquo

HARRY ASSENMACHER GESCHAumlFTS-

FUumlHRER FOREST -FINANCE SERVICE GMBH

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 24

INFOBOX 11

Praxisbeispiel Prozessoptimierung mit BionikAls international agierendes Unternehmen mit einer langen und kom-plexen Lieferkette stellte sich Tchibo die Frage raquoWie werden unmittelbar umsetzungsrelevante Informationen moumlglichst schnell und handlungs-wirksam einer groszligen heterogenen Zielgruppe zur Kenntnis gebrachtlaquo Mittels Analogiebildung konnte Tchibo in biologischen Wertschoumlpfungs-ketten wie der der Honigbiene Organisationsprinzipien iden tifizieren die dort zur Loumlsung solcher organisatorischen Heraus for derungen bei-tragen Auf Basis dieser Organisationsprinzipien wurden unternehmens-bezogene Handlungsoptionen erarbeitet Diese wurden anschlieszligend zu konkreten Maszlignahmen verdichtet und priorisiert Die vordringlichsten Maszlignahmen wie der Aufbau neuarti ger uumlber greifender Informations-netzwerke werden zurzeit bei Tchibo erprobt

schmutzabweisende Oberflaumlchen feine aber stabile Traumlgerkonstruk-tionen oder verbesserte Prozessablaumlufe Immer haumlufiger werden zu-dem Erkenntnisse uumlber Prinzipien der Natur in die eigene Organisation und Unternehmensprozesse uumlbertragen (Infobox 11)

Verantwortung und ReputationAls weiteren Handlungstreiber geben Unternehmen gesellschaft liche Verantwortung und die damit verknuumlpfte Reputation an Neben sozi-alem Engagement stehen auch immer oumlfter eine intakte Natur und damit die biologische Vielfalt im Vordergrund der Aktivitaumlten Der da-raus resultierende Dialog mit Anwohnern Kunden NGOs und weite-ren Stakeholdern foumlrdert dabei nicht nur das gegenseitige Verstaumlnd-nis sondern zeigt auch Schwerpunkte auf die bisweilen nicht im Fokus der Entscheider liegen (Infobox 12) Gleichzeitig wertet das Enga-gement das Unternehmen auf ndash sowohl fuumlr Kunden als auch fuumlr gegen-waumlrtige und potenzielle Beschaumlftigte Unternehmen erhalten so auszliger-dem die Moumlglichkeit eine wichtiger werdende Mittlerrolle zwischen Naturschutz und Zivilgesellschaft einzunehmen

Allerdings reicht Engagement fuumlr die biologische Vielfalt auszligerhalb des Kerngeschaumlfts nicht aus Sonst kann es schnell als raquoGreen-washinglaquo aufgefasst werden

BIODIVERSITAumlT IST FUumlR TCHIBO VORAUS SETZUNG FUumlR EIN ZUKUNFTSFAumlHIGES GESCHAumlFT DAHER ARBEITEN WIR MIT PARTNERORGANISATIONEN INTENSIV AN DER ERHALTUNG DER ARTENVIELFALT INSBESONDERE AM URSPRUNG UNSERER PRODUKTE

STEFAN DIERKS CATEGORY

LEADER CR PRODUCT amp STRATEGY

TCHIBO GMBH

ABBILDUNG 8 (Foto Susanne Georgi)

25WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

INFOBOX 12

Praxisbeispiel Unternehmen gemeinsam mit NGOs fuumlr den NaturschutzEine vergleichsweise neue Rolle nahm REWE in einem Pilotprojekt ein in dem sie gemeinsam mit der Bodenseestiftung die biologische Vielfalt auf den Plantagen der Obstbauern der Bodenseeregion foumlrderte Die Fronten schienen verhaumlrtet und eine Annaumlherung von Naturschuumltzern auf der einen und Obstbauern auf der anderen Seite erfolgte nur zoumlger-lich REWE agierte erfolgreich als Vermittler und Agent fuumlr den Erhalt der biologischen Vielfalt Es wurde nicht nur das Nahrungsangebot fuumlr Bienen Hummeln und Schmetterlinge waumlhrend der Trachten luumlcke von Juni bis September verbessert sondern auch der Dialog zwischen Obst-bauern und Naturschutzverbaumlnden gefoumlrdert Die Resonanz sowohl von Kunden als auch von Lieferantenseite ist so positiv dass das Projekt fortgefuumlhrt und ausgeweitet wurde (REWE 2010)

Mit allen Treibern sind Chancen und Risiken verbunden Ein Perspekti-venwechsel findet nicht nur hin zu Beruumlcksichtigung von Oumlkosystem-leistungen statt sondern auch von einer bloszligen Risikofokussierung hin zum Erkennen von Moumlglichkeiten fuumlr Differenzierung gegenuumlber Wettbewerbern

BETROFFENHEIT DER SEKTORENVielen Unternehmen faumlllt es schwer biologische Vielfalt und Oumlkosys-temleistungen im Unternehmen zu verorten insbesondere weil die Themen unter unterschiedlichen Perspektiven und Zielen adressiert

INFOBOX 13

Praxisbeispiel Verbindung von Verantwortung und WettbewerbsvorteilenAls Reiseanbieter bietet TUI zahlreiche Reisen in Biodiversitaumlts-Hot-spots an TUI sieht sich in der Verantwortung und engagiert sich seit Mitte der 1990er Jahre fuumlr den Erhalt der biologischen Vielfalt Arten-schutzkampagnen zur Aufklaumlrung der Reisenden (zum Beispiel Souvenir-ratgeber zu geschuumltzten Arten) und Kooperationen mit Wissenschaft und Forschung sind nur ein Auszug ihres vom Global Nature Fund 2012 praumlmierten Engagements fuumlr den Erhalt der biologischen Vielfalt Doch nicht allein die Verantwortung treibt TUI an Viele Reisende kommen gerade wegen eines intakten Oumlkosystems in bestimmte Urlaubsregio-nen Der Erhalt der biologischen Vielfalt wird somit zum Wettbewerbs-vorteil und sichert Naturliebhaber als Kunden

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 26

werden Daher gilt Zuerst Einfluss und Betroffenheit identifizieren ndash sowohl im Hinblick auf Chancen als auch auf Risiken um anschlie-szligend gezielt Maszlignahmen zu ergreifen ndash sei es im Bereich CSR im Einkauf oder anderswo Die unterschiedlich starke Betroffenheit der Unternehmen von den Themen Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistun-gen wird in Abbildung 9 deutlich

GRUumlNDE UND RISIKEN DES NICHTshyHANDELNSDie Vielfalt an bestehenden Umweltanforderungen wie zum Beispiel in den Bereichen Klima und Energie erschwert es Unternehmen haumlu-fig sich mit neuen Herausforderungen auseinanderzusetzen ndash zumal dann wenn ein neues Thema komplex ist und es dafuumlr keine raquoUni-versalloumlsungenlaquo gibt Entgegen den aufgefuumlhrten positiven Beispielen uumlberwiegen dadurch immer wieder Hemmnisse ndash wie Uumlberforderung durch die Komplexitaumlt und Knappheit von Zeit und Ressourcen ndash fuumlr eine vertiefende Auseinandersetzung mit Biodiversitaumlt und Oumlkosys-temleistungen

Ein Perspektivenwechsel hin zu einer Beruumlcksichtigung von biologi-scher Vielfalt durch Unternehmen wird dann gelingen wenn es dafuumlr zum einen eine klare Entscheidung oder Unterstuumltzung durch die Unter nehmensleitung gibt und zum anderen eine einfache Integra tion in bestehende Management- und Steuerungssysteme moumlglich ist

ABBILDUNG 9 Betroffenheit verschiedener Branchen von einer Veraumlnderung der biologischen Vielfalt und Oumlkosystemleistungen Die Tabelle fuumlhrt moumlgliche Chancen und Risiken einer Ruumlcksichtnahme oder Vernachlaumlssigung von bio logischer Vielfalt bei Unterneh-mensaktivitaumlten fuumlr die jeweiligen Sek to ren auf Groszlige Rauten stehen fuumlr starke kleine Rauten fuumlr maumlszligige Zusammenhaumlnge (Grafik PwC)

Primaumlrsektor (z B Landwirtschaft Bergbau)

Sekundaumlrsektor(z B Chemie Technoshylogie Luftfahrt Bau)

Tertiaumlrsektor(z B Konsumguumlter wie Nahrungsmittel Automobile)

Tertiaumlrsektor (z B Finanzdienstshyleistungen wie Banken Versicherungen)

Regulierung (z B Grenzwerte Genehmi-gungen Kompensationen)

Natuumlrliche Ressourcen (zB Zugang zu und Verfuumlgbar-keit von Ressourcen Produkti-vitaumlt von Oumlkosystemen)

Markt (z B Kundenanforderungen (B2B) Nachfrage (B2C) neue Maumlrkte)

Innovation (z B Prozess- und Produkt-innovation)

Reputation (gesellschaftliche Verant-wortung Image)

27WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

Als wesentliches Hindernis fuumlr die Umsetzung von Maszlignahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt sehen Unternehmen nach wie vor auch das Fehlen eines einheitlichen Rahmens fuumlr die Erhebung Mes-sung und Vergleichbarkeit der raquoBiodiversitaumltsperformancelaquo Hinzu kommt dass die Politik bisher zwar viele nationale Ziele zum Schutz der biologischen Vielfalt (Nationale Strategie zur biologischen Viel-falt) formuliert aber speziell fuumlr Unternehmen nur uumlbergeordnete und wenig konkretisierte Ziele gesetzt hat Ohne konkrete Ziele oder eine klare Vorgabe ndash seien es Gesetze Branchenstandards oder inter-nationale Richtlinien ndash werden Maszlignahmen des Umwelt- und Natur-schutzes nur sehr zoumlgerlich umgesetzt

Nicht-Handeln hat jedoch schwerwiegende gesamtgesell schaftliche Folgen So geht der im Rahmen der internationalen TEEB-Studie veroumlffentlichte Bericht raquoThe cost of policy inactionlaquo davon aus dass uns Inaktivitaumlt beim Schutz funktionierender Oumlkosysteme ab dem Jahr 2050 bis zu 7 des globalen Bruttoinlandsproduktes (GDP) kos-tet ndash und das Jahr fuumlr Jahr (Ten Brink und Braat 2008) Dies trifft alle Berei che der Gesellschaft ndash auch Unternehmen Fest steht Wer lang-fristig erfolgreich sein will wird in Zukunft nicht um die Themen Bio-diversitaumlt und Oumlkosystemleistungen herumkommen

ENTWICKLUNGEN UND TRENDS ndash WAS AUF UNTERNEHMEN ZUKOMMT3

DER STAAT SCHUumlTZT AUCH IN VERANTWORTUNG FUumlR DIE KUumlNFshy TIGEN GENERATIONEN DIE NATUumlRLICHEN LEBENSGRUND LAGEN

GRUNDGESETZ DER BUNDES REPUBLIK

DEUTSCHLAND ARTIKEL 20A

BIODIVERSITAumlTSshy UND OumlKOSYSTEMSCHUTZ ndash DEUTSCHER UND INTERNATIONALER HINTERGRUNDNaturschutz spielt seit Beginn des 20 Jahrhunderts in Deutschland traditionell eine wichtige Rolle Bedeutende Oumlkosysteme und Natur-raumlume sind seit langem unter besonderen Schutz gestellt Zahlreiche Gesetze und Regulierungen mit Vorgaben fuumlr Planungen und Entschei-dungen (sowie Grenzwerte) praumlgen die Politik fuumlr den Erhalt der bioshylogischen Vielfalt in Deutschland ( Kapitel 2) Es gibt zwar Fort-schritte in einzelnen Bereichen aber dennoch konnten Bemuumlhungen der Politik auf nationaler europaumlischer und internationaler Ebene den Trend des Verlustes der biologischen Vielfalt bisher nicht stoppen

Gesetzliche Vorgaben ruumlckten den Naturschutz beziehungsweise den Schutz der biologischen Vielfalt primaumlr in die Verantwortung der oumlffent-lichen Hand Zahlreiche Uumlbereinkuumlnfte und Strategien mit Zielen ndash sowohl auf internationaler europaumlischer als auch auf nationaler Ebe-ne ndash unterstreichen die politischen Anstrengungen der vergangenen Jahrzehnte Damit ist auch die Aufforderung an alle gesellschaftlichen Akteure verbunden an der Realisierung dieser Ziele aktiv mitzuwir-ken und ihre Verantwortung wahrzunehmen

Das 2005 veroumlffentlichte Millennium Ecosystem Assessment leitete schlieszliglich einen schrittweisen Perspektivenwechsel ein Natur wurde

29ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

ABBILDUNG 10

INFOBOX 14

Politische Ziele zum Schutz der Biologischen Vielfalt1992 wird die Konvention uumlber die biologische Vielfalt

(CBD) in Rio de Janeiro verabschiedet und von Deutschland ein Jahr spaumlter unter zeichnet Sie stellt die erste internationale Uumlbereinkunft dar in der sowohl Ursachen als auch Ziele zur Bekaumlmpfung des Verlustes von Biodiversitaumlt festgehalten werden

1998 verabschiedet die EU ihre erste Biodiversitaumltsstrategie die von EU-Aktionsplaumlnen aus den Jahren 2001 und 2006 ergaumlnzt wird

2007 beschlieszligt das Bundeskabinett die raquoNationale Strategie zur bio-logischen Vielfaltlaquo zur Umsetzung der CBD

2010 werden im Rahmen der 10 CBD-Vertragsstaatenkonferenz glo-bale Biodiversitaumltsziele fuumlr 2020 verabschiedet (sogenannte Aichi-Ziele)

2011 stellt die EU eine neue Biodiversitaumltsstrategie fuumlr 2020 vor die explizit auch Ziele und Maszlignahmen zum Erhalt von Oumlkosystem-leistungen umfasst (wie Aichi-Ziele)

nicht mehr nur aus sich heraus als schuumltzenswert angesehen son-dern zugleich als Lieferant von Rohstoffen und Leistungen als Abneh-mer von Emissionen und Brauchwasser sowie als Motor der Regional-wirtschaft verstanden

Diese Zusammenhaumlnge und diese oumlkonomischen Argumente fuumlr den Schutz von Oumlkosystemleistungen und der biologischen Vielfalt aufzuzeigen wurde zum Anspruch und zur Herausforderung der inter-nationalen TEEB-Initiative

INFOBOX 15

Die Nationale Strategie zur biologischen VielfaltDie Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt von 2007 formuliert Visi onen Ziele und Maszlignahmen zum Erhalt der biologischen Vielfalt in Deutschland fuumlr viele Themenbereiche (Arten Lebensraumlume diverse Oumlko sys teme Gewaumlsserschutz Land- und Forstwirtschaft Tourismus und naturnahe Erholung bis hin zu Bewusstsein Bildung Forschung Technolo gietransfer und Entwicklungszusammenarbeit) Ihre Umset-zung ist eine groszlige gesamtgesellschaft liche Herausforderung Politik und Verwaltung koumlnnen dies nicht im Alleingang schaffen Akteure in Wirtschaft und Gesellschaft ndash auch Unternehmen ndash sind fuumlr die erfolg-reiche Umsetzung der Strategie gefordert

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 30

ABBILDUNG 11 ndash 15 Die vier TEEB-Berichte und der TEEB-Synthe-sebericht In der abgebildeten Reihenfolge TEEB 2010a TEEB 2011 TEEB 2012a TEEB 2012b TEEB 2010b

INFOBOX 16

Die internationale TEEB-StudieInspiriert durch den Stern Report (2007) zum Klimawandel initiierten 2007 die G8 +5 Umweltminister angestoszligen durch den deutschen Bun-desumweltminister und den EU-Umweltkommissar eine globale Studie zur Oumlkonomie der Oumlkosysteme und der biologischen Vielfalt (The Eco-nomics of Ecosystems and Biodiversity ndash TEEB) Ziel war es die enorme wirtschaft liche Bedeutung der Natur und ihrer Oumlkosystemleistungen aufzuzeigen und Empfehlungen zu geben wie der Verlust der biologi-schen Vielfalt zu stoppen ist

Mehr als 400 Autoren aus Politik Wissenschaft Wirtschaft Nicht- Regierungsorganisationen und der Zivilgesellschaft arbeiteten an TEEB-Berichten fuumlr bestimmte Zielgruppen TEEB fuumlr nationale und interna-tionale Politiker TEEB fuumlr regionale und kommunale Entscheider TEEB fuumlr Unternehmen die Zivilgesellschaft wurde mithilfe einer Medien-kampagne inklusive Webseite Facebook-Profil und Twitter-Account eingebunden zudem gab es einen abschlieszligenden Synthese-Bericht und raquoTEEB Foundationslaquo fuumlr die Wissenschaft

Der Unternehmensbericht TEEB in Business and Enterprise zeigt inwie-fern Unternehmen von den Themen biologische Vielfalt und Oumlko-systemleistungen betroffen sind und unterstreicht mit Beispielen aus aller Welt den Einfluss auf und die Abhaumlngigkeit von Biodiversitaumlt und Oumlko systemleistungen Die Autoren formulieren sieben allgemeine Schritte zum unternehmerischen Umgang mit biologischer Vielfalt Identifizierung von Auswirkungen des Unternehmens auf und Abhaumln-

gigkeiten von Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungen (Biodiversity and Ecosystem Services ndash BES)

Beurteilung der geschaumlftlichen Risiken und Chancen in Zusammen-hang mit diesen Auswirkungen und Abhaumlngigkeiten

Entwicklung von BES-Informationssystemen Festlegung von Zielen Messung und Bewertung der Leistungsbilanz und Bekannt gabe der Ergebnisse

Ergreifung von Maszlignahmen zur Vermeidung Minimierung und Begren-zung von BES-Risiken einschlieszliglich Schadensersatz (raquoAusgleichlaquo) soweit machbar

Ergreifung neuer BES-Geschaumlftschancen Kosteneinsparungen neue Produkte neue Maumlrkte

Integration geschaumlftlicher Strategien und Maszlignahmen zu BES in wei-ter gefasste Initiativen zur Corporate Social Responsibility

Verbesserung der fuumlr BES geltenden Leitlinien und Strategien gemein-sam mit Betroffenen in Behoumlrden in nichtstaatlichen Organisationen und in der Zivilgesellschaft

31

Perspektivenwechsel in der UnternehmensweltViele Unternehmen orientieren sich an Leitbildern Unternehmenswer-ten beziehungsweise ihrer Unternehmensphilosophie und tragen da-mit unternehmerische und oft auch gesellschaftliche Verantwortung

ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

ABBILDUNG 16 Das Logo der raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo - Studie

INFOBOX 18

raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo fuumlhrt die internationale TEEB-Initiative auf nationaler Ebene fort Hauptaufgabe ist die Erarbeitung thematischer Berichte zum Wert und zur oumlkonomischen Bedeutung von biologischer Vielfalt Oumlkosystemleis-tungen und Natur fuumlr Wirtschaft und Gesellschaft in Deutschland Neben der vorliegenden Broschuumlre gehoumlren hierzu unter anderem die Themen Biologische Vielfalt und Klimawandel Oumlkosystemleistungen und Ent-wicklung laumlndlicher Raumlume sowie naturnahe Oumlkosysteme und staumldti-sche Lebensqualitaumlt raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo macht deutlich dass es neben moralisch-ethischen und oumlkologischen auch gewichtige oumlkonomische Gruumlnde gibt Naturkapital zu erhalten

raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo wird in einem offenen Prozess durchgefuumlhrt Zahlreiche Akteure aus Wissenschaft Politik Verwaltung Wirtschaft und Gesellschaft wirken durch Know-how Forschungs-ergebnisse wissenschaftliche Beitraumlge und gute Beispiele zur Bedeu-tung und Inwertsetzung von Oumlkosystemleistungen und biologi-scher Vielfalt an der Erstellung der Berichte mit

INFOBOX 17

TEEB als Startpunkt fuumlr viele weitere InitiativenDie Resonanz die TEEB in Wirtschaft Wissenschaft Medien und Politik erfuhr verhalf zahlreichen Initiativen zu mehr Gehoumlr So erlebten zum Beispiel die UNEP FI (Finanzinitiative des Umweltprogramms der Verein-ten Nationen UNEP) aber auch das langjaumlhrige Engagement der Welt-naturschutzorganisation IUCN in der Privatwirtschaft starken Aufwind Parallel zu TEEB bestehen in Kooperation zwischen Wirtschaft Wissen-schaft und Verbaumlnden praxis- und loumlsungsorientierte Ansaumltze wie der Corporate Ecosystem Services Review des World Resource Institute (WRI 2012) Neben zahlreichen nationalen TEEB-Studien und Initiativen wurde auch eine TEEB for Business Coalition ins Leben gerufen die sich unter anderem zum Ziel gesetzt hat durch ihr Engagement die Einbin-dung von Biodiversitaumlt in das unternehmerische Handeln spuumlrbar und nachhaltig zu befoumlrdern (wwwteebforbusinessorg pdfwriorgcorpo-rate_ecosystem_services_reviewpdf)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 32

Insbesondere im Rahmen ihrer Unternehmensstrategie stellen sie folgende Fragen raquoWas fuumlr ein Unternehmen sind wirlaquo und raquoFuumlr wel-che Werte stehen wir und wofuumlr setzen wir uns einlaquo

Gleiche oder zumindest aumlhnliche Fragen muumlssen Unternehmen auch ihren Anteilseignern und sonstigen internen und externen Anspruchs-gruppen beantworten Dies gilt in einer globalisierten Welt immer mehr auch fuumlr Produktionsstaumltten im Ausland und fuumlr die Beziehungen mit Lieferanten Damit stehen folgende Fragen im Vordergrund raquoWelche Werte moumlchten wir in Zulieferlaumlndern vertretenlaquo raquoWelche Um-weltmaszligstaumlbe setzen wir hier wie dort anlaquo und raquoWas hat dies fuumlr Auswirkungen auf unsere Marke und den Ruf des Unternehmenslaquo

Das Selbstverstaumlndnis einiger Unternehmen geht uumlber die bloszlige Bereit stellung von Guumltern und Dienstleistungen hinaus Sie sehen sich als Teil der Gesellschaft Vertreter ihrer Region und als Agierende in Wechselwirkung mit ihrer Umwelt Idealismus in Bezug auf ihre gesell schaftliche Rolle motiviert diese Entscheider ebenso wie Realis-mus in Bezug auf das Verstaumlndnis oumlkologischer und globaler Zu sam-men haumlnge So kommt es dass sich deutsche Unternehmen in Latein-amerika fuumlr den Erhalt bedrohter Arten engagieren und den Schutz von Regen wald in Afrika foumlrdern

INFOBOX 19

Vision von UnternehmenIn vielfaumlltiger Weise haben Unternehmen die oumlkologischen Herausfor-derungen sowohl als Warnsignale als auch als Chance fuumlr einen Wandel begriffen

Mit seiner Publikation raquoChanging Pacelaquo schreibt der World Business Council for Sustainable Development (WBCSD 2012a) seine Vision 2050 fort und zeigt Wege hin zu einem Wirtschaften auf das 9 Milliarden Menschen versorgt und dabei die oumlkologischen Grenzen unseres Plane-ten nicht uumlberschreitet Weitere Informationen wwwwbcsdorgchan-gingpaceaspx

Corporation 2020 greift aumlhnliche Gedanken auf geht allerdings noch einen Schritt weiter und strebt nach Ausrichtung des Wirtschaftssystems auf die Grenzen die der Planet setzt Steuerreformen klare Regeln fuumlr die Aufnahme von Fremdkapital (Stichwort Uumlberschuldung) Transparenz fuumlr den Konsumenten und Offenlegung von Externalitaumlten sind zentrale Punkte der Initiative um den Leiter der internationalen TEEB-Studie Pavan Sukhdev und zahlreiche weitere Persoumlnlichkeiten aus Wirtschaft Wissen-schaft und Politik Weitere Informationen wwwcorp2020com

33ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

Immer mehr deutsche Unternehmen setzen sich mit Fragen rund um die biologische Vielfalt und Oumlkosystemleistungen auseinander und leisten somit Pionierarbeit Die Komplexitaumlt des Themas raquobiologische Vielfaltlaquo und schwierige Operationalisierbarkeit sind dabei nach wie vor massive Huumlrden Und tatsaumlchlich gibt es bis dato noch keine einheitlich anerkannten Quantifizierungsmethoden oder verbindliche Richtlinien die biologische Vielfalt und Oumlkosystemleistungen lassen sich nicht in einem Indikator zusammenfassen Dadurch sind sie fuumlr viele Entscheider in deutschen Unternehmen schlecht greifbar und laumlsst diese vor konkreten Handlungen zuruumlckschrecken

Dennoch nehmen einige Unternehmen diese Herausforderungen an und naumlhern sich mit zunehmender Professionalitaumlt der Integration von Biodiversitaumlt in ihre Managementprozesse Unternehmen sind aktiv beteiligt an der Erstellung von Leitfaumlden ersten Empfehlungen zur Integration der biologischen Vielfalt ins Umweltmanagement oder Ansaumltzen zur verbesserten Quantifizierung der externen Effekte in der unternehmerischen Finanzbuchhaltung Auch die Gruumlndung von Initiativen zu dem Thema wie die deutsche raquoBiodiversity in Good Companylaquo-Initiative die raquoUNEP Finance Initiativelaquo die raquoGlobal Com-pactlaquo- Initiative der UN sowie der raquoeconsense Arbeitskreis zu Biodi-versitaumlt und Oumlkosystemleistungenlaquo zeigen dass dieser Perspektiven-wechsel die Unternehmenswelt mittlerweile erreicht hat

WIE UNTERNEHMEN TAumlTIG WERDEN KOumlNNEN4

DIE ERGEBNISSE DER OumlKOLOGISCHEN GEWINNshy UND VERLUSTRECHNUNG VON PUMA BELEGEN DASS DIE DERZEITIGEN GESCHAumlFTSPRAKTIKEN VON UNTER NEHMEN DRINGEND EINES PARADIGMEN WECHSELS BEDUumlRFEN

JOCHEN ZEITZ EHEMALIGER CEO UND

VERWALTUNGSRATSVORSITZENDER

DER PUMA SE VERWALTUNGSRATS -

MITGLIED PPR

Je nach Unternehmen ist die Herangehensweise und Auseinanderset-zung mit dem Thema Naturkapital sehr unterschiedlich Dieses Kapitel gibt konkrete Ansaumltze und Beispiele wie ein Einstieg und geziel-tes Handeln angegangen werden koumlnnen

TOOLS UND LEITFAumlDEN FUumlR DEN EINSTIEGUm eine moumlglichst praumlzise und damit steuerbare Integration ins unternehmerische Management zu erreichen ist die Entwicklung von Zielen und Maszlignahmen noumltig Ein erster Biodiversitaumlts-Check hilft dabei bereits bestehende Maszlignahmen und Kennzahlen zu identifi-zieren Dabei sollten saumlmtliche unternehmerische Taumltigkeitsfelder von der Strategie und dem Personalwesen uumlber Liegenschaften und Einkauf bis hin zu Produktion und Entsorgung beleuchtet werden Die dann vorliegenden Ergebnisse koumlnnen Startpunkt vertiefender Maszlignahmen sein zum Beispiel erste Ziele oder Analysen eine Aus-dehnung auf andere Geschaumlftsbereiche oder die Entwicklung von Management- und Berichterstattungsstrukturen

Leitfaumlden und Handbuumlcher geben Hilfestellung bei der Integration von biologischer Vielfalt in Unternehmenspro zesse und koumlnnen zu-

gleich Inspiration und Unterstuumltzung fuumlr weitere Planungsprozesse

35WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

sein Durch die Handlungsempfehlungen koumlnnen auf leichte Weise Elemente einbezogen werden die beispielsweise die biologische Vielfalt auf dem Firmengelaumlnde foumlrdern ndash wie Bienenkaumlsten und bewachsene Hauswaumlnde Weitere konkrete Handlungsempfehlungen finden sich unter anderem in dem Bericht raquo Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagementlaquo (Bestaumlndig und Wuczkowski 2012)

BESTEHENDE ANSAumlTZE NUTZEN UND ERWEITERNFolgende Ansaumltze aus dem Unternehmensbereich sind auch zur Inte-gration von Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt gut ge eignet Unternehmerische Verantwortung (Corporate Responsibility)

Berichterstattung (inklusive umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung)

Umweltmanagement Ressourceneffizienz Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten-Management

Investitions- und Planungsprozesse

Unternehmerische Verantwortung (Corporate Responsibility)Viele Aktivitaumlten zum Biodiversitaumlts- und Oumlkosystemleistungs - schutz sind losgeloumlst vom Kerngeschaumlft und unter gesellschaftlichem Enga ge ment und unternehmerischer Verantwortung (Corporate

INFOBOX 20

Biodiversitaumlts-Checks fuumlr UnternehmenBislang werden zwei in deutscher Sprache verfuumlgbare Biodiversitaumlts-Screenings fuumlr Unternehmen haumlufig angewendet Die branchenuumlbergreifenden Checklisten der deutschen raquoBiodiversity

in Good Companylaquo-Initiative basieren auf dem raquoHandbuch Biodiver-sitaumltsmanagementlaquo (Schaltegger u a 2010) und ermoumlglichen eine Selbstevaluation zum aktuellen Stand des unternehmerischen Biodi-versitaumltsmanagements Weitere Informationen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

Der vom Global Nature Fund BAUM e V dokeo und PwC entwi-ckelte Biodiversitaumlts-Check fuumlr Unternehmen vereint Expertise aus Biologie Oumlkologie und Management Er bietet einen ersten auf das Unternehmen zugeschnittenen Uumlberblick uumlber die Reife des Biodiver-sitaumltsmanagements und gibt Empfehlungen fuumlr das weitere Vorge-hen Weitere Informationen wwwbusiness-biodiversityeudefaultaspLang=DEUampMenue=128

ABBILDUNG 17(Foto Andrzej Tokarski fotoliacom)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 36

Respon si bi lity) einzuordnen Vor allem Unternehmenswerte und -philo-sophien koumlnnen Anknuumlpfungspunkte raquovon obenlaquo bieten und zu einer weitergefassten Strategieentwicklung fuumlhren

ABBILDUNG 18(Foto Susanne Georgi)

INFOBOX 21

Praxisbeispiel Pilotprojekt fuumlr Branchenstandards Die oekom GmbH der groumlszligte deutsche Fachverlag fuumlr Oumlkologie und Nachhaltigkeit veroumlffentlicht Sach- und Fachbuumlcher mit Bezug zur bio-logischen Vielfalt und dem Erhalt der Oumlkosysteme Fuumlr seine Publi-kationen verwendet er ausschlieszliglich Recycling- und FSC-zertifiziertes Papier Zudem hat der Verlag das Projekt raquoNachhaltig Publizierenlaquo initi-iert das vom Bundesumweltministerium gefoumlrdert wird In Kooperation mit zwei wissenschaftlichen Instituten und der Frankfurter Buchmesse wurden praxisnahe Kriterien fuumlr die nachhaltige Bucherstellung entwi-ckelt Mit dem Projekt praumlsentiert sich oekom oumlffentlichkeitswirksam als Vorreiter und sensibilisiert die Verlagsbranche fuumlr einen nachhalti-gen Umgang mit der Ressource Papier

37

Gleichzeitig bietet die Kommunikation und Interaktion mit Kunden und Mitarbeitern Moumlglichkeiten fuumlr eine Integration sozusagen als Impulsgeber raquovon untenlaquo Freiwilligenarbeit gemeinsame Baum-pflanzaktionen oder Spenden fuumlr Naturschutzeinrichtungen tragen zum Schutz und zur Wertschaumltzung des Naturkapitals bei Mit Blick auf ihre Mitarbeiter profitieren Unternehmen zudem vom Wohlbe-finden am Arbeitsort erhoumlhter Kommunikationsbereitschaft und staumlrkerer Bindung und Loyalitaumlt gegenuumlber dem Arbeitgeber

Berichterstattung (inklusive umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung)Die in Deutschland und weltweit gebraumluchlichste Richtlinie zur Bericht-erstattung von Nachhaltigkeitsaspekten ndash die Global Reporting Initia-tive (GRI) ndash sieht eine Offenlegung von bis zu fuumlnf biodiversitaumltsbe-zogenen Indikatoren vor Diese waren bislang von eher qualitativer

WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

ABBILDUNG 20 Umweltindika-toren der Global Reporting Initiative Die fuumlnf relevanten Umweltindi - ka toren der Berichterstattungsricht-linie der Global Reporting Initiative (GRI) in der Version 31 Biodiver-sitaumlts bezogene Umweltindikatoren werden mit EN fuumlr Umwelt abgekuumlrzt und beinhalten EN 11 bis EN 15

Kernindikatoren Zusaumltzliche Indikatoren

EN11

Ort und Groumlszlige von Grundstuumlcken in Schutzge-bieten oder angrenzend an Schutzgebiete Ort und Groumlszlige von Grundstuumlcken in Gebieten mit hohem Biodiversitaumltswert auszligerhalb von Schutz-gebieten oder daran angrenzend Zu beruumlcksich-tigen sind Grundstuumlcke die im Eigentum der berichtenden Organisation stehen oder von die-ser gepachtet oder verwaltet werden

EN13 Geschuumltzte oder wiederhergestellte natuumlrliche Lebensraumlume

EN14Strategien laufende Maszlignahmen und Zu-kunftsplaumlne fuumlr das Management der Auswir-kungen auf die Biodiversitaumlt

EN12

Beschreibung der wesentlichen Auswirkungen von Aktivitaumlten Produkten und Dienstleistungen auf die Biodiversitaumlt in Schutzgebieten und in Gebieten mit hohem Biodiversitaumltswert auszliger-halb von Schutzgebieten

EN15

Anzahl der Arten auf der Roten Liste der IUCN und auf nationalen Listen die ihren natuumlrlichen Lebensraum in Gebieten haben die von der Geschaumlftstaumltigkeit der Organisation betroffen sind aufgeteilt nach dem Bedrohungsgrad

ABBILDUNG 19(Foto Piepenbrock)

INFOBOX 22

Praxisbeispiel Mitarbeiter-EngagementDie Piepenbrock Unternehmensgruppe unterhaumllt im brandenbur-gischen Naturpark Stechlin-Ruppiner Land den 2200 Hektar groszligen Forst Rheinshagen Im Rahmen seiner Aktion raquoWachstumlaquo pflanzt das Unternehmen dort gemeinsam mit seinen Kunden fuumlr jeden Neuauf-trag Baumlume Im August 2012 besuchte eine Gruppe von zehn Auszu-bildenden des Unternehmens im Zuge der raquoAzubi-Projekttagelaquo den Piepen brock Forst um die Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens kennenzulernen und selbst aktiv zu unterstuumltzen Ziel war es die Sand-heideflaumlche am Zechower Berg im Naturschutz- und gleichnamigen Fauna-Flora-Habitat-Gebiet Rheinsberger Rhin und Hellberge zu pflegen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 38

IM RAHMEN VON UMWELTSCHUTZ UND RESSOURCENshyEFFIZIENZ KUumlMMERN SICH VIELE UNTER NEHMEN BEREITS HEUTE UM BIODIVERSITAumlT UND ECOSYSTEM SERVICES OHNE DIES JEDOCH EXPLIZIT HERAUS ZUshy STELLEN DER BEWUSSTE EINBEZUG DES OumlKOSYSTEMshy GEDANKENS SOWIE DIE BETRACHTUNG ENTSPRECHENDER CHANCEN UND RISIKEN STELLT EINE WEITER ENT shy WICKLUNG DAR DIE DURCHAUS ALS rsaquoUMWELTVERANTshyWORTUNG 20lsaquo BEZEICHNET WERDEN KANN

MICHAEL SIEMERS CORPORATE

ENVIRONMENT amp RESPONSIBILITY

EVONIK INDUSTRIES AG

Form doch auch hier erfolgt eine regelmaumlszligige Anpassung die zu-kuumlnftig sicherlich auch mit einer Quantifizierung einhergehen wird Damit bleibt die unternehmerische Berichterstattung eng verbunden mit dem Umweltmanagement

Unternehmerische Berichterstattung wird sich aumlndern und zukuumlnftig integrierter sein (Stichwort Integrated Reporting) In dieser Hinsicht ist auch die umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung zu sehen

INFOBOX 23

Praxisbeispiel Umweltbezogene Gewinn- und VerlustrechnungWaumlhrend in der klassischen Gewinn- und Verlustrechnung (GampV) nur finanzielle Kenngroumlszligen wie Anlagevermoumlgen return on investment und Eigenkapitalrendite berichtet werden bleiben die umweltbezogenen Kosten verborgen Diese Externalitaumlten ndash beispielsweise Verschmutzung von Gewaumlssern Zerstoumlrung von Lebensraumlumen oder das Abwaumllzen von Verantwortung beim Klimawandel auf Folgegenerationen ndash sind als Ver-luste anzusehen die nicht durch das Unternehmen sondern von Dritten wie der Allgemeinheit oder der Natur getragen werden Getrieben von CEO Jochen Zeitz hat Puma es sich zur Aufgabe gemacht diese Kosten deutlicher aufzuzeigen und in die GampV einflieszligen zu lassen Solch eine Sichtbarmachung kann beim Einkauf der Fertigung der Produktent-wicklung oder dem Nachhaltigkeitsmanagement helfen bessere Ent-scheidungen zu treffen um so die Externalitaumlten zu minimieren Laut PUMA Environmental Profit amp Loss Account hat das Unternehmen im Jahr 2010 etwa 145 Millionen Euro an Umweltschaumlden durch Treibhaus-gasemissionen Wasserverbrauch Landnutzungsfolgen Luftverschmut-zung und Abfallerzeugung verursacht Davon entfallen nur etwa 6 auf das Kerngeschaumlft mehr als 137 Millionen Euro Umweltschaumlden ent-stehen entlang der Lieferkette Weitere Informationen httpaboutpumacomwp-contentthemesaboutPUMA_themefinancial-reportpdfEPL080212finalpdf

39WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Sie macht deutlich welche Abhaumlngigkeiten und welche Einfluumlsse ein Unternehmen hat und stellt bei der Einbeziehung der Oumlkosystem-leistungen und Integration in die externe Rechnungslegung einen be deut samen Schritt hin zur Beruumlcksichtigung von Naturkapital in Unternehmen dar Eine Offenlegung dieser Art koumlnnte einen Para dig-menwechsel einleiten Wer seine Leistung schon fruumlhzeitig ganzheit-lich misst und berichtet kann in einem sich veraumlndernden Geschaumlfts-

ABBILDUNG 21 (Foto LianeM Fotoliacom)

INFOBOX 24

Biodiversitaumlt in den Umweltmanagementzertifizierungen ISO 14001 und EMASBei EMAS muumlssen und bei ISO 14001 sollten die Auswirkun-gen auf die biologische Vielfalt beruumlcksichtigt werden Bei EMAS wird in Form des raquoFlaumlchenverbrauchslaquo ein direkter Indikator fuumlr den Habitatverlust erhoben ndash eine der Hauptursachen des Biodiver-sitaumltsverlustes Zwar kann der Flaumlchenverbrauch von unterschiedli-cher Qualitaumlt sein ndash die Bebauung einer bereits degradierten Flaumlche ist weniger kritisch als die eines intakten Oumlkosystems ndash dennoch kann dies als erster Startpunkt gewertet werden

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 40

umfeld weiterhin Spitzenleistung liefern Dies betrifft die Felder Risikomanagement Versorgungssicherheit und -produktivitaumlt wie auch Compliance und Stakeholdermanagement

UmweltmanagementEin Umweltmanagement steuert gemaumlszlig den vier Managementschrit-ten Planen Ausfuumlhren Kontrollieren und Optimieren umweltbezo-gene Unternehmenstaumltigkeiten und ermoumlglicht so eine kontinuierli-che Verbesserung der Umweltleistung Dieser Managementzyklus beruumlcksichtigt derzeit nur selten umsetzungsorien tiert die Dimensio-nen Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt

Hier kann eine Erweiterung konkret ansetzen Eine erste Feststellung des Status quo auf Basis bereits existieren der Umweltdaten ndash ergaumlnzt durch Experteneinschaumltzungen ndash ist der Anfang Anschlieszligend koumln-nen spezifische und messbare Ziele gesetzt werden was sich in die bekannten Schritte des Umweltmanagements einbinden laumlsst

RessourceneffizienzRessourceneffizienz gewinnt angesichts steigender Rohstoffpreise und -bedarfe und des groszligen Anteils den Material- und Energie kosten an den Gesamtkosten in vielen Branchen darstellen wirtschaftlich und politisch enorm an Bedeutung Zur Steigerung der Ressourceneffi-zienz liegen aktuell Programme auf nationaler wie europaumlischer Ebene vor es existieren dazu Plattformen und Initiativen Das Thema raquoRes-sourceneffizienzlaquo koumlnnen Unternehmen strategisch integrieren (zum Beispiel in ihrem Umweltmanagement) indem sie die entsprechen-den Einsatzstoffe als Naturkapital raquodeklarierenlaquo und im Ressourcen-management umfassender als bisher beruumlck sichtigen Durch den sparsamen effizienten Einsatz von Ressourcen koumlnnen oftmals Oumlko-systeme geschont werden (zum Beispiel durch ein entsprechendes

INFOBOX 25

Praxisbeispiel Integration von Biodiversitaumlt in das Ressourcen-managementUPM betreibt in Deutschland sieben Papierfabriken und verschreibt sich der nachhaltigen Forstwirtschaft und dem Schutz der Biodiversitaumlt So wird weltweit FSC- und PEFC-zertifiziertes Holz verwendet und in unter nehmenseigenen Waumlldern ein Biodiversitaumltsprogramm umge-setzt Gemeinsam mit der raquoAlliance for Water Stewardshiplaquo fuumlhrt UPM ein Pilotprojekt zum Wassermanagement durch Dies soll den Verbrauch des wasserintensiven Papierherstellungsprozesses senken und die Wie-derverwendung des Wassers erhoumlhen UPM unterstreicht mit seinemEngagement seine Position als raquoBiofore Companylaquo

41WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

INFOBOX 26

Praxisbeispiel Bewertung von Biodiversitaumlt in der Lebensmittel-branche und der LandwirtschaftEinen Schritt weiter als die Oumlkobilanzen geht das Bewertungsverfahren der BASF Mit ihrer Lebenszyklusanalyse AgBalance erfasst sie eine Viel-zahl von Nachhaltigkeitsindikatoren der Lebensmittel- und Landwirt-schaftsbranche Biologische Vielfalt flieszligt mit 8 der 69 Indikatoren in eine Punktebewertung ein so unter anderem Naumlhe zu Schutzgebieten Auskreuzungspotenzial und Oumlkotoxizitaumltspotenzial Auszligerdem werden soziale und oumlkonomische Indikatoren erfasst und somit alle drei Saumlulen der Nachhaltigkeit abgebildet Auch wenn ein Abwaumlgen zwischen unter-schiedlichen Groumlszligen wie Punkten und Euros als Messeinheiten Entschei-der vor Herausforderungen stellt ist dies doch ein wichtiger Schritt hin zur Integration von Biodiversitaumlt in Entscheidungsprozesse

Wassermanagement in Regionen mit Wasserstress) Jedoch ist Res-sourceneffizienz nicht gleichzusetzen mit Biodiversitaumlts- und Oumlko-systemschutz Neben dem sparsamen Umgang mit Ressourcen ist auch die Art der Einsatzstoffe (zum Beispiel Nutzung von nachhaltig erzeugtem Palmoumll) von Bedeutung

Der Zusammenschluss zu Brancheninitiativen ist ein Ansatz um das Thema Ressourceneffizienz ganzheitlicher und passgenauer zu be-trach ten und so die Thematik uumlber den bisherigen Fokus auf Reduzie-rung von Rohstoffverbrauch und Emissionen hinaus zu erweitern

Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten- Management Die Analyse der Wertschoumlpfungskette eines Produktes liefert immer wieder Verbesserungspotenzial und wird deshalb regelmaumlszligig durchge-fuumlhrt Dies bietet gute Ansatzpunkte fuumlr eine Untersuchung und Ver-besserung der Biodiversitaumltsperformance Eine weitere oft genutzte Analysemoumlglichkeit sind Oumlkobilanzen (Life Cycle Assessments)

Oumlkobilanzen bilden den gesamten Stoffkreislauf ab ndash und somit auch die fuumlr Biodiversitaumlt relevante Landnutzung oder Oumlkosystemleis-tungen wie die Bereitstellung von Rohstoffen die Absorption von Produktionsemissionen und die Aufnahme von Abfallprodukten An-gefangen bei eigenen Beschaffungsquellen (zum Beispiel Vertragsan-bauer von Supermaumlrkten oder Handelsmarken) bis hin zu Vorproduk-ten der Liefer an ten ndash entlang der Lieferkette verbergen sich zahlreiche Ursachen fuumlr Bio diversitaumltsverlust Fuumlr Unternehmen die Rohstoffe und Vorpro dukte aus dem Ausland beziehen ist es daher wichtig auf den Einkauf und das Lieferkettenmanagement zu achten Wichtige

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 42

Analyseschritte beinhalten Grenzwerte und Normen (in den Abbau- und Ursprungslaumlndern der Vorprodukte oftmals deutlich niedriger als in Deutschland) oder Screenings zu Wasserknappheit entlang der Lie-ferkette Darauf aufbauend ergibt sich eine detaillierte Bewertung zur Beruumlcksichtigung von Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt bei Liefe ranten

Investitions- und PlanungsprozesseInvestitionen in den Bau neuer Anlagen oder Standorte werden derzeit eher selten unter Biodiversitaumltsaspekten im betrieblichen Umwelt-management erfasst Beim Bau eines Produktionsstandorts auf der raquogruumlnen Wieselaquo spielen vor allem die Eingriffsregelung des Bun-desnaturschutzgesetztes (BNatSchG) sowie das EU-Naturschutz-recht (FFH- und Vogelschutz-Richtlinie) eine wichtige Rolle Diese Regeln erscheinen Unternehmen manchmal wider spruumlchlich ndash gerade mit Blick auf den gewollten Naturschutz Firmenareale werden auf-grund strategischer Entscheidungen zum Beispiel fuumlr den Bau von Anlagen uumlber einen laumlngeren Zeitraum brach liegen gelassen Siedelt sich daraufhin eine geschuumltzte Art auf dieser Flaumlche an koumlnnen Unter-nehmen unter Umstaumlnden nur mit hohen Auflagen dieses Gebiet er-schlieszligen und einen Neu- oder Ausbau realisieren Um solchen Ziel kon-flikten vorzubeugen bieten die zustaumlndigen Natur schutzbehoumlrden an in Dialog zu treten um gangbare Wege und Maszlignahmen auszu loten

Doch Unternehmen koumlnnen auch in Vorleistung gehen Indem zum Beispiel Brachflaumlchen und Naturraumlume belassen sowie die Funktio-nalitaumlt von aquatischen Oumlkosystemen (Gewaumlssern) erhalten werden

INFOBOX 27

Ausgleichsflaumlchen ndash Chancen fuumlr beschleunigte PlanungsprozesseGut zu wissen Laut sect16 BNatSchG kann durch Oumlkosystemschutz ein raquoGuthabenlaquo auf einem Oumlkokonto angespart werden Bei spaumlteren Ein-griffen werden diese Flaumlchen als bereits geleistete Kompensationsmaszlig-nahmen anerkannt Rheinkalk macht sich dieses Instrument zunutze Im sauerlaumlndischen Houmlnnetal dient nur ein Teil des Grundbesitzes dem Kalksteinabbau Weite Teile des Areals hingegen stehen dank nicht-oumlkonomischer Waldnutzung dem Naturschutz temporaumlr zur Verfuumlgung oder werden je nach Management und naturschutzfachlicher Einschaumlt-zung einem Oumlkokonto zugeschrieben das als Kompensationsleistung fuumlr zu erwartende Eingriffe agiert Waumlhrend auf der einen Seite pro-aktiv Arten- und Oumlkosystemschutz ermoumlglicht wird profitiert Rheinkalk von einem beschleunigten Planungsprozess vermiedener Buumlrokratie und somit geringeren Kosten (wwwrheinkalkdepdfVerantwortung_Fuer_Mensch_und_Naturpdf Seite 24)

43WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

koumlnnen etwaige Kompensationsmaszlignahmen im Rahmen der Ein griffs -regelung vermieden werden Zudem koumlnnen Ergebnisse der teils obli-gatorischen Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung (UVP) der Strategischen

INFOBOX 28

Praxisbeispiel ZielkonflikteBiologische Vielfalt spielt in Steinbruumlchen Baggerseen und Kiesgruben eine wichtige Rolle Die Steine- und Erdenindustrie engagiert sich in zahlreichen Projekten zur Foumlrderung der biologischen Vielfalt Neben der Erarbeitung von Biodiversitaumltsindikatoren und einer Biodiversitaumlts-Datenbank zaumlhlen hierzu zahlreiche gemeinsame Projekte mit Umwelt-verbaumlnden

raquoLeider werden der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt in den Abbaustaumltten ausgerechnet durch das Naturschutzrecht selbst eingeschraumlnkt Wer zum Beispiel ein Laichgewaumlsser fuumlr die Gelbbauch-unke auf einem Rohbodenstandort anlegt oder eine Steilwand fuumlr die Uferschwalbe herrichtet der laumluft Gefahr dass die weitere Bewirt-schaftung der Flaumlchen deutlich eingeschraumlnkt wird Der statische An-satz im Naturschutzrecht verhindert damit leider vielerorts die Aus-schoumlpfung von Synergieeffekten von Gesteinsabbau und Naturschutz Die Steine- und Erdenindustrie jedenfalls ist zur Foumlrderung der biolo-gischen Vielfalt bereit und setzt sich auch weiterhin fuumlr praktikable Loumlsungen einlaquo (Diplom-Biologe Thomas Beiszligwenger Hauptgeschaumlfts-fuumlhrer Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

ABBILDUNG 22 (Foto Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

INFOBOX 29

Praxisbeispiel Management von LiegenschaftenFraport die Betreibergesellschaft des Frankfurter Flughafens formuliert in seiner unternehmenseigenen Biodiversitaumltsstrategie Grundsaumltze zur Biodiversitaumlt Darin wird festgehalten dass sich Flugbetrieb und der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt ndash uumlber gesetz liche Anforderungen wie zum Beispiel Eingriffsregelung hinaus ndash vereinbaren lassen So wird unter anderem auf dem Gelaumlnde des Flughafens ein For-schungsprojekt zum Bienen-Monitoring unterstuumltzt das wichtige Infor-mationen uumlber die Schadstoffsituation liefert Gleich zeitig werden im Rhein-Main-Gebiet gezielt Naturschutzvorhaben gefoumlrdert so zum Bei-spiel der Erhalt von raquoAltholzinselnlaquo im Kinzigtal oder die Pflege von Streuobstwiesen im Maintal (wwwfraportdecontentfraport-agdenachhaltigkeitumweltnatur--und-ressourcenschutz0html und verglei-che auch die dort bereitgestellten PDF-Dokumente)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 44

Legende Naumlhe zum Kerngeschaumlft Merkmalsauspraumlgung Geringer Bezug Mittel o Trifft zu x Mittlerer Bezug Stark + Starker Bezug Sehr stark + +

ABBILDUNG 23 Handlungsan-saumltze zur Integration von Biodiversi-taumlt in Unternehmen am Beispiel eines Industrie- und Konsumguumlter-unternehmens (Grafik PwC)

INFOBOX 30

Handlungsansaumltze zur Integration von Biodiversitaumlt in UnternehmenDie vorgestellten sechs Handlungsansaumltze werden hier systematisch zusammengefasst am Beispiel der Indus trie- und Konsumguumlterbranche dargestellt Diese Systematik kann allen Unternehmen als Pruumlfrahmen dienen ihr spezifisches Profil zur Beruumlcksichtigung von biologischer Viel-falt Oumlkosystemen und deren Leistungen (Naturkapital) zu entwickeln

Die Abbildung verdeutlicht die Wirkung der verschiedenen Handlungs-ansaumltze beispielhaft im Hinblick auf die vier Werttreiber Risiken senken Kosten reduzieren Maumlrkte und Kunden erschlieszligen und Reputation steigern

Waumlhrend die farbliche Hinterlegung die Naumlhe zum Kerngeschaumlft andeutet geben die Spalten auf der rechten Seite Informationen uumlber den Beitrag zum Schutz der biologischen Vielfalt sowie zur moumlglichen Umsetzungskomplexitaumlt wieder Es wird deutlich dass es durchaus ein-fache Maszlignahmen gibt die eine Wirkung zeigen

Werttreiber

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Integration von Biodiversitaumltsaspekten in hellip

Beitrag zum Schutz des Natur kapitals

Umsetzungsshy komplexitaumlt

x x x 1) Unternehmerischer Verantwortung (Corporate Responsibility) o + o

x x x 2) Berichterstattung (inkl umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung) o +

x x 3) Umweltmanagement inkl Liegenschafts-management o + +

x x 4) Maszlignahmen zur Steigerung der Ressourcen-effizienz + + + +

x x x 5) Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten-Management + + + +

x x 6) Investitions- und Planungsprozesse + o +

45WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Des Weiteren ist erkennbar dass die Integration von Biodiversitaumlt in Aus-wahl- und Entscheidungsprozesse vor allem im Bereich Ressourceneffi-zienz Lieferketten-Management und Investitions- und Planungsprozesse zu Win-win-Situationen fuumlhren kann Dabei sollte bei der Auswahl der Ansaumltze und Methoden aber immer das Kerngeschaumlft des Unterneh-mens im Vordergrund stehen ndash hier kann ein erster Check die weitere Schwerpunktsetzung unterstuumltzen Auch die Integration ins klassische Umweltmanagement stellt einen Schritt zur Beruumlcksichtigung von Bio-diversitaumlt dar ndash und zwar verbunden mit einem maumlszligigen Aufwand

Umweltpruumlfung (SUP) und der FFH Vertraumlglichkeitspruumlfung (FFH VP) guumlnstiger ausfallen Auflagen der Nachbesserung reduziert dadurch Kosten eingespart und ein reibungsloser Planungs- und Bauprozess beguumlnstigt werden

Abschlieszligend gilt es die Integration von Biodiversitaumlt auch in flankie-renden operationellen Einheiten voranzutreiben Dies betrifft beson-ders Forschung und Entwicklung sowie Kommunikation Dabei sollen die Themen erfolgreich sowohl nach innen als auch nach auszligen also zu Kunden Lieferanten und anderen Interessengruppen kommuni-ziert und in eine entsprechende Berichterstattung integriert werden

AUSBLICK5

WIR KOumlNNEN DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER WIRTSCHAFT NUR ERHALTEN WENN WIR DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER NATUR ERHALTEN DAFUumlR IST EINE VIELFALT AN LEBENSshy RAumlUMEN UND ARTEN VON ENTSCHEIDENDER BEDEUTUNG DEREN SCHUTZ MUSS DESHALB VIEL STAumlRKER IN DEN WERTSCHOumlPFUNGSPROZESSEN BERUumlCKSICHTIGT WERDEN

ALEXANDER BARTELT ABTEILUNGS-

LEITER KLIMASCHUTZ UND NACHHAL -

TIGE PRO DUKTE DER OTTO GROUP

VORSTANDSVORSITZENDER raquoBIODIVER-

SITY IN GOOD COMPANYlaquo- INITIATIVE

Es ist an der Zeit die Aspekte von Naturkapital in das unterneh-merische Handeln zu integrieren Nutzen Sie die vielfaumlltigen Ansatz-punkte die im Rahmen der Broschuumlre aufgezeigt wurden und beginnen Sie Ihre unternehmerischen Aktivitaumlten zu erweitern In Deutsch-land gibt es viele Initiativen und Ansaumltze die einen Einstieg in die The-men Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungen erleich tern Nutzen Sie diese Initiativen fuumlr einen Austausch mit anderen Unter-nehmen und uumlber die dort bereits gemachten Erfahrungen (siehe dazu auch Kapitel 6)

Die Initiative raquoBiodiversity in Good Companylaquo ist ein Zusammen-schluss von Unternehmen die gemeinsam fuumlr den Schutz der

biologischen Vielfalt eintreten Der branchenuumlbergreifenden Initiative gehoumlren kleine mittlere und groszlige Unternehmen an Die Mitglieder der raquoBiodiversity in Good Companylaquo-Initiative unterstuumlt-zen das freiwillige Engagement der Wirtschaft fuumlr den Schutz der biologischen Vielfalt Sie arbeiten an Innovationen und Investitio-nen damit naturvertraumlgliche Technologien Produkte und Dienst-leistungen verstaumlrkt ihren Weg in die Maumlrkte finden Die Initiative

47AUSBLICK

traumlgt dazu bei den Privatsektor in die Verwirklichung der Ziele der Konvention uumlber die biologische Vielfalt und der Nationalen

Strategie zur biologischen Vielfalt staumlrker einzubinden

Auch im Rahmen von econsense ndash einem Zusammenschluss fuumlhren-der global agierender Unternehmen und Organisationen der deut-schen Wirtschaft zu den Themen nachhaltige Entwicklung und Cor-porate Social Responsibility (CSR) ndash wird der Themenbereich im Rahmen der Arbeitsgruppe raquoBiodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungenlaquo begleitet Die Mitgliedsunternehmen setzten sich intensiv mit dem Erhalt und der Entwicklung der biologischen Vielfalt auseinander und nutzen econsense als Plattform zum Austausch und zur Diskus-sion von praktischen Managementinstrumenten

Engagieren Sie sich im Projekt raquoUnternehmen Biologische Vielfalt 2020laquo einer Dialog- und Aktionsplattform des Bundesumweltminis-teriums gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der deutschen Wirtschaft und von Naturschutzverbaumlnden die einen fortlaufenden Austausch erlaubt und konkrete Aktivitaumlten zur Umsetzung der Nati-onalen Strategie zur biologischen Vielfalt auf den Weg bringt Folgende Themenfelder stehen dabei im Fokus Informationen zur biologischen Vielfalt fuumlr Unternehmen Biologische Vielfalt im betrieblichen Umweltmanagement Biologische Vielfalt und Naturschutzrecht Kommunikation von Unternehmen nach auszligen Finanzierung von Naturschutzprojekten Maumlrkte Chancen erkennen und entwickeln Netzwerkbildung

Die kuumlnftige Leistungsfaumlhigkeit der Wirtschaft wird von der Leis-tungsfaumlhigkeit des Naturkapitals abhaumlngen Der Erhalt der Leistungs-faumlhigkeit unseres Naturkapitals erfordert die gebuumlndelten Kraumlfte von Unternehmen Politik und Gesellschaft raquoNatur kapital Deutschland ndash TEEB DElaquo zeigt dass sich dies auch wirtschaftlich lohnt Lassen Sie uns diese Chance gemeinsam wahrnehmen

ABBILDUNG 24 (Foto morrbyte Fotoliacom)

6 WEITERFUumlHRENDE INFORMATIONEN

PROJEKT raquoNATURKAPITAL DEUTSCHLAND ndash TEEB DElaquoDiese Broschuumlre ist Teil des Projekts raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo in dessen Rahmen bis zum Jahr 2015 folgende vier Berichte erscheinen (Arbeitstitel) raquoKlimapolitik und Naturkapital Synergien und Konfliktelaquo raquoOumlkosystemleistungen und Entwicklung laumlndlicher Raumlumelaquo raquoNaturleistungen in der Stadt Gesundheit schuumltzen und

Lebensqualitaumlt erhoumlhenlaquo raquoNaturkapital Deutschland Neue Handlungsoptionen

ergreifen ndash eine Syntheselaquo

Bereits erschienen ist die Broschuumlre raquoDer Wert der Natur fuumlr Wirt-schaft und Gesellschaft ndash Eine Einfuumlhrunglaquo wwwnaturkapital-teebde

Soweit Praxisbeispiele und Statements nicht gesondert gekennzeich-net wurden sind diese speziell fuumlr raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo erstellt worden

Leitfaumlden Handlungsmoumlglichkeiten fuumlr Unternehmen BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012)Biodiversitaumlt im unterneh-

merischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Umfangrei-che aber dennoch leicht zu erfassende und praxisnahe Broschuumlre zu Maszlignahmen rund um den betrieblichen Biodiversitaumltsschutz Mit zahl-reichen Umsetzungstipps und Hinweisen auf weiterfuumlhrende Lite ra-tur und Webseiten

49WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

www2leuphanadeumanagementcsmcontentnamadownloads download_publikationenBestaendig20Wuczkowski_Biodiversitaet 20im20unternehmerischen20Nachhaltigkeitsmanagement_neupdf

HOUDET J (HRSG) (2008 UumlBERARBEITET 2010) Integrating bio-diversity into business strategies The Biodiversity Accountability Framework Sehr umfangreiche Publikation (knapp 400 Seiten) uumlber Bio di versitaumlt und Unternehmen beginnend bei den Grundlagen 23 In dikatoren (Business and Biodiversity Independence Indicators) sind Grundlage fuumlr die Bewertung der Biodiversitaumltsleistung von Unter-nehmen Mit zahlreichen Beispielen Regionaler Fokus Frankreichwwworeeorg_scriptntsp-document-file_downloadphp document_id=1063ampdocument_file_id=1070

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement ndash Ein Leitfaden fuumlr die betriebliche Praxis Umsetzungsorientiertes Handbuch zur Einbindung von Biodiversi-

taumlt in das bestehende (Umwelt)-Management inklusive zahlreicher Vorschlaumlge fuumlr Maszlignahmen und Instrumente sowie Zuordnung zu Handlungsfeldern und Funktionsbereichen httpwwwbmudeN46143

TEEB (2012) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Busi-ness and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York Bericht fuumlr Unternehmen der internationalen TEEB-Studie Ins-pirierende teils generische Heranfuumlhrung an die Bedeutung von Bio-diversitaumlt an Unternehmen mit Beispielen aus aller Welt Excutive summary unter wwwteebweborg

UN GLOBAL COMPACT AND IUCN (2012) A Framework for Corpo rate Action on Biodiversity and Ecosystem Services Uumlberblicksbro schuumlre zu Biodiversitaumlt und Unternehmen Adressierte Themen Treiber Risi-ken amp Chancen Corporate Governance Management (inkl Vermei-dungs-Hierarchie) Stakeholder-Engagement und Berichter stattungwwwunglobalcompactorgdocsissues_docEnvironmentBES_Frameworkpdf

WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD) (2011) Handbuch zur unternehmerischen Bewertung von Oumlkosystemdienstleistungen (CEV) Ein Rahmenwerk zur Erleichterung unternehmerischer Entscheidungsfindung Generisches Hand buch fuumlr die Durchfuumlhrung einer unternehmensinternen Bewertung von Biodiversitaumlt (breites Werteverstaumlndnis) mit Handreichungen zu vor-gelagerten Abwaumlgungen wwweconsensedesitesallfilesWBCSD_Handbuch_CEVpdf

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 50

WORLD RESOURCE INSTITUTE (WRI) (2012) Corporate Ecosystem Services Review ndash Version 20 Handbuch zur systematischen Erfas-sung von biodiversitaumltsbezogenen Risiko- und Handlungsfeldern Schrittweises Vorgehen inkl Vorschlaumlgen fuumlr die Erfassung und Doku-mentation des Prozesses wwwwriorgpublicationcorporate-ecosystem-services-review

Allgemein Oumlkosysteme Biodiversitaumlt und Wirtschaft JESSEL B TSCHIMPKE O UND WALSER M (2009) Produktivkraft

Natur Hamburg Praumlgnante Beispiele fuumlr die Quantifizierung von wirtschaftlich relevanten Nutzungen der Natur in Arbeitsplaumltzen Umsaumltzen oder vermiedenen Kostenwwwnaturkapital-teebdefileadminDownloadsProduktivkraft Naturpdf

MILLENNIUM ECOSYSTEM ASSESSMENT (2005) Ecosystems and Human Well-Being ndash Synthesis Synthese der mehr als 1000 Seiten fassenden wissenschaftlichen Studie uumlber die oumlkologischen und gesell-schaftlichen Zusammenhaumlnge sowie Zustand und Trends des Verlus-tes der biologischen Vielfalt und die Bedeutung der Oumlkosystemleis-tungen fuumlr den Menschenwwwmaweborgdocumentsdocument356aspxpdf

TEEB (2010) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integ-rieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz (Hrsg) Bonn Zusam-menfassung der Ergebnisse der internationalen TEEB Studie Synthese der Berichte fuumlr internationale Politiker lokale und regionale Ent-scheider sowie Unternehmen wwwteebweborg

Kartenmaterial Frageboumlgen und Tools PROTECTEDPLANETNET Weltweite kartengestuumltzte Darstellung von

Schutzgebieten basierend auf den Daten der World Database of Pro-tected Areas (WDPA) und der Weltnaturschutzorganisation (IUCN) wwwprotectedplanetnet

BFNshySCHUTZGEBIETSKARTE Interaktive Karte des Bundesamtes fuumlr Naturschutz mit allen deutschen Schutzgebieten wwwgeodienstebfndeschutzgebiete

CHECKLISTEN DER DEUTSCHEN BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIAshyTIVE Fragenkatalog zur Erstellung einer Selbsteinschaumltzung bezuumlg-lich potenzieller Risiken hinsichtlich Biodiversitaumlt und Oumlkosystem-leistungen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

51WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

INTEGRATED BIODIVERSITY ASSESSMENT TOOL (IBAT) Kostenpflich-tige Anwendung zur Bewertung standortbezogener Biodiversitaumlts-risiken (Fokus Schutzgebiete und Biodiversity Hot Spots) GIS-(Karten)- basiert wwwibatforbusinessorg

Fallbeispiele und Publikationssammlung WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD)

(2012) Biodiversity and ecosystem services ndash scaling up business solutions Company case studies that help achieve global biodiversity targetswwwwbcsdorgPagesEDocumentEDocumentDetailsaspxID=14923ampNoSearchContextKey=true

UNITED NATIONS ENVIRONMENT PROGRAM FINANCE INITIATIVE (UNEP FI) Publikationen zu biodiversitaumltsbezogenen Chancen Risiken und Handlungsoptionen der Finanzbranche wwwunepfiorgpublicationsbiodiversityindexhtml

CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (CBD) BUSINESS PROGRAMM Fallstudien und Publikationen zu Beruumlhrungspunkten und Leuchtturm-projekten zum Erhalt der biologischen Vielfalt wwwcbdintenbusiness

ECOSYSTEM MARKETPLACE Nachrichtenportal von Forest Trends rund um Biodiversitaumlts- Wasser- und CO2-Maumlrkte wwwecosystemmarketplacecom

Strategien auf politischer Ebene NATIONALE STRATEGIE ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT (2007) Deutsch-

lands Strategie zur Umsetzung der Konvention uumlber die biolo gische Vielfalt wwwbmudeN40333

INFORMATIONSPORTAL DES BUNDESAMTES FUumlR NATURSCHUTZ ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT Mit Nachrichten Informationen Veranstal-tungshinweisen und weiterfuumlhrenden Materialien wwwbiologische-vielfaltde

EUshyBIODIVERSITAumlTSSTRATEGIE FUumlR 2020 Diese EU-Strategie enthaumllt Ziele zum Erhalt von Biodiversitaumlt sowie von Oumlkosystemen und deren Leistungen (raquoNaturkapitallaquo) bis 2020httpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversitycomm20062020htm

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 52

GLOBALE BIODIVERSITAumlTSZIELE Der raquoStrategische Plan 2011 ndash 2020laquo des Internationalen Uumlbereinkommens zur biologischen Vielfalt (CBD) enthaumllt auch Ziele zu Oumlkosystemen und deren Leistungen sowie zum Wert der biologischen VielfaltwwwcbdintdocdecisionsCOP-10cop-10-dec-02-enpdf

Initiativen DEUTSCHE BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIATIVE ndash raquoBIODIVERSITY

IN GOOD COMPANYlaquoshy INITIATIVE Zusammenschluss vor allem deut-scher Unternehmen mit dem Ziel die Integration von Biodiversitaumlt in unternehmerische Entscheidungen voranzutreiben wwwbusiness-and-biodiversityde

EUROPAumlISCHE raquoBUSINESS AND BIODIVERSITY CAMPAIGNlaquo Europa-weite Plattform fuumlr Unternehmen mit dem Ziel Ansaumltze fuumlr ein Biodi-versitaumltsmanagement zu entwickeln und umzusetzen wwwbusiness-biodiversityeu

NATURAL CAPITAL DECLARATION Erklaumlrung einzelner Akteure des Finanzsektors Naturkapital in Finanzprodukten und -dienstleistungen zu beruumlcksichtigen wwwnaturalcapitaldeclarationorg

TEEB FOR BUSINESS COALITION Initiative zur Vereinheitlichung der Bilanzierung von Naturkapital im Unternehmen httpteebforbusinessorg

GLOSSAR 53

GLOSSAR

ARTENVIELFALTDiversitaumlt (Vielfalt) biologischer Arten in einem Lebensraum Artenviel-falt ist neben genetischer Vielfalt und Diversitaumlt der Oumlkosysteme ein Teil-aspekt der biologischen Vielfalt

BASISLEISTUNGENGrundlegende Leistungen der Oumlkosysteme wie zum Beispiel Photosyn-these oder Stickstoffbindung von Knoumlllchenbakterien welche die Voraus-setzung fuumlr alle anderen Leistungen der Oumlkosysteme sind

BIODIVERSITAumlT Biologische Vielfalt

BIOLOGISCHE VIELFALT Die Vielfalt des Lebens auf unserer Erde (oder Biodiversitaumlt) ist die Varia-bilitaumlt lebender Organismen und der von ihnen gebildeten oumlkologischen Komplexe Sie umfasst drei Ebenen 1) die Vielfalt an Oumlkosystemen bezie-hungsweise Lebensgemeinschaften Lebensraumlumen und Landschaften 2) die Artenvielfalt und 3) die genetische Vielfalt innerhalb der verschie-denen Arten

EINGRIFFSREGELUNG Instrument des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatschG sectsect 13 ff) das die Bewaumlltigung von Eingriffen in Natur und Landschaft regelt (Vermeidung und Kompensation)

EMAS Betriebliches Umweltmanagementsystem (Eco Management and Audit Scheme) nach der Verordnung (EG) Nr 12212009 uumlber die freiwillige Teil-nahme von Organisationen an einem Gemeinschaftssystem fuumlr Umwelt-management und Umweltbetriebspruumlfung (ABl EG L 342 v 22122009 S 1) Schwerpunkte sind die kontinuierliche Verbesserung der Umwelt-leistung die Umwelterklaumlrung und Umweltrechtskonformitaumlt

GEBIETSFREMDE ARTENAuch invasive Arten oder Neobiota Tier- und Pflanzenarten die durch Einfuhr (beabsichtigt) oder Einschleppung (unbeabsichtigt) in einem fuumlr sie nicht natuumlrlichen Lebensraum leben Einige gebietsfremde Arten ver-breiten sich aufgrund mangelnder Feinde physiologischer Eigenschaften (Wachstumsgeschwindigkeit Wasserbedarf) oder aumlhnlich invasiv und verdraumlngen einheimische Arten In einigen Faumlllen entstehen durch sie erheb liche Nachteile fuumlr Mensch (Gesundheitsbeeintraumlchtigungen wie zum Beispiel Allergien) und Oumlkosysteme (Degradation)

INWERTSETZUNGBuumlndel von Maszlignahmen um den Nutzen von Biodiversitaumlt und Oumlkosys-temleistungen fuumlr die Gesellschaft relevant und erfahrbar werden zu las-sen Dies geschieht durch (oumlkonomische) Bewertung und oder Integra-tion in Marktentscheidungen ndash zum Beispiel in Form von naturorientierten Angeboten Anreizen oder der Schaffung von Maumlrkten fuumlr Biodiversitaumlt ndash sowie in gesellschaftliche und private Entscheidungen

54 DIEUNTERNEHMENSPERSPEKTIVEndashNEUEHERAUSFORDERUNGEN

ISO 14001 Betriebliches Umweltmanagementsystem nach DIN EN ISO 140012004 + AC 2009 (Ausgabe 112009) Schwerpunkt liegt in der Verbesserung des Umweltmanagementsystems

KONVENTION UumlBER DIE BIOLOGISCHE VIELFALT (ENGL CONVENTION ON BIO LOGICAL DIVERSITY ndash CBD)

Uumlbereinkunft von 168 Staaten (Unterzeichner Stand 12122012) uumlber die biologische Vielfalt Darin werden der Verlust der biologischen Vielfalt als Herausforderung anerkannt und Ziele zu ihrer Erhaltung formuliert Diese sind 1) Schutz der biologischen Vielfalt 2) Nachhaltige Nutzung ihrer Bestandteile und 3) Zugangsregelung und gerechter Ausgleich von Vor-teilen welche aus der Nutzung genetischer Ressourcen entstehen

KULTURELLE OumlKOSYSTEMshy LEISTUNGEN

Leistungen von Oumlkosystemen mit Wirkung und Bedeutung fuumlr Erholung aumlsthetisches Empfinden spirituelle Erfahrungen soziale Funktionen kul-turelle Identitaumlt Heimatgefuumlhl Wissen und Erkenntnis

MONETARISISERUNG Beimesssung eines Wertes in Geldeinheiten Die Umweltoumlkonomie hat dazu mehrere Verfahren der Monetarisierung entwickelt

NATURKAPITAL Oumlkonomischer Begriff fuumlr den begrenzten Vorrat an physischen und bio-logischen Ressourcen der Erde und die begrenzte Bereitstellung von Guumltern und Leistungen durch Oumlkosysteme

OumlKOSYSTEM Bezeichnet die Bestandteile eines abgegrenzten Naturraumes (zum Beispiel niedersaumlchsisches Wattenmeer) oder eines bestimmten Natur-raumtyps (zum Beispiel naumlhrstoffarmes Flieszliggewaumlsser) und deren Wech-selwirkungen Der Begriff kann sich auf verschiedene raumlumliche Ebenen (lokal regional) beziehen und umfasst sowohl (halb-)natuumlrliche (zum Bei-spiel ungestoumlrte Hochmoore) und naturnahe (zum Beispiel Kalkmager-rasen) als auch vom Menschen gepraumlgte Oumlkosysteme (zum Beispiel Agrar oumlkosysteme)

OumlKOSYSTEMFUNKTIONEN Umfassen alle physikalischen chemischen und biologischen Prozesse und Wechselwirkungen die in verschiedenen Oumlkosystemen stattfinden

OumlKOSYSTEMLEISTUNGEN Bezeichnen direkte und indirekte Beitraumlge von Oumlkosystemen zum mensch-lichen Wohlergehen das heiszligt Leistungen und Guumlter die dem Menschen einen direkten oder indirekten wirtschaftlichen materiellen gesundheit-lichen oder psychischen Nutzen bringen In Abgrenzung zum Begriff Oumlko-systemfunktion entsteht der Begriff Oumlkosystemleistung aus einer anth-ropozentrischen Perspektive und ist an einen Nutzen des Oumlkosystems fuumlr den Menschen gebunden Der Begriff ist identisch mit den haumlufig verwen-deten Begriffen raquoOumlkosystemdienstleistunglaquo und raquooumlkosystemare Guumlter und Leistungenlaquo und entspricht dem englischen Begriff der raquoecosystem serviceslaquo

55

REGULIERUNGSLEISTUNGENFunktionen von Oumlkosystemen die auf (andere) Elemente und Prozesse von Oumlkosystemen einwirken die (direkten) Nutzen fuumlr den Menschen haben zum Beispiel die Filterwirkung von Bodenschichten auf die Grund-wasserqualitaumlt oder der Beitrag einer Hecke zur Verringerung der Boden-erosion

GLOSSAR

RESILIENZ (VON OumlKOSYSTEMEN)

Resilienz ist die Faumlhigkeit eines Oumlkosystems trotz aumluszligerer Stoumlrungen seine Funktionen und damit seine Oumlkosystemleistungen aufrecht zu erhalten Es wird davon ausgegangen dass die Resilienz stark mit der in dem Oumlko-system vorherrschenden biologischen Vielfalt korreliert

TEEBThe Economics of Ecosystems and Biodiversity Die internationale TEEB-Studie wurde von Deutschland im Rahmen seiner G8-Praumlsidentschaft im Jahr 2007 gemeinsam mit der EU-Kommission initiiert und mithilfe zahlreicher weiterer Institutionen unter der Schirmherrschaft des Um-weltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) durchgefuumlhrt Ziel der TEEB-Studie war es den oumlkonomischen Wert der Leistungen der Natur ein zuschaumltzen die wirtschaftlichen Auswirkungen der Schaumldigung von Oumlkosystemen zu erfassen und ausgehend davon die Kosten eines Nicht-Handelns zu beziffern Leiter der Studie war der indische Oumlkonom Pavan Sukhdev Im Rahmen der Studie wurden verschiedene Berichte veroumlffent-licht Derzeit wird unter Leitung von UNEP ein Nachfolgeprozess organi-siert um die Durchfuumlhrung von nationalen regionalen lokalen und sek-toralen Studien zum Thema anzuregen und zu foumlrdern

VERSORGUNGSLEISTUNGENBezeichnen meist marktfaumlhige Guumlter die von oder mithilfe von Oumlkosyste-men produziert werden (zum Beispiel Nahrung Frischwasser Feuer- und Bauholz) Teilweise ist ein erheblicher Beitrag von (Human-)Kapital und Arbeit notwendig um diese Guumlter zu erstellen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 56

QUELLEN

BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012) Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Centre for Sustainability Management Luumlneburg

BORN W u a (2012) Gesundheitskosten der Beifuszlig-Ambrosie in Deutschland In Umweltmedizin in Forschung und Praxis 17 (2) S 71 ndash 80

DER BUND (2009) Invasive Muscheln verstopfen Leitungen Von Fabio Bergamin Onlineausgabe Zuletzt aktualisiert am 31072009 httpwwwderbundchzeitungenwissenInvasive-Muscheln-verstopfen-Leitungenstory29662360

DEUTSCHER IMKERBUND EV Internetauftritt des Deutschen Imkerbund e V vom 12122012 httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpbienen-und- bestaeubungsleistung und httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpzahlen-die-zaehlen

EUROPAumlISCHE KOMMISSION (2009) Fact Sheet Gebietsfremde invasive Arten httpeceuropaeuenvironmentpubspdffactsheetsInvasive20Alien20SpeciesInvasive_Alien_DEpdf

FAO ndash FOOD AND AGRICULTURE ORGANIZATION OF THE UNITED NATIONS (2010) Global Forest Resource Assessment 2010wwwfaoorgforestryfrafra2010en

GARCIacuteAshyTORRES L u a (2001) Conservation agriculture in Europe Current status and perspectives In Garcia-Torres L Benites J and Martiacutenez-Vilela A (Hrsg) Conservation Agriculture A World-wide Challenge 1st World Congress on Conservation Agriculture Madrid 1 ndash 5 October 2001 Vol I Keynote Contributions XUL Cordoba Spain S 79 ndash 83

IAASTD ndash INTERNATIONAL ASSESSMENT OF AGRICULTURAL KNOWLEDGE SCIENCE AND TECHNOLOGY FOR DEVELOPMENT (2008) Global ReportwwwagassessmentorgreportsIAASTDENAgriculture20at20a20Crossroads_Global20Report20(English)pdf

KREIBICH H MUumlLLER M (2005) Private Vorsorgemaszlignahmen koumlnnen Hochwasserschaumlden reduzieren Schadensprisma Heft 1 2005 httpwwwschadenprismadepdfsp_2005_1_1pdf

57QUELLEN

LENZEN M u a (2012) International trade drives biodiversity threats in developing nations Nature 486109 ndash 112 Doi101038nature11145

PWC ndash PRICEWATERHOUSECOOPERS (2012) PwC Rio+20 Sustain ability pulse poll How do the public and CEO opinions differ on Rio+20 issues

REWE GROUP (2010) Pressemitteilung raquoBodensee-Obstbauern engagieren sich fuumlr Biodiversitaumltlaquo wwwrewe-groupcompressepressemeldungenpressemeldung-detail articlebodensee-obstbauern-engagieren-sich-fuer-biodiversitaet

SCBD ndash SECRETARIAT OF THE CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (2009) business2010 A magazine on business amp bio- diversity June 2009 Volume 4 ndash Issue 1 httpwwwcbdintdocnewslettersnews-biz-2009-06-enpdf

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement Ein Leitfaden fuumlr die betrieb-liche Praxis BerlinwwwbmudeN46143

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DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 58

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ZEITZ J PUMA Pressemitteilung vom 16112011 httpaboutpumacompuma-completes-first-environmental-profit-and-loss-account-which-values-impacts-at-e-145-million

  • Die Unternehmensperspektive
  • Impressum
  • Inhaltsverzeichnis
  • Vorworte
  • Biodiversitaumlt und Oumlkoshysystemleistungen ndash Erweiterung der unternehmerischen Sicht
  • Warum die Wirtschaft gefragt ist ndash Treiber Chancen und Risiken
  • Entwicklungen und Trends ndash was auf Unternehmen zukommt
  • Wie Unternehmen taumltig werden koumlnnen
  • Ausblick
  • Weiterfuumlhrende Informationen
  • QUELLEN

13BIODIVERSITAumlTUNDOumlKOSYSTEMLEISTUNGENndashERWEITERUNGDERUNTERNEHMERISCHENSICHT

wirtschaftlichen Produktivitaumlt Es wird zwischen physischen Guumltern (Versorgungsleistungen) und regulierenden und kulturellen raquoLeistun-genlaquo unterschieden

Die biologische Vielfalt traumlgt dazu bei dass die Leistungen der Oumlko-systeme nicht abreiszligen ndash und unterstuumltzt somit die Wertschoumlpfung zahlreicher Unternehmen Die Natur ist neben dem Sach- und Human-kapital Grundlage des Wirtschaftens Im oumlkonomischen Sinn kann Natur daher als raquoKapitallaquo aufgefasst werden ihre Leistungen stellen eine raquoDividendelaquo dar Dieses Kapital wird durch verschiedene Nut-zungen und Veraumlnderungen beansprucht Ein vorausschauender Um-gang mit dem Naturkapital ist geboten um ndash wie auch beim Sach- Finanz- und Humankapital ndash den Kapitalstock nicht aufzuzehren

ABBILDUNG 2 Alternative fuumlr die Biogasanlage Die verschiedenen Pflanzen dieser raquoSaatmischunglaquo sind geeignet fuumlr Biogasanlagen und bieten im Gegensatz zum Energie-maisanbau zusaumltzlich Nahrung fuumlr eine hohe Vielfalt an Insekten(Foto Christoph Moning)

INFOBOX 3

Biologische Vielfalt (kurz Biodiversitaumlt) beschreibt die Vielfalt der Lebensraumlume ndash die Oumlkosysteme die Vielfalt der Arten und die genetische Vielfalt innerhalb der Arten

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 14

GRUumlNDE DES VERLUSTES VON BIOLOGISCHER VIELFALT UND OumlKOSYSTEMLEISTUNGENDie deutsche Wirtschaft kann im Bereich des Umweltschutzes groszlige Erfolge vorweisen Dadurch leistet sie auch einen Beitrag fuumlr die Erhal-tung und den Schutz der biologischen Vielfalt und von Oumlkosystem-leistungen Emissionen konnten beispielsweise stark vermindert wer-den Dennoch gibt es weiterhin Handlungsbedarf

ABBILDUNG 4 Biologische Viel- falt Oumlkosystemleistungen und deren oumlkonomische Werte Die angegebenen Werte sind jeweils als beispielhafte Mindestwerte zu verstehen da andere Werte ndash zum Beispiel der Wert der Erholung ndash nicht erfasst sind Quellen befinden sich im Anhang

ABBILDUNG 3 (Foto Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

NATURK APITAL

Biologische Vielfalt Oumlkosystemleistungen (beispielhafte Auswahl)

Ausgewaumlhlte oumlkonomische Werte (beispielhaft)

Vielfalt der OumlkosystemeErholungWasserregulationCO2-Speicher

Wasserruumlckhaltung amp Hochwasserschutz Volkswirtschaftliche Schaumlden des Elbe-

Hochwassers 2002 mehr als 11 Milliarden Euro (Kreibich und Muumlller 2005)

Kosten der 1998 durch Entwaldung verursachten Uumlber-schwemmungen in Bangladesch China Korea Indien und Vietnam 23 Milliarden US-Dollar (UNESCAP 1999)

Bodenerosion Kosten der Bodenerosion in Europa

53 Euro pro Hektar Jahr (Garciacutea-Torres u a 2001)

Artenvielfalt

Nahrung Holz Brennstoffe Inspiration fuumlr DesignBestaumlubung

Bestaumlubungsleistungen 85 der landwirtschaftlichen Ertraumlge im Pflanzen- und

Obstbau haumlngen in Deutschland von der Bestaumlubung durch Honigbienen ab Geschaumltzter Wert 2 Milliarden Euro (Deutscher Imkerbund e V 2012)

Genetische Vielfalt

Medizinische ProdukteResistenz gegenuumlber Krankheiten Anpassungs faumlhigkeit an natuumlrliche und anthropo-gene Veraumlnderungen

Nutzung genetischer Ressourcen 25 ndash 50 des US-amerikanischen Marktes fuumlr Pharma -

zeutika beruhen auf der Nutzung von natuumlrlichen gene- tischen Ressourcen dies entspricht einem Volumen von 640 Milliarden US-Dollar (TEEB 2009)

15BIODIVERSITAumlTUNDOumlKOSYSTEMLEISTUNGENndashERWEITERUNGDERUNTERNEHMERISCHENSICHT

Durch ein rasantes Wirtschaftswachstum und weltweit steigende Bevoumllkerungszahlen erhoumlht sich der Verbrauch an natuumlrlichen Ressour-cen Damit ebenfalls eng verknuumlpft sind die Themen Veraumlnderung Verschmutzung und Uumlbernutzung (Ausbeutung) von Oumlkosystemen sowie Klimawandel All diese Treiber ndash plus die Verbreitung gebiets-fremder Arten ndash sind Ursachen fuumlr den Verlust an biologischer Vielfalt und Oumlkosystemleistungen Im Folgenden werden sie kurz umrissen

Habitatverluste meist durch Landnutzungsaumlnderungen hervorge-rufen sind Hauptursache fuumlr Artenschwund beziehungsweise De-gra dation von Oumlkosystemen Hierzulande tragen zum Beispiel auch der Wunsch nach dem eigenen Haus im Gruumlnen und der Bau von Firmengebaumluden raquoauf der gruumlnen Wieselaquo zur Flaumlchenversiegelung und Fragmen tierung der Lebensraumlume bei Tagtaumlglich werden in Deutschland 77 Hektar unbebautes Land in bebaute Flaumlche umge-wandelt (Statistisches Bundesamt 2012)

INFOBOX 4

Bewertung von NaturUm die erkannte Bedeutung der Natur in Entscheidungen zu integrieren ist das Aufzeigen des Wertes der Natur ein wichtiger Zwischenschritt Doch Aufzeigen von Werten bedeutet nicht automatisch der Natur ein Preisschild oder einen Eurobetrag zuzuordnen Eine Monetarisieshyrung ist nur in bestimmten Faumlllen sinnvoll denn sie suggeriert Aus-tauschbarkeit und unterschlaumlgt damit das Risiko eventueller irreversi-bler Folgen des Verlustes der biologischen Vielfalt Eine Inwert shy setzung kann vielfaumlltig erfolgen eine stufenweise Risikoeinschaumltzung eine Zonierung der bewirtschafteten Flaumlche oder die Einhaltung selbst-auferlegter Grundsaumltze und Richtlinien Sie alle koumlnnen den Wert eines Oumlkosystems und seiner Vielfalt widerspiegeln

Unter Umstaumlnden und unter Beachtung der lokalen Besonderheiten kann eine Bepreisung sinnvoll sein und beispielsweise die Knappheit einer Ressource oder Oumlkosystemleistung abbilden Beispiele hierfuumlr lie-fert unter anderem die Publikation raquoWater valuation ndash Building the business caselaquo des World Business Council for Sustainable Development (WBCSD 2012) Anwendung findet eine Monetarisierung dabei im Rah-men von Maszlignahmen zur Steigerung der effizienten Wassernutzung der Wasserverteilung und der Bewertung von Ausgleichs- und Kompen-sationsmaszlignahmen (weitere Informationen finden sich unter wwwwbcsdorgPagesEDocumentEDocumentDetailsaspxID=15099) Gleichzeitig sollte das Verstaumlndnis geschaumlrft werden dass ein solcher monetaumlrer Wert der Natur nur einen kleinen Ausschnitt betrifft und viele andere Werte meist nicht beruumlcksichtigt werden

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 16

Wenn die Ausbeutung natuumlrlicher Ressourcen uumlber die Regenera-tionsfaumlhigkeit der Oumlkosysteme hinausgeht verschlechtern sich die Leistungen dieser Oumlkosysteme nachhaltig So trafen beispielsweise die Konsequenzen der Uumlberfischung des Kabeljaus in den 1990er Jahren nicht nur die Konsumenten sondern auch die wirtschaften-den Fischer die ihre Einkommensgrundlage verloren Doch was hat dies mit in Deutschland ansaumlssigen Unternehmen zu tun Durch die

LegendeGefaumlhrdung durch Nachfrage ausDeutschland fuumlr mindestens

1 bis 5 bedroht(e) Art(en)

6 bis 10 bedroht Arten

mehr als 10 bedroht Arten

keine Angaben

ABBILDUNG 5 Bedrohte Arten in der Lieferkette Die blauen Flaumlchen kennzeichnen die Anzahl gefaumlhr deter Tierarten in dem jeweiligen Land die durch Nach frage aus beziehungsweise Handel mit Deutschland bedroht werden So verschaumlrft der Handel mit Pro dukten aus Madagaskar die Situation von 18 dort bereits jetzt bedrohten Tierarten(Grafik PwC in Anlehnung an Lenzen u a 2012)

INFOBOX 5

Gefaumlhrdung bedrohter Arten in der LieferketteDer Zusammenhang zwischen Ressourcennutzung und hierdurch indu-zierten Habitatveraumlnderungen kann besonders anschaulich uumlber die globalen Lieferketten aufgezeigt werden Deutschland ndash mit Industrie und Einzelhandel ndash ist zu einem bedeutenden Teil von der Ressourcen-nutzung im Ausland abhaumlngig Den Oumlkosystemen im Ausland setzen nicht nur die dort fuumlr den deutschen Markt entnommenen Rohstoffe und Guumlter zu Es sind auch veraltete Produktionsprozesse Emissionen und anfallende Abfaumllle die meist aufgrund niedriger gesetzlicher Stan-dards zum Verlust der biologischen Vielfalt beitragen

Abbildung 5 illustriert durch Farbabstufungen die Gefaumlhrdung bedroh-ter Arten im Ursprungsland durch vorgelagerte Produktions- und Lie-ferketten deutscher Unternehmen Mit derartigen Analysen ruumlckt das Thema auch in den Fokus von Unternehmen die auf den ersten Blick kaum betroffen sind

17BIODIVERSITAumlTUNDOumlKOSYSTEMLEISTUNGENndashERWEITERUNGDERUNTERNEHMERISCHENSICHT

Globalisierung der Geschaumlftsbeziehungen umspannen unsere (Vor-) Lieferketten die Welt beeinflussen in den jeweiligen Laumlndern den Verbrauch an Ressourcen und nehmen somit in unterschiedlicher Weise Einfluss auf die Oumlkosystemleistungen

Nicht nur die Entnahme von Ressourcen auch die Einleitung von Schadstoffen macht der Natur zu schaffen Denn die Verschmut-zung der Oumlkosysteme ndash sei es die Einleitung von kontaminiertem Abwasser diffuser Duumlngemitteleintrag oder die Belastung von Gewaumlssern mit Muumlll und Schwermetallen ndash geht haumlufig uumlber die Grenzen ihrer Belastbarkeit hinaus Oumlkosysteme fungieren dann nur noch eingeschraumlnkt als Filter Puffer oder Regulator Haumlufig vermin-dert sich auch ihre Leistung als Ort der Erholung

Ein Stressfaktor der insbesondere in einer global vernetzten Waren- und Wertschoumlpfungswelt an Bedeutung gewinnt sind die Folgen der Ver breitung Gebietsfremder Arten Diese werden beispiels-weise durch internationalen Schiffsverkehr eingefuumlhrt (zum Beispiel

INFOBOX 6

Gesundheitskosten der AmbrosieDie Pollen der sich in Deutschland ausbreitenden Beifuszlig-Ambrosie koumlnnen bedeutsame allergische Atemwegserkrankungen ausloumlsen Die Gesamtkosten fuumlr die Behandlung der Pollenallergiker in Deutschland liegen bei mindestens 23 Milliarden Euro pro Jahr Durch die zuneh-mende Verbreitung der Ambrosie ist ein weiterer Kostenanstieg zu erwarten der auf etwa 200 Million Euro pro Jahr geschaumltz wird (Born u a 2012)

ABBILDUNG 6(Foto Klaus-Dieter Sonntag fotoplusdesignde UFZ)

INFOBOX 7

Hohe Kosten durch gebietsfremde Arten Das AKW Leibstadt an der deutsch-schweizerischen Grenze wendet

jaumlhrlich etwa 42000 Euro fuumlr die Beseitigung der asiatischen Koumlrb-chenmuscheln in der Kuumlhlwasserzufuhr auf (Der Bund 2009)

In Europa belaufen sich die Ausgaben fuumlr die Vermeidung und Besei-tigung der Folgen gebietsfremder Arten auf jaumlhrlich 12 Milliarden Euro (Europaumlische Kommission 2009)

Jaumlhrliche Verluste durch Missmanagement oder die zufaumlllige Einfuumlh-rung von Schaumldlingen in die USA UK Australien Suumldafrika Indien und Brasilien 100 Milliarden US-Dollar (SCBD 2009)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 18

Ballastwasser bei Leerfahrten) oder sind als ehemalige Zierpflanzen in unsere Breiten gekommen Gebietsfremde Arten stoumlren Oumlkosys-teme da sie hier meist keine Feinde haben und sich dadurch unge-stoumlrt verbreiten koumlnnen Die hierdurch auftretenden gesund heit-lichen Schaumlden und die Folgekosten fuumlr die Wirtschaft sind erheblich

Nicht zuletzt sehen sich Oumlkosysteme auch dem Klimawandel aus-gesetzt Er ist fuumlr eine beschleunigte Dynamik von Wandlungspro-zessen wie zum Beispiel Wuumlstenbildung oder das Auftreten von Extremereignissen verantwortlich Klimawandel und Zustand der Oumlkosysteme bedingen einander wechselseitig Waumlhrend intakte Oumlkosysteme eine Anpassung an den Klimawandel darstellen und helfen negative Folgen zu vermindern sind die biologische Viel falt und Oumlkosys teme jedoch zugleich auch durch den Klimawandel gefaumlhrdet

Die genannten Ursachen fuumlr die Verschlechterung der Oumlkosysteme und den Verlust an biologischer Vielfalt sind Basis fuumlr die vielfaumlltige ndash und teils sehr individuelle ndash Betroffenheit von Unternehmen Sie sind dem aber nicht alternativlos ausgesetzt Unternehmen koumlnnen durch

nehmen Einfluss auf

stiften Nutzen fuumlr

wirken auf

ist Basis fuumlr

Oumlkosystemleistungen

Basi

slei

stun

gen

Versorgungsleistungen (zB Holz Wasser Getreide)

Kulturelle Leistungen(zB Erholung Tourismus)

Regulierungsleistungen (zB Klimaregulierung)

Naumlhrstoff-kreislauf

Photosyn-these

Oumlkosystemez B Gewaumlsser Waumllder

Agrarlandschaften WattenmeerBi

odiv

ersi

taumlt

Genetische Vielfalt

Arten- vielfalt

Vielfalt der Oumlkosysteme

Naturkapital

Uumlbernutzung

Verschmutzung

Verbreitung gebietsfremder Arten

Landnutzungsaumlnderungen

Klimawandel

Gesellschaft Unternehmen

ABBILDUNG 7 Zusammen- hang zwischen Oumlkosystemen und Unternehmen Biologische Viel - falt und Oumlkosysteme sind als Naturkapital Ursprung von Oumlkosystemleist ungen der Nutzen stiftenden Divi dende die den Unternehmen zuflieszligt Gleichzeitig nehmen Unternehmen Einfluss auf Oumlko systeme und biologische Vielfalt und wirken so auf das Naturkapital (Grafik PwC)

19

ihre Art des Wirtschaftens diese Entwicklungen unterstuumltzen aber diesen ndash durch ein Umdenken hin zu effektiven und nachhaltigen Geschaumlftsprozessen ndash auch entgegenwirken

Die Grafik in Abbildung 7 macht deutlich dass die Herausforderung darin liegt unternehmerische Taumltigkeiten mit dem Wirken und dem Fortbestand von biologischer Vielfalt und Oumlkosystemen in Einklang zu bringen Um die Natur fuumlr das menschliche Wohlergehen erhalten zu koumlnnen unternimmt die Politik zahlreiche Anstrengungen Doch entscheidend wird sein dass sich Wirtschaft und Gesellschaft ihrer Betroffenheit bewusst werden ihre Verantwortung erkennen und Handlungsoptionen wahrnehmen Dazu hilft es die oumlkonomischen Dimensionen von Oumlkosystemleistungen besser zu verstehen

BIODIVERSITAumlTUNDOumlKOSYSTEMLEISTUNGENndashERWEITERUNGDERUNTERNEHMERISCHENSICHT

2 WARUM DIE WIRTSCHAFT GEFRAGT IST ndash TREIBER CHANCEN UND RISIKEN

BEI DER GEWINNUNG VON TRINKWASSER UND DER REINIGUNG VON ABWASSER MACHEN WIR UNS NATUumlRLICHE PROZESSE ZUNUTZE UND SIND DEM SCHUTZ DER BIOLOGISCHEN VIELFALT DESHALB BESONDERS VERPFLICHTET

MICHEL CUNNAC VORSITZENDER

DER GESCHAumlFTS FUumlHRUNG VEOLIA

WASSER GMBH

Die Wechselwirkungen zwischen Biodiversitaumlt Oumlkosystemen und Unternehmen geben uns zahlreiche Hinweise darauf warum

Naturkapital fuumlr Unternehmen bedeutsam ist In diesem Kapi- tel sollen die wesentlichen Treiber vorgestellt werden die Unterneh-men dazu bewegt haben einen Beitrag zum Schutz von Natur und Oumlko systemen zu leisten Mit Blick auf die Umwelt sind viele Unter-nehmensentscheidungen vom Ziel gepraumlgt Risiken fuumlr das Unter-nehmen zu minimieren ndash wie zum Beispiel im Hinblick auf die Ver -fuumlgbarkeit von natuumlrlichen Ressourcen oder dem Zugang zu Wasser Hinter dieser Risikoabwaumlgung bleiben neue Geschaumlftsfelder oder Inno vationen manchmal zuruumlck Aber Mehr und mehr Unternehmen erkennen in den Themen Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistunshygen mittlerweile auch Chancen wie durch die Praxisbeispiele in die-sem und den folgenden Kapiteln deutlich wird

TREIBER UND CHANCEN FUumlR UNTERNEHMERISCHES HANDELNDie in Kapitel 1 genannten Ursachen fuumlr den Verlust an Artenvielshyfalt und intakten Oumlkosystemen lassen erahnen dass Unternehmen auf verschiedenste Weise mit Biodiversitaumlt und Oumlkosystemen in Beruumlh-rung kommen Einerseits sind Unternehmen direkt oder indirekt von

21WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

intakten Oumlkosystemen abhaumlngig Andererseits haben Unternehmen insbesondere des Primaumlrsektors einen starken Einfluss auf OumlkosystemeFuumlr die unternehmerische Auseinandersetzung mit dem Thema Natur-kapital und Oumlkosystemleistungen lassen sich fuumlnf maszliggebliche Trei-ber feststellen Regulierung Rechtsrahmen internationale Regelungen Zugang zu und nachhaltige Nutzung von natuumlrlichen Ressourcen Kunden beziehungsweise Marktnachfrage Innovationen sowie Verantwortung und Reputation

RegulierungDa Knappheit insbesondere die von oumlffentlichen Guumltern wie saubere Luft reines Wasser und unberuumlhrte Landschaft nur begrenzt von Maumlrk-ten abgebildet wird ist die staatliche Regulierung eine wirksame Maszlig-nahme zum maszligvollen schonenden Umgang mit unserem Natur ka-pital Regulierung erfolgt in Deutschland in erster Linie uumlber nationales und europaumlisches Recht welches zum Teil aber auch durch inter na-tionale Uumlbereinkommen beeinflusst oder initiiert wird Die Gesetz - gebung bietet eine Vielzahl von flexiblen Mechanismen stellt jedoch einige Akteure (zum Beispiel aus dem Bereich Abbau von Rohstoffen) vor Zielkonflikte zwischen dem Schutz von biolo gischer Vielfalt einer-seits und der unternehmerischen Taumltigkeit andererseits

Ressourcen und LeistungenZugang zu und nachhaltige Entnahme und Nutzung von natuumlrlichen Ressourcen und Leistungen sind insbesondere fuumlr Unternehmen aus

INFOBOX 8

Gesetzlicher Rahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt in DeutschlandDer Schutz der Natur wird in Deutschland wesentlich durch das Bundes-naturschutzgesetz (BNatSchG) und EU-Naturschutzrecht (Vogelschutz-Richtlinie von 1979 Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie von 1992) gepraumlgt Die

Eingriffsregelung nach sectsect 13 ff BNatSchG regelt die Bewaumlltigung von Eingriffen in Natur und Landschaft (Vermeidung und Kompensation) Neben der Eingriffsregelung ist noch der Artenschutz der Gebietsschutz (zum Beispiel Natura 2000 Nationalparke) und der gesetzliche Biotop-schutz von groszliger Bedeutung Hinzu kommen zahlreiche Regelungen aus anderen Bereichen wie zum Beispiel zum Gewaumlsserschutz Bodenschutz Immissionsschutz oder aus dem Agrarrecht Waldrecht Baurecht Pla-nungsrecht und Energierecht Sie haben zwar zumeist nicht direkt den Schutz der biologischen Vielfalt zum Gegenstand wirken aber indirekt weil sie auf die Ursachen des Verlustes der biologischen Vielfalt abzielen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 22

INFOBOX 9

Praxisbeispiel Labels bei Lebensmitteln Der Lebensmitteleinzelhandel hat auf das gesteigerte Kundenbewusst-sein reagiert und adressiert das Thema raquoErhalt der biologischen Viel-faltlaquo mit Hilfe von Labels (zum Beispiel raquoPRO PLANETlaquo bei REWE und raquoZuruumlck zum Ursprunglaquo bei Hofer in Oumlsterreich) Die Kennzeichnung sowie der Verweis auf die Webseite mit mehr Informationen spricht das Bewusstsein der Kunden in zweierlei Hinsicht an Sie koumlnnen ihren Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt leisten und haben gleich-zeitig die Moumlglichkeit die Herkunft und Herstellung ihres Produkts nachzuvollziehen

der Lebensmittel- Textil- und Holz- Papierindustrie ein Anstoszlig sich intensiv der Sicherung intakter Oumlkosysteme zu widmen Sie sind nicht nur gegenwaumlrtig von den Guumltern und Oumlkosystemleistungen abhaumlngig es ist auch wichtig dass diese dauerhaft als Geschaumlftsgrundlage er-halten bleiben Auch fuumlr Unternehmen mit nur indirekter Abhaumlngig-keit von Oumlkosystemleistungen ndash zum Beispiel durch die Lieferkette ndash ruumlckt dieser Aspekt mehr und mehr in den Fokus

Kunden- und MarktnachfrageDie Nachfrage nach nachhaltigen und naturvertraumlglichen Produkten waumlchst ndash und der Markt reagiert Die Vielzahl an labelaffinen und zah-lungsbereiten Kunden ist Beweis genug Die Gruppe der LOHAS (Life-style of Health and Sustainability) spiegelt dieses Konsumver halten

INFOBOX 10

Praxisbeispiel Gruumlne Direktinvestments in WaumllderDer Schutz der biologischen Vielfalt ist zentraler Bestandteil des Geschaumlftsmodells von ForestFinance Das Unternehmen hat sich Direkt-investments in nachhaltige Forstwirtschaft verschrieben Ertraumlge erwirt-schaftet es mit dem Verkauf von Edelhoumllzern und Emissionszertifi katen ndash schlieszliglich sind die angepflanzten Waumllder Kohlenstoffsenken Damit das Investment ndash das Oumlkosystem ndash nicht gefaumlhrdet ist muss seine natuumlr-l iche Resilienz erhalten bleiben Zudem erwarten Kunden die in raquogruumlne Geldanlagenlaquo investieren auch einen langfristigen Nutzen ihrer Investition

Doch laumlngst nicht alle Anbieter folgen einem solchen strengen Standard Hier sollte genau geschaut werden ob kurzfristige Ertraumlge und langfris-tiger Schutz in einem ausgewogenen Verhaumlltnis stehen

23WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

wider Dabei ist jedoch festzuhalten dass nicht alle Labels ausreichend Orientierung bieten

Zudem ist das Angebot entsprechender Produkte auf Unternehmen weniger Branchen begrenzt und nur selten werden der Schutz der bio-logischen Vielfalt und der Oumlkosystemleistungen derzeit im Business-to-Business-Geschaumlft (B2B) thematisiert

Ein Hindernis fuumlr Unternehmen ist die haumlufig zu geringe Anerkennung durch den Markt fuumlr Aktivitaumlten zugunsten des Umwelt- und Natur-schutzes Viele Unternehmen berichten zudem dass sowohl die schwierige Messbarkeit und Zurechenbarkeit von biologischer Vielfalt und Oumlkosystemleistungen mittels geeigneter Indikatoren wie auch die Kommunika tion nach auszligen zentrale Herausforderungen darstellen

Aber es ergeben sich auch gaumlnzlich neue Maumlrkte ndash beispielsweise im Finanzsektor Bei fachgerechter Umsetzung und Einbindung mehrerer Oumlkosystemleistungen verbinden diese Maumlrkte dabei wirtschaftlichen Erfolg und den Schutz der biologischen Vielfalt So versprechen zum Beispiel Investitionen in nachhaltige Forstwirtschaft gruumlnes Wachs-tum fuumlr Natur und Investoren Derartige Investitionen konzentrieren sich zurzeit auf Mittel- und Lateinamerika

Auch mit Blick auf die Kreditwuumlrdigkeit von Unternehmen sowie auf Versicherungen ist eine steigende Bedeutung des naturgerech ten Wirtschaftens zu verzeichnen Wie die Aktivitaumlten der UNEP Finance Initiative (UNEP FI) unterstreichen beruumlcksichtigt der Finanz dienstleis-tungssektor zunehmend dass Unternehmensaktivitaumlten die die bioshylogische Vielfalt und die Leistungen der Oumlkosysteme nicht belasten zumeist auf lange Sicht profitabler sind und beispielsweise extreme Wetterereignisse besser abfedern koumlnnen Entsprechend sind bei Unter nehmensratings unter den Indikatoren fuumlr das Umweltmanage-ment auch Kriterien fuumlr die raquoBiodiversitaumltsperformancelaquo zu finden

InnovationImmer oumlfter lernen die Forschungs- und Entwicklungsabteilungen der Unternehmen von der Natur und deren effektiven Sys temen und Prozessen die uumlber Jahrmillionen optimiert wurden Sie entwickeln

WALD IST WEIT MEHR ALS HOLZ LIEFERANT ndash ER BIETET NICHT NUR ZAHLREICHE OumlKOSYSTEM LEIS TUNGEN FUumlR MENSCH UND NATUR SONDERN AUCH WIRTSCHAFTshyLICHE CHANCEN DAVON MUumlSSEN JEDOCH ALLE PROFIshyTIEREN ndash SOZIAL UND OumlKOLOGISCH NACHHALTIG ES REICHT NICHT AUS DER NATUR rsaquoEIN PREISSCHILD UMZUHAumlNGENlsaquo

HARRY ASSENMACHER GESCHAumlFTS-

FUumlHRER FOREST -FINANCE SERVICE GMBH

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 24

INFOBOX 11

Praxisbeispiel Prozessoptimierung mit BionikAls international agierendes Unternehmen mit einer langen und kom-plexen Lieferkette stellte sich Tchibo die Frage raquoWie werden unmittelbar umsetzungsrelevante Informationen moumlglichst schnell und handlungs-wirksam einer groszligen heterogenen Zielgruppe zur Kenntnis gebrachtlaquo Mittels Analogiebildung konnte Tchibo in biologischen Wertschoumlpfungs-ketten wie der der Honigbiene Organisationsprinzipien iden tifizieren die dort zur Loumlsung solcher organisatorischen Heraus for derungen bei-tragen Auf Basis dieser Organisationsprinzipien wurden unternehmens-bezogene Handlungsoptionen erarbeitet Diese wurden anschlieszligend zu konkreten Maszlignahmen verdichtet und priorisiert Die vordringlichsten Maszlignahmen wie der Aufbau neuarti ger uumlber greifender Informations-netzwerke werden zurzeit bei Tchibo erprobt

schmutzabweisende Oberflaumlchen feine aber stabile Traumlgerkonstruk-tionen oder verbesserte Prozessablaumlufe Immer haumlufiger werden zu-dem Erkenntnisse uumlber Prinzipien der Natur in die eigene Organisation und Unternehmensprozesse uumlbertragen (Infobox 11)

Verantwortung und ReputationAls weiteren Handlungstreiber geben Unternehmen gesellschaft liche Verantwortung und die damit verknuumlpfte Reputation an Neben sozi-alem Engagement stehen auch immer oumlfter eine intakte Natur und damit die biologische Vielfalt im Vordergrund der Aktivitaumlten Der da-raus resultierende Dialog mit Anwohnern Kunden NGOs und weite-ren Stakeholdern foumlrdert dabei nicht nur das gegenseitige Verstaumlnd-nis sondern zeigt auch Schwerpunkte auf die bisweilen nicht im Fokus der Entscheider liegen (Infobox 12) Gleichzeitig wertet das Enga-gement das Unternehmen auf ndash sowohl fuumlr Kunden als auch fuumlr gegen-waumlrtige und potenzielle Beschaumlftigte Unternehmen erhalten so auszliger-dem die Moumlglichkeit eine wichtiger werdende Mittlerrolle zwischen Naturschutz und Zivilgesellschaft einzunehmen

Allerdings reicht Engagement fuumlr die biologische Vielfalt auszligerhalb des Kerngeschaumlfts nicht aus Sonst kann es schnell als raquoGreen-washinglaquo aufgefasst werden

BIODIVERSITAumlT IST FUumlR TCHIBO VORAUS SETZUNG FUumlR EIN ZUKUNFTSFAumlHIGES GESCHAumlFT DAHER ARBEITEN WIR MIT PARTNERORGANISATIONEN INTENSIV AN DER ERHALTUNG DER ARTENVIELFALT INSBESONDERE AM URSPRUNG UNSERER PRODUKTE

STEFAN DIERKS CATEGORY

LEADER CR PRODUCT amp STRATEGY

TCHIBO GMBH

ABBILDUNG 8 (Foto Susanne Georgi)

25WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

INFOBOX 12

Praxisbeispiel Unternehmen gemeinsam mit NGOs fuumlr den NaturschutzEine vergleichsweise neue Rolle nahm REWE in einem Pilotprojekt ein in dem sie gemeinsam mit der Bodenseestiftung die biologische Vielfalt auf den Plantagen der Obstbauern der Bodenseeregion foumlrderte Die Fronten schienen verhaumlrtet und eine Annaumlherung von Naturschuumltzern auf der einen und Obstbauern auf der anderen Seite erfolgte nur zoumlger-lich REWE agierte erfolgreich als Vermittler und Agent fuumlr den Erhalt der biologischen Vielfalt Es wurde nicht nur das Nahrungsangebot fuumlr Bienen Hummeln und Schmetterlinge waumlhrend der Trachten luumlcke von Juni bis September verbessert sondern auch der Dialog zwischen Obst-bauern und Naturschutzverbaumlnden gefoumlrdert Die Resonanz sowohl von Kunden als auch von Lieferantenseite ist so positiv dass das Projekt fortgefuumlhrt und ausgeweitet wurde (REWE 2010)

Mit allen Treibern sind Chancen und Risiken verbunden Ein Perspekti-venwechsel findet nicht nur hin zu Beruumlcksichtigung von Oumlkosystem-leistungen statt sondern auch von einer bloszligen Risikofokussierung hin zum Erkennen von Moumlglichkeiten fuumlr Differenzierung gegenuumlber Wettbewerbern

BETROFFENHEIT DER SEKTORENVielen Unternehmen faumlllt es schwer biologische Vielfalt und Oumlkosys-temleistungen im Unternehmen zu verorten insbesondere weil die Themen unter unterschiedlichen Perspektiven und Zielen adressiert

INFOBOX 13

Praxisbeispiel Verbindung von Verantwortung und WettbewerbsvorteilenAls Reiseanbieter bietet TUI zahlreiche Reisen in Biodiversitaumlts-Hot-spots an TUI sieht sich in der Verantwortung und engagiert sich seit Mitte der 1990er Jahre fuumlr den Erhalt der biologischen Vielfalt Arten-schutzkampagnen zur Aufklaumlrung der Reisenden (zum Beispiel Souvenir-ratgeber zu geschuumltzten Arten) und Kooperationen mit Wissenschaft und Forschung sind nur ein Auszug ihres vom Global Nature Fund 2012 praumlmierten Engagements fuumlr den Erhalt der biologischen Vielfalt Doch nicht allein die Verantwortung treibt TUI an Viele Reisende kommen gerade wegen eines intakten Oumlkosystems in bestimmte Urlaubsregio-nen Der Erhalt der biologischen Vielfalt wird somit zum Wettbewerbs-vorteil und sichert Naturliebhaber als Kunden

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 26

werden Daher gilt Zuerst Einfluss und Betroffenheit identifizieren ndash sowohl im Hinblick auf Chancen als auch auf Risiken um anschlie-szligend gezielt Maszlignahmen zu ergreifen ndash sei es im Bereich CSR im Einkauf oder anderswo Die unterschiedlich starke Betroffenheit der Unternehmen von den Themen Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistun-gen wird in Abbildung 9 deutlich

GRUumlNDE UND RISIKEN DES NICHTshyHANDELNSDie Vielfalt an bestehenden Umweltanforderungen wie zum Beispiel in den Bereichen Klima und Energie erschwert es Unternehmen haumlu-fig sich mit neuen Herausforderungen auseinanderzusetzen ndash zumal dann wenn ein neues Thema komplex ist und es dafuumlr keine raquoUni-versalloumlsungenlaquo gibt Entgegen den aufgefuumlhrten positiven Beispielen uumlberwiegen dadurch immer wieder Hemmnisse ndash wie Uumlberforderung durch die Komplexitaumlt und Knappheit von Zeit und Ressourcen ndash fuumlr eine vertiefende Auseinandersetzung mit Biodiversitaumlt und Oumlkosys-temleistungen

Ein Perspektivenwechsel hin zu einer Beruumlcksichtigung von biologi-scher Vielfalt durch Unternehmen wird dann gelingen wenn es dafuumlr zum einen eine klare Entscheidung oder Unterstuumltzung durch die Unter nehmensleitung gibt und zum anderen eine einfache Integra tion in bestehende Management- und Steuerungssysteme moumlglich ist

ABBILDUNG 9 Betroffenheit verschiedener Branchen von einer Veraumlnderung der biologischen Vielfalt und Oumlkosystemleistungen Die Tabelle fuumlhrt moumlgliche Chancen und Risiken einer Ruumlcksichtnahme oder Vernachlaumlssigung von bio logischer Vielfalt bei Unterneh-mensaktivitaumlten fuumlr die jeweiligen Sek to ren auf Groszlige Rauten stehen fuumlr starke kleine Rauten fuumlr maumlszligige Zusammenhaumlnge (Grafik PwC)

Primaumlrsektor (z B Landwirtschaft Bergbau)

Sekundaumlrsektor(z B Chemie Technoshylogie Luftfahrt Bau)

Tertiaumlrsektor(z B Konsumguumlter wie Nahrungsmittel Automobile)

Tertiaumlrsektor (z B Finanzdienstshyleistungen wie Banken Versicherungen)

Regulierung (z B Grenzwerte Genehmi-gungen Kompensationen)

Natuumlrliche Ressourcen (zB Zugang zu und Verfuumlgbar-keit von Ressourcen Produkti-vitaumlt von Oumlkosystemen)

Markt (z B Kundenanforderungen (B2B) Nachfrage (B2C) neue Maumlrkte)

Innovation (z B Prozess- und Produkt-innovation)

Reputation (gesellschaftliche Verant-wortung Image)

27WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

Als wesentliches Hindernis fuumlr die Umsetzung von Maszlignahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt sehen Unternehmen nach wie vor auch das Fehlen eines einheitlichen Rahmens fuumlr die Erhebung Mes-sung und Vergleichbarkeit der raquoBiodiversitaumltsperformancelaquo Hinzu kommt dass die Politik bisher zwar viele nationale Ziele zum Schutz der biologischen Vielfalt (Nationale Strategie zur biologischen Viel-falt) formuliert aber speziell fuumlr Unternehmen nur uumlbergeordnete und wenig konkretisierte Ziele gesetzt hat Ohne konkrete Ziele oder eine klare Vorgabe ndash seien es Gesetze Branchenstandards oder inter-nationale Richtlinien ndash werden Maszlignahmen des Umwelt- und Natur-schutzes nur sehr zoumlgerlich umgesetzt

Nicht-Handeln hat jedoch schwerwiegende gesamtgesell schaftliche Folgen So geht der im Rahmen der internationalen TEEB-Studie veroumlffentlichte Bericht raquoThe cost of policy inactionlaquo davon aus dass uns Inaktivitaumlt beim Schutz funktionierender Oumlkosysteme ab dem Jahr 2050 bis zu 7 des globalen Bruttoinlandsproduktes (GDP) kos-tet ndash und das Jahr fuumlr Jahr (Ten Brink und Braat 2008) Dies trifft alle Berei che der Gesellschaft ndash auch Unternehmen Fest steht Wer lang-fristig erfolgreich sein will wird in Zukunft nicht um die Themen Bio-diversitaumlt und Oumlkosystemleistungen herumkommen

ENTWICKLUNGEN UND TRENDS ndash WAS AUF UNTERNEHMEN ZUKOMMT3

DER STAAT SCHUumlTZT AUCH IN VERANTWORTUNG FUumlR DIE KUumlNFshy TIGEN GENERATIONEN DIE NATUumlRLICHEN LEBENSGRUND LAGEN

GRUNDGESETZ DER BUNDES REPUBLIK

DEUTSCHLAND ARTIKEL 20A

BIODIVERSITAumlTSshy UND OumlKOSYSTEMSCHUTZ ndash DEUTSCHER UND INTERNATIONALER HINTERGRUNDNaturschutz spielt seit Beginn des 20 Jahrhunderts in Deutschland traditionell eine wichtige Rolle Bedeutende Oumlkosysteme und Natur-raumlume sind seit langem unter besonderen Schutz gestellt Zahlreiche Gesetze und Regulierungen mit Vorgaben fuumlr Planungen und Entschei-dungen (sowie Grenzwerte) praumlgen die Politik fuumlr den Erhalt der bioshylogischen Vielfalt in Deutschland ( Kapitel 2) Es gibt zwar Fort-schritte in einzelnen Bereichen aber dennoch konnten Bemuumlhungen der Politik auf nationaler europaumlischer und internationaler Ebene den Trend des Verlustes der biologischen Vielfalt bisher nicht stoppen

Gesetzliche Vorgaben ruumlckten den Naturschutz beziehungsweise den Schutz der biologischen Vielfalt primaumlr in die Verantwortung der oumlffent-lichen Hand Zahlreiche Uumlbereinkuumlnfte und Strategien mit Zielen ndash sowohl auf internationaler europaumlischer als auch auf nationaler Ebe-ne ndash unterstreichen die politischen Anstrengungen der vergangenen Jahrzehnte Damit ist auch die Aufforderung an alle gesellschaftlichen Akteure verbunden an der Realisierung dieser Ziele aktiv mitzuwir-ken und ihre Verantwortung wahrzunehmen

Das 2005 veroumlffentlichte Millennium Ecosystem Assessment leitete schlieszliglich einen schrittweisen Perspektivenwechsel ein Natur wurde

29ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

ABBILDUNG 10

INFOBOX 14

Politische Ziele zum Schutz der Biologischen Vielfalt1992 wird die Konvention uumlber die biologische Vielfalt

(CBD) in Rio de Janeiro verabschiedet und von Deutschland ein Jahr spaumlter unter zeichnet Sie stellt die erste internationale Uumlbereinkunft dar in der sowohl Ursachen als auch Ziele zur Bekaumlmpfung des Verlustes von Biodiversitaumlt festgehalten werden

1998 verabschiedet die EU ihre erste Biodiversitaumltsstrategie die von EU-Aktionsplaumlnen aus den Jahren 2001 und 2006 ergaumlnzt wird

2007 beschlieszligt das Bundeskabinett die raquoNationale Strategie zur bio-logischen Vielfaltlaquo zur Umsetzung der CBD

2010 werden im Rahmen der 10 CBD-Vertragsstaatenkonferenz glo-bale Biodiversitaumltsziele fuumlr 2020 verabschiedet (sogenannte Aichi-Ziele)

2011 stellt die EU eine neue Biodiversitaumltsstrategie fuumlr 2020 vor die explizit auch Ziele und Maszlignahmen zum Erhalt von Oumlkosystem-leistungen umfasst (wie Aichi-Ziele)

nicht mehr nur aus sich heraus als schuumltzenswert angesehen son-dern zugleich als Lieferant von Rohstoffen und Leistungen als Abneh-mer von Emissionen und Brauchwasser sowie als Motor der Regional-wirtschaft verstanden

Diese Zusammenhaumlnge und diese oumlkonomischen Argumente fuumlr den Schutz von Oumlkosystemleistungen und der biologischen Vielfalt aufzuzeigen wurde zum Anspruch und zur Herausforderung der inter-nationalen TEEB-Initiative

INFOBOX 15

Die Nationale Strategie zur biologischen VielfaltDie Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt von 2007 formuliert Visi onen Ziele und Maszlignahmen zum Erhalt der biologischen Vielfalt in Deutschland fuumlr viele Themenbereiche (Arten Lebensraumlume diverse Oumlko sys teme Gewaumlsserschutz Land- und Forstwirtschaft Tourismus und naturnahe Erholung bis hin zu Bewusstsein Bildung Forschung Technolo gietransfer und Entwicklungszusammenarbeit) Ihre Umset-zung ist eine groszlige gesamtgesellschaft liche Herausforderung Politik und Verwaltung koumlnnen dies nicht im Alleingang schaffen Akteure in Wirtschaft und Gesellschaft ndash auch Unternehmen ndash sind fuumlr die erfolg-reiche Umsetzung der Strategie gefordert

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 30

ABBILDUNG 11 ndash 15 Die vier TEEB-Berichte und der TEEB-Synthe-sebericht In der abgebildeten Reihenfolge TEEB 2010a TEEB 2011 TEEB 2012a TEEB 2012b TEEB 2010b

INFOBOX 16

Die internationale TEEB-StudieInspiriert durch den Stern Report (2007) zum Klimawandel initiierten 2007 die G8 +5 Umweltminister angestoszligen durch den deutschen Bun-desumweltminister und den EU-Umweltkommissar eine globale Studie zur Oumlkonomie der Oumlkosysteme und der biologischen Vielfalt (The Eco-nomics of Ecosystems and Biodiversity ndash TEEB) Ziel war es die enorme wirtschaft liche Bedeutung der Natur und ihrer Oumlkosystemleistungen aufzuzeigen und Empfehlungen zu geben wie der Verlust der biologi-schen Vielfalt zu stoppen ist

Mehr als 400 Autoren aus Politik Wissenschaft Wirtschaft Nicht- Regierungsorganisationen und der Zivilgesellschaft arbeiteten an TEEB-Berichten fuumlr bestimmte Zielgruppen TEEB fuumlr nationale und interna-tionale Politiker TEEB fuumlr regionale und kommunale Entscheider TEEB fuumlr Unternehmen die Zivilgesellschaft wurde mithilfe einer Medien-kampagne inklusive Webseite Facebook-Profil und Twitter-Account eingebunden zudem gab es einen abschlieszligenden Synthese-Bericht und raquoTEEB Foundationslaquo fuumlr die Wissenschaft

Der Unternehmensbericht TEEB in Business and Enterprise zeigt inwie-fern Unternehmen von den Themen biologische Vielfalt und Oumlko-systemleistungen betroffen sind und unterstreicht mit Beispielen aus aller Welt den Einfluss auf und die Abhaumlngigkeit von Biodiversitaumlt und Oumlko systemleistungen Die Autoren formulieren sieben allgemeine Schritte zum unternehmerischen Umgang mit biologischer Vielfalt Identifizierung von Auswirkungen des Unternehmens auf und Abhaumln-

gigkeiten von Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungen (Biodiversity and Ecosystem Services ndash BES)

Beurteilung der geschaumlftlichen Risiken und Chancen in Zusammen-hang mit diesen Auswirkungen und Abhaumlngigkeiten

Entwicklung von BES-Informationssystemen Festlegung von Zielen Messung und Bewertung der Leistungsbilanz und Bekannt gabe der Ergebnisse

Ergreifung von Maszlignahmen zur Vermeidung Minimierung und Begren-zung von BES-Risiken einschlieszliglich Schadensersatz (raquoAusgleichlaquo) soweit machbar

Ergreifung neuer BES-Geschaumlftschancen Kosteneinsparungen neue Produkte neue Maumlrkte

Integration geschaumlftlicher Strategien und Maszlignahmen zu BES in wei-ter gefasste Initiativen zur Corporate Social Responsibility

Verbesserung der fuumlr BES geltenden Leitlinien und Strategien gemein-sam mit Betroffenen in Behoumlrden in nichtstaatlichen Organisationen und in der Zivilgesellschaft

31

Perspektivenwechsel in der UnternehmensweltViele Unternehmen orientieren sich an Leitbildern Unternehmenswer-ten beziehungsweise ihrer Unternehmensphilosophie und tragen da-mit unternehmerische und oft auch gesellschaftliche Verantwortung

ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

ABBILDUNG 16 Das Logo der raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo - Studie

INFOBOX 18

raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo fuumlhrt die internationale TEEB-Initiative auf nationaler Ebene fort Hauptaufgabe ist die Erarbeitung thematischer Berichte zum Wert und zur oumlkonomischen Bedeutung von biologischer Vielfalt Oumlkosystemleis-tungen und Natur fuumlr Wirtschaft und Gesellschaft in Deutschland Neben der vorliegenden Broschuumlre gehoumlren hierzu unter anderem die Themen Biologische Vielfalt und Klimawandel Oumlkosystemleistungen und Ent-wicklung laumlndlicher Raumlume sowie naturnahe Oumlkosysteme und staumldti-sche Lebensqualitaumlt raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo macht deutlich dass es neben moralisch-ethischen und oumlkologischen auch gewichtige oumlkonomische Gruumlnde gibt Naturkapital zu erhalten

raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo wird in einem offenen Prozess durchgefuumlhrt Zahlreiche Akteure aus Wissenschaft Politik Verwaltung Wirtschaft und Gesellschaft wirken durch Know-how Forschungs-ergebnisse wissenschaftliche Beitraumlge und gute Beispiele zur Bedeu-tung und Inwertsetzung von Oumlkosystemleistungen und biologi-scher Vielfalt an der Erstellung der Berichte mit

INFOBOX 17

TEEB als Startpunkt fuumlr viele weitere InitiativenDie Resonanz die TEEB in Wirtschaft Wissenschaft Medien und Politik erfuhr verhalf zahlreichen Initiativen zu mehr Gehoumlr So erlebten zum Beispiel die UNEP FI (Finanzinitiative des Umweltprogramms der Verein-ten Nationen UNEP) aber auch das langjaumlhrige Engagement der Welt-naturschutzorganisation IUCN in der Privatwirtschaft starken Aufwind Parallel zu TEEB bestehen in Kooperation zwischen Wirtschaft Wissen-schaft und Verbaumlnden praxis- und loumlsungsorientierte Ansaumltze wie der Corporate Ecosystem Services Review des World Resource Institute (WRI 2012) Neben zahlreichen nationalen TEEB-Studien und Initiativen wurde auch eine TEEB for Business Coalition ins Leben gerufen die sich unter anderem zum Ziel gesetzt hat durch ihr Engagement die Einbin-dung von Biodiversitaumlt in das unternehmerische Handeln spuumlrbar und nachhaltig zu befoumlrdern (wwwteebforbusinessorg pdfwriorgcorpo-rate_ecosystem_services_reviewpdf)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 32

Insbesondere im Rahmen ihrer Unternehmensstrategie stellen sie folgende Fragen raquoWas fuumlr ein Unternehmen sind wirlaquo und raquoFuumlr wel-che Werte stehen wir und wofuumlr setzen wir uns einlaquo

Gleiche oder zumindest aumlhnliche Fragen muumlssen Unternehmen auch ihren Anteilseignern und sonstigen internen und externen Anspruchs-gruppen beantworten Dies gilt in einer globalisierten Welt immer mehr auch fuumlr Produktionsstaumltten im Ausland und fuumlr die Beziehungen mit Lieferanten Damit stehen folgende Fragen im Vordergrund raquoWelche Werte moumlchten wir in Zulieferlaumlndern vertretenlaquo raquoWelche Um-weltmaszligstaumlbe setzen wir hier wie dort anlaquo und raquoWas hat dies fuumlr Auswirkungen auf unsere Marke und den Ruf des Unternehmenslaquo

Das Selbstverstaumlndnis einiger Unternehmen geht uumlber die bloszlige Bereit stellung von Guumltern und Dienstleistungen hinaus Sie sehen sich als Teil der Gesellschaft Vertreter ihrer Region und als Agierende in Wechselwirkung mit ihrer Umwelt Idealismus in Bezug auf ihre gesell schaftliche Rolle motiviert diese Entscheider ebenso wie Realis-mus in Bezug auf das Verstaumlndnis oumlkologischer und globaler Zu sam-men haumlnge So kommt es dass sich deutsche Unternehmen in Latein-amerika fuumlr den Erhalt bedrohter Arten engagieren und den Schutz von Regen wald in Afrika foumlrdern

INFOBOX 19

Vision von UnternehmenIn vielfaumlltiger Weise haben Unternehmen die oumlkologischen Herausfor-derungen sowohl als Warnsignale als auch als Chance fuumlr einen Wandel begriffen

Mit seiner Publikation raquoChanging Pacelaquo schreibt der World Business Council for Sustainable Development (WBCSD 2012a) seine Vision 2050 fort und zeigt Wege hin zu einem Wirtschaften auf das 9 Milliarden Menschen versorgt und dabei die oumlkologischen Grenzen unseres Plane-ten nicht uumlberschreitet Weitere Informationen wwwwbcsdorgchan-gingpaceaspx

Corporation 2020 greift aumlhnliche Gedanken auf geht allerdings noch einen Schritt weiter und strebt nach Ausrichtung des Wirtschaftssystems auf die Grenzen die der Planet setzt Steuerreformen klare Regeln fuumlr die Aufnahme von Fremdkapital (Stichwort Uumlberschuldung) Transparenz fuumlr den Konsumenten und Offenlegung von Externalitaumlten sind zentrale Punkte der Initiative um den Leiter der internationalen TEEB-Studie Pavan Sukhdev und zahlreiche weitere Persoumlnlichkeiten aus Wirtschaft Wissen-schaft und Politik Weitere Informationen wwwcorp2020com

33ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

Immer mehr deutsche Unternehmen setzen sich mit Fragen rund um die biologische Vielfalt und Oumlkosystemleistungen auseinander und leisten somit Pionierarbeit Die Komplexitaumlt des Themas raquobiologische Vielfaltlaquo und schwierige Operationalisierbarkeit sind dabei nach wie vor massive Huumlrden Und tatsaumlchlich gibt es bis dato noch keine einheitlich anerkannten Quantifizierungsmethoden oder verbindliche Richtlinien die biologische Vielfalt und Oumlkosystemleistungen lassen sich nicht in einem Indikator zusammenfassen Dadurch sind sie fuumlr viele Entscheider in deutschen Unternehmen schlecht greifbar und laumlsst diese vor konkreten Handlungen zuruumlckschrecken

Dennoch nehmen einige Unternehmen diese Herausforderungen an und naumlhern sich mit zunehmender Professionalitaumlt der Integration von Biodiversitaumlt in ihre Managementprozesse Unternehmen sind aktiv beteiligt an der Erstellung von Leitfaumlden ersten Empfehlungen zur Integration der biologischen Vielfalt ins Umweltmanagement oder Ansaumltzen zur verbesserten Quantifizierung der externen Effekte in der unternehmerischen Finanzbuchhaltung Auch die Gruumlndung von Initiativen zu dem Thema wie die deutsche raquoBiodiversity in Good Companylaquo-Initiative die raquoUNEP Finance Initiativelaquo die raquoGlobal Com-pactlaquo- Initiative der UN sowie der raquoeconsense Arbeitskreis zu Biodi-versitaumlt und Oumlkosystemleistungenlaquo zeigen dass dieser Perspektiven-wechsel die Unternehmenswelt mittlerweile erreicht hat

WIE UNTERNEHMEN TAumlTIG WERDEN KOumlNNEN4

DIE ERGEBNISSE DER OumlKOLOGISCHEN GEWINNshy UND VERLUSTRECHNUNG VON PUMA BELEGEN DASS DIE DERZEITIGEN GESCHAumlFTSPRAKTIKEN VON UNTER NEHMEN DRINGEND EINES PARADIGMEN WECHSELS BEDUumlRFEN

JOCHEN ZEITZ EHEMALIGER CEO UND

VERWALTUNGSRATSVORSITZENDER

DER PUMA SE VERWALTUNGSRATS -

MITGLIED PPR

Je nach Unternehmen ist die Herangehensweise und Auseinanderset-zung mit dem Thema Naturkapital sehr unterschiedlich Dieses Kapitel gibt konkrete Ansaumltze und Beispiele wie ein Einstieg und geziel-tes Handeln angegangen werden koumlnnen

TOOLS UND LEITFAumlDEN FUumlR DEN EINSTIEGUm eine moumlglichst praumlzise und damit steuerbare Integration ins unternehmerische Management zu erreichen ist die Entwicklung von Zielen und Maszlignahmen noumltig Ein erster Biodiversitaumlts-Check hilft dabei bereits bestehende Maszlignahmen und Kennzahlen zu identifi-zieren Dabei sollten saumlmtliche unternehmerische Taumltigkeitsfelder von der Strategie und dem Personalwesen uumlber Liegenschaften und Einkauf bis hin zu Produktion und Entsorgung beleuchtet werden Die dann vorliegenden Ergebnisse koumlnnen Startpunkt vertiefender Maszlignahmen sein zum Beispiel erste Ziele oder Analysen eine Aus-dehnung auf andere Geschaumlftsbereiche oder die Entwicklung von Management- und Berichterstattungsstrukturen

Leitfaumlden und Handbuumlcher geben Hilfestellung bei der Integration von biologischer Vielfalt in Unternehmenspro zesse und koumlnnen zu-

gleich Inspiration und Unterstuumltzung fuumlr weitere Planungsprozesse

35WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

sein Durch die Handlungsempfehlungen koumlnnen auf leichte Weise Elemente einbezogen werden die beispielsweise die biologische Vielfalt auf dem Firmengelaumlnde foumlrdern ndash wie Bienenkaumlsten und bewachsene Hauswaumlnde Weitere konkrete Handlungsempfehlungen finden sich unter anderem in dem Bericht raquo Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagementlaquo (Bestaumlndig und Wuczkowski 2012)

BESTEHENDE ANSAumlTZE NUTZEN UND ERWEITERNFolgende Ansaumltze aus dem Unternehmensbereich sind auch zur Inte-gration von Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt gut ge eignet Unternehmerische Verantwortung (Corporate Responsibility)

Berichterstattung (inklusive umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung)

Umweltmanagement Ressourceneffizienz Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten-Management

Investitions- und Planungsprozesse

Unternehmerische Verantwortung (Corporate Responsibility)Viele Aktivitaumlten zum Biodiversitaumlts- und Oumlkosystemleistungs - schutz sind losgeloumlst vom Kerngeschaumlft und unter gesellschaftlichem Enga ge ment und unternehmerischer Verantwortung (Corporate

INFOBOX 20

Biodiversitaumlts-Checks fuumlr UnternehmenBislang werden zwei in deutscher Sprache verfuumlgbare Biodiversitaumlts-Screenings fuumlr Unternehmen haumlufig angewendet Die branchenuumlbergreifenden Checklisten der deutschen raquoBiodiversity

in Good Companylaquo-Initiative basieren auf dem raquoHandbuch Biodiver-sitaumltsmanagementlaquo (Schaltegger u a 2010) und ermoumlglichen eine Selbstevaluation zum aktuellen Stand des unternehmerischen Biodi-versitaumltsmanagements Weitere Informationen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

Der vom Global Nature Fund BAUM e V dokeo und PwC entwi-ckelte Biodiversitaumlts-Check fuumlr Unternehmen vereint Expertise aus Biologie Oumlkologie und Management Er bietet einen ersten auf das Unternehmen zugeschnittenen Uumlberblick uumlber die Reife des Biodiver-sitaumltsmanagements und gibt Empfehlungen fuumlr das weitere Vorge-hen Weitere Informationen wwwbusiness-biodiversityeudefaultaspLang=DEUampMenue=128

ABBILDUNG 17(Foto Andrzej Tokarski fotoliacom)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 36

Respon si bi lity) einzuordnen Vor allem Unternehmenswerte und -philo-sophien koumlnnen Anknuumlpfungspunkte raquovon obenlaquo bieten und zu einer weitergefassten Strategieentwicklung fuumlhren

ABBILDUNG 18(Foto Susanne Georgi)

INFOBOX 21

Praxisbeispiel Pilotprojekt fuumlr Branchenstandards Die oekom GmbH der groumlszligte deutsche Fachverlag fuumlr Oumlkologie und Nachhaltigkeit veroumlffentlicht Sach- und Fachbuumlcher mit Bezug zur bio-logischen Vielfalt und dem Erhalt der Oumlkosysteme Fuumlr seine Publi-kationen verwendet er ausschlieszliglich Recycling- und FSC-zertifiziertes Papier Zudem hat der Verlag das Projekt raquoNachhaltig Publizierenlaquo initi-iert das vom Bundesumweltministerium gefoumlrdert wird In Kooperation mit zwei wissenschaftlichen Instituten und der Frankfurter Buchmesse wurden praxisnahe Kriterien fuumlr die nachhaltige Bucherstellung entwi-ckelt Mit dem Projekt praumlsentiert sich oekom oumlffentlichkeitswirksam als Vorreiter und sensibilisiert die Verlagsbranche fuumlr einen nachhalti-gen Umgang mit der Ressource Papier

37

Gleichzeitig bietet die Kommunikation und Interaktion mit Kunden und Mitarbeitern Moumlglichkeiten fuumlr eine Integration sozusagen als Impulsgeber raquovon untenlaquo Freiwilligenarbeit gemeinsame Baum-pflanzaktionen oder Spenden fuumlr Naturschutzeinrichtungen tragen zum Schutz und zur Wertschaumltzung des Naturkapitals bei Mit Blick auf ihre Mitarbeiter profitieren Unternehmen zudem vom Wohlbe-finden am Arbeitsort erhoumlhter Kommunikationsbereitschaft und staumlrkerer Bindung und Loyalitaumlt gegenuumlber dem Arbeitgeber

Berichterstattung (inklusive umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung)Die in Deutschland und weltweit gebraumluchlichste Richtlinie zur Bericht-erstattung von Nachhaltigkeitsaspekten ndash die Global Reporting Initia-tive (GRI) ndash sieht eine Offenlegung von bis zu fuumlnf biodiversitaumltsbe-zogenen Indikatoren vor Diese waren bislang von eher qualitativer

WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

ABBILDUNG 20 Umweltindika-toren der Global Reporting Initiative Die fuumlnf relevanten Umweltindi - ka toren der Berichterstattungsricht-linie der Global Reporting Initiative (GRI) in der Version 31 Biodiver-sitaumlts bezogene Umweltindikatoren werden mit EN fuumlr Umwelt abgekuumlrzt und beinhalten EN 11 bis EN 15

Kernindikatoren Zusaumltzliche Indikatoren

EN11

Ort und Groumlszlige von Grundstuumlcken in Schutzge-bieten oder angrenzend an Schutzgebiete Ort und Groumlszlige von Grundstuumlcken in Gebieten mit hohem Biodiversitaumltswert auszligerhalb von Schutz-gebieten oder daran angrenzend Zu beruumlcksich-tigen sind Grundstuumlcke die im Eigentum der berichtenden Organisation stehen oder von die-ser gepachtet oder verwaltet werden

EN13 Geschuumltzte oder wiederhergestellte natuumlrliche Lebensraumlume

EN14Strategien laufende Maszlignahmen und Zu-kunftsplaumlne fuumlr das Management der Auswir-kungen auf die Biodiversitaumlt

EN12

Beschreibung der wesentlichen Auswirkungen von Aktivitaumlten Produkten und Dienstleistungen auf die Biodiversitaumlt in Schutzgebieten und in Gebieten mit hohem Biodiversitaumltswert auszliger-halb von Schutzgebieten

EN15

Anzahl der Arten auf der Roten Liste der IUCN und auf nationalen Listen die ihren natuumlrlichen Lebensraum in Gebieten haben die von der Geschaumlftstaumltigkeit der Organisation betroffen sind aufgeteilt nach dem Bedrohungsgrad

ABBILDUNG 19(Foto Piepenbrock)

INFOBOX 22

Praxisbeispiel Mitarbeiter-EngagementDie Piepenbrock Unternehmensgruppe unterhaumllt im brandenbur-gischen Naturpark Stechlin-Ruppiner Land den 2200 Hektar groszligen Forst Rheinshagen Im Rahmen seiner Aktion raquoWachstumlaquo pflanzt das Unternehmen dort gemeinsam mit seinen Kunden fuumlr jeden Neuauf-trag Baumlume Im August 2012 besuchte eine Gruppe von zehn Auszu-bildenden des Unternehmens im Zuge der raquoAzubi-Projekttagelaquo den Piepen brock Forst um die Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens kennenzulernen und selbst aktiv zu unterstuumltzen Ziel war es die Sand-heideflaumlche am Zechower Berg im Naturschutz- und gleichnamigen Fauna-Flora-Habitat-Gebiet Rheinsberger Rhin und Hellberge zu pflegen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 38

IM RAHMEN VON UMWELTSCHUTZ UND RESSOURCENshyEFFIZIENZ KUumlMMERN SICH VIELE UNTER NEHMEN BEREITS HEUTE UM BIODIVERSITAumlT UND ECOSYSTEM SERVICES OHNE DIES JEDOCH EXPLIZIT HERAUS ZUshy STELLEN DER BEWUSSTE EINBEZUG DES OumlKOSYSTEMshy GEDANKENS SOWIE DIE BETRACHTUNG ENTSPRECHENDER CHANCEN UND RISIKEN STELLT EINE WEITER ENT shy WICKLUNG DAR DIE DURCHAUS ALS rsaquoUMWELTVERANTshyWORTUNG 20lsaquo BEZEICHNET WERDEN KANN

MICHAEL SIEMERS CORPORATE

ENVIRONMENT amp RESPONSIBILITY

EVONIK INDUSTRIES AG

Form doch auch hier erfolgt eine regelmaumlszligige Anpassung die zu-kuumlnftig sicherlich auch mit einer Quantifizierung einhergehen wird Damit bleibt die unternehmerische Berichterstattung eng verbunden mit dem Umweltmanagement

Unternehmerische Berichterstattung wird sich aumlndern und zukuumlnftig integrierter sein (Stichwort Integrated Reporting) In dieser Hinsicht ist auch die umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung zu sehen

INFOBOX 23

Praxisbeispiel Umweltbezogene Gewinn- und VerlustrechnungWaumlhrend in der klassischen Gewinn- und Verlustrechnung (GampV) nur finanzielle Kenngroumlszligen wie Anlagevermoumlgen return on investment und Eigenkapitalrendite berichtet werden bleiben die umweltbezogenen Kosten verborgen Diese Externalitaumlten ndash beispielsweise Verschmutzung von Gewaumlssern Zerstoumlrung von Lebensraumlumen oder das Abwaumllzen von Verantwortung beim Klimawandel auf Folgegenerationen ndash sind als Ver-luste anzusehen die nicht durch das Unternehmen sondern von Dritten wie der Allgemeinheit oder der Natur getragen werden Getrieben von CEO Jochen Zeitz hat Puma es sich zur Aufgabe gemacht diese Kosten deutlicher aufzuzeigen und in die GampV einflieszligen zu lassen Solch eine Sichtbarmachung kann beim Einkauf der Fertigung der Produktent-wicklung oder dem Nachhaltigkeitsmanagement helfen bessere Ent-scheidungen zu treffen um so die Externalitaumlten zu minimieren Laut PUMA Environmental Profit amp Loss Account hat das Unternehmen im Jahr 2010 etwa 145 Millionen Euro an Umweltschaumlden durch Treibhaus-gasemissionen Wasserverbrauch Landnutzungsfolgen Luftverschmut-zung und Abfallerzeugung verursacht Davon entfallen nur etwa 6 auf das Kerngeschaumlft mehr als 137 Millionen Euro Umweltschaumlden ent-stehen entlang der Lieferkette Weitere Informationen httpaboutpumacomwp-contentthemesaboutPUMA_themefinancial-reportpdfEPL080212finalpdf

39WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Sie macht deutlich welche Abhaumlngigkeiten und welche Einfluumlsse ein Unternehmen hat und stellt bei der Einbeziehung der Oumlkosystem-leistungen und Integration in die externe Rechnungslegung einen be deut samen Schritt hin zur Beruumlcksichtigung von Naturkapital in Unternehmen dar Eine Offenlegung dieser Art koumlnnte einen Para dig-menwechsel einleiten Wer seine Leistung schon fruumlhzeitig ganzheit-lich misst und berichtet kann in einem sich veraumlndernden Geschaumlfts-

ABBILDUNG 21 (Foto LianeM Fotoliacom)

INFOBOX 24

Biodiversitaumlt in den Umweltmanagementzertifizierungen ISO 14001 und EMASBei EMAS muumlssen und bei ISO 14001 sollten die Auswirkun-gen auf die biologische Vielfalt beruumlcksichtigt werden Bei EMAS wird in Form des raquoFlaumlchenverbrauchslaquo ein direkter Indikator fuumlr den Habitatverlust erhoben ndash eine der Hauptursachen des Biodiver-sitaumltsverlustes Zwar kann der Flaumlchenverbrauch von unterschiedli-cher Qualitaumlt sein ndash die Bebauung einer bereits degradierten Flaumlche ist weniger kritisch als die eines intakten Oumlkosystems ndash dennoch kann dies als erster Startpunkt gewertet werden

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 40

umfeld weiterhin Spitzenleistung liefern Dies betrifft die Felder Risikomanagement Versorgungssicherheit und -produktivitaumlt wie auch Compliance und Stakeholdermanagement

UmweltmanagementEin Umweltmanagement steuert gemaumlszlig den vier Managementschrit-ten Planen Ausfuumlhren Kontrollieren und Optimieren umweltbezo-gene Unternehmenstaumltigkeiten und ermoumlglicht so eine kontinuierli-che Verbesserung der Umweltleistung Dieser Managementzyklus beruumlcksichtigt derzeit nur selten umsetzungsorien tiert die Dimensio-nen Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt

Hier kann eine Erweiterung konkret ansetzen Eine erste Feststellung des Status quo auf Basis bereits existieren der Umweltdaten ndash ergaumlnzt durch Experteneinschaumltzungen ndash ist der Anfang Anschlieszligend koumln-nen spezifische und messbare Ziele gesetzt werden was sich in die bekannten Schritte des Umweltmanagements einbinden laumlsst

RessourceneffizienzRessourceneffizienz gewinnt angesichts steigender Rohstoffpreise und -bedarfe und des groszligen Anteils den Material- und Energie kosten an den Gesamtkosten in vielen Branchen darstellen wirtschaftlich und politisch enorm an Bedeutung Zur Steigerung der Ressourceneffi-zienz liegen aktuell Programme auf nationaler wie europaumlischer Ebene vor es existieren dazu Plattformen und Initiativen Das Thema raquoRes-sourceneffizienzlaquo koumlnnen Unternehmen strategisch integrieren (zum Beispiel in ihrem Umweltmanagement) indem sie die entsprechen-den Einsatzstoffe als Naturkapital raquodeklarierenlaquo und im Ressourcen-management umfassender als bisher beruumlck sichtigen Durch den sparsamen effizienten Einsatz von Ressourcen koumlnnen oftmals Oumlko-systeme geschont werden (zum Beispiel durch ein entsprechendes

INFOBOX 25

Praxisbeispiel Integration von Biodiversitaumlt in das Ressourcen-managementUPM betreibt in Deutschland sieben Papierfabriken und verschreibt sich der nachhaltigen Forstwirtschaft und dem Schutz der Biodiversitaumlt So wird weltweit FSC- und PEFC-zertifiziertes Holz verwendet und in unter nehmenseigenen Waumlldern ein Biodiversitaumltsprogramm umge-setzt Gemeinsam mit der raquoAlliance for Water Stewardshiplaquo fuumlhrt UPM ein Pilotprojekt zum Wassermanagement durch Dies soll den Verbrauch des wasserintensiven Papierherstellungsprozesses senken und die Wie-derverwendung des Wassers erhoumlhen UPM unterstreicht mit seinemEngagement seine Position als raquoBiofore Companylaquo

41WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

INFOBOX 26

Praxisbeispiel Bewertung von Biodiversitaumlt in der Lebensmittel-branche und der LandwirtschaftEinen Schritt weiter als die Oumlkobilanzen geht das Bewertungsverfahren der BASF Mit ihrer Lebenszyklusanalyse AgBalance erfasst sie eine Viel-zahl von Nachhaltigkeitsindikatoren der Lebensmittel- und Landwirt-schaftsbranche Biologische Vielfalt flieszligt mit 8 der 69 Indikatoren in eine Punktebewertung ein so unter anderem Naumlhe zu Schutzgebieten Auskreuzungspotenzial und Oumlkotoxizitaumltspotenzial Auszligerdem werden soziale und oumlkonomische Indikatoren erfasst und somit alle drei Saumlulen der Nachhaltigkeit abgebildet Auch wenn ein Abwaumlgen zwischen unter-schiedlichen Groumlszligen wie Punkten und Euros als Messeinheiten Entschei-der vor Herausforderungen stellt ist dies doch ein wichtiger Schritt hin zur Integration von Biodiversitaumlt in Entscheidungsprozesse

Wassermanagement in Regionen mit Wasserstress) Jedoch ist Res-sourceneffizienz nicht gleichzusetzen mit Biodiversitaumlts- und Oumlko-systemschutz Neben dem sparsamen Umgang mit Ressourcen ist auch die Art der Einsatzstoffe (zum Beispiel Nutzung von nachhaltig erzeugtem Palmoumll) von Bedeutung

Der Zusammenschluss zu Brancheninitiativen ist ein Ansatz um das Thema Ressourceneffizienz ganzheitlicher und passgenauer zu be-trach ten und so die Thematik uumlber den bisherigen Fokus auf Reduzie-rung von Rohstoffverbrauch und Emissionen hinaus zu erweitern

Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten- Management Die Analyse der Wertschoumlpfungskette eines Produktes liefert immer wieder Verbesserungspotenzial und wird deshalb regelmaumlszligig durchge-fuumlhrt Dies bietet gute Ansatzpunkte fuumlr eine Untersuchung und Ver-besserung der Biodiversitaumltsperformance Eine weitere oft genutzte Analysemoumlglichkeit sind Oumlkobilanzen (Life Cycle Assessments)

Oumlkobilanzen bilden den gesamten Stoffkreislauf ab ndash und somit auch die fuumlr Biodiversitaumlt relevante Landnutzung oder Oumlkosystemleis-tungen wie die Bereitstellung von Rohstoffen die Absorption von Produktionsemissionen und die Aufnahme von Abfallprodukten An-gefangen bei eigenen Beschaffungsquellen (zum Beispiel Vertragsan-bauer von Supermaumlrkten oder Handelsmarken) bis hin zu Vorproduk-ten der Liefer an ten ndash entlang der Lieferkette verbergen sich zahlreiche Ursachen fuumlr Bio diversitaumltsverlust Fuumlr Unternehmen die Rohstoffe und Vorpro dukte aus dem Ausland beziehen ist es daher wichtig auf den Einkauf und das Lieferkettenmanagement zu achten Wichtige

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 42

Analyseschritte beinhalten Grenzwerte und Normen (in den Abbau- und Ursprungslaumlndern der Vorprodukte oftmals deutlich niedriger als in Deutschland) oder Screenings zu Wasserknappheit entlang der Lie-ferkette Darauf aufbauend ergibt sich eine detaillierte Bewertung zur Beruumlcksichtigung von Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt bei Liefe ranten

Investitions- und PlanungsprozesseInvestitionen in den Bau neuer Anlagen oder Standorte werden derzeit eher selten unter Biodiversitaumltsaspekten im betrieblichen Umwelt-management erfasst Beim Bau eines Produktionsstandorts auf der raquogruumlnen Wieselaquo spielen vor allem die Eingriffsregelung des Bun-desnaturschutzgesetztes (BNatSchG) sowie das EU-Naturschutz-recht (FFH- und Vogelschutz-Richtlinie) eine wichtige Rolle Diese Regeln erscheinen Unternehmen manchmal wider spruumlchlich ndash gerade mit Blick auf den gewollten Naturschutz Firmenareale werden auf-grund strategischer Entscheidungen zum Beispiel fuumlr den Bau von Anlagen uumlber einen laumlngeren Zeitraum brach liegen gelassen Siedelt sich daraufhin eine geschuumltzte Art auf dieser Flaumlche an koumlnnen Unter-nehmen unter Umstaumlnden nur mit hohen Auflagen dieses Gebiet er-schlieszligen und einen Neu- oder Ausbau realisieren Um solchen Ziel kon-flikten vorzubeugen bieten die zustaumlndigen Natur schutzbehoumlrden an in Dialog zu treten um gangbare Wege und Maszlignahmen auszu loten

Doch Unternehmen koumlnnen auch in Vorleistung gehen Indem zum Beispiel Brachflaumlchen und Naturraumlume belassen sowie die Funktio-nalitaumlt von aquatischen Oumlkosystemen (Gewaumlssern) erhalten werden

INFOBOX 27

Ausgleichsflaumlchen ndash Chancen fuumlr beschleunigte PlanungsprozesseGut zu wissen Laut sect16 BNatSchG kann durch Oumlkosystemschutz ein raquoGuthabenlaquo auf einem Oumlkokonto angespart werden Bei spaumlteren Ein-griffen werden diese Flaumlchen als bereits geleistete Kompensationsmaszlig-nahmen anerkannt Rheinkalk macht sich dieses Instrument zunutze Im sauerlaumlndischen Houmlnnetal dient nur ein Teil des Grundbesitzes dem Kalksteinabbau Weite Teile des Areals hingegen stehen dank nicht-oumlkonomischer Waldnutzung dem Naturschutz temporaumlr zur Verfuumlgung oder werden je nach Management und naturschutzfachlicher Einschaumlt-zung einem Oumlkokonto zugeschrieben das als Kompensationsleistung fuumlr zu erwartende Eingriffe agiert Waumlhrend auf der einen Seite pro-aktiv Arten- und Oumlkosystemschutz ermoumlglicht wird profitiert Rheinkalk von einem beschleunigten Planungsprozess vermiedener Buumlrokratie und somit geringeren Kosten (wwwrheinkalkdepdfVerantwortung_Fuer_Mensch_und_Naturpdf Seite 24)

43WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

koumlnnen etwaige Kompensationsmaszlignahmen im Rahmen der Ein griffs -regelung vermieden werden Zudem koumlnnen Ergebnisse der teils obli-gatorischen Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung (UVP) der Strategischen

INFOBOX 28

Praxisbeispiel ZielkonflikteBiologische Vielfalt spielt in Steinbruumlchen Baggerseen und Kiesgruben eine wichtige Rolle Die Steine- und Erdenindustrie engagiert sich in zahlreichen Projekten zur Foumlrderung der biologischen Vielfalt Neben der Erarbeitung von Biodiversitaumltsindikatoren und einer Biodiversitaumlts-Datenbank zaumlhlen hierzu zahlreiche gemeinsame Projekte mit Umwelt-verbaumlnden

raquoLeider werden der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt in den Abbaustaumltten ausgerechnet durch das Naturschutzrecht selbst eingeschraumlnkt Wer zum Beispiel ein Laichgewaumlsser fuumlr die Gelbbauch-unke auf einem Rohbodenstandort anlegt oder eine Steilwand fuumlr die Uferschwalbe herrichtet der laumluft Gefahr dass die weitere Bewirt-schaftung der Flaumlchen deutlich eingeschraumlnkt wird Der statische An-satz im Naturschutzrecht verhindert damit leider vielerorts die Aus-schoumlpfung von Synergieeffekten von Gesteinsabbau und Naturschutz Die Steine- und Erdenindustrie jedenfalls ist zur Foumlrderung der biolo-gischen Vielfalt bereit und setzt sich auch weiterhin fuumlr praktikable Loumlsungen einlaquo (Diplom-Biologe Thomas Beiszligwenger Hauptgeschaumlfts-fuumlhrer Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

ABBILDUNG 22 (Foto Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

INFOBOX 29

Praxisbeispiel Management von LiegenschaftenFraport die Betreibergesellschaft des Frankfurter Flughafens formuliert in seiner unternehmenseigenen Biodiversitaumltsstrategie Grundsaumltze zur Biodiversitaumlt Darin wird festgehalten dass sich Flugbetrieb und der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt ndash uumlber gesetz liche Anforderungen wie zum Beispiel Eingriffsregelung hinaus ndash vereinbaren lassen So wird unter anderem auf dem Gelaumlnde des Flughafens ein For-schungsprojekt zum Bienen-Monitoring unterstuumltzt das wichtige Infor-mationen uumlber die Schadstoffsituation liefert Gleich zeitig werden im Rhein-Main-Gebiet gezielt Naturschutzvorhaben gefoumlrdert so zum Bei-spiel der Erhalt von raquoAltholzinselnlaquo im Kinzigtal oder die Pflege von Streuobstwiesen im Maintal (wwwfraportdecontentfraport-agdenachhaltigkeitumweltnatur--und-ressourcenschutz0html und verglei-che auch die dort bereitgestellten PDF-Dokumente)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 44

Legende Naumlhe zum Kerngeschaumlft Merkmalsauspraumlgung Geringer Bezug Mittel o Trifft zu x Mittlerer Bezug Stark + Starker Bezug Sehr stark + +

ABBILDUNG 23 Handlungsan-saumltze zur Integration von Biodiversi-taumlt in Unternehmen am Beispiel eines Industrie- und Konsumguumlter-unternehmens (Grafik PwC)

INFOBOX 30

Handlungsansaumltze zur Integration von Biodiversitaumlt in UnternehmenDie vorgestellten sechs Handlungsansaumltze werden hier systematisch zusammengefasst am Beispiel der Indus trie- und Konsumguumlterbranche dargestellt Diese Systematik kann allen Unternehmen als Pruumlfrahmen dienen ihr spezifisches Profil zur Beruumlcksichtigung von biologischer Viel-falt Oumlkosystemen und deren Leistungen (Naturkapital) zu entwickeln

Die Abbildung verdeutlicht die Wirkung der verschiedenen Handlungs-ansaumltze beispielhaft im Hinblick auf die vier Werttreiber Risiken senken Kosten reduzieren Maumlrkte und Kunden erschlieszligen und Reputation steigern

Waumlhrend die farbliche Hinterlegung die Naumlhe zum Kerngeschaumlft andeutet geben die Spalten auf der rechten Seite Informationen uumlber den Beitrag zum Schutz der biologischen Vielfalt sowie zur moumlglichen Umsetzungskomplexitaumlt wieder Es wird deutlich dass es durchaus ein-fache Maszlignahmen gibt die eine Wirkung zeigen

Werttreiber

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Integration von Biodiversitaumltsaspekten in hellip

Beitrag zum Schutz des Natur kapitals

Umsetzungsshy komplexitaumlt

x x x 1) Unternehmerischer Verantwortung (Corporate Responsibility) o + o

x x x 2) Berichterstattung (inkl umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung) o +

x x 3) Umweltmanagement inkl Liegenschafts-management o + +

x x 4) Maszlignahmen zur Steigerung der Ressourcen-effizienz + + + +

x x x 5) Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten-Management + + + +

x x 6) Investitions- und Planungsprozesse + o +

45WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Des Weiteren ist erkennbar dass die Integration von Biodiversitaumlt in Aus-wahl- und Entscheidungsprozesse vor allem im Bereich Ressourceneffi-zienz Lieferketten-Management und Investitions- und Planungsprozesse zu Win-win-Situationen fuumlhren kann Dabei sollte bei der Auswahl der Ansaumltze und Methoden aber immer das Kerngeschaumlft des Unterneh-mens im Vordergrund stehen ndash hier kann ein erster Check die weitere Schwerpunktsetzung unterstuumltzen Auch die Integration ins klassische Umweltmanagement stellt einen Schritt zur Beruumlcksichtigung von Bio-diversitaumlt dar ndash und zwar verbunden mit einem maumlszligigen Aufwand

Umweltpruumlfung (SUP) und der FFH Vertraumlglichkeitspruumlfung (FFH VP) guumlnstiger ausfallen Auflagen der Nachbesserung reduziert dadurch Kosten eingespart und ein reibungsloser Planungs- und Bauprozess beguumlnstigt werden

Abschlieszligend gilt es die Integration von Biodiversitaumlt auch in flankie-renden operationellen Einheiten voranzutreiben Dies betrifft beson-ders Forschung und Entwicklung sowie Kommunikation Dabei sollen die Themen erfolgreich sowohl nach innen als auch nach auszligen also zu Kunden Lieferanten und anderen Interessengruppen kommuni-ziert und in eine entsprechende Berichterstattung integriert werden

AUSBLICK5

WIR KOumlNNEN DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER WIRTSCHAFT NUR ERHALTEN WENN WIR DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER NATUR ERHALTEN DAFUumlR IST EINE VIELFALT AN LEBENSshy RAumlUMEN UND ARTEN VON ENTSCHEIDENDER BEDEUTUNG DEREN SCHUTZ MUSS DESHALB VIEL STAumlRKER IN DEN WERTSCHOumlPFUNGSPROZESSEN BERUumlCKSICHTIGT WERDEN

ALEXANDER BARTELT ABTEILUNGS-

LEITER KLIMASCHUTZ UND NACHHAL -

TIGE PRO DUKTE DER OTTO GROUP

VORSTANDSVORSITZENDER raquoBIODIVER-

SITY IN GOOD COMPANYlaquo- INITIATIVE

Es ist an der Zeit die Aspekte von Naturkapital in das unterneh-merische Handeln zu integrieren Nutzen Sie die vielfaumlltigen Ansatz-punkte die im Rahmen der Broschuumlre aufgezeigt wurden und beginnen Sie Ihre unternehmerischen Aktivitaumlten zu erweitern In Deutsch-land gibt es viele Initiativen und Ansaumltze die einen Einstieg in die The-men Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungen erleich tern Nutzen Sie diese Initiativen fuumlr einen Austausch mit anderen Unter-nehmen und uumlber die dort bereits gemachten Erfahrungen (siehe dazu auch Kapitel 6)

Die Initiative raquoBiodiversity in Good Companylaquo ist ein Zusammen-schluss von Unternehmen die gemeinsam fuumlr den Schutz der

biologischen Vielfalt eintreten Der branchenuumlbergreifenden Initiative gehoumlren kleine mittlere und groszlige Unternehmen an Die Mitglieder der raquoBiodiversity in Good Companylaquo-Initiative unterstuumlt-zen das freiwillige Engagement der Wirtschaft fuumlr den Schutz der biologischen Vielfalt Sie arbeiten an Innovationen und Investitio-nen damit naturvertraumlgliche Technologien Produkte und Dienst-leistungen verstaumlrkt ihren Weg in die Maumlrkte finden Die Initiative

47AUSBLICK

traumlgt dazu bei den Privatsektor in die Verwirklichung der Ziele der Konvention uumlber die biologische Vielfalt und der Nationalen

Strategie zur biologischen Vielfalt staumlrker einzubinden

Auch im Rahmen von econsense ndash einem Zusammenschluss fuumlhren-der global agierender Unternehmen und Organisationen der deut-schen Wirtschaft zu den Themen nachhaltige Entwicklung und Cor-porate Social Responsibility (CSR) ndash wird der Themenbereich im Rahmen der Arbeitsgruppe raquoBiodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungenlaquo begleitet Die Mitgliedsunternehmen setzten sich intensiv mit dem Erhalt und der Entwicklung der biologischen Vielfalt auseinander und nutzen econsense als Plattform zum Austausch und zur Diskus-sion von praktischen Managementinstrumenten

Engagieren Sie sich im Projekt raquoUnternehmen Biologische Vielfalt 2020laquo einer Dialog- und Aktionsplattform des Bundesumweltminis-teriums gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der deutschen Wirtschaft und von Naturschutzverbaumlnden die einen fortlaufenden Austausch erlaubt und konkrete Aktivitaumlten zur Umsetzung der Nati-onalen Strategie zur biologischen Vielfalt auf den Weg bringt Folgende Themenfelder stehen dabei im Fokus Informationen zur biologischen Vielfalt fuumlr Unternehmen Biologische Vielfalt im betrieblichen Umweltmanagement Biologische Vielfalt und Naturschutzrecht Kommunikation von Unternehmen nach auszligen Finanzierung von Naturschutzprojekten Maumlrkte Chancen erkennen und entwickeln Netzwerkbildung

Die kuumlnftige Leistungsfaumlhigkeit der Wirtschaft wird von der Leis-tungsfaumlhigkeit des Naturkapitals abhaumlngen Der Erhalt der Leistungs-faumlhigkeit unseres Naturkapitals erfordert die gebuumlndelten Kraumlfte von Unternehmen Politik und Gesellschaft raquoNatur kapital Deutschland ndash TEEB DElaquo zeigt dass sich dies auch wirtschaftlich lohnt Lassen Sie uns diese Chance gemeinsam wahrnehmen

ABBILDUNG 24 (Foto morrbyte Fotoliacom)

6 WEITERFUumlHRENDE INFORMATIONEN

PROJEKT raquoNATURKAPITAL DEUTSCHLAND ndash TEEB DElaquoDiese Broschuumlre ist Teil des Projekts raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo in dessen Rahmen bis zum Jahr 2015 folgende vier Berichte erscheinen (Arbeitstitel) raquoKlimapolitik und Naturkapital Synergien und Konfliktelaquo raquoOumlkosystemleistungen und Entwicklung laumlndlicher Raumlumelaquo raquoNaturleistungen in der Stadt Gesundheit schuumltzen und

Lebensqualitaumlt erhoumlhenlaquo raquoNaturkapital Deutschland Neue Handlungsoptionen

ergreifen ndash eine Syntheselaquo

Bereits erschienen ist die Broschuumlre raquoDer Wert der Natur fuumlr Wirt-schaft und Gesellschaft ndash Eine Einfuumlhrunglaquo wwwnaturkapital-teebde

Soweit Praxisbeispiele und Statements nicht gesondert gekennzeich-net wurden sind diese speziell fuumlr raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo erstellt worden

Leitfaumlden Handlungsmoumlglichkeiten fuumlr Unternehmen BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012)Biodiversitaumlt im unterneh-

merischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Umfangrei-che aber dennoch leicht zu erfassende und praxisnahe Broschuumlre zu Maszlignahmen rund um den betrieblichen Biodiversitaumltsschutz Mit zahl-reichen Umsetzungstipps und Hinweisen auf weiterfuumlhrende Lite ra-tur und Webseiten

49WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

www2leuphanadeumanagementcsmcontentnamadownloads download_publikationenBestaendig20Wuczkowski_Biodiversitaet 20im20unternehmerischen20Nachhaltigkeitsmanagement_neupdf

HOUDET J (HRSG) (2008 UumlBERARBEITET 2010) Integrating bio-diversity into business strategies The Biodiversity Accountability Framework Sehr umfangreiche Publikation (knapp 400 Seiten) uumlber Bio di versitaumlt und Unternehmen beginnend bei den Grundlagen 23 In dikatoren (Business and Biodiversity Independence Indicators) sind Grundlage fuumlr die Bewertung der Biodiversitaumltsleistung von Unter-nehmen Mit zahlreichen Beispielen Regionaler Fokus Frankreichwwworeeorg_scriptntsp-document-file_downloadphp document_id=1063ampdocument_file_id=1070

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement ndash Ein Leitfaden fuumlr die betriebliche Praxis Umsetzungsorientiertes Handbuch zur Einbindung von Biodiversi-

taumlt in das bestehende (Umwelt)-Management inklusive zahlreicher Vorschlaumlge fuumlr Maszlignahmen und Instrumente sowie Zuordnung zu Handlungsfeldern und Funktionsbereichen httpwwwbmudeN46143

TEEB (2012) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Busi-ness and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York Bericht fuumlr Unternehmen der internationalen TEEB-Studie Ins-pirierende teils generische Heranfuumlhrung an die Bedeutung von Bio-diversitaumlt an Unternehmen mit Beispielen aus aller Welt Excutive summary unter wwwteebweborg

UN GLOBAL COMPACT AND IUCN (2012) A Framework for Corpo rate Action on Biodiversity and Ecosystem Services Uumlberblicksbro schuumlre zu Biodiversitaumlt und Unternehmen Adressierte Themen Treiber Risi-ken amp Chancen Corporate Governance Management (inkl Vermei-dungs-Hierarchie) Stakeholder-Engagement und Berichter stattungwwwunglobalcompactorgdocsissues_docEnvironmentBES_Frameworkpdf

WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD) (2011) Handbuch zur unternehmerischen Bewertung von Oumlkosystemdienstleistungen (CEV) Ein Rahmenwerk zur Erleichterung unternehmerischer Entscheidungsfindung Generisches Hand buch fuumlr die Durchfuumlhrung einer unternehmensinternen Bewertung von Biodiversitaumlt (breites Werteverstaumlndnis) mit Handreichungen zu vor-gelagerten Abwaumlgungen wwweconsensedesitesallfilesWBCSD_Handbuch_CEVpdf

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 50

WORLD RESOURCE INSTITUTE (WRI) (2012) Corporate Ecosystem Services Review ndash Version 20 Handbuch zur systematischen Erfas-sung von biodiversitaumltsbezogenen Risiko- und Handlungsfeldern Schrittweises Vorgehen inkl Vorschlaumlgen fuumlr die Erfassung und Doku-mentation des Prozesses wwwwriorgpublicationcorporate-ecosystem-services-review

Allgemein Oumlkosysteme Biodiversitaumlt und Wirtschaft JESSEL B TSCHIMPKE O UND WALSER M (2009) Produktivkraft

Natur Hamburg Praumlgnante Beispiele fuumlr die Quantifizierung von wirtschaftlich relevanten Nutzungen der Natur in Arbeitsplaumltzen Umsaumltzen oder vermiedenen Kostenwwwnaturkapital-teebdefileadminDownloadsProduktivkraft Naturpdf

MILLENNIUM ECOSYSTEM ASSESSMENT (2005) Ecosystems and Human Well-Being ndash Synthesis Synthese der mehr als 1000 Seiten fassenden wissenschaftlichen Studie uumlber die oumlkologischen und gesell-schaftlichen Zusammenhaumlnge sowie Zustand und Trends des Verlus-tes der biologischen Vielfalt und die Bedeutung der Oumlkosystemleis-tungen fuumlr den Menschenwwwmaweborgdocumentsdocument356aspxpdf

TEEB (2010) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integ-rieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz (Hrsg) Bonn Zusam-menfassung der Ergebnisse der internationalen TEEB Studie Synthese der Berichte fuumlr internationale Politiker lokale und regionale Ent-scheider sowie Unternehmen wwwteebweborg

Kartenmaterial Frageboumlgen und Tools PROTECTEDPLANETNET Weltweite kartengestuumltzte Darstellung von

Schutzgebieten basierend auf den Daten der World Database of Pro-tected Areas (WDPA) und der Weltnaturschutzorganisation (IUCN) wwwprotectedplanetnet

BFNshySCHUTZGEBIETSKARTE Interaktive Karte des Bundesamtes fuumlr Naturschutz mit allen deutschen Schutzgebieten wwwgeodienstebfndeschutzgebiete

CHECKLISTEN DER DEUTSCHEN BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIAshyTIVE Fragenkatalog zur Erstellung einer Selbsteinschaumltzung bezuumlg-lich potenzieller Risiken hinsichtlich Biodiversitaumlt und Oumlkosystem-leistungen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

51WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

INTEGRATED BIODIVERSITY ASSESSMENT TOOL (IBAT) Kostenpflich-tige Anwendung zur Bewertung standortbezogener Biodiversitaumlts-risiken (Fokus Schutzgebiete und Biodiversity Hot Spots) GIS-(Karten)- basiert wwwibatforbusinessorg

Fallbeispiele und Publikationssammlung WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD)

(2012) Biodiversity and ecosystem services ndash scaling up business solutions Company case studies that help achieve global biodiversity targetswwwwbcsdorgPagesEDocumentEDocumentDetailsaspxID=14923ampNoSearchContextKey=true

UNITED NATIONS ENVIRONMENT PROGRAM FINANCE INITIATIVE (UNEP FI) Publikationen zu biodiversitaumltsbezogenen Chancen Risiken und Handlungsoptionen der Finanzbranche wwwunepfiorgpublicationsbiodiversityindexhtml

CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (CBD) BUSINESS PROGRAMM Fallstudien und Publikationen zu Beruumlhrungspunkten und Leuchtturm-projekten zum Erhalt der biologischen Vielfalt wwwcbdintenbusiness

ECOSYSTEM MARKETPLACE Nachrichtenportal von Forest Trends rund um Biodiversitaumlts- Wasser- und CO2-Maumlrkte wwwecosystemmarketplacecom

Strategien auf politischer Ebene NATIONALE STRATEGIE ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT (2007) Deutsch-

lands Strategie zur Umsetzung der Konvention uumlber die biolo gische Vielfalt wwwbmudeN40333

INFORMATIONSPORTAL DES BUNDESAMTES FUumlR NATURSCHUTZ ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT Mit Nachrichten Informationen Veranstal-tungshinweisen und weiterfuumlhrenden Materialien wwwbiologische-vielfaltde

EUshyBIODIVERSITAumlTSSTRATEGIE FUumlR 2020 Diese EU-Strategie enthaumllt Ziele zum Erhalt von Biodiversitaumlt sowie von Oumlkosystemen und deren Leistungen (raquoNaturkapitallaquo) bis 2020httpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversitycomm20062020htm

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 52

GLOBALE BIODIVERSITAumlTSZIELE Der raquoStrategische Plan 2011 ndash 2020laquo des Internationalen Uumlbereinkommens zur biologischen Vielfalt (CBD) enthaumllt auch Ziele zu Oumlkosystemen und deren Leistungen sowie zum Wert der biologischen VielfaltwwwcbdintdocdecisionsCOP-10cop-10-dec-02-enpdf

Initiativen DEUTSCHE BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIATIVE ndash raquoBIODIVERSITY

IN GOOD COMPANYlaquoshy INITIATIVE Zusammenschluss vor allem deut-scher Unternehmen mit dem Ziel die Integration von Biodiversitaumlt in unternehmerische Entscheidungen voranzutreiben wwwbusiness-and-biodiversityde

EUROPAumlISCHE raquoBUSINESS AND BIODIVERSITY CAMPAIGNlaquo Europa-weite Plattform fuumlr Unternehmen mit dem Ziel Ansaumltze fuumlr ein Biodi-versitaumltsmanagement zu entwickeln und umzusetzen wwwbusiness-biodiversityeu

NATURAL CAPITAL DECLARATION Erklaumlrung einzelner Akteure des Finanzsektors Naturkapital in Finanzprodukten und -dienstleistungen zu beruumlcksichtigen wwwnaturalcapitaldeclarationorg

TEEB FOR BUSINESS COALITION Initiative zur Vereinheitlichung der Bilanzierung von Naturkapital im Unternehmen httpteebforbusinessorg

GLOSSAR 53

GLOSSAR

ARTENVIELFALTDiversitaumlt (Vielfalt) biologischer Arten in einem Lebensraum Artenviel-falt ist neben genetischer Vielfalt und Diversitaumlt der Oumlkosysteme ein Teil-aspekt der biologischen Vielfalt

BASISLEISTUNGENGrundlegende Leistungen der Oumlkosysteme wie zum Beispiel Photosyn-these oder Stickstoffbindung von Knoumlllchenbakterien welche die Voraus-setzung fuumlr alle anderen Leistungen der Oumlkosysteme sind

BIODIVERSITAumlT Biologische Vielfalt

BIOLOGISCHE VIELFALT Die Vielfalt des Lebens auf unserer Erde (oder Biodiversitaumlt) ist die Varia-bilitaumlt lebender Organismen und der von ihnen gebildeten oumlkologischen Komplexe Sie umfasst drei Ebenen 1) die Vielfalt an Oumlkosystemen bezie-hungsweise Lebensgemeinschaften Lebensraumlumen und Landschaften 2) die Artenvielfalt und 3) die genetische Vielfalt innerhalb der verschie-denen Arten

EINGRIFFSREGELUNG Instrument des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatschG sectsect 13 ff) das die Bewaumlltigung von Eingriffen in Natur und Landschaft regelt (Vermeidung und Kompensation)

EMAS Betriebliches Umweltmanagementsystem (Eco Management and Audit Scheme) nach der Verordnung (EG) Nr 12212009 uumlber die freiwillige Teil-nahme von Organisationen an einem Gemeinschaftssystem fuumlr Umwelt-management und Umweltbetriebspruumlfung (ABl EG L 342 v 22122009 S 1) Schwerpunkte sind die kontinuierliche Verbesserung der Umwelt-leistung die Umwelterklaumlrung und Umweltrechtskonformitaumlt

GEBIETSFREMDE ARTENAuch invasive Arten oder Neobiota Tier- und Pflanzenarten die durch Einfuhr (beabsichtigt) oder Einschleppung (unbeabsichtigt) in einem fuumlr sie nicht natuumlrlichen Lebensraum leben Einige gebietsfremde Arten ver-breiten sich aufgrund mangelnder Feinde physiologischer Eigenschaften (Wachstumsgeschwindigkeit Wasserbedarf) oder aumlhnlich invasiv und verdraumlngen einheimische Arten In einigen Faumlllen entstehen durch sie erheb liche Nachteile fuumlr Mensch (Gesundheitsbeeintraumlchtigungen wie zum Beispiel Allergien) und Oumlkosysteme (Degradation)

INWERTSETZUNGBuumlndel von Maszlignahmen um den Nutzen von Biodiversitaumlt und Oumlkosys-temleistungen fuumlr die Gesellschaft relevant und erfahrbar werden zu las-sen Dies geschieht durch (oumlkonomische) Bewertung und oder Integra-tion in Marktentscheidungen ndash zum Beispiel in Form von naturorientierten Angeboten Anreizen oder der Schaffung von Maumlrkten fuumlr Biodiversitaumlt ndash sowie in gesellschaftliche und private Entscheidungen

54 DIEUNTERNEHMENSPERSPEKTIVEndashNEUEHERAUSFORDERUNGEN

ISO 14001 Betriebliches Umweltmanagementsystem nach DIN EN ISO 140012004 + AC 2009 (Ausgabe 112009) Schwerpunkt liegt in der Verbesserung des Umweltmanagementsystems

KONVENTION UumlBER DIE BIOLOGISCHE VIELFALT (ENGL CONVENTION ON BIO LOGICAL DIVERSITY ndash CBD)

Uumlbereinkunft von 168 Staaten (Unterzeichner Stand 12122012) uumlber die biologische Vielfalt Darin werden der Verlust der biologischen Vielfalt als Herausforderung anerkannt und Ziele zu ihrer Erhaltung formuliert Diese sind 1) Schutz der biologischen Vielfalt 2) Nachhaltige Nutzung ihrer Bestandteile und 3) Zugangsregelung und gerechter Ausgleich von Vor-teilen welche aus der Nutzung genetischer Ressourcen entstehen

KULTURELLE OumlKOSYSTEMshy LEISTUNGEN

Leistungen von Oumlkosystemen mit Wirkung und Bedeutung fuumlr Erholung aumlsthetisches Empfinden spirituelle Erfahrungen soziale Funktionen kul-turelle Identitaumlt Heimatgefuumlhl Wissen und Erkenntnis

MONETARISISERUNG Beimesssung eines Wertes in Geldeinheiten Die Umweltoumlkonomie hat dazu mehrere Verfahren der Monetarisierung entwickelt

NATURKAPITAL Oumlkonomischer Begriff fuumlr den begrenzten Vorrat an physischen und bio-logischen Ressourcen der Erde und die begrenzte Bereitstellung von Guumltern und Leistungen durch Oumlkosysteme

OumlKOSYSTEM Bezeichnet die Bestandteile eines abgegrenzten Naturraumes (zum Beispiel niedersaumlchsisches Wattenmeer) oder eines bestimmten Natur-raumtyps (zum Beispiel naumlhrstoffarmes Flieszliggewaumlsser) und deren Wech-selwirkungen Der Begriff kann sich auf verschiedene raumlumliche Ebenen (lokal regional) beziehen und umfasst sowohl (halb-)natuumlrliche (zum Bei-spiel ungestoumlrte Hochmoore) und naturnahe (zum Beispiel Kalkmager-rasen) als auch vom Menschen gepraumlgte Oumlkosysteme (zum Beispiel Agrar oumlkosysteme)

OumlKOSYSTEMFUNKTIONEN Umfassen alle physikalischen chemischen und biologischen Prozesse und Wechselwirkungen die in verschiedenen Oumlkosystemen stattfinden

OumlKOSYSTEMLEISTUNGEN Bezeichnen direkte und indirekte Beitraumlge von Oumlkosystemen zum mensch-lichen Wohlergehen das heiszligt Leistungen und Guumlter die dem Menschen einen direkten oder indirekten wirtschaftlichen materiellen gesundheit-lichen oder psychischen Nutzen bringen In Abgrenzung zum Begriff Oumlko-systemfunktion entsteht der Begriff Oumlkosystemleistung aus einer anth-ropozentrischen Perspektive und ist an einen Nutzen des Oumlkosystems fuumlr den Menschen gebunden Der Begriff ist identisch mit den haumlufig verwen-deten Begriffen raquoOumlkosystemdienstleistunglaquo und raquooumlkosystemare Guumlter und Leistungenlaquo und entspricht dem englischen Begriff der raquoecosystem serviceslaquo

55

REGULIERUNGSLEISTUNGENFunktionen von Oumlkosystemen die auf (andere) Elemente und Prozesse von Oumlkosystemen einwirken die (direkten) Nutzen fuumlr den Menschen haben zum Beispiel die Filterwirkung von Bodenschichten auf die Grund-wasserqualitaumlt oder der Beitrag einer Hecke zur Verringerung der Boden-erosion

GLOSSAR

RESILIENZ (VON OumlKOSYSTEMEN)

Resilienz ist die Faumlhigkeit eines Oumlkosystems trotz aumluszligerer Stoumlrungen seine Funktionen und damit seine Oumlkosystemleistungen aufrecht zu erhalten Es wird davon ausgegangen dass die Resilienz stark mit der in dem Oumlko-system vorherrschenden biologischen Vielfalt korreliert

TEEBThe Economics of Ecosystems and Biodiversity Die internationale TEEB-Studie wurde von Deutschland im Rahmen seiner G8-Praumlsidentschaft im Jahr 2007 gemeinsam mit der EU-Kommission initiiert und mithilfe zahlreicher weiterer Institutionen unter der Schirmherrschaft des Um-weltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) durchgefuumlhrt Ziel der TEEB-Studie war es den oumlkonomischen Wert der Leistungen der Natur ein zuschaumltzen die wirtschaftlichen Auswirkungen der Schaumldigung von Oumlkosystemen zu erfassen und ausgehend davon die Kosten eines Nicht-Handelns zu beziffern Leiter der Studie war der indische Oumlkonom Pavan Sukhdev Im Rahmen der Studie wurden verschiedene Berichte veroumlffent-licht Derzeit wird unter Leitung von UNEP ein Nachfolgeprozess organi-siert um die Durchfuumlhrung von nationalen regionalen lokalen und sek-toralen Studien zum Thema anzuregen und zu foumlrdern

VERSORGUNGSLEISTUNGENBezeichnen meist marktfaumlhige Guumlter die von oder mithilfe von Oumlkosyste-men produziert werden (zum Beispiel Nahrung Frischwasser Feuer- und Bauholz) Teilweise ist ein erheblicher Beitrag von (Human-)Kapital und Arbeit notwendig um diese Guumlter zu erstellen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 56

QUELLEN

BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012) Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Centre for Sustainability Management Luumlneburg

BORN W u a (2012) Gesundheitskosten der Beifuszlig-Ambrosie in Deutschland In Umweltmedizin in Forschung und Praxis 17 (2) S 71 ndash 80

DER BUND (2009) Invasive Muscheln verstopfen Leitungen Von Fabio Bergamin Onlineausgabe Zuletzt aktualisiert am 31072009 httpwwwderbundchzeitungenwissenInvasive-Muscheln-verstopfen-Leitungenstory29662360

DEUTSCHER IMKERBUND EV Internetauftritt des Deutschen Imkerbund e V vom 12122012 httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpbienen-und- bestaeubungsleistung und httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpzahlen-die-zaehlen

EUROPAumlISCHE KOMMISSION (2009) Fact Sheet Gebietsfremde invasive Arten httpeceuropaeuenvironmentpubspdffactsheetsInvasive20Alien20SpeciesInvasive_Alien_DEpdf

FAO ndash FOOD AND AGRICULTURE ORGANIZATION OF THE UNITED NATIONS (2010) Global Forest Resource Assessment 2010wwwfaoorgforestryfrafra2010en

GARCIacuteAshyTORRES L u a (2001) Conservation agriculture in Europe Current status and perspectives In Garcia-Torres L Benites J and Martiacutenez-Vilela A (Hrsg) Conservation Agriculture A World-wide Challenge 1st World Congress on Conservation Agriculture Madrid 1 ndash 5 October 2001 Vol I Keynote Contributions XUL Cordoba Spain S 79 ndash 83

IAASTD ndash INTERNATIONAL ASSESSMENT OF AGRICULTURAL KNOWLEDGE SCIENCE AND TECHNOLOGY FOR DEVELOPMENT (2008) Global ReportwwwagassessmentorgreportsIAASTDENAgriculture20at20a20Crossroads_Global20Report20(English)pdf

KREIBICH H MUumlLLER M (2005) Private Vorsorgemaszlignahmen koumlnnen Hochwasserschaumlden reduzieren Schadensprisma Heft 1 2005 httpwwwschadenprismadepdfsp_2005_1_1pdf

57QUELLEN

LENZEN M u a (2012) International trade drives biodiversity threats in developing nations Nature 486109 ndash 112 Doi101038nature11145

PWC ndash PRICEWATERHOUSECOOPERS (2012) PwC Rio+20 Sustain ability pulse poll How do the public and CEO opinions differ on Rio+20 issues

REWE GROUP (2010) Pressemitteilung raquoBodensee-Obstbauern engagieren sich fuumlr Biodiversitaumltlaquo wwwrewe-groupcompressepressemeldungenpressemeldung-detail articlebodensee-obstbauern-engagieren-sich-fuer-biodiversitaet

SCBD ndash SECRETARIAT OF THE CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (2009) business2010 A magazine on business amp bio- diversity June 2009 Volume 4 ndash Issue 1 httpwwwcbdintdocnewslettersnews-biz-2009-06-enpdf

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement Ein Leitfaden fuumlr die betrieb-liche Praxis BerlinwwwbmudeN46143

STATISCHES BUNDESAMT (2012) Nachhaltige Entwicklung in Deutschland Indikatorenbericht 2012 wwwdestatisdeDEPublikationenThematischUmwelt oekonomischeGesamtrechnungenUmweltindikatorenIndikatoren PDF_0230001pdf__blob=publicationFile

STERN N (2007) The Economics of Climate Change The Stern Review Cambridge

TEEB (2009) The Economics of Ecosystems and Biodiversity TEEB for National and International Policy Makers Summary Responding to the Value of Naturewwwteebweborg

TEEB (2010A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity Ecological and Economic Foundations Edited by Pushpam Kumar London and Washington

TEEB (2010B) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integrieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz Bonn

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 58

TEEB (2011) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in National and International Policy Making Edited by Patrick ten Brink London and Washington

TEEB (2012A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Local and Regional Policy and Management Edited by Heidi Wittmer and Haripriya Gundimeda Abingdon and New York

TEEB (2012B) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Business and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York

TEN BRINK P BRAAT L (HRSG) (2008) The Cost of Policy Inaction The case of not meeting the 2010 biodiversity targethttpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversityeconomicspdfcopizip

UNESCAP ndash UNITED NATIONS ECONOMIC AND SOCIAL COMMISSION FOR ASIA AND THE PACIFIC (1999) Keynote Statement of Mr Cengiz Ertuna (UNESCAP) at IDNDR-ESCAP Regional Meeting for Asia Risk Reduction amp Society in the 21st Century Bangkok 23 ndash26 February 1999 httpwwwunescaporgenrdwater_mineraldisasterertuna01htm

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012) Water valuation ndash Building the business case Geneva and Washington

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012A) Changing Pace ndash Public policy options to scale and accelerate business action towards Vision 2050 Geneva and Washington

WRI ndash WORLD RESOURCE INSTITUTE (2012) The Corporate Ecosys-tem Services Review - Guidelines for Identifying Business Risks and Opportunities Arising from Ecosystem Change Version 20 Washington

ZEITZ J PUMA Pressemitteilung vom 16112011 httpaboutpumacompuma-completes-first-environmental-profit-and-loss-account-which-values-impacts-at-e-145-million

  • Die Unternehmensperspektive
  • Impressum
  • Inhaltsverzeichnis
  • Vorworte
  • Biodiversitaumlt und Oumlkoshysystemleistungen ndash Erweiterung der unternehmerischen Sicht
  • Warum die Wirtschaft gefragt ist ndash Treiber Chancen und Risiken
  • Entwicklungen und Trends ndash was auf Unternehmen zukommt
  • Wie Unternehmen taumltig werden koumlnnen
  • Ausblick
  • Weiterfuumlhrende Informationen
  • QUELLEN

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 14

GRUumlNDE DES VERLUSTES VON BIOLOGISCHER VIELFALT UND OumlKOSYSTEMLEISTUNGENDie deutsche Wirtschaft kann im Bereich des Umweltschutzes groszlige Erfolge vorweisen Dadurch leistet sie auch einen Beitrag fuumlr die Erhal-tung und den Schutz der biologischen Vielfalt und von Oumlkosystem-leistungen Emissionen konnten beispielsweise stark vermindert wer-den Dennoch gibt es weiterhin Handlungsbedarf

ABBILDUNG 4 Biologische Viel- falt Oumlkosystemleistungen und deren oumlkonomische Werte Die angegebenen Werte sind jeweils als beispielhafte Mindestwerte zu verstehen da andere Werte ndash zum Beispiel der Wert der Erholung ndash nicht erfasst sind Quellen befinden sich im Anhang

ABBILDUNG 3 (Foto Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

NATURK APITAL

Biologische Vielfalt Oumlkosystemleistungen (beispielhafte Auswahl)

Ausgewaumlhlte oumlkonomische Werte (beispielhaft)

Vielfalt der OumlkosystemeErholungWasserregulationCO2-Speicher

Wasserruumlckhaltung amp Hochwasserschutz Volkswirtschaftliche Schaumlden des Elbe-

Hochwassers 2002 mehr als 11 Milliarden Euro (Kreibich und Muumlller 2005)

Kosten der 1998 durch Entwaldung verursachten Uumlber-schwemmungen in Bangladesch China Korea Indien und Vietnam 23 Milliarden US-Dollar (UNESCAP 1999)

Bodenerosion Kosten der Bodenerosion in Europa

53 Euro pro Hektar Jahr (Garciacutea-Torres u a 2001)

Artenvielfalt

Nahrung Holz Brennstoffe Inspiration fuumlr DesignBestaumlubung

Bestaumlubungsleistungen 85 der landwirtschaftlichen Ertraumlge im Pflanzen- und

Obstbau haumlngen in Deutschland von der Bestaumlubung durch Honigbienen ab Geschaumltzter Wert 2 Milliarden Euro (Deutscher Imkerbund e V 2012)

Genetische Vielfalt

Medizinische ProdukteResistenz gegenuumlber Krankheiten Anpassungs faumlhigkeit an natuumlrliche und anthropo-gene Veraumlnderungen

Nutzung genetischer Ressourcen 25 ndash 50 des US-amerikanischen Marktes fuumlr Pharma -

zeutika beruhen auf der Nutzung von natuumlrlichen gene- tischen Ressourcen dies entspricht einem Volumen von 640 Milliarden US-Dollar (TEEB 2009)

15BIODIVERSITAumlTUNDOumlKOSYSTEMLEISTUNGENndashERWEITERUNGDERUNTERNEHMERISCHENSICHT

Durch ein rasantes Wirtschaftswachstum und weltweit steigende Bevoumllkerungszahlen erhoumlht sich der Verbrauch an natuumlrlichen Ressour-cen Damit ebenfalls eng verknuumlpft sind die Themen Veraumlnderung Verschmutzung und Uumlbernutzung (Ausbeutung) von Oumlkosystemen sowie Klimawandel All diese Treiber ndash plus die Verbreitung gebiets-fremder Arten ndash sind Ursachen fuumlr den Verlust an biologischer Vielfalt und Oumlkosystemleistungen Im Folgenden werden sie kurz umrissen

Habitatverluste meist durch Landnutzungsaumlnderungen hervorge-rufen sind Hauptursache fuumlr Artenschwund beziehungsweise De-gra dation von Oumlkosystemen Hierzulande tragen zum Beispiel auch der Wunsch nach dem eigenen Haus im Gruumlnen und der Bau von Firmengebaumluden raquoauf der gruumlnen Wieselaquo zur Flaumlchenversiegelung und Fragmen tierung der Lebensraumlume bei Tagtaumlglich werden in Deutschland 77 Hektar unbebautes Land in bebaute Flaumlche umge-wandelt (Statistisches Bundesamt 2012)

INFOBOX 4

Bewertung von NaturUm die erkannte Bedeutung der Natur in Entscheidungen zu integrieren ist das Aufzeigen des Wertes der Natur ein wichtiger Zwischenschritt Doch Aufzeigen von Werten bedeutet nicht automatisch der Natur ein Preisschild oder einen Eurobetrag zuzuordnen Eine Monetarisieshyrung ist nur in bestimmten Faumlllen sinnvoll denn sie suggeriert Aus-tauschbarkeit und unterschlaumlgt damit das Risiko eventueller irreversi-bler Folgen des Verlustes der biologischen Vielfalt Eine Inwert shy setzung kann vielfaumlltig erfolgen eine stufenweise Risikoeinschaumltzung eine Zonierung der bewirtschafteten Flaumlche oder die Einhaltung selbst-auferlegter Grundsaumltze und Richtlinien Sie alle koumlnnen den Wert eines Oumlkosystems und seiner Vielfalt widerspiegeln

Unter Umstaumlnden und unter Beachtung der lokalen Besonderheiten kann eine Bepreisung sinnvoll sein und beispielsweise die Knappheit einer Ressource oder Oumlkosystemleistung abbilden Beispiele hierfuumlr lie-fert unter anderem die Publikation raquoWater valuation ndash Building the business caselaquo des World Business Council for Sustainable Development (WBCSD 2012) Anwendung findet eine Monetarisierung dabei im Rah-men von Maszlignahmen zur Steigerung der effizienten Wassernutzung der Wasserverteilung und der Bewertung von Ausgleichs- und Kompen-sationsmaszlignahmen (weitere Informationen finden sich unter wwwwbcsdorgPagesEDocumentEDocumentDetailsaspxID=15099) Gleichzeitig sollte das Verstaumlndnis geschaumlrft werden dass ein solcher monetaumlrer Wert der Natur nur einen kleinen Ausschnitt betrifft und viele andere Werte meist nicht beruumlcksichtigt werden

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 16

Wenn die Ausbeutung natuumlrlicher Ressourcen uumlber die Regenera-tionsfaumlhigkeit der Oumlkosysteme hinausgeht verschlechtern sich die Leistungen dieser Oumlkosysteme nachhaltig So trafen beispielsweise die Konsequenzen der Uumlberfischung des Kabeljaus in den 1990er Jahren nicht nur die Konsumenten sondern auch die wirtschaften-den Fischer die ihre Einkommensgrundlage verloren Doch was hat dies mit in Deutschland ansaumlssigen Unternehmen zu tun Durch die

LegendeGefaumlhrdung durch Nachfrage ausDeutschland fuumlr mindestens

1 bis 5 bedroht(e) Art(en)

6 bis 10 bedroht Arten

mehr als 10 bedroht Arten

keine Angaben

ABBILDUNG 5 Bedrohte Arten in der Lieferkette Die blauen Flaumlchen kennzeichnen die Anzahl gefaumlhr deter Tierarten in dem jeweiligen Land die durch Nach frage aus beziehungsweise Handel mit Deutschland bedroht werden So verschaumlrft der Handel mit Pro dukten aus Madagaskar die Situation von 18 dort bereits jetzt bedrohten Tierarten(Grafik PwC in Anlehnung an Lenzen u a 2012)

INFOBOX 5

Gefaumlhrdung bedrohter Arten in der LieferketteDer Zusammenhang zwischen Ressourcennutzung und hierdurch indu-zierten Habitatveraumlnderungen kann besonders anschaulich uumlber die globalen Lieferketten aufgezeigt werden Deutschland ndash mit Industrie und Einzelhandel ndash ist zu einem bedeutenden Teil von der Ressourcen-nutzung im Ausland abhaumlngig Den Oumlkosystemen im Ausland setzen nicht nur die dort fuumlr den deutschen Markt entnommenen Rohstoffe und Guumlter zu Es sind auch veraltete Produktionsprozesse Emissionen und anfallende Abfaumllle die meist aufgrund niedriger gesetzlicher Stan-dards zum Verlust der biologischen Vielfalt beitragen

Abbildung 5 illustriert durch Farbabstufungen die Gefaumlhrdung bedroh-ter Arten im Ursprungsland durch vorgelagerte Produktions- und Lie-ferketten deutscher Unternehmen Mit derartigen Analysen ruumlckt das Thema auch in den Fokus von Unternehmen die auf den ersten Blick kaum betroffen sind

17BIODIVERSITAumlTUNDOumlKOSYSTEMLEISTUNGENndashERWEITERUNGDERUNTERNEHMERISCHENSICHT

Globalisierung der Geschaumlftsbeziehungen umspannen unsere (Vor-) Lieferketten die Welt beeinflussen in den jeweiligen Laumlndern den Verbrauch an Ressourcen und nehmen somit in unterschiedlicher Weise Einfluss auf die Oumlkosystemleistungen

Nicht nur die Entnahme von Ressourcen auch die Einleitung von Schadstoffen macht der Natur zu schaffen Denn die Verschmut-zung der Oumlkosysteme ndash sei es die Einleitung von kontaminiertem Abwasser diffuser Duumlngemitteleintrag oder die Belastung von Gewaumlssern mit Muumlll und Schwermetallen ndash geht haumlufig uumlber die Grenzen ihrer Belastbarkeit hinaus Oumlkosysteme fungieren dann nur noch eingeschraumlnkt als Filter Puffer oder Regulator Haumlufig vermin-dert sich auch ihre Leistung als Ort der Erholung

Ein Stressfaktor der insbesondere in einer global vernetzten Waren- und Wertschoumlpfungswelt an Bedeutung gewinnt sind die Folgen der Ver breitung Gebietsfremder Arten Diese werden beispiels-weise durch internationalen Schiffsverkehr eingefuumlhrt (zum Beispiel

INFOBOX 6

Gesundheitskosten der AmbrosieDie Pollen der sich in Deutschland ausbreitenden Beifuszlig-Ambrosie koumlnnen bedeutsame allergische Atemwegserkrankungen ausloumlsen Die Gesamtkosten fuumlr die Behandlung der Pollenallergiker in Deutschland liegen bei mindestens 23 Milliarden Euro pro Jahr Durch die zuneh-mende Verbreitung der Ambrosie ist ein weiterer Kostenanstieg zu erwarten der auf etwa 200 Million Euro pro Jahr geschaumltz wird (Born u a 2012)

ABBILDUNG 6(Foto Klaus-Dieter Sonntag fotoplusdesignde UFZ)

INFOBOX 7

Hohe Kosten durch gebietsfremde Arten Das AKW Leibstadt an der deutsch-schweizerischen Grenze wendet

jaumlhrlich etwa 42000 Euro fuumlr die Beseitigung der asiatischen Koumlrb-chenmuscheln in der Kuumlhlwasserzufuhr auf (Der Bund 2009)

In Europa belaufen sich die Ausgaben fuumlr die Vermeidung und Besei-tigung der Folgen gebietsfremder Arten auf jaumlhrlich 12 Milliarden Euro (Europaumlische Kommission 2009)

Jaumlhrliche Verluste durch Missmanagement oder die zufaumlllige Einfuumlh-rung von Schaumldlingen in die USA UK Australien Suumldafrika Indien und Brasilien 100 Milliarden US-Dollar (SCBD 2009)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 18

Ballastwasser bei Leerfahrten) oder sind als ehemalige Zierpflanzen in unsere Breiten gekommen Gebietsfremde Arten stoumlren Oumlkosys-teme da sie hier meist keine Feinde haben und sich dadurch unge-stoumlrt verbreiten koumlnnen Die hierdurch auftretenden gesund heit-lichen Schaumlden und die Folgekosten fuumlr die Wirtschaft sind erheblich

Nicht zuletzt sehen sich Oumlkosysteme auch dem Klimawandel aus-gesetzt Er ist fuumlr eine beschleunigte Dynamik von Wandlungspro-zessen wie zum Beispiel Wuumlstenbildung oder das Auftreten von Extremereignissen verantwortlich Klimawandel und Zustand der Oumlkosysteme bedingen einander wechselseitig Waumlhrend intakte Oumlkosysteme eine Anpassung an den Klimawandel darstellen und helfen negative Folgen zu vermindern sind die biologische Viel falt und Oumlkosys teme jedoch zugleich auch durch den Klimawandel gefaumlhrdet

Die genannten Ursachen fuumlr die Verschlechterung der Oumlkosysteme und den Verlust an biologischer Vielfalt sind Basis fuumlr die vielfaumlltige ndash und teils sehr individuelle ndash Betroffenheit von Unternehmen Sie sind dem aber nicht alternativlos ausgesetzt Unternehmen koumlnnen durch

nehmen Einfluss auf

stiften Nutzen fuumlr

wirken auf

ist Basis fuumlr

Oumlkosystemleistungen

Basi

slei

stun

gen

Versorgungsleistungen (zB Holz Wasser Getreide)

Kulturelle Leistungen(zB Erholung Tourismus)

Regulierungsleistungen (zB Klimaregulierung)

Naumlhrstoff-kreislauf

Photosyn-these

Oumlkosystemez B Gewaumlsser Waumllder

Agrarlandschaften WattenmeerBi

odiv

ersi

taumlt

Genetische Vielfalt

Arten- vielfalt

Vielfalt der Oumlkosysteme

Naturkapital

Uumlbernutzung

Verschmutzung

Verbreitung gebietsfremder Arten

Landnutzungsaumlnderungen

Klimawandel

Gesellschaft Unternehmen

ABBILDUNG 7 Zusammen- hang zwischen Oumlkosystemen und Unternehmen Biologische Viel - falt und Oumlkosysteme sind als Naturkapital Ursprung von Oumlkosystemleist ungen der Nutzen stiftenden Divi dende die den Unternehmen zuflieszligt Gleichzeitig nehmen Unternehmen Einfluss auf Oumlko systeme und biologische Vielfalt und wirken so auf das Naturkapital (Grafik PwC)

19

ihre Art des Wirtschaftens diese Entwicklungen unterstuumltzen aber diesen ndash durch ein Umdenken hin zu effektiven und nachhaltigen Geschaumlftsprozessen ndash auch entgegenwirken

Die Grafik in Abbildung 7 macht deutlich dass die Herausforderung darin liegt unternehmerische Taumltigkeiten mit dem Wirken und dem Fortbestand von biologischer Vielfalt und Oumlkosystemen in Einklang zu bringen Um die Natur fuumlr das menschliche Wohlergehen erhalten zu koumlnnen unternimmt die Politik zahlreiche Anstrengungen Doch entscheidend wird sein dass sich Wirtschaft und Gesellschaft ihrer Betroffenheit bewusst werden ihre Verantwortung erkennen und Handlungsoptionen wahrnehmen Dazu hilft es die oumlkonomischen Dimensionen von Oumlkosystemleistungen besser zu verstehen

BIODIVERSITAumlTUNDOumlKOSYSTEMLEISTUNGENndashERWEITERUNGDERUNTERNEHMERISCHENSICHT

2 WARUM DIE WIRTSCHAFT GEFRAGT IST ndash TREIBER CHANCEN UND RISIKEN

BEI DER GEWINNUNG VON TRINKWASSER UND DER REINIGUNG VON ABWASSER MACHEN WIR UNS NATUumlRLICHE PROZESSE ZUNUTZE UND SIND DEM SCHUTZ DER BIOLOGISCHEN VIELFALT DESHALB BESONDERS VERPFLICHTET

MICHEL CUNNAC VORSITZENDER

DER GESCHAumlFTS FUumlHRUNG VEOLIA

WASSER GMBH

Die Wechselwirkungen zwischen Biodiversitaumlt Oumlkosystemen und Unternehmen geben uns zahlreiche Hinweise darauf warum

Naturkapital fuumlr Unternehmen bedeutsam ist In diesem Kapi- tel sollen die wesentlichen Treiber vorgestellt werden die Unterneh-men dazu bewegt haben einen Beitrag zum Schutz von Natur und Oumlko systemen zu leisten Mit Blick auf die Umwelt sind viele Unter-nehmensentscheidungen vom Ziel gepraumlgt Risiken fuumlr das Unter-nehmen zu minimieren ndash wie zum Beispiel im Hinblick auf die Ver -fuumlgbarkeit von natuumlrlichen Ressourcen oder dem Zugang zu Wasser Hinter dieser Risikoabwaumlgung bleiben neue Geschaumlftsfelder oder Inno vationen manchmal zuruumlck Aber Mehr und mehr Unternehmen erkennen in den Themen Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistunshygen mittlerweile auch Chancen wie durch die Praxisbeispiele in die-sem und den folgenden Kapiteln deutlich wird

TREIBER UND CHANCEN FUumlR UNTERNEHMERISCHES HANDELNDie in Kapitel 1 genannten Ursachen fuumlr den Verlust an Artenvielshyfalt und intakten Oumlkosystemen lassen erahnen dass Unternehmen auf verschiedenste Weise mit Biodiversitaumlt und Oumlkosystemen in Beruumlh-rung kommen Einerseits sind Unternehmen direkt oder indirekt von

21WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

intakten Oumlkosystemen abhaumlngig Andererseits haben Unternehmen insbesondere des Primaumlrsektors einen starken Einfluss auf OumlkosystemeFuumlr die unternehmerische Auseinandersetzung mit dem Thema Natur-kapital und Oumlkosystemleistungen lassen sich fuumlnf maszliggebliche Trei-ber feststellen Regulierung Rechtsrahmen internationale Regelungen Zugang zu und nachhaltige Nutzung von natuumlrlichen Ressourcen Kunden beziehungsweise Marktnachfrage Innovationen sowie Verantwortung und Reputation

RegulierungDa Knappheit insbesondere die von oumlffentlichen Guumltern wie saubere Luft reines Wasser und unberuumlhrte Landschaft nur begrenzt von Maumlrk-ten abgebildet wird ist die staatliche Regulierung eine wirksame Maszlig-nahme zum maszligvollen schonenden Umgang mit unserem Natur ka-pital Regulierung erfolgt in Deutschland in erster Linie uumlber nationales und europaumlisches Recht welches zum Teil aber auch durch inter na-tionale Uumlbereinkommen beeinflusst oder initiiert wird Die Gesetz - gebung bietet eine Vielzahl von flexiblen Mechanismen stellt jedoch einige Akteure (zum Beispiel aus dem Bereich Abbau von Rohstoffen) vor Zielkonflikte zwischen dem Schutz von biolo gischer Vielfalt einer-seits und der unternehmerischen Taumltigkeit andererseits

Ressourcen und LeistungenZugang zu und nachhaltige Entnahme und Nutzung von natuumlrlichen Ressourcen und Leistungen sind insbesondere fuumlr Unternehmen aus

INFOBOX 8

Gesetzlicher Rahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt in DeutschlandDer Schutz der Natur wird in Deutschland wesentlich durch das Bundes-naturschutzgesetz (BNatSchG) und EU-Naturschutzrecht (Vogelschutz-Richtlinie von 1979 Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie von 1992) gepraumlgt Die

Eingriffsregelung nach sectsect 13 ff BNatSchG regelt die Bewaumlltigung von Eingriffen in Natur und Landschaft (Vermeidung und Kompensation) Neben der Eingriffsregelung ist noch der Artenschutz der Gebietsschutz (zum Beispiel Natura 2000 Nationalparke) und der gesetzliche Biotop-schutz von groszliger Bedeutung Hinzu kommen zahlreiche Regelungen aus anderen Bereichen wie zum Beispiel zum Gewaumlsserschutz Bodenschutz Immissionsschutz oder aus dem Agrarrecht Waldrecht Baurecht Pla-nungsrecht und Energierecht Sie haben zwar zumeist nicht direkt den Schutz der biologischen Vielfalt zum Gegenstand wirken aber indirekt weil sie auf die Ursachen des Verlustes der biologischen Vielfalt abzielen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 22

INFOBOX 9

Praxisbeispiel Labels bei Lebensmitteln Der Lebensmitteleinzelhandel hat auf das gesteigerte Kundenbewusst-sein reagiert und adressiert das Thema raquoErhalt der biologischen Viel-faltlaquo mit Hilfe von Labels (zum Beispiel raquoPRO PLANETlaquo bei REWE und raquoZuruumlck zum Ursprunglaquo bei Hofer in Oumlsterreich) Die Kennzeichnung sowie der Verweis auf die Webseite mit mehr Informationen spricht das Bewusstsein der Kunden in zweierlei Hinsicht an Sie koumlnnen ihren Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt leisten und haben gleich-zeitig die Moumlglichkeit die Herkunft und Herstellung ihres Produkts nachzuvollziehen

der Lebensmittel- Textil- und Holz- Papierindustrie ein Anstoszlig sich intensiv der Sicherung intakter Oumlkosysteme zu widmen Sie sind nicht nur gegenwaumlrtig von den Guumltern und Oumlkosystemleistungen abhaumlngig es ist auch wichtig dass diese dauerhaft als Geschaumlftsgrundlage er-halten bleiben Auch fuumlr Unternehmen mit nur indirekter Abhaumlngig-keit von Oumlkosystemleistungen ndash zum Beispiel durch die Lieferkette ndash ruumlckt dieser Aspekt mehr und mehr in den Fokus

Kunden- und MarktnachfrageDie Nachfrage nach nachhaltigen und naturvertraumlglichen Produkten waumlchst ndash und der Markt reagiert Die Vielzahl an labelaffinen und zah-lungsbereiten Kunden ist Beweis genug Die Gruppe der LOHAS (Life-style of Health and Sustainability) spiegelt dieses Konsumver halten

INFOBOX 10

Praxisbeispiel Gruumlne Direktinvestments in WaumllderDer Schutz der biologischen Vielfalt ist zentraler Bestandteil des Geschaumlftsmodells von ForestFinance Das Unternehmen hat sich Direkt-investments in nachhaltige Forstwirtschaft verschrieben Ertraumlge erwirt-schaftet es mit dem Verkauf von Edelhoumllzern und Emissionszertifi katen ndash schlieszliglich sind die angepflanzten Waumllder Kohlenstoffsenken Damit das Investment ndash das Oumlkosystem ndash nicht gefaumlhrdet ist muss seine natuumlr-l iche Resilienz erhalten bleiben Zudem erwarten Kunden die in raquogruumlne Geldanlagenlaquo investieren auch einen langfristigen Nutzen ihrer Investition

Doch laumlngst nicht alle Anbieter folgen einem solchen strengen Standard Hier sollte genau geschaut werden ob kurzfristige Ertraumlge und langfris-tiger Schutz in einem ausgewogenen Verhaumlltnis stehen

23WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

wider Dabei ist jedoch festzuhalten dass nicht alle Labels ausreichend Orientierung bieten

Zudem ist das Angebot entsprechender Produkte auf Unternehmen weniger Branchen begrenzt und nur selten werden der Schutz der bio-logischen Vielfalt und der Oumlkosystemleistungen derzeit im Business-to-Business-Geschaumlft (B2B) thematisiert

Ein Hindernis fuumlr Unternehmen ist die haumlufig zu geringe Anerkennung durch den Markt fuumlr Aktivitaumlten zugunsten des Umwelt- und Natur-schutzes Viele Unternehmen berichten zudem dass sowohl die schwierige Messbarkeit und Zurechenbarkeit von biologischer Vielfalt und Oumlkosystemleistungen mittels geeigneter Indikatoren wie auch die Kommunika tion nach auszligen zentrale Herausforderungen darstellen

Aber es ergeben sich auch gaumlnzlich neue Maumlrkte ndash beispielsweise im Finanzsektor Bei fachgerechter Umsetzung und Einbindung mehrerer Oumlkosystemleistungen verbinden diese Maumlrkte dabei wirtschaftlichen Erfolg und den Schutz der biologischen Vielfalt So versprechen zum Beispiel Investitionen in nachhaltige Forstwirtschaft gruumlnes Wachs-tum fuumlr Natur und Investoren Derartige Investitionen konzentrieren sich zurzeit auf Mittel- und Lateinamerika

Auch mit Blick auf die Kreditwuumlrdigkeit von Unternehmen sowie auf Versicherungen ist eine steigende Bedeutung des naturgerech ten Wirtschaftens zu verzeichnen Wie die Aktivitaumlten der UNEP Finance Initiative (UNEP FI) unterstreichen beruumlcksichtigt der Finanz dienstleis-tungssektor zunehmend dass Unternehmensaktivitaumlten die die bioshylogische Vielfalt und die Leistungen der Oumlkosysteme nicht belasten zumeist auf lange Sicht profitabler sind und beispielsweise extreme Wetterereignisse besser abfedern koumlnnen Entsprechend sind bei Unter nehmensratings unter den Indikatoren fuumlr das Umweltmanage-ment auch Kriterien fuumlr die raquoBiodiversitaumltsperformancelaquo zu finden

InnovationImmer oumlfter lernen die Forschungs- und Entwicklungsabteilungen der Unternehmen von der Natur und deren effektiven Sys temen und Prozessen die uumlber Jahrmillionen optimiert wurden Sie entwickeln

WALD IST WEIT MEHR ALS HOLZ LIEFERANT ndash ER BIETET NICHT NUR ZAHLREICHE OumlKOSYSTEM LEIS TUNGEN FUumlR MENSCH UND NATUR SONDERN AUCH WIRTSCHAFTshyLICHE CHANCEN DAVON MUumlSSEN JEDOCH ALLE PROFIshyTIEREN ndash SOZIAL UND OumlKOLOGISCH NACHHALTIG ES REICHT NICHT AUS DER NATUR rsaquoEIN PREISSCHILD UMZUHAumlNGENlsaquo

HARRY ASSENMACHER GESCHAumlFTS-

FUumlHRER FOREST -FINANCE SERVICE GMBH

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 24

INFOBOX 11

Praxisbeispiel Prozessoptimierung mit BionikAls international agierendes Unternehmen mit einer langen und kom-plexen Lieferkette stellte sich Tchibo die Frage raquoWie werden unmittelbar umsetzungsrelevante Informationen moumlglichst schnell und handlungs-wirksam einer groszligen heterogenen Zielgruppe zur Kenntnis gebrachtlaquo Mittels Analogiebildung konnte Tchibo in biologischen Wertschoumlpfungs-ketten wie der der Honigbiene Organisationsprinzipien iden tifizieren die dort zur Loumlsung solcher organisatorischen Heraus for derungen bei-tragen Auf Basis dieser Organisationsprinzipien wurden unternehmens-bezogene Handlungsoptionen erarbeitet Diese wurden anschlieszligend zu konkreten Maszlignahmen verdichtet und priorisiert Die vordringlichsten Maszlignahmen wie der Aufbau neuarti ger uumlber greifender Informations-netzwerke werden zurzeit bei Tchibo erprobt

schmutzabweisende Oberflaumlchen feine aber stabile Traumlgerkonstruk-tionen oder verbesserte Prozessablaumlufe Immer haumlufiger werden zu-dem Erkenntnisse uumlber Prinzipien der Natur in die eigene Organisation und Unternehmensprozesse uumlbertragen (Infobox 11)

Verantwortung und ReputationAls weiteren Handlungstreiber geben Unternehmen gesellschaft liche Verantwortung und die damit verknuumlpfte Reputation an Neben sozi-alem Engagement stehen auch immer oumlfter eine intakte Natur und damit die biologische Vielfalt im Vordergrund der Aktivitaumlten Der da-raus resultierende Dialog mit Anwohnern Kunden NGOs und weite-ren Stakeholdern foumlrdert dabei nicht nur das gegenseitige Verstaumlnd-nis sondern zeigt auch Schwerpunkte auf die bisweilen nicht im Fokus der Entscheider liegen (Infobox 12) Gleichzeitig wertet das Enga-gement das Unternehmen auf ndash sowohl fuumlr Kunden als auch fuumlr gegen-waumlrtige und potenzielle Beschaumlftigte Unternehmen erhalten so auszliger-dem die Moumlglichkeit eine wichtiger werdende Mittlerrolle zwischen Naturschutz und Zivilgesellschaft einzunehmen

Allerdings reicht Engagement fuumlr die biologische Vielfalt auszligerhalb des Kerngeschaumlfts nicht aus Sonst kann es schnell als raquoGreen-washinglaquo aufgefasst werden

BIODIVERSITAumlT IST FUumlR TCHIBO VORAUS SETZUNG FUumlR EIN ZUKUNFTSFAumlHIGES GESCHAumlFT DAHER ARBEITEN WIR MIT PARTNERORGANISATIONEN INTENSIV AN DER ERHALTUNG DER ARTENVIELFALT INSBESONDERE AM URSPRUNG UNSERER PRODUKTE

STEFAN DIERKS CATEGORY

LEADER CR PRODUCT amp STRATEGY

TCHIBO GMBH

ABBILDUNG 8 (Foto Susanne Georgi)

25WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

INFOBOX 12

Praxisbeispiel Unternehmen gemeinsam mit NGOs fuumlr den NaturschutzEine vergleichsweise neue Rolle nahm REWE in einem Pilotprojekt ein in dem sie gemeinsam mit der Bodenseestiftung die biologische Vielfalt auf den Plantagen der Obstbauern der Bodenseeregion foumlrderte Die Fronten schienen verhaumlrtet und eine Annaumlherung von Naturschuumltzern auf der einen und Obstbauern auf der anderen Seite erfolgte nur zoumlger-lich REWE agierte erfolgreich als Vermittler und Agent fuumlr den Erhalt der biologischen Vielfalt Es wurde nicht nur das Nahrungsangebot fuumlr Bienen Hummeln und Schmetterlinge waumlhrend der Trachten luumlcke von Juni bis September verbessert sondern auch der Dialog zwischen Obst-bauern und Naturschutzverbaumlnden gefoumlrdert Die Resonanz sowohl von Kunden als auch von Lieferantenseite ist so positiv dass das Projekt fortgefuumlhrt und ausgeweitet wurde (REWE 2010)

Mit allen Treibern sind Chancen und Risiken verbunden Ein Perspekti-venwechsel findet nicht nur hin zu Beruumlcksichtigung von Oumlkosystem-leistungen statt sondern auch von einer bloszligen Risikofokussierung hin zum Erkennen von Moumlglichkeiten fuumlr Differenzierung gegenuumlber Wettbewerbern

BETROFFENHEIT DER SEKTORENVielen Unternehmen faumlllt es schwer biologische Vielfalt und Oumlkosys-temleistungen im Unternehmen zu verorten insbesondere weil die Themen unter unterschiedlichen Perspektiven und Zielen adressiert

INFOBOX 13

Praxisbeispiel Verbindung von Verantwortung und WettbewerbsvorteilenAls Reiseanbieter bietet TUI zahlreiche Reisen in Biodiversitaumlts-Hot-spots an TUI sieht sich in der Verantwortung und engagiert sich seit Mitte der 1990er Jahre fuumlr den Erhalt der biologischen Vielfalt Arten-schutzkampagnen zur Aufklaumlrung der Reisenden (zum Beispiel Souvenir-ratgeber zu geschuumltzten Arten) und Kooperationen mit Wissenschaft und Forschung sind nur ein Auszug ihres vom Global Nature Fund 2012 praumlmierten Engagements fuumlr den Erhalt der biologischen Vielfalt Doch nicht allein die Verantwortung treibt TUI an Viele Reisende kommen gerade wegen eines intakten Oumlkosystems in bestimmte Urlaubsregio-nen Der Erhalt der biologischen Vielfalt wird somit zum Wettbewerbs-vorteil und sichert Naturliebhaber als Kunden

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 26

werden Daher gilt Zuerst Einfluss und Betroffenheit identifizieren ndash sowohl im Hinblick auf Chancen als auch auf Risiken um anschlie-szligend gezielt Maszlignahmen zu ergreifen ndash sei es im Bereich CSR im Einkauf oder anderswo Die unterschiedlich starke Betroffenheit der Unternehmen von den Themen Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistun-gen wird in Abbildung 9 deutlich

GRUumlNDE UND RISIKEN DES NICHTshyHANDELNSDie Vielfalt an bestehenden Umweltanforderungen wie zum Beispiel in den Bereichen Klima und Energie erschwert es Unternehmen haumlu-fig sich mit neuen Herausforderungen auseinanderzusetzen ndash zumal dann wenn ein neues Thema komplex ist und es dafuumlr keine raquoUni-versalloumlsungenlaquo gibt Entgegen den aufgefuumlhrten positiven Beispielen uumlberwiegen dadurch immer wieder Hemmnisse ndash wie Uumlberforderung durch die Komplexitaumlt und Knappheit von Zeit und Ressourcen ndash fuumlr eine vertiefende Auseinandersetzung mit Biodiversitaumlt und Oumlkosys-temleistungen

Ein Perspektivenwechsel hin zu einer Beruumlcksichtigung von biologi-scher Vielfalt durch Unternehmen wird dann gelingen wenn es dafuumlr zum einen eine klare Entscheidung oder Unterstuumltzung durch die Unter nehmensleitung gibt und zum anderen eine einfache Integra tion in bestehende Management- und Steuerungssysteme moumlglich ist

ABBILDUNG 9 Betroffenheit verschiedener Branchen von einer Veraumlnderung der biologischen Vielfalt und Oumlkosystemleistungen Die Tabelle fuumlhrt moumlgliche Chancen und Risiken einer Ruumlcksichtnahme oder Vernachlaumlssigung von bio logischer Vielfalt bei Unterneh-mensaktivitaumlten fuumlr die jeweiligen Sek to ren auf Groszlige Rauten stehen fuumlr starke kleine Rauten fuumlr maumlszligige Zusammenhaumlnge (Grafik PwC)

Primaumlrsektor (z B Landwirtschaft Bergbau)

Sekundaumlrsektor(z B Chemie Technoshylogie Luftfahrt Bau)

Tertiaumlrsektor(z B Konsumguumlter wie Nahrungsmittel Automobile)

Tertiaumlrsektor (z B Finanzdienstshyleistungen wie Banken Versicherungen)

Regulierung (z B Grenzwerte Genehmi-gungen Kompensationen)

Natuumlrliche Ressourcen (zB Zugang zu und Verfuumlgbar-keit von Ressourcen Produkti-vitaumlt von Oumlkosystemen)

Markt (z B Kundenanforderungen (B2B) Nachfrage (B2C) neue Maumlrkte)

Innovation (z B Prozess- und Produkt-innovation)

Reputation (gesellschaftliche Verant-wortung Image)

27WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

Als wesentliches Hindernis fuumlr die Umsetzung von Maszlignahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt sehen Unternehmen nach wie vor auch das Fehlen eines einheitlichen Rahmens fuumlr die Erhebung Mes-sung und Vergleichbarkeit der raquoBiodiversitaumltsperformancelaquo Hinzu kommt dass die Politik bisher zwar viele nationale Ziele zum Schutz der biologischen Vielfalt (Nationale Strategie zur biologischen Viel-falt) formuliert aber speziell fuumlr Unternehmen nur uumlbergeordnete und wenig konkretisierte Ziele gesetzt hat Ohne konkrete Ziele oder eine klare Vorgabe ndash seien es Gesetze Branchenstandards oder inter-nationale Richtlinien ndash werden Maszlignahmen des Umwelt- und Natur-schutzes nur sehr zoumlgerlich umgesetzt

Nicht-Handeln hat jedoch schwerwiegende gesamtgesell schaftliche Folgen So geht der im Rahmen der internationalen TEEB-Studie veroumlffentlichte Bericht raquoThe cost of policy inactionlaquo davon aus dass uns Inaktivitaumlt beim Schutz funktionierender Oumlkosysteme ab dem Jahr 2050 bis zu 7 des globalen Bruttoinlandsproduktes (GDP) kos-tet ndash und das Jahr fuumlr Jahr (Ten Brink und Braat 2008) Dies trifft alle Berei che der Gesellschaft ndash auch Unternehmen Fest steht Wer lang-fristig erfolgreich sein will wird in Zukunft nicht um die Themen Bio-diversitaumlt und Oumlkosystemleistungen herumkommen

ENTWICKLUNGEN UND TRENDS ndash WAS AUF UNTERNEHMEN ZUKOMMT3

DER STAAT SCHUumlTZT AUCH IN VERANTWORTUNG FUumlR DIE KUumlNFshy TIGEN GENERATIONEN DIE NATUumlRLICHEN LEBENSGRUND LAGEN

GRUNDGESETZ DER BUNDES REPUBLIK

DEUTSCHLAND ARTIKEL 20A

BIODIVERSITAumlTSshy UND OumlKOSYSTEMSCHUTZ ndash DEUTSCHER UND INTERNATIONALER HINTERGRUNDNaturschutz spielt seit Beginn des 20 Jahrhunderts in Deutschland traditionell eine wichtige Rolle Bedeutende Oumlkosysteme und Natur-raumlume sind seit langem unter besonderen Schutz gestellt Zahlreiche Gesetze und Regulierungen mit Vorgaben fuumlr Planungen und Entschei-dungen (sowie Grenzwerte) praumlgen die Politik fuumlr den Erhalt der bioshylogischen Vielfalt in Deutschland ( Kapitel 2) Es gibt zwar Fort-schritte in einzelnen Bereichen aber dennoch konnten Bemuumlhungen der Politik auf nationaler europaumlischer und internationaler Ebene den Trend des Verlustes der biologischen Vielfalt bisher nicht stoppen

Gesetzliche Vorgaben ruumlckten den Naturschutz beziehungsweise den Schutz der biologischen Vielfalt primaumlr in die Verantwortung der oumlffent-lichen Hand Zahlreiche Uumlbereinkuumlnfte und Strategien mit Zielen ndash sowohl auf internationaler europaumlischer als auch auf nationaler Ebe-ne ndash unterstreichen die politischen Anstrengungen der vergangenen Jahrzehnte Damit ist auch die Aufforderung an alle gesellschaftlichen Akteure verbunden an der Realisierung dieser Ziele aktiv mitzuwir-ken und ihre Verantwortung wahrzunehmen

Das 2005 veroumlffentlichte Millennium Ecosystem Assessment leitete schlieszliglich einen schrittweisen Perspektivenwechsel ein Natur wurde

29ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

ABBILDUNG 10

INFOBOX 14

Politische Ziele zum Schutz der Biologischen Vielfalt1992 wird die Konvention uumlber die biologische Vielfalt

(CBD) in Rio de Janeiro verabschiedet und von Deutschland ein Jahr spaumlter unter zeichnet Sie stellt die erste internationale Uumlbereinkunft dar in der sowohl Ursachen als auch Ziele zur Bekaumlmpfung des Verlustes von Biodiversitaumlt festgehalten werden

1998 verabschiedet die EU ihre erste Biodiversitaumltsstrategie die von EU-Aktionsplaumlnen aus den Jahren 2001 und 2006 ergaumlnzt wird

2007 beschlieszligt das Bundeskabinett die raquoNationale Strategie zur bio-logischen Vielfaltlaquo zur Umsetzung der CBD

2010 werden im Rahmen der 10 CBD-Vertragsstaatenkonferenz glo-bale Biodiversitaumltsziele fuumlr 2020 verabschiedet (sogenannte Aichi-Ziele)

2011 stellt die EU eine neue Biodiversitaumltsstrategie fuumlr 2020 vor die explizit auch Ziele und Maszlignahmen zum Erhalt von Oumlkosystem-leistungen umfasst (wie Aichi-Ziele)

nicht mehr nur aus sich heraus als schuumltzenswert angesehen son-dern zugleich als Lieferant von Rohstoffen und Leistungen als Abneh-mer von Emissionen und Brauchwasser sowie als Motor der Regional-wirtschaft verstanden

Diese Zusammenhaumlnge und diese oumlkonomischen Argumente fuumlr den Schutz von Oumlkosystemleistungen und der biologischen Vielfalt aufzuzeigen wurde zum Anspruch und zur Herausforderung der inter-nationalen TEEB-Initiative

INFOBOX 15

Die Nationale Strategie zur biologischen VielfaltDie Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt von 2007 formuliert Visi onen Ziele und Maszlignahmen zum Erhalt der biologischen Vielfalt in Deutschland fuumlr viele Themenbereiche (Arten Lebensraumlume diverse Oumlko sys teme Gewaumlsserschutz Land- und Forstwirtschaft Tourismus und naturnahe Erholung bis hin zu Bewusstsein Bildung Forschung Technolo gietransfer und Entwicklungszusammenarbeit) Ihre Umset-zung ist eine groszlige gesamtgesellschaft liche Herausforderung Politik und Verwaltung koumlnnen dies nicht im Alleingang schaffen Akteure in Wirtschaft und Gesellschaft ndash auch Unternehmen ndash sind fuumlr die erfolg-reiche Umsetzung der Strategie gefordert

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 30

ABBILDUNG 11 ndash 15 Die vier TEEB-Berichte und der TEEB-Synthe-sebericht In der abgebildeten Reihenfolge TEEB 2010a TEEB 2011 TEEB 2012a TEEB 2012b TEEB 2010b

INFOBOX 16

Die internationale TEEB-StudieInspiriert durch den Stern Report (2007) zum Klimawandel initiierten 2007 die G8 +5 Umweltminister angestoszligen durch den deutschen Bun-desumweltminister und den EU-Umweltkommissar eine globale Studie zur Oumlkonomie der Oumlkosysteme und der biologischen Vielfalt (The Eco-nomics of Ecosystems and Biodiversity ndash TEEB) Ziel war es die enorme wirtschaft liche Bedeutung der Natur und ihrer Oumlkosystemleistungen aufzuzeigen und Empfehlungen zu geben wie der Verlust der biologi-schen Vielfalt zu stoppen ist

Mehr als 400 Autoren aus Politik Wissenschaft Wirtschaft Nicht- Regierungsorganisationen und der Zivilgesellschaft arbeiteten an TEEB-Berichten fuumlr bestimmte Zielgruppen TEEB fuumlr nationale und interna-tionale Politiker TEEB fuumlr regionale und kommunale Entscheider TEEB fuumlr Unternehmen die Zivilgesellschaft wurde mithilfe einer Medien-kampagne inklusive Webseite Facebook-Profil und Twitter-Account eingebunden zudem gab es einen abschlieszligenden Synthese-Bericht und raquoTEEB Foundationslaquo fuumlr die Wissenschaft

Der Unternehmensbericht TEEB in Business and Enterprise zeigt inwie-fern Unternehmen von den Themen biologische Vielfalt und Oumlko-systemleistungen betroffen sind und unterstreicht mit Beispielen aus aller Welt den Einfluss auf und die Abhaumlngigkeit von Biodiversitaumlt und Oumlko systemleistungen Die Autoren formulieren sieben allgemeine Schritte zum unternehmerischen Umgang mit biologischer Vielfalt Identifizierung von Auswirkungen des Unternehmens auf und Abhaumln-

gigkeiten von Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungen (Biodiversity and Ecosystem Services ndash BES)

Beurteilung der geschaumlftlichen Risiken und Chancen in Zusammen-hang mit diesen Auswirkungen und Abhaumlngigkeiten

Entwicklung von BES-Informationssystemen Festlegung von Zielen Messung und Bewertung der Leistungsbilanz und Bekannt gabe der Ergebnisse

Ergreifung von Maszlignahmen zur Vermeidung Minimierung und Begren-zung von BES-Risiken einschlieszliglich Schadensersatz (raquoAusgleichlaquo) soweit machbar

Ergreifung neuer BES-Geschaumlftschancen Kosteneinsparungen neue Produkte neue Maumlrkte

Integration geschaumlftlicher Strategien und Maszlignahmen zu BES in wei-ter gefasste Initiativen zur Corporate Social Responsibility

Verbesserung der fuumlr BES geltenden Leitlinien und Strategien gemein-sam mit Betroffenen in Behoumlrden in nichtstaatlichen Organisationen und in der Zivilgesellschaft

31

Perspektivenwechsel in der UnternehmensweltViele Unternehmen orientieren sich an Leitbildern Unternehmenswer-ten beziehungsweise ihrer Unternehmensphilosophie und tragen da-mit unternehmerische und oft auch gesellschaftliche Verantwortung

ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

ABBILDUNG 16 Das Logo der raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo - Studie

INFOBOX 18

raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo fuumlhrt die internationale TEEB-Initiative auf nationaler Ebene fort Hauptaufgabe ist die Erarbeitung thematischer Berichte zum Wert und zur oumlkonomischen Bedeutung von biologischer Vielfalt Oumlkosystemleis-tungen und Natur fuumlr Wirtschaft und Gesellschaft in Deutschland Neben der vorliegenden Broschuumlre gehoumlren hierzu unter anderem die Themen Biologische Vielfalt und Klimawandel Oumlkosystemleistungen und Ent-wicklung laumlndlicher Raumlume sowie naturnahe Oumlkosysteme und staumldti-sche Lebensqualitaumlt raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo macht deutlich dass es neben moralisch-ethischen und oumlkologischen auch gewichtige oumlkonomische Gruumlnde gibt Naturkapital zu erhalten

raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo wird in einem offenen Prozess durchgefuumlhrt Zahlreiche Akteure aus Wissenschaft Politik Verwaltung Wirtschaft und Gesellschaft wirken durch Know-how Forschungs-ergebnisse wissenschaftliche Beitraumlge und gute Beispiele zur Bedeu-tung und Inwertsetzung von Oumlkosystemleistungen und biologi-scher Vielfalt an der Erstellung der Berichte mit

INFOBOX 17

TEEB als Startpunkt fuumlr viele weitere InitiativenDie Resonanz die TEEB in Wirtschaft Wissenschaft Medien und Politik erfuhr verhalf zahlreichen Initiativen zu mehr Gehoumlr So erlebten zum Beispiel die UNEP FI (Finanzinitiative des Umweltprogramms der Verein-ten Nationen UNEP) aber auch das langjaumlhrige Engagement der Welt-naturschutzorganisation IUCN in der Privatwirtschaft starken Aufwind Parallel zu TEEB bestehen in Kooperation zwischen Wirtschaft Wissen-schaft und Verbaumlnden praxis- und loumlsungsorientierte Ansaumltze wie der Corporate Ecosystem Services Review des World Resource Institute (WRI 2012) Neben zahlreichen nationalen TEEB-Studien und Initiativen wurde auch eine TEEB for Business Coalition ins Leben gerufen die sich unter anderem zum Ziel gesetzt hat durch ihr Engagement die Einbin-dung von Biodiversitaumlt in das unternehmerische Handeln spuumlrbar und nachhaltig zu befoumlrdern (wwwteebforbusinessorg pdfwriorgcorpo-rate_ecosystem_services_reviewpdf)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 32

Insbesondere im Rahmen ihrer Unternehmensstrategie stellen sie folgende Fragen raquoWas fuumlr ein Unternehmen sind wirlaquo und raquoFuumlr wel-che Werte stehen wir und wofuumlr setzen wir uns einlaquo

Gleiche oder zumindest aumlhnliche Fragen muumlssen Unternehmen auch ihren Anteilseignern und sonstigen internen und externen Anspruchs-gruppen beantworten Dies gilt in einer globalisierten Welt immer mehr auch fuumlr Produktionsstaumltten im Ausland und fuumlr die Beziehungen mit Lieferanten Damit stehen folgende Fragen im Vordergrund raquoWelche Werte moumlchten wir in Zulieferlaumlndern vertretenlaquo raquoWelche Um-weltmaszligstaumlbe setzen wir hier wie dort anlaquo und raquoWas hat dies fuumlr Auswirkungen auf unsere Marke und den Ruf des Unternehmenslaquo

Das Selbstverstaumlndnis einiger Unternehmen geht uumlber die bloszlige Bereit stellung von Guumltern und Dienstleistungen hinaus Sie sehen sich als Teil der Gesellschaft Vertreter ihrer Region und als Agierende in Wechselwirkung mit ihrer Umwelt Idealismus in Bezug auf ihre gesell schaftliche Rolle motiviert diese Entscheider ebenso wie Realis-mus in Bezug auf das Verstaumlndnis oumlkologischer und globaler Zu sam-men haumlnge So kommt es dass sich deutsche Unternehmen in Latein-amerika fuumlr den Erhalt bedrohter Arten engagieren und den Schutz von Regen wald in Afrika foumlrdern

INFOBOX 19

Vision von UnternehmenIn vielfaumlltiger Weise haben Unternehmen die oumlkologischen Herausfor-derungen sowohl als Warnsignale als auch als Chance fuumlr einen Wandel begriffen

Mit seiner Publikation raquoChanging Pacelaquo schreibt der World Business Council for Sustainable Development (WBCSD 2012a) seine Vision 2050 fort und zeigt Wege hin zu einem Wirtschaften auf das 9 Milliarden Menschen versorgt und dabei die oumlkologischen Grenzen unseres Plane-ten nicht uumlberschreitet Weitere Informationen wwwwbcsdorgchan-gingpaceaspx

Corporation 2020 greift aumlhnliche Gedanken auf geht allerdings noch einen Schritt weiter und strebt nach Ausrichtung des Wirtschaftssystems auf die Grenzen die der Planet setzt Steuerreformen klare Regeln fuumlr die Aufnahme von Fremdkapital (Stichwort Uumlberschuldung) Transparenz fuumlr den Konsumenten und Offenlegung von Externalitaumlten sind zentrale Punkte der Initiative um den Leiter der internationalen TEEB-Studie Pavan Sukhdev und zahlreiche weitere Persoumlnlichkeiten aus Wirtschaft Wissen-schaft und Politik Weitere Informationen wwwcorp2020com

33ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

Immer mehr deutsche Unternehmen setzen sich mit Fragen rund um die biologische Vielfalt und Oumlkosystemleistungen auseinander und leisten somit Pionierarbeit Die Komplexitaumlt des Themas raquobiologische Vielfaltlaquo und schwierige Operationalisierbarkeit sind dabei nach wie vor massive Huumlrden Und tatsaumlchlich gibt es bis dato noch keine einheitlich anerkannten Quantifizierungsmethoden oder verbindliche Richtlinien die biologische Vielfalt und Oumlkosystemleistungen lassen sich nicht in einem Indikator zusammenfassen Dadurch sind sie fuumlr viele Entscheider in deutschen Unternehmen schlecht greifbar und laumlsst diese vor konkreten Handlungen zuruumlckschrecken

Dennoch nehmen einige Unternehmen diese Herausforderungen an und naumlhern sich mit zunehmender Professionalitaumlt der Integration von Biodiversitaumlt in ihre Managementprozesse Unternehmen sind aktiv beteiligt an der Erstellung von Leitfaumlden ersten Empfehlungen zur Integration der biologischen Vielfalt ins Umweltmanagement oder Ansaumltzen zur verbesserten Quantifizierung der externen Effekte in der unternehmerischen Finanzbuchhaltung Auch die Gruumlndung von Initiativen zu dem Thema wie die deutsche raquoBiodiversity in Good Companylaquo-Initiative die raquoUNEP Finance Initiativelaquo die raquoGlobal Com-pactlaquo- Initiative der UN sowie der raquoeconsense Arbeitskreis zu Biodi-versitaumlt und Oumlkosystemleistungenlaquo zeigen dass dieser Perspektiven-wechsel die Unternehmenswelt mittlerweile erreicht hat

WIE UNTERNEHMEN TAumlTIG WERDEN KOumlNNEN4

DIE ERGEBNISSE DER OumlKOLOGISCHEN GEWINNshy UND VERLUSTRECHNUNG VON PUMA BELEGEN DASS DIE DERZEITIGEN GESCHAumlFTSPRAKTIKEN VON UNTER NEHMEN DRINGEND EINES PARADIGMEN WECHSELS BEDUumlRFEN

JOCHEN ZEITZ EHEMALIGER CEO UND

VERWALTUNGSRATSVORSITZENDER

DER PUMA SE VERWALTUNGSRATS -

MITGLIED PPR

Je nach Unternehmen ist die Herangehensweise und Auseinanderset-zung mit dem Thema Naturkapital sehr unterschiedlich Dieses Kapitel gibt konkrete Ansaumltze und Beispiele wie ein Einstieg und geziel-tes Handeln angegangen werden koumlnnen

TOOLS UND LEITFAumlDEN FUumlR DEN EINSTIEGUm eine moumlglichst praumlzise und damit steuerbare Integration ins unternehmerische Management zu erreichen ist die Entwicklung von Zielen und Maszlignahmen noumltig Ein erster Biodiversitaumlts-Check hilft dabei bereits bestehende Maszlignahmen und Kennzahlen zu identifi-zieren Dabei sollten saumlmtliche unternehmerische Taumltigkeitsfelder von der Strategie und dem Personalwesen uumlber Liegenschaften und Einkauf bis hin zu Produktion und Entsorgung beleuchtet werden Die dann vorliegenden Ergebnisse koumlnnen Startpunkt vertiefender Maszlignahmen sein zum Beispiel erste Ziele oder Analysen eine Aus-dehnung auf andere Geschaumlftsbereiche oder die Entwicklung von Management- und Berichterstattungsstrukturen

Leitfaumlden und Handbuumlcher geben Hilfestellung bei der Integration von biologischer Vielfalt in Unternehmenspro zesse und koumlnnen zu-

gleich Inspiration und Unterstuumltzung fuumlr weitere Planungsprozesse

35WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

sein Durch die Handlungsempfehlungen koumlnnen auf leichte Weise Elemente einbezogen werden die beispielsweise die biologische Vielfalt auf dem Firmengelaumlnde foumlrdern ndash wie Bienenkaumlsten und bewachsene Hauswaumlnde Weitere konkrete Handlungsempfehlungen finden sich unter anderem in dem Bericht raquo Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagementlaquo (Bestaumlndig und Wuczkowski 2012)

BESTEHENDE ANSAumlTZE NUTZEN UND ERWEITERNFolgende Ansaumltze aus dem Unternehmensbereich sind auch zur Inte-gration von Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt gut ge eignet Unternehmerische Verantwortung (Corporate Responsibility)

Berichterstattung (inklusive umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung)

Umweltmanagement Ressourceneffizienz Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten-Management

Investitions- und Planungsprozesse

Unternehmerische Verantwortung (Corporate Responsibility)Viele Aktivitaumlten zum Biodiversitaumlts- und Oumlkosystemleistungs - schutz sind losgeloumlst vom Kerngeschaumlft und unter gesellschaftlichem Enga ge ment und unternehmerischer Verantwortung (Corporate

INFOBOX 20

Biodiversitaumlts-Checks fuumlr UnternehmenBislang werden zwei in deutscher Sprache verfuumlgbare Biodiversitaumlts-Screenings fuumlr Unternehmen haumlufig angewendet Die branchenuumlbergreifenden Checklisten der deutschen raquoBiodiversity

in Good Companylaquo-Initiative basieren auf dem raquoHandbuch Biodiver-sitaumltsmanagementlaquo (Schaltegger u a 2010) und ermoumlglichen eine Selbstevaluation zum aktuellen Stand des unternehmerischen Biodi-versitaumltsmanagements Weitere Informationen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

Der vom Global Nature Fund BAUM e V dokeo und PwC entwi-ckelte Biodiversitaumlts-Check fuumlr Unternehmen vereint Expertise aus Biologie Oumlkologie und Management Er bietet einen ersten auf das Unternehmen zugeschnittenen Uumlberblick uumlber die Reife des Biodiver-sitaumltsmanagements und gibt Empfehlungen fuumlr das weitere Vorge-hen Weitere Informationen wwwbusiness-biodiversityeudefaultaspLang=DEUampMenue=128

ABBILDUNG 17(Foto Andrzej Tokarski fotoliacom)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 36

Respon si bi lity) einzuordnen Vor allem Unternehmenswerte und -philo-sophien koumlnnen Anknuumlpfungspunkte raquovon obenlaquo bieten und zu einer weitergefassten Strategieentwicklung fuumlhren

ABBILDUNG 18(Foto Susanne Georgi)

INFOBOX 21

Praxisbeispiel Pilotprojekt fuumlr Branchenstandards Die oekom GmbH der groumlszligte deutsche Fachverlag fuumlr Oumlkologie und Nachhaltigkeit veroumlffentlicht Sach- und Fachbuumlcher mit Bezug zur bio-logischen Vielfalt und dem Erhalt der Oumlkosysteme Fuumlr seine Publi-kationen verwendet er ausschlieszliglich Recycling- und FSC-zertifiziertes Papier Zudem hat der Verlag das Projekt raquoNachhaltig Publizierenlaquo initi-iert das vom Bundesumweltministerium gefoumlrdert wird In Kooperation mit zwei wissenschaftlichen Instituten und der Frankfurter Buchmesse wurden praxisnahe Kriterien fuumlr die nachhaltige Bucherstellung entwi-ckelt Mit dem Projekt praumlsentiert sich oekom oumlffentlichkeitswirksam als Vorreiter und sensibilisiert die Verlagsbranche fuumlr einen nachhalti-gen Umgang mit der Ressource Papier

37

Gleichzeitig bietet die Kommunikation und Interaktion mit Kunden und Mitarbeitern Moumlglichkeiten fuumlr eine Integration sozusagen als Impulsgeber raquovon untenlaquo Freiwilligenarbeit gemeinsame Baum-pflanzaktionen oder Spenden fuumlr Naturschutzeinrichtungen tragen zum Schutz und zur Wertschaumltzung des Naturkapitals bei Mit Blick auf ihre Mitarbeiter profitieren Unternehmen zudem vom Wohlbe-finden am Arbeitsort erhoumlhter Kommunikationsbereitschaft und staumlrkerer Bindung und Loyalitaumlt gegenuumlber dem Arbeitgeber

Berichterstattung (inklusive umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung)Die in Deutschland und weltweit gebraumluchlichste Richtlinie zur Bericht-erstattung von Nachhaltigkeitsaspekten ndash die Global Reporting Initia-tive (GRI) ndash sieht eine Offenlegung von bis zu fuumlnf biodiversitaumltsbe-zogenen Indikatoren vor Diese waren bislang von eher qualitativer

WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

ABBILDUNG 20 Umweltindika-toren der Global Reporting Initiative Die fuumlnf relevanten Umweltindi - ka toren der Berichterstattungsricht-linie der Global Reporting Initiative (GRI) in der Version 31 Biodiver-sitaumlts bezogene Umweltindikatoren werden mit EN fuumlr Umwelt abgekuumlrzt und beinhalten EN 11 bis EN 15

Kernindikatoren Zusaumltzliche Indikatoren

EN11

Ort und Groumlszlige von Grundstuumlcken in Schutzge-bieten oder angrenzend an Schutzgebiete Ort und Groumlszlige von Grundstuumlcken in Gebieten mit hohem Biodiversitaumltswert auszligerhalb von Schutz-gebieten oder daran angrenzend Zu beruumlcksich-tigen sind Grundstuumlcke die im Eigentum der berichtenden Organisation stehen oder von die-ser gepachtet oder verwaltet werden

EN13 Geschuumltzte oder wiederhergestellte natuumlrliche Lebensraumlume

EN14Strategien laufende Maszlignahmen und Zu-kunftsplaumlne fuumlr das Management der Auswir-kungen auf die Biodiversitaumlt

EN12

Beschreibung der wesentlichen Auswirkungen von Aktivitaumlten Produkten und Dienstleistungen auf die Biodiversitaumlt in Schutzgebieten und in Gebieten mit hohem Biodiversitaumltswert auszliger-halb von Schutzgebieten

EN15

Anzahl der Arten auf der Roten Liste der IUCN und auf nationalen Listen die ihren natuumlrlichen Lebensraum in Gebieten haben die von der Geschaumlftstaumltigkeit der Organisation betroffen sind aufgeteilt nach dem Bedrohungsgrad

ABBILDUNG 19(Foto Piepenbrock)

INFOBOX 22

Praxisbeispiel Mitarbeiter-EngagementDie Piepenbrock Unternehmensgruppe unterhaumllt im brandenbur-gischen Naturpark Stechlin-Ruppiner Land den 2200 Hektar groszligen Forst Rheinshagen Im Rahmen seiner Aktion raquoWachstumlaquo pflanzt das Unternehmen dort gemeinsam mit seinen Kunden fuumlr jeden Neuauf-trag Baumlume Im August 2012 besuchte eine Gruppe von zehn Auszu-bildenden des Unternehmens im Zuge der raquoAzubi-Projekttagelaquo den Piepen brock Forst um die Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens kennenzulernen und selbst aktiv zu unterstuumltzen Ziel war es die Sand-heideflaumlche am Zechower Berg im Naturschutz- und gleichnamigen Fauna-Flora-Habitat-Gebiet Rheinsberger Rhin und Hellberge zu pflegen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 38

IM RAHMEN VON UMWELTSCHUTZ UND RESSOURCENshyEFFIZIENZ KUumlMMERN SICH VIELE UNTER NEHMEN BEREITS HEUTE UM BIODIVERSITAumlT UND ECOSYSTEM SERVICES OHNE DIES JEDOCH EXPLIZIT HERAUS ZUshy STELLEN DER BEWUSSTE EINBEZUG DES OumlKOSYSTEMshy GEDANKENS SOWIE DIE BETRACHTUNG ENTSPRECHENDER CHANCEN UND RISIKEN STELLT EINE WEITER ENT shy WICKLUNG DAR DIE DURCHAUS ALS rsaquoUMWELTVERANTshyWORTUNG 20lsaquo BEZEICHNET WERDEN KANN

MICHAEL SIEMERS CORPORATE

ENVIRONMENT amp RESPONSIBILITY

EVONIK INDUSTRIES AG

Form doch auch hier erfolgt eine regelmaumlszligige Anpassung die zu-kuumlnftig sicherlich auch mit einer Quantifizierung einhergehen wird Damit bleibt die unternehmerische Berichterstattung eng verbunden mit dem Umweltmanagement

Unternehmerische Berichterstattung wird sich aumlndern und zukuumlnftig integrierter sein (Stichwort Integrated Reporting) In dieser Hinsicht ist auch die umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung zu sehen

INFOBOX 23

Praxisbeispiel Umweltbezogene Gewinn- und VerlustrechnungWaumlhrend in der klassischen Gewinn- und Verlustrechnung (GampV) nur finanzielle Kenngroumlszligen wie Anlagevermoumlgen return on investment und Eigenkapitalrendite berichtet werden bleiben die umweltbezogenen Kosten verborgen Diese Externalitaumlten ndash beispielsweise Verschmutzung von Gewaumlssern Zerstoumlrung von Lebensraumlumen oder das Abwaumllzen von Verantwortung beim Klimawandel auf Folgegenerationen ndash sind als Ver-luste anzusehen die nicht durch das Unternehmen sondern von Dritten wie der Allgemeinheit oder der Natur getragen werden Getrieben von CEO Jochen Zeitz hat Puma es sich zur Aufgabe gemacht diese Kosten deutlicher aufzuzeigen und in die GampV einflieszligen zu lassen Solch eine Sichtbarmachung kann beim Einkauf der Fertigung der Produktent-wicklung oder dem Nachhaltigkeitsmanagement helfen bessere Ent-scheidungen zu treffen um so die Externalitaumlten zu minimieren Laut PUMA Environmental Profit amp Loss Account hat das Unternehmen im Jahr 2010 etwa 145 Millionen Euro an Umweltschaumlden durch Treibhaus-gasemissionen Wasserverbrauch Landnutzungsfolgen Luftverschmut-zung und Abfallerzeugung verursacht Davon entfallen nur etwa 6 auf das Kerngeschaumlft mehr als 137 Millionen Euro Umweltschaumlden ent-stehen entlang der Lieferkette Weitere Informationen httpaboutpumacomwp-contentthemesaboutPUMA_themefinancial-reportpdfEPL080212finalpdf

39WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Sie macht deutlich welche Abhaumlngigkeiten und welche Einfluumlsse ein Unternehmen hat und stellt bei der Einbeziehung der Oumlkosystem-leistungen und Integration in die externe Rechnungslegung einen be deut samen Schritt hin zur Beruumlcksichtigung von Naturkapital in Unternehmen dar Eine Offenlegung dieser Art koumlnnte einen Para dig-menwechsel einleiten Wer seine Leistung schon fruumlhzeitig ganzheit-lich misst und berichtet kann in einem sich veraumlndernden Geschaumlfts-

ABBILDUNG 21 (Foto LianeM Fotoliacom)

INFOBOX 24

Biodiversitaumlt in den Umweltmanagementzertifizierungen ISO 14001 und EMASBei EMAS muumlssen und bei ISO 14001 sollten die Auswirkun-gen auf die biologische Vielfalt beruumlcksichtigt werden Bei EMAS wird in Form des raquoFlaumlchenverbrauchslaquo ein direkter Indikator fuumlr den Habitatverlust erhoben ndash eine der Hauptursachen des Biodiver-sitaumltsverlustes Zwar kann der Flaumlchenverbrauch von unterschiedli-cher Qualitaumlt sein ndash die Bebauung einer bereits degradierten Flaumlche ist weniger kritisch als die eines intakten Oumlkosystems ndash dennoch kann dies als erster Startpunkt gewertet werden

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 40

umfeld weiterhin Spitzenleistung liefern Dies betrifft die Felder Risikomanagement Versorgungssicherheit und -produktivitaumlt wie auch Compliance und Stakeholdermanagement

UmweltmanagementEin Umweltmanagement steuert gemaumlszlig den vier Managementschrit-ten Planen Ausfuumlhren Kontrollieren und Optimieren umweltbezo-gene Unternehmenstaumltigkeiten und ermoumlglicht so eine kontinuierli-che Verbesserung der Umweltleistung Dieser Managementzyklus beruumlcksichtigt derzeit nur selten umsetzungsorien tiert die Dimensio-nen Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt

Hier kann eine Erweiterung konkret ansetzen Eine erste Feststellung des Status quo auf Basis bereits existieren der Umweltdaten ndash ergaumlnzt durch Experteneinschaumltzungen ndash ist der Anfang Anschlieszligend koumln-nen spezifische und messbare Ziele gesetzt werden was sich in die bekannten Schritte des Umweltmanagements einbinden laumlsst

RessourceneffizienzRessourceneffizienz gewinnt angesichts steigender Rohstoffpreise und -bedarfe und des groszligen Anteils den Material- und Energie kosten an den Gesamtkosten in vielen Branchen darstellen wirtschaftlich und politisch enorm an Bedeutung Zur Steigerung der Ressourceneffi-zienz liegen aktuell Programme auf nationaler wie europaumlischer Ebene vor es existieren dazu Plattformen und Initiativen Das Thema raquoRes-sourceneffizienzlaquo koumlnnen Unternehmen strategisch integrieren (zum Beispiel in ihrem Umweltmanagement) indem sie die entsprechen-den Einsatzstoffe als Naturkapital raquodeklarierenlaquo und im Ressourcen-management umfassender als bisher beruumlck sichtigen Durch den sparsamen effizienten Einsatz von Ressourcen koumlnnen oftmals Oumlko-systeme geschont werden (zum Beispiel durch ein entsprechendes

INFOBOX 25

Praxisbeispiel Integration von Biodiversitaumlt in das Ressourcen-managementUPM betreibt in Deutschland sieben Papierfabriken und verschreibt sich der nachhaltigen Forstwirtschaft und dem Schutz der Biodiversitaumlt So wird weltweit FSC- und PEFC-zertifiziertes Holz verwendet und in unter nehmenseigenen Waumlldern ein Biodiversitaumltsprogramm umge-setzt Gemeinsam mit der raquoAlliance for Water Stewardshiplaquo fuumlhrt UPM ein Pilotprojekt zum Wassermanagement durch Dies soll den Verbrauch des wasserintensiven Papierherstellungsprozesses senken und die Wie-derverwendung des Wassers erhoumlhen UPM unterstreicht mit seinemEngagement seine Position als raquoBiofore Companylaquo

41WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

INFOBOX 26

Praxisbeispiel Bewertung von Biodiversitaumlt in der Lebensmittel-branche und der LandwirtschaftEinen Schritt weiter als die Oumlkobilanzen geht das Bewertungsverfahren der BASF Mit ihrer Lebenszyklusanalyse AgBalance erfasst sie eine Viel-zahl von Nachhaltigkeitsindikatoren der Lebensmittel- und Landwirt-schaftsbranche Biologische Vielfalt flieszligt mit 8 der 69 Indikatoren in eine Punktebewertung ein so unter anderem Naumlhe zu Schutzgebieten Auskreuzungspotenzial und Oumlkotoxizitaumltspotenzial Auszligerdem werden soziale und oumlkonomische Indikatoren erfasst und somit alle drei Saumlulen der Nachhaltigkeit abgebildet Auch wenn ein Abwaumlgen zwischen unter-schiedlichen Groumlszligen wie Punkten und Euros als Messeinheiten Entschei-der vor Herausforderungen stellt ist dies doch ein wichtiger Schritt hin zur Integration von Biodiversitaumlt in Entscheidungsprozesse

Wassermanagement in Regionen mit Wasserstress) Jedoch ist Res-sourceneffizienz nicht gleichzusetzen mit Biodiversitaumlts- und Oumlko-systemschutz Neben dem sparsamen Umgang mit Ressourcen ist auch die Art der Einsatzstoffe (zum Beispiel Nutzung von nachhaltig erzeugtem Palmoumll) von Bedeutung

Der Zusammenschluss zu Brancheninitiativen ist ein Ansatz um das Thema Ressourceneffizienz ganzheitlicher und passgenauer zu be-trach ten und so die Thematik uumlber den bisherigen Fokus auf Reduzie-rung von Rohstoffverbrauch und Emissionen hinaus zu erweitern

Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten- Management Die Analyse der Wertschoumlpfungskette eines Produktes liefert immer wieder Verbesserungspotenzial und wird deshalb regelmaumlszligig durchge-fuumlhrt Dies bietet gute Ansatzpunkte fuumlr eine Untersuchung und Ver-besserung der Biodiversitaumltsperformance Eine weitere oft genutzte Analysemoumlglichkeit sind Oumlkobilanzen (Life Cycle Assessments)

Oumlkobilanzen bilden den gesamten Stoffkreislauf ab ndash und somit auch die fuumlr Biodiversitaumlt relevante Landnutzung oder Oumlkosystemleis-tungen wie die Bereitstellung von Rohstoffen die Absorption von Produktionsemissionen und die Aufnahme von Abfallprodukten An-gefangen bei eigenen Beschaffungsquellen (zum Beispiel Vertragsan-bauer von Supermaumlrkten oder Handelsmarken) bis hin zu Vorproduk-ten der Liefer an ten ndash entlang der Lieferkette verbergen sich zahlreiche Ursachen fuumlr Bio diversitaumltsverlust Fuumlr Unternehmen die Rohstoffe und Vorpro dukte aus dem Ausland beziehen ist es daher wichtig auf den Einkauf und das Lieferkettenmanagement zu achten Wichtige

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 42

Analyseschritte beinhalten Grenzwerte und Normen (in den Abbau- und Ursprungslaumlndern der Vorprodukte oftmals deutlich niedriger als in Deutschland) oder Screenings zu Wasserknappheit entlang der Lie-ferkette Darauf aufbauend ergibt sich eine detaillierte Bewertung zur Beruumlcksichtigung von Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt bei Liefe ranten

Investitions- und PlanungsprozesseInvestitionen in den Bau neuer Anlagen oder Standorte werden derzeit eher selten unter Biodiversitaumltsaspekten im betrieblichen Umwelt-management erfasst Beim Bau eines Produktionsstandorts auf der raquogruumlnen Wieselaquo spielen vor allem die Eingriffsregelung des Bun-desnaturschutzgesetztes (BNatSchG) sowie das EU-Naturschutz-recht (FFH- und Vogelschutz-Richtlinie) eine wichtige Rolle Diese Regeln erscheinen Unternehmen manchmal wider spruumlchlich ndash gerade mit Blick auf den gewollten Naturschutz Firmenareale werden auf-grund strategischer Entscheidungen zum Beispiel fuumlr den Bau von Anlagen uumlber einen laumlngeren Zeitraum brach liegen gelassen Siedelt sich daraufhin eine geschuumltzte Art auf dieser Flaumlche an koumlnnen Unter-nehmen unter Umstaumlnden nur mit hohen Auflagen dieses Gebiet er-schlieszligen und einen Neu- oder Ausbau realisieren Um solchen Ziel kon-flikten vorzubeugen bieten die zustaumlndigen Natur schutzbehoumlrden an in Dialog zu treten um gangbare Wege und Maszlignahmen auszu loten

Doch Unternehmen koumlnnen auch in Vorleistung gehen Indem zum Beispiel Brachflaumlchen und Naturraumlume belassen sowie die Funktio-nalitaumlt von aquatischen Oumlkosystemen (Gewaumlssern) erhalten werden

INFOBOX 27

Ausgleichsflaumlchen ndash Chancen fuumlr beschleunigte PlanungsprozesseGut zu wissen Laut sect16 BNatSchG kann durch Oumlkosystemschutz ein raquoGuthabenlaquo auf einem Oumlkokonto angespart werden Bei spaumlteren Ein-griffen werden diese Flaumlchen als bereits geleistete Kompensationsmaszlig-nahmen anerkannt Rheinkalk macht sich dieses Instrument zunutze Im sauerlaumlndischen Houmlnnetal dient nur ein Teil des Grundbesitzes dem Kalksteinabbau Weite Teile des Areals hingegen stehen dank nicht-oumlkonomischer Waldnutzung dem Naturschutz temporaumlr zur Verfuumlgung oder werden je nach Management und naturschutzfachlicher Einschaumlt-zung einem Oumlkokonto zugeschrieben das als Kompensationsleistung fuumlr zu erwartende Eingriffe agiert Waumlhrend auf der einen Seite pro-aktiv Arten- und Oumlkosystemschutz ermoumlglicht wird profitiert Rheinkalk von einem beschleunigten Planungsprozess vermiedener Buumlrokratie und somit geringeren Kosten (wwwrheinkalkdepdfVerantwortung_Fuer_Mensch_und_Naturpdf Seite 24)

43WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

koumlnnen etwaige Kompensationsmaszlignahmen im Rahmen der Ein griffs -regelung vermieden werden Zudem koumlnnen Ergebnisse der teils obli-gatorischen Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung (UVP) der Strategischen

INFOBOX 28

Praxisbeispiel ZielkonflikteBiologische Vielfalt spielt in Steinbruumlchen Baggerseen und Kiesgruben eine wichtige Rolle Die Steine- und Erdenindustrie engagiert sich in zahlreichen Projekten zur Foumlrderung der biologischen Vielfalt Neben der Erarbeitung von Biodiversitaumltsindikatoren und einer Biodiversitaumlts-Datenbank zaumlhlen hierzu zahlreiche gemeinsame Projekte mit Umwelt-verbaumlnden

raquoLeider werden der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt in den Abbaustaumltten ausgerechnet durch das Naturschutzrecht selbst eingeschraumlnkt Wer zum Beispiel ein Laichgewaumlsser fuumlr die Gelbbauch-unke auf einem Rohbodenstandort anlegt oder eine Steilwand fuumlr die Uferschwalbe herrichtet der laumluft Gefahr dass die weitere Bewirt-schaftung der Flaumlchen deutlich eingeschraumlnkt wird Der statische An-satz im Naturschutzrecht verhindert damit leider vielerorts die Aus-schoumlpfung von Synergieeffekten von Gesteinsabbau und Naturschutz Die Steine- und Erdenindustrie jedenfalls ist zur Foumlrderung der biolo-gischen Vielfalt bereit und setzt sich auch weiterhin fuumlr praktikable Loumlsungen einlaquo (Diplom-Biologe Thomas Beiszligwenger Hauptgeschaumlfts-fuumlhrer Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

ABBILDUNG 22 (Foto Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

INFOBOX 29

Praxisbeispiel Management von LiegenschaftenFraport die Betreibergesellschaft des Frankfurter Flughafens formuliert in seiner unternehmenseigenen Biodiversitaumltsstrategie Grundsaumltze zur Biodiversitaumlt Darin wird festgehalten dass sich Flugbetrieb und der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt ndash uumlber gesetz liche Anforderungen wie zum Beispiel Eingriffsregelung hinaus ndash vereinbaren lassen So wird unter anderem auf dem Gelaumlnde des Flughafens ein For-schungsprojekt zum Bienen-Monitoring unterstuumltzt das wichtige Infor-mationen uumlber die Schadstoffsituation liefert Gleich zeitig werden im Rhein-Main-Gebiet gezielt Naturschutzvorhaben gefoumlrdert so zum Bei-spiel der Erhalt von raquoAltholzinselnlaquo im Kinzigtal oder die Pflege von Streuobstwiesen im Maintal (wwwfraportdecontentfraport-agdenachhaltigkeitumweltnatur--und-ressourcenschutz0html und verglei-che auch die dort bereitgestellten PDF-Dokumente)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 44

Legende Naumlhe zum Kerngeschaumlft Merkmalsauspraumlgung Geringer Bezug Mittel o Trifft zu x Mittlerer Bezug Stark + Starker Bezug Sehr stark + +

ABBILDUNG 23 Handlungsan-saumltze zur Integration von Biodiversi-taumlt in Unternehmen am Beispiel eines Industrie- und Konsumguumlter-unternehmens (Grafik PwC)

INFOBOX 30

Handlungsansaumltze zur Integration von Biodiversitaumlt in UnternehmenDie vorgestellten sechs Handlungsansaumltze werden hier systematisch zusammengefasst am Beispiel der Indus trie- und Konsumguumlterbranche dargestellt Diese Systematik kann allen Unternehmen als Pruumlfrahmen dienen ihr spezifisches Profil zur Beruumlcksichtigung von biologischer Viel-falt Oumlkosystemen und deren Leistungen (Naturkapital) zu entwickeln

Die Abbildung verdeutlicht die Wirkung der verschiedenen Handlungs-ansaumltze beispielhaft im Hinblick auf die vier Werttreiber Risiken senken Kosten reduzieren Maumlrkte und Kunden erschlieszligen und Reputation steigern

Waumlhrend die farbliche Hinterlegung die Naumlhe zum Kerngeschaumlft andeutet geben die Spalten auf der rechten Seite Informationen uumlber den Beitrag zum Schutz der biologischen Vielfalt sowie zur moumlglichen Umsetzungskomplexitaumlt wieder Es wird deutlich dass es durchaus ein-fache Maszlignahmen gibt die eine Wirkung zeigen

Werttreiber

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Integration von Biodiversitaumltsaspekten in hellip

Beitrag zum Schutz des Natur kapitals

Umsetzungsshy komplexitaumlt

x x x 1) Unternehmerischer Verantwortung (Corporate Responsibility) o + o

x x x 2) Berichterstattung (inkl umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung) o +

x x 3) Umweltmanagement inkl Liegenschafts-management o + +

x x 4) Maszlignahmen zur Steigerung der Ressourcen-effizienz + + + +

x x x 5) Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten-Management + + + +

x x 6) Investitions- und Planungsprozesse + o +

45WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Des Weiteren ist erkennbar dass die Integration von Biodiversitaumlt in Aus-wahl- und Entscheidungsprozesse vor allem im Bereich Ressourceneffi-zienz Lieferketten-Management und Investitions- und Planungsprozesse zu Win-win-Situationen fuumlhren kann Dabei sollte bei der Auswahl der Ansaumltze und Methoden aber immer das Kerngeschaumlft des Unterneh-mens im Vordergrund stehen ndash hier kann ein erster Check die weitere Schwerpunktsetzung unterstuumltzen Auch die Integration ins klassische Umweltmanagement stellt einen Schritt zur Beruumlcksichtigung von Bio-diversitaumlt dar ndash und zwar verbunden mit einem maumlszligigen Aufwand

Umweltpruumlfung (SUP) und der FFH Vertraumlglichkeitspruumlfung (FFH VP) guumlnstiger ausfallen Auflagen der Nachbesserung reduziert dadurch Kosten eingespart und ein reibungsloser Planungs- und Bauprozess beguumlnstigt werden

Abschlieszligend gilt es die Integration von Biodiversitaumlt auch in flankie-renden operationellen Einheiten voranzutreiben Dies betrifft beson-ders Forschung und Entwicklung sowie Kommunikation Dabei sollen die Themen erfolgreich sowohl nach innen als auch nach auszligen also zu Kunden Lieferanten und anderen Interessengruppen kommuni-ziert und in eine entsprechende Berichterstattung integriert werden

AUSBLICK5

WIR KOumlNNEN DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER WIRTSCHAFT NUR ERHALTEN WENN WIR DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER NATUR ERHALTEN DAFUumlR IST EINE VIELFALT AN LEBENSshy RAumlUMEN UND ARTEN VON ENTSCHEIDENDER BEDEUTUNG DEREN SCHUTZ MUSS DESHALB VIEL STAumlRKER IN DEN WERTSCHOumlPFUNGSPROZESSEN BERUumlCKSICHTIGT WERDEN

ALEXANDER BARTELT ABTEILUNGS-

LEITER KLIMASCHUTZ UND NACHHAL -

TIGE PRO DUKTE DER OTTO GROUP

VORSTANDSVORSITZENDER raquoBIODIVER-

SITY IN GOOD COMPANYlaquo- INITIATIVE

Es ist an der Zeit die Aspekte von Naturkapital in das unterneh-merische Handeln zu integrieren Nutzen Sie die vielfaumlltigen Ansatz-punkte die im Rahmen der Broschuumlre aufgezeigt wurden und beginnen Sie Ihre unternehmerischen Aktivitaumlten zu erweitern In Deutsch-land gibt es viele Initiativen und Ansaumltze die einen Einstieg in die The-men Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungen erleich tern Nutzen Sie diese Initiativen fuumlr einen Austausch mit anderen Unter-nehmen und uumlber die dort bereits gemachten Erfahrungen (siehe dazu auch Kapitel 6)

Die Initiative raquoBiodiversity in Good Companylaquo ist ein Zusammen-schluss von Unternehmen die gemeinsam fuumlr den Schutz der

biologischen Vielfalt eintreten Der branchenuumlbergreifenden Initiative gehoumlren kleine mittlere und groszlige Unternehmen an Die Mitglieder der raquoBiodiversity in Good Companylaquo-Initiative unterstuumlt-zen das freiwillige Engagement der Wirtschaft fuumlr den Schutz der biologischen Vielfalt Sie arbeiten an Innovationen und Investitio-nen damit naturvertraumlgliche Technologien Produkte und Dienst-leistungen verstaumlrkt ihren Weg in die Maumlrkte finden Die Initiative

47AUSBLICK

traumlgt dazu bei den Privatsektor in die Verwirklichung der Ziele der Konvention uumlber die biologische Vielfalt und der Nationalen

Strategie zur biologischen Vielfalt staumlrker einzubinden

Auch im Rahmen von econsense ndash einem Zusammenschluss fuumlhren-der global agierender Unternehmen und Organisationen der deut-schen Wirtschaft zu den Themen nachhaltige Entwicklung und Cor-porate Social Responsibility (CSR) ndash wird der Themenbereich im Rahmen der Arbeitsgruppe raquoBiodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungenlaquo begleitet Die Mitgliedsunternehmen setzten sich intensiv mit dem Erhalt und der Entwicklung der biologischen Vielfalt auseinander und nutzen econsense als Plattform zum Austausch und zur Diskus-sion von praktischen Managementinstrumenten

Engagieren Sie sich im Projekt raquoUnternehmen Biologische Vielfalt 2020laquo einer Dialog- und Aktionsplattform des Bundesumweltminis-teriums gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der deutschen Wirtschaft und von Naturschutzverbaumlnden die einen fortlaufenden Austausch erlaubt und konkrete Aktivitaumlten zur Umsetzung der Nati-onalen Strategie zur biologischen Vielfalt auf den Weg bringt Folgende Themenfelder stehen dabei im Fokus Informationen zur biologischen Vielfalt fuumlr Unternehmen Biologische Vielfalt im betrieblichen Umweltmanagement Biologische Vielfalt und Naturschutzrecht Kommunikation von Unternehmen nach auszligen Finanzierung von Naturschutzprojekten Maumlrkte Chancen erkennen und entwickeln Netzwerkbildung

Die kuumlnftige Leistungsfaumlhigkeit der Wirtschaft wird von der Leis-tungsfaumlhigkeit des Naturkapitals abhaumlngen Der Erhalt der Leistungs-faumlhigkeit unseres Naturkapitals erfordert die gebuumlndelten Kraumlfte von Unternehmen Politik und Gesellschaft raquoNatur kapital Deutschland ndash TEEB DElaquo zeigt dass sich dies auch wirtschaftlich lohnt Lassen Sie uns diese Chance gemeinsam wahrnehmen

ABBILDUNG 24 (Foto morrbyte Fotoliacom)

6 WEITERFUumlHRENDE INFORMATIONEN

PROJEKT raquoNATURKAPITAL DEUTSCHLAND ndash TEEB DElaquoDiese Broschuumlre ist Teil des Projekts raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo in dessen Rahmen bis zum Jahr 2015 folgende vier Berichte erscheinen (Arbeitstitel) raquoKlimapolitik und Naturkapital Synergien und Konfliktelaquo raquoOumlkosystemleistungen und Entwicklung laumlndlicher Raumlumelaquo raquoNaturleistungen in der Stadt Gesundheit schuumltzen und

Lebensqualitaumlt erhoumlhenlaquo raquoNaturkapital Deutschland Neue Handlungsoptionen

ergreifen ndash eine Syntheselaquo

Bereits erschienen ist die Broschuumlre raquoDer Wert der Natur fuumlr Wirt-schaft und Gesellschaft ndash Eine Einfuumlhrunglaquo wwwnaturkapital-teebde

Soweit Praxisbeispiele und Statements nicht gesondert gekennzeich-net wurden sind diese speziell fuumlr raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo erstellt worden

Leitfaumlden Handlungsmoumlglichkeiten fuumlr Unternehmen BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012)Biodiversitaumlt im unterneh-

merischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Umfangrei-che aber dennoch leicht zu erfassende und praxisnahe Broschuumlre zu Maszlignahmen rund um den betrieblichen Biodiversitaumltsschutz Mit zahl-reichen Umsetzungstipps und Hinweisen auf weiterfuumlhrende Lite ra-tur und Webseiten

49WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

www2leuphanadeumanagementcsmcontentnamadownloads download_publikationenBestaendig20Wuczkowski_Biodiversitaet 20im20unternehmerischen20Nachhaltigkeitsmanagement_neupdf

HOUDET J (HRSG) (2008 UumlBERARBEITET 2010) Integrating bio-diversity into business strategies The Biodiversity Accountability Framework Sehr umfangreiche Publikation (knapp 400 Seiten) uumlber Bio di versitaumlt und Unternehmen beginnend bei den Grundlagen 23 In dikatoren (Business and Biodiversity Independence Indicators) sind Grundlage fuumlr die Bewertung der Biodiversitaumltsleistung von Unter-nehmen Mit zahlreichen Beispielen Regionaler Fokus Frankreichwwworeeorg_scriptntsp-document-file_downloadphp document_id=1063ampdocument_file_id=1070

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement ndash Ein Leitfaden fuumlr die betriebliche Praxis Umsetzungsorientiertes Handbuch zur Einbindung von Biodiversi-

taumlt in das bestehende (Umwelt)-Management inklusive zahlreicher Vorschlaumlge fuumlr Maszlignahmen und Instrumente sowie Zuordnung zu Handlungsfeldern und Funktionsbereichen httpwwwbmudeN46143

TEEB (2012) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Busi-ness and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York Bericht fuumlr Unternehmen der internationalen TEEB-Studie Ins-pirierende teils generische Heranfuumlhrung an die Bedeutung von Bio-diversitaumlt an Unternehmen mit Beispielen aus aller Welt Excutive summary unter wwwteebweborg

UN GLOBAL COMPACT AND IUCN (2012) A Framework for Corpo rate Action on Biodiversity and Ecosystem Services Uumlberblicksbro schuumlre zu Biodiversitaumlt und Unternehmen Adressierte Themen Treiber Risi-ken amp Chancen Corporate Governance Management (inkl Vermei-dungs-Hierarchie) Stakeholder-Engagement und Berichter stattungwwwunglobalcompactorgdocsissues_docEnvironmentBES_Frameworkpdf

WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD) (2011) Handbuch zur unternehmerischen Bewertung von Oumlkosystemdienstleistungen (CEV) Ein Rahmenwerk zur Erleichterung unternehmerischer Entscheidungsfindung Generisches Hand buch fuumlr die Durchfuumlhrung einer unternehmensinternen Bewertung von Biodiversitaumlt (breites Werteverstaumlndnis) mit Handreichungen zu vor-gelagerten Abwaumlgungen wwweconsensedesitesallfilesWBCSD_Handbuch_CEVpdf

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 50

WORLD RESOURCE INSTITUTE (WRI) (2012) Corporate Ecosystem Services Review ndash Version 20 Handbuch zur systematischen Erfas-sung von biodiversitaumltsbezogenen Risiko- und Handlungsfeldern Schrittweises Vorgehen inkl Vorschlaumlgen fuumlr die Erfassung und Doku-mentation des Prozesses wwwwriorgpublicationcorporate-ecosystem-services-review

Allgemein Oumlkosysteme Biodiversitaumlt und Wirtschaft JESSEL B TSCHIMPKE O UND WALSER M (2009) Produktivkraft

Natur Hamburg Praumlgnante Beispiele fuumlr die Quantifizierung von wirtschaftlich relevanten Nutzungen der Natur in Arbeitsplaumltzen Umsaumltzen oder vermiedenen Kostenwwwnaturkapital-teebdefileadminDownloadsProduktivkraft Naturpdf

MILLENNIUM ECOSYSTEM ASSESSMENT (2005) Ecosystems and Human Well-Being ndash Synthesis Synthese der mehr als 1000 Seiten fassenden wissenschaftlichen Studie uumlber die oumlkologischen und gesell-schaftlichen Zusammenhaumlnge sowie Zustand und Trends des Verlus-tes der biologischen Vielfalt und die Bedeutung der Oumlkosystemleis-tungen fuumlr den Menschenwwwmaweborgdocumentsdocument356aspxpdf

TEEB (2010) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integ-rieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz (Hrsg) Bonn Zusam-menfassung der Ergebnisse der internationalen TEEB Studie Synthese der Berichte fuumlr internationale Politiker lokale und regionale Ent-scheider sowie Unternehmen wwwteebweborg

Kartenmaterial Frageboumlgen und Tools PROTECTEDPLANETNET Weltweite kartengestuumltzte Darstellung von

Schutzgebieten basierend auf den Daten der World Database of Pro-tected Areas (WDPA) und der Weltnaturschutzorganisation (IUCN) wwwprotectedplanetnet

BFNshySCHUTZGEBIETSKARTE Interaktive Karte des Bundesamtes fuumlr Naturschutz mit allen deutschen Schutzgebieten wwwgeodienstebfndeschutzgebiete

CHECKLISTEN DER DEUTSCHEN BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIAshyTIVE Fragenkatalog zur Erstellung einer Selbsteinschaumltzung bezuumlg-lich potenzieller Risiken hinsichtlich Biodiversitaumlt und Oumlkosystem-leistungen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

51WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

INTEGRATED BIODIVERSITY ASSESSMENT TOOL (IBAT) Kostenpflich-tige Anwendung zur Bewertung standortbezogener Biodiversitaumlts-risiken (Fokus Schutzgebiete und Biodiversity Hot Spots) GIS-(Karten)- basiert wwwibatforbusinessorg

Fallbeispiele und Publikationssammlung WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD)

(2012) Biodiversity and ecosystem services ndash scaling up business solutions Company case studies that help achieve global biodiversity targetswwwwbcsdorgPagesEDocumentEDocumentDetailsaspxID=14923ampNoSearchContextKey=true

UNITED NATIONS ENVIRONMENT PROGRAM FINANCE INITIATIVE (UNEP FI) Publikationen zu biodiversitaumltsbezogenen Chancen Risiken und Handlungsoptionen der Finanzbranche wwwunepfiorgpublicationsbiodiversityindexhtml

CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (CBD) BUSINESS PROGRAMM Fallstudien und Publikationen zu Beruumlhrungspunkten und Leuchtturm-projekten zum Erhalt der biologischen Vielfalt wwwcbdintenbusiness

ECOSYSTEM MARKETPLACE Nachrichtenportal von Forest Trends rund um Biodiversitaumlts- Wasser- und CO2-Maumlrkte wwwecosystemmarketplacecom

Strategien auf politischer Ebene NATIONALE STRATEGIE ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT (2007) Deutsch-

lands Strategie zur Umsetzung der Konvention uumlber die biolo gische Vielfalt wwwbmudeN40333

INFORMATIONSPORTAL DES BUNDESAMTES FUumlR NATURSCHUTZ ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT Mit Nachrichten Informationen Veranstal-tungshinweisen und weiterfuumlhrenden Materialien wwwbiologische-vielfaltde

EUshyBIODIVERSITAumlTSSTRATEGIE FUumlR 2020 Diese EU-Strategie enthaumllt Ziele zum Erhalt von Biodiversitaumlt sowie von Oumlkosystemen und deren Leistungen (raquoNaturkapitallaquo) bis 2020httpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversitycomm20062020htm

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 52

GLOBALE BIODIVERSITAumlTSZIELE Der raquoStrategische Plan 2011 ndash 2020laquo des Internationalen Uumlbereinkommens zur biologischen Vielfalt (CBD) enthaumllt auch Ziele zu Oumlkosystemen und deren Leistungen sowie zum Wert der biologischen VielfaltwwwcbdintdocdecisionsCOP-10cop-10-dec-02-enpdf

Initiativen DEUTSCHE BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIATIVE ndash raquoBIODIVERSITY

IN GOOD COMPANYlaquoshy INITIATIVE Zusammenschluss vor allem deut-scher Unternehmen mit dem Ziel die Integration von Biodiversitaumlt in unternehmerische Entscheidungen voranzutreiben wwwbusiness-and-biodiversityde

EUROPAumlISCHE raquoBUSINESS AND BIODIVERSITY CAMPAIGNlaquo Europa-weite Plattform fuumlr Unternehmen mit dem Ziel Ansaumltze fuumlr ein Biodi-versitaumltsmanagement zu entwickeln und umzusetzen wwwbusiness-biodiversityeu

NATURAL CAPITAL DECLARATION Erklaumlrung einzelner Akteure des Finanzsektors Naturkapital in Finanzprodukten und -dienstleistungen zu beruumlcksichtigen wwwnaturalcapitaldeclarationorg

TEEB FOR BUSINESS COALITION Initiative zur Vereinheitlichung der Bilanzierung von Naturkapital im Unternehmen httpteebforbusinessorg

GLOSSAR 53

GLOSSAR

ARTENVIELFALTDiversitaumlt (Vielfalt) biologischer Arten in einem Lebensraum Artenviel-falt ist neben genetischer Vielfalt und Diversitaumlt der Oumlkosysteme ein Teil-aspekt der biologischen Vielfalt

BASISLEISTUNGENGrundlegende Leistungen der Oumlkosysteme wie zum Beispiel Photosyn-these oder Stickstoffbindung von Knoumlllchenbakterien welche die Voraus-setzung fuumlr alle anderen Leistungen der Oumlkosysteme sind

BIODIVERSITAumlT Biologische Vielfalt

BIOLOGISCHE VIELFALT Die Vielfalt des Lebens auf unserer Erde (oder Biodiversitaumlt) ist die Varia-bilitaumlt lebender Organismen und der von ihnen gebildeten oumlkologischen Komplexe Sie umfasst drei Ebenen 1) die Vielfalt an Oumlkosystemen bezie-hungsweise Lebensgemeinschaften Lebensraumlumen und Landschaften 2) die Artenvielfalt und 3) die genetische Vielfalt innerhalb der verschie-denen Arten

EINGRIFFSREGELUNG Instrument des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatschG sectsect 13 ff) das die Bewaumlltigung von Eingriffen in Natur und Landschaft regelt (Vermeidung und Kompensation)

EMAS Betriebliches Umweltmanagementsystem (Eco Management and Audit Scheme) nach der Verordnung (EG) Nr 12212009 uumlber die freiwillige Teil-nahme von Organisationen an einem Gemeinschaftssystem fuumlr Umwelt-management und Umweltbetriebspruumlfung (ABl EG L 342 v 22122009 S 1) Schwerpunkte sind die kontinuierliche Verbesserung der Umwelt-leistung die Umwelterklaumlrung und Umweltrechtskonformitaumlt

GEBIETSFREMDE ARTENAuch invasive Arten oder Neobiota Tier- und Pflanzenarten die durch Einfuhr (beabsichtigt) oder Einschleppung (unbeabsichtigt) in einem fuumlr sie nicht natuumlrlichen Lebensraum leben Einige gebietsfremde Arten ver-breiten sich aufgrund mangelnder Feinde physiologischer Eigenschaften (Wachstumsgeschwindigkeit Wasserbedarf) oder aumlhnlich invasiv und verdraumlngen einheimische Arten In einigen Faumlllen entstehen durch sie erheb liche Nachteile fuumlr Mensch (Gesundheitsbeeintraumlchtigungen wie zum Beispiel Allergien) und Oumlkosysteme (Degradation)

INWERTSETZUNGBuumlndel von Maszlignahmen um den Nutzen von Biodiversitaumlt und Oumlkosys-temleistungen fuumlr die Gesellschaft relevant und erfahrbar werden zu las-sen Dies geschieht durch (oumlkonomische) Bewertung und oder Integra-tion in Marktentscheidungen ndash zum Beispiel in Form von naturorientierten Angeboten Anreizen oder der Schaffung von Maumlrkten fuumlr Biodiversitaumlt ndash sowie in gesellschaftliche und private Entscheidungen

54 DIEUNTERNEHMENSPERSPEKTIVEndashNEUEHERAUSFORDERUNGEN

ISO 14001 Betriebliches Umweltmanagementsystem nach DIN EN ISO 140012004 + AC 2009 (Ausgabe 112009) Schwerpunkt liegt in der Verbesserung des Umweltmanagementsystems

KONVENTION UumlBER DIE BIOLOGISCHE VIELFALT (ENGL CONVENTION ON BIO LOGICAL DIVERSITY ndash CBD)

Uumlbereinkunft von 168 Staaten (Unterzeichner Stand 12122012) uumlber die biologische Vielfalt Darin werden der Verlust der biologischen Vielfalt als Herausforderung anerkannt und Ziele zu ihrer Erhaltung formuliert Diese sind 1) Schutz der biologischen Vielfalt 2) Nachhaltige Nutzung ihrer Bestandteile und 3) Zugangsregelung und gerechter Ausgleich von Vor-teilen welche aus der Nutzung genetischer Ressourcen entstehen

KULTURELLE OumlKOSYSTEMshy LEISTUNGEN

Leistungen von Oumlkosystemen mit Wirkung und Bedeutung fuumlr Erholung aumlsthetisches Empfinden spirituelle Erfahrungen soziale Funktionen kul-turelle Identitaumlt Heimatgefuumlhl Wissen und Erkenntnis

MONETARISISERUNG Beimesssung eines Wertes in Geldeinheiten Die Umweltoumlkonomie hat dazu mehrere Verfahren der Monetarisierung entwickelt

NATURKAPITAL Oumlkonomischer Begriff fuumlr den begrenzten Vorrat an physischen und bio-logischen Ressourcen der Erde und die begrenzte Bereitstellung von Guumltern und Leistungen durch Oumlkosysteme

OumlKOSYSTEM Bezeichnet die Bestandteile eines abgegrenzten Naturraumes (zum Beispiel niedersaumlchsisches Wattenmeer) oder eines bestimmten Natur-raumtyps (zum Beispiel naumlhrstoffarmes Flieszliggewaumlsser) und deren Wech-selwirkungen Der Begriff kann sich auf verschiedene raumlumliche Ebenen (lokal regional) beziehen und umfasst sowohl (halb-)natuumlrliche (zum Bei-spiel ungestoumlrte Hochmoore) und naturnahe (zum Beispiel Kalkmager-rasen) als auch vom Menschen gepraumlgte Oumlkosysteme (zum Beispiel Agrar oumlkosysteme)

OumlKOSYSTEMFUNKTIONEN Umfassen alle physikalischen chemischen und biologischen Prozesse und Wechselwirkungen die in verschiedenen Oumlkosystemen stattfinden

OumlKOSYSTEMLEISTUNGEN Bezeichnen direkte und indirekte Beitraumlge von Oumlkosystemen zum mensch-lichen Wohlergehen das heiszligt Leistungen und Guumlter die dem Menschen einen direkten oder indirekten wirtschaftlichen materiellen gesundheit-lichen oder psychischen Nutzen bringen In Abgrenzung zum Begriff Oumlko-systemfunktion entsteht der Begriff Oumlkosystemleistung aus einer anth-ropozentrischen Perspektive und ist an einen Nutzen des Oumlkosystems fuumlr den Menschen gebunden Der Begriff ist identisch mit den haumlufig verwen-deten Begriffen raquoOumlkosystemdienstleistunglaquo und raquooumlkosystemare Guumlter und Leistungenlaquo und entspricht dem englischen Begriff der raquoecosystem serviceslaquo

55

REGULIERUNGSLEISTUNGENFunktionen von Oumlkosystemen die auf (andere) Elemente und Prozesse von Oumlkosystemen einwirken die (direkten) Nutzen fuumlr den Menschen haben zum Beispiel die Filterwirkung von Bodenschichten auf die Grund-wasserqualitaumlt oder der Beitrag einer Hecke zur Verringerung der Boden-erosion

GLOSSAR

RESILIENZ (VON OumlKOSYSTEMEN)

Resilienz ist die Faumlhigkeit eines Oumlkosystems trotz aumluszligerer Stoumlrungen seine Funktionen und damit seine Oumlkosystemleistungen aufrecht zu erhalten Es wird davon ausgegangen dass die Resilienz stark mit der in dem Oumlko-system vorherrschenden biologischen Vielfalt korreliert

TEEBThe Economics of Ecosystems and Biodiversity Die internationale TEEB-Studie wurde von Deutschland im Rahmen seiner G8-Praumlsidentschaft im Jahr 2007 gemeinsam mit der EU-Kommission initiiert und mithilfe zahlreicher weiterer Institutionen unter der Schirmherrschaft des Um-weltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) durchgefuumlhrt Ziel der TEEB-Studie war es den oumlkonomischen Wert der Leistungen der Natur ein zuschaumltzen die wirtschaftlichen Auswirkungen der Schaumldigung von Oumlkosystemen zu erfassen und ausgehend davon die Kosten eines Nicht-Handelns zu beziffern Leiter der Studie war der indische Oumlkonom Pavan Sukhdev Im Rahmen der Studie wurden verschiedene Berichte veroumlffent-licht Derzeit wird unter Leitung von UNEP ein Nachfolgeprozess organi-siert um die Durchfuumlhrung von nationalen regionalen lokalen und sek-toralen Studien zum Thema anzuregen und zu foumlrdern

VERSORGUNGSLEISTUNGENBezeichnen meist marktfaumlhige Guumlter die von oder mithilfe von Oumlkosyste-men produziert werden (zum Beispiel Nahrung Frischwasser Feuer- und Bauholz) Teilweise ist ein erheblicher Beitrag von (Human-)Kapital und Arbeit notwendig um diese Guumlter zu erstellen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 56

QUELLEN

BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012) Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Centre for Sustainability Management Luumlneburg

BORN W u a (2012) Gesundheitskosten der Beifuszlig-Ambrosie in Deutschland In Umweltmedizin in Forschung und Praxis 17 (2) S 71 ndash 80

DER BUND (2009) Invasive Muscheln verstopfen Leitungen Von Fabio Bergamin Onlineausgabe Zuletzt aktualisiert am 31072009 httpwwwderbundchzeitungenwissenInvasive-Muscheln-verstopfen-Leitungenstory29662360

DEUTSCHER IMKERBUND EV Internetauftritt des Deutschen Imkerbund e V vom 12122012 httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpbienen-und- bestaeubungsleistung und httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpzahlen-die-zaehlen

EUROPAumlISCHE KOMMISSION (2009) Fact Sheet Gebietsfremde invasive Arten httpeceuropaeuenvironmentpubspdffactsheetsInvasive20Alien20SpeciesInvasive_Alien_DEpdf

FAO ndash FOOD AND AGRICULTURE ORGANIZATION OF THE UNITED NATIONS (2010) Global Forest Resource Assessment 2010wwwfaoorgforestryfrafra2010en

GARCIacuteAshyTORRES L u a (2001) Conservation agriculture in Europe Current status and perspectives In Garcia-Torres L Benites J and Martiacutenez-Vilela A (Hrsg) Conservation Agriculture A World-wide Challenge 1st World Congress on Conservation Agriculture Madrid 1 ndash 5 October 2001 Vol I Keynote Contributions XUL Cordoba Spain S 79 ndash 83

IAASTD ndash INTERNATIONAL ASSESSMENT OF AGRICULTURAL KNOWLEDGE SCIENCE AND TECHNOLOGY FOR DEVELOPMENT (2008) Global ReportwwwagassessmentorgreportsIAASTDENAgriculture20at20a20Crossroads_Global20Report20(English)pdf

KREIBICH H MUumlLLER M (2005) Private Vorsorgemaszlignahmen koumlnnen Hochwasserschaumlden reduzieren Schadensprisma Heft 1 2005 httpwwwschadenprismadepdfsp_2005_1_1pdf

57QUELLEN

LENZEN M u a (2012) International trade drives biodiversity threats in developing nations Nature 486109 ndash 112 Doi101038nature11145

PWC ndash PRICEWATERHOUSECOOPERS (2012) PwC Rio+20 Sustain ability pulse poll How do the public and CEO opinions differ on Rio+20 issues

REWE GROUP (2010) Pressemitteilung raquoBodensee-Obstbauern engagieren sich fuumlr Biodiversitaumltlaquo wwwrewe-groupcompressepressemeldungenpressemeldung-detail articlebodensee-obstbauern-engagieren-sich-fuer-biodiversitaet

SCBD ndash SECRETARIAT OF THE CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (2009) business2010 A magazine on business amp bio- diversity June 2009 Volume 4 ndash Issue 1 httpwwwcbdintdocnewslettersnews-biz-2009-06-enpdf

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement Ein Leitfaden fuumlr die betrieb-liche Praxis BerlinwwwbmudeN46143

STATISCHES BUNDESAMT (2012) Nachhaltige Entwicklung in Deutschland Indikatorenbericht 2012 wwwdestatisdeDEPublikationenThematischUmwelt oekonomischeGesamtrechnungenUmweltindikatorenIndikatoren PDF_0230001pdf__blob=publicationFile

STERN N (2007) The Economics of Climate Change The Stern Review Cambridge

TEEB (2009) The Economics of Ecosystems and Biodiversity TEEB for National and International Policy Makers Summary Responding to the Value of Naturewwwteebweborg

TEEB (2010A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity Ecological and Economic Foundations Edited by Pushpam Kumar London and Washington

TEEB (2010B) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integrieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz Bonn

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 58

TEEB (2011) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in National and International Policy Making Edited by Patrick ten Brink London and Washington

TEEB (2012A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Local and Regional Policy and Management Edited by Heidi Wittmer and Haripriya Gundimeda Abingdon and New York

TEEB (2012B) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Business and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York

TEN BRINK P BRAAT L (HRSG) (2008) The Cost of Policy Inaction The case of not meeting the 2010 biodiversity targethttpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversityeconomicspdfcopizip

UNESCAP ndash UNITED NATIONS ECONOMIC AND SOCIAL COMMISSION FOR ASIA AND THE PACIFIC (1999) Keynote Statement of Mr Cengiz Ertuna (UNESCAP) at IDNDR-ESCAP Regional Meeting for Asia Risk Reduction amp Society in the 21st Century Bangkok 23 ndash26 February 1999 httpwwwunescaporgenrdwater_mineraldisasterertuna01htm

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012) Water valuation ndash Building the business case Geneva and Washington

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012A) Changing Pace ndash Public policy options to scale and accelerate business action towards Vision 2050 Geneva and Washington

WRI ndash WORLD RESOURCE INSTITUTE (2012) The Corporate Ecosys-tem Services Review - Guidelines for Identifying Business Risks and Opportunities Arising from Ecosystem Change Version 20 Washington

ZEITZ J PUMA Pressemitteilung vom 16112011 httpaboutpumacompuma-completes-first-environmental-profit-and-loss-account-which-values-impacts-at-e-145-million

  • Die Unternehmensperspektive
  • Impressum
  • Inhaltsverzeichnis
  • Vorworte
  • Biodiversitaumlt und Oumlkoshysystemleistungen ndash Erweiterung der unternehmerischen Sicht
  • Warum die Wirtschaft gefragt ist ndash Treiber Chancen und Risiken
  • Entwicklungen und Trends ndash was auf Unternehmen zukommt
  • Wie Unternehmen taumltig werden koumlnnen
  • Ausblick
  • Weiterfuumlhrende Informationen
  • QUELLEN

15BIODIVERSITAumlTUNDOumlKOSYSTEMLEISTUNGENndashERWEITERUNGDERUNTERNEHMERISCHENSICHT

Durch ein rasantes Wirtschaftswachstum und weltweit steigende Bevoumllkerungszahlen erhoumlht sich der Verbrauch an natuumlrlichen Ressour-cen Damit ebenfalls eng verknuumlpft sind die Themen Veraumlnderung Verschmutzung und Uumlbernutzung (Ausbeutung) von Oumlkosystemen sowie Klimawandel All diese Treiber ndash plus die Verbreitung gebiets-fremder Arten ndash sind Ursachen fuumlr den Verlust an biologischer Vielfalt und Oumlkosystemleistungen Im Folgenden werden sie kurz umrissen

Habitatverluste meist durch Landnutzungsaumlnderungen hervorge-rufen sind Hauptursache fuumlr Artenschwund beziehungsweise De-gra dation von Oumlkosystemen Hierzulande tragen zum Beispiel auch der Wunsch nach dem eigenen Haus im Gruumlnen und der Bau von Firmengebaumluden raquoauf der gruumlnen Wieselaquo zur Flaumlchenversiegelung und Fragmen tierung der Lebensraumlume bei Tagtaumlglich werden in Deutschland 77 Hektar unbebautes Land in bebaute Flaumlche umge-wandelt (Statistisches Bundesamt 2012)

INFOBOX 4

Bewertung von NaturUm die erkannte Bedeutung der Natur in Entscheidungen zu integrieren ist das Aufzeigen des Wertes der Natur ein wichtiger Zwischenschritt Doch Aufzeigen von Werten bedeutet nicht automatisch der Natur ein Preisschild oder einen Eurobetrag zuzuordnen Eine Monetarisieshyrung ist nur in bestimmten Faumlllen sinnvoll denn sie suggeriert Aus-tauschbarkeit und unterschlaumlgt damit das Risiko eventueller irreversi-bler Folgen des Verlustes der biologischen Vielfalt Eine Inwert shy setzung kann vielfaumlltig erfolgen eine stufenweise Risikoeinschaumltzung eine Zonierung der bewirtschafteten Flaumlche oder die Einhaltung selbst-auferlegter Grundsaumltze und Richtlinien Sie alle koumlnnen den Wert eines Oumlkosystems und seiner Vielfalt widerspiegeln

Unter Umstaumlnden und unter Beachtung der lokalen Besonderheiten kann eine Bepreisung sinnvoll sein und beispielsweise die Knappheit einer Ressource oder Oumlkosystemleistung abbilden Beispiele hierfuumlr lie-fert unter anderem die Publikation raquoWater valuation ndash Building the business caselaquo des World Business Council for Sustainable Development (WBCSD 2012) Anwendung findet eine Monetarisierung dabei im Rah-men von Maszlignahmen zur Steigerung der effizienten Wassernutzung der Wasserverteilung und der Bewertung von Ausgleichs- und Kompen-sationsmaszlignahmen (weitere Informationen finden sich unter wwwwbcsdorgPagesEDocumentEDocumentDetailsaspxID=15099) Gleichzeitig sollte das Verstaumlndnis geschaumlrft werden dass ein solcher monetaumlrer Wert der Natur nur einen kleinen Ausschnitt betrifft und viele andere Werte meist nicht beruumlcksichtigt werden

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 16

Wenn die Ausbeutung natuumlrlicher Ressourcen uumlber die Regenera-tionsfaumlhigkeit der Oumlkosysteme hinausgeht verschlechtern sich die Leistungen dieser Oumlkosysteme nachhaltig So trafen beispielsweise die Konsequenzen der Uumlberfischung des Kabeljaus in den 1990er Jahren nicht nur die Konsumenten sondern auch die wirtschaften-den Fischer die ihre Einkommensgrundlage verloren Doch was hat dies mit in Deutschland ansaumlssigen Unternehmen zu tun Durch die

LegendeGefaumlhrdung durch Nachfrage ausDeutschland fuumlr mindestens

1 bis 5 bedroht(e) Art(en)

6 bis 10 bedroht Arten

mehr als 10 bedroht Arten

keine Angaben

ABBILDUNG 5 Bedrohte Arten in der Lieferkette Die blauen Flaumlchen kennzeichnen die Anzahl gefaumlhr deter Tierarten in dem jeweiligen Land die durch Nach frage aus beziehungsweise Handel mit Deutschland bedroht werden So verschaumlrft der Handel mit Pro dukten aus Madagaskar die Situation von 18 dort bereits jetzt bedrohten Tierarten(Grafik PwC in Anlehnung an Lenzen u a 2012)

INFOBOX 5

Gefaumlhrdung bedrohter Arten in der LieferketteDer Zusammenhang zwischen Ressourcennutzung und hierdurch indu-zierten Habitatveraumlnderungen kann besonders anschaulich uumlber die globalen Lieferketten aufgezeigt werden Deutschland ndash mit Industrie und Einzelhandel ndash ist zu einem bedeutenden Teil von der Ressourcen-nutzung im Ausland abhaumlngig Den Oumlkosystemen im Ausland setzen nicht nur die dort fuumlr den deutschen Markt entnommenen Rohstoffe und Guumlter zu Es sind auch veraltete Produktionsprozesse Emissionen und anfallende Abfaumllle die meist aufgrund niedriger gesetzlicher Stan-dards zum Verlust der biologischen Vielfalt beitragen

Abbildung 5 illustriert durch Farbabstufungen die Gefaumlhrdung bedroh-ter Arten im Ursprungsland durch vorgelagerte Produktions- und Lie-ferketten deutscher Unternehmen Mit derartigen Analysen ruumlckt das Thema auch in den Fokus von Unternehmen die auf den ersten Blick kaum betroffen sind

17BIODIVERSITAumlTUNDOumlKOSYSTEMLEISTUNGENndashERWEITERUNGDERUNTERNEHMERISCHENSICHT

Globalisierung der Geschaumlftsbeziehungen umspannen unsere (Vor-) Lieferketten die Welt beeinflussen in den jeweiligen Laumlndern den Verbrauch an Ressourcen und nehmen somit in unterschiedlicher Weise Einfluss auf die Oumlkosystemleistungen

Nicht nur die Entnahme von Ressourcen auch die Einleitung von Schadstoffen macht der Natur zu schaffen Denn die Verschmut-zung der Oumlkosysteme ndash sei es die Einleitung von kontaminiertem Abwasser diffuser Duumlngemitteleintrag oder die Belastung von Gewaumlssern mit Muumlll und Schwermetallen ndash geht haumlufig uumlber die Grenzen ihrer Belastbarkeit hinaus Oumlkosysteme fungieren dann nur noch eingeschraumlnkt als Filter Puffer oder Regulator Haumlufig vermin-dert sich auch ihre Leistung als Ort der Erholung

Ein Stressfaktor der insbesondere in einer global vernetzten Waren- und Wertschoumlpfungswelt an Bedeutung gewinnt sind die Folgen der Ver breitung Gebietsfremder Arten Diese werden beispiels-weise durch internationalen Schiffsverkehr eingefuumlhrt (zum Beispiel

INFOBOX 6

Gesundheitskosten der AmbrosieDie Pollen der sich in Deutschland ausbreitenden Beifuszlig-Ambrosie koumlnnen bedeutsame allergische Atemwegserkrankungen ausloumlsen Die Gesamtkosten fuumlr die Behandlung der Pollenallergiker in Deutschland liegen bei mindestens 23 Milliarden Euro pro Jahr Durch die zuneh-mende Verbreitung der Ambrosie ist ein weiterer Kostenanstieg zu erwarten der auf etwa 200 Million Euro pro Jahr geschaumltz wird (Born u a 2012)

ABBILDUNG 6(Foto Klaus-Dieter Sonntag fotoplusdesignde UFZ)

INFOBOX 7

Hohe Kosten durch gebietsfremde Arten Das AKW Leibstadt an der deutsch-schweizerischen Grenze wendet

jaumlhrlich etwa 42000 Euro fuumlr die Beseitigung der asiatischen Koumlrb-chenmuscheln in der Kuumlhlwasserzufuhr auf (Der Bund 2009)

In Europa belaufen sich die Ausgaben fuumlr die Vermeidung und Besei-tigung der Folgen gebietsfremder Arten auf jaumlhrlich 12 Milliarden Euro (Europaumlische Kommission 2009)

Jaumlhrliche Verluste durch Missmanagement oder die zufaumlllige Einfuumlh-rung von Schaumldlingen in die USA UK Australien Suumldafrika Indien und Brasilien 100 Milliarden US-Dollar (SCBD 2009)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 18

Ballastwasser bei Leerfahrten) oder sind als ehemalige Zierpflanzen in unsere Breiten gekommen Gebietsfremde Arten stoumlren Oumlkosys-teme da sie hier meist keine Feinde haben und sich dadurch unge-stoumlrt verbreiten koumlnnen Die hierdurch auftretenden gesund heit-lichen Schaumlden und die Folgekosten fuumlr die Wirtschaft sind erheblich

Nicht zuletzt sehen sich Oumlkosysteme auch dem Klimawandel aus-gesetzt Er ist fuumlr eine beschleunigte Dynamik von Wandlungspro-zessen wie zum Beispiel Wuumlstenbildung oder das Auftreten von Extremereignissen verantwortlich Klimawandel und Zustand der Oumlkosysteme bedingen einander wechselseitig Waumlhrend intakte Oumlkosysteme eine Anpassung an den Klimawandel darstellen und helfen negative Folgen zu vermindern sind die biologische Viel falt und Oumlkosys teme jedoch zugleich auch durch den Klimawandel gefaumlhrdet

Die genannten Ursachen fuumlr die Verschlechterung der Oumlkosysteme und den Verlust an biologischer Vielfalt sind Basis fuumlr die vielfaumlltige ndash und teils sehr individuelle ndash Betroffenheit von Unternehmen Sie sind dem aber nicht alternativlos ausgesetzt Unternehmen koumlnnen durch

nehmen Einfluss auf

stiften Nutzen fuumlr

wirken auf

ist Basis fuumlr

Oumlkosystemleistungen

Basi

slei

stun

gen

Versorgungsleistungen (zB Holz Wasser Getreide)

Kulturelle Leistungen(zB Erholung Tourismus)

Regulierungsleistungen (zB Klimaregulierung)

Naumlhrstoff-kreislauf

Photosyn-these

Oumlkosystemez B Gewaumlsser Waumllder

Agrarlandschaften WattenmeerBi

odiv

ersi

taumlt

Genetische Vielfalt

Arten- vielfalt

Vielfalt der Oumlkosysteme

Naturkapital

Uumlbernutzung

Verschmutzung

Verbreitung gebietsfremder Arten

Landnutzungsaumlnderungen

Klimawandel

Gesellschaft Unternehmen

ABBILDUNG 7 Zusammen- hang zwischen Oumlkosystemen und Unternehmen Biologische Viel - falt und Oumlkosysteme sind als Naturkapital Ursprung von Oumlkosystemleist ungen der Nutzen stiftenden Divi dende die den Unternehmen zuflieszligt Gleichzeitig nehmen Unternehmen Einfluss auf Oumlko systeme und biologische Vielfalt und wirken so auf das Naturkapital (Grafik PwC)

19

ihre Art des Wirtschaftens diese Entwicklungen unterstuumltzen aber diesen ndash durch ein Umdenken hin zu effektiven und nachhaltigen Geschaumlftsprozessen ndash auch entgegenwirken

Die Grafik in Abbildung 7 macht deutlich dass die Herausforderung darin liegt unternehmerische Taumltigkeiten mit dem Wirken und dem Fortbestand von biologischer Vielfalt und Oumlkosystemen in Einklang zu bringen Um die Natur fuumlr das menschliche Wohlergehen erhalten zu koumlnnen unternimmt die Politik zahlreiche Anstrengungen Doch entscheidend wird sein dass sich Wirtschaft und Gesellschaft ihrer Betroffenheit bewusst werden ihre Verantwortung erkennen und Handlungsoptionen wahrnehmen Dazu hilft es die oumlkonomischen Dimensionen von Oumlkosystemleistungen besser zu verstehen

BIODIVERSITAumlTUNDOumlKOSYSTEMLEISTUNGENndashERWEITERUNGDERUNTERNEHMERISCHENSICHT

2 WARUM DIE WIRTSCHAFT GEFRAGT IST ndash TREIBER CHANCEN UND RISIKEN

BEI DER GEWINNUNG VON TRINKWASSER UND DER REINIGUNG VON ABWASSER MACHEN WIR UNS NATUumlRLICHE PROZESSE ZUNUTZE UND SIND DEM SCHUTZ DER BIOLOGISCHEN VIELFALT DESHALB BESONDERS VERPFLICHTET

MICHEL CUNNAC VORSITZENDER

DER GESCHAumlFTS FUumlHRUNG VEOLIA

WASSER GMBH

Die Wechselwirkungen zwischen Biodiversitaumlt Oumlkosystemen und Unternehmen geben uns zahlreiche Hinweise darauf warum

Naturkapital fuumlr Unternehmen bedeutsam ist In diesem Kapi- tel sollen die wesentlichen Treiber vorgestellt werden die Unterneh-men dazu bewegt haben einen Beitrag zum Schutz von Natur und Oumlko systemen zu leisten Mit Blick auf die Umwelt sind viele Unter-nehmensentscheidungen vom Ziel gepraumlgt Risiken fuumlr das Unter-nehmen zu minimieren ndash wie zum Beispiel im Hinblick auf die Ver -fuumlgbarkeit von natuumlrlichen Ressourcen oder dem Zugang zu Wasser Hinter dieser Risikoabwaumlgung bleiben neue Geschaumlftsfelder oder Inno vationen manchmal zuruumlck Aber Mehr und mehr Unternehmen erkennen in den Themen Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistunshygen mittlerweile auch Chancen wie durch die Praxisbeispiele in die-sem und den folgenden Kapiteln deutlich wird

TREIBER UND CHANCEN FUumlR UNTERNEHMERISCHES HANDELNDie in Kapitel 1 genannten Ursachen fuumlr den Verlust an Artenvielshyfalt und intakten Oumlkosystemen lassen erahnen dass Unternehmen auf verschiedenste Weise mit Biodiversitaumlt und Oumlkosystemen in Beruumlh-rung kommen Einerseits sind Unternehmen direkt oder indirekt von

21WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

intakten Oumlkosystemen abhaumlngig Andererseits haben Unternehmen insbesondere des Primaumlrsektors einen starken Einfluss auf OumlkosystemeFuumlr die unternehmerische Auseinandersetzung mit dem Thema Natur-kapital und Oumlkosystemleistungen lassen sich fuumlnf maszliggebliche Trei-ber feststellen Regulierung Rechtsrahmen internationale Regelungen Zugang zu und nachhaltige Nutzung von natuumlrlichen Ressourcen Kunden beziehungsweise Marktnachfrage Innovationen sowie Verantwortung und Reputation

RegulierungDa Knappheit insbesondere die von oumlffentlichen Guumltern wie saubere Luft reines Wasser und unberuumlhrte Landschaft nur begrenzt von Maumlrk-ten abgebildet wird ist die staatliche Regulierung eine wirksame Maszlig-nahme zum maszligvollen schonenden Umgang mit unserem Natur ka-pital Regulierung erfolgt in Deutschland in erster Linie uumlber nationales und europaumlisches Recht welches zum Teil aber auch durch inter na-tionale Uumlbereinkommen beeinflusst oder initiiert wird Die Gesetz - gebung bietet eine Vielzahl von flexiblen Mechanismen stellt jedoch einige Akteure (zum Beispiel aus dem Bereich Abbau von Rohstoffen) vor Zielkonflikte zwischen dem Schutz von biolo gischer Vielfalt einer-seits und der unternehmerischen Taumltigkeit andererseits

Ressourcen und LeistungenZugang zu und nachhaltige Entnahme und Nutzung von natuumlrlichen Ressourcen und Leistungen sind insbesondere fuumlr Unternehmen aus

INFOBOX 8

Gesetzlicher Rahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt in DeutschlandDer Schutz der Natur wird in Deutschland wesentlich durch das Bundes-naturschutzgesetz (BNatSchG) und EU-Naturschutzrecht (Vogelschutz-Richtlinie von 1979 Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie von 1992) gepraumlgt Die

Eingriffsregelung nach sectsect 13 ff BNatSchG regelt die Bewaumlltigung von Eingriffen in Natur und Landschaft (Vermeidung und Kompensation) Neben der Eingriffsregelung ist noch der Artenschutz der Gebietsschutz (zum Beispiel Natura 2000 Nationalparke) und der gesetzliche Biotop-schutz von groszliger Bedeutung Hinzu kommen zahlreiche Regelungen aus anderen Bereichen wie zum Beispiel zum Gewaumlsserschutz Bodenschutz Immissionsschutz oder aus dem Agrarrecht Waldrecht Baurecht Pla-nungsrecht und Energierecht Sie haben zwar zumeist nicht direkt den Schutz der biologischen Vielfalt zum Gegenstand wirken aber indirekt weil sie auf die Ursachen des Verlustes der biologischen Vielfalt abzielen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 22

INFOBOX 9

Praxisbeispiel Labels bei Lebensmitteln Der Lebensmitteleinzelhandel hat auf das gesteigerte Kundenbewusst-sein reagiert und adressiert das Thema raquoErhalt der biologischen Viel-faltlaquo mit Hilfe von Labels (zum Beispiel raquoPRO PLANETlaquo bei REWE und raquoZuruumlck zum Ursprunglaquo bei Hofer in Oumlsterreich) Die Kennzeichnung sowie der Verweis auf die Webseite mit mehr Informationen spricht das Bewusstsein der Kunden in zweierlei Hinsicht an Sie koumlnnen ihren Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt leisten und haben gleich-zeitig die Moumlglichkeit die Herkunft und Herstellung ihres Produkts nachzuvollziehen

der Lebensmittel- Textil- und Holz- Papierindustrie ein Anstoszlig sich intensiv der Sicherung intakter Oumlkosysteme zu widmen Sie sind nicht nur gegenwaumlrtig von den Guumltern und Oumlkosystemleistungen abhaumlngig es ist auch wichtig dass diese dauerhaft als Geschaumlftsgrundlage er-halten bleiben Auch fuumlr Unternehmen mit nur indirekter Abhaumlngig-keit von Oumlkosystemleistungen ndash zum Beispiel durch die Lieferkette ndash ruumlckt dieser Aspekt mehr und mehr in den Fokus

Kunden- und MarktnachfrageDie Nachfrage nach nachhaltigen und naturvertraumlglichen Produkten waumlchst ndash und der Markt reagiert Die Vielzahl an labelaffinen und zah-lungsbereiten Kunden ist Beweis genug Die Gruppe der LOHAS (Life-style of Health and Sustainability) spiegelt dieses Konsumver halten

INFOBOX 10

Praxisbeispiel Gruumlne Direktinvestments in WaumllderDer Schutz der biologischen Vielfalt ist zentraler Bestandteil des Geschaumlftsmodells von ForestFinance Das Unternehmen hat sich Direkt-investments in nachhaltige Forstwirtschaft verschrieben Ertraumlge erwirt-schaftet es mit dem Verkauf von Edelhoumllzern und Emissionszertifi katen ndash schlieszliglich sind die angepflanzten Waumllder Kohlenstoffsenken Damit das Investment ndash das Oumlkosystem ndash nicht gefaumlhrdet ist muss seine natuumlr-l iche Resilienz erhalten bleiben Zudem erwarten Kunden die in raquogruumlne Geldanlagenlaquo investieren auch einen langfristigen Nutzen ihrer Investition

Doch laumlngst nicht alle Anbieter folgen einem solchen strengen Standard Hier sollte genau geschaut werden ob kurzfristige Ertraumlge und langfris-tiger Schutz in einem ausgewogenen Verhaumlltnis stehen

23WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

wider Dabei ist jedoch festzuhalten dass nicht alle Labels ausreichend Orientierung bieten

Zudem ist das Angebot entsprechender Produkte auf Unternehmen weniger Branchen begrenzt und nur selten werden der Schutz der bio-logischen Vielfalt und der Oumlkosystemleistungen derzeit im Business-to-Business-Geschaumlft (B2B) thematisiert

Ein Hindernis fuumlr Unternehmen ist die haumlufig zu geringe Anerkennung durch den Markt fuumlr Aktivitaumlten zugunsten des Umwelt- und Natur-schutzes Viele Unternehmen berichten zudem dass sowohl die schwierige Messbarkeit und Zurechenbarkeit von biologischer Vielfalt und Oumlkosystemleistungen mittels geeigneter Indikatoren wie auch die Kommunika tion nach auszligen zentrale Herausforderungen darstellen

Aber es ergeben sich auch gaumlnzlich neue Maumlrkte ndash beispielsweise im Finanzsektor Bei fachgerechter Umsetzung und Einbindung mehrerer Oumlkosystemleistungen verbinden diese Maumlrkte dabei wirtschaftlichen Erfolg und den Schutz der biologischen Vielfalt So versprechen zum Beispiel Investitionen in nachhaltige Forstwirtschaft gruumlnes Wachs-tum fuumlr Natur und Investoren Derartige Investitionen konzentrieren sich zurzeit auf Mittel- und Lateinamerika

Auch mit Blick auf die Kreditwuumlrdigkeit von Unternehmen sowie auf Versicherungen ist eine steigende Bedeutung des naturgerech ten Wirtschaftens zu verzeichnen Wie die Aktivitaumlten der UNEP Finance Initiative (UNEP FI) unterstreichen beruumlcksichtigt der Finanz dienstleis-tungssektor zunehmend dass Unternehmensaktivitaumlten die die bioshylogische Vielfalt und die Leistungen der Oumlkosysteme nicht belasten zumeist auf lange Sicht profitabler sind und beispielsweise extreme Wetterereignisse besser abfedern koumlnnen Entsprechend sind bei Unter nehmensratings unter den Indikatoren fuumlr das Umweltmanage-ment auch Kriterien fuumlr die raquoBiodiversitaumltsperformancelaquo zu finden

InnovationImmer oumlfter lernen die Forschungs- und Entwicklungsabteilungen der Unternehmen von der Natur und deren effektiven Sys temen und Prozessen die uumlber Jahrmillionen optimiert wurden Sie entwickeln

WALD IST WEIT MEHR ALS HOLZ LIEFERANT ndash ER BIETET NICHT NUR ZAHLREICHE OumlKOSYSTEM LEIS TUNGEN FUumlR MENSCH UND NATUR SONDERN AUCH WIRTSCHAFTshyLICHE CHANCEN DAVON MUumlSSEN JEDOCH ALLE PROFIshyTIEREN ndash SOZIAL UND OumlKOLOGISCH NACHHALTIG ES REICHT NICHT AUS DER NATUR rsaquoEIN PREISSCHILD UMZUHAumlNGENlsaquo

HARRY ASSENMACHER GESCHAumlFTS-

FUumlHRER FOREST -FINANCE SERVICE GMBH

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 24

INFOBOX 11

Praxisbeispiel Prozessoptimierung mit BionikAls international agierendes Unternehmen mit einer langen und kom-plexen Lieferkette stellte sich Tchibo die Frage raquoWie werden unmittelbar umsetzungsrelevante Informationen moumlglichst schnell und handlungs-wirksam einer groszligen heterogenen Zielgruppe zur Kenntnis gebrachtlaquo Mittels Analogiebildung konnte Tchibo in biologischen Wertschoumlpfungs-ketten wie der der Honigbiene Organisationsprinzipien iden tifizieren die dort zur Loumlsung solcher organisatorischen Heraus for derungen bei-tragen Auf Basis dieser Organisationsprinzipien wurden unternehmens-bezogene Handlungsoptionen erarbeitet Diese wurden anschlieszligend zu konkreten Maszlignahmen verdichtet und priorisiert Die vordringlichsten Maszlignahmen wie der Aufbau neuarti ger uumlber greifender Informations-netzwerke werden zurzeit bei Tchibo erprobt

schmutzabweisende Oberflaumlchen feine aber stabile Traumlgerkonstruk-tionen oder verbesserte Prozessablaumlufe Immer haumlufiger werden zu-dem Erkenntnisse uumlber Prinzipien der Natur in die eigene Organisation und Unternehmensprozesse uumlbertragen (Infobox 11)

Verantwortung und ReputationAls weiteren Handlungstreiber geben Unternehmen gesellschaft liche Verantwortung und die damit verknuumlpfte Reputation an Neben sozi-alem Engagement stehen auch immer oumlfter eine intakte Natur und damit die biologische Vielfalt im Vordergrund der Aktivitaumlten Der da-raus resultierende Dialog mit Anwohnern Kunden NGOs und weite-ren Stakeholdern foumlrdert dabei nicht nur das gegenseitige Verstaumlnd-nis sondern zeigt auch Schwerpunkte auf die bisweilen nicht im Fokus der Entscheider liegen (Infobox 12) Gleichzeitig wertet das Enga-gement das Unternehmen auf ndash sowohl fuumlr Kunden als auch fuumlr gegen-waumlrtige und potenzielle Beschaumlftigte Unternehmen erhalten so auszliger-dem die Moumlglichkeit eine wichtiger werdende Mittlerrolle zwischen Naturschutz und Zivilgesellschaft einzunehmen

Allerdings reicht Engagement fuumlr die biologische Vielfalt auszligerhalb des Kerngeschaumlfts nicht aus Sonst kann es schnell als raquoGreen-washinglaquo aufgefasst werden

BIODIVERSITAumlT IST FUumlR TCHIBO VORAUS SETZUNG FUumlR EIN ZUKUNFTSFAumlHIGES GESCHAumlFT DAHER ARBEITEN WIR MIT PARTNERORGANISATIONEN INTENSIV AN DER ERHALTUNG DER ARTENVIELFALT INSBESONDERE AM URSPRUNG UNSERER PRODUKTE

STEFAN DIERKS CATEGORY

LEADER CR PRODUCT amp STRATEGY

TCHIBO GMBH

ABBILDUNG 8 (Foto Susanne Georgi)

25WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

INFOBOX 12

Praxisbeispiel Unternehmen gemeinsam mit NGOs fuumlr den NaturschutzEine vergleichsweise neue Rolle nahm REWE in einem Pilotprojekt ein in dem sie gemeinsam mit der Bodenseestiftung die biologische Vielfalt auf den Plantagen der Obstbauern der Bodenseeregion foumlrderte Die Fronten schienen verhaumlrtet und eine Annaumlherung von Naturschuumltzern auf der einen und Obstbauern auf der anderen Seite erfolgte nur zoumlger-lich REWE agierte erfolgreich als Vermittler und Agent fuumlr den Erhalt der biologischen Vielfalt Es wurde nicht nur das Nahrungsangebot fuumlr Bienen Hummeln und Schmetterlinge waumlhrend der Trachten luumlcke von Juni bis September verbessert sondern auch der Dialog zwischen Obst-bauern und Naturschutzverbaumlnden gefoumlrdert Die Resonanz sowohl von Kunden als auch von Lieferantenseite ist so positiv dass das Projekt fortgefuumlhrt und ausgeweitet wurde (REWE 2010)

Mit allen Treibern sind Chancen und Risiken verbunden Ein Perspekti-venwechsel findet nicht nur hin zu Beruumlcksichtigung von Oumlkosystem-leistungen statt sondern auch von einer bloszligen Risikofokussierung hin zum Erkennen von Moumlglichkeiten fuumlr Differenzierung gegenuumlber Wettbewerbern

BETROFFENHEIT DER SEKTORENVielen Unternehmen faumlllt es schwer biologische Vielfalt und Oumlkosys-temleistungen im Unternehmen zu verorten insbesondere weil die Themen unter unterschiedlichen Perspektiven und Zielen adressiert

INFOBOX 13

Praxisbeispiel Verbindung von Verantwortung und WettbewerbsvorteilenAls Reiseanbieter bietet TUI zahlreiche Reisen in Biodiversitaumlts-Hot-spots an TUI sieht sich in der Verantwortung und engagiert sich seit Mitte der 1990er Jahre fuumlr den Erhalt der biologischen Vielfalt Arten-schutzkampagnen zur Aufklaumlrung der Reisenden (zum Beispiel Souvenir-ratgeber zu geschuumltzten Arten) und Kooperationen mit Wissenschaft und Forschung sind nur ein Auszug ihres vom Global Nature Fund 2012 praumlmierten Engagements fuumlr den Erhalt der biologischen Vielfalt Doch nicht allein die Verantwortung treibt TUI an Viele Reisende kommen gerade wegen eines intakten Oumlkosystems in bestimmte Urlaubsregio-nen Der Erhalt der biologischen Vielfalt wird somit zum Wettbewerbs-vorteil und sichert Naturliebhaber als Kunden

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 26

werden Daher gilt Zuerst Einfluss und Betroffenheit identifizieren ndash sowohl im Hinblick auf Chancen als auch auf Risiken um anschlie-szligend gezielt Maszlignahmen zu ergreifen ndash sei es im Bereich CSR im Einkauf oder anderswo Die unterschiedlich starke Betroffenheit der Unternehmen von den Themen Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistun-gen wird in Abbildung 9 deutlich

GRUumlNDE UND RISIKEN DES NICHTshyHANDELNSDie Vielfalt an bestehenden Umweltanforderungen wie zum Beispiel in den Bereichen Klima und Energie erschwert es Unternehmen haumlu-fig sich mit neuen Herausforderungen auseinanderzusetzen ndash zumal dann wenn ein neues Thema komplex ist und es dafuumlr keine raquoUni-versalloumlsungenlaquo gibt Entgegen den aufgefuumlhrten positiven Beispielen uumlberwiegen dadurch immer wieder Hemmnisse ndash wie Uumlberforderung durch die Komplexitaumlt und Knappheit von Zeit und Ressourcen ndash fuumlr eine vertiefende Auseinandersetzung mit Biodiversitaumlt und Oumlkosys-temleistungen

Ein Perspektivenwechsel hin zu einer Beruumlcksichtigung von biologi-scher Vielfalt durch Unternehmen wird dann gelingen wenn es dafuumlr zum einen eine klare Entscheidung oder Unterstuumltzung durch die Unter nehmensleitung gibt und zum anderen eine einfache Integra tion in bestehende Management- und Steuerungssysteme moumlglich ist

ABBILDUNG 9 Betroffenheit verschiedener Branchen von einer Veraumlnderung der biologischen Vielfalt und Oumlkosystemleistungen Die Tabelle fuumlhrt moumlgliche Chancen und Risiken einer Ruumlcksichtnahme oder Vernachlaumlssigung von bio logischer Vielfalt bei Unterneh-mensaktivitaumlten fuumlr die jeweiligen Sek to ren auf Groszlige Rauten stehen fuumlr starke kleine Rauten fuumlr maumlszligige Zusammenhaumlnge (Grafik PwC)

Primaumlrsektor (z B Landwirtschaft Bergbau)

Sekundaumlrsektor(z B Chemie Technoshylogie Luftfahrt Bau)

Tertiaumlrsektor(z B Konsumguumlter wie Nahrungsmittel Automobile)

Tertiaumlrsektor (z B Finanzdienstshyleistungen wie Banken Versicherungen)

Regulierung (z B Grenzwerte Genehmi-gungen Kompensationen)

Natuumlrliche Ressourcen (zB Zugang zu und Verfuumlgbar-keit von Ressourcen Produkti-vitaumlt von Oumlkosystemen)

Markt (z B Kundenanforderungen (B2B) Nachfrage (B2C) neue Maumlrkte)

Innovation (z B Prozess- und Produkt-innovation)

Reputation (gesellschaftliche Verant-wortung Image)

27WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

Als wesentliches Hindernis fuumlr die Umsetzung von Maszlignahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt sehen Unternehmen nach wie vor auch das Fehlen eines einheitlichen Rahmens fuumlr die Erhebung Mes-sung und Vergleichbarkeit der raquoBiodiversitaumltsperformancelaquo Hinzu kommt dass die Politik bisher zwar viele nationale Ziele zum Schutz der biologischen Vielfalt (Nationale Strategie zur biologischen Viel-falt) formuliert aber speziell fuumlr Unternehmen nur uumlbergeordnete und wenig konkretisierte Ziele gesetzt hat Ohne konkrete Ziele oder eine klare Vorgabe ndash seien es Gesetze Branchenstandards oder inter-nationale Richtlinien ndash werden Maszlignahmen des Umwelt- und Natur-schutzes nur sehr zoumlgerlich umgesetzt

Nicht-Handeln hat jedoch schwerwiegende gesamtgesell schaftliche Folgen So geht der im Rahmen der internationalen TEEB-Studie veroumlffentlichte Bericht raquoThe cost of policy inactionlaquo davon aus dass uns Inaktivitaumlt beim Schutz funktionierender Oumlkosysteme ab dem Jahr 2050 bis zu 7 des globalen Bruttoinlandsproduktes (GDP) kos-tet ndash und das Jahr fuumlr Jahr (Ten Brink und Braat 2008) Dies trifft alle Berei che der Gesellschaft ndash auch Unternehmen Fest steht Wer lang-fristig erfolgreich sein will wird in Zukunft nicht um die Themen Bio-diversitaumlt und Oumlkosystemleistungen herumkommen

ENTWICKLUNGEN UND TRENDS ndash WAS AUF UNTERNEHMEN ZUKOMMT3

DER STAAT SCHUumlTZT AUCH IN VERANTWORTUNG FUumlR DIE KUumlNFshy TIGEN GENERATIONEN DIE NATUumlRLICHEN LEBENSGRUND LAGEN

GRUNDGESETZ DER BUNDES REPUBLIK

DEUTSCHLAND ARTIKEL 20A

BIODIVERSITAumlTSshy UND OumlKOSYSTEMSCHUTZ ndash DEUTSCHER UND INTERNATIONALER HINTERGRUNDNaturschutz spielt seit Beginn des 20 Jahrhunderts in Deutschland traditionell eine wichtige Rolle Bedeutende Oumlkosysteme und Natur-raumlume sind seit langem unter besonderen Schutz gestellt Zahlreiche Gesetze und Regulierungen mit Vorgaben fuumlr Planungen und Entschei-dungen (sowie Grenzwerte) praumlgen die Politik fuumlr den Erhalt der bioshylogischen Vielfalt in Deutschland ( Kapitel 2) Es gibt zwar Fort-schritte in einzelnen Bereichen aber dennoch konnten Bemuumlhungen der Politik auf nationaler europaumlischer und internationaler Ebene den Trend des Verlustes der biologischen Vielfalt bisher nicht stoppen

Gesetzliche Vorgaben ruumlckten den Naturschutz beziehungsweise den Schutz der biologischen Vielfalt primaumlr in die Verantwortung der oumlffent-lichen Hand Zahlreiche Uumlbereinkuumlnfte und Strategien mit Zielen ndash sowohl auf internationaler europaumlischer als auch auf nationaler Ebe-ne ndash unterstreichen die politischen Anstrengungen der vergangenen Jahrzehnte Damit ist auch die Aufforderung an alle gesellschaftlichen Akteure verbunden an der Realisierung dieser Ziele aktiv mitzuwir-ken und ihre Verantwortung wahrzunehmen

Das 2005 veroumlffentlichte Millennium Ecosystem Assessment leitete schlieszliglich einen schrittweisen Perspektivenwechsel ein Natur wurde

29ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

ABBILDUNG 10

INFOBOX 14

Politische Ziele zum Schutz der Biologischen Vielfalt1992 wird die Konvention uumlber die biologische Vielfalt

(CBD) in Rio de Janeiro verabschiedet und von Deutschland ein Jahr spaumlter unter zeichnet Sie stellt die erste internationale Uumlbereinkunft dar in der sowohl Ursachen als auch Ziele zur Bekaumlmpfung des Verlustes von Biodiversitaumlt festgehalten werden

1998 verabschiedet die EU ihre erste Biodiversitaumltsstrategie die von EU-Aktionsplaumlnen aus den Jahren 2001 und 2006 ergaumlnzt wird

2007 beschlieszligt das Bundeskabinett die raquoNationale Strategie zur bio-logischen Vielfaltlaquo zur Umsetzung der CBD

2010 werden im Rahmen der 10 CBD-Vertragsstaatenkonferenz glo-bale Biodiversitaumltsziele fuumlr 2020 verabschiedet (sogenannte Aichi-Ziele)

2011 stellt die EU eine neue Biodiversitaumltsstrategie fuumlr 2020 vor die explizit auch Ziele und Maszlignahmen zum Erhalt von Oumlkosystem-leistungen umfasst (wie Aichi-Ziele)

nicht mehr nur aus sich heraus als schuumltzenswert angesehen son-dern zugleich als Lieferant von Rohstoffen und Leistungen als Abneh-mer von Emissionen und Brauchwasser sowie als Motor der Regional-wirtschaft verstanden

Diese Zusammenhaumlnge und diese oumlkonomischen Argumente fuumlr den Schutz von Oumlkosystemleistungen und der biologischen Vielfalt aufzuzeigen wurde zum Anspruch und zur Herausforderung der inter-nationalen TEEB-Initiative

INFOBOX 15

Die Nationale Strategie zur biologischen VielfaltDie Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt von 2007 formuliert Visi onen Ziele und Maszlignahmen zum Erhalt der biologischen Vielfalt in Deutschland fuumlr viele Themenbereiche (Arten Lebensraumlume diverse Oumlko sys teme Gewaumlsserschutz Land- und Forstwirtschaft Tourismus und naturnahe Erholung bis hin zu Bewusstsein Bildung Forschung Technolo gietransfer und Entwicklungszusammenarbeit) Ihre Umset-zung ist eine groszlige gesamtgesellschaft liche Herausforderung Politik und Verwaltung koumlnnen dies nicht im Alleingang schaffen Akteure in Wirtschaft und Gesellschaft ndash auch Unternehmen ndash sind fuumlr die erfolg-reiche Umsetzung der Strategie gefordert

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 30

ABBILDUNG 11 ndash 15 Die vier TEEB-Berichte und der TEEB-Synthe-sebericht In der abgebildeten Reihenfolge TEEB 2010a TEEB 2011 TEEB 2012a TEEB 2012b TEEB 2010b

INFOBOX 16

Die internationale TEEB-StudieInspiriert durch den Stern Report (2007) zum Klimawandel initiierten 2007 die G8 +5 Umweltminister angestoszligen durch den deutschen Bun-desumweltminister und den EU-Umweltkommissar eine globale Studie zur Oumlkonomie der Oumlkosysteme und der biologischen Vielfalt (The Eco-nomics of Ecosystems and Biodiversity ndash TEEB) Ziel war es die enorme wirtschaft liche Bedeutung der Natur und ihrer Oumlkosystemleistungen aufzuzeigen und Empfehlungen zu geben wie der Verlust der biologi-schen Vielfalt zu stoppen ist

Mehr als 400 Autoren aus Politik Wissenschaft Wirtschaft Nicht- Regierungsorganisationen und der Zivilgesellschaft arbeiteten an TEEB-Berichten fuumlr bestimmte Zielgruppen TEEB fuumlr nationale und interna-tionale Politiker TEEB fuumlr regionale und kommunale Entscheider TEEB fuumlr Unternehmen die Zivilgesellschaft wurde mithilfe einer Medien-kampagne inklusive Webseite Facebook-Profil und Twitter-Account eingebunden zudem gab es einen abschlieszligenden Synthese-Bericht und raquoTEEB Foundationslaquo fuumlr die Wissenschaft

Der Unternehmensbericht TEEB in Business and Enterprise zeigt inwie-fern Unternehmen von den Themen biologische Vielfalt und Oumlko-systemleistungen betroffen sind und unterstreicht mit Beispielen aus aller Welt den Einfluss auf und die Abhaumlngigkeit von Biodiversitaumlt und Oumlko systemleistungen Die Autoren formulieren sieben allgemeine Schritte zum unternehmerischen Umgang mit biologischer Vielfalt Identifizierung von Auswirkungen des Unternehmens auf und Abhaumln-

gigkeiten von Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungen (Biodiversity and Ecosystem Services ndash BES)

Beurteilung der geschaumlftlichen Risiken und Chancen in Zusammen-hang mit diesen Auswirkungen und Abhaumlngigkeiten

Entwicklung von BES-Informationssystemen Festlegung von Zielen Messung und Bewertung der Leistungsbilanz und Bekannt gabe der Ergebnisse

Ergreifung von Maszlignahmen zur Vermeidung Minimierung und Begren-zung von BES-Risiken einschlieszliglich Schadensersatz (raquoAusgleichlaquo) soweit machbar

Ergreifung neuer BES-Geschaumlftschancen Kosteneinsparungen neue Produkte neue Maumlrkte

Integration geschaumlftlicher Strategien und Maszlignahmen zu BES in wei-ter gefasste Initiativen zur Corporate Social Responsibility

Verbesserung der fuumlr BES geltenden Leitlinien und Strategien gemein-sam mit Betroffenen in Behoumlrden in nichtstaatlichen Organisationen und in der Zivilgesellschaft

31

Perspektivenwechsel in der UnternehmensweltViele Unternehmen orientieren sich an Leitbildern Unternehmenswer-ten beziehungsweise ihrer Unternehmensphilosophie und tragen da-mit unternehmerische und oft auch gesellschaftliche Verantwortung

ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

ABBILDUNG 16 Das Logo der raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo - Studie

INFOBOX 18

raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo fuumlhrt die internationale TEEB-Initiative auf nationaler Ebene fort Hauptaufgabe ist die Erarbeitung thematischer Berichte zum Wert und zur oumlkonomischen Bedeutung von biologischer Vielfalt Oumlkosystemleis-tungen und Natur fuumlr Wirtschaft und Gesellschaft in Deutschland Neben der vorliegenden Broschuumlre gehoumlren hierzu unter anderem die Themen Biologische Vielfalt und Klimawandel Oumlkosystemleistungen und Ent-wicklung laumlndlicher Raumlume sowie naturnahe Oumlkosysteme und staumldti-sche Lebensqualitaumlt raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo macht deutlich dass es neben moralisch-ethischen und oumlkologischen auch gewichtige oumlkonomische Gruumlnde gibt Naturkapital zu erhalten

raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo wird in einem offenen Prozess durchgefuumlhrt Zahlreiche Akteure aus Wissenschaft Politik Verwaltung Wirtschaft und Gesellschaft wirken durch Know-how Forschungs-ergebnisse wissenschaftliche Beitraumlge und gute Beispiele zur Bedeu-tung und Inwertsetzung von Oumlkosystemleistungen und biologi-scher Vielfalt an der Erstellung der Berichte mit

INFOBOX 17

TEEB als Startpunkt fuumlr viele weitere InitiativenDie Resonanz die TEEB in Wirtschaft Wissenschaft Medien und Politik erfuhr verhalf zahlreichen Initiativen zu mehr Gehoumlr So erlebten zum Beispiel die UNEP FI (Finanzinitiative des Umweltprogramms der Verein-ten Nationen UNEP) aber auch das langjaumlhrige Engagement der Welt-naturschutzorganisation IUCN in der Privatwirtschaft starken Aufwind Parallel zu TEEB bestehen in Kooperation zwischen Wirtschaft Wissen-schaft und Verbaumlnden praxis- und loumlsungsorientierte Ansaumltze wie der Corporate Ecosystem Services Review des World Resource Institute (WRI 2012) Neben zahlreichen nationalen TEEB-Studien und Initiativen wurde auch eine TEEB for Business Coalition ins Leben gerufen die sich unter anderem zum Ziel gesetzt hat durch ihr Engagement die Einbin-dung von Biodiversitaumlt in das unternehmerische Handeln spuumlrbar und nachhaltig zu befoumlrdern (wwwteebforbusinessorg pdfwriorgcorpo-rate_ecosystem_services_reviewpdf)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 32

Insbesondere im Rahmen ihrer Unternehmensstrategie stellen sie folgende Fragen raquoWas fuumlr ein Unternehmen sind wirlaquo und raquoFuumlr wel-che Werte stehen wir und wofuumlr setzen wir uns einlaquo

Gleiche oder zumindest aumlhnliche Fragen muumlssen Unternehmen auch ihren Anteilseignern und sonstigen internen und externen Anspruchs-gruppen beantworten Dies gilt in einer globalisierten Welt immer mehr auch fuumlr Produktionsstaumltten im Ausland und fuumlr die Beziehungen mit Lieferanten Damit stehen folgende Fragen im Vordergrund raquoWelche Werte moumlchten wir in Zulieferlaumlndern vertretenlaquo raquoWelche Um-weltmaszligstaumlbe setzen wir hier wie dort anlaquo und raquoWas hat dies fuumlr Auswirkungen auf unsere Marke und den Ruf des Unternehmenslaquo

Das Selbstverstaumlndnis einiger Unternehmen geht uumlber die bloszlige Bereit stellung von Guumltern und Dienstleistungen hinaus Sie sehen sich als Teil der Gesellschaft Vertreter ihrer Region und als Agierende in Wechselwirkung mit ihrer Umwelt Idealismus in Bezug auf ihre gesell schaftliche Rolle motiviert diese Entscheider ebenso wie Realis-mus in Bezug auf das Verstaumlndnis oumlkologischer und globaler Zu sam-men haumlnge So kommt es dass sich deutsche Unternehmen in Latein-amerika fuumlr den Erhalt bedrohter Arten engagieren und den Schutz von Regen wald in Afrika foumlrdern

INFOBOX 19

Vision von UnternehmenIn vielfaumlltiger Weise haben Unternehmen die oumlkologischen Herausfor-derungen sowohl als Warnsignale als auch als Chance fuumlr einen Wandel begriffen

Mit seiner Publikation raquoChanging Pacelaquo schreibt der World Business Council for Sustainable Development (WBCSD 2012a) seine Vision 2050 fort und zeigt Wege hin zu einem Wirtschaften auf das 9 Milliarden Menschen versorgt und dabei die oumlkologischen Grenzen unseres Plane-ten nicht uumlberschreitet Weitere Informationen wwwwbcsdorgchan-gingpaceaspx

Corporation 2020 greift aumlhnliche Gedanken auf geht allerdings noch einen Schritt weiter und strebt nach Ausrichtung des Wirtschaftssystems auf die Grenzen die der Planet setzt Steuerreformen klare Regeln fuumlr die Aufnahme von Fremdkapital (Stichwort Uumlberschuldung) Transparenz fuumlr den Konsumenten und Offenlegung von Externalitaumlten sind zentrale Punkte der Initiative um den Leiter der internationalen TEEB-Studie Pavan Sukhdev und zahlreiche weitere Persoumlnlichkeiten aus Wirtschaft Wissen-schaft und Politik Weitere Informationen wwwcorp2020com

33ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

Immer mehr deutsche Unternehmen setzen sich mit Fragen rund um die biologische Vielfalt und Oumlkosystemleistungen auseinander und leisten somit Pionierarbeit Die Komplexitaumlt des Themas raquobiologische Vielfaltlaquo und schwierige Operationalisierbarkeit sind dabei nach wie vor massive Huumlrden Und tatsaumlchlich gibt es bis dato noch keine einheitlich anerkannten Quantifizierungsmethoden oder verbindliche Richtlinien die biologische Vielfalt und Oumlkosystemleistungen lassen sich nicht in einem Indikator zusammenfassen Dadurch sind sie fuumlr viele Entscheider in deutschen Unternehmen schlecht greifbar und laumlsst diese vor konkreten Handlungen zuruumlckschrecken

Dennoch nehmen einige Unternehmen diese Herausforderungen an und naumlhern sich mit zunehmender Professionalitaumlt der Integration von Biodiversitaumlt in ihre Managementprozesse Unternehmen sind aktiv beteiligt an der Erstellung von Leitfaumlden ersten Empfehlungen zur Integration der biologischen Vielfalt ins Umweltmanagement oder Ansaumltzen zur verbesserten Quantifizierung der externen Effekte in der unternehmerischen Finanzbuchhaltung Auch die Gruumlndung von Initiativen zu dem Thema wie die deutsche raquoBiodiversity in Good Companylaquo-Initiative die raquoUNEP Finance Initiativelaquo die raquoGlobal Com-pactlaquo- Initiative der UN sowie der raquoeconsense Arbeitskreis zu Biodi-versitaumlt und Oumlkosystemleistungenlaquo zeigen dass dieser Perspektiven-wechsel die Unternehmenswelt mittlerweile erreicht hat

WIE UNTERNEHMEN TAumlTIG WERDEN KOumlNNEN4

DIE ERGEBNISSE DER OumlKOLOGISCHEN GEWINNshy UND VERLUSTRECHNUNG VON PUMA BELEGEN DASS DIE DERZEITIGEN GESCHAumlFTSPRAKTIKEN VON UNTER NEHMEN DRINGEND EINES PARADIGMEN WECHSELS BEDUumlRFEN

JOCHEN ZEITZ EHEMALIGER CEO UND

VERWALTUNGSRATSVORSITZENDER

DER PUMA SE VERWALTUNGSRATS -

MITGLIED PPR

Je nach Unternehmen ist die Herangehensweise und Auseinanderset-zung mit dem Thema Naturkapital sehr unterschiedlich Dieses Kapitel gibt konkrete Ansaumltze und Beispiele wie ein Einstieg und geziel-tes Handeln angegangen werden koumlnnen

TOOLS UND LEITFAumlDEN FUumlR DEN EINSTIEGUm eine moumlglichst praumlzise und damit steuerbare Integration ins unternehmerische Management zu erreichen ist die Entwicklung von Zielen und Maszlignahmen noumltig Ein erster Biodiversitaumlts-Check hilft dabei bereits bestehende Maszlignahmen und Kennzahlen zu identifi-zieren Dabei sollten saumlmtliche unternehmerische Taumltigkeitsfelder von der Strategie und dem Personalwesen uumlber Liegenschaften und Einkauf bis hin zu Produktion und Entsorgung beleuchtet werden Die dann vorliegenden Ergebnisse koumlnnen Startpunkt vertiefender Maszlignahmen sein zum Beispiel erste Ziele oder Analysen eine Aus-dehnung auf andere Geschaumlftsbereiche oder die Entwicklung von Management- und Berichterstattungsstrukturen

Leitfaumlden und Handbuumlcher geben Hilfestellung bei der Integration von biologischer Vielfalt in Unternehmenspro zesse und koumlnnen zu-

gleich Inspiration und Unterstuumltzung fuumlr weitere Planungsprozesse

35WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

sein Durch die Handlungsempfehlungen koumlnnen auf leichte Weise Elemente einbezogen werden die beispielsweise die biologische Vielfalt auf dem Firmengelaumlnde foumlrdern ndash wie Bienenkaumlsten und bewachsene Hauswaumlnde Weitere konkrete Handlungsempfehlungen finden sich unter anderem in dem Bericht raquo Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagementlaquo (Bestaumlndig und Wuczkowski 2012)

BESTEHENDE ANSAumlTZE NUTZEN UND ERWEITERNFolgende Ansaumltze aus dem Unternehmensbereich sind auch zur Inte-gration von Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt gut ge eignet Unternehmerische Verantwortung (Corporate Responsibility)

Berichterstattung (inklusive umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung)

Umweltmanagement Ressourceneffizienz Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten-Management

Investitions- und Planungsprozesse

Unternehmerische Verantwortung (Corporate Responsibility)Viele Aktivitaumlten zum Biodiversitaumlts- und Oumlkosystemleistungs - schutz sind losgeloumlst vom Kerngeschaumlft und unter gesellschaftlichem Enga ge ment und unternehmerischer Verantwortung (Corporate

INFOBOX 20

Biodiversitaumlts-Checks fuumlr UnternehmenBislang werden zwei in deutscher Sprache verfuumlgbare Biodiversitaumlts-Screenings fuumlr Unternehmen haumlufig angewendet Die branchenuumlbergreifenden Checklisten der deutschen raquoBiodiversity

in Good Companylaquo-Initiative basieren auf dem raquoHandbuch Biodiver-sitaumltsmanagementlaquo (Schaltegger u a 2010) und ermoumlglichen eine Selbstevaluation zum aktuellen Stand des unternehmerischen Biodi-versitaumltsmanagements Weitere Informationen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

Der vom Global Nature Fund BAUM e V dokeo und PwC entwi-ckelte Biodiversitaumlts-Check fuumlr Unternehmen vereint Expertise aus Biologie Oumlkologie und Management Er bietet einen ersten auf das Unternehmen zugeschnittenen Uumlberblick uumlber die Reife des Biodiver-sitaumltsmanagements und gibt Empfehlungen fuumlr das weitere Vorge-hen Weitere Informationen wwwbusiness-biodiversityeudefaultaspLang=DEUampMenue=128

ABBILDUNG 17(Foto Andrzej Tokarski fotoliacom)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 36

Respon si bi lity) einzuordnen Vor allem Unternehmenswerte und -philo-sophien koumlnnen Anknuumlpfungspunkte raquovon obenlaquo bieten und zu einer weitergefassten Strategieentwicklung fuumlhren

ABBILDUNG 18(Foto Susanne Georgi)

INFOBOX 21

Praxisbeispiel Pilotprojekt fuumlr Branchenstandards Die oekom GmbH der groumlszligte deutsche Fachverlag fuumlr Oumlkologie und Nachhaltigkeit veroumlffentlicht Sach- und Fachbuumlcher mit Bezug zur bio-logischen Vielfalt und dem Erhalt der Oumlkosysteme Fuumlr seine Publi-kationen verwendet er ausschlieszliglich Recycling- und FSC-zertifiziertes Papier Zudem hat der Verlag das Projekt raquoNachhaltig Publizierenlaquo initi-iert das vom Bundesumweltministerium gefoumlrdert wird In Kooperation mit zwei wissenschaftlichen Instituten und der Frankfurter Buchmesse wurden praxisnahe Kriterien fuumlr die nachhaltige Bucherstellung entwi-ckelt Mit dem Projekt praumlsentiert sich oekom oumlffentlichkeitswirksam als Vorreiter und sensibilisiert die Verlagsbranche fuumlr einen nachhalti-gen Umgang mit der Ressource Papier

37

Gleichzeitig bietet die Kommunikation und Interaktion mit Kunden und Mitarbeitern Moumlglichkeiten fuumlr eine Integration sozusagen als Impulsgeber raquovon untenlaquo Freiwilligenarbeit gemeinsame Baum-pflanzaktionen oder Spenden fuumlr Naturschutzeinrichtungen tragen zum Schutz und zur Wertschaumltzung des Naturkapitals bei Mit Blick auf ihre Mitarbeiter profitieren Unternehmen zudem vom Wohlbe-finden am Arbeitsort erhoumlhter Kommunikationsbereitschaft und staumlrkerer Bindung und Loyalitaumlt gegenuumlber dem Arbeitgeber

Berichterstattung (inklusive umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung)Die in Deutschland und weltweit gebraumluchlichste Richtlinie zur Bericht-erstattung von Nachhaltigkeitsaspekten ndash die Global Reporting Initia-tive (GRI) ndash sieht eine Offenlegung von bis zu fuumlnf biodiversitaumltsbe-zogenen Indikatoren vor Diese waren bislang von eher qualitativer

WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

ABBILDUNG 20 Umweltindika-toren der Global Reporting Initiative Die fuumlnf relevanten Umweltindi - ka toren der Berichterstattungsricht-linie der Global Reporting Initiative (GRI) in der Version 31 Biodiver-sitaumlts bezogene Umweltindikatoren werden mit EN fuumlr Umwelt abgekuumlrzt und beinhalten EN 11 bis EN 15

Kernindikatoren Zusaumltzliche Indikatoren

EN11

Ort und Groumlszlige von Grundstuumlcken in Schutzge-bieten oder angrenzend an Schutzgebiete Ort und Groumlszlige von Grundstuumlcken in Gebieten mit hohem Biodiversitaumltswert auszligerhalb von Schutz-gebieten oder daran angrenzend Zu beruumlcksich-tigen sind Grundstuumlcke die im Eigentum der berichtenden Organisation stehen oder von die-ser gepachtet oder verwaltet werden

EN13 Geschuumltzte oder wiederhergestellte natuumlrliche Lebensraumlume

EN14Strategien laufende Maszlignahmen und Zu-kunftsplaumlne fuumlr das Management der Auswir-kungen auf die Biodiversitaumlt

EN12

Beschreibung der wesentlichen Auswirkungen von Aktivitaumlten Produkten und Dienstleistungen auf die Biodiversitaumlt in Schutzgebieten und in Gebieten mit hohem Biodiversitaumltswert auszliger-halb von Schutzgebieten

EN15

Anzahl der Arten auf der Roten Liste der IUCN und auf nationalen Listen die ihren natuumlrlichen Lebensraum in Gebieten haben die von der Geschaumlftstaumltigkeit der Organisation betroffen sind aufgeteilt nach dem Bedrohungsgrad

ABBILDUNG 19(Foto Piepenbrock)

INFOBOX 22

Praxisbeispiel Mitarbeiter-EngagementDie Piepenbrock Unternehmensgruppe unterhaumllt im brandenbur-gischen Naturpark Stechlin-Ruppiner Land den 2200 Hektar groszligen Forst Rheinshagen Im Rahmen seiner Aktion raquoWachstumlaquo pflanzt das Unternehmen dort gemeinsam mit seinen Kunden fuumlr jeden Neuauf-trag Baumlume Im August 2012 besuchte eine Gruppe von zehn Auszu-bildenden des Unternehmens im Zuge der raquoAzubi-Projekttagelaquo den Piepen brock Forst um die Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens kennenzulernen und selbst aktiv zu unterstuumltzen Ziel war es die Sand-heideflaumlche am Zechower Berg im Naturschutz- und gleichnamigen Fauna-Flora-Habitat-Gebiet Rheinsberger Rhin und Hellberge zu pflegen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 38

IM RAHMEN VON UMWELTSCHUTZ UND RESSOURCENshyEFFIZIENZ KUumlMMERN SICH VIELE UNTER NEHMEN BEREITS HEUTE UM BIODIVERSITAumlT UND ECOSYSTEM SERVICES OHNE DIES JEDOCH EXPLIZIT HERAUS ZUshy STELLEN DER BEWUSSTE EINBEZUG DES OumlKOSYSTEMshy GEDANKENS SOWIE DIE BETRACHTUNG ENTSPRECHENDER CHANCEN UND RISIKEN STELLT EINE WEITER ENT shy WICKLUNG DAR DIE DURCHAUS ALS rsaquoUMWELTVERANTshyWORTUNG 20lsaquo BEZEICHNET WERDEN KANN

MICHAEL SIEMERS CORPORATE

ENVIRONMENT amp RESPONSIBILITY

EVONIK INDUSTRIES AG

Form doch auch hier erfolgt eine regelmaumlszligige Anpassung die zu-kuumlnftig sicherlich auch mit einer Quantifizierung einhergehen wird Damit bleibt die unternehmerische Berichterstattung eng verbunden mit dem Umweltmanagement

Unternehmerische Berichterstattung wird sich aumlndern und zukuumlnftig integrierter sein (Stichwort Integrated Reporting) In dieser Hinsicht ist auch die umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung zu sehen

INFOBOX 23

Praxisbeispiel Umweltbezogene Gewinn- und VerlustrechnungWaumlhrend in der klassischen Gewinn- und Verlustrechnung (GampV) nur finanzielle Kenngroumlszligen wie Anlagevermoumlgen return on investment und Eigenkapitalrendite berichtet werden bleiben die umweltbezogenen Kosten verborgen Diese Externalitaumlten ndash beispielsweise Verschmutzung von Gewaumlssern Zerstoumlrung von Lebensraumlumen oder das Abwaumllzen von Verantwortung beim Klimawandel auf Folgegenerationen ndash sind als Ver-luste anzusehen die nicht durch das Unternehmen sondern von Dritten wie der Allgemeinheit oder der Natur getragen werden Getrieben von CEO Jochen Zeitz hat Puma es sich zur Aufgabe gemacht diese Kosten deutlicher aufzuzeigen und in die GampV einflieszligen zu lassen Solch eine Sichtbarmachung kann beim Einkauf der Fertigung der Produktent-wicklung oder dem Nachhaltigkeitsmanagement helfen bessere Ent-scheidungen zu treffen um so die Externalitaumlten zu minimieren Laut PUMA Environmental Profit amp Loss Account hat das Unternehmen im Jahr 2010 etwa 145 Millionen Euro an Umweltschaumlden durch Treibhaus-gasemissionen Wasserverbrauch Landnutzungsfolgen Luftverschmut-zung und Abfallerzeugung verursacht Davon entfallen nur etwa 6 auf das Kerngeschaumlft mehr als 137 Millionen Euro Umweltschaumlden ent-stehen entlang der Lieferkette Weitere Informationen httpaboutpumacomwp-contentthemesaboutPUMA_themefinancial-reportpdfEPL080212finalpdf

39WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Sie macht deutlich welche Abhaumlngigkeiten und welche Einfluumlsse ein Unternehmen hat und stellt bei der Einbeziehung der Oumlkosystem-leistungen und Integration in die externe Rechnungslegung einen be deut samen Schritt hin zur Beruumlcksichtigung von Naturkapital in Unternehmen dar Eine Offenlegung dieser Art koumlnnte einen Para dig-menwechsel einleiten Wer seine Leistung schon fruumlhzeitig ganzheit-lich misst und berichtet kann in einem sich veraumlndernden Geschaumlfts-

ABBILDUNG 21 (Foto LianeM Fotoliacom)

INFOBOX 24

Biodiversitaumlt in den Umweltmanagementzertifizierungen ISO 14001 und EMASBei EMAS muumlssen und bei ISO 14001 sollten die Auswirkun-gen auf die biologische Vielfalt beruumlcksichtigt werden Bei EMAS wird in Form des raquoFlaumlchenverbrauchslaquo ein direkter Indikator fuumlr den Habitatverlust erhoben ndash eine der Hauptursachen des Biodiver-sitaumltsverlustes Zwar kann der Flaumlchenverbrauch von unterschiedli-cher Qualitaumlt sein ndash die Bebauung einer bereits degradierten Flaumlche ist weniger kritisch als die eines intakten Oumlkosystems ndash dennoch kann dies als erster Startpunkt gewertet werden

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 40

umfeld weiterhin Spitzenleistung liefern Dies betrifft die Felder Risikomanagement Versorgungssicherheit und -produktivitaumlt wie auch Compliance und Stakeholdermanagement

UmweltmanagementEin Umweltmanagement steuert gemaumlszlig den vier Managementschrit-ten Planen Ausfuumlhren Kontrollieren und Optimieren umweltbezo-gene Unternehmenstaumltigkeiten und ermoumlglicht so eine kontinuierli-che Verbesserung der Umweltleistung Dieser Managementzyklus beruumlcksichtigt derzeit nur selten umsetzungsorien tiert die Dimensio-nen Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt

Hier kann eine Erweiterung konkret ansetzen Eine erste Feststellung des Status quo auf Basis bereits existieren der Umweltdaten ndash ergaumlnzt durch Experteneinschaumltzungen ndash ist der Anfang Anschlieszligend koumln-nen spezifische und messbare Ziele gesetzt werden was sich in die bekannten Schritte des Umweltmanagements einbinden laumlsst

RessourceneffizienzRessourceneffizienz gewinnt angesichts steigender Rohstoffpreise und -bedarfe und des groszligen Anteils den Material- und Energie kosten an den Gesamtkosten in vielen Branchen darstellen wirtschaftlich und politisch enorm an Bedeutung Zur Steigerung der Ressourceneffi-zienz liegen aktuell Programme auf nationaler wie europaumlischer Ebene vor es existieren dazu Plattformen und Initiativen Das Thema raquoRes-sourceneffizienzlaquo koumlnnen Unternehmen strategisch integrieren (zum Beispiel in ihrem Umweltmanagement) indem sie die entsprechen-den Einsatzstoffe als Naturkapital raquodeklarierenlaquo und im Ressourcen-management umfassender als bisher beruumlck sichtigen Durch den sparsamen effizienten Einsatz von Ressourcen koumlnnen oftmals Oumlko-systeme geschont werden (zum Beispiel durch ein entsprechendes

INFOBOX 25

Praxisbeispiel Integration von Biodiversitaumlt in das Ressourcen-managementUPM betreibt in Deutschland sieben Papierfabriken und verschreibt sich der nachhaltigen Forstwirtschaft und dem Schutz der Biodiversitaumlt So wird weltweit FSC- und PEFC-zertifiziertes Holz verwendet und in unter nehmenseigenen Waumlldern ein Biodiversitaumltsprogramm umge-setzt Gemeinsam mit der raquoAlliance for Water Stewardshiplaquo fuumlhrt UPM ein Pilotprojekt zum Wassermanagement durch Dies soll den Verbrauch des wasserintensiven Papierherstellungsprozesses senken und die Wie-derverwendung des Wassers erhoumlhen UPM unterstreicht mit seinemEngagement seine Position als raquoBiofore Companylaquo

41WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

INFOBOX 26

Praxisbeispiel Bewertung von Biodiversitaumlt in der Lebensmittel-branche und der LandwirtschaftEinen Schritt weiter als die Oumlkobilanzen geht das Bewertungsverfahren der BASF Mit ihrer Lebenszyklusanalyse AgBalance erfasst sie eine Viel-zahl von Nachhaltigkeitsindikatoren der Lebensmittel- und Landwirt-schaftsbranche Biologische Vielfalt flieszligt mit 8 der 69 Indikatoren in eine Punktebewertung ein so unter anderem Naumlhe zu Schutzgebieten Auskreuzungspotenzial und Oumlkotoxizitaumltspotenzial Auszligerdem werden soziale und oumlkonomische Indikatoren erfasst und somit alle drei Saumlulen der Nachhaltigkeit abgebildet Auch wenn ein Abwaumlgen zwischen unter-schiedlichen Groumlszligen wie Punkten und Euros als Messeinheiten Entschei-der vor Herausforderungen stellt ist dies doch ein wichtiger Schritt hin zur Integration von Biodiversitaumlt in Entscheidungsprozesse

Wassermanagement in Regionen mit Wasserstress) Jedoch ist Res-sourceneffizienz nicht gleichzusetzen mit Biodiversitaumlts- und Oumlko-systemschutz Neben dem sparsamen Umgang mit Ressourcen ist auch die Art der Einsatzstoffe (zum Beispiel Nutzung von nachhaltig erzeugtem Palmoumll) von Bedeutung

Der Zusammenschluss zu Brancheninitiativen ist ein Ansatz um das Thema Ressourceneffizienz ganzheitlicher und passgenauer zu be-trach ten und so die Thematik uumlber den bisherigen Fokus auf Reduzie-rung von Rohstoffverbrauch und Emissionen hinaus zu erweitern

Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten- Management Die Analyse der Wertschoumlpfungskette eines Produktes liefert immer wieder Verbesserungspotenzial und wird deshalb regelmaumlszligig durchge-fuumlhrt Dies bietet gute Ansatzpunkte fuumlr eine Untersuchung und Ver-besserung der Biodiversitaumltsperformance Eine weitere oft genutzte Analysemoumlglichkeit sind Oumlkobilanzen (Life Cycle Assessments)

Oumlkobilanzen bilden den gesamten Stoffkreislauf ab ndash und somit auch die fuumlr Biodiversitaumlt relevante Landnutzung oder Oumlkosystemleis-tungen wie die Bereitstellung von Rohstoffen die Absorption von Produktionsemissionen und die Aufnahme von Abfallprodukten An-gefangen bei eigenen Beschaffungsquellen (zum Beispiel Vertragsan-bauer von Supermaumlrkten oder Handelsmarken) bis hin zu Vorproduk-ten der Liefer an ten ndash entlang der Lieferkette verbergen sich zahlreiche Ursachen fuumlr Bio diversitaumltsverlust Fuumlr Unternehmen die Rohstoffe und Vorpro dukte aus dem Ausland beziehen ist es daher wichtig auf den Einkauf und das Lieferkettenmanagement zu achten Wichtige

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 42

Analyseschritte beinhalten Grenzwerte und Normen (in den Abbau- und Ursprungslaumlndern der Vorprodukte oftmals deutlich niedriger als in Deutschland) oder Screenings zu Wasserknappheit entlang der Lie-ferkette Darauf aufbauend ergibt sich eine detaillierte Bewertung zur Beruumlcksichtigung von Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt bei Liefe ranten

Investitions- und PlanungsprozesseInvestitionen in den Bau neuer Anlagen oder Standorte werden derzeit eher selten unter Biodiversitaumltsaspekten im betrieblichen Umwelt-management erfasst Beim Bau eines Produktionsstandorts auf der raquogruumlnen Wieselaquo spielen vor allem die Eingriffsregelung des Bun-desnaturschutzgesetztes (BNatSchG) sowie das EU-Naturschutz-recht (FFH- und Vogelschutz-Richtlinie) eine wichtige Rolle Diese Regeln erscheinen Unternehmen manchmal wider spruumlchlich ndash gerade mit Blick auf den gewollten Naturschutz Firmenareale werden auf-grund strategischer Entscheidungen zum Beispiel fuumlr den Bau von Anlagen uumlber einen laumlngeren Zeitraum brach liegen gelassen Siedelt sich daraufhin eine geschuumltzte Art auf dieser Flaumlche an koumlnnen Unter-nehmen unter Umstaumlnden nur mit hohen Auflagen dieses Gebiet er-schlieszligen und einen Neu- oder Ausbau realisieren Um solchen Ziel kon-flikten vorzubeugen bieten die zustaumlndigen Natur schutzbehoumlrden an in Dialog zu treten um gangbare Wege und Maszlignahmen auszu loten

Doch Unternehmen koumlnnen auch in Vorleistung gehen Indem zum Beispiel Brachflaumlchen und Naturraumlume belassen sowie die Funktio-nalitaumlt von aquatischen Oumlkosystemen (Gewaumlssern) erhalten werden

INFOBOX 27

Ausgleichsflaumlchen ndash Chancen fuumlr beschleunigte PlanungsprozesseGut zu wissen Laut sect16 BNatSchG kann durch Oumlkosystemschutz ein raquoGuthabenlaquo auf einem Oumlkokonto angespart werden Bei spaumlteren Ein-griffen werden diese Flaumlchen als bereits geleistete Kompensationsmaszlig-nahmen anerkannt Rheinkalk macht sich dieses Instrument zunutze Im sauerlaumlndischen Houmlnnetal dient nur ein Teil des Grundbesitzes dem Kalksteinabbau Weite Teile des Areals hingegen stehen dank nicht-oumlkonomischer Waldnutzung dem Naturschutz temporaumlr zur Verfuumlgung oder werden je nach Management und naturschutzfachlicher Einschaumlt-zung einem Oumlkokonto zugeschrieben das als Kompensationsleistung fuumlr zu erwartende Eingriffe agiert Waumlhrend auf der einen Seite pro-aktiv Arten- und Oumlkosystemschutz ermoumlglicht wird profitiert Rheinkalk von einem beschleunigten Planungsprozess vermiedener Buumlrokratie und somit geringeren Kosten (wwwrheinkalkdepdfVerantwortung_Fuer_Mensch_und_Naturpdf Seite 24)

43WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

koumlnnen etwaige Kompensationsmaszlignahmen im Rahmen der Ein griffs -regelung vermieden werden Zudem koumlnnen Ergebnisse der teils obli-gatorischen Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung (UVP) der Strategischen

INFOBOX 28

Praxisbeispiel ZielkonflikteBiologische Vielfalt spielt in Steinbruumlchen Baggerseen und Kiesgruben eine wichtige Rolle Die Steine- und Erdenindustrie engagiert sich in zahlreichen Projekten zur Foumlrderung der biologischen Vielfalt Neben der Erarbeitung von Biodiversitaumltsindikatoren und einer Biodiversitaumlts-Datenbank zaumlhlen hierzu zahlreiche gemeinsame Projekte mit Umwelt-verbaumlnden

raquoLeider werden der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt in den Abbaustaumltten ausgerechnet durch das Naturschutzrecht selbst eingeschraumlnkt Wer zum Beispiel ein Laichgewaumlsser fuumlr die Gelbbauch-unke auf einem Rohbodenstandort anlegt oder eine Steilwand fuumlr die Uferschwalbe herrichtet der laumluft Gefahr dass die weitere Bewirt-schaftung der Flaumlchen deutlich eingeschraumlnkt wird Der statische An-satz im Naturschutzrecht verhindert damit leider vielerorts die Aus-schoumlpfung von Synergieeffekten von Gesteinsabbau und Naturschutz Die Steine- und Erdenindustrie jedenfalls ist zur Foumlrderung der biolo-gischen Vielfalt bereit und setzt sich auch weiterhin fuumlr praktikable Loumlsungen einlaquo (Diplom-Biologe Thomas Beiszligwenger Hauptgeschaumlfts-fuumlhrer Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

ABBILDUNG 22 (Foto Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

INFOBOX 29

Praxisbeispiel Management von LiegenschaftenFraport die Betreibergesellschaft des Frankfurter Flughafens formuliert in seiner unternehmenseigenen Biodiversitaumltsstrategie Grundsaumltze zur Biodiversitaumlt Darin wird festgehalten dass sich Flugbetrieb und der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt ndash uumlber gesetz liche Anforderungen wie zum Beispiel Eingriffsregelung hinaus ndash vereinbaren lassen So wird unter anderem auf dem Gelaumlnde des Flughafens ein For-schungsprojekt zum Bienen-Monitoring unterstuumltzt das wichtige Infor-mationen uumlber die Schadstoffsituation liefert Gleich zeitig werden im Rhein-Main-Gebiet gezielt Naturschutzvorhaben gefoumlrdert so zum Bei-spiel der Erhalt von raquoAltholzinselnlaquo im Kinzigtal oder die Pflege von Streuobstwiesen im Maintal (wwwfraportdecontentfraport-agdenachhaltigkeitumweltnatur--und-ressourcenschutz0html und verglei-che auch die dort bereitgestellten PDF-Dokumente)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 44

Legende Naumlhe zum Kerngeschaumlft Merkmalsauspraumlgung Geringer Bezug Mittel o Trifft zu x Mittlerer Bezug Stark + Starker Bezug Sehr stark + +

ABBILDUNG 23 Handlungsan-saumltze zur Integration von Biodiversi-taumlt in Unternehmen am Beispiel eines Industrie- und Konsumguumlter-unternehmens (Grafik PwC)

INFOBOX 30

Handlungsansaumltze zur Integration von Biodiversitaumlt in UnternehmenDie vorgestellten sechs Handlungsansaumltze werden hier systematisch zusammengefasst am Beispiel der Indus trie- und Konsumguumlterbranche dargestellt Diese Systematik kann allen Unternehmen als Pruumlfrahmen dienen ihr spezifisches Profil zur Beruumlcksichtigung von biologischer Viel-falt Oumlkosystemen und deren Leistungen (Naturkapital) zu entwickeln

Die Abbildung verdeutlicht die Wirkung der verschiedenen Handlungs-ansaumltze beispielhaft im Hinblick auf die vier Werttreiber Risiken senken Kosten reduzieren Maumlrkte und Kunden erschlieszligen und Reputation steigern

Waumlhrend die farbliche Hinterlegung die Naumlhe zum Kerngeschaumlft andeutet geben die Spalten auf der rechten Seite Informationen uumlber den Beitrag zum Schutz der biologischen Vielfalt sowie zur moumlglichen Umsetzungskomplexitaumlt wieder Es wird deutlich dass es durchaus ein-fache Maszlignahmen gibt die eine Wirkung zeigen

Werttreiber

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Integration von Biodiversitaumltsaspekten in hellip

Beitrag zum Schutz des Natur kapitals

Umsetzungsshy komplexitaumlt

x x x 1) Unternehmerischer Verantwortung (Corporate Responsibility) o + o

x x x 2) Berichterstattung (inkl umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung) o +

x x 3) Umweltmanagement inkl Liegenschafts-management o + +

x x 4) Maszlignahmen zur Steigerung der Ressourcen-effizienz + + + +

x x x 5) Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten-Management + + + +

x x 6) Investitions- und Planungsprozesse + o +

45WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Des Weiteren ist erkennbar dass die Integration von Biodiversitaumlt in Aus-wahl- und Entscheidungsprozesse vor allem im Bereich Ressourceneffi-zienz Lieferketten-Management und Investitions- und Planungsprozesse zu Win-win-Situationen fuumlhren kann Dabei sollte bei der Auswahl der Ansaumltze und Methoden aber immer das Kerngeschaumlft des Unterneh-mens im Vordergrund stehen ndash hier kann ein erster Check die weitere Schwerpunktsetzung unterstuumltzen Auch die Integration ins klassische Umweltmanagement stellt einen Schritt zur Beruumlcksichtigung von Bio-diversitaumlt dar ndash und zwar verbunden mit einem maumlszligigen Aufwand

Umweltpruumlfung (SUP) und der FFH Vertraumlglichkeitspruumlfung (FFH VP) guumlnstiger ausfallen Auflagen der Nachbesserung reduziert dadurch Kosten eingespart und ein reibungsloser Planungs- und Bauprozess beguumlnstigt werden

Abschlieszligend gilt es die Integration von Biodiversitaumlt auch in flankie-renden operationellen Einheiten voranzutreiben Dies betrifft beson-ders Forschung und Entwicklung sowie Kommunikation Dabei sollen die Themen erfolgreich sowohl nach innen als auch nach auszligen also zu Kunden Lieferanten und anderen Interessengruppen kommuni-ziert und in eine entsprechende Berichterstattung integriert werden

AUSBLICK5

WIR KOumlNNEN DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER WIRTSCHAFT NUR ERHALTEN WENN WIR DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER NATUR ERHALTEN DAFUumlR IST EINE VIELFALT AN LEBENSshy RAumlUMEN UND ARTEN VON ENTSCHEIDENDER BEDEUTUNG DEREN SCHUTZ MUSS DESHALB VIEL STAumlRKER IN DEN WERTSCHOumlPFUNGSPROZESSEN BERUumlCKSICHTIGT WERDEN

ALEXANDER BARTELT ABTEILUNGS-

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VORSTANDSVORSITZENDER raquoBIODIVER-

SITY IN GOOD COMPANYlaquo- INITIATIVE

Es ist an der Zeit die Aspekte von Naturkapital in das unterneh-merische Handeln zu integrieren Nutzen Sie die vielfaumlltigen Ansatz-punkte die im Rahmen der Broschuumlre aufgezeigt wurden und beginnen Sie Ihre unternehmerischen Aktivitaumlten zu erweitern In Deutsch-land gibt es viele Initiativen und Ansaumltze die einen Einstieg in die The-men Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungen erleich tern Nutzen Sie diese Initiativen fuumlr einen Austausch mit anderen Unter-nehmen und uumlber die dort bereits gemachten Erfahrungen (siehe dazu auch Kapitel 6)

Die Initiative raquoBiodiversity in Good Companylaquo ist ein Zusammen-schluss von Unternehmen die gemeinsam fuumlr den Schutz der

biologischen Vielfalt eintreten Der branchenuumlbergreifenden Initiative gehoumlren kleine mittlere und groszlige Unternehmen an Die Mitglieder der raquoBiodiversity in Good Companylaquo-Initiative unterstuumlt-zen das freiwillige Engagement der Wirtschaft fuumlr den Schutz der biologischen Vielfalt Sie arbeiten an Innovationen und Investitio-nen damit naturvertraumlgliche Technologien Produkte und Dienst-leistungen verstaumlrkt ihren Weg in die Maumlrkte finden Die Initiative

47AUSBLICK

traumlgt dazu bei den Privatsektor in die Verwirklichung der Ziele der Konvention uumlber die biologische Vielfalt und der Nationalen

Strategie zur biologischen Vielfalt staumlrker einzubinden

Auch im Rahmen von econsense ndash einem Zusammenschluss fuumlhren-der global agierender Unternehmen und Organisationen der deut-schen Wirtschaft zu den Themen nachhaltige Entwicklung und Cor-porate Social Responsibility (CSR) ndash wird der Themenbereich im Rahmen der Arbeitsgruppe raquoBiodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungenlaquo begleitet Die Mitgliedsunternehmen setzten sich intensiv mit dem Erhalt und der Entwicklung der biologischen Vielfalt auseinander und nutzen econsense als Plattform zum Austausch und zur Diskus-sion von praktischen Managementinstrumenten

Engagieren Sie sich im Projekt raquoUnternehmen Biologische Vielfalt 2020laquo einer Dialog- und Aktionsplattform des Bundesumweltminis-teriums gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der deutschen Wirtschaft und von Naturschutzverbaumlnden die einen fortlaufenden Austausch erlaubt und konkrete Aktivitaumlten zur Umsetzung der Nati-onalen Strategie zur biologischen Vielfalt auf den Weg bringt Folgende Themenfelder stehen dabei im Fokus Informationen zur biologischen Vielfalt fuumlr Unternehmen Biologische Vielfalt im betrieblichen Umweltmanagement Biologische Vielfalt und Naturschutzrecht Kommunikation von Unternehmen nach auszligen Finanzierung von Naturschutzprojekten Maumlrkte Chancen erkennen und entwickeln Netzwerkbildung

Die kuumlnftige Leistungsfaumlhigkeit der Wirtschaft wird von der Leis-tungsfaumlhigkeit des Naturkapitals abhaumlngen Der Erhalt der Leistungs-faumlhigkeit unseres Naturkapitals erfordert die gebuumlndelten Kraumlfte von Unternehmen Politik und Gesellschaft raquoNatur kapital Deutschland ndash TEEB DElaquo zeigt dass sich dies auch wirtschaftlich lohnt Lassen Sie uns diese Chance gemeinsam wahrnehmen

ABBILDUNG 24 (Foto morrbyte Fotoliacom)

6 WEITERFUumlHRENDE INFORMATIONEN

PROJEKT raquoNATURKAPITAL DEUTSCHLAND ndash TEEB DElaquoDiese Broschuumlre ist Teil des Projekts raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo in dessen Rahmen bis zum Jahr 2015 folgende vier Berichte erscheinen (Arbeitstitel) raquoKlimapolitik und Naturkapital Synergien und Konfliktelaquo raquoOumlkosystemleistungen und Entwicklung laumlndlicher Raumlumelaquo raquoNaturleistungen in der Stadt Gesundheit schuumltzen und

Lebensqualitaumlt erhoumlhenlaquo raquoNaturkapital Deutschland Neue Handlungsoptionen

ergreifen ndash eine Syntheselaquo

Bereits erschienen ist die Broschuumlre raquoDer Wert der Natur fuumlr Wirt-schaft und Gesellschaft ndash Eine Einfuumlhrunglaquo wwwnaturkapital-teebde

Soweit Praxisbeispiele und Statements nicht gesondert gekennzeich-net wurden sind diese speziell fuumlr raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo erstellt worden

Leitfaumlden Handlungsmoumlglichkeiten fuumlr Unternehmen BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012)Biodiversitaumlt im unterneh-

merischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Umfangrei-che aber dennoch leicht zu erfassende und praxisnahe Broschuumlre zu Maszlignahmen rund um den betrieblichen Biodiversitaumltsschutz Mit zahl-reichen Umsetzungstipps und Hinweisen auf weiterfuumlhrende Lite ra-tur und Webseiten

49WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

www2leuphanadeumanagementcsmcontentnamadownloads download_publikationenBestaendig20Wuczkowski_Biodiversitaet 20im20unternehmerischen20Nachhaltigkeitsmanagement_neupdf

HOUDET J (HRSG) (2008 UumlBERARBEITET 2010) Integrating bio-diversity into business strategies The Biodiversity Accountability Framework Sehr umfangreiche Publikation (knapp 400 Seiten) uumlber Bio di versitaumlt und Unternehmen beginnend bei den Grundlagen 23 In dikatoren (Business and Biodiversity Independence Indicators) sind Grundlage fuumlr die Bewertung der Biodiversitaumltsleistung von Unter-nehmen Mit zahlreichen Beispielen Regionaler Fokus Frankreichwwworeeorg_scriptntsp-document-file_downloadphp document_id=1063ampdocument_file_id=1070

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement ndash Ein Leitfaden fuumlr die betriebliche Praxis Umsetzungsorientiertes Handbuch zur Einbindung von Biodiversi-

taumlt in das bestehende (Umwelt)-Management inklusive zahlreicher Vorschlaumlge fuumlr Maszlignahmen und Instrumente sowie Zuordnung zu Handlungsfeldern und Funktionsbereichen httpwwwbmudeN46143

TEEB (2012) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Busi-ness and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York Bericht fuumlr Unternehmen der internationalen TEEB-Studie Ins-pirierende teils generische Heranfuumlhrung an die Bedeutung von Bio-diversitaumlt an Unternehmen mit Beispielen aus aller Welt Excutive summary unter wwwteebweborg

UN GLOBAL COMPACT AND IUCN (2012) A Framework for Corpo rate Action on Biodiversity and Ecosystem Services Uumlberblicksbro schuumlre zu Biodiversitaumlt und Unternehmen Adressierte Themen Treiber Risi-ken amp Chancen Corporate Governance Management (inkl Vermei-dungs-Hierarchie) Stakeholder-Engagement und Berichter stattungwwwunglobalcompactorgdocsissues_docEnvironmentBES_Frameworkpdf

WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD) (2011) Handbuch zur unternehmerischen Bewertung von Oumlkosystemdienstleistungen (CEV) Ein Rahmenwerk zur Erleichterung unternehmerischer Entscheidungsfindung Generisches Hand buch fuumlr die Durchfuumlhrung einer unternehmensinternen Bewertung von Biodiversitaumlt (breites Werteverstaumlndnis) mit Handreichungen zu vor-gelagerten Abwaumlgungen wwweconsensedesitesallfilesWBCSD_Handbuch_CEVpdf

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 50

WORLD RESOURCE INSTITUTE (WRI) (2012) Corporate Ecosystem Services Review ndash Version 20 Handbuch zur systematischen Erfas-sung von biodiversitaumltsbezogenen Risiko- und Handlungsfeldern Schrittweises Vorgehen inkl Vorschlaumlgen fuumlr die Erfassung und Doku-mentation des Prozesses wwwwriorgpublicationcorporate-ecosystem-services-review

Allgemein Oumlkosysteme Biodiversitaumlt und Wirtschaft JESSEL B TSCHIMPKE O UND WALSER M (2009) Produktivkraft

Natur Hamburg Praumlgnante Beispiele fuumlr die Quantifizierung von wirtschaftlich relevanten Nutzungen der Natur in Arbeitsplaumltzen Umsaumltzen oder vermiedenen Kostenwwwnaturkapital-teebdefileadminDownloadsProduktivkraft Naturpdf

MILLENNIUM ECOSYSTEM ASSESSMENT (2005) Ecosystems and Human Well-Being ndash Synthesis Synthese der mehr als 1000 Seiten fassenden wissenschaftlichen Studie uumlber die oumlkologischen und gesell-schaftlichen Zusammenhaumlnge sowie Zustand und Trends des Verlus-tes der biologischen Vielfalt und die Bedeutung der Oumlkosystemleis-tungen fuumlr den Menschenwwwmaweborgdocumentsdocument356aspxpdf

TEEB (2010) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integ-rieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz (Hrsg) Bonn Zusam-menfassung der Ergebnisse der internationalen TEEB Studie Synthese der Berichte fuumlr internationale Politiker lokale und regionale Ent-scheider sowie Unternehmen wwwteebweborg

Kartenmaterial Frageboumlgen und Tools PROTECTEDPLANETNET Weltweite kartengestuumltzte Darstellung von

Schutzgebieten basierend auf den Daten der World Database of Pro-tected Areas (WDPA) und der Weltnaturschutzorganisation (IUCN) wwwprotectedplanetnet

BFNshySCHUTZGEBIETSKARTE Interaktive Karte des Bundesamtes fuumlr Naturschutz mit allen deutschen Schutzgebieten wwwgeodienstebfndeschutzgebiete

CHECKLISTEN DER DEUTSCHEN BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIAshyTIVE Fragenkatalog zur Erstellung einer Selbsteinschaumltzung bezuumlg-lich potenzieller Risiken hinsichtlich Biodiversitaumlt und Oumlkosystem-leistungen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

51WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

INTEGRATED BIODIVERSITY ASSESSMENT TOOL (IBAT) Kostenpflich-tige Anwendung zur Bewertung standortbezogener Biodiversitaumlts-risiken (Fokus Schutzgebiete und Biodiversity Hot Spots) GIS-(Karten)- basiert wwwibatforbusinessorg

Fallbeispiele und Publikationssammlung WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD)

(2012) Biodiversity and ecosystem services ndash scaling up business solutions Company case studies that help achieve global biodiversity targetswwwwbcsdorgPagesEDocumentEDocumentDetailsaspxID=14923ampNoSearchContextKey=true

UNITED NATIONS ENVIRONMENT PROGRAM FINANCE INITIATIVE (UNEP FI) Publikationen zu biodiversitaumltsbezogenen Chancen Risiken und Handlungsoptionen der Finanzbranche wwwunepfiorgpublicationsbiodiversityindexhtml

CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (CBD) BUSINESS PROGRAMM Fallstudien und Publikationen zu Beruumlhrungspunkten und Leuchtturm-projekten zum Erhalt der biologischen Vielfalt wwwcbdintenbusiness

ECOSYSTEM MARKETPLACE Nachrichtenportal von Forest Trends rund um Biodiversitaumlts- Wasser- und CO2-Maumlrkte wwwecosystemmarketplacecom

Strategien auf politischer Ebene NATIONALE STRATEGIE ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT (2007) Deutsch-

lands Strategie zur Umsetzung der Konvention uumlber die biolo gische Vielfalt wwwbmudeN40333

INFORMATIONSPORTAL DES BUNDESAMTES FUumlR NATURSCHUTZ ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT Mit Nachrichten Informationen Veranstal-tungshinweisen und weiterfuumlhrenden Materialien wwwbiologische-vielfaltde

EUshyBIODIVERSITAumlTSSTRATEGIE FUumlR 2020 Diese EU-Strategie enthaumllt Ziele zum Erhalt von Biodiversitaumlt sowie von Oumlkosystemen und deren Leistungen (raquoNaturkapitallaquo) bis 2020httpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversitycomm20062020htm

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 52

GLOBALE BIODIVERSITAumlTSZIELE Der raquoStrategische Plan 2011 ndash 2020laquo des Internationalen Uumlbereinkommens zur biologischen Vielfalt (CBD) enthaumllt auch Ziele zu Oumlkosystemen und deren Leistungen sowie zum Wert der biologischen VielfaltwwwcbdintdocdecisionsCOP-10cop-10-dec-02-enpdf

Initiativen DEUTSCHE BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIATIVE ndash raquoBIODIVERSITY

IN GOOD COMPANYlaquoshy INITIATIVE Zusammenschluss vor allem deut-scher Unternehmen mit dem Ziel die Integration von Biodiversitaumlt in unternehmerische Entscheidungen voranzutreiben wwwbusiness-and-biodiversityde

EUROPAumlISCHE raquoBUSINESS AND BIODIVERSITY CAMPAIGNlaquo Europa-weite Plattform fuumlr Unternehmen mit dem Ziel Ansaumltze fuumlr ein Biodi-versitaumltsmanagement zu entwickeln und umzusetzen wwwbusiness-biodiversityeu

NATURAL CAPITAL DECLARATION Erklaumlrung einzelner Akteure des Finanzsektors Naturkapital in Finanzprodukten und -dienstleistungen zu beruumlcksichtigen wwwnaturalcapitaldeclarationorg

TEEB FOR BUSINESS COALITION Initiative zur Vereinheitlichung der Bilanzierung von Naturkapital im Unternehmen httpteebforbusinessorg

GLOSSAR 53

GLOSSAR

ARTENVIELFALTDiversitaumlt (Vielfalt) biologischer Arten in einem Lebensraum Artenviel-falt ist neben genetischer Vielfalt und Diversitaumlt der Oumlkosysteme ein Teil-aspekt der biologischen Vielfalt

BASISLEISTUNGENGrundlegende Leistungen der Oumlkosysteme wie zum Beispiel Photosyn-these oder Stickstoffbindung von Knoumlllchenbakterien welche die Voraus-setzung fuumlr alle anderen Leistungen der Oumlkosysteme sind

BIODIVERSITAumlT Biologische Vielfalt

BIOLOGISCHE VIELFALT Die Vielfalt des Lebens auf unserer Erde (oder Biodiversitaumlt) ist die Varia-bilitaumlt lebender Organismen und der von ihnen gebildeten oumlkologischen Komplexe Sie umfasst drei Ebenen 1) die Vielfalt an Oumlkosystemen bezie-hungsweise Lebensgemeinschaften Lebensraumlumen und Landschaften 2) die Artenvielfalt und 3) die genetische Vielfalt innerhalb der verschie-denen Arten

EINGRIFFSREGELUNG Instrument des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatschG sectsect 13 ff) das die Bewaumlltigung von Eingriffen in Natur und Landschaft regelt (Vermeidung und Kompensation)

EMAS Betriebliches Umweltmanagementsystem (Eco Management and Audit Scheme) nach der Verordnung (EG) Nr 12212009 uumlber die freiwillige Teil-nahme von Organisationen an einem Gemeinschaftssystem fuumlr Umwelt-management und Umweltbetriebspruumlfung (ABl EG L 342 v 22122009 S 1) Schwerpunkte sind die kontinuierliche Verbesserung der Umwelt-leistung die Umwelterklaumlrung und Umweltrechtskonformitaumlt

GEBIETSFREMDE ARTENAuch invasive Arten oder Neobiota Tier- und Pflanzenarten die durch Einfuhr (beabsichtigt) oder Einschleppung (unbeabsichtigt) in einem fuumlr sie nicht natuumlrlichen Lebensraum leben Einige gebietsfremde Arten ver-breiten sich aufgrund mangelnder Feinde physiologischer Eigenschaften (Wachstumsgeschwindigkeit Wasserbedarf) oder aumlhnlich invasiv und verdraumlngen einheimische Arten In einigen Faumlllen entstehen durch sie erheb liche Nachteile fuumlr Mensch (Gesundheitsbeeintraumlchtigungen wie zum Beispiel Allergien) und Oumlkosysteme (Degradation)

INWERTSETZUNGBuumlndel von Maszlignahmen um den Nutzen von Biodiversitaumlt und Oumlkosys-temleistungen fuumlr die Gesellschaft relevant und erfahrbar werden zu las-sen Dies geschieht durch (oumlkonomische) Bewertung und oder Integra-tion in Marktentscheidungen ndash zum Beispiel in Form von naturorientierten Angeboten Anreizen oder der Schaffung von Maumlrkten fuumlr Biodiversitaumlt ndash sowie in gesellschaftliche und private Entscheidungen

54 DIEUNTERNEHMENSPERSPEKTIVEndashNEUEHERAUSFORDERUNGEN

ISO 14001 Betriebliches Umweltmanagementsystem nach DIN EN ISO 140012004 + AC 2009 (Ausgabe 112009) Schwerpunkt liegt in der Verbesserung des Umweltmanagementsystems

KONVENTION UumlBER DIE BIOLOGISCHE VIELFALT (ENGL CONVENTION ON BIO LOGICAL DIVERSITY ndash CBD)

Uumlbereinkunft von 168 Staaten (Unterzeichner Stand 12122012) uumlber die biologische Vielfalt Darin werden der Verlust der biologischen Vielfalt als Herausforderung anerkannt und Ziele zu ihrer Erhaltung formuliert Diese sind 1) Schutz der biologischen Vielfalt 2) Nachhaltige Nutzung ihrer Bestandteile und 3) Zugangsregelung und gerechter Ausgleich von Vor-teilen welche aus der Nutzung genetischer Ressourcen entstehen

KULTURELLE OumlKOSYSTEMshy LEISTUNGEN

Leistungen von Oumlkosystemen mit Wirkung und Bedeutung fuumlr Erholung aumlsthetisches Empfinden spirituelle Erfahrungen soziale Funktionen kul-turelle Identitaumlt Heimatgefuumlhl Wissen und Erkenntnis

MONETARISISERUNG Beimesssung eines Wertes in Geldeinheiten Die Umweltoumlkonomie hat dazu mehrere Verfahren der Monetarisierung entwickelt

NATURKAPITAL Oumlkonomischer Begriff fuumlr den begrenzten Vorrat an physischen und bio-logischen Ressourcen der Erde und die begrenzte Bereitstellung von Guumltern und Leistungen durch Oumlkosysteme

OumlKOSYSTEM Bezeichnet die Bestandteile eines abgegrenzten Naturraumes (zum Beispiel niedersaumlchsisches Wattenmeer) oder eines bestimmten Natur-raumtyps (zum Beispiel naumlhrstoffarmes Flieszliggewaumlsser) und deren Wech-selwirkungen Der Begriff kann sich auf verschiedene raumlumliche Ebenen (lokal regional) beziehen und umfasst sowohl (halb-)natuumlrliche (zum Bei-spiel ungestoumlrte Hochmoore) und naturnahe (zum Beispiel Kalkmager-rasen) als auch vom Menschen gepraumlgte Oumlkosysteme (zum Beispiel Agrar oumlkosysteme)

OumlKOSYSTEMFUNKTIONEN Umfassen alle physikalischen chemischen und biologischen Prozesse und Wechselwirkungen die in verschiedenen Oumlkosystemen stattfinden

OumlKOSYSTEMLEISTUNGEN Bezeichnen direkte und indirekte Beitraumlge von Oumlkosystemen zum mensch-lichen Wohlergehen das heiszligt Leistungen und Guumlter die dem Menschen einen direkten oder indirekten wirtschaftlichen materiellen gesundheit-lichen oder psychischen Nutzen bringen In Abgrenzung zum Begriff Oumlko-systemfunktion entsteht der Begriff Oumlkosystemleistung aus einer anth-ropozentrischen Perspektive und ist an einen Nutzen des Oumlkosystems fuumlr den Menschen gebunden Der Begriff ist identisch mit den haumlufig verwen-deten Begriffen raquoOumlkosystemdienstleistunglaquo und raquooumlkosystemare Guumlter und Leistungenlaquo und entspricht dem englischen Begriff der raquoecosystem serviceslaquo

55

REGULIERUNGSLEISTUNGENFunktionen von Oumlkosystemen die auf (andere) Elemente und Prozesse von Oumlkosystemen einwirken die (direkten) Nutzen fuumlr den Menschen haben zum Beispiel die Filterwirkung von Bodenschichten auf die Grund-wasserqualitaumlt oder der Beitrag einer Hecke zur Verringerung der Boden-erosion

GLOSSAR

RESILIENZ (VON OumlKOSYSTEMEN)

Resilienz ist die Faumlhigkeit eines Oumlkosystems trotz aumluszligerer Stoumlrungen seine Funktionen und damit seine Oumlkosystemleistungen aufrecht zu erhalten Es wird davon ausgegangen dass die Resilienz stark mit der in dem Oumlko-system vorherrschenden biologischen Vielfalt korreliert

TEEBThe Economics of Ecosystems and Biodiversity Die internationale TEEB-Studie wurde von Deutschland im Rahmen seiner G8-Praumlsidentschaft im Jahr 2007 gemeinsam mit der EU-Kommission initiiert und mithilfe zahlreicher weiterer Institutionen unter der Schirmherrschaft des Um-weltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) durchgefuumlhrt Ziel der TEEB-Studie war es den oumlkonomischen Wert der Leistungen der Natur ein zuschaumltzen die wirtschaftlichen Auswirkungen der Schaumldigung von Oumlkosystemen zu erfassen und ausgehend davon die Kosten eines Nicht-Handelns zu beziffern Leiter der Studie war der indische Oumlkonom Pavan Sukhdev Im Rahmen der Studie wurden verschiedene Berichte veroumlffent-licht Derzeit wird unter Leitung von UNEP ein Nachfolgeprozess organi-siert um die Durchfuumlhrung von nationalen regionalen lokalen und sek-toralen Studien zum Thema anzuregen und zu foumlrdern

VERSORGUNGSLEISTUNGENBezeichnen meist marktfaumlhige Guumlter die von oder mithilfe von Oumlkosyste-men produziert werden (zum Beispiel Nahrung Frischwasser Feuer- und Bauholz) Teilweise ist ein erheblicher Beitrag von (Human-)Kapital und Arbeit notwendig um diese Guumlter zu erstellen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 56

QUELLEN

BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012) Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Centre for Sustainability Management Luumlneburg

BORN W u a (2012) Gesundheitskosten der Beifuszlig-Ambrosie in Deutschland In Umweltmedizin in Forschung und Praxis 17 (2) S 71 ndash 80

DER BUND (2009) Invasive Muscheln verstopfen Leitungen Von Fabio Bergamin Onlineausgabe Zuletzt aktualisiert am 31072009 httpwwwderbundchzeitungenwissenInvasive-Muscheln-verstopfen-Leitungenstory29662360

DEUTSCHER IMKERBUND EV Internetauftritt des Deutschen Imkerbund e V vom 12122012 httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpbienen-und- bestaeubungsleistung und httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpzahlen-die-zaehlen

EUROPAumlISCHE KOMMISSION (2009) Fact Sheet Gebietsfremde invasive Arten httpeceuropaeuenvironmentpubspdffactsheetsInvasive20Alien20SpeciesInvasive_Alien_DEpdf

FAO ndash FOOD AND AGRICULTURE ORGANIZATION OF THE UNITED NATIONS (2010) Global Forest Resource Assessment 2010wwwfaoorgforestryfrafra2010en

GARCIacuteAshyTORRES L u a (2001) Conservation agriculture in Europe Current status and perspectives In Garcia-Torres L Benites J and Martiacutenez-Vilela A (Hrsg) Conservation Agriculture A World-wide Challenge 1st World Congress on Conservation Agriculture Madrid 1 ndash 5 October 2001 Vol I Keynote Contributions XUL Cordoba Spain S 79 ndash 83

IAASTD ndash INTERNATIONAL ASSESSMENT OF AGRICULTURAL KNOWLEDGE SCIENCE AND TECHNOLOGY FOR DEVELOPMENT (2008) Global ReportwwwagassessmentorgreportsIAASTDENAgriculture20at20a20Crossroads_Global20Report20(English)pdf

KREIBICH H MUumlLLER M (2005) Private Vorsorgemaszlignahmen koumlnnen Hochwasserschaumlden reduzieren Schadensprisma Heft 1 2005 httpwwwschadenprismadepdfsp_2005_1_1pdf

57QUELLEN

LENZEN M u a (2012) International trade drives biodiversity threats in developing nations Nature 486109 ndash 112 Doi101038nature11145

PWC ndash PRICEWATERHOUSECOOPERS (2012) PwC Rio+20 Sustain ability pulse poll How do the public and CEO opinions differ on Rio+20 issues

REWE GROUP (2010) Pressemitteilung raquoBodensee-Obstbauern engagieren sich fuumlr Biodiversitaumltlaquo wwwrewe-groupcompressepressemeldungenpressemeldung-detail articlebodensee-obstbauern-engagieren-sich-fuer-biodiversitaet

SCBD ndash SECRETARIAT OF THE CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (2009) business2010 A magazine on business amp bio- diversity June 2009 Volume 4 ndash Issue 1 httpwwwcbdintdocnewslettersnews-biz-2009-06-enpdf

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement Ein Leitfaden fuumlr die betrieb-liche Praxis BerlinwwwbmudeN46143

STATISCHES BUNDESAMT (2012) Nachhaltige Entwicklung in Deutschland Indikatorenbericht 2012 wwwdestatisdeDEPublikationenThematischUmwelt oekonomischeGesamtrechnungenUmweltindikatorenIndikatoren PDF_0230001pdf__blob=publicationFile

STERN N (2007) The Economics of Climate Change The Stern Review Cambridge

TEEB (2009) The Economics of Ecosystems and Biodiversity TEEB for National and International Policy Makers Summary Responding to the Value of Naturewwwteebweborg

TEEB (2010A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity Ecological and Economic Foundations Edited by Pushpam Kumar London and Washington

TEEB (2010B) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integrieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz Bonn

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 58

TEEB (2011) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in National and International Policy Making Edited by Patrick ten Brink London and Washington

TEEB (2012A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Local and Regional Policy and Management Edited by Heidi Wittmer and Haripriya Gundimeda Abingdon and New York

TEEB (2012B) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Business and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York

TEN BRINK P BRAAT L (HRSG) (2008) The Cost of Policy Inaction The case of not meeting the 2010 biodiversity targethttpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversityeconomicspdfcopizip

UNESCAP ndash UNITED NATIONS ECONOMIC AND SOCIAL COMMISSION FOR ASIA AND THE PACIFIC (1999) Keynote Statement of Mr Cengiz Ertuna (UNESCAP) at IDNDR-ESCAP Regional Meeting for Asia Risk Reduction amp Society in the 21st Century Bangkok 23 ndash26 February 1999 httpwwwunescaporgenrdwater_mineraldisasterertuna01htm

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012) Water valuation ndash Building the business case Geneva and Washington

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012A) Changing Pace ndash Public policy options to scale and accelerate business action towards Vision 2050 Geneva and Washington

WRI ndash WORLD RESOURCE INSTITUTE (2012) The Corporate Ecosys-tem Services Review - Guidelines for Identifying Business Risks and Opportunities Arising from Ecosystem Change Version 20 Washington

ZEITZ J PUMA Pressemitteilung vom 16112011 httpaboutpumacompuma-completes-first-environmental-profit-and-loss-account-which-values-impacts-at-e-145-million

  • Die Unternehmensperspektive
  • Impressum
  • Inhaltsverzeichnis
  • Vorworte
  • Biodiversitaumlt und Oumlkoshysystemleistungen ndash Erweiterung der unternehmerischen Sicht
  • Warum die Wirtschaft gefragt ist ndash Treiber Chancen und Risiken
  • Entwicklungen und Trends ndash was auf Unternehmen zukommt
  • Wie Unternehmen taumltig werden koumlnnen
  • Ausblick
  • Weiterfuumlhrende Informationen
  • QUELLEN

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 16

Wenn die Ausbeutung natuumlrlicher Ressourcen uumlber die Regenera-tionsfaumlhigkeit der Oumlkosysteme hinausgeht verschlechtern sich die Leistungen dieser Oumlkosysteme nachhaltig So trafen beispielsweise die Konsequenzen der Uumlberfischung des Kabeljaus in den 1990er Jahren nicht nur die Konsumenten sondern auch die wirtschaften-den Fischer die ihre Einkommensgrundlage verloren Doch was hat dies mit in Deutschland ansaumlssigen Unternehmen zu tun Durch die

LegendeGefaumlhrdung durch Nachfrage ausDeutschland fuumlr mindestens

1 bis 5 bedroht(e) Art(en)

6 bis 10 bedroht Arten

mehr als 10 bedroht Arten

keine Angaben

ABBILDUNG 5 Bedrohte Arten in der Lieferkette Die blauen Flaumlchen kennzeichnen die Anzahl gefaumlhr deter Tierarten in dem jeweiligen Land die durch Nach frage aus beziehungsweise Handel mit Deutschland bedroht werden So verschaumlrft der Handel mit Pro dukten aus Madagaskar die Situation von 18 dort bereits jetzt bedrohten Tierarten(Grafik PwC in Anlehnung an Lenzen u a 2012)

INFOBOX 5

Gefaumlhrdung bedrohter Arten in der LieferketteDer Zusammenhang zwischen Ressourcennutzung und hierdurch indu-zierten Habitatveraumlnderungen kann besonders anschaulich uumlber die globalen Lieferketten aufgezeigt werden Deutschland ndash mit Industrie und Einzelhandel ndash ist zu einem bedeutenden Teil von der Ressourcen-nutzung im Ausland abhaumlngig Den Oumlkosystemen im Ausland setzen nicht nur die dort fuumlr den deutschen Markt entnommenen Rohstoffe und Guumlter zu Es sind auch veraltete Produktionsprozesse Emissionen und anfallende Abfaumllle die meist aufgrund niedriger gesetzlicher Stan-dards zum Verlust der biologischen Vielfalt beitragen

Abbildung 5 illustriert durch Farbabstufungen die Gefaumlhrdung bedroh-ter Arten im Ursprungsland durch vorgelagerte Produktions- und Lie-ferketten deutscher Unternehmen Mit derartigen Analysen ruumlckt das Thema auch in den Fokus von Unternehmen die auf den ersten Blick kaum betroffen sind

17BIODIVERSITAumlTUNDOumlKOSYSTEMLEISTUNGENndashERWEITERUNGDERUNTERNEHMERISCHENSICHT

Globalisierung der Geschaumlftsbeziehungen umspannen unsere (Vor-) Lieferketten die Welt beeinflussen in den jeweiligen Laumlndern den Verbrauch an Ressourcen und nehmen somit in unterschiedlicher Weise Einfluss auf die Oumlkosystemleistungen

Nicht nur die Entnahme von Ressourcen auch die Einleitung von Schadstoffen macht der Natur zu schaffen Denn die Verschmut-zung der Oumlkosysteme ndash sei es die Einleitung von kontaminiertem Abwasser diffuser Duumlngemitteleintrag oder die Belastung von Gewaumlssern mit Muumlll und Schwermetallen ndash geht haumlufig uumlber die Grenzen ihrer Belastbarkeit hinaus Oumlkosysteme fungieren dann nur noch eingeschraumlnkt als Filter Puffer oder Regulator Haumlufig vermin-dert sich auch ihre Leistung als Ort der Erholung

Ein Stressfaktor der insbesondere in einer global vernetzten Waren- und Wertschoumlpfungswelt an Bedeutung gewinnt sind die Folgen der Ver breitung Gebietsfremder Arten Diese werden beispiels-weise durch internationalen Schiffsverkehr eingefuumlhrt (zum Beispiel

INFOBOX 6

Gesundheitskosten der AmbrosieDie Pollen der sich in Deutschland ausbreitenden Beifuszlig-Ambrosie koumlnnen bedeutsame allergische Atemwegserkrankungen ausloumlsen Die Gesamtkosten fuumlr die Behandlung der Pollenallergiker in Deutschland liegen bei mindestens 23 Milliarden Euro pro Jahr Durch die zuneh-mende Verbreitung der Ambrosie ist ein weiterer Kostenanstieg zu erwarten der auf etwa 200 Million Euro pro Jahr geschaumltz wird (Born u a 2012)

ABBILDUNG 6(Foto Klaus-Dieter Sonntag fotoplusdesignde UFZ)

INFOBOX 7

Hohe Kosten durch gebietsfremde Arten Das AKW Leibstadt an der deutsch-schweizerischen Grenze wendet

jaumlhrlich etwa 42000 Euro fuumlr die Beseitigung der asiatischen Koumlrb-chenmuscheln in der Kuumlhlwasserzufuhr auf (Der Bund 2009)

In Europa belaufen sich die Ausgaben fuumlr die Vermeidung und Besei-tigung der Folgen gebietsfremder Arten auf jaumlhrlich 12 Milliarden Euro (Europaumlische Kommission 2009)

Jaumlhrliche Verluste durch Missmanagement oder die zufaumlllige Einfuumlh-rung von Schaumldlingen in die USA UK Australien Suumldafrika Indien und Brasilien 100 Milliarden US-Dollar (SCBD 2009)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 18

Ballastwasser bei Leerfahrten) oder sind als ehemalige Zierpflanzen in unsere Breiten gekommen Gebietsfremde Arten stoumlren Oumlkosys-teme da sie hier meist keine Feinde haben und sich dadurch unge-stoumlrt verbreiten koumlnnen Die hierdurch auftretenden gesund heit-lichen Schaumlden und die Folgekosten fuumlr die Wirtschaft sind erheblich

Nicht zuletzt sehen sich Oumlkosysteme auch dem Klimawandel aus-gesetzt Er ist fuumlr eine beschleunigte Dynamik von Wandlungspro-zessen wie zum Beispiel Wuumlstenbildung oder das Auftreten von Extremereignissen verantwortlich Klimawandel und Zustand der Oumlkosysteme bedingen einander wechselseitig Waumlhrend intakte Oumlkosysteme eine Anpassung an den Klimawandel darstellen und helfen negative Folgen zu vermindern sind die biologische Viel falt und Oumlkosys teme jedoch zugleich auch durch den Klimawandel gefaumlhrdet

Die genannten Ursachen fuumlr die Verschlechterung der Oumlkosysteme und den Verlust an biologischer Vielfalt sind Basis fuumlr die vielfaumlltige ndash und teils sehr individuelle ndash Betroffenheit von Unternehmen Sie sind dem aber nicht alternativlos ausgesetzt Unternehmen koumlnnen durch

nehmen Einfluss auf

stiften Nutzen fuumlr

wirken auf

ist Basis fuumlr

Oumlkosystemleistungen

Basi

slei

stun

gen

Versorgungsleistungen (zB Holz Wasser Getreide)

Kulturelle Leistungen(zB Erholung Tourismus)

Regulierungsleistungen (zB Klimaregulierung)

Naumlhrstoff-kreislauf

Photosyn-these

Oumlkosystemez B Gewaumlsser Waumllder

Agrarlandschaften WattenmeerBi

odiv

ersi

taumlt

Genetische Vielfalt

Arten- vielfalt

Vielfalt der Oumlkosysteme

Naturkapital

Uumlbernutzung

Verschmutzung

Verbreitung gebietsfremder Arten

Landnutzungsaumlnderungen

Klimawandel

Gesellschaft Unternehmen

ABBILDUNG 7 Zusammen- hang zwischen Oumlkosystemen und Unternehmen Biologische Viel - falt und Oumlkosysteme sind als Naturkapital Ursprung von Oumlkosystemleist ungen der Nutzen stiftenden Divi dende die den Unternehmen zuflieszligt Gleichzeitig nehmen Unternehmen Einfluss auf Oumlko systeme und biologische Vielfalt und wirken so auf das Naturkapital (Grafik PwC)

19

ihre Art des Wirtschaftens diese Entwicklungen unterstuumltzen aber diesen ndash durch ein Umdenken hin zu effektiven und nachhaltigen Geschaumlftsprozessen ndash auch entgegenwirken

Die Grafik in Abbildung 7 macht deutlich dass die Herausforderung darin liegt unternehmerische Taumltigkeiten mit dem Wirken und dem Fortbestand von biologischer Vielfalt und Oumlkosystemen in Einklang zu bringen Um die Natur fuumlr das menschliche Wohlergehen erhalten zu koumlnnen unternimmt die Politik zahlreiche Anstrengungen Doch entscheidend wird sein dass sich Wirtschaft und Gesellschaft ihrer Betroffenheit bewusst werden ihre Verantwortung erkennen und Handlungsoptionen wahrnehmen Dazu hilft es die oumlkonomischen Dimensionen von Oumlkosystemleistungen besser zu verstehen

BIODIVERSITAumlTUNDOumlKOSYSTEMLEISTUNGENndashERWEITERUNGDERUNTERNEHMERISCHENSICHT

2 WARUM DIE WIRTSCHAFT GEFRAGT IST ndash TREIBER CHANCEN UND RISIKEN

BEI DER GEWINNUNG VON TRINKWASSER UND DER REINIGUNG VON ABWASSER MACHEN WIR UNS NATUumlRLICHE PROZESSE ZUNUTZE UND SIND DEM SCHUTZ DER BIOLOGISCHEN VIELFALT DESHALB BESONDERS VERPFLICHTET

MICHEL CUNNAC VORSITZENDER

DER GESCHAumlFTS FUumlHRUNG VEOLIA

WASSER GMBH

Die Wechselwirkungen zwischen Biodiversitaumlt Oumlkosystemen und Unternehmen geben uns zahlreiche Hinweise darauf warum

Naturkapital fuumlr Unternehmen bedeutsam ist In diesem Kapi- tel sollen die wesentlichen Treiber vorgestellt werden die Unterneh-men dazu bewegt haben einen Beitrag zum Schutz von Natur und Oumlko systemen zu leisten Mit Blick auf die Umwelt sind viele Unter-nehmensentscheidungen vom Ziel gepraumlgt Risiken fuumlr das Unter-nehmen zu minimieren ndash wie zum Beispiel im Hinblick auf die Ver -fuumlgbarkeit von natuumlrlichen Ressourcen oder dem Zugang zu Wasser Hinter dieser Risikoabwaumlgung bleiben neue Geschaumlftsfelder oder Inno vationen manchmal zuruumlck Aber Mehr und mehr Unternehmen erkennen in den Themen Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistunshygen mittlerweile auch Chancen wie durch die Praxisbeispiele in die-sem und den folgenden Kapiteln deutlich wird

TREIBER UND CHANCEN FUumlR UNTERNEHMERISCHES HANDELNDie in Kapitel 1 genannten Ursachen fuumlr den Verlust an Artenvielshyfalt und intakten Oumlkosystemen lassen erahnen dass Unternehmen auf verschiedenste Weise mit Biodiversitaumlt und Oumlkosystemen in Beruumlh-rung kommen Einerseits sind Unternehmen direkt oder indirekt von

21WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

intakten Oumlkosystemen abhaumlngig Andererseits haben Unternehmen insbesondere des Primaumlrsektors einen starken Einfluss auf OumlkosystemeFuumlr die unternehmerische Auseinandersetzung mit dem Thema Natur-kapital und Oumlkosystemleistungen lassen sich fuumlnf maszliggebliche Trei-ber feststellen Regulierung Rechtsrahmen internationale Regelungen Zugang zu und nachhaltige Nutzung von natuumlrlichen Ressourcen Kunden beziehungsweise Marktnachfrage Innovationen sowie Verantwortung und Reputation

RegulierungDa Knappheit insbesondere die von oumlffentlichen Guumltern wie saubere Luft reines Wasser und unberuumlhrte Landschaft nur begrenzt von Maumlrk-ten abgebildet wird ist die staatliche Regulierung eine wirksame Maszlig-nahme zum maszligvollen schonenden Umgang mit unserem Natur ka-pital Regulierung erfolgt in Deutschland in erster Linie uumlber nationales und europaumlisches Recht welches zum Teil aber auch durch inter na-tionale Uumlbereinkommen beeinflusst oder initiiert wird Die Gesetz - gebung bietet eine Vielzahl von flexiblen Mechanismen stellt jedoch einige Akteure (zum Beispiel aus dem Bereich Abbau von Rohstoffen) vor Zielkonflikte zwischen dem Schutz von biolo gischer Vielfalt einer-seits und der unternehmerischen Taumltigkeit andererseits

Ressourcen und LeistungenZugang zu und nachhaltige Entnahme und Nutzung von natuumlrlichen Ressourcen und Leistungen sind insbesondere fuumlr Unternehmen aus

INFOBOX 8

Gesetzlicher Rahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt in DeutschlandDer Schutz der Natur wird in Deutschland wesentlich durch das Bundes-naturschutzgesetz (BNatSchG) und EU-Naturschutzrecht (Vogelschutz-Richtlinie von 1979 Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie von 1992) gepraumlgt Die

Eingriffsregelung nach sectsect 13 ff BNatSchG regelt die Bewaumlltigung von Eingriffen in Natur und Landschaft (Vermeidung und Kompensation) Neben der Eingriffsregelung ist noch der Artenschutz der Gebietsschutz (zum Beispiel Natura 2000 Nationalparke) und der gesetzliche Biotop-schutz von groszliger Bedeutung Hinzu kommen zahlreiche Regelungen aus anderen Bereichen wie zum Beispiel zum Gewaumlsserschutz Bodenschutz Immissionsschutz oder aus dem Agrarrecht Waldrecht Baurecht Pla-nungsrecht und Energierecht Sie haben zwar zumeist nicht direkt den Schutz der biologischen Vielfalt zum Gegenstand wirken aber indirekt weil sie auf die Ursachen des Verlustes der biologischen Vielfalt abzielen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 22

INFOBOX 9

Praxisbeispiel Labels bei Lebensmitteln Der Lebensmitteleinzelhandel hat auf das gesteigerte Kundenbewusst-sein reagiert und adressiert das Thema raquoErhalt der biologischen Viel-faltlaquo mit Hilfe von Labels (zum Beispiel raquoPRO PLANETlaquo bei REWE und raquoZuruumlck zum Ursprunglaquo bei Hofer in Oumlsterreich) Die Kennzeichnung sowie der Verweis auf die Webseite mit mehr Informationen spricht das Bewusstsein der Kunden in zweierlei Hinsicht an Sie koumlnnen ihren Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt leisten und haben gleich-zeitig die Moumlglichkeit die Herkunft und Herstellung ihres Produkts nachzuvollziehen

der Lebensmittel- Textil- und Holz- Papierindustrie ein Anstoszlig sich intensiv der Sicherung intakter Oumlkosysteme zu widmen Sie sind nicht nur gegenwaumlrtig von den Guumltern und Oumlkosystemleistungen abhaumlngig es ist auch wichtig dass diese dauerhaft als Geschaumlftsgrundlage er-halten bleiben Auch fuumlr Unternehmen mit nur indirekter Abhaumlngig-keit von Oumlkosystemleistungen ndash zum Beispiel durch die Lieferkette ndash ruumlckt dieser Aspekt mehr und mehr in den Fokus

Kunden- und MarktnachfrageDie Nachfrage nach nachhaltigen und naturvertraumlglichen Produkten waumlchst ndash und der Markt reagiert Die Vielzahl an labelaffinen und zah-lungsbereiten Kunden ist Beweis genug Die Gruppe der LOHAS (Life-style of Health and Sustainability) spiegelt dieses Konsumver halten

INFOBOX 10

Praxisbeispiel Gruumlne Direktinvestments in WaumllderDer Schutz der biologischen Vielfalt ist zentraler Bestandteil des Geschaumlftsmodells von ForestFinance Das Unternehmen hat sich Direkt-investments in nachhaltige Forstwirtschaft verschrieben Ertraumlge erwirt-schaftet es mit dem Verkauf von Edelhoumllzern und Emissionszertifi katen ndash schlieszliglich sind die angepflanzten Waumllder Kohlenstoffsenken Damit das Investment ndash das Oumlkosystem ndash nicht gefaumlhrdet ist muss seine natuumlr-l iche Resilienz erhalten bleiben Zudem erwarten Kunden die in raquogruumlne Geldanlagenlaquo investieren auch einen langfristigen Nutzen ihrer Investition

Doch laumlngst nicht alle Anbieter folgen einem solchen strengen Standard Hier sollte genau geschaut werden ob kurzfristige Ertraumlge und langfris-tiger Schutz in einem ausgewogenen Verhaumlltnis stehen

23WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

wider Dabei ist jedoch festzuhalten dass nicht alle Labels ausreichend Orientierung bieten

Zudem ist das Angebot entsprechender Produkte auf Unternehmen weniger Branchen begrenzt und nur selten werden der Schutz der bio-logischen Vielfalt und der Oumlkosystemleistungen derzeit im Business-to-Business-Geschaumlft (B2B) thematisiert

Ein Hindernis fuumlr Unternehmen ist die haumlufig zu geringe Anerkennung durch den Markt fuumlr Aktivitaumlten zugunsten des Umwelt- und Natur-schutzes Viele Unternehmen berichten zudem dass sowohl die schwierige Messbarkeit und Zurechenbarkeit von biologischer Vielfalt und Oumlkosystemleistungen mittels geeigneter Indikatoren wie auch die Kommunika tion nach auszligen zentrale Herausforderungen darstellen

Aber es ergeben sich auch gaumlnzlich neue Maumlrkte ndash beispielsweise im Finanzsektor Bei fachgerechter Umsetzung und Einbindung mehrerer Oumlkosystemleistungen verbinden diese Maumlrkte dabei wirtschaftlichen Erfolg und den Schutz der biologischen Vielfalt So versprechen zum Beispiel Investitionen in nachhaltige Forstwirtschaft gruumlnes Wachs-tum fuumlr Natur und Investoren Derartige Investitionen konzentrieren sich zurzeit auf Mittel- und Lateinamerika

Auch mit Blick auf die Kreditwuumlrdigkeit von Unternehmen sowie auf Versicherungen ist eine steigende Bedeutung des naturgerech ten Wirtschaftens zu verzeichnen Wie die Aktivitaumlten der UNEP Finance Initiative (UNEP FI) unterstreichen beruumlcksichtigt der Finanz dienstleis-tungssektor zunehmend dass Unternehmensaktivitaumlten die die bioshylogische Vielfalt und die Leistungen der Oumlkosysteme nicht belasten zumeist auf lange Sicht profitabler sind und beispielsweise extreme Wetterereignisse besser abfedern koumlnnen Entsprechend sind bei Unter nehmensratings unter den Indikatoren fuumlr das Umweltmanage-ment auch Kriterien fuumlr die raquoBiodiversitaumltsperformancelaquo zu finden

InnovationImmer oumlfter lernen die Forschungs- und Entwicklungsabteilungen der Unternehmen von der Natur und deren effektiven Sys temen und Prozessen die uumlber Jahrmillionen optimiert wurden Sie entwickeln

WALD IST WEIT MEHR ALS HOLZ LIEFERANT ndash ER BIETET NICHT NUR ZAHLREICHE OumlKOSYSTEM LEIS TUNGEN FUumlR MENSCH UND NATUR SONDERN AUCH WIRTSCHAFTshyLICHE CHANCEN DAVON MUumlSSEN JEDOCH ALLE PROFIshyTIEREN ndash SOZIAL UND OumlKOLOGISCH NACHHALTIG ES REICHT NICHT AUS DER NATUR rsaquoEIN PREISSCHILD UMZUHAumlNGENlsaquo

HARRY ASSENMACHER GESCHAumlFTS-

FUumlHRER FOREST -FINANCE SERVICE GMBH

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 24

INFOBOX 11

Praxisbeispiel Prozessoptimierung mit BionikAls international agierendes Unternehmen mit einer langen und kom-plexen Lieferkette stellte sich Tchibo die Frage raquoWie werden unmittelbar umsetzungsrelevante Informationen moumlglichst schnell und handlungs-wirksam einer groszligen heterogenen Zielgruppe zur Kenntnis gebrachtlaquo Mittels Analogiebildung konnte Tchibo in biologischen Wertschoumlpfungs-ketten wie der der Honigbiene Organisationsprinzipien iden tifizieren die dort zur Loumlsung solcher organisatorischen Heraus for derungen bei-tragen Auf Basis dieser Organisationsprinzipien wurden unternehmens-bezogene Handlungsoptionen erarbeitet Diese wurden anschlieszligend zu konkreten Maszlignahmen verdichtet und priorisiert Die vordringlichsten Maszlignahmen wie der Aufbau neuarti ger uumlber greifender Informations-netzwerke werden zurzeit bei Tchibo erprobt

schmutzabweisende Oberflaumlchen feine aber stabile Traumlgerkonstruk-tionen oder verbesserte Prozessablaumlufe Immer haumlufiger werden zu-dem Erkenntnisse uumlber Prinzipien der Natur in die eigene Organisation und Unternehmensprozesse uumlbertragen (Infobox 11)

Verantwortung und ReputationAls weiteren Handlungstreiber geben Unternehmen gesellschaft liche Verantwortung und die damit verknuumlpfte Reputation an Neben sozi-alem Engagement stehen auch immer oumlfter eine intakte Natur und damit die biologische Vielfalt im Vordergrund der Aktivitaumlten Der da-raus resultierende Dialog mit Anwohnern Kunden NGOs und weite-ren Stakeholdern foumlrdert dabei nicht nur das gegenseitige Verstaumlnd-nis sondern zeigt auch Schwerpunkte auf die bisweilen nicht im Fokus der Entscheider liegen (Infobox 12) Gleichzeitig wertet das Enga-gement das Unternehmen auf ndash sowohl fuumlr Kunden als auch fuumlr gegen-waumlrtige und potenzielle Beschaumlftigte Unternehmen erhalten so auszliger-dem die Moumlglichkeit eine wichtiger werdende Mittlerrolle zwischen Naturschutz und Zivilgesellschaft einzunehmen

Allerdings reicht Engagement fuumlr die biologische Vielfalt auszligerhalb des Kerngeschaumlfts nicht aus Sonst kann es schnell als raquoGreen-washinglaquo aufgefasst werden

BIODIVERSITAumlT IST FUumlR TCHIBO VORAUS SETZUNG FUumlR EIN ZUKUNFTSFAumlHIGES GESCHAumlFT DAHER ARBEITEN WIR MIT PARTNERORGANISATIONEN INTENSIV AN DER ERHALTUNG DER ARTENVIELFALT INSBESONDERE AM URSPRUNG UNSERER PRODUKTE

STEFAN DIERKS CATEGORY

LEADER CR PRODUCT amp STRATEGY

TCHIBO GMBH

ABBILDUNG 8 (Foto Susanne Georgi)

25WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

INFOBOX 12

Praxisbeispiel Unternehmen gemeinsam mit NGOs fuumlr den NaturschutzEine vergleichsweise neue Rolle nahm REWE in einem Pilotprojekt ein in dem sie gemeinsam mit der Bodenseestiftung die biologische Vielfalt auf den Plantagen der Obstbauern der Bodenseeregion foumlrderte Die Fronten schienen verhaumlrtet und eine Annaumlherung von Naturschuumltzern auf der einen und Obstbauern auf der anderen Seite erfolgte nur zoumlger-lich REWE agierte erfolgreich als Vermittler und Agent fuumlr den Erhalt der biologischen Vielfalt Es wurde nicht nur das Nahrungsangebot fuumlr Bienen Hummeln und Schmetterlinge waumlhrend der Trachten luumlcke von Juni bis September verbessert sondern auch der Dialog zwischen Obst-bauern und Naturschutzverbaumlnden gefoumlrdert Die Resonanz sowohl von Kunden als auch von Lieferantenseite ist so positiv dass das Projekt fortgefuumlhrt und ausgeweitet wurde (REWE 2010)

Mit allen Treibern sind Chancen und Risiken verbunden Ein Perspekti-venwechsel findet nicht nur hin zu Beruumlcksichtigung von Oumlkosystem-leistungen statt sondern auch von einer bloszligen Risikofokussierung hin zum Erkennen von Moumlglichkeiten fuumlr Differenzierung gegenuumlber Wettbewerbern

BETROFFENHEIT DER SEKTORENVielen Unternehmen faumlllt es schwer biologische Vielfalt und Oumlkosys-temleistungen im Unternehmen zu verorten insbesondere weil die Themen unter unterschiedlichen Perspektiven und Zielen adressiert

INFOBOX 13

Praxisbeispiel Verbindung von Verantwortung und WettbewerbsvorteilenAls Reiseanbieter bietet TUI zahlreiche Reisen in Biodiversitaumlts-Hot-spots an TUI sieht sich in der Verantwortung und engagiert sich seit Mitte der 1990er Jahre fuumlr den Erhalt der biologischen Vielfalt Arten-schutzkampagnen zur Aufklaumlrung der Reisenden (zum Beispiel Souvenir-ratgeber zu geschuumltzten Arten) und Kooperationen mit Wissenschaft und Forschung sind nur ein Auszug ihres vom Global Nature Fund 2012 praumlmierten Engagements fuumlr den Erhalt der biologischen Vielfalt Doch nicht allein die Verantwortung treibt TUI an Viele Reisende kommen gerade wegen eines intakten Oumlkosystems in bestimmte Urlaubsregio-nen Der Erhalt der biologischen Vielfalt wird somit zum Wettbewerbs-vorteil und sichert Naturliebhaber als Kunden

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 26

werden Daher gilt Zuerst Einfluss und Betroffenheit identifizieren ndash sowohl im Hinblick auf Chancen als auch auf Risiken um anschlie-szligend gezielt Maszlignahmen zu ergreifen ndash sei es im Bereich CSR im Einkauf oder anderswo Die unterschiedlich starke Betroffenheit der Unternehmen von den Themen Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistun-gen wird in Abbildung 9 deutlich

GRUumlNDE UND RISIKEN DES NICHTshyHANDELNSDie Vielfalt an bestehenden Umweltanforderungen wie zum Beispiel in den Bereichen Klima und Energie erschwert es Unternehmen haumlu-fig sich mit neuen Herausforderungen auseinanderzusetzen ndash zumal dann wenn ein neues Thema komplex ist und es dafuumlr keine raquoUni-versalloumlsungenlaquo gibt Entgegen den aufgefuumlhrten positiven Beispielen uumlberwiegen dadurch immer wieder Hemmnisse ndash wie Uumlberforderung durch die Komplexitaumlt und Knappheit von Zeit und Ressourcen ndash fuumlr eine vertiefende Auseinandersetzung mit Biodiversitaumlt und Oumlkosys-temleistungen

Ein Perspektivenwechsel hin zu einer Beruumlcksichtigung von biologi-scher Vielfalt durch Unternehmen wird dann gelingen wenn es dafuumlr zum einen eine klare Entscheidung oder Unterstuumltzung durch die Unter nehmensleitung gibt und zum anderen eine einfache Integra tion in bestehende Management- und Steuerungssysteme moumlglich ist

ABBILDUNG 9 Betroffenheit verschiedener Branchen von einer Veraumlnderung der biologischen Vielfalt und Oumlkosystemleistungen Die Tabelle fuumlhrt moumlgliche Chancen und Risiken einer Ruumlcksichtnahme oder Vernachlaumlssigung von bio logischer Vielfalt bei Unterneh-mensaktivitaumlten fuumlr die jeweiligen Sek to ren auf Groszlige Rauten stehen fuumlr starke kleine Rauten fuumlr maumlszligige Zusammenhaumlnge (Grafik PwC)

Primaumlrsektor (z B Landwirtschaft Bergbau)

Sekundaumlrsektor(z B Chemie Technoshylogie Luftfahrt Bau)

Tertiaumlrsektor(z B Konsumguumlter wie Nahrungsmittel Automobile)

Tertiaumlrsektor (z B Finanzdienstshyleistungen wie Banken Versicherungen)

Regulierung (z B Grenzwerte Genehmi-gungen Kompensationen)

Natuumlrliche Ressourcen (zB Zugang zu und Verfuumlgbar-keit von Ressourcen Produkti-vitaumlt von Oumlkosystemen)

Markt (z B Kundenanforderungen (B2B) Nachfrage (B2C) neue Maumlrkte)

Innovation (z B Prozess- und Produkt-innovation)

Reputation (gesellschaftliche Verant-wortung Image)

27WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

Als wesentliches Hindernis fuumlr die Umsetzung von Maszlignahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt sehen Unternehmen nach wie vor auch das Fehlen eines einheitlichen Rahmens fuumlr die Erhebung Mes-sung und Vergleichbarkeit der raquoBiodiversitaumltsperformancelaquo Hinzu kommt dass die Politik bisher zwar viele nationale Ziele zum Schutz der biologischen Vielfalt (Nationale Strategie zur biologischen Viel-falt) formuliert aber speziell fuumlr Unternehmen nur uumlbergeordnete und wenig konkretisierte Ziele gesetzt hat Ohne konkrete Ziele oder eine klare Vorgabe ndash seien es Gesetze Branchenstandards oder inter-nationale Richtlinien ndash werden Maszlignahmen des Umwelt- und Natur-schutzes nur sehr zoumlgerlich umgesetzt

Nicht-Handeln hat jedoch schwerwiegende gesamtgesell schaftliche Folgen So geht der im Rahmen der internationalen TEEB-Studie veroumlffentlichte Bericht raquoThe cost of policy inactionlaquo davon aus dass uns Inaktivitaumlt beim Schutz funktionierender Oumlkosysteme ab dem Jahr 2050 bis zu 7 des globalen Bruttoinlandsproduktes (GDP) kos-tet ndash und das Jahr fuumlr Jahr (Ten Brink und Braat 2008) Dies trifft alle Berei che der Gesellschaft ndash auch Unternehmen Fest steht Wer lang-fristig erfolgreich sein will wird in Zukunft nicht um die Themen Bio-diversitaumlt und Oumlkosystemleistungen herumkommen

ENTWICKLUNGEN UND TRENDS ndash WAS AUF UNTERNEHMEN ZUKOMMT3

DER STAAT SCHUumlTZT AUCH IN VERANTWORTUNG FUumlR DIE KUumlNFshy TIGEN GENERATIONEN DIE NATUumlRLICHEN LEBENSGRUND LAGEN

GRUNDGESETZ DER BUNDES REPUBLIK

DEUTSCHLAND ARTIKEL 20A

BIODIVERSITAumlTSshy UND OumlKOSYSTEMSCHUTZ ndash DEUTSCHER UND INTERNATIONALER HINTERGRUNDNaturschutz spielt seit Beginn des 20 Jahrhunderts in Deutschland traditionell eine wichtige Rolle Bedeutende Oumlkosysteme und Natur-raumlume sind seit langem unter besonderen Schutz gestellt Zahlreiche Gesetze und Regulierungen mit Vorgaben fuumlr Planungen und Entschei-dungen (sowie Grenzwerte) praumlgen die Politik fuumlr den Erhalt der bioshylogischen Vielfalt in Deutschland ( Kapitel 2) Es gibt zwar Fort-schritte in einzelnen Bereichen aber dennoch konnten Bemuumlhungen der Politik auf nationaler europaumlischer und internationaler Ebene den Trend des Verlustes der biologischen Vielfalt bisher nicht stoppen

Gesetzliche Vorgaben ruumlckten den Naturschutz beziehungsweise den Schutz der biologischen Vielfalt primaumlr in die Verantwortung der oumlffent-lichen Hand Zahlreiche Uumlbereinkuumlnfte und Strategien mit Zielen ndash sowohl auf internationaler europaumlischer als auch auf nationaler Ebe-ne ndash unterstreichen die politischen Anstrengungen der vergangenen Jahrzehnte Damit ist auch die Aufforderung an alle gesellschaftlichen Akteure verbunden an der Realisierung dieser Ziele aktiv mitzuwir-ken und ihre Verantwortung wahrzunehmen

Das 2005 veroumlffentlichte Millennium Ecosystem Assessment leitete schlieszliglich einen schrittweisen Perspektivenwechsel ein Natur wurde

29ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

ABBILDUNG 10

INFOBOX 14

Politische Ziele zum Schutz der Biologischen Vielfalt1992 wird die Konvention uumlber die biologische Vielfalt

(CBD) in Rio de Janeiro verabschiedet und von Deutschland ein Jahr spaumlter unter zeichnet Sie stellt die erste internationale Uumlbereinkunft dar in der sowohl Ursachen als auch Ziele zur Bekaumlmpfung des Verlustes von Biodiversitaumlt festgehalten werden

1998 verabschiedet die EU ihre erste Biodiversitaumltsstrategie die von EU-Aktionsplaumlnen aus den Jahren 2001 und 2006 ergaumlnzt wird

2007 beschlieszligt das Bundeskabinett die raquoNationale Strategie zur bio-logischen Vielfaltlaquo zur Umsetzung der CBD

2010 werden im Rahmen der 10 CBD-Vertragsstaatenkonferenz glo-bale Biodiversitaumltsziele fuumlr 2020 verabschiedet (sogenannte Aichi-Ziele)

2011 stellt die EU eine neue Biodiversitaumltsstrategie fuumlr 2020 vor die explizit auch Ziele und Maszlignahmen zum Erhalt von Oumlkosystem-leistungen umfasst (wie Aichi-Ziele)

nicht mehr nur aus sich heraus als schuumltzenswert angesehen son-dern zugleich als Lieferant von Rohstoffen und Leistungen als Abneh-mer von Emissionen und Brauchwasser sowie als Motor der Regional-wirtschaft verstanden

Diese Zusammenhaumlnge und diese oumlkonomischen Argumente fuumlr den Schutz von Oumlkosystemleistungen und der biologischen Vielfalt aufzuzeigen wurde zum Anspruch und zur Herausforderung der inter-nationalen TEEB-Initiative

INFOBOX 15

Die Nationale Strategie zur biologischen VielfaltDie Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt von 2007 formuliert Visi onen Ziele und Maszlignahmen zum Erhalt der biologischen Vielfalt in Deutschland fuumlr viele Themenbereiche (Arten Lebensraumlume diverse Oumlko sys teme Gewaumlsserschutz Land- und Forstwirtschaft Tourismus und naturnahe Erholung bis hin zu Bewusstsein Bildung Forschung Technolo gietransfer und Entwicklungszusammenarbeit) Ihre Umset-zung ist eine groszlige gesamtgesellschaft liche Herausforderung Politik und Verwaltung koumlnnen dies nicht im Alleingang schaffen Akteure in Wirtschaft und Gesellschaft ndash auch Unternehmen ndash sind fuumlr die erfolg-reiche Umsetzung der Strategie gefordert

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 30

ABBILDUNG 11 ndash 15 Die vier TEEB-Berichte und der TEEB-Synthe-sebericht In der abgebildeten Reihenfolge TEEB 2010a TEEB 2011 TEEB 2012a TEEB 2012b TEEB 2010b

INFOBOX 16

Die internationale TEEB-StudieInspiriert durch den Stern Report (2007) zum Klimawandel initiierten 2007 die G8 +5 Umweltminister angestoszligen durch den deutschen Bun-desumweltminister und den EU-Umweltkommissar eine globale Studie zur Oumlkonomie der Oumlkosysteme und der biologischen Vielfalt (The Eco-nomics of Ecosystems and Biodiversity ndash TEEB) Ziel war es die enorme wirtschaft liche Bedeutung der Natur und ihrer Oumlkosystemleistungen aufzuzeigen und Empfehlungen zu geben wie der Verlust der biologi-schen Vielfalt zu stoppen ist

Mehr als 400 Autoren aus Politik Wissenschaft Wirtschaft Nicht- Regierungsorganisationen und der Zivilgesellschaft arbeiteten an TEEB-Berichten fuumlr bestimmte Zielgruppen TEEB fuumlr nationale und interna-tionale Politiker TEEB fuumlr regionale und kommunale Entscheider TEEB fuumlr Unternehmen die Zivilgesellschaft wurde mithilfe einer Medien-kampagne inklusive Webseite Facebook-Profil und Twitter-Account eingebunden zudem gab es einen abschlieszligenden Synthese-Bericht und raquoTEEB Foundationslaquo fuumlr die Wissenschaft

Der Unternehmensbericht TEEB in Business and Enterprise zeigt inwie-fern Unternehmen von den Themen biologische Vielfalt und Oumlko-systemleistungen betroffen sind und unterstreicht mit Beispielen aus aller Welt den Einfluss auf und die Abhaumlngigkeit von Biodiversitaumlt und Oumlko systemleistungen Die Autoren formulieren sieben allgemeine Schritte zum unternehmerischen Umgang mit biologischer Vielfalt Identifizierung von Auswirkungen des Unternehmens auf und Abhaumln-

gigkeiten von Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungen (Biodiversity and Ecosystem Services ndash BES)

Beurteilung der geschaumlftlichen Risiken und Chancen in Zusammen-hang mit diesen Auswirkungen und Abhaumlngigkeiten

Entwicklung von BES-Informationssystemen Festlegung von Zielen Messung und Bewertung der Leistungsbilanz und Bekannt gabe der Ergebnisse

Ergreifung von Maszlignahmen zur Vermeidung Minimierung und Begren-zung von BES-Risiken einschlieszliglich Schadensersatz (raquoAusgleichlaquo) soweit machbar

Ergreifung neuer BES-Geschaumlftschancen Kosteneinsparungen neue Produkte neue Maumlrkte

Integration geschaumlftlicher Strategien und Maszlignahmen zu BES in wei-ter gefasste Initiativen zur Corporate Social Responsibility

Verbesserung der fuumlr BES geltenden Leitlinien und Strategien gemein-sam mit Betroffenen in Behoumlrden in nichtstaatlichen Organisationen und in der Zivilgesellschaft

31

Perspektivenwechsel in der UnternehmensweltViele Unternehmen orientieren sich an Leitbildern Unternehmenswer-ten beziehungsweise ihrer Unternehmensphilosophie und tragen da-mit unternehmerische und oft auch gesellschaftliche Verantwortung

ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

ABBILDUNG 16 Das Logo der raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo - Studie

INFOBOX 18

raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo fuumlhrt die internationale TEEB-Initiative auf nationaler Ebene fort Hauptaufgabe ist die Erarbeitung thematischer Berichte zum Wert und zur oumlkonomischen Bedeutung von biologischer Vielfalt Oumlkosystemleis-tungen und Natur fuumlr Wirtschaft und Gesellschaft in Deutschland Neben der vorliegenden Broschuumlre gehoumlren hierzu unter anderem die Themen Biologische Vielfalt und Klimawandel Oumlkosystemleistungen und Ent-wicklung laumlndlicher Raumlume sowie naturnahe Oumlkosysteme und staumldti-sche Lebensqualitaumlt raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo macht deutlich dass es neben moralisch-ethischen und oumlkologischen auch gewichtige oumlkonomische Gruumlnde gibt Naturkapital zu erhalten

raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo wird in einem offenen Prozess durchgefuumlhrt Zahlreiche Akteure aus Wissenschaft Politik Verwaltung Wirtschaft und Gesellschaft wirken durch Know-how Forschungs-ergebnisse wissenschaftliche Beitraumlge und gute Beispiele zur Bedeu-tung und Inwertsetzung von Oumlkosystemleistungen und biologi-scher Vielfalt an der Erstellung der Berichte mit

INFOBOX 17

TEEB als Startpunkt fuumlr viele weitere InitiativenDie Resonanz die TEEB in Wirtschaft Wissenschaft Medien und Politik erfuhr verhalf zahlreichen Initiativen zu mehr Gehoumlr So erlebten zum Beispiel die UNEP FI (Finanzinitiative des Umweltprogramms der Verein-ten Nationen UNEP) aber auch das langjaumlhrige Engagement der Welt-naturschutzorganisation IUCN in der Privatwirtschaft starken Aufwind Parallel zu TEEB bestehen in Kooperation zwischen Wirtschaft Wissen-schaft und Verbaumlnden praxis- und loumlsungsorientierte Ansaumltze wie der Corporate Ecosystem Services Review des World Resource Institute (WRI 2012) Neben zahlreichen nationalen TEEB-Studien und Initiativen wurde auch eine TEEB for Business Coalition ins Leben gerufen die sich unter anderem zum Ziel gesetzt hat durch ihr Engagement die Einbin-dung von Biodiversitaumlt in das unternehmerische Handeln spuumlrbar und nachhaltig zu befoumlrdern (wwwteebforbusinessorg pdfwriorgcorpo-rate_ecosystem_services_reviewpdf)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 32

Insbesondere im Rahmen ihrer Unternehmensstrategie stellen sie folgende Fragen raquoWas fuumlr ein Unternehmen sind wirlaquo und raquoFuumlr wel-che Werte stehen wir und wofuumlr setzen wir uns einlaquo

Gleiche oder zumindest aumlhnliche Fragen muumlssen Unternehmen auch ihren Anteilseignern und sonstigen internen und externen Anspruchs-gruppen beantworten Dies gilt in einer globalisierten Welt immer mehr auch fuumlr Produktionsstaumltten im Ausland und fuumlr die Beziehungen mit Lieferanten Damit stehen folgende Fragen im Vordergrund raquoWelche Werte moumlchten wir in Zulieferlaumlndern vertretenlaquo raquoWelche Um-weltmaszligstaumlbe setzen wir hier wie dort anlaquo und raquoWas hat dies fuumlr Auswirkungen auf unsere Marke und den Ruf des Unternehmenslaquo

Das Selbstverstaumlndnis einiger Unternehmen geht uumlber die bloszlige Bereit stellung von Guumltern und Dienstleistungen hinaus Sie sehen sich als Teil der Gesellschaft Vertreter ihrer Region und als Agierende in Wechselwirkung mit ihrer Umwelt Idealismus in Bezug auf ihre gesell schaftliche Rolle motiviert diese Entscheider ebenso wie Realis-mus in Bezug auf das Verstaumlndnis oumlkologischer und globaler Zu sam-men haumlnge So kommt es dass sich deutsche Unternehmen in Latein-amerika fuumlr den Erhalt bedrohter Arten engagieren und den Schutz von Regen wald in Afrika foumlrdern

INFOBOX 19

Vision von UnternehmenIn vielfaumlltiger Weise haben Unternehmen die oumlkologischen Herausfor-derungen sowohl als Warnsignale als auch als Chance fuumlr einen Wandel begriffen

Mit seiner Publikation raquoChanging Pacelaquo schreibt der World Business Council for Sustainable Development (WBCSD 2012a) seine Vision 2050 fort und zeigt Wege hin zu einem Wirtschaften auf das 9 Milliarden Menschen versorgt und dabei die oumlkologischen Grenzen unseres Plane-ten nicht uumlberschreitet Weitere Informationen wwwwbcsdorgchan-gingpaceaspx

Corporation 2020 greift aumlhnliche Gedanken auf geht allerdings noch einen Schritt weiter und strebt nach Ausrichtung des Wirtschaftssystems auf die Grenzen die der Planet setzt Steuerreformen klare Regeln fuumlr die Aufnahme von Fremdkapital (Stichwort Uumlberschuldung) Transparenz fuumlr den Konsumenten und Offenlegung von Externalitaumlten sind zentrale Punkte der Initiative um den Leiter der internationalen TEEB-Studie Pavan Sukhdev und zahlreiche weitere Persoumlnlichkeiten aus Wirtschaft Wissen-schaft und Politik Weitere Informationen wwwcorp2020com

33ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

Immer mehr deutsche Unternehmen setzen sich mit Fragen rund um die biologische Vielfalt und Oumlkosystemleistungen auseinander und leisten somit Pionierarbeit Die Komplexitaumlt des Themas raquobiologische Vielfaltlaquo und schwierige Operationalisierbarkeit sind dabei nach wie vor massive Huumlrden Und tatsaumlchlich gibt es bis dato noch keine einheitlich anerkannten Quantifizierungsmethoden oder verbindliche Richtlinien die biologische Vielfalt und Oumlkosystemleistungen lassen sich nicht in einem Indikator zusammenfassen Dadurch sind sie fuumlr viele Entscheider in deutschen Unternehmen schlecht greifbar und laumlsst diese vor konkreten Handlungen zuruumlckschrecken

Dennoch nehmen einige Unternehmen diese Herausforderungen an und naumlhern sich mit zunehmender Professionalitaumlt der Integration von Biodiversitaumlt in ihre Managementprozesse Unternehmen sind aktiv beteiligt an der Erstellung von Leitfaumlden ersten Empfehlungen zur Integration der biologischen Vielfalt ins Umweltmanagement oder Ansaumltzen zur verbesserten Quantifizierung der externen Effekte in der unternehmerischen Finanzbuchhaltung Auch die Gruumlndung von Initiativen zu dem Thema wie die deutsche raquoBiodiversity in Good Companylaquo-Initiative die raquoUNEP Finance Initiativelaquo die raquoGlobal Com-pactlaquo- Initiative der UN sowie der raquoeconsense Arbeitskreis zu Biodi-versitaumlt und Oumlkosystemleistungenlaquo zeigen dass dieser Perspektiven-wechsel die Unternehmenswelt mittlerweile erreicht hat

WIE UNTERNEHMEN TAumlTIG WERDEN KOumlNNEN4

DIE ERGEBNISSE DER OumlKOLOGISCHEN GEWINNshy UND VERLUSTRECHNUNG VON PUMA BELEGEN DASS DIE DERZEITIGEN GESCHAumlFTSPRAKTIKEN VON UNTER NEHMEN DRINGEND EINES PARADIGMEN WECHSELS BEDUumlRFEN

JOCHEN ZEITZ EHEMALIGER CEO UND

VERWALTUNGSRATSVORSITZENDER

DER PUMA SE VERWALTUNGSRATS -

MITGLIED PPR

Je nach Unternehmen ist die Herangehensweise und Auseinanderset-zung mit dem Thema Naturkapital sehr unterschiedlich Dieses Kapitel gibt konkrete Ansaumltze und Beispiele wie ein Einstieg und geziel-tes Handeln angegangen werden koumlnnen

TOOLS UND LEITFAumlDEN FUumlR DEN EINSTIEGUm eine moumlglichst praumlzise und damit steuerbare Integration ins unternehmerische Management zu erreichen ist die Entwicklung von Zielen und Maszlignahmen noumltig Ein erster Biodiversitaumlts-Check hilft dabei bereits bestehende Maszlignahmen und Kennzahlen zu identifi-zieren Dabei sollten saumlmtliche unternehmerische Taumltigkeitsfelder von der Strategie und dem Personalwesen uumlber Liegenschaften und Einkauf bis hin zu Produktion und Entsorgung beleuchtet werden Die dann vorliegenden Ergebnisse koumlnnen Startpunkt vertiefender Maszlignahmen sein zum Beispiel erste Ziele oder Analysen eine Aus-dehnung auf andere Geschaumlftsbereiche oder die Entwicklung von Management- und Berichterstattungsstrukturen

Leitfaumlden und Handbuumlcher geben Hilfestellung bei der Integration von biologischer Vielfalt in Unternehmenspro zesse und koumlnnen zu-

gleich Inspiration und Unterstuumltzung fuumlr weitere Planungsprozesse

35WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

sein Durch die Handlungsempfehlungen koumlnnen auf leichte Weise Elemente einbezogen werden die beispielsweise die biologische Vielfalt auf dem Firmengelaumlnde foumlrdern ndash wie Bienenkaumlsten und bewachsene Hauswaumlnde Weitere konkrete Handlungsempfehlungen finden sich unter anderem in dem Bericht raquo Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagementlaquo (Bestaumlndig und Wuczkowski 2012)

BESTEHENDE ANSAumlTZE NUTZEN UND ERWEITERNFolgende Ansaumltze aus dem Unternehmensbereich sind auch zur Inte-gration von Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt gut ge eignet Unternehmerische Verantwortung (Corporate Responsibility)

Berichterstattung (inklusive umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung)

Umweltmanagement Ressourceneffizienz Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten-Management

Investitions- und Planungsprozesse

Unternehmerische Verantwortung (Corporate Responsibility)Viele Aktivitaumlten zum Biodiversitaumlts- und Oumlkosystemleistungs - schutz sind losgeloumlst vom Kerngeschaumlft und unter gesellschaftlichem Enga ge ment und unternehmerischer Verantwortung (Corporate

INFOBOX 20

Biodiversitaumlts-Checks fuumlr UnternehmenBislang werden zwei in deutscher Sprache verfuumlgbare Biodiversitaumlts-Screenings fuumlr Unternehmen haumlufig angewendet Die branchenuumlbergreifenden Checklisten der deutschen raquoBiodiversity

in Good Companylaquo-Initiative basieren auf dem raquoHandbuch Biodiver-sitaumltsmanagementlaquo (Schaltegger u a 2010) und ermoumlglichen eine Selbstevaluation zum aktuellen Stand des unternehmerischen Biodi-versitaumltsmanagements Weitere Informationen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

Der vom Global Nature Fund BAUM e V dokeo und PwC entwi-ckelte Biodiversitaumlts-Check fuumlr Unternehmen vereint Expertise aus Biologie Oumlkologie und Management Er bietet einen ersten auf das Unternehmen zugeschnittenen Uumlberblick uumlber die Reife des Biodiver-sitaumltsmanagements und gibt Empfehlungen fuumlr das weitere Vorge-hen Weitere Informationen wwwbusiness-biodiversityeudefaultaspLang=DEUampMenue=128

ABBILDUNG 17(Foto Andrzej Tokarski fotoliacom)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 36

Respon si bi lity) einzuordnen Vor allem Unternehmenswerte und -philo-sophien koumlnnen Anknuumlpfungspunkte raquovon obenlaquo bieten und zu einer weitergefassten Strategieentwicklung fuumlhren

ABBILDUNG 18(Foto Susanne Georgi)

INFOBOX 21

Praxisbeispiel Pilotprojekt fuumlr Branchenstandards Die oekom GmbH der groumlszligte deutsche Fachverlag fuumlr Oumlkologie und Nachhaltigkeit veroumlffentlicht Sach- und Fachbuumlcher mit Bezug zur bio-logischen Vielfalt und dem Erhalt der Oumlkosysteme Fuumlr seine Publi-kationen verwendet er ausschlieszliglich Recycling- und FSC-zertifiziertes Papier Zudem hat der Verlag das Projekt raquoNachhaltig Publizierenlaquo initi-iert das vom Bundesumweltministerium gefoumlrdert wird In Kooperation mit zwei wissenschaftlichen Instituten und der Frankfurter Buchmesse wurden praxisnahe Kriterien fuumlr die nachhaltige Bucherstellung entwi-ckelt Mit dem Projekt praumlsentiert sich oekom oumlffentlichkeitswirksam als Vorreiter und sensibilisiert die Verlagsbranche fuumlr einen nachhalti-gen Umgang mit der Ressource Papier

37

Gleichzeitig bietet die Kommunikation und Interaktion mit Kunden und Mitarbeitern Moumlglichkeiten fuumlr eine Integration sozusagen als Impulsgeber raquovon untenlaquo Freiwilligenarbeit gemeinsame Baum-pflanzaktionen oder Spenden fuumlr Naturschutzeinrichtungen tragen zum Schutz und zur Wertschaumltzung des Naturkapitals bei Mit Blick auf ihre Mitarbeiter profitieren Unternehmen zudem vom Wohlbe-finden am Arbeitsort erhoumlhter Kommunikationsbereitschaft und staumlrkerer Bindung und Loyalitaumlt gegenuumlber dem Arbeitgeber

Berichterstattung (inklusive umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung)Die in Deutschland und weltweit gebraumluchlichste Richtlinie zur Bericht-erstattung von Nachhaltigkeitsaspekten ndash die Global Reporting Initia-tive (GRI) ndash sieht eine Offenlegung von bis zu fuumlnf biodiversitaumltsbe-zogenen Indikatoren vor Diese waren bislang von eher qualitativer

WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

ABBILDUNG 20 Umweltindika-toren der Global Reporting Initiative Die fuumlnf relevanten Umweltindi - ka toren der Berichterstattungsricht-linie der Global Reporting Initiative (GRI) in der Version 31 Biodiver-sitaumlts bezogene Umweltindikatoren werden mit EN fuumlr Umwelt abgekuumlrzt und beinhalten EN 11 bis EN 15

Kernindikatoren Zusaumltzliche Indikatoren

EN11

Ort und Groumlszlige von Grundstuumlcken in Schutzge-bieten oder angrenzend an Schutzgebiete Ort und Groumlszlige von Grundstuumlcken in Gebieten mit hohem Biodiversitaumltswert auszligerhalb von Schutz-gebieten oder daran angrenzend Zu beruumlcksich-tigen sind Grundstuumlcke die im Eigentum der berichtenden Organisation stehen oder von die-ser gepachtet oder verwaltet werden

EN13 Geschuumltzte oder wiederhergestellte natuumlrliche Lebensraumlume

EN14Strategien laufende Maszlignahmen und Zu-kunftsplaumlne fuumlr das Management der Auswir-kungen auf die Biodiversitaumlt

EN12

Beschreibung der wesentlichen Auswirkungen von Aktivitaumlten Produkten und Dienstleistungen auf die Biodiversitaumlt in Schutzgebieten und in Gebieten mit hohem Biodiversitaumltswert auszliger-halb von Schutzgebieten

EN15

Anzahl der Arten auf der Roten Liste der IUCN und auf nationalen Listen die ihren natuumlrlichen Lebensraum in Gebieten haben die von der Geschaumlftstaumltigkeit der Organisation betroffen sind aufgeteilt nach dem Bedrohungsgrad

ABBILDUNG 19(Foto Piepenbrock)

INFOBOX 22

Praxisbeispiel Mitarbeiter-EngagementDie Piepenbrock Unternehmensgruppe unterhaumllt im brandenbur-gischen Naturpark Stechlin-Ruppiner Land den 2200 Hektar groszligen Forst Rheinshagen Im Rahmen seiner Aktion raquoWachstumlaquo pflanzt das Unternehmen dort gemeinsam mit seinen Kunden fuumlr jeden Neuauf-trag Baumlume Im August 2012 besuchte eine Gruppe von zehn Auszu-bildenden des Unternehmens im Zuge der raquoAzubi-Projekttagelaquo den Piepen brock Forst um die Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens kennenzulernen und selbst aktiv zu unterstuumltzen Ziel war es die Sand-heideflaumlche am Zechower Berg im Naturschutz- und gleichnamigen Fauna-Flora-Habitat-Gebiet Rheinsberger Rhin und Hellberge zu pflegen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 38

IM RAHMEN VON UMWELTSCHUTZ UND RESSOURCENshyEFFIZIENZ KUumlMMERN SICH VIELE UNTER NEHMEN BEREITS HEUTE UM BIODIVERSITAumlT UND ECOSYSTEM SERVICES OHNE DIES JEDOCH EXPLIZIT HERAUS ZUshy STELLEN DER BEWUSSTE EINBEZUG DES OumlKOSYSTEMshy GEDANKENS SOWIE DIE BETRACHTUNG ENTSPRECHENDER CHANCEN UND RISIKEN STELLT EINE WEITER ENT shy WICKLUNG DAR DIE DURCHAUS ALS rsaquoUMWELTVERANTshyWORTUNG 20lsaquo BEZEICHNET WERDEN KANN

MICHAEL SIEMERS CORPORATE

ENVIRONMENT amp RESPONSIBILITY

EVONIK INDUSTRIES AG

Form doch auch hier erfolgt eine regelmaumlszligige Anpassung die zu-kuumlnftig sicherlich auch mit einer Quantifizierung einhergehen wird Damit bleibt die unternehmerische Berichterstattung eng verbunden mit dem Umweltmanagement

Unternehmerische Berichterstattung wird sich aumlndern und zukuumlnftig integrierter sein (Stichwort Integrated Reporting) In dieser Hinsicht ist auch die umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung zu sehen

INFOBOX 23

Praxisbeispiel Umweltbezogene Gewinn- und VerlustrechnungWaumlhrend in der klassischen Gewinn- und Verlustrechnung (GampV) nur finanzielle Kenngroumlszligen wie Anlagevermoumlgen return on investment und Eigenkapitalrendite berichtet werden bleiben die umweltbezogenen Kosten verborgen Diese Externalitaumlten ndash beispielsweise Verschmutzung von Gewaumlssern Zerstoumlrung von Lebensraumlumen oder das Abwaumllzen von Verantwortung beim Klimawandel auf Folgegenerationen ndash sind als Ver-luste anzusehen die nicht durch das Unternehmen sondern von Dritten wie der Allgemeinheit oder der Natur getragen werden Getrieben von CEO Jochen Zeitz hat Puma es sich zur Aufgabe gemacht diese Kosten deutlicher aufzuzeigen und in die GampV einflieszligen zu lassen Solch eine Sichtbarmachung kann beim Einkauf der Fertigung der Produktent-wicklung oder dem Nachhaltigkeitsmanagement helfen bessere Ent-scheidungen zu treffen um so die Externalitaumlten zu minimieren Laut PUMA Environmental Profit amp Loss Account hat das Unternehmen im Jahr 2010 etwa 145 Millionen Euro an Umweltschaumlden durch Treibhaus-gasemissionen Wasserverbrauch Landnutzungsfolgen Luftverschmut-zung und Abfallerzeugung verursacht Davon entfallen nur etwa 6 auf das Kerngeschaumlft mehr als 137 Millionen Euro Umweltschaumlden ent-stehen entlang der Lieferkette Weitere Informationen httpaboutpumacomwp-contentthemesaboutPUMA_themefinancial-reportpdfEPL080212finalpdf

39WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Sie macht deutlich welche Abhaumlngigkeiten und welche Einfluumlsse ein Unternehmen hat und stellt bei der Einbeziehung der Oumlkosystem-leistungen und Integration in die externe Rechnungslegung einen be deut samen Schritt hin zur Beruumlcksichtigung von Naturkapital in Unternehmen dar Eine Offenlegung dieser Art koumlnnte einen Para dig-menwechsel einleiten Wer seine Leistung schon fruumlhzeitig ganzheit-lich misst und berichtet kann in einem sich veraumlndernden Geschaumlfts-

ABBILDUNG 21 (Foto LianeM Fotoliacom)

INFOBOX 24

Biodiversitaumlt in den Umweltmanagementzertifizierungen ISO 14001 und EMASBei EMAS muumlssen und bei ISO 14001 sollten die Auswirkun-gen auf die biologische Vielfalt beruumlcksichtigt werden Bei EMAS wird in Form des raquoFlaumlchenverbrauchslaquo ein direkter Indikator fuumlr den Habitatverlust erhoben ndash eine der Hauptursachen des Biodiver-sitaumltsverlustes Zwar kann der Flaumlchenverbrauch von unterschiedli-cher Qualitaumlt sein ndash die Bebauung einer bereits degradierten Flaumlche ist weniger kritisch als die eines intakten Oumlkosystems ndash dennoch kann dies als erster Startpunkt gewertet werden

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 40

umfeld weiterhin Spitzenleistung liefern Dies betrifft die Felder Risikomanagement Versorgungssicherheit und -produktivitaumlt wie auch Compliance und Stakeholdermanagement

UmweltmanagementEin Umweltmanagement steuert gemaumlszlig den vier Managementschrit-ten Planen Ausfuumlhren Kontrollieren und Optimieren umweltbezo-gene Unternehmenstaumltigkeiten und ermoumlglicht so eine kontinuierli-che Verbesserung der Umweltleistung Dieser Managementzyklus beruumlcksichtigt derzeit nur selten umsetzungsorien tiert die Dimensio-nen Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt

Hier kann eine Erweiterung konkret ansetzen Eine erste Feststellung des Status quo auf Basis bereits existieren der Umweltdaten ndash ergaumlnzt durch Experteneinschaumltzungen ndash ist der Anfang Anschlieszligend koumln-nen spezifische und messbare Ziele gesetzt werden was sich in die bekannten Schritte des Umweltmanagements einbinden laumlsst

RessourceneffizienzRessourceneffizienz gewinnt angesichts steigender Rohstoffpreise und -bedarfe und des groszligen Anteils den Material- und Energie kosten an den Gesamtkosten in vielen Branchen darstellen wirtschaftlich und politisch enorm an Bedeutung Zur Steigerung der Ressourceneffi-zienz liegen aktuell Programme auf nationaler wie europaumlischer Ebene vor es existieren dazu Plattformen und Initiativen Das Thema raquoRes-sourceneffizienzlaquo koumlnnen Unternehmen strategisch integrieren (zum Beispiel in ihrem Umweltmanagement) indem sie die entsprechen-den Einsatzstoffe als Naturkapital raquodeklarierenlaquo und im Ressourcen-management umfassender als bisher beruumlck sichtigen Durch den sparsamen effizienten Einsatz von Ressourcen koumlnnen oftmals Oumlko-systeme geschont werden (zum Beispiel durch ein entsprechendes

INFOBOX 25

Praxisbeispiel Integration von Biodiversitaumlt in das Ressourcen-managementUPM betreibt in Deutschland sieben Papierfabriken und verschreibt sich der nachhaltigen Forstwirtschaft und dem Schutz der Biodiversitaumlt So wird weltweit FSC- und PEFC-zertifiziertes Holz verwendet und in unter nehmenseigenen Waumlldern ein Biodiversitaumltsprogramm umge-setzt Gemeinsam mit der raquoAlliance for Water Stewardshiplaquo fuumlhrt UPM ein Pilotprojekt zum Wassermanagement durch Dies soll den Verbrauch des wasserintensiven Papierherstellungsprozesses senken und die Wie-derverwendung des Wassers erhoumlhen UPM unterstreicht mit seinemEngagement seine Position als raquoBiofore Companylaquo

41WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

INFOBOX 26

Praxisbeispiel Bewertung von Biodiversitaumlt in der Lebensmittel-branche und der LandwirtschaftEinen Schritt weiter als die Oumlkobilanzen geht das Bewertungsverfahren der BASF Mit ihrer Lebenszyklusanalyse AgBalance erfasst sie eine Viel-zahl von Nachhaltigkeitsindikatoren der Lebensmittel- und Landwirt-schaftsbranche Biologische Vielfalt flieszligt mit 8 der 69 Indikatoren in eine Punktebewertung ein so unter anderem Naumlhe zu Schutzgebieten Auskreuzungspotenzial und Oumlkotoxizitaumltspotenzial Auszligerdem werden soziale und oumlkonomische Indikatoren erfasst und somit alle drei Saumlulen der Nachhaltigkeit abgebildet Auch wenn ein Abwaumlgen zwischen unter-schiedlichen Groumlszligen wie Punkten und Euros als Messeinheiten Entschei-der vor Herausforderungen stellt ist dies doch ein wichtiger Schritt hin zur Integration von Biodiversitaumlt in Entscheidungsprozesse

Wassermanagement in Regionen mit Wasserstress) Jedoch ist Res-sourceneffizienz nicht gleichzusetzen mit Biodiversitaumlts- und Oumlko-systemschutz Neben dem sparsamen Umgang mit Ressourcen ist auch die Art der Einsatzstoffe (zum Beispiel Nutzung von nachhaltig erzeugtem Palmoumll) von Bedeutung

Der Zusammenschluss zu Brancheninitiativen ist ein Ansatz um das Thema Ressourceneffizienz ganzheitlicher und passgenauer zu be-trach ten und so die Thematik uumlber den bisherigen Fokus auf Reduzie-rung von Rohstoffverbrauch und Emissionen hinaus zu erweitern

Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten- Management Die Analyse der Wertschoumlpfungskette eines Produktes liefert immer wieder Verbesserungspotenzial und wird deshalb regelmaumlszligig durchge-fuumlhrt Dies bietet gute Ansatzpunkte fuumlr eine Untersuchung und Ver-besserung der Biodiversitaumltsperformance Eine weitere oft genutzte Analysemoumlglichkeit sind Oumlkobilanzen (Life Cycle Assessments)

Oumlkobilanzen bilden den gesamten Stoffkreislauf ab ndash und somit auch die fuumlr Biodiversitaumlt relevante Landnutzung oder Oumlkosystemleis-tungen wie die Bereitstellung von Rohstoffen die Absorption von Produktionsemissionen und die Aufnahme von Abfallprodukten An-gefangen bei eigenen Beschaffungsquellen (zum Beispiel Vertragsan-bauer von Supermaumlrkten oder Handelsmarken) bis hin zu Vorproduk-ten der Liefer an ten ndash entlang der Lieferkette verbergen sich zahlreiche Ursachen fuumlr Bio diversitaumltsverlust Fuumlr Unternehmen die Rohstoffe und Vorpro dukte aus dem Ausland beziehen ist es daher wichtig auf den Einkauf und das Lieferkettenmanagement zu achten Wichtige

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 42

Analyseschritte beinhalten Grenzwerte und Normen (in den Abbau- und Ursprungslaumlndern der Vorprodukte oftmals deutlich niedriger als in Deutschland) oder Screenings zu Wasserknappheit entlang der Lie-ferkette Darauf aufbauend ergibt sich eine detaillierte Bewertung zur Beruumlcksichtigung von Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt bei Liefe ranten

Investitions- und PlanungsprozesseInvestitionen in den Bau neuer Anlagen oder Standorte werden derzeit eher selten unter Biodiversitaumltsaspekten im betrieblichen Umwelt-management erfasst Beim Bau eines Produktionsstandorts auf der raquogruumlnen Wieselaquo spielen vor allem die Eingriffsregelung des Bun-desnaturschutzgesetztes (BNatSchG) sowie das EU-Naturschutz-recht (FFH- und Vogelschutz-Richtlinie) eine wichtige Rolle Diese Regeln erscheinen Unternehmen manchmal wider spruumlchlich ndash gerade mit Blick auf den gewollten Naturschutz Firmenareale werden auf-grund strategischer Entscheidungen zum Beispiel fuumlr den Bau von Anlagen uumlber einen laumlngeren Zeitraum brach liegen gelassen Siedelt sich daraufhin eine geschuumltzte Art auf dieser Flaumlche an koumlnnen Unter-nehmen unter Umstaumlnden nur mit hohen Auflagen dieses Gebiet er-schlieszligen und einen Neu- oder Ausbau realisieren Um solchen Ziel kon-flikten vorzubeugen bieten die zustaumlndigen Natur schutzbehoumlrden an in Dialog zu treten um gangbare Wege und Maszlignahmen auszu loten

Doch Unternehmen koumlnnen auch in Vorleistung gehen Indem zum Beispiel Brachflaumlchen und Naturraumlume belassen sowie die Funktio-nalitaumlt von aquatischen Oumlkosystemen (Gewaumlssern) erhalten werden

INFOBOX 27

Ausgleichsflaumlchen ndash Chancen fuumlr beschleunigte PlanungsprozesseGut zu wissen Laut sect16 BNatSchG kann durch Oumlkosystemschutz ein raquoGuthabenlaquo auf einem Oumlkokonto angespart werden Bei spaumlteren Ein-griffen werden diese Flaumlchen als bereits geleistete Kompensationsmaszlig-nahmen anerkannt Rheinkalk macht sich dieses Instrument zunutze Im sauerlaumlndischen Houmlnnetal dient nur ein Teil des Grundbesitzes dem Kalksteinabbau Weite Teile des Areals hingegen stehen dank nicht-oumlkonomischer Waldnutzung dem Naturschutz temporaumlr zur Verfuumlgung oder werden je nach Management und naturschutzfachlicher Einschaumlt-zung einem Oumlkokonto zugeschrieben das als Kompensationsleistung fuumlr zu erwartende Eingriffe agiert Waumlhrend auf der einen Seite pro-aktiv Arten- und Oumlkosystemschutz ermoumlglicht wird profitiert Rheinkalk von einem beschleunigten Planungsprozess vermiedener Buumlrokratie und somit geringeren Kosten (wwwrheinkalkdepdfVerantwortung_Fuer_Mensch_und_Naturpdf Seite 24)

43WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

koumlnnen etwaige Kompensationsmaszlignahmen im Rahmen der Ein griffs -regelung vermieden werden Zudem koumlnnen Ergebnisse der teils obli-gatorischen Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung (UVP) der Strategischen

INFOBOX 28

Praxisbeispiel ZielkonflikteBiologische Vielfalt spielt in Steinbruumlchen Baggerseen und Kiesgruben eine wichtige Rolle Die Steine- und Erdenindustrie engagiert sich in zahlreichen Projekten zur Foumlrderung der biologischen Vielfalt Neben der Erarbeitung von Biodiversitaumltsindikatoren und einer Biodiversitaumlts-Datenbank zaumlhlen hierzu zahlreiche gemeinsame Projekte mit Umwelt-verbaumlnden

raquoLeider werden der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt in den Abbaustaumltten ausgerechnet durch das Naturschutzrecht selbst eingeschraumlnkt Wer zum Beispiel ein Laichgewaumlsser fuumlr die Gelbbauch-unke auf einem Rohbodenstandort anlegt oder eine Steilwand fuumlr die Uferschwalbe herrichtet der laumluft Gefahr dass die weitere Bewirt-schaftung der Flaumlchen deutlich eingeschraumlnkt wird Der statische An-satz im Naturschutzrecht verhindert damit leider vielerorts die Aus-schoumlpfung von Synergieeffekten von Gesteinsabbau und Naturschutz Die Steine- und Erdenindustrie jedenfalls ist zur Foumlrderung der biolo-gischen Vielfalt bereit und setzt sich auch weiterhin fuumlr praktikable Loumlsungen einlaquo (Diplom-Biologe Thomas Beiszligwenger Hauptgeschaumlfts-fuumlhrer Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

ABBILDUNG 22 (Foto Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

INFOBOX 29

Praxisbeispiel Management von LiegenschaftenFraport die Betreibergesellschaft des Frankfurter Flughafens formuliert in seiner unternehmenseigenen Biodiversitaumltsstrategie Grundsaumltze zur Biodiversitaumlt Darin wird festgehalten dass sich Flugbetrieb und der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt ndash uumlber gesetz liche Anforderungen wie zum Beispiel Eingriffsregelung hinaus ndash vereinbaren lassen So wird unter anderem auf dem Gelaumlnde des Flughafens ein For-schungsprojekt zum Bienen-Monitoring unterstuumltzt das wichtige Infor-mationen uumlber die Schadstoffsituation liefert Gleich zeitig werden im Rhein-Main-Gebiet gezielt Naturschutzvorhaben gefoumlrdert so zum Bei-spiel der Erhalt von raquoAltholzinselnlaquo im Kinzigtal oder die Pflege von Streuobstwiesen im Maintal (wwwfraportdecontentfraport-agdenachhaltigkeitumweltnatur--und-ressourcenschutz0html und verglei-che auch die dort bereitgestellten PDF-Dokumente)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 44

Legende Naumlhe zum Kerngeschaumlft Merkmalsauspraumlgung Geringer Bezug Mittel o Trifft zu x Mittlerer Bezug Stark + Starker Bezug Sehr stark + +

ABBILDUNG 23 Handlungsan-saumltze zur Integration von Biodiversi-taumlt in Unternehmen am Beispiel eines Industrie- und Konsumguumlter-unternehmens (Grafik PwC)

INFOBOX 30

Handlungsansaumltze zur Integration von Biodiversitaumlt in UnternehmenDie vorgestellten sechs Handlungsansaumltze werden hier systematisch zusammengefasst am Beispiel der Indus trie- und Konsumguumlterbranche dargestellt Diese Systematik kann allen Unternehmen als Pruumlfrahmen dienen ihr spezifisches Profil zur Beruumlcksichtigung von biologischer Viel-falt Oumlkosystemen und deren Leistungen (Naturkapital) zu entwickeln

Die Abbildung verdeutlicht die Wirkung der verschiedenen Handlungs-ansaumltze beispielhaft im Hinblick auf die vier Werttreiber Risiken senken Kosten reduzieren Maumlrkte und Kunden erschlieszligen und Reputation steigern

Waumlhrend die farbliche Hinterlegung die Naumlhe zum Kerngeschaumlft andeutet geben die Spalten auf der rechten Seite Informationen uumlber den Beitrag zum Schutz der biologischen Vielfalt sowie zur moumlglichen Umsetzungskomplexitaumlt wieder Es wird deutlich dass es durchaus ein-fache Maszlignahmen gibt die eine Wirkung zeigen

Werttreiber

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Integration von Biodiversitaumltsaspekten in hellip

Beitrag zum Schutz des Natur kapitals

Umsetzungsshy komplexitaumlt

x x x 1) Unternehmerischer Verantwortung (Corporate Responsibility) o + o

x x x 2) Berichterstattung (inkl umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung) o +

x x 3) Umweltmanagement inkl Liegenschafts-management o + +

x x 4) Maszlignahmen zur Steigerung der Ressourcen-effizienz + + + +

x x x 5) Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten-Management + + + +

x x 6) Investitions- und Planungsprozesse + o +

45WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Des Weiteren ist erkennbar dass die Integration von Biodiversitaumlt in Aus-wahl- und Entscheidungsprozesse vor allem im Bereich Ressourceneffi-zienz Lieferketten-Management und Investitions- und Planungsprozesse zu Win-win-Situationen fuumlhren kann Dabei sollte bei der Auswahl der Ansaumltze und Methoden aber immer das Kerngeschaumlft des Unterneh-mens im Vordergrund stehen ndash hier kann ein erster Check die weitere Schwerpunktsetzung unterstuumltzen Auch die Integration ins klassische Umweltmanagement stellt einen Schritt zur Beruumlcksichtigung von Bio-diversitaumlt dar ndash und zwar verbunden mit einem maumlszligigen Aufwand

Umweltpruumlfung (SUP) und der FFH Vertraumlglichkeitspruumlfung (FFH VP) guumlnstiger ausfallen Auflagen der Nachbesserung reduziert dadurch Kosten eingespart und ein reibungsloser Planungs- und Bauprozess beguumlnstigt werden

Abschlieszligend gilt es die Integration von Biodiversitaumlt auch in flankie-renden operationellen Einheiten voranzutreiben Dies betrifft beson-ders Forschung und Entwicklung sowie Kommunikation Dabei sollen die Themen erfolgreich sowohl nach innen als auch nach auszligen also zu Kunden Lieferanten und anderen Interessengruppen kommuni-ziert und in eine entsprechende Berichterstattung integriert werden

AUSBLICK5

WIR KOumlNNEN DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER WIRTSCHAFT NUR ERHALTEN WENN WIR DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER NATUR ERHALTEN DAFUumlR IST EINE VIELFALT AN LEBENSshy RAumlUMEN UND ARTEN VON ENTSCHEIDENDER BEDEUTUNG DEREN SCHUTZ MUSS DESHALB VIEL STAumlRKER IN DEN WERTSCHOumlPFUNGSPROZESSEN BERUumlCKSICHTIGT WERDEN

ALEXANDER BARTELT ABTEILUNGS-

LEITER KLIMASCHUTZ UND NACHHAL -

TIGE PRO DUKTE DER OTTO GROUP

VORSTANDSVORSITZENDER raquoBIODIVER-

SITY IN GOOD COMPANYlaquo- INITIATIVE

Es ist an der Zeit die Aspekte von Naturkapital in das unterneh-merische Handeln zu integrieren Nutzen Sie die vielfaumlltigen Ansatz-punkte die im Rahmen der Broschuumlre aufgezeigt wurden und beginnen Sie Ihre unternehmerischen Aktivitaumlten zu erweitern In Deutsch-land gibt es viele Initiativen und Ansaumltze die einen Einstieg in die The-men Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungen erleich tern Nutzen Sie diese Initiativen fuumlr einen Austausch mit anderen Unter-nehmen und uumlber die dort bereits gemachten Erfahrungen (siehe dazu auch Kapitel 6)

Die Initiative raquoBiodiversity in Good Companylaquo ist ein Zusammen-schluss von Unternehmen die gemeinsam fuumlr den Schutz der

biologischen Vielfalt eintreten Der branchenuumlbergreifenden Initiative gehoumlren kleine mittlere und groszlige Unternehmen an Die Mitglieder der raquoBiodiversity in Good Companylaquo-Initiative unterstuumlt-zen das freiwillige Engagement der Wirtschaft fuumlr den Schutz der biologischen Vielfalt Sie arbeiten an Innovationen und Investitio-nen damit naturvertraumlgliche Technologien Produkte und Dienst-leistungen verstaumlrkt ihren Weg in die Maumlrkte finden Die Initiative

47AUSBLICK

traumlgt dazu bei den Privatsektor in die Verwirklichung der Ziele der Konvention uumlber die biologische Vielfalt und der Nationalen

Strategie zur biologischen Vielfalt staumlrker einzubinden

Auch im Rahmen von econsense ndash einem Zusammenschluss fuumlhren-der global agierender Unternehmen und Organisationen der deut-schen Wirtschaft zu den Themen nachhaltige Entwicklung und Cor-porate Social Responsibility (CSR) ndash wird der Themenbereich im Rahmen der Arbeitsgruppe raquoBiodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungenlaquo begleitet Die Mitgliedsunternehmen setzten sich intensiv mit dem Erhalt und der Entwicklung der biologischen Vielfalt auseinander und nutzen econsense als Plattform zum Austausch und zur Diskus-sion von praktischen Managementinstrumenten

Engagieren Sie sich im Projekt raquoUnternehmen Biologische Vielfalt 2020laquo einer Dialog- und Aktionsplattform des Bundesumweltminis-teriums gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der deutschen Wirtschaft und von Naturschutzverbaumlnden die einen fortlaufenden Austausch erlaubt und konkrete Aktivitaumlten zur Umsetzung der Nati-onalen Strategie zur biologischen Vielfalt auf den Weg bringt Folgende Themenfelder stehen dabei im Fokus Informationen zur biologischen Vielfalt fuumlr Unternehmen Biologische Vielfalt im betrieblichen Umweltmanagement Biologische Vielfalt und Naturschutzrecht Kommunikation von Unternehmen nach auszligen Finanzierung von Naturschutzprojekten Maumlrkte Chancen erkennen und entwickeln Netzwerkbildung

Die kuumlnftige Leistungsfaumlhigkeit der Wirtschaft wird von der Leis-tungsfaumlhigkeit des Naturkapitals abhaumlngen Der Erhalt der Leistungs-faumlhigkeit unseres Naturkapitals erfordert die gebuumlndelten Kraumlfte von Unternehmen Politik und Gesellschaft raquoNatur kapital Deutschland ndash TEEB DElaquo zeigt dass sich dies auch wirtschaftlich lohnt Lassen Sie uns diese Chance gemeinsam wahrnehmen

ABBILDUNG 24 (Foto morrbyte Fotoliacom)

6 WEITERFUumlHRENDE INFORMATIONEN

PROJEKT raquoNATURKAPITAL DEUTSCHLAND ndash TEEB DElaquoDiese Broschuumlre ist Teil des Projekts raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo in dessen Rahmen bis zum Jahr 2015 folgende vier Berichte erscheinen (Arbeitstitel) raquoKlimapolitik und Naturkapital Synergien und Konfliktelaquo raquoOumlkosystemleistungen und Entwicklung laumlndlicher Raumlumelaquo raquoNaturleistungen in der Stadt Gesundheit schuumltzen und

Lebensqualitaumlt erhoumlhenlaquo raquoNaturkapital Deutschland Neue Handlungsoptionen

ergreifen ndash eine Syntheselaquo

Bereits erschienen ist die Broschuumlre raquoDer Wert der Natur fuumlr Wirt-schaft und Gesellschaft ndash Eine Einfuumlhrunglaquo wwwnaturkapital-teebde

Soweit Praxisbeispiele und Statements nicht gesondert gekennzeich-net wurden sind diese speziell fuumlr raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo erstellt worden

Leitfaumlden Handlungsmoumlglichkeiten fuumlr Unternehmen BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012)Biodiversitaumlt im unterneh-

merischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Umfangrei-che aber dennoch leicht zu erfassende und praxisnahe Broschuumlre zu Maszlignahmen rund um den betrieblichen Biodiversitaumltsschutz Mit zahl-reichen Umsetzungstipps und Hinweisen auf weiterfuumlhrende Lite ra-tur und Webseiten

49WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

www2leuphanadeumanagementcsmcontentnamadownloads download_publikationenBestaendig20Wuczkowski_Biodiversitaet 20im20unternehmerischen20Nachhaltigkeitsmanagement_neupdf

HOUDET J (HRSG) (2008 UumlBERARBEITET 2010) Integrating bio-diversity into business strategies The Biodiversity Accountability Framework Sehr umfangreiche Publikation (knapp 400 Seiten) uumlber Bio di versitaumlt und Unternehmen beginnend bei den Grundlagen 23 In dikatoren (Business and Biodiversity Independence Indicators) sind Grundlage fuumlr die Bewertung der Biodiversitaumltsleistung von Unter-nehmen Mit zahlreichen Beispielen Regionaler Fokus Frankreichwwworeeorg_scriptntsp-document-file_downloadphp document_id=1063ampdocument_file_id=1070

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement ndash Ein Leitfaden fuumlr die betriebliche Praxis Umsetzungsorientiertes Handbuch zur Einbindung von Biodiversi-

taumlt in das bestehende (Umwelt)-Management inklusive zahlreicher Vorschlaumlge fuumlr Maszlignahmen und Instrumente sowie Zuordnung zu Handlungsfeldern und Funktionsbereichen httpwwwbmudeN46143

TEEB (2012) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Busi-ness and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York Bericht fuumlr Unternehmen der internationalen TEEB-Studie Ins-pirierende teils generische Heranfuumlhrung an die Bedeutung von Bio-diversitaumlt an Unternehmen mit Beispielen aus aller Welt Excutive summary unter wwwteebweborg

UN GLOBAL COMPACT AND IUCN (2012) A Framework for Corpo rate Action on Biodiversity and Ecosystem Services Uumlberblicksbro schuumlre zu Biodiversitaumlt und Unternehmen Adressierte Themen Treiber Risi-ken amp Chancen Corporate Governance Management (inkl Vermei-dungs-Hierarchie) Stakeholder-Engagement und Berichter stattungwwwunglobalcompactorgdocsissues_docEnvironmentBES_Frameworkpdf

WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD) (2011) Handbuch zur unternehmerischen Bewertung von Oumlkosystemdienstleistungen (CEV) Ein Rahmenwerk zur Erleichterung unternehmerischer Entscheidungsfindung Generisches Hand buch fuumlr die Durchfuumlhrung einer unternehmensinternen Bewertung von Biodiversitaumlt (breites Werteverstaumlndnis) mit Handreichungen zu vor-gelagerten Abwaumlgungen wwweconsensedesitesallfilesWBCSD_Handbuch_CEVpdf

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 50

WORLD RESOURCE INSTITUTE (WRI) (2012) Corporate Ecosystem Services Review ndash Version 20 Handbuch zur systematischen Erfas-sung von biodiversitaumltsbezogenen Risiko- und Handlungsfeldern Schrittweises Vorgehen inkl Vorschlaumlgen fuumlr die Erfassung und Doku-mentation des Prozesses wwwwriorgpublicationcorporate-ecosystem-services-review

Allgemein Oumlkosysteme Biodiversitaumlt und Wirtschaft JESSEL B TSCHIMPKE O UND WALSER M (2009) Produktivkraft

Natur Hamburg Praumlgnante Beispiele fuumlr die Quantifizierung von wirtschaftlich relevanten Nutzungen der Natur in Arbeitsplaumltzen Umsaumltzen oder vermiedenen Kostenwwwnaturkapital-teebdefileadminDownloadsProduktivkraft Naturpdf

MILLENNIUM ECOSYSTEM ASSESSMENT (2005) Ecosystems and Human Well-Being ndash Synthesis Synthese der mehr als 1000 Seiten fassenden wissenschaftlichen Studie uumlber die oumlkologischen und gesell-schaftlichen Zusammenhaumlnge sowie Zustand und Trends des Verlus-tes der biologischen Vielfalt und die Bedeutung der Oumlkosystemleis-tungen fuumlr den Menschenwwwmaweborgdocumentsdocument356aspxpdf

TEEB (2010) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integ-rieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz (Hrsg) Bonn Zusam-menfassung der Ergebnisse der internationalen TEEB Studie Synthese der Berichte fuumlr internationale Politiker lokale und regionale Ent-scheider sowie Unternehmen wwwteebweborg

Kartenmaterial Frageboumlgen und Tools PROTECTEDPLANETNET Weltweite kartengestuumltzte Darstellung von

Schutzgebieten basierend auf den Daten der World Database of Pro-tected Areas (WDPA) und der Weltnaturschutzorganisation (IUCN) wwwprotectedplanetnet

BFNshySCHUTZGEBIETSKARTE Interaktive Karte des Bundesamtes fuumlr Naturschutz mit allen deutschen Schutzgebieten wwwgeodienstebfndeschutzgebiete

CHECKLISTEN DER DEUTSCHEN BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIAshyTIVE Fragenkatalog zur Erstellung einer Selbsteinschaumltzung bezuumlg-lich potenzieller Risiken hinsichtlich Biodiversitaumlt und Oumlkosystem-leistungen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

51WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

INTEGRATED BIODIVERSITY ASSESSMENT TOOL (IBAT) Kostenpflich-tige Anwendung zur Bewertung standortbezogener Biodiversitaumlts-risiken (Fokus Schutzgebiete und Biodiversity Hot Spots) GIS-(Karten)- basiert wwwibatforbusinessorg

Fallbeispiele und Publikationssammlung WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD)

(2012) Biodiversity and ecosystem services ndash scaling up business solutions Company case studies that help achieve global biodiversity targetswwwwbcsdorgPagesEDocumentEDocumentDetailsaspxID=14923ampNoSearchContextKey=true

UNITED NATIONS ENVIRONMENT PROGRAM FINANCE INITIATIVE (UNEP FI) Publikationen zu biodiversitaumltsbezogenen Chancen Risiken und Handlungsoptionen der Finanzbranche wwwunepfiorgpublicationsbiodiversityindexhtml

CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (CBD) BUSINESS PROGRAMM Fallstudien und Publikationen zu Beruumlhrungspunkten und Leuchtturm-projekten zum Erhalt der biologischen Vielfalt wwwcbdintenbusiness

ECOSYSTEM MARKETPLACE Nachrichtenportal von Forest Trends rund um Biodiversitaumlts- Wasser- und CO2-Maumlrkte wwwecosystemmarketplacecom

Strategien auf politischer Ebene NATIONALE STRATEGIE ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT (2007) Deutsch-

lands Strategie zur Umsetzung der Konvention uumlber die biolo gische Vielfalt wwwbmudeN40333

INFORMATIONSPORTAL DES BUNDESAMTES FUumlR NATURSCHUTZ ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT Mit Nachrichten Informationen Veranstal-tungshinweisen und weiterfuumlhrenden Materialien wwwbiologische-vielfaltde

EUshyBIODIVERSITAumlTSSTRATEGIE FUumlR 2020 Diese EU-Strategie enthaumllt Ziele zum Erhalt von Biodiversitaumlt sowie von Oumlkosystemen und deren Leistungen (raquoNaturkapitallaquo) bis 2020httpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversitycomm20062020htm

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 52

GLOBALE BIODIVERSITAumlTSZIELE Der raquoStrategische Plan 2011 ndash 2020laquo des Internationalen Uumlbereinkommens zur biologischen Vielfalt (CBD) enthaumllt auch Ziele zu Oumlkosystemen und deren Leistungen sowie zum Wert der biologischen VielfaltwwwcbdintdocdecisionsCOP-10cop-10-dec-02-enpdf

Initiativen DEUTSCHE BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIATIVE ndash raquoBIODIVERSITY

IN GOOD COMPANYlaquoshy INITIATIVE Zusammenschluss vor allem deut-scher Unternehmen mit dem Ziel die Integration von Biodiversitaumlt in unternehmerische Entscheidungen voranzutreiben wwwbusiness-and-biodiversityde

EUROPAumlISCHE raquoBUSINESS AND BIODIVERSITY CAMPAIGNlaquo Europa-weite Plattform fuumlr Unternehmen mit dem Ziel Ansaumltze fuumlr ein Biodi-versitaumltsmanagement zu entwickeln und umzusetzen wwwbusiness-biodiversityeu

NATURAL CAPITAL DECLARATION Erklaumlrung einzelner Akteure des Finanzsektors Naturkapital in Finanzprodukten und -dienstleistungen zu beruumlcksichtigen wwwnaturalcapitaldeclarationorg

TEEB FOR BUSINESS COALITION Initiative zur Vereinheitlichung der Bilanzierung von Naturkapital im Unternehmen httpteebforbusinessorg

GLOSSAR 53

GLOSSAR

ARTENVIELFALTDiversitaumlt (Vielfalt) biologischer Arten in einem Lebensraum Artenviel-falt ist neben genetischer Vielfalt und Diversitaumlt der Oumlkosysteme ein Teil-aspekt der biologischen Vielfalt

BASISLEISTUNGENGrundlegende Leistungen der Oumlkosysteme wie zum Beispiel Photosyn-these oder Stickstoffbindung von Knoumlllchenbakterien welche die Voraus-setzung fuumlr alle anderen Leistungen der Oumlkosysteme sind

BIODIVERSITAumlT Biologische Vielfalt

BIOLOGISCHE VIELFALT Die Vielfalt des Lebens auf unserer Erde (oder Biodiversitaumlt) ist die Varia-bilitaumlt lebender Organismen und der von ihnen gebildeten oumlkologischen Komplexe Sie umfasst drei Ebenen 1) die Vielfalt an Oumlkosystemen bezie-hungsweise Lebensgemeinschaften Lebensraumlumen und Landschaften 2) die Artenvielfalt und 3) die genetische Vielfalt innerhalb der verschie-denen Arten

EINGRIFFSREGELUNG Instrument des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatschG sectsect 13 ff) das die Bewaumlltigung von Eingriffen in Natur und Landschaft regelt (Vermeidung und Kompensation)

EMAS Betriebliches Umweltmanagementsystem (Eco Management and Audit Scheme) nach der Verordnung (EG) Nr 12212009 uumlber die freiwillige Teil-nahme von Organisationen an einem Gemeinschaftssystem fuumlr Umwelt-management und Umweltbetriebspruumlfung (ABl EG L 342 v 22122009 S 1) Schwerpunkte sind die kontinuierliche Verbesserung der Umwelt-leistung die Umwelterklaumlrung und Umweltrechtskonformitaumlt

GEBIETSFREMDE ARTENAuch invasive Arten oder Neobiota Tier- und Pflanzenarten die durch Einfuhr (beabsichtigt) oder Einschleppung (unbeabsichtigt) in einem fuumlr sie nicht natuumlrlichen Lebensraum leben Einige gebietsfremde Arten ver-breiten sich aufgrund mangelnder Feinde physiologischer Eigenschaften (Wachstumsgeschwindigkeit Wasserbedarf) oder aumlhnlich invasiv und verdraumlngen einheimische Arten In einigen Faumlllen entstehen durch sie erheb liche Nachteile fuumlr Mensch (Gesundheitsbeeintraumlchtigungen wie zum Beispiel Allergien) und Oumlkosysteme (Degradation)

INWERTSETZUNGBuumlndel von Maszlignahmen um den Nutzen von Biodiversitaumlt und Oumlkosys-temleistungen fuumlr die Gesellschaft relevant und erfahrbar werden zu las-sen Dies geschieht durch (oumlkonomische) Bewertung und oder Integra-tion in Marktentscheidungen ndash zum Beispiel in Form von naturorientierten Angeboten Anreizen oder der Schaffung von Maumlrkten fuumlr Biodiversitaumlt ndash sowie in gesellschaftliche und private Entscheidungen

54 DIEUNTERNEHMENSPERSPEKTIVEndashNEUEHERAUSFORDERUNGEN

ISO 14001 Betriebliches Umweltmanagementsystem nach DIN EN ISO 140012004 + AC 2009 (Ausgabe 112009) Schwerpunkt liegt in der Verbesserung des Umweltmanagementsystems

KONVENTION UumlBER DIE BIOLOGISCHE VIELFALT (ENGL CONVENTION ON BIO LOGICAL DIVERSITY ndash CBD)

Uumlbereinkunft von 168 Staaten (Unterzeichner Stand 12122012) uumlber die biologische Vielfalt Darin werden der Verlust der biologischen Vielfalt als Herausforderung anerkannt und Ziele zu ihrer Erhaltung formuliert Diese sind 1) Schutz der biologischen Vielfalt 2) Nachhaltige Nutzung ihrer Bestandteile und 3) Zugangsregelung und gerechter Ausgleich von Vor-teilen welche aus der Nutzung genetischer Ressourcen entstehen

KULTURELLE OumlKOSYSTEMshy LEISTUNGEN

Leistungen von Oumlkosystemen mit Wirkung und Bedeutung fuumlr Erholung aumlsthetisches Empfinden spirituelle Erfahrungen soziale Funktionen kul-turelle Identitaumlt Heimatgefuumlhl Wissen und Erkenntnis

MONETARISISERUNG Beimesssung eines Wertes in Geldeinheiten Die Umweltoumlkonomie hat dazu mehrere Verfahren der Monetarisierung entwickelt

NATURKAPITAL Oumlkonomischer Begriff fuumlr den begrenzten Vorrat an physischen und bio-logischen Ressourcen der Erde und die begrenzte Bereitstellung von Guumltern und Leistungen durch Oumlkosysteme

OumlKOSYSTEM Bezeichnet die Bestandteile eines abgegrenzten Naturraumes (zum Beispiel niedersaumlchsisches Wattenmeer) oder eines bestimmten Natur-raumtyps (zum Beispiel naumlhrstoffarmes Flieszliggewaumlsser) und deren Wech-selwirkungen Der Begriff kann sich auf verschiedene raumlumliche Ebenen (lokal regional) beziehen und umfasst sowohl (halb-)natuumlrliche (zum Bei-spiel ungestoumlrte Hochmoore) und naturnahe (zum Beispiel Kalkmager-rasen) als auch vom Menschen gepraumlgte Oumlkosysteme (zum Beispiel Agrar oumlkosysteme)

OumlKOSYSTEMFUNKTIONEN Umfassen alle physikalischen chemischen und biologischen Prozesse und Wechselwirkungen die in verschiedenen Oumlkosystemen stattfinden

OumlKOSYSTEMLEISTUNGEN Bezeichnen direkte und indirekte Beitraumlge von Oumlkosystemen zum mensch-lichen Wohlergehen das heiszligt Leistungen und Guumlter die dem Menschen einen direkten oder indirekten wirtschaftlichen materiellen gesundheit-lichen oder psychischen Nutzen bringen In Abgrenzung zum Begriff Oumlko-systemfunktion entsteht der Begriff Oumlkosystemleistung aus einer anth-ropozentrischen Perspektive und ist an einen Nutzen des Oumlkosystems fuumlr den Menschen gebunden Der Begriff ist identisch mit den haumlufig verwen-deten Begriffen raquoOumlkosystemdienstleistunglaquo und raquooumlkosystemare Guumlter und Leistungenlaquo und entspricht dem englischen Begriff der raquoecosystem serviceslaquo

55

REGULIERUNGSLEISTUNGENFunktionen von Oumlkosystemen die auf (andere) Elemente und Prozesse von Oumlkosystemen einwirken die (direkten) Nutzen fuumlr den Menschen haben zum Beispiel die Filterwirkung von Bodenschichten auf die Grund-wasserqualitaumlt oder der Beitrag einer Hecke zur Verringerung der Boden-erosion

GLOSSAR

RESILIENZ (VON OumlKOSYSTEMEN)

Resilienz ist die Faumlhigkeit eines Oumlkosystems trotz aumluszligerer Stoumlrungen seine Funktionen und damit seine Oumlkosystemleistungen aufrecht zu erhalten Es wird davon ausgegangen dass die Resilienz stark mit der in dem Oumlko-system vorherrschenden biologischen Vielfalt korreliert

TEEBThe Economics of Ecosystems and Biodiversity Die internationale TEEB-Studie wurde von Deutschland im Rahmen seiner G8-Praumlsidentschaft im Jahr 2007 gemeinsam mit der EU-Kommission initiiert und mithilfe zahlreicher weiterer Institutionen unter der Schirmherrschaft des Um-weltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) durchgefuumlhrt Ziel der TEEB-Studie war es den oumlkonomischen Wert der Leistungen der Natur ein zuschaumltzen die wirtschaftlichen Auswirkungen der Schaumldigung von Oumlkosystemen zu erfassen und ausgehend davon die Kosten eines Nicht-Handelns zu beziffern Leiter der Studie war der indische Oumlkonom Pavan Sukhdev Im Rahmen der Studie wurden verschiedene Berichte veroumlffent-licht Derzeit wird unter Leitung von UNEP ein Nachfolgeprozess organi-siert um die Durchfuumlhrung von nationalen regionalen lokalen und sek-toralen Studien zum Thema anzuregen und zu foumlrdern

VERSORGUNGSLEISTUNGENBezeichnen meist marktfaumlhige Guumlter die von oder mithilfe von Oumlkosyste-men produziert werden (zum Beispiel Nahrung Frischwasser Feuer- und Bauholz) Teilweise ist ein erheblicher Beitrag von (Human-)Kapital und Arbeit notwendig um diese Guumlter zu erstellen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 56

QUELLEN

BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012) Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Centre for Sustainability Management Luumlneburg

BORN W u a (2012) Gesundheitskosten der Beifuszlig-Ambrosie in Deutschland In Umweltmedizin in Forschung und Praxis 17 (2) S 71 ndash 80

DER BUND (2009) Invasive Muscheln verstopfen Leitungen Von Fabio Bergamin Onlineausgabe Zuletzt aktualisiert am 31072009 httpwwwderbundchzeitungenwissenInvasive-Muscheln-verstopfen-Leitungenstory29662360

DEUTSCHER IMKERBUND EV Internetauftritt des Deutschen Imkerbund e V vom 12122012 httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpbienen-und- bestaeubungsleistung und httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpzahlen-die-zaehlen

EUROPAumlISCHE KOMMISSION (2009) Fact Sheet Gebietsfremde invasive Arten httpeceuropaeuenvironmentpubspdffactsheetsInvasive20Alien20SpeciesInvasive_Alien_DEpdf

FAO ndash FOOD AND AGRICULTURE ORGANIZATION OF THE UNITED NATIONS (2010) Global Forest Resource Assessment 2010wwwfaoorgforestryfrafra2010en

GARCIacuteAshyTORRES L u a (2001) Conservation agriculture in Europe Current status and perspectives In Garcia-Torres L Benites J and Martiacutenez-Vilela A (Hrsg) Conservation Agriculture A World-wide Challenge 1st World Congress on Conservation Agriculture Madrid 1 ndash 5 October 2001 Vol I Keynote Contributions XUL Cordoba Spain S 79 ndash 83

IAASTD ndash INTERNATIONAL ASSESSMENT OF AGRICULTURAL KNOWLEDGE SCIENCE AND TECHNOLOGY FOR DEVELOPMENT (2008) Global ReportwwwagassessmentorgreportsIAASTDENAgriculture20at20a20Crossroads_Global20Report20(English)pdf

KREIBICH H MUumlLLER M (2005) Private Vorsorgemaszlignahmen koumlnnen Hochwasserschaumlden reduzieren Schadensprisma Heft 1 2005 httpwwwschadenprismadepdfsp_2005_1_1pdf

57QUELLEN

LENZEN M u a (2012) International trade drives biodiversity threats in developing nations Nature 486109 ndash 112 Doi101038nature11145

PWC ndash PRICEWATERHOUSECOOPERS (2012) PwC Rio+20 Sustain ability pulse poll How do the public and CEO opinions differ on Rio+20 issues

REWE GROUP (2010) Pressemitteilung raquoBodensee-Obstbauern engagieren sich fuumlr Biodiversitaumltlaquo wwwrewe-groupcompressepressemeldungenpressemeldung-detail articlebodensee-obstbauern-engagieren-sich-fuer-biodiversitaet

SCBD ndash SECRETARIAT OF THE CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (2009) business2010 A magazine on business amp bio- diversity June 2009 Volume 4 ndash Issue 1 httpwwwcbdintdocnewslettersnews-biz-2009-06-enpdf

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement Ein Leitfaden fuumlr die betrieb-liche Praxis BerlinwwwbmudeN46143

STATISCHES BUNDESAMT (2012) Nachhaltige Entwicklung in Deutschland Indikatorenbericht 2012 wwwdestatisdeDEPublikationenThematischUmwelt oekonomischeGesamtrechnungenUmweltindikatorenIndikatoren PDF_0230001pdf__blob=publicationFile

STERN N (2007) The Economics of Climate Change The Stern Review Cambridge

TEEB (2009) The Economics of Ecosystems and Biodiversity TEEB for National and International Policy Makers Summary Responding to the Value of Naturewwwteebweborg

TEEB (2010A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity Ecological and Economic Foundations Edited by Pushpam Kumar London and Washington

TEEB (2010B) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integrieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz Bonn

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 58

TEEB (2011) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in National and International Policy Making Edited by Patrick ten Brink London and Washington

TEEB (2012A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Local and Regional Policy and Management Edited by Heidi Wittmer and Haripriya Gundimeda Abingdon and New York

TEEB (2012B) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Business and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York

TEN BRINK P BRAAT L (HRSG) (2008) The Cost of Policy Inaction The case of not meeting the 2010 biodiversity targethttpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversityeconomicspdfcopizip

UNESCAP ndash UNITED NATIONS ECONOMIC AND SOCIAL COMMISSION FOR ASIA AND THE PACIFIC (1999) Keynote Statement of Mr Cengiz Ertuna (UNESCAP) at IDNDR-ESCAP Regional Meeting for Asia Risk Reduction amp Society in the 21st Century Bangkok 23 ndash26 February 1999 httpwwwunescaporgenrdwater_mineraldisasterertuna01htm

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012) Water valuation ndash Building the business case Geneva and Washington

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012A) Changing Pace ndash Public policy options to scale and accelerate business action towards Vision 2050 Geneva and Washington

WRI ndash WORLD RESOURCE INSTITUTE (2012) The Corporate Ecosys-tem Services Review - Guidelines for Identifying Business Risks and Opportunities Arising from Ecosystem Change Version 20 Washington

ZEITZ J PUMA Pressemitteilung vom 16112011 httpaboutpumacompuma-completes-first-environmental-profit-and-loss-account-which-values-impacts-at-e-145-million

  • Die Unternehmensperspektive
  • Impressum
  • Inhaltsverzeichnis
  • Vorworte
  • Biodiversitaumlt und Oumlkoshysystemleistungen ndash Erweiterung der unternehmerischen Sicht
  • Warum die Wirtschaft gefragt ist ndash Treiber Chancen und Risiken
  • Entwicklungen und Trends ndash was auf Unternehmen zukommt
  • Wie Unternehmen taumltig werden koumlnnen
  • Ausblick
  • Weiterfuumlhrende Informationen
  • QUELLEN

17BIODIVERSITAumlTUNDOumlKOSYSTEMLEISTUNGENndashERWEITERUNGDERUNTERNEHMERISCHENSICHT

Globalisierung der Geschaumlftsbeziehungen umspannen unsere (Vor-) Lieferketten die Welt beeinflussen in den jeweiligen Laumlndern den Verbrauch an Ressourcen und nehmen somit in unterschiedlicher Weise Einfluss auf die Oumlkosystemleistungen

Nicht nur die Entnahme von Ressourcen auch die Einleitung von Schadstoffen macht der Natur zu schaffen Denn die Verschmut-zung der Oumlkosysteme ndash sei es die Einleitung von kontaminiertem Abwasser diffuser Duumlngemitteleintrag oder die Belastung von Gewaumlssern mit Muumlll und Schwermetallen ndash geht haumlufig uumlber die Grenzen ihrer Belastbarkeit hinaus Oumlkosysteme fungieren dann nur noch eingeschraumlnkt als Filter Puffer oder Regulator Haumlufig vermin-dert sich auch ihre Leistung als Ort der Erholung

Ein Stressfaktor der insbesondere in einer global vernetzten Waren- und Wertschoumlpfungswelt an Bedeutung gewinnt sind die Folgen der Ver breitung Gebietsfremder Arten Diese werden beispiels-weise durch internationalen Schiffsverkehr eingefuumlhrt (zum Beispiel

INFOBOX 6

Gesundheitskosten der AmbrosieDie Pollen der sich in Deutschland ausbreitenden Beifuszlig-Ambrosie koumlnnen bedeutsame allergische Atemwegserkrankungen ausloumlsen Die Gesamtkosten fuumlr die Behandlung der Pollenallergiker in Deutschland liegen bei mindestens 23 Milliarden Euro pro Jahr Durch die zuneh-mende Verbreitung der Ambrosie ist ein weiterer Kostenanstieg zu erwarten der auf etwa 200 Million Euro pro Jahr geschaumltz wird (Born u a 2012)

ABBILDUNG 6(Foto Klaus-Dieter Sonntag fotoplusdesignde UFZ)

INFOBOX 7

Hohe Kosten durch gebietsfremde Arten Das AKW Leibstadt an der deutsch-schweizerischen Grenze wendet

jaumlhrlich etwa 42000 Euro fuumlr die Beseitigung der asiatischen Koumlrb-chenmuscheln in der Kuumlhlwasserzufuhr auf (Der Bund 2009)

In Europa belaufen sich die Ausgaben fuumlr die Vermeidung und Besei-tigung der Folgen gebietsfremder Arten auf jaumlhrlich 12 Milliarden Euro (Europaumlische Kommission 2009)

Jaumlhrliche Verluste durch Missmanagement oder die zufaumlllige Einfuumlh-rung von Schaumldlingen in die USA UK Australien Suumldafrika Indien und Brasilien 100 Milliarden US-Dollar (SCBD 2009)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 18

Ballastwasser bei Leerfahrten) oder sind als ehemalige Zierpflanzen in unsere Breiten gekommen Gebietsfremde Arten stoumlren Oumlkosys-teme da sie hier meist keine Feinde haben und sich dadurch unge-stoumlrt verbreiten koumlnnen Die hierdurch auftretenden gesund heit-lichen Schaumlden und die Folgekosten fuumlr die Wirtschaft sind erheblich

Nicht zuletzt sehen sich Oumlkosysteme auch dem Klimawandel aus-gesetzt Er ist fuumlr eine beschleunigte Dynamik von Wandlungspro-zessen wie zum Beispiel Wuumlstenbildung oder das Auftreten von Extremereignissen verantwortlich Klimawandel und Zustand der Oumlkosysteme bedingen einander wechselseitig Waumlhrend intakte Oumlkosysteme eine Anpassung an den Klimawandel darstellen und helfen negative Folgen zu vermindern sind die biologische Viel falt und Oumlkosys teme jedoch zugleich auch durch den Klimawandel gefaumlhrdet

Die genannten Ursachen fuumlr die Verschlechterung der Oumlkosysteme und den Verlust an biologischer Vielfalt sind Basis fuumlr die vielfaumlltige ndash und teils sehr individuelle ndash Betroffenheit von Unternehmen Sie sind dem aber nicht alternativlos ausgesetzt Unternehmen koumlnnen durch

nehmen Einfluss auf

stiften Nutzen fuumlr

wirken auf

ist Basis fuumlr

Oumlkosystemleistungen

Basi

slei

stun

gen

Versorgungsleistungen (zB Holz Wasser Getreide)

Kulturelle Leistungen(zB Erholung Tourismus)

Regulierungsleistungen (zB Klimaregulierung)

Naumlhrstoff-kreislauf

Photosyn-these

Oumlkosystemez B Gewaumlsser Waumllder

Agrarlandschaften WattenmeerBi

odiv

ersi

taumlt

Genetische Vielfalt

Arten- vielfalt

Vielfalt der Oumlkosysteme

Naturkapital

Uumlbernutzung

Verschmutzung

Verbreitung gebietsfremder Arten

Landnutzungsaumlnderungen

Klimawandel

Gesellschaft Unternehmen

ABBILDUNG 7 Zusammen- hang zwischen Oumlkosystemen und Unternehmen Biologische Viel - falt und Oumlkosysteme sind als Naturkapital Ursprung von Oumlkosystemleist ungen der Nutzen stiftenden Divi dende die den Unternehmen zuflieszligt Gleichzeitig nehmen Unternehmen Einfluss auf Oumlko systeme und biologische Vielfalt und wirken so auf das Naturkapital (Grafik PwC)

19

ihre Art des Wirtschaftens diese Entwicklungen unterstuumltzen aber diesen ndash durch ein Umdenken hin zu effektiven und nachhaltigen Geschaumlftsprozessen ndash auch entgegenwirken

Die Grafik in Abbildung 7 macht deutlich dass die Herausforderung darin liegt unternehmerische Taumltigkeiten mit dem Wirken und dem Fortbestand von biologischer Vielfalt und Oumlkosystemen in Einklang zu bringen Um die Natur fuumlr das menschliche Wohlergehen erhalten zu koumlnnen unternimmt die Politik zahlreiche Anstrengungen Doch entscheidend wird sein dass sich Wirtschaft und Gesellschaft ihrer Betroffenheit bewusst werden ihre Verantwortung erkennen und Handlungsoptionen wahrnehmen Dazu hilft es die oumlkonomischen Dimensionen von Oumlkosystemleistungen besser zu verstehen

BIODIVERSITAumlTUNDOumlKOSYSTEMLEISTUNGENndashERWEITERUNGDERUNTERNEHMERISCHENSICHT

2 WARUM DIE WIRTSCHAFT GEFRAGT IST ndash TREIBER CHANCEN UND RISIKEN

BEI DER GEWINNUNG VON TRINKWASSER UND DER REINIGUNG VON ABWASSER MACHEN WIR UNS NATUumlRLICHE PROZESSE ZUNUTZE UND SIND DEM SCHUTZ DER BIOLOGISCHEN VIELFALT DESHALB BESONDERS VERPFLICHTET

MICHEL CUNNAC VORSITZENDER

DER GESCHAumlFTS FUumlHRUNG VEOLIA

WASSER GMBH

Die Wechselwirkungen zwischen Biodiversitaumlt Oumlkosystemen und Unternehmen geben uns zahlreiche Hinweise darauf warum

Naturkapital fuumlr Unternehmen bedeutsam ist In diesem Kapi- tel sollen die wesentlichen Treiber vorgestellt werden die Unterneh-men dazu bewegt haben einen Beitrag zum Schutz von Natur und Oumlko systemen zu leisten Mit Blick auf die Umwelt sind viele Unter-nehmensentscheidungen vom Ziel gepraumlgt Risiken fuumlr das Unter-nehmen zu minimieren ndash wie zum Beispiel im Hinblick auf die Ver -fuumlgbarkeit von natuumlrlichen Ressourcen oder dem Zugang zu Wasser Hinter dieser Risikoabwaumlgung bleiben neue Geschaumlftsfelder oder Inno vationen manchmal zuruumlck Aber Mehr und mehr Unternehmen erkennen in den Themen Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistunshygen mittlerweile auch Chancen wie durch die Praxisbeispiele in die-sem und den folgenden Kapiteln deutlich wird

TREIBER UND CHANCEN FUumlR UNTERNEHMERISCHES HANDELNDie in Kapitel 1 genannten Ursachen fuumlr den Verlust an Artenvielshyfalt und intakten Oumlkosystemen lassen erahnen dass Unternehmen auf verschiedenste Weise mit Biodiversitaumlt und Oumlkosystemen in Beruumlh-rung kommen Einerseits sind Unternehmen direkt oder indirekt von

21WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

intakten Oumlkosystemen abhaumlngig Andererseits haben Unternehmen insbesondere des Primaumlrsektors einen starken Einfluss auf OumlkosystemeFuumlr die unternehmerische Auseinandersetzung mit dem Thema Natur-kapital und Oumlkosystemleistungen lassen sich fuumlnf maszliggebliche Trei-ber feststellen Regulierung Rechtsrahmen internationale Regelungen Zugang zu und nachhaltige Nutzung von natuumlrlichen Ressourcen Kunden beziehungsweise Marktnachfrage Innovationen sowie Verantwortung und Reputation

RegulierungDa Knappheit insbesondere die von oumlffentlichen Guumltern wie saubere Luft reines Wasser und unberuumlhrte Landschaft nur begrenzt von Maumlrk-ten abgebildet wird ist die staatliche Regulierung eine wirksame Maszlig-nahme zum maszligvollen schonenden Umgang mit unserem Natur ka-pital Regulierung erfolgt in Deutschland in erster Linie uumlber nationales und europaumlisches Recht welches zum Teil aber auch durch inter na-tionale Uumlbereinkommen beeinflusst oder initiiert wird Die Gesetz - gebung bietet eine Vielzahl von flexiblen Mechanismen stellt jedoch einige Akteure (zum Beispiel aus dem Bereich Abbau von Rohstoffen) vor Zielkonflikte zwischen dem Schutz von biolo gischer Vielfalt einer-seits und der unternehmerischen Taumltigkeit andererseits

Ressourcen und LeistungenZugang zu und nachhaltige Entnahme und Nutzung von natuumlrlichen Ressourcen und Leistungen sind insbesondere fuumlr Unternehmen aus

INFOBOX 8

Gesetzlicher Rahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt in DeutschlandDer Schutz der Natur wird in Deutschland wesentlich durch das Bundes-naturschutzgesetz (BNatSchG) und EU-Naturschutzrecht (Vogelschutz-Richtlinie von 1979 Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie von 1992) gepraumlgt Die

Eingriffsregelung nach sectsect 13 ff BNatSchG regelt die Bewaumlltigung von Eingriffen in Natur und Landschaft (Vermeidung und Kompensation) Neben der Eingriffsregelung ist noch der Artenschutz der Gebietsschutz (zum Beispiel Natura 2000 Nationalparke) und der gesetzliche Biotop-schutz von groszliger Bedeutung Hinzu kommen zahlreiche Regelungen aus anderen Bereichen wie zum Beispiel zum Gewaumlsserschutz Bodenschutz Immissionsschutz oder aus dem Agrarrecht Waldrecht Baurecht Pla-nungsrecht und Energierecht Sie haben zwar zumeist nicht direkt den Schutz der biologischen Vielfalt zum Gegenstand wirken aber indirekt weil sie auf die Ursachen des Verlustes der biologischen Vielfalt abzielen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 22

INFOBOX 9

Praxisbeispiel Labels bei Lebensmitteln Der Lebensmitteleinzelhandel hat auf das gesteigerte Kundenbewusst-sein reagiert und adressiert das Thema raquoErhalt der biologischen Viel-faltlaquo mit Hilfe von Labels (zum Beispiel raquoPRO PLANETlaquo bei REWE und raquoZuruumlck zum Ursprunglaquo bei Hofer in Oumlsterreich) Die Kennzeichnung sowie der Verweis auf die Webseite mit mehr Informationen spricht das Bewusstsein der Kunden in zweierlei Hinsicht an Sie koumlnnen ihren Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt leisten und haben gleich-zeitig die Moumlglichkeit die Herkunft und Herstellung ihres Produkts nachzuvollziehen

der Lebensmittel- Textil- und Holz- Papierindustrie ein Anstoszlig sich intensiv der Sicherung intakter Oumlkosysteme zu widmen Sie sind nicht nur gegenwaumlrtig von den Guumltern und Oumlkosystemleistungen abhaumlngig es ist auch wichtig dass diese dauerhaft als Geschaumlftsgrundlage er-halten bleiben Auch fuumlr Unternehmen mit nur indirekter Abhaumlngig-keit von Oumlkosystemleistungen ndash zum Beispiel durch die Lieferkette ndash ruumlckt dieser Aspekt mehr und mehr in den Fokus

Kunden- und MarktnachfrageDie Nachfrage nach nachhaltigen und naturvertraumlglichen Produkten waumlchst ndash und der Markt reagiert Die Vielzahl an labelaffinen und zah-lungsbereiten Kunden ist Beweis genug Die Gruppe der LOHAS (Life-style of Health and Sustainability) spiegelt dieses Konsumver halten

INFOBOX 10

Praxisbeispiel Gruumlne Direktinvestments in WaumllderDer Schutz der biologischen Vielfalt ist zentraler Bestandteil des Geschaumlftsmodells von ForestFinance Das Unternehmen hat sich Direkt-investments in nachhaltige Forstwirtschaft verschrieben Ertraumlge erwirt-schaftet es mit dem Verkauf von Edelhoumllzern und Emissionszertifi katen ndash schlieszliglich sind die angepflanzten Waumllder Kohlenstoffsenken Damit das Investment ndash das Oumlkosystem ndash nicht gefaumlhrdet ist muss seine natuumlr-l iche Resilienz erhalten bleiben Zudem erwarten Kunden die in raquogruumlne Geldanlagenlaquo investieren auch einen langfristigen Nutzen ihrer Investition

Doch laumlngst nicht alle Anbieter folgen einem solchen strengen Standard Hier sollte genau geschaut werden ob kurzfristige Ertraumlge und langfris-tiger Schutz in einem ausgewogenen Verhaumlltnis stehen

23WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

wider Dabei ist jedoch festzuhalten dass nicht alle Labels ausreichend Orientierung bieten

Zudem ist das Angebot entsprechender Produkte auf Unternehmen weniger Branchen begrenzt und nur selten werden der Schutz der bio-logischen Vielfalt und der Oumlkosystemleistungen derzeit im Business-to-Business-Geschaumlft (B2B) thematisiert

Ein Hindernis fuumlr Unternehmen ist die haumlufig zu geringe Anerkennung durch den Markt fuumlr Aktivitaumlten zugunsten des Umwelt- und Natur-schutzes Viele Unternehmen berichten zudem dass sowohl die schwierige Messbarkeit und Zurechenbarkeit von biologischer Vielfalt und Oumlkosystemleistungen mittels geeigneter Indikatoren wie auch die Kommunika tion nach auszligen zentrale Herausforderungen darstellen

Aber es ergeben sich auch gaumlnzlich neue Maumlrkte ndash beispielsweise im Finanzsektor Bei fachgerechter Umsetzung und Einbindung mehrerer Oumlkosystemleistungen verbinden diese Maumlrkte dabei wirtschaftlichen Erfolg und den Schutz der biologischen Vielfalt So versprechen zum Beispiel Investitionen in nachhaltige Forstwirtschaft gruumlnes Wachs-tum fuumlr Natur und Investoren Derartige Investitionen konzentrieren sich zurzeit auf Mittel- und Lateinamerika

Auch mit Blick auf die Kreditwuumlrdigkeit von Unternehmen sowie auf Versicherungen ist eine steigende Bedeutung des naturgerech ten Wirtschaftens zu verzeichnen Wie die Aktivitaumlten der UNEP Finance Initiative (UNEP FI) unterstreichen beruumlcksichtigt der Finanz dienstleis-tungssektor zunehmend dass Unternehmensaktivitaumlten die die bioshylogische Vielfalt und die Leistungen der Oumlkosysteme nicht belasten zumeist auf lange Sicht profitabler sind und beispielsweise extreme Wetterereignisse besser abfedern koumlnnen Entsprechend sind bei Unter nehmensratings unter den Indikatoren fuumlr das Umweltmanage-ment auch Kriterien fuumlr die raquoBiodiversitaumltsperformancelaquo zu finden

InnovationImmer oumlfter lernen die Forschungs- und Entwicklungsabteilungen der Unternehmen von der Natur und deren effektiven Sys temen und Prozessen die uumlber Jahrmillionen optimiert wurden Sie entwickeln

WALD IST WEIT MEHR ALS HOLZ LIEFERANT ndash ER BIETET NICHT NUR ZAHLREICHE OumlKOSYSTEM LEIS TUNGEN FUumlR MENSCH UND NATUR SONDERN AUCH WIRTSCHAFTshyLICHE CHANCEN DAVON MUumlSSEN JEDOCH ALLE PROFIshyTIEREN ndash SOZIAL UND OumlKOLOGISCH NACHHALTIG ES REICHT NICHT AUS DER NATUR rsaquoEIN PREISSCHILD UMZUHAumlNGENlsaquo

HARRY ASSENMACHER GESCHAumlFTS-

FUumlHRER FOREST -FINANCE SERVICE GMBH

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 24

INFOBOX 11

Praxisbeispiel Prozessoptimierung mit BionikAls international agierendes Unternehmen mit einer langen und kom-plexen Lieferkette stellte sich Tchibo die Frage raquoWie werden unmittelbar umsetzungsrelevante Informationen moumlglichst schnell und handlungs-wirksam einer groszligen heterogenen Zielgruppe zur Kenntnis gebrachtlaquo Mittels Analogiebildung konnte Tchibo in biologischen Wertschoumlpfungs-ketten wie der der Honigbiene Organisationsprinzipien iden tifizieren die dort zur Loumlsung solcher organisatorischen Heraus for derungen bei-tragen Auf Basis dieser Organisationsprinzipien wurden unternehmens-bezogene Handlungsoptionen erarbeitet Diese wurden anschlieszligend zu konkreten Maszlignahmen verdichtet und priorisiert Die vordringlichsten Maszlignahmen wie der Aufbau neuarti ger uumlber greifender Informations-netzwerke werden zurzeit bei Tchibo erprobt

schmutzabweisende Oberflaumlchen feine aber stabile Traumlgerkonstruk-tionen oder verbesserte Prozessablaumlufe Immer haumlufiger werden zu-dem Erkenntnisse uumlber Prinzipien der Natur in die eigene Organisation und Unternehmensprozesse uumlbertragen (Infobox 11)

Verantwortung und ReputationAls weiteren Handlungstreiber geben Unternehmen gesellschaft liche Verantwortung und die damit verknuumlpfte Reputation an Neben sozi-alem Engagement stehen auch immer oumlfter eine intakte Natur und damit die biologische Vielfalt im Vordergrund der Aktivitaumlten Der da-raus resultierende Dialog mit Anwohnern Kunden NGOs und weite-ren Stakeholdern foumlrdert dabei nicht nur das gegenseitige Verstaumlnd-nis sondern zeigt auch Schwerpunkte auf die bisweilen nicht im Fokus der Entscheider liegen (Infobox 12) Gleichzeitig wertet das Enga-gement das Unternehmen auf ndash sowohl fuumlr Kunden als auch fuumlr gegen-waumlrtige und potenzielle Beschaumlftigte Unternehmen erhalten so auszliger-dem die Moumlglichkeit eine wichtiger werdende Mittlerrolle zwischen Naturschutz und Zivilgesellschaft einzunehmen

Allerdings reicht Engagement fuumlr die biologische Vielfalt auszligerhalb des Kerngeschaumlfts nicht aus Sonst kann es schnell als raquoGreen-washinglaquo aufgefasst werden

BIODIVERSITAumlT IST FUumlR TCHIBO VORAUS SETZUNG FUumlR EIN ZUKUNFTSFAumlHIGES GESCHAumlFT DAHER ARBEITEN WIR MIT PARTNERORGANISATIONEN INTENSIV AN DER ERHALTUNG DER ARTENVIELFALT INSBESONDERE AM URSPRUNG UNSERER PRODUKTE

STEFAN DIERKS CATEGORY

LEADER CR PRODUCT amp STRATEGY

TCHIBO GMBH

ABBILDUNG 8 (Foto Susanne Georgi)

25WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

INFOBOX 12

Praxisbeispiel Unternehmen gemeinsam mit NGOs fuumlr den NaturschutzEine vergleichsweise neue Rolle nahm REWE in einem Pilotprojekt ein in dem sie gemeinsam mit der Bodenseestiftung die biologische Vielfalt auf den Plantagen der Obstbauern der Bodenseeregion foumlrderte Die Fronten schienen verhaumlrtet und eine Annaumlherung von Naturschuumltzern auf der einen und Obstbauern auf der anderen Seite erfolgte nur zoumlger-lich REWE agierte erfolgreich als Vermittler und Agent fuumlr den Erhalt der biologischen Vielfalt Es wurde nicht nur das Nahrungsangebot fuumlr Bienen Hummeln und Schmetterlinge waumlhrend der Trachten luumlcke von Juni bis September verbessert sondern auch der Dialog zwischen Obst-bauern und Naturschutzverbaumlnden gefoumlrdert Die Resonanz sowohl von Kunden als auch von Lieferantenseite ist so positiv dass das Projekt fortgefuumlhrt und ausgeweitet wurde (REWE 2010)

Mit allen Treibern sind Chancen und Risiken verbunden Ein Perspekti-venwechsel findet nicht nur hin zu Beruumlcksichtigung von Oumlkosystem-leistungen statt sondern auch von einer bloszligen Risikofokussierung hin zum Erkennen von Moumlglichkeiten fuumlr Differenzierung gegenuumlber Wettbewerbern

BETROFFENHEIT DER SEKTORENVielen Unternehmen faumlllt es schwer biologische Vielfalt und Oumlkosys-temleistungen im Unternehmen zu verorten insbesondere weil die Themen unter unterschiedlichen Perspektiven und Zielen adressiert

INFOBOX 13

Praxisbeispiel Verbindung von Verantwortung und WettbewerbsvorteilenAls Reiseanbieter bietet TUI zahlreiche Reisen in Biodiversitaumlts-Hot-spots an TUI sieht sich in der Verantwortung und engagiert sich seit Mitte der 1990er Jahre fuumlr den Erhalt der biologischen Vielfalt Arten-schutzkampagnen zur Aufklaumlrung der Reisenden (zum Beispiel Souvenir-ratgeber zu geschuumltzten Arten) und Kooperationen mit Wissenschaft und Forschung sind nur ein Auszug ihres vom Global Nature Fund 2012 praumlmierten Engagements fuumlr den Erhalt der biologischen Vielfalt Doch nicht allein die Verantwortung treibt TUI an Viele Reisende kommen gerade wegen eines intakten Oumlkosystems in bestimmte Urlaubsregio-nen Der Erhalt der biologischen Vielfalt wird somit zum Wettbewerbs-vorteil und sichert Naturliebhaber als Kunden

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 26

werden Daher gilt Zuerst Einfluss und Betroffenheit identifizieren ndash sowohl im Hinblick auf Chancen als auch auf Risiken um anschlie-szligend gezielt Maszlignahmen zu ergreifen ndash sei es im Bereich CSR im Einkauf oder anderswo Die unterschiedlich starke Betroffenheit der Unternehmen von den Themen Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistun-gen wird in Abbildung 9 deutlich

GRUumlNDE UND RISIKEN DES NICHTshyHANDELNSDie Vielfalt an bestehenden Umweltanforderungen wie zum Beispiel in den Bereichen Klima und Energie erschwert es Unternehmen haumlu-fig sich mit neuen Herausforderungen auseinanderzusetzen ndash zumal dann wenn ein neues Thema komplex ist und es dafuumlr keine raquoUni-versalloumlsungenlaquo gibt Entgegen den aufgefuumlhrten positiven Beispielen uumlberwiegen dadurch immer wieder Hemmnisse ndash wie Uumlberforderung durch die Komplexitaumlt und Knappheit von Zeit und Ressourcen ndash fuumlr eine vertiefende Auseinandersetzung mit Biodiversitaumlt und Oumlkosys-temleistungen

Ein Perspektivenwechsel hin zu einer Beruumlcksichtigung von biologi-scher Vielfalt durch Unternehmen wird dann gelingen wenn es dafuumlr zum einen eine klare Entscheidung oder Unterstuumltzung durch die Unter nehmensleitung gibt und zum anderen eine einfache Integra tion in bestehende Management- und Steuerungssysteme moumlglich ist

ABBILDUNG 9 Betroffenheit verschiedener Branchen von einer Veraumlnderung der biologischen Vielfalt und Oumlkosystemleistungen Die Tabelle fuumlhrt moumlgliche Chancen und Risiken einer Ruumlcksichtnahme oder Vernachlaumlssigung von bio logischer Vielfalt bei Unterneh-mensaktivitaumlten fuumlr die jeweiligen Sek to ren auf Groszlige Rauten stehen fuumlr starke kleine Rauten fuumlr maumlszligige Zusammenhaumlnge (Grafik PwC)

Primaumlrsektor (z B Landwirtschaft Bergbau)

Sekundaumlrsektor(z B Chemie Technoshylogie Luftfahrt Bau)

Tertiaumlrsektor(z B Konsumguumlter wie Nahrungsmittel Automobile)

Tertiaumlrsektor (z B Finanzdienstshyleistungen wie Banken Versicherungen)

Regulierung (z B Grenzwerte Genehmi-gungen Kompensationen)

Natuumlrliche Ressourcen (zB Zugang zu und Verfuumlgbar-keit von Ressourcen Produkti-vitaumlt von Oumlkosystemen)

Markt (z B Kundenanforderungen (B2B) Nachfrage (B2C) neue Maumlrkte)

Innovation (z B Prozess- und Produkt-innovation)

Reputation (gesellschaftliche Verant-wortung Image)

27WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

Als wesentliches Hindernis fuumlr die Umsetzung von Maszlignahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt sehen Unternehmen nach wie vor auch das Fehlen eines einheitlichen Rahmens fuumlr die Erhebung Mes-sung und Vergleichbarkeit der raquoBiodiversitaumltsperformancelaquo Hinzu kommt dass die Politik bisher zwar viele nationale Ziele zum Schutz der biologischen Vielfalt (Nationale Strategie zur biologischen Viel-falt) formuliert aber speziell fuumlr Unternehmen nur uumlbergeordnete und wenig konkretisierte Ziele gesetzt hat Ohne konkrete Ziele oder eine klare Vorgabe ndash seien es Gesetze Branchenstandards oder inter-nationale Richtlinien ndash werden Maszlignahmen des Umwelt- und Natur-schutzes nur sehr zoumlgerlich umgesetzt

Nicht-Handeln hat jedoch schwerwiegende gesamtgesell schaftliche Folgen So geht der im Rahmen der internationalen TEEB-Studie veroumlffentlichte Bericht raquoThe cost of policy inactionlaquo davon aus dass uns Inaktivitaumlt beim Schutz funktionierender Oumlkosysteme ab dem Jahr 2050 bis zu 7 des globalen Bruttoinlandsproduktes (GDP) kos-tet ndash und das Jahr fuumlr Jahr (Ten Brink und Braat 2008) Dies trifft alle Berei che der Gesellschaft ndash auch Unternehmen Fest steht Wer lang-fristig erfolgreich sein will wird in Zukunft nicht um die Themen Bio-diversitaumlt und Oumlkosystemleistungen herumkommen

ENTWICKLUNGEN UND TRENDS ndash WAS AUF UNTERNEHMEN ZUKOMMT3

DER STAAT SCHUumlTZT AUCH IN VERANTWORTUNG FUumlR DIE KUumlNFshy TIGEN GENERATIONEN DIE NATUumlRLICHEN LEBENSGRUND LAGEN

GRUNDGESETZ DER BUNDES REPUBLIK

DEUTSCHLAND ARTIKEL 20A

BIODIVERSITAumlTSshy UND OumlKOSYSTEMSCHUTZ ndash DEUTSCHER UND INTERNATIONALER HINTERGRUNDNaturschutz spielt seit Beginn des 20 Jahrhunderts in Deutschland traditionell eine wichtige Rolle Bedeutende Oumlkosysteme und Natur-raumlume sind seit langem unter besonderen Schutz gestellt Zahlreiche Gesetze und Regulierungen mit Vorgaben fuumlr Planungen und Entschei-dungen (sowie Grenzwerte) praumlgen die Politik fuumlr den Erhalt der bioshylogischen Vielfalt in Deutschland ( Kapitel 2) Es gibt zwar Fort-schritte in einzelnen Bereichen aber dennoch konnten Bemuumlhungen der Politik auf nationaler europaumlischer und internationaler Ebene den Trend des Verlustes der biologischen Vielfalt bisher nicht stoppen

Gesetzliche Vorgaben ruumlckten den Naturschutz beziehungsweise den Schutz der biologischen Vielfalt primaumlr in die Verantwortung der oumlffent-lichen Hand Zahlreiche Uumlbereinkuumlnfte und Strategien mit Zielen ndash sowohl auf internationaler europaumlischer als auch auf nationaler Ebe-ne ndash unterstreichen die politischen Anstrengungen der vergangenen Jahrzehnte Damit ist auch die Aufforderung an alle gesellschaftlichen Akteure verbunden an der Realisierung dieser Ziele aktiv mitzuwir-ken und ihre Verantwortung wahrzunehmen

Das 2005 veroumlffentlichte Millennium Ecosystem Assessment leitete schlieszliglich einen schrittweisen Perspektivenwechsel ein Natur wurde

29ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

ABBILDUNG 10

INFOBOX 14

Politische Ziele zum Schutz der Biologischen Vielfalt1992 wird die Konvention uumlber die biologische Vielfalt

(CBD) in Rio de Janeiro verabschiedet und von Deutschland ein Jahr spaumlter unter zeichnet Sie stellt die erste internationale Uumlbereinkunft dar in der sowohl Ursachen als auch Ziele zur Bekaumlmpfung des Verlustes von Biodiversitaumlt festgehalten werden

1998 verabschiedet die EU ihre erste Biodiversitaumltsstrategie die von EU-Aktionsplaumlnen aus den Jahren 2001 und 2006 ergaumlnzt wird

2007 beschlieszligt das Bundeskabinett die raquoNationale Strategie zur bio-logischen Vielfaltlaquo zur Umsetzung der CBD

2010 werden im Rahmen der 10 CBD-Vertragsstaatenkonferenz glo-bale Biodiversitaumltsziele fuumlr 2020 verabschiedet (sogenannte Aichi-Ziele)

2011 stellt die EU eine neue Biodiversitaumltsstrategie fuumlr 2020 vor die explizit auch Ziele und Maszlignahmen zum Erhalt von Oumlkosystem-leistungen umfasst (wie Aichi-Ziele)

nicht mehr nur aus sich heraus als schuumltzenswert angesehen son-dern zugleich als Lieferant von Rohstoffen und Leistungen als Abneh-mer von Emissionen und Brauchwasser sowie als Motor der Regional-wirtschaft verstanden

Diese Zusammenhaumlnge und diese oumlkonomischen Argumente fuumlr den Schutz von Oumlkosystemleistungen und der biologischen Vielfalt aufzuzeigen wurde zum Anspruch und zur Herausforderung der inter-nationalen TEEB-Initiative

INFOBOX 15

Die Nationale Strategie zur biologischen VielfaltDie Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt von 2007 formuliert Visi onen Ziele und Maszlignahmen zum Erhalt der biologischen Vielfalt in Deutschland fuumlr viele Themenbereiche (Arten Lebensraumlume diverse Oumlko sys teme Gewaumlsserschutz Land- und Forstwirtschaft Tourismus und naturnahe Erholung bis hin zu Bewusstsein Bildung Forschung Technolo gietransfer und Entwicklungszusammenarbeit) Ihre Umset-zung ist eine groszlige gesamtgesellschaft liche Herausforderung Politik und Verwaltung koumlnnen dies nicht im Alleingang schaffen Akteure in Wirtschaft und Gesellschaft ndash auch Unternehmen ndash sind fuumlr die erfolg-reiche Umsetzung der Strategie gefordert

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 30

ABBILDUNG 11 ndash 15 Die vier TEEB-Berichte und der TEEB-Synthe-sebericht In der abgebildeten Reihenfolge TEEB 2010a TEEB 2011 TEEB 2012a TEEB 2012b TEEB 2010b

INFOBOX 16

Die internationale TEEB-StudieInspiriert durch den Stern Report (2007) zum Klimawandel initiierten 2007 die G8 +5 Umweltminister angestoszligen durch den deutschen Bun-desumweltminister und den EU-Umweltkommissar eine globale Studie zur Oumlkonomie der Oumlkosysteme und der biologischen Vielfalt (The Eco-nomics of Ecosystems and Biodiversity ndash TEEB) Ziel war es die enorme wirtschaft liche Bedeutung der Natur und ihrer Oumlkosystemleistungen aufzuzeigen und Empfehlungen zu geben wie der Verlust der biologi-schen Vielfalt zu stoppen ist

Mehr als 400 Autoren aus Politik Wissenschaft Wirtschaft Nicht- Regierungsorganisationen und der Zivilgesellschaft arbeiteten an TEEB-Berichten fuumlr bestimmte Zielgruppen TEEB fuumlr nationale und interna-tionale Politiker TEEB fuumlr regionale und kommunale Entscheider TEEB fuumlr Unternehmen die Zivilgesellschaft wurde mithilfe einer Medien-kampagne inklusive Webseite Facebook-Profil und Twitter-Account eingebunden zudem gab es einen abschlieszligenden Synthese-Bericht und raquoTEEB Foundationslaquo fuumlr die Wissenschaft

Der Unternehmensbericht TEEB in Business and Enterprise zeigt inwie-fern Unternehmen von den Themen biologische Vielfalt und Oumlko-systemleistungen betroffen sind und unterstreicht mit Beispielen aus aller Welt den Einfluss auf und die Abhaumlngigkeit von Biodiversitaumlt und Oumlko systemleistungen Die Autoren formulieren sieben allgemeine Schritte zum unternehmerischen Umgang mit biologischer Vielfalt Identifizierung von Auswirkungen des Unternehmens auf und Abhaumln-

gigkeiten von Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungen (Biodiversity and Ecosystem Services ndash BES)

Beurteilung der geschaumlftlichen Risiken und Chancen in Zusammen-hang mit diesen Auswirkungen und Abhaumlngigkeiten

Entwicklung von BES-Informationssystemen Festlegung von Zielen Messung und Bewertung der Leistungsbilanz und Bekannt gabe der Ergebnisse

Ergreifung von Maszlignahmen zur Vermeidung Minimierung und Begren-zung von BES-Risiken einschlieszliglich Schadensersatz (raquoAusgleichlaquo) soweit machbar

Ergreifung neuer BES-Geschaumlftschancen Kosteneinsparungen neue Produkte neue Maumlrkte

Integration geschaumlftlicher Strategien und Maszlignahmen zu BES in wei-ter gefasste Initiativen zur Corporate Social Responsibility

Verbesserung der fuumlr BES geltenden Leitlinien und Strategien gemein-sam mit Betroffenen in Behoumlrden in nichtstaatlichen Organisationen und in der Zivilgesellschaft

31

Perspektivenwechsel in der UnternehmensweltViele Unternehmen orientieren sich an Leitbildern Unternehmenswer-ten beziehungsweise ihrer Unternehmensphilosophie und tragen da-mit unternehmerische und oft auch gesellschaftliche Verantwortung

ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

ABBILDUNG 16 Das Logo der raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo - Studie

INFOBOX 18

raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo fuumlhrt die internationale TEEB-Initiative auf nationaler Ebene fort Hauptaufgabe ist die Erarbeitung thematischer Berichte zum Wert und zur oumlkonomischen Bedeutung von biologischer Vielfalt Oumlkosystemleis-tungen und Natur fuumlr Wirtschaft und Gesellschaft in Deutschland Neben der vorliegenden Broschuumlre gehoumlren hierzu unter anderem die Themen Biologische Vielfalt und Klimawandel Oumlkosystemleistungen und Ent-wicklung laumlndlicher Raumlume sowie naturnahe Oumlkosysteme und staumldti-sche Lebensqualitaumlt raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo macht deutlich dass es neben moralisch-ethischen und oumlkologischen auch gewichtige oumlkonomische Gruumlnde gibt Naturkapital zu erhalten

raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo wird in einem offenen Prozess durchgefuumlhrt Zahlreiche Akteure aus Wissenschaft Politik Verwaltung Wirtschaft und Gesellschaft wirken durch Know-how Forschungs-ergebnisse wissenschaftliche Beitraumlge und gute Beispiele zur Bedeu-tung und Inwertsetzung von Oumlkosystemleistungen und biologi-scher Vielfalt an der Erstellung der Berichte mit

INFOBOX 17

TEEB als Startpunkt fuumlr viele weitere InitiativenDie Resonanz die TEEB in Wirtschaft Wissenschaft Medien und Politik erfuhr verhalf zahlreichen Initiativen zu mehr Gehoumlr So erlebten zum Beispiel die UNEP FI (Finanzinitiative des Umweltprogramms der Verein-ten Nationen UNEP) aber auch das langjaumlhrige Engagement der Welt-naturschutzorganisation IUCN in der Privatwirtschaft starken Aufwind Parallel zu TEEB bestehen in Kooperation zwischen Wirtschaft Wissen-schaft und Verbaumlnden praxis- und loumlsungsorientierte Ansaumltze wie der Corporate Ecosystem Services Review des World Resource Institute (WRI 2012) Neben zahlreichen nationalen TEEB-Studien und Initiativen wurde auch eine TEEB for Business Coalition ins Leben gerufen die sich unter anderem zum Ziel gesetzt hat durch ihr Engagement die Einbin-dung von Biodiversitaumlt in das unternehmerische Handeln spuumlrbar und nachhaltig zu befoumlrdern (wwwteebforbusinessorg pdfwriorgcorpo-rate_ecosystem_services_reviewpdf)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 32

Insbesondere im Rahmen ihrer Unternehmensstrategie stellen sie folgende Fragen raquoWas fuumlr ein Unternehmen sind wirlaquo und raquoFuumlr wel-che Werte stehen wir und wofuumlr setzen wir uns einlaquo

Gleiche oder zumindest aumlhnliche Fragen muumlssen Unternehmen auch ihren Anteilseignern und sonstigen internen und externen Anspruchs-gruppen beantworten Dies gilt in einer globalisierten Welt immer mehr auch fuumlr Produktionsstaumltten im Ausland und fuumlr die Beziehungen mit Lieferanten Damit stehen folgende Fragen im Vordergrund raquoWelche Werte moumlchten wir in Zulieferlaumlndern vertretenlaquo raquoWelche Um-weltmaszligstaumlbe setzen wir hier wie dort anlaquo und raquoWas hat dies fuumlr Auswirkungen auf unsere Marke und den Ruf des Unternehmenslaquo

Das Selbstverstaumlndnis einiger Unternehmen geht uumlber die bloszlige Bereit stellung von Guumltern und Dienstleistungen hinaus Sie sehen sich als Teil der Gesellschaft Vertreter ihrer Region und als Agierende in Wechselwirkung mit ihrer Umwelt Idealismus in Bezug auf ihre gesell schaftliche Rolle motiviert diese Entscheider ebenso wie Realis-mus in Bezug auf das Verstaumlndnis oumlkologischer und globaler Zu sam-men haumlnge So kommt es dass sich deutsche Unternehmen in Latein-amerika fuumlr den Erhalt bedrohter Arten engagieren und den Schutz von Regen wald in Afrika foumlrdern

INFOBOX 19

Vision von UnternehmenIn vielfaumlltiger Weise haben Unternehmen die oumlkologischen Herausfor-derungen sowohl als Warnsignale als auch als Chance fuumlr einen Wandel begriffen

Mit seiner Publikation raquoChanging Pacelaquo schreibt der World Business Council for Sustainable Development (WBCSD 2012a) seine Vision 2050 fort und zeigt Wege hin zu einem Wirtschaften auf das 9 Milliarden Menschen versorgt und dabei die oumlkologischen Grenzen unseres Plane-ten nicht uumlberschreitet Weitere Informationen wwwwbcsdorgchan-gingpaceaspx

Corporation 2020 greift aumlhnliche Gedanken auf geht allerdings noch einen Schritt weiter und strebt nach Ausrichtung des Wirtschaftssystems auf die Grenzen die der Planet setzt Steuerreformen klare Regeln fuumlr die Aufnahme von Fremdkapital (Stichwort Uumlberschuldung) Transparenz fuumlr den Konsumenten und Offenlegung von Externalitaumlten sind zentrale Punkte der Initiative um den Leiter der internationalen TEEB-Studie Pavan Sukhdev und zahlreiche weitere Persoumlnlichkeiten aus Wirtschaft Wissen-schaft und Politik Weitere Informationen wwwcorp2020com

33ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

Immer mehr deutsche Unternehmen setzen sich mit Fragen rund um die biologische Vielfalt und Oumlkosystemleistungen auseinander und leisten somit Pionierarbeit Die Komplexitaumlt des Themas raquobiologische Vielfaltlaquo und schwierige Operationalisierbarkeit sind dabei nach wie vor massive Huumlrden Und tatsaumlchlich gibt es bis dato noch keine einheitlich anerkannten Quantifizierungsmethoden oder verbindliche Richtlinien die biologische Vielfalt und Oumlkosystemleistungen lassen sich nicht in einem Indikator zusammenfassen Dadurch sind sie fuumlr viele Entscheider in deutschen Unternehmen schlecht greifbar und laumlsst diese vor konkreten Handlungen zuruumlckschrecken

Dennoch nehmen einige Unternehmen diese Herausforderungen an und naumlhern sich mit zunehmender Professionalitaumlt der Integration von Biodiversitaumlt in ihre Managementprozesse Unternehmen sind aktiv beteiligt an der Erstellung von Leitfaumlden ersten Empfehlungen zur Integration der biologischen Vielfalt ins Umweltmanagement oder Ansaumltzen zur verbesserten Quantifizierung der externen Effekte in der unternehmerischen Finanzbuchhaltung Auch die Gruumlndung von Initiativen zu dem Thema wie die deutsche raquoBiodiversity in Good Companylaquo-Initiative die raquoUNEP Finance Initiativelaquo die raquoGlobal Com-pactlaquo- Initiative der UN sowie der raquoeconsense Arbeitskreis zu Biodi-versitaumlt und Oumlkosystemleistungenlaquo zeigen dass dieser Perspektiven-wechsel die Unternehmenswelt mittlerweile erreicht hat

WIE UNTERNEHMEN TAumlTIG WERDEN KOumlNNEN4

DIE ERGEBNISSE DER OumlKOLOGISCHEN GEWINNshy UND VERLUSTRECHNUNG VON PUMA BELEGEN DASS DIE DERZEITIGEN GESCHAumlFTSPRAKTIKEN VON UNTER NEHMEN DRINGEND EINES PARADIGMEN WECHSELS BEDUumlRFEN

JOCHEN ZEITZ EHEMALIGER CEO UND

VERWALTUNGSRATSVORSITZENDER

DER PUMA SE VERWALTUNGSRATS -

MITGLIED PPR

Je nach Unternehmen ist die Herangehensweise und Auseinanderset-zung mit dem Thema Naturkapital sehr unterschiedlich Dieses Kapitel gibt konkrete Ansaumltze und Beispiele wie ein Einstieg und geziel-tes Handeln angegangen werden koumlnnen

TOOLS UND LEITFAumlDEN FUumlR DEN EINSTIEGUm eine moumlglichst praumlzise und damit steuerbare Integration ins unternehmerische Management zu erreichen ist die Entwicklung von Zielen und Maszlignahmen noumltig Ein erster Biodiversitaumlts-Check hilft dabei bereits bestehende Maszlignahmen und Kennzahlen zu identifi-zieren Dabei sollten saumlmtliche unternehmerische Taumltigkeitsfelder von der Strategie und dem Personalwesen uumlber Liegenschaften und Einkauf bis hin zu Produktion und Entsorgung beleuchtet werden Die dann vorliegenden Ergebnisse koumlnnen Startpunkt vertiefender Maszlignahmen sein zum Beispiel erste Ziele oder Analysen eine Aus-dehnung auf andere Geschaumlftsbereiche oder die Entwicklung von Management- und Berichterstattungsstrukturen

Leitfaumlden und Handbuumlcher geben Hilfestellung bei der Integration von biologischer Vielfalt in Unternehmenspro zesse und koumlnnen zu-

gleich Inspiration und Unterstuumltzung fuumlr weitere Planungsprozesse

35WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

sein Durch die Handlungsempfehlungen koumlnnen auf leichte Weise Elemente einbezogen werden die beispielsweise die biologische Vielfalt auf dem Firmengelaumlnde foumlrdern ndash wie Bienenkaumlsten und bewachsene Hauswaumlnde Weitere konkrete Handlungsempfehlungen finden sich unter anderem in dem Bericht raquo Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagementlaquo (Bestaumlndig und Wuczkowski 2012)

BESTEHENDE ANSAumlTZE NUTZEN UND ERWEITERNFolgende Ansaumltze aus dem Unternehmensbereich sind auch zur Inte-gration von Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt gut ge eignet Unternehmerische Verantwortung (Corporate Responsibility)

Berichterstattung (inklusive umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung)

Umweltmanagement Ressourceneffizienz Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten-Management

Investitions- und Planungsprozesse

Unternehmerische Verantwortung (Corporate Responsibility)Viele Aktivitaumlten zum Biodiversitaumlts- und Oumlkosystemleistungs - schutz sind losgeloumlst vom Kerngeschaumlft und unter gesellschaftlichem Enga ge ment und unternehmerischer Verantwortung (Corporate

INFOBOX 20

Biodiversitaumlts-Checks fuumlr UnternehmenBislang werden zwei in deutscher Sprache verfuumlgbare Biodiversitaumlts-Screenings fuumlr Unternehmen haumlufig angewendet Die branchenuumlbergreifenden Checklisten der deutschen raquoBiodiversity

in Good Companylaquo-Initiative basieren auf dem raquoHandbuch Biodiver-sitaumltsmanagementlaquo (Schaltegger u a 2010) und ermoumlglichen eine Selbstevaluation zum aktuellen Stand des unternehmerischen Biodi-versitaumltsmanagements Weitere Informationen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

Der vom Global Nature Fund BAUM e V dokeo und PwC entwi-ckelte Biodiversitaumlts-Check fuumlr Unternehmen vereint Expertise aus Biologie Oumlkologie und Management Er bietet einen ersten auf das Unternehmen zugeschnittenen Uumlberblick uumlber die Reife des Biodiver-sitaumltsmanagements und gibt Empfehlungen fuumlr das weitere Vorge-hen Weitere Informationen wwwbusiness-biodiversityeudefaultaspLang=DEUampMenue=128

ABBILDUNG 17(Foto Andrzej Tokarski fotoliacom)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 36

Respon si bi lity) einzuordnen Vor allem Unternehmenswerte und -philo-sophien koumlnnen Anknuumlpfungspunkte raquovon obenlaquo bieten und zu einer weitergefassten Strategieentwicklung fuumlhren

ABBILDUNG 18(Foto Susanne Georgi)

INFOBOX 21

Praxisbeispiel Pilotprojekt fuumlr Branchenstandards Die oekom GmbH der groumlszligte deutsche Fachverlag fuumlr Oumlkologie und Nachhaltigkeit veroumlffentlicht Sach- und Fachbuumlcher mit Bezug zur bio-logischen Vielfalt und dem Erhalt der Oumlkosysteme Fuumlr seine Publi-kationen verwendet er ausschlieszliglich Recycling- und FSC-zertifiziertes Papier Zudem hat der Verlag das Projekt raquoNachhaltig Publizierenlaquo initi-iert das vom Bundesumweltministerium gefoumlrdert wird In Kooperation mit zwei wissenschaftlichen Instituten und der Frankfurter Buchmesse wurden praxisnahe Kriterien fuumlr die nachhaltige Bucherstellung entwi-ckelt Mit dem Projekt praumlsentiert sich oekom oumlffentlichkeitswirksam als Vorreiter und sensibilisiert die Verlagsbranche fuumlr einen nachhalti-gen Umgang mit der Ressource Papier

37

Gleichzeitig bietet die Kommunikation und Interaktion mit Kunden und Mitarbeitern Moumlglichkeiten fuumlr eine Integration sozusagen als Impulsgeber raquovon untenlaquo Freiwilligenarbeit gemeinsame Baum-pflanzaktionen oder Spenden fuumlr Naturschutzeinrichtungen tragen zum Schutz und zur Wertschaumltzung des Naturkapitals bei Mit Blick auf ihre Mitarbeiter profitieren Unternehmen zudem vom Wohlbe-finden am Arbeitsort erhoumlhter Kommunikationsbereitschaft und staumlrkerer Bindung und Loyalitaumlt gegenuumlber dem Arbeitgeber

Berichterstattung (inklusive umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung)Die in Deutschland und weltweit gebraumluchlichste Richtlinie zur Bericht-erstattung von Nachhaltigkeitsaspekten ndash die Global Reporting Initia-tive (GRI) ndash sieht eine Offenlegung von bis zu fuumlnf biodiversitaumltsbe-zogenen Indikatoren vor Diese waren bislang von eher qualitativer

WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

ABBILDUNG 20 Umweltindika-toren der Global Reporting Initiative Die fuumlnf relevanten Umweltindi - ka toren der Berichterstattungsricht-linie der Global Reporting Initiative (GRI) in der Version 31 Biodiver-sitaumlts bezogene Umweltindikatoren werden mit EN fuumlr Umwelt abgekuumlrzt und beinhalten EN 11 bis EN 15

Kernindikatoren Zusaumltzliche Indikatoren

EN11

Ort und Groumlszlige von Grundstuumlcken in Schutzge-bieten oder angrenzend an Schutzgebiete Ort und Groumlszlige von Grundstuumlcken in Gebieten mit hohem Biodiversitaumltswert auszligerhalb von Schutz-gebieten oder daran angrenzend Zu beruumlcksich-tigen sind Grundstuumlcke die im Eigentum der berichtenden Organisation stehen oder von die-ser gepachtet oder verwaltet werden

EN13 Geschuumltzte oder wiederhergestellte natuumlrliche Lebensraumlume

EN14Strategien laufende Maszlignahmen und Zu-kunftsplaumlne fuumlr das Management der Auswir-kungen auf die Biodiversitaumlt

EN12

Beschreibung der wesentlichen Auswirkungen von Aktivitaumlten Produkten und Dienstleistungen auf die Biodiversitaumlt in Schutzgebieten und in Gebieten mit hohem Biodiversitaumltswert auszliger-halb von Schutzgebieten

EN15

Anzahl der Arten auf der Roten Liste der IUCN und auf nationalen Listen die ihren natuumlrlichen Lebensraum in Gebieten haben die von der Geschaumlftstaumltigkeit der Organisation betroffen sind aufgeteilt nach dem Bedrohungsgrad

ABBILDUNG 19(Foto Piepenbrock)

INFOBOX 22

Praxisbeispiel Mitarbeiter-EngagementDie Piepenbrock Unternehmensgruppe unterhaumllt im brandenbur-gischen Naturpark Stechlin-Ruppiner Land den 2200 Hektar groszligen Forst Rheinshagen Im Rahmen seiner Aktion raquoWachstumlaquo pflanzt das Unternehmen dort gemeinsam mit seinen Kunden fuumlr jeden Neuauf-trag Baumlume Im August 2012 besuchte eine Gruppe von zehn Auszu-bildenden des Unternehmens im Zuge der raquoAzubi-Projekttagelaquo den Piepen brock Forst um die Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens kennenzulernen und selbst aktiv zu unterstuumltzen Ziel war es die Sand-heideflaumlche am Zechower Berg im Naturschutz- und gleichnamigen Fauna-Flora-Habitat-Gebiet Rheinsberger Rhin und Hellberge zu pflegen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 38

IM RAHMEN VON UMWELTSCHUTZ UND RESSOURCENshyEFFIZIENZ KUumlMMERN SICH VIELE UNTER NEHMEN BEREITS HEUTE UM BIODIVERSITAumlT UND ECOSYSTEM SERVICES OHNE DIES JEDOCH EXPLIZIT HERAUS ZUshy STELLEN DER BEWUSSTE EINBEZUG DES OumlKOSYSTEMshy GEDANKENS SOWIE DIE BETRACHTUNG ENTSPRECHENDER CHANCEN UND RISIKEN STELLT EINE WEITER ENT shy WICKLUNG DAR DIE DURCHAUS ALS rsaquoUMWELTVERANTshyWORTUNG 20lsaquo BEZEICHNET WERDEN KANN

MICHAEL SIEMERS CORPORATE

ENVIRONMENT amp RESPONSIBILITY

EVONIK INDUSTRIES AG

Form doch auch hier erfolgt eine regelmaumlszligige Anpassung die zu-kuumlnftig sicherlich auch mit einer Quantifizierung einhergehen wird Damit bleibt die unternehmerische Berichterstattung eng verbunden mit dem Umweltmanagement

Unternehmerische Berichterstattung wird sich aumlndern und zukuumlnftig integrierter sein (Stichwort Integrated Reporting) In dieser Hinsicht ist auch die umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung zu sehen

INFOBOX 23

Praxisbeispiel Umweltbezogene Gewinn- und VerlustrechnungWaumlhrend in der klassischen Gewinn- und Verlustrechnung (GampV) nur finanzielle Kenngroumlszligen wie Anlagevermoumlgen return on investment und Eigenkapitalrendite berichtet werden bleiben die umweltbezogenen Kosten verborgen Diese Externalitaumlten ndash beispielsweise Verschmutzung von Gewaumlssern Zerstoumlrung von Lebensraumlumen oder das Abwaumllzen von Verantwortung beim Klimawandel auf Folgegenerationen ndash sind als Ver-luste anzusehen die nicht durch das Unternehmen sondern von Dritten wie der Allgemeinheit oder der Natur getragen werden Getrieben von CEO Jochen Zeitz hat Puma es sich zur Aufgabe gemacht diese Kosten deutlicher aufzuzeigen und in die GampV einflieszligen zu lassen Solch eine Sichtbarmachung kann beim Einkauf der Fertigung der Produktent-wicklung oder dem Nachhaltigkeitsmanagement helfen bessere Ent-scheidungen zu treffen um so die Externalitaumlten zu minimieren Laut PUMA Environmental Profit amp Loss Account hat das Unternehmen im Jahr 2010 etwa 145 Millionen Euro an Umweltschaumlden durch Treibhaus-gasemissionen Wasserverbrauch Landnutzungsfolgen Luftverschmut-zung und Abfallerzeugung verursacht Davon entfallen nur etwa 6 auf das Kerngeschaumlft mehr als 137 Millionen Euro Umweltschaumlden ent-stehen entlang der Lieferkette Weitere Informationen httpaboutpumacomwp-contentthemesaboutPUMA_themefinancial-reportpdfEPL080212finalpdf

39WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Sie macht deutlich welche Abhaumlngigkeiten und welche Einfluumlsse ein Unternehmen hat und stellt bei der Einbeziehung der Oumlkosystem-leistungen und Integration in die externe Rechnungslegung einen be deut samen Schritt hin zur Beruumlcksichtigung von Naturkapital in Unternehmen dar Eine Offenlegung dieser Art koumlnnte einen Para dig-menwechsel einleiten Wer seine Leistung schon fruumlhzeitig ganzheit-lich misst und berichtet kann in einem sich veraumlndernden Geschaumlfts-

ABBILDUNG 21 (Foto LianeM Fotoliacom)

INFOBOX 24

Biodiversitaumlt in den Umweltmanagementzertifizierungen ISO 14001 und EMASBei EMAS muumlssen und bei ISO 14001 sollten die Auswirkun-gen auf die biologische Vielfalt beruumlcksichtigt werden Bei EMAS wird in Form des raquoFlaumlchenverbrauchslaquo ein direkter Indikator fuumlr den Habitatverlust erhoben ndash eine der Hauptursachen des Biodiver-sitaumltsverlustes Zwar kann der Flaumlchenverbrauch von unterschiedli-cher Qualitaumlt sein ndash die Bebauung einer bereits degradierten Flaumlche ist weniger kritisch als die eines intakten Oumlkosystems ndash dennoch kann dies als erster Startpunkt gewertet werden

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 40

umfeld weiterhin Spitzenleistung liefern Dies betrifft die Felder Risikomanagement Versorgungssicherheit und -produktivitaumlt wie auch Compliance und Stakeholdermanagement

UmweltmanagementEin Umweltmanagement steuert gemaumlszlig den vier Managementschrit-ten Planen Ausfuumlhren Kontrollieren und Optimieren umweltbezo-gene Unternehmenstaumltigkeiten und ermoumlglicht so eine kontinuierli-che Verbesserung der Umweltleistung Dieser Managementzyklus beruumlcksichtigt derzeit nur selten umsetzungsorien tiert die Dimensio-nen Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt

Hier kann eine Erweiterung konkret ansetzen Eine erste Feststellung des Status quo auf Basis bereits existieren der Umweltdaten ndash ergaumlnzt durch Experteneinschaumltzungen ndash ist der Anfang Anschlieszligend koumln-nen spezifische und messbare Ziele gesetzt werden was sich in die bekannten Schritte des Umweltmanagements einbinden laumlsst

RessourceneffizienzRessourceneffizienz gewinnt angesichts steigender Rohstoffpreise und -bedarfe und des groszligen Anteils den Material- und Energie kosten an den Gesamtkosten in vielen Branchen darstellen wirtschaftlich und politisch enorm an Bedeutung Zur Steigerung der Ressourceneffi-zienz liegen aktuell Programme auf nationaler wie europaumlischer Ebene vor es existieren dazu Plattformen und Initiativen Das Thema raquoRes-sourceneffizienzlaquo koumlnnen Unternehmen strategisch integrieren (zum Beispiel in ihrem Umweltmanagement) indem sie die entsprechen-den Einsatzstoffe als Naturkapital raquodeklarierenlaquo und im Ressourcen-management umfassender als bisher beruumlck sichtigen Durch den sparsamen effizienten Einsatz von Ressourcen koumlnnen oftmals Oumlko-systeme geschont werden (zum Beispiel durch ein entsprechendes

INFOBOX 25

Praxisbeispiel Integration von Biodiversitaumlt in das Ressourcen-managementUPM betreibt in Deutschland sieben Papierfabriken und verschreibt sich der nachhaltigen Forstwirtschaft und dem Schutz der Biodiversitaumlt So wird weltweit FSC- und PEFC-zertifiziertes Holz verwendet und in unter nehmenseigenen Waumlldern ein Biodiversitaumltsprogramm umge-setzt Gemeinsam mit der raquoAlliance for Water Stewardshiplaquo fuumlhrt UPM ein Pilotprojekt zum Wassermanagement durch Dies soll den Verbrauch des wasserintensiven Papierherstellungsprozesses senken und die Wie-derverwendung des Wassers erhoumlhen UPM unterstreicht mit seinemEngagement seine Position als raquoBiofore Companylaquo

41WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

INFOBOX 26

Praxisbeispiel Bewertung von Biodiversitaumlt in der Lebensmittel-branche und der LandwirtschaftEinen Schritt weiter als die Oumlkobilanzen geht das Bewertungsverfahren der BASF Mit ihrer Lebenszyklusanalyse AgBalance erfasst sie eine Viel-zahl von Nachhaltigkeitsindikatoren der Lebensmittel- und Landwirt-schaftsbranche Biologische Vielfalt flieszligt mit 8 der 69 Indikatoren in eine Punktebewertung ein so unter anderem Naumlhe zu Schutzgebieten Auskreuzungspotenzial und Oumlkotoxizitaumltspotenzial Auszligerdem werden soziale und oumlkonomische Indikatoren erfasst und somit alle drei Saumlulen der Nachhaltigkeit abgebildet Auch wenn ein Abwaumlgen zwischen unter-schiedlichen Groumlszligen wie Punkten und Euros als Messeinheiten Entschei-der vor Herausforderungen stellt ist dies doch ein wichtiger Schritt hin zur Integration von Biodiversitaumlt in Entscheidungsprozesse

Wassermanagement in Regionen mit Wasserstress) Jedoch ist Res-sourceneffizienz nicht gleichzusetzen mit Biodiversitaumlts- und Oumlko-systemschutz Neben dem sparsamen Umgang mit Ressourcen ist auch die Art der Einsatzstoffe (zum Beispiel Nutzung von nachhaltig erzeugtem Palmoumll) von Bedeutung

Der Zusammenschluss zu Brancheninitiativen ist ein Ansatz um das Thema Ressourceneffizienz ganzheitlicher und passgenauer zu be-trach ten und so die Thematik uumlber den bisherigen Fokus auf Reduzie-rung von Rohstoffverbrauch und Emissionen hinaus zu erweitern

Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten- Management Die Analyse der Wertschoumlpfungskette eines Produktes liefert immer wieder Verbesserungspotenzial und wird deshalb regelmaumlszligig durchge-fuumlhrt Dies bietet gute Ansatzpunkte fuumlr eine Untersuchung und Ver-besserung der Biodiversitaumltsperformance Eine weitere oft genutzte Analysemoumlglichkeit sind Oumlkobilanzen (Life Cycle Assessments)

Oumlkobilanzen bilden den gesamten Stoffkreislauf ab ndash und somit auch die fuumlr Biodiversitaumlt relevante Landnutzung oder Oumlkosystemleis-tungen wie die Bereitstellung von Rohstoffen die Absorption von Produktionsemissionen und die Aufnahme von Abfallprodukten An-gefangen bei eigenen Beschaffungsquellen (zum Beispiel Vertragsan-bauer von Supermaumlrkten oder Handelsmarken) bis hin zu Vorproduk-ten der Liefer an ten ndash entlang der Lieferkette verbergen sich zahlreiche Ursachen fuumlr Bio diversitaumltsverlust Fuumlr Unternehmen die Rohstoffe und Vorpro dukte aus dem Ausland beziehen ist es daher wichtig auf den Einkauf und das Lieferkettenmanagement zu achten Wichtige

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 42

Analyseschritte beinhalten Grenzwerte und Normen (in den Abbau- und Ursprungslaumlndern der Vorprodukte oftmals deutlich niedriger als in Deutschland) oder Screenings zu Wasserknappheit entlang der Lie-ferkette Darauf aufbauend ergibt sich eine detaillierte Bewertung zur Beruumlcksichtigung von Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt bei Liefe ranten

Investitions- und PlanungsprozesseInvestitionen in den Bau neuer Anlagen oder Standorte werden derzeit eher selten unter Biodiversitaumltsaspekten im betrieblichen Umwelt-management erfasst Beim Bau eines Produktionsstandorts auf der raquogruumlnen Wieselaquo spielen vor allem die Eingriffsregelung des Bun-desnaturschutzgesetztes (BNatSchG) sowie das EU-Naturschutz-recht (FFH- und Vogelschutz-Richtlinie) eine wichtige Rolle Diese Regeln erscheinen Unternehmen manchmal wider spruumlchlich ndash gerade mit Blick auf den gewollten Naturschutz Firmenareale werden auf-grund strategischer Entscheidungen zum Beispiel fuumlr den Bau von Anlagen uumlber einen laumlngeren Zeitraum brach liegen gelassen Siedelt sich daraufhin eine geschuumltzte Art auf dieser Flaumlche an koumlnnen Unter-nehmen unter Umstaumlnden nur mit hohen Auflagen dieses Gebiet er-schlieszligen und einen Neu- oder Ausbau realisieren Um solchen Ziel kon-flikten vorzubeugen bieten die zustaumlndigen Natur schutzbehoumlrden an in Dialog zu treten um gangbare Wege und Maszlignahmen auszu loten

Doch Unternehmen koumlnnen auch in Vorleistung gehen Indem zum Beispiel Brachflaumlchen und Naturraumlume belassen sowie die Funktio-nalitaumlt von aquatischen Oumlkosystemen (Gewaumlssern) erhalten werden

INFOBOX 27

Ausgleichsflaumlchen ndash Chancen fuumlr beschleunigte PlanungsprozesseGut zu wissen Laut sect16 BNatSchG kann durch Oumlkosystemschutz ein raquoGuthabenlaquo auf einem Oumlkokonto angespart werden Bei spaumlteren Ein-griffen werden diese Flaumlchen als bereits geleistete Kompensationsmaszlig-nahmen anerkannt Rheinkalk macht sich dieses Instrument zunutze Im sauerlaumlndischen Houmlnnetal dient nur ein Teil des Grundbesitzes dem Kalksteinabbau Weite Teile des Areals hingegen stehen dank nicht-oumlkonomischer Waldnutzung dem Naturschutz temporaumlr zur Verfuumlgung oder werden je nach Management und naturschutzfachlicher Einschaumlt-zung einem Oumlkokonto zugeschrieben das als Kompensationsleistung fuumlr zu erwartende Eingriffe agiert Waumlhrend auf der einen Seite pro-aktiv Arten- und Oumlkosystemschutz ermoumlglicht wird profitiert Rheinkalk von einem beschleunigten Planungsprozess vermiedener Buumlrokratie und somit geringeren Kosten (wwwrheinkalkdepdfVerantwortung_Fuer_Mensch_und_Naturpdf Seite 24)

43WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

koumlnnen etwaige Kompensationsmaszlignahmen im Rahmen der Ein griffs -regelung vermieden werden Zudem koumlnnen Ergebnisse der teils obli-gatorischen Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung (UVP) der Strategischen

INFOBOX 28

Praxisbeispiel ZielkonflikteBiologische Vielfalt spielt in Steinbruumlchen Baggerseen und Kiesgruben eine wichtige Rolle Die Steine- und Erdenindustrie engagiert sich in zahlreichen Projekten zur Foumlrderung der biologischen Vielfalt Neben der Erarbeitung von Biodiversitaumltsindikatoren und einer Biodiversitaumlts-Datenbank zaumlhlen hierzu zahlreiche gemeinsame Projekte mit Umwelt-verbaumlnden

raquoLeider werden der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt in den Abbaustaumltten ausgerechnet durch das Naturschutzrecht selbst eingeschraumlnkt Wer zum Beispiel ein Laichgewaumlsser fuumlr die Gelbbauch-unke auf einem Rohbodenstandort anlegt oder eine Steilwand fuumlr die Uferschwalbe herrichtet der laumluft Gefahr dass die weitere Bewirt-schaftung der Flaumlchen deutlich eingeschraumlnkt wird Der statische An-satz im Naturschutzrecht verhindert damit leider vielerorts die Aus-schoumlpfung von Synergieeffekten von Gesteinsabbau und Naturschutz Die Steine- und Erdenindustrie jedenfalls ist zur Foumlrderung der biolo-gischen Vielfalt bereit und setzt sich auch weiterhin fuumlr praktikable Loumlsungen einlaquo (Diplom-Biologe Thomas Beiszligwenger Hauptgeschaumlfts-fuumlhrer Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

ABBILDUNG 22 (Foto Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

INFOBOX 29

Praxisbeispiel Management von LiegenschaftenFraport die Betreibergesellschaft des Frankfurter Flughafens formuliert in seiner unternehmenseigenen Biodiversitaumltsstrategie Grundsaumltze zur Biodiversitaumlt Darin wird festgehalten dass sich Flugbetrieb und der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt ndash uumlber gesetz liche Anforderungen wie zum Beispiel Eingriffsregelung hinaus ndash vereinbaren lassen So wird unter anderem auf dem Gelaumlnde des Flughafens ein For-schungsprojekt zum Bienen-Monitoring unterstuumltzt das wichtige Infor-mationen uumlber die Schadstoffsituation liefert Gleich zeitig werden im Rhein-Main-Gebiet gezielt Naturschutzvorhaben gefoumlrdert so zum Bei-spiel der Erhalt von raquoAltholzinselnlaquo im Kinzigtal oder die Pflege von Streuobstwiesen im Maintal (wwwfraportdecontentfraport-agdenachhaltigkeitumweltnatur--und-ressourcenschutz0html und verglei-che auch die dort bereitgestellten PDF-Dokumente)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 44

Legende Naumlhe zum Kerngeschaumlft Merkmalsauspraumlgung Geringer Bezug Mittel o Trifft zu x Mittlerer Bezug Stark + Starker Bezug Sehr stark + +

ABBILDUNG 23 Handlungsan-saumltze zur Integration von Biodiversi-taumlt in Unternehmen am Beispiel eines Industrie- und Konsumguumlter-unternehmens (Grafik PwC)

INFOBOX 30

Handlungsansaumltze zur Integration von Biodiversitaumlt in UnternehmenDie vorgestellten sechs Handlungsansaumltze werden hier systematisch zusammengefasst am Beispiel der Indus trie- und Konsumguumlterbranche dargestellt Diese Systematik kann allen Unternehmen als Pruumlfrahmen dienen ihr spezifisches Profil zur Beruumlcksichtigung von biologischer Viel-falt Oumlkosystemen und deren Leistungen (Naturkapital) zu entwickeln

Die Abbildung verdeutlicht die Wirkung der verschiedenen Handlungs-ansaumltze beispielhaft im Hinblick auf die vier Werttreiber Risiken senken Kosten reduzieren Maumlrkte und Kunden erschlieszligen und Reputation steigern

Waumlhrend die farbliche Hinterlegung die Naumlhe zum Kerngeschaumlft andeutet geben die Spalten auf der rechten Seite Informationen uumlber den Beitrag zum Schutz der biologischen Vielfalt sowie zur moumlglichen Umsetzungskomplexitaumlt wieder Es wird deutlich dass es durchaus ein-fache Maszlignahmen gibt die eine Wirkung zeigen

Werttreiber

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Integration von Biodiversitaumltsaspekten in hellip

Beitrag zum Schutz des Natur kapitals

Umsetzungsshy komplexitaumlt

x x x 1) Unternehmerischer Verantwortung (Corporate Responsibility) o + o

x x x 2) Berichterstattung (inkl umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung) o +

x x 3) Umweltmanagement inkl Liegenschafts-management o + +

x x 4) Maszlignahmen zur Steigerung der Ressourcen-effizienz + + + +

x x x 5) Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten-Management + + + +

x x 6) Investitions- und Planungsprozesse + o +

45WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Des Weiteren ist erkennbar dass die Integration von Biodiversitaumlt in Aus-wahl- und Entscheidungsprozesse vor allem im Bereich Ressourceneffi-zienz Lieferketten-Management und Investitions- und Planungsprozesse zu Win-win-Situationen fuumlhren kann Dabei sollte bei der Auswahl der Ansaumltze und Methoden aber immer das Kerngeschaumlft des Unterneh-mens im Vordergrund stehen ndash hier kann ein erster Check die weitere Schwerpunktsetzung unterstuumltzen Auch die Integration ins klassische Umweltmanagement stellt einen Schritt zur Beruumlcksichtigung von Bio-diversitaumlt dar ndash und zwar verbunden mit einem maumlszligigen Aufwand

Umweltpruumlfung (SUP) und der FFH Vertraumlglichkeitspruumlfung (FFH VP) guumlnstiger ausfallen Auflagen der Nachbesserung reduziert dadurch Kosten eingespart und ein reibungsloser Planungs- und Bauprozess beguumlnstigt werden

Abschlieszligend gilt es die Integration von Biodiversitaumlt auch in flankie-renden operationellen Einheiten voranzutreiben Dies betrifft beson-ders Forschung und Entwicklung sowie Kommunikation Dabei sollen die Themen erfolgreich sowohl nach innen als auch nach auszligen also zu Kunden Lieferanten und anderen Interessengruppen kommuni-ziert und in eine entsprechende Berichterstattung integriert werden

AUSBLICK5

WIR KOumlNNEN DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER WIRTSCHAFT NUR ERHALTEN WENN WIR DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER NATUR ERHALTEN DAFUumlR IST EINE VIELFALT AN LEBENSshy RAumlUMEN UND ARTEN VON ENTSCHEIDENDER BEDEUTUNG DEREN SCHUTZ MUSS DESHALB VIEL STAumlRKER IN DEN WERTSCHOumlPFUNGSPROZESSEN BERUumlCKSICHTIGT WERDEN

ALEXANDER BARTELT ABTEILUNGS-

LEITER KLIMASCHUTZ UND NACHHAL -

TIGE PRO DUKTE DER OTTO GROUP

VORSTANDSVORSITZENDER raquoBIODIVER-

SITY IN GOOD COMPANYlaquo- INITIATIVE

Es ist an der Zeit die Aspekte von Naturkapital in das unterneh-merische Handeln zu integrieren Nutzen Sie die vielfaumlltigen Ansatz-punkte die im Rahmen der Broschuumlre aufgezeigt wurden und beginnen Sie Ihre unternehmerischen Aktivitaumlten zu erweitern In Deutsch-land gibt es viele Initiativen und Ansaumltze die einen Einstieg in die The-men Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungen erleich tern Nutzen Sie diese Initiativen fuumlr einen Austausch mit anderen Unter-nehmen und uumlber die dort bereits gemachten Erfahrungen (siehe dazu auch Kapitel 6)

Die Initiative raquoBiodiversity in Good Companylaquo ist ein Zusammen-schluss von Unternehmen die gemeinsam fuumlr den Schutz der

biologischen Vielfalt eintreten Der branchenuumlbergreifenden Initiative gehoumlren kleine mittlere und groszlige Unternehmen an Die Mitglieder der raquoBiodiversity in Good Companylaquo-Initiative unterstuumlt-zen das freiwillige Engagement der Wirtschaft fuumlr den Schutz der biologischen Vielfalt Sie arbeiten an Innovationen und Investitio-nen damit naturvertraumlgliche Technologien Produkte und Dienst-leistungen verstaumlrkt ihren Weg in die Maumlrkte finden Die Initiative

47AUSBLICK

traumlgt dazu bei den Privatsektor in die Verwirklichung der Ziele der Konvention uumlber die biologische Vielfalt und der Nationalen

Strategie zur biologischen Vielfalt staumlrker einzubinden

Auch im Rahmen von econsense ndash einem Zusammenschluss fuumlhren-der global agierender Unternehmen und Organisationen der deut-schen Wirtschaft zu den Themen nachhaltige Entwicklung und Cor-porate Social Responsibility (CSR) ndash wird der Themenbereich im Rahmen der Arbeitsgruppe raquoBiodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungenlaquo begleitet Die Mitgliedsunternehmen setzten sich intensiv mit dem Erhalt und der Entwicklung der biologischen Vielfalt auseinander und nutzen econsense als Plattform zum Austausch und zur Diskus-sion von praktischen Managementinstrumenten

Engagieren Sie sich im Projekt raquoUnternehmen Biologische Vielfalt 2020laquo einer Dialog- und Aktionsplattform des Bundesumweltminis-teriums gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der deutschen Wirtschaft und von Naturschutzverbaumlnden die einen fortlaufenden Austausch erlaubt und konkrete Aktivitaumlten zur Umsetzung der Nati-onalen Strategie zur biologischen Vielfalt auf den Weg bringt Folgende Themenfelder stehen dabei im Fokus Informationen zur biologischen Vielfalt fuumlr Unternehmen Biologische Vielfalt im betrieblichen Umweltmanagement Biologische Vielfalt und Naturschutzrecht Kommunikation von Unternehmen nach auszligen Finanzierung von Naturschutzprojekten Maumlrkte Chancen erkennen und entwickeln Netzwerkbildung

Die kuumlnftige Leistungsfaumlhigkeit der Wirtschaft wird von der Leis-tungsfaumlhigkeit des Naturkapitals abhaumlngen Der Erhalt der Leistungs-faumlhigkeit unseres Naturkapitals erfordert die gebuumlndelten Kraumlfte von Unternehmen Politik und Gesellschaft raquoNatur kapital Deutschland ndash TEEB DElaquo zeigt dass sich dies auch wirtschaftlich lohnt Lassen Sie uns diese Chance gemeinsam wahrnehmen

ABBILDUNG 24 (Foto morrbyte Fotoliacom)

6 WEITERFUumlHRENDE INFORMATIONEN

PROJEKT raquoNATURKAPITAL DEUTSCHLAND ndash TEEB DElaquoDiese Broschuumlre ist Teil des Projekts raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo in dessen Rahmen bis zum Jahr 2015 folgende vier Berichte erscheinen (Arbeitstitel) raquoKlimapolitik und Naturkapital Synergien und Konfliktelaquo raquoOumlkosystemleistungen und Entwicklung laumlndlicher Raumlumelaquo raquoNaturleistungen in der Stadt Gesundheit schuumltzen und

Lebensqualitaumlt erhoumlhenlaquo raquoNaturkapital Deutschland Neue Handlungsoptionen

ergreifen ndash eine Syntheselaquo

Bereits erschienen ist die Broschuumlre raquoDer Wert der Natur fuumlr Wirt-schaft und Gesellschaft ndash Eine Einfuumlhrunglaquo wwwnaturkapital-teebde

Soweit Praxisbeispiele und Statements nicht gesondert gekennzeich-net wurden sind diese speziell fuumlr raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo erstellt worden

Leitfaumlden Handlungsmoumlglichkeiten fuumlr Unternehmen BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012)Biodiversitaumlt im unterneh-

merischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Umfangrei-che aber dennoch leicht zu erfassende und praxisnahe Broschuumlre zu Maszlignahmen rund um den betrieblichen Biodiversitaumltsschutz Mit zahl-reichen Umsetzungstipps und Hinweisen auf weiterfuumlhrende Lite ra-tur und Webseiten

49WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

www2leuphanadeumanagementcsmcontentnamadownloads download_publikationenBestaendig20Wuczkowski_Biodiversitaet 20im20unternehmerischen20Nachhaltigkeitsmanagement_neupdf

HOUDET J (HRSG) (2008 UumlBERARBEITET 2010) Integrating bio-diversity into business strategies The Biodiversity Accountability Framework Sehr umfangreiche Publikation (knapp 400 Seiten) uumlber Bio di versitaumlt und Unternehmen beginnend bei den Grundlagen 23 In dikatoren (Business and Biodiversity Independence Indicators) sind Grundlage fuumlr die Bewertung der Biodiversitaumltsleistung von Unter-nehmen Mit zahlreichen Beispielen Regionaler Fokus Frankreichwwworeeorg_scriptntsp-document-file_downloadphp document_id=1063ampdocument_file_id=1070

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement ndash Ein Leitfaden fuumlr die betriebliche Praxis Umsetzungsorientiertes Handbuch zur Einbindung von Biodiversi-

taumlt in das bestehende (Umwelt)-Management inklusive zahlreicher Vorschlaumlge fuumlr Maszlignahmen und Instrumente sowie Zuordnung zu Handlungsfeldern und Funktionsbereichen httpwwwbmudeN46143

TEEB (2012) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Busi-ness and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York Bericht fuumlr Unternehmen der internationalen TEEB-Studie Ins-pirierende teils generische Heranfuumlhrung an die Bedeutung von Bio-diversitaumlt an Unternehmen mit Beispielen aus aller Welt Excutive summary unter wwwteebweborg

UN GLOBAL COMPACT AND IUCN (2012) A Framework for Corpo rate Action on Biodiversity and Ecosystem Services Uumlberblicksbro schuumlre zu Biodiversitaumlt und Unternehmen Adressierte Themen Treiber Risi-ken amp Chancen Corporate Governance Management (inkl Vermei-dungs-Hierarchie) Stakeholder-Engagement und Berichter stattungwwwunglobalcompactorgdocsissues_docEnvironmentBES_Frameworkpdf

WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD) (2011) Handbuch zur unternehmerischen Bewertung von Oumlkosystemdienstleistungen (CEV) Ein Rahmenwerk zur Erleichterung unternehmerischer Entscheidungsfindung Generisches Hand buch fuumlr die Durchfuumlhrung einer unternehmensinternen Bewertung von Biodiversitaumlt (breites Werteverstaumlndnis) mit Handreichungen zu vor-gelagerten Abwaumlgungen wwweconsensedesitesallfilesWBCSD_Handbuch_CEVpdf

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 50

WORLD RESOURCE INSTITUTE (WRI) (2012) Corporate Ecosystem Services Review ndash Version 20 Handbuch zur systematischen Erfas-sung von biodiversitaumltsbezogenen Risiko- und Handlungsfeldern Schrittweises Vorgehen inkl Vorschlaumlgen fuumlr die Erfassung und Doku-mentation des Prozesses wwwwriorgpublicationcorporate-ecosystem-services-review

Allgemein Oumlkosysteme Biodiversitaumlt und Wirtschaft JESSEL B TSCHIMPKE O UND WALSER M (2009) Produktivkraft

Natur Hamburg Praumlgnante Beispiele fuumlr die Quantifizierung von wirtschaftlich relevanten Nutzungen der Natur in Arbeitsplaumltzen Umsaumltzen oder vermiedenen Kostenwwwnaturkapital-teebdefileadminDownloadsProduktivkraft Naturpdf

MILLENNIUM ECOSYSTEM ASSESSMENT (2005) Ecosystems and Human Well-Being ndash Synthesis Synthese der mehr als 1000 Seiten fassenden wissenschaftlichen Studie uumlber die oumlkologischen und gesell-schaftlichen Zusammenhaumlnge sowie Zustand und Trends des Verlus-tes der biologischen Vielfalt und die Bedeutung der Oumlkosystemleis-tungen fuumlr den Menschenwwwmaweborgdocumentsdocument356aspxpdf

TEEB (2010) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integ-rieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz (Hrsg) Bonn Zusam-menfassung der Ergebnisse der internationalen TEEB Studie Synthese der Berichte fuumlr internationale Politiker lokale und regionale Ent-scheider sowie Unternehmen wwwteebweborg

Kartenmaterial Frageboumlgen und Tools PROTECTEDPLANETNET Weltweite kartengestuumltzte Darstellung von

Schutzgebieten basierend auf den Daten der World Database of Pro-tected Areas (WDPA) und der Weltnaturschutzorganisation (IUCN) wwwprotectedplanetnet

BFNshySCHUTZGEBIETSKARTE Interaktive Karte des Bundesamtes fuumlr Naturschutz mit allen deutschen Schutzgebieten wwwgeodienstebfndeschutzgebiete

CHECKLISTEN DER DEUTSCHEN BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIAshyTIVE Fragenkatalog zur Erstellung einer Selbsteinschaumltzung bezuumlg-lich potenzieller Risiken hinsichtlich Biodiversitaumlt und Oumlkosystem-leistungen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

51WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

INTEGRATED BIODIVERSITY ASSESSMENT TOOL (IBAT) Kostenpflich-tige Anwendung zur Bewertung standortbezogener Biodiversitaumlts-risiken (Fokus Schutzgebiete und Biodiversity Hot Spots) GIS-(Karten)- basiert wwwibatforbusinessorg

Fallbeispiele und Publikationssammlung WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD)

(2012) Biodiversity and ecosystem services ndash scaling up business solutions Company case studies that help achieve global biodiversity targetswwwwbcsdorgPagesEDocumentEDocumentDetailsaspxID=14923ampNoSearchContextKey=true

UNITED NATIONS ENVIRONMENT PROGRAM FINANCE INITIATIVE (UNEP FI) Publikationen zu biodiversitaumltsbezogenen Chancen Risiken und Handlungsoptionen der Finanzbranche wwwunepfiorgpublicationsbiodiversityindexhtml

CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (CBD) BUSINESS PROGRAMM Fallstudien und Publikationen zu Beruumlhrungspunkten und Leuchtturm-projekten zum Erhalt der biologischen Vielfalt wwwcbdintenbusiness

ECOSYSTEM MARKETPLACE Nachrichtenportal von Forest Trends rund um Biodiversitaumlts- Wasser- und CO2-Maumlrkte wwwecosystemmarketplacecom

Strategien auf politischer Ebene NATIONALE STRATEGIE ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT (2007) Deutsch-

lands Strategie zur Umsetzung der Konvention uumlber die biolo gische Vielfalt wwwbmudeN40333

INFORMATIONSPORTAL DES BUNDESAMTES FUumlR NATURSCHUTZ ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT Mit Nachrichten Informationen Veranstal-tungshinweisen und weiterfuumlhrenden Materialien wwwbiologische-vielfaltde

EUshyBIODIVERSITAumlTSSTRATEGIE FUumlR 2020 Diese EU-Strategie enthaumllt Ziele zum Erhalt von Biodiversitaumlt sowie von Oumlkosystemen und deren Leistungen (raquoNaturkapitallaquo) bis 2020httpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversitycomm20062020htm

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 52

GLOBALE BIODIVERSITAumlTSZIELE Der raquoStrategische Plan 2011 ndash 2020laquo des Internationalen Uumlbereinkommens zur biologischen Vielfalt (CBD) enthaumllt auch Ziele zu Oumlkosystemen und deren Leistungen sowie zum Wert der biologischen VielfaltwwwcbdintdocdecisionsCOP-10cop-10-dec-02-enpdf

Initiativen DEUTSCHE BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIATIVE ndash raquoBIODIVERSITY

IN GOOD COMPANYlaquoshy INITIATIVE Zusammenschluss vor allem deut-scher Unternehmen mit dem Ziel die Integration von Biodiversitaumlt in unternehmerische Entscheidungen voranzutreiben wwwbusiness-and-biodiversityde

EUROPAumlISCHE raquoBUSINESS AND BIODIVERSITY CAMPAIGNlaquo Europa-weite Plattform fuumlr Unternehmen mit dem Ziel Ansaumltze fuumlr ein Biodi-versitaumltsmanagement zu entwickeln und umzusetzen wwwbusiness-biodiversityeu

NATURAL CAPITAL DECLARATION Erklaumlrung einzelner Akteure des Finanzsektors Naturkapital in Finanzprodukten und -dienstleistungen zu beruumlcksichtigen wwwnaturalcapitaldeclarationorg

TEEB FOR BUSINESS COALITION Initiative zur Vereinheitlichung der Bilanzierung von Naturkapital im Unternehmen httpteebforbusinessorg

GLOSSAR 53

GLOSSAR

ARTENVIELFALTDiversitaumlt (Vielfalt) biologischer Arten in einem Lebensraum Artenviel-falt ist neben genetischer Vielfalt und Diversitaumlt der Oumlkosysteme ein Teil-aspekt der biologischen Vielfalt

BASISLEISTUNGENGrundlegende Leistungen der Oumlkosysteme wie zum Beispiel Photosyn-these oder Stickstoffbindung von Knoumlllchenbakterien welche die Voraus-setzung fuumlr alle anderen Leistungen der Oumlkosysteme sind

BIODIVERSITAumlT Biologische Vielfalt

BIOLOGISCHE VIELFALT Die Vielfalt des Lebens auf unserer Erde (oder Biodiversitaumlt) ist die Varia-bilitaumlt lebender Organismen und der von ihnen gebildeten oumlkologischen Komplexe Sie umfasst drei Ebenen 1) die Vielfalt an Oumlkosystemen bezie-hungsweise Lebensgemeinschaften Lebensraumlumen und Landschaften 2) die Artenvielfalt und 3) die genetische Vielfalt innerhalb der verschie-denen Arten

EINGRIFFSREGELUNG Instrument des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatschG sectsect 13 ff) das die Bewaumlltigung von Eingriffen in Natur und Landschaft regelt (Vermeidung und Kompensation)

EMAS Betriebliches Umweltmanagementsystem (Eco Management and Audit Scheme) nach der Verordnung (EG) Nr 12212009 uumlber die freiwillige Teil-nahme von Organisationen an einem Gemeinschaftssystem fuumlr Umwelt-management und Umweltbetriebspruumlfung (ABl EG L 342 v 22122009 S 1) Schwerpunkte sind die kontinuierliche Verbesserung der Umwelt-leistung die Umwelterklaumlrung und Umweltrechtskonformitaumlt

GEBIETSFREMDE ARTENAuch invasive Arten oder Neobiota Tier- und Pflanzenarten die durch Einfuhr (beabsichtigt) oder Einschleppung (unbeabsichtigt) in einem fuumlr sie nicht natuumlrlichen Lebensraum leben Einige gebietsfremde Arten ver-breiten sich aufgrund mangelnder Feinde physiologischer Eigenschaften (Wachstumsgeschwindigkeit Wasserbedarf) oder aumlhnlich invasiv und verdraumlngen einheimische Arten In einigen Faumlllen entstehen durch sie erheb liche Nachteile fuumlr Mensch (Gesundheitsbeeintraumlchtigungen wie zum Beispiel Allergien) und Oumlkosysteme (Degradation)

INWERTSETZUNGBuumlndel von Maszlignahmen um den Nutzen von Biodiversitaumlt und Oumlkosys-temleistungen fuumlr die Gesellschaft relevant und erfahrbar werden zu las-sen Dies geschieht durch (oumlkonomische) Bewertung und oder Integra-tion in Marktentscheidungen ndash zum Beispiel in Form von naturorientierten Angeboten Anreizen oder der Schaffung von Maumlrkten fuumlr Biodiversitaumlt ndash sowie in gesellschaftliche und private Entscheidungen

54 DIEUNTERNEHMENSPERSPEKTIVEndashNEUEHERAUSFORDERUNGEN

ISO 14001 Betriebliches Umweltmanagementsystem nach DIN EN ISO 140012004 + AC 2009 (Ausgabe 112009) Schwerpunkt liegt in der Verbesserung des Umweltmanagementsystems

KONVENTION UumlBER DIE BIOLOGISCHE VIELFALT (ENGL CONVENTION ON BIO LOGICAL DIVERSITY ndash CBD)

Uumlbereinkunft von 168 Staaten (Unterzeichner Stand 12122012) uumlber die biologische Vielfalt Darin werden der Verlust der biologischen Vielfalt als Herausforderung anerkannt und Ziele zu ihrer Erhaltung formuliert Diese sind 1) Schutz der biologischen Vielfalt 2) Nachhaltige Nutzung ihrer Bestandteile und 3) Zugangsregelung und gerechter Ausgleich von Vor-teilen welche aus der Nutzung genetischer Ressourcen entstehen

KULTURELLE OumlKOSYSTEMshy LEISTUNGEN

Leistungen von Oumlkosystemen mit Wirkung und Bedeutung fuumlr Erholung aumlsthetisches Empfinden spirituelle Erfahrungen soziale Funktionen kul-turelle Identitaumlt Heimatgefuumlhl Wissen und Erkenntnis

MONETARISISERUNG Beimesssung eines Wertes in Geldeinheiten Die Umweltoumlkonomie hat dazu mehrere Verfahren der Monetarisierung entwickelt

NATURKAPITAL Oumlkonomischer Begriff fuumlr den begrenzten Vorrat an physischen und bio-logischen Ressourcen der Erde und die begrenzte Bereitstellung von Guumltern und Leistungen durch Oumlkosysteme

OumlKOSYSTEM Bezeichnet die Bestandteile eines abgegrenzten Naturraumes (zum Beispiel niedersaumlchsisches Wattenmeer) oder eines bestimmten Natur-raumtyps (zum Beispiel naumlhrstoffarmes Flieszliggewaumlsser) und deren Wech-selwirkungen Der Begriff kann sich auf verschiedene raumlumliche Ebenen (lokal regional) beziehen und umfasst sowohl (halb-)natuumlrliche (zum Bei-spiel ungestoumlrte Hochmoore) und naturnahe (zum Beispiel Kalkmager-rasen) als auch vom Menschen gepraumlgte Oumlkosysteme (zum Beispiel Agrar oumlkosysteme)

OumlKOSYSTEMFUNKTIONEN Umfassen alle physikalischen chemischen und biologischen Prozesse und Wechselwirkungen die in verschiedenen Oumlkosystemen stattfinden

OumlKOSYSTEMLEISTUNGEN Bezeichnen direkte und indirekte Beitraumlge von Oumlkosystemen zum mensch-lichen Wohlergehen das heiszligt Leistungen und Guumlter die dem Menschen einen direkten oder indirekten wirtschaftlichen materiellen gesundheit-lichen oder psychischen Nutzen bringen In Abgrenzung zum Begriff Oumlko-systemfunktion entsteht der Begriff Oumlkosystemleistung aus einer anth-ropozentrischen Perspektive und ist an einen Nutzen des Oumlkosystems fuumlr den Menschen gebunden Der Begriff ist identisch mit den haumlufig verwen-deten Begriffen raquoOumlkosystemdienstleistunglaquo und raquooumlkosystemare Guumlter und Leistungenlaquo und entspricht dem englischen Begriff der raquoecosystem serviceslaquo

55

REGULIERUNGSLEISTUNGENFunktionen von Oumlkosystemen die auf (andere) Elemente und Prozesse von Oumlkosystemen einwirken die (direkten) Nutzen fuumlr den Menschen haben zum Beispiel die Filterwirkung von Bodenschichten auf die Grund-wasserqualitaumlt oder der Beitrag einer Hecke zur Verringerung der Boden-erosion

GLOSSAR

RESILIENZ (VON OumlKOSYSTEMEN)

Resilienz ist die Faumlhigkeit eines Oumlkosystems trotz aumluszligerer Stoumlrungen seine Funktionen und damit seine Oumlkosystemleistungen aufrecht zu erhalten Es wird davon ausgegangen dass die Resilienz stark mit der in dem Oumlko-system vorherrschenden biologischen Vielfalt korreliert

TEEBThe Economics of Ecosystems and Biodiversity Die internationale TEEB-Studie wurde von Deutschland im Rahmen seiner G8-Praumlsidentschaft im Jahr 2007 gemeinsam mit der EU-Kommission initiiert und mithilfe zahlreicher weiterer Institutionen unter der Schirmherrschaft des Um-weltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) durchgefuumlhrt Ziel der TEEB-Studie war es den oumlkonomischen Wert der Leistungen der Natur ein zuschaumltzen die wirtschaftlichen Auswirkungen der Schaumldigung von Oumlkosystemen zu erfassen und ausgehend davon die Kosten eines Nicht-Handelns zu beziffern Leiter der Studie war der indische Oumlkonom Pavan Sukhdev Im Rahmen der Studie wurden verschiedene Berichte veroumlffent-licht Derzeit wird unter Leitung von UNEP ein Nachfolgeprozess organi-siert um die Durchfuumlhrung von nationalen regionalen lokalen und sek-toralen Studien zum Thema anzuregen und zu foumlrdern

VERSORGUNGSLEISTUNGENBezeichnen meist marktfaumlhige Guumlter die von oder mithilfe von Oumlkosyste-men produziert werden (zum Beispiel Nahrung Frischwasser Feuer- und Bauholz) Teilweise ist ein erheblicher Beitrag von (Human-)Kapital und Arbeit notwendig um diese Guumlter zu erstellen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 56

QUELLEN

BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012) Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Centre for Sustainability Management Luumlneburg

BORN W u a (2012) Gesundheitskosten der Beifuszlig-Ambrosie in Deutschland In Umweltmedizin in Forschung und Praxis 17 (2) S 71 ndash 80

DER BUND (2009) Invasive Muscheln verstopfen Leitungen Von Fabio Bergamin Onlineausgabe Zuletzt aktualisiert am 31072009 httpwwwderbundchzeitungenwissenInvasive-Muscheln-verstopfen-Leitungenstory29662360

DEUTSCHER IMKERBUND EV Internetauftritt des Deutschen Imkerbund e V vom 12122012 httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpbienen-und- bestaeubungsleistung und httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpzahlen-die-zaehlen

EUROPAumlISCHE KOMMISSION (2009) Fact Sheet Gebietsfremde invasive Arten httpeceuropaeuenvironmentpubspdffactsheetsInvasive20Alien20SpeciesInvasive_Alien_DEpdf

FAO ndash FOOD AND AGRICULTURE ORGANIZATION OF THE UNITED NATIONS (2010) Global Forest Resource Assessment 2010wwwfaoorgforestryfrafra2010en

GARCIacuteAshyTORRES L u a (2001) Conservation agriculture in Europe Current status and perspectives In Garcia-Torres L Benites J and Martiacutenez-Vilela A (Hrsg) Conservation Agriculture A World-wide Challenge 1st World Congress on Conservation Agriculture Madrid 1 ndash 5 October 2001 Vol I Keynote Contributions XUL Cordoba Spain S 79 ndash 83

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DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 58

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ZEITZ J PUMA Pressemitteilung vom 16112011 httpaboutpumacompuma-completes-first-environmental-profit-and-loss-account-which-values-impacts-at-e-145-million

  • Die Unternehmensperspektive
  • Impressum
  • Inhaltsverzeichnis
  • Vorworte
  • Biodiversitaumlt und Oumlkoshysystemleistungen ndash Erweiterung der unternehmerischen Sicht
  • Warum die Wirtschaft gefragt ist ndash Treiber Chancen und Risiken
  • Entwicklungen und Trends ndash was auf Unternehmen zukommt
  • Wie Unternehmen taumltig werden koumlnnen
  • Ausblick
  • Weiterfuumlhrende Informationen
  • QUELLEN

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 18

Ballastwasser bei Leerfahrten) oder sind als ehemalige Zierpflanzen in unsere Breiten gekommen Gebietsfremde Arten stoumlren Oumlkosys-teme da sie hier meist keine Feinde haben und sich dadurch unge-stoumlrt verbreiten koumlnnen Die hierdurch auftretenden gesund heit-lichen Schaumlden und die Folgekosten fuumlr die Wirtschaft sind erheblich

Nicht zuletzt sehen sich Oumlkosysteme auch dem Klimawandel aus-gesetzt Er ist fuumlr eine beschleunigte Dynamik von Wandlungspro-zessen wie zum Beispiel Wuumlstenbildung oder das Auftreten von Extremereignissen verantwortlich Klimawandel und Zustand der Oumlkosysteme bedingen einander wechselseitig Waumlhrend intakte Oumlkosysteme eine Anpassung an den Klimawandel darstellen und helfen negative Folgen zu vermindern sind die biologische Viel falt und Oumlkosys teme jedoch zugleich auch durch den Klimawandel gefaumlhrdet

Die genannten Ursachen fuumlr die Verschlechterung der Oumlkosysteme und den Verlust an biologischer Vielfalt sind Basis fuumlr die vielfaumlltige ndash und teils sehr individuelle ndash Betroffenheit von Unternehmen Sie sind dem aber nicht alternativlos ausgesetzt Unternehmen koumlnnen durch

nehmen Einfluss auf

stiften Nutzen fuumlr

wirken auf

ist Basis fuumlr

Oumlkosystemleistungen

Basi

slei

stun

gen

Versorgungsleistungen (zB Holz Wasser Getreide)

Kulturelle Leistungen(zB Erholung Tourismus)

Regulierungsleistungen (zB Klimaregulierung)

Naumlhrstoff-kreislauf

Photosyn-these

Oumlkosystemez B Gewaumlsser Waumllder

Agrarlandschaften WattenmeerBi

odiv

ersi

taumlt

Genetische Vielfalt

Arten- vielfalt

Vielfalt der Oumlkosysteme

Naturkapital

Uumlbernutzung

Verschmutzung

Verbreitung gebietsfremder Arten

Landnutzungsaumlnderungen

Klimawandel

Gesellschaft Unternehmen

ABBILDUNG 7 Zusammen- hang zwischen Oumlkosystemen und Unternehmen Biologische Viel - falt und Oumlkosysteme sind als Naturkapital Ursprung von Oumlkosystemleist ungen der Nutzen stiftenden Divi dende die den Unternehmen zuflieszligt Gleichzeitig nehmen Unternehmen Einfluss auf Oumlko systeme und biologische Vielfalt und wirken so auf das Naturkapital (Grafik PwC)

19

ihre Art des Wirtschaftens diese Entwicklungen unterstuumltzen aber diesen ndash durch ein Umdenken hin zu effektiven und nachhaltigen Geschaumlftsprozessen ndash auch entgegenwirken

Die Grafik in Abbildung 7 macht deutlich dass die Herausforderung darin liegt unternehmerische Taumltigkeiten mit dem Wirken und dem Fortbestand von biologischer Vielfalt und Oumlkosystemen in Einklang zu bringen Um die Natur fuumlr das menschliche Wohlergehen erhalten zu koumlnnen unternimmt die Politik zahlreiche Anstrengungen Doch entscheidend wird sein dass sich Wirtschaft und Gesellschaft ihrer Betroffenheit bewusst werden ihre Verantwortung erkennen und Handlungsoptionen wahrnehmen Dazu hilft es die oumlkonomischen Dimensionen von Oumlkosystemleistungen besser zu verstehen

BIODIVERSITAumlTUNDOumlKOSYSTEMLEISTUNGENndashERWEITERUNGDERUNTERNEHMERISCHENSICHT

2 WARUM DIE WIRTSCHAFT GEFRAGT IST ndash TREIBER CHANCEN UND RISIKEN

BEI DER GEWINNUNG VON TRINKWASSER UND DER REINIGUNG VON ABWASSER MACHEN WIR UNS NATUumlRLICHE PROZESSE ZUNUTZE UND SIND DEM SCHUTZ DER BIOLOGISCHEN VIELFALT DESHALB BESONDERS VERPFLICHTET

MICHEL CUNNAC VORSITZENDER

DER GESCHAumlFTS FUumlHRUNG VEOLIA

WASSER GMBH

Die Wechselwirkungen zwischen Biodiversitaumlt Oumlkosystemen und Unternehmen geben uns zahlreiche Hinweise darauf warum

Naturkapital fuumlr Unternehmen bedeutsam ist In diesem Kapi- tel sollen die wesentlichen Treiber vorgestellt werden die Unterneh-men dazu bewegt haben einen Beitrag zum Schutz von Natur und Oumlko systemen zu leisten Mit Blick auf die Umwelt sind viele Unter-nehmensentscheidungen vom Ziel gepraumlgt Risiken fuumlr das Unter-nehmen zu minimieren ndash wie zum Beispiel im Hinblick auf die Ver -fuumlgbarkeit von natuumlrlichen Ressourcen oder dem Zugang zu Wasser Hinter dieser Risikoabwaumlgung bleiben neue Geschaumlftsfelder oder Inno vationen manchmal zuruumlck Aber Mehr und mehr Unternehmen erkennen in den Themen Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistunshygen mittlerweile auch Chancen wie durch die Praxisbeispiele in die-sem und den folgenden Kapiteln deutlich wird

TREIBER UND CHANCEN FUumlR UNTERNEHMERISCHES HANDELNDie in Kapitel 1 genannten Ursachen fuumlr den Verlust an Artenvielshyfalt und intakten Oumlkosystemen lassen erahnen dass Unternehmen auf verschiedenste Weise mit Biodiversitaumlt und Oumlkosystemen in Beruumlh-rung kommen Einerseits sind Unternehmen direkt oder indirekt von

21WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

intakten Oumlkosystemen abhaumlngig Andererseits haben Unternehmen insbesondere des Primaumlrsektors einen starken Einfluss auf OumlkosystemeFuumlr die unternehmerische Auseinandersetzung mit dem Thema Natur-kapital und Oumlkosystemleistungen lassen sich fuumlnf maszliggebliche Trei-ber feststellen Regulierung Rechtsrahmen internationale Regelungen Zugang zu und nachhaltige Nutzung von natuumlrlichen Ressourcen Kunden beziehungsweise Marktnachfrage Innovationen sowie Verantwortung und Reputation

RegulierungDa Knappheit insbesondere die von oumlffentlichen Guumltern wie saubere Luft reines Wasser und unberuumlhrte Landschaft nur begrenzt von Maumlrk-ten abgebildet wird ist die staatliche Regulierung eine wirksame Maszlig-nahme zum maszligvollen schonenden Umgang mit unserem Natur ka-pital Regulierung erfolgt in Deutschland in erster Linie uumlber nationales und europaumlisches Recht welches zum Teil aber auch durch inter na-tionale Uumlbereinkommen beeinflusst oder initiiert wird Die Gesetz - gebung bietet eine Vielzahl von flexiblen Mechanismen stellt jedoch einige Akteure (zum Beispiel aus dem Bereich Abbau von Rohstoffen) vor Zielkonflikte zwischen dem Schutz von biolo gischer Vielfalt einer-seits und der unternehmerischen Taumltigkeit andererseits

Ressourcen und LeistungenZugang zu und nachhaltige Entnahme und Nutzung von natuumlrlichen Ressourcen und Leistungen sind insbesondere fuumlr Unternehmen aus

INFOBOX 8

Gesetzlicher Rahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt in DeutschlandDer Schutz der Natur wird in Deutschland wesentlich durch das Bundes-naturschutzgesetz (BNatSchG) und EU-Naturschutzrecht (Vogelschutz-Richtlinie von 1979 Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie von 1992) gepraumlgt Die

Eingriffsregelung nach sectsect 13 ff BNatSchG regelt die Bewaumlltigung von Eingriffen in Natur und Landschaft (Vermeidung und Kompensation) Neben der Eingriffsregelung ist noch der Artenschutz der Gebietsschutz (zum Beispiel Natura 2000 Nationalparke) und der gesetzliche Biotop-schutz von groszliger Bedeutung Hinzu kommen zahlreiche Regelungen aus anderen Bereichen wie zum Beispiel zum Gewaumlsserschutz Bodenschutz Immissionsschutz oder aus dem Agrarrecht Waldrecht Baurecht Pla-nungsrecht und Energierecht Sie haben zwar zumeist nicht direkt den Schutz der biologischen Vielfalt zum Gegenstand wirken aber indirekt weil sie auf die Ursachen des Verlustes der biologischen Vielfalt abzielen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 22

INFOBOX 9

Praxisbeispiel Labels bei Lebensmitteln Der Lebensmitteleinzelhandel hat auf das gesteigerte Kundenbewusst-sein reagiert und adressiert das Thema raquoErhalt der biologischen Viel-faltlaquo mit Hilfe von Labels (zum Beispiel raquoPRO PLANETlaquo bei REWE und raquoZuruumlck zum Ursprunglaquo bei Hofer in Oumlsterreich) Die Kennzeichnung sowie der Verweis auf die Webseite mit mehr Informationen spricht das Bewusstsein der Kunden in zweierlei Hinsicht an Sie koumlnnen ihren Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt leisten und haben gleich-zeitig die Moumlglichkeit die Herkunft und Herstellung ihres Produkts nachzuvollziehen

der Lebensmittel- Textil- und Holz- Papierindustrie ein Anstoszlig sich intensiv der Sicherung intakter Oumlkosysteme zu widmen Sie sind nicht nur gegenwaumlrtig von den Guumltern und Oumlkosystemleistungen abhaumlngig es ist auch wichtig dass diese dauerhaft als Geschaumlftsgrundlage er-halten bleiben Auch fuumlr Unternehmen mit nur indirekter Abhaumlngig-keit von Oumlkosystemleistungen ndash zum Beispiel durch die Lieferkette ndash ruumlckt dieser Aspekt mehr und mehr in den Fokus

Kunden- und MarktnachfrageDie Nachfrage nach nachhaltigen und naturvertraumlglichen Produkten waumlchst ndash und der Markt reagiert Die Vielzahl an labelaffinen und zah-lungsbereiten Kunden ist Beweis genug Die Gruppe der LOHAS (Life-style of Health and Sustainability) spiegelt dieses Konsumver halten

INFOBOX 10

Praxisbeispiel Gruumlne Direktinvestments in WaumllderDer Schutz der biologischen Vielfalt ist zentraler Bestandteil des Geschaumlftsmodells von ForestFinance Das Unternehmen hat sich Direkt-investments in nachhaltige Forstwirtschaft verschrieben Ertraumlge erwirt-schaftet es mit dem Verkauf von Edelhoumllzern und Emissionszertifi katen ndash schlieszliglich sind die angepflanzten Waumllder Kohlenstoffsenken Damit das Investment ndash das Oumlkosystem ndash nicht gefaumlhrdet ist muss seine natuumlr-l iche Resilienz erhalten bleiben Zudem erwarten Kunden die in raquogruumlne Geldanlagenlaquo investieren auch einen langfristigen Nutzen ihrer Investition

Doch laumlngst nicht alle Anbieter folgen einem solchen strengen Standard Hier sollte genau geschaut werden ob kurzfristige Ertraumlge und langfris-tiger Schutz in einem ausgewogenen Verhaumlltnis stehen

23WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

wider Dabei ist jedoch festzuhalten dass nicht alle Labels ausreichend Orientierung bieten

Zudem ist das Angebot entsprechender Produkte auf Unternehmen weniger Branchen begrenzt und nur selten werden der Schutz der bio-logischen Vielfalt und der Oumlkosystemleistungen derzeit im Business-to-Business-Geschaumlft (B2B) thematisiert

Ein Hindernis fuumlr Unternehmen ist die haumlufig zu geringe Anerkennung durch den Markt fuumlr Aktivitaumlten zugunsten des Umwelt- und Natur-schutzes Viele Unternehmen berichten zudem dass sowohl die schwierige Messbarkeit und Zurechenbarkeit von biologischer Vielfalt und Oumlkosystemleistungen mittels geeigneter Indikatoren wie auch die Kommunika tion nach auszligen zentrale Herausforderungen darstellen

Aber es ergeben sich auch gaumlnzlich neue Maumlrkte ndash beispielsweise im Finanzsektor Bei fachgerechter Umsetzung und Einbindung mehrerer Oumlkosystemleistungen verbinden diese Maumlrkte dabei wirtschaftlichen Erfolg und den Schutz der biologischen Vielfalt So versprechen zum Beispiel Investitionen in nachhaltige Forstwirtschaft gruumlnes Wachs-tum fuumlr Natur und Investoren Derartige Investitionen konzentrieren sich zurzeit auf Mittel- und Lateinamerika

Auch mit Blick auf die Kreditwuumlrdigkeit von Unternehmen sowie auf Versicherungen ist eine steigende Bedeutung des naturgerech ten Wirtschaftens zu verzeichnen Wie die Aktivitaumlten der UNEP Finance Initiative (UNEP FI) unterstreichen beruumlcksichtigt der Finanz dienstleis-tungssektor zunehmend dass Unternehmensaktivitaumlten die die bioshylogische Vielfalt und die Leistungen der Oumlkosysteme nicht belasten zumeist auf lange Sicht profitabler sind und beispielsweise extreme Wetterereignisse besser abfedern koumlnnen Entsprechend sind bei Unter nehmensratings unter den Indikatoren fuumlr das Umweltmanage-ment auch Kriterien fuumlr die raquoBiodiversitaumltsperformancelaquo zu finden

InnovationImmer oumlfter lernen die Forschungs- und Entwicklungsabteilungen der Unternehmen von der Natur und deren effektiven Sys temen und Prozessen die uumlber Jahrmillionen optimiert wurden Sie entwickeln

WALD IST WEIT MEHR ALS HOLZ LIEFERANT ndash ER BIETET NICHT NUR ZAHLREICHE OumlKOSYSTEM LEIS TUNGEN FUumlR MENSCH UND NATUR SONDERN AUCH WIRTSCHAFTshyLICHE CHANCEN DAVON MUumlSSEN JEDOCH ALLE PROFIshyTIEREN ndash SOZIAL UND OumlKOLOGISCH NACHHALTIG ES REICHT NICHT AUS DER NATUR rsaquoEIN PREISSCHILD UMZUHAumlNGENlsaquo

HARRY ASSENMACHER GESCHAumlFTS-

FUumlHRER FOREST -FINANCE SERVICE GMBH

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 24

INFOBOX 11

Praxisbeispiel Prozessoptimierung mit BionikAls international agierendes Unternehmen mit einer langen und kom-plexen Lieferkette stellte sich Tchibo die Frage raquoWie werden unmittelbar umsetzungsrelevante Informationen moumlglichst schnell und handlungs-wirksam einer groszligen heterogenen Zielgruppe zur Kenntnis gebrachtlaquo Mittels Analogiebildung konnte Tchibo in biologischen Wertschoumlpfungs-ketten wie der der Honigbiene Organisationsprinzipien iden tifizieren die dort zur Loumlsung solcher organisatorischen Heraus for derungen bei-tragen Auf Basis dieser Organisationsprinzipien wurden unternehmens-bezogene Handlungsoptionen erarbeitet Diese wurden anschlieszligend zu konkreten Maszlignahmen verdichtet und priorisiert Die vordringlichsten Maszlignahmen wie der Aufbau neuarti ger uumlber greifender Informations-netzwerke werden zurzeit bei Tchibo erprobt

schmutzabweisende Oberflaumlchen feine aber stabile Traumlgerkonstruk-tionen oder verbesserte Prozessablaumlufe Immer haumlufiger werden zu-dem Erkenntnisse uumlber Prinzipien der Natur in die eigene Organisation und Unternehmensprozesse uumlbertragen (Infobox 11)

Verantwortung und ReputationAls weiteren Handlungstreiber geben Unternehmen gesellschaft liche Verantwortung und die damit verknuumlpfte Reputation an Neben sozi-alem Engagement stehen auch immer oumlfter eine intakte Natur und damit die biologische Vielfalt im Vordergrund der Aktivitaumlten Der da-raus resultierende Dialog mit Anwohnern Kunden NGOs und weite-ren Stakeholdern foumlrdert dabei nicht nur das gegenseitige Verstaumlnd-nis sondern zeigt auch Schwerpunkte auf die bisweilen nicht im Fokus der Entscheider liegen (Infobox 12) Gleichzeitig wertet das Enga-gement das Unternehmen auf ndash sowohl fuumlr Kunden als auch fuumlr gegen-waumlrtige und potenzielle Beschaumlftigte Unternehmen erhalten so auszliger-dem die Moumlglichkeit eine wichtiger werdende Mittlerrolle zwischen Naturschutz und Zivilgesellschaft einzunehmen

Allerdings reicht Engagement fuumlr die biologische Vielfalt auszligerhalb des Kerngeschaumlfts nicht aus Sonst kann es schnell als raquoGreen-washinglaquo aufgefasst werden

BIODIVERSITAumlT IST FUumlR TCHIBO VORAUS SETZUNG FUumlR EIN ZUKUNFTSFAumlHIGES GESCHAumlFT DAHER ARBEITEN WIR MIT PARTNERORGANISATIONEN INTENSIV AN DER ERHALTUNG DER ARTENVIELFALT INSBESONDERE AM URSPRUNG UNSERER PRODUKTE

STEFAN DIERKS CATEGORY

LEADER CR PRODUCT amp STRATEGY

TCHIBO GMBH

ABBILDUNG 8 (Foto Susanne Georgi)

25WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

INFOBOX 12

Praxisbeispiel Unternehmen gemeinsam mit NGOs fuumlr den NaturschutzEine vergleichsweise neue Rolle nahm REWE in einem Pilotprojekt ein in dem sie gemeinsam mit der Bodenseestiftung die biologische Vielfalt auf den Plantagen der Obstbauern der Bodenseeregion foumlrderte Die Fronten schienen verhaumlrtet und eine Annaumlherung von Naturschuumltzern auf der einen und Obstbauern auf der anderen Seite erfolgte nur zoumlger-lich REWE agierte erfolgreich als Vermittler und Agent fuumlr den Erhalt der biologischen Vielfalt Es wurde nicht nur das Nahrungsangebot fuumlr Bienen Hummeln und Schmetterlinge waumlhrend der Trachten luumlcke von Juni bis September verbessert sondern auch der Dialog zwischen Obst-bauern und Naturschutzverbaumlnden gefoumlrdert Die Resonanz sowohl von Kunden als auch von Lieferantenseite ist so positiv dass das Projekt fortgefuumlhrt und ausgeweitet wurde (REWE 2010)

Mit allen Treibern sind Chancen und Risiken verbunden Ein Perspekti-venwechsel findet nicht nur hin zu Beruumlcksichtigung von Oumlkosystem-leistungen statt sondern auch von einer bloszligen Risikofokussierung hin zum Erkennen von Moumlglichkeiten fuumlr Differenzierung gegenuumlber Wettbewerbern

BETROFFENHEIT DER SEKTORENVielen Unternehmen faumlllt es schwer biologische Vielfalt und Oumlkosys-temleistungen im Unternehmen zu verorten insbesondere weil die Themen unter unterschiedlichen Perspektiven und Zielen adressiert

INFOBOX 13

Praxisbeispiel Verbindung von Verantwortung und WettbewerbsvorteilenAls Reiseanbieter bietet TUI zahlreiche Reisen in Biodiversitaumlts-Hot-spots an TUI sieht sich in der Verantwortung und engagiert sich seit Mitte der 1990er Jahre fuumlr den Erhalt der biologischen Vielfalt Arten-schutzkampagnen zur Aufklaumlrung der Reisenden (zum Beispiel Souvenir-ratgeber zu geschuumltzten Arten) und Kooperationen mit Wissenschaft und Forschung sind nur ein Auszug ihres vom Global Nature Fund 2012 praumlmierten Engagements fuumlr den Erhalt der biologischen Vielfalt Doch nicht allein die Verantwortung treibt TUI an Viele Reisende kommen gerade wegen eines intakten Oumlkosystems in bestimmte Urlaubsregio-nen Der Erhalt der biologischen Vielfalt wird somit zum Wettbewerbs-vorteil und sichert Naturliebhaber als Kunden

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 26

werden Daher gilt Zuerst Einfluss und Betroffenheit identifizieren ndash sowohl im Hinblick auf Chancen als auch auf Risiken um anschlie-szligend gezielt Maszlignahmen zu ergreifen ndash sei es im Bereich CSR im Einkauf oder anderswo Die unterschiedlich starke Betroffenheit der Unternehmen von den Themen Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistun-gen wird in Abbildung 9 deutlich

GRUumlNDE UND RISIKEN DES NICHTshyHANDELNSDie Vielfalt an bestehenden Umweltanforderungen wie zum Beispiel in den Bereichen Klima und Energie erschwert es Unternehmen haumlu-fig sich mit neuen Herausforderungen auseinanderzusetzen ndash zumal dann wenn ein neues Thema komplex ist und es dafuumlr keine raquoUni-versalloumlsungenlaquo gibt Entgegen den aufgefuumlhrten positiven Beispielen uumlberwiegen dadurch immer wieder Hemmnisse ndash wie Uumlberforderung durch die Komplexitaumlt und Knappheit von Zeit und Ressourcen ndash fuumlr eine vertiefende Auseinandersetzung mit Biodiversitaumlt und Oumlkosys-temleistungen

Ein Perspektivenwechsel hin zu einer Beruumlcksichtigung von biologi-scher Vielfalt durch Unternehmen wird dann gelingen wenn es dafuumlr zum einen eine klare Entscheidung oder Unterstuumltzung durch die Unter nehmensleitung gibt und zum anderen eine einfache Integra tion in bestehende Management- und Steuerungssysteme moumlglich ist

ABBILDUNG 9 Betroffenheit verschiedener Branchen von einer Veraumlnderung der biologischen Vielfalt und Oumlkosystemleistungen Die Tabelle fuumlhrt moumlgliche Chancen und Risiken einer Ruumlcksichtnahme oder Vernachlaumlssigung von bio logischer Vielfalt bei Unterneh-mensaktivitaumlten fuumlr die jeweiligen Sek to ren auf Groszlige Rauten stehen fuumlr starke kleine Rauten fuumlr maumlszligige Zusammenhaumlnge (Grafik PwC)

Primaumlrsektor (z B Landwirtschaft Bergbau)

Sekundaumlrsektor(z B Chemie Technoshylogie Luftfahrt Bau)

Tertiaumlrsektor(z B Konsumguumlter wie Nahrungsmittel Automobile)

Tertiaumlrsektor (z B Finanzdienstshyleistungen wie Banken Versicherungen)

Regulierung (z B Grenzwerte Genehmi-gungen Kompensationen)

Natuumlrliche Ressourcen (zB Zugang zu und Verfuumlgbar-keit von Ressourcen Produkti-vitaumlt von Oumlkosystemen)

Markt (z B Kundenanforderungen (B2B) Nachfrage (B2C) neue Maumlrkte)

Innovation (z B Prozess- und Produkt-innovation)

Reputation (gesellschaftliche Verant-wortung Image)

27WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

Als wesentliches Hindernis fuumlr die Umsetzung von Maszlignahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt sehen Unternehmen nach wie vor auch das Fehlen eines einheitlichen Rahmens fuumlr die Erhebung Mes-sung und Vergleichbarkeit der raquoBiodiversitaumltsperformancelaquo Hinzu kommt dass die Politik bisher zwar viele nationale Ziele zum Schutz der biologischen Vielfalt (Nationale Strategie zur biologischen Viel-falt) formuliert aber speziell fuumlr Unternehmen nur uumlbergeordnete und wenig konkretisierte Ziele gesetzt hat Ohne konkrete Ziele oder eine klare Vorgabe ndash seien es Gesetze Branchenstandards oder inter-nationale Richtlinien ndash werden Maszlignahmen des Umwelt- und Natur-schutzes nur sehr zoumlgerlich umgesetzt

Nicht-Handeln hat jedoch schwerwiegende gesamtgesell schaftliche Folgen So geht der im Rahmen der internationalen TEEB-Studie veroumlffentlichte Bericht raquoThe cost of policy inactionlaquo davon aus dass uns Inaktivitaumlt beim Schutz funktionierender Oumlkosysteme ab dem Jahr 2050 bis zu 7 des globalen Bruttoinlandsproduktes (GDP) kos-tet ndash und das Jahr fuumlr Jahr (Ten Brink und Braat 2008) Dies trifft alle Berei che der Gesellschaft ndash auch Unternehmen Fest steht Wer lang-fristig erfolgreich sein will wird in Zukunft nicht um die Themen Bio-diversitaumlt und Oumlkosystemleistungen herumkommen

ENTWICKLUNGEN UND TRENDS ndash WAS AUF UNTERNEHMEN ZUKOMMT3

DER STAAT SCHUumlTZT AUCH IN VERANTWORTUNG FUumlR DIE KUumlNFshy TIGEN GENERATIONEN DIE NATUumlRLICHEN LEBENSGRUND LAGEN

GRUNDGESETZ DER BUNDES REPUBLIK

DEUTSCHLAND ARTIKEL 20A

BIODIVERSITAumlTSshy UND OumlKOSYSTEMSCHUTZ ndash DEUTSCHER UND INTERNATIONALER HINTERGRUNDNaturschutz spielt seit Beginn des 20 Jahrhunderts in Deutschland traditionell eine wichtige Rolle Bedeutende Oumlkosysteme und Natur-raumlume sind seit langem unter besonderen Schutz gestellt Zahlreiche Gesetze und Regulierungen mit Vorgaben fuumlr Planungen und Entschei-dungen (sowie Grenzwerte) praumlgen die Politik fuumlr den Erhalt der bioshylogischen Vielfalt in Deutschland ( Kapitel 2) Es gibt zwar Fort-schritte in einzelnen Bereichen aber dennoch konnten Bemuumlhungen der Politik auf nationaler europaumlischer und internationaler Ebene den Trend des Verlustes der biologischen Vielfalt bisher nicht stoppen

Gesetzliche Vorgaben ruumlckten den Naturschutz beziehungsweise den Schutz der biologischen Vielfalt primaumlr in die Verantwortung der oumlffent-lichen Hand Zahlreiche Uumlbereinkuumlnfte und Strategien mit Zielen ndash sowohl auf internationaler europaumlischer als auch auf nationaler Ebe-ne ndash unterstreichen die politischen Anstrengungen der vergangenen Jahrzehnte Damit ist auch die Aufforderung an alle gesellschaftlichen Akteure verbunden an der Realisierung dieser Ziele aktiv mitzuwir-ken und ihre Verantwortung wahrzunehmen

Das 2005 veroumlffentlichte Millennium Ecosystem Assessment leitete schlieszliglich einen schrittweisen Perspektivenwechsel ein Natur wurde

29ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

ABBILDUNG 10

INFOBOX 14

Politische Ziele zum Schutz der Biologischen Vielfalt1992 wird die Konvention uumlber die biologische Vielfalt

(CBD) in Rio de Janeiro verabschiedet und von Deutschland ein Jahr spaumlter unter zeichnet Sie stellt die erste internationale Uumlbereinkunft dar in der sowohl Ursachen als auch Ziele zur Bekaumlmpfung des Verlustes von Biodiversitaumlt festgehalten werden

1998 verabschiedet die EU ihre erste Biodiversitaumltsstrategie die von EU-Aktionsplaumlnen aus den Jahren 2001 und 2006 ergaumlnzt wird

2007 beschlieszligt das Bundeskabinett die raquoNationale Strategie zur bio-logischen Vielfaltlaquo zur Umsetzung der CBD

2010 werden im Rahmen der 10 CBD-Vertragsstaatenkonferenz glo-bale Biodiversitaumltsziele fuumlr 2020 verabschiedet (sogenannte Aichi-Ziele)

2011 stellt die EU eine neue Biodiversitaumltsstrategie fuumlr 2020 vor die explizit auch Ziele und Maszlignahmen zum Erhalt von Oumlkosystem-leistungen umfasst (wie Aichi-Ziele)

nicht mehr nur aus sich heraus als schuumltzenswert angesehen son-dern zugleich als Lieferant von Rohstoffen und Leistungen als Abneh-mer von Emissionen und Brauchwasser sowie als Motor der Regional-wirtschaft verstanden

Diese Zusammenhaumlnge und diese oumlkonomischen Argumente fuumlr den Schutz von Oumlkosystemleistungen und der biologischen Vielfalt aufzuzeigen wurde zum Anspruch und zur Herausforderung der inter-nationalen TEEB-Initiative

INFOBOX 15

Die Nationale Strategie zur biologischen VielfaltDie Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt von 2007 formuliert Visi onen Ziele und Maszlignahmen zum Erhalt der biologischen Vielfalt in Deutschland fuumlr viele Themenbereiche (Arten Lebensraumlume diverse Oumlko sys teme Gewaumlsserschutz Land- und Forstwirtschaft Tourismus und naturnahe Erholung bis hin zu Bewusstsein Bildung Forschung Technolo gietransfer und Entwicklungszusammenarbeit) Ihre Umset-zung ist eine groszlige gesamtgesellschaft liche Herausforderung Politik und Verwaltung koumlnnen dies nicht im Alleingang schaffen Akteure in Wirtschaft und Gesellschaft ndash auch Unternehmen ndash sind fuumlr die erfolg-reiche Umsetzung der Strategie gefordert

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 30

ABBILDUNG 11 ndash 15 Die vier TEEB-Berichte und der TEEB-Synthe-sebericht In der abgebildeten Reihenfolge TEEB 2010a TEEB 2011 TEEB 2012a TEEB 2012b TEEB 2010b

INFOBOX 16

Die internationale TEEB-StudieInspiriert durch den Stern Report (2007) zum Klimawandel initiierten 2007 die G8 +5 Umweltminister angestoszligen durch den deutschen Bun-desumweltminister und den EU-Umweltkommissar eine globale Studie zur Oumlkonomie der Oumlkosysteme und der biologischen Vielfalt (The Eco-nomics of Ecosystems and Biodiversity ndash TEEB) Ziel war es die enorme wirtschaft liche Bedeutung der Natur und ihrer Oumlkosystemleistungen aufzuzeigen und Empfehlungen zu geben wie der Verlust der biologi-schen Vielfalt zu stoppen ist

Mehr als 400 Autoren aus Politik Wissenschaft Wirtschaft Nicht- Regierungsorganisationen und der Zivilgesellschaft arbeiteten an TEEB-Berichten fuumlr bestimmte Zielgruppen TEEB fuumlr nationale und interna-tionale Politiker TEEB fuumlr regionale und kommunale Entscheider TEEB fuumlr Unternehmen die Zivilgesellschaft wurde mithilfe einer Medien-kampagne inklusive Webseite Facebook-Profil und Twitter-Account eingebunden zudem gab es einen abschlieszligenden Synthese-Bericht und raquoTEEB Foundationslaquo fuumlr die Wissenschaft

Der Unternehmensbericht TEEB in Business and Enterprise zeigt inwie-fern Unternehmen von den Themen biologische Vielfalt und Oumlko-systemleistungen betroffen sind und unterstreicht mit Beispielen aus aller Welt den Einfluss auf und die Abhaumlngigkeit von Biodiversitaumlt und Oumlko systemleistungen Die Autoren formulieren sieben allgemeine Schritte zum unternehmerischen Umgang mit biologischer Vielfalt Identifizierung von Auswirkungen des Unternehmens auf und Abhaumln-

gigkeiten von Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungen (Biodiversity and Ecosystem Services ndash BES)

Beurteilung der geschaumlftlichen Risiken und Chancen in Zusammen-hang mit diesen Auswirkungen und Abhaumlngigkeiten

Entwicklung von BES-Informationssystemen Festlegung von Zielen Messung und Bewertung der Leistungsbilanz und Bekannt gabe der Ergebnisse

Ergreifung von Maszlignahmen zur Vermeidung Minimierung und Begren-zung von BES-Risiken einschlieszliglich Schadensersatz (raquoAusgleichlaquo) soweit machbar

Ergreifung neuer BES-Geschaumlftschancen Kosteneinsparungen neue Produkte neue Maumlrkte

Integration geschaumlftlicher Strategien und Maszlignahmen zu BES in wei-ter gefasste Initiativen zur Corporate Social Responsibility

Verbesserung der fuumlr BES geltenden Leitlinien und Strategien gemein-sam mit Betroffenen in Behoumlrden in nichtstaatlichen Organisationen und in der Zivilgesellschaft

31

Perspektivenwechsel in der UnternehmensweltViele Unternehmen orientieren sich an Leitbildern Unternehmenswer-ten beziehungsweise ihrer Unternehmensphilosophie und tragen da-mit unternehmerische und oft auch gesellschaftliche Verantwortung

ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

ABBILDUNG 16 Das Logo der raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo - Studie

INFOBOX 18

raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo fuumlhrt die internationale TEEB-Initiative auf nationaler Ebene fort Hauptaufgabe ist die Erarbeitung thematischer Berichte zum Wert und zur oumlkonomischen Bedeutung von biologischer Vielfalt Oumlkosystemleis-tungen und Natur fuumlr Wirtschaft und Gesellschaft in Deutschland Neben der vorliegenden Broschuumlre gehoumlren hierzu unter anderem die Themen Biologische Vielfalt und Klimawandel Oumlkosystemleistungen und Ent-wicklung laumlndlicher Raumlume sowie naturnahe Oumlkosysteme und staumldti-sche Lebensqualitaumlt raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo macht deutlich dass es neben moralisch-ethischen und oumlkologischen auch gewichtige oumlkonomische Gruumlnde gibt Naturkapital zu erhalten

raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo wird in einem offenen Prozess durchgefuumlhrt Zahlreiche Akteure aus Wissenschaft Politik Verwaltung Wirtschaft und Gesellschaft wirken durch Know-how Forschungs-ergebnisse wissenschaftliche Beitraumlge und gute Beispiele zur Bedeu-tung und Inwertsetzung von Oumlkosystemleistungen und biologi-scher Vielfalt an der Erstellung der Berichte mit

INFOBOX 17

TEEB als Startpunkt fuumlr viele weitere InitiativenDie Resonanz die TEEB in Wirtschaft Wissenschaft Medien und Politik erfuhr verhalf zahlreichen Initiativen zu mehr Gehoumlr So erlebten zum Beispiel die UNEP FI (Finanzinitiative des Umweltprogramms der Verein-ten Nationen UNEP) aber auch das langjaumlhrige Engagement der Welt-naturschutzorganisation IUCN in der Privatwirtschaft starken Aufwind Parallel zu TEEB bestehen in Kooperation zwischen Wirtschaft Wissen-schaft und Verbaumlnden praxis- und loumlsungsorientierte Ansaumltze wie der Corporate Ecosystem Services Review des World Resource Institute (WRI 2012) Neben zahlreichen nationalen TEEB-Studien und Initiativen wurde auch eine TEEB for Business Coalition ins Leben gerufen die sich unter anderem zum Ziel gesetzt hat durch ihr Engagement die Einbin-dung von Biodiversitaumlt in das unternehmerische Handeln spuumlrbar und nachhaltig zu befoumlrdern (wwwteebforbusinessorg pdfwriorgcorpo-rate_ecosystem_services_reviewpdf)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 32

Insbesondere im Rahmen ihrer Unternehmensstrategie stellen sie folgende Fragen raquoWas fuumlr ein Unternehmen sind wirlaquo und raquoFuumlr wel-che Werte stehen wir und wofuumlr setzen wir uns einlaquo

Gleiche oder zumindest aumlhnliche Fragen muumlssen Unternehmen auch ihren Anteilseignern und sonstigen internen und externen Anspruchs-gruppen beantworten Dies gilt in einer globalisierten Welt immer mehr auch fuumlr Produktionsstaumltten im Ausland und fuumlr die Beziehungen mit Lieferanten Damit stehen folgende Fragen im Vordergrund raquoWelche Werte moumlchten wir in Zulieferlaumlndern vertretenlaquo raquoWelche Um-weltmaszligstaumlbe setzen wir hier wie dort anlaquo und raquoWas hat dies fuumlr Auswirkungen auf unsere Marke und den Ruf des Unternehmenslaquo

Das Selbstverstaumlndnis einiger Unternehmen geht uumlber die bloszlige Bereit stellung von Guumltern und Dienstleistungen hinaus Sie sehen sich als Teil der Gesellschaft Vertreter ihrer Region und als Agierende in Wechselwirkung mit ihrer Umwelt Idealismus in Bezug auf ihre gesell schaftliche Rolle motiviert diese Entscheider ebenso wie Realis-mus in Bezug auf das Verstaumlndnis oumlkologischer und globaler Zu sam-men haumlnge So kommt es dass sich deutsche Unternehmen in Latein-amerika fuumlr den Erhalt bedrohter Arten engagieren und den Schutz von Regen wald in Afrika foumlrdern

INFOBOX 19

Vision von UnternehmenIn vielfaumlltiger Weise haben Unternehmen die oumlkologischen Herausfor-derungen sowohl als Warnsignale als auch als Chance fuumlr einen Wandel begriffen

Mit seiner Publikation raquoChanging Pacelaquo schreibt der World Business Council for Sustainable Development (WBCSD 2012a) seine Vision 2050 fort und zeigt Wege hin zu einem Wirtschaften auf das 9 Milliarden Menschen versorgt und dabei die oumlkologischen Grenzen unseres Plane-ten nicht uumlberschreitet Weitere Informationen wwwwbcsdorgchan-gingpaceaspx

Corporation 2020 greift aumlhnliche Gedanken auf geht allerdings noch einen Schritt weiter und strebt nach Ausrichtung des Wirtschaftssystems auf die Grenzen die der Planet setzt Steuerreformen klare Regeln fuumlr die Aufnahme von Fremdkapital (Stichwort Uumlberschuldung) Transparenz fuumlr den Konsumenten und Offenlegung von Externalitaumlten sind zentrale Punkte der Initiative um den Leiter der internationalen TEEB-Studie Pavan Sukhdev und zahlreiche weitere Persoumlnlichkeiten aus Wirtschaft Wissen-schaft und Politik Weitere Informationen wwwcorp2020com

33ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

Immer mehr deutsche Unternehmen setzen sich mit Fragen rund um die biologische Vielfalt und Oumlkosystemleistungen auseinander und leisten somit Pionierarbeit Die Komplexitaumlt des Themas raquobiologische Vielfaltlaquo und schwierige Operationalisierbarkeit sind dabei nach wie vor massive Huumlrden Und tatsaumlchlich gibt es bis dato noch keine einheitlich anerkannten Quantifizierungsmethoden oder verbindliche Richtlinien die biologische Vielfalt und Oumlkosystemleistungen lassen sich nicht in einem Indikator zusammenfassen Dadurch sind sie fuumlr viele Entscheider in deutschen Unternehmen schlecht greifbar und laumlsst diese vor konkreten Handlungen zuruumlckschrecken

Dennoch nehmen einige Unternehmen diese Herausforderungen an und naumlhern sich mit zunehmender Professionalitaumlt der Integration von Biodiversitaumlt in ihre Managementprozesse Unternehmen sind aktiv beteiligt an der Erstellung von Leitfaumlden ersten Empfehlungen zur Integration der biologischen Vielfalt ins Umweltmanagement oder Ansaumltzen zur verbesserten Quantifizierung der externen Effekte in der unternehmerischen Finanzbuchhaltung Auch die Gruumlndung von Initiativen zu dem Thema wie die deutsche raquoBiodiversity in Good Companylaquo-Initiative die raquoUNEP Finance Initiativelaquo die raquoGlobal Com-pactlaquo- Initiative der UN sowie der raquoeconsense Arbeitskreis zu Biodi-versitaumlt und Oumlkosystemleistungenlaquo zeigen dass dieser Perspektiven-wechsel die Unternehmenswelt mittlerweile erreicht hat

WIE UNTERNEHMEN TAumlTIG WERDEN KOumlNNEN4

DIE ERGEBNISSE DER OumlKOLOGISCHEN GEWINNshy UND VERLUSTRECHNUNG VON PUMA BELEGEN DASS DIE DERZEITIGEN GESCHAumlFTSPRAKTIKEN VON UNTER NEHMEN DRINGEND EINES PARADIGMEN WECHSELS BEDUumlRFEN

JOCHEN ZEITZ EHEMALIGER CEO UND

VERWALTUNGSRATSVORSITZENDER

DER PUMA SE VERWALTUNGSRATS -

MITGLIED PPR

Je nach Unternehmen ist die Herangehensweise und Auseinanderset-zung mit dem Thema Naturkapital sehr unterschiedlich Dieses Kapitel gibt konkrete Ansaumltze und Beispiele wie ein Einstieg und geziel-tes Handeln angegangen werden koumlnnen

TOOLS UND LEITFAumlDEN FUumlR DEN EINSTIEGUm eine moumlglichst praumlzise und damit steuerbare Integration ins unternehmerische Management zu erreichen ist die Entwicklung von Zielen und Maszlignahmen noumltig Ein erster Biodiversitaumlts-Check hilft dabei bereits bestehende Maszlignahmen und Kennzahlen zu identifi-zieren Dabei sollten saumlmtliche unternehmerische Taumltigkeitsfelder von der Strategie und dem Personalwesen uumlber Liegenschaften und Einkauf bis hin zu Produktion und Entsorgung beleuchtet werden Die dann vorliegenden Ergebnisse koumlnnen Startpunkt vertiefender Maszlignahmen sein zum Beispiel erste Ziele oder Analysen eine Aus-dehnung auf andere Geschaumlftsbereiche oder die Entwicklung von Management- und Berichterstattungsstrukturen

Leitfaumlden und Handbuumlcher geben Hilfestellung bei der Integration von biologischer Vielfalt in Unternehmenspro zesse und koumlnnen zu-

gleich Inspiration und Unterstuumltzung fuumlr weitere Planungsprozesse

35WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

sein Durch die Handlungsempfehlungen koumlnnen auf leichte Weise Elemente einbezogen werden die beispielsweise die biologische Vielfalt auf dem Firmengelaumlnde foumlrdern ndash wie Bienenkaumlsten und bewachsene Hauswaumlnde Weitere konkrete Handlungsempfehlungen finden sich unter anderem in dem Bericht raquo Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagementlaquo (Bestaumlndig und Wuczkowski 2012)

BESTEHENDE ANSAumlTZE NUTZEN UND ERWEITERNFolgende Ansaumltze aus dem Unternehmensbereich sind auch zur Inte-gration von Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt gut ge eignet Unternehmerische Verantwortung (Corporate Responsibility)

Berichterstattung (inklusive umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung)

Umweltmanagement Ressourceneffizienz Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten-Management

Investitions- und Planungsprozesse

Unternehmerische Verantwortung (Corporate Responsibility)Viele Aktivitaumlten zum Biodiversitaumlts- und Oumlkosystemleistungs - schutz sind losgeloumlst vom Kerngeschaumlft und unter gesellschaftlichem Enga ge ment und unternehmerischer Verantwortung (Corporate

INFOBOX 20

Biodiversitaumlts-Checks fuumlr UnternehmenBislang werden zwei in deutscher Sprache verfuumlgbare Biodiversitaumlts-Screenings fuumlr Unternehmen haumlufig angewendet Die branchenuumlbergreifenden Checklisten der deutschen raquoBiodiversity

in Good Companylaquo-Initiative basieren auf dem raquoHandbuch Biodiver-sitaumltsmanagementlaquo (Schaltegger u a 2010) und ermoumlglichen eine Selbstevaluation zum aktuellen Stand des unternehmerischen Biodi-versitaumltsmanagements Weitere Informationen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

Der vom Global Nature Fund BAUM e V dokeo und PwC entwi-ckelte Biodiversitaumlts-Check fuumlr Unternehmen vereint Expertise aus Biologie Oumlkologie und Management Er bietet einen ersten auf das Unternehmen zugeschnittenen Uumlberblick uumlber die Reife des Biodiver-sitaumltsmanagements und gibt Empfehlungen fuumlr das weitere Vorge-hen Weitere Informationen wwwbusiness-biodiversityeudefaultaspLang=DEUampMenue=128

ABBILDUNG 17(Foto Andrzej Tokarski fotoliacom)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 36

Respon si bi lity) einzuordnen Vor allem Unternehmenswerte und -philo-sophien koumlnnen Anknuumlpfungspunkte raquovon obenlaquo bieten und zu einer weitergefassten Strategieentwicklung fuumlhren

ABBILDUNG 18(Foto Susanne Georgi)

INFOBOX 21

Praxisbeispiel Pilotprojekt fuumlr Branchenstandards Die oekom GmbH der groumlszligte deutsche Fachverlag fuumlr Oumlkologie und Nachhaltigkeit veroumlffentlicht Sach- und Fachbuumlcher mit Bezug zur bio-logischen Vielfalt und dem Erhalt der Oumlkosysteme Fuumlr seine Publi-kationen verwendet er ausschlieszliglich Recycling- und FSC-zertifiziertes Papier Zudem hat der Verlag das Projekt raquoNachhaltig Publizierenlaquo initi-iert das vom Bundesumweltministerium gefoumlrdert wird In Kooperation mit zwei wissenschaftlichen Instituten und der Frankfurter Buchmesse wurden praxisnahe Kriterien fuumlr die nachhaltige Bucherstellung entwi-ckelt Mit dem Projekt praumlsentiert sich oekom oumlffentlichkeitswirksam als Vorreiter und sensibilisiert die Verlagsbranche fuumlr einen nachhalti-gen Umgang mit der Ressource Papier

37

Gleichzeitig bietet die Kommunikation und Interaktion mit Kunden und Mitarbeitern Moumlglichkeiten fuumlr eine Integration sozusagen als Impulsgeber raquovon untenlaquo Freiwilligenarbeit gemeinsame Baum-pflanzaktionen oder Spenden fuumlr Naturschutzeinrichtungen tragen zum Schutz und zur Wertschaumltzung des Naturkapitals bei Mit Blick auf ihre Mitarbeiter profitieren Unternehmen zudem vom Wohlbe-finden am Arbeitsort erhoumlhter Kommunikationsbereitschaft und staumlrkerer Bindung und Loyalitaumlt gegenuumlber dem Arbeitgeber

Berichterstattung (inklusive umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung)Die in Deutschland und weltweit gebraumluchlichste Richtlinie zur Bericht-erstattung von Nachhaltigkeitsaspekten ndash die Global Reporting Initia-tive (GRI) ndash sieht eine Offenlegung von bis zu fuumlnf biodiversitaumltsbe-zogenen Indikatoren vor Diese waren bislang von eher qualitativer

WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

ABBILDUNG 20 Umweltindika-toren der Global Reporting Initiative Die fuumlnf relevanten Umweltindi - ka toren der Berichterstattungsricht-linie der Global Reporting Initiative (GRI) in der Version 31 Biodiver-sitaumlts bezogene Umweltindikatoren werden mit EN fuumlr Umwelt abgekuumlrzt und beinhalten EN 11 bis EN 15

Kernindikatoren Zusaumltzliche Indikatoren

EN11

Ort und Groumlszlige von Grundstuumlcken in Schutzge-bieten oder angrenzend an Schutzgebiete Ort und Groumlszlige von Grundstuumlcken in Gebieten mit hohem Biodiversitaumltswert auszligerhalb von Schutz-gebieten oder daran angrenzend Zu beruumlcksich-tigen sind Grundstuumlcke die im Eigentum der berichtenden Organisation stehen oder von die-ser gepachtet oder verwaltet werden

EN13 Geschuumltzte oder wiederhergestellte natuumlrliche Lebensraumlume

EN14Strategien laufende Maszlignahmen und Zu-kunftsplaumlne fuumlr das Management der Auswir-kungen auf die Biodiversitaumlt

EN12

Beschreibung der wesentlichen Auswirkungen von Aktivitaumlten Produkten und Dienstleistungen auf die Biodiversitaumlt in Schutzgebieten und in Gebieten mit hohem Biodiversitaumltswert auszliger-halb von Schutzgebieten

EN15

Anzahl der Arten auf der Roten Liste der IUCN und auf nationalen Listen die ihren natuumlrlichen Lebensraum in Gebieten haben die von der Geschaumlftstaumltigkeit der Organisation betroffen sind aufgeteilt nach dem Bedrohungsgrad

ABBILDUNG 19(Foto Piepenbrock)

INFOBOX 22

Praxisbeispiel Mitarbeiter-EngagementDie Piepenbrock Unternehmensgruppe unterhaumllt im brandenbur-gischen Naturpark Stechlin-Ruppiner Land den 2200 Hektar groszligen Forst Rheinshagen Im Rahmen seiner Aktion raquoWachstumlaquo pflanzt das Unternehmen dort gemeinsam mit seinen Kunden fuumlr jeden Neuauf-trag Baumlume Im August 2012 besuchte eine Gruppe von zehn Auszu-bildenden des Unternehmens im Zuge der raquoAzubi-Projekttagelaquo den Piepen brock Forst um die Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens kennenzulernen und selbst aktiv zu unterstuumltzen Ziel war es die Sand-heideflaumlche am Zechower Berg im Naturschutz- und gleichnamigen Fauna-Flora-Habitat-Gebiet Rheinsberger Rhin und Hellberge zu pflegen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 38

IM RAHMEN VON UMWELTSCHUTZ UND RESSOURCENshyEFFIZIENZ KUumlMMERN SICH VIELE UNTER NEHMEN BEREITS HEUTE UM BIODIVERSITAumlT UND ECOSYSTEM SERVICES OHNE DIES JEDOCH EXPLIZIT HERAUS ZUshy STELLEN DER BEWUSSTE EINBEZUG DES OumlKOSYSTEMshy GEDANKENS SOWIE DIE BETRACHTUNG ENTSPRECHENDER CHANCEN UND RISIKEN STELLT EINE WEITER ENT shy WICKLUNG DAR DIE DURCHAUS ALS rsaquoUMWELTVERANTshyWORTUNG 20lsaquo BEZEICHNET WERDEN KANN

MICHAEL SIEMERS CORPORATE

ENVIRONMENT amp RESPONSIBILITY

EVONIK INDUSTRIES AG

Form doch auch hier erfolgt eine regelmaumlszligige Anpassung die zu-kuumlnftig sicherlich auch mit einer Quantifizierung einhergehen wird Damit bleibt die unternehmerische Berichterstattung eng verbunden mit dem Umweltmanagement

Unternehmerische Berichterstattung wird sich aumlndern und zukuumlnftig integrierter sein (Stichwort Integrated Reporting) In dieser Hinsicht ist auch die umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung zu sehen

INFOBOX 23

Praxisbeispiel Umweltbezogene Gewinn- und VerlustrechnungWaumlhrend in der klassischen Gewinn- und Verlustrechnung (GampV) nur finanzielle Kenngroumlszligen wie Anlagevermoumlgen return on investment und Eigenkapitalrendite berichtet werden bleiben die umweltbezogenen Kosten verborgen Diese Externalitaumlten ndash beispielsweise Verschmutzung von Gewaumlssern Zerstoumlrung von Lebensraumlumen oder das Abwaumllzen von Verantwortung beim Klimawandel auf Folgegenerationen ndash sind als Ver-luste anzusehen die nicht durch das Unternehmen sondern von Dritten wie der Allgemeinheit oder der Natur getragen werden Getrieben von CEO Jochen Zeitz hat Puma es sich zur Aufgabe gemacht diese Kosten deutlicher aufzuzeigen und in die GampV einflieszligen zu lassen Solch eine Sichtbarmachung kann beim Einkauf der Fertigung der Produktent-wicklung oder dem Nachhaltigkeitsmanagement helfen bessere Ent-scheidungen zu treffen um so die Externalitaumlten zu minimieren Laut PUMA Environmental Profit amp Loss Account hat das Unternehmen im Jahr 2010 etwa 145 Millionen Euro an Umweltschaumlden durch Treibhaus-gasemissionen Wasserverbrauch Landnutzungsfolgen Luftverschmut-zung und Abfallerzeugung verursacht Davon entfallen nur etwa 6 auf das Kerngeschaumlft mehr als 137 Millionen Euro Umweltschaumlden ent-stehen entlang der Lieferkette Weitere Informationen httpaboutpumacomwp-contentthemesaboutPUMA_themefinancial-reportpdfEPL080212finalpdf

39WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Sie macht deutlich welche Abhaumlngigkeiten und welche Einfluumlsse ein Unternehmen hat und stellt bei der Einbeziehung der Oumlkosystem-leistungen und Integration in die externe Rechnungslegung einen be deut samen Schritt hin zur Beruumlcksichtigung von Naturkapital in Unternehmen dar Eine Offenlegung dieser Art koumlnnte einen Para dig-menwechsel einleiten Wer seine Leistung schon fruumlhzeitig ganzheit-lich misst und berichtet kann in einem sich veraumlndernden Geschaumlfts-

ABBILDUNG 21 (Foto LianeM Fotoliacom)

INFOBOX 24

Biodiversitaumlt in den Umweltmanagementzertifizierungen ISO 14001 und EMASBei EMAS muumlssen und bei ISO 14001 sollten die Auswirkun-gen auf die biologische Vielfalt beruumlcksichtigt werden Bei EMAS wird in Form des raquoFlaumlchenverbrauchslaquo ein direkter Indikator fuumlr den Habitatverlust erhoben ndash eine der Hauptursachen des Biodiver-sitaumltsverlustes Zwar kann der Flaumlchenverbrauch von unterschiedli-cher Qualitaumlt sein ndash die Bebauung einer bereits degradierten Flaumlche ist weniger kritisch als die eines intakten Oumlkosystems ndash dennoch kann dies als erster Startpunkt gewertet werden

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 40

umfeld weiterhin Spitzenleistung liefern Dies betrifft die Felder Risikomanagement Versorgungssicherheit und -produktivitaumlt wie auch Compliance und Stakeholdermanagement

UmweltmanagementEin Umweltmanagement steuert gemaumlszlig den vier Managementschrit-ten Planen Ausfuumlhren Kontrollieren und Optimieren umweltbezo-gene Unternehmenstaumltigkeiten und ermoumlglicht so eine kontinuierli-che Verbesserung der Umweltleistung Dieser Managementzyklus beruumlcksichtigt derzeit nur selten umsetzungsorien tiert die Dimensio-nen Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt

Hier kann eine Erweiterung konkret ansetzen Eine erste Feststellung des Status quo auf Basis bereits existieren der Umweltdaten ndash ergaumlnzt durch Experteneinschaumltzungen ndash ist der Anfang Anschlieszligend koumln-nen spezifische und messbare Ziele gesetzt werden was sich in die bekannten Schritte des Umweltmanagements einbinden laumlsst

RessourceneffizienzRessourceneffizienz gewinnt angesichts steigender Rohstoffpreise und -bedarfe und des groszligen Anteils den Material- und Energie kosten an den Gesamtkosten in vielen Branchen darstellen wirtschaftlich und politisch enorm an Bedeutung Zur Steigerung der Ressourceneffi-zienz liegen aktuell Programme auf nationaler wie europaumlischer Ebene vor es existieren dazu Plattformen und Initiativen Das Thema raquoRes-sourceneffizienzlaquo koumlnnen Unternehmen strategisch integrieren (zum Beispiel in ihrem Umweltmanagement) indem sie die entsprechen-den Einsatzstoffe als Naturkapital raquodeklarierenlaquo und im Ressourcen-management umfassender als bisher beruumlck sichtigen Durch den sparsamen effizienten Einsatz von Ressourcen koumlnnen oftmals Oumlko-systeme geschont werden (zum Beispiel durch ein entsprechendes

INFOBOX 25

Praxisbeispiel Integration von Biodiversitaumlt in das Ressourcen-managementUPM betreibt in Deutschland sieben Papierfabriken und verschreibt sich der nachhaltigen Forstwirtschaft und dem Schutz der Biodiversitaumlt So wird weltweit FSC- und PEFC-zertifiziertes Holz verwendet und in unter nehmenseigenen Waumlldern ein Biodiversitaumltsprogramm umge-setzt Gemeinsam mit der raquoAlliance for Water Stewardshiplaquo fuumlhrt UPM ein Pilotprojekt zum Wassermanagement durch Dies soll den Verbrauch des wasserintensiven Papierherstellungsprozesses senken und die Wie-derverwendung des Wassers erhoumlhen UPM unterstreicht mit seinemEngagement seine Position als raquoBiofore Companylaquo

41WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

INFOBOX 26

Praxisbeispiel Bewertung von Biodiversitaumlt in der Lebensmittel-branche und der LandwirtschaftEinen Schritt weiter als die Oumlkobilanzen geht das Bewertungsverfahren der BASF Mit ihrer Lebenszyklusanalyse AgBalance erfasst sie eine Viel-zahl von Nachhaltigkeitsindikatoren der Lebensmittel- und Landwirt-schaftsbranche Biologische Vielfalt flieszligt mit 8 der 69 Indikatoren in eine Punktebewertung ein so unter anderem Naumlhe zu Schutzgebieten Auskreuzungspotenzial und Oumlkotoxizitaumltspotenzial Auszligerdem werden soziale und oumlkonomische Indikatoren erfasst und somit alle drei Saumlulen der Nachhaltigkeit abgebildet Auch wenn ein Abwaumlgen zwischen unter-schiedlichen Groumlszligen wie Punkten und Euros als Messeinheiten Entschei-der vor Herausforderungen stellt ist dies doch ein wichtiger Schritt hin zur Integration von Biodiversitaumlt in Entscheidungsprozesse

Wassermanagement in Regionen mit Wasserstress) Jedoch ist Res-sourceneffizienz nicht gleichzusetzen mit Biodiversitaumlts- und Oumlko-systemschutz Neben dem sparsamen Umgang mit Ressourcen ist auch die Art der Einsatzstoffe (zum Beispiel Nutzung von nachhaltig erzeugtem Palmoumll) von Bedeutung

Der Zusammenschluss zu Brancheninitiativen ist ein Ansatz um das Thema Ressourceneffizienz ganzheitlicher und passgenauer zu be-trach ten und so die Thematik uumlber den bisherigen Fokus auf Reduzie-rung von Rohstoffverbrauch und Emissionen hinaus zu erweitern

Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten- Management Die Analyse der Wertschoumlpfungskette eines Produktes liefert immer wieder Verbesserungspotenzial und wird deshalb regelmaumlszligig durchge-fuumlhrt Dies bietet gute Ansatzpunkte fuumlr eine Untersuchung und Ver-besserung der Biodiversitaumltsperformance Eine weitere oft genutzte Analysemoumlglichkeit sind Oumlkobilanzen (Life Cycle Assessments)

Oumlkobilanzen bilden den gesamten Stoffkreislauf ab ndash und somit auch die fuumlr Biodiversitaumlt relevante Landnutzung oder Oumlkosystemleis-tungen wie die Bereitstellung von Rohstoffen die Absorption von Produktionsemissionen und die Aufnahme von Abfallprodukten An-gefangen bei eigenen Beschaffungsquellen (zum Beispiel Vertragsan-bauer von Supermaumlrkten oder Handelsmarken) bis hin zu Vorproduk-ten der Liefer an ten ndash entlang der Lieferkette verbergen sich zahlreiche Ursachen fuumlr Bio diversitaumltsverlust Fuumlr Unternehmen die Rohstoffe und Vorpro dukte aus dem Ausland beziehen ist es daher wichtig auf den Einkauf und das Lieferkettenmanagement zu achten Wichtige

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 42

Analyseschritte beinhalten Grenzwerte und Normen (in den Abbau- und Ursprungslaumlndern der Vorprodukte oftmals deutlich niedriger als in Deutschland) oder Screenings zu Wasserknappheit entlang der Lie-ferkette Darauf aufbauend ergibt sich eine detaillierte Bewertung zur Beruumlcksichtigung von Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt bei Liefe ranten

Investitions- und PlanungsprozesseInvestitionen in den Bau neuer Anlagen oder Standorte werden derzeit eher selten unter Biodiversitaumltsaspekten im betrieblichen Umwelt-management erfasst Beim Bau eines Produktionsstandorts auf der raquogruumlnen Wieselaquo spielen vor allem die Eingriffsregelung des Bun-desnaturschutzgesetztes (BNatSchG) sowie das EU-Naturschutz-recht (FFH- und Vogelschutz-Richtlinie) eine wichtige Rolle Diese Regeln erscheinen Unternehmen manchmal wider spruumlchlich ndash gerade mit Blick auf den gewollten Naturschutz Firmenareale werden auf-grund strategischer Entscheidungen zum Beispiel fuumlr den Bau von Anlagen uumlber einen laumlngeren Zeitraum brach liegen gelassen Siedelt sich daraufhin eine geschuumltzte Art auf dieser Flaumlche an koumlnnen Unter-nehmen unter Umstaumlnden nur mit hohen Auflagen dieses Gebiet er-schlieszligen und einen Neu- oder Ausbau realisieren Um solchen Ziel kon-flikten vorzubeugen bieten die zustaumlndigen Natur schutzbehoumlrden an in Dialog zu treten um gangbare Wege und Maszlignahmen auszu loten

Doch Unternehmen koumlnnen auch in Vorleistung gehen Indem zum Beispiel Brachflaumlchen und Naturraumlume belassen sowie die Funktio-nalitaumlt von aquatischen Oumlkosystemen (Gewaumlssern) erhalten werden

INFOBOX 27

Ausgleichsflaumlchen ndash Chancen fuumlr beschleunigte PlanungsprozesseGut zu wissen Laut sect16 BNatSchG kann durch Oumlkosystemschutz ein raquoGuthabenlaquo auf einem Oumlkokonto angespart werden Bei spaumlteren Ein-griffen werden diese Flaumlchen als bereits geleistete Kompensationsmaszlig-nahmen anerkannt Rheinkalk macht sich dieses Instrument zunutze Im sauerlaumlndischen Houmlnnetal dient nur ein Teil des Grundbesitzes dem Kalksteinabbau Weite Teile des Areals hingegen stehen dank nicht-oumlkonomischer Waldnutzung dem Naturschutz temporaumlr zur Verfuumlgung oder werden je nach Management und naturschutzfachlicher Einschaumlt-zung einem Oumlkokonto zugeschrieben das als Kompensationsleistung fuumlr zu erwartende Eingriffe agiert Waumlhrend auf der einen Seite pro-aktiv Arten- und Oumlkosystemschutz ermoumlglicht wird profitiert Rheinkalk von einem beschleunigten Planungsprozess vermiedener Buumlrokratie und somit geringeren Kosten (wwwrheinkalkdepdfVerantwortung_Fuer_Mensch_und_Naturpdf Seite 24)

43WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

koumlnnen etwaige Kompensationsmaszlignahmen im Rahmen der Ein griffs -regelung vermieden werden Zudem koumlnnen Ergebnisse der teils obli-gatorischen Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung (UVP) der Strategischen

INFOBOX 28

Praxisbeispiel ZielkonflikteBiologische Vielfalt spielt in Steinbruumlchen Baggerseen und Kiesgruben eine wichtige Rolle Die Steine- und Erdenindustrie engagiert sich in zahlreichen Projekten zur Foumlrderung der biologischen Vielfalt Neben der Erarbeitung von Biodiversitaumltsindikatoren und einer Biodiversitaumlts-Datenbank zaumlhlen hierzu zahlreiche gemeinsame Projekte mit Umwelt-verbaumlnden

raquoLeider werden der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt in den Abbaustaumltten ausgerechnet durch das Naturschutzrecht selbst eingeschraumlnkt Wer zum Beispiel ein Laichgewaumlsser fuumlr die Gelbbauch-unke auf einem Rohbodenstandort anlegt oder eine Steilwand fuumlr die Uferschwalbe herrichtet der laumluft Gefahr dass die weitere Bewirt-schaftung der Flaumlchen deutlich eingeschraumlnkt wird Der statische An-satz im Naturschutzrecht verhindert damit leider vielerorts die Aus-schoumlpfung von Synergieeffekten von Gesteinsabbau und Naturschutz Die Steine- und Erdenindustrie jedenfalls ist zur Foumlrderung der biolo-gischen Vielfalt bereit und setzt sich auch weiterhin fuumlr praktikable Loumlsungen einlaquo (Diplom-Biologe Thomas Beiszligwenger Hauptgeschaumlfts-fuumlhrer Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

ABBILDUNG 22 (Foto Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

INFOBOX 29

Praxisbeispiel Management von LiegenschaftenFraport die Betreibergesellschaft des Frankfurter Flughafens formuliert in seiner unternehmenseigenen Biodiversitaumltsstrategie Grundsaumltze zur Biodiversitaumlt Darin wird festgehalten dass sich Flugbetrieb und der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt ndash uumlber gesetz liche Anforderungen wie zum Beispiel Eingriffsregelung hinaus ndash vereinbaren lassen So wird unter anderem auf dem Gelaumlnde des Flughafens ein For-schungsprojekt zum Bienen-Monitoring unterstuumltzt das wichtige Infor-mationen uumlber die Schadstoffsituation liefert Gleich zeitig werden im Rhein-Main-Gebiet gezielt Naturschutzvorhaben gefoumlrdert so zum Bei-spiel der Erhalt von raquoAltholzinselnlaquo im Kinzigtal oder die Pflege von Streuobstwiesen im Maintal (wwwfraportdecontentfraport-agdenachhaltigkeitumweltnatur--und-ressourcenschutz0html und verglei-che auch die dort bereitgestellten PDF-Dokumente)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 44

Legende Naumlhe zum Kerngeschaumlft Merkmalsauspraumlgung Geringer Bezug Mittel o Trifft zu x Mittlerer Bezug Stark + Starker Bezug Sehr stark + +

ABBILDUNG 23 Handlungsan-saumltze zur Integration von Biodiversi-taumlt in Unternehmen am Beispiel eines Industrie- und Konsumguumlter-unternehmens (Grafik PwC)

INFOBOX 30

Handlungsansaumltze zur Integration von Biodiversitaumlt in UnternehmenDie vorgestellten sechs Handlungsansaumltze werden hier systematisch zusammengefasst am Beispiel der Indus trie- und Konsumguumlterbranche dargestellt Diese Systematik kann allen Unternehmen als Pruumlfrahmen dienen ihr spezifisches Profil zur Beruumlcksichtigung von biologischer Viel-falt Oumlkosystemen und deren Leistungen (Naturkapital) zu entwickeln

Die Abbildung verdeutlicht die Wirkung der verschiedenen Handlungs-ansaumltze beispielhaft im Hinblick auf die vier Werttreiber Risiken senken Kosten reduzieren Maumlrkte und Kunden erschlieszligen und Reputation steigern

Waumlhrend die farbliche Hinterlegung die Naumlhe zum Kerngeschaumlft andeutet geben die Spalten auf der rechten Seite Informationen uumlber den Beitrag zum Schutz der biologischen Vielfalt sowie zur moumlglichen Umsetzungskomplexitaumlt wieder Es wird deutlich dass es durchaus ein-fache Maszlignahmen gibt die eine Wirkung zeigen

Werttreiber

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Integration von Biodiversitaumltsaspekten in hellip

Beitrag zum Schutz des Natur kapitals

Umsetzungsshy komplexitaumlt

x x x 1) Unternehmerischer Verantwortung (Corporate Responsibility) o + o

x x x 2) Berichterstattung (inkl umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung) o +

x x 3) Umweltmanagement inkl Liegenschafts-management o + +

x x 4) Maszlignahmen zur Steigerung der Ressourcen-effizienz + + + +

x x x 5) Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten-Management + + + +

x x 6) Investitions- und Planungsprozesse + o +

45WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Des Weiteren ist erkennbar dass die Integration von Biodiversitaumlt in Aus-wahl- und Entscheidungsprozesse vor allem im Bereich Ressourceneffi-zienz Lieferketten-Management und Investitions- und Planungsprozesse zu Win-win-Situationen fuumlhren kann Dabei sollte bei der Auswahl der Ansaumltze und Methoden aber immer das Kerngeschaumlft des Unterneh-mens im Vordergrund stehen ndash hier kann ein erster Check die weitere Schwerpunktsetzung unterstuumltzen Auch die Integration ins klassische Umweltmanagement stellt einen Schritt zur Beruumlcksichtigung von Bio-diversitaumlt dar ndash und zwar verbunden mit einem maumlszligigen Aufwand

Umweltpruumlfung (SUP) und der FFH Vertraumlglichkeitspruumlfung (FFH VP) guumlnstiger ausfallen Auflagen der Nachbesserung reduziert dadurch Kosten eingespart und ein reibungsloser Planungs- und Bauprozess beguumlnstigt werden

Abschlieszligend gilt es die Integration von Biodiversitaumlt auch in flankie-renden operationellen Einheiten voranzutreiben Dies betrifft beson-ders Forschung und Entwicklung sowie Kommunikation Dabei sollen die Themen erfolgreich sowohl nach innen als auch nach auszligen also zu Kunden Lieferanten und anderen Interessengruppen kommuni-ziert und in eine entsprechende Berichterstattung integriert werden

AUSBLICK5

WIR KOumlNNEN DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER WIRTSCHAFT NUR ERHALTEN WENN WIR DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER NATUR ERHALTEN DAFUumlR IST EINE VIELFALT AN LEBENSshy RAumlUMEN UND ARTEN VON ENTSCHEIDENDER BEDEUTUNG DEREN SCHUTZ MUSS DESHALB VIEL STAumlRKER IN DEN WERTSCHOumlPFUNGSPROZESSEN BERUumlCKSICHTIGT WERDEN

ALEXANDER BARTELT ABTEILUNGS-

LEITER KLIMASCHUTZ UND NACHHAL -

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VORSTANDSVORSITZENDER raquoBIODIVER-

SITY IN GOOD COMPANYlaquo- INITIATIVE

Es ist an der Zeit die Aspekte von Naturkapital in das unterneh-merische Handeln zu integrieren Nutzen Sie die vielfaumlltigen Ansatz-punkte die im Rahmen der Broschuumlre aufgezeigt wurden und beginnen Sie Ihre unternehmerischen Aktivitaumlten zu erweitern In Deutsch-land gibt es viele Initiativen und Ansaumltze die einen Einstieg in die The-men Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungen erleich tern Nutzen Sie diese Initiativen fuumlr einen Austausch mit anderen Unter-nehmen und uumlber die dort bereits gemachten Erfahrungen (siehe dazu auch Kapitel 6)

Die Initiative raquoBiodiversity in Good Companylaquo ist ein Zusammen-schluss von Unternehmen die gemeinsam fuumlr den Schutz der

biologischen Vielfalt eintreten Der branchenuumlbergreifenden Initiative gehoumlren kleine mittlere und groszlige Unternehmen an Die Mitglieder der raquoBiodiversity in Good Companylaquo-Initiative unterstuumlt-zen das freiwillige Engagement der Wirtschaft fuumlr den Schutz der biologischen Vielfalt Sie arbeiten an Innovationen und Investitio-nen damit naturvertraumlgliche Technologien Produkte und Dienst-leistungen verstaumlrkt ihren Weg in die Maumlrkte finden Die Initiative

47AUSBLICK

traumlgt dazu bei den Privatsektor in die Verwirklichung der Ziele der Konvention uumlber die biologische Vielfalt und der Nationalen

Strategie zur biologischen Vielfalt staumlrker einzubinden

Auch im Rahmen von econsense ndash einem Zusammenschluss fuumlhren-der global agierender Unternehmen und Organisationen der deut-schen Wirtschaft zu den Themen nachhaltige Entwicklung und Cor-porate Social Responsibility (CSR) ndash wird der Themenbereich im Rahmen der Arbeitsgruppe raquoBiodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungenlaquo begleitet Die Mitgliedsunternehmen setzten sich intensiv mit dem Erhalt und der Entwicklung der biologischen Vielfalt auseinander und nutzen econsense als Plattform zum Austausch und zur Diskus-sion von praktischen Managementinstrumenten

Engagieren Sie sich im Projekt raquoUnternehmen Biologische Vielfalt 2020laquo einer Dialog- und Aktionsplattform des Bundesumweltminis-teriums gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der deutschen Wirtschaft und von Naturschutzverbaumlnden die einen fortlaufenden Austausch erlaubt und konkrete Aktivitaumlten zur Umsetzung der Nati-onalen Strategie zur biologischen Vielfalt auf den Weg bringt Folgende Themenfelder stehen dabei im Fokus Informationen zur biologischen Vielfalt fuumlr Unternehmen Biologische Vielfalt im betrieblichen Umweltmanagement Biologische Vielfalt und Naturschutzrecht Kommunikation von Unternehmen nach auszligen Finanzierung von Naturschutzprojekten Maumlrkte Chancen erkennen und entwickeln Netzwerkbildung

Die kuumlnftige Leistungsfaumlhigkeit der Wirtschaft wird von der Leis-tungsfaumlhigkeit des Naturkapitals abhaumlngen Der Erhalt der Leistungs-faumlhigkeit unseres Naturkapitals erfordert die gebuumlndelten Kraumlfte von Unternehmen Politik und Gesellschaft raquoNatur kapital Deutschland ndash TEEB DElaquo zeigt dass sich dies auch wirtschaftlich lohnt Lassen Sie uns diese Chance gemeinsam wahrnehmen

ABBILDUNG 24 (Foto morrbyte Fotoliacom)

6 WEITERFUumlHRENDE INFORMATIONEN

PROJEKT raquoNATURKAPITAL DEUTSCHLAND ndash TEEB DElaquoDiese Broschuumlre ist Teil des Projekts raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo in dessen Rahmen bis zum Jahr 2015 folgende vier Berichte erscheinen (Arbeitstitel) raquoKlimapolitik und Naturkapital Synergien und Konfliktelaquo raquoOumlkosystemleistungen und Entwicklung laumlndlicher Raumlumelaquo raquoNaturleistungen in der Stadt Gesundheit schuumltzen und

Lebensqualitaumlt erhoumlhenlaquo raquoNaturkapital Deutschland Neue Handlungsoptionen

ergreifen ndash eine Syntheselaquo

Bereits erschienen ist die Broschuumlre raquoDer Wert der Natur fuumlr Wirt-schaft und Gesellschaft ndash Eine Einfuumlhrunglaquo wwwnaturkapital-teebde

Soweit Praxisbeispiele und Statements nicht gesondert gekennzeich-net wurden sind diese speziell fuumlr raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo erstellt worden

Leitfaumlden Handlungsmoumlglichkeiten fuumlr Unternehmen BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012)Biodiversitaumlt im unterneh-

merischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Umfangrei-che aber dennoch leicht zu erfassende und praxisnahe Broschuumlre zu Maszlignahmen rund um den betrieblichen Biodiversitaumltsschutz Mit zahl-reichen Umsetzungstipps und Hinweisen auf weiterfuumlhrende Lite ra-tur und Webseiten

49WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

www2leuphanadeumanagementcsmcontentnamadownloads download_publikationenBestaendig20Wuczkowski_Biodiversitaet 20im20unternehmerischen20Nachhaltigkeitsmanagement_neupdf

HOUDET J (HRSG) (2008 UumlBERARBEITET 2010) Integrating bio-diversity into business strategies The Biodiversity Accountability Framework Sehr umfangreiche Publikation (knapp 400 Seiten) uumlber Bio di versitaumlt und Unternehmen beginnend bei den Grundlagen 23 In dikatoren (Business and Biodiversity Independence Indicators) sind Grundlage fuumlr die Bewertung der Biodiversitaumltsleistung von Unter-nehmen Mit zahlreichen Beispielen Regionaler Fokus Frankreichwwworeeorg_scriptntsp-document-file_downloadphp document_id=1063ampdocument_file_id=1070

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement ndash Ein Leitfaden fuumlr die betriebliche Praxis Umsetzungsorientiertes Handbuch zur Einbindung von Biodiversi-

taumlt in das bestehende (Umwelt)-Management inklusive zahlreicher Vorschlaumlge fuumlr Maszlignahmen und Instrumente sowie Zuordnung zu Handlungsfeldern und Funktionsbereichen httpwwwbmudeN46143

TEEB (2012) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Busi-ness and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York Bericht fuumlr Unternehmen der internationalen TEEB-Studie Ins-pirierende teils generische Heranfuumlhrung an die Bedeutung von Bio-diversitaumlt an Unternehmen mit Beispielen aus aller Welt Excutive summary unter wwwteebweborg

UN GLOBAL COMPACT AND IUCN (2012) A Framework for Corpo rate Action on Biodiversity and Ecosystem Services Uumlberblicksbro schuumlre zu Biodiversitaumlt und Unternehmen Adressierte Themen Treiber Risi-ken amp Chancen Corporate Governance Management (inkl Vermei-dungs-Hierarchie) Stakeholder-Engagement und Berichter stattungwwwunglobalcompactorgdocsissues_docEnvironmentBES_Frameworkpdf

WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD) (2011) Handbuch zur unternehmerischen Bewertung von Oumlkosystemdienstleistungen (CEV) Ein Rahmenwerk zur Erleichterung unternehmerischer Entscheidungsfindung Generisches Hand buch fuumlr die Durchfuumlhrung einer unternehmensinternen Bewertung von Biodiversitaumlt (breites Werteverstaumlndnis) mit Handreichungen zu vor-gelagerten Abwaumlgungen wwweconsensedesitesallfilesWBCSD_Handbuch_CEVpdf

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 50

WORLD RESOURCE INSTITUTE (WRI) (2012) Corporate Ecosystem Services Review ndash Version 20 Handbuch zur systematischen Erfas-sung von biodiversitaumltsbezogenen Risiko- und Handlungsfeldern Schrittweises Vorgehen inkl Vorschlaumlgen fuumlr die Erfassung und Doku-mentation des Prozesses wwwwriorgpublicationcorporate-ecosystem-services-review

Allgemein Oumlkosysteme Biodiversitaumlt und Wirtschaft JESSEL B TSCHIMPKE O UND WALSER M (2009) Produktivkraft

Natur Hamburg Praumlgnante Beispiele fuumlr die Quantifizierung von wirtschaftlich relevanten Nutzungen der Natur in Arbeitsplaumltzen Umsaumltzen oder vermiedenen Kostenwwwnaturkapital-teebdefileadminDownloadsProduktivkraft Naturpdf

MILLENNIUM ECOSYSTEM ASSESSMENT (2005) Ecosystems and Human Well-Being ndash Synthesis Synthese der mehr als 1000 Seiten fassenden wissenschaftlichen Studie uumlber die oumlkologischen und gesell-schaftlichen Zusammenhaumlnge sowie Zustand und Trends des Verlus-tes der biologischen Vielfalt und die Bedeutung der Oumlkosystemleis-tungen fuumlr den Menschenwwwmaweborgdocumentsdocument356aspxpdf

TEEB (2010) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integ-rieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz (Hrsg) Bonn Zusam-menfassung der Ergebnisse der internationalen TEEB Studie Synthese der Berichte fuumlr internationale Politiker lokale und regionale Ent-scheider sowie Unternehmen wwwteebweborg

Kartenmaterial Frageboumlgen und Tools PROTECTEDPLANETNET Weltweite kartengestuumltzte Darstellung von

Schutzgebieten basierend auf den Daten der World Database of Pro-tected Areas (WDPA) und der Weltnaturschutzorganisation (IUCN) wwwprotectedplanetnet

BFNshySCHUTZGEBIETSKARTE Interaktive Karte des Bundesamtes fuumlr Naturschutz mit allen deutschen Schutzgebieten wwwgeodienstebfndeschutzgebiete

CHECKLISTEN DER DEUTSCHEN BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIAshyTIVE Fragenkatalog zur Erstellung einer Selbsteinschaumltzung bezuumlg-lich potenzieller Risiken hinsichtlich Biodiversitaumlt und Oumlkosystem-leistungen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

51WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

INTEGRATED BIODIVERSITY ASSESSMENT TOOL (IBAT) Kostenpflich-tige Anwendung zur Bewertung standortbezogener Biodiversitaumlts-risiken (Fokus Schutzgebiete und Biodiversity Hot Spots) GIS-(Karten)- basiert wwwibatforbusinessorg

Fallbeispiele und Publikationssammlung WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD)

(2012) Biodiversity and ecosystem services ndash scaling up business solutions Company case studies that help achieve global biodiversity targetswwwwbcsdorgPagesEDocumentEDocumentDetailsaspxID=14923ampNoSearchContextKey=true

UNITED NATIONS ENVIRONMENT PROGRAM FINANCE INITIATIVE (UNEP FI) Publikationen zu biodiversitaumltsbezogenen Chancen Risiken und Handlungsoptionen der Finanzbranche wwwunepfiorgpublicationsbiodiversityindexhtml

CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (CBD) BUSINESS PROGRAMM Fallstudien und Publikationen zu Beruumlhrungspunkten und Leuchtturm-projekten zum Erhalt der biologischen Vielfalt wwwcbdintenbusiness

ECOSYSTEM MARKETPLACE Nachrichtenportal von Forest Trends rund um Biodiversitaumlts- Wasser- und CO2-Maumlrkte wwwecosystemmarketplacecom

Strategien auf politischer Ebene NATIONALE STRATEGIE ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT (2007) Deutsch-

lands Strategie zur Umsetzung der Konvention uumlber die biolo gische Vielfalt wwwbmudeN40333

INFORMATIONSPORTAL DES BUNDESAMTES FUumlR NATURSCHUTZ ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT Mit Nachrichten Informationen Veranstal-tungshinweisen und weiterfuumlhrenden Materialien wwwbiologische-vielfaltde

EUshyBIODIVERSITAumlTSSTRATEGIE FUumlR 2020 Diese EU-Strategie enthaumllt Ziele zum Erhalt von Biodiversitaumlt sowie von Oumlkosystemen und deren Leistungen (raquoNaturkapitallaquo) bis 2020httpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversitycomm20062020htm

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 52

GLOBALE BIODIVERSITAumlTSZIELE Der raquoStrategische Plan 2011 ndash 2020laquo des Internationalen Uumlbereinkommens zur biologischen Vielfalt (CBD) enthaumllt auch Ziele zu Oumlkosystemen und deren Leistungen sowie zum Wert der biologischen VielfaltwwwcbdintdocdecisionsCOP-10cop-10-dec-02-enpdf

Initiativen DEUTSCHE BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIATIVE ndash raquoBIODIVERSITY

IN GOOD COMPANYlaquoshy INITIATIVE Zusammenschluss vor allem deut-scher Unternehmen mit dem Ziel die Integration von Biodiversitaumlt in unternehmerische Entscheidungen voranzutreiben wwwbusiness-and-biodiversityde

EUROPAumlISCHE raquoBUSINESS AND BIODIVERSITY CAMPAIGNlaquo Europa-weite Plattform fuumlr Unternehmen mit dem Ziel Ansaumltze fuumlr ein Biodi-versitaumltsmanagement zu entwickeln und umzusetzen wwwbusiness-biodiversityeu

NATURAL CAPITAL DECLARATION Erklaumlrung einzelner Akteure des Finanzsektors Naturkapital in Finanzprodukten und -dienstleistungen zu beruumlcksichtigen wwwnaturalcapitaldeclarationorg

TEEB FOR BUSINESS COALITION Initiative zur Vereinheitlichung der Bilanzierung von Naturkapital im Unternehmen httpteebforbusinessorg

GLOSSAR 53

GLOSSAR

ARTENVIELFALTDiversitaumlt (Vielfalt) biologischer Arten in einem Lebensraum Artenviel-falt ist neben genetischer Vielfalt und Diversitaumlt der Oumlkosysteme ein Teil-aspekt der biologischen Vielfalt

BASISLEISTUNGENGrundlegende Leistungen der Oumlkosysteme wie zum Beispiel Photosyn-these oder Stickstoffbindung von Knoumlllchenbakterien welche die Voraus-setzung fuumlr alle anderen Leistungen der Oumlkosysteme sind

BIODIVERSITAumlT Biologische Vielfalt

BIOLOGISCHE VIELFALT Die Vielfalt des Lebens auf unserer Erde (oder Biodiversitaumlt) ist die Varia-bilitaumlt lebender Organismen und der von ihnen gebildeten oumlkologischen Komplexe Sie umfasst drei Ebenen 1) die Vielfalt an Oumlkosystemen bezie-hungsweise Lebensgemeinschaften Lebensraumlumen und Landschaften 2) die Artenvielfalt und 3) die genetische Vielfalt innerhalb der verschie-denen Arten

EINGRIFFSREGELUNG Instrument des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatschG sectsect 13 ff) das die Bewaumlltigung von Eingriffen in Natur und Landschaft regelt (Vermeidung und Kompensation)

EMAS Betriebliches Umweltmanagementsystem (Eco Management and Audit Scheme) nach der Verordnung (EG) Nr 12212009 uumlber die freiwillige Teil-nahme von Organisationen an einem Gemeinschaftssystem fuumlr Umwelt-management und Umweltbetriebspruumlfung (ABl EG L 342 v 22122009 S 1) Schwerpunkte sind die kontinuierliche Verbesserung der Umwelt-leistung die Umwelterklaumlrung und Umweltrechtskonformitaumlt

GEBIETSFREMDE ARTENAuch invasive Arten oder Neobiota Tier- und Pflanzenarten die durch Einfuhr (beabsichtigt) oder Einschleppung (unbeabsichtigt) in einem fuumlr sie nicht natuumlrlichen Lebensraum leben Einige gebietsfremde Arten ver-breiten sich aufgrund mangelnder Feinde physiologischer Eigenschaften (Wachstumsgeschwindigkeit Wasserbedarf) oder aumlhnlich invasiv und verdraumlngen einheimische Arten In einigen Faumlllen entstehen durch sie erheb liche Nachteile fuumlr Mensch (Gesundheitsbeeintraumlchtigungen wie zum Beispiel Allergien) und Oumlkosysteme (Degradation)

INWERTSETZUNGBuumlndel von Maszlignahmen um den Nutzen von Biodiversitaumlt und Oumlkosys-temleistungen fuumlr die Gesellschaft relevant und erfahrbar werden zu las-sen Dies geschieht durch (oumlkonomische) Bewertung und oder Integra-tion in Marktentscheidungen ndash zum Beispiel in Form von naturorientierten Angeboten Anreizen oder der Schaffung von Maumlrkten fuumlr Biodiversitaumlt ndash sowie in gesellschaftliche und private Entscheidungen

54 DIEUNTERNEHMENSPERSPEKTIVEndashNEUEHERAUSFORDERUNGEN

ISO 14001 Betriebliches Umweltmanagementsystem nach DIN EN ISO 140012004 + AC 2009 (Ausgabe 112009) Schwerpunkt liegt in der Verbesserung des Umweltmanagementsystems

KONVENTION UumlBER DIE BIOLOGISCHE VIELFALT (ENGL CONVENTION ON BIO LOGICAL DIVERSITY ndash CBD)

Uumlbereinkunft von 168 Staaten (Unterzeichner Stand 12122012) uumlber die biologische Vielfalt Darin werden der Verlust der biologischen Vielfalt als Herausforderung anerkannt und Ziele zu ihrer Erhaltung formuliert Diese sind 1) Schutz der biologischen Vielfalt 2) Nachhaltige Nutzung ihrer Bestandteile und 3) Zugangsregelung und gerechter Ausgleich von Vor-teilen welche aus der Nutzung genetischer Ressourcen entstehen

KULTURELLE OumlKOSYSTEMshy LEISTUNGEN

Leistungen von Oumlkosystemen mit Wirkung und Bedeutung fuumlr Erholung aumlsthetisches Empfinden spirituelle Erfahrungen soziale Funktionen kul-turelle Identitaumlt Heimatgefuumlhl Wissen und Erkenntnis

MONETARISISERUNG Beimesssung eines Wertes in Geldeinheiten Die Umweltoumlkonomie hat dazu mehrere Verfahren der Monetarisierung entwickelt

NATURKAPITAL Oumlkonomischer Begriff fuumlr den begrenzten Vorrat an physischen und bio-logischen Ressourcen der Erde und die begrenzte Bereitstellung von Guumltern und Leistungen durch Oumlkosysteme

OumlKOSYSTEM Bezeichnet die Bestandteile eines abgegrenzten Naturraumes (zum Beispiel niedersaumlchsisches Wattenmeer) oder eines bestimmten Natur-raumtyps (zum Beispiel naumlhrstoffarmes Flieszliggewaumlsser) und deren Wech-selwirkungen Der Begriff kann sich auf verschiedene raumlumliche Ebenen (lokal regional) beziehen und umfasst sowohl (halb-)natuumlrliche (zum Bei-spiel ungestoumlrte Hochmoore) und naturnahe (zum Beispiel Kalkmager-rasen) als auch vom Menschen gepraumlgte Oumlkosysteme (zum Beispiel Agrar oumlkosysteme)

OumlKOSYSTEMFUNKTIONEN Umfassen alle physikalischen chemischen und biologischen Prozesse und Wechselwirkungen die in verschiedenen Oumlkosystemen stattfinden

OumlKOSYSTEMLEISTUNGEN Bezeichnen direkte und indirekte Beitraumlge von Oumlkosystemen zum mensch-lichen Wohlergehen das heiszligt Leistungen und Guumlter die dem Menschen einen direkten oder indirekten wirtschaftlichen materiellen gesundheit-lichen oder psychischen Nutzen bringen In Abgrenzung zum Begriff Oumlko-systemfunktion entsteht der Begriff Oumlkosystemleistung aus einer anth-ropozentrischen Perspektive und ist an einen Nutzen des Oumlkosystems fuumlr den Menschen gebunden Der Begriff ist identisch mit den haumlufig verwen-deten Begriffen raquoOumlkosystemdienstleistunglaquo und raquooumlkosystemare Guumlter und Leistungenlaquo und entspricht dem englischen Begriff der raquoecosystem serviceslaquo

55

REGULIERUNGSLEISTUNGENFunktionen von Oumlkosystemen die auf (andere) Elemente und Prozesse von Oumlkosystemen einwirken die (direkten) Nutzen fuumlr den Menschen haben zum Beispiel die Filterwirkung von Bodenschichten auf die Grund-wasserqualitaumlt oder der Beitrag einer Hecke zur Verringerung der Boden-erosion

GLOSSAR

RESILIENZ (VON OumlKOSYSTEMEN)

Resilienz ist die Faumlhigkeit eines Oumlkosystems trotz aumluszligerer Stoumlrungen seine Funktionen und damit seine Oumlkosystemleistungen aufrecht zu erhalten Es wird davon ausgegangen dass die Resilienz stark mit der in dem Oumlko-system vorherrschenden biologischen Vielfalt korreliert

TEEBThe Economics of Ecosystems and Biodiversity Die internationale TEEB-Studie wurde von Deutschland im Rahmen seiner G8-Praumlsidentschaft im Jahr 2007 gemeinsam mit der EU-Kommission initiiert und mithilfe zahlreicher weiterer Institutionen unter der Schirmherrschaft des Um-weltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) durchgefuumlhrt Ziel der TEEB-Studie war es den oumlkonomischen Wert der Leistungen der Natur ein zuschaumltzen die wirtschaftlichen Auswirkungen der Schaumldigung von Oumlkosystemen zu erfassen und ausgehend davon die Kosten eines Nicht-Handelns zu beziffern Leiter der Studie war der indische Oumlkonom Pavan Sukhdev Im Rahmen der Studie wurden verschiedene Berichte veroumlffent-licht Derzeit wird unter Leitung von UNEP ein Nachfolgeprozess organi-siert um die Durchfuumlhrung von nationalen regionalen lokalen und sek-toralen Studien zum Thema anzuregen und zu foumlrdern

VERSORGUNGSLEISTUNGENBezeichnen meist marktfaumlhige Guumlter die von oder mithilfe von Oumlkosyste-men produziert werden (zum Beispiel Nahrung Frischwasser Feuer- und Bauholz) Teilweise ist ein erheblicher Beitrag von (Human-)Kapital und Arbeit notwendig um diese Guumlter zu erstellen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 56

QUELLEN

BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012) Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Centre for Sustainability Management Luumlneburg

BORN W u a (2012) Gesundheitskosten der Beifuszlig-Ambrosie in Deutschland In Umweltmedizin in Forschung und Praxis 17 (2) S 71 ndash 80

DER BUND (2009) Invasive Muscheln verstopfen Leitungen Von Fabio Bergamin Onlineausgabe Zuletzt aktualisiert am 31072009 httpwwwderbundchzeitungenwissenInvasive-Muscheln-verstopfen-Leitungenstory29662360

DEUTSCHER IMKERBUND EV Internetauftritt des Deutschen Imkerbund e V vom 12122012 httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpbienen-und- bestaeubungsleistung und httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpzahlen-die-zaehlen

EUROPAumlISCHE KOMMISSION (2009) Fact Sheet Gebietsfremde invasive Arten httpeceuropaeuenvironmentpubspdffactsheetsInvasive20Alien20SpeciesInvasive_Alien_DEpdf

FAO ndash FOOD AND AGRICULTURE ORGANIZATION OF THE UNITED NATIONS (2010) Global Forest Resource Assessment 2010wwwfaoorgforestryfrafra2010en

GARCIacuteAshyTORRES L u a (2001) Conservation agriculture in Europe Current status and perspectives In Garcia-Torres L Benites J and Martiacutenez-Vilela A (Hrsg) Conservation Agriculture A World-wide Challenge 1st World Congress on Conservation Agriculture Madrid 1 ndash 5 October 2001 Vol I Keynote Contributions XUL Cordoba Spain S 79 ndash 83

IAASTD ndash INTERNATIONAL ASSESSMENT OF AGRICULTURAL KNOWLEDGE SCIENCE AND TECHNOLOGY FOR DEVELOPMENT (2008) Global ReportwwwagassessmentorgreportsIAASTDENAgriculture20at20a20Crossroads_Global20Report20(English)pdf

KREIBICH H MUumlLLER M (2005) Private Vorsorgemaszlignahmen koumlnnen Hochwasserschaumlden reduzieren Schadensprisma Heft 1 2005 httpwwwschadenprismadepdfsp_2005_1_1pdf

57QUELLEN

LENZEN M u a (2012) International trade drives biodiversity threats in developing nations Nature 486109 ndash 112 Doi101038nature11145

PWC ndash PRICEWATERHOUSECOOPERS (2012) PwC Rio+20 Sustain ability pulse poll How do the public and CEO opinions differ on Rio+20 issues

REWE GROUP (2010) Pressemitteilung raquoBodensee-Obstbauern engagieren sich fuumlr Biodiversitaumltlaquo wwwrewe-groupcompressepressemeldungenpressemeldung-detail articlebodensee-obstbauern-engagieren-sich-fuer-biodiversitaet

SCBD ndash SECRETARIAT OF THE CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (2009) business2010 A magazine on business amp bio- diversity June 2009 Volume 4 ndash Issue 1 httpwwwcbdintdocnewslettersnews-biz-2009-06-enpdf

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement Ein Leitfaden fuumlr die betrieb-liche Praxis BerlinwwwbmudeN46143

STATISCHES BUNDESAMT (2012) Nachhaltige Entwicklung in Deutschland Indikatorenbericht 2012 wwwdestatisdeDEPublikationenThematischUmwelt oekonomischeGesamtrechnungenUmweltindikatorenIndikatoren PDF_0230001pdf__blob=publicationFile

STERN N (2007) The Economics of Climate Change The Stern Review Cambridge

TEEB (2009) The Economics of Ecosystems and Biodiversity TEEB for National and International Policy Makers Summary Responding to the Value of Naturewwwteebweborg

TEEB (2010A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity Ecological and Economic Foundations Edited by Pushpam Kumar London and Washington

TEEB (2010B) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integrieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz Bonn

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 58

TEEB (2011) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in National and International Policy Making Edited by Patrick ten Brink London and Washington

TEEB (2012A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Local and Regional Policy and Management Edited by Heidi Wittmer and Haripriya Gundimeda Abingdon and New York

TEEB (2012B) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Business and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York

TEN BRINK P BRAAT L (HRSG) (2008) The Cost of Policy Inaction The case of not meeting the 2010 biodiversity targethttpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversityeconomicspdfcopizip

UNESCAP ndash UNITED NATIONS ECONOMIC AND SOCIAL COMMISSION FOR ASIA AND THE PACIFIC (1999) Keynote Statement of Mr Cengiz Ertuna (UNESCAP) at IDNDR-ESCAP Regional Meeting for Asia Risk Reduction amp Society in the 21st Century Bangkok 23 ndash26 February 1999 httpwwwunescaporgenrdwater_mineraldisasterertuna01htm

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012) Water valuation ndash Building the business case Geneva and Washington

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012A) Changing Pace ndash Public policy options to scale and accelerate business action towards Vision 2050 Geneva and Washington

WRI ndash WORLD RESOURCE INSTITUTE (2012) The Corporate Ecosys-tem Services Review - Guidelines for Identifying Business Risks and Opportunities Arising from Ecosystem Change Version 20 Washington

ZEITZ J PUMA Pressemitteilung vom 16112011 httpaboutpumacompuma-completes-first-environmental-profit-and-loss-account-which-values-impacts-at-e-145-million

  • Die Unternehmensperspektive
  • Impressum
  • Inhaltsverzeichnis
  • Vorworte
  • Biodiversitaumlt und Oumlkoshysystemleistungen ndash Erweiterung der unternehmerischen Sicht
  • Warum die Wirtschaft gefragt ist ndash Treiber Chancen und Risiken
  • Entwicklungen und Trends ndash was auf Unternehmen zukommt
  • Wie Unternehmen taumltig werden koumlnnen
  • Ausblick
  • Weiterfuumlhrende Informationen
  • QUELLEN

19

ihre Art des Wirtschaftens diese Entwicklungen unterstuumltzen aber diesen ndash durch ein Umdenken hin zu effektiven und nachhaltigen Geschaumlftsprozessen ndash auch entgegenwirken

Die Grafik in Abbildung 7 macht deutlich dass die Herausforderung darin liegt unternehmerische Taumltigkeiten mit dem Wirken und dem Fortbestand von biologischer Vielfalt und Oumlkosystemen in Einklang zu bringen Um die Natur fuumlr das menschliche Wohlergehen erhalten zu koumlnnen unternimmt die Politik zahlreiche Anstrengungen Doch entscheidend wird sein dass sich Wirtschaft und Gesellschaft ihrer Betroffenheit bewusst werden ihre Verantwortung erkennen und Handlungsoptionen wahrnehmen Dazu hilft es die oumlkonomischen Dimensionen von Oumlkosystemleistungen besser zu verstehen

BIODIVERSITAumlTUNDOumlKOSYSTEMLEISTUNGENndashERWEITERUNGDERUNTERNEHMERISCHENSICHT

2 WARUM DIE WIRTSCHAFT GEFRAGT IST ndash TREIBER CHANCEN UND RISIKEN

BEI DER GEWINNUNG VON TRINKWASSER UND DER REINIGUNG VON ABWASSER MACHEN WIR UNS NATUumlRLICHE PROZESSE ZUNUTZE UND SIND DEM SCHUTZ DER BIOLOGISCHEN VIELFALT DESHALB BESONDERS VERPFLICHTET

MICHEL CUNNAC VORSITZENDER

DER GESCHAumlFTS FUumlHRUNG VEOLIA

WASSER GMBH

Die Wechselwirkungen zwischen Biodiversitaumlt Oumlkosystemen und Unternehmen geben uns zahlreiche Hinweise darauf warum

Naturkapital fuumlr Unternehmen bedeutsam ist In diesem Kapi- tel sollen die wesentlichen Treiber vorgestellt werden die Unterneh-men dazu bewegt haben einen Beitrag zum Schutz von Natur und Oumlko systemen zu leisten Mit Blick auf die Umwelt sind viele Unter-nehmensentscheidungen vom Ziel gepraumlgt Risiken fuumlr das Unter-nehmen zu minimieren ndash wie zum Beispiel im Hinblick auf die Ver -fuumlgbarkeit von natuumlrlichen Ressourcen oder dem Zugang zu Wasser Hinter dieser Risikoabwaumlgung bleiben neue Geschaumlftsfelder oder Inno vationen manchmal zuruumlck Aber Mehr und mehr Unternehmen erkennen in den Themen Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistunshygen mittlerweile auch Chancen wie durch die Praxisbeispiele in die-sem und den folgenden Kapiteln deutlich wird

TREIBER UND CHANCEN FUumlR UNTERNEHMERISCHES HANDELNDie in Kapitel 1 genannten Ursachen fuumlr den Verlust an Artenvielshyfalt und intakten Oumlkosystemen lassen erahnen dass Unternehmen auf verschiedenste Weise mit Biodiversitaumlt und Oumlkosystemen in Beruumlh-rung kommen Einerseits sind Unternehmen direkt oder indirekt von

21WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

intakten Oumlkosystemen abhaumlngig Andererseits haben Unternehmen insbesondere des Primaumlrsektors einen starken Einfluss auf OumlkosystemeFuumlr die unternehmerische Auseinandersetzung mit dem Thema Natur-kapital und Oumlkosystemleistungen lassen sich fuumlnf maszliggebliche Trei-ber feststellen Regulierung Rechtsrahmen internationale Regelungen Zugang zu und nachhaltige Nutzung von natuumlrlichen Ressourcen Kunden beziehungsweise Marktnachfrage Innovationen sowie Verantwortung und Reputation

RegulierungDa Knappheit insbesondere die von oumlffentlichen Guumltern wie saubere Luft reines Wasser und unberuumlhrte Landschaft nur begrenzt von Maumlrk-ten abgebildet wird ist die staatliche Regulierung eine wirksame Maszlig-nahme zum maszligvollen schonenden Umgang mit unserem Natur ka-pital Regulierung erfolgt in Deutschland in erster Linie uumlber nationales und europaumlisches Recht welches zum Teil aber auch durch inter na-tionale Uumlbereinkommen beeinflusst oder initiiert wird Die Gesetz - gebung bietet eine Vielzahl von flexiblen Mechanismen stellt jedoch einige Akteure (zum Beispiel aus dem Bereich Abbau von Rohstoffen) vor Zielkonflikte zwischen dem Schutz von biolo gischer Vielfalt einer-seits und der unternehmerischen Taumltigkeit andererseits

Ressourcen und LeistungenZugang zu und nachhaltige Entnahme und Nutzung von natuumlrlichen Ressourcen und Leistungen sind insbesondere fuumlr Unternehmen aus

INFOBOX 8

Gesetzlicher Rahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt in DeutschlandDer Schutz der Natur wird in Deutschland wesentlich durch das Bundes-naturschutzgesetz (BNatSchG) und EU-Naturschutzrecht (Vogelschutz-Richtlinie von 1979 Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie von 1992) gepraumlgt Die

Eingriffsregelung nach sectsect 13 ff BNatSchG regelt die Bewaumlltigung von Eingriffen in Natur und Landschaft (Vermeidung und Kompensation) Neben der Eingriffsregelung ist noch der Artenschutz der Gebietsschutz (zum Beispiel Natura 2000 Nationalparke) und der gesetzliche Biotop-schutz von groszliger Bedeutung Hinzu kommen zahlreiche Regelungen aus anderen Bereichen wie zum Beispiel zum Gewaumlsserschutz Bodenschutz Immissionsschutz oder aus dem Agrarrecht Waldrecht Baurecht Pla-nungsrecht und Energierecht Sie haben zwar zumeist nicht direkt den Schutz der biologischen Vielfalt zum Gegenstand wirken aber indirekt weil sie auf die Ursachen des Verlustes der biologischen Vielfalt abzielen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 22

INFOBOX 9

Praxisbeispiel Labels bei Lebensmitteln Der Lebensmitteleinzelhandel hat auf das gesteigerte Kundenbewusst-sein reagiert und adressiert das Thema raquoErhalt der biologischen Viel-faltlaquo mit Hilfe von Labels (zum Beispiel raquoPRO PLANETlaquo bei REWE und raquoZuruumlck zum Ursprunglaquo bei Hofer in Oumlsterreich) Die Kennzeichnung sowie der Verweis auf die Webseite mit mehr Informationen spricht das Bewusstsein der Kunden in zweierlei Hinsicht an Sie koumlnnen ihren Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt leisten und haben gleich-zeitig die Moumlglichkeit die Herkunft und Herstellung ihres Produkts nachzuvollziehen

der Lebensmittel- Textil- und Holz- Papierindustrie ein Anstoszlig sich intensiv der Sicherung intakter Oumlkosysteme zu widmen Sie sind nicht nur gegenwaumlrtig von den Guumltern und Oumlkosystemleistungen abhaumlngig es ist auch wichtig dass diese dauerhaft als Geschaumlftsgrundlage er-halten bleiben Auch fuumlr Unternehmen mit nur indirekter Abhaumlngig-keit von Oumlkosystemleistungen ndash zum Beispiel durch die Lieferkette ndash ruumlckt dieser Aspekt mehr und mehr in den Fokus

Kunden- und MarktnachfrageDie Nachfrage nach nachhaltigen und naturvertraumlglichen Produkten waumlchst ndash und der Markt reagiert Die Vielzahl an labelaffinen und zah-lungsbereiten Kunden ist Beweis genug Die Gruppe der LOHAS (Life-style of Health and Sustainability) spiegelt dieses Konsumver halten

INFOBOX 10

Praxisbeispiel Gruumlne Direktinvestments in WaumllderDer Schutz der biologischen Vielfalt ist zentraler Bestandteil des Geschaumlftsmodells von ForestFinance Das Unternehmen hat sich Direkt-investments in nachhaltige Forstwirtschaft verschrieben Ertraumlge erwirt-schaftet es mit dem Verkauf von Edelhoumllzern und Emissionszertifi katen ndash schlieszliglich sind die angepflanzten Waumllder Kohlenstoffsenken Damit das Investment ndash das Oumlkosystem ndash nicht gefaumlhrdet ist muss seine natuumlr-l iche Resilienz erhalten bleiben Zudem erwarten Kunden die in raquogruumlne Geldanlagenlaquo investieren auch einen langfristigen Nutzen ihrer Investition

Doch laumlngst nicht alle Anbieter folgen einem solchen strengen Standard Hier sollte genau geschaut werden ob kurzfristige Ertraumlge und langfris-tiger Schutz in einem ausgewogenen Verhaumlltnis stehen

23WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

wider Dabei ist jedoch festzuhalten dass nicht alle Labels ausreichend Orientierung bieten

Zudem ist das Angebot entsprechender Produkte auf Unternehmen weniger Branchen begrenzt und nur selten werden der Schutz der bio-logischen Vielfalt und der Oumlkosystemleistungen derzeit im Business-to-Business-Geschaumlft (B2B) thematisiert

Ein Hindernis fuumlr Unternehmen ist die haumlufig zu geringe Anerkennung durch den Markt fuumlr Aktivitaumlten zugunsten des Umwelt- und Natur-schutzes Viele Unternehmen berichten zudem dass sowohl die schwierige Messbarkeit und Zurechenbarkeit von biologischer Vielfalt und Oumlkosystemleistungen mittels geeigneter Indikatoren wie auch die Kommunika tion nach auszligen zentrale Herausforderungen darstellen

Aber es ergeben sich auch gaumlnzlich neue Maumlrkte ndash beispielsweise im Finanzsektor Bei fachgerechter Umsetzung und Einbindung mehrerer Oumlkosystemleistungen verbinden diese Maumlrkte dabei wirtschaftlichen Erfolg und den Schutz der biologischen Vielfalt So versprechen zum Beispiel Investitionen in nachhaltige Forstwirtschaft gruumlnes Wachs-tum fuumlr Natur und Investoren Derartige Investitionen konzentrieren sich zurzeit auf Mittel- und Lateinamerika

Auch mit Blick auf die Kreditwuumlrdigkeit von Unternehmen sowie auf Versicherungen ist eine steigende Bedeutung des naturgerech ten Wirtschaftens zu verzeichnen Wie die Aktivitaumlten der UNEP Finance Initiative (UNEP FI) unterstreichen beruumlcksichtigt der Finanz dienstleis-tungssektor zunehmend dass Unternehmensaktivitaumlten die die bioshylogische Vielfalt und die Leistungen der Oumlkosysteme nicht belasten zumeist auf lange Sicht profitabler sind und beispielsweise extreme Wetterereignisse besser abfedern koumlnnen Entsprechend sind bei Unter nehmensratings unter den Indikatoren fuumlr das Umweltmanage-ment auch Kriterien fuumlr die raquoBiodiversitaumltsperformancelaquo zu finden

InnovationImmer oumlfter lernen die Forschungs- und Entwicklungsabteilungen der Unternehmen von der Natur und deren effektiven Sys temen und Prozessen die uumlber Jahrmillionen optimiert wurden Sie entwickeln

WALD IST WEIT MEHR ALS HOLZ LIEFERANT ndash ER BIETET NICHT NUR ZAHLREICHE OumlKOSYSTEM LEIS TUNGEN FUumlR MENSCH UND NATUR SONDERN AUCH WIRTSCHAFTshyLICHE CHANCEN DAVON MUumlSSEN JEDOCH ALLE PROFIshyTIEREN ndash SOZIAL UND OumlKOLOGISCH NACHHALTIG ES REICHT NICHT AUS DER NATUR rsaquoEIN PREISSCHILD UMZUHAumlNGENlsaquo

HARRY ASSENMACHER GESCHAumlFTS-

FUumlHRER FOREST -FINANCE SERVICE GMBH

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 24

INFOBOX 11

Praxisbeispiel Prozessoptimierung mit BionikAls international agierendes Unternehmen mit einer langen und kom-plexen Lieferkette stellte sich Tchibo die Frage raquoWie werden unmittelbar umsetzungsrelevante Informationen moumlglichst schnell und handlungs-wirksam einer groszligen heterogenen Zielgruppe zur Kenntnis gebrachtlaquo Mittels Analogiebildung konnte Tchibo in biologischen Wertschoumlpfungs-ketten wie der der Honigbiene Organisationsprinzipien iden tifizieren die dort zur Loumlsung solcher organisatorischen Heraus for derungen bei-tragen Auf Basis dieser Organisationsprinzipien wurden unternehmens-bezogene Handlungsoptionen erarbeitet Diese wurden anschlieszligend zu konkreten Maszlignahmen verdichtet und priorisiert Die vordringlichsten Maszlignahmen wie der Aufbau neuarti ger uumlber greifender Informations-netzwerke werden zurzeit bei Tchibo erprobt

schmutzabweisende Oberflaumlchen feine aber stabile Traumlgerkonstruk-tionen oder verbesserte Prozessablaumlufe Immer haumlufiger werden zu-dem Erkenntnisse uumlber Prinzipien der Natur in die eigene Organisation und Unternehmensprozesse uumlbertragen (Infobox 11)

Verantwortung und ReputationAls weiteren Handlungstreiber geben Unternehmen gesellschaft liche Verantwortung und die damit verknuumlpfte Reputation an Neben sozi-alem Engagement stehen auch immer oumlfter eine intakte Natur und damit die biologische Vielfalt im Vordergrund der Aktivitaumlten Der da-raus resultierende Dialog mit Anwohnern Kunden NGOs und weite-ren Stakeholdern foumlrdert dabei nicht nur das gegenseitige Verstaumlnd-nis sondern zeigt auch Schwerpunkte auf die bisweilen nicht im Fokus der Entscheider liegen (Infobox 12) Gleichzeitig wertet das Enga-gement das Unternehmen auf ndash sowohl fuumlr Kunden als auch fuumlr gegen-waumlrtige und potenzielle Beschaumlftigte Unternehmen erhalten so auszliger-dem die Moumlglichkeit eine wichtiger werdende Mittlerrolle zwischen Naturschutz und Zivilgesellschaft einzunehmen

Allerdings reicht Engagement fuumlr die biologische Vielfalt auszligerhalb des Kerngeschaumlfts nicht aus Sonst kann es schnell als raquoGreen-washinglaquo aufgefasst werden

BIODIVERSITAumlT IST FUumlR TCHIBO VORAUS SETZUNG FUumlR EIN ZUKUNFTSFAumlHIGES GESCHAumlFT DAHER ARBEITEN WIR MIT PARTNERORGANISATIONEN INTENSIV AN DER ERHALTUNG DER ARTENVIELFALT INSBESONDERE AM URSPRUNG UNSERER PRODUKTE

STEFAN DIERKS CATEGORY

LEADER CR PRODUCT amp STRATEGY

TCHIBO GMBH

ABBILDUNG 8 (Foto Susanne Georgi)

25WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

INFOBOX 12

Praxisbeispiel Unternehmen gemeinsam mit NGOs fuumlr den NaturschutzEine vergleichsweise neue Rolle nahm REWE in einem Pilotprojekt ein in dem sie gemeinsam mit der Bodenseestiftung die biologische Vielfalt auf den Plantagen der Obstbauern der Bodenseeregion foumlrderte Die Fronten schienen verhaumlrtet und eine Annaumlherung von Naturschuumltzern auf der einen und Obstbauern auf der anderen Seite erfolgte nur zoumlger-lich REWE agierte erfolgreich als Vermittler und Agent fuumlr den Erhalt der biologischen Vielfalt Es wurde nicht nur das Nahrungsangebot fuumlr Bienen Hummeln und Schmetterlinge waumlhrend der Trachten luumlcke von Juni bis September verbessert sondern auch der Dialog zwischen Obst-bauern und Naturschutzverbaumlnden gefoumlrdert Die Resonanz sowohl von Kunden als auch von Lieferantenseite ist so positiv dass das Projekt fortgefuumlhrt und ausgeweitet wurde (REWE 2010)

Mit allen Treibern sind Chancen und Risiken verbunden Ein Perspekti-venwechsel findet nicht nur hin zu Beruumlcksichtigung von Oumlkosystem-leistungen statt sondern auch von einer bloszligen Risikofokussierung hin zum Erkennen von Moumlglichkeiten fuumlr Differenzierung gegenuumlber Wettbewerbern

BETROFFENHEIT DER SEKTORENVielen Unternehmen faumlllt es schwer biologische Vielfalt und Oumlkosys-temleistungen im Unternehmen zu verorten insbesondere weil die Themen unter unterschiedlichen Perspektiven und Zielen adressiert

INFOBOX 13

Praxisbeispiel Verbindung von Verantwortung und WettbewerbsvorteilenAls Reiseanbieter bietet TUI zahlreiche Reisen in Biodiversitaumlts-Hot-spots an TUI sieht sich in der Verantwortung und engagiert sich seit Mitte der 1990er Jahre fuumlr den Erhalt der biologischen Vielfalt Arten-schutzkampagnen zur Aufklaumlrung der Reisenden (zum Beispiel Souvenir-ratgeber zu geschuumltzten Arten) und Kooperationen mit Wissenschaft und Forschung sind nur ein Auszug ihres vom Global Nature Fund 2012 praumlmierten Engagements fuumlr den Erhalt der biologischen Vielfalt Doch nicht allein die Verantwortung treibt TUI an Viele Reisende kommen gerade wegen eines intakten Oumlkosystems in bestimmte Urlaubsregio-nen Der Erhalt der biologischen Vielfalt wird somit zum Wettbewerbs-vorteil und sichert Naturliebhaber als Kunden

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 26

werden Daher gilt Zuerst Einfluss und Betroffenheit identifizieren ndash sowohl im Hinblick auf Chancen als auch auf Risiken um anschlie-szligend gezielt Maszlignahmen zu ergreifen ndash sei es im Bereich CSR im Einkauf oder anderswo Die unterschiedlich starke Betroffenheit der Unternehmen von den Themen Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistun-gen wird in Abbildung 9 deutlich

GRUumlNDE UND RISIKEN DES NICHTshyHANDELNSDie Vielfalt an bestehenden Umweltanforderungen wie zum Beispiel in den Bereichen Klima und Energie erschwert es Unternehmen haumlu-fig sich mit neuen Herausforderungen auseinanderzusetzen ndash zumal dann wenn ein neues Thema komplex ist und es dafuumlr keine raquoUni-versalloumlsungenlaquo gibt Entgegen den aufgefuumlhrten positiven Beispielen uumlberwiegen dadurch immer wieder Hemmnisse ndash wie Uumlberforderung durch die Komplexitaumlt und Knappheit von Zeit und Ressourcen ndash fuumlr eine vertiefende Auseinandersetzung mit Biodiversitaumlt und Oumlkosys-temleistungen

Ein Perspektivenwechsel hin zu einer Beruumlcksichtigung von biologi-scher Vielfalt durch Unternehmen wird dann gelingen wenn es dafuumlr zum einen eine klare Entscheidung oder Unterstuumltzung durch die Unter nehmensleitung gibt und zum anderen eine einfache Integra tion in bestehende Management- und Steuerungssysteme moumlglich ist

ABBILDUNG 9 Betroffenheit verschiedener Branchen von einer Veraumlnderung der biologischen Vielfalt und Oumlkosystemleistungen Die Tabelle fuumlhrt moumlgliche Chancen und Risiken einer Ruumlcksichtnahme oder Vernachlaumlssigung von bio logischer Vielfalt bei Unterneh-mensaktivitaumlten fuumlr die jeweiligen Sek to ren auf Groszlige Rauten stehen fuumlr starke kleine Rauten fuumlr maumlszligige Zusammenhaumlnge (Grafik PwC)

Primaumlrsektor (z B Landwirtschaft Bergbau)

Sekundaumlrsektor(z B Chemie Technoshylogie Luftfahrt Bau)

Tertiaumlrsektor(z B Konsumguumlter wie Nahrungsmittel Automobile)

Tertiaumlrsektor (z B Finanzdienstshyleistungen wie Banken Versicherungen)

Regulierung (z B Grenzwerte Genehmi-gungen Kompensationen)

Natuumlrliche Ressourcen (zB Zugang zu und Verfuumlgbar-keit von Ressourcen Produkti-vitaumlt von Oumlkosystemen)

Markt (z B Kundenanforderungen (B2B) Nachfrage (B2C) neue Maumlrkte)

Innovation (z B Prozess- und Produkt-innovation)

Reputation (gesellschaftliche Verant-wortung Image)

27WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

Als wesentliches Hindernis fuumlr die Umsetzung von Maszlignahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt sehen Unternehmen nach wie vor auch das Fehlen eines einheitlichen Rahmens fuumlr die Erhebung Mes-sung und Vergleichbarkeit der raquoBiodiversitaumltsperformancelaquo Hinzu kommt dass die Politik bisher zwar viele nationale Ziele zum Schutz der biologischen Vielfalt (Nationale Strategie zur biologischen Viel-falt) formuliert aber speziell fuumlr Unternehmen nur uumlbergeordnete und wenig konkretisierte Ziele gesetzt hat Ohne konkrete Ziele oder eine klare Vorgabe ndash seien es Gesetze Branchenstandards oder inter-nationale Richtlinien ndash werden Maszlignahmen des Umwelt- und Natur-schutzes nur sehr zoumlgerlich umgesetzt

Nicht-Handeln hat jedoch schwerwiegende gesamtgesell schaftliche Folgen So geht der im Rahmen der internationalen TEEB-Studie veroumlffentlichte Bericht raquoThe cost of policy inactionlaquo davon aus dass uns Inaktivitaumlt beim Schutz funktionierender Oumlkosysteme ab dem Jahr 2050 bis zu 7 des globalen Bruttoinlandsproduktes (GDP) kos-tet ndash und das Jahr fuumlr Jahr (Ten Brink und Braat 2008) Dies trifft alle Berei che der Gesellschaft ndash auch Unternehmen Fest steht Wer lang-fristig erfolgreich sein will wird in Zukunft nicht um die Themen Bio-diversitaumlt und Oumlkosystemleistungen herumkommen

ENTWICKLUNGEN UND TRENDS ndash WAS AUF UNTERNEHMEN ZUKOMMT3

DER STAAT SCHUumlTZT AUCH IN VERANTWORTUNG FUumlR DIE KUumlNFshy TIGEN GENERATIONEN DIE NATUumlRLICHEN LEBENSGRUND LAGEN

GRUNDGESETZ DER BUNDES REPUBLIK

DEUTSCHLAND ARTIKEL 20A

BIODIVERSITAumlTSshy UND OumlKOSYSTEMSCHUTZ ndash DEUTSCHER UND INTERNATIONALER HINTERGRUNDNaturschutz spielt seit Beginn des 20 Jahrhunderts in Deutschland traditionell eine wichtige Rolle Bedeutende Oumlkosysteme und Natur-raumlume sind seit langem unter besonderen Schutz gestellt Zahlreiche Gesetze und Regulierungen mit Vorgaben fuumlr Planungen und Entschei-dungen (sowie Grenzwerte) praumlgen die Politik fuumlr den Erhalt der bioshylogischen Vielfalt in Deutschland ( Kapitel 2) Es gibt zwar Fort-schritte in einzelnen Bereichen aber dennoch konnten Bemuumlhungen der Politik auf nationaler europaumlischer und internationaler Ebene den Trend des Verlustes der biologischen Vielfalt bisher nicht stoppen

Gesetzliche Vorgaben ruumlckten den Naturschutz beziehungsweise den Schutz der biologischen Vielfalt primaumlr in die Verantwortung der oumlffent-lichen Hand Zahlreiche Uumlbereinkuumlnfte und Strategien mit Zielen ndash sowohl auf internationaler europaumlischer als auch auf nationaler Ebe-ne ndash unterstreichen die politischen Anstrengungen der vergangenen Jahrzehnte Damit ist auch die Aufforderung an alle gesellschaftlichen Akteure verbunden an der Realisierung dieser Ziele aktiv mitzuwir-ken und ihre Verantwortung wahrzunehmen

Das 2005 veroumlffentlichte Millennium Ecosystem Assessment leitete schlieszliglich einen schrittweisen Perspektivenwechsel ein Natur wurde

29ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

ABBILDUNG 10

INFOBOX 14

Politische Ziele zum Schutz der Biologischen Vielfalt1992 wird die Konvention uumlber die biologische Vielfalt

(CBD) in Rio de Janeiro verabschiedet und von Deutschland ein Jahr spaumlter unter zeichnet Sie stellt die erste internationale Uumlbereinkunft dar in der sowohl Ursachen als auch Ziele zur Bekaumlmpfung des Verlustes von Biodiversitaumlt festgehalten werden

1998 verabschiedet die EU ihre erste Biodiversitaumltsstrategie die von EU-Aktionsplaumlnen aus den Jahren 2001 und 2006 ergaumlnzt wird

2007 beschlieszligt das Bundeskabinett die raquoNationale Strategie zur bio-logischen Vielfaltlaquo zur Umsetzung der CBD

2010 werden im Rahmen der 10 CBD-Vertragsstaatenkonferenz glo-bale Biodiversitaumltsziele fuumlr 2020 verabschiedet (sogenannte Aichi-Ziele)

2011 stellt die EU eine neue Biodiversitaumltsstrategie fuumlr 2020 vor die explizit auch Ziele und Maszlignahmen zum Erhalt von Oumlkosystem-leistungen umfasst (wie Aichi-Ziele)

nicht mehr nur aus sich heraus als schuumltzenswert angesehen son-dern zugleich als Lieferant von Rohstoffen und Leistungen als Abneh-mer von Emissionen und Brauchwasser sowie als Motor der Regional-wirtschaft verstanden

Diese Zusammenhaumlnge und diese oumlkonomischen Argumente fuumlr den Schutz von Oumlkosystemleistungen und der biologischen Vielfalt aufzuzeigen wurde zum Anspruch und zur Herausforderung der inter-nationalen TEEB-Initiative

INFOBOX 15

Die Nationale Strategie zur biologischen VielfaltDie Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt von 2007 formuliert Visi onen Ziele und Maszlignahmen zum Erhalt der biologischen Vielfalt in Deutschland fuumlr viele Themenbereiche (Arten Lebensraumlume diverse Oumlko sys teme Gewaumlsserschutz Land- und Forstwirtschaft Tourismus und naturnahe Erholung bis hin zu Bewusstsein Bildung Forschung Technolo gietransfer und Entwicklungszusammenarbeit) Ihre Umset-zung ist eine groszlige gesamtgesellschaft liche Herausforderung Politik und Verwaltung koumlnnen dies nicht im Alleingang schaffen Akteure in Wirtschaft und Gesellschaft ndash auch Unternehmen ndash sind fuumlr die erfolg-reiche Umsetzung der Strategie gefordert

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 30

ABBILDUNG 11 ndash 15 Die vier TEEB-Berichte und der TEEB-Synthe-sebericht In der abgebildeten Reihenfolge TEEB 2010a TEEB 2011 TEEB 2012a TEEB 2012b TEEB 2010b

INFOBOX 16

Die internationale TEEB-StudieInspiriert durch den Stern Report (2007) zum Klimawandel initiierten 2007 die G8 +5 Umweltminister angestoszligen durch den deutschen Bun-desumweltminister und den EU-Umweltkommissar eine globale Studie zur Oumlkonomie der Oumlkosysteme und der biologischen Vielfalt (The Eco-nomics of Ecosystems and Biodiversity ndash TEEB) Ziel war es die enorme wirtschaft liche Bedeutung der Natur und ihrer Oumlkosystemleistungen aufzuzeigen und Empfehlungen zu geben wie der Verlust der biologi-schen Vielfalt zu stoppen ist

Mehr als 400 Autoren aus Politik Wissenschaft Wirtschaft Nicht- Regierungsorganisationen und der Zivilgesellschaft arbeiteten an TEEB-Berichten fuumlr bestimmte Zielgruppen TEEB fuumlr nationale und interna-tionale Politiker TEEB fuumlr regionale und kommunale Entscheider TEEB fuumlr Unternehmen die Zivilgesellschaft wurde mithilfe einer Medien-kampagne inklusive Webseite Facebook-Profil und Twitter-Account eingebunden zudem gab es einen abschlieszligenden Synthese-Bericht und raquoTEEB Foundationslaquo fuumlr die Wissenschaft

Der Unternehmensbericht TEEB in Business and Enterprise zeigt inwie-fern Unternehmen von den Themen biologische Vielfalt und Oumlko-systemleistungen betroffen sind und unterstreicht mit Beispielen aus aller Welt den Einfluss auf und die Abhaumlngigkeit von Biodiversitaumlt und Oumlko systemleistungen Die Autoren formulieren sieben allgemeine Schritte zum unternehmerischen Umgang mit biologischer Vielfalt Identifizierung von Auswirkungen des Unternehmens auf und Abhaumln-

gigkeiten von Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungen (Biodiversity and Ecosystem Services ndash BES)

Beurteilung der geschaumlftlichen Risiken und Chancen in Zusammen-hang mit diesen Auswirkungen und Abhaumlngigkeiten

Entwicklung von BES-Informationssystemen Festlegung von Zielen Messung und Bewertung der Leistungsbilanz und Bekannt gabe der Ergebnisse

Ergreifung von Maszlignahmen zur Vermeidung Minimierung und Begren-zung von BES-Risiken einschlieszliglich Schadensersatz (raquoAusgleichlaquo) soweit machbar

Ergreifung neuer BES-Geschaumlftschancen Kosteneinsparungen neue Produkte neue Maumlrkte

Integration geschaumlftlicher Strategien und Maszlignahmen zu BES in wei-ter gefasste Initiativen zur Corporate Social Responsibility

Verbesserung der fuumlr BES geltenden Leitlinien und Strategien gemein-sam mit Betroffenen in Behoumlrden in nichtstaatlichen Organisationen und in der Zivilgesellschaft

31

Perspektivenwechsel in der UnternehmensweltViele Unternehmen orientieren sich an Leitbildern Unternehmenswer-ten beziehungsweise ihrer Unternehmensphilosophie und tragen da-mit unternehmerische und oft auch gesellschaftliche Verantwortung

ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

ABBILDUNG 16 Das Logo der raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo - Studie

INFOBOX 18

raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo fuumlhrt die internationale TEEB-Initiative auf nationaler Ebene fort Hauptaufgabe ist die Erarbeitung thematischer Berichte zum Wert und zur oumlkonomischen Bedeutung von biologischer Vielfalt Oumlkosystemleis-tungen und Natur fuumlr Wirtschaft und Gesellschaft in Deutschland Neben der vorliegenden Broschuumlre gehoumlren hierzu unter anderem die Themen Biologische Vielfalt und Klimawandel Oumlkosystemleistungen und Ent-wicklung laumlndlicher Raumlume sowie naturnahe Oumlkosysteme und staumldti-sche Lebensqualitaumlt raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo macht deutlich dass es neben moralisch-ethischen und oumlkologischen auch gewichtige oumlkonomische Gruumlnde gibt Naturkapital zu erhalten

raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo wird in einem offenen Prozess durchgefuumlhrt Zahlreiche Akteure aus Wissenschaft Politik Verwaltung Wirtschaft und Gesellschaft wirken durch Know-how Forschungs-ergebnisse wissenschaftliche Beitraumlge und gute Beispiele zur Bedeu-tung und Inwertsetzung von Oumlkosystemleistungen und biologi-scher Vielfalt an der Erstellung der Berichte mit

INFOBOX 17

TEEB als Startpunkt fuumlr viele weitere InitiativenDie Resonanz die TEEB in Wirtschaft Wissenschaft Medien und Politik erfuhr verhalf zahlreichen Initiativen zu mehr Gehoumlr So erlebten zum Beispiel die UNEP FI (Finanzinitiative des Umweltprogramms der Verein-ten Nationen UNEP) aber auch das langjaumlhrige Engagement der Welt-naturschutzorganisation IUCN in der Privatwirtschaft starken Aufwind Parallel zu TEEB bestehen in Kooperation zwischen Wirtschaft Wissen-schaft und Verbaumlnden praxis- und loumlsungsorientierte Ansaumltze wie der Corporate Ecosystem Services Review des World Resource Institute (WRI 2012) Neben zahlreichen nationalen TEEB-Studien und Initiativen wurde auch eine TEEB for Business Coalition ins Leben gerufen die sich unter anderem zum Ziel gesetzt hat durch ihr Engagement die Einbin-dung von Biodiversitaumlt in das unternehmerische Handeln spuumlrbar und nachhaltig zu befoumlrdern (wwwteebforbusinessorg pdfwriorgcorpo-rate_ecosystem_services_reviewpdf)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 32

Insbesondere im Rahmen ihrer Unternehmensstrategie stellen sie folgende Fragen raquoWas fuumlr ein Unternehmen sind wirlaquo und raquoFuumlr wel-che Werte stehen wir und wofuumlr setzen wir uns einlaquo

Gleiche oder zumindest aumlhnliche Fragen muumlssen Unternehmen auch ihren Anteilseignern und sonstigen internen und externen Anspruchs-gruppen beantworten Dies gilt in einer globalisierten Welt immer mehr auch fuumlr Produktionsstaumltten im Ausland und fuumlr die Beziehungen mit Lieferanten Damit stehen folgende Fragen im Vordergrund raquoWelche Werte moumlchten wir in Zulieferlaumlndern vertretenlaquo raquoWelche Um-weltmaszligstaumlbe setzen wir hier wie dort anlaquo und raquoWas hat dies fuumlr Auswirkungen auf unsere Marke und den Ruf des Unternehmenslaquo

Das Selbstverstaumlndnis einiger Unternehmen geht uumlber die bloszlige Bereit stellung von Guumltern und Dienstleistungen hinaus Sie sehen sich als Teil der Gesellschaft Vertreter ihrer Region und als Agierende in Wechselwirkung mit ihrer Umwelt Idealismus in Bezug auf ihre gesell schaftliche Rolle motiviert diese Entscheider ebenso wie Realis-mus in Bezug auf das Verstaumlndnis oumlkologischer und globaler Zu sam-men haumlnge So kommt es dass sich deutsche Unternehmen in Latein-amerika fuumlr den Erhalt bedrohter Arten engagieren und den Schutz von Regen wald in Afrika foumlrdern

INFOBOX 19

Vision von UnternehmenIn vielfaumlltiger Weise haben Unternehmen die oumlkologischen Herausfor-derungen sowohl als Warnsignale als auch als Chance fuumlr einen Wandel begriffen

Mit seiner Publikation raquoChanging Pacelaquo schreibt der World Business Council for Sustainable Development (WBCSD 2012a) seine Vision 2050 fort und zeigt Wege hin zu einem Wirtschaften auf das 9 Milliarden Menschen versorgt und dabei die oumlkologischen Grenzen unseres Plane-ten nicht uumlberschreitet Weitere Informationen wwwwbcsdorgchan-gingpaceaspx

Corporation 2020 greift aumlhnliche Gedanken auf geht allerdings noch einen Schritt weiter und strebt nach Ausrichtung des Wirtschaftssystems auf die Grenzen die der Planet setzt Steuerreformen klare Regeln fuumlr die Aufnahme von Fremdkapital (Stichwort Uumlberschuldung) Transparenz fuumlr den Konsumenten und Offenlegung von Externalitaumlten sind zentrale Punkte der Initiative um den Leiter der internationalen TEEB-Studie Pavan Sukhdev und zahlreiche weitere Persoumlnlichkeiten aus Wirtschaft Wissen-schaft und Politik Weitere Informationen wwwcorp2020com

33ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

Immer mehr deutsche Unternehmen setzen sich mit Fragen rund um die biologische Vielfalt und Oumlkosystemleistungen auseinander und leisten somit Pionierarbeit Die Komplexitaumlt des Themas raquobiologische Vielfaltlaquo und schwierige Operationalisierbarkeit sind dabei nach wie vor massive Huumlrden Und tatsaumlchlich gibt es bis dato noch keine einheitlich anerkannten Quantifizierungsmethoden oder verbindliche Richtlinien die biologische Vielfalt und Oumlkosystemleistungen lassen sich nicht in einem Indikator zusammenfassen Dadurch sind sie fuumlr viele Entscheider in deutschen Unternehmen schlecht greifbar und laumlsst diese vor konkreten Handlungen zuruumlckschrecken

Dennoch nehmen einige Unternehmen diese Herausforderungen an und naumlhern sich mit zunehmender Professionalitaumlt der Integration von Biodiversitaumlt in ihre Managementprozesse Unternehmen sind aktiv beteiligt an der Erstellung von Leitfaumlden ersten Empfehlungen zur Integration der biologischen Vielfalt ins Umweltmanagement oder Ansaumltzen zur verbesserten Quantifizierung der externen Effekte in der unternehmerischen Finanzbuchhaltung Auch die Gruumlndung von Initiativen zu dem Thema wie die deutsche raquoBiodiversity in Good Companylaquo-Initiative die raquoUNEP Finance Initiativelaquo die raquoGlobal Com-pactlaquo- Initiative der UN sowie der raquoeconsense Arbeitskreis zu Biodi-versitaumlt und Oumlkosystemleistungenlaquo zeigen dass dieser Perspektiven-wechsel die Unternehmenswelt mittlerweile erreicht hat

WIE UNTERNEHMEN TAumlTIG WERDEN KOumlNNEN4

DIE ERGEBNISSE DER OumlKOLOGISCHEN GEWINNshy UND VERLUSTRECHNUNG VON PUMA BELEGEN DASS DIE DERZEITIGEN GESCHAumlFTSPRAKTIKEN VON UNTER NEHMEN DRINGEND EINES PARADIGMEN WECHSELS BEDUumlRFEN

JOCHEN ZEITZ EHEMALIGER CEO UND

VERWALTUNGSRATSVORSITZENDER

DER PUMA SE VERWALTUNGSRATS -

MITGLIED PPR

Je nach Unternehmen ist die Herangehensweise und Auseinanderset-zung mit dem Thema Naturkapital sehr unterschiedlich Dieses Kapitel gibt konkrete Ansaumltze und Beispiele wie ein Einstieg und geziel-tes Handeln angegangen werden koumlnnen

TOOLS UND LEITFAumlDEN FUumlR DEN EINSTIEGUm eine moumlglichst praumlzise und damit steuerbare Integration ins unternehmerische Management zu erreichen ist die Entwicklung von Zielen und Maszlignahmen noumltig Ein erster Biodiversitaumlts-Check hilft dabei bereits bestehende Maszlignahmen und Kennzahlen zu identifi-zieren Dabei sollten saumlmtliche unternehmerische Taumltigkeitsfelder von der Strategie und dem Personalwesen uumlber Liegenschaften und Einkauf bis hin zu Produktion und Entsorgung beleuchtet werden Die dann vorliegenden Ergebnisse koumlnnen Startpunkt vertiefender Maszlignahmen sein zum Beispiel erste Ziele oder Analysen eine Aus-dehnung auf andere Geschaumlftsbereiche oder die Entwicklung von Management- und Berichterstattungsstrukturen

Leitfaumlden und Handbuumlcher geben Hilfestellung bei der Integration von biologischer Vielfalt in Unternehmenspro zesse und koumlnnen zu-

gleich Inspiration und Unterstuumltzung fuumlr weitere Planungsprozesse

35WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

sein Durch die Handlungsempfehlungen koumlnnen auf leichte Weise Elemente einbezogen werden die beispielsweise die biologische Vielfalt auf dem Firmengelaumlnde foumlrdern ndash wie Bienenkaumlsten und bewachsene Hauswaumlnde Weitere konkrete Handlungsempfehlungen finden sich unter anderem in dem Bericht raquo Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagementlaquo (Bestaumlndig und Wuczkowski 2012)

BESTEHENDE ANSAumlTZE NUTZEN UND ERWEITERNFolgende Ansaumltze aus dem Unternehmensbereich sind auch zur Inte-gration von Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt gut ge eignet Unternehmerische Verantwortung (Corporate Responsibility)

Berichterstattung (inklusive umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung)

Umweltmanagement Ressourceneffizienz Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten-Management

Investitions- und Planungsprozesse

Unternehmerische Verantwortung (Corporate Responsibility)Viele Aktivitaumlten zum Biodiversitaumlts- und Oumlkosystemleistungs - schutz sind losgeloumlst vom Kerngeschaumlft und unter gesellschaftlichem Enga ge ment und unternehmerischer Verantwortung (Corporate

INFOBOX 20

Biodiversitaumlts-Checks fuumlr UnternehmenBislang werden zwei in deutscher Sprache verfuumlgbare Biodiversitaumlts-Screenings fuumlr Unternehmen haumlufig angewendet Die branchenuumlbergreifenden Checklisten der deutschen raquoBiodiversity

in Good Companylaquo-Initiative basieren auf dem raquoHandbuch Biodiver-sitaumltsmanagementlaquo (Schaltegger u a 2010) und ermoumlglichen eine Selbstevaluation zum aktuellen Stand des unternehmerischen Biodi-versitaumltsmanagements Weitere Informationen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

Der vom Global Nature Fund BAUM e V dokeo und PwC entwi-ckelte Biodiversitaumlts-Check fuumlr Unternehmen vereint Expertise aus Biologie Oumlkologie und Management Er bietet einen ersten auf das Unternehmen zugeschnittenen Uumlberblick uumlber die Reife des Biodiver-sitaumltsmanagements und gibt Empfehlungen fuumlr das weitere Vorge-hen Weitere Informationen wwwbusiness-biodiversityeudefaultaspLang=DEUampMenue=128

ABBILDUNG 17(Foto Andrzej Tokarski fotoliacom)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 36

Respon si bi lity) einzuordnen Vor allem Unternehmenswerte und -philo-sophien koumlnnen Anknuumlpfungspunkte raquovon obenlaquo bieten und zu einer weitergefassten Strategieentwicklung fuumlhren

ABBILDUNG 18(Foto Susanne Georgi)

INFOBOX 21

Praxisbeispiel Pilotprojekt fuumlr Branchenstandards Die oekom GmbH der groumlszligte deutsche Fachverlag fuumlr Oumlkologie und Nachhaltigkeit veroumlffentlicht Sach- und Fachbuumlcher mit Bezug zur bio-logischen Vielfalt und dem Erhalt der Oumlkosysteme Fuumlr seine Publi-kationen verwendet er ausschlieszliglich Recycling- und FSC-zertifiziertes Papier Zudem hat der Verlag das Projekt raquoNachhaltig Publizierenlaquo initi-iert das vom Bundesumweltministerium gefoumlrdert wird In Kooperation mit zwei wissenschaftlichen Instituten und der Frankfurter Buchmesse wurden praxisnahe Kriterien fuumlr die nachhaltige Bucherstellung entwi-ckelt Mit dem Projekt praumlsentiert sich oekom oumlffentlichkeitswirksam als Vorreiter und sensibilisiert die Verlagsbranche fuumlr einen nachhalti-gen Umgang mit der Ressource Papier

37

Gleichzeitig bietet die Kommunikation und Interaktion mit Kunden und Mitarbeitern Moumlglichkeiten fuumlr eine Integration sozusagen als Impulsgeber raquovon untenlaquo Freiwilligenarbeit gemeinsame Baum-pflanzaktionen oder Spenden fuumlr Naturschutzeinrichtungen tragen zum Schutz und zur Wertschaumltzung des Naturkapitals bei Mit Blick auf ihre Mitarbeiter profitieren Unternehmen zudem vom Wohlbe-finden am Arbeitsort erhoumlhter Kommunikationsbereitschaft und staumlrkerer Bindung und Loyalitaumlt gegenuumlber dem Arbeitgeber

Berichterstattung (inklusive umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung)Die in Deutschland und weltweit gebraumluchlichste Richtlinie zur Bericht-erstattung von Nachhaltigkeitsaspekten ndash die Global Reporting Initia-tive (GRI) ndash sieht eine Offenlegung von bis zu fuumlnf biodiversitaumltsbe-zogenen Indikatoren vor Diese waren bislang von eher qualitativer

WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

ABBILDUNG 20 Umweltindika-toren der Global Reporting Initiative Die fuumlnf relevanten Umweltindi - ka toren der Berichterstattungsricht-linie der Global Reporting Initiative (GRI) in der Version 31 Biodiver-sitaumlts bezogene Umweltindikatoren werden mit EN fuumlr Umwelt abgekuumlrzt und beinhalten EN 11 bis EN 15

Kernindikatoren Zusaumltzliche Indikatoren

EN11

Ort und Groumlszlige von Grundstuumlcken in Schutzge-bieten oder angrenzend an Schutzgebiete Ort und Groumlszlige von Grundstuumlcken in Gebieten mit hohem Biodiversitaumltswert auszligerhalb von Schutz-gebieten oder daran angrenzend Zu beruumlcksich-tigen sind Grundstuumlcke die im Eigentum der berichtenden Organisation stehen oder von die-ser gepachtet oder verwaltet werden

EN13 Geschuumltzte oder wiederhergestellte natuumlrliche Lebensraumlume

EN14Strategien laufende Maszlignahmen und Zu-kunftsplaumlne fuumlr das Management der Auswir-kungen auf die Biodiversitaumlt

EN12

Beschreibung der wesentlichen Auswirkungen von Aktivitaumlten Produkten und Dienstleistungen auf die Biodiversitaumlt in Schutzgebieten und in Gebieten mit hohem Biodiversitaumltswert auszliger-halb von Schutzgebieten

EN15

Anzahl der Arten auf der Roten Liste der IUCN und auf nationalen Listen die ihren natuumlrlichen Lebensraum in Gebieten haben die von der Geschaumlftstaumltigkeit der Organisation betroffen sind aufgeteilt nach dem Bedrohungsgrad

ABBILDUNG 19(Foto Piepenbrock)

INFOBOX 22

Praxisbeispiel Mitarbeiter-EngagementDie Piepenbrock Unternehmensgruppe unterhaumllt im brandenbur-gischen Naturpark Stechlin-Ruppiner Land den 2200 Hektar groszligen Forst Rheinshagen Im Rahmen seiner Aktion raquoWachstumlaquo pflanzt das Unternehmen dort gemeinsam mit seinen Kunden fuumlr jeden Neuauf-trag Baumlume Im August 2012 besuchte eine Gruppe von zehn Auszu-bildenden des Unternehmens im Zuge der raquoAzubi-Projekttagelaquo den Piepen brock Forst um die Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens kennenzulernen und selbst aktiv zu unterstuumltzen Ziel war es die Sand-heideflaumlche am Zechower Berg im Naturschutz- und gleichnamigen Fauna-Flora-Habitat-Gebiet Rheinsberger Rhin und Hellberge zu pflegen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 38

IM RAHMEN VON UMWELTSCHUTZ UND RESSOURCENshyEFFIZIENZ KUumlMMERN SICH VIELE UNTER NEHMEN BEREITS HEUTE UM BIODIVERSITAumlT UND ECOSYSTEM SERVICES OHNE DIES JEDOCH EXPLIZIT HERAUS ZUshy STELLEN DER BEWUSSTE EINBEZUG DES OumlKOSYSTEMshy GEDANKENS SOWIE DIE BETRACHTUNG ENTSPRECHENDER CHANCEN UND RISIKEN STELLT EINE WEITER ENT shy WICKLUNG DAR DIE DURCHAUS ALS rsaquoUMWELTVERANTshyWORTUNG 20lsaquo BEZEICHNET WERDEN KANN

MICHAEL SIEMERS CORPORATE

ENVIRONMENT amp RESPONSIBILITY

EVONIK INDUSTRIES AG

Form doch auch hier erfolgt eine regelmaumlszligige Anpassung die zu-kuumlnftig sicherlich auch mit einer Quantifizierung einhergehen wird Damit bleibt die unternehmerische Berichterstattung eng verbunden mit dem Umweltmanagement

Unternehmerische Berichterstattung wird sich aumlndern und zukuumlnftig integrierter sein (Stichwort Integrated Reporting) In dieser Hinsicht ist auch die umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung zu sehen

INFOBOX 23

Praxisbeispiel Umweltbezogene Gewinn- und VerlustrechnungWaumlhrend in der klassischen Gewinn- und Verlustrechnung (GampV) nur finanzielle Kenngroumlszligen wie Anlagevermoumlgen return on investment und Eigenkapitalrendite berichtet werden bleiben die umweltbezogenen Kosten verborgen Diese Externalitaumlten ndash beispielsweise Verschmutzung von Gewaumlssern Zerstoumlrung von Lebensraumlumen oder das Abwaumllzen von Verantwortung beim Klimawandel auf Folgegenerationen ndash sind als Ver-luste anzusehen die nicht durch das Unternehmen sondern von Dritten wie der Allgemeinheit oder der Natur getragen werden Getrieben von CEO Jochen Zeitz hat Puma es sich zur Aufgabe gemacht diese Kosten deutlicher aufzuzeigen und in die GampV einflieszligen zu lassen Solch eine Sichtbarmachung kann beim Einkauf der Fertigung der Produktent-wicklung oder dem Nachhaltigkeitsmanagement helfen bessere Ent-scheidungen zu treffen um so die Externalitaumlten zu minimieren Laut PUMA Environmental Profit amp Loss Account hat das Unternehmen im Jahr 2010 etwa 145 Millionen Euro an Umweltschaumlden durch Treibhaus-gasemissionen Wasserverbrauch Landnutzungsfolgen Luftverschmut-zung und Abfallerzeugung verursacht Davon entfallen nur etwa 6 auf das Kerngeschaumlft mehr als 137 Millionen Euro Umweltschaumlden ent-stehen entlang der Lieferkette Weitere Informationen httpaboutpumacomwp-contentthemesaboutPUMA_themefinancial-reportpdfEPL080212finalpdf

39WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Sie macht deutlich welche Abhaumlngigkeiten und welche Einfluumlsse ein Unternehmen hat und stellt bei der Einbeziehung der Oumlkosystem-leistungen und Integration in die externe Rechnungslegung einen be deut samen Schritt hin zur Beruumlcksichtigung von Naturkapital in Unternehmen dar Eine Offenlegung dieser Art koumlnnte einen Para dig-menwechsel einleiten Wer seine Leistung schon fruumlhzeitig ganzheit-lich misst und berichtet kann in einem sich veraumlndernden Geschaumlfts-

ABBILDUNG 21 (Foto LianeM Fotoliacom)

INFOBOX 24

Biodiversitaumlt in den Umweltmanagementzertifizierungen ISO 14001 und EMASBei EMAS muumlssen und bei ISO 14001 sollten die Auswirkun-gen auf die biologische Vielfalt beruumlcksichtigt werden Bei EMAS wird in Form des raquoFlaumlchenverbrauchslaquo ein direkter Indikator fuumlr den Habitatverlust erhoben ndash eine der Hauptursachen des Biodiver-sitaumltsverlustes Zwar kann der Flaumlchenverbrauch von unterschiedli-cher Qualitaumlt sein ndash die Bebauung einer bereits degradierten Flaumlche ist weniger kritisch als die eines intakten Oumlkosystems ndash dennoch kann dies als erster Startpunkt gewertet werden

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 40

umfeld weiterhin Spitzenleistung liefern Dies betrifft die Felder Risikomanagement Versorgungssicherheit und -produktivitaumlt wie auch Compliance und Stakeholdermanagement

UmweltmanagementEin Umweltmanagement steuert gemaumlszlig den vier Managementschrit-ten Planen Ausfuumlhren Kontrollieren und Optimieren umweltbezo-gene Unternehmenstaumltigkeiten und ermoumlglicht so eine kontinuierli-che Verbesserung der Umweltleistung Dieser Managementzyklus beruumlcksichtigt derzeit nur selten umsetzungsorien tiert die Dimensio-nen Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt

Hier kann eine Erweiterung konkret ansetzen Eine erste Feststellung des Status quo auf Basis bereits existieren der Umweltdaten ndash ergaumlnzt durch Experteneinschaumltzungen ndash ist der Anfang Anschlieszligend koumln-nen spezifische und messbare Ziele gesetzt werden was sich in die bekannten Schritte des Umweltmanagements einbinden laumlsst

RessourceneffizienzRessourceneffizienz gewinnt angesichts steigender Rohstoffpreise und -bedarfe und des groszligen Anteils den Material- und Energie kosten an den Gesamtkosten in vielen Branchen darstellen wirtschaftlich und politisch enorm an Bedeutung Zur Steigerung der Ressourceneffi-zienz liegen aktuell Programme auf nationaler wie europaumlischer Ebene vor es existieren dazu Plattformen und Initiativen Das Thema raquoRes-sourceneffizienzlaquo koumlnnen Unternehmen strategisch integrieren (zum Beispiel in ihrem Umweltmanagement) indem sie die entsprechen-den Einsatzstoffe als Naturkapital raquodeklarierenlaquo und im Ressourcen-management umfassender als bisher beruumlck sichtigen Durch den sparsamen effizienten Einsatz von Ressourcen koumlnnen oftmals Oumlko-systeme geschont werden (zum Beispiel durch ein entsprechendes

INFOBOX 25

Praxisbeispiel Integration von Biodiversitaumlt in das Ressourcen-managementUPM betreibt in Deutschland sieben Papierfabriken und verschreibt sich der nachhaltigen Forstwirtschaft und dem Schutz der Biodiversitaumlt So wird weltweit FSC- und PEFC-zertifiziertes Holz verwendet und in unter nehmenseigenen Waumlldern ein Biodiversitaumltsprogramm umge-setzt Gemeinsam mit der raquoAlliance for Water Stewardshiplaquo fuumlhrt UPM ein Pilotprojekt zum Wassermanagement durch Dies soll den Verbrauch des wasserintensiven Papierherstellungsprozesses senken und die Wie-derverwendung des Wassers erhoumlhen UPM unterstreicht mit seinemEngagement seine Position als raquoBiofore Companylaquo

41WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

INFOBOX 26

Praxisbeispiel Bewertung von Biodiversitaumlt in der Lebensmittel-branche und der LandwirtschaftEinen Schritt weiter als die Oumlkobilanzen geht das Bewertungsverfahren der BASF Mit ihrer Lebenszyklusanalyse AgBalance erfasst sie eine Viel-zahl von Nachhaltigkeitsindikatoren der Lebensmittel- und Landwirt-schaftsbranche Biologische Vielfalt flieszligt mit 8 der 69 Indikatoren in eine Punktebewertung ein so unter anderem Naumlhe zu Schutzgebieten Auskreuzungspotenzial und Oumlkotoxizitaumltspotenzial Auszligerdem werden soziale und oumlkonomische Indikatoren erfasst und somit alle drei Saumlulen der Nachhaltigkeit abgebildet Auch wenn ein Abwaumlgen zwischen unter-schiedlichen Groumlszligen wie Punkten und Euros als Messeinheiten Entschei-der vor Herausforderungen stellt ist dies doch ein wichtiger Schritt hin zur Integration von Biodiversitaumlt in Entscheidungsprozesse

Wassermanagement in Regionen mit Wasserstress) Jedoch ist Res-sourceneffizienz nicht gleichzusetzen mit Biodiversitaumlts- und Oumlko-systemschutz Neben dem sparsamen Umgang mit Ressourcen ist auch die Art der Einsatzstoffe (zum Beispiel Nutzung von nachhaltig erzeugtem Palmoumll) von Bedeutung

Der Zusammenschluss zu Brancheninitiativen ist ein Ansatz um das Thema Ressourceneffizienz ganzheitlicher und passgenauer zu be-trach ten und so die Thematik uumlber den bisherigen Fokus auf Reduzie-rung von Rohstoffverbrauch und Emissionen hinaus zu erweitern

Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten- Management Die Analyse der Wertschoumlpfungskette eines Produktes liefert immer wieder Verbesserungspotenzial und wird deshalb regelmaumlszligig durchge-fuumlhrt Dies bietet gute Ansatzpunkte fuumlr eine Untersuchung und Ver-besserung der Biodiversitaumltsperformance Eine weitere oft genutzte Analysemoumlglichkeit sind Oumlkobilanzen (Life Cycle Assessments)

Oumlkobilanzen bilden den gesamten Stoffkreislauf ab ndash und somit auch die fuumlr Biodiversitaumlt relevante Landnutzung oder Oumlkosystemleis-tungen wie die Bereitstellung von Rohstoffen die Absorption von Produktionsemissionen und die Aufnahme von Abfallprodukten An-gefangen bei eigenen Beschaffungsquellen (zum Beispiel Vertragsan-bauer von Supermaumlrkten oder Handelsmarken) bis hin zu Vorproduk-ten der Liefer an ten ndash entlang der Lieferkette verbergen sich zahlreiche Ursachen fuumlr Bio diversitaumltsverlust Fuumlr Unternehmen die Rohstoffe und Vorpro dukte aus dem Ausland beziehen ist es daher wichtig auf den Einkauf und das Lieferkettenmanagement zu achten Wichtige

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 42

Analyseschritte beinhalten Grenzwerte und Normen (in den Abbau- und Ursprungslaumlndern der Vorprodukte oftmals deutlich niedriger als in Deutschland) oder Screenings zu Wasserknappheit entlang der Lie-ferkette Darauf aufbauend ergibt sich eine detaillierte Bewertung zur Beruumlcksichtigung von Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt bei Liefe ranten

Investitions- und PlanungsprozesseInvestitionen in den Bau neuer Anlagen oder Standorte werden derzeit eher selten unter Biodiversitaumltsaspekten im betrieblichen Umwelt-management erfasst Beim Bau eines Produktionsstandorts auf der raquogruumlnen Wieselaquo spielen vor allem die Eingriffsregelung des Bun-desnaturschutzgesetztes (BNatSchG) sowie das EU-Naturschutz-recht (FFH- und Vogelschutz-Richtlinie) eine wichtige Rolle Diese Regeln erscheinen Unternehmen manchmal wider spruumlchlich ndash gerade mit Blick auf den gewollten Naturschutz Firmenareale werden auf-grund strategischer Entscheidungen zum Beispiel fuumlr den Bau von Anlagen uumlber einen laumlngeren Zeitraum brach liegen gelassen Siedelt sich daraufhin eine geschuumltzte Art auf dieser Flaumlche an koumlnnen Unter-nehmen unter Umstaumlnden nur mit hohen Auflagen dieses Gebiet er-schlieszligen und einen Neu- oder Ausbau realisieren Um solchen Ziel kon-flikten vorzubeugen bieten die zustaumlndigen Natur schutzbehoumlrden an in Dialog zu treten um gangbare Wege und Maszlignahmen auszu loten

Doch Unternehmen koumlnnen auch in Vorleistung gehen Indem zum Beispiel Brachflaumlchen und Naturraumlume belassen sowie die Funktio-nalitaumlt von aquatischen Oumlkosystemen (Gewaumlssern) erhalten werden

INFOBOX 27

Ausgleichsflaumlchen ndash Chancen fuumlr beschleunigte PlanungsprozesseGut zu wissen Laut sect16 BNatSchG kann durch Oumlkosystemschutz ein raquoGuthabenlaquo auf einem Oumlkokonto angespart werden Bei spaumlteren Ein-griffen werden diese Flaumlchen als bereits geleistete Kompensationsmaszlig-nahmen anerkannt Rheinkalk macht sich dieses Instrument zunutze Im sauerlaumlndischen Houmlnnetal dient nur ein Teil des Grundbesitzes dem Kalksteinabbau Weite Teile des Areals hingegen stehen dank nicht-oumlkonomischer Waldnutzung dem Naturschutz temporaumlr zur Verfuumlgung oder werden je nach Management und naturschutzfachlicher Einschaumlt-zung einem Oumlkokonto zugeschrieben das als Kompensationsleistung fuumlr zu erwartende Eingriffe agiert Waumlhrend auf der einen Seite pro-aktiv Arten- und Oumlkosystemschutz ermoumlglicht wird profitiert Rheinkalk von einem beschleunigten Planungsprozess vermiedener Buumlrokratie und somit geringeren Kosten (wwwrheinkalkdepdfVerantwortung_Fuer_Mensch_und_Naturpdf Seite 24)

43WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

koumlnnen etwaige Kompensationsmaszlignahmen im Rahmen der Ein griffs -regelung vermieden werden Zudem koumlnnen Ergebnisse der teils obli-gatorischen Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung (UVP) der Strategischen

INFOBOX 28

Praxisbeispiel ZielkonflikteBiologische Vielfalt spielt in Steinbruumlchen Baggerseen und Kiesgruben eine wichtige Rolle Die Steine- und Erdenindustrie engagiert sich in zahlreichen Projekten zur Foumlrderung der biologischen Vielfalt Neben der Erarbeitung von Biodiversitaumltsindikatoren und einer Biodiversitaumlts-Datenbank zaumlhlen hierzu zahlreiche gemeinsame Projekte mit Umwelt-verbaumlnden

raquoLeider werden der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt in den Abbaustaumltten ausgerechnet durch das Naturschutzrecht selbst eingeschraumlnkt Wer zum Beispiel ein Laichgewaumlsser fuumlr die Gelbbauch-unke auf einem Rohbodenstandort anlegt oder eine Steilwand fuumlr die Uferschwalbe herrichtet der laumluft Gefahr dass die weitere Bewirt-schaftung der Flaumlchen deutlich eingeschraumlnkt wird Der statische An-satz im Naturschutzrecht verhindert damit leider vielerorts die Aus-schoumlpfung von Synergieeffekten von Gesteinsabbau und Naturschutz Die Steine- und Erdenindustrie jedenfalls ist zur Foumlrderung der biolo-gischen Vielfalt bereit und setzt sich auch weiterhin fuumlr praktikable Loumlsungen einlaquo (Diplom-Biologe Thomas Beiszligwenger Hauptgeschaumlfts-fuumlhrer Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

ABBILDUNG 22 (Foto Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

INFOBOX 29

Praxisbeispiel Management von LiegenschaftenFraport die Betreibergesellschaft des Frankfurter Flughafens formuliert in seiner unternehmenseigenen Biodiversitaumltsstrategie Grundsaumltze zur Biodiversitaumlt Darin wird festgehalten dass sich Flugbetrieb und der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt ndash uumlber gesetz liche Anforderungen wie zum Beispiel Eingriffsregelung hinaus ndash vereinbaren lassen So wird unter anderem auf dem Gelaumlnde des Flughafens ein For-schungsprojekt zum Bienen-Monitoring unterstuumltzt das wichtige Infor-mationen uumlber die Schadstoffsituation liefert Gleich zeitig werden im Rhein-Main-Gebiet gezielt Naturschutzvorhaben gefoumlrdert so zum Bei-spiel der Erhalt von raquoAltholzinselnlaquo im Kinzigtal oder die Pflege von Streuobstwiesen im Maintal (wwwfraportdecontentfraport-agdenachhaltigkeitumweltnatur--und-ressourcenschutz0html und verglei-che auch die dort bereitgestellten PDF-Dokumente)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 44

Legende Naumlhe zum Kerngeschaumlft Merkmalsauspraumlgung Geringer Bezug Mittel o Trifft zu x Mittlerer Bezug Stark + Starker Bezug Sehr stark + +

ABBILDUNG 23 Handlungsan-saumltze zur Integration von Biodiversi-taumlt in Unternehmen am Beispiel eines Industrie- und Konsumguumlter-unternehmens (Grafik PwC)

INFOBOX 30

Handlungsansaumltze zur Integration von Biodiversitaumlt in UnternehmenDie vorgestellten sechs Handlungsansaumltze werden hier systematisch zusammengefasst am Beispiel der Indus trie- und Konsumguumlterbranche dargestellt Diese Systematik kann allen Unternehmen als Pruumlfrahmen dienen ihr spezifisches Profil zur Beruumlcksichtigung von biologischer Viel-falt Oumlkosystemen und deren Leistungen (Naturkapital) zu entwickeln

Die Abbildung verdeutlicht die Wirkung der verschiedenen Handlungs-ansaumltze beispielhaft im Hinblick auf die vier Werttreiber Risiken senken Kosten reduzieren Maumlrkte und Kunden erschlieszligen und Reputation steigern

Waumlhrend die farbliche Hinterlegung die Naumlhe zum Kerngeschaumlft andeutet geben die Spalten auf der rechten Seite Informationen uumlber den Beitrag zum Schutz der biologischen Vielfalt sowie zur moumlglichen Umsetzungskomplexitaumlt wieder Es wird deutlich dass es durchaus ein-fache Maszlignahmen gibt die eine Wirkung zeigen

Werttreiber

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Integration von Biodiversitaumltsaspekten in hellip

Beitrag zum Schutz des Natur kapitals

Umsetzungsshy komplexitaumlt

x x x 1) Unternehmerischer Verantwortung (Corporate Responsibility) o + o

x x x 2) Berichterstattung (inkl umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung) o +

x x 3) Umweltmanagement inkl Liegenschafts-management o + +

x x 4) Maszlignahmen zur Steigerung der Ressourcen-effizienz + + + +

x x x 5) Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten-Management + + + +

x x 6) Investitions- und Planungsprozesse + o +

45WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Des Weiteren ist erkennbar dass die Integration von Biodiversitaumlt in Aus-wahl- und Entscheidungsprozesse vor allem im Bereich Ressourceneffi-zienz Lieferketten-Management und Investitions- und Planungsprozesse zu Win-win-Situationen fuumlhren kann Dabei sollte bei der Auswahl der Ansaumltze und Methoden aber immer das Kerngeschaumlft des Unterneh-mens im Vordergrund stehen ndash hier kann ein erster Check die weitere Schwerpunktsetzung unterstuumltzen Auch die Integration ins klassische Umweltmanagement stellt einen Schritt zur Beruumlcksichtigung von Bio-diversitaumlt dar ndash und zwar verbunden mit einem maumlszligigen Aufwand

Umweltpruumlfung (SUP) und der FFH Vertraumlglichkeitspruumlfung (FFH VP) guumlnstiger ausfallen Auflagen der Nachbesserung reduziert dadurch Kosten eingespart und ein reibungsloser Planungs- und Bauprozess beguumlnstigt werden

Abschlieszligend gilt es die Integration von Biodiversitaumlt auch in flankie-renden operationellen Einheiten voranzutreiben Dies betrifft beson-ders Forschung und Entwicklung sowie Kommunikation Dabei sollen die Themen erfolgreich sowohl nach innen als auch nach auszligen also zu Kunden Lieferanten und anderen Interessengruppen kommuni-ziert und in eine entsprechende Berichterstattung integriert werden

AUSBLICK5

WIR KOumlNNEN DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER WIRTSCHAFT NUR ERHALTEN WENN WIR DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER NATUR ERHALTEN DAFUumlR IST EINE VIELFALT AN LEBENSshy RAumlUMEN UND ARTEN VON ENTSCHEIDENDER BEDEUTUNG DEREN SCHUTZ MUSS DESHALB VIEL STAumlRKER IN DEN WERTSCHOumlPFUNGSPROZESSEN BERUumlCKSICHTIGT WERDEN

ALEXANDER BARTELT ABTEILUNGS-

LEITER KLIMASCHUTZ UND NACHHAL -

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VORSTANDSVORSITZENDER raquoBIODIVER-

SITY IN GOOD COMPANYlaquo- INITIATIVE

Es ist an der Zeit die Aspekte von Naturkapital in das unterneh-merische Handeln zu integrieren Nutzen Sie die vielfaumlltigen Ansatz-punkte die im Rahmen der Broschuumlre aufgezeigt wurden und beginnen Sie Ihre unternehmerischen Aktivitaumlten zu erweitern In Deutsch-land gibt es viele Initiativen und Ansaumltze die einen Einstieg in die The-men Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungen erleich tern Nutzen Sie diese Initiativen fuumlr einen Austausch mit anderen Unter-nehmen und uumlber die dort bereits gemachten Erfahrungen (siehe dazu auch Kapitel 6)

Die Initiative raquoBiodiversity in Good Companylaquo ist ein Zusammen-schluss von Unternehmen die gemeinsam fuumlr den Schutz der

biologischen Vielfalt eintreten Der branchenuumlbergreifenden Initiative gehoumlren kleine mittlere und groszlige Unternehmen an Die Mitglieder der raquoBiodiversity in Good Companylaquo-Initiative unterstuumlt-zen das freiwillige Engagement der Wirtschaft fuumlr den Schutz der biologischen Vielfalt Sie arbeiten an Innovationen und Investitio-nen damit naturvertraumlgliche Technologien Produkte und Dienst-leistungen verstaumlrkt ihren Weg in die Maumlrkte finden Die Initiative

47AUSBLICK

traumlgt dazu bei den Privatsektor in die Verwirklichung der Ziele der Konvention uumlber die biologische Vielfalt und der Nationalen

Strategie zur biologischen Vielfalt staumlrker einzubinden

Auch im Rahmen von econsense ndash einem Zusammenschluss fuumlhren-der global agierender Unternehmen und Organisationen der deut-schen Wirtschaft zu den Themen nachhaltige Entwicklung und Cor-porate Social Responsibility (CSR) ndash wird der Themenbereich im Rahmen der Arbeitsgruppe raquoBiodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungenlaquo begleitet Die Mitgliedsunternehmen setzten sich intensiv mit dem Erhalt und der Entwicklung der biologischen Vielfalt auseinander und nutzen econsense als Plattform zum Austausch und zur Diskus-sion von praktischen Managementinstrumenten

Engagieren Sie sich im Projekt raquoUnternehmen Biologische Vielfalt 2020laquo einer Dialog- und Aktionsplattform des Bundesumweltminis-teriums gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der deutschen Wirtschaft und von Naturschutzverbaumlnden die einen fortlaufenden Austausch erlaubt und konkrete Aktivitaumlten zur Umsetzung der Nati-onalen Strategie zur biologischen Vielfalt auf den Weg bringt Folgende Themenfelder stehen dabei im Fokus Informationen zur biologischen Vielfalt fuumlr Unternehmen Biologische Vielfalt im betrieblichen Umweltmanagement Biologische Vielfalt und Naturschutzrecht Kommunikation von Unternehmen nach auszligen Finanzierung von Naturschutzprojekten Maumlrkte Chancen erkennen und entwickeln Netzwerkbildung

Die kuumlnftige Leistungsfaumlhigkeit der Wirtschaft wird von der Leis-tungsfaumlhigkeit des Naturkapitals abhaumlngen Der Erhalt der Leistungs-faumlhigkeit unseres Naturkapitals erfordert die gebuumlndelten Kraumlfte von Unternehmen Politik und Gesellschaft raquoNatur kapital Deutschland ndash TEEB DElaquo zeigt dass sich dies auch wirtschaftlich lohnt Lassen Sie uns diese Chance gemeinsam wahrnehmen

ABBILDUNG 24 (Foto morrbyte Fotoliacom)

6 WEITERFUumlHRENDE INFORMATIONEN

PROJEKT raquoNATURKAPITAL DEUTSCHLAND ndash TEEB DElaquoDiese Broschuumlre ist Teil des Projekts raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo in dessen Rahmen bis zum Jahr 2015 folgende vier Berichte erscheinen (Arbeitstitel) raquoKlimapolitik und Naturkapital Synergien und Konfliktelaquo raquoOumlkosystemleistungen und Entwicklung laumlndlicher Raumlumelaquo raquoNaturleistungen in der Stadt Gesundheit schuumltzen und

Lebensqualitaumlt erhoumlhenlaquo raquoNaturkapital Deutschland Neue Handlungsoptionen

ergreifen ndash eine Syntheselaquo

Bereits erschienen ist die Broschuumlre raquoDer Wert der Natur fuumlr Wirt-schaft und Gesellschaft ndash Eine Einfuumlhrunglaquo wwwnaturkapital-teebde

Soweit Praxisbeispiele und Statements nicht gesondert gekennzeich-net wurden sind diese speziell fuumlr raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo erstellt worden

Leitfaumlden Handlungsmoumlglichkeiten fuumlr Unternehmen BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012)Biodiversitaumlt im unterneh-

merischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Umfangrei-che aber dennoch leicht zu erfassende und praxisnahe Broschuumlre zu Maszlignahmen rund um den betrieblichen Biodiversitaumltsschutz Mit zahl-reichen Umsetzungstipps und Hinweisen auf weiterfuumlhrende Lite ra-tur und Webseiten

49WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

www2leuphanadeumanagementcsmcontentnamadownloads download_publikationenBestaendig20Wuczkowski_Biodiversitaet 20im20unternehmerischen20Nachhaltigkeitsmanagement_neupdf

HOUDET J (HRSG) (2008 UumlBERARBEITET 2010) Integrating bio-diversity into business strategies The Biodiversity Accountability Framework Sehr umfangreiche Publikation (knapp 400 Seiten) uumlber Bio di versitaumlt und Unternehmen beginnend bei den Grundlagen 23 In dikatoren (Business and Biodiversity Independence Indicators) sind Grundlage fuumlr die Bewertung der Biodiversitaumltsleistung von Unter-nehmen Mit zahlreichen Beispielen Regionaler Fokus Frankreichwwworeeorg_scriptntsp-document-file_downloadphp document_id=1063ampdocument_file_id=1070

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement ndash Ein Leitfaden fuumlr die betriebliche Praxis Umsetzungsorientiertes Handbuch zur Einbindung von Biodiversi-

taumlt in das bestehende (Umwelt)-Management inklusive zahlreicher Vorschlaumlge fuumlr Maszlignahmen und Instrumente sowie Zuordnung zu Handlungsfeldern und Funktionsbereichen httpwwwbmudeN46143

TEEB (2012) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Busi-ness and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York Bericht fuumlr Unternehmen der internationalen TEEB-Studie Ins-pirierende teils generische Heranfuumlhrung an die Bedeutung von Bio-diversitaumlt an Unternehmen mit Beispielen aus aller Welt Excutive summary unter wwwteebweborg

UN GLOBAL COMPACT AND IUCN (2012) A Framework for Corpo rate Action on Biodiversity and Ecosystem Services Uumlberblicksbro schuumlre zu Biodiversitaumlt und Unternehmen Adressierte Themen Treiber Risi-ken amp Chancen Corporate Governance Management (inkl Vermei-dungs-Hierarchie) Stakeholder-Engagement und Berichter stattungwwwunglobalcompactorgdocsissues_docEnvironmentBES_Frameworkpdf

WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD) (2011) Handbuch zur unternehmerischen Bewertung von Oumlkosystemdienstleistungen (CEV) Ein Rahmenwerk zur Erleichterung unternehmerischer Entscheidungsfindung Generisches Hand buch fuumlr die Durchfuumlhrung einer unternehmensinternen Bewertung von Biodiversitaumlt (breites Werteverstaumlndnis) mit Handreichungen zu vor-gelagerten Abwaumlgungen wwweconsensedesitesallfilesWBCSD_Handbuch_CEVpdf

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 50

WORLD RESOURCE INSTITUTE (WRI) (2012) Corporate Ecosystem Services Review ndash Version 20 Handbuch zur systematischen Erfas-sung von biodiversitaumltsbezogenen Risiko- und Handlungsfeldern Schrittweises Vorgehen inkl Vorschlaumlgen fuumlr die Erfassung und Doku-mentation des Prozesses wwwwriorgpublicationcorporate-ecosystem-services-review

Allgemein Oumlkosysteme Biodiversitaumlt und Wirtschaft JESSEL B TSCHIMPKE O UND WALSER M (2009) Produktivkraft

Natur Hamburg Praumlgnante Beispiele fuumlr die Quantifizierung von wirtschaftlich relevanten Nutzungen der Natur in Arbeitsplaumltzen Umsaumltzen oder vermiedenen Kostenwwwnaturkapital-teebdefileadminDownloadsProduktivkraft Naturpdf

MILLENNIUM ECOSYSTEM ASSESSMENT (2005) Ecosystems and Human Well-Being ndash Synthesis Synthese der mehr als 1000 Seiten fassenden wissenschaftlichen Studie uumlber die oumlkologischen und gesell-schaftlichen Zusammenhaumlnge sowie Zustand und Trends des Verlus-tes der biologischen Vielfalt und die Bedeutung der Oumlkosystemleis-tungen fuumlr den Menschenwwwmaweborgdocumentsdocument356aspxpdf

TEEB (2010) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integ-rieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz (Hrsg) Bonn Zusam-menfassung der Ergebnisse der internationalen TEEB Studie Synthese der Berichte fuumlr internationale Politiker lokale und regionale Ent-scheider sowie Unternehmen wwwteebweborg

Kartenmaterial Frageboumlgen und Tools PROTECTEDPLANETNET Weltweite kartengestuumltzte Darstellung von

Schutzgebieten basierend auf den Daten der World Database of Pro-tected Areas (WDPA) und der Weltnaturschutzorganisation (IUCN) wwwprotectedplanetnet

BFNshySCHUTZGEBIETSKARTE Interaktive Karte des Bundesamtes fuumlr Naturschutz mit allen deutschen Schutzgebieten wwwgeodienstebfndeschutzgebiete

CHECKLISTEN DER DEUTSCHEN BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIAshyTIVE Fragenkatalog zur Erstellung einer Selbsteinschaumltzung bezuumlg-lich potenzieller Risiken hinsichtlich Biodiversitaumlt und Oumlkosystem-leistungen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

51WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

INTEGRATED BIODIVERSITY ASSESSMENT TOOL (IBAT) Kostenpflich-tige Anwendung zur Bewertung standortbezogener Biodiversitaumlts-risiken (Fokus Schutzgebiete und Biodiversity Hot Spots) GIS-(Karten)- basiert wwwibatforbusinessorg

Fallbeispiele und Publikationssammlung WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD)

(2012) Biodiversity and ecosystem services ndash scaling up business solutions Company case studies that help achieve global biodiversity targetswwwwbcsdorgPagesEDocumentEDocumentDetailsaspxID=14923ampNoSearchContextKey=true

UNITED NATIONS ENVIRONMENT PROGRAM FINANCE INITIATIVE (UNEP FI) Publikationen zu biodiversitaumltsbezogenen Chancen Risiken und Handlungsoptionen der Finanzbranche wwwunepfiorgpublicationsbiodiversityindexhtml

CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (CBD) BUSINESS PROGRAMM Fallstudien und Publikationen zu Beruumlhrungspunkten und Leuchtturm-projekten zum Erhalt der biologischen Vielfalt wwwcbdintenbusiness

ECOSYSTEM MARKETPLACE Nachrichtenportal von Forest Trends rund um Biodiversitaumlts- Wasser- und CO2-Maumlrkte wwwecosystemmarketplacecom

Strategien auf politischer Ebene NATIONALE STRATEGIE ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT (2007) Deutsch-

lands Strategie zur Umsetzung der Konvention uumlber die biolo gische Vielfalt wwwbmudeN40333

INFORMATIONSPORTAL DES BUNDESAMTES FUumlR NATURSCHUTZ ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT Mit Nachrichten Informationen Veranstal-tungshinweisen und weiterfuumlhrenden Materialien wwwbiologische-vielfaltde

EUshyBIODIVERSITAumlTSSTRATEGIE FUumlR 2020 Diese EU-Strategie enthaumllt Ziele zum Erhalt von Biodiversitaumlt sowie von Oumlkosystemen und deren Leistungen (raquoNaturkapitallaquo) bis 2020httpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversitycomm20062020htm

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 52

GLOBALE BIODIVERSITAumlTSZIELE Der raquoStrategische Plan 2011 ndash 2020laquo des Internationalen Uumlbereinkommens zur biologischen Vielfalt (CBD) enthaumllt auch Ziele zu Oumlkosystemen und deren Leistungen sowie zum Wert der biologischen VielfaltwwwcbdintdocdecisionsCOP-10cop-10-dec-02-enpdf

Initiativen DEUTSCHE BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIATIVE ndash raquoBIODIVERSITY

IN GOOD COMPANYlaquoshy INITIATIVE Zusammenschluss vor allem deut-scher Unternehmen mit dem Ziel die Integration von Biodiversitaumlt in unternehmerische Entscheidungen voranzutreiben wwwbusiness-and-biodiversityde

EUROPAumlISCHE raquoBUSINESS AND BIODIVERSITY CAMPAIGNlaquo Europa-weite Plattform fuumlr Unternehmen mit dem Ziel Ansaumltze fuumlr ein Biodi-versitaumltsmanagement zu entwickeln und umzusetzen wwwbusiness-biodiversityeu

NATURAL CAPITAL DECLARATION Erklaumlrung einzelner Akteure des Finanzsektors Naturkapital in Finanzprodukten und -dienstleistungen zu beruumlcksichtigen wwwnaturalcapitaldeclarationorg

TEEB FOR BUSINESS COALITION Initiative zur Vereinheitlichung der Bilanzierung von Naturkapital im Unternehmen httpteebforbusinessorg

GLOSSAR 53

GLOSSAR

ARTENVIELFALTDiversitaumlt (Vielfalt) biologischer Arten in einem Lebensraum Artenviel-falt ist neben genetischer Vielfalt und Diversitaumlt der Oumlkosysteme ein Teil-aspekt der biologischen Vielfalt

BASISLEISTUNGENGrundlegende Leistungen der Oumlkosysteme wie zum Beispiel Photosyn-these oder Stickstoffbindung von Knoumlllchenbakterien welche die Voraus-setzung fuumlr alle anderen Leistungen der Oumlkosysteme sind

BIODIVERSITAumlT Biologische Vielfalt

BIOLOGISCHE VIELFALT Die Vielfalt des Lebens auf unserer Erde (oder Biodiversitaumlt) ist die Varia-bilitaumlt lebender Organismen und der von ihnen gebildeten oumlkologischen Komplexe Sie umfasst drei Ebenen 1) die Vielfalt an Oumlkosystemen bezie-hungsweise Lebensgemeinschaften Lebensraumlumen und Landschaften 2) die Artenvielfalt und 3) die genetische Vielfalt innerhalb der verschie-denen Arten

EINGRIFFSREGELUNG Instrument des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatschG sectsect 13 ff) das die Bewaumlltigung von Eingriffen in Natur und Landschaft regelt (Vermeidung und Kompensation)

EMAS Betriebliches Umweltmanagementsystem (Eco Management and Audit Scheme) nach der Verordnung (EG) Nr 12212009 uumlber die freiwillige Teil-nahme von Organisationen an einem Gemeinschaftssystem fuumlr Umwelt-management und Umweltbetriebspruumlfung (ABl EG L 342 v 22122009 S 1) Schwerpunkte sind die kontinuierliche Verbesserung der Umwelt-leistung die Umwelterklaumlrung und Umweltrechtskonformitaumlt

GEBIETSFREMDE ARTENAuch invasive Arten oder Neobiota Tier- und Pflanzenarten die durch Einfuhr (beabsichtigt) oder Einschleppung (unbeabsichtigt) in einem fuumlr sie nicht natuumlrlichen Lebensraum leben Einige gebietsfremde Arten ver-breiten sich aufgrund mangelnder Feinde physiologischer Eigenschaften (Wachstumsgeschwindigkeit Wasserbedarf) oder aumlhnlich invasiv und verdraumlngen einheimische Arten In einigen Faumlllen entstehen durch sie erheb liche Nachteile fuumlr Mensch (Gesundheitsbeeintraumlchtigungen wie zum Beispiel Allergien) und Oumlkosysteme (Degradation)

INWERTSETZUNGBuumlndel von Maszlignahmen um den Nutzen von Biodiversitaumlt und Oumlkosys-temleistungen fuumlr die Gesellschaft relevant und erfahrbar werden zu las-sen Dies geschieht durch (oumlkonomische) Bewertung und oder Integra-tion in Marktentscheidungen ndash zum Beispiel in Form von naturorientierten Angeboten Anreizen oder der Schaffung von Maumlrkten fuumlr Biodiversitaumlt ndash sowie in gesellschaftliche und private Entscheidungen

54 DIEUNTERNEHMENSPERSPEKTIVEndashNEUEHERAUSFORDERUNGEN

ISO 14001 Betriebliches Umweltmanagementsystem nach DIN EN ISO 140012004 + AC 2009 (Ausgabe 112009) Schwerpunkt liegt in der Verbesserung des Umweltmanagementsystems

KONVENTION UumlBER DIE BIOLOGISCHE VIELFALT (ENGL CONVENTION ON BIO LOGICAL DIVERSITY ndash CBD)

Uumlbereinkunft von 168 Staaten (Unterzeichner Stand 12122012) uumlber die biologische Vielfalt Darin werden der Verlust der biologischen Vielfalt als Herausforderung anerkannt und Ziele zu ihrer Erhaltung formuliert Diese sind 1) Schutz der biologischen Vielfalt 2) Nachhaltige Nutzung ihrer Bestandteile und 3) Zugangsregelung und gerechter Ausgleich von Vor-teilen welche aus der Nutzung genetischer Ressourcen entstehen

KULTURELLE OumlKOSYSTEMshy LEISTUNGEN

Leistungen von Oumlkosystemen mit Wirkung und Bedeutung fuumlr Erholung aumlsthetisches Empfinden spirituelle Erfahrungen soziale Funktionen kul-turelle Identitaumlt Heimatgefuumlhl Wissen und Erkenntnis

MONETARISISERUNG Beimesssung eines Wertes in Geldeinheiten Die Umweltoumlkonomie hat dazu mehrere Verfahren der Monetarisierung entwickelt

NATURKAPITAL Oumlkonomischer Begriff fuumlr den begrenzten Vorrat an physischen und bio-logischen Ressourcen der Erde und die begrenzte Bereitstellung von Guumltern und Leistungen durch Oumlkosysteme

OumlKOSYSTEM Bezeichnet die Bestandteile eines abgegrenzten Naturraumes (zum Beispiel niedersaumlchsisches Wattenmeer) oder eines bestimmten Natur-raumtyps (zum Beispiel naumlhrstoffarmes Flieszliggewaumlsser) und deren Wech-selwirkungen Der Begriff kann sich auf verschiedene raumlumliche Ebenen (lokal regional) beziehen und umfasst sowohl (halb-)natuumlrliche (zum Bei-spiel ungestoumlrte Hochmoore) und naturnahe (zum Beispiel Kalkmager-rasen) als auch vom Menschen gepraumlgte Oumlkosysteme (zum Beispiel Agrar oumlkosysteme)

OumlKOSYSTEMFUNKTIONEN Umfassen alle physikalischen chemischen und biologischen Prozesse und Wechselwirkungen die in verschiedenen Oumlkosystemen stattfinden

OumlKOSYSTEMLEISTUNGEN Bezeichnen direkte und indirekte Beitraumlge von Oumlkosystemen zum mensch-lichen Wohlergehen das heiszligt Leistungen und Guumlter die dem Menschen einen direkten oder indirekten wirtschaftlichen materiellen gesundheit-lichen oder psychischen Nutzen bringen In Abgrenzung zum Begriff Oumlko-systemfunktion entsteht der Begriff Oumlkosystemleistung aus einer anth-ropozentrischen Perspektive und ist an einen Nutzen des Oumlkosystems fuumlr den Menschen gebunden Der Begriff ist identisch mit den haumlufig verwen-deten Begriffen raquoOumlkosystemdienstleistunglaquo und raquooumlkosystemare Guumlter und Leistungenlaquo und entspricht dem englischen Begriff der raquoecosystem serviceslaquo

55

REGULIERUNGSLEISTUNGENFunktionen von Oumlkosystemen die auf (andere) Elemente und Prozesse von Oumlkosystemen einwirken die (direkten) Nutzen fuumlr den Menschen haben zum Beispiel die Filterwirkung von Bodenschichten auf die Grund-wasserqualitaumlt oder der Beitrag einer Hecke zur Verringerung der Boden-erosion

GLOSSAR

RESILIENZ (VON OumlKOSYSTEMEN)

Resilienz ist die Faumlhigkeit eines Oumlkosystems trotz aumluszligerer Stoumlrungen seine Funktionen und damit seine Oumlkosystemleistungen aufrecht zu erhalten Es wird davon ausgegangen dass die Resilienz stark mit der in dem Oumlko-system vorherrschenden biologischen Vielfalt korreliert

TEEBThe Economics of Ecosystems and Biodiversity Die internationale TEEB-Studie wurde von Deutschland im Rahmen seiner G8-Praumlsidentschaft im Jahr 2007 gemeinsam mit der EU-Kommission initiiert und mithilfe zahlreicher weiterer Institutionen unter der Schirmherrschaft des Um-weltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) durchgefuumlhrt Ziel der TEEB-Studie war es den oumlkonomischen Wert der Leistungen der Natur ein zuschaumltzen die wirtschaftlichen Auswirkungen der Schaumldigung von Oumlkosystemen zu erfassen und ausgehend davon die Kosten eines Nicht-Handelns zu beziffern Leiter der Studie war der indische Oumlkonom Pavan Sukhdev Im Rahmen der Studie wurden verschiedene Berichte veroumlffent-licht Derzeit wird unter Leitung von UNEP ein Nachfolgeprozess organi-siert um die Durchfuumlhrung von nationalen regionalen lokalen und sek-toralen Studien zum Thema anzuregen und zu foumlrdern

VERSORGUNGSLEISTUNGENBezeichnen meist marktfaumlhige Guumlter die von oder mithilfe von Oumlkosyste-men produziert werden (zum Beispiel Nahrung Frischwasser Feuer- und Bauholz) Teilweise ist ein erheblicher Beitrag von (Human-)Kapital und Arbeit notwendig um diese Guumlter zu erstellen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 56

QUELLEN

BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012) Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Centre for Sustainability Management Luumlneburg

BORN W u a (2012) Gesundheitskosten der Beifuszlig-Ambrosie in Deutschland In Umweltmedizin in Forschung und Praxis 17 (2) S 71 ndash 80

DER BUND (2009) Invasive Muscheln verstopfen Leitungen Von Fabio Bergamin Onlineausgabe Zuletzt aktualisiert am 31072009 httpwwwderbundchzeitungenwissenInvasive-Muscheln-verstopfen-Leitungenstory29662360

DEUTSCHER IMKERBUND EV Internetauftritt des Deutschen Imkerbund e V vom 12122012 httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpbienen-und- bestaeubungsleistung und httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpzahlen-die-zaehlen

EUROPAumlISCHE KOMMISSION (2009) Fact Sheet Gebietsfremde invasive Arten httpeceuropaeuenvironmentpubspdffactsheetsInvasive20Alien20SpeciesInvasive_Alien_DEpdf

FAO ndash FOOD AND AGRICULTURE ORGANIZATION OF THE UNITED NATIONS (2010) Global Forest Resource Assessment 2010wwwfaoorgforestryfrafra2010en

GARCIacuteAshyTORRES L u a (2001) Conservation agriculture in Europe Current status and perspectives In Garcia-Torres L Benites J and Martiacutenez-Vilela A (Hrsg) Conservation Agriculture A World-wide Challenge 1st World Congress on Conservation Agriculture Madrid 1 ndash 5 October 2001 Vol I Keynote Contributions XUL Cordoba Spain S 79 ndash 83

IAASTD ndash INTERNATIONAL ASSESSMENT OF AGRICULTURAL KNOWLEDGE SCIENCE AND TECHNOLOGY FOR DEVELOPMENT (2008) Global ReportwwwagassessmentorgreportsIAASTDENAgriculture20at20a20Crossroads_Global20Report20(English)pdf

KREIBICH H MUumlLLER M (2005) Private Vorsorgemaszlignahmen koumlnnen Hochwasserschaumlden reduzieren Schadensprisma Heft 1 2005 httpwwwschadenprismadepdfsp_2005_1_1pdf

57QUELLEN

LENZEN M u a (2012) International trade drives biodiversity threats in developing nations Nature 486109 ndash 112 Doi101038nature11145

PWC ndash PRICEWATERHOUSECOOPERS (2012) PwC Rio+20 Sustain ability pulse poll How do the public and CEO opinions differ on Rio+20 issues

REWE GROUP (2010) Pressemitteilung raquoBodensee-Obstbauern engagieren sich fuumlr Biodiversitaumltlaquo wwwrewe-groupcompressepressemeldungenpressemeldung-detail articlebodensee-obstbauern-engagieren-sich-fuer-biodiversitaet

SCBD ndash SECRETARIAT OF THE CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (2009) business2010 A magazine on business amp bio- diversity June 2009 Volume 4 ndash Issue 1 httpwwwcbdintdocnewslettersnews-biz-2009-06-enpdf

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement Ein Leitfaden fuumlr die betrieb-liche Praxis BerlinwwwbmudeN46143

STATISCHES BUNDESAMT (2012) Nachhaltige Entwicklung in Deutschland Indikatorenbericht 2012 wwwdestatisdeDEPublikationenThematischUmwelt oekonomischeGesamtrechnungenUmweltindikatorenIndikatoren PDF_0230001pdf__blob=publicationFile

STERN N (2007) The Economics of Climate Change The Stern Review Cambridge

TEEB (2009) The Economics of Ecosystems and Biodiversity TEEB for National and International Policy Makers Summary Responding to the Value of Naturewwwteebweborg

TEEB (2010A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity Ecological and Economic Foundations Edited by Pushpam Kumar London and Washington

TEEB (2010B) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integrieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz Bonn

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 58

TEEB (2011) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in National and International Policy Making Edited by Patrick ten Brink London and Washington

TEEB (2012A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Local and Regional Policy and Management Edited by Heidi Wittmer and Haripriya Gundimeda Abingdon and New York

TEEB (2012B) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Business and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York

TEN BRINK P BRAAT L (HRSG) (2008) The Cost of Policy Inaction The case of not meeting the 2010 biodiversity targethttpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversityeconomicspdfcopizip

UNESCAP ndash UNITED NATIONS ECONOMIC AND SOCIAL COMMISSION FOR ASIA AND THE PACIFIC (1999) Keynote Statement of Mr Cengiz Ertuna (UNESCAP) at IDNDR-ESCAP Regional Meeting for Asia Risk Reduction amp Society in the 21st Century Bangkok 23 ndash26 February 1999 httpwwwunescaporgenrdwater_mineraldisasterertuna01htm

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012) Water valuation ndash Building the business case Geneva and Washington

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012A) Changing Pace ndash Public policy options to scale and accelerate business action towards Vision 2050 Geneva and Washington

WRI ndash WORLD RESOURCE INSTITUTE (2012) The Corporate Ecosys-tem Services Review - Guidelines for Identifying Business Risks and Opportunities Arising from Ecosystem Change Version 20 Washington

ZEITZ J PUMA Pressemitteilung vom 16112011 httpaboutpumacompuma-completes-first-environmental-profit-and-loss-account-which-values-impacts-at-e-145-million

  • Die Unternehmensperspektive
  • Impressum
  • Inhaltsverzeichnis
  • Vorworte
  • Biodiversitaumlt und Oumlkoshysystemleistungen ndash Erweiterung der unternehmerischen Sicht
  • Warum die Wirtschaft gefragt ist ndash Treiber Chancen und Risiken
  • Entwicklungen und Trends ndash was auf Unternehmen zukommt
  • Wie Unternehmen taumltig werden koumlnnen
  • Ausblick
  • Weiterfuumlhrende Informationen
  • QUELLEN

2 WARUM DIE WIRTSCHAFT GEFRAGT IST ndash TREIBER CHANCEN UND RISIKEN

BEI DER GEWINNUNG VON TRINKWASSER UND DER REINIGUNG VON ABWASSER MACHEN WIR UNS NATUumlRLICHE PROZESSE ZUNUTZE UND SIND DEM SCHUTZ DER BIOLOGISCHEN VIELFALT DESHALB BESONDERS VERPFLICHTET

MICHEL CUNNAC VORSITZENDER

DER GESCHAumlFTS FUumlHRUNG VEOLIA

WASSER GMBH

Die Wechselwirkungen zwischen Biodiversitaumlt Oumlkosystemen und Unternehmen geben uns zahlreiche Hinweise darauf warum

Naturkapital fuumlr Unternehmen bedeutsam ist In diesem Kapi- tel sollen die wesentlichen Treiber vorgestellt werden die Unterneh-men dazu bewegt haben einen Beitrag zum Schutz von Natur und Oumlko systemen zu leisten Mit Blick auf die Umwelt sind viele Unter-nehmensentscheidungen vom Ziel gepraumlgt Risiken fuumlr das Unter-nehmen zu minimieren ndash wie zum Beispiel im Hinblick auf die Ver -fuumlgbarkeit von natuumlrlichen Ressourcen oder dem Zugang zu Wasser Hinter dieser Risikoabwaumlgung bleiben neue Geschaumlftsfelder oder Inno vationen manchmal zuruumlck Aber Mehr und mehr Unternehmen erkennen in den Themen Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistunshygen mittlerweile auch Chancen wie durch die Praxisbeispiele in die-sem und den folgenden Kapiteln deutlich wird

TREIBER UND CHANCEN FUumlR UNTERNEHMERISCHES HANDELNDie in Kapitel 1 genannten Ursachen fuumlr den Verlust an Artenvielshyfalt und intakten Oumlkosystemen lassen erahnen dass Unternehmen auf verschiedenste Weise mit Biodiversitaumlt und Oumlkosystemen in Beruumlh-rung kommen Einerseits sind Unternehmen direkt oder indirekt von

21WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

intakten Oumlkosystemen abhaumlngig Andererseits haben Unternehmen insbesondere des Primaumlrsektors einen starken Einfluss auf OumlkosystemeFuumlr die unternehmerische Auseinandersetzung mit dem Thema Natur-kapital und Oumlkosystemleistungen lassen sich fuumlnf maszliggebliche Trei-ber feststellen Regulierung Rechtsrahmen internationale Regelungen Zugang zu und nachhaltige Nutzung von natuumlrlichen Ressourcen Kunden beziehungsweise Marktnachfrage Innovationen sowie Verantwortung und Reputation

RegulierungDa Knappheit insbesondere die von oumlffentlichen Guumltern wie saubere Luft reines Wasser und unberuumlhrte Landschaft nur begrenzt von Maumlrk-ten abgebildet wird ist die staatliche Regulierung eine wirksame Maszlig-nahme zum maszligvollen schonenden Umgang mit unserem Natur ka-pital Regulierung erfolgt in Deutschland in erster Linie uumlber nationales und europaumlisches Recht welches zum Teil aber auch durch inter na-tionale Uumlbereinkommen beeinflusst oder initiiert wird Die Gesetz - gebung bietet eine Vielzahl von flexiblen Mechanismen stellt jedoch einige Akteure (zum Beispiel aus dem Bereich Abbau von Rohstoffen) vor Zielkonflikte zwischen dem Schutz von biolo gischer Vielfalt einer-seits und der unternehmerischen Taumltigkeit andererseits

Ressourcen und LeistungenZugang zu und nachhaltige Entnahme und Nutzung von natuumlrlichen Ressourcen und Leistungen sind insbesondere fuumlr Unternehmen aus

INFOBOX 8

Gesetzlicher Rahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt in DeutschlandDer Schutz der Natur wird in Deutschland wesentlich durch das Bundes-naturschutzgesetz (BNatSchG) und EU-Naturschutzrecht (Vogelschutz-Richtlinie von 1979 Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie von 1992) gepraumlgt Die

Eingriffsregelung nach sectsect 13 ff BNatSchG regelt die Bewaumlltigung von Eingriffen in Natur und Landschaft (Vermeidung und Kompensation) Neben der Eingriffsregelung ist noch der Artenschutz der Gebietsschutz (zum Beispiel Natura 2000 Nationalparke) und der gesetzliche Biotop-schutz von groszliger Bedeutung Hinzu kommen zahlreiche Regelungen aus anderen Bereichen wie zum Beispiel zum Gewaumlsserschutz Bodenschutz Immissionsschutz oder aus dem Agrarrecht Waldrecht Baurecht Pla-nungsrecht und Energierecht Sie haben zwar zumeist nicht direkt den Schutz der biologischen Vielfalt zum Gegenstand wirken aber indirekt weil sie auf die Ursachen des Verlustes der biologischen Vielfalt abzielen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 22

INFOBOX 9

Praxisbeispiel Labels bei Lebensmitteln Der Lebensmitteleinzelhandel hat auf das gesteigerte Kundenbewusst-sein reagiert und adressiert das Thema raquoErhalt der biologischen Viel-faltlaquo mit Hilfe von Labels (zum Beispiel raquoPRO PLANETlaquo bei REWE und raquoZuruumlck zum Ursprunglaquo bei Hofer in Oumlsterreich) Die Kennzeichnung sowie der Verweis auf die Webseite mit mehr Informationen spricht das Bewusstsein der Kunden in zweierlei Hinsicht an Sie koumlnnen ihren Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt leisten und haben gleich-zeitig die Moumlglichkeit die Herkunft und Herstellung ihres Produkts nachzuvollziehen

der Lebensmittel- Textil- und Holz- Papierindustrie ein Anstoszlig sich intensiv der Sicherung intakter Oumlkosysteme zu widmen Sie sind nicht nur gegenwaumlrtig von den Guumltern und Oumlkosystemleistungen abhaumlngig es ist auch wichtig dass diese dauerhaft als Geschaumlftsgrundlage er-halten bleiben Auch fuumlr Unternehmen mit nur indirekter Abhaumlngig-keit von Oumlkosystemleistungen ndash zum Beispiel durch die Lieferkette ndash ruumlckt dieser Aspekt mehr und mehr in den Fokus

Kunden- und MarktnachfrageDie Nachfrage nach nachhaltigen und naturvertraumlglichen Produkten waumlchst ndash und der Markt reagiert Die Vielzahl an labelaffinen und zah-lungsbereiten Kunden ist Beweis genug Die Gruppe der LOHAS (Life-style of Health and Sustainability) spiegelt dieses Konsumver halten

INFOBOX 10

Praxisbeispiel Gruumlne Direktinvestments in WaumllderDer Schutz der biologischen Vielfalt ist zentraler Bestandteil des Geschaumlftsmodells von ForestFinance Das Unternehmen hat sich Direkt-investments in nachhaltige Forstwirtschaft verschrieben Ertraumlge erwirt-schaftet es mit dem Verkauf von Edelhoumllzern und Emissionszertifi katen ndash schlieszliglich sind die angepflanzten Waumllder Kohlenstoffsenken Damit das Investment ndash das Oumlkosystem ndash nicht gefaumlhrdet ist muss seine natuumlr-l iche Resilienz erhalten bleiben Zudem erwarten Kunden die in raquogruumlne Geldanlagenlaquo investieren auch einen langfristigen Nutzen ihrer Investition

Doch laumlngst nicht alle Anbieter folgen einem solchen strengen Standard Hier sollte genau geschaut werden ob kurzfristige Ertraumlge und langfris-tiger Schutz in einem ausgewogenen Verhaumlltnis stehen

23WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

wider Dabei ist jedoch festzuhalten dass nicht alle Labels ausreichend Orientierung bieten

Zudem ist das Angebot entsprechender Produkte auf Unternehmen weniger Branchen begrenzt und nur selten werden der Schutz der bio-logischen Vielfalt und der Oumlkosystemleistungen derzeit im Business-to-Business-Geschaumlft (B2B) thematisiert

Ein Hindernis fuumlr Unternehmen ist die haumlufig zu geringe Anerkennung durch den Markt fuumlr Aktivitaumlten zugunsten des Umwelt- und Natur-schutzes Viele Unternehmen berichten zudem dass sowohl die schwierige Messbarkeit und Zurechenbarkeit von biologischer Vielfalt und Oumlkosystemleistungen mittels geeigneter Indikatoren wie auch die Kommunika tion nach auszligen zentrale Herausforderungen darstellen

Aber es ergeben sich auch gaumlnzlich neue Maumlrkte ndash beispielsweise im Finanzsektor Bei fachgerechter Umsetzung und Einbindung mehrerer Oumlkosystemleistungen verbinden diese Maumlrkte dabei wirtschaftlichen Erfolg und den Schutz der biologischen Vielfalt So versprechen zum Beispiel Investitionen in nachhaltige Forstwirtschaft gruumlnes Wachs-tum fuumlr Natur und Investoren Derartige Investitionen konzentrieren sich zurzeit auf Mittel- und Lateinamerika

Auch mit Blick auf die Kreditwuumlrdigkeit von Unternehmen sowie auf Versicherungen ist eine steigende Bedeutung des naturgerech ten Wirtschaftens zu verzeichnen Wie die Aktivitaumlten der UNEP Finance Initiative (UNEP FI) unterstreichen beruumlcksichtigt der Finanz dienstleis-tungssektor zunehmend dass Unternehmensaktivitaumlten die die bioshylogische Vielfalt und die Leistungen der Oumlkosysteme nicht belasten zumeist auf lange Sicht profitabler sind und beispielsweise extreme Wetterereignisse besser abfedern koumlnnen Entsprechend sind bei Unter nehmensratings unter den Indikatoren fuumlr das Umweltmanage-ment auch Kriterien fuumlr die raquoBiodiversitaumltsperformancelaquo zu finden

InnovationImmer oumlfter lernen die Forschungs- und Entwicklungsabteilungen der Unternehmen von der Natur und deren effektiven Sys temen und Prozessen die uumlber Jahrmillionen optimiert wurden Sie entwickeln

WALD IST WEIT MEHR ALS HOLZ LIEFERANT ndash ER BIETET NICHT NUR ZAHLREICHE OumlKOSYSTEM LEIS TUNGEN FUumlR MENSCH UND NATUR SONDERN AUCH WIRTSCHAFTshyLICHE CHANCEN DAVON MUumlSSEN JEDOCH ALLE PROFIshyTIEREN ndash SOZIAL UND OumlKOLOGISCH NACHHALTIG ES REICHT NICHT AUS DER NATUR rsaquoEIN PREISSCHILD UMZUHAumlNGENlsaquo

HARRY ASSENMACHER GESCHAumlFTS-

FUumlHRER FOREST -FINANCE SERVICE GMBH

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 24

INFOBOX 11

Praxisbeispiel Prozessoptimierung mit BionikAls international agierendes Unternehmen mit einer langen und kom-plexen Lieferkette stellte sich Tchibo die Frage raquoWie werden unmittelbar umsetzungsrelevante Informationen moumlglichst schnell und handlungs-wirksam einer groszligen heterogenen Zielgruppe zur Kenntnis gebrachtlaquo Mittels Analogiebildung konnte Tchibo in biologischen Wertschoumlpfungs-ketten wie der der Honigbiene Organisationsprinzipien iden tifizieren die dort zur Loumlsung solcher organisatorischen Heraus for derungen bei-tragen Auf Basis dieser Organisationsprinzipien wurden unternehmens-bezogene Handlungsoptionen erarbeitet Diese wurden anschlieszligend zu konkreten Maszlignahmen verdichtet und priorisiert Die vordringlichsten Maszlignahmen wie der Aufbau neuarti ger uumlber greifender Informations-netzwerke werden zurzeit bei Tchibo erprobt

schmutzabweisende Oberflaumlchen feine aber stabile Traumlgerkonstruk-tionen oder verbesserte Prozessablaumlufe Immer haumlufiger werden zu-dem Erkenntnisse uumlber Prinzipien der Natur in die eigene Organisation und Unternehmensprozesse uumlbertragen (Infobox 11)

Verantwortung und ReputationAls weiteren Handlungstreiber geben Unternehmen gesellschaft liche Verantwortung und die damit verknuumlpfte Reputation an Neben sozi-alem Engagement stehen auch immer oumlfter eine intakte Natur und damit die biologische Vielfalt im Vordergrund der Aktivitaumlten Der da-raus resultierende Dialog mit Anwohnern Kunden NGOs und weite-ren Stakeholdern foumlrdert dabei nicht nur das gegenseitige Verstaumlnd-nis sondern zeigt auch Schwerpunkte auf die bisweilen nicht im Fokus der Entscheider liegen (Infobox 12) Gleichzeitig wertet das Enga-gement das Unternehmen auf ndash sowohl fuumlr Kunden als auch fuumlr gegen-waumlrtige und potenzielle Beschaumlftigte Unternehmen erhalten so auszliger-dem die Moumlglichkeit eine wichtiger werdende Mittlerrolle zwischen Naturschutz und Zivilgesellschaft einzunehmen

Allerdings reicht Engagement fuumlr die biologische Vielfalt auszligerhalb des Kerngeschaumlfts nicht aus Sonst kann es schnell als raquoGreen-washinglaquo aufgefasst werden

BIODIVERSITAumlT IST FUumlR TCHIBO VORAUS SETZUNG FUumlR EIN ZUKUNFTSFAumlHIGES GESCHAumlFT DAHER ARBEITEN WIR MIT PARTNERORGANISATIONEN INTENSIV AN DER ERHALTUNG DER ARTENVIELFALT INSBESONDERE AM URSPRUNG UNSERER PRODUKTE

STEFAN DIERKS CATEGORY

LEADER CR PRODUCT amp STRATEGY

TCHIBO GMBH

ABBILDUNG 8 (Foto Susanne Georgi)

25WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

INFOBOX 12

Praxisbeispiel Unternehmen gemeinsam mit NGOs fuumlr den NaturschutzEine vergleichsweise neue Rolle nahm REWE in einem Pilotprojekt ein in dem sie gemeinsam mit der Bodenseestiftung die biologische Vielfalt auf den Plantagen der Obstbauern der Bodenseeregion foumlrderte Die Fronten schienen verhaumlrtet und eine Annaumlherung von Naturschuumltzern auf der einen und Obstbauern auf der anderen Seite erfolgte nur zoumlger-lich REWE agierte erfolgreich als Vermittler und Agent fuumlr den Erhalt der biologischen Vielfalt Es wurde nicht nur das Nahrungsangebot fuumlr Bienen Hummeln und Schmetterlinge waumlhrend der Trachten luumlcke von Juni bis September verbessert sondern auch der Dialog zwischen Obst-bauern und Naturschutzverbaumlnden gefoumlrdert Die Resonanz sowohl von Kunden als auch von Lieferantenseite ist so positiv dass das Projekt fortgefuumlhrt und ausgeweitet wurde (REWE 2010)

Mit allen Treibern sind Chancen und Risiken verbunden Ein Perspekti-venwechsel findet nicht nur hin zu Beruumlcksichtigung von Oumlkosystem-leistungen statt sondern auch von einer bloszligen Risikofokussierung hin zum Erkennen von Moumlglichkeiten fuumlr Differenzierung gegenuumlber Wettbewerbern

BETROFFENHEIT DER SEKTORENVielen Unternehmen faumlllt es schwer biologische Vielfalt und Oumlkosys-temleistungen im Unternehmen zu verorten insbesondere weil die Themen unter unterschiedlichen Perspektiven und Zielen adressiert

INFOBOX 13

Praxisbeispiel Verbindung von Verantwortung und WettbewerbsvorteilenAls Reiseanbieter bietet TUI zahlreiche Reisen in Biodiversitaumlts-Hot-spots an TUI sieht sich in der Verantwortung und engagiert sich seit Mitte der 1990er Jahre fuumlr den Erhalt der biologischen Vielfalt Arten-schutzkampagnen zur Aufklaumlrung der Reisenden (zum Beispiel Souvenir-ratgeber zu geschuumltzten Arten) und Kooperationen mit Wissenschaft und Forschung sind nur ein Auszug ihres vom Global Nature Fund 2012 praumlmierten Engagements fuumlr den Erhalt der biologischen Vielfalt Doch nicht allein die Verantwortung treibt TUI an Viele Reisende kommen gerade wegen eines intakten Oumlkosystems in bestimmte Urlaubsregio-nen Der Erhalt der biologischen Vielfalt wird somit zum Wettbewerbs-vorteil und sichert Naturliebhaber als Kunden

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 26

werden Daher gilt Zuerst Einfluss und Betroffenheit identifizieren ndash sowohl im Hinblick auf Chancen als auch auf Risiken um anschlie-szligend gezielt Maszlignahmen zu ergreifen ndash sei es im Bereich CSR im Einkauf oder anderswo Die unterschiedlich starke Betroffenheit der Unternehmen von den Themen Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistun-gen wird in Abbildung 9 deutlich

GRUumlNDE UND RISIKEN DES NICHTshyHANDELNSDie Vielfalt an bestehenden Umweltanforderungen wie zum Beispiel in den Bereichen Klima und Energie erschwert es Unternehmen haumlu-fig sich mit neuen Herausforderungen auseinanderzusetzen ndash zumal dann wenn ein neues Thema komplex ist und es dafuumlr keine raquoUni-versalloumlsungenlaquo gibt Entgegen den aufgefuumlhrten positiven Beispielen uumlberwiegen dadurch immer wieder Hemmnisse ndash wie Uumlberforderung durch die Komplexitaumlt und Knappheit von Zeit und Ressourcen ndash fuumlr eine vertiefende Auseinandersetzung mit Biodiversitaumlt und Oumlkosys-temleistungen

Ein Perspektivenwechsel hin zu einer Beruumlcksichtigung von biologi-scher Vielfalt durch Unternehmen wird dann gelingen wenn es dafuumlr zum einen eine klare Entscheidung oder Unterstuumltzung durch die Unter nehmensleitung gibt und zum anderen eine einfache Integra tion in bestehende Management- und Steuerungssysteme moumlglich ist

ABBILDUNG 9 Betroffenheit verschiedener Branchen von einer Veraumlnderung der biologischen Vielfalt und Oumlkosystemleistungen Die Tabelle fuumlhrt moumlgliche Chancen und Risiken einer Ruumlcksichtnahme oder Vernachlaumlssigung von bio logischer Vielfalt bei Unterneh-mensaktivitaumlten fuumlr die jeweiligen Sek to ren auf Groszlige Rauten stehen fuumlr starke kleine Rauten fuumlr maumlszligige Zusammenhaumlnge (Grafik PwC)

Primaumlrsektor (z B Landwirtschaft Bergbau)

Sekundaumlrsektor(z B Chemie Technoshylogie Luftfahrt Bau)

Tertiaumlrsektor(z B Konsumguumlter wie Nahrungsmittel Automobile)

Tertiaumlrsektor (z B Finanzdienstshyleistungen wie Banken Versicherungen)

Regulierung (z B Grenzwerte Genehmi-gungen Kompensationen)

Natuumlrliche Ressourcen (zB Zugang zu und Verfuumlgbar-keit von Ressourcen Produkti-vitaumlt von Oumlkosystemen)

Markt (z B Kundenanforderungen (B2B) Nachfrage (B2C) neue Maumlrkte)

Innovation (z B Prozess- und Produkt-innovation)

Reputation (gesellschaftliche Verant-wortung Image)

27WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

Als wesentliches Hindernis fuumlr die Umsetzung von Maszlignahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt sehen Unternehmen nach wie vor auch das Fehlen eines einheitlichen Rahmens fuumlr die Erhebung Mes-sung und Vergleichbarkeit der raquoBiodiversitaumltsperformancelaquo Hinzu kommt dass die Politik bisher zwar viele nationale Ziele zum Schutz der biologischen Vielfalt (Nationale Strategie zur biologischen Viel-falt) formuliert aber speziell fuumlr Unternehmen nur uumlbergeordnete und wenig konkretisierte Ziele gesetzt hat Ohne konkrete Ziele oder eine klare Vorgabe ndash seien es Gesetze Branchenstandards oder inter-nationale Richtlinien ndash werden Maszlignahmen des Umwelt- und Natur-schutzes nur sehr zoumlgerlich umgesetzt

Nicht-Handeln hat jedoch schwerwiegende gesamtgesell schaftliche Folgen So geht der im Rahmen der internationalen TEEB-Studie veroumlffentlichte Bericht raquoThe cost of policy inactionlaquo davon aus dass uns Inaktivitaumlt beim Schutz funktionierender Oumlkosysteme ab dem Jahr 2050 bis zu 7 des globalen Bruttoinlandsproduktes (GDP) kos-tet ndash und das Jahr fuumlr Jahr (Ten Brink und Braat 2008) Dies trifft alle Berei che der Gesellschaft ndash auch Unternehmen Fest steht Wer lang-fristig erfolgreich sein will wird in Zukunft nicht um die Themen Bio-diversitaumlt und Oumlkosystemleistungen herumkommen

ENTWICKLUNGEN UND TRENDS ndash WAS AUF UNTERNEHMEN ZUKOMMT3

DER STAAT SCHUumlTZT AUCH IN VERANTWORTUNG FUumlR DIE KUumlNFshy TIGEN GENERATIONEN DIE NATUumlRLICHEN LEBENSGRUND LAGEN

GRUNDGESETZ DER BUNDES REPUBLIK

DEUTSCHLAND ARTIKEL 20A

BIODIVERSITAumlTSshy UND OumlKOSYSTEMSCHUTZ ndash DEUTSCHER UND INTERNATIONALER HINTERGRUNDNaturschutz spielt seit Beginn des 20 Jahrhunderts in Deutschland traditionell eine wichtige Rolle Bedeutende Oumlkosysteme und Natur-raumlume sind seit langem unter besonderen Schutz gestellt Zahlreiche Gesetze und Regulierungen mit Vorgaben fuumlr Planungen und Entschei-dungen (sowie Grenzwerte) praumlgen die Politik fuumlr den Erhalt der bioshylogischen Vielfalt in Deutschland ( Kapitel 2) Es gibt zwar Fort-schritte in einzelnen Bereichen aber dennoch konnten Bemuumlhungen der Politik auf nationaler europaumlischer und internationaler Ebene den Trend des Verlustes der biologischen Vielfalt bisher nicht stoppen

Gesetzliche Vorgaben ruumlckten den Naturschutz beziehungsweise den Schutz der biologischen Vielfalt primaumlr in die Verantwortung der oumlffent-lichen Hand Zahlreiche Uumlbereinkuumlnfte und Strategien mit Zielen ndash sowohl auf internationaler europaumlischer als auch auf nationaler Ebe-ne ndash unterstreichen die politischen Anstrengungen der vergangenen Jahrzehnte Damit ist auch die Aufforderung an alle gesellschaftlichen Akteure verbunden an der Realisierung dieser Ziele aktiv mitzuwir-ken und ihre Verantwortung wahrzunehmen

Das 2005 veroumlffentlichte Millennium Ecosystem Assessment leitete schlieszliglich einen schrittweisen Perspektivenwechsel ein Natur wurde

29ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

ABBILDUNG 10

INFOBOX 14

Politische Ziele zum Schutz der Biologischen Vielfalt1992 wird die Konvention uumlber die biologische Vielfalt

(CBD) in Rio de Janeiro verabschiedet und von Deutschland ein Jahr spaumlter unter zeichnet Sie stellt die erste internationale Uumlbereinkunft dar in der sowohl Ursachen als auch Ziele zur Bekaumlmpfung des Verlustes von Biodiversitaumlt festgehalten werden

1998 verabschiedet die EU ihre erste Biodiversitaumltsstrategie die von EU-Aktionsplaumlnen aus den Jahren 2001 und 2006 ergaumlnzt wird

2007 beschlieszligt das Bundeskabinett die raquoNationale Strategie zur bio-logischen Vielfaltlaquo zur Umsetzung der CBD

2010 werden im Rahmen der 10 CBD-Vertragsstaatenkonferenz glo-bale Biodiversitaumltsziele fuumlr 2020 verabschiedet (sogenannte Aichi-Ziele)

2011 stellt die EU eine neue Biodiversitaumltsstrategie fuumlr 2020 vor die explizit auch Ziele und Maszlignahmen zum Erhalt von Oumlkosystem-leistungen umfasst (wie Aichi-Ziele)

nicht mehr nur aus sich heraus als schuumltzenswert angesehen son-dern zugleich als Lieferant von Rohstoffen und Leistungen als Abneh-mer von Emissionen und Brauchwasser sowie als Motor der Regional-wirtschaft verstanden

Diese Zusammenhaumlnge und diese oumlkonomischen Argumente fuumlr den Schutz von Oumlkosystemleistungen und der biologischen Vielfalt aufzuzeigen wurde zum Anspruch und zur Herausforderung der inter-nationalen TEEB-Initiative

INFOBOX 15

Die Nationale Strategie zur biologischen VielfaltDie Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt von 2007 formuliert Visi onen Ziele und Maszlignahmen zum Erhalt der biologischen Vielfalt in Deutschland fuumlr viele Themenbereiche (Arten Lebensraumlume diverse Oumlko sys teme Gewaumlsserschutz Land- und Forstwirtschaft Tourismus und naturnahe Erholung bis hin zu Bewusstsein Bildung Forschung Technolo gietransfer und Entwicklungszusammenarbeit) Ihre Umset-zung ist eine groszlige gesamtgesellschaft liche Herausforderung Politik und Verwaltung koumlnnen dies nicht im Alleingang schaffen Akteure in Wirtschaft und Gesellschaft ndash auch Unternehmen ndash sind fuumlr die erfolg-reiche Umsetzung der Strategie gefordert

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 30

ABBILDUNG 11 ndash 15 Die vier TEEB-Berichte und der TEEB-Synthe-sebericht In der abgebildeten Reihenfolge TEEB 2010a TEEB 2011 TEEB 2012a TEEB 2012b TEEB 2010b

INFOBOX 16

Die internationale TEEB-StudieInspiriert durch den Stern Report (2007) zum Klimawandel initiierten 2007 die G8 +5 Umweltminister angestoszligen durch den deutschen Bun-desumweltminister und den EU-Umweltkommissar eine globale Studie zur Oumlkonomie der Oumlkosysteme und der biologischen Vielfalt (The Eco-nomics of Ecosystems and Biodiversity ndash TEEB) Ziel war es die enorme wirtschaft liche Bedeutung der Natur und ihrer Oumlkosystemleistungen aufzuzeigen und Empfehlungen zu geben wie der Verlust der biologi-schen Vielfalt zu stoppen ist

Mehr als 400 Autoren aus Politik Wissenschaft Wirtschaft Nicht- Regierungsorganisationen und der Zivilgesellschaft arbeiteten an TEEB-Berichten fuumlr bestimmte Zielgruppen TEEB fuumlr nationale und interna-tionale Politiker TEEB fuumlr regionale und kommunale Entscheider TEEB fuumlr Unternehmen die Zivilgesellschaft wurde mithilfe einer Medien-kampagne inklusive Webseite Facebook-Profil und Twitter-Account eingebunden zudem gab es einen abschlieszligenden Synthese-Bericht und raquoTEEB Foundationslaquo fuumlr die Wissenschaft

Der Unternehmensbericht TEEB in Business and Enterprise zeigt inwie-fern Unternehmen von den Themen biologische Vielfalt und Oumlko-systemleistungen betroffen sind und unterstreicht mit Beispielen aus aller Welt den Einfluss auf und die Abhaumlngigkeit von Biodiversitaumlt und Oumlko systemleistungen Die Autoren formulieren sieben allgemeine Schritte zum unternehmerischen Umgang mit biologischer Vielfalt Identifizierung von Auswirkungen des Unternehmens auf und Abhaumln-

gigkeiten von Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungen (Biodiversity and Ecosystem Services ndash BES)

Beurteilung der geschaumlftlichen Risiken und Chancen in Zusammen-hang mit diesen Auswirkungen und Abhaumlngigkeiten

Entwicklung von BES-Informationssystemen Festlegung von Zielen Messung und Bewertung der Leistungsbilanz und Bekannt gabe der Ergebnisse

Ergreifung von Maszlignahmen zur Vermeidung Minimierung und Begren-zung von BES-Risiken einschlieszliglich Schadensersatz (raquoAusgleichlaquo) soweit machbar

Ergreifung neuer BES-Geschaumlftschancen Kosteneinsparungen neue Produkte neue Maumlrkte

Integration geschaumlftlicher Strategien und Maszlignahmen zu BES in wei-ter gefasste Initiativen zur Corporate Social Responsibility

Verbesserung der fuumlr BES geltenden Leitlinien und Strategien gemein-sam mit Betroffenen in Behoumlrden in nichtstaatlichen Organisationen und in der Zivilgesellschaft

31

Perspektivenwechsel in der UnternehmensweltViele Unternehmen orientieren sich an Leitbildern Unternehmenswer-ten beziehungsweise ihrer Unternehmensphilosophie und tragen da-mit unternehmerische und oft auch gesellschaftliche Verantwortung

ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

ABBILDUNG 16 Das Logo der raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo - Studie

INFOBOX 18

raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo fuumlhrt die internationale TEEB-Initiative auf nationaler Ebene fort Hauptaufgabe ist die Erarbeitung thematischer Berichte zum Wert und zur oumlkonomischen Bedeutung von biologischer Vielfalt Oumlkosystemleis-tungen und Natur fuumlr Wirtschaft und Gesellschaft in Deutschland Neben der vorliegenden Broschuumlre gehoumlren hierzu unter anderem die Themen Biologische Vielfalt und Klimawandel Oumlkosystemleistungen und Ent-wicklung laumlndlicher Raumlume sowie naturnahe Oumlkosysteme und staumldti-sche Lebensqualitaumlt raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo macht deutlich dass es neben moralisch-ethischen und oumlkologischen auch gewichtige oumlkonomische Gruumlnde gibt Naturkapital zu erhalten

raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo wird in einem offenen Prozess durchgefuumlhrt Zahlreiche Akteure aus Wissenschaft Politik Verwaltung Wirtschaft und Gesellschaft wirken durch Know-how Forschungs-ergebnisse wissenschaftliche Beitraumlge und gute Beispiele zur Bedeu-tung und Inwertsetzung von Oumlkosystemleistungen und biologi-scher Vielfalt an der Erstellung der Berichte mit

INFOBOX 17

TEEB als Startpunkt fuumlr viele weitere InitiativenDie Resonanz die TEEB in Wirtschaft Wissenschaft Medien und Politik erfuhr verhalf zahlreichen Initiativen zu mehr Gehoumlr So erlebten zum Beispiel die UNEP FI (Finanzinitiative des Umweltprogramms der Verein-ten Nationen UNEP) aber auch das langjaumlhrige Engagement der Welt-naturschutzorganisation IUCN in der Privatwirtschaft starken Aufwind Parallel zu TEEB bestehen in Kooperation zwischen Wirtschaft Wissen-schaft und Verbaumlnden praxis- und loumlsungsorientierte Ansaumltze wie der Corporate Ecosystem Services Review des World Resource Institute (WRI 2012) Neben zahlreichen nationalen TEEB-Studien und Initiativen wurde auch eine TEEB for Business Coalition ins Leben gerufen die sich unter anderem zum Ziel gesetzt hat durch ihr Engagement die Einbin-dung von Biodiversitaumlt in das unternehmerische Handeln spuumlrbar und nachhaltig zu befoumlrdern (wwwteebforbusinessorg pdfwriorgcorpo-rate_ecosystem_services_reviewpdf)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 32

Insbesondere im Rahmen ihrer Unternehmensstrategie stellen sie folgende Fragen raquoWas fuumlr ein Unternehmen sind wirlaquo und raquoFuumlr wel-che Werte stehen wir und wofuumlr setzen wir uns einlaquo

Gleiche oder zumindest aumlhnliche Fragen muumlssen Unternehmen auch ihren Anteilseignern und sonstigen internen und externen Anspruchs-gruppen beantworten Dies gilt in einer globalisierten Welt immer mehr auch fuumlr Produktionsstaumltten im Ausland und fuumlr die Beziehungen mit Lieferanten Damit stehen folgende Fragen im Vordergrund raquoWelche Werte moumlchten wir in Zulieferlaumlndern vertretenlaquo raquoWelche Um-weltmaszligstaumlbe setzen wir hier wie dort anlaquo und raquoWas hat dies fuumlr Auswirkungen auf unsere Marke und den Ruf des Unternehmenslaquo

Das Selbstverstaumlndnis einiger Unternehmen geht uumlber die bloszlige Bereit stellung von Guumltern und Dienstleistungen hinaus Sie sehen sich als Teil der Gesellschaft Vertreter ihrer Region und als Agierende in Wechselwirkung mit ihrer Umwelt Idealismus in Bezug auf ihre gesell schaftliche Rolle motiviert diese Entscheider ebenso wie Realis-mus in Bezug auf das Verstaumlndnis oumlkologischer und globaler Zu sam-men haumlnge So kommt es dass sich deutsche Unternehmen in Latein-amerika fuumlr den Erhalt bedrohter Arten engagieren und den Schutz von Regen wald in Afrika foumlrdern

INFOBOX 19

Vision von UnternehmenIn vielfaumlltiger Weise haben Unternehmen die oumlkologischen Herausfor-derungen sowohl als Warnsignale als auch als Chance fuumlr einen Wandel begriffen

Mit seiner Publikation raquoChanging Pacelaquo schreibt der World Business Council for Sustainable Development (WBCSD 2012a) seine Vision 2050 fort und zeigt Wege hin zu einem Wirtschaften auf das 9 Milliarden Menschen versorgt und dabei die oumlkologischen Grenzen unseres Plane-ten nicht uumlberschreitet Weitere Informationen wwwwbcsdorgchan-gingpaceaspx

Corporation 2020 greift aumlhnliche Gedanken auf geht allerdings noch einen Schritt weiter und strebt nach Ausrichtung des Wirtschaftssystems auf die Grenzen die der Planet setzt Steuerreformen klare Regeln fuumlr die Aufnahme von Fremdkapital (Stichwort Uumlberschuldung) Transparenz fuumlr den Konsumenten und Offenlegung von Externalitaumlten sind zentrale Punkte der Initiative um den Leiter der internationalen TEEB-Studie Pavan Sukhdev und zahlreiche weitere Persoumlnlichkeiten aus Wirtschaft Wissen-schaft und Politik Weitere Informationen wwwcorp2020com

33ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

Immer mehr deutsche Unternehmen setzen sich mit Fragen rund um die biologische Vielfalt und Oumlkosystemleistungen auseinander und leisten somit Pionierarbeit Die Komplexitaumlt des Themas raquobiologische Vielfaltlaquo und schwierige Operationalisierbarkeit sind dabei nach wie vor massive Huumlrden Und tatsaumlchlich gibt es bis dato noch keine einheitlich anerkannten Quantifizierungsmethoden oder verbindliche Richtlinien die biologische Vielfalt und Oumlkosystemleistungen lassen sich nicht in einem Indikator zusammenfassen Dadurch sind sie fuumlr viele Entscheider in deutschen Unternehmen schlecht greifbar und laumlsst diese vor konkreten Handlungen zuruumlckschrecken

Dennoch nehmen einige Unternehmen diese Herausforderungen an und naumlhern sich mit zunehmender Professionalitaumlt der Integration von Biodiversitaumlt in ihre Managementprozesse Unternehmen sind aktiv beteiligt an der Erstellung von Leitfaumlden ersten Empfehlungen zur Integration der biologischen Vielfalt ins Umweltmanagement oder Ansaumltzen zur verbesserten Quantifizierung der externen Effekte in der unternehmerischen Finanzbuchhaltung Auch die Gruumlndung von Initiativen zu dem Thema wie die deutsche raquoBiodiversity in Good Companylaquo-Initiative die raquoUNEP Finance Initiativelaquo die raquoGlobal Com-pactlaquo- Initiative der UN sowie der raquoeconsense Arbeitskreis zu Biodi-versitaumlt und Oumlkosystemleistungenlaquo zeigen dass dieser Perspektiven-wechsel die Unternehmenswelt mittlerweile erreicht hat

WIE UNTERNEHMEN TAumlTIG WERDEN KOumlNNEN4

DIE ERGEBNISSE DER OumlKOLOGISCHEN GEWINNshy UND VERLUSTRECHNUNG VON PUMA BELEGEN DASS DIE DERZEITIGEN GESCHAumlFTSPRAKTIKEN VON UNTER NEHMEN DRINGEND EINES PARADIGMEN WECHSELS BEDUumlRFEN

JOCHEN ZEITZ EHEMALIGER CEO UND

VERWALTUNGSRATSVORSITZENDER

DER PUMA SE VERWALTUNGSRATS -

MITGLIED PPR

Je nach Unternehmen ist die Herangehensweise und Auseinanderset-zung mit dem Thema Naturkapital sehr unterschiedlich Dieses Kapitel gibt konkrete Ansaumltze und Beispiele wie ein Einstieg und geziel-tes Handeln angegangen werden koumlnnen

TOOLS UND LEITFAumlDEN FUumlR DEN EINSTIEGUm eine moumlglichst praumlzise und damit steuerbare Integration ins unternehmerische Management zu erreichen ist die Entwicklung von Zielen und Maszlignahmen noumltig Ein erster Biodiversitaumlts-Check hilft dabei bereits bestehende Maszlignahmen und Kennzahlen zu identifi-zieren Dabei sollten saumlmtliche unternehmerische Taumltigkeitsfelder von der Strategie und dem Personalwesen uumlber Liegenschaften und Einkauf bis hin zu Produktion und Entsorgung beleuchtet werden Die dann vorliegenden Ergebnisse koumlnnen Startpunkt vertiefender Maszlignahmen sein zum Beispiel erste Ziele oder Analysen eine Aus-dehnung auf andere Geschaumlftsbereiche oder die Entwicklung von Management- und Berichterstattungsstrukturen

Leitfaumlden und Handbuumlcher geben Hilfestellung bei der Integration von biologischer Vielfalt in Unternehmenspro zesse und koumlnnen zu-

gleich Inspiration und Unterstuumltzung fuumlr weitere Planungsprozesse

35WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

sein Durch die Handlungsempfehlungen koumlnnen auf leichte Weise Elemente einbezogen werden die beispielsweise die biologische Vielfalt auf dem Firmengelaumlnde foumlrdern ndash wie Bienenkaumlsten und bewachsene Hauswaumlnde Weitere konkrete Handlungsempfehlungen finden sich unter anderem in dem Bericht raquo Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagementlaquo (Bestaumlndig und Wuczkowski 2012)

BESTEHENDE ANSAumlTZE NUTZEN UND ERWEITERNFolgende Ansaumltze aus dem Unternehmensbereich sind auch zur Inte-gration von Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt gut ge eignet Unternehmerische Verantwortung (Corporate Responsibility)

Berichterstattung (inklusive umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung)

Umweltmanagement Ressourceneffizienz Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten-Management

Investitions- und Planungsprozesse

Unternehmerische Verantwortung (Corporate Responsibility)Viele Aktivitaumlten zum Biodiversitaumlts- und Oumlkosystemleistungs - schutz sind losgeloumlst vom Kerngeschaumlft und unter gesellschaftlichem Enga ge ment und unternehmerischer Verantwortung (Corporate

INFOBOX 20

Biodiversitaumlts-Checks fuumlr UnternehmenBislang werden zwei in deutscher Sprache verfuumlgbare Biodiversitaumlts-Screenings fuumlr Unternehmen haumlufig angewendet Die branchenuumlbergreifenden Checklisten der deutschen raquoBiodiversity

in Good Companylaquo-Initiative basieren auf dem raquoHandbuch Biodiver-sitaumltsmanagementlaquo (Schaltegger u a 2010) und ermoumlglichen eine Selbstevaluation zum aktuellen Stand des unternehmerischen Biodi-versitaumltsmanagements Weitere Informationen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

Der vom Global Nature Fund BAUM e V dokeo und PwC entwi-ckelte Biodiversitaumlts-Check fuumlr Unternehmen vereint Expertise aus Biologie Oumlkologie und Management Er bietet einen ersten auf das Unternehmen zugeschnittenen Uumlberblick uumlber die Reife des Biodiver-sitaumltsmanagements und gibt Empfehlungen fuumlr das weitere Vorge-hen Weitere Informationen wwwbusiness-biodiversityeudefaultaspLang=DEUampMenue=128

ABBILDUNG 17(Foto Andrzej Tokarski fotoliacom)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 36

Respon si bi lity) einzuordnen Vor allem Unternehmenswerte und -philo-sophien koumlnnen Anknuumlpfungspunkte raquovon obenlaquo bieten und zu einer weitergefassten Strategieentwicklung fuumlhren

ABBILDUNG 18(Foto Susanne Georgi)

INFOBOX 21

Praxisbeispiel Pilotprojekt fuumlr Branchenstandards Die oekom GmbH der groumlszligte deutsche Fachverlag fuumlr Oumlkologie und Nachhaltigkeit veroumlffentlicht Sach- und Fachbuumlcher mit Bezug zur bio-logischen Vielfalt und dem Erhalt der Oumlkosysteme Fuumlr seine Publi-kationen verwendet er ausschlieszliglich Recycling- und FSC-zertifiziertes Papier Zudem hat der Verlag das Projekt raquoNachhaltig Publizierenlaquo initi-iert das vom Bundesumweltministerium gefoumlrdert wird In Kooperation mit zwei wissenschaftlichen Instituten und der Frankfurter Buchmesse wurden praxisnahe Kriterien fuumlr die nachhaltige Bucherstellung entwi-ckelt Mit dem Projekt praumlsentiert sich oekom oumlffentlichkeitswirksam als Vorreiter und sensibilisiert die Verlagsbranche fuumlr einen nachhalti-gen Umgang mit der Ressource Papier

37

Gleichzeitig bietet die Kommunikation und Interaktion mit Kunden und Mitarbeitern Moumlglichkeiten fuumlr eine Integration sozusagen als Impulsgeber raquovon untenlaquo Freiwilligenarbeit gemeinsame Baum-pflanzaktionen oder Spenden fuumlr Naturschutzeinrichtungen tragen zum Schutz und zur Wertschaumltzung des Naturkapitals bei Mit Blick auf ihre Mitarbeiter profitieren Unternehmen zudem vom Wohlbe-finden am Arbeitsort erhoumlhter Kommunikationsbereitschaft und staumlrkerer Bindung und Loyalitaumlt gegenuumlber dem Arbeitgeber

Berichterstattung (inklusive umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung)Die in Deutschland und weltweit gebraumluchlichste Richtlinie zur Bericht-erstattung von Nachhaltigkeitsaspekten ndash die Global Reporting Initia-tive (GRI) ndash sieht eine Offenlegung von bis zu fuumlnf biodiversitaumltsbe-zogenen Indikatoren vor Diese waren bislang von eher qualitativer

WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

ABBILDUNG 20 Umweltindika-toren der Global Reporting Initiative Die fuumlnf relevanten Umweltindi - ka toren der Berichterstattungsricht-linie der Global Reporting Initiative (GRI) in der Version 31 Biodiver-sitaumlts bezogene Umweltindikatoren werden mit EN fuumlr Umwelt abgekuumlrzt und beinhalten EN 11 bis EN 15

Kernindikatoren Zusaumltzliche Indikatoren

EN11

Ort und Groumlszlige von Grundstuumlcken in Schutzge-bieten oder angrenzend an Schutzgebiete Ort und Groumlszlige von Grundstuumlcken in Gebieten mit hohem Biodiversitaumltswert auszligerhalb von Schutz-gebieten oder daran angrenzend Zu beruumlcksich-tigen sind Grundstuumlcke die im Eigentum der berichtenden Organisation stehen oder von die-ser gepachtet oder verwaltet werden

EN13 Geschuumltzte oder wiederhergestellte natuumlrliche Lebensraumlume

EN14Strategien laufende Maszlignahmen und Zu-kunftsplaumlne fuumlr das Management der Auswir-kungen auf die Biodiversitaumlt

EN12

Beschreibung der wesentlichen Auswirkungen von Aktivitaumlten Produkten und Dienstleistungen auf die Biodiversitaumlt in Schutzgebieten und in Gebieten mit hohem Biodiversitaumltswert auszliger-halb von Schutzgebieten

EN15

Anzahl der Arten auf der Roten Liste der IUCN und auf nationalen Listen die ihren natuumlrlichen Lebensraum in Gebieten haben die von der Geschaumlftstaumltigkeit der Organisation betroffen sind aufgeteilt nach dem Bedrohungsgrad

ABBILDUNG 19(Foto Piepenbrock)

INFOBOX 22

Praxisbeispiel Mitarbeiter-EngagementDie Piepenbrock Unternehmensgruppe unterhaumllt im brandenbur-gischen Naturpark Stechlin-Ruppiner Land den 2200 Hektar groszligen Forst Rheinshagen Im Rahmen seiner Aktion raquoWachstumlaquo pflanzt das Unternehmen dort gemeinsam mit seinen Kunden fuumlr jeden Neuauf-trag Baumlume Im August 2012 besuchte eine Gruppe von zehn Auszu-bildenden des Unternehmens im Zuge der raquoAzubi-Projekttagelaquo den Piepen brock Forst um die Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens kennenzulernen und selbst aktiv zu unterstuumltzen Ziel war es die Sand-heideflaumlche am Zechower Berg im Naturschutz- und gleichnamigen Fauna-Flora-Habitat-Gebiet Rheinsberger Rhin und Hellberge zu pflegen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 38

IM RAHMEN VON UMWELTSCHUTZ UND RESSOURCENshyEFFIZIENZ KUumlMMERN SICH VIELE UNTER NEHMEN BEREITS HEUTE UM BIODIVERSITAumlT UND ECOSYSTEM SERVICES OHNE DIES JEDOCH EXPLIZIT HERAUS ZUshy STELLEN DER BEWUSSTE EINBEZUG DES OumlKOSYSTEMshy GEDANKENS SOWIE DIE BETRACHTUNG ENTSPRECHENDER CHANCEN UND RISIKEN STELLT EINE WEITER ENT shy WICKLUNG DAR DIE DURCHAUS ALS rsaquoUMWELTVERANTshyWORTUNG 20lsaquo BEZEICHNET WERDEN KANN

MICHAEL SIEMERS CORPORATE

ENVIRONMENT amp RESPONSIBILITY

EVONIK INDUSTRIES AG

Form doch auch hier erfolgt eine regelmaumlszligige Anpassung die zu-kuumlnftig sicherlich auch mit einer Quantifizierung einhergehen wird Damit bleibt die unternehmerische Berichterstattung eng verbunden mit dem Umweltmanagement

Unternehmerische Berichterstattung wird sich aumlndern und zukuumlnftig integrierter sein (Stichwort Integrated Reporting) In dieser Hinsicht ist auch die umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung zu sehen

INFOBOX 23

Praxisbeispiel Umweltbezogene Gewinn- und VerlustrechnungWaumlhrend in der klassischen Gewinn- und Verlustrechnung (GampV) nur finanzielle Kenngroumlszligen wie Anlagevermoumlgen return on investment und Eigenkapitalrendite berichtet werden bleiben die umweltbezogenen Kosten verborgen Diese Externalitaumlten ndash beispielsweise Verschmutzung von Gewaumlssern Zerstoumlrung von Lebensraumlumen oder das Abwaumllzen von Verantwortung beim Klimawandel auf Folgegenerationen ndash sind als Ver-luste anzusehen die nicht durch das Unternehmen sondern von Dritten wie der Allgemeinheit oder der Natur getragen werden Getrieben von CEO Jochen Zeitz hat Puma es sich zur Aufgabe gemacht diese Kosten deutlicher aufzuzeigen und in die GampV einflieszligen zu lassen Solch eine Sichtbarmachung kann beim Einkauf der Fertigung der Produktent-wicklung oder dem Nachhaltigkeitsmanagement helfen bessere Ent-scheidungen zu treffen um so die Externalitaumlten zu minimieren Laut PUMA Environmental Profit amp Loss Account hat das Unternehmen im Jahr 2010 etwa 145 Millionen Euro an Umweltschaumlden durch Treibhaus-gasemissionen Wasserverbrauch Landnutzungsfolgen Luftverschmut-zung und Abfallerzeugung verursacht Davon entfallen nur etwa 6 auf das Kerngeschaumlft mehr als 137 Millionen Euro Umweltschaumlden ent-stehen entlang der Lieferkette Weitere Informationen httpaboutpumacomwp-contentthemesaboutPUMA_themefinancial-reportpdfEPL080212finalpdf

39WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Sie macht deutlich welche Abhaumlngigkeiten und welche Einfluumlsse ein Unternehmen hat und stellt bei der Einbeziehung der Oumlkosystem-leistungen und Integration in die externe Rechnungslegung einen be deut samen Schritt hin zur Beruumlcksichtigung von Naturkapital in Unternehmen dar Eine Offenlegung dieser Art koumlnnte einen Para dig-menwechsel einleiten Wer seine Leistung schon fruumlhzeitig ganzheit-lich misst und berichtet kann in einem sich veraumlndernden Geschaumlfts-

ABBILDUNG 21 (Foto LianeM Fotoliacom)

INFOBOX 24

Biodiversitaumlt in den Umweltmanagementzertifizierungen ISO 14001 und EMASBei EMAS muumlssen und bei ISO 14001 sollten die Auswirkun-gen auf die biologische Vielfalt beruumlcksichtigt werden Bei EMAS wird in Form des raquoFlaumlchenverbrauchslaquo ein direkter Indikator fuumlr den Habitatverlust erhoben ndash eine der Hauptursachen des Biodiver-sitaumltsverlustes Zwar kann der Flaumlchenverbrauch von unterschiedli-cher Qualitaumlt sein ndash die Bebauung einer bereits degradierten Flaumlche ist weniger kritisch als die eines intakten Oumlkosystems ndash dennoch kann dies als erster Startpunkt gewertet werden

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 40

umfeld weiterhin Spitzenleistung liefern Dies betrifft die Felder Risikomanagement Versorgungssicherheit und -produktivitaumlt wie auch Compliance und Stakeholdermanagement

UmweltmanagementEin Umweltmanagement steuert gemaumlszlig den vier Managementschrit-ten Planen Ausfuumlhren Kontrollieren und Optimieren umweltbezo-gene Unternehmenstaumltigkeiten und ermoumlglicht so eine kontinuierli-che Verbesserung der Umweltleistung Dieser Managementzyklus beruumlcksichtigt derzeit nur selten umsetzungsorien tiert die Dimensio-nen Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt

Hier kann eine Erweiterung konkret ansetzen Eine erste Feststellung des Status quo auf Basis bereits existieren der Umweltdaten ndash ergaumlnzt durch Experteneinschaumltzungen ndash ist der Anfang Anschlieszligend koumln-nen spezifische und messbare Ziele gesetzt werden was sich in die bekannten Schritte des Umweltmanagements einbinden laumlsst

RessourceneffizienzRessourceneffizienz gewinnt angesichts steigender Rohstoffpreise und -bedarfe und des groszligen Anteils den Material- und Energie kosten an den Gesamtkosten in vielen Branchen darstellen wirtschaftlich und politisch enorm an Bedeutung Zur Steigerung der Ressourceneffi-zienz liegen aktuell Programme auf nationaler wie europaumlischer Ebene vor es existieren dazu Plattformen und Initiativen Das Thema raquoRes-sourceneffizienzlaquo koumlnnen Unternehmen strategisch integrieren (zum Beispiel in ihrem Umweltmanagement) indem sie die entsprechen-den Einsatzstoffe als Naturkapital raquodeklarierenlaquo und im Ressourcen-management umfassender als bisher beruumlck sichtigen Durch den sparsamen effizienten Einsatz von Ressourcen koumlnnen oftmals Oumlko-systeme geschont werden (zum Beispiel durch ein entsprechendes

INFOBOX 25

Praxisbeispiel Integration von Biodiversitaumlt in das Ressourcen-managementUPM betreibt in Deutschland sieben Papierfabriken und verschreibt sich der nachhaltigen Forstwirtschaft und dem Schutz der Biodiversitaumlt So wird weltweit FSC- und PEFC-zertifiziertes Holz verwendet und in unter nehmenseigenen Waumlldern ein Biodiversitaumltsprogramm umge-setzt Gemeinsam mit der raquoAlliance for Water Stewardshiplaquo fuumlhrt UPM ein Pilotprojekt zum Wassermanagement durch Dies soll den Verbrauch des wasserintensiven Papierherstellungsprozesses senken und die Wie-derverwendung des Wassers erhoumlhen UPM unterstreicht mit seinemEngagement seine Position als raquoBiofore Companylaquo

41WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

INFOBOX 26

Praxisbeispiel Bewertung von Biodiversitaumlt in der Lebensmittel-branche und der LandwirtschaftEinen Schritt weiter als die Oumlkobilanzen geht das Bewertungsverfahren der BASF Mit ihrer Lebenszyklusanalyse AgBalance erfasst sie eine Viel-zahl von Nachhaltigkeitsindikatoren der Lebensmittel- und Landwirt-schaftsbranche Biologische Vielfalt flieszligt mit 8 der 69 Indikatoren in eine Punktebewertung ein so unter anderem Naumlhe zu Schutzgebieten Auskreuzungspotenzial und Oumlkotoxizitaumltspotenzial Auszligerdem werden soziale und oumlkonomische Indikatoren erfasst und somit alle drei Saumlulen der Nachhaltigkeit abgebildet Auch wenn ein Abwaumlgen zwischen unter-schiedlichen Groumlszligen wie Punkten und Euros als Messeinheiten Entschei-der vor Herausforderungen stellt ist dies doch ein wichtiger Schritt hin zur Integration von Biodiversitaumlt in Entscheidungsprozesse

Wassermanagement in Regionen mit Wasserstress) Jedoch ist Res-sourceneffizienz nicht gleichzusetzen mit Biodiversitaumlts- und Oumlko-systemschutz Neben dem sparsamen Umgang mit Ressourcen ist auch die Art der Einsatzstoffe (zum Beispiel Nutzung von nachhaltig erzeugtem Palmoumll) von Bedeutung

Der Zusammenschluss zu Brancheninitiativen ist ein Ansatz um das Thema Ressourceneffizienz ganzheitlicher und passgenauer zu be-trach ten und so die Thematik uumlber den bisherigen Fokus auf Reduzie-rung von Rohstoffverbrauch und Emissionen hinaus zu erweitern

Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten- Management Die Analyse der Wertschoumlpfungskette eines Produktes liefert immer wieder Verbesserungspotenzial und wird deshalb regelmaumlszligig durchge-fuumlhrt Dies bietet gute Ansatzpunkte fuumlr eine Untersuchung und Ver-besserung der Biodiversitaumltsperformance Eine weitere oft genutzte Analysemoumlglichkeit sind Oumlkobilanzen (Life Cycle Assessments)

Oumlkobilanzen bilden den gesamten Stoffkreislauf ab ndash und somit auch die fuumlr Biodiversitaumlt relevante Landnutzung oder Oumlkosystemleis-tungen wie die Bereitstellung von Rohstoffen die Absorption von Produktionsemissionen und die Aufnahme von Abfallprodukten An-gefangen bei eigenen Beschaffungsquellen (zum Beispiel Vertragsan-bauer von Supermaumlrkten oder Handelsmarken) bis hin zu Vorproduk-ten der Liefer an ten ndash entlang der Lieferkette verbergen sich zahlreiche Ursachen fuumlr Bio diversitaumltsverlust Fuumlr Unternehmen die Rohstoffe und Vorpro dukte aus dem Ausland beziehen ist es daher wichtig auf den Einkauf und das Lieferkettenmanagement zu achten Wichtige

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 42

Analyseschritte beinhalten Grenzwerte und Normen (in den Abbau- und Ursprungslaumlndern der Vorprodukte oftmals deutlich niedriger als in Deutschland) oder Screenings zu Wasserknappheit entlang der Lie-ferkette Darauf aufbauend ergibt sich eine detaillierte Bewertung zur Beruumlcksichtigung von Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt bei Liefe ranten

Investitions- und PlanungsprozesseInvestitionen in den Bau neuer Anlagen oder Standorte werden derzeit eher selten unter Biodiversitaumltsaspekten im betrieblichen Umwelt-management erfasst Beim Bau eines Produktionsstandorts auf der raquogruumlnen Wieselaquo spielen vor allem die Eingriffsregelung des Bun-desnaturschutzgesetztes (BNatSchG) sowie das EU-Naturschutz-recht (FFH- und Vogelschutz-Richtlinie) eine wichtige Rolle Diese Regeln erscheinen Unternehmen manchmal wider spruumlchlich ndash gerade mit Blick auf den gewollten Naturschutz Firmenareale werden auf-grund strategischer Entscheidungen zum Beispiel fuumlr den Bau von Anlagen uumlber einen laumlngeren Zeitraum brach liegen gelassen Siedelt sich daraufhin eine geschuumltzte Art auf dieser Flaumlche an koumlnnen Unter-nehmen unter Umstaumlnden nur mit hohen Auflagen dieses Gebiet er-schlieszligen und einen Neu- oder Ausbau realisieren Um solchen Ziel kon-flikten vorzubeugen bieten die zustaumlndigen Natur schutzbehoumlrden an in Dialog zu treten um gangbare Wege und Maszlignahmen auszu loten

Doch Unternehmen koumlnnen auch in Vorleistung gehen Indem zum Beispiel Brachflaumlchen und Naturraumlume belassen sowie die Funktio-nalitaumlt von aquatischen Oumlkosystemen (Gewaumlssern) erhalten werden

INFOBOX 27

Ausgleichsflaumlchen ndash Chancen fuumlr beschleunigte PlanungsprozesseGut zu wissen Laut sect16 BNatSchG kann durch Oumlkosystemschutz ein raquoGuthabenlaquo auf einem Oumlkokonto angespart werden Bei spaumlteren Ein-griffen werden diese Flaumlchen als bereits geleistete Kompensationsmaszlig-nahmen anerkannt Rheinkalk macht sich dieses Instrument zunutze Im sauerlaumlndischen Houmlnnetal dient nur ein Teil des Grundbesitzes dem Kalksteinabbau Weite Teile des Areals hingegen stehen dank nicht-oumlkonomischer Waldnutzung dem Naturschutz temporaumlr zur Verfuumlgung oder werden je nach Management und naturschutzfachlicher Einschaumlt-zung einem Oumlkokonto zugeschrieben das als Kompensationsleistung fuumlr zu erwartende Eingriffe agiert Waumlhrend auf der einen Seite pro-aktiv Arten- und Oumlkosystemschutz ermoumlglicht wird profitiert Rheinkalk von einem beschleunigten Planungsprozess vermiedener Buumlrokratie und somit geringeren Kosten (wwwrheinkalkdepdfVerantwortung_Fuer_Mensch_und_Naturpdf Seite 24)

43WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

koumlnnen etwaige Kompensationsmaszlignahmen im Rahmen der Ein griffs -regelung vermieden werden Zudem koumlnnen Ergebnisse der teils obli-gatorischen Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung (UVP) der Strategischen

INFOBOX 28

Praxisbeispiel ZielkonflikteBiologische Vielfalt spielt in Steinbruumlchen Baggerseen und Kiesgruben eine wichtige Rolle Die Steine- und Erdenindustrie engagiert sich in zahlreichen Projekten zur Foumlrderung der biologischen Vielfalt Neben der Erarbeitung von Biodiversitaumltsindikatoren und einer Biodiversitaumlts-Datenbank zaumlhlen hierzu zahlreiche gemeinsame Projekte mit Umwelt-verbaumlnden

raquoLeider werden der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt in den Abbaustaumltten ausgerechnet durch das Naturschutzrecht selbst eingeschraumlnkt Wer zum Beispiel ein Laichgewaumlsser fuumlr die Gelbbauch-unke auf einem Rohbodenstandort anlegt oder eine Steilwand fuumlr die Uferschwalbe herrichtet der laumluft Gefahr dass die weitere Bewirt-schaftung der Flaumlchen deutlich eingeschraumlnkt wird Der statische An-satz im Naturschutzrecht verhindert damit leider vielerorts die Aus-schoumlpfung von Synergieeffekten von Gesteinsabbau und Naturschutz Die Steine- und Erdenindustrie jedenfalls ist zur Foumlrderung der biolo-gischen Vielfalt bereit und setzt sich auch weiterhin fuumlr praktikable Loumlsungen einlaquo (Diplom-Biologe Thomas Beiszligwenger Hauptgeschaumlfts-fuumlhrer Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

ABBILDUNG 22 (Foto Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

INFOBOX 29

Praxisbeispiel Management von LiegenschaftenFraport die Betreibergesellschaft des Frankfurter Flughafens formuliert in seiner unternehmenseigenen Biodiversitaumltsstrategie Grundsaumltze zur Biodiversitaumlt Darin wird festgehalten dass sich Flugbetrieb und der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt ndash uumlber gesetz liche Anforderungen wie zum Beispiel Eingriffsregelung hinaus ndash vereinbaren lassen So wird unter anderem auf dem Gelaumlnde des Flughafens ein For-schungsprojekt zum Bienen-Monitoring unterstuumltzt das wichtige Infor-mationen uumlber die Schadstoffsituation liefert Gleich zeitig werden im Rhein-Main-Gebiet gezielt Naturschutzvorhaben gefoumlrdert so zum Bei-spiel der Erhalt von raquoAltholzinselnlaquo im Kinzigtal oder die Pflege von Streuobstwiesen im Maintal (wwwfraportdecontentfraport-agdenachhaltigkeitumweltnatur--und-ressourcenschutz0html und verglei-che auch die dort bereitgestellten PDF-Dokumente)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 44

Legende Naumlhe zum Kerngeschaumlft Merkmalsauspraumlgung Geringer Bezug Mittel o Trifft zu x Mittlerer Bezug Stark + Starker Bezug Sehr stark + +

ABBILDUNG 23 Handlungsan-saumltze zur Integration von Biodiversi-taumlt in Unternehmen am Beispiel eines Industrie- und Konsumguumlter-unternehmens (Grafik PwC)

INFOBOX 30

Handlungsansaumltze zur Integration von Biodiversitaumlt in UnternehmenDie vorgestellten sechs Handlungsansaumltze werden hier systematisch zusammengefasst am Beispiel der Indus trie- und Konsumguumlterbranche dargestellt Diese Systematik kann allen Unternehmen als Pruumlfrahmen dienen ihr spezifisches Profil zur Beruumlcksichtigung von biologischer Viel-falt Oumlkosystemen und deren Leistungen (Naturkapital) zu entwickeln

Die Abbildung verdeutlicht die Wirkung der verschiedenen Handlungs-ansaumltze beispielhaft im Hinblick auf die vier Werttreiber Risiken senken Kosten reduzieren Maumlrkte und Kunden erschlieszligen und Reputation steigern

Waumlhrend die farbliche Hinterlegung die Naumlhe zum Kerngeschaumlft andeutet geben die Spalten auf der rechten Seite Informationen uumlber den Beitrag zum Schutz der biologischen Vielfalt sowie zur moumlglichen Umsetzungskomplexitaumlt wieder Es wird deutlich dass es durchaus ein-fache Maszlignahmen gibt die eine Wirkung zeigen

Werttreiber

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Integration von Biodiversitaumltsaspekten in hellip

Beitrag zum Schutz des Natur kapitals

Umsetzungsshy komplexitaumlt

x x x 1) Unternehmerischer Verantwortung (Corporate Responsibility) o + o

x x x 2) Berichterstattung (inkl umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung) o +

x x 3) Umweltmanagement inkl Liegenschafts-management o + +

x x 4) Maszlignahmen zur Steigerung der Ressourcen-effizienz + + + +

x x x 5) Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten-Management + + + +

x x 6) Investitions- und Planungsprozesse + o +

45WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Des Weiteren ist erkennbar dass die Integration von Biodiversitaumlt in Aus-wahl- und Entscheidungsprozesse vor allem im Bereich Ressourceneffi-zienz Lieferketten-Management und Investitions- und Planungsprozesse zu Win-win-Situationen fuumlhren kann Dabei sollte bei der Auswahl der Ansaumltze und Methoden aber immer das Kerngeschaumlft des Unterneh-mens im Vordergrund stehen ndash hier kann ein erster Check die weitere Schwerpunktsetzung unterstuumltzen Auch die Integration ins klassische Umweltmanagement stellt einen Schritt zur Beruumlcksichtigung von Bio-diversitaumlt dar ndash und zwar verbunden mit einem maumlszligigen Aufwand

Umweltpruumlfung (SUP) und der FFH Vertraumlglichkeitspruumlfung (FFH VP) guumlnstiger ausfallen Auflagen der Nachbesserung reduziert dadurch Kosten eingespart und ein reibungsloser Planungs- und Bauprozess beguumlnstigt werden

Abschlieszligend gilt es die Integration von Biodiversitaumlt auch in flankie-renden operationellen Einheiten voranzutreiben Dies betrifft beson-ders Forschung und Entwicklung sowie Kommunikation Dabei sollen die Themen erfolgreich sowohl nach innen als auch nach auszligen also zu Kunden Lieferanten und anderen Interessengruppen kommuni-ziert und in eine entsprechende Berichterstattung integriert werden

AUSBLICK5

WIR KOumlNNEN DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER WIRTSCHAFT NUR ERHALTEN WENN WIR DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER NATUR ERHALTEN DAFUumlR IST EINE VIELFALT AN LEBENSshy RAumlUMEN UND ARTEN VON ENTSCHEIDENDER BEDEUTUNG DEREN SCHUTZ MUSS DESHALB VIEL STAumlRKER IN DEN WERTSCHOumlPFUNGSPROZESSEN BERUumlCKSICHTIGT WERDEN

ALEXANDER BARTELT ABTEILUNGS-

LEITER KLIMASCHUTZ UND NACHHAL -

TIGE PRO DUKTE DER OTTO GROUP

VORSTANDSVORSITZENDER raquoBIODIVER-

SITY IN GOOD COMPANYlaquo- INITIATIVE

Es ist an der Zeit die Aspekte von Naturkapital in das unterneh-merische Handeln zu integrieren Nutzen Sie die vielfaumlltigen Ansatz-punkte die im Rahmen der Broschuumlre aufgezeigt wurden und beginnen Sie Ihre unternehmerischen Aktivitaumlten zu erweitern In Deutsch-land gibt es viele Initiativen und Ansaumltze die einen Einstieg in die The-men Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungen erleich tern Nutzen Sie diese Initiativen fuumlr einen Austausch mit anderen Unter-nehmen und uumlber die dort bereits gemachten Erfahrungen (siehe dazu auch Kapitel 6)

Die Initiative raquoBiodiversity in Good Companylaquo ist ein Zusammen-schluss von Unternehmen die gemeinsam fuumlr den Schutz der

biologischen Vielfalt eintreten Der branchenuumlbergreifenden Initiative gehoumlren kleine mittlere und groszlige Unternehmen an Die Mitglieder der raquoBiodiversity in Good Companylaquo-Initiative unterstuumlt-zen das freiwillige Engagement der Wirtschaft fuumlr den Schutz der biologischen Vielfalt Sie arbeiten an Innovationen und Investitio-nen damit naturvertraumlgliche Technologien Produkte und Dienst-leistungen verstaumlrkt ihren Weg in die Maumlrkte finden Die Initiative

47AUSBLICK

traumlgt dazu bei den Privatsektor in die Verwirklichung der Ziele der Konvention uumlber die biologische Vielfalt und der Nationalen

Strategie zur biologischen Vielfalt staumlrker einzubinden

Auch im Rahmen von econsense ndash einem Zusammenschluss fuumlhren-der global agierender Unternehmen und Organisationen der deut-schen Wirtschaft zu den Themen nachhaltige Entwicklung und Cor-porate Social Responsibility (CSR) ndash wird der Themenbereich im Rahmen der Arbeitsgruppe raquoBiodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungenlaquo begleitet Die Mitgliedsunternehmen setzten sich intensiv mit dem Erhalt und der Entwicklung der biologischen Vielfalt auseinander und nutzen econsense als Plattform zum Austausch und zur Diskus-sion von praktischen Managementinstrumenten

Engagieren Sie sich im Projekt raquoUnternehmen Biologische Vielfalt 2020laquo einer Dialog- und Aktionsplattform des Bundesumweltminis-teriums gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der deutschen Wirtschaft und von Naturschutzverbaumlnden die einen fortlaufenden Austausch erlaubt und konkrete Aktivitaumlten zur Umsetzung der Nati-onalen Strategie zur biologischen Vielfalt auf den Weg bringt Folgende Themenfelder stehen dabei im Fokus Informationen zur biologischen Vielfalt fuumlr Unternehmen Biologische Vielfalt im betrieblichen Umweltmanagement Biologische Vielfalt und Naturschutzrecht Kommunikation von Unternehmen nach auszligen Finanzierung von Naturschutzprojekten Maumlrkte Chancen erkennen und entwickeln Netzwerkbildung

Die kuumlnftige Leistungsfaumlhigkeit der Wirtschaft wird von der Leis-tungsfaumlhigkeit des Naturkapitals abhaumlngen Der Erhalt der Leistungs-faumlhigkeit unseres Naturkapitals erfordert die gebuumlndelten Kraumlfte von Unternehmen Politik und Gesellschaft raquoNatur kapital Deutschland ndash TEEB DElaquo zeigt dass sich dies auch wirtschaftlich lohnt Lassen Sie uns diese Chance gemeinsam wahrnehmen

ABBILDUNG 24 (Foto morrbyte Fotoliacom)

6 WEITERFUumlHRENDE INFORMATIONEN

PROJEKT raquoNATURKAPITAL DEUTSCHLAND ndash TEEB DElaquoDiese Broschuumlre ist Teil des Projekts raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo in dessen Rahmen bis zum Jahr 2015 folgende vier Berichte erscheinen (Arbeitstitel) raquoKlimapolitik und Naturkapital Synergien und Konfliktelaquo raquoOumlkosystemleistungen und Entwicklung laumlndlicher Raumlumelaquo raquoNaturleistungen in der Stadt Gesundheit schuumltzen und

Lebensqualitaumlt erhoumlhenlaquo raquoNaturkapital Deutschland Neue Handlungsoptionen

ergreifen ndash eine Syntheselaquo

Bereits erschienen ist die Broschuumlre raquoDer Wert der Natur fuumlr Wirt-schaft und Gesellschaft ndash Eine Einfuumlhrunglaquo wwwnaturkapital-teebde

Soweit Praxisbeispiele und Statements nicht gesondert gekennzeich-net wurden sind diese speziell fuumlr raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo erstellt worden

Leitfaumlden Handlungsmoumlglichkeiten fuumlr Unternehmen BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012)Biodiversitaumlt im unterneh-

merischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Umfangrei-che aber dennoch leicht zu erfassende und praxisnahe Broschuumlre zu Maszlignahmen rund um den betrieblichen Biodiversitaumltsschutz Mit zahl-reichen Umsetzungstipps und Hinweisen auf weiterfuumlhrende Lite ra-tur und Webseiten

49WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

www2leuphanadeumanagementcsmcontentnamadownloads download_publikationenBestaendig20Wuczkowski_Biodiversitaet 20im20unternehmerischen20Nachhaltigkeitsmanagement_neupdf

HOUDET J (HRSG) (2008 UumlBERARBEITET 2010) Integrating bio-diversity into business strategies The Biodiversity Accountability Framework Sehr umfangreiche Publikation (knapp 400 Seiten) uumlber Bio di versitaumlt und Unternehmen beginnend bei den Grundlagen 23 In dikatoren (Business and Biodiversity Independence Indicators) sind Grundlage fuumlr die Bewertung der Biodiversitaumltsleistung von Unter-nehmen Mit zahlreichen Beispielen Regionaler Fokus Frankreichwwworeeorg_scriptntsp-document-file_downloadphp document_id=1063ampdocument_file_id=1070

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement ndash Ein Leitfaden fuumlr die betriebliche Praxis Umsetzungsorientiertes Handbuch zur Einbindung von Biodiversi-

taumlt in das bestehende (Umwelt)-Management inklusive zahlreicher Vorschlaumlge fuumlr Maszlignahmen und Instrumente sowie Zuordnung zu Handlungsfeldern und Funktionsbereichen httpwwwbmudeN46143

TEEB (2012) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Busi-ness and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York Bericht fuumlr Unternehmen der internationalen TEEB-Studie Ins-pirierende teils generische Heranfuumlhrung an die Bedeutung von Bio-diversitaumlt an Unternehmen mit Beispielen aus aller Welt Excutive summary unter wwwteebweborg

UN GLOBAL COMPACT AND IUCN (2012) A Framework for Corpo rate Action on Biodiversity and Ecosystem Services Uumlberblicksbro schuumlre zu Biodiversitaumlt und Unternehmen Adressierte Themen Treiber Risi-ken amp Chancen Corporate Governance Management (inkl Vermei-dungs-Hierarchie) Stakeholder-Engagement und Berichter stattungwwwunglobalcompactorgdocsissues_docEnvironmentBES_Frameworkpdf

WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD) (2011) Handbuch zur unternehmerischen Bewertung von Oumlkosystemdienstleistungen (CEV) Ein Rahmenwerk zur Erleichterung unternehmerischer Entscheidungsfindung Generisches Hand buch fuumlr die Durchfuumlhrung einer unternehmensinternen Bewertung von Biodiversitaumlt (breites Werteverstaumlndnis) mit Handreichungen zu vor-gelagerten Abwaumlgungen wwweconsensedesitesallfilesWBCSD_Handbuch_CEVpdf

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 50

WORLD RESOURCE INSTITUTE (WRI) (2012) Corporate Ecosystem Services Review ndash Version 20 Handbuch zur systematischen Erfas-sung von biodiversitaumltsbezogenen Risiko- und Handlungsfeldern Schrittweises Vorgehen inkl Vorschlaumlgen fuumlr die Erfassung und Doku-mentation des Prozesses wwwwriorgpublicationcorporate-ecosystem-services-review

Allgemein Oumlkosysteme Biodiversitaumlt und Wirtschaft JESSEL B TSCHIMPKE O UND WALSER M (2009) Produktivkraft

Natur Hamburg Praumlgnante Beispiele fuumlr die Quantifizierung von wirtschaftlich relevanten Nutzungen der Natur in Arbeitsplaumltzen Umsaumltzen oder vermiedenen Kostenwwwnaturkapital-teebdefileadminDownloadsProduktivkraft Naturpdf

MILLENNIUM ECOSYSTEM ASSESSMENT (2005) Ecosystems and Human Well-Being ndash Synthesis Synthese der mehr als 1000 Seiten fassenden wissenschaftlichen Studie uumlber die oumlkologischen und gesell-schaftlichen Zusammenhaumlnge sowie Zustand und Trends des Verlus-tes der biologischen Vielfalt und die Bedeutung der Oumlkosystemleis-tungen fuumlr den Menschenwwwmaweborgdocumentsdocument356aspxpdf

TEEB (2010) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integ-rieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz (Hrsg) Bonn Zusam-menfassung der Ergebnisse der internationalen TEEB Studie Synthese der Berichte fuumlr internationale Politiker lokale und regionale Ent-scheider sowie Unternehmen wwwteebweborg

Kartenmaterial Frageboumlgen und Tools PROTECTEDPLANETNET Weltweite kartengestuumltzte Darstellung von

Schutzgebieten basierend auf den Daten der World Database of Pro-tected Areas (WDPA) und der Weltnaturschutzorganisation (IUCN) wwwprotectedplanetnet

BFNshySCHUTZGEBIETSKARTE Interaktive Karte des Bundesamtes fuumlr Naturschutz mit allen deutschen Schutzgebieten wwwgeodienstebfndeschutzgebiete

CHECKLISTEN DER DEUTSCHEN BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIAshyTIVE Fragenkatalog zur Erstellung einer Selbsteinschaumltzung bezuumlg-lich potenzieller Risiken hinsichtlich Biodiversitaumlt und Oumlkosystem-leistungen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

51WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

INTEGRATED BIODIVERSITY ASSESSMENT TOOL (IBAT) Kostenpflich-tige Anwendung zur Bewertung standortbezogener Biodiversitaumlts-risiken (Fokus Schutzgebiete und Biodiversity Hot Spots) GIS-(Karten)- basiert wwwibatforbusinessorg

Fallbeispiele und Publikationssammlung WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD)

(2012) Biodiversity and ecosystem services ndash scaling up business solutions Company case studies that help achieve global biodiversity targetswwwwbcsdorgPagesEDocumentEDocumentDetailsaspxID=14923ampNoSearchContextKey=true

UNITED NATIONS ENVIRONMENT PROGRAM FINANCE INITIATIVE (UNEP FI) Publikationen zu biodiversitaumltsbezogenen Chancen Risiken und Handlungsoptionen der Finanzbranche wwwunepfiorgpublicationsbiodiversityindexhtml

CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (CBD) BUSINESS PROGRAMM Fallstudien und Publikationen zu Beruumlhrungspunkten und Leuchtturm-projekten zum Erhalt der biologischen Vielfalt wwwcbdintenbusiness

ECOSYSTEM MARKETPLACE Nachrichtenportal von Forest Trends rund um Biodiversitaumlts- Wasser- und CO2-Maumlrkte wwwecosystemmarketplacecom

Strategien auf politischer Ebene NATIONALE STRATEGIE ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT (2007) Deutsch-

lands Strategie zur Umsetzung der Konvention uumlber die biolo gische Vielfalt wwwbmudeN40333

INFORMATIONSPORTAL DES BUNDESAMTES FUumlR NATURSCHUTZ ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT Mit Nachrichten Informationen Veranstal-tungshinweisen und weiterfuumlhrenden Materialien wwwbiologische-vielfaltde

EUshyBIODIVERSITAumlTSSTRATEGIE FUumlR 2020 Diese EU-Strategie enthaumllt Ziele zum Erhalt von Biodiversitaumlt sowie von Oumlkosystemen und deren Leistungen (raquoNaturkapitallaquo) bis 2020httpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversitycomm20062020htm

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 52

GLOBALE BIODIVERSITAumlTSZIELE Der raquoStrategische Plan 2011 ndash 2020laquo des Internationalen Uumlbereinkommens zur biologischen Vielfalt (CBD) enthaumllt auch Ziele zu Oumlkosystemen und deren Leistungen sowie zum Wert der biologischen VielfaltwwwcbdintdocdecisionsCOP-10cop-10-dec-02-enpdf

Initiativen DEUTSCHE BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIATIVE ndash raquoBIODIVERSITY

IN GOOD COMPANYlaquoshy INITIATIVE Zusammenschluss vor allem deut-scher Unternehmen mit dem Ziel die Integration von Biodiversitaumlt in unternehmerische Entscheidungen voranzutreiben wwwbusiness-and-biodiversityde

EUROPAumlISCHE raquoBUSINESS AND BIODIVERSITY CAMPAIGNlaquo Europa-weite Plattform fuumlr Unternehmen mit dem Ziel Ansaumltze fuumlr ein Biodi-versitaumltsmanagement zu entwickeln und umzusetzen wwwbusiness-biodiversityeu

NATURAL CAPITAL DECLARATION Erklaumlrung einzelner Akteure des Finanzsektors Naturkapital in Finanzprodukten und -dienstleistungen zu beruumlcksichtigen wwwnaturalcapitaldeclarationorg

TEEB FOR BUSINESS COALITION Initiative zur Vereinheitlichung der Bilanzierung von Naturkapital im Unternehmen httpteebforbusinessorg

GLOSSAR 53

GLOSSAR

ARTENVIELFALTDiversitaumlt (Vielfalt) biologischer Arten in einem Lebensraum Artenviel-falt ist neben genetischer Vielfalt und Diversitaumlt der Oumlkosysteme ein Teil-aspekt der biologischen Vielfalt

BASISLEISTUNGENGrundlegende Leistungen der Oumlkosysteme wie zum Beispiel Photosyn-these oder Stickstoffbindung von Knoumlllchenbakterien welche die Voraus-setzung fuumlr alle anderen Leistungen der Oumlkosysteme sind

BIODIVERSITAumlT Biologische Vielfalt

BIOLOGISCHE VIELFALT Die Vielfalt des Lebens auf unserer Erde (oder Biodiversitaumlt) ist die Varia-bilitaumlt lebender Organismen und der von ihnen gebildeten oumlkologischen Komplexe Sie umfasst drei Ebenen 1) die Vielfalt an Oumlkosystemen bezie-hungsweise Lebensgemeinschaften Lebensraumlumen und Landschaften 2) die Artenvielfalt und 3) die genetische Vielfalt innerhalb der verschie-denen Arten

EINGRIFFSREGELUNG Instrument des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatschG sectsect 13 ff) das die Bewaumlltigung von Eingriffen in Natur und Landschaft regelt (Vermeidung und Kompensation)

EMAS Betriebliches Umweltmanagementsystem (Eco Management and Audit Scheme) nach der Verordnung (EG) Nr 12212009 uumlber die freiwillige Teil-nahme von Organisationen an einem Gemeinschaftssystem fuumlr Umwelt-management und Umweltbetriebspruumlfung (ABl EG L 342 v 22122009 S 1) Schwerpunkte sind die kontinuierliche Verbesserung der Umwelt-leistung die Umwelterklaumlrung und Umweltrechtskonformitaumlt

GEBIETSFREMDE ARTENAuch invasive Arten oder Neobiota Tier- und Pflanzenarten die durch Einfuhr (beabsichtigt) oder Einschleppung (unbeabsichtigt) in einem fuumlr sie nicht natuumlrlichen Lebensraum leben Einige gebietsfremde Arten ver-breiten sich aufgrund mangelnder Feinde physiologischer Eigenschaften (Wachstumsgeschwindigkeit Wasserbedarf) oder aumlhnlich invasiv und verdraumlngen einheimische Arten In einigen Faumlllen entstehen durch sie erheb liche Nachteile fuumlr Mensch (Gesundheitsbeeintraumlchtigungen wie zum Beispiel Allergien) und Oumlkosysteme (Degradation)

INWERTSETZUNGBuumlndel von Maszlignahmen um den Nutzen von Biodiversitaumlt und Oumlkosys-temleistungen fuumlr die Gesellschaft relevant und erfahrbar werden zu las-sen Dies geschieht durch (oumlkonomische) Bewertung und oder Integra-tion in Marktentscheidungen ndash zum Beispiel in Form von naturorientierten Angeboten Anreizen oder der Schaffung von Maumlrkten fuumlr Biodiversitaumlt ndash sowie in gesellschaftliche und private Entscheidungen

54 DIEUNTERNEHMENSPERSPEKTIVEndashNEUEHERAUSFORDERUNGEN

ISO 14001 Betriebliches Umweltmanagementsystem nach DIN EN ISO 140012004 + AC 2009 (Ausgabe 112009) Schwerpunkt liegt in der Verbesserung des Umweltmanagementsystems

KONVENTION UumlBER DIE BIOLOGISCHE VIELFALT (ENGL CONVENTION ON BIO LOGICAL DIVERSITY ndash CBD)

Uumlbereinkunft von 168 Staaten (Unterzeichner Stand 12122012) uumlber die biologische Vielfalt Darin werden der Verlust der biologischen Vielfalt als Herausforderung anerkannt und Ziele zu ihrer Erhaltung formuliert Diese sind 1) Schutz der biologischen Vielfalt 2) Nachhaltige Nutzung ihrer Bestandteile und 3) Zugangsregelung und gerechter Ausgleich von Vor-teilen welche aus der Nutzung genetischer Ressourcen entstehen

KULTURELLE OumlKOSYSTEMshy LEISTUNGEN

Leistungen von Oumlkosystemen mit Wirkung und Bedeutung fuumlr Erholung aumlsthetisches Empfinden spirituelle Erfahrungen soziale Funktionen kul-turelle Identitaumlt Heimatgefuumlhl Wissen und Erkenntnis

MONETARISISERUNG Beimesssung eines Wertes in Geldeinheiten Die Umweltoumlkonomie hat dazu mehrere Verfahren der Monetarisierung entwickelt

NATURKAPITAL Oumlkonomischer Begriff fuumlr den begrenzten Vorrat an physischen und bio-logischen Ressourcen der Erde und die begrenzte Bereitstellung von Guumltern und Leistungen durch Oumlkosysteme

OumlKOSYSTEM Bezeichnet die Bestandteile eines abgegrenzten Naturraumes (zum Beispiel niedersaumlchsisches Wattenmeer) oder eines bestimmten Natur-raumtyps (zum Beispiel naumlhrstoffarmes Flieszliggewaumlsser) und deren Wech-selwirkungen Der Begriff kann sich auf verschiedene raumlumliche Ebenen (lokal regional) beziehen und umfasst sowohl (halb-)natuumlrliche (zum Bei-spiel ungestoumlrte Hochmoore) und naturnahe (zum Beispiel Kalkmager-rasen) als auch vom Menschen gepraumlgte Oumlkosysteme (zum Beispiel Agrar oumlkosysteme)

OumlKOSYSTEMFUNKTIONEN Umfassen alle physikalischen chemischen und biologischen Prozesse und Wechselwirkungen die in verschiedenen Oumlkosystemen stattfinden

OumlKOSYSTEMLEISTUNGEN Bezeichnen direkte und indirekte Beitraumlge von Oumlkosystemen zum mensch-lichen Wohlergehen das heiszligt Leistungen und Guumlter die dem Menschen einen direkten oder indirekten wirtschaftlichen materiellen gesundheit-lichen oder psychischen Nutzen bringen In Abgrenzung zum Begriff Oumlko-systemfunktion entsteht der Begriff Oumlkosystemleistung aus einer anth-ropozentrischen Perspektive und ist an einen Nutzen des Oumlkosystems fuumlr den Menschen gebunden Der Begriff ist identisch mit den haumlufig verwen-deten Begriffen raquoOumlkosystemdienstleistunglaquo und raquooumlkosystemare Guumlter und Leistungenlaquo und entspricht dem englischen Begriff der raquoecosystem serviceslaquo

55

REGULIERUNGSLEISTUNGENFunktionen von Oumlkosystemen die auf (andere) Elemente und Prozesse von Oumlkosystemen einwirken die (direkten) Nutzen fuumlr den Menschen haben zum Beispiel die Filterwirkung von Bodenschichten auf die Grund-wasserqualitaumlt oder der Beitrag einer Hecke zur Verringerung der Boden-erosion

GLOSSAR

RESILIENZ (VON OumlKOSYSTEMEN)

Resilienz ist die Faumlhigkeit eines Oumlkosystems trotz aumluszligerer Stoumlrungen seine Funktionen und damit seine Oumlkosystemleistungen aufrecht zu erhalten Es wird davon ausgegangen dass die Resilienz stark mit der in dem Oumlko-system vorherrschenden biologischen Vielfalt korreliert

TEEBThe Economics of Ecosystems and Biodiversity Die internationale TEEB-Studie wurde von Deutschland im Rahmen seiner G8-Praumlsidentschaft im Jahr 2007 gemeinsam mit der EU-Kommission initiiert und mithilfe zahlreicher weiterer Institutionen unter der Schirmherrschaft des Um-weltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) durchgefuumlhrt Ziel der TEEB-Studie war es den oumlkonomischen Wert der Leistungen der Natur ein zuschaumltzen die wirtschaftlichen Auswirkungen der Schaumldigung von Oumlkosystemen zu erfassen und ausgehend davon die Kosten eines Nicht-Handelns zu beziffern Leiter der Studie war der indische Oumlkonom Pavan Sukhdev Im Rahmen der Studie wurden verschiedene Berichte veroumlffent-licht Derzeit wird unter Leitung von UNEP ein Nachfolgeprozess organi-siert um die Durchfuumlhrung von nationalen regionalen lokalen und sek-toralen Studien zum Thema anzuregen und zu foumlrdern

VERSORGUNGSLEISTUNGENBezeichnen meist marktfaumlhige Guumlter die von oder mithilfe von Oumlkosyste-men produziert werden (zum Beispiel Nahrung Frischwasser Feuer- und Bauholz) Teilweise ist ein erheblicher Beitrag von (Human-)Kapital und Arbeit notwendig um diese Guumlter zu erstellen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 56

QUELLEN

BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012) Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Centre for Sustainability Management Luumlneburg

BORN W u a (2012) Gesundheitskosten der Beifuszlig-Ambrosie in Deutschland In Umweltmedizin in Forschung und Praxis 17 (2) S 71 ndash 80

DER BUND (2009) Invasive Muscheln verstopfen Leitungen Von Fabio Bergamin Onlineausgabe Zuletzt aktualisiert am 31072009 httpwwwderbundchzeitungenwissenInvasive-Muscheln-verstopfen-Leitungenstory29662360

DEUTSCHER IMKERBUND EV Internetauftritt des Deutschen Imkerbund e V vom 12122012 httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpbienen-und- bestaeubungsleistung und httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpzahlen-die-zaehlen

EUROPAumlISCHE KOMMISSION (2009) Fact Sheet Gebietsfremde invasive Arten httpeceuropaeuenvironmentpubspdffactsheetsInvasive20Alien20SpeciesInvasive_Alien_DEpdf

FAO ndash FOOD AND AGRICULTURE ORGANIZATION OF THE UNITED NATIONS (2010) Global Forest Resource Assessment 2010wwwfaoorgforestryfrafra2010en

GARCIacuteAshyTORRES L u a (2001) Conservation agriculture in Europe Current status and perspectives In Garcia-Torres L Benites J and Martiacutenez-Vilela A (Hrsg) Conservation Agriculture A World-wide Challenge 1st World Congress on Conservation Agriculture Madrid 1 ndash 5 October 2001 Vol I Keynote Contributions XUL Cordoba Spain S 79 ndash 83

IAASTD ndash INTERNATIONAL ASSESSMENT OF AGRICULTURAL KNOWLEDGE SCIENCE AND TECHNOLOGY FOR DEVELOPMENT (2008) Global ReportwwwagassessmentorgreportsIAASTDENAgriculture20at20a20Crossroads_Global20Report20(English)pdf

KREIBICH H MUumlLLER M (2005) Private Vorsorgemaszlignahmen koumlnnen Hochwasserschaumlden reduzieren Schadensprisma Heft 1 2005 httpwwwschadenprismadepdfsp_2005_1_1pdf

57QUELLEN

LENZEN M u a (2012) International trade drives biodiversity threats in developing nations Nature 486109 ndash 112 Doi101038nature11145

PWC ndash PRICEWATERHOUSECOOPERS (2012) PwC Rio+20 Sustain ability pulse poll How do the public and CEO opinions differ on Rio+20 issues

REWE GROUP (2010) Pressemitteilung raquoBodensee-Obstbauern engagieren sich fuumlr Biodiversitaumltlaquo wwwrewe-groupcompressepressemeldungenpressemeldung-detail articlebodensee-obstbauern-engagieren-sich-fuer-biodiversitaet

SCBD ndash SECRETARIAT OF THE CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (2009) business2010 A magazine on business amp bio- diversity June 2009 Volume 4 ndash Issue 1 httpwwwcbdintdocnewslettersnews-biz-2009-06-enpdf

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement Ein Leitfaden fuumlr die betrieb-liche Praxis BerlinwwwbmudeN46143

STATISCHES BUNDESAMT (2012) Nachhaltige Entwicklung in Deutschland Indikatorenbericht 2012 wwwdestatisdeDEPublikationenThematischUmwelt oekonomischeGesamtrechnungenUmweltindikatorenIndikatoren PDF_0230001pdf__blob=publicationFile

STERN N (2007) The Economics of Climate Change The Stern Review Cambridge

TEEB (2009) The Economics of Ecosystems and Biodiversity TEEB for National and International Policy Makers Summary Responding to the Value of Naturewwwteebweborg

TEEB (2010A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity Ecological and Economic Foundations Edited by Pushpam Kumar London and Washington

TEEB (2010B) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integrieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz Bonn

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 58

TEEB (2011) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in National and International Policy Making Edited by Patrick ten Brink London and Washington

TEEB (2012A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Local and Regional Policy and Management Edited by Heidi Wittmer and Haripriya Gundimeda Abingdon and New York

TEEB (2012B) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Business and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York

TEN BRINK P BRAAT L (HRSG) (2008) The Cost of Policy Inaction The case of not meeting the 2010 biodiversity targethttpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversityeconomicspdfcopizip

UNESCAP ndash UNITED NATIONS ECONOMIC AND SOCIAL COMMISSION FOR ASIA AND THE PACIFIC (1999) Keynote Statement of Mr Cengiz Ertuna (UNESCAP) at IDNDR-ESCAP Regional Meeting for Asia Risk Reduction amp Society in the 21st Century Bangkok 23 ndash26 February 1999 httpwwwunescaporgenrdwater_mineraldisasterertuna01htm

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012) Water valuation ndash Building the business case Geneva and Washington

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012A) Changing Pace ndash Public policy options to scale and accelerate business action towards Vision 2050 Geneva and Washington

WRI ndash WORLD RESOURCE INSTITUTE (2012) The Corporate Ecosys-tem Services Review - Guidelines for Identifying Business Risks and Opportunities Arising from Ecosystem Change Version 20 Washington

ZEITZ J PUMA Pressemitteilung vom 16112011 httpaboutpumacompuma-completes-first-environmental-profit-and-loss-account-which-values-impacts-at-e-145-million

  • Die Unternehmensperspektive
  • Impressum
  • Inhaltsverzeichnis
  • Vorworte
  • Biodiversitaumlt und Oumlkoshysystemleistungen ndash Erweiterung der unternehmerischen Sicht
  • Warum die Wirtschaft gefragt ist ndash Treiber Chancen und Risiken
  • Entwicklungen und Trends ndash was auf Unternehmen zukommt
  • Wie Unternehmen taumltig werden koumlnnen
  • Ausblick
  • Weiterfuumlhrende Informationen
  • QUELLEN

21WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

intakten Oumlkosystemen abhaumlngig Andererseits haben Unternehmen insbesondere des Primaumlrsektors einen starken Einfluss auf OumlkosystemeFuumlr die unternehmerische Auseinandersetzung mit dem Thema Natur-kapital und Oumlkosystemleistungen lassen sich fuumlnf maszliggebliche Trei-ber feststellen Regulierung Rechtsrahmen internationale Regelungen Zugang zu und nachhaltige Nutzung von natuumlrlichen Ressourcen Kunden beziehungsweise Marktnachfrage Innovationen sowie Verantwortung und Reputation

RegulierungDa Knappheit insbesondere die von oumlffentlichen Guumltern wie saubere Luft reines Wasser und unberuumlhrte Landschaft nur begrenzt von Maumlrk-ten abgebildet wird ist die staatliche Regulierung eine wirksame Maszlig-nahme zum maszligvollen schonenden Umgang mit unserem Natur ka-pital Regulierung erfolgt in Deutschland in erster Linie uumlber nationales und europaumlisches Recht welches zum Teil aber auch durch inter na-tionale Uumlbereinkommen beeinflusst oder initiiert wird Die Gesetz - gebung bietet eine Vielzahl von flexiblen Mechanismen stellt jedoch einige Akteure (zum Beispiel aus dem Bereich Abbau von Rohstoffen) vor Zielkonflikte zwischen dem Schutz von biolo gischer Vielfalt einer-seits und der unternehmerischen Taumltigkeit andererseits

Ressourcen und LeistungenZugang zu und nachhaltige Entnahme und Nutzung von natuumlrlichen Ressourcen und Leistungen sind insbesondere fuumlr Unternehmen aus

INFOBOX 8

Gesetzlicher Rahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt in DeutschlandDer Schutz der Natur wird in Deutschland wesentlich durch das Bundes-naturschutzgesetz (BNatSchG) und EU-Naturschutzrecht (Vogelschutz-Richtlinie von 1979 Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie von 1992) gepraumlgt Die

Eingriffsregelung nach sectsect 13 ff BNatSchG regelt die Bewaumlltigung von Eingriffen in Natur und Landschaft (Vermeidung und Kompensation) Neben der Eingriffsregelung ist noch der Artenschutz der Gebietsschutz (zum Beispiel Natura 2000 Nationalparke) und der gesetzliche Biotop-schutz von groszliger Bedeutung Hinzu kommen zahlreiche Regelungen aus anderen Bereichen wie zum Beispiel zum Gewaumlsserschutz Bodenschutz Immissionsschutz oder aus dem Agrarrecht Waldrecht Baurecht Pla-nungsrecht und Energierecht Sie haben zwar zumeist nicht direkt den Schutz der biologischen Vielfalt zum Gegenstand wirken aber indirekt weil sie auf die Ursachen des Verlustes der biologischen Vielfalt abzielen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 22

INFOBOX 9

Praxisbeispiel Labels bei Lebensmitteln Der Lebensmitteleinzelhandel hat auf das gesteigerte Kundenbewusst-sein reagiert und adressiert das Thema raquoErhalt der biologischen Viel-faltlaquo mit Hilfe von Labels (zum Beispiel raquoPRO PLANETlaquo bei REWE und raquoZuruumlck zum Ursprunglaquo bei Hofer in Oumlsterreich) Die Kennzeichnung sowie der Verweis auf die Webseite mit mehr Informationen spricht das Bewusstsein der Kunden in zweierlei Hinsicht an Sie koumlnnen ihren Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt leisten und haben gleich-zeitig die Moumlglichkeit die Herkunft und Herstellung ihres Produkts nachzuvollziehen

der Lebensmittel- Textil- und Holz- Papierindustrie ein Anstoszlig sich intensiv der Sicherung intakter Oumlkosysteme zu widmen Sie sind nicht nur gegenwaumlrtig von den Guumltern und Oumlkosystemleistungen abhaumlngig es ist auch wichtig dass diese dauerhaft als Geschaumlftsgrundlage er-halten bleiben Auch fuumlr Unternehmen mit nur indirekter Abhaumlngig-keit von Oumlkosystemleistungen ndash zum Beispiel durch die Lieferkette ndash ruumlckt dieser Aspekt mehr und mehr in den Fokus

Kunden- und MarktnachfrageDie Nachfrage nach nachhaltigen und naturvertraumlglichen Produkten waumlchst ndash und der Markt reagiert Die Vielzahl an labelaffinen und zah-lungsbereiten Kunden ist Beweis genug Die Gruppe der LOHAS (Life-style of Health and Sustainability) spiegelt dieses Konsumver halten

INFOBOX 10

Praxisbeispiel Gruumlne Direktinvestments in WaumllderDer Schutz der biologischen Vielfalt ist zentraler Bestandteil des Geschaumlftsmodells von ForestFinance Das Unternehmen hat sich Direkt-investments in nachhaltige Forstwirtschaft verschrieben Ertraumlge erwirt-schaftet es mit dem Verkauf von Edelhoumllzern und Emissionszertifi katen ndash schlieszliglich sind die angepflanzten Waumllder Kohlenstoffsenken Damit das Investment ndash das Oumlkosystem ndash nicht gefaumlhrdet ist muss seine natuumlr-l iche Resilienz erhalten bleiben Zudem erwarten Kunden die in raquogruumlne Geldanlagenlaquo investieren auch einen langfristigen Nutzen ihrer Investition

Doch laumlngst nicht alle Anbieter folgen einem solchen strengen Standard Hier sollte genau geschaut werden ob kurzfristige Ertraumlge und langfris-tiger Schutz in einem ausgewogenen Verhaumlltnis stehen

23WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

wider Dabei ist jedoch festzuhalten dass nicht alle Labels ausreichend Orientierung bieten

Zudem ist das Angebot entsprechender Produkte auf Unternehmen weniger Branchen begrenzt und nur selten werden der Schutz der bio-logischen Vielfalt und der Oumlkosystemleistungen derzeit im Business-to-Business-Geschaumlft (B2B) thematisiert

Ein Hindernis fuumlr Unternehmen ist die haumlufig zu geringe Anerkennung durch den Markt fuumlr Aktivitaumlten zugunsten des Umwelt- und Natur-schutzes Viele Unternehmen berichten zudem dass sowohl die schwierige Messbarkeit und Zurechenbarkeit von biologischer Vielfalt und Oumlkosystemleistungen mittels geeigneter Indikatoren wie auch die Kommunika tion nach auszligen zentrale Herausforderungen darstellen

Aber es ergeben sich auch gaumlnzlich neue Maumlrkte ndash beispielsweise im Finanzsektor Bei fachgerechter Umsetzung und Einbindung mehrerer Oumlkosystemleistungen verbinden diese Maumlrkte dabei wirtschaftlichen Erfolg und den Schutz der biologischen Vielfalt So versprechen zum Beispiel Investitionen in nachhaltige Forstwirtschaft gruumlnes Wachs-tum fuumlr Natur und Investoren Derartige Investitionen konzentrieren sich zurzeit auf Mittel- und Lateinamerika

Auch mit Blick auf die Kreditwuumlrdigkeit von Unternehmen sowie auf Versicherungen ist eine steigende Bedeutung des naturgerech ten Wirtschaftens zu verzeichnen Wie die Aktivitaumlten der UNEP Finance Initiative (UNEP FI) unterstreichen beruumlcksichtigt der Finanz dienstleis-tungssektor zunehmend dass Unternehmensaktivitaumlten die die bioshylogische Vielfalt und die Leistungen der Oumlkosysteme nicht belasten zumeist auf lange Sicht profitabler sind und beispielsweise extreme Wetterereignisse besser abfedern koumlnnen Entsprechend sind bei Unter nehmensratings unter den Indikatoren fuumlr das Umweltmanage-ment auch Kriterien fuumlr die raquoBiodiversitaumltsperformancelaquo zu finden

InnovationImmer oumlfter lernen die Forschungs- und Entwicklungsabteilungen der Unternehmen von der Natur und deren effektiven Sys temen und Prozessen die uumlber Jahrmillionen optimiert wurden Sie entwickeln

WALD IST WEIT MEHR ALS HOLZ LIEFERANT ndash ER BIETET NICHT NUR ZAHLREICHE OumlKOSYSTEM LEIS TUNGEN FUumlR MENSCH UND NATUR SONDERN AUCH WIRTSCHAFTshyLICHE CHANCEN DAVON MUumlSSEN JEDOCH ALLE PROFIshyTIEREN ndash SOZIAL UND OumlKOLOGISCH NACHHALTIG ES REICHT NICHT AUS DER NATUR rsaquoEIN PREISSCHILD UMZUHAumlNGENlsaquo

HARRY ASSENMACHER GESCHAumlFTS-

FUumlHRER FOREST -FINANCE SERVICE GMBH

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 24

INFOBOX 11

Praxisbeispiel Prozessoptimierung mit BionikAls international agierendes Unternehmen mit einer langen und kom-plexen Lieferkette stellte sich Tchibo die Frage raquoWie werden unmittelbar umsetzungsrelevante Informationen moumlglichst schnell und handlungs-wirksam einer groszligen heterogenen Zielgruppe zur Kenntnis gebrachtlaquo Mittels Analogiebildung konnte Tchibo in biologischen Wertschoumlpfungs-ketten wie der der Honigbiene Organisationsprinzipien iden tifizieren die dort zur Loumlsung solcher organisatorischen Heraus for derungen bei-tragen Auf Basis dieser Organisationsprinzipien wurden unternehmens-bezogene Handlungsoptionen erarbeitet Diese wurden anschlieszligend zu konkreten Maszlignahmen verdichtet und priorisiert Die vordringlichsten Maszlignahmen wie der Aufbau neuarti ger uumlber greifender Informations-netzwerke werden zurzeit bei Tchibo erprobt

schmutzabweisende Oberflaumlchen feine aber stabile Traumlgerkonstruk-tionen oder verbesserte Prozessablaumlufe Immer haumlufiger werden zu-dem Erkenntnisse uumlber Prinzipien der Natur in die eigene Organisation und Unternehmensprozesse uumlbertragen (Infobox 11)

Verantwortung und ReputationAls weiteren Handlungstreiber geben Unternehmen gesellschaft liche Verantwortung und die damit verknuumlpfte Reputation an Neben sozi-alem Engagement stehen auch immer oumlfter eine intakte Natur und damit die biologische Vielfalt im Vordergrund der Aktivitaumlten Der da-raus resultierende Dialog mit Anwohnern Kunden NGOs und weite-ren Stakeholdern foumlrdert dabei nicht nur das gegenseitige Verstaumlnd-nis sondern zeigt auch Schwerpunkte auf die bisweilen nicht im Fokus der Entscheider liegen (Infobox 12) Gleichzeitig wertet das Enga-gement das Unternehmen auf ndash sowohl fuumlr Kunden als auch fuumlr gegen-waumlrtige und potenzielle Beschaumlftigte Unternehmen erhalten so auszliger-dem die Moumlglichkeit eine wichtiger werdende Mittlerrolle zwischen Naturschutz und Zivilgesellschaft einzunehmen

Allerdings reicht Engagement fuumlr die biologische Vielfalt auszligerhalb des Kerngeschaumlfts nicht aus Sonst kann es schnell als raquoGreen-washinglaquo aufgefasst werden

BIODIVERSITAumlT IST FUumlR TCHIBO VORAUS SETZUNG FUumlR EIN ZUKUNFTSFAumlHIGES GESCHAumlFT DAHER ARBEITEN WIR MIT PARTNERORGANISATIONEN INTENSIV AN DER ERHALTUNG DER ARTENVIELFALT INSBESONDERE AM URSPRUNG UNSERER PRODUKTE

STEFAN DIERKS CATEGORY

LEADER CR PRODUCT amp STRATEGY

TCHIBO GMBH

ABBILDUNG 8 (Foto Susanne Georgi)

25WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

INFOBOX 12

Praxisbeispiel Unternehmen gemeinsam mit NGOs fuumlr den NaturschutzEine vergleichsweise neue Rolle nahm REWE in einem Pilotprojekt ein in dem sie gemeinsam mit der Bodenseestiftung die biologische Vielfalt auf den Plantagen der Obstbauern der Bodenseeregion foumlrderte Die Fronten schienen verhaumlrtet und eine Annaumlherung von Naturschuumltzern auf der einen und Obstbauern auf der anderen Seite erfolgte nur zoumlger-lich REWE agierte erfolgreich als Vermittler und Agent fuumlr den Erhalt der biologischen Vielfalt Es wurde nicht nur das Nahrungsangebot fuumlr Bienen Hummeln und Schmetterlinge waumlhrend der Trachten luumlcke von Juni bis September verbessert sondern auch der Dialog zwischen Obst-bauern und Naturschutzverbaumlnden gefoumlrdert Die Resonanz sowohl von Kunden als auch von Lieferantenseite ist so positiv dass das Projekt fortgefuumlhrt und ausgeweitet wurde (REWE 2010)

Mit allen Treibern sind Chancen und Risiken verbunden Ein Perspekti-venwechsel findet nicht nur hin zu Beruumlcksichtigung von Oumlkosystem-leistungen statt sondern auch von einer bloszligen Risikofokussierung hin zum Erkennen von Moumlglichkeiten fuumlr Differenzierung gegenuumlber Wettbewerbern

BETROFFENHEIT DER SEKTORENVielen Unternehmen faumlllt es schwer biologische Vielfalt und Oumlkosys-temleistungen im Unternehmen zu verorten insbesondere weil die Themen unter unterschiedlichen Perspektiven und Zielen adressiert

INFOBOX 13

Praxisbeispiel Verbindung von Verantwortung und WettbewerbsvorteilenAls Reiseanbieter bietet TUI zahlreiche Reisen in Biodiversitaumlts-Hot-spots an TUI sieht sich in der Verantwortung und engagiert sich seit Mitte der 1990er Jahre fuumlr den Erhalt der biologischen Vielfalt Arten-schutzkampagnen zur Aufklaumlrung der Reisenden (zum Beispiel Souvenir-ratgeber zu geschuumltzten Arten) und Kooperationen mit Wissenschaft und Forschung sind nur ein Auszug ihres vom Global Nature Fund 2012 praumlmierten Engagements fuumlr den Erhalt der biologischen Vielfalt Doch nicht allein die Verantwortung treibt TUI an Viele Reisende kommen gerade wegen eines intakten Oumlkosystems in bestimmte Urlaubsregio-nen Der Erhalt der biologischen Vielfalt wird somit zum Wettbewerbs-vorteil und sichert Naturliebhaber als Kunden

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 26

werden Daher gilt Zuerst Einfluss und Betroffenheit identifizieren ndash sowohl im Hinblick auf Chancen als auch auf Risiken um anschlie-szligend gezielt Maszlignahmen zu ergreifen ndash sei es im Bereich CSR im Einkauf oder anderswo Die unterschiedlich starke Betroffenheit der Unternehmen von den Themen Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistun-gen wird in Abbildung 9 deutlich

GRUumlNDE UND RISIKEN DES NICHTshyHANDELNSDie Vielfalt an bestehenden Umweltanforderungen wie zum Beispiel in den Bereichen Klima und Energie erschwert es Unternehmen haumlu-fig sich mit neuen Herausforderungen auseinanderzusetzen ndash zumal dann wenn ein neues Thema komplex ist und es dafuumlr keine raquoUni-versalloumlsungenlaquo gibt Entgegen den aufgefuumlhrten positiven Beispielen uumlberwiegen dadurch immer wieder Hemmnisse ndash wie Uumlberforderung durch die Komplexitaumlt und Knappheit von Zeit und Ressourcen ndash fuumlr eine vertiefende Auseinandersetzung mit Biodiversitaumlt und Oumlkosys-temleistungen

Ein Perspektivenwechsel hin zu einer Beruumlcksichtigung von biologi-scher Vielfalt durch Unternehmen wird dann gelingen wenn es dafuumlr zum einen eine klare Entscheidung oder Unterstuumltzung durch die Unter nehmensleitung gibt und zum anderen eine einfache Integra tion in bestehende Management- und Steuerungssysteme moumlglich ist

ABBILDUNG 9 Betroffenheit verschiedener Branchen von einer Veraumlnderung der biologischen Vielfalt und Oumlkosystemleistungen Die Tabelle fuumlhrt moumlgliche Chancen und Risiken einer Ruumlcksichtnahme oder Vernachlaumlssigung von bio logischer Vielfalt bei Unterneh-mensaktivitaumlten fuumlr die jeweiligen Sek to ren auf Groszlige Rauten stehen fuumlr starke kleine Rauten fuumlr maumlszligige Zusammenhaumlnge (Grafik PwC)

Primaumlrsektor (z B Landwirtschaft Bergbau)

Sekundaumlrsektor(z B Chemie Technoshylogie Luftfahrt Bau)

Tertiaumlrsektor(z B Konsumguumlter wie Nahrungsmittel Automobile)

Tertiaumlrsektor (z B Finanzdienstshyleistungen wie Banken Versicherungen)

Regulierung (z B Grenzwerte Genehmi-gungen Kompensationen)

Natuumlrliche Ressourcen (zB Zugang zu und Verfuumlgbar-keit von Ressourcen Produkti-vitaumlt von Oumlkosystemen)

Markt (z B Kundenanforderungen (B2B) Nachfrage (B2C) neue Maumlrkte)

Innovation (z B Prozess- und Produkt-innovation)

Reputation (gesellschaftliche Verant-wortung Image)

27WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

Als wesentliches Hindernis fuumlr die Umsetzung von Maszlignahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt sehen Unternehmen nach wie vor auch das Fehlen eines einheitlichen Rahmens fuumlr die Erhebung Mes-sung und Vergleichbarkeit der raquoBiodiversitaumltsperformancelaquo Hinzu kommt dass die Politik bisher zwar viele nationale Ziele zum Schutz der biologischen Vielfalt (Nationale Strategie zur biologischen Viel-falt) formuliert aber speziell fuumlr Unternehmen nur uumlbergeordnete und wenig konkretisierte Ziele gesetzt hat Ohne konkrete Ziele oder eine klare Vorgabe ndash seien es Gesetze Branchenstandards oder inter-nationale Richtlinien ndash werden Maszlignahmen des Umwelt- und Natur-schutzes nur sehr zoumlgerlich umgesetzt

Nicht-Handeln hat jedoch schwerwiegende gesamtgesell schaftliche Folgen So geht der im Rahmen der internationalen TEEB-Studie veroumlffentlichte Bericht raquoThe cost of policy inactionlaquo davon aus dass uns Inaktivitaumlt beim Schutz funktionierender Oumlkosysteme ab dem Jahr 2050 bis zu 7 des globalen Bruttoinlandsproduktes (GDP) kos-tet ndash und das Jahr fuumlr Jahr (Ten Brink und Braat 2008) Dies trifft alle Berei che der Gesellschaft ndash auch Unternehmen Fest steht Wer lang-fristig erfolgreich sein will wird in Zukunft nicht um die Themen Bio-diversitaumlt und Oumlkosystemleistungen herumkommen

ENTWICKLUNGEN UND TRENDS ndash WAS AUF UNTERNEHMEN ZUKOMMT3

DER STAAT SCHUumlTZT AUCH IN VERANTWORTUNG FUumlR DIE KUumlNFshy TIGEN GENERATIONEN DIE NATUumlRLICHEN LEBENSGRUND LAGEN

GRUNDGESETZ DER BUNDES REPUBLIK

DEUTSCHLAND ARTIKEL 20A

BIODIVERSITAumlTSshy UND OumlKOSYSTEMSCHUTZ ndash DEUTSCHER UND INTERNATIONALER HINTERGRUNDNaturschutz spielt seit Beginn des 20 Jahrhunderts in Deutschland traditionell eine wichtige Rolle Bedeutende Oumlkosysteme und Natur-raumlume sind seit langem unter besonderen Schutz gestellt Zahlreiche Gesetze und Regulierungen mit Vorgaben fuumlr Planungen und Entschei-dungen (sowie Grenzwerte) praumlgen die Politik fuumlr den Erhalt der bioshylogischen Vielfalt in Deutschland ( Kapitel 2) Es gibt zwar Fort-schritte in einzelnen Bereichen aber dennoch konnten Bemuumlhungen der Politik auf nationaler europaumlischer und internationaler Ebene den Trend des Verlustes der biologischen Vielfalt bisher nicht stoppen

Gesetzliche Vorgaben ruumlckten den Naturschutz beziehungsweise den Schutz der biologischen Vielfalt primaumlr in die Verantwortung der oumlffent-lichen Hand Zahlreiche Uumlbereinkuumlnfte und Strategien mit Zielen ndash sowohl auf internationaler europaumlischer als auch auf nationaler Ebe-ne ndash unterstreichen die politischen Anstrengungen der vergangenen Jahrzehnte Damit ist auch die Aufforderung an alle gesellschaftlichen Akteure verbunden an der Realisierung dieser Ziele aktiv mitzuwir-ken und ihre Verantwortung wahrzunehmen

Das 2005 veroumlffentlichte Millennium Ecosystem Assessment leitete schlieszliglich einen schrittweisen Perspektivenwechsel ein Natur wurde

29ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

ABBILDUNG 10

INFOBOX 14

Politische Ziele zum Schutz der Biologischen Vielfalt1992 wird die Konvention uumlber die biologische Vielfalt

(CBD) in Rio de Janeiro verabschiedet und von Deutschland ein Jahr spaumlter unter zeichnet Sie stellt die erste internationale Uumlbereinkunft dar in der sowohl Ursachen als auch Ziele zur Bekaumlmpfung des Verlustes von Biodiversitaumlt festgehalten werden

1998 verabschiedet die EU ihre erste Biodiversitaumltsstrategie die von EU-Aktionsplaumlnen aus den Jahren 2001 und 2006 ergaumlnzt wird

2007 beschlieszligt das Bundeskabinett die raquoNationale Strategie zur bio-logischen Vielfaltlaquo zur Umsetzung der CBD

2010 werden im Rahmen der 10 CBD-Vertragsstaatenkonferenz glo-bale Biodiversitaumltsziele fuumlr 2020 verabschiedet (sogenannte Aichi-Ziele)

2011 stellt die EU eine neue Biodiversitaumltsstrategie fuumlr 2020 vor die explizit auch Ziele und Maszlignahmen zum Erhalt von Oumlkosystem-leistungen umfasst (wie Aichi-Ziele)

nicht mehr nur aus sich heraus als schuumltzenswert angesehen son-dern zugleich als Lieferant von Rohstoffen und Leistungen als Abneh-mer von Emissionen und Brauchwasser sowie als Motor der Regional-wirtschaft verstanden

Diese Zusammenhaumlnge und diese oumlkonomischen Argumente fuumlr den Schutz von Oumlkosystemleistungen und der biologischen Vielfalt aufzuzeigen wurde zum Anspruch und zur Herausforderung der inter-nationalen TEEB-Initiative

INFOBOX 15

Die Nationale Strategie zur biologischen VielfaltDie Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt von 2007 formuliert Visi onen Ziele und Maszlignahmen zum Erhalt der biologischen Vielfalt in Deutschland fuumlr viele Themenbereiche (Arten Lebensraumlume diverse Oumlko sys teme Gewaumlsserschutz Land- und Forstwirtschaft Tourismus und naturnahe Erholung bis hin zu Bewusstsein Bildung Forschung Technolo gietransfer und Entwicklungszusammenarbeit) Ihre Umset-zung ist eine groszlige gesamtgesellschaft liche Herausforderung Politik und Verwaltung koumlnnen dies nicht im Alleingang schaffen Akteure in Wirtschaft und Gesellschaft ndash auch Unternehmen ndash sind fuumlr die erfolg-reiche Umsetzung der Strategie gefordert

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 30

ABBILDUNG 11 ndash 15 Die vier TEEB-Berichte und der TEEB-Synthe-sebericht In der abgebildeten Reihenfolge TEEB 2010a TEEB 2011 TEEB 2012a TEEB 2012b TEEB 2010b

INFOBOX 16

Die internationale TEEB-StudieInspiriert durch den Stern Report (2007) zum Klimawandel initiierten 2007 die G8 +5 Umweltminister angestoszligen durch den deutschen Bun-desumweltminister und den EU-Umweltkommissar eine globale Studie zur Oumlkonomie der Oumlkosysteme und der biologischen Vielfalt (The Eco-nomics of Ecosystems and Biodiversity ndash TEEB) Ziel war es die enorme wirtschaft liche Bedeutung der Natur und ihrer Oumlkosystemleistungen aufzuzeigen und Empfehlungen zu geben wie der Verlust der biologi-schen Vielfalt zu stoppen ist

Mehr als 400 Autoren aus Politik Wissenschaft Wirtschaft Nicht- Regierungsorganisationen und der Zivilgesellschaft arbeiteten an TEEB-Berichten fuumlr bestimmte Zielgruppen TEEB fuumlr nationale und interna-tionale Politiker TEEB fuumlr regionale und kommunale Entscheider TEEB fuumlr Unternehmen die Zivilgesellschaft wurde mithilfe einer Medien-kampagne inklusive Webseite Facebook-Profil und Twitter-Account eingebunden zudem gab es einen abschlieszligenden Synthese-Bericht und raquoTEEB Foundationslaquo fuumlr die Wissenschaft

Der Unternehmensbericht TEEB in Business and Enterprise zeigt inwie-fern Unternehmen von den Themen biologische Vielfalt und Oumlko-systemleistungen betroffen sind und unterstreicht mit Beispielen aus aller Welt den Einfluss auf und die Abhaumlngigkeit von Biodiversitaumlt und Oumlko systemleistungen Die Autoren formulieren sieben allgemeine Schritte zum unternehmerischen Umgang mit biologischer Vielfalt Identifizierung von Auswirkungen des Unternehmens auf und Abhaumln-

gigkeiten von Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungen (Biodiversity and Ecosystem Services ndash BES)

Beurteilung der geschaumlftlichen Risiken und Chancen in Zusammen-hang mit diesen Auswirkungen und Abhaumlngigkeiten

Entwicklung von BES-Informationssystemen Festlegung von Zielen Messung und Bewertung der Leistungsbilanz und Bekannt gabe der Ergebnisse

Ergreifung von Maszlignahmen zur Vermeidung Minimierung und Begren-zung von BES-Risiken einschlieszliglich Schadensersatz (raquoAusgleichlaquo) soweit machbar

Ergreifung neuer BES-Geschaumlftschancen Kosteneinsparungen neue Produkte neue Maumlrkte

Integration geschaumlftlicher Strategien und Maszlignahmen zu BES in wei-ter gefasste Initiativen zur Corporate Social Responsibility

Verbesserung der fuumlr BES geltenden Leitlinien und Strategien gemein-sam mit Betroffenen in Behoumlrden in nichtstaatlichen Organisationen und in der Zivilgesellschaft

31

Perspektivenwechsel in der UnternehmensweltViele Unternehmen orientieren sich an Leitbildern Unternehmenswer-ten beziehungsweise ihrer Unternehmensphilosophie und tragen da-mit unternehmerische und oft auch gesellschaftliche Verantwortung

ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

ABBILDUNG 16 Das Logo der raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo - Studie

INFOBOX 18

raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo fuumlhrt die internationale TEEB-Initiative auf nationaler Ebene fort Hauptaufgabe ist die Erarbeitung thematischer Berichte zum Wert und zur oumlkonomischen Bedeutung von biologischer Vielfalt Oumlkosystemleis-tungen und Natur fuumlr Wirtschaft und Gesellschaft in Deutschland Neben der vorliegenden Broschuumlre gehoumlren hierzu unter anderem die Themen Biologische Vielfalt und Klimawandel Oumlkosystemleistungen und Ent-wicklung laumlndlicher Raumlume sowie naturnahe Oumlkosysteme und staumldti-sche Lebensqualitaumlt raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo macht deutlich dass es neben moralisch-ethischen und oumlkologischen auch gewichtige oumlkonomische Gruumlnde gibt Naturkapital zu erhalten

raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo wird in einem offenen Prozess durchgefuumlhrt Zahlreiche Akteure aus Wissenschaft Politik Verwaltung Wirtschaft und Gesellschaft wirken durch Know-how Forschungs-ergebnisse wissenschaftliche Beitraumlge und gute Beispiele zur Bedeu-tung und Inwertsetzung von Oumlkosystemleistungen und biologi-scher Vielfalt an der Erstellung der Berichte mit

INFOBOX 17

TEEB als Startpunkt fuumlr viele weitere InitiativenDie Resonanz die TEEB in Wirtschaft Wissenschaft Medien und Politik erfuhr verhalf zahlreichen Initiativen zu mehr Gehoumlr So erlebten zum Beispiel die UNEP FI (Finanzinitiative des Umweltprogramms der Verein-ten Nationen UNEP) aber auch das langjaumlhrige Engagement der Welt-naturschutzorganisation IUCN in der Privatwirtschaft starken Aufwind Parallel zu TEEB bestehen in Kooperation zwischen Wirtschaft Wissen-schaft und Verbaumlnden praxis- und loumlsungsorientierte Ansaumltze wie der Corporate Ecosystem Services Review des World Resource Institute (WRI 2012) Neben zahlreichen nationalen TEEB-Studien und Initiativen wurde auch eine TEEB for Business Coalition ins Leben gerufen die sich unter anderem zum Ziel gesetzt hat durch ihr Engagement die Einbin-dung von Biodiversitaumlt in das unternehmerische Handeln spuumlrbar und nachhaltig zu befoumlrdern (wwwteebforbusinessorg pdfwriorgcorpo-rate_ecosystem_services_reviewpdf)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 32

Insbesondere im Rahmen ihrer Unternehmensstrategie stellen sie folgende Fragen raquoWas fuumlr ein Unternehmen sind wirlaquo und raquoFuumlr wel-che Werte stehen wir und wofuumlr setzen wir uns einlaquo

Gleiche oder zumindest aumlhnliche Fragen muumlssen Unternehmen auch ihren Anteilseignern und sonstigen internen und externen Anspruchs-gruppen beantworten Dies gilt in einer globalisierten Welt immer mehr auch fuumlr Produktionsstaumltten im Ausland und fuumlr die Beziehungen mit Lieferanten Damit stehen folgende Fragen im Vordergrund raquoWelche Werte moumlchten wir in Zulieferlaumlndern vertretenlaquo raquoWelche Um-weltmaszligstaumlbe setzen wir hier wie dort anlaquo und raquoWas hat dies fuumlr Auswirkungen auf unsere Marke und den Ruf des Unternehmenslaquo

Das Selbstverstaumlndnis einiger Unternehmen geht uumlber die bloszlige Bereit stellung von Guumltern und Dienstleistungen hinaus Sie sehen sich als Teil der Gesellschaft Vertreter ihrer Region und als Agierende in Wechselwirkung mit ihrer Umwelt Idealismus in Bezug auf ihre gesell schaftliche Rolle motiviert diese Entscheider ebenso wie Realis-mus in Bezug auf das Verstaumlndnis oumlkologischer und globaler Zu sam-men haumlnge So kommt es dass sich deutsche Unternehmen in Latein-amerika fuumlr den Erhalt bedrohter Arten engagieren und den Schutz von Regen wald in Afrika foumlrdern

INFOBOX 19

Vision von UnternehmenIn vielfaumlltiger Weise haben Unternehmen die oumlkologischen Herausfor-derungen sowohl als Warnsignale als auch als Chance fuumlr einen Wandel begriffen

Mit seiner Publikation raquoChanging Pacelaquo schreibt der World Business Council for Sustainable Development (WBCSD 2012a) seine Vision 2050 fort und zeigt Wege hin zu einem Wirtschaften auf das 9 Milliarden Menschen versorgt und dabei die oumlkologischen Grenzen unseres Plane-ten nicht uumlberschreitet Weitere Informationen wwwwbcsdorgchan-gingpaceaspx

Corporation 2020 greift aumlhnliche Gedanken auf geht allerdings noch einen Schritt weiter und strebt nach Ausrichtung des Wirtschaftssystems auf die Grenzen die der Planet setzt Steuerreformen klare Regeln fuumlr die Aufnahme von Fremdkapital (Stichwort Uumlberschuldung) Transparenz fuumlr den Konsumenten und Offenlegung von Externalitaumlten sind zentrale Punkte der Initiative um den Leiter der internationalen TEEB-Studie Pavan Sukhdev und zahlreiche weitere Persoumlnlichkeiten aus Wirtschaft Wissen-schaft und Politik Weitere Informationen wwwcorp2020com

33ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

Immer mehr deutsche Unternehmen setzen sich mit Fragen rund um die biologische Vielfalt und Oumlkosystemleistungen auseinander und leisten somit Pionierarbeit Die Komplexitaumlt des Themas raquobiologische Vielfaltlaquo und schwierige Operationalisierbarkeit sind dabei nach wie vor massive Huumlrden Und tatsaumlchlich gibt es bis dato noch keine einheitlich anerkannten Quantifizierungsmethoden oder verbindliche Richtlinien die biologische Vielfalt und Oumlkosystemleistungen lassen sich nicht in einem Indikator zusammenfassen Dadurch sind sie fuumlr viele Entscheider in deutschen Unternehmen schlecht greifbar und laumlsst diese vor konkreten Handlungen zuruumlckschrecken

Dennoch nehmen einige Unternehmen diese Herausforderungen an und naumlhern sich mit zunehmender Professionalitaumlt der Integration von Biodiversitaumlt in ihre Managementprozesse Unternehmen sind aktiv beteiligt an der Erstellung von Leitfaumlden ersten Empfehlungen zur Integration der biologischen Vielfalt ins Umweltmanagement oder Ansaumltzen zur verbesserten Quantifizierung der externen Effekte in der unternehmerischen Finanzbuchhaltung Auch die Gruumlndung von Initiativen zu dem Thema wie die deutsche raquoBiodiversity in Good Companylaquo-Initiative die raquoUNEP Finance Initiativelaquo die raquoGlobal Com-pactlaquo- Initiative der UN sowie der raquoeconsense Arbeitskreis zu Biodi-versitaumlt und Oumlkosystemleistungenlaquo zeigen dass dieser Perspektiven-wechsel die Unternehmenswelt mittlerweile erreicht hat

WIE UNTERNEHMEN TAumlTIG WERDEN KOumlNNEN4

DIE ERGEBNISSE DER OumlKOLOGISCHEN GEWINNshy UND VERLUSTRECHNUNG VON PUMA BELEGEN DASS DIE DERZEITIGEN GESCHAumlFTSPRAKTIKEN VON UNTER NEHMEN DRINGEND EINES PARADIGMEN WECHSELS BEDUumlRFEN

JOCHEN ZEITZ EHEMALIGER CEO UND

VERWALTUNGSRATSVORSITZENDER

DER PUMA SE VERWALTUNGSRATS -

MITGLIED PPR

Je nach Unternehmen ist die Herangehensweise und Auseinanderset-zung mit dem Thema Naturkapital sehr unterschiedlich Dieses Kapitel gibt konkrete Ansaumltze und Beispiele wie ein Einstieg und geziel-tes Handeln angegangen werden koumlnnen

TOOLS UND LEITFAumlDEN FUumlR DEN EINSTIEGUm eine moumlglichst praumlzise und damit steuerbare Integration ins unternehmerische Management zu erreichen ist die Entwicklung von Zielen und Maszlignahmen noumltig Ein erster Biodiversitaumlts-Check hilft dabei bereits bestehende Maszlignahmen und Kennzahlen zu identifi-zieren Dabei sollten saumlmtliche unternehmerische Taumltigkeitsfelder von der Strategie und dem Personalwesen uumlber Liegenschaften und Einkauf bis hin zu Produktion und Entsorgung beleuchtet werden Die dann vorliegenden Ergebnisse koumlnnen Startpunkt vertiefender Maszlignahmen sein zum Beispiel erste Ziele oder Analysen eine Aus-dehnung auf andere Geschaumlftsbereiche oder die Entwicklung von Management- und Berichterstattungsstrukturen

Leitfaumlden und Handbuumlcher geben Hilfestellung bei der Integration von biologischer Vielfalt in Unternehmenspro zesse und koumlnnen zu-

gleich Inspiration und Unterstuumltzung fuumlr weitere Planungsprozesse

35WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

sein Durch die Handlungsempfehlungen koumlnnen auf leichte Weise Elemente einbezogen werden die beispielsweise die biologische Vielfalt auf dem Firmengelaumlnde foumlrdern ndash wie Bienenkaumlsten und bewachsene Hauswaumlnde Weitere konkrete Handlungsempfehlungen finden sich unter anderem in dem Bericht raquo Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagementlaquo (Bestaumlndig und Wuczkowski 2012)

BESTEHENDE ANSAumlTZE NUTZEN UND ERWEITERNFolgende Ansaumltze aus dem Unternehmensbereich sind auch zur Inte-gration von Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt gut ge eignet Unternehmerische Verantwortung (Corporate Responsibility)

Berichterstattung (inklusive umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung)

Umweltmanagement Ressourceneffizienz Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten-Management

Investitions- und Planungsprozesse

Unternehmerische Verantwortung (Corporate Responsibility)Viele Aktivitaumlten zum Biodiversitaumlts- und Oumlkosystemleistungs - schutz sind losgeloumlst vom Kerngeschaumlft und unter gesellschaftlichem Enga ge ment und unternehmerischer Verantwortung (Corporate

INFOBOX 20

Biodiversitaumlts-Checks fuumlr UnternehmenBislang werden zwei in deutscher Sprache verfuumlgbare Biodiversitaumlts-Screenings fuumlr Unternehmen haumlufig angewendet Die branchenuumlbergreifenden Checklisten der deutschen raquoBiodiversity

in Good Companylaquo-Initiative basieren auf dem raquoHandbuch Biodiver-sitaumltsmanagementlaquo (Schaltegger u a 2010) und ermoumlglichen eine Selbstevaluation zum aktuellen Stand des unternehmerischen Biodi-versitaumltsmanagements Weitere Informationen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

Der vom Global Nature Fund BAUM e V dokeo und PwC entwi-ckelte Biodiversitaumlts-Check fuumlr Unternehmen vereint Expertise aus Biologie Oumlkologie und Management Er bietet einen ersten auf das Unternehmen zugeschnittenen Uumlberblick uumlber die Reife des Biodiver-sitaumltsmanagements und gibt Empfehlungen fuumlr das weitere Vorge-hen Weitere Informationen wwwbusiness-biodiversityeudefaultaspLang=DEUampMenue=128

ABBILDUNG 17(Foto Andrzej Tokarski fotoliacom)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 36

Respon si bi lity) einzuordnen Vor allem Unternehmenswerte und -philo-sophien koumlnnen Anknuumlpfungspunkte raquovon obenlaquo bieten und zu einer weitergefassten Strategieentwicklung fuumlhren

ABBILDUNG 18(Foto Susanne Georgi)

INFOBOX 21

Praxisbeispiel Pilotprojekt fuumlr Branchenstandards Die oekom GmbH der groumlszligte deutsche Fachverlag fuumlr Oumlkologie und Nachhaltigkeit veroumlffentlicht Sach- und Fachbuumlcher mit Bezug zur bio-logischen Vielfalt und dem Erhalt der Oumlkosysteme Fuumlr seine Publi-kationen verwendet er ausschlieszliglich Recycling- und FSC-zertifiziertes Papier Zudem hat der Verlag das Projekt raquoNachhaltig Publizierenlaquo initi-iert das vom Bundesumweltministerium gefoumlrdert wird In Kooperation mit zwei wissenschaftlichen Instituten und der Frankfurter Buchmesse wurden praxisnahe Kriterien fuumlr die nachhaltige Bucherstellung entwi-ckelt Mit dem Projekt praumlsentiert sich oekom oumlffentlichkeitswirksam als Vorreiter und sensibilisiert die Verlagsbranche fuumlr einen nachhalti-gen Umgang mit der Ressource Papier

37

Gleichzeitig bietet die Kommunikation und Interaktion mit Kunden und Mitarbeitern Moumlglichkeiten fuumlr eine Integration sozusagen als Impulsgeber raquovon untenlaquo Freiwilligenarbeit gemeinsame Baum-pflanzaktionen oder Spenden fuumlr Naturschutzeinrichtungen tragen zum Schutz und zur Wertschaumltzung des Naturkapitals bei Mit Blick auf ihre Mitarbeiter profitieren Unternehmen zudem vom Wohlbe-finden am Arbeitsort erhoumlhter Kommunikationsbereitschaft und staumlrkerer Bindung und Loyalitaumlt gegenuumlber dem Arbeitgeber

Berichterstattung (inklusive umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung)Die in Deutschland und weltweit gebraumluchlichste Richtlinie zur Bericht-erstattung von Nachhaltigkeitsaspekten ndash die Global Reporting Initia-tive (GRI) ndash sieht eine Offenlegung von bis zu fuumlnf biodiversitaumltsbe-zogenen Indikatoren vor Diese waren bislang von eher qualitativer

WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

ABBILDUNG 20 Umweltindika-toren der Global Reporting Initiative Die fuumlnf relevanten Umweltindi - ka toren der Berichterstattungsricht-linie der Global Reporting Initiative (GRI) in der Version 31 Biodiver-sitaumlts bezogene Umweltindikatoren werden mit EN fuumlr Umwelt abgekuumlrzt und beinhalten EN 11 bis EN 15

Kernindikatoren Zusaumltzliche Indikatoren

EN11

Ort und Groumlszlige von Grundstuumlcken in Schutzge-bieten oder angrenzend an Schutzgebiete Ort und Groumlszlige von Grundstuumlcken in Gebieten mit hohem Biodiversitaumltswert auszligerhalb von Schutz-gebieten oder daran angrenzend Zu beruumlcksich-tigen sind Grundstuumlcke die im Eigentum der berichtenden Organisation stehen oder von die-ser gepachtet oder verwaltet werden

EN13 Geschuumltzte oder wiederhergestellte natuumlrliche Lebensraumlume

EN14Strategien laufende Maszlignahmen und Zu-kunftsplaumlne fuumlr das Management der Auswir-kungen auf die Biodiversitaumlt

EN12

Beschreibung der wesentlichen Auswirkungen von Aktivitaumlten Produkten und Dienstleistungen auf die Biodiversitaumlt in Schutzgebieten und in Gebieten mit hohem Biodiversitaumltswert auszliger-halb von Schutzgebieten

EN15

Anzahl der Arten auf der Roten Liste der IUCN und auf nationalen Listen die ihren natuumlrlichen Lebensraum in Gebieten haben die von der Geschaumlftstaumltigkeit der Organisation betroffen sind aufgeteilt nach dem Bedrohungsgrad

ABBILDUNG 19(Foto Piepenbrock)

INFOBOX 22

Praxisbeispiel Mitarbeiter-EngagementDie Piepenbrock Unternehmensgruppe unterhaumllt im brandenbur-gischen Naturpark Stechlin-Ruppiner Land den 2200 Hektar groszligen Forst Rheinshagen Im Rahmen seiner Aktion raquoWachstumlaquo pflanzt das Unternehmen dort gemeinsam mit seinen Kunden fuumlr jeden Neuauf-trag Baumlume Im August 2012 besuchte eine Gruppe von zehn Auszu-bildenden des Unternehmens im Zuge der raquoAzubi-Projekttagelaquo den Piepen brock Forst um die Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens kennenzulernen und selbst aktiv zu unterstuumltzen Ziel war es die Sand-heideflaumlche am Zechower Berg im Naturschutz- und gleichnamigen Fauna-Flora-Habitat-Gebiet Rheinsberger Rhin und Hellberge zu pflegen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 38

IM RAHMEN VON UMWELTSCHUTZ UND RESSOURCENshyEFFIZIENZ KUumlMMERN SICH VIELE UNTER NEHMEN BEREITS HEUTE UM BIODIVERSITAumlT UND ECOSYSTEM SERVICES OHNE DIES JEDOCH EXPLIZIT HERAUS ZUshy STELLEN DER BEWUSSTE EINBEZUG DES OumlKOSYSTEMshy GEDANKENS SOWIE DIE BETRACHTUNG ENTSPRECHENDER CHANCEN UND RISIKEN STELLT EINE WEITER ENT shy WICKLUNG DAR DIE DURCHAUS ALS rsaquoUMWELTVERANTshyWORTUNG 20lsaquo BEZEICHNET WERDEN KANN

MICHAEL SIEMERS CORPORATE

ENVIRONMENT amp RESPONSIBILITY

EVONIK INDUSTRIES AG

Form doch auch hier erfolgt eine regelmaumlszligige Anpassung die zu-kuumlnftig sicherlich auch mit einer Quantifizierung einhergehen wird Damit bleibt die unternehmerische Berichterstattung eng verbunden mit dem Umweltmanagement

Unternehmerische Berichterstattung wird sich aumlndern und zukuumlnftig integrierter sein (Stichwort Integrated Reporting) In dieser Hinsicht ist auch die umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung zu sehen

INFOBOX 23

Praxisbeispiel Umweltbezogene Gewinn- und VerlustrechnungWaumlhrend in der klassischen Gewinn- und Verlustrechnung (GampV) nur finanzielle Kenngroumlszligen wie Anlagevermoumlgen return on investment und Eigenkapitalrendite berichtet werden bleiben die umweltbezogenen Kosten verborgen Diese Externalitaumlten ndash beispielsweise Verschmutzung von Gewaumlssern Zerstoumlrung von Lebensraumlumen oder das Abwaumllzen von Verantwortung beim Klimawandel auf Folgegenerationen ndash sind als Ver-luste anzusehen die nicht durch das Unternehmen sondern von Dritten wie der Allgemeinheit oder der Natur getragen werden Getrieben von CEO Jochen Zeitz hat Puma es sich zur Aufgabe gemacht diese Kosten deutlicher aufzuzeigen und in die GampV einflieszligen zu lassen Solch eine Sichtbarmachung kann beim Einkauf der Fertigung der Produktent-wicklung oder dem Nachhaltigkeitsmanagement helfen bessere Ent-scheidungen zu treffen um so die Externalitaumlten zu minimieren Laut PUMA Environmental Profit amp Loss Account hat das Unternehmen im Jahr 2010 etwa 145 Millionen Euro an Umweltschaumlden durch Treibhaus-gasemissionen Wasserverbrauch Landnutzungsfolgen Luftverschmut-zung und Abfallerzeugung verursacht Davon entfallen nur etwa 6 auf das Kerngeschaumlft mehr als 137 Millionen Euro Umweltschaumlden ent-stehen entlang der Lieferkette Weitere Informationen httpaboutpumacomwp-contentthemesaboutPUMA_themefinancial-reportpdfEPL080212finalpdf

39WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Sie macht deutlich welche Abhaumlngigkeiten und welche Einfluumlsse ein Unternehmen hat und stellt bei der Einbeziehung der Oumlkosystem-leistungen und Integration in die externe Rechnungslegung einen be deut samen Schritt hin zur Beruumlcksichtigung von Naturkapital in Unternehmen dar Eine Offenlegung dieser Art koumlnnte einen Para dig-menwechsel einleiten Wer seine Leistung schon fruumlhzeitig ganzheit-lich misst und berichtet kann in einem sich veraumlndernden Geschaumlfts-

ABBILDUNG 21 (Foto LianeM Fotoliacom)

INFOBOX 24

Biodiversitaumlt in den Umweltmanagementzertifizierungen ISO 14001 und EMASBei EMAS muumlssen und bei ISO 14001 sollten die Auswirkun-gen auf die biologische Vielfalt beruumlcksichtigt werden Bei EMAS wird in Form des raquoFlaumlchenverbrauchslaquo ein direkter Indikator fuumlr den Habitatverlust erhoben ndash eine der Hauptursachen des Biodiver-sitaumltsverlustes Zwar kann der Flaumlchenverbrauch von unterschiedli-cher Qualitaumlt sein ndash die Bebauung einer bereits degradierten Flaumlche ist weniger kritisch als die eines intakten Oumlkosystems ndash dennoch kann dies als erster Startpunkt gewertet werden

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 40

umfeld weiterhin Spitzenleistung liefern Dies betrifft die Felder Risikomanagement Versorgungssicherheit und -produktivitaumlt wie auch Compliance und Stakeholdermanagement

UmweltmanagementEin Umweltmanagement steuert gemaumlszlig den vier Managementschrit-ten Planen Ausfuumlhren Kontrollieren und Optimieren umweltbezo-gene Unternehmenstaumltigkeiten und ermoumlglicht so eine kontinuierli-che Verbesserung der Umweltleistung Dieser Managementzyklus beruumlcksichtigt derzeit nur selten umsetzungsorien tiert die Dimensio-nen Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt

Hier kann eine Erweiterung konkret ansetzen Eine erste Feststellung des Status quo auf Basis bereits existieren der Umweltdaten ndash ergaumlnzt durch Experteneinschaumltzungen ndash ist der Anfang Anschlieszligend koumln-nen spezifische und messbare Ziele gesetzt werden was sich in die bekannten Schritte des Umweltmanagements einbinden laumlsst

RessourceneffizienzRessourceneffizienz gewinnt angesichts steigender Rohstoffpreise und -bedarfe und des groszligen Anteils den Material- und Energie kosten an den Gesamtkosten in vielen Branchen darstellen wirtschaftlich und politisch enorm an Bedeutung Zur Steigerung der Ressourceneffi-zienz liegen aktuell Programme auf nationaler wie europaumlischer Ebene vor es existieren dazu Plattformen und Initiativen Das Thema raquoRes-sourceneffizienzlaquo koumlnnen Unternehmen strategisch integrieren (zum Beispiel in ihrem Umweltmanagement) indem sie die entsprechen-den Einsatzstoffe als Naturkapital raquodeklarierenlaquo und im Ressourcen-management umfassender als bisher beruumlck sichtigen Durch den sparsamen effizienten Einsatz von Ressourcen koumlnnen oftmals Oumlko-systeme geschont werden (zum Beispiel durch ein entsprechendes

INFOBOX 25

Praxisbeispiel Integration von Biodiversitaumlt in das Ressourcen-managementUPM betreibt in Deutschland sieben Papierfabriken und verschreibt sich der nachhaltigen Forstwirtschaft und dem Schutz der Biodiversitaumlt So wird weltweit FSC- und PEFC-zertifiziertes Holz verwendet und in unter nehmenseigenen Waumlldern ein Biodiversitaumltsprogramm umge-setzt Gemeinsam mit der raquoAlliance for Water Stewardshiplaquo fuumlhrt UPM ein Pilotprojekt zum Wassermanagement durch Dies soll den Verbrauch des wasserintensiven Papierherstellungsprozesses senken und die Wie-derverwendung des Wassers erhoumlhen UPM unterstreicht mit seinemEngagement seine Position als raquoBiofore Companylaquo

41WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

INFOBOX 26

Praxisbeispiel Bewertung von Biodiversitaumlt in der Lebensmittel-branche und der LandwirtschaftEinen Schritt weiter als die Oumlkobilanzen geht das Bewertungsverfahren der BASF Mit ihrer Lebenszyklusanalyse AgBalance erfasst sie eine Viel-zahl von Nachhaltigkeitsindikatoren der Lebensmittel- und Landwirt-schaftsbranche Biologische Vielfalt flieszligt mit 8 der 69 Indikatoren in eine Punktebewertung ein so unter anderem Naumlhe zu Schutzgebieten Auskreuzungspotenzial und Oumlkotoxizitaumltspotenzial Auszligerdem werden soziale und oumlkonomische Indikatoren erfasst und somit alle drei Saumlulen der Nachhaltigkeit abgebildet Auch wenn ein Abwaumlgen zwischen unter-schiedlichen Groumlszligen wie Punkten und Euros als Messeinheiten Entschei-der vor Herausforderungen stellt ist dies doch ein wichtiger Schritt hin zur Integration von Biodiversitaumlt in Entscheidungsprozesse

Wassermanagement in Regionen mit Wasserstress) Jedoch ist Res-sourceneffizienz nicht gleichzusetzen mit Biodiversitaumlts- und Oumlko-systemschutz Neben dem sparsamen Umgang mit Ressourcen ist auch die Art der Einsatzstoffe (zum Beispiel Nutzung von nachhaltig erzeugtem Palmoumll) von Bedeutung

Der Zusammenschluss zu Brancheninitiativen ist ein Ansatz um das Thema Ressourceneffizienz ganzheitlicher und passgenauer zu be-trach ten und so die Thematik uumlber den bisherigen Fokus auf Reduzie-rung von Rohstoffverbrauch und Emissionen hinaus zu erweitern

Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten- Management Die Analyse der Wertschoumlpfungskette eines Produktes liefert immer wieder Verbesserungspotenzial und wird deshalb regelmaumlszligig durchge-fuumlhrt Dies bietet gute Ansatzpunkte fuumlr eine Untersuchung und Ver-besserung der Biodiversitaumltsperformance Eine weitere oft genutzte Analysemoumlglichkeit sind Oumlkobilanzen (Life Cycle Assessments)

Oumlkobilanzen bilden den gesamten Stoffkreislauf ab ndash und somit auch die fuumlr Biodiversitaumlt relevante Landnutzung oder Oumlkosystemleis-tungen wie die Bereitstellung von Rohstoffen die Absorption von Produktionsemissionen und die Aufnahme von Abfallprodukten An-gefangen bei eigenen Beschaffungsquellen (zum Beispiel Vertragsan-bauer von Supermaumlrkten oder Handelsmarken) bis hin zu Vorproduk-ten der Liefer an ten ndash entlang der Lieferkette verbergen sich zahlreiche Ursachen fuumlr Bio diversitaumltsverlust Fuumlr Unternehmen die Rohstoffe und Vorpro dukte aus dem Ausland beziehen ist es daher wichtig auf den Einkauf und das Lieferkettenmanagement zu achten Wichtige

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 42

Analyseschritte beinhalten Grenzwerte und Normen (in den Abbau- und Ursprungslaumlndern der Vorprodukte oftmals deutlich niedriger als in Deutschland) oder Screenings zu Wasserknappheit entlang der Lie-ferkette Darauf aufbauend ergibt sich eine detaillierte Bewertung zur Beruumlcksichtigung von Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt bei Liefe ranten

Investitions- und PlanungsprozesseInvestitionen in den Bau neuer Anlagen oder Standorte werden derzeit eher selten unter Biodiversitaumltsaspekten im betrieblichen Umwelt-management erfasst Beim Bau eines Produktionsstandorts auf der raquogruumlnen Wieselaquo spielen vor allem die Eingriffsregelung des Bun-desnaturschutzgesetztes (BNatSchG) sowie das EU-Naturschutz-recht (FFH- und Vogelschutz-Richtlinie) eine wichtige Rolle Diese Regeln erscheinen Unternehmen manchmal wider spruumlchlich ndash gerade mit Blick auf den gewollten Naturschutz Firmenareale werden auf-grund strategischer Entscheidungen zum Beispiel fuumlr den Bau von Anlagen uumlber einen laumlngeren Zeitraum brach liegen gelassen Siedelt sich daraufhin eine geschuumltzte Art auf dieser Flaumlche an koumlnnen Unter-nehmen unter Umstaumlnden nur mit hohen Auflagen dieses Gebiet er-schlieszligen und einen Neu- oder Ausbau realisieren Um solchen Ziel kon-flikten vorzubeugen bieten die zustaumlndigen Natur schutzbehoumlrden an in Dialog zu treten um gangbare Wege und Maszlignahmen auszu loten

Doch Unternehmen koumlnnen auch in Vorleistung gehen Indem zum Beispiel Brachflaumlchen und Naturraumlume belassen sowie die Funktio-nalitaumlt von aquatischen Oumlkosystemen (Gewaumlssern) erhalten werden

INFOBOX 27

Ausgleichsflaumlchen ndash Chancen fuumlr beschleunigte PlanungsprozesseGut zu wissen Laut sect16 BNatSchG kann durch Oumlkosystemschutz ein raquoGuthabenlaquo auf einem Oumlkokonto angespart werden Bei spaumlteren Ein-griffen werden diese Flaumlchen als bereits geleistete Kompensationsmaszlig-nahmen anerkannt Rheinkalk macht sich dieses Instrument zunutze Im sauerlaumlndischen Houmlnnetal dient nur ein Teil des Grundbesitzes dem Kalksteinabbau Weite Teile des Areals hingegen stehen dank nicht-oumlkonomischer Waldnutzung dem Naturschutz temporaumlr zur Verfuumlgung oder werden je nach Management und naturschutzfachlicher Einschaumlt-zung einem Oumlkokonto zugeschrieben das als Kompensationsleistung fuumlr zu erwartende Eingriffe agiert Waumlhrend auf der einen Seite pro-aktiv Arten- und Oumlkosystemschutz ermoumlglicht wird profitiert Rheinkalk von einem beschleunigten Planungsprozess vermiedener Buumlrokratie und somit geringeren Kosten (wwwrheinkalkdepdfVerantwortung_Fuer_Mensch_und_Naturpdf Seite 24)

43WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

koumlnnen etwaige Kompensationsmaszlignahmen im Rahmen der Ein griffs -regelung vermieden werden Zudem koumlnnen Ergebnisse der teils obli-gatorischen Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung (UVP) der Strategischen

INFOBOX 28

Praxisbeispiel ZielkonflikteBiologische Vielfalt spielt in Steinbruumlchen Baggerseen und Kiesgruben eine wichtige Rolle Die Steine- und Erdenindustrie engagiert sich in zahlreichen Projekten zur Foumlrderung der biologischen Vielfalt Neben der Erarbeitung von Biodiversitaumltsindikatoren und einer Biodiversitaumlts-Datenbank zaumlhlen hierzu zahlreiche gemeinsame Projekte mit Umwelt-verbaumlnden

raquoLeider werden der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt in den Abbaustaumltten ausgerechnet durch das Naturschutzrecht selbst eingeschraumlnkt Wer zum Beispiel ein Laichgewaumlsser fuumlr die Gelbbauch-unke auf einem Rohbodenstandort anlegt oder eine Steilwand fuumlr die Uferschwalbe herrichtet der laumluft Gefahr dass die weitere Bewirt-schaftung der Flaumlchen deutlich eingeschraumlnkt wird Der statische An-satz im Naturschutzrecht verhindert damit leider vielerorts die Aus-schoumlpfung von Synergieeffekten von Gesteinsabbau und Naturschutz Die Steine- und Erdenindustrie jedenfalls ist zur Foumlrderung der biolo-gischen Vielfalt bereit und setzt sich auch weiterhin fuumlr praktikable Loumlsungen einlaquo (Diplom-Biologe Thomas Beiszligwenger Hauptgeschaumlfts-fuumlhrer Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

ABBILDUNG 22 (Foto Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

INFOBOX 29

Praxisbeispiel Management von LiegenschaftenFraport die Betreibergesellschaft des Frankfurter Flughafens formuliert in seiner unternehmenseigenen Biodiversitaumltsstrategie Grundsaumltze zur Biodiversitaumlt Darin wird festgehalten dass sich Flugbetrieb und der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt ndash uumlber gesetz liche Anforderungen wie zum Beispiel Eingriffsregelung hinaus ndash vereinbaren lassen So wird unter anderem auf dem Gelaumlnde des Flughafens ein For-schungsprojekt zum Bienen-Monitoring unterstuumltzt das wichtige Infor-mationen uumlber die Schadstoffsituation liefert Gleich zeitig werden im Rhein-Main-Gebiet gezielt Naturschutzvorhaben gefoumlrdert so zum Bei-spiel der Erhalt von raquoAltholzinselnlaquo im Kinzigtal oder die Pflege von Streuobstwiesen im Maintal (wwwfraportdecontentfraport-agdenachhaltigkeitumweltnatur--und-ressourcenschutz0html und verglei-che auch die dort bereitgestellten PDF-Dokumente)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 44

Legende Naumlhe zum Kerngeschaumlft Merkmalsauspraumlgung Geringer Bezug Mittel o Trifft zu x Mittlerer Bezug Stark + Starker Bezug Sehr stark + +

ABBILDUNG 23 Handlungsan-saumltze zur Integration von Biodiversi-taumlt in Unternehmen am Beispiel eines Industrie- und Konsumguumlter-unternehmens (Grafik PwC)

INFOBOX 30

Handlungsansaumltze zur Integration von Biodiversitaumlt in UnternehmenDie vorgestellten sechs Handlungsansaumltze werden hier systematisch zusammengefasst am Beispiel der Indus trie- und Konsumguumlterbranche dargestellt Diese Systematik kann allen Unternehmen als Pruumlfrahmen dienen ihr spezifisches Profil zur Beruumlcksichtigung von biologischer Viel-falt Oumlkosystemen und deren Leistungen (Naturkapital) zu entwickeln

Die Abbildung verdeutlicht die Wirkung der verschiedenen Handlungs-ansaumltze beispielhaft im Hinblick auf die vier Werttreiber Risiken senken Kosten reduzieren Maumlrkte und Kunden erschlieszligen und Reputation steigern

Waumlhrend die farbliche Hinterlegung die Naumlhe zum Kerngeschaumlft andeutet geben die Spalten auf der rechten Seite Informationen uumlber den Beitrag zum Schutz der biologischen Vielfalt sowie zur moumlglichen Umsetzungskomplexitaumlt wieder Es wird deutlich dass es durchaus ein-fache Maszlignahmen gibt die eine Wirkung zeigen

Werttreiber

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Integration von Biodiversitaumltsaspekten in hellip

Beitrag zum Schutz des Natur kapitals

Umsetzungsshy komplexitaumlt

x x x 1) Unternehmerischer Verantwortung (Corporate Responsibility) o + o

x x x 2) Berichterstattung (inkl umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung) o +

x x 3) Umweltmanagement inkl Liegenschafts-management o + +

x x 4) Maszlignahmen zur Steigerung der Ressourcen-effizienz + + + +

x x x 5) Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten-Management + + + +

x x 6) Investitions- und Planungsprozesse + o +

45WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Des Weiteren ist erkennbar dass die Integration von Biodiversitaumlt in Aus-wahl- und Entscheidungsprozesse vor allem im Bereich Ressourceneffi-zienz Lieferketten-Management und Investitions- und Planungsprozesse zu Win-win-Situationen fuumlhren kann Dabei sollte bei der Auswahl der Ansaumltze und Methoden aber immer das Kerngeschaumlft des Unterneh-mens im Vordergrund stehen ndash hier kann ein erster Check die weitere Schwerpunktsetzung unterstuumltzen Auch die Integration ins klassische Umweltmanagement stellt einen Schritt zur Beruumlcksichtigung von Bio-diversitaumlt dar ndash und zwar verbunden mit einem maumlszligigen Aufwand

Umweltpruumlfung (SUP) und der FFH Vertraumlglichkeitspruumlfung (FFH VP) guumlnstiger ausfallen Auflagen der Nachbesserung reduziert dadurch Kosten eingespart und ein reibungsloser Planungs- und Bauprozess beguumlnstigt werden

Abschlieszligend gilt es die Integration von Biodiversitaumlt auch in flankie-renden operationellen Einheiten voranzutreiben Dies betrifft beson-ders Forschung und Entwicklung sowie Kommunikation Dabei sollen die Themen erfolgreich sowohl nach innen als auch nach auszligen also zu Kunden Lieferanten und anderen Interessengruppen kommuni-ziert und in eine entsprechende Berichterstattung integriert werden

AUSBLICK5

WIR KOumlNNEN DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER WIRTSCHAFT NUR ERHALTEN WENN WIR DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER NATUR ERHALTEN DAFUumlR IST EINE VIELFALT AN LEBENSshy RAumlUMEN UND ARTEN VON ENTSCHEIDENDER BEDEUTUNG DEREN SCHUTZ MUSS DESHALB VIEL STAumlRKER IN DEN WERTSCHOumlPFUNGSPROZESSEN BERUumlCKSICHTIGT WERDEN

ALEXANDER BARTELT ABTEILUNGS-

LEITER KLIMASCHUTZ UND NACHHAL -

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VORSTANDSVORSITZENDER raquoBIODIVER-

SITY IN GOOD COMPANYlaquo- INITIATIVE

Es ist an der Zeit die Aspekte von Naturkapital in das unterneh-merische Handeln zu integrieren Nutzen Sie die vielfaumlltigen Ansatz-punkte die im Rahmen der Broschuumlre aufgezeigt wurden und beginnen Sie Ihre unternehmerischen Aktivitaumlten zu erweitern In Deutsch-land gibt es viele Initiativen und Ansaumltze die einen Einstieg in die The-men Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungen erleich tern Nutzen Sie diese Initiativen fuumlr einen Austausch mit anderen Unter-nehmen und uumlber die dort bereits gemachten Erfahrungen (siehe dazu auch Kapitel 6)

Die Initiative raquoBiodiversity in Good Companylaquo ist ein Zusammen-schluss von Unternehmen die gemeinsam fuumlr den Schutz der

biologischen Vielfalt eintreten Der branchenuumlbergreifenden Initiative gehoumlren kleine mittlere und groszlige Unternehmen an Die Mitglieder der raquoBiodiversity in Good Companylaquo-Initiative unterstuumlt-zen das freiwillige Engagement der Wirtschaft fuumlr den Schutz der biologischen Vielfalt Sie arbeiten an Innovationen und Investitio-nen damit naturvertraumlgliche Technologien Produkte und Dienst-leistungen verstaumlrkt ihren Weg in die Maumlrkte finden Die Initiative

47AUSBLICK

traumlgt dazu bei den Privatsektor in die Verwirklichung der Ziele der Konvention uumlber die biologische Vielfalt und der Nationalen

Strategie zur biologischen Vielfalt staumlrker einzubinden

Auch im Rahmen von econsense ndash einem Zusammenschluss fuumlhren-der global agierender Unternehmen und Organisationen der deut-schen Wirtschaft zu den Themen nachhaltige Entwicklung und Cor-porate Social Responsibility (CSR) ndash wird der Themenbereich im Rahmen der Arbeitsgruppe raquoBiodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungenlaquo begleitet Die Mitgliedsunternehmen setzten sich intensiv mit dem Erhalt und der Entwicklung der biologischen Vielfalt auseinander und nutzen econsense als Plattform zum Austausch und zur Diskus-sion von praktischen Managementinstrumenten

Engagieren Sie sich im Projekt raquoUnternehmen Biologische Vielfalt 2020laquo einer Dialog- und Aktionsplattform des Bundesumweltminis-teriums gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der deutschen Wirtschaft und von Naturschutzverbaumlnden die einen fortlaufenden Austausch erlaubt und konkrete Aktivitaumlten zur Umsetzung der Nati-onalen Strategie zur biologischen Vielfalt auf den Weg bringt Folgende Themenfelder stehen dabei im Fokus Informationen zur biologischen Vielfalt fuumlr Unternehmen Biologische Vielfalt im betrieblichen Umweltmanagement Biologische Vielfalt und Naturschutzrecht Kommunikation von Unternehmen nach auszligen Finanzierung von Naturschutzprojekten Maumlrkte Chancen erkennen und entwickeln Netzwerkbildung

Die kuumlnftige Leistungsfaumlhigkeit der Wirtschaft wird von der Leis-tungsfaumlhigkeit des Naturkapitals abhaumlngen Der Erhalt der Leistungs-faumlhigkeit unseres Naturkapitals erfordert die gebuumlndelten Kraumlfte von Unternehmen Politik und Gesellschaft raquoNatur kapital Deutschland ndash TEEB DElaquo zeigt dass sich dies auch wirtschaftlich lohnt Lassen Sie uns diese Chance gemeinsam wahrnehmen

ABBILDUNG 24 (Foto morrbyte Fotoliacom)

6 WEITERFUumlHRENDE INFORMATIONEN

PROJEKT raquoNATURKAPITAL DEUTSCHLAND ndash TEEB DElaquoDiese Broschuumlre ist Teil des Projekts raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo in dessen Rahmen bis zum Jahr 2015 folgende vier Berichte erscheinen (Arbeitstitel) raquoKlimapolitik und Naturkapital Synergien und Konfliktelaquo raquoOumlkosystemleistungen und Entwicklung laumlndlicher Raumlumelaquo raquoNaturleistungen in der Stadt Gesundheit schuumltzen und

Lebensqualitaumlt erhoumlhenlaquo raquoNaturkapital Deutschland Neue Handlungsoptionen

ergreifen ndash eine Syntheselaquo

Bereits erschienen ist die Broschuumlre raquoDer Wert der Natur fuumlr Wirt-schaft und Gesellschaft ndash Eine Einfuumlhrunglaquo wwwnaturkapital-teebde

Soweit Praxisbeispiele und Statements nicht gesondert gekennzeich-net wurden sind diese speziell fuumlr raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo erstellt worden

Leitfaumlden Handlungsmoumlglichkeiten fuumlr Unternehmen BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012)Biodiversitaumlt im unterneh-

merischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Umfangrei-che aber dennoch leicht zu erfassende und praxisnahe Broschuumlre zu Maszlignahmen rund um den betrieblichen Biodiversitaumltsschutz Mit zahl-reichen Umsetzungstipps und Hinweisen auf weiterfuumlhrende Lite ra-tur und Webseiten

49WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

www2leuphanadeumanagementcsmcontentnamadownloads download_publikationenBestaendig20Wuczkowski_Biodiversitaet 20im20unternehmerischen20Nachhaltigkeitsmanagement_neupdf

HOUDET J (HRSG) (2008 UumlBERARBEITET 2010) Integrating bio-diversity into business strategies The Biodiversity Accountability Framework Sehr umfangreiche Publikation (knapp 400 Seiten) uumlber Bio di versitaumlt und Unternehmen beginnend bei den Grundlagen 23 In dikatoren (Business and Biodiversity Independence Indicators) sind Grundlage fuumlr die Bewertung der Biodiversitaumltsleistung von Unter-nehmen Mit zahlreichen Beispielen Regionaler Fokus Frankreichwwworeeorg_scriptntsp-document-file_downloadphp document_id=1063ampdocument_file_id=1070

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement ndash Ein Leitfaden fuumlr die betriebliche Praxis Umsetzungsorientiertes Handbuch zur Einbindung von Biodiversi-

taumlt in das bestehende (Umwelt)-Management inklusive zahlreicher Vorschlaumlge fuumlr Maszlignahmen und Instrumente sowie Zuordnung zu Handlungsfeldern und Funktionsbereichen httpwwwbmudeN46143

TEEB (2012) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Busi-ness and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York Bericht fuumlr Unternehmen der internationalen TEEB-Studie Ins-pirierende teils generische Heranfuumlhrung an die Bedeutung von Bio-diversitaumlt an Unternehmen mit Beispielen aus aller Welt Excutive summary unter wwwteebweborg

UN GLOBAL COMPACT AND IUCN (2012) A Framework for Corpo rate Action on Biodiversity and Ecosystem Services Uumlberblicksbro schuumlre zu Biodiversitaumlt und Unternehmen Adressierte Themen Treiber Risi-ken amp Chancen Corporate Governance Management (inkl Vermei-dungs-Hierarchie) Stakeholder-Engagement und Berichter stattungwwwunglobalcompactorgdocsissues_docEnvironmentBES_Frameworkpdf

WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD) (2011) Handbuch zur unternehmerischen Bewertung von Oumlkosystemdienstleistungen (CEV) Ein Rahmenwerk zur Erleichterung unternehmerischer Entscheidungsfindung Generisches Hand buch fuumlr die Durchfuumlhrung einer unternehmensinternen Bewertung von Biodiversitaumlt (breites Werteverstaumlndnis) mit Handreichungen zu vor-gelagerten Abwaumlgungen wwweconsensedesitesallfilesWBCSD_Handbuch_CEVpdf

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 50

WORLD RESOURCE INSTITUTE (WRI) (2012) Corporate Ecosystem Services Review ndash Version 20 Handbuch zur systematischen Erfas-sung von biodiversitaumltsbezogenen Risiko- und Handlungsfeldern Schrittweises Vorgehen inkl Vorschlaumlgen fuumlr die Erfassung und Doku-mentation des Prozesses wwwwriorgpublicationcorporate-ecosystem-services-review

Allgemein Oumlkosysteme Biodiversitaumlt und Wirtschaft JESSEL B TSCHIMPKE O UND WALSER M (2009) Produktivkraft

Natur Hamburg Praumlgnante Beispiele fuumlr die Quantifizierung von wirtschaftlich relevanten Nutzungen der Natur in Arbeitsplaumltzen Umsaumltzen oder vermiedenen Kostenwwwnaturkapital-teebdefileadminDownloadsProduktivkraft Naturpdf

MILLENNIUM ECOSYSTEM ASSESSMENT (2005) Ecosystems and Human Well-Being ndash Synthesis Synthese der mehr als 1000 Seiten fassenden wissenschaftlichen Studie uumlber die oumlkologischen und gesell-schaftlichen Zusammenhaumlnge sowie Zustand und Trends des Verlus-tes der biologischen Vielfalt und die Bedeutung der Oumlkosystemleis-tungen fuumlr den Menschenwwwmaweborgdocumentsdocument356aspxpdf

TEEB (2010) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integ-rieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz (Hrsg) Bonn Zusam-menfassung der Ergebnisse der internationalen TEEB Studie Synthese der Berichte fuumlr internationale Politiker lokale und regionale Ent-scheider sowie Unternehmen wwwteebweborg

Kartenmaterial Frageboumlgen und Tools PROTECTEDPLANETNET Weltweite kartengestuumltzte Darstellung von

Schutzgebieten basierend auf den Daten der World Database of Pro-tected Areas (WDPA) und der Weltnaturschutzorganisation (IUCN) wwwprotectedplanetnet

BFNshySCHUTZGEBIETSKARTE Interaktive Karte des Bundesamtes fuumlr Naturschutz mit allen deutschen Schutzgebieten wwwgeodienstebfndeschutzgebiete

CHECKLISTEN DER DEUTSCHEN BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIAshyTIVE Fragenkatalog zur Erstellung einer Selbsteinschaumltzung bezuumlg-lich potenzieller Risiken hinsichtlich Biodiversitaumlt und Oumlkosystem-leistungen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

51WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

INTEGRATED BIODIVERSITY ASSESSMENT TOOL (IBAT) Kostenpflich-tige Anwendung zur Bewertung standortbezogener Biodiversitaumlts-risiken (Fokus Schutzgebiete und Biodiversity Hot Spots) GIS-(Karten)- basiert wwwibatforbusinessorg

Fallbeispiele und Publikationssammlung WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD)

(2012) Biodiversity and ecosystem services ndash scaling up business solutions Company case studies that help achieve global biodiversity targetswwwwbcsdorgPagesEDocumentEDocumentDetailsaspxID=14923ampNoSearchContextKey=true

UNITED NATIONS ENVIRONMENT PROGRAM FINANCE INITIATIVE (UNEP FI) Publikationen zu biodiversitaumltsbezogenen Chancen Risiken und Handlungsoptionen der Finanzbranche wwwunepfiorgpublicationsbiodiversityindexhtml

CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (CBD) BUSINESS PROGRAMM Fallstudien und Publikationen zu Beruumlhrungspunkten und Leuchtturm-projekten zum Erhalt der biologischen Vielfalt wwwcbdintenbusiness

ECOSYSTEM MARKETPLACE Nachrichtenportal von Forest Trends rund um Biodiversitaumlts- Wasser- und CO2-Maumlrkte wwwecosystemmarketplacecom

Strategien auf politischer Ebene NATIONALE STRATEGIE ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT (2007) Deutsch-

lands Strategie zur Umsetzung der Konvention uumlber die biolo gische Vielfalt wwwbmudeN40333

INFORMATIONSPORTAL DES BUNDESAMTES FUumlR NATURSCHUTZ ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT Mit Nachrichten Informationen Veranstal-tungshinweisen und weiterfuumlhrenden Materialien wwwbiologische-vielfaltde

EUshyBIODIVERSITAumlTSSTRATEGIE FUumlR 2020 Diese EU-Strategie enthaumllt Ziele zum Erhalt von Biodiversitaumlt sowie von Oumlkosystemen und deren Leistungen (raquoNaturkapitallaquo) bis 2020httpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversitycomm20062020htm

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 52

GLOBALE BIODIVERSITAumlTSZIELE Der raquoStrategische Plan 2011 ndash 2020laquo des Internationalen Uumlbereinkommens zur biologischen Vielfalt (CBD) enthaumllt auch Ziele zu Oumlkosystemen und deren Leistungen sowie zum Wert der biologischen VielfaltwwwcbdintdocdecisionsCOP-10cop-10-dec-02-enpdf

Initiativen DEUTSCHE BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIATIVE ndash raquoBIODIVERSITY

IN GOOD COMPANYlaquoshy INITIATIVE Zusammenschluss vor allem deut-scher Unternehmen mit dem Ziel die Integration von Biodiversitaumlt in unternehmerische Entscheidungen voranzutreiben wwwbusiness-and-biodiversityde

EUROPAumlISCHE raquoBUSINESS AND BIODIVERSITY CAMPAIGNlaquo Europa-weite Plattform fuumlr Unternehmen mit dem Ziel Ansaumltze fuumlr ein Biodi-versitaumltsmanagement zu entwickeln und umzusetzen wwwbusiness-biodiversityeu

NATURAL CAPITAL DECLARATION Erklaumlrung einzelner Akteure des Finanzsektors Naturkapital in Finanzprodukten und -dienstleistungen zu beruumlcksichtigen wwwnaturalcapitaldeclarationorg

TEEB FOR BUSINESS COALITION Initiative zur Vereinheitlichung der Bilanzierung von Naturkapital im Unternehmen httpteebforbusinessorg

GLOSSAR 53

GLOSSAR

ARTENVIELFALTDiversitaumlt (Vielfalt) biologischer Arten in einem Lebensraum Artenviel-falt ist neben genetischer Vielfalt und Diversitaumlt der Oumlkosysteme ein Teil-aspekt der biologischen Vielfalt

BASISLEISTUNGENGrundlegende Leistungen der Oumlkosysteme wie zum Beispiel Photosyn-these oder Stickstoffbindung von Knoumlllchenbakterien welche die Voraus-setzung fuumlr alle anderen Leistungen der Oumlkosysteme sind

BIODIVERSITAumlT Biologische Vielfalt

BIOLOGISCHE VIELFALT Die Vielfalt des Lebens auf unserer Erde (oder Biodiversitaumlt) ist die Varia-bilitaumlt lebender Organismen und der von ihnen gebildeten oumlkologischen Komplexe Sie umfasst drei Ebenen 1) die Vielfalt an Oumlkosystemen bezie-hungsweise Lebensgemeinschaften Lebensraumlumen und Landschaften 2) die Artenvielfalt und 3) die genetische Vielfalt innerhalb der verschie-denen Arten

EINGRIFFSREGELUNG Instrument des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatschG sectsect 13 ff) das die Bewaumlltigung von Eingriffen in Natur und Landschaft regelt (Vermeidung und Kompensation)

EMAS Betriebliches Umweltmanagementsystem (Eco Management and Audit Scheme) nach der Verordnung (EG) Nr 12212009 uumlber die freiwillige Teil-nahme von Organisationen an einem Gemeinschaftssystem fuumlr Umwelt-management und Umweltbetriebspruumlfung (ABl EG L 342 v 22122009 S 1) Schwerpunkte sind die kontinuierliche Verbesserung der Umwelt-leistung die Umwelterklaumlrung und Umweltrechtskonformitaumlt

GEBIETSFREMDE ARTENAuch invasive Arten oder Neobiota Tier- und Pflanzenarten die durch Einfuhr (beabsichtigt) oder Einschleppung (unbeabsichtigt) in einem fuumlr sie nicht natuumlrlichen Lebensraum leben Einige gebietsfremde Arten ver-breiten sich aufgrund mangelnder Feinde physiologischer Eigenschaften (Wachstumsgeschwindigkeit Wasserbedarf) oder aumlhnlich invasiv und verdraumlngen einheimische Arten In einigen Faumlllen entstehen durch sie erheb liche Nachteile fuumlr Mensch (Gesundheitsbeeintraumlchtigungen wie zum Beispiel Allergien) und Oumlkosysteme (Degradation)

INWERTSETZUNGBuumlndel von Maszlignahmen um den Nutzen von Biodiversitaumlt und Oumlkosys-temleistungen fuumlr die Gesellschaft relevant und erfahrbar werden zu las-sen Dies geschieht durch (oumlkonomische) Bewertung und oder Integra-tion in Marktentscheidungen ndash zum Beispiel in Form von naturorientierten Angeboten Anreizen oder der Schaffung von Maumlrkten fuumlr Biodiversitaumlt ndash sowie in gesellschaftliche und private Entscheidungen

54 DIEUNTERNEHMENSPERSPEKTIVEndashNEUEHERAUSFORDERUNGEN

ISO 14001 Betriebliches Umweltmanagementsystem nach DIN EN ISO 140012004 + AC 2009 (Ausgabe 112009) Schwerpunkt liegt in der Verbesserung des Umweltmanagementsystems

KONVENTION UumlBER DIE BIOLOGISCHE VIELFALT (ENGL CONVENTION ON BIO LOGICAL DIVERSITY ndash CBD)

Uumlbereinkunft von 168 Staaten (Unterzeichner Stand 12122012) uumlber die biologische Vielfalt Darin werden der Verlust der biologischen Vielfalt als Herausforderung anerkannt und Ziele zu ihrer Erhaltung formuliert Diese sind 1) Schutz der biologischen Vielfalt 2) Nachhaltige Nutzung ihrer Bestandteile und 3) Zugangsregelung und gerechter Ausgleich von Vor-teilen welche aus der Nutzung genetischer Ressourcen entstehen

KULTURELLE OumlKOSYSTEMshy LEISTUNGEN

Leistungen von Oumlkosystemen mit Wirkung und Bedeutung fuumlr Erholung aumlsthetisches Empfinden spirituelle Erfahrungen soziale Funktionen kul-turelle Identitaumlt Heimatgefuumlhl Wissen und Erkenntnis

MONETARISISERUNG Beimesssung eines Wertes in Geldeinheiten Die Umweltoumlkonomie hat dazu mehrere Verfahren der Monetarisierung entwickelt

NATURKAPITAL Oumlkonomischer Begriff fuumlr den begrenzten Vorrat an physischen und bio-logischen Ressourcen der Erde und die begrenzte Bereitstellung von Guumltern und Leistungen durch Oumlkosysteme

OumlKOSYSTEM Bezeichnet die Bestandteile eines abgegrenzten Naturraumes (zum Beispiel niedersaumlchsisches Wattenmeer) oder eines bestimmten Natur-raumtyps (zum Beispiel naumlhrstoffarmes Flieszliggewaumlsser) und deren Wech-selwirkungen Der Begriff kann sich auf verschiedene raumlumliche Ebenen (lokal regional) beziehen und umfasst sowohl (halb-)natuumlrliche (zum Bei-spiel ungestoumlrte Hochmoore) und naturnahe (zum Beispiel Kalkmager-rasen) als auch vom Menschen gepraumlgte Oumlkosysteme (zum Beispiel Agrar oumlkosysteme)

OumlKOSYSTEMFUNKTIONEN Umfassen alle physikalischen chemischen und biologischen Prozesse und Wechselwirkungen die in verschiedenen Oumlkosystemen stattfinden

OumlKOSYSTEMLEISTUNGEN Bezeichnen direkte und indirekte Beitraumlge von Oumlkosystemen zum mensch-lichen Wohlergehen das heiszligt Leistungen und Guumlter die dem Menschen einen direkten oder indirekten wirtschaftlichen materiellen gesundheit-lichen oder psychischen Nutzen bringen In Abgrenzung zum Begriff Oumlko-systemfunktion entsteht der Begriff Oumlkosystemleistung aus einer anth-ropozentrischen Perspektive und ist an einen Nutzen des Oumlkosystems fuumlr den Menschen gebunden Der Begriff ist identisch mit den haumlufig verwen-deten Begriffen raquoOumlkosystemdienstleistunglaquo und raquooumlkosystemare Guumlter und Leistungenlaquo und entspricht dem englischen Begriff der raquoecosystem serviceslaquo

55

REGULIERUNGSLEISTUNGENFunktionen von Oumlkosystemen die auf (andere) Elemente und Prozesse von Oumlkosystemen einwirken die (direkten) Nutzen fuumlr den Menschen haben zum Beispiel die Filterwirkung von Bodenschichten auf die Grund-wasserqualitaumlt oder der Beitrag einer Hecke zur Verringerung der Boden-erosion

GLOSSAR

RESILIENZ (VON OumlKOSYSTEMEN)

Resilienz ist die Faumlhigkeit eines Oumlkosystems trotz aumluszligerer Stoumlrungen seine Funktionen und damit seine Oumlkosystemleistungen aufrecht zu erhalten Es wird davon ausgegangen dass die Resilienz stark mit der in dem Oumlko-system vorherrschenden biologischen Vielfalt korreliert

TEEBThe Economics of Ecosystems and Biodiversity Die internationale TEEB-Studie wurde von Deutschland im Rahmen seiner G8-Praumlsidentschaft im Jahr 2007 gemeinsam mit der EU-Kommission initiiert und mithilfe zahlreicher weiterer Institutionen unter der Schirmherrschaft des Um-weltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) durchgefuumlhrt Ziel der TEEB-Studie war es den oumlkonomischen Wert der Leistungen der Natur ein zuschaumltzen die wirtschaftlichen Auswirkungen der Schaumldigung von Oumlkosystemen zu erfassen und ausgehend davon die Kosten eines Nicht-Handelns zu beziffern Leiter der Studie war der indische Oumlkonom Pavan Sukhdev Im Rahmen der Studie wurden verschiedene Berichte veroumlffent-licht Derzeit wird unter Leitung von UNEP ein Nachfolgeprozess organi-siert um die Durchfuumlhrung von nationalen regionalen lokalen und sek-toralen Studien zum Thema anzuregen und zu foumlrdern

VERSORGUNGSLEISTUNGENBezeichnen meist marktfaumlhige Guumlter die von oder mithilfe von Oumlkosyste-men produziert werden (zum Beispiel Nahrung Frischwasser Feuer- und Bauholz) Teilweise ist ein erheblicher Beitrag von (Human-)Kapital und Arbeit notwendig um diese Guumlter zu erstellen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 56

QUELLEN

BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012) Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Centre for Sustainability Management Luumlneburg

BORN W u a (2012) Gesundheitskosten der Beifuszlig-Ambrosie in Deutschland In Umweltmedizin in Forschung und Praxis 17 (2) S 71 ndash 80

DER BUND (2009) Invasive Muscheln verstopfen Leitungen Von Fabio Bergamin Onlineausgabe Zuletzt aktualisiert am 31072009 httpwwwderbundchzeitungenwissenInvasive-Muscheln-verstopfen-Leitungenstory29662360

DEUTSCHER IMKERBUND EV Internetauftritt des Deutschen Imkerbund e V vom 12122012 httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpbienen-und- bestaeubungsleistung und httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpzahlen-die-zaehlen

EUROPAumlISCHE KOMMISSION (2009) Fact Sheet Gebietsfremde invasive Arten httpeceuropaeuenvironmentpubspdffactsheetsInvasive20Alien20SpeciesInvasive_Alien_DEpdf

FAO ndash FOOD AND AGRICULTURE ORGANIZATION OF THE UNITED NATIONS (2010) Global Forest Resource Assessment 2010wwwfaoorgforestryfrafra2010en

GARCIacuteAshyTORRES L u a (2001) Conservation agriculture in Europe Current status and perspectives In Garcia-Torres L Benites J and Martiacutenez-Vilela A (Hrsg) Conservation Agriculture A World-wide Challenge 1st World Congress on Conservation Agriculture Madrid 1 ndash 5 October 2001 Vol I Keynote Contributions XUL Cordoba Spain S 79 ndash 83

IAASTD ndash INTERNATIONAL ASSESSMENT OF AGRICULTURAL KNOWLEDGE SCIENCE AND TECHNOLOGY FOR DEVELOPMENT (2008) Global ReportwwwagassessmentorgreportsIAASTDENAgriculture20at20a20Crossroads_Global20Report20(English)pdf

KREIBICH H MUumlLLER M (2005) Private Vorsorgemaszlignahmen koumlnnen Hochwasserschaumlden reduzieren Schadensprisma Heft 1 2005 httpwwwschadenprismadepdfsp_2005_1_1pdf

57QUELLEN

LENZEN M u a (2012) International trade drives biodiversity threats in developing nations Nature 486109 ndash 112 Doi101038nature11145

PWC ndash PRICEWATERHOUSECOOPERS (2012) PwC Rio+20 Sustain ability pulse poll How do the public and CEO opinions differ on Rio+20 issues

REWE GROUP (2010) Pressemitteilung raquoBodensee-Obstbauern engagieren sich fuumlr Biodiversitaumltlaquo wwwrewe-groupcompressepressemeldungenpressemeldung-detail articlebodensee-obstbauern-engagieren-sich-fuer-biodiversitaet

SCBD ndash SECRETARIAT OF THE CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (2009) business2010 A magazine on business amp bio- diversity June 2009 Volume 4 ndash Issue 1 httpwwwcbdintdocnewslettersnews-biz-2009-06-enpdf

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement Ein Leitfaden fuumlr die betrieb-liche Praxis BerlinwwwbmudeN46143

STATISCHES BUNDESAMT (2012) Nachhaltige Entwicklung in Deutschland Indikatorenbericht 2012 wwwdestatisdeDEPublikationenThematischUmwelt oekonomischeGesamtrechnungenUmweltindikatorenIndikatoren PDF_0230001pdf__blob=publicationFile

STERN N (2007) The Economics of Climate Change The Stern Review Cambridge

TEEB (2009) The Economics of Ecosystems and Biodiversity TEEB for National and International Policy Makers Summary Responding to the Value of Naturewwwteebweborg

TEEB (2010A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity Ecological and Economic Foundations Edited by Pushpam Kumar London and Washington

TEEB (2010B) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integrieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz Bonn

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 58

TEEB (2011) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in National and International Policy Making Edited by Patrick ten Brink London and Washington

TEEB (2012A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Local and Regional Policy and Management Edited by Heidi Wittmer and Haripriya Gundimeda Abingdon and New York

TEEB (2012B) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Business and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York

TEN BRINK P BRAAT L (HRSG) (2008) The Cost of Policy Inaction The case of not meeting the 2010 biodiversity targethttpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversityeconomicspdfcopizip

UNESCAP ndash UNITED NATIONS ECONOMIC AND SOCIAL COMMISSION FOR ASIA AND THE PACIFIC (1999) Keynote Statement of Mr Cengiz Ertuna (UNESCAP) at IDNDR-ESCAP Regional Meeting for Asia Risk Reduction amp Society in the 21st Century Bangkok 23 ndash26 February 1999 httpwwwunescaporgenrdwater_mineraldisasterertuna01htm

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012) Water valuation ndash Building the business case Geneva and Washington

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012A) Changing Pace ndash Public policy options to scale and accelerate business action towards Vision 2050 Geneva and Washington

WRI ndash WORLD RESOURCE INSTITUTE (2012) The Corporate Ecosys-tem Services Review - Guidelines for Identifying Business Risks and Opportunities Arising from Ecosystem Change Version 20 Washington

ZEITZ J PUMA Pressemitteilung vom 16112011 httpaboutpumacompuma-completes-first-environmental-profit-and-loss-account-which-values-impacts-at-e-145-million

  • Die Unternehmensperspektive
  • Impressum
  • Inhaltsverzeichnis
  • Vorworte
  • Biodiversitaumlt und Oumlkoshysystemleistungen ndash Erweiterung der unternehmerischen Sicht
  • Warum die Wirtschaft gefragt ist ndash Treiber Chancen und Risiken
  • Entwicklungen und Trends ndash was auf Unternehmen zukommt
  • Wie Unternehmen taumltig werden koumlnnen
  • Ausblick
  • Weiterfuumlhrende Informationen
  • QUELLEN

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 22

INFOBOX 9

Praxisbeispiel Labels bei Lebensmitteln Der Lebensmitteleinzelhandel hat auf das gesteigerte Kundenbewusst-sein reagiert und adressiert das Thema raquoErhalt der biologischen Viel-faltlaquo mit Hilfe von Labels (zum Beispiel raquoPRO PLANETlaquo bei REWE und raquoZuruumlck zum Ursprunglaquo bei Hofer in Oumlsterreich) Die Kennzeichnung sowie der Verweis auf die Webseite mit mehr Informationen spricht das Bewusstsein der Kunden in zweierlei Hinsicht an Sie koumlnnen ihren Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt leisten und haben gleich-zeitig die Moumlglichkeit die Herkunft und Herstellung ihres Produkts nachzuvollziehen

der Lebensmittel- Textil- und Holz- Papierindustrie ein Anstoszlig sich intensiv der Sicherung intakter Oumlkosysteme zu widmen Sie sind nicht nur gegenwaumlrtig von den Guumltern und Oumlkosystemleistungen abhaumlngig es ist auch wichtig dass diese dauerhaft als Geschaumlftsgrundlage er-halten bleiben Auch fuumlr Unternehmen mit nur indirekter Abhaumlngig-keit von Oumlkosystemleistungen ndash zum Beispiel durch die Lieferkette ndash ruumlckt dieser Aspekt mehr und mehr in den Fokus

Kunden- und MarktnachfrageDie Nachfrage nach nachhaltigen und naturvertraumlglichen Produkten waumlchst ndash und der Markt reagiert Die Vielzahl an labelaffinen und zah-lungsbereiten Kunden ist Beweis genug Die Gruppe der LOHAS (Life-style of Health and Sustainability) spiegelt dieses Konsumver halten

INFOBOX 10

Praxisbeispiel Gruumlne Direktinvestments in WaumllderDer Schutz der biologischen Vielfalt ist zentraler Bestandteil des Geschaumlftsmodells von ForestFinance Das Unternehmen hat sich Direkt-investments in nachhaltige Forstwirtschaft verschrieben Ertraumlge erwirt-schaftet es mit dem Verkauf von Edelhoumllzern und Emissionszertifi katen ndash schlieszliglich sind die angepflanzten Waumllder Kohlenstoffsenken Damit das Investment ndash das Oumlkosystem ndash nicht gefaumlhrdet ist muss seine natuumlr-l iche Resilienz erhalten bleiben Zudem erwarten Kunden die in raquogruumlne Geldanlagenlaquo investieren auch einen langfristigen Nutzen ihrer Investition

Doch laumlngst nicht alle Anbieter folgen einem solchen strengen Standard Hier sollte genau geschaut werden ob kurzfristige Ertraumlge und langfris-tiger Schutz in einem ausgewogenen Verhaumlltnis stehen

23WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

wider Dabei ist jedoch festzuhalten dass nicht alle Labels ausreichend Orientierung bieten

Zudem ist das Angebot entsprechender Produkte auf Unternehmen weniger Branchen begrenzt und nur selten werden der Schutz der bio-logischen Vielfalt und der Oumlkosystemleistungen derzeit im Business-to-Business-Geschaumlft (B2B) thematisiert

Ein Hindernis fuumlr Unternehmen ist die haumlufig zu geringe Anerkennung durch den Markt fuumlr Aktivitaumlten zugunsten des Umwelt- und Natur-schutzes Viele Unternehmen berichten zudem dass sowohl die schwierige Messbarkeit und Zurechenbarkeit von biologischer Vielfalt und Oumlkosystemleistungen mittels geeigneter Indikatoren wie auch die Kommunika tion nach auszligen zentrale Herausforderungen darstellen

Aber es ergeben sich auch gaumlnzlich neue Maumlrkte ndash beispielsweise im Finanzsektor Bei fachgerechter Umsetzung und Einbindung mehrerer Oumlkosystemleistungen verbinden diese Maumlrkte dabei wirtschaftlichen Erfolg und den Schutz der biologischen Vielfalt So versprechen zum Beispiel Investitionen in nachhaltige Forstwirtschaft gruumlnes Wachs-tum fuumlr Natur und Investoren Derartige Investitionen konzentrieren sich zurzeit auf Mittel- und Lateinamerika

Auch mit Blick auf die Kreditwuumlrdigkeit von Unternehmen sowie auf Versicherungen ist eine steigende Bedeutung des naturgerech ten Wirtschaftens zu verzeichnen Wie die Aktivitaumlten der UNEP Finance Initiative (UNEP FI) unterstreichen beruumlcksichtigt der Finanz dienstleis-tungssektor zunehmend dass Unternehmensaktivitaumlten die die bioshylogische Vielfalt und die Leistungen der Oumlkosysteme nicht belasten zumeist auf lange Sicht profitabler sind und beispielsweise extreme Wetterereignisse besser abfedern koumlnnen Entsprechend sind bei Unter nehmensratings unter den Indikatoren fuumlr das Umweltmanage-ment auch Kriterien fuumlr die raquoBiodiversitaumltsperformancelaquo zu finden

InnovationImmer oumlfter lernen die Forschungs- und Entwicklungsabteilungen der Unternehmen von der Natur und deren effektiven Sys temen und Prozessen die uumlber Jahrmillionen optimiert wurden Sie entwickeln

WALD IST WEIT MEHR ALS HOLZ LIEFERANT ndash ER BIETET NICHT NUR ZAHLREICHE OumlKOSYSTEM LEIS TUNGEN FUumlR MENSCH UND NATUR SONDERN AUCH WIRTSCHAFTshyLICHE CHANCEN DAVON MUumlSSEN JEDOCH ALLE PROFIshyTIEREN ndash SOZIAL UND OumlKOLOGISCH NACHHALTIG ES REICHT NICHT AUS DER NATUR rsaquoEIN PREISSCHILD UMZUHAumlNGENlsaquo

HARRY ASSENMACHER GESCHAumlFTS-

FUumlHRER FOREST -FINANCE SERVICE GMBH

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 24

INFOBOX 11

Praxisbeispiel Prozessoptimierung mit BionikAls international agierendes Unternehmen mit einer langen und kom-plexen Lieferkette stellte sich Tchibo die Frage raquoWie werden unmittelbar umsetzungsrelevante Informationen moumlglichst schnell und handlungs-wirksam einer groszligen heterogenen Zielgruppe zur Kenntnis gebrachtlaquo Mittels Analogiebildung konnte Tchibo in biologischen Wertschoumlpfungs-ketten wie der der Honigbiene Organisationsprinzipien iden tifizieren die dort zur Loumlsung solcher organisatorischen Heraus for derungen bei-tragen Auf Basis dieser Organisationsprinzipien wurden unternehmens-bezogene Handlungsoptionen erarbeitet Diese wurden anschlieszligend zu konkreten Maszlignahmen verdichtet und priorisiert Die vordringlichsten Maszlignahmen wie der Aufbau neuarti ger uumlber greifender Informations-netzwerke werden zurzeit bei Tchibo erprobt

schmutzabweisende Oberflaumlchen feine aber stabile Traumlgerkonstruk-tionen oder verbesserte Prozessablaumlufe Immer haumlufiger werden zu-dem Erkenntnisse uumlber Prinzipien der Natur in die eigene Organisation und Unternehmensprozesse uumlbertragen (Infobox 11)

Verantwortung und ReputationAls weiteren Handlungstreiber geben Unternehmen gesellschaft liche Verantwortung und die damit verknuumlpfte Reputation an Neben sozi-alem Engagement stehen auch immer oumlfter eine intakte Natur und damit die biologische Vielfalt im Vordergrund der Aktivitaumlten Der da-raus resultierende Dialog mit Anwohnern Kunden NGOs und weite-ren Stakeholdern foumlrdert dabei nicht nur das gegenseitige Verstaumlnd-nis sondern zeigt auch Schwerpunkte auf die bisweilen nicht im Fokus der Entscheider liegen (Infobox 12) Gleichzeitig wertet das Enga-gement das Unternehmen auf ndash sowohl fuumlr Kunden als auch fuumlr gegen-waumlrtige und potenzielle Beschaumlftigte Unternehmen erhalten so auszliger-dem die Moumlglichkeit eine wichtiger werdende Mittlerrolle zwischen Naturschutz und Zivilgesellschaft einzunehmen

Allerdings reicht Engagement fuumlr die biologische Vielfalt auszligerhalb des Kerngeschaumlfts nicht aus Sonst kann es schnell als raquoGreen-washinglaquo aufgefasst werden

BIODIVERSITAumlT IST FUumlR TCHIBO VORAUS SETZUNG FUumlR EIN ZUKUNFTSFAumlHIGES GESCHAumlFT DAHER ARBEITEN WIR MIT PARTNERORGANISATIONEN INTENSIV AN DER ERHALTUNG DER ARTENVIELFALT INSBESONDERE AM URSPRUNG UNSERER PRODUKTE

STEFAN DIERKS CATEGORY

LEADER CR PRODUCT amp STRATEGY

TCHIBO GMBH

ABBILDUNG 8 (Foto Susanne Georgi)

25WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

INFOBOX 12

Praxisbeispiel Unternehmen gemeinsam mit NGOs fuumlr den NaturschutzEine vergleichsweise neue Rolle nahm REWE in einem Pilotprojekt ein in dem sie gemeinsam mit der Bodenseestiftung die biologische Vielfalt auf den Plantagen der Obstbauern der Bodenseeregion foumlrderte Die Fronten schienen verhaumlrtet und eine Annaumlherung von Naturschuumltzern auf der einen und Obstbauern auf der anderen Seite erfolgte nur zoumlger-lich REWE agierte erfolgreich als Vermittler und Agent fuumlr den Erhalt der biologischen Vielfalt Es wurde nicht nur das Nahrungsangebot fuumlr Bienen Hummeln und Schmetterlinge waumlhrend der Trachten luumlcke von Juni bis September verbessert sondern auch der Dialog zwischen Obst-bauern und Naturschutzverbaumlnden gefoumlrdert Die Resonanz sowohl von Kunden als auch von Lieferantenseite ist so positiv dass das Projekt fortgefuumlhrt und ausgeweitet wurde (REWE 2010)

Mit allen Treibern sind Chancen und Risiken verbunden Ein Perspekti-venwechsel findet nicht nur hin zu Beruumlcksichtigung von Oumlkosystem-leistungen statt sondern auch von einer bloszligen Risikofokussierung hin zum Erkennen von Moumlglichkeiten fuumlr Differenzierung gegenuumlber Wettbewerbern

BETROFFENHEIT DER SEKTORENVielen Unternehmen faumlllt es schwer biologische Vielfalt und Oumlkosys-temleistungen im Unternehmen zu verorten insbesondere weil die Themen unter unterschiedlichen Perspektiven und Zielen adressiert

INFOBOX 13

Praxisbeispiel Verbindung von Verantwortung und WettbewerbsvorteilenAls Reiseanbieter bietet TUI zahlreiche Reisen in Biodiversitaumlts-Hot-spots an TUI sieht sich in der Verantwortung und engagiert sich seit Mitte der 1990er Jahre fuumlr den Erhalt der biologischen Vielfalt Arten-schutzkampagnen zur Aufklaumlrung der Reisenden (zum Beispiel Souvenir-ratgeber zu geschuumltzten Arten) und Kooperationen mit Wissenschaft und Forschung sind nur ein Auszug ihres vom Global Nature Fund 2012 praumlmierten Engagements fuumlr den Erhalt der biologischen Vielfalt Doch nicht allein die Verantwortung treibt TUI an Viele Reisende kommen gerade wegen eines intakten Oumlkosystems in bestimmte Urlaubsregio-nen Der Erhalt der biologischen Vielfalt wird somit zum Wettbewerbs-vorteil und sichert Naturliebhaber als Kunden

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 26

werden Daher gilt Zuerst Einfluss und Betroffenheit identifizieren ndash sowohl im Hinblick auf Chancen als auch auf Risiken um anschlie-szligend gezielt Maszlignahmen zu ergreifen ndash sei es im Bereich CSR im Einkauf oder anderswo Die unterschiedlich starke Betroffenheit der Unternehmen von den Themen Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistun-gen wird in Abbildung 9 deutlich

GRUumlNDE UND RISIKEN DES NICHTshyHANDELNSDie Vielfalt an bestehenden Umweltanforderungen wie zum Beispiel in den Bereichen Klima und Energie erschwert es Unternehmen haumlu-fig sich mit neuen Herausforderungen auseinanderzusetzen ndash zumal dann wenn ein neues Thema komplex ist und es dafuumlr keine raquoUni-versalloumlsungenlaquo gibt Entgegen den aufgefuumlhrten positiven Beispielen uumlberwiegen dadurch immer wieder Hemmnisse ndash wie Uumlberforderung durch die Komplexitaumlt und Knappheit von Zeit und Ressourcen ndash fuumlr eine vertiefende Auseinandersetzung mit Biodiversitaumlt und Oumlkosys-temleistungen

Ein Perspektivenwechsel hin zu einer Beruumlcksichtigung von biologi-scher Vielfalt durch Unternehmen wird dann gelingen wenn es dafuumlr zum einen eine klare Entscheidung oder Unterstuumltzung durch die Unter nehmensleitung gibt und zum anderen eine einfache Integra tion in bestehende Management- und Steuerungssysteme moumlglich ist

ABBILDUNG 9 Betroffenheit verschiedener Branchen von einer Veraumlnderung der biologischen Vielfalt und Oumlkosystemleistungen Die Tabelle fuumlhrt moumlgliche Chancen und Risiken einer Ruumlcksichtnahme oder Vernachlaumlssigung von bio logischer Vielfalt bei Unterneh-mensaktivitaumlten fuumlr die jeweiligen Sek to ren auf Groszlige Rauten stehen fuumlr starke kleine Rauten fuumlr maumlszligige Zusammenhaumlnge (Grafik PwC)

Primaumlrsektor (z B Landwirtschaft Bergbau)

Sekundaumlrsektor(z B Chemie Technoshylogie Luftfahrt Bau)

Tertiaumlrsektor(z B Konsumguumlter wie Nahrungsmittel Automobile)

Tertiaumlrsektor (z B Finanzdienstshyleistungen wie Banken Versicherungen)

Regulierung (z B Grenzwerte Genehmi-gungen Kompensationen)

Natuumlrliche Ressourcen (zB Zugang zu und Verfuumlgbar-keit von Ressourcen Produkti-vitaumlt von Oumlkosystemen)

Markt (z B Kundenanforderungen (B2B) Nachfrage (B2C) neue Maumlrkte)

Innovation (z B Prozess- und Produkt-innovation)

Reputation (gesellschaftliche Verant-wortung Image)

27WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

Als wesentliches Hindernis fuumlr die Umsetzung von Maszlignahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt sehen Unternehmen nach wie vor auch das Fehlen eines einheitlichen Rahmens fuumlr die Erhebung Mes-sung und Vergleichbarkeit der raquoBiodiversitaumltsperformancelaquo Hinzu kommt dass die Politik bisher zwar viele nationale Ziele zum Schutz der biologischen Vielfalt (Nationale Strategie zur biologischen Viel-falt) formuliert aber speziell fuumlr Unternehmen nur uumlbergeordnete und wenig konkretisierte Ziele gesetzt hat Ohne konkrete Ziele oder eine klare Vorgabe ndash seien es Gesetze Branchenstandards oder inter-nationale Richtlinien ndash werden Maszlignahmen des Umwelt- und Natur-schutzes nur sehr zoumlgerlich umgesetzt

Nicht-Handeln hat jedoch schwerwiegende gesamtgesell schaftliche Folgen So geht der im Rahmen der internationalen TEEB-Studie veroumlffentlichte Bericht raquoThe cost of policy inactionlaquo davon aus dass uns Inaktivitaumlt beim Schutz funktionierender Oumlkosysteme ab dem Jahr 2050 bis zu 7 des globalen Bruttoinlandsproduktes (GDP) kos-tet ndash und das Jahr fuumlr Jahr (Ten Brink und Braat 2008) Dies trifft alle Berei che der Gesellschaft ndash auch Unternehmen Fest steht Wer lang-fristig erfolgreich sein will wird in Zukunft nicht um die Themen Bio-diversitaumlt und Oumlkosystemleistungen herumkommen

ENTWICKLUNGEN UND TRENDS ndash WAS AUF UNTERNEHMEN ZUKOMMT3

DER STAAT SCHUumlTZT AUCH IN VERANTWORTUNG FUumlR DIE KUumlNFshy TIGEN GENERATIONEN DIE NATUumlRLICHEN LEBENSGRUND LAGEN

GRUNDGESETZ DER BUNDES REPUBLIK

DEUTSCHLAND ARTIKEL 20A

BIODIVERSITAumlTSshy UND OumlKOSYSTEMSCHUTZ ndash DEUTSCHER UND INTERNATIONALER HINTERGRUNDNaturschutz spielt seit Beginn des 20 Jahrhunderts in Deutschland traditionell eine wichtige Rolle Bedeutende Oumlkosysteme und Natur-raumlume sind seit langem unter besonderen Schutz gestellt Zahlreiche Gesetze und Regulierungen mit Vorgaben fuumlr Planungen und Entschei-dungen (sowie Grenzwerte) praumlgen die Politik fuumlr den Erhalt der bioshylogischen Vielfalt in Deutschland ( Kapitel 2) Es gibt zwar Fort-schritte in einzelnen Bereichen aber dennoch konnten Bemuumlhungen der Politik auf nationaler europaumlischer und internationaler Ebene den Trend des Verlustes der biologischen Vielfalt bisher nicht stoppen

Gesetzliche Vorgaben ruumlckten den Naturschutz beziehungsweise den Schutz der biologischen Vielfalt primaumlr in die Verantwortung der oumlffent-lichen Hand Zahlreiche Uumlbereinkuumlnfte und Strategien mit Zielen ndash sowohl auf internationaler europaumlischer als auch auf nationaler Ebe-ne ndash unterstreichen die politischen Anstrengungen der vergangenen Jahrzehnte Damit ist auch die Aufforderung an alle gesellschaftlichen Akteure verbunden an der Realisierung dieser Ziele aktiv mitzuwir-ken und ihre Verantwortung wahrzunehmen

Das 2005 veroumlffentlichte Millennium Ecosystem Assessment leitete schlieszliglich einen schrittweisen Perspektivenwechsel ein Natur wurde

29ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

ABBILDUNG 10

INFOBOX 14

Politische Ziele zum Schutz der Biologischen Vielfalt1992 wird die Konvention uumlber die biologische Vielfalt

(CBD) in Rio de Janeiro verabschiedet und von Deutschland ein Jahr spaumlter unter zeichnet Sie stellt die erste internationale Uumlbereinkunft dar in der sowohl Ursachen als auch Ziele zur Bekaumlmpfung des Verlustes von Biodiversitaumlt festgehalten werden

1998 verabschiedet die EU ihre erste Biodiversitaumltsstrategie die von EU-Aktionsplaumlnen aus den Jahren 2001 und 2006 ergaumlnzt wird

2007 beschlieszligt das Bundeskabinett die raquoNationale Strategie zur bio-logischen Vielfaltlaquo zur Umsetzung der CBD

2010 werden im Rahmen der 10 CBD-Vertragsstaatenkonferenz glo-bale Biodiversitaumltsziele fuumlr 2020 verabschiedet (sogenannte Aichi-Ziele)

2011 stellt die EU eine neue Biodiversitaumltsstrategie fuumlr 2020 vor die explizit auch Ziele und Maszlignahmen zum Erhalt von Oumlkosystem-leistungen umfasst (wie Aichi-Ziele)

nicht mehr nur aus sich heraus als schuumltzenswert angesehen son-dern zugleich als Lieferant von Rohstoffen und Leistungen als Abneh-mer von Emissionen und Brauchwasser sowie als Motor der Regional-wirtschaft verstanden

Diese Zusammenhaumlnge und diese oumlkonomischen Argumente fuumlr den Schutz von Oumlkosystemleistungen und der biologischen Vielfalt aufzuzeigen wurde zum Anspruch und zur Herausforderung der inter-nationalen TEEB-Initiative

INFOBOX 15

Die Nationale Strategie zur biologischen VielfaltDie Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt von 2007 formuliert Visi onen Ziele und Maszlignahmen zum Erhalt der biologischen Vielfalt in Deutschland fuumlr viele Themenbereiche (Arten Lebensraumlume diverse Oumlko sys teme Gewaumlsserschutz Land- und Forstwirtschaft Tourismus und naturnahe Erholung bis hin zu Bewusstsein Bildung Forschung Technolo gietransfer und Entwicklungszusammenarbeit) Ihre Umset-zung ist eine groszlige gesamtgesellschaft liche Herausforderung Politik und Verwaltung koumlnnen dies nicht im Alleingang schaffen Akteure in Wirtschaft und Gesellschaft ndash auch Unternehmen ndash sind fuumlr die erfolg-reiche Umsetzung der Strategie gefordert

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 30

ABBILDUNG 11 ndash 15 Die vier TEEB-Berichte und der TEEB-Synthe-sebericht In der abgebildeten Reihenfolge TEEB 2010a TEEB 2011 TEEB 2012a TEEB 2012b TEEB 2010b

INFOBOX 16

Die internationale TEEB-StudieInspiriert durch den Stern Report (2007) zum Klimawandel initiierten 2007 die G8 +5 Umweltminister angestoszligen durch den deutschen Bun-desumweltminister und den EU-Umweltkommissar eine globale Studie zur Oumlkonomie der Oumlkosysteme und der biologischen Vielfalt (The Eco-nomics of Ecosystems and Biodiversity ndash TEEB) Ziel war es die enorme wirtschaft liche Bedeutung der Natur und ihrer Oumlkosystemleistungen aufzuzeigen und Empfehlungen zu geben wie der Verlust der biologi-schen Vielfalt zu stoppen ist

Mehr als 400 Autoren aus Politik Wissenschaft Wirtschaft Nicht- Regierungsorganisationen und der Zivilgesellschaft arbeiteten an TEEB-Berichten fuumlr bestimmte Zielgruppen TEEB fuumlr nationale und interna-tionale Politiker TEEB fuumlr regionale und kommunale Entscheider TEEB fuumlr Unternehmen die Zivilgesellschaft wurde mithilfe einer Medien-kampagne inklusive Webseite Facebook-Profil und Twitter-Account eingebunden zudem gab es einen abschlieszligenden Synthese-Bericht und raquoTEEB Foundationslaquo fuumlr die Wissenschaft

Der Unternehmensbericht TEEB in Business and Enterprise zeigt inwie-fern Unternehmen von den Themen biologische Vielfalt und Oumlko-systemleistungen betroffen sind und unterstreicht mit Beispielen aus aller Welt den Einfluss auf und die Abhaumlngigkeit von Biodiversitaumlt und Oumlko systemleistungen Die Autoren formulieren sieben allgemeine Schritte zum unternehmerischen Umgang mit biologischer Vielfalt Identifizierung von Auswirkungen des Unternehmens auf und Abhaumln-

gigkeiten von Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungen (Biodiversity and Ecosystem Services ndash BES)

Beurteilung der geschaumlftlichen Risiken und Chancen in Zusammen-hang mit diesen Auswirkungen und Abhaumlngigkeiten

Entwicklung von BES-Informationssystemen Festlegung von Zielen Messung und Bewertung der Leistungsbilanz und Bekannt gabe der Ergebnisse

Ergreifung von Maszlignahmen zur Vermeidung Minimierung und Begren-zung von BES-Risiken einschlieszliglich Schadensersatz (raquoAusgleichlaquo) soweit machbar

Ergreifung neuer BES-Geschaumlftschancen Kosteneinsparungen neue Produkte neue Maumlrkte

Integration geschaumlftlicher Strategien und Maszlignahmen zu BES in wei-ter gefasste Initiativen zur Corporate Social Responsibility

Verbesserung der fuumlr BES geltenden Leitlinien und Strategien gemein-sam mit Betroffenen in Behoumlrden in nichtstaatlichen Organisationen und in der Zivilgesellschaft

31

Perspektivenwechsel in der UnternehmensweltViele Unternehmen orientieren sich an Leitbildern Unternehmenswer-ten beziehungsweise ihrer Unternehmensphilosophie und tragen da-mit unternehmerische und oft auch gesellschaftliche Verantwortung

ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

ABBILDUNG 16 Das Logo der raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo - Studie

INFOBOX 18

raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo fuumlhrt die internationale TEEB-Initiative auf nationaler Ebene fort Hauptaufgabe ist die Erarbeitung thematischer Berichte zum Wert und zur oumlkonomischen Bedeutung von biologischer Vielfalt Oumlkosystemleis-tungen und Natur fuumlr Wirtschaft und Gesellschaft in Deutschland Neben der vorliegenden Broschuumlre gehoumlren hierzu unter anderem die Themen Biologische Vielfalt und Klimawandel Oumlkosystemleistungen und Ent-wicklung laumlndlicher Raumlume sowie naturnahe Oumlkosysteme und staumldti-sche Lebensqualitaumlt raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo macht deutlich dass es neben moralisch-ethischen und oumlkologischen auch gewichtige oumlkonomische Gruumlnde gibt Naturkapital zu erhalten

raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo wird in einem offenen Prozess durchgefuumlhrt Zahlreiche Akteure aus Wissenschaft Politik Verwaltung Wirtschaft und Gesellschaft wirken durch Know-how Forschungs-ergebnisse wissenschaftliche Beitraumlge und gute Beispiele zur Bedeu-tung und Inwertsetzung von Oumlkosystemleistungen und biologi-scher Vielfalt an der Erstellung der Berichte mit

INFOBOX 17

TEEB als Startpunkt fuumlr viele weitere InitiativenDie Resonanz die TEEB in Wirtschaft Wissenschaft Medien und Politik erfuhr verhalf zahlreichen Initiativen zu mehr Gehoumlr So erlebten zum Beispiel die UNEP FI (Finanzinitiative des Umweltprogramms der Verein-ten Nationen UNEP) aber auch das langjaumlhrige Engagement der Welt-naturschutzorganisation IUCN in der Privatwirtschaft starken Aufwind Parallel zu TEEB bestehen in Kooperation zwischen Wirtschaft Wissen-schaft und Verbaumlnden praxis- und loumlsungsorientierte Ansaumltze wie der Corporate Ecosystem Services Review des World Resource Institute (WRI 2012) Neben zahlreichen nationalen TEEB-Studien und Initiativen wurde auch eine TEEB for Business Coalition ins Leben gerufen die sich unter anderem zum Ziel gesetzt hat durch ihr Engagement die Einbin-dung von Biodiversitaumlt in das unternehmerische Handeln spuumlrbar und nachhaltig zu befoumlrdern (wwwteebforbusinessorg pdfwriorgcorpo-rate_ecosystem_services_reviewpdf)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 32

Insbesondere im Rahmen ihrer Unternehmensstrategie stellen sie folgende Fragen raquoWas fuumlr ein Unternehmen sind wirlaquo und raquoFuumlr wel-che Werte stehen wir und wofuumlr setzen wir uns einlaquo

Gleiche oder zumindest aumlhnliche Fragen muumlssen Unternehmen auch ihren Anteilseignern und sonstigen internen und externen Anspruchs-gruppen beantworten Dies gilt in einer globalisierten Welt immer mehr auch fuumlr Produktionsstaumltten im Ausland und fuumlr die Beziehungen mit Lieferanten Damit stehen folgende Fragen im Vordergrund raquoWelche Werte moumlchten wir in Zulieferlaumlndern vertretenlaquo raquoWelche Um-weltmaszligstaumlbe setzen wir hier wie dort anlaquo und raquoWas hat dies fuumlr Auswirkungen auf unsere Marke und den Ruf des Unternehmenslaquo

Das Selbstverstaumlndnis einiger Unternehmen geht uumlber die bloszlige Bereit stellung von Guumltern und Dienstleistungen hinaus Sie sehen sich als Teil der Gesellschaft Vertreter ihrer Region und als Agierende in Wechselwirkung mit ihrer Umwelt Idealismus in Bezug auf ihre gesell schaftliche Rolle motiviert diese Entscheider ebenso wie Realis-mus in Bezug auf das Verstaumlndnis oumlkologischer und globaler Zu sam-men haumlnge So kommt es dass sich deutsche Unternehmen in Latein-amerika fuumlr den Erhalt bedrohter Arten engagieren und den Schutz von Regen wald in Afrika foumlrdern

INFOBOX 19

Vision von UnternehmenIn vielfaumlltiger Weise haben Unternehmen die oumlkologischen Herausfor-derungen sowohl als Warnsignale als auch als Chance fuumlr einen Wandel begriffen

Mit seiner Publikation raquoChanging Pacelaquo schreibt der World Business Council for Sustainable Development (WBCSD 2012a) seine Vision 2050 fort und zeigt Wege hin zu einem Wirtschaften auf das 9 Milliarden Menschen versorgt und dabei die oumlkologischen Grenzen unseres Plane-ten nicht uumlberschreitet Weitere Informationen wwwwbcsdorgchan-gingpaceaspx

Corporation 2020 greift aumlhnliche Gedanken auf geht allerdings noch einen Schritt weiter und strebt nach Ausrichtung des Wirtschaftssystems auf die Grenzen die der Planet setzt Steuerreformen klare Regeln fuumlr die Aufnahme von Fremdkapital (Stichwort Uumlberschuldung) Transparenz fuumlr den Konsumenten und Offenlegung von Externalitaumlten sind zentrale Punkte der Initiative um den Leiter der internationalen TEEB-Studie Pavan Sukhdev und zahlreiche weitere Persoumlnlichkeiten aus Wirtschaft Wissen-schaft und Politik Weitere Informationen wwwcorp2020com

33ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

Immer mehr deutsche Unternehmen setzen sich mit Fragen rund um die biologische Vielfalt und Oumlkosystemleistungen auseinander und leisten somit Pionierarbeit Die Komplexitaumlt des Themas raquobiologische Vielfaltlaquo und schwierige Operationalisierbarkeit sind dabei nach wie vor massive Huumlrden Und tatsaumlchlich gibt es bis dato noch keine einheitlich anerkannten Quantifizierungsmethoden oder verbindliche Richtlinien die biologische Vielfalt und Oumlkosystemleistungen lassen sich nicht in einem Indikator zusammenfassen Dadurch sind sie fuumlr viele Entscheider in deutschen Unternehmen schlecht greifbar und laumlsst diese vor konkreten Handlungen zuruumlckschrecken

Dennoch nehmen einige Unternehmen diese Herausforderungen an und naumlhern sich mit zunehmender Professionalitaumlt der Integration von Biodiversitaumlt in ihre Managementprozesse Unternehmen sind aktiv beteiligt an der Erstellung von Leitfaumlden ersten Empfehlungen zur Integration der biologischen Vielfalt ins Umweltmanagement oder Ansaumltzen zur verbesserten Quantifizierung der externen Effekte in der unternehmerischen Finanzbuchhaltung Auch die Gruumlndung von Initiativen zu dem Thema wie die deutsche raquoBiodiversity in Good Companylaquo-Initiative die raquoUNEP Finance Initiativelaquo die raquoGlobal Com-pactlaquo- Initiative der UN sowie der raquoeconsense Arbeitskreis zu Biodi-versitaumlt und Oumlkosystemleistungenlaquo zeigen dass dieser Perspektiven-wechsel die Unternehmenswelt mittlerweile erreicht hat

WIE UNTERNEHMEN TAumlTIG WERDEN KOumlNNEN4

DIE ERGEBNISSE DER OumlKOLOGISCHEN GEWINNshy UND VERLUSTRECHNUNG VON PUMA BELEGEN DASS DIE DERZEITIGEN GESCHAumlFTSPRAKTIKEN VON UNTER NEHMEN DRINGEND EINES PARADIGMEN WECHSELS BEDUumlRFEN

JOCHEN ZEITZ EHEMALIGER CEO UND

VERWALTUNGSRATSVORSITZENDER

DER PUMA SE VERWALTUNGSRATS -

MITGLIED PPR

Je nach Unternehmen ist die Herangehensweise und Auseinanderset-zung mit dem Thema Naturkapital sehr unterschiedlich Dieses Kapitel gibt konkrete Ansaumltze und Beispiele wie ein Einstieg und geziel-tes Handeln angegangen werden koumlnnen

TOOLS UND LEITFAumlDEN FUumlR DEN EINSTIEGUm eine moumlglichst praumlzise und damit steuerbare Integration ins unternehmerische Management zu erreichen ist die Entwicklung von Zielen und Maszlignahmen noumltig Ein erster Biodiversitaumlts-Check hilft dabei bereits bestehende Maszlignahmen und Kennzahlen zu identifi-zieren Dabei sollten saumlmtliche unternehmerische Taumltigkeitsfelder von der Strategie und dem Personalwesen uumlber Liegenschaften und Einkauf bis hin zu Produktion und Entsorgung beleuchtet werden Die dann vorliegenden Ergebnisse koumlnnen Startpunkt vertiefender Maszlignahmen sein zum Beispiel erste Ziele oder Analysen eine Aus-dehnung auf andere Geschaumlftsbereiche oder die Entwicklung von Management- und Berichterstattungsstrukturen

Leitfaumlden und Handbuumlcher geben Hilfestellung bei der Integration von biologischer Vielfalt in Unternehmenspro zesse und koumlnnen zu-

gleich Inspiration und Unterstuumltzung fuumlr weitere Planungsprozesse

35WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

sein Durch die Handlungsempfehlungen koumlnnen auf leichte Weise Elemente einbezogen werden die beispielsweise die biologische Vielfalt auf dem Firmengelaumlnde foumlrdern ndash wie Bienenkaumlsten und bewachsene Hauswaumlnde Weitere konkrete Handlungsempfehlungen finden sich unter anderem in dem Bericht raquo Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagementlaquo (Bestaumlndig und Wuczkowski 2012)

BESTEHENDE ANSAumlTZE NUTZEN UND ERWEITERNFolgende Ansaumltze aus dem Unternehmensbereich sind auch zur Inte-gration von Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt gut ge eignet Unternehmerische Verantwortung (Corporate Responsibility)

Berichterstattung (inklusive umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung)

Umweltmanagement Ressourceneffizienz Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten-Management

Investitions- und Planungsprozesse

Unternehmerische Verantwortung (Corporate Responsibility)Viele Aktivitaumlten zum Biodiversitaumlts- und Oumlkosystemleistungs - schutz sind losgeloumlst vom Kerngeschaumlft und unter gesellschaftlichem Enga ge ment und unternehmerischer Verantwortung (Corporate

INFOBOX 20

Biodiversitaumlts-Checks fuumlr UnternehmenBislang werden zwei in deutscher Sprache verfuumlgbare Biodiversitaumlts-Screenings fuumlr Unternehmen haumlufig angewendet Die branchenuumlbergreifenden Checklisten der deutschen raquoBiodiversity

in Good Companylaquo-Initiative basieren auf dem raquoHandbuch Biodiver-sitaumltsmanagementlaquo (Schaltegger u a 2010) und ermoumlglichen eine Selbstevaluation zum aktuellen Stand des unternehmerischen Biodi-versitaumltsmanagements Weitere Informationen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

Der vom Global Nature Fund BAUM e V dokeo und PwC entwi-ckelte Biodiversitaumlts-Check fuumlr Unternehmen vereint Expertise aus Biologie Oumlkologie und Management Er bietet einen ersten auf das Unternehmen zugeschnittenen Uumlberblick uumlber die Reife des Biodiver-sitaumltsmanagements und gibt Empfehlungen fuumlr das weitere Vorge-hen Weitere Informationen wwwbusiness-biodiversityeudefaultaspLang=DEUampMenue=128

ABBILDUNG 17(Foto Andrzej Tokarski fotoliacom)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 36

Respon si bi lity) einzuordnen Vor allem Unternehmenswerte und -philo-sophien koumlnnen Anknuumlpfungspunkte raquovon obenlaquo bieten und zu einer weitergefassten Strategieentwicklung fuumlhren

ABBILDUNG 18(Foto Susanne Georgi)

INFOBOX 21

Praxisbeispiel Pilotprojekt fuumlr Branchenstandards Die oekom GmbH der groumlszligte deutsche Fachverlag fuumlr Oumlkologie und Nachhaltigkeit veroumlffentlicht Sach- und Fachbuumlcher mit Bezug zur bio-logischen Vielfalt und dem Erhalt der Oumlkosysteme Fuumlr seine Publi-kationen verwendet er ausschlieszliglich Recycling- und FSC-zertifiziertes Papier Zudem hat der Verlag das Projekt raquoNachhaltig Publizierenlaquo initi-iert das vom Bundesumweltministerium gefoumlrdert wird In Kooperation mit zwei wissenschaftlichen Instituten und der Frankfurter Buchmesse wurden praxisnahe Kriterien fuumlr die nachhaltige Bucherstellung entwi-ckelt Mit dem Projekt praumlsentiert sich oekom oumlffentlichkeitswirksam als Vorreiter und sensibilisiert die Verlagsbranche fuumlr einen nachhalti-gen Umgang mit der Ressource Papier

37

Gleichzeitig bietet die Kommunikation und Interaktion mit Kunden und Mitarbeitern Moumlglichkeiten fuumlr eine Integration sozusagen als Impulsgeber raquovon untenlaquo Freiwilligenarbeit gemeinsame Baum-pflanzaktionen oder Spenden fuumlr Naturschutzeinrichtungen tragen zum Schutz und zur Wertschaumltzung des Naturkapitals bei Mit Blick auf ihre Mitarbeiter profitieren Unternehmen zudem vom Wohlbe-finden am Arbeitsort erhoumlhter Kommunikationsbereitschaft und staumlrkerer Bindung und Loyalitaumlt gegenuumlber dem Arbeitgeber

Berichterstattung (inklusive umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung)Die in Deutschland und weltweit gebraumluchlichste Richtlinie zur Bericht-erstattung von Nachhaltigkeitsaspekten ndash die Global Reporting Initia-tive (GRI) ndash sieht eine Offenlegung von bis zu fuumlnf biodiversitaumltsbe-zogenen Indikatoren vor Diese waren bislang von eher qualitativer

WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

ABBILDUNG 20 Umweltindika-toren der Global Reporting Initiative Die fuumlnf relevanten Umweltindi - ka toren der Berichterstattungsricht-linie der Global Reporting Initiative (GRI) in der Version 31 Biodiver-sitaumlts bezogene Umweltindikatoren werden mit EN fuumlr Umwelt abgekuumlrzt und beinhalten EN 11 bis EN 15

Kernindikatoren Zusaumltzliche Indikatoren

EN11

Ort und Groumlszlige von Grundstuumlcken in Schutzge-bieten oder angrenzend an Schutzgebiete Ort und Groumlszlige von Grundstuumlcken in Gebieten mit hohem Biodiversitaumltswert auszligerhalb von Schutz-gebieten oder daran angrenzend Zu beruumlcksich-tigen sind Grundstuumlcke die im Eigentum der berichtenden Organisation stehen oder von die-ser gepachtet oder verwaltet werden

EN13 Geschuumltzte oder wiederhergestellte natuumlrliche Lebensraumlume

EN14Strategien laufende Maszlignahmen und Zu-kunftsplaumlne fuumlr das Management der Auswir-kungen auf die Biodiversitaumlt

EN12

Beschreibung der wesentlichen Auswirkungen von Aktivitaumlten Produkten und Dienstleistungen auf die Biodiversitaumlt in Schutzgebieten und in Gebieten mit hohem Biodiversitaumltswert auszliger-halb von Schutzgebieten

EN15

Anzahl der Arten auf der Roten Liste der IUCN und auf nationalen Listen die ihren natuumlrlichen Lebensraum in Gebieten haben die von der Geschaumlftstaumltigkeit der Organisation betroffen sind aufgeteilt nach dem Bedrohungsgrad

ABBILDUNG 19(Foto Piepenbrock)

INFOBOX 22

Praxisbeispiel Mitarbeiter-EngagementDie Piepenbrock Unternehmensgruppe unterhaumllt im brandenbur-gischen Naturpark Stechlin-Ruppiner Land den 2200 Hektar groszligen Forst Rheinshagen Im Rahmen seiner Aktion raquoWachstumlaquo pflanzt das Unternehmen dort gemeinsam mit seinen Kunden fuumlr jeden Neuauf-trag Baumlume Im August 2012 besuchte eine Gruppe von zehn Auszu-bildenden des Unternehmens im Zuge der raquoAzubi-Projekttagelaquo den Piepen brock Forst um die Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens kennenzulernen und selbst aktiv zu unterstuumltzen Ziel war es die Sand-heideflaumlche am Zechower Berg im Naturschutz- und gleichnamigen Fauna-Flora-Habitat-Gebiet Rheinsberger Rhin und Hellberge zu pflegen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 38

IM RAHMEN VON UMWELTSCHUTZ UND RESSOURCENshyEFFIZIENZ KUumlMMERN SICH VIELE UNTER NEHMEN BEREITS HEUTE UM BIODIVERSITAumlT UND ECOSYSTEM SERVICES OHNE DIES JEDOCH EXPLIZIT HERAUS ZUshy STELLEN DER BEWUSSTE EINBEZUG DES OumlKOSYSTEMshy GEDANKENS SOWIE DIE BETRACHTUNG ENTSPRECHENDER CHANCEN UND RISIKEN STELLT EINE WEITER ENT shy WICKLUNG DAR DIE DURCHAUS ALS rsaquoUMWELTVERANTshyWORTUNG 20lsaquo BEZEICHNET WERDEN KANN

MICHAEL SIEMERS CORPORATE

ENVIRONMENT amp RESPONSIBILITY

EVONIK INDUSTRIES AG

Form doch auch hier erfolgt eine regelmaumlszligige Anpassung die zu-kuumlnftig sicherlich auch mit einer Quantifizierung einhergehen wird Damit bleibt die unternehmerische Berichterstattung eng verbunden mit dem Umweltmanagement

Unternehmerische Berichterstattung wird sich aumlndern und zukuumlnftig integrierter sein (Stichwort Integrated Reporting) In dieser Hinsicht ist auch die umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung zu sehen

INFOBOX 23

Praxisbeispiel Umweltbezogene Gewinn- und VerlustrechnungWaumlhrend in der klassischen Gewinn- und Verlustrechnung (GampV) nur finanzielle Kenngroumlszligen wie Anlagevermoumlgen return on investment und Eigenkapitalrendite berichtet werden bleiben die umweltbezogenen Kosten verborgen Diese Externalitaumlten ndash beispielsweise Verschmutzung von Gewaumlssern Zerstoumlrung von Lebensraumlumen oder das Abwaumllzen von Verantwortung beim Klimawandel auf Folgegenerationen ndash sind als Ver-luste anzusehen die nicht durch das Unternehmen sondern von Dritten wie der Allgemeinheit oder der Natur getragen werden Getrieben von CEO Jochen Zeitz hat Puma es sich zur Aufgabe gemacht diese Kosten deutlicher aufzuzeigen und in die GampV einflieszligen zu lassen Solch eine Sichtbarmachung kann beim Einkauf der Fertigung der Produktent-wicklung oder dem Nachhaltigkeitsmanagement helfen bessere Ent-scheidungen zu treffen um so die Externalitaumlten zu minimieren Laut PUMA Environmental Profit amp Loss Account hat das Unternehmen im Jahr 2010 etwa 145 Millionen Euro an Umweltschaumlden durch Treibhaus-gasemissionen Wasserverbrauch Landnutzungsfolgen Luftverschmut-zung und Abfallerzeugung verursacht Davon entfallen nur etwa 6 auf das Kerngeschaumlft mehr als 137 Millionen Euro Umweltschaumlden ent-stehen entlang der Lieferkette Weitere Informationen httpaboutpumacomwp-contentthemesaboutPUMA_themefinancial-reportpdfEPL080212finalpdf

39WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Sie macht deutlich welche Abhaumlngigkeiten und welche Einfluumlsse ein Unternehmen hat und stellt bei der Einbeziehung der Oumlkosystem-leistungen und Integration in die externe Rechnungslegung einen be deut samen Schritt hin zur Beruumlcksichtigung von Naturkapital in Unternehmen dar Eine Offenlegung dieser Art koumlnnte einen Para dig-menwechsel einleiten Wer seine Leistung schon fruumlhzeitig ganzheit-lich misst und berichtet kann in einem sich veraumlndernden Geschaumlfts-

ABBILDUNG 21 (Foto LianeM Fotoliacom)

INFOBOX 24

Biodiversitaumlt in den Umweltmanagementzertifizierungen ISO 14001 und EMASBei EMAS muumlssen und bei ISO 14001 sollten die Auswirkun-gen auf die biologische Vielfalt beruumlcksichtigt werden Bei EMAS wird in Form des raquoFlaumlchenverbrauchslaquo ein direkter Indikator fuumlr den Habitatverlust erhoben ndash eine der Hauptursachen des Biodiver-sitaumltsverlustes Zwar kann der Flaumlchenverbrauch von unterschiedli-cher Qualitaumlt sein ndash die Bebauung einer bereits degradierten Flaumlche ist weniger kritisch als die eines intakten Oumlkosystems ndash dennoch kann dies als erster Startpunkt gewertet werden

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 40

umfeld weiterhin Spitzenleistung liefern Dies betrifft die Felder Risikomanagement Versorgungssicherheit und -produktivitaumlt wie auch Compliance und Stakeholdermanagement

UmweltmanagementEin Umweltmanagement steuert gemaumlszlig den vier Managementschrit-ten Planen Ausfuumlhren Kontrollieren und Optimieren umweltbezo-gene Unternehmenstaumltigkeiten und ermoumlglicht so eine kontinuierli-che Verbesserung der Umweltleistung Dieser Managementzyklus beruumlcksichtigt derzeit nur selten umsetzungsorien tiert die Dimensio-nen Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt

Hier kann eine Erweiterung konkret ansetzen Eine erste Feststellung des Status quo auf Basis bereits existieren der Umweltdaten ndash ergaumlnzt durch Experteneinschaumltzungen ndash ist der Anfang Anschlieszligend koumln-nen spezifische und messbare Ziele gesetzt werden was sich in die bekannten Schritte des Umweltmanagements einbinden laumlsst

RessourceneffizienzRessourceneffizienz gewinnt angesichts steigender Rohstoffpreise und -bedarfe und des groszligen Anteils den Material- und Energie kosten an den Gesamtkosten in vielen Branchen darstellen wirtschaftlich und politisch enorm an Bedeutung Zur Steigerung der Ressourceneffi-zienz liegen aktuell Programme auf nationaler wie europaumlischer Ebene vor es existieren dazu Plattformen und Initiativen Das Thema raquoRes-sourceneffizienzlaquo koumlnnen Unternehmen strategisch integrieren (zum Beispiel in ihrem Umweltmanagement) indem sie die entsprechen-den Einsatzstoffe als Naturkapital raquodeklarierenlaquo und im Ressourcen-management umfassender als bisher beruumlck sichtigen Durch den sparsamen effizienten Einsatz von Ressourcen koumlnnen oftmals Oumlko-systeme geschont werden (zum Beispiel durch ein entsprechendes

INFOBOX 25

Praxisbeispiel Integration von Biodiversitaumlt in das Ressourcen-managementUPM betreibt in Deutschland sieben Papierfabriken und verschreibt sich der nachhaltigen Forstwirtschaft und dem Schutz der Biodiversitaumlt So wird weltweit FSC- und PEFC-zertifiziertes Holz verwendet und in unter nehmenseigenen Waumlldern ein Biodiversitaumltsprogramm umge-setzt Gemeinsam mit der raquoAlliance for Water Stewardshiplaquo fuumlhrt UPM ein Pilotprojekt zum Wassermanagement durch Dies soll den Verbrauch des wasserintensiven Papierherstellungsprozesses senken und die Wie-derverwendung des Wassers erhoumlhen UPM unterstreicht mit seinemEngagement seine Position als raquoBiofore Companylaquo

41WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

INFOBOX 26

Praxisbeispiel Bewertung von Biodiversitaumlt in der Lebensmittel-branche und der LandwirtschaftEinen Schritt weiter als die Oumlkobilanzen geht das Bewertungsverfahren der BASF Mit ihrer Lebenszyklusanalyse AgBalance erfasst sie eine Viel-zahl von Nachhaltigkeitsindikatoren der Lebensmittel- und Landwirt-schaftsbranche Biologische Vielfalt flieszligt mit 8 der 69 Indikatoren in eine Punktebewertung ein so unter anderem Naumlhe zu Schutzgebieten Auskreuzungspotenzial und Oumlkotoxizitaumltspotenzial Auszligerdem werden soziale und oumlkonomische Indikatoren erfasst und somit alle drei Saumlulen der Nachhaltigkeit abgebildet Auch wenn ein Abwaumlgen zwischen unter-schiedlichen Groumlszligen wie Punkten und Euros als Messeinheiten Entschei-der vor Herausforderungen stellt ist dies doch ein wichtiger Schritt hin zur Integration von Biodiversitaumlt in Entscheidungsprozesse

Wassermanagement in Regionen mit Wasserstress) Jedoch ist Res-sourceneffizienz nicht gleichzusetzen mit Biodiversitaumlts- und Oumlko-systemschutz Neben dem sparsamen Umgang mit Ressourcen ist auch die Art der Einsatzstoffe (zum Beispiel Nutzung von nachhaltig erzeugtem Palmoumll) von Bedeutung

Der Zusammenschluss zu Brancheninitiativen ist ein Ansatz um das Thema Ressourceneffizienz ganzheitlicher und passgenauer zu be-trach ten und so die Thematik uumlber den bisherigen Fokus auf Reduzie-rung von Rohstoffverbrauch und Emissionen hinaus zu erweitern

Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten- Management Die Analyse der Wertschoumlpfungskette eines Produktes liefert immer wieder Verbesserungspotenzial und wird deshalb regelmaumlszligig durchge-fuumlhrt Dies bietet gute Ansatzpunkte fuumlr eine Untersuchung und Ver-besserung der Biodiversitaumltsperformance Eine weitere oft genutzte Analysemoumlglichkeit sind Oumlkobilanzen (Life Cycle Assessments)

Oumlkobilanzen bilden den gesamten Stoffkreislauf ab ndash und somit auch die fuumlr Biodiversitaumlt relevante Landnutzung oder Oumlkosystemleis-tungen wie die Bereitstellung von Rohstoffen die Absorption von Produktionsemissionen und die Aufnahme von Abfallprodukten An-gefangen bei eigenen Beschaffungsquellen (zum Beispiel Vertragsan-bauer von Supermaumlrkten oder Handelsmarken) bis hin zu Vorproduk-ten der Liefer an ten ndash entlang der Lieferkette verbergen sich zahlreiche Ursachen fuumlr Bio diversitaumltsverlust Fuumlr Unternehmen die Rohstoffe und Vorpro dukte aus dem Ausland beziehen ist es daher wichtig auf den Einkauf und das Lieferkettenmanagement zu achten Wichtige

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 42

Analyseschritte beinhalten Grenzwerte und Normen (in den Abbau- und Ursprungslaumlndern der Vorprodukte oftmals deutlich niedriger als in Deutschland) oder Screenings zu Wasserknappheit entlang der Lie-ferkette Darauf aufbauend ergibt sich eine detaillierte Bewertung zur Beruumlcksichtigung von Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt bei Liefe ranten

Investitions- und PlanungsprozesseInvestitionen in den Bau neuer Anlagen oder Standorte werden derzeit eher selten unter Biodiversitaumltsaspekten im betrieblichen Umwelt-management erfasst Beim Bau eines Produktionsstandorts auf der raquogruumlnen Wieselaquo spielen vor allem die Eingriffsregelung des Bun-desnaturschutzgesetztes (BNatSchG) sowie das EU-Naturschutz-recht (FFH- und Vogelschutz-Richtlinie) eine wichtige Rolle Diese Regeln erscheinen Unternehmen manchmal wider spruumlchlich ndash gerade mit Blick auf den gewollten Naturschutz Firmenareale werden auf-grund strategischer Entscheidungen zum Beispiel fuumlr den Bau von Anlagen uumlber einen laumlngeren Zeitraum brach liegen gelassen Siedelt sich daraufhin eine geschuumltzte Art auf dieser Flaumlche an koumlnnen Unter-nehmen unter Umstaumlnden nur mit hohen Auflagen dieses Gebiet er-schlieszligen und einen Neu- oder Ausbau realisieren Um solchen Ziel kon-flikten vorzubeugen bieten die zustaumlndigen Natur schutzbehoumlrden an in Dialog zu treten um gangbare Wege und Maszlignahmen auszu loten

Doch Unternehmen koumlnnen auch in Vorleistung gehen Indem zum Beispiel Brachflaumlchen und Naturraumlume belassen sowie die Funktio-nalitaumlt von aquatischen Oumlkosystemen (Gewaumlssern) erhalten werden

INFOBOX 27

Ausgleichsflaumlchen ndash Chancen fuumlr beschleunigte PlanungsprozesseGut zu wissen Laut sect16 BNatSchG kann durch Oumlkosystemschutz ein raquoGuthabenlaquo auf einem Oumlkokonto angespart werden Bei spaumlteren Ein-griffen werden diese Flaumlchen als bereits geleistete Kompensationsmaszlig-nahmen anerkannt Rheinkalk macht sich dieses Instrument zunutze Im sauerlaumlndischen Houmlnnetal dient nur ein Teil des Grundbesitzes dem Kalksteinabbau Weite Teile des Areals hingegen stehen dank nicht-oumlkonomischer Waldnutzung dem Naturschutz temporaumlr zur Verfuumlgung oder werden je nach Management und naturschutzfachlicher Einschaumlt-zung einem Oumlkokonto zugeschrieben das als Kompensationsleistung fuumlr zu erwartende Eingriffe agiert Waumlhrend auf der einen Seite pro-aktiv Arten- und Oumlkosystemschutz ermoumlglicht wird profitiert Rheinkalk von einem beschleunigten Planungsprozess vermiedener Buumlrokratie und somit geringeren Kosten (wwwrheinkalkdepdfVerantwortung_Fuer_Mensch_und_Naturpdf Seite 24)

43WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

koumlnnen etwaige Kompensationsmaszlignahmen im Rahmen der Ein griffs -regelung vermieden werden Zudem koumlnnen Ergebnisse der teils obli-gatorischen Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung (UVP) der Strategischen

INFOBOX 28

Praxisbeispiel ZielkonflikteBiologische Vielfalt spielt in Steinbruumlchen Baggerseen und Kiesgruben eine wichtige Rolle Die Steine- und Erdenindustrie engagiert sich in zahlreichen Projekten zur Foumlrderung der biologischen Vielfalt Neben der Erarbeitung von Biodiversitaumltsindikatoren und einer Biodiversitaumlts-Datenbank zaumlhlen hierzu zahlreiche gemeinsame Projekte mit Umwelt-verbaumlnden

raquoLeider werden der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt in den Abbaustaumltten ausgerechnet durch das Naturschutzrecht selbst eingeschraumlnkt Wer zum Beispiel ein Laichgewaumlsser fuumlr die Gelbbauch-unke auf einem Rohbodenstandort anlegt oder eine Steilwand fuumlr die Uferschwalbe herrichtet der laumluft Gefahr dass die weitere Bewirt-schaftung der Flaumlchen deutlich eingeschraumlnkt wird Der statische An-satz im Naturschutzrecht verhindert damit leider vielerorts die Aus-schoumlpfung von Synergieeffekten von Gesteinsabbau und Naturschutz Die Steine- und Erdenindustrie jedenfalls ist zur Foumlrderung der biolo-gischen Vielfalt bereit und setzt sich auch weiterhin fuumlr praktikable Loumlsungen einlaquo (Diplom-Biologe Thomas Beiszligwenger Hauptgeschaumlfts-fuumlhrer Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

ABBILDUNG 22 (Foto Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

INFOBOX 29

Praxisbeispiel Management von LiegenschaftenFraport die Betreibergesellschaft des Frankfurter Flughafens formuliert in seiner unternehmenseigenen Biodiversitaumltsstrategie Grundsaumltze zur Biodiversitaumlt Darin wird festgehalten dass sich Flugbetrieb und der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt ndash uumlber gesetz liche Anforderungen wie zum Beispiel Eingriffsregelung hinaus ndash vereinbaren lassen So wird unter anderem auf dem Gelaumlnde des Flughafens ein For-schungsprojekt zum Bienen-Monitoring unterstuumltzt das wichtige Infor-mationen uumlber die Schadstoffsituation liefert Gleich zeitig werden im Rhein-Main-Gebiet gezielt Naturschutzvorhaben gefoumlrdert so zum Bei-spiel der Erhalt von raquoAltholzinselnlaquo im Kinzigtal oder die Pflege von Streuobstwiesen im Maintal (wwwfraportdecontentfraport-agdenachhaltigkeitumweltnatur--und-ressourcenschutz0html und verglei-che auch die dort bereitgestellten PDF-Dokumente)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 44

Legende Naumlhe zum Kerngeschaumlft Merkmalsauspraumlgung Geringer Bezug Mittel o Trifft zu x Mittlerer Bezug Stark + Starker Bezug Sehr stark + +

ABBILDUNG 23 Handlungsan-saumltze zur Integration von Biodiversi-taumlt in Unternehmen am Beispiel eines Industrie- und Konsumguumlter-unternehmens (Grafik PwC)

INFOBOX 30

Handlungsansaumltze zur Integration von Biodiversitaumlt in UnternehmenDie vorgestellten sechs Handlungsansaumltze werden hier systematisch zusammengefasst am Beispiel der Indus trie- und Konsumguumlterbranche dargestellt Diese Systematik kann allen Unternehmen als Pruumlfrahmen dienen ihr spezifisches Profil zur Beruumlcksichtigung von biologischer Viel-falt Oumlkosystemen und deren Leistungen (Naturkapital) zu entwickeln

Die Abbildung verdeutlicht die Wirkung der verschiedenen Handlungs-ansaumltze beispielhaft im Hinblick auf die vier Werttreiber Risiken senken Kosten reduzieren Maumlrkte und Kunden erschlieszligen und Reputation steigern

Waumlhrend die farbliche Hinterlegung die Naumlhe zum Kerngeschaumlft andeutet geben die Spalten auf der rechten Seite Informationen uumlber den Beitrag zum Schutz der biologischen Vielfalt sowie zur moumlglichen Umsetzungskomplexitaumlt wieder Es wird deutlich dass es durchaus ein-fache Maszlignahmen gibt die eine Wirkung zeigen

Werttreiber

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Integration von Biodiversitaumltsaspekten in hellip

Beitrag zum Schutz des Natur kapitals

Umsetzungsshy komplexitaumlt

x x x 1) Unternehmerischer Verantwortung (Corporate Responsibility) o + o

x x x 2) Berichterstattung (inkl umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung) o +

x x 3) Umweltmanagement inkl Liegenschafts-management o + +

x x 4) Maszlignahmen zur Steigerung der Ressourcen-effizienz + + + +

x x x 5) Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten-Management + + + +

x x 6) Investitions- und Planungsprozesse + o +

45WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Des Weiteren ist erkennbar dass die Integration von Biodiversitaumlt in Aus-wahl- und Entscheidungsprozesse vor allem im Bereich Ressourceneffi-zienz Lieferketten-Management und Investitions- und Planungsprozesse zu Win-win-Situationen fuumlhren kann Dabei sollte bei der Auswahl der Ansaumltze und Methoden aber immer das Kerngeschaumlft des Unterneh-mens im Vordergrund stehen ndash hier kann ein erster Check die weitere Schwerpunktsetzung unterstuumltzen Auch die Integration ins klassische Umweltmanagement stellt einen Schritt zur Beruumlcksichtigung von Bio-diversitaumlt dar ndash und zwar verbunden mit einem maumlszligigen Aufwand

Umweltpruumlfung (SUP) und der FFH Vertraumlglichkeitspruumlfung (FFH VP) guumlnstiger ausfallen Auflagen der Nachbesserung reduziert dadurch Kosten eingespart und ein reibungsloser Planungs- und Bauprozess beguumlnstigt werden

Abschlieszligend gilt es die Integration von Biodiversitaumlt auch in flankie-renden operationellen Einheiten voranzutreiben Dies betrifft beson-ders Forschung und Entwicklung sowie Kommunikation Dabei sollen die Themen erfolgreich sowohl nach innen als auch nach auszligen also zu Kunden Lieferanten und anderen Interessengruppen kommuni-ziert und in eine entsprechende Berichterstattung integriert werden

AUSBLICK5

WIR KOumlNNEN DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER WIRTSCHAFT NUR ERHALTEN WENN WIR DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER NATUR ERHALTEN DAFUumlR IST EINE VIELFALT AN LEBENSshy RAumlUMEN UND ARTEN VON ENTSCHEIDENDER BEDEUTUNG DEREN SCHUTZ MUSS DESHALB VIEL STAumlRKER IN DEN WERTSCHOumlPFUNGSPROZESSEN BERUumlCKSICHTIGT WERDEN

ALEXANDER BARTELT ABTEILUNGS-

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VORSTANDSVORSITZENDER raquoBIODIVER-

SITY IN GOOD COMPANYlaquo- INITIATIVE

Es ist an der Zeit die Aspekte von Naturkapital in das unterneh-merische Handeln zu integrieren Nutzen Sie die vielfaumlltigen Ansatz-punkte die im Rahmen der Broschuumlre aufgezeigt wurden und beginnen Sie Ihre unternehmerischen Aktivitaumlten zu erweitern In Deutsch-land gibt es viele Initiativen und Ansaumltze die einen Einstieg in die The-men Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungen erleich tern Nutzen Sie diese Initiativen fuumlr einen Austausch mit anderen Unter-nehmen und uumlber die dort bereits gemachten Erfahrungen (siehe dazu auch Kapitel 6)

Die Initiative raquoBiodiversity in Good Companylaquo ist ein Zusammen-schluss von Unternehmen die gemeinsam fuumlr den Schutz der

biologischen Vielfalt eintreten Der branchenuumlbergreifenden Initiative gehoumlren kleine mittlere und groszlige Unternehmen an Die Mitglieder der raquoBiodiversity in Good Companylaquo-Initiative unterstuumlt-zen das freiwillige Engagement der Wirtschaft fuumlr den Schutz der biologischen Vielfalt Sie arbeiten an Innovationen und Investitio-nen damit naturvertraumlgliche Technologien Produkte und Dienst-leistungen verstaumlrkt ihren Weg in die Maumlrkte finden Die Initiative

47AUSBLICK

traumlgt dazu bei den Privatsektor in die Verwirklichung der Ziele der Konvention uumlber die biologische Vielfalt und der Nationalen

Strategie zur biologischen Vielfalt staumlrker einzubinden

Auch im Rahmen von econsense ndash einem Zusammenschluss fuumlhren-der global agierender Unternehmen und Organisationen der deut-schen Wirtschaft zu den Themen nachhaltige Entwicklung und Cor-porate Social Responsibility (CSR) ndash wird der Themenbereich im Rahmen der Arbeitsgruppe raquoBiodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungenlaquo begleitet Die Mitgliedsunternehmen setzten sich intensiv mit dem Erhalt und der Entwicklung der biologischen Vielfalt auseinander und nutzen econsense als Plattform zum Austausch und zur Diskus-sion von praktischen Managementinstrumenten

Engagieren Sie sich im Projekt raquoUnternehmen Biologische Vielfalt 2020laquo einer Dialog- und Aktionsplattform des Bundesumweltminis-teriums gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der deutschen Wirtschaft und von Naturschutzverbaumlnden die einen fortlaufenden Austausch erlaubt und konkrete Aktivitaumlten zur Umsetzung der Nati-onalen Strategie zur biologischen Vielfalt auf den Weg bringt Folgende Themenfelder stehen dabei im Fokus Informationen zur biologischen Vielfalt fuumlr Unternehmen Biologische Vielfalt im betrieblichen Umweltmanagement Biologische Vielfalt und Naturschutzrecht Kommunikation von Unternehmen nach auszligen Finanzierung von Naturschutzprojekten Maumlrkte Chancen erkennen und entwickeln Netzwerkbildung

Die kuumlnftige Leistungsfaumlhigkeit der Wirtschaft wird von der Leis-tungsfaumlhigkeit des Naturkapitals abhaumlngen Der Erhalt der Leistungs-faumlhigkeit unseres Naturkapitals erfordert die gebuumlndelten Kraumlfte von Unternehmen Politik und Gesellschaft raquoNatur kapital Deutschland ndash TEEB DElaquo zeigt dass sich dies auch wirtschaftlich lohnt Lassen Sie uns diese Chance gemeinsam wahrnehmen

ABBILDUNG 24 (Foto morrbyte Fotoliacom)

6 WEITERFUumlHRENDE INFORMATIONEN

PROJEKT raquoNATURKAPITAL DEUTSCHLAND ndash TEEB DElaquoDiese Broschuumlre ist Teil des Projekts raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo in dessen Rahmen bis zum Jahr 2015 folgende vier Berichte erscheinen (Arbeitstitel) raquoKlimapolitik und Naturkapital Synergien und Konfliktelaquo raquoOumlkosystemleistungen und Entwicklung laumlndlicher Raumlumelaquo raquoNaturleistungen in der Stadt Gesundheit schuumltzen und

Lebensqualitaumlt erhoumlhenlaquo raquoNaturkapital Deutschland Neue Handlungsoptionen

ergreifen ndash eine Syntheselaquo

Bereits erschienen ist die Broschuumlre raquoDer Wert der Natur fuumlr Wirt-schaft und Gesellschaft ndash Eine Einfuumlhrunglaquo wwwnaturkapital-teebde

Soweit Praxisbeispiele und Statements nicht gesondert gekennzeich-net wurden sind diese speziell fuumlr raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo erstellt worden

Leitfaumlden Handlungsmoumlglichkeiten fuumlr Unternehmen BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012)Biodiversitaumlt im unterneh-

merischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Umfangrei-che aber dennoch leicht zu erfassende und praxisnahe Broschuumlre zu Maszlignahmen rund um den betrieblichen Biodiversitaumltsschutz Mit zahl-reichen Umsetzungstipps und Hinweisen auf weiterfuumlhrende Lite ra-tur und Webseiten

49WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

www2leuphanadeumanagementcsmcontentnamadownloads download_publikationenBestaendig20Wuczkowski_Biodiversitaet 20im20unternehmerischen20Nachhaltigkeitsmanagement_neupdf

HOUDET J (HRSG) (2008 UumlBERARBEITET 2010) Integrating bio-diversity into business strategies The Biodiversity Accountability Framework Sehr umfangreiche Publikation (knapp 400 Seiten) uumlber Bio di versitaumlt und Unternehmen beginnend bei den Grundlagen 23 In dikatoren (Business and Biodiversity Independence Indicators) sind Grundlage fuumlr die Bewertung der Biodiversitaumltsleistung von Unter-nehmen Mit zahlreichen Beispielen Regionaler Fokus Frankreichwwworeeorg_scriptntsp-document-file_downloadphp document_id=1063ampdocument_file_id=1070

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement ndash Ein Leitfaden fuumlr die betriebliche Praxis Umsetzungsorientiertes Handbuch zur Einbindung von Biodiversi-

taumlt in das bestehende (Umwelt)-Management inklusive zahlreicher Vorschlaumlge fuumlr Maszlignahmen und Instrumente sowie Zuordnung zu Handlungsfeldern und Funktionsbereichen httpwwwbmudeN46143

TEEB (2012) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Busi-ness and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York Bericht fuumlr Unternehmen der internationalen TEEB-Studie Ins-pirierende teils generische Heranfuumlhrung an die Bedeutung von Bio-diversitaumlt an Unternehmen mit Beispielen aus aller Welt Excutive summary unter wwwteebweborg

UN GLOBAL COMPACT AND IUCN (2012) A Framework for Corpo rate Action on Biodiversity and Ecosystem Services Uumlberblicksbro schuumlre zu Biodiversitaumlt und Unternehmen Adressierte Themen Treiber Risi-ken amp Chancen Corporate Governance Management (inkl Vermei-dungs-Hierarchie) Stakeholder-Engagement und Berichter stattungwwwunglobalcompactorgdocsissues_docEnvironmentBES_Frameworkpdf

WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD) (2011) Handbuch zur unternehmerischen Bewertung von Oumlkosystemdienstleistungen (CEV) Ein Rahmenwerk zur Erleichterung unternehmerischer Entscheidungsfindung Generisches Hand buch fuumlr die Durchfuumlhrung einer unternehmensinternen Bewertung von Biodiversitaumlt (breites Werteverstaumlndnis) mit Handreichungen zu vor-gelagerten Abwaumlgungen wwweconsensedesitesallfilesWBCSD_Handbuch_CEVpdf

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 50

WORLD RESOURCE INSTITUTE (WRI) (2012) Corporate Ecosystem Services Review ndash Version 20 Handbuch zur systematischen Erfas-sung von biodiversitaumltsbezogenen Risiko- und Handlungsfeldern Schrittweises Vorgehen inkl Vorschlaumlgen fuumlr die Erfassung und Doku-mentation des Prozesses wwwwriorgpublicationcorporate-ecosystem-services-review

Allgemein Oumlkosysteme Biodiversitaumlt und Wirtschaft JESSEL B TSCHIMPKE O UND WALSER M (2009) Produktivkraft

Natur Hamburg Praumlgnante Beispiele fuumlr die Quantifizierung von wirtschaftlich relevanten Nutzungen der Natur in Arbeitsplaumltzen Umsaumltzen oder vermiedenen Kostenwwwnaturkapital-teebdefileadminDownloadsProduktivkraft Naturpdf

MILLENNIUM ECOSYSTEM ASSESSMENT (2005) Ecosystems and Human Well-Being ndash Synthesis Synthese der mehr als 1000 Seiten fassenden wissenschaftlichen Studie uumlber die oumlkologischen und gesell-schaftlichen Zusammenhaumlnge sowie Zustand und Trends des Verlus-tes der biologischen Vielfalt und die Bedeutung der Oumlkosystemleis-tungen fuumlr den Menschenwwwmaweborgdocumentsdocument356aspxpdf

TEEB (2010) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integ-rieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz (Hrsg) Bonn Zusam-menfassung der Ergebnisse der internationalen TEEB Studie Synthese der Berichte fuumlr internationale Politiker lokale und regionale Ent-scheider sowie Unternehmen wwwteebweborg

Kartenmaterial Frageboumlgen und Tools PROTECTEDPLANETNET Weltweite kartengestuumltzte Darstellung von

Schutzgebieten basierend auf den Daten der World Database of Pro-tected Areas (WDPA) und der Weltnaturschutzorganisation (IUCN) wwwprotectedplanetnet

BFNshySCHUTZGEBIETSKARTE Interaktive Karte des Bundesamtes fuumlr Naturschutz mit allen deutschen Schutzgebieten wwwgeodienstebfndeschutzgebiete

CHECKLISTEN DER DEUTSCHEN BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIAshyTIVE Fragenkatalog zur Erstellung einer Selbsteinschaumltzung bezuumlg-lich potenzieller Risiken hinsichtlich Biodiversitaumlt und Oumlkosystem-leistungen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

51WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

INTEGRATED BIODIVERSITY ASSESSMENT TOOL (IBAT) Kostenpflich-tige Anwendung zur Bewertung standortbezogener Biodiversitaumlts-risiken (Fokus Schutzgebiete und Biodiversity Hot Spots) GIS-(Karten)- basiert wwwibatforbusinessorg

Fallbeispiele und Publikationssammlung WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD)

(2012) Biodiversity and ecosystem services ndash scaling up business solutions Company case studies that help achieve global biodiversity targetswwwwbcsdorgPagesEDocumentEDocumentDetailsaspxID=14923ampNoSearchContextKey=true

UNITED NATIONS ENVIRONMENT PROGRAM FINANCE INITIATIVE (UNEP FI) Publikationen zu biodiversitaumltsbezogenen Chancen Risiken und Handlungsoptionen der Finanzbranche wwwunepfiorgpublicationsbiodiversityindexhtml

CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (CBD) BUSINESS PROGRAMM Fallstudien und Publikationen zu Beruumlhrungspunkten und Leuchtturm-projekten zum Erhalt der biologischen Vielfalt wwwcbdintenbusiness

ECOSYSTEM MARKETPLACE Nachrichtenportal von Forest Trends rund um Biodiversitaumlts- Wasser- und CO2-Maumlrkte wwwecosystemmarketplacecom

Strategien auf politischer Ebene NATIONALE STRATEGIE ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT (2007) Deutsch-

lands Strategie zur Umsetzung der Konvention uumlber die biolo gische Vielfalt wwwbmudeN40333

INFORMATIONSPORTAL DES BUNDESAMTES FUumlR NATURSCHUTZ ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT Mit Nachrichten Informationen Veranstal-tungshinweisen und weiterfuumlhrenden Materialien wwwbiologische-vielfaltde

EUshyBIODIVERSITAumlTSSTRATEGIE FUumlR 2020 Diese EU-Strategie enthaumllt Ziele zum Erhalt von Biodiversitaumlt sowie von Oumlkosystemen und deren Leistungen (raquoNaturkapitallaquo) bis 2020httpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversitycomm20062020htm

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 52

GLOBALE BIODIVERSITAumlTSZIELE Der raquoStrategische Plan 2011 ndash 2020laquo des Internationalen Uumlbereinkommens zur biologischen Vielfalt (CBD) enthaumllt auch Ziele zu Oumlkosystemen und deren Leistungen sowie zum Wert der biologischen VielfaltwwwcbdintdocdecisionsCOP-10cop-10-dec-02-enpdf

Initiativen DEUTSCHE BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIATIVE ndash raquoBIODIVERSITY

IN GOOD COMPANYlaquoshy INITIATIVE Zusammenschluss vor allem deut-scher Unternehmen mit dem Ziel die Integration von Biodiversitaumlt in unternehmerische Entscheidungen voranzutreiben wwwbusiness-and-biodiversityde

EUROPAumlISCHE raquoBUSINESS AND BIODIVERSITY CAMPAIGNlaquo Europa-weite Plattform fuumlr Unternehmen mit dem Ziel Ansaumltze fuumlr ein Biodi-versitaumltsmanagement zu entwickeln und umzusetzen wwwbusiness-biodiversityeu

NATURAL CAPITAL DECLARATION Erklaumlrung einzelner Akteure des Finanzsektors Naturkapital in Finanzprodukten und -dienstleistungen zu beruumlcksichtigen wwwnaturalcapitaldeclarationorg

TEEB FOR BUSINESS COALITION Initiative zur Vereinheitlichung der Bilanzierung von Naturkapital im Unternehmen httpteebforbusinessorg

GLOSSAR 53

GLOSSAR

ARTENVIELFALTDiversitaumlt (Vielfalt) biologischer Arten in einem Lebensraum Artenviel-falt ist neben genetischer Vielfalt und Diversitaumlt der Oumlkosysteme ein Teil-aspekt der biologischen Vielfalt

BASISLEISTUNGENGrundlegende Leistungen der Oumlkosysteme wie zum Beispiel Photosyn-these oder Stickstoffbindung von Knoumlllchenbakterien welche die Voraus-setzung fuumlr alle anderen Leistungen der Oumlkosysteme sind

BIODIVERSITAumlT Biologische Vielfalt

BIOLOGISCHE VIELFALT Die Vielfalt des Lebens auf unserer Erde (oder Biodiversitaumlt) ist die Varia-bilitaumlt lebender Organismen und der von ihnen gebildeten oumlkologischen Komplexe Sie umfasst drei Ebenen 1) die Vielfalt an Oumlkosystemen bezie-hungsweise Lebensgemeinschaften Lebensraumlumen und Landschaften 2) die Artenvielfalt und 3) die genetische Vielfalt innerhalb der verschie-denen Arten

EINGRIFFSREGELUNG Instrument des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatschG sectsect 13 ff) das die Bewaumlltigung von Eingriffen in Natur und Landschaft regelt (Vermeidung und Kompensation)

EMAS Betriebliches Umweltmanagementsystem (Eco Management and Audit Scheme) nach der Verordnung (EG) Nr 12212009 uumlber die freiwillige Teil-nahme von Organisationen an einem Gemeinschaftssystem fuumlr Umwelt-management und Umweltbetriebspruumlfung (ABl EG L 342 v 22122009 S 1) Schwerpunkte sind die kontinuierliche Verbesserung der Umwelt-leistung die Umwelterklaumlrung und Umweltrechtskonformitaumlt

GEBIETSFREMDE ARTENAuch invasive Arten oder Neobiota Tier- und Pflanzenarten die durch Einfuhr (beabsichtigt) oder Einschleppung (unbeabsichtigt) in einem fuumlr sie nicht natuumlrlichen Lebensraum leben Einige gebietsfremde Arten ver-breiten sich aufgrund mangelnder Feinde physiologischer Eigenschaften (Wachstumsgeschwindigkeit Wasserbedarf) oder aumlhnlich invasiv und verdraumlngen einheimische Arten In einigen Faumlllen entstehen durch sie erheb liche Nachteile fuumlr Mensch (Gesundheitsbeeintraumlchtigungen wie zum Beispiel Allergien) und Oumlkosysteme (Degradation)

INWERTSETZUNGBuumlndel von Maszlignahmen um den Nutzen von Biodiversitaumlt und Oumlkosys-temleistungen fuumlr die Gesellschaft relevant und erfahrbar werden zu las-sen Dies geschieht durch (oumlkonomische) Bewertung und oder Integra-tion in Marktentscheidungen ndash zum Beispiel in Form von naturorientierten Angeboten Anreizen oder der Schaffung von Maumlrkten fuumlr Biodiversitaumlt ndash sowie in gesellschaftliche und private Entscheidungen

54 DIEUNTERNEHMENSPERSPEKTIVEndashNEUEHERAUSFORDERUNGEN

ISO 14001 Betriebliches Umweltmanagementsystem nach DIN EN ISO 140012004 + AC 2009 (Ausgabe 112009) Schwerpunkt liegt in der Verbesserung des Umweltmanagementsystems

KONVENTION UumlBER DIE BIOLOGISCHE VIELFALT (ENGL CONVENTION ON BIO LOGICAL DIVERSITY ndash CBD)

Uumlbereinkunft von 168 Staaten (Unterzeichner Stand 12122012) uumlber die biologische Vielfalt Darin werden der Verlust der biologischen Vielfalt als Herausforderung anerkannt und Ziele zu ihrer Erhaltung formuliert Diese sind 1) Schutz der biologischen Vielfalt 2) Nachhaltige Nutzung ihrer Bestandteile und 3) Zugangsregelung und gerechter Ausgleich von Vor-teilen welche aus der Nutzung genetischer Ressourcen entstehen

KULTURELLE OumlKOSYSTEMshy LEISTUNGEN

Leistungen von Oumlkosystemen mit Wirkung und Bedeutung fuumlr Erholung aumlsthetisches Empfinden spirituelle Erfahrungen soziale Funktionen kul-turelle Identitaumlt Heimatgefuumlhl Wissen und Erkenntnis

MONETARISISERUNG Beimesssung eines Wertes in Geldeinheiten Die Umweltoumlkonomie hat dazu mehrere Verfahren der Monetarisierung entwickelt

NATURKAPITAL Oumlkonomischer Begriff fuumlr den begrenzten Vorrat an physischen und bio-logischen Ressourcen der Erde und die begrenzte Bereitstellung von Guumltern und Leistungen durch Oumlkosysteme

OumlKOSYSTEM Bezeichnet die Bestandteile eines abgegrenzten Naturraumes (zum Beispiel niedersaumlchsisches Wattenmeer) oder eines bestimmten Natur-raumtyps (zum Beispiel naumlhrstoffarmes Flieszliggewaumlsser) und deren Wech-selwirkungen Der Begriff kann sich auf verschiedene raumlumliche Ebenen (lokal regional) beziehen und umfasst sowohl (halb-)natuumlrliche (zum Bei-spiel ungestoumlrte Hochmoore) und naturnahe (zum Beispiel Kalkmager-rasen) als auch vom Menschen gepraumlgte Oumlkosysteme (zum Beispiel Agrar oumlkosysteme)

OumlKOSYSTEMFUNKTIONEN Umfassen alle physikalischen chemischen und biologischen Prozesse und Wechselwirkungen die in verschiedenen Oumlkosystemen stattfinden

OumlKOSYSTEMLEISTUNGEN Bezeichnen direkte und indirekte Beitraumlge von Oumlkosystemen zum mensch-lichen Wohlergehen das heiszligt Leistungen und Guumlter die dem Menschen einen direkten oder indirekten wirtschaftlichen materiellen gesundheit-lichen oder psychischen Nutzen bringen In Abgrenzung zum Begriff Oumlko-systemfunktion entsteht der Begriff Oumlkosystemleistung aus einer anth-ropozentrischen Perspektive und ist an einen Nutzen des Oumlkosystems fuumlr den Menschen gebunden Der Begriff ist identisch mit den haumlufig verwen-deten Begriffen raquoOumlkosystemdienstleistunglaquo und raquooumlkosystemare Guumlter und Leistungenlaquo und entspricht dem englischen Begriff der raquoecosystem serviceslaquo

55

REGULIERUNGSLEISTUNGENFunktionen von Oumlkosystemen die auf (andere) Elemente und Prozesse von Oumlkosystemen einwirken die (direkten) Nutzen fuumlr den Menschen haben zum Beispiel die Filterwirkung von Bodenschichten auf die Grund-wasserqualitaumlt oder der Beitrag einer Hecke zur Verringerung der Boden-erosion

GLOSSAR

RESILIENZ (VON OumlKOSYSTEMEN)

Resilienz ist die Faumlhigkeit eines Oumlkosystems trotz aumluszligerer Stoumlrungen seine Funktionen und damit seine Oumlkosystemleistungen aufrecht zu erhalten Es wird davon ausgegangen dass die Resilienz stark mit der in dem Oumlko-system vorherrschenden biologischen Vielfalt korreliert

TEEBThe Economics of Ecosystems and Biodiversity Die internationale TEEB-Studie wurde von Deutschland im Rahmen seiner G8-Praumlsidentschaft im Jahr 2007 gemeinsam mit der EU-Kommission initiiert und mithilfe zahlreicher weiterer Institutionen unter der Schirmherrschaft des Um-weltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) durchgefuumlhrt Ziel der TEEB-Studie war es den oumlkonomischen Wert der Leistungen der Natur ein zuschaumltzen die wirtschaftlichen Auswirkungen der Schaumldigung von Oumlkosystemen zu erfassen und ausgehend davon die Kosten eines Nicht-Handelns zu beziffern Leiter der Studie war der indische Oumlkonom Pavan Sukhdev Im Rahmen der Studie wurden verschiedene Berichte veroumlffent-licht Derzeit wird unter Leitung von UNEP ein Nachfolgeprozess organi-siert um die Durchfuumlhrung von nationalen regionalen lokalen und sek-toralen Studien zum Thema anzuregen und zu foumlrdern

VERSORGUNGSLEISTUNGENBezeichnen meist marktfaumlhige Guumlter die von oder mithilfe von Oumlkosyste-men produziert werden (zum Beispiel Nahrung Frischwasser Feuer- und Bauholz) Teilweise ist ein erheblicher Beitrag von (Human-)Kapital und Arbeit notwendig um diese Guumlter zu erstellen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 56

QUELLEN

BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012) Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Centre for Sustainability Management Luumlneburg

BORN W u a (2012) Gesundheitskosten der Beifuszlig-Ambrosie in Deutschland In Umweltmedizin in Forschung und Praxis 17 (2) S 71 ndash 80

DER BUND (2009) Invasive Muscheln verstopfen Leitungen Von Fabio Bergamin Onlineausgabe Zuletzt aktualisiert am 31072009 httpwwwderbundchzeitungenwissenInvasive-Muscheln-verstopfen-Leitungenstory29662360

DEUTSCHER IMKERBUND EV Internetauftritt des Deutschen Imkerbund e V vom 12122012 httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpbienen-und- bestaeubungsleistung und httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpzahlen-die-zaehlen

EUROPAumlISCHE KOMMISSION (2009) Fact Sheet Gebietsfremde invasive Arten httpeceuropaeuenvironmentpubspdffactsheetsInvasive20Alien20SpeciesInvasive_Alien_DEpdf

FAO ndash FOOD AND AGRICULTURE ORGANIZATION OF THE UNITED NATIONS (2010) Global Forest Resource Assessment 2010wwwfaoorgforestryfrafra2010en

GARCIacuteAshyTORRES L u a (2001) Conservation agriculture in Europe Current status and perspectives In Garcia-Torres L Benites J and Martiacutenez-Vilela A (Hrsg) Conservation Agriculture A World-wide Challenge 1st World Congress on Conservation Agriculture Madrid 1 ndash 5 October 2001 Vol I Keynote Contributions XUL Cordoba Spain S 79 ndash 83

IAASTD ndash INTERNATIONAL ASSESSMENT OF AGRICULTURAL KNOWLEDGE SCIENCE AND TECHNOLOGY FOR DEVELOPMENT (2008) Global ReportwwwagassessmentorgreportsIAASTDENAgriculture20at20a20Crossroads_Global20Report20(English)pdf

KREIBICH H MUumlLLER M (2005) Private Vorsorgemaszlignahmen koumlnnen Hochwasserschaumlden reduzieren Schadensprisma Heft 1 2005 httpwwwschadenprismadepdfsp_2005_1_1pdf

57QUELLEN

LENZEN M u a (2012) International trade drives biodiversity threats in developing nations Nature 486109 ndash 112 Doi101038nature11145

PWC ndash PRICEWATERHOUSECOOPERS (2012) PwC Rio+20 Sustain ability pulse poll How do the public and CEO opinions differ on Rio+20 issues

REWE GROUP (2010) Pressemitteilung raquoBodensee-Obstbauern engagieren sich fuumlr Biodiversitaumltlaquo wwwrewe-groupcompressepressemeldungenpressemeldung-detail articlebodensee-obstbauern-engagieren-sich-fuer-biodiversitaet

SCBD ndash SECRETARIAT OF THE CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (2009) business2010 A magazine on business amp bio- diversity June 2009 Volume 4 ndash Issue 1 httpwwwcbdintdocnewslettersnews-biz-2009-06-enpdf

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement Ein Leitfaden fuumlr die betrieb-liche Praxis BerlinwwwbmudeN46143

STATISCHES BUNDESAMT (2012) Nachhaltige Entwicklung in Deutschland Indikatorenbericht 2012 wwwdestatisdeDEPublikationenThematischUmwelt oekonomischeGesamtrechnungenUmweltindikatorenIndikatoren PDF_0230001pdf__blob=publicationFile

STERN N (2007) The Economics of Climate Change The Stern Review Cambridge

TEEB (2009) The Economics of Ecosystems and Biodiversity TEEB for National and International Policy Makers Summary Responding to the Value of Naturewwwteebweborg

TEEB (2010A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity Ecological and Economic Foundations Edited by Pushpam Kumar London and Washington

TEEB (2010B) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integrieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz Bonn

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 58

TEEB (2011) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in National and International Policy Making Edited by Patrick ten Brink London and Washington

TEEB (2012A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Local and Regional Policy and Management Edited by Heidi Wittmer and Haripriya Gundimeda Abingdon and New York

TEEB (2012B) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Business and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York

TEN BRINK P BRAAT L (HRSG) (2008) The Cost of Policy Inaction The case of not meeting the 2010 biodiversity targethttpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversityeconomicspdfcopizip

UNESCAP ndash UNITED NATIONS ECONOMIC AND SOCIAL COMMISSION FOR ASIA AND THE PACIFIC (1999) Keynote Statement of Mr Cengiz Ertuna (UNESCAP) at IDNDR-ESCAP Regional Meeting for Asia Risk Reduction amp Society in the 21st Century Bangkok 23 ndash26 February 1999 httpwwwunescaporgenrdwater_mineraldisasterertuna01htm

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012) Water valuation ndash Building the business case Geneva and Washington

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012A) Changing Pace ndash Public policy options to scale and accelerate business action towards Vision 2050 Geneva and Washington

WRI ndash WORLD RESOURCE INSTITUTE (2012) The Corporate Ecosys-tem Services Review - Guidelines for Identifying Business Risks and Opportunities Arising from Ecosystem Change Version 20 Washington

ZEITZ J PUMA Pressemitteilung vom 16112011 httpaboutpumacompuma-completes-first-environmental-profit-and-loss-account-which-values-impacts-at-e-145-million

  • Die Unternehmensperspektive
  • Impressum
  • Inhaltsverzeichnis
  • Vorworte
  • Biodiversitaumlt und Oumlkoshysystemleistungen ndash Erweiterung der unternehmerischen Sicht
  • Warum die Wirtschaft gefragt ist ndash Treiber Chancen und Risiken
  • Entwicklungen und Trends ndash was auf Unternehmen zukommt
  • Wie Unternehmen taumltig werden koumlnnen
  • Ausblick
  • Weiterfuumlhrende Informationen
  • QUELLEN

23WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

wider Dabei ist jedoch festzuhalten dass nicht alle Labels ausreichend Orientierung bieten

Zudem ist das Angebot entsprechender Produkte auf Unternehmen weniger Branchen begrenzt und nur selten werden der Schutz der bio-logischen Vielfalt und der Oumlkosystemleistungen derzeit im Business-to-Business-Geschaumlft (B2B) thematisiert

Ein Hindernis fuumlr Unternehmen ist die haumlufig zu geringe Anerkennung durch den Markt fuumlr Aktivitaumlten zugunsten des Umwelt- und Natur-schutzes Viele Unternehmen berichten zudem dass sowohl die schwierige Messbarkeit und Zurechenbarkeit von biologischer Vielfalt und Oumlkosystemleistungen mittels geeigneter Indikatoren wie auch die Kommunika tion nach auszligen zentrale Herausforderungen darstellen

Aber es ergeben sich auch gaumlnzlich neue Maumlrkte ndash beispielsweise im Finanzsektor Bei fachgerechter Umsetzung und Einbindung mehrerer Oumlkosystemleistungen verbinden diese Maumlrkte dabei wirtschaftlichen Erfolg und den Schutz der biologischen Vielfalt So versprechen zum Beispiel Investitionen in nachhaltige Forstwirtschaft gruumlnes Wachs-tum fuumlr Natur und Investoren Derartige Investitionen konzentrieren sich zurzeit auf Mittel- und Lateinamerika

Auch mit Blick auf die Kreditwuumlrdigkeit von Unternehmen sowie auf Versicherungen ist eine steigende Bedeutung des naturgerech ten Wirtschaftens zu verzeichnen Wie die Aktivitaumlten der UNEP Finance Initiative (UNEP FI) unterstreichen beruumlcksichtigt der Finanz dienstleis-tungssektor zunehmend dass Unternehmensaktivitaumlten die die bioshylogische Vielfalt und die Leistungen der Oumlkosysteme nicht belasten zumeist auf lange Sicht profitabler sind und beispielsweise extreme Wetterereignisse besser abfedern koumlnnen Entsprechend sind bei Unter nehmensratings unter den Indikatoren fuumlr das Umweltmanage-ment auch Kriterien fuumlr die raquoBiodiversitaumltsperformancelaquo zu finden

InnovationImmer oumlfter lernen die Forschungs- und Entwicklungsabteilungen der Unternehmen von der Natur und deren effektiven Sys temen und Prozessen die uumlber Jahrmillionen optimiert wurden Sie entwickeln

WALD IST WEIT MEHR ALS HOLZ LIEFERANT ndash ER BIETET NICHT NUR ZAHLREICHE OumlKOSYSTEM LEIS TUNGEN FUumlR MENSCH UND NATUR SONDERN AUCH WIRTSCHAFTshyLICHE CHANCEN DAVON MUumlSSEN JEDOCH ALLE PROFIshyTIEREN ndash SOZIAL UND OumlKOLOGISCH NACHHALTIG ES REICHT NICHT AUS DER NATUR rsaquoEIN PREISSCHILD UMZUHAumlNGENlsaquo

HARRY ASSENMACHER GESCHAumlFTS-

FUumlHRER FOREST -FINANCE SERVICE GMBH

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 24

INFOBOX 11

Praxisbeispiel Prozessoptimierung mit BionikAls international agierendes Unternehmen mit einer langen und kom-plexen Lieferkette stellte sich Tchibo die Frage raquoWie werden unmittelbar umsetzungsrelevante Informationen moumlglichst schnell und handlungs-wirksam einer groszligen heterogenen Zielgruppe zur Kenntnis gebrachtlaquo Mittels Analogiebildung konnte Tchibo in biologischen Wertschoumlpfungs-ketten wie der der Honigbiene Organisationsprinzipien iden tifizieren die dort zur Loumlsung solcher organisatorischen Heraus for derungen bei-tragen Auf Basis dieser Organisationsprinzipien wurden unternehmens-bezogene Handlungsoptionen erarbeitet Diese wurden anschlieszligend zu konkreten Maszlignahmen verdichtet und priorisiert Die vordringlichsten Maszlignahmen wie der Aufbau neuarti ger uumlber greifender Informations-netzwerke werden zurzeit bei Tchibo erprobt

schmutzabweisende Oberflaumlchen feine aber stabile Traumlgerkonstruk-tionen oder verbesserte Prozessablaumlufe Immer haumlufiger werden zu-dem Erkenntnisse uumlber Prinzipien der Natur in die eigene Organisation und Unternehmensprozesse uumlbertragen (Infobox 11)

Verantwortung und ReputationAls weiteren Handlungstreiber geben Unternehmen gesellschaft liche Verantwortung und die damit verknuumlpfte Reputation an Neben sozi-alem Engagement stehen auch immer oumlfter eine intakte Natur und damit die biologische Vielfalt im Vordergrund der Aktivitaumlten Der da-raus resultierende Dialog mit Anwohnern Kunden NGOs und weite-ren Stakeholdern foumlrdert dabei nicht nur das gegenseitige Verstaumlnd-nis sondern zeigt auch Schwerpunkte auf die bisweilen nicht im Fokus der Entscheider liegen (Infobox 12) Gleichzeitig wertet das Enga-gement das Unternehmen auf ndash sowohl fuumlr Kunden als auch fuumlr gegen-waumlrtige und potenzielle Beschaumlftigte Unternehmen erhalten so auszliger-dem die Moumlglichkeit eine wichtiger werdende Mittlerrolle zwischen Naturschutz und Zivilgesellschaft einzunehmen

Allerdings reicht Engagement fuumlr die biologische Vielfalt auszligerhalb des Kerngeschaumlfts nicht aus Sonst kann es schnell als raquoGreen-washinglaquo aufgefasst werden

BIODIVERSITAumlT IST FUumlR TCHIBO VORAUS SETZUNG FUumlR EIN ZUKUNFTSFAumlHIGES GESCHAumlFT DAHER ARBEITEN WIR MIT PARTNERORGANISATIONEN INTENSIV AN DER ERHALTUNG DER ARTENVIELFALT INSBESONDERE AM URSPRUNG UNSERER PRODUKTE

STEFAN DIERKS CATEGORY

LEADER CR PRODUCT amp STRATEGY

TCHIBO GMBH

ABBILDUNG 8 (Foto Susanne Georgi)

25WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

INFOBOX 12

Praxisbeispiel Unternehmen gemeinsam mit NGOs fuumlr den NaturschutzEine vergleichsweise neue Rolle nahm REWE in einem Pilotprojekt ein in dem sie gemeinsam mit der Bodenseestiftung die biologische Vielfalt auf den Plantagen der Obstbauern der Bodenseeregion foumlrderte Die Fronten schienen verhaumlrtet und eine Annaumlherung von Naturschuumltzern auf der einen und Obstbauern auf der anderen Seite erfolgte nur zoumlger-lich REWE agierte erfolgreich als Vermittler und Agent fuumlr den Erhalt der biologischen Vielfalt Es wurde nicht nur das Nahrungsangebot fuumlr Bienen Hummeln und Schmetterlinge waumlhrend der Trachten luumlcke von Juni bis September verbessert sondern auch der Dialog zwischen Obst-bauern und Naturschutzverbaumlnden gefoumlrdert Die Resonanz sowohl von Kunden als auch von Lieferantenseite ist so positiv dass das Projekt fortgefuumlhrt und ausgeweitet wurde (REWE 2010)

Mit allen Treibern sind Chancen und Risiken verbunden Ein Perspekti-venwechsel findet nicht nur hin zu Beruumlcksichtigung von Oumlkosystem-leistungen statt sondern auch von einer bloszligen Risikofokussierung hin zum Erkennen von Moumlglichkeiten fuumlr Differenzierung gegenuumlber Wettbewerbern

BETROFFENHEIT DER SEKTORENVielen Unternehmen faumlllt es schwer biologische Vielfalt und Oumlkosys-temleistungen im Unternehmen zu verorten insbesondere weil die Themen unter unterschiedlichen Perspektiven und Zielen adressiert

INFOBOX 13

Praxisbeispiel Verbindung von Verantwortung und WettbewerbsvorteilenAls Reiseanbieter bietet TUI zahlreiche Reisen in Biodiversitaumlts-Hot-spots an TUI sieht sich in der Verantwortung und engagiert sich seit Mitte der 1990er Jahre fuumlr den Erhalt der biologischen Vielfalt Arten-schutzkampagnen zur Aufklaumlrung der Reisenden (zum Beispiel Souvenir-ratgeber zu geschuumltzten Arten) und Kooperationen mit Wissenschaft und Forschung sind nur ein Auszug ihres vom Global Nature Fund 2012 praumlmierten Engagements fuumlr den Erhalt der biologischen Vielfalt Doch nicht allein die Verantwortung treibt TUI an Viele Reisende kommen gerade wegen eines intakten Oumlkosystems in bestimmte Urlaubsregio-nen Der Erhalt der biologischen Vielfalt wird somit zum Wettbewerbs-vorteil und sichert Naturliebhaber als Kunden

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 26

werden Daher gilt Zuerst Einfluss und Betroffenheit identifizieren ndash sowohl im Hinblick auf Chancen als auch auf Risiken um anschlie-szligend gezielt Maszlignahmen zu ergreifen ndash sei es im Bereich CSR im Einkauf oder anderswo Die unterschiedlich starke Betroffenheit der Unternehmen von den Themen Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistun-gen wird in Abbildung 9 deutlich

GRUumlNDE UND RISIKEN DES NICHTshyHANDELNSDie Vielfalt an bestehenden Umweltanforderungen wie zum Beispiel in den Bereichen Klima und Energie erschwert es Unternehmen haumlu-fig sich mit neuen Herausforderungen auseinanderzusetzen ndash zumal dann wenn ein neues Thema komplex ist und es dafuumlr keine raquoUni-versalloumlsungenlaquo gibt Entgegen den aufgefuumlhrten positiven Beispielen uumlberwiegen dadurch immer wieder Hemmnisse ndash wie Uumlberforderung durch die Komplexitaumlt und Knappheit von Zeit und Ressourcen ndash fuumlr eine vertiefende Auseinandersetzung mit Biodiversitaumlt und Oumlkosys-temleistungen

Ein Perspektivenwechsel hin zu einer Beruumlcksichtigung von biologi-scher Vielfalt durch Unternehmen wird dann gelingen wenn es dafuumlr zum einen eine klare Entscheidung oder Unterstuumltzung durch die Unter nehmensleitung gibt und zum anderen eine einfache Integra tion in bestehende Management- und Steuerungssysteme moumlglich ist

ABBILDUNG 9 Betroffenheit verschiedener Branchen von einer Veraumlnderung der biologischen Vielfalt und Oumlkosystemleistungen Die Tabelle fuumlhrt moumlgliche Chancen und Risiken einer Ruumlcksichtnahme oder Vernachlaumlssigung von bio logischer Vielfalt bei Unterneh-mensaktivitaumlten fuumlr die jeweiligen Sek to ren auf Groszlige Rauten stehen fuumlr starke kleine Rauten fuumlr maumlszligige Zusammenhaumlnge (Grafik PwC)

Primaumlrsektor (z B Landwirtschaft Bergbau)

Sekundaumlrsektor(z B Chemie Technoshylogie Luftfahrt Bau)

Tertiaumlrsektor(z B Konsumguumlter wie Nahrungsmittel Automobile)

Tertiaumlrsektor (z B Finanzdienstshyleistungen wie Banken Versicherungen)

Regulierung (z B Grenzwerte Genehmi-gungen Kompensationen)

Natuumlrliche Ressourcen (zB Zugang zu und Verfuumlgbar-keit von Ressourcen Produkti-vitaumlt von Oumlkosystemen)

Markt (z B Kundenanforderungen (B2B) Nachfrage (B2C) neue Maumlrkte)

Innovation (z B Prozess- und Produkt-innovation)

Reputation (gesellschaftliche Verant-wortung Image)

27WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

Als wesentliches Hindernis fuumlr die Umsetzung von Maszlignahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt sehen Unternehmen nach wie vor auch das Fehlen eines einheitlichen Rahmens fuumlr die Erhebung Mes-sung und Vergleichbarkeit der raquoBiodiversitaumltsperformancelaquo Hinzu kommt dass die Politik bisher zwar viele nationale Ziele zum Schutz der biologischen Vielfalt (Nationale Strategie zur biologischen Viel-falt) formuliert aber speziell fuumlr Unternehmen nur uumlbergeordnete und wenig konkretisierte Ziele gesetzt hat Ohne konkrete Ziele oder eine klare Vorgabe ndash seien es Gesetze Branchenstandards oder inter-nationale Richtlinien ndash werden Maszlignahmen des Umwelt- und Natur-schutzes nur sehr zoumlgerlich umgesetzt

Nicht-Handeln hat jedoch schwerwiegende gesamtgesell schaftliche Folgen So geht der im Rahmen der internationalen TEEB-Studie veroumlffentlichte Bericht raquoThe cost of policy inactionlaquo davon aus dass uns Inaktivitaumlt beim Schutz funktionierender Oumlkosysteme ab dem Jahr 2050 bis zu 7 des globalen Bruttoinlandsproduktes (GDP) kos-tet ndash und das Jahr fuumlr Jahr (Ten Brink und Braat 2008) Dies trifft alle Berei che der Gesellschaft ndash auch Unternehmen Fest steht Wer lang-fristig erfolgreich sein will wird in Zukunft nicht um die Themen Bio-diversitaumlt und Oumlkosystemleistungen herumkommen

ENTWICKLUNGEN UND TRENDS ndash WAS AUF UNTERNEHMEN ZUKOMMT3

DER STAAT SCHUumlTZT AUCH IN VERANTWORTUNG FUumlR DIE KUumlNFshy TIGEN GENERATIONEN DIE NATUumlRLICHEN LEBENSGRUND LAGEN

GRUNDGESETZ DER BUNDES REPUBLIK

DEUTSCHLAND ARTIKEL 20A

BIODIVERSITAumlTSshy UND OumlKOSYSTEMSCHUTZ ndash DEUTSCHER UND INTERNATIONALER HINTERGRUNDNaturschutz spielt seit Beginn des 20 Jahrhunderts in Deutschland traditionell eine wichtige Rolle Bedeutende Oumlkosysteme und Natur-raumlume sind seit langem unter besonderen Schutz gestellt Zahlreiche Gesetze und Regulierungen mit Vorgaben fuumlr Planungen und Entschei-dungen (sowie Grenzwerte) praumlgen die Politik fuumlr den Erhalt der bioshylogischen Vielfalt in Deutschland ( Kapitel 2) Es gibt zwar Fort-schritte in einzelnen Bereichen aber dennoch konnten Bemuumlhungen der Politik auf nationaler europaumlischer und internationaler Ebene den Trend des Verlustes der biologischen Vielfalt bisher nicht stoppen

Gesetzliche Vorgaben ruumlckten den Naturschutz beziehungsweise den Schutz der biologischen Vielfalt primaumlr in die Verantwortung der oumlffent-lichen Hand Zahlreiche Uumlbereinkuumlnfte und Strategien mit Zielen ndash sowohl auf internationaler europaumlischer als auch auf nationaler Ebe-ne ndash unterstreichen die politischen Anstrengungen der vergangenen Jahrzehnte Damit ist auch die Aufforderung an alle gesellschaftlichen Akteure verbunden an der Realisierung dieser Ziele aktiv mitzuwir-ken und ihre Verantwortung wahrzunehmen

Das 2005 veroumlffentlichte Millennium Ecosystem Assessment leitete schlieszliglich einen schrittweisen Perspektivenwechsel ein Natur wurde

29ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

ABBILDUNG 10

INFOBOX 14

Politische Ziele zum Schutz der Biologischen Vielfalt1992 wird die Konvention uumlber die biologische Vielfalt

(CBD) in Rio de Janeiro verabschiedet und von Deutschland ein Jahr spaumlter unter zeichnet Sie stellt die erste internationale Uumlbereinkunft dar in der sowohl Ursachen als auch Ziele zur Bekaumlmpfung des Verlustes von Biodiversitaumlt festgehalten werden

1998 verabschiedet die EU ihre erste Biodiversitaumltsstrategie die von EU-Aktionsplaumlnen aus den Jahren 2001 und 2006 ergaumlnzt wird

2007 beschlieszligt das Bundeskabinett die raquoNationale Strategie zur bio-logischen Vielfaltlaquo zur Umsetzung der CBD

2010 werden im Rahmen der 10 CBD-Vertragsstaatenkonferenz glo-bale Biodiversitaumltsziele fuumlr 2020 verabschiedet (sogenannte Aichi-Ziele)

2011 stellt die EU eine neue Biodiversitaumltsstrategie fuumlr 2020 vor die explizit auch Ziele und Maszlignahmen zum Erhalt von Oumlkosystem-leistungen umfasst (wie Aichi-Ziele)

nicht mehr nur aus sich heraus als schuumltzenswert angesehen son-dern zugleich als Lieferant von Rohstoffen und Leistungen als Abneh-mer von Emissionen und Brauchwasser sowie als Motor der Regional-wirtschaft verstanden

Diese Zusammenhaumlnge und diese oumlkonomischen Argumente fuumlr den Schutz von Oumlkosystemleistungen und der biologischen Vielfalt aufzuzeigen wurde zum Anspruch und zur Herausforderung der inter-nationalen TEEB-Initiative

INFOBOX 15

Die Nationale Strategie zur biologischen VielfaltDie Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt von 2007 formuliert Visi onen Ziele und Maszlignahmen zum Erhalt der biologischen Vielfalt in Deutschland fuumlr viele Themenbereiche (Arten Lebensraumlume diverse Oumlko sys teme Gewaumlsserschutz Land- und Forstwirtschaft Tourismus und naturnahe Erholung bis hin zu Bewusstsein Bildung Forschung Technolo gietransfer und Entwicklungszusammenarbeit) Ihre Umset-zung ist eine groszlige gesamtgesellschaft liche Herausforderung Politik und Verwaltung koumlnnen dies nicht im Alleingang schaffen Akteure in Wirtschaft und Gesellschaft ndash auch Unternehmen ndash sind fuumlr die erfolg-reiche Umsetzung der Strategie gefordert

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 30

ABBILDUNG 11 ndash 15 Die vier TEEB-Berichte und der TEEB-Synthe-sebericht In der abgebildeten Reihenfolge TEEB 2010a TEEB 2011 TEEB 2012a TEEB 2012b TEEB 2010b

INFOBOX 16

Die internationale TEEB-StudieInspiriert durch den Stern Report (2007) zum Klimawandel initiierten 2007 die G8 +5 Umweltminister angestoszligen durch den deutschen Bun-desumweltminister und den EU-Umweltkommissar eine globale Studie zur Oumlkonomie der Oumlkosysteme und der biologischen Vielfalt (The Eco-nomics of Ecosystems and Biodiversity ndash TEEB) Ziel war es die enorme wirtschaft liche Bedeutung der Natur und ihrer Oumlkosystemleistungen aufzuzeigen und Empfehlungen zu geben wie der Verlust der biologi-schen Vielfalt zu stoppen ist

Mehr als 400 Autoren aus Politik Wissenschaft Wirtschaft Nicht- Regierungsorganisationen und der Zivilgesellschaft arbeiteten an TEEB-Berichten fuumlr bestimmte Zielgruppen TEEB fuumlr nationale und interna-tionale Politiker TEEB fuumlr regionale und kommunale Entscheider TEEB fuumlr Unternehmen die Zivilgesellschaft wurde mithilfe einer Medien-kampagne inklusive Webseite Facebook-Profil und Twitter-Account eingebunden zudem gab es einen abschlieszligenden Synthese-Bericht und raquoTEEB Foundationslaquo fuumlr die Wissenschaft

Der Unternehmensbericht TEEB in Business and Enterprise zeigt inwie-fern Unternehmen von den Themen biologische Vielfalt und Oumlko-systemleistungen betroffen sind und unterstreicht mit Beispielen aus aller Welt den Einfluss auf und die Abhaumlngigkeit von Biodiversitaumlt und Oumlko systemleistungen Die Autoren formulieren sieben allgemeine Schritte zum unternehmerischen Umgang mit biologischer Vielfalt Identifizierung von Auswirkungen des Unternehmens auf und Abhaumln-

gigkeiten von Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungen (Biodiversity and Ecosystem Services ndash BES)

Beurteilung der geschaumlftlichen Risiken und Chancen in Zusammen-hang mit diesen Auswirkungen und Abhaumlngigkeiten

Entwicklung von BES-Informationssystemen Festlegung von Zielen Messung und Bewertung der Leistungsbilanz und Bekannt gabe der Ergebnisse

Ergreifung von Maszlignahmen zur Vermeidung Minimierung und Begren-zung von BES-Risiken einschlieszliglich Schadensersatz (raquoAusgleichlaquo) soweit machbar

Ergreifung neuer BES-Geschaumlftschancen Kosteneinsparungen neue Produkte neue Maumlrkte

Integration geschaumlftlicher Strategien und Maszlignahmen zu BES in wei-ter gefasste Initiativen zur Corporate Social Responsibility

Verbesserung der fuumlr BES geltenden Leitlinien und Strategien gemein-sam mit Betroffenen in Behoumlrden in nichtstaatlichen Organisationen und in der Zivilgesellschaft

31

Perspektivenwechsel in der UnternehmensweltViele Unternehmen orientieren sich an Leitbildern Unternehmenswer-ten beziehungsweise ihrer Unternehmensphilosophie und tragen da-mit unternehmerische und oft auch gesellschaftliche Verantwortung

ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

ABBILDUNG 16 Das Logo der raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo - Studie

INFOBOX 18

raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo fuumlhrt die internationale TEEB-Initiative auf nationaler Ebene fort Hauptaufgabe ist die Erarbeitung thematischer Berichte zum Wert und zur oumlkonomischen Bedeutung von biologischer Vielfalt Oumlkosystemleis-tungen und Natur fuumlr Wirtschaft und Gesellschaft in Deutschland Neben der vorliegenden Broschuumlre gehoumlren hierzu unter anderem die Themen Biologische Vielfalt und Klimawandel Oumlkosystemleistungen und Ent-wicklung laumlndlicher Raumlume sowie naturnahe Oumlkosysteme und staumldti-sche Lebensqualitaumlt raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo macht deutlich dass es neben moralisch-ethischen und oumlkologischen auch gewichtige oumlkonomische Gruumlnde gibt Naturkapital zu erhalten

raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo wird in einem offenen Prozess durchgefuumlhrt Zahlreiche Akteure aus Wissenschaft Politik Verwaltung Wirtschaft und Gesellschaft wirken durch Know-how Forschungs-ergebnisse wissenschaftliche Beitraumlge und gute Beispiele zur Bedeu-tung und Inwertsetzung von Oumlkosystemleistungen und biologi-scher Vielfalt an der Erstellung der Berichte mit

INFOBOX 17

TEEB als Startpunkt fuumlr viele weitere InitiativenDie Resonanz die TEEB in Wirtschaft Wissenschaft Medien und Politik erfuhr verhalf zahlreichen Initiativen zu mehr Gehoumlr So erlebten zum Beispiel die UNEP FI (Finanzinitiative des Umweltprogramms der Verein-ten Nationen UNEP) aber auch das langjaumlhrige Engagement der Welt-naturschutzorganisation IUCN in der Privatwirtschaft starken Aufwind Parallel zu TEEB bestehen in Kooperation zwischen Wirtschaft Wissen-schaft und Verbaumlnden praxis- und loumlsungsorientierte Ansaumltze wie der Corporate Ecosystem Services Review des World Resource Institute (WRI 2012) Neben zahlreichen nationalen TEEB-Studien und Initiativen wurde auch eine TEEB for Business Coalition ins Leben gerufen die sich unter anderem zum Ziel gesetzt hat durch ihr Engagement die Einbin-dung von Biodiversitaumlt in das unternehmerische Handeln spuumlrbar und nachhaltig zu befoumlrdern (wwwteebforbusinessorg pdfwriorgcorpo-rate_ecosystem_services_reviewpdf)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 32

Insbesondere im Rahmen ihrer Unternehmensstrategie stellen sie folgende Fragen raquoWas fuumlr ein Unternehmen sind wirlaquo und raquoFuumlr wel-che Werte stehen wir und wofuumlr setzen wir uns einlaquo

Gleiche oder zumindest aumlhnliche Fragen muumlssen Unternehmen auch ihren Anteilseignern und sonstigen internen und externen Anspruchs-gruppen beantworten Dies gilt in einer globalisierten Welt immer mehr auch fuumlr Produktionsstaumltten im Ausland und fuumlr die Beziehungen mit Lieferanten Damit stehen folgende Fragen im Vordergrund raquoWelche Werte moumlchten wir in Zulieferlaumlndern vertretenlaquo raquoWelche Um-weltmaszligstaumlbe setzen wir hier wie dort anlaquo und raquoWas hat dies fuumlr Auswirkungen auf unsere Marke und den Ruf des Unternehmenslaquo

Das Selbstverstaumlndnis einiger Unternehmen geht uumlber die bloszlige Bereit stellung von Guumltern und Dienstleistungen hinaus Sie sehen sich als Teil der Gesellschaft Vertreter ihrer Region und als Agierende in Wechselwirkung mit ihrer Umwelt Idealismus in Bezug auf ihre gesell schaftliche Rolle motiviert diese Entscheider ebenso wie Realis-mus in Bezug auf das Verstaumlndnis oumlkologischer und globaler Zu sam-men haumlnge So kommt es dass sich deutsche Unternehmen in Latein-amerika fuumlr den Erhalt bedrohter Arten engagieren und den Schutz von Regen wald in Afrika foumlrdern

INFOBOX 19

Vision von UnternehmenIn vielfaumlltiger Weise haben Unternehmen die oumlkologischen Herausfor-derungen sowohl als Warnsignale als auch als Chance fuumlr einen Wandel begriffen

Mit seiner Publikation raquoChanging Pacelaquo schreibt der World Business Council for Sustainable Development (WBCSD 2012a) seine Vision 2050 fort und zeigt Wege hin zu einem Wirtschaften auf das 9 Milliarden Menschen versorgt und dabei die oumlkologischen Grenzen unseres Plane-ten nicht uumlberschreitet Weitere Informationen wwwwbcsdorgchan-gingpaceaspx

Corporation 2020 greift aumlhnliche Gedanken auf geht allerdings noch einen Schritt weiter und strebt nach Ausrichtung des Wirtschaftssystems auf die Grenzen die der Planet setzt Steuerreformen klare Regeln fuumlr die Aufnahme von Fremdkapital (Stichwort Uumlberschuldung) Transparenz fuumlr den Konsumenten und Offenlegung von Externalitaumlten sind zentrale Punkte der Initiative um den Leiter der internationalen TEEB-Studie Pavan Sukhdev und zahlreiche weitere Persoumlnlichkeiten aus Wirtschaft Wissen-schaft und Politik Weitere Informationen wwwcorp2020com

33ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

Immer mehr deutsche Unternehmen setzen sich mit Fragen rund um die biologische Vielfalt und Oumlkosystemleistungen auseinander und leisten somit Pionierarbeit Die Komplexitaumlt des Themas raquobiologische Vielfaltlaquo und schwierige Operationalisierbarkeit sind dabei nach wie vor massive Huumlrden Und tatsaumlchlich gibt es bis dato noch keine einheitlich anerkannten Quantifizierungsmethoden oder verbindliche Richtlinien die biologische Vielfalt und Oumlkosystemleistungen lassen sich nicht in einem Indikator zusammenfassen Dadurch sind sie fuumlr viele Entscheider in deutschen Unternehmen schlecht greifbar und laumlsst diese vor konkreten Handlungen zuruumlckschrecken

Dennoch nehmen einige Unternehmen diese Herausforderungen an und naumlhern sich mit zunehmender Professionalitaumlt der Integration von Biodiversitaumlt in ihre Managementprozesse Unternehmen sind aktiv beteiligt an der Erstellung von Leitfaumlden ersten Empfehlungen zur Integration der biologischen Vielfalt ins Umweltmanagement oder Ansaumltzen zur verbesserten Quantifizierung der externen Effekte in der unternehmerischen Finanzbuchhaltung Auch die Gruumlndung von Initiativen zu dem Thema wie die deutsche raquoBiodiversity in Good Companylaquo-Initiative die raquoUNEP Finance Initiativelaquo die raquoGlobal Com-pactlaquo- Initiative der UN sowie der raquoeconsense Arbeitskreis zu Biodi-versitaumlt und Oumlkosystemleistungenlaquo zeigen dass dieser Perspektiven-wechsel die Unternehmenswelt mittlerweile erreicht hat

WIE UNTERNEHMEN TAumlTIG WERDEN KOumlNNEN4

DIE ERGEBNISSE DER OumlKOLOGISCHEN GEWINNshy UND VERLUSTRECHNUNG VON PUMA BELEGEN DASS DIE DERZEITIGEN GESCHAumlFTSPRAKTIKEN VON UNTER NEHMEN DRINGEND EINES PARADIGMEN WECHSELS BEDUumlRFEN

JOCHEN ZEITZ EHEMALIGER CEO UND

VERWALTUNGSRATSVORSITZENDER

DER PUMA SE VERWALTUNGSRATS -

MITGLIED PPR

Je nach Unternehmen ist die Herangehensweise und Auseinanderset-zung mit dem Thema Naturkapital sehr unterschiedlich Dieses Kapitel gibt konkrete Ansaumltze und Beispiele wie ein Einstieg und geziel-tes Handeln angegangen werden koumlnnen

TOOLS UND LEITFAumlDEN FUumlR DEN EINSTIEGUm eine moumlglichst praumlzise und damit steuerbare Integration ins unternehmerische Management zu erreichen ist die Entwicklung von Zielen und Maszlignahmen noumltig Ein erster Biodiversitaumlts-Check hilft dabei bereits bestehende Maszlignahmen und Kennzahlen zu identifi-zieren Dabei sollten saumlmtliche unternehmerische Taumltigkeitsfelder von der Strategie und dem Personalwesen uumlber Liegenschaften und Einkauf bis hin zu Produktion und Entsorgung beleuchtet werden Die dann vorliegenden Ergebnisse koumlnnen Startpunkt vertiefender Maszlignahmen sein zum Beispiel erste Ziele oder Analysen eine Aus-dehnung auf andere Geschaumlftsbereiche oder die Entwicklung von Management- und Berichterstattungsstrukturen

Leitfaumlden und Handbuumlcher geben Hilfestellung bei der Integration von biologischer Vielfalt in Unternehmenspro zesse und koumlnnen zu-

gleich Inspiration und Unterstuumltzung fuumlr weitere Planungsprozesse

35WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

sein Durch die Handlungsempfehlungen koumlnnen auf leichte Weise Elemente einbezogen werden die beispielsweise die biologische Vielfalt auf dem Firmengelaumlnde foumlrdern ndash wie Bienenkaumlsten und bewachsene Hauswaumlnde Weitere konkrete Handlungsempfehlungen finden sich unter anderem in dem Bericht raquo Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagementlaquo (Bestaumlndig und Wuczkowski 2012)

BESTEHENDE ANSAumlTZE NUTZEN UND ERWEITERNFolgende Ansaumltze aus dem Unternehmensbereich sind auch zur Inte-gration von Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt gut ge eignet Unternehmerische Verantwortung (Corporate Responsibility)

Berichterstattung (inklusive umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung)

Umweltmanagement Ressourceneffizienz Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten-Management

Investitions- und Planungsprozesse

Unternehmerische Verantwortung (Corporate Responsibility)Viele Aktivitaumlten zum Biodiversitaumlts- und Oumlkosystemleistungs - schutz sind losgeloumlst vom Kerngeschaumlft und unter gesellschaftlichem Enga ge ment und unternehmerischer Verantwortung (Corporate

INFOBOX 20

Biodiversitaumlts-Checks fuumlr UnternehmenBislang werden zwei in deutscher Sprache verfuumlgbare Biodiversitaumlts-Screenings fuumlr Unternehmen haumlufig angewendet Die branchenuumlbergreifenden Checklisten der deutschen raquoBiodiversity

in Good Companylaquo-Initiative basieren auf dem raquoHandbuch Biodiver-sitaumltsmanagementlaquo (Schaltegger u a 2010) und ermoumlglichen eine Selbstevaluation zum aktuellen Stand des unternehmerischen Biodi-versitaumltsmanagements Weitere Informationen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

Der vom Global Nature Fund BAUM e V dokeo und PwC entwi-ckelte Biodiversitaumlts-Check fuumlr Unternehmen vereint Expertise aus Biologie Oumlkologie und Management Er bietet einen ersten auf das Unternehmen zugeschnittenen Uumlberblick uumlber die Reife des Biodiver-sitaumltsmanagements und gibt Empfehlungen fuumlr das weitere Vorge-hen Weitere Informationen wwwbusiness-biodiversityeudefaultaspLang=DEUampMenue=128

ABBILDUNG 17(Foto Andrzej Tokarski fotoliacom)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 36

Respon si bi lity) einzuordnen Vor allem Unternehmenswerte und -philo-sophien koumlnnen Anknuumlpfungspunkte raquovon obenlaquo bieten und zu einer weitergefassten Strategieentwicklung fuumlhren

ABBILDUNG 18(Foto Susanne Georgi)

INFOBOX 21

Praxisbeispiel Pilotprojekt fuumlr Branchenstandards Die oekom GmbH der groumlszligte deutsche Fachverlag fuumlr Oumlkologie und Nachhaltigkeit veroumlffentlicht Sach- und Fachbuumlcher mit Bezug zur bio-logischen Vielfalt und dem Erhalt der Oumlkosysteme Fuumlr seine Publi-kationen verwendet er ausschlieszliglich Recycling- und FSC-zertifiziertes Papier Zudem hat der Verlag das Projekt raquoNachhaltig Publizierenlaquo initi-iert das vom Bundesumweltministerium gefoumlrdert wird In Kooperation mit zwei wissenschaftlichen Instituten und der Frankfurter Buchmesse wurden praxisnahe Kriterien fuumlr die nachhaltige Bucherstellung entwi-ckelt Mit dem Projekt praumlsentiert sich oekom oumlffentlichkeitswirksam als Vorreiter und sensibilisiert die Verlagsbranche fuumlr einen nachhalti-gen Umgang mit der Ressource Papier

37

Gleichzeitig bietet die Kommunikation und Interaktion mit Kunden und Mitarbeitern Moumlglichkeiten fuumlr eine Integration sozusagen als Impulsgeber raquovon untenlaquo Freiwilligenarbeit gemeinsame Baum-pflanzaktionen oder Spenden fuumlr Naturschutzeinrichtungen tragen zum Schutz und zur Wertschaumltzung des Naturkapitals bei Mit Blick auf ihre Mitarbeiter profitieren Unternehmen zudem vom Wohlbe-finden am Arbeitsort erhoumlhter Kommunikationsbereitschaft und staumlrkerer Bindung und Loyalitaumlt gegenuumlber dem Arbeitgeber

Berichterstattung (inklusive umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung)Die in Deutschland und weltweit gebraumluchlichste Richtlinie zur Bericht-erstattung von Nachhaltigkeitsaspekten ndash die Global Reporting Initia-tive (GRI) ndash sieht eine Offenlegung von bis zu fuumlnf biodiversitaumltsbe-zogenen Indikatoren vor Diese waren bislang von eher qualitativer

WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

ABBILDUNG 20 Umweltindika-toren der Global Reporting Initiative Die fuumlnf relevanten Umweltindi - ka toren der Berichterstattungsricht-linie der Global Reporting Initiative (GRI) in der Version 31 Biodiver-sitaumlts bezogene Umweltindikatoren werden mit EN fuumlr Umwelt abgekuumlrzt und beinhalten EN 11 bis EN 15

Kernindikatoren Zusaumltzliche Indikatoren

EN11

Ort und Groumlszlige von Grundstuumlcken in Schutzge-bieten oder angrenzend an Schutzgebiete Ort und Groumlszlige von Grundstuumlcken in Gebieten mit hohem Biodiversitaumltswert auszligerhalb von Schutz-gebieten oder daran angrenzend Zu beruumlcksich-tigen sind Grundstuumlcke die im Eigentum der berichtenden Organisation stehen oder von die-ser gepachtet oder verwaltet werden

EN13 Geschuumltzte oder wiederhergestellte natuumlrliche Lebensraumlume

EN14Strategien laufende Maszlignahmen und Zu-kunftsplaumlne fuumlr das Management der Auswir-kungen auf die Biodiversitaumlt

EN12

Beschreibung der wesentlichen Auswirkungen von Aktivitaumlten Produkten und Dienstleistungen auf die Biodiversitaumlt in Schutzgebieten und in Gebieten mit hohem Biodiversitaumltswert auszliger-halb von Schutzgebieten

EN15

Anzahl der Arten auf der Roten Liste der IUCN und auf nationalen Listen die ihren natuumlrlichen Lebensraum in Gebieten haben die von der Geschaumlftstaumltigkeit der Organisation betroffen sind aufgeteilt nach dem Bedrohungsgrad

ABBILDUNG 19(Foto Piepenbrock)

INFOBOX 22

Praxisbeispiel Mitarbeiter-EngagementDie Piepenbrock Unternehmensgruppe unterhaumllt im brandenbur-gischen Naturpark Stechlin-Ruppiner Land den 2200 Hektar groszligen Forst Rheinshagen Im Rahmen seiner Aktion raquoWachstumlaquo pflanzt das Unternehmen dort gemeinsam mit seinen Kunden fuumlr jeden Neuauf-trag Baumlume Im August 2012 besuchte eine Gruppe von zehn Auszu-bildenden des Unternehmens im Zuge der raquoAzubi-Projekttagelaquo den Piepen brock Forst um die Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens kennenzulernen und selbst aktiv zu unterstuumltzen Ziel war es die Sand-heideflaumlche am Zechower Berg im Naturschutz- und gleichnamigen Fauna-Flora-Habitat-Gebiet Rheinsberger Rhin und Hellberge zu pflegen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 38

IM RAHMEN VON UMWELTSCHUTZ UND RESSOURCENshyEFFIZIENZ KUumlMMERN SICH VIELE UNTER NEHMEN BEREITS HEUTE UM BIODIVERSITAumlT UND ECOSYSTEM SERVICES OHNE DIES JEDOCH EXPLIZIT HERAUS ZUshy STELLEN DER BEWUSSTE EINBEZUG DES OumlKOSYSTEMshy GEDANKENS SOWIE DIE BETRACHTUNG ENTSPRECHENDER CHANCEN UND RISIKEN STELLT EINE WEITER ENT shy WICKLUNG DAR DIE DURCHAUS ALS rsaquoUMWELTVERANTshyWORTUNG 20lsaquo BEZEICHNET WERDEN KANN

MICHAEL SIEMERS CORPORATE

ENVIRONMENT amp RESPONSIBILITY

EVONIK INDUSTRIES AG

Form doch auch hier erfolgt eine regelmaumlszligige Anpassung die zu-kuumlnftig sicherlich auch mit einer Quantifizierung einhergehen wird Damit bleibt die unternehmerische Berichterstattung eng verbunden mit dem Umweltmanagement

Unternehmerische Berichterstattung wird sich aumlndern und zukuumlnftig integrierter sein (Stichwort Integrated Reporting) In dieser Hinsicht ist auch die umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung zu sehen

INFOBOX 23

Praxisbeispiel Umweltbezogene Gewinn- und VerlustrechnungWaumlhrend in der klassischen Gewinn- und Verlustrechnung (GampV) nur finanzielle Kenngroumlszligen wie Anlagevermoumlgen return on investment und Eigenkapitalrendite berichtet werden bleiben die umweltbezogenen Kosten verborgen Diese Externalitaumlten ndash beispielsweise Verschmutzung von Gewaumlssern Zerstoumlrung von Lebensraumlumen oder das Abwaumllzen von Verantwortung beim Klimawandel auf Folgegenerationen ndash sind als Ver-luste anzusehen die nicht durch das Unternehmen sondern von Dritten wie der Allgemeinheit oder der Natur getragen werden Getrieben von CEO Jochen Zeitz hat Puma es sich zur Aufgabe gemacht diese Kosten deutlicher aufzuzeigen und in die GampV einflieszligen zu lassen Solch eine Sichtbarmachung kann beim Einkauf der Fertigung der Produktent-wicklung oder dem Nachhaltigkeitsmanagement helfen bessere Ent-scheidungen zu treffen um so die Externalitaumlten zu minimieren Laut PUMA Environmental Profit amp Loss Account hat das Unternehmen im Jahr 2010 etwa 145 Millionen Euro an Umweltschaumlden durch Treibhaus-gasemissionen Wasserverbrauch Landnutzungsfolgen Luftverschmut-zung und Abfallerzeugung verursacht Davon entfallen nur etwa 6 auf das Kerngeschaumlft mehr als 137 Millionen Euro Umweltschaumlden ent-stehen entlang der Lieferkette Weitere Informationen httpaboutpumacomwp-contentthemesaboutPUMA_themefinancial-reportpdfEPL080212finalpdf

39WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Sie macht deutlich welche Abhaumlngigkeiten und welche Einfluumlsse ein Unternehmen hat und stellt bei der Einbeziehung der Oumlkosystem-leistungen und Integration in die externe Rechnungslegung einen be deut samen Schritt hin zur Beruumlcksichtigung von Naturkapital in Unternehmen dar Eine Offenlegung dieser Art koumlnnte einen Para dig-menwechsel einleiten Wer seine Leistung schon fruumlhzeitig ganzheit-lich misst und berichtet kann in einem sich veraumlndernden Geschaumlfts-

ABBILDUNG 21 (Foto LianeM Fotoliacom)

INFOBOX 24

Biodiversitaumlt in den Umweltmanagementzertifizierungen ISO 14001 und EMASBei EMAS muumlssen und bei ISO 14001 sollten die Auswirkun-gen auf die biologische Vielfalt beruumlcksichtigt werden Bei EMAS wird in Form des raquoFlaumlchenverbrauchslaquo ein direkter Indikator fuumlr den Habitatverlust erhoben ndash eine der Hauptursachen des Biodiver-sitaumltsverlustes Zwar kann der Flaumlchenverbrauch von unterschiedli-cher Qualitaumlt sein ndash die Bebauung einer bereits degradierten Flaumlche ist weniger kritisch als die eines intakten Oumlkosystems ndash dennoch kann dies als erster Startpunkt gewertet werden

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 40

umfeld weiterhin Spitzenleistung liefern Dies betrifft die Felder Risikomanagement Versorgungssicherheit und -produktivitaumlt wie auch Compliance und Stakeholdermanagement

UmweltmanagementEin Umweltmanagement steuert gemaumlszlig den vier Managementschrit-ten Planen Ausfuumlhren Kontrollieren und Optimieren umweltbezo-gene Unternehmenstaumltigkeiten und ermoumlglicht so eine kontinuierli-che Verbesserung der Umweltleistung Dieser Managementzyklus beruumlcksichtigt derzeit nur selten umsetzungsorien tiert die Dimensio-nen Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt

Hier kann eine Erweiterung konkret ansetzen Eine erste Feststellung des Status quo auf Basis bereits existieren der Umweltdaten ndash ergaumlnzt durch Experteneinschaumltzungen ndash ist der Anfang Anschlieszligend koumln-nen spezifische und messbare Ziele gesetzt werden was sich in die bekannten Schritte des Umweltmanagements einbinden laumlsst

RessourceneffizienzRessourceneffizienz gewinnt angesichts steigender Rohstoffpreise und -bedarfe und des groszligen Anteils den Material- und Energie kosten an den Gesamtkosten in vielen Branchen darstellen wirtschaftlich und politisch enorm an Bedeutung Zur Steigerung der Ressourceneffi-zienz liegen aktuell Programme auf nationaler wie europaumlischer Ebene vor es existieren dazu Plattformen und Initiativen Das Thema raquoRes-sourceneffizienzlaquo koumlnnen Unternehmen strategisch integrieren (zum Beispiel in ihrem Umweltmanagement) indem sie die entsprechen-den Einsatzstoffe als Naturkapital raquodeklarierenlaquo und im Ressourcen-management umfassender als bisher beruumlck sichtigen Durch den sparsamen effizienten Einsatz von Ressourcen koumlnnen oftmals Oumlko-systeme geschont werden (zum Beispiel durch ein entsprechendes

INFOBOX 25

Praxisbeispiel Integration von Biodiversitaumlt in das Ressourcen-managementUPM betreibt in Deutschland sieben Papierfabriken und verschreibt sich der nachhaltigen Forstwirtschaft und dem Schutz der Biodiversitaumlt So wird weltweit FSC- und PEFC-zertifiziertes Holz verwendet und in unter nehmenseigenen Waumlldern ein Biodiversitaumltsprogramm umge-setzt Gemeinsam mit der raquoAlliance for Water Stewardshiplaquo fuumlhrt UPM ein Pilotprojekt zum Wassermanagement durch Dies soll den Verbrauch des wasserintensiven Papierherstellungsprozesses senken und die Wie-derverwendung des Wassers erhoumlhen UPM unterstreicht mit seinemEngagement seine Position als raquoBiofore Companylaquo

41WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

INFOBOX 26

Praxisbeispiel Bewertung von Biodiversitaumlt in der Lebensmittel-branche und der LandwirtschaftEinen Schritt weiter als die Oumlkobilanzen geht das Bewertungsverfahren der BASF Mit ihrer Lebenszyklusanalyse AgBalance erfasst sie eine Viel-zahl von Nachhaltigkeitsindikatoren der Lebensmittel- und Landwirt-schaftsbranche Biologische Vielfalt flieszligt mit 8 der 69 Indikatoren in eine Punktebewertung ein so unter anderem Naumlhe zu Schutzgebieten Auskreuzungspotenzial und Oumlkotoxizitaumltspotenzial Auszligerdem werden soziale und oumlkonomische Indikatoren erfasst und somit alle drei Saumlulen der Nachhaltigkeit abgebildet Auch wenn ein Abwaumlgen zwischen unter-schiedlichen Groumlszligen wie Punkten und Euros als Messeinheiten Entschei-der vor Herausforderungen stellt ist dies doch ein wichtiger Schritt hin zur Integration von Biodiversitaumlt in Entscheidungsprozesse

Wassermanagement in Regionen mit Wasserstress) Jedoch ist Res-sourceneffizienz nicht gleichzusetzen mit Biodiversitaumlts- und Oumlko-systemschutz Neben dem sparsamen Umgang mit Ressourcen ist auch die Art der Einsatzstoffe (zum Beispiel Nutzung von nachhaltig erzeugtem Palmoumll) von Bedeutung

Der Zusammenschluss zu Brancheninitiativen ist ein Ansatz um das Thema Ressourceneffizienz ganzheitlicher und passgenauer zu be-trach ten und so die Thematik uumlber den bisherigen Fokus auf Reduzie-rung von Rohstoffverbrauch und Emissionen hinaus zu erweitern

Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten- Management Die Analyse der Wertschoumlpfungskette eines Produktes liefert immer wieder Verbesserungspotenzial und wird deshalb regelmaumlszligig durchge-fuumlhrt Dies bietet gute Ansatzpunkte fuumlr eine Untersuchung und Ver-besserung der Biodiversitaumltsperformance Eine weitere oft genutzte Analysemoumlglichkeit sind Oumlkobilanzen (Life Cycle Assessments)

Oumlkobilanzen bilden den gesamten Stoffkreislauf ab ndash und somit auch die fuumlr Biodiversitaumlt relevante Landnutzung oder Oumlkosystemleis-tungen wie die Bereitstellung von Rohstoffen die Absorption von Produktionsemissionen und die Aufnahme von Abfallprodukten An-gefangen bei eigenen Beschaffungsquellen (zum Beispiel Vertragsan-bauer von Supermaumlrkten oder Handelsmarken) bis hin zu Vorproduk-ten der Liefer an ten ndash entlang der Lieferkette verbergen sich zahlreiche Ursachen fuumlr Bio diversitaumltsverlust Fuumlr Unternehmen die Rohstoffe und Vorpro dukte aus dem Ausland beziehen ist es daher wichtig auf den Einkauf und das Lieferkettenmanagement zu achten Wichtige

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 42

Analyseschritte beinhalten Grenzwerte und Normen (in den Abbau- und Ursprungslaumlndern der Vorprodukte oftmals deutlich niedriger als in Deutschland) oder Screenings zu Wasserknappheit entlang der Lie-ferkette Darauf aufbauend ergibt sich eine detaillierte Bewertung zur Beruumlcksichtigung von Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt bei Liefe ranten

Investitions- und PlanungsprozesseInvestitionen in den Bau neuer Anlagen oder Standorte werden derzeit eher selten unter Biodiversitaumltsaspekten im betrieblichen Umwelt-management erfasst Beim Bau eines Produktionsstandorts auf der raquogruumlnen Wieselaquo spielen vor allem die Eingriffsregelung des Bun-desnaturschutzgesetztes (BNatSchG) sowie das EU-Naturschutz-recht (FFH- und Vogelschutz-Richtlinie) eine wichtige Rolle Diese Regeln erscheinen Unternehmen manchmal wider spruumlchlich ndash gerade mit Blick auf den gewollten Naturschutz Firmenareale werden auf-grund strategischer Entscheidungen zum Beispiel fuumlr den Bau von Anlagen uumlber einen laumlngeren Zeitraum brach liegen gelassen Siedelt sich daraufhin eine geschuumltzte Art auf dieser Flaumlche an koumlnnen Unter-nehmen unter Umstaumlnden nur mit hohen Auflagen dieses Gebiet er-schlieszligen und einen Neu- oder Ausbau realisieren Um solchen Ziel kon-flikten vorzubeugen bieten die zustaumlndigen Natur schutzbehoumlrden an in Dialog zu treten um gangbare Wege und Maszlignahmen auszu loten

Doch Unternehmen koumlnnen auch in Vorleistung gehen Indem zum Beispiel Brachflaumlchen und Naturraumlume belassen sowie die Funktio-nalitaumlt von aquatischen Oumlkosystemen (Gewaumlssern) erhalten werden

INFOBOX 27

Ausgleichsflaumlchen ndash Chancen fuumlr beschleunigte PlanungsprozesseGut zu wissen Laut sect16 BNatSchG kann durch Oumlkosystemschutz ein raquoGuthabenlaquo auf einem Oumlkokonto angespart werden Bei spaumlteren Ein-griffen werden diese Flaumlchen als bereits geleistete Kompensationsmaszlig-nahmen anerkannt Rheinkalk macht sich dieses Instrument zunutze Im sauerlaumlndischen Houmlnnetal dient nur ein Teil des Grundbesitzes dem Kalksteinabbau Weite Teile des Areals hingegen stehen dank nicht-oumlkonomischer Waldnutzung dem Naturschutz temporaumlr zur Verfuumlgung oder werden je nach Management und naturschutzfachlicher Einschaumlt-zung einem Oumlkokonto zugeschrieben das als Kompensationsleistung fuumlr zu erwartende Eingriffe agiert Waumlhrend auf der einen Seite pro-aktiv Arten- und Oumlkosystemschutz ermoumlglicht wird profitiert Rheinkalk von einem beschleunigten Planungsprozess vermiedener Buumlrokratie und somit geringeren Kosten (wwwrheinkalkdepdfVerantwortung_Fuer_Mensch_und_Naturpdf Seite 24)

43WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

koumlnnen etwaige Kompensationsmaszlignahmen im Rahmen der Ein griffs -regelung vermieden werden Zudem koumlnnen Ergebnisse der teils obli-gatorischen Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung (UVP) der Strategischen

INFOBOX 28

Praxisbeispiel ZielkonflikteBiologische Vielfalt spielt in Steinbruumlchen Baggerseen und Kiesgruben eine wichtige Rolle Die Steine- und Erdenindustrie engagiert sich in zahlreichen Projekten zur Foumlrderung der biologischen Vielfalt Neben der Erarbeitung von Biodiversitaumltsindikatoren und einer Biodiversitaumlts-Datenbank zaumlhlen hierzu zahlreiche gemeinsame Projekte mit Umwelt-verbaumlnden

raquoLeider werden der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt in den Abbaustaumltten ausgerechnet durch das Naturschutzrecht selbst eingeschraumlnkt Wer zum Beispiel ein Laichgewaumlsser fuumlr die Gelbbauch-unke auf einem Rohbodenstandort anlegt oder eine Steilwand fuumlr die Uferschwalbe herrichtet der laumluft Gefahr dass die weitere Bewirt-schaftung der Flaumlchen deutlich eingeschraumlnkt wird Der statische An-satz im Naturschutzrecht verhindert damit leider vielerorts die Aus-schoumlpfung von Synergieeffekten von Gesteinsabbau und Naturschutz Die Steine- und Erdenindustrie jedenfalls ist zur Foumlrderung der biolo-gischen Vielfalt bereit und setzt sich auch weiterhin fuumlr praktikable Loumlsungen einlaquo (Diplom-Biologe Thomas Beiszligwenger Hauptgeschaumlfts-fuumlhrer Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

ABBILDUNG 22 (Foto Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

INFOBOX 29

Praxisbeispiel Management von LiegenschaftenFraport die Betreibergesellschaft des Frankfurter Flughafens formuliert in seiner unternehmenseigenen Biodiversitaumltsstrategie Grundsaumltze zur Biodiversitaumlt Darin wird festgehalten dass sich Flugbetrieb und der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt ndash uumlber gesetz liche Anforderungen wie zum Beispiel Eingriffsregelung hinaus ndash vereinbaren lassen So wird unter anderem auf dem Gelaumlnde des Flughafens ein For-schungsprojekt zum Bienen-Monitoring unterstuumltzt das wichtige Infor-mationen uumlber die Schadstoffsituation liefert Gleich zeitig werden im Rhein-Main-Gebiet gezielt Naturschutzvorhaben gefoumlrdert so zum Bei-spiel der Erhalt von raquoAltholzinselnlaquo im Kinzigtal oder die Pflege von Streuobstwiesen im Maintal (wwwfraportdecontentfraport-agdenachhaltigkeitumweltnatur--und-ressourcenschutz0html und verglei-che auch die dort bereitgestellten PDF-Dokumente)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 44

Legende Naumlhe zum Kerngeschaumlft Merkmalsauspraumlgung Geringer Bezug Mittel o Trifft zu x Mittlerer Bezug Stark + Starker Bezug Sehr stark + +

ABBILDUNG 23 Handlungsan-saumltze zur Integration von Biodiversi-taumlt in Unternehmen am Beispiel eines Industrie- und Konsumguumlter-unternehmens (Grafik PwC)

INFOBOX 30

Handlungsansaumltze zur Integration von Biodiversitaumlt in UnternehmenDie vorgestellten sechs Handlungsansaumltze werden hier systematisch zusammengefasst am Beispiel der Indus trie- und Konsumguumlterbranche dargestellt Diese Systematik kann allen Unternehmen als Pruumlfrahmen dienen ihr spezifisches Profil zur Beruumlcksichtigung von biologischer Viel-falt Oumlkosystemen und deren Leistungen (Naturkapital) zu entwickeln

Die Abbildung verdeutlicht die Wirkung der verschiedenen Handlungs-ansaumltze beispielhaft im Hinblick auf die vier Werttreiber Risiken senken Kosten reduzieren Maumlrkte und Kunden erschlieszligen und Reputation steigern

Waumlhrend die farbliche Hinterlegung die Naumlhe zum Kerngeschaumlft andeutet geben die Spalten auf der rechten Seite Informationen uumlber den Beitrag zum Schutz der biologischen Vielfalt sowie zur moumlglichen Umsetzungskomplexitaumlt wieder Es wird deutlich dass es durchaus ein-fache Maszlignahmen gibt die eine Wirkung zeigen

Werttreiber

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Integration von Biodiversitaumltsaspekten in hellip

Beitrag zum Schutz des Natur kapitals

Umsetzungsshy komplexitaumlt

x x x 1) Unternehmerischer Verantwortung (Corporate Responsibility) o + o

x x x 2) Berichterstattung (inkl umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung) o +

x x 3) Umweltmanagement inkl Liegenschafts-management o + +

x x 4) Maszlignahmen zur Steigerung der Ressourcen-effizienz + + + +

x x x 5) Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten-Management + + + +

x x 6) Investitions- und Planungsprozesse + o +

45WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Des Weiteren ist erkennbar dass die Integration von Biodiversitaumlt in Aus-wahl- und Entscheidungsprozesse vor allem im Bereich Ressourceneffi-zienz Lieferketten-Management und Investitions- und Planungsprozesse zu Win-win-Situationen fuumlhren kann Dabei sollte bei der Auswahl der Ansaumltze und Methoden aber immer das Kerngeschaumlft des Unterneh-mens im Vordergrund stehen ndash hier kann ein erster Check die weitere Schwerpunktsetzung unterstuumltzen Auch die Integration ins klassische Umweltmanagement stellt einen Schritt zur Beruumlcksichtigung von Bio-diversitaumlt dar ndash und zwar verbunden mit einem maumlszligigen Aufwand

Umweltpruumlfung (SUP) und der FFH Vertraumlglichkeitspruumlfung (FFH VP) guumlnstiger ausfallen Auflagen der Nachbesserung reduziert dadurch Kosten eingespart und ein reibungsloser Planungs- und Bauprozess beguumlnstigt werden

Abschlieszligend gilt es die Integration von Biodiversitaumlt auch in flankie-renden operationellen Einheiten voranzutreiben Dies betrifft beson-ders Forschung und Entwicklung sowie Kommunikation Dabei sollen die Themen erfolgreich sowohl nach innen als auch nach auszligen also zu Kunden Lieferanten und anderen Interessengruppen kommuni-ziert und in eine entsprechende Berichterstattung integriert werden

AUSBLICK5

WIR KOumlNNEN DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER WIRTSCHAFT NUR ERHALTEN WENN WIR DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER NATUR ERHALTEN DAFUumlR IST EINE VIELFALT AN LEBENSshy RAumlUMEN UND ARTEN VON ENTSCHEIDENDER BEDEUTUNG DEREN SCHUTZ MUSS DESHALB VIEL STAumlRKER IN DEN WERTSCHOumlPFUNGSPROZESSEN BERUumlCKSICHTIGT WERDEN

ALEXANDER BARTELT ABTEILUNGS-

LEITER KLIMASCHUTZ UND NACHHAL -

TIGE PRO DUKTE DER OTTO GROUP

VORSTANDSVORSITZENDER raquoBIODIVER-

SITY IN GOOD COMPANYlaquo- INITIATIVE

Es ist an der Zeit die Aspekte von Naturkapital in das unterneh-merische Handeln zu integrieren Nutzen Sie die vielfaumlltigen Ansatz-punkte die im Rahmen der Broschuumlre aufgezeigt wurden und beginnen Sie Ihre unternehmerischen Aktivitaumlten zu erweitern In Deutsch-land gibt es viele Initiativen und Ansaumltze die einen Einstieg in die The-men Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungen erleich tern Nutzen Sie diese Initiativen fuumlr einen Austausch mit anderen Unter-nehmen und uumlber die dort bereits gemachten Erfahrungen (siehe dazu auch Kapitel 6)

Die Initiative raquoBiodiversity in Good Companylaquo ist ein Zusammen-schluss von Unternehmen die gemeinsam fuumlr den Schutz der

biologischen Vielfalt eintreten Der branchenuumlbergreifenden Initiative gehoumlren kleine mittlere und groszlige Unternehmen an Die Mitglieder der raquoBiodiversity in Good Companylaquo-Initiative unterstuumlt-zen das freiwillige Engagement der Wirtschaft fuumlr den Schutz der biologischen Vielfalt Sie arbeiten an Innovationen und Investitio-nen damit naturvertraumlgliche Technologien Produkte und Dienst-leistungen verstaumlrkt ihren Weg in die Maumlrkte finden Die Initiative

47AUSBLICK

traumlgt dazu bei den Privatsektor in die Verwirklichung der Ziele der Konvention uumlber die biologische Vielfalt und der Nationalen

Strategie zur biologischen Vielfalt staumlrker einzubinden

Auch im Rahmen von econsense ndash einem Zusammenschluss fuumlhren-der global agierender Unternehmen und Organisationen der deut-schen Wirtschaft zu den Themen nachhaltige Entwicklung und Cor-porate Social Responsibility (CSR) ndash wird der Themenbereich im Rahmen der Arbeitsgruppe raquoBiodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungenlaquo begleitet Die Mitgliedsunternehmen setzten sich intensiv mit dem Erhalt und der Entwicklung der biologischen Vielfalt auseinander und nutzen econsense als Plattform zum Austausch und zur Diskus-sion von praktischen Managementinstrumenten

Engagieren Sie sich im Projekt raquoUnternehmen Biologische Vielfalt 2020laquo einer Dialog- und Aktionsplattform des Bundesumweltminis-teriums gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der deutschen Wirtschaft und von Naturschutzverbaumlnden die einen fortlaufenden Austausch erlaubt und konkrete Aktivitaumlten zur Umsetzung der Nati-onalen Strategie zur biologischen Vielfalt auf den Weg bringt Folgende Themenfelder stehen dabei im Fokus Informationen zur biologischen Vielfalt fuumlr Unternehmen Biologische Vielfalt im betrieblichen Umweltmanagement Biologische Vielfalt und Naturschutzrecht Kommunikation von Unternehmen nach auszligen Finanzierung von Naturschutzprojekten Maumlrkte Chancen erkennen und entwickeln Netzwerkbildung

Die kuumlnftige Leistungsfaumlhigkeit der Wirtschaft wird von der Leis-tungsfaumlhigkeit des Naturkapitals abhaumlngen Der Erhalt der Leistungs-faumlhigkeit unseres Naturkapitals erfordert die gebuumlndelten Kraumlfte von Unternehmen Politik und Gesellschaft raquoNatur kapital Deutschland ndash TEEB DElaquo zeigt dass sich dies auch wirtschaftlich lohnt Lassen Sie uns diese Chance gemeinsam wahrnehmen

ABBILDUNG 24 (Foto morrbyte Fotoliacom)

6 WEITERFUumlHRENDE INFORMATIONEN

PROJEKT raquoNATURKAPITAL DEUTSCHLAND ndash TEEB DElaquoDiese Broschuumlre ist Teil des Projekts raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo in dessen Rahmen bis zum Jahr 2015 folgende vier Berichte erscheinen (Arbeitstitel) raquoKlimapolitik und Naturkapital Synergien und Konfliktelaquo raquoOumlkosystemleistungen und Entwicklung laumlndlicher Raumlumelaquo raquoNaturleistungen in der Stadt Gesundheit schuumltzen und

Lebensqualitaumlt erhoumlhenlaquo raquoNaturkapital Deutschland Neue Handlungsoptionen

ergreifen ndash eine Syntheselaquo

Bereits erschienen ist die Broschuumlre raquoDer Wert der Natur fuumlr Wirt-schaft und Gesellschaft ndash Eine Einfuumlhrunglaquo wwwnaturkapital-teebde

Soweit Praxisbeispiele und Statements nicht gesondert gekennzeich-net wurden sind diese speziell fuumlr raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo erstellt worden

Leitfaumlden Handlungsmoumlglichkeiten fuumlr Unternehmen BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012)Biodiversitaumlt im unterneh-

merischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Umfangrei-che aber dennoch leicht zu erfassende und praxisnahe Broschuumlre zu Maszlignahmen rund um den betrieblichen Biodiversitaumltsschutz Mit zahl-reichen Umsetzungstipps und Hinweisen auf weiterfuumlhrende Lite ra-tur und Webseiten

49WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

www2leuphanadeumanagementcsmcontentnamadownloads download_publikationenBestaendig20Wuczkowski_Biodiversitaet 20im20unternehmerischen20Nachhaltigkeitsmanagement_neupdf

HOUDET J (HRSG) (2008 UumlBERARBEITET 2010) Integrating bio-diversity into business strategies The Biodiversity Accountability Framework Sehr umfangreiche Publikation (knapp 400 Seiten) uumlber Bio di versitaumlt und Unternehmen beginnend bei den Grundlagen 23 In dikatoren (Business and Biodiversity Independence Indicators) sind Grundlage fuumlr die Bewertung der Biodiversitaumltsleistung von Unter-nehmen Mit zahlreichen Beispielen Regionaler Fokus Frankreichwwworeeorg_scriptntsp-document-file_downloadphp document_id=1063ampdocument_file_id=1070

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement ndash Ein Leitfaden fuumlr die betriebliche Praxis Umsetzungsorientiertes Handbuch zur Einbindung von Biodiversi-

taumlt in das bestehende (Umwelt)-Management inklusive zahlreicher Vorschlaumlge fuumlr Maszlignahmen und Instrumente sowie Zuordnung zu Handlungsfeldern und Funktionsbereichen httpwwwbmudeN46143

TEEB (2012) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Busi-ness and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York Bericht fuumlr Unternehmen der internationalen TEEB-Studie Ins-pirierende teils generische Heranfuumlhrung an die Bedeutung von Bio-diversitaumlt an Unternehmen mit Beispielen aus aller Welt Excutive summary unter wwwteebweborg

UN GLOBAL COMPACT AND IUCN (2012) A Framework for Corpo rate Action on Biodiversity and Ecosystem Services Uumlberblicksbro schuumlre zu Biodiversitaumlt und Unternehmen Adressierte Themen Treiber Risi-ken amp Chancen Corporate Governance Management (inkl Vermei-dungs-Hierarchie) Stakeholder-Engagement und Berichter stattungwwwunglobalcompactorgdocsissues_docEnvironmentBES_Frameworkpdf

WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD) (2011) Handbuch zur unternehmerischen Bewertung von Oumlkosystemdienstleistungen (CEV) Ein Rahmenwerk zur Erleichterung unternehmerischer Entscheidungsfindung Generisches Hand buch fuumlr die Durchfuumlhrung einer unternehmensinternen Bewertung von Biodiversitaumlt (breites Werteverstaumlndnis) mit Handreichungen zu vor-gelagerten Abwaumlgungen wwweconsensedesitesallfilesWBCSD_Handbuch_CEVpdf

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 50

WORLD RESOURCE INSTITUTE (WRI) (2012) Corporate Ecosystem Services Review ndash Version 20 Handbuch zur systematischen Erfas-sung von biodiversitaumltsbezogenen Risiko- und Handlungsfeldern Schrittweises Vorgehen inkl Vorschlaumlgen fuumlr die Erfassung und Doku-mentation des Prozesses wwwwriorgpublicationcorporate-ecosystem-services-review

Allgemein Oumlkosysteme Biodiversitaumlt und Wirtschaft JESSEL B TSCHIMPKE O UND WALSER M (2009) Produktivkraft

Natur Hamburg Praumlgnante Beispiele fuumlr die Quantifizierung von wirtschaftlich relevanten Nutzungen der Natur in Arbeitsplaumltzen Umsaumltzen oder vermiedenen Kostenwwwnaturkapital-teebdefileadminDownloadsProduktivkraft Naturpdf

MILLENNIUM ECOSYSTEM ASSESSMENT (2005) Ecosystems and Human Well-Being ndash Synthesis Synthese der mehr als 1000 Seiten fassenden wissenschaftlichen Studie uumlber die oumlkologischen und gesell-schaftlichen Zusammenhaumlnge sowie Zustand und Trends des Verlus-tes der biologischen Vielfalt und die Bedeutung der Oumlkosystemleis-tungen fuumlr den Menschenwwwmaweborgdocumentsdocument356aspxpdf

TEEB (2010) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integ-rieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz (Hrsg) Bonn Zusam-menfassung der Ergebnisse der internationalen TEEB Studie Synthese der Berichte fuumlr internationale Politiker lokale und regionale Ent-scheider sowie Unternehmen wwwteebweborg

Kartenmaterial Frageboumlgen und Tools PROTECTEDPLANETNET Weltweite kartengestuumltzte Darstellung von

Schutzgebieten basierend auf den Daten der World Database of Pro-tected Areas (WDPA) und der Weltnaturschutzorganisation (IUCN) wwwprotectedplanetnet

BFNshySCHUTZGEBIETSKARTE Interaktive Karte des Bundesamtes fuumlr Naturschutz mit allen deutschen Schutzgebieten wwwgeodienstebfndeschutzgebiete

CHECKLISTEN DER DEUTSCHEN BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIAshyTIVE Fragenkatalog zur Erstellung einer Selbsteinschaumltzung bezuumlg-lich potenzieller Risiken hinsichtlich Biodiversitaumlt und Oumlkosystem-leistungen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

51WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

INTEGRATED BIODIVERSITY ASSESSMENT TOOL (IBAT) Kostenpflich-tige Anwendung zur Bewertung standortbezogener Biodiversitaumlts-risiken (Fokus Schutzgebiete und Biodiversity Hot Spots) GIS-(Karten)- basiert wwwibatforbusinessorg

Fallbeispiele und Publikationssammlung WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD)

(2012) Biodiversity and ecosystem services ndash scaling up business solutions Company case studies that help achieve global biodiversity targetswwwwbcsdorgPagesEDocumentEDocumentDetailsaspxID=14923ampNoSearchContextKey=true

UNITED NATIONS ENVIRONMENT PROGRAM FINANCE INITIATIVE (UNEP FI) Publikationen zu biodiversitaumltsbezogenen Chancen Risiken und Handlungsoptionen der Finanzbranche wwwunepfiorgpublicationsbiodiversityindexhtml

CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (CBD) BUSINESS PROGRAMM Fallstudien und Publikationen zu Beruumlhrungspunkten und Leuchtturm-projekten zum Erhalt der biologischen Vielfalt wwwcbdintenbusiness

ECOSYSTEM MARKETPLACE Nachrichtenportal von Forest Trends rund um Biodiversitaumlts- Wasser- und CO2-Maumlrkte wwwecosystemmarketplacecom

Strategien auf politischer Ebene NATIONALE STRATEGIE ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT (2007) Deutsch-

lands Strategie zur Umsetzung der Konvention uumlber die biolo gische Vielfalt wwwbmudeN40333

INFORMATIONSPORTAL DES BUNDESAMTES FUumlR NATURSCHUTZ ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT Mit Nachrichten Informationen Veranstal-tungshinweisen und weiterfuumlhrenden Materialien wwwbiologische-vielfaltde

EUshyBIODIVERSITAumlTSSTRATEGIE FUumlR 2020 Diese EU-Strategie enthaumllt Ziele zum Erhalt von Biodiversitaumlt sowie von Oumlkosystemen und deren Leistungen (raquoNaturkapitallaquo) bis 2020httpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversitycomm20062020htm

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 52

GLOBALE BIODIVERSITAumlTSZIELE Der raquoStrategische Plan 2011 ndash 2020laquo des Internationalen Uumlbereinkommens zur biologischen Vielfalt (CBD) enthaumllt auch Ziele zu Oumlkosystemen und deren Leistungen sowie zum Wert der biologischen VielfaltwwwcbdintdocdecisionsCOP-10cop-10-dec-02-enpdf

Initiativen DEUTSCHE BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIATIVE ndash raquoBIODIVERSITY

IN GOOD COMPANYlaquoshy INITIATIVE Zusammenschluss vor allem deut-scher Unternehmen mit dem Ziel die Integration von Biodiversitaumlt in unternehmerische Entscheidungen voranzutreiben wwwbusiness-and-biodiversityde

EUROPAumlISCHE raquoBUSINESS AND BIODIVERSITY CAMPAIGNlaquo Europa-weite Plattform fuumlr Unternehmen mit dem Ziel Ansaumltze fuumlr ein Biodi-versitaumltsmanagement zu entwickeln und umzusetzen wwwbusiness-biodiversityeu

NATURAL CAPITAL DECLARATION Erklaumlrung einzelner Akteure des Finanzsektors Naturkapital in Finanzprodukten und -dienstleistungen zu beruumlcksichtigen wwwnaturalcapitaldeclarationorg

TEEB FOR BUSINESS COALITION Initiative zur Vereinheitlichung der Bilanzierung von Naturkapital im Unternehmen httpteebforbusinessorg

GLOSSAR 53

GLOSSAR

ARTENVIELFALTDiversitaumlt (Vielfalt) biologischer Arten in einem Lebensraum Artenviel-falt ist neben genetischer Vielfalt und Diversitaumlt der Oumlkosysteme ein Teil-aspekt der biologischen Vielfalt

BASISLEISTUNGENGrundlegende Leistungen der Oumlkosysteme wie zum Beispiel Photosyn-these oder Stickstoffbindung von Knoumlllchenbakterien welche die Voraus-setzung fuumlr alle anderen Leistungen der Oumlkosysteme sind

BIODIVERSITAumlT Biologische Vielfalt

BIOLOGISCHE VIELFALT Die Vielfalt des Lebens auf unserer Erde (oder Biodiversitaumlt) ist die Varia-bilitaumlt lebender Organismen und der von ihnen gebildeten oumlkologischen Komplexe Sie umfasst drei Ebenen 1) die Vielfalt an Oumlkosystemen bezie-hungsweise Lebensgemeinschaften Lebensraumlumen und Landschaften 2) die Artenvielfalt und 3) die genetische Vielfalt innerhalb der verschie-denen Arten

EINGRIFFSREGELUNG Instrument des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatschG sectsect 13 ff) das die Bewaumlltigung von Eingriffen in Natur und Landschaft regelt (Vermeidung und Kompensation)

EMAS Betriebliches Umweltmanagementsystem (Eco Management and Audit Scheme) nach der Verordnung (EG) Nr 12212009 uumlber die freiwillige Teil-nahme von Organisationen an einem Gemeinschaftssystem fuumlr Umwelt-management und Umweltbetriebspruumlfung (ABl EG L 342 v 22122009 S 1) Schwerpunkte sind die kontinuierliche Verbesserung der Umwelt-leistung die Umwelterklaumlrung und Umweltrechtskonformitaumlt

GEBIETSFREMDE ARTENAuch invasive Arten oder Neobiota Tier- und Pflanzenarten die durch Einfuhr (beabsichtigt) oder Einschleppung (unbeabsichtigt) in einem fuumlr sie nicht natuumlrlichen Lebensraum leben Einige gebietsfremde Arten ver-breiten sich aufgrund mangelnder Feinde physiologischer Eigenschaften (Wachstumsgeschwindigkeit Wasserbedarf) oder aumlhnlich invasiv und verdraumlngen einheimische Arten In einigen Faumlllen entstehen durch sie erheb liche Nachteile fuumlr Mensch (Gesundheitsbeeintraumlchtigungen wie zum Beispiel Allergien) und Oumlkosysteme (Degradation)

INWERTSETZUNGBuumlndel von Maszlignahmen um den Nutzen von Biodiversitaumlt und Oumlkosys-temleistungen fuumlr die Gesellschaft relevant und erfahrbar werden zu las-sen Dies geschieht durch (oumlkonomische) Bewertung und oder Integra-tion in Marktentscheidungen ndash zum Beispiel in Form von naturorientierten Angeboten Anreizen oder der Schaffung von Maumlrkten fuumlr Biodiversitaumlt ndash sowie in gesellschaftliche und private Entscheidungen

54 DIEUNTERNEHMENSPERSPEKTIVEndashNEUEHERAUSFORDERUNGEN

ISO 14001 Betriebliches Umweltmanagementsystem nach DIN EN ISO 140012004 + AC 2009 (Ausgabe 112009) Schwerpunkt liegt in der Verbesserung des Umweltmanagementsystems

KONVENTION UumlBER DIE BIOLOGISCHE VIELFALT (ENGL CONVENTION ON BIO LOGICAL DIVERSITY ndash CBD)

Uumlbereinkunft von 168 Staaten (Unterzeichner Stand 12122012) uumlber die biologische Vielfalt Darin werden der Verlust der biologischen Vielfalt als Herausforderung anerkannt und Ziele zu ihrer Erhaltung formuliert Diese sind 1) Schutz der biologischen Vielfalt 2) Nachhaltige Nutzung ihrer Bestandteile und 3) Zugangsregelung und gerechter Ausgleich von Vor-teilen welche aus der Nutzung genetischer Ressourcen entstehen

KULTURELLE OumlKOSYSTEMshy LEISTUNGEN

Leistungen von Oumlkosystemen mit Wirkung und Bedeutung fuumlr Erholung aumlsthetisches Empfinden spirituelle Erfahrungen soziale Funktionen kul-turelle Identitaumlt Heimatgefuumlhl Wissen und Erkenntnis

MONETARISISERUNG Beimesssung eines Wertes in Geldeinheiten Die Umweltoumlkonomie hat dazu mehrere Verfahren der Monetarisierung entwickelt

NATURKAPITAL Oumlkonomischer Begriff fuumlr den begrenzten Vorrat an physischen und bio-logischen Ressourcen der Erde und die begrenzte Bereitstellung von Guumltern und Leistungen durch Oumlkosysteme

OumlKOSYSTEM Bezeichnet die Bestandteile eines abgegrenzten Naturraumes (zum Beispiel niedersaumlchsisches Wattenmeer) oder eines bestimmten Natur-raumtyps (zum Beispiel naumlhrstoffarmes Flieszliggewaumlsser) und deren Wech-selwirkungen Der Begriff kann sich auf verschiedene raumlumliche Ebenen (lokal regional) beziehen und umfasst sowohl (halb-)natuumlrliche (zum Bei-spiel ungestoumlrte Hochmoore) und naturnahe (zum Beispiel Kalkmager-rasen) als auch vom Menschen gepraumlgte Oumlkosysteme (zum Beispiel Agrar oumlkosysteme)

OumlKOSYSTEMFUNKTIONEN Umfassen alle physikalischen chemischen und biologischen Prozesse und Wechselwirkungen die in verschiedenen Oumlkosystemen stattfinden

OumlKOSYSTEMLEISTUNGEN Bezeichnen direkte und indirekte Beitraumlge von Oumlkosystemen zum mensch-lichen Wohlergehen das heiszligt Leistungen und Guumlter die dem Menschen einen direkten oder indirekten wirtschaftlichen materiellen gesundheit-lichen oder psychischen Nutzen bringen In Abgrenzung zum Begriff Oumlko-systemfunktion entsteht der Begriff Oumlkosystemleistung aus einer anth-ropozentrischen Perspektive und ist an einen Nutzen des Oumlkosystems fuumlr den Menschen gebunden Der Begriff ist identisch mit den haumlufig verwen-deten Begriffen raquoOumlkosystemdienstleistunglaquo und raquooumlkosystemare Guumlter und Leistungenlaquo und entspricht dem englischen Begriff der raquoecosystem serviceslaquo

55

REGULIERUNGSLEISTUNGENFunktionen von Oumlkosystemen die auf (andere) Elemente und Prozesse von Oumlkosystemen einwirken die (direkten) Nutzen fuumlr den Menschen haben zum Beispiel die Filterwirkung von Bodenschichten auf die Grund-wasserqualitaumlt oder der Beitrag einer Hecke zur Verringerung der Boden-erosion

GLOSSAR

RESILIENZ (VON OumlKOSYSTEMEN)

Resilienz ist die Faumlhigkeit eines Oumlkosystems trotz aumluszligerer Stoumlrungen seine Funktionen und damit seine Oumlkosystemleistungen aufrecht zu erhalten Es wird davon ausgegangen dass die Resilienz stark mit der in dem Oumlko-system vorherrschenden biologischen Vielfalt korreliert

TEEBThe Economics of Ecosystems and Biodiversity Die internationale TEEB-Studie wurde von Deutschland im Rahmen seiner G8-Praumlsidentschaft im Jahr 2007 gemeinsam mit der EU-Kommission initiiert und mithilfe zahlreicher weiterer Institutionen unter der Schirmherrschaft des Um-weltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) durchgefuumlhrt Ziel der TEEB-Studie war es den oumlkonomischen Wert der Leistungen der Natur ein zuschaumltzen die wirtschaftlichen Auswirkungen der Schaumldigung von Oumlkosystemen zu erfassen und ausgehend davon die Kosten eines Nicht-Handelns zu beziffern Leiter der Studie war der indische Oumlkonom Pavan Sukhdev Im Rahmen der Studie wurden verschiedene Berichte veroumlffent-licht Derzeit wird unter Leitung von UNEP ein Nachfolgeprozess organi-siert um die Durchfuumlhrung von nationalen regionalen lokalen und sek-toralen Studien zum Thema anzuregen und zu foumlrdern

VERSORGUNGSLEISTUNGENBezeichnen meist marktfaumlhige Guumlter die von oder mithilfe von Oumlkosyste-men produziert werden (zum Beispiel Nahrung Frischwasser Feuer- und Bauholz) Teilweise ist ein erheblicher Beitrag von (Human-)Kapital und Arbeit notwendig um diese Guumlter zu erstellen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 56

QUELLEN

BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012) Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Centre for Sustainability Management Luumlneburg

BORN W u a (2012) Gesundheitskosten der Beifuszlig-Ambrosie in Deutschland In Umweltmedizin in Forschung und Praxis 17 (2) S 71 ndash 80

DER BUND (2009) Invasive Muscheln verstopfen Leitungen Von Fabio Bergamin Onlineausgabe Zuletzt aktualisiert am 31072009 httpwwwderbundchzeitungenwissenInvasive-Muscheln-verstopfen-Leitungenstory29662360

DEUTSCHER IMKERBUND EV Internetauftritt des Deutschen Imkerbund e V vom 12122012 httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpbienen-und- bestaeubungsleistung und httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpzahlen-die-zaehlen

EUROPAumlISCHE KOMMISSION (2009) Fact Sheet Gebietsfremde invasive Arten httpeceuropaeuenvironmentpubspdffactsheetsInvasive20Alien20SpeciesInvasive_Alien_DEpdf

FAO ndash FOOD AND AGRICULTURE ORGANIZATION OF THE UNITED NATIONS (2010) Global Forest Resource Assessment 2010wwwfaoorgforestryfrafra2010en

GARCIacuteAshyTORRES L u a (2001) Conservation agriculture in Europe Current status and perspectives In Garcia-Torres L Benites J and Martiacutenez-Vilela A (Hrsg) Conservation Agriculture A World-wide Challenge 1st World Congress on Conservation Agriculture Madrid 1 ndash 5 October 2001 Vol I Keynote Contributions XUL Cordoba Spain S 79 ndash 83

IAASTD ndash INTERNATIONAL ASSESSMENT OF AGRICULTURAL KNOWLEDGE SCIENCE AND TECHNOLOGY FOR DEVELOPMENT (2008) Global ReportwwwagassessmentorgreportsIAASTDENAgriculture20at20a20Crossroads_Global20Report20(English)pdf

KREIBICH H MUumlLLER M (2005) Private Vorsorgemaszlignahmen koumlnnen Hochwasserschaumlden reduzieren Schadensprisma Heft 1 2005 httpwwwschadenprismadepdfsp_2005_1_1pdf

57QUELLEN

LENZEN M u a (2012) International trade drives biodiversity threats in developing nations Nature 486109 ndash 112 Doi101038nature11145

PWC ndash PRICEWATERHOUSECOOPERS (2012) PwC Rio+20 Sustain ability pulse poll How do the public and CEO opinions differ on Rio+20 issues

REWE GROUP (2010) Pressemitteilung raquoBodensee-Obstbauern engagieren sich fuumlr Biodiversitaumltlaquo wwwrewe-groupcompressepressemeldungenpressemeldung-detail articlebodensee-obstbauern-engagieren-sich-fuer-biodiversitaet

SCBD ndash SECRETARIAT OF THE CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (2009) business2010 A magazine on business amp bio- diversity June 2009 Volume 4 ndash Issue 1 httpwwwcbdintdocnewslettersnews-biz-2009-06-enpdf

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement Ein Leitfaden fuumlr die betrieb-liche Praxis BerlinwwwbmudeN46143

STATISCHES BUNDESAMT (2012) Nachhaltige Entwicklung in Deutschland Indikatorenbericht 2012 wwwdestatisdeDEPublikationenThematischUmwelt oekonomischeGesamtrechnungenUmweltindikatorenIndikatoren PDF_0230001pdf__blob=publicationFile

STERN N (2007) The Economics of Climate Change The Stern Review Cambridge

TEEB (2009) The Economics of Ecosystems and Biodiversity TEEB for National and International Policy Makers Summary Responding to the Value of Naturewwwteebweborg

TEEB (2010A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity Ecological and Economic Foundations Edited by Pushpam Kumar London and Washington

TEEB (2010B) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integrieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz Bonn

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 58

TEEB (2011) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in National and International Policy Making Edited by Patrick ten Brink London and Washington

TEEB (2012A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Local and Regional Policy and Management Edited by Heidi Wittmer and Haripriya Gundimeda Abingdon and New York

TEEB (2012B) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Business and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York

TEN BRINK P BRAAT L (HRSG) (2008) The Cost of Policy Inaction The case of not meeting the 2010 biodiversity targethttpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversityeconomicspdfcopizip

UNESCAP ndash UNITED NATIONS ECONOMIC AND SOCIAL COMMISSION FOR ASIA AND THE PACIFIC (1999) Keynote Statement of Mr Cengiz Ertuna (UNESCAP) at IDNDR-ESCAP Regional Meeting for Asia Risk Reduction amp Society in the 21st Century Bangkok 23 ndash26 February 1999 httpwwwunescaporgenrdwater_mineraldisasterertuna01htm

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012) Water valuation ndash Building the business case Geneva and Washington

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012A) Changing Pace ndash Public policy options to scale and accelerate business action towards Vision 2050 Geneva and Washington

WRI ndash WORLD RESOURCE INSTITUTE (2012) The Corporate Ecosys-tem Services Review - Guidelines for Identifying Business Risks and Opportunities Arising from Ecosystem Change Version 20 Washington

ZEITZ J PUMA Pressemitteilung vom 16112011 httpaboutpumacompuma-completes-first-environmental-profit-and-loss-account-which-values-impacts-at-e-145-million

  • Die Unternehmensperspektive
  • Impressum
  • Inhaltsverzeichnis
  • Vorworte
  • Biodiversitaumlt und Oumlkoshysystemleistungen ndash Erweiterung der unternehmerischen Sicht
  • Warum die Wirtschaft gefragt ist ndash Treiber Chancen und Risiken
  • Entwicklungen und Trends ndash was auf Unternehmen zukommt
  • Wie Unternehmen taumltig werden koumlnnen
  • Ausblick
  • Weiterfuumlhrende Informationen
  • QUELLEN

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 24

INFOBOX 11

Praxisbeispiel Prozessoptimierung mit BionikAls international agierendes Unternehmen mit einer langen und kom-plexen Lieferkette stellte sich Tchibo die Frage raquoWie werden unmittelbar umsetzungsrelevante Informationen moumlglichst schnell und handlungs-wirksam einer groszligen heterogenen Zielgruppe zur Kenntnis gebrachtlaquo Mittels Analogiebildung konnte Tchibo in biologischen Wertschoumlpfungs-ketten wie der der Honigbiene Organisationsprinzipien iden tifizieren die dort zur Loumlsung solcher organisatorischen Heraus for derungen bei-tragen Auf Basis dieser Organisationsprinzipien wurden unternehmens-bezogene Handlungsoptionen erarbeitet Diese wurden anschlieszligend zu konkreten Maszlignahmen verdichtet und priorisiert Die vordringlichsten Maszlignahmen wie der Aufbau neuarti ger uumlber greifender Informations-netzwerke werden zurzeit bei Tchibo erprobt

schmutzabweisende Oberflaumlchen feine aber stabile Traumlgerkonstruk-tionen oder verbesserte Prozessablaumlufe Immer haumlufiger werden zu-dem Erkenntnisse uumlber Prinzipien der Natur in die eigene Organisation und Unternehmensprozesse uumlbertragen (Infobox 11)

Verantwortung und ReputationAls weiteren Handlungstreiber geben Unternehmen gesellschaft liche Verantwortung und die damit verknuumlpfte Reputation an Neben sozi-alem Engagement stehen auch immer oumlfter eine intakte Natur und damit die biologische Vielfalt im Vordergrund der Aktivitaumlten Der da-raus resultierende Dialog mit Anwohnern Kunden NGOs und weite-ren Stakeholdern foumlrdert dabei nicht nur das gegenseitige Verstaumlnd-nis sondern zeigt auch Schwerpunkte auf die bisweilen nicht im Fokus der Entscheider liegen (Infobox 12) Gleichzeitig wertet das Enga-gement das Unternehmen auf ndash sowohl fuumlr Kunden als auch fuumlr gegen-waumlrtige und potenzielle Beschaumlftigte Unternehmen erhalten so auszliger-dem die Moumlglichkeit eine wichtiger werdende Mittlerrolle zwischen Naturschutz und Zivilgesellschaft einzunehmen

Allerdings reicht Engagement fuumlr die biologische Vielfalt auszligerhalb des Kerngeschaumlfts nicht aus Sonst kann es schnell als raquoGreen-washinglaquo aufgefasst werden

BIODIVERSITAumlT IST FUumlR TCHIBO VORAUS SETZUNG FUumlR EIN ZUKUNFTSFAumlHIGES GESCHAumlFT DAHER ARBEITEN WIR MIT PARTNERORGANISATIONEN INTENSIV AN DER ERHALTUNG DER ARTENVIELFALT INSBESONDERE AM URSPRUNG UNSERER PRODUKTE

STEFAN DIERKS CATEGORY

LEADER CR PRODUCT amp STRATEGY

TCHIBO GMBH

ABBILDUNG 8 (Foto Susanne Georgi)

25WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

INFOBOX 12

Praxisbeispiel Unternehmen gemeinsam mit NGOs fuumlr den NaturschutzEine vergleichsweise neue Rolle nahm REWE in einem Pilotprojekt ein in dem sie gemeinsam mit der Bodenseestiftung die biologische Vielfalt auf den Plantagen der Obstbauern der Bodenseeregion foumlrderte Die Fronten schienen verhaumlrtet und eine Annaumlherung von Naturschuumltzern auf der einen und Obstbauern auf der anderen Seite erfolgte nur zoumlger-lich REWE agierte erfolgreich als Vermittler und Agent fuumlr den Erhalt der biologischen Vielfalt Es wurde nicht nur das Nahrungsangebot fuumlr Bienen Hummeln und Schmetterlinge waumlhrend der Trachten luumlcke von Juni bis September verbessert sondern auch der Dialog zwischen Obst-bauern und Naturschutzverbaumlnden gefoumlrdert Die Resonanz sowohl von Kunden als auch von Lieferantenseite ist so positiv dass das Projekt fortgefuumlhrt und ausgeweitet wurde (REWE 2010)

Mit allen Treibern sind Chancen und Risiken verbunden Ein Perspekti-venwechsel findet nicht nur hin zu Beruumlcksichtigung von Oumlkosystem-leistungen statt sondern auch von einer bloszligen Risikofokussierung hin zum Erkennen von Moumlglichkeiten fuumlr Differenzierung gegenuumlber Wettbewerbern

BETROFFENHEIT DER SEKTORENVielen Unternehmen faumlllt es schwer biologische Vielfalt und Oumlkosys-temleistungen im Unternehmen zu verorten insbesondere weil die Themen unter unterschiedlichen Perspektiven und Zielen adressiert

INFOBOX 13

Praxisbeispiel Verbindung von Verantwortung und WettbewerbsvorteilenAls Reiseanbieter bietet TUI zahlreiche Reisen in Biodiversitaumlts-Hot-spots an TUI sieht sich in der Verantwortung und engagiert sich seit Mitte der 1990er Jahre fuumlr den Erhalt der biologischen Vielfalt Arten-schutzkampagnen zur Aufklaumlrung der Reisenden (zum Beispiel Souvenir-ratgeber zu geschuumltzten Arten) und Kooperationen mit Wissenschaft und Forschung sind nur ein Auszug ihres vom Global Nature Fund 2012 praumlmierten Engagements fuumlr den Erhalt der biologischen Vielfalt Doch nicht allein die Verantwortung treibt TUI an Viele Reisende kommen gerade wegen eines intakten Oumlkosystems in bestimmte Urlaubsregio-nen Der Erhalt der biologischen Vielfalt wird somit zum Wettbewerbs-vorteil und sichert Naturliebhaber als Kunden

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 26

werden Daher gilt Zuerst Einfluss und Betroffenheit identifizieren ndash sowohl im Hinblick auf Chancen als auch auf Risiken um anschlie-szligend gezielt Maszlignahmen zu ergreifen ndash sei es im Bereich CSR im Einkauf oder anderswo Die unterschiedlich starke Betroffenheit der Unternehmen von den Themen Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistun-gen wird in Abbildung 9 deutlich

GRUumlNDE UND RISIKEN DES NICHTshyHANDELNSDie Vielfalt an bestehenden Umweltanforderungen wie zum Beispiel in den Bereichen Klima und Energie erschwert es Unternehmen haumlu-fig sich mit neuen Herausforderungen auseinanderzusetzen ndash zumal dann wenn ein neues Thema komplex ist und es dafuumlr keine raquoUni-versalloumlsungenlaquo gibt Entgegen den aufgefuumlhrten positiven Beispielen uumlberwiegen dadurch immer wieder Hemmnisse ndash wie Uumlberforderung durch die Komplexitaumlt und Knappheit von Zeit und Ressourcen ndash fuumlr eine vertiefende Auseinandersetzung mit Biodiversitaumlt und Oumlkosys-temleistungen

Ein Perspektivenwechsel hin zu einer Beruumlcksichtigung von biologi-scher Vielfalt durch Unternehmen wird dann gelingen wenn es dafuumlr zum einen eine klare Entscheidung oder Unterstuumltzung durch die Unter nehmensleitung gibt und zum anderen eine einfache Integra tion in bestehende Management- und Steuerungssysteme moumlglich ist

ABBILDUNG 9 Betroffenheit verschiedener Branchen von einer Veraumlnderung der biologischen Vielfalt und Oumlkosystemleistungen Die Tabelle fuumlhrt moumlgliche Chancen und Risiken einer Ruumlcksichtnahme oder Vernachlaumlssigung von bio logischer Vielfalt bei Unterneh-mensaktivitaumlten fuumlr die jeweiligen Sek to ren auf Groszlige Rauten stehen fuumlr starke kleine Rauten fuumlr maumlszligige Zusammenhaumlnge (Grafik PwC)

Primaumlrsektor (z B Landwirtschaft Bergbau)

Sekundaumlrsektor(z B Chemie Technoshylogie Luftfahrt Bau)

Tertiaumlrsektor(z B Konsumguumlter wie Nahrungsmittel Automobile)

Tertiaumlrsektor (z B Finanzdienstshyleistungen wie Banken Versicherungen)

Regulierung (z B Grenzwerte Genehmi-gungen Kompensationen)

Natuumlrliche Ressourcen (zB Zugang zu und Verfuumlgbar-keit von Ressourcen Produkti-vitaumlt von Oumlkosystemen)

Markt (z B Kundenanforderungen (B2B) Nachfrage (B2C) neue Maumlrkte)

Innovation (z B Prozess- und Produkt-innovation)

Reputation (gesellschaftliche Verant-wortung Image)

27WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

Als wesentliches Hindernis fuumlr die Umsetzung von Maszlignahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt sehen Unternehmen nach wie vor auch das Fehlen eines einheitlichen Rahmens fuumlr die Erhebung Mes-sung und Vergleichbarkeit der raquoBiodiversitaumltsperformancelaquo Hinzu kommt dass die Politik bisher zwar viele nationale Ziele zum Schutz der biologischen Vielfalt (Nationale Strategie zur biologischen Viel-falt) formuliert aber speziell fuumlr Unternehmen nur uumlbergeordnete und wenig konkretisierte Ziele gesetzt hat Ohne konkrete Ziele oder eine klare Vorgabe ndash seien es Gesetze Branchenstandards oder inter-nationale Richtlinien ndash werden Maszlignahmen des Umwelt- und Natur-schutzes nur sehr zoumlgerlich umgesetzt

Nicht-Handeln hat jedoch schwerwiegende gesamtgesell schaftliche Folgen So geht der im Rahmen der internationalen TEEB-Studie veroumlffentlichte Bericht raquoThe cost of policy inactionlaquo davon aus dass uns Inaktivitaumlt beim Schutz funktionierender Oumlkosysteme ab dem Jahr 2050 bis zu 7 des globalen Bruttoinlandsproduktes (GDP) kos-tet ndash und das Jahr fuumlr Jahr (Ten Brink und Braat 2008) Dies trifft alle Berei che der Gesellschaft ndash auch Unternehmen Fest steht Wer lang-fristig erfolgreich sein will wird in Zukunft nicht um die Themen Bio-diversitaumlt und Oumlkosystemleistungen herumkommen

ENTWICKLUNGEN UND TRENDS ndash WAS AUF UNTERNEHMEN ZUKOMMT3

DER STAAT SCHUumlTZT AUCH IN VERANTWORTUNG FUumlR DIE KUumlNFshy TIGEN GENERATIONEN DIE NATUumlRLICHEN LEBENSGRUND LAGEN

GRUNDGESETZ DER BUNDES REPUBLIK

DEUTSCHLAND ARTIKEL 20A

BIODIVERSITAumlTSshy UND OumlKOSYSTEMSCHUTZ ndash DEUTSCHER UND INTERNATIONALER HINTERGRUNDNaturschutz spielt seit Beginn des 20 Jahrhunderts in Deutschland traditionell eine wichtige Rolle Bedeutende Oumlkosysteme und Natur-raumlume sind seit langem unter besonderen Schutz gestellt Zahlreiche Gesetze und Regulierungen mit Vorgaben fuumlr Planungen und Entschei-dungen (sowie Grenzwerte) praumlgen die Politik fuumlr den Erhalt der bioshylogischen Vielfalt in Deutschland ( Kapitel 2) Es gibt zwar Fort-schritte in einzelnen Bereichen aber dennoch konnten Bemuumlhungen der Politik auf nationaler europaumlischer und internationaler Ebene den Trend des Verlustes der biologischen Vielfalt bisher nicht stoppen

Gesetzliche Vorgaben ruumlckten den Naturschutz beziehungsweise den Schutz der biologischen Vielfalt primaumlr in die Verantwortung der oumlffent-lichen Hand Zahlreiche Uumlbereinkuumlnfte und Strategien mit Zielen ndash sowohl auf internationaler europaumlischer als auch auf nationaler Ebe-ne ndash unterstreichen die politischen Anstrengungen der vergangenen Jahrzehnte Damit ist auch die Aufforderung an alle gesellschaftlichen Akteure verbunden an der Realisierung dieser Ziele aktiv mitzuwir-ken und ihre Verantwortung wahrzunehmen

Das 2005 veroumlffentlichte Millennium Ecosystem Assessment leitete schlieszliglich einen schrittweisen Perspektivenwechsel ein Natur wurde

29ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

ABBILDUNG 10

INFOBOX 14

Politische Ziele zum Schutz der Biologischen Vielfalt1992 wird die Konvention uumlber die biologische Vielfalt

(CBD) in Rio de Janeiro verabschiedet und von Deutschland ein Jahr spaumlter unter zeichnet Sie stellt die erste internationale Uumlbereinkunft dar in der sowohl Ursachen als auch Ziele zur Bekaumlmpfung des Verlustes von Biodiversitaumlt festgehalten werden

1998 verabschiedet die EU ihre erste Biodiversitaumltsstrategie die von EU-Aktionsplaumlnen aus den Jahren 2001 und 2006 ergaumlnzt wird

2007 beschlieszligt das Bundeskabinett die raquoNationale Strategie zur bio-logischen Vielfaltlaquo zur Umsetzung der CBD

2010 werden im Rahmen der 10 CBD-Vertragsstaatenkonferenz glo-bale Biodiversitaumltsziele fuumlr 2020 verabschiedet (sogenannte Aichi-Ziele)

2011 stellt die EU eine neue Biodiversitaumltsstrategie fuumlr 2020 vor die explizit auch Ziele und Maszlignahmen zum Erhalt von Oumlkosystem-leistungen umfasst (wie Aichi-Ziele)

nicht mehr nur aus sich heraus als schuumltzenswert angesehen son-dern zugleich als Lieferant von Rohstoffen und Leistungen als Abneh-mer von Emissionen und Brauchwasser sowie als Motor der Regional-wirtschaft verstanden

Diese Zusammenhaumlnge und diese oumlkonomischen Argumente fuumlr den Schutz von Oumlkosystemleistungen und der biologischen Vielfalt aufzuzeigen wurde zum Anspruch und zur Herausforderung der inter-nationalen TEEB-Initiative

INFOBOX 15

Die Nationale Strategie zur biologischen VielfaltDie Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt von 2007 formuliert Visi onen Ziele und Maszlignahmen zum Erhalt der biologischen Vielfalt in Deutschland fuumlr viele Themenbereiche (Arten Lebensraumlume diverse Oumlko sys teme Gewaumlsserschutz Land- und Forstwirtschaft Tourismus und naturnahe Erholung bis hin zu Bewusstsein Bildung Forschung Technolo gietransfer und Entwicklungszusammenarbeit) Ihre Umset-zung ist eine groszlige gesamtgesellschaft liche Herausforderung Politik und Verwaltung koumlnnen dies nicht im Alleingang schaffen Akteure in Wirtschaft und Gesellschaft ndash auch Unternehmen ndash sind fuumlr die erfolg-reiche Umsetzung der Strategie gefordert

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 30

ABBILDUNG 11 ndash 15 Die vier TEEB-Berichte und der TEEB-Synthe-sebericht In der abgebildeten Reihenfolge TEEB 2010a TEEB 2011 TEEB 2012a TEEB 2012b TEEB 2010b

INFOBOX 16

Die internationale TEEB-StudieInspiriert durch den Stern Report (2007) zum Klimawandel initiierten 2007 die G8 +5 Umweltminister angestoszligen durch den deutschen Bun-desumweltminister und den EU-Umweltkommissar eine globale Studie zur Oumlkonomie der Oumlkosysteme und der biologischen Vielfalt (The Eco-nomics of Ecosystems and Biodiversity ndash TEEB) Ziel war es die enorme wirtschaft liche Bedeutung der Natur und ihrer Oumlkosystemleistungen aufzuzeigen und Empfehlungen zu geben wie der Verlust der biologi-schen Vielfalt zu stoppen ist

Mehr als 400 Autoren aus Politik Wissenschaft Wirtschaft Nicht- Regierungsorganisationen und der Zivilgesellschaft arbeiteten an TEEB-Berichten fuumlr bestimmte Zielgruppen TEEB fuumlr nationale und interna-tionale Politiker TEEB fuumlr regionale und kommunale Entscheider TEEB fuumlr Unternehmen die Zivilgesellschaft wurde mithilfe einer Medien-kampagne inklusive Webseite Facebook-Profil und Twitter-Account eingebunden zudem gab es einen abschlieszligenden Synthese-Bericht und raquoTEEB Foundationslaquo fuumlr die Wissenschaft

Der Unternehmensbericht TEEB in Business and Enterprise zeigt inwie-fern Unternehmen von den Themen biologische Vielfalt und Oumlko-systemleistungen betroffen sind und unterstreicht mit Beispielen aus aller Welt den Einfluss auf und die Abhaumlngigkeit von Biodiversitaumlt und Oumlko systemleistungen Die Autoren formulieren sieben allgemeine Schritte zum unternehmerischen Umgang mit biologischer Vielfalt Identifizierung von Auswirkungen des Unternehmens auf und Abhaumln-

gigkeiten von Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungen (Biodiversity and Ecosystem Services ndash BES)

Beurteilung der geschaumlftlichen Risiken und Chancen in Zusammen-hang mit diesen Auswirkungen und Abhaumlngigkeiten

Entwicklung von BES-Informationssystemen Festlegung von Zielen Messung und Bewertung der Leistungsbilanz und Bekannt gabe der Ergebnisse

Ergreifung von Maszlignahmen zur Vermeidung Minimierung und Begren-zung von BES-Risiken einschlieszliglich Schadensersatz (raquoAusgleichlaquo) soweit machbar

Ergreifung neuer BES-Geschaumlftschancen Kosteneinsparungen neue Produkte neue Maumlrkte

Integration geschaumlftlicher Strategien und Maszlignahmen zu BES in wei-ter gefasste Initiativen zur Corporate Social Responsibility

Verbesserung der fuumlr BES geltenden Leitlinien und Strategien gemein-sam mit Betroffenen in Behoumlrden in nichtstaatlichen Organisationen und in der Zivilgesellschaft

31

Perspektivenwechsel in der UnternehmensweltViele Unternehmen orientieren sich an Leitbildern Unternehmenswer-ten beziehungsweise ihrer Unternehmensphilosophie und tragen da-mit unternehmerische und oft auch gesellschaftliche Verantwortung

ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

ABBILDUNG 16 Das Logo der raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo - Studie

INFOBOX 18

raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo fuumlhrt die internationale TEEB-Initiative auf nationaler Ebene fort Hauptaufgabe ist die Erarbeitung thematischer Berichte zum Wert und zur oumlkonomischen Bedeutung von biologischer Vielfalt Oumlkosystemleis-tungen und Natur fuumlr Wirtschaft und Gesellschaft in Deutschland Neben der vorliegenden Broschuumlre gehoumlren hierzu unter anderem die Themen Biologische Vielfalt und Klimawandel Oumlkosystemleistungen und Ent-wicklung laumlndlicher Raumlume sowie naturnahe Oumlkosysteme und staumldti-sche Lebensqualitaumlt raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo macht deutlich dass es neben moralisch-ethischen und oumlkologischen auch gewichtige oumlkonomische Gruumlnde gibt Naturkapital zu erhalten

raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo wird in einem offenen Prozess durchgefuumlhrt Zahlreiche Akteure aus Wissenschaft Politik Verwaltung Wirtschaft und Gesellschaft wirken durch Know-how Forschungs-ergebnisse wissenschaftliche Beitraumlge und gute Beispiele zur Bedeu-tung und Inwertsetzung von Oumlkosystemleistungen und biologi-scher Vielfalt an der Erstellung der Berichte mit

INFOBOX 17

TEEB als Startpunkt fuumlr viele weitere InitiativenDie Resonanz die TEEB in Wirtschaft Wissenschaft Medien und Politik erfuhr verhalf zahlreichen Initiativen zu mehr Gehoumlr So erlebten zum Beispiel die UNEP FI (Finanzinitiative des Umweltprogramms der Verein-ten Nationen UNEP) aber auch das langjaumlhrige Engagement der Welt-naturschutzorganisation IUCN in der Privatwirtschaft starken Aufwind Parallel zu TEEB bestehen in Kooperation zwischen Wirtschaft Wissen-schaft und Verbaumlnden praxis- und loumlsungsorientierte Ansaumltze wie der Corporate Ecosystem Services Review des World Resource Institute (WRI 2012) Neben zahlreichen nationalen TEEB-Studien und Initiativen wurde auch eine TEEB for Business Coalition ins Leben gerufen die sich unter anderem zum Ziel gesetzt hat durch ihr Engagement die Einbin-dung von Biodiversitaumlt in das unternehmerische Handeln spuumlrbar und nachhaltig zu befoumlrdern (wwwteebforbusinessorg pdfwriorgcorpo-rate_ecosystem_services_reviewpdf)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 32

Insbesondere im Rahmen ihrer Unternehmensstrategie stellen sie folgende Fragen raquoWas fuumlr ein Unternehmen sind wirlaquo und raquoFuumlr wel-che Werte stehen wir und wofuumlr setzen wir uns einlaquo

Gleiche oder zumindest aumlhnliche Fragen muumlssen Unternehmen auch ihren Anteilseignern und sonstigen internen und externen Anspruchs-gruppen beantworten Dies gilt in einer globalisierten Welt immer mehr auch fuumlr Produktionsstaumltten im Ausland und fuumlr die Beziehungen mit Lieferanten Damit stehen folgende Fragen im Vordergrund raquoWelche Werte moumlchten wir in Zulieferlaumlndern vertretenlaquo raquoWelche Um-weltmaszligstaumlbe setzen wir hier wie dort anlaquo und raquoWas hat dies fuumlr Auswirkungen auf unsere Marke und den Ruf des Unternehmenslaquo

Das Selbstverstaumlndnis einiger Unternehmen geht uumlber die bloszlige Bereit stellung von Guumltern und Dienstleistungen hinaus Sie sehen sich als Teil der Gesellschaft Vertreter ihrer Region und als Agierende in Wechselwirkung mit ihrer Umwelt Idealismus in Bezug auf ihre gesell schaftliche Rolle motiviert diese Entscheider ebenso wie Realis-mus in Bezug auf das Verstaumlndnis oumlkologischer und globaler Zu sam-men haumlnge So kommt es dass sich deutsche Unternehmen in Latein-amerika fuumlr den Erhalt bedrohter Arten engagieren und den Schutz von Regen wald in Afrika foumlrdern

INFOBOX 19

Vision von UnternehmenIn vielfaumlltiger Weise haben Unternehmen die oumlkologischen Herausfor-derungen sowohl als Warnsignale als auch als Chance fuumlr einen Wandel begriffen

Mit seiner Publikation raquoChanging Pacelaquo schreibt der World Business Council for Sustainable Development (WBCSD 2012a) seine Vision 2050 fort und zeigt Wege hin zu einem Wirtschaften auf das 9 Milliarden Menschen versorgt und dabei die oumlkologischen Grenzen unseres Plane-ten nicht uumlberschreitet Weitere Informationen wwwwbcsdorgchan-gingpaceaspx

Corporation 2020 greift aumlhnliche Gedanken auf geht allerdings noch einen Schritt weiter und strebt nach Ausrichtung des Wirtschaftssystems auf die Grenzen die der Planet setzt Steuerreformen klare Regeln fuumlr die Aufnahme von Fremdkapital (Stichwort Uumlberschuldung) Transparenz fuumlr den Konsumenten und Offenlegung von Externalitaumlten sind zentrale Punkte der Initiative um den Leiter der internationalen TEEB-Studie Pavan Sukhdev und zahlreiche weitere Persoumlnlichkeiten aus Wirtschaft Wissen-schaft und Politik Weitere Informationen wwwcorp2020com

33ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

Immer mehr deutsche Unternehmen setzen sich mit Fragen rund um die biologische Vielfalt und Oumlkosystemleistungen auseinander und leisten somit Pionierarbeit Die Komplexitaumlt des Themas raquobiologische Vielfaltlaquo und schwierige Operationalisierbarkeit sind dabei nach wie vor massive Huumlrden Und tatsaumlchlich gibt es bis dato noch keine einheitlich anerkannten Quantifizierungsmethoden oder verbindliche Richtlinien die biologische Vielfalt und Oumlkosystemleistungen lassen sich nicht in einem Indikator zusammenfassen Dadurch sind sie fuumlr viele Entscheider in deutschen Unternehmen schlecht greifbar und laumlsst diese vor konkreten Handlungen zuruumlckschrecken

Dennoch nehmen einige Unternehmen diese Herausforderungen an und naumlhern sich mit zunehmender Professionalitaumlt der Integration von Biodiversitaumlt in ihre Managementprozesse Unternehmen sind aktiv beteiligt an der Erstellung von Leitfaumlden ersten Empfehlungen zur Integration der biologischen Vielfalt ins Umweltmanagement oder Ansaumltzen zur verbesserten Quantifizierung der externen Effekte in der unternehmerischen Finanzbuchhaltung Auch die Gruumlndung von Initiativen zu dem Thema wie die deutsche raquoBiodiversity in Good Companylaquo-Initiative die raquoUNEP Finance Initiativelaquo die raquoGlobal Com-pactlaquo- Initiative der UN sowie der raquoeconsense Arbeitskreis zu Biodi-versitaumlt und Oumlkosystemleistungenlaquo zeigen dass dieser Perspektiven-wechsel die Unternehmenswelt mittlerweile erreicht hat

WIE UNTERNEHMEN TAumlTIG WERDEN KOumlNNEN4

DIE ERGEBNISSE DER OumlKOLOGISCHEN GEWINNshy UND VERLUSTRECHNUNG VON PUMA BELEGEN DASS DIE DERZEITIGEN GESCHAumlFTSPRAKTIKEN VON UNTER NEHMEN DRINGEND EINES PARADIGMEN WECHSELS BEDUumlRFEN

JOCHEN ZEITZ EHEMALIGER CEO UND

VERWALTUNGSRATSVORSITZENDER

DER PUMA SE VERWALTUNGSRATS -

MITGLIED PPR

Je nach Unternehmen ist die Herangehensweise und Auseinanderset-zung mit dem Thema Naturkapital sehr unterschiedlich Dieses Kapitel gibt konkrete Ansaumltze und Beispiele wie ein Einstieg und geziel-tes Handeln angegangen werden koumlnnen

TOOLS UND LEITFAumlDEN FUumlR DEN EINSTIEGUm eine moumlglichst praumlzise und damit steuerbare Integration ins unternehmerische Management zu erreichen ist die Entwicklung von Zielen und Maszlignahmen noumltig Ein erster Biodiversitaumlts-Check hilft dabei bereits bestehende Maszlignahmen und Kennzahlen zu identifi-zieren Dabei sollten saumlmtliche unternehmerische Taumltigkeitsfelder von der Strategie und dem Personalwesen uumlber Liegenschaften und Einkauf bis hin zu Produktion und Entsorgung beleuchtet werden Die dann vorliegenden Ergebnisse koumlnnen Startpunkt vertiefender Maszlignahmen sein zum Beispiel erste Ziele oder Analysen eine Aus-dehnung auf andere Geschaumlftsbereiche oder die Entwicklung von Management- und Berichterstattungsstrukturen

Leitfaumlden und Handbuumlcher geben Hilfestellung bei der Integration von biologischer Vielfalt in Unternehmenspro zesse und koumlnnen zu-

gleich Inspiration und Unterstuumltzung fuumlr weitere Planungsprozesse

35WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

sein Durch die Handlungsempfehlungen koumlnnen auf leichte Weise Elemente einbezogen werden die beispielsweise die biologische Vielfalt auf dem Firmengelaumlnde foumlrdern ndash wie Bienenkaumlsten und bewachsene Hauswaumlnde Weitere konkrete Handlungsempfehlungen finden sich unter anderem in dem Bericht raquo Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagementlaquo (Bestaumlndig und Wuczkowski 2012)

BESTEHENDE ANSAumlTZE NUTZEN UND ERWEITERNFolgende Ansaumltze aus dem Unternehmensbereich sind auch zur Inte-gration von Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt gut ge eignet Unternehmerische Verantwortung (Corporate Responsibility)

Berichterstattung (inklusive umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung)

Umweltmanagement Ressourceneffizienz Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten-Management

Investitions- und Planungsprozesse

Unternehmerische Verantwortung (Corporate Responsibility)Viele Aktivitaumlten zum Biodiversitaumlts- und Oumlkosystemleistungs - schutz sind losgeloumlst vom Kerngeschaumlft und unter gesellschaftlichem Enga ge ment und unternehmerischer Verantwortung (Corporate

INFOBOX 20

Biodiversitaumlts-Checks fuumlr UnternehmenBislang werden zwei in deutscher Sprache verfuumlgbare Biodiversitaumlts-Screenings fuumlr Unternehmen haumlufig angewendet Die branchenuumlbergreifenden Checklisten der deutschen raquoBiodiversity

in Good Companylaquo-Initiative basieren auf dem raquoHandbuch Biodiver-sitaumltsmanagementlaquo (Schaltegger u a 2010) und ermoumlglichen eine Selbstevaluation zum aktuellen Stand des unternehmerischen Biodi-versitaumltsmanagements Weitere Informationen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

Der vom Global Nature Fund BAUM e V dokeo und PwC entwi-ckelte Biodiversitaumlts-Check fuumlr Unternehmen vereint Expertise aus Biologie Oumlkologie und Management Er bietet einen ersten auf das Unternehmen zugeschnittenen Uumlberblick uumlber die Reife des Biodiver-sitaumltsmanagements und gibt Empfehlungen fuumlr das weitere Vorge-hen Weitere Informationen wwwbusiness-biodiversityeudefaultaspLang=DEUampMenue=128

ABBILDUNG 17(Foto Andrzej Tokarski fotoliacom)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 36

Respon si bi lity) einzuordnen Vor allem Unternehmenswerte und -philo-sophien koumlnnen Anknuumlpfungspunkte raquovon obenlaquo bieten und zu einer weitergefassten Strategieentwicklung fuumlhren

ABBILDUNG 18(Foto Susanne Georgi)

INFOBOX 21

Praxisbeispiel Pilotprojekt fuumlr Branchenstandards Die oekom GmbH der groumlszligte deutsche Fachverlag fuumlr Oumlkologie und Nachhaltigkeit veroumlffentlicht Sach- und Fachbuumlcher mit Bezug zur bio-logischen Vielfalt und dem Erhalt der Oumlkosysteme Fuumlr seine Publi-kationen verwendet er ausschlieszliglich Recycling- und FSC-zertifiziertes Papier Zudem hat der Verlag das Projekt raquoNachhaltig Publizierenlaquo initi-iert das vom Bundesumweltministerium gefoumlrdert wird In Kooperation mit zwei wissenschaftlichen Instituten und der Frankfurter Buchmesse wurden praxisnahe Kriterien fuumlr die nachhaltige Bucherstellung entwi-ckelt Mit dem Projekt praumlsentiert sich oekom oumlffentlichkeitswirksam als Vorreiter und sensibilisiert die Verlagsbranche fuumlr einen nachhalti-gen Umgang mit der Ressource Papier

37

Gleichzeitig bietet die Kommunikation und Interaktion mit Kunden und Mitarbeitern Moumlglichkeiten fuumlr eine Integration sozusagen als Impulsgeber raquovon untenlaquo Freiwilligenarbeit gemeinsame Baum-pflanzaktionen oder Spenden fuumlr Naturschutzeinrichtungen tragen zum Schutz und zur Wertschaumltzung des Naturkapitals bei Mit Blick auf ihre Mitarbeiter profitieren Unternehmen zudem vom Wohlbe-finden am Arbeitsort erhoumlhter Kommunikationsbereitschaft und staumlrkerer Bindung und Loyalitaumlt gegenuumlber dem Arbeitgeber

Berichterstattung (inklusive umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung)Die in Deutschland und weltweit gebraumluchlichste Richtlinie zur Bericht-erstattung von Nachhaltigkeitsaspekten ndash die Global Reporting Initia-tive (GRI) ndash sieht eine Offenlegung von bis zu fuumlnf biodiversitaumltsbe-zogenen Indikatoren vor Diese waren bislang von eher qualitativer

WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

ABBILDUNG 20 Umweltindika-toren der Global Reporting Initiative Die fuumlnf relevanten Umweltindi - ka toren der Berichterstattungsricht-linie der Global Reporting Initiative (GRI) in der Version 31 Biodiver-sitaumlts bezogene Umweltindikatoren werden mit EN fuumlr Umwelt abgekuumlrzt und beinhalten EN 11 bis EN 15

Kernindikatoren Zusaumltzliche Indikatoren

EN11

Ort und Groumlszlige von Grundstuumlcken in Schutzge-bieten oder angrenzend an Schutzgebiete Ort und Groumlszlige von Grundstuumlcken in Gebieten mit hohem Biodiversitaumltswert auszligerhalb von Schutz-gebieten oder daran angrenzend Zu beruumlcksich-tigen sind Grundstuumlcke die im Eigentum der berichtenden Organisation stehen oder von die-ser gepachtet oder verwaltet werden

EN13 Geschuumltzte oder wiederhergestellte natuumlrliche Lebensraumlume

EN14Strategien laufende Maszlignahmen und Zu-kunftsplaumlne fuumlr das Management der Auswir-kungen auf die Biodiversitaumlt

EN12

Beschreibung der wesentlichen Auswirkungen von Aktivitaumlten Produkten und Dienstleistungen auf die Biodiversitaumlt in Schutzgebieten und in Gebieten mit hohem Biodiversitaumltswert auszliger-halb von Schutzgebieten

EN15

Anzahl der Arten auf der Roten Liste der IUCN und auf nationalen Listen die ihren natuumlrlichen Lebensraum in Gebieten haben die von der Geschaumlftstaumltigkeit der Organisation betroffen sind aufgeteilt nach dem Bedrohungsgrad

ABBILDUNG 19(Foto Piepenbrock)

INFOBOX 22

Praxisbeispiel Mitarbeiter-EngagementDie Piepenbrock Unternehmensgruppe unterhaumllt im brandenbur-gischen Naturpark Stechlin-Ruppiner Land den 2200 Hektar groszligen Forst Rheinshagen Im Rahmen seiner Aktion raquoWachstumlaquo pflanzt das Unternehmen dort gemeinsam mit seinen Kunden fuumlr jeden Neuauf-trag Baumlume Im August 2012 besuchte eine Gruppe von zehn Auszu-bildenden des Unternehmens im Zuge der raquoAzubi-Projekttagelaquo den Piepen brock Forst um die Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens kennenzulernen und selbst aktiv zu unterstuumltzen Ziel war es die Sand-heideflaumlche am Zechower Berg im Naturschutz- und gleichnamigen Fauna-Flora-Habitat-Gebiet Rheinsberger Rhin und Hellberge zu pflegen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 38

IM RAHMEN VON UMWELTSCHUTZ UND RESSOURCENshyEFFIZIENZ KUumlMMERN SICH VIELE UNTER NEHMEN BEREITS HEUTE UM BIODIVERSITAumlT UND ECOSYSTEM SERVICES OHNE DIES JEDOCH EXPLIZIT HERAUS ZUshy STELLEN DER BEWUSSTE EINBEZUG DES OumlKOSYSTEMshy GEDANKENS SOWIE DIE BETRACHTUNG ENTSPRECHENDER CHANCEN UND RISIKEN STELLT EINE WEITER ENT shy WICKLUNG DAR DIE DURCHAUS ALS rsaquoUMWELTVERANTshyWORTUNG 20lsaquo BEZEICHNET WERDEN KANN

MICHAEL SIEMERS CORPORATE

ENVIRONMENT amp RESPONSIBILITY

EVONIK INDUSTRIES AG

Form doch auch hier erfolgt eine regelmaumlszligige Anpassung die zu-kuumlnftig sicherlich auch mit einer Quantifizierung einhergehen wird Damit bleibt die unternehmerische Berichterstattung eng verbunden mit dem Umweltmanagement

Unternehmerische Berichterstattung wird sich aumlndern und zukuumlnftig integrierter sein (Stichwort Integrated Reporting) In dieser Hinsicht ist auch die umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung zu sehen

INFOBOX 23

Praxisbeispiel Umweltbezogene Gewinn- und VerlustrechnungWaumlhrend in der klassischen Gewinn- und Verlustrechnung (GampV) nur finanzielle Kenngroumlszligen wie Anlagevermoumlgen return on investment und Eigenkapitalrendite berichtet werden bleiben die umweltbezogenen Kosten verborgen Diese Externalitaumlten ndash beispielsweise Verschmutzung von Gewaumlssern Zerstoumlrung von Lebensraumlumen oder das Abwaumllzen von Verantwortung beim Klimawandel auf Folgegenerationen ndash sind als Ver-luste anzusehen die nicht durch das Unternehmen sondern von Dritten wie der Allgemeinheit oder der Natur getragen werden Getrieben von CEO Jochen Zeitz hat Puma es sich zur Aufgabe gemacht diese Kosten deutlicher aufzuzeigen und in die GampV einflieszligen zu lassen Solch eine Sichtbarmachung kann beim Einkauf der Fertigung der Produktent-wicklung oder dem Nachhaltigkeitsmanagement helfen bessere Ent-scheidungen zu treffen um so die Externalitaumlten zu minimieren Laut PUMA Environmental Profit amp Loss Account hat das Unternehmen im Jahr 2010 etwa 145 Millionen Euro an Umweltschaumlden durch Treibhaus-gasemissionen Wasserverbrauch Landnutzungsfolgen Luftverschmut-zung und Abfallerzeugung verursacht Davon entfallen nur etwa 6 auf das Kerngeschaumlft mehr als 137 Millionen Euro Umweltschaumlden ent-stehen entlang der Lieferkette Weitere Informationen httpaboutpumacomwp-contentthemesaboutPUMA_themefinancial-reportpdfEPL080212finalpdf

39WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Sie macht deutlich welche Abhaumlngigkeiten und welche Einfluumlsse ein Unternehmen hat und stellt bei der Einbeziehung der Oumlkosystem-leistungen und Integration in die externe Rechnungslegung einen be deut samen Schritt hin zur Beruumlcksichtigung von Naturkapital in Unternehmen dar Eine Offenlegung dieser Art koumlnnte einen Para dig-menwechsel einleiten Wer seine Leistung schon fruumlhzeitig ganzheit-lich misst und berichtet kann in einem sich veraumlndernden Geschaumlfts-

ABBILDUNG 21 (Foto LianeM Fotoliacom)

INFOBOX 24

Biodiversitaumlt in den Umweltmanagementzertifizierungen ISO 14001 und EMASBei EMAS muumlssen und bei ISO 14001 sollten die Auswirkun-gen auf die biologische Vielfalt beruumlcksichtigt werden Bei EMAS wird in Form des raquoFlaumlchenverbrauchslaquo ein direkter Indikator fuumlr den Habitatverlust erhoben ndash eine der Hauptursachen des Biodiver-sitaumltsverlustes Zwar kann der Flaumlchenverbrauch von unterschiedli-cher Qualitaumlt sein ndash die Bebauung einer bereits degradierten Flaumlche ist weniger kritisch als die eines intakten Oumlkosystems ndash dennoch kann dies als erster Startpunkt gewertet werden

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 40

umfeld weiterhin Spitzenleistung liefern Dies betrifft die Felder Risikomanagement Versorgungssicherheit und -produktivitaumlt wie auch Compliance und Stakeholdermanagement

UmweltmanagementEin Umweltmanagement steuert gemaumlszlig den vier Managementschrit-ten Planen Ausfuumlhren Kontrollieren und Optimieren umweltbezo-gene Unternehmenstaumltigkeiten und ermoumlglicht so eine kontinuierli-che Verbesserung der Umweltleistung Dieser Managementzyklus beruumlcksichtigt derzeit nur selten umsetzungsorien tiert die Dimensio-nen Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt

Hier kann eine Erweiterung konkret ansetzen Eine erste Feststellung des Status quo auf Basis bereits existieren der Umweltdaten ndash ergaumlnzt durch Experteneinschaumltzungen ndash ist der Anfang Anschlieszligend koumln-nen spezifische und messbare Ziele gesetzt werden was sich in die bekannten Schritte des Umweltmanagements einbinden laumlsst

RessourceneffizienzRessourceneffizienz gewinnt angesichts steigender Rohstoffpreise und -bedarfe und des groszligen Anteils den Material- und Energie kosten an den Gesamtkosten in vielen Branchen darstellen wirtschaftlich und politisch enorm an Bedeutung Zur Steigerung der Ressourceneffi-zienz liegen aktuell Programme auf nationaler wie europaumlischer Ebene vor es existieren dazu Plattformen und Initiativen Das Thema raquoRes-sourceneffizienzlaquo koumlnnen Unternehmen strategisch integrieren (zum Beispiel in ihrem Umweltmanagement) indem sie die entsprechen-den Einsatzstoffe als Naturkapital raquodeklarierenlaquo und im Ressourcen-management umfassender als bisher beruumlck sichtigen Durch den sparsamen effizienten Einsatz von Ressourcen koumlnnen oftmals Oumlko-systeme geschont werden (zum Beispiel durch ein entsprechendes

INFOBOX 25

Praxisbeispiel Integration von Biodiversitaumlt in das Ressourcen-managementUPM betreibt in Deutschland sieben Papierfabriken und verschreibt sich der nachhaltigen Forstwirtschaft und dem Schutz der Biodiversitaumlt So wird weltweit FSC- und PEFC-zertifiziertes Holz verwendet und in unter nehmenseigenen Waumlldern ein Biodiversitaumltsprogramm umge-setzt Gemeinsam mit der raquoAlliance for Water Stewardshiplaquo fuumlhrt UPM ein Pilotprojekt zum Wassermanagement durch Dies soll den Verbrauch des wasserintensiven Papierherstellungsprozesses senken und die Wie-derverwendung des Wassers erhoumlhen UPM unterstreicht mit seinemEngagement seine Position als raquoBiofore Companylaquo

41WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

INFOBOX 26

Praxisbeispiel Bewertung von Biodiversitaumlt in der Lebensmittel-branche und der LandwirtschaftEinen Schritt weiter als die Oumlkobilanzen geht das Bewertungsverfahren der BASF Mit ihrer Lebenszyklusanalyse AgBalance erfasst sie eine Viel-zahl von Nachhaltigkeitsindikatoren der Lebensmittel- und Landwirt-schaftsbranche Biologische Vielfalt flieszligt mit 8 der 69 Indikatoren in eine Punktebewertung ein so unter anderem Naumlhe zu Schutzgebieten Auskreuzungspotenzial und Oumlkotoxizitaumltspotenzial Auszligerdem werden soziale und oumlkonomische Indikatoren erfasst und somit alle drei Saumlulen der Nachhaltigkeit abgebildet Auch wenn ein Abwaumlgen zwischen unter-schiedlichen Groumlszligen wie Punkten und Euros als Messeinheiten Entschei-der vor Herausforderungen stellt ist dies doch ein wichtiger Schritt hin zur Integration von Biodiversitaumlt in Entscheidungsprozesse

Wassermanagement in Regionen mit Wasserstress) Jedoch ist Res-sourceneffizienz nicht gleichzusetzen mit Biodiversitaumlts- und Oumlko-systemschutz Neben dem sparsamen Umgang mit Ressourcen ist auch die Art der Einsatzstoffe (zum Beispiel Nutzung von nachhaltig erzeugtem Palmoumll) von Bedeutung

Der Zusammenschluss zu Brancheninitiativen ist ein Ansatz um das Thema Ressourceneffizienz ganzheitlicher und passgenauer zu be-trach ten und so die Thematik uumlber den bisherigen Fokus auf Reduzie-rung von Rohstoffverbrauch und Emissionen hinaus zu erweitern

Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten- Management Die Analyse der Wertschoumlpfungskette eines Produktes liefert immer wieder Verbesserungspotenzial und wird deshalb regelmaumlszligig durchge-fuumlhrt Dies bietet gute Ansatzpunkte fuumlr eine Untersuchung und Ver-besserung der Biodiversitaumltsperformance Eine weitere oft genutzte Analysemoumlglichkeit sind Oumlkobilanzen (Life Cycle Assessments)

Oumlkobilanzen bilden den gesamten Stoffkreislauf ab ndash und somit auch die fuumlr Biodiversitaumlt relevante Landnutzung oder Oumlkosystemleis-tungen wie die Bereitstellung von Rohstoffen die Absorption von Produktionsemissionen und die Aufnahme von Abfallprodukten An-gefangen bei eigenen Beschaffungsquellen (zum Beispiel Vertragsan-bauer von Supermaumlrkten oder Handelsmarken) bis hin zu Vorproduk-ten der Liefer an ten ndash entlang der Lieferkette verbergen sich zahlreiche Ursachen fuumlr Bio diversitaumltsverlust Fuumlr Unternehmen die Rohstoffe und Vorpro dukte aus dem Ausland beziehen ist es daher wichtig auf den Einkauf und das Lieferkettenmanagement zu achten Wichtige

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 42

Analyseschritte beinhalten Grenzwerte und Normen (in den Abbau- und Ursprungslaumlndern der Vorprodukte oftmals deutlich niedriger als in Deutschland) oder Screenings zu Wasserknappheit entlang der Lie-ferkette Darauf aufbauend ergibt sich eine detaillierte Bewertung zur Beruumlcksichtigung von Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt bei Liefe ranten

Investitions- und PlanungsprozesseInvestitionen in den Bau neuer Anlagen oder Standorte werden derzeit eher selten unter Biodiversitaumltsaspekten im betrieblichen Umwelt-management erfasst Beim Bau eines Produktionsstandorts auf der raquogruumlnen Wieselaquo spielen vor allem die Eingriffsregelung des Bun-desnaturschutzgesetztes (BNatSchG) sowie das EU-Naturschutz-recht (FFH- und Vogelschutz-Richtlinie) eine wichtige Rolle Diese Regeln erscheinen Unternehmen manchmal wider spruumlchlich ndash gerade mit Blick auf den gewollten Naturschutz Firmenareale werden auf-grund strategischer Entscheidungen zum Beispiel fuumlr den Bau von Anlagen uumlber einen laumlngeren Zeitraum brach liegen gelassen Siedelt sich daraufhin eine geschuumltzte Art auf dieser Flaumlche an koumlnnen Unter-nehmen unter Umstaumlnden nur mit hohen Auflagen dieses Gebiet er-schlieszligen und einen Neu- oder Ausbau realisieren Um solchen Ziel kon-flikten vorzubeugen bieten die zustaumlndigen Natur schutzbehoumlrden an in Dialog zu treten um gangbare Wege und Maszlignahmen auszu loten

Doch Unternehmen koumlnnen auch in Vorleistung gehen Indem zum Beispiel Brachflaumlchen und Naturraumlume belassen sowie die Funktio-nalitaumlt von aquatischen Oumlkosystemen (Gewaumlssern) erhalten werden

INFOBOX 27

Ausgleichsflaumlchen ndash Chancen fuumlr beschleunigte PlanungsprozesseGut zu wissen Laut sect16 BNatSchG kann durch Oumlkosystemschutz ein raquoGuthabenlaquo auf einem Oumlkokonto angespart werden Bei spaumlteren Ein-griffen werden diese Flaumlchen als bereits geleistete Kompensationsmaszlig-nahmen anerkannt Rheinkalk macht sich dieses Instrument zunutze Im sauerlaumlndischen Houmlnnetal dient nur ein Teil des Grundbesitzes dem Kalksteinabbau Weite Teile des Areals hingegen stehen dank nicht-oumlkonomischer Waldnutzung dem Naturschutz temporaumlr zur Verfuumlgung oder werden je nach Management und naturschutzfachlicher Einschaumlt-zung einem Oumlkokonto zugeschrieben das als Kompensationsleistung fuumlr zu erwartende Eingriffe agiert Waumlhrend auf der einen Seite pro-aktiv Arten- und Oumlkosystemschutz ermoumlglicht wird profitiert Rheinkalk von einem beschleunigten Planungsprozess vermiedener Buumlrokratie und somit geringeren Kosten (wwwrheinkalkdepdfVerantwortung_Fuer_Mensch_und_Naturpdf Seite 24)

43WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

koumlnnen etwaige Kompensationsmaszlignahmen im Rahmen der Ein griffs -regelung vermieden werden Zudem koumlnnen Ergebnisse der teils obli-gatorischen Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung (UVP) der Strategischen

INFOBOX 28

Praxisbeispiel ZielkonflikteBiologische Vielfalt spielt in Steinbruumlchen Baggerseen und Kiesgruben eine wichtige Rolle Die Steine- und Erdenindustrie engagiert sich in zahlreichen Projekten zur Foumlrderung der biologischen Vielfalt Neben der Erarbeitung von Biodiversitaumltsindikatoren und einer Biodiversitaumlts-Datenbank zaumlhlen hierzu zahlreiche gemeinsame Projekte mit Umwelt-verbaumlnden

raquoLeider werden der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt in den Abbaustaumltten ausgerechnet durch das Naturschutzrecht selbst eingeschraumlnkt Wer zum Beispiel ein Laichgewaumlsser fuumlr die Gelbbauch-unke auf einem Rohbodenstandort anlegt oder eine Steilwand fuumlr die Uferschwalbe herrichtet der laumluft Gefahr dass die weitere Bewirt-schaftung der Flaumlchen deutlich eingeschraumlnkt wird Der statische An-satz im Naturschutzrecht verhindert damit leider vielerorts die Aus-schoumlpfung von Synergieeffekten von Gesteinsabbau und Naturschutz Die Steine- und Erdenindustrie jedenfalls ist zur Foumlrderung der biolo-gischen Vielfalt bereit und setzt sich auch weiterhin fuumlr praktikable Loumlsungen einlaquo (Diplom-Biologe Thomas Beiszligwenger Hauptgeschaumlfts-fuumlhrer Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

ABBILDUNG 22 (Foto Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

INFOBOX 29

Praxisbeispiel Management von LiegenschaftenFraport die Betreibergesellschaft des Frankfurter Flughafens formuliert in seiner unternehmenseigenen Biodiversitaumltsstrategie Grundsaumltze zur Biodiversitaumlt Darin wird festgehalten dass sich Flugbetrieb und der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt ndash uumlber gesetz liche Anforderungen wie zum Beispiel Eingriffsregelung hinaus ndash vereinbaren lassen So wird unter anderem auf dem Gelaumlnde des Flughafens ein For-schungsprojekt zum Bienen-Monitoring unterstuumltzt das wichtige Infor-mationen uumlber die Schadstoffsituation liefert Gleich zeitig werden im Rhein-Main-Gebiet gezielt Naturschutzvorhaben gefoumlrdert so zum Bei-spiel der Erhalt von raquoAltholzinselnlaquo im Kinzigtal oder die Pflege von Streuobstwiesen im Maintal (wwwfraportdecontentfraport-agdenachhaltigkeitumweltnatur--und-ressourcenschutz0html und verglei-che auch die dort bereitgestellten PDF-Dokumente)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 44

Legende Naumlhe zum Kerngeschaumlft Merkmalsauspraumlgung Geringer Bezug Mittel o Trifft zu x Mittlerer Bezug Stark + Starker Bezug Sehr stark + +

ABBILDUNG 23 Handlungsan-saumltze zur Integration von Biodiversi-taumlt in Unternehmen am Beispiel eines Industrie- und Konsumguumlter-unternehmens (Grafik PwC)

INFOBOX 30

Handlungsansaumltze zur Integration von Biodiversitaumlt in UnternehmenDie vorgestellten sechs Handlungsansaumltze werden hier systematisch zusammengefasst am Beispiel der Indus trie- und Konsumguumlterbranche dargestellt Diese Systematik kann allen Unternehmen als Pruumlfrahmen dienen ihr spezifisches Profil zur Beruumlcksichtigung von biologischer Viel-falt Oumlkosystemen und deren Leistungen (Naturkapital) zu entwickeln

Die Abbildung verdeutlicht die Wirkung der verschiedenen Handlungs-ansaumltze beispielhaft im Hinblick auf die vier Werttreiber Risiken senken Kosten reduzieren Maumlrkte und Kunden erschlieszligen und Reputation steigern

Waumlhrend die farbliche Hinterlegung die Naumlhe zum Kerngeschaumlft andeutet geben die Spalten auf der rechten Seite Informationen uumlber den Beitrag zum Schutz der biologischen Vielfalt sowie zur moumlglichen Umsetzungskomplexitaumlt wieder Es wird deutlich dass es durchaus ein-fache Maszlignahmen gibt die eine Wirkung zeigen

Werttreiber

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Integration von Biodiversitaumltsaspekten in hellip

Beitrag zum Schutz des Natur kapitals

Umsetzungsshy komplexitaumlt

x x x 1) Unternehmerischer Verantwortung (Corporate Responsibility) o + o

x x x 2) Berichterstattung (inkl umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung) o +

x x 3) Umweltmanagement inkl Liegenschafts-management o + +

x x 4) Maszlignahmen zur Steigerung der Ressourcen-effizienz + + + +

x x x 5) Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten-Management + + + +

x x 6) Investitions- und Planungsprozesse + o +

45WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Des Weiteren ist erkennbar dass die Integration von Biodiversitaumlt in Aus-wahl- und Entscheidungsprozesse vor allem im Bereich Ressourceneffi-zienz Lieferketten-Management und Investitions- und Planungsprozesse zu Win-win-Situationen fuumlhren kann Dabei sollte bei der Auswahl der Ansaumltze und Methoden aber immer das Kerngeschaumlft des Unterneh-mens im Vordergrund stehen ndash hier kann ein erster Check die weitere Schwerpunktsetzung unterstuumltzen Auch die Integration ins klassische Umweltmanagement stellt einen Schritt zur Beruumlcksichtigung von Bio-diversitaumlt dar ndash und zwar verbunden mit einem maumlszligigen Aufwand

Umweltpruumlfung (SUP) und der FFH Vertraumlglichkeitspruumlfung (FFH VP) guumlnstiger ausfallen Auflagen der Nachbesserung reduziert dadurch Kosten eingespart und ein reibungsloser Planungs- und Bauprozess beguumlnstigt werden

Abschlieszligend gilt es die Integration von Biodiversitaumlt auch in flankie-renden operationellen Einheiten voranzutreiben Dies betrifft beson-ders Forschung und Entwicklung sowie Kommunikation Dabei sollen die Themen erfolgreich sowohl nach innen als auch nach auszligen also zu Kunden Lieferanten und anderen Interessengruppen kommuni-ziert und in eine entsprechende Berichterstattung integriert werden

AUSBLICK5

WIR KOumlNNEN DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER WIRTSCHAFT NUR ERHALTEN WENN WIR DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER NATUR ERHALTEN DAFUumlR IST EINE VIELFALT AN LEBENSshy RAumlUMEN UND ARTEN VON ENTSCHEIDENDER BEDEUTUNG DEREN SCHUTZ MUSS DESHALB VIEL STAumlRKER IN DEN WERTSCHOumlPFUNGSPROZESSEN BERUumlCKSICHTIGT WERDEN

ALEXANDER BARTELT ABTEILUNGS-

LEITER KLIMASCHUTZ UND NACHHAL -

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VORSTANDSVORSITZENDER raquoBIODIVER-

SITY IN GOOD COMPANYlaquo- INITIATIVE

Es ist an der Zeit die Aspekte von Naturkapital in das unterneh-merische Handeln zu integrieren Nutzen Sie die vielfaumlltigen Ansatz-punkte die im Rahmen der Broschuumlre aufgezeigt wurden und beginnen Sie Ihre unternehmerischen Aktivitaumlten zu erweitern In Deutsch-land gibt es viele Initiativen und Ansaumltze die einen Einstieg in die The-men Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungen erleich tern Nutzen Sie diese Initiativen fuumlr einen Austausch mit anderen Unter-nehmen und uumlber die dort bereits gemachten Erfahrungen (siehe dazu auch Kapitel 6)

Die Initiative raquoBiodiversity in Good Companylaquo ist ein Zusammen-schluss von Unternehmen die gemeinsam fuumlr den Schutz der

biologischen Vielfalt eintreten Der branchenuumlbergreifenden Initiative gehoumlren kleine mittlere und groszlige Unternehmen an Die Mitglieder der raquoBiodiversity in Good Companylaquo-Initiative unterstuumlt-zen das freiwillige Engagement der Wirtschaft fuumlr den Schutz der biologischen Vielfalt Sie arbeiten an Innovationen und Investitio-nen damit naturvertraumlgliche Technologien Produkte und Dienst-leistungen verstaumlrkt ihren Weg in die Maumlrkte finden Die Initiative

47AUSBLICK

traumlgt dazu bei den Privatsektor in die Verwirklichung der Ziele der Konvention uumlber die biologische Vielfalt und der Nationalen

Strategie zur biologischen Vielfalt staumlrker einzubinden

Auch im Rahmen von econsense ndash einem Zusammenschluss fuumlhren-der global agierender Unternehmen und Organisationen der deut-schen Wirtschaft zu den Themen nachhaltige Entwicklung und Cor-porate Social Responsibility (CSR) ndash wird der Themenbereich im Rahmen der Arbeitsgruppe raquoBiodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungenlaquo begleitet Die Mitgliedsunternehmen setzten sich intensiv mit dem Erhalt und der Entwicklung der biologischen Vielfalt auseinander und nutzen econsense als Plattform zum Austausch und zur Diskus-sion von praktischen Managementinstrumenten

Engagieren Sie sich im Projekt raquoUnternehmen Biologische Vielfalt 2020laquo einer Dialog- und Aktionsplattform des Bundesumweltminis-teriums gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der deutschen Wirtschaft und von Naturschutzverbaumlnden die einen fortlaufenden Austausch erlaubt und konkrete Aktivitaumlten zur Umsetzung der Nati-onalen Strategie zur biologischen Vielfalt auf den Weg bringt Folgende Themenfelder stehen dabei im Fokus Informationen zur biologischen Vielfalt fuumlr Unternehmen Biologische Vielfalt im betrieblichen Umweltmanagement Biologische Vielfalt und Naturschutzrecht Kommunikation von Unternehmen nach auszligen Finanzierung von Naturschutzprojekten Maumlrkte Chancen erkennen und entwickeln Netzwerkbildung

Die kuumlnftige Leistungsfaumlhigkeit der Wirtschaft wird von der Leis-tungsfaumlhigkeit des Naturkapitals abhaumlngen Der Erhalt der Leistungs-faumlhigkeit unseres Naturkapitals erfordert die gebuumlndelten Kraumlfte von Unternehmen Politik und Gesellschaft raquoNatur kapital Deutschland ndash TEEB DElaquo zeigt dass sich dies auch wirtschaftlich lohnt Lassen Sie uns diese Chance gemeinsam wahrnehmen

ABBILDUNG 24 (Foto morrbyte Fotoliacom)

6 WEITERFUumlHRENDE INFORMATIONEN

PROJEKT raquoNATURKAPITAL DEUTSCHLAND ndash TEEB DElaquoDiese Broschuumlre ist Teil des Projekts raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo in dessen Rahmen bis zum Jahr 2015 folgende vier Berichte erscheinen (Arbeitstitel) raquoKlimapolitik und Naturkapital Synergien und Konfliktelaquo raquoOumlkosystemleistungen und Entwicklung laumlndlicher Raumlumelaquo raquoNaturleistungen in der Stadt Gesundheit schuumltzen und

Lebensqualitaumlt erhoumlhenlaquo raquoNaturkapital Deutschland Neue Handlungsoptionen

ergreifen ndash eine Syntheselaquo

Bereits erschienen ist die Broschuumlre raquoDer Wert der Natur fuumlr Wirt-schaft und Gesellschaft ndash Eine Einfuumlhrunglaquo wwwnaturkapital-teebde

Soweit Praxisbeispiele und Statements nicht gesondert gekennzeich-net wurden sind diese speziell fuumlr raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo erstellt worden

Leitfaumlden Handlungsmoumlglichkeiten fuumlr Unternehmen BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012)Biodiversitaumlt im unterneh-

merischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Umfangrei-che aber dennoch leicht zu erfassende und praxisnahe Broschuumlre zu Maszlignahmen rund um den betrieblichen Biodiversitaumltsschutz Mit zahl-reichen Umsetzungstipps und Hinweisen auf weiterfuumlhrende Lite ra-tur und Webseiten

49WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

www2leuphanadeumanagementcsmcontentnamadownloads download_publikationenBestaendig20Wuczkowski_Biodiversitaet 20im20unternehmerischen20Nachhaltigkeitsmanagement_neupdf

HOUDET J (HRSG) (2008 UumlBERARBEITET 2010) Integrating bio-diversity into business strategies The Biodiversity Accountability Framework Sehr umfangreiche Publikation (knapp 400 Seiten) uumlber Bio di versitaumlt und Unternehmen beginnend bei den Grundlagen 23 In dikatoren (Business and Biodiversity Independence Indicators) sind Grundlage fuumlr die Bewertung der Biodiversitaumltsleistung von Unter-nehmen Mit zahlreichen Beispielen Regionaler Fokus Frankreichwwworeeorg_scriptntsp-document-file_downloadphp document_id=1063ampdocument_file_id=1070

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement ndash Ein Leitfaden fuumlr die betriebliche Praxis Umsetzungsorientiertes Handbuch zur Einbindung von Biodiversi-

taumlt in das bestehende (Umwelt)-Management inklusive zahlreicher Vorschlaumlge fuumlr Maszlignahmen und Instrumente sowie Zuordnung zu Handlungsfeldern und Funktionsbereichen httpwwwbmudeN46143

TEEB (2012) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Busi-ness and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York Bericht fuumlr Unternehmen der internationalen TEEB-Studie Ins-pirierende teils generische Heranfuumlhrung an die Bedeutung von Bio-diversitaumlt an Unternehmen mit Beispielen aus aller Welt Excutive summary unter wwwteebweborg

UN GLOBAL COMPACT AND IUCN (2012) A Framework for Corpo rate Action on Biodiversity and Ecosystem Services Uumlberblicksbro schuumlre zu Biodiversitaumlt und Unternehmen Adressierte Themen Treiber Risi-ken amp Chancen Corporate Governance Management (inkl Vermei-dungs-Hierarchie) Stakeholder-Engagement und Berichter stattungwwwunglobalcompactorgdocsissues_docEnvironmentBES_Frameworkpdf

WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD) (2011) Handbuch zur unternehmerischen Bewertung von Oumlkosystemdienstleistungen (CEV) Ein Rahmenwerk zur Erleichterung unternehmerischer Entscheidungsfindung Generisches Hand buch fuumlr die Durchfuumlhrung einer unternehmensinternen Bewertung von Biodiversitaumlt (breites Werteverstaumlndnis) mit Handreichungen zu vor-gelagerten Abwaumlgungen wwweconsensedesitesallfilesWBCSD_Handbuch_CEVpdf

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 50

WORLD RESOURCE INSTITUTE (WRI) (2012) Corporate Ecosystem Services Review ndash Version 20 Handbuch zur systematischen Erfas-sung von biodiversitaumltsbezogenen Risiko- und Handlungsfeldern Schrittweises Vorgehen inkl Vorschlaumlgen fuumlr die Erfassung und Doku-mentation des Prozesses wwwwriorgpublicationcorporate-ecosystem-services-review

Allgemein Oumlkosysteme Biodiversitaumlt und Wirtschaft JESSEL B TSCHIMPKE O UND WALSER M (2009) Produktivkraft

Natur Hamburg Praumlgnante Beispiele fuumlr die Quantifizierung von wirtschaftlich relevanten Nutzungen der Natur in Arbeitsplaumltzen Umsaumltzen oder vermiedenen Kostenwwwnaturkapital-teebdefileadminDownloadsProduktivkraft Naturpdf

MILLENNIUM ECOSYSTEM ASSESSMENT (2005) Ecosystems and Human Well-Being ndash Synthesis Synthese der mehr als 1000 Seiten fassenden wissenschaftlichen Studie uumlber die oumlkologischen und gesell-schaftlichen Zusammenhaumlnge sowie Zustand und Trends des Verlus-tes der biologischen Vielfalt und die Bedeutung der Oumlkosystemleis-tungen fuumlr den Menschenwwwmaweborgdocumentsdocument356aspxpdf

TEEB (2010) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integ-rieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz (Hrsg) Bonn Zusam-menfassung der Ergebnisse der internationalen TEEB Studie Synthese der Berichte fuumlr internationale Politiker lokale und regionale Ent-scheider sowie Unternehmen wwwteebweborg

Kartenmaterial Frageboumlgen und Tools PROTECTEDPLANETNET Weltweite kartengestuumltzte Darstellung von

Schutzgebieten basierend auf den Daten der World Database of Pro-tected Areas (WDPA) und der Weltnaturschutzorganisation (IUCN) wwwprotectedplanetnet

BFNshySCHUTZGEBIETSKARTE Interaktive Karte des Bundesamtes fuumlr Naturschutz mit allen deutschen Schutzgebieten wwwgeodienstebfndeschutzgebiete

CHECKLISTEN DER DEUTSCHEN BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIAshyTIVE Fragenkatalog zur Erstellung einer Selbsteinschaumltzung bezuumlg-lich potenzieller Risiken hinsichtlich Biodiversitaumlt und Oumlkosystem-leistungen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

51WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

INTEGRATED BIODIVERSITY ASSESSMENT TOOL (IBAT) Kostenpflich-tige Anwendung zur Bewertung standortbezogener Biodiversitaumlts-risiken (Fokus Schutzgebiete und Biodiversity Hot Spots) GIS-(Karten)- basiert wwwibatforbusinessorg

Fallbeispiele und Publikationssammlung WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD)

(2012) Biodiversity and ecosystem services ndash scaling up business solutions Company case studies that help achieve global biodiversity targetswwwwbcsdorgPagesEDocumentEDocumentDetailsaspxID=14923ampNoSearchContextKey=true

UNITED NATIONS ENVIRONMENT PROGRAM FINANCE INITIATIVE (UNEP FI) Publikationen zu biodiversitaumltsbezogenen Chancen Risiken und Handlungsoptionen der Finanzbranche wwwunepfiorgpublicationsbiodiversityindexhtml

CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (CBD) BUSINESS PROGRAMM Fallstudien und Publikationen zu Beruumlhrungspunkten und Leuchtturm-projekten zum Erhalt der biologischen Vielfalt wwwcbdintenbusiness

ECOSYSTEM MARKETPLACE Nachrichtenportal von Forest Trends rund um Biodiversitaumlts- Wasser- und CO2-Maumlrkte wwwecosystemmarketplacecom

Strategien auf politischer Ebene NATIONALE STRATEGIE ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT (2007) Deutsch-

lands Strategie zur Umsetzung der Konvention uumlber die biolo gische Vielfalt wwwbmudeN40333

INFORMATIONSPORTAL DES BUNDESAMTES FUumlR NATURSCHUTZ ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT Mit Nachrichten Informationen Veranstal-tungshinweisen und weiterfuumlhrenden Materialien wwwbiologische-vielfaltde

EUshyBIODIVERSITAumlTSSTRATEGIE FUumlR 2020 Diese EU-Strategie enthaumllt Ziele zum Erhalt von Biodiversitaumlt sowie von Oumlkosystemen und deren Leistungen (raquoNaturkapitallaquo) bis 2020httpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversitycomm20062020htm

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 52

GLOBALE BIODIVERSITAumlTSZIELE Der raquoStrategische Plan 2011 ndash 2020laquo des Internationalen Uumlbereinkommens zur biologischen Vielfalt (CBD) enthaumllt auch Ziele zu Oumlkosystemen und deren Leistungen sowie zum Wert der biologischen VielfaltwwwcbdintdocdecisionsCOP-10cop-10-dec-02-enpdf

Initiativen DEUTSCHE BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIATIVE ndash raquoBIODIVERSITY

IN GOOD COMPANYlaquoshy INITIATIVE Zusammenschluss vor allem deut-scher Unternehmen mit dem Ziel die Integration von Biodiversitaumlt in unternehmerische Entscheidungen voranzutreiben wwwbusiness-and-biodiversityde

EUROPAumlISCHE raquoBUSINESS AND BIODIVERSITY CAMPAIGNlaquo Europa-weite Plattform fuumlr Unternehmen mit dem Ziel Ansaumltze fuumlr ein Biodi-versitaumltsmanagement zu entwickeln und umzusetzen wwwbusiness-biodiversityeu

NATURAL CAPITAL DECLARATION Erklaumlrung einzelner Akteure des Finanzsektors Naturkapital in Finanzprodukten und -dienstleistungen zu beruumlcksichtigen wwwnaturalcapitaldeclarationorg

TEEB FOR BUSINESS COALITION Initiative zur Vereinheitlichung der Bilanzierung von Naturkapital im Unternehmen httpteebforbusinessorg

GLOSSAR 53

GLOSSAR

ARTENVIELFALTDiversitaumlt (Vielfalt) biologischer Arten in einem Lebensraum Artenviel-falt ist neben genetischer Vielfalt und Diversitaumlt der Oumlkosysteme ein Teil-aspekt der biologischen Vielfalt

BASISLEISTUNGENGrundlegende Leistungen der Oumlkosysteme wie zum Beispiel Photosyn-these oder Stickstoffbindung von Knoumlllchenbakterien welche die Voraus-setzung fuumlr alle anderen Leistungen der Oumlkosysteme sind

BIODIVERSITAumlT Biologische Vielfalt

BIOLOGISCHE VIELFALT Die Vielfalt des Lebens auf unserer Erde (oder Biodiversitaumlt) ist die Varia-bilitaumlt lebender Organismen und der von ihnen gebildeten oumlkologischen Komplexe Sie umfasst drei Ebenen 1) die Vielfalt an Oumlkosystemen bezie-hungsweise Lebensgemeinschaften Lebensraumlumen und Landschaften 2) die Artenvielfalt und 3) die genetische Vielfalt innerhalb der verschie-denen Arten

EINGRIFFSREGELUNG Instrument des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatschG sectsect 13 ff) das die Bewaumlltigung von Eingriffen in Natur und Landschaft regelt (Vermeidung und Kompensation)

EMAS Betriebliches Umweltmanagementsystem (Eco Management and Audit Scheme) nach der Verordnung (EG) Nr 12212009 uumlber die freiwillige Teil-nahme von Organisationen an einem Gemeinschaftssystem fuumlr Umwelt-management und Umweltbetriebspruumlfung (ABl EG L 342 v 22122009 S 1) Schwerpunkte sind die kontinuierliche Verbesserung der Umwelt-leistung die Umwelterklaumlrung und Umweltrechtskonformitaumlt

GEBIETSFREMDE ARTENAuch invasive Arten oder Neobiota Tier- und Pflanzenarten die durch Einfuhr (beabsichtigt) oder Einschleppung (unbeabsichtigt) in einem fuumlr sie nicht natuumlrlichen Lebensraum leben Einige gebietsfremde Arten ver-breiten sich aufgrund mangelnder Feinde physiologischer Eigenschaften (Wachstumsgeschwindigkeit Wasserbedarf) oder aumlhnlich invasiv und verdraumlngen einheimische Arten In einigen Faumlllen entstehen durch sie erheb liche Nachteile fuumlr Mensch (Gesundheitsbeeintraumlchtigungen wie zum Beispiel Allergien) und Oumlkosysteme (Degradation)

INWERTSETZUNGBuumlndel von Maszlignahmen um den Nutzen von Biodiversitaumlt und Oumlkosys-temleistungen fuumlr die Gesellschaft relevant und erfahrbar werden zu las-sen Dies geschieht durch (oumlkonomische) Bewertung und oder Integra-tion in Marktentscheidungen ndash zum Beispiel in Form von naturorientierten Angeboten Anreizen oder der Schaffung von Maumlrkten fuumlr Biodiversitaumlt ndash sowie in gesellschaftliche und private Entscheidungen

54 DIEUNTERNEHMENSPERSPEKTIVEndashNEUEHERAUSFORDERUNGEN

ISO 14001 Betriebliches Umweltmanagementsystem nach DIN EN ISO 140012004 + AC 2009 (Ausgabe 112009) Schwerpunkt liegt in der Verbesserung des Umweltmanagementsystems

KONVENTION UumlBER DIE BIOLOGISCHE VIELFALT (ENGL CONVENTION ON BIO LOGICAL DIVERSITY ndash CBD)

Uumlbereinkunft von 168 Staaten (Unterzeichner Stand 12122012) uumlber die biologische Vielfalt Darin werden der Verlust der biologischen Vielfalt als Herausforderung anerkannt und Ziele zu ihrer Erhaltung formuliert Diese sind 1) Schutz der biologischen Vielfalt 2) Nachhaltige Nutzung ihrer Bestandteile und 3) Zugangsregelung und gerechter Ausgleich von Vor-teilen welche aus der Nutzung genetischer Ressourcen entstehen

KULTURELLE OumlKOSYSTEMshy LEISTUNGEN

Leistungen von Oumlkosystemen mit Wirkung und Bedeutung fuumlr Erholung aumlsthetisches Empfinden spirituelle Erfahrungen soziale Funktionen kul-turelle Identitaumlt Heimatgefuumlhl Wissen und Erkenntnis

MONETARISISERUNG Beimesssung eines Wertes in Geldeinheiten Die Umweltoumlkonomie hat dazu mehrere Verfahren der Monetarisierung entwickelt

NATURKAPITAL Oumlkonomischer Begriff fuumlr den begrenzten Vorrat an physischen und bio-logischen Ressourcen der Erde und die begrenzte Bereitstellung von Guumltern und Leistungen durch Oumlkosysteme

OumlKOSYSTEM Bezeichnet die Bestandteile eines abgegrenzten Naturraumes (zum Beispiel niedersaumlchsisches Wattenmeer) oder eines bestimmten Natur-raumtyps (zum Beispiel naumlhrstoffarmes Flieszliggewaumlsser) und deren Wech-selwirkungen Der Begriff kann sich auf verschiedene raumlumliche Ebenen (lokal regional) beziehen und umfasst sowohl (halb-)natuumlrliche (zum Bei-spiel ungestoumlrte Hochmoore) und naturnahe (zum Beispiel Kalkmager-rasen) als auch vom Menschen gepraumlgte Oumlkosysteme (zum Beispiel Agrar oumlkosysteme)

OumlKOSYSTEMFUNKTIONEN Umfassen alle physikalischen chemischen und biologischen Prozesse und Wechselwirkungen die in verschiedenen Oumlkosystemen stattfinden

OumlKOSYSTEMLEISTUNGEN Bezeichnen direkte und indirekte Beitraumlge von Oumlkosystemen zum mensch-lichen Wohlergehen das heiszligt Leistungen und Guumlter die dem Menschen einen direkten oder indirekten wirtschaftlichen materiellen gesundheit-lichen oder psychischen Nutzen bringen In Abgrenzung zum Begriff Oumlko-systemfunktion entsteht der Begriff Oumlkosystemleistung aus einer anth-ropozentrischen Perspektive und ist an einen Nutzen des Oumlkosystems fuumlr den Menschen gebunden Der Begriff ist identisch mit den haumlufig verwen-deten Begriffen raquoOumlkosystemdienstleistunglaquo und raquooumlkosystemare Guumlter und Leistungenlaquo und entspricht dem englischen Begriff der raquoecosystem serviceslaquo

55

REGULIERUNGSLEISTUNGENFunktionen von Oumlkosystemen die auf (andere) Elemente und Prozesse von Oumlkosystemen einwirken die (direkten) Nutzen fuumlr den Menschen haben zum Beispiel die Filterwirkung von Bodenschichten auf die Grund-wasserqualitaumlt oder der Beitrag einer Hecke zur Verringerung der Boden-erosion

GLOSSAR

RESILIENZ (VON OumlKOSYSTEMEN)

Resilienz ist die Faumlhigkeit eines Oumlkosystems trotz aumluszligerer Stoumlrungen seine Funktionen und damit seine Oumlkosystemleistungen aufrecht zu erhalten Es wird davon ausgegangen dass die Resilienz stark mit der in dem Oumlko-system vorherrschenden biologischen Vielfalt korreliert

TEEBThe Economics of Ecosystems and Biodiversity Die internationale TEEB-Studie wurde von Deutschland im Rahmen seiner G8-Praumlsidentschaft im Jahr 2007 gemeinsam mit der EU-Kommission initiiert und mithilfe zahlreicher weiterer Institutionen unter der Schirmherrschaft des Um-weltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) durchgefuumlhrt Ziel der TEEB-Studie war es den oumlkonomischen Wert der Leistungen der Natur ein zuschaumltzen die wirtschaftlichen Auswirkungen der Schaumldigung von Oumlkosystemen zu erfassen und ausgehend davon die Kosten eines Nicht-Handelns zu beziffern Leiter der Studie war der indische Oumlkonom Pavan Sukhdev Im Rahmen der Studie wurden verschiedene Berichte veroumlffent-licht Derzeit wird unter Leitung von UNEP ein Nachfolgeprozess organi-siert um die Durchfuumlhrung von nationalen regionalen lokalen und sek-toralen Studien zum Thema anzuregen und zu foumlrdern

VERSORGUNGSLEISTUNGENBezeichnen meist marktfaumlhige Guumlter die von oder mithilfe von Oumlkosyste-men produziert werden (zum Beispiel Nahrung Frischwasser Feuer- und Bauholz) Teilweise ist ein erheblicher Beitrag von (Human-)Kapital und Arbeit notwendig um diese Guumlter zu erstellen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 56

QUELLEN

BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012) Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Centre for Sustainability Management Luumlneburg

BORN W u a (2012) Gesundheitskosten der Beifuszlig-Ambrosie in Deutschland In Umweltmedizin in Forschung und Praxis 17 (2) S 71 ndash 80

DER BUND (2009) Invasive Muscheln verstopfen Leitungen Von Fabio Bergamin Onlineausgabe Zuletzt aktualisiert am 31072009 httpwwwderbundchzeitungenwissenInvasive-Muscheln-verstopfen-Leitungenstory29662360

DEUTSCHER IMKERBUND EV Internetauftritt des Deutschen Imkerbund e V vom 12122012 httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpbienen-und- bestaeubungsleistung und httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpzahlen-die-zaehlen

EUROPAumlISCHE KOMMISSION (2009) Fact Sheet Gebietsfremde invasive Arten httpeceuropaeuenvironmentpubspdffactsheetsInvasive20Alien20SpeciesInvasive_Alien_DEpdf

FAO ndash FOOD AND AGRICULTURE ORGANIZATION OF THE UNITED NATIONS (2010) Global Forest Resource Assessment 2010wwwfaoorgforestryfrafra2010en

GARCIacuteAshyTORRES L u a (2001) Conservation agriculture in Europe Current status and perspectives In Garcia-Torres L Benites J and Martiacutenez-Vilela A (Hrsg) Conservation Agriculture A World-wide Challenge 1st World Congress on Conservation Agriculture Madrid 1 ndash 5 October 2001 Vol I Keynote Contributions XUL Cordoba Spain S 79 ndash 83

IAASTD ndash INTERNATIONAL ASSESSMENT OF AGRICULTURAL KNOWLEDGE SCIENCE AND TECHNOLOGY FOR DEVELOPMENT (2008) Global ReportwwwagassessmentorgreportsIAASTDENAgriculture20at20a20Crossroads_Global20Report20(English)pdf

KREIBICH H MUumlLLER M (2005) Private Vorsorgemaszlignahmen koumlnnen Hochwasserschaumlden reduzieren Schadensprisma Heft 1 2005 httpwwwschadenprismadepdfsp_2005_1_1pdf

57QUELLEN

LENZEN M u a (2012) International trade drives biodiversity threats in developing nations Nature 486109 ndash 112 Doi101038nature11145

PWC ndash PRICEWATERHOUSECOOPERS (2012) PwC Rio+20 Sustain ability pulse poll How do the public and CEO opinions differ on Rio+20 issues

REWE GROUP (2010) Pressemitteilung raquoBodensee-Obstbauern engagieren sich fuumlr Biodiversitaumltlaquo wwwrewe-groupcompressepressemeldungenpressemeldung-detail articlebodensee-obstbauern-engagieren-sich-fuer-biodiversitaet

SCBD ndash SECRETARIAT OF THE CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (2009) business2010 A magazine on business amp bio- diversity June 2009 Volume 4 ndash Issue 1 httpwwwcbdintdocnewslettersnews-biz-2009-06-enpdf

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement Ein Leitfaden fuumlr die betrieb-liche Praxis BerlinwwwbmudeN46143

STATISCHES BUNDESAMT (2012) Nachhaltige Entwicklung in Deutschland Indikatorenbericht 2012 wwwdestatisdeDEPublikationenThematischUmwelt oekonomischeGesamtrechnungenUmweltindikatorenIndikatoren PDF_0230001pdf__blob=publicationFile

STERN N (2007) The Economics of Climate Change The Stern Review Cambridge

TEEB (2009) The Economics of Ecosystems and Biodiversity TEEB for National and International Policy Makers Summary Responding to the Value of Naturewwwteebweborg

TEEB (2010A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity Ecological and Economic Foundations Edited by Pushpam Kumar London and Washington

TEEB (2010B) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integrieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz Bonn

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 58

TEEB (2011) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in National and International Policy Making Edited by Patrick ten Brink London and Washington

TEEB (2012A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Local and Regional Policy and Management Edited by Heidi Wittmer and Haripriya Gundimeda Abingdon and New York

TEEB (2012B) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Business and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York

TEN BRINK P BRAAT L (HRSG) (2008) The Cost of Policy Inaction The case of not meeting the 2010 biodiversity targethttpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversityeconomicspdfcopizip

UNESCAP ndash UNITED NATIONS ECONOMIC AND SOCIAL COMMISSION FOR ASIA AND THE PACIFIC (1999) Keynote Statement of Mr Cengiz Ertuna (UNESCAP) at IDNDR-ESCAP Regional Meeting for Asia Risk Reduction amp Society in the 21st Century Bangkok 23 ndash26 February 1999 httpwwwunescaporgenrdwater_mineraldisasterertuna01htm

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012) Water valuation ndash Building the business case Geneva and Washington

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012A) Changing Pace ndash Public policy options to scale and accelerate business action towards Vision 2050 Geneva and Washington

WRI ndash WORLD RESOURCE INSTITUTE (2012) The Corporate Ecosys-tem Services Review - Guidelines for Identifying Business Risks and Opportunities Arising from Ecosystem Change Version 20 Washington

ZEITZ J PUMA Pressemitteilung vom 16112011 httpaboutpumacompuma-completes-first-environmental-profit-and-loss-account-which-values-impacts-at-e-145-million

  • Die Unternehmensperspektive
  • Impressum
  • Inhaltsverzeichnis
  • Vorworte
  • Biodiversitaumlt und Oumlkoshysystemleistungen ndash Erweiterung der unternehmerischen Sicht
  • Warum die Wirtschaft gefragt ist ndash Treiber Chancen und Risiken
  • Entwicklungen und Trends ndash was auf Unternehmen zukommt
  • Wie Unternehmen taumltig werden koumlnnen
  • Ausblick
  • Weiterfuumlhrende Informationen
  • QUELLEN

25WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

INFOBOX 12

Praxisbeispiel Unternehmen gemeinsam mit NGOs fuumlr den NaturschutzEine vergleichsweise neue Rolle nahm REWE in einem Pilotprojekt ein in dem sie gemeinsam mit der Bodenseestiftung die biologische Vielfalt auf den Plantagen der Obstbauern der Bodenseeregion foumlrderte Die Fronten schienen verhaumlrtet und eine Annaumlherung von Naturschuumltzern auf der einen und Obstbauern auf der anderen Seite erfolgte nur zoumlger-lich REWE agierte erfolgreich als Vermittler und Agent fuumlr den Erhalt der biologischen Vielfalt Es wurde nicht nur das Nahrungsangebot fuumlr Bienen Hummeln und Schmetterlinge waumlhrend der Trachten luumlcke von Juni bis September verbessert sondern auch der Dialog zwischen Obst-bauern und Naturschutzverbaumlnden gefoumlrdert Die Resonanz sowohl von Kunden als auch von Lieferantenseite ist so positiv dass das Projekt fortgefuumlhrt und ausgeweitet wurde (REWE 2010)

Mit allen Treibern sind Chancen und Risiken verbunden Ein Perspekti-venwechsel findet nicht nur hin zu Beruumlcksichtigung von Oumlkosystem-leistungen statt sondern auch von einer bloszligen Risikofokussierung hin zum Erkennen von Moumlglichkeiten fuumlr Differenzierung gegenuumlber Wettbewerbern

BETROFFENHEIT DER SEKTORENVielen Unternehmen faumlllt es schwer biologische Vielfalt und Oumlkosys-temleistungen im Unternehmen zu verorten insbesondere weil die Themen unter unterschiedlichen Perspektiven und Zielen adressiert

INFOBOX 13

Praxisbeispiel Verbindung von Verantwortung und WettbewerbsvorteilenAls Reiseanbieter bietet TUI zahlreiche Reisen in Biodiversitaumlts-Hot-spots an TUI sieht sich in der Verantwortung und engagiert sich seit Mitte der 1990er Jahre fuumlr den Erhalt der biologischen Vielfalt Arten-schutzkampagnen zur Aufklaumlrung der Reisenden (zum Beispiel Souvenir-ratgeber zu geschuumltzten Arten) und Kooperationen mit Wissenschaft und Forschung sind nur ein Auszug ihres vom Global Nature Fund 2012 praumlmierten Engagements fuumlr den Erhalt der biologischen Vielfalt Doch nicht allein die Verantwortung treibt TUI an Viele Reisende kommen gerade wegen eines intakten Oumlkosystems in bestimmte Urlaubsregio-nen Der Erhalt der biologischen Vielfalt wird somit zum Wettbewerbs-vorteil und sichert Naturliebhaber als Kunden

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 26

werden Daher gilt Zuerst Einfluss und Betroffenheit identifizieren ndash sowohl im Hinblick auf Chancen als auch auf Risiken um anschlie-szligend gezielt Maszlignahmen zu ergreifen ndash sei es im Bereich CSR im Einkauf oder anderswo Die unterschiedlich starke Betroffenheit der Unternehmen von den Themen Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistun-gen wird in Abbildung 9 deutlich

GRUumlNDE UND RISIKEN DES NICHTshyHANDELNSDie Vielfalt an bestehenden Umweltanforderungen wie zum Beispiel in den Bereichen Klima und Energie erschwert es Unternehmen haumlu-fig sich mit neuen Herausforderungen auseinanderzusetzen ndash zumal dann wenn ein neues Thema komplex ist und es dafuumlr keine raquoUni-versalloumlsungenlaquo gibt Entgegen den aufgefuumlhrten positiven Beispielen uumlberwiegen dadurch immer wieder Hemmnisse ndash wie Uumlberforderung durch die Komplexitaumlt und Knappheit von Zeit und Ressourcen ndash fuumlr eine vertiefende Auseinandersetzung mit Biodiversitaumlt und Oumlkosys-temleistungen

Ein Perspektivenwechsel hin zu einer Beruumlcksichtigung von biologi-scher Vielfalt durch Unternehmen wird dann gelingen wenn es dafuumlr zum einen eine klare Entscheidung oder Unterstuumltzung durch die Unter nehmensleitung gibt und zum anderen eine einfache Integra tion in bestehende Management- und Steuerungssysteme moumlglich ist

ABBILDUNG 9 Betroffenheit verschiedener Branchen von einer Veraumlnderung der biologischen Vielfalt und Oumlkosystemleistungen Die Tabelle fuumlhrt moumlgliche Chancen und Risiken einer Ruumlcksichtnahme oder Vernachlaumlssigung von bio logischer Vielfalt bei Unterneh-mensaktivitaumlten fuumlr die jeweiligen Sek to ren auf Groszlige Rauten stehen fuumlr starke kleine Rauten fuumlr maumlszligige Zusammenhaumlnge (Grafik PwC)

Primaumlrsektor (z B Landwirtschaft Bergbau)

Sekundaumlrsektor(z B Chemie Technoshylogie Luftfahrt Bau)

Tertiaumlrsektor(z B Konsumguumlter wie Nahrungsmittel Automobile)

Tertiaumlrsektor (z B Finanzdienstshyleistungen wie Banken Versicherungen)

Regulierung (z B Grenzwerte Genehmi-gungen Kompensationen)

Natuumlrliche Ressourcen (zB Zugang zu und Verfuumlgbar-keit von Ressourcen Produkti-vitaumlt von Oumlkosystemen)

Markt (z B Kundenanforderungen (B2B) Nachfrage (B2C) neue Maumlrkte)

Innovation (z B Prozess- und Produkt-innovation)

Reputation (gesellschaftliche Verant-wortung Image)

27WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

Als wesentliches Hindernis fuumlr die Umsetzung von Maszlignahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt sehen Unternehmen nach wie vor auch das Fehlen eines einheitlichen Rahmens fuumlr die Erhebung Mes-sung und Vergleichbarkeit der raquoBiodiversitaumltsperformancelaquo Hinzu kommt dass die Politik bisher zwar viele nationale Ziele zum Schutz der biologischen Vielfalt (Nationale Strategie zur biologischen Viel-falt) formuliert aber speziell fuumlr Unternehmen nur uumlbergeordnete und wenig konkretisierte Ziele gesetzt hat Ohne konkrete Ziele oder eine klare Vorgabe ndash seien es Gesetze Branchenstandards oder inter-nationale Richtlinien ndash werden Maszlignahmen des Umwelt- und Natur-schutzes nur sehr zoumlgerlich umgesetzt

Nicht-Handeln hat jedoch schwerwiegende gesamtgesell schaftliche Folgen So geht der im Rahmen der internationalen TEEB-Studie veroumlffentlichte Bericht raquoThe cost of policy inactionlaquo davon aus dass uns Inaktivitaumlt beim Schutz funktionierender Oumlkosysteme ab dem Jahr 2050 bis zu 7 des globalen Bruttoinlandsproduktes (GDP) kos-tet ndash und das Jahr fuumlr Jahr (Ten Brink und Braat 2008) Dies trifft alle Berei che der Gesellschaft ndash auch Unternehmen Fest steht Wer lang-fristig erfolgreich sein will wird in Zukunft nicht um die Themen Bio-diversitaumlt und Oumlkosystemleistungen herumkommen

ENTWICKLUNGEN UND TRENDS ndash WAS AUF UNTERNEHMEN ZUKOMMT3

DER STAAT SCHUumlTZT AUCH IN VERANTWORTUNG FUumlR DIE KUumlNFshy TIGEN GENERATIONEN DIE NATUumlRLICHEN LEBENSGRUND LAGEN

GRUNDGESETZ DER BUNDES REPUBLIK

DEUTSCHLAND ARTIKEL 20A

BIODIVERSITAumlTSshy UND OumlKOSYSTEMSCHUTZ ndash DEUTSCHER UND INTERNATIONALER HINTERGRUNDNaturschutz spielt seit Beginn des 20 Jahrhunderts in Deutschland traditionell eine wichtige Rolle Bedeutende Oumlkosysteme und Natur-raumlume sind seit langem unter besonderen Schutz gestellt Zahlreiche Gesetze und Regulierungen mit Vorgaben fuumlr Planungen und Entschei-dungen (sowie Grenzwerte) praumlgen die Politik fuumlr den Erhalt der bioshylogischen Vielfalt in Deutschland ( Kapitel 2) Es gibt zwar Fort-schritte in einzelnen Bereichen aber dennoch konnten Bemuumlhungen der Politik auf nationaler europaumlischer und internationaler Ebene den Trend des Verlustes der biologischen Vielfalt bisher nicht stoppen

Gesetzliche Vorgaben ruumlckten den Naturschutz beziehungsweise den Schutz der biologischen Vielfalt primaumlr in die Verantwortung der oumlffent-lichen Hand Zahlreiche Uumlbereinkuumlnfte und Strategien mit Zielen ndash sowohl auf internationaler europaumlischer als auch auf nationaler Ebe-ne ndash unterstreichen die politischen Anstrengungen der vergangenen Jahrzehnte Damit ist auch die Aufforderung an alle gesellschaftlichen Akteure verbunden an der Realisierung dieser Ziele aktiv mitzuwir-ken und ihre Verantwortung wahrzunehmen

Das 2005 veroumlffentlichte Millennium Ecosystem Assessment leitete schlieszliglich einen schrittweisen Perspektivenwechsel ein Natur wurde

29ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

ABBILDUNG 10

INFOBOX 14

Politische Ziele zum Schutz der Biologischen Vielfalt1992 wird die Konvention uumlber die biologische Vielfalt

(CBD) in Rio de Janeiro verabschiedet und von Deutschland ein Jahr spaumlter unter zeichnet Sie stellt die erste internationale Uumlbereinkunft dar in der sowohl Ursachen als auch Ziele zur Bekaumlmpfung des Verlustes von Biodiversitaumlt festgehalten werden

1998 verabschiedet die EU ihre erste Biodiversitaumltsstrategie die von EU-Aktionsplaumlnen aus den Jahren 2001 und 2006 ergaumlnzt wird

2007 beschlieszligt das Bundeskabinett die raquoNationale Strategie zur bio-logischen Vielfaltlaquo zur Umsetzung der CBD

2010 werden im Rahmen der 10 CBD-Vertragsstaatenkonferenz glo-bale Biodiversitaumltsziele fuumlr 2020 verabschiedet (sogenannte Aichi-Ziele)

2011 stellt die EU eine neue Biodiversitaumltsstrategie fuumlr 2020 vor die explizit auch Ziele und Maszlignahmen zum Erhalt von Oumlkosystem-leistungen umfasst (wie Aichi-Ziele)

nicht mehr nur aus sich heraus als schuumltzenswert angesehen son-dern zugleich als Lieferant von Rohstoffen und Leistungen als Abneh-mer von Emissionen und Brauchwasser sowie als Motor der Regional-wirtschaft verstanden

Diese Zusammenhaumlnge und diese oumlkonomischen Argumente fuumlr den Schutz von Oumlkosystemleistungen und der biologischen Vielfalt aufzuzeigen wurde zum Anspruch und zur Herausforderung der inter-nationalen TEEB-Initiative

INFOBOX 15

Die Nationale Strategie zur biologischen VielfaltDie Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt von 2007 formuliert Visi onen Ziele und Maszlignahmen zum Erhalt der biologischen Vielfalt in Deutschland fuumlr viele Themenbereiche (Arten Lebensraumlume diverse Oumlko sys teme Gewaumlsserschutz Land- und Forstwirtschaft Tourismus und naturnahe Erholung bis hin zu Bewusstsein Bildung Forschung Technolo gietransfer und Entwicklungszusammenarbeit) Ihre Umset-zung ist eine groszlige gesamtgesellschaft liche Herausforderung Politik und Verwaltung koumlnnen dies nicht im Alleingang schaffen Akteure in Wirtschaft und Gesellschaft ndash auch Unternehmen ndash sind fuumlr die erfolg-reiche Umsetzung der Strategie gefordert

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 30

ABBILDUNG 11 ndash 15 Die vier TEEB-Berichte und der TEEB-Synthe-sebericht In der abgebildeten Reihenfolge TEEB 2010a TEEB 2011 TEEB 2012a TEEB 2012b TEEB 2010b

INFOBOX 16

Die internationale TEEB-StudieInspiriert durch den Stern Report (2007) zum Klimawandel initiierten 2007 die G8 +5 Umweltminister angestoszligen durch den deutschen Bun-desumweltminister und den EU-Umweltkommissar eine globale Studie zur Oumlkonomie der Oumlkosysteme und der biologischen Vielfalt (The Eco-nomics of Ecosystems and Biodiversity ndash TEEB) Ziel war es die enorme wirtschaft liche Bedeutung der Natur und ihrer Oumlkosystemleistungen aufzuzeigen und Empfehlungen zu geben wie der Verlust der biologi-schen Vielfalt zu stoppen ist

Mehr als 400 Autoren aus Politik Wissenschaft Wirtschaft Nicht- Regierungsorganisationen und der Zivilgesellschaft arbeiteten an TEEB-Berichten fuumlr bestimmte Zielgruppen TEEB fuumlr nationale und interna-tionale Politiker TEEB fuumlr regionale und kommunale Entscheider TEEB fuumlr Unternehmen die Zivilgesellschaft wurde mithilfe einer Medien-kampagne inklusive Webseite Facebook-Profil und Twitter-Account eingebunden zudem gab es einen abschlieszligenden Synthese-Bericht und raquoTEEB Foundationslaquo fuumlr die Wissenschaft

Der Unternehmensbericht TEEB in Business and Enterprise zeigt inwie-fern Unternehmen von den Themen biologische Vielfalt und Oumlko-systemleistungen betroffen sind und unterstreicht mit Beispielen aus aller Welt den Einfluss auf und die Abhaumlngigkeit von Biodiversitaumlt und Oumlko systemleistungen Die Autoren formulieren sieben allgemeine Schritte zum unternehmerischen Umgang mit biologischer Vielfalt Identifizierung von Auswirkungen des Unternehmens auf und Abhaumln-

gigkeiten von Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungen (Biodiversity and Ecosystem Services ndash BES)

Beurteilung der geschaumlftlichen Risiken und Chancen in Zusammen-hang mit diesen Auswirkungen und Abhaumlngigkeiten

Entwicklung von BES-Informationssystemen Festlegung von Zielen Messung und Bewertung der Leistungsbilanz und Bekannt gabe der Ergebnisse

Ergreifung von Maszlignahmen zur Vermeidung Minimierung und Begren-zung von BES-Risiken einschlieszliglich Schadensersatz (raquoAusgleichlaquo) soweit machbar

Ergreifung neuer BES-Geschaumlftschancen Kosteneinsparungen neue Produkte neue Maumlrkte

Integration geschaumlftlicher Strategien und Maszlignahmen zu BES in wei-ter gefasste Initiativen zur Corporate Social Responsibility

Verbesserung der fuumlr BES geltenden Leitlinien und Strategien gemein-sam mit Betroffenen in Behoumlrden in nichtstaatlichen Organisationen und in der Zivilgesellschaft

31

Perspektivenwechsel in der UnternehmensweltViele Unternehmen orientieren sich an Leitbildern Unternehmenswer-ten beziehungsweise ihrer Unternehmensphilosophie und tragen da-mit unternehmerische und oft auch gesellschaftliche Verantwortung

ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

ABBILDUNG 16 Das Logo der raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo - Studie

INFOBOX 18

raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo fuumlhrt die internationale TEEB-Initiative auf nationaler Ebene fort Hauptaufgabe ist die Erarbeitung thematischer Berichte zum Wert und zur oumlkonomischen Bedeutung von biologischer Vielfalt Oumlkosystemleis-tungen und Natur fuumlr Wirtschaft und Gesellschaft in Deutschland Neben der vorliegenden Broschuumlre gehoumlren hierzu unter anderem die Themen Biologische Vielfalt und Klimawandel Oumlkosystemleistungen und Ent-wicklung laumlndlicher Raumlume sowie naturnahe Oumlkosysteme und staumldti-sche Lebensqualitaumlt raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo macht deutlich dass es neben moralisch-ethischen und oumlkologischen auch gewichtige oumlkonomische Gruumlnde gibt Naturkapital zu erhalten

raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo wird in einem offenen Prozess durchgefuumlhrt Zahlreiche Akteure aus Wissenschaft Politik Verwaltung Wirtschaft und Gesellschaft wirken durch Know-how Forschungs-ergebnisse wissenschaftliche Beitraumlge und gute Beispiele zur Bedeu-tung und Inwertsetzung von Oumlkosystemleistungen und biologi-scher Vielfalt an der Erstellung der Berichte mit

INFOBOX 17

TEEB als Startpunkt fuumlr viele weitere InitiativenDie Resonanz die TEEB in Wirtschaft Wissenschaft Medien und Politik erfuhr verhalf zahlreichen Initiativen zu mehr Gehoumlr So erlebten zum Beispiel die UNEP FI (Finanzinitiative des Umweltprogramms der Verein-ten Nationen UNEP) aber auch das langjaumlhrige Engagement der Welt-naturschutzorganisation IUCN in der Privatwirtschaft starken Aufwind Parallel zu TEEB bestehen in Kooperation zwischen Wirtschaft Wissen-schaft und Verbaumlnden praxis- und loumlsungsorientierte Ansaumltze wie der Corporate Ecosystem Services Review des World Resource Institute (WRI 2012) Neben zahlreichen nationalen TEEB-Studien und Initiativen wurde auch eine TEEB for Business Coalition ins Leben gerufen die sich unter anderem zum Ziel gesetzt hat durch ihr Engagement die Einbin-dung von Biodiversitaumlt in das unternehmerische Handeln spuumlrbar und nachhaltig zu befoumlrdern (wwwteebforbusinessorg pdfwriorgcorpo-rate_ecosystem_services_reviewpdf)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 32

Insbesondere im Rahmen ihrer Unternehmensstrategie stellen sie folgende Fragen raquoWas fuumlr ein Unternehmen sind wirlaquo und raquoFuumlr wel-che Werte stehen wir und wofuumlr setzen wir uns einlaquo

Gleiche oder zumindest aumlhnliche Fragen muumlssen Unternehmen auch ihren Anteilseignern und sonstigen internen und externen Anspruchs-gruppen beantworten Dies gilt in einer globalisierten Welt immer mehr auch fuumlr Produktionsstaumltten im Ausland und fuumlr die Beziehungen mit Lieferanten Damit stehen folgende Fragen im Vordergrund raquoWelche Werte moumlchten wir in Zulieferlaumlndern vertretenlaquo raquoWelche Um-weltmaszligstaumlbe setzen wir hier wie dort anlaquo und raquoWas hat dies fuumlr Auswirkungen auf unsere Marke und den Ruf des Unternehmenslaquo

Das Selbstverstaumlndnis einiger Unternehmen geht uumlber die bloszlige Bereit stellung von Guumltern und Dienstleistungen hinaus Sie sehen sich als Teil der Gesellschaft Vertreter ihrer Region und als Agierende in Wechselwirkung mit ihrer Umwelt Idealismus in Bezug auf ihre gesell schaftliche Rolle motiviert diese Entscheider ebenso wie Realis-mus in Bezug auf das Verstaumlndnis oumlkologischer und globaler Zu sam-men haumlnge So kommt es dass sich deutsche Unternehmen in Latein-amerika fuumlr den Erhalt bedrohter Arten engagieren und den Schutz von Regen wald in Afrika foumlrdern

INFOBOX 19

Vision von UnternehmenIn vielfaumlltiger Weise haben Unternehmen die oumlkologischen Herausfor-derungen sowohl als Warnsignale als auch als Chance fuumlr einen Wandel begriffen

Mit seiner Publikation raquoChanging Pacelaquo schreibt der World Business Council for Sustainable Development (WBCSD 2012a) seine Vision 2050 fort und zeigt Wege hin zu einem Wirtschaften auf das 9 Milliarden Menschen versorgt und dabei die oumlkologischen Grenzen unseres Plane-ten nicht uumlberschreitet Weitere Informationen wwwwbcsdorgchan-gingpaceaspx

Corporation 2020 greift aumlhnliche Gedanken auf geht allerdings noch einen Schritt weiter und strebt nach Ausrichtung des Wirtschaftssystems auf die Grenzen die der Planet setzt Steuerreformen klare Regeln fuumlr die Aufnahme von Fremdkapital (Stichwort Uumlberschuldung) Transparenz fuumlr den Konsumenten und Offenlegung von Externalitaumlten sind zentrale Punkte der Initiative um den Leiter der internationalen TEEB-Studie Pavan Sukhdev und zahlreiche weitere Persoumlnlichkeiten aus Wirtschaft Wissen-schaft und Politik Weitere Informationen wwwcorp2020com

33ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

Immer mehr deutsche Unternehmen setzen sich mit Fragen rund um die biologische Vielfalt und Oumlkosystemleistungen auseinander und leisten somit Pionierarbeit Die Komplexitaumlt des Themas raquobiologische Vielfaltlaquo und schwierige Operationalisierbarkeit sind dabei nach wie vor massive Huumlrden Und tatsaumlchlich gibt es bis dato noch keine einheitlich anerkannten Quantifizierungsmethoden oder verbindliche Richtlinien die biologische Vielfalt und Oumlkosystemleistungen lassen sich nicht in einem Indikator zusammenfassen Dadurch sind sie fuumlr viele Entscheider in deutschen Unternehmen schlecht greifbar und laumlsst diese vor konkreten Handlungen zuruumlckschrecken

Dennoch nehmen einige Unternehmen diese Herausforderungen an und naumlhern sich mit zunehmender Professionalitaumlt der Integration von Biodiversitaumlt in ihre Managementprozesse Unternehmen sind aktiv beteiligt an der Erstellung von Leitfaumlden ersten Empfehlungen zur Integration der biologischen Vielfalt ins Umweltmanagement oder Ansaumltzen zur verbesserten Quantifizierung der externen Effekte in der unternehmerischen Finanzbuchhaltung Auch die Gruumlndung von Initiativen zu dem Thema wie die deutsche raquoBiodiversity in Good Companylaquo-Initiative die raquoUNEP Finance Initiativelaquo die raquoGlobal Com-pactlaquo- Initiative der UN sowie der raquoeconsense Arbeitskreis zu Biodi-versitaumlt und Oumlkosystemleistungenlaquo zeigen dass dieser Perspektiven-wechsel die Unternehmenswelt mittlerweile erreicht hat

WIE UNTERNEHMEN TAumlTIG WERDEN KOumlNNEN4

DIE ERGEBNISSE DER OumlKOLOGISCHEN GEWINNshy UND VERLUSTRECHNUNG VON PUMA BELEGEN DASS DIE DERZEITIGEN GESCHAumlFTSPRAKTIKEN VON UNTER NEHMEN DRINGEND EINES PARADIGMEN WECHSELS BEDUumlRFEN

JOCHEN ZEITZ EHEMALIGER CEO UND

VERWALTUNGSRATSVORSITZENDER

DER PUMA SE VERWALTUNGSRATS -

MITGLIED PPR

Je nach Unternehmen ist die Herangehensweise und Auseinanderset-zung mit dem Thema Naturkapital sehr unterschiedlich Dieses Kapitel gibt konkrete Ansaumltze und Beispiele wie ein Einstieg und geziel-tes Handeln angegangen werden koumlnnen

TOOLS UND LEITFAumlDEN FUumlR DEN EINSTIEGUm eine moumlglichst praumlzise und damit steuerbare Integration ins unternehmerische Management zu erreichen ist die Entwicklung von Zielen und Maszlignahmen noumltig Ein erster Biodiversitaumlts-Check hilft dabei bereits bestehende Maszlignahmen und Kennzahlen zu identifi-zieren Dabei sollten saumlmtliche unternehmerische Taumltigkeitsfelder von der Strategie und dem Personalwesen uumlber Liegenschaften und Einkauf bis hin zu Produktion und Entsorgung beleuchtet werden Die dann vorliegenden Ergebnisse koumlnnen Startpunkt vertiefender Maszlignahmen sein zum Beispiel erste Ziele oder Analysen eine Aus-dehnung auf andere Geschaumlftsbereiche oder die Entwicklung von Management- und Berichterstattungsstrukturen

Leitfaumlden und Handbuumlcher geben Hilfestellung bei der Integration von biologischer Vielfalt in Unternehmenspro zesse und koumlnnen zu-

gleich Inspiration und Unterstuumltzung fuumlr weitere Planungsprozesse

35WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

sein Durch die Handlungsempfehlungen koumlnnen auf leichte Weise Elemente einbezogen werden die beispielsweise die biologische Vielfalt auf dem Firmengelaumlnde foumlrdern ndash wie Bienenkaumlsten und bewachsene Hauswaumlnde Weitere konkrete Handlungsempfehlungen finden sich unter anderem in dem Bericht raquo Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagementlaquo (Bestaumlndig und Wuczkowski 2012)

BESTEHENDE ANSAumlTZE NUTZEN UND ERWEITERNFolgende Ansaumltze aus dem Unternehmensbereich sind auch zur Inte-gration von Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt gut ge eignet Unternehmerische Verantwortung (Corporate Responsibility)

Berichterstattung (inklusive umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung)

Umweltmanagement Ressourceneffizienz Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten-Management

Investitions- und Planungsprozesse

Unternehmerische Verantwortung (Corporate Responsibility)Viele Aktivitaumlten zum Biodiversitaumlts- und Oumlkosystemleistungs - schutz sind losgeloumlst vom Kerngeschaumlft und unter gesellschaftlichem Enga ge ment und unternehmerischer Verantwortung (Corporate

INFOBOX 20

Biodiversitaumlts-Checks fuumlr UnternehmenBislang werden zwei in deutscher Sprache verfuumlgbare Biodiversitaumlts-Screenings fuumlr Unternehmen haumlufig angewendet Die branchenuumlbergreifenden Checklisten der deutschen raquoBiodiversity

in Good Companylaquo-Initiative basieren auf dem raquoHandbuch Biodiver-sitaumltsmanagementlaquo (Schaltegger u a 2010) und ermoumlglichen eine Selbstevaluation zum aktuellen Stand des unternehmerischen Biodi-versitaumltsmanagements Weitere Informationen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

Der vom Global Nature Fund BAUM e V dokeo und PwC entwi-ckelte Biodiversitaumlts-Check fuumlr Unternehmen vereint Expertise aus Biologie Oumlkologie und Management Er bietet einen ersten auf das Unternehmen zugeschnittenen Uumlberblick uumlber die Reife des Biodiver-sitaumltsmanagements und gibt Empfehlungen fuumlr das weitere Vorge-hen Weitere Informationen wwwbusiness-biodiversityeudefaultaspLang=DEUampMenue=128

ABBILDUNG 17(Foto Andrzej Tokarski fotoliacom)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 36

Respon si bi lity) einzuordnen Vor allem Unternehmenswerte und -philo-sophien koumlnnen Anknuumlpfungspunkte raquovon obenlaquo bieten und zu einer weitergefassten Strategieentwicklung fuumlhren

ABBILDUNG 18(Foto Susanne Georgi)

INFOBOX 21

Praxisbeispiel Pilotprojekt fuumlr Branchenstandards Die oekom GmbH der groumlszligte deutsche Fachverlag fuumlr Oumlkologie und Nachhaltigkeit veroumlffentlicht Sach- und Fachbuumlcher mit Bezug zur bio-logischen Vielfalt und dem Erhalt der Oumlkosysteme Fuumlr seine Publi-kationen verwendet er ausschlieszliglich Recycling- und FSC-zertifiziertes Papier Zudem hat der Verlag das Projekt raquoNachhaltig Publizierenlaquo initi-iert das vom Bundesumweltministerium gefoumlrdert wird In Kooperation mit zwei wissenschaftlichen Instituten und der Frankfurter Buchmesse wurden praxisnahe Kriterien fuumlr die nachhaltige Bucherstellung entwi-ckelt Mit dem Projekt praumlsentiert sich oekom oumlffentlichkeitswirksam als Vorreiter und sensibilisiert die Verlagsbranche fuumlr einen nachhalti-gen Umgang mit der Ressource Papier

37

Gleichzeitig bietet die Kommunikation und Interaktion mit Kunden und Mitarbeitern Moumlglichkeiten fuumlr eine Integration sozusagen als Impulsgeber raquovon untenlaquo Freiwilligenarbeit gemeinsame Baum-pflanzaktionen oder Spenden fuumlr Naturschutzeinrichtungen tragen zum Schutz und zur Wertschaumltzung des Naturkapitals bei Mit Blick auf ihre Mitarbeiter profitieren Unternehmen zudem vom Wohlbe-finden am Arbeitsort erhoumlhter Kommunikationsbereitschaft und staumlrkerer Bindung und Loyalitaumlt gegenuumlber dem Arbeitgeber

Berichterstattung (inklusive umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung)Die in Deutschland und weltweit gebraumluchlichste Richtlinie zur Bericht-erstattung von Nachhaltigkeitsaspekten ndash die Global Reporting Initia-tive (GRI) ndash sieht eine Offenlegung von bis zu fuumlnf biodiversitaumltsbe-zogenen Indikatoren vor Diese waren bislang von eher qualitativer

WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

ABBILDUNG 20 Umweltindika-toren der Global Reporting Initiative Die fuumlnf relevanten Umweltindi - ka toren der Berichterstattungsricht-linie der Global Reporting Initiative (GRI) in der Version 31 Biodiver-sitaumlts bezogene Umweltindikatoren werden mit EN fuumlr Umwelt abgekuumlrzt und beinhalten EN 11 bis EN 15

Kernindikatoren Zusaumltzliche Indikatoren

EN11

Ort und Groumlszlige von Grundstuumlcken in Schutzge-bieten oder angrenzend an Schutzgebiete Ort und Groumlszlige von Grundstuumlcken in Gebieten mit hohem Biodiversitaumltswert auszligerhalb von Schutz-gebieten oder daran angrenzend Zu beruumlcksich-tigen sind Grundstuumlcke die im Eigentum der berichtenden Organisation stehen oder von die-ser gepachtet oder verwaltet werden

EN13 Geschuumltzte oder wiederhergestellte natuumlrliche Lebensraumlume

EN14Strategien laufende Maszlignahmen und Zu-kunftsplaumlne fuumlr das Management der Auswir-kungen auf die Biodiversitaumlt

EN12

Beschreibung der wesentlichen Auswirkungen von Aktivitaumlten Produkten und Dienstleistungen auf die Biodiversitaumlt in Schutzgebieten und in Gebieten mit hohem Biodiversitaumltswert auszliger-halb von Schutzgebieten

EN15

Anzahl der Arten auf der Roten Liste der IUCN und auf nationalen Listen die ihren natuumlrlichen Lebensraum in Gebieten haben die von der Geschaumlftstaumltigkeit der Organisation betroffen sind aufgeteilt nach dem Bedrohungsgrad

ABBILDUNG 19(Foto Piepenbrock)

INFOBOX 22

Praxisbeispiel Mitarbeiter-EngagementDie Piepenbrock Unternehmensgruppe unterhaumllt im brandenbur-gischen Naturpark Stechlin-Ruppiner Land den 2200 Hektar groszligen Forst Rheinshagen Im Rahmen seiner Aktion raquoWachstumlaquo pflanzt das Unternehmen dort gemeinsam mit seinen Kunden fuumlr jeden Neuauf-trag Baumlume Im August 2012 besuchte eine Gruppe von zehn Auszu-bildenden des Unternehmens im Zuge der raquoAzubi-Projekttagelaquo den Piepen brock Forst um die Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens kennenzulernen und selbst aktiv zu unterstuumltzen Ziel war es die Sand-heideflaumlche am Zechower Berg im Naturschutz- und gleichnamigen Fauna-Flora-Habitat-Gebiet Rheinsberger Rhin und Hellberge zu pflegen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 38

IM RAHMEN VON UMWELTSCHUTZ UND RESSOURCENshyEFFIZIENZ KUumlMMERN SICH VIELE UNTER NEHMEN BEREITS HEUTE UM BIODIVERSITAumlT UND ECOSYSTEM SERVICES OHNE DIES JEDOCH EXPLIZIT HERAUS ZUshy STELLEN DER BEWUSSTE EINBEZUG DES OumlKOSYSTEMshy GEDANKENS SOWIE DIE BETRACHTUNG ENTSPRECHENDER CHANCEN UND RISIKEN STELLT EINE WEITER ENT shy WICKLUNG DAR DIE DURCHAUS ALS rsaquoUMWELTVERANTshyWORTUNG 20lsaquo BEZEICHNET WERDEN KANN

MICHAEL SIEMERS CORPORATE

ENVIRONMENT amp RESPONSIBILITY

EVONIK INDUSTRIES AG

Form doch auch hier erfolgt eine regelmaumlszligige Anpassung die zu-kuumlnftig sicherlich auch mit einer Quantifizierung einhergehen wird Damit bleibt die unternehmerische Berichterstattung eng verbunden mit dem Umweltmanagement

Unternehmerische Berichterstattung wird sich aumlndern und zukuumlnftig integrierter sein (Stichwort Integrated Reporting) In dieser Hinsicht ist auch die umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung zu sehen

INFOBOX 23

Praxisbeispiel Umweltbezogene Gewinn- und VerlustrechnungWaumlhrend in der klassischen Gewinn- und Verlustrechnung (GampV) nur finanzielle Kenngroumlszligen wie Anlagevermoumlgen return on investment und Eigenkapitalrendite berichtet werden bleiben die umweltbezogenen Kosten verborgen Diese Externalitaumlten ndash beispielsweise Verschmutzung von Gewaumlssern Zerstoumlrung von Lebensraumlumen oder das Abwaumllzen von Verantwortung beim Klimawandel auf Folgegenerationen ndash sind als Ver-luste anzusehen die nicht durch das Unternehmen sondern von Dritten wie der Allgemeinheit oder der Natur getragen werden Getrieben von CEO Jochen Zeitz hat Puma es sich zur Aufgabe gemacht diese Kosten deutlicher aufzuzeigen und in die GampV einflieszligen zu lassen Solch eine Sichtbarmachung kann beim Einkauf der Fertigung der Produktent-wicklung oder dem Nachhaltigkeitsmanagement helfen bessere Ent-scheidungen zu treffen um so die Externalitaumlten zu minimieren Laut PUMA Environmental Profit amp Loss Account hat das Unternehmen im Jahr 2010 etwa 145 Millionen Euro an Umweltschaumlden durch Treibhaus-gasemissionen Wasserverbrauch Landnutzungsfolgen Luftverschmut-zung und Abfallerzeugung verursacht Davon entfallen nur etwa 6 auf das Kerngeschaumlft mehr als 137 Millionen Euro Umweltschaumlden ent-stehen entlang der Lieferkette Weitere Informationen httpaboutpumacomwp-contentthemesaboutPUMA_themefinancial-reportpdfEPL080212finalpdf

39WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Sie macht deutlich welche Abhaumlngigkeiten und welche Einfluumlsse ein Unternehmen hat und stellt bei der Einbeziehung der Oumlkosystem-leistungen und Integration in die externe Rechnungslegung einen be deut samen Schritt hin zur Beruumlcksichtigung von Naturkapital in Unternehmen dar Eine Offenlegung dieser Art koumlnnte einen Para dig-menwechsel einleiten Wer seine Leistung schon fruumlhzeitig ganzheit-lich misst und berichtet kann in einem sich veraumlndernden Geschaumlfts-

ABBILDUNG 21 (Foto LianeM Fotoliacom)

INFOBOX 24

Biodiversitaumlt in den Umweltmanagementzertifizierungen ISO 14001 und EMASBei EMAS muumlssen und bei ISO 14001 sollten die Auswirkun-gen auf die biologische Vielfalt beruumlcksichtigt werden Bei EMAS wird in Form des raquoFlaumlchenverbrauchslaquo ein direkter Indikator fuumlr den Habitatverlust erhoben ndash eine der Hauptursachen des Biodiver-sitaumltsverlustes Zwar kann der Flaumlchenverbrauch von unterschiedli-cher Qualitaumlt sein ndash die Bebauung einer bereits degradierten Flaumlche ist weniger kritisch als die eines intakten Oumlkosystems ndash dennoch kann dies als erster Startpunkt gewertet werden

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 40

umfeld weiterhin Spitzenleistung liefern Dies betrifft die Felder Risikomanagement Versorgungssicherheit und -produktivitaumlt wie auch Compliance und Stakeholdermanagement

UmweltmanagementEin Umweltmanagement steuert gemaumlszlig den vier Managementschrit-ten Planen Ausfuumlhren Kontrollieren und Optimieren umweltbezo-gene Unternehmenstaumltigkeiten und ermoumlglicht so eine kontinuierli-che Verbesserung der Umweltleistung Dieser Managementzyklus beruumlcksichtigt derzeit nur selten umsetzungsorien tiert die Dimensio-nen Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt

Hier kann eine Erweiterung konkret ansetzen Eine erste Feststellung des Status quo auf Basis bereits existieren der Umweltdaten ndash ergaumlnzt durch Experteneinschaumltzungen ndash ist der Anfang Anschlieszligend koumln-nen spezifische und messbare Ziele gesetzt werden was sich in die bekannten Schritte des Umweltmanagements einbinden laumlsst

RessourceneffizienzRessourceneffizienz gewinnt angesichts steigender Rohstoffpreise und -bedarfe und des groszligen Anteils den Material- und Energie kosten an den Gesamtkosten in vielen Branchen darstellen wirtschaftlich und politisch enorm an Bedeutung Zur Steigerung der Ressourceneffi-zienz liegen aktuell Programme auf nationaler wie europaumlischer Ebene vor es existieren dazu Plattformen und Initiativen Das Thema raquoRes-sourceneffizienzlaquo koumlnnen Unternehmen strategisch integrieren (zum Beispiel in ihrem Umweltmanagement) indem sie die entsprechen-den Einsatzstoffe als Naturkapital raquodeklarierenlaquo und im Ressourcen-management umfassender als bisher beruumlck sichtigen Durch den sparsamen effizienten Einsatz von Ressourcen koumlnnen oftmals Oumlko-systeme geschont werden (zum Beispiel durch ein entsprechendes

INFOBOX 25

Praxisbeispiel Integration von Biodiversitaumlt in das Ressourcen-managementUPM betreibt in Deutschland sieben Papierfabriken und verschreibt sich der nachhaltigen Forstwirtschaft und dem Schutz der Biodiversitaumlt So wird weltweit FSC- und PEFC-zertifiziertes Holz verwendet und in unter nehmenseigenen Waumlldern ein Biodiversitaumltsprogramm umge-setzt Gemeinsam mit der raquoAlliance for Water Stewardshiplaquo fuumlhrt UPM ein Pilotprojekt zum Wassermanagement durch Dies soll den Verbrauch des wasserintensiven Papierherstellungsprozesses senken und die Wie-derverwendung des Wassers erhoumlhen UPM unterstreicht mit seinemEngagement seine Position als raquoBiofore Companylaquo

41WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

INFOBOX 26

Praxisbeispiel Bewertung von Biodiversitaumlt in der Lebensmittel-branche und der LandwirtschaftEinen Schritt weiter als die Oumlkobilanzen geht das Bewertungsverfahren der BASF Mit ihrer Lebenszyklusanalyse AgBalance erfasst sie eine Viel-zahl von Nachhaltigkeitsindikatoren der Lebensmittel- und Landwirt-schaftsbranche Biologische Vielfalt flieszligt mit 8 der 69 Indikatoren in eine Punktebewertung ein so unter anderem Naumlhe zu Schutzgebieten Auskreuzungspotenzial und Oumlkotoxizitaumltspotenzial Auszligerdem werden soziale und oumlkonomische Indikatoren erfasst und somit alle drei Saumlulen der Nachhaltigkeit abgebildet Auch wenn ein Abwaumlgen zwischen unter-schiedlichen Groumlszligen wie Punkten und Euros als Messeinheiten Entschei-der vor Herausforderungen stellt ist dies doch ein wichtiger Schritt hin zur Integration von Biodiversitaumlt in Entscheidungsprozesse

Wassermanagement in Regionen mit Wasserstress) Jedoch ist Res-sourceneffizienz nicht gleichzusetzen mit Biodiversitaumlts- und Oumlko-systemschutz Neben dem sparsamen Umgang mit Ressourcen ist auch die Art der Einsatzstoffe (zum Beispiel Nutzung von nachhaltig erzeugtem Palmoumll) von Bedeutung

Der Zusammenschluss zu Brancheninitiativen ist ein Ansatz um das Thema Ressourceneffizienz ganzheitlicher und passgenauer zu be-trach ten und so die Thematik uumlber den bisherigen Fokus auf Reduzie-rung von Rohstoffverbrauch und Emissionen hinaus zu erweitern

Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten- Management Die Analyse der Wertschoumlpfungskette eines Produktes liefert immer wieder Verbesserungspotenzial und wird deshalb regelmaumlszligig durchge-fuumlhrt Dies bietet gute Ansatzpunkte fuumlr eine Untersuchung und Ver-besserung der Biodiversitaumltsperformance Eine weitere oft genutzte Analysemoumlglichkeit sind Oumlkobilanzen (Life Cycle Assessments)

Oumlkobilanzen bilden den gesamten Stoffkreislauf ab ndash und somit auch die fuumlr Biodiversitaumlt relevante Landnutzung oder Oumlkosystemleis-tungen wie die Bereitstellung von Rohstoffen die Absorption von Produktionsemissionen und die Aufnahme von Abfallprodukten An-gefangen bei eigenen Beschaffungsquellen (zum Beispiel Vertragsan-bauer von Supermaumlrkten oder Handelsmarken) bis hin zu Vorproduk-ten der Liefer an ten ndash entlang der Lieferkette verbergen sich zahlreiche Ursachen fuumlr Bio diversitaumltsverlust Fuumlr Unternehmen die Rohstoffe und Vorpro dukte aus dem Ausland beziehen ist es daher wichtig auf den Einkauf und das Lieferkettenmanagement zu achten Wichtige

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 42

Analyseschritte beinhalten Grenzwerte und Normen (in den Abbau- und Ursprungslaumlndern der Vorprodukte oftmals deutlich niedriger als in Deutschland) oder Screenings zu Wasserknappheit entlang der Lie-ferkette Darauf aufbauend ergibt sich eine detaillierte Bewertung zur Beruumlcksichtigung von Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt bei Liefe ranten

Investitions- und PlanungsprozesseInvestitionen in den Bau neuer Anlagen oder Standorte werden derzeit eher selten unter Biodiversitaumltsaspekten im betrieblichen Umwelt-management erfasst Beim Bau eines Produktionsstandorts auf der raquogruumlnen Wieselaquo spielen vor allem die Eingriffsregelung des Bun-desnaturschutzgesetztes (BNatSchG) sowie das EU-Naturschutz-recht (FFH- und Vogelschutz-Richtlinie) eine wichtige Rolle Diese Regeln erscheinen Unternehmen manchmal wider spruumlchlich ndash gerade mit Blick auf den gewollten Naturschutz Firmenareale werden auf-grund strategischer Entscheidungen zum Beispiel fuumlr den Bau von Anlagen uumlber einen laumlngeren Zeitraum brach liegen gelassen Siedelt sich daraufhin eine geschuumltzte Art auf dieser Flaumlche an koumlnnen Unter-nehmen unter Umstaumlnden nur mit hohen Auflagen dieses Gebiet er-schlieszligen und einen Neu- oder Ausbau realisieren Um solchen Ziel kon-flikten vorzubeugen bieten die zustaumlndigen Natur schutzbehoumlrden an in Dialog zu treten um gangbare Wege und Maszlignahmen auszu loten

Doch Unternehmen koumlnnen auch in Vorleistung gehen Indem zum Beispiel Brachflaumlchen und Naturraumlume belassen sowie die Funktio-nalitaumlt von aquatischen Oumlkosystemen (Gewaumlssern) erhalten werden

INFOBOX 27

Ausgleichsflaumlchen ndash Chancen fuumlr beschleunigte PlanungsprozesseGut zu wissen Laut sect16 BNatSchG kann durch Oumlkosystemschutz ein raquoGuthabenlaquo auf einem Oumlkokonto angespart werden Bei spaumlteren Ein-griffen werden diese Flaumlchen als bereits geleistete Kompensationsmaszlig-nahmen anerkannt Rheinkalk macht sich dieses Instrument zunutze Im sauerlaumlndischen Houmlnnetal dient nur ein Teil des Grundbesitzes dem Kalksteinabbau Weite Teile des Areals hingegen stehen dank nicht-oumlkonomischer Waldnutzung dem Naturschutz temporaumlr zur Verfuumlgung oder werden je nach Management und naturschutzfachlicher Einschaumlt-zung einem Oumlkokonto zugeschrieben das als Kompensationsleistung fuumlr zu erwartende Eingriffe agiert Waumlhrend auf der einen Seite pro-aktiv Arten- und Oumlkosystemschutz ermoumlglicht wird profitiert Rheinkalk von einem beschleunigten Planungsprozess vermiedener Buumlrokratie und somit geringeren Kosten (wwwrheinkalkdepdfVerantwortung_Fuer_Mensch_und_Naturpdf Seite 24)

43WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

koumlnnen etwaige Kompensationsmaszlignahmen im Rahmen der Ein griffs -regelung vermieden werden Zudem koumlnnen Ergebnisse der teils obli-gatorischen Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung (UVP) der Strategischen

INFOBOX 28

Praxisbeispiel ZielkonflikteBiologische Vielfalt spielt in Steinbruumlchen Baggerseen und Kiesgruben eine wichtige Rolle Die Steine- und Erdenindustrie engagiert sich in zahlreichen Projekten zur Foumlrderung der biologischen Vielfalt Neben der Erarbeitung von Biodiversitaumltsindikatoren und einer Biodiversitaumlts-Datenbank zaumlhlen hierzu zahlreiche gemeinsame Projekte mit Umwelt-verbaumlnden

raquoLeider werden der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt in den Abbaustaumltten ausgerechnet durch das Naturschutzrecht selbst eingeschraumlnkt Wer zum Beispiel ein Laichgewaumlsser fuumlr die Gelbbauch-unke auf einem Rohbodenstandort anlegt oder eine Steilwand fuumlr die Uferschwalbe herrichtet der laumluft Gefahr dass die weitere Bewirt-schaftung der Flaumlchen deutlich eingeschraumlnkt wird Der statische An-satz im Naturschutzrecht verhindert damit leider vielerorts die Aus-schoumlpfung von Synergieeffekten von Gesteinsabbau und Naturschutz Die Steine- und Erdenindustrie jedenfalls ist zur Foumlrderung der biolo-gischen Vielfalt bereit und setzt sich auch weiterhin fuumlr praktikable Loumlsungen einlaquo (Diplom-Biologe Thomas Beiszligwenger Hauptgeschaumlfts-fuumlhrer Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

ABBILDUNG 22 (Foto Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

INFOBOX 29

Praxisbeispiel Management von LiegenschaftenFraport die Betreibergesellschaft des Frankfurter Flughafens formuliert in seiner unternehmenseigenen Biodiversitaumltsstrategie Grundsaumltze zur Biodiversitaumlt Darin wird festgehalten dass sich Flugbetrieb und der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt ndash uumlber gesetz liche Anforderungen wie zum Beispiel Eingriffsregelung hinaus ndash vereinbaren lassen So wird unter anderem auf dem Gelaumlnde des Flughafens ein For-schungsprojekt zum Bienen-Monitoring unterstuumltzt das wichtige Infor-mationen uumlber die Schadstoffsituation liefert Gleich zeitig werden im Rhein-Main-Gebiet gezielt Naturschutzvorhaben gefoumlrdert so zum Bei-spiel der Erhalt von raquoAltholzinselnlaquo im Kinzigtal oder die Pflege von Streuobstwiesen im Maintal (wwwfraportdecontentfraport-agdenachhaltigkeitumweltnatur--und-ressourcenschutz0html und verglei-che auch die dort bereitgestellten PDF-Dokumente)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 44

Legende Naumlhe zum Kerngeschaumlft Merkmalsauspraumlgung Geringer Bezug Mittel o Trifft zu x Mittlerer Bezug Stark + Starker Bezug Sehr stark + +

ABBILDUNG 23 Handlungsan-saumltze zur Integration von Biodiversi-taumlt in Unternehmen am Beispiel eines Industrie- und Konsumguumlter-unternehmens (Grafik PwC)

INFOBOX 30

Handlungsansaumltze zur Integration von Biodiversitaumlt in UnternehmenDie vorgestellten sechs Handlungsansaumltze werden hier systematisch zusammengefasst am Beispiel der Indus trie- und Konsumguumlterbranche dargestellt Diese Systematik kann allen Unternehmen als Pruumlfrahmen dienen ihr spezifisches Profil zur Beruumlcksichtigung von biologischer Viel-falt Oumlkosystemen und deren Leistungen (Naturkapital) zu entwickeln

Die Abbildung verdeutlicht die Wirkung der verschiedenen Handlungs-ansaumltze beispielhaft im Hinblick auf die vier Werttreiber Risiken senken Kosten reduzieren Maumlrkte und Kunden erschlieszligen und Reputation steigern

Waumlhrend die farbliche Hinterlegung die Naumlhe zum Kerngeschaumlft andeutet geben die Spalten auf der rechten Seite Informationen uumlber den Beitrag zum Schutz der biologischen Vielfalt sowie zur moumlglichen Umsetzungskomplexitaumlt wieder Es wird deutlich dass es durchaus ein-fache Maszlignahmen gibt die eine Wirkung zeigen

Werttreiber

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Integration von Biodiversitaumltsaspekten in hellip

Beitrag zum Schutz des Natur kapitals

Umsetzungsshy komplexitaumlt

x x x 1) Unternehmerischer Verantwortung (Corporate Responsibility) o + o

x x x 2) Berichterstattung (inkl umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung) o +

x x 3) Umweltmanagement inkl Liegenschafts-management o + +

x x 4) Maszlignahmen zur Steigerung der Ressourcen-effizienz + + + +

x x x 5) Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten-Management + + + +

x x 6) Investitions- und Planungsprozesse + o +

45WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Des Weiteren ist erkennbar dass die Integration von Biodiversitaumlt in Aus-wahl- und Entscheidungsprozesse vor allem im Bereich Ressourceneffi-zienz Lieferketten-Management und Investitions- und Planungsprozesse zu Win-win-Situationen fuumlhren kann Dabei sollte bei der Auswahl der Ansaumltze und Methoden aber immer das Kerngeschaumlft des Unterneh-mens im Vordergrund stehen ndash hier kann ein erster Check die weitere Schwerpunktsetzung unterstuumltzen Auch die Integration ins klassische Umweltmanagement stellt einen Schritt zur Beruumlcksichtigung von Bio-diversitaumlt dar ndash und zwar verbunden mit einem maumlszligigen Aufwand

Umweltpruumlfung (SUP) und der FFH Vertraumlglichkeitspruumlfung (FFH VP) guumlnstiger ausfallen Auflagen der Nachbesserung reduziert dadurch Kosten eingespart und ein reibungsloser Planungs- und Bauprozess beguumlnstigt werden

Abschlieszligend gilt es die Integration von Biodiversitaumlt auch in flankie-renden operationellen Einheiten voranzutreiben Dies betrifft beson-ders Forschung und Entwicklung sowie Kommunikation Dabei sollen die Themen erfolgreich sowohl nach innen als auch nach auszligen also zu Kunden Lieferanten und anderen Interessengruppen kommuni-ziert und in eine entsprechende Berichterstattung integriert werden

AUSBLICK5

WIR KOumlNNEN DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER WIRTSCHAFT NUR ERHALTEN WENN WIR DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER NATUR ERHALTEN DAFUumlR IST EINE VIELFALT AN LEBENSshy RAumlUMEN UND ARTEN VON ENTSCHEIDENDER BEDEUTUNG DEREN SCHUTZ MUSS DESHALB VIEL STAumlRKER IN DEN WERTSCHOumlPFUNGSPROZESSEN BERUumlCKSICHTIGT WERDEN

ALEXANDER BARTELT ABTEILUNGS-

LEITER KLIMASCHUTZ UND NACHHAL -

TIGE PRO DUKTE DER OTTO GROUP

VORSTANDSVORSITZENDER raquoBIODIVER-

SITY IN GOOD COMPANYlaquo- INITIATIVE

Es ist an der Zeit die Aspekte von Naturkapital in das unterneh-merische Handeln zu integrieren Nutzen Sie die vielfaumlltigen Ansatz-punkte die im Rahmen der Broschuumlre aufgezeigt wurden und beginnen Sie Ihre unternehmerischen Aktivitaumlten zu erweitern In Deutsch-land gibt es viele Initiativen und Ansaumltze die einen Einstieg in die The-men Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungen erleich tern Nutzen Sie diese Initiativen fuumlr einen Austausch mit anderen Unter-nehmen und uumlber die dort bereits gemachten Erfahrungen (siehe dazu auch Kapitel 6)

Die Initiative raquoBiodiversity in Good Companylaquo ist ein Zusammen-schluss von Unternehmen die gemeinsam fuumlr den Schutz der

biologischen Vielfalt eintreten Der branchenuumlbergreifenden Initiative gehoumlren kleine mittlere und groszlige Unternehmen an Die Mitglieder der raquoBiodiversity in Good Companylaquo-Initiative unterstuumlt-zen das freiwillige Engagement der Wirtschaft fuumlr den Schutz der biologischen Vielfalt Sie arbeiten an Innovationen und Investitio-nen damit naturvertraumlgliche Technologien Produkte und Dienst-leistungen verstaumlrkt ihren Weg in die Maumlrkte finden Die Initiative

47AUSBLICK

traumlgt dazu bei den Privatsektor in die Verwirklichung der Ziele der Konvention uumlber die biologische Vielfalt und der Nationalen

Strategie zur biologischen Vielfalt staumlrker einzubinden

Auch im Rahmen von econsense ndash einem Zusammenschluss fuumlhren-der global agierender Unternehmen und Organisationen der deut-schen Wirtschaft zu den Themen nachhaltige Entwicklung und Cor-porate Social Responsibility (CSR) ndash wird der Themenbereich im Rahmen der Arbeitsgruppe raquoBiodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungenlaquo begleitet Die Mitgliedsunternehmen setzten sich intensiv mit dem Erhalt und der Entwicklung der biologischen Vielfalt auseinander und nutzen econsense als Plattform zum Austausch und zur Diskus-sion von praktischen Managementinstrumenten

Engagieren Sie sich im Projekt raquoUnternehmen Biologische Vielfalt 2020laquo einer Dialog- und Aktionsplattform des Bundesumweltminis-teriums gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der deutschen Wirtschaft und von Naturschutzverbaumlnden die einen fortlaufenden Austausch erlaubt und konkrete Aktivitaumlten zur Umsetzung der Nati-onalen Strategie zur biologischen Vielfalt auf den Weg bringt Folgende Themenfelder stehen dabei im Fokus Informationen zur biologischen Vielfalt fuumlr Unternehmen Biologische Vielfalt im betrieblichen Umweltmanagement Biologische Vielfalt und Naturschutzrecht Kommunikation von Unternehmen nach auszligen Finanzierung von Naturschutzprojekten Maumlrkte Chancen erkennen und entwickeln Netzwerkbildung

Die kuumlnftige Leistungsfaumlhigkeit der Wirtschaft wird von der Leis-tungsfaumlhigkeit des Naturkapitals abhaumlngen Der Erhalt der Leistungs-faumlhigkeit unseres Naturkapitals erfordert die gebuumlndelten Kraumlfte von Unternehmen Politik und Gesellschaft raquoNatur kapital Deutschland ndash TEEB DElaquo zeigt dass sich dies auch wirtschaftlich lohnt Lassen Sie uns diese Chance gemeinsam wahrnehmen

ABBILDUNG 24 (Foto morrbyte Fotoliacom)

6 WEITERFUumlHRENDE INFORMATIONEN

PROJEKT raquoNATURKAPITAL DEUTSCHLAND ndash TEEB DElaquoDiese Broschuumlre ist Teil des Projekts raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo in dessen Rahmen bis zum Jahr 2015 folgende vier Berichte erscheinen (Arbeitstitel) raquoKlimapolitik und Naturkapital Synergien und Konfliktelaquo raquoOumlkosystemleistungen und Entwicklung laumlndlicher Raumlumelaquo raquoNaturleistungen in der Stadt Gesundheit schuumltzen und

Lebensqualitaumlt erhoumlhenlaquo raquoNaturkapital Deutschland Neue Handlungsoptionen

ergreifen ndash eine Syntheselaquo

Bereits erschienen ist die Broschuumlre raquoDer Wert der Natur fuumlr Wirt-schaft und Gesellschaft ndash Eine Einfuumlhrunglaquo wwwnaturkapital-teebde

Soweit Praxisbeispiele und Statements nicht gesondert gekennzeich-net wurden sind diese speziell fuumlr raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo erstellt worden

Leitfaumlden Handlungsmoumlglichkeiten fuumlr Unternehmen BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012)Biodiversitaumlt im unterneh-

merischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Umfangrei-che aber dennoch leicht zu erfassende und praxisnahe Broschuumlre zu Maszlignahmen rund um den betrieblichen Biodiversitaumltsschutz Mit zahl-reichen Umsetzungstipps und Hinweisen auf weiterfuumlhrende Lite ra-tur und Webseiten

49WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

www2leuphanadeumanagementcsmcontentnamadownloads download_publikationenBestaendig20Wuczkowski_Biodiversitaet 20im20unternehmerischen20Nachhaltigkeitsmanagement_neupdf

HOUDET J (HRSG) (2008 UumlBERARBEITET 2010) Integrating bio-diversity into business strategies The Biodiversity Accountability Framework Sehr umfangreiche Publikation (knapp 400 Seiten) uumlber Bio di versitaumlt und Unternehmen beginnend bei den Grundlagen 23 In dikatoren (Business and Biodiversity Independence Indicators) sind Grundlage fuumlr die Bewertung der Biodiversitaumltsleistung von Unter-nehmen Mit zahlreichen Beispielen Regionaler Fokus Frankreichwwworeeorg_scriptntsp-document-file_downloadphp document_id=1063ampdocument_file_id=1070

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement ndash Ein Leitfaden fuumlr die betriebliche Praxis Umsetzungsorientiertes Handbuch zur Einbindung von Biodiversi-

taumlt in das bestehende (Umwelt)-Management inklusive zahlreicher Vorschlaumlge fuumlr Maszlignahmen und Instrumente sowie Zuordnung zu Handlungsfeldern und Funktionsbereichen httpwwwbmudeN46143

TEEB (2012) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Busi-ness and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York Bericht fuumlr Unternehmen der internationalen TEEB-Studie Ins-pirierende teils generische Heranfuumlhrung an die Bedeutung von Bio-diversitaumlt an Unternehmen mit Beispielen aus aller Welt Excutive summary unter wwwteebweborg

UN GLOBAL COMPACT AND IUCN (2012) A Framework for Corpo rate Action on Biodiversity and Ecosystem Services Uumlberblicksbro schuumlre zu Biodiversitaumlt und Unternehmen Adressierte Themen Treiber Risi-ken amp Chancen Corporate Governance Management (inkl Vermei-dungs-Hierarchie) Stakeholder-Engagement und Berichter stattungwwwunglobalcompactorgdocsissues_docEnvironmentBES_Frameworkpdf

WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD) (2011) Handbuch zur unternehmerischen Bewertung von Oumlkosystemdienstleistungen (CEV) Ein Rahmenwerk zur Erleichterung unternehmerischer Entscheidungsfindung Generisches Hand buch fuumlr die Durchfuumlhrung einer unternehmensinternen Bewertung von Biodiversitaumlt (breites Werteverstaumlndnis) mit Handreichungen zu vor-gelagerten Abwaumlgungen wwweconsensedesitesallfilesWBCSD_Handbuch_CEVpdf

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 50

WORLD RESOURCE INSTITUTE (WRI) (2012) Corporate Ecosystem Services Review ndash Version 20 Handbuch zur systematischen Erfas-sung von biodiversitaumltsbezogenen Risiko- und Handlungsfeldern Schrittweises Vorgehen inkl Vorschlaumlgen fuumlr die Erfassung und Doku-mentation des Prozesses wwwwriorgpublicationcorporate-ecosystem-services-review

Allgemein Oumlkosysteme Biodiversitaumlt und Wirtschaft JESSEL B TSCHIMPKE O UND WALSER M (2009) Produktivkraft

Natur Hamburg Praumlgnante Beispiele fuumlr die Quantifizierung von wirtschaftlich relevanten Nutzungen der Natur in Arbeitsplaumltzen Umsaumltzen oder vermiedenen Kostenwwwnaturkapital-teebdefileadminDownloadsProduktivkraft Naturpdf

MILLENNIUM ECOSYSTEM ASSESSMENT (2005) Ecosystems and Human Well-Being ndash Synthesis Synthese der mehr als 1000 Seiten fassenden wissenschaftlichen Studie uumlber die oumlkologischen und gesell-schaftlichen Zusammenhaumlnge sowie Zustand und Trends des Verlus-tes der biologischen Vielfalt und die Bedeutung der Oumlkosystemleis-tungen fuumlr den Menschenwwwmaweborgdocumentsdocument356aspxpdf

TEEB (2010) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integ-rieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz (Hrsg) Bonn Zusam-menfassung der Ergebnisse der internationalen TEEB Studie Synthese der Berichte fuumlr internationale Politiker lokale und regionale Ent-scheider sowie Unternehmen wwwteebweborg

Kartenmaterial Frageboumlgen und Tools PROTECTEDPLANETNET Weltweite kartengestuumltzte Darstellung von

Schutzgebieten basierend auf den Daten der World Database of Pro-tected Areas (WDPA) und der Weltnaturschutzorganisation (IUCN) wwwprotectedplanetnet

BFNshySCHUTZGEBIETSKARTE Interaktive Karte des Bundesamtes fuumlr Naturschutz mit allen deutschen Schutzgebieten wwwgeodienstebfndeschutzgebiete

CHECKLISTEN DER DEUTSCHEN BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIAshyTIVE Fragenkatalog zur Erstellung einer Selbsteinschaumltzung bezuumlg-lich potenzieller Risiken hinsichtlich Biodiversitaumlt und Oumlkosystem-leistungen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

51WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

INTEGRATED BIODIVERSITY ASSESSMENT TOOL (IBAT) Kostenpflich-tige Anwendung zur Bewertung standortbezogener Biodiversitaumlts-risiken (Fokus Schutzgebiete und Biodiversity Hot Spots) GIS-(Karten)- basiert wwwibatforbusinessorg

Fallbeispiele und Publikationssammlung WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD)

(2012) Biodiversity and ecosystem services ndash scaling up business solutions Company case studies that help achieve global biodiversity targetswwwwbcsdorgPagesEDocumentEDocumentDetailsaspxID=14923ampNoSearchContextKey=true

UNITED NATIONS ENVIRONMENT PROGRAM FINANCE INITIATIVE (UNEP FI) Publikationen zu biodiversitaumltsbezogenen Chancen Risiken und Handlungsoptionen der Finanzbranche wwwunepfiorgpublicationsbiodiversityindexhtml

CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (CBD) BUSINESS PROGRAMM Fallstudien und Publikationen zu Beruumlhrungspunkten und Leuchtturm-projekten zum Erhalt der biologischen Vielfalt wwwcbdintenbusiness

ECOSYSTEM MARKETPLACE Nachrichtenportal von Forest Trends rund um Biodiversitaumlts- Wasser- und CO2-Maumlrkte wwwecosystemmarketplacecom

Strategien auf politischer Ebene NATIONALE STRATEGIE ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT (2007) Deutsch-

lands Strategie zur Umsetzung der Konvention uumlber die biolo gische Vielfalt wwwbmudeN40333

INFORMATIONSPORTAL DES BUNDESAMTES FUumlR NATURSCHUTZ ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT Mit Nachrichten Informationen Veranstal-tungshinweisen und weiterfuumlhrenden Materialien wwwbiologische-vielfaltde

EUshyBIODIVERSITAumlTSSTRATEGIE FUumlR 2020 Diese EU-Strategie enthaumllt Ziele zum Erhalt von Biodiversitaumlt sowie von Oumlkosystemen und deren Leistungen (raquoNaturkapitallaquo) bis 2020httpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversitycomm20062020htm

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 52

GLOBALE BIODIVERSITAumlTSZIELE Der raquoStrategische Plan 2011 ndash 2020laquo des Internationalen Uumlbereinkommens zur biologischen Vielfalt (CBD) enthaumllt auch Ziele zu Oumlkosystemen und deren Leistungen sowie zum Wert der biologischen VielfaltwwwcbdintdocdecisionsCOP-10cop-10-dec-02-enpdf

Initiativen DEUTSCHE BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIATIVE ndash raquoBIODIVERSITY

IN GOOD COMPANYlaquoshy INITIATIVE Zusammenschluss vor allem deut-scher Unternehmen mit dem Ziel die Integration von Biodiversitaumlt in unternehmerische Entscheidungen voranzutreiben wwwbusiness-and-biodiversityde

EUROPAumlISCHE raquoBUSINESS AND BIODIVERSITY CAMPAIGNlaquo Europa-weite Plattform fuumlr Unternehmen mit dem Ziel Ansaumltze fuumlr ein Biodi-versitaumltsmanagement zu entwickeln und umzusetzen wwwbusiness-biodiversityeu

NATURAL CAPITAL DECLARATION Erklaumlrung einzelner Akteure des Finanzsektors Naturkapital in Finanzprodukten und -dienstleistungen zu beruumlcksichtigen wwwnaturalcapitaldeclarationorg

TEEB FOR BUSINESS COALITION Initiative zur Vereinheitlichung der Bilanzierung von Naturkapital im Unternehmen httpteebforbusinessorg

GLOSSAR 53

GLOSSAR

ARTENVIELFALTDiversitaumlt (Vielfalt) biologischer Arten in einem Lebensraum Artenviel-falt ist neben genetischer Vielfalt und Diversitaumlt der Oumlkosysteme ein Teil-aspekt der biologischen Vielfalt

BASISLEISTUNGENGrundlegende Leistungen der Oumlkosysteme wie zum Beispiel Photosyn-these oder Stickstoffbindung von Knoumlllchenbakterien welche die Voraus-setzung fuumlr alle anderen Leistungen der Oumlkosysteme sind

BIODIVERSITAumlT Biologische Vielfalt

BIOLOGISCHE VIELFALT Die Vielfalt des Lebens auf unserer Erde (oder Biodiversitaumlt) ist die Varia-bilitaumlt lebender Organismen und der von ihnen gebildeten oumlkologischen Komplexe Sie umfasst drei Ebenen 1) die Vielfalt an Oumlkosystemen bezie-hungsweise Lebensgemeinschaften Lebensraumlumen und Landschaften 2) die Artenvielfalt und 3) die genetische Vielfalt innerhalb der verschie-denen Arten

EINGRIFFSREGELUNG Instrument des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatschG sectsect 13 ff) das die Bewaumlltigung von Eingriffen in Natur und Landschaft regelt (Vermeidung und Kompensation)

EMAS Betriebliches Umweltmanagementsystem (Eco Management and Audit Scheme) nach der Verordnung (EG) Nr 12212009 uumlber die freiwillige Teil-nahme von Organisationen an einem Gemeinschaftssystem fuumlr Umwelt-management und Umweltbetriebspruumlfung (ABl EG L 342 v 22122009 S 1) Schwerpunkte sind die kontinuierliche Verbesserung der Umwelt-leistung die Umwelterklaumlrung und Umweltrechtskonformitaumlt

GEBIETSFREMDE ARTENAuch invasive Arten oder Neobiota Tier- und Pflanzenarten die durch Einfuhr (beabsichtigt) oder Einschleppung (unbeabsichtigt) in einem fuumlr sie nicht natuumlrlichen Lebensraum leben Einige gebietsfremde Arten ver-breiten sich aufgrund mangelnder Feinde physiologischer Eigenschaften (Wachstumsgeschwindigkeit Wasserbedarf) oder aumlhnlich invasiv und verdraumlngen einheimische Arten In einigen Faumlllen entstehen durch sie erheb liche Nachteile fuumlr Mensch (Gesundheitsbeeintraumlchtigungen wie zum Beispiel Allergien) und Oumlkosysteme (Degradation)

INWERTSETZUNGBuumlndel von Maszlignahmen um den Nutzen von Biodiversitaumlt und Oumlkosys-temleistungen fuumlr die Gesellschaft relevant und erfahrbar werden zu las-sen Dies geschieht durch (oumlkonomische) Bewertung und oder Integra-tion in Marktentscheidungen ndash zum Beispiel in Form von naturorientierten Angeboten Anreizen oder der Schaffung von Maumlrkten fuumlr Biodiversitaumlt ndash sowie in gesellschaftliche und private Entscheidungen

54 DIEUNTERNEHMENSPERSPEKTIVEndashNEUEHERAUSFORDERUNGEN

ISO 14001 Betriebliches Umweltmanagementsystem nach DIN EN ISO 140012004 + AC 2009 (Ausgabe 112009) Schwerpunkt liegt in der Verbesserung des Umweltmanagementsystems

KONVENTION UumlBER DIE BIOLOGISCHE VIELFALT (ENGL CONVENTION ON BIO LOGICAL DIVERSITY ndash CBD)

Uumlbereinkunft von 168 Staaten (Unterzeichner Stand 12122012) uumlber die biologische Vielfalt Darin werden der Verlust der biologischen Vielfalt als Herausforderung anerkannt und Ziele zu ihrer Erhaltung formuliert Diese sind 1) Schutz der biologischen Vielfalt 2) Nachhaltige Nutzung ihrer Bestandteile und 3) Zugangsregelung und gerechter Ausgleich von Vor-teilen welche aus der Nutzung genetischer Ressourcen entstehen

KULTURELLE OumlKOSYSTEMshy LEISTUNGEN

Leistungen von Oumlkosystemen mit Wirkung und Bedeutung fuumlr Erholung aumlsthetisches Empfinden spirituelle Erfahrungen soziale Funktionen kul-turelle Identitaumlt Heimatgefuumlhl Wissen und Erkenntnis

MONETARISISERUNG Beimesssung eines Wertes in Geldeinheiten Die Umweltoumlkonomie hat dazu mehrere Verfahren der Monetarisierung entwickelt

NATURKAPITAL Oumlkonomischer Begriff fuumlr den begrenzten Vorrat an physischen und bio-logischen Ressourcen der Erde und die begrenzte Bereitstellung von Guumltern und Leistungen durch Oumlkosysteme

OumlKOSYSTEM Bezeichnet die Bestandteile eines abgegrenzten Naturraumes (zum Beispiel niedersaumlchsisches Wattenmeer) oder eines bestimmten Natur-raumtyps (zum Beispiel naumlhrstoffarmes Flieszliggewaumlsser) und deren Wech-selwirkungen Der Begriff kann sich auf verschiedene raumlumliche Ebenen (lokal regional) beziehen und umfasst sowohl (halb-)natuumlrliche (zum Bei-spiel ungestoumlrte Hochmoore) und naturnahe (zum Beispiel Kalkmager-rasen) als auch vom Menschen gepraumlgte Oumlkosysteme (zum Beispiel Agrar oumlkosysteme)

OumlKOSYSTEMFUNKTIONEN Umfassen alle physikalischen chemischen und biologischen Prozesse und Wechselwirkungen die in verschiedenen Oumlkosystemen stattfinden

OumlKOSYSTEMLEISTUNGEN Bezeichnen direkte und indirekte Beitraumlge von Oumlkosystemen zum mensch-lichen Wohlergehen das heiszligt Leistungen und Guumlter die dem Menschen einen direkten oder indirekten wirtschaftlichen materiellen gesundheit-lichen oder psychischen Nutzen bringen In Abgrenzung zum Begriff Oumlko-systemfunktion entsteht der Begriff Oumlkosystemleistung aus einer anth-ropozentrischen Perspektive und ist an einen Nutzen des Oumlkosystems fuumlr den Menschen gebunden Der Begriff ist identisch mit den haumlufig verwen-deten Begriffen raquoOumlkosystemdienstleistunglaquo und raquooumlkosystemare Guumlter und Leistungenlaquo und entspricht dem englischen Begriff der raquoecosystem serviceslaquo

55

REGULIERUNGSLEISTUNGENFunktionen von Oumlkosystemen die auf (andere) Elemente und Prozesse von Oumlkosystemen einwirken die (direkten) Nutzen fuumlr den Menschen haben zum Beispiel die Filterwirkung von Bodenschichten auf die Grund-wasserqualitaumlt oder der Beitrag einer Hecke zur Verringerung der Boden-erosion

GLOSSAR

RESILIENZ (VON OumlKOSYSTEMEN)

Resilienz ist die Faumlhigkeit eines Oumlkosystems trotz aumluszligerer Stoumlrungen seine Funktionen und damit seine Oumlkosystemleistungen aufrecht zu erhalten Es wird davon ausgegangen dass die Resilienz stark mit der in dem Oumlko-system vorherrschenden biologischen Vielfalt korreliert

TEEBThe Economics of Ecosystems and Biodiversity Die internationale TEEB-Studie wurde von Deutschland im Rahmen seiner G8-Praumlsidentschaft im Jahr 2007 gemeinsam mit der EU-Kommission initiiert und mithilfe zahlreicher weiterer Institutionen unter der Schirmherrschaft des Um-weltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) durchgefuumlhrt Ziel der TEEB-Studie war es den oumlkonomischen Wert der Leistungen der Natur ein zuschaumltzen die wirtschaftlichen Auswirkungen der Schaumldigung von Oumlkosystemen zu erfassen und ausgehend davon die Kosten eines Nicht-Handelns zu beziffern Leiter der Studie war der indische Oumlkonom Pavan Sukhdev Im Rahmen der Studie wurden verschiedene Berichte veroumlffent-licht Derzeit wird unter Leitung von UNEP ein Nachfolgeprozess organi-siert um die Durchfuumlhrung von nationalen regionalen lokalen und sek-toralen Studien zum Thema anzuregen und zu foumlrdern

VERSORGUNGSLEISTUNGENBezeichnen meist marktfaumlhige Guumlter die von oder mithilfe von Oumlkosyste-men produziert werden (zum Beispiel Nahrung Frischwasser Feuer- und Bauholz) Teilweise ist ein erheblicher Beitrag von (Human-)Kapital und Arbeit notwendig um diese Guumlter zu erstellen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 56

QUELLEN

BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012) Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Centre for Sustainability Management Luumlneburg

BORN W u a (2012) Gesundheitskosten der Beifuszlig-Ambrosie in Deutschland In Umweltmedizin in Forschung und Praxis 17 (2) S 71 ndash 80

DER BUND (2009) Invasive Muscheln verstopfen Leitungen Von Fabio Bergamin Onlineausgabe Zuletzt aktualisiert am 31072009 httpwwwderbundchzeitungenwissenInvasive-Muscheln-verstopfen-Leitungenstory29662360

DEUTSCHER IMKERBUND EV Internetauftritt des Deutschen Imkerbund e V vom 12122012 httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpbienen-und- bestaeubungsleistung und httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpzahlen-die-zaehlen

EUROPAumlISCHE KOMMISSION (2009) Fact Sheet Gebietsfremde invasive Arten httpeceuropaeuenvironmentpubspdffactsheetsInvasive20Alien20SpeciesInvasive_Alien_DEpdf

FAO ndash FOOD AND AGRICULTURE ORGANIZATION OF THE UNITED NATIONS (2010) Global Forest Resource Assessment 2010wwwfaoorgforestryfrafra2010en

GARCIacuteAshyTORRES L u a (2001) Conservation agriculture in Europe Current status and perspectives In Garcia-Torres L Benites J and Martiacutenez-Vilela A (Hrsg) Conservation Agriculture A World-wide Challenge 1st World Congress on Conservation Agriculture Madrid 1 ndash 5 October 2001 Vol I Keynote Contributions XUL Cordoba Spain S 79 ndash 83

IAASTD ndash INTERNATIONAL ASSESSMENT OF AGRICULTURAL KNOWLEDGE SCIENCE AND TECHNOLOGY FOR DEVELOPMENT (2008) Global ReportwwwagassessmentorgreportsIAASTDENAgriculture20at20a20Crossroads_Global20Report20(English)pdf

KREIBICH H MUumlLLER M (2005) Private Vorsorgemaszlignahmen koumlnnen Hochwasserschaumlden reduzieren Schadensprisma Heft 1 2005 httpwwwschadenprismadepdfsp_2005_1_1pdf

57QUELLEN

LENZEN M u a (2012) International trade drives biodiversity threats in developing nations Nature 486109 ndash 112 Doi101038nature11145

PWC ndash PRICEWATERHOUSECOOPERS (2012) PwC Rio+20 Sustain ability pulse poll How do the public and CEO opinions differ on Rio+20 issues

REWE GROUP (2010) Pressemitteilung raquoBodensee-Obstbauern engagieren sich fuumlr Biodiversitaumltlaquo wwwrewe-groupcompressepressemeldungenpressemeldung-detail articlebodensee-obstbauern-engagieren-sich-fuer-biodiversitaet

SCBD ndash SECRETARIAT OF THE CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (2009) business2010 A magazine on business amp bio- diversity June 2009 Volume 4 ndash Issue 1 httpwwwcbdintdocnewslettersnews-biz-2009-06-enpdf

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement Ein Leitfaden fuumlr die betrieb-liche Praxis BerlinwwwbmudeN46143

STATISCHES BUNDESAMT (2012) Nachhaltige Entwicklung in Deutschland Indikatorenbericht 2012 wwwdestatisdeDEPublikationenThematischUmwelt oekonomischeGesamtrechnungenUmweltindikatorenIndikatoren PDF_0230001pdf__blob=publicationFile

STERN N (2007) The Economics of Climate Change The Stern Review Cambridge

TEEB (2009) The Economics of Ecosystems and Biodiversity TEEB for National and International Policy Makers Summary Responding to the Value of Naturewwwteebweborg

TEEB (2010A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity Ecological and Economic Foundations Edited by Pushpam Kumar London and Washington

TEEB (2010B) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integrieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz Bonn

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 58

TEEB (2011) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in National and International Policy Making Edited by Patrick ten Brink London and Washington

TEEB (2012A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Local and Regional Policy and Management Edited by Heidi Wittmer and Haripriya Gundimeda Abingdon and New York

TEEB (2012B) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Business and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York

TEN BRINK P BRAAT L (HRSG) (2008) The Cost of Policy Inaction The case of not meeting the 2010 biodiversity targethttpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversityeconomicspdfcopizip

UNESCAP ndash UNITED NATIONS ECONOMIC AND SOCIAL COMMISSION FOR ASIA AND THE PACIFIC (1999) Keynote Statement of Mr Cengiz Ertuna (UNESCAP) at IDNDR-ESCAP Regional Meeting for Asia Risk Reduction amp Society in the 21st Century Bangkok 23 ndash26 February 1999 httpwwwunescaporgenrdwater_mineraldisasterertuna01htm

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012) Water valuation ndash Building the business case Geneva and Washington

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012A) Changing Pace ndash Public policy options to scale and accelerate business action towards Vision 2050 Geneva and Washington

WRI ndash WORLD RESOURCE INSTITUTE (2012) The Corporate Ecosys-tem Services Review - Guidelines for Identifying Business Risks and Opportunities Arising from Ecosystem Change Version 20 Washington

ZEITZ J PUMA Pressemitteilung vom 16112011 httpaboutpumacompuma-completes-first-environmental-profit-and-loss-account-which-values-impacts-at-e-145-million

  • Die Unternehmensperspektive
  • Impressum
  • Inhaltsverzeichnis
  • Vorworte
  • Biodiversitaumlt und Oumlkoshysystemleistungen ndash Erweiterung der unternehmerischen Sicht
  • Warum die Wirtschaft gefragt ist ndash Treiber Chancen und Risiken
  • Entwicklungen und Trends ndash was auf Unternehmen zukommt
  • Wie Unternehmen taumltig werden koumlnnen
  • Ausblick
  • Weiterfuumlhrende Informationen
  • QUELLEN

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 26

werden Daher gilt Zuerst Einfluss und Betroffenheit identifizieren ndash sowohl im Hinblick auf Chancen als auch auf Risiken um anschlie-szligend gezielt Maszlignahmen zu ergreifen ndash sei es im Bereich CSR im Einkauf oder anderswo Die unterschiedlich starke Betroffenheit der Unternehmen von den Themen Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistun-gen wird in Abbildung 9 deutlich

GRUumlNDE UND RISIKEN DES NICHTshyHANDELNSDie Vielfalt an bestehenden Umweltanforderungen wie zum Beispiel in den Bereichen Klima und Energie erschwert es Unternehmen haumlu-fig sich mit neuen Herausforderungen auseinanderzusetzen ndash zumal dann wenn ein neues Thema komplex ist und es dafuumlr keine raquoUni-versalloumlsungenlaquo gibt Entgegen den aufgefuumlhrten positiven Beispielen uumlberwiegen dadurch immer wieder Hemmnisse ndash wie Uumlberforderung durch die Komplexitaumlt und Knappheit von Zeit und Ressourcen ndash fuumlr eine vertiefende Auseinandersetzung mit Biodiversitaumlt und Oumlkosys-temleistungen

Ein Perspektivenwechsel hin zu einer Beruumlcksichtigung von biologi-scher Vielfalt durch Unternehmen wird dann gelingen wenn es dafuumlr zum einen eine klare Entscheidung oder Unterstuumltzung durch die Unter nehmensleitung gibt und zum anderen eine einfache Integra tion in bestehende Management- und Steuerungssysteme moumlglich ist

ABBILDUNG 9 Betroffenheit verschiedener Branchen von einer Veraumlnderung der biologischen Vielfalt und Oumlkosystemleistungen Die Tabelle fuumlhrt moumlgliche Chancen und Risiken einer Ruumlcksichtnahme oder Vernachlaumlssigung von bio logischer Vielfalt bei Unterneh-mensaktivitaumlten fuumlr die jeweiligen Sek to ren auf Groszlige Rauten stehen fuumlr starke kleine Rauten fuumlr maumlszligige Zusammenhaumlnge (Grafik PwC)

Primaumlrsektor (z B Landwirtschaft Bergbau)

Sekundaumlrsektor(z B Chemie Technoshylogie Luftfahrt Bau)

Tertiaumlrsektor(z B Konsumguumlter wie Nahrungsmittel Automobile)

Tertiaumlrsektor (z B Finanzdienstshyleistungen wie Banken Versicherungen)

Regulierung (z B Grenzwerte Genehmi-gungen Kompensationen)

Natuumlrliche Ressourcen (zB Zugang zu und Verfuumlgbar-keit von Ressourcen Produkti-vitaumlt von Oumlkosystemen)

Markt (z B Kundenanforderungen (B2B) Nachfrage (B2C) neue Maumlrkte)

Innovation (z B Prozess- und Produkt-innovation)

Reputation (gesellschaftliche Verant-wortung Image)

27WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

Als wesentliches Hindernis fuumlr die Umsetzung von Maszlignahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt sehen Unternehmen nach wie vor auch das Fehlen eines einheitlichen Rahmens fuumlr die Erhebung Mes-sung und Vergleichbarkeit der raquoBiodiversitaumltsperformancelaquo Hinzu kommt dass die Politik bisher zwar viele nationale Ziele zum Schutz der biologischen Vielfalt (Nationale Strategie zur biologischen Viel-falt) formuliert aber speziell fuumlr Unternehmen nur uumlbergeordnete und wenig konkretisierte Ziele gesetzt hat Ohne konkrete Ziele oder eine klare Vorgabe ndash seien es Gesetze Branchenstandards oder inter-nationale Richtlinien ndash werden Maszlignahmen des Umwelt- und Natur-schutzes nur sehr zoumlgerlich umgesetzt

Nicht-Handeln hat jedoch schwerwiegende gesamtgesell schaftliche Folgen So geht der im Rahmen der internationalen TEEB-Studie veroumlffentlichte Bericht raquoThe cost of policy inactionlaquo davon aus dass uns Inaktivitaumlt beim Schutz funktionierender Oumlkosysteme ab dem Jahr 2050 bis zu 7 des globalen Bruttoinlandsproduktes (GDP) kos-tet ndash und das Jahr fuumlr Jahr (Ten Brink und Braat 2008) Dies trifft alle Berei che der Gesellschaft ndash auch Unternehmen Fest steht Wer lang-fristig erfolgreich sein will wird in Zukunft nicht um die Themen Bio-diversitaumlt und Oumlkosystemleistungen herumkommen

ENTWICKLUNGEN UND TRENDS ndash WAS AUF UNTERNEHMEN ZUKOMMT3

DER STAAT SCHUumlTZT AUCH IN VERANTWORTUNG FUumlR DIE KUumlNFshy TIGEN GENERATIONEN DIE NATUumlRLICHEN LEBENSGRUND LAGEN

GRUNDGESETZ DER BUNDES REPUBLIK

DEUTSCHLAND ARTIKEL 20A

BIODIVERSITAumlTSshy UND OumlKOSYSTEMSCHUTZ ndash DEUTSCHER UND INTERNATIONALER HINTERGRUNDNaturschutz spielt seit Beginn des 20 Jahrhunderts in Deutschland traditionell eine wichtige Rolle Bedeutende Oumlkosysteme und Natur-raumlume sind seit langem unter besonderen Schutz gestellt Zahlreiche Gesetze und Regulierungen mit Vorgaben fuumlr Planungen und Entschei-dungen (sowie Grenzwerte) praumlgen die Politik fuumlr den Erhalt der bioshylogischen Vielfalt in Deutschland ( Kapitel 2) Es gibt zwar Fort-schritte in einzelnen Bereichen aber dennoch konnten Bemuumlhungen der Politik auf nationaler europaumlischer und internationaler Ebene den Trend des Verlustes der biologischen Vielfalt bisher nicht stoppen

Gesetzliche Vorgaben ruumlckten den Naturschutz beziehungsweise den Schutz der biologischen Vielfalt primaumlr in die Verantwortung der oumlffent-lichen Hand Zahlreiche Uumlbereinkuumlnfte und Strategien mit Zielen ndash sowohl auf internationaler europaumlischer als auch auf nationaler Ebe-ne ndash unterstreichen die politischen Anstrengungen der vergangenen Jahrzehnte Damit ist auch die Aufforderung an alle gesellschaftlichen Akteure verbunden an der Realisierung dieser Ziele aktiv mitzuwir-ken und ihre Verantwortung wahrzunehmen

Das 2005 veroumlffentlichte Millennium Ecosystem Assessment leitete schlieszliglich einen schrittweisen Perspektivenwechsel ein Natur wurde

29ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

ABBILDUNG 10

INFOBOX 14

Politische Ziele zum Schutz der Biologischen Vielfalt1992 wird die Konvention uumlber die biologische Vielfalt

(CBD) in Rio de Janeiro verabschiedet und von Deutschland ein Jahr spaumlter unter zeichnet Sie stellt die erste internationale Uumlbereinkunft dar in der sowohl Ursachen als auch Ziele zur Bekaumlmpfung des Verlustes von Biodiversitaumlt festgehalten werden

1998 verabschiedet die EU ihre erste Biodiversitaumltsstrategie die von EU-Aktionsplaumlnen aus den Jahren 2001 und 2006 ergaumlnzt wird

2007 beschlieszligt das Bundeskabinett die raquoNationale Strategie zur bio-logischen Vielfaltlaquo zur Umsetzung der CBD

2010 werden im Rahmen der 10 CBD-Vertragsstaatenkonferenz glo-bale Biodiversitaumltsziele fuumlr 2020 verabschiedet (sogenannte Aichi-Ziele)

2011 stellt die EU eine neue Biodiversitaumltsstrategie fuumlr 2020 vor die explizit auch Ziele und Maszlignahmen zum Erhalt von Oumlkosystem-leistungen umfasst (wie Aichi-Ziele)

nicht mehr nur aus sich heraus als schuumltzenswert angesehen son-dern zugleich als Lieferant von Rohstoffen und Leistungen als Abneh-mer von Emissionen und Brauchwasser sowie als Motor der Regional-wirtschaft verstanden

Diese Zusammenhaumlnge und diese oumlkonomischen Argumente fuumlr den Schutz von Oumlkosystemleistungen und der biologischen Vielfalt aufzuzeigen wurde zum Anspruch und zur Herausforderung der inter-nationalen TEEB-Initiative

INFOBOX 15

Die Nationale Strategie zur biologischen VielfaltDie Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt von 2007 formuliert Visi onen Ziele und Maszlignahmen zum Erhalt der biologischen Vielfalt in Deutschland fuumlr viele Themenbereiche (Arten Lebensraumlume diverse Oumlko sys teme Gewaumlsserschutz Land- und Forstwirtschaft Tourismus und naturnahe Erholung bis hin zu Bewusstsein Bildung Forschung Technolo gietransfer und Entwicklungszusammenarbeit) Ihre Umset-zung ist eine groszlige gesamtgesellschaft liche Herausforderung Politik und Verwaltung koumlnnen dies nicht im Alleingang schaffen Akteure in Wirtschaft und Gesellschaft ndash auch Unternehmen ndash sind fuumlr die erfolg-reiche Umsetzung der Strategie gefordert

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 30

ABBILDUNG 11 ndash 15 Die vier TEEB-Berichte und der TEEB-Synthe-sebericht In der abgebildeten Reihenfolge TEEB 2010a TEEB 2011 TEEB 2012a TEEB 2012b TEEB 2010b

INFOBOX 16

Die internationale TEEB-StudieInspiriert durch den Stern Report (2007) zum Klimawandel initiierten 2007 die G8 +5 Umweltminister angestoszligen durch den deutschen Bun-desumweltminister und den EU-Umweltkommissar eine globale Studie zur Oumlkonomie der Oumlkosysteme und der biologischen Vielfalt (The Eco-nomics of Ecosystems and Biodiversity ndash TEEB) Ziel war es die enorme wirtschaft liche Bedeutung der Natur und ihrer Oumlkosystemleistungen aufzuzeigen und Empfehlungen zu geben wie der Verlust der biologi-schen Vielfalt zu stoppen ist

Mehr als 400 Autoren aus Politik Wissenschaft Wirtschaft Nicht- Regierungsorganisationen und der Zivilgesellschaft arbeiteten an TEEB-Berichten fuumlr bestimmte Zielgruppen TEEB fuumlr nationale und interna-tionale Politiker TEEB fuumlr regionale und kommunale Entscheider TEEB fuumlr Unternehmen die Zivilgesellschaft wurde mithilfe einer Medien-kampagne inklusive Webseite Facebook-Profil und Twitter-Account eingebunden zudem gab es einen abschlieszligenden Synthese-Bericht und raquoTEEB Foundationslaquo fuumlr die Wissenschaft

Der Unternehmensbericht TEEB in Business and Enterprise zeigt inwie-fern Unternehmen von den Themen biologische Vielfalt und Oumlko-systemleistungen betroffen sind und unterstreicht mit Beispielen aus aller Welt den Einfluss auf und die Abhaumlngigkeit von Biodiversitaumlt und Oumlko systemleistungen Die Autoren formulieren sieben allgemeine Schritte zum unternehmerischen Umgang mit biologischer Vielfalt Identifizierung von Auswirkungen des Unternehmens auf und Abhaumln-

gigkeiten von Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungen (Biodiversity and Ecosystem Services ndash BES)

Beurteilung der geschaumlftlichen Risiken und Chancen in Zusammen-hang mit diesen Auswirkungen und Abhaumlngigkeiten

Entwicklung von BES-Informationssystemen Festlegung von Zielen Messung und Bewertung der Leistungsbilanz und Bekannt gabe der Ergebnisse

Ergreifung von Maszlignahmen zur Vermeidung Minimierung und Begren-zung von BES-Risiken einschlieszliglich Schadensersatz (raquoAusgleichlaquo) soweit machbar

Ergreifung neuer BES-Geschaumlftschancen Kosteneinsparungen neue Produkte neue Maumlrkte

Integration geschaumlftlicher Strategien und Maszlignahmen zu BES in wei-ter gefasste Initiativen zur Corporate Social Responsibility

Verbesserung der fuumlr BES geltenden Leitlinien und Strategien gemein-sam mit Betroffenen in Behoumlrden in nichtstaatlichen Organisationen und in der Zivilgesellschaft

31

Perspektivenwechsel in der UnternehmensweltViele Unternehmen orientieren sich an Leitbildern Unternehmenswer-ten beziehungsweise ihrer Unternehmensphilosophie und tragen da-mit unternehmerische und oft auch gesellschaftliche Verantwortung

ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

ABBILDUNG 16 Das Logo der raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo - Studie

INFOBOX 18

raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo fuumlhrt die internationale TEEB-Initiative auf nationaler Ebene fort Hauptaufgabe ist die Erarbeitung thematischer Berichte zum Wert und zur oumlkonomischen Bedeutung von biologischer Vielfalt Oumlkosystemleis-tungen und Natur fuumlr Wirtschaft und Gesellschaft in Deutschland Neben der vorliegenden Broschuumlre gehoumlren hierzu unter anderem die Themen Biologische Vielfalt und Klimawandel Oumlkosystemleistungen und Ent-wicklung laumlndlicher Raumlume sowie naturnahe Oumlkosysteme und staumldti-sche Lebensqualitaumlt raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo macht deutlich dass es neben moralisch-ethischen und oumlkologischen auch gewichtige oumlkonomische Gruumlnde gibt Naturkapital zu erhalten

raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo wird in einem offenen Prozess durchgefuumlhrt Zahlreiche Akteure aus Wissenschaft Politik Verwaltung Wirtschaft und Gesellschaft wirken durch Know-how Forschungs-ergebnisse wissenschaftliche Beitraumlge und gute Beispiele zur Bedeu-tung und Inwertsetzung von Oumlkosystemleistungen und biologi-scher Vielfalt an der Erstellung der Berichte mit

INFOBOX 17

TEEB als Startpunkt fuumlr viele weitere InitiativenDie Resonanz die TEEB in Wirtschaft Wissenschaft Medien und Politik erfuhr verhalf zahlreichen Initiativen zu mehr Gehoumlr So erlebten zum Beispiel die UNEP FI (Finanzinitiative des Umweltprogramms der Verein-ten Nationen UNEP) aber auch das langjaumlhrige Engagement der Welt-naturschutzorganisation IUCN in der Privatwirtschaft starken Aufwind Parallel zu TEEB bestehen in Kooperation zwischen Wirtschaft Wissen-schaft und Verbaumlnden praxis- und loumlsungsorientierte Ansaumltze wie der Corporate Ecosystem Services Review des World Resource Institute (WRI 2012) Neben zahlreichen nationalen TEEB-Studien und Initiativen wurde auch eine TEEB for Business Coalition ins Leben gerufen die sich unter anderem zum Ziel gesetzt hat durch ihr Engagement die Einbin-dung von Biodiversitaumlt in das unternehmerische Handeln spuumlrbar und nachhaltig zu befoumlrdern (wwwteebforbusinessorg pdfwriorgcorpo-rate_ecosystem_services_reviewpdf)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 32

Insbesondere im Rahmen ihrer Unternehmensstrategie stellen sie folgende Fragen raquoWas fuumlr ein Unternehmen sind wirlaquo und raquoFuumlr wel-che Werte stehen wir und wofuumlr setzen wir uns einlaquo

Gleiche oder zumindest aumlhnliche Fragen muumlssen Unternehmen auch ihren Anteilseignern und sonstigen internen und externen Anspruchs-gruppen beantworten Dies gilt in einer globalisierten Welt immer mehr auch fuumlr Produktionsstaumltten im Ausland und fuumlr die Beziehungen mit Lieferanten Damit stehen folgende Fragen im Vordergrund raquoWelche Werte moumlchten wir in Zulieferlaumlndern vertretenlaquo raquoWelche Um-weltmaszligstaumlbe setzen wir hier wie dort anlaquo und raquoWas hat dies fuumlr Auswirkungen auf unsere Marke und den Ruf des Unternehmenslaquo

Das Selbstverstaumlndnis einiger Unternehmen geht uumlber die bloszlige Bereit stellung von Guumltern und Dienstleistungen hinaus Sie sehen sich als Teil der Gesellschaft Vertreter ihrer Region und als Agierende in Wechselwirkung mit ihrer Umwelt Idealismus in Bezug auf ihre gesell schaftliche Rolle motiviert diese Entscheider ebenso wie Realis-mus in Bezug auf das Verstaumlndnis oumlkologischer und globaler Zu sam-men haumlnge So kommt es dass sich deutsche Unternehmen in Latein-amerika fuumlr den Erhalt bedrohter Arten engagieren und den Schutz von Regen wald in Afrika foumlrdern

INFOBOX 19

Vision von UnternehmenIn vielfaumlltiger Weise haben Unternehmen die oumlkologischen Herausfor-derungen sowohl als Warnsignale als auch als Chance fuumlr einen Wandel begriffen

Mit seiner Publikation raquoChanging Pacelaquo schreibt der World Business Council for Sustainable Development (WBCSD 2012a) seine Vision 2050 fort und zeigt Wege hin zu einem Wirtschaften auf das 9 Milliarden Menschen versorgt und dabei die oumlkologischen Grenzen unseres Plane-ten nicht uumlberschreitet Weitere Informationen wwwwbcsdorgchan-gingpaceaspx

Corporation 2020 greift aumlhnliche Gedanken auf geht allerdings noch einen Schritt weiter und strebt nach Ausrichtung des Wirtschaftssystems auf die Grenzen die der Planet setzt Steuerreformen klare Regeln fuumlr die Aufnahme von Fremdkapital (Stichwort Uumlberschuldung) Transparenz fuumlr den Konsumenten und Offenlegung von Externalitaumlten sind zentrale Punkte der Initiative um den Leiter der internationalen TEEB-Studie Pavan Sukhdev und zahlreiche weitere Persoumlnlichkeiten aus Wirtschaft Wissen-schaft und Politik Weitere Informationen wwwcorp2020com

33ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

Immer mehr deutsche Unternehmen setzen sich mit Fragen rund um die biologische Vielfalt und Oumlkosystemleistungen auseinander und leisten somit Pionierarbeit Die Komplexitaumlt des Themas raquobiologische Vielfaltlaquo und schwierige Operationalisierbarkeit sind dabei nach wie vor massive Huumlrden Und tatsaumlchlich gibt es bis dato noch keine einheitlich anerkannten Quantifizierungsmethoden oder verbindliche Richtlinien die biologische Vielfalt und Oumlkosystemleistungen lassen sich nicht in einem Indikator zusammenfassen Dadurch sind sie fuumlr viele Entscheider in deutschen Unternehmen schlecht greifbar und laumlsst diese vor konkreten Handlungen zuruumlckschrecken

Dennoch nehmen einige Unternehmen diese Herausforderungen an und naumlhern sich mit zunehmender Professionalitaumlt der Integration von Biodiversitaumlt in ihre Managementprozesse Unternehmen sind aktiv beteiligt an der Erstellung von Leitfaumlden ersten Empfehlungen zur Integration der biologischen Vielfalt ins Umweltmanagement oder Ansaumltzen zur verbesserten Quantifizierung der externen Effekte in der unternehmerischen Finanzbuchhaltung Auch die Gruumlndung von Initiativen zu dem Thema wie die deutsche raquoBiodiversity in Good Companylaquo-Initiative die raquoUNEP Finance Initiativelaquo die raquoGlobal Com-pactlaquo- Initiative der UN sowie der raquoeconsense Arbeitskreis zu Biodi-versitaumlt und Oumlkosystemleistungenlaquo zeigen dass dieser Perspektiven-wechsel die Unternehmenswelt mittlerweile erreicht hat

WIE UNTERNEHMEN TAumlTIG WERDEN KOumlNNEN4

DIE ERGEBNISSE DER OumlKOLOGISCHEN GEWINNshy UND VERLUSTRECHNUNG VON PUMA BELEGEN DASS DIE DERZEITIGEN GESCHAumlFTSPRAKTIKEN VON UNTER NEHMEN DRINGEND EINES PARADIGMEN WECHSELS BEDUumlRFEN

JOCHEN ZEITZ EHEMALIGER CEO UND

VERWALTUNGSRATSVORSITZENDER

DER PUMA SE VERWALTUNGSRATS -

MITGLIED PPR

Je nach Unternehmen ist die Herangehensweise und Auseinanderset-zung mit dem Thema Naturkapital sehr unterschiedlich Dieses Kapitel gibt konkrete Ansaumltze und Beispiele wie ein Einstieg und geziel-tes Handeln angegangen werden koumlnnen

TOOLS UND LEITFAumlDEN FUumlR DEN EINSTIEGUm eine moumlglichst praumlzise und damit steuerbare Integration ins unternehmerische Management zu erreichen ist die Entwicklung von Zielen und Maszlignahmen noumltig Ein erster Biodiversitaumlts-Check hilft dabei bereits bestehende Maszlignahmen und Kennzahlen zu identifi-zieren Dabei sollten saumlmtliche unternehmerische Taumltigkeitsfelder von der Strategie und dem Personalwesen uumlber Liegenschaften und Einkauf bis hin zu Produktion und Entsorgung beleuchtet werden Die dann vorliegenden Ergebnisse koumlnnen Startpunkt vertiefender Maszlignahmen sein zum Beispiel erste Ziele oder Analysen eine Aus-dehnung auf andere Geschaumlftsbereiche oder die Entwicklung von Management- und Berichterstattungsstrukturen

Leitfaumlden und Handbuumlcher geben Hilfestellung bei der Integration von biologischer Vielfalt in Unternehmenspro zesse und koumlnnen zu-

gleich Inspiration und Unterstuumltzung fuumlr weitere Planungsprozesse

35WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

sein Durch die Handlungsempfehlungen koumlnnen auf leichte Weise Elemente einbezogen werden die beispielsweise die biologische Vielfalt auf dem Firmengelaumlnde foumlrdern ndash wie Bienenkaumlsten und bewachsene Hauswaumlnde Weitere konkrete Handlungsempfehlungen finden sich unter anderem in dem Bericht raquo Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagementlaquo (Bestaumlndig und Wuczkowski 2012)

BESTEHENDE ANSAumlTZE NUTZEN UND ERWEITERNFolgende Ansaumltze aus dem Unternehmensbereich sind auch zur Inte-gration von Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt gut ge eignet Unternehmerische Verantwortung (Corporate Responsibility)

Berichterstattung (inklusive umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung)

Umweltmanagement Ressourceneffizienz Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten-Management

Investitions- und Planungsprozesse

Unternehmerische Verantwortung (Corporate Responsibility)Viele Aktivitaumlten zum Biodiversitaumlts- und Oumlkosystemleistungs - schutz sind losgeloumlst vom Kerngeschaumlft und unter gesellschaftlichem Enga ge ment und unternehmerischer Verantwortung (Corporate

INFOBOX 20

Biodiversitaumlts-Checks fuumlr UnternehmenBislang werden zwei in deutscher Sprache verfuumlgbare Biodiversitaumlts-Screenings fuumlr Unternehmen haumlufig angewendet Die branchenuumlbergreifenden Checklisten der deutschen raquoBiodiversity

in Good Companylaquo-Initiative basieren auf dem raquoHandbuch Biodiver-sitaumltsmanagementlaquo (Schaltegger u a 2010) und ermoumlglichen eine Selbstevaluation zum aktuellen Stand des unternehmerischen Biodi-versitaumltsmanagements Weitere Informationen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

Der vom Global Nature Fund BAUM e V dokeo und PwC entwi-ckelte Biodiversitaumlts-Check fuumlr Unternehmen vereint Expertise aus Biologie Oumlkologie und Management Er bietet einen ersten auf das Unternehmen zugeschnittenen Uumlberblick uumlber die Reife des Biodiver-sitaumltsmanagements und gibt Empfehlungen fuumlr das weitere Vorge-hen Weitere Informationen wwwbusiness-biodiversityeudefaultaspLang=DEUampMenue=128

ABBILDUNG 17(Foto Andrzej Tokarski fotoliacom)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 36

Respon si bi lity) einzuordnen Vor allem Unternehmenswerte und -philo-sophien koumlnnen Anknuumlpfungspunkte raquovon obenlaquo bieten und zu einer weitergefassten Strategieentwicklung fuumlhren

ABBILDUNG 18(Foto Susanne Georgi)

INFOBOX 21

Praxisbeispiel Pilotprojekt fuumlr Branchenstandards Die oekom GmbH der groumlszligte deutsche Fachverlag fuumlr Oumlkologie und Nachhaltigkeit veroumlffentlicht Sach- und Fachbuumlcher mit Bezug zur bio-logischen Vielfalt und dem Erhalt der Oumlkosysteme Fuumlr seine Publi-kationen verwendet er ausschlieszliglich Recycling- und FSC-zertifiziertes Papier Zudem hat der Verlag das Projekt raquoNachhaltig Publizierenlaquo initi-iert das vom Bundesumweltministerium gefoumlrdert wird In Kooperation mit zwei wissenschaftlichen Instituten und der Frankfurter Buchmesse wurden praxisnahe Kriterien fuumlr die nachhaltige Bucherstellung entwi-ckelt Mit dem Projekt praumlsentiert sich oekom oumlffentlichkeitswirksam als Vorreiter und sensibilisiert die Verlagsbranche fuumlr einen nachhalti-gen Umgang mit der Ressource Papier

37

Gleichzeitig bietet die Kommunikation und Interaktion mit Kunden und Mitarbeitern Moumlglichkeiten fuumlr eine Integration sozusagen als Impulsgeber raquovon untenlaquo Freiwilligenarbeit gemeinsame Baum-pflanzaktionen oder Spenden fuumlr Naturschutzeinrichtungen tragen zum Schutz und zur Wertschaumltzung des Naturkapitals bei Mit Blick auf ihre Mitarbeiter profitieren Unternehmen zudem vom Wohlbe-finden am Arbeitsort erhoumlhter Kommunikationsbereitschaft und staumlrkerer Bindung und Loyalitaumlt gegenuumlber dem Arbeitgeber

Berichterstattung (inklusive umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung)Die in Deutschland und weltweit gebraumluchlichste Richtlinie zur Bericht-erstattung von Nachhaltigkeitsaspekten ndash die Global Reporting Initia-tive (GRI) ndash sieht eine Offenlegung von bis zu fuumlnf biodiversitaumltsbe-zogenen Indikatoren vor Diese waren bislang von eher qualitativer

WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

ABBILDUNG 20 Umweltindika-toren der Global Reporting Initiative Die fuumlnf relevanten Umweltindi - ka toren der Berichterstattungsricht-linie der Global Reporting Initiative (GRI) in der Version 31 Biodiver-sitaumlts bezogene Umweltindikatoren werden mit EN fuumlr Umwelt abgekuumlrzt und beinhalten EN 11 bis EN 15

Kernindikatoren Zusaumltzliche Indikatoren

EN11

Ort und Groumlszlige von Grundstuumlcken in Schutzge-bieten oder angrenzend an Schutzgebiete Ort und Groumlszlige von Grundstuumlcken in Gebieten mit hohem Biodiversitaumltswert auszligerhalb von Schutz-gebieten oder daran angrenzend Zu beruumlcksich-tigen sind Grundstuumlcke die im Eigentum der berichtenden Organisation stehen oder von die-ser gepachtet oder verwaltet werden

EN13 Geschuumltzte oder wiederhergestellte natuumlrliche Lebensraumlume

EN14Strategien laufende Maszlignahmen und Zu-kunftsplaumlne fuumlr das Management der Auswir-kungen auf die Biodiversitaumlt

EN12

Beschreibung der wesentlichen Auswirkungen von Aktivitaumlten Produkten und Dienstleistungen auf die Biodiversitaumlt in Schutzgebieten und in Gebieten mit hohem Biodiversitaumltswert auszliger-halb von Schutzgebieten

EN15

Anzahl der Arten auf der Roten Liste der IUCN und auf nationalen Listen die ihren natuumlrlichen Lebensraum in Gebieten haben die von der Geschaumlftstaumltigkeit der Organisation betroffen sind aufgeteilt nach dem Bedrohungsgrad

ABBILDUNG 19(Foto Piepenbrock)

INFOBOX 22

Praxisbeispiel Mitarbeiter-EngagementDie Piepenbrock Unternehmensgruppe unterhaumllt im brandenbur-gischen Naturpark Stechlin-Ruppiner Land den 2200 Hektar groszligen Forst Rheinshagen Im Rahmen seiner Aktion raquoWachstumlaquo pflanzt das Unternehmen dort gemeinsam mit seinen Kunden fuumlr jeden Neuauf-trag Baumlume Im August 2012 besuchte eine Gruppe von zehn Auszu-bildenden des Unternehmens im Zuge der raquoAzubi-Projekttagelaquo den Piepen brock Forst um die Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens kennenzulernen und selbst aktiv zu unterstuumltzen Ziel war es die Sand-heideflaumlche am Zechower Berg im Naturschutz- und gleichnamigen Fauna-Flora-Habitat-Gebiet Rheinsberger Rhin und Hellberge zu pflegen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 38

IM RAHMEN VON UMWELTSCHUTZ UND RESSOURCENshyEFFIZIENZ KUumlMMERN SICH VIELE UNTER NEHMEN BEREITS HEUTE UM BIODIVERSITAumlT UND ECOSYSTEM SERVICES OHNE DIES JEDOCH EXPLIZIT HERAUS ZUshy STELLEN DER BEWUSSTE EINBEZUG DES OumlKOSYSTEMshy GEDANKENS SOWIE DIE BETRACHTUNG ENTSPRECHENDER CHANCEN UND RISIKEN STELLT EINE WEITER ENT shy WICKLUNG DAR DIE DURCHAUS ALS rsaquoUMWELTVERANTshyWORTUNG 20lsaquo BEZEICHNET WERDEN KANN

MICHAEL SIEMERS CORPORATE

ENVIRONMENT amp RESPONSIBILITY

EVONIK INDUSTRIES AG

Form doch auch hier erfolgt eine regelmaumlszligige Anpassung die zu-kuumlnftig sicherlich auch mit einer Quantifizierung einhergehen wird Damit bleibt die unternehmerische Berichterstattung eng verbunden mit dem Umweltmanagement

Unternehmerische Berichterstattung wird sich aumlndern und zukuumlnftig integrierter sein (Stichwort Integrated Reporting) In dieser Hinsicht ist auch die umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung zu sehen

INFOBOX 23

Praxisbeispiel Umweltbezogene Gewinn- und VerlustrechnungWaumlhrend in der klassischen Gewinn- und Verlustrechnung (GampV) nur finanzielle Kenngroumlszligen wie Anlagevermoumlgen return on investment und Eigenkapitalrendite berichtet werden bleiben die umweltbezogenen Kosten verborgen Diese Externalitaumlten ndash beispielsweise Verschmutzung von Gewaumlssern Zerstoumlrung von Lebensraumlumen oder das Abwaumllzen von Verantwortung beim Klimawandel auf Folgegenerationen ndash sind als Ver-luste anzusehen die nicht durch das Unternehmen sondern von Dritten wie der Allgemeinheit oder der Natur getragen werden Getrieben von CEO Jochen Zeitz hat Puma es sich zur Aufgabe gemacht diese Kosten deutlicher aufzuzeigen und in die GampV einflieszligen zu lassen Solch eine Sichtbarmachung kann beim Einkauf der Fertigung der Produktent-wicklung oder dem Nachhaltigkeitsmanagement helfen bessere Ent-scheidungen zu treffen um so die Externalitaumlten zu minimieren Laut PUMA Environmental Profit amp Loss Account hat das Unternehmen im Jahr 2010 etwa 145 Millionen Euro an Umweltschaumlden durch Treibhaus-gasemissionen Wasserverbrauch Landnutzungsfolgen Luftverschmut-zung und Abfallerzeugung verursacht Davon entfallen nur etwa 6 auf das Kerngeschaumlft mehr als 137 Millionen Euro Umweltschaumlden ent-stehen entlang der Lieferkette Weitere Informationen httpaboutpumacomwp-contentthemesaboutPUMA_themefinancial-reportpdfEPL080212finalpdf

39WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Sie macht deutlich welche Abhaumlngigkeiten und welche Einfluumlsse ein Unternehmen hat und stellt bei der Einbeziehung der Oumlkosystem-leistungen und Integration in die externe Rechnungslegung einen be deut samen Schritt hin zur Beruumlcksichtigung von Naturkapital in Unternehmen dar Eine Offenlegung dieser Art koumlnnte einen Para dig-menwechsel einleiten Wer seine Leistung schon fruumlhzeitig ganzheit-lich misst und berichtet kann in einem sich veraumlndernden Geschaumlfts-

ABBILDUNG 21 (Foto LianeM Fotoliacom)

INFOBOX 24

Biodiversitaumlt in den Umweltmanagementzertifizierungen ISO 14001 und EMASBei EMAS muumlssen und bei ISO 14001 sollten die Auswirkun-gen auf die biologische Vielfalt beruumlcksichtigt werden Bei EMAS wird in Form des raquoFlaumlchenverbrauchslaquo ein direkter Indikator fuumlr den Habitatverlust erhoben ndash eine der Hauptursachen des Biodiver-sitaumltsverlustes Zwar kann der Flaumlchenverbrauch von unterschiedli-cher Qualitaumlt sein ndash die Bebauung einer bereits degradierten Flaumlche ist weniger kritisch als die eines intakten Oumlkosystems ndash dennoch kann dies als erster Startpunkt gewertet werden

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 40

umfeld weiterhin Spitzenleistung liefern Dies betrifft die Felder Risikomanagement Versorgungssicherheit und -produktivitaumlt wie auch Compliance und Stakeholdermanagement

UmweltmanagementEin Umweltmanagement steuert gemaumlszlig den vier Managementschrit-ten Planen Ausfuumlhren Kontrollieren und Optimieren umweltbezo-gene Unternehmenstaumltigkeiten und ermoumlglicht so eine kontinuierli-che Verbesserung der Umweltleistung Dieser Managementzyklus beruumlcksichtigt derzeit nur selten umsetzungsorien tiert die Dimensio-nen Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt

Hier kann eine Erweiterung konkret ansetzen Eine erste Feststellung des Status quo auf Basis bereits existieren der Umweltdaten ndash ergaumlnzt durch Experteneinschaumltzungen ndash ist der Anfang Anschlieszligend koumln-nen spezifische und messbare Ziele gesetzt werden was sich in die bekannten Schritte des Umweltmanagements einbinden laumlsst

RessourceneffizienzRessourceneffizienz gewinnt angesichts steigender Rohstoffpreise und -bedarfe und des groszligen Anteils den Material- und Energie kosten an den Gesamtkosten in vielen Branchen darstellen wirtschaftlich und politisch enorm an Bedeutung Zur Steigerung der Ressourceneffi-zienz liegen aktuell Programme auf nationaler wie europaumlischer Ebene vor es existieren dazu Plattformen und Initiativen Das Thema raquoRes-sourceneffizienzlaquo koumlnnen Unternehmen strategisch integrieren (zum Beispiel in ihrem Umweltmanagement) indem sie die entsprechen-den Einsatzstoffe als Naturkapital raquodeklarierenlaquo und im Ressourcen-management umfassender als bisher beruumlck sichtigen Durch den sparsamen effizienten Einsatz von Ressourcen koumlnnen oftmals Oumlko-systeme geschont werden (zum Beispiel durch ein entsprechendes

INFOBOX 25

Praxisbeispiel Integration von Biodiversitaumlt in das Ressourcen-managementUPM betreibt in Deutschland sieben Papierfabriken und verschreibt sich der nachhaltigen Forstwirtschaft und dem Schutz der Biodiversitaumlt So wird weltweit FSC- und PEFC-zertifiziertes Holz verwendet und in unter nehmenseigenen Waumlldern ein Biodiversitaumltsprogramm umge-setzt Gemeinsam mit der raquoAlliance for Water Stewardshiplaquo fuumlhrt UPM ein Pilotprojekt zum Wassermanagement durch Dies soll den Verbrauch des wasserintensiven Papierherstellungsprozesses senken und die Wie-derverwendung des Wassers erhoumlhen UPM unterstreicht mit seinemEngagement seine Position als raquoBiofore Companylaquo

41WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

INFOBOX 26

Praxisbeispiel Bewertung von Biodiversitaumlt in der Lebensmittel-branche und der LandwirtschaftEinen Schritt weiter als die Oumlkobilanzen geht das Bewertungsverfahren der BASF Mit ihrer Lebenszyklusanalyse AgBalance erfasst sie eine Viel-zahl von Nachhaltigkeitsindikatoren der Lebensmittel- und Landwirt-schaftsbranche Biologische Vielfalt flieszligt mit 8 der 69 Indikatoren in eine Punktebewertung ein so unter anderem Naumlhe zu Schutzgebieten Auskreuzungspotenzial und Oumlkotoxizitaumltspotenzial Auszligerdem werden soziale und oumlkonomische Indikatoren erfasst und somit alle drei Saumlulen der Nachhaltigkeit abgebildet Auch wenn ein Abwaumlgen zwischen unter-schiedlichen Groumlszligen wie Punkten und Euros als Messeinheiten Entschei-der vor Herausforderungen stellt ist dies doch ein wichtiger Schritt hin zur Integration von Biodiversitaumlt in Entscheidungsprozesse

Wassermanagement in Regionen mit Wasserstress) Jedoch ist Res-sourceneffizienz nicht gleichzusetzen mit Biodiversitaumlts- und Oumlko-systemschutz Neben dem sparsamen Umgang mit Ressourcen ist auch die Art der Einsatzstoffe (zum Beispiel Nutzung von nachhaltig erzeugtem Palmoumll) von Bedeutung

Der Zusammenschluss zu Brancheninitiativen ist ein Ansatz um das Thema Ressourceneffizienz ganzheitlicher und passgenauer zu be-trach ten und so die Thematik uumlber den bisherigen Fokus auf Reduzie-rung von Rohstoffverbrauch und Emissionen hinaus zu erweitern

Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten- Management Die Analyse der Wertschoumlpfungskette eines Produktes liefert immer wieder Verbesserungspotenzial und wird deshalb regelmaumlszligig durchge-fuumlhrt Dies bietet gute Ansatzpunkte fuumlr eine Untersuchung und Ver-besserung der Biodiversitaumltsperformance Eine weitere oft genutzte Analysemoumlglichkeit sind Oumlkobilanzen (Life Cycle Assessments)

Oumlkobilanzen bilden den gesamten Stoffkreislauf ab ndash und somit auch die fuumlr Biodiversitaumlt relevante Landnutzung oder Oumlkosystemleis-tungen wie die Bereitstellung von Rohstoffen die Absorption von Produktionsemissionen und die Aufnahme von Abfallprodukten An-gefangen bei eigenen Beschaffungsquellen (zum Beispiel Vertragsan-bauer von Supermaumlrkten oder Handelsmarken) bis hin zu Vorproduk-ten der Liefer an ten ndash entlang der Lieferkette verbergen sich zahlreiche Ursachen fuumlr Bio diversitaumltsverlust Fuumlr Unternehmen die Rohstoffe und Vorpro dukte aus dem Ausland beziehen ist es daher wichtig auf den Einkauf und das Lieferkettenmanagement zu achten Wichtige

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 42

Analyseschritte beinhalten Grenzwerte und Normen (in den Abbau- und Ursprungslaumlndern der Vorprodukte oftmals deutlich niedriger als in Deutschland) oder Screenings zu Wasserknappheit entlang der Lie-ferkette Darauf aufbauend ergibt sich eine detaillierte Bewertung zur Beruumlcksichtigung von Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt bei Liefe ranten

Investitions- und PlanungsprozesseInvestitionen in den Bau neuer Anlagen oder Standorte werden derzeit eher selten unter Biodiversitaumltsaspekten im betrieblichen Umwelt-management erfasst Beim Bau eines Produktionsstandorts auf der raquogruumlnen Wieselaquo spielen vor allem die Eingriffsregelung des Bun-desnaturschutzgesetztes (BNatSchG) sowie das EU-Naturschutz-recht (FFH- und Vogelschutz-Richtlinie) eine wichtige Rolle Diese Regeln erscheinen Unternehmen manchmal wider spruumlchlich ndash gerade mit Blick auf den gewollten Naturschutz Firmenareale werden auf-grund strategischer Entscheidungen zum Beispiel fuumlr den Bau von Anlagen uumlber einen laumlngeren Zeitraum brach liegen gelassen Siedelt sich daraufhin eine geschuumltzte Art auf dieser Flaumlche an koumlnnen Unter-nehmen unter Umstaumlnden nur mit hohen Auflagen dieses Gebiet er-schlieszligen und einen Neu- oder Ausbau realisieren Um solchen Ziel kon-flikten vorzubeugen bieten die zustaumlndigen Natur schutzbehoumlrden an in Dialog zu treten um gangbare Wege und Maszlignahmen auszu loten

Doch Unternehmen koumlnnen auch in Vorleistung gehen Indem zum Beispiel Brachflaumlchen und Naturraumlume belassen sowie die Funktio-nalitaumlt von aquatischen Oumlkosystemen (Gewaumlssern) erhalten werden

INFOBOX 27

Ausgleichsflaumlchen ndash Chancen fuumlr beschleunigte PlanungsprozesseGut zu wissen Laut sect16 BNatSchG kann durch Oumlkosystemschutz ein raquoGuthabenlaquo auf einem Oumlkokonto angespart werden Bei spaumlteren Ein-griffen werden diese Flaumlchen als bereits geleistete Kompensationsmaszlig-nahmen anerkannt Rheinkalk macht sich dieses Instrument zunutze Im sauerlaumlndischen Houmlnnetal dient nur ein Teil des Grundbesitzes dem Kalksteinabbau Weite Teile des Areals hingegen stehen dank nicht-oumlkonomischer Waldnutzung dem Naturschutz temporaumlr zur Verfuumlgung oder werden je nach Management und naturschutzfachlicher Einschaumlt-zung einem Oumlkokonto zugeschrieben das als Kompensationsleistung fuumlr zu erwartende Eingriffe agiert Waumlhrend auf der einen Seite pro-aktiv Arten- und Oumlkosystemschutz ermoumlglicht wird profitiert Rheinkalk von einem beschleunigten Planungsprozess vermiedener Buumlrokratie und somit geringeren Kosten (wwwrheinkalkdepdfVerantwortung_Fuer_Mensch_und_Naturpdf Seite 24)

43WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

koumlnnen etwaige Kompensationsmaszlignahmen im Rahmen der Ein griffs -regelung vermieden werden Zudem koumlnnen Ergebnisse der teils obli-gatorischen Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung (UVP) der Strategischen

INFOBOX 28

Praxisbeispiel ZielkonflikteBiologische Vielfalt spielt in Steinbruumlchen Baggerseen und Kiesgruben eine wichtige Rolle Die Steine- und Erdenindustrie engagiert sich in zahlreichen Projekten zur Foumlrderung der biologischen Vielfalt Neben der Erarbeitung von Biodiversitaumltsindikatoren und einer Biodiversitaumlts-Datenbank zaumlhlen hierzu zahlreiche gemeinsame Projekte mit Umwelt-verbaumlnden

raquoLeider werden der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt in den Abbaustaumltten ausgerechnet durch das Naturschutzrecht selbst eingeschraumlnkt Wer zum Beispiel ein Laichgewaumlsser fuumlr die Gelbbauch-unke auf einem Rohbodenstandort anlegt oder eine Steilwand fuumlr die Uferschwalbe herrichtet der laumluft Gefahr dass die weitere Bewirt-schaftung der Flaumlchen deutlich eingeschraumlnkt wird Der statische An-satz im Naturschutzrecht verhindert damit leider vielerorts die Aus-schoumlpfung von Synergieeffekten von Gesteinsabbau und Naturschutz Die Steine- und Erdenindustrie jedenfalls ist zur Foumlrderung der biolo-gischen Vielfalt bereit und setzt sich auch weiterhin fuumlr praktikable Loumlsungen einlaquo (Diplom-Biologe Thomas Beiszligwenger Hauptgeschaumlfts-fuumlhrer Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

ABBILDUNG 22 (Foto Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

INFOBOX 29

Praxisbeispiel Management von LiegenschaftenFraport die Betreibergesellschaft des Frankfurter Flughafens formuliert in seiner unternehmenseigenen Biodiversitaumltsstrategie Grundsaumltze zur Biodiversitaumlt Darin wird festgehalten dass sich Flugbetrieb und der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt ndash uumlber gesetz liche Anforderungen wie zum Beispiel Eingriffsregelung hinaus ndash vereinbaren lassen So wird unter anderem auf dem Gelaumlnde des Flughafens ein For-schungsprojekt zum Bienen-Monitoring unterstuumltzt das wichtige Infor-mationen uumlber die Schadstoffsituation liefert Gleich zeitig werden im Rhein-Main-Gebiet gezielt Naturschutzvorhaben gefoumlrdert so zum Bei-spiel der Erhalt von raquoAltholzinselnlaquo im Kinzigtal oder die Pflege von Streuobstwiesen im Maintal (wwwfraportdecontentfraport-agdenachhaltigkeitumweltnatur--und-ressourcenschutz0html und verglei-che auch die dort bereitgestellten PDF-Dokumente)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 44

Legende Naumlhe zum Kerngeschaumlft Merkmalsauspraumlgung Geringer Bezug Mittel o Trifft zu x Mittlerer Bezug Stark + Starker Bezug Sehr stark + +

ABBILDUNG 23 Handlungsan-saumltze zur Integration von Biodiversi-taumlt in Unternehmen am Beispiel eines Industrie- und Konsumguumlter-unternehmens (Grafik PwC)

INFOBOX 30

Handlungsansaumltze zur Integration von Biodiversitaumlt in UnternehmenDie vorgestellten sechs Handlungsansaumltze werden hier systematisch zusammengefasst am Beispiel der Indus trie- und Konsumguumlterbranche dargestellt Diese Systematik kann allen Unternehmen als Pruumlfrahmen dienen ihr spezifisches Profil zur Beruumlcksichtigung von biologischer Viel-falt Oumlkosystemen und deren Leistungen (Naturkapital) zu entwickeln

Die Abbildung verdeutlicht die Wirkung der verschiedenen Handlungs-ansaumltze beispielhaft im Hinblick auf die vier Werttreiber Risiken senken Kosten reduzieren Maumlrkte und Kunden erschlieszligen und Reputation steigern

Waumlhrend die farbliche Hinterlegung die Naumlhe zum Kerngeschaumlft andeutet geben die Spalten auf der rechten Seite Informationen uumlber den Beitrag zum Schutz der biologischen Vielfalt sowie zur moumlglichen Umsetzungskomplexitaumlt wieder Es wird deutlich dass es durchaus ein-fache Maszlignahmen gibt die eine Wirkung zeigen

Werttreiber

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Integration von Biodiversitaumltsaspekten in hellip

Beitrag zum Schutz des Natur kapitals

Umsetzungsshy komplexitaumlt

x x x 1) Unternehmerischer Verantwortung (Corporate Responsibility) o + o

x x x 2) Berichterstattung (inkl umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung) o +

x x 3) Umweltmanagement inkl Liegenschafts-management o + +

x x 4) Maszlignahmen zur Steigerung der Ressourcen-effizienz + + + +

x x x 5) Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten-Management + + + +

x x 6) Investitions- und Planungsprozesse + o +

45WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Des Weiteren ist erkennbar dass die Integration von Biodiversitaumlt in Aus-wahl- und Entscheidungsprozesse vor allem im Bereich Ressourceneffi-zienz Lieferketten-Management und Investitions- und Planungsprozesse zu Win-win-Situationen fuumlhren kann Dabei sollte bei der Auswahl der Ansaumltze und Methoden aber immer das Kerngeschaumlft des Unterneh-mens im Vordergrund stehen ndash hier kann ein erster Check die weitere Schwerpunktsetzung unterstuumltzen Auch die Integration ins klassische Umweltmanagement stellt einen Schritt zur Beruumlcksichtigung von Bio-diversitaumlt dar ndash und zwar verbunden mit einem maumlszligigen Aufwand

Umweltpruumlfung (SUP) und der FFH Vertraumlglichkeitspruumlfung (FFH VP) guumlnstiger ausfallen Auflagen der Nachbesserung reduziert dadurch Kosten eingespart und ein reibungsloser Planungs- und Bauprozess beguumlnstigt werden

Abschlieszligend gilt es die Integration von Biodiversitaumlt auch in flankie-renden operationellen Einheiten voranzutreiben Dies betrifft beson-ders Forschung und Entwicklung sowie Kommunikation Dabei sollen die Themen erfolgreich sowohl nach innen als auch nach auszligen also zu Kunden Lieferanten und anderen Interessengruppen kommuni-ziert und in eine entsprechende Berichterstattung integriert werden

AUSBLICK5

WIR KOumlNNEN DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER WIRTSCHAFT NUR ERHALTEN WENN WIR DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER NATUR ERHALTEN DAFUumlR IST EINE VIELFALT AN LEBENSshy RAumlUMEN UND ARTEN VON ENTSCHEIDENDER BEDEUTUNG DEREN SCHUTZ MUSS DESHALB VIEL STAumlRKER IN DEN WERTSCHOumlPFUNGSPROZESSEN BERUumlCKSICHTIGT WERDEN

ALEXANDER BARTELT ABTEILUNGS-

LEITER KLIMASCHUTZ UND NACHHAL -

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VORSTANDSVORSITZENDER raquoBIODIVER-

SITY IN GOOD COMPANYlaquo- INITIATIVE

Es ist an der Zeit die Aspekte von Naturkapital in das unterneh-merische Handeln zu integrieren Nutzen Sie die vielfaumlltigen Ansatz-punkte die im Rahmen der Broschuumlre aufgezeigt wurden und beginnen Sie Ihre unternehmerischen Aktivitaumlten zu erweitern In Deutsch-land gibt es viele Initiativen und Ansaumltze die einen Einstieg in die The-men Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungen erleich tern Nutzen Sie diese Initiativen fuumlr einen Austausch mit anderen Unter-nehmen und uumlber die dort bereits gemachten Erfahrungen (siehe dazu auch Kapitel 6)

Die Initiative raquoBiodiversity in Good Companylaquo ist ein Zusammen-schluss von Unternehmen die gemeinsam fuumlr den Schutz der

biologischen Vielfalt eintreten Der branchenuumlbergreifenden Initiative gehoumlren kleine mittlere und groszlige Unternehmen an Die Mitglieder der raquoBiodiversity in Good Companylaquo-Initiative unterstuumlt-zen das freiwillige Engagement der Wirtschaft fuumlr den Schutz der biologischen Vielfalt Sie arbeiten an Innovationen und Investitio-nen damit naturvertraumlgliche Technologien Produkte und Dienst-leistungen verstaumlrkt ihren Weg in die Maumlrkte finden Die Initiative

47AUSBLICK

traumlgt dazu bei den Privatsektor in die Verwirklichung der Ziele der Konvention uumlber die biologische Vielfalt und der Nationalen

Strategie zur biologischen Vielfalt staumlrker einzubinden

Auch im Rahmen von econsense ndash einem Zusammenschluss fuumlhren-der global agierender Unternehmen und Organisationen der deut-schen Wirtschaft zu den Themen nachhaltige Entwicklung und Cor-porate Social Responsibility (CSR) ndash wird der Themenbereich im Rahmen der Arbeitsgruppe raquoBiodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungenlaquo begleitet Die Mitgliedsunternehmen setzten sich intensiv mit dem Erhalt und der Entwicklung der biologischen Vielfalt auseinander und nutzen econsense als Plattform zum Austausch und zur Diskus-sion von praktischen Managementinstrumenten

Engagieren Sie sich im Projekt raquoUnternehmen Biologische Vielfalt 2020laquo einer Dialog- und Aktionsplattform des Bundesumweltminis-teriums gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der deutschen Wirtschaft und von Naturschutzverbaumlnden die einen fortlaufenden Austausch erlaubt und konkrete Aktivitaumlten zur Umsetzung der Nati-onalen Strategie zur biologischen Vielfalt auf den Weg bringt Folgende Themenfelder stehen dabei im Fokus Informationen zur biologischen Vielfalt fuumlr Unternehmen Biologische Vielfalt im betrieblichen Umweltmanagement Biologische Vielfalt und Naturschutzrecht Kommunikation von Unternehmen nach auszligen Finanzierung von Naturschutzprojekten Maumlrkte Chancen erkennen und entwickeln Netzwerkbildung

Die kuumlnftige Leistungsfaumlhigkeit der Wirtschaft wird von der Leis-tungsfaumlhigkeit des Naturkapitals abhaumlngen Der Erhalt der Leistungs-faumlhigkeit unseres Naturkapitals erfordert die gebuumlndelten Kraumlfte von Unternehmen Politik und Gesellschaft raquoNatur kapital Deutschland ndash TEEB DElaquo zeigt dass sich dies auch wirtschaftlich lohnt Lassen Sie uns diese Chance gemeinsam wahrnehmen

ABBILDUNG 24 (Foto morrbyte Fotoliacom)

6 WEITERFUumlHRENDE INFORMATIONEN

PROJEKT raquoNATURKAPITAL DEUTSCHLAND ndash TEEB DElaquoDiese Broschuumlre ist Teil des Projekts raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo in dessen Rahmen bis zum Jahr 2015 folgende vier Berichte erscheinen (Arbeitstitel) raquoKlimapolitik und Naturkapital Synergien und Konfliktelaquo raquoOumlkosystemleistungen und Entwicklung laumlndlicher Raumlumelaquo raquoNaturleistungen in der Stadt Gesundheit schuumltzen und

Lebensqualitaumlt erhoumlhenlaquo raquoNaturkapital Deutschland Neue Handlungsoptionen

ergreifen ndash eine Syntheselaquo

Bereits erschienen ist die Broschuumlre raquoDer Wert der Natur fuumlr Wirt-schaft und Gesellschaft ndash Eine Einfuumlhrunglaquo wwwnaturkapital-teebde

Soweit Praxisbeispiele und Statements nicht gesondert gekennzeich-net wurden sind diese speziell fuumlr raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo erstellt worden

Leitfaumlden Handlungsmoumlglichkeiten fuumlr Unternehmen BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012)Biodiversitaumlt im unterneh-

merischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Umfangrei-che aber dennoch leicht zu erfassende und praxisnahe Broschuumlre zu Maszlignahmen rund um den betrieblichen Biodiversitaumltsschutz Mit zahl-reichen Umsetzungstipps und Hinweisen auf weiterfuumlhrende Lite ra-tur und Webseiten

49WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

www2leuphanadeumanagementcsmcontentnamadownloads download_publikationenBestaendig20Wuczkowski_Biodiversitaet 20im20unternehmerischen20Nachhaltigkeitsmanagement_neupdf

HOUDET J (HRSG) (2008 UumlBERARBEITET 2010) Integrating bio-diversity into business strategies The Biodiversity Accountability Framework Sehr umfangreiche Publikation (knapp 400 Seiten) uumlber Bio di versitaumlt und Unternehmen beginnend bei den Grundlagen 23 In dikatoren (Business and Biodiversity Independence Indicators) sind Grundlage fuumlr die Bewertung der Biodiversitaumltsleistung von Unter-nehmen Mit zahlreichen Beispielen Regionaler Fokus Frankreichwwworeeorg_scriptntsp-document-file_downloadphp document_id=1063ampdocument_file_id=1070

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement ndash Ein Leitfaden fuumlr die betriebliche Praxis Umsetzungsorientiertes Handbuch zur Einbindung von Biodiversi-

taumlt in das bestehende (Umwelt)-Management inklusive zahlreicher Vorschlaumlge fuumlr Maszlignahmen und Instrumente sowie Zuordnung zu Handlungsfeldern und Funktionsbereichen httpwwwbmudeN46143

TEEB (2012) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Busi-ness and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York Bericht fuumlr Unternehmen der internationalen TEEB-Studie Ins-pirierende teils generische Heranfuumlhrung an die Bedeutung von Bio-diversitaumlt an Unternehmen mit Beispielen aus aller Welt Excutive summary unter wwwteebweborg

UN GLOBAL COMPACT AND IUCN (2012) A Framework for Corpo rate Action on Biodiversity and Ecosystem Services Uumlberblicksbro schuumlre zu Biodiversitaumlt und Unternehmen Adressierte Themen Treiber Risi-ken amp Chancen Corporate Governance Management (inkl Vermei-dungs-Hierarchie) Stakeholder-Engagement und Berichter stattungwwwunglobalcompactorgdocsissues_docEnvironmentBES_Frameworkpdf

WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD) (2011) Handbuch zur unternehmerischen Bewertung von Oumlkosystemdienstleistungen (CEV) Ein Rahmenwerk zur Erleichterung unternehmerischer Entscheidungsfindung Generisches Hand buch fuumlr die Durchfuumlhrung einer unternehmensinternen Bewertung von Biodiversitaumlt (breites Werteverstaumlndnis) mit Handreichungen zu vor-gelagerten Abwaumlgungen wwweconsensedesitesallfilesWBCSD_Handbuch_CEVpdf

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 50

WORLD RESOURCE INSTITUTE (WRI) (2012) Corporate Ecosystem Services Review ndash Version 20 Handbuch zur systematischen Erfas-sung von biodiversitaumltsbezogenen Risiko- und Handlungsfeldern Schrittweises Vorgehen inkl Vorschlaumlgen fuumlr die Erfassung und Doku-mentation des Prozesses wwwwriorgpublicationcorporate-ecosystem-services-review

Allgemein Oumlkosysteme Biodiversitaumlt und Wirtschaft JESSEL B TSCHIMPKE O UND WALSER M (2009) Produktivkraft

Natur Hamburg Praumlgnante Beispiele fuumlr die Quantifizierung von wirtschaftlich relevanten Nutzungen der Natur in Arbeitsplaumltzen Umsaumltzen oder vermiedenen Kostenwwwnaturkapital-teebdefileadminDownloadsProduktivkraft Naturpdf

MILLENNIUM ECOSYSTEM ASSESSMENT (2005) Ecosystems and Human Well-Being ndash Synthesis Synthese der mehr als 1000 Seiten fassenden wissenschaftlichen Studie uumlber die oumlkologischen und gesell-schaftlichen Zusammenhaumlnge sowie Zustand und Trends des Verlus-tes der biologischen Vielfalt und die Bedeutung der Oumlkosystemleis-tungen fuumlr den Menschenwwwmaweborgdocumentsdocument356aspxpdf

TEEB (2010) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integ-rieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz (Hrsg) Bonn Zusam-menfassung der Ergebnisse der internationalen TEEB Studie Synthese der Berichte fuumlr internationale Politiker lokale und regionale Ent-scheider sowie Unternehmen wwwteebweborg

Kartenmaterial Frageboumlgen und Tools PROTECTEDPLANETNET Weltweite kartengestuumltzte Darstellung von

Schutzgebieten basierend auf den Daten der World Database of Pro-tected Areas (WDPA) und der Weltnaturschutzorganisation (IUCN) wwwprotectedplanetnet

BFNshySCHUTZGEBIETSKARTE Interaktive Karte des Bundesamtes fuumlr Naturschutz mit allen deutschen Schutzgebieten wwwgeodienstebfndeschutzgebiete

CHECKLISTEN DER DEUTSCHEN BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIAshyTIVE Fragenkatalog zur Erstellung einer Selbsteinschaumltzung bezuumlg-lich potenzieller Risiken hinsichtlich Biodiversitaumlt und Oumlkosystem-leistungen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

51WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

INTEGRATED BIODIVERSITY ASSESSMENT TOOL (IBAT) Kostenpflich-tige Anwendung zur Bewertung standortbezogener Biodiversitaumlts-risiken (Fokus Schutzgebiete und Biodiversity Hot Spots) GIS-(Karten)- basiert wwwibatforbusinessorg

Fallbeispiele und Publikationssammlung WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD)

(2012) Biodiversity and ecosystem services ndash scaling up business solutions Company case studies that help achieve global biodiversity targetswwwwbcsdorgPagesEDocumentEDocumentDetailsaspxID=14923ampNoSearchContextKey=true

UNITED NATIONS ENVIRONMENT PROGRAM FINANCE INITIATIVE (UNEP FI) Publikationen zu biodiversitaumltsbezogenen Chancen Risiken und Handlungsoptionen der Finanzbranche wwwunepfiorgpublicationsbiodiversityindexhtml

CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (CBD) BUSINESS PROGRAMM Fallstudien und Publikationen zu Beruumlhrungspunkten und Leuchtturm-projekten zum Erhalt der biologischen Vielfalt wwwcbdintenbusiness

ECOSYSTEM MARKETPLACE Nachrichtenportal von Forest Trends rund um Biodiversitaumlts- Wasser- und CO2-Maumlrkte wwwecosystemmarketplacecom

Strategien auf politischer Ebene NATIONALE STRATEGIE ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT (2007) Deutsch-

lands Strategie zur Umsetzung der Konvention uumlber die biolo gische Vielfalt wwwbmudeN40333

INFORMATIONSPORTAL DES BUNDESAMTES FUumlR NATURSCHUTZ ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT Mit Nachrichten Informationen Veranstal-tungshinweisen und weiterfuumlhrenden Materialien wwwbiologische-vielfaltde

EUshyBIODIVERSITAumlTSSTRATEGIE FUumlR 2020 Diese EU-Strategie enthaumllt Ziele zum Erhalt von Biodiversitaumlt sowie von Oumlkosystemen und deren Leistungen (raquoNaturkapitallaquo) bis 2020httpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversitycomm20062020htm

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 52

GLOBALE BIODIVERSITAumlTSZIELE Der raquoStrategische Plan 2011 ndash 2020laquo des Internationalen Uumlbereinkommens zur biologischen Vielfalt (CBD) enthaumllt auch Ziele zu Oumlkosystemen und deren Leistungen sowie zum Wert der biologischen VielfaltwwwcbdintdocdecisionsCOP-10cop-10-dec-02-enpdf

Initiativen DEUTSCHE BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIATIVE ndash raquoBIODIVERSITY

IN GOOD COMPANYlaquoshy INITIATIVE Zusammenschluss vor allem deut-scher Unternehmen mit dem Ziel die Integration von Biodiversitaumlt in unternehmerische Entscheidungen voranzutreiben wwwbusiness-and-biodiversityde

EUROPAumlISCHE raquoBUSINESS AND BIODIVERSITY CAMPAIGNlaquo Europa-weite Plattform fuumlr Unternehmen mit dem Ziel Ansaumltze fuumlr ein Biodi-versitaumltsmanagement zu entwickeln und umzusetzen wwwbusiness-biodiversityeu

NATURAL CAPITAL DECLARATION Erklaumlrung einzelner Akteure des Finanzsektors Naturkapital in Finanzprodukten und -dienstleistungen zu beruumlcksichtigen wwwnaturalcapitaldeclarationorg

TEEB FOR BUSINESS COALITION Initiative zur Vereinheitlichung der Bilanzierung von Naturkapital im Unternehmen httpteebforbusinessorg

GLOSSAR 53

GLOSSAR

ARTENVIELFALTDiversitaumlt (Vielfalt) biologischer Arten in einem Lebensraum Artenviel-falt ist neben genetischer Vielfalt und Diversitaumlt der Oumlkosysteme ein Teil-aspekt der biologischen Vielfalt

BASISLEISTUNGENGrundlegende Leistungen der Oumlkosysteme wie zum Beispiel Photosyn-these oder Stickstoffbindung von Knoumlllchenbakterien welche die Voraus-setzung fuumlr alle anderen Leistungen der Oumlkosysteme sind

BIODIVERSITAumlT Biologische Vielfalt

BIOLOGISCHE VIELFALT Die Vielfalt des Lebens auf unserer Erde (oder Biodiversitaumlt) ist die Varia-bilitaumlt lebender Organismen und der von ihnen gebildeten oumlkologischen Komplexe Sie umfasst drei Ebenen 1) die Vielfalt an Oumlkosystemen bezie-hungsweise Lebensgemeinschaften Lebensraumlumen und Landschaften 2) die Artenvielfalt und 3) die genetische Vielfalt innerhalb der verschie-denen Arten

EINGRIFFSREGELUNG Instrument des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatschG sectsect 13 ff) das die Bewaumlltigung von Eingriffen in Natur und Landschaft regelt (Vermeidung und Kompensation)

EMAS Betriebliches Umweltmanagementsystem (Eco Management and Audit Scheme) nach der Verordnung (EG) Nr 12212009 uumlber die freiwillige Teil-nahme von Organisationen an einem Gemeinschaftssystem fuumlr Umwelt-management und Umweltbetriebspruumlfung (ABl EG L 342 v 22122009 S 1) Schwerpunkte sind die kontinuierliche Verbesserung der Umwelt-leistung die Umwelterklaumlrung und Umweltrechtskonformitaumlt

GEBIETSFREMDE ARTENAuch invasive Arten oder Neobiota Tier- und Pflanzenarten die durch Einfuhr (beabsichtigt) oder Einschleppung (unbeabsichtigt) in einem fuumlr sie nicht natuumlrlichen Lebensraum leben Einige gebietsfremde Arten ver-breiten sich aufgrund mangelnder Feinde physiologischer Eigenschaften (Wachstumsgeschwindigkeit Wasserbedarf) oder aumlhnlich invasiv und verdraumlngen einheimische Arten In einigen Faumlllen entstehen durch sie erheb liche Nachteile fuumlr Mensch (Gesundheitsbeeintraumlchtigungen wie zum Beispiel Allergien) und Oumlkosysteme (Degradation)

INWERTSETZUNGBuumlndel von Maszlignahmen um den Nutzen von Biodiversitaumlt und Oumlkosys-temleistungen fuumlr die Gesellschaft relevant und erfahrbar werden zu las-sen Dies geschieht durch (oumlkonomische) Bewertung und oder Integra-tion in Marktentscheidungen ndash zum Beispiel in Form von naturorientierten Angeboten Anreizen oder der Schaffung von Maumlrkten fuumlr Biodiversitaumlt ndash sowie in gesellschaftliche und private Entscheidungen

54 DIEUNTERNEHMENSPERSPEKTIVEndashNEUEHERAUSFORDERUNGEN

ISO 14001 Betriebliches Umweltmanagementsystem nach DIN EN ISO 140012004 + AC 2009 (Ausgabe 112009) Schwerpunkt liegt in der Verbesserung des Umweltmanagementsystems

KONVENTION UumlBER DIE BIOLOGISCHE VIELFALT (ENGL CONVENTION ON BIO LOGICAL DIVERSITY ndash CBD)

Uumlbereinkunft von 168 Staaten (Unterzeichner Stand 12122012) uumlber die biologische Vielfalt Darin werden der Verlust der biologischen Vielfalt als Herausforderung anerkannt und Ziele zu ihrer Erhaltung formuliert Diese sind 1) Schutz der biologischen Vielfalt 2) Nachhaltige Nutzung ihrer Bestandteile und 3) Zugangsregelung und gerechter Ausgleich von Vor-teilen welche aus der Nutzung genetischer Ressourcen entstehen

KULTURELLE OumlKOSYSTEMshy LEISTUNGEN

Leistungen von Oumlkosystemen mit Wirkung und Bedeutung fuumlr Erholung aumlsthetisches Empfinden spirituelle Erfahrungen soziale Funktionen kul-turelle Identitaumlt Heimatgefuumlhl Wissen und Erkenntnis

MONETARISISERUNG Beimesssung eines Wertes in Geldeinheiten Die Umweltoumlkonomie hat dazu mehrere Verfahren der Monetarisierung entwickelt

NATURKAPITAL Oumlkonomischer Begriff fuumlr den begrenzten Vorrat an physischen und bio-logischen Ressourcen der Erde und die begrenzte Bereitstellung von Guumltern und Leistungen durch Oumlkosysteme

OumlKOSYSTEM Bezeichnet die Bestandteile eines abgegrenzten Naturraumes (zum Beispiel niedersaumlchsisches Wattenmeer) oder eines bestimmten Natur-raumtyps (zum Beispiel naumlhrstoffarmes Flieszliggewaumlsser) und deren Wech-selwirkungen Der Begriff kann sich auf verschiedene raumlumliche Ebenen (lokal regional) beziehen und umfasst sowohl (halb-)natuumlrliche (zum Bei-spiel ungestoumlrte Hochmoore) und naturnahe (zum Beispiel Kalkmager-rasen) als auch vom Menschen gepraumlgte Oumlkosysteme (zum Beispiel Agrar oumlkosysteme)

OumlKOSYSTEMFUNKTIONEN Umfassen alle physikalischen chemischen und biologischen Prozesse und Wechselwirkungen die in verschiedenen Oumlkosystemen stattfinden

OumlKOSYSTEMLEISTUNGEN Bezeichnen direkte und indirekte Beitraumlge von Oumlkosystemen zum mensch-lichen Wohlergehen das heiszligt Leistungen und Guumlter die dem Menschen einen direkten oder indirekten wirtschaftlichen materiellen gesundheit-lichen oder psychischen Nutzen bringen In Abgrenzung zum Begriff Oumlko-systemfunktion entsteht der Begriff Oumlkosystemleistung aus einer anth-ropozentrischen Perspektive und ist an einen Nutzen des Oumlkosystems fuumlr den Menschen gebunden Der Begriff ist identisch mit den haumlufig verwen-deten Begriffen raquoOumlkosystemdienstleistunglaquo und raquooumlkosystemare Guumlter und Leistungenlaquo und entspricht dem englischen Begriff der raquoecosystem serviceslaquo

55

REGULIERUNGSLEISTUNGENFunktionen von Oumlkosystemen die auf (andere) Elemente und Prozesse von Oumlkosystemen einwirken die (direkten) Nutzen fuumlr den Menschen haben zum Beispiel die Filterwirkung von Bodenschichten auf die Grund-wasserqualitaumlt oder der Beitrag einer Hecke zur Verringerung der Boden-erosion

GLOSSAR

RESILIENZ (VON OumlKOSYSTEMEN)

Resilienz ist die Faumlhigkeit eines Oumlkosystems trotz aumluszligerer Stoumlrungen seine Funktionen und damit seine Oumlkosystemleistungen aufrecht zu erhalten Es wird davon ausgegangen dass die Resilienz stark mit der in dem Oumlko-system vorherrschenden biologischen Vielfalt korreliert

TEEBThe Economics of Ecosystems and Biodiversity Die internationale TEEB-Studie wurde von Deutschland im Rahmen seiner G8-Praumlsidentschaft im Jahr 2007 gemeinsam mit der EU-Kommission initiiert und mithilfe zahlreicher weiterer Institutionen unter der Schirmherrschaft des Um-weltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) durchgefuumlhrt Ziel der TEEB-Studie war es den oumlkonomischen Wert der Leistungen der Natur ein zuschaumltzen die wirtschaftlichen Auswirkungen der Schaumldigung von Oumlkosystemen zu erfassen und ausgehend davon die Kosten eines Nicht-Handelns zu beziffern Leiter der Studie war der indische Oumlkonom Pavan Sukhdev Im Rahmen der Studie wurden verschiedene Berichte veroumlffent-licht Derzeit wird unter Leitung von UNEP ein Nachfolgeprozess organi-siert um die Durchfuumlhrung von nationalen regionalen lokalen und sek-toralen Studien zum Thema anzuregen und zu foumlrdern

VERSORGUNGSLEISTUNGENBezeichnen meist marktfaumlhige Guumlter die von oder mithilfe von Oumlkosyste-men produziert werden (zum Beispiel Nahrung Frischwasser Feuer- und Bauholz) Teilweise ist ein erheblicher Beitrag von (Human-)Kapital und Arbeit notwendig um diese Guumlter zu erstellen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 56

QUELLEN

BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012) Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Centre for Sustainability Management Luumlneburg

BORN W u a (2012) Gesundheitskosten der Beifuszlig-Ambrosie in Deutschland In Umweltmedizin in Forschung und Praxis 17 (2) S 71 ndash 80

DER BUND (2009) Invasive Muscheln verstopfen Leitungen Von Fabio Bergamin Onlineausgabe Zuletzt aktualisiert am 31072009 httpwwwderbundchzeitungenwissenInvasive-Muscheln-verstopfen-Leitungenstory29662360

DEUTSCHER IMKERBUND EV Internetauftritt des Deutschen Imkerbund e V vom 12122012 httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpbienen-und- bestaeubungsleistung und httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpzahlen-die-zaehlen

EUROPAumlISCHE KOMMISSION (2009) Fact Sheet Gebietsfremde invasive Arten httpeceuropaeuenvironmentpubspdffactsheetsInvasive20Alien20SpeciesInvasive_Alien_DEpdf

FAO ndash FOOD AND AGRICULTURE ORGANIZATION OF THE UNITED NATIONS (2010) Global Forest Resource Assessment 2010wwwfaoorgforestryfrafra2010en

GARCIacuteAshyTORRES L u a (2001) Conservation agriculture in Europe Current status and perspectives In Garcia-Torres L Benites J and Martiacutenez-Vilela A (Hrsg) Conservation Agriculture A World-wide Challenge 1st World Congress on Conservation Agriculture Madrid 1 ndash 5 October 2001 Vol I Keynote Contributions XUL Cordoba Spain S 79 ndash 83

IAASTD ndash INTERNATIONAL ASSESSMENT OF AGRICULTURAL KNOWLEDGE SCIENCE AND TECHNOLOGY FOR DEVELOPMENT (2008) Global ReportwwwagassessmentorgreportsIAASTDENAgriculture20at20a20Crossroads_Global20Report20(English)pdf

KREIBICH H MUumlLLER M (2005) Private Vorsorgemaszlignahmen koumlnnen Hochwasserschaumlden reduzieren Schadensprisma Heft 1 2005 httpwwwschadenprismadepdfsp_2005_1_1pdf

57QUELLEN

LENZEN M u a (2012) International trade drives biodiversity threats in developing nations Nature 486109 ndash 112 Doi101038nature11145

PWC ndash PRICEWATERHOUSECOOPERS (2012) PwC Rio+20 Sustain ability pulse poll How do the public and CEO opinions differ on Rio+20 issues

REWE GROUP (2010) Pressemitteilung raquoBodensee-Obstbauern engagieren sich fuumlr Biodiversitaumltlaquo wwwrewe-groupcompressepressemeldungenpressemeldung-detail articlebodensee-obstbauern-engagieren-sich-fuer-biodiversitaet

SCBD ndash SECRETARIAT OF THE CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (2009) business2010 A magazine on business amp bio- diversity June 2009 Volume 4 ndash Issue 1 httpwwwcbdintdocnewslettersnews-biz-2009-06-enpdf

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement Ein Leitfaden fuumlr die betrieb-liche Praxis BerlinwwwbmudeN46143

STATISCHES BUNDESAMT (2012) Nachhaltige Entwicklung in Deutschland Indikatorenbericht 2012 wwwdestatisdeDEPublikationenThematischUmwelt oekonomischeGesamtrechnungenUmweltindikatorenIndikatoren PDF_0230001pdf__blob=publicationFile

STERN N (2007) The Economics of Climate Change The Stern Review Cambridge

TEEB (2009) The Economics of Ecosystems and Biodiversity TEEB for National and International Policy Makers Summary Responding to the Value of Naturewwwteebweborg

TEEB (2010A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity Ecological and Economic Foundations Edited by Pushpam Kumar London and Washington

TEEB (2010B) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integrieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz Bonn

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 58

TEEB (2011) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in National and International Policy Making Edited by Patrick ten Brink London and Washington

TEEB (2012A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Local and Regional Policy and Management Edited by Heidi Wittmer and Haripriya Gundimeda Abingdon and New York

TEEB (2012B) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Business and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York

TEN BRINK P BRAAT L (HRSG) (2008) The Cost of Policy Inaction The case of not meeting the 2010 biodiversity targethttpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversityeconomicspdfcopizip

UNESCAP ndash UNITED NATIONS ECONOMIC AND SOCIAL COMMISSION FOR ASIA AND THE PACIFIC (1999) Keynote Statement of Mr Cengiz Ertuna (UNESCAP) at IDNDR-ESCAP Regional Meeting for Asia Risk Reduction amp Society in the 21st Century Bangkok 23 ndash26 February 1999 httpwwwunescaporgenrdwater_mineraldisasterertuna01htm

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012) Water valuation ndash Building the business case Geneva and Washington

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012A) Changing Pace ndash Public policy options to scale and accelerate business action towards Vision 2050 Geneva and Washington

WRI ndash WORLD RESOURCE INSTITUTE (2012) The Corporate Ecosys-tem Services Review - Guidelines for Identifying Business Risks and Opportunities Arising from Ecosystem Change Version 20 Washington

ZEITZ J PUMA Pressemitteilung vom 16112011 httpaboutpumacompuma-completes-first-environmental-profit-and-loss-account-which-values-impacts-at-e-145-million

  • Die Unternehmensperspektive
  • Impressum
  • Inhaltsverzeichnis
  • Vorworte
  • Biodiversitaumlt und Oumlkoshysystemleistungen ndash Erweiterung der unternehmerischen Sicht
  • Warum die Wirtschaft gefragt ist ndash Treiber Chancen und Risiken
  • Entwicklungen und Trends ndash was auf Unternehmen zukommt
  • Wie Unternehmen taumltig werden koumlnnen
  • Ausblick
  • Weiterfuumlhrende Informationen
  • QUELLEN

27WARUMDIEWIRTSCHAFTGEFRAGTISTndashTREIBERCHANCENUNDRISIKEN

Als wesentliches Hindernis fuumlr die Umsetzung von Maszlignahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt sehen Unternehmen nach wie vor auch das Fehlen eines einheitlichen Rahmens fuumlr die Erhebung Mes-sung und Vergleichbarkeit der raquoBiodiversitaumltsperformancelaquo Hinzu kommt dass die Politik bisher zwar viele nationale Ziele zum Schutz der biologischen Vielfalt (Nationale Strategie zur biologischen Viel-falt) formuliert aber speziell fuumlr Unternehmen nur uumlbergeordnete und wenig konkretisierte Ziele gesetzt hat Ohne konkrete Ziele oder eine klare Vorgabe ndash seien es Gesetze Branchenstandards oder inter-nationale Richtlinien ndash werden Maszlignahmen des Umwelt- und Natur-schutzes nur sehr zoumlgerlich umgesetzt

Nicht-Handeln hat jedoch schwerwiegende gesamtgesell schaftliche Folgen So geht der im Rahmen der internationalen TEEB-Studie veroumlffentlichte Bericht raquoThe cost of policy inactionlaquo davon aus dass uns Inaktivitaumlt beim Schutz funktionierender Oumlkosysteme ab dem Jahr 2050 bis zu 7 des globalen Bruttoinlandsproduktes (GDP) kos-tet ndash und das Jahr fuumlr Jahr (Ten Brink und Braat 2008) Dies trifft alle Berei che der Gesellschaft ndash auch Unternehmen Fest steht Wer lang-fristig erfolgreich sein will wird in Zukunft nicht um die Themen Bio-diversitaumlt und Oumlkosystemleistungen herumkommen

ENTWICKLUNGEN UND TRENDS ndash WAS AUF UNTERNEHMEN ZUKOMMT3

DER STAAT SCHUumlTZT AUCH IN VERANTWORTUNG FUumlR DIE KUumlNFshy TIGEN GENERATIONEN DIE NATUumlRLICHEN LEBENSGRUND LAGEN

GRUNDGESETZ DER BUNDES REPUBLIK

DEUTSCHLAND ARTIKEL 20A

BIODIVERSITAumlTSshy UND OumlKOSYSTEMSCHUTZ ndash DEUTSCHER UND INTERNATIONALER HINTERGRUNDNaturschutz spielt seit Beginn des 20 Jahrhunderts in Deutschland traditionell eine wichtige Rolle Bedeutende Oumlkosysteme und Natur-raumlume sind seit langem unter besonderen Schutz gestellt Zahlreiche Gesetze und Regulierungen mit Vorgaben fuumlr Planungen und Entschei-dungen (sowie Grenzwerte) praumlgen die Politik fuumlr den Erhalt der bioshylogischen Vielfalt in Deutschland ( Kapitel 2) Es gibt zwar Fort-schritte in einzelnen Bereichen aber dennoch konnten Bemuumlhungen der Politik auf nationaler europaumlischer und internationaler Ebene den Trend des Verlustes der biologischen Vielfalt bisher nicht stoppen

Gesetzliche Vorgaben ruumlckten den Naturschutz beziehungsweise den Schutz der biologischen Vielfalt primaumlr in die Verantwortung der oumlffent-lichen Hand Zahlreiche Uumlbereinkuumlnfte und Strategien mit Zielen ndash sowohl auf internationaler europaumlischer als auch auf nationaler Ebe-ne ndash unterstreichen die politischen Anstrengungen der vergangenen Jahrzehnte Damit ist auch die Aufforderung an alle gesellschaftlichen Akteure verbunden an der Realisierung dieser Ziele aktiv mitzuwir-ken und ihre Verantwortung wahrzunehmen

Das 2005 veroumlffentlichte Millennium Ecosystem Assessment leitete schlieszliglich einen schrittweisen Perspektivenwechsel ein Natur wurde

29ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

ABBILDUNG 10

INFOBOX 14

Politische Ziele zum Schutz der Biologischen Vielfalt1992 wird die Konvention uumlber die biologische Vielfalt

(CBD) in Rio de Janeiro verabschiedet und von Deutschland ein Jahr spaumlter unter zeichnet Sie stellt die erste internationale Uumlbereinkunft dar in der sowohl Ursachen als auch Ziele zur Bekaumlmpfung des Verlustes von Biodiversitaumlt festgehalten werden

1998 verabschiedet die EU ihre erste Biodiversitaumltsstrategie die von EU-Aktionsplaumlnen aus den Jahren 2001 und 2006 ergaumlnzt wird

2007 beschlieszligt das Bundeskabinett die raquoNationale Strategie zur bio-logischen Vielfaltlaquo zur Umsetzung der CBD

2010 werden im Rahmen der 10 CBD-Vertragsstaatenkonferenz glo-bale Biodiversitaumltsziele fuumlr 2020 verabschiedet (sogenannte Aichi-Ziele)

2011 stellt die EU eine neue Biodiversitaumltsstrategie fuumlr 2020 vor die explizit auch Ziele und Maszlignahmen zum Erhalt von Oumlkosystem-leistungen umfasst (wie Aichi-Ziele)

nicht mehr nur aus sich heraus als schuumltzenswert angesehen son-dern zugleich als Lieferant von Rohstoffen und Leistungen als Abneh-mer von Emissionen und Brauchwasser sowie als Motor der Regional-wirtschaft verstanden

Diese Zusammenhaumlnge und diese oumlkonomischen Argumente fuumlr den Schutz von Oumlkosystemleistungen und der biologischen Vielfalt aufzuzeigen wurde zum Anspruch und zur Herausforderung der inter-nationalen TEEB-Initiative

INFOBOX 15

Die Nationale Strategie zur biologischen VielfaltDie Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt von 2007 formuliert Visi onen Ziele und Maszlignahmen zum Erhalt der biologischen Vielfalt in Deutschland fuumlr viele Themenbereiche (Arten Lebensraumlume diverse Oumlko sys teme Gewaumlsserschutz Land- und Forstwirtschaft Tourismus und naturnahe Erholung bis hin zu Bewusstsein Bildung Forschung Technolo gietransfer und Entwicklungszusammenarbeit) Ihre Umset-zung ist eine groszlige gesamtgesellschaft liche Herausforderung Politik und Verwaltung koumlnnen dies nicht im Alleingang schaffen Akteure in Wirtschaft und Gesellschaft ndash auch Unternehmen ndash sind fuumlr die erfolg-reiche Umsetzung der Strategie gefordert

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 30

ABBILDUNG 11 ndash 15 Die vier TEEB-Berichte und der TEEB-Synthe-sebericht In der abgebildeten Reihenfolge TEEB 2010a TEEB 2011 TEEB 2012a TEEB 2012b TEEB 2010b

INFOBOX 16

Die internationale TEEB-StudieInspiriert durch den Stern Report (2007) zum Klimawandel initiierten 2007 die G8 +5 Umweltminister angestoszligen durch den deutschen Bun-desumweltminister und den EU-Umweltkommissar eine globale Studie zur Oumlkonomie der Oumlkosysteme und der biologischen Vielfalt (The Eco-nomics of Ecosystems and Biodiversity ndash TEEB) Ziel war es die enorme wirtschaft liche Bedeutung der Natur und ihrer Oumlkosystemleistungen aufzuzeigen und Empfehlungen zu geben wie der Verlust der biologi-schen Vielfalt zu stoppen ist

Mehr als 400 Autoren aus Politik Wissenschaft Wirtschaft Nicht- Regierungsorganisationen und der Zivilgesellschaft arbeiteten an TEEB-Berichten fuumlr bestimmte Zielgruppen TEEB fuumlr nationale und interna-tionale Politiker TEEB fuumlr regionale und kommunale Entscheider TEEB fuumlr Unternehmen die Zivilgesellschaft wurde mithilfe einer Medien-kampagne inklusive Webseite Facebook-Profil und Twitter-Account eingebunden zudem gab es einen abschlieszligenden Synthese-Bericht und raquoTEEB Foundationslaquo fuumlr die Wissenschaft

Der Unternehmensbericht TEEB in Business and Enterprise zeigt inwie-fern Unternehmen von den Themen biologische Vielfalt und Oumlko-systemleistungen betroffen sind und unterstreicht mit Beispielen aus aller Welt den Einfluss auf und die Abhaumlngigkeit von Biodiversitaumlt und Oumlko systemleistungen Die Autoren formulieren sieben allgemeine Schritte zum unternehmerischen Umgang mit biologischer Vielfalt Identifizierung von Auswirkungen des Unternehmens auf und Abhaumln-

gigkeiten von Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungen (Biodiversity and Ecosystem Services ndash BES)

Beurteilung der geschaumlftlichen Risiken und Chancen in Zusammen-hang mit diesen Auswirkungen und Abhaumlngigkeiten

Entwicklung von BES-Informationssystemen Festlegung von Zielen Messung und Bewertung der Leistungsbilanz und Bekannt gabe der Ergebnisse

Ergreifung von Maszlignahmen zur Vermeidung Minimierung und Begren-zung von BES-Risiken einschlieszliglich Schadensersatz (raquoAusgleichlaquo) soweit machbar

Ergreifung neuer BES-Geschaumlftschancen Kosteneinsparungen neue Produkte neue Maumlrkte

Integration geschaumlftlicher Strategien und Maszlignahmen zu BES in wei-ter gefasste Initiativen zur Corporate Social Responsibility

Verbesserung der fuumlr BES geltenden Leitlinien und Strategien gemein-sam mit Betroffenen in Behoumlrden in nichtstaatlichen Organisationen und in der Zivilgesellschaft

31

Perspektivenwechsel in der UnternehmensweltViele Unternehmen orientieren sich an Leitbildern Unternehmenswer-ten beziehungsweise ihrer Unternehmensphilosophie und tragen da-mit unternehmerische und oft auch gesellschaftliche Verantwortung

ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

ABBILDUNG 16 Das Logo der raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo - Studie

INFOBOX 18

raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo fuumlhrt die internationale TEEB-Initiative auf nationaler Ebene fort Hauptaufgabe ist die Erarbeitung thematischer Berichte zum Wert und zur oumlkonomischen Bedeutung von biologischer Vielfalt Oumlkosystemleis-tungen und Natur fuumlr Wirtschaft und Gesellschaft in Deutschland Neben der vorliegenden Broschuumlre gehoumlren hierzu unter anderem die Themen Biologische Vielfalt und Klimawandel Oumlkosystemleistungen und Ent-wicklung laumlndlicher Raumlume sowie naturnahe Oumlkosysteme und staumldti-sche Lebensqualitaumlt raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo macht deutlich dass es neben moralisch-ethischen und oumlkologischen auch gewichtige oumlkonomische Gruumlnde gibt Naturkapital zu erhalten

raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo wird in einem offenen Prozess durchgefuumlhrt Zahlreiche Akteure aus Wissenschaft Politik Verwaltung Wirtschaft und Gesellschaft wirken durch Know-how Forschungs-ergebnisse wissenschaftliche Beitraumlge und gute Beispiele zur Bedeu-tung und Inwertsetzung von Oumlkosystemleistungen und biologi-scher Vielfalt an der Erstellung der Berichte mit

INFOBOX 17

TEEB als Startpunkt fuumlr viele weitere InitiativenDie Resonanz die TEEB in Wirtschaft Wissenschaft Medien und Politik erfuhr verhalf zahlreichen Initiativen zu mehr Gehoumlr So erlebten zum Beispiel die UNEP FI (Finanzinitiative des Umweltprogramms der Verein-ten Nationen UNEP) aber auch das langjaumlhrige Engagement der Welt-naturschutzorganisation IUCN in der Privatwirtschaft starken Aufwind Parallel zu TEEB bestehen in Kooperation zwischen Wirtschaft Wissen-schaft und Verbaumlnden praxis- und loumlsungsorientierte Ansaumltze wie der Corporate Ecosystem Services Review des World Resource Institute (WRI 2012) Neben zahlreichen nationalen TEEB-Studien und Initiativen wurde auch eine TEEB for Business Coalition ins Leben gerufen die sich unter anderem zum Ziel gesetzt hat durch ihr Engagement die Einbin-dung von Biodiversitaumlt in das unternehmerische Handeln spuumlrbar und nachhaltig zu befoumlrdern (wwwteebforbusinessorg pdfwriorgcorpo-rate_ecosystem_services_reviewpdf)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 32

Insbesondere im Rahmen ihrer Unternehmensstrategie stellen sie folgende Fragen raquoWas fuumlr ein Unternehmen sind wirlaquo und raquoFuumlr wel-che Werte stehen wir und wofuumlr setzen wir uns einlaquo

Gleiche oder zumindest aumlhnliche Fragen muumlssen Unternehmen auch ihren Anteilseignern und sonstigen internen und externen Anspruchs-gruppen beantworten Dies gilt in einer globalisierten Welt immer mehr auch fuumlr Produktionsstaumltten im Ausland und fuumlr die Beziehungen mit Lieferanten Damit stehen folgende Fragen im Vordergrund raquoWelche Werte moumlchten wir in Zulieferlaumlndern vertretenlaquo raquoWelche Um-weltmaszligstaumlbe setzen wir hier wie dort anlaquo und raquoWas hat dies fuumlr Auswirkungen auf unsere Marke und den Ruf des Unternehmenslaquo

Das Selbstverstaumlndnis einiger Unternehmen geht uumlber die bloszlige Bereit stellung von Guumltern und Dienstleistungen hinaus Sie sehen sich als Teil der Gesellschaft Vertreter ihrer Region und als Agierende in Wechselwirkung mit ihrer Umwelt Idealismus in Bezug auf ihre gesell schaftliche Rolle motiviert diese Entscheider ebenso wie Realis-mus in Bezug auf das Verstaumlndnis oumlkologischer und globaler Zu sam-men haumlnge So kommt es dass sich deutsche Unternehmen in Latein-amerika fuumlr den Erhalt bedrohter Arten engagieren und den Schutz von Regen wald in Afrika foumlrdern

INFOBOX 19

Vision von UnternehmenIn vielfaumlltiger Weise haben Unternehmen die oumlkologischen Herausfor-derungen sowohl als Warnsignale als auch als Chance fuumlr einen Wandel begriffen

Mit seiner Publikation raquoChanging Pacelaquo schreibt der World Business Council for Sustainable Development (WBCSD 2012a) seine Vision 2050 fort und zeigt Wege hin zu einem Wirtschaften auf das 9 Milliarden Menschen versorgt und dabei die oumlkologischen Grenzen unseres Plane-ten nicht uumlberschreitet Weitere Informationen wwwwbcsdorgchan-gingpaceaspx

Corporation 2020 greift aumlhnliche Gedanken auf geht allerdings noch einen Schritt weiter und strebt nach Ausrichtung des Wirtschaftssystems auf die Grenzen die der Planet setzt Steuerreformen klare Regeln fuumlr die Aufnahme von Fremdkapital (Stichwort Uumlberschuldung) Transparenz fuumlr den Konsumenten und Offenlegung von Externalitaumlten sind zentrale Punkte der Initiative um den Leiter der internationalen TEEB-Studie Pavan Sukhdev und zahlreiche weitere Persoumlnlichkeiten aus Wirtschaft Wissen-schaft und Politik Weitere Informationen wwwcorp2020com

33ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

Immer mehr deutsche Unternehmen setzen sich mit Fragen rund um die biologische Vielfalt und Oumlkosystemleistungen auseinander und leisten somit Pionierarbeit Die Komplexitaumlt des Themas raquobiologische Vielfaltlaquo und schwierige Operationalisierbarkeit sind dabei nach wie vor massive Huumlrden Und tatsaumlchlich gibt es bis dato noch keine einheitlich anerkannten Quantifizierungsmethoden oder verbindliche Richtlinien die biologische Vielfalt und Oumlkosystemleistungen lassen sich nicht in einem Indikator zusammenfassen Dadurch sind sie fuumlr viele Entscheider in deutschen Unternehmen schlecht greifbar und laumlsst diese vor konkreten Handlungen zuruumlckschrecken

Dennoch nehmen einige Unternehmen diese Herausforderungen an und naumlhern sich mit zunehmender Professionalitaumlt der Integration von Biodiversitaumlt in ihre Managementprozesse Unternehmen sind aktiv beteiligt an der Erstellung von Leitfaumlden ersten Empfehlungen zur Integration der biologischen Vielfalt ins Umweltmanagement oder Ansaumltzen zur verbesserten Quantifizierung der externen Effekte in der unternehmerischen Finanzbuchhaltung Auch die Gruumlndung von Initiativen zu dem Thema wie die deutsche raquoBiodiversity in Good Companylaquo-Initiative die raquoUNEP Finance Initiativelaquo die raquoGlobal Com-pactlaquo- Initiative der UN sowie der raquoeconsense Arbeitskreis zu Biodi-versitaumlt und Oumlkosystemleistungenlaquo zeigen dass dieser Perspektiven-wechsel die Unternehmenswelt mittlerweile erreicht hat

WIE UNTERNEHMEN TAumlTIG WERDEN KOumlNNEN4

DIE ERGEBNISSE DER OumlKOLOGISCHEN GEWINNshy UND VERLUSTRECHNUNG VON PUMA BELEGEN DASS DIE DERZEITIGEN GESCHAumlFTSPRAKTIKEN VON UNTER NEHMEN DRINGEND EINES PARADIGMEN WECHSELS BEDUumlRFEN

JOCHEN ZEITZ EHEMALIGER CEO UND

VERWALTUNGSRATSVORSITZENDER

DER PUMA SE VERWALTUNGSRATS -

MITGLIED PPR

Je nach Unternehmen ist die Herangehensweise und Auseinanderset-zung mit dem Thema Naturkapital sehr unterschiedlich Dieses Kapitel gibt konkrete Ansaumltze und Beispiele wie ein Einstieg und geziel-tes Handeln angegangen werden koumlnnen

TOOLS UND LEITFAumlDEN FUumlR DEN EINSTIEGUm eine moumlglichst praumlzise und damit steuerbare Integration ins unternehmerische Management zu erreichen ist die Entwicklung von Zielen und Maszlignahmen noumltig Ein erster Biodiversitaumlts-Check hilft dabei bereits bestehende Maszlignahmen und Kennzahlen zu identifi-zieren Dabei sollten saumlmtliche unternehmerische Taumltigkeitsfelder von der Strategie und dem Personalwesen uumlber Liegenschaften und Einkauf bis hin zu Produktion und Entsorgung beleuchtet werden Die dann vorliegenden Ergebnisse koumlnnen Startpunkt vertiefender Maszlignahmen sein zum Beispiel erste Ziele oder Analysen eine Aus-dehnung auf andere Geschaumlftsbereiche oder die Entwicklung von Management- und Berichterstattungsstrukturen

Leitfaumlden und Handbuumlcher geben Hilfestellung bei der Integration von biologischer Vielfalt in Unternehmenspro zesse und koumlnnen zu-

gleich Inspiration und Unterstuumltzung fuumlr weitere Planungsprozesse

35WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

sein Durch die Handlungsempfehlungen koumlnnen auf leichte Weise Elemente einbezogen werden die beispielsweise die biologische Vielfalt auf dem Firmengelaumlnde foumlrdern ndash wie Bienenkaumlsten und bewachsene Hauswaumlnde Weitere konkrete Handlungsempfehlungen finden sich unter anderem in dem Bericht raquo Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagementlaquo (Bestaumlndig und Wuczkowski 2012)

BESTEHENDE ANSAumlTZE NUTZEN UND ERWEITERNFolgende Ansaumltze aus dem Unternehmensbereich sind auch zur Inte-gration von Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt gut ge eignet Unternehmerische Verantwortung (Corporate Responsibility)

Berichterstattung (inklusive umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung)

Umweltmanagement Ressourceneffizienz Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten-Management

Investitions- und Planungsprozesse

Unternehmerische Verantwortung (Corporate Responsibility)Viele Aktivitaumlten zum Biodiversitaumlts- und Oumlkosystemleistungs - schutz sind losgeloumlst vom Kerngeschaumlft und unter gesellschaftlichem Enga ge ment und unternehmerischer Verantwortung (Corporate

INFOBOX 20

Biodiversitaumlts-Checks fuumlr UnternehmenBislang werden zwei in deutscher Sprache verfuumlgbare Biodiversitaumlts-Screenings fuumlr Unternehmen haumlufig angewendet Die branchenuumlbergreifenden Checklisten der deutschen raquoBiodiversity

in Good Companylaquo-Initiative basieren auf dem raquoHandbuch Biodiver-sitaumltsmanagementlaquo (Schaltegger u a 2010) und ermoumlglichen eine Selbstevaluation zum aktuellen Stand des unternehmerischen Biodi-versitaumltsmanagements Weitere Informationen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

Der vom Global Nature Fund BAUM e V dokeo und PwC entwi-ckelte Biodiversitaumlts-Check fuumlr Unternehmen vereint Expertise aus Biologie Oumlkologie und Management Er bietet einen ersten auf das Unternehmen zugeschnittenen Uumlberblick uumlber die Reife des Biodiver-sitaumltsmanagements und gibt Empfehlungen fuumlr das weitere Vorge-hen Weitere Informationen wwwbusiness-biodiversityeudefaultaspLang=DEUampMenue=128

ABBILDUNG 17(Foto Andrzej Tokarski fotoliacom)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 36

Respon si bi lity) einzuordnen Vor allem Unternehmenswerte und -philo-sophien koumlnnen Anknuumlpfungspunkte raquovon obenlaquo bieten und zu einer weitergefassten Strategieentwicklung fuumlhren

ABBILDUNG 18(Foto Susanne Georgi)

INFOBOX 21

Praxisbeispiel Pilotprojekt fuumlr Branchenstandards Die oekom GmbH der groumlszligte deutsche Fachverlag fuumlr Oumlkologie und Nachhaltigkeit veroumlffentlicht Sach- und Fachbuumlcher mit Bezug zur bio-logischen Vielfalt und dem Erhalt der Oumlkosysteme Fuumlr seine Publi-kationen verwendet er ausschlieszliglich Recycling- und FSC-zertifiziertes Papier Zudem hat der Verlag das Projekt raquoNachhaltig Publizierenlaquo initi-iert das vom Bundesumweltministerium gefoumlrdert wird In Kooperation mit zwei wissenschaftlichen Instituten und der Frankfurter Buchmesse wurden praxisnahe Kriterien fuumlr die nachhaltige Bucherstellung entwi-ckelt Mit dem Projekt praumlsentiert sich oekom oumlffentlichkeitswirksam als Vorreiter und sensibilisiert die Verlagsbranche fuumlr einen nachhalti-gen Umgang mit der Ressource Papier

37

Gleichzeitig bietet die Kommunikation und Interaktion mit Kunden und Mitarbeitern Moumlglichkeiten fuumlr eine Integration sozusagen als Impulsgeber raquovon untenlaquo Freiwilligenarbeit gemeinsame Baum-pflanzaktionen oder Spenden fuumlr Naturschutzeinrichtungen tragen zum Schutz und zur Wertschaumltzung des Naturkapitals bei Mit Blick auf ihre Mitarbeiter profitieren Unternehmen zudem vom Wohlbe-finden am Arbeitsort erhoumlhter Kommunikationsbereitschaft und staumlrkerer Bindung und Loyalitaumlt gegenuumlber dem Arbeitgeber

Berichterstattung (inklusive umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung)Die in Deutschland und weltweit gebraumluchlichste Richtlinie zur Bericht-erstattung von Nachhaltigkeitsaspekten ndash die Global Reporting Initia-tive (GRI) ndash sieht eine Offenlegung von bis zu fuumlnf biodiversitaumltsbe-zogenen Indikatoren vor Diese waren bislang von eher qualitativer

WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

ABBILDUNG 20 Umweltindika-toren der Global Reporting Initiative Die fuumlnf relevanten Umweltindi - ka toren der Berichterstattungsricht-linie der Global Reporting Initiative (GRI) in der Version 31 Biodiver-sitaumlts bezogene Umweltindikatoren werden mit EN fuumlr Umwelt abgekuumlrzt und beinhalten EN 11 bis EN 15

Kernindikatoren Zusaumltzliche Indikatoren

EN11

Ort und Groumlszlige von Grundstuumlcken in Schutzge-bieten oder angrenzend an Schutzgebiete Ort und Groumlszlige von Grundstuumlcken in Gebieten mit hohem Biodiversitaumltswert auszligerhalb von Schutz-gebieten oder daran angrenzend Zu beruumlcksich-tigen sind Grundstuumlcke die im Eigentum der berichtenden Organisation stehen oder von die-ser gepachtet oder verwaltet werden

EN13 Geschuumltzte oder wiederhergestellte natuumlrliche Lebensraumlume

EN14Strategien laufende Maszlignahmen und Zu-kunftsplaumlne fuumlr das Management der Auswir-kungen auf die Biodiversitaumlt

EN12

Beschreibung der wesentlichen Auswirkungen von Aktivitaumlten Produkten und Dienstleistungen auf die Biodiversitaumlt in Schutzgebieten und in Gebieten mit hohem Biodiversitaumltswert auszliger-halb von Schutzgebieten

EN15

Anzahl der Arten auf der Roten Liste der IUCN und auf nationalen Listen die ihren natuumlrlichen Lebensraum in Gebieten haben die von der Geschaumlftstaumltigkeit der Organisation betroffen sind aufgeteilt nach dem Bedrohungsgrad

ABBILDUNG 19(Foto Piepenbrock)

INFOBOX 22

Praxisbeispiel Mitarbeiter-EngagementDie Piepenbrock Unternehmensgruppe unterhaumllt im brandenbur-gischen Naturpark Stechlin-Ruppiner Land den 2200 Hektar groszligen Forst Rheinshagen Im Rahmen seiner Aktion raquoWachstumlaquo pflanzt das Unternehmen dort gemeinsam mit seinen Kunden fuumlr jeden Neuauf-trag Baumlume Im August 2012 besuchte eine Gruppe von zehn Auszu-bildenden des Unternehmens im Zuge der raquoAzubi-Projekttagelaquo den Piepen brock Forst um die Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens kennenzulernen und selbst aktiv zu unterstuumltzen Ziel war es die Sand-heideflaumlche am Zechower Berg im Naturschutz- und gleichnamigen Fauna-Flora-Habitat-Gebiet Rheinsberger Rhin und Hellberge zu pflegen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 38

IM RAHMEN VON UMWELTSCHUTZ UND RESSOURCENshyEFFIZIENZ KUumlMMERN SICH VIELE UNTER NEHMEN BEREITS HEUTE UM BIODIVERSITAumlT UND ECOSYSTEM SERVICES OHNE DIES JEDOCH EXPLIZIT HERAUS ZUshy STELLEN DER BEWUSSTE EINBEZUG DES OumlKOSYSTEMshy GEDANKENS SOWIE DIE BETRACHTUNG ENTSPRECHENDER CHANCEN UND RISIKEN STELLT EINE WEITER ENT shy WICKLUNG DAR DIE DURCHAUS ALS rsaquoUMWELTVERANTshyWORTUNG 20lsaquo BEZEICHNET WERDEN KANN

MICHAEL SIEMERS CORPORATE

ENVIRONMENT amp RESPONSIBILITY

EVONIK INDUSTRIES AG

Form doch auch hier erfolgt eine regelmaumlszligige Anpassung die zu-kuumlnftig sicherlich auch mit einer Quantifizierung einhergehen wird Damit bleibt die unternehmerische Berichterstattung eng verbunden mit dem Umweltmanagement

Unternehmerische Berichterstattung wird sich aumlndern und zukuumlnftig integrierter sein (Stichwort Integrated Reporting) In dieser Hinsicht ist auch die umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung zu sehen

INFOBOX 23

Praxisbeispiel Umweltbezogene Gewinn- und VerlustrechnungWaumlhrend in der klassischen Gewinn- und Verlustrechnung (GampV) nur finanzielle Kenngroumlszligen wie Anlagevermoumlgen return on investment und Eigenkapitalrendite berichtet werden bleiben die umweltbezogenen Kosten verborgen Diese Externalitaumlten ndash beispielsweise Verschmutzung von Gewaumlssern Zerstoumlrung von Lebensraumlumen oder das Abwaumllzen von Verantwortung beim Klimawandel auf Folgegenerationen ndash sind als Ver-luste anzusehen die nicht durch das Unternehmen sondern von Dritten wie der Allgemeinheit oder der Natur getragen werden Getrieben von CEO Jochen Zeitz hat Puma es sich zur Aufgabe gemacht diese Kosten deutlicher aufzuzeigen und in die GampV einflieszligen zu lassen Solch eine Sichtbarmachung kann beim Einkauf der Fertigung der Produktent-wicklung oder dem Nachhaltigkeitsmanagement helfen bessere Ent-scheidungen zu treffen um so die Externalitaumlten zu minimieren Laut PUMA Environmental Profit amp Loss Account hat das Unternehmen im Jahr 2010 etwa 145 Millionen Euro an Umweltschaumlden durch Treibhaus-gasemissionen Wasserverbrauch Landnutzungsfolgen Luftverschmut-zung und Abfallerzeugung verursacht Davon entfallen nur etwa 6 auf das Kerngeschaumlft mehr als 137 Millionen Euro Umweltschaumlden ent-stehen entlang der Lieferkette Weitere Informationen httpaboutpumacomwp-contentthemesaboutPUMA_themefinancial-reportpdfEPL080212finalpdf

39WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Sie macht deutlich welche Abhaumlngigkeiten und welche Einfluumlsse ein Unternehmen hat und stellt bei der Einbeziehung der Oumlkosystem-leistungen und Integration in die externe Rechnungslegung einen be deut samen Schritt hin zur Beruumlcksichtigung von Naturkapital in Unternehmen dar Eine Offenlegung dieser Art koumlnnte einen Para dig-menwechsel einleiten Wer seine Leistung schon fruumlhzeitig ganzheit-lich misst und berichtet kann in einem sich veraumlndernden Geschaumlfts-

ABBILDUNG 21 (Foto LianeM Fotoliacom)

INFOBOX 24

Biodiversitaumlt in den Umweltmanagementzertifizierungen ISO 14001 und EMASBei EMAS muumlssen und bei ISO 14001 sollten die Auswirkun-gen auf die biologische Vielfalt beruumlcksichtigt werden Bei EMAS wird in Form des raquoFlaumlchenverbrauchslaquo ein direkter Indikator fuumlr den Habitatverlust erhoben ndash eine der Hauptursachen des Biodiver-sitaumltsverlustes Zwar kann der Flaumlchenverbrauch von unterschiedli-cher Qualitaumlt sein ndash die Bebauung einer bereits degradierten Flaumlche ist weniger kritisch als die eines intakten Oumlkosystems ndash dennoch kann dies als erster Startpunkt gewertet werden

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 40

umfeld weiterhin Spitzenleistung liefern Dies betrifft die Felder Risikomanagement Versorgungssicherheit und -produktivitaumlt wie auch Compliance und Stakeholdermanagement

UmweltmanagementEin Umweltmanagement steuert gemaumlszlig den vier Managementschrit-ten Planen Ausfuumlhren Kontrollieren und Optimieren umweltbezo-gene Unternehmenstaumltigkeiten und ermoumlglicht so eine kontinuierli-che Verbesserung der Umweltleistung Dieser Managementzyklus beruumlcksichtigt derzeit nur selten umsetzungsorien tiert die Dimensio-nen Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt

Hier kann eine Erweiterung konkret ansetzen Eine erste Feststellung des Status quo auf Basis bereits existieren der Umweltdaten ndash ergaumlnzt durch Experteneinschaumltzungen ndash ist der Anfang Anschlieszligend koumln-nen spezifische und messbare Ziele gesetzt werden was sich in die bekannten Schritte des Umweltmanagements einbinden laumlsst

RessourceneffizienzRessourceneffizienz gewinnt angesichts steigender Rohstoffpreise und -bedarfe und des groszligen Anteils den Material- und Energie kosten an den Gesamtkosten in vielen Branchen darstellen wirtschaftlich und politisch enorm an Bedeutung Zur Steigerung der Ressourceneffi-zienz liegen aktuell Programme auf nationaler wie europaumlischer Ebene vor es existieren dazu Plattformen und Initiativen Das Thema raquoRes-sourceneffizienzlaquo koumlnnen Unternehmen strategisch integrieren (zum Beispiel in ihrem Umweltmanagement) indem sie die entsprechen-den Einsatzstoffe als Naturkapital raquodeklarierenlaquo und im Ressourcen-management umfassender als bisher beruumlck sichtigen Durch den sparsamen effizienten Einsatz von Ressourcen koumlnnen oftmals Oumlko-systeme geschont werden (zum Beispiel durch ein entsprechendes

INFOBOX 25

Praxisbeispiel Integration von Biodiversitaumlt in das Ressourcen-managementUPM betreibt in Deutschland sieben Papierfabriken und verschreibt sich der nachhaltigen Forstwirtschaft und dem Schutz der Biodiversitaumlt So wird weltweit FSC- und PEFC-zertifiziertes Holz verwendet und in unter nehmenseigenen Waumlldern ein Biodiversitaumltsprogramm umge-setzt Gemeinsam mit der raquoAlliance for Water Stewardshiplaquo fuumlhrt UPM ein Pilotprojekt zum Wassermanagement durch Dies soll den Verbrauch des wasserintensiven Papierherstellungsprozesses senken und die Wie-derverwendung des Wassers erhoumlhen UPM unterstreicht mit seinemEngagement seine Position als raquoBiofore Companylaquo

41WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

INFOBOX 26

Praxisbeispiel Bewertung von Biodiversitaumlt in der Lebensmittel-branche und der LandwirtschaftEinen Schritt weiter als die Oumlkobilanzen geht das Bewertungsverfahren der BASF Mit ihrer Lebenszyklusanalyse AgBalance erfasst sie eine Viel-zahl von Nachhaltigkeitsindikatoren der Lebensmittel- und Landwirt-schaftsbranche Biologische Vielfalt flieszligt mit 8 der 69 Indikatoren in eine Punktebewertung ein so unter anderem Naumlhe zu Schutzgebieten Auskreuzungspotenzial und Oumlkotoxizitaumltspotenzial Auszligerdem werden soziale und oumlkonomische Indikatoren erfasst und somit alle drei Saumlulen der Nachhaltigkeit abgebildet Auch wenn ein Abwaumlgen zwischen unter-schiedlichen Groumlszligen wie Punkten und Euros als Messeinheiten Entschei-der vor Herausforderungen stellt ist dies doch ein wichtiger Schritt hin zur Integration von Biodiversitaumlt in Entscheidungsprozesse

Wassermanagement in Regionen mit Wasserstress) Jedoch ist Res-sourceneffizienz nicht gleichzusetzen mit Biodiversitaumlts- und Oumlko-systemschutz Neben dem sparsamen Umgang mit Ressourcen ist auch die Art der Einsatzstoffe (zum Beispiel Nutzung von nachhaltig erzeugtem Palmoumll) von Bedeutung

Der Zusammenschluss zu Brancheninitiativen ist ein Ansatz um das Thema Ressourceneffizienz ganzheitlicher und passgenauer zu be-trach ten und so die Thematik uumlber den bisherigen Fokus auf Reduzie-rung von Rohstoffverbrauch und Emissionen hinaus zu erweitern

Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten- Management Die Analyse der Wertschoumlpfungskette eines Produktes liefert immer wieder Verbesserungspotenzial und wird deshalb regelmaumlszligig durchge-fuumlhrt Dies bietet gute Ansatzpunkte fuumlr eine Untersuchung und Ver-besserung der Biodiversitaumltsperformance Eine weitere oft genutzte Analysemoumlglichkeit sind Oumlkobilanzen (Life Cycle Assessments)

Oumlkobilanzen bilden den gesamten Stoffkreislauf ab ndash und somit auch die fuumlr Biodiversitaumlt relevante Landnutzung oder Oumlkosystemleis-tungen wie die Bereitstellung von Rohstoffen die Absorption von Produktionsemissionen und die Aufnahme von Abfallprodukten An-gefangen bei eigenen Beschaffungsquellen (zum Beispiel Vertragsan-bauer von Supermaumlrkten oder Handelsmarken) bis hin zu Vorproduk-ten der Liefer an ten ndash entlang der Lieferkette verbergen sich zahlreiche Ursachen fuumlr Bio diversitaumltsverlust Fuumlr Unternehmen die Rohstoffe und Vorpro dukte aus dem Ausland beziehen ist es daher wichtig auf den Einkauf und das Lieferkettenmanagement zu achten Wichtige

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 42

Analyseschritte beinhalten Grenzwerte und Normen (in den Abbau- und Ursprungslaumlndern der Vorprodukte oftmals deutlich niedriger als in Deutschland) oder Screenings zu Wasserknappheit entlang der Lie-ferkette Darauf aufbauend ergibt sich eine detaillierte Bewertung zur Beruumlcksichtigung von Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt bei Liefe ranten

Investitions- und PlanungsprozesseInvestitionen in den Bau neuer Anlagen oder Standorte werden derzeit eher selten unter Biodiversitaumltsaspekten im betrieblichen Umwelt-management erfasst Beim Bau eines Produktionsstandorts auf der raquogruumlnen Wieselaquo spielen vor allem die Eingriffsregelung des Bun-desnaturschutzgesetztes (BNatSchG) sowie das EU-Naturschutz-recht (FFH- und Vogelschutz-Richtlinie) eine wichtige Rolle Diese Regeln erscheinen Unternehmen manchmal wider spruumlchlich ndash gerade mit Blick auf den gewollten Naturschutz Firmenareale werden auf-grund strategischer Entscheidungen zum Beispiel fuumlr den Bau von Anlagen uumlber einen laumlngeren Zeitraum brach liegen gelassen Siedelt sich daraufhin eine geschuumltzte Art auf dieser Flaumlche an koumlnnen Unter-nehmen unter Umstaumlnden nur mit hohen Auflagen dieses Gebiet er-schlieszligen und einen Neu- oder Ausbau realisieren Um solchen Ziel kon-flikten vorzubeugen bieten die zustaumlndigen Natur schutzbehoumlrden an in Dialog zu treten um gangbare Wege und Maszlignahmen auszu loten

Doch Unternehmen koumlnnen auch in Vorleistung gehen Indem zum Beispiel Brachflaumlchen und Naturraumlume belassen sowie die Funktio-nalitaumlt von aquatischen Oumlkosystemen (Gewaumlssern) erhalten werden

INFOBOX 27

Ausgleichsflaumlchen ndash Chancen fuumlr beschleunigte PlanungsprozesseGut zu wissen Laut sect16 BNatSchG kann durch Oumlkosystemschutz ein raquoGuthabenlaquo auf einem Oumlkokonto angespart werden Bei spaumlteren Ein-griffen werden diese Flaumlchen als bereits geleistete Kompensationsmaszlig-nahmen anerkannt Rheinkalk macht sich dieses Instrument zunutze Im sauerlaumlndischen Houmlnnetal dient nur ein Teil des Grundbesitzes dem Kalksteinabbau Weite Teile des Areals hingegen stehen dank nicht-oumlkonomischer Waldnutzung dem Naturschutz temporaumlr zur Verfuumlgung oder werden je nach Management und naturschutzfachlicher Einschaumlt-zung einem Oumlkokonto zugeschrieben das als Kompensationsleistung fuumlr zu erwartende Eingriffe agiert Waumlhrend auf der einen Seite pro-aktiv Arten- und Oumlkosystemschutz ermoumlglicht wird profitiert Rheinkalk von einem beschleunigten Planungsprozess vermiedener Buumlrokratie und somit geringeren Kosten (wwwrheinkalkdepdfVerantwortung_Fuer_Mensch_und_Naturpdf Seite 24)

43WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

koumlnnen etwaige Kompensationsmaszlignahmen im Rahmen der Ein griffs -regelung vermieden werden Zudem koumlnnen Ergebnisse der teils obli-gatorischen Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung (UVP) der Strategischen

INFOBOX 28

Praxisbeispiel ZielkonflikteBiologische Vielfalt spielt in Steinbruumlchen Baggerseen und Kiesgruben eine wichtige Rolle Die Steine- und Erdenindustrie engagiert sich in zahlreichen Projekten zur Foumlrderung der biologischen Vielfalt Neben der Erarbeitung von Biodiversitaumltsindikatoren und einer Biodiversitaumlts-Datenbank zaumlhlen hierzu zahlreiche gemeinsame Projekte mit Umwelt-verbaumlnden

raquoLeider werden der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt in den Abbaustaumltten ausgerechnet durch das Naturschutzrecht selbst eingeschraumlnkt Wer zum Beispiel ein Laichgewaumlsser fuumlr die Gelbbauch-unke auf einem Rohbodenstandort anlegt oder eine Steilwand fuumlr die Uferschwalbe herrichtet der laumluft Gefahr dass die weitere Bewirt-schaftung der Flaumlchen deutlich eingeschraumlnkt wird Der statische An-satz im Naturschutzrecht verhindert damit leider vielerorts die Aus-schoumlpfung von Synergieeffekten von Gesteinsabbau und Naturschutz Die Steine- und Erdenindustrie jedenfalls ist zur Foumlrderung der biolo-gischen Vielfalt bereit und setzt sich auch weiterhin fuumlr praktikable Loumlsungen einlaquo (Diplom-Biologe Thomas Beiszligwenger Hauptgeschaumlfts-fuumlhrer Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

ABBILDUNG 22 (Foto Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

INFOBOX 29

Praxisbeispiel Management von LiegenschaftenFraport die Betreibergesellschaft des Frankfurter Flughafens formuliert in seiner unternehmenseigenen Biodiversitaumltsstrategie Grundsaumltze zur Biodiversitaumlt Darin wird festgehalten dass sich Flugbetrieb und der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt ndash uumlber gesetz liche Anforderungen wie zum Beispiel Eingriffsregelung hinaus ndash vereinbaren lassen So wird unter anderem auf dem Gelaumlnde des Flughafens ein For-schungsprojekt zum Bienen-Monitoring unterstuumltzt das wichtige Infor-mationen uumlber die Schadstoffsituation liefert Gleich zeitig werden im Rhein-Main-Gebiet gezielt Naturschutzvorhaben gefoumlrdert so zum Bei-spiel der Erhalt von raquoAltholzinselnlaquo im Kinzigtal oder die Pflege von Streuobstwiesen im Maintal (wwwfraportdecontentfraport-agdenachhaltigkeitumweltnatur--und-ressourcenschutz0html und verglei-che auch die dort bereitgestellten PDF-Dokumente)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 44

Legende Naumlhe zum Kerngeschaumlft Merkmalsauspraumlgung Geringer Bezug Mittel o Trifft zu x Mittlerer Bezug Stark + Starker Bezug Sehr stark + +

ABBILDUNG 23 Handlungsan-saumltze zur Integration von Biodiversi-taumlt in Unternehmen am Beispiel eines Industrie- und Konsumguumlter-unternehmens (Grafik PwC)

INFOBOX 30

Handlungsansaumltze zur Integration von Biodiversitaumlt in UnternehmenDie vorgestellten sechs Handlungsansaumltze werden hier systematisch zusammengefasst am Beispiel der Indus trie- und Konsumguumlterbranche dargestellt Diese Systematik kann allen Unternehmen als Pruumlfrahmen dienen ihr spezifisches Profil zur Beruumlcksichtigung von biologischer Viel-falt Oumlkosystemen und deren Leistungen (Naturkapital) zu entwickeln

Die Abbildung verdeutlicht die Wirkung der verschiedenen Handlungs-ansaumltze beispielhaft im Hinblick auf die vier Werttreiber Risiken senken Kosten reduzieren Maumlrkte und Kunden erschlieszligen und Reputation steigern

Waumlhrend die farbliche Hinterlegung die Naumlhe zum Kerngeschaumlft andeutet geben die Spalten auf der rechten Seite Informationen uumlber den Beitrag zum Schutz der biologischen Vielfalt sowie zur moumlglichen Umsetzungskomplexitaumlt wieder Es wird deutlich dass es durchaus ein-fache Maszlignahmen gibt die eine Wirkung zeigen

Werttreiber

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Integration von Biodiversitaumltsaspekten in hellip

Beitrag zum Schutz des Natur kapitals

Umsetzungsshy komplexitaumlt

x x x 1) Unternehmerischer Verantwortung (Corporate Responsibility) o + o

x x x 2) Berichterstattung (inkl umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung) o +

x x 3) Umweltmanagement inkl Liegenschafts-management o + +

x x 4) Maszlignahmen zur Steigerung der Ressourcen-effizienz + + + +

x x x 5) Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten-Management + + + +

x x 6) Investitions- und Planungsprozesse + o +

45WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Des Weiteren ist erkennbar dass die Integration von Biodiversitaumlt in Aus-wahl- und Entscheidungsprozesse vor allem im Bereich Ressourceneffi-zienz Lieferketten-Management und Investitions- und Planungsprozesse zu Win-win-Situationen fuumlhren kann Dabei sollte bei der Auswahl der Ansaumltze und Methoden aber immer das Kerngeschaumlft des Unterneh-mens im Vordergrund stehen ndash hier kann ein erster Check die weitere Schwerpunktsetzung unterstuumltzen Auch die Integration ins klassische Umweltmanagement stellt einen Schritt zur Beruumlcksichtigung von Bio-diversitaumlt dar ndash und zwar verbunden mit einem maumlszligigen Aufwand

Umweltpruumlfung (SUP) und der FFH Vertraumlglichkeitspruumlfung (FFH VP) guumlnstiger ausfallen Auflagen der Nachbesserung reduziert dadurch Kosten eingespart und ein reibungsloser Planungs- und Bauprozess beguumlnstigt werden

Abschlieszligend gilt es die Integration von Biodiversitaumlt auch in flankie-renden operationellen Einheiten voranzutreiben Dies betrifft beson-ders Forschung und Entwicklung sowie Kommunikation Dabei sollen die Themen erfolgreich sowohl nach innen als auch nach auszligen also zu Kunden Lieferanten und anderen Interessengruppen kommuni-ziert und in eine entsprechende Berichterstattung integriert werden

AUSBLICK5

WIR KOumlNNEN DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER WIRTSCHAFT NUR ERHALTEN WENN WIR DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER NATUR ERHALTEN DAFUumlR IST EINE VIELFALT AN LEBENSshy RAumlUMEN UND ARTEN VON ENTSCHEIDENDER BEDEUTUNG DEREN SCHUTZ MUSS DESHALB VIEL STAumlRKER IN DEN WERTSCHOumlPFUNGSPROZESSEN BERUumlCKSICHTIGT WERDEN

ALEXANDER BARTELT ABTEILUNGS-

LEITER KLIMASCHUTZ UND NACHHAL -

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VORSTANDSVORSITZENDER raquoBIODIVER-

SITY IN GOOD COMPANYlaquo- INITIATIVE

Es ist an der Zeit die Aspekte von Naturkapital in das unterneh-merische Handeln zu integrieren Nutzen Sie die vielfaumlltigen Ansatz-punkte die im Rahmen der Broschuumlre aufgezeigt wurden und beginnen Sie Ihre unternehmerischen Aktivitaumlten zu erweitern In Deutsch-land gibt es viele Initiativen und Ansaumltze die einen Einstieg in die The-men Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungen erleich tern Nutzen Sie diese Initiativen fuumlr einen Austausch mit anderen Unter-nehmen und uumlber die dort bereits gemachten Erfahrungen (siehe dazu auch Kapitel 6)

Die Initiative raquoBiodiversity in Good Companylaquo ist ein Zusammen-schluss von Unternehmen die gemeinsam fuumlr den Schutz der

biologischen Vielfalt eintreten Der branchenuumlbergreifenden Initiative gehoumlren kleine mittlere und groszlige Unternehmen an Die Mitglieder der raquoBiodiversity in Good Companylaquo-Initiative unterstuumlt-zen das freiwillige Engagement der Wirtschaft fuumlr den Schutz der biologischen Vielfalt Sie arbeiten an Innovationen und Investitio-nen damit naturvertraumlgliche Technologien Produkte und Dienst-leistungen verstaumlrkt ihren Weg in die Maumlrkte finden Die Initiative

47AUSBLICK

traumlgt dazu bei den Privatsektor in die Verwirklichung der Ziele der Konvention uumlber die biologische Vielfalt und der Nationalen

Strategie zur biologischen Vielfalt staumlrker einzubinden

Auch im Rahmen von econsense ndash einem Zusammenschluss fuumlhren-der global agierender Unternehmen und Organisationen der deut-schen Wirtschaft zu den Themen nachhaltige Entwicklung und Cor-porate Social Responsibility (CSR) ndash wird der Themenbereich im Rahmen der Arbeitsgruppe raquoBiodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungenlaquo begleitet Die Mitgliedsunternehmen setzten sich intensiv mit dem Erhalt und der Entwicklung der biologischen Vielfalt auseinander und nutzen econsense als Plattform zum Austausch und zur Diskus-sion von praktischen Managementinstrumenten

Engagieren Sie sich im Projekt raquoUnternehmen Biologische Vielfalt 2020laquo einer Dialog- und Aktionsplattform des Bundesumweltminis-teriums gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der deutschen Wirtschaft und von Naturschutzverbaumlnden die einen fortlaufenden Austausch erlaubt und konkrete Aktivitaumlten zur Umsetzung der Nati-onalen Strategie zur biologischen Vielfalt auf den Weg bringt Folgende Themenfelder stehen dabei im Fokus Informationen zur biologischen Vielfalt fuumlr Unternehmen Biologische Vielfalt im betrieblichen Umweltmanagement Biologische Vielfalt und Naturschutzrecht Kommunikation von Unternehmen nach auszligen Finanzierung von Naturschutzprojekten Maumlrkte Chancen erkennen und entwickeln Netzwerkbildung

Die kuumlnftige Leistungsfaumlhigkeit der Wirtschaft wird von der Leis-tungsfaumlhigkeit des Naturkapitals abhaumlngen Der Erhalt der Leistungs-faumlhigkeit unseres Naturkapitals erfordert die gebuumlndelten Kraumlfte von Unternehmen Politik und Gesellschaft raquoNatur kapital Deutschland ndash TEEB DElaquo zeigt dass sich dies auch wirtschaftlich lohnt Lassen Sie uns diese Chance gemeinsam wahrnehmen

ABBILDUNG 24 (Foto morrbyte Fotoliacom)

6 WEITERFUumlHRENDE INFORMATIONEN

PROJEKT raquoNATURKAPITAL DEUTSCHLAND ndash TEEB DElaquoDiese Broschuumlre ist Teil des Projekts raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo in dessen Rahmen bis zum Jahr 2015 folgende vier Berichte erscheinen (Arbeitstitel) raquoKlimapolitik und Naturkapital Synergien und Konfliktelaquo raquoOumlkosystemleistungen und Entwicklung laumlndlicher Raumlumelaquo raquoNaturleistungen in der Stadt Gesundheit schuumltzen und

Lebensqualitaumlt erhoumlhenlaquo raquoNaturkapital Deutschland Neue Handlungsoptionen

ergreifen ndash eine Syntheselaquo

Bereits erschienen ist die Broschuumlre raquoDer Wert der Natur fuumlr Wirt-schaft und Gesellschaft ndash Eine Einfuumlhrunglaquo wwwnaturkapital-teebde

Soweit Praxisbeispiele und Statements nicht gesondert gekennzeich-net wurden sind diese speziell fuumlr raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo erstellt worden

Leitfaumlden Handlungsmoumlglichkeiten fuumlr Unternehmen BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012)Biodiversitaumlt im unterneh-

merischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Umfangrei-che aber dennoch leicht zu erfassende und praxisnahe Broschuumlre zu Maszlignahmen rund um den betrieblichen Biodiversitaumltsschutz Mit zahl-reichen Umsetzungstipps und Hinweisen auf weiterfuumlhrende Lite ra-tur und Webseiten

49WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

www2leuphanadeumanagementcsmcontentnamadownloads download_publikationenBestaendig20Wuczkowski_Biodiversitaet 20im20unternehmerischen20Nachhaltigkeitsmanagement_neupdf

HOUDET J (HRSG) (2008 UumlBERARBEITET 2010) Integrating bio-diversity into business strategies The Biodiversity Accountability Framework Sehr umfangreiche Publikation (knapp 400 Seiten) uumlber Bio di versitaumlt und Unternehmen beginnend bei den Grundlagen 23 In dikatoren (Business and Biodiversity Independence Indicators) sind Grundlage fuumlr die Bewertung der Biodiversitaumltsleistung von Unter-nehmen Mit zahlreichen Beispielen Regionaler Fokus Frankreichwwworeeorg_scriptntsp-document-file_downloadphp document_id=1063ampdocument_file_id=1070

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement ndash Ein Leitfaden fuumlr die betriebliche Praxis Umsetzungsorientiertes Handbuch zur Einbindung von Biodiversi-

taumlt in das bestehende (Umwelt)-Management inklusive zahlreicher Vorschlaumlge fuumlr Maszlignahmen und Instrumente sowie Zuordnung zu Handlungsfeldern und Funktionsbereichen httpwwwbmudeN46143

TEEB (2012) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Busi-ness and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York Bericht fuumlr Unternehmen der internationalen TEEB-Studie Ins-pirierende teils generische Heranfuumlhrung an die Bedeutung von Bio-diversitaumlt an Unternehmen mit Beispielen aus aller Welt Excutive summary unter wwwteebweborg

UN GLOBAL COMPACT AND IUCN (2012) A Framework for Corpo rate Action on Biodiversity and Ecosystem Services Uumlberblicksbro schuumlre zu Biodiversitaumlt und Unternehmen Adressierte Themen Treiber Risi-ken amp Chancen Corporate Governance Management (inkl Vermei-dungs-Hierarchie) Stakeholder-Engagement und Berichter stattungwwwunglobalcompactorgdocsissues_docEnvironmentBES_Frameworkpdf

WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD) (2011) Handbuch zur unternehmerischen Bewertung von Oumlkosystemdienstleistungen (CEV) Ein Rahmenwerk zur Erleichterung unternehmerischer Entscheidungsfindung Generisches Hand buch fuumlr die Durchfuumlhrung einer unternehmensinternen Bewertung von Biodiversitaumlt (breites Werteverstaumlndnis) mit Handreichungen zu vor-gelagerten Abwaumlgungen wwweconsensedesitesallfilesWBCSD_Handbuch_CEVpdf

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 50

WORLD RESOURCE INSTITUTE (WRI) (2012) Corporate Ecosystem Services Review ndash Version 20 Handbuch zur systematischen Erfas-sung von biodiversitaumltsbezogenen Risiko- und Handlungsfeldern Schrittweises Vorgehen inkl Vorschlaumlgen fuumlr die Erfassung und Doku-mentation des Prozesses wwwwriorgpublicationcorporate-ecosystem-services-review

Allgemein Oumlkosysteme Biodiversitaumlt und Wirtschaft JESSEL B TSCHIMPKE O UND WALSER M (2009) Produktivkraft

Natur Hamburg Praumlgnante Beispiele fuumlr die Quantifizierung von wirtschaftlich relevanten Nutzungen der Natur in Arbeitsplaumltzen Umsaumltzen oder vermiedenen Kostenwwwnaturkapital-teebdefileadminDownloadsProduktivkraft Naturpdf

MILLENNIUM ECOSYSTEM ASSESSMENT (2005) Ecosystems and Human Well-Being ndash Synthesis Synthese der mehr als 1000 Seiten fassenden wissenschaftlichen Studie uumlber die oumlkologischen und gesell-schaftlichen Zusammenhaumlnge sowie Zustand und Trends des Verlus-tes der biologischen Vielfalt und die Bedeutung der Oumlkosystemleis-tungen fuumlr den Menschenwwwmaweborgdocumentsdocument356aspxpdf

TEEB (2010) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integ-rieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz (Hrsg) Bonn Zusam-menfassung der Ergebnisse der internationalen TEEB Studie Synthese der Berichte fuumlr internationale Politiker lokale und regionale Ent-scheider sowie Unternehmen wwwteebweborg

Kartenmaterial Frageboumlgen und Tools PROTECTEDPLANETNET Weltweite kartengestuumltzte Darstellung von

Schutzgebieten basierend auf den Daten der World Database of Pro-tected Areas (WDPA) und der Weltnaturschutzorganisation (IUCN) wwwprotectedplanetnet

BFNshySCHUTZGEBIETSKARTE Interaktive Karte des Bundesamtes fuumlr Naturschutz mit allen deutschen Schutzgebieten wwwgeodienstebfndeschutzgebiete

CHECKLISTEN DER DEUTSCHEN BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIAshyTIVE Fragenkatalog zur Erstellung einer Selbsteinschaumltzung bezuumlg-lich potenzieller Risiken hinsichtlich Biodiversitaumlt und Oumlkosystem-leistungen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

51WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

INTEGRATED BIODIVERSITY ASSESSMENT TOOL (IBAT) Kostenpflich-tige Anwendung zur Bewertung standortbezogener Biodiversitaumlts-risiken (Fokus Schutzgebiete und Biodiversity Hot Spots) GIS-(Karten)- basiert wwwibatforbusinessorg

Fallbeispiele und Publikationssammlung WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD)

(2012) Biodiversity and ecosystem services ndash scaling up business solutions Company case studies that help achieve global biodiversity targetswwwwbcsdorgPagesEDocumentEDocumentDetailsaspxID=14923ampNoSearchContextKey=true

UNITED NATIONS ENVIRONMENT PROGRAM FINANCE INITIATIVE (UNEP FI) Publikationen zu biodiversitaumltsbezogenen Chancen Risiken und Handlungsoptionen der Finanzbranche wwwunepfiorgpublicationsbiodiversityindexhtml

CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (CBD) BUSINESS PROGRAMM Fallstudien und Publikationen zu Beruumlhrungspunkten und Leuchtturm-projekten zum Erhalt der biologischen Vielfalt wwwcbdintenbusiness

ECOSYSTEM MARKETPLACE Nachrichtenportal von Forest Trends rund um Biodiversitaumlts- Wasser- und CO2-Maumlrkte wwwecosystemmarketplacecom

Strategien auf politischer Ebene NATIONALE STRATEGIE ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT (2007) Deutsch-

lands Strategie zur Umsetzung der Konvention uumlber die biolo gische Vielfalt wwwbmudeN40333

INFORMATIONSPORTAL DES BUNDESAMTES FUumlR NATURSCHUTZ ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT Mit Nachrichten Informationen Veranstal-tungshinweisen und weiterfuumlhrenden Materialien wwwbiologische-vielfaltde

EUshyBIODIVERSITAumlTSSTRATEGIE FUumlR 2020 Diese EU-Strategie enthaumllt Ziele zum Erhalt von Biodiversitaumlt sowie von Oumlkosystemen und deren Leistungen (raquoNaturkapitallaquo) bis 2020httpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversitycomm20062020htm

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 52

GLOBALE BIODIVERSITAumlTSZIELE Der raquoStrategische Plan 2011 ndash 2020laquo des Internationalen Uumlbereinkommens zur biologischen Vielfalt (CBD) enthaumllt auch Ziele zu Oumlkosystemen und deren Leistungen sowie zum Wert der biologischen VielfaltwwwcbdintdocdecisionsCOP-10cop-10-dec-02-enpdf

Initiativen DEUTSCHE BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIATIVE ndash raquoBIODIVERSITY

IN GOOD COMPANYlaquoshy INITIATIVE Zusammenschluss vor allem deut-scher Unternehmen mit dem Ziel die Integration von Biodiversitaumlt in unternehmerische Entscheidungen voranzutreiben wwwbusiness-and-biodiversityde

EUROPAumlISCHE raquoBUSINESS AND BIODIVERSITY CAMPAIGNlaquo Europa-weite Plattform fuumlr Unternehmen mit dem Ziel Ansaumltze fuumlr ein Biodi-versitaumltsmanagement zu entwickeln und umzusetzen wwwbusiness-biodiversityeu

NATURAL CAPITAL DECLARATION Erklaumlrung einzelner Akteure des Finanzsektors Naturkapital in Finanzprodukten und -dienstleistungen zu beruumlcksichtigen wwwnaturalcapitaldeclarationorg

TEEB FOR BUSINESS COALITION Initiative zur Vereinheitlichung der Bilanzierung von Naturkapital im Unternehmen httpteebforbusinessorg

GLOSSAR 53

GLOSSAR

ARTENVIELFALTDiversitaumlt (Vielfalt) biologischer Arten in einem Lebensraum Artenviel-falt ist neben genetischer Vielfalt und Diversitaumlt der Oumlkosysteme ein Teil-aspekt der biologischen Vielfalt

BASISLEISTUNGENGrundlegende Leistungen der Oumlkosysteme wie zum Beispiel Photosyn-these oder Stickstoffbindung von Knoumlllchenbakterien welche die Voraus-setzung fuumlr alle anderen Leistungen der Oumlkosysteme sind

BIODIVERSITAumlT Biologische Vielfalt

BIOLOGISCHE VIELFALT Die Vielfalt des Lebens auf unserer Erde (oder Biodiversitaumlt) ist die Varia-bilitaumlt lebender Organismen und der von ihnen gebildeten oumlkologischen Komplexe Sie umfasst drei Ebenen 1) die Vielfalt an Oumlkosystemen bezie-hungsweise Lebensgemeinschaften Lebensraumlumen und Landschaften 2) die Artenvielfalt und 3) die genetische Vielfalt innerhalb der verschie-denen Arten

EINGRIFFSREGELUNG Instrument des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatschG sectsect 13 ff) das die Bewaumlltigung von Eingriffen in Natur und Landschaft regelt (Vermeidung und Kompensation)

EMAS Betriebliches Umweltmanagementsystem (Eco Management and Audit Scheme) nach der Verordnung (EG) Nr 12212009 uumlber die freiwillige Teil-nahme von Organisationen an einem Gemeinschaftssystem fuumlr Umwelt-management und Umweltbetriebspruumlfung (ABl EG L 342 v 22122009 S 1) Schwerpunkte sind die kontinuierliche Verbesserung der Umwelt-leistung die Umwelterklaumlrung und Umweltrechtskonformitaumlt

GEBIETSFREMDE ARTENAuch invasive Arten oder Neobiota Tier- und Pflanzenarten die durch Einfuhr (beabsichtigt) oder Einschleppung (unbeabsichtigt) in einem fuumlr sie nicht natuumlrlichen Lebensraum leben Einige gebietsfremde Arten ver-breiten sich aufgrund mangelnder Feinde physiologischer Eigenschaften (Wachstumsgeschwindigkeit Wasserbedarf) oder aumlhnlich invasiv und verdraumlngen einheimische Arten In einigen Faumlllen entstehen durch sie erheb liche Nachteile fuumlr Mensch (Gesundheitsbeeintraumlchtigungen wie zum Beispiel Allergien) und Oumlkosysteme (Degradation)

INWERTSETZUNGBuumlndel von Maszlignahmen um den Nutzen von Biodiversitaumlt und Oumlkosys-temleistungen fuumlr die Gesellschaft relevant und erfahrbar werden zu las-sen Dies geschieht durch (oumlkonomische) Bewertung und oder Integra-tion in Marktentscheidungen ndash zum Beispiel in Form von naturorientierten Angeboten Anreizen oder der Schaffung von Maumlrkten fuumlr Biodiversitaumlt ndash sowie in gesellschaftliche und private Entscheidungen

54 DIEUNTERNEHMENSPERSPEKTIVEndashNEUEHERAUSFORDERUNGEN

ISO 14001 Betriebliches Umweltmanagementsystem nach DIN EN ISO 140012004 + AC 2009 (Ausgabe 112009) Schwerpunkt liegt in der Verbesserung des Umweltmanagementsystems

KONVENTION UumlBER DIE BIOLOGISCHE VIELFALT (ENGL CONVENTION ON BIO LOGICAL DIVERSITY ndash CBD)

Uumlbereinkunft von 168 Staaten (Unterzeichner Stand 12122012) uumlber die biologische Vielfalt Darin werden der Verlust der biologischen Vielfalt als Herausforderung anerkannt und Ziele zu ihrer Erhaltung formuliert Diese sind 1) Schutz der biologischen Vielfalt 2) Nachhaltige Nutzung ihrer Bestandteile und 3) Zugangsregelung und gerechter Ausgleich von Vor-teilen welche aus der Nutzung genetischer Ressourcen entstehen

KULTURELLE OumlKOSYSTEMshy LEISTUNGEN

Leistungen von Oumlkosystemen mit Wirkung und Bedeutung fuumlr Erholung aumlsthetisches Empfinden spirituelle Erfahrungen soziale Funktionen kul-turelle Identitaumlt Heimatgefuumlhl Wissen und Erkenntnis

MONETARISISERUNG Beimesssung eines Wertes in Geldeinheiten Die Umweltoumlkonomie hat dazu mehrere Verfahren der Monetarisierung entwickelt

NATURKAPITAL Oumlkonomischer Begriff fuumlr den begrenzten Vorrat an physischen und bio-logischen Ressourcen der Erde und die begrenzte Bereitstellung von Guumltern und Leistungen durch Oumlkosysteme

OumlKOSYSTEM Bezeichnet die Bestandteile eines abgegrenzten Naturraumes (zum Beispiel niedersaumlchsisches Wattenmeer) oder eines bestimmten Natur-raumtyps (zum Beispiel naumlhrstoffarmes Flieszliggewaumlsser) und deren Wech-selwirkungen Der Begriff kann sich auf verschiedene raumlumliche Ebenen (lokal regional) beziehen und umfasst sowohl (halb-)natuumlrliche (zum Bei-spiel ungestoumlrte Hochmoore) und naturnahe (zum Beispiel Kalkmager-rasen) als auch vom Menschen gepraumlgte Oumlkosysteme (zum Beispiel Agrar oumlkosysteme)

OumlKOSYSTEMFUNKTIONEN Umfassen alle physikalischen chemischen und biologischen Prozesse und Wechselwirkungen die in verschiedenen Oumlkosystemen stattfinden

OumlKOSYSTEMLEISTUNGEN Bezeichnen direkte und indirekte Beitraumlge von Oumlkosystemen zum mensch-lichen Wohlergehen das heiszligt Leistungen und Guumlter die dem Menschen einen direkten oder indirekten wirtschaftlichen materiellen gesundheit-lichen oder psychischen Nutzen bringen In Abgrenzung zum Begriff Oumlko-systemfunktion entsteht der Begriff Oumlkosystemleistung aus einer anth-ropozentrischen Perspektive und ist an einen Nutzen des Oumlkosystems fuumlr den Menschen gebunden Der Begriff ist identisch mit den haumlufig verwen-deten Begriffen raquoOumlkosystemdienstleistunglaquo und raquooumlkosystemare Guumlter und Leistungenlaquo und entspricht dem englischen Begriff der raquoecosystem serviceslaquo

55

REGULIERUNGSLEISTUNGENFunktionen von Oumlkosystemen die auf (andere) Elemente und Prozesse von Oumlkosystemen einwirken die (direkten) Nutzen fuumlr den Menschen haben zum Beispiel die Filterwirkung von Bodenschichten auf die Grund-wasserqualitaumlt oder der Beitrag einer Hecke zur Verringerung der Boden-erosion

GLOSSAR

RESILIENZ (VON OumlKOSYSTEMEN)

Resilienz ist die Faumlhigkeit eines Oumlkosystems trotz aumluszligerer Stoumlrungen seine Funktionen und damit seine Oumlkosystemleistungen aufrecht zu erhalten Es wird davon ausgegangen dass die Resilienz stark mit der in dem Oumlko-system vorherrschenden biologischen Vielfalt korreliert

TEEBThe Economics of Ecosystems and Biodiversity Die internationale TEEB-Studie wurde von Deutschland im Rahmen seiner G8-Praumlsidentschaft im Jahr 2007 gemeinsam mit der EU-Kommission initiiert und mithilfe zahlreicher weiterer Institutionen unter der Schirmherrschaft des Um-weltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) durchgefuumlhrt Ziel der TEEB-Studie war es den oumlkonomischen Wert der Leistungen der Natur ein zuschaumltzen die wirtschaftlichen Auswirkungen der Schaumldigung von Oumlkosystemen zu erfassen und ausgehend davon die Kosten eines Nicht-Handelns zu beziffern Leiter der Studie war der indische Oumlkonom Pavan Sukhdev Im Rahmen der Studie wurden verschiedene Berichte veroumlffent-licht Derzeit wird unter Leitung von UNEP ein Nachfolgeprozess organi-siert um die Durchfuumlhrung von nationalen regionalen lokalen und sek-toralen Studien zum Thema anzuregen und zu foumlrdern

VERSORGUNGSLEISTUNGENBezeichnen meist marktfaumlhige Guumlter die von oder mithilfe von Oumlkosyste-men produziert werden (zum Beispiel Nahrung Frischwasser Feuer- und Bauholz) Teilweise ist ein erheblicher Beitrag von (Human-)Kapital und Arbeit notwendig um diese Guumlter zu erstellen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 56

QUELLEN

BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012) Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Centre for Sustainability Management Luumlneburg

BORN W u a (2012) Gesundheitskosten der Beifuszlig-Ambrosie in Deutschland In Umweltmedizin in Forschung und Praxis 17 (2) S 71 ndash 80

DER BUND (2009) Invasive Muscheln verstopfen Leitungen Von Fabio Bergamin Onlineausgabe Zuletzt aktualisiert am 31072009 httpwwwderbundchzeitungenwissenInvasive-Muscheln-verstopfen-Leitungenstory29662360

DEUTSCHER IMKERBUND EV Internetauftritt des Deutschen Imkerbund e V vom 12122012 httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpbienen-und- bestaeubungsleistung und httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpzahlen-die-zaehlen

EUROPAumlISCHE KOMMISSION (2009) Fact Sheet Gebietsfremde invasive Arten httpeceuropaeuenvironmentpubspdffactsheetsInvasive20Alien20SpeciesInvasive_Alien_DEpdf

FAO ndash FOOD AND AGRICULTURE ORGANIZATION OF THE UNITED NATIONS (2010) Global Forest Resource Assessment 2010wwwfaoorgforestryfrafra2010en

GARCIacuteAshyTORRES L u a (2001) Conservation agriculture in Europe Current status and perspectives In Garcia-Torres L Benites J and Martiacutenez-Vilela A (Hrsg) Conservation Agriculture A World-wide Challenge 1st World Congress on Conservation Agriculture Madrid 1 ndash 5 October 2001 Vol I Keynote Contributions XUL Cordoba Spain S 79 ndash 83

IAASTD ndash INTERNATIONAL ASSESSMENT OF AGRICULTURAL KNOWLEDGE SCIENCE AND TECHNOLOGY FOR DEVELOPMENT (2008) Global ReportwwwagassessmentorgreportsIAASTDENAgriculture20at20a20Crossroads_Global20Report20(English)pdf

KREIBICH H MUumlLLER M (2005) Private Vorsorgemaszlignahmen koumlnnen Hochwasserschaumlden reduzieren Schadensprisma Heft 1 2005 httpwwwschadenprismadepdfsp_2005_1_1pdf

57QUELLEN

LENZEN M u a (2012) International trade drives biodiversity threats in developing nations Nature 486109 ndash 112 Doi101038nature11145

PWC ndash PRICEWATERHOUSECOOPERS (2012) PwC Rio+20 Sustain ability pulse poll How do the public and CEO opinions differ on Rio+20 issues

REWE GROUP (2010) Pressemitteilung raquoBodensee-Obstbauern engagieren sich fuumlr Biodiversitaumltlaquo wwwrewe-groupcompressepressemeldungenpressemeldung-detail articlebodensee-obstbauern-engagieren-sich-fuer-biodiversitaet

SCBD ndash SECRETARIAT OF THE CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (2009) business2010 A magazine on business amp bio- diversity June 2009 Volume 4 ndash Issue 1 httpwwwcbdintdocnewslettersnews-biz-2009-06-enpdf

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement Ein Leitfaden fuumlr die betrieb-liche Praxis BerlinwwwbmudeN46143

STATISCHES BUNDESAMT (2012) Nachhaltige Entwicklung in Deutschland Indikatorenbericht 2012 wwwdestatisdeDEPublikationenThematischUmwelt oekonomischeGesamtrechnungenUmweltindikatorenIndikatoren PDF_0230001pdf__blob=publicationFile

STERN N (2007) The Economics of Climate Change The Stern Review Cambridge

TEEB (2009) The Economics of Ecosystems and Biodiversity TEEB for National and International Policy Makers Summary Responding to the Value of Naturewwwteebweborg

TEEB (2010A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity Ecological and Economic Foundations Edited by Pushpam Kumar London and Washington

TEEB (2010B) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integrieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz Bonn

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 58

TEEB (2011) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in National and International Policy Making Edited by Patrick ten Brink London and Washington

TEEB (2012A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Local and Regional Policy and Management Edited by Heidi Wittmer and Haripriya Gundimeda Abingdon and New York

TEEB (2012B) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Business and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York

TEN BRINK P BRAAT L (HRSG) (2008) The Cost of Policy Inaction The case of not meeting the 2010 biodiversity targethttpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversityeconomicspdfcopizip

UNESCAP ndash UNITED NATIONS ECONOMIC AND SOCIAL COMMISSION FOR ASIA AND THE PACIFIC (1999) Keynote Statement of Mr Cengiz Ertuna (UNESCAP) at IDNDR-ESCAP Regional Meeting for Asia Risk Reduction amp Society in the 21st Century Bangkok 23 ndash26 February 1999 httpwwwunescaporgenrdwater_mineraldisasterertuna01htm

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012) Water valuation ndash Building the business case Geneva and Washington

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012A) Changing Pace ndash Public policy options to scale and accelerate business action towards Vision 2050 Geneva and Washington

WRI ndash WORLD RESOURCE INSTITUTE (2012) The Corporate Ecosys-tem Services Review - Guidelines for Identifying Business Risks and Opportunities Arising from Ecosystem Change Version 20 Washington

ZEITZ J PUMA Pressemitteilung vom 16112011 httpaboutpumacompuma-completes-first-environmental-profit-and-loss-account-which-values-impacts-at-e-145-million

  • Die Unternehmensperspektive
  • Impressum
  • Inhaltsverzeichnis
  • Vorworte
  • Biodiversitaumlt und Oumlkoshysystemleistungen ndash Erweiterung der unternehmerischen Sicht
  • Warum die Wirtschaft gefragt ist ndash Treiber Chancen und Risiken
  • Entwicklungen und Trends ndash was auf Unternehmen zukommt
  • Wie Unternehmen taumltig werden koumlnnen
  • Ausblick
  • Weiterfuumlhrende Informationen
  • QUELLEN

ENTWICKLUNGEN UND TRENDS ndash WAS AUF UNTERNEHMEN ZUKOMMT3

DER STAAT SCHUumlTZT AUCH IN VERANTWORTUNG FUumlR DIE KUumlNFshy TIGEN GENERATIONEN DIE NATUumlRLICHEN LEBENSGRUND LAGEN

GRUNDGESETZ DER BUNDES REPUBLIK

DEUTSCHLAND ARTIKEL 20A

BIODIVERSITAumlTSshy UND OumlKOSYSTEMSCHUTZ ndash DEUTSCHER UND INTERNATIONALER HINTERGRUNDNaturschutz spielt seit Beginn des 20 Jahrhunderts in Deutschland traditionell eine wichtige Rolle Bedeutende Oumlkosysteme und Natur-raumlume sind seit langem unter besonderen Schutz gestellt Zahlreiche Gesetze und Regulierungen mit Vorgaben fuumlr Planungen und Entschei-dungen (sowie Grenzwerte) praumlgen die Politik fuumlr den Erhalt der bioshylogischen Vielfalt in Deutschland ( Kapitel 2) Es gibt zwar Fort-schritte in einzelnen Bereichen aber dennoch konnten Bemuumlhungen der Politik auf nationaler europaumlischer und internationaler Ebene den Trend des Verlustes der biologischen Vielfalt bisher nicht stoppen

Gesetzliche Vorgaben ruumlckten den Naturschutz beziehungsweise den Schutz der biologischen Vielfalt primaumlr in die Verantwortung der oumlffent-lichen Hand Zahlreiche Uumlbereinkuumlnfte und Strategien mit Zielen ndash sowohl auf internationaler europaumlischer als auch auf nationaler Ebe-ne ndash unterstreichen die politischen Anstrengungen der vergangenen Jahrzehnte Damit ist auch die Aufforderung an alle gesellschaftlichen Akteure verbunden an der Realisierung dieser Ziele aktiv mitzuwir-ken und ihre Verantwortung wahrzunehmen

Das 2005 veroumlffentlichte Millennium Ecosystem Assessment leitete schlieszliglich einen schrittweisen Perspektivenwechsel ein Natur wurde

29ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

ABBILDUNG 10

INFOBOX 14

Politische Ziele zum Schutz der Biologischen Vielfalt1992 wird die Konvention uumlber die biologische Vielfalt

(CBD) in Rio de Janeiro verabschiedet und von Deutschland ein Jahr spaumlter unter zeichnet Sie stellt die erste internationale Uumlbereinkunft dar in der sowohl Ursachen als auch Ziele zur Bekaumlmpfung des Verlustes von Biodiversitaumlt festgehalten werden

1998 verabschiedet die EU ihre erste Biodiversitaumltsstrategie die von EU-Aktionsplaumlnen aus den Jahren 2001 und 2006 ergaumlnzt wird

2007 beschlieszligt das Bundeskabinett die raquoNationale Strategie zur bio-logischen Vielfaltlaquo zur Umsetzung der CBD

2010 werden im Rahmen der 10 CBD-Vertragsstaatenkonferenz glo-bale Biodiversitaumltsziele fuumlr 2020 verabschiedet (sogenannte Aichi-Ziele)

2011 stellt die EU eine neue Biodiversitaumltsstrategie fuumlr 2020 vor die explizit auch Ziele und Maszlignahmen zum Erhalt von Oumlkosystem-leistungen umfasst (wie Aichi-Ziele)

nicht mehr nur aus sich heraus als schuumltzenswert angesehen son-dern zugleich als Lieferant von Rohstoffen und Leistungen als Abneh-mer von Emissionen und Brauchwasser sowie als Motor der Regional-wirtschaft verstanden

Diese Zusammenhaumlnge und diese oumlkonomischen Argumente fuumlr den Schutz von Oumlkosystemleistungen und der biologischen Vielfalt aufzuzeigen wurde zum Anspruch und zur Herausforderung der inter-nationalen TEEB-Initiative

INFOBOX 15

Die Nationale Strategie zur biologischen VielfaltDie Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt von 2007 formuliert Visi onen Ziele und Maszlignahmen zum Erhalt der biologischen Vielfalt in Deutschland fuumlr viele Themenbereiche (Arten Lebensraumlume diverse Oumlko sys teme Gewaumlsserschutz Land- und Forstwirtschaft Tourismus und naturnahe Erholung bis hin zu Bewusstsein Bildung Forschung Technolo gietransfer und Entwicklungszusammenarbeit) Ihre Umset-zung ist eine groszlige gesamtgesellschaft liche Herausforderung Politik und Verwaltung koumlnnen dies nicht im Alleingang schaffen Akteure in Wirtschaft und Gesellschaft ndash auch Unternehmen ndash sind fuumlr die erfolg-reiche Umsetzung der Strategie gefordert

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 30

ABBILDUNG 11 ndash 15 Die vier TEEB-Berichte und der TEEB-Synthe-sebericht In der abgebildeten Reihenfolge TEEB 2010a TEEB 2011 TEEB 2012a TEEB 2012b TEEB 2010b

INFOBOX 16

Die internationale TEEB-StudieInspiriert durch den Stern Report (2007) zum Klimawandel initiierten 2007 die G8 +5 Umweltminister angestoszligen durch den deutschen Bun-desumweltminister und den EU-Umweltkommissar eine globale Studie zur Oumlkonomie der Oumlkosysteme und der biologischen Vielfalt (The Eco-nomics of Ecosystems and Biodiversity ndash TEEB) Ziel war es die enorme wirtschaft liche Bedeutung der Natur und ihrer Oumlkosystemleistungen aufzuzeigen und Empfehlungen zu geben wie der Verlust der biologi-schen Vielfalt zu stoppen ist

Mehr als 400 Autoren aus Politik Wissenschaft Wirtschaft Nicht- Regierungsorganisationen und der Zivilgesellschaft arbeiteten an TEEB-Berichten fuumlr bestimmte Zielgruppen TEEB fuumlr nationale und interna-tionale Politiker TEEB fuumlr regionale und kommunale Entscheider TEEB fuumlr Unternehmen die Zivilgesellschaft wurde mithilfe einer Medien-kampagne inklusive Webseite Facebook-Profil und Twitter-Account eingebunden zudem gab es einen abschlieszligenden Synthese-Bericht und raquoTEEB Foundationslaquo fuumlr die Wissenschaft

Der Unternehmensbericht TEEB in Business and Enterprise zeigt inwie-fern Unternehmen von den Themen biologische Vielfalt und Oumlko-systemleistungen betroffen sind und unterstreicht mit Beispielen aus aller Welt den Einfluss auf und die Abhaumlngigkeit von Biodiversitaumlt und Oumlko systemleistungen Die Autoren formulieren sieben allgemeine Schritte zum unternehmerischen Umgang mit biologischer Vielfalt Identifizierung von Auswirkungen des Unternehmens auf und Abhaumln-

gigkeiten von Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungen (Biodiversity and Ecosystem Services ndash BES)

Beurteilung der geschaumlftlichen Risiken und Chancen in Zusammen-hang mit diesen Auswirkungen und Abhaumlngigkeiten

Entwicklung von BES-Informationssystemen Festlegung von Zielen Messung und Bewertung der Leistungsbilanz und Bekannt gabe der Ergebnisse

Ergreifung von Maszlignahmen zur Vermeidung Minimierung und Begren-zung von BES-Risiken einschlieszliglich Schadensersatz (raquoAusgleichlaquo) soweit machbar

Ergreifung neuer BES-Geschaumlftschancen Kosteneinsparungen neue Produkte neue Maumlrkte

Integration geschaumlftlicher Strategien und Maszlignahmen zu BES in wei-ter gefasste Initiativen zur Corporate Social Responsibility

Verbesserung der fuumlr BES geltenden Leitlinien und Strategien gemein-sam mit Betroffenen in Behoumlrden in nichtstaatlichen Organisationen und in der Zivilgesellschaft

31

Perspektivenwechsel in der UnternehmensweltViele Unternehmen orientieren sich an Leitbildern Unternehmenswer-ten beziehungsweise ihrer Unternehmensphilosophie und tragen da-mit unternehmerische und oft auch gesellschaftliche Verantwortung

ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

ABBILDUNG 16 Das Logo der raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo - Studie

INFOBOX 18

raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo fuumlhrt die internationale TEEB-Initiative auf nationaler Ebene fort Hauptaufgabe ist die Erarbeitung thematischer Berichte zum Wert und zur oumlkonomischen Bedeutung von biologischer Vielfalt Oumlkosystemleis-tungen und Natur fuumlr Wirtschaft und Gesellschaft in Deutschland Neben der vorliegenden Broschuumlre gehoumlren hierzu unter anderem die Themen Biologische Vielfalt und Klimawandel Oumlkosystemleistungen und Ent-wicklung laumlndlicher Raumlume sowie naturnahe Oumlkosysteme und staumldti-sche Lebensqualitaumlt raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo macht deutlich dass es neben moralisch-ethischen und oumlkologischen auch gewichtige oumlkonomische Gruumlnde gibt Naturkapital zu erhalten

raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo wird in einem offenen Prozess durchgefuumlhrt Zahlreiche Akteure aus Wissenschaft Politik Verwaltung Wirtschaft und Gesellschaft wirken durch Know-how Forschungs-ergebnisse wissenschaftliche Beitraumlge und gute Beispiele zur Bedeu-tung und Inwertsetzung von Oumlkosystemleistungen und biologi-scher Vielfalt an der Erstellung der Berichte mit

INFOBOX 17

TEEB als Startpunkt fuumlr viele weitere InitiativenDie Resonanz die TEEB in Wirtschaft Wissenschaft Medien und Politik erfuhr verhalf zahlreichen Initiativen zu mehr Gehoumlr So erlebten zum Beispiel die UNEP FI (Finanzinitiative des Umweltprogramms der Verein-ten Nationen UNEP) aber auch das langjaumlhrige Engagement der Welt-naturschutzorganisation IUCN in der Privatwirtschaft starken Aufwind Parallel zu TEEB bestehen in Kooperation zwischen Wirtschaft Wissen-schaft und Verbaumlnden praxis- und loumlsungsorientierte Ansaumltze wie der Corporate Ecosystem Services Review des World Resource Institute (WRI 2012) Neben zahlreichen nationalen TEEB-Studien und Initiativen wurde auch eine TEEB for Business Coalition ins Leben gerufen die sich unter anderem zum Ziel gesetzt hat durch ihr Engagement die Einbin-dung von Biodiversitaumlt in das unternehmerische Handeln spuumlrbar und nachhaltig zu befoumlrdern (wwwteebforbusinessorg pdfwriorgcorpo-rate_ecosystem_services_reviewpdf)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 32

Insbesondere im Rahmen ihrer Unternehmensstrategie stellen sie folgende Fragen raquoWas fuumlr ein Unternehmen sind wirlaquo und raquoFuumlr wel-che Werte stehen wir und wofuumlr setzen wir uns einlaquo

Gleiche oder zumindest aumlhnliche Fragen muumlssen Unternehmen auch ihren Anteilseignern und sonstigen internen und externen Anspruchs-gruppen beantworten Dies gilt in einer globalisierten Welt immer mehr auch fuumlr Produktionsstaumltten im Ausland und fuumlr die Beziehungen mit Lieferanten Damit stehen folgende Fragen im Vordergrund raquoWelche Werte moumlchten wir in Zulieferlaumlndern vertretenlaquo raquoWelche Um-weltmaszligstaumlbe setzen wir hier wie dort anlaquo und raquoWas hat dies fuumlr Auswirkungen auf unsere Marke und den Ruf des Unternehmenslaquo

Das Selbstverstaumlndnis einiger Unternehmen geht uumlber die bloszlige Bereit stellung von Guumltern und Dienstleistungen hinaus Sie sehen sich als Teil der Gesellschaft Vertreter ihrer Region und als Agierende in Wechselwirkung mit ihrer Umwelt Idealismus in Bezug auf ihre gesell schaftliche Rolle motiviert diese Entscheider ebenso wie Realis-mus in Bezug auf das Verstaumlndnis oumlkologischer und globaler Zu sam-men haumlnge So kommt es dass sich deutsche Unternehmen in Latein-amerika fuumlr den Erhalt bedrohter Arten engagieren und den Schutz von Regen wald in Afrika foumlrdern

INFOBOX 19

Vision von UnternehmenIn vielfaumlltiger Weise haben Unternehmen die oumlkologischen Herausfor-derungen sowohl als Warnsignale als auch als Chance fuumlr einen Wandel begriffen

Mit seiner Publikation raquoChanging Pacelaquo schreibt der World Business Council for Sustainable Development (WBCSD 2012a) seine Vision 2050 fort und zeigt Wege hin zu einem Wirtschaften auf das 9 Milliarden Menschen versorgt und dabei die oumlkologischen Grenzen unseres Plane-ten nicht uumlberschreitet Weitere Informationen wwwwbcsdorgchan-gingpaceaspx

Corporation 2020 greift aumlhnliche Gedanken auf geht allerdings noch einen Schritt weiter und strebt nach Ausrichtung des Wirtschaftssystems auf die Grenzen die der Planet setzt Steuerreformen klare Regeln fuumlr die Aufnahme von Fremdkapital (Stichwort Uumlberschuldung) Transparenz fuumlr den Konsumenten und Offenlegung von Externalitaumlten sind zentrale Punkte der Initiative um den Leiter der internationalen TEEB-Studie Pavan Sukhdev und zahlreiche weitere Persoumlnlichkeiten aus Wirtschaft Wissen-schaft und Politik Weitere Informationen wwwcorp2020com

33ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

Immer mehr deutsche Unternehmen setzen sich mit Fragen rund um die biologische Vielfalt und Oumlkosystemleistungen auseinander und leisten somit Pionierarbeit Die Komplexitaumlt des Themas raquobiologische Vielfaltlaquo und schwierige Operationalisierbarkeit sind dabei nach wie vor massive Huumlrden Und tatsaumlchlich gibt es bis dato noch keine einheitlich anerkannten Quantifizierungsmethoden oder verbindliche Richtlinien die biologische Vielfalt und Oumlkosystemleistungen lassen sich nicht in einem Indikator zusammenfassen Dadurch sind sie fuumlr viele Entscheider in deutschen Unternehmen schlecht greifbar und laumlsst diese vor konkreten Handlungen zuruumlckschrecken

Dennoch nehmen einige Unternehmen diese Herausforderungen an und naumlhern sich mit zunehmender Professionalitaumlt der Integration von Biodiversitaumlt in ihre Managementprozesse Unternehmen sind aktiv beteiligt an der Erstellung von Leitfaumlden ersten Empfehlungen zur Integration der biologischen Vielfalt ins Umweltmanagement oder Ansaumltzen zur verbesserten Quantifizierung der externen Effekte in der unternehmerischen Finanzbuchhaltung Auch die Gruumlndung von Initiativen zu dem Thema wie die deutsche raquoBiodiversity in Good Companylaquo-Initiative die raquoUNEP Finance Initiativelaquo die raquoGlobal Com-pactlaquo- Initiative der UN sowie der raquoeconsense Arbeitskreis zu Biodi-versitaumlt und Oumlkosystemleistungenlaquo zeigen dass dieser Perspektiven-wechsel die Unternehmenswelt mittlerweile erreicht hat

WIE UNTERNEHMEN TAumlTIG WERDEN KOumlNNEN4

DIE ERGEBNISSE DER OumlKOLOGISCHEN GEWINNshy UND VERLUSTRECHNUNG VON PUMA BELEGEN DASS DIE DERZEITIGEN GESCHAumlFTSPRAKTIKEN VON UNTER NEHMEN DRINGEND EINES PARADIGMEN WECHSELS BEDUumlRFEN

JOCHEN ZEITZ EHEMALIGER CEO UND

VERWALTUNGSRATSVORSITZENDER

DER PUMA SE VERWALTUNGSRATS -

MITGLIED PPR

Je nach Unternehmen ist die Herangehensweise und Auseinanderset-zung mit dem Thema Naturkapital sehr unterschiedlich Dieses Kapitel gibt konkrete Ansaumltze und Beispiele wie ein Einstieg und geziel-tes Handeln angegangen werden koumlnnen

TOOLS UND LEITFAumlDEN FUumlR DEN EINSTIEGUm eine moumlglichst praumlzise und damit steuerbare Integration ins unternehmerische Management zu erreichen ist die Entwicklung von Zielen und Maszlignahmen noumltig Ein erster Biodiversitaumlts-Check hilft dabei bereits bestehende Maszlignahmen und Kennzahlen zu identifi-zieren Dabei sollten saumlmtliche unternehmerische Taumltigkeitsfelder von der Strategie und dem Personalwesen uumlber Liegenschaften und Einkauf bis hin zu Produktion und Entsorgung beleuchtet werden Die dann vorliegenden Ergebnisse koumlnnen Startpunkt vertiefender Maszlignahmen sein zum Beispiel erste Ziele oder Analysen eine Aus-dehnung auf andere Geschaumlftsbereiche oder die Entwicklung von Management- und Berichterstattungsstrukturen

Leitfaumlden und Handbuumlcher geben Hilfestellung bei der Integration von biologischer Vielfalt in Unternehmenspro zesse und koumlnnen zu-

gleich Inspiration und Unterstuumltzung fuumlr weitere Planungsprozesse

35WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

sein Durch die Handlungsempfehlungen koumlnnen auf leichte Weise Elemente einbezogen werden die beispielsweise die biologische Vielfalt auf dem Firmengelaumlnde foumlrdern ndash wie Bienenkaumlsten und bewachsene Hauswaumlnde Weitere konkrete Handlungsempfehlungen finden sich unter anderem in dem Bericht raquo Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagementlaquo (Bestaumlndig und Wuczkowski 2012)

BESTEHENDE ANSAumlTZE NUTZEN UND ERWEITERNFolgende Ansaumltze aus dem Unternehmensbereich sind auch zur Inte-gration von Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt gut ge eignet Unternehmerische Verantwortung (Corporate Responsibility)

Berichterstattung (inklusive umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung)

Umweltmanagement Ressourceneffizienz Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten-Management

Investitions- und Planungsprozesse

Unternehmerische Verantwortung (Corporate Responsibility)Viele Aktivitaumlten zum Biodiversitaumlts- und Oumlkosystemleistungs - schutz sind losgeloumlst vom Kerngeschaumlft und unter gesellschaftlichem Enga ge ment und unternehmerischer Verantwortung (Corporate

INFOBOX 20

Biodiversitaumlts-Checks fuumlr UnternehmenBislang werden zwei in deutscher Sprache verfuumlgbare Biodiversitaumlts-Screenings fuumlr Unternehmen haumlufig angewendet Die branchenuumlbergreifenden Checklisten der deutschen raquoBiodiversity

in Good Companylaquo-Initiative basieren auf dem raquoHandbuch Biodiver-sitaumltsmanagementlaquo (Schaltegger u a 2010) und ermoumlglichen eine Selbstevaluation zum aktuellen Stand des unternehmerischen Biodi-versitaumltsmanagements Weitere Informationen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

Der vom Global Nature Fund BAUM e V dokeo und PwC entwi-ckelte Biodiversitaumlts-Check fuumlr Unternehmen vereint Expertise aus Biologie Oumlkologie und Management Er bietet einen ersten auf das Unternehmen zugeschnittenen Uumlberblick uumlber die Reife des Biodiver-sitaumltsmanagements und gibt Empfehlungen fuumlr das weitere Vorge-hen Weitere Informationen wwwbusiness-biodiversityeudefaultaspLang=DEUampMenue=128

ABBILDUNG 17(Foto Andrzej Tokarski fotoliacom)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 36

Respon si bi lity) einzuordnen Vor allem Unternehmenswerte und -philo-sophien koumlnnen Anknuumlpfungspunkte raquovon obenlaquo bieten und zu einer weitergefassten Strategieentwicklung fuumlhren

ABBILDUNG 18(Foto Susanne Georgi)

INFOBOX 21

Praxisbeispiel Pilotprojekt fuumlr Branchenstandards Die oekom GmbH der groumlszligte deutsche Fachverlag fuumlr Oumlkologie und Nachhaltigkeit veroumlffentlicht Sach- und Fachbuumlcher mit Bezug zur bio-logischen Vielfalt und dem Erhalt der Oumlkosysteme Fuumlr seine Publi-kationen verwendet er ausschlieszliglich Recycling- und FSC-zertifiziertes Papier Zudem hat der Verlag das Projekt raquoNachhaltig Publizierenlaquo initi-iert das vom Bundesumweltministerium gefoumlrdert wird In Kooperation mit zwei wissenschaftlichen Instituten und der Frankfurter Buchmesse wurden praxisnahe Kriterien fuumlr die nachhaltige Bucherstellung entwi-ckelt Mit dem Projekt praumlsentiert sich oekom oumlffentlichkeitswirksam als Vorreiter und sensibilisiert die Verlagsbranche fuumlr einen nachhalti-gen Umgang mit der Ressource Papier

37

Gleichzeitig bietet die Kommunikation und Interaktion mit Kunden und Mitarbeitern Moumlglichkeiten fuumlr eine Integration sozusagen als Impulsgeber raquovon untenlaquo Freiwilligenarbeit gemeinsame Baum-pflanzaktionen oder Spenden fuumlr Naturschutzeinrichtungen tragen zum Schutz und zur Wertschaumltzung des Naturkapitals bei Mit Blick auf ihre Mitarbeiter profitieren Unternehmen zudem vom Wohlbe-finden am Arbeitsort erhoumlhter Kommunikationsbereitschaft und staumlrkerer Bindung und Loyalitaumlt gegenuumlber dem Arbeitgeber

Berichterstattung (inklusive umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung)Die in Deutschland und weltweit gebraumluchlichste Richtlinie zur Bericht-erstattung von Nachhaltigkeitsaspekten ndash die Global Reporting Initia-tive (GRI) ndash sieht eine Offenlegung von bis zu fuumlnf biodiversitaumltsbe-zogenen Indikatoren vor Diese waren bislang von eher qualitativer

WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

ABBILDUNG 20 Umweltindika-toren der Global Reporting Initiative Die fuumlnf relevanten Umweltindi - ka toren der Berichterstattungsricht-linie der Global Reporting Initiative (GRI) in der Version 31 Biodiver-sitaumlts bezogene Umweltindikatoren werden mit EN fuumlr Umwelt abgekuumlrzt und beinhalten EN 11 bis EN 15

Kernindikatoren Zusaumltzliche Indikatoren

EN11

Ort und Groumlszlige von Grundstuumlcken in Schutzge-bieten oder angrenzend an Schutzgebiete Ort und Groumlszlige von Grundstuumlcken in Gebieten mit hohem Biodiversitaumltswert auszligerhalb von Schutz-gebieten oder daran angrenzend Zu beruumlcksich-tigen sind Grundstuumlcke die im Eigentum der berichtenden Organisation stehen oder von die-ser gepachtet oder verwaltet werden

EN13 Geschuumltzte oder wiederhergestellte natuumlrliche Lebensraumlume

EN14Strategien laufende Maszlignahmen und Zu-kunftsplaumlne fuumlr das Management der Auswir-kungen auf die Biodiversitaumlt

EN12

Beschreibung der wesentlichen Auswirkungen von Aktivitaumlten Produkten und Dienstleistungen auf die Biodiversitaumlt in Schutzgebieten und in Gebieten mit hohem Biodiversitaumltswert auszliger-halb von Schutzgebieten

EN15

Anzahl der Arten auf der Roten Liste der IUCN und auf nationalen Listen die ihren natuumlrlichen Lebensraum in Gebieten haben die von der Geschaumlftstaumltigkeit der Organisation betroffen sind aufgeteilt nach dem Bedrohungsgrad

ABBILDUNG 19(Foto Piepenbrock)

INFOBOX 22

Praxisbeispiel Mitarbeiter-EngagementDie Piepenbrock Unternehmensgruppe unterhaumllt im brandenbur-gischen Naturpark Stechlin-Ruppiner Land den 2200 Hektar groszligen Forst Rheinshagen Im Rahmen seiner Aktion raquoWachstumlaquo pflanzt das Unternehmen dort gemeinsam mit seinen Kunden fuumlr jeden Neuauf-trag Baumlume Im August 2012 besuchte eine Gruppe von zehn Auszu-bildenden des Unternehmens im Zuge der raquoAzubi-Projekttagelaquo den Piepen brock Forst um die Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens kennenzulernen und selbst aktiv zu unterstuumltzen Ziel war es die Sand-heideflaumlche am Zechower Berg im Naturschutz- und gleichnamigen Fauna-Flora-Habitat-Gebiet Rheinsberger Rhin und Hellberge zu pflegen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 38

IM RAHMEN VON UMWELTSCHUTZ UND RESSOURCENshyEFFIZIENZ KUumlMMERN SICH VIELE UNTER NEHMEN BEREITS HEUTE UM BIODIVERSITAumlT UND ECOSYSTEM SERVICES OHNE DIES JEDOCH EXPLIZIT HERAUS ZUshy STELLEN DER BEWUSSTE EINBEZUG DES OumlKOSYSTEMshy GEDANKENS SOWIE DIE BETRACHTUNG ENTSPRECHENDER CHANCEN UND RISIKEN STELLT EINE WEITER ENT shy WICKLUNG DAR DIE DURCHAUS ALS rsaquoUMWELTVERANTshyWORTUNG 20lsaquo BEZEICHNET WERDEN KANN

MICHAEL SIEMERS CORPORATE

ENVIRONMENT amp RESPONSIBILITY

EVONIK INDUSTRIES AG

Form doch auch hier erfolgt eine regelmaumlszligige Anpassung die zu-kuumlnftig sicherlich auch mit einer Quantifizierung einhergehen wird Damit bleibt die unternehmerische Berichterstattung eng verbunden mit dem Umweltmanagement

Unternehmerische Berichterstattung wird sich aumlndern und zukuumlnftig integrierter sein (Stichwort Integrated Reporting) In dieser Hinsicht ist auch die umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung zu sehen

INFOBOX 23

Praxisbeispiel Umweltbezogene Gewinn- und VerlustrechnungWaumlhrend in der klassischen Gewinn- und Verlustrechnung (GampV) nur finanzielle Kenngroumlszligen wie Anlagevermoumlgen return on investment und Eigenkapitalrendite berichtet werden bleiben die umweltbezogenen Kosten verborgen Diese Externalitaumlten ndash beispielsweise Verschmutzung von Gewaumlssern Zerstoumlrung von Lebensraumlumen oder das Abwaumllzen von Verantwortung beim Klimawandel auf Folgegenerationen ndash sind als Ver-luste anzusehen die nicht durch das Unternehmen sondern von Dritten wie der Allgemeinheit oder der Natur getragen werden Getrieben von CEO Jochen Zeitz hat Puma es sich zur Aufgabe gemacht diese Kosten deutlicher aufzuzeigen und in die GampV einflieszligen zu lassen Solch eine Sichtbarmachung kann beim Einkauf der Fertigung der Produktent-wicklung oder dem Nachhaltigkeitsmanagement helfen bessere Ent-scheidungen zu treffen um so die Externalitaumlten zu minimieren Laut PUMA Environmental Profit amp Loss Account hat das Unternehmen im Jahr 2010 etwa 145 Millionen Euro an Umweltschaumlden durch Treibhaus-gasemissionen Wasserverbrauch Landnutzungsfolgen Luftverschmut-zung und Abfallerzeugung verursacht Davon entfallen nur etwa 6 auf das Kerngeschaumlft mehr als 137 Millionen Euro Umweltschaumlden ent-stehen entlang der Lieferkette Weitere Informationen httpaboutpumacomwp-contentthemesaboutPUMA_themefinancial-reportpdfEPL080212finalpdf

39WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Sie macht deutlich welche Abhaumlngigkeiten und welche Einfluumlsse ein Unternehmen hat und stellt bei der Einbeziehung der Oumlkosystem-leistungen und Integration in die externe Rechnungslegung einen be deut samen Schritt hin zur Beruumlcksichtigung von Naturkapital in Unternehmen dar Eine Offenlegung dieser Art koumlnnte einen Para dig-menwechsel einleiten Wer seine Leistung schon fruumlhzeitig ganzheit-lich misst und berichtet kann in einem sich veraumlndernden Geschaumlfts-

ABBILDUNG 21 (Foto LianeM Fotoliacom)

INFOBOX 24

Biodiversitaumlt in den Umweltmanagementzertifizierungen ISO 14001 und EMASBei EMAS muumlssen und bei ISO 14001 sollten die Auswirkun-gen auf die biologische Vielfalt beruumlcksichtigt werden Bei EMAS wird in Form des raquoFlaumlchenverbrauchslaquo ein direkter Indikator fuumlr den Habitatverlust erhoben ndash eine der Hauptursachen des Biodiver-sitaumltsverlustes Zwar kann der Flaumlchenverbrauch von unterschiedli-cher Qualitaumlt sein ndash die Bebauung einer bereits degradierten Flaumlche ist weniger kritisch als die eines intakten Oumlkosystems ndash dennoch kann dies als erster Startpunkt gewertet werden

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 40

umfeld weiterhin Spitzenleistung liefern Dies betrifft die Felder Risikomanagement Versorgungssicherheit und -produktivitaumlt wie auch Compliance und Stakeholdermanagement

UmweltmanagementEin Umweltmanagement steuert gemaumlszlig den vier Managementschrit-ten Planen Ausfuumlhren Kontrollieren und Optimieren umweltbezo-gene Unternehmenstaumltigkeiten und ermoumlglicht so eine kontinuierli-che Verbesserung der Umweltleistung Dieser Managementzyklus beruumlcksichtigt derzeit nur selten umsetzungsorien tiert die Dimensio-nen Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt

Hier kann eine Erweiterung konkret ansetzen Eine erste Feststellung des Status quo auf Basis bereits existieren der Umweltdaten ndash ergaumlnzt durch Experteneinschaumltzungen ndash ist der Anfang Anschlieszligend koumln-nen spezifische und messbare Ziele gesetzt werden was sich in die bekannten Schritte des Umweltmanagements einbinden laumlsst

RessourceneffizienzRessourceneffizienz gewinnt angesichts steigender Rohstoffpreise und -bedarfe und des groszligen Anteils den Material- und Energie kosten an den Gesamtkosten in vielen Branchen darstellen wirtschaftlich und politisch enorm an Bedeutung Zur Steigerung der Ressourceneffi-zienz liegen aktuell Programme auf nationaler wie europaumlischer Ebene vor es existieren dazu Plattformen und Initiativen Das Thema raquoRes-sourceneffizienzlaquo koumlnnen Unternehmen strategisch integrieren (zum Beispiel in ihrem Umweltmanagement) indem sie die entsprechen-den Einsatzstoffe als Naturkapital raquodeklarierenlaquo und im Ressourcen-management umfassender als bisher beruumlck sichtigen Durch den sparsamen effizienten Einsatz von Ressourcen koumlnnen oftmals Oumlko-systeme geschont werden (zum Beispiel durch ein entsprechendes

INFOBOX 25

Praxisbeispiel Integration von Biodiversitaumlt in das Ressourcen-managementUPM betreibt in Deutschland sieben Papierfabriken und verschreibt sich der nachhaltigen Forstwirtschaft und dem Schutz der Biodiversitaumlt So wird weltweit FSC- und PEFC-zertifiziertes Holz verwendet und in unter nehmenseigenen Waumlldern ein Biodiversitaumltsprogramm umge-setzt Gemeinsam mit der raquoAlliance for Water Stewardshiplaquo fuumlhrt UPM ein Pilotprojekt zum Wassermanagement durch Dies soll den Verbrauch des wasserintensiven Papierherstellungsprozesses senken und die Wie-derverwendung des Wassers erhoumlhen UPM unterstreicht mit seinemEngagement seine Position als raquoBiofore Companylaquo

41WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

INFOBOX 26

Praxisbeispiel Bewertung von Biodiversitaumlt in der Lebensmittel-branche und der LandwirtschaftEinen Schritt weiter als die Oumlkobilanzen geht das Bewertungsverfahren der BASF Mit ihrer Lebenszyklusanalyse AgBalance erfasst sie eine Viel-zahl von Nachhaltigkeitsindikatoren der Lebensmittel- und Landwirt-schaftsbranche Biologische Vielfalt flieszligt mit 8 der 69 Indikatoren in eine Punktebewertung ein so unter anderem Naumlhe zu Schutzgebieten Auskreuzungspotenzial und Oumlkotoxizitaumltspotenzial Auszligerdem werden soziale und oumlkonomische Indikatoren erfasst und somit alle drei Saumlulen der Nachhaltigkeit abgebildet Auch wenn ein Abwaumlgen zwischen unter-schiedlichen Groumlszligen wie Punkten und Euros als Messeinheiten Entschei-der vor Herausforderungen stellt ist dies doch ein wichtiger Schritt hin zur Integration von Biodiversitaumlt in Entscheidungsprozesse

Wassermanagement in Regionen mit Wasserstress) Jedoch ist Res-sourceneffizienz nicht gleichzusetzen mit Biodiversitaumlts- und Oumlko-systemschutz Neben dem sparsamen Umgang mit Ressourcen ist auch die Art der Einsatzstoffe (zum Beispiel Nutzung von nachhaltig erzeugtem Palmoumll) von Bedeutung

Der Zusammenschluss zu Brancheninitiativen ist ein Ansatz um das Thema Ressourceneffizienz ganzheitlicher und passgenauer zu be-trach ten und so die Thematik uumlber den bisherigen Fokus auf Reduzie-rung von Rohstoffverbrauch und Emissionen hinaus zu erweitern

Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten- Management Die Analyse der Wertschoumlpfungskette eines Produktes liefert immer wieder Verbesserungspotenzial und wird deshalb regelmaumlszligig durchge-fuumlhrt Dies bietet gute Ansatzpunkte fuumlr eine Untersuchung und Ver-besserung der Biodiversitaumltsperformance Eine weitere oft genutzte Analysemoumlglichkeit sind Oumlkobilanzen (Life Cycle Assessments)

Oumlkobilanzen bilden den gesamten Stoffkreislauf ab ndash und somit auch die fuumlr Biodiversitaumlt relevante Landnutzung oder Oumlkosystemleis-tungen wie die Bereitstellung von Rohstoffen die Absorption von Produktionsemissionen und die Aufnahme von Abfallprodukten An-gefangen bei eigenen Beschaffungsquellen (zum Beispiel Vertragsan-bauer von Supermaumlrkten oder Handelsmarken) bis hin zu Vorproduk-ten der Liefer an ten ndash entlang der Lieferkette verbergen sich zahlreiche Ursachen fuumlr Bio diversitaumltsverlust Fuumlr Unternehmen die Rohstoffe und Vorpro dukte aus dem Ausland beziehen ist es daher wichtig auf den Einkauf und das Lieferkettenmanagement zu achten Wichtige

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 42

Analyseschritte beinhalten Grenzwerte und Normen (in den Abbau- und Ursprungslaumlndern der Vorprodukte oftmals deutlich niedriger als in Deutschland) oder Screenings zu Wasserknappheit entlang der Lie-ferkette Darauf aufbauend ergibt sich eine detaillierte Bewertung zur Beruumlcksichtigung von Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt bei Liefe ranten

Investitions- und PlanungsprozesseInvestitionen in den Bau neuer Anlagen oder Standorte werden derzeit eher selten unter Biodiversitaumltsaspekten im betrieblichen Umwelt-management erfasst Beim Bau eines Produktionsstandorts auf der raquogruumlnen Wieselaquo spielen vor allem die Eingriffsregelung des Bun-desnaturschutzgesetztes (BNatSchG) sowie das EU-Naturschutz-recht (FFH- und Vogelschutz-Richtlinie) eine wichtige Rolle Diese Regeln erscheinen Unternehmen manchmal wider spruumlchlich ndash gerade mit Blick auf den gewollten Naturschutz Firmenareale werden auf-grund strategischer Entscheidungen zum Beispiel fuumlr den Bau von Anlagen uumlber einen laumlngeren Zeitraum brach liegen gelassen Siedelt sich daraufhin eine geschuumltzte Art auf dieser Flaumlche an koumlnnen Unter-nehmen unter Umstaumlnden nur mit hohen Auflagen dieses Gebiet er-schlieszligen und einen Neu- oder Ausbau realisieren Um solchen Ziel kon-flikten vorzubeugen bieten die zustaumlndigen Natur schutzbehoumlrden an in Dialog zu treten um gangbare Wege und Maszlignahmen auszu loten

Doch Unternehmen koumlnnen auch in Vorleistung gehen Indem zum Beispiel Brachflaumlchen und Naturraumlume belassen sowie die Funktio-nalitaumlt von aquatischen Oumlkosystemen (Gewaumlssern) erhalten werden

INFOBOX 27

Ausgleichsflaumlchen ndash Chancen fuumlr beschleunigte PlanungsprozesseGut zu wissen Laut sect16 BNatSchG kann durch Oumlkosystemschutz ein raquoGuthabenlaquo auf einem Oumlkokonto angespart werden Bei spaumlteren Ein-griffen werden diese Flaumlchen als bereits geleistete Kompensationsmaszlig-nahmen anerkannt Rheinkalk macht sich dieses Instrument zunutze Im sauerlaumlndischen Houmlnnetal dient nur ein Teil des Grundbesitzes dem Kalksteinabbau Weite Teile des Areals hingegen stehen dank nicht-oumlkonomischer Waldnutzung dem Naturschutz temporaumlr zur Verfuumlgung oder werden je nach Management und naturschutzfachlicher Einschaumlt-zung einem Oumlkokonto zugeschrieben das als Kompensationsleistung fuumlr zu erwartende Eingriffe agiert Waumlhrend auf der einen Seite pro-aktiv Arten- und Oumlkosystemschutz ermoumlglicht wird profitiert Rheinkalk von einem beschleunigten Planungsprozess vermiedener Buumlrokratie und somit geringeren Kosten (wwwrheinkalkdepdfVerantwortung_Fuer_Mensch_und_Naturpdf Seite 24)

43WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

koumlnnen etwaige Kompensationsmaszlignahmen im Rahmen der Ein griffs -regelung vermieden werden Zudem koumlnnen Ergebnisse der teils obli-gatorischen Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung (UVP) der Strategischen

INFOBOX 28

Praxisbeispiel ZielkonflikteBiologische Vielfalt spielt in Steinbruumlchen Baggerseen und Kiesgruben eine wichtige Rolle Die Steine- und Erdenindustrie engagiert sich in zahlreichen Projekten zur Foumlrderung der biologischen Vielfalt Neben der Erarbeitung von Biodiversitaumltsindikatoren und einer Biodiversitaumlts-Datenbank zaumlhlen hierzu zahlreiche gemeinsame Projekte mit Umwelt-verbaumlnden

raquoLeider werden der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt in den Abbaustaumltten ausgerechnet durch das Naturschutzrecht selbst eingeschraumlnkt Wer zum Beispiel ein Laichgewaumlsser fuumlr die Gelbbauch-unke auf einem Rohbodenstandort anlegt oder eine Steilwand fuumlr die Uferschwalbe herrichtet der laumluft Gefahr dass die weitere Bewirt-schaftung der Flaumlchen deutlich eingeschraumlnkt wird Der statische An-satz im Naturschutzrecht verhindert damit leider vielerorts die Aus-schoumlpfung von Synergieeffekten von Gesteinsabbau und Naturschutz Die Steine- und Erdenindustrie jedenfalls ist zur Foumlrderung der biolo-gischen Vielfalt bereit und setzt sich auch weiterhin fuumlr praktikable Loumlsungen einlaquo (Diplom-Biologe Thomas Beiszligwenger Hauptgeschaumlfts-fuumlhrer Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

ABBILDUNG 22 (Foto Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

INFOBOX 29

Praxisbeispiel Management von LiegenschaftenFraport die Betreibergesellschaft des Frankfurter Flughafens formuliert in seiner unternehmenseigenen Biodiversitaumltsstrategie Grundsaumltze zur Biodiversitaumlt Darin wird festgehalten dass sich Flugbetrieb und der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt ndash uumlber gesetz liche Anforderungen wie zum Beispiel Eingriffsregelung hinaus ndash vereinbaren lassen So wird unter anderem auf dem Gelaumlnde des Flughafens ein For-schungsprojekt zum Bienen-Monitoring unterstuumltzt das wichtige Infor-mationen uumlber die Schadstoffsituation liefert Gleich zeitig werden im Rhein-Main-Gebiet gezielt Naturschutzvorhaben gefoumlrdert so zum Bei-spiel der Erhalt von raquoAltholzinselnlaquo im Kinzigtal oder die Pflege von Streuobstwiesen im Maintal (wwwfraportdecontentfraport-agdenachhaltigkeitumweltnatur--und-ressourcenschutz0html und verglei-che auch die dort bereitgestellten PDF-Dokumente)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 44

Legende Naumlhe zum Kerngeschaumlft Merkmalsauspraumlgung Geringer Bezug Mittel o Trifft zu x Mittlerer Bezug Stark + Starker Bezug Sehr stark + +

ABBILDUNG 23 Handlungsan-saumltze zur Integration von Biodiversi-taumlt in Unternehmen am Beispiel eines Industrie- und Konsumguumlter-unternehmens (Grafik PwC)

INFOBOX 30

Handlungsansaumltze zur Integration von Biodiversitaumlt in UnternehmenDie vorgestellten sechs Handlungsansaumltze werden hier systematisch zusammengefasst am Beispiel der Indus trie- und Konsumguumlterbranche dargestellt Diese Systematik kann allen Unternehmen als Pruumlfrahmen dienen ihr spezifisches Profil zur Beruumlcksichtigung von biologischer Viel-falt Oumlkosystemen und deren Leistungen (Naturkapital) zu entwickeln

Die Abbildung verdeutlicht die Wirkung der verschiedenen Handlungs-ansaumltze beispielhaft im Hinblick auf die vier Werttreiber Risiken senken Kosten reduzieren Maumlrkte und Kunden erschlieszligen und Reputation steigern

Waumlhrend die farbliche Hinterlegung die Naumlhe zum Kerngeschaumlft andeutet geben die Spalten auf der rechten Seite Informationen uumlber den Beitrag zum Schutz der biologischen Vielfalt sowie zur moumlglichen Umsetzungskomplexitaumlt wieder Es wird deutlich dass es durchaus ein-fache Maszlignahmen gibt die eine Wirkung zeigen

Werttreiber

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Integration von Biodiversitaumltsaspekten in hellip

Beitrag zum Schutz des Natur kapitals

Umsetzungsshy komplexitaumlt

x x x 1) Unternehmerischer Verantwortung (Corporate Responsibility) o + o

x x x 2) Berichterstattung (inkl umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung) o +

x x 3) Umweltmanagement inkl Liegenschafts-management o + +

x x 4) Maszlignahmen zur Steigerung der Ressourcen-effizienz + + + +

x x x 5) Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten-Management + + + +

x x 6) Investitions- und Planungsprozesse + o +

45WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Des Weiteren ist erkennbar dass die Integration von Biodiversitaumlt in Aus-wahl- und Entscheidungsprozesse vor allem im Bereich Ressourceneffi-zienz Lieferketten-Management und Investitions- und Planungsprozesse zu Win-win-Situationen fuumlhren kann Dabei sollte bei der Auswahl der Ansaumltze und Methoden aber immer das Kerngeschaumlft des Unterneh-mens im Vordergrund stehen ndash hier kann ein erster Check die weitere Schwerpunktsetzung unterstuumltzen Auch die Integration ins klassische Umweltmanagement stellt einen Schritt zur Beruumlcksichtigung von Bio-diversitaumlt dar ndash und zwar verbunden mit einem maumlszligigen Aufwand

Umweltpruumlfung (SUP) und der FFH Vertraumlglichkeitspruumlfung (FFH VP) guumlnstiger ausfallen Auflagen der Nachbesserung reduziert dadurch Kosten eingespart und ein reibungsloser Planungs- und Bauprozess beguumlnstigt werden

Abschlieszligend gilt es die Integration von Biodiversitaumlt auch in flankie-renden operationellen Einheiten voranzutreiben Dies betrifft beson-ders Forschung und Entwicklung sowie Kommunikation Dabei sollen die Themen erfolgreich sowohl nach innen als auch nach auszligen also zu Kunden Lieferanten und anderen Interessengruppen kommuni-ziert und in eine entsprechende Berichterstattung integriert werden

AUSBLICK5

WIR KOumlNNEN DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER WIRTSCHAFT NUR ERHALTEN WENN WIR DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER NATUR ERHALTEN DAFUumlR IST EINE VIELFALT AN LEBENSshy RAumlUMEN UND ARTEN VON ENTSCHEIDENDER BEDEUTUNG DEREN SCHUTZ MUSS DESHALB VIEL STAumlRKER IN DEN WERTSCHOumlPFUNGSPROZESSEN BERUumlCKSICHTIGT WERDEN

ALEXANDER BARTELT ABTEILUNGS-

LEITER KLIMASCHUTZ UND NACHHAL -

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VORSTANDSVORSITZENDER raquoBIODIVER-

SITY IN GOOD COMPANYlaquo- INITIATIVE

Es ist an der Zeit die Aspekte von Naturkapital in das unterneh-merische Handeln zu integrieren Nutzen Sie die vielfaumlltigen Ansatz-punkte die im Rahmen der Broschuumlre aufgezeigt wurden und beginnen Sie Ihre unternehmerischen Aktivitaumlten zu erweitern In Deutsch-land gibt es viele Initiativen und Ansaumltze die einen Einstieg in die The-men Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungen erleich tern Nutzen Sie diese Initiativen fuumlr einen Austausch mit anderen Unter-nehmen und uumlber die dort bereits gemachten Erfahrungen (siehe dazu auch Kapitel 6)

Die Initiative raquoBiodiversity in Good Companylaquo ist ein Zusammen-schluss von Unternehmen die gemeinsam fuumlr den Schutz der

biologischen Vielfalt eintreten Der branchenuumlbergreifenden Initiative gehoumlren kleine mittlere und groszlige Unternehmen an Die Mitglieder der raquoBiodiversity in Good Companylaquo-Initiative unterstuumlt-zen das freiwillige Engagement der Wirtschaft fuumlr den Schutz der biologischen Vielfalt Sie arbeiten an Innovationen und Investitio-nen damit naturvertraumlgliche Technologien Produkte und Dienst-leistungen verstaumlrkt ihren Weg in die Maumlrkte finden Die Initiative

47AUSBLICK

traumlgt dazu bei den Privatsektor in die Verwirklichung der Ziele der Konvention uumlber die biologische Vielfalt und der Nationalen

Strategie zur biologischen Vielfalt staumlrker einzubinden

Auch im Rahmen von econsense ndash einem Zusammenschluss fuumlhren-der global agierender Unternehmen und Organisationen der deut-schen Wirtschaft zu den Themen nachhaltige Entwicklung und Cor-porate Social Responsibility (CSR) ndash wird der Themenbereich im Rahmen der Arbeitsgruppe raquoBiodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungenlaquo begleitet Die Mitgliedsunternehmen setzten sich intensiv mit dem Erhalt und der Entwicklung der biologischen Vielfalt auseinander und nutzen econsense als Plattform zum Austausch und zur Diskus-sion von praktischen Managementinstrumenten

Engagieren Sie sich im Projekt raquoUnternehmen Biologische Vielfalt 2020laquo einer Dialog- und Aktionsplattform des Bundesumweltminis-teriums gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der deutschen Wirtschaft und von Naturschutzverbaumlnden die einen fortlaufenden Austausch erlaubt und konkrete Aktivitaumlten zur Umsetzung der Nati-onalen Strategie zur biologischen Vielfalt auf den Weg bringt Folgende Themenfelder stehen dabei im Fokus Informationen zur biologischen Vielfalt fuumlr Unternehmen Biologische Vielfalt im betrieblichen Umweltmanagement Biologische Vielfalt und Naturschutzrecht Kommunikation von Unternehmen nach auszligen Finanzierung von Naturschutzprojekten Maumlrkte Chancen erkennen und entwickeln Netzwerkbildung

Die kuumlnftige Leistungsfaumlhigkeit der Wirtschaft wird von der Leis-tungsfaumlhigkeit des Naturkapitals abhaumlngen Der Erhalt der Leistungs-faumlhigkeit unseres Naturkapitals erfordert die gebuumlndelten Kraumlfte von Unternehmen Politik und Gesellschaft raquoNatur kapital Deutschland ndash TEEB DElaquo zeigt dass sich dies auch wirtschaftlich lohnt Lassen Sie uns diese Chance gemeinsam wahrnehmen

ABBILDUNG 24 (Foto morrbyte Fotoliacom)

6 WEITERFUumlHRENDE INFORMATIONEN

PROJEKT raquoNATURKAPITAL DEUTSCHLAND ndash TEEB DElaquoDiese Broschuumlre ist Teil des Projekts raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo in dessen Rahmen bis zum Jahr 2015 folgende vier Berichte erscheinen (Arbeitstitel) raquoKlimapolitik und Naturkapital Synergien und Konfliktelaquo raquoOumlkosystemleistungen und Entwicklung laumlndlicher Raumlumelaquo raquoNaturleistungen in der Stadt Gesundheit schuumltzen und

Lebensqualitaumlt erhoumlhenlaquo raquoNaturkapital Deutschland Neue Handlungsoptionen

ergreifen ndash eine Syntheselaquo

Bereits erschienen ist die Broschuumlre raquoDer Wert der Natur fuumlr Wirt-schaft und Gesellschaft ndash Eine Einfuumlhrunglaquo wwwnaturkapital-teebde

Soweit Praxisbeispiele und Statements nicht gesondert gekennzeich-net wurden sind diese speziell fuumlr raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo erstellt worden

Leitfaumlden Handlungsmoumlglichkeiten fuumlr Unternehmen BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012)Biodiversitaumlt im unterneh-

merischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Umfangrei-che aber dennoch leicht zu erfassende und praxisnahe Broschuumlre zu Maszlignahmen rund um den betrieblichen Biodiversitaumltsschutz Mit zahl-reichen Umsetzungstipps und Hinweisen auf weiterfuumlhrende Lite ra-tur und Webseiten

49WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

www2leuphanadeumanagementcsmcontentnamadownloads download_publikationenBestaendig20Wuczkowski_Biodiversitaet 20im20unternehmerischen20Nachhaltigkeitsmanagement_neupdf

HOUDET J (HRSG) (2008 UumlBERARBEITET 2010) Integrating bio-diversity into business strategies The Biodiversity Accountability Framework Sehr umfangreiche Publikation (knapp 400 Seiten) uumlber Bio di versitaumlt und Unternehmen beginnend bei den Grundlagen 23 In dikatoren (Business and Biodiversity Independence Indicators) sind Grundlage fuumlr die Bewertung der Biodiversitaumltsleistung von Unter-nehmen Mit zahlreichen Beispielen Regionaler Fokus Frankreichwwworeeorg_scriptntsp-document-file_downloadphp document_id=1063ampdocument_file_id=1070

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement ndash Ein Leitfaden fuumlr die betriebliche Praxis Umsetzungsorientiertes Handbuch zur Einbindung von Biodiversi-

taumlt in das bestehende (Umwelt)-Management inklusive zahlreicher Vorschlaumlge fuumlr Maszlignahmen und Instrumente sowie Zuordnung zu Handlungsfeldern und Funktionsbereichen httpwwwbmudeN46143

TEEB (2012) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Busi-ness and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York Bericht fuumlr Unternehmen der internationalen TEEB-Studie Ins-pirierende teils generische Heranfuumlhrung an die Bedeutung von Bio-diversitaumlt an Unternehmen mit Beispielen aus aller Welt Excutive summary unter wwwteebweborg

UN GLOBAL COMPACT AND IUCN (2012) A Framework for Corpo rate Action on Biodiversity and Ecosystem Services Uumlberblicksbro schuumlre zu Biodiversitaumlt und Unternehmen Adressierte Themen Treiber Risi-ken amp Chancen Corporate Governance Management (inkl Vermei-dungs-Hierarchie) Stakeholder-Engagement und Berichter stattungwwwunglobalcompactorgdocsissues_docEnvironmentBES_Frameworkpdf

WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD) (2011) Handbuch zur unternehmerischen Bewertung von Oumlkosystemdienstleistungen (CEV) Ein Rahmenwerk zur Erleichterung unternehmerischer Entscheidungsfindung Generisches Hand buch fuumlr die Durchfuumlhrung einer unternehmensinternen Bewertung von Biodiversitaumlt (breites Werteverstaumlndnis) mit Handreichungen zu vor-gelagerten Abwaumlgungen wwweconsensedesitesallfilesWBCSD_Handbuch_CEVpdf

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 50

WORLD RESOURCE INSTITUTE (WRI) (2012) Corporate Ecosystem Services Review ndash Version 20 Handbuch zur systematischen Erfas-sung von biodiversitaumltsbezogenen Risiko- und Handlungsfeldern Schrittweises Vorgehen inkl Vorschlaumlgen fuumlr die Erfassung und Doku-mentation des Prozesses wwwwriorgpublicationcorporate-ecosystem-services-review

Allgemein Oumlkosysteme Biodiversitaumlt und Wirtschaft JESSEL B TSCHIMPKE O UND WALSER M (2009) Produktivkraft

Natur Hamburg Praumlgnante Beispiele fuumlr die Quantifizierung von wirtschaftlich relevanten Nutzungen der Natur in Arbeitsplaumltzen Umsaumltzen oder vermiedenen Kostenwwwnaturkapital-teebdefileadminDownloadsProduktivkraft Naturpdf

MILLENNIUM ECOSYSTEM ASSESSMENT (2005) Ecosystems and Human Well-Being ndash Synthesis Synthese der mehr als 1000 Seiten fassenden wissenschaftlichen Studie uumlber die oumlkologischen und gesell-schaftlichen Zusammenhaumlnge sowie Zustand und Trends des Verlus-tes der biologischen Vielfalt und die Bedeutung der Oumlkosystemleis-tungen fuumlr den Menschenwwwmaweborgdocumentsdocument356aspxpdf

TEEB (2010) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integ-rieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz (Hrsg) Bonn Zusam-menfassung der Ergebnisse der internationalen TEEB Studie Synthese der Berichte fuumlr internationale Politiker lokale und regionale Ent-scheider sowie Unternehmen wwwteebweborg

Kartenmaterial Frageboumlgen und Tools PROTECTEDPLANETNET Weltweite kartengestuumltzte Darstellung von

Schutzgebieten basierend auf den Daten der World Database of Pro-tected Areas (WDPA) und der Weltnaturschutzorganisation (IUCN) wwwprotectedplanetnet

BFNshySCHUTZGEBIETSKARTE Interaktive Karte des Bundesamtes fuumlr Naturschutz mit allen deutschen Schutzgebieten wwwgeodienstebfndeschutzgebiete

CHECKLISTEN DER DEUTSCHEN BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIAshyTIVE Fragenkatalog zur Erstellung einer Selbsteinschaumltzung bezuumlg-lich potenzieller Risiken hinsichtlich Biodiversitaumlt und Oumlkosystem-leistungen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

51WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

INTEGRATED BIODIVERSITY ASSESSMENT TOOL (IBAT) Kostenpflich-tige Anwendung zur Bewertung standortbezogener Biodiversitaumlts-risiken (Fokus Schutzgebiete und Biodiversity Hot Spots) GIS-(Karten)- basiert wwwibatforbusinessorg

Fallbeispiele und Publikationssammlung WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD)

(2012) Biodiversity and ecosystem services ndash scaling up business solutions Company case studies that help achieve global biodiversity targetswwwwbcsdorgPagesEDocumentEDocumentDetailsaspxID=14923ampNoSearchContextKey=true

UNITED NATIONS ENVIRONMENT PROGRAM FINANCE INITIATIVE (UNEP FI) Publikationen zu biodiversitaumltsbezogenen Chancen Risiken und Handlungsoptionen der Finanzbranche wwwunepfiorgpublicationsbiodiversityindexhtml

CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (CBD) BUSINESS PROGRAMM Fallstudien und Publikationen zu Beruumlhrungspunkten und Leuchtturm-projekten zum Erhalt der biologischen Vielfalt wwwcbdintenbusiness

ECOSYSTEM MARKETPLACE Nachrichtenportal von Forest Trends rund um Biodiversitaumlts- Wasser- und CO2-Maumlrkte wwwecosystemmarketplacecom

Strategien auf politischer Ebene NATIONALE STRATEGIE ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT (2007) Deutsch-

lands Strategie zur Umsetzung der Konvention uumlber die biolo gische Vielfalt wwwbmudeN40333

INFORMATIONSPORTAL DES BUNDESAMTES FUumlR NATURSCHUTZ ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT Mit Nachrichten Informationen Veranstal-tungshinweisen und weiterfuumlhrenden Materialien wwwbiologische-vielfaltde

EUshyBIODIVERSITAumlTSSTRATEGIE FUumlR 2020 Diese EU-Strategie enthaumllt Ziele zum Erhalt von Biodiversitaumlt sowie von Oumlkosystemen und deren Leistungen (raquoNaturkapitallaquo) bis 2020httpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversitycomm20062020htm

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 52

GLOBALE BIODIVERSITAumlTSZIELE Der raquoStrategische Plan 2011 ndash 2020laquo des Internationalen Uumlbereinkommens zur biologischen Vielfalt (CBD) enthaumllt auch Ziele zu Oumlkosystemen und deren Leistungen sowie zum Wert der biologischen VielfaltwwwcbdintdocdecisionsCOP-10cop-10-dec-02-enpdf

Initiativen DEUTSCHE BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIATIVE ndash raquoBIODIVERSITY

IN GOOD COMPANYlaquoshy INITIATIVE Zusammenschluss vor allem deut-scher Unternehmen mit dem Ziel die Integration von Biodiversitaumlt in unternehmerische Entscheidungen voranzutreiben wwwbusiness-and-biodiversityde

EUROPAumlISCHE raquoBUSINESS AND BIODIVERSITY CAMPAIGNlaquo Europa-weite Plattform fuumlr Unternehmen mit dem Ziel Ansaumltze fuumlr ein Biodi-versitaumltsmanagement zu entwickeln und umzusetzen wwwbusiness-biodiversityeu

NATURAL CAPITAL DECLARATION Erklaumlrung einzelner Akteure des Finanzsektors Naturkapital in Finanzprodukten und -dienstleistungen zu beruumlcksichtigen wwwnaturalcapitaldeclarationorg

TEEB FOR BUSINESS COALITION Initiative zur Vereinheitlichung der Bilanzierung von Naturkapital im Unternehmen httpteebforbusinessorg

GLOSSAR 53

GLOSSAR

ARTENVIELFALTDiversitaumlt (Vielfalt) biologischer Arten in einem Lebensraum Artenviel-falt ist neben genetischer Vielfalt und Diversitaumlt der Oumlkosysteme ein Teil-aspekt der biologischen Vielfalt

BASISLEISTUNGENGrundlegende Leistungen der Oumlkosysteme wie zum Beispiel Photosyn-these oder Stickstoffbindung von Knoumlllchenbakterien welche die Voraus-setzung fuumlr alle anderen Leistungen der Oumlkosysteme sind

BIODIVERSITAumlT Biologische Vielfalt

BIOLOGISCHE VIELFALT Die Vielfalt des Lebens auf unserer Erde (oder Biodiversitaumlt) ist die Varia-bilitaumlt lebender Organismen und der von ihnen gebildeten oumlkologischen Komplexe Sie umfasst drei Ebenen 1) die Vielfalt an Oumlkosystemen bezie-hungsweise Lebensgemeinschaften Lebensraumlumen und Landschaften 2) die Artenvielfalt und 3) die genetische Vielfalt innerhalb der verschie-denen Arten

EINGRIFFSREGELUNG Instrument des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatschG sectsect 13 ff) das die Bewaumlltigung von Eingriffen in Natur und Landschaft regelt (Vermeidung und Kompensation)

EMAS Betriebliches Umweltmanagementsystem (Eco Management and Audit Scheme) nach der Verordnung (EG) Nr 12212009 uumlber die freiwillige Teil-nahme von Organisationen an einem Gemeinschaftssystem fuumlr Umwelt-management und Umweltbetriebspruumlfung (ABl EG L 342 v 22122009 S 1) Schwerpunkte sind die kontinuierliche Verbesserung der Umwelt-leistung die Umwelterklaumlrung und Umweltrechtskonformitaumlt

GEBIETSFREMDE ARTENAuch invasive Arten oder Neobiota Tier- und Pflanzenarten die durch Einfuhr (beabsichtigt) oder Einschleppung (unbeabsichtigt) in einem fuumlr sie nicht natuumlrlichen Lebensraum leben Einige gebietsfremde Arten ver-breiten sich aufgrund mangelnder Feinde physiologischer Eigenschaften (Wachstumsgeschwindigkeit Wasserbedarf) oder aumlhnlich invasiv und verdraumlngen einheimische Arten In einigen Faumlllen entstehen durch sie erheb liche Nachteile fuumlr Mensch (Gesundheitsbeeintraumlchtigungen wie zum Beispiel Allergien) und Oumlkosysteme (Degradation)

INWERTSETZUNGBuumlndel von Maszlignahmen um den Nutzen von Biodiversitaumlt und Oumlkosys-temleistungen fuumlr die Gesellschaft relevant und erfahrbar werden zu las-sen Dies geschieht durch (oumlkonomische) Bewertung und oder Integra-tion in Marktentscheidungen ndash zum Beispiel in Form von naturorientierten Angeboten Anreizen oder der Schaffung von Maumlrkten fuumlr Biodiversitaumlt ndash sowie in gesellschaftliche und private Entscheidungen

54 DIEUNTERNEHMENSPERSPEKTIVEndashNEUEHERAUSFORDERUNGEN

ISO 14001 Betriebliches Umweltmanagementsystem nach DIN EN ISO 140012004 + AC 2009 (Ausgabe 112009) Schwerpunkt liegt in der Verbesserung des Umweltmanagementsystems

KONVENTION UumlBER DIE BIOLOGISCHE VIELFALT (ENGL CONVENTION ON BIO LOGICAL DIVERSITY ndash CBD)

Uumlbereinkunft von 168 Staaten (Unterzeichner Stand 12122012) uumlber die biologische Vielfalt Darin werden der Verlust der biologischen Vielfalt als Herausforderung anerkannt und Ziele zu ihrer Erhaltung formuliert Diese sind 1) Schutz der biologischen Vielfalt 2) Nachhaltige Nutzung ihrer Bestandteile und 3) Zugangsregelung und gerechter Ausgleich von Vor-teilen welche aus der Nutzung genetischer Ressourcen entstehen

KULTURELLE OumlKOSYSTEMshy LEISTUNGEN

Leistungen von Oumlkosystemen mit Wirkung und Bedeutung fuumlr Erholung aumlsthetisches Empfinden spirituelle Erfahrungen soziale Funktionen kul-turelle Identitaumlt Heimatgefuumlhl Wissen und Erkenntnis

MONETARISISERUNG Beimesssung eines Wertes in Geldeinheiten Die Umweltoumlkonomie hat dazu mehrere Verfahren der Monetarisierung entwickelt

NATURKAPITAL Oumlkonomischer Begriff fuumlr den begrenzten Vorrat an physischen und bio-logischen Ressourcen der Erde und die begrenzte Bereitstellung von Guumltern und Leistungen durch Oumlkosysteme

OumlKOSYSTEM Bezeichnet die Bestandteile eines abgegrenzten Naturraumes (zum Beispiel niedersaumlchsisches Wattenmeer) oder eines bestimmten Natur-raumtyps (zum Beispiel naumlhrstoffarmes Flieszliggewaumlsser) und deren Wech-selwirkungen Der Begriff kann sich auf verschiedene raumlumliche Ebenen (lokal regional) beziehen und umfasst sowohl (halb-)natuumlrliche (zum Bei-spiel ungestoumlrte Hochmoore) und naturnahe (zum Beispiel Kalkmager-rasen) als auch vom Menschen gepraumlgte Oumlkosysteme (zum Beispiel Agrar oumlkosysteme)

OumlKOSYSTEMFUNKTIONEN Umfassen alle physikalischen chemischen und biologischen Prozesse und Wechselwirkungen die in verschiedenen Oumlkosystemen stattfinden

OumlKOSYSTEMLEISTUNGEN Bezeichnen direkte und indirekte Beitraumlge von Oumlkosystemen zum mensch-lichen Wohlergehen das heiszligt Leistungen und Guumlter die dem Menschen einen direkten oder indirekten wirtschaftlichen materiellen gesundheit-lichen oder psychischen Nutzen bringen In Abgrenzung zum Begriff Oumlko-systemfunktion entsteht der Begriff Oumlkosystemleistung aus einer anth-ropozentrischen Perspektive und ist an einen Nutzen des Oumlkosystems fuumlr den Menschen gebunden Der Begriff ist identisch mit den haumlufig verwen-deten Begriffen raquoOumlkosystemdienstleistunglaquo und raquooumlkosystemare Guumlter und Leistungenlaquo und entspricht dem englischen Begriff der raquoecosystem serviceslaquo

55

REGULIERUNGSLEISTUNGENFunktionen von Oumlkosystemen die auf (andere) Elemente und Prozesse von Oumlkosystemen einwirken die (direkten) Nutzen fuumlr den Menschen haben zum Beispiel die Filterwirkung von Bodenschichten auf die Grund-wasserqualitaumlt oder der Beitrag einer Hecke zur Verringerung der Boden-erosion

GLOSSAR

RESILIENZ (VON OumlKOSYSTEMEN)

Resilienz ist die Faumlhigkeit eines Oumlkosystems trotz aumluszligerer Stoumlrungen seine Funktionen und damit seine Oumlkosystemleistungen aufrecht zu erhalten Es wird davon ausgegangen dass die Resilienz stark mit der in dem Oumlko-system vorherrschenden biologischen Vielfalt korreliert

TEEBThe Economics of Ecosystems and Biodiversity Die internationale TEEB-Studie wurde von Deutschland im Rahmen seiner G8-Praumlsidentschaft im Jahr 2007 gemeinsam mit der EU-Kommission initiiert und mithilfe zahlreicher weiterer Institutionen unter der Schirmherrschaft des Um-weltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) durchgefuumlhrt Ziel der TEEB-Studie war es den oumlkonomischen Wert der Leistungen der Natur ein zuschaumltzen die wirtschaftlichen Auswirkungen der Schaumldigung von Oumlkosystemen zu erfassen und ausgehend davon die Kosten eines Nicht-Handelns zu beziffern Leiter der Studie war der indische Oumlkonom Pavan Sukhdev Im Rahmen der Studie wurden verschiedene Berichte veroumlffent-licht Derzeit wird unter Leitung von UNEP ein Nachfolgeprozess organi-siert um die Durchfuumlhrung von nationalen regionalen lokalen und sek-toralen Studien zum Thema anzuregen und zu foumlrdern

VERSORGUNGSLEISTUNGENBezeichnen meist marktfaumlhige Guumlter die von oder mithilfe von Oumlkosyste-men produziert werden (zum Beispiel Nahrung Frischwasser Feuer- und Bauholz) Teilweise ist ein erheblicher Beitrag von (Human-)Kapital und Arbeit notwendig um diese Guumlter zu erstellen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 56

QUELLEN

BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012) Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Centre for Sustainability Management Luumlneburg

BORN W u a (2012) Gesundheitskosten der Beifuszlig-Ambrosie in Deutschland In Umweltmedizin in Forschung und Praxis 17 (2) S 71 ndash 80

DER BUND (2009) Invasive Muscheln verstopfen Leitungen Von Fabio Bergamin Onlineausgabe Zuletzt aktualisiert am 31072009 httpwwwderbundchzeitungenwissenInvasive-Muscheln-verstopfen-Leitungenstory29662360

DEUTSCHER IMKERBUND EV Internetauftritt des Deutschen Imkerbund e V vom 12122012 httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpbienen-und- bestaeubungsleistung und httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpzahlen-die-zaehlen

EUROPAumlISCHE KOMMISSION (2009) Fact Sheet Gebietsfremde invasive Arten httpeceuropaeuenvironmentpubspdffactsheetsInvasive20Alien20SpeciesInvasive_Alien_DEpdf

FAO ndash FOOD AND AGRICULTURE ORGANIZATION OF THE UNITED NATIONS (2010) Global Forest Resource Assessment 2010wwwfaoorgforestryfrafra2010en

GARCIacuteAshyTORRES L u a (2001) Conservation agriculture in Europe Current status and perspectives In Garcia-Torres L Benites J and Martiacutenez-Vilela A (Hrsg) Conservation Agriculture A World-wide Challenge 1st World Congress on Conservation Agriculture Madrid 1 ndash 5 October 2001 Vol I Keynote Contributions XUL Cordoba Spain S 79 ndash 83

IAASTD ndash INTERNATIONAL ASSESSMENT OF AGRICULTURAL KNOWLEDGE SCIENCE AND TECHNOLOGY FOR DEVELOPMENT (2008) Global ReportwwwagassessmentorgreportsIAASTDENAgriculture20at20a20Crossroads_Global20Report20(English)pdf

KREIBICH H MUumlLLER M (2005) Private Vorsorgemaszlignahmen koumlnnen Hochwasserschaumlden reduzieren Schadensprisma Heft 1 2005 httpwwwschadenprismadepdfsp_2005_1_1pdf

57QUELLEN

LENZEN M u a (2012) International trade drives biodiversity threats in developing nations Nature 486109 ndash 112 Doi101038nature11145

PWC ndash PRICEWATERHOUSECOOPERS (2012) PwC Rio+20 Sustain ability pulse poll How do the public and CEO opinions differ on Rio+20 issues

REWE GROUP (2010) Pressemitteilung raquoBodensee-Obstbauern engagieren sich fuumlr Biodiversitaumltlaquo wwwrewe-groupcompressepressemeldungenpressemeldung-detail articlebodensee-obstbauern-engagieren-sich-fuer-biodiversitaet

SCBD ndash SECRETARIAT OF THE CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (2009) business2010 A magazine on business amp bio- diversity June 2009 Volume 4 ndash Issue 1 httpwwwcbdintdocnewslettersnews-biz-2009-06-enpdf

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement Ein Leitfaden fuumlr die betrieb-liche Praxis BerlinwwwbmudeN46143

STATISCHES BUNDESAMT (2012) Nachhaltige Entwicklung in Deutschland Indikatorenbericht 2012 wwwdestatisdeDEPublikationenThematischUmwelt oekonomischeGesamtrechnungenUmweltindikatorenIndikatoren PDF_0230001pdf__blob=publicationFile

STERN N (2007) The Economics of Climate Change The Stern Review Cambridge

TEEB (2009) The Economics of Ecosystems and Biodiversity TEEB for National and International Policy Makers Summary Responding to the Value of Naturewwwteebweborg

TEEB (2010A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity Ecological and Economic Foundations Edited by Pushpam Kumar London and Washington

TEEB (2010B) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integrieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz Bonn

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 58

TEEB (2011) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in National and International Policy Making Edited by Patrick ten Brink London and Washington

TEEB (2012A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Local and Regional Policy and Management Edited by Heidi Wittmer and Haripriya Gundimeda Abingdon and New York

TEEB (2012B) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Business and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York

TEN BRINK P BRAAT L (HRSG) (2008) The Cost of Policy Inaction The case of not meeting the 2010 biodiversity targethttpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversityeconomicspdfcopizip

UNESCAP ndash UNITED NATIONS ECONOMIC AND SOCIAL COMMISSION FOR ASIA AND THE PACIFIC (1999) Keynote Statement of Mr Cengiz Ertuna (UNESCAP) at IDNDR-ESCAP Regional Meeting for Asia Risk Reduction amp Society in the 21st Century Bangkok 23 ndash26 February 1999 httpwwwunescaporgenrdwater_mineraldisasterertuna01htm

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012) Water valuation ndash Building the business case Geneva and Washington

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012A) Changing Pace ndash Public policy options to scale and accelerate business action towards Vision 2050 Geneva and Washington

WRI ndash WORLD RESOURCE INSTITUTE (2012) The Corporate Ecosys-tem Services Review - Guidelines for Identifying Business Risks and Opportunities Arising from Ecosystem Change Version 20 Washington

ZEITZ J PUMA Pressemitteilung vom 16112011 httpaboutpumacompuma-completes-first-environmental-profit-and-loss-account-which-values-impacts-at-e-145-million

  • Die Unternehmensperspektive
  • Impressum
  • Inhaltsverzeichnis
  • Vorworte
  • Biodiversitaumlt und Oumlkoshysystemleistungen ndash Erweiterung der unternehmerischen Sicht
  • Warum die Wirtschaft gefragt ist ndash Treiber Chancen und Risiken
  • Entwicklungen und Trends ndash was auf Unternehmen zukommt
  • Wie Unternehmen taumltig werden koumlnnen
  • Ausblick
  • Weiterfuumlhrende Informationen
  • QUELLEN

29ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

ABBILDUNG 10

INFOBOX 14

Politische Ziele zum Schutz der Biologischen Vielfalt1992 wird die Konvention uumlber die biologische Vielfalt

(CBD) in Rio de Janeiro verabschiedet und von Deutschland ein Jahr spaumlter unter zeichnet Sie stellt die erste internationale Uumlbereinkunft dar in der sowohl Ursachen als auch Ziele zur Bekaumlmpfung des Verlustes von Biodiversitaumlt festgehalten werden

1998 verabschiedet die EU ihre erste Biodiversitaumltsstrategie die von EU-Aktionsplaumlnen aus den Jahren 2001 und 2006 ergaumlnzt wird

2007 beschlieszligt das Bundeskabinett die raquoNationale Strategie zur bio-logischen Vielfaltlaquo zur Umsetzung der CBD

2010 werden im Rahmen der 10 CBD-Vertragsstaatenkonferenz glo-bale Biodiversitaumltsziele fuumlr 2020 verabschiedet (sogenannte Aichi-Ziele)

2011 stellt die EU eine neue Biodiversitaumltsstrategie fuumlr 2020 vor die explizit auch Ziele und Maszlignahmen zum Erhalt von Oumlkosystem-leistungen umfasst (wie Aichi-Ziele)

nicht mehr nur aus sich heraus als schuumltzenswert angesehen son-dern zugleich als Lieferant von Rohstoffen und Leistungen als Abneh-mer von Emissionen und Brauchwasser sowie als Motor der Regional-wirtschaft verstanden

Diese Zusammenhaumlnge und diese oumlkonomischen Argumente fuumlr den Schutz von Oumlkosystemleistungen und der biologischen Vielfalt aufzuzeigen wurde zum Anspruch und zur Herausforderung der inter-nationalen TEEB-Initiative

INFOBOX 15

Die Nationale Strategie zur biologischen VielfaltDie Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt von 2007 formuliert Visi onen Ziele und Maszlignahmen zum Erhalt der biologischen Vielfalt in Deutschland fuumlr viele Themenbereiche (Arten Lebensraumlume diverse Oumlko sys teme Gewaumlsserschutz Land- und Forstwirtschaft Tourismus und naturnahe Erholung bis hin zu Bewusstsein Bildung Forschung Technolo gietransfer und Entwicklungszusammenarbeit) Ihre Umset-zung ist eine groszlige gesamtgesellschaft liche Herausforderung Politik und Verwaltung koumlnnen dies nicht im Alleingang schaffen Akteure in Wirtschaft und Gesellschaft ndash auch Unternehmen ndash sind fuumlr die erfolg-reiche Umsetzung der Strategie gefordert

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 30

ABBILDUNG 11 ndash 15 Die vier TEEB-Berichte und der TEEB-Synthe-sebericht In der abgebildeten Reihenfolge TEEB 2010a TEEB 2011 TEEB 2012a TEEB 2012b TEEB 2010b

INFOBOX 16

Die internationale TEEB-StudieInspiriert durch den Stern Report (2007) zum Klimawandel initiierten 2007 die G8 +5 Umweltminister angestoszligen durch den deutschen Bun-desumweltminister und den EU-Umweltkommissar eine globale Studie zur Oumlkonomie der Oumlkosysteme und der biologischen Vielfalt (The Eco-nomics of Ecosystems and Biodiversity ndash TEEB) Ziel war es die enorme wirtschaft liche Bedeutung der Natur und ihrer Oumlkosystemleistungen aufzuzeigen und Empfehlungen zu geben wie der Verlust der biologi-schen Vielfalt zu stoppen ist

Mehr als 400 Autoren aus Politik Wissenschaft Wirtschaft Nicht- Regierungsorganisationen und der Zivilgesellschaft arbeiteten an TEEB-Berichten fuumlr bestimmte Zielgruppen TEEB fuumlr nationale und interna-tionale Politiker TEEB fuumlr regionale und kommunale Entscheider TEEB fuumlr Unternehmen die Zivilgesellschaft wurde mithilfe einer Medien-kampagne inklusive Webseite Facebook-Profil und Twitter-Account eingebunden zudem gab es einen abschlieszligenden Synthese-Bericht und raquoTEEB Foundationslaquo fuumlr die Wissenschaft

Der Unternehmensbericht TEEB in Business and Enterprise zeigt inwie-fern Unternehmen von den Themen biologische Vielfalt und Oumlko-systemleistungen betroffen sind und unterstreicht mit Beispielen aus aller Welt den Einfluss auf und die Abhaumlngigkeit von Biodiversitaumlt und Oumlko systemleistungen Die Autoren formulieren sieben allgemeine Schritte zum unternehmerischen Umgang mit biologischer Vielfalt Identifizierung von Auswirkungen des Unternehmens auf und Abhaumln-

gigkeiten von Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungen (Biodiversity and Ecosystem Services ndash BES)

Beurteilung der geschaumlftlichen Risiken und Chancen in Zusammen-hang mit diesen Auswirkungen und Abhaumlngigkeiten

Entwicklung von BES-Informationssystemen Festlegung von Zielen Messung und Bewertung der Leistungsbilanz und Bekannt gabe der Ergebnisse

Ergreifung von Maszlignahmen zur Vermeidung Minimierung und Begren-zung von BES-Risiken einschlieszliglich Schadensersatz (raquoAusgleichlaquo) soweit machbar

Ergreifung neuer BES-Geschaumlftschancen Kosteneinsparungen neue Produkte neue Maumlrkte

Integration geschaumlftlicher Strategien und Maszlignahmen zu BES in wei-ter gefasste Initiativen zur Corporate Social Responsibility

Verbesserung der fuumlr BES geltenden Leitlinien und Strategien gemein-sam mit Betroffenen in Behoumlrden in nichtstaatlichen Organisationen und in der Zivilgesellschaft

31

Perspektivenwechsel in der UnternehmensweltViele Unternehmen orientieren sich an Leitbildern Unternehmenswer-ten beziehungsweise ihrer Unternehmensphilosophie und tragen da-mit unternehmerische und oft auch gesellschaftliche Verantwortung

ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

ABBILDUNG 16 Das Logo der raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo - Studie

INFOBOX 18

raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo fuumlhrt die internationale TEEB-Initiative auf nationaler Ebene fort Hauptaufgabe ist die Erarbeitung thematischer Berichte zum Wert und zur oumlkonomischen Bedeutung von biologischer Vielfalt Oumlkosystemleis-tungen und Natur fuumlr Wirtschaft und Gesellschaft in Deutschland Neben der vorliegenden Broschuumlre gehoumlren hierzu unter anderem die Themen Biologische Vielfalt und Klimawandel Oumlkosystemleistungen und Ent-wicklung laumlndlicher Raumlume sowie naturnahe Oumlkosysteme und staumldti-sche Lebensqualitaumlt raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo macht deutlich dass es neben moralisch-ethischen und oumlkologischen auch gewichtige oumlkonomische Gruumlnde gibt Naturkapital zu erhalten

raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo wird in einem offenen Prozess durchgefuumlhrt Zahlreiche Akteure aus Wissenschaft Politik Verwaltung Wirtschaft und Gesellschaft wirken durch Know-how Forschungs-ergebnisse wissenschaftliche Beitraumlge und gute Beispiele zur Bedeu-tung und Inwertsetzung von Oumlkosystemleistungen und biologi-scher Vielfalt an der Erstellung der Berichte mit

INFOBOX 17

TEEB als Startpunkt fuumlr viele weitere InitiativenDie Resonanz die TEEB in Wirtschaft Wissenschaft Medien und Politik erfuhr verhalf zahlreichen Initiativen zu mehr Gehoumlr So erlebten zum Beispiel die UNEP FI (Finanzinitiative des Umweltprogramms der Verein-ten Nationen UNEP) aber auch das langjaumlhrige Engagement der Welt-naturschutzorganisation IUCN in der Privatwirtschaft starken Aufwind Parallel zu TEEB bestehen in Kooperation zwischen Wirtschaft Wissen-schaft und Verbaumlnden praxis- und loumlsungsorientierte Ansaumltze wie der Corporate Ecosystem Services Review des World Resource Institute (WRI 2012) Neben zahlreichen nationalen TEEB-Studien und Initiativen wurde auch eine TEEB for Business Coalition ins Leben gerufen die sich unter anderem zum Ziel gesetzt hat durch ihr Engagement die Einbin-dung von Biodiversitaumlt in das unternehmerische Handeln spuumlrbar und nachhaltig zu befoumlrdern (wwwteebforbusinessorg pdfwriorgcorpo-rate_ecosystem_services_reviewpdf)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 32

Insbesondere im Rahmen ihrer Unternehmensstrategie stellen sie folgende Fragen raquoWas fuumlr ein Unternehmen sind wirlaquo und raquoFuumlr wel-che Werte stehen wir und wofuumlr setzen wir uns einlaquo

Gleiche oder zumindest aumlhnliche Fragen muumlssen Unternehmen auch ihren Anteilseignern und sonstigen internen und externen Anspruchs-gruppen beantworten Dies gilt in einer globalisierten Welt immer mehr auch fuumlr Produktionsstaumltten im Ausland und fuumlr die Beziehungen mit Lieferanten Damit stehen folgende Fragen im Vordergrund raquoWelche Werte moumlchten wir in Zulieferlaumlndern vertretenlaquo raquoWelche Um-weltmaszligstaumlbe setzen wir hier wie dort anlaquo und raquoWas hat dies fuumlr Auswirkungen auf unsere Marke und den Ruf des Unternehmenslaquo

Das Selbstverstaumlndnis einiger Unternehmen geht uumlber die bloszlige Bereit stellung von Guumltern und Dienstleistungen hinaus Sie sehen sich als Teil der Gesellschaft Vertreter ihrer Region und als Agierende in Wechselwirkung mit ihrer Umwelt Idealismus in Bezug auf ihre gesell schaftliche Rolle motiviert diese Entscheider ebenso wie Realis-mus in Bezug auf das Verstaumlndnis oumlkologischer und globaler Zu sam-men haumlnge So kommt es dass sich deutsche Unternehmen in Latein-amerika fuumlr den Erhalt bedrohter Arten engagieren und den Schutz von Regen wald in Afrika foumlrdern

INFOBOX 19

Vision von UnternehmenIn vielfaumlltiger Weise haben Unternehmen die oumlkologischen Herausfor-derungen sowohl als Warnsignale als auch als Chance fuumlr einen Wandel begriffen

Mit seiner Publikation raquoChanging Pacelaquo schreibt der World Business Council for Sustainable Development (WBCSD 2012a) seine Vision 2050 fort und zeigt Wege hin zu einem Wirtschaften auf das 9 Milliarden Menschen versorgt und dabei die oumlkologischen Grenzen unseres Plane-ten nicht uumlberschreitet Weitere Informationen wwwwbcsdorgchan-gingpaceaspx

Corporation 2020 greift aumlhnliche Gedanken auf geht allerdings noch einen Schritt weiter und strebt nach Ausrichtung des Wirtschaftssystems auf die Grenzen die der Planet setzt Steuerreformen klare Regeln fuumlr die Aufnahme von Fremdkapital (Stichwort Uumlberschuldung) Transparenz fuumlr den Konsumenten und Offenlegung von Externalitaumlten sind zentrale Punkte der Initiative um den Leiter der internationalen TEEB-Studie Pavan Sukhdev und zahlreiche weitere Persoumlnlichkeiten aus Wirtschaft Wissen-schaft und Politik Weitere Informationen wwwcorp2020com

33ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

Immer mehr deutsche Unternehmen setzen sich mit Fragen rund um die biologische Vielfalt und Oumlkosystemleistungen auseinander und leisten somit Pionierarbeit Die Komplexitaumlt des Themas raquobiologische Vielfaltlaquo und schwierige Operationalisierbarkeit sind dabei nach wie vor massive Huumlrden Und tatsaumlchlich gibt es bis dato noch keine einheitlich anerkannten Quantifizierungsmethoden oder verbindliche Richtlinien die biologische Vielfalt und Oumlkosystemleistungen lassen sich nicht in einem Indikator zusammenfassen Dadurch sind sie fuumlr viele Entscheider in deutschen Unternehmen schlecht greifbar und laumlsst diese vor konkreten Handlungen zuruumlckschrecken

Dennoch nehmen einige Unternehmen diese Herausforderungen an und naumlhern sich mit zunehmender Professionalitaumlt der Integration von Biodiversitaumlt in ihre Managementprozesse Unternehmen sind aktiv beteiligt an der Erstellung von Leitfaumlden ersten Empfehlungen zur Integration der biologischen Vielfalt ins Umweltmanagement oder Ansaumltzen zur verbesserten Quantifizierung der externen Effekte in der unternehmerischen Finanzbuchhaltung Auch die Gruumlndung von Initiativen zu dem Thema wie die deutsche raquoBiodiversity in Good Companylaquo-Initiative die raquoUNEP Finance Initiativelaquo die raquoGlobal Com-pactlaquo- Initiative der UN sowie der raquoeconsense Arbeitskreis zu Biodi-versitaumlt und Oumlkosystemleistungenlaquo zeigen dass dieser Perspektiven-wechsel die Unternehmenswelt mittlerweile erreicht hat

WIE UNTERNEHMEN TAumlTIG WERDEN KOumlNNEN4

DIE ERGEBNISSE DER OumlKOLOGISCHEN GEWINNshy UND VERLUSTRECHNUNG VON PUMA BELEGEN DASS DIE DERZEITIGEN GESCHAumlFTSPRAKTIKEN VON UNTER NEHMEN DRINGEND EINES PARADIGMEN WECHSELS BEDUumlRFEN

JOCHEN ZEITZ EHEMALIGER CEO UND

VERWALTUNGSRATSVORSITZENDER

DER PUMA SE VERWALTUNGSRATS -

MITGLIED PPR

Je nach Unternehmen ist die Herangehensweise und Auseinanderset-zung mit dem Thema Naturkapital sehr unterschiedlich Dieses Kapitel gibt konkrete Ansaumltze und Beispiele wie ein Einstieg und geziel-tes Handeln angegangen werden koumlnnen

TOOLS UND LEITFAumlDEN FUumlR DEN EINSTIEGUm eine moumlglichst praumlzise und damit steuerbare Integration ins unternehmerische Management zu erreichen ist die Entwicklung von Zielen und Maszlignahmen noumltig Ein erster Biodiversitaumlts-Check hilft dabei bereits bestehende Maszlignahmen und Kennzahlen zu identifi-zieren Dabei sollten saumlmtliche unternehmerische Taumltigkeitsfelder von der Strategie und dem Personalwesen uumlber Liegenschaften und Einkauf bis hin zu Produktion und Entsorgung beleuchtet werden Die dann vorliegenden Ergebnisse koumlnnen Startpunkt vertiefender Maszlignahmen sein zum Beispiel erste Ziele oder Analysen eine Aus-dehnung auf andere Geschaumlftsbereiche oder die Entwicklung von Management- und Berichterstattungsstrukturen

Leitfaumlden und Handbuumlcher geben Hilfestellung bei der Integration von biologischer Vielfalt in Unternehmenspro zesse und koumlnnen zu-

gleich Inspiration und Unterstuumltzung fuumlr weitere Planungsprozesse

35WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

sein Durch die Handlungsempfehlungen koumlnnen auf leichte Weise Elemente einbezogen werden die beispielsweise die biologische Vielfalt auf dem Firmengelaumlnde foumlrdern ndash wie Bienenkaumlsten und bewachsene Hauswaumlnde Weitere konkrete Handlungsempfehlungen finden sich unter anderem in dem Bericht raquo Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagementlaquo (Bestaumlndig und Wuczkowski 2012)

BESTEHENDE ANSAumlTZE NUTZEN UND ERWEITERNFolgende Ansaumltze aus dem Unternehmensbereich sind auch zur Inte-gration von Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt gut ge eignet Unternehmerische Verantwortung (Corporate Responsibility)

Berichterstattung (inklusive umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung)

Umweltmanagement Ressourceneffizienz Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten-Management

Investitions- und Planungsprozesse

Unternehmerische Verantwortung (Corporate Responsibility)Viele Aktivitaumlten zum Biodiversitaumlts- und Oumlkosystemleistungs - schutz sind losgeloumlst vom Kerngeschaumlft und unter gesellschaftlichem Enga ge ment und unternehmerischer Verantwortung (Corporate

INFOBOX 20

Biodiversitaumlts-Checks fuumlr UnternehmenBislang werden zwei in deutscher Sprache verfuumlgbare Biodiversitaumlts-Screenings fuumlr Unternehmen haumlufig angewendet Die branchenuumlbergreifenden Checklisten der deutschen raquoBiodiversity

in Good Companylaquo-Initiative basieren auf dem raquoHandbuch Biodiver-sitaumltsmanagementlaquo (Schaltegger u a 2010) und ermoumlglichen eine Selbstevaluation zum aktuellen Stand des unternehmerischen Biodi-versitaumltsmanagements Weitere Informationen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

Der vom Global Nature Fund BAUM e V dokeo und PwC entwi-ckelte Biodiversitaumlts-Check fuumlr Unternehmen vereint Expertise aus Biologie Oumlkologie und Management Er bietet einen ersten auf das Unternehmen zugeschnittenen Uumlberblick uumlber die Reife des Biodiver-sitaumltsmanagements und gibt Empfehlungen fuumlr das weitere Vorge-hen Weitere Informationen wwwbusiness-biodiversityeudefaultaspLang=DEUampMenue=128

ABBILDUNG 17(Foto Andrzej Tokarski fotoliacom)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 36

Respon si bi lity) einzuordnen Vor allem Unternehmenswerte und -philo-sophien koumlnnen Anknuumlpfungspunkte raquovon obenlaquo bieten und zu einer weitergefassten Strategieentwicklung fuumlhren

ABBILDUNG 18(Foto Susanne Georgi)

INFOBOX 21

Praxisbeispiel Pilotprojekt fuumlr Branchenstandards Die oekom GmbH der groumlszligte deutsche Fachverlag fuumlr Oumlkologie und Nachhaltigkeit veroumlffentlicht Sach- und Fachbuumlcher mit Bezug zur bio-logischen Vielfalt und dem Erhalt der Oumlkosysteme Fuumlr seine Publi-kationen verwendet er ausschlieszliglich Recycling- und FSC-zertifiziertes Papier Zudem hat der Verlag das Projekt raquoNachhaltig Publizierenlaquo initi-iert das vom Bundesumweltministerium gefoumlrdert wird In Kooperation mit zwei wissenschaftlichen Instituten und der Frankfurter Buchmesse wurden praxisnahe Kriterien fuumlr die nachhaltige Bucherstellung entwi-ckelt Mit dem Projekt praumlsentiert sich oekom oumlffentlichkeitswirksam als Vorreiter und sensibilisiert die Verlagsbranche fuumlr einen nachhalti-gen Umgang mit der Ressource Papier

37

Gleichzeitig bietet die Kommunikation und Interaktion mit Kunden und Mitarbeitern Moumlglichkeiten fuumlr eine Integration sozusagen als Impulsgeber raquovon untenlaquo Freiwilligenarbeit gemeinsame Baum-pflanzaktionen oder Spenden fuumlr Naturschutzeinrichtungen tragen zum Schutz und zur Wertschaumltzung des Naturkapitals bei Mit Blick auf ihre Mitarbeiter profitieren Unternehmen zudem vom Wohlbe-finden am Arbeitsort erhoumlhter Kommunikationsbereitschaft und staumlrkerer Bindung und Loyalitaumlt gegenuumlber dem Arbeitgeber

Berichterstattung (inklusive umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung)Die in Deutschland und weltweit gebraumluchlichste Richtlinie zur Bericht-erstattung von Nachhaltigkeitsaspekten ndash die Global Reporting Initia-tive (GRI) ndash sieht eine Offenlegung von bis zu fuumlnf biodiversitaumltsbe-zogenen Indikatoren vor Diese waren bislang von eher qualitativer

WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

ABBILDUNG 20 Umweltindika-toren der Global Reporting Initiative Die fuumlnf relevanten Umweltindi - ka toren der Berichterstattungsricht-linie der Global Reporting Initiative (GRI) in der Version 31 Biodiver-sitaumlts bezogene Umweltindikatoren werden mit EN fuumlr Umwelt abgekuumlrzt und beinhalten EN 11 bis EN 15

Kernindikatoren Zusaumltzliche Indikatoren

EN11

Ort und Groumlszlige von Grundstuumlcken in Schutzge-bieten oder angrenzend an Schutzgebiete Ort und Groumlszlige von Grundstuumlcken in Gebieten mit hohem Biodiversitaumltswert auszligerhalb von Schutz-gebieten oder daran angrenzend Zu beruumlcksich-tigen sind Grundstuumlcke die im Eigentum der berichtenden Organisation stehen oder von die-ser gepachtet oder verwaltet werden

EN13 Geschuumltzte oder wiederhergestellte natuumlrliche Lebensraumlume

EN14Strategien laufende Maszlignahmen und Zu-kunftsplaumlne fuumlr das Management der Auswir-kungen auf die Biodiversitaumlt

EN12

Beschreibung der wesentlichen Auswirkungen von Aktivitaumlten Produkten und Dienstleistungen auf die Biodiversitaumlt in Schutzgebieten und in Gebieten mit hohem Biodiversitaumltswert auszliger-halb von Schutzgebieten

EN15

Anzahl der Arten auf der Roten Liste der IUCN und auf nationalen Listen die ihren natuumlrlichen Lebensraum in Gebieten haben die von der Geschaumlftstaumltigkeit der Organisation betroffen sind aufgeteilt nach dem Bedrohungsgrad

ABBILDUNG 19(Foto Piepenbrock)

INFOBOX 22

Praxisbeispiel Mitarbeiter-EngagementDie Piepenbrock Unternehmensgruppe unterhaumllt im brandenbur-gischen Naturpark Stechlin-Ruppiner Land den 2200 Hektar groszligen Forst Rheinshagen Im Rahmen seiner Aktion raquoWachstumlaquo pflanzt das Unternehmen dort gemeinsam mit seinen Kunden fuumlr jeden Neuauf-trag Baumlume Im August 2012 besuchte eine Gruppe von zehn Auszu-bildenden des Unternehmens im Zuge der raquoAzubi-Projekttagelaquo den Piepen brock Forst um die Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens kennenzulernen und selbst aktiv zu unterstuumltzen Ziel war es die Sand-heideflaumlche am Zechower Berg im Naturschutz- und gleichnamigen Fauna-Flora-Habitat-Gebiet Rheinsberger Rhin und Hellberge zu pflegen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 38

IM RAHMEN VON UMWELTSCHUTZ UND RESSOURCENshyEFFIZIENZ KUumlMMERN SICH VIELE UNTER NEHMEN BEREITS HEUTE UM BIODIVERSITAumlT UND ECOSYSTEM SERVICES OHNE DIES JEDOCH EXPLIZIT HERAUS ZUshy STELLEN DER BEWUSSTE EINBEZUG DES OumlKOSYSTEMshy GEDANKENS SOWIE DIE BETRACHTUNG ENTSPRECHENDER CHANCEN UND RISIKEN STELLT EINE WEITER ENT shy WICKLUNG DAR DIE DURCHAUS ALS rsaquoUMWELTVERANTshyWORTUNG 20lsaquo BEZEICHNET WERDEN KANN

MICHAEL SIEMERS CORPORATE

ENVIRONMENT amp RESPONSIBILITY

EVONIK INDUSTRIES AG

Form doch auch hier erfolgt eine regelmaumlszligige Anpassung die zu-kuumlnftig sicherlich auch mit einer Quantifizierung einhergehen wird Damit bleibt die unternehmerische Berichterstattung eng verbunden mit dem Umweltmanagement

Unternehmerische Berichterstattung wird sich aumlndern und zukuumlnftig integrierter sein (Stichwort Integrated Reporting) In dieser Hinsicht ist auch die umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung zu sehen

INFOBOX 23

Praxisbeispiel Umweltbezogene Gewinn- und VerlustrechnungWaumlhrend in der klassischen Gewinn- und Verlustrechnung (GampV) nur finanzielle Kenngroumlszligen wie Anlagevermoumlgen return on investment und Eigenkapitalrendite berichtet werden bleiben die umweltbezogenen Kosten verborgen Diese Externalitaumlten ndash beispielsweise Verschmutzung von Gewaumlssern Zerstoumlrung von Lebensraumlumen oder das Abwaumllzen von Verantwortung beim Klimawandel auf Folgegenerationen ndash sind als Ver-luste anzusehen die nicht durch das Unternehmen sondern von Dritten wie der Allgemeinheit oder der Natur getragen werden Getrieben von CEO Jochen Zeitz hat Puma es sich zur Aufgabe gemacht diese Kosten deutlicher aufzuzeigen und in die GampV einflieszligen zu lassen Solch eine Sichtbarmachung kann beim Einkauf der Fertigung der Produktent-wicklung oder dem Nachhaltigkeitsmanagement helfen bessere Ent-scheidungen zu treffen um so die Externalitaumlten zu minimieren Laut PUMA Environmental Profit amp Loss Account hat das Unternehmen im Jahr 2010 etwa 145 Millionen Euro an Umweltschaumlden durch Treibhaus-gasemissionen Wasserverbrauch Landnutzungsfolgen Luftverschmut-zung und Abfallerzeugung verursacht Davon entfallen nur etwa 6 auf das Kerngeschaumlft mehr als 137 Millionen Euro Umweltschaumlden ent-stehen entlang der Lieferkette Weitere Informationen httpaboutpumacomwp-contentthemesaboutPUMA_themefinancial-reportpdfEPL080212finalpdf

39WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Sie macht deutlich welche Abhaumlngigkeiten und welche Einfluumlsse ein Unternehmen hat und stellt bei der Einbeziehung der Oumlkosystem-leistungen und Integration in die externe Rechnungslegung einen be deut samen Schritt hin zur Beruumlcksichtigung von Naturkapital in Unternehmen dar Eine Offenlegung dieser Art koumlnnte einen Para dig-menwechsel einleiten Wer seine Leistung schon fruumlhzeitig ganzheit-lich misst und berichtet kann in einem sich veraumlndernden Geschaumlfts-

ABBILDUNG 21 (Foto LianeM Fotoliacom)

INFOBOX 24

Biodiversitaumlt in den Umweltmanagementzertifizierungen ISO 14001 und EMASBei EMAS muumlssen und bei ISO 14001 sollten die Auswirkun-gen auf die biologische Vielfalt beruumlcksichtigt werden Bei EMAS wird in Form des raquoFlaumlchenverbrauchslaquo ein direkter Indikator fuumlr den Habitatverlust erhoben ndash eine der Hauptursachen des Biodiver-sitaumltsverlustes Zwar kann der Flaumlchenverbrauch von unterschiedli-cher Qualitaumlt sein ndash die Bebauung einer bereits degradierten Flaumlche ist weniger kritisch als die eines intakten Oumlkosystems ndash dennoch kann dies als erster Startpunkt gewertet werden

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 40

umfeld weiterhin Spitzenleistung liefern Dies betrifft die Felder Risikomanagement Versorgungssicherheit und -produktivitaumlt wie auch Compliance und Stakeholdermanagement

UmweltmanagementEin Umweltmanagement steuert gemaumlszlig den vier Managementschrit-ten Planen Ausfuumlhren Kontrollieren und Optimieren umweltbezo-gene Unternehmenstaumltigkeiten und ermoumlglicht so eine kontinuierli-che Verbesserung der Umweltleistung Dieser Managementzyklus beruumlcksichtigt derzeit nur selten umsetzungsorien tiert die Dimensio-nen Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt

Hier kann eine Erweiterung konkret ansetzen Eine erste Feststellung des Status quo auf Basis bereits existieren der Umweltdaten ndash ergaumlnzt durch Experteneinschaumltzungen ndash ist der Anfang Anschlieszligend koumln-nen spezifische und messbare Ziele gesetzt werden was sich in die bekannten Schritte des Umweltmanagements einbinden laumlsst

RessourceneffizienzRessourceneffizienz gewinnt angesichts steigender Rohstoffpreise und -bedarfe und des groszligen Anteils den Material- und Energie kosten an den Gesamtkosten in vielen Branchen darstellen wirtschaftlich und politisch enorm an Bedeutung Zur Steigerung der Ressourceneffi-zienz liegen aktuell Programme auf nationaler wie europaumlischer Ebene vor es existieren dazu Plattformen und Initiativen Das Thema raquoRes-sourceneffizienzlaquo koumlnnen Unternehmen strategisch integrieren (zum Beispiel in ihrem Umweltmanagement) indem sie die entsprechen-den Einsatzstoffe als Naturkapital raquodeklarierenlaquo und im Ressourcen-management umfassender als bisher beruumlck sichtigen Durch den sparsamen effizienten Einsatz von Ressourcen koumlnnen oftmals Oumlko-systeme geschont werden (zum Beispiel durch ein entsprechendes

INFOBOX 25

Praxisbeispiel Integration von Biodiversitaumlt in das Ressourcen-managementUPM betreibt in Deutschland sieben Papierfabriken und verschreibt sich der nachhaltigen Forstwirtschaft und dem Schutz der Biodiversitaumlt So wird weltweit FSC- und PEFC-zertifiziertes Holz verwendet und in unter nehmenseigenen Waumlldern ein Biodiversitaumltsprogramm umge-setzt Gemeinsam mit der raquoAlliance for Water Stewardshiplaquo fuumlhrt UPM ein Pilotprojekt zum Wassermanagement durch Dies soll den Verbrauch des wasserintensiven Papierherstellungsprozesses senken und die Wie-derverwendung des Wassers erhoumlhen UPM unterstreicht mit seinemEngagement seine Position als raquoBiofore Companylaquo

41WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

INFOBOX 26

Praxisbeispiel Bewertung von Biodiversitaumlt in der Lebensmittel-branche und der LandwirtschaftEinen Schritt weiter als die Oumlkobilanzen geht das Bewertungsverfahren der BASF Mit ihrer Lebenszyklusanalyse AgBalance erfasst sie eine Viel-zahl von Nachhaltigkeitsindikatoren der Lebensmittel- und Landwirt-schaftsbranche Biologische Vielfalt flieszligt mit 8 der 69 Indikatoren in eine Punktebewertung ein so unter anderem Naumlhe zu Schutzgebieten Auskreuzungspotenzial und Oumlkotoxizitaumltspotenzial Auszligerdem werden soziale und oumlkonomische Indikatoren erfasst und somit alle drei Saumlulen der Nachhaltigkeit abgebildet Auch wenn ein Abwaumlgen zwischen unter-schiedlichen Groumlszligen wie Punkten und Euros als Messeinheiten Entschei-der vor Herausforderungen stellt ist dies doch ein wichtiger Schritt hin zur Integration von Biodiversitaumlt in Entscheidungsprozesse

Wassermanagement in Regionen mit Wasserstress) Jedoch ist Res-sourceneffizienz nicht gleichzusetzen mit Biodiversitaumlts- und Oumlko-systemschutz Neben dem sparsamen Umgang mit Ressourcen ist auch die Art der Einsatzstoffe (zum Beispiel Nutzung von nachhaltig erzeugtem Palmoumll) von Bedeutung

Der Zusammenschluss zu Brancheninitiativen ist ein Ansatz um das Thema Ressourceneffizienz ganzheitlicher und passgenauer zu be-trach ten und so die Thematik uumlber den bisherigen Fokus auf Reduzie-rung von Rohstoffverbrauch und Emissionen hinaus zu erweitern

Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten- Management Die Analyse der Wertschoumlpfungskette eines Produktes liefert immer wieder Verbesserungspotenzial und wird deshalb regelmaumlszligig durchge-fuumlhrt Dies bietet gute Ansatzpunkte fuumlr eine Untersuchung und Ver-besserung der Biodiversitaumltsperformance Eine weitere oft genutzte Analysemoumlglichkeit sind Oumlkobilanzen (Life Cycle Assessments)

Oumlkobilanzen bilden den gesamten Stoffkreislauf ab ndash und somit auch die fuumlr Biodiversitaumlt relevante Landnutzung oder Oumlkosystemleis-tungen wie die Bereitstellung von Rohstoffen die Absorption von Produktionsemissionen und die Aufnahme von Abfallprodukten An-gefangen bei eigenen Beschaffungsquellen (zum Beispiel Vertragsan-bauer von Supermaumlrkten oder Handelsmarken) bis hin zu Vorproduk-ten der Liefer an ten ndash entlang der Lieferkette verbergen sich zahlreiche Ursachen fuumlr Bio diversitaumltsverlust Fuumlr Unternehmen die Rohstoffe und Vorpro dukte aus dem Ausland beziehen ist es daher wichtig auf den Einkauf und das Lieferkettenmanagement zu achten Wichtige

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 42

Analyseschritte beinhalten Grenzwerte und Normen (in den Abbau- und Ursprungslaumlndern der Vorprodukte oftmals deutlich niedriger als in Deutschland) oder Screenings zu Wasserknappheit entlang der Lie-ferkette Darauf aufbauend ergibt sich eine detaillierte Bewertung zur Beruumlcksichtigung von Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt bei Liefe ranten

Investitions- und PlanungsprozesseInvestitionen in den Bau neuer Anlagen oder Standorte werden derzeit eher selten unter Biodiversitaumltsaspekten im betrieblichen Umwelt-management erfasst Beim Bau eines Produktionsstandorts auf der raquogruumlnen Wieselaquo spielen vor allem die Eingriffsregelung des Bun-desnaturschutzgesetztes (BNatSchG) sowie das EU-Naturschutz-recht (FFH- und Vogelschutz-Richtlinie) eine wichtige Rolle Diese Regeln erscheinen Unternehmen manchmal wider spruumlchlich ndash gerade mit Blick auf den gewollten Naturschutz Firmenareale werden auf-grund strategischer Entscheidungen zum Beispiel fuumlr den Bau von Anlagen uumlber einen laumlngeren Zeitraum brach liegen gelassen Siedelt sich daraufhin eine geschuumltzte Art auf dieser Flaumlche an koumlnnen Unter-nehmen unter Umstaumlnden nur mit hohen Auflagen dieses Gebiet er-schlieszligen und einen Neu- oder Ausbau realisieren Um solchen Ziel kon-flikten vorzubeugen bieten die zustaumlndigen Natur schutzbehoumlrden an in Dialog zu treten um gangbare Wege und Maszlignahmen auszu loten

Doch Unternehmen koumlnnen auch in Vorleistung gehen Indem zum Beispiel Brachflaumlchen und Naturraumlume belassen sowie die Funktio-nalitaumlt von aquatischen Oumlkosystemen (Gewaumlssern) erhalten werden

INFOBOX 27

Ausgleichsflaumlchen ndash Chancen fuumlr beschleunigte PlanungsprozesseGut zu wissen Laut sect16 BNatSchG kann durch Oumlkosystemschutz ein raquoGuthabenlaquo auf einem Oumlkokonto angespart werden Bei spaumlteren Ein-griffen werden diese Flaumlchen als bereits geleistete Kompensationsmaszlig-nahmen anerkannt Rheinkalk macht sich dieses Instrument zunutze Im sauerlaumlndischen Houmlnnetal dient nur ein Teil des Grundbesitzes dem Kalksteinabbau Weite Teile des Areals hingegen stehen dank nicht-oumlkonomischer Waldnutzung dem Naturschutz temporaumlr zur Verfuumlgung oder werden je nach Management und naturschutzfachlicher Einschaumlt-zung einem Oumlkokonto zugeschrieben das als Kompensationsleistung fuumlr zu erwartende Eingriffe agiert Waumlhrend auf der einen Seite pro-aktiv Arten- und Oumlkosystemschutz ermoumlglicht wird profitiert Rheinkalk von einem beschleunigten Planungsprozess vermiedener Buumlrokratie und somit geringeren Kosten (wwwrheinkalkdepdfVerantwortung_Fuer_Mensch_und_Naturpdf Seite 24)

43WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

koumlnnen etwaige Kompensationsmaszlignahmen im Rahmen der Ein griffs -regelung vermieden werden Zudem koumlnnen Ergebnisse der teils obli-gatorischen Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung (UVP) der Strategischen

INFOBOX 28

Praxisbeispiel ZielkonflikteBiologische Vielfalt spielt in Steinbruumlchen Baggerseen und Kiesgruben eine wichtige Rolle Die Steine- und Erdenindustrie engagiert sich in zahlreichen Projekten zur Foumlrderung der biologischen Vielfalt Neben der Erarbeitung von Biodiversitaumltsindikatoren und einer Biodiversitaumlts-Datenbank zaumlhlen hierzu zahlreiche gemeinsame Projekte mit Umwelt-verbaumlnden

raquoLeider werden der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt in den Abbaustaumltten ausgerechnet durch das Naturschutzrecht selbst eingeschraumlnkt Wer zum Beispiel ein Laichgewaumlsser fuumlr die Gelbbauch-unke auf einem Rohbodenstandort anlegt oder eine Steilwand fuumlr die Uferschwalbe herrichtet der laumluft Gefahr dass die weitere Bewirt-schaftung der Flaumlchen deutlich eingeschraumlnkt wird Der statische An-satz im Naturschutzrecht verhindert damit leider vielerorts die Aus-schoumlpfung von Synergieeffekten von Gesteinsabbau und Naturschutz Die Steine- und Erdenindustrie jedenfalls ist zur Foumlrderung der biolo-gischen Vielfalt bereit und setzt sich auch weiterhin fuumlr praktikable Loumlsungen einlaquo (Diplom-Biologe Thomas Beiszligwenger Hauptgeschaumlfts-fuumlhrer Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

ABBILDUNG 22 (Foto Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

INFOBOX 29

Praxisbeispiel Management von LiegenschaftenFraport die Betreibergesellschaft des Frankfurter Flughafens formuliert in seiner unternehmenseigenen Biodiversitaumltsstrategie Grundsaumltze zur Biodiversitaumlt Darin wird festgehalten dass sich Flugbetrieb und der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt ndash uumlber gesetz liche Anforderungen wie zum Beispiel Eingriffsregelung hinaus ndash vereinbaren lassen So wird unter anderem auf dem Gelaumlnde des Flughafens ein For-schungsprojekt zum Bienen-Monitoring unterstuumltzt das wichtige Infor-mationen uumlber die Schadstoffsituation liefert Gleich zeitig werden im Rhein-Main-Gebiet gezielt Naturschutzvorhaben gefoumlrdert so zum Bei-spiel der Erhalt von raquoAltholzinselnlaquo im Kinzigtal oder die Pflege von Streuobstwiesen im Maintal (wwwfraportdecontentfraport-agdenachhaltigkeitumweltnatur--und-ressourcenschutz0html und verglei-che auch die dort bereitgestellten PDF-Dokumente)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 44

Legende Naumlhe zum Kerngeschaumlft Merkmalsauspraumlgung Geringer Bezug Mittel o Trifft zu x Mittlerer Bezug Stark + Starker Bezug Sehr stark + +

ABBILDUNG 23 Handlungsan-saumltze zur Integration von Biodiversi-taumlt in Unternehmen am Beispiel eines Industrie- und Konsumguumlter-unternehmens (Grafik PwC)

INFOBOX 30

Handlungsansaumltze zur Integration von Biodiversitaumlt in UnternehmenDie vorgestellten sechs Handlungsansaumltze werden hier systematisch zusammengefasst am Beispiel der Indus trie- und Konsumguumlterbranche dargestellt Diese Systematik kann allen Unternehmen als Pruumlfrahmen dienen ihr spezifisches Profil zur Beruumlcksichtigung von biologischer Viel-falt Oumlkosystemen und deren Leistungen (Naturkapital) zu entwickeln

Die Abbildung verdeutlicht die Wirkung der verschiedenen Handlungs-ansaumltze beispielhaft im Hinblick auf die vier Werttreiber Risiken senken Kosten reduzieren Maumlrkte und Kunden erschlieszligen und Reputation steigern

Waumlhrend die farbliche Hinterlegung die Naumlhe zum Kerngeschaumlft andeutet geben die Spalten auf der rechten Seite Informationen uumlber den Beitrag zum Schutz der biologischen Vielfalt sowie zur moumlglichen Umsetzungskomplexitaumlt wieder Es wird deutlich dass es durchaus ein-fache Maszlignahmen gibt die eine Wirkung zeigen

Werttreiber

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Integration von Biodiversitaumltsaspekten in hellip

Beitrag zum Schutz des Natur kapitals

Umsetzungsshy komplexitaumlt

x x x 1) Unternehmerischer Verantwortung (Corporate Responsibility) o + o

x x x 2) Berichterstattung (inkl umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung) o +

x x 3) Umweltmanagement inkl Liegenschafts-management o + +

x x 4) Maszlignahmen zur Steigerung der Ressourcen-effizienz + + + +

x x x 5) Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten-Management + + + +

x x 6) Investitions- und Planungsprozesse + o +

45WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Des Weiteren ist erkennbar dass die Integration von Biodiversitaumlt in Aus-wahl- und Entscheidungsprozesse vor allem im Bereich Ressourceneffi-zienz Lieferketten-Management und Investitions- und Planungsprozesse zu Win-win-Situationen fuumlhren kann Dabei sollte bei der Auswahl der Ansaumltze und Methoden aber immer das Kerngeschaumlft des Unterneh-mens im Vordergrund stehen ndash hier kann ein erster Check die weitere Schwerpunktsetzung unterstuumltzen Auch die Integration ins klassische Umweltmanagement stellt einen Schritt zur Beruumlcksichtigung von Bio-diversitaumlt dar ndash und zwar verbunden mit einem maumlszligigen Aufwand

Umweltpruumlfung (SUP) und der FFH Vertraumlglichkeitspruumlfung (FFH VP) guumlnstiger ausfallen Auflagen der Nachbesserung reduziert dadurch Kosten eingespart und ein reibungsloser Planungs- und Bauprozess beguumlnstigt werden

Abschlieszligend gilt es die Integration von Biodiversitaumlt auch in flankie-renden operationellen Einheiten voranzutreiben Dies betrifft beson-ders Forschung und Entwicklung sowie Kommunikation Dabei sollen die Themen erfolgreich sowohl nach innen als auch nach auszligen also zu Kunden Lieferanten und anderen Interessengruppen kommuni-ziert und in eine entsprechende Berichterstattung integriert werden

AUSBLICK5

WIR KOumlNNEN DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER WIRTSCHAFT NUR ERHALTEN WENN WIR DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER NATUR ERHALTEN DAFUumlR IST EINE VIELFALT AN LEBENSshy RAumlUMEN UND ARTEN VON ENTSCHEIDENDER BEDEUTUNG DEREN SCHUTZ MUSS DESHALB VIEL STAumlRKER IN DEN WERTSCHOumlPFUNGSPROZESSEN BERUumlCKSICHTIGT WERDEN

ALEXANDER BARTELT ABTEILUNGS-

LEITER KLIMASCHUTZ UND NACHHAL -

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VORSTANDSVORSITZENDER raquoBIODIVER-

SITY IN GOOD COMPANYlaquo- INITIATIVE

Es ist an der Zeit die Aspekte von Naturkapital in das unterneh-merische Handeln zu integrieren Nutzen Sie die vielfaumlltigen Ansatz-punkte die im Rahmen der Broschuumlre aufgezeigt wurden und beginnen Sie Ihre unternehmerischen Aktivitaumlten zu erweitern In Deutsch-land gibt es viele Initiativen und Ansaumltze die einen Einstieg in die The-men Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungen erleich tern Nutzen Sie diese Initiativen fuumlr einen Austausch mit anderen Unter-nehmen und uumlber die dort bereits gemachten Erfahrungen (siehe dazu auch Kapitel 6)

Die Initiative raquoBiodiversity in Good Companylaquo ist ein Zusammen-schluss von Unternehmen die gemeinsam fuumlr den Schutz der

biologischen Vielfalt eintreten Der branchenuumlbergreifenden Initiative gehoumlren kleine mittlere und groszlige Unternehmen an Die Mitglieder der raquoBiodiversity in Good Companylaquo-Initiative unterstuumlt-zen das freiwillige Engagement der Wirtschaft fuumlr den Schutz der biologischen Vielfalt Sie arbeiten an Innovationen und Investitio-nen damit naturvertraumlgliche Technologien Produkte und Dienst-leistungen verstaumlrkt ihren Weg in die Maumlrkte finden Die Initiative

47AUSBLICK

traumlgt dazu bei den Privatsektor in die Verwirklichung der Ziele der Konvention uumlber die biologische Vielfalt und der Nationalen

Strategie zur biologischen Vielfalt staumlrker einzubinden

Auch im Rahmen von econsense ndash einem Zusammenschluss fuumlhren-der global agierender Unternehmen und Organisationen der deut-schen Wirtschaft zu den Themen nachhaltige Entwicklung und Cor-porate Social Responsibility (CSR) ndash wird der Themenbereich im Rahmen der Arbeitsgruppe raquoBiodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungenlaquo begleitet Die Mitgliedsunternehmen setzten sich intensiv mit dem Erhalt und der Entwicklung der biologischen Vielfalt auseinander und nutzen econsense als Plattform zum Austausch und zur Diskus-sion von praktischen Managementinstrumenten

Engagieren Sie sich im Projekt raquoUnternehmen Biologische Vielfalt 2020laquo einer Dialog- und Aktionsplattform des Bundesumweltminis-teriums gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der deutschen Wirtschaft und von Naturschutzverbaumlnden die einen fortlaufenden Austausch erlaubt und konkrete Aktivitaumlten zur Umsetzung der Nati-onalen Strategie zur biologischen Vielfalt auf den Weg bringt Folgende Themenfelder stehen dabei im Fokus Informationen zur biologischen Vielfalt fuumlr Unternehmen Biologische Vielfalt im betrieblichen Umweltmanagement Biologische Vielfalt und Naturschutzrecht Kommunikation von Unternehmen nach auszligen Finanzierung von Naturschutzprojekten Maumlrkte Chancen erkennen und entwickeln Netzwerkbildung

Die kuumlnftige Leistungsfaumlhigkeit der Wirtschaft wird von der Leis-tungsfaumlhigkeit des Naturkapitals abhaumlngen Der Erhalt der Leistungs-faumlhigkeit unseres Naturkapitals erfordert die gebuumlndelten Kraumlfte von Unternehmen Politik und Gesellschaft raquoNatur kapital Deutschland ndash TEEB DElaquo zeigt dass sich dies auch wirtschaftlich lohnt Lassen Sie uns diese Chance gemeinsam wahrnehmen

ABBILDUNG 24 (Foto morrbyte Fotoliacom)

6 WEITERFUumlHRENDE INFORMATIONEN

PROJEKT raquoNATURKAPITAL DEUTSCHLAND ndash TEEB DElaquoDiese Broschuumlre ist Teil des Projekts raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo in dessen Rahmen bis zum Jahr 2015 folgende vier Berichte erscheinen (Arbeitstitel) raquoKlimapolitik und Naturkapital Synergien und Konfliktelaquo raquoOumlkosystemleistungen und Entwicklung laumlndlicher Raumlumelaquo raquoNaturleistungen in der Stadt Gesundheit schuumltzen und

Lebensqualitaumlt erhoumlhenlaquo raquoNaturkapital Deutschland Neue Handlungsoptionen

ergreifen ndash eine Syntheselaquo

Bereits erschienen ist die Broschuumlre raquoDer Wert der Natur fuumlr Wirt-schaft und Gesellschaft ndash Eine Einfuumlhrunglaquo wwwnaturkapital-teebde

Soweit Praxisbeispiele und Statements nicht gesondert gekennzeich-net wurden sind diese speziell fuumlr raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo erstellt worden

Leitfaumlden Handlungsmoumlglichkeiten fuumlr Unternehmen BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012)Biodiversitaumlt im unterneh-

merischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Umfangrei-che aber dennoch leicht zu erfassende und praxisnahe Broschuumlre zu Maszlignahmen rund um den betrieblichen Biodiversitaumltsschutz Mit zahl-reichen Umsetzungstipps und Hinweisen auf weiterfuumlhrende Lite ra-tur und Webseiten

49WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

www2leuphanadeumanagementcsmcontentnamadownloads download_publikationenBestaendig20Wuczkowski_Biodiversitaet 20im20unternehmerischen20Nachhaltigkeitsmanagement_neupdf

HOUDET J (HRSG) (2008 UumlBERARBEITET 2010) Integrating bio-diversity into business strategies The Biodiversity Accountability Framework Sehr umfangreiche Publikation (knapp 400 Seiten) uumlber Bio di versitaumlt und Unternehmen beginnend bei den Grundlagen 23 In dikatoren (Business and Biodiversity Independence Indicators) sind Grundlage fuumlr die Bewertung der Biodiversitaumltsleistung von Unter-nehmen Mit zahlreichen Beispielen Regionaler Fokus Frankreichwwworeeorg_scriptntsp-document-file_downloadphp document_id=1063ampdocument_file_id=1070

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement ndash Ein Leitfaden fuumlr die betriebliche Praxis Umsetzungsorientiertes Handbuch zur Einbindung von Biodiversi-

taumlt in das bestehende (Umwelt)-Management inklusive zahlreicher Vorschlaumlge fuumlr Maszlignahmen und Instrumente sowie Zuordnung zu Handlungsfeldern und Funktionsbereichen httpwwwbmudeN46143

TEEB (2012) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Busi-ness and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York Bericht fuumlr Unternehmen der internationalen TEEB-Studie Ins-pirierende teils generische Heranfuumlhrung an die Bedeutung von Bio-diversitaumlt an Unternehmen mit Beispielen aus aller Welt Excutive summary unter wwwteebweborg

UN GLOBAL COMPACT AND IUCN (2012) A Framework for Corpo rate Action on Biodiversity and Ecosystem Services Uumlberblicksbro schuumlre zu Biodiversitaumlt und Unternehmen Adressierte Themen Treiber Risi-ken amp Chancen Corporate Governance Management (inkl Vermei-dungs-Hierarchie) Stakeholder-Engagement und Berichter stattungwwwunglobalcompactorgdocsissues_docEnvironmentBES_Frameworkpdf

WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD) (2011) Handbuch zur unternehmerischen Bewertung von Oumlkosystemdienstleistungen (CEV) Ein Rahmenwerk zur Erleichterung unternehmerischer Entscheidungsfindung Generisches Hand buch fuumlr die Durchfuumlhrung einer unternehmensinternen Bewertung von Biodiversitaumlt (breites Werteverstaumlndnis) mit Handreichungen zu vor-gelagerten Abwaumlgungen wwweconsensedesitesallfilesWBCSD_Handbuch_CEVpdf

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 50

WORLD RESOURCE INSTITUTE (WRI) (2012) Corporate Ecosystem Services Review ndash Version 20 Handbuch zur systematischen Erfas-sung von biodiversitaumltsbezogenen Risiko- und Handlungsfeldern Schrittweises Vorgehen inkl Vorschlaumlgen fuumlr die Erfassung und Doku-mentation des Prozesses wwwwriorgpublicationcorporate-ecosystem-services-review

Allgemein Oumlkosysteme Biodiversitaumlt und Wirtschaft JESSEL B TSCHIMPKE O UND WALSER M (2009) Produktivkraft

Natur Hamburg Praumlgnante Beispiele fuumlr die Quantifizierung von wirtschaftlich relevanten Nutzungen der Natur in Arbeitsplaumltzen Umsaumltzen oder vermiedenen Kostenwwwnaturkapital-teebdefileadminDownloadsProduktivkraft Naturpdf

MILLENNIUM ECOSYSTEM ASSESSMENT (2005) Ecosystems and Human Well-Being ndash Synthesis Synthese der mehr als 1000 Seiten fassenden wissenschaftlichen Studie uumlber die oumlkologischen und gesell-schaftlichen Zusammenhaumlnge sowie Zustand und Trends des Verlus-tes der biologischen Vielfalt und die Bedeutung der Oumlkosystemleis-tungen fuumlr den Menschenwwwmaweborgdocumentsdocument356aspxpdf

TEEB (2010) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integ-rieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz (Hrsg) Bonn Zusam-menfassung der Ergebnisse der internationalen TEEB Studie Synthese der Berichte fuumlr internationale Politiker lokale und regionale Ent-scheider sowie Unternehmen wwwteebweborg

Kartenmaterial Frageboumlgen und Tools PROTECTEDPLANETNET Weltweite kartengestuumltzte Darstellung von

Schutzgebieten basierend auf den Daten der World Database of Pro-tected Areas (WDPA) und der Weltnaturschutzorganisation (IUCN) wwwprotectedplanetnet

BFNshySCHUTZGEBIETSKARTE Interaktive Karte des Bundesamtes fuumlr Naturschutz mit allen deutschen Schutzgebieten wwwgeodienstebfndeschutzgebiete

CHECKLISTEN DER DEUTSCHEN BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIAshyTIVE Fragenkatalog zur Erstellung einer Selbsteinschaumltzung bezuumlg-lich potenzieller Risiken hinsichtlich Biodiversitaumlt und Oumlkosystem-leistungen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

51WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

INTEGRATED BIODIVERSITY ASSESSMENT TOOL (IBAT) Kostenpflich-tige Anwendung zur Bewertung standortbezogener Biodiversitaumlts-risiken (Fokus Schutzgebiete und Biodiversity Hot Spots) GIS-(Karten)- basiert wwwibatforbusinessorg

Fallbeispiele und Publikationssammlung WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD)

(2012) Biodiversity and ecosystem services ndash scaling up business solutions Company case studies that help achieve global biodiversity targetswwwwbcsdorgPagesEDocumentEDocumentDetailsaspxID=14923ampNoSearchContextKey=true

UNITED NATIONS ENVIRONMENT PROGRAM FINANCE INITIATIVE (UNEP FI) Publikationen zu biodiversitaumltsbezogenen Chancen Risiken und Handlungsoptionen der Finanzbranche wwwunepfiorgpublicationsbiodiversityindexhtml

CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (CBD) BUSINESS PROGRAMM Fallstudien und Publikationen zu Beruumlhrungspunkten und Leuchtturm-projekten zum Erhalt der biologischen Vielfalt wwwcbdintenbusiness

ECOSYSTEM MARKETPLACE Nachrichtenportal von Forest Trends rund um Biodiversitaumlts- Wasser- und CO2-Maumlrkte wwwecosystemmarketplacecom

Strategien auf politischer Ebene NATIONALE STRATEGIE ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT (2007) Deutsch-

lands Strategie zur Umsetzung der Konvention uumlber die biolo gische Vielfalt wwwbmudeN40333

INFORMATIONSPORTAL DES BUNDESAMTES FUumlR NATURSCHUTZ ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT Mit Nachrichten Informationen Veranstal-tungshinweisen und weiterfuumlhrenden Materialien wwwbiologische-vielfaltde

EUshyBIODIVERSITAumlTSSTRATEGIE FUumlR 2020 Diese EU-Strategie enthaumllt Ziele zum Erhalt von Biodiversitaumlt sowie von Oumlkosystemen und deren Leistungen (raquoNaturkapitallaquo) bis 2020httpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversitycomm20062020htm

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 52

GLOBALE BIODIVERSITAumlTSZIELE Der raquoStrategische Plan 2011 ndash 2020laquo des Internationalen Uumlbereinkommens zur biologischen Vielfalt (CBD) enthaumllt auch Ziele zu Oumlkosystemen und deren Leistungen sowie zum Wert der biologischen VielfaltwwwcbdintdocdecisionsCOP-10cop-10-dec-02-enpdf

Initiativen DEUTSCHE BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIATIVE ndash raquoBIODIVERSITY

IN GOOD COMPANYlaquoshy INITIATIVE Zusammenschluss vor allem deut-scher Unternehmen mit dem Ziel die Integration von Biodiversitaumlt in unternehmerische Entscheidungen voranzutreiben wwwbusiness-and-biodiversityde

EUROPAumlISCHE raquoBUSINESS AND BIODIVERSITY CAMPAIGNlaquo Europa-weite Plattform fuumlr Unternehmen mit dem Ziel Ansaumltze fuumlr ein Biodi-versitaumltsmanagement zu entwickeln und umzusetzen wwwbusiness-biodiversityeu

NATURAL CAPITAL DECLARATION Erklaumlrung einzelner Akteure des Finanzsektors Naturkapital in Finanzprodukten und -dienstleistungen zu beruumlcksichtigen wwwnaturalcapitaldeclarationorg

TEEB FOR BUSINESS COALITION Initiative zur Vereinheitlichung der Bilanzierung von Naturkapital im Unternehmen httpteebforbusinessorg

GLOSSAR 53

GLOSSAR

ARTENVIELFALTDiversitaumlt (Vielfalt) biologischer Arten in einem Lebensraum Artenviel-falt ist neben genetischer Vielfalt und Diversitaumlt der Oumlkosysteme ein Teil-aspekt der biologischen Vielfalt

BASISLEISTUNGENGrundlegende Leistungen der Oumlkosysteme wie zum Beispiel Photosyn-these oder Stickstoffbindung von Knoumlllchenbakterien welche die Voraus-setzung fuumlr alle anderen Leistungen der Oumlkosysteme sind

BIODIVERSITAumlT Biologische Vielfalt

BIOLOGISCHE VIELFALT Die Vielfalt des Lebens auf unserer Erde (oder Biodiversitaumlt) ist die Varia-bilitaumlt lebender Organismen und der von ihnen gebildeten oumlkologischen Komplexe Sie umfasst drei Ebenen 1) die Vielfalt an Oumlkosystemen bezie-hungsweise Lebensgemeinschaften Lebensraumlumen und Landschaften 2) die Artenvielfalt und 3) die genetische Vielfalt innerhalb der verschie-denen Arten

EINGRIFFSREGELUNG Instrument des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatschG sectsect 13 ff) das die Bewaumlltigung von Eingriffen in Natur und Landschaft regelt (Vermeidung und Kompensation)

EMAS Betriebliches Umweltmanagementsystem (Eco Management and Audit Scheme) nach der Verordnung (EG) Nr 12212009 uumlber die freiwillige Teil-nahme von Organisationen an einem Gemeinschaftssystem fuumlr Umwelt-management und Umweltbetriebspruumlfung (ABl EG L 342 v 22122009 S 1) Schwerpunkte sind die kontinuierliche Verbesserung der Umwelt-leistung die Umwelterklaumlrung und Umweltrechtskonformitaumlt

GEBIETSFREMDE ARTENAuch invasive Arten oder Neobiota Tier- und Pflanzenarten die durch Einfuhr (beabsichtigt) oder Einschleppung (unbeabsichtigt) in einem fuumlr sie nicht natuumlrlichen Lebensraum leben Einige gebietsfremde Arten ver-breiten sich aufgrund mangelnder Feinde physiologischer Eigenschaften (Wachstumsgeschwindigkeit Wasserbedarf) oder aumlhnlich invasiv und verdraumlngen einheimische Arten In einigen Faumlllen entstehen durch sie erheb liche Nachteile fuumlr Mensch (Gesundheitsbeeintraumlchtigungen wie zum Beispiel Allergien) und Oumlkosysteme (Degradation)

INWERTSETZUNGBuumlndel von Maszlignahmen um den Nutzen von Biodiversitaumlt und Oumlkosys-temleistungen fuumlr die Gesellschaft relevant und erfahrbar werden zu las-sen Dies geschieht durch (oumlkonomische) Bewertung und oder Integra-tion in Marktentscheidungen ndash zum Beispiel in Form von naturorientierten Angeboten Anreizen oder der Schaffung von Maumlrkten fuumlr Biodiversitaumlt ndash sowie in gesellschaftliche und private Entscheidungen

54 DIEUNTERNEHMENSPERSPEKTIVEndashNEUEHERAUSFORDERUNGEN

ISO 14001 Betriebliches Umweltmanagementsystem nach DIN EN ISO 140012004 + AC 2009 (Ausgabe 112009) Schwerpunkt liegt in der Verbesserung des Umweltmanagementsystems

KONVENTION UumlBER DIE BIOLOGISCHE VIELFALT (ENGL CONVENTION ON BIO LOGICAL DIVERSITY ndash CBD)

Uumlbereinkunft von 168 Staaten (Unterzeichner Stand 12122012) uumlber die biologische Vielfalt Darin werden der Verlust der biologischen Vielfalt als Herausforderung anerkannt und Ziele zu ihrer Erhaltung formuliert Diese sind 1) Schutz der biologischen Vielfalt 2) Nachhaltige Nutzung ihrer Bestandteile und 3) Zugangsregelung und gerechter Ausgleich von Vor-teilen welche aus der Nutzung genetischer Ressourcen entstehen

KULTURELLE OumlKOSYSTEMshy LEISTUNGEN

Leistungen von Oumlkosystemen mit Wirkung und Bedeutung fuumlr Erholung aumlsthetisches Empfinden spirituelle Erfahrungen soziale Funktionen kul-turelle Identitaumlt Heimatgefuumlhl Wissen und Erkenntnis

MONETARISISERUNG Beimesssung eines Wertes in Geldeinheiten Die Umweltoumlkonomie hat dazu mehrere Verfahren der Monetarisierung entwickelt

NATURKAPITAL Oumlkonomischer Begriff fuumlr den begrenzten Vorrat an physischen und bio-logischen Ressourcen der Erde und die begrenzte Bereitstellung von Guumltern und Leistungen durch Oumlkosysteme

OumlKOSYSTEM Bezeichnet die Bestandteile eines abgegrenzten Naturraumes (zum Beispiel niedersaumlchsisches Wattenmeer) oder eines bestimmten Natur-raumtyps (zum Beispiel naumlhrstoffarmes Flieszliggewaumlsser) und deren Wech-selwirkungen Der Begriff kann sich auf verschiedene raumlumliche Ebenen (lokal regional) beziehen und umfasst sowohl (halb-)natuumlrliche (zum Bei-spiel ungestoumlrte Hochmoore) und naturnahe (zum Beispiel Kalkmager-rasen) als auch vom Menschen gepraumlgte Oumlkosysteme (zum Beispiel Agrar oumlkosysteme)

OumlKOSYSTEMFUNKTIONEN Umfassen alle physikalischen chemischen und biologischen Prozesse und Wechselwirkungen die in verschiedenen Oumlkosystemen stattfinden

OumlKOSYSTEMLEISTUNGEN Bezeichnen direkte und indirekte Beitraumlge von Oumlkosystemen zum mensch-lichen Wohlergehen das heiszligt Leistungen und Guumlter die dem Menschen einen direkten oder indirekten wirtschaftlichen materiellen gesundheit-lichen oder psychischen Nutzen bringen In Abgrenzung zum Begriff Oumlko-systemfunktion entsteht der Begriff Oumlkosystemleistung aus einer anth-ropozentrischen Perspektive und ist an einen Nutzen des Oumlkosystems fuumlr den Menschen gebunden Der Begriff ist identisch mit den haumlufig verwen-deten Begriffen raquoOumlkosystemdienstleistunglaquo und raquooumlkosystemare Guumlter und Leistungenlaquo und entspricht dem englischen Begriff der raquoecosystem serviceslaquo

55

REGULIERUNGSLEISTUNGENFunktionen von Oumlkosystemen die auf (andere) Elemente und Prozesse von Oumlkosystemen einwirken die (direkten) Nutzen fuumlr den Menschen haben zum Beispiel die Filterwirkung von Bodenschichten auf die Grund-wasserqualitaumlt oder der Beitrag einer Hecke zur Verringerung der Boden-erosion

GLOSSAR

RESILIENZ (VON OumlKOSYSTEMEN)

Resilienz ist die Faumlhigkeit eines Oumlkosystems trotz aumluszligerer Stoumlrungen seine Funktionen und damit seine Oumlkosystemleistungen aufrecht zu erhalten Es wird davon ausgegangen dass die Resilienz stark mit der in dem Oumlko-system vorherrschenden biologischen Vielfalt korreliert

TEEBThe Economics of Ecosystems and Biodiversity Die internationale TEEB-Studie wurde von Deutschland im Rahmen seiner G8-Praumlsidentschaft im Jahr 2007 gemeinsam mit der EU-Kommission initiiert und mithilfe zahlreicher weiterer Institutionen unter der Schirmherrschaft des Um-weltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) durchgefuumlhrt Ziel der TEEB-Studie war es den oumlkonomischen Wert der Leistungen der Natur ein zuschaumltzen die wirtschaftlichen Auswirkungen der Schaumldigung von Oumlkosystemen zu erfassen und ausgehend davon die Kosten eines Nicht-Handelns zu beziffern Leiter der Studie war der indische Oumlkonom Pavan Sukhdev Im Rahmen der Studie wurden verschiedene Berichte veroumlffent-licht Derzeit wird unter Leitung von UNEP ein Nachfolgeprozess organi-siert um die Durchfuumlhrung von nationalen regionalen lokalen und sek-toralen Studien zum Thema anzuregen und zu foumlrdern

VERSORGUNGSLEISTUNGENBezeichnen meist marktfaumlhige Guumlter die von oder mithilfe von Oumlkosyste-men produziert werden (zum Beispiel Nahrung Frischwasser Feuer- und Bauholz) Teilweise ist ein erheblicher Beitrag von (Human-)Kapital und Arbeit notwendig um diese Guumlter zu erstellen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 56

QUELLEN

BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012) Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Centre for Sustainability Management Luumlneburg

BORN W u a (2012) Gesundheitskosten der Beifuszlig-Ambrosie in Deutschland In Umweltmedizin in Forschung und Praxis 17 (2) S 71 ndash 80

DER BUND (2009) Invasive Muscheln verstopfen Leitungen Von Fabio Bergamin Onlineausgabe Zuletzt aktualisiert am 31072009 httpwwwderbundchzeitungenwissenInvasive-Muscheln-verstopfen-Leitungenstory29662360

DEUTSCHER IMKERBUND EV Internetauftritt des Deutschen Imkerbund e V vom 12122012 httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpbienen-und- bestaeubungsleistung und httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpzahlen-die-zaehlen

EUROPAumlISCHE KOMMISSION (2009) Fact Sheet Gebietsfremde invasive Arten httpeceuropaeuenvironmentpubspdffactsheetsInvasive20Alien20SpeciesInvasive_Alien_DEpdf

FAO ndash FOOD AND AGRICULTURE ORGANIZATION OF THE UNITED NATIONS (2010) Global Forest Resource Assessment 2010wwwfaoorgforestryfrafra2010en

GARCIacuteAshyTORRES L u a (2001) Conservation agriculture in Europe Current status and perspectives In Garcia-Torres L Benites J and Martiacutenez-Vilela A (Hrsg) Conservation Agriculture A World-wide Challenge 1st World Congress on Conservation Agriculture Madrid 1 ndash 5 October 2001 Vol I Keynote Contributions XUL Cordoba Spain S 79 ndash 83

IAASTD ndash INTERNATIONAL ASSESSMENT OF AGRICULTURAL KNOWLEDGE SCIENCE AND TECHNOLOGY FOR DEVELOPMENT (2008) Global ReportwwwagassessmentorgreportsIAASTDENAgriculture20at20a20Crossroads_Global20Report20(English)pdf

KREIBICH H MUumlLLER M (2005) Private Vorsorgemaszlignahmen koumlnnen Hochwasserschaumlden reduzieren Schadensprisma Heft 1 2005 httpwwwschadenprismadepdfsp_2005_1_1pdf

57QUELLEN

LENZEN M u a (2012) International trade drives biodiversity threats in developing nations Nature 486109 ndash 112 Doi101038nature11145

PWC ndash PRICEWATERHOUSECOOPERS (2012) PwC Rio+20 Sustain ability pulse poll How do the public and CEO opinions differ on Rio+20 issues

REWE GROUP (2010) Pressemitteilung raquoBodensee-Obstbauern engagieren sich fuumlr Biodiversitaumltlaquo wwwrewe-groupcompressepressemeldungenpressemeldung-detail articlebodensee-obstbauern-engagieren-sich-fuer-biodiversitaet

SCBD ndash SECRETARIAT OF THE CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (2009) business2010 A magazine on business amp bio- diversity June 2009 Volume 4 ndash Issue 1 httpwwwcbdintdocnewslettersnews-biz-2009-06-enpdf

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement Ein Leitfaden fuumlr die betrieb-liche Praxis BerlinwwwbmudeN46143

STATISCHES BUNDESAMT (2012) Nachhaltige Entwicklung in Deutschland Indikatorenbericht 2012 wwwdestatisdeDEPublikationenThematischUmwelt oekonomischeGesamtrechnungenUmweltindikatorenIndikatoren PDF_0230001pdf__blob=publicationFile

STERN N (2007) The Economics of Climate Change The Stern Review Cambridge

TEEB (2009) The Economics of Ecosystems and Biodiversity TEEB for National and International Policy Makers Summary Responding to the Value of Naturewwwteebweborg

TEEB (2010A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity Ecological and Economic Foundations Edited by Pushpam Kumar London and Washington

TEEB (2010B) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integrieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz Bonn

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 58

TEEB (2011) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in National and International Policy Making Edited by Patrick ten Brink London and Washington

TEEB (2012A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Local and Regional Policy and Management Edited by Heidi Wittmer and Haripriya Gundimeda Abingdon and New York

TEEB (2012B) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Business and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York

TEN BRINK P BRAAT L (HRSG) (2008) The Cost of Policy Inaction The case of not meeting the 2010 biodiversity targethttpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversityeconomicspdfcopizip

UNESCAP ndash UNITED NATIONS ECONOMIC AND SOCIAL COMMISSION FOR ASIA AND THE PACIFIC (1999) Keynote Statement of Mr Cengiz Ertuna (UNESCAP) at IDNDR-ESCAP Regional Meeting for Asia Risk Reduction amp Society in the 21st Century Bangkok 23 ndash26 February 1999 httpwwwunescaporgenrdwater_mineraldisasterertuna01htm

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012) Water valuation ndash Building the business case Geneva and Washington

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012A) Changing Pace ndash Public policy options to scale and accelerate business action towards Vision 2050 Geneva and Washington

WRI ndash WORLD RESOURCE INSTITUTE (2012) The Corporate Ecosys-tem Services Review - Guidelines for Identifying Business Risks and Opportunities Arising from Ecosystem Change Version 20 Washington

ZEITZ J PUMA Pressemitteilung vom 16112011 httpaboutpumacompuma-completes-first-environmental-profit-and-loss-account-which-values-impacts-at-e-145-million

  • Die Unternehmensperspektive
  • Impressum
  • Inhaltsverzeichnis
  • Vorworte
  • Biodiversitaumlt und Oumlkoshysystemleistungen ndash Erweiterung der unternehmerischen Sicht
  • Warum die Wirtschaft gefragt ist ndash Treiber Chancen und Risiken
  • Entwicklungen und Trends ndash was auf Unternehmen zukommt
  • Wie Unternehmen taumltig werden koumlnnen
  • Ausblick
  • Weiterfuumlhrende Informationen
  • QUELLEN

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 30

ABBILDUNG 11 ndash 15 Die vier TEEB-Berichte und der TEEB-Synthe-sebericht In der abgebildeten Reihenfolge TEEB 2010a TEEB 2011 TEEB 2012a TEEB 2012b TEEB 2010b

INFOBOX 16

Die internationale TEEB-StudieInspiriert durch den Stern Report (2007) zum Klimawandel initiierten 2007 die G8 +5 Umweltminister angestoszligen durch den deutschen Bun-desumweltminister und den EU-Umweltkommissar eine globale Studie zur Oumlkonomie der Oumlkosysteme und der biologischen Vielfalt (The Eco-nomics of Ecosystems and Biodiversity ndash TEEB) Ziel war es die enorme wirtschaft liche Bedeutung der Natur und ihrer Oumlkosystemleistungen aufzuzeigen und Empfehlungen zu geben wie der Verlust der biologi-schen Vielfalt zu stoppen ist

Mehr als 400 Autoren aus Politik Wissenschaft Wirtschaft Nicht- Regierungsorganisationen und der Zivilgesellschaft arbeiteten an TEEB-Berichten fuumlr bestimmte Zielgruppen TEEB fuumlr nationale und interna-tionale Politiker TEEB fuumlr regionale und kommunale Entscheider TEEB fuumlr Unternehmen die Zivilgesellschaft wurde mithilfe einer Medien-kampagne inklusive Webseite Facebook-Profil und Twitter-Account eingebunden zudem gab es einen abschlieszligenden Synthese-Bericht und raquoTEEB Foundationslaquo fuumlr die Wissenschaft

Der Unternehmensbericht TEEB in Business and Enterprise zeigt inwie-fern Unternehmen von den Themen biologische Vielfalt und Oumlko-systemleistungen betroffen sind und unterstreicht mit Beispielen aus aller Welt den Einfluss auf und die Abhaumlngigkeit von Biodiversitaumlt und Oumlko systemleistungen Die Autoren formulieren sieben allgemeine Schritte zum unternehmerischen Umgang mit biologischer Vielfalt Identifizierung von Auswirkungen des Unternehmens auf und Abhaumln-

gigkeiten von Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungen (Biodiversity and Ecosystem Services ndash BES)

Beurteilung der geschaumlftlichen Risiken und Chancen in Zusammen-hang mit diesen Auswirkungen und Abhaumlngigkeiten

Entwicklung von BES-Informationssystemen Festlegung von Zielen Messung und Bewertung der Leistungsbilanz und Bekannt gabe der Ergebnisse

Ergreifung von Maszlignahmen zur Vermeidung Minimierung und Begren-zung von BES-Risiken einschlieszliglich Schadensersatz (raquoAusgleichlaquo) soweit machbar

Ergreifung neuer BES-Geschaumlftschancen Kosteneinsparungen neue Produkte neue Maumlrkte

Integration geschaumlftlicher Strategien und Maszlignahmen zu BES in wei-ter gefasste Initiativen zur Corporate Social Responsibility

Verbesserung der fuumlr BES geltenden Leitlinien und Strategien gemein-sam mit Betroffenen in Behoumlrden in nichtstaatlichen Organisationen und in der Zivilgesellschaft

31

Perspektivenwechsel in der UnternehmensweltViele Unternehmen orientieren sich an Leitbildern Unternehmenswer-ten beziehungsweise ihrer Unternehmensphilosophie und tragen da-mit unternehmerische und oft auch gesellschaftliche Verantwortung

ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

ABBILDUNG 16 Das Logo der raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo - Studie

INFOBOX 18

raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo fuumlhrt die internationale TEEB-Initiative auf nationaler Ebene fort Hauptaufgabe ist die Erarbeitung thematischer Berichte zum Wert und zur oumlkonomischen Bedeutung von biologischer Vielfalt Oumlkosystemleis-tungen und Natur fuumlr Wirtschaft und Gesellschaft in Deutschland Neben der vorliegenden Broschuumlre gehoumlren hierzu unter anderem die Themen Biologische Vielfalt und Klimawandel Oumlkosystemleistungen und Ent-wicklung laumlndlicher Raumlume sowie naturnahe Oumlkosysteme und staumldti-sche Lebensqualitaumlt raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo macht deutlich dass es neben moralisch-ethischen und oumlkologischen auch gewichtige oumlkonomische Gruumlnde gibt Naturkapital zu erhalten

raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo wird in einem offenen Prozess durchgefuumlhrt Zahlreiche Akteure aus Wissenschaft Politik Verwaltung Wirtschaft und Gesellschaft wirken durch Know-how Forschungs-ergebnisse wissenschaftliche Beitraumlge und gute Beispiele zur Bedeu-tung und Inwertsetzung von Oumlkosystemleistungen und biologi-scher Vielfalt an der Erstellung der Berichte mit

INFOBOX 17

TEEB als Startpunkt fuumlr viele weitere InitiativenDie Resonanz die TEEB in Wirtschaft Wissenschaft Medien und Politik erfuhr verhalf zahlreichen Initiativen zu mehr Gehoumlr So erlebten zum Beispiel die UNEP FI (Finanzinitiative des Umweltprogramms der Verein-ten Nationen UNEP) aber auch das langjaumlhrige Engagement der Welt-naturschutzorganisation IUCN in der Privatwirtschaft starken Aufwind Parallel zu TEEB bestehen in Kooperation zwischen Wirtschaft Wissen-schaft und Verbaumlnden praxis- und loumlsungsorientierte Ansaumltze wie der Corporate Ecosystem Services Review des World Resource Institute (WRI 2012) Neben zahlreichen nationalen TEEB-Studien und Initiativen wurde auch eine TEEB for Business Coalition ins Leben gerufen die sich unter anderem zum Ziel gesetzt hat durch ihr Engagement die Einbin-dung von Biodiversitaumlt in das unternehmerische Handeln spuumlrbar und nachhaltig zu befoumlrdern (wwwteebforbusinessorg pdfwriorgcorpo-rate_ecosystem_services_reviewpdf)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 32

Insbesondere im Rahmen ihrer Unternehmensstrategie stellen sie folgende Fragen raquoWas fuumlr ein Unternehmen sind wirlaquo und raquoFuumlr wel-che Werte stehen wir und wofuumlr setzen wir uns einlaquo

Gleiche oder zumindest aumlhnliche Fragen muumlssen Unternehmen auch ihren Anteilseignern und sonstigen internen und externen Anspruchs-gruppen beantworten Dies gilt in einer globalisierten Welt immer mehr auch fuumlr Produktionsstaumltten im Ausland und fuumlr die Beziehungen mit Lieferanten Damit stehen folgende Fragen im Vordergrund raquoWelche Werte moumlchten wir in Zulieferlaumlndern vertretenlaquo raquoWelche Um-weltmaszligstaumlbe setzen wir hier wie dort anlaquo und raquoWas hat dies fuumlr Auswirkungen auf unsere Marke und den Ruf des Unternehmenslaquo

Das Selbstverstaumlndnis einiger Unternehmen geht uumlber die bloszlige Bereit stellung von Guumltern und Dienstleistungen hinaus Sie sehen sich als Teil der Gesellschaft Vertreter ihrer Region und als Agierende in Wechselwirkung mit ihrer Umwelt Idealismus in Bezug auf ihre gesell schaftliche Rolle motiviert diese Entscheider ebenso wie Realis-mus in Bezug auf das Verstaumlndnis oumlkologischer und globaler Zu sam-men haumlnge So kommt es dass sich deutsche Unternehmen in Latein-amerika fuumlr den Erhalt bedrohter Arten engagieren und den Schutz von Regen wald in Afrika foumlrdern

INFOBOX 19

Vision von UnternehmenIn vielfaumlltiger Weise haben Unternehmen die oumlkologischen Herausfor-derungen sowohl als Warnsignale als auch als Chance fuumlr einen Wandel begriffen

Mit seiner Publikation raquoChanging Pacelaquo schreibt der World Business Council for Sustainable Development (WBCSD 2012a) seine Vision 2050 fort und zeigt Wege hin zu einem Wirtschaften auf das 9 Milliarden Menschen versorgt und dabei die oumlkologischen Grenzen unseres Plane-ten nicht uumlberschreitet Weitere Informationen wwwwbcsdorgchan-gingpaceaspx

Corporation 2020 greift aumlhnliche Gedanken auf geht allerdings noch einen Schritt weiter und strebt nach Ausrichtung des Wirtschaftssystems auf die Grenzen die der Planet setzt Steuerreformen klare Regeln fuumlr die Aufnahme von Fremdkapital (Stichwort Uumlberschuldung) Transparenz fuumlr den Konsumenten und Offenlegung von Externalitaumlten sind zentrale Punkte der Initiative um den Leiter der internationalen TEEB-Studie Pavan Sukhdev und zahlreiche weitere Persoumlnlichkeiten aus Wirtschaft Wissen-schaft und Politik Weitere Informationen wwwcorp2020com

33ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

Immer mehr deutsche Unternehmen setzen sich mit Fragen rund um die biologische Vielfalt und Oumlkosystemleistungen auseinander und leisten somit Pionierarbeit Die Komplexitaumlt des Themas raquobiologische Vielfaltlaquo und schwierige Operationalisierbarkeit sind dabei nach wie vor massive Huumlrden Und tatsaumlchlich gibt es bis dato noch keine einheitlich anerkannten Quantifizierungsmethoden oder verbindliche Richtlinien die biologische Vielfalt und Oumlkosystemleistungen lassen sich nicht in einem Indikator zusammenfassen Dadurch sind sie fuumlr viele Entscheider in deutschen Unternehmen schlecht greifbar und laumlsst diese vor konkreten Handlungen zuruumlckschrecken

Dennoch nehmen einige Unternehmen diese Herausforderungen an und naumlhern sich mit zunehmender Professionalitaumlt der Integration von Biodiversitaumlt in ihre Managementprozesse Unternehmen sind aktiv beteiligt an der Erstellung von Leitfaumlden ersten Empfehlungen zur Integration der biologischen Vielfalt ins Umweltmanagement oder Ansaumltzen zur verbesserten Quantifizierung der externen Effekte in der unternehmerischen Finanzbuchhaltung Auch die Gruumlndung von Initiativen zu dem Thema wie die deutsche raquoBiodiversity in Good Companylaquo-Initiative die raquoUNEP Finance Initiativelaquo die raquoGlobal Com-pactlaquo- Initiative der UN sowie der raquoeconsense Arbeitskreis zu Biodi-versitaumlt und Oumlkosystemleistungenlaquo zeigen dass dieser Perspektiven-wechsel die Unternehmenswelt mittlerweile erreicht hat

WIE UNTERNEHMEN TAumlTIG WERDEN KOumlNNEN4

DIE ERGEBNISSE DER OumlKOLOGISCHEN GEWINNshy UND VERLUSTRECHNUNG VON PUMA BELEGEN DASS DIE DERZEITIGEN GESCHAumlFTSPRAKTIKEN VON UNTER NEHMEN DRINGEND EINES PARADIGMEN WECHSELS BEDUumlRFEN

JOCHEN ZEITZ EHEMALIGER CEO UND

VERWALTUNGSRATSVORSITZENDER

DER PUMA SE VERWALTUNGSRATS -

MITGLIED PPR

Je nach Unternehmen ist die Herangehensweise und Auseinanderset-zung mit dem Thema Naturkapital sehr unterschiedlich Dieses Kapitel gibt konkrete Ansaumltze und Beispiele wie ein Einstieg und geziel-tes Handeln angegangen werden koumlnnen

TOOLS UND LEITFAumlDEN FUumlR DEN EINSTIEGUm eine moumlglichst praumlzise und damit steuerbare Integration ins unternehmerische Management zu erreichen ist die Entwicklung von Zielen und Maszlignahmen noumltig Ein erster Biodiversitaumlts-Check hilft dabei bereits bestehende Maszlignahmen und Kennzahlen zu identifi-zieren Dabei sollten saumlmtliche unternehmerische Taumltigkeitsfelder von der Strategie und dem Personalwesen uumlber Liegenschaften und Einkauf bis hin zu Produktion und Entsorgung beleuchtet werden Die dann vorliegenden Ergebnisse koumlnnen Startpunkt vertiefender Maszlignahmen sein zum Beispiel erste Ziele oder Analysen eine Aus-dehnung auf andere Geschaumlftsbereiche oder die Entwicklung von Management- und Berichterstattungsstrukturen

Leitfaumlden und Handbuumlcher geben Hilfestellung bei der Integration von biologischer Vielfalt in Unternehmenspro zesse und koumlnnen zu-

gleich Inspiration und Unterstuumltzung fuumlr weitere Planungsprozesse

35WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

sein Durch die Handlungsempfehlungen koumlnnen auf leichte Weise Elemente einbezogen werden die beispielsweise die biologische Vielfalt auf dem Firmengelaumlnde foumlrdern ndash wie Bienenkaumlsten und bewachsene Hauswaumlnde Weitere konkrete Handlungsempfehlungen finden sich unter anderem in dem Bericht raquo Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagementlaquo (Bestaumlndig und Wuczkowski 2012)

BESTEHENDE ANSAumlTZE NUTZEN UND ERWEITERNFolgende Ansaumltze aus dem Unternehmensbereich sind auch zur Inte-gration von Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt gut ge eignet Unternehmerische Verantwortung (Corporate Responsibility)

Berichterstattung (inklusive umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung)

Umweltmanagement Ressourceneffizienz Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten-Management

Investitions- und Planungsprozesse

Unternehmerische Verantwortung (Corporate Responsibility)Viele Aktivitaumlten zum Biodiversitaumlts- und Oumlkosystemleistungs - schutz sind losgeloumlst vom Kerngeschaumlft und unter gesellschaftlichem Enga ge ment und unternehmerischer Verantwortung (Corporate

INFOBOX 20

Biodiversitaumlts-Checks fuumlr UnternehmenBislang werden zwei in deutscher Sprache verfuumlgbare Biodiversitaumlts-Screenings fuumlr Unternehmen haumlufig angewendet Die branchenuumlbergreifenden Checklisten der deutschen raquoBiodiversity

in Good Companylaquo-Initiative basieren auf dem raquoHandbuch Biodiver-sitaumltsmanagementlaquo (Schaltegger u a 2010) und ermoumlglichen eine Selbstevaluation zum aktuellen Stand des unternehmerischen Biodi-versitaumltsmanagements Weitere Informationen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

Der vom Global Nature Fund BAUM e V dokeo und PwC entwi-ckelte Biodiversitaumlts-Check fuumlr Unternehmen vereint Expertise aus Biologie Oumlkologie und Management Er bietet einen ersten auf das Unternehmen zugeschnittenen Uumlberblick uumlber die Reife des Biodiver-sitaumltsmanagements und gibt Empfehlungen fuumlr das weitere Vorge-hen Weitere Informationen wwwbusiness-biodiversityeudefaultaspLang=DEUampMenue=128

ABBILDUNG 17(Foto Andrzej Tokarski fotoliacom)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 36

Respon si bi lity) einzuordnen Vor allem Unternehmenswerte und -philo-sophien koumlnnen Anknuumlpfungspunkte raquovon obenlaquo bieten und zu einer weitergefassten Strategieentwicklung fuumlhren

ABBILDUNG 18(Foto Susanne Georgi)

INFOBOX 21

Praxisbeispiel Pilotprojekt fuumlr Branchenstandards Die oekom GmbH der groumlszligte deutsche Fachverlag fuumlr Oumlkologie und Nachhaltigkeit veroumlffentlicht Sach- und Fachbuumlcher mit Bezug zur bio-logischen Vielfalt und dem Erhalt der Oumlkosysteme Fuumlr seine Publi-kationen verwendet er ausschlieszliglich Recycling- und FSC-zertifiziertes Papier Zudem hat der Verlag das Projekt raquoNachhaltig Publizierenlaquo initi-iert das vom Bundesumweltministerium gefoumlrdert wird In Kooperation mit zwei wissenschaftlichen Instituten und der Frankfurter Buchmesse wurden praxisnahe Kriterien fuumlr die nachhaltige Bucherstellung entwi-ckelt Mit dem Projekt praumlsentiert sich oekom oumlffentlichkeitswirksam als Vorreiter und sensibilisiert die Verlagsbranche fuumlr einen nachhalti-gen Umgang mit der Ressource Papier

37

Gleichzeitig bietet die Kommunikation und Interaktion mit Kunden und Mitarbeitern Moumlglichkeiten fuumlr eine Integration sozusagen als Impulsgeber raquovon untenlaquo Freiwilligenarbeit gemeinsame Baum-pflanzaktionen oder Spenden fuumlr Naturschutzeinrichtungen tragen zum Schutz und zur Wertschaumltzung des Naturkapitals bei Mit Blick auf ihre Mitarbeiter profitieren Unternehmen zudem vom Wohlbe-finden am Arbeitsort erhoumlhter Kommunikationsbereitschaft und staumlrkerer Bindung und Loyalitaumlt gegenuumlber dem Arbeitgeber

Berichterstattung (inklusive umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung)Die in Deutschland und weltweit gebraumluchlichste Richtlinie zur Bericht-erstattung von Nachhaltigkeitsaspekten ndash die Global Reporting Initia-tive (GRI) ndash sieht eine Offenlegung von bis zu fuumlnf biodiversitaumltsbe-zogenen Indikatoren vor Diese waren bislang von eher qualitativer

WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

ABBILDUNG 20 Umweltindika-toren der Global Reporting Initiative Die fuumlnf relevanten Umweltindi - ka toren der Berichterstattungsricht-linie der Global Reporting Initiative (GRI) in der Version 31 Biodiver-sitaumlts bezogene Umweltindikatoren werden mit EN fuumlr Umwelt abgekuumlrzt und beinhalten EN 11 bis EN 15

Kernindikatoren Zusaumltzliche Indikatoren

EN11

Ort und Groumlszlige von Grundstuumlcken in Schutzge-bieten oder angrenzend an Schutzgebiete Ort und Groumlszlige von Grundstuumlcken in Gebieten mit hohem Biodiversitaumltswert auszligerhalb von Schutz-gebieten oder daran angrenzend Zu beruumlcksich-tigen sind Grundstuumlcke die im Eigentum der berichtenden Organisation stehen oder von die-ser gepachtet oder verwaltet werden

EN13 Geschuumltzte oder wiederhergestellte natuumlrliche Lebensraumlume

EN14Strategien laufende Maszlignahmen und Zu-kunftsplaumlne fuumlr das Management der Auswir-kungen auf die Biodiversitaumlt

EN12

Beschreibung der wesentlichen Auswirkungen von Aktivitaumlten Produkten und Dienstleistungen auf die Biodiversitaumlt in Schutzgebieten und in Gebieten mit hohem Biodiversitaumltswert auszliger-halb von Schutzgebieten

EN15

Anzahl der Arten auf der Roten Liste der IUCN und auf nationalen Listen die ihren natuumlrlichen Lebensraum in Gebieten haben die von der Geschaumlftstaumltigkeit der Organisation betroffen sind aufgeteilt nach dem Bedrohungsgrad

ABBILDUNG 19(Foto Piepenbrock)

INFOBOX 22

Praxisbeispiel Mitarbeiter-EngagementDie Piepenbrock Unternehmensgruppe unterhaumllt im brandenbur-gischen Naturpark Stechlin-Ruppiner Land den 2200 Hektar groszligen Forst Rheinshagen Im Rahmen seiner Aktion raquoWachstumlaquo pflanzt das Unternehmen dort gemeinsam mit seinen Kunden fuumlr jeden Neuauf-trag Baumlume Im August 2012 besuchte eine Gruppe von zehn Auszu-bildenden des Unternehmens im Zuge der raquoAzubi-Projekttagelaquo den Piepen brock Forst um die Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens kennenzulernen und selbst aktiv zu unterstuumltzen Ziel war es die Sand-heideflaumlche am Zechower Berg im Naturschutz- und gleichnamigen Fauna-Flora-Habitat-Gebiet Rheinsberger Rhin und Hellberge zu pflegen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 38

IM RAHMEN VON UMWELTSCHUTZ UND RESSOURCENshyEFFIZIENZ KUumlMMERN SICH VIELE UNTER NEHMEN BEREITS HEUTE UM BIODIVERSITAumlT UND ECOSYSTEM SERVICES OHNE DIES JEDOCH EXPLIZIT HERAUS ZUshy STELLEN DER BEWUSSTE EINBEZUG DES OumlKOSYSTEMshy GEDANKENS SOWIE DIE BETRACHTUNG ENTSPRECHENDER CHANCEN UND RISIKEN STELLT EINE WEITER ENT shy WICKLUNG DAR DIE DURCHAUS ALS rsaquoUMWELTVERANTshyWORTUNG 20lsaquo BEZEICHNET WERDEN KANN

MICHAEL SIEMERS CORPORATE

ENVIRONMENT amp RESPONSIBILITY

EVONIK INDUSTRIES AG

Form doch auch hier erfolgt eine regelmaumlszligige Anpassung die zu-kuumlnftig sicherlich auch mit einer Quantifizierung einhergehen wird Damit bleibt die unternehmerische Berichterstattung eng verbunden mit dem Umweltmanagement

Unternehmerische Berichterstattung wird sich aumlndern und zukuumlnftig integrierter sein (Stichwort Integrated Reporting) In dieser Hinsicht ist auch die umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung zu sehen

INFOBOX 23

Praxisbeispiel Umweltbezogene Gewinn- und VerlustrechnungWaumlhrend in der klassischen Gewinn- und Verlustrechnung (GampV) nur finanzielle Kenngroumlszligen wie Anlagevermoumlgen return on investment und Eigenkapitalrendite berichtet werden bleiben die umweltbezogenen Kosten verborgen Diese Externalitaumlten ndash beispielsweise Verschmutzung von Gewaumlssern Zerstoumlrung von Lebensraumlumen oder das Abwaumllzen von Verantwortung beim Klimawandel auf Folgegenerationen ndash sind als Ver-luste anzusehen die nicht durch das Unternehmen sondern von Dritten wie der Allgemeinheit oder der Natur getragen werden Getrieben von CEO Jochen Zeitz hat Puma es sich zur Aufgabe gemacht diese Kosten deutlicher aufzuzeigen und in die GampV einflieszligen zu lassen Solch eine Sichtbarmachung kann beim Einkauf der Fertigung der Produktent-wicklung oder dem Nachhaltigkeitsmanagement helfen bessere Ent-scheidungen zu treffen um so die Externalitaumlten zu minimieren Laut PUMA Environmental Profit amp Loss Account hat das Unternehmen im Jahr 2010 etwa 145 Millionen Euro an Umweltschaumlden durch Treibhaus-gasemissionen Wasserverbrauch Landnutzungsfolgen Luftverschmut-zung und Abfallerzeugung verursacht Davon entfallen nur etwa 6 auf das Kerngeschaumlft mehr als 137 Millionen Euro Umweltschaumlden ent-stehen entlang der Lieferkette Weitere Informationen httpaboutpumacomwp-contentthemesaboutPUMA_themefinancial-reportpdfEPL080212finalpdf

39WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Sie macht deutlich welche Abhaumlngigkeiten und welche Einfluumlsse ein Unternehmen hat und stellt bei der Einbeziehung der Oumlkosystem-leistungen und Integration in die externe Rechnungslegung einen be deut samen Schritt hin zur Beruumlcksichtigung von Naturkapital in Unternehmen dar Eine Offenlegung dieser Art koumlnnte einen Para dig-menwechsel einleiten Wer seine Leistung schon fruumlhzeitig ganzheit-lich misst und berichtet kann in einem sich veraumlndernden Geschaumlfts-

ABBILDUNG 21 (Foto LianeM Fotoliacom)

INFOBOX 24

Biodiversitaumlt in den Umweltmanagementzertifizierungen ISO 14001 und EMASBei EMAS muumlssen und bei ISO 14001 sollten die Auswirkun-gen auf die biologische Vielfalt beruumlcksichtigt werden Bei EMAS wird in Form des raquoFlaumlchenverbrauchslaquo ein direkter Indikator fuumlr den Habitatverlust erhoben ndash eine der Hauptursachen des Biodiver-sitaumltsverlustes Zwar kann der Flaumlchenverbrauch von unterschiedli-cher Qualitaumlt sein ndash die Bebauung einer bereits degradierten Flaumlche ist weniger kritisch als die eines intakten Oumlkosystems ndash dennoch kann dies als erster Startpunkt gewertet werden

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 40

umfeld weiterhin Spitzenleistung liefern Dies betrifft die Felder Risikomanagement Versorgungssicherheit und -produktivitaumlt wie auch Compliance und Stakeholdermanagement

UmweltmanagementEin Umweltmanagement steuert gemaumlszlig den vier Managementschrit-ten Planen Ausfuumlhren Kontrollieren und Optimieren umweltbezo-gene Unternehmenstaumltigkeiten und ermoumlglicht so eine kontinuierli-che Verbesserung der Umweltleistung Dieser Managementzyklus beruumlcksichtigt derzeit nur selten umsetzungsorien tiert die Dimensio-nen Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt

Hier kann eine Erweiterung konkret ansetzen Eine erste Feststellung des Status quo auf Basis bereits existieren der Umweltdaten ndash ergaumlnzt durch Experteneinschaumltzungen ndash ist der Anfang Anschlieszligend koumln-nen spezifische und messbare Ziele gesetzt werden was sich in die bekannten Schritte des Umweltmanagements einbinden laumlsst

RessourceneffizienzRessourceneffizienz gewinnt angesichts steigender Rohstoffpreise und -bedarfe und des groszligen Anteils den Material- und Energie kosten an den Gesamtkosten in vielen Branchen darstellen wirtschaftlich und politisch enorm an Bedeutung Zur Steigerung der Ressourceneffi-zienz liegen aktuell Programme auf nationaler wie europaumlischer Ebene vor es existieren dazu Plattformen und Initiativen Das Thema raquoRes-sourceneffizienzlaquo koumlnnen Unternehmen strategisch integrieren (zum Beispiel in ihrem Umweltmanagement) indem sie die entsprechen-den Einsatzstoffe als Naturkapital raquodeklarierenlaquo und im Ressourcen-management umfassender als bisher beruumlck sichtigen Durch den sparsamen effizienten Einsatz von Ressourcen koumlnnen oftmals Oumlko-systeme geschont werden (zum Beispiel durch ein entsprechendes

INFOBOX 25

Praxisbeispiel Integration von Biodiversitaumlt in das Ressourcen-managementUPM betreibt in Deutschland sieben Papierfabriken und verschreibt sich der nachhaltigen Forstwirtschaft und dem Schutz der Biodiversitaumlt So wird weltweit FSC- und PEFC-zertifiziertes Holz verwendet und in unter nehmenseigenen Waumlldern ein Biodiversitaumltsprogramm umge-setzt Gemeinsam mit der raquoAlliance for Water Stewardshiplaquo fuumlhrt UPM ein Pilotprojekt zum Wassermanagement durch Dies soll den Verbrauch des wasserintensiven Papierherstellungsprozesses senken und die Wie-derverwendung des Wassers erhoumlhen UPM unterstreicht mit seinemEngagement seine Position als raquoBiofore Companylaquo

41WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

INFOBOX 26

Praxisbeispiel Bewertung von Biodiversitaumlt in der Lebensmittel-branche und der LandwirtschaftEinen Schritt weiter als die Oumlkobilanzen geht das Bewertungsverfahren der BASF Mit ihrer Lebenszyklusanalyse AgBalance erfasst sie eine Viel-zahl von Nachhaltigkeitsindikatoren der Lebensmittel- und Landwirt-schaftsbranche Biologische Vielfalt flieszligt mit 8 der 69 Indikatoren in eine Punktebewertung ein so unter anderem Naumlhe zu Schutzgebieten Auskreuzungspotenzial und Oumlkotoxizitaumltspotenzial Auszligerdem werden soziale und oumlkonomische Indikatoren erfasst und somit alle drei Saumlulen der Nachhaltigkeit abgebildet Auch wenn ein Abwaumlgen zwischen unter-schiedlichen Groumlszligen wie Punkten und Euros als Messeinheiten Entschei-der vor Herausforderungen stellt ist dies doch ein wichtiger Schritt hin zur Integration von Biodiversitaumlt in Entscheidungsprozesse

Wassermanagement in Regionen mit Wasserstress) Jedoch ist Res-sourceneffizienz nicht gleichzusetzen mit Biodiversitaumlts- und Oumlko-systemschutz Neben dem sparsamen Umgang mit Ressourcen ist auch die Art der Einsatzstoffe (zum Beispiel Nutzung von nachhaltig erzeugtem Palmoumll) von Bedeutung

Der Zusammenschluss zu Brancheninitiativen ist ein Ansatz um das Thema Ressourceneffizienz ganzheitlicher und passgenauer zu be-trach ten und so die Thematik uumlber den bisherigen Fokus auf Reduzie-rung von Rohstoffverbrauch und Emissionen hinaus zu erweitern

Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten- Management Die Analyse der Wertschoumlpfungskette eines Produktes liefert immer wieder Verbesserungspotenzial und wird deshalb regelmaumlszligig durchge-fuumlhrt Dies bietet gute Ansatzpunkte fuumlr eine Untersuchung und Ver-besserung der Biodiversitaumltsperformance Eine weitere oft genutzte Analysemoumlglichkeit sind Oumlkobilanzen (Life Cycle Assessments)

Oumlkobilanzen bilden den gesamten Stoffkreislauf ab ndash und somit auch die fuumlr Biodiversitaumlt relevante Landnutzung oder Oumlkosystemleis-tungen wie die Bereitstellung von Rohstoffen die Absorption von Produktionsemissionen und die Aufnahme von Abfallprodukten An-gefangen bei eigenen Beschaffungsquellen (zum Beispiel Vertragsan-bauer von Supermaumlrkten oder Handelsmarken) bis hin zu Vorproduk-ten der Liefer an ten ndash entlang der Lieferkette verbergen sich zahlreiche Ursachen fuumlr Bio diversitaumltsverlust Fuumlr Unternehmen die Rohstoffe und Vorpro dukte aus dem Ausland beziehen ist es daher wichtig auf den Einkauf und das Lieferkettenmanagement zu achten Wichtige

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 42

Analyseschritte beinhalten Grenzwerte und Normen (in den Abbau- und Ursprungslaumlndern der Vorprodukte oftmals deutlich niedriger als in Deutschland) oder Screenings zu Wasserknappheit entlang der Lie-ferkette Darauf aufbauend ergibt sich eine detaillierte Bewertung zur Beruumlcksichtigung von Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt bei Liefe ranten

Investitions- und PlanungsprozesseInvestitionen in den Bau neuer Anlagen oder Standorte werden derzeit eher selten unter Biodiversitaumltsaspekten im betrieblichen Umwelt-management erfasst Beim Bau eines Produktionsstandorts auf der raquogruumlnen Wieselaquo spielen vor allem die Eingriffsregelung des Bun-desnaturschutzgesetztes (BNatSchG) sowie das EU-Naturschutz-recht (FFH- und Vogelschutz-Richtlinie) eine wichtige Rolle Diese Regeln erscheinen Unternehmen manchmal wider spruumlchlich ndash gerade mit Blick auf den gewollten Naturschutz Firmenareale werden auf-grund strategischer Entscheidungen zum Beispiel fuumlr den Bau von Anlagen uumlber einen laumlngeren Zeitraum brach liegen gelassen Siedelt sich daraufhin eine geschuumltzte Art auf dieser Flaumlche an koumlnnen Unter-nehmen unter Umstaumlnden nur mit hohen Auflagen dieses Gebiet er-schlieszligen und einen Neu- oder Ausbau realisieren Um solchen Ziel kon-flikten vorzubeugen bieten die zustaumlndigen Natur schutzbehoumlrden an in Dialog zu treten um gangbare Wege und Maszlignahmen auszu loten

Doch Unternehmen koumlnnen auch in Vorleistung gehen Indem zum Beispiel Brachflaumlchen und Naturraumlume belassen sowie die Funktio-nalitaumlt von aquatischen Oumlkosystemen (Gewaumlssern) erhalten werden

INFOBOX 27

Ausgleichsflaumlchen ndash Chancen fuumlr beschleunigte PlanungsprozesseGut zu wissen Laut sect16 BNatSchG kann durch Oumlkosystemschutz ein raquoGuthabenlaquo auf einem Oumlkokonto angespart werden Bei spaumlteren Ein-griffen werden diese Flaumlchen als bereits geleistete Kompensationsmaszlig-nahmen anerkannt Rheinkalk macht sich dieses Instrument zunutze Im sauerlaumlndischen Houmlnnetal dient nur ein Teil des Grundbesitzes dem Kalksteinabbau Weite Teile des Areals hingegen stehen dank nicht-oumlkonomischer Waldnutzung dem Naturschutz temporaumlr zur Verfuumlgung oder werden je nach Management und naturschutzfachlicher Einschaumlt-zung einem Oumlkokonto zugeschrieben das als Kompensationsleistung fuumlr zu erwartende Eingriffe agiert Waumlhrend auf der einen Seite pro-aktiv Arten- und Oumlkosystemschutz ermoumlglicht wird profitiert Rheinkalk von einem beschleunigten Planungsprozess vermiedener Buumlrokratie und somit geringeren Kosten (wwwrheinkalkdepdfVerantwortung_Fuer_Mensch_und_Naturpdf Seite 24)

43WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

koumlnnen etwaige Kompensationsmaszlignahmen im Rahmen der Ein griffs -regelung vermieden werden Zudem koumlnnen Ergebnisse der teils obli-gatorischen Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung (UVP) der Strategischen

INFOBOX 28

Praxisbeispiel ZielkonflikteBiologische Vielfalt spielt in Steinbruumlchen Baggerseen und Kiesgruben eine wichtige Rolle Die Steine- und Erdenindustrie engagiert sich in zahlreichen Projekten zur Foumlrderung der biologischen Vielfalt Neben der Erarbeitung von Biodiversitaumltsindikatoren und einer Biodiversitaumlts-Datenbank zaumlhlen hierzu zahlreiche gemeinsame Projekte mit Umwelt-verbaumlnden

raquoLeider werden der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt in den Abbaustaumltten ausgerechnet durch das Naturschutzrecht selbst eingeschraumlnkt Wer zum Beispiel ein Laichgewaumlsser fuumlr die Gelbbauch-unke auf einem Rohbodenstandort anlegt oder eine Steilwand fuumlr die Uferschwalbe herrichtet der laumluft Gefahr dass die weitere Bewirt-schaftung der Flaumlchen deutlich eingeschraumlnkt wird Der statische An-satz im Naturschutzrecht verhindert damit leider vielerorts die Aus-schoumlpfung von Synergieeffekten von Gesteinsabbau und Naturschutz Die Steine- und Erdenindustrie jedenfalls ist zur Foumlrderung der biolo-gischen Vielfalt bereit und setzt sich auch weiterhin fuumlr praktikable Loumlsungen einlaquo (Diplom-Biologe Thomas Beiszligwenger Hauptgeschaumlfts-fuumlhrer Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

ABBILDUNG 22 (Foto Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

INFOBOX 29

Praxisbeispiel Management von LiegenschaftenFraport die Betreibergesellschaft des Frankfurter Flughafens formuliert in seiner unternehmenseigenen Biodiversitaumltsstrategie Grundsaumltze zur Biodiversitaumlt Darin wird festgehalten dass sich Flugbetrieb und der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt ndash uumlber gesetz liche Anforderungen wie zum Beispiel Eingriffsregelung hinaus ndash vereinbaren lassen So wird unter anderem auf dem Gelaumlnde des Flughafens ein For-schungsprojekt zum Bienen-Monitoring unterstuumltzt das wichtige Infor-mationen uumlber die Schadstoffsituation liefert Gleich zeitig werden im Rhein-Main-Gebiet gezielt Naturschutzvorhaben gefoumlrdert so zum Bei-spiel der Erhalt von raquoAltholzinselnlaquo im Kinzigtal oder die Pflege von Streuobstwiesen im Maintal (wwwfraportdecontentfraport-agdenachhaltigkeitumweltnatur--und-ressourcenschutz0html und verglei-che auch die dort bereitgestellten PDF-Dokumente)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 44

Legende Naumlhe zum Kerngeschaumlft Merkmalsauspraumlgung Geringer Bezug Mittel o Trifft zu x Mittlerer Bezug Stark + Starker Bezug Sehr stark + +

ABBILDUNG 23 Handlungsan-saumltze zur Integration von Biodiversi-taumlt in Unternehmen am Beispiel eines Industrie- und Konsumguumlter-unternehmens (Grafik PwC)

INFOBOX 30

Handlungsansaumltze zur Integration von Biodiversitaumlt in UnternehmenDie vorgestellten sechs Handlungsansaumltze werden hier systematisch zusammengefasst am Beispiel der Indus trie- und Konsumguumlterbranche dargestellt Diese Systematik kann allen Unternehmen als Pruumlfrahmen dienen ihr spezifisches Profil zur Beruumlcksichtigung von biologischer Viel-falt Oumlkosystemen und deren Leistungen (Naturkapital) zu entwickeln

Die Abbildung verdeutlicht die Wirkung der verschiedenen Handlungs-ansaumltze beispielhaft im Hinblick auf die vier Werttreiber Risiken senken Kosten reduzieren Maumlrkte und Kunden erschlieszligen und Reputation steigern

Waumlhrend die farbliche Hinterlegung die Naumlhe zum Kerngeschaumlft andeutet geben die Spalten auf der rechten Seite Informationen uumlber den Beitrag zum Schutz der biologischen Vielfalt sowie zur moumlglichen Umsetzungskomplexitaumlt wieder Es wird deutlich dass es durchaus ein-fache Maszlignahmen gibt die eine Wirkung zeigen

Werttreiber

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Integration von Biodiversitaumltsaspekten in hellip

Beitrag zum Schutz des Natur kapitals

Umsetzungsshy komplexitaumlt

x x x 1) Unternehmerischer Verantwortung (Corporate Responsibility) o + o

x x x 2) Berichterstattung (inkl umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung) o +

x x 3) Umweltmanagement inkl Liegenschafts-management o + +

x x 4) Maszlignahmen zur Steigerung der Ressourcen-effizienz + + + +

x x x 5) Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten-Management + + + +

x x 6) Investitions- und Planungsprozesse + o +

45WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Des Weiteren ist erkennbar dass die Integration von Biodiversitaumlt in Aus-wahl- und Entscheidungsprozesse vor allem im Bereich Ressourceneffi-zienz Lieferketten-Management und Investitions- und Planungsprozesse zu Win-win-Situationen fuumlhren kann Dabei sollte bei der Auswahl der Ansaumltze und Methoden aber immer das Kerngeschaumlft des Unterneh-mens im Vordergrund stehen ndash hier kann ein erster Check die weitere Schwerpunktsetzung unterstuumltzen Auch die Integration ins klassische Umweltmanagement stellt einen Schritt zur Beruumlcksichtigung von Bio-diversitaumlt dar ndash und zwar verbunden mit einem maumlszligigen Aufwand

Umweltpruumlfung (SUP) und der FFH Vertraumlglichkeitspruumlfung (FFH VP) guumlnstiger ausfallen Auflagen der Nachbesserung reduziert dadurch Kosten eingespart und ein reibungsloser Planungs- und Bauprozess beguumlnstigt werden

Abschlieszligend gilt es die Integration von Biodiversitaumlt auch in flankie-renden operationellen Einheiten voranzutreiben Dies betrifft beson-ders Forschung und Entwicklung sowie Kommunikation Dabei sollen die Themen erfolgreich sowohl nach innen als auch nach auszligen also zu Kunden Lieferanten und anderen Interessengruppen kommuni-ziert und in eine entsprechende Berichterstattung integriert werden

AUSBLICK5

WIR KOumlNNEN DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER WIRTSCHAFT NUR ERHALTEN WENN WIR DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER NATUR ERHALTEN DAFUumlR IST EINE VIELFALT AN LEBENSshy RAumlUMEN UND ARTEN VON ENTSCHEIDENDER BEDEUTUNG DEREN SCHUTZ MUSS DESHALB VIEL STAumlRKER IN DEN WERTSCHOumlPFUNGSPROZESSEN BERUumlCKSICHTIGT WERDEN

ALEXANDER BARTELT ABTEILUNGS-

LEITER KLIMASCHUTZ UND NACHHAL -

TIGE PRO DUKTE DER OTTO GROUP

VORSTANDSVORSITZENDER raquoBIODIVER-

SITY IN GOOD COMPANYlaquo- INITIATIVE

Es ist an der Zeit die Aspekte von Naturkapital in das unterneh-merische Handeln zu integrieren Nutzen Sie die vielfaumlltigen Ansatz-punkte die im Rahmen der Broschuumlre aufgezeigt wurden und beginnen Sie Ihre unternehmerischen Aktivitaumlten zu erweitern In Deutsch-land gibt es viele Initiativen und Ansaumltze die einen Einstieg in die The-men Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungen erleich tern Nutzen Sie diese Initiativen fuumlr einen Austausch mit anderen Unter-nehmen und uumlber die dort bereits gemachten Erfahrungen (siehe dazu auch Kapitel 6)

Die Initiative raquoBiodiversity in Good Companylaquo ist ein Zusammen-schluss von Unternehmen die gemeinsam fuumlr den Schutz der

biologischen Vielfalt eintreten Der branchenuumlbergreifenden Initiative gehoumlren kleine mittlere und groszlige Unternehmen an Die Mitglieder der raquoBiodiversity in Good Companylaquo-Initiative unterstuumlt-zen das freiwillige Engagement der Wirtschaft fuumlr den Schutz der biologischen Vielfalt Sie arbeiten an Innovationen und Investitio-nen damit naturvertraumlgliche Technologien Produkte und Dienst-leistungen verstaumlrkt ihren Weg in die Maumlrkte finden Die Initiative

47AUSBLICK

traumlgt dazu bei den Privatsektor in die Verwirklichung der Ziele der Konvention uumlber die biologische Vielfalt und der Nationalen

Strategie zur biologischen Vielfalt staumlrker einzubinden

Auch im Rahmen von econsense ndash einem Zusammenschluss fuumlhren-der global agierender Unternehmen und Organisationen der deut-schen Wirtschaft zu den Themen nachhaltige Entwicklung und Cor-porate Social Responsibility (CSR) ndash wird der Themenbereich im Rahmen der Arbeitsgruppe raquoBiodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungenlaquo begleitet Die Mitgliedsunternehmen setzten sich intensiv mit dem Erhalt und der Entwicklung der biologischen Vielfalt auseinander und nutzen econsense als Plattform zum Austausch und zur Diskus-sion von praktischen Managementinstrumenten

Engagieren Sie sich im Projekt raquoUnternehmen Biologische Vielfalt 2020laquo einer Dialog- und Aktionsplattform des Bundesumweltminis-teriums gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der deutschen Wirtschaft und von Naturschutzverbaumlnden die einen fortlaufenden Austausch erlaubt und konkrete Aktivitaumlten zur Umsetzung der Nati-onalen Strategie zur biologischen Vielfalt auf den Weg bringt Folgende Themenfelder stehen dabei im Fokus Informationen zur biologischen Vielfalt fuumlr Unternehmen Biologische Vielfalt im betrieblichen Umweltmanagement Biologische Vielfalt und Naturschutzrecht Kommunikation von Unternehmen nach auszligen Finanzierung von Naturschutzprojekten Maumlrkte Chancen erkennen und entwickeln Netzwerkbildung

Die kuumlnftige Leistungsfaumlhigkeit der Wirtschaft wird von der Leis-tungsfaumlhigkeit des Naturkapitals abhaumlngen Der Erhalt der Leistungs-faumlhigkeit unseres Naturkapitals erfordert die gebuumlndelten Kraumlfte von Unternehmen Politik und Gesellschaft raquoNatur kapital Deutschland ndash TEEB DElaquo zeigt dass sich dies auch wirtschaftlich lohnt Lassen Sie uns diese Chance gemeinsam wahrnehmen

ABBILDUNG 24 (Foto morrbyte Fotoliacom)

6 WEITERFUumlHRENDE INFORMATIONEN

PROJEKT raquoNATURKAPITAL DEUTSCHLAND ndash TEEB DElaquoDiese Broschuumlre ist Teil des Projekts raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo in dessen Rahmen bis zum Jahr 2015 folgende vier Berichte erscheinen (Arbeitstitel) raquoKlimapolitik und Naturkapital Synergien und Konfliktelaquo raquoOumlkosystemleistungen und Entwicklung laumlndlicher Raumlumelaquo raquoNaturleistungen in der Stadt Gesundheit schuumltzen und

Lebensqualitaumlt erhoumlhenlaquo raquoNaturkapital Deutschland Neue Handlungsoptionen

ergreifen ndash eine Syntheselaquo

Bereits erschienen ist die Broschuumlre raquoDer Wert der Natur fuumlr Wirt-schaft und Gesellschaft ndash Eine Einfuumlhrunglaquo wwwnaturkapital-teebde

Soweit Praxisbeispiele und Statements nicht gesondert gekennzeich-net wurden sind diese speziell fuumlr raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo erstellt worden

Leitfaumlden Handlungsmoumlglichkeiten fuumlr Unternehmen BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012)Biodiversitaumlt im unterneh-

merischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Umfangrei-che aber dennoch leicht zu erfassende und praxisnahe Broschuumlre zu Maszlignahmen rund um den betrieblichen Biodiversitaumltsschutz Mit zahl-reichen Umsetzungstipps und Hinweisen auf weiterfuumlhrende Lite ra-tur und Webseiten

49WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

www2leuphanadeumanagementcsmcontentnamadownloads download_publikationenBestaendig20Wuczkowski_Biodiversitaet 20im20unternehmerischen20Nachhaltigkeitsmanagement_neupdf

HOUDET J (HRSG) (2008 UumlBERARBEITET 2010) Integrating bio-diversity into business strategies The Biodiversity Accountability Framework Sehr umfangreiche Publikation (knapp 400 Seiten) uumlber Bio di versitaumlt und Unternehmen beginnend bei den Grundlagen 23 In dikatoren (Business and Biodiversity Independence Indicators) sind Grundlage fuumlr die Bewertung der Biodiversitaumltsleistung von Unter-nehmen Mit zahlreichen Beispielen Regionaler Fokus Frankreichwwworeeorg_scriptntsp-document-file_downloadphp document_id=1063ampdocument_file_id=1070

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement ndash Ein Leitfaden fuumlr die betriebliche Praxis Umsetzungsorientiertes Handbuch zur Einbindung von Biodiversi-

taumlt in das bestehende (Umwelt)-Management inklusive zahlreicher Vorschlaumlge fuumlr Maszlignahmen und Instrumente sowie Zuordnung zu Handlungsfeldern und Funktionsbereichen httpwwwbmudeN46143

TEEB (2012) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Busi-ness and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York Bericht fuumlr Unternehmen der internationalen TEEB-Studie Ins-pirierende teils generische Heranfuumlhrung an die Bedeutung von Bio-diversitaumlt an Unternehmen mit Beispielen aus aller Welt Excutive summary unter wwwteebweborg

UN GLOBAL COMPACT AND IUCN (2012) A Framework for Corpo rate Action on Biodiversity and Ecosystem Services Uumlberblicksbro schuumlre zu Biodiversitaumlt und Unternehmen Adressierte Themen Treiber Risi-ken amp Chancen Corporate Governance Management (inkl Vermei-dungs-Hierarchie) Stakeholder-Engagement und Berichter stattungwwwunglobalcompactorgdocsissues_docEnvironmentBES_Frameworkpdf

WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD) (2011) Handbuch zur unternehmerischen Bewertung von Oumlkosystemdienstleistungen (CEV) Ein Rahmenwerk zur Erleichterung unternehmerischer Entscheidungsfindung Generisches Hand buch fuumlr die Durchfuumlhrung einer unternehmensinternen Bewertung von Biodiversitaumlt (breites Werteverstaumlndnis) mit Handreichungen zu vor-gelagerten Abwaumlgungen wwweconsensedesitesallfilesWBCSD_Handbuch_CEVpdf

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 50

WORLD RESOURCE INSTITUTE (WRI) (2012) Corporate Ecosystem Services Review ndash Version 20 Handbuch zur systematischen Erfas-sung von biodiversitaumltsbezogenen Risiko- und Handlungsfeldern Schrittweises Vorgehen inkl Vorschlaumlgen fuumlr die Erfassung und Doku-mentation des Prozesses wwwwriorgpublicationcorporate-ecosystem-services-review

Allgemein Oumlkosysteme Biodiversitaumlt und Wirtschaft JESSEL B TSCHIMPKE O UND WALSER M (2009) Produktivkraft

Natur Hamburg Praumlgnante Beispiele fuumlr die Quantifizierung von wirtschaftlich relevanten Nutzungen der Natur in Arbeitsplaumltzen Umsaumltzen oder vermiedenen Kostenwwwnaturkapital-teebdefileadminDownloadsProduktivkraft Naturpdf

MILLENNIUM ECOSYSTEM ASSESSMENT (2005) Ecosystems and Human Well-Being ndash Synthesis Synthese der mehr als 1000 Seiten fassenden wissenschaftlichen Studie uumlber die oumlkologischen und gesell-schaftlichen Zusammenhaumlnge sowie Zustand und Trends des Verlus-tes der biologischen Vielfalt und die Bedeutung der Oumlkosystemleis-tungen fuumlr den Menschenwwwmaweborgdocumentsdocument356aspxpdf

TEEB (2010) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integ-rieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz (Hrsg) Bonn Zusam-menfassung der Ergebnisse der internationalen TEEB Studie Synthese der Berichte fuumlr internationale Politiker lokale und regionale Ent-scheider sowie Unternehmen wwwteebweborg

Kartenmaterial Frageboumlgen und Tools PROTECTEDPLANETNET Weltweite kartengestuumltzte Darstellung von

Schutzgebieten basierend auf den Daten der World Database of Pro-tected Areas (WDPA) und der Weltnaturschutzorganisation (IUCN) wwwprotectedplanetnet

BFNshySCHUTZGEBIETSKARTE Interaktive Karte des Bundesamtes fuumlr Naturschutz mit allen deutschen Schutzgebieten wwwgeodienstebfndeschutzgebiete

CHECKLISTEN DER DEUTSCHEN BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIAshyTIVE Fragenkatalog zur Erstellung einer Selbsteinschaumltzung bezuumlg-lich potenzieller Risiken hinsichtlich Biodiversitaumlt und Oumlkosystem-leistungen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

51WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

INTEGRATED BIODIVERSITY ASSESSMENT TOOL (IBAT) Kostenpflich-tige Anwendung zur Bewertung standortbezogener Biodiversitaumlts-risiken (Fokus Schutzgebiete und Biodiversity Hot Spots) GIS-(Karten)- basiert wwwibatforbusinessorg

Fallbeispiele und Publikationssammlung WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD)

(2012) Biodiversity and ecosystem services ndash scaling up business solutions Company case studies that help achieve global biodiversity targetswwwwbcsdorgPagesEDocumentEDocumentDetailsaspxID=14923ampNoSearchContextKey=true

UNITED NATIONS ENVIRONMENT PROGRAM FINANCE INITIATIVE (UNEP FI) Publikationen zu biodiversitaumltsbezogenen Chancen Risiken und Handlungsoptionen der Finanzbranche wwwunepfiorgpublicationsbiodiversityindexhtml

CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (CBD) BUSINESS PROGRAMM Fallstudien und Publikationen zu Beruumlhrungspunkten und Leuchtturm-projekten zum Erhalt der biologischen Vielfalt wwwcbdintenbusiness

ECOSYSTEM MARKETPLACE Nachrichtenportal von Forest Trends rund um Biodiversitaumlts- Wasser- und CO2-Maumlrkte wwwecosystemmarketplacecom

Strategien auf politischer Ebene NATIONALE STRATEGIE ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT (2007) Deutsch-

lands Strategie zur Umsetzung der Konvention uumlber die biolo gische Vielfalt wwwbmudeN40333

INFORMATIONSPORTAL DES BUNDESAMTES FUumlR NATURSCHUTZ ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT Mit Nachrichten Informationen Veranstal-tungshinweisen und weiterfuumlhrenden Materialien wwwbiologische-vielfaltde

EUshyBIODIVERSITAumlTSSTRATEGIE FUumlR 2020 Diese EU-Strategie enthaumllt Ziele zum Erhalt von Biodiversitaumlt sowie von Oumlkosystemen und deren Leistungen (raquoNaturkapitallaquo) bis 2020httpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversitycomm20062020htm

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 52

GLOBALE BIODIVERSITAumlTSZIELE Der raquoStrategische Plan 2011 ndash 2020laquo des Internationalen Uumlbereinkommens zur biologischen Vielfalt (CBD) enthaumllt auch Ziele zu Oumlkosystemen und deren Leistungen sowie zum Wert der biologischen VielfaltwwwcbdintdocdecisionsCOP-10cop-10-dec-02-enpdf

Initiativen DEUTSCHE BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIATIVE ndash raquoBIODIVERSITY

IN GOOD COMPANYlaquoshy INITIATIVE Zusammenschluss vor allem deut-scher Unternehmen mit dem Ziel die Integration von Biodiversitaumlt in unternehmerische Entscheidungen voranzutreiben wwwbusiness-and-biodiversityde

EUROPAumlISCHE raquoBUSINESS AND BIODIVERSITY CAMPAIGNlaquo Europa-weite Plattform fuumlr Unternehmen mit dem Ziel Ansaumltze fuumlr ein Biodi-versitaumltsmanagement zu entwickeln und umzusetzen wwwbusiness-biodiversityeu

NATURAL CAPITAL DECLARATION Erklaumlrung einzelner Akteure des Finanzsektors Naturkapital in Finanzprodukten und -dienstleistungen zu beruumlcksichtigen wwwnaturalcapitaldeclarationorg

TEEB FOR BUSINESS COALITION Initiative zur Vereinheitlichung der Bilanzierung von Naturkapital im Unternehmen httpteebforbusinessorg

GLOSSAR 53

GLOSSAR

ARTENVIELFALTDiversitaumlt (Vielfalt) biologischer Arten in einem Lebensraum Artenviel-falt ist neben genetischer Vielfalt und Diversitaumlt der Oumlkosysteme ein Teil-aspekt der biologischen Vielfalt

BASISLEISTUNGENGrundlegende Leistungen der Oumlkosysteme wie zum Beispiel Photosyn-these oder Stickstoffbindung von Knoumlllchenbakterien welche die Voraus-setzung fuumlr alle anderen Leistungen der Oumlkosysteme sind

BIODIVERSITAumlT Biologische Vielfalt

BIOLOGISCHE VIELFALT Die Vielfalt des Lebens auf unserer Erde (oder Biodiversitaumlt) ist die Varia-bilitaumlt lebender Organismen und der von ihnen gebildeten oumlkologischen Komplexe Sie umfasst drei Ebenen 1) die Vielfalt an Oumlkosystemen bezie-hungsweise Lebensgemeinschaften Lebensraumlumen und Landschaften 2) die Artenvielfalt und 3) die genetische Vielfalt innerhalb der verschie-denen Arten

EINGRIFFSREGELUNG Instrument des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatschG sectsect 13 ff) das die Bewaumlltigung von Eingriffen in Natur und Landschaft regelt (Vermeidung und Kompensation)

EMAS Betriebliches Umweltmanagementsystem (Eco Management and Audit Scheme) nach der Verordnung (EG) Nr 12212009 uumlber die freiwillige Teil-nahme von Organisationen an einem Gemeinschaftssystem fuumlr Umwelt-management und Umweltbetriebspruumlfung (ABl EG L 342 v 22122009 S 1) Schwerpunkte sind die kontinuierliche Verbesserung der Umwelt-leistung die Umwelterklaumlrung und Umweltrechtskonformitaumlt

GEBIETSFREMDE ARTENAuch invasive Arten oder Neobiota Tier- und Pflanzenarten die durch Einfuhr (beabsichtigt) oder Einschleppung (unbeabsichtigt) in einem fuumlr sie nicht natuumlrlichen Lebensraum leben Einige gebietsfremde Arten ver-breiten sich aufgrund mangelnder Feinde physiologischer Eigenschaften (Wachstumsgeschwindigkeit Wasserbedarf) oder aumlhnlich invasiv und verdraumlngen einheimische Arten In einigen Faumlllen entstehen durch sie erheb liche Nachteile fuumlr Mensch (Gesundheitsbeeintraumlchtigungen wie zum Beispiel Allergien) und Oumlkosysteme (Degradation)

INWERTSETZUNGBuumlndel von Maszlignahmen um den Nutzen von Biodiversitaumlt und Oumlkosys-temleistungen fuumlr die Gesellschaft relevant und erfahrbar werden zu las-sen Dies geschieht durch (oumlkonomische) Bewertung und oder Integra-tion in Marktentscheidungen ndash zum Beispiel in Form von naturorientierten Angeboten Anreizen oder der Schaffung von Maumlrkten fuumlr Biodiversitaumlt ndash sowie in gesellschaftliche und private Entscheidungen

54 DIEUNTERNEHMENSPERSPEKTIVEndashNEUEHERAUSFORDERUNGEN

ISO 14001 Betriebliches Umweltmanagementsystem nach DIN EN ISO 140012004 + AC 2009 (Ausgabe 112009) Schwerpunkt liegt in der Verbesserung des Umweltmanagementsystems

KONVENTION UumlBER DIE BIOLOGISCHE VIELFALT (ENGL CONVENTION ON BIO LOGICAL DIVERSITY ndash CBD)

Uumlbereinkunft von 168 Staaten (Unterzeichner Stand 12122012) uumlber die biologische Vielfalt Darin werden der Verlust der biologischen Vielfalt als Herausforderung anerkannt und Ziele zu ihrer Erhaltung formuliert Diese sind 1) Schutz der biologischen Vielfalt 2) Nachhaltige Nutzung ihrer Bestandteile und 3) Zugangsregelung und gerechter Ausgleich von Vor-teilen welche aus der Nutzung genetischer Ressourcen entstehen

KULTURELLE OumlKOSYSTEMshy LEISTUNGEN

Leistungen von Oumlkosystemen mit Wirkung und Bedeutung fuumlr Erholung aumlsthetisches Empfinden spirituelle Erfahrungen soziale Funktionen kul-turelle Identitaumlt Heimatgefuumlhl Wissen und Erkenntnis

MONETARISISERUNG Beimesssung eines Wertes in Geldeinheiten Die Umweltoumlkonomie hat dazu mehrere Verfahren der Monetarisierung entwickelt

NATURKAPITAL Oumlkonomischer Begriff fuumlr den begrenzten Vorrat an physischen und bio-logischen Ressourcen der Erde und die begrenzte Bereitstellung von Guumltern und Leistungen durch Oumlkosysteme

OumlKOSYSTEM Bezeichnet die Bestandteile eines abgegrenzten Naturraumes (zum Beispiel niedersaumlchsisches Wattenmeer) oder eines bestimmten Natur-raumtyps (zum Beispiel naumlhrstoffarmes Flieszliggewaumlsser) und deren Wech-selwirkungen Der Begriff kann sich auf verschiedene raumlumliche Ebenen (lokal regional) beziehen und umfasst sowohl (halb-)natuumlrliche (zum Bei-spiel ungestoumlrte Hochmoore) und naturnahe (zum Beispiel Kalkmager-rasen) als auch vom Menschen gepraumlgte Oumlkosysteme (zum Beispiel Agrar oumlkosysteme)

OumlKOSYSTEMFUNKTIONEN Umfassen alle physikalischen chemischen und biologischen Prozesse und Wechselwirkungen die in verschiedenen Oumlkosystemen stattfinden

OumlKOSYSTEMLEISTUNGEN Bezeichnen direkte und indirekte Beitraumlge von Oumlkosystemen zum mensch-lichen Wohlergehen das heiszligt Leistungen und Guumlter die dem Menschen einen direkten oder indirekten wirtschaftlichen materiellen gesundheit-lichen oder psychischen Nutzen bringen In Abgrenzung zum Begriff Oumlko-systemfunktion entsteht der Begriff Oumlkosystemleistung aus einer anth-ropozentrischen Perspektive und ist an einen Nutzen des Oumlkosystems fuumlr den Menschen gebunden Der Begriff ist identisch mit den haumlufig verwen-deten Begriffen raquoOumlkosystemdienstleistunglaquo und raquooumlkosystemare Guumlter und Leistungenlaquo und entspricht dem englischen Begriff der raquoecosystem serviceslaquo

55

REGULIERUNGSLEISTUNGENFunktionen von Oumlkosystemen die auf (andere) Elemente und Prozesse von Oumlkosystemen einwirken die (direkten) Nutzen fuumlr den Menschen haben zum Beispiel die Filterwirkung von Bodenschichten auf die Grund-wasserqualitaumlt oder der Beitrag einer Hecke zur Verringerung der Boden-erosion

GLOSSAR

RESILIENZ (VON OumlKOSYSTEMEN)

Resilienz ist die Faumlhigkeit eines Oumlkosystems trotz aumluszligerer Stoumlrungen seine Funktionen und damit seine Oumlkosystemleistungen aufrecht zu erhalten Es wird davon ausgegangen dass die Resilienz stark mit der in dem Oumlko-system vorherrschenden biologischen Vielfalt korreliert

TEEBThe Economics of Ecosystems and Biodiversity Die internationale TEEB-Studie wurde von Deutschland im Rahmen seiner G8-Praumlsidentschaft im Jahr 2007 gemeinsam mit der EU-Kommission initiiert und mithilfe zahlreicher weiterer Institutionen unter der Schirmherrschaft des Um-weltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) durchgefuumlhrt Ziel der TEEB-Studie war es den oumlkonomischen Wert der Leistungen der Natur ein zuschaumltzen die wirtschaftlichen Auswirkungen der Schaumldigung von Oumlkosystemen zu erfassen und ausgehend davon die Kosten eines Nicht-Handelns zu beziffern Leiter der Studie war der indische Oumlkonom Pavan Sukhdev Im Rahmen der Studie wurden verschiedene Berichte veroumlffent-licht Derzeit wird unter Leitung von UNEP ein Nachfolgeprozess organi-siert um die Durchfuumlhrung von nationalen regionalen lokalen und sek-toralen Studien zum Thema anzuregen und zu foumlrdern

VERSORGUNGSLEISTUNGENBezeichnen meist marktfaumlhige Guumlter die von oder mithilfe von Oumlkosyste-men produziert werden (zum Beispiel Nahrung Frischwasser Feuer- und Bauholz) Teilweise ist ein erheblicher Beitrag von (Human-)Kapital und Arbeit notwendig um diese Guumlter zu erstellen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 56

QUELLEN

BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012) Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Centre for Sustainability Management Luumlneburg

BORN W u a (2012) Gesundheitskosten der Beifuszlig-Ambrosie in Deutschland In Umweltmedizin in Forschung und Praxis 17 (2) S 71 ndash 80

DER BUND (2009) Invasive Muscheln verstopfen Leitungen Von Fabio Bergamin Onlineausgabe Zuletzt aktualisiert am 31072009 httpwwwderbundchzeitungenwissenInvasive-Muscheln-verstopfen-Leitungenstory29662360

DEUTSCHER IMKERBUND EV Internetauftritt des Deutschen Imkerbund e V vom 12122012 httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpbienen-und- bestaeubungsleistung und httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpzahlen-die-zaehlen

EUROPAumlISCHE KOMMISSION (2009) Fact Sheet Gebietsfremde invasive Arten httpeceuropaeuenvironmentpubspdffactsheetsInvasive20Alien20SpeciesInvasive_Alien_DEpdf

FAO ndash FOOD AND AGRICULTURE ORGANIZATION OF THE UNITED NATIONS (2010) Global Forest Resource Assessment 2010wwwfaoorgforestryfrafra2010en

GARCIacuteAshyTORRES L u a (2001) Conservation agriculture in Europe Current status and perspectives In Garcia-Torres L Benites J and Martiacutenez-Vilela A (Hrsg) Conservation Agriculture A World-wide Challenge 1st World Congress on Conservation Agriculture Madrid 1 ndash 5 October 2001 Vol I Keynote Contributions XUL Cordoba Spain S 79 ndash 83

IAASTD ndash INTERNATIONAL ASSESSMENT OF AGRICULTURAL KNOWLEDGE SCIENCE AND TECHNOLOGY FOR DEVELOPMENT (2008) Global ReportwwwagassessmentorgreportsIAASTDENAgriculture20at20a20Crossroads_Global20Report20(English)pdf

KREIBICH H MUumlLLER M (2005) Private Vorsorgemaszlignahmen koumlnnen Hochwasserschaumlden reduzieren Schadensprisma Heft 1 2005 httpwwwschadenprismadepdfsp_2005_1_1pdf

57QUELLEN

LENZEN M u a (2012) International trade drives biodiversity threats in developing nations Nature 486109 ndash 112 Doi101038nature11145

PWC ndash PRICEWATERHOUSECOOPERS (2012) PwC Rio+20 Sustain ability pulse poll How do the public and CEO opinions differ on Rio+20 issues

REWE GROUP (2010) Pressemitteilung raquoBodensee-Obstbauern engagieren sich fuumlr Biodiversitaumltlaquo wwwrewe-groupcompressepressemeldungenpressemeldung-detail articlebodensee-obstbauern-engagieren-sich-fuer-biodiversitaet

SCBD ndash SECRETARIAT OF THE CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (2009) business2010 A magazine on business amp bio- diversity June 2009 Volume 4 ndash Issue 1 httpwwwcbdintdocnewslettersnews-biz-2009-06-enpdf

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement Ein Leitfaden fuumlr die betrieb-liche Praxis BerlinwwwbmudeN46143

STATISCHES BUNDESAMT (2012) Nachhaltige Entwicklung in Deutschland Indikatorenbericht 2012 wwwdestatisdeDEPublikationenThematischUmwelt oekonomischeGesamtrechnungenUmweltindikatorenIndikatoren PDF_0230001pdf__blob=publicationFile

STERN N (2007) The Economics of Climate Change The Stern Review Cambridge

TEEB (2009) The Economics of Ecosystems and Biodiversity TEEB for National and International Policy Makers Summary Responding to the Value of Naturewwwteebweborg

TEEB (2010A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity Ecological and Economic Foundations Edited by Pushpam Kumar London and Washington

TEEB (2010B) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integrieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz Bonn

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 58

TEEB (2011) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in National and International Policy Making Edited by Patrick ten Brink London and Washington

TEEB (2012A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Local and Regional Policy and Management Edited by Heidi Wittmer and Haripriya Gundimeda Abingdon and New York

TEEB (2012B) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Business and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York

TEN BRINK P BRAAT L (HRSG) (2008) The Cost of Policy Inaction The case of not meeting the 2010 biodiversity targethttpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversityeconomicspdfcopizip

UNESCAP ndash UNITED NATIONS ECONOMIC AND SOCIAL COMMISSION FOR ASIA AND THE PACIFIC (1999) Keynote Statement of Mr Cengiz Ertuna (UNESCAP) at IDNDR-ESCAP Regional Meeting for Asia Risk Reduction amp Society in the 21st Century Bangkok 23 ndash26 February 1999 httpwwwunescaporgenrdwater_mineraldisasterertuna01htm

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012) Water valuation ndash Building the business case Geneva and Washington

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012A) Changing Pace ndash Public policy options to scale and accelerate business action towards Vision 2050 Geneva and Washington

WRI ndash WORLD RESOURCE INSTITUTE (2012) The Corporate Ecosys-tem Services Review - Guidelines for Identifying Business Risks and Opportunities Arising from Ecosystem Change Version 20 Washington

ZEITZ J PUMA Pressemitteilung vom 16112011 httpaboutpumacompuma-completes-first-environmental-profit-and-loss-account-which-values-impacts-at-e-145-million

  • Die Unternehmensperspektive
  • Impressum
  • Inhaltsverzeichnis
  • Vorworte
  • Biodiversitaumlt und Oumlkoshysystemleistungen ndash Erweiterung der unternehmerischen Sicht
  • Warum die Wirtschaft gefragt ist ndash Treiber Chancen und Risiken
  • Entwicklungen und Trends ndash was auf Unternehmen zukommt
  • Wie Unternehmen taumltig werden koumlnnen
  • Ausblick
  • Weiterfuumlhrende Informationen
  • QUELLEN

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Perspektivenwechsel in der UnternehmensweltViele Unternehmen orientieren sich an Leitbildern Unternehmenswer-ten beziehungsweise ihrer Unternehmensphilosophie und tragen da-mit unternehmerische und oft auch gesellschaftliche Verantwortung

ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

ABBILDUNG 16 Das Logo der raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo - Studie

INFOBOX 18

raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo fuumlhrt die internationale TEEB-Initiative auf nationaler Ebene fort Hauptaufgabe ist die Erarbeitung thematischer Berichte zum Wert und zur oumlkonomischen Bedeutung von biologischer Vielfalt Oumlkosystemleis-tungen und Natur fuumlr Wirtschaft und Gesellschaft in Deutschland Neben der vorliegenden Broschuumlre gehoumlren hierzu unter anderem die Themen Biologische Vielfalt und Klimawandel Oumlkosystemleistungen und Ent-wicklung laumlndlicher Raumlume sowie naturnahe Oumlkosysteme und staumldti-sche Lebensqualitaumlt raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo macht deutlich dass es neben moralisch-ethischen und oumlkologischen auch gewichtige oumlkonomische Gruumlnde gibt Naturkapital zu erhalten

raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo wird in einem offenen Prozess durchgefuumlhrt Zahlreiche Akteure aus Wissenschaft Politik Verwaltung Wirtschaft und Gesellschaft wirken durch Know-how Forschungs-ergebnisse wissenschaftliche Beitraumlge und gute Beispiele zur Bedeu-tung und Inwertsetzung von Oumlkosystemleistungen und biologi-scher Vielfalt an der Erstellung der Berichte mit

INFOBOX 17

TEEB als Startpunkt fuumlr viele weitere InitiativenDie Resonanz die TEEB in Wirtschaft Wissenschaft Medien und Politik erfuhr verhalf zahlreichen Initiativen zu mehr Gehoumlr So erlebten zum Beispiel die UNEP FI (Finanzinitiative des Umweltprogramms der Verein-ten Nationen UNEP) aber auch das langjaumlhrige Engagement der Welt-naturschutzorganisation IUCN in der Privatwirtschaft starken Aufwind Parallel zu TEEB bestehen in Kooperation zwischen Wirtschaft Wissen-schaft und Verbaumlnden praxis- und loumlsungsorientierte Ansaumltze wie der Corporate Ecosystem Services Review des World Resource Institute (WRI 2012) Neben zahlreichen nationalen TEEB-Studien und Initiativen wurde auch eine TEEB for Business Coalition ins Leben gerufen die sich unter anderem zum Ziel gesetzt hat durch ihr Engagement die Einbin-dung von Biodiversitaumlt in das unternehmerische Handeln spuumlrbar und nachhaltig zu befoumlrdern (wwwteebforbusinessorg pdfwriorgcorpo-rate_ecosystem_services_reviewpdf)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 32

Insbesondere im Rahmen ihrer Unternehmensstrategie stellen sie folgende Fragen raquoWas fuumlr ein Unternehmen sind wirlaquo und raquoFuumlr wel-che Werte stehen wir und wofuumlr setzen wir uns einlaquo

Gleiche oder zumindest aumlhnliche Fragen muumlssen Unternehmen auch ihren Anteilseignern und sonstigen internen und externen Anspruchs-gruppen beantworten Dies gilt in einer globalisierten Welt immer mehr auch fuumlr Produktionsstaumltten im Ausland und fuumlr die Beziehungen mit Lieferanten Damit stehen folgende Fragen im Vordergrund raquoWelche Werte moumlchten wir in Zulieferlaumlndern vertretenlaquo raquoWelche Um-weltmaszligstaumlbe setzen wir hier wie dort anlaquo und raquoWas hat dies fuumlr Auswirkungen auf unsere Marke und den Ruf des Unternehmenslaquo

Das Selbstverstaumlndnis einiger Unternehmen geht uumlber die bloszlige Bereit stellung von Guumltern und Dienstleistungen hinaus Sie sehen sich als Teil der Gesellschaft Vertreter ihrer Region und als Agierende in Wechselwirkung mit ihrer Umwelt Idealismus in Bezug auf ihre gesell schaftliche Rolle motiviert diese Entscheider ebenso wie Realis-mus in Bezug auf das Verstaumlndnis oumlkologischer und globaler Zu sam-men haumlnge So kommt es dass sich deutsche Unternehmen in Latein-amerika fuumlr den Erhalt bedrohter Arten engagieren und den Schutz von Regen wald in Afrika foumlrdern

INFOBOX 19

Vision von UnternehmenIn vielfaumlltiger Weise haben Unternehmen die oumlkologischen Herausfor-derungen sowohl als Warnsignale als auch als Chance fuumlr einen Wandel begriffen

Mit seiner Publikation raquoChanging Pacelaquo schreibt der World Business Council for Sustainable Development (WBCSD 2012a) seine Vision 2050 fort und zeigt Wege hin zu einem Wirtschaften auf das 9 Milliarden Menschen versorgt und dabei die oumlkologischen Grenzen unseres Plane-ten nicht uumlberschreitet Weitere Informationen wwwwbcsdorgchan-gingpaceaspx

Corporation 2020 greift aumlhnliche Gedanken auf geht allerdings noch einen Schritt weiter und strebt nach Ausrichtung des Wirtschaftssystems auf die Grenzen die der Planet setzt Steuerreformen klare Regeln fuumlr die Aufnahme von Fremdkapital (Stichwort Uumlberschuldung) Transparenz fuumlr den Konsumenten und Offenlegung von Externalitaumlten sind zentrale Punkte der Initiative um den Leiter der internationalen TEEB-Studie Pavan Sukhdev und zahlreiche weitere Persoumlnlichkeiten aus Wirtschaft Wissen-schaft und Politik Weitere Informationen wwwcorp2020com

33ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

Immer mehr deutsche Unternehmen setzen sich mit Fragen rund um die biologische Vielfalt und Oumlkosystemleistungen auseinander und leisten somit Pionierarbeit Die Komplexitaumlt des Themas raquobiologische Vielfaltlaquo und schwierige Operationalisierbarkeit sind dabei nach wie vor massive Huumlrden Und tatsaumlchlich gibt es bis dato noch keine einheitlich anerkannten Quantifizierungsmethoden oder verbindliche Richtlinien die biologische Vielfalt und Oumlkosystemleistungen lassen sich nicht in einem Indikator zusammenfassen Dadurch sind sie fuumlr viele Entscheider in deutschen Unternehmen schlecht greifbar und laumlsst diese vor konkreten Handlungen zuruumlckschrecken

Dennoch nehmen einige Unternehmen diese Herausforderungen an und naumlhern sich mit zunehmender Professionalitaumlt der Integration von Biodiversitaumlt in ihre Managementprozesse Unternehmen sind aktiv beteiligt an der Erstellung von Leitfaumlden ersten Empfehlungen zur Integration der biologischen Vielfalt ins Umweltmanagement oder Ansaumltzen zur verbesserten Quantifizierung der externen Effekte in der unternehmerischen Finanzbuchhaltung Auch die Gruumlndung von Initiativen zu dem Thema wie die deutsche raquoBiodiversity in Good Companylaquo-Initiative die raquoUNEP Finance Initiativelaquo die raquoGlobal Com-pactlaquo- Initiative der UN sowie der raquoeconsense Arbeitskreis zu Biodi-versitaumlt und Oumlkosystemleistungenlaquo zeigen dass dieser Perspektiven-wechsel die Unternehmenswelt mittlerweile erreicht hat

WIE UNTERNEHMEN TAumlTIG WERDEN KOumlNNEN4

DIE ERGEBNISSE DER OumlKOLOGISCHEN GEWINNshy UND VERLUSTRECHNUNG VON PUMA BELEGEN DASS DIE DERZEITIGEN GESCHAumlFTSPRAKTIKEN VON UNTER NEHMEN DRINGEND EINES PARADIGMEN WECHSELS BEDUumlRFEN

JOCHEN ZEITZ EHEMALIGER CEO UND

VERWALTUNGSRATSVORSITZENDER

DER PUMA SE VERWALTUNGSRATS -

MITGLIED PPR

Je nach Unternehmen ist die Herangehensweise und Auseinanderset-zung mit dem Thema Naturkapital sehr unterschiedlich Dieses Kapitel gibt konkrete Ansaumltze und Beispiele wie ein Einstieg und geziel-tes Handeln angegangen werden koumlnnen

TOOLS UND LEITFAumlDEN FUumlR DEN EINSTIEGUm eine moumlglichst praumlzise und damit steuerbare Integration ins unternehmerische Management zu erreichen ist die Entwicklung von Zielen und Maszlignahmen noumltig Ein erster Biodiversitaumlts-Check hilft dabei bereits bestehende Maszlignahmen und Kennzahlen zu identifi-zieren Dabei sollten saumlmtliche unternehmerische Taumltigkeitsfelder von der Strategie und dem Personalwesen uumlber Liegenschaften und Einkauf bis hin zu Produktion und Entsorgung beleuchtet werden Die dann vorliegenden Ergebnisse koumlnnen Startpunkt vertiefender Maszlignahmen sein zum Beispiel erste Ziele oder Analysen eine Aus-dehnung auf andere Geschaumlftsbereiche oder die Entwicklung von Management- und Berichterstattungsstrukturen

Leitfaumlden und Handbuumlcher geben Hilfestellung bei der Integration von biologischer Vielfalt in Unternehmenspro zesse und koumlnnen zu-

gleich Inspiration und Unterstuumltzung fuumlr weitere Planungsprozesse

35WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

sein Durch die Handlungsempfehlungen koumlnnen auf leichte Weise Elemente einbezogen werden die beispielsweise die biologische Vielfalt auf dem Firmengelaumlnde foumlrdern ndash wie Bienenkaumlsten und bewachsene Hauswaumlnde Weitere konkrete Handlungsempfehlungen finden sich unter anderem in dem Bericht raquo Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagementlaquo (Bestaumlndig und Wuczkowski 2012)

BESTEHENDE ANSAumlTZE NUTZEN UND ERWEITERNFolgende Ansaumltze aus dem Unternehmensbereich sind auch zur Inte-gration von Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt gut ge eignet Unternehmerische Verantwortung (Corporate Responsibility)

Berichterstattung (inklusive umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung)

Umweltmanagement Ressourceneffizienz Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten-Management

Investitions- und Planungsprozesse

Unternehmerische Verantwortung (Corporate Responsibility)Viele Aktivitaumlten zum Biodiversitaumlts- und Oumlkosystemleistungs - schutz sind losgeloumlst vom Kerngeschaumlft und unter gesellschaftlichem Enga ge ment und unternehmerischer Verantwortung (Corporate

INFOBOX 20

Biodiversitaumlts-Checks fuumlr UnternehmenBislang werden zwei in deutscher Sprache verfuumlgbare Biodiversitaumlts-Screenings fuumlr Unternehmen haumlufig angewendet Die branchenuumlbergreifenden Checklisten der deutschen raquoBiodiversity

in Good Companylaquo-Initiative basieren auf dem raquoHandbuch Biodiver-sitaumltsmanagementlaquo (Schaltegger u a 2010) und ermoumlglichen eine Selbstevaluation zum aktuellen Stand des unternehmerischen Biodi-versitaumltsmanagements Weitere Informationen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

Der vom Global Nature Fund BAUM e V dokeo und PwC entwi-ckelte Biodiversitaumlts-Check fuumlr Unternehmen vereint Expertise aus Biologie Oumlkologie und Management Er bietet einen ersten auf das Unternehmen zugeschnittenen Uumlberblick uumlber die Reife des Biodiver-sitaumltsmanagements und gibt Empfehlungen fuumlr das weitere Vorge-hen Weitere Informationen wwwbusiness-biodiversityeudefaultaspLang=DEUampMenue=128

ABBILDUNG 17(Foto Andrzej Tokarski fotoliacom)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 36

Respon si bi lity) einzuordnen Vor allem Unternehmenswerte und -philo-sophien koumlnnen Anknuumlpfungspunkte raquovon obenlaquo bieten und zu einer weitergefassten Strategieentwicklung fuumlhren

ABBILDUNG 18(Foto Susanne Georgi)

INFOBOX 21

Praxisbeispiel Pilotprojekt fuumlr Branchenstandards Die oekom GmbH der groumlszligte deutsche Fachverlag fuumlr Oumlkologie und Nachhaltigkeit veroumlffentlicht Sach- und Fachbuumlcher mit Bezug zur bio-logischen Vielfalt und dem Erhalt der Oumlkosysteme Fuumlr seine Publi-kationen verwendet er ausschlieszliglich Recycling- und FSC-zertifiziertes Papier Zudem hat der Verlag das Projekt raquoNachhaltig Publizierenlaquo initi-iert das vom Bundesumweltministerium gefoumlrdert wird In Kooperation mit zwei wissenschaftlichen Instituten und der Frankfurter Buchmesse wurden praxisnahe Kriterien fuumlr die nachhaltige Bucherstellung entwi-ckelt Mit dem Projekt praumlsentiert sich oekom oumlffentlichkeitswirksam als Vorreiter und sensibilisiert die Verlagsbranche fuumlr einen nachhalti-gen Umgang mit der Ressource Papier

37

Gleichzeitig bietet die Kommunikation und Interaktion mit Kunden und Mitarbeitern Moumlglichkeiten fuumlr eine Integration sozusagen als Impulsgeber raquovon untenlaquo Freiwilligenarbeit gemeinsame Baum-pflanzaktionen oder Spenden fuumlr Naturschutzeinrichtungen tragen zum Schutz und zur Wertschaumltzung des Naturkapitals bei Mit Blick auf ihre Mitarbeiter profitieren Unternehmen zudem vom Wohlbe-finden am Arbeitsort erhoumlhter Kommunikationsbereitschaft und staumlrkerer Bindung und Loyalitaumlt gegenuumlber dem Arbeitgeber

Berichterstattung (inklusive umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung)Die in Deutschland und weltweit gebraumluchlichste Richtlinie zur Bericht-erstattung von Nachhaltigkeitsaspekten ndash die Global Reporting Initia-tive (GRI) ndash sieht eine Offenlegung von bis zu fuumlnf biodiversitaumltsbe-zogenen Indikatoren vor Diese waren bislang von eher qualitativer

WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

ABBILDUNG 20 Umweltindika-toren der Global Reporting Initiative Die fuumlnf relevanten Umweltindi - ka toren der Berichterstattungsricht-linie der Global Reporting Initiative (GRI) in der Version 31 Biodiver-sitaumlts bezogene Umweltindikatoren werden mit EN fuumlr Umwelt abgekuumlrzt und beinhalten EN 11 bis EN 15

Kernindikatoren Zusaumltzliche Indikatoren

EN11

Ort und Groumlszlige von Grundstuumlcken in Schutzge-bieten oder angrenzend an Schutzgebiete Ort und Groumlszlige von Grundstuumlcken in Gebieten mit hohem Biodiversitaumltswert auszligerhalb von Schutz-gebieten oder daran angrenzend Zu beruumlcksich-tigen sind Grundstuumlcke die im Eigentum der berichtenden Organisation stehen oder von die-ser gepachtet oder verwaltet werden

EN13 Geschuumltzte oder wiederhergestellte natuumlrliche Lebensraumlume

EN14Strategien laufende Maszlignahmen und Zu-kunftsplaumlne fuumlr das Management der Auswir-kungen auf die Biodiversitaumlt

EN12

Beschreibung der wesentlichen Auswirkungen von Aktivitaumlten Produkten und Dienstleistungen auf die Biodiversitaumlt in Schutzgebieten und in Gebieten mit hohem Biodiversitaumltswert auszliger-halb von Schutzgebieten

EN15

Anzahl der Arten auf der Roten Liste der IUCN und auf nationalen Listen die ihren natuumlrlichen Lebensraum in Gebieten haben die von der Geschaumlftstaumltigkeit der Organisation betroffen sind aufgeteilt nach dem Bedrohungsgrad

ABBILDUNG 19(Foto Piepenbrock)

INFOBOX 22

Praxisbeispiel Mitarbeiter-EngagementDie Piepenbrock Unternehmensgruppe unterhaumllt im brandenbur-gischen Naturpark Stechlin-Ruppiner Land den 2200 Hektar groszligen Forst Rheinshagen Im Rahmen seiner Aktion raquoWachstumlaquo pflanzt das Unternehmen dort gemeinsam mit seinen Kunden fuumlr jeden Neuauf-trag Baumlume Im August 2012 besuchte eine Gruppe von zehn Auszu-bildenden des Unternehmens im Zuge der raquoAzubi-Projekttagelaquo den Piepen brock Forst um die Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens kennenzulernen und selbst aktiv zu unterstuumltzen Ziel war es die Sand-heideflaumlche am Zechower Berg im Naturschutz- und gleichnamigen Fauna-Flora-Habitat-Gebiet Rheinsberger Rhin und Hellberge zu pflegen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 38

IM RAHMEN VON UMWELTSCHUTZ UND RESSOURCENshyEFFIZIENZ KUumlMMERN SICH VIELE UNTER NEHMEN BEREITS HEUTE UM BIODIVERSITAumlT UND ECOSYSTEM SERVICES OHNE DIES JEDOCH EXPLIZIT HERAUS ZUshy STELLEN DER BEWUSSTE EINBEZUG DES OumlKOSYSTEMshy GEDANKENS SOWIE DIE BETRACHTUNG ENTSPRECHENDER CHANCEN UND RISIKEN STELLT EINE WEITER ENT shy WICKLUNG DAR DIE DURCHAUS ALS rsaquoUMWELTVERANTshyWORTUNG 20lsaquo BEZEICHNET WERDEN KANN

MICHAEL SIEMERS CORPORATE

ENVIRONMENT amp RESPONSIBILITY

EVONIK INDUSTRIES AG

Form doch auch hier erfolgt eine regelmaumlszligige Anpassung die zu-kuumlnftig sicherlich auch mit einer Quantifizierung einhergehen wird Damit bleibt die unternehmerische Berichterstattung eng verbunden mit dem Umweltmanagement

Unternehmerische Berichterstattung wird sich aumlndern und zukuumlnftig integrierter sein (Stichwort Integrated Reporting) In dieser Hinsicht ist auch die umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung zu sehen

INFOBOX 23

Praxisbeispiel Umweltbezogene Gewinn- und VerlustrechnungWaumlhrend in der klassischen Gewinn- und Verlustrechnung (GampV) nur finanzielle Kenngroumlszligen wie Anlagevermoumlgen return on investment und Eigenkapitalrendite berichtet werden bleiben die umweltbezogenen Kosten verborgen Diese Externalitaumlten ndash beispielsweise Verschmutzung von Gewaumlssern Zerstoumlrung von Lebensraumlumen oder das Abwaumllzen von Verantwortung beim Klimawandel auf Folgegenerationen ndash sind als Ver-luste anzusehen die nicht durch das Unternehmen sondern von Dritten wie der Allgemeinheit oder der Natur getragen werden Getrieben von CEO Jochen Zeitz hat Puma es sich zur Aufgabe gemacht diese Kosten deutlicher aufzuzeigen und in die GampV einflieszligen zu lassen Solch eine Sichtbarmachung kann beim Einkauf der Fertigung der Produktent-wicklung oder dem Nachhaltigkeitsmanagement helfen bessere Ent-scheidungen zu treffen um so die Externalitaumlten zu minimieren Laut PUMA Environmental Profit amp Loss Account hat das Unternehmen im Jahr 2010 etwa 145 Millionen Euro an Umweltschaumlden durch Treibhaus-gasemissionen Wasserverbrauch Landnutzungsfolgen Luftverschmut-zung und Abfallerzeugung verursacht Davon entfallen nur etwa 6 auf das Kerngeschaumlft mehr als 137 Millionen Euro Umweltschaumlden ent-stehen entlang der Lieferkette Weitere Informationen httpaboutpumacomwp-contentthemesaboutPUMA_themefinancial-reportpdfEPL080212finalpdf

39WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Sie macht deutlich welche Abhaumlngigkeiten und welche Einfluumlsse ein Unternehmen hat und stellt bei der Einbeziehung der Oumlkosystem-leistungen und Integration in die externe Rechnungslegung einen be deut samen Schritt hin zur Beruumlcksichtigung von Naturkapital in Unternehmen dar Eine Offenlegung dieser Art koumlnnte einen Para dig-menwechsel einleiten Wer seine Leistung schon fruumlhzeitig ganzheit-lich misst und berichtet kann in einem sich veraumlndernden Geschaumlfts-

ABBILDUNG 21 (Foto LianeM Fotoliacom)

INFOBOX 24

Biodiversitaumlt in den Umweltmanagementzertifizierungen ISO 14001 und EMASBei EMAS muumlssen und bei ISO 14001 sollten die Auswirkun-gen auf die biologische Vielfalt beruumlcksichtigt werden Bei EMAS wird in Form des raquoFlaumlchenverbrauchslaquo ein direkter Indikator fuumlr den Habitatverlust erhoben ndash eine der Hauptursachen des Biodiver-sitaumltsverlustes Zwar kann der Flaumlchenverbrauch von unterschiedli-cher Qualitaumlt sein ndash die Bebauung einer bereits degradierten Flaumlche ist weniger kritisch als die eines intakten Oumlkosystems ndash dennoch kann dies als erster Startpunkt gewertet werden

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 40

umfeld weiterhin Spitzenleistung liefern Dies betrifft die Felder Risikomanagement Versorgungssicherheit und -produktivitaumlt wie auch Compliance und Stakeholdermanagement

UmweltmanagementEin Umweltmanagement steuert gemaumlszlig den vier Managementschrit-ten Planen Ausfuumlhren Kontrollieren und Optimieren umweltbezo-gene Unternehmenstaumltigkeiten und ermoumlglicht so eine kontinuierli-che Verbesserung der Umweltleistung Dieser Managementzyklus beruumlcksichtigt derzeit nur selten umsetzungsorien tiert die Dimensio-nen Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt

Hier kann eine Erweiterung konkret ansetzen Eine erste Feststellung des Status quo auf Basis bereits existieren der Umweltdaten ndash ergaumlnzt durch Experteneinschaumltzungen ndash ist der Anfang Anschlieszligend koumln-nen spezifische und messbare Ziele gesetzt werden was sich in die bekannten Schritte des Umweltmanagements einbinden laumlsst

RessourceneffizienzRessourceneffizienz gewinnt angesichts steigender Rohstoffpreise und -bedarfe und des groszligen Anteils den Material- und Energie kosten an den Gesamtkosten in vielen Branchen darstellen wirtschaftlich und politisch enorm an Bedeutung Zur Steigerung der Ressourceneffi-zienz liegen aktuell Programme auf nationaler wie europaumlischer Ebene vor es existieren dazu Plattformen und Initiativen Das Thema raquoRes-sourceneffizienzlaquo koumlnnen Unternehmen strategisch integrieren (zum Beispiel in ihrem Umweltmanagement) indem sie die entsprechen-den Einsatzstoffe als Naturkapital raquodeklarierenlaquo und im Ressourcen-management umfassender als bisher beruumlck sichtigen Durch den sparsamen effizienten Einsatz von Ressourcen koumlnnen oftmals Oumlko-systeme geschont werden (zum Beispiel durch ein entsprechendes

INFOBOX 25

Praxisbeispiel Integration von Biodiversitaumlt in das Ressourcen-managementUPM betreibt in Deutschland sieben Papierfabriken und verschreibt sich der nachhaltigen Forstwirtschaft und dem Schutz der Biodiversitaumlt So wird weltweit FSC- und PEFC-zertifiziertes Holz verwendet und in unter nehmenseigenen Waumlldern ein Biodiversitaumltsprogramm umge-setzt Gemeinsam mit der raquoAlliance for Water Stewardshiplaquo fuumlhrt UPM ein Pilotprojekt zum Wassermanagement durch Dies soll den Verbrauch des wasserintensiven Papierherstellungsprozesses senken und die Wie-derverwendung des Wassers erhoumlhen UPM unterstreicht mit seinemEngagement seine Position als raquoBiofore Companylaquo

41WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

INFOBOX 26

Praxisbeispiel Bewertung von Biodiversitaumlt in der Lebensmittel-branche und der LandwirtschaftEinen Schritt weiter als die Oumlkobilanzen geht das Bewertungsverfahren der BASF Mit ihrer Lebenszyklusanalyse AgBalance erfasst sie eine Viel-zahl von Nachhaltigkeitsindikatoren der Lebensmittel- und Landwirt-schaftsbranche Biologische Vielfalt flieszligt mit 8 der 69 Indikatoren in eine Punktebewertung ein so unter anderem Naumlhe zu Schutzgebieten Auskreuzungspotenzial und Oumlkotoxizitaumltspotenzial Auszligerdem werden soziale und oumlkonomische Indikatoren erfasst und somit alle drei Saumlulen der Nachhaltigkeit abgebildet Auch wenn ein Abwaumlgen zwischen unter-schiedlichen Groumlszligen wie Punkten und Euros als Messeinheiten Entschei-der vor Herausforderungen stellt ist dies doch ein wichtiger Schritt hin zur Integration von Biodiversitaumlt in Entscheidungsprozesse

Wassermanagement in Regionen mit Wasserstress) Jedoch ist Res-sourceneffizienz nicht gleichzusetzen mit Biodiversitaumlts- und Oumlko-systemschutz Neben dem sparsamen Umgang mit Ressourcen ist auch die Art der Einsatzstoffe (zum Beispiel Nutzung von nachhaltig erzeugtem Palmoumll) von Bedeutung

Der Zusammenschluss zu Brancheninitiativen ist ein Ansatz um das Thema Ressourceneffizienz ganzheitlicher und passgenauer zu be-trach ten und so die Thematik uumlber den bisherigen Fokus auf Reduzie-rung von Rohstoffverbrauch und Emissionen hinaus zu erweitern

Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten- Management Die Analyse der Wertschoumlpfungskette eines Produktes liefert immer wieder Verbesserungspotenzial und wird deshalb regelmaumlszligig durchge-fuumlhrt Dies bietet gute Ansatzpunkte fuumlr eine Untersuchung und Ver-besserung der Biodiversitaumltsperformance Eine weitere oft genutzte Analysemoumlglichkeit sind Oumlkobilanzen (Life Cycle Assessments)

Oumlkobilanzen bilden den gesamten Stoffkreislauf ab ndash und somit auch die fuumlr Biodiversitaumlt relevante Landnutzung oder Oumlkosystemleis-tungen wie die Bereitstellung von Rohstoffen die Absorption von Produktionsemissionen und die Aufnahme von Abfallprodukten An-gefangen bei eigenen Beschaffungsquellen (zum Beispiel Vertragsan-bauer von Supermaumlrkten oder Handelsmarken) bis hin zu Vorproduk-ten der Liefer an ten ndash entlang der Lieferkette verbergen sich zahlreiche Ursachen fuumlr Bio diversitaumltsverlust Fuumlr Unternehmen die Rohstoffe und Vorpro dukte aus dem Ausland beziehen ist es daher wichtig auf den Einkauf und das Lieferkettenmanagement zu achten Wichtige

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 42

Analyseschritte beinhalten Grenzwerte und Normen (in den Abbau- und Ursprungslaumlndern der Vorprodukte oftmals deutlich niedriger als in Deutschland) oder Screenings zu Wasserknappheit entlang der Lie-ferkette Darauf aufbauend ergibt sich eine detaillierte Bewertung zur Beruumlcksichtigung von Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt bei Liefe ranten

Investitions- und PlanungsprozesseInvestitionen in den Bau neuer Anlagen oder Standorte werden derzeit eher selten unter Biodiversitaumltsaspekten im betrieblichen Umwelt-management erfasst Beim Bau eines Produktionsstandorts auf der raquogruumlnen Wieselaquo spielen vor allem die Eingriffsregelung des Bun-desnaturschutzgesetztes (BNatSchG) sowie das EU-Naturschutz-recht (FFH- und Vogelschutz-Richtlinie) eine wichtige Rolle Diese Regeln erscheinen Unternehmen manchmal wider spruumlchlich ndash gerade mit Blick auf den gewollten Naturschutz Firmenareale werden auf-grund strategischer Entscheidungen zum Beispiel fuumlr den Bau von Anlagen uumlber einen laumlngeren Zeitraum brach liegen gelassen Siedelt sich daraufhin eine geschuumltzte Art auf dieser Flaumlche an koumlnnen Unter-nehmen unter Umstaumlnden nur mit hohen Auflagen dieses Gebiet er-schlieszligen und einen Neu- oder Ausbau realisieren Um solchen Ziel kon-flikten vorzubeugen bieten die zustaumlndigen Natur schutzbehoumlrden an in Dialog zu treten um gangbare Wege und Maszlignahmen auszu loten

Doch Unternehmen koumlnnen auch in Vorleistung gehen Indem zum Beispiel Brachflaumlchen und Naturraumlume belassen sowie die Funktio-nalitaumlt von aquatischen Oumlkosystemen (Gewaumlssern) erhalten werden

INFOBOX 27

Ausgleichsflaumlchen ndash Chancen fuumlr beschleunigte PlanungsprozesseGut zu wissen Laut sect16 BNatSchG kann durch Oumlkosystemschutz ein raquoGuthabenlaquo auf einem Oumlkokonto angespart werden Bei spaumlteren Ein-griffen werden diese Flaumlchen als bereits geleistete Kompensationsmaszlig-nahmen anerkannt Rheinkalk macht sich dieses Instrument zunutze Im sauerlaumlndischen Houmlnnetal dient nur ein Teil des Grundbesitzes dem Kalksteinabbau Weite Teile des Areals hingegen stehen dank nicht-oumlkonomischer Waldnutzung dem Naturschutz temporaumlr zur Verfuumlgung oder werden je nach Management und naturschutzfachlicher Einschaumlt-zung einem Oumlkokonto zugeschrieben das als Kompensationsleistung fuumlr zu erwartende Eingriffe agiert Waumlhrend auf der einen Seite pro-aktiv Arten- und Oumlkosystemschutz ermoumlglicht wird profitiert Rheinkalk von einem beschleunigten Planungsprozess vermiedener Buumlrokratie und somit geringeren Kosten (wwwrheinkalkdepdfVerantwortung_Fuer_Mensch_und_Naturpdf Seite 24)

43WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

koumlnnen etwaige Kompensationsmaszlignahmen im Rahmen der Ein griffs -regelung vermieden werden Zudem koumlnnen Ergebnisse der teils obli-gatorischen Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung (UVP) der Strategischen

INFOBOX 28

Praxisbeispiel ZielkonflikteBiologische Vielfalt spielt in Steinbruumlchen Baggerseen und Kiesgruben eine wichtige Rolle Die Steine- und Erdenindustrie engagiert sich in zahlreichen Projekten zur Foumlrderung der biologischen Vielfalt Neben der Erarbeitung von Biodiversitaumltsindikatoren und einer Biodiversitaumlts-Datenbank zaumlhlen hierzu zahlreiche gemeinsame Projekte mit Umwelt-verbaumlnden

raquoLeider werden der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt in den Abbaustaumltten ausgerechnet durch das Naturschutzrecht selbst eingeschraumlnkt Wer zum Beispiel ein Laichgewaumlsser fuumlr die Gelbbauch-unke auf einem Rohbodenstandort anlegt oder eine Steilwand fuumlr die Uferschwalbe herrichtet der laumluft Gefahr dass die weitere Bewirt-schaftung der Flaumlchen deutlich eingeschraumlnkt wird Der statische An-satz im Naturschutzrecht verhindert damit leider vielerorts die Aus-schoumlpfung von Synergieeffekten von Gesteinsabbau und Naturschutz Die Steine- und Erdenindustrie jedenfalls ist zur Foumlrderung der biolo-gischen Vielfalt bereit und setzt sich auch weiterhin fuumlr praktikable Loumlsungen einlaquo (Diplom-Biologe Thomas Beiszligwenger Hauptgeschaumlfts-fuumlhrer Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

ABBILDUNG 22 (Foto Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

INFOBOX 29

Praxisbeispiel Management von LiegenschaftenFraport die Betreibergesellschaft des Frankfurter Flughafens formuliert in seiner unternehmenseigenen Biodiversitaumltsstrategie Grundsaumltze zur Biodiversitaumlt Darin wird festgehalten dass sich Flugbetrieb und der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt ndash uumlber gesetz liche Anforderungen wie zum Beispiel Eingriffsregelung hinaus ndash vereinbaren lassen So wird unter anderem auf dem Gelaumlnde des Flughafens ein For-schungsprojekt zum Bienen-Monitoring unterstuumltzt das wichtige Infor-mationen uumlber die Schadstoffsituation liefert Gleich zeitig werden im Rhein-Main-Gebiet gezielt Naturschutzvorhaben gefoumlrdert so zum Bei-spiel der Erhalt von raquoAltholzinselnlaquo im Kinzigtal oder die Pflege von Streuobstwiesen im Maintal (wwwfraportdecontentfraport-agdenachhaltigkeitumweltnatur--und-ressourcenschutz0html und verglei-che auch die dort bereitgestellten PDF-Dokumente)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 44

Legende Naumlhe zum Kerngeschaumlft Merkmalsauspraumlgung Geringer Bezug Mittel o Trifft zu x Mittlerer Bezug Stark + Starker Bezug Sehr stark + +

ABBILDUNG 23 Handlungsan-saumltze zur Integration von Biodiversi-taumlt in Unternehmen am Beispiel eines Industrie- und Konsumguumlter-unternehmens (Grafik PwC)

INFOBOX 30

Handlungsansaumltze zur Integration von Biodiversitaumlt in UnternehmenDie vorgestellten sechs Handlungsansaumltze werden hier systematisch zusammengefasst am Beispiel der Indus trie- und Konsumguumlterbranche dargestellt Diese Systematik kann allen Unternehmen als Pruumlfrahmen dienen ihr spezifisches Profil zur Beruumlcksichtigung von biologischer Viel-falt Oumlkosystemen und deren Leistungen (Naturkapital) zu entwickeln

Die Abbildung verdeutlicht die Wirkung der verschiedenen Handlungs-ansaumltze beispielhaft im Hinblick auf die vier Werttreiber Risiken senken Kosten reduzieren Maumlrkte und Kunden erschlieszligen und Reputation steigern

Waumlhrend die farbliche Hinterlegung die Naumlhe zum Kerngeschaumlft andeutet geben die Spalten auf der rechten Seite Informationen uumlber den Beitrag zum Schutz der biologischen Vielfalt sowie zur moumlglichen Umsetzungskomplexitaumlt wieder Es wird deutlich dass es durchaus ein-fache Maszlignahmen gibt die eine Wirkung zeigen

Werttreiber

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Integration von Biodiversitaumltsaspekten in hellip

Beitrag zum Schutz des Natur kapitals

Umsetzungsshy komplexitaumlt

x x x 1) Unternehmerischer Verantwortung (Corporate Responsibility) o + o

x x x 2) Berichterstattung (inkl umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung) o +

x x 3) Umweltmanagement inkl Liegenschafts-management o + +

x x 4) Maszlignahmen zur Steigerung der Ressourcen-effizienz + + + +

x x x 5) Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten-Management + + + +

x x 6) Investitions- und Planungsprozesse + o +

45WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Des Weiteren ist erkennbar dass die Integration von Biodiversitaumlt in Aus-wahl- und Entscheidungsprozesse vor allem im Bereich Ressourceneffi-zienz Lieferketten-Management und Investitions- und Planungsprozesse zu Win-win-Situationen fuumlhren kann Dabei sollte bei der Auswahl der Ansaumltze und Methoden aber immer das Kerngeschaumlft des Unterneh-mens im Vordergrund stehen ndash hier kann ein erster Check die weitere Schwerpunktsetzung unterstuumltzen Auch die Integration ins klassische Umweltmanagement stellt einen Schritt zur Beruumlcksichtigung von Bio-diversitaumlt dar ndash und zwar verbunden mit einem maumlszligigen Aufwand

Umweltpruumlfung (SUP) und der FFH Vertraumlglichkeitspruumlfung (FFH VP) guumlnstiger ausfallen Auflagen der Nachbesserung reduziert dadurch Kosten eingespart und ein reibungsloser Planungs- und Bauprozess beguumlnstigt werden

Abschlieszligend gilt es die Integration von Biodiversitaumlt auch in flankie-renden operationellen Einheiten voranzutreiben Dies betrifft beson-ders Forschung und Entwicklung sowie Kommunikation Dabei sollen die Themen erfolgreich sowohl nach innen als auch nach auszligen also zu Kunden Lieferanten und anderen Interessengruppen kommuni-ziert und in eine entsprechende Berichterstattung integriert werden

AUSBLICK5

WIR KOumlNNEN DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER WIRTSCHAFT NUR ERHALTEN WENN WIR DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER NATUR ERHALTEN DAFUumlR IST EINE VIELFALT AN LEBENSshy RAumlUMEN UND ARTEN VON ENTSCHEIDENDER BEDEUTUNG DEREN SCHUTZ MUSS DESHALB VIEL STAumlRKER IN DEN WERTSCHOumlPFUNGSPROZESSEN BERUumlCKSICHTIGT WERDEN

ALEXANDER BARTELT ABTEILUNGS-

LEITER KLIMASCHUTZ UND NACHHAL -

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VORSTANDSVORSITZENDER raquoBIODIVER-

SITY IN GOOD COMPANYlaquo- INITIATIVE

Es ist an der Zeit die Aspekte von Naturkapital in das unterneh-merische Handeln zu integrieren Nutzen Sie die vielfaumlltigen Ansatz-punkte die im Rahmen der Broschuumlre aufgezeigt wurden und beginnen Sie Ihre unternehmerischen Aktivitaumlten zu erweitern In Deutsch-land gibt es viele Initiativen und Ansaumltze die einen Einstieg in die The-men Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungen erleich tern Nutzen Sie diese Initiativen fuumlr einen Austausch mit anderen Unter-nehmen und uumlber die dort bereits gemachten Erfahrungen (siehe dazu auch Kapitel 6)

Die Initiative raquoBiodiversity in Good Companylaquo ist ein Zusammen-schluss von Unternehmen die gemeinsam fuumlr den Schutz der

biologischen Vielfalt eintreten Der branchenuumlbergreifenden Initiative gehoumlren kleine mittlere und groszlige Unternehmen an Die Mitglieder der raquoBiodiversity in Good Companylaquo-Initiative unterstuumlt-zen das freiwillige Engagement der Wirtschaft fuumlr den Schutz der biologischen Vielfalt Sie arbeiten an Innovationen und Investitio-nen damit naturvertraumlgliche Technologien Produkte und Dienst-leistungen verstaumlrkt ihren Weg in die Maumlrkte finden Die Initiative

47AUSBLICK

traumlgt dazu bei den Privatsektor in die Verwirklichung der Ziele der Konvention uumlber die biologische Vielfalt und der Nationalen

Strategie zur biologischen Vielfalt staumlrker einzubinden

Auch im Rahmen von econsense ndash einem Zusammenschluss fuumlhren-der global agierender Unternehmen und Organisationen der deut-schen Wirtschaft zu den Themen nachhaltige Entwicklung und Cor-porate Social Responsibility (CSR) ndash wird der Themenbereich im Rahmen der Arbeitsgruppe raquoBiodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungenlaquo begleitet Die Mitgliedsunternehmen setzten sich intensiv mit dem Erhalt und der Entwicklung der biologischen Vielfalt auseinander und nutzen econsense als Plattform zum Austausch und zur Diskus-sion von praktischen Managementinstrumenten

Engagieren Sie sich im Projekt raquoUnternehmen Biologische Vielfalt 2020laquo einer Dialog- und Aktionsplattform des Bundesumweltminis-teriums gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der deutschen Wirtschaft und von Naturschutzverbaumlnden die einen fortlaufenden Austausch erlaubt und konkrete Aktivitaumlten zur Umsetzung der Nati-onalen Strategie zur biologischen Vielfalt auf den Weg bringt Folgende Themenfelder stehen dabei im Fokus Informationen zur biologischen Vielfalt fuumlr Unternehmen Biologische Vielfalt im betrieblichen Umweltmanagement Biologische Vielfalt und Naturschutzrecht Kommunikation von Unternehmen nach auszligen Finanzierung von Naturschutzprojekten Maumlrkte Chancen erkennen und entwickeln Netzwerkbildung

Die kuumlnftige Leistungsfaumlhigkeit der Wirtschaft wird von der Leis-tungsfaumlhigkeit des Naturkapitals abhaumlngen Der Erhalt der Leistungs-faumlhigkeit unseres Naturkapitals erfordert die gebuumlndelten Kraumlfte von Unternehmen Politik und Gesellschaft raquoNatur kapital Deutschland ndash TEEB DElaquo zeigt dass sich dies auch wirtschaftlich lohnt Lassen Sie uns diese Chance gemeinsam wahrnehmen

ABBILDUNG 24 (Foto morrbyte Fotoliacom)

6 WEITERFUumlHRENDE INFORMATIONEN

PROJEKT raquoNATURKAPITAL DEUTSCHLAND ndash TEEB DElaquoDiese Broschuumlre ist Teil des Projekts raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo in dessen Rahmen bis zum Jahr 2015 folgende vier Berichte erscheinen (Arbeitstitel) raquoKlimapolitik und Naturkapital Synergien und Konfliktelaquo raquoOumlkosystemleistungen und Entwicklung laumlndlicher Raumlumelaquo raquoNaturleistungen in der Stadt Gesundheit schuumltzen und

Lebensqualitaumlt erhoumlhenlaquo raquoNaturkapital Deutschland Neue Handlungsoptionen

ergreifen ndash eine Syntheselaquo

Bereits erschienen ist die Broschuumlre raquoDer Wert der Natur fuumlr Wirt-schaft und Gesellschaft ndash Eine Einfuumlhrunglaquo wwwnaturkapital-teebde

Soweit Praxisbeispiele und Statements nicht gesondert gekennzeich-net wurden sind diese speziell fuumlr raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo erstellt worden

Leitfaumlden Handlungsmoumlglichkeiten fuumlr Unternehmen BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012)Biodiversitaumlt im unterneh-

merischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Umfangrei-che aber dennoch leicht zu erfassende und praxisnahe Broschuumlre zu Maszlignahmen rund um den betrieblichen Biodiversitaumltsschutz Mit zahl-reichen Umsetzungstipps und Hinweisen auf weiterfuumlhrende Lite ra-tur und Webseiten

49WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

www2leuphanadeumanagementcsmcontentnamadownloads download_publikationenBestaendig20Wuczkowski_Biodiversitaet 20im20unternehmerischen20Nachhaltigkeitsmanagement_neupdf

HOUDET J (HRSG) (2008 UumlBERARBEITET 2010) Integrating bio-diversity into business strategies The Biodiversity Accountability Framework Sehr umfangreiche Publikation (knapp 400 Seiten) uumlber Bio di versitaumlt und Unternehmen beginnend bei den Grundlagen 23 In dikatoren (Business and Biodiversity Independence Indicators) sind Grundlage fuumlr die Bewertung der Biodiversitaumltsleistung von Unter-nehmen Mit zahlreichen Beispielen Regionaler Fokus Frankreichwwworeeorg_scriptntsp-document-file_downloadphp document_id=1063ampdocument_file_id=1070

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement ndash Ein Leitfaden fuumlr die betriebliche Praxis Umsetzungsorientiertes Handbuch zur Einbindung von Biodiversi-

taumlt in das bestehende (Umwelt)-Management inklusive zahlreicher Vorschlaumlge fuumlr Maszlignahmen und Instrumente sowie Zuordnung zu Handlungsfeldern und Funktionsbereichen httpwwwbmudeN46143

TEEB (2012) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Busi-ness and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York Bericht fuumlr Unternehmen der internationalen TEEB-Studie Ins-pirierende teils generische Heranfuumlhrung an die Bedeutung von Bio-diversitaumlt an Unternehmen mit Beispielen aus aller Welt Excutive summary unter wwwteebweborg

UN GLOBAL COMPACT AND IUCN (2012) A Framework for Corpo rate Action on Biodiversity and Ecosystem Services Uumlberblicksbro schuumlre zu Biodiversitaumlt und Unternehmen Adressierte Themen Treiber Risi-ken amp Chancen Corporate Governance Management (inkl Vermei-dungs-Hierarchie) Stakeholder-Engagement und Berichter stattungwwwunglobalcompactorgdocsissues_docEnvironmentBES_Frameworkpdf

WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD) (2011) Handbuch zur unternehmerischen Bewertung von Oumlkosystemdienstleistungen (CEV) Ein Rahmenwerk zur Erleichterung unternehmerischer Entscheidungsfindung Generisches Hand buch fuumlr die Durchfuumlhrung einer unternehmensinternen Bewertung von Biodiversitaumlt (breites Werteverstaumlndnis) mit Handreichungen zu vor-gelagerten Abwaumlgungen wwweconsensedesitesallfilesWBCSD_Handbuch_CEVpdf

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 50

WORLD RESOURCE INSTITUTE (WRI) (2012) Corporate Ecosystem Services Review ndash Version 20 Handbuch zur systematischen Erfas-sung von biodiversitaumltsbezogenen Risiko- und Handlungsfeldern Schrittweises Vorgehen inkl Vorschlaumlgen fuumlr die Erfassung und Doku-mentation des Prozesses wwwwriorgpublicationcorporate-ecosystem-services-review

Allgemein Oumlkosysteme Biodiversitaumlt und Wirtschaft JESSEL B TSCHIMPKE O UND WALSER M (2009) Produktivkraft

Natur Hamburg Praumlgnante Beispiele fuumlr die Quantifizierung von wirtschaftlich relevanten Nutzungen der Natur in Arbeitsplaumltzen Umsaumltzen oder vermiedenen Kostenwwwnaturkapital-teebdefileadminDownloadsProduktivkraft Naturpdf

MILLENNIUM ECOSYSTEM ASSESSMENT (2005) Ecosystems and Human Well-Being ndash Synthesis Synthese der mehr als 1000 Seiten fassenden wissenschaftlichen Studie uumlber die oumlkologischen und gesell-schaftlichen Zusammenhaumlnge sowie Zustand und Trends des Verlus-tes der biologischen Vielfalt und die Bedeutung der Oumlkosystemleis-tungen fuumlr den Menschenwwwmaweborgdocumentsdocument356aspxpdf

TEEB (2010) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integ-rieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz (Hrsg) Bonn Zusam-menfassung der Ergebnisse der internationalen TEEB Studie Synthese der Berichte fuumlr internationale Politiker lokale und regionale Ent-scheider sowie Unternehmen wwwteebweborg

Kartenmaterial Frageboumlgen und Tools PROTECTEDPLANETNET Weltweite kartengestuumltzte Darstellung von

Schutzgebieten basierend auf den Daten der World Database of Pro-tected Areas (WDPA) und der Weltnaturschutzorganisation (IUCN) wwwprotectedplanetnet

BFNshySCHUTZGEBIETSKARTE Interaktive Karte des Bundesamtes fuumlr Naturschutz mit allen deutschen Schutzgebieten wwwgeodienstebfndeschutzgebiete

CHECKLISTEN DER DEUTSCHEN BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIAshyTIVE Fragenkatalog zur Erstellung einer Selbsteinschaumltzung bezuumlg-lich potenzieller Risiken hinsichtlich Biodiversitaumlt und Oumlkosystem-leistungen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

51WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

INTEGRATED BIODIVERSITY ASSESSMENT TOOL (IBAT) Kostenpflich-tige Anwendung zur Bewertung standortbezogener Biodiversitaumlts-risiken (Fokus Schutzgebiete und Biodiversity Hot Spots) GIS-(Karten)- basiert wwwibatforbusinessorg

Fallbeispiele und Publikationssammlung WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD)

(2012) Biodiversity and ecosystem services ndash scaling up business solutions Company case studies that help achieve global biodiversity targetswwwwbcsdorgPagesEDocumentEDocumentDetailsaspxID=14923ampNoSearchContextKey=true

UNITED NATIONS ENVIRONMENT PROGRAM FINANCE INITIATIVE (UNEP FI) Publikationen zu biodiversitaumltsbezogenen Chancen Risiken und Handlungsoptionen der Finanzbranche wwwunepfiorgpublicationsbiodiversityindexhtml

CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (CBD) BUSINESS PROGRAMM Fallstudien und Publikationen zu Beruumlhrungspunkten und Leuchtturm-projekten zum Erhalt der biologischen Vielfalt wwwcbdintenbusiness

ECOSYSTEM MARKETPLACE Nachrichtenportal von Forest Trends rund um Biodiversitaumlts- Wasser- und CO2-Maumlrkte wwwecosystemmarketplacecom

Strategien auf politischer Ebene NATIONALE STRATEGIE ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT (2007) Deutsch-

lands Strategie zur Umsetzung der Konvention uumlber die biolo gische Vielfalt wwwbmudeN40333

INFORMATIONSPORTAL DES BUNDESAMTES FUumlR NATURSCHUTZ ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT Mit Nachrichten Informationen Veranstal-tungshinweisen und weiterfuumlhrenden Materialien wwwbiologische-vielfaltde

EUshyBIODIVERSITAumlTSSTRATEGIE FUumlR 2020 Diese EU-Strategie enthaumllt Ziele zum Erhalt von Biodiversitaumlt sowie von Oumlkosystemen und deren Leistungen (raquoNaturkapitallaquo) bis 2020httpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversitycomm20062020htm

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 52

GLOBALE BIODIVERSITAumlTSZIELE Der raquoStrategische Plan 2011 ndash 2020laquo des Internationalen Uumlbereinkommens zur biologischen Vielfalt (CBD) enthaumllt auch Ziele zu Oumlkosystemen und deren Leistungen sowie zum Wert der biologischen VielfaltwwwcbdintdocdecisionsCOP-10cop-10-dec-02-enpdf

Initiativen DEUTSCHE BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIATIVE ndash raquoBIODIVERSITY

IN GOOD COMPANYlaquoshy INITIATIVE Zusammenschluss vor allem deut-scher Unternehmen mit dem Ziel die Integration von Biodiversitaumlt in unternehmerische Entscheidungen voranzutreiben wwwbusiness-and-biodiversityde

EUROPAumlISCHE raquoBUSINESS AND BIODIVERSITY CAMPAIGNlaquo Europa-weite Plattform fuumlr Unternehmen mit dem Ziel Ansaumltze fuumlr ein Biodi-versitaumltsmanagement zu entwickeln und umzusetzen wwwbusiness-biodiversityeu

NATURAL CAPITAL DECLARATION Erklaumlrung einzelner Akteure des Finanzsektors Naturkapital in Finanzprodukten und -dienstleistungen zu beruumlcksichtigen wwwnaturalcapitaldeclarationorg

TEEB FOR BUSINESS COALITION Initiative zur Vereinheitlichung der Bilanzierung von Naturkapital im Unternehmen httpteebforbusinessorg

GLOSSAR 53

GLOSSAR

ARTENVIELFALTDiversitaumlt (Vielfalt) biologischer Arten in einem Lebensraum Artenviel-falt ist neben genetischer Vielfalt und Diversitaumlt der Oumlkosysteme ein Teil-aspekt der biologischen Vielfalt

BASISLEISTUNGENGrundlegende Leistungen der Oumlkosysteme wie zum Beispiel Photosyn-these oder Stickstoffbindung von Knoumlllchenbakterien welche die Voraus-setzung fuumlr alle anderen Leistungen der Oumlkosysteme sind

BIODIVERSITAumlT Biologische Vielfalt

BIOLOGISCHE VIELFALT Die Vielfalt des Lebens auf unserer Erde (oder Biodiversitaumlt) ist die Varia-bilitaumlt lebender Organismen und der von ihnen gebildeten oumlkologischen Komplexe Sie umfasst drei Ebenen 1) die Vielfalt an Oumlkosystemen bezie-hungsweise Lebensgemeinschaften Lebensraumlumen und Landschaften 2) die Artenvielfalt und 3) die genetische Vielfalt innerhalb der verschie-denen Arten

EINGRIFFSREGELUNG Instrument des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatschG sectsect 13 ff) das die Bewaumlltigung von Eingriffen in Natur und Landschaft regelt (Vermeidung und Kompensation)

EMAS Betriebliches Umweltmanagementsystem (Eco Management and Audit Scheme) nach der Verordnung (EG) Nr 12212009 uumlber die freiwillige Teil-nahme von Organisationen an einem Gemeinschaftssystem fuumlr Umwelt-management und Umweltbetriebspruumlfung (ABl EG L 342 v 22122009 S 1) Schwerpunkte sind die kontinuierliche Verbesserung der Umwelt-leistung die Umwelterklaumlrung und Umweltrechtskonformitaumlt

GEBIETSFREMDE ARTENAuch invasive Arten oder Neobiota Tier- und Pflanzenarten die durch Einfuhr (beabsichtigt) oder Einschleppung (unbeabsichtigt) in einem fuumlr sie nicht natuumlrlichen Lebensraum leben Einige gebietsfremde Arten ver-breiten sich aufgrund mangelnder Feinde physiologischer Eigenschaften (Wachstumsgeschwindigkeit Wasserbedarf) oder aumlhnlich invasiv und verdraumlngen einheimische Arten In einigen Faumlllen entstehen durch sie erheb liche Nachteile fuumlr Mensch (Gesundheitsbeeintraumlchtigungen wie zum Beispiel Allergien) und Oumlkosysteme (Degradation)

INWERTSETZUNGBuumlndel von Maszlignahmen um den Nutzen von Biodiversitaumlt und Oumlkosys-temleistungen fuumlr die Gesellschaft relevant und erfahrbar werden zu las-sen Dies geschieht durch (oumlkonomische) Bewertung und oder Integra-tion in Marktentscheidungen ndash zum Beispiel in Form von naturorientierten Angeboten Anreizen oder der Schaffung von Maumlrkten fuumlr Biodiversitaumlt ndash sowie in gesellschaftliche und private Entscheidungen

54 DIEUNTERNEHMENSPERSPEKTIVEndashNEUEHERAUSFORDERUNGEN

ISO 14001 Betriebliches Umweltmanagementsystem nach DIN EN ISO 140012004 + AC 2009 (Ausgabe 112009) Schwerpunkt liegt in der Verbesserung des Umweltmanagementsystems

KONVENTION UumlBER DIE BIOLOGISCHE VIELFALT (ENGL CONVENTION ON BIO LOGICAL DIVERSITY ndash CBD)

Uumlbereinkunft von 168 Staaten (Unterzeichner Stand 12122012) uumlber die biologische Vielfalt Darin werden der Verlust der biologischen Vielfalt als Herausforderung anerkannt und Ziele zu ihrer Erhaltung formuliert Diese sind 1) Schutz der biologischen Vielfalt 2) Nachhaltige Nutzung ihrer Bestandteile und 3) Zugangsregelung und gerechter Ausgleich von Vor-teilen welche aus der Nutzung genetischer Ressourcen entstehen

KULTURELLE OumlKOSYSTEMshy LEISTUNGEN

Leistungen von Oumlkosystemen mit Wirkung und Bedeutung fuumlr Erholung aumlsthetisches Empfinden spirituelle Erfahrungen soziale Funktionen kul-turelle Identitaumlt Heimatgefuumlhl Wissen und Erkenntnis

MONETARISISERUNG Beimesssung eines Wertes in Geldeinheiten Die Umweltoumlkonomie hat dazu mehrere Verfahren der Monetarisierung entwickelt

NATURKAPITAL Oumlkonomischer Begriff fuumlr den begrenzten Vorrat an physischen und bio-logischen Ressourcen der Erde und die begrenzte Bereitstellung von Guumltern und Leistungen durch Oumlkosysteme

OumlKOSYSTEM Bezeichnet die Bestandteile eines abgegrenzten Naturraumes (zum Beispiel niedersaumlchsisches Wattenmeer) oder eines bestimmten Natur-raumtyps (zum Beispiel naumlhrstoffarmes Flieszliggewaumlsser) und deren Wech-selwirkungen Der Begriff kann sich auf verschiedene raumlumliche Ebenen (lokal regional) beziehen und umfasst sowohl (halb-)natuumlrliche (zum Bei-spiel ungestoumlrte Hochmoore) und naturnahe (zum Beispiel Kalkmager-rasen) als auch vom Menschen gepraumlgte Oumlkosysteme (zum Beispiel Agrar oumlkosysteme)

OumlKOSYSTEMFUNKTIONEN Umfassen alle physikalischen chemischen und biologischen Prozesse und Wechselwirkungen die in verschiedenen Oumlkosystemen stattfinden

OumlKOSYSTEMLEISTUNGEN Bezeichnen direkte und indirekte Beitraumlge von Oumlkosystemen zum mensch-lichen Wohlergehen das heiszligt Leistungen und Guumlter die dem Menschen einen direkten oder indirekten wirtschaftlichen materiellen gesundheit-lichen oder psychischen Nutzen bringen In Abgrenzung zum Begriff Oumlko-systemfunktion entsteht der Begriff Oumlkosystemleistung aus einer anth-ropozentrischen Perspektive und ist an einen Nutzen des Oumlkosystems fuumlr den Menschen gebunden Der Begriff ist identisch mit den haumlufig verwen-deten Begriffen raquoOumlkosystemdienstleistunglaquo und raquooumlkosystemare Guumlter und Leistungenlaquo und entspricht dem englischen Begriff der raquoecosystem serviceslaquo

55

REGULIERUNGSLEISTUNGENFunktionen von Oumlkosystemen die auf (andere) Elemente und Prozesse von Oumlkosystemen einwirken die (direkten) Nutzen fuumlr den Menschen haben zum Beispiel die Filterwirkung von Bodenschichten auf die Grund-wasserqualitaumlt oder der Beitrag einer Hecke zur Verringerung der Boden-erosion

GLOSSAR

RESILIENZ (VON OumlKOSYSTEMEN)

Resilienz ist die Faumlhigkeit eines Oumlkosystems trotz aumluszligerer Stoumlrungen seine Funktionen und damit seine Oumlkosystemleistungen aufrecht zu erhalten Es wird davon ausgegangen dass die Resilienz stark mit der in dem Oumlko-system vorherrschenden biologischen Vielfalt korreliert

TEEBThe Economics of Ecosystems and Biodiversity Die internationale TEEB-Studie wurde von Deutschland im Rahmen seiner G8-Praumlsidentschaft im Jahr 2007 gemeinsam mit der EU-Kommission initiiert und mithilfe zahlreicher weiterer Institutionen unter der Schirmherrschaft des Um-weltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) durchgefuumlhrt Ziel der TEEB-Studie war es den oumlkonomischen Wert der Leistungen der Natur ein zuschaumltzen die wirtschaftlichen Auswirkungen der Schaumldigung von Oumlkosystemen zu erfassen und ausgehend davon die Kosten eines Nicht-Handelns zu beziffern Leiter der Studie war der indische Oumlkonom Pavan Sukhdev Im Rahmen der Studie wurden verschiedene Berichte veroumlffent-licht Derzeit wird unter Leitung von UNEP ein Nachfolgeprozess organi-siert um die Durchfuumlhrung von nationalen regionalen lokalen und sek-toralen Studien zum Thema anzuregen und zu foumlrdern

VERSORGUNGSLEISTUNGENBezeichnen meist marktfaumlhige Guumlter die von oder mithilfe von Oumlkosyste-men produziert werden (zum Beispiel Nahrung Frischwasser Feuer- und Bauholz) Teilweise ist ein erheblicher Beitrag von (Human-)Kapital und Arbeit notwendig um diese Guumlter zu erstellen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 56

QUELLEN

BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012) Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Centre for Sustainability Management Luumlneburg

BORN W u a (2012) Gesundheitskosten der Beifuszlig-Ambrosie in Deutschland In Umweltmedizin in Forschung und Praxis 17 (2) S 71 ndash 80

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DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 58

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ZEITZ J PUMA Pressemitteilung vom 16112011 httpaboutpumacompuma-completes-first-environmental-profit-and-loss-account-which-values-impacts-at-e-145-million

  • Die Unternehmensperspektive
  • Impressum
  • Inhaltsverzeichnis
  • Vorworte
  • Biodiversitaumlt und Oumlkoshysystemleistungen ndash Erweiterung der unternehmerischen Sicht
  • Warum die Wirtschaft gefragt ist ndash Treiber Chancen und Risiken
  • Entwicklungen und Trends ndash was auf Unternehmen zukommt
  • Wie Unternehmen taumltig werden koumlnnen
  • Ausblick
  • Weiterfuumlhrende Informationen
  • QUELLEN

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 32

Insbesondere im Rahmen ihrer Unternehmensstrategie stellen sie folgende Fragen raquoWas fuumlr ein Unternehmen sind wirlaquo und raquoFuumlr wel-che Werte stehen wir und wofuumlr setzen wir uns einlaquo

Gleiche oder zumindest aumlhnliche Fragen muumlssen Unternehmen auch ihren Anteilseignern und sonstigen internen und externen Anspruchs-gruppen beantworten Dies gilt in einer globalisierten Welt immer mehr auch fuumlr Produktionsstaumltten im Ausland und fuumlr die Beziehungen mit Lieferanten Damit stehen folgende Fragen im Vordergrund raquoWelche Werte moumlchten wir in Zulieferlaumlndern vertretenlaquo raquoWelche Um-weltmaszligstaumlbe setzen wir hier wie dort anlaquo und raquoWas hat dies fuumlr Auswirkungen auf unsere Marke und den Ruf des Unternehmenslaquo

Das Selbstverstaumlndnis einiger Unternehmen geht uumlber die bloszlige Bereit stellung von Guumltern und Dienstleistungen hinaus Sie sehen sich als Teil der Gesellschaft Vertreter ihrer Region und als Agierende in Wechselwirkung mit ihrer Umwelt Idealismus in Bezug auf ihre gesell schaftliche Rolle motiviert diese Entscheider ebenso wie Realis-mus in Bezug auf das Verstaumlndnis oumlkologischer und globaler Zu sam-men haumlnge So kommt es dass sich deutsche Unternehmen in Latein-amerika fuumlr den Erhalt bedrohter Arten engagieren und den Schutz von Regen wald in Afrika foumlrdern

INFOBOX 19

Vision von UnternehmenIn vielfaumlltiger Weise haben Unternehmen die oumlkologischen Herausfor-derungen sowohl als Warnsignale als auch als Chance fuumlr einen Wandel begriffen

Mit seiner Publikation raquoChanging Pacelaquo schreibt der World Business Council for Sustainable Development (WBCSD 2012a) seine Vision 2050 fort und zeigt Wege hin zu einem Wirtschaften auf das 9 Milliarden Menschen versorgt und dabei die oumlkologischen Grenzen unseres Plane-ten nicht uumlberschreitet Weitere Informationen wwwwbcsdorgchan-gingpaceaspx

Corporation 2020 greift aumlhnliche Gedanken auf geht allerdings noch einen Schritt weiter und strebt nach Ausrichtung des Wirtschaftssystems auf die Grenzen die der Planet setzt Steuerreformen klare Regeln fuumlr die Aufnahme von Fremdkapital (Stichwort Uumlberschuldung) Transparenz fuumlr den Konsumenten und Offenlegung von Externalitaumlten sind zentrale Punkte der Initiative um den Leiter der internationalen TEEB-Studie Pavan Sukhdev und zahlreiche weitere Persoumlnlichkeiten aus Wirtschaft Wissen-schaft und Politik Weitere Informationen wwwcorp2020com

33ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

Immer mehr deutsche Unternehmen setzen sich mit Fragen rund um die biologische Vielfalt und Oumlkosystemleistungen auseinander und leisten somit Pionierarbeit Die Komplexitaumlt des Themas raquobiologische Vielfaltlaquo und schwierige Operationalisierbarkeit sind dabei nach wie vor massive Huumlrden Und tatsaumlchlich gibt es bis dato noch keine einheitlich anerkannten Quantifizierungsmethoden oder verbindliche Richtlinien die biologische Vielfalt und Oumlkosystemleistungen lassen sich nicht in einem Indikator zusammenfassen Dadurch sind sie fuumlr viele Entscheider in deutschen Unternehmen schlecht greifbar und laumlsst diese vor konkreten Handlungen zuruumlckschrecken

Dennoch nehmen einige Unternehmen diese Herausforderungen an und naumlhern sich mit zunehmender Professionalitaumlt der Integration von Biodiversitaumlt in ihre Managementprozesse Unternehmen sind aktiv beteiligt an der Erstellung von Leitfaumlden ersten Empfehlungen zur Integration der biologischen Vielfalt ins Umweltmanagement oder Ansaumltzen zur verbesserten Quantifizierung der externen Effekte in der unternehmerischen Finanzbuchhaltung Auch die Gruumlndung von Initiativen zu dem Thema wie die deutsche raquoBiodiversity in Good Companylaquo-Initiative die raquoUNEP Finance Initiativelaquo die raquoGlobal Com-pactlaquo- Initiative der UN sowie der raquoeconsense Arbeitskreis zu Biodi-versitaumlt und Oumlkosystemleistungenlaquo zeigen dass dieser Perspektiven-wechsel die Unternehmenswelt mittlerweile erreicht hat

WIE UNTERNEHMEN TAumlTIG WERDEN KOumlNNEN4

DIE ERGEBNISSE DER OumlKOLOGISCHEN GEWINNshy UND VERLUSTRECHNUNG VON PUMA BELEGEN DASS DIE DERZEITIGEN GESCHAumlFTSPRAKTIKEN VON UNTER NEHMEN DRINGEND EINES PARADIGMEN WECHSELS BEDUumlRFEN

JOCHEN ZEITZ EHEMALIGER CEO UND

VERWALTUNGSRATSVORSITZENDER

DER PUMA SE VERWALTUNGSRATS -

MITGLIED PPR

Je nach Unternehmen ist die Herangehensweise und Auseinanderset-zung mit dem Thema Naturkapital sehr unterschiedlich Dieses Kapitel gibt konkrete Ansaumltze und Beispiele wie ein Einstieg und geziel-tes Handeln angegangen werden koumlnnen

TOOLS UND LEITFAumlDEN FUumlR DEN EINSTIEGUm eine moumlglichst praumlzise und damit steuerbare Integration ins unternehmerische Management zu erreichen ist die Entwicklung von Zielen und Maszlignahmen noumltig Ein erster Biodiversitaumlts-Check hilft dabei bereits bestehende Maszlignahmen und Kennzahlen zu identifi-zieren Dabei sollten saumlmtliche unternehmerische Taumltigkeitsfelder von der Strategie und dem Personalwesen uumlber Liegenschaften und Einkauf bis hin zu Produktion und Entsorgung beleuchtet werden Die dann vorliegenden Ergebnisse koumlnnen Startpunkt vertiefender Maszlignahmen sein zum Beispiel erste Ziele oder Analysen eine Aus-dehnung auf andere Geschaumlftsbereiche oder die Entwicklung von Management- und Berichterstattungsstrukturen

Leitfaumlden und Handbuumlcher geben Hilfestellung bei der Integration von biologischer Vielfalt in Unternehmenspro zesse und koumlnnen zu-

gleich Inspiration und Unterstuumltzung fuumlr weitere Planungsprozesse

35WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

sein Durch die Handlungsempfehlungen koumlnnen auf leichte Weise Elemente einbezogen werden die beispielsweise die biologische Vielfalt auf dem Firmengelaumlnde foumlrdern ndash wie Bienenkaumlsten und bewachsene Hauswaumlnde Weitere konkrete Handlungsempfehlungen finden sich unter anderem in dem Bericht raquo Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagementlaquo (Bestaumlndig und Wuczkowski 2012)

BESTEHENDE ANSAumlTZE NUTZEN UND ERWEITERNFolgende Ansaumltze aus dem Unternehmensbereich sind auch zur Inte-gration von Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt gut ge eignet Unternehmerische Verantwortung (Corporate Responsibility)

Berichterstattung (inklusive umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung)

Umweltmanagement Ressourceneffizienz Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten-Management

Investitions- und Planungsprozesse

Unternehmerische Verantwortung (Corporate Responsibility)Viele Aktivitaumlten zum Biodiversitaumlts- und Oumlkosystemleistungs - schutz sind losgeloumlst vom Kerngeschaumlft und unter gesellschaftlichem Enga ge ment und unternehmerischer Verantwortung (Corporate

INFOBOX 20

Biodiversitaumlts-Checks fuumlr UnternehmenBislang werden zwei in deutscher Sprache verfuumlgbare Biodiversitaumlts-Screenings fuumlr Unternehmen haumlufig angewendet Die branchenuumlbergreifenden Checklisten der deutschen raquoBiodiversity

in Good Companylaquo-Initiative basieren auf dem raquoHandbuch Biodiver-sitaumltsmanagementlaquo (Schaltegger u a 2010) und ermoumlglichen eine Selbstevaluation zum aktuellen Stand des unternehmerischen Biodi-versitaumltsmanagements Weitere Informationen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

Der vom Global Nature Fund BAUM e V dokeo und PwC entwi-ckelte Biodiversitaumlts-Check fuumlr Unternehmen vereint Expertise aus Biologie Oumlkologie und Management Er bietet einen ersten auf das Unternehmen zugeschnittenen Uumlberblick uumlber die Reife des Biodiver-sitaumltsmanagements und gibt Empfehlungen fuumlr das weitere Vorge-hen Weitere Informationen wwwbusiness-biodiversityeudefaultaspLang=DEUampMenue=128

ABBILDUNG 17(Foto Andrzej Tokarski fotoliacom)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 36

Respon si bi lity) einzuordnen Vor allem Unternehmenswerte und -philo-sophien koumlnnen Anknuumlpfungspunkte raquovon obenlaquo bieten und zu einer weitergefassten Strategieentwicklung fuumlhren

ABBILDUNG 18(Foto Susanne Georgi)

INFOBOX 21

Praxisbeispiel Pilotprojekt fuumlr Branchenstandards Die oekom GmbH der groumlszligte deutsche Fachverlag fuumlr Oumlkologie und Nachhaltigkeit veroumlffentlicht Sach- und Fachbuumlcher mit Bezug zur bio-logischen Vielfalt und dem Erhalt der Oumlkosysteme Fuumlr seine Publi-kationen verwendet er ausschlieszliglich Recycling- und FSC-zertifiziertes Papier Zudem hat der Verlag das Projekt raquoNachhaltig Publizierenlaquo initi-iert das vom Bundesumweltministerium gefoumlrdert wird In Kooperation mit zwei wissenschaftlichen Instituten und der Frankfurter Buchmesse wurden praxisnahe Kriterien fuumlr die nachhaltige Bucherstellung entwi-ckelt Mit dem Projekt praumlsentiert sich oekom oumlffentlichkeitswirksam als Vorreiter und sensibilisiert die Verlagsbranche fuumlr einen nachhalti-gen Umgang mit der Ressource Papier

37

Gleichzeitig bietet die Kommunikation und Interaktion mit Kunden und Mitarbeitern Moumlglichkeiten fuumlr eine Integration sozusagen als Impulsgeber raquovon untenlaquo Freiwilligenarbeit gemeinsame Baum-pflanzaktionen oder Spenden fuumlr Naturschutzeinrichtungen tragen zum Schutz und zur Wertschaumltzung des Naturkapitals bei Mit Blick auf ihre Mitarbeiter profitieren Unternehmen zudem vom Wohlbe-finden am Arbeitsort erhoumlhter Kommunikationsbereitschaft und staumlrkerer Bindung und Loyalitaumlt gegenuumlber dem Arbeitgeber

Berichterstattung (inklusive umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung)Die in Deutschland und weltweit gebraumluchlichste Richtlinie zur Bericht-erstattung von Nachhaltigkeitsaspekten ndash die Global Reporting Initia-tive (GRI) ndash sieht eine Offenlegung von bis zu fuumlnf biodiversitaumltsbe-zogenen Indikatoren vor Diese waren bislang von eher qualitativer

WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

ABBILDUNG 20 Umweltindika-toren der Global Reporting Initiative Die fuumlnf relevanten Umweltindi - ka toren der Berichterstattungsricht-linie der Global Reporting Initiative (GRI) in der Version 31 Biodiver-sitaumlts bezogene Umweltindikatoren werden mit EN fuumlr Umwelt abgekuumlrzt und beinhalten EN 11 bis EN 15

Kernindikatoren Zusaumltzliche Indikatoren

EN11

Ort und Groumlszlige von Grundstuumlcken in Schutzge-bieten oder angrenzend an Schutzgebiete Ort und Groumlszlige von Grundstuumlcken in Gebieten mit hohem Biodiversitaumltswert auszligerhalb von Schutz-gebieten oder daran angrenzend Zu beruumlcksich-tigen sind Grundstuumlcke die im Eigentum der berichtenden Organisation stehen oder von die-ser gepachtet oder verwaltet werden

EN13 Geschuumltzte oder wiederhergestellte natuumlrliche Lebensraumlume

EN14Strategien laufende Maszlignahmen und Zu-kunftsplaumlne fuumlr das Management der Auswir-kungen auf die Biodiversitaumlt

EN12

Beschreibung der wesentlichen Auswirkungen von Aktivitaumlten Produkten und Dienstleistungen auf die Biodiversitaumlt in Schutzgebieten und in Gebieten mit hohem Biodiversitaumltswert auszliger-halb von Schutzgebieten

EN15

Anzahl der Arten auf der Roten Liste der IUCN und auf nationalen Listen die ihren natuumlrlichen Lebensraum in Gebieten haben die von der Geschaumlftstaumltigkeit der Organisation betroffen sind aufgeteilt nach dem Bedrohungsgrad

ABBILDUNG 19(Foto Piepenbrock)

INFOBOX 22

Praxisbeispiel Mitarbeiter-EngagementDie Piepenbrock Unternehmensgruppe unterhaumllt im brandenbur-gischen Naturpark Stechlin-Ruppiner Land den 2200 Hektar groszligen Forst Rheinshagen Im Rahmen seiner Aktion raquoWachstumlaquo pflanzt das Unternehmen dort gemeinsam mit seinen Kunden fuumlr jeden Neuauf-trag Baumlume Im August 2012 besuchte eine Gruppe von zehn Auszu-bildenden des Unternehmens im Zuge der raquoAzubi-Projekttagelaquo den Piepen brock Forst um die Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens kennenzulernen und selbst aktiv zu unterstuumltzen Ziel war es die Sand-heideflaumlche am Zechower Berg im Naturschutz- und gleichnamigen Fauna-Flora-Habitat-Gebiet Rheinsberger Rhin und Hellberge zu pflegen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 38

IM RAHMEN VON UMWELTSCHUTZ UND RESSOURCENshyEFFIZIENZ KUumlMMERN SICH VIELE UNTER NEHMEN BEREITS HEUTE UM BIODIVERSITAumlT UND ECOSYSTEM SERVICES OHNE DIES JEDOCH EXPLIZIT HERAUS ZUshy STELLEN DER BEWUSSTE EINBEZUG DES OumlKOSYSTEMshy GEDANKENS SOWIE DIE BETRACHTUNG ENTSPRECHENDER CHANCEN UND RISIKEN STELLT EINE WEITER ENT shy WICKLUNG DAR DIE DURCHAUS ALS rsaquoUMWELTVERANTshyWORTUNG 20lsaquo BEZEICHNET WERDEN KANN

MICHAEL SIEMERS CORPORATE

ENVIRONMENT amp RESPONSIBILITY

EVONIK INDUSTRIES AG

Form doch auch hier erfolgt eine regelmaumlszligige Anpassung die zu-kuumlnftig sicherlich auch mit einer Quantifizierung einhergehen wird Damit bleibt die unternehmerische Berichterstattung eng verbunden mit dem Umweltmanagement

Unternehmerische Berichterstattung wird sich aumlndern und zukuumlnftig integrierter sein (Stichwort Integrated Reporting) In dieser Hinsicht ist auch die umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung zu sehen

INFOBOX 23

Praxisbeispiel Umweltbezogene Gewinn- und VerlustrechnungWaumlhrend in der klassischen Gewinn- und Verlustrechnung (GampV) nur finanzielle Kenngroumlszligen wie Anlagevermoumlgen return on investment und Eigenkapitalrendite berichtet werden bleiben die umweltbezogenen Kosten verborgen Diese Externalitaumlten ndash beispielsweise Verschmutzung von Gewaumlssern Zerstoumlrung von Lebensraumlumen oder das Abwaumllzen von Verantwortung beim Klimawandel auf Folgegenerationen ndash sind als Ver-luste anzusehen die nicht durch das Unternehmen sondern von Dritten wie der Allgemeinheit oder der Natur getragen werden Getrieben von CEO Jochen Zeitz hat Puma es sich zur Aufgabe gemacht diese Kosten deutlicher aufzuzeigen und in die GampV einflieszligen zu lassen Solch eine Sichtbarmachung kann beim Einkauf der Fertigung der Produktent-wicklung oder dem Nachhaltigkeitsmanagement helfen bessere Ent-scheidungen zu treffen um so die Externalitaumlten zu minimieren Laut PUMA Environmental Profit amp Loss Account hat das Unternehmen im Jahr 2010 etwa 145 Millionen Euro an Umweltschaumlden durch Treibhaus-gasemissionen Wasserverbrauch Landnutzungsfolgen Luftverschmut-zung und Abfallerzeugung verursacht Davon entfallen nur etwa 6 auf das Kerngeschaumlft mehr als 137 Millionen Euro Umweltschaumlden ent-stehen entlang der Lieferkette Weitere Informationen httpaboutpumacomwp-contentthemesaboutPUMA_themefinancial-reportpdfEPL080212finalpdf

39WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Sie macht deutlich welche Abhaumlngigkeiten und welche Einfluumlsse ein Unternehmen hat und stellt bei der Einbeziehung der Oumlkosystem-leistungen und Integration in die externe Rechnungslegung einen be deut samen Schritt hin zur Beruumlcksichtigung von Naturkapital in Unternehmen dar Eine Offenlegung dieser Art koumlnnte einen Para dig-menwechsel einleiten Wer seine Leistung schon fruumlhzeitig ganzheit-lich misst und berichtet kann in einem sich veraumlndernden Geschaumlfts-

ABBILDUNG 21 (Foto LianeM Fotoliacom)

INFOBOX 24

Biodiversitaumlt in den Umweltmanagementzertifizierungen ISO 14001 und EMASBei EMAS muumlssen und bei ISO 14001 sollten die Auswirkun-gen auf die biologische Vielfalt beruumlcksichtigt werden Bei EMAS wird in Form des raquoFlaumlchenverbrauchslaquo ein direkter Indikator fuumlr den Habitatverlust erhoben ndash eine der Hauptursachen des Biodiver-sitaumltsverlustes Zwar kann der Flaumlchenverbrauch von unterschiedli-cher Qualitaumlt sein ndash die Bebauung einer bereits degradierten Flaumlche ist weniger kritisch als die eines intakten Oumlkosystems ndash dennoch kann dies als erster Startpunkt gewertet werden

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 40

umfeld weiterhin Spitzenleistung liefern Dies betrifft die Felder Risikomanagement Versorgungssicherheit und -produktivitaumlt wie auch Compliance und Stakeholdermanagement

UmweltmanagementEin Umweltmanagement steuert gemaumlszlig den vier Managementschrit-ten Planen Ausfuumlhren Kontrollieren und Optimieren umweltbezo-gene Unternehmenstaumltigkeiten und ermoumlglicht so eine kontinuierli-che Verbesserung der Umweltleistung Dieser Managementzyklus beruumlcksichtigt derzeit nur selten umsetzungsorien tiert die Dimensio-nen Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt

Hier kann eine Erweiterung konkret ansetzen Eine erste Feststellung des Status quo auf Basis bereits existieren der Umweltdaten ndash ergaumlnzt durch Experteneinschaumltzungen ndash ist der Anfang Anschlieszligend koumln-nen spezifische und messbare Ziele gesetzt werden was sich in die bekannten Schritte des Umweltmanagements einbinden laumlsst

RessourceneffizienzRessourceneffizienz gewinnt angesichts steigender Rohstoffpreise und -bedarfe und des groszligen Anteils den Material- und Energie kosten an den Gesamtkosten in vielen Branchen darstellen wirtschaftlich und politisch enorm an Bedeutung Zur Steigerung der Ressourceneffi-zienz liegen aktuell Programme auf nationaler wie europaumlischer Ebene vor es existieren dazu Plattformen und Initiativen Das Thema raquoRes-sourceneffizienzlaquo koumlnnen Unternehmen strategisch integrieren (zum Beispiel in ihrem Umweltmanagement) indem sie die entsprechen-den Einsatzstoffe als Naturkapital raquodeklarierenlaquo und im Ressourcen-management umfassender als bisher beruumlck sichtigen Durch den sparsamen effizienten Einsatz von Ressourcen koumlnnen oftmals Oumlko-systeme geschont werden (zum Beispiel durch ein entsprechendes

INFOBOX 25

Praxisbeispiel Integration von Biodiversitaumlt in das Ressourcen-managementUPM betreibt in Deutschland sieben Papierfabriken und verschreibt sich der nachhaltigen Forstwirtschaft und dem Schutz der Biodiversitaumlt So wird weltweit FSC- und PEFC-zertifiziertes Holz verwendet und in unter nehmenseigenen Waumlldern ein Biodiversitaumltsprogramm umge-setzt Gemeinsam mit der raquoAlliance for Water Stewardshiplaquo fuumlhrt UPM ein Pilotprojekt zum Wassermanagement durch Dies soll den Verbrauch des wasserintensiven Papierherstellungsprozesses senken und die Wie-derverwendung des Wassers erhoumlhen UPM unterstreicht mit seinemEngagement seine Position als raquoBiofore Companylaquo

41WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

INFOBOX 26

Praxisbeispiel Bewertung von Biodiversitaumlt in der Lebensmittel-branche und der LandwirtschaftEinen Schritt weiter als die Oumlkobilanzen geht das Bewertungsverfahren der BASF Mit ihrer Lebenszyklusanalyse AgBalance erfasst sie eine Viel-zahl von Nachhaltigkeitsindikatoren der Lebensmittel- und Landwirt-schaftsbranche Biologische Vielfalt flieszligt mit 8 der 69 Indikatoren in eine Punktebewertung ein so unter anderem Naumlhe zu Schutzgebieten Auskreuzungspotenzial und Oumlkotoxizitaumltspotenzial Auszligerdem werden soziale und oumlkonomische Indikatoren erfasst und somit alle drei Saumlulen der Nachhaltigkeit abgebildet Auch wenn ein Abwaumlgen zwischen unter-schiedlichen Groumlszligen wie Punkten und Euros als Messeinheiten Entschei-der vor Herausforderungen stellt ist dies doch ein wichtiger Schritt hin zur Integration von Biodiversitaumlt in Entscheidungsprozesse

Wassermanagement in Regionen mit Wasserstress) Jedoch ist Res-sourceneffizienz nicht gleichzusetzen mit Biodiversitaumlts- und Oumlko-systemschutz Neben dem sparsamen Umgang mit Ressourcen ist auch die Art der Einsatzstoffe (zum Beispiel Nutzung von nachhaltig erzeugtem Palmoumll) von Bedeutung

Der Zusammenschluss zu Brancheninitiativen ist ein Ansatz um das Thema Ressourceneffizienz ganzheitlicher und passgenauer zu be-trach ten und so die Thematik uumlber den bisherigen Fokus auf Reduzie-rung von Rohstoffverbrauch und Emissionen hinaus zu erweitern

Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten- Management Die Analyse der Wertschoumlpfungskette eines Produktes liefert immer wieder Verbesserungspotenzial und wird deshalb regelmaumlszligig durchge-fuumlhrt Dies bietet gute Ansatzpunkte fuumlr eine Untersuchung und Ver-besserung der Biodiversitaumltsperformance Eine weitere oft genutzte Analysemoumlglichkeit sind Oumlkobilanzen (Life Cycle Assessments)

Oumlkobilanzen bilden den gesamten Stoffkreislauf ab ndash und somit auch die fuumlr Biodiversitaumlt relevante Landnutzung oder Oumlkosystemleis-tungen wie die Bereitstellung von Rohstoffen die Absorption von Produktionsemissionen und die Aufnahme von Abfallprodukten An-gefangen bei eigenen Beschaffungsquellen (zum Beispiel Vertragsan-bauer von Supermaumlrkten oder Handelsmarken) bis hin zu Vorproduk-ten der Liefer an ten ndash entlang der Lieferkette verbergen sich zahlreiche Ursachen fuumlr Bio diversitaumltsverlust Fuumlr Unternehmen die Rohstoffe und Vorpro dukte aus dem Ausland beziehen ist es daher wichtig auf den Einkauf und das Lieferkettenmanagement zu achten Wichtige

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 42

Analyseschritte beinhalten Grenzwerte und Normen (in den Abbau- und Ursprungslaumlndern der Vorprodukte oftmals deutlich niedriger als in Deutschland) oder Screenings zu Wasserknappheit entlang der Lie-ferkette Darauf aufbauend ergibt sich eine detaillierte Bewertung zur Beruumlcksichtigung von Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt bei Liefe ranten

Investitions- und PlanungsprozesseInvestitionen in den Bau neuer Anlagen oder Standorte werden derzeit eher selten unter Biodiversitaumltsaspekten im betrieblichen Umwelt-management erfasst Beim Bau eines Produktionsstandorts auf der raquogruumlnen Wieselaquo spielen vor allem die Eingriffsregelung des Bun-desnaturschutzgesetztes (BNatSchG) sowie das EU-Naturschutz-recht (FFH- und Vogelschutz-Richtlinie) eine wichtige Rolle Diese Regeln erscheinen Unternehmen manchmal wider spruumlchlich ndash gerade mit Blick auf den gewollten Naturschutz Firmenareale werden auf-grund strategischer Entscheidungen zum Beispiel fuumlr den Bau von Anlagen uumlber einen laumlngeren Zeitraum brach liegen gelassen Siedelt sich daraufhin eine geschuumltzte Art auf dieser Flaumlche an koumlnnen Unter-nehmen unter Umstaumlnden nur mit hohen Auflagen dieses Gebiet er-schlieszligen und einen Neu- oder Ausbau realisieren Um solchen Ziel kon-flikten vorzubeugen bieten die zustaumlndigen Natur schutzbehoumlrden an in Dialog zu treten um gangbare Wege und Maszlignahmen auszu loten

Doch Unternehmen koumlnnen auch in Vorleistung gehen Indem zum Beispiel Brachflaumlchen und Naturraumlume belassen sowie die Funktio-nalitaumlt von aquatischen Oumlkosystemen (Gewaumlssern) erhalten werden

INFOBOX 27

Ausgleichsflaumlchen ndash Chancen fuumlr beschleunigte PlanungsprozesseGut zu wissen Laut sect16 BNatSchG kann durch Oumlkosystemschutz ein raquoGuthabenlaquo auf einem Oumlkokonto angespart werden Bei spaumlteren Ein-griffen werden diese Flaumlchen als bereits geleistete Kompensationsmaszlig-nahmen anerkannt Rheinkalk macht sich dieses Instrument zunutze Im sauerlaumlndischen Houmlnnetal dient nur ein Teil des Grundbesitzes dem Kalksteinabbau Weite Teile des Areals hingegen stehen dank nicht-oumlkonomischer Waldnutzung dem Naturschutz temporaumlr zur Verfuumlgung oder werden je nach Management und naturschutzfachlicher Einschaumlt-zung einem Oumlkokonto zugeschrieben das als Kompensationsleistung fuumlr zu erwartende Eingriffe agiert Waumlhrend auf der einen Seite pro-aktiv Arten- und Oumlkosystemschutz ermoumlglicht wird profitiert Rheinkalk von einem beschleunigten Planungsprozess vermiedener Buumlrokratie und somit geringeren Kosten (wwwrheinkalkdepdfVerantwortung_Fuer_Mensch_und_Naturpdf Seite 24)

43WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

koumlnnen etwaige Kompensationsmaszlignahmen im Rahmen der Ein griffs -regelung vermieden werden Zudem koumlnnen Ergebnisse der teils obli-gatorischen Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung (UVP) der Strategischen

INFOBOX 28

Praxisbeispiel ZielkonflikteBiologische Vielfalt spielt in Steinbruumlchen Baggerseen und Kiesgruben eine wichtige Rolle Die Steine- und Erdenindustrie engagiert sich in zahlreichen Projekten zur Foumlrderung der biologischen Vielfalt Neben der Erarbeitung von Biodiversitaumltsindikatoren und einer Biodiversitaumlts-Datenbank zaumlhlen hierzu zahlreiche gemeinsame Projekte mit Umwelt-verbaumlnden

raquoLeider werden der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt in den Abbaustaumltten ausgerechnet durch das Naturschutzrecht selbst eingeschraumlnkt Wer zum Beispiel ein Laichgewaumlsser fuumlr die Gelbbauch-unke auf einem Rohbodenstandort anlegt oder eine Steilwand fuumlr die Uferschwalbe herrichtet der laumluft Gefahr dass die weitere Bewirt-schaftung der Flaumlchen deutlich eingeschraumlnkt wird Der statische An-satz im Naturschutzrecht verhindert damit leider vielerorts die Aus-schoumlpfung von Synergieeffekten von Gesteinsabbau und Naturschutz Die Steine- und Erdenindustrie jedenfalls ist zur Foumlrderung der biolo-gischen Vielfalt bereit und setzt sich auch weiterhin fuumlr praktikable Loumlsungen einlaquo (Diplom-Biologe Thomas Beiszligwenger Hauptgeschaumlfts-fuumlhrer Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

ABBILDUNG 22 (Foto Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

INFOBOX 29

Praxisbeispiel Management von LiegenschaftenFraport die Betreibergesellschaft des Frankfurter Flughafens formuliert in seiner unternehmenseigenen Biodiversitaumltsstrategie Grundsaumltze zur Biodiversitaumlt Darin wird festgehalten dass sich Flugbetrieb und der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt ndash uumlber gesetz liche Anforderungen wie zum Beispiel Eingriffsregelung hinaus ndash vereinbaren lassen So wird unter anderem auf dem Gelaumlnde des Flughafens ein For-schungsprojekt zum Bienen-Monitoring unterstuumltzt das wichtige Infor-mationen uumlber die Schadstoffsituation liefert Gleich zeitig werden im Rhein-Main-Gebiet gezielt Naturschutzvorhaben gefoumlrdert so zum Bei-spiel der Erhalt von raquoAltholzinselnlaquo im Kinzigtal oder die Pflege von Streuobstwiesen im Maintal (wwwfraportdecontentfraport-agdenachhaltigkeitumweltnatur--und-ressourcenschutz0html und verglei-che auch die dort bereitgestellten PDF-Dokumente)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 44

Legende Naumlhe zum Kerngeschaumlft Merkmalsauspraumlgung Geringer Bezug Mittel o Trifft zu x Mittlerer Bezug Stark + Starker Bezug Sehr stark + +

ABBILDUNG 23 Handlungsan-saumltze zur Integration von Biodiversi-taumlt in Unternehmen am Beispiel eines Industrie- und Konsumguumlter-unternehmens (Grafik PwC)

INFOBOX 30

Handlungsansaumltze zur Integration von Biodiversitaumlt in UnternehmenDie vorgestellten sechs Handlungsansaumltze werden hier systematisch zusammengefasst am Beispiel der Indus trie- und Konsumguumlterbranche dargestellt Diese Systematik kann allen Unternehmen als Pruumlfrahmen dienen ihr spezifisches Profil zur Beruumlcksichtigung von biologischer Viel-falt Oumlkosystemen und deren Leistungen (Naturkapital) zu entwickeln

Die Abbildung verdeutlicht die Wirkung der verschiedenen Handlungs-ansaumltze beispielhaft im Hinblick auf die vier Werttreiber Risiken senken Kosten reduzieren Maumlrkte und Kunden erschlieszligen und Reputation steigern

Waumlhrend die farbliche Hinterlegung die Naumlhe zum Kerngeschaumlft andeutet geben die Spalten auf der rechten Seite Informationen uumlber den Beitrag zum Schutz der biologischen Vielfalt sowie zur moumlglichen Umsetzungskomplexitaumlt wieder Es wird deutlich dass es durchaus ein-fache Maszlignahmen gibt die eine Wirkung zeigen

Werttreiber

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Integration von Biodiversitaumltsaspekten in hellip

Beitrag zum Schutz des Natur kapitals

Umsetzungsshy komplexitaumlt

x x x 1) Unternehmerischer Verantwortung (Corporate Responsibility) o + o

x x x 2) Berichterstattung (inkl umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung) o +

x x 3) Umweltmanagement inkl Liegenschafts-management o + +

x x 4) Maszlignahmen zur Steigerung der Ressourcen-effizienz + + + +

x x x 5) Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten-Management + + + +

x x 6) Investitions- und Planungsprozesse + o +

45WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Des Weiteren ist erkennbar dass die Integration von Biodiversitaumlt in Aus-wahl- und Entscheidungsprozesse vor allem im Bereich Ressourceneffi-zienz Lieferketten-Management und Investitions- und Planungsprozesse zu Win-win-Situationen fuumlhren kann Dabei sollte bei der Auswahl der Ansaumltze und Methoden aber immer das Kerngeschaumlft des Unterneh-mens im Vordergrund stehen ndash hier kann ein erster Check die weitere Schwerpunktsetzung unterstuumltzen Auch die Integration ins klassische Umweltmanagement stellt einen Schritt zur Beruumlcksichtigung von Bio-diversitaumlt dar ndash und zwar verbunden mit einem maumlszligigen Aufwand

Umweltpruumlfung (SUP) und der FFH Vertraumlglichkeitspruumlfung (FFH VP) guumlnstiger ausfallen Auflagen der Nachbesserung reduziert dadurch Kosten eingespart und ein reibungsloser Planungs- und Bauprozess beguumlnstigt werden

Abschlieszligend gilt es die Integration von Biodiversitaumlt auch in flankie-renden operationellen Einheiten voranzutreiben Dies betrifft beson-ders Forschung und Entwicklung sowie Kommunikation Dabei sollen die Themen erfolgreich sowohl nach innen als auch nach auszligen also zu Kunden Lieferanten und anderen Interessengruppen kommuni-ziert und in eine entsprechende Berichterstattung integriert werden

AUSBLICK5

WIR KOumlNNEN DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER WIRTSCHAFT NUR ERHALTEN WENN WIR DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER NATUR ERHALTEN DAFUumlR IST EINE VIELFALT AN LEBENSshy RAumlUMEN UND ARTEN VON ENTSCHEIDENDER BEDEUTUNG DEREN SCHUTZ MUSS DESHALB VIEL STAumlRKER IN DEN WERTSCHOumlPFUNGSPROZESSEN BERUumlCKSICHTIGT WERDEN

ALEXANDER BARTELT ABTEILUNGS-

LEITER KLIMASCHUTZ UND NACHHAL -

TIGE PRO DUKTE DER OTTO GROUP

VORSTANDSVORSITZENDER raquoBIODIVER-

SITY IN GOOD COMPANYlaquo- INITIATIVE

Es ist an der Zeit die Aspekte von Naturkapital in das unterneh-merische Handeln zu integrieren Nutzen Sie die vielfaumlltigen Ansatz-punkte die im Rahmen der Broschuumlre aufgezeigt wurden und beginnen Sie Ihre unternehmerischen Aktivitaumlten zu erweitern In Deutsch-land gibt es viele Initiativen und Ansaumltze die einen Einstieg in die The-men Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungen erleich tern Nutzen Sie diese Initiativen fuumlr einen Austausch mit anderen Unter-nehmen und uumlber die dort bereits gemachten Erfahrungen (siehe dazu auch Kapitel 6)

Die Initiative raquoBiodiversity in Good Companylaquo ist ein Zusammen-schluss von Unternehmen die gemeinsam fuumlr den Schutz der

biologischen Vielfalt eintreten Der branchenuumlbergreifenden Initiative gehoumlren kleine mittlere und groszlige Unternehmen an Die Mitglieder der raquoBiodiversity in Good Companylaquo-Initiative unterstuumlt-zen das freiwillige Engagement der Wirtschaft fuumlr den Schutz der biologischen Vielfalt Sie arbeiten an Innovationen und Investitio-nen damit naturvertraumlgliche Technologien Produkte und Dienst-leistungen verstaumlrkt ihren Weg in die Maumlrkte finden Die Initiative

47AUSBLICK

traumlgt dazu bei den Privatsektor in die Verwirklichung der Ziele der Konvention uumlber die biologische Vielfalt und der Nationalen

Strategie zur biologischen Vielfalt staumlrker einzubinden

Auch im Rahmen von econsense ndash einem Zusammenschluss fuumlhren-der global agierender Unternehmen und Organisationen der deut-schen Wirtschaft zu den Themen nachhaltige Entwicklung und Cor-porate Social Responsibility (CSR) ndash wird der Themenbereich im Rahmen der Arbeitsgruppe raquoBiodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungenlaquo begleitet Die Mitgliedsunternehmen setzten sich intensiv mit dem Erhalt und der Entwicklung der biologischen Vielfalt auseinander und nutzen econsense als Plattform zum Austausch und zur Diskus-sion von praktischen Managementinstrumenten

Engagieren Sie sich im Projekt raquoUnternehmen Biologische Vielfalt 2020laquo einer Dialog- und Aktionsplattform des Bundesumweltminis-teriums gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der deutschen Wirtschaft und von Naturschutzverbaumlnden die einen fortlaufenden Austausch erlaubt und konkrete Aktivitaumlten zur Umsetzung der Nati-onalen Strategie zur biologischen Vielfalt auf den Weg bringt Folgende Themenfelder stehen dabei im Fokus Informationen zur biologischen Vielfalt fuumlr Unternehmen Biologische Vielfalt im betrieblichen Umweltmanagement Biologische Vielfalt und Naturschutzrecht Kommunikation von Unternehmen nach auszligen Finanzierung von Naturschutzprojekten Maumlrkte Chancen erkennen und entwickeln Netzwerkbildung

Die kuumlnftige Leistungsfaumlhigkeit der Wirtschaft wird von der Leis-tungsfaumlhigkeit des Naturkapitals abhaumlngen Der Erhalt der Leistungs-faumlhigkeit unseres Naturkapitals erfordert die gebuumlndelten Kraumlfte von Unternehmen Politik und Gesellschaft raquoNatur kapital Deutschland ndash TEEB DElaquo zeigt dass sich dies auch wirtschaftlich lohnt Lassen Sie uns diese Chance gemeinsam wahrnehmen

ABBILDUNG 24 (Foto morrbyte Fotoliacom)

6 WEITERFUumlHRENDE INFORMATIONEN

PROJEKT raquoNATURKAPITAL DEUTSCHLAND ndash TEEB DElaquoDiese Broschuumlre ist Teil des Projekts raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo in dessen Rahmen bis zum Jahr 2015 folgende vier Berichte erscheinen (Arbeitstitel) raquoKlimapolitik und Naturkapital Synergien und Konfliktelaquo raquoOumlkosystemleistungen und Entwicklung laumlndlicher Raumlumelaquo raquoNaturleistungen in der Stadt Gesundheit schuumltzen und

Lebensqualitaumlt erhoumlhenlaquo raquoNaturkapital Deutschland Neue Handlungsoptionen

ergreifen ndash eine Syntheselaquo

Bereits erschienen ist die Broschuumlre raquoDer Wert der Natur fuumlr Wirt-schaft und Gesellschaft ndash Eine Einfuumlhrunglaquo wwwnaturkapital-teebde

Soweit Praxisbeispiele und Statements nicht gesondert gekennzeich-net wurden sind diese speziell fuumlr raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo erstellt worden

Leitfaumlden Handlungsmoumlglichkeiten fuumlr Unternehmen BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012)Biodiversitaumlt im unterneh-

merischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Umfangrei-che aber dennoch leicht zu erfassende und praxisnahe Broschuumlre zu Maszlignahmen rund um den betrieblichen Biodiversitaumltsschutz Mit zahl-reichen Umsetzungstipps und Hinweisen auf weiterfuumlhrende Lite ra-tur und Webseiten

49WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

www2leuphanadeumanagementcsmcontentnamadownloads download_publikationenBestaendig20Wuczkowski_Biodiversitaet 20im20unternehmerischen20Nachhaltigkeitsmanagement_neupdf

HOUDET J (HRSG) (2008 UumlBERARBEITET 2010) Integrating bio-diversity into business strategies The Biodiversity Accountability Framework Sehr umfangreiche Publikation (knapp 400 Seiten) uumlber Bio di versitaumlt und Unternehmen beginnend bei den Grundlagen 23 In dikatoren (Business and Biodiversity Independence Indicators) sind Grundlage fuumlr die Bewertung der Biodiversitaumltsleistung von Unter-nehmen Mit zahlreichen Beispielen Regionaler Fokus Frankreichwwworeeorg_scriptntsp-document-file_downloadphp document_id=1063ampdocument_file_id=1070

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement ndash Ein Leitfaden fuumlr die betriebliche Praxis Umsetzungsorientiertes Handbuch zur Einbindung von Biodiversi-

taumlt in das bestehende (Umwelt)-Management inklusive zahlreicher Vorschlaumlge fuumlr Maszlignahmen und Instrumente sowie Zuordnung zu Handlungsfeldern und Funktionsbereichen httpwwwbmudeN46143

TEEB (2012) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Busi-ness and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York Bericht fuumlr Unternehmen der internationalen TEEB-Studie Ins-pirierende teils generische Heranfuumlhrung an die Bedeutung von Bio-diversitaumlt an Unternehmen mit Beispielen aus aller Welt Excutive summary unter wwwteebweborg

UN GLOBAL COMPACT AND IUCN (2012) A Framework for Corpo rate Action on Biodiversity and Ecosystem Services Uumlberblicksbro schuumlre zu Biodiversitaumlt und Unternehmen Adressierte Themen Treiber Risi-ken amp Chancen Corporate Governance Management (inkl Vermei-dungs-Hierarchie) Stakeholder-Engagement und Berichter stattungwwwunglobalcompactorgdocsissues_docEnvironmentBES_Frameworkpdf

WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD) (2011) Handbuch zur unternehmerischen Bewertung von Oumlkosystemdienstleistungen (CEV) Ein Rahmenwerk zur Erleichterung unternehmerischer Entscheidungsfindung Generisches Hand buch fuumlr die Durchfuumlhrung einer unternehmensinternen Bewertung von Biodiversitaumlt (breites Werteverstaumlndnis) mit Handreichungen zu vor-gelagerten Abwaumlgungen wwweconsensedesitesallfilesWBCSD_Handbuch_CEVpdf

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 50

WORLD RESOURCE INSTITUTE (WRI) (2012) Corporate Ecosystem Services Review ndash Version 20 Handbuch zur systematischen Erfas-sung von biodiversitaumltsbezogenen Risiko- und Handlungsfeldern Schrittweises Vorgehen inkl Vorschlaumlgen fuumlr die Erfassung und Doku-mentation des Prozesses wwwwriorgpublicationcorporate-ecosystem-services-review

Allgemein Oumlkosysteme Biodiversitaumlt und Wirtschaft JESSEL B TSCHIMPKE O UND WALSER M (2009) Produktivkraft

Natur Hamburg Praumlgnante Beispiele fuumlr die Quantifizierung von wirtschaftlich relevanten Nutzungen der Natur in Arbeitsplaumltzen Umsaumltzen oder vermiedenen Kostenwwwnaturkapital-teebdefileadminDownloadsProduktivkraft Naturpdf

MILLENNIUM ECOSYSTEM ASSESSMENT (2005) Ecosystems and Human Well-Being ndash Synthesis Synthese der mehr als 1000 Seiten fassenden wissenschaftlichen Studie uumlber die oumlkologischen und gesell-schaftlichen Zusammenhaumlnge sowie Zustand und Trends des Verlus-tes der biologischen Vielfalt und die Bedeutung der Oumlkosystemleis-tungen fuumlr den Menschenwwwmaweborgdocumentsdocument356aspxpdf

TEEB (2010) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integ-rieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz (Hrsg) Bonn Zusam-menfassung der Ergebnisse der internationalen TEEB Studie Synthese der Berichte fuumlr internationale Politiker lokale und regionale Ent-scheider sowie Unternehmen wwwteebweborg

Kartenmaterial Frageboumlgen und Tools PROTECTEDPLANETNET Weltweite kartengestuumltzte Darstellung von

Schutzgebieten basierend auf den Daten der World Database of Pro-tected Areas (WDPA) und der Weltnaturschutzorganisation (IUCN) wwwprotectedplanetnet

BFNshySCHUTZGEBIETSKARTE Interaktive Karte des Bundesamtes fuumlr Naturschutz mit allen deutschen Schutzgebieten wwwgeodienstebfndeschutzgebiete

CHECKLISTEN DER DEUTSCHEN BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIAshyTIVE Fragenkatalog zur Erstellung einer Selbsteinschaumltzung bezuumlg-lich potenzieller Risiken hinsichtlich Biodiversitaumlt und Oumlkosystem-leistungen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

51WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

INTEGRATED BIODIVERSITY ASSESSMENT TOOL (IBAT) Kostenpflich-tige Anwendung zur Bewertung standortbezogener Biodiversitaumlts-risiken (Fokus Schutzgebiete und Biodiversity Hot Spots) GIS-(Karten)- basiert wwwibatforbusinessorg

Fallbeispiele und Publikationssammlung WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD)

(2012) Biodiversity and ecosystem services ndash scaling up business solutions Company case studies that help achieve global biodiversity targetswwwwbcsdorgPagesEDocumentEDocumentDetailsaspxID=14923ampNoSearchContextKey=true

UNITED NATIONS ENVIRONMENT PROGRAM FINANCE INITIATIVE (UNEP FI) Publikationen zu biodiversitaumltsbezogenen Chancen Risiken und Handlungsoptionen der Finanzbranche wwwunepfiorgpublicationsbiodiversityindexhtml

CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (CBD) BUSINESS PROGRAMM Fallstudien und Publikationen zu Beruumlhrungspunkten und Leuchtturm-projekten zum Erhalt der biologischen Vielfalt wwwcbdintenbusiness

ECOSYSTEM MARKETPLACE Nachrichtenportal von Forest Trends rund um Biodiversitaumlts- Wasser- und CO2-Maumlrkte wwwecosystemmarketplacecom

Strategien auf politischer Ebene NATIONALE STRATEGIE ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT (2007) Deutsch-

lands Strategie zur Umsetzung der Konvention uumlber die biolo gische Vielfalt wwwbmudeN40333

INFORMATIONSPORTAL DES BUNDESAMTES FUumlR NATURSCHUTZ ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT Mit Nachrichten Informationen Veranstal-tungshinweisen und weiterfuumlhrenden Materialien wwwbiologische-vielfaltde

EUshyBIODIVERSITAumlTSSTRATEGIE FUumlR 2020 Diese EU-Strategie enthaumllt Ziele zum Erhalt von Biodiversitaumlt sowie von Oumlkosystemen und deren Leistungen (raquoNaturkapitallaquo) bis 2020httpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversitycomm20062020htm

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 52

GLOBALE BIODIVERSITAumlTSZIELE Der raquoStrategische Plan 2011 ndash 2020laquo des Internationalen Uumlbereinkommens zur biologischen Vielfalt (CBD) enthaumllt auch Ziele zu Oumlkosystemen und deren Leistungen sowie zum Wert der biologischen VielfaltwwwcbdintdocdecisionsCOP-10cop-10-dec-02-enpdf

Initiativen DEUTSCHE BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIATIVE ndash raquoBIODIVERSITY

IN GOOD COMPANYlaquoshy INITIATIVE Zusammenschluss vor allem deut-scher Unternehmen mit dem Ziel die Integration von Biodiversitaumlt in unternehmerische Entscheidungen voranzutreiben wwwbusiness-and-biodiversityde

EUROPAumlISCHE raquoBUSINESS AND BIODIVERSITY CAMPAIGNlaquo Europa-weite Plattform fuumlr Unternehmen mit dem Ziel Ansaumltze fuumlr ein Biodi-versitaumltsmanagement zu entwickeln und umzusetzen wwwbusiness-biodiversityeu

NATURAL CAPITAL DECLARATION Erklaumlrung einzelner Akteure des Finanzsektors Naturkapital in Finanzprodukten und -dienstleistungen zu beruumlcksichtigen wwwnaturalcapitaldeclarationorg

TEEB FOR BUSINESS COALITION Initiative zur Vereinheitlichung der Bilanzierung von Naturkapital im Unternehmen httpteebforbusinessorg

GLOSSAR 53

GLOSSAR

ARTENVIELFALTDiversitaumlt (Vielfalt) biologischer Arten in einem Lebensraum Artenviel-falt ist neben genetischer Vielfalt und Diversitaumlt der Oumlkosysteme ein Teil-aspekt der biologischen Vielfalt

BASISLEISTUNGENGrundlegende Leistungen der Oumlkosysteme wie zum Beispiel Photosyn-these oder Stickstoffbindung von Knoumlllchenbakterien welche die Voraus-setzung fuumlr alle anderen Leistungen der Oumlkosysteme sind

BIODIVERSITAumlT Biologische Vielfalt

BIOLOGISCHE VIELFALT Die Vielfalt des Lebens auf unserer Erde (oder Biodiversitaumlt) ist die Varia-bilitaumlt lebender Organismen und der von ihnen gebildeten oumlkologischen Komplexe Sie umfasst drei Ebenen 1) die Vielfalt an Oumlkosystemen bezie-hungsweise Lebensgemeinschaften Lebensraumlumen und Landschaften 2) die Artenvielfalt und 3) die genetische Vielfalt innerhalb der verschie-denen Arten

EINGRIFFSREGELUNG Instrument des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatschG sectsect 13 ff) das die Bewaumlltigung von Eingriffen in Natur und Landschaft regelt (Vermeidung und Kompensation)

EMAS Betriebliches Umweltmanagementsystem (Eco Management and Audit Scheme) nach der Verordnung (EG) Nr 12212009 uumlber die freiwillige Teil-nahme von Organisationen an einem Gemeinschaftssystem fuumlr Umwelt-management und Umweltbetriebspruumlfung (ABl EG L 342 v 22122009 S 1) Schwerpunkte sind die kontinuierliche Verbesserung der Umwelt-leistung die Umwelterklaumlrung und Umweltrechtskonformitaumlt

GEBIETSFREMDE ARTENAuch invasive Arten oder Neobiota Tier- und Pflanzenarten die durch Einfuhr (beabsichtigt) oder Einschleppung (unbeabsichtigt) in einem fuumlr sie nicht natuumlrlichen Lebensraum leben Einige gebietsfremde Arten ver-breiten sich aufgrund mangelnder Feinde physiologischer Eigenschaften (Wachstumsgeschwindigkeit Wasserbedarf) oder aumlhnlich invasiv und verdraumlngen einheimische Arten In einigen Faumlllen entstehen durch sie erheb liche Nachteile fuumlr Mensch (Gesundheitsbeeintraumlchtigungen wie zum Beispiel Allergien) und Oumlkosysteme (Degradation)

INWERTSETZUNGBuumlndel von Maszlignahmen um den Nutzen von Biodiversitaumlt und Oumlkosys-temleistungen fuumlr die Gesellschaft relevant und erfahrbar werden zu las-sen Dies geschieht durch (oumlkonomische) Bewertung und oder Integra-tion in Marktentscheidungen ndash zum Beispiel in Form von naturorientierten Angeboten Anreizen oder der Schaffung von Maumlrkten fuumlr Biodiversitaumlt ndash sowie in gesellschaftliche und private Entscheidungen

54 DIEUNTERNEHMENSPERSPEKTIVEndashNEUEHERAUSFORDERUNGEN

ISO 14001 Betriebliches Umweltmanagementsystem nach DIN EN ISO 140012004 + AC 2009 (Ausgabe 112009) Schwerpunkt liegt in der Verbesserung des Umweltmanagementsystems

KONVENTION UumlBER DIE BIOLOGISCHE VIELFALT (ENGL CONVENTION ON BIO LOGICAL DIVERSITY ndash CBD)

Uumlbereinkunft von 168 Staaten (Unterzeichner Stand 12122012) uumlber die biologische Vielfalt Darin werden der Verlust der biologischen Vielfalt als Herausforderung anerkannt und Ziele zu ihrer Erhaltung formuliert Diese sind 1) Schutz der biologischen Vielfalt 2) Nachhaltige Nutzung ihrer Bestandteile und 3) Zugangsregelung und gerechter Ausgleich von Vor-teilen welche aus der Nutzung genetischer Ressourcen entstehen

KULTURELLE OumlKOSYSTEMshy LEISTUNGEN

Leistungen von Oumlkosystemen mit Wirkung und Bedeutung fuumlr Erholung aumlsthetisches Empfinden spirituelle Erfahrungen soziale Funktionen kul-turelle Identitaumlt Heimatgefuumlhl Wissen und Erkenntnis

MONETARISISERUNG Beimesssung eines Wertes in Geldeinheiten Die Umweltoumlkonomie hat dazu mehrere Verfahren der Monetarisierung entwickelt

NATURKAPITAL Oumlkonomischer Begriff fuumlr den begrenzten Vorrat an physischen und bio-logischen Ressourcen der Erde und die begrenzte Bereitstellung von Guumltern und Leistungen durch Oumlkosysteme

OumlKOSYSTEM Bezeichnet die Bestandteile eines abgegrenzten Naturraumes (zum Beispiel niedersaumlchsisches Wattenmeer) oder eines bestimmten Natur-raumtyps (zum Beispiel naumlhrstoffarmes Flieszliggewaumlsser) und deren Wech-selwirkungen Der Begriff kann sich auf verschiedene raumlumliche Ebenen (lokal regional) beziehen und umfasst sowohl (halb-)natuumlrliche (zum Bei-spiel ungestoumlrte Hochmoore) und naturnahe (zum Beispiel Kalkmager-rasen) als auch vom Menschen gepraumlgte Oumlkosysteme (zum Beispiel Agrar oumlkosysteme)

OumlKOSYSTEMFUNKTIONEN Umfassen alle physikalischen chemischen und biologischen Prozesse und Wechselwirkungen die in verschiedenen Oumlkosystemen stattfinden

OumlKOSYSTEMLEISTUNGEN Bezeichnen direkte und indirekte Beitraumlge von Oumlkosystemen zum mensch-lichen Wohlergehen das heiszligt Leistungen und Guumlter die dem Menschen einen direkten oder indirekten wirtschaftlichen materiellen gesundheit-lichen oder psychischen Nutzen bringen In Abgrenzung zum Begriff Oumlko-systemfunktion entsteht der Begriff Oumlkosystemleistung aus einer anth-ropozentrischen Perspektive und ist an einen Nutzen des Oumlkosystems fuumlr den Menschen gebunden Der Begriff ist identisch mit den haumlufig verwen-deten Begriffen raquoOumlkosystemdienstleistunglaquo und raquooumlkosystemare Guumlter und Leistungenlaquo und entspricht dem englischen Begriff der raquoecosystem serviceslaquo

55

REGULIERUNGSLEISTUNGENFunktionen von Oumlkosystemen die auf (andere) Elemente und Prozesse von Oumlkosystemen einwirken die (direkten) Nutzen fuumlr den Menschen haben zum Beispiel die Filterwirkung von Bodenschichten auf die Grund-wasserqualitaumlt oder der Beitrag einer Hecke zur Verringerung der Boden-erosion

GLOSSAR

RESILIENZ (VON OumlKOSYSTEMEN)

Resilienz ist die Faumlhigkeit eines Oumlkosystems trotz aumluszligerer Stoumlrungen seine Funktionen und damit seine Oumlkosystemleistungen aufrecht zu erhalten Es wird davon ausgegangen dass die Resilienz stark mit der in dem Oumlko-system vorherrschenden biologischen Vielfalt korreliert

TEEBThe Economics of Ecosystems and Biodiversity Die internationale TEEB-Studie wurde von Deutschland im Rahmen seiner G8-Praumlsidentschaft im Jahr 2007 gemeinsam mit der EU-Kommission initiiert und mithilfe zahlreicher weiterer Institutionen unter der Schirmherrschaft des Um-weltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) durchgefuumlhrt Ziel der TEEB-Studie war es den oumlkonomischen Wert der Leistungen der Natur ein zuschaumltzen die wirtschaftlichen Auswirkungen der Schaumldigung von Oumlkosystemen zu erfassen und ausgehend davon die Kosten eines Nicht-Handelns zu beziffern Leiter der Studie war der indische Oumlkonom Pavan Sukhdev Im Rahmen der Studie wurden verschiedene Berichte veroumlffent-licht Derzeit wird unter Leitung von UNEP ein Nachfolgeprozess organi-siert um die Durchfuumlhrung von nationalen regionalen lokalen und sek-toralen Studien zum Thema anzuregen und zu foumlrdern

VERSORGUNGSLEISTUNGENBezeichnen meist marktfaumlhige Guumlter die von oder mithilfe von Oumlkosyste-men produziert werden (zum Beispiel Nahrung Frischwasser Feuer- und Bauholz) Teilweise ist ein erheblicher Beitrag von (Human-)Kapital und Arbeit notwendig um diese Guumlter zu erstellen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 56

QUELLEN

BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012) Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Centre for Sustainability Management Luumlneburg

BORN W u a (2012) Gesundheitskosten der Beifuszlig-Ambrosie in Deutschland In Umweltmedizin in Forschung und Praxis 17 (2) S 71 ndash 80

DER BUND (2009) Invasive Muscheln verstopfen Leitungen Von Fabio Bergamin Onlineausgabe Zuletzt aktualisiert am 31072009 httpwwwderbundchzeitungenwissenInvasive-Muscheln-verstopfen-Leitungenstory29662360

DEUTSCHER IMKERBUND EV Internetauftritt des Deutschen Imkerbund e V vom 12122012 httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpbienen-und- bestaeubungsleistung und httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpzahlen-die-zaehlen

EUROPAumlISCHE KOMMISSION (2009) Fact Sheet Gebietsfremde invasive Arten httpeceuropaeuenvironmentpubspdffactsheetsInvasive20Alien20SpeciesInvasive_Alien_DEpdf

FAO ndash FOOD AND AGRICULTURE ORGANIZATION OF THE UNITED NATIONS (2010) Global Forest Resource Assessment 2010wwwfaoorgforestryfrafra2010en

GARCIacuteAshyTORRES L u a (2001) Conservation agriculture in Europe Current status and perspectives In Garcia-Torres L Benites J and Martiacutenez-Vilela A (Hrsg) Conservation Agriculture A World-wide Challenge 1st World Congress on Conservation Agriculture Madrid 1 ndash 5 October 2001 Vol I Keynote Contributions XUL Cordoba Spain S 79 ndash 83

IAASTD ndash INTERNATIONAL ASSESSMENT OF AGRICULTURAL KNOWLEDGE SCIENCE AND TECHNOLOGY FOR DEVELOPMENT (2008) Global ReportwwwagassessmentorgreportsIAASTDENAgriculture20at20a20Crossroads_Global20Report20(English)pdf

KREIBICH H MUumlLLER M (2005) Private Vorsorgemaszlignahmen koumlnnen Hochwasserschaumlden reduzieren Schadensprisma Heft 1 2005 httpwwwschadenprismadepdfsp_2005_1_1pdf

57QUELLEN

LENZEN M u a (2012) International trade drives biodiversity threats in developing nations Nature 486109 ndash 112 Doi101038nature11145

PWC ndash PRICEWATERHOUSECOOPERS (2012) PwC Rio+20 Sustain ability pulse poll How do the public and CEO opinions differ on Rio+20 issues

REWE GROUP (2010) Pressemitteilung raquoBodensee-Obstbauern engagieren sich fuumlr Biodiversitaumltlaquo wwwrewe-groupcompressepressemeldungenpressemeldung-detail articlebodensee-obstbauern-engagieren-sich-fuer-biodiversitaet

SCBD ndash SECRETARIAT OF THE CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (2009) business2010 A magazine on business amp bio- diversity June 2009 Volume 4 ndash Issue 1 httpwwwcbdintdocnewslettersnews-biz-2009-06-enpdf

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement Ein Leitfaden fuumlr die betrieb-liche Praxis BerlinwwwbmudeN46143

STATISCHES BUNDESAMT (2012) Nachhaltige Entwicklung in Deutschland Indikatorenbericht 2012 wwwdestatisdeDEPublikationenThematischUmwelt oekonomischeGesamtrechnungenUmweltindikatorenIndikatoren PDF_0230001pdf__blob=publicationFile

STERN N (2007) The Economics of Climate Change The Stern Review Cambridge

TEEB (2009) The Economics of Ecosystems and Biodiversity TEEB for National and International Policy Makers Summary Responding to the Value of Naturewwwteebweborg

TEEB (2010A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity Ecological and Economic Foundations Edited by Pushpam Kumar London and Washington

TEEB (2010B) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integrieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz Bonn

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 58

TEEB (2011) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in National and International Policy Making Edited by Patrick ten Brink London and Washington

TEEB (2012A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Local and Regional Policy and Management Edited by Heidi Wittmer and Haripriya Gundimeda Abingdon and New York

TEEB (2012B) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Business and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York

TEN BRINK P BRAAT L (HRSG) (2008) The Cost of Policy Inaction The case of not meeting the 2010 biodiversity targethttpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversityeconomicspdfcopizip

UNESCAP ndash UNITED NATIONS ECONOMIC AND SOCIAL COMMISSION FOR ASIA AND THE PACIFIC (1999) Keynote Statement of Mr Cengiz Ertuna (UNESCAP) at IDNDR-ESCAP Regional Meeting for Asia Risk Reduction amp Society in the 21st Century Bangkok 23 ndash26 February 1999 httpwwwunescaporgenrdwater_mineraldisasterertuna01htm

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012) Water valuation ndash Building the business case Geneva and Washington

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012A) Changing Pace ndash Public policy options to scale and accelerate business action towards Vision 2050 Geneva and Washington

WRI ndash WORLD RESOURCE INSTITUTE (2012) The Corporate Ecosys-tem Services Review - Guidelines for Identifying Business Risks and Opportunities Arising from Ecosystem Change Version 20 Washington

ZEITZ J PUMA Pressemitteilung vom 16112011 httpaboutpumacompuma-completes-first-environmental-profit-and-loss-account-which-values-impacts-at-e-145-million

  • Die Unternehmensperspektive
  • Impressum
  • Inhaltsverzeichnis
  • Vorworte
  • Biodiversitaumlt und Oumlkoshysystemleistungen ndash Erweiterung der unternehmerischen Sicht
  • Warum die Wirtschaft gefragt ist ndash Treiber Chancen und Risiken
  • Entwicklungen und Trends ndash was auf Unternehmen zukommt
  • Wie Unternehmen taumltig werden koumlnnen
  • Ausblick
  • Weiterfuumlhrende Informationen
  • QUELLEN

33ENTWICKLUNGENUNDTRENDSndashWASAUFUNTERNEHMENZUKOMMT

Immer mehr deutsche Unternehmen setzen sich mit Fragen rund um die biologische Vielfalt und Oumlkosystemleistungen auseinander und leisten somit Pionierarbeit Die Komplexitaumlt des Themas raquobiologische Vielfaltlaquo und schwierige Operationalisierbarkeit sind dabei nach wie vor massive Huumlrden Und tatsaumlchlich gibt es bis dato noch keine einheitlich anerkannten Quantifizierungsmethoden oder verbindliche Richtlinien die biologische Vielfalt und Oumlkosystemleistungen lassen sich nicht in einem Indikator zusammenfassen Dadurch sind sie fuumlr viele Entscheider in deutschen Unternehmen schlecht greifbar und laumlsst diese vor konkreten Handlungen zuruumlckschrecken

Dennoch nehmen einige Unternehmen diese Herausforderungen an und naumlhern sich mit zunehmender Professionalitaumlt der Integration von Biodiversitaumlt in ihre Managementprozesse Unternehmen sind aktiv beteiligt an der Erstellung von Leitfaumlden ersten Empfehlungen zur Integration der biologischen Vielfalt ins Umweltmanagement oder Ansaumltzen zur verbesserten Quantifizierung der externen Effekte in der unternehmerischen Finanzbuchhaltung Auch die Gruumlndung von Initiativen zu dem Thema wie die deutsche raquoBiodiversity in Good Companylaquo-Initiative die raquoUNEP Finance Initiativelaquo die raquoGlobal Com-pactlaquo- Initiative der UN sowie der raquoeconsense Arbeitskreis zu Biodi-versitaumlt und Oumlkosystemleistungenlaquo zeigen dass dieser Perspektiven-wechsel die Unternehmenswelt mittlerweile erreicht hat

WIE UNTERNEHMEN TAumlTIG WERDEN KOumlNNEN4

DIE ERGEBNISSE DER OumlKOLOGISCHEN GEWINNshy UND VERLUSTRECHNUNG VON PUMA BELEGEN DASS DIE DERZEITIGEN GESCHAumlFTSPRAKTIKEN VON UNTER NEHMEN DRINGEND EINES PARADIGMEN WECHSELS BEDUumlRFEN

JOCHEN ZEITZ EHEMALIGER CEO UND

VERWALTUNGSRATSVORSITZENDER

DER PUMA SE VERWALTUNGSRATS -

MITGLIED PPR

Je nach Unternehmen ist die Herangehensweise und Auseinanderset-zung mit dem Thema Naturkapital sehr unterschiedlich Dieses Kapitel gibt konkrete Ansaumltze und Beispiele wie ein Einstieg und geziel-tes Handeln angegangen werden koumlnnen

TOOLS UND LEITFAumlDEN FUumlR DEN EINSTIEGUm eine moumlglichst praumlzise und damit steuerbare Integration ins unternehmerische Management zu erreichen ist die Entwicklung von Zielen und Maszlignahmen noumltig Ein erster Biodiversitaumlts-Check hilft dabei bereits bestehende Maszlignahmen und Kennzahlen zu identifi-zieren Dabei sollten saumlmtliche unternehmerische Taumltigkeitsfelder von der Strategie und dem Personalwesen uumlber Liegenschaften und Einkauf bis hin zu Produktion und Entsorgung beleuchtet werden Die dann vorliegenden Ergebnisse koumlnnen Startpunkt vertiefender Maszlignahmen sein zum Beispiel erste Ziele oder Analysen eine Aus-dehnung auf andere Geschaumlftsbereiche oder die Entwicklung von Management- und Berichterstattungsstrukturen

Leitfaumlden und Handbuumlcher geben Hilfestellung bei der Integration von biologischer Vielfalt in Unternehmenspro zesse und koumlnnen zu-

gleich Inspiration und Unterstuumltzung fuumlr weitere Planungsprozesse

35WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

sein Durch die Handlungsempfehlungen koumlnnen auf leichte Weise Elemente einbezogen werden die beispielsweise die biologische Vielfalt auf dem Firmengelaumlnde foumlrdern ndash wie Bienenkaumlsten und bewachsene Hauswaumlnde Weitere konkrete Handlungsempfehlungen finden sich unter anderem in dem Bericht raquo Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagementlaquo (Bestaumlndig und Wuczkowski 2012)

BESTEHENDE ANSAumlTZE NUTZEN UND ERWEITERNFolgende Ansaumltze aus dem Unternehmensbereich sind auch zur Inte-gration von Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt gut ge eignet Unternehmerische Verantwortung (Corporate Responsibility)

Berichterstattung (inklusive umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung)

Umweltmanagement Ressourceneffizienz Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten-Management

Investitions- und Planungsprozesse

Unternehmerische Verantwortung (Corporate Responsibility)Viele Aktivitaumlten zum Biodiversitaumlts- und Oumlkosystemleistungs - schutz sind losgeloumlst vom Kerngeschaumlft und unter gesellschaftlichem Enga ge ment und unternehmerischer Verantwortung (Corporate

INFOBOX 20

Biodiversitaumlts-Checks fuumlr UnternehmenBislang werden zwei in deutscher Sprache verfuumlgbare Biodiversitaumlts-Screenings fuumlr Unternehmen haumlufig angewendet Die branchenuumlbergreifenden Checklisten der deutschen raquoBiodiversity

in Good Companylaquo-Initiative basieren auf dem raquoHandbuch Biodiver-sitaumltsmanagementlaquo (Schaltegger u a 2010) und ermoumlglichen eine Selbstevaluation zum aktuellen Stand des unternehmerischen Biodi-versitaumltsmanagements Weitere Informationen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

Der vom Global Nature Fund BAUM e V dokeo und PwC entwi-ckelte Biodiversitaumlts-Check fuumlr Unternehmen vereint Expertise aus Biologie Oumlkologie und Management Er bietet einen ersten auf das Unternehmen zugeschnittenen Uumlberblick uumlber die Reife des Biodiver-sitaumltsmanagements und gibt Empfehlungen fuumlr das weitere Vorge-hen Weitere Informationen wwwbusiness-biodiversityeudefaultaspLang=DEUampMenue=128

ABBILDUNG 17(Foto Andrzej Tokarski fotoliacom)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 36

Respon si bi lity) einzuordnen Vor allem Unternehmenswerte und -philo-sophien koumlnnen Anknuumlpfungspunkte raquovon obenlaquo bieten und zu einer weitergefassten Strategieentwicklung fuumlhren

ABBILDUNG 18(Foto Susanne Georgi)

INFOBOX 21

Praxisbeispiel Pilotprojekt fuumlr Branchenstandards Die oekom GmbH der groumlszligte deutsche Fachverlag fuumlr Oumlkologie und Nachhaltigkeit veroumlffentlicht Sach- und Fachbuumlcher mit Bezug zur bio-logischen Vielfalt und dem Erhalt der Oumlkosysteme Fuumlr seine Publi-kationen verwendet er ausschlieszliglich Recycling- und FSC-zertifiziertes Papier Zudem hat der Verlag das Projekt raquoNachhaltig Publizierenlaquo initi-iert das vom Bundesumweltministerium gefoumlrdert wird In Kooperation mit zwei wissenschaftlichen Instituten und der Frankfurter Buchmesse wurden praxisnahe Kriterien fuumlr die nachhaltige Bucherstellung entwi-ckelt Mit dem Projekt praumlsentiert sich oekom oumlffentlichkeitswirksam als Vorreiter und sensibilisiert die Verlagsbranche fuumlr einen nachhalti-gen Umgang mit der Ressource Papier

37

Gleichzeitig bietet die Kommunikation und Interaktion mit Kunden und Mitarbeitern Moumlglichkeiten fuumlr eine Integration sozusagen als Impulsgeber raquovon untenlaquo Freiwilligenarbeit gemeinsame Baum-pflanzaktionen oder Spenden fuumlr Naturschutzeinrichtungen tragen zum Schutz und zur Wertschaumltzung des Naturkapitals bei Mit Blick auf ihre Mitarbeiter profitieren Unternehmen zudem vom Wohlbe-finden am Arbeitsort erhoumlhter Kommunikationsbereitschaft und staumlrkerer Bindung und Loyalitaumlt gegenuumlber dem Arbeitgeber

Berichterstattung (inklusive umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung)Die in Deutschland und weltweit gebraumluchlichste Richtlinie zur Bericht-erstattung von Nachhaltigkeitsaspekten ndash die Global Reporting Initia-tive (GRI) ndash sieht eine Offenlegung von bis zu fuumlnf biodiversitaumltsbe-zogenen Indikatoren vor Diese waren bislang von eher qualitativer

WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

ABBILDUNG 20 Umweltindika-toren der Global Reporting Initiative Die fuumlnf relevanten Umweltindi - ka toren der Berichterstattungsricht-linie der Global Reporting Initiative (GRI) in der Version 31 Biodiver-sitaumlts bezogene Umweltindikatoren werden mit EN fuumlr Umwelt abgekuumlrzt und beinhalten EN 11 bis EN 15

Kernindikatoren Zusaumltzliche Indikatoren

EN11

Ort und Groumlszlige von Grundstuumlcken in Schutzge-bieten oder angrenzend an Schutzgebiete Ort und Groumlszlige von Grundstuumlcken in Gebieten mit hohem Biodiversitaumltswert auszligerhalb von Schutz-gebieten oder daran angrenzend Zu beruumlcksich-tigen sind Grundstuumlcke die im Eigentum der berichtenden Organisation stehen oder von die-ser gepachtet oder verwaltet werden

EN13 Geschuumltzte oder wiederhergestellte natuumlrliche Lebensraumlume

EN14Strategien laufende Maszlignahmen und Zu-kunftsplaumlne fuumlr das Management der Auswir-kungen auf die Biodiversitaumlt

EN12

Beschreibung der wesentlichen Auswirkungen von Aktivitaumlten Produkten und Dienstleistungen auf die Biodiversitaumlt in Schutzgebieten und in Gebieten mit hohem Biodiversitaumltswert auszliger-halb von Schutzgebieten

EN15

Anzahl der Arten auf der Roten Liste der IUCN und auf nationalen Listen die ihren natuumlrlichen Lebensraum in Gebieten haben die von der Geschaumlftstaumltigkeit der Organisation betroffen sind aufgeteilt nach dem Bedrohungsgrad

ABBILDUNG 19(Foto Piepenbrock)

INFOBOX 22

Praxisbeispiel Mitarbeiter-EngagementDie Piepenbrock Unternehmensgruppe unterhaumllt im brandenbur-gischen Naturpark Stechlin-Ruppiner Land den 2200 Hektar groszligen Forst Rheinshagen Im Rahmen seiner Aktion raquoWachstumlaquo pflanzt das Unternehmen dort gemeinsam mit seinen Kunden fuumlr jeden Neuauf-trag Baumlume Im August 2012 besuchte eine Gruppe von zehn Auszu-bildenden des Unternehmens im Zuge der raquoAzubi-Projekttagelaquo den Piepen brock Forst um die Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens kennenzulernen und selbst aktiv zu unterstuumltzen Ziel war es die Sand-heideflaumlche am Zechower Berg im Naturschutz- und gleichnamigen Fauna-Flora-Habitat-Gebiet Rheinsberger Rhin und Hellberge zu pflegen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 38

IM RAHMEN VON UMWELTSCHUTZ UND RESSOURCENshyEFFIZIENZ KUumlMMERN SICH VIELE UNTER NEHMEN BEREITS HEUTE UM BIODIVERSITAumlT UND ECOSYSTEM SERVICES OHNE DIES JEDOCH EXPLIZIT HERAUS ZUshy STELLEN DER BEWUSSTE EINBEZUG DES OumlKOSYSTEMshy GEDANKENS SOWIE DIE BETRACHTUNG ENTSPRECHENDER CHANCEN UND RISIKEN STELLT EINE WEITER ENT shy WICKLUNG DAR DIE DURCHAUS ALS rsaquoUMWELTVERANTshyWORTUNG 20lsaquo BEZEICHNET WERDEN KANN

MICHAEL SIEMERS CORPORATE

ENVIRONMENT amp RESPONSIBILITY

EVONIK INDUSTRIES AG

Form doch auch hier erfolgt eine regelmaumlszligige Anpassung die zu-kuumlnftig sicherlich auch mit einer Quantifizierung einhergehen wird Damit bleibt die unternehmerische Berichterstattung eng verbunden mit dem Umweltmanagement

Unternehmerische Berichterstattung wird sich aumlndern und zukuumlnftig integrierter sein (Stichwort Integrated Reporting) In dieser Hinsicht ist auch die umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung zu sehen

INFOBOX 23

Praxisbeispiel Umweltbezogene Gewinn- und VerlustrechnungWaumlhrend in der klassischen Gewinn- und Verlustrechnung (GampV) nur finanzielle Kenngroumlszligen wie Anlagevermoumlgen return on investment und Eigenkapitalrendite berichtet werden bleiben die umweltbezogenen Kosten verborgen Diese Externalitaumlten ndash beispielsweise Verschmutzung von Gewaumlssern Zerstoumlrung von Lebensraumlumen oder das Abwaumllzen von Verantwortung beim Klimawandel auf Folgegenerationen ndash sind als Ver-luste anzusehen die nicht durch das Unternehmen sondern von Dritten wie der Allgemeinheit oder der Natur getragen werden Getrieben von CEO Jochen Zeitz hat Puma es sich zur Aufgabe gemacht diese Kosten deutlicher aufzuzeigen und in die GampV einflieszligen zu lassen Solch eine Sichtbarmachung kann beim Einkauf der Fertigung der Produktent-wicklung oder dem Nachhaltigkeitsmanagement helfen bessere Ent-scheidungen zu treffen um so die Externalitaumlten zu minimieren Laut PUMA Environmental Profit amp Loss Account hat das Unternehmen im Jahr 2010 etwa 145 Millionen Euro an Umweltschaumlden durch Treibhaus-gasemissionen Wasserverbrauch Landnutzungsfolgen Luftverschmut-zung und Abfallerzeugung verursacht Davon entfallen nur etwa 6 auf das Kerngeschaumlft mehr als 137 Millionen Euro Umweltschaumlden ent-stehen entlang der Lieferkette Weitere Informationen httpaboutpumacomwp-contentthemesaboutPUMA_themefinancial-reportpdfEPL080212finalpdf

39WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Sie macht deutlich welche Abhaumlngigkeiten und welche Einfluumlsse ein Unternehmen hat und stellt bei der Einbeziehung der Oumlkosystem-leistungen und Integration in die externe Rechnungslegung einen be deut samen Schritt hin zur Beruumlcksichtigung von Naturkapital in Unternehmen dar Eine Offenlegung dieser Art koumlnnte einen Para dig-menwechsel einleiten Wer seine Leistung schon fruumlhzeitig ganzheit-lich misst und berichtet kann in einem sich veraumlndernden Geschaumlfts-

ABBILDUNG 21 (Foto LianeM Fotoliacom)

INFOBOX 24

Biodiversitaumlt in den Umweltmanagementzertifizierungen ISO 14001 und EMASBei EMAS muumlssen und bei ISO 14001 sollten die Auswirkun-gen auf die biologische Vielfalt beruumlcksichtigt werden Bei EMAS wird in Form des raquoFlaumlchenverbrauchslaquo ein direkter Indikator fuumlr den Habitatverlust erhoben ndash eine der Hauptursachen des Biodiver-sitaumltsverlustes Zwar kann der Flaumlchenverbrauch von unterschiedli-cher Qualitaumlt sein ndash die Bebauung einer bereits degradierten Flaumlche ist weniger kritisch als die eines intakten Oumlkosystems ndash dennoch kann dies als erster Startpunkt gewertet werden

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 40

umfeld weiterhin Spitzenleistung liefern Dies betrifft die Felder Risikomanagement Versorgungssicherheit und -produktivitaumlt wie auch Compliance und Stakeholdermanagement

UmweltmanagementEin Umweltmanagement steuert gemaumlszlig den vier Managementschrit-ten Planen Ausfuumlhren Kontrollieren und Optimieren umweltbezo-gene Unternehmenstaumltigkeiten und ermoumlglicht so eine kontinuierli-che Verbesserung der Umweltleistung Dieser Managementzyklus beruumlcksichtigt derzeit nur selten umsetzungsorien tiert die Dimensio-nen Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt

Hier kann eine Erweiterung konkret ansetzen Eine erste Feststellung des Status quo auf Basis bereits existieren der Umweltdaten ndash ergaumlnzt durch Experteneinschaumltzungen ndash ist der Anfang Anschlieszligend koumln-nen spezifische und messbare Ziele gesetzt werden was sich in die bekannten Schritte des Umweltmanagements einbinden laumlsst

RessourceneffizienzRessourceneffizienz gewinnt angesichts steigender Rohstoffpreise und -bedarfe und des groszligen Anteils den Material- und Energie kosten an den Gesamtkosten in vielen Branchen darstellen wirtschaftlich und politisch enorm an Bedeutung Zur Steigerung der Ressourceneffi-zienz liegen aktuell Programme auf nationaler wie europaumlischer Ebene vor es existieren dazu Plattformen und Initiativen Das Thema raquoRes-sourceneffizienzlaquo koumlnnen Unternehmen strategisch integrieren (zum Beispiel in ihrem Umweltmanagement) indem sie die entsprechen-den Einsatzstoffe als Naturkapital raquodeklarierenlaquo und im Ressourcen-management umfassender als bisher beruumlck sichtigen Durch den sparsamen effizienten Einsatz von Ressourcen koumlnnen oftmals Oumlko-systeme geschont werden (zum Beispiel durch ein entsprechendes

INFOBOX 25

Praxisbeispiel Integration von Biodiversitaumlt in das Ressourcen-managementUPM betreibt in Deutschland sieben Papierfabriken und verschreibt sich der nachhaltigen Forstwirtschaft und dem Schutz der Biodiversitaumlt So wird weltweit FSC- und PEFC-zertifiziertes Holz verwendet und in unter nehmenseigenen Waumlldern ein Biodiversitaumltsprogramm umge-setzt Gemeinsam mit der raquoAlliance for Water Stewardshiplaquo fuumlhrt UPM ein Pilotprojekt zum Wassermanagement durch Dies soll den Verbrauch des wasserintensiven Papierherstellungsprozesses senken und die Wie-derverwendung des Wassers erhoumlhen UPM unterstreicht mit seinemEngagement seine Position als raquoBiofore Companylaquo

41WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

INFOBOX 26

Praxisbeispiel Bewertung von Biodiversitaumlt in der Lebensmittel-branche und der LandwirtschaftEinen Schritt weiter als die Oumlkobilanzen geht das Bewertungsverfahren der BASF Mit ihrer Lebenszyklusanalyse AgBalance erfasst sie eine Viel-zahl von Nachhaltigkeitsindikatoren der Lebensmittel- und Landwirt-schaftsbranche Biologische Vielfalt flieszligt mit 8 der 69 Indikatoren in eine Punktebewertung ein so unter anderem Naumlhe zu Schutzgebieten Auskreuzungspotenzial und Oumlkotoxizitaumltspotenzial Auszligerdem werden soziale und oumlkonomische Indikatoren erfasst und somit alle drei Saumlulen der Nachhaltigkeit abgebildet Auch wenn ein Abwaumlgen zwischen unter-schiedlichen Groumlszligen wie Punkten und Euros als Messeinheiten Entschei-der vor Herausforderungen stellt ist dies doch ein wichtiger Schritt hin zur Integration von Biodiversitaumlt in Entscheidungsprozesse

Wassermanagement in Regionen mit Wasserstress) Jedoch ist Res-sourceneffizienz nicht gleichzusetzen mit Biodiversitaumlts- und Oumlko-systemschutz Neben dem sparsamen Umgang mit Ressourcen ist auch die Art der Einsatzstoffe (zum Beispiel Nutzung von nachhaltig erzeugtem Palmoumll) von Bedeutung

Der Zusammenschluss zu Brancheninitiativen ist ein Ansatz um das Thema Ressourceneffizienz ganzheitlicher und passgenauer zu be-trach ten und so die Thematik uumlber den bisherigen Fokus auf Reduzie-rung von Rohstoffverbrauch und Emissionen hinaus zu erweitern

Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten- Management Die Analyse der Wertschoumlpfungskette eines Produktes liefert immer wieder Verbesserungspotenzial und wird deshalb regelmaumlszligig durchge-fuumlhrt Dies bietet gute Ansatzpunkte fuumlr eine Untersuchung und Ver-besserung der Biodiversitaumltsperformance Eine weitere oft genutzte Analysemoumlglichkeit sind Oumlkobilanzen (Life Cycle Assessments)

Oumlkobilanzen bilden den gesamten Stoffkreislauf ab ndash und somit auch die fuumlr Biodiversitaumlt relevante Landnutzung oder Oumlkosystemleis-tungen wie die Bereitstellung von Rohstoffen die Absorption von Produktionsemissionen und die Aufnahme von Abfallprodukten An-gefangen bei eigenen Beschaffungsquellen (zum Beispiel Vertragsan-bauer von Supermaumlrkten oder Handelsmarken) bis hin zu Vorproduk-ten der Liefer an ten ndash entlang der Lieferkette verbergen sich zahlreiche Ursachen fuumlr Bio diversitaumltsverlust Fuumlr Unternehmen die Rohstoffe und Vorpro dukte aus dem Ausland beziehen ist es daher wichtig auf den Einkauf und das Lieferkettenmanagement zu achten Wichtige

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 42

Analyseschritte beinhalten Grenzwerte und Normen (in den Abbau- und Ursprungslaumlndern der Vorprodukte oftmals deutlich niedriger als in Deutschland) oder Screenings zu Wasserknappheit entlang der Lie-ferkette Darauf aufbauend ergibt sich eine detaillierte Bewertung zur Beruumlcksichtigung von Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt bei Liefe ranten

Investitions- und PlanungsprozesseInvestitionen in den Bau neuer Anlagen oder Standorte werden derzeit eher selten unter Biodiversitaumltsaspekten im betrieblichen Umwelt-management erfasst Beim Bau eines Produktionsstandorts auf der raquogruumlnen Wieselaquo spielen vor allem die Eingriffsregelung des Bun-desnaturschutzgesetztes (BNatSchG) sowie das EU-Naturschutz-recht (FFH- und Vogelschutz-Richtlinie) eine wichtige Rolle Diese Regeln erscheinen Unternehmen manchmal wider spruumlchlich ndash gerade mit Blick auf den gewollten Naturschutz Firmenareale werden auf-grund strategischer Entscheidungen zum Beispiel fuumlr den Bau von Anlagen uumlber einen laumlngeren Zeitraum brach liegen gelassen Siedelt sich daraufhin eine geschuumltzte Art auf dieser Flaumlche an koumlnnen Unter-nehmen unter Umstaumlnden nur mit hohen Auflagen dieses Gebiet er-schlieszligen und einen Neu- oder Ausbau realisieren Um solchen Ziel kon-flikten vorzubeugen bieten die zustaumlndigen Natur schutzbehoumlrden an in Dialog zu treten um gangbare Wege und Maszlignahmen auszu loten

Doch Unternehmen koumlnnen auch in Vorleistung gehen Indem zum Beispiel Brachflaumlchen und Naturraumlume belassen sowie die Funktio-nalitaumlt von aquatischen Oumlkosystemen (Gewaumlssern) erhalten werden

INFOBOX 27

Ausgleichsflaumlchen ndash Chancen fuumlr beschleunigte PlanungsprozesseGut zu wissen Laut sect16 BNatSchG kann durch Oumlkosystemschutz ein raquoGuthabenlaquo auf einem Oumlkokonto angespart werden Bei spaumlteren Ein-griffen werden diese Flaumlchen als bereits geleistete Kompensationsmaszlig-nahmen anerkannt Rheinkalk macht sich dieses Instrument zunutze Im sauerlaumlndischen Houmlnnetal dient nur ein Teil des Grundbesitzes dem Kalksteinabbau Weite Teile des Areals hingegen stehen dank nicht-oumlkonomischer Waldnutzung dem Naturschutz temporaumlr zur Verfuumlgung oder werden je nach Management und naturschutzfachlicher Einschaumlt-zung einem Oumlkokonto zugeschrieben das als Kompensationsleistung fuumlr zu erwartende Eingriffe agiert Waumlhrend auf der einen Seite pro-aktiv Arten- und Oumlkosystemschutz ermoumlglicht wird profitiert Rheinkalk von einem beschleunigten Planungsprozess vermiedener Buumlrokratie und somit geringeren Kosten (wwwrheinkalkdepdfVerantwortung_Fuer_Mensch_und_Naturpdf Seite 24)

43WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

koumlnnen etwaige Kompensationsmaszlignahmen im Rahmen der Ein griffs -regelung vermieden werden Zudem koumlnnen Ergebnisse der teils obli-gatorischen Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung (UVP) der Strategischen

INFOBOX 28

Praxisbeispiel ZielkonflikteBiologische Vielfalt spielt in Steinbruumlchen Baggerseen und Kiesgruben eine wichtige Rolle Die Steine- und Erdenindustrie engagiert sich in zahlreichen Projekten zur Foumlrderung der biologischen Vielfalt Neben der Erarbeitung von Biodiversitaumltsindikatoren und einer Biodiversitaumlts-Datenbank zaumlhlen hierzu zahlreiche gemeinsame Projekte mit Umwelt-verbaumlnden

raquoLeider werden der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt in den Abbaustaumltten ausgerechnet durch das Naturschutzrecht selbst eingeschraumlnkt Wer zum Beispiel ein Laichgewaumlsser fuumlr die Gelbbauch-unke auf einem Rohbodenstandort anlegt oder eine Steilwand fuumlr die Uferschwalbe herrichtet der laumluft Gefahr dass die weitere Bewirt-schaftung der Flaumlchen deutlich eingeschraumlnkt wird Der statische An-satz im Naturschutzrecht verhindert damit leider vielerorts die Aus-schoumlpfung von Synergieeffekten von Gesteinsabbau und Naturschutz Die Steine- und Erdenindustrie jedenfalls ist zur Foumlrderung der biolo-gischen Vielfalt bereit und setzt sich auch weiterhin fuumlr praktikable Loumlsungen einlaquo (Diplom-Biologe Thomas Beiszligwenger Hauptgeschaumlfts-fuumlhrer Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

ABBILDUNG 22 (Foto Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

INFOBOX 29

Praxisbeispiel Management von LiegenschaftenFraport die Betreibergesellschaft des Frankfurter Flughafens formuliert in seiner unternehmenseigenen Biodiversitaumltsstrategie Grundsaumltze zur Biodiversitaumlt Darin wird festgehalten dass sich Flugbetrieb und der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt ndash uumlber gesetz liche Anforderungen wie zum Beispiel Eingriffsregelung hinaus ndash vereinbaren lassen So wird unter anderem auf dem Gelaumlnde des Flughafens ein For-schungsprojekt zum Bienen-Monitoring unterstuumltzt das wichtige Infor-mationen uumlber die Schadstoffsituation liefert Gleich zeitig werden im Rhein-Main-Gebiet gezielt Naturschutzvorhaben gefoumlrdert so zum Bei-spiel der Erhalt von raquoAltholzinselnlaquo im Kinzigtal oder die Pflege von Streuobstwiesen im Maintal (wwwfraportdecontentfraport-agdenachhaltigkeitumweltnatur--und-ressourcenschutz0html und verglei-che auch die dort bereitgestellten PDF-Dokumente)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 44

Legende Naumlhe zum Kerngeschaumlft Merkmalsauspraumlgung Geringer Bezug Mittel o Trifft zu x Mittlerer Bezug Stark + Starker Bezug Sehr stark + +

ABBILDUNG 23 Handlungsan-saumltze zur Integration von Biodiversi-taumlt in Unternehmen am Beispiel eines Industrie- und Konsumguumlter-unternehmens (Grafik PwC)

INFOBOX 30

Handlungsansaumltze zur Integration von Biodiversitaumlt in UnternehmenDie vorgestellten sechs Handlungsansaumltze werden hier systematisch zusammengefasst am Beispiel der Indus trie- und Konsumguumlterbranche dargestellt Diese Systematik kann allen Unternehmen als Pruumlfrahmen dienen ihr spezifisches Profil zur Beruumlcksichtigung von biologischer Viel-falt Oumlkosystemen und deren Leistungen (Naturkapital) zu entwickeln

Die Abbildung verdeutlicht die Wirkung der verschiedenen Handlungs-ansaumltze beispielhaft im Hinblick auf die vier Werttreiber Risiken senken Kosten reduzieren Maumlrkte und Kunden erschlieszligen und Reputation steigern

Waumlhrend die farbliche Hinterlegung die Naumlhe zum Kerngeschaumlft andeutet geben die Spalten auf der rechten Seite Informationen uumlber den Beitrag zum Schutz der biologischen Vielfalt sowie zur moumlglichen Umsetzungskomplexitaumlt wieder Es wird deutlich dass es durchaus ein-fache Maszlignahmen gibt die eine Wirkung zeigen

Werttreiber

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Integration von Biodiversitaumltsaspekten in hellip

Beitrag zum Schutz des Natur kapitals

Umsetzungsshy komplexitaumlt

x x x 1) Unternehmerischer Verantwortung (Corporate Responsibility) o + o

x x x 2) Berichterstattung (inkl umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung) o +

x x 3) Umweltmanagement inkl Liegenschafts-management o + +

x x 4) Maszlignahmen zur Steigerung der Ressourcen-effizienz + + + +

x x x 5) Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten-Management + + + +

x x 6) Investitions- und Planungsprozesse + o +

45WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Des Weiteren ist erkennbar dass die Integration von Biodiversitaumlt in Aus-wahl- und Entscheidungsprozesse vor allem im Bereich Ressourceneffi-zienz Lieferketten-Management und Investitions- und Planungsprozesse zu Win-win-Situationen fuumlhren kann Dabei sollte bei der Auswahl der Ansaumltze und Methoden aber immer das Kerngeschaumlft des Unterneh-mens im Vordergrund stehen ndash hier kann ein erster Check die weitere Schwerpunktsetzung unterstuumltzen Auch die Integration ins klassische Umweltmanagement stellt einen Schritt zur Beruumlcksichtigung von Bio-diversitaumlt dar ndash und zwar verbunden mit einem maumlszligigen Aufwand

Umweltpruumlfung (SUP) und der FFH Vertraumlglichkeitspruumlfung (FFH VP) guumlnstiger ausfallen Auflagen der Nachbesserung reduziert dadurch Kosten eingespart und ein reibungsloser Planungs- und Bauprozess beguumlnstigt werden

Abschlieszligend gilt es die Integration von Biodiversitaumlt auch in flankie-renden operationellen Einheiten voranzutreiben Dies betrifft beson-ders Forschung und Entwicklung sowie Kommunikation Dabei sollen die Themen erfolgreich sowohl nach innen als auch nach auszligen also zu Kunden Lieferanten und anderen Interessengruppen kommuni-ziert und in eine entsprechende Berichterstattung integriert werden

AUSBLICK5

WIR KOumlNNEN DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER WIRTSCHAFT NUR ERHALTEN WENN WIR DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER NATUR ERHALTEN DAFUumlR IST EINE VIELFALT AN LEBENSshy RAumlUMEN UND ARTEN VON ENTSCHEIDENDER BEDEUTUNG DEREN SCHUTZ MUSS DESHALB VIEL STAumlRKER IN DEN WERTSCHOumlPFUNGSPROZESSEN BERUumlCKSICHTIGT WERDEN

ALEXANDER BARTELT ABTEILUNGS-

LEITER KLIMASCHUTZ UND NACHHAL -

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VORSTANDSVORSITZENDER raquoBIODIVER-

SITY IN GOOD COMPANYlaquo- INITIATIVE

Es ist an der Zeit die Aspekte von Naturkapital in das unterneh-merische Handeln zu integrieren Nutzen Sie die vielfaumlltigen Ansatz-punkte die im Rahmen der Broschuumlre aufgezeigt wurden und beginnen Sie Ihre unternehmerischen Aktivitaumlten zu erweitern In Deutsch-land gibt es viele Initiativen und Ansaumltze die einen Einstieg in die The-men Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungen erleich tern Nutzen Sie diese Initiativen fuumlr einen Austausch mit anderen Unter-nehmen und uumlber die dort bereits gemachten Erfahrungen (siehe dazu auch Kapitel 6)

Die Initiative raquoBiodiversity in Good Companylaquo ist ein Zusammen-schluss von Unternehmen die gemeinsam fuumlr den Schutz der

biologischen Vielfalt eintreten Der branchenuumlbergreifenden Initiative gehoumlren kleine mittlere und groszlige Unternehmen an Die Mitglieder der raquoBiodiversity in Good Companylaquo-Initiative unterstuumlt-zen das freiwillige Engagement der Wirtschaft fuumlr den Schutz der biologischen Vielfalt Sie arbeiten an Innovationen und Investitio-nen damit naturvertraumlgliche Technologien Produkte und Dienst-leistungen verstaumlrkt ihren Weg in die Maumlrkte finden Die Initiative

47AUSBLICK

traumlgt dazu bei den Privatsektor in die Verwirklichung der Ziele der Konvention uumlber die biologische Vielfalt und der Nationalen

Strategie zur biologischen Vielfalt staumlrker einzubinden

Auch im Rahmen von econsense ndash einem Zusammenschluss fuumlhren-der global agierender Unternehmen und Organisationen der deut-schen Wirtschaft zu den Themen nachhaltige Entwicklung und Cor-porate Social Responsibility (CSR) ndash wird der Themenbereich im Rahmen der Arbeitsgruppe raquoBiodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungenlaquo begleitet Die Mitgliedsunternehmen setzten sich intensiv mit dem Erhalt und der Entwicklung der biologischen Vielfalt auseinander und nutzen econsense als Plattform zum Austausch und zur Diskus-sion von praktischen Managementinstrumenten

Engagieren Sie sich im Projekt raquoUnternehmen Biologische Vielfalt 2020laquo einer Dialog- und Aktionsplattform des Bundesumweltminis-teriums gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der deutschen Wirtschaft und von Naturschutzverbaumlnden die einen fortlaufenden Austausch erlaubt und konkrete Aktivitaumlten zur Umsetzung der Nati-onalen Strategie zur biologischen Vielfalt auf den Weg bringt Folgende Themenfelder stehen dabei im Fokus Informationen zur biologischen Vielfalt fuumlr Unternehmen Biologische Vielfalt im betrieblichen Umweltmanagement Biologische Vielfalt und Naturschutzrecht Kommunikation von Unternehmen nach auszligen Finanzierung von Naturschutzprojekten Maumlrkte Chancen erkennen und entwickeln Netzwerkbildung

Die kuumlnftige Leistungsfaumlhigkeit der Wirtschaft wird von der Leis-tungsfaumlhigkeit des Naturkapitals abhaumlngen Der Erhalt der Leistungs-faumlhigkeit unseres Naturkapitals erfordert die gebuumlndelten Kraumlfte von Unternehmen Politik und Gesellschaft raquoNatur kapital Deutschland ndash TEEB DElaquo zeigt dass sich dies auch wirtschaftlich lohnt Lassen Sie uns diese Chance gemeinsam wahrnehmen

ABBILDUNG 24 (Foto morrbyte Fotoliacom)

6 WEITERFUumlHRENDE INFORMATIONEN

PROJEKT raquoNATURKAPITAL DEUTSCHLAND ndash TEEB DElaquoDiese Broschuumlre ist Teil des Projekts raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo in dessen Rahmen bis zum Jahr 2015 folgende vier Berichte erscheinen (Arbeitstitel) raquoKlimapolitik und Naturkapital Synergien und Konfliktelaquo raquoOumlkosystemleistungen und Entwicklung laumlndlicher Raumlumelaquo raquoNaturleistungen in der Stadt Gesundheit schuumltzen und

Lebensqualitaumlt erhoumlhenlaquo raquoNaturkapital Deutschland Neue Handlungsoptionen

ergreifen ndash eine Syntheselaquo

Bereits erschienen ist die Broschuumlre raquoDer Wert der Natur fuumlr Wirt-schaft und Gesellschaft ndash Eine Einfuumlhrunglaquo wwwnaturkapital-teebde

Soweit Praxisbeispiele und Statements nicht gesondert gekennzeich-net wurden sind diese speziell fuumlr raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo erstellt worden

Leitfaumlden Handlungsmoumlglichkeiten fuumlr Unternehmen BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012)Biodiversitaumlt im unterneh-

merischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Umfangrei-che aber dennoch leicht zu erfassende und praxisnahe Broschuumlre zu Maszlignahmen rund um den betrieblichen Biodiversitaumltsschutz Mit zahl-reichen Umsetzungstipps und Hinweisen auf weiterfuumlhrende Lite ra-tur und Webseiten

49WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

www2leuphanadeumanagementcsmcontentnamadownloads download_publikationenBestaendig20Wuczkowski_Biodiversitaet 20im20unternehmerischen20Nachhaltigkeitsmanagement_neupdf

HOUDET J (HRSG) (2008 UumlBERARBEITET 2010) Integrating bio-diversity into business strategies The Biodiversity Accountability Framework Sehr umfangreiche Publikation (knapp 400 Seiten) uumlber Bio di versitaumlt und Unternehmen beginnend bei den Grundlagen 23 In dikatoren (Business and Biodiversity Independence Indicators) sind Grundlage fuumlr die Bewertung der Biodiversitaumltsleistung von Unter-nehmen Mit zahlreichen Beispielen Regionaler Fokus Frankreichwwworeeorg_scriptntsp-document-file_downloadphp document_id=1063ampdocument_file_id=1070

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement ndash Ein Leitfaden fuumlr die betriebliche Praxis Umsetzungsorientiertes Handbuch zur Einbindung von Biodiversi-

taumlt in das bestehende (Umwelt)-Management inklusive zahlreicher Vorschlaumlge fuumlr Maszlignahmen und Instrumente sowie Zuordnung zu Handlungsfeldern und Funktionsbereichen httpwwwbmudeN46143

TEEB (2012) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Busi-ness and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York Bericht fuumlr Unternehmen der internationalen TEEB-Studie Ins-pirierende teils generische Heranfuumlhrung an die Bedeutung von Bio-diversitaumlt an Unternehmen mit Beispielen aus aller Welt Excutive summary unter wwwteebweborg

UN GLOBAL COMPACT AND IUCN (2012) A Framework for Corpo rate Action on Biodiversity and Ecosystem Services Uumlberblicksbro schuumlre zu Biodiversitaumlt und Unternehmen Adressierte Themen Treiber Risi-ken amp Chancen Corporate Governance Management (inkl Vermei-dungs-Hierarchie) Stakeholder-Engagement und Berichter stattungwwwunglobalcompactorgdocsissues_docEnvironmentBES_Frameworkpdf

WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD) (2011) Handbuch zur unternehmerischen Bewertung von Oumlkosystemdienstleistungen (CEV) Ein Rahmenwerk zur Erleichterung unternehmerischer Entscheidungsfindung Generisches Hand buch fuumlr die Durchfuumlhrung einer unternehmensinternen Bewertung von Biodiversitaumlt (breites Werteverstaumlndnis) mit Handreichungen zu vor-gelagerten Abwaumlgungen wwweconsensedesitesallfilesWBCSD_Handbuch_CEVpdf

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 50

WORLD RESOURCE INSTITUTE (WRI) (2012) Corporate Ecosystem Services Review ndash Version 20 Handbuch zur systematischen Erfas-sung von biodiversitaumltsbezogenen Risiko- und Handlungsfeldern Schrittweises Vorgehen inkl Vorschlaumlgen fuumlr die Erfassung und Doku-mentation des Prozesses wwwwriorgpublicationcorporate-ecosystem-services-review

Allgemein Oumlkosysteme Biodiversitaumlt und Wirtschaft JESSEL B TSCHIMPKE O UND WALSER M (2009) Produktivkraft

Natur Hamburg Praumlgnante Beispiele fuumlr die Quantifizierung von wirtschaftlich relevanten Nutzungen der Natur in Arbeitsplaumltzen Umsaumltzen oder vermiedenen Kostenwwwnaturkapital-teebdefileadminDownloadsProduktivkraft Naturpdf

MILLENNIUM ECOSYSTEM ASSESSMENT (2005) Ecosystems and Human Well-Being ndash Synthesis Synthese der mehr als 1000 Seiten fassenden wissenschaftlichen Studie uumlber die oumlkologischen und gesell-schaftlichen Zusammenhaumlnge sowie Zustand und Trends des Verlus-tes der biologischen Vielfalt und die Bedeutung der Oumlkosystemleis-tungen fuumlr den Menschenwwwmaweborgdocumentsdocument356aspxpdf

TEEB (2010) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integ-rieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz (Hrsg) Bonn Zusam-menfassung der Ergebnisse der internationalen TEEB Studie Synthese der Berichte fuumlr internationale Politiker lokale und regionale Ent-scheider sowie Unternehmen wwwteebweborg

Kartenmaterial Frageboumlgen und Tools PROTECTEDPLANETNET Weltweite kartengestuumltzte Darstellung von

Schutzgebieten basierend auf den Daten der World Database of Pro-tected Areas (WDPA) und der Weltnaturschutzorganisation (IUCN) wwwprotectedplanetnet

BFNshySCHUTZGEBIETSKARTE Interaktive Karte des Bundesamtes fuumlr Naturschutz mit allen deutschen Schutzgebieten wwwgeodienstebfndeschutzgebiete

CHECKLISTEN DER DEUTSCHEN BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIAshyTIVE Fragenkatalog zur Erstellung einer Selbsteinschaumltzung bezuumlg-lich potenzieller Risiken hinsichtlich Biodiversitaumlt und Oumlkosystem-leistungen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

51WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

INTEGRATED BIODIVERSITY ASSESSMENT TOOL (IBAT) Kostenpflich-tige Anwendung zur Bewertung standortbezogener Biodiversitaumlts-risiken (Fokus Schutzgebiete und Biodiversity Hot Spots) GIS-(Karten)- basiert wwwibatforbusinessorg

Fallbeispiele und Publikationssammlung WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD)

(2012) Biodiversity and ecosystem services ndash scaling up business solutions Company case studies that help achieve global biodiversity targetswwwwbcsdorgPagesEDocumentEDocumentDetailsaspxID=14923ampNoSearchContextKey=true

UNITED NATIONS ENVIRONMENT PROGRAM FINANCE INITIATIVE (UNEP FI) Publikationen zu biodiversitaumltsbezogenen Chancen Risiken und Handlungsoptionen der Finanzbranche wwwunepfiorgpublicationsbiodiversityindexhtml

CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (CBD) BUSINESS PROGRAMM Fallstudien und Publikationen zu Beruumlhrungspunkten und Leuchtturm-projekten zum Erhalt der biologischen Vielfalt wwwcbdintenbusiness

ECOSYSTEM MARKETPLACE Nachrichtenportal von Forest Trends rund um Biodiversitaumlts- Wasser- und CO2-Maumlrkte wwwecosystemmarketplacecom

Strategien auf politischer Ebene NATIONALE STRATEGIE ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT (2007) Deutsch-

lands Strategie zur Umsetzung der Konvention uumlber die biolo gische Vielfalt wwwbmudeN40333

INFORMATIONSPORTAL DES BUNDESAMTES FUumlR NATURSCHUTZ ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT Mit Nachrichten Informationen Veranstal-tungshinweisen und weiterfuumlhrenden Materialien wwwbiologische-vielfaltde

EUshyBIODIVERSITAumlTSSTRATEGIE FUumlR 2020 Diese EU-Strategie enthaumllt Ziele zum Erhalt von Biodiversitaumlt sowie von Oumlkosystemen und deren Leistungen (raquoNaturkapitallaquo) bis 2020httpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversitycomm20062020htm

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 52

GLOBALE BIODIVERSITAumlTSZIELE Der raquoStrategische Plan 2011 ndash 2020laquo des Internationalen Uumlbereinkommens zur biologischen Vielfalt (CBD) enthaumllt auch Ziele zu Oumlkosystemen und deren Leistungen sowie zum Wert der biologischen VielfaltwwwcbdintdocdecisionsCOP-10cop-10-dec-02-enpdf

Initiativen DEUTSCHE BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIATIVE ndash raquoBIODIVERSITY

IN GOOD COMPANYlaquoshy INITIATIVE Zusammenschluss vor allem deut-scher Unternehmen mit dem Ziel die Integration von Biodiversitaumlt in unternehmerische Entscheidungen voranzutreiben wwwbusiness-and-biodiversityde

EUROPAumlISCHE raquoBUSINESS AND BIODIVERSITY CAMPAIGNlaquo Europa-weite Plattform fuumlr Unternehmen mit dem Ziel Ansaumltze fuumlr ein Biodi-versitaumltsmanagement zu entwickeln und umzusetzen wwwbusiness-biodiversityeu

NATURAL CAPITAL DECLARATION Erklaumlrung einzelner Akteure des Finanzsektors Naturkapital in Finanzprodukten und -dienstleistungen zu beruumlcksichtigen wwwnaturalcapitaldeclarationorg

TEEB FOR BUSINESS COALITION Initiative zur Vereinheitlichung der Bilanzierung von Naturkapital im Unternehmen httpteebforbusinessorg

GLOSSAR 53

GLOSSAR

ARTENVIELFALTDiversitaumlt (Vielfalt) biologischer Arten in einem Lebensraum Artenviel-falt ist neben genetischer Vielfalt und Diversitaumlt der Oumlkosysteme ein Teil-aspekt der biologischen Vielfalt

BASISLEISTUNGENGrundlegende Leistungen der Oumlkosysteme wie zum Beispiel Photosyn-these oder Stickstoffbindung von Knoumlllchenbakterien welche die Voraus-setzung fuumlr alle anderen Leistungen der Oumlkosysteme sind

BIODIVERSITAumlT Biologische Vielfalt

BIOLOGISCHE VIELFALT Die Vielfalt des Lebens auf unserer Erde (oder Biodiversitaumlt) ist die Varia-bilitaumlt lebender Organismen und der von ihnen gebildeten oumlkologischen Komplexe Sie umfasst drei Ebenen 1) die Vielfalt an Oumlkosystemen bezie-hungsweise Lebensgemeinschaften Lebensraumlumen und Landschaften 2) die Artenvielfalt und 3) die genetische Vielfalt innerhalb der verschie-denen Arten

EINGRIFFSREGELUNG Instrument des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatschG sectsect 13 ff) das die Bewaumlltigung von Eingriffen in Natur und Landschaft regelt (Vermeidung und Kompensation)

EMAS Betriebliches Umweltmanagementsystem (Eco Management and Audit Scheme) nach der Verordnung (EG) Nr 12212009 uumlber die freiwillige Teil-nahme von Organisationen an einem Gemeinschaftssystem fuumlr Umwelt-management und Umweltbetriebspruumlfung (ABl EG L 342 v 22122009 S 1) Schwerpunkte sind die kontinuierliche Verbesserung der Umwelt-leistung die Umwelterklaumlrung und Umweltrechtskonformitaumlt

GEBIETSFREMDE ARTENAuch invasive Arten oder Neobiota Tier- und Pflanzenarten die durch Einfuhr (beabsichtigt) oder Einschleppung (unbeabsichtigt) in einem fuumlr sie nicht natuumlrlichen Lebensraum leben Einige gebietsfremde Arten ver-breiten sich aufgrund mangelnder Feinde physiologischer Eigenschaften (Wachstumsgeschwindigkeit Wasserbedarf) oder aumlhnlich invasiv und verdraumlngen einheimische Arten In einigen Faumlllen entstehen durch sie erheb liche Nachteile fuumlr Mensch (Gesundheitsbeeintraumlchtigungen wie zum Beispiel Allergien) und Oumlkosysteme (Degradation)

INWERTSETZUNGBuumlndel von Maszlignahmen um den Nutzen von Biodiversitaumlt und Oumlkosys-temleistungen fuumlr die Gesellschaft relevant und erfahrbar werden zu las-sen Dies geschieht durch (oumlkonomische) Bewertung und oder Integra-tion in Marktentscheidungen ndash zum Beispiel in Form von naturorientierten Angeboten Anreizen oder der Schaffung von Maumlrkten fuumlr Biodiversitaumlt ndash sowie in gesellschaftliche und private Entscheidungen

54 DIEUNTERNEHMENSPERSPEKTIVEndashNEUEHERAUSFORDERUNGEN

ISO 14001 Betriebliches Umweltmanagementsystem nach DIN EN ISO 140012004 + AC 2009 (Ausgabe 112009) Schwerpunkt liegt in der Verbesserung des Umweltmanagementsystems

KONVENTION UumlBER DIE BIOLOGISCHE VIELFALT (ENGL CONVENTION ON BIO LOGICAL DIVERSITY ndash CBD)

Uumlbereinkunft von 168 Staaten (Unterzeichner Stand 12122012) uumlber die biologische Vielfalt Darin werden der Verlust der biologischen Vielfalt als Herausforderung anerkannt und Ziele zu ihrer Erhaltung formuliert Diese sind 1) Schutz der biologischen Vielfalt 2) Nachhaltige Nutzung ihrer Bestandteile und 3) Zugangsregelung und gerechter Ausgleich von Vor-teilen welche aus der Nutzung genetischer Ressourcen entstehen

KULTURELLE OumlKOSYSTEMshy LEISTUNGEN

Leistungen von Oumlkosystemen mit Wirkung und Bedeutung fuumlr Erholung aumlsthetisches Empfinden spirituelle Erfahrungen soziale Funktionen kul-turelle Identitaumlt Heimatgefuumlhl Wissen und Erkenntnis

MONETARISISERUNG Beimesssung eines Wertes in Geldeinheiten Die Umweltoumlkonomie hat dazu mehrere Verfahren der Monetarisierung entwickelt

NATURKAPITAL Oumlkonomischer Begriff fuumlr den begrenzten Vorrat an physischen und bio-logischen Ressourcen der Erde und die begrenzte Bereitstellung von Guumltern und Leistungen durch Oumlkosysteme

OumlKOSYSTEM Bezeichnet die Bestandteile eines abgegrenzten Naturraumes (zum Beispiel niedersaumlchsisches Wattenmeer) oder eines bestimmten Natur-raumtyps (zum Beispiel naumlhrstoffarmes Flieszliggewaumlsser) und deren Wech-selwirkungen Der Begriff kann sich auf verschiedene raumlumliche Ebenen (lokal regional) beziehen und umfasst sowohl (halb-)natuumlrliche (zum Bei-spiel ungestoumlrte Hochmoore) und naturnahe (zum Beispiel Kalkmager-rasen) als auch vom Menschen gepraumlgte Oumlkosysteme (zum Beispiel Agrar oumlkosysteme)

OumlKOSYSTEMFUNKTIONEN Umfassen alle physikalischen chemischen und biologischen Prozesse und Wechselwirkungen die in verschiedenen Oumlkosystemen stattfinden

OumlKOSYSTEMLEISTUNGEN Bezeichnen direkte und indirekte Beitraumlge von Oumlkosystemen zum mensch-lichen Wohlergehen das heiszligt Leistungen und Guumlter die dem Menschen einen direkten oder indirekten wirtschaftlichen materiellen gesundheit-lichen oder psychischen Nutzen bringen In Abgrenzung zum Begriff Oumlko-systemfunktion entsteht der Begriff Oumlkosystemleistung aus einer anth-ropozentrischen Perspektive und ist an einen Nutzen des Oumlkosystems fuumlr den Menschen gebunden Der Begriff ist identisch mit den haumlufig verwen-deten Begriffen raquoOumlkosystemdienstleistunglaquo und raquooumlkosystemare Guumlter und Leistungenlaquo und entspricht dem englischen Begriff der raquoecosystem serviceslaquo

55

REGULIERUNGSLEISTUNGENFunktionen von Oumlkosystemen die auf (andere) Elemente und Prozesse von Oumlkosystemen einwirken die (direkten) Nutzen fuumlr den Menschen haben zum Beispiel die Filterwirkung von Bodenschichten auf die Grund-wasserqualitaumlt oder der Beitrag einer Hecke zur Verringerung der Boden-erosion

GLOSSAR

RESILIENZ (VON OumlKOSYSTEMEN)

Resilienz ist die Faumlhigkeit eines Oumlkosystems trotz aumluszligerer Stoumlrungen seine Funktionen und damit seine Oumlkosystemleistungen aufrecht zu erhalten Es wird davon ausgegangen dass die Resilienz stark mit der in dem Oumlko-system vorherrschenden biologischen Vielfalt korreliert

TEEBThe Economics of Ecosystems and Biodiversity Die internationale TEEB-Studie wurde von Deutschland im Rahmen seiner G8-Praumlsidentschaft im Jahr 2007 gemeinsam mit der EU-Kommission initiiert und mithilfe zahlreicher weiterer Institutionen unter der Schirmherrschaft des Um-weltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) durchgefuumlhrt Ziel der TEEB-Studie war es den oumlkonomischen Wert der Leistungen der Natur ein zuschaumltzen die wirtschaftlichen Auswirkungen der Schaumldigung von Oumlkosystemen zu erfassen und ausgehend davon die Kosten eines Nicht-Handelns zu beziffern Leiter der Studie war der indische Oumlkonom Pavan Sukhdev Im Rahmen der Studie wurden verschiedene Berichte veroumlffent-licht Derzeit wird unter Leitung von UNEP ein Nachfolgeprozess organi-siert um die Durchfuumlhrung von nationalen regionalen lokalen und sek-toralen Studien zum Thema anzuregen und zu foumlrdern

VERSORGUNGSLEISTUNGENBezeichnen meist marktfaumlhige Guumlter die von oder mithilfe von Oumlkosyste-men produziert werden (zum Beispiel Nahrung Frischwasser Feuer- und Bauholz) Teilweise ist ein erheblicher Beitrag von (Human-)Kapital und Arbeit notwendig um diese Guumlter zu erstellen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 56

QUELLEN

BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012) Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Centre for Sustainability Management Luumlneburg

BORN W u a (2012) Gesundheitskosten der Beifuszlig-Ambrosie in Deutschland In Umweltmedizin in Forschung und Praxis 17 (2) S 71 ndash 80

DER BUND (2009) Invasive Muscheln verstopfen Leitungen Von Fabio Bergamin Onlineausgabe Zuletzt aktualisiert am 31072009 httpwwwderbundchzeitungenwissenInvasive-Muscheln-verstopfen-Leitungenstory29662360

DEUTSCHER IMKERBUND EV Internetauftritt des Deutschen Imkerbund e V vom 12122012 httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpbienen-und- bestaeubungsleistung und httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpzahlen-die-zaehlen

EUROPAumlISCHE KOMMISSION (2009) Fact Sheet Gebietsfremde invasive Arten httpeceuropaeuenvironmentpubspdffactsheetsInvasive20Alien20SpeciesInvasive_Alien_DEpdf

FAO ndash FOOD AND AGRICULTURE ORGANIZATION OF THE UNITED NATIONS (2010) Global Forest Resource Assessment 2010wwwfaoorgforestryfrafra2010en

GARCIacuteAshyTORRES L u a (2001) Conservation agriculture in Europe Current status and perspectives In Garcia-Torres L Benites J and Martiacutenez-Vilela A (Hrsg) Conservation Agriculture A World-wide Challenge 1st World Congress on Conservation Agriculture Madrid 1 ndash 5 October 2001 Vol I Keynote Contributions XUL Cordoba Spain S 79 ndash 83

IAASTD ndash INTERNATIONAL ASSESSMENT OF AGRICULTURAL KNOWLEDGE SCIENCE AND TECHNOLOGY FOR DEVELOPMENT (2008) Global ReportwwwagassessmentorgreportsIAASTDENAgriculture20at20a20Crossroads_Global20Report20(English)pdf

KREIBICH H MUumlLLER M (2005) Private Vorsorgemaszlignahmen koumlnnen Hochwasserschaumlden reduzieren Schadensprisma Heft 1 2005 httpwwwschadenprismadepdfsp_2005_1_1pdf

57QUELLEN

LENZEN M u a (2012) International trade drives biodiversity threats in developing nations Nature 486109 ndash 112 Doi101038nature11145

PWC ndash PRICEWATERHOUSECOOPERS (2012) PwC Rio+20 Sustain ability pulse poll How do the public and CEO opinions differ on Rio+20 issues

REWE GROUP (2010) Pressemitteilung raquoBodensee-Obstbauern engagieren sich fuumlr Biodiversitaumltlaquo wwwrewe-groupcompressepressemeldungenpressemeldung-detail articlebodensee-obstbauern-engagieren-sich-fuer-biodiversitaet

SCBD ndash SECRETARIAT OF THE CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (2009) business2010 A magazine on business amp bio- diversity June 2009 Volume 4 ndash Issue 1 httpwwwcbdintdocnewslettersnews-biz-2009-06-enpdf

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement Ein Leitfaden fuumlr die betrieb-liche Praxis BerlinwwwbmudeN46143

STATISCHES BUNDESAMT (2012) Nachhaltige Entwicklung in Deutschland Indikatorenbericht 2012 wwwdestatisdeDEPublikationenThematischUmwelt oekonomischeGesamtrechnungenUmweltindikatorenIndikatoren PDF_0230001pdf__blob=publicationFile

STERN N (2007) The Economics of Climate Change The Stern Review Cambridge

TEEB (2009) The Economics of Ecosystems and Biodiversity TEEB for National and International Policy Makers Summary Responding to the Value of Naturewwwteebweborg

TEEB (2010A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity Ecological and Economic Foundations Edited by Pushpam Kumar London and Washington

TEEB (2010B) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integrieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz Bonn

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 58

TEEB (2011) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in National and International Policy Making Edited by Patrick ten Brink London and Washington

TEEB (2012A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Local and Regional Policy and Management Edited by Heidi Wittmer and Haripriya Gundimeda Abingdon and New York

TEEB (2012B) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Business and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York

TEN BRINK P BRAAT L (HRSG) (2008) The Cost of Policy Inaction The case of not meeting the 2010 biodiversity targethttpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversityeconomicspdfcopizip

UNESCAP ndash UNITED NATIONS ECONOMIC AND SOCIAL COMMISSION FOR ASIA AND THE PACIFIC (1999) Keynote Statement of Mr Cengiz Ertuna (UNESCAP) at IDNDR-ESCAP Regional Meeting for Asia Risk Reduction amp Society in the 21st Century Bangkok 23 ndash26 February 1999 httpwwwunescaporgenrdwater_mineraldisasterertuna01htm

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012) Water valuation ndash Building the business case Geneva and Washington

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012A) Changing Pace ndash Public policy options to scale and accelerate business action towards Vision 2050 Geneva and Washington

WRI ndash WORLD RESOURCE INSTITUTE (2012) The Corporate Ecosys-tem Services Review - Guidelines for Identifying Business Risks and Opportunities Arising from Ecosystem Change Version 20 Washington

ZEITZ J PUMA Pressemitteilung vom 16112011 httpaboutpumacompuma-completes-first-environmental-profit-and-loss-account-which-values-impacts-at-e-145-million

  • Die Unternehmensperspektive
  • Impressum
  • Inhaltsverzeichnis
  • Vorworte
  • Biodiversitaumlt und Oumlkoshysystemleistungen ndash Erweiterung der unternehmerischen Sicht
  • Warum die Wirtschaft gefragt ist ndash Treiber Chancen und Risiken
  • Entwicklungen und Trends ndash was auf Unternehmen zukommt
  • Wie Unternehmen taumltig werden koumlnnen
  • Ausblick
  • Weiterfuumlhrende Informationen
  • QUELLEN

WIE UNTERNEHMEN TAumlTIG WERDEN KOumlNNEN4

DIE ERGEBNISSE DER OumlKOLOGISCHEN GEWINNshy UND VERLUSTRECHNUNG VON PUMA BELEGEN DASS DIE DERZEITIGEN GESCHAumlFTSPRAKTIKEN VON UNTER NEHMEN DRINGEND EINES PARADIGMEN WECHSELS BEDUumlRFEN

JOCHEN ZEITZ EHEMALIGER CEO UND

VERWALTUNGSRATSVORSITZENDER

DER PUMA SE VERWALTUNGSRATS -

MITGLIED PPR

Je nach Unternehmen ist die Herangehensweise und Auseinanderset-zung mit dem Thema Naturkapital sehr unterschiedlich Dieses Kapitel gibt konkrete Ansaumltze und Beispiele wie ein Einstieg und geziel-tes Handeln angegangen werden koumlnnen

TOOLS UND LEITFAumlDEN FUumlR DEN EINSTIEGUm eine moumlglichst praumlzise und damit steuerbare Integration ins unternehmerische Management zu erreichen ist die Entwicklung von Zielen und Maszlignahmen noumltig Ein erster Biodiversitaumlts-Check hilft dabei bereits bestehende Maszlignahmen und Kennzahlen zu identifi-zieren Dabei sollten saumlmtliche unternehmerische Taumltigkeitsfelder von der Strategie und dem Personalwesen uumlber Liegenschaften und Einkauf bis hin zu Produktion und Entsorgung beleuchtet werden Die dann vorliegenden Ergebnisse koumlnnen Startpunkt vertiefender Maszlignahmen sein zum Beispiel erste Ziele oder Analysen eine Aus-dehnung auf andere Geschaumlftsbereiche oder die Entwicklung von Management- und Berichterstattungsstrukturen

Leitfaumlden und Handbuumlcher geben Hilfestellung bei der Integration von biologischer Vielfalt in Unternehmenspro zesse und koumlnnen zu-

gleich Inspiration und Unterstuumltzung fuumlr weitere Planungsprozesse

35WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

sein Durch die Handlungsempfehlungen koumlnnen auf leichte Weise Elemente einbezogen werden die beispielsweise die biologische Vielfalt auf dem Firmengelaumlnde foumlrdern ndash wie Bienenkaumlsten und bewachsene Hauswaumlnde Weitere konkrete Handlungsempfehlungen finden sich unter anderem in dem Bericht raquo Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagementlaquo (Bestaumlndig und Wuczkowski 2012)

BESTEHENDE ANSAumlTZE NUTZEN UND ERWEITERNFolgende Ansaumltze aus dem Unternehmensbereich sind auch zur Inte-gration von Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt gut ge eignet Unternehmerische Verantwortung (Corporate Responsibility)

Berichterstattung (inklusive umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung)

Umweltmanagement Ressourceneffizienz Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten-Management

Investitions- und Planungsprozesse

Unternehmerische Verantwortung (Corporate Responsibility)Viele Aktivitaumlten zum Biodiversitaumlts- und Oumlkosystemleistungs - schutz sind losgeloumlst vom Kerngeschaumlft und unter gesellschaftlichem Enga ge ment und unternehmerischer Verantwortung (Corporate

INFOBOX 20

Biodiversitaumlts-Checks fuumlr UnternehmenBislang werden zwei in deutscher Sprache verfuumlgbare Biodiversitaumlts-Screenings fuumlr Unternehmen haumlufig angewendet Die branchenuumlbergreifenden Checklisten der deutschen raquoBiodiversity

in Good Companylaquo-Initiative basieren auf dem raquoHandbuch Biodiver-sitaumltsmanagementlaquo (Schaltegger u a 2010) und ermoumlglichen eine Selbstevaluation zum aktuellen Stand des unternehmerischen Biodi-versitaumltsmanagements Weitere Informationen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

Der vom Global Nature Fund BAUM e V dokeo und PwC entwi-ckelte Biodiversitaumlts-Check fuumlr Unternehmen vereint Expertise aus Biologie Oumlkologie und Management Er bietet einen ersten auf das Unternehmen zugeschnittenen Uumlberblick uumlber die Reife des Biodiver-sitaumltsmanagements und gibt Empfehlungen fuumlr das weitere Vorge-hen Weitere Informationen wwwbusiness-biodiversityeudefaultaspLang=DEUampMenue=128

ABBILDUNG 17(Foto Andrzej Tokarski fotoliacom)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 36

Respon si bi lity) einzuordnen Vor allem Unternehmenswerte und -philo-sophien koumlnnen Anknuumlpfungspunkte raquovon obenlaquo bieten und zu einer weitergefassten Strategieentwicklung fuumlhren

ABBILDUNG 18(Foto Susanne Georgi)

INFOBOX 21

Praxisbeispiel Pilotprojekt fuumlr Branchenstandards Die oekom GmbH der groumlszligte deutsche Fachverlag fuumlr Oumlkologie und Nachhaltigkeit veroumlffentlicht Sach- und Fachbuumlcher mit Bezug zur bio-logischen Vielfalt und dem Erhalt der Oumlkosysteme Fuumlr seine Publi-kationen verwendet er ausschlieszliglich Recycling- und FSC-zertifiziertes Papier Zudem hat der Verlag das Projekt raquoNachhaltig Publizierenlaquo initi-iert das vom Bundesumweltministerium gefoumlrdert wird In Kooperation mit zwei wissenschaftlichen Instituten und der Frankfurter Buchmesse wurden praxisnahe Kriterien fuumlr die nachhaltige Bucherstellung entwi-ckelt Mit dem Projekt praumlsentiert sich oekom oumlffentlichkeitswirksam als Vorreiter und sensibilisiert die Verlagsbranche fuumlr einen nachhalti-gen Umgang mit der Ressource Papier

37

Gleichzeitig bietet die Kommunikation und Interaktion mit Kunden und Mitarbeitern Moumlglichkeiten fuumlr eine Integration sozusagen als Impulsgeber raquovon untenlaquo Freiwilligenarbeit gemeinsame Baum-pflanzaktionen oder Spenden fuumlr Naturschutzeinrichtungen tragen zum Schutz und zur Wertschaumltzung des Naturkapitals bei Mit Blick auf ihre Mitarbeiter profitieren Unternehmen zudem vom Wohlbe-finden am Arbeitsort erhoumlhter Kommunikationsbereitschaft und staumlrkerer Bindung und Loyalitaumlt gegenuumlber dem Arbeitgeber

Berichterstattung (inklusive umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung)Die in Deutschland und weltweit gebraumluchlichste Richtlinie zur Bericht-erstattung von Nachhaltigkeitsaspekten ndash die Global Reporting Initia-tive (GRI) ndash sieht eine Offenlegung von bis zu fuumlnf biodiversitaumltsbe-zogenen Indikatoren vor Diese waren bislang von eher qualitativer

WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

ABBILDUNG 20 Umweltindika-toren der Global Reporting Initiative Die fuumlnf relevanten Umweltindi - ka toren der Berichterstattungsricht-linie der Global Reporting Initiative (GRI) in der Version 31 Biodiver-sitaumlts bezogene Umweltindikatoren werden mit EN fuumlr Umwelt abgekuumlrzt und beinhalten EN 11 bis EN 15

Kernindikatoren Zusaumltzliche Indikatoren

EN11

Ort und Groumlszlige von Grundstuumlcken in Schutzge-bieten oder angrenzend an Schutzgebiete Ort und Groumlszlige von Grundstuumlcken in Gebieten mit hohem Biodiversitaumltswert auszligerhalb von Schutz-gebieten oder daran angrenzend Zu beruumlcksich-tigen sind Grundstuumlcke die im Eigentum der berichtenden Organisation stehen oder von die-ser gepachtet oder verwaltet werden

EN13 Geschuumltzte oder wiederhergestellte natuumlrliche Lebensraumlume

EN14Strategien laufende Maszlignahmen und Zu-kunftsplaumlne fuumlr das Management der Auswir-kungen auf die Biodiversitaumlt

EN12

Beschreibung der wesentlichen Auswirkungen von Aktivitaumlten Produkten und Dienstleistungen auf die Biodiversitaumlt in Schutzgebieten und in Gebieten mit hohem Biodiversitaumltswert auszliger-halb von Schutzgebieten

EN15

Anzahl der Arten auf der Roten Liste der IUCN und auf nationalen Listen die ihren natuumlrlichen Lebensraum in Gebieten haben die von der Geschaumlftstaumltigkeit der Organisation betroffen sind aufgeteilt nach dem Bedrohungsgrad

ABBILDUNG 19(Foto Piepenbrock)

INFOBOX 22

Praxisbeispiel Mitarbeiter-EngagementDie Piepenbrock Unternehmensgruppe unterhaumllt im brandenbur-gischen Naturpark Stechlin-Ruppiner Land den 2200 Hektar groszligen Forst Rheinshagen Im Rahmen seiner Aktion raquoWachstumlaquo pflanzt das Unternehmen dort gemeinsam mit seinen Kunden fuumlr jeden Neuauf-trag Baumlume Im August 2012 besuchte eine Gruppe von zehn Auszu-bildenden des Unternehmens im Zuge der raquoAzubi-Projekttagelaquo den Piepen brock Forst um die Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens kennenzulernen und selbst aktiv zu unterstuumltzen Ziel war es die Sand-heideflaumlche am Zechower Berg im Naturschutz- und gleichnamigen Fauna-Flora-Habitat-Gebiet Rheinsberger Rhin und Hellberge zu pflegen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 38

IM RAHMEN VON UMWELTSCHUTZ UND RESSOURCENshyEFFIZIENZ KUumlMMERN SICH VIELE UNTER NEHMEN BEREITS HEUTE UM BIODIVERSITAumlT UND ECOSYSTEM SERVICES OHNE DIES JEDOCH EXPLIZIT HERAUS ZUshy STELLEN DER BEWUSSTE EINBEZUG DES OumlKOSYSTEMshy GEDANKENS SOWIE DIE BETRACHTUNG ENTSPRECHENDER CHANCEN UND RISIKEN STELLT EINE WEITER ENT shy WICKLUNG DAR DIE DURCHAUS ALS rsaquoUMWELTVERANTshyWORTUNG 20lsaquo BEZEICHNET WERDEN KANN

MICHAEL SIEMERS CORPORATE

ENVIRONMENT amp RESPONSIBILITY

EVONIK INDUSTRIES AG

Form doch auch hier erfolgt eine regelmaumlszligige Anpassung die zu-kuumlnftig sicherlich auch mit einer Quantifizierung einhergehen wird Damit bleibt die unternehmerische Berichterstattung eng verbunden mit dem Umweltmanagement

Unternehmerische Berichterstattung wird sich aumlndern und zukuumlnftig integrierter sein (Stichwort Integrated Reporting) In dieser Hinsicht ist auch die umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung zu sehen

INFOBOX 23

Praxisbeispiel Umweltbezogene Gewinn- und VerlustrechnungWaumlhrend in der klassischen Gewinn- und Verlustrechnung (GampV) nur finanzielle Kenngroumlszligen wie Anlagevermoumlgen return on investment und Eigenkapitalrendite berichtet werden bleiben die umweltbezogenen Kosten verborgen Diese Externalitaumlten ndash beispielsweise Verschmutzung von Gewaumlssern Zerstoumlrung von Lebensraumlumen oder das Abwaumllzen von Verantwortung beim Klimawandel auf Folgegenerationen ndash sind als Ver-luste anzusehen die nicht durch das Unternehmen sondern von Dritten wie der Allgemeinheit oder der Natur getragen werden Getrieben von CEO Jochen Zeitz hat Puma es sich zur Aufgabe gemacht diese Kosten deutlicher aufzuzeigen und in die GampV einflieszligen zu lassen Solch eine Sichtbarmachung kann beim Einkauf der Fertigung der Produktent-wicklung oder dem Nachhaltigkeitsmanagement helfen bessere Ent-scheidungen zu treffen um so die Externalitaumlten zu minimieren Laut PUMA Environmental Profit amp Loss Account hat das Unternehmen im Jahr 2010 etwa 145 Millionen Euro an Umweltschaumlden durch Treibhaus-gasemissionen Wasserverbrauch Landnutzungsfolgen Luftverschmut-zung und Abfallerzeugung verursacht Davon entfallen nur etwa 6 auf das Kerngeschaumlft mehr als 137 Millionen Euro Umweltschaumlden ent-stehen entlang der Lieferkette Weitere Informationen httpaboutpumacomwp-contentthemesaboutPUMA_themefinancial-reportpdfEPL080212finalpdf

39WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Sie macht deutlich welche Abhaumlngigkeiten und welche Einfluumlsse ein Unternehmen hat und stellt bei der Einbeziehung der Oumlkosystem-leistungen und Integration in die externe Rechnungslegung einen be deut samen Schritt hin zur Beruumlcksichtigung von Naturkapital in Unternehmen dar Eine Offenlegung dieser Art koumlnnte einen Para dig-menwechsel einleiten Wer seine Leistung schon fruumlhzeitig ganzheit-lich misst und berichtet kann in einem sich veraumlndernden Geschaumlfts-

ABBILDUNG 21 (Foto LianeM Fotoliacom)

INFOBOX 24

Biodiversitaumlt in den Umweltmanagementzertifizierungen ISO 14001 und EMASBei EMAS muumlssen und bei ISO 14001 sollten die Auswirkun-gen auf die biologische Vielfalt beruumlcksichtigt werden Bei EMAS wird in Form des raquoFlaumlchenverbrauchslaquo ein direkter Indikator fuumlr den Habitatverlust erhoben ndash eine der Hauptursachen des Biodiver-sitaumltsverlustes Zwar kann der Flaumlchenverbrauch von unterschiedli-cher Qualitaumlt sein ndash die Bebauung einer bereits degradierten Flaumlche ist weniger kritisch als die eines intakten Oumlkosystems ndash dennoch kann dies als erster Startpunkt gewertet werden

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 40

umfeld weiterhin Spitzenleistung liefern Dies betrifft die Felder Risikomanagement Versorgungssicherheit und -produktivitaumlt wie auch Compliance und Stakeholdermanagement

UmweltmanagementEin Umweltmanagement steuert gemaumlszlig den vier Managementschrit-ten Planen Ausfuumlhren Kontrollieren und Optimieren umweltbezo-gene Unternehmenstaumltigkeiten und ermoumlglicht so eine kontinuierli-che Verbesserung der Umweltleistung Dieser Managementzyklus beruumlcksichtigt derzeit nur selten umsetzungsorien tiert die Dimensio-nen Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt

Hier kann eine Erweiterung konkret ansetzen Eine erste Feststellung des Status quo auf Basis bereits existieren der Umweltdaten ndash ergaumlnzt durch Experteneinschaumltzungen ndash ist der Anfang Anschlieszligend koumln-nen spezifische und messbare Ziele gesetzt werden was sich in die bekannten Schritte des Umweltmanagements einbinden laumlsst

RessourceneffizienzRessourceneffizienz gewinnt angesichts steigender Rohstoffpreise und -bedarfe und des groszligen Anteils den Material- und Energie kosten an den Gesamtkosten in vielen Branchen darstellen wirtschaftlich und politisch enorm an Bedeutung Zur Steigerung der Ressourceneffi-zienz liegen aktuell Programme auf nationaler wie europaumlischer Ebene vor es existieren dazu Plattformen und Initiativen Das Thema raquoRes-sourceneffizienzlaquo koumlnnen Unternehmen strategisch integrieren (zum Beispiel in ihrem Umweltmanagement) indem sie die entsprechen-den Einsatzstoffe als Naturkapital raquodeklarierenlaquo und im Ressourcen-management umfassender als bisher beruumlck sichtigen Durch den sparsamen effizienten Einsatz von Ressourcen koumlnnen oftmals Oumlko-systeme geschont werden (zum Beispiel durch ein entsprechendes

INFOBOX 25

Praxisbeispiel Integration von Biodiversitaumlt in das Ressourcen-managementUPM betreibt in Deutschland sieben Papierfabriken und verschreibt sich der nachhaltigen Forstwirtschaft und dem Schutz der Biodiversitaumlt So wird weltweit FSC- und PEFC-zertifiziertes Holz verwendet und in unter nehmenseigenen Waumlldern ein Biodiversitaumltsprogramm umge-setzt Gemeinsam mit der raquoAlliance for Water Stewardshiplaquo fuumlhrt UPM ein Pilotprojekt zum Wassermanagement durch Dies soll den Verbrauch des wasserintensiven Papierherstellungsprozesses senken und die Wie-derverwendung des Wassers erhoumlhen UPM unterstreicht mit seinemEngagement seine Position als raquoBiofore Companylaquo

41WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

INFOBOX 26

Praxisbeispiel Bewertung von Biodiversitaumlt in der Lebensmittel-branche und der LandwirtschaftEinen Schritt weiter als die Oumlkobilanzen geht das Bewertungsverfahren der BASF Mit ihrer Lebenszyklusanalyse AgBalance erfasst sie eine Viel-zahl von Nachhaltigkeitsindikatoren der Lebensmittel- und Landwirt-schaftsbranche Biologische Vielfalt flieszligt mit 8 der 69 Indikatoren in eine Punktebewertung ein so unter anderem Naumlhe zu Schutzgebieten Auskreuzungspotenzial und Oumlkotoxizitaumltspotenzial Auszligerdem werden soziale und oumlkonomische Indikatoren erfasst und somit alle drei Saumlulen der Nachhaltigkeit abgebildet Auch wenn ein Abwaumlgen zwischen unter-schiedlichen Groumlszligen wie Punkten und Euros als Messeinheiten Entschei-der vor Herausforderungen stellt ist dies doch ein wichtiger Schritt hin zur Integration von Biodiversitaumlt in Entscheidungsprozesse

Wassermanagement in Regionen mit Wasserstress) Jedoch ist Res-sourceneffizienz nicht gleichzusetzen mit Biodiversitaumlts- und Oumlko-systemschutz Neben dem sparsamen Umgang mit Ressourcen ist auch die Art der Einsatzstoffe (zum Beispiel Nutzung von nachhaltig erzeugtem Palmoumll) von Bedeutung

Der Zusammenschluss zu Brancheninitiativen ist ein Ansatz um das Thema Ressourceneffizienz ganzheitlicher und passgenauer zu be-trach ten und so die Thematik uumlber den bisherigen Fokus auf Reduzie-rung von Rohstoffverbrauch und Emissionen hinaus zu erweitern

Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten- Management Die Analyse der Wertschoumlpfungskette eines Produktes liefert immer wieder Verbesserungspotenzial und wird deshalb regelmaumlszligig durchge-fuumlhrt Dies bietet gute Ansatzpunkte fuumlr eine Untersuchung und Ver-besserung der Biodiversitaumltsperformance Eine weitere oft genutzte Analysemoumlglichkeit sind Oumlkobilanzen (Life Cycle Assessments)

Oumlkobilanzen bilden den gesamten Stoffkreislauf ab ndash und somit auch die fuumlr Biodiversitaumlt relevante Landnutzung oder Oumlkosystemleis-tungen wie die Bereitstellung von Rohstoffen die Absorption von Produktionsemissionen und die Aufnahme von Abfallprodukten An-gefangen bei eigenen Beschaffungsquellen (zum Beispiel Vertragsan-bauer von Supermaumlrkten oder Handelsmarken) bis hin zu Vorproduk-ten der Liefer an ten ndash entlang der Lieferkette verbergen sich zahlreiche Ursachen fuumlr Bio diversitaumltsverlust Fuumlr Unternehmen die Rohstoffe und Vorpro dukte aus dem Ausland beziehen ist es daher wichtig auf den Einkauf und das Lieferkettenmanagement zu achten Wichtige

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 42

Analyseschritte beinhalten Grenzwerte und Normen (in den Abbau- und Ursprungslaumlndern der Vorprodukte oftmals deutlich niedriger als in Deutschland) oder Screenings zu Wasserknappheit entlang der Lie-ferkette Darauf aufbauend ergibt sich eine detaillierte Bewertung zur Beruumlcksichtigung von Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt bei Liefe ranten

Investitions- und PlanungsprozesseInvestitionen in den Bau neuer Anlagen oder Standorte werden derzeit eher selten unter Biodiversitaumltsaspekten im betrieblichen Umwelt-management erfasst Beim Bau eines Produktionsstandorts auf der raquogruumlnen Wieselaquo spielen vor allem die Eingriffsregelung des Bun-desnaturschutzgesetztes (BNatSchG) sowie das EU-Naturschutz-recht (FFH- und Vogelschutz-Richtlinie) eine wichtige Rolle Diese Regeln erscheinen Unternehmen manchmal wider spruumlchlich ndash gerade mit Blick auf den gewollten Naturschutz Firmenareale werden auf-grund strategischer Entscheidungen zum Beispiel fuumlr den Bau von Anlagen uumlber einen laumlngeren Zeitraum brach liegen gelassen Siedelt sich daraufhin eine geschuumltzte Art auf dieser Flaumlche an koumlnnen Unter-nehmen unter Umstaumlnden nur mit hohen Auflagen dieses Gebiet er-schlieszligen und einen Neu- oder Ausbau realisieren Um solchen Ziel kon-flikten vorzubeugen bieten die zustaumlndigen Natur schutzbehoumlrden an in Dialog zu treten um gangbare Wege und Maszlignahmen auszu loten

Doch Unternehmen koumlnnen auch in Vorleistung gehen Indem zum Beispiel Brachflaumlchen und Naturraumlume belassen sowie die Funktio-nalitaumlt von aquatischen Oumlkosystemen (Gewaumlssern) erhalten werden

INFOBOX 27

Ausgleichsflaumlchen ndash Chancen fuumlr beschleunigte PlanungsprozesseGut zu wissen Laut sect16 BNatSchG kann durch Oumlkosystemschutz ein raquoGuthabenlaquo auf einem Oumlkokonto angespart werden Bei spaumlteren Ein-griffen werden diese Flaumlchen als bereits geleistete Kompensationsmaszlig-nahmen anerkannt Rheinkalk macht sich dieses Instrument zunutze Im sauerlaumlndischen Houmlnnetal dient nur ein Teil des Grundbesitzes dem Kalksteinabbau Weite Teile des Areals hingegen stehen dank nicht-oumlkonomischer Waldnutzung dem Naturschutz temporaumlr zur Verfuumlgung oder werden je nach Management und naturschutzfachlicher Einschaumlt-zung einem Oumlkokonto zugeschrieben das als Kompensationsleistung fuumlr zu erwartende Eingriffe agiert Waumlhrend auf der einen Seite pro-aktiv Arten- und Oumlkosystemschutz ermoumlglicht wird profitiert Rheinkalk von einem beschleunigten Planungsprozess vermiedener Buumlrokratie und somit geringeren Kosten (wwwrheinkalkdepdfVerantwortung_Fuer_Mensch_und_Naturpdf Seite 24)

43WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

koumlnnen etwaige Kompensationsmaszlignahmen im Rahmen der Ein griffs -regelung vermieden werden Zudem koumlnnen Ergebnisse der teils obli-gatorischen Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung (UVP) der Strategischen

INFOBOX 28

Praxisbeispiel ZielkonflikteBiologische Vielfalt spielt in Steinbruumlchen Baggerseen und Kiesgruben eine wichtige Rolle Die Steine- und Erdenindustrie engagiert sich in zahlreichen Projekten zur Foumlrderung der biologischen Vielfalt Neben der Erarbeitung von Biodiversitaumltsindikatoren und einer Biodiversitaumlts-Datenbank zaumlhlen hierzu zahlreiche gemeinsame Projekte mit Umwelt-verbaumlnden

raquoLeider werden der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt in den Abbaustaumltten ausgerechnet durch das Naturschutzrecht selbst eingeschraumlnkt Wer zum Beispiel ein Laichgewaumlsser fuumlr die Gelbbauch-unke auf einem Rohbodenstandort anlegt oder eine Steilwand fuumlr die Uferschwalbe herrichtet der laumluft Gefahr dass die weitere Bewirt-schaftung der Flaumlchen deutlich eingeschraumlnkt wird Der statische An-satz im Naturschutzrecht verhindert damit leider vielerorts die Aus-schoumlpfung von Synergieeffekten von Gesteinsabbau und Naturschutz Die Steine- und Erdenindustrie jedenfalls ist zur Foumlrderung der biolo-gischen Vielfalt bereit und setzt sich auch weiterhin fuumlr praktikable Loumlsungen einlaquo (Diplom-Biologe Thomas Beiszligwenger Hauptgeschaumlfts-fuumlhrer Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

ABBILDUNG 22 (Foto Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

INFOBOX 29

Praxisbeispiel Management von LiegenschaftenFraport die Betreibergesellschaft des Frankfurter Flughafens formuliert in seiner unternehmenseigenen Biodiversitaumltsstrategie Grundsaumltze zur Biodiversitaumlt Darin wird festgehalten dass sich Flugbetrieb und der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt ndash uumlber gesetz liche Anforderungen wie zum Beispiel Eingriffsregelung hinaus ndash vereinbaren lassen So wird unter anderem auf dem Gelaumlnde des Flughafens ein For-schungsprojekt zum Bienen-Monitoring unterstuumltzt das wichtige Infor-mationen uumlber die Schadstoffsituation liefert Gleich zeitig werden im Rhein-Main-Gebiet gezielt Naturschutzvorhaben gefoumlrdert so zum Bei-spiel der Erhalt von raquoAltholzinselnlaquo im Kinzigtal oder die Pflege von Streuobstwiesen im Maintal (wwwfraportdecontentfraport-agdenachhaltigkeitumweltnatur--und-ressourcenschutz0html und verglei-che auch die dort bereitgestellten PDF-Dokumente)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 44

Legende Naumlhe zum Kerngeschaumlft Merkmalsauspraumlgung Geringer Bezug Mittel o Trifft zu x Mittlerer Bezug Stark + Starker Bezug Sehr stark + +

ABBILDUNG 23 Handlungsan-saumltze zur Integration von Biodiversi-taumlt in Unternehmen am Beispiel eines Industrie- und Konsumguumlter-unternehmens (Grafik PwC)

INFOBOX 30

Handlungsansaumltze zur Integration von Biodiversitaumlt in UnternehmenDie vorgestellten sechs Handlungsansaumltze werden hier systematisch zusammengefasst am Beispiel der Indus trie- und Konsumguumlterbranche dargestellt Diese Systematik kann allen Unternehmen als Pruumlfrahmen dienen ihr spezifisches Profil zur Beruumlcksichtigung von biologischer Viel-falt Oumlkosystemen und deren Leistungen (Naturkapital) zu entwickeln

Die Abbildung verdeutlicht die Wirkung der verschiedenen Handlungs-ansaumltze beispielhaft im Hinblick auf die vier Werttreiber Risiken senken Kosten reduzieren Maumlrkte und Kunden erschlieszligen und Reputation steigern

Waumlhrend die farbliche Hinterlegung die Naumlhe zum Kerngeschaumlft andeutet geben die Spalten auf der rechten Seite Informationen uumlber den Beitrag zum Schutz der biologischen Vielfalt sowie zur moumlglichen Umsetzungskomplexitaumlt wieder Es wird deutlich dass es durchaus ein-fache Maszlignahmen gibt die eine Wirkung zeigen

Werttreiber

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Integration von Biodiversitaumltsaspekten in hellip

Beitrag zum Schutz des Natur kapitals

Umsetzungsshy komplexitaumlt

x x x 1) Unternehmerischer Verantwortung (Corporate Responsibility) o + o

x x x 2) Berichterstattung (inkl umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung) o +

x x 3) Umweltmanagement inkl Liegenschafts-management o + +

x x 4) Maszlignahmen zur Steigerung der Ressourcen-effizienz + + + +

x x x 5) Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten-Management + + + +

x x 6) Investitions- und Planungsprozesse + o +

45WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Des Weiteren ist erkennbar dass die Integration von Biodiversitaumlt in Aus-wahl- und Entscheidungsprozesse vor allem im Bereich Ressourceneffi-zienz Lieferketten-Management und Investitions- und Planungsprozesse zu Win-win-Situationen fuumlhren kann Dabei sollte bei der Auswahl der Ansaumltze und Methoden aber immer das Kerngeschaumlft des Unterneh-mens im Vordergrund stehen ndash hier kann ein erster Check die weitere Schwerpunktsetzung unterstuumltzen Auch die Integration ins klassische Umweltmanagement stellt einen Schritt zur Beruumlcksichtigung von Bio-diversitaumlt dar ndash und zwar verbunden mit einem maumlszligigen Aufwand

Umweltpruumlfung (SUP) und der FFH Vertraumlglichkeitspruumlfung (FFH VP) guumlnstiger ausfallen Auflagen der Nachbesserung reduziert dadurch Kosten eingespart und ein reibungsloser Planungs- und Bauprozess beguumlnstigt werden

Abschlieszligend gilt es die Integration von Biodiversitaumlt auch in flankie-renden operationellen Einheiten voranzutreiben Dies betrifft beson-ders Forschung und Entwicklung sowie Kommunikation Dabei sollen die Themen erfolgreich sowohl nach innen als auch nach auszligen also zu Kunden Lieferanten und anderen Interessengruppen kommuni-ziert und in eine entsprechende Berichterstattung integriert werden

AUSBLICK5

WIR KOumlNNEN DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER WIRTSCHAFT NUR ERHALTEN WENN WIR DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER NATUR ERHALTEN DAFUumlR IST EINE VIELFALT AN LEBENSshy RAumlUMEN UND ARTEN VON ENTSCHEIDENDER BEDEUTUNG DEREN SCHUTZ MUSS DESHALB VIEL STAumlRKER IN DEN WERTSCHOumlPFUNGSPROZESSEN BERUumlCKSICHTIGT WERDEN

ALEXANDER BARTELT ABTEILUNGS-

LEITER KLIMASCHUTZ UND NACHHAL -

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VORSTANDSVORSITZENDER raquoBIODIVER-

SITY IN GOOD COMPANYlaquo- INITIATIVE

Es ist an der Zeit die Aspekte von Naturkapital in das unterneh-merische Handeln zu integrieren Nutzen Sie die vielfaumlltigen Ansatz-punkte die im Rahmen der Broschuumlre aufgezeigt wurden und beginnen Sie Ihre unternehmerischen Aktivitaumlten zu erweitern In Deutsch-land gibt es viele Initiativen und Ansaumltze die einen Einstieg in die The-men Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungen erleich tern Nutzen Sie diese Initiativen fuumlr einen Austausch mit anderen Unter-nehmen und uumlber die dort bereits gemachten Erfahrungen (siehe dazu auch Kapitel 6)

Die Initiative raquoBiodiversity in Good Companylaquo ist ein Zusammen-schluss von Unternehmen die gemeinsam fuumlr den Schutz der

biologischen Vielfalt eintreten Der branchenuumlbergreifenden Initiative gehoumlren kleine mittlere und groszlige Unternehmen an Die Mitglieder der raquoBiodiversity in Good Companylaquo-Initiative unterstuumlt-zen das freiwillige Engagement der Wirtschaft fuumlr den Schutz der biologischen Vielfalt Sie arbeiten an Innovationen und Investitio-nen damit naturvertraumlgliche Technologien Produkte und Dienst-leistungen verstaumlrkt ihren Weg in die Maumlrkte finden Die Initiative

47AUSBLICK

traumlgt dazu bei den Privatsektor in die Verwirklichung der Ziele der Konvention uumlber die biologische Vielfalt und der Nationalen

Strategie zur biologischen Vielfalt staumlrker einzubinden

Auch im Rahmen von econsense ndash einem Zusammenschluss fuumlhren-der global agierender Unternehmen und Organisationen der deut-schen Wirtschaft zu den Themen nachhaltige Entwicklung und Cor-porate Social Responsibility (CSR) ndash wird der Themenbereich im Rahmen der Arbeitsgruppe raquoBiodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungenlaquo begleitet Die Mitgliedsunternehmen setzten sich intensiv mit dem Erhalt und der Entwicklung der biologischen Vielfalt auseinander und nutzen econsense als Plattform zum Austausch und zur Diskus-sion von praktischen Managementinstrumenten

Engagieren Sie sich im Projekt raquoUnternehmen Biologische Vielfalt 2020laquo einer Dialog- und Aktionsplattform des Bundesumweltminis-teriums gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der deutschen Wirtschaft und von Naturschutzverbaumlnden die einen fortlaufenden Austausch erlaubt und konkrete Aktivitaumlten zur Umsetzung der Nati-onalen Strategie zur biologischen Vielfalt auf den Weg bringt Folgende Themenfelder stehen dabei im Fokus Informationen zur biologischen Vielfalt fuumlr Unternehmen Biologische Vielfalt im betrieblichen Umweltmanagement Biologische Vielfalt und Naturschutzrecht Kommunikation von Unternehmen nach auszligen Finanzierung von Naturschutzprojekten Maumlrkte Chancen erkennen und entwickeln Netzwerkbildung

Die kuumlnftige Leistungsfaumlhigkeit der Wirtschaft wird von der Leis-tungsfaumlhigkeit des Naturkapitals abhaumlngen Der Erhalt der Leistungs-faumlhigkeit unseres Naturkapitals erfordert die gebuumlndelten Kraumlfte von Unternehmen Politik und Gesellschaft raquoNatur kapital Deutschland ndash TEEB DElaquo zeigt dass sich dies auch wirtschaftlich lohnt Lassen Sie uns diese Chance gemeinsam wahrnehmen

ABBILDUNG 24 (Foto morrbyte Fotoliacom)

6 WEITERFUumlHRENDE INFORMATIONEN

PROJEKT raquoNATURKAPITAL DEUTSCHLAND ndash TEEB DElaquoDiese Broschuumlre ist Teil des Projekts raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo in dessen Rahmen bis zum Jahr 2015 folgende vier Berichte erscheinen (Arbeitstitel) raquoKlimapolitik und Naturkapital Synergien und Konfliktelaquo raquoOumlkosystemleistungen und Entwicklung laumlndlicher Raumlumelaquo raquoNaturleistungen in der Stadt Gesundheit schuumltzen und

Lebensqualitaumlt erhoumlhenlaquo raquoNaturkapital Deutschland Neue Handlungsoptionen

ergreifen ndash eine Syntheselaquo

Bereits erschienen ist die Broschuumlre raquoDer Wert der Natur fuumlr Wirt-schaft und Gesellschaft ndash Eine Einfuumlhrunglaquo wwwnaturkapital-teebde

Soweit Praxisbeispiele und Statements nicht gesondert gekennzeich-net wurden sind diese speziell fuumlr raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo erstellt worden

Leitfaumlden Handlungsmoumlglichkeiten fuumlr Unternehmen BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012)Biodiversitaumlt im unterneh-

merischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Umfangrei-che aber dennoch leicht zu erfassende und praxisnahe Broschuumlre zu Maszlignahmen rund um den betrieblichen Biodiversitaumltsschutz Mit zahl-reichen Umsetzungstipps und Hinweisen auf weiterfuumlhrende Lite ra-tur und Webseiten

49WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

www2leuphanadeumanagementcsmcontentnamadownloads download_publikationenBestaendig20Wuczkowski_Biodiversitaet 20im20unternehmerischen20Nachhaltigkeitsmanagement_neupdf

HOUDET J (HRSG) (2008 UumlBERARBEITET 2010) Integrating bio-diversity into business strategies The Biodiversity Accountability Framework Sehr umfangreiche Publikation (knapp 400 Seiten) uumlber Bio di versitaumlt und Unternehmen beginnend bei den Grundlagen 23 In dikatoren (Business and Biodiversity Independence Indicators) sind Grundlage fuumlr die Bewertung der Biodiversitaumltsleistung von Unter-nehmen Mit zahlreichen Beispielen Regionaler Fokus Frankreichwwworeeorg_scriptntsp-document-file_downloadphp document_id=1063ampdocument_file_id=1070

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement ndash Ein Leitfaden fuumlr die betriebliche Praxis Umsetzungsorientiertes Handbuch zur Einbindung von Biodiversi-

taumlt in das bestehende (Umwelt)-Management inklusive zahlreicher Vorschlaumlge fuumlr Maszlignahmen und Instrumente sowie Zuordnung zu Handlungsfeldern und Funktionsbereichen httpwwwbmudeN46143

TEEB (2012) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Busi-ness and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York Bericht fuumlr Unternehmen der internationalen TEEB-Studie Ins-pirierende teils generische Heranfuumlhrung an die Bedeutung von Bio-diversitaumlt an Unternehmen mit Beispielen aus aller Welt Excutive summary unter wwwteebweborg

UN GLOBAL COMPACT AND IUCN (2012) A Framework for Corpo rate Action on Biodiversity and Ecosystem Services Uumlberblicksbro schuumlre zu Biodiversitaumlt und Unternehmen Adressierte Themen Treiber Risi-ken amp Chancen Corporate Governance Management (inkl Vermei-dungs-Hierarchie) Stakeholder-Engagement und Berichter stattungwwwunglobalcompactorgdocsissues_docEnvironmentBES_Frameworkpdf

WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD) (2011) Handbuch zur unternehmerischen Bewertung von Oumlkosystemdienstleistungen (CEV) Ein Rahmenwerk zur Erleichterung unternehmerischer Entscheidungsfindung Generisches Hand buch fuumlr die Durchfuumlhrung einer unternehmensinternen Bewertung von Biodiversitaumlt (breites Werteverstaumlndnis) mit Handreichungen zu vor-gelagerten Abwaumlgungen wwweconsensedesitesallfilesWBCSD_Handbuch_CEVpdf

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 50

WORLD RESOURCE INSTITUTE (WRI) (2012) Corporate Ecosystem Services Review ndash Version 20 Handbuch zur systematischen Erfas-sung von biodiversitaumltsbezogenen Risiko- und Handlungsfeldern Schrittweises Vorgehen inkl Vorschlaumlgen fuumlr die Erfassung und Doku-mentation des Prozesses wwwwriorgpublicationcorporate-ecosystem-services-review

Allgemein Oumlkosysteme Biodiversitaumlt und Wirtschaft JESSEL B TSCHIMPKE O UND WALSER M (2009) Produktivkraft

Natur Hamburg Praumlgnante Beispiele fuumlr die Quantifizierung von wirtschaftlich relevanten Nutzungen der Natur in Arbeitsplaumltzen Umsaumltzen oder vermiedenen Kostenwwwnaturkapital-teebdefileadminDownloadsProduktivkraft Naturpdf

MILLENNIUM ECOSYSTEM ASSESSMENT (2005) Ecosystems and Human Well-Being ndash Synthesis Synthese der mehr als 1000 Seiten fassenden wissenschaftlichen Studie uumlber die oumlkologischen und gesell-schaftlichen Zusammenhaumlnge sowie Zustand und Trends des Verlus-tes der biologischen Vielfalt und die Bedeutung der Oumlkosystemleis-tungen fuumlr den Menschenwwwmaweborgdocumentsdocument356aspxpdf

TEEB (2010) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integ-rieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz (Hrsg) Bonn Zusam-menfassung der Ergebnisse der internationalen TEEB Studie Synthese der Berichte fuumlr internationale Politiker lokale und regionale Ent-scheider sowie Unternehmen wwwteebweborg

Kartenmaterial Frageboumlgen und Tools PROTECTEDPLANETNET Weltweite kartengestuumltzte Darstellung von

Schutzgebieten basierend auf den Daten der World Database of Pro-tected Areas (WDPA) und der Weltnaturschutzorganisation (IUCN) wwwprotectedplanetnet

BFNshySCHUTZGEBIETSKARTE Interaktive Karte des Bundesamtes fuumlr Naturschutz mit allen deutschen Schutzgebieten wwwgeodienstebfndeschutzgebiete

CHECKLISTEN DER DEUTSCHEN BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIAshyTIVE Fragenkatalog zur Erstellung einer Selbsteinschaumltzung bezuumlg-lich potenzieller Risiken hinsichtlich Biodiversitaumlt und Oumlkosystem-leistungen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

51WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

INTEGRATED BIODIVERSITY ASSESSMENT TOOL (IBAT) Kostenpflich-tige Anwendung zur Bewertung standortbezogener Biodiversitaumlts-risiken (Fokus Schutzgebiete und Biodiversity Hot Spots) GIS-(Karten)- basiert wwwibatforbusinessorg

Fallbeispiele und Publikationssammlung WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD)

(2012) Biodiversity and ecosystem services ndash scaling up business solutions Company case studies that help achieve global biodiversity targetswwwwbcsdorgPagesEDocumentEDocumentDetailsaspxID=14923ampNoSearchContextKey=true

UNITED NATIONS ENVIRONMENT PROGRAM FINANCE INITIATIVE (UNEP FI) Publikationen zu biodiversitaumltsbezogenen Chancen Risiken und Handlungsoptionen der Finanzbranche wwwunepfiorgpublicationsbiodiversityindexhtml

CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (CBD) BUSINESS PROGRAMM Fallstudien und Publikationen zu Beruumlhrungspunkten und Leuchtturm-projekten zum Erhalt der biologischen Vielfalt wwwcbdintenbusiness

ECOSYSTEM MARKETPLACE Nachrichtenportal von Forest Trends rund um Biodiversitaumlts- Wasser- und CO2-Maumlrkte wwwecosystemmarketplacecom

Strategien auf politischer Ebene NATIONALE STRATEGIE ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT (2007) Deutsch-

lands Strategie zur Umsetzung der Konvention uumlber die biolo gische Vielfalt wwwbmudeN40333

INFORMATIONSPORTAL DES BUNDESAMTES FUumlR NATURSCHUTZ ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT Mit Nachrichten Informationen Veranstal-tungshinweisen und weiterfuumlhrenden Materialien wwwbiologische-vielfaltde

EUshyBIODIVERSITAumlTSSTRATEGIE FUumlR 2020 Diese EU-Strategie enthaumllt Ziele zum Erhalt von Biodiversitaumlt sowie von Oumlkosystemen und deren Leistungen (raquoNaturkapitallaquo) bis 2020httpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversitycomm20062020htm

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 52

GLOBALE BIODIVERSITAumlTSZIELE Der raquoStrategische Plan 2011 ndash 2020laquo des Internationalen Uumlbereinkommens zur biologischen Vielfalt (CBD) enthaumllt auch Ziele zu Oumlkosystemen und deren Leistungen sowie zum Wert der biologischen VielfaltwwwcbdintdocdecisionsCOP-10cop-10-dec-02-enpdf

Initiativen DEUTSCHE BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIATIVE ndash raquoBIODIVERSITY

IN GOOD COMPANYlaquoshy INITIATIVE Zusammenschluss vor allem deut-scher Unternehmen mit dem Ziel die Integration von Biodiversitaumlt in unternehmerische Entscheidungen voranzutreiben wwwbusiness-and-biodiversityde

EUROPAumlISCHE raquoBUSINESS AND BIODIVERSITY CAMPAIGNlaquo Europa-weite Plattform fuumlr Unternehmen mit dem Ziel Ansaumltze fuumlr ein Biodi-versitaumltsmanagement zu entwickeln und umzusetzen wwwbusiness-biodiversityeu

NATURAL CAPITAL DECLARATION Erklaumlrung einzelner Akteure des Finanzsektors Naturkapital in Finanzprodukten und -dienstleistungen zu beruumlcksichtigen wwwnaturalcapitaldeclarationorg

TEEB FOR BUSINESS COALITION Initiative zur Vereinheitlichung der Bilanzierung von Naturkapital im Unternehmen httpteebforbusinessorg

GLOSSAR 53

GLOSSAR

ARTENVIELFALTDiversitaumlt (Vielfalt) biologischer Arten in einem Lebensraum Artenviel-falt ist neben genetischer Vielfalt und Diversitaumlt der Oumlkosysteme ein Teil-aspekt der biologischen Vielfalt

BASISLEISTUNGENGrundlegende Leistungen der Oumlkosysteme wie zum Beispiel Photosyn-these oder Stickstoffbindung von Knoumlllchenbakterien welche die Voraus-setzung fuumlr alle anderen Leistungen der Oumlkosysteme sind

BIODIVERSITAumlT Biologische Vielfalt

BIOLOGISCHE VIELFALT Die Vielfalt des Lebens auf unserer Erde (oder Biodiversitaumlt) ist die Varia-bilitaumlt lebender Organismen und der von ihnen gebildeten oumlkologischen Komplexe Sie umfasst drei Ebenen 1) die Vielfalt an Oumlkosystemen bezie-hungsweise Lebensgemeinschaften Lebensraumlumen und Landschaften 2) die Artenvielfalt und 3) die genetische Vielfalt innerhalb der verschie-denen Arten

EINGRIFFSREGELUNG Instrument des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatschG sectsect 13 ff) das die Bewaumlltigung von Eingriffen in Natur und Landschaft regelt (Vermeidung und Kompensation)

EMAS Betriebliches Umweltmanagementsystem (Eco Management and Audit Scheme) nach der Verordnung (EG) Nr 12212009 uumlber die freiwillige Teil-nahme von Organisationen an einem Gemeinschaftssystem fuumlr Umwelt-management und Umweltbetriebspruumlfung (ABl EG L 342 v 22122009 S 1) Schwerpunkte sind die kontinuierliche Verbesserung der Umwelt-leistung die Umwelterklaumlrung und Umweltrechtskonformitaumlt

GEBIETSFREMDE ARTENAuch invasive Arten oder Neobiota Tier- und Pflanzenarten die durch Einfuhr (beabsichtigt) oder Einschleppung (unbeabsichtigt) in einem fuumlr sie nicht natuumlrlichen Lebensraum leben Einige gebietsfremde Arten ver-breiten sich aufgrund mangelnder Feinde physiologischer Eigenschaften (Wachstumsgeschwindigkeit Wasserbedarf) oder aumlhnlich invasiv und verdraumlngen einheimische Arten In einigen Faumlllen entstehen durch sie erheb liche Nachteile fuumlr Mensch (Gesundheitsbeeintraumlchtigungen wie zum Beispiel Allergien) und Oumlkosysteme (Degradation)

INWERTSETZUNGBuumlndel von Maszlignahmen um den Nutzen von Biodiversitaumlt und Oumlkosys-temleistungen fuumlr die Gesellschaft relevant und erfahrbar werden zu las-sen Dies geschieht durch (oumlkonomische) Bewertung und oder Integra-tion in Marktentscheidungen ndash zum Beispiel in Form von naturorientierten Angeboten Anreizen oder der Schaffung von Maumlrkten fuumlr Biodiversitaumlt ndash sowie in gesellschaftliche und private Entscheidungen

54 DIEUNTERNEHMENSPERSPEKTIVEndashNEUEHERAUSFORDERUNGEN

ISO 14001 Betriebliches Umweltmanagementsystem nach DIN EN ISO 140012004 + AC 2009 (Ausgabe 112009) Schwerpunkt liegt in der Verbesserung des Umweltmanagementsystems

KONVENTION UumlBER DIE BIOLOGISCHE VIELFALT (ENGL CONVENTION ON BIO LOGICAL DIVERSITY ndash CBD)

Uumlbereinkunft von 168 Staaten (Unterzeichner Stand 12122012) uumlber die biologische Vielfalt Darin werden der Verlust der biologischen Vielfalt als Herausforderung anerkannt und Ziele zu ihrer Erhaltung formuliert Diese sind 1) Schutz der biologischen Vielfalt 2) Nachhaltige Nutzung ihrer Bestandteile und 3) Zugangsregelung und gerechter Ausgleich von Vor-teilen welche aus der Nutzung genetischer Ressourcen entstehen

KULTURELLE OumlKOSYSTEMshy LEISTUNGEN

Leistungen von Oumlkosystemen mit Wirkung und Bedeutung fuumlr Erholung aumlsthetisches Empfinden spirituelle Erfahrungen soziale Funktionen kul-turelle Identitaumlt Heimatgefuumlhl Wissen und Erkenntnis

MONETARISISERUNG Beimesssung eines Wertes in Geldeinheiten Die Umweltoumlkonomie hat dazu mehrere Verfahren der Monetarisierung entwickelt

NATURKAPITAL Oumlkonomischer Begriff fuumlr den begrenzten Vorrat an physischen und bio-logischen Ressourcen der Erde und die begrenzte Bereitstellung von Guumltern und Leistungen durch Oumlkosysteme

OumlKOSYSTEM Bezeichnet die Bestandteile eines abgegrenzten Naturraumes (zum Beispiel niedersaumlchsisches Wattenmeer) oder eines bestimmten Natur-raumtyps (zum Beispiel naumlhrstoffarmes Flieszliggewaumlsser) und deren Wech-selwirkungen Der Begriff kann sich auf verschiedene raumlumliche Ebenen (lokal regional) beziehen und umfasst sowohl (halb-)natuumlrliche (zum Bei-spiel ungestoumlrte Hochmoore) und naturnahe (zum Beispiel Kalkmager-rasen) als auch vom Menschen gepraumlgte Oumlkosysteme (zum Beispiel Agrar oumlkosysteme)

OumlKOSYSTEMFUNKTIONEN Umfassen alle physikalischen chemischen und biologischen Prozesse und Wechselwirkungen die in verschiedenen Oumlkosystemen stattfinden

OumlKOSYSTEMLEISTUNGEN Bezeichnen direkte und indirekte Beitraumlge von Oumlkosystemen zum mensch-lichen Wohlergehen das heiszligt Leistungen und Guumlter die dem Menschen einen direkten oder indirekten wirtschaftlichen materiellen gesundheit-lichen oder psychischen Nutzen bringen In Abgrenzung zum Begriff Oumlko-systemfunktion entsteht der Begriff Oumlkosystemleistung aus einer anth-ropozentrischen Perspektive und ist an einen Nutzen des Oumlkosystems fuumlr den Menschen gebunden Der Begriff ist identisch mit den haumlufig verwen-deten Begriffen raquoOumlkosystemdienstleistunglaquo und raquooumlkosystemare Guumlter und Leistungenlaquo und entspricht dem englischen Begriff der raquoecosystem serviceslaquo

55

REGULIERUNGSLEISTUNGENFunktionen von Oumlkosystemen die auf (andere) Elemente und Prozesse von Oumlkosystemen einwirken die (direkten) Nutzen fuumlr den Menschen haben zum Beispiel die Filterwirkung von Bodenschichten auf die Grund-wasserqualitaumlt oder der Beitrag einer Hecke zur Verringerung der Boden-erosion

GLOSSAR

RESILIENZ (VON OumlKOSYSTEMEN)

Resilienz ist die Faumlhigkeit eines Oumlkosystems trotz aumluszligerer Stoumlrungen seine Funktionen und damit seine Oumlkosystemleistungen aufrecht zu erhalten Es wird davon ausgegangen dass die Resilienz stark mit der in dem Oumlko-system vorherrschenden biologischen Vielfalt korreliert

TEEBThe Economics of Ecosystems and Biodiversity Die internationale TEEB-Studie wurde von Deutschland im Rahmen seiner G8-Praumlsidentschaft im Jahr 2007 gemeinsam mit der EU-Kommission initiiert und mithilfe zahlreicher weiterer Institutionen unter der Schirmherrschaft des Um-weltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) durchgefuumlhrt Ziel der TEEB-Studie war es den oumlkonomischen Wert der Leistungen der Natur ein zuschaumltzen die wirtschaftlichen Auswirkungen der Schaumldigung von Oumlkosystemen zu erfassen und ausgehend davon die Kosten eines Nicht-Handelns zu beziffern Leiter der Studie war der indische Oumlkonom Pavan Sukhdev Im Rahmen der Studie wurden verschiedene Berichte veroumlffent-licht Derzeit wird unter Leitung von UNEP ein Nachfolgeprozess organi-siert um die Durchfuumlhrung von nationalen regionalen lokalen und sek-toralen Studien zum Thema anzuregen und zu foumlrdern

VERSORGUNGSLEISTUNGENBezeichnen meist marktfaumlhige Guumlter die von oder mithilfe von Oumlkosyste-men produziert werden (zum Beispiel Nahrung Frischwasser Feuer- und Bauholz) Teilweise ist ein erheblicher Beitrag von (Human-)Kapital und Arbeit notwendig um diese Guumlter zu erstellen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 56

QUELLEN

BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012) Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Centre for Sustainability Management Luumlneburg

BORN W u a (2012) Gesundheitskosten der Beifuszlig-Ambrosie in Deutschland In Umweltmedizin in Forschung und Praxis 17 (2) S 71 ndash 80

DER BUND (2009) Invasive Muscheln verstopfen Leitungen Von Fabio Bergamin Onlineausgabe Zuletzt aktualisiert am 31072009 httpwwwderbundchzeitungenwissenInvasive-Muscheln-verstopfen-Leitungenstory29662360

DEUTSCHER IMKERBUND EV Internetauftritt des Deutschen Imkerbund e V vom 12122012 httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpbienen-und- bestaeubungsleistung und httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpzahlen-die-zaehlen

EUROPAumlISCHE KOMMISSION (2009) Fact Sheet Gebietsfremde invasive Arten httpeceuropaeuenvironmentpubspdffactsheetsInvasive20Alien20SpeciesInvasive_Alien_DEpdf

FAO ndash FOOD AND AGRICULTURE ORGANIZATION OF THE UNITED NATIONS (2010) Global Forest Resource Assessment 2010wwwfaoorgforestryfrafra2010en

GARCIacuteAshyTORRES L u a (2001) Conservation agriculture in Europe Current status and perspectives In Garcia-Torres L Benites J and Martiacutenez-Vilela A (Hrsg) Conservation Agriculture A World-wide Challenge 1st World Congress on Conservation Agriculture Madrid 1 ndash 5 October 2001 Vol I Keynote Contributions XUL Cordoba Spain S 79 ndash 83

IAASTD ndash INTERNATIONAL ASSESSMENT OF AGRICULTURAL KNOWLEDGE SCIENCE AND TECHNOLOGY FOR DEVELOPMENT (2008) Global ReportwwwagassessmentorgreportsIAASTDENAgriculture20at20a20Crossroads_Global20Report20(English)pdf

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57QUELLEN

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DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 58

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ZEITZ J PUMA Pressemitteilung vom 16112011 httpaboutpumacompuma-completes-first-environmental-profit-and-loss-account-which-values-impacts-at-e-145-million

  • Die Unternehmensperspektive
  • Impressum
  • Inhaltsverzeichnis
  • Vorworte
  • Biodiversitaumlt und Oumlkoshysystemleistungen ndash Erweiterung der unternehmerischen Sicht
  • Warum die Wirtschaft gefragt ist ndash Treiber Chancen und Risiken
  • Entwicklungen und Trends ndash was auf Unternehmen zukommt
  • Wie Unternehmen taumltig werden koumlnnen
  • Ausblick
  • Weiterfuumlhrende Informationen
  • QUELLEN

35WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

sein Durch die Handlungsempfehlungen koumlnnen auf leichte Weise Elemente einbezogen werden die beispielsweise die biologische Vielfalt auf dem Firmengelaumlnde foumlrdern ndash wie Bienenkaumlsten und bewachsene Hauswaumlnde Weitere konkrete Handlungsempfehlungen finden sich unter anderem in dem Bericht raquo Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagementlaquo (Bestaumlndig und Wuczkowski 2012)

BESTEHENDE ANSAumlTZE NUTZEN UND ERWEITERNFolgende Ansaumltze aus dem Unternehmensbereich sind auch zur Inte-gration von Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt gut ge eignet Unternehmerische Verantwortung (Corporate Responsibility)

Berichterstattung (inklusive umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung)

Umweltmanagement Ressourceneffizienz Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten-Management

Investitions- und Planungsprozesse

Unternehmerische Verantwortung (Corporate Responsibility)Viele Aktivitaumlten zum Biodiversitaumlts- und Oumlkosystemleistungs - schutz sind losgeloumlst vom Kerngeschaumlft und unter gesellschaftlichem Enga ge ment und unternehmerischer Verantwortung (Corporate

INFOBOX 20

Biodiversitaumlts-Checks fuumlr UnternehmenBislang werden zwei in deutscher Sprache verfuumlgbare Biodiversitaumlts-Screenings fuumlr Unternehmen haumlufig angewendet Die branchenuumlbergreifenden Checklisten der deutschen raquoBiodiversity

in Good Companylaquo-Initiative basieren auf dem raquoHandbuch Biodiver-sitaumltsmanagementlaquo (Schaltegger u a 2010) und ermoumlglichen eine Selbstevaluation zum aktuellen Stand des unternehmerischen Biodi-versitaumltsmanagements Weitere Informationen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

Der vom Global Nature Fund BAUM e V dokeo und PwC entwi-ckelte Biodiversitaumlts-Check fuumlr Unternehmen vereint Expertise aus Biologie Oumlkologie und Management Er bietet einen ersten auf das Unternehmen zugeschnittenen Uumlberblick uumlber die Reife des Biodiver-sitaumltsmanagements und gibt Empfehlungen fuumlr das weitere Vorge-hen Weitere Informationen wwwbusiness-biodiversityeudefaultaspLang=DEUampMenue=128

ABBILDUNG 17(Foto Andrzej Tokarski fotoliacom)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 36

Respon si bi lity) einzuordnen Vor allem Unternehmenswerte und -philo-sophien koumlnnen Anknuumlpfungspunkte raquovon obenlaquo bieten und zu einer weitergefassten Strategieentwicklung fuumlhren

ABBILDUNG 18(Foto Susanne Georgi)

INFOBOX 21

Praxisbeispiel Pilotprojekt fuumlr Branchenstandards Die oekom GmbH der groumlszligte deutsche Fachverlag fuumlr Oumlkologie und Nachhaltigkeit veroumlffentlicht Sach- und Fachbuumlcher mit Bezug zur bio-logischen Vielfalt und dem Erhalt der Oumlkosysteme Fuumlr seine Publi-kationen verwendet er ausschlieszliglich Recycling- und FSC-zertifiziertes Papier Zudem hat der Verlag das Projekt raquoNachhaltig Publizierenlaquo initi-iert das vom Bundesumweltministerium gefoumlrdert wird In Kooperation mit zwei wissenschaftlichen Instituten und der Frankfurter Buchmesse wurden praxisnahe Kriterien fuumlr die nachhaltige Bucherstellung entwi-ckelt Mit dem Projekt praumlsentiert sich oekom oumlffentlichkeitswirksam als Vorreiter und sensibilisiert die Verlagsbranche fuumlr einen nachhalti-gen Umgang mit der Ressource Papier

37

Gleichzeitig bietet die Kommunikation und Interaktion mit Kunden und Mitarbeitern Moumlglichkeiten fuumlr eine Integration sozusagen als Impulsgeber raquovon untenlaquo Freiwilligenarbeit gemeinsame Baum-pflanzaktionen oder Spenden fuumlr Naturschutzeinrichtungen tragen zum Schutz und zur Wertschaumltzung des Naturkapitals bei Mit Blick auf ihre Mitarbeiter profitieren Unternehmen zudem vom Wohlbe-finden am Arbeitsort erhoumlhter Kommunikationsbereitschaft und staumlrkerer Bindung und Loyalitaumlt gegenuumlber dem Arbeitgeber

Berichterstattung (inklusive umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung)Die in Deutschland und weltweit gebraumluchlichste Richtlinie zur Bericht-erstattung von Nachhaltigkeitsaspekten ndash die Global Reporting Initia-tive (GRI) ndash sieht eine Offenlegung von bis zu fuumlnf biodiversitaumltsbe-zogenen Indikatoren vor Diese waren bislang von eher qualitativer

WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

ABBILDUNG 20 Umweltindika-toren der Global Reporting Initiative Die fuumlnf relevanten Umweltindi - ka toren der Berichterstattungsricht-linie der Global Reporting Initiative (GRI) in der Version 31 Biodiver-sitaumlts bezogene Umweltindikatoren werden mit EN fuumlr Umwelt abgekuumlrzt und beinhalten EN 11 bis EN 15

Kernindikatoren Zusaumltzliche Indikatoren

EN11

Ort und Groumlszlige von Grundstuumlcken in Schutzge-bieten oder angrenzend an Schutzgebiete Ort und Groumlszlige von Grundstuumlcken in Gebieten mit hohem Biodiversitaumltswert auszligerhalb von Schutz-gebieten oder daran angrenzend Zu beruumlcksich-tigen sind Grundstuumlcke die im Eigentum der berichtenden Organisation stehen oder von die-ser gepachtet oder verwaltet werden

EN13 Geschuumltzte oder wiederhergestellte natuumlrliche Lebensraumlume

EN14Strategien laufende Maszlignahmen und Zu-kunftsplaumlne fuumlr das Management der Auswir-kungen auf die Biodiversitaumlt

EN12

Beschreibung der wesentlichen Auswirkungen von Aktivitaumlten Produkten und Dienstleistungen auf die Biodiversitaumlt in Schutzgebieten und in Gebieten mit hohem Biodiversitaumltswert auszliger-halb von Schutzgebieten

EN15

Anzahl der Arten auf der Roten Liste der IUCN und auf nationalen Listen die ihren natuumlrlichen Lebensraum in Gebieten haben die von der Geschaumlftstaumltigkeit der Organisation betroffen sind aufgeteilt nach dem Bedrohungsgrad

ABBILDUNG 19(Foto Piepenbrock)

INFOBOX 22

Praxisbeispiel Mitarbeiter-EngagementDie Piepenbrock Unternehmensgruppe unterhaumllt im brandenbur-gischen Naturpark Stechlin-Ruppiner Land den 2200 Hektar groszligen Forst Rheinshagen Im Rahmen seiner Aktion raquoWachstumlaquo pflanzt das Unternehmen dort gemeinsam mit seinen Kunden fuumlr jeden Neuauf-trag Baumlume Im August 2012 besuchte eine Gruppe von zehn Auszu-bildenden des Unternehmens im Zuge der raquoAzubi-Projekttagelaquo den Piepen brock Forst um die Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens kennenzulernen und selbst aktiv zu unterstuumltzen Ziel war es die Sand-heideflaumlche am Zechower Berg im Naturschutz- und gleichnamigen Fauna-Flora-Habitat-Gebiet Rheinsberger Rhin und Hellberge zu pflegen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 38

IM RAHMEN VON UMWELTSCHUTZ UND RESSOURCENshyEFFIZIENZ KUumlMMERN SICH VIELE UNTER NEHMEN BEREITS HEUTE UM BIODIVERSITAumlT UND ECOSYSTEM SERVICES OHNE DIES JEDOCH EXPLIZIT HERAUS ZUshy STELLEN DER BEWUSSTE EINBEZUG DES OumlKOSYSTEMshy GEDANKENS SOWIE DIE BETRACHTUNG ENTSPRECHENDER CHANCEN UND RISIKEN STELLT EINE WEITER ENT shy WICKLUNG DAR DIE DURCHAUS ALS rsaquoUMWELTVERANTshyWORTUNG 20lsaquo BEZEICHNET WERDEN KANN

MICHAEL SIEMERS CORPORATE

ENVIRONMENT amp RESPONSIBILITY

EVONIK INDUSTRIES AG

Form doch auch hier erfolgt eine regelmaumlszligige Anpassung die zu-kuumlnftig sicherlich auch mit einer Quantifizierung einhergehen wird Damit bleibt die unternehmerische Berichterstattung eng verbunden mit dem Umweltmanagement

Unternehmerische Berichterstattung wird sich aumlndern und zukuumlnftig integrierter sein (Stichwort Integrated Reporting) In dieser Hinsicht ist auch die umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung zu sehen

INFOBOX 23

Praxisbeispiel Umweltbezogene Gewinn- und VerlustrechnungWaumlhrend in der klassischen Gewinn- und Verlustrechnung (GampV) nur finanzielle Kenngroumlszligen wie Anlagevermoumlgen return on investment und Eigenkapitalrendite berichtet werden bleiben die umweltbezogenen Kosten verborgen Diese Externalitaumlten ndash beispielsweise Verschmutzung von Gewaumlssern Zerstoumlrung von Lebensraumlumen oder das Abwaumllzen von Verantwortung beim Klimawandel auf Folgegenerationen ndash sind als Ver-luste anzusehen die nicht durch das Unternehmen sondern von Dritten wie der Allgemeinheit oder der Natur getragen werden Getrieben von CEO Jochen Zeitz hat Puma es sich zur Aufgabe gemacht diese Kosten deutlicher aufzuzeigen und in die GampV einflieszligen zu lassen Solch eine Sichtbarmachung kann beim Einkauf der Fertigung der Produktent-wicklung oder dem Nachhaltigkeitsmanagement helfen bessere Ent-scheidungen zu treffen um so die Externalitaumlten zu minimieren Laut PUMA Environmental Profit amp Loss Account hat das Unternehmen im Jahr 2010 etwa 145 Millionen Euro an Umweltschaumlden durch Treibhaus-gasemissionen Wasserverbrauch Landnutzungsfolgen Luftverschmut-zung und Abfallerzeugung verursacht Davon entfallen nur etwa 6 auf das Kerngeschaumlft mehr als 137 Millionen Euro Umweltschaumlden ent-stehen entlang der Lieferkette Weitere Informationen httpaboutpumacomwp-contentthemesaboutPUMA_themefinancial-reportpdfEPL080212finalpdf

39WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Sie macht deutlich welche Abhaumlngigkeiten und welche Einfluumlsse ein Unternehmen hat und stellt bei der Einbeziehung der Oumlkosystem-leistungen und Integration in die externe Rechnungslegung einen be deut samen Schritt hin zur Beruumlcksichtigung von Naturkapital in Unternehmen dar Eine Offenlegung dieser Art koumlnnte einen Para dig-menwechsel einleiten Wer seine Leistung schon fruumlhzeitig ganzheit-lich misst und berichtet kann in einem sich veraumlndernden Geschaumlfts-

ABBILDUNG 21 (Foto LianeM Fotoliacom)

INFOBOX 24

Biodiversitaumlt in den Umweltmanagementzertifizierungen ISO 14001 und EMASBei EMAS muumlssen und bei ISO 14001 sollten die Auswirkun-gen auf die biologische Vielfalt beruumlcksichtigt werden Bei EMAS wird in Form des raquoFlaumlchenverbrauchslaquo ein direkter Indikator fuumlr den Habitatverlust erhoben ndash eine der Hauptursachen des Biodiver-sitaumltsverlustes Zwar kann der Flaumlchenverbrauch von unterschiedli-cher Qualitaumlt sein ndash die Bebauung einer bereits degradierten Flaumlche ist weniger kritisch als die eines intakten Oumlkosystems ndash dennoch kann dies als erster Startpunkt gewertet werden

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 40

umfeld weiterhin Spitzenleistung liefern Dies betrifft die Felder Risikomanagement Versorgungssicherheit und -produktivitaumlt wie auch Compliance und Stakeholdermanagement

UmweltmanagementEin Umweltmanagement steuert gemaumlszlig den vier Managementschrit-ten Planen Ausfuumlhren Kontrollieren und Optimieren umweltbezo-gene Unternehmenstaumltigkeiten und ermoumlglicht so eine kontinuierli-che Verbesserung der Umweltleistung Dieser Managementzyklus beruumlcksichtigt derzeit nur selten umsetzungsorien tiert die Dimensio-nen Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt

Hier kann eine Erweiterung konkret ansetzen Eine erste Feststellung des Status quo auf Basis bereits existieren der Umweltdaten ndash ergaumlnzt durch Experteneinschaumltzungen ndash ist der Anfang Anschlieszligend koumln-nen spezifische und messbare Ziele gesetzt werden was sich in die bekannten Schritte des Umweltmanagements einbinden laumlsst

RessourceneffizienzRessourceneffizienz gewinnt angesichts steigender Rohstoffpreise und -bedarfe und des groszligen Anteils den Material- und Energie kosten an den Gesamtkosten in vielen Branchen darstellen wirtschaftlich und politisch enorm an Bedeutung Zur Steigerung der Ressourceneffi-zienz liegen aktuell Programme auf nationaler wie europaumlischer Ebene vor es existieren dazu Plattformen und Initiativen Das Thema raquoRes-sourceneffizienzlaquo koumlnnen Unternehmen strategisch integrieren (zum Beispiel in ihrem Umweltmanagement) indem sie die entsprechen-den Einsatzstoffe als Naturkapital raquodeklarierenlaquo und im Ressourcen-management umfassender als bisher beruumlck sichtigen Durch den sparsamen effizienten Einsatz von Ressourcen koumlnnen oftmals Oumlko-systeme geschont werden (zum Beispiel durch ein entsprechendes

INFOBOX 25

Praxisbeispiel Integration von Biodiversitaumlt in das Ressourcen-managementUPM betreibt in Deutschland sieben Papierfabriken und verschreibt sich der nachhaltigen Forstwirtschaft und dem Schutz der Biodiversitaumlt So wird weltweit FSC- und PEFC-zertifiziertes Holz verwendet und in unter nehmenseigenen Waumlldern ein Biodiversitaumltsprogramm umge-setzt Gemeinsam mit der raquoAlliance for Water Stewardshiplaquo fuumlhrt UPM ein Pilotprojekt zum Wassermanagement durch Dies soll den Verbrauch des wasserintensiven Papierherstellungsprozesses senken und die Wie-derverwendung des Wassers erhoumlhen UPM unterstreicht mit seinemEngagement seine Position als raquoBiofore Companylaquo

41WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

INFOBOX 26

Praxisbeispiel Bewertung von Biodiversitaumlt in der Lebensmittel-branche und der LandwirtschaftEinen Schritt weiter als die Oumlkobilanzen geht das Bewertungsverfahren der BASF Mit ihrer Lebenszyklusanalyse AgBalance erfasst sie eine Viel-zahl von Nachhaltigkeitsindikatoren der Lebensmittel- und Landwirt-schaftsbranche Biologische Vielfalt flieszligt mit 8 der 69 Indikatoren in eine Punktebewertung ein so unter anderem Naumlhe zu Schutzgebieten Auskreuzungspotenzial und Oumlkotoxizitaumltspotenzial Auszligerdem werden soziale und oumlkonomische Indikatoren erfasst und somit alle drei Saumlulen der Nachhaltigkeit abgebildet Auch wenn ein Abwaumlgen zwischen unter-schiedlichen Groumlszligen wie Punkten und Euros als Messeinheiten Entschei-der vor Herausforderungen stellt ist dies doch ein wichtiger Schritt hin zur Integration von Biodiversitaumlt in Entscheidungsprozesse

Wassermanagement in Regionen mit Wasserstress) Jedoch ist Res-sourceneffizienz nicht gleichzusetzen mit Biodiversitaumlts- und Oumlko-systemschutz Neben dem sparsamen Umgang mit Ressourcen ist auch die Art der Einsatzstoffe (zum Beispiel Nutzung von nachhaltig erzeugtem Palmoumll) von Bedeutung

Der Zusammenschluss zu Brancheninitiativen ist ein Ansatz um das Thema Ressourceneffizienz ganzheitlicher und passgenauer zu be-trach ten und so die Thematik uumlber den bisherigen Fokus auf Reduzie-rung von Rohstoffverbrauch und Emissionen hinaus zu erweitern

Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten- Management Die Analyse der Wertschoumlpfungskette eines Produktes liefert immer wieder Verbesserungspotenzial und wird deshalb regelmaumlszligig durchge-fuumlhrt Dies bietet gute Ansatzpunkte fuumlr eine Untersuchung und Ver-besserung der Biodiversitaumltsperformance Eine weitere oft genutzte Analysemoumlglichkeit sind Oumlkobilanzen (Life Cycle Assessments)

Oumlkobilanzen bilden den gesamten Stoffkreislauf ab ndash und somit auch die fuumlr Biodiversitaumlt relevante Landnutzung oder Oumlkosystemleis-tungen wie die Bereitstellung von Rohstoffen die Absorption von Produktionsemissionen und die Aufnahme von Abfallprodukten An-gefangen bei eigenen Beschaffungsquellen (zum Beispiel Vertragsan-bauer von Supermaumlrkten oder Handelsmarken) bis hin zu Vorproduk-ten der Liefer an ten ndash entlang der Lieferkette verbergen sich zahlreiche Ursachen fuumlr Bio diversitaumltsverlust Fuumlr Unternehmen die Rohstoffe und Vorpro dukte aus dem Ausland beziehen ist es daher wichtig auf den Einkauf und das Lieferkettenmanagement zu achten Wichtige

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 42

Analyseschritte beinhalten Grenzwerte und Normen (in den Abbau- und Ursprungslaumlndern der Vorprodukte oftmals deutlich niedriger als in Deutschland) oder Screenings zu Wasserknappheit entlang der Lie-ferkette Darauf aufbauend ergibt sich eine detaillierte Bewertung zur Beruumlcksichtigung von Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt bei Liefe ranten

Investitions- und PlanungsprozesseInvestitionen in den Bau neuer Anlagen oder Standorte werden derzeit eher selten unter Biodiversitaumltsaspekten im betrieblichen Umwelt-management erfasst Beim Bau eines Produktionsstandorts auf der raquogruumlnen Wieselaquo spielen vor allem die Eingriffsregelung des Bun-desnaturschutzgesetztes (BNatSchG) sowie das EU-Naturschutz-recht (FFH- und Vogelschutz-Richtlinie) eine wichtige Rolle Diese Regeln erscheinen Unternehmen manchmal wider spruumlchlich ndash gerade mit Blick auf den gewollten Naturschutz Firmenareale werden auf-grund strategischer Entscheidungen zum Beispiel fuumlr den Bau von Anlagen uumlber einen laumlngeren Zeitraum brach liegen gelassen Siedelt sich daraufhin eine geschuumltzte Art auf dieser Flaumlche an koumlnnen Unter-nehmen unter Umstaumlnden nur mit hohen Auflagen dieses Gebiet er-schlieszligen und einen Neu- oder Ausbau realisieren Um solchen Ziel kon-flikten vorzubeugen bieten die zustaumlndigen Natur schutzbehoumlrden an in Dialog zu treten um gangbare Wege und Maszlignahmen auszu loten

Doch Unternehmen koumlnnen auch in Vorleistung gehen Indem zum Beispiel Brachflaumlchen und Naturraumlume belassen sowie die Funktio-nalitaumlt von aquatischen Oumlkosystemen (Gewaumlssern) erhalten werden

INFOBOX 27

Ausgleichsflaumlchen ndash Chancen fuumlr beschleunigte PlanungsprozesseGut zu wissen Laut sect16 BNatSchG kann durch Oumlkosystemschutz ein raquoGuthabenlaquo auf einem Oumlkokonto angespart werden Bei spaumlteren Ein-griffen werden diese Flaumlchen als bereits geleistete Kompensationsmaszlig-nahmen anerkannt Rheinkalk macht sich dieses Instrument zunutze Im sauerlaumlndischen Houmlnnetal dient nur ein Teil des Grundbesitzes dem Kalksteinabbau Weite Teile des Areals hingegen stehen dank nicht-oumlkonomischer Waldnutzung dem Naturschutz temporaumlr zur Verfuumlgung oder werden je nach Management und naturschutzfachlicher Einschaumlt-zung einem Oumlkokonto zugeschrieben das als Kompensationsleistung fuumlr zu erwartende Eingriffe agiert Waumlhrend auf der einen Seite pro-aktiv Arten- und Oumlkosystemschutz ermoumlglicht wird profitiert Rheinkalk von einem beschleunigten Planungsprozess vermiedener Buumlrokratie und somit geringeren Kosten (wwwrheinkalkdepdfVerantwortung_Fuer_Mensch_und_Naturpdf Seite 24)

43WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

koumlnnen etwaige Kompensationsmaszlignahmen im Rahmen der Ein griffs -regelung vermieden werden Zudem koumlnnen Ergebnisse der teils obli-gatorischen Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung (UVP) der Strategischen

INFOBOX 28

Praxisbeispiel ZielkonflikteBiologische Vielfalt spielt in Steinbruumlchen Baggerseen und Kiesgruben eine wichtige Rolle Die Steine- und Erdenindustrie engagiert sich in zahlreichen Projekten zur Foumlrderung der biologischen Vielfalt Neben der Erarbeitung von Biodiversitaumltsindikatoren und einer Biodiversitaumlts-Datenbank zaumlhlen hierzu zahlreiche gemeinsame Projekte mit Umwelt-verbaumlnden

raquoLeider werden der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt in den Abbaustaumltten ausgerechnet durch das Naturschutzrecht selbst eingeschraumlnkt Wer zum Beispiel ein Laichgewaumlsser fuumlr die Gelbbauch-unke auf einem Rohbodenstandort anlegt oder eine Steilwand fuumlr die Uferschwalbe herrichtet der laumluft Gefahr dass die weitere Bewirt-schaftung der Flaumlchen deutlich eingeschraumlnkt wird Der statische An-satz im Naturschutzrecht verhindert damit leider vielerorts die Aus-schoumlpfung von Synergieeffekten von Gesteinsabbau und Naturschutz Die Steine- und Erdenindustrie jedenfalls ist zur Foumlrderung der biolo-gischen Vielfalt bereit und setzt sich auch weiterhin fuumlr praktikable Loumlsungen einlaquo (Diplom-Biologe Thomas Beiszligwenger Hauptgeschaumlfts-fuumlhrer Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

ABBILDUNG 22 (Foto Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

INFOBOX 29

Praxisbeispiel Management von LiegenschaftenFraport die Betreibergesellschaft des Frankfurter Flughafens formuliert in seiner unternehmenseigenen Biodiversitaumltsstrategie Grundsaumltze zur Biodiversitaumlt Darin wird festgehalten dass sich Flugbetrieb und der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt ndash uumlber gesetz liche Anforderungen wie zum Beispiel Eingriffsregelung hinaus ndash vereinbaren lassen So wird unter anderem auf dem Gelaumlnde des Flughafens ein For-schungsprojekt zum Bienen-Monitoring unterstuumltzt das wichtige Infor-mationen uumlber die Schadstoffsituation liefert Gleich zeitig werden im Rhein-Main-Gebiet gezielt Naturschutzvorhaben gefoumlrdert so zum Bei-spiel der Erhalt von raquoAltholzinselnlaquo im Kinzigtal oder die Pflege von Streuobstwiesen im Maintal (wwwfraportdecontentfraport-agdenachhaltigkeitumweltnatur--und-ressourcenschutz0html und verglei-che auch die dort bereitgestellten PDF-Dokumente)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 44

Legende Naumlhe zum Kerngeschaumlft Merkmalsauspraumlgung Geringer Bezug Mittel o Trifft zu x Mittlerer Bezug Stark + Starker Bezug Sehr stark + +

ABBILDUNG 23 Handlungsan-saumltze zur Integration von Biodiversi-taumlt in Unternehmen am Beispiel eines Industrie- und Konsumguumlter-unternehmens (Grafik PwC)

INFOBOX 30

Handlungsansaumltze zur Integration von Biodiversitaumlt in UnternehmenDie vorgestellten sechs Handlungsansaumltze werden hier systematisch zusammengefasst am Beispiel der Indus trie- und Konsumguumlterbranche dargestellt Diese Systematik kann allen Unternehmen als Pruumlfrahmen dienen ihr spezifisches Profil zur Beruumlcksichtigung von biologischer Viel-falt Oumlkosystemen und deren Leistungen (Naturkapital) zu entwickeln

Die Abbildung verdeutlicht die Wirkung der verschiedenen Handlungs-ansaumltze beispielhaft im Hinblick auf die vier Werttreiber Risiken senken Kosten reduzieren Maumlrkte und Kunden erschlieszligen und Reputation steigern

Waumlhrend die farbliche Hinterlegung die Naumlhe zum Kerngeschaumlft andeutet geben die Spalten auf der rechten Seite Informationen uumlber den Beitrag zum Schutz der biologischen Vielfalt sowie zur moumlglichen Umsetzungskomplexitaumlt wieder Es wird deutlich dass es durchaus ein-fache Maszlignahmen gibt die eine Wirkung zeigen

Werttreiber

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Integration von Biodiversitaumltsaspekten in hellip

Beitrag zum Schutz des Natur kapitals

Umsetzungsshy komplexitaumlt

x x x 1) Unternehmerischer Verantwortung (Corporate Responsibility) o + o

x x x 2) Berichterstattung (inkl umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung) o +

x x 3) Umweltmanagement inkl Liegenschafts-management o + +

x x 4) Maszlignahmen zur Steigerung der Ressourcen-effizienz + + + +

x x x 5) Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten-Management + + + +

x x 6) Investitions- und Planungsprozesse + o +

45WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Des Weiteren ist erkennbar dass die Integration von Biodiversitaumlt in Aus-wahl- und Entscheidungsprozesse vor allem im Bereich Ressourceneffi-zienz Lieferketten-Management und Investitions- und Planungsprozesse zu Win-win-Situationen fuumlhren kann Dabei sollte bei der Auswahl der Ansaumltze und Methoden aber immer das Kerngeschaumlft des Unterneh-mens im Vordergrund stehen ndash hier kann ein erster Check die weitere Schwerpunktsetzung unterstuumltzen Auch die Integration ins klassische Umweltmanagement stellt einen Schritt zur Beruumlcksichtigung von Bio-diversitaumlt dar ndash und zwar verbunden mit einem maumlszligigen Aufwand

Umweltpruumlfung (SUP) und der FFH Vertraumlglichkeitspruumlfung (FFH VP) guumlnstiger ausfallen Auflagen der Nachbesserung reduziert dadurch Kosten eingespart und ein reibungsloser Planungs- und Bauprozess beguumlnstigt werden

Abschlieszligend gilt es die Integration von Biodiversitaumlt auch in flankie-renden operationellen Einheiten voranzutreiben Dies betrifft beson-ders Forschung und Entwicklung sowie Kommunikation Dabei sollen die Themen erfolgreich sowohl nach innen als auch nach auszligen also zu Kunden Lieferanten und anderen Interessengruppen kommuni-ziert und in eine entsprechende Berichterstattung integriert werden

AUSBLICK5

WIR KOumlNNEN DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER WIRTSCHAFT NUR ERHALTEN WENN WIR DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER NATUR ERHALTEN DAFUumlR IST EINE VIELFALT AN LEBENSshy RAumlUMEN UND ARTEN VON ENTSCHEIDENDER BEDEUTUNG DEREN SCHUTZ MUSS DESHALB VIEL STAumlRKER IN DEN WERTSCHOumlPFUNGSPROZESSEN BERUumlCKSICHTIGT WERDEN

ALEXANDER BARTELT ABTEILUNGS-

LEITER KLIMASCHUTZ UND NACHHAL -

TIGE PRO DUKTE DER OTTO GROUP

VORSTANDSVORSITZENDER raquoBIODIVER-

SITY IN GOOD COMPANYlaquo- INITIATIVE

Es ist an der Zeit die Aspekte von Naturkapital in das unterneh-merische Handeln zu integrieren Nutzen Sie die vielfaumlltigen Ansatz-punkte die im Rahmen der Broschuumlre aufgezeigt wurden und beginnen Sie Ihre unternehmerischen Aktivitaumlten zu erweitern In Deutsch-land gibt es viele Initiativen und Ansaumltze die einen Einstieg in die The-men Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungen erleich tern Nutzen Sie diese Initiativen fuumlr einen Austausch mit anderen Unter-nehmen und uumlber die dort bereits gemachten Erfahrungen (siehe dazu auch Kapitel 6)

Die Initiative raquoBiodiversity in Good Companylaquo ist ein Zusammen-schluss von Unternehmen die gemeinsam fuumlr den Schutz der

biologischen Vielfalt eintreten Der branchenuumlbergreifenden Initiative gehoumlren kleine mittlere und groszlige Unternehmen an Die Mitglieder der raquoBiodiversity in Good Companylaquo-Initiative unterstuumlt-zen das freiwillige Engagement der Wirtschaft fuumlr den Schutz der biologischen Vielfalt Sie arbeiten an Innovationen und Investitio-nen damit naturvertraumlgliche Technologien Produkte und Dienst-leistungen verstaumlrkt ihren Weg in die Maumlrkte finden Die Initiative

47AUSBLICK

traumlgt dazu bei den Privatsektor in die Verwirklichung der Ziele der Konvention uumlber die biologische Vielfalt und der Nationalen

Strategie zur biologischen Vielfalt staumlrker einzubinden

Auch im Rahmen von econsense ndash einem Zusammenschluss fuumlhren-der global agierender Unternehmen und Organisationen der deut-schen Wirtschaft zu den Themen nachhaltige Entwicklung und Cor-porate Social Responsibility (CSR) ndash wird der Themenbereich im Rahmen der Arbeitsgruppe raquoBiodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungenlaquo begleitet Die Mitgliedsunternehmen setzten sich intensiv mit dem Erhalt und der Entwicklung der biologischen Vielfalt auseinander und nutzen econsense als Plattform zum Austausch und zur Diskus-sion von praktischen Managementinstrumenten

Engagieren Sie sich im Projekt raquoUnternehmen Biologische Vielfalt 2020laquo einer Dialog- und Aktionsplattform des Bundesumweltminis-teriums gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der deutschen Wirtschaft und von Naturschutzverbaumlnden die einen fortlaufenden Austausch erlaubt und konkrete Aktivitaumlten zur Umsetzung der Nati-onalen Strategie zur biologischen Vielfalt auf den Weg bringt Folgende Themenfelder stehen dabei im Fokus Informationen zur biologischen Vielfalt fuumlr Unternehmen Biologische Vielfalt im betrieblichen Umweltmanagement Biologische Vielfalt und Naturschutzrecht Kommunikation von Unternehmen nach auszligen Finanzierung von Naturschutzprojekten Maumlrkte Chancen erkennen und entwickeln Netzwerkbildung

Die kuumlnftige Leistungsfaumlhigkeit der Wirtschaft wird von der Leis-tungsfaumlhigkeit des Naturkapitals abhaumlngen Der Erhalt der Leistungs-faumlhigkeit unseres Naturkapitals erfordert die gebuumlndelten Kraumlfte von Unternehmen Politik und Gesellschaft raquoNatur kapital Deutschland ndash TEEB DElaquo zeigt dass sich dies auch wirtschaftlich lohnt Lassen Sie uns diese Chance gemeinsam wahrnehmen

ABBILDUNG 24 (Foto morrbyte Fotoliacom)

6 WEITERFUumlHRENDE INFORMATIONEN

PROJEKT raquoNATURKAPITAL DEUTSCHLAND ndash TEEB DElaquoDiese Broschuumlre ist Teil des Projekts raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo in dessen Rahmen bis zum Jahr 2015 folgende vier Berichte erscheinen (Arbeitstitel) raquoKlimapolitik und Naturkapital Synergien und Konfliktelaquo raquoOumlkosystemleistungen und Entwicklung laumlndlicher Raumlumelaquo raquoNaturleistungen in der Stadt Gesundheit schuumltzen und

Lebensqualitaumlt erhoumlhenlaquo raquoNaturkapital Deutschland Neue Handlungsoptionen

ergreifen ndash eine Syntheselaquo

Bereits erschienen ist die Broschuumlre raquoDer Wert der Natur fuumlr Wirt-schaft und Gesellschaft ndash Eine Einfuumlhrunglaquo wwwnaturkapital-teebde

Soweit Praxisbeispiele und Statements nicht gesondert gekennzeich-net wurden sind diese speziell fuumlr raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo erstellt worden

Leitfaumlden Handlungsmoumlglichkeiten fuumlr Unternehmen BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012)Biodiversitaumlt im unterneh-

merischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Umfangrei-che aber dennoch leicht zu erfassende und praxisnahe Broschuumlre zu Maszlignahmen rund um den betrieblichen Biodiversitaumltsschutz Mit zahl-reichen Umsetzungstipps und Hinweisen auf weiterfuumlhrende Lite ra-tur und Webseiten

49WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

www2leuphanadeumanagementcsmcontentnamadownloads download_publikationenBestaendig20Wuczkowski_Biodiversitaet 20im20unternehmerischen20Nachhaltigkeitsmanagement_neupdf

HOUDET J (HRSG) (2008 UumlBERARBEITET 2010) Integrating bio-diversity into business strategies The Biodiversity Accountability Framework Sehr umfangreiche Publikation (knapp 400 Seiten) uumlber Bio di versitaumlt und Unternehmen beginnend bei den Grundlagen 23 In dikatoren (Business and Biodiversity Independence Indicators) sind Grundlage fuumlr die Bewertung der Biodiversitaumltsleistung von Unter-nehmen Mit zahlreichen Beispielen Regionaler Fokus Frankreichwwworeeorg_scriptntsp-document-file_downloadphp document_id=1063ampdocument_file_id=1070

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement ndash Ein Leitfaden fuumlr die betriebliche Praxis Umsetzungsorientiertes Handbuch zur Einbindung von Biodiversi-

taumlt in das bestehende (Umwelt)-Management inklusive zahlreicher Vorschlaumlge fuumlr Maszlignahmen und Instrumente sowie Zuordnung zu Handlungsfeldern und Funktionsbereichen httpwwwbmudeN46143

TEEB (2012) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Busi-ness and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York Bericht fuumlr Unternehmen der internationalen TEEB-Studie Ins-pirierende teils generische Heranfuumlhrung an die Bedeutung von Bio-diversitaumlt an Unternehmen mit Beispielen aus aller Welt Excutive summary unter wwwteebweborg

UN GLOBAL COMPACT AND IUCN (2012) A Framework for Corpo rate Action on Biodiversity and Ecosystem Services Uumlberblicksbro schuumlre zu Biodiversitaumlt und Unternehmen Adressierte Themen Treiber Risi-ken amp Chancen Corporate Governance Management (inkl Vermei-dungs-Hierarchie) Stakeholder-Engagement und Berichter stattungwwwunglobalcompactorgdocsissues_docEnvironmentBES_Frameworkpdf

WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD) (2011) Handbuch zur unternehmerischen Bewertung von Oumlkosystemdienstleistungen (CEV) Ein Rahmenwerk zur Erleichterung unternehmerischer Entscheidungsfindung Generisches Hand buch fuumlr die Durchfuumlhrung einer unternehmensinternen Bewertung von Biodiversitaumlt (breites Werteverstaumlndnis) mit Handreichungen zu vor-gelagerten Abwaumlgungen wwweconsensedesitesallfilesWBCSD_Handbuch_CEVpdf

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 50

WORLD RESOURCE INSTITUTE (WRI) (2012) Corporate Ecosystem Services Review ndash Version 20 Handbuch zur systematischen Erfas-sung von biodiversitaumltsbezogenen Risiko- und Handlungsfeldern Schrittweises Vorgehen inkl Vorschlaumlgen fuumlr die Erfassung und Doku-mentation des Prozesses wwwwriorgpublicationcorporate-ecosystem-services-review

Allgemein Oumlkosysteme Biodiversitaumlt und Wirtschaft JESSEL B TSCHIMPKE O UND WALSER M (2009) Produktivkraft

Natur Hamburg Praumlgnante Beispiele fuumlr die Quantifizierung von wirtschaftlich relevanten Nutzungen der Natur in Arbeitsplaumltzen Umsaumltzen oder vermiedenen Kostenwwwnaturkapital-teebdefileadminDownloadsProduktivkraft Naturpdf

MILLENNIUM ECOSYSTEM ASSESSMENT (2005) Ecosystems and Human Well-Being ndash Synthesis Synthese der mehr als 1000 Seiten fassenden wissenschaftlichen Studie uumlber die oumlkologischen und gesell-schaftlichen Zusammenhaumlnge sowie Zustand und Trends des Verlus-tes der biologischen Vielfalt und die Bedeutung der Oumlkosystemleis-tungen fuumlr den Menschenwwwmaweborgdocumentsdocument356aspxpdf

TEEB (2010) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integ-rieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz (Hrsg) Bonn Zusam-menfassung der Ergebnisse der internationalen TEEB Studie Synthese der Berichte fuumlr internationale Politiker lokale und regionale Ent-scheider sowie Unternehmen wwwteebweborg

Kartenmaterial Frageboumlgen und Tools PROTECTEDPLANETNET Weltweite kartengestuumltzte Darstellung von

Schutzgebieten basierend auf den Daten der World Database of Pro-tected Areas (WDPA) und der Weltnaturschutzorganisation (IUCN) wwwprotectedplanetnet

BFNshySCHUTZGEBIETSKARTE Interaktive Karte des Bundesamtes fuumlr Naturschutz mit allen deutschen Schutzgebieten wwwgeodienstebfndeschutzgebiete

CHECKLISTEN DER DEUTSCHEN BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIAshyTIVE Fragenkatalog zur Erstellung einer Selbsteinschaumltzung bezuumlg-lich potenzieller Risiken hinsichtlich Biodiversitaumlt und Oumlkosystem-leistungen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

51WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

INTEGRATED BIODIVERSITY ASSESSMENT TOOL (IBAT) Kostenpflich-tige Anwendung zur Bewertung standortbezogener Biodiversitaumlts-risiken (Fokus Schutzgebiete und Biodiversity Hot Spots) GIS-(Karten)- basiert wwwibatforbusinessorg

Fallbeispiele und Publikationssammlung WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD)

(2012) Biodiversity and ecosystem services ndash scaling up business solutions Company case studies that help achieve global biodiversity targetswwwwbcsdorgPagesEDocumentEDocumentDetailsaspxID=14923ampNoSearchContextKey=true

UNITED NATIONS ENVIRONMENT PROGRAM FINANCE INITIATIVE (UNEP FI) Publikationen zu biodiversitaumltsbezogenen Chancen Risiken und Handlungsoptionen der Finanzbranche wwwunepfiorgpublicationsbiodiversityindexhtml

CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (CBD) BUSINESS PROGRAMM Fallstudien und Publikationen zu Beruumlhrungspunkten und Leuchtturm-projekten zum Erhalt der biologischen Vielfalt wwwcbdintenbusiness

ECOSYSTEM MARKETPLACE Nachrichtenportal von Forest Trends rund um Biodiversitaumlts- Wasser- und CO2-Maumlrkte wwwecosystemmarketplacecom

Strategien auf politischer Ebene NATIONALE STRATEGIE ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT (2007) Deutsch-

lands Strategie zur Umsetzung der Konvention uumlber die biolo gische Vielfalt wwwbmudeN40333

INFORMATIONSPORTAL DES BUNDESAMTES FUumlR NATURSCHUTZ ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT Mit Nachrichten Informationen Veranstal-tungshinweisen und weiterfuumlhrenden Materialien wwwbiologische-vielfaltde

EUshyBIODIVERSITAumlTSSTRATEGIE FUumlR 2020 Diese EU-Strategie enthaumllt Ziele zum Erhalt von Biodiversitaumlt sowie von Oumlkosystemen und deren Leistungen (raquoNaturkapitallaquo) bis 2020httpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversitycomm20062020htm

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 52

GLOBALE BIODIVERSITAumlTSZIELE Der raquoStrategische Plan 2011 ndash 2020laquo des Internationalen Uumlbereinkommens zur biologischen Vielfalt (CBD) enthaumllt auch Ziele zu Oumlkosystemen und deren Leistungen sowie zum Wert der biologischen VielfaltwwwcbdintdocdecisionsCOP-10cop-10-dec-02-enpdf

Initiativen DEUTSCHE BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIATIVE ndash raquoBIODIVERSITY

IN GOOD COMPANYlaquoshy INITIATIVE Zusammenschluss vor allem deut-scher Unternehmen mit dem Ziel die Integration von Biodiversitaumlt in unternehmerische Entscheidungen voranzutreiben wwwbusiness-and-biodiversityde

EUROPAumlISCHE raquoBUSINESS AND BIODIVERSITY CAMPAIGNlaquo Europa-weite Plattform fuumlr Unternehmen mit dem Ziel Ansaumltze fuumlr ein Biodi-versitaumltsmanagement zu entwickeln und umzusetzen wwwbusiness-biodiversityeu

NATURAL CAPITAL DECLARATION Erklaumlrung einzelner Akteure des Finanzsektors Naturkapital in Finanzprodukten und -dienstleistungen zu beruumlcksichtigen wwwnaturalcapitaldeclarationorg

TEEB FOR BUSINESS COALITION Initiative zur Vereinheitlichung der Bilanzierung von Naturkapital im Unternehmen httpteebforbusinessorg

GLOSSAR 53

GLOSSAR

ARTENVIELFALTDiversitaumlt (Vielfalt) biologischer Arten in einem Lebensraum Artenviel-falt ist neben genetischer Vielfalt und Diversitaumlt der Oumlkosysteme ein Teil-aspekt der biologischen Vielfalt

BASISLEISTUNGENGrundlegende Leistungen der Oumlkosysteme wie zum Beispiel Photosyn-these oder Stickstoffbindung von Knoumlllchenbakterien welche die Voraus-setzung fuumlr alle anderen Leistungen der Oumlkosysteme sind

BIODIVERSITAumlT Biologische Vielfalt

BIOLOGISCHE VIELFALT Die Vielfalt des Lebens auf unserer Erde (oder Biodiversitaumlt) ist die Varia-bilitaumlt lebender Organismen und der von ihnen gebildeten oumlkologischen Komplexe Sie umfasst drei Ebenen 1) die Vielfalt an Oumlkosystemen bezie-hungsweise Lebensgemeinschaften Lebensraumlumen und Landschaften 2) die Artenvielfalt und 3) die genetische Vielfalt innerhalb der verschie-denen Arten

EINGRIFFSREGELUNG Instrument des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatschG sectsect 13 ff) das die Bewaumlltigung von Eingriffen in Natur und Landschaft regelt (Vermeidung und Kompensation)

EMAS Betriebliches Umweltmanagementsystem (Eco Management and Audit Scheme) nach der Verordnung (EG) Nr 12212009 uumlber die freiwillige Teil-nahme von Organisationen an einem Gemeinschaftssystem fuumlr Umwelt-management und Umweltbetriebspruumlfung (ABl EG L 342 v 22122009 S 1) Schwerpunkte sind die kontinuierliche Verbesserung der Umwelt-leistung die Umwelterklaumlrung und Umweltrechtskonformitaumlt

GEBIETSFREMDE ARTENAuch invasive Arten oder Neobiota Tier- und Pflanzenarten die durch Einfuhr (beabsichtigt) oder Einschleppung (unbeabsichtigt) in einem fuumlr sie nicht natuumlrlichen Lebensraum leben Einige gebietsfremde Arten ver-breiten sich aufgrund mangelnder Feinde physiologischer Eigenschaften (Wachstumsgeschwindigkeit Wasserbedarf) oder aumlhnlich invasiv und verdraumlngen einheimische Arten In einigen Faumlllen entstehen durch sie erheb liche Nachteile fuumlr Mensch (Gesundheitsbeeintraumlchtigungen wie zum Beispiel Allergien) und Oumlkosysteme (Degradation)

INWERTSETZUNGBuumlndel von Maszlignahmen um den Nutzen von Biodiversitaumlt und Oumlkosys-temleistungen fuumlr die Gesellschaft relevant und erfahrbar werden zu las-sen Dies geschieht durch (oumlkonomische) Bewertung und oder Integra-tion in Marktentscheidungen ndash zum Beispiel in Form von naturorientierten Angeboten Anreizen oder der Schaffung von Maumlrkten fuumlr Biodiversitaumlt ndash sowie in gesellschaftliche und private Entscheidungen

54 DIEUNTERNEHMENSPERSPEKTIVEndashNEUEHERAUSFORDERUNGEN

ISO 14001 Betriebliches Umweltmanagementsystem nach DIN EN ISO 140012004 + AC 2009 (Ausgabe 112009) Schwerpunkt liegt in der Verbesserung des Umweltmanagementsystems

KONVENTION UumlBER DIE BIOLOGISCHE VIELFALT (ENGL CONVENTION ON BIO LOGICAL DIVERSITY ndash CBD)

Uumlbereinkunft von 168 Staaten (Unterzeichner Stand 12122012) uumlber die biologische Vielfalt Darin werden der Verlust der biologischen Vielfalt als Herausforderung anerkannt und Ziele zu ihrer Erhaltung formuliert Diese sind 1) Schutz der biologischen Vielfalt 2) Nachhaltige Nutzung ihrer Bestandteile und 3) Zugangsregelung und gerechter Ausgleich von Vor-teilen welche aus der Nutzung genetischer Ressourcen entstehen

KULTURELLE OumlKOSYSTEMshy LEISTUNGEN

Leistungen von Oumlkosystemen mit Wirkung und Bedeutung fuumlr Erholung aumlsthetisches Empfinden spirituelle Erfahrungen soziale Funktionen kul-turelle Identitaumlt Heimatgefuumlhl Wissen und Erkenntnis

MONETARISISERUNG Beimesssung eines Wertes in Geldeinheiten Die Umweltoumlkonomie hat dazu mehrere Verfahren der Monetarisierung entwickelt

NATURKAPITAL Oumlkonomischer Begriff fuumlr den begrenzten Vorrat an physischen und bio-logischen Ressourcen der Erde und die begrenzte Bereitstellung von Guumltern und Leistungen durch Oumlkosysteme

OumlKOSYSTEM Bezeichnet die Bestandteile eines abgegrenzten Naturraumes (zum Beispiel niedersaumlchsisches Wattenmeer) oder eines bestimmten Natur-raumtyps (zum Beispiel naumlhrstoffarmes Flieszliggewaumlsser) und deren Wech-selwirkungen Der Begriff kann sich auf verschiedene raumlumliche Ebenen (lokal regional) beziehen und umfasst sowohl (halb-)natuumlrliche (zum Bei-spiel ungestoumlrte Hochmoore) und naturnahe (zum Beispiel Kalkmager-rasen) als auch vom Menschen gepraumlgte Oumlkosysteme (zum Beispiel Agrar oumlkosysteme)

OumlKOSYSTEMFUNKTIONEN Umfassen alle physikalischen chemischen und biologischen Prozesse und Wechselwirkungen die in verschiedenen Oumlkosystemen stattfinden

OumlKOSYSTEMLEISTUNGEN Bezeichnen direkte und indirekte Beitraumlge von Oumlkosystemen zum mensch-lichen Wohlergehen das heiszligt Leistungen und Guumlter die dem Menschen einen direkten oder indirekten wirtschaftlichen materiellen gesundheit-lichen oder psychischen Nutzen bringen In Abgrenzung zum Begriff Oumlko-systemfunktion entsteht der Begriff Oumlkosystemleistung aus einer anth-ropozentrischen Perspektive und ist an einen Nutzen des Oumlkosystems fuumlr den Menschen gebunden Der Begriff ist identisch mit den haumlufig verwen-deten Begriffen raquoOumlkosystemdienstleistunglaquo und raquooumlkosystemare Guumlter und Leistungenlaquo und entspricht dem englischen Begriff der raquoecosystem serviceslaquo

55

REGULIERUNGSLEISTUNGENFunktionen von Oumlkosystemen die auf (andere) Elemente und Prozesse von Oumlkosystemen einwirken die (direkten) Nutzen fuumlr den Menschen haben zum Beispiel die Filterwirkung von Bodenschichten auf die Grund-wasserqualitaumlt oder der Beitrag einer Hecke zur Verringerung der Boden-erosion

GLOSSAR

RESILIENZ (VON OumlKOSYSTEMEN)

Resilienz ist die Faumlhigkeit eines Oumlkosystems trotz aumluszligerer Stoumlrungen seine Funktionen und damit seine Oumlkosystemleistungen aufrecht zu erhalten Es wird davon ausgegangen dass die Resilienz stark mit der in dem Oumlko-system vorherrschenden biologischen Vielfalt korreliert

TEEBThe Economics of Ecosystems and Biodiversity Die internationale TEEB-Studie wurde von Deutschland im Rahmen seiner G8-Praumlsidentschaft im Jahr 2007 gemeinsam mit der EU-Kommission initiiert und mithilfe zahlreicher weiterer Institutionen unter der Schirmherrschaft des Um-weltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) durchgefuumlhrt Ziel der TEEB-Studie war es den oumlkonomischen Wert der Leistungen der Natur ein zuschaumltzen die wirtschaftlichen Auswirkungen der Schaumldigung von Oumlkosystemen zu erfassen und ausgehend davon die Kosten eines Nicht-Handelns zu beziffern Leiter der Studie war der indische Oumlkonom Pavan Sukhdev Im Rahmen der Studie wurden verschiedene Berichte veroumlffent-licht Derzeit wird unter Leitung von UNEP ein Nachfolgeprozess organi-siert um die Durchfuumlhrung von nationalen regionalen lokalen und sek-toralen Studien zum Thema anzuregen und zu foumlrdern

VERSORGUNGSLEISTUNGENBezeichnen meist marktfaumlhige Guumlter die von oder mithilfe von Oumlkosyste-men produziert werden (zum Beispiel Nahrung Frischwasser Feuer- und Bauholz) Teilweise ist ein erheblicher Beitrag von (Human-)Kapital und Arbeit notwendig um diese Guumlter zu erstellen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 56

QUELLEN

BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012) Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Centre for Sustainability Management Luumlneburg

BORN W u a (2012) Gesundheitskosten der Beifuszlig-Ambrosie in Deutschland In Umweltmedizin in Forschung und Praxis 17 (2) S 71 ndash 80

DER BUND (2009) Invasive Muscheln verstopfen Leitungen Von Fabio Bergamin Onlineausgabe Zuletzt aktualisiert am 31072009 httpwwwderbundchzeitungenwissenInvasive-Muscheln-verstopfen-Leitungenstory29662360

DEUTSCHER IMKERBUND EV Internetauftritt des Deutschen Imkerbund e V vom 12122012 httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpbienen-und- bestaeubungsleistung und httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpzahlen-die-zaehlen

EUROPAumlISCHE KOMMISSION (2009) Fact Sheet Gebietsfremde invasive Arten httpeceuropaeuenvironmentpubspdffactsheetsInvasive20Alien20SpeciesInvasive_Alien_DEpdf

FAO ndash FOOD AND AGRICULTURE ORGANIZATION OF THE UNITED NATIONS (2010) Global Forest Resource Assessment 2010wwwfaoorgforestryfrafra2010en

GARCIacuteAshyTORRES L u a (2001) Conservation agriculture in Europe Current status and perspectives In Garcia-Torres L Benites J and Martiacutenez-Vilela A (Hrsg) Conservation Agriculture A World-wide Challenge 1st World Congress on Conservation Agriculture Madrid 1 ndash 5 October 2001 Vol I Keynote Contributions XUL Cordoba Spain S 79 ndash 83

IAASTD ndash INTERNATIONAL ASSESSMENT OF AGRICULTURAL KNOWLEDGE SCIENCE AND TECHNOLOGY FOR DEVELOPMENT (2008) Global ReportwwwagassessmentorgreportsIAASTDENAgriculture20at20a20Crossroads_Global20Report20(English)pdf

KREIBICH H MUumlLLER M (2005) Private Vorsorgemaszlignahmen koumlnnen Hochwasserschaumlden reduzieren Schadensprisma Heft 1 2005 httpwwwschadenprismadepdfsp_2005_1_1pdf

57QUELLEN

LENZEN M u a (2012) International trade drives biodiversity threats in developing nations Nature 486109 ndash 112 Doi101038nature11145

PWC ndash PRICEWATERHOUSECOOPERS (2012) PwC Rio+20 Sustain ability pulse poll How do the public and CEO opinions differ on Rio+20 issues

REWE GROUP (2010) Pressemitteilung raquoBodensee-Obstbauern engagieren sich fuumlr Biodiversitaumltlaquo wwwrewe-groupcompressepressemeldungenpressemeldung-detail articlebodensee-obstbauern-engagieren-sich-fuer-biodiversitaet

SCBD ndash SECRETARIAT OF THE CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (2009) business2010 A magazine on business amp bio- diversity June 2009 Volume 4 ndash Issue 1 httpwwwcbdintdocnewslettersnews-biz-2009-06-enpdf

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement Ein Leitfaden fuumlr die betrieb-liche Praxis BerlinwwwbmudeN46143

STATISCHES BUNDESAMT (2012) Nachhaltige Entwicklung in Deutschland Indikatorenbericht 2012 wwwdestatisdeDEPublikationenThematischUmwelt oekonomischeGesamtrechnungenUmweltindikatorenIndikatoren PDF_0230001pdf__blob=publicationFile

STERN N (2007) The Economics of Climate Change The Stern Review Cambridge

TEEB (2009) The Economics of Ecosystems and Biodiversity TEEB for National and International Policy Makers Summary Responding to the Value of Naturewwwteebweborg

TEEB (2010A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity Ecological and Economic Foundations Edited by Pushpam Kumar London and Washington

TEEB (2010B) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integrieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz Bonn

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 58

TEEB (2011) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in National and International Policy Making Edited by Patrick ten Brink London and Washington

TEEB (2012A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Local and Regional Policy and Management Edited by Heidi Wittmer and Haripriya Gundimeda Abingdon and New York

TEEB (2012B) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Business and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York

TEN BRINK P BRAAT L (HRSG) (2008) The Cost of Policy Inaction The case of not meeting the 2010 biodiversity targethttpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversityeconomicspdfcopizip

UNESCAP ndash UNITED NATIONS ECONOMIC AND SOCIAL COMMISSION FOR ASIA AND THE PACIFIC (1999) Keynote Statement of Mr Cengiz Ertuna (UNESCAP) at IDNDR-ESCAP Regional Meeting for Asia Risk Reduction amp Society in the 21st Century Bangkok 23 ndash26 February 1999 httpwwwunescaporgenrdwater_mineraldisasterertuna01htm

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012) Water valuation ndash Building the business case Geneva and Washington

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012A) Changing Pace ndash Public policy options to scale and accelerate business action towards Vision 2050 Geneva and Washington

WRI ndash WORLD RESOURCE INSTITUTE (2012) The Corporate Ecosys-tem Services Review - Guidelines for Identifying Business Risks and Opportunities Arising from Ecosystem Change Version 20 Washington

ZEITZ J PUMA Pressemitteilung vom 16112011 httpaboutpumacompuma-completes-first-environmental-profit-and-loss-account-which-values-impacts-at-e-145-million

  • Die Unternehmensperspektive
  • Impressum
  • Inhaltsverzeichnis
  • Vorworte
  • Biodiversitaumlt und Oumlkoshysystemleistungen ndash Erweiterung der unternehmerischen Sicht
  • Warum die Wirtschaft gefragt ist ndash Treiber Chancen und Risiken
  • Entwicklungen und Trends ndash was auf Unternehmen zukommt
  • Wie Unternehmen taumltig werden koumlnnen
  • Ausblick
  • Weiterfuumlhrende Informationen
  • QUELLEN

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 36

Respon si bi lity) einzuordnen Vor allem Unternehmenswerte und -philo-sophien koumlnnen Anknuumlpfungspunkte raquovon obenlaquo bieten und zu einer weitergefassten Strategieentwicklung fuumlhren

ABBILDUNG 18(Foto Susanne Georgi)

INFOBOX 21

Praxisbeispiel Pilotprojekt fuumlr Branchenstandards Die oekom GmbH der groumlszligte deutsche Fachverlag fuumlr Oumlkologie und Nachhaltigkeit veroumlffentlicht Sach- und Fachbuumlcher mit Bezug zur bio-logischen Vielfalt und dem Erhalt der Oumlkosysteme Fuumlr seine Publi-kationen verwendet er ausschlieszliglich Recycling- und FSC-zertifiziertes Papier Zudem hat der Verlag das Projekt raquoNachhaltig Publizierenlaquo initi-iert das vom Bundesumweltministerium gefoumlrdert wird In Kooperation mit zwei wissenschaftlichen Instituten und der Frankfurter Buchmesse wurden praxisnahe Kriterien fuumlr die nachhaltige Bucherstellung entwi-ckelt Mit dem Projekt praumlsentiert sich oekom oumlffentlichkeitswirksam als Vorreiter und sensibilisiert die Verlagsbranche fuumlr einen nachhalti-gen Umgang mit der Ressource Papier

37

Gleichzeitig bietet die Kommunikation und Interaktion mit Kunden und Mitarbeitern Moumlglichkeiten fuumlr eine Integration sozusagen als Impulsgeber raquovon untenlaquo Freiwilligenarbeit gemeinsame Baum-pflanzaktionen oder Spenden fuumlr Naturschutzeinrichtungen tragen zum Schutz und zur Wertschaumltzung des Naturkapitals bei Mit Blick auf ihre Mitarbeiter profitieren Unternehmen zudem vom Wohlbe-finden am Arbeitsort erhoumlhter Kommunikationsbereitschaft und staumlrkerer Bindung und Loyalitaumlt gegenuumlber dem Arbeitgeber

Berichterstattung (inklusive umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung)Die in Deutschland und weltweit gebraumluchlichste Richtlinie zur Bericht-erstattung von Nachhaltigkeitsaspekten ndash die Global Reporting Initia-tive (GRI) ndash sieht eine Offenlegung von bis zu fuumlnf biodiversitaumltsbe-zogenen Indikatoren vor Diese waren bislang von eher qualitativer

WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

ABBILDUNG 20 Umweltindika-toren der Global Reporting Initiative Die fuumlnf relevanten Umweltindi - ka toren der Berichterstattungsricht-linie der Global Reporting Initiative (GRI) in der Version 31 Biodiver-sitaumlts bezogene Umweltindikatoren werden mit EN fuumlr Umwelt abgekuumlrzt und beinhalten EN 11 bis EN 15

Kernindikatoren Zusaumltzliche Indikatoren

EN11

Ort und Groumlszlige von Grundstuumlcken in Schutzge-bieten oder angrenzend an Schutzgebiete Ort und Groumlszlige von Grundstuumlcken in Gebieten mit hohem Biodiversitaumltswert auszligerhalb von Schutz-gebieten oder daran angrenzend Zu beruumlcksich-tigen sind Grundstuumlcke die im Eigentum der berichtenden Organisation stehen oder von die-ser gepachtet oder verwaltet werden

EN13 Geschuumltzte oder wiederhergestellte natuumlrliche Lebensraumlume

EN14Strategien laufende Maszlignahmen und Zu-kunftsplaumlne fuumlr das Management der Auswir-kungen auf die Biodiversitaumlt

EN12

Beschreibung der wesentlichen Auswirkungen von Aktivitaumlten Produkten und Dienstleistungen auf die Biodiversitaumlt in Schutzgebieten und in Gebieten mit hohem Biodiversitaumltswert auszliger-halb von Schutzgebieten

EN15

Anzahl der Arten auf der Roten Liste der IUCN und auf nationalen Listen die ihren natuumlrlichen Lebensraum in Gebieten haben die von der Geschaumlftstaumltigkeit der Organisation betroffen sind aufgeteilt nach dem Bedrohungsgrad

ABBILDUNG 19(Foto Piepenbrock)

INFOBOX 22

Praxisbeispiel Mitarbeiter-EngagementDie Piepenbrock Unternehmensgruppe unterhaumllt im brandenbur-gischen Naturpark Stechlin-Ruppiner Land den 2200 Hektar groszligen Forst Rheinshagen Im Rahmen seiner Aktion raquoWachstumlaquo pflanzt das Unternehmen dort gemeinsam mit seinen Kunden fuumlr jeden Neuauf-trag Baumlume Im August 2012 besuchte eine Gruppe von zehn Auszu-bildenden des Unternehmens im Zuge der raquoAzubi-Projekttagelaquo den Piepen brock Forst um die Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens kennenzulernen und selbst aktiv zu unterstuumltzen Ziel war es die Sand-heideflaumlche am Zechower Berg im Naturschutz- und gleichnamigen Fauna-Flora-Habitat-Gebiet Rheinsberger Rhin und Hellberge zu pflegen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 38

IM RAHMEN VON UMWELTSCHUTZ UND RESSOURCENshyEFFIZIENZ KUumlMMERN SICH VIELE UNTER NEHMEN BEREITS HEUTE UM BIODIVERSITAumlT UND ECOSYSTEM SERVICES OHNE DIES JEDOCH EXPLIZIT HERAUS ZUshy STELLEN DER BEWUSSTE EINBEZUG DES OumlKOSYSTEMshy GEDANKENS SOWIE DIE BETRACHTUNG ENTSPRECHENDER CHANCEN UND RISIKEN STELLT EINE WEITER ENT shy WICKLUNG DAR DIE DURCHAUS ALS rsaquoUMWELTVERANTshyWORTUNG 20lsaquo BEZEICHNET WERDEN KANN

MICHAEL SIEMERS CORPORATE

ENVIRONMENT amp RESPONSIBILITY

EVONIK INDUSTRIES AG

Form doch auch hier erfolgt eine regelmaumlszligige Anpassung die zu-kuumlnftig sicherlich auch mit einer Quantifizierung einhergehen wird Damit bleibt die unternehmerische Berichterstattung eng verbunden mit dem Umweltmanagement

Unternehmerische Berichterstattung wird sich aumlndern und zukuumlnftig integrierter sein (Stichwort Integrated Reporting) In dieser Hinsicht ist auch die umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung zu sehen

INFOBOX 23

Praxisbeispiel Umweltbezogene Gewinn- und VerlustrechnungWaumlhrend in der klassischen Gewinn- und Verlustrechnung (GampV) nur finanzielle Kenngroumlszligen wie Anlagevermoumlgen return on investment und Eigenkapitalrendite berichtet werden bleiben die umweltbezogenen Kosten verborgen Diese Externalitaumlten ndash beispielsweise Verschmutzung von Gewaumlssern Zerstoumlrung von Lebensraumlumen oder das Abwaumllzen von Verantwortung beim Klimawandel auf Folgegenerationen ndash sind als Ver-luste anzusehen die nicht durch das Unternehmen sondern von Dritten wie der Allgemeinheit oder der Natur getragen werden Getrieben von CEO Jochen Zeitz hat Puma es sich zur Aufgabe gemacht diese Kosten deutlicher aufzuzeigen und in die GampV einflieszligen zu lassen Solch eine Sichtbarmachung kann beim Einkauf der Fertigung der Produktent-wicklung oder dem Nachhaltigkeitsmanagement helfen bessere Ent-scheidungen zu treffen um so die Externalitaumlten zu minimieren Laut PUMA Environmental Profit amp Loss Account hat das Unternehmen im Jahr 2010 etwa 145 Millionen Euro an Umweltschaumlden durch Treibhaus-gasemissionen Wasserverbrauch Landnutzungsfolgen Luftverschmut-zung und Abfallerzeugung verursacht Davon entfallen nur etwa 6 auf das Kerngeschaumlft mehr als 137 Millionen Euro Umweltschaumlden ent-stehen entlang der Lieferkette Weitere Informationen httpaboutpumacomwp-contentthemesaboutPUMA_themefinancial-reportpdfEPL080212finalpdf

39WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Sie macht deutlich welche Abhaumlngigkeiten und welche Einfluumlsse ein Unternehmen hat und stellt bei der Einbeziehung der Oumlkosystem-leistungen und Integration in die externe Rechnungslegung einen be deut samen Schritt hin zur Beruumlcksichtigung von Naturkapital in Unternehmen dar Eine Offenlegung dieser Art koumlnnte einen Para dig-menwechsel einleiten Wer seine Leistung schon fruumlhzeitig ganzheit-lich misst und berichtet kann in einem sich veraumlndernden Geschaumlfts-

ABBILDUNG 21 (Foto LianeM Fotoliacom)

INFOBOX 24

Biodiversitaumlt in den Umweltmanagementzertifizierungen ISO 14001 und EMASBei EMAS muumlssen und bei ISO 14001 sollten die Auswirkun-gen auf die biologische Vielfalt beruumlcksichtigt werden Bei EMAS wird in Form des raquoFlaumlchenverbrauchslaquo ein direkter Indikator fuumlr den Habitatverlust erhoben ndash eine der Hauptursachen des Biodiver-sitaumltsverlustes Zwar kann der Flaumlchenverbrauch von unterschiedli-cher Qualitaumlt sein ndash die Bebauung einer bereits degradierten Flaumlche ist weniger kritisch als die eines intakten Oumlkosystems ndash dennoch kann dies als erster Startpunkt gewertet werden

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 40

umfeld weiterhin Spitzenleistung liefern Dies betrifft die Felder Risikomanagement Versorgungssicherheit und -produktivitaumlt wie auch Compliance und Stakeholdermanagement

UmweltmanagementEin Umweltmanagement steuert gemaumlszlig den vier Managementschrit-ten Planen Ausfuumlhren Kontrollieren und Optimieren umweltbezo-gene Unternehmenstaumltigkeiten und ermoumlglicht so eine kontinuierli-che Verbesserung der Umweltleistung Dieser Managementzyklus beruumlcksichtigt derzeit nur selten umsetzungsorien tiert die Dimensio-nen Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt

Hier kann eine Erweiterung konkret ansetzen Eine erste Feststellung des Status quo auf Basis bereits existieren der Umweltdaten ndash ergaumlnzt durch Experteneinschaumltzungen ndash ist der Anfang Anschlieszligend koumln-nen spezifische und messbare Ziele gesetzt werden was sich in die bekannten Schritte des Umweltmanagements einbinden laumlsst

RessourceneffizienzRessourceneffizienz gewinnt angesichts steigender Rohstoffpreise und -bedarfe und des groszligen Anteils den Material- und Energie kosten an den Gesamtkosten in vielen Branchen darstellen wirtschaftlich und politisch enorm an Bedeutung Zur Steigerung der Ressourceneffi-zienz liegen aktuell Programme auf nationaler wie europaumlischer Ebene vor es existieren dazu Plattformen und Initiativen Das Thema raquoRes-sourceneffizienzlaquo koumlnnen Unternehmen strategisch integrieren (zum Beispiel in ihrem Umweltmanagement) indem sie die entsprechen-den Einsatzstoffe als Naturkapital raquodeklarierenlaquo und im Ressourcen-management umfassender als bisher beruumlck sichtigen Durch den sparsamen effizienten Einsatz von Ressourcen koumlnnen oftmals Oumlko-systeme geschont werden (zum Beispiel durch ein entsprechendes

INFOBOX 25

Praxisbeispiel Integration von Biodiversitaumlt in das Ressourcen-managementUPM betreibt in Deutschland sieben Papierfabriken und verschreibt sich der nachhaltigen Forstwirtschaft und dem Schutz der Biodiversitaumlt So wird weltweit FSC- und PEFC-zertifiziertes Holz verwendet und in unter nehmenseigenen Waumlldern ein Biodiversitaumltsprogramm umge-setzt Gemeinsam mit der raquoAlliance for Water Stewardshiplaquo fuumlhrt UPM ein Pilotprojekt zum Wassermanagement durch Dies soll den Verbrauch des wasserintensiven Papierherstellungsprozesses senken und die Wie-derverwendung des Wassers erhoumlhen UPM unterstreicht mit seinemEngagement seine Position als raquoBiofore Companylaquo

41WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

INFOBOX 26

Praxisbeispiel Bewertung von Biodiversitaumlt in der Lebensmittel-branche und der LandwirtschaftEinen Schritt weiter als die Oumlkobilanzen geht das Bewertungsverfahren der BASF Mit ihrer Lebenszyklusanalyse AgBalance erfasst sie eine Viel-zahl von Nachhaltigkeitsindikatoren der Lebensmittel- und Landwirt-schaftsbranche Biologische Vielfalt flieszligt mit 8 der 69 Indikatoren in eine Punktebewertung ein so unter anderem Naumlhe zu Schutzgebieten Auskreuzungspotenzial und Oumlkotoxizitaumltspotenzial Auszligerdem werden soziale und oumlkonomische Indikatoren erfasst und somit alle drei Saumlulen der Nachhaltigkeit abgebildet Auch wenn ein Abwaumlgen zwischen unter-schiedlichen Groumlszligen wie Punkten und Euros als Messeinheiten Entschei-der vor Herausforderungen stellt ist dies doch ein wichtiger Schritt hin zur Integration von Biodiversitaumlt in Entscheidungsprozesse

Wassermanagement in Regionen mit Wasserstress) Jedoch ist Res-sourceneffizienz nicht gleichzusetzen mit Biodiversitaumlts- und Oumlko-systemschutz Neben dem sparsamen Umgang mit Ressourcen ist auch die Art der Einsatzstoffe (zum Beispiel Nutzung von nachhaltig erzeugtem Palmoumll) von Bedeutung

Der Zusammenschluss zu Brancheninitiativen ist ein Ansatz um das Thema Ressourceneffizienz ganzheitlicher und passgenauer zu be-trach ten und so die Thematik uumlber den bisherigen Fokus auf Reduzie-rung von Rohstoffverbrauch und Emissionen hinaus zu erweitern

Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten- Management Die Analyse der Wertschoumlpfungskette eines Produktes liefert immer wieder Verbesserungspotenzial und wird deshalb regelmaumlszligig durchge-fuumlhrt Dies bietet gute Ansatzpunkte fuumlr eine Untersuchung und Ver-besserung der Biodiversitaumltsperformance Eine weitere oft genutzte Analysemoumlglichkeit sind Oumlkobilanzen (Life Cycle Assessments)

Oumlkobilanzen bilden den gesamten Stoffkreislauf ab ndash und somit auch die fuumlr Biodiversitaumlt relevante Landnutzung oder Oumlkosystemleis-tungen wie die Bereitstellung von Rohstoffen die Absorption von Produktionsemissionen und die Aufnahme von Abfallprodukten An-gefangen bei eigenen Beschaffungsquellen (zum Beispiel Vertragsan-bauer von Supermaumlrkten oder Handelsmarken) bis hin zu Vorproduk-ten der Liefer an ten ndash entlang der Lieferkette verbergen sich zahlreiche Ursachen fuumlr Bio diversitaumltsverlust Fuumlr Unternehmen die Rohstoffe und Vorpro dukte aus dem Ausland beziehen ist es daher wichtig auf den Einkauf und das Lieferkettenmanagement zu achten Wichtige

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 42

Analyseschritte beinhalten Grenzwerte und Normen (in den Abbau- und Ursprungslaumlndern der Vorprodukte oftmals deutlich niedriger als in Deutschland) oder Screenings zu Wasserknappheit entlang der Lie-ferkette Darauf aufbauend ergibt sich eine detaillierte Bewertung zur Beruumlcksichtigung von Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt bei Liefe ranten

Investitions- und PlanungsprozesseInvestitionen in den Bau neuer Anlagen oder Standorte werden derzeit eher selten unter Biodiversitaumltsaspekten im betrieblichen Umwelt-management erfasst Beim Bau eines Produktionsstandorts auf der raquogruumlnen Wieselaquo spielen vor allem die Eingriffsregelung des Bun-desnaturschutzgesetztes (BNatSchG) sowie das EU-Naturschutz-recht (FFH- und Vogelschutz-Richtlinie) eine wichtige Rolle Diese Regeln erscheinen Unternehmen manchmal wider spruumlchlich ndash gerade mit Blick auf den gewollten Naturschutz Firmenareale werden auf-grund strategischer Entscheidungen zum Beispiel fuumlr den Bau von Anlagen uumlber einen laumlngeren Zeitraum brach liegen gelassen Siedelt sich daraufhin eine geschuumltzte Art auf dieser Flaumlche an koumlnnen Unter-nehmen unter Umstaumlnden nur mit hohen Auflagen dieses Gebiet er-schlieszligen und einen Neu- oder Ausbau realisieren Um solchen Ziel kon-flikten vorzubeugen bieten die zustaumlndigen Natur schutzbehoumlrden an in Dialog zu treten um gangbare Wege und Maszlignahmen auszu loten

Doch Unternehmen koumlnnen auch in Vorleistung gehen Indem zum Beispiel Brachflaumlchen und Naturraumlume belassen sowie die Funktio-nalitaumlt von aquatischen Oumlkosystemen (Gewaumlssern) erhalten werden

INFOBOX 27

Ausgleichsflaumlchen ndash Chancen fuumlr beschleunigte PlanungsprozesseGut zu wissen Laut sect16 BNatSchG kann durch Oumlkosystemschutz ein raquoGuthabenlaquo auf einem Oumlkokonto angespart werden Bei spaumlteren Ein-griffen werden diese Flaumlchen als bereits geleistete Kompensationsmaszlig-nahmen anerkannt Rheinkalk macht sich dieses Instrument zunutze Im sauerlaumlndischen Houmlnnetal dient nur ein Teil des Grundbesitzes dem Kalksteinabbau Weite Teile des Areals hingegen stehen dank nicht-oumlkonomischer Waldnutzung dem Naturschutz temporaumlr zur Verfuumlgung oder werden je nach Management und naturschutzfachlicher Einschaumlt-zung einem Oumlkokonto zugeschrieben das als Kompensationsleistung fuumlr zu erwartende Eingriffe agiert Waumlhrend auf der einen Seite pro-aktiv Arten- und Oumlkosystemschutz ermoumlglicht wird profitiert Rheinkalk von einem beschleunigten Planungsprozess vermiedener Buumlrokratie und somit geringeren Kosten (wwwrheinkalkdepdfVerantwortung_Fuer_Mensch_und_Naturpdf Seite 24)

43WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

koumlnnen etwaige Kompensationsmaszlignahmen im Rahmen der Ein griffs -regelung vermieden werden Zudem koumlnnen Ergebnisse der teils obli-gatorischen Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung (UVP) der Strategischen

INFOBOX 28

Praxisbeispiel ZielkonflikteBiologische Vielfalt spielt in Steinbruumlchen Baggerseen und Kiesgruben eine wichtige Rolle Die Steine- und Erdenindustrie engagiert sich in zahlreichen Projekten zur Foumlrderung der biologischen Vielfalt Neben der Erarbeitung von Biodiversitaumltsindikatoren und einer Biodiversitaumlts-Datenbank zaumlhlen hierzu zahlreiche gemeinsame Projekte mit Umwelt-verbaumlnden

raquoLeider werden der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt in den Abbaustaumltten ausgerechnet durch das Naturschutzrecht selbst eingeschraumlnkt Wer zum Beispiel ein Laichgewaumlsser fuumlr die Gelbbauch-unke auf einem Rohbodenstandort anlegt oder eine Steilwand fuumlr die Uferschwalbe herrichtet der laumluft Gefahr dass die weitere Bewirt-schaftung der Flaumlchen deutlich eingeschraumlnkt wird Der statische An-satz im Naturschutzrecht verhindert damit leider vielerorts die Aus-schoumlpfung von Synergieeffekten von Gesteinsabbau und Naturschutz Die Steine- und Erdenindustrie jedenfalls ist zur Foumlrderung der biolo-gischen Vielfalt bereit und setzt sich auch weiterhin fuumlr praktikable Loumlsungen einlaquo (Diplom-Biologe Thomas Beiszligwenger Hauptgeschaumlfts-fuumlhrer Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

ABBILDUNG 22 (Foto Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

INFOBOX 29

Praxisbeispiel Management von LiegenschaftenFraport die Betreibergesellschaft des Frankfurter Flughafens formuliert in seiner unternehmenseigenen Biodiversitaumltsstrategie Grundsaumltze zur Biodiversitaumlt Darin wird festgehalten dass sich Flugbetrieb und der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt ndash uumlber gesetz liche Anforderungen wie zum Beispiel Eingriffsregelung hinaus ndash vereinbaren lassen So wird unter anderem auf dem Gelaumlnde des Flughafens ein For-schungsprojekt zum Bienen-Monitoring unterstuumltzt das wichtige Infor-mationen uumlber die Schadstoffsituation liefert Gleich zeitig werden im Rhein-Main-Gebiet gezielt Naturschutzvorhaben gefoumlrdert so zum Bei-spiel der Erhalt von raquoAltholzinselnlaquo im Kinzigtal oder die Pflege von Streuobstwiesen im Maintal (wwwfraportdecontentfraport-agdenachhaltigkeitumweltnatur--und-ressourcenschutz0html und verglei-che auch die dort bereitgestellten PDF-Dokumente)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 44

Legende Naumlhe zum Kerngeschaumlft Merkmalsauspraumlgung Geringer Bezug Mittel o Trifft zu x Mittlerer Bezug Stark + Starker Bezug Sehr stark + +

ABBILDUNG 23 Handlungsan-saumltze zur Integration von Biodiversi-taumlt in Unternehmen am Beispiel eines Industrie- und Konsumguumlter-unternehmens (Grafik PwC)

INFOBOX 30

Handlungsansaumltze zur Integration von Biodiversitaumlt in UnternehmenDie vorgestellten sechs Handlungsansaumltze werden hier systematisch zusammengefasst am Beispiel der Indus trie- und Konsumguumlterbranche dargestellt Diese Systematik kann allen Unternehmen als Pruumlfrahmen dienen ihr spezifisches Profil zur Beruumlcksichtigung von biologischer Viel-falt Oumlkosystemen und deren Leistungen (Naturkapital) zu entwickeln

Die Abbildung verdeutlicht die Wirkung der verschiedenen Handlungs-ansaumltze beispielhaft im Hinblick auf die vier Werttreiber Risiken senken Kosten reduzieren Maumlrkte und Kunden erschlieszligen und Reputation steigern

Waumlhrend die farbliche Hinterlegung die Naumlhe zum Kerngeschaumlft andeutet geben die Spalten auf der rechten Seite Informationen uumlber den Beitrag zum Schutz der biologischen Vielfalt sowie zur moumlglichen Umsetzungskomplexitaumlt wieder Es wird deutlich dass es durchaus ein-fache Maszlignahmen gibt die eine Wirkung zeigen

Werttreiber

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Integration von Biodiversitaumltsaspekten in hellip

Beitrag zum Schutz des Natur kapitals

Umsetzungsshy komplexitaumlt

x x x 1) Unternehmerischer Verantwortung (Corporate Responsibility) o + o

x x x 2) Berichterstattung (inkl umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung) o +

x x 3) Umweltmanagement inkl Liegenschafts-management o + +

x x 4) Maszlignahmen zur Steigerung der Ressourcen-effizienz + + + +

x x x 5) Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten-Management + + + +

x x 6) Investitions- und Planungsprozesse + o +

45WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Des Weiteren ist erkennbar dass die Integration von Biodiversitaumlt in Aus-wahl- und Entscheidungsprozesse vor allem im Bereich Ressourceneffi-zienz Lieferketten-Management und Investitions- und Planungsprozesse zu Win-win-Situationen fuumlhren kann Dabei sollte bei der Auswahl der Ansaumltze und Methoden aber immer das Kerngeschaumlft des Unterneh-mens im Vordergrund stehen ndash hier kann ein erster Check die weitere Schwerpunktsetzung unterstuumltzen Auch die Integration ins klassische Umweltmanagement stellt einen Schritt zur Beruumlcksichtigung von Bio-diversitaumlt dar ndash und zwar verbunden mit einem maumlszligigen Aufwand

Umweltpruumlfung (SUP) und der FFH Vertraumlglichkeitspruumlfung (FFH VP) guumlnstiger ausfallen Auflagen der Nachbesserung reduziert dadurch Kosten eingespart und ein reibungsloser Planungs- und Bauprozess beguumlnstigt werden

Abschlieszligend gilt es die Integration von Biodiversitaumlt auch in flankie-renden operationellen Einheiten voranzutreiben Dies betrifft beson-ders Forschung und Entwicklung sowie Kommunikation Dabei sollen die Themen erfolgreich sowohl nach innen als auch nach auszligen also zu Kunden Lieferanten und anderen Interessengruppen kommuni-ziert und in eine entsprechende Berichterstattung integriert werden

AUSBLICK5

WIR KOumlNNEN DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER WIRTSCHAFT NUR ERHALTEN WENN WIR DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER NATUR ERHALTEN DAFUumlR IST EINE VIELFALT AN LEBENSshy RAumlUMEN UND ARTEN VON ENTSCHEIDENDER BEDEUTUNG DEREN SCHUTZ MUSS DESHALB VIEL STAumlRKER IN DEN WERTSCHOumlPFUNGSPROZESSEN BERUumlCKSICHTIGT WERDEN

ALEXANDER BARTELT ABTEILUNGS-

LEITER KLIMASCHUTZ UND NACHHAL -

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VORSTANDSVORSITZENDER raquoBIODIVER-

SITY IN GOOD COMPANYlaquo- INITIATIVE

Es ist an der Zeit die Aspekte von Naturkapital in das unterneh-merische Handeln zu integrieren Nutzen Sie die vielfaumlltigen Ansatz-punkte die im Rahmen der Broschuumlre aufgezeigt wurden und beginnen Sie Ihre unternehmerischen Aktivitaumlten zu erweitern In Deutsch-land gibt es viele Initiativen und Ansaumltze die einen Einstieg in die The-men Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungen erleich tern Nutzen Sie diese Initiativen fuumlr einen Austausch mit anderen Unter-nehmen und uumlber die dort bereits gemachten Erfahrungen (siehe dazu auch Kapitel 6)

Die Initiative raquoBiodiversity in Good Companylaquo ist ein Zusammen-schluss von Unternehmen die gemeinsam fuumlr den Schutz der

biologischen Vielfalt eintreten Der branchenuumlbergreifenden Initiative gehoumlren kleine mittlere und groszlige Unternehmen an Die Mitglieder der raquoBiodiversity in Good Companylaquo-Initiative unterstuumlt-zen das freiwillige Engagement der Wirtschaft fuumlr den Schutz der biologischen Vielfalt Sie arbeiten an Innovationen und Investitio-nen damit naturvertraumlgliche Technologien Produkte und Dienst-leistungen verstaumlrkt ihren Weg in die Maumlrkte finden Die Initiative

47AUSBLICK

traumlgt dazu bei den Privatsektor in die Verwirklichung der Ziele der Konvention uumlber die biologische Vielfalt und der Nationalen

Strategie zur biologischen Vielfalt staumlrker einzubinden

Auch im Rahmen von econsense ndash einem Zusammenschluss fuumlhren-der global agierender Unternehmen und Organisationen der deut-schen Wirtschaft zu den Themen nachhaltige Entwicklung und Cor-porate Social Responsibility (CSR) ndash wird der Themenbereich im Rahmen der Arbeitsgruppe raquoBiodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungenlaquo begleitet Die Mitgliedsunternehmen setzten sich intensiv mit dem Erhalt und der Entwicklung der biologischen Vielfalt auseinander und nutzen econsense als Plattform zum Austausch und zur Diskus-sion von praktischen Managementinstrumenten

Engagieren Sie sich im Projekt raquoUnternehmen Biologische Vielfalt 2020laquo einer Dialog- und Aktionsplattform des Bundesumweltminis-teriums gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der deutschen Wirtschaft und von Naturschutzverbaumlnden die einen fortlaufenden Austausch erlaubt und konkrete Aktivitaumlten zur Umsetzung der Nati-onalen Strategie zur biologischen Vielfalt auf den Weg bringt Folgende Themenfelder stehen dabei im Fokus Informationen zur biologischen Vielfalt fuumlr Unternehmen Biologische Vielfalt im betrieblichen Umweltmanagement Biologische Vielfalt und Naturschutzrecht Kommunikation von Unternehmen nach auszligen Finanzierung von Naturschutzprojekten Maumlrkte Chancen erkennen und entwickeln Netzwerkbildung

Die kuumlnftige Leistungsfaumlhigkeit der Wirtschaft wird von der Leis-tungsfaumlhigkeit des Naturkapitals abhaumlngen Der Erhalt der Leistungs-faumlhigkeit unseres Naturkapitals erfordert die gebuumlndelten Kraumlfte von Unternehmen Politik und Gesellschaft raquoNatur kapital Deutschland ndash TEEB DElaquo zeigt dass sich dies auch wirtschaftlich lohnt Lassen Sie uns diese Chance gemeinsam wahrnehmen

ABBILDUNG 24 (Foto morrbyte Fotoliacom)

6 WEITERFUumlHRENDE INFORMATIONEN

PROJEKT raquoNATURKAPITAL DEUTSCHLAND ndash TEEB DElaquoDiese Broschuumlre ist Teil des Projekts raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo in dessen Rahmen bis zum Jahr 2015 folgende vier Berichte erscheinen (Arbeitstitel) raquoKlimapolitik und Naturkapital Synergien und Konfliktelaquo raquoOumlkosystemleistungen und Entwicklung laumlndlicher Raumlumelaquo raquoNaturleistungen in der Stadt Gesundheit schuumltzen und

Lebensqualitaumlt erhoumlhenlaquo raquoNaturkapital Deutschland Neue Handlungsoptionen

ergreifen ndash eine Syntheselaquo

Bereits erschienen ist die Broschuumlre raquoDer Wert der Natur fuumlr Wirt-schaft und Gesellschaft ndash Eine Einfuumlhrunglaquo wwwnaturkapital-teebde

Soweit Praxisbeispiele und Statements nicht gesondert gekennzeich-net wurden sind diese speziell fuumlr raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo erstellt worden

Leitfaumlden Handlungsmoumlglichkeiten fuumlr Unternehmen BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012)Biodiversitaumlt im unterneh-

merischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Umfangrei-che aber dennoch leicht zu erfassende und praxisnahe Broschuumlre zu Maszlignahmen rund um den betrieblichen Biodiversitaumltsschutz Mit zahl-reichen Umsetzungstipps und Hinweisen auf weiterfuumlhrende Lite ra-tur und Webseiten

49WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

www2leuphanadeumanagementcsmcontentnamadownloads download_publikationenBestaendig20Wuczkowski_Biodiversitaet 20im20unternehmerischen20Nachhaltigkeitsmanagement_neupdf

HOUDET J (HRSG) (2008 UumlBERARBEITET 2010) Integrating bio-diversity into business strategies The Biodiversity Accountability Framework Sehr umfangreiche Publikation (knapp 400 Seiten) uumlber Bio di versitaumlt und Unternehmen beginnend bei den Grundlagen 23 In dikatoren (Business and Biodiversity Independence Indicators) sind Grundlage fuumlr die Bewertung der Biodiversitaumltsleistung von Unter-nehmen Mit zahlreichen Beispielen Regionaler Fokus Frankreichwwworeeorg_scriptntsp-document-file_downloadphp document_id=1063ampdocument_file_id=1070

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement ndash Ein Leitfaden fuumlr die betriebliche Praxis Umsetzungsorientiertes Handbuch zur Einbindung von Biodiversi-

taumlt in das bestehende (Umwelt)-Management inklusive zahlreicher Vorschlaumlge fuumlr Maszlignahmen und Instrumente sowie Zuordnung zu Handlungsfeldern und Funktionsbereichen httpwwwbmudeN46143

TEEB (2012) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Busi-ness and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York Bericht fuumlr Unternehmen der internationalen TEEB-Studie Ins-pirierende teils generische Heranfuumlhrung an die Bedeutung von Bio-diversitaumlt an Unternehmen mit Beispielen aus aller Welt Excutive summary unter wwwteebweborg

UN GLOBAL COMPACT AND IUCN (2012) A Framework for Corpo rate Action on Biodiversity and Ecosystem Services Uumlberblicksbro schuumlre zu Biodiversitaumlt und Unternehmen Adressierte Themen Treiber Risi-ken amp Chancen Corporate Governance Management (inkl Vermei-dungs-Hierarchie) Stakeholder-Engagement und Berichter stattungwwwunglobalcompactorgdocsissues_docEnvironmentBES_Frameworkpdf

WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD) (2011) Handbuch zur unternehmerischen Bewertung von Oumlkosystemdienstleistungen (CEV) Ein Rahmenwerk zur Erleichterung unternehmerischer Entscheidungsfindung Generisches Hand buch fuumlr die Durchfuumlhrung einer unternehmensinternen Bewertung von Biodiversitaumlt (breites Werteverstaumlndnis) mit Handreichungen zu vor-gelagerten Abwaumlgungen wwweconsensedesitesallfilesWBCSD_Handbuch_CEVpdf

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 50

WORLD RESOURCE INSTITUTE (WRI) (2012) Corporate Ecosystem Services Review ndash Version 20 Handbuch zur systematischen Erfas-sung von biodiversitaumltsbezogenen Risiko- und Handlungsfeldern Schrittweises Vorgehen inkl Vorschlaumlgen fuumlr die Erfassung und Doku-mentation des Prozesses wwwwriorgpublicationcorporate-ecosystem-services-review

Allgemein Oumlkosysteme Biodiversitaumlt und Wirtschaft JESSEL B TSCHIMPKE O UND WALSER M (2009) Produktivkraft

Natur Hamburg Praumlgnante Beispiele fuumlr die Quantifizierung von wirtschaftlich relevanten Nutzungen der Natur in Arbeitsplaumltzen Umsaumltzen oder vermiedenen Kostenwwwnaturkapital-teebdefileadminDownloadsProduktivkraft Naturpdf

MILLENNIUM ECOSYSTEM ASSESSMENT (2005) Ecosystems and Human Well-Being ndash Synthesis Synthese der mehr als 1000 Seiten fassenden wissenschaftlichen Studie uumlber die oumlkologischen und gesell-schaftlichen Zusammenhaumlnge sowie Zustand und Trends des Verlus-tes der biologischen Vielfalt und die Bedeutung der Oumlkosystemleis-tungen fuumlr den Menschenwwwmaweborgdocumentsdocument356aspxpdf

TEEB (2010) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integ-rieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz (Hrsg) Bonn Zusam-menfassung der Ergebnisse der internationalen TEEB Studie Synthese der Berichte fuumlr internationale Politiker lokale und regionale Ent-scheider sowie Unternehmen wwwteebweborg

Kartenmaterial Frageboumlgen und Tools PROTECTEDPLANETNET Weltweite kartengestuumltzte Darstellung von

Schutzgebieten basierend auf den Daten der World Database of Pro-tected Areas (WDPA) und der Weltnaturschutzorganisation (IUCN) wwwprotectedplanetnet

BFNshySCHUTZGEBIETSKARTE Interaktive Karte des Bundesamtes fuumlr Naturschutz mit allen deutschen Schutzgebieten wwwgeodienstebfndeschutzgebiete

CHECKLISTEN DER DEUTSCHEN BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIAshyTIVE Fragenkatalog zur Erstellung einer Selbsteinschaumltzung bezuumlg-lich potenzieller Risiken hinsichtlich Biodiversitaumlt und Oumlkosystem-leistungen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

51WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

INTEGRATED BIODIVERSITY ASSESSMENT TOOL (IBAT) Kostenpflich-tige Anwendung zur Bewertung standortbezogener Biodiversitaumlts-risiken (Fokus Schutzgebiete und Biodiversity Hot Spots) GIS-(Karten)- basiert wwwibatforbusinessorg

Fallbeispiele und Publikationssammlung WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD)

(2012) Biodiversity and ecosystem services ndash scaling up business solutions Company case studies that help achieve global biodiversity targetswwwwbcsdorgPagesEDocumentEDocumentDetailsaspxID=14923ampNoSearchContextKey=true

UNITED NATIONS ENVIRONMENT PROGRAM FINANCE INITIATIVE (UNEP FI) Publikationen zu biodiversitaumltsbezogenen Chancen Risiken und Handlungsoptionen der Finanzbranche wwwunepfiorgpublicationsbiodiversityindexhtml

CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (CBD) BUSINESS PROGRAMM Fallstudien und Publikationen zu Beruumlhrungspunkten und Leuchtturm-projekten zum Erhalt der biologischen Vielfalt wwwcbdintenbusiness

ECOSYSTEM MARKETPLACE Nachrichtenportal von Forest Trends rund um Biodiversitaumlts- Wasser- und CO2-Maumlrkte wwwecosystemmarketplacecom

Strategien auf politischer Ebene NATIONALE STRATEGIE ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT (2007) Deutsch-

lands Strategie zur Umsetzung der Konvention uumlber die biolo gische Vielfalt wwwbmudeN40333

INFORMATIONSPORTAL DES BUNDESAMTES FUumlR NATURSCHUTZ ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT Mit Nachrichten Informationen Veranstal-tungshinweisen und weiterfuumlhrenden Materialien wwwbiologische-vielfaltde

EUshyBIODIVERSITAumlTSSTRATEGIE FUumlR 2020 Diese EU-Strategie enthaumllt Ziele zum Erhalt von Biodiversitaumlt sowie von Oumlkosystemen und deren Leistungen (raquoNaturkapitallaquo) bis 2020httpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversitycomm20062020htm

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 52

GLOBALE BIODIVERSITAumlTSZIELE Der raquoStrategische Plan 2011 ndash 2020laquo des Internationalen Uumlbereinkommens zur biologischen Vielfalt (CBD) enthaumllt auch Ziele zu Oumlkosystemen und deren Leistungen sowie zum Wert der biologischen VielfaltwwwcbdintdocdecisionsCOP-10cop-10-dec-02-enpdf

Initiativen DEUTSCHE BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIATIVE ndash raquoBIODIVERSITY

IN GOOD COMPANYlaquoshy INITIATIVE Zusammenschluss vor allem deut-scher Unternehmen mit dem Ziel die Integration von Biodiversitaumlt in unternehmerische Entscheidungen voranzutreiben wwwbusiness-and-biodiversityde

EUROPAumlISCHE raquoBUSINESS AND BIODIVERSITY CAMPAIGNlaquo Europa-weite Plattform fuumlr Unternehmen mit dem Ziel Ansaumltze fuumlr ein Biodi-versitaumltsmanagement zu entwickeln und umzusetzen wwwbusiness-biodiversityeu

NATURAL CAPITAL DECLARATION Erklaumlrung einzelner Akteure des Finanzsektors Naturkapital in Finanzprodukten und -dienstleistungen zu beruumlcksichtigen wwwnaturalcapitaldeclarationorg

TEEB FOR BUSINESS COALITION Initiative zur Vereinheitlichung der Bilanzierung von Naturkapital im Unternehmen httpteebforbusinessorg

GLOSSAR 53

GLOSSAR

ARTENVIELFALTDiversitaumlt (Vielfalt) biologischer Arten in einem Lebensraum Artenviel-falt ist neben genetischer Vielfalt und Diversitaumlt der Oumlkosysteme ein Teil-aspekt der biologischen Vielfalt

BASISLEISTUNGENGrundlegende Leistungen der Oumlkosysteme wie zum Beispiel Photosyn-these oder Stickstoffbindung von Knoumlllchenbakterien welche die Voraus-setzung fuumlr alle anderen Leistungen der Oumlkosysteme sind

BIODIVERSITAumlT Biologische Vielfalt

BIOLOGISCHE VIELFALT Die Vielfalt des Lebens auf unserer Erde (oder Biodiversitaumlt) ist die Varia-bilitaumlt lebender Organismen und der von ihnen gebildeten oumlkologischen Komplexe Sie umfasst drei Ebenen 1) die Vielfalt an Oumlkosystemen bezie-hungsweise Lebensgemeinschaften Lebensraumlumen und Landschaften 2) die Artenvielfalt und 3) die genetische Vielfalt innerhalb der verschie-denen Arten

EINGRIFFSREGELUNG Instrument des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatschG sectsect 13 ff) das die Bewaumlltigung von Eingriffen in Natur und Landschaft regelt (Vermeidung und Kompensation)

EMAS Betriebliches Umweltmanagementsystem (Eco Management and Audit Scheme) nach der Verordnung (EG) Nr 12212009 uumlber die freiwillige Teil-nahme von Organisationen an einem Gemeinschaftssystem fuumlr Umwelt-management und Umweltbetriebspruumlfung (ABl EG L 342 v 22122009 S 1) Schwerpunkte sind die kontinuierliche Verbesserung der Umwelt-leistung die Umwelterklaumlrung und Umweltrechtskonformitaumlt

GEBIETSFREMDE ARTENAuch invasive Arten oder Neobiota Tier- und Pflanzenarten die durch Einfuhr (beabsichtigt) oder Einschleppung (unbeabsichtigt) in einem fuumlr sie nicht natuumlrlichen Lebensraum leben Einige gebietsfremde Arten ver-breiten sich aufgrund mangelnder Feinde physiologischer Eigenschaften (Wachstumsgeschwindigkeit Wasserbedarf) oder aumlhnlich invasiv und verdraumlngen einheimische Arten In einigen Faumlllen entstehen durch sie erheb liche Nachteile fuumlr Mensch (Gesundheitsbeeintraumlchtigungen wie zum Beispiel Allergien) und Oumlkosysteme (Degradation)

INWERTSETZUNGBuumlndel von Maszlignahmen um den Nutzen von Biodiversitaumlt und Oumlkosys-temleistungen fuumlr die Gesellschaft relevant und erfahrbar werden zu las-sen Dies geschieht durch (oumlkonomische) Bewertung und oder Integra-tion in Marktentscheidungen ndash zum Beispiel in Form von naturorientierten Angeboten Anreizen oder der Schaffung von Maumlrkten fuumlr Biodiversitaumlt ndash sowie in gesellschaftliche und private Entscheidungen

54 DIEUNTERNEHMENSPERSPEKTIVEndashNEUEHERAUSFORDERUNGEN

ISO 14001 Betriebliches Umweltmanagementsystem nach DIN EN ISO 140012004 + AC 2009 (Ausgabe 112009) Schwerpunkt liegt in der Verbesserung des Umweltmanagementsystems

KONVENTION UumlBER DIE BIOLOGISCHE VIELFALT (ENGL CONVENTION ON BIO LOGICAL DIVERSITY ndash CBD)

Uumlbereinkunft von 168 Staaten (Unterzeichner Stand 12122012) uumlber die biologische Vielfalt Darin werden der Verlust der biologischen Vielfalt als Herausforderung anerkannt und Ziele zu ihrer Erhaltung formuliert Diese sind 1) Schutz der biologischen Vielfalt 2) Nachhaltige Nutzung ihrer Bestandteile und 3) Zugangsregelung und gerechter Ausgleich von Vor-teilen welche aus der Nutzung genetischer Ressourcen entstehen

KULTURELLE OumlKOSYSTEMshy LEISTUNGEN

Leistungen von Oumlkosystemen mit Wirkung und Bedeutung fuumlr Erholung aumlsthetisches Empfinden spirituelle Erfahrungen soziale Funktionen kul-turelle Identitaumlt Heimatgefuumlhl Wissen und Erkenntnis

MONETARISISERUNG Beimesssung eines Wertes in Geldeinheiten Die Umweltoumlkonomie hat dazu mehrere Verfahren der Monetarisierung entwickelt

NATURKAPITAL Oumlkonomischer Begriff fuumlr den begrenzten Vorrat an physischen und bio-logischen Ressourcen der Erde und die begrenzte Bereitstellung von Guumltern und Leistungen durch Oumlkosysteme

OumlKOSYSTEM Bezeichnet die Bestandteile eines abgegrenzten Naturraumes (zum Beispiel niedersaumlchsisches Wattenmeer) oder eines bestimmten Natur-raumtyps (zum Beispiel naumlhrstoffarmes Flieszliggewaumlsser) und deren Wech-selwirkungen Der Begriff kann sich auf verschiedene raumlumliche Ebenen (lokal regional) beziehen und umfasst sowohl (halb-)natuumlrliche (zum Bei-spiel ungestoumlrte Hochmoore) und naturnahe (zum Beispiel Kalkmager-rasen) als auch vom Menschen gepraumlgte Oumlkosysteme (zum Beispiel Agrar oumlkosysteme)

OumlKOSYSTEMFUNKTIONEN Umfassen alle physikalischen chemischen und biologischen Prozesse und Wechselwirkungen die in verschiedenen Oumlkosystemen stattfinden

OumlKOSYSTEMLEISTUNGEN Bezeichnen direkte und indirekte Beitraumlge von Oumlkosystemen zum mensch-lichen Wohlergehen das heiszligt Leistungen und Guumlter die dem Menschen einen direkten oder indirekten wirtschaftlichen materiellen gesundheit-lichen oder psychischen Nutzen bringen In Abgrenzung zum Begriff Oumlko-systemfunktion entsteht der Begriff Oumlkosystemleistung aus einer anth-ropozentrischen Perspektive und ist an einen Nutzen des Oumlkosystems fuumlr den Menschen gebunden Der Begriff ist identisch mit den haumlufig verwen-deten Begriffen raquoOumlkosystemdienstleistunglaquo und raquooumlkosystemare Guumlter und Leistungenlaquo und entspricht dem englischen Begriff der raquoecosystem serviceslaquo

55

REGULIERUNGSLEISTUNGENFunktionen von Oumlkosystemen die auf (andere) Elemente und Prozesse von Oumlkosystemen einwirken die (direkten) Nutzen fuumlr den Menschen haben zum Beispiel die Filterwirkung von Bodenschichten auf die Grund-wasserqualitaumlt oder der Beitrag einer Hecke zur Verringerung der Boden-erosion

GLOSSAR

RESILIENZ (VON OumlKOSYSTEMEN)

Resilienz ist die Faumlhigkeit eines Oumlkosystems trotz aumluszligerer Stoumlrungen seine Funktionen und damit seine Oumlkosystemleistungen aufrecht zu erhalten Es wird davon ausgegangen dass die Resilienz stark mit der in dem Oumlko-system vorherrschenden biologischen Vielfalt korreliert

TEEBThe Economics of Ecosystems and Biodiversity Die internationale TEEB-Studie wurde von Deutschland im Rahmen seiner G8-Praumlsidentschaft im Jahr 2007 gemeinsam mit der EU-Kommission initiiert und mithilfe zahlreicher weiterer Institutionen unter der Schirmherrschaft des Um-weltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) durchgefuumlhrt Ziel der TEEB-Studie war es den oumlkonomischen Wert der Leistungen der Natur ein zuschaumltzen die wirtschaftlichen Auswirkungen der Schaumldigung von Oumlkosystemen zu erfassen und ausgehend davon die Kosten eines Nicht-Handelns zu beziffern Leiter der Studie war der indische Oumlkonom Pavan Sukhdev Im Rahmen der Studie wurden verschiedene Berichte veroumlffent-licht Derzeit wird unter Leitung von UNEP ein Nachfolgeprozess organi-siert um die Durchfuumlhrung von nationalen regionalen lokalen und sek-toralen Studien zum Thema anzuregen und zu foumlrdern

VERSORGUNGSLEISTUNGENBezeichnen meist marktfaumlhige Guumlter die von oder mithilfe von Oumlkosyste-men produziert werden (zum Beispiel Nahrung Frischwasser Feuer- und Bauholz) Teilweise ist ein erheblicher Beitrag von (Human-)Kapital und Arbeit notwendig um diese Guumlter zu erstellen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 56

QUELLEN

BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012) Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Centre for Sustainability Management Luumlneburg

BORN W u a (2012) Gesundheitskosten der Beifuszlig-Ambrosie in Deutschland In Umweltmedizin in Forschung und Praxis 17 (2) S 71 ndash 80

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DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 58

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ZEITZ J PUMA Pressemitteilung vom 16112011 httpaboutpumacompuma-completes-first-environmental-profit-and-loss-account-which-values-impacts-at-e-145-million

  • Die Unternehmensperspektive
  • Impressum
  • Inhaltsverzeichnis
  • Vorworte
  • Biodiversitaumlt und Oumlkoshysystemleistungen ndash Erweiterung der unternehmerischen Sicht
  • Warum die Wirtschaft gefragt ist ndash Treiber Chancen und Risiken
  • Entwicklungen und Trends ndash was auf Unternehmen zukommt
  • Wie Unternehmen taumltig werden koumlnnen
  • Ausblick
  • Weiterfuumlhrende Informationen
  • QUELLEN

37

Gleichzeitig bietet die Kommunikation und Interaktion mit Kunden und Mitarbeitern Moumlglichkeiten fuumlr eine Integration sozusagen als Impulsgeber raquovon untenlaquo Freiwilligenarbeit gemeinsame Baum-pflanzaktionen oder Spenden fuumlr Naturschutzeinrichtungen tragen zum Schutz und zur Wertschaumltzung des Naturkapitals bei Mit Blick auf ihre Mitarbeiter profitieren Unternehmen zudem vom Wohlbe-finden am Arbeitsort erhoumlhter Kommunikationsbereitschaft und staumlrkerer Bindung und Loyalitaumlt gegenuumlber dem Arbeitgeber

Berichterstattung (inklusive umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung)Die in Deutschland und weltweit gebraumluchlichste Richtlinie zur Bericht-erstattung von Nachhaltigkeitsaspekten ndash die Global Reporting Initia-tive (GRI) ndash sieht eine Offenlegung von bis zu fuumlnf biodiversitaumltsbe-zogenen Indikatoren vor Diese waren bislang von eher qualitativer

WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

ABBILDUNG 20 Umweltindika-toren der Global Reporting Initiative Die fuumlnf relevanten Umweltindi - ka toren der Berichterstattungsricht-linie der Global Reporting Initiative (GRI) in der Version 31 Biodiver-sitaumlts bezogene Umweltindikatoren werden mit EN fuumlr Umwelt abgekuumlrzt und beinhalten EN 11 bis EN 15

Kernindikatoren Zusaumltzliche Indikatoren

EN11

Ort und Groumlszlige von Grundstuumlcken in Schutzge-bieten oder angrenzend an Schutzgebiete Ort und Groumlszlige von Grundstuumlcken in Gebieten mit hohem Biodiversitaumltswert auszligerhalb von Schutz-gebieten oder daran angrenzend Zu beruumlcksich-tigen sind Grundstuumlcke die im Eigentum der berichtenden Organisation stehen oder von die-ser gepachtet oder verwaltet werden

EN13 Geschuumltzte oder wiederhergestellte natuumlrliche Lebensraumlume

EN14Strategien laufende Maszlignahmen und Zu-kunftsplaumlne fuumlr das Management der Auswir-kungen auf die Biodiversitaumlt

EN12

Beschreibung der wesentlichen Auswirkungen von Aktivitaumlten Produkten und Dienstleistungen auf die Biodiversitaumlt in Schutzgebieten und in Gebieten mit hohem Biodiversitaumltswert auszliger-halb von Schutzgebieten

EN15

Anzahl der Arten auf der Roten Liste der IUCN und auf nationalen Listen die ihren natuumlrlichen Lebensraum in Gebieten haben die von der Geschaumlftstaumltigkeit der Organisation betroffen sind aufgeteilt nach dem Bedrohungsgrad

ABBILDUNG 19(Foto Piepenbrock)

INFOBOX 22

Praxisbeispiel Mitarbeiter-EngagementDie Piepenbrock Unternehmensgruppe unterhaumllt im brandenbur-gischen Naturpark Stechlin-Ruppiner Land den 2200 Hektar groszligen Forst Rheinshagen Im Rahmen seiner Aktion raquoWachstumlaquo pflanzt das Unternehmen dort gemeinsam mit seinen Kunden fuumlr jeden Neuauf-trag Baumlume Im August 2012 besuchte eine Gruppe von zehn Auszu-bildenden des Unternehmens im Zuge der raquoAzubi-Projekttagelaquo den Piepen brock Forst um die Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens kennenzulernen und selbst aktiv zu unterstuumltzen Ziel war es die Sand-heideflaumlche am Zechower Berg im Naturschutz- und gleichnamigen Fauna-Flora-Habitat-Gebiet Rheinsberger Rhin und Hellberge zu pflegen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 38

IM RAHMEN VON UMWELTSCHUTZ UND RESSOURCENshyEFFIZIENZ KUumlMMERN SICH VIELE UNTER NEHMEN BEREITS HEUTE UM BIODIVERSITAumlT UND ECOSYSTEM SERVICES OHNE DIES JEDOCH EXPLIZIT HERAUS ZUshy STELLEN DER BEWUSSTE EINBEZUG DES OumlKOSYSTEMshy GEDANKENS SOWIE DIE BETRACHTUNG ENTSPRECHENDER CHANCEN UND RISIKEN STELLT EINE WEITER ENT shy WICKLUNG DAR DIE DURCHAUS ALS rsaquoUMWELTVERANTshyWORTUNG 20lsaquo BEZEICHNET WERDEN KANN

MICHAEL SIEMERS CORPORATE

ENVIRONMENT amp RESPONSIBILITY

EVONIK INDUSTRIES AG

Form doch auch hier erfolgt eine regelmaumlszligige Anpassung die zu-kuumlnftig sicherlich auch mit einer Quantifizierung einhergehen wird Damit bleibt die unternehmerische Berichterstattung eng verbunden mit dem Umweltmanagement

Unternehmerische Berichterstattung wird sich aumlndern und zukuumlnftig integrierter sein (Stichwort Integrated Reporting) In dieser Hinsicht ist auch die umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung zu sehen

INFOBOX 23

Praxisbeispiel Umweltbezogene Gewinn- und VerlustrechnungWaumlhrend in der klassischen Gewinn- und Verlustrechnung (GampV) nur finanzielle Kenngroumlszligen wie Anlagevermoumlgen return on investment und Eigenkapitalrendite berichtet werden bleiben die umweltbezogenen Kosten verborgen Diese Externalitaumlten ndash beispielsweise Verschmutzung von Gewaumlssern Zerstoumlrung von Lebensraumlumen oder das Abwaumllzen von Verantwortung beim Klimawandel auf Folgegenerationen ndash sind als Ver-luste anzusehen die nicht durch das Unternehmen sondern von Dritten wie der Allgemeinheit oder der Natur getragen werden Getrieben von CEO Jochen Zeitz hat Puma es sich zur Aufgabe gemacht diese Kosten deutlicher aufzuzeigen und in die GampV einflieszligen zu lassen Solch eine Sichtbarmachung kann beim Einkauf der Fertigung der Produktent-wicklung oder dem Nachhaltigkeitsmanagement helfen bessere Ent-scheidungen zu treffen um so die Externalitaumlten zu minimieren Laut PUMA Environmental Profit amp Loss Account hat das Unternehmen im Jahr 2010 etwa 145 Millionen Euro an Umweltschaumlden durch Treibhaus-gasemissionen Wasserverbrauch Landnutzungsfolgen Luftverschmut-zung und Abfallerzeugung verursacht Davon entfallen nur etwa 6 auf das Kerngeschaumlft mehr als 137 Millionen Euro Umweltschaumlden ent-stehen entlang der Lieferkette Weitere Informationen httpaboutpumacomwp-contentthemesaboutPUMA_themefinancial-reportpdfEPL080212finalpdf

39WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Sie macht deutlich welche Abhaumlngigkeiten und welche Einfluumlsse ein Unternehmen hat und stellt bei der Einbeziehung der Oumlkosystem-leistungen und Integration in die externe Rechnungslegung einen be deut samen Schritt hin zur Beruumlcksichtigung von Naturkapital in Unternehmen dar Eine Offenlegung dieser Art koumlnnte einen Para dig-menwechsel einleiten Wer seine Leistung schon fruumlhzeitig ganzheit-lich misst und berichtet kann in einem sich veraumlndernden Geschaumlfts-

ABBILDUNG 21 (Foto LianeM Fotoliacom)

INFOBOX 24

Biodiversitaumlt in den Umweltmanagementzertifizierungen ISO 14001 und EMASBei EMAS muumlssen und bei ISO 14001 sollten die Auswirkun-gen auf die biologische Vielfalt beruumlcksichtigt werden Bei EMAS wird in Form des raquoFlaumlchenverbrauchslaquo ein direkter Indikator fuumlr den Habitatverlust erhoben ndash eine der Hauptursachen des Biodiver-sitaumltsverlustes Zwar kann der Flaumlchenverbrauch von unterschiedli-cher Qualitaumlt sein ndash die Bebauung einer bereits degradierten Flaumlche ist weniger kritisch als die eines intakten Oumlkosystems ndash dennoch kann dies als erster Startpunkt gewertet werden

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 40

umfeld weiterhin Spitzenleistung liefern Dies betrifft die Felder Risikomanagement Versorgungssicherheit und -produktivitaumlt wie auch Compliance und Stakeholdermanagement

UmweltmanagementEin Umweltmanagement steuert gemaumlszlig den vier Managementschrit-ten Planen Ausfuumlhren Kontrollieren und Optimieren umweltbezo-gene Unternehmenstaumltigkeiten und ermoumlglicht so eine kontinuierli-che Verbesserung der Umweltleistung Dieser Managementzyklus beruumlcksichtigt derzeit nur selten umsetzungsorien tiert die Dimensio-nen Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt

Hier kann eine Erweiterung konkret ansetzen Eine erste Feststellung des Status quo auf Basis bereits existieren der Umweltdaten ndash ergaumlnzt durch Experteneinschaumltzungen ndash ist der Anfang Anschlieszligend koumln-nen spezifische und messbare Ziele gesetzt werden was sich in die bekannten Schritte des Umweltmanagements einbinden laumlsst

RessourceneffizienzRessourceneffizienz gewinnt angesichts steigender Rohstoffpreise und -bedarfe und des groszligen Anteils den Material- und Energie kosten an den Gesamtkosten in vielen Branchen darstellen wirtschaftlich und politisch enorm an Bedeutung Zur Steigerung der Ressourceneffi-zienz liegen aktuell Programme auf nationaler wie europaumlischer Ebene vor es existieren dazu Plattformen und Initiativen Das Thema raquoRes-sourceneffizienzlaquo koumlnnen Unternehmen strategisch integrieren (zum Beispiel in ihrem Umweltmanagement) indem sie die entsprechen-den Einsatzstoffe als Naturkapital raquodeklarierenlaquo und im Ressourcen-management umfassender als bisher beruumlck sichtigen Durch den sparsamen effizienten Einsatz von Ressourcen koumlnnen oftmals Oumlko-systeme geschont werden (zum Beispiel durch ein entsprechendes

INFOBOX 25

Praxisbeispiel Integration von Biodiversitaumlt in das Ressourcen-managementUPM betreibt in Deutschland sieben Papierfabriken und verschreibt sich der nachhaltigen Forstwirtschaft und dem Schutz der Biodiversitaumlt So wird weltweit FSC- und PEFC-zertifiziertes Holz verwendet und in unter nehmenseigenen Waumlldern ein Biodiversitaumltsprogramm umge-setzt Gemeinsam mit der raquoAlliance for Water Stewardshiplaquo fuumlhrt UPM ein Pilotprojekt zum Wassermanagement durch Dies soll den Verbrauch des wasserintensiven Papierherstellungsprozesses senken und die Wie-derverwendung des Wassers erhoumlhen UPM unterstreicht mit seinemEngagement seine Position als raquoBiofore Companylaquo

41WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

INFOBOX 26

Praxisbeispiel Bewertung von Biodiversitaumlt in der Lebensmittel-branche und der LandwirtschaftEinen Schritt weiter als die Oumlkobilanzen geht das Bewertungsverfahren der BASF Mit ihrer Lebenszyklusanalyse AgBalance erfasst sie eine Viel-zahl von Nachhaltigkeitsindikatoren der Lebensmittel- und Landwirt-schaftsbranche Biologische Vielfalt flieszligt mit 8 der 69 Indikatoren in eine Punktebewertung ein so unter anderem Naumlhe zu Schutzgebieten Auskreuzungspotenzial und Oumlkotoxizitaumltspotenzial Auszligerdem werden soziale und oumlkonomische Indikatoren erfasst und somit alle drei Saumlulen der Nachhaltigkeit abgebildet Auch wenn ein Abwaumlgen zwischen unter-schiedlichen Groumlszligen wie Punkten und Euros als Messeinheiten Entschei-der vor Herausforderungen stellt ist dies doch ein wichtiger Schritt hin zur Integration von Biodiversitaumlt in Entscheidungsprozesse

Wassermanagement in Regionen mit Wasserstress) Jedoch ist Res-sourceneffizienz nicht gleichzusetzen mit Biodiversitaumlts- und Oumlko-systemschutz Neben dem sparsamen Umgang mit Ressourcen ist auch die Art der Einsatzstoffe (zum Beispiel Nutzung von nachhaltig erzeugtem Palmoumll) von Bedeutung

Der Zusammenschluss zu Brancheninitiativen ist ein Ansatz um das Thema Ressourceneffizienz ganzheitlicher und passgenauer zu be-trach ten und so die Thematik uumlber den bisherigen Fokus auf Reduzie-rung von Rohstoffverbrauch und Emissionen hinaus zu erweitern

Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten- Management Die Analyse der Wertschoumlpfungskette eines Produktes liefert immer wieder Verbesserungspotenzial und wird deshalb regelmaumlszligig durchge-fuumlhrt Dies bietet gute Ansatzpunkte fuumlr eine Untersuchung und Ver-besserung der Biodiversitaumltsperformance Eine weitere oft genutzte Analysemoumlglichkeit sind Oumlkobilanzen (Life Cycle Assessments)

Oumlkobilanzen bilden den gesamten Stoffkreislauf ab ndash und somit auch die fuumlr Biodiversitaumlt relevante Landnutzung oder Oumlkosystemleis-tungen wie die Bereitstellung von Rohstoffen die Absorption von Produktionsemissionen und die Aufnahme von Abfallprodukten An-gefangen bei eigenen Beschaffungsquellen (zum Beispiel Vertragsan-bauer von Supermaumlrkten oder Handelsmarken) bis hin zu Vorproduk-ten der Liefer an ten ndash entlang der Lieferkette verbergen sich zahlreiche Ursachen fuumlr Bio diversitaumltsverlust Fuumlr Unternehmen die Rohstoffe und Vorpro dukte aus dem Ausland beziehen ist es daher wichtig auf den Einkauf und das Lieferkettenmanagement zu achten Wichtige

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 42

Analyseschritte beinhalten Grenzwerte und Normen (in den Abbau- und Ursprungslaumlndern der Vorprodukte oftmals deutlich niedriger als in Deutschland) oder Screenings zu Wasserknappheit entlang der Lie-ferkette Darauf aufbauend ergibt sich eine detaillierte Bewertung zur Beruumlcksichtigung von Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt bei Liefe ranten

Investitions- und PlanungsprozesseInvestitionen in den Bau neuer Anlagen oder Standorte werden derzeit eher selten unter Biodiversitaumltsaspekten im betrieblichen Umwelt-management erfasst Beim Bau eines Produktionsstandorts auf der raquogruumlnen Wieselaquo spielen vor allem die Eingriffsregelung des Bun-desnaturschutzgesetztes (BNatSchG) sowie das EU-Naturschutz-recht (FFH- und Vogelschutz-Richtlinie) eine wichtige Rolle Diese Regeln erscheinen Unternehmen manchmal wider spruumlchlich ndash gerade mit Blick auf den gewollten Naturschutz Firmenareale werden auf-grund strategischer Entscheidungen zum Beispiel fuumlr den Bau von Anlagen uumlber einen laumlngeren Zeitraum brach liegen gelassen Siedelt sich daraufhin eine geschuumltzte Art auf dieser Flaumlche an koumlnnen Unter-nehmen unter Umstaumlnden nur mit hohen Auflagen dieses Gebiet er-schlieszligen und einen Neu- oder Ausbau realisieren Um solchen Ziel kon-flikten vorzubeugen bieten die zustaumlndigen Natur schutzbehoumlrden an in Dialog zu treten um gangbare Wege und Maszlignahmen auszu loten

Doch Unternehmen koumlnnen auch in Vorleistung gehen Indem zum Beispiel Brachflaumlchen und Naturraumlume belassen sowie die Funktio-nalitaumlt von aquatischen Oumlkosystemen (Gewaumlssern) erhalten werden

INFOBOX 27

Ausgleichsflaumlchen ndash Chancen fuumlr beschleunigte PlanungsprozesseGut zu wissen Laut sect16 BNatSchG kann durch Oumlkosystemschutz ein raquoGuthabenlaquo auf einem Oumlkokonto angespart werden Bei spaumlteren Ein-griffen werden diese Flaumlchen als bereits geleistete Kompensationsmaszlig-nahmen anerkannt Rheinkalk macht sich dieses Instrument zunutze Im sauerlaumlndischen Houmlnnetal dient nur ein Teil des Grundbesitzes dem Kalksteinabbau Weite Teile des Areals hingegen stehen dank nicht-oumlkonomischer Waldnutzung dem Naturschutz temporaumlr zur Verfuumlgung oder werden je nach Management und naturschutzfachlicher Einschaumlt-zung einem Oumlkokonto zugeschrieben das als Kompensationsleistung fuumlr zu erwartende Eingriffe agiert Waumlhrend auf der einen Seite pro-aktiv Arten- und Oumlkosystemschutz ermoumlglicht wird profitiert Rheinkalk von einem beschleunigten Planungsprozess vermiedener Buumlrokratie und somit geringeren Kosten (wwwrheinkalkdepdfVerantwortung_Fuer_Mensch_und_Naturpdf Seite 24)

43WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

koumlnnen etwaige Kompensationsmaszlignahmen im Rahmen der Ein griffs -regelung vermieden werden Zudem koumlnnen Ergebnisse der teils obli-gatorischen Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung (UVP) der Strategischen

INFOBOX 28

Praxisbeispiel ZielkonflikteBiologische Vielfalt spielt in Steinbruumlchen Baggerseen und Kiesgruben eine wichtige Rolle Die Steine- und Erdenindustrie engagiert sich in zahlreichen Projekten zur Foumlrderung der biologischen Vielfalt Neben der Erarbeitung von Biodiversitaumltsindikatoren und einer Biodiversitaumlts-Datenbank zaumlhlen hierzu zahlreiche gemeinsame Projekte mit Umwelt-verbaumlnden

raquoLeider werden der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt in den Abbaustaumltten ausgerechnet durch das Naturschutzrecht selbst eingeschraumlnkt Wer zum Beispiel ein Laichgewaumlsser fuumlr die Gelbbauch-unke auf einem Rohbodenstandort anlegt oder eine Steilwand fuumlr die Uferschwalbe herrichtet der laumluft Gefahr dass die weitere Bewirt-schaftung der Flaumlchen deutlich eingeschraumlnkt wird Der statische An-satz im Naturschutzrecht verhindert damit leider vielerorts die Aus-schoumlpfung von Synergieeffekten von Gesteinsabbau und Naturschutz Die Steine- und Erdenindustrie jedenfalls ist zur Foumlrderung der biolo-gischen Vielfalt bereit und setzt sich auch weiterhin fuumlr praktikable Loumlsungen einlaquo (Diplom-Biologe Thomas Beiszligwenger Hauptgeschaumlfts-fuumlhrer Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

ABBILDUNG 22 (Foto Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

INFOBOX 29

Praxisbeispiel Management von LiegenschaftenFraport die Betreibergesellschaft des Frankfurter Flughafens formuliert in seiner unternehmenseigenen Biodiversitaumltsstrategie Grundsaumltze zur Biodiversitaumlt Darin wird festgehalten dass sich Flugbetrieb und der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt ndash uumlber gesetz liche Anforderungen wie zum Beispiel Eingriffsregelung hinaus ndash vereinbaren lassen So wird unter anderem auf dem Gelaumlnde des Flughafens ein For-schungsprojekt zum Bienen-Monitoring unterstuumltzt das wichtige Infor-mationen uumlber die Schadstoffsituation liefert Gleich zeitig werden im Rhein-Main-Gebiet gezielt Naturschutzvorhaben gefoumlrdert so zum Bei-spiel der Erhalt von raquoAltholzinselnlaquo im Kinzigtal oder die Pflege von Streuobstwiesen im Maintal (wwwfraportdecontentfraport-agdenachhaltigkeitumweltnatur--und-ressourcenschutz0html und verglei-che auch die dort bereitgestellten PDF-Dokumente)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 44

Legende Naumlhe zum Kerngeschaumlft Merkmalsauspraumlgung Geringer Bezug Mittel o Trifft zu x Mittlerer Bezug Stark + Starker Bezug Sehr stark + +

ABBILDUNG 23 Handlungsan-saumltze zur Integration von Biodiversi-taumlt in Unternehmen am Beispiel eines Industrie- und Konsumguumlter-unternehmens (Grafik PwC)

INFOBOX 30

Handlungsansaumltze zur Integration von Biodiversitaumlt in UnternehmenDie vorgestellten sechs Handlungsansaumltze werden hier systematisch zusammengefasst am Beispiel der Indus trie- und Konsumguumlterbranche dargestellt Diese Systematik kann allen Unternehmen als Pruumlfrahmen dienen ihr spezifisches Profil zur Beruumlcksichtigung von biologischer Viel-falt Oumlkosystemen und deren Leistungen (Naturkapital) zu entwickeln

Die Abbildung verdeutlicht die Wirkung der verschiedenen Handlungs-ansaumltze beispielhaft im Hinblick auf die vier Werttreiber Risiken senken Kosten reduzieren Maumlrkte und Kunden erschlieszligen und Reputation steigern

Waumlhrend die farbliche Hinterlegung die Naumlhe zum Kerngeschaumlft andeutet geben die Spalten auf der rechten Seite Informationen uumlber den Beitrag zum Schutz der biologischen Vielfalt sowie zur moumlglichen Umsetzungskomplexitaumlt wieder Es wird deutlich dass es durchaus ein-fache Maszlignahmen gibt die eine Wirkung zeigen

Werttreiber

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Integration von Biodiversitaumltsaspekten in hellip

Beitrag zum Schutz des Natur kapitals

Umsetzungsshy komplexitaumlt

x x x 1) Unternehmerischer Verantwortung (Corporate Responsibility) o + o

x x x 2) Berichterstattung (inkl umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung) o +

x x 3) Umweltmanagement inkl Liegenschafts-management o + +

x x 4) Maszlignahmen zur Steigerung der Ressourcen-effizienz + + + +

x x x 5) Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten-Management + + + +

x x 6) Investitions- und Planungsprozesse + o +

45WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Des Weiteren ist erkennbar dass die Integration von Biodiversitaumlt in Aus-wahl- und Entscheidungsprozesse vor allem im Bereich Ressourceneffi-zienz Lieferketten-Management und Investitions- und Planungsprozesse zu Win-win-Situationen fuumlhren kann Dabei sollte bei der Auswahl der Ansaumltze und Methoden aber immer das Kerngeschaumlft des Unterneh-mens im Vordergrund stehen ndash hier kann ein erster Check die weitere Schwerpunktsetzung unterstuumltzen Auch die Integration ins klassische Umweltmanagement stellt einen Schritt zur Beruumlcksichtigung von Bio-diversitaumlt dar ndash und zwar verbunden mit einem maumlszligigen Aufwand

Umweltpruumlfung (SUP) und der FFH Vertraumlglichkeitspruumlfung (FFH VP) guumlnstiger ausfallen Auflagen der Nachbesserung reduziert dadurch Kosten eingespart und ein reibungsloser Planungs- und Bauprozess beguumlnstigt werden

Abschlieszligend gilt es die Integration von Biodiversitaumlt auch in flankie-renden operationellen Einheiten voranzutreiben Dies betrifft beson-ders Forschung und Entwicklung sowie Kommunikation Dabei sollen die Themen erfolgreich sowohl nach innen als auch nach auszligen also zu Kunden Lieferanten und anderen Interessengruppen kommuni-ziert und in eine entsprechende Berichterstattung integriert werden

AUSBLICK5

WIR KOumlNNEN DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER WIRTSCHAFT NUR ERHALTEN WENN WIR DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER NATUR ERHALTEN DAFUumlR IST EINE VIELFALT AN LEBENSshy RAumlUMEN UND ARTEN VON ENTSCHEIDENDER BEDEUTUNG DEREN SCHUTZ MUSS DESHALB VIEL STAumlRKER IN DEN WERTSCHOumlPFUNGSPROZESSEN BERUumlCKSICHTIGT WERDEN

ALEXANDER BARTELT ABTEILUNGS-

LEITER KLIMASCHUTZ UND NACHHAL -

TIGE PRO DUKTE DER OTTO GROUP

VORSTANDSVORSITZENDER raquoBIODIVER-

SITY IN GOOD COMPANYlaquo- INITIATIVE

Es ist an der Zeit die Aspekte von Naturkapital in das unterneh-merische Handeln zu integrieren Nutzen Sie die vielfaumlltigen Ansatz-punkte die im Rahmen der Broschuumlre aufgezeigt wurden und beginnen Sie Ihre unternehmerischen Aktivitaumlten zu erweitern In Deutsch-land gibt es viele Initiativen und Ansaumltze die einen Einstieg in die The-men Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungen erleich tern Nutzen Sie diese Initiativen fuumlr einen Austausch mit anderen Unter-nehmen und uumlber die dort bereits gemachten Erfahrungen (siehe dazu auch Kapitel 6)

Die Initiative raquoBiodiversity in Good Companylaquo ist ein Zusammen-schluss von Unternehmen die gemeinsam fuumlr den Schutz der

biologischen Vielfalt eintreten Der branchenuumlbergreifenden Initiative gehoumlren kleine mittlere und groszlige Unternehmen an Die Mitglieder der raquoBiodiversity in Good Companylaquo-Initiative unterstuumlt-zen das freiwillige Engagement der Wirtschaft fuumlr den Schutz der biologischen Vielfalt Sie arbeiten an Innovationen und Investitio-nen damit naturvertraumlgliche Technologien Produkte und Dienst-leistungen verstaumlrkt ihren Weg in die Maumlrkte finden Die Initiative

47AUSBLICK

traumlgt dazu bei den Privatsektor in die Verwirklichung der Ziele der Konvention uumlber die biologische Vielfalt und der Nationalen

Strategie zur biologischen Vielfalt staumlrker einzubinden

Auch im Rahmen von econsense ndash einem Zusammenschluss fuumlhren-der global agierender Unternehmen und Organisationen der deut-schen Wirtschaft zu den Themen nachhaltige Entwicklung und Cor-porate Social Responsibility (CSR) ndash wird der Themenbereich im Rahmen der Arbeitsgruppe raquoBiodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungenlaquo begleitet Die Mitgliedsunternehmen setzten sich intensiv mit dem Erhalt und der Entwicklung der biologischen Vielfalt auseinander und nutzen econsense als Plattform zum Austausch und zur Diskus-sion von praktischen Managementinstrumenten

Engagieren Sie sich im Projekt raquoUnternehmen Biologische Vielfalt 2020laquo einer Dialog- und Aktionsplattform des Bundesumweltminis-teriums gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der deutschen Wirtschaft und von Naturschutzverbaumlnden die einen fortlaufenden Austausch erlaubt und konkrete Aktivitaumlten zur Umsetzung der Nati-onalen Strategie zur biologischen Vielfalt auf den Weg bringt Folgende Themenfelder stehen dabei im Fokus Informationen zur biologischen Vielfalt fuumlr Unternehmen Biologische Vielfalt im betrieblichen Umweltmanagement Biologische Vielfalt und Naturschutzrecht Kommunikation von Unternehmen nach auszligen Finanzierung von Naturschutzprojekten Maumlrkte Chancen erkennen und entwickeln Netzwerkbildung

Die kuumlnftige Leistungsfaumlhigkeit der Wirtschaft wird von der Leis-tungsfaumlhigkeit des Naturkapitals abhaumlngen Der Erhalt der Leistungs-faumlhigkeit unseres Naturkapitals erfordert die gebuumlndelten Kraumlfte von Unternehmen Politik und Gesellschaft raquoNatur kapital Deutschland ndash TEEB DElaquo zeigt dass sich dies auch wirtschaftlich lohnt Lassen Sie uns diese Chance gemeinsam wahrnehmen

ABBILDUNG 24 (Foto morrbyte Fotoliacom)

6 WEITERFUumlHRENDE INFORMATIONEN

PROJEKT raquoNATURKAPITAL DEUTSCHLAND ndash TEEB DElaquoDiese Broschuumlre ist Teil des Projekts raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo in dessen Rahmen bis zum Jahr 2015 folgende vier Berichte erscheinen (Arbeitstitel) raquoKlimapolitik und Naturkapital Synergien und Konfliktelaquo raquoOumlkosystemleistungen und Entwicklung laumlndlicher Raumlumelaquo raquoNaturleistungen in der Stadt Gesundheit schuumltzen und

Lebensqualitaumlt erhoumlhenlaquo raquoNaturkapital Deutschland Neue Handlungsoptionen

ergreifen ndash eine Syntheselaquo

Bereits erschienen ist die Broschuumlre raquoDer Wert der Natur fuumlr Wirt-schaft und Gesellschaft ndash Eine Einfuumlhrunglaquo wwwnaturkapital-teebde

Soweit Praxisbeispiele und Statements nicht gesondert gekennzeich-net wurden sind diese speziell fuumlr raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo erstellt worden

Leitfaumlden Handlungsmoumlglichkeiten fuumlr Unternehmen BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012)Biodiversitaumlt im unterneh-

merischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Umfangrei-che aber dennoch leicht zu erfassende und praxisnahe Broschuumlre zu Maszlignahmen rund um den betrieblichen Biodiversitaumltsschutz Mit zahl-reichen Umsetzungstipps und Hinweisen auf weiterfuumlhrende Lite ra-tur und Webseiten

49WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

www2leuphanadeumanagementcsmcontentnamadownloads download_publikationenBestaendig20Wuczkowski_Biodiversitaet 20im20unternehmerischen20Nachhaltigkeitsmanagement_neupdf

HOUDET J (HRSG) (2008 UumlBERARBEITET 2010) Integrating bio-diversity into business strategies The Biodiversity Accountability Framework Sehr umfangreiche Publikation (knapp 400 Seiten) uumlber Bio di versitaumlt und Unternehmen beginnend bei den Grundlagen 23 In dikatoren (Business and Biodiversity Independence Indicators) sind Grundlage fuumlr die Bewertung der Biodiversitaumltsleistung von Unter-nehmen Mit zahlreichen Beispielen Regionaler Fokus Frankreichwwworeeorg_scriptntsp-document-file_downloadphp document_id=1063ampdocument_file_id=1070

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement ndash Ein Leitfaden fuumlr die betriebliche Praxis Umsetzungsorientiertes Handbuch zur Einbindung von Biodiversi-

taumlt in das bestehende (Umwelt)-Management inklusive zahlreicher Vorschlaumlge fuumlr Maszlignahmen und Instrumente sowie Zuordnung zu Handlungsfeldern und Funktionsbereichen httpwwwbmudeN46143

TEEB (2012) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Busi-ness and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York Bericht fuumlr Unternehmen der internationalen TEEB-Studie Ins-pirierende teils generische Heranfuumlhrung an die Bedeutung von Bio-diversitaumlt an Unternehmen mit Beispielen aus aller Welt Excutive summary unter wwwteebweborg

UN GLOBAL COMPACT AND IUCN (2012) A Framework for Corpo rate Action on Biodiversity and Ecosystem Services Uumlberblicksbro schuumlre zu Biodiversitaumlt und Unternehmen Adressierte Themen Treiber Risi-ken amp Chancen Corporate Governance Management (inkl Vermei-dungs-Hierarchie) Stakeholder-Engagement und Berichter stattungwwwunglobalcompactorgdocsissues_docEnvironmentBES_Frameworkpdf

WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD) (2011) Handbuch zur unternehmerischen Bewertung von Oumlkosystemdienstleistungen (CEV) Ein Rahmenwerk zur Erleichterung unternehmerischer Entscheidungsfindung Generisches Hand buch fuumlr die Durchfuumlhrung einer unternehmensinternen Bewertung von Biodiversitaumlt (breites Werteverstaumlndnis) mit Handreichungen zu vor-gelagerten Abwaumlgungen wwweconsensedesitesallfilesWBCSD_Handbuch_CEVpdf

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 50

WORLD RESOURCE INSTITUTE (WRI) (2012) Corporate Ecosystem Services Review ndash Version 20 Handbuch zur systematischen Erfas-sung von biodiversitaumltsbezogenen Risiko- und Handlungsfeldern Schrittweises Vorgehen inkl Vorschlaumlgen fuumlr die Erfassung und Doku-mentation des Prozesses wwwwriorgpublicationcorporate-ecosystem-services-review

Allgemein Oumlkosysteme Biodiversitaumlt und Wirtschaft JESSEL B TSCHIMPKE O UND WALSER M (2009) Produktivkraft

Natur Hamburg Praumlgnante Beispiele fuumlr die Quantifizierung von wirtschaftlich relevanten Nutzungen der Natur in Arbeitsplaumltzen Umsaumltzen oder vermiedenen Kostenwwwnaturkapital-teebdefileadminDownloadsProduktivkraft Naturpdf

MILLENNIUM ECOSYSTEM ASSESSMENT (2005) Ecosystems and Human Well-Being ndash Synthesis Synthese der mehr als 1000 Seiten fassenden wissenschaftlichen Studie uumlber die oumlkologischen und gesell-schaftlichen Zusammenhaumlnge sowie Zustand und Trends des Verlus-tes der biologischen Vielfalt und die Bedeutung der Oumlkosystemleis-tungen fuumlr den Menschenwwwmaweborgdocumentsdocument356aspxpdf

TEEB (2010) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integ-rieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz (Hrsg) Bonn Zusam-menfassung der Ergebnisse der internationalen TEEB Studie Synthese der Berichte fuumlr internationale Politiker lokale und regionale Ent-scheider sowie Unternehmen wwwteebweborg

Kartenmaterial Frageboumlgen und Tools PROTECTEDPLANETNET Weltweite kartengestuumltzte Darstellung von

Schutzgebieten basierend auf den Daten der World Database of Pro-tected Areas (WDPA) und der Weltnaturschutzorganisation (IUCN) wwwprotectedplanetnet

BFNshySCHUTZGEBIETSKARTE Interaktive Karte des Bundesamtes fuumlr Naturschutz mit allen deutschen Schutzgebieten wwwgeodienstebfndeschutzgebiete

CHECKLISTEN DER DEUTSCHEN BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIAshyTIVE Fragenkatalog zur Erstellung einer Selbsteinschaumltzung bezuumlg-lich potenzieller Risiken hinsichtlich Biodiversitaumlt und Oumlkosystem-leistungen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

51WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

INTEGRATED BIODIVERSITY ASSESSMENT TOOL (IBAT) Kostenpflich-tige Anwendung zur Bewertung standortbezogener Biodiversitaumlts-risiken (Fokus Schutzgebiete und Biodiversity Hot Spots) GIS-(Karten)- basiert wwwibatforbusinessorg

Fallbeispiele und Publikationssammlung WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD)

(2012) Biodiversity and ecosystem services ndash scaling up business solutions Company case studies that help achieve global biodiversity targetswwwwbcsdorgPagesEDocumentEDocumentDetailsaspxID=14923ampNoSearchContextKey=true

UNITED NATIONS ENVIRONMENT PROGRAM FINANCE INITIATIVE (UNEP FI) Publikationen zu biodiversitaumltsbezogenen Chancen Risiken und Handlungsoptionen der Finanzbranche wwwunepfiorgpublicationsbiodiversityindexhtml

CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (CBD) BUSINESS PROGRAMM Fallstudien und Publikationen zu Beruumlhrungspunkten und Leuchtturm-projekten zum Erhalt der biologischen Vielfalt wwwcbdintenbusiness

ECOSYSTEM MARKETPLACE Nachrichtenportal von Forest Trends rund um Biodiversitaumlts- Wasser- und CO2-Maumlrkte wwwecosystemmarketplacecom

Strategien auf politischer Ebene NATIONALE STRATEGIE ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT (2007) Deutsch-

lands Strategie zur Umsetzung der Konvention uumlber die biolo gische Vielfalt wwwbmudeN40333

INFORMATIONSPORTAL DES BUNDESAMTES FUumlR NATURSCHUTZ ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT Mit Nachrichten Informationen Veranstal-tungshinweisen und weiterfuumlhrenden Materialien wwwbiologische-vielfaltde

EUshyBIODIVERSITAumlTSSTRATEGIE FUumlR 2020 Diese EU-Strategie enthaumllt Ziele zum Erhalt von Biodiversitaumlt sowie von Oumlkosystemen und deren Leistungen (raquoNaturkapitallaquo) bis 2020httpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversitycomm20062020htm

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 52

GLOBALE BIODIVERSITAumlTSZIELE Der raquoStrategische Plan 2011 ndash 2020laquo des Internationalen Uumlbereinkommens zur biologischen Vielfalt (CBD) enthaumllt auch Ziele zu Oumlkosystemen und deren Leistungen sowie zum Wert der biologischen VielfaltwwwcbdintdocdecisionsCOP-10cop-10-dec-02-enpdf

Initiativen DEUTSCHE BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIATIVE ndash raquoBIODIVERSITY

IN GOOD COMPANYlaquoshy INITIATIVE Zusammenschluss vor allem deut-scher Unternehmen mit dem Ziel die Integration von Biodiversitaumlt in unternehmerische Entscheidungen voranzutreiben wwwbusiness-and-biodiversityde

EUROPAumlISCHE raquoBUSINESS AND BIODIVERSITY CAMPAIGNlaquo Europa-weite Plattform fuumlr Unternehmen mit dem Ziel Ansaumltze fuumlr ein Biodi-versitaumltsmanagement zu entwickeln und umzusetzen wwwbusiness-biodiversityeu

NATURAL CAPITAL DECLARATION Erklaumlrung einzelner Akteure des Finanzsektors Naturkapital in Finanzprodukten und -dienstleistungen zu beruumlcksichtigen wwwnaturalcapitaldeclarationorg

TEEB FOR BUSINESS COALITION Initiative zur Vereinheitlichung der Bilanzierung von Naturkapital im Unternehmen httpteebforbusinessorg

GLOSSAR 53

GLOSSAR

ARTENVIELFALTDiversitaumlt (Vielfalt) biologischer Arten in einem Lebensraum Artenviel-falt ist neben genetischer Vielfalt und Diversitaumlt der Oumlkosysteme ein Teil-aspekt der biologischen Vielfalt

BASISLEISTUNGENGrundlegende Leistungen der Oumlkosysteme wie zum Beispiel Photosyn-these oder Stickstoffbindung von Knoumlllchenbakterien welche die Voraus-setzung fuumlr alle anderen Leistungen der Oumlkosysteme sind

BIODIVERSITAumlT Biologische Vielfalt

BIOLOGISCHE VIELFALT Die Vielfalt des Lebens auf unserer Erde (oder Biodiversitaumlt) ist die Varia-bilitaumlt lebender Organismen und der von ihnen gebildeten oumlkologischen Komplexe Sie umfasst drei Ebenen 1) die Vielfalt an Oumlkosystemen bezie-hungsweise Lebensgemeinschaften Lebensraumlumen und Landschaften 2) die Artenvielfalt und 3) die genetische Vielfalt innerhalb der verschie-denen Arten

EINGRIFFSREGELUNG Instrument des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatschG sectsect 13 ff) das die Bewaumlltigung von Eingriffen in Natur und Landschaft regelt (Vermeidung und Kompensation)

EMAS Betriebliches Umweltmanagementsystem (Eco Management and Audit Scheme) nach der Verordnung (EG) Nr 12212009 uumlber die freiwillige Teil-nahme von Organisationen an einem Gemeinschaftssystem fuumlr Umwelt-management und Umweltbetriebspruumlfung (ABl EG L 342 v 22122009 S 1) Schwerpunkte sind die kontinuierliche Verbesserung der Umwelt-leistung die Umwelterklaumlrung und Umweltrechtskonformitaumlt

GEBIETSFREMDE ARTENAuch invasive Arten oder Neobiota Tier- und Pflanzenarten die durch Einfuhr (beabsichtigt) oder Einschleppung (unbeabsichtigt) in einem fuumlr sie nicht natuumlrlichen Lebensraum leben Einige gebietsfremde Arten ver-breiten sich aufgrund mangelnder Feinde physiologischer Eigenschaften (Wachstumsgeschwindigkeit Wasserbedarf) oder aumlhnlich invasiv und verdraumlngen einheimische Arten In einigen Faumlllen entstehen durch sie erheb liche Nachteile fuumlr Mensch (Gesundheitsbeeintraumlchtigungen wie zum Beispiel Allergien) und Oumlkosysteme (Degradation)

INWERTSETZUNGBuumlndel von Maszlignahmen um den Nutzen von Biodiversitaumlt und Oumlkosys-temleistungen fuumlr die Gesellschaft relevant und erfahrbar werden zu las-sen Dies geschieht durch (oumlkonomische) Bewertung und oder Integra-tion in Marktentscheidungen ndash zum Beispiel in Form von naturorientierten Angeboten Anreizen oder der Schaffung von Maumlrkten fuumlr Biodiversitaumlt ndash sowie in gesellschaftliche und private Entscheidungen

54 DIEUNTERNEHMENSPERSPEKTIVEndashNEUEHERAUSFORDERUNGEN

ISO 14001 Betriebliches Umweltmanagementsystem nach DIN EN ISO 140012004 + AC 2009 (Ausgabe 112009) Schwerpunkt liegt in der Verbesserung des Umweltmanagementsystems

KONVENTION UumlBER DIE BIOLOGISCHE VIELFALT (ENGL CONVENTION ON BIO LOGICAL DIVERSITY ndash CBD)

Uumlbereinkunft von 168 Staaten (Unterzeichner Stand 12122012) uumlber die biologische Vielfalt Darin werden der Verlust der biologischen Vielfalt als Herausforderung anerkannt und Ziele zu ihrer Erhaltung formuliert Diese sind 1) Schutz der biologischen Vielfalt 2) Nachhaltige Nutzung ihrer Bestandteile und 3) Zugangsregelung und gerechter Ausgleich von Vor-teilen welche aus der Nutzung genetischer Ressourcen entstehen

KULTURELLE OumlKOSYSTEMshy LEISTUNGEN

Leistungen von Oumlkosystemen mit Wirkung und Bedeutung fuumlr Erholung aumlsthetisches Empfinden spirituelle Erfahrungen soziale Funktionen kul-turelle Identitaumlt Heimatgefuumlhl Wissen und Erkenntnis

MONETARISISERUNG Beimesssung eines Wertes in Geldeinheiten Die Umweltoumlkonomie hat dazu mehrere Verfahren der Monetarisierung entwickelt

NATURKAPITAL Oumlkonomischer Begriff fuumlr den begrenzten Vorrat an physischen und bio-logischen Ressourcen der Erde und die begrenzte Bereitstellung von Guumltern und Leistungen durch Oumlkosysteme

OumlKOSYSTEM Bezeichnet die Bestandteile eines abgegrenzten Naturraumes (zum Beispiel niedersaumlchsisches Wattenmeer) oder eines bestimmten Natur-raumtyps (zum Beispiel naumlhrstoffarmes Flieszliggewaumlsser) und deren Wech-selwirkungen Der Begriff kann sich auf verschiedene raumlumliche Ebenen (lokal regional) beziehen und umfasst sowohl (halb-)natuumlrliche (zum Bei-spiel ungestoumlrte Hochmoore) und naturnahe (zum Beispiel Kalkmager-rasen) als auch vom Menschen gepraumlgte Oumlkosysteme (zum Beispiel Agrar oumlkosysteme)

OumlKOSYSTEMFUNKTIONEN Umfassen alle physikalischen chemischen und biologischen Prozesse und Wechselwirkungen die in verschiedenen Oumlkosystemen stattfinden

OumlKOSYSTEMLEISTUNGEN Bezeichnen direkte und indirekte Beitraumlge von Oumlkosystemen zum mensch-lichen Wohlergehen das heiszligt Leistungen und Guumlter die dem Menschen einen direkten oder indirekten wirtschaftlichen materiellen gesundheit-lichen oder psychischen Nutzen bringen In Abgrenzung zum Begriff Oumlko-systemfunktion entsteht der Begriff Oumlkosystemleistung aus einer anth-ropozentrischen Perspektive und ist an einen Nutzen des Oumlkosystems fuumlr den Menschen gebunden Der Begriff ist identisch mit den haumlufig verwen-deten Begriffen raquoOumlkosystemdienstleistunglaquo und raquooumlkosystemare Guumlter und Leistungenlaquo und entspricht dem englischen Begriff der raquoecosystem serviceslaquo

55

REGULIERUNGSLEISTUNGENFunktionen von Oumlkosystemen die auf (andere) Elemente und Prozesse von Oumlkosystemen einwirken die (direkten) Nutzen fuumlr den Menschen haben zum Beispiel die Filterwirkung von Bodenschichten auf die Grund-wasserqualitaumlt oder der Beitrag einer Hecke zur Verringerung der Boden-erosion

GLOSSAR

RESILIENZ (VON OumlKOSYSTEMEN)

Resilienz ist die Faumlhigkeit eines Oumlkosystems trotz aumluszligerer Stoumlrungen seine Funktionen und damit seine Oumlkosystemleistungen aufrecht zu erhalten Es wird davon ausgegangen dass die Resilienz stark mit der in dem Oumlko-system vorherrschenden biologischen Vielfalt korreliert

TEEBThe Economics of Ecosystems and Biodiversity Die internationale TEEB-Studie wurde von Deutschland im Rahmen seiner G8-Praumlsidentschaft im Jahr 2007 gemeinsam mit der EU-Kommission initiiert und mithilfe zahlreicher weiterer Institutionen unter der Schirmherrschaft des Um-weltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) durchgefuumlhrt Ziel der TEEB-Studie war es den oumlkonomischen Wert der Leistungen der Natur ein zuschaumltzen die wirtschaftlichen Auswirkungen der Schaumldigung von Oumlkosystemen zu erfassen und ausgehend davon die Kosten eines Nicht-Handelns zu beziffern Leiter der Studie war der indische Oumlkonom Pavan Sukhdev Im Rahmen der Studie wurden verschiedene Berichte veroumlffent-licht Derzeit wird unter Leitung von UNEP ein Nachfolgeprozess organi-siert um die Durchfuumlhrung von nationalen regionalen lokalen und sek-toralen Studien zum Thema anzuregen und zu foumlrdern

VERSORGUNGSLEISTUNGENBezeichnen meist marktfaumlhige Guumlter die von oder mithilfe von Oumlkosyste-men produziert werden (zum Beispiel Nahrung Frischwasser Feuer- und Bauholz) Teilweise ist ein erheblicher Beitrag von (Human-)Kapital und Arbeit notwendig um diese Guumlter zu erstellen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 56

QUELLEN

BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012) Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Centre for Sustainability Management Luumlneburg

BORN W u a (2012) Gesundheitskosten der Beifuszlig-Ambrosie in Deutschland In Umweltmedizin in Forschung und Praxis 17 (2) S 71 ndash 80

DER BUND (2009) Invasive Muscheln verstopfen Leitungen Von Fabio Bergamin Onlineausgabe Zuletzt aktualisiert am 31072009 httpwwwderbundchzeitungenwissenInvasive-Muscheln-verstopfen-Leitungenstory29662360

DEUTSCHER IMKERBUND EV Internetauftritt des Deutschen Imkerbund e V vom 12122012 httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpbienen-und- bestaeubungsleistung und httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpzahlen-die-zaehlen

EUROPAumlISCHE KOMMISSION (2009) Fact Sheet Gebietsfremde invasive Arten httpeceuropaeuenvironmentpubspdffactsheetsInvasive20Alien20SpeciesInvasive_Alien_DEpdf

FAO ndash FOOD AND AGRICULTURE ORGANIZATION OF THE UNITED NATIONS (2010) Global Forest Resource Assessment 2010wwwfaoorgforestryfrafra2010en

GARCIacuteAshyTORRES L u a (2001) Conservation agriculture in Europe Current status and perspectives In Garcia-Torres L Benites J and Martiacutenez-Vilela A (Hrsg) Conservation Agriculture A World-wide Challenge 1st World Congress on Conservation Agriculture Madrid 1 ndash 5 October 2001 Vol I Keynote Contributions XUL Cordoba Spain S 79 ndash 83

IAASTD ndash INTERNATIONAL ASSESSMENT OF AGRICULTURAL KNOWLEDGE SCIENCE AND TECHNOLOGY FOR DEVELOPMENT (2008) Global ReportwwwagassessmentorgreportsIAASTDENAgriculture20at20a20Crossroads_Global20Report20(English)pdf

KREIBICH H MUumlLLER M (2005) Private Vorsorgemaszlignahmen koumlnnen Hochwasserschaumlden reduzieren Schadensprisma Heft 1 2005 httpwwwschadenprismadepdfsp_2005_1_1pdf

57QUELLEN

LENZEN M u a (2012) International trade drives biodiversity threats in developing nations Nature 486109 ndash 112 Doi101038nature11145

PWC ndash PRICEWATERHOUSECOOPERS (2012) PwC Rio+20 Sustain ability pulse poll How do the public and CEO opinions differ on Rio+20 issues

REWE GROUP (2010) Pressemitteilung raquoBodensee-Obstbauern engagieren sich fuumlr Biodiversitaumltlaquo wwwrewe-groupcompressepressemeldungenpressemeldung-detail articlebodensee-obstbauern-engagieren-sich-fuer-biodiversitaet

SCBD ndash SECRETARIAT OF THE CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (2009) business2010 A magazine on business amp bio- diversity June 2009 Volume 4 ndash Issue 1 httpwwwcbdintdocnewslettersnews-biz-2009-06-enpdf

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement Ein Leitfaden fuumlr die betrieb-liche Praxis BerlinwwwbmudeN46143

STATISCHES BUNDESAMT (2012) Nachhaltige Entwicklung in Deutschland Indikatorenbericht 2012 wwwdestatisdeDEPublikationenThematischUmwelt oekonomischeGesamtrechnungenUmweltindikatorenIndikatoren PDF_0230001pdf__blob=publicationFile

STERN N (2007) The Economics of Climate Change The Stern Review Cambridge

TEEB (2009) The Economics of Ecosystems and Biodiversity TEEB for National and International Policy Makers Summary Responding to the Value of Naturewwwteebweborg

TEEB (2010A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity Ecological and Economic Foundations Edited by Pushpam Kumar London and Washington

TEEB (2010B) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integrieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz Bonn

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 58

TEEB (2011) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in National and International Policy Making Edited by Patrick ten Brink London and Washington

TEEB (2012A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Local and Regional Policy and Management Edited by Heidi Wittmer and Haripriya Gundimeda Abingdon and New York

TEEB (2012B) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Business and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York

TEN BRINK P BRAAT L (HRSG) (2008) The Cost of Policy Inaction The case of not meeting the 2010 biodiversity targethttpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversityeconomicspdfcopizip

UNESCAP ndash UNITED NATIONS ECONOMIC AND SOCIAL COMMISSION FOR ASIA AND THE PACIFIC (1999) Keynote Statement of Mr Cengiz Ertuna (UNESCAP) at IDNDR-ESCAP Regional Meeting for Asia Risk Reduction amp Society in the 21st Century Bangkok 23 ndash26 February 1999 httpwwwunescaporgenrdwater_mineraldisasterertuna01htm

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012) Water valuation ndash Building the business case Geneva and Washington

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012A) Changing Pace ndash Public policy options to scale and accelerate business action towards Vision 2050 Geneva and Washington

WRI ndash WORLD RESOURCE INSTITUTE (2012) The Corporate Ecosys-tem Services Review - Guidelines for Identifying Business Risks and Opportunities Arising from Ecosystem Change Version 20 Washington

ZEITZ J PUMA Pressemitteilung vom 16112011 httpaboutpumacompuma-completes-first-environmental-profit-and-loss-account-which-values-impacts-at-e-145-million

  • Die Unternehmensperspektive
  • Impressum
  • Inhaltsverzeichnis
  • Vorworte
  • Biodiversitaumlt und Oumlkoshysystemleistungen ndash Erweiterung der unternehmerischen Sicht
  • Warum die Wirtschaft gefragt ist ndash Treiber Chancen und Risiken
  • Entwicklungen und Trends ndash was auf Unternehmen zukommt
  • Wie Unternehmen taumltig werden koumlnnen
  • Ausblick
  • Weiterfuumlhrende Informationen
  • QUELLEN

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 38

IM RAHMEN VON UMWELTSCHUTZ UND RESSOURCENshyEFFIZIENZ KUumlMMERN SICH VIELE UNTER NEHMEN BEREITS HEUTE UM BIODIVERSITAumlT UND ECOSYSTEM SERVICES OHNE DIES JEDOCH EXPLIZIT HERAUS ZUshy STELLEN DER BEWUSSTE EINBEZUG DES OumlKOSYSTEMshy GEDANKENS SOWIE DIE BETRACHTUNG ENTSPRECHENDER CHANCEN UND RISIKEN STELLT EINE WEITER ENT shy WICKLUNG DAR DIE DURCHAUS ALS rsaquoUMWELTVERANTshyWORTUNG 20lsaquo BEZEICHNET WERDEN KANN

MICHAEL SIEMERS CORPORATE

ENVIRONMENT amp RESPONSIBILITY

EVONIK INDUSTRIES AG

Form doch auch hier erfolgt eine regelmaumlszligige Anpassung die zu-kuumlnftig sicherlich auch mit einer Quantifizierung einhergehen wird Damit bleibt die unternehmerische Berichterstattung eng verbunden mit dem Umweltmanagement

Unternehmerische Berichterstattung wird sich aumlndern und zukuumlnftig integrierter sein (Stichwort Integrated Reporting) In dieser Hinsicht ist auch die umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung zu sehen

INFOBOX 23

Praxisbeispiel Umweltbezogene Gewinn- und VerlustrechnungWaumlhrend in der klassischen Gewinn- und Verlustrechnung (GampV) nur finanzielle Kenngroumlszligen wie Anlagevermoumlgen return on investment und Eigenkapitalrendite berichtet werden bleiben die umweltbezogenen Kosten verborgen Diese Externalitaumlten ndash beispielsweise Verschmutzung von Gewaumlssern Zerstoumlrung von Lebensraumlumen oder das Abwaumllzen von Verantwortung beim Klimawandel auf Folgegenerationen ndash sind als Ver-luste anzusehen die nicht durch das Unternehmen sondern von Dritten wie der Allgemeinheit oder der Natur getragen werden Getrieben von CEO Jochen Zeitz hat Puma es sich zur Aufgabe gemacht diese Kosten deutlicher aufzuzeigen und in die GampV einflieszligen zu lassen Solch eine Sichtbarmachung kann beim Einkauf der Fertigung der Produktent-wicklung oder dem Nachhaltigkeitsmanagement helfen bessere Ent-scheidungen zu treffen um so die Externalitaumlten zu minimieren Laut PUMA Environmental Profit amp Loss Account hat das Unternehmen im Jahr 2010 etwa 145 Millionen Euro an Umweltschaumlden durch Treibhaus-gasemissionen Wasserverbrauch Landnutzungsfolgen Luftverschmut-zung und Abfallerzeugung verursacht Davon entfallen nur etwa 6 auf das Kerngeschaumlft mehr als 137 Millionen Euro Umweltschaumlden ent-stehen entlang der Lieferkette Weitere Informationen httpaboutpumacomwp-contentthemesaboutPUMA_themefinancial-reportpdfEPL080212finalpdf

39WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Sie macht deutlich welche Abhaumlngigkeiten und welche Einfluumlsse ein Unternehmen hat und stellt bei der Einbeziehung der Oumlkosystem-leistungen und Integration in die externe Rechnungslegung einen be deut samen Schritt hin zur Beruumlcksichtigung von Naturkapital in Unternehmen dar Eine Offenlegung dieser Art koumlnnte einen Para dig-menwechsel einleiten Wer seine Leistung schon fruumlhzeitig ganzheit-lich misst und berichtet kann in einem sich veraumlndernden Geschaumlfts-

ABBILDUNG 21 (Foto LianeM Fotoliacom)

INFOBOX 24

Biodiversitaumlt in den Umweltmanagementzertifizierungen ISO 14001 und EMASBei EMAS muumlssen und bei ISO 14001 sollten die Auswirkun-gen auf die biologische Vielfalt beruumlcksichtigt werden Bei EMAS wird in Form des raquoFlaumlchenverbrauchslaquo ein direkter Indikator fuumlr den Habitatverlust erhoben ndash eine der Hauptursachen des Biodiver-sitaumltsverlustes Zwar kann der Flaumlchenverbrauch von unterschiedli-cher Qualitaumlt sein ndash die Bebauung einer bereits degradierten Flaumlche ist weniger kritisch als die eines intakten Oumlkosystems ndash dennoch kann dies als erster Startpunkt gewertet werden

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 40

umfeld weiterhin Spitzenleistung liefern Dies betrifft die Felder Risikomanagement Versorgungssicherheit und -produktivitaumlt wie auch Compliance und Stakeholdermanagement

UmweltmanagementEin Umweltmanagement steuert gemaumlszlig den vier Managementschrit-ten Planen Ausfuumlhren Kontrollieren und Optimieren umweltbezo-gene Unternehmenstaumltigkeiten und ermoumlglicht so eine kontinuierli-che Verbesserung der Umweltleistung Dieser Managementzyklus beruumlcksichtigt derzeit nur selten umsetzungsorien tiert die Dimensio-nen Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt

Hier kann eine Erweiterung konkret ansetzen Eine erste Feststellung des Status quo auf Basis bereits existieren der Umweltdaten ndash ergaumlnzt durch Experteneinschaumltzungen ndash ist der Anfang Anschlieszligend koumln-nen spezifische und messbare Ziele gesetzt werden was sich in die bekannten Schritte des Umweltmanagements einbinden laumlsst

RessourceneffizienzRessourceneffizienz gewinnt angesichts steigender Rohstoffpreise und -bedarfe und des groszligen Anteils den Material- und Energie kosten an den Gesamtkosten in vielen Branchen darstellen wirtschaftlich und politisch enorm an Bedeutung Zur Steigerung der Ressourceneffi-zienz liegen aktuell Programme auf nationaler wie europaumlischer Ebene vor es existieren dazu Plattformen und Initiativen Das Thema raquoRes-sourceneffizienzlaquo koumlnnen Unternehmen strategisch integrieren (zum Beispiel in ihrem Umweltmanagement) indem sie die entsprechen-den Einsatzstoffe als Naturkapital raquodeklarierenlaquo und im Ressourcen-management umfassender als bisher beruumlck sichtigen Durch den sparsamen effizienten Einsatz von Ressourcen koumlnnen oftmals Oumlko-systeme geschont werden (zum Beispiel durch ein entsprechendes

INFOBOX 25

Praxisbeispiel Integration von Biodiversitaumlt in das Ressourcen-managementUPM betreibt in Deutschland sieben Papierfabriken und verschreibt sich der nachhaltigen Forstwirtschaft und dem Schutz der Biodiversitaumlt So wird weltweit FSC- und PEFC-zertifiziertes Holz verwendet und in unter nehmenseigenen Waumlldern ein Biodiversitaumltsprogramm umge-setzt Gemeinsam mit der raquoAlliance for Water Stewardshiplaquo fuumlhrt UPM ein Pilotprojekt zum Wassermanagement durch Dies soll den Verbrauch des wasserintensiven Papierherstellungsprozesses senken und die Wie-derverwendung des Wassers erhoumlhen UPM unterstreicht mit seinemEngagement seine Position als raquoBiofore Companylaquo

41WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

INFOBOX 26

Praxisbeispiel Bewertung von Biodiversitaumlt in der Lebensmittel-branche und der LandwirtschaftEinen Schritt weiter als die Oumlkobilanzen geht das Bewertungsverfahren der BASF Mit ihrer Lebenszyklusanalyse AgBalance erfasst sie eine Viel-zahl von Nachhaltigkeitsindikatoren der Lebensmittel- und Landwirt-schaftsbranche Biologische Vielfalt flieszligt mit 8 der 69 Indikatoren in eine Punktebewertung ein so unter anderem Naumlhe zu Schutzgebieten Auskreuzungspotenzial und Oumlkotoxizitaumltspotenzial Auszligerdem werden soziale und oumlkonomische Indikatoren erfasst und somit alle drei Saumlulen der Nachhaltigkeit abgebildet Auch wenn ein Abwaumlgen zwischen unter-schiedlichen Groumlszligen wie Punkten und Euros als Messeinheiten Entschei-der vor Herausforderungen stellt ist dies doch ein wichtiger Schritt hin zur Integration von Biodiversitaumlt in Entscheidungsprozesse

Wassermanagement in Regionen mit Wasserstress) Jedoch ist Res-sourceneffizienz nicht gleichzusetzen mit Biodiversitaumlts- und Oumlko-systemschutz Neben dem sparsamen Umgang mit Ressourcen ist auch die Art der Einsatzstoffe (zum Beispiel Nutzung von nachhaltig erzeugtem Palmoumll) von Bedeutung

Der Zusammenschluss zu Brancheninitiativen ist ein Ansatz um das Thema Ressourceneffizienz ganzheitlicher und passgenauer zu be-trach ten und so die Thematik uumlber den bisherigen Fokus auf Reduzie-rung von Rohstoffverbrauch und Emissionen hinaus zu erweitern

Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten- Management Die Analyse der Wertschoumlpfungskette eines Produktes liefert immer wieder Verbesserungspotenzial und wird deshalb regelmaumlszligig durchge-fuumlhrt Dies bietet gute Ansatzpunkte fuumlr eine Untersuchung und Ver-besserung der Biodiversitaumltsperformance Eine weitere oft genutzte Analysemoumlglichkeit sind Oumlkobilanzen (Life Cycle Assessments)

Oumlkobilanzen bilden den gesamten Stoffkreislauf ab ndash und somit auch die fuumlr Biodiversitaumlt relevante Landnutzung oder Oumlkosystemleis-tungen wie die Bereitstellung von Rohstoffen die Absorption von Produktionsemissionen und die Aufnahme von Abfallprodukten An-gefangen bei eigenen Beschaffungsquellen (zum Beispiel Vertragsan-bauer von Supermaumlrkten oder Handelsmarken) bis hin zu Vorproduk-ten der Liefer an ten ndash entlang der Lieferkette verbergen sich zahlreiche Ursachen fuumlr Bio diversitaumltsverlust Fuumlr Unternehmen die Rohstoffe und Vorpro dukte aus dem Ausland beziehen ist es daher wichtig auf den Einkauf und das Lieferkettenmanagement zu achten Wichtige

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 42

Analyseschritte beinhalten Grenzwerte und Normen (in den Abbau- und Ursprungslaumlndern der Vorprodukte oftmals deutlich niedriger als in Deutschland) oder Screenings zu Wasserknappheit entlang der Lie-ferkette Darauf aufbauend ergibt sich eine detaillierte Bewertung zur Beruumlcksichtigung von Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt bei Liefe ranten

Investitions- und PlanungsprozesseInvestitionen in den Bau neuer Anlagen oder Standorte werden derzeit eher selten unter Biodiversitaumltsaspekten im betrieblichen Umwelt-management erfasst Beim Bau eines Produktionsstandorts auf der raquogruumlnen Wieselaquo spielen vor allem die Eingriffsregelung des Bun-desnaturschutzgesetztes (BNatSchG) sowie das EU-Naturschutz-recht (FFH- und Vogelschutz-Richtlinie) eine wichtige Rolle Diese Regeln erscheinen Unternehmen manchmal wider spruumlchlich ndash gerade mit Blick auf den gewollten Naturschutz Firmenareale werden auf-grund strategischer Entscheidungen zum Beispiel fuumlr den Bau von Anlagen uumlber einen laumlngeren Zeitraum brach liegen gelassen Siedelt sich daraufhin eine geschuumltzte Art auf dieser Flaumlche an koumlnnen Unter-nehmen unter Umstaumlnden nur mit hohen Auflagen dieses Gebiet er-schlieszligen und einen Neu- oder Ausbau realisieren Um solchen Ziel kon-flikten vorzubeugen bieten die zustaumlndigen Natur schutzbehoumlrden an in Dialog zu treten um gangbare Wege und Maszlignahmen auszu loten

Doch Unternehmen koumlnnen auch in Vorleistung gehen Indem zum Beispiel Brachflaumlchen und Naturraumlume belassen sowie die Funktio-nalitaumlt von aquatischen Oumlkosystemen (Gewaumlssern) erhalten werden

INFOBOX 27

Ausgleichsflaumlchen ndash Chancen fuumlr beschleunigte PlanungsprozesseGut zu wissen Laut sect16 BNatSchG kann durch Oumlkosystemschutz ein raquoGuthabenlaquo auf einem Oumlkokonto angespart werden Bei spaumlteren Ein-griffen werden diese Flaumlchen als bereits geleistete Kompensationsmaszlig-nahmen anerkannt Rheinkalk macht sich dieses Instrument zunutze Im sauerlaumlndischen Houmlnnetal dient nur ein Teil des Grundbesitzes dem Kalksteinabbau Weite Teile des Areals hingegen stehen dank nicht-oumlkonomischer Waldnutzung dem Naturschutz temporaumlr zur Verfuumlgung oder werden je nach Management und naturschutzfachlicher Einschaumlt-zung einem Oumlkokonto zugeschrieben das als Kompensationsleistung fuumlr zu erwartende Eingriffe agiert Waumlhrend auf der einen Seite pro-aktiv Arten- und Oumlkosystemschutz ermoumlglicht wird profitiert Rheinkalk von einem beschleunigten Planungsprozess vermiedener Buumlrokratie und somit geringeren Kosten (wwwrheinkalkdepdfVerantwortung_Fuer_Mensch_und_Naturpdf Seite 24)

43WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

koumlnnen etwaige Kompensationsmaszlignahmen im Rahmen der Ein griffs -regelung vermieden werden Zudem koumlnnen Ergebnisse der teils obli-gatorischen Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung (UVP) der Strategischen

INFOBOX 28

Praxisbeispiel ZielkonflikteBiologische Vielfalt spielt in Steinbruumlchen Baggerseen und Kiesgruben eine wichtige Rolle Die Steine- und Erdenindustrie engagiert sich in zahlreichen Projekten zur Foumlrderung der biologischen Vielfalt Neben der Erarbeitung von Biodiversitaumltsindikatoren und einer Biodiversitaumlts-Datenbank zaumlhlen hierzu zahlreiche gemeinsame Projekte mit Umwelt-verbaumlnden

raquoLeider werden der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt in den Abbaustaumltten ausgerechnet durch das Naturschutzrecht selbst eingeschraumlnkt Wer zum Beispiel ein Laichgewaumlsser fuumlr die Gelbbauch-unke auf einem Rohbodenstandort anlegt oder eine Steilwand fuumlr die Uferschwalbe herrichtet der laumluft Gefahr dass die weitere Bewirt-schaftung der Flaumlchen deutlich eingeschraumlnkt wird Der statische An-satz im Naturschutzrecht verhindert damit leider vielerorts die Aus-schoumlpfung von Synergieeffekten von Gesteinsabbau und Naturschutz Die Steine- und Erdenindustrie jedenfalls ist zur Foumlrderung der biolo-gischen Vielfalt bereit und setzt sich auch weiterhin fuumlr praktikable Loumlsungen einlaquo (Diplom-Biologe Thomas Beiszligwenger Hauptgeschaumlfts-fuumlhrer Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

ABBILDUNG 22 (Foto Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

INFOBOX 29

Praxisbeispiel Management von LiegenschaftenFraport die Betreibergesellschaft des Frankfurter Flughafens formuliert in seiner unternehmenseigenen Biodiversitaumltsstrategie Grundsaumltze zur Biodiversitaumlt Darin wird festgehalten dass sich Flugbetrieb und der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt ndash uumlber gesetz liche Anforderungen wie zum Beispiel Eingriffsregelung hinaus ndash vereinbaren lassen So wird unter anderem auf dem Gelaumlnde des Flughafens ein For-schungsprojekt zum Bienen-Monitoring unterstuumltzt das wichtige Infor-mationen uumlber die Schadstoffsituation liefert Gleich zeitig werden im Rhein-Main-Gebiet gezielt Naturschutzvorhaben gefoumlrdert so zum Bei-spiel der Erhalt von raquoAltholzinselnlaquo im Kinzigtal oder die Pflege von Streuobstwiesen im Maintal (wwwfraportdecontentfraport-agdenachhaltigkeitumweltnatur--und-ressourcenschutz0html und verglei-che auch die dort bereitgestellten PDF-Dokumente)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 44

Legende Naumlhe zum Kerngeschaumlft Merkmalsauspraumlgung Geringer Bezug Mittel o Trifft zu x Mittlerer Bezug Stark + Starker Bezug Sehr stark + +

ABBILDUNG 23 Handlungsan-saumltze zur Integration von Biodiversi-taumlt in Unternehmen am Beispiel eines Industrie- und Konsumguumlter-unternehmens (Grafik PwC)

INFOBOX 30

Handlungsansaumltze zur Integration von Biodiversitaumlt in UnternehmenDie vorgestellten sechs Handlungsansaumltze werden hier systematisch zusammengefasst am Beispiel der Indus trie- und Konsumguumlterbranche dargestellt Diese Systematik kann allen Unternehmen als Pruumlfrahmen dienen ihr spezifisches Profil zur Beruumlcksichtigung von biologischer Viel-falt Oumlkosystemen und deren Leistungen (Naturkapital) zu entwickeln

Die Abbildung verdeutlicht die Wirkung der verschiedenen Handlungs-ansaumltze beispielhaft im Hinblick auf die vier Werttreiber Risiken senken Kosten reduzieren Maumlrkte und Kunden erschlieszligen und Reputation steigern

Waumlhrend die farbliche Hinterlegung die Naumlhe zum Kerngeschaumlft andeutet geben die Spalten auf der rechten Seite Informationen uumlber den Beitrag zum Schutz der biologischen Vielfalt sowie zur moumlglichen Umsetzungskomplexitaumlt wieder Es wird deutlich dass es durchaus ein-fache Maszlignahmen gibt die eine Wirkung zeigen

Werttreiber

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Integration von Biodiversitaumltsaspekten in hellip

Beitrag zum Schutz des Natur kapitals

Umsetzungsshy komplexitaumlt

x x x 1) Unternehmerischer Verantwortung (Corporate Responsibility) o + o

x x x 2) Berichterstattung (inkl umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung) o +

x x 3) Umweltmanagement inkl Liegenschafts-management o + +

x x 4) Maszlignahmen zur Steigerung der Ressourcen-effizienz + + + +

x x x 5) Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten-Management + + + +

x x 6) Investitions- und Planungsprozesse + o +

45WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Des Weiteren ist erkennbar dass die Integration von Biodiversitaumlt in Aus-wahl- und Entscheidungsprozesse vor allem im Bereich Ressourceneffi-zienz Lieferketten-Management und Investitions- und Planungsprozesse zu Win-win-Situationen fuumlhren kann Dabei sollte bei der Auswahl der Ansaumltze und Methoden aber immer das Kerngeschaumlft des Unterneh-mens im Vordergrund stehen ndash hier kann ein erster Check die weitere Schwerpunktsetzung unterstuumltzen Auch die Integration ins klassische Umweltmanagement stellt einen Schritt zur Beruumlcksichtigung von Bio-diversitaumlt dar ndash und zwar verbunden mit einem maumlszligigen Aufwand

Umweltpruumlfung (SUP) und der FFH Vertraumlglichkeitspruumlfung (FFH VP) guumlnstiger ausfallen Auflagen der Nachbesserung reduziert dadurch Kosten eingespart und ein reibungsloser Planungs- und Bauprozess beguumlnstigt werden

Abschlieszligend gilt es die Integration von Biodiversitaumlt auch in flankie-renden operationellen Einheiten voranzutreiben Dies betrifft beson-ders Forschung und Entwicklung sowie Kommunikation Dabei sollen die Themen erfolgreich sowohl nach innen als auch nach auszligen also zu Kunden Lieferanten und anderen Interessengruppen kommuni-ziert und in eine entsprechende Berichterstattung integriert werden

AUSBLICK5

WIR KOumlNNEN DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER WIRTSCHAFT NUR ERHALTEN WENN WIR DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER NATUR ERHALTEN DAFUumlR IST EINE VIELFALT AN LEBENSshy RAumlUMEN UND ARTEN VON ENTSCHEIDENDER BEDEUTUNG DEREN SCHUTZ MUSS DESHALB VIEL STAumlRKER IN DEN WERTSCHOumlPFUNGSPROZESSEN BERUumlCKSICHTIGT WERDEN

ALEXANDER BARTELT ABTEILUNGS-

LEITER KLIMASCHUTZ UND NACHHAL -

TIGE PRO DUKTE DER OTTO GROUP

VORSTANDSVORSITZENDER raquoBIODIVER-

SITY IN GOOD COMPANYlaquo- INITIATIVE

Es ist an der Zeit die Aspekte von Naturkapital in das unterneh-merische Handeln zu integrieren Nutzen Sie die vielfaumlltigen Ansatz-punkte die im Rahmen der Broschuumlre aufgezeigt wurden und beginnen Sie Ihre unternehmerischen Aktivitaumlten zu erweitern In Deutsch-land gibt es viele Initiativen und Ansaumltze die einen Einstieg in die The-men Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungen erleich tern Nutzen Sie diese Initiativen fuumlr einen Austausch mit anderen Unter-nehmen und uumlber die dort bereits gemachten Erfahrungen (siehe dazu auch Kapitel 6)

Die Initiative raquoBiodiversity in Good Companylaquo ist ein Zusammen-schluss von Unternehmen die gemeinsam fuumlr den Schutz der

biologischen Vielfalt eintreten Der branchenuumlbergreifenden Initiative gehoumlren kleine mittlere und groszlige Unternehmen an Die Mitglieder der raquoBiodiversity in Good Companylaquo-Initiative unterstuumlt-zen das freiwillige Engagement der Wirtschaft fuumlr den Schutz der biologischen Vielfalt Sie arbeiten an Innovationen und Investitio-nen damit naturvertraumlgliche Technologien Produkte und Dienst-leistungen verstaumlrkt ihren Weg in die Maumlrkte finden Die Initiative

47AUSBLICK

traumlgt dazu bei den Privatsektor in die Verwirklichung der Ziele der Konvention uumlber die biologische Vielfalt und der Nationalen

Strategie zur biologischen Vielfalt staumlrker einzubinden

Auch im Rahmen von econsense ndash einem Zusammenschluss fuumlhren-der global agierender Unternehmen und Organisationen der deut-schen Wirtschaft zu den Themen nachhaltige Entwicklung und Cor-porate Social Responsibility (CSR) ndash wird der Themenbereich im Rahmen der Arbeitsgruppe raquoBiodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungenlaquo begleitet Die Mitgliedsunternehmen setzten sich intensiv mit dem Erhalt und der Entwicklung der biologischen Vielfalt auseinander und nutzen econsense als Plattform zum Austausch und zur Diskus-sion von praktischen Managementinstrumenten

Engagieren Sie sich im Projekt raquoUnternehmen Biologische Vielfalt 2020laquo einer Dialog- und Aktionsplattform des Bundesumweltminis-teriums gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der deutschen Wirtschaft und von Naturschutzverbaumlnden die einen fortlaufenden Austausch erlaubt und konkrete Aktivitaumlten zur Umsetzung der Nati-onalen Strategie zur biologischen Vielfalt auf den Weg bringt Folgende Themenfelder stehen dabei im Fokus Informationen zur biologischen Vielfalt fuumlr Unternehmen Biologische Vielfalt im betrieblichen Umweltmanagement Biologische Vielfalt und Naturschutzrecht Kommunikation von Unternehmen nach auszligen Finanzierung von Naturschutzprojekten Maumlrkte Chancen erkennen und entwickeln Netzwerkbildung

Die kuumlnftige Leistungsfaumlhigkeit der Wirtschaft wird von der Leis-tungsfaumlhigkeit des Naturkapitals abhaumlngen Der Erhalt der Leistungs-faumlhigkeit unseres Naturkapitals erfordert die gebuumlndelten Kraumlfte von Unternehmen Politik und Gesellschaft raquoNatur kapital Deutschland ndash TEEB DElaquo zeigt dass sich dies auch wirtschaftlich lohnt Lassen Sie uns diese Chance gemeinsam wahrnehmen

ABBILDUNG 24 (Foto morrbyte Fotoliacom)

6 WEITERFUumlHRENDE INFORMATIONEN

PROJEKT raquoNATURKAPITAL DEUTSCHLAND ndash TEEB DElaquoDiese Broschuumlre ist Teil des Projekts raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo in dessen Rahmen bis zum Jahr 2015 folgende vier Berichte erscheinen (Arbeitstitel) raquoKlimapolitik und Naturkapital Synergien und Konfliktelaquo raquoOumlkosystemleistungen und Entwicklung laumlndlicher Raumlumelaquo raquoNaturleistungen in der Stadt Gesundheit schuumltzen und

Lebensqualitaumlt erhoumlhenlaquo raquoNaturkapital Deutschland Neue Handlungsoptionen

ergreifen ndash eine Syntheselaquo

Bereits erschienen ist die Broschuumlre raquoDer Wert der Natur fuumlr Wirt-schaft und Gesellschaft ndash Eine Einfuumlhrunglaquo wwwnaturkapital-teebde

Soweit Praxisbeispiele und Statements nicht gesondert gekennzeich-net wurden sind diese speziell fuumlr raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo erstellt worden

Leitfaumlden Handlungsmoumlglichkeiten fuumlr Unternehmen BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012)Biodiversitaumlt im unterneh-

merischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Umfangrei-che aber dennoch leicht zu erfassende und praxisnahe Broschuumlre zu Maszlignahmen rund um den betrieblichen Biodiversitaumltsschutz Mit zahl-reichen Umsetzungstipps und Hinweisen auf weiterfuumlhrende Lite ra-tur und Webseiten

49WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

www2leuphanadeumanagementcsmcontentnamadownloads download_publikationenBestaendig20Wuczkowski_Biodiversitaet 20im20unternehmerischen20Nachhaltigkeitsmanagement_neupdf

HOUDET J (HRSG) (2008 UumlBERARBEITET 2010) Integrating bio-diversity into business strategies The Biodiversity Accountability Framework Sehr umfangreiche Publikation (knapp 400 Seiten) uumlber Bio di versitaumlt und Unternehmen beginnend bei den Grundlagen 23 In dikatoren (Business and Biodiversity Independence Indicators) sind Grundlage fuumlr die Bewertung der Biodiversitaumltsleistung von Unter-nehmen Mit zahlreichen Beispielen Regionaler Fokus Frankreichwwworeeorg_scriptntsp-document-file_downloadphp document_id=1063ampdocument_file_id=1070

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement ndash Ein Leitfaden fuumlr die betriebliche Praxis Umsetzungsorientiertes Handbuch zur Einbindung von Biodiversi-

taumlt in das bestehende (Umwelt)-Management inklusive zahlreicher Vorschlaumlge fuumlr Maszlignahmen und Instrumente sowie Zuordnung zu Handlungsfeldern und Funktionsbereichen httpwwwbmudeN46143

TEEB (2012) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Busi-ness and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York Bericht fuumlr Unternehmen der internationalen TEEB-Studie Ins-pirierende teils generische Heranfuumlhrung an die Bedeutung von Bio-diversitaumlt an Unternehmen mit Beispielen aus aller Welt Excutive summary unter wwwteebweborg

UN GLOBAL COMPACT AND IUCN (2012) A Framework for Corpo rate Action on Biodiversity and Ecosystem Services Uumlberblicksbro schuumlre zu Biodiversitaumlt und Unternehmen Adressierte Themen Treiber Risi-ken amp Chancen Corporate Governance Management (inkl Vermei-dungs-Hierarchie) Stakeholder-Engagement und Berichter stattungwwwunglobalcompactorgdocsissues_docEnvironmentBES_Frameworkpdf

WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD) (2011) Handbuch zur unternehmerischen Bewertung von Oumlkosystemdienstleistungen (CEV) Ein Rahmenwerk zur Erleichterung unternehmerischer Entscheidungsfindung Generisches Hand buch fuumlr die Durchfuumlhrung einer unternehmensinternen Bewertung von Biodiversitaumlt (breites Werteverstaumlndnis) mit Handreichungen zu vor-gelagerten Abwaumlgungen wwweconsensedesitesallfilesWBCSD_Handbuch_CEVpdf

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 50

WORLD RESOURCE INSTITUTE (WRI) (2012) Corporate Ecosystem Services Review ndash Version 20 Handbuch zur systematischen Erfas-sung von biodiversitaumltsbezogenen Risiko- und Handlungsfeldern Schrittweises Vorgehen inkl Vorschlaumlgen fuumlr die Erfassung und Doku-mentation des Prozesses wwwwriorgpublicationcorporate-ecosystem-services-review

Allgemein Oumlkosysteme Biodiversitaumlt und Wirtschaft JESSEL B TSCHIMPKE O UND WALSER M (2009) Produktivkraft

Natur Hamburg Praumlgnante Beispiele fuumlr die Quantifizierung von wirtschaftlich relevanten Nutzungen der Natur in Arbeitsplaumltzen Umsaumltzen oder vermiedenen Kostenwwwnaturkapital-teebdefileadminDownloadsProduktivkraft Naturpdf

MILLENNIUM ECOSYSTEM ASSESSMENT (2005) Ecosystems and Human Well-Being ndash Synthesis Synthese der mehr als 1000 Seiten fassenden wissenschaftlichen Studie uumlber die oumlkologischen und gesell-schaftlichen Zusammenhaumlnge sowie Zustand und Trends des Verlus-tes der biologischen Vielfalt und die Bedeutung der Oumlkosystemleis-tungen fuumlr den Menschenwwwmaweborgdocumentsdocument356aspxpdf

TEEB (2010) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integ-rieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz (Hrsg) Bonn Zusam-menfassung der Ergebnisse der internationalen TEEB Studie Synthese der Berichte fuumlr internationale Politiker lokale und regionale Ent-scheider sowie Unternehmen wwwteebweborg

Kartenmaterial Frageboumlgen und Tools PROTECTEDPLANETNET Weltweite kartengestuumltzte Darstellung von

Schutzgebieten basierend auf den Daten der World Database of Pro-tected Areas (WDPA) und der Weltnaturschutzorganisation (IUCN) wwwprotectedplanetnet

BFNshySCHUTZGEBIETSKARTE Interaktive Karte des Bundesamtes fuumlr Naturschutz mit allen deutschen Schutzgebieten wwwgeodienstebfndeschutzgebiete

CHECKLISTEN DER DEUTSCHEN BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIAshyTIVE Fragenkatalog zur Erstellung einer Selbsteinschaumltzung bezuumlg-lich potenzieller Risiken hinsichtlich Biodiversitaumlt und Oumlkosystem-leistungen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

51WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

INTEGRATED BIODIVERSITY ASSESSMENT TOOL (IBAT) Kostenpflich-tige Anwendung zur Bewertung standortbezogener Biodiversitaumlts-risiken (Fokus Schutzgebiete und Biodiversity Hot Spots) GIS-(Karten)- basiert wwwibatforbusinessorg

Fallbeispiele und Publikationssammlung WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD)

(2012) Biodiversity and ecosystem services ndash scaling up business solutions Company case studies that help achieve global biodiversity targetswwwwbcsdorgPagesEDocumentEDocumentDetailsaspxID=14923ampNoSearchContextKey=true

UNITED NATIONS ENVIRONMENT PROGRAM FINANCE INITIATIVE (UNEP FI) Publikationen zu biodiversitaumltsbezogenen Chancen Risiken und Handlungsoptionen der Finanzbranche wwwunepfiorgpublicationsbiodiversityindexhtml

CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (CBD) BUSINESS PROGRAMM Fallstudien und Publikationen zu Beruumlhrungspunkten und Leuchtturm-projekten zum Erhalt der biologischen Vielfalt wwwcbdintenbusiness

ECOSYSTEM MARKETPLACE Nachrichtenportal von Forest Trends rund um Biodiversitaumlts- Wasser- und CO2-Maumlrkte wwwecosystemmarketplacecom

Strategien auf politischer Ebene NATIONALE STRATEGIE ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT (2007) Deutsch-

lands Strategie zur Umsetzung der Konvention uumlber die biolo gische Vielfalt wwwbmudeN40333

INFORMATIONSPORTAL DES BUNDESAMTES FUumlR NATURSCHUTZ ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT Mit Nachrichten Informationen Veranstal-tungshinweisen und weiterfuumlhrenden Materialien wwwbiologische-vielfaltde

EUshyBIODIVERSITAumlTSSTRATEGIE FUumlR 2020 Diese EU-Strategie enthaumllt Ziele zum Erhalt von Biodiversitaumlt sowie von Oumlkosystemen und deren Leistungen (raquoNaturkapitallaquo) bis 2020httpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversitycomm20062020htm

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 52

GLOBALE BIODIVERSITAumlTSZIELE Der raquoStrategische Plan 2011 ndash 2020laquo des Internationalen Uumlbereinkommens zur biologischen Vielfalt (CBD) enthaumllt auch Ziele zu Oumlkosystemen und deren Leistungen sowie zum Wert der biologischen VielfaltwwwcbdintdocdecisionsCOP-10cop-10-dec-02-enpdf

Initiativen DEUTSCHE BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIATIVE ndash raquoBIODIVERSITY

IN GOOD COMPANYlaquoshy INITIATIVE Zusammenschluss vor allem deut-scher Unternehmen mit dem Ziel die Integration von Biodiversitaumlt in unternehmerische Entscheidungen voranzutreiben wwwbusiness-and-biodiversityde

EUROPAumlISCHE raquoBUSINESS AND BIODIVERSITY CAMPAIGNlaquo Europa-weite Plattform fuumlr Unternehmen mit dem Ziel Ansaumltze fuumlr ein Biodi-versitaumltsmanagement zu entwickeln und umzusetzen wwwbusiness-biodiversityeu

NATURAL CAPITAL DECLARATION Erklaumlrung einzelner Akteure des Finanzsektors Naturkapital in Finanzprodukten und -dienstleistungen zu beruumlcksichtigen wwwnaturalcapitaldeclarationorg

TEEB FOR BUSINESS COALITION Initiative zur Vereinheitlichung der Bilanzierung von Naturkapital im Unternehmen httpteebforbusinessorg

GLOSSAR 53

GLOSSAR

ARTENVIELFALTDiversitaumlt (Vielfalt) biologischer Arten in einem Lebensraum Artenviel-falt ist neben genetischer Vielfalt und Diversitaumlt der Oumlkosysteme ein Teil-aspekt der biologischen Vielfalt

BASISLEISTUNGENGrundlegende Leistungen der Oumlkosysteme wie zum Beispiel Photosyn-these oder Stickstoffbindung von Knoumlllchenbakterien welche die Voraus-setzung fuumlr alle anderen Leistungen der Oumlkosysteme sind

BIODIVERSITAumlT Biologische Vielfalt

BIOLOGISCHE VIELFALT Die Vielfalt des Lebens auf unserer Erde (oder Biodiversitaumlt) ist die Varia-bilitaumlt lebender Organismen und der von ihnen gebildeten oumlkologischen Komplexe Sie umfasst drei Ebenen 1) die Vielfalt an Oumlkosystemen bezie-hungsweise Lebensgemeinschaften Lebensraumlumen und Landschaften 2) die Artenvielfalt und 3) die genetische Vielfalt innerhalb der verschie-denen Arten

EINGRIFFSREGELUNG Instrument des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatschG sectsect 13 ff) das die Bewaumlltigung von Eingriffen in Natur und Landschaft regelt (Vermeidung und Kompensation)

EMAS Betriebliches Umweltmanagementsystem (Eco Management and Audit Scheme) nach der Verordnung (EG) Nr 12212009 uumlber die freiwillige Teil-nahme von Organisationen an einem Gemeinschaftssystem fuumlr Umwelt-management und Umweltbetriebspruumlfung (ABl EG L 342 v 22122009 S 1) Schwerpunkte sind die kontinuierliche Verbesserung der Umwelt-leistung die Umwelterklaumlrung und Umweltrechtskonformitaumlt

GEBIETSFREMDE ARTENAuch invasive Arten oder Neobiota Tier- und Pflanzenarten die durch Einfuhr (beabsichtigt) oder Einschleppung (unbeabsichtigt) in einem fuumlr sie nicht natuumlrlichen Lebensraum leben Einige gebietsfremde Arten ver-breiten sich aufgrund mangelnder Feinde physiologischer Eigenschaften (Wachstumsgeschwindigkeit Wasserbedarf) oder aumlhnlich invasiv und verdraumlngen einheimische Arten In einigen Faumlllen entstehen durch sie erheb liche Nachteile fuumlr Mensch (Gesundheitsbeeintraumlchtigungen wie zum Beispiel Allergien) und Oumlkosysteme (Degradation)

INWERTSETZUNGBuumlndel von Maszlignahmen um den Nutzen von Biodiversitaumlt und Oumlkosys-temleistungen fuumlr die Gesellschaft relevant und erfahrbar werden zu las-sen Dies geschieht durch (oumlkonomische) Bewertung und oder Integra-tion in Marktentscheidungen ndash zum Beispiel in Form von naturorientierten Angeboten Anreizen oder der Schaffung von Maumlrkten fuumlr Biodiversitaumlt ndash sowie in gesellschaftliche und private Entscheidungen

54 DIEUNTERNEHMENSPERSPEKTIVEndashNEUEHERAUSFORDERUNGEN

ISO 14001 Betriebliches Umweltmanagementsystem nach DIN EN ISO 140012004 + AC 2009 (Ausgabe 112009) Schwerpunkt liegt in der Verbesserung des Umweltmanagementsystems

KONVENTION UumlBER DIE BIOLOGISCHE VIELFALT (ENGL CONVENTION ON BIO LOGICAL DIVERSITY ndash CBD)

Uumlbereinkunft von 168 Staaten (Unterzeichner Stand 12122012) uumlber die biologische Vielfalt Darin werden der Verlust der biologischen Vielfalt als Herausforderung anerkannt und Ziele zu ihrer Erhaltung formuliert Diese sind 1) Schutz der biologischen Vielfalt 2) Nachhaltige Nutzung ihrer Bestandteile und 3) Zugangsregelung und gerechter Ausgleich von Vor-teilen welche aus der Nutzung genetischer Ressourcen entstehen

KULTURELLE OumlKOSYSTEMshy LEISTUNGEN

Leistungen von Oumlkosystemen mit Wirkung und Bedeutung fuumlr Erholung aumlsthetisches Empfinden spirituelle Erfahrungen soziale Funktionen kul-turelle Identitaumlt Heimatgefuumlhl Wissen und Erkenntnis

MONETARISISERUNG Beimesssung eines Wertes in Geldeinheiten Die Umweltoumlkonomie hat dazu mehrere Verfahren der Monetarisierung entwickelt

NATURKAPITAL Oumlkonomischer Begriff fuumlr den begrenzten Vorrat an physischen und bio-logischen Ressourcen der Erde und die begrenzte Bereitstellung von Guumltern und Leistungen durch Oumlkosysteme

OumlKOSYSTEM Bezeichnet die Bestandteile eines abgegrenzten Naturraumes (zum Beispiel niedersaumlchsisches Wattenmeer) oder eines bestimmten Natur-raumtyps (zum Beispiel naumlhrstoffarmes Flieszliggewaumlsser) und deren Wech-selwirkungen Der Begriff kann sich auf verschiedene raumlumliche Ebenen (lokal regional) beziehen und umfasst sowohl (halb-)natuumlrliche (zum Bei-spiel ungestoumlrte Hochmoore) und naturnahe (zum Beispiel Kalkmager-rasen) als auch vom Menschen gepraumlgte Oumlkosysteme (zum Beispiel Agrar oumlkosysteme)

OumlKOSYSTEMFUNKTIONEN Umfassen alle physikalischen chemischen und biologischen Prozesse und Wechselwirkungen die in verschiedenen Oumlkosystemen stattfinden

OumlKOSYSTEMLEISTUNGEN Bezeichnen direkte und indirekte Beitraumlge von Oumlkosystemen zum mensch-lichen Wohlergehen das heiszligt Leistungen und Guumlter die dem Menschen einen direkten oder indirekten wirtschaftlichen materiellen gesundheit-lichen oder psychischen Nutzen bringen In Abgrenzung zum Begriff Oumlko-systemfunktion entsteht der Begriff Oumlkosystemleistung aus einer anth-ropozentrischen Perspektive und ist an einen Nutzen des Oumlkosystems fuumlr den Menschen gebunden Der Begriff ist identisch mit den haumlufig verwen-deten Begriffen raquoOumlkosystemdienstleistunglaquo und raquooumlkosystemare Guumlter und Leistungenlaquo und entspricht dem englischen Begriff der raquoecosystem serviceslaquo

55

REGULIERUNGSLEISTUNGENFunktionen von Oumlkosystemen die auf (andere) Elemente und Prozesse von Oumlkosystemen einwirken die (direkten) Nutzen fuumlr den Menschen haben zum Beispiel die Filterwirkung von Bodenschichten auf die Grund-wasserqualitaumlt oder der Beitrag einer Hecke zur Verringerung der Boden-erosion

GLOSSAR

RESILIENZ (VON OumlKOSYSTEMEN)

Resilienz ist die Faumlhigkeit eines Oumlkosystems trotz aumluszligerer Stoumlrungen seine Funktionen und damit seine Oumlkosystemleistungen aufrecht zu erhalten Es wird davon ausgegangen dass die Resilienz stark mit der in dem Oumlko-system vorherrschenden biologischen Vielfalt korreliert

TEEBThe Economics of Ecosystems and Biodiversity Die internationale TEEB-Studie wurde von Deutschland im Rahmen seiner G8-Praumlsidentschaft im Jahr 2007 gemeinsam mit der EU-Kommission initiiert und mithilfe zahlreicher weiterer Institutionen unter der Schirmherrschaft des Um-weltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) durchgefuumlhrt Ziel der TEEB-Studie war es den oumlkonomischen Wert der Leistungen der Natur ein zuschaumltzen die wirtschaftlichen Auswirkungen der Schaumldigung von Oumlkosystemen zu erfassen und ausgehend davon die Kosten eines Nicht-Handelns zu beziffern Leiter der Studie war der indische Oumlkonom Pavan Sukhdev Im Rahmen der Studie wurden verschiedene Berichte veroumlffent-licht Derzeit wird unter Leitung von UNEP ein Nachfolgeprozess organi-siert um die Durchfuumlhrung von nationalen regionalen lokalen und sek-toralen Studien zum Thema anzuregen und zu foumlrdern

VERSORGUNGSLEISTUNGENBezeichnen meist marktfaumlhige Guumlter die von oder mithilfe von Oumlkosyste-men produziert werden (zum Beispiel Nahrung Frischwasser Feuer- und Bauholz) Teilweise ist ein erheblicher Beitrag von (Human-)Kapital und Arbeit notwendig um diese Guumlter zu erstellen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 56

QUELLEN

BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012) Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Centre for Sustainability Management Luumlneburg

BORN W u a (2012) Gesundheitskosten der Beifuszlig-Ambrosie in Deutschland In Umweltmedizin in Forschung und Praxis 17 (2) S 71 ndash 80

DER BUND (2009) Invasive Muscheln verstopfen Leitungen Von Fabio Bergamin Onlineausgabe Zuletzt aktualisiert am 31072009 httpwwwderbundchzeitungenwissenInvasive-Muscheln-verstopfen-Leitungenstory29662360

DEUTSCHER IMKERBUND EV Internetauftritt des Deutschen Imkerbund e V vom 12122012 httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpbienen-und- bestaeubungsleistung und httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpzahlen-die-zaehlen

EUROPAumlISCHE KOMMISSION (2009) Fact Sheet Gebietsfremde invasive Arten httpeceuropaeuenvironmentpubspdffactsheetsInvasive20Alien20SpeciesInvasive_Alien_DEpdf

FAO ndash FOOD AND AGRICULTURE ORGANIZATION OF THE UNITED NATIONS (2010) Global Forest Resource Assessment 2010wwwfaoorgforestryfrafra2010en

GARCIacuteAshyTORRES L u a (2001) Conservation agriculture in Europe Current status and perspectives In Garcia-Torres L Benites J and Martiacutenez-Vilela A (Hrsg) Conservation Agriculture A World-wide Challenge 1st World Congress on Conservation Agriculture Madrid 1 ndash 5 October 2001 Vol I Keynote Contributions XUL Cordoba Spain S 79 ndash 83

IAASTD ndash INTERNATIONAL ASSESSMENT OF AGRICULTURAL KNOWLEDGE SCIENCE AND TECHNOLOGY FOR DEVELOPMENT (2008) Global ReportwwwagassessmentorgreportsIAASTDENAgriculture20at20a20Crossroads_Global20Report20(English)pdf

KREIBICH H MUumlLLER M (2005) Private Vorsorgemaszlignahmen koumlnnen Hochwasserschaumlden reduzieren Schadensprisma Heft 1 2005 httpwwwschadenprismadepdfsp_2005_1_1pdf

57QUELLEN

LENZEN M u a (2012) International trade drives biodiversity threats in developing nations Nature 486109 ndash 112 Doi101038nature11145

PWC ndash PRICEWATERHOUSECOOPERS (2012) PwC Rio+20 Sustain ability pulse poll How do the public and CEO opinions differ on Rio+20 issues

REWE GROUP (2010) Pressemitteilung raquoBodensee-Obstbauern engagieren sich fuumlr Biodiversitaumltlaquo wwwrewe-groupcompressepressemeldungenpressemeldung-detail articlebodensee-obstbauern-engagieren-sich-fuer-biodiversitaet

SCBD ndash SECRETARIAT OF THE CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (2009) business2010 A magazine on business amp bio- diversity June 2009 Volume 4 ndash Issue 1 httpwwwcbdintdocnewslettersnews-biz-2009-06-enpdf

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement Ein Leitfaden fuumlr die betrieb-liche Praxis BerlinwwwbmudeN46143

STATISCHES BUNDESAMT (2012) Nachhaltige Entwicklung in Deutschland Indikatorenbericht 2012 wwwdestatisdeDEPublikationenThematischUmwelt oekonomischeGesamtrechnungenUmweltindikatorenIndikatoren PDF_0230001pdf__blob=publicationFile

STERN N (2007) The Economics of Climate Change The Stern Review Cambridge

TEEB (2009) The Economics of Ecosystems and Biodiversity TEEB for National and International Policy Makers Summary Responding to the Value of Naturewwwteebweborg

TEEB (2010A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity Ecological and Economic Foundations Edited by Pushpam Kumar London and Washington

TEEB (2010B) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integrieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz Bonn

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 58

TEEB (2011) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in National and International Policy Making Edited by Patrick ten Brink London and Washington

TEEB (2012A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Local and Regional Policy and Management Edited by Heidi Wittmer and Haripriya Gundimeda Abingdon and New York

TEEB (2012B) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Business and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York

TEN BRINK P BRAAT L (HRSG) (2008) The Cost of Policy Inaction The case of not meeting the 2010 biodiversity targethttpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversityeconomicspdfcopizip

UNESCAP ndash UNITED NATIONS ECONOMIC AND SOCIAL COMMISSION FOR ASIA AND THE PACIFIC (1999) Keynote Statement of Mr Cengiz Ertuna (UNESCAP) at IDNDR-ESCAP Regional Meeting for Asia Risk Reduction amp Society in the 21st Century Bangkok 23 ndash26 February 1999 httpwwwunescaporgenrdwater_mineraldisasterertuna01htm

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012) Water valuation ndash Building the business case Geneva and Washington

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012A) Changing Pace ndash Public policy options to scale and accelerate business action towards Vision 2050 Geneva and Washington

WRI ndash WORLD RESOURCE INSTITUTE (2012) The Corporate Ecosys-tem Services Review - Guidelines for Identifying Business Risks and Opportunities Arising from Ecosystem Change Version 20 Washington

ZEITZ J PUMA Pressemitteilung vom 16112011 httpaboutpumacompuma-completes-first-environmental-profit-and-loss-account-which-values-impacts-at-e-145-million

  • Die Unternehmensperspektive
  • Impressum
  • Inhaltsverzeichnis
  • Vorworte
  • Biodiversitaumlt und Oumlkoshysystemleistungen ndash Erweiterung der unternehmerischen Sicht
  • Warum die Wirtschaft gefragt ist ndash Treiber Chancen und Risiken
  • Entwicklungen und Trends ndash was auf Unternehmen zukommt
  • Wie Unternehmen taumltig werden koumlnnen
  • Ausblick
  • Weiterfuumlhrende Informationen
  • QUELLEN

39WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Sie macht deutlich welche Abhaumlngigkeiten und welche Einfluumlsse ein Unternehmen hat und stellt bei der Einbeziehung der Oumlkosystem-leistungen und Integration in die externe Rechnungslegung einen be deut samen Schritt hin zur Beruumlcksichtigung von Naturkapital in Unternehmen dar Eine Offenlegung dieser Art koumlnnte einen Para dig-menwechsel einleiten Wer seine Leistung schon fruumlhzeitig ganzheit-lich misst und berichtet kann in einem sich veraumlndernden Geschaumlfts-

ABBILDUNG 21 (Foto LianeM Fotoliacom)

INFOBOX 24

Biodiversitaumlt in den Umweltmanagementzertifizierungen ISO 14001 und EMASBei EMAS muumlssen und bei ISO 14001 sollten die Auswirkun-gen auf die biologische Vielfalt beruumlcksichtigt werden Bei EMAS wird in Form des raquoFlaumlchenverbrauchslaquo ein direkter Indikator fuumlr den Habitatverlust erhoben ndash eine der Hauptursachen des Biodiver-sitaumltsverlustes Zwar kann der Flaumlchenverbrauch von unterschiedli-cher Qualitaumlt sein ndash die Bebauung einer bereits degradierten Flaumlche ist weniger kritisch als die eines intakten Oumlkosystems ndash dennoch kann dies als erster Startpunkt gewertet werden

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 40

umfeld weiterhin Spitzenleistung liefern Dies betrifft die Felder Risikomanagement Versorgungssicherheit und -produktivitaumlt wie auch Compliance und Stakeholdermanagement

UmweltmanagementEin Umweltmanagement steuert gemaumlszlig den vier Managementschrit-ten Planen Ausfuumlhren Kontrollieren und Optimieren umweltbezo-gene Unternehmenstaumltigkeiten und ermoumlglicht so eine kontinuierli-che Verbesserung der Umweltleistung Dieser Managementzyklus beruumlcksichtigt derzeit nur selten umsetzungsorien tiert die Dimensio-nen Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt

Hier kann eine Erweiterung konkret ansetzen Eine erste Feststellung des Status quo auf Basis bereits existieren der Umweltdaten ndash ergaumlnzt durch Experteneinschaumltzungen ndash ist der Anfang Anschlieszligend koumln-nen spezifische und messbare Ziele gesetzt werden was sich in die bekannten Schritte des Umweltmanagements einbinden laumlsst

RessourceneffizienzRessourceneffizienz gewinnt angesichts steigender Rohstoffpreise und -bedarfe und des groszligen Anteils den Material- und Energie kosten an den Gesamtkosten in vielen Branchen darstellen wirtschaftlich und politisch enorm an Bedeutung Zur Steigerung der Ressourceneffi-zienz liegen aktuell Programme auf nationaler wie europaumlischer Ebene vor es existieren dazu Plattformen und Initiativen Das Thema raquoRes-sourceneffizienzlaquo koumlnnen Unternehmen strategisch integrieren (zum Beispiel in ihrem Umweltmanagement) indem sie die entsprechen-den Einsatzstoffe als Naturkapital raquodeklarierenlaquo und im Ressourcen-management umfassender als bisher beruumlck sichtigen Durch den sparsamen effizienten Einsatz von Ressourcen koumlnnen oftmals Oumlko-systeme geschont werden (zum Beispiel durch ein entsprechendes

INFOBOX 25

Praxisbeispiel Integration von Biodiversitaumlt in das Ressourcen-managementUPM betreibt in Deutschland sieben Papierfabriken und verschreibt sich der nachhaltigen Forstwirtschaft und dem Schutz der Biodiversitaumlt So wird weltweit FSC- und PEFC-zertifiziertes Holz verwendet und in unter nehmenseigenen Waumlldern ein Biodiversitaumltsprogramm umge-setzt Gemeinsam mit der raquoAlliance for Water Stewardshiplaquo fuumlhrt UPM ein Pilotprojekt zum Wassermanagement durch Dies soll den Verbrauch des wasserintensiven Papierherstellungsprozesses senken und die Wie-derverwendung des Wassers erhoumlhen UPM unterstreicht mit seinemEngagement seine Position als raquoBiofore Companylaquo

41WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

INFOBOX 26

Praxisbeispiel Bewertung von Biodiversitaumlt in der Lebensmittel-branche und der LandwirtschaftEinen Schritt weiter als die Oumlkobilanzen geht das Bewertungsverfahren der BASF Mit ihrer Lebenszyklusanalyse AgBalance erfasst sie eine Viel-zahl von Nachhaltigkeitsindikatoren der Lebensmittel- und Landwirt-schaftsbranche Biologische Vielfalt flieszligt mit 8 der 69 Indikatoren in eine Punktebewertung ein so unter anderem Naumlhe zu Schutzgebieten Auskreuzungspotenzial und Oumlkotoxizitaumltspotenzial Auszligerdem werden soziale und oumlkonomische Indikatoren erfasst und somit alle drei Saumlulen der Nachhaltigkeit abgebildet Auch wenn ein Abwaumlgen zwischen unter-schiedlichen Groumlszligen wie Punkten und Euros als Messeinheiten Entschei-der vor Herausforderungen stellt ist dies doch ein wichtiger Schritt hin zur Integration von Biodiversitaumlt in Entscheidungsprozesse

Wassermanagement in Regionen mit Wasserstress) Jedoch ist Res-sourceneffizienz nicht gleichzusetzen mit Biodiversitaumlts- und Oumlko-systemschutz Neben dem sparsamen Umgang mit Ressourcen ist auch die Art der Einsatzstoffe (zum Beispiel Nutzung von nachhaltig erzeugtem Palmoumll) von Bedeutung

Der Zusammenschluss zu Brancheninitiativen ist ein Ansatz um das Thema Ressourceneffizienz ganzheitlicher und passgenauer zu be-trach ten und so die Thematik uumlber den bisherigen Fokus auf Reduzie-rung von Rohstoffverbrauch und Emissionen hinaus zu erweitern

Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten- Management Die Analyse der Wertschoumlpfungskette eines Produktes liefert immer wieder Verbesserungspotenzial und wird deshalb regelmaumlszligig durchge-fuumlhrt Dies bietet gute Ansatzpunkte fuumlr eine Untersuchung und Ver-besserung der Biodiversitaumltsperformance Eine weitere oft genutzte Analysemoumlglichkeit sind Oumlkobilanzen (Life Cycle Assessments)

Oumlkobilanzen bilden den gesamten Stoffkreislauf ab ndash und somit auch die fuumlr Biodiversitaumlt relevante Landnutzung oder Oumlkosystemleis-tungen wie die Bereitstellung von Rohstoffen die Absorption von Produktionsemissionen und die Aufnahme von Abfallprodukten An-gefangen bei eigenen Beschaffungsquellen (zum Beispiel Vertragsan-bauer von Supermaumlrkten oder Handelsmarken) bis hin zu Vorproduk-ten der Liefer an ten ndash entlang der Lieferkette verbergen sich zahlreiche Ursachen fuumlr Bio diversitaumltsverlust Fuumlr Unternehmen die Rohstoffe und Vorpro dukte aus dem Ausland beziehen ist es daher wichtig auf den Einkauf und das Lieferkettenmanagement zu achten Wichtige

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 42

Analyseschritte beinhalten Grenzwerte und Normen (in den Abbau- und Ursprungslaumlndern der Vorprodukte oftmals deutlich niedriger als in Deutschland) oder Screenings zu Wasserknappheit entlang der Lie-ferkette Darauf aufbauend ergibt sich eine detaillierte Bewertung zur Beruumlcksichtigung von Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt bei Liefe ranten

Investitions- und PlanungsprozesseInvestitionen in den Bau neuer Anlagen oder Standorte werden derzeit eher selten unter Biodiversitaumltsaspekten im betrieblichen Umwelt-management erfasst Beim Bau eines Produktionsstandorts auf der raquogruumlnen Wieselaquo spielen vor allem die Eingriffsregelung des Bun-desnaturschutzgesetztes (BNatSchG) sowie das EU-Naturschutz-recht (FFH- und Vogelschutz-Richtlinie) eine wichtige Rolle Diese Regeln erscheinen Unternehmen manchmal wider spruumlchlich ndash gerade mit Blick auf den gewollten Naturschutz Firmenareale werden auf-grund strategischer Entscheidungen zum Beispiel fuumlr den Bau von Anlagen uumlber einen laumlngeren Zeitraum brach liegen gelassen Siedelt sich daraufhin eine geschuumltzte Art auf dieser Flaumlche an koumlnnen Unter-nehmen unter Umstaumlnden nur mit hohen Auflagen dieses Gebiet er-schlieszligen und einen Neu- oder Ausbau realisieren Um solchen Ziel kon-flikten vorzubeugen bieten die zustaumlndigen Natur schutzbehoumlrden an in Dialog zu treten um gangbare Wege und Maszlignahmen auszu loten

Doch Unternehmen koumlnnen auch in Vorleistung gehen Indem zum Beispiel Brachflaumlchen und Naturraumlume belassen sowie die Funktio-nalitaumlt von aquatischen Oumlkosystemen (Gewaumlssern) erhalten werden

INFOBOX 27

Ausgleichsflaumlchen ndash Chancen fuumlr beschleunigte PlanungsprozesseGut zu wissen Laut sect16 BNatSchG kann durch Oumlkosystemschutz ein raquoGuthabenlaquo auf einem Oumlkokonto angespart werden Bei spaumlteren Ein-griffen werden diese Flaumlchen als bereits geleistete Kompensationsmaszlig-nahmen anerkannt Rheinkalk macht sich dieses Instrument zunutze Im sauerlaumlndischen Houmlnnetal dient nur ein Teil des Grundbesitzes dem Kalksteinabbau Weite Teile des Areals hingegen stehen dank nicht-oumlkonomischer Waldnutzung dem Naturschutz temporaumlr zur Verfuumlgung oder werden je nach Management und naturschutzfachlicher Einschaumlt-zung einem Oumlkokonto zugeschrieben das als Kompensationsleistung fuumlr zu erwartende Eingriffe agiert Waumlhrend auf der einen Seite pro-aktiv Arten- und Oumlkosystemschutz ermoumlglicht wird profitiert Rheinkalk von einem beschleunigten Planungsprozess vermiedener Buumlrokratie und somit geringeren Kosten (wwwrheinkalkdepdfVerantwortung_Fuer_Mensch_und_Naturpdf Seite 24)

43WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

koumlnnen etwaige Kompensationsmaszlignahmen im Rahmen der Ein griffs -regelung vermieden werden Zudem koumlnnen Ergebnisse der teils obli-gatorischen Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung (UVP) der Strategischen

INFOBOX 28

Praxisbeispiel ZielkonflikteBiologische Vielfalt spielt in Steinbruumlchen Baggerseen und Kiesgruben eine wichtige Rolle Die Steine- und Erdenindustrie engagiert sich in zahlreichen Projekten zur Foumlrderung der biologischen Vielfalt Neben der Erarbeitung von Biodiversitaumltsindikatoren und einer Biodiversitaumlts-Datenbank zaumlhlen hierzu zahlreiche gemeinsame Projekte mit Umwelt-verbaumlnden

raquoLeider werden der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt in den Abbaustaumltten ausgerechnet durch das Naturschutzrecht selbst eingeschraumlnkt Wer zum Beispiel ein Laichgewaumlsser fuumlr die Gelbbauch-unke auf einem Rohbodenstandort anlegt oder eine Steilwand fuumlr die Uferschwalbe herrichtet der laumluft Gefahr dass die weitere Bewirt-schaftung der Flaumlchen deutlich eingeschraumlnkt wird Der statische An-satz im Naturschutzrecht verhindert damit leider vielerorts die Aus-schoumlpfung von Synergieeffekten von Gesteinsabbau und Naturschutz Die Steine- und Erdenindustrie jedenfalls ist zur Foumlrderung der biolo-gischen Vielfalt bereit und setzt sich auch weiterhin fuumlr praktikable Loumlsungen einlaquo (Diplom-Biologe Thomas Beiszligwenger Hauptgeschaumlfts-fuumlhrer Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

ABBILDUNG 22 (Foto Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

INFOBOX 29

Praxisbeispiel Management von LiegenschaftenFraport die Betreibergesellschaft des Frankfurter Flughafens formuliert in seiner unternehmenseigenen Biodiversitaumltsstrategie Grundsaumltze zur Biodiversitaumlt Darin wird festgehalten dass sich Flugbetrieb und der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt ndash uumlber gesetz liche Anforderungen wie zum Beispiel Eingriffsregelung hinaus ndash vereinbaren lassen So wird unter anderem auf dem Gelaumlnde des Flughafens ein For-schungsprojekt zum Bienen-Monitoring unterstuumltzt das wichtige Infor-mationen uumlber die Schadstoffsituation liefert Gleich zeitig werden im Rhein-Main-Gebiet gezielt Naturschutzvorhaben gefoumlrdert so zum Bei-spiel der Erhalt von raquoAltholzinselnlaquo im Kinzigtal oder die Pflege von Streuobstwiesen im Maintal (wwwfraportdecontentfraport-agdenachhaltigkeitumweltnatur--und-ressourcenschutz0html und verglei-che auch die dort bereitgestellten PDF-Dokumente)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 44

Legende Naumlhe zum Kerngeschaumlft Merkmalsauspraumlgung Geringer Bezug Mittel o Trifft zu x Mittlerer Bezug Stark + Starker Bezug Sehr stark + +

ABBILDUNG 23 Handlungsan-saumltze zur Integration von Biodiversi-taumlt in Unternehmen am Beispiel eines Industrie- und Konsumguumlter-unternehmens (Grafik PwC)

INFOBOX 30

Handlungsansaumltze zur Integration von Biodiversitaumlt in UnternehmenDie vorgestellten sechs Handlungsansaumltze werden hier systematisch zusammengefasst am Beispiel der Indus trie- und Konsumguumlterbranche dargestellt Diese Systematik kann allen Unternehmen als Pruumlfrahmen dienen ihr spezifisches Profil zur Beruumlcksichtigung von biologischer Viel-falt Oumlkosystemen und deren Leistungen (Naturkapital) zu entwickeln

Die Abbildung verdeutlicht die Wirkung der verschiedenen Handlungs-ansaumltze beispielhaft im Hinblick auf die vier Werttreiber Risiken senken Kosten reduzieren Maumlrkte und Kunden erschlieszligen und Reputation steigern

Waumlhrend die farbliche Hinterlegung die Naumlhe zum Kerngeschaumlft andeutet geben die Spalten auf der rechten Seite Informationen uumlber den Beitrag zum Schutz der biologischen Vielfalt sowie zur moumlglichen Umsetzungskomplexitaumlt wieder Es wird deutlich dass es durchaus ein-fache Maszlignahmen gibt die eine Wirkung zeigen

Werttreiber

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Integration von Biodiversitaumltsaspekten in hellip

Beitrag zum Schutz des Natur kapitals

Umsetzungsshy komplexitaumlt

x x x 1) Unternehmerischer Verantwortung (Corporate Responsibility) o + o

x x x 2) Berichterstattung (inkl umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung) o +

x x 3) Umweltmanagement inkl Liegenschafts-management o + +

x x 4) Maszlignahmen zur Steigerung der Ressourcen-effizienz + + + +

x x x 5) Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten-Management + + + +

x x 6) Investitions- und Planungsprozesse + o +

45WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Des Weiteren ist erkennbar dass die Integration von Biodiversitaumlt in Aus-wahl- und Entscheidungsprozesse vor allem im Bereich Ressourceneffi-zienz Lieferketten-Management und Investitions- und Planungsprozesse zu Win-win-Situationen fuumlhren kann Dabei sollte bei der Auswahl der Ansaumltze und Methoden aber immer das Kerngeschaumlft des Unterneh-mens im Vordergrund stehen ndash hier kann ein erster Check die weitere Schwerpunktsetzung unterstuumltzen Auch die Integration ins klassische Umweltmanagement stellt einen Schritt zur Beruumlcksichtigung von Bio-diversitaumlt dar ndash und zwar verbunden mit einem maumlszligigen Aufwand

Umweltpruumlfung (SUP) und der FFH Vertraumlglichkeitspruumlfung (FFH VP) guumlnstiger ausfallen Auflagen der Nachbesserung reduziert dadurch Kosten eingespart und ein reibungsloser Planungs- und Bauprozess beguumlnstigt werden

Abschlieszligend gilt es die Integration von Biodiversitaumlt auch in flankie-renden operationellen Einheiten voranzutreiben Dies betrifft beson-ders Forschung und Entwicklung sowie Kommunikation Dabei sollen die Themen erfolgreich sowohl nach innen als auch nach auszligen also zu Kunden Lieferanten und anderen Interessengruppen kommuni-ziert und in eine entsprechende Berichterstattung integriert werden

AUSBLICK5

WIR KOumlNNEN DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER WIRTSCHAFT NUR ERHALTEN WENN WIR DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER NATUR ERHALTEN DAFUumlR IST EINE VIELFALT AN LEBENSshy RAumlUMEN UND ARTEN VON ENTSCHEIDENDER BEDEUTUNG DEREN SCHUTZ MUSS DESHALB VIEL STAumlRKER IN DEN WERTSCHOumlPFUNGSPROZESSEN BERUumlCKSICHTIGT WERDEN

ALEXANDER BARTELT ABTEILUNGS-

LEITER KLIMASCHUTZ UND NACHHAL -

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VORSTANDSVORSITZENDER raquoBIODIVER-

SITY IN GOOD COMPANYlaquo- INITIATIVE

Es ist an der Zeit die Aspekte von Naturkapital in das unterneh-merische Handeln zu integrieren Nutzen Sie die vielfaumlltigen Ansatz-punkte die im Rahmen der Broschuumlre aufgezeigt wurden und beginnen Sie Ihre unternehmerischen Aktivitaumlten zu erweitern In Deutsch-land gibt es viele Initiativen und Ansaumltze die einen Einstieg in die The-men Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungen erleich tern Nutzen Sie diese Initiativen fuumlr einen Austausch mit anderen Unter-nehmen und uumlber die dort bereits gemachten Erfahrungen (siehe dazu auch Kapitel 6)

Die Initiative raquoBiodiversity in Good Companylaquo ist ein Zusammen-schluss von Unternehmen die gemeinsam fuumlr den Schutz der

biologischen Vielfalt eintreten Der branchenuumlbergreifenden Initiative gehoumlren kleine mittlere und groszlige Unternehmen an Die Mitglieder der raquoBiodiversity in Good Companylaquo-Initiative unterstuumlt-zen das freiwillige Engagement der Wirtschaft fuumlr den Schutz der biologischen Vielfalt Sie arbeiten an Innovationen und Investitio-nen damit naturvertraumlgliche Technologien Produkte und Dienst-leistungen verstaumlrkt ihren Weg in die Maumlrkte finden Die Initiative

47AUSBLICK

traumlgt dazu bei den Privatsektor in die Verwirklichung der Ziele der Konvention uumlber die biologische Vielfalt und der Nationalen

Strategie zur biologischen Vielfalt staumlrker einzubinden

Auch im Rahmen von econsense ndash einem Zusammenschluss fuumlhren-der global agierender Unternehmen und Organisationen der deut-schen Wirtschaft zu den Themen nachhaltige Entwicklung und Cor-porate Social Responsibility (CSR) ndash wird der Themenbereich im Rahmen der Arbeitsgruppe raquoBiodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungenlaquo begleitet Die Mitgliedsunternehmen setzten sich intensiv mit dem Erhalt und der Entwicklung der biologischen Vielfalt auseinander und nutzen econsense als Plattform zum Austausch und zur Diskus-sion von praktischen Managementinstrumenten

Engagieren Sie sich im Projekt raquoUnternehmen Biologische Vielfalt 2020laquo einer Dialog- und Aktionsplattform des Bundesumweltminis-teriums gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der deutschen Wirtschaft und von Naturschutzverbaumlnden die einen fortlaufenden Austausch erlaubt und konkrete Aktivitaumlten zur Umsetzung der Nati-onalen Strategie zur biologischen Vielfalt auf den Weg bringt Folgende Themenfelder stehen dabei im Fokus Informationen zur biologischen Vielfalt fuumlr Unternehmen Biologische Vielfalt im betrieblichen Umweltmanagement Biologische Vielfalt und Naturschutzrecht Kommunikation von Unternehmen nach auszligen Finanzierung von Naturschutzprojekten Maumlrkte Chancen erkennen und entwickeln Netzwerkbildung

Die kuumlnftige Leistungsfaumlhigkeit der Wirtschaft wird von der Leis-tungsfaumlhigkeit des Naturkapitals abhaumlngen Der Erhalt der Leistungs-faumlhigkeit unseres Naturkapitals erfordert die gebuumlndelten Kraumlfte von Unternehmen Politik und Gesellschaft raquoNatur kapital Deutschland ndash TEEB DElaquo zeigt dass sich dies auch wirtschaftlich lohnt Lassen Sie uns diese Chance gemeinsam wahrnehmen

ABBILDUNG 24 (Foto morrbyte Fotoliacom)

6 WEITERFUumlHRENDE INFORMATIONEN

PROJEKT raquoNATURKAPITAL DEUTSCHLAND ndash TEEB DElaquoDiese Broschuumlre ist Teil des Projekts raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo in dessen Rahmen bis zum Jahr 2015 folgende vier Berichte erscheinen (Arbeitstitel) raquoKlimapolitik und Naturkapital Synergien und Konfliktelaquo raquoOumlkosystemleistungen und Entwicklung laumlndlicher Raumlumelaquo raquoNaturleistungen in der Stadt Gesundheit schuumltzen und

Lebensqualitaumlt erhoumlhenlaquo raquoNaturkapital Deutschland Neue Handlungsoptionen

ergreifen ndash eine Syntheselaquo

Bereits erschienen ist die Broschuumlre raquoDer Wert der Natur fuumlr Wirt-schaft und Gesellschaft ndash Eine Einfuumlhrunglaquo wwwnaturkapital-teebde

Soweit Praxisbeispiele und Statements nicht gesondert gekennzeich-net wurden sind diese speziell fuumlr raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo erstellt worden

Leitfaumlden Handlungsmoumlglichkeiten fuumlr Unternehmen BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012)Biodiversitaumlt im unterneh-

merischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Umfangrei-che aber dennoch leicht zu erfassende und praxisnahe Broschuumlre zu Maszlignahmen rund um den betrieblichen Biodiversitaumltsschutz Mit zahl-reichen Umsetzungstipps und Hinweisen auf weiterfuumlhrende Lite ra-tur und Webseiten

49WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

www2leuphanadeumanagementcsmcontentnamadownloads download_publikationenBestaendig20Wuczkowski_Biodiversitaet 20im20unternehmerischen20Nachhaltigkeitsmanagement_neupdf

HOUDET J (HRSG) (2008 UumlBERARBEITET 2010) Integrating bio-diversity into business strategies The Biodiversity Accountability Framework Sehr umfangreiche Publikation (knapp 400 Seiten) uumlber Bio di versitaumlt und Unternehmen beginnend bei den Grundlagen 23 In dikatoren (Business and Biodiversity Independence Indicators) sind Grundlage fuumlr die Bewertung der Biodiversitaumltsleistung von Unter-nehmen Mit zahlreichen Beispielen Regionaler Fokus Frankreichwwworeeorg_scriptntsp-document-file_downloadphp document_id=1063ampdocument_file_id=1070

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement ndash Ein Leitfaden fuumlr die betriebliche Praxis Umsetzungsorientiertes Handbuch zur Einbindung von Biodiversi-

taumlt in das bestehende (Umwelt)-Management inklusive zahlreicher Vorschlaumlge fuumlr Maszlignahmen und Instrumente sowie Zuordnung zu Handlungsfeldern und Funktionsbereichen httpwwwbmudeN46143

TEEB (2012) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Busi-ness and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York Bericht fuumlr Unternehmen der internationalen TEEB-Studie Ins-pirierende teils generische Heranfuumlhrung an die Bedeutung von Bio-diversitaumlt an Unternehmen mit Beispielen aus aller Welt Excutive summary unter wwwteebweborg

UN GLOBAL COMPACT AND IUCN (2012) A Framework for Corpo rate Action on Biodiversity and Ecosystem Services Uumlberblicksbro schuumlre zu Biodiversitaumlt und Unternehmen Adressierte Themen Treiber Risi-ken amp Chancen Corporate Governance Management (inkl Vermei-dungs-Hierarchie) Stakeholder-Engagement und Berichter stattungwwwunglobalcompactorgdocsissues_docEnvironmentBES_Frameworkpdf

WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD) (2011) Handbuch zur unternehmerischen Bewertung von Oumlkosystemdienstleistungen (CEV) Ein Rahmenwerk zur Erleichterung unternehmerischer Entscheidungsfindung Generisches Hand buch fuumlr die Durchfuumlhrung einer unternehmensinternen Bewertung von Biodiversitaumlt (breites Werteverstaumlndnis) mit Handreichungen zu vor-gelagerten Abwaumlgungen wwweconsensedesitesallfilesWBCSD_Handbuch_CEVpdf

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 50

WORLD RESOURCE INSTITUTE (WRI) (2012) Corporate Ecosystem Services Review ndash Version 20 Handbuch zur systematischen Erfas-sung von biodiversitaumltsbezogenen Risiko- und Handlungsfeldern Schrittweises Vorgehen inkl Vorschlaumlgen fuumlr die Erfassung und Doku-mentation des Prozesses wwwwriorgpublicationcorporate-ecosystem-services-review

Allgemein Oumlkosysteme Biodiversitaumlt und Wirtschaft JESSEL B TSCHIMPKE O UND WALSER M (2009) Produktivkraft

Natur Hamburg Praumlgnante Beispiele fuumlr die Quantifizierung von wirtschaftlich relevanten Nutzungen der Natur in Arbeitsplaumltzen Umsaumltzen oder vermiedenen Kostenwwwnaturkapital-teebdefileadminDownloadsProduktivkraft Naturpdf

MILLENNIUM ECOSYSTEM ASSESSMENT (2005) Ecosystems and Human Well-Being ndash Synthesis Synthese der mehr als 1000 Seiten fassenden wissenschaftlichen Studie uumlber die oumlkologischen und gesell-schaftlichen Zusammenhaumlnge sowie Zustand und Trends des Verlus-tes der biologischen Vielfalt und die Bedeutung der Oumlkosystemleis-tungen fuumlr den Menschenwwwmaweborgdocumentsdocument356aspxpdf

TEEB (2010) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integ-rieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz (Hrsg) Bonn Zusam-menfassung der Ergebnisse der internationalen TEEB Studie Synthese der Berichte fuumlr internationale Politiker lokale und regionale Ent-scheider sowie Unternehmen wwwteebweborg

Kartenmaterial Frageboumlgen und Tools PROTECTEDPLANETNET Weltweite kartengestuumltzte Darstellung von

Schutzgebieten basierend auf den Daten der World Database of Pro-tected Areas (WDPA) und der Weltnaturschutzorganisation (IUCN) wwwprotectedplanetnet

BFNshySCHUTZGEBIETSKARTE Interaktive Karte des Bundesamtes fuumlr Naturschutz mit allen deutschen Schutzgebieten wwwgeodienstebfndeschutzgebiete

CHECKLISTEN DER DEUTSCHEN BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIAshyTIVE Fragenkatalog zur Erstellung einer Selbsteinschaumltzung bezuumlg-lich potenzieller Risiken hinsichtlich Biodiversitaumlt und Oumlkosystem-leistungen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

51WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

INTEGRATED BIODIVERSITY ASSESSMENT TOOL (IBAT) Kostenpflich-tige Anwendung zur Bewertung standortbezogener Biodiversitaumlts-risiken (Fokus Schutzgebiete und Biodiversity Hot Spots) GIS-(Karten)- basiert wwwibatforbusinessorg

Fallbeispiele und Publikationssammlung WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD)

(2012) Biodiversity and ecosystem services ndash scaling up business solutions Company case studies that help achieve global biodiversity targetswwwwbcsdorgPagesEDocumentEDocumentDetailsaspxID=14923ampNoSearchContextKey=true

UNITED NATIONS ENVIRONMENT PROGRAM FINANCE INITIATIVE (UNEP FI) Publikationen zu biodiversitaumltsbezogenen Chancen Risiken und Handlungsoptionen der Finanzbranche wwwunepfiorgpublicationsbiodiversityindexhtml

CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (CBD) BUSINESS PROGRAMM Fallstudien und Publikationen zu Beruumlhrungspunkten und Leuchtturm-projekten zum Erhalt der biologischen Vielfalt wwwcbdintenbusiness

ECOSYSTEM MARKETPLACE Nachrichtenportal von Forest Trends rund um Biodiversitaumlts- Wasser- und CO2-Maumlrkte wwwecosystemmarketplacecom

Strategien auf politischer Ebene NATIONALE STRATEGIE ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT (2007) Deutsch-

lands Strategie zur Umsetzung der Konvention uumlber die biolo gische Vielfalt wwwbmudeN40333

INFORMATIONSPORTAL DES BUNDESAMTES FUumlR NATURSCHUTZ ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT Mit Nachrichten Informationen Veranstal-tungshinweisen und weiterfuumlhrenden Materialien wwwbiologische-vielfaltde

EUshyBIODIVERSITAumlTSSTRATEGIE FUumlR 2020 Diese EU-Strategie enthaumllt Ziele zum Erhalt von Biodiversitaumlt sowie von Oumlkosystemen und deren Leistungen (raquoNaturkapitallaquo) bis 2020httpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversitycomm20062020htm

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 52

GLOBALE BIODIVERSITAumlTSZIELE Der raquoStrategische Plan 2011 ndash 2020laquo des Internationalen Uumlbereinkommens zur biologischen Vielfalt (CBD) enthaumllt auch Ziele zu Oumlkosystemen und deren Leistungen sowie zum Wert der biologischen VielfaltwwwcbdintdocdecisionsCOP-10cop-10-dec-02-enpdf

Initiativen DEUTSCHE BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIATIVE ndash raquoBIODIVERSITY

IN GOOD COMPANYlaquoshy INITIATIVE Zusammenschluss vor allem deut-scher Unternehmen mit dem Ziel die Integration von Biodiversitaumlt in unternehmerische Entscheidungen voranzutreiben wwwbusiness-and-biodiversityde

EUROPAumlISCHE raquoBUSINESS AND BIODIVERSITY CAMPAIGNlaquo Europa-weite Plattform fuumlr Unternehmen mit dem Ziel Ansaumltze fuumlr ein Biodi-versitaumltsmanagement zu entwickeln und umzusetzen wwwbusiness-biodiversityeu

NATURAL CAPITAL DECLARATION Erklaumlrung einzelner Akteure des Finanzsektors Naturkapital in Finanzprodukten und -dienstleistungen zu beruumlcksichtigen wwwnaturalcapitaldeclarationorg

TEEB FOR BUSINESS COALITION Initiative zur Vereinheitlichung der Bilanzierung von Naturkapital im Unternehmen httpteebforbusinessorg

GLOSSAR 53

GLOSSAR

ARTENVIELFALTDiversitaumlt (Vielfalt) biologischer Arten in einem Lebensraum Artenviel-falt ist neben genetischer Vielfalt und Diversitaumlt der Oumlkosysteme ein Teil-aspekt der biologischen Vielfalt

BASISLEISTUNGENGrundlegende Leistungen der Oumlkosysteme wie zum Beispiel Photosyn-these oder Stickstoffbindung von Knoumlllchenbakterien welche die Voraus-setzung fuumlr alle anderen Leistungen der Oumlkosysteme sind

BIODIVERSITAumlT Biologische Vielfalt

BIOLOGISCHE VIELFALT Die Vielfalt des Lebens auf unserer Erde (oder Biodiversitaumlt) ist die Varia-bilitaumlt lebender Organismen und der von ihnen gebildeten oumlkologischen Komplexe Sie umfasst drei Ebenen 1) die Vielfalt an Oumlkosystemen bezie-hungsweise Lebensgemeinschaften Lebensraumlumen und Landschaften 2) die Artenvielfalt und 3) die genetische Vielfalt innerhalb der verschie-denen Arten

EINGRIFFSREGELUNG Instrument des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatschG sectsect 13 ff) das die Bewaumlltigung von Eingriffen in Natur und Landschaft regelt (Vermeidung und Kompensation)

EMAS Betriebliches Umweltmanagementsystem (Eco Management and Audit Scheme) nach der Verordnung (EG) Nr 12212009 uumlber die freiwillige Teil-nahme von Organisationen an einem Gemeinschaftssystem fuumlr Umwelt-management und Umweltbetriebspruumlfung (ABl EG L 342 v 22122009 S 1) Schwerpunkte sind die kontinuierliche Verbesserung der Umwelt-leistung die Umwelterklaumlrung und Umweltrechtskonformitaumlt

GEBIETSFREMDE ARTENAuch invasive Arten oder Neobiota Tier- und Pflanzenarten die durch Einfuhr (beabsichtigt) oder Einschleppung (unbeabsichtigt) in einem fuumlr sie nicht natuumlrlichen Lebensraum leben Einige gebietsfremde Arten ver-breiten sich aufgrund mangelnder Feinde physiologischer Eigenschaften (Wachstumsgeschwindigkeit Wasserbedarf) oder aumlhnlich invasiv und verdraumlngen einheimische Arten In einigen Faumlllen entstehen durch sie erheb liche Nachteile fuumlr Mensch (Gesundheitsbeeintraumlchtigungen wie zum Beispiel Allergien) und Oumlkosysteme (Degradation)

INWERTSETZUNGBuumlndel von Maszlignahmen um den Nutzen von Biodiversitaumlt und Oumlkosys-temleistungen fuumlr die Gesellschaft relevant und erfahrbar werden zu las-sen Dies geschieht durch (oumlkonomische) Bewertung und oder Integra-tion in Marktentscheidungen ndash zum Beispiel in Form von naturorientierten Angeboten Anreizen oder der Schaffung von Maumlrkten fuumlr Biodiversitaumlt ndash sowie in gesellschaftliche und private Entscheidungen

54 DIEUNTERNEHMENSPERSPEKTIVEndashNEUEHERAUSFORDERUNGEN

ISO 14001 Betriebliches Umweltmanagementsystem nach DIN EN ISO 140012004 + AC 2009 (Ausgabe 112009) Schwerpunkt liegt in der Verbesserung des Umweltmanagementsystems

KONVENTION UumlBER DIE BIOLOGISCHE VIELFALT (ENGL CONVENTION ON BIO LOGICAL DIVERSITY ndash CBD)

Uumlbereinkunft von 168 Staaten (Unterzeichner Stand 12122012) uumlber die biologische Vielfalt Darin werden der Verlust der biologischen Vielfalt als Herausforderung anerkannt und Ziele zu ihrer Erhaltung formuliert Diese sind 1) Schutz der biologischen Vielfalt 2) Nachhaltige Nutzung ihrer Bestandteile und 3) Zugangsregelung und gerechter Ausgleich von Vor-teilen welche aus der Nutzung genetischer Ressourcen entstehen

KULTURELLE OumlKOSYSTEMshy LEISTUNGEN

Leistungen von Oumlkosystemen mit Wirkung und Bedeutung fuumlr Erholung aumlsthetisches Empfinden spirituelle Erfahrungen soziale Funktionen kul-turelle Identitaumlt Heimatgefuumlhl Wissen und Erkenntnis

MONETARISISERUNG Beimesssung eines Wertes in Geldeinheiten Die Umweltoumlkonomie hat dazu mehrere Verfahren der Monetarisierung entwickelt

NATURKAPITAL Oumlkonomischer Begriff fuumlr den begrenzten Vorrat an physischen und bio-logischen Ressourcen der Erde und die begrenzte Bereitstellung von Guumltern und Leistungen durch Oumlkosysteme

OumlKOSYSTEM Bezeichnet die Bestandteile eines abgegrenzten Naturraumes (zum Beispiel niedersaumlchsisches Wattenmeer) oder eines bestimmten Natur-raumtyps (zum Beispiel naumlhrstoffarmes Flieszliggewaumlsser) und deren Wech-selwirkungen Der Begriff kann sich auf verschiedene raumlumliche Ebenen (lokal regional) beziehen und umfasst sowohl (halb-)natuumlrliche (zum Bei-spiel ungestoumlrte Hochmoore) und naturnahe (zum Beispiel Kalkmager-rasen) als auch vom Menschen gepraumlgte Oumlkosysteme (zum Beispiel Agrar oumlkosysteme)

OumlKOSYSTEMFUNKTIONEN Umfassen alle physikalischen chemischen und biologischen Prozesse und Wechselwirkungen die in verschiedenen Oumlkosystemen stattfinden

OumlKOSYSTEMLEISTUNGEN Bezeichnen direkte und indirekte Beitraumlge von Oumlkosystemen zum mensch-lichen Wohlergehen das heiszligt Leistungen und Guumlter die dem Menschen einen direkten oder indirekten wirtschaftlichen materiellen gesundheit-lichen oder psychischen Nutzen bringen In Abgrenzung zum Begriff Oumlko-systemfunktion entsteht der Begriff Oumlkosystemleistung aus einer anth-ropozentrischen Perspektive und ist an einen Nutzen des Oumlkosystems fuumlr den Menschen gebunden Der Begriff ist identisch mit den haumlufig verwen-deten Begriffen raquoOumlkosystemdienstleistunglaquo und raquooumlkosystemare Guumlter und Leistungenlaquo und entspricht dem englischen Begriff der raquoecosystem serviceslaquo

55

REGULIERUNGSLEISTUNGENFunktionen von Oumlkosystemen die auf (andere) Elemente und Prozesse von Oumlkosystemen einwirken die (direkten) Nutzen fuumlr den Menschen haben zum Beispiel die Filterwirkung von Bodenschichten auf die Grund-wasserqualitaumlt oder der Beitrag einer Hecke zur Verringerung der Boden-erosion

GLOSSAR

RESILIENZ (VON OumlKOSYSTEMEN)

Resilienz ist die Faumlhigkeit eines Oumlkosystems trotz aumluszligerer Stoumlrungen seine Funktionen und damit seine Oumlkosystemleistungen aufrecht zu erhalten Es wird davon ausgegangen dass die Resilienz stark mit der in dem Oumlko-system vorherrschenden biologischen Vielfalt korreliert

TEEBThe Economics of Ecosystems and Biodiversity Die internationale TEEB-Studie wurde von Deutschland im Rahmen seiner G8-Praumlsidentschaft im Jahr 2007 gemeinsam mit der EU-Kommission initiiert und mithilfe zahlreicher weiterer Institutionen unter der Schirmherrschaft des Um-weltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) durchgefuumlhrt Ziel der TEEB-Studie war es den oumlkonomischen Wert der Leistungen der Natur ein zuschaumltzen die wirtschaftlichen Auswirkungen der Schaumldigung von Oumlkosystemen zu erfassen und ausgehend davon die Kosten eines Nicht-Handelns zu beziffern Leiter der Studie war der indische Oumlkonom Pavan Sukhdev Im Rahmen der Studie wurden verschiedene Berichte veroumlffent-licht Derzeit wird unter Leitung von UNEP ein Nachfolgeprozess organi-siert um die Durchfuumlhrung von nationalen regionalen lokalen und sek-toralen Studien zum Thema anzuregen und zu foumlrdern

VERSORGUNGSLEISTUNGENBezeichnen meist marktfaumlhige Guumlter die von oder mithilfe von Oumlkosyste-men produziert werden (zum Beispiel Nahrung Frischwasser Feuer- und Bauholz) Teilweise ist ein erheblicher Beitrag von (Human-)Kapital und Arbeit notwendig um diese Guumlter zu erstellen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 56

QUELLEN

BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012) Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Centre for Sustainability Management Luumlneburg

BORN W u a (2012) Gesundheitskosten der Beifuszlig-Ambrosie in Deutschland In Umweltmedizin in Forschung und Praxis 17 (2) S 71 ndash 80

DER BUND (2009) Invasive Muscheln verstopfen Leitungen Von Fabio Bergamin Onlineausgabe Zuletzt aktualisiert am 31072009 httpwwwderbundchzeitungenwissenInvasive-Muscheln-verstopfen-Leitungenstory29662360

DEUTSCHER IMKERBUND EV Internetauftritt des Deutschen Imkerbund e V vom 12122012 httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpbienen-und- bestaeubungsleistung und httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpzahlen-die-zaehlen

EUROPAumlISCHE KOMMISSION (2009) Fact Sheet Gebietsfremde invasive Arten httpeceuropaeuenvironmentpubspdffactsheetsInvasive20Alien20SpeciesInvasive_Alien_DEpdf

FAO ndash FOOD AND AGRICULTURE ORGANIZATION OF THE UNITED NATIONS (2010) Global Forest Resource Assessment 2010wwwfaoorgforestryfrafra2010en

GARCIacuteAshyTORRES L u a (2001) Conservation agriculture in Europe Current status and perspectives In Garcia-Torres L Benites J and Martiacutenez-Vilela A (Hrsg) Conservation Agriculture A World-wide Challenge 1st World Congress on Conservation Agriculture Madrid 1 ndash 5 October 2001 Vol I Keynote Contributions XUL Cordoba Spain S 79 ndash 83

IAASTD ndash INTERNATIONAL ASSESSMENT OF AGRICULTURAL KNOWLEDGE SCIENCE AND TECHNOLOGY FOR DEVELOPMENT (2008) Global ReportwwwagassessmentorgreportsIAASTDENAgriculture20at20a20Crossroads_Global20Report20(English)pdf

KREIBICH H MUumlLLER M (2005) Private Vorsorgemaszlignahmen koumlnnen Hochwasserschaumlden reduzieren Schadensprisma Heft 1 2005 httpwwwschadenprismadepdfsp_2005_1_1pdf

57QUELLEN

LENZEN M u a (2012) International trade drives biodiversity threats in developing nations Nature 486109 ndash 112 Doi101038nature11145

PWC ndash PRICEWATERHOUSECOOPERS (2012) PwC Rio+20 Sustain ability pulse poll How do the public and CEO opinions differ on Rio+20 issues

REWE GROUP (2010) Pressemitteilung raquoBodensee-Obstbauern engagieren sich fuumlr Biodiversitaumltlaquo wwwrewe-groupcompressepressemeldungenpressemeldung-detail articlebodensee-obstbauern-engagieren-sich-fuer-biodiversitaet

SCBD ndash SECRETARIAT OF THE CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (2009) business2010 A magazine on business amp bio- diversity June 2009 Volume 4 ndash Issue 1 httpwwwcbdintdocnewslettersnews-biz-2009-06-enpdf

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement Ein Leitfaden fuumlr die betrieb-liche Praxis BerlinwwwbmudeN46143

STATISCHES BUNDESAMT (2012) Nachhaltige Entwicklung in Deutschland Indikatorenbericht 2012 wwwdestatisdeDEPublikationenThematischUmwelt oekonomischeGesamtrechnungenUmweltindikatorenIndikatoren PDF_0230001pdf__blob=publicationFile

STERN N (2007) The Economics of Climate Change The Stern Review Cambridge

TEEB (2009) The Economics of Ecosystems and Biodiversity TEEB for National and International Policy Makers Summary Responding to the Value of Naturewwwteebweborg

TEEB (2010A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity Ecological and Economic Foundations Edited by Pushpam Kumar London and Washington

TEEB (2010B) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integrieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz Bonn

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 58

TEEB (2011) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in National and International Policy Making Edited by Patrick ten Brink London and Washington

TEEB (2012A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Local and Regional Policy and Management Edited by Heidi Wittmer and Haripriya Gundimeda Abingdon and New York

TEEB (2012B) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Business and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York

TEN BRINK P BRAAT L (HRSG) (2008) The Cost of Policy Inaction The case of not meeting the 2010 biodiversity targethttpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversityeconomicspdfcopizip

UNESCAP ndash UNITED NATIONS ECONOMIC AND SOCIAL COMMISSION FOR ASIA AND THE PACIFIC (1999) Keynote Statement of Mr Cengiz Ertuna (UNESCAP) at IDNDR-ESCAP Regional Meeting for Asia Risk Reduction amp Society in the 21st Century Bangkok 23 ndash26 February 1999 httpwwwunescaporgenrdwater_mineraldisasterertuna01htm

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012) Water valuation ndash Building the business case Geneva and Washington

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012A) Changing Pace ndash Public policy options to scale and accelerate business action towards Vision 2050 Geneva and Washington

WRI ndash WORLD RESOURCE INSTITUTE (2012) The Corporate Ecosys-tem Services Review - Guidelines for Identifying Business Risks and Opportunities Arising from Ecosystem Change Version 20 Washington

ZEITZ J PUMA Pressemitteilung vom 16112011 httpaboutpumacompuma-completes-first-environmental-profit-and-loss-account-which-values-impacts-at-e-145-million

  • Die Unternehmensperspektive
  • Impressum
  • Inhaltsverzeichnis
  • Vorworte
  • Biodiversitaumlt und Oumlkoshysystemleistungen ndash Erweiterung der unternehmerischen Sicht
  • Warum die Wirtschaft gefragt ist ndash Treiber Chancen und Risiken
  • Entwicklungen und Trends ndash was auf Unternehmen zukommt
  • Wie Unternehmen taumltig werden koumlnnen
  • Ausblick
  • Weiterfuumlhrende Informationen
  • QUELLEN

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 40

umfeld weiterhin Spitzenleistung liefern Dies betrifft die Felder Risikomanagement Versorgungssicherheit und -produktivitaumlt wie auch Compliance und Stakeholdermanagement

UmweltmanagementEin Umweltmanagement steuert gemaumlszlig den vier Managementschrit-ten Planen Ausfuumlhren Kontrollieren und Optimieren umweltbezo-gene Unternehmenstaumltigkeiten und ermoumlglicht so eine kontinuierli-che Verbesserung der Umweltleistung Dieser Managementzyklus beruumlcksichtigt derzeit nur selten umsetzungsorien tiert die Dimensio-nen Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt

Hier kann eine Erweiterung konkret ansetzen Eine erste Feststellung des Status quo auf Basis bereits existieren der Umweltdaten ndash ergaumlnzt durch Experteneinschaumltzungen ndash ist der Anfang Anschlieszligend koumln-nen spezifische und messbare Ziele gesetzt werden was sich in die bekannten Schritte des Umweltmanagements einbinden laumlsst

RessourceneffizienzRessourceneffizienz gewinnt angesichts steigender Rohstoffpreise und -bedarfe und des groszligen Anteils den Material- und Energie kosten an den Gesamtkosten in vielen Branchen darstellen wirtschaftlich und politisch enorm an Bedeutung Zur Steigerung der Ressourceneffi-zienz liegen aktuell Programme auf nationaler wie europaumlischer Ebene vor es existieren dazu Plattformen und Initiativen Das Thema raquoRes-sourceneffizienzlaquo koumlnnen Unternehmen strategisch integrieren (zum Beispiel in ihrem Umweltmanagement) indem sie die entsprechen-den Einsatzstoffe als Naturkapital raquodeklarierenlaquo und im Ressourcen-management umfassender als bisher beruumlck sichtigen Durch den sparsamen effizienten Einsatz von Ressourcen koumlnnen oftmals Oumlko-systeme geschont werden (zum Beispiel durch ein entsprechendes

INFOBOX 25

Praxisbeispiel Integration von Biodiversitaumlt in das Ressourcen-managementUPM betreibt in Deutschland sieben Papierfabriken und verschreibt sich der nachhaltigen Forstwirtschaft und dem Schutz der Biodiversitaumlt So wird weltweit FSC- und PEFC-zertifiziertes Holz verwendet und in unter nehmenseigenen Waumlldern ein Biodiversitaumltsprogramm umge-setzt Gemeinsam mit der raquoAlliance for Water Stewardshiplaquo fuumlhrt UPM ein Pilotprojekt zum Wassermanagement durch Dies soll den Verbrauch des wasserintensiven Papierherstellungsprozesses senken und die Wie-derverwendung des Wassers erhoumlhen UPM unterstreicht mit seinemEngagement seine Position als raquoBiofore Companylaquo

41WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

INFOBOX 26

Praxisbeispiel Bewertung von Biodiversitaumlt in der Lebensmittel-branche und der LandwirtschaftEinen Schritt weiter als die Oumlkobilanzen geht das Bewertungsverfahren der BASF Mit ihrer Lebenszyklusanalyse AgBalance erfasst sie eine Viel-zahl von Nachhaltigkeitsindikatoren der Lebensmittel- und Landwirt-schaftsbranche Biologische Vielfalt flieszligt mit 8 der 69 Indikatoren in eine Punktebewertung ein so unter anderem Naumlhe zu Schutzgebieten Auskreuzungspotenzial und Oumlkotoxizitaumltspotenzial Auszligerdem werden soziale und oumlkonomische Indikatoren erfasst und somit alle drei Saumlulen der Nachhaltigkeit abgebildet Auch wenn ein Abwaumlgen zwischen unter-schiedlichen Groumlszligen wie Punkten und Euros als Messeinheiten Entschei-der vor Herausforderungen stellt ist dies doch ein wichtiger Schritt hin zur Integration von Biodiversitaumlt in Entscheidungsprozesse

Wassermanagement in Regionen mit Wasserstress) Jedoch ist Res-sourceneffizienz nicht gleichzusetzen mit Biodiversitaumlts- und Oumlko-systemschutz Neben dem sparsamen Umgang mit Ressourcen ist auch die Art der Einsatzstoffe (zum Beispiel Nutzung von nachhaltig erzeugtem Palmoumll) von Bedeutung

Der Zusammenschluss zu Brancheninitiativen ist ein Ansatz um das Thema Ressourceneffizienz ganzheitlicher und passgenauer zu be-trach ten und so die Thematik uumlber den bisherigen Fokus auf Reduzie-rung von Rohstoffverbrauch und Emissionen hinaus zu erweitern

Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten- Management Die Analyse der Wertschoumlpfungskette eines Produktes liefert immer wieder Verbesserungspotenzial und wird deshalb regelmaumlszligig durchge-fuumlhrt Dies bietet gute Ansatzpunkte fuumlr eine Untersuchung und Ver-besserung der Biodiversitaumltsperformance Eine weitere oft genutzte Analysemoumlglichkeit sind Oumlkobilanzen (Life Cycle Assessments)

Oumlkobilanzen bilden den gesamten Stoffkreislauf ab ndash und somit auch die fuumlr Biodiversitaumlt relevante Landnutzung oder Oumlkosystemleis-tungen wie die Bereitstellung von Rohstoffen die Absorption von Produktionsemissionen und die Aufnahme von Abfallprodukten An-gefangen bei eigenen Beschaffungsquellen (zum Beispiel Vertragsan-bauer von Supermaumlrkten oder Handelsmarken) bis hin zu Vorproduk-ten der Liefer an ten ndash entlang der Lieferkette verbergen sich zahlreiche Ursachen fuumlr Bio diversitaumltsverlust Fuumlr Unternehmen die Rohstoffe und Vorpro dukte aus dem Ausland beziehen ist es daher wichtig auf den Einkauf und das Lieferkettenmanagement zu achten Wichtige

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 42

Analyseschritte beinhalten Grenzwerte und Normen (in den Abbau- und Ursprungslaumlndern der Vorprodukte oftmals deutlich niedriger als in Deutschland) oder Screenings zu Wasserknappheit entlang der Lie-ferkette Darauf aufbauend ergibt sich eine detaillierte Bewertung zur Beruumlcksichtigung von Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt bei Liefe ranten

Investitions- und PlanungsprozesseInvestitionen in den Bau neuer Anlagen oder Standorte werden derzeit eher selten unter Biodiversitaumltsaspekten im betrieblichen Umwelt-management erfasst Beim Bau eines Produktionsstandorts auf der raquogruumlnen Wieselaquo spielen vor allem die Eingriffsregelung des Bun-desnaturschutzgesetztes (BNatSchG) sowie das EU-Naturschutz-recht (FFH- und Vogelschutz-Richtlinie) eine wichtige Rolle Diese Regeln erscheinen Unternehmen manchmal wider spruumlchlich ndash gerade mit Blick auf den gewollten Naturschutz Firmenareale werden auf-grund strategischer Entscheidungen zum Beispiel fuumlr den Bau von Anlagen uumlber einen laumlngeren Zeitraum brach liegen gelassen Siedelt sich daraufhin eine geschuumltzte Art auf dieser Flaumlche an koumlnnen Unter-nehmen unter Umstaumlnden nur mit hohen Auflagen dieses Gebiet er-schlieszligen und einen Neu- oder Ausbau realisieren Um solchen Ziel kon-flikten vorzubeugen bieten die zustaumlndigen Natur schutzbehoumlrden an in Dialog zu treten um gangbare Wege und Maszlignahmen auszu loten

Doch Unternehmen koumlnnen auch in Vorleistung gehen Indem zum Beispiel Brachflaumlchen und Naturraumlume belassen sowie die Funktio-nalitaumlt von aquatischen Oumlkosystemen (Gewaumlssern) erhalten werden

INFOBOX 27

Ausgleichsflaumlchen ndash Chancen fuumlr beschleunigte PlanungsprozesseGut zu wissen Laut sect16 BNatSchG kann durch Oumlkosystemschutz ein raquoGuthabenlaquo auf einem Oumlkokonto angespart werden Bei spaumlteren Ein-griffen werden diese Flaumlchen als bereits geleistete Kompensationsmaszlig-nahmen anerkannt Rheinkalk macht sich dieses Instrument zunutze Im sauerlaumlndischen Houmlnnetal dient nur ein Teil des Grundbesitzes dem Kalksteinabbau Weite Teile des Areals hingegen stehen dank nicht-oumlkonomischer Waldnutzung dem Naturschutz temporaumlr zur Verfuumlgung oder werden je nach Management und naturschutzfachlicher Einschaumlt-zung einem Oumlkokonto zugeschrieben das als Kompensationsleistung fuumlr zu erwartende Eingriffe agiert Waumlhrend auf der einen Seite pro-aktiv Arten- und Oumlkosystemschutz ermoumlglicht wird profitiert Rheinkalk von einem beschleunigten Planungsprozess vermiedener Buumlrokratie und somit geringeren Kosten (wwwrheinkalkdepdfVerantwortung_Fuer_Mensch_und_Naturpdf Seite 24)

43WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

koumlnnen etwaige Kompensationsmaszlignahmen im Rahmen der Ein griffs -regelung vermieden werden Zudem koumlnnen Ergebnisse der teils obli-gatorischen Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung (UVP) der Strategischen

INFOBOX 28

Praxisbeispiel ZielkonflikteBiologische Vielfalt spielt in Steinbruumlchen Baggerseen und Kiesgruben eine wichtige Rolle Die Steine- und Erdenindustrie engagiert sich in zahlreichen Projekten zur Foumlrderung der biologischen Vielfalt Neben der Erarbeitung von Biodiversitaumltsindikatoren und einer Biodiversitaumlts-Datenbank zaumlhlen hierzu zahlreiche gemeinsame Projekte mit Umwelt-verbaumlnden

raquoLeider werden der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt in den Abbaustaumltten ausgerechnet durch das Naturschutzrecht selbst eingeschraumlnkt Wer zum Beispiel ein Laichgewaumlsser fuumlr die Gelbbauch-unke auf einem Rohbodenstandort anlegt oder eine Steilwand fuumlr die Uferschwalbe herrichtet der laumluft Gefahr dass die weitere Bewirt-schaftung der Flaumlchen deutlich eingeschraumlnkt wird Der statische An-satz im Naturschutzrecht verhindert damit leider vielerorts die Aus-schoumlpfung von Synergieeffekten von Gesteinsabbau und Naturschutz Die Steine- und Erdenindustrie jedenfalls ist zur Foumlrderung der biolo-gischen Vielfalt bereit und setzt sich auch weiterhin fuumlr praktikable Loumlsungen einlaquo (Diplom-Biologe Thomas Beiszligwenger Hauptgeschaumlfts-fuumlhrer Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

ABBILDUNG 22 (Foto Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

INFOBOX 29

Praxisbeispiel Management von LiegenschaftenFraport die Betreibergesellschaft des Frankfurter Flughafens formuliert in seiner unternehmenseigenen Biodiversitaumltsstrategie Grundsaumltze zur Biodiversitaumlt Darin wird festgehalten dass sich Flugbetrieb und der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt ndash uumlber gesetz liche Anforderungen wie zum Beispiel Eingriffsregelung hinaus ndash vereinbaren lassen So wird unter anderem auf dem Gelaumlnde des Flughafens ein For-schungsprojekt zum Bienen-Monitoring unterstuumltzt das wichtige Infor-mationen uumlber die Schadstoffsituation liefert Gleich zeitig werden im Rhein-Main-Gebiet gezielt Naturschutzvorhaben gefoumlrdert so zum Bei-spiel der Erhalt von raquoAltholzinselnlaquo im Kinzigtal oder die Pflege von Streuobstwiesen im Maintal (wwwfraportdecontentfraport-agdenachhaltigkeitumweltnatur--und-ressourcenschutz0html und verglei-che auch die dort bereitgestellten PDF-Dokumente)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 44

Legende Naumlhe zum Kerngeschaumlft Merkmalsauspraumlgung Geringer Bezug Mittel o Trifft zu x Mittlerer Bezug Stark + Starker Bezug Sehr stark + +

ABBILDUNG 23 Handlungsan-saumltze zur Integration von Biodiversi-taumlt in Unternehmen am Beispiel eines Industrie- und Konsumguumlter-unternehmens (Grafik PwC)

INFOBOX 30

Handlungsansaumltze zur Integration von Biodiversitaumlt in UnternehmenDie vorgestellten sechs Handlungsansaumltze werden hier systematisch zusammengefasst am Beispiel der Indus trie- und Konsumguumlterbranche dargestellt Diese Systematik kann allen Unternehmen als Pruumlfrahmen dienen ihr spezifisches Profil zur Beruumlcksichtigung von biologischer Viel-falt Oumlkosystemen und deren Leistungen (Naturkapital) zu entwickeln

Die Abbildung verdeutlicht die Wirkung der verschiedenen Handlungs-ansaumltze beispielhaft im Hinblick auf die vier Werttreiber Risiken senken Kosten reduzieren Maumlrkte und Kunden erschlieszligen und Reputation steigern

Waumlhrend die farbliche Hinterlegung die Naumlhe zum Kerngeschaumlft andeutet geben die Spalten auf der rechten Seite Informationen uumlber den Beitrag zum Schutz der biologischen Vielfalt sowie zur moumlglichen Umsetzungskomplexitaumlt wieder Es wird deutlich dass es durchaus ein-fache Maszlignahmen gibt die eine Wirkung zeigen

Werttreiber

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Integration von Biodiversitaumltsaspekten in hellip

Beitrag zum Schutz des Natur kapitals

Umsetzungsshy komplexitaumlt

x x x 1) Unternehmerischer Verantwortung (Corporate Responsibility) o + o

x x x 2) Berichterstattung (inkl umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung) o +

x x 3) Umweltmanagement inkl Liegenschafts-management o + +

x x 4) Maszlignahmen zur Steigerung der Ressourcen-effizienz + + + +

x x x 5) Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten-Management + + + +

x x 6) Investitions- und Planungsprozesse + o +

45WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Des Weiteren ist erkennbar dass die Integration von Biodiversitaumlt in Aus-wahl- und Entscheidungsprozesse vor allem im Bereich Ressourceneffi-zienz Lieferketten-Management und Investitions- und Planungsprozesse zu Win-win-Situationen fuumlhren kann Dabei sollte bei der Auswahl der Ansaumltze und Methoden aber immer das Kerngeschaumlft des Unterneh-mens im Vordergrund stehen ndash hier kann ein erster Check die weitere Schwerpunktsetzung unterstuumltzen Auch die Integration ins klassische Umweltmanagement stellt einen Schritt zur Beruumlcksichtigung von Bio-diversitaumlt dar ndash und zwar verbunden mit einem maumlszligigen Aufwand

Umweltpruumlfung (SUP) und der FFH Vertraumlglichkeitspruumlfung (FFH VP) guumlnstiger ausfallen Auflagen der Nachbesserung reduziert dadurch Kosten eingespart und ein reibungsloser Planungs- und Bauprozess beguumlnstigt werden

Abschlieszligend gilt es die Integration von Biodiversitaumlt auch in flankie-renden operationellen Einheiten voranzutreiben Dies betrifft beson-ders Forschung und Entwicklung sowie Kommunikation Dabei sollen die Themen erfolgreich sowohl nach innen als auch nach auszligen also zu Kunden Lieferanten und anderen Interessengruppen kommuni-ziert und in eine entsprechende Berichterstattung integriert werden

AUSBLICK5

WIR KOumlNNEN DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER WIRTSCHAFT NUR ERHALTEN WENN WIR DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER NATUR ERHALTEN DAFUumlR IST EINE VIELFALT AN LEBENSshy RAumlUMEN UND ARTEN VON ENTSCHEIDENDER BEDEUTUNG DEREN SCHUTZ MUSS DESHALB VIEL STAumlRKER IN DEN WERTSCHOumlPFUNGSPROZESSEN BERUumlCKSICHTIGT WERDEN

ALEXANDER BARTELT ABTEILUNGS-

LEITER KLIMASCHUTZ UND NACHHAL -

TIGE PRO DUKTE DER OTTO GROUP

VORSTANDSVORSITZENDER raquoBIODIVER-

SITY IN GOOD COMPANYlaquo- INITIATIVE

Es ist an der Zeit die Aspekte von Naturkapital in das unterneh-merische Handeln zu integrieren Nutzen Sie die vielfaumlltigen Ansatz-punkte die im Rahmen der Broschuumlre aufgezeigt wurden und beginnen Sie Ihre unternehmerischen Aktivitaumlten zu erweitern In Deutsch-land gibt es viele Initiativen und Ansaumltze die einen Einstieg in die The-men Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungen erleich tern Nutzen Sie diese Initiativen fuumlr einen Austausch mit anderen Unter-nehmen und uumlber die dort bereits gemachten Erfahrungen (siehe dazu auch Kapitel 6)

Die Initiative raquoBiodiversity in Good Companylaquo ist ein Zusammen-schluss von Unternehmen die gemeinsam fuumlr den Schutz der

biologischen Vielfalt eintreten Der branchenuumlbergreifenden Initiative gehoumlren kleine mittlere und groszlige Unternehmen an Die Mitglieder der raquoBiodiversity in Good Companylaquo-Initiative unterstuumlt-zen das freiwillige Engagement der Wirtschaft fuumlr den Schutz der biologischen Vielfalt Sie arbeiten an Innovationen und Investitio-nen damit naturvertraumlgliche Technologien Produkte und Dienst-leistungen verstaumlrkt ihren Weg in die Maumlrkte finden Die Initiative

47AUSBLICK

traumlgt dazu bei den Privatsektor in die Verwirklichung der Ziele der Konvention uumlber die biologische Vielfalt und der Nationalen

Strategie zur biologischen Vielfalt staumlrker einzubinden

Auch im Rahmen von econsense ndash einem Zusammenschluss fuumlhren-der global agierender Unternehmen und Organisationen der deut-schen Wirtschaft zu den Themen nachhaltige Entwicklung und Cor-porate Social Responsibility (CSR) ndash wird der Themenbereich im Rahmen der Arbeitsgruppe raquoBiodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungenlaquo begleitet Die Mitgliedsunternehmen setzten sich intensiv mit dem Erhalt und der Entwicklung der biologischen Vielfalt auseinander und nutzen econsense als Plattform zum Austausch und zur Diskus-sion von praktischen Managementinstrumenten

Engagieren Sie sich im Projekt raquoUnternehmen Biologische Vielfalt 2020laquo einer Dialog- und Aktionsplattform des Bundesumweltminis-teriums gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der deutschen Wirtschaft und von Naturschutzverbaumlnden die einen fortlaufenden Austausch erlaubt und konkrete Aktivitaumlten zur Umsetzung der Nati-onalen Strategie zur biologischen Vielfalt auf den Weg bringt Folgende Themenfelder stehen dabei im Fokus Informationen zur biologischen Vielfalt fuumlr Unternehmen Biologische Vielfalt im betrieblichen Umweltmanagement Biologische Vielfalt und Naturschutzrecht Kommunikation von Unternehmen nach auszligen Finanzierung von Naturschutzprojekten Maumlrkte Chancen erkennen und entwickeln Netzwerkbildung

Die kuumlnftige Leistungsfaumlhigkeit der Wirtschaft wird von der Leis-tungsfaumlhigkeit des Naturkapitals abhaumlngen Der Erhalt der Leistungs-faumlhigkeit unseres Naturkapitals erfordert die gebuumlndelten Kraumlfte von Unternehmen Politik und Gesellschaft raquoNatur kapital Deutschland ndash TEEB DElaquo zeigt dass sich dies auch wirtschaftlich lohnt Lassen Sie uns diese Chance gemeinsam wahrnehmen

ABBILDUNG 24 (Foto morrbyte Fotoliacom)

6 WEITERFUumlHRENDE INFORMATIONEN

PROJEKT raquoNATURKAPITAL DEUTSCHLAND ndash TEEB DElaquoDiese Broschuumlre ist Teil des Projekts raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo in dessen Rahmen bis zum Jahr 2015 folgende vier Berichte erscheinen (Arbeitstitel) raquoKlimapolitik und Naturkapital Synergien und Konfliktelaquo raquoOumlkosystemleistungen und Entwicklung laumlndlicher Raumlumelaquo raquoNaturleistungen in der Stadt Gesundheit schuumltzen und

Lebensqualitaumlt erhoumlhenlaquo raquoNaturkapital Deutschland Neue Handlungsoptionen

ergreifen ndash eine Syntheselaquo

Bereits erschienen ist die Broschuumlre raquoDer Wert der Natur fuumlr Wirt-schaft und Gesellschaft ndash Eine Einfuumlhrunglaquo wwwnaturkapital-teebde

Soweit Praxisbeispiele und Statements nicht gesondert gekennzeich-net wurden sind diese speziell fuumlr raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo erstellt worden

Leitfaumlden Handlungsmoumlglichkeiten fuumlr Unternehmen BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012)Biodiversitaumlt im unterneh-

merischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Umfangrei-che aber dennoch leicht zu erfassende und praxisnahe Broschuumlre zu Maszlignahmen rund um den betrieblichen Biodiversitaumltsschutz Mit zahl-reichen Umsetzungstipps und Hinweisen auf weiterfuumlhrende Lite ra-tur und Webseiten

49WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

www2leuphanadeumanagementcsmcontentnamadownloads download_publikationenBestaendig20Wuczkowski_Biodiversitaet 20im20unternehmerischen20Nachhaltigkeitsmanagement_neupdf

HOUDET J (HRSG) (2008 UumlBERARBEITET 2010) Integrating bio-diversity into business strategies The Biodiversity Accountability Framework Sehr umfangreiche Publikation (knapp 400 Seiten) uumlber Bio di versitaumlt und Unternehmen beginnend bei den Grundlagen 23 In dikatoren (Business and Biodiversity Independence Indicators) sind Grundlage fuumlr die Bewertung der Biodiversitaumltsleistung von Unter-nehmen Mit zahlreichen Beispielen Regionaler Fokus Frankreichwwworeeorg_scriptntsp-document-file_downloadphp document_id=1063ampdocument_file_id=1070

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement ndash Ein Leitfaden fuumlr die betriebliche Praxis Umsetzungsorientiertes Handbuch zur Einbindung von Biodiversi-

taumlt in das bestehende (Umwelt)-Management inklusive zahlreicher Vorschlaumlge fuumlr Maszlignahmen und Instrumente sowie Zuordnung zu Handlungsfeldern und Funktionsbereichen httpwwwbmudeN46143

TEEB (2012) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Busi-ness and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York Bericht fuumlr Unternehmen der internationalen TEEB-Studie Ins-pirierende teils generische Heranfuumlhrung an die Bedeutung von Bio-diversitaumlt an Unternehmen mit Beispielen aus aller Welt Excutive summary unter wwwteebweborg

UN GLOBAL COMPACT AND IUCN (2012) A Framework for Corpo rate Action on Biodiversity and Ecosystem Services Uumlberblicksbro schuumlre zu Biodiversitaumlt und Unternehmen Adressierte Themen Treiber Risi-ken amp Chancen Corporate Governance Management (inkl Vermei-dungs-Hierarchie) Stakeholder-Engagement und Berichter stattungwwwunglobalcompactorgdocsissues_docEnvironmentBES_Frameworkpdf

WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD) (2011) Handbuch zur unternehmerischen Bewertung von Oumlkosystemdienstleistungen (CEV) Ein Rahmenwerk zur Erleichterung unternehmerischer Entscheidungsfindung Generisches Hand buch fuumlr die Durchfuumlhrung einer unternehmensinternen Bewertung von Biodiversitaumlt (breites Werteverstaumlndnis) mit Handreichungen zu vor-gelagerten Abwaumlgungen wwweconsensedesitesallfilesWBCSD_Handbuch_CEVpdf

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 50

WORLD RESOURCE INSTITUTE (WRI) (2012) Corporate Ecosystem Services Review ndash Version 20 Handbuch zur systematischen Erfas-sung von biodiversitaumltsbezogenen Risiko- und Handlungsfeldern Schrittweises Vorgehen inkl Vorschlaumlgen fuumlr die Erfassung und Doku-mentation des Prozesses wwwwriorgpublicationcorporate-ecosystem-services-review

Allgemein Oumlkosysteme Biodiversitaumlt und Wirtschaft JESSEL B TSCHIMPKE O UND WALSER M (2009) Produktivkraft

Natur Hamburg Praumlgnante Beispiele fuumlr die Quantifizierung von wirtschaftlich relevanten Nutzungen der Natur in Arbeitsplaumltzen Umsaumltzen oder vermiedenen Kostenwwwnaturkapital-teebdefileadminDownloadsProduktivkraft Naturpdf

MILLENNIUM ECOSYSTEM ASSESSMENT (2005) Ecosystems and Human Well-Being ndash Synthesis Synthese der mehr als 1000 Seiten fassenden wissenschaftlichen Studie uumlber die oumlkologischen und gesell-schaftlichen Zusammenhaumlnge sowie Zustand und Trends des Verlus-tes der biologischen Vielfalt und die Bedeutung der Oumlkosystemleis-tungen fuumlr den Menschenwwwmaweborgdocumentsdocument356aspxpdf

TEEB (2010) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integ-rieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz (Hrsg) Bonn Zusam-menfassung der Ergebnisse der internationalen TEEB Studie Synthese der Berichte fuumlr internationale Politiker lokale und regionale Ent-scheider sowie Unternehmen wwwteebweborg

Kartenmaterial Frageboumlgen und Tools PROTECTEDPLANETNET Weltweite kartengestuumltzte Darstellung von

Schutzgebieten basierend auf den Daten der World Database of Pro-tected Areas (WDPA) und der Weltnaturschutzorganisation (IUCN) wwwprotectedplanetnet

BFNshySCHUTZGEBIETSKARTE Interaktive Karte des Bundesamtes fuumlr Naturschutz mit allen deutschen Schutzgebieten wwwgeodienstebfndeschutzgebiete

CHECKLISTEN DER DEUTSCHEN BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIAshyTIVE Fragenkatalog zur Erstellung einer Selbsteinschaumltzung bezuumlg-lich potenzieller Risiken hinsichtlich Biodiversitaumlt und Oumlkosystem-leistungen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

51WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

INTEGRATED BIODIVERSITY ASSESSMENT TOOL (IBAT) Kostenpflich-tige Anwendung zur Bewertung standortbezogener Biodiversitaumlts-risiken (Fokus Schutzgebiete und Biodiversity Hot Spots) GIS-(Karten)- basiert wwwibatforbusinessorg

Fallbeispiele und Publikationssammlung WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD)

(2012) Biodiversity and ecosystem services ndash scaling up business solutions Company case studies that help achieve global biodiversity targetswwwwbcsdorgPagesEDocumentEDocumentDetailsaspxID=14923ampNoSearchContextKey=true

UNITED NATIONS ENVIRONMENT PROGRAM FINANCE INITIATIVE (UNEP FI) Publikationen zu biodiversitaumltsbezogenen Chancen Risiken und Handlungsoptionen der Finanzbranche wwwunepfiorgpublicationsbiodiversityindexhtml

CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (CBD) BUSINESS PROGRAMM Fallstudien und Publikationen zu Beruumlhrungspunkten und Leuchtturm-projekten zum Erhalt der biologischen Vielfalt wwwcbdintenbusiness

ECOSYSTEM MARKETPLACE Nachrichtenportal von Forest Trends rund um Biodiversitaumlts- Wasser- und CO2-Maumlrkte wwwecosystemmarketplacecom

Strategien auf politischer Ebene NATIONALE STRATEGIE ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT (2007) Deutsch-

lands Strategie zur Umsetzung der Konvention uumlber die biolo gische Vielfalt wwwbmudeN40333

INFORMATIONSPORTAL DES BUNDESAMTES FUumlR NATURSCHUTZ ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT Mit Nachrichten Informationen Veranstal-tungshinweisen und weiterfuumlhrenden Materialien wwwbiologische-vielfaltde

EUshyBIODIVERSITAumlTSSTRATEGIE FUumlR 2020 Diese EU-Strategie enthaumllt Ziele zum Erhalt von Biodiversitaumlt sowie von Oumlkosystemen und deren Leistungen (raquoNaturkapitallaquo) bis 2020httpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversitycomm20062020htm

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 52

GLOBALE BIODIVERSITAumlTSZIELE Der raquoStrategische Plan 2011 ndash 2020laquo des Internationalen Uumlbereinkommens zur biologischen Vielfalt (CBD) enthaumllt auch Ziele zu Oumlkosystemen und deren Leistungen sowie zum Wert der biologischen VielfaltwwwcbdintdocdecisionsCOP-10cop-10-dec-02-enpdf

Initiativen DEUTSCHE BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIATIVE ndash raquoBIODIVERSITY

IN GOOD COMPANYlaquoshy INITIATIVE Zusammenschluss vor allem deut-scher Unternehmen mit dem Ziel die Integration von Biodiversitaumlt in unternehmerische Entscheidungen voranzutreiben wwwbusiness-and-biodiversityde

EUROPAumlISCHE raquoBUSINESS AND BIODIVERSITY CAMPAIGNlaquo Europa-weite Plattform fuumlr Unternehmen mit dem Ziel Ansaumltze fuumlr ein Biodi-versitaumltsmanagement zu entwickeln und umzusetzen wwwbusiness-biodiversityeu

NATURAL CAPITAL DECLARATION Erklaumlrung einzelner Akteure des Finanzsektors Naturkapital in Finanzprodukten und -dienstleistungen zu beruumlcksichtigen wwwnaturalcapitaldeclarationorg

TEEB FOR BUSINESS COALITION Initiative zur Vereinheitlichung der Bilanzierung von Naturkapital im Unternehmen httpteebforbusinessorg

GLOSSAR 53

GLOSSAR

ARTENVIELFALTDiversitaumlt (Vielfalt) biologischer Arten in einem Lebensraum Artenviel-falt ist neben genetischer Vielfalt und Diversitaumlt der Oumlkosysteme ein Teil-aspekt der biologischen Vielfalt

BASISLEISTUNGENGrundlegende Leistungen der Oumlkosysteme wie zum Beispiel Photosyn-these oder Stickstoffbindung von Knoumlllchenbakterien welche die Voraus-setzung fuumlr alle anderen Leistungen der Oumlkosysteme sind

BIODIVERSITAumlT Biologische Vielfalt

BIOLOGISCHE VIELFALT Die Vielfalt des Lebens auf unserer Erde (oder Biodiversitaumlt) ist die Varia-bilitaumlt lebender Organismen und der von ihnen gebildeten oumlkologischen Komplexe Sie umfasst drei Ebenen 1) die Vielfalt an Oumlkosystemen bezie-hungsweise Lebensgemeinschaften Lebensraumlumen und Landschaften 2) die Artenvielfalt und 3) die genetische Vielfalt innerhalb der verschie-denen Arten

EINGRIFFSREGELUNG Instrument des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatschG sectsect 13 ff) das die Bewaumlltigung von Eingriffen in Natur und Landschaft regelt (Vermeidung und Kompensation)

EMAS Betriebliches Umweltmanagementsystem (Eco Management and Audit Scheme) nach der Verordnung (EG) Nr 12212009 uumlber die freiwillige Teil-nahme von Organisationen an einem Gemeinschaftssystem fuumlr Umwelt-management und Umweltbetriebspruumlfung (ABl EG L 342 v 22122009 S 1) Schwerpunkte sind die kontinuierliche Verbesserung der Umwelt-leistung die Umwelterklaumlrung und Umweltrechtskonformitaumlt

GEBIETSFREMDE ARTENAuch invasive Arten oder Neobiota Tier- und Pflanzenarten die durch Einfuhr (beabsichtigt) oder Einschleppung (unbeabsichtigt) in einem fuumlr sie nicht natuumlrlichen Lebensraum leben Einige gebietsfremde Arten ver-breiten sich aufgrund mangelnder Feinde physiologischer Eigenschaften (Wachstumsgeschwindigkeit Wasserbedarf) oder aumlhnlich invasiv und verdraumlngen einheimische Arten In einigen Faumlllen entstehen durch sie erheb liche Nachteile fuumlr Mensch (Gesundheitsbeeintraumlchtigungen wie zum Beispiel Allergien) und Oumlkosysteme (Degradation)

INWERTSETZUNGBuumlndel von Maszlignahmen um den Nutzen von Biodiversitaumlt und Oumlkosys-temleistungen fuumlr die Gesellschaft relevant und erfahrbar werden zu las-sen Dies geschieht durch (oumlkonomische) Bewertung und oder Integra-tion in Marktentscheidungen ndash zum Beispiel in Form von naturorientierten Angeboten Anreizen oder der Schaffung von Maumlrkten fuumlr Biodiversitaumlt ndash sowie in gesellschaftliche und private Entscheidungen

54 DIEUNTERNEHMENSPERSPEKTIVEndashNEUEHERAUSFORDERUNGEN

ISO 14001 Betriebliches Umweltmanagementsystem nach DIN EN ISO 140012004 + AC 2009 (Ausgabe 112009) Schwerpunkt liegt in der Verbesserung des Umweltmanagementsystems

KONVENTION UumlBER DIE BIOLOGISCHE VIELFALT (ENGL CONVENTION ON BIO LOGICAL DIVERSITY ndash CBD)

Uumlbereinkunft von 168 Staaten (Unterzeichner Stand 12122012) uumlber die biologische Vielfalt Darin werden der Verlust der biologischen Vielfalt als Herausforderung anerkannt und Ziele zu ihrer Erhaltung formuliert Diese sind 1) Schutz der biologischen Vielfalt 2) Nachhaltige Nutzung ihrer Bestandteile und 3) Zugangsregelung und gerechter Ausgleich von Vor-teilen welche aus der Nutzung genetischer Ressourcen entstehen

KULTURELLE OumlKOSYSTEMshy LEISTUNGEN

Leistungen von Oumlkosystemen mit Wirkung und Bedeutung fuumlr Erholung aumlsthetisches Empfinden spirituelle Erfahrungen soziale Funktionen kul-turelle Identitaumlt Heimatgefuumlhl Wissen und Erkenntnis

MONETARISISERUNG Beimesssung eines Wertes in Geldeinheiten Die Umweltoumlkonomie hat dazu mehrere Verfahren der Monetarisierung entwickelt

NATURKAPITAL Oumlkonomischer Begriff fuumlr den begrenzten Vorrat an physischen und bio-logischen Ressourcen der Erde und die begrenzte Bereitstellung von Guumltern und Leistungen durch Oumlkosysteme

OumlKOSYSTEM Bezeichnet die Bestandteile eines abgegrenzten Naturraumes (zum Beispiel niedersaumlchsisches Wattenmeer) oder eines bestimmten Natur-raumtyps (zum Beispiel naumlhrstoffarmes Flieszliggewaumlsser) und deren Wech-selwirkungen Der Begriff kann sich auf verschiedene raumlumliche Ebenen (lokal regional) beziehen und umfasst sowohl (halb-)natuumlrliche (zum Bei-spiel ungestoumlrte Hochmoore) und naturnahe (zum Beispiel Kalkmager-rasen) als auch vom Menschen gepraumlgte Oumlkosysteme (zum Beispiel Agrar oumlkosysteme)

OumlKOSYSTEMFUNKTIONEN Umfassen alle physikalischen chemischen und biologischen Prozesse und Wechselwirkungen die in verschiedenen Oumlkosystemen stattfinden

OumlKOSYSTEMLEISTUNGEN Bezeichnen direkte und indirekte Beitraumlge von Oumlkosystemen zum mensch-lichen Wohlergehen das heiszligt Leistungen und Guumlter die dem Menschen einen direkten oder indirekten wirtschaftlichen materiellen gesundheit-lichen oder psychischen Nutzen bringen In Abgrenzung zum Begriff Oumlko-systemfunktion entsteht der Begriff Oumlkosystemleistung aus einer anth-ropozentrischen Perspektive und ist an einen Nutzen des Oumlkosystems fuumlr den Menschen gebunden Der Begriff ist identisch mit den haumlufig verwen-deten Begriffen raquoOumlkosystemdienstleistunglaquo und raquooumlkosystemare Guumlter und Leistungenlaquo und entspricht dem englischen Begriff der raquoecosystem serviceslaquo

55

REGULIERUNGSLEISTUNGENFunktionen von Oumlkosystemen die auf (andere) Elemente und Prozesse von Oumlkosystemen einwirken die (direkten) Nutzen fuumlr den Menschen haben zum Beispiel die Filterwirkung von Bodenschichten auf die Grund-wasserqualitaumlt oder der Beitrag einer Hecke zur Verringerung der Boden-erosion

GLOSSAR

RESILIENZ (VON OumlKOSYSTEMEN)

Resilienz ist die Faumlhigkeit eines Oumlkosystems trotz aumluszligerer Stoumlrungen seine Funktionen und damit seine Oumlkosystemleistungen aufrecht zu erhalten Es wird davon ausgegangen dass die Resilienz stark mit der in dem Oumlko-system vorherrschenden biologischen Vielfalt korreliert

TEEBThe Economics of Ecosystems and Biodiversity Die internationale TEEB-Studie wurde von Deutschland im Rahmen seiner G8-Praumlsidentschaft im Jahr 2007 gemeinsam mit der EU-Kommission initiiert und mithilfe zahlreicher weiterer Institutionen unter der Schirmherrschaft des Um-weltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) durchgefuumlhrt Ziel der TEEB-Studie war es den oumlkonomischen Wert der Leistungen der Natur ein zuschaumltzen die wirtschaftlichen Auswirkungen der Schaumldigung von Oumlkosystemen zu erfassen und ausgehend davon die Kosten eines Nicht-Handelns zu beziffern Leiter der Studie war der indische Oumlkonom Pavan Sukhdev Im Rahmen der Studie wurden verschiedene Berichte veroumlffent-licht Derzeit wird unter Leitung von UNEP ein Nachfolgeprozess organi-siert um die Durchfuumlhrung von nationalen regionalen lokalen und sek-toralen Studien zum Thema anzuregen und zu foumlrdern

VERSORGUNGSLEISTUNGENBezeichnen meist marktfaumlhige Guumlter die von oder mithilfe von Oumlkosyste-men produziert werden (zum Beispiel Nahrung Frischwasser Feuer- und Bauholz) Teilweise ist ein erheblicher Beitrag von (Human-)Kapital und Arbeit notwendig um diese Guumlter zu erstellen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 56

QUELLEN

BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012) Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Centre for Sustainability Management Luumlneburg

BORN W u a (2012) Gesundheitskosten der Beifuszlig-Ambrosie in Deutschland In Umweltmedizin in Forschung und Praxis 17 (2) S 71 ndash 80

DER BUND (2009) Invasive Muscheln verstopfen Leitungen Von Fabio Bergamin Onlineausgabe Zuletzt aktualisiert am 31072009 httpwwwderbundchzeitungenwissenInvasive-Muscheln-verstopfen-Leitungenstory29662360

DEUTSCHER IMKERBUND EV Internetauftritt des Deutschen Imkerbund e V vom 12122012 httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpbienen-und- bestaeubungsleistung und httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpzahlen-die-zaehlen

EUROPAumlISCHE KOMMISSION (2009) Fact Sheet Gebietsfremde invasive Arten httpeceuropaeuenvironmentpubspdffactsheetsInvasive20Alien20SpeciesInvasive_Alien_DEpdf

FAO ndash FOOD AND AGRICULTURE ORGANIZATION OF THE UNITED NATIONS (2010) Global Forest Resource Assessment 2010wwwfaoorgforestryfrafra2010en

GARCIacuteAshyTORRES L u a (2001) Conservation agriculture in Europe Current status and perspectives In Garcia-Torres L Benites J and Martiacutenez-Vilela A (Hrsg) Conservation Agriculture A World-wide Challenge 1st World Congress on Conservation Agriculture Madrid 1 ndash 5 October 2001 Vol I Keynote Contributions XUL Cordoba Spain S 79 ndash 83

IAASTD ndash INTERNATIONAL ASSESSMENT OF AGRICULTURAL KNOWLEDGE SCIENCE AND TECHNOLOGY FOR DEVELOPMENT (2008) Global ReportwwwagassessmentorgreportsIAASTDENAgriculture20at20a20Crossroads_Global20Report20(English)pdf

KREIBICH H MUumlLLER M (2005) Private Vorsorgemaszlignahmen koumlnnen Hochwasserschaumlden reduzieren Schadensprisma Heft 1 2005 httpwwwschadenprismadepdfsp_2005_1_1pdf

57QUELLEN

LENZEN M u a (2012) International trade drives biodiversity threats in developing nations Nature 486109 ndash 112 Doi101038nature11145

PWC ndash PRICEWATERHOUSECOOPERS (2012) PwC Rio+20 Sustain ability pulse poll How do the public and CEO opinions differ on Rio+20 issues

REWE GROUP (2010) Pressemitteilung raquoBodensee-Obstbauern engagieren sich fuumlr Biodiversitaumltlaquo wwwrewe-groupcompressepressemeldungenpressemeldung-detail articlebodensee-obstbauern-engagieren-sich-fuer-biodiversitaet

SCBD ndash SECRETARIAT OF THE CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (2009) business2010 A magazine on business amp bio- diversity June 2009 Volume 4 ndash Issue 1 httpwwwcbdintdocnewslettersnews-biz-2009-06-enpdf

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement Ein Leitfaden fuumlr die betrieb-liche Praxis BerlinwwwbmudeN46143

STATISCHES BUNDESAMT (2012) Nachhaltige Entwicklung in Deutschland Indikatorenbericht 2012 wwwdestatisdeDEPublikationenThematischUmwelt oekonomischeGesamtrechnungenUmweltindikatorenIndikatoren PDF_0230001pdf__blob=publicationFile

STERN N (2007) The Economics of Climate Change The Stern Review Cambridge

TEEB (2009) The Economics of Ecosystems and Biodiversity TEEB for National and International Policy Makers Summary Responding to the Value of Naturewwwteebweborg

TEEB (2010A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity Ecological and Economic Foundations Edited by Pushpam Kumar London and Washington

TEEB (2010B) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integrieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz Bonn

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 58

TEEB (2011) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in National and International Policy Making Edited by Patrick ten Brink London and Washington

TEEB (2012A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Local and Regional Policy and Management Edited by Heidi Wittmer and Haripriya Gundimeda Abingdon and New York

TEEB (2012B) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Business and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York

TEN BRINK P BRAAT L (HRSG) (2008) The Cost of Policy Inaction The case of not meeting the 2010 biodiversity targethttpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversityeconomicspdfcopizip

UNESCAP ndash UNITED NATIONS ECONOMIC AND SOCIAL COMMISSION FOR ASIA AND THE PACIFIC (1999) Keynote Statement of Mr Cengiz Ertuna (UNESCAP) at IDNDR-ESCAP Regional Meeting for Asia Risk Reduction amp Society in the 21st Century Bangkok 23 ndash26 February 1999 httpwwwunescaporgenrdwater_mineraldisasterertuna01htm

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012) Water valuation ndash Building the business case Geneva and Washington

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012A) Changing Pace ndash Public policy options to scale and accelerate business action towards Vision 2050 Geneva and Washington

WRI ndash WORLD RESOURCE INSTITUTE (2012) The Corporate Ecosys-tem Services Review - Guidelines for Identifying Business Risks and Opportunities Arising from Ecosystem Change Version 20 Washington

ZEITZ J PUMA Pressemitteilung vom 16112011 httpaboutpumacompuma-completes-first-environmental-profit-and-loss-account-which-values-impacts-at-e-145-million

  • Die Unternehmensperspektive
  • Impressum
  • Inhaltsverzeichnis
  • Vorworte
  • Biodiversitaumlt und Oumlkoshysystemleistungen ndash Erweiterung der unternehmerischen Sicht
  • Warum die Wirtschaft gefragt ist ndash Treiber Chancen und Risiken
  • Entwicklungen und Trends ndash was auf Unternehmen zukommt
  • Wie Unternehmen taumltig werden koumlnnen
  • Ausblick
  • Weiterfuumlhrende Informationen
  • QUELLEN

41WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

INFOBOX 26

Praxisbeispiel Bewertung von Biodiversitaumlt in der Lebensmittel-branche und der LandwirtschaftEinen Schritt weiter als die Oumlkobilanzen geht das Bewertungsverfahren der BASF Mit ihrer Lebenszyklusanalyse AgBalance erfasst sie eine Viel-zahl von Nachhaltigkeitsindikatoren der Lebensmittel- und Landwirt-schaftsbranche Biologische Vielfalt flieszligt mit 8 der 69 Indikatoren in eine Punktebewertung ein so unter anderem Naumlhe zu Schutzgebieten Auskreuzungspotenzial und Oumlkotoxizitaumltspotenzial Auszligerdem werden soziale und oumlkonomische Indikatoren erfasst und somit alle drei Saumlulen der Nachhaltigkeit abgebildet Auch wenn ein Abwaumlgen zwischen unter-schiedlichen Groumlszligen wie Punkten und Euros als Messeinheiten Entschei-der vor Herausforderungen stellt ist dies doch ein wichtiger Schritt hin zur Integration von Biodiversitaumlt in Entscheidungsprozesse

Wassermanagement in Regionen mit Wasserstress) Jedoch ist Res-sourceneffizienz nicht gleichzusetzen mit Biodiversitaumlts- und Oumlko-systemschutz Neben dem sparsamen Umgang mit Ressourcen ist auch die Art der Einsatzstoffe (zum Beispiel Nutzung von nachhaltig erzeugtem Palmoumll) von Bedeutung

Der Zusammenschluss zu Brancheninitiativen ist ein Ansatz um das Thema Ressourceneffizienz ganzheitlicher und passgenauer zu be-trach ten und so die Thematik uumlber den bisherigen Fokus auf Reduzie-rung von Rohstoffverbrauch und Emissionen hinaus zu erweitern

Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten- Management Die Analyse der Wertschoumlpfungskette eines Produktes liefert immer wieder Verbesserungspotenzial und wird deshalb regelmaumlszligig durchge-fuumlhrt Dies bietet gute Ansatzpunkte fuumlr eine Untersuchung und Ver-besserung der Biodiversitaumltsperformance Eine weitere oft genutzte Analysemoumlglichkeit sind Oumlkobilanzen (Life Cycle Assessments)

Oumlkobilanzen bilden den gesamten Stoffkreislauf ab ndash und somit auch die fuumlr Biodiversitaumlt relevante Landnutzung oder Oumlkosystemleis-tungen wie die Bereitstellung von Rohstoffen die Absorption von Produktionsemissionen und die Aufnahme von Abfallprodukten An-gefangen bei eigenen Beschaffungsquellen (zum Beispiel Vertragsan-bauer von Supermaumlrkten oder Handelsmarken) bis hin zu Vorproduk-ten der Liefer an ten ndash entlang der Lieferkette verbergen sich zahlreiche Ursachen fuumlr Bio diversitaumltsverlust Fuumlr Unternehmen die Rohstoffe und Vorpro dukte aus dem Ausland beziehen ist es daher wichtig auf den Einkauf und das Lieferkettenmanagement zu achten Wichtige

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 42

Analyseschritte beinhalten Grenzwerte und Normen (in den Abbau- und Ursprungslaumlndern der Vorprodukte oftmals deutlich niedriger als in Deutschland) oder Screenings zu Wasserknappheit entlang der Lie-ferkette Darauf aufbauend ergibt sich eine detaillierte Bewertung zur Beruumlcksichtigung von Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt bei Liefe ranten

Investitions- und PlanungsprozesseInvestitionen in den Bau neuer Anlagen oder Standorte werden derzeit eher selten unter Biodiversitaumltsaspekten im betrieblichen Umwelt-management erfasst Beim Bau eines Produktionsstandorts auf der raquogruumlnen Wieselaquo spielen vor allem die Eingriffsregelung des Bun-desnaturschutzgesetztes (BNatSchG) sowie das EU-Naturschutz-recht (FFH- und Vogelschutz-Richtlinie) eine wichtige Rolle Diese Regeln erscheinen Unternehmen manchmal wider spruumlchlich ndash gerade mit Blick auf den gewollten Naturschutz Firmenareale werden auf-grund strategischer Entscheidungen zum Beispiel fuumlr den Bau von Anlagen uumlber einen laumlngeren Zeitraum brach liegen gelassen Siedelt sich daraufhin eine geschuumltzte Art auf dieser Flaumlche an koumlnnen Unter-nehmen unter Umstaumlnden nur mit hohen Auflagen dieses Gebiet er-schlieszligen und einen Neu- oder Ausbau realisieren Um solchen Ziel kon-flikten vorzubeugen bieten die zustaumlndigen Natur schutzbehoumlrden an in Dialog zu treten um gangbare Wege und Maszlignahmen auszu loten

Doch Unternehmen koumlnnen auch in Vorleistung gehen Indem zum Beispiel Brachflaumlchen und Naturraumlume belassen sowie die Funktio-nalitaumlt von aquatischen Oumlkosystemen (Gewaumlssern) erhalten werden

INFOBOX 27

Ausgleichsflaumlchen ndash Chancen fuumlr beschleunigte PlanungsprozesseGut zu wissen Laut sect16 BNatSchG kann durch Oumlkosystemschutz ein raquoGuthabenlaquo auf einem Oumlkokonto angespart werden Bei spaumlteren Ein-griffen werden diese Flaumlchen als bereits geleistete Kompensationsmaszlig-nahmen anerkannt Rheinkalk macht sich dieses Instrument zunutze Im sauerlaumlndischen Houmlnnetal dient nur ein Teil des Grundbesitzes dem Kalksteinabbau Weite Teile des Areals hingegen stehen dank nicht-oumlkonomischer Waldnutzung dem Naturschutz temporaumlr zur Verfuumlgung oder werden je nach Management und naturschutzfachlicher Einschaumlt-zung einem Oumlkokonto zugeschrieben das als Kompensationsleistung fuumlr zu erwartende Eingriffe agiert Waumlhrend auf der einen Seite pro-aktiv Arten- und Oumlkosystemschutz ermoumlglicht wird profitiert Rheinkalk von einem beschleunigten Planungsprozess vermiedener Buumlrokratie und somit geringeren Kosten (wwwrheinkalkdepdfVerantwortung_Fuer_Mensch_und_Naturpdf Seite 24)

43WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

koumlnnen etwaige Kompensationsmaszlignahmen im Rahmen der Ein griffs -regelung vermieden werden Zudem koumlnnen Ergebnisse der teils obli-gatorischen Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung (UVP) der Strategischen

INFOBOX 28

Praxisbeispiel ZielkonflikteBiologische Vielfalt spielt in Steinbruumlchen Baggerseen und Kiesgruben eine wichtige Rolle Die Steine- und Erdenindustrie engagiert sich in zahlreichen Projekten zur Foumlrderung der biologischen Vielfalt Neben der Erarbeitung von Biodiversitaumltsindikatoren und einer Biodiversitaumlts-Datenbank zaumlhlen hierzu zahlreiche gemeinsame Projekte mit Umwelt-verbaumlnden

raquoLeider werden der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt in den Abbaustaumltten ausgerechnet durch das Naturschutzrecht selbst eingeschraumlnkt Wer zum Beispiel ein Laichgewaumlsser fuumlr die Gelbbauch-unke auf einem Rohbodenstandort anlegt oder eine Steilwand fuumlr die Uferschwalbe herrichtet der laumluft Gefahr dass die weitere Bewirt-schaftung der Flaumlchen deutlich eingeschraumlnkt wird Der statische An-satz im Naturschutzrecht verhindert damit leider vielerorts die Aus-schoumlpfung von Synergieeffekten von Gesteinsabbau und Naturschutz Die Steine- und Erdenindustrie jedenfalls ist zur Foumlrderung der biolo-gischen Vielfalt bereit und setzt sich auch weiterhin fuumlr praktikable Loumlsungen einlaquo (Diplom-Biologe Thomas Beiszligwenger Hauptgeschaumlfts-fuumlhrer Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

ABBILDUNG 22 (Foto Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

INFOBOX 29

Praxisbeispiel Management von LiegenschaftenFraport die Betreibergesellschaft des Frankfurter Flughafens formuliert in seiner unternehmenseigenen Biodiversitaumltsstrategie Grundsaumltze zur Biodiversitaumlt Darin wird festgehalten dass sich Flugbetrieb und der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt ndash uumlber gesetz liche Anforderungen wie zum Beispiel Eingriffsregelung hinaus ndash vereinbaren lassen So wird unter anderem auf dem Gelaumlnde des Flughafens ein For-schungsprojekt zum Bienen-Monitoring unterstuumltzt das wichtige Infor-mationen uumlber die Schadstoffsituation liefert Gleich zeitig werden im Rhein-Main-Gebiet gezielt Naturschutzvorhaben gefoumlrdert so zum Bei-spiel der Erhalt von raquoAltholzinselnlaquo im Kinzigtal oder die Pflege von Streuobstwiesen im Maintal (wwwfraportdecontentfraport-agdenachhaltigkeitumweltnatur--und-ressourcenschutz0html und verglei-che auch die dort bereitgestellten PDF-Dokumente)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 44

Legende Naumlhe zum Kerngeschaumlft Merkmalsauspraumlgung Geringer Bezug Mittel o Trifft zu x Mittlerer Bezug Stark + Starker Bezug Sehr stark + +

ABBILDUNG 23 Handlungsan-saumltze zur Integration von Biodiversi-taumlt in Unternehmen am Beispiel eines Industrie- und Konsumguumlter-unternehmens (Grafik PwC)

INFOBOX 30

Handlungsansaumltze zur Integration von Biodiversitaumlt in UnternehmenDie vorgestellten sechs Handlungsansaumltze werden hier systematisch zusammengefasst am Beispiel der Indus trie- und Konsumguumlterbranche dargestellt Diese Systematik kann allen Unternehmen als Pruumlfrahmen dienen ihr spezifisches Profil zur Beruumlcksichtigung von biologischer Viel-falt Oumlkosystemen und deren Leistungen (Naturkapital) zu entwickeln

Die Abbildung verdeutlicht die Wirkung der verschiedenen Handlungs-ansaumltze beispielhaft im Hinblick auf die vier Werttreiber Risiken senken Kosten reduzieren Maumlrkte und Kunden erschlieszligen und Reputation steigern

Waumlhrend die farbliche Hinterlegung die Naumlhe zum Kerngeschaumlft andeutet geben die Spalten auf der rechten Seite Informationen uumlber den Beitrag zum Schutz der biologischen Vielfalt sowie zur moumlglichen Umsetzungskomplexitaumlt wieder Es wird deutlich dass es durchaus ein-fache Maszlignahmen gibt die eine Wirkung zeigen

Werttreiber

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Integration von Biodiversitaumltsaspekten in hellip

Beitrag zum Schutz des Natur kapitals

Umsetzungsshy komplexitaumlt

x x x 1) Unternehmerischer Verantwortung (Corporate Responsibility) o + o

x x x 2) Berichterstattung (inkl umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung) o +

x x 3) Umweltmanagement inkl Liegenschafts-management o + +

x x 4) Maszlignahmen zur Steigerung der Ressourcen-effizienz + + + +

x x x 5) Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten-Management + + + +

x x 6) Investitions- und Planungsprozesse + o +

45WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Des Weiteren ist erkennbar dass die Integration von Biodiversitaumlt in Aus-wahl- und Entscheidungsprozesse vor allem im Bereich Ressourceneffi-zienz Lieferketten-Management und Investitions- und Planungsprozesse zu Win-win-Situationen fuumlhren kann Dabei sollte bei der Auswahl der Ansaumltze und Methoden aber immer das Kerngeschaumlft des Unterneh-mens im Vordergrund stehen ndash hier kann ein erster Check die weitere Schwerpunktsetzung unterstuumltzen Auch die Integration ins klassische Umweltmanagement stellt einen Schritt zur Beruumlcksichtigung von Bio-diversitaumlt dar ndash und zwar verbunden mit einem maumlszligigen Aufwand

Umweltpruumlfung (SUP) und der FFH Vertraumlglichkeitspruumlfung (FFH VP) guumlnstiger ausfallen Auflagen der Nachbesserung reduziert dadurch Kosten eingespart und ein reibungsloser Planungs- und Bauprozess beguumlnstigt werden

Abschlieszligend gilt es die Integration von Biodiversitaumlt auch in flankie-renden operationellen Einheiten voranzutreiben Dies betrifft beson-ders Forschung und Entwicklung sowie Kommunikation Dabei sollen die Themen erfolgreich sowohl nach innen als auch nach auszligen also zu Kunden Lieferanten und anderen Interessengruppen kommuni-ziert und in eine entsprechende Berichterstattung integriert werden

AUSBLICK5

WIR KOumlNNEN DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER WIRTSCHAFT NUR ERHALTEN WENN WIR DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER NATUR ERHALTEN DAFUumlR IST EINE VIELFALT AN LEBENSshy RAumlUMEN UND ARTEN VON ENTSCHEIDENDER BEDEUTUNG DEREN SCHUTZ MUSS DESHALB VIEL STAumlRKER IN DEN WERTSCHOumlPFUNGSPROZESSEN BERUumlCKSICHTIGT WERDEN

ALEXANDER BARTELT ABTEILUNGS-

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VORSTANDSVORSITZENDER raquoBIODIVER-

SITY IN GOOD COMPANYlaquo- INITIATIVE

Es ist an der Zeit die Aspekte von Naturkapital in das unterneh-merische Handeln zu integrieren Nutzen Sie die vielfaumlltigen Ansatz-punkte die im Rahmen der Broschuumlre aufgezeigt wurden und beginnen Sie Ihre unternehmerischen Aktivitaumlten zu erweitern In Deutsch-land gibt es viele Initiativen und Ansaumltze die einen Einstieg in die The-men Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungen erleich tern Nutzen Sie diese Initiativen fuumlr einen Austausch mit anderen Unter-nehmen und uumlber die dort bereits gemachten Erfahrungen (siehe dazu auch Kapitel 6)

Die Initiative raquoBiodiversity in Good Companylaquo ist ein Zusammen-schluss von Unternehmen die gemeinsam fuumlr den Schutz der

biologischen Vielfalt eintreten Der branchenuumlbergreifenden Initiative gehoumlren kleine mittlere und groszlige Unternehmen an Die Mitglieder der raquoBiodiversity in Good Companylaquo-Initiative unterstuumlt-zen das freiwillige Engagement der Wirtschaft fuumlr den Schutz der biologischen Vielfalt Sie arbeiten an Innovationen und Investitio-nen damit naturvertraumlgliche Technologien Produkte und Dienst-leistungen verstaumlrkt ihren Weg in die Maumlrkte finden Die Initiative

47AUSBLICK

traumlgt dazu bei den Privatsektor in die Verwirklichung der Ziele der Konvention uumlber die biologische Vielfalt und der Nationalen

Strategie zur biologischen Vielfalt staumlrker einzubinden

Auch im Rahmen von econsense ndash einem Zusammenschluss fuumlhren-der global agierender Unternehmen und Organisationen der deut-schen Wirtschaft zu den Themen nachhaltige Entwicklung und Cor-porate Social Responsibility (CSR) ndash wird der Themenbereich im Rahmen der Arbeitsgruppe raquoBiodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungenlaquo begleitet Die Mitgliedsunternehmen setzten sich intensiv mit dem Erhalt und der Entwicklung der biologischen Vielfalt auseinander und nutzen econsense als Plattform zum Austausch und zur Diskus-sion von praktischen Managementinstrumenten

Engagieren Sie sich im Projekt raquoUnternehmen Biologische Vielfalt 2020laquo einer Dialog- und Aktionsplattform des Bundesumweltminis-teriums gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der deutschen Wirtschaft und von Naturschutzverbaumlnden die einen fortlaufenden Austausch erlaubt und konkrete Aktivitaumlten zur Umsetzung der Nati-onalen Strategie zur biologischen Vielfalt auf den Weg bringt Folgende Themenfelder stehen dabei im Fokus Informationen zur biologischen Vielfalt fuumlr Unternehmen Biologische Vielfalt im betrieblichen Umweltmanagement Biologische Vielfalt und Naturschutzrecht Kommunikation von Unternehmen nach auszligen Finanzierung von Naturschutzprojekten Maumlrkte Chancen erkennen und entwickeln Netzwerkbildung

Die kuumlnftige Leistungsfaumlhigkeit der Wirtschaft wird von der Leis-tungsfaumlhigkeit des Naturkapitals abhaumlngen Der Erhalt der Leistungs-faumlhigkeit unseres Naturkapitals erfordert die gebuumlndelten Kraumlfte von Unternehmen Politik und Gesellschaft raquoNatur kapital Deutschland ndash TEEB DElaquo zeigt dass sich dies auch wirtschaftlich lohnt Lassen Sie uns diese Chance gemeinsam wahrnehmen

ABBILDUNG 24 (Foto morrbyte Fotoliacom)

6 WEITERFUumlHRENDE INFORMATIONEN

PROJEKT raquoNATURKAPITAL DEUTSCHLAND ndash TEEB DElaquoDiese Broschuumlre ist Teil des Projekts raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo in dessen Rahmen bis zum Jahr 2015 folgende vier Berichte erscheinen (Arbeitstitel) raquoKlimapolitik und Naturkapital Synergien und Konfliktelaquo raquoOumlkosystemleistungen und Entwicklung laumlndlicher Raumlumelaquo raquoNaturleistungen in der Stadt Gesundheit schuumltzen und

Lebensqualitaumlt erhoumlhenlaquo raquoNaturkapital Deutschland Neue Handlungsoptionen

ergreifen ndash eine Syntheselaquo

Bereits erschienen ist die Broschuumlre raquoDer Wert der Natur fuumlr Wirt-schaft und Gesellschaft ndash Eine Einfuumlhrunglaquo wwwnaturkapital-teebde

Soweit Praxisbeispiele und Statements nicht gesondert gekennzeich-net wurden sind diese speziell fuumlr raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo erstellt worden

Leitfaumlden Handlungsmoumlglichkeiten fuumlr Unternehmen BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012)Biodiversitaumlt im unterneh-

merischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Umfangrei-che aber dennoch leicht zu erfassende und praxisnahe Broschuumlre zu Maszlignahmen rund um den betrieblichen Biodiversitaumltsschutz Mit zahl-reichen Umsetzungstipps und Hinweisen auf weiterfuumlhrende Lite ra-tur und Webseiten

49WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

www2leuphanadeumanagementcsmcontentnamadownloads download_publikationenBestaendig20Wuczkowski_Biodiversitaet 20im20unternehmerischen20Nachhaltigkeitsmanagement_neupdf

HOUDET J (HRSG) (2008 UumlBERARBEITET 2010) Integrating bio-diversity into business strategies The Biodiversity Accountability Framework Sehr umfangreiche Publikation (knapp 400 Seiten) uumlber Bio di versitaumlt und Unternehmen beginnend bei den Grundlagen 23 In dikatoren (Business and Biodiversity Independence Indicators) sind Grundlage fuumlr die Bewertung der Biodiversitaumltsleistung von Unter-nehmen Mit zahlreichen Beispielen Regionaler Fokus Frankreichwwworeeorg_scriptntsp-document-file_downloadphp document_id=1063ampdocument_file_id=1070

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement ndash Ein Leitfaden fuumlr die betriebliche Praxis Umsetzungsorientiertes Handbuch zur Einbindung von Biodiversi-

taumlt in das bestehende (Umwelt)-Management inklusive zahlreicher Vorschlaumlge fuumlr Maszlignahmen und Instrumente sowie Zuordnung zu Handlungsfeldern und Funktionsbereichen httpwwwbmudeN46143

TEEB (2012) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Busi-ness and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York Bericht fuumlr Unternehmen der internationalen TEEB-Studie Ins-pirierende teils generische Heranfuumlhrung an die Bedeutung von Bio-diversitaumlt an Unternehmen mit Beispielen aus aller Welt Excutive summary unter wwwteebweborg

UN GLOBAL COMPACT AND IUCN (2012) A Framework for Corpo rate Action on Biodiversity and Ecosystem Services Uumlberblicksbro schuumlre zu Biodiversitaumlt und Unternehmen Adressierte Themen Treiber Risi-ken amp Chancen Corporate Governance Management (inkl Vermei-dungs-Hierarchie) Stakeholder-Engagement und Berichter stattungwwwunglobalcompactorgdocsissues_docEnvironmentBES_Frameworkpdf

WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD) (2011) Handbuch zur unternehmerischen Bewertung von Oumlkosystemdienstleistungen (CEV) Ein Rahmenwerk zur Erleichterung unternehmerischer Entscheidungsfindung Generisches Hand buch fuumlr die Durchfuumlhrung einer unternehmensinternen Bewertung von Biodiversitaumlt (breites Werteverstaumlndnis) mit Handreichungen zu vor-gelagerten Abwaumlgungen wwweconsensedesitesallfilesWBCSD_Handbuch_CEVpdf

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 50

WORLD RESOURCE INSTITUTE (WRI) (2012) Corporate Ecosystem Services Review ndash Version 20 Handbuch zur systematischen Erfas-sung von biodiversitaumltsbezogenen Risiko- und Handlungsfeldern Schrittweises Vorgehen inkl Vorschlaumlgen fuumlr die Erfassung und Doku-mentation des Prozesses wwwwriorgpublicationcorporate-ecosystem-services-review

Allgemein Oumlkosysteme Biodiversitaumlt und Wirtschaft JESSEL B TSCHIMPKE O UND WALSER M (2009) Produktivkraft

Natur Hamburg Praumlgnante Beispiele fuumlr die Quantifizierung von wirtschaftlich relevanten Nutzungen der Natur in Arbeitsplaumltzen Umsaumltzen oder vermiedenen Kostenwwwnaturkapital-teebdefileadminDownloadsProduktivkraft Naturpdf

MILLENNIUM ECOSYSTEM ASSESSMENT (2005) Ecosystems and Human Well-Being ndash Synthesis Synthese der mehr als 1000 Seiten fassenden wissenschaftlichen Studie uumlber die oumlkologischen und gesell-schaftlichen Zusammenhaumlnge sowie Zustand und Trends des Verlus-tes der biologischen Vielfalt und die Bedeutung der Oumlkosystemleis-tungen fuumlr den Menschenwwwmaweborgdocumentsdocument356aspxpdf

TEEB (2010) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integ-rieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz (Hrsg) Bonn Zusam-menfassung der Ergebnisse der internationalen TEEB Studie Synthese der Berichte fuumlr internationale Politiker lokale und regionale Ent-scheider sowie Unternehmen wwwteebweborg

Kartenmaterial Frageboumlgen und Tools PROTECTEDPLANETNET Weltweite kartengestuumltzte Darstellung von

Schutzgebieten basierend auf den Daten der World Database of Pro-tected Areas (WDPA) und der Weltnaturschutzorganisation (IUCN) wwwprotectedplanetnet

BFNshySCHUTZGEBIETSKARTE Interaktive Karte des Bundesamtes fuumlr Naturschutz mit allen deutschen Schutzgebieten wwwgeodienstebfndeschutzgebiete

CHECKLISTEN DER DEUTSCHEN BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIAshyTIVE Fragenkatalog zur Erstellung einer Selbsteinschaumltzung bezuumlg-lich potenzieller Risiken hinsichtlich Biodiversitaumlt und Oumlkosystem-leistungen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

51WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

INTEGRATED BIODIVERSITY ASSESSMENT TOOL (IBAT) Kostenpflich-tige Anwendung zur Bewertung standortbezogener Biodiversitaumlts-risiken (Fokus Schutzgebiete und Biodiversity Hot Spots) GIS-(Karten)- basiert wwwibatforbusinessorg

Fallbeispiele und Publikationssammlung WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD)

(2012) Biodiversity and ecosystem services ndash scaling up business solutions Company case studies that help achieve global biodiversity targetswwwwbcsdorgPagesEDocumentEDocumentDetailsaspxID=14923ampNoSearchContextKey=true

UNITED NATIONS ENVIRONMENT PROGRAM FINANCE INITIATIVE (UNEP FI) Publikationen zu biodiversitaumltsbezogenen Chancen Risiken und Handlungsoptionen der Finanzbranche wwwunepfiorgpublicationsbiodiversityindexhtml

CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (CBD) BUSINESS PROGRAMM Fallstudien und Publikationen zu Beruumlhrungspunkten und Leuchtturm-projekten zum Erhalt der biologischen Vielfalt wwwcbdintenbusiness

ECOSYSTEM MARKETPLACE Nachrichtenportal von Forest Trends rund um Biodiversitaumlts- Wasser- und CO2-Maumlrkte wwwecosystemmarketplacecom

Strategien auf politischer Ebene NATIONALE STRATEGIE ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT (2007) Deutsch-

lands Strategie zur Umsetzung der Konvention uumlber die biolo gische Vielfalt wwwbmudeN40333

INFORMATIONSPORTAL DES BUNDESAMTES FUumlR NATURSCHUTZ ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT Mit Nachrichten Informationen Veranstal-tungshinweisen und weiterfuumlhrenden Materialien wwwbiologische-vielfaltde

EUshyBIODIVERSITAumlTSSTRATEGIE FUumlR 2020 Diese EU-Strategie enthaumllt Ziele zum Erhalt von Biodiversitaumlt sowie von Oumlkosystemen und deren Leistungen (raquoNaturkapitallaquo) bis 2020httpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversitycomm20062020htm

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 52

GLOBALE BIODIVERSITAumlTSZIELE Der raquoStrategische Plan 2011 ndash 2020laquo des Internationalen Uumlbereinkommens zur biologischen Vielfalt (CBD) enthaumllt auch Ziele zu Oumlkosystemen und deren Leistungen sowie zum Wert der biologischen VielfaltwwwcbdintdocdecisionsCOP-10cop-10-dec-02-enpdf

Initiativen DEUTSCHE BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIATIVE ndash raquoBIODIVERSITY

IN GOOD COMPANYlaquoshy INITIATIVE Zusammenschluss vor allem deut-scher Unternehmen mit dem Ziel die Integration von Biodiversitaumlt in unternehmerische Entscheidungen voranzutreiben wwwbusiness-and-biodiversityde

EUROPAumlISCHE raquoBUSINESS AND BIODIVERSITY CAMPAIGNlaquo Europa-weite Plattform fuumlr Unternehmen mit dem Ziel Ansaumltze fuumlr ein Biodi-versitaumltsmanagement zu entwickeln und umzusetzen wwwbusiness-biodiversityeu

NATURAL CAPITAL DECLARATION Erklaumlrung einzelner Akteure des Finanzsektors Naturkapital in Finanzprodukten und -dienstleistungen zu beruumlcksichtigen wwwnaturalcapitaldeclarationorg

TEEB FOR BUSINESS COALITION Initiative zur Vereinheitlichung der Bilanzierung von Naturkapital im Unternehmen httpteebforbusinessorg

GLOSSAR 53

GLOSSAR

ARTENVIELFALTDiversitaumlt (Vielfalt) biologischer Arten in einem Lebensraum Artenviel-falt ist neben genetischer Vielfalt und Diversitaumlt der Oumlkosysteme ein Teil-aspekt der biologischen Vielfalt

BASISLEISTUNGENGrundlegende Leistungen der Oumlkosysteme wie zum Beispiel Photosyn-these oder Stickstoffbindung von Knoumlllchenbakterien welche die Voraus-setzung fuumlr alle anderen Leistungen der Oumlkosysteme sind

BIODIVERSITAumlT Biologische Vielfalt

BIOLOGISCHE VIELFALT Die Vielfalt des Lebens auf unserer Erde (oder Biodiversitaumlt) ist die Varia-bilitaumlt lebender Organismen und der von ihnen gebildeten oumlkologischen Komplexe Sie umfasst drei Ebenen 1) die Vielfalt an Oumlkosystemen bezie-hungsweise Lebensgemeinschaften Lebensraumlumen und Landschaften 2) die Artenvielfalt und 3) die genetische Vielfalt innerhalb der verschie-denen Arten

EINGRIFFSREGELUNG Instrument des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatschG sectsect 13 ff) das die Bewaumlltigung von Eingriffen in Natur und Landschaft regelt (Vermeidung und Kompensation)

EMAS Betriebliches Umweltmanagementsystem (Eco Management and Audit Scheme) nach der Verordnung (EG) Nr 12212009 uumlber die freiwillige Teil-nahme von Organisationen an einem Gemeinschaftssystem fuumlr Umwelt-management und Umweltbetriebspruumlfung (ABl EG L 342 v 22122009 S 1) Schwerpunkte sind die kontinuierliche Verbesserung der Umwelt-leistung die Umwelterklaumlrung und Umweltrechtskonformitaumlt

GEBIETSFREMDE ARTENAuch invasive Arten oder Neobiota Tier- und Pflanzenarten die durch Einfuhr (beabsichtigt) oder Einschleppung (unbeabsichtigt) in einem fuumlr sie nicht natuumlrlichen Lebensraum leben Einige gebietsfremde Arten ver-breiten sich aufgrund mangelnder Feinde physiologischer Eigenschaften (Wachstumsgeschwindigkeit Wasserbedarf) oder aumlhnlich invasiv und verdraumlngen einheimische Arten In einigen Faumlllen entstehen durch sie erheb liche Nachteile fuumlr Mensch (Gesundheitsbeeintraumlchtigungen wie zum Beispiel Allergien) und Oumlkosysteme (Degradation)

INWERTSETZUNGBuumlndel von Maszlignahmen um den Nutzen von Biodiversitaumlt und Oumlkosys-temleistungen fuumlr die Gesellschaft relevant und erfahrbar werden zu las-sen Dies geschieht durch (oumlkonomische) Bewertung und oder Integra-tion in Marktentscheidungen ndash zum Beispiel in Form von naturorientierten Angeboten Anreizen oder der Schaffung von Maumlrkten fuumlr Biodiversitaumlt ndash sowie in gesellschaftliche und private Entscheidungen

54 DIEUNTERNEHMENSPERSPEKTIVEndashNEUEHERAUSFORDERUNGEN

ISO 14001 Betriebliches Umweltmanagementsystem nach DIN EN ISO 140012004 + AC 2009 (Ausgabe 112009) Schwerpunkt liegt in der Verbesserung des Umweltmanagementsystems

KONVENTION UumlBER DIE BIOLOGISCHE VIELFALT (ENGL CONVENTION ON BIO LOGICAL DIVERSITY ndash CBD)

Uumlbereinkunft von 168 Staaten (Unterzeichner Stand 12122012) uumlber die biologische Vielfalt Darin werden der Verlust der biologischen Vielfalt als Herausforderung anerkannt und Ziele zu ihrer Erhaltung formuliert Diese sind 1) Schutz der biologischen Vielfalt 2) Nachhaltige Nutzung ihrer Bestandteile und 3) Zugangsregelung und gerechter Ausgleich von Vor-teilen welche aus der Nutzung genetischer Ressourcen entstehen

KULTURELLE OumlKOSYSTEMshy LEISTUNGEN

Leistungen von Oumlkosystemen mit Wirkung und Bedeutung fuumlr Erholung aumlsthetisches Empfinden spirituelle Erfahrungen soziale Funktionen kul-turelle Identitaumlt Heimatgefuumlhl Wissen und Erkenntnis

MONETARISISERUNG Beimesssung eines Wertes in Geldeinheiten Die Umweltoumlkonomie hat dazu mehrere Verfahren der Monetarisierung entwickelt

NATURKAPITAL Oumlkonomischer Begriff fuumlr den begrenzten Vorrat an physischen und bio-logischen Ressourcen der Erde und die begrenzte Bereitstellung von Guumltern und Leistungen durch Oumlkosysteme

OumlKOSYSTEM Bezeichnet die Bestandteile eines abgegrenzten Naturraumes (zum Beispiel niedersaumlchsisches Wattenmeer) oder eines bestimmten Natur-raumtyps (zum Beispiel naumlhrstoffarmes Flieszliggewaumlsser) und deren Wech-selwirkungen Der Begriff kann sich auf verschiedene raumlumliche Ebenen (lokal regional) beziehen und umfasst sowohl (halb-)natuumlrliche (zum Bei-spiel ungestoumlrte Hochmoore) und naturnahe (zum Beispiel Kalkmager-rasen) als auch vom Menschen gepraumlgte Oumlkosysteme (zum Beispiel Agrar oumlkosysteme)

OumlKOSYSTEMFUNKTIONEN Umfassen alle physikalischen chemischen und biologischen Prozesse und Wechselwirkungen die in verschiedenen Oumlkosystemen stattfinden

OumlKOSYSTEMLEISTUNGEN Bezeichnen direkte und indirekte Beitraumlge von Oumlkosystemen zum mensch-lichen Wohlergehen das heiszligt Leistungen und Guumlter die dem Menschen einen direkten oder indirekten wirtschaftlichen materiellen gesundheit-lichen oder psychischen Nutzen bringen In Abgrenzung zum Begriff Oumlko-systemfunktion entsteht der Begriff Oumlkosystemleistung aus einer anth-ropozentrischen Perspektive und ist an einen Nutzen des Oumlkosystems fuumlr den Menschen gebunden Der Begriff ist identisch mit den haumlufig verwen-deten Begriffen raquoOumlkosystemdienstleistunglaquo und raquooumlkosystemare Guumlter und Leistungenlaquo und entspricht dem englischen Begriff der raquoecosystem serviceslaquo

55

REGULIERUNGSLEISTUNGENFunktionen von Oumlkosystemen die auf (andere) Elemente und Prozesse von Oumlkosystemen einwirken die (direkten) Nutzen fuumlr den Menschen haben zum Beispiel die Filterwirkung von Bodenschichten auf die Grund-wasserqualitaumlt oder der Beitrag einer Hecke zur Verringerung der Boden-erosion

GLOSSAR

RESILIENZ (VON OumlKOSYSTEMEN)

Resilienz ist die Faumlhigkeit eines Oumlkosystems trotz aumluszligerer Stoumlrungen seine Funktionen und damit seine Oumlkosystemleistungen aufrecht zu erhalten Es wird davon ausgegangen dass die Resilienz stark mit der in dem Oumlko-system vorherrschenden biologischen Vielfalt korreliert

TEEBThe Economics of Ecosystems and Biodiversity Die internationale TEEB-Studie wurde von Deutschland im Rahmen seiner G8-Praumlsidentschaft im Jahr 2007 gemeinsam mit der EU-Kommission initiiert und mithilfe zahlreicher weiterer Institutionen unter der Schirmherrschaft des Um-weltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) durchgefuumlhrt Ziel der TEEB-Studie war es den oumlkonomischen Wert der Leistungen der Natur ein zuschaumltzen die wirtschaftlichen Auswirkungen der Schaumldigung von Oumlkosystemen zu erfassen und ausgehend davon die Kosten eines Nicht-Handelns zu beziffern Leiter der Studie war der indische Oumlkonom Pavan Sukhdev Im Rahmen der Studie wurden verschiedene Berichte veroumlffent-licht Derzeit wird unter Leitung von UNEP ein Nachfolgeprozess organi-siert um die Durchfuumlhrung von nationalen regionalen lokalen und sek-toralen Studien zum Thema anzuregen und zu foumlrdern

VERSORGUNGSLEISTUNGENBezeichnen meist marktfaumlhige Guumlter die von oder mithilfe von Oumlkosyste-men produziert werden (zum Beispiel Nahrung Frischwasser Feuer- und Bauholz) Teilweise ist ein erheblicher Beitrag von (Human-)Kapital und Arbeit notwendig um diese Guumlter zu erstellen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 56

QUELLEN

BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012) Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Centre for Sustainability Management Luumlneburg

BORN W u a (2012) Gesundheitskosten der Beifuszlig-Ambrosie in Deutschland In Umweltmedizin in Forschung und Praxis 17 (2) S 71 ndash 80

DER BUND (2009) Invasive Muscheln verstopfen Leitungen Von Fabio Bergamin Onlineausgabe Zuletzt aktualisiert am 31072009 httpwwwderbundchzeitungenwissenInvasive-Muscheln-verstopfen-Leitungenstory29662360

DEUTSCHER IMKERBUND EV Internetauftritt des Deutschen Imkerbund e V vom 12122012 httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpbienen-und- bestaeubungsleistung und httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpzahlen-die-zaehlen

EUROPAumlISCHE KOMMISSION (2009) Fact Sheet Gebietsfremde invasive Arten httpeceuropaeuenvironmentpubspdffactsheetsInvasive20Alien20SpeciesInvasive_Alien_DEpdf

FAO ndash FOOD AND AGRICULTURE ORGANIZATION OF THE UNITED NATIONS (2010) Global Forest Resource Assessment 2010wwwfaoorgforestryfrafra2010en

GARCIacuteAshyTORRES L u a (2001) Conservation agriculture in Europe Current status and perspectives In Garcia-Torres L Benites J and Martiacutenez-Vilela A (Hrsg) Conservation Agriculture A World-wide Challenge 1st World Congress on Conservation Agriculture Madrid 1 ndash 5 October 2001 Vol I Keynote Contributions XUL Cordoba Spain S 79 ndash 83

IAASTD ndash INTERNATIONAL ASSESSMENT OF AGRICULTURAL KNOWLEDGE SCIENCE AND TECHNOLOGY FOR DEVELOPMENT (2008) Global ReportwwwagassessmentorgreportsIAASTDENAgriculture20at20a20Crossroads_Global20Report20(English)pdf

KREIBICH H MUumlLLER M (2005) Private Vorsorgemaszlignahmen koumlnnen Hochwasserschaumlden reduzieren Schadensprisma Heft 1 2005 httpwwwschadenprismadepdfsp_2005_1_1pdf

57QUELLEN

LENZEN M u a (2012) International trade drives biodiversity threats in developing nations Nature 486109 ndash 112 Doi101038nature11145

PWC ndash PRICEWATERHOUSECOOPERS (2012) PwC Rio+20 Sustain ability pulse poll How do the public and CEO opinions differ on Rio+20 issues

REWE GROUP (2010) Pressemitteilung raquoBodensee-Obstbauern engagieren sich fuumlr Biodiversitaumltlaquo wwwrewe-groupcompressepressemeldungenpressemeldung-detail articlebodensee-obstbauern-engagieren-sich-fuer-biodiversitaet

SCBD ndash SECRETARIAT OF THE CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (2009) business2010 A magazine on business amp bio- diversity June 2009 Volume 4 ndash Issue 1 httpwwwcbdintdocnewslettersnews-biz-2009-06-enpdf

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement Ein Leitfaden fuumlr die betrieb-liche Praxis BerlinwwwbmudeN46143

STATISCHES BUNDESAMT (2012) Nachhaltige Entwicklung in Deutschland Indikatorenbericht 2012 wwwdestatisdeDEPublikationenThematischUmwelt oekonomischeGesamtrechnungenUmweltindikatorenIndikatoren PDF_0230001pdf__blob=publicationFile

STERN N (2007) The Economics of Climate Change The Stern Review Cambridge

TEEB (2009) The Economics of Ecosystems and Biodiversity TEEB for National and International Policy Makers Summary Responding to the Value of Naturewwwteebweborg

TEEB (2010A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity Ecological and Economic Foundations Edited by Pushpam Kumar London and Washington

TEEB (2010B) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integrieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz Bonn

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 58

TEEB (2011) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in National and International Policy Making Edited by Patrick ten Brink London and Washington

TEEB (2012A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Local and Regional Policy and Management Edited by Heidi Wittmer and Haripriya Gundimeda Abingdon and New York

TEEB (2012B) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Business and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York

TEN BRINK P BRAAT L (HRSG) (2008) The Cost of Policy Inaction The case of not meeting the 2010 biodiversity targethttpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversityeconomicspdfcopizip

UNESCAP ndash UNITED NATIONS ECONOMIC AND SOCIAL COMMISSION FOR ASIA AND THE PACIFIC (1999) Keynote Statement of Mr Cengiz Ertuna (UNESCAP) at IDNDR-ESCAP Regional Meeting for Asia Risk Reduction amp Society in the 21st Century Bangkok 23 ndash26 February 1999 httpwwwunescaporgenrdwater_mineraldisasterertuna01htm

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012) Water valuation ndash Building the business case Geneva and Washington

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012A) Changing Pace ndash Public policy options to scale and accelerate business action towards Vision 2050 Geneva and Washington

WRI ndash WORLD RESOURCE INSTITUTE (2012) The Corporate Ecosys-tem Services Review - Guidelines for Identifying Business Risks and Opportunities Arising from Ecosystem Change Version 20 Washington

ZEITZ J PUMA Pressemitteilung vom 16112011 httpaboutpumacompuma-completes-first-environmental-profit-and-loss-account-which-values-impacts-at-e-145-million

  • Die Unternehmensperspektive
  • Impressum
  • Inhaltsverzeichnis
  • Vorworte
  • Biodiversitaumlt und Oumlkoshysystemleistungen ndash Erweiterung der unternehmerischen Sicht
  • Warum die Wirtschaft gefragt ist ndash Treiber Chancen und Risiken
  • Entwicklungen und Trends ndash was auf Unternehmen zukommt
  • Wie Unternehmen taumltig werden koumlnnen
  • Ausblick
  • Weiterfuumlhrende Informationen
  • QUELLEN

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 42

Analyseschritte beinhalten Grenzwerte und Normen (in den Abbau- und Ursprungslaumlndern der Vorprodukte oftmals deutlich niedriger als in Deutschland) oder Screenings zu Wasserknappheit entlang der Lie-ferkette Darauf aufbauend ergibt sich eine detaillierte Bewertung zur Beruumlcksichtigung von Oumlkosystemleistungen und Biodiversitaumlt bei Liefe ranten

Investitions- und PlanungsprozesseInvestitionen in den Bau neuer Anlagen oder Standorte werden derzeit eher selten unter Biodiversitaumltsaspekten im betrieblichen Umwelt-management erfasst Beim Bau eines Produktionsstandorts auf der raquogruumlnen Wieselaquo spielen vor allem die Eingriffsregelung des Bun-desnaturschutzgesetztes (BNatSchG) sowie das EU-Naturschutz-recht (FFH- und Vogelschutz-Richtlinie) eine wichtige Rolle Diese Regeln erscheinen Unternehmen manchmal wider spruumlchlich ndash gerade mit Blick auf den gewollten Naturschutz Firmenareale werden auf-grund strategischer Entscheidungen zum Beispiel fuumlr den Bau von Anlagen uumlber einen laumlngeren Zeitraum brach liegen gelassen Siedelt sich daraufhin eine geschuumltzte Art auf dieser Flaumlche an koumlnnen Unter-nehmen unter Umstaumlnden nur mit hohen Auflagen dieses Gebiet er-schlieszligen und einen Neu- oder Ausbau realisieren Um solchen Ziel kon-flikten vorzubeugen bieten die zustaumlndigen Natur schutzbehoumlrden an in Dialog zu treten um gangbare Wege und Maszlignahmen auszu loten

Doch Unternehmen koumlnnen auch in Vorleistung gehen Indem zum Beispiel Brachflaumlchen und Naturraumlume belassen sowie die Funktio-nalitaumlt von aquatischen Oumlkosystemen (Gewaumlssern) erhalten werden

INFOBOX 27

Ausgleichsflaumlchen ndash Chancen fuumlr beschleunigte PlanungsprozesseGut zu wissen Laut sect16 BNatSchG kann durch Oumlkosystemschutz ein raquoGuthabenlaquo auf einem Oumlkokonto angespart werden Bei spaumlteren Ein-griffen werden diese Flaumlchen als bereits geleistete Kompensationsmaszlig-nahmen anerkannt Rheinkalk macht sich dieses Instrument zunutze Im sauerlaumlndischen Houmlnnetal dient nur ein Teil des Grundbesitzes dem Kalksteinabbau Weite Teile des Areals hingegen stehen dank nicht-oumlkonomischer Waldnutzung dem Naturschutz temporaumlr zur Verfuumlgung oder werden je nach Management und naturschutzfachlicher Einschaumlt-zung einem Oumlkokonto zugeschrieben das als Kompensationsleistung fuumlr zu erwartende Eingriffe agiert Waumlhrend auf der einen Seite pro-aktiv Arten- und Oumlkosystemschutz ermoumlglicht wird profitiert Rheinkalk von einem beschleunigten Planungsprozess vermiedener Buumlrokratie und somit geringeren Kosten (wwwrheinkalkdepdfVerantwortung_Fuer_Mensch_und_Naturpdf Seite 24)

43WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

koumlnnen etwaige Kompensationsmaszlignahmen im Rahmen der Ein griffs -regelung vermieden werden Zudem koumlnnen Ergebnisse der teils obli-gatorischen Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung (UVP) der Strategischen

INFOBOX 28

Praxisbeispiel ZielkonflikteBiologische Vielfalt spielt in Steinbruumlchen Baggerseen und Kiesgruben eine wichtige Rolle Die Steine- und Erdenindustrie engagiert sich in zahlreichen Projekten zur Foumlrderung der biologischen Vielfalt Neben der Erarbeitung von Biodiversitaumltsindikatoren und einer Biodiversitaumlts-Datenbank zaumlhlen hierzu zahlreiche gemeinsame Projekte mit Umwelt-verbaumlnden

raquoLeider werden der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt in den Abbaustaumltten ausgerechnet durch das Naturschutzrecht selbst eingeschraumlnkt Wer zum Beispiel ein Laichgewaumlsser fuumlr die Gelbbauch-unke auf einem Rohbodenstandort anlegt oder eine Steilwand fuumlr die Uferschwalbe herrichtet der laumluft Gefahr dass die weitere Bewirt-schaftung der Flaumlchen deutlich eingeschraumlnkt wird Der statische An-satz im Naturschutzrecht verhindert damit leider vielerorts die Aus-schoumlpfung von Synergieeffekten von Gesteinsabbau und Naturschutz Die Steine- und Erdenindustrie jedenfalls ist zur Foumlrderung der biolo-gischen Vielfalt bereit und setzt sich auch weiterhin fuumlr praktikable Loumlsungen einlaquo (Diplom-Biologe Thomas Beiszligwenger Hauptgeschaumlfts-fuumlhrer Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

ABBILDUNG 22 (Foto Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

INFOBOX 29

Praxisbeispiel Management von LiegenschaftenFraport die Betreibergesellschaft des Frankfurter Flughafens formuliert in seiner unternehmenseigenen Biodiversitaumltsstrategie Grundsaumltze zur Biodiversitaumlt Darin wird festgehalten dass sich Flugbetrieb und der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt ndash uumlber gesetz liche Anforderungen wie zum Beispiel Eingriffsregelung hinaus ndash vereinbaren lassen So wird unter anderem auf dem Gelaumlnde des Flughafens ein For-schungsprojekt zum Bienen-Monitoring unterstuumltzt das wichtige Infor-mationen uumlber die Schadstoffsituation liefert Gleich zeitig werden im Rhein-Main-Gebiet gezielt Naturschutzvorhaben gefoumlrdert so zum Bei-spiel der Erhalt von raquoAltholzinselnlaquo im Kinzigtal oder die Pflege von Streuobstwiesen im Maintal (wwwfraportdecontentfraport-agdenachhaltigkeitumweltnatur--und-ressourcenschutz0html und verglei-che auch die dort bereitgestellten PDF-Dokumente)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 44

Legende Naumlhe zum Kerngeschaumlft Merkmalsauspraumlgung Geringer Bezug Mittel o Trifft zu x Mittlerer Bezug Stark + Starker Bezug Sehr stark + +

ABBILDUNG 23 Handlungsan-saumltze zur Integration von Biodiversi-taumlt in Unternehmen am Beispiel eines Industrie- und Konsumguumlter-unternehmens (Grafik PwC)

INFOBOX 30

Handlungsansaumltze zur Integration von Biodiversitaumlt in UnternehmenDie vorgestellten sechs Handlungsansaumltze werden hier systematisch zusammengefasst am Beispiel der Indus trie- und Konsumguumlterbranche dargestellt Diese Systematik kann allen Unternehmen als Pruumlfrahmen dienen ihr spezifisches Profil zur Beruumlcksichtigung von biologischer Viel-falt Oumlkosystemen und deren Leistungen (Naturkapital) zu entwickeln

Die Abbildung verdeutlicht die Wirkung der verschiedenen Handlungs-ansaumltze beispielhaft im Hinblick auf die vier Werttreiber Risiken senken Kosten reduzieren Maumlrkte und Kunden erschlieszligen und Reputation steigern

Waumlhrend die farbliche Hinterlegung die Naumlhe zum Kerngeschaumlft andeutet geben die Spalten auf der rechten Seite Informationen uumlber den Beitrag zum Schutz der biologischen Vielfalt sowie zur moumlglichen Umsetzungskomplexitaumlt wieder Es wird deutlich dass es durchaus ein-fache Maszlignahmen gibt die eine Wirkung zeigen

Werttreiber

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Integration von Biodiversitaumltsaspekten in hellip

Beitrag zum Schutz des Natur kapitals

Umsetzungsshy komplexitaumlt

x x x 1) Unternehmerischer Verantwortung (Corporate Responsibility) o + o

x x x 2) Berichterstattung (inkl umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung) o +

x x 3) Umweltmanagement inkl Liegenschafts-management o + +

x x 4) Maszlignahmen zur Steigerung der Ressourcen-effizienz + + + +

x x x 5) Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten-Management + + + +

x x 6) Investitions- und Planungsprozesse + o +

45WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Des Weiteren ist erkennbar dass die Integration von Biodiversitaumlt in Aus-wahl- und Entscheidungsprozesse vor allem im Bereich Ressourceneffi-zienz Lieferketten-Management und Investitions- und Planungsprozesse zu Win-win-Situationen fuumlhren kann Dabei sollte bei der Auswahl der Ansaumltze und Methoden aber immer das Kerngeschaumlft des Unterneh-mens im Vordergrund stehen ndash hier kann ein erster Check die weitere Schwerpunktsetzung unterstuumltzen Auch die Integration ins klassische Umweltmanagement stellt einen Schritt zur Beruumlcksichtigung von Bio-diversitaumlt dar ndash und zwar verbunden mit einem maumlszligigen Aufwand

Umweltpruumlfung (SUP) und der FFH Vertraumlglichkeitspruumlfung (FFH VP) guumlnstiger ausfallen Auflagen der Nachbesserung reduziert dadurch Kosten eingespart und ein reibungsloser Planungs- und Bauprozess beguumlnstigt werden

Abschlieszligend gilt es die Integration von Biodiversitaumlt auch in flankie-renden operationellen Einheiten voranzutreiben Dies betrifft beson-ders Forschung und Entwicklung sowie Kommunikation Dabei sollen die Themen erfolgreich sowohl nach innen als auch nach auszligen also zu Kunden Lieferanten und anderen Interessengruppen kommuni-ziert und in eine entsprechende Berichterstattung integriert werden

AUSBLICK5

WIR KOumlNNEN DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER WIRTSCHAFT NUR ERHALTEN WENN WIR DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER NATUR ERHALTEN DAFUumlR IST EINE VIELFALT AN LEBENSshy RAumlUMEN UND ARTEN VON ENTSCHEIDENDER BEDEUTUNG DEREN SCHUTZ MUSS DESHALB VIEL STAumlRKER IN DEN WERTSCHOumlPFUNGSPROZESSEN BERUumlCKSICHTIGT WERDEN

ALEXANDER BARTELT ABTEILUNGS-

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VORSTANDSVORSITZENDER raquoBIODIVER-

SITY IN GOOD COMPANYlaquo- INITIATIVE

Es ist an der Zeit die Aspekte von Naturkapital in das unterneh-merische Handeln zu integrieren Nutzen Sie die vielfaumlltigen Ansatz-punkte die im Rahmen der Broschuumlre aufgezeigt wurden und beginnen Sie Ihre unternehmerischen Aktivitaumlten zu erweitern In Deutsch-land gibt es viele Initiativen und Ansaumltze die einen Einstieg in die The-men Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungen erleich tern Nutzen Sie diese Initiativen fuumlr einen Austausch mit anderen Unter-nehmen und uumlber die dort bereits gemachten Erfahrungen (siehe dazu auch Kapitel 6)

Die Initiative raquoBiodiversity in Good Companylaquo ist ein Zusammen-schluss von Unternehmen die gemeinsam fuumlr den Schutz der

biologischen Vielfalt eintreten Der branchenuumlbergreifenden Initiative gehoumlren kleine mittlere und groszlige Unternehmen an Die Mitglieder der raquoBiodiversity in Good Companylaquo-Initiative unterstuumlt-zen das freiwillige Engagement der Wirtschaft fuumlr den Schutz der biologischen Vielfalt Sie arbeiten an Innovationen und Investitio-nen damit naturvertraumlgliche Technologien Produkte und Dienst-leistungen verstaumlrkt ihren Weg in die Maumlrkte finden Die Initiative

47AUSBLICK

traumlgt dazu bei den Privatsektor in die Verwirklichung der Ziele der Konvention uumlber die biologische Vielfalt und der Nationalen

Strategie zur biologischen Vielfalt staumlrker einzubinden

Auch im Rahmen von econsense ndash einem Zusammenschluss fuumlhren-der global agierender Unternehmen und Organisationen der deut-schen Wirtschaft zu den Themen nachhaltige Entwicklung und Cor-porate Social Responsibility (CSR) ndash wird der Themenbereich im Rahmen der Arbeitsgruppe raquoBiodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungenlaquo begleitet Die Mitgliedsunternehmen setzten sich intensiv mit dem Erhalt und der Entwicklung der biologischen Vielfalt auseinander und nutzen econsense als Plattform zum Austausch und zur Diskus-sion von praktischen Managementinstrumenten

Engagieren Sie sich im Projekt raquoUnternehmen Biologische Vielfalt 2020laquo einer Dialog- und Aktionsplattform des Bundesumweltminis-teriums gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der deutschen Wirtschaft und von Naturschutzverbaumlnden die einen fortlaufenden Austausch erlaubt und konkrete Aktivitaumlten zur Umsetzung der Nati-onalen Strategie zur biologischen Vielfalt auf den Weg bringt Folgende Themenfelder stehen dabei im Fokus Informationen zur biologischen Vielfalt fuumlr Unternehmen Biologische Vielfalt im betrieblichen Umweltmanagement Biologische Vielfalt und Naturschutzrecht Kommunikation von Unternehmen nach auszligen Finanzierung von Naturschutzprojekten Maumlrkte Chancen erkennen und entwickeln Netzwerkbildung

Die kuumlnftige Leistungsfaumlhigkeit der Wirtschaft wird von der Leis-tungsfaumlhigkeit des Naturkapitals abhaumlngen Der Erhalt der Leistungs-faumlhigkeit unseres Naturkapitals erfordert die gebuumlndelten Kraumlfte von Unternehmen Politik und Gesellschaft raquoNatur kapital Deutschland ndash TEEB DElaquo zeigt dass sich dies auch wirtschaftlich lohnt Lassen Sie uns diese Chance gemeinsam wahrnehmen

ABBILDUNG 24 (Foto morrbyte Fotoliacom)

6 WEITERFUumlHRENDE INFORMATIONEN

PROJEKT raquoNATURKAPITAL DEUTSCHLAND ndash TEEB DElaquoDiese Broschuumlre ist Teil des Projekts raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo in dessen Rahmen bis zum Jahr 2015 folgende vier Berichte erscheinen (Arbeitstitel) raquoKlimapolitik und Naturkapital Synergien und Konfliktelaquo raquoOumlkosystemleistungen und Entwicklung laumlndlicher Raumlumelaquo raquoNaturleistungen in der Stadt Gesundheit schuumltzen und

Lebensqualitaumlt erhoumlhenlaquo raquoNaturkapital Deutschland Neue Handlungsoptionen

ergreifen ndash eine Syntheselaquo

Bereits erschienen ist die Broschuumlre raquoDer Wert der Natur fuumlr Wirt-schaft und Gesellschaft ndash Eine Einfuumlhrunglaquo wwwnaturkapital-teebde

Soweit Praxisbeispiele und Statements nicht gesondert gekennzeich-net wurden sind diese speziell fuumlr raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo erstellt worden

Leitfaumlden Handlungsmoumlglichkeiten fuumlr Unternehmen BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012)Biodiversitaumlt im unterneh-

merischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Umfangrei-che aber dennoch leicht zu erfassende und praxisnahe Broschuumlre zu Maszlignahmen rund um den betrieblichen Biodiversitaumltsschutz Mit zahl-reichen Umsetzungstipps und Hinweisen auf weiterfuumlhrende Lite ra-tur und Webseiten

49WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

www2leuphanadeumanagementcsmcontentnamadownloads download_publikationenBestaendig20Wuczkowski_Biodiversitaet 20im20unternehmerischen20Nachhaltigkeitsmanagement_neupdf

HOUDET J (HRSG) (2008 UumlBERARBEITET 2010) Integrating bio-diversity into business strategies The Biodiversity Accountability Framework Sehr umfangreiche Publikation (knapp 400 Seiten) uumlber Bio di versitaumlt und Unternehmen beginnend bei den Grundlagen 23 In dikatoren (Business and Biodiversity Independence Indicators) sind Grundlage fuumlr die Bewertung der Biodiversitaumltsleistung von Unter-nehmen Mit zahlreichen Beispielen Regionaler Fokus Frankreichwwworeeorg_scriptntsp-document-file_downloadphp document_id=1063ampdocument_file_id=1070

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement ndash Ein Leitfaden fuumlr die betriebliche Praxis Umsetzungsorientiertes Handbuch zur Einbindung von Biodiversi-

taumlt in das bestehende (Umwelt)-Management inklusive zahlreicher Vorschlaumlge fuumlr Maszlignahmen und Instrumente sowie Zuordnung zu Handlungsfeldern und Funktionsbereichen httpwwwbmudeN46143

TEEB (2012) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Busi-ness and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York Bericht fuumlr Unternehmen der internationalen TEEB-Studie Ins-pirierende teils generische Heranfuumlhrung an die Bedeutung von Bio-diversitaumlt an Unternehmen mit Beispielen aus aller Welt Excutive summary unter wwwteebweborg

UN GLOBAL COMPACT AND IUCN (2012) A Framework for Corpo rate Action on Biodiversity and Ecosystem Services Uumlberblicksbro schuumlre zu Biodiversitaumlt und Unternehmen Adressierte Themen Treiber Risi-ken amp Chancen Corporate Governance Management (inkl Vermei-dungs-Hierarchie) Stakeholder-Engagement und Berichter stattungwwwunglobalcompactorgdocsissues_docEnvironmentBES_Frameworkpdf

WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD) (2011) Handbuch zur unternehmerischen Bewertung von Oumlkosystemdienstleistungen (CEV) Ein Rahmenwerk zur Erleichterung unternehmerischer Entscheidungsfindung Generisches Hand buch fuumlr die Durchfuumlhrung einer unternehmensinternen Bewertung von Biodiversitaumlt (breites Werteverstaumlndnis) mit Handreichungen zu vor-gelagerten Abwaumlgungen wwweconsensedesitesallfilesWBCSD_Handbuch_CEVpdf

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 50

WORLD RESOURCE INSTITUTE (WRI) (2012) Corporate Ecosystem Services Review ndash Version 20 Handbuch zur systematischen Erfas-sung von biodiversitaumltsbezogenen Risiko- und Handlungsfeldern Schrittweises Vorgehen inkl Vorschlaumlgen fuumlr die Erfassung und Doku-mentation des Prozesses wwwwriorgpublicationcorporate-ecosystem-services-review

Allgemein Oumlkosysteme Biodiversitaumlt und Wirtschaft JESSEL B TSCHIMPKE O UND WALSER M (2009) Produktivkraft

Natur Hamburg Praumlgnante Beispiele fuumlr die Quantifizierung von wirtschaftlich relevanten Nutzungen der Natur in Arbeitsplaumltzen Umsaumltzen oder vermiedenen Kostenwwwnaturkapital-teebdefileadminDownloadsProduktivkraft Naturpdf

MILLENNIUM ECOSYSTEM ASSESSMENT (2005) Ecosystems and Human Well-Being ndash Synthesis Synthese der mehr als 1000 Seiten fassenden wissenschaftlichen Studie uumlber die oumlkologischen und gesell-schaftlichen Zusammenhaumlnge sowie Zustand und Trends des Verlus-tes der biologischen Vielfalt und die Bedeutung der Oumlkosystemleis-tungen fuumlr den Menschenwwwmaweborgdocumentsdocument356aspxpdf

TEEB (2010) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integ-rieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz (Hrsg) Bonn Zusam-menfassung der Ergebnisse der internationalen TEEB Studie Synthese der Berichte fuumlr internationale Politiker lokale und regionale Ent-scheider sowie Unternehmen wwwteebweborg

Kartenmaterial Frageboumlgen und Tools PROTECTEDPLANETNET Weltweite kartengestuumltzte Darstellung von

Schutzgebieten basierend auf den Daten der World Database of Pro-tected Areas (WDPA) und der Weltnaturschutzorganisation (IUCN) wwwprotectedplanetnet

BFNshySCHUTZGEBIETSKARTE Interaktive Karte des Bundesamtes fuumlr Naturschutz mit allen deutschen Schutzgebieten wwwgeodienstebfndeschutzgebiete

CHECKLISTEN DER DEUTSCHEN BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIAshyTIVE Fragenkatalog zur Erstellung einer Selbsteinschaumltzung bezuumlg-lich potenzieller Risiken hinsichtlich Biodiversitaumlt und Oumlkosystem-leistungen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

51WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

INTEGRATED BIODIVERSITY ASSESSMENT TOOL (IBAT) Kostenpflich-tige Anwendung zur Bewertung standortbezogener Biodiversitaumlts-risiken (Fokus Schutzgebiete und Biodiversity Hot Spots) GIS-(Karten)- basiert wwwibatforbusinessorg

Fallbeispiele und Publikationssammlung WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD)

(2012) Biodiversity and ecosystem services ndash scaling up business solutions Company case studies that help achieve global biodiversity targetswwwwbcsdorgPagesEDocumentEDocumentDetailsaspxID=14923ampNoSearchContextKey=true

UNITED NATIONS ENVIRONMENT PROGRAM FINANCE INITIATIVE (UNEP FI) Publikationen zu biodiversitaumltsbezogenen Chancen Risiken und Handlungsoptionen der Finanzbranche wwwunepfiorgpublicationsbiodiversityindexhtml

CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (CBD) BUSINESS PROGRAMM Fallstudien und Publikationen zu Beruumlhrungspunkten und Leuchtturm-projekten zum Erhalt der biologischen Vielfalt wwwcbdintenbusiness

ECOSYSTEM MARKETPLACE Nachrichtenportal von Forest Trends rund um Biodiversitaumlts- Wasser- und CO2-Maumlrkte wwwecosystemmarketplacecom

Strategien auf politischer Ebene NATIONALE STRATEGIE ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT (2007) Deutsch-

lands Strategie zur Umsetzung der Konvention uumlber die biolo gische Vielfalt wwwbmudeN40333

INFORMATIONSPORTAL DES BUNDESAMTES FUumlR NATURSCHUTZ ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT Mit Nachrichten Informationen Veranstal-tungshinweisen und weiterfuumlhrenden Materialien wwwbiologische-vielfaltde

EUshyBIODIVERSITAumlTSSTRATEGIE FUumlR 2020 Diese EU-Strategie enthaumllt Ziele zum Erhalt von Biodiversitaumlt sowie von Oumlkosystemen und deren Leistungen (raquoNaturkapitallaquo) bis 2020httpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversitycomm20062020htm

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 52

GLOBALE BIODIVERSITAumlTSZIELE Der raquoStrategische Plan 2011 ndash 2020laquo des Internationalen Uumlbereinkommens zur biologischen Vielfalt (CBD) enthaumllt auch Ziele zu Oumlkosystemen und deren Leistungen sowie zum Wert der biologischen VielfaltwwwcbdintdocdecisionsCOP-10cop-10-dec-02-enpdf

Initiativen DEUTSCHE BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIATIVE ndash raquoBIODIVERSITY

IN GOOD COMPANYlaquoshy INITIATIVE Zusammenschluss vor allem deut-scher Unternehmen mit dem Ziel die Integration von Biodiversitaumlt in unternehmerische Entscheidungen voranzutreiben wwwbusiness-and-biodiversityde

EUROPAumlISCHE raquoBUSINESS AND BIODIVERSITY CAMPAIGNlaquo Europa-weite Plattform fuumlr Unternehmen mit dem Ziel Ansaumltze fuumlr ein Biodi-versitaumltsmanagement zu entwickeln und umzusetzen wwwbusiness-biodiversityeu

NATURAL CAPITAL DECLARATION Erklaumlrung einzelner Akteure des Finanzsektors Naturkapital in Finanzprodukten und -dienstleistungen zu beruumlcksichtigen wwwnaturalcapitaldeclarationorg

TEEB FOR BUSINESS COALITION Initiative zur Vereinheitlichung der Bilanzierung von Naturkapital im Unternehmen httpteebforbusinessorg

GLOSSAR 53

GLOSSAR

ARTENVIELFALTDiversitaumlt (Vielfalt) biologischer Arten in einem Lebensraum Artenviel-falt ist neben genetischer Vielfalt und Diversitaumlt der Oumlkosysteme ein Teil-aspekt der biologischen Vielfalt

BASISLEISTUNGENGrundlegende Leistungen der Oumlkosysteme wie zum Beispiel Photosyn-these oder Stickstoffbindung von Knoumlllchenbakterien welche die Voraus-setzung fuumlr alle anderen Leistungen der Oumlkosysteme sind

BIODIVERSITAumlT Biologische Vielfalt

BIOLOGISCHE VIELFALT Die Vielfalt des Lebens auf unserer Erde (oder Biodiversitaumlt) ist die Varia-bilitaumlt lebender Organismen und der von ihnen gebildeten oumlkologischen Komplexe Sie umfasst drei Ebenen 1) die Vielfalt an Oumlkosystemen bezie-hungsweise Lebensgemeinschaften Lebensraumlumen und Landschaften 2) die Artenvielfalt und 3) die genetische Vielfalt innerhalb der verschie-denen Arten

EINGRIFFSREGELUNG Instrument des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatschG sectsect 13 ff) das die Bewaumlltigung von Eingriffen in Natur und Landschaft regelt (Vermeidung und Kompensation)

EMAS Betriebliches Umweltmanagementsystem (Eco Management and Audit Scheme) nach der Verordnung (EG) Nr 12212009 uumlber die freiwillige Teil-nahme von Organisationen an einem Gemeinschaftssystem fuumlr Umwelt-management und Umweltbetriebspruumlfung (ABl EG L 342 v 22122009 S 1) Schwerpunkte sind die kontinuierliche Verbesserung der Umwelt-leistung die Umwelterklaumlrung und Umweltrechtskonformitaumlt

GEBIETSFREMDE ARTENAuch invasive Arten oder Neobiota Tier- und Pflanzenarten die durch Einfuhr (beabsichtigt) oder Einschleppung (unbeabsichtigt) in einem fuumlr sie nicht natuumlrlichen Lebensraum leben Einige gebietsfremde Arten ver-breiten sich aufgrund mangelnder Feinde physiologischer Eigenschaften (Wachstumsgeschwindigkeit Wasserbedarf) oder aumlhnlich invasiv und verdraumlngen einheimische Arten In einigen Faumlllen entstehen durch sie erheb liche Nachteile fuumlr Mensch (Gesundheitsbeeintraumlchtigungen wie zum Beispiel Allergien) und Oumlkosysteme (Degradation)

INWERTSETZUNGBuumlndel von Maszlignahmen um den Nutzen von Biodiversitaumlt und Oumlkosys-temleistungen fuumlr die Gesellschaft relevant und erfahrbar werden zu las-sen Dies geschieht durch (oumlkonomische) Bewertung und oder Integra-tion in Marktentscheidungen ndash zum Beispiel in Form von naturorientierten Angeboten Anreizen oder der Schaffung von Maumlrkten fuumlr Biodiversitaumlt ndash sowie in gesellschaftliche und private Entscheidungen

54 DIEUNTERNEHMENSPERSPEKTIVEndashNEUEHERAUSFORDERUNGEN

ISO 14001 Betriebliches Umweltmanagementsystem nach DIN EN ISO 140012004 + AC 2009 (Ausgabe 112009) Schwerpunkt liegt in der Verbesserung des Umweltmanagementsystems

KONVENTION UumlBER DIE BIOLOGISCHE VIELFALT (ENGL CONVENTION ON BIO LOGICAL DIVERSITY ndash CBD)

Uumlbereinkunft von 168 Staaten (Unterzeichner Stand 12122012) uumlber die biologische Vielfalt Darin werden der Verlust der biologischen Vielfalt als Herausforderung anerkannt und Ziele zu ihrer Erhaltung formuliert Diese sind 1) Schutz der biologischen Vielfalt 2) Nachhaltige Nutzung ihrer Bestandteile und 3) Zugangsregelung und gerechter Ausgleich von Vor-teilen welche aus der Nutzung genetischer Ressourcen entstehen

KULTURELLE OumlKOSYSTEMshy LEISTUNGEN

Leistungen von Oumlkosystemen mit Wirkung und Bedeutung fuumlr Erholung aumlsthetisches Empfinden spirituelle Erfahrungen soziale Funktionen kul-turelle Identitaumlt Heimatgefuumlhl Wissen und Erkenntnis

MONETARISISERUNG Beimesssung eines Wertes in Geldeinheiten Die Umweltoumlkonomie hat dazu mehrere Verfahren der Monetarisierung entwickelt

NATURKAPITAL Oumlkonomischer Begriff fuumlr den begrenzten Vorrat an physischen und bio-logischen Ressourcen der Erde und die begrenzte Bereitstellung von Guumltern und Leistungen durch Oumlkosysteme

OumlKOSYSTEM Bezeichnet die Bestandteile eines abgegrenzten Naturraumes (zum Beispiel niedersaumlchsisches Wattenmeer) oder eines bestimmten Natur-raumtyps (zum Beispiel naumlhrstoffarmes Flieszliggewaumlsser) und deren Wech-selwirkungen Der Begriff kann sich auf verschiedene raumlumliche Ebenen (lokal regional) beziehen und umfasst sowohl (halb-)natuumlrliche (zum Bei-spiel ungestoumlrte Hochmoore) und naturnahe (zum Beispiel Kalkmager-rasen) als auch vom Menschen gepraumlgte Oumlkosysteme (zum Beispiel Agrar oumlkosysteme)

OumlKOSYSTEMFUNKTIONEN Umfassen alle physikalischen chemischen und biologischen Prozesse und Wechselwirkungen die in verschiedenen Oumlkosystemen stattfinden

OumlKOSYSTEMLEISTUNGEN Bezeichnen direkte und indirekte Beitraumlge von Oumlkosystemen zum mensch-lichen Wohlergehen das heiszligt Leistungen und Guumlter die dem Menschen einen direkten oder indirekten wirtschaftlichen materiellen gesundheit-lichen oder psychischen Nutzen bringen In Abgrenzung zum Begriff Oumlko-systemfunktion entsteht der Begriff Oumlkosystemleistung aus einer anth-ropozentrischen Perspektive und ist an einen Nutzen des Oumlkosystems fuumlr den Menschen gebunden Der Begriff ist identisch mit den haumlufig verwen-deten Begriffen raquoOumlkosystemdienstleistunglaquo und raquooumlkosystemare Guumlter und Leistungenlaquo und entspricht dem englischen Begriff der raquoecosystem serviceslaquo

55

REGULIERUNGSLEISTUNGENFunktionen von Oumlkosystemen die auf (andere) Elemente und Prozesse von Oumlkosystemen einwirken die (direkten) Nutzen fuumlr den Menschen haben zum Beispiel die Filterwirkung von Bodenschichten auf die Grund-wasserqualitaumlt oder der Beitrag einer Hecke zur Verringerung der Boden-erosion

GLOSSAR

RESILIENZ (VON OumlKOSYSTEMEN)

Resilienz ist die Faumlhigkeit eines Oumlkosystems trotz aumluszligerer Stoumlrungen seine Funktionen und damit seine Oumlkosystemleistungen aufrecht zu erhalten Es wird davon ausgegangen dass die Resilienz stark mit der in dem Oumlko-system vorherrschenden biologischen Vielfalt korreliert

TEEBThe Economics of Ecosystems and Biodiversity Die internationale TEEB-Studie wurde von Deutschland im Rahmen seiner G8-Praumlsidentschaft im Jahr 2007 gemeinsam mit der EU-Kommission initiiert und mithilfe zahlreicher weiterer Institutionen unter der Schirmherrschaft des Um-weltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) durchgefuumlhrt Ziel der TEEB-Studie war es den oumlkonomischen Wert der Leistungen der Natur ein zuschaumltzen die wirtschaftlichen Auswirkungen der Schaumldigung von Oumlkosystemen zu erfassen und ausgehend davon die Kosten eines Nicht-Handelns zu beziffern Leiter der Studie war der indische Oumlkonom Pavan Sukhdev Im Rahmen der Studie wurden verschiedene Berichte veroumlffent-licht Derzeit wird unter Leitung von UNEP ein Nachfolgeprozess organi-siert um die Durchfuumlhrung von nationalen regionalen lokalen und sek-toralen Studien zum Thema anzuregen und zu foumlrdern

VERSORGUNGSLEISTUNGENBezeichnen meist marktfaumlhige Guumlter die von oder mithilfe von Oumlkosyste-men produziert werden (zum Beispiel Nahrung Frischwasser Feuer- und Bauholz) Teilweise ist ein erheblicher Beitrag von (Human-)Kapital und Arbeit notwendig um diese Guumlter zu erstellen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 56

QUELLEN

BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012) Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Centre for Sustainability Management Luumlneburg

BORN W u a (2012) Gesundheitskosten der Beifuszlig-Ambrosie in Deutschland In Umweltmedizin in Forschung und Praxis 17 (2) S 71 ndash 80

DER BUND (2009) Invasive Muscheln verstopfen Leitungen Von Fabio Bergamin Onlineausgabe Zuletzt aktualisiert am 31072009 httpwwwderbundchzeitungenwissenInvasive-Muscheln-verstopfen-Leitungenstory29662360

DEUTSCHER IMKERBUND EV Internetauftritt des Deutschen Imkerbund e V vom 12122012 httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpbienen-und- bestaeubungsleistung und httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpzahlen-die-zaehlen

EUROPAumlISCHE KOMMISSION (2009) Fact Sheet Gebietsfremde invasive Arten httpeceuropaeuenvironmentpubspdffactsheetsInvasive20Alien20SpeciesInvasive_Alien_DEpdf

FAO ndash FOOD AND AGRICULTURE ORGANIZATION OF THE UNITED NATIONS (2010) Global Forest Resource Assessment 2010wwwfaoorgforestryfrafra2010en

GARCIacuteAshyTORRES L u a (2001) Conservation agriculture in Europe Current status and perspectives In Garcia-Torres L Benites J and Martiacutenez-Vilela A (Hrsg) Conservation Agriculture A World-wide Challenge 1st World Congress on Conservation Agriculture Madrid 1 ndash 5 October 2001 Vol I Keynote Contributions XUL Cordoba Spain S 79 ndash 83

IAASTD ndash INTERNATIONAL ASSESSMENT OF AGRICULTURAL KNOWLEDGE SCIENCE AND TECHNOLOGY FOR DEVELOPMENT (2008) Global ReportwwwagassessmentorgreportsIAASTDENAgriculture20at20a20Crossroads_Global20Report20(English)pdf

KREIBICH H MUumlLLER M (2005) Private Vorsorgemaszlignahmen koumlnnen Hochwasserschaumlden reduzieren Schadensprisma Heft 1 2005 httpwwwschadenprismadepdfsp_2005_1_1pdf

57QUELLEN

LENZEN M u a (2012) International trade drives biodiversity threats in developing nations Nature 486109 ndash 112 Doi101038nature11145

PWC ndash PRICEWATERHOUSECOOPERS (2012) PwC Rio+20 Sustain ability pulse poll How do the public and CEO opinions differ on Rio+20 issues

REWE GROUP (2010) Pressemitteilung raquoBodensee-Obstbauern engagieren sich fuumlr Biodiversitaumltlaquo wwwrewe-groupcompressepressemeldungenpressemeldung-detail articlebodensee-obstbauern-engagieren-sich-fuer-biodiversitaet

SCBD ndash SECRETARIAT OF THE CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (2009) business2010 A magazine on business amp bio- diversity June 2009 Volume 4 ndash Issue 1 httpwwwcbdintdocnewslettersnews-biz-2009-06-enpdf

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement Ein Leitfaden fuumlr die betrieb-liche Praxis BerlinwwwbmudeN46143

STATISCHES BUNDESAMT (2012) Nachhaltige Entwicklung in Deutschland Indikatorenbericht 2012 wwwdestatisdeDEPublikationenThematischUmwelt oekonomischeGesamtrechnungenUmweltindikatorenIndikatoren PDF_0230001pdf__blob=publicationFile

STERN N (2007) The Economics of Climate Change The Stern Review Cambridge

TEEB (2009) The Economics of Ecosystems and Biodiversity TEEB for National and International Policy Makers Summary Responding to the Value of Naturewwwteebweborg

TEEB (2010A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity Ecological and Economic Foundations Edited by Pushpam Kumar London and Washington

TEEB (2010B) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integrieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz Bonn

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 58

TEEB (2011) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in National and International Policy Making Edited by Patrick ten Brink London and Washington

TEEB (2012A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Local and Regional Policy and Management Edited by Heidi Wittmer and Haripriya Gundimeda Abingdon and New York

TEEB (2012B) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Business and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York

TEN BRINK P BRAAT L (HRSG) (2008) The Cost of Policy Inaction The case of not meeting the 2010 biodiversity targethttpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversityeconomicspdfcopizip

UNESCAP ndash UNITED NATIONS ECONOMIC AND SOCIAL COMMISSION FOR ASIA AND THE PACIFIC (1999) Keynote Statement of Mr Cengiz Ertuna (UNESCAP) at IDNDR-ESCAP Regional Meeting for Asia Risk Reduction amp Society in the 21st Century Bangkok 23 ndash26 February 1999 httpwwwunescaporgenrdwater_mineraldisasterertuna01htm

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012) Water valuation ndash Building the business case Geneva and Washington

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012A) Changing Pace ndash Public policy options to scale and accelerate business action towards Vision 2050 Geneva and Washington

WRI ndash WORLD RESOURCE INSTITUTE (2012) The Corporate Ecosys-tem Services Review - Guidelines for Identifying Business Risks and Opportunities Arising from Ecosystem Change Version 20 Washington

ZEITZ J PUMA Pressemitteilung vom 16112011 httpaboutpumacompuma-completes-first-environmental-profit-and-loss-account-which-values-impacts-at-e-145-million

  • Die Unternehmensperspektive
  • Impressum
  • Inhaltsverzeichnis
  • Vorworte
  • Biodiversitaumlt und Oumlkoshysystemleistungen ndash Erweiterung der unternehmerischen Sicht
  • Warum die Wirtschaft gefragt ist ndash Treiber Chancen und Risiken
  • Entwicklungen und Trends ndash was auf Unternehmen zukommt
  • Wie Unternehmen taumltig werden koumlnnen
  • Ausblick
  • Weiterfuumlhrende Informationen
  • QUELLEN

43WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

koumlnnen etwaige Kompensationsmaszlignahmen im Rahmen der Ein griffs -regelung vermieden werden Zudem koumlnnen Ergebnisse der teils obli-gatorischen Umweltvertraumlglichkeitspruumlfung (UVP) der Strategischen

INFOBOX 28

Praxisbeispiel ZielkonflikteBiologische Vielfalt spielt in Steinbruumlchen Baggerseen und Kiesgruben eine wichtige Rolle Die Steine- und Erdenindustrie engagiert sich in zahlreichen Projekten zur Foumlrderung der biologischen Vielfalt Neben der Erarbeitung von Biodiversitaumltsindikatoren und einer Biodiversitaumlts-Datenbank zaumlhlen hierzu zahlreiche gemeinsame Projekte mit Umwelt-verbaumlnden

raquoLeider werden der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt in den Abbaustaumltten ausgerechnet durch das Naturschutzrecht selbst eingeschraumlnkt Wer zum Beispiel ein Laichgewaumlsser fuumlr die Gelbbauch-unke auf einem Rohbodenstandort anlegt oder eine Steilwand fuumlr die Uferschwalbe herrichtet der laumluft Gefahr dass die weitere Bewirt-schaftung der Flaumlchen deutlich eingeschraumlnkt wird Der statische An-satz im Naturschutzrecht verhindert damit leider vielerorts die Aus-schoumlpfung von Synergieeffekten von Gesteinsabbau und Naturschutz Die Steine- und Erdenindustrie jedenfalls ist zur Foumlrderung der biolo-gischen Vielfalt bereit und setzt sich auch weiterhin fuumlr praktikable Loumlsungen einlaquo (Diplom-Biologe Thomas Beiszligwenger Hauptgeschaumlfts-fuumlhrer Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

ABBILDUNG 22 (Foto Industrieverband Steine und Erden Baden-Wuumlrttemberg e V)

INFOBOX 29

Praxisbeispiel Management von LiegenschaftenFraport die Betreibergesellschaft des Frankfurter Flughafens formuliert in seiner unternehmenseigenen Biodiversitaumltsstrategie Grundsaumltze zur Biodiversitaumlt Darin wird festgehalten dass sich Flugbetrieb und der Erhalt und die Foumlrderung der biologischen Vielfalt ndash uumlber gesetz liche Anforderungen wie zum Beispiel Eingriffsregelung hinaus ndash vereinbaren lassen So wird unter anderem auf dem Gelaumlnde des Flughafens ein For-schungsprojekt zum Bienen-Monitoring unterstuumltzt das wichtige Infor-mationen uumlber die Schadstoffsituation liefert Gleich zeitig werden im Rhein-Main-Gebiet gezielt Naturschutzvorhaben gefoumlrdert so zum Bei-spiel der Erhalt von raquoAltholzinselnlaquo im Kinzigtal oder die Pflege von Streuobstwiesen im Maintal (wwwfraportdecontentfraport-agdenachhaltigkeitumweltnatur--und-ressourcenschutz0html und verglei-che auch die dort bereitgestellten PDF-Dokumente)

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 44

Legende Naumlhe zum Kerngeschaumlft Merkmalsauspraumlgung Geringer Bezug Mittel o Trifft zu x Mittlerer Bezug Stark + Starker Bezug Sehr stark + +

ABBILDUNG 23 Handlungsan-saumltze zur Integration von Biodiversi-taumlt in Unternehmen am Beispiel eines Industrie- und Konsumguumlter-unternehmens (Grafik PwC)

INFOBOX 30

Handlungsansaumltze zur Integration von Biodiversitaumlt in UnternehmenDie vorgestellten sechs Handlungsansaumltze werden hier systematisch zusammengefasst am Beispiel der Indus trie- und Konsumguumlterbranche dargestellt Diese Systematik kann allen Unternehmen als Pruumlfrahmen dienen ihr spezifisches Profil zur Beruumlcksichtigung von biologischer Viel-falt Oumlkosystemen und deren Leistungen (Naturkapital) zu entwickeln

Die Abbildung verdeutlicht die Wirkung der verschiedenen Handlungs-ansaumltze beispielhaft im Hinblick auf die vier Werttreiber Risiken senken Kosten reduzieren Maumlrkte und Kunden erschlieszligen und Reputation steigern

Waumlhrend die farbliche Hinterlegung die Naumlhe zum Kerngeschaumlft andeutet geben die Spalten auf der rechten Seite Informationen uumlber den Beitrag zum Schutz der biologischen Vielfalt sowie zur moumlglichen Umsetzungskomplexitaumlt wieder Es wird deutlich dass es durchaus ein-fache Maszlignahmen gibt die eine Wirkung zeigen

Werttreiber

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Integration von Biodiversitaumltsaspekten in hellip

Beitrag zum Schutz des Natur kapitals

Umsetzungsshy komplexitaumlt

x x x 1) Unternehmerischer Verantwortung (Corporate Responsibility) o + o

x x x 2) Berichterstattung (inkl umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung) o +

x x 3) Umweltmanagement inkl Liegenschafts-management o + +

x x 4) Maszlignahmen zur Steigerung der Ressourcen-effizienz + + + +

x x x 5) Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten-Management + + + +

x x 6) Investitions- und Planungsprozesse + o +

45WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Des Weiteren ist erkennbar dass die Integration von Biodiversitaumlt in Aus-wahl- und Entscheidungsprozesse vor allem im Bereich Ressourceneffi-zienz Lieferketten-Management und Investitions- und Planungsprozesse zu Win-win-Situationen fuumlhren kann Dabei sollte bei der Auswahl der Ansaumltze und Methoden aber immer das Kerngeschaumlft des Unterneh-mens im Vordergrund stehen ndash hier kann ein erster Check die weitere Schwerpunktsetzung unterstuumltzen Auch die Integration ins klassische Umweltmanagement stellt einen Schritt zur Beruumlcksichtigung von Bio-diversitaumlt dar ndash und zwar verbunden mit einem maumlszligigen Aufwand

Umweltpruumlfung (SUP) und der FFH Vertraumlglichkeitspruumlfung (FFH VP) guumlnstiger ausfallen Auflagen der Nachbesserung reduziert dadurch Kosten eingespart und ein reibungsloser Planungs- und Bauprozess beguumlnstigt werden

Abschlieszligend gilt es die Integration von Biodiversitaumlt auch in flankie-renden operationellen Einheiten voranzutreiben Dies betrifft beson-ders Forschung und Entwicklung sowie Kommunikation Dabei sollen die Themen erfolgreich sowohl nach innen als auch nach auszligen also zu Kunden Lieferanten und anderen Interessengruppen kommuni-ziert und in eine entsprechende Berichterstattung integriert werden

AUSBLICK5

WIR KOumlNNEN DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER WIRTSCHAFT NUR ERHALTEN WENN WIR DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER NATUR ERHALTEN DAFUumlR IST EINE VIELFALT AN LEBENSshy RAumlUMEN UND ARTEN VON ENTSCHEIDENDER BEDEUTUNG DEREN SCHUTZ MUSS DESHALB VIEL STAumlRKER IN DEN WERTSCHOumlPFUNGSPROZESSEN BERUumlCKSICHTIGT WERDEN

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VORSTANDSVORSITZENDER raquoBIODIVER-

SITY IN GOOD COMPANYlaquo- INITIATIVE

Es ist an der Zeit die Aspekte von Naturkapital in das unterneh-merische Handeln zu integrieren Nutzen Sie die vielfaumlltigen Ansatz-punkte die im Rahmen der Broschuumlre aufgezeigt wurden und beginnen Sie Ihre unternehmerischen Aktivitaumlten zu erweitern In Deutsch-land gibt es viele Initiativen und Ansaumltze die einen Einstieg in die The-men Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungen erleich tern Nutzen Sie diese Initiativen fuumlr einen Austausch mit anderen Unter-nehmen und uumlber die dort bereits gemachten Erfahrungen (siehe dazu auch Kapitel 6)

Die Initiative raquoBiodiversity in Good Companylaquo ist ein Zusammen-schluss von Unternehmen die gemeinsam fuumlr den Schutz der

biologischen Vielfalt eintreten Der branchenuumlbergreifenden Initiative gehoumlren kleine mittlere und groszlige Unternehmen an Die Mitglieder der raquoBiodiversity in Good Companylaquo-Initiative unterstuumlt-zen das freiwillige Engagement der Wirtschaft fuumlr den Schutz der biologischen Vielfalt Sie arbeiten an Innovationen und Investitio-nen damit naturvertraumlgliche Technologien Produkte und Dienst-leistungen verstaumlrkt ihren Weg in die Maumlrkte finden Die Initiative

47AUSBLICK

traumlgt dazu bei den Privatsektor in die Verwirklichung der Ziele der Konvention uumlber die biologische Vielfalt und der Nationalen

Strategie zur biologischen Vielfalt staumlrker einzubinden

Auch im Rahmen von econsense ndash einem Zusammenschluss fuumlhren-der global agierender Unternehmen und Organisationen der deut-schen Wirtschaft zu den Themen nachhaltige Entwicklung und Cor-porate Social Responsibility (CSR) ndash wird der Themenbereich im Rahmen der Arbeitsgruppe raquoBiodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungenlaquo begleitet Die Mitgliedsunternehmen setzten sich intensiv mit dem Erhalt und der Entwicklung der biologischen Vielfalt auseinander und nutzen econsense als Plattform zum Austausch und zur Diskus-sion von praktischen Managementinstrumenten

Engagieren Sie sich im Projekt raquoUnternehmen Biologische Vielfalt 2020laquo einer Dialog- und Aktionsplattform des Bundesumweltminis-teriums gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der deutschen Wirtschaft und von Naturschutzverbaumlnden die einen fortlaufenden Austausch erlaubt und konkrete Aktivitaumlten zur Umsetzung der Nati-onalen Strategie zur biologischen Vielfalt auf den Weg bringt Folgende Themenfelder stehen dabei im Fokus Informationen zur biologischen Vielfalt fuumlr Unternehmen Biologische Vielfalt im betrieblichen Umweltmanagement Biologische Vielfalt und Naturschutzrecht Kommunikation von Unternehmen nach auszligen Finanzierung von Naturschutzprojekten Maumlrkte Chancen erkennen und entwickeln Netzwerkbildung

Die kuumlnftige Leistungsfaumlhigkeit der Wirtschaft wird von der Leis-tungsfaumlhigkeit des Naturkapitals abhaumlngen Der Erhalt der Leistungs-faumlhigkeit unseres Naturkapitals erfordert die gebuumlndelten Kraumlfte von Unternehmen Politik und Gesellschaft raquoNatur kapital Deutschland ndash TEEB DElaquo zeigt dass sich dies auch wirtschaftlich lohnt Lassen Sie uns diese Chance gemeinsam wahrnehmen

ABBILDUNG 24 (Foto morrbyte Fotoliacom)

6 WEITERFUumlHRENDE INFORMATIONEN

PROJEKT raquoNATURKAPITAL DEUTSCHLAND ndash TEEB DElaquoDiese Broschuumlre ist Teil des Projekts raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo in dessen Rahmen bis zum Jahr 2015 folgende vier Berichte erscheinen (Arbeitstitel) raquoKlimapolitik und Naturkapital Synergien und Konfliktelaquo raquoOumlkosystemleistungen und Entwicklung laumlndlicher Raumlumelaquo raquoNaturleistungen in der Stadt Gesundheit schuumltzen und

Lebensqualitaumlt erhoumlhenlaquo raquoNaturkapital Deutschland Neue Handlungsoptionen

ergreifen ndash eine Syntheselaquo

Bereits erschienen ist die Broschuumlre raquoDer Wert der Natur fuumlr Wirt-schaft und Gesellschaft ndash Eine Einfuumlhrunglaquo wwwnaturkapital-teebde

Soweit Praxisbeispiele und Statements nicht gesondert gekennzeich-net wurden sind diese speziell fuumlr raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo erstellt worden

Leitfaumlden Handlungsmoumlglichkeiten fuumlr Unternehmen BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012)Biodiversitaumlt im unterneh-

merischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Umfangrei-che aber dennoch leicht zu erfassende und praxisnahe Broschuumlre zu Maszlignahmen rund um den betrieblichen Biodiversitaumltsschutz Mit zahl-reichen Umsetzungstipps und Hinweisen auf weiterfuumlhrende Lite ra-tur und Webseiten

49WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

www2leuphanadeumanagementcsmcontentnamadownloads download_publikationenBestaendig20Wuczkowski_Biodiversitaet 20im20unternehmerischen20Nachhaltigkeitsmanagement_neupdf

HOUDET J (HRSG) (2008 UumlBERARBEITET 2010) Integrating bio-diversity into business strategies The Biodiversity Accountability Framework Sehr umfangreiche Publikation (knapp 400 Seiten) uumlber Bio di versitaumlt und Unternehmen beginnend bei den Grundlagen 23 In dikatoren (Business and Biodiversity Independence Indicators) sind Grundlage fuumlr die Bewertung der Biodiversitaumltsleistung von Unter-nehmen Mit zahlreichen Beispielen Regionaler Fokus Frankreichwwworeeorg_scriptntsp-document-file_downloadphp document_id=1063ampdocument_file_id=1070

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement ndash Ein Leitfaden fuumlr die betriebliche Praxis Umsetzungsorientiertes Handbuch zur Einbindung von Biodiversi-

taumlt in das bestehende (Umwelt)-Management inklusive zahlreicher Vorschlaumlge fuumlr Maszlignahmen und Instrumente sowie Zuordnung zu Handlungsfeldern und Funktionsbereichen httpwwwbmudeN46143

TEEB (2012) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Busi-ness and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York Bericht fuumlr Unternehmen der internationalen TEEB-Studie Ins-pirierende teils generische Heranfuumlhrung an die Bedeutung von Bio-diversitaumlt an Unternehmen mit Beispielen aus aller Welt Excutive summary unter wwwteebweborg

UN GLOBAL COMPACT AND IUCN (2012) A Framework for Corpo rate Action on Biodiversity and Ecosystem Services Uumlberblicksbro schuumlre zu Biodiversitaumlt und Unternehmen Adressierte Themen Treiber Risi-ken amp Chancen Corporate Governance Management (inkl Vermei-dungs-Hierarchie) Stakeholder-Engagement und Berichter stattungwwwunglobalcompactorgdocsissues_docEnvironmentBES_Frameworkpdf

WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD) (2011) Handbuch zur unternehmerischen Bewertung von Oumlkosystemdienstleistungen (CEV) Ein Rahmenwerk zur Erleichterung unternehmerischer Entscheidungsfindung Generisches Hand buch fuumlr die Durchfuumlhrung einer unternehmensinternen Bewertung von Biodiversitaumlt (breites Werteverstaumlndnis) mit Handreichungen zu vor-gelagerten Abwaumlgungen wwweconsensedesitesallfilesWBCSD_Handbuch_CEVpdf

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 50

WORLD RESOURCE INSTITUTE (WRI) (2012) Corporate Ecosystem Services Review ndash Version 20 Handbuch zur systematischen Erfas-sung von biodiversitaumltsbezogenen Risiko- und Handlungsfeldern Schrittweises Vorgehen inkl Vorschlaumlgen fuumlr die Erfassung und Doku-mentation des Prozesses wwwwriorgpublicationcorporate-ecosystem-services-review

Allgemein Oumlkosysteme Biodiversitaumlt und Wirtschaft JESSEL B TSCHIMPKE O UND WALSER M (2009) Produktivkraft

Natur Hamburg Praumlgnante Beispiele fuumlr die Quantifizierung von wirtschaftlich relevanten Nutzungen der Natur in Arbeitsplaumltzen Umsaumltzen oder vermiedenen Kostenwwwnaturkapital-teebdefileadminDownloadsProduktivkraft Naturpdf

MILLENNIUM ECOSYSTEM ASSESSMENT (2005) Ecosystems and Human Well-Being ndash Synthesis Synthese der mehr als 1000 Seiten fassenden wissenschaftlichen Studie uumlber die oumlkologischen und gesell-schaftlichen Zusammenhaumlnge sowie Zustand und Trends des Verlus-tes der biologischen Vielfalt und die Bedeutung der Oumlkosystemleis-tungen fuumlr den Menschenwwwmaweborgdocumentsdocument356aspxpdf

TEEB (2010) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integ-rieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz (Hrsg) Bonn Zusam-menfassung der Ergebnisse der internationalen TEEB Studie Synthese der Berichte fuumlr internationale Politiker lokale und regionale Ent-scheider sowie Unternehmen wwwteebweborg

Kartenmaterial Frageboumlgen und Tools PROTECTEDPLANETNET Weltweite kartengestuumltzte Darstellung von

Schutzgebieten basierend auf den Daten der World Database of Pro-tected Areas (WDPA) und der Weltnaturschutzorganisation (IUCN) wwwprotectedplanetnet

BFNshySCHUTZGEBIETSKARTE Interaktive Karte des Bundesamtes fuumlr Naturschutz mit allen deutschen Schutzgebieten wwwgeodienstebfndeschutzgebiete

CHECKLISTEN DER DEUTSCHEN BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIAshyTIVE Fragenkatalog zur Erstellung einer Selbsteinschaumltzung bezuumlg-lich potenzieller Risiken hinsichtlich Biodiversitaumlt und Oumlkosystem-leistungen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

51WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

INTEGRATED BIODIVERSITY ASSESSMENT TOOL (IBAT) Kostenpflich-tige Anwendung zur Bewertung standortbezogener Biodiversitaumlts-risiken (Fokus Schutzgebiete und Biodiversity Hot Spots) GIS-(Karten)- basiert wwwibatforbusinessorg

Fallbeispiele und Publikationssammlung WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD)

(2012) Biodiversity and ecosystem services ndash scaling up business solutions Company case studies that help achieve global biodiversity targetswwwwbcsdorgPagesEDocumentEDocumentDetailsaspxID=14923ampNoSearchContextKey=true

UNITED NATIONS ENVIRONMENT PROGRAM FINANCE INITIATIVE (UNEP FI) Publikationen zu biodiversitaumltsbezogenen Chancen Risiken und Handlungsoptionen der Finanzbranche wwwunepfiorgpublicationsbiodiversityindexhtml

CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (CBD) BUSINESS PROGRAMM Fallstudien und Publikationen zu Beruumlhrungspunkten und Leuchtturm-projekten zum Erhalt der biologischen Vielfalt wwwcbdintenbusiness

ECOSYSTEM MARKETPLACE Nachrichtenportal von Forest Trends rund um Biodiversitaumlts- Wasser- und CO2-Maumlrkte wwwecosystemmarketplacecom

Strategien auf politischer Ebene NATIONALE STRATEGIE ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT (2007) Deutsch-

lands Strategie zur Umsetzung der Konvention uumlber die biolo gische Vielfalt wwwbmudeN40333

INFORMATIONSPORTAL DES BUNDESAMTES FUumlR NATURSCHUTZ ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT Mit Nachrichten Informationen Veranstal-tungshinweisen und weiterfuumlhrenden Materialien wwwbiologische-vielfaltde

EUshyBIODIVERSITAumlTSSTRATEGIE FUumlR 2020 Diese EU-Strategie enthaumllt Ziele zum Erhalt von Biodiversitaumlt sowie von Oumlkosystemen und deren Leistungen (raquoNaturkapitallaquo) bis 2020httpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversitycomm20062020htm

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 52

GLOBALE BIODIVERSITAumlTSZIELE Der raquoStrategische Plan 2011 ndash 2020laquo des Internationalen Uumlbereinkommens zur biologischen Vielfalt (CBD) enthaumllt auch Ziele zu Oumlkosystemen und deren Leistungen sowie zum Wert der biologischen VielfaltwwwcbdintdocdecisionsCOP-10cop-10-dec-02-enpdf

Initiativen DEUTSCHE BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIATIVE ndash raquoBIODIVERSITY

IN GOOD COMPANYlaquoshy INITIATIVE Zusammenschluss vor allem deut-scher Unternehmen mit dem Ziel die Integration von Biodiversitaumlt in unternehmerische Entscheidungen voranzutreiben wwwbusiness-and-biodiversityde

EUROPAumlISCHE raquoBUSINESS AND BIODIVERSITY CAMPAIGNlaquo Europa-weite Plattform fuumlr Unternehmen mit dem Ziel Ansaumltze fuumlr ein Biodi-versitaumltsmanagement zu entwickeln und umzusetzen wwwbusiness-biodiversityeu

NATURAL CAPITAL DECLARATION Erklaumlrung einzelner Akteure des Finanzsektors Naturkapital in Finanzprodukten und -dienstleistungen zu beruumlcksichtigen wwwnaturalcapitaldeclarationorg

TEEB FOR BUSINESS COALITION Initiative zur Vereinheitlichung der Bilanzierung von Naturkapital im Unternehmen httpteebforbusinessorg

GLOSSAR 53

GLOSSAR

ARTENVIELFALTDiversitaumlt (Vielfalt) biologischer Arten in einem Lebensraum Artenviel-falt ist neben genetischer Vielfalt und Diversitaumlt der Oumlkosysteme ein Teil-aspekt der biologischen Vielfalt

BASISLEISTUNGENGrundlegende Leistungen der Oumlkosysteme wie zum Beispiel Photosyn-these oder Stickstoffbindung von Knoumlllchenbakterien welche die Voraus-setzung fuumlr alle anderen Leistungen der Oumlkosysteme sind

BIODIVERSITAumlT Biologische Vielfalt

BIOLOGISCHE VIELFALT Die Vielfalt des Lebens auf unserer Erde (oder Biodiversitaumlt) ist die Varia-bilitaumlt lebender Organismen und der von ihnen gebildeten oumlkologischen Komplexe Sie umfasst drei Ebenen 1) die Vielfalt an Oumlkosystemen bezie-hungsweise Lebensgemeinschaften Lebensraumlumen und Landschaften 2) die Artenvielfalt und 3) die genetische Vielfalt innerhalb der verschie-denen Arten

EINGRIFFSREGELUNG Instrument des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatschG sectsect 13 ff) das die Bewaumlltigung von Eingriffen in Natur und Landschaft regelt (Vermeidung und Kompensation)

EMAS Betriebliches Umweltmanagementsystem (Eco Management and Audit Scheme) nach der Verordnung (EG) Nr 12212009 uumlber die freiwillige Teil-nahme von Organisationen an einem Gemeinschaftssystem fuumlr Umwelt-management und Umweltbetriebspruumlfung (ABl EG L 342 v 22122009 S 1) Schwerpunkte sind die kontinuierliche Verbesserung der Umwelt-leistung die Umwelterklaumlrung und Umweltrechtskonformitaumlt

GEBIETSFREMDE ARTENAuch invasive Arten oder Neobiota Tier- und Pflanzenarten die durch Einfuhr (beabsichtigt) oder Einschleppung (unbeabsichtigt) in einem fuumlr sie nicht natuumlrlichen Lebensraum leben Einige gebietsfremde Arten ver-breiten sich aufgrund mangelnder Feinde physiologischer Eigenschaften (Wachstumsgeschwindigkeit Wasserbedarf) oder aumlhnlich invasiv und verdraumlngen einheimische Arten In einigen Faumlllen entstehen durch sie erheb liche Nachteile fuumlr Mensch (Gesundheitsbeeintraumlchtigungen wie zum Beispiel Allergien) und Oumlkosysteme (Degradation)

INWERTSETZUNGBuumlndel von Maszlignahmen um den Nutzen von Biodiversitaumlt und Oumlkosys-temleistungen fuumlr die Gesellschaft relevant und erfahrbar werden zu las-sen Dies geschieht durch (oumlkonomische) Bewertung und oder Integra-tion in Marktentscheidungen ndash zum Beispiel in Form von naturorientierten Angeboten Anreizen oder der Schaffung von Maumlrkten fuumlr Biodiversitaumlt ndash sowie in gesellschaftliche und private Entscheidungen

54 DIEUNTERNEHMENSPERSPEKTIVEndashNEUEHERAUSFORDERUNGEN

ISO 14001 Betriebliches Umweltmanagementsystem nach DIN EN ISO 140012004 + AC 2009 (Ausgabe 112009) Schwerpunkt liegt in der Verbesserung des Umweltmanagementsystems

KONVENTION UumlBER DIE BIOLOGISCHE VIELFALT (ENGL CONVENTION ON BIO LOGICAL DIVERSITY ndash CBD)

Uumlbereinkunft von 168 Staaten (Unterzeichner Stand 12122012) uumlber die biologische Vielfalt Darin werden der Verlust der biologischen Vielfalt als Herausforderung anerkannt und Ziele zu ihrer Erhaltung formuliert Diese sind 1) Schutz der biologischen Vielfalt 2) Nachhaltige Nutzung ihrer Bestandteile und 3) Zugangsregelung und gerechter Ausgleich von Vor-teilen welche aus der Nutzung genetischer Ressourcen entstehen

KULTURELLE OumlKOSYSTEMshy LEISTUNGEN

Leistungen von Oumlkosystemen mit Wirkung und Bedeutung fuumlr Erholung aumlsthetisches Empfinden spirituelle Erfahrungen soziale Funktionen kul-turelle Identitaumlt Heimatgefuumlhl Wissen und Erkenntnis

MONETARISISERUNG Beimesssung eines Wertes in Geldeinheiten Die Umweltoumlkonomie hat dazu mehrere Verfahren der Monetarisierung entwickelt

NATURKAPITAL Oumlkonomischer Begriff fuumlr den begrenzten Vorrat an physischen und bio-logischen Ressourcen der Erde und die begrenzte Bereitstellung von Guumltern und Leistungen durch Oumlkosysteme

OumlKOSYSTEM Bezeichnet die Bestandteile eines abgegrenzten Naturraumes (zum Beispiel niedersaumlchsisches Wattenmeer) oder eines bestimmten Natur-raumtyps (zum Beispiel naumlhrstoffarmes Flieszliggewaumlsser) und deren Wech-selwirkungen Der Begriff kann sich auf verschiedene raumlumliche Ebenen (lokal regional) beziehen und umfasst sowohl (halb-)natuumlrliche (zum Bei-spiel ungestoumlrte Hochmoore) und naturnahe (zum Beispiel Kalkmager-rasen) als auch vom Menschen gepraumlgte Oumlkosysteme (zum Beispiel Agrar oumlkosysteme)

OumlKOSYSTEMFUNKTIONEN Umfassen alle physikalischen chemischen und biologischen Prozesse und Wechselwirkungen die in verschiedenen Oumlkosystemen stattfinden

OumlKOSYSTEMLEISTUNGEN Bezeichnen direkte und indirekte Beitraumlge von Oumlkosystemen zum mensch-lichen Wohlergehen das heiszligt Leistungen und Guumlter die dem Menschen einen direkten oder indirekten wirtschaftlichen materiellen gesundheit-lichen oder psychischen Nutzen bringen In Abgrenzung zum Begriff Oumlko-systemfunktion entsteht der Begriff Oumlkosystemleistung aus einer anth-ropozentrischen Perspektive und ist an einen Nutzen des Oumlkosystems fuumlr den Menschen gebunden Der Begriff ist identisch mit den haumlufig verwen-deten Begriffen raquoOumlkosystemdienstleistunglaquo und raquooumlkosystemare Guumlter und Leistungenlaquo und entspricht dem englischen Begriff der raquoecosystem serviceslaquo

55

REGULIERUNGSLEISTUNGENFunktionen von Oumlkosystemen die auf (andere) Elemente und Prozesse von Oumlkosystemen einwirken die (direkten) Nutzen fuumlr den Menschen haben zum Beispiel die Filterwirkung von Bodenschichten auf die Grund-wasserqualitaumlt oder der Beitrag einer Hecke zur Verringerung der Boden-erosion

GLOSSAR

RESILIENZ (VON OumlKOSYSTEMEN)

Resilienz ist die Faumlhigkeit eines Oumlkosystems trotz aumluszligerer Stoumlrungen seine Funktionen und damit seine Oumlkosystemleistungen aufrecht zu erhalten Es wird davon ausgegangen dass die Resilienz stark mit der in dem Oumlko-system vorherrschenden biologischen Vielfalt korreliert

TEEBThe Economics of Ecosystems and Biodiversity Die internationale TEEB-Studie wurde von Deutschland im Rahmen seiner G8-Praumlsidentschaft im Jahr 2007 gemeinsam mit der EU-Kommission initiiert und mithilfe zahlreicher weiterer Institutionen unter der Schirmherrschaft des Um-weltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) durchgefuumlhrt Ziel der TEEB-Studie war es den oumlkonomischen Wert der Leistungen der Natur ein zuschaumltzen die wirtschaftlichen Auswirkungen der Schaumldigung von Oumlkosystemen zu erfassen und ausgehend davon die Kosten eines Nicht-Handelns zu beziffern Leiter der Studie war der indische Oumlkonom Pavan Sukhdev Im Rahmen der Studie wurden verschiedene Berichte veroumlffent-licht Derzeit wird unter Leitung von UNEP ein Nachfolgeprozess organi-siert um die Durchfuumlhrung von nationalen regionalen lokalen und sek-toralen Studien zum Thema anzuregen und zu foumlrdern

VERSORGUNGSLEISTUNGENBezeichnen meist marktfaumlhige Guumlter die von oder mithilfe von Oumlkosyste-men produziert werden (zum Beispiel Nahrung Frischwasser Feuer- und Bauholz) Teilweise ist ein erheblicher Beitrag von (Human-)Kapital und Arbeit notwendig um diese Guumlter zu erstellen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 56

QUELLEN

BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012) Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Centre for Sustainability Management Luumlneburg

BORN W u a (2012) Gesundheitskosten der Beifuszlig-Ambrosie in Deutschland In Umweltmedizin in Forschung und Praxis 17 (2) S 71 ndash 80

DER BUND (2009) Invasive Muscheln verstopfen Leitungen Von Fabio Bergamin Onlineausgabe Zuletzt aktualisiert am 31072009 httpwwwderbundchzeitungenwissenInvasive-Muscheln-verstopfen-Leitungenstory29662360

DEUTSCHER IMKERBUND EV Internetauftritt des Deutschen Imkerbund e V vom 12122012 httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpbienen-und- bestaeubungsleistung und httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpzahlen-die-zaehlen

EUROPAumlISCHE KOMMISSION (2009) Fact Sheet Gebietsfremde invasive Arten httpeceuropaeuenvironmentpubspdffactsheetsInvasive20Alien20SpeciesInvasive_Alien_DEpdf

FAO ndash FOOD AND AGRICULTURE ORGANIZATION OF THE UNITED NATIONS (2010) Global Forest Resource Assessment 2010wwwfaoorgforestryfrafra2010en

GARCIacuteAshyTORRES L u a (2001) Conservation agriculture in Europe Current status and perspectives In Garcia-Torres L Benites J and Martiacutenez-Vilela A (Hrsg) Conservation Agriculture A World-wide Challenge 1st World Congress on Conservation Agriculture Madrid 1 ndash 5 October 2001 Vol I Keynote Contributions XUL Cordoba Spain S 79 ndash 83

IAASTD ndash INTERNATIONAL ASSESSMENT OF AGRICULTURAL KNOWLEDGE SCIENCE AND TECHNOLOGY FOR DEVELOPMENT (2008) Global ReportwwwagassessmentorgreportsIAASTDENAgriculture20at20a20Crossroads_Global20Report20(English)pdf

KREIBICH H MUumlLLER M (2005) Private Vorsorgemaszlignahmen koumlnnen Hochwasserschaumlden reduzieren Schadensprisma Heft 1 2005 httpwwwschadenprismadepdfsp_2005_1_1pdf

57QUELLEN

LENZEN M u a (2012) International trade drives biodiversity threats in developing nations Nature 486109 ndash 112 Doi101038nature11145

PWC ndash PRICEWATERHOUSECOOPERS (2012) PwC Rio+20 Sustain ability pulse poll How do the public and CEO opinions differ on Rio+20 issues

REWE GROUP (2010) Pressemitteilung raquoBodensee-Obstbauern engagieren sich fuumlr Biodiversitaumltlaquo wwwrewe-groupcompressepressemeldungenpressemeldung-detail articlebodensee-obstbauern-engagieren-sich-fuer-biodiversitaet

SCBD ndash SECRETARIAT OF THE CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (2009) business2010 A magazine on business amp bio- diversity June 2009 Volume 4 ndash Issue 1 httpwwwcbdintdocnewslettersnews-biz-2009-06-enpdf

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement Ein Leitfaden fuumlr die betrieb-liche Praxis BerlinwwwbmudeN46143

STATISCHES BUNDESAMT (2012) Nachhaltige Entwicklung in Deutschland Indikatorenbericht 2012 wwwdestatisdeDEPublikationenThematischUmwelt oekonomischeGesamtrechnungenUmweltindikatorenIndikatoren PDF_0230001pdf__blob=publicationFile

STERN N (2007) The Economics of Climate Change The Stern Review Cambridge

TEEB (2009) The Economics of Ecosystems and Biodiversity TEEB for National and International Policy Makers Summary Responding to the Value of Naturewwwteebweborg

TEEB (2010A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity Ecological and Economic Foundations Edited by Pushpam Kumar London and Washington

TEEB (2010B) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integrieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz Bonn

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 58

TEEB (2011) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in National and International Policy Making Edited by Patrick ten Brink London and Washington

TEEB (2012A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Local and Regional Policy and Management Edited by Heidi Wittmer and Haripriya Gundimeda Abingdon and New York

TEEB (2012B) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Business and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York

TEN BRINK P BRAAT L (HRSG) (2008) The Cost of Policy Inaction The case of not meeting the 2010 biodiversity targethttpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversityeconomicspdfcopizip

UNESCAP ndash UNITED NATIONS ECONOMIC AND SOCIAL COMMISSION FOR ASIA AND THE PACIFIC (1999) Keynote Statement of Mr Cengiz Ertuna (UNESCAP) at IDNDR-ESCAP Regional Meeting for Asia Risk Reduction amp Society in the 21st Century Bangkok 23 ndash26 February 1999 httpwwwunescaporgenrdwater_mineraldisasterertuna01htm

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012) Water valuation ndash Building the business case Geneva and Washington

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012A) Changing Pace ndash Public policy options to scale and accelerate business action towards Vision 2050 Geneva and Washington

WRI ndash WORLD RESOURCE INSTITUTE (2012) The Corporate Ecosys-tem Services Review - Guidelines for Identifying Business Risks and Opportunities Arising from Ecosystem Change Version 20 Washington

ZEITZ J PUMA Pressemitteilung vom 16112011 httpaboutpumacompuma-completes-first-environmental-profit-and-loss-account-which-values-impacts-at-e-145-million

  • Die Unternehmensperspektive
  • Impressum
  • Inhaltsverzeichnis
  • Vorworte
  • Biodiversitaumlt und Oumlkoshysystemleistungen ndash Erweiterung der unternehmerischen Sicht
  • Warum die Wirtschaft gefragt ist ndash Treiber Chancen und Risiken
  • Entwicklungen und Trends ndash was auf Unternehmen zukommt
  • Wie Unternehmen taumltig werden koumlnnen
  • Ausblick
  • Weiterfuumlhrende Informationen
  • QUELLEN

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 44

Legende Naumlhe zum Kerngeschaumlft Merkmalsauspraumlgung Geringer Bezug Mittel o Trifft zu x Mittlerer Bezug Stark + Starker Bezug Sehr stark + +

ABBILDUNG 23 Handlungsan-saumltze zur Integration von Biodiversi-taumlt in Unternehmen am Beispiel eines Industrie- und Konsumguumlter-unternehmens (Grafik PwC)

INFOBOX 30

Handlungsansaumltze zur Integration von Biodiversitaumlt in UnternehmenDie vorgestellten sechs Handlungsansaumltze werden hier systematisch zusammengefasst am Beispiel der Indus trie- und Konsumguumlterbranche dargestellt Diese Systematik kann allen Unternehmen als Pruumlfrahmen dienen ihr spezifisches Profil zur Beruumlcksichtigung von biologischer Viel-falt Oumlkosystemen und deren Leistungen (Naturkapital) zu entwickeln

Die Abbildung verdeutlicht die Wirkung der verschiedenen Handlungs-ansaumltze beispielhaft im Hinblick auf die vier Werttreiber Risiken senken Kosten reduzieren Maumlrkte und Kunden erschlieszligen und Reputation steigern

Waumlhrend die farbliche Hinterlegung die Naumlhe zum Kerngeschaumlft andeutet geben die Spalten auf der rechten Seite Informationen uumlber den Beitrag zum Schutz der biologischen Vielfalt sowie zur moumlglichen Umsetzungskomplexitaumlt wieder Es wird deutlich dass es durchaus ein-fache Maszlignahmen gibt die eine Wirkung zeigen

Werttreiber

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Integration von Biodiversitaumltsaspekten in hellip

Beitrag zum Schutz des Natur kapitals

Umsetzungsshy komplexitaumlt

x x x 1) Unternehmerischer Verantwortung (Corporate Responsibility) o + o

x x x 2) Berichterstattung (inkl umweltbezogene Gewinn- und Verlustrechnung) o +

x x 3) Umweltmanagement inkl Liegenschafts-management o + +

x x 4) Maszlignahmen zur Steigerung der Ressourcen-effizienz + + + +

x x x 5) Wertschoumlpfungskette Oumlkobilanzen und Lieferanten-Management + + + +

x x 6) Investitions- und Planungsprozesse + o +

45WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Des Weiteren ist erkennbar dass die Integration von Biodiversitaumlt in Aus-wahl- und Entscheidungsprozesse vor allem im Bereich Ressourceneffi-zienz Lieferketten-Management und Investitions- und Planungsprozesse zu Win-win-Situationen fuumlhren kann Dabei sollte bei der Auswahl der Ansaumltze und Methoden aber immer das Kerngeschaumlft des Unterneh-mens im Vordergrund stehen ndash hier kann ein erster Check die weitere Schwerpunktsetzung unterstuumltzen Auch die Integration ins klassische Umweltmanagement stellt einen Schritt zur Beruumlcksichtigung von Bio-diversitaumlt dar ndash und zwar verbunden mit einem maumlszligigen Aufwand

Umweltpruumlfung (SUP) und der FFH Vertraumlglichkeitspruumlfung (FFH VP) guumlnstiger ausfallen Auflagen der Nachbesserung reduziert dadurch Kosten eingespart und ein reibungsloser Planungs- und Bauprozess beguumlnstigt werden

Abschlieszligend gilt es die Integration von Biodiversitaumlt auch in flankie-renden operationellen Einheiten voranzutreiben Dies betrifft beson-ders Forschung und Entwicklung sowie Kommunikation Dabei sollen die Themen erfolgreich sowohl nach innen als auch nach auszligen also zu Kunden Lieferanten und anderen Interessengruppen kommuni-ziert und in eine entsprechende Berichterstattung integriert werden

AUSBLICK5

WIR KOumlNNEN DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER WIRTSCHAFT NUR ERHALTEN WENN WIR DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER NATUR ERHALTEN DAFUumlR IST EINE VIELFALT AN LEBENSshy RAumlUMEN UND ARTEN VON ENTSCHEIDENDER BEDEUTUNG DEREN SCHUTZ MUSS DESHALB VIEL STAumlRKER IN DEN WERTSCHOumlPFUNGSPROZESSEN BERUumlCKSICHTIGT WERDEN

ALEXANDER BARTELT ABTEILUNGS-

LEITER KLIMASCHUTZ UND NACHHAL -

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VORSTANDSVORSITZENDER raquoBIODIVER-

SITY IN GOOD COMPANYlaquo- INITIATIVE

Es ist an der Zeit die Aspekte von Naturkapital in das unterneh-merische Handeln zu integrieren Nutzen Sie die vielfaumlltigen Ansatz-punkte die im Rahmen der Broschuumlre aufgezeigt wurden und beginnen Sie Ihre unternehmerischen Aktivitaumlten zu erweitern In Deutsch-land gibt es viele Initiativen und Ansaumltze die einen Einstieg in die The-men Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungen erleich tern Nutzen Sie diese Initiativen fuumlr einen Austausch mit anderen Unter-nehmen und uumlber die dort bereits gemachten Erfahrungen (siehe dazu auch Kapitel 6)

Die Initiative raquoBiodiversity in Good Companylaquo ist ein Zusammen-schluss von Unternehmen die gemeinsam fuumlr den Schutz der

biologischen Vielfalt eintreten Der branchenuumlbergreifenden Initiative gehoumlren kleine mittlere und groszlige Unternehmen an Die Mitglieder der raquoBiodiversity in Good Companylaquo-Initiative unterstuumlt-zen das freiwillige Engagement der Wirtschaft fuumlr den Schutz der biologischen Vielfalt Sie arbeiten an Innovationen und Investitio-nen damit naturvertraumlgliche Technologien Produkte und Dienst-leistungen verstaumlrkt ihren Weg in die Maumlrkte finden Die Initiative

47AUSBLICK

traumlgt dazu bei den Privatsektor in die Verwirklichung der Ziele der Konvention uumlber die biologische Vielfalt und der Nationalen

Strategie zur biologischen Vielfalt staumlrker einzubinden

Auch im Rahmen von econsense ndash einem Zusammenschluss fuumlhren-der global agierender Unternehmen und Organisationen der deut-schen Wirtschaft zu den Themen nachhaltige Entwicklung und Cor-porate Social Responsibility (CSR) ndash wird der Themenbereich im Rahmen der Arbeitsgruppe raquoBiodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungenlaquo begleitet Die Mitgliedsunternehmen setzten sich intensiv mit dem Erhalt und der Entwicklung der biologischen Vielfalt auseinander und nutzen econsense als Plattform zum Austausch und zur Diskus-sion von praktischen Managementinstrumenten

Engagieren Sie sich im Projekt raquoUnternehmen Biologische Vielfalt 2020laquo einer Dialog- und Aktionsplattform des Bundesumweltminis-teriums gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der deutschen Wirtschaft und von Naturschutzverbaumlnden die einen fortlaufenden Austausch erlaubt und konkrete Aktivitaumlten zur Umsetzung der Nati-onalen Strategie zur biologischen Vielfalt auf den Weg bringt Folgende Themenfelder stehen dabei im Fokus Informationen zur biologischen Vielfalt fuumlr Unternehmen Biologische Vielfalt im betrieblichen Umweltmanagement Biologische Vielfalt und Naturschutzrecht Kommunikation von Unternehmen nach auszligen Finanzierung von Naturschutzprojekten Maumlrkte Chancen erkennen und entwickeln Netzwerkbildung

Die kuumlnftige Leistungsfaumlhigkeit der Wirtschaft wird von der Leis-tungsfaumlhigkeit des Naturkapitals abhaumlngen Der Erhalt der Leistungs-faumlhigkeit unseres Naturkapitals erfordert die gebuumlndelten Kraumlfte von Unternehmen Politik und Gesellschaft raquoNatur kapital Deutschland ndash TEEB DElaquo zeigt dass sich dies auch wirtschaftlich lohnt Lassen Sie uns diese Chance gemeinsam wahrnehmen

ABBILDUNG 24 (Foto morrbyte Fotoliacom)

6 WEITERFUumlHRENDE INFORMATIONEN

PROJEKT raquoNATURKAPITAL DEUTSCHLAND ndash TEEB DElaquoDiese Broschuumlre ist Teil des Projekts raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo in dessen Rahmen bis zum Jahr 2015 folgende vier Berichte erscheinen (Arbeitstitel) raquoKlimapolitik und Naturkapital Synergien und Konfliktelaquo raquoOumlkosystemleistungen und Entwicklung laumlndlicher Raumlumelaquo raquoNaturleistungen in der Stadt Gesundheit schuumltzen und

Lebensqualitaumlt erhoumlhenlaquo raquoNaturkapital Deutschland Neue Handlungsoptionen

ergreifen ndash eine Syntheselaquo

Bereits erschienen ist die Broschuumlre raquoDer Wert der Natur fuumlr Wirt-schaft und Gesellschaft ndash Eine Einfuumlhrunglaquo wwwnaturkapital-teebde

Soweit Praxisbeispiele und Statements nicht gesondert gekennzeich-net wurden sind diese speziell fuumlr raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo erstellt worden

Leitfaumlden Handlungsmoumlglichkeiten fuumlr Unternehmen BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012)Biodiversitaumlt im unterneh-

merischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Umfangrei-che aber dennoch leicht zu erfassende und praxisnahe Broschuumlre zu Maszlignahmen rund um den betrieblichen Biodiversitaumltsschutz Mit zahl-reichen Umsetzungstipps und Hinweisen auf weiterfuumlhrende Lite ra-tur und Webseiten

49WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

www2leuphanadeumanagementcsmcontentnamadownloads download_publikationenBestaendig20Wuczkowski_Biodiversitaet 20im20unternehmerischen20Nachhaltigkeitsmanagement_neupdf

HOUDET J (HRSG) (2008 UumlBERARBEITET 2010) Integrating bio-diversity into business strategies The Biodiversity Accountability Framework Sehr umfangreiche Publikation (knapp 400 Seiten) uumlber Bio di versitaumlt und Unternehmen beginnend bei den Grundlagen 23 In dikatoren (Business and Biodiversity Independence Indicators) sind Grundlage fuumlr die Bewertung der Biodiversitaumltsleistung von Unter-nehmen Mit zahlreichen Beispielen Regionaler Fokus Frankreichwwworeeorg_scriptntsp-document-file_downloadphp document_id=1063ampdocument_file_id=1070

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement ndash Ein Leitfaden fuumlr die betriebliche Praxis Umsetzungsorientiertes Handbuch zur Einbindung von Biodiversi-

taumlt in das bestehende (Umwelt)-Management inklusive zahlreicher Vorschlaumlge fuumlr Maszlignahmen und Instrumente sowie Zuordnung zu Handlungsfeldern und Funktionsbereichen httpwwwbmudeN46143

TEEB (2012) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Busi-ness and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York Bericht fuumlr Unternehmen der internationalen TEEB-Studie Ins-pirierende teils generische Heranfuumlhrung an die Bedeutung von Bio-diversitaumlt an Unternehmen mit Beispielen aus aller Welt Excutive summary unter wwwteebweborg

UN GLOBAL COMPACT AND IUCN (2012) A Framework for Corpo rate Action on Biodiversity and Ecosystem Services Uumlberblicksbro schuumlre zu Biodiversitaumlt und Unternehmen Adressierte Themen Treiber Risi-ken amp Chancen Corporate Governance Management (inkl Vermei-dungs-Hierarchie) Stakeholder-Engagement und Berichter stattungwwwunglobalcompactorgdocsissues_docEnvironmentBES_Frameworkpdf

WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD) (2011) Handbuch zur unternehmerischen Bewertung von Oumlkosystemdienstleistungen (CEV) Ein Rahmenwerk zur Erleichterung unternehmerischer Entscheidungsfindung Generisches Hand buch fuumlr die Durchfuumlhrung einer unternehmensinternen Bewertung von Biodiversitaumlt (breites Werteverstaumlndnis) mit Handreichungen zu vor-gelagerten Abwaumlgungen wwweconsensedesitesallfilesWBCSD_Handbuch_CEVpdf

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 50

WORLD RESOURCE INSTITUTE (WRI) (2012) Corporate Ecosystem Services Review ndash Version 20 Handbuch zur systematischen Erfas-sung von biodiversitaumltsbezogenen Risiko- und Handlungsfeldern Schrittweises Vorgehen inkl Vorschlaumlgen fuumlr die Erfassung und Doku-mentation des Prozesses wwwwriorgpublicationcorporate-ecosystem-services-review

Allgemein Oumlkosysteme Biodiversitaumlt und Wirtschaft JESSEL B TSCHIMPKE O UND WALSER M (2009) Produktivkraft

Natur Hamburg Praumlgnante Beispiele fuumlr die Quantifizierung von wirtschaftlich relevanten Nutzungen der Natur in Arbeitsplaumltzen Umsaumltzen oder vermiedenen Kostenwwwnaturkapital-teebdefileadminDownloadsProduktivkraft Naturpdf

MILLENNIUM ECOSYSTEM ASSESSMENT (2005) Ecosystems and Human Well-Being ndash Synthesis Synthese der mehr als 1000 Seiten fassenden wissenschaftlichen Studie uumlber die oumlkologischen und gesell-schaftlichen Zusammenhaumlnge sowie Zustand und Trends des Verlus-tes der biologischen Vielfalt und die Bedeutung der Oumlkosystemleis-tungen fuumlr den Menschenwwwmaweborgdocumentsdocument356aspxpdf

TEEB (2010) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integ-rieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz (Hrsg) Bonn Zusam-menfassung der Ergebnisse der internationalen TEEB Studie Synthese der Berichte fuumlr internationale Politiker lokale und regionale Ent-scheider sowie Unternehmen wwwteebweborg

Kartenmaterial Frageboumlgen und Tools PROTECTEDPLANETNET Weltweite kartengestuumltzte Darstellung von

Schutzgebieten basierend auf den Daten der World Database of Pro-tected Areas (WDPA) und der Weltnaturschutzorganisation (IUCN) wwwprotectedplanetnet

BFNshySCHUTZGEBIETSKARTE Interaktive Karte des Bundesamtes fuumlr Naturschutz mit allen deutschen Schutzgebieten wwwgeodienstebfndeschutzgebiete

CHECKLISTEN DER DEUTSCHEN BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIAshyTIVE Fragenkatalog zur Erstellung einer Selbsteinschaumltzung bezuumlg-lich potenzieller Risiken hinsichtlich Biodiversitaumlt und Oumlkosystem-leistungen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

51WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

INTEGRATED BIODIVERSITY ASSESSMENT TOOL (IBAT) Kostenpflich-tige Anwendung zur Bewertung standortbezogener Biodiversitaumlts-risiken (Fokus Schutzgebiete und Biodiversity Hot Spots) GIS-(Karten)- basiert wwwibatforbusinessorg

Fallbeispiele und Publikationssammlung WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD)

(2012) Biodiversity and ecosystem services ndash scaling up business solutions Company case studies that help achieve global biodiversity targetswwwwbcsdorgPagesEDocumentEDocumentDetailsaspxID=14923ampNoSearchContextKey=true

UNITED NATIONS ENVIRONMENT PROGRAM FINANCE INITIATIVE (UNEP FI) Publikationen zu biodiversitaumltsbezogenen Chancen Risiken und Handlungsoptionen der Finanzbranche wwwunepfiorgpublicationsbiodiversityindexhtml

CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (CBD) BUSINESS PROGRAMM Fallstudien und Publikationen zu Beruumlhrungspunkten und Leuchtturm-projekten zum Erhalt der biologischen Vielfalt wwwcbdintenbusiness

ECOSYSTEM MARKETPLACE Nachrichtenportal von Forest Trends rund um Biodiversitaumlts- Wasser- und CO2-Maumlrkte wwwecosystemmarketplacecom

Strategien auf politischer Ebene NATIONALE STRATEGIE ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT (2007) Deutsch-

lands Strategie zur Umsetzung der Konvention uumlber die biolo gische Vielfalt wwwbmudeN40333

INFORMATIONSPORTAL DES BUNDESAMTES FUumlR NATURSCHUTZ ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT Mit Nachrichten Informationen Veranstal-tungshinweisen und weiterfuumlhrenden Materialien wwwbiologische-vielfaltde

EUshyBIODIVERSITAumlTSSTRATEGIE FUumlR 2020 Diese EU-Strategie enthaumllt Ziele zum Erhalt von Biodiversitaumlt sowie von Oumlkosystemen und deren Leistungen (raquoNaturkapitallaquo) bis 2020httpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversitycomm20062020htm

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 52

GLOBALE BIODIVERSITAumlTSZIELE Der raquoStrategische Plan 2011 ndash 2020laquo des Internationalen Uumlbereinkommens zur biologischen Vielfalt (CBD) enthaumllt auch Ziele zu Oumlkosystemen und deren Leistungen sowie zum Wert der biologischen VielfaltwwwcbdintdocdecisionsCOP-10cop-10-dec-02-enpdf

Initiativen DEUTSCHE BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIATIVE ndash raquoBIODIVERSITY

IN GOOD COMPANYlaquoshy INITIATIVE Zusammenschluss vor allem deut-scher Unternehmen mit dem Ziel die Integration von Biodiversitaumlt in unternehmerische Entscheidungen voranzutreiben wwwbusiness-and-biodiversityde

EUROPAumlISCHE raquoBUSINESS AND BIODIVERSITY CAMPAIGNlaquo Europa-weite Plattform fuumlr Unternehmen mit dem Ziel Ansaumltze fuumlr ein Biodi-versitaumltsmanagement zu entwickeln und umzusetzen wwwbusiness-biodiversityeu

NATURAL CAPITAL DECLARATION Erklaumlrung einzelner Akteure des Finanzsektors Naturkapital in Finanzprodukten und -dienstleistungen zu beruumlcksichtigen wwwnaturalcapitaldeclarationorg

TEEB FOR BUSINESS COALITION Initiative zur Vereinheitlichung der Bilanzierung von Naturkapital im Unternehmen httpteebforbusinessorg

GLOSSAR 53

GLOSSAR

ARTENVIELFALTDiversitaumlt (Vielfalt) biologischer Arten in einem Lebensraum Artenviel-falt ist neben genetischer Vielfalt und Diversitaumlt der Oumlkosysteme ein Teil-aspekt der biologischen Vielfalt

BASISLEISTUNGENGrundlegende Leistungen der Oumlkosysteme wie zum Beispiel Photosyn-these oder Stickstoffbindung von Knoumlllchenbakterien welche die Voraus-setzung fuumlr alle anderen Leistungen der Oumlkosysteme sind

BIODIVERSITAumlT Biologische Vielfalt

BIOLOGISCHE VIELFALT Die Vielfalt des Lebens auf unserer Erde (oder Biodiversitaumlt) ist die Varia-bilitaumlt lebender Organismen und der von ihnen gebildeten oumlkologischen Komplexe Sie umfasst drei Ebenen 1) die Vielfalt an Oumlkosystemen bezie-hungsweise Lebensgemeinschaften Lebensraumlumen und Landschaften 2) die Artenvielfalt und 3) die genetische Vielfalt innerhalb der verschie-denen Arten

EINGRIFFSREGELUNG Instrument des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatschG sectsect 13 ff) das die Bewaumlltigung von Eingriffen in Natur und Landschaft regelt (Vermeidung und Kompensation)

EMAS Betriebliches Umweltmanagementsystem (Eco Management and Audit Scheme) nach der Verordnung (EG) Nr 12212009 uumlber die freiwillige Teil-nahme von Organisationen an einem Gemeinschaftssystem fuumlr Umwelt-management und Umweltbetriebspruumlfung (ABl EG L 342 v 22122009 S 1) Schwerpunkte sind die kontinuierliche Verbesserung der Umwelt-leistung die Umwelterklaumlrung und Umweltrechtskonformitaumlt

GEBIETSFREMDE ARTENAuch invasive Arten oder Neobiota Tier- und Pflanzenarten die durch Einfuhr (beabsichtigt) oder Einschleppung (unbeabsichtigt) in einem fuumlr sie nicht natuumlrlichen Lebensraum leben Einige gebietsfremde Arten ver-breiten sich aufgrund mangelnder Feinde physiologischer Eigenschaften (Wachstumsgeschwindigkeit Wasserbedarf) oder aumlhnlich invasiv und verdraumlngen einheimische Arten In einigen Faumlllen entstehen durch sie erheb liche Nachteile fuumlr Mensch (Gesundheitsbeeintraumlchtigungen wie zum Beispiel Allergien) und Oumlkosysteme (Degradation)

INWERTSETZUNGBuumlndel von Maszlignahmen um den Nutzen von Biodiversitaumlt und Oumlkosys-temleistungen fuumlr die Gesellschaft relevant und erfahrbar werden zu las-sen Dies geschieht durch (oumlkonomische) Bewertung und oder Integra-tion in Marktentscheidungen ndash zum Beispiel in Form von naturorientierten Angeboten Anreizen oder der Schaffung von Maumlrkten fuumlr Biodiversitaumlt ndash sowie in gesellschaftliche und private Entscheidungen

54 DIEUNTERNEHMENSPERSPEKTIVEndashNEUEHERAUSFORDERUNGEN

ISO 14001 Betriebliches Umweltmanagementsystem nach DIN EN ISO 140012004 + AC 2009 (Ausgabe 112009) Schwerpunkt liegt in der Verbesserung des Umweltmanagementsystems

KONVENTION UumlBER DIE BIOLOGISCHE VIELFALT (ENGL CONVENTION ON BIO LOGICAL DIVERSITY ndash CBD)

Uumlbereinkunft von 168 Staaten (Unterzeichner Stand 12122012) uumlber die biologische Vielfalt Darin werden der Verlust der biologischen Vielfalt als Herausforderung anerkannt und Ziele zu ihrer Erhaltung formuliert Diese sind 1) Schutz der biologischen Vielfalt 2) Nachhaltige Nutzung ihrer Bestandteile und 3) Zugangsregelung und gerechter Ausgleich von Vor-teilen welche aus der Nutzung genetischer Ressourcen entstehen

KULTURELLE OumlKOSYSTEMshy LEISTUNGEN

Leistungen von Oumlkosystemen mit Wirkung und Bedeutung fuumlr Erholung aumlsthetisches Empfinden spirituelle Erfahrungen soziale Funktionen kul-turelle Identitaumlt Heimatgefuumlhl Wissen und Erkenntnis

MONETARISISERUNG Beimesssung eines Wertes in Geldeinheiten Die Umweltoumlkonomie hat dazu mehrere Verfahren der Monetarisierung entwickelt

NATURKAPITAL Oumlkonomischer Begriff fuumlr den begrenzten Vorrat an physischen und bio-logischen Ressourcen der Erde und die begrenzte Bereitstellung von Guumltern und Leistungen durch Oumlkosysteme

OumlKOSYSTEM Bezeichnet die Bestandteile eines abgegrenzten Naturraumes (zum Beispiel niedersaumlchsisches Wattenmeer) oder eines bestimmten Natur-raumtyps (zum Beispiel naumlhrstoffarmes Flieszliggewaumlsser) und deren Wech-selwirkungen Der Begriff kann sich auf verschiedene raumlumliche Ebenen (lokal regional) beziehen und umfasst sowohl (halb-)natuumlrliche (zum Bei-spiel ungestoumlrte Hochmoore) und naturnahe (zum Beispiel Kalkmager-rasen) als auch vom Menschen gepraumlgte Oumlkosysteme (zum Beispiel Agrar oumlkosysteme)

OumlKOSYSTEMFUNKTIONEN Umfassen alle physikalischen chemischen und biologischen Prozesse und Wechselwirkungen die in verschiedenen Oumlkosystemen stattfinden

OumlKOSYSTEMLEISTUNGEN Bezeichnen direkte und indirekte Beitraumlge von Oumlkosystemen zum mensch-lichen Wohlergehen das heiszligt Leistungen und Guumlter die dem Menschen einen direkten oder indirekten wirtschaftlichen materiellen gesundheit-lichen oder psychischen Nutzen bringen In Abgrenzung zum Begriff Oumlko-systemfunktion entsteht der Begriff Oumlkosystemleistung aus einer anth-ropozentrischen Perspektive und ist an einen Nutzen des Oumlkosystems fuumlr den Menschen gebunden Der Begriff ist identisch mit den haumlufig verwen-deten Begriffen raquoOumlkosystemdienstleistunglaquo und raquooumlkosystemare Guumlter und Leistungenlaquo und entspricht dem englischen Begriff der raquoecosystem serviceslaquo

55

REGULIERUNGSLEISTUNGENFunktionen von Oumlkosystemen die auf (andere) Elemente und Prozesse von Oumlkosystemen einwirken die (direkten) Nutzen fuumlr den Menschen haben zum Beispiel die Filterwirkung von Bodenschichten auf die Grund-wasserqualitaumlt oder der Beitrag einer Hecke zur Verringerung der Boden-erosion

GLOSSAR

RESILIENZ (VON OumlKOSYSTEMEN)

Resilienz ist die Faumlhigkeit eines Oumlkosystems trotz aumluszligerer Stoumlrungen seine Funktionen und damit seine Oumlkosystemleistungen aufrecht zu erhalten Es wird davon ausgegangen dass die Resilienz stark mit der in dem Oumlko-system vorherrschenden biologischen Vielfalt korreliert

TEEBThe Economics of Ecosystems and Biodiversity Die internationale TEEB-Studie wurde von Deutschland im Rahmen seiner G8-Praumlsidentschaft im Jahr 2007 gemeinsam mit der EU-Kommission initiiert und mithilfe zahlreicher weiterer Institutionen unter der Schirmherrschaft des Um-weltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) durchgefuumlhrt Ziel der TEEB-Studie war es den oumlkonomischen Wert der Leistungen der Natur ein zuschaumltzen die wirtschaftlichen Auswirkungen der Schaumldigung von Oumlkosystemen zu erfassen und ausgehend davon die Kosten eines Nicht-Handelns zu beziffern Leiter der Studie war der indische Oumlkonom Pavan Sukhdev Im Rahmen der Studie wurden verschiedene Berichte veroumlffent-licht Derzeit wird unter Leitung von UNEP ein Nachfolgeprozess organi-siert um die Durchfuumlhrung von nationalen regionalen lokalen und sek-toralen Studien zum Thema anzuregen und zu foumlrdern

VERSORGUNGSLEISTUNGENBezeichnen meist marktfaumlhige Guumlter die von oder mithilfe von Oumlkosyste-men produziert werden (zum Beispiel Nahrung Frischwasser Feuer- und Bauholz) Teilweise ist ein erheblicher Beitrag von (Human-)Kapital und Arbeit notwendig um diese Guumlter zu erstellen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 56

QUELLEN

BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012) Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Centre for Sustainability Management Luumlneburg

BORN W u a (2012) Gesundheitskosten der Beifuszlig-Ambrosie in Deutschland In Umweltmedizin in Forschung und Praxis 17 (2) S 71 ndash 80

DER BUND (2009) Invasive Muscheln verstopfen Leitungen Von Fabio Bergamin Onlineausgabe Zuletzt aktualisiert am 31072009 httpwwwderbundchzeitungenwissenInvasive-Muscheln-verstopfen-Leitungenstory29662360

DEUTSCHER IMKERBUND EV Internetauftritt des Deutschen Imkerbund e V vom 12122012 httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpbienen-und- bestaeubungsleistung und httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpzahlen-die-zaehlen

EUROPAumlISCHE KOMMISSION (2009) Fact Sheet Gebietsfremde invasive Arten httpeceuropaeuenvironmentpubspdffactsheetsInvasive20Alien20SpeciesInvasive_Alien_DEpdf

FAO ndash FOOD AND AGRICULTURE ORGANIZATION OF THE UNITED NATIONS (2010) Global Forest Resource Assessment 2010wwwfaoorgforestryfrafra2010en

GARCIacuteAshyTORRES L u a (2001) Conservation agriculture in Europe Current status and perspectives In Garcia-Torres L Benites J and Martiacutenez-Vilela A (Hrsg) Conservation Agriculture A World-wide Challenge 1st World Congress on Conservation Agriculture Madrid 1 ndash 5 October 2001 Vol I Keynote Contributions XUL Cordoba Spain S 79 ndash 83

IAASTD ndash INTERNATIONAL ASSESSMENT OF AGRICULTURAL KNOWLEDGE SCIENCE AND TECHNOLOGY FOR DEVELOPMENT (2008) Global ReportwwwagassessmentorgreportsIAASTDENAgriculture20at20a20Crossroads_Global20Report20(English)pdf

KREIBICH H MUumlLLER M (2005) Private Vorsorgemaszlignahmen koumlnnen Hochwasserschaumlden reduzieren Schadensprisma Heft 1 2005 httpwwwschadenprismadepdfsp_2005_1_1pdf

57QUELLEN

LENZEN M u a (2012) International trade drives biodiversity threats in developing nations Nature 486109 ndash 112 Doi101038nature11145

PWC ndash PRICEWATERHOUSECOOPERS (2012) PwC Rio+20 Sustain ability pulse poll How do the public and CEO opinions differ on Rio+20 issues

REWE GROUP (2010) Pressemitteilung raquoBodensee-Obstbauern engagieren sich fuumlr Biodiversitaumltlaquo wwwrewe-groupcompressepressemeldungenpressemeldung-detail articlebodensee-obstbauern-engagieren-sich-fuer-biodiversitaet

SCBD ndash SECRETARIAT OF THE CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (2009) business2010 A magazine on business amp bio- diversity June 2009 Volume 4 ndash Issue 1 httpwwwcbdintdocnewslettersnews-biz-2009-06-enpdf

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement Ein Leitfaden fuumlr die betrieb-liche Praxis BerlinwwwbmudeN46143

STATISCHES BUNDESAMT (2012) Nachhaltige Entwicklung in Deutschland Indikatorenbericht 2012 wwwdestatisdeDEPublikationenThematischUmwelt oekonomischeGesamtrechnungenUmweltindikatorenIndikatoren PDF_0230001pdf__blob=publicationFile

STERN N (2007) The Economics of Climate Change The Stern Review Cambridge

TEEB (2009) The Economics of Ecosystems and Biodiversity TEEB for National and International Policy Makers Summary Responding to the Value of Naturewwwteebweborg

TEEB (2010A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity Ecological and Economic Foundations Edited by Pushpam Kumar London and Washington

TEEB (2010B) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integrieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz Bonn

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 58

TEEB (2011) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in National and International Policy Making Edited by Patrick ten Brink London and Washington

TEEB (2012A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Local and Regional Policy and Management Edited by Heidi Wittmer and Haripriya Gundimeda Abingdon and New York

TEEB (2012B) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Business and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York

TEN BRINK P BRAAT L (HRSG) (2008) The Cost of Policy Inaction The case of not meeting the 2010 biodiversity targethttpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversityeconomicspdfcopizip

UNESCAP ndash UNITED NATIONS ECONOMIC AND SOCIAL COMMISSION FOR ASIA AND THE PACIFIC (1999) Keynote Statement of Mr Cengiz Ertuna (UNESCAP) at IDNDR-ESCAP Regional Meeting for Asia Risk Reduction amp Society in the 21st Century Bangkok 23 ndash26 February 1999 httpwwwunescaporgenrdwater_mineraldisasterertuna01htm

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012) Water valuation ndash Building the business case Geneva and Washington

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012A) Changing Pace ndash Public policy options to scale and accelerate business action towards Vision 2050 Geneva and Washington

WRI ndash WORLD RESOURCE INSTITUTE (2012) The Corporate Ecosys-tem Services Review - Guidelines for Identifying Business Risks and Opportunities Arising from Ecosystem Change Version 20 Washington

ZEITZ J PUMA Pressemitteilung vom 16112011 httpaboutpumacompuma-completes-first-environmental-profit-and-loss-account-which-values-impacts-at-e-145-million

  • Die Unternehmensperspektive
  • Impressum
  • Inhaltsverzeichnis
  • Vorworte
  • Biodiversitaumlt und Oumlkoshysystemleistungen ndash Erweiterung der unternehmerischen Sicht
  • Warum die Wirtschaft gefragt ist ndash Treiber Chancen und Risiken
  • Entwicklungen und Trends ndash was auf Unternehmen zukommt
  • Wie Unternehmen taumltig werden koumlnnen
  • Ausblick
  • Weiterfuumlhrende Informationen
  • QUELLEN

45WIEUNTERNEHMENTAumlTIGWERDENKOumlNNEN

Des Weiteren ist erkennbar dass die Integration von Biodiversitaumlt in Aus-wahl- und Entscheidungsprozesse vor allem im Bereich Ressourceneffi-zienz Lieferketten-Management und Investitions- und Planungsprozesse zu Win-win-Situationen fuumlhren kann Dabei sollte bei der Auswahl der Ansaumltze und Methoden aber immer das Kerngeschaumlft des Unterneh-mens im Vordergrund stehen ndash hier kann ein erster Check die weitere Schwerpunktsetzung unterstuumltzen Auch die Integration ins klassische Umweltmanagement stellt einen Schritt zur Beruumlcksichtigung von Bio-diversitaumlt dar ndash und zwar verbunden mit einem maumlszligigen Aufwand

Umweltpruumlfung (SUP) und der FFH Vertraumlglichkeitspruumlfung (FFH VP) guumlnstiger ausfallen Auflagen der Nachbesserung reduziert dadurch Kosten eingespart und ein reibungsloser Planungs- und Bauprozess beguumlnstigt werden

Abschlieszligend gilt es die Integration von Biodiversitaumlt auch in flankie-renden operationellen Einheiten voranzutreiben Dies betrifft beson-ders Forschung und Entwicklung sowie Kommunikation Dabei sollen die Themen erfolgreich sowohl nach innen als auch nach auszligen also zu Kunden Lieferanten und anderen Interessengruppen kommuni-ziert und in eine entsprechende Berichterstattung integriert werden

AUSBLICK5

WIR KOumlNNEN DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER WIRTSCHAFT NUR ERHALTEN WENN WIR DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER NATUR ERHALTEN DAFUumlR IST EINE VIELFALT AN LEBENSshy RAumlUMEN UND ARTEN VON ENTSCHEIDENDER BEDEUTUNG DEREN SCHUTZ MUSS DESHALB VIEL STAumlRKER IN DEN WERTSCHOumlPFUNGSPROZESSEN BERUumlCKSICHTIGT WERDEN

ALEXANDER BARTELT ABTEILUNGS-

LEITER KLIMASCHUTZ UND NACHHAL -

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VORSTANDSVORSITZENDER raquoBIODIVER-

SITY IN GOOD COMPANYlaquo- INITIATIVE

Es ist an der Zeit die Aspekte von Naturkapital in das unterneh-merische Handeln zu integrieren Nutzen Sie die vielfaumlltigen Ansatz-punkte die im Rahmen der Broschuumlre aufgezeigt wurden und beginnen Sie Ihre unternehmerischen Aktivitaumlten zu erweitern In Deutsch-land gibt es viele Initiativen und Ansaumltze die einen Einstieg in die The-men Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungen erleich tern Nutzen Sie diese Initiativen fuumlr einen Austausch mit anderen Unter-nehmen und uumlber die dort bereits gemachten Erfahrungen (siehe dazu auch Kapitel 6)

Die Initiative raquoBiodiversity in Good Companylaquo ist ein Zusammen-schluss von Unternehmen die gemeinsam fuumlr den Schutz der

biologischen Vielfalt eintreten Der branchenuumlbergreifenden Initiative gehoumlren kleine mittlere und groszlige Unternehmen an Die Mitglieder der raquoBiodiversity in Good Companylaquo-Initiative unterstuumlt-zen das freiwillige Engagement der Wirtschaft fuumlr den Schutz der biologischen Vielfalt Sie arbeiten an Innovationen und Investitio-nen damit naturvertraumlgliche Technologien Produkte und Dienst-leistungen verstaumlrkt ihren Weg in die Maumlrkte finden Die Initiative

47AUSBLICK

traumlgt dazu bei den Privatsektor in die Verwirklichung der Ziele der Konvention uumlber die biologische Vielfalt und der Nationalen

Strategie zur biologischen Vielfalt staumlrker einzubinden

Auch im Rahmen von econsense ndash einem Zusammenschluss fuumlhren-der global agierender Unternehmen und Organisationen der deut-schen Wirtschaft zu den Themen nachhaltige Entwicklung und Cor-porate Social Responsibility (CSR) ndash wird der Themenbereich im Rahmen der Arbeitsgruppe raquoBiodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungenlaquo begleitet Die Mitgliedsunternehmen setzten sich intensiv mit dem Erhalt und der Entwicklung der biologischen Vielfalt auseinander und nutzen econsense als Plattform zum Austausch und zur Diskus-sion von praktischen Managementinstrumenten

Engagieren Sie sich im Projekt raquoUnternehmen Biologische Vielfalt 2020laquo einer Dialog- und Aktionsplattform des Bundesumweltminis-teriums gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der deutschen Wirtschaft und von Naturschutzverbaumlnden die einen fortlaufenden Austausch erlaubt und konkrete Aktivitaumlten zur Umsetzung der Nati-onalen Strategie zur biologischen Vielfalt auf den Weg bringt Folgende Themenfelder stehen dabei im Fokus Informationen zur biologischen Vielfalt fuumlr Unternehmen Biologische Vielfalt im betrieblichen Umweltmanagement Biologische Vielfalt und Naturschutzrecht Kommunikation von Unternehmen nach auszligen Finanzierung von Naturschutzprojekten Maumlrkte Chancen erkennen und entwickeln Netzwerkbildung

Die kuumlnftige Leistungsfaumlhigkeit der Wirtschaft wird von der Leis-tungsfaumlhigkeit des Naturkapitals abhaumlngen Der Erhalt der Leistungs-faumlhigkeit unseres Naturkapitals erfordert die gebuumlndelten Kraumlfte von Unternehmen Politik und Gesellschaft raquoNatur kapital Deutschland ndash TEEB DElaquo zeigt dass sich dies auch wirtschaftlich lohnt Lassen Sie uns diese Chance gemeinsam wahrnehmen

ABBILDUNG 24 (Foto morrbyte Fotoliacom)

6 WEITERFUumlHRENDE INFORMATIONEN

PROJEKT raquoNATURKAPITAL DEUTSCHLAND ndash TEEB DElaquoDiese Broschuumlre ist Teil des Projekts raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo in dessen Rahmen bis zum Jahr 2015 folgende vier Berichte erscheinen (Arbeitstitel) raquoKlimapolitik und Naturkapital Synergien und Konfliktelaquo raquoOumlkosystemleistungen und Entwicklung laumlndlicher Raumlumelaquo raquoNaturleistungen in der Stadt Gesundheit schuumltzen und

Lebensqualitaumlt erhoumlhenlaquo raquoNaturkapital Deutschland Neue Handlungsoptionen

ergreifen ndash eine Syntheselaquo

Bereits erschienen ist die Broschuumlre raquoDer Wert der Natur fuumlr Wirt-schaft und Gesellschaft ndash Eine Einfuumlhrunglaquo wwwnaturkapital-teebde

Soweit Praxisbeispiele und Statements nicht gesondert gekennzeich-net wurden sind diese speziell fuumlr raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo erstellt worden

Leitfaumlden Handlungsmoumlglichkeiten fuumlr Unternehmen BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012)Biodiversitaumlt im unterneh-

merischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Umfangrei-che aber dennoch leicht zu erfassende und praxisnahe Broschuumlre zu Maszlignahmen rund um den betrieblichen Biodiversitaumltsschutz Mit zahl-reichen Umsetzungstipps und Hinweisen auf weiterfuumlhrende Lite ra-tur und Webseiten

49WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

www2leuphanadeumanagementcsmcontentnamadownloads download_publikationenBestaendig20Wuczkowski_Biodiversitaet 20im20unternehmerischen20Nachhaltigkeitsmanagement_neupdf

HOUDET J (HRSG) (2008 UumlBERARBEITET 2010) Integrating bio-diversity into business strategies The Biodiversity Accountability Framework Sehr umfangreiche Publikation (knapp 400 Seiten) uumlber Bio di versitaumlt und Unternehmen beginnend bei den Grundlagen 23 In dikatoren (Business and Biodiversity Independence Indicators) sind Grundlage fuumlr die Bewertung der Biodiversitaumltsleistung von Unter-nehmen Mit zahlreichen Beispielen Regionaler Fokus Frankreichwwworeeorg_scriptntsp-document-file_downloadphp document_id=1063ampdocument_file_id=1070

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement ndash Ein Leitfaden fuumlr die betriebliche Praxis Umsetzungsorientiertes Handbuch zur Einbindung von Biodiversi-

taumlt in das bestehende (Umwelt)-Management inklusive zahlreicher Vorschlaumlge fuumlr Maszlignahmen und Instrumente sowie Zuordnung zu Handlungsfeldern und Funktionsbereichen httpwwwbmudeN46143

TEEB (2012) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Busi-ness and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York Bericht fuumlr Unternehmen der internationalen TEEB-Studie Ins-pirierende teils generische Heranfuumlhrung an die Bedeutung von Bio-diversitaumlt an Unternehmen mit Beispielen aus aller Welt Excutive summary unter wwwteebweborg

UN GLOBAL COMPACT AND IUCN (2012) A Framework for Corpo rate Action on Biodiversity and Ecosystem Services Uumlberblicksbro schuumlre zu Biodiversitaumlt und Unternehmen Adressierte Themen Treiber Risi-ken amp Chancen Corporate Governance Management (inkl Vermei-dungs-Hierarchie) Stakeholder-Engagement und Berichter stattungwwwunglobalcompactorgdocsissues_docEnvironmentBES_Frameworkpdf

WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD) (2011) Handbuch zur unternehmerischen Bewertung von Oumlkosystemdienstleistungen (CEV) Ein Rahmenwerk zur Erleichterung unternehmerischer Entscheidungsfindung Generisches Hand buch fuumlr die Durchfuumlhrung einer unternehmensinternen Bewertung von Biodiversitaumlt (breites Werteverstaumlndnis) mit Handreichungen zu vor-gelagerten Abwaumlgungen wwweconsensedesitesallfilesWBCSD_Handbuch_CEVpdf

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 50

WORLD RESOURCE INSTITUTE (WRI) (2012) Corporate Ecosystem Services Review ndash Version 20 Handbuch zur systematischen Erfas-sung von biodiversitaumltsbezogenen Risiko- und Handlungsfeldern Schrittweises Vorgehen inkl Vorschlaumlgen fuumlr die Erfassung und Doku-mentation des Prozesses wwwwriorgpublicationcorporate-ecosystem-services-review

Allgemein Oumlkosysteme Biodiversitaumlt und Wirtschaft JESSEL B TSCHIMPKE O UND WALSER M (2009) Produktivkraft

Natur Hamburg Praumlgnante Beispiele fuumlr die Quantifizierung von wirtschaftlich relevanten Nutzungen der Natur in Arbeitsplaumltzen Umsaumltzen oder vermiedenen Kostenwwwnaturkapital-teebdefileadminDownloadsProduktivkraft Naturpdf

MILLENNIUM ECOSYSTEM ASSESSMENT (2005) Ecosystems and Human Well-Being ndash Synthesis Synthese der mehr als 1000 Seiten fassenden wissenschaftlichen Studie uumlber die oumlkologischen und gesell-schaftlichen Zusammenhaumlnge sowie Zustand und Trends des Verlus-tes der biologischen Vielfalt und die Bedeutung der Oumlkosystemleis-tungen fuumlr den Menschenwwwmaweborgdocumentsdocument356aspxpdf

TEEB (2010) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integ-rieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz (Hrsg) Bonn Zusam-menfassung der Ergebnisse der internationalen TEEB Studie Synthese der Berichte fuumlr internationale Politiker lokale und regionale Ent-scheider sowie Unternehmen wwwteebweborg

Kartenmaterial Frageboumlgen und Tools PROTECTEDPLANETNET Weltweite kartengestuumltzte Darstellung von

Schutzgebieten basierend auf den Daten der World Database of Pro-tected Areas (WDPA) und der Weltnaturschutzorganisation (IUCN) wwwprotectedplanetnet

BFNshySCHUTZGEBIETSKARTE Interaktive Karte des Bundesamtes fuumlr Naturschutz mit allen deutschen Schutzgebieten wwwgeodienstebfndeschutzgebiete

CHECKLISTEN DER DEUTSCHEN BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIAshyTIVE Fragenkatalog zur Erstellung einer Selbsteinschaumltzung bezuumlg-lich potenzieller Risiken hinsichtlich Biodiversitaumlt und Oumlkosystem-leistungen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

51WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

INTEGRATED BIODIVERSITY ASSESSMENT TOOL (IBAT) Kostenpflich-tige Anwendung zur Bewertung standortbezogener Biodiversitaumlts-risiken (Fokus Schutzgebiete und Biodiversity Hot Spots) GIS-(Karten)- basiert wwwibatforbusinessorg

Fallbeispiele und Publikationssammlung WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD)

(2012) Biodiversity and ecosystem services ndash scaling up business solutions Company case studies that help achieve global biodiversity targetswwwwbcsdorgPagesEDocumentEDocumentDetailsaspxID=14923ampNoSearchContextKey=true

UNITED NATIONS ENVIRONMENT PROGRAM FINANCE INITIATIVE (UNEP FI) Publikationen zu biodiversitaumltsbezogenen Chancen Risiken und Handlungsoptionen der Finanzbranche wwwunepfiorgpublicationsbiodiversityindexhtml

CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (CBD) BUSINESS PROGRAMM Fallstudien und Publikationen zu Beruumlhrungspunkten und Leuchtturm-projekten zum Erhalt der biologischen Vielfalt wwwcbdintenbusiness

ECOSYSTEM MARKETPLACE Nachrichtenportal von Forest Trends rund um Biodiversitaumlts- Wasser- und CO2-Maumlrkte wwwecosystemmarketplacecom

Strategien auf politischer Ebene NATIONALE STRATEGIE ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT (2007) Deutsch-

lands Strategie zur Umsetzung der Konvention uumlber die biolo gische Vielfalt wwwbmudeN40333

INFORMATIONSPORTAL DES BUNDESAMTES FUumlR NATURSCHUTZ ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT Mit Nachrichten Informationen Veranstal-tungshinweisen und weiterfuumlhrenden Materialien wwwbiologische-vielfaltde

EUshyBIODIVERSITAumlTSSTRATEGIE FUumlR 2020 Diese EU-Strategie enthaumllt Ziele zum Erhalt von Biodiversitaumlt sowie von Oumlkosystemen und deren Leistungen (raquoNaturkapitallaquo) bis 2020httpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversitycomm20062020htm

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 52

GLOBALE BIODIVERSITAumlTSZIELE Der raquoStrategische Plan 2011 ndash 2020laquo des Internationalen Uumlbereinkommens zur biologischen Vielfalt (CBD) enthaumllt auch Ziele zu Oumlkosystemen und deren Leistungen sowie zum Wert der biologischen VielfaltwwwcbdintdocdecisionsCOP-10cop-10-dec-02-enpdf

Initiativen DEUTSCHE BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIATIVE ndash raquoBIODIVERSITY

IN GOOD COMPANYlaquoshy INITIATIVE Zusammenschluss vor allem deut-scher Unternehmen mit dem Ziel die Integration von Biodiversitaumlt in unternehmerische Entscheidungen voranzutreiben wwwbusiness-and-biodiversityde

EUROPAumlISCHE raquoBUSINESS AND BIODIVERSITY CAMPAIGNlaquo Europa-weite Plattform fuumlr Unternehmen mit dem Ziel Ansaumltze fuumlr ein Biodi-versitaumltsmanagement zu entwickeln und umzusetzen wwwbusiness-biodiversityeu

NATURAL CAPITAL DECLARATION Erklaumlrung einzelner Akteure des Finanzsektors Naturkapital in Finanzprodukten und -dienstleistungen zu beruumlcksichtigen wwwnaturalcapitaldeclarationorg

TEEB FOR BUSINESS COALITION Initiative zur Vereinheitlichung der Bilanzierung von Naturkapital im Unternehmen httpteebforbusinessorg

GLOSSAR 53

GLOSSAR

ARTENVIELFALTDiversitaumlt (Vielfalt) biologischer Arten in einem Lebensraum Artenviel-falt ist neben genetischer Vielfalt und Diversitaumlt der Oumlkosysteme ein Teil-aspekt der biologischen Vielfalt

BASISLEISTUNGENGrundlegende Leistungen der Oumlkosysteme wie zum Beispiel Photosyn-these oder Stickstoffbindung von Knoumlllchenbakterien welche die Voraus-setzung fuumlr alle anderen Leistungen der Oumlkosysteme sind

BIODIVERSITAumlT Biologische Vielfalt

BIOLOGISCHE VIELFALT Die Vielfalt des Lebens auf unserer Erde (oder Biodiversitaumlt) ist die Varia-bilitaumlt lebender Organismen und der von ihnen gebildeten oumlkologischen Komplexe Sie umfasst drei Ebenen 1) die Vielfalt an Oumlkosystemen bezie-hungsweise Lebensgemeinschaften Lebensraumlumen und Landschaften 2) die Artenvielfalt und 3) die genetische Vielfalt innerhalb der verschie-denen Arten

EINGRIFFSREGELUNG Instrument des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatschG sectsect 13 ff) das die Bewaumlltigung von Eingriffen in Natur und Landschaft regelt (Vermeidung und Kompensation)

EMAS Betriebliches Umweltmanagementsystem (Eco Management and Audit Scheme) nach der Verordnung (EG) Nr 12212009 uumlber die freiwillige Teil-nahme von Organisationen an einem Gemeinschaftssystem fuumlr Umwelt-management und Umweltbetriebspruumlfung (ABl EG L 342 v 22122009 S 1) Schwerpunkte sind die kontinuierliche Verbesserung der Umwelt-leistung die Umwelterklaumlrung und Umweltrechtskonformitaumlt

GEBIETSFREMDE ARTENAuch invasive Arten oder Neobiota Tier- und Pflanzenarten die durch Einfuhr (beabsichtigt) oder Einschleppung (unbeabsichtigt) in einem fuumlr sie nicht natuumlrlichen Lebensraum leben Einige gebietsfremde Arten ver-breiten sich aufgrund mangelnder Feinde physiologischer Eigenschaften (Wachstumsgeschwindigkeit Wasserbedarf) oder aumlhnlich invasiv und verdraumlngen einheimische Arten In einigen Faumlllen entstehen durch sie erheb liche Nachteile fuumlr Mensch (Gesundheitsbeeintraumlchtigungen wie zum Beispiel Allergien) und Oumlkosysteme (Degradation)

INWERTSETZUNGBuumlndel von Maszlignahmen um den Nutzen von Biodiversitaumlt und Oumlkosys-temleistungen fuumlr die Gesellschaft relevant und erfahrbar werden zu las-sen Dies geschieht durch (oumlkonomische) Bewertung und oder Integra-tion in Marktentscheidungen ndash zum Beispiel in Form von naturorientierten Angeboten Anreizen oder der Schaffung von Maumlrkten fuumlr Biodiversitaumlt ndash sowie in gesellschaftliche und private Entscheidungen

54 DIEUNTERNEHMENSPERSPEKTIVEndashNEUEHERAUSFORDERUNGEN

ISO 14001 Betriebliches Umweltmanagementsystem nach DIN EN ISO 140012004 + AC 2009 (Ausgabe 112009) Schwerpunkt liegt in der Verbesserung des Umweltmanagementsystems

KONVENTION UumlBER DIE BIOLOGISCHE VIELFALT (ENGL CONVENTION ON BIO LOGICAL DIVERSITY ndash CBD)

Uumlbereinkunft von 168 Staaten (Unterzeichner Stand 12122012) uumlber die biologische Vielfalt Darin werden der Verlust der biologischen Vielfalt als Herausforderung anerkannt und Ziele zu ihrer Erhaltung formuliert Diese sind 1) Schutz der biologischen Vielfalt 2) Nachhaltige Nutzung ihrer Bestandteile und 3) Zugangsregelung und gerechter Ausgleich von Vor-teilen welche aus der Nutzung genetischer Ressourcen entstehen

KULTURELLE OumlKOSYSTEMshy LEISTUNGEN

Leistungen von Oumlkosystemen mit Wirkung und Bedeutung fuumlr Erholung aumlsthetisches Empfinden spirituelle Erfahrungen soziale Funktionen kul-turelle Identitaumlt Heimatgefuumlhl Wissen und Erkenntnis

MONETARISISERUNG Beimesssung eines Wertes in Geldeinheiten Die Umweltoumlkonomie hat dazu mehrere Verfahren der Monetarisierung entwickelt

NATURKAPITAL Oumlkonomischer Begriff fuumlr den begrenzten Vorrat an physischen und bio-logischen Ressourcen der Erde und die begrenzte Bereitstellung von Guumltern und Leistungen durch Oumlkosysteme

OumlKOSYSTEM Bezeichnet die Bestandteile eines abgegrenzten Naturraumes (zum Beispiel niedersaumlchsisches Wattenmeer) oder eines bestimmten Natur-raumtyps (zum Beispiel naumlhrstoffarmes Flieszliggewaumlsser) und deren Wech-selwirkungen Der Begriff kann sich auf verschiedene raumlumliche Ebenen (lokal regional) beziehen und umfasst sowohl (halb-)natuumlrliche (zum Bei-spiel ungestoumlrte Hochmoore) und naturnahe (zum Beispiel Kalkmager-rasen) als auch vom Menschen gepraumlgte Oumlkosysteme (zum Beispiel Agrar oumlkosysteme)

OumlKOSYSTEMFUNKTIONEN Umfassen alle physikalischen chemischen und biologischen Prozesse und Wechselwirkungen die in verschiedenen Oumlkosystemen stattfinden

OumlKOSYSTEMLEISTUNGEN Bezeichnen direkte und indirekte Beitraumlge von Oumlkosystemen zum mensch-lichen Wohlergehen das heiszligt Leistungen und Guumlter die dem Menschen einen direkten oder indirekten wirtschaftlichen materiellen gesundheit-lichen oder psychischen Nutzen bringen In Abgrenzung zum Begriff Oumlko-systemfunktion entsteht der Begriff Oumlkosystemleistung aus einer anth-ropozentrischen Perspektive und ist an einen Nutzen des Oumlkosystems fuumlr den Menschen gebunden Der Begriff ist identisch mit den haumlufig verwen-deten Begriffen raquoOumlkosystemdienstleistunglaquo und raquooumlkosystemare Guumlter und Leistungenlaquo und entspricht dem englischen Begriff der raquoecosystem serviceslaquo

55

REGULIERUNGSLEISTUNGENFunktionen von Oumlkosystemen die auf (andere) Elemente und Prozesse von Oumlkosystemen einwirken die (direkten) Nutzen fuumlr den Menschen haben zum Beispiel die Filterwirkung von Bodenschichten auf die Grund-wasserqualitaumlt oder der Beitrag einer Hecke zur Verringerung der Boden-erosion

GLOSSAR

RESILIENZ (VON OumlKOSYSTEMEN)

Resilienz ist die Faumlhigkeit eines Oumlkosystems trotz aumluszligerer Stoumlrungen seine Funktionen und damit seine Oumlkosystemleistungen aufrecht zu erhalten Es wird davon ausgegangen dass die Resilienz stark mit der in dem Oumlko-system vorherrschenden biologischen Vielfalt korreliert

TEEBThe Economics of Ecosystems and Biodiversity Die internationale TEEB-Studie wurde von Deutschland im Rahmen seiner G8-Praumlsidentschaft im Jahr 2007 gemeinsam mit der EU-Kommission initiiert und mithilfe zahlreicher weiterer Institutionen unter der Schirmherrschaft des Um-weltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) durchgefuumlhrt Ziel der TEEB-Studie war es den oumlkonomischen Wert der Leistungen der Natur ein zuschaumltzen die wirtschaftlichen Auswirkungen der Schaumldigung von Oumlkosystemen zu erfassen und ausgehend davon die Kosten eines Nicht-Handelns zu beziffern Leiter der Studie war der indische Oumlkonom Pavan Sukhdev Im Rahmen der Studie wurden verschiedene Berichte veroumlffent-licht Derzeit wird unter Leitung von UNEP ein Nachfolgeprozess organi-siert um die Durchfuumlhrung von nationalen regionalen lokalen und sek-toralen Studien zum Thema anzuregen und zu foumlrdern

VERSORGUNGSLEISTUNGENBezeichnen meist marktfaumlhige Guumlter die von oder mithilfe von Oumlkosyste-men produziert werden (zum Beispiel Nahrung Frischwasser Feuer- und Bauholz) Teilweise ist ein erheblicher Beitrag von (Human-)Kapital und Arbeit notwendig um diese Guumlter zu erstellen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 56

QUELLEN

BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012) Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Centre for Sustainability Management Luumlneburg

BORN W u a (2012) Gesundheitskosten der Beifuszlig-Ambrosie in Deutschland In Umweltmedizin in Forschung und Praxis 17 (2) S 71 ndash 80

DER BUND (2009) Invasive Muscheln verstopfen Leitungen Von Fabio Bergamin Onlineausgabe Zuletzt aktualisiert am 31072009 httpwwwderbundchzeitungenwissenInvasive-Muscheln-verstopfen-Leitungenstory29662360

DEUTSCHER IMKERBUND EV Internetauftritt des Deutschen Imkerbund e V vom 12122012 httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpbienen-und- bestaeubungsleistung und httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpzahlen-die-zaehlen

EUROPAumlISCHE KOMMISSION (2009) Fact Sheet Gebietsfremde invasive Arten httpeceuropaeuenvironmentpubspdffactsheetsInvasive20Alien20SpeciesInvasive_Alien_DEpdf

FAO ndash FOOD AND AGRICULTURE ORGANIZATION OF THE UNITED NATIONS (2010) Global Forest Resource Assessment 2010wwwfaoorgforestryfrafra2010en

GARCIacuteAshyTORRES L u a (2001) Conservation agriculture in Europe Current status and perspectives In Garcia-Torres L Benites J and Martiacutenez-Vilela A (Hrsg) Conservation Agriculture A World-wide Challenge 1st World Congress on Conservation Agriculture Madrid 1 ndash 5 October 2001 Vol I Keynote Contributions XUL Cordoba Spain S 79 ndash 83

IAASTD ndash INTERNATIONAL ASSESSMENT OF AGRICULTURAL KNOWLEDGE SCIENCE AND TECHNOLOGY FOR DEVELOPMENT (2008) Global ReportwwwagassessmentorgreportsIAASTDENAgriculture20at20a20Crossroads_Global20Report20(English)pdf

KREIBICH H MUumlLLER M (2005) Private Vorsorgemaszlignahmen koumlnnen Hochwasserschaumlden reduzieren Schadensprisma Heft 1 2005 httpwwwschadenprismadepdfsp_2005_1_1pdf

57QUELLEN

LENZEN M u a (2012) International trade drives biodiversity threats in developing nations Nature 486109 ndash 112 Doi101038nature11145

PWC ndash PRICEWATERHOUSECOOPERS (2012) PwC Rio+20 Sustain ability pulse poll How do the public and CEO opinions differ on Rio+20 issues

REWE GROUP (2010) Pressemitteilung raquoBodensee-Obstbauern engagieren sich fuumlr Biodiversitaumltlaquo wwwrewe-groupcompressepressemeldungenpressemeldung-detail articlebodensee-obstbauern-engagieren-sich-fuer-biodiversitaet

SCBD ndash SECRETARIAT OF THE CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (2009) business2010 A magazine on business amp bio- diversity June 2009 Volume 4 ndash Issue 1 httpwwwcbdintdocnewslettersnews-biz-2009-06-enpdf

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement Ein Leitfaden fuumlr die betrieb-liche Praxis BerlinwwwbmudeN46143

STATISCHES BUNDESAMT (2012) Nachhaltige Entwicklung in Deutschland Indikatorenbericht 2012 wwwdestatisdeDEPublikationenThematischUmwelt oekonomischeGesamtrechnungenUmweltindikatorenIndikatoren PDF_0230001pdf__blob=publicationFile

STERN N (2007) The Economics of Climate Change The Stern Review Cambridge

TEEB (2009) The Economics of Ecosystems and Biodiversity TEEB for National and International Policy Makers Summary Responding to the Value of Naturewwwteebweborg

TEEB (2010A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity Ecological and Economic Foundations Edited by Pushpam Kumar London and Washington

TEEB (2010B) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integrieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz Bonn

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 58

TEEB (2011) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in National and International Policy Making Edited by Patrick ten Brink London and Washington

TEEB (2012A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Local and Regional Policy and Management Edited by Heidi Wittmer and Haripriya Gundimeda Abingdon and New York

TEEB (2012B) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Business and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York

TEN BRINK P BRAAT L (HRSG) (2008) The Cost of Policy Inaction The case of not meeting the 2010 biodiversity targethttpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversityeconomicspdfcopizip

UNESCAP ndash UNITED NATIONS ECONOMIC AND SOCIAL COMMISSION FOR ASIA AND THE PACIFIC (1999) Keynote Statement of Mr Cengiz Ertuna (UNESCAP) at IDNDR-ESCAP Regional Meeting for Asia Risk Reduction amp Society in the 21st Century Bangkok 23 ndash26 February 1999 httpwwwunescaporgenrdwater_mineraldisasterertuna01htm

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012) Water valuation ndash Building the business case Geneva and Washington

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012A) Changing Pace ndash Public policy options to scale and accelerate business action towards Vision 2050 Geneva and Washington

WRI ndash WORLD RESOURCE INSTITUTE (2012) The Corporate Ecosys-tem Services Review - Guidelines for Identifying Business Risks and Opportunities Arising from Ecosystem Change Version 20 Washington

ZEITZ J PUMA Pressemitteilung vom 16112011 httpaboutpumacompuma-completes-first-environmental-profit-and-loss-account-which-values-impacts-at-e-145-million

  • Die Unternehmensperspektive
  • Impressum
  • Inhaltsverzeichnis
  • Vorworte
  • Biodiversitaumlt und Oumlkoshysystemleistungen ndash Erweiterung der unternehmerischen Sicht
  • Warum die Wirtschaft gefragt ist ndash Treiber Chancen und Risiken
  • Entwicklungen und Trends ndash was auf Unternehmen zukommt
  • Wie Unternehmen taumltig werden koumlnnen
  • Ausblick
  • Weiterfuumlhrende Informationen
  • QUELLEN

AUSBLICK5

WIR KOumlNNEN DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER WIRTSCHAFT NUR ERHALTEN WENN WIR DIE LEISTUNGSFAumlHIGKEIT DER NATUR ERHALTEN DAFUumlR IST EINE VIELFALT AN LEBENSshy RAumlUMEN UND ARTEN VON ENTSCHEIDENDER BEDEUTUNG DEREN SCHUTZ MUSS DESHALB VIEL STAumlRKER IN DEN WERTSCHOumlPFUNGSPROZESSEN BERUumlCKSICHTIGT WERDEN

ALEXANDER BARTELT ABTEILUNGS-

LEITER KLIMASCHUTZ UND NACHHAL -

TIGE PRO DUKTE DER OTTO GROUP

VORSTANDSVORSITZENDER raquoBIODIVER-

SITY IN GOOD COMPANYlaquo- INITIATIVE

Es ist an der Zeit die Aspekte von Naturkapital in das unterneh-merische Handeln zu integrieren Nutzen Sie die vielfaumlltigen Ansatz-punkte die im Rahmen der Broschuumlre aufgezeigt wurden und beginnen Sie Ihre unternehmerischen Aktivitaumlten zu erweitern In Deutsch-land gibt es viele Initiativen und Ansaumltze die einen Einstieg in die The-men Biodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungen erleich tern Nutzen Sie diese Initiativen fuumlr einen Austausch mit anderen Unter-nehmen und uumlber die dort bereits gemachten Erfahrungen (siehe dazu auch Kapitel 6)

Die Initiative raquoBiodiversity in Good Companylaquo ist ein Zusammen-schluss von Unternehmen die gemeinsam fuumlr den Schutz der

biologischen Vielfalt eintreten Der branchenuumlbergreifenden Initiative gehoumlren kleine mittlere und groszlige Unternehmen an Die Mitglieder der raquoBiodiversity in Good Companylaquo-Initiative unterstuumlt-zen das freiwillige Engagement der Wirtschaft fuumlr den Schutz der biologischen Vielfalt Sie arbeiten an Innovationen und Investitio-nen damit naturvertraumlgliche Technologien Produkte und Dienst-leistungen verstaumlrkt ihren Weg in die Maumlrkte finden Die Initiative

47AUSBLICK

traumlgt dazu bei den Privatsektor in die Verwirklichung der Ziele der Konvention uumlber die biologische Vielfalt und der Nationalen

Strategie zur biologischen Vielfalt staumlrker einzubinden

Auch im Rahmen von econsense ndash einem Zusammenschluss fuumlhren-der global agierender Unternehmen und Organisationen der deut-schen Wirtschaft zu den Themen nachhaltige Entwicklung und Cor-porate Social Responsibility (CSR) ndash wird der Themenbereich im Rahmen der Arbeitsgruppe raquoBiodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungenlaquo begleitet Die Mitgliedsunternehmen setzten sich intensiv mit dem Erhalt und der Entwicklung der biologischen Vielfalt auseinander und nutzen econsense als Plattform zum Austausch und zur Diskus-sion von praktischen Managementinstrumenten

Engagieren Sie sich im Projekt raquoUnternehmen Biologische Vielfalt 2020laquo einer Dialog- und Aktionsplattform des Bundesumweltminis-teriums gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der deutschen Wirtschaft und von Naturschutzverbaumlnden die einen fortlaufenden Austausch erlaubt und konkrete Aktivitaumlten zur Umsetzung der Nati-onalen Strategie zur biologischen Vielfalt auf den Weg bringt Folgende Themenfelder stehen dabei im Fokus Informationen zur biologischen Vielfalt fuumlr Unternehmen Biologische Vielfalt im betrieblichen Umweltmanagement Biologische Vielfalt und Naturschutzrecht Kommunikation von Unternehmen nach auszligen Finanzierung von Naturschutzprojekten Maumlrkte Chancen erkennen und entwickeln Netzwerkbildung

Die kuumlnftige Leistungsfaumlhigkeit der Wirtschaft wird von der Leis-tungsfaumlhigkeit des Naturkapitals abhaumlngen Der Erhalt der Leistungs-faumlhigkeit unseres Naturkapitals erfordert die gebuumlndelten Kraumlfte von Unternehmen Politik und Gesellschaft raquoNatur kapital Deutschland ndash TEEB DElaquo zeigt dass sich dies auch wirtschaftlich lohnt Lassen Sie uns diese Chance gemeinsam wahrnehmen

ABBILDUNG 24 (Foto morrbyte Fotoliacom)

6 WEITERFUumlHRENDE INFORMATIONEN

PROJEKT raquoNATURKAPITAL DEUTSCHLAND ndash TEEB DElaquoDiese Broschuumlre ist Teil des Projekts raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo in dessen Rahmen bis zum Jahr 2015 folgende vier Berichte erscheinen (Arbeitstitel) raquoKlimapolitik und Naturkapital Synergien und Konfliktelaquo raquoOumlkosystemleistungen und Entwicklung laumlndlicher Raumlumelaquo raquoNaturleistungen in der Stadt Gesundheit schuumltzen und

Lebensqualitaumlt erhoumlhenlaquo raquoNaturkapital Deutschland Neue Handlungsoptionen

ergreifen ndash eine Syntheselaquo

Bereits erschienen ist die Broschuumlre raquoDer Wert der Natur fuumlr Wirt-schaft und Gesellschaft ndash Eine Einfuumlhrunglaquo wwwnaturkapital-teebde

Soweit Praxisbeispiele und Statements nicht gesondert gekennzeich-net wurden sind diese speziell fuumlr raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo erstellt worden

Leitfaumlden Handlungsmoumlglichkeiten fuumlr Unternehmen BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012)Biodiversitaumlt im unterneh-

merischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Umfangrei-che aber dennoch leicht zu erfassende und praxisnahe Broschuumlre zu Maszlignahmen rund um den betrieblichen Biodiversitaumltsschutz Mit zahl-reichen Umsetzungstipps und Hinweisen auf weiterfuumlhrende Lite ra-tur und Webseiten

49WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

www2leuphanadeumanagementcsmcontentnamadownloads download_publikationenBestaendig20Wuczkowski_Biodiversitaet 20im20unternehmerischen20Nachhaltigkeitsmanagement_neupdf

HOUDET J (HRSG) (2008 UumlBERARBEITET 2010) Integrating bio-diversity into business strategies The Biodiversity Accountability Framework Sehr umfangreiche Publikation (knapp 400 Seiten) uumlber Bio di versitaumlt und Unternehmen beginnend bei den Grundlagen 23 In dikatoren (Business and Biodiversity Independence Indicators) sind Grundlage fuumlr die Bewertung der Biodiversitaumltsleistung von Unter-nehmen Mit zahlreichen Beispielen Regionaler Fokus Frankreichwwworeeorg_scriptntsp-document-file_downloadphp document_id=1063ampdocument_file_id=1070

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement ndash Ein Leitfaden fuumlr die betriebliche Praxis Umsetzungsorientiertes Handbuch zur Einbindung von Biodiversi-

taumlt in das bestehende (Umwelt)-Management inklusive zahlreicher Vorschlaumlge fuumlr Maszlignahmen und Instrumente sowie Zuordnung zu Handlungsfeldern und Funktionsbereichen httpwwwbmudeN46143

TEEB (2012) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Busi-ness and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York Bericht fuumlr Unternehmen der internationalen TEEB-Studie Ins-pirierende teils generische Heranfuumlhrung an die Bedeutung von Bio-diversitaumlt an Unternehmen mit Beispielen aus aller Welt Excutive summary unter wwwteebweborg

UN GLOBAL COMPACT AND IUCN (2012) A Framework for Corpo rate Action on Biodiversity and Ecosystem Services Uumlberblicksbro schuumlre zu Biodiversitaumlt und Unternehmen Adressierte Themen Treiber Risi-ken amp Chancen Corporate Governance Management (inkl Vermei-dungs-Hierarchie) Stakeholder-Engagement und Berichter stattungwwwunglobalcompactorgdocsissues_docEnvironmentBES_Frameworkpdf

WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD) (2011) Handbuch zur unternehmerischen Bewertung von Oumlkosystemdienstleistungen (CEV) Ein Rahmenwerk zur Erleichterung unternehmerischer Entscheidungsfindung Generisches Hand buch fuumlr die Durchfuumlhrung einer unternehmensinternen Bewertung von Biodiversitaumlt (breites Werteverstaumlndnis) mit Handreichungen zu vor-gelagerten Abwaumlgungen wwweconsensedesitesallfilesWBCSD_Handbuch_CEVpdf

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 50

WORLD RESOURCE INSTITUTE (WRI) (2012) Corporate Ecosystem Services Review ndash Version 20 Handbuch zur systematischen Erfas-sung von biodiversitaumltsbezogenen Risiko- und Handlungsfeldern Schrittweises Vorgehen inkl Vorschlaumlgen fuumlr die Erfassung und Doku-mentation des Prozesses wwwwriorgpublicationcorporate-ecosystem-services-review

Allgemein Oumlkosysteme Biodiversitaumlt und Wirtschaft JESSEL B TSCHIMPKE O UND WALSER M (2009) Produktivkraft

Natur Hamburg Praumlgnante Beispiele fuumlr die Quantifizierung von wirtschaftlich relevanten Nutzungen der Natur in Arbeitsplaumltzen Umsaumltzen oder vermiedenen Kostenwwwnaturkapital-teebdefileadminDownloadsProduktivkraft Naturpdf

MILLENNIUM ECOSYSTEM ASSESSMENT (2005) Ecosystems and Human Well-Being ndash Synthesis Synthese der mehr als 1000 Seiten fassenden wissenschaftlichen Studie uumlber die oumlkologischen und gesell-schaftlichen Zusammenhaumlnge sowie Zustand und Trends des Verlus-tes der biologischen Vielfalt und die Bedeutung der Oumlkosystemleis-tungen fuumlr den Menschenwwwmaweborgdocumentsdocument356aspxpdf

TEEB (2010) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integ-rieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz (Hrsg) Bonn Zusam-menfassung der Ergebnisse der internationalen TEEB Studie Synthese der Berichte fuumlr internationale Politiker lokale und regionale Ent-scheider sowie Unternehmen wwwteebweborg

Kartenmaterial Frageboumlgen und Tools PROTECTEDPLANETNET Weltweite kartengestuumltzte Darstellung von

Schutzgebieten basierend auf den Daten der World Database of Pro-tected Areas (WDPA) und der Weltnaturschutzorganisation (IUCN) wwwprotectedplanetnet

BFNshySCHUTZGEBIETSKARTE Interaktive Karte des Bundesamtes fuumlr Naturschutz mit allen deutschen Schutzgebieten wwwgeodienstebfndeschutzgebiete

CHECKLISTEN DER DEUTSCHEN BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIAshyTIVE Fragenkatalog zur Erstellung einer Selbsteinschaumltzung bezuumlg-lich potenzieller Risiken hinsichtlich Biodiversitaumlt und Oumlkosystem-leistungen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

51WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

INTEGRATED BIODIVERSITY ASSESSMENT TOOL (IBAT) Kostenpflich-tige Anwendung zur Bewertung standortbezogener Biodiversitaumlts-risiken (Fokus Schutzgebiete und Biodiversity Hot Spots) GIS-(Karten)- basiert wwwibatforbusinessorg

Fallbeispiele und Publikationssammlung WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD)

(2012) Biodiversity and ecosystem services ndash scaling up business solutions Company case studies that help achieve global biodiversity targetswwwwbcsdorgPagesEDocumentEDocumentDetailsaspxID=14923ampNoSearchContextKey=true

UNITED NATIONS ENVIRONMENT PROGRAM FINANCE INITIATIVE (UNEP FI) Publikationen zu biodiversitaumltsbezogenen Chancen Risiken und Handlungsoptionen der Finanzbranche wwwunepfiorgpublicationsbiodiversityindexhtml

CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (CBD) BUSINESS PROGRAMM Fallstudien und Publikationen zu Beruumlhrungspunkten und Leuchtturm-projekten zum Erhalt der biologischen Vielfalt wwwcbdintenbusiness

ECOSYSTEM MARKETPLACE Nachrichtenportal von Forest Trends rund um Biodiversitaumlts- Wasser- und CO2-Maumlrkte wwwecosystemmarketplacecom

Strategien auf politischer Ebene NATIONALE STRATEGIE ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT (2007) Deutsch-

lands Strategie zur Umsetzung der Konvention uumlber die biolo gische Vielfalt wwwbmudeN40333

INFORMATIONSPORTAL DES BUNDESAMTES FUumlR NATURSCHUTZ ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT Mit Nachrichten Informationen Veranstal-tungshinweisen und weiterfuumlhrenden Materialien wwwbiologische-vielfaltde

EUshyBIODIVERSITAumlTSSTRATEGIE FUumlR 2020 Diese EU-Strategie enthaumllt Ziele zum Erhalt von Biodiversitaumlt sowie von Oumlkosystemen und deren Leistungen (raquoNaturkapitallaquo) bis 2020httpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversitycomm20062020htm

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 52

GLOBALE BIODIVERSITAumlTSZIELE Der raquoStrategische Plan 2011 ndash 2020laquo des Internationalen Uumlbereinkommens zur biologischen Vielfalt (CBD) enthaumllt auch Ziele zu Oumlkosystemen und deren Leistungen sowie zum Wert der biologischen VielfaltwwwcbdintdocdecisionsCOP-10cop-10-dec-02-enpdf

Initiativen DEUTSCHE BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIATIVE ndash raquoBIODIVERSITY

IN GOOD COMPANYlaquoshy INITIATIVE Zusammenschluss vor allem deut-scher Unternehmen mit dem Ziel die Integration von Biodiversitaumlt in unternehmerische Entscheidungen voranzutreiben wwwbusiness-and-biodiversityde

EUROPAumlISCHE raquoBUSINESS AND BIODIVERSITY CAMPAIGNlaquo Europa-weite Plattform fuumlr Unternehmen mit dem Ziel Ansaumltze fuumlr ein Biodi-versitaumltsmanagement zu entwickeln und umzusetzen wwwbusiness-biodiversityeu

NATURAL CAPITAL DECLARATION Erklaumlrung einzelner Akteure des Finanzsektors Naturkapital in Finanzprodukten und -dienstleistungen zu beruumlcksichtigen wwwnaturalcapitaldeclarationorg

TEEB FOR BUSINESS COALITION Initiative zur Vereinheitlichung der Bilanzierung von Naturkapital im Unternehmen httpteebforbusinessorg

GLOSSAR 53

GLOSSAR

ARTENVIELFALTDiversitaumlt (Vielfalt) biologischer Arten in einem Lebensraum Artenviel-falt ist neben genetischer Vielfalt und Diversitaumlt der Oumlkosysteme ein Teil-aspekt der biologischen Vielfalt

BASISLEISTUNGENGrundlegende Leistungen der Oumlkosysteme wie zum Beispiel Photosyn-these oder Stickstoffbindung von Knoumlllchenbakterien welche die Voraus-setzung fuumlr alle anderen Leistungen der Oumlkosysteme sind

BIODIVERSITAumlT Biologische Vielfalt

BIOLOGISCHE VIELFALT Die Vielfalt des Lebens auf unserer Erde (oder Biodiversitaumlt) ist die Varia-bilitaumlt lebender Organismen und der von ihnen gebildeten oumlkologischen Komplexe Sie umfasst drei Ebenen 1) die Vielfalt an Oumlkosystemen bezie-hungsweise Lebensgemeinschaften Lebensraumlumen und Landschaften 2) die Artenvielfalt und 3) die genetische Vielfalt innerhalb der verschie-denen Arten

EINGRIFFSREGELUNG Instrument des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatschG sectsect 13 ff) das die Bewaumlltigung von Eingriffen in Natur und Landschaft regelt (Vermeidung und Kompensation)

EMAS Betriebliches Umweltmanagementsystem (Eco Management and Audit Scheme) nach der Verordnung (EG) Nr 12212009 uumlber die freiwillige Teil-nahme von Organisationen an einem Gemeinschaftssystem fuumlr Umwelt-management und Umweltbetriebspruumlfung (ABl EG L 342 v 22122009 S 1) Schwerpunkte sind die kontinuierliche Verbesserung der Umwelt-leistung die Umwelterklaumlrung und Umweltrechtskonformitaumlt

GEBIETSFREMDE ARTENAuch invasive Arten oder Neobiota Tier- und Pflanzenarten die durch Einfuhr (beabsichtigt) oder Einschleppung (unbeabsichtigt) in einem fuumlr sie nicht natuumlrlichen Lebensraum leben Einige gebietsfremde Arten ver-breiten sich aufgrund mangelnder Feinde physiologischer Eigenschaften (Wachstumsgeschwindigkeit Wasserbedarf) oder aumlhnlich invasiv und verdraumlngen einheimische Arten In einigen Faumlllen entstehen durch sie erheb liche Nachteile fuumlr Mensch (Gesundheitsbeeintraumlchtigungen wie zum Beispiel Allergien) und Oumlkosysteme (Degradation)

INWERTSETZUNGBuumlndel von Maszlignahmen um den Nutzen von Biodiversitaumlt und Oumlkosys-temleistungen fuumlr die Gesellschaft relevant und erfahrbar werden zu las-sen Dies geschieht durch (oumlkonomische) Bewertung und oder Integra-tion in Marktentscheidungen ndash zum Beispiel in Form von naturorientierten Angeboten Anreizen oder der Schaffung von Maumlrkten fuumlr Biodiversitaumlt ndash sowie in gesellschaftliche und private Entscheidungen

54 DIEUNTERNEHMENSPERSPEKTIVEndashNEUEHERAUSFORDERUNGEN

ISO 14001 Betriebliches Umweltmanagementsystem nach DIN EN ISO 140012004 + AC 2009 (Ausgabe 112009) Schwerpunkt liegt in der Verbesserung des Umweltmanagementsystems

KONVENTION UumlBER DIE BIOLOGISCHE VIELFALT (ENGL CONVENTION ON BIO LOGICAL DIVERSITY ndash CBD)

Uumlbereinkunft von 168 Staaten (Unterzeichner Stand 12122012) uumlber die biologische Vielfalt Darin werden der Verlust der biologischen Vielfalt als Herausforderung anerkannt und Ziele zu ihrer Erhaltung formuliert Diese sind 1) Schutz der biologischen Vielfalt 2) Nachhaltige Nutzung ihrer Bestandteile und 3) Zugangsregelung und gerechter Ausgleich von Vor-teilen welche aus der Nutzung genetischer Ressourcen entstehen

KULTURELLE OumlKOSYSTEMshy LEISTUNGEN

Leistungen von Oumlkosystemen mit Wirkung und Bedeutung fuumlr Erholung aumlsthetisches Empfinden spirituelle Erfahrungen soziale Funktionen kul-turelle Identitaumlt Heimatgefuumlhl Wissen und Erkenntnis

MONETARISISERUNG Beimesssung eines Wertes in Geldeinheiten Die Umweltoumlkonomie hat dazu mehrere Verfahren der Monetarisierung entwickelt

NATURKAPITAL Oumlkonomischer Begriff fuumlr den begrenzten Vorrat an physischen und bio-logischen Ressourcen der Erde und die begrenzte Bereitstellung von Guumltern und Leistungen durch Oumlkosysteme

OumlKOSYSTEM Bezeichnet die Bestandteile eines abgegrenzten Naturraumes (zum Beispiel niedersaumlchsisches Wattenmeer) oder eines bestimmten Natur-raumtyps (zum Beispiel naumlhrstoffarmes Flieszliggewaumlsser) und deren Wech-selwirkungen Der Begriff kann sich auf verschiedene raumlumliche Ebenen (lokal regional) beziehen und umfasst sowohl (halb-)natuumlrliche (zum Bei-spiel ungestoumlrte Hochmoore) und naturnahe (zum Beispiel Kalkmager-rasen) als auch vom Menschen gepraumlgte Oumlkosysteme (zum Beispiel Agrar oumlkosysteme)

OumlKOSYSTEMFUNKTIONEN Umfassen alle physikalischen chemischen und biologischen Prozesse und Wechselwirkungen die in verschiedenen Oumlkosystemen stattfinden

OumlKOSYSTEMLEISTUNGEN Bezeichnen direkte und indirekte Beitraumlge von Oumlkosystemen zum mensch-lichen Wohlergehen das heiszligt Leistungen und Guumlter die dem Menschen einen direkten oder indirekten wirtschaftlichen materiellen gesundheit-lichen oder psychischen Nutzen bringen In Abgrenzung zum Begriff Oumlko-systemfunktion entsteht der Begriff Oumlkosystemleistung aus einer anth-ropozentrischen Perspektive und ist an einen Nutzen des Oumlkosystems fuumlr den Menschen gebunden Der Begriff ist identisch mit den haumlufig verwen-deten Begriffen raquoOumlkosystemdienstleistunglaquo und raquooumlkosystemare Guumlter und Leistungenlaquo und entspricht dem englischen Begriff der raquoecosystem serviceslaquo

55

REGULIERUNGSLEISTUNGENFunktionen von Oumlkosystemen die auf (andere) Elemente und Prozesse von Oumlkosystemen einwirken die (direkten) Nutzen fuumlr den Menschen haben zum Beispiel die Filterwirkung von Bodenschichten auf die Grund-wasserqualitaumlt oder der Beitrag einer Hecke zur Verringerung der Boden-erosion

GLOSSAR

RESILIENZ (VON OumlKOSYSTEMEN)

Resilienz ist die Faumlhigkeit eines Oumlkosystems trotz aumluszligerer Stoumlrungen seine Funktionen und damit seine Oumlkosystemleistungen aufrecht zu erhalten Es wird davon ausgegangen dass die Resilienz stark mit der in dem Oumlko-system vorherrschenden biologischen Vielfalt korreliert

TEEBThe Economics of Ecosystems and Biodiversity Die internationale TEEB-Studie wurde von Deutschland im Rahmen seiner G8-Praumlsidentschaft im Jahr 2007 gemeinsam mit der EU-Kommission initiiert und mithilfe zahlreicher weiterer Institutionen unter der Schirmherrschaft des Um-weltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) durchgefuumlhrt Ziel der TEEB-Studie war es den oumlkonomischen Wert der Leistungen der Natur ein zuschaumltzen die wirtschaftlichen Auswirkungen der Schaumldigung von Oumlkosystemen zu erfassen und ausgehend davon die Kosten eines Nicht-Handelns zu beziffern Leiter der Studie war der indische Oumlkonom Pavan Sukhdev Im Rahmen der Studie wurden verschiedene Berichte veroumlffent-licht Derzeit wird unter Leitung von UNEP ein Nachfolgeprozess organi-siert um die Durchfuumlhrung von nationalen regionalen lokalen und sek-toralen Studien zum Thema anzuregen und zu foumlrdern

VERSORGUNGSLEISTUNGENBezeichnen meist marktfaumlhige Guumlter die von oder mithilfe von Oumlkosyste-men produziert werden (zum Beispiel Nahrung Frischwasser Feuer- und Bauholz) Teilweise ist ein erheblicher Beitrag von (Human-)Kapital und Arbeit notwendig um diese Guumlter zu erstellen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 56

QUELLEN

BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012) Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Centre for Sustainability Management Luumlneburg

BORN W u a (2012) Gesundheitskosten der Beifuszlig-Ambrosie in Deutschland In Umweltmedizin in Forschung und Praxis 17 (2) S 71 ndash 80

DER BUND (2009) Invasive Muscheln verstopfen Leitungen Von Fabio Bergamin Onlineausgabe Zuletzt aktualisiert am 31072009 httpwwwderbundchzeitungenwissenInvasive-Muscheln-verstopfen-Leitungenstory29662360

DEUTSCHER IMKERBUND EV Internetauftritt des Deutschen Imkerbund e V vom 12122012 httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpbienen-und- bestaeubungsleistung und httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpzahlen-die-zaehlen

EUROPAumlISCHE KOMMISSION (2009) Fact Sheet Gebietsfremde invasive Arten httpeceuropaeuenvironmentpubspdffactsheetsInvasive20Alien20SpeciesInvasive_Alien_DEpdf

FAO ndash FOOD AND AGRICULTURE ORGANIZATION OF THE UNITED NATIONS (2010) Global Forest Resource Assessment 2010wwwfaoorgforestryfrafra2010en

GARCIacuteAshyTORRES L u a (2001) Conservation agriculture in Europe Current status and perspectives In Garcia-Torres L Benites J and Martiacutenez-Vilela A (Hrsg) Conservation Agriculture A World-wide Challenge 1st World Congress on Conservation Agriculture Madrid 1 ndash 5 October 2001 Vol I Keynote Contributions XUL Cordoba Spain S 79 ndash 83

IAASTD ndash INTERNATIONAL ASSESSMENT OF AGRICULTURAL KNOWLEDGE SCIENCE AND TECHNOLOGY FOR DEVELOPMENT (2008) Global ReportwwwagassessmentorgreportsIAASTDENAgriculture20at20a20Crossroads_Global20Report20(English)pdf

KREIBICH H MUumlLLER M (2005) Private Vorsorgemaszlignahmen koumlnnen Hochwasserschaumlden reduzieren Schadensprisma Heft 1 2005 httpwwwschadenprismadepdfsp_2005_1_1pdf

57QUELLEN

LENZEN M u a (2012) International trade drives biodiversity threats in developing nations Nature 486109 ndash 112 Doi101038nature11145

PWC ndash PRICEWATERHOUSECOOPERS (2012) PwC Rio+20 Sustain ability pulse poll How do the public and CEO opinions differ on Rio+20 issues

REWE GROUP (2010) Pressemitteilung raquoBodensee-Obstbauern engagieren sich fuumlr Biodiversitaumltlaquo wwwrewe-groupcompressepressemeldungenpressemeldung-detail articlebodensee-obstbauern-engagieren-sich-fuer-biodiversitaet

SCBD ndash SECRETARIAT OF THE CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (2009) business2010 A magazine on business amp bio- diversity June 2009 Volume 4 ndash Issue 1 httpwwwcbdintdocnewslettersnews-biz-2009-06-enpdf

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement Ein Leitfaden fuumlr die betrieb-liche Praxis BerlinwwwbmudeN46143

STATISCHES BUNDESAMT (2012) Nachhaltige Entwicklung in Deutschland Indikatorenbericht 2012 wwwdestatisdeDEPublikationenThematischUmwelt oekonomischeGesamtrechnungenUmweltindikatorenIndikatoren PDF_0230001pdf__blob=publicationFile

STERN N (2007) The Economics of Climate Change The Stern Review Cambridge

TEEB (2009) The Economics of Ecosystems and Biodiversity TEEB for National and International Policy Makers Summary Responding to the Value of Naturewwwteebweborg

TEEB (2010A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity Ecological and Economic Foundations Edited by Pushpam Kumar London and Washington

TEEB (2010B) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integrieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz Bonn

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 58

TEEB (2011) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in National and International Policy Making Edited by Patrick ten Brink London and Washington

TEEB (2012A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Local and Regional Policy and Management Edited by Heidi Wittmer and Haripriya Gundimeda Abingdon and New York

TEEB (2012B) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Business and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York

TEN BRINK P BRAAT L (HRSG) (2008) The Cost of Policy Inaction The case of not meeting the 2010 biodiversity targethttpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversityeconomicspdfcopizip

UNESCAP ndash UNITED NATIONS ECONOMIC AND SOCIAL COMMISSION FOR ASIA AND THE PACIFIC (1999) Keynote Statement of Mr Cengiz Ertuna (UNESCAP) at IDNDR-ESCAP Regional Meeting for Asia Risk Reduction amp Society in the 21st Century Bangkok 23 ndash26 February 1999 httpwwwunescaporgenrdwater_mineraldisasterertuna01htm

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012) Water valuation ndash Building the business case Geneva and Washington

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012A) Changing Pace ndash Public policy options to scale and accelerate business action towards Vision 2050 Geneva and Washington

WRI ndash WORLD RESOURCE INSTITUTE (2012) The Corporate Ecosys-tem Services Review - Guidelines for Identifying Business Risks and Opportunities Arising from Ecosystem Change Version 20 Washington

ZEITZ J PUMA Pressemitteilung vom 16112011 httpaboutpumacompuma-completes-first-environmental-profit-and-loss-account-which-values-impacts-at-e-145-million

  • Die Unternehmensperspektive
  • Impressum
  • Inhaltsverzeichnis
  • Vorworte
  • Biodiversitaumlt und Oumlkoshysystemleistungen ndash Erweiterung der unternehmerischen Sicht
  • Warum die Wirtschaft gefragt ist ndash Treiber Chancen und Risiken
  • Entwicklungen und Trends ndash was auf Unternehmen zukommt
  • Wie Unternehmen taumltig werden koumlnnen
  • Ausblick
  • Weiterfuumlhrende Informationen
  • QUELLEN

47AUSBLICK

traumlgt dazu bei den Privatsektor in die Verwirklichung der Ziele der Konvention uumlber die biologische Vielfalt und der Nationalen

Strategie zur biologischen Vielfalt staumlrker einzubinden

Auch im Rahmen von econsense ndash einem Zusammenschluss fuumlhren-der global agierender Unternehmen und Organisationen der deut-schen Wirtschaft zu den Themen nachhaltige Entwicklung und Cor-porate Social Responsibility (CSR) ndash wird der Themenbereich im Rahmen der Arbeitsgruppe raquoBiodiversitaumlt und Oumlkosystemleistungenlaquo begleitet Die Mitgliedsunternehmen setzten sich intensiv mit dem Erhalt und der Entwicklung der biologischen Vielfalt auseinander und nutzen econsense als Plattform zum Austausch und zur Diskus-sion von praktischen Managementinstrumenten

Engagieren Sie sich im Projekt raquoUnternehmen Biologische Vielfalt 2020laquo einer Dialog- und Aktionsplattform des Bundesumweltminis-teriums gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der deutschen Wirtschaft und von Naturschutzverbaumlnden die einen fortlaufenden Austausch erlaubt und konkrete Aktivitaumlten zur Umsetzung der Nati-onalen Strategie zur biologischen Vielfalt auf den Weg bringt Folgende Themenfelder stehen dabei im Fokus Informationen zur biologischen Vielfalt fuumlr Unternehmen Biologische Vielfalt im betrieblichen Umweltmanagement Biologische Vielfalt und Naturschutzrecht Kommunikation von Unternehmen nach auszligen Finanzierung von Naturschutzprojekten Maumlrkte Chancen erkennen und entwickeln Netzwerkbildung

Die kuumlnftige Leistungsfaumlhigkeit der Wirtschaft wird von der Leis-tungsfaumlhigkeit des Naturkapitals abhaumlngen Der Erhalt der Leistungs-faumlhigkeit unseres Naturkapitals erfordert die gebuumlndelten Kraumlfte von Unternehmen Politik und Gesellschaft raquoNatur kapital Deutschland ndash TEEB DElaquo zeigt dass sich dies auch wirtschaftlich lohnt Lassen Sie uns diese Chance gemeinsam wahrnehmen

ABBILDUNG 24 (Foto morrbyte Fotoliacom)

6 WEITERFUumlHRENDE INFORMATIONEN

PROJEKT raquoNATURKAPITAL DEUTSCHLAND ndash TEEB DElaquoDiese Broschuumlre ist Teil des Projekts raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo in dessen Rahmen bis zum Jahr 2015 folgende vier Berichte erscheinen (Arbeitstitel) raquoKlimapolitik und Naturkapital Synergien und Konfliktelaquo raquoOumlkosystemleistungen und Entwicklung laumlndlicher Raumlumelaquo raquoNaturleistungen in der Stadt Gesundheit schuumltzen und

Lebensqualitaumlt erhoumlhenlaquo raquoNaturkapital Deutschland Neue Handlungsoptionen

ergreifen ndash eine Syntheselaquo

Bereits erschienen ist die Broschuumlre raquoDer Wert der Natur fuumlr Wirt-schaft und Gesellschaft ndash Eine Einfuumlhrunglaquo wwwnaturkapital-teebde

Soweit Praxisbeispiele und Statements nicht gesondert gekennzeich-net wurden sind diese speziell fuumlr raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo erstellt worden

Leitfaumlden Handlungsmoumlglichkeiten fuumlr Unternehmen BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012)Biodiversitaumlt im unterneh-

merischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Umfangrei-che aber dennoch leicht zu erfassende und praxisnahe Broschuumlre zu Maszlignahmen rund um den betrieblichen Biodiversitaumltsschutz Mit zahl-reichen Umsetzungstipps und Hinweisen auf weiterfuumlhrende Lite ra-tur und Webseiten

49WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

www2leuphanadeumanagementcsmcontentnamadownloads download_publikationenBestaendig20Wuczkowski_Biodiversitaet 20im20unternehmerischen20Nachhaltigkeitsmanagement_neupdf

HOUDET J (HRSG) (2008 UumlBERARBEITET 2010) Integrating bio-diversity into business strategies The Biodiversity Accountability Framework Sehr umfangreiche Publikation (knapp 400 Seiten) uumlber Bio di versitaumlt und Unternehmen beginnend bei den Grundlagen 23 In dikatoren (Business and Biodiversity Independence Indicators) sind Grundlage fuumlr die Bewertung der Biodiversitaumltsleistung von Unter-nehmen Mit zahlreichen Beispielen Regionaler Fokus Frankreichwwworeeorg_scriptntsp-document-file_downloadphp document_id=1063ampdocument_file_id=1070

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement ndash Ein Leitfaden fuumlr die betriebliche Praxis Umsetzungsorientiertes Handbuch zur Einbindung von Biodiversi-

taumlt in das bestehende (Umwelt)-Management inklusive zahlreicher Vorschlaumlge fuumlr Maszlignahmen und Instrumente sowie Zuordnung zu Handlungsfeldern und Funktionsbereichen httpwwwbmudeN46143

TEEB (2012) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Busi-ness and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York Bericht fuumlr Unternehmen der internationalen TEEB-Studie Ins-pirierende teils generische Heranfuumlhrung an die Bedeutung von Bio-diversitaumlt an Unternehmen mit Beispielen aus aller Welt Excutive summary unter wwwteebweborg

UN GLOBAL COMPACT AND IUCN (2012) A Framework for Corpo rate Action on Biodiversity and Ecosystem Services Uumlberblicksbro schuumlre zu Biodiversitaumlt und Unternehmen Adressierte Themen Treiber Risi-ken amp Chancen Corporate Governance Management (inkl Vermei-dungs-Hierarchie) Stakeholder-Engagement und Berichter stattungwwwunglobalcompactorgdocsissues_docEnvironmentBES_Frameworkpdf

WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD) (2011) Handbuch zur unternehmerischen Bewertung von Oumlkosystemdienstleistungen (CEV) Ein Rahmenwerk zur Erleichterung unternehmerischer Entscheidungsfindung Generisches Hand buch fuumlr die Durchfuumlhrung einer unternehmensinternen Bewertung von Biodiversitaumlt (breites Werteverstaumlndnis) mit Handreichungen zu vor-gelagerten Abwaumlgungen wwweconsensedesitesallfilesWBCSD_Handbuch_CEVpdf

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 50

WORLD RESOURCE INSTITUTE (WRI) (2012) Corporate Ecosystem Services Review ndash Version 20 Handbuch zur systematischen Erfas-sung von biodiversitaumltsbezogenen Risiko- und Handlungsfeldern Schrittweises Vorgehen inkl Vorschlaumlgen fuumlr die Erfassung und Doku-mentation des Prozesses wwwwriorgpublicationcorporate-ecosystem-services-review

Allgemein Oumlkosysteme Biodiversitaumlt und Wirtschaft JESSEL B TSCHIMPKE O UND WALSER M (2009) Produktivkraft

Natur Hamburg Praumlgnante Beispiele fuumlr die Quantifizierung von wirtschaftlich relevanten Nutzungen der Natur in Arbeitsplaumltzen Umsaumltzen oder vermiedenen Kostenwwwnaturkapital-teebdefileadminDownloadsProduktivkraft Naturpdf

MILLENNIUM ECOSYSTEM ASSESSMENT (2005) Ecosystems and Human Well-Being ndash Synthesis Synthese der mehr als 1000 Seiten fassenden wissenschaftlichen Studie uumlber die oumlkologischen und gesell-schaftlichen Zusammenhaumlnge sowie Zustand und Trends des Verlus-tes der biologischen Vielfalt und die Bedeutung der Oumlkosystemleis-tungen fuumlr den Menschenwwwmaweborgdocumentsdocument356aspxpdf

TEEB (2010) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integ-rieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz (Hrsg) Bonn Zusam-menfassung der Ergebnisse der internationalen TEEB Studie Synthese der Berichte fuumlr internationale Politiker lokale und regionale Ent-scheider sowie Unternehmen wwwteebweborg

Kartenmaterial Frageboumlgen und Tools PROTECTEDPLANETNET Weltweite kartengestuumltzte Darstellung von

Schutzgebieten basierend auf den Daten der World Database of Pro-tected Areas (WDPA) und der Weltnaturschutzorganisation (IUCN) wwwprotectedplanetnet

BFNshySCHUTZGEBIETSKARTE Interaktive Karte des Bundesamtes fuumlr Naturschutz mit allen deutschen Schutzgebieten wwwgeodienstebfndeschutzgebiete

CHECKLISTEN DER DEUTSCHEN BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIAshyTIVE Fragenkatalog zur Erstellung einer Selbsteinschaumltzung bezuumlg-lich potenzieller Risiken hinsichtlich Biodiversitaumlt und Oumlkosystem-leistungen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

51WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

INTEGRATED BIODIVERSITY ASSESSMENT TOOL (IBAT) Kostenpflich-tige Anwendung zur Bewertung standortbezogener Biodiversitaumlts-risiken (Fokus Schutzgebiete und Biodiversity Hot Spots) GIS-(Karten)- basiert wwwibatforbusinessorg

Fallbeispiele und Publikationssammlung WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD)

(2012) Biodiversity and ecosystem services ndash scaling up business solutions Company case studies that help achieve global biodiversity targetswwwwbcsdorgPagesEDocumentEDocumentDetailsaspxID=14923ampNoSearchContextKey=true

UNITED NATIONS ENVIRONMENT PROGRAM FINANCE INITIATIVE (UNEP FI) Publikationen zu biodiversitaumltsbezogenen Chancen Risiken und Handlungsoptionen der Finanzbranche wwwunepfiorgpublicationsbiodiversityindexhtml

CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (CBD) BUSINESS PROGRAMM Fallstudien und Publikationen zu Beruumlhrungspunkten und Leuchtturm-projekten zum Erhalt der biologischen Vielfalt wwwcbdintenbusiness

ECOSYSTEM MARKETPLACE Nachrichtenportal von Forest Trends rund um Biodiversitaumlts- Wasser- und CO2-Maumlrkte wwwecosystemmarketplacecom

Strategien auf politischer Ebene NATIONALE STRATEGIE ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT (2007) Deutsch-

lands Strategie zur Umsetzung der Konvention uumlber die biolo gische Vielfalt wwwbmudeN40333

INFORMATIONSPORTAL DES BUNDESAMTES FUumlR NATURSCHUTZ ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT Mit Nachrichten Informationen Veranstal-tungshinweisen und weiterfuumlhrenden Materialien wwwbiologische-vielfaltde

EUshyBIODIVERSITAumlTSSTRATEGIE FUumlR 2020 Diese EU-Strategie enthaumllt Ziele zum Erhalt von Biodiversitaumlt sowie von Oumlkosystemen und deren Leistungen (raquoNaturkapitallaquo) bis 2020httpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversitycomm20062020htm

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 52

GLOBALE BIODIVERSITAumlTSZIELE Der raquoStrategische Plan 2011 ndash 2020laquo des Internationalen Uumlbereinkommens zur biologischen Vielfalt (CBD) enthaumllt auch Ziele zu Oumlkosystemen und deren Leistungen sowie zum Wert der biologischen VielfaltwwwcbdintdocdecisionsCOP-10cop-10-dec-02-enpdf

Initiativen DEUTSCHE BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIATIVE ndash raquoBIODIVERSITY

IN GOOD COMPANYlaquoshy INITIATIVE Zusammenschluss vor allem deut-scher Unternehmen mit dem Ziel die Integration von Biodiversitaumlt in unternehmerische Entscheidungen voranzutreiben wwwbusiness-and-biodiversityde

EUROPAumlISCHE raquoBUSINESS AND BIODIVERSITY CAMPAIGNlaquo Europa-weite Plattform fuumlr Unternehmen mit dem Ziel Ansaumltze fuumlr ein Biodi-versitaumltsmanagement zu entwickeln und umzusetzen wwwbusiness-biodiversityeu

NATURAL CAPITAL DECLARATION Erklaumlrung einzelner Akteure des Finanzsektors Naturkapital in Finanzprodukten und -dienstleistungen zu beruumlcksichtigen wwwnaturalcapitaldeclarationorg

TEEB FOR BUSINESS COALITION Initiative zur Vereinheitlichung der Bilanzierung von Naturkapital im Unternehmen httpteebforbusinessorg

GLOSSAR 53

GLOSSAR

ARTENVIELFALTDiversitaumlt (Vielfalt) biologischer Arten in einem Lebensraum Artenviel-falt ist neben genetischer Vielfalt und Diversitaumlt der Oumlkosysteme ein Teil-aspekt der biologischen Vielfalt

BASISLEISTUNGENGrundlegende Leistungen der Oumlkosysteme wie zum Beispiel Photosyn-these oder Stickstoffbindung von Knoumlllchenbakterien welche die Voraus-setzung fuumlr alle anderen Leistungen der Oumlkosysteme sind

BIODIVERSITAumlT Biologische Vielfalt

BIOLOGISCHE VIELFALT Die Vielfalt des Lebens auf unserer Erde (oder Biodiversitaumlt) ist die Varia-bilitaumlt lebender Organismen und der von ihnen gebildeten oumlkologischen Komplexe Sie umfasst drei Ebenen 1) die Vielfalt an Oumlkosystemen bezie-hungsweise Lebensgemeinschaften Lebensraumlumen und Landschaften 2) die Artenvielfalt und 3) die genetische Vielfalt innerhalb der verschie-denen Arten

EINGRIFFSREGELUNG Instrument des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatschG sectsect 13 ff) das die Bewaumlltigung von Eingriffen in Natur und Landschaft regelt (Vermeidung und Kompensation)

EMAS Betriebliches Umweltmanagementsystem (Eco Management and Audit Scheme) nach der Verordnung (EG) Nr 12212009 uumlber die freiwillige Teil-nahme von Organisationen an einem Gemeinschaftssystem fuumlr Umwelt-management und Umweltbetriebspruumlfung (ABl EG L 342 v 22122009 S 1) Schwerpunkte sind die kontinuierliche Verbesserung der Umwelt-leistung die Umwelterklaumlrung und Umweltrechtskonformitaumlt

GEBIETSFREMDE ARTENAuch invasive Arten oder Neobiota Tier- und Pflanzenarten die durch Einfuhr (beabsichtigt) oder Einschleppung (unbeabsichtigt) in einem fuumlr sie nicht natuumlrlichen Lebensraum leben Einige gebietsfremde Arten ver-breiten sich aufgrund mangelnder Feinde physiologischer Eigenschaften (Wachstumsgeschwindigkeit Wasserbedarf) oder aumlhnlich invasiv und verdraumlngen einheimische Arten In einigen Faumlllen entstehen durch sie erheb liche Nachteile fuumlr Mensch (Gesundheitsbeeintraumlchtigungen wie zum Beispiel Allergien) und Oumlkosysteme (Degradation)

INWERTSETZUNGBuumlndel von Maszlignahmen um den Nutzen von Biodiversitaumlt und Oumlkosys-temleistungen fuumlr die Gesellschaft relevant und erfahrbar werden zu las-sen Dies geschieht durch (oumlkonomische) Bewertung und oder Integra-tion in Marktentscheidungen ndash zum Beispiel in Form von naturorientierten Angeboten Anreizen oder der Schaffung von Maumlrkten fuumlr Biodiversitaumlt ndash sowie in gesellschaftliche und private Entscheidungen

54 DIEUNTERNEHMENSPERSPEKTIVEndashNEUEHERAUSFORDERUNGEN

ISO 14001 Betriebliches Umweltmanagementsystem nach DIN EN ISO 140012004 + AC 2009 (Ausgabe 112009) Schwerpunkt liegt in der Verbesserung des Umweltmanagementsystems

KONVENTION UumlBER DIE BIOLOGISCHE VIELFALT (ENGL CONVENTION ON BIO LOGICAL DIVERSITY ndash CBD)

Uumlbereinkunft von 168 Staaten (Unterzeichner Stand 12122012) uumlber die biologische Vielfalt Darin werden der Verlust der biologischen Vielfalt als Herausforderung anerkannt und Ziele zu ihrer Erhaltung formuliert Diese sind 1) Schutz der biologischen Vielfalt 2) Nachhaltige Nutzung ihrer Bestandteile und 3) Zugangsregelung und gerechter Ausgleich von Vor-teilen welche aus der Nutzung genetischer Ressourcen entstehen

KULTURELLE OumlKOSYSTEMshy LEISTUNGEN

Leistungen von Oumlkosystemen mit Wirkung und Bedeutung fuumlr Erholung aumlsthetisches Empfinden spirituelle Erfahrungen soziale Funktionen kul-turelle Identitaumlt Heimatgefuumlhl Wissen und Erkenntnis

MONETARISISERUNG Beimesssung eines Wertes in Geldeinheiten Die Umweltoumlkonomie hat dazu mehrere Verfahren der Monetarisierung entwickelt

NATURKAPITAL Oumlkonomischer Begriff fuumlr den begrenzten Vorrat an physischen und bio-logischen Ressourcen der Erde und die begrenzte Bereitstellung von Guumltern und Leistungen durch Oumlkosysteme

OumlKOSYSTEM Bezeichnet die Bestandteile eines abgegrenzten Naturraumes (zum Beispiel niedersaumlchsisches Wattenmeer) oder eines bestimmten Natur-raumtyps (zum Beispiel naumlhrstoffarmes Flieszliggewaumlsser) und deren Wech-selwirkungen Der Begriff kann sich auf verschiedene raumlumliche Ebenen (lokal regional) beziehen und umfasst sowohl (halb-)natuumlrliche (zum Bei-spiel ungestoumlrte Hochmoore) und naturnahe (zum Beispiel Kalkmager-rasen) als auch vom Menschen gepraumlgte Oumlkosysteme (zum Beispiel Agrar oumlkosysteme)

OumlKOSYSTEMFUNKTIONEN Umfassen alle physikalischen chemischen und biologischen Prozesse und Wechselwirkungen die in verschiedenen Oumlkosystemen stattfinden

OumlKOSYSTEMLEISTUNGEN Bezeichnen direkte und indirekte Beitraumlge von Oumlkosystemen zum mensch-lichen Wohlergehen das heiszligt Leistungen und Guumlter die dem Menschen einen direkten oder indirekten wirtschaftlichen materiellen gesundheit-lichen oder psychischen Nutzen bringen In Abgrenzung zum Begriff Oumlko-systemfunktion entsteht der Begriff Oumlkosystemleistung aus einer anth-ropozentrischen Perspektive und ist an einen Nutzen des Oumlkosystems fuumlr den Menschen gebunden Der Begriff ist identisch mit den haumlufig verwen-deten Begriffen raquoOumlkosystemdienstleistunglaquo und raquooumlkosystemare Guumlter und Leistungenlaquo und entspricht dem englischen Begriff der raquoecosystem serviceslaquo

55

REGULIERUNGSLEISTUNGENFunktionen von Oumlkosystemen die auf (andere) Elemente und Prozesse von Oumlkosystemen einwirken die (direkten) Nutzen fuumlr den Menschen haben zum Beispiel die Filterwirkung von Bodenschichten auf die Grund-wasserqualitaumlt oder der Beitrag einer Hecke zur Verringerung der Boden-erosion

GLOSSAR

RESILIENZ (VON OumlKOSYSTEMEN)

Resilienz ist die Faumlhigkeit eines Oumlkosystems trotz aumluszligerer Stoumlrungen seine Funktionen und damit seine Oumlkosystemleistungen aufrecht zu erhalten Es wird davon ausgegangen dass die Resilienz stark mit der in dem Oumlko-system vorherrschenden biologischen Vielfalt korreliert

TEEBThe Economics of Ecosystems and Biodiversity Die internationale TEEB-Studie wurde von Deutschland im Rahmen seiner G8-Praumlsidentschaft im Jahr 2007 gemeinsam mit der EU-Kommission initiiert und mithilfe zahlreicher weiterer Institutionen unter der Schirmherrschaft des Um-weltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) durchgefuumlhrt Ziel der TEEB-Studie war es den oumlkonomischen Wert der Leistungen der Natur ein zuschaumltzen die wirtschaftlichen Auswirkungen der Schaumldigung von Oumlkosystemen zu erfassen und ausgehend davon die Kosten eines Nicht-Handelns zu beziffern Leiter der Studie war der indische Oumlkonom Pavan Sukhdev Im Rahmen der Studie wurden verschiedene Berichte veroumlffent-licht Derzeit wird unter Leitung von UNEP ein Nachfolgeprozess organi-siert um die Durchfuumlhrung von nationalen regionalen lokalen und sek-toralen Studien zum Thema anzuregen und zu foumlrdern

VERSORGUNGSLEISTUNGENBezeichnen meist marktfaumlhige Guumlter die von oder mithilfe von Oumlkosyste-men produziert werden (zum Beispiel Nahrung Frischwasser Feuer- und Bauholz) Teilweise ist ein erheblicher Beitrag von (Human-)Kapital und Arbeit notwendig um diese Guumlter zu erstellen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 56

QUELLEN

BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012) Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Centre for Sustainability Management Luumlneburg

BORN W u a (2012) Gesundheitskosten der Beifuszlig-Ambrosie in Deutschland In Umweltmedizin in Forschung und Praxis 17 (2) S 71 ndash 80

DER BUND (2009) Invasive Muscheln verstopfen Leitungen Von Fabio Bergamin Onlineausgabe Zuletzt aktualisiert am 31072009 httpwwwderbundchzeitungenwissenInvasive-Muscheln-verstopfen-Leitungenstory29662360

DEUTSCHER IMKERBUND EV Internetauftritt des Deutschen Imkerbund e V vom 12122012 httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpbienen-und- bestaeubungsleistung und httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpzahlen-die-zaehlen

EUROPAumlISCHE KOMMISSION (2009) Fact Sheet Gebietsfremde invasive Arten httpeceuropaeuenvironmentpubspdffactsheetsInvasive20Alien20SpeciesInvasive_Alien_DEpdf

FAO ndash FOOD AND AGRICULTURE ORGANIZATION OF THE UNITED NATIONS (2010) Global Forest Resource Assessment 2010wwwfaoorgforestryfrafra2010en

GARCIacuteAshyTORRES L u a (2001) Conservation agriculture in Europe Current status and perspectives In Garcia-Torres L Benites J and Martiacutenez-Vilela A (Hrsg) Conservation Agriculture A World-wide Challenge 1st World Congress on Conservation Agriculture Madrid 1 ndash 5 October 2001 Vol I Keynote Contributions XUL Cordoba Spain S 79 ndash 83

IAASTD ndash INTERNATIONAL ASSESSMENT OF AGRICULTURAL KNOWLEDGE SCIENCE AND TECHNOLOGY FOR DEVELOPMENT (2008) Global ReportwwwagassessmentorgreportsIAASTDENAgriculture20at20a20Crossroads_Global20Report20(English)pdf

KREIBICH H MUumlLLER M (2005) Private Vorsorgemaszlignahmen koumlnnen Hochwasserschaumlden reduzieren Schadensprisma Heft 1 2005 httpwwwschadenprismadepdfsp_2005_1_1pdf

57QUELLEN

LENZEN M u a (2012) International trade drives biodiversity threats in developing nations Nature 486109 ndash 112 Doi101038nature11145

PWC ndash PRICEWATERHOUSECOOPERS (2012) PwC Rio+20 Sustain ability pulse poll How do the public and CEO opinions differ on Rio+20 issues

REWE GROUP (2010) Pressemitteilung raquoBodensee-Obstbauern engagieren sich fuumlr Biodiversitaumltlaquo wwwrewe-groupcompressepressemeldungenpressemeldung-detail articlebodensee-obstbauern-engagieren-sich-fuer-biodiversitaet

SCBD ndash SECRETARIAT OF THE CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (2009) business2010 A magazine on business amp bio- diversity June 2009 Volume 4 ndash Issue 1 httpwwwcbdintdocnewslettersnews-biz-2009-06-enpdf

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement Ein Leitfaden fuumlr die betrieb-liche Praxis BerlinwwwbmudeN46143

STATISCHES BUNDESAMT (2012) Nachhaltige Entwicklung in Deutschland Indikatorenbericht 2012 wwwdestatisdeDEPublikationenThematischUmwelt oekonomischeGesamtrechnungenUmweltindikatorenIndikatoren PDF_0230001pdf__blob=publicationFile

STERN N (2007) The Economics of Climate Change The Stern Review Cambridge

TEEB (2009) The Economics of Ecosystems and Biodiversity TEEB for National and International Policy Makers Summary Responding to the Value of Naturewwwteebweborg

TEEB (2010A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity Ecological and Economic Foundations Edited by Pushpam Kumar London and Washington

TEEB (2010B) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integrieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz Bonn

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 58

TEEB (2011) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in National and International Policy Making Edited by Patrick ten Brink London and Washington

TEEB (2012A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Local and Regional Policy and Management Edited by Heidi Wittmer and Haripriya Gundimeda Abingdon and New York

TEEB (2012B) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Business and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York

TEN BRINK P BRAAT L (HRSG) (2008) The Cost of Policy Inaction The case of not meeting the 2010 biodiversity targethttpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversityeconomicspdfcopizip

UNESCAP ndash UNITED NATIONS ECONOMIC AND SOCIAL COMMISSION FOR ASIA AND THE PACIFIC (1999) Keynote Statement of Mr Cengiz Ertuna (UNESCAP) at IDNDR-ESCAP Regional Meeting for Asia Risk Reduction amp Society in the 21st Century Bangkok 23 ndash26 February 1999 httpwwwunescaporgenrdwater_mineraldisasterertuna01htm

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012) Water valuation ndash Building the business case Geneva and Washington

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012A) Changing Pace ndash Public policy options to scale and accelerate business action towards Vision 2050 Geneva and Washington

WRI ndash WORLD RESOURCE INSTITUTE (2012) The Corporate Ecosys-tem Services Review - Guidelines for Identifying Business Risks and Opportunities Arising from Ecosystem Change Version 20 Washington

ZEITZ J PUMA Pressemitteilung vom 16112011 httpaboutpumacompuma-completes-first-environmental-profit-and-loss-account-which-values-impacts-at-e-145-million

  • Die Unternehmensperspektive
  • Impressum
  • Inhaltsverzeichnis
  • Vorworte
  • Biodiversitaumlt und Oumlkoshysystemleistungen ndash Erweiterung der unternehmerischen Sicht
  • Warum die Wirtschaft gefragt ist ndash Treiber Chancen und Risiken
  • Entwicklungen und Trends ndash was auf Unternehmen zukommt
  • Wie Unternehmen taumltig werden koumlnnen
  • Ausblick
  • Weiterfuumlhrende Informationen
  • QUELLEN

6 WEITERFUumlHRENDE INFORMATIONEN

PROJEKT raquoNATURKAPITAL DEUTSCHLAND ndash TEEB DElaquoDiese Broschuumlre ist Teil des Projekts raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo in dessen Rahmen bis zum Jahr 2015 folgende vier Berichte erscheinen (Arbeitstitel) raquoKlimapolitik und Naturkapital Synergien und Konfliktelaquo raquoOumlkosystemleistungen und Entwicklung laumlndlicher Raumlumelaquo raquoNaturleistungen in der Stadt Gesundheit schuumltzen und

Lebensqualitaumlt erhoumlhenlaquo raquoNaturkapital Deutschland Neue Handlungsoptionen

ergreifen ndash eine Syntheselaquo

Bereits erschienen ist die Broschuumlre raquoDer Wert der Natur fuumlr Wirt-schaft und Gesellschaft ndash Eine Einfuumlhrunglaquo wwwnaturkapital-teebde

Soweit Praxisbeispiele und Statements nicht gesondert gekennzeich-net wurden sind diese speziell fuumlr raquoNaturkapital Deutschland ndash TEEB DElaquo erstellt worden

Leitfaumlden Handlungsmoumlglichkeiten fuumlr Unternehmen BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012)Biodiversitaumlt im unterneh-

merischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Umfangrei-che aber dennoch leicht zu erfassende und praxisnahe Broschuumlre zu Maszlignahmen rund um den betrieblichen Biodiversitaumltsschutz Mit zahl-reichen Umsetzungstipps und Hinweisen auf weiterfuumlhrende Lite ra-tur und Webseiten

49WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

www2leuphanadeumanagementcsmcontentnamadownloads download_publikationenBestaendig20Wuczkowski_Biodiversitaet 20im20unternehmerischen20Nachhaltigkeitsmanagement_neupdf

HOUDET J (HRSG) (2008 UumlBERARBEITET 2010) Integrating bio-diversity into business strategies The Biodiversity Accountability Framework Sehr umfangreiche Publikation (knapp 400 Seiten) uumlber Bio di versitaumlt und Unternehmen beginnend bei den Grundlagen 23 In dikatoren (Business and Biodiversity Independence Indicators) sind Grundlage fuumlr die Bewertung der Biodiversitaumltsleistung von Unter-nehmen Mit zahlreichen Beispielen Regionaler Fokus Frankreichwwworeeorg_scriptntsp-document-file_downloadphp document_id=1063ampdocument_file_id=1070

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement ndash Ein Leitfaden fuumlr die betriebliche Praxis Umsetzungsorientiertes Handbuch zur Einbindung von Biodiversi-

taumlt in das bestehende (Umwelt)-Management inklusive zahlreicher Vorschlaumlge fuumlr Maszlignahmen und Instrumente sowie Zuordnung zu Handlungsfeldern und Funktionsbereichen httpwwwbmudeN46143

TEEB (2012) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Busi-ness and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York Bericht fuumlr Unternehmen der internationalen TEEB-Studie Ins-pirierende teils generische Heranfuumlhrung an die Bedeutung von Bio-diversitaumlt an Unternehmen mit Beispielen aus aller Welt Excutive summary unter wwwteebweborg

UN GLOBAL COMPACT AND IUCN (2012) A Framework for Corpo rate Action on Biodiversity and Ecosystem Services Uumlberblicksbro schuumlre zu Biodiversitaumlt und Unternehmen Adressierte Themen Treiber Risi-ken amp Chancen Corporate Governance Management (inkl Vermei-dungs-Hierarchie) Stakeholder-Engagement und Berichter stattungwwwunglobalcompactorgdocsissues_docEnvironmentBES_Frameworkpdf

WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD) (2011) Handbuch zur unternehmerischen Bewertung von Oumlkosystemdienstleistungen (CEV) Ein Rahmenwerk zur Erleichterung unternehmerischer Entscheidungsfindung Generisches Hand buch fuumlr die Durchfuumlhrung einer unternehmensinternen Bewertung von Biodiversitaumlt (breites Werteverstaumlndnis) mit Handreichungen zu vor-gelagerten Abwaumlgungen wwweconsensedesitesallfilesWBCSD_Handbuch_CEVpdf

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 50

WORLD RESOURCE INSTITUTE (WRI) (2012) Corporate Ecosystem Services Review ndash Version 20 Handbuch zur systematischen Erfas-sung von biodiversitaumltsbezogenen Risiko- und Handlungsfeldern Schrittweises Vorgehen inkl Vorschlaumlgen fuumlr die Erfassung und Doku-mentation des Prozesses wwwwriorgpublicationcorporate-ecosystem-services-review

Allgemein Oumlkosysteme Biodiversitaumlt und Wirtschaft JESSEL B TSCHIMPKE O UND WALSER M (2009) Produktivkraft

Natur Hamburg Praumlgnante Beispiele fuumlr die Quantifizierung von wirtschaftlich relevanten Nutzungen der Natur in Arbeitsplaumltzen Umsaumltzen oder vermiedenen Kostenwwwnaturkapital-teebdefileadminDownloadsProduktivkraft Naturpdf

MILLENNIUM ECOSYSTEM ASSESSMENT (2005) Ecosystems and Human Well-Being ndash Synthesis Synthese der mehr als 1000 Seiten fassenden wissenschaftlichen Studie uumlber die oumlkologischen und gesell-schaftlichen Zusammenhaumlnge sowie Zustand und Trends des Verlus-tes der biologischen Vielfalt und die Bedeutung der Oumlkosystemleis-tungen fuumlr den Menschenwwwmaweborgdocumentsdocument356aspxpdf

TEEB (2010) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integ-rieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz (Hrsg) Bonn Zusam-menfassung der Ergebnisse der internationalen TEEB Studie Synthese der Berichte fuumlr internationale Politiker lokale und regionale Ent-scheider sowie Unternehmen wwwteebweborg

Kartenmaterial Frageboumlgen und Tools PROTECTEDPLANETNET Weltweite kartengestuumltzte Darstellung von

Schutzgebieten basierend auf den Daten der World Database of Pro-tected Areas (WDPA) und der Weltnaturschutzorganisation (IUCN) wwwprotectedplanetnet

BFNshySCHUTZGEBIETSKARTE Interaktive Karte des Bundesamtes fuumlr Naturschutz mit allen deutschen Schutzgebieten wwwgeodienstebfndeschutzgebiete

CHECKLISTEN DER DEUTSCHEN BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIAshyTIVE Fragenkatalog zur Erstellung einer Selbsteinschaumltzung bezuumlg-lich potenzieller Risiken hinsichtlich Biodiversitaumlt und Oumlkosystem-leistungen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

51WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

INTEGRATED BIODIVERSITY ASSESSMENT TOOL (IBAT) Kostenpflich-tige Anwendung zur Bewertung standortbezogener Biodiversitaumlts-risiken (Fokus Schutzgebiete und Biodiversity Hot Spots) GIS-(Karten)- basiert wwwibatforbusinessorg

Fallbeispiele und Publikationssammlung WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD)

(2012) Biodiversity and ecosystem services ndash scaling up business solutions Company case studies that help achieve global biodiversity targetswwwwbcsdorgPagesEDocumentEDocumentDetailsaspxID=14923ampNoSearchContextKey=true

UNITED NATIONS ENVIRONMENT PROGRAM FINANCE INITIATIVE (UNEP FI) Publikationen zu biodiversitaumltsbezogenen Chancen Risiken und Handlungsoptionen der Finanzbranche wwwunepfiorgpublicationsbiodiversityindexhtml

CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (CBD) BUSINESS PROGRAMM Fallstudien und Publikationen zu Beruumlhrungspunkten und Leuchtturm-projekten zum Erhalt der biologischen Vielfalt wwwcbdintenbusiness

ECOSYSTEM MARKETPLACE Nachrichtenportal von Forest Trends rund um Biodiversitaumlts- Wasser- und CO2-Maumlrkte wwwecosystemmarketplacecom

Strategien auf politischer Ebene NATIONALE STRATEGIE ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT (2007) Deutsch-

lands Strategie zur Umsetzung der Konvention uumlber die biolo gische Vielfalt wwwbmudeN40333

INFORMATIONSPORTAL DES BUNDESAMTES FUumlR NATURSCHUTZ ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT Mit Nachrichten Informationen Veranstal-tungshinweisen und weiterfuumlhrenden Materialien wwwbiologische-vielfaltde

EUshyBIODIVERSITAumlTSSTRATEGIE FUumlR 2020 Diese EU-Strategie enthaumllt Ziele zum Erhalt von Biodiversitaumlt sowie von Oumlkosystemen und deren Leistungen (raquoNaturkapitallaquo) bis 2020httpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversitycomm20062020htm

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 52

GLOBALE BIODIVERSITAumlTSZIELE Der raquoStrategische Plan 2011 ndash 2020laquo des Internationalen Uumlbereinkommens zur biologischen Vielfalt (CBD) enthaumllt auch Ziele zu Oumlkosystemen und deren Leistungen sowie zum Wert der biologischen VielfaltwwwcbdintdocdecisionsCOP-10cop-10-dec-02-enpdf

Initiativen DEUTSCHE BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIATIVE ndash raquoBIODIVERSITY

IN GOOD COMPANYlaquoshy INITIATIVE Zusammenschluss vor allem deut-scher Unternehmen mit dem Ziel die Integration von Biodiversitaumlt in unternehmerische Entscheidungen voranzutreiben wwwbusiness-and-biodiversityde

EUROPAumlISCHE raquoBUSINESS AND BIODIVERSITY CAMPAIGNlaquo Europa-weite Plattform fuumlr Unternehmen mit dem Ziel Ansaumltze fuumlr ein Biodi-versitaumltsmanagement zu entwickeln und umzusetzen wwwbusiness-biodiversityeu

NATURAL CAPITAL DECLARATION Erklaumlrung einzelner Akteure des Finanzsektors Naturkapital in Finanzprodukten und -dienstleistungen zu beruumlcksichtigen wwwnaturalcapitaldeclarationorg

TEEB FOR BUSINESS COALITION Initiative zur Vereinheitlichung der Bilanzierung von Naturkapital im Unternehmen httpteebforbusinessorg

GLOSSAR 53

GLOSSAR

ARTENVIELFALTDiversitaumlt (Vielfalt) biologischer Arten in einem Lebensraum Artenviel-falt ist neben genetischer Vielfalt und Diversitaumlt der Oumlkosysteme ein Teil-aspekt der biologischen Vielfalt

BASISLEISTUNGENGrundlegende Leistungen der Oumlkosysteme wie zum Beispiel Photosyn-these oder Stickstoffbindung von Knoumlllchenbakterien welche die Voraus-setzung fuumlr alle anderen Leistungen der Oumlkosysteme sind

BIODIVERSITAumlT Biologische Vielfalt

BIOLOGISCHE VIELFALT Die Vielfalt des Lebens auf unserer Erde (oder Biodiversitaumlt) ist die Varia-bilitaumlt lebender Organismen und der von ihnen gebildeten oumlkologischen Komplexe Sie umfasst drei Ebenen 1) die Vielfalt an Oumlkosystemen bezie-hungsweise Lebensgemeinschaften Lebensraumlumen und Landschaften 2) die Artenvielfalt und 3) die genetische Vielfalt innerhalb der verschie-denen Arten

EINGRIFFSREGELUNG Instrument des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatschG sectsect 13 ff) das die Bewaumlltigung von Eingriffen in Natur und Landschaft regelt (Vermeidung und Kompensation)

EMAS Betriebliches Umweltmanagementsystem (Eco Management and Audit Scheme) nach der Verordnung (EG) Nr 12212009 uumlber die freiwillige Teil-nahme von Organisationen an einem Gemeinschaftssystem fuumlr Umwelt-management und Umweltbetriebspruumlfung (ABl EG L 342 v 22122009 S 1) Schwerpunkte sind die kontinuierliche Verbesserung der Umwelt-leistung die Umwelterklaumlrung und Umweltrechtskonformitaumlt

GEBIETSFREMDE ARTENAuch invasive Arten oder Neobiota Tier- und Pflanzenarten die durch Einfuhr (beabsichtigt) oder Einschleppung (unbeabsichtigt) in einem fuumlr sie nicht natuumlrlichen Lebensraum leben Einige gebietsfremde Arten ver-breiten sich aufgrund mangelnder Feinde physiologischer Eigenschaften (Wachstumsgeschwindigkeit Wasserbedarf) oder aumlhnlich invasiv und verdraumlngen einheimische Arten In einigen Faumlllen entstehen durch sie erheb liche Nachteile fuumlr Mensch (Gesundheitsbeeintraumlchtigungen wie zum Beispiel Allergien) und Oumlkosysteme (Degradation)

INWERTSETZUNGBuumlndel von Maszlignahmen um den Nutzen von Biodiversitaumlt und Oumlkosys-temleistungen fuumlr die Gesellschaft relevant und erfahrbar werden zu las-sen Dies geschieht durch (oumlkonomische) Bewertung und oder Integra-tion in Marktentscheidungen ndash zum Beispiel in Form von naturorientierten Angeboten Anreizen oder der Schaffung von Maumlrkten fuumlr Biodiversitaumlt ndash sowie in gesellschaftliche und private Entscheidungen

54 DIEUNTERNEHMENSPERSPEKTIVEndashNEUEHERAUSFORDERUNGEN

ISO 14001 Betriebliches Umweltmanagementsystem nach DIN EN ISO 140012004 + AC 2009 (Ausgabe 112009) Schwerpunkt liegt in der Verbesserung des Umweltmanagementsystems

KONVENTION UumlBER DIE BIOLOGISCHE VIELFALT (ENGL CONVENTION ON BIO LOGICAL DIVERSITY ndash CBD)

Uumlbereinkunft von 168 Staaten (Unterzeichner Stand 12122012) uumlber die biologische Vielfalt Darin werden der Verlust der biologischen Vielfalt als Herausforderung anerkannt und Ziele zu ihrer Erhaltung formuliert Diese sind 1) Schutz der biologischen Vielfalt 2) Nachhaltige Nutzung ihrer Bestandteile und 3) Zugangsregelung und gerechter Ausgleich von Vor-teilen welche aus der Nutzung genetischer Ressourcen entstehen

KULTURELLE OumlKOSYSTEMshy LEISTUNGEN

Leistungen von Oumlkosystemen mit Wirkung und Bedeutung fuumlr Erholung aumlsthetisches Empfinden spirituelle Erfahrungen soziale Funktionen kul-turelle Identitaumlt Heimatgefuumlhl Wissen und Erkenntnis

MONETARISISERUNG Beimesssung eines Wertes in Geldeinheiten Die Umweltoumlkonomie hat dazu mehrere Verfahren der Monetarisierung entwickelt

NATURKAPITAL Oumlkonomischer Begriff fuumlr den begrenzten Vorrat an physischen und bio-logischen Ressourcen der Erde und die begrenzte Bereitstellung von Guumltern und Leistungen durch Oumlkosysteme

OumlKOSYSTEM Bezeichnet die Bestandteile eines abgegrenzten Naturraumes (zum Beispiel niedersaumlchsisches Wattenmeer) oder eines bestimmten Natur-raumtyps (zum Beispiel naumlhrstoffarmes Flieszliggewaumlsser) und deren Wech-selwirkungen Der Begriff kann sich auf verschiedene raumlumliche Ebenen (lokal regional) beziehen und umfasst sowohl (halb-)natuumlrliche (zum Bei-spiel ungestoumlrte Hochmoore) und naturnahe (zum Beispiel Kalkmager-rasen) als auch vom Menschen gepraumlgte Oumlkosysteme (zum Beispiel Agrar oumlkosysteme)

OumlKOSYSTEMFUNKTIONEN Umfassen alle physikalischen chemischen und biologischen Prozesse und Wechselwirkungen die in verschiedenen Oumlkosystemen stattfinden

OumlKOSYSTEMLEISTUNGEN Bezeichnen direkte und indirekte Beitraumlge von Oumlkosystemen zum mensch-lichen Wohlergehen das heiszligt Leistungen und Guumlter die dem Menschen einen direkten oder indirekten wirtschaftlichen materiellen gesundheit-lichen oder psychischen Nutzen bringen In Abgrenzung zum Begriff Oumlko-systemfunktion entsteht der Begriff Oumlkosystemleistung aus einer anth-ropozentrischen Perspektive und ist an einen Nutzen des Oumlkosystems fuumlr den Menschen gebunden Der Begriff ist identisch mit den haumlufig verwen-deten Begriffen raquoOumlkosystemdienstleistunglaquo und raquooumlkosystemare Guumlter und Leistungenlaquo und entspricht dem englischen Begriff der raquoecosystem serviceslaquo

55

REGULIERUNGSLEISTUNGENFunktionen von Oumlkosystemen die auf (andere) Elemente und Prozesse von Oumlkosystemen einwirken die (direkten) Nutzen fuumlr den Menschen haben zum Beispiel die Filterwirkung von Bodenschichten auf die Grund-wasserqualitaumlt oder der Beitrag einer Hecke zur Verringerung der Boden-erosion

GLOSSAR

RESILIENZ (VON OumlKOSYSTEMEN)

Resilienz ist die Faumlhigkeit eines Oumlkosystems trotz aumluszligerer Stoumlrungen seine Funktionen und damit seine Oumlkosystemleistungen aufrecht zu erhalten Es wird davon ausgegangen dass die Resilienz stark mit der in dem Oumlko-system vorherrschenden biologischen Vielfalt korreliert

TEEBThe Economics of Ecosystems and Biodiversity Die internationale TEEB-Studie wurde von Deutschland im Rahmen seiner G8-Praumlsidentschaft im Jahr 2007 gemeinsam mit der EU-Kommission initiiert und mithilfe zahlreicher weiterer Institutionen unter der Schirmherrschaft des Um-weltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) durchgefuumlhrt Ziel der TEEB-Studie war es den oumlkonomischen Wert der Leistungen der Natur ein zuschaumltzen die wirtschaftlichen Auswirkungen der Schaumldigung von Oumlkosystemen zu erfassen und ausgehend davon die Kosten eines Nicht-Handelns zu beziffern Leiter der Studie war der indische Oumlkonom Pavan Sukhdev Im Rahmen der Studie wurden verschiedene Berichte veroumlffent-licht Derzeit wird unter Leitung von UNEP ein Nachfolgeprozess organi-siert um die Durchfuumlhrung von nationalen regionalen lokalen und sek-toralen Studien zum Thema anzuregen und zu foumlrdern

VERSORGUNGSLEISTUNGENBezeichnen meist marktfaumlhige Guumlter die von oder mithilfe von Oumlkosyste-men produziert werden (zum Beispiel Nahrung Frischwasser Feuer- und Bauholz) Teilweise ist ein erheblicher Beitrag von (Human-)Kapital und Arbeit notwendig um diese Guumlter zu erstellen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 56

QUELLEN

BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012) Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Centre for Sustainability Management Luumlneburg

BORN W u a (2012) Gesundheitskosten der Beifuszlig-Ambrosie in Deutschland In Umweltmedizin in Forschung und Praxis 17 (2) S 71 ndash 80

DER BUND (2009) Invasive Muscheln verstopfen Leitungen Von Fabio Bergamin Onlineausgabe Zuletzt aktualisiert am 31072009 httpwwwderbundchzeitungenwissenInvasive-Muscheln-verstopfen-Leitungenstory29662360

DEUTSCHER IMKERBUND EV Internetauftritt des Deutschen Imkerbund e V vom 12122012 httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpbienen-und- bestaeubungsleistung und httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpzahlen-die-zaehlen

EUROPAumlISCHE KOMMISSION (2009) Fact Sheet Gebietsfremde invasive Arten httpeceuropaeuenvironmentpubspdffactsheetsInvasive20Alien20SpeciesInvasive_Alien_DEpdf

FAO ndash FOOD AND AGRICULTURE ORGANIZATION OF THE UNITED NATIONS (2010) Global Forest Resource Assessment 2010wwwfaoorgforestryfrafra2010en

GARCIacuteAshyTORRES L u a (2001) Conservation agriculture in Europe Current status and perspectives In Garcia-Torres L Benites J and Martiacutenez-Vilela A (Hrsg) Conservation Agriculture A World-wide Challenge 1st World Congress on Conservation Agriculture Madrid 1 ndash 5 October 2001 Vol I Keynote Contributions XUL Cordoba Spain S 79 ndash 83

IAASTD ndash INTERNATIONAL ASSESSMENT OF AGRICULTURAL KNOWLEDGE SCIENCE AND TECHNOLOGY FOR DEVELOPMENT (2008) Global ReportwwwagassessmentorgreportsIAASTDENAgriculture20at20a20Crossroads_Global20Report20(English)pdf

KREIBICH H MUumlLLER M (2005) Private Vorsorgemaszlignahmen koumlnnen Hochwasserschaumlden reduzieren Schadensprisma Heft 1 2005 httpwwwschadenprismadepdfsp_2005_1_1pdf

57QUELLEN

LENZEN M u a (2012) International trade drives biodiversity threats in developing nations Nature 486109 ndash 112 Doi101038nature11145

PWC ndash PRICEWATERHOUSECOOPERS (2012) PwC Rio+20 Sustain ability pulse poll How do the public and CEO opinions differ on Rio+20 issues

REWE GROUP (2010) Pressemitteilung raquoBodensee-Obstbauern engagieren sich fuumlr Biodiversitaumltlaquo wwwrewe-groupcompressepressemeldungenpressemeldung-detail articlebodensee-obstbauern-engagieren-sich-fuer-biodiversitaet

SCBD ndash SECRETARIAT OF THE CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (2009) business2010 A magazine on business amp bio- diversity June 2009 Volume 4 ndash Issue 1 httpwwwcbdintdocnewslettersnews-biz-2009-06-enpdf

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement Ein Leitfaden fuumlr die betrieb-liche Praxis BerlinwwwbmudeN46143

STATISCHES BUNDESAMT (2012) Nachhaltige Entwicklung in Deutschland Indikatorenbericht 2012 wwwdestatisdeDEPublikationenThematischUmwelt oekonomischeGesamtrechnungenUmweltindikatorenIndikatoren PDF_0230001pdf__blob=publicationFile

STERN N (2007) The Economics of Climate Change The Stern Review Cambridge

TEEB (2009) The Economics of Ecosystems and Biodiversity TEEB for National and International Policy Makers Summary Responding to the Value of Naturewwwteebweborg

TEEB (2010A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity Ecological and Economic Foundations Edited by Pushpam Kumar London and Washington

TEEB (2010B) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integrieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz Bonn

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 58

TEEB (2011) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in National and International Policy Making Edited by Patrick ten Brink London and Washington

TEEB (2012A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Local and Regional Policy and Management Edited by Heidi Wittmer and Haripriya Gundimeda Abingdon and New York

TEEB (2012B) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Business and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York

TEN BRINK P BRAAT L (HRSG) (2008) The Cost of Policy Inaction The case of not meeting the 2010 biodiversity targethttpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversityeconomicspdfcopizip

UNESCAP ndash UNITED NATIONS ECONOMIC AND SOCIAL COMMISSION FOR ASIA AND THE PACIFIC (1999) Keynote Statement of Mr Cengiz Ertuna (UNESCAP) at IDNDR-ESCAP Regional Meeting for Asia Risk Reduction amp Society in the 21st Century Bangkok 23 ndash26 February 1999 httpwwwunescaporgenrdwater_mineraldisasterertuna01htm

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012) Water valuation ndash Building the business case Geneva and Washington

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012A) Changing Pace ndash Public policy options to scale and accelerate business action towards Vision 2050 Geneva and Washington

WRI ndash WORLD RESOURCE INSTITUTE (2012) The Corporate Ecosys-tem Services Review - Guidelines for Identifying Business Risks and Opportunities Arising from Ecosystem Change Version 20 Washington

ZEITZ J PUMA Pressemitteilung vom 16112011 httpaboutpumacompuma-completes-first-environmental-profit-and-loss-account-which-values-impacts-at-e-145-million

  • Die Unternehmensperspektive
  • Impressum
  • Inhaltsverzeichnis
  • Vorworte
  • Biodiversitaumlt und Oumlkoshysystemleistungen ndash Erweiterung der unternehmerischen Sicht
  • Warum die Wirtschaft gefragt ist ndash Treiber Chancen und Risiken
  • Entwicklungen und Trends ndash was auf Unternehmen zukommt
  • Wie Unternehmen taumltig werden koumlnnen
  • Ausblick
  • Weiterfuumlhrende Informationen
  • QUELLEN

49WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

www2leuphanadeumanagementcsmcontentnamadownloads download_publikationenBestaendig20Wuczkowski_Biodiversitaet 20im20unternehmerischen20Nachhaltigkeitsmanagement_neupdf

HOUDET J (HRSG) (2008 UumlBERARBEITET 2010) Integrating bio-diversity into business strategies The Biodiversity Accountability Framework Sehr umfangreiche Publikation (knapp 400 Seiten) uumlber Bio di versitaumlt und Unternehmen beginnend bei den Grundlagen 23 In dikatoren (Business and Biodiversity Independence Indicators) sind Grundlage fuumlr die Bewertung der Biodiversitaumltsleistung von Unter-nehmen Mit zahlreichen Beispielen Regionaler Fokus Frankreichwwworeeorg_scriptntsp-document-file_downloadphp document_id=1063ampdocument_file_id=1070

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement ndash Ein Leitfaden fuumlr die betriebliche Praxis Umsetzungsorientiertes Handbuch zur Einbindung von Biodiversi-

taumlt in das bestehende (Umwelt)-Management inklusive zahlreicher Vorschlaumlge fuumlr Maszlignahmen und Instrumente sowie Zuordnung zu Handlungsfeldern und Funktionsbereichen httpwwwbmudeN46143

TEEB (2012) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Busi-ness and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York Bericht fuumlr Unternehmen der internationalen TEEB-Studie Ins-pirierende teils generische Heranfuumlhrung an die Bedeutung von Bio-diversitaumlt an Unternehmen mit Beispielen aus aller Welt Excutive summary unter wwwteebweborg

UN GLOBAL COMPACT AND IUCN (2012) A Framework for Corpo rate Action on Biodiversity and Ecosystem Services Uumlberblicksbro schuumlre zu Biodiversitaumlt und Unternehmen Adressierte Themen Treiber Risi-ken amp Chancen Corporate Governance Management (inkl Vermei-dungs-Hierarchie) Stakeholder-Engagement und Berichter stattungwwwunglobalcompactorgdocsissues_docEnvironmentBES_Frameworkpdf

WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD) (2011) Handbuch zur unternehmerischen Bewertung von Oumlkosystemdienstleistungen (CEV) Ein Rahmenwerk zur Erleichterung unternehmerischer Entscheidungsfindung Generisches Hand buch fuumlr die Durchfuumlhrung einer unternehmensinternen Bewertung von Biodiversitaumlt (breites Werteverstaumlndnis) mit Handreichungen zu vor-gelagerten Abwaumlgungen wwweconsensedesitesallfilesWBCSD_Handbuch_CEVpdf

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 50

WORLD RESOURCE INSTITUTE (WRI) (2012) Corporate Ecosystem Services Review ndash Version 20 Handbuch zur systematischen Erfas-sung von biodiversitaumltsbezogenen Risiko- und Handlungsfeldern Schrittweises Vorgehen inkl Vorschlaumlgen fuumlr die Erfassung und Doku-mentation des Prozesses wwwwriorgpublicationcorporate-ecosystem-services-review

Allgemein Oumlkosysteme Biodiversitaumlt und Wirtschaft JESSEL B TSCHIMPKE O UND WALSER M (2009) Produktivkraft

Natur Hamburg Praumlgnante Beispiele fuumlr die Quantifizierung von wirtschaftlich relevanten Nutzungen der Natur in Arbeitsplaumltzen Umsaumltzen oder vermiedenen Kostenwwwnaturkapital-teebdefileadminDownloadsProduktivkraft Naturpdf

MILLENNIUM ECOSYSTEM ASSESSMENT (2005) Ecosystems and Human Well-Being ndash Synthesis Synthese der mehr als 1000 Seiten fassenden wissenschaftlichen Studie uumlber die oumlkologischen und gesell-schaftlichen Zusammenhaumlnge sowie Zustand und Trends des Verlus-tes der biologischen Vielfalt und die Bedeutung der Oumlkosystemleis-tungen fuumlr den Menschenwwwmaweborgdocumentsdocument356aspxpdf

TEEB (2010) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integ-rieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz (Hrsg) Bonn Zusam-menfassung der Ergebnisse der internationalen TEEB Studie Synthese der Berichte fuumlr internationale Politiker lokale und regionale Ent-scheider sowie Unternehmen wwwteebweborg

Kartenmaterial Frageboumlgen und Tools PROTECTEDPLANETNET Weltweite kartengestuumltzte Darstellung von

Schutzgebieten basierend auf den Daten der World Database of Pro-tected Areas (WDPA) und der Weltnaturschutzorganisation (IUCN) wwwprotectedplanetnet

BFNshySCHUTZGEBIETSKARTE Interaktive Karte des Bundesamtes fuumlr Naturschutz mit allen deutschen Schutzgebieten wwwgeodienstebfndeschutzgebiete

CHECKLISTEN DER DEUTSCHEN BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIAshyTIVE Fragenkatalog zur Erstellung einer Selbsteinschaumltzung bezuumlg-lich potenzieller Risiken hinsichtlich Biodiversitaumlt und Oumlkosystem-leistungen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

51WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

INTEGRATED BIODIVERSITY ASSESSMENT TOOL (IBAT) Kostenpflich-tige Anwendung zur Bewertung standortbezogener Biodiversitaumlts-risiken (Fokus Schutzgebiete und Biodiversity Hot Spots) GIS-(Karten)- basiert wwwibatforbusinessorg

Fallbeispiele und Publikationssammlung WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD)

(2012) Biodiversity and ecosystem services ndash scaling up business solutions Company case studies that help achieve global biodiversity targetswwwwbcsdorgPagesEDocumentEDocumentDetailsaspxID=14923ampNoSearchContextKey=true

UNITED NATIONS ENVIRONMENT PROGRAM FINANCE INITIATIVE (UNEP FI) Publikationen zu biodiversitaumltsbezogenen Chancen Risiken und Handlungsoptionen der Finanzbranche wwwunepfiorgpublicationsbiodiversityindexhtml

CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (CBD) BUSINESS PROGRAMM Fallstudien und Publikationen zu Beruumlhrungspunkten und Leuchtturm-projekten zum Erhalt der biologischen Vielfalt wwwcbdintenbusiness

ECOSYSTEM MARKETPLACE Nachrichtenportal von Forest Trends rund um Biodiversitaumlts- Wasser- und CO2-Maumlrkte wwwecosystemmarketplacecom

Strategien auf politischer Ebene NATIONALE STRATEGIE ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT (2007) Deutsch-

lands Strategie zur Umsetzung der Konvention uumlber die biolo gische Vielfalt wwwbmudeN40333

INFORMATIONSPORTAL DES BUNDESAMTES FUumlR NATURSCHUTZ ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT Mit Nachrichten Informationen Veranstal-tungshinweisen und weiterfuumlhrenden Materialien wwwbiologische-vielfaltde

EUshyBIODIVERSITAumlTSSTRATEGIE FUumlR 2020 Diese EU-Strategie enthaumllt Ziele zum Erhalt von Biodiversitaumlt sowie von Oumlkosystemen und deren Leistungen (raquoNaturkapitallaquo) bis 2020httpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversitycomm20062020htm

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 52

GLOBALE BIODIVERSITAumlTSZIELE Der raquoStrategische Plan 2011 ndash 2020laquo des Internationalen Uumlbereinkommens zur biologischen Vielfalt (CBD) enthaumllt auch Ziele zu Oumlkosystemen und deren Leistungen sowie zum Wert der biologischen VielfaltwwwcbdintdocdecisionsCOP-10cop-10-dec-02-enpdf

Initiativen DEUTSCHE BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIATIVE ndash raquoBIODIVERSITY

IN GOOD COMPANYlaquoshy INITIATIVE Zusammenschluss vor allem deut-scher Unternehmen mit dem Ziel die Integration von Biodiversitaumlt in unternehmerische Entscheidungen voranzutreiben wwwbusiness-and-biodiversityde

EUROPAumlISCHE raquoBUSINESS AND BIODIVERSITY CAMPAIGNlaquo Europa-weite Plattform fuumlr Unternehmen mit dem Ziel Ansaumltze fuumlr ein Biodi-versitaumltsmanagement zu entwickeln und umzusetzen wwwbusiness-biodiversityeu

NATURAL CAPITAL DECLARATION Erklaumlrung einzelner Akteure des Finanzsektors Naturkapital in Finanzprodukten und -dienstleistungen zu beruumlcksichtigen wwwnaturalcapitaldeclarationorg

TEEB FOR BUSINESS COALITION Initiative zur Vereinheitlichung der Bilanzierung von Naturkapital im Unternehmen httpteebforbusinessorg

GLOSSAR 53

GLOSSAR

ARTENVIELFALTDiversitaumlt (Vielfalt) biologischer Arten in einem Lebensraum Artenviel-falt ist neben genetischer Vielfalt und Diversitaumlt der Oumlkosysteme ein Teil-aspekt der biologischen Vielfalt

BASISLEISTUNGENGrundlegende Leistungen der Oumlkosysteme wie zum Beispiel Photosyn-these oder Stickstoffbindung von Knoumlllchenbakterien welche die Voraus-setzung fuumlr alle anderen Leistungen der Oumlkosysteme sind

BIODIVERSITAumlT Biologische Vielfalt

BIOLOGISCHE VIELFALT Die Vielfalt des Lebens auf unserer Erde (oder Biodiversitaumlt) ist die Varia-bilitaumlt lebender Organismen und der von ihnen gebildeten oumlkologischen Komplexe Sie umfasst drei Ebenen 1) die Vielfalt an Oumlkosystemen bezie-hungsweise Lebensgemeinschaften Lebensraumlumen und Landschaften 2) die Artenvielfalt und 3) die genetische Vielfalt innerhalb der verschie-denen Arten

EINGRIFFSREGELUNG Instrument des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatschG sectsect 13 ff) das die Bewaumlltigung von Eingriffen in Natur und Landschaft regelt (Vermeidung und Kompensation)

EMAS Betriebliches Umweltmanagementsystem (Eco Management and Audit Scheme) nach der Verordnung (EG) Nr 12212009 uumlber die freiwillige Teil-nahme von Organisationen an einem Gemeinschaftssystem fuumlr Umwelt-management und Umweltbetriebspruumlfung (ABl EG L 342 v 22122009 S 1) Schwerpunkte sind die kontinuierliche Verbesserung der Umwelt-leistung die Umwelterklaumlrung und Umweltrechtskonformitaumlt

GEBIETSFREMDE ARTENAuch invasive Arten oder Neobiota Tier- und Pflanzenarten die durch Einfuhr (beabsichtigt) oder Einschleppung (unbeabsichtigt) in einem fuumlr sie nicht natuumlrlichen Lebensraum leben Einige gebietsfremde Arten ver-breiten sich aufgrund mangelnder Feinde physiologischer Eigenschaften (Wachstumsgeschwindigkeit Wasserbedarf) oder aumlhnlich invasiv und verdraumlngen einheimische Arten In einigen Faumlllen entstehen durch sie erheb liche Nachteile fuumlr Mensch (Gesundheitsbeeintraumlchtigungen wie zum Beispiel Allergien) und Oumlkosysteme (Degradation)

INWERTSETZUNGBuumlndel von Maszlignahmen um den Nutzen von Biodiversitaumlt und Oumlkosys-temleistungen fuumlr die Gesellschaft relevant und erfahrbar werden zu las-sen Dies geschieht durch (oumlkonomische) Bewertung und oder Integra-tion in Marktentscheidungen ndash zum Beispiel in Form von naturorientierten Angeboten Anreizen oder der Schaffung von Maumlrkten fuumlr Biodiversitaumlt ndash sowie in gesellschaftliche und private Entscheidungen

54 DIEUNTERNEHMENSPERSPEKTIVEndashNEUEHERAUSFORDERUNGEN

ISO 14001 Betriebliches Umweltmanagementsystem nach DIN EN ISO 140012004 + AC 2009 (Ausgabe 112009) Schwerpunkt liegt in der Verbesserung des Umweltmanagementsystems

KONVENTION UumlBER DIE BIOLOGISCHE VIELFALT (ENGL CONVENTION ON BIO LOGICAL DIVERSITY ndash CBD)

Uumlbereinkunft von 168 Staaten (Unterzeichner Stand 12122012) uumlber die biologische Vielfalt Darin werden der Verlust der biologischen Vielfalt als Herausforderung anerkannt und Ziele zu ihrer Erhaltung formuliert Diese sind 1) Schutz der biologischen Vielfalt 2) Nachhaltige Nutzung ihrer Bestandteile und 3) Zugangsregelung und gerechter Ausgleich von Vor-teilen welche aus der Nutzung genetischer Ressourcen entstehen

KULTURELLE OumlKOSYSTEMshy LEISTUNGEN

Leistungen von Oumlkosystemen mit Wirkung und Bedeutung fuumlr Erholung aumlsthetisches Empfinden spirituelle Erfahrungen soziale Funktionen kul-turelle Identitaumlt Heimatgefuumlhl Wissen und Erkenntnis

MONETARISISERUNG Beimesssung eines Wertes in Geldeinheiten Die Umweltoumlkonomie hat dazu mehrere Verfahren der Monetarisierung entwickelt

NATURKAPITAL Oumlkonomischer Begriff fuumlr den begrenzten Vorrat an physischen und bio-logischen Ressourcen der Erde und die begrenzte Bereitstellung von Guumltern und Leistungen durch Oumlkosysteme

OumlKOSYSTEM Bezeichnet die Bestandteile eines abgegrenzten Naturraumes (zum Beispiel niedersaumlchsisches Wattenmeer) oder eines bestimmten Natur-raumtyps (zum Beispiel naumlhrstoffarmes Flieszliggewaumlsser) und deren Wech-selwirkungen Der Begriff kann sich auf verschiedene raumlumliche Ebenen (lokal regional) beziehen und umfasst sowohl (halb-)natuumlrliche (zum Bei-spiel ungestoumlrte Hochmoore) und naturnahe (zum Beispiel Kalkmager-rasen) als auch vom Menschen gepraumlgte Oumlkosysteme (zum Beispiel Agrar oumlkosysteme)

OumlKOSYSTEMFUNKTIONEN Umfassen alle physikalischen chemischen und biologischen Prozesse und Wechselwirkungen die in verschiedenen Oumlkosystemen stattfinden

OumlKOSYSTEMLEISTUNGEN Bezeichnen direkte und indirekte Beitraumlge von Oumlkosystemen zum mensch-lichen Wohlergehen das heiszligt Leistungen und Guumlter die dem Menschen einen direkten oder indirekten wirtschaftlichen materiellen gesundheit-lichen oder psychischen Nutzen bringen In Abgrenzung zum Begriff Oumlko-systemfunktion entsteht der Begriff Oumlkosystemleistung aus einer anth-ropozentrischen Perspektive und ist an einen Nutzen des Oumlkosystems fuumlr den Menschen gebunden Der Begriff ist identisch mit den haumlufig verwen-deten Begriffen raquoOumlkosystemdienstleistunglaquo und raquooumlkosystemare Guumlter und Leistungenlaquo und entspricht dem englischen Begriff der raquoecosystem serviceslaquo

55

REGULIERUNGSLEISTUNGENFunktionen von Oumlkosystemen die auf (andere) Elemente und Prozesse von Oumlkosystemen einwirken die (direkten) Nutzen fuumlr den Menschen haben zum Beispiel die Filterwirkung von Bodenschichten auf die Grund-wasserqualitaumlt oder der Beitrag einer Hecke zur Verringerung der Boden-erosion

GLOSSAR

RESILIENZ (VON OumlKOSYSTEMEN)

Resilienz ist die Faumlhigkeit eines Oumlkosystems trotz aumluszligerer Stoumlrungen seine Funktionen und damit seine Oumlkosystemleistungen aufrecht zu erhalten Es wird davon ausgegangen dass die Resilienz stark mit der in dem Oumlko-system vorherrschenden biologischen Vielfalt korreliert

TEEBThe Economics of Ecosystems and Biodiversity Die internationale TEEB-Studie wurde von Deutschland im Rahmen seiner G8-Praumlsidentschaft im Jahr 2007 gemeinsam mit der EU-Kommission initiiert und mithilfe zahlreicher weiterer Institutionen unter der Schirmherrschaft des Um-weltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) durchgefuumlhrt Ziel der TEEB-Studie war es den oumlkonomischen Wert der Leistungen der Natur ein zuschaumltzen die wirtschaftlichen Auswirkungen der Schaumldigung von Oumlkosystemen zu erfassen und ausgehend davon die Kosten eines Nicht-Handelns zu beziffern Leiter der Studie war der indische Oumlkonom Pavan Sukhdev Im Rahmen der Studie wurden verschiedene Berichte veroumlffent-licht Derzeit wird unter Leitung von UNEP ein Nachfolgeprozess organi-siert um die Durchfuumlhrung von nationalen regionalen lokalen und sek-toralen Studien zum Thema anzuregen und zu foumlrdern

VERSORGUNGSLEISTUNGENBezeichnen meist marktfaumlhige Guumlter die von oder mithilfe von Oumlkosyste-men produziert werden (zum Beispiel Nahrung Frischwasser Feuer- und Bauholz) Teilweise ist ein erheblicher Beitrag von (Human-)Kapital und Arbeit notwendig um diese Guumlter zu erstellen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 56

QUELLEN

BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012) Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Centre for Sustainability Management Luumlneburg

BORN W u a (2012) Gesundheitskosten der Beifuszlig-Ambrosie in Deutschland In Umweltmedizin in Forschung und Praxis 17 (2) S 71 ndash 80

DER BUND (2009) Invasive Muscheln verstopfen Leitungen Von Fabio Bergamin Onlineausgabe Zuletzt aktualisiert am 31072009 httpwwwderbundchzeitungenwissenInvasive-Muscheln-verstopfen-Leitungenstory29662360

DEUTSCHER IMKERBUND EV Internetauftritt des Deutschen Imkerbund e V vom 12122012 httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpbienen-und- bestaeubungsleistung und httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpzahlen-die-zaehlen

EUROPAumlISCHE KOMMISSION (2009) Fact Sheet Gebietsfremde invasive Arten httpeceuropaeuenvironmentpubspdffactsheetsInvasive20Alien20SpeciesInvasive_Alien_DEpdf

FAO ndash FOOD AND AGRICULTURE ORGANIZATION OF THE UNITED NATIONS (2010) Global Forest Resource Assessment 2010wwwfaoorgforestryfrafra2010en

GARCIacuteAshyTORRES L u a (2001) Conservation agriculture in Europe Current status and perspectives In Garcia-Torres L Benites J and Martiacutenez-Vilela A (Hrsg) Conservation Agriculture A World-wide Challenge 1st World Congress on Conservation Agriculture Madrid 1 ndash 5 October 2001 Vol I Keynote Contributions XUL Cordoba Spain S 79 ndash 83

IAASTD ndash INTERNATIONAL ASSESSMENT OF AGRICULTURAL KNOWLEDGE SCIENCE AND TECHNOLOGY FOR DEVELOPMENT (2008) Global ReportwwwagassessmentorgreportsIAASTDENAgriculture20at20a20Crossroads_Global20Report20(English)pdf

KREIBICH H MUumlLLER M (2005) Private Vorsorgemaszlignahmen koumlnnen Hochwasserschaumlden reduzieren Schadensprisma Heft 1 2005 httpwwwschadenprismadepdfsp_2005_1_1pdf

57QUELLEN

LENZEN M u a (2012) International trade drives biodiversity threats in developing nations Nature 486109 ndash 112 Doi101038nature11145

PWC ndash PRICEWATERHOUSECOOPERS (2012) PwC Rio+20 Sustain ability pulse poll How do the public and CEO opinions differ on Rio+20 issues

REWE GROUP (2010) Pressemitteilung raquoBodensee-Obstbauern engagieren sich fuumlr Biodiversitaumltlaquo wwwrewe-groupcompressepressemeldungenpressemeldung-detail articlebodensee-obstbauern-engagieren-sich-fuer-biodiversitaet

SCBD ndash SECRETARIAT OF THE CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (2009) business2010 A magazine on business amp bio- diversity June 2009 Volume 4 ndash Issue 1 httpwwwcbdintdocnewslettersnews-biz-2009-06-enpdf

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement Ein Leitfaden fuumlr die betrieb-liche Praxis BerlinwwwbmudeN46143

STATISCHES BUNDESAMT (2012) Nachhaltige Entwicklung in Deutschland Indikatorenbericht 2012 wwwdestatisdeDEPublikationenThematischUmwelt oekonomischeGesamtrechnungenUmweltindikatorenIndikatoren PDF_0230001pdf__blob=publicationFile

STERN N (2007) The Economics of Climate Change The Stern Review Cambridge

TEEB (2009) The Economics of Ecosystems and Biodiversity TEEB for National and International Policy Makers Summary Responding to the Value of Naturewwwteebweborg

TEEB (2010A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity Ecological and Economic Foundations Edited by Pushpam Kumar London and Washington

TEEB (2010B) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integrieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz Bonn

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 58

TEEB (2011) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in National and International Policy Making Edited by Patrick ten Brink London and Washington

TEEB (2012A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Local and Regional Policy and Management Edited by Heidi Wittmer and Haripriya Gundimeda Abingdon and New York

TEEB (2012B) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Business and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York

TEN BRINK P BRAAT L (HRSG) (2008) The Cost of Policy Inaction The case of not meeting the 2010 biodiversity targethttpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversityeconomicspdfcopizip

UNESCAP ndash UNITED NATIONS ECONOMIC AND SOCIAL COMMISSION FOR ASIA AND THE PACIFIC (1999) Keynote Statement of Mr Cengiz Ertuna (UNESCAP) at IDNDR-ESCAP Regional Meeting for Asia Risk Reduction amp Society in the 21st Century Bangkok 23 ndash26 February 1999 httpwwwunescaporgenrdwater_mineraldisasterertuna01htm

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012) Water valuation ndash Building the business case Geneva and Washington

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012A) Changing Pace ndash Public policy options to scale and accelerate business action towards Vision 2050 Geneva and Washington

WRI ndash WORLD RESOURCE INSTITUTE (2012) The Corporate Ecosys-tem Services Review - Guidelines for Identifying Business Risks and Opportunities Arising from Ecosystem Change Version 20 Washington

ZEITZ J PUMA Pressemitteilung vom 16112011 httpaboutpumacompuma-completes-first-environmental-profit-and-loss-account-which-values-impacts-at-e-145-million

  • Die Unternehmensperspektive
  • Impressum
  • Inhaltsverzeichnis
  • Vorworte
  • Biodiversitaumlt und Oumlkoshysystemleistungen ndash Erweiterung der unternehmerischen Sicht
  • Warum die Wirtschaft gefragt ist ndash Treiber Chancen und Risiken
  • Entwicklungen und Trends ndash was auf Unternehmen zukommt
  • Wie Unternehmen taumltig werden koumlnnen
  • Ausblick
  • Weiterfuumlhrende Informationen
  • QUELLEN

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 50

WORLD RESOURCE INSTITUTE (WRI) (2012) Corporate Ecosystem Services Review ndash Version 20 Handbuch zur systematischen Erfas-sung von biodiversitaumltsbezogenen Risiko- und Handlungsfeldern Schrittweises Vorgehen inkl Vorschlaumlgen fuumlr die Erfassung und Doku-mentation des Prozesses wwwwriorgpublicationcorporate-ecosystem-services-review

Allgemein Oumlkosysteme Biodiversitaumlt und Wirtschaft JESSEL B TSCHIMPKE O UND WALSER M (2009) Produktivkraft

Natur Hamburg Praumlgnante Beispiele fuumlr die Quantifizierung von wirtschaftlich relevanten Nutzungen der Natur in Arbeitsplaumltzen Umsaumltzen oder vermiedenen Kostenwwwnaturkapital-teebdefileadminDownloadsProduktivkraft Naturpdf

MILLENNIUM ECOSYSTEM ASSESSMENT (2005) Ecosystems and Human Well-Being ndash Synthesis Synthese der mehr als 1000 Seiten fassenden wissenschaftlichen Studie uumlber die oumlkologischen und gesell-schaftlichen Zusammenhaumlnge sowie Zustand und Trends des Verlus-tes der biologischen Vielfalt und die Bedeutung der Oumlkosystemleis-tungen fuumlr den Menschenwwwmaweborgdocumentsdocument356aspxpdf

TEEB (2010) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integ-rieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz (Hrsg) Bonn Zusam-menfassung der Ergebnisse der internationalen TEEB Studie Synthese der Berichte fuumlr internationale Politiker lokale und regionale Ent-scheider sowie Unternehmen wwwteebweborg

Kartenmaterial Frageboumlgen und Tools PROTECTEDPLANETNET Weltweite kartengestuumltzte Darstellung von

Schutzgebieten basierend auf den Daten der World Database of Pro-tected Areas (WDPA) und der Weltnaturschutzorganisation (IUCN) wwwprotectedplanetnet

BFNshySCHUTZGEBIETSKARTE Interaktive Karte des Bundesamtes fuumlr Naturschutz mit allen deutschen Schutzgebieten wwwgeodienstebfndeschutzgebiete

CHECKLISTEN DER DEUTSCHEN BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIAshyTIVE Fragenkatalog zur Erstellung einer Selbsteinschaumltzung bezuumlg-lich potenzieller Risiken hinsichtlich Biodiversitaumlt und Oumlkosystem-leistungen wwwbusiness-and-biodiversitydehandbuchchecklistenhtml

51WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

INTEGRATED BIODIVERSITY ASSESSMENT TOOL (IBAT) Kostenpflich-tige Anwendung zur Bewertung standortbezogener Biodiversitaumlts-risiken (Fokus Schutzgebiete und Biodiversity Hot Spots) GIS-(Karten)- basiert wwwibatforbusinessorg

Fallbeispiele und Publikationssammlung WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD)

(2012) Biodiversity and ecosystem services ndash scaling up business solutions Company case studies that help achieve global biodiversity targetswwwwbcsdorgPagesEDocumentEDocumentDetailsaspxID=14923ampNoSearchContextKey=true

UNITED NATIONS ENVIRONMENT PROGRAM FINANCE INITIATIVE (UNEP FI) Publikationen zu biodiversitaumltsbezogenen Chancen Risiken und Handlungsoptionen der Finanzbranche wwwunepfiorgpublicationsbiodiversityindexhtml

CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (CBD) BUSINESS PROGRAMM Fallstudien und Publikationen zu Beruumlhrungspunkten und Leuchtturm-projekten zum Erhalt der biologischen Vielfalt wwwcbdintenbusiness

ECOSYSTEM MARKETPLACE Nachrichtenportal von Forest Trends rund um Biodiversitaumlts- Wasser- und CO2-Maumlrkte wwwecosystemmarketplacecom

Strategien auf politischer Ebene NATIONALE STRATEGIE ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT (2007) Deutsch-

lands Strategie zur Umsetzung der Konvention uumlber die biolo gische Vielfalt wwwbmudeN40333

INFORMATIONSPORTAL DES BUNDESAMTES FUumlR NATURSCHUTZ ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT Mit Nachrichten Informationen Veranstal-tungshinweisen und weiterfuumlhrenden Materialien wwwbiologische-vielfaltde

EUshyBIODIVERSITAumlTSSTRATEGIE FUumlR 2020 Diese EU-Strategie enthaumllt Ziele zum Erhalt von Biodiversitaumlt sowie von Oumlkosystemen und deren Leistungen (raquoNaturkapitallaquo) bis 2020httpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversitycomm20062020htm

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 52

GLOBALE BIODIVERSITAumlTSZIELE Der raquoStrategische Plan 2011 ndash 2020laquo des Internationalen Uumlbereinkommens zur biologischen Vielfalt (CBD) enthaumllt auch Ziele zu Oumlkosystemen und deren Leistungen sowie zum Wert der biologischen VielfaltwwwcbdintdocdecisionsCOP-10cop-10-dec-02-enpdf

Initiativen DEUTSCHE BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIATIVE ndash raquoBIODIVERSITY

IN GOOD COMPANYlaquoshy INITIATIVE Zusammenschluss vor allem deut-scher Unternehmen mit dem Ziel die Integration von Biodiversitaumlt in unternehmerische Entscheidungen voranzutreiben wwwbusiness-and-biodiversityde

EUROPAumlISCHE raquoBUSINESS AND BIODIVERSITY CAMPAIGNlaquo Europa-weite Plattform fuumlr Unternehmen mit dem Ziel Ansaumltze fuumlr ein Biodi-versitaumltsmanagement zu entwickeln und umzusetzen wwwbusiness-biodiversityeu

NATURAL CAPITAL DECLARATION Erklaumlrung einzelner Akteure des Finanzsektors Naturkapital in Finanzprodukten und -dienstleistungen zu beruumlcksichtigen wwwnaturalcapitaldeclarationorg

TEEB FOR BUSINESS COALITION Initiative zur Vereinheitlichung der Bilanzierung von Naturkapital im Unternehmen httpteebforbusinessorg

GLOSSAR 53

GLOSSAR

ARTENVIELFALTDiversitaumlt (Vielfalt) biologischer Arten in einem Lebensraum Artenviel-falt ist neben genetischer Vielfalt und Diversitaumlt der Oumlkosysteme ein Teil-aspekt der biologischen Vielfalt

BASISLEISTUNGENGrundlegende Leistungen der Oumlkosysteme wie zum Beispiel Photosyn-these oder Stickstoffbindung von Knoumlllchenbakterien welche die Voraus-setzung fuumlr alle anderen Leistungen der Oumlkosysteme sind

BIODIVERSITAumlT Biologische Vielfalt

BIOLOGISCHE VIELFALT Die Vielfalt des Lebens auf unserer Erde (oder Biodiversitaumlt) ist die Varia-bilitaumlt lebender Organismen und der von ihnen gebildeten oumlkologischen Komplexe Sie umfasst drei Ebenen 1) die Vielfalt an Oumlkosystemen bezie-hungsweise Lebensgemeinschaften Lebensraumlumen und Landschaften 2) die Artenvielfalt und 3) die genetische Vielfalt innerhalb der verschie-denen Arten

EINGRIFFSREGELUNG Instrument des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatschG sectsect 13 ff) das die Bewaumlltigung von Eingriffen in Natur und Landschaft regelt (Vermeidung und Kompensation)

EMAS Betriebliches Umweltmanagementsystem (Eco Management and Audit Scheme) nach der Verordnung (EG) Nr 12212009 uumlber die freiwillige Teil-nahme von Organisationen an einem Gemeinschaftssystem fuumlr Umwelt-management und Umweltbetriebspruumlfung (ABl EG L 342 v 22122009 S 1) Schwerpunkte sind die kontinuierliche Verbesserung der Umwelt-leistung die Umwelterklaumlrung und Umweltrechtskonformitaumlt

GEBIETSFREMDE ARTENAuch invasive Arten oder Neobiota Tier- und Pflanzenarten die durch Einfuhr (beabsichtigt) oder Einschleppung (unbeabsichtigt) in einem fuumlr sie nicht natuumlrlichen Lebensraum leben Einige gebietsfremde Arten ver-breiten sich aufgrund mangelnder Feinde physiologischer Eigenschaften (Wachstumsgeschwindigkeit Wasserbedarf) oder aumlhnlich invasiv und verdraumlngen einheimische Arten In einigen Faumlllen entstehen durch sie erheb liche Nachteile fuumlr Mensch (Gesundheitsbeeintraumlchtigungen wie zum Beispiel Allergien) und Oumlkosysteme (Degradation)

INWERTSETZUNGBuumlndel von Maszlignahmen um den Nutzen von Biodiversitaumlt und Oumlkosys-temleistungen fuumlr die Gesellschaft relevant und erfahrbar werden zu las-sen Dies geschieht durch (oumlkonomische) Bewertung und oder Integra-tion in Marktentscheidungen ndash zum Beispiel in Form von naturorientierten Angeboten Anreizen oder der Schaffung von Maumlrkten fuumlr Biodiversitaumlt ndash sowie in gesellschaftliche und private Entscheidungen

54 DIEUNTERNEHMENSPERSPEKTIVEndashNEUEHERAUSFORDERUNGEN

ISO 14001 Betriebliches Umweltmanagementsystem nach DIN EN ISO 140012004 + AC 2009 (Ausgabe 112009) Schwerpunkt liegt in der Verbesserung des Umweltmanagementsystems

KONVENTION UumlBER DIE BIOLOGISCHE VIELFALT (ENGL CONVENTION ON BIO LOGICAL DIVERSITY ndash CBD)

Uumlbereinkunft von 168 Staaten (Unterzeichner Stand 12122012) uumlber die biologische Vielfalt Darin werden der Verlust der biologischen Vielfalt als Herausforderung anerkannt und Ziele zu ihrer Erhaltung formuliert Diese sind 1) Schutz der biologischen Vielfalt 2) Nachhaltige Nutzung ihrer Bestandteile und 3) Zugangsregelung und gerechter Ausgleich von Vor-teilen welche aus der Nutzung genetischer Ressourcen entstehen

KULTURELLE OumlKOSYSTEMshy LEISTUNGEN

Leistungen von Oumlkosystemen mit Wirkung und Bedeutung fuumlr Erholung aumlsthetisches Empfinden spirituelle Erfahrungen soziale Funktionen kul-turelle Identitaumlt Heimatgefuumlhl Wissen und Erkenntnis

MONETARISISERUNG Beimesssung eines Wertes in Geldeinheiten Die Umweltoumlkonomie hat dazu mehrere Verfahren der Monetarisierung entwickelt

NATURKAPITAL Oumlkonomischer Begriff fuumlr den begrenzten Vorrat an physischen und bio-logischen Ressourcen der Erde und die begrenzte Bereitstellung von Guumltern und Leistungen durch Oumlkosysteme

OumlKOSYSTEM Bezeichnet die Bestandteile eines abgegrenzten Naturraumes (zum Beispiel niedersaumlchsisches Wattenmeer) oder eines bestimmten Natur-raumtyps (zum Beispiel naumlhrstoffarmes Flieszliggewaumlsser) und deren Wech-selwirkungen Der Begriff kann sich auf verschiedene raumlumliche Ebenen (lokal regional) beziehen und umfasst sowohl (halb-)natuumlrliche (zum Bei-spiel ungestoumlrte Hochmoore) und naturnahe (zum Beispiel Kalkmager-rasen) als auch vom Menschen gepraumlgte Oumlkosysteme (zum Beispiel Agrar oumlkosysteme)

OumlKOSYSTEMFUNKTIONEN Umfassen alle physikalischen chemischen und biologischen Prozesse und Wechselwirkungen die in verschiedenen Oumlkosystemen stattfinden

OumlKOSYSTEMLEISTUNGEN Bezeichnen direkte und indirekte Beitraumlge von Oumlkosystemen zum mensch-lichen Wohlergehen das heiszligt Leistungen und Guumlter die dem Menschen einen direkten oder indirekten wirtschaftlichen materiellen gesundheit-lichen oder psychischen Nutzen bringen In Abgrenzung zum Begriff Oumlko-systemfunktion entsteht der Begriff Oumlkosystemleistung aus einer anth-ropozentrischen Perspektive und ist an einen Nutzen des Oumlkosystems fuumlr den Menschen gebunden Der Begriff ist identisch mit den haumlufig verwen-deten Begriffen raquoOumlkosystemdienstleistunglaquo und raquooumlkosystemare Guumlter und Leistungenlaquo und entspricht dem englischen Begriff der raquoecosystem serviceslaquo

55

REGULIERUNGSLEISTUNGENFunktionen von Oumlkosystemen die auf (andere) Elemente und Prozesse von Oumlkosystemen einwirken die (direkten) Nutzen fuumlr den Menschen haben zum Beispiel die Filterwirkung von Bodenschichten auf die Grund-wasserqualitaumlt oder der Beitrag einer Hecke zur Verringerung der Boden-erosion

GLOSSAR

RESILIENZ (VON OumlKOSYSTEMEN)

Resilienz ist die Faumlhigkeit eines Oumlkosystems trotz aumluszligerer Stoumlrungen seine Funktionen und damit seine Oumlkosystemleistungen aufrecht zu erhalten Es wird davon ausgegangen dass die Resilienz stark mit der in dem Oumlko-system vorherrschenden biologischen Vielfalt korreliert

TEEBThe Economics of Ecosystems and Biodiversity Die internationale TEEB-Studie wurde von Deutschland im Rahmen seiner G8-Praumlsidentschaft im Jahr 2007 gemeinsam mit der EU-Kommission initiiert und mithilfe zahlreicher weiterer Institutionen unter der Schirmherrschaft des Um-weltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) durchgefuumlhrt Ziel der TEEB-Studie war es den oumlkonomischen Wert der Leistungen der Natur ein zuschaumltzen die wirtschaftlichen Auswirkungen der Schaumldigung von Oumlkosystemen zu erfassen und ausgehend davon die Kosten eines Nicht-Handelns zu beziffern Leiter der Studie war der indische Oumlkonom Pavan Sukhdev Im Rahmen der Studie wurden verschiedene Berichte veroumlffent-licht Derzeit wird unter Leitung von UNEP ein Nachfolgeprozess organi-siert um die Durchfuumlhrung von nationalen regionalen lokalen und sek-toralen Studien zum Thema anzuregen und zu foumlrdern

VERSORGUNGSLEISTUNGENBezeichnen meist marktfaumlhige Guumlter die von oder mithilfe von Oumlkosyste-men produziert werden (zum Beispiel Nahrung Frischwasser Feuer- und Bauholz) Teilweise ist ein erheblicher Beitrag von (Human-)Kapital und Arbeit notwendig um diese Guumlter zu erstellen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 56

QUELLEN

BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012) Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Centre for Sustainability Management Luumlneburg

BORN W u a (2012) Gesundheitskosten der Beifuszlig-Ambrosie in Deutschland In Umweltmedizin in Forschung und Praxis 17 (2) S 71 ndash 80

DER BUND (2009) Invasive Muscheln verstopfen Leitungen Von Fabio Bergamin Onlineausgabe Zuletzt aktualisiert am 31072009 httpwwwderbundchzeitungenwissenInvasive-Muscheln-verstopfen-Leitungenstory29662360

DEUTSCHER IMKERBUND EV Internetauftritt des Deutschen Imkerbund e V vom 12122012 httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpbienen-und- bestaeubungsleistung und httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpzahlen-die-zaehlen

EUROPAumlISCHE KOMMISSION (2009) Fact Sheet Gebietsfremde invasive Arten httpeceuropaeuenvironmentpubspdffactsheetsInvasive20Alien20SpeciesInvasive_Alien_DEpdf

FAO ndash FOOD AND AGRICULTURE ORGANIZATION OF THE UNITED NATIONS (2010) Global Forest Resource Assessment 2010wwwfaoorgforestryfrafra2010en

GARCIacuteAshyTORRES L u a (2001) Conservation agriculture in Europe Current status and perspectives In Garcia-Torres L Benites J and Martiacutenez-Vilela A (Hrsg) Conservation Agriculture A World-wide Challenge 1st World Congress on Conservation Agriculture Madrid 1 ndash 5 October 2001 Vol I Keynote Contributions XUL Cordoba Spain S 79 ndash 83

IAASTD ndash INTERNATIONAL ASSESSMENT OF AGRICULTURAL KNOWLEDGE SCIENCE AND TECHNOLOGY FOR DEVELOPMENT (2008) Global ReportwwwagassessmentorgreportsIAASTDENAgriculture20at20a20Crossroads_Global20Report20(English)pdf

KREIBICH H MUumlLLER M (2005) Private Vorsorgemaszlignahmen koumlnnen Hochwasserschaumlden reduzieren Schadensprisma Heft 1 2005 httpwwwschadenprismadepdfsp_2005_1_1pdf

57QUELLEN

LENZEN M u a (2012) International trade drives biodiversity threats in developing nations Nature 486109 ndash 112 Doi101038nature11145

PWC ndash PRICEWATERHOUSECOOPERS (2012) PwC Rio+20 Sustain ability pulse poll How do the public and CEO opinions differ on Rio+20 issues

REWE GROUP (2010) Pressemitteilung raquoBodensee-Obstbauern engagieren sich fuumlr Biodiversitaumltlaquo wwwrewe-groupcompressepressemeldungenpressemeldung-detail articlebodensee-obstbauern-engagieren-sich-fuer-biodiversitaet

SCBD ndash SECRETARIAT OF THE CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (2009) business2010 A magazine on business amp bio- diversity June 2009 Volume 4 ndash Issue 1 httpwwwcbdintdocnewslettersnews-biz-2009-06-enpdf

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement Ein Leitfaden fuumlr die betrieb-liche Praxis BerlinwwwbmudeN46143

STATISCHES BUNDESAMT (2012) Nachhaltige Entwicklung in Deutschland Indikatorenbericht 2012 wwwdestatisdeDEPublikationenThematischUmwelt oekonomischeGesamtrechnungenUmweltindikatorenIndikatoren PDF_0230001pdf__blob=publicationFile

STERN N (2007) The Economics of Climate Change The Stern Review Cambridge

TEEB (2009) The Economics of Ecosystems and Biodiversity TEEB for National and International Policy Makers Summary Responding to the Value of Naturewwwteebweborg

TEEB (2010A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity Ecological and Economic Foundations Edited by Pushpam Kumar London and Washington

TEEB (2010B) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integrieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz Bonn

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 58

TEEB (2011) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in National and International Policy Making Edited by Patrick ten Brink London and Washington

TEEB (2012A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Local and Regional Policy and Management Edited by Heidi Wittmer and Haripriya Gundimeda Abingdon and New York

TEEB (2012B) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Business and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York

TEN BRINK P BRAAT L (HRSG) (2008) The Cost of Policy Inaction The case of not meeting the 2010 biodiversity targethttpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversityeconomicspdfcopizip

UNESCAP ndash UNITED NATIONS ECONOMIC AND SOCIAL COMMISSION FOR ASIA AND THE PACIFIC (1999) Keynote Statement of Mr Cengiz Ertuna (UNESCAP) at IDNDR-ESCAP Regional Meeting for Asia Risk Reduction amp Society in the 21st Century Bangkok 23 ndash26 February 1999 httpwwwunescaporgenrdwater_mineraldisasterertuna01htm

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012) Water valuation ndash Building the business case Geneva and Washington

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012A) Changing Pace ndash Public policy options to scale and accelerate business action towards Vision 2050 Geneva and Washington

WRI ndash WORLD RESOURCE INSTITUTE (2012) The Corporate Ecosys-tem Services Review - Guidelines for Identifying Business Risks and Opportunities Arising from Ecosystem Change Version 20 Washington

ZEITZ J PUMA Pressemitteilung vom 16112011 httpaboutpumacompuma-completes-first-environmental-profit-and-loss-account-which-values-impacts-at-e-145-million

  • Die Unternehmensperspektive
  • Impressum
  • Inhaltsverzeichnis
  • Vorworte
  • Biodiversitaumlt und Oumlkoshysystemleistungen ndash Erweiterung der unternehmerischen Sicht
  • Warum die Wirtschaft gefragt ist ndash Treiber Chancen und Risiken
  • Entwicklungen und Trends ndash was auf Unternehmen zukommt
  • Wie Unternehmen taumltig werden koumlnnen
  • Ausblick
  • Weiterfuumlhrende Informationen
  • QUELLEN

51WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONEN

INTEGRATED BIODIVERSITY ASSESSMENT TOOL (IBAT) Kostenpflich-tige Anwendung zur Bewertung standortbezogener Biodiversitaumlts-risiken (Fokus Schutzgebiete und Biodiversity Hot Spots) GIS-(Karten)- basiert wwwibatforbusinessorg

Fallbeispiele und Publikationssammlung WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD)

(2012) Biodiversity and ecosystem services ndash scaling up business solutions Company case studies that help achieve global biodiversity targetswwwwbcsdorgPagesEDocumentEDocumentDetailsaspxID=14923ampNoSearchContextKey=true

UNITED NATIONS ENVIRONMENT PROGRAM FINANCE INITIATIVE (UNEP FI) Publikationen zu biodiversitaumltsbezogenen Chancen Risiken und Handlungsoptionen der Finanzbranche wwwunepfiorgpublicationsbiodiversityindexhtml

CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (CBD) BUSINESS PROGRAMM Fallstudien und Publikationen zu Beruumlhrungspunkten und Leuchtturm-projekten zum Erhalt der biologischen Vielfalt wwwcbdintenbusiness

ECOSYSTEM MARKETPLACE Nachrichtenportal von Forest Trends rund um Biodiversitaumlts- Wasser- und CO2-Maumlrkte wwwecosystemmarketplacecom

Strategien auf politischer Ebene NATIONALE STRATEGIE ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT (2007) Deutsch-

lands Strategie zur Umsetzung der Konvention uumlber die biolo gische Vielfalt wwwbmudeN40333

INFORMATIONSPORTAL DES BUNDESAMTES FUumlR NATURSCHUTZ ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT Mit Nachrichten Informationen Veranstal-tungshinweisen und weiterfuumlhrenden Materialien wwwbiologische-vielfaltde

EUshyBIODIVERSITAumlTSSTRATEGIE FUumlR 2020 Diese EU-Strategie enthaumllt Ziele zum Erhalt von Biodiversitaumlt sowie von Oumlkosystemen und deren Leistungen (raquoNaturkapitallaquo) bis 2020httpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversitycomm20062020htm

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 52

GLOBALE BIODIVERSITAumlTSZIELE Der raquoStrategische Plan 2011 ndash 2020laquo des Internationalen Uumlbereinkommens zur biologischen Vielfalt (CBD) enthaumllt auch Ziele zu Oumlkosystemen und deren Leistungen sowie zum Wert der biologischen VielfaltwwwcbdintdocdecisionsCOP-10cop-10-dec-02-enpdf

Initiativen DEUTSCHE BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIATIVE ndash raquoBIODIVERSITY

IN GOOD COMPANYlaquoshy INITIATIVE Zusammenschluss vor allem deut-scher Unternehmen mit dem Ziel die Integration von Biodiversitaumlt in unternehmerische Entscheidungen voranzutreiben wwwbusiness-and-biodiversityde

EUROPAumlISCHE raquoBUSINESS AND BIODIVERSITY CAMPAIGNlaquo Europa-weite Plattform fuumlr Unternehmen mit dem Ziel Ansaumltze fuumlr ein Biodi-versitaumltsmanagement zu entwickeln und umzusetzen wwwbusiness-biodiversityeu

NATURAL CAPITAL DECLARATION Erklaumlrung einzelner Akteure des Finanzsektors Naturkapital in Finanzprodukten und -dienstleistungen zu beruumlcksichtigen wwwnaturalcapitaldeclarationorg

TEEB FOR BUSINESS COALITION Initiative zur Vereinheitlichung der Bilanzierung von Naturkapital im Unternehmen httpteebforbusinessorg

GLOSSAR 53

GLOSSAR

ARTENVIELFALTDiversitaumlt (Vielfalt) biologischer Arten in einem Lebensraum Artenviel-falt ist neben genetischer Vielfalt und Diversitaumlt der Oumlkosysteme ein Teil-aspekt der biologischen Vielfalt

BASISLEISTUNGENGrundlegende Leistungen der Oumlkosysteme wie zum Beispiel Photosyn-these oder Stickstoffbindung von Knoumlllchenbakterien welche die Voraus-setzung fuumlr alle anderen Leistungen der Oumlkosysteme sind

BIODIVERSITAumlT Biologische Vielfalt

BIOLOGISCHE VIELFALT Die Vielfalt des Lebens auf unserer Erde (oder Biodiversitaumlt) ist die Varia-bilitaumlt lebender Organismen und der von ihnen gebildeten oumlkologischen Komplexe Sie umfasst drei Ebenen 1) die Vielfalt an Oumlkosystemen bezie-hungsweise Lebensgemeinschaften Lebensraumlumen und Landschaften 2) die Artenvielfalt und 3) die genetische Vielfalt innerhalb der verschie-denen Arten

EINGRIFFSREGELUNG Instrument des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatschG sectsect 13 ff) das die Bewaumlltigung von Eingriffen in Natur und Landschaft regelt (Vermeidung und Kompensation)

EMAS Betriebliches Umweltmanagementsystem (Eco Management and Audit Scheme) nach der Verordnung (EG) Nr 12212009 uumlber die freiwillige Teil-nahme von Organisationen an einem Gemeinschaftssystem fuumlr Umwelt-management und Umweltbetriebspruumlfung (ABl EG L 342 v 22122009 S 1) Schwerpunkte sind die kontinuierliche Verbesserung der Umwelt-leistung die Umwelterklaumlrung und Umweltrechtskonformitaumlt

GEBIETSFREMDE ARTENAuch invasive Arten oder Neobiota Tier- und Pflanzenarten die durch Einfuhr (beabsichtigt) oder Einschleppung (unbeabsichtigt) in einem fuumlr sie nicht natuumlrlichen Lebensraum leben Einige gebietsfremde Arten ver-breiten sich aufgrund mangelnder Feinde physiologischer Eigenschaften (Wachstumsgeschwindigkeit Wasserbedarf) oder aumlhnlich invasiv und verdraumlngen einheimische Arten In einigen Faumlllen entstehen durch sie erheb liche Nachteile fuumlr Mensch (Gesundheitsbeeintraumlchtigungen wie zum Beispiel Allergien) und Oumlkosysteme (Degradation)

INWERTSETZUNGBuumlndel von Maszlignahmen um den Nutzen von Biodiversitaumlt und Oumlkosys-temleistungen fuumlr die Gesellschaft relevant und erfahrbar werden zu las-sen Dies geschieht durch (oumlkonomische) Bewertung und oder Integra-tion in Marktentscheidungen ndash zum Beispiel in Form von naturorientierten Angeboten Anreizen oder der Schaffung von Maumlrkten fuumlr Biodiversitaumlt ndash sowie in gesellschaftliche und private Entscheidungen

54 DIEUNTERNEHMENSPERSPEKTIVEndashNEUEHERAUSFORDERUNGEN

ISO 14001 Betriebliches Umweltmanagementsystem nach DIN EN ISO 140012004 + AC 2009 (Ausgabe 112009) Schwerpunkt liegt in der Verbesserung des Umweltmanagementsystems

KONVENTION UumlBER DIE BIOLOGISCHE VIELFALT (ENGL CONVENTION ON BIO LOGICAL DIVERSITY ndash CBD)

Uumlbereinkunft von 168 Staaten (Unterzeichner Stand 12122012) uumlber die biologische Vielfalt Darin werden der Verlust der biologischen Vielfalt als Herausforderung anerkannt und Ziele zu ihrer Erhaltung formuliert Diese sind 1) Schutz der biologischen Vielfalt 2) Nachhaltige Nutzung ihrer Bestandteile und 3) Zugangsregelung und gerechter Ausgleich von Vor-teilen welche aus der Nutzung genetischer Ressourcen entstehen

KULTURELLE OumlKOSYSTEMshy LEISTUNGEN

Leistungen von Oumlkosystemen mit Wirkung und Bedeutung fuumlr Erholung aumlsthetisches Empfinden spirituelle Erfahrungen soziale Funktionen kul-turelle Identitaumlt Heimatgefuumlhl Wissen und Erkenntnis

MONETARISISERUNG Beimesssung eines Wertes in Geldeinheiten Die Umweltoumlkonomie hat dazu mehrere Verfahren der Monetarisierung entwickelt

NATURKAPITAL Oumlkonomischer Begriff fuumlr den begrenzten Vorrat an physischen und bio-logischen Ressourcen der Erde und die begrenzte Bereitstellung von Guumltern und Leistungen durch Oumlkosysteme

OumlKOSYSTEM Bezeichnet die Bestandteile eines abgegrenzten Naturraumes (zum Beispiel niedersaumlchsisches Wattenmeer) oder eines bestimmten Natur-raumtyps (zum Beispiel naumlhrstoffarmes Flieszliggewaumlsser) und deren Wech-selwirkungen Der Begriff kann sich auf verschiedene raumlumliche Ebenen (lokal regional) beziehen und umfasst sowohl (halb-)natuumlrliche (zum Bei-spiel ungestoumlrte Hochmoore) und naturnahe (zum Beispiel Kalkmager-rasen) als auch vom Menschen gepraumlgte Oumlkosysteme (zum Beispiel Agrar oumlkosysteme)

OumlKOSYSTEMFUNKTIONEN Umfassen alle physikalischen chemischen und biologischen Prozesse und Wechselwirkungen die in verschiedenen Oumlkosystemen stattfinden

OumlKOSYSTEMLEISTUNGEN Bezeichnen direkte und indirekte Beitraumlge von Oumlkosystemen zum mensch-lichen Wohlergehen das heiszligt Leistungen und Guumlter die dem Menschen einen direkten oder indirekten wirtschaftlichen materiellen gesundheit-lichen oder psychischen Nutzen bringen In Abgrenzung zum Begriff Oumlko-systemfunktion entsteht der Begriff Oumlkosystemleistung aus einer anth-ropozentrischen Perspektive und ist an einen Nutzen des Oumlkosystems fuumlr den Menschen gebunden Der Begriff ist identisch mit den haumlufig verwen-deten Begriffen raquoOumlkosystemdienstleistunglaquo und raquooumlkosystemare Guumlter und Leistungenlaquo und entspricht dem englischen Begriff der raquoecosystem serviceslaquo

55

REGULIERUNGSLEISTUNGENFunktionen von Oumlkosystemen die auf (andere) Elemente und Prozesse von Oumlkosystemen einwirken die (direkten) Nutzen fuumlr den Menschen haben zum Beispiel die Filterwirkung von Bodenschichten auf die Grund-wasserqualitaumlt oder der Beitrag einer Hecke zur Verringerung der Boden-erosion

GLOSSAR

RESILIENZ (VON OumlKOSYSTEMEN)

Resilienz ist die Faumlhigkeit eines Oumlkosystems trotz aumluszligerer Stoumlrungen seine Funktionen und damit seine Oumlkosystemleistungen aufrecht zu erhalten Es wird davon ausgegangen dass die Resilienz stark mit der in dem Oumlko-system vorherrschenden biologischen Vielfalt korreliert

TEEBThe Economics of Ecosystems and Biodiversity Die internationale TEEB-Studie wurde von Deutschland im Rahmen seiner G8-Praumlsidentschaft im Jahr 2007 gemeinsam mit der EU-Kommission initiiert und mithilfe zahlreicher weiterer Institutionen unter der Schirmherrschaft des Um-weltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) durchgefuumlhrt Ziel der TEEB-Studie war es den oumlkonomischen Wert der Leistungen der Natur ein zuschaumltzen die wirtschaftlichen Auswirkungen der Schaumldigung von Oumlkosystemen zu erfassen und ausgehend davon die Kosten eines Nicht-Handelns zu beziffern Leiter der Studie war der indische Oumlkonom Pavan Sukhdev Im Rahmen der Studie wurden verschiedene Berichte veroumlffent-licht Derzeit wird unter Leitung von UNEP ein Nachfolgeprozess organi-siert um die Durchfuumlhrung von nationalen regionalen lokalen und sek-toralen Studien zum Thema anzuregen und zu foumlrdern

VERSORGUNGSLEISTUNGENBezeichnen meist marktfaumlhige Guumlter die von oder mithilfe von Oumlkosyste-men produziert werden (zum Beispiel Nahrung Frischwasser Feuer- und Bauholz) Teilweise ist ein erheblicher Beitrag von (Human-)Kapital und Arbeit notwendig um diese Guumlter zu erstellen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 56

QUELLEN

BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012) Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Centre for Sustainability Management Luumlneburg

BORN W u a (2012) Gesundheitskosten der Beifuszlig-Ambrosie in Deutschland In Umweltmedizin in Forschung und Praxis 17 (2) S 71 ndash 80

DER BUND (2009) Invasive Muscheln verstopfen Leitungen Von Fabio Bergamin Onlineausgabe Zuletzt aktualisiert am 31072009 httpwwwderbundchzeitungenwissenInvasive-Muscheln-verstopfen-Leitungenstory29662360

DEUTSCHER IMKERBUND EV Internetauftritt des Deutschen Imkerbund e V vom 12122012 httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpbienen-und- bestaeubungsleistung und httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpzahlen-die-zaehlen

EUROPAumlISCHE KOMMISSION (2009) Fact Sheet Gebietsfremde invasive Arten httpeceuropaeuenvironmentpubspdffactsheetsInvasive20Alien20SpeciesInvasive_Alien_DEpdf

FAO ndash FOOD AND AGRICULTURE ORGANIZATION OF THE UNITED NATIONS (2010) Global Forest Resource Assessment 2010wwwfaoorgforestryfrafra2010en

GARCIacuteAshyTORRES L u a (2001) Conservation agriculture in Europe Current status and perspectives In Garcia-Torres L Benites J and Martiacutenez-Vilela A (Hrsg) Conservation Agriculture A World-wide Challenge 1st World Congress on Conservation Agriculture Madrid 1 ndash 5 October 2001 Vol I Keynote Contributions XUL Cordoba Spain S 79 ndash 83

IAASTD ndash INTERNATIONAL ASSESSMENT OF AGRICULTURAL KNOWLEDGE SCIENCE AND TECHNOLOGY FOR DEVELOPMENT (2008) Global ReportwwwagassessmentorgreportsIAASTDENAgriculture20at20a20Crossroads_Global20Report20(English)pdf

KREIBICH H MUumlLLER M (2005) Private Vorsorgemaszlignahmen koumlnnen Hochwasserschaumlden reduzieren Schadensprisma Heft 1 2005 httpwwwschadenprismadepdfsp_2005_1_1pdf

57QUELLEN

LENZEN M u a (2012) International trade drives biodiversity threats in developing nations Nature 486109 ndash 112 Doi101038nature11145

PWC ndash PRICEWATERHOUSECOOPERS (2012) PwC Rio+20 Sustain ability pulse poll How do the public and CEO opinions differ on Rio+20 issues

REWE GROUP (2010) Pressemitteilung raquoBodensee-Obstbauern engagieren sich fuumlr Biodiversitaumltlaquo wwwrewe-groupcompressepressemeldungenpressemeldung-detail articlebodensee-obstbauern-engagieren-sich-fuer-biodiversitaet

SCBD ndash SECRETARIAT OF THE CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (2009) business2010 A magazine on business amp bio- diversity June 2009 Volume 4 ndash Issue 1 httpwwwcbdintdocnewslettersnews-biz-2009-06-enpdf

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement Ein Leitfaden fuumlr die betrieb-liche Praxis BerlinwwwbmudeN46143

STATISCHES BUNDESAMT (2012) Nachhaltige Entwicklung in Deutschland Indikatorenbericht 2012 wwwdestatisdeDEPublikationenThematischUmwelt oekonomischeGesamtrechnungenUmweltindikatorenIndikatoren PDF_0230001pdf__blob=publicationFile

STERN N (2007) The Economics of Climate Change The Stern Review Cambridge

TEEB (2009) The Economics of Ecosystems and Biodiversity TEEB for National and International Policy Makers Summary Responding to the Value of Naturewwwteebweborg

TEEB (2010A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity Ecological and Economic Foundations Edited by Pushpam Kumar London and Washington

TEEB (2010B) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integrieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz Bonn

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 58

TEEB (2011) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in National and International Policy Making Edited by Patrick ten Brink London and Washington

TEEB (2012A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Local and Regional Policy and Management Edited by Heidi Wittmer and Haripriya Gundimeda Abingdon and New York

TEEB (2012B) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Business and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York

TEN BRINK P BRAAT L (HRSG) (2008) The Cost of Policy Inaction The case of not meeting the 2010 biodiversity targethttpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversityeconomicspdfcopizip

UNESCAP ndash UNITED NATIONS ECONOMIC AND SOCIAL COMMISSION FOR ASIA AND THE PACIFIC (1999) Keynote Statement of Mr Cengiz Ertuna (UNESCAP) at IDNDR-ESCAP Regional Meeting for Asia Risk Reduction amp Society in the 21st Century Bangkok 23 ndash26 February 1999 httpwwwunescaporgenrdwater_mineraldisasterertuna01htm

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012) Water valuation ndash Building the business case Geneva and Washington

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012A) Changing Pace ndash Public policy options to scale and accelerate business action towards Vision 2050 Geneva and Washington

WRI ndash WORLD RESOURCE INSTITUTE (2012) The Corporate Ecosys-tem Services Review - Guidelines for Identifying Business Risks and Opportunities Arising from Ecosystem Change Version 20 Washington

ZEITZ J PUMA Pressemitteilung vom 16112011 httpaboutpumacompuma-completes-first-environmental-profit-and-loss-account-which-values-impacts-at-e-145-million

  • Die Unternehmensperspektive
  • Impressum
  • Inhaltsverzeichnis
  • Vorworte
  • Biodiversitaumlt und Oumlkoshysystemleistungen ndash Erweiterung der unternehmerischen Sicht
  • Warum die Wirtschaft gefragt ist ndash Treiber Chancen und Risiken
  • Entwicklungen und Trends ndash was auf Unternehmen zukommt
  • Wie Unternehmen taumltig werden koumlnnen
  • Ausblick
  • Weiterfuumlhrende Informationen
  • QUELLEN

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 52

GLOBALE BIODIVERSITAumlTSZIELE Der raquoStrategische Plan 2011 ndash 2020laquo des Internationalen Uumlbereinkommens zur biologischen Vielfalt (CBD) enthaumllt auch Ziele zu Oumlkosystemen und deren Leistungen sowie zum Wert der biologischen VielfaltwwwcbdintdocdecisionsCOP-10cop-10-dec-02-enpdf

Initiativen DEUTSCHE BUSINESS AND BIODIVERSITY INITIATIVE ndash raquoBIODIVERSITY

IN GOOD COMPANYlaquoshy INITIATIVE Zusammenschluss vor allem deut-scher Unternehmen mit dem Ziel die Integration von Biodiversitaumlt in unternehmerische Entscheidungen voranzutreiben wwwbusiness-and-biodiversityde

EUROPAumlISCHE raquoBUSINESS AND BIODIVERSITY CAMPAIGNlaquo Europa-weite Plattform fuumlr Unternehmen mit dem Ziel Ansaumltze fuumlr ein Biodi-versitaumltsmanagement zu entwickeln und umzusetzen wwwbusiness-biodiversityeu

NATURAL CAPITAL DECLARATION Erklaumlrung einzelner Akteure des Finanzsektors Naturkapital in Finanzprodukten und -dienstleistungen zu beruumlcksichtigen wwwnaturalcapitaldeclarationorg

TEEB FOR BUSINESS COALITION Initiative zur Vereinheitlichung der Bilanzierung von Naturkapital im Unternehmen httpteebforbusinessorg

GLOSSAR 53

GLOSSAR

ARTENVIELFALTDiversitaumlt (Vielfalt) biologischer Arten in einem Lebensraum Artenviel-falt ist neben genetischer Vielfalt und Diversitaumlt der Oumlkosysteme ein Teil-aspekt der biologischen Vielfalt

BASISLEISTUNGENGrundlegende Leistungen der Oumlkosysteme wie zum Beispiel Photosyn-these oder Stickstoffbindung von Knoumlllchenbakterien welche die Voraus-setzung fuumlr alle anderen Leistungen der Oumlkosysteme sind

BIODIVERSITAumlT Biologische Vielfalt

BIOLOGISCHE VIELFALT Die Vielfalt des Lebens auf unserer Erde (oder Biodiversitaumlt) ist die Varia-bilitaumlt lebender Organismen und der von ihnen gebildeten oumlkologischen Komplexe Sie umfasst drei Ebenen 1) die Vielfalt an Oumlkosystemen bezie-hungsweise Lebensgemeinschaften Lebensraumlumen und Landschaften 2) die Artenvielfalt und 3) die genetische Vielfalt innerhalb der verschie-denen Arten

EINGRIFFSREGELUNG Instrument des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatschG sectsect 13 ff) das die Bewaumlltigung von Eingriffen in Natur und Landschaft regelt (Vermeidung und Kompensation)

EMAS Betriebliches Umweltmanagementsystem (Eco Management and Audit Scheme) nach der Verordnung (EG) Nr 12212009 uumlber die freiwillige Teil-nahme von Organisationen an einem Gemeinschaftssystem fuumlr Umwelt-management und Umweltbetriebspruumlfung (ABl EG L 342 v 22122009 S 1) Schwerpunkte sind die kontinuierliche Verbesserung der Umwelt-leistung die Umwelterklaumlrung und Umweltrechtskonformitaumlt

GEBIETSFREMDE ARTENAuch invasive Arten oder Neobiota Tier- und Pflanzenarten die durch Einfuhr (beabsichtigt) oder Einschleppung (unbeabsichtigt) in einem fuumlr sie nicht natuumlrlichen Lebensraum leben Einige gebietsfremde Arten ver-breiten sich aufgrund mangelnder Feinde physiologischer Eigenschaften (Wachstumsgeschwindigkeit Wasserbedarf) oder aumlhnlich invasiv und verdraumlngen einheimische Arten In einigen Faumlllen entstehen durch sie erheb liche Nachteile fuumlr Mensch (Gesundheitsbeeintraumlchtigungen wie zum Beispiel Allergien) und Oumlkosysteme (Degradation)

INWERTSETZUNGBuumlndel von Maszlignahmen um den Nutzen von Biodiversitaumlt und Oumlkosys-temleistungen fuumlr die Gesellschaft relevant und erfahrbar werden zu las-sen Dies geschieht durch (oumlkonomische) Bewertung und oder Integra-tion in Marktentscheidungen ndash zum Beispiel in Form von naturorientierten Angeboten Anreizen oder der Schaffung von Maumlrkten fuumlr Biodiversitaumlt ndash sowie in gesellschaftliche und private Entscheidungen

54 DIEUNTERNEHMENSPERSPEKTIVEndashNEUEHERAUSFORDERUNGEN

ISO 14001 Betriebliches Umweltmanagementsystem nach DIN EN ISO 140012004 + AC 2009 (Ausgabe 112009) Schwerpunkt liegt in der Verbesserung des Umweltmanagementsystems

KONVENTION UumlBER DIE BIOLOGISCHE VIELFALT (ENGL CONVENTION ON BIO LOGICAL DIVERSITY ndash CBD)

Uumlbereinkunft von 168 Staaten (Unterzeichner Stand 12122012) uumlber die biologische Vielfalt Darin werden der Verlust der biologischen Vielfalt als Herausforderung anerkannt und Ziele zu ihrer Erhaltung formuliert Diese sind 1) Schutz der biologischen Vielfalt 2) Nachhaltige Nutzung ihrer Bestandteile und 3) Zugangsregelung und gerechter Ausgleich von Vor-teilen welche aus der Nutzung genetischer Ressourcen entstehen

KULTURELLE OumlKOSYSTEMshy LEISTUNGEN

Leistungen von Oumlkosystemen mit Wirkung und Bedeutung fuumlr Erholung aumlsthetisches Empfinden spirituelle Erfahrungen soziale Funktionen kul-turelle Identitaumlt Heimatgefuumlhl Wissen und Erkenntnis

MONETARISISERUNG Beimesssung eines Wertes in Geldeinheiten Die Umweltoumlkonomie hat dazu mehrere Verfahren der Monetarisierung entwickelt

NATURKAPITAL Oumlkonomischer Begriff fuumlr den begrenzten Vorrat an physischen und bio-logischen Ressourcen der Erde und die begrenzte Bereitstellung von Guumltern und Leistungen durch Oumlkosysteme

OumlKOSYSTEM Bezeichnet die Bestandteile eines abgegrenzten Naturraumes (zum Beispiel niedersaumlchsisches Wattenmeer) oder eines bestimmten Natur-raumtyps (zum Beispiel naumlhrstoffarmes Flieszliggewaumlsser) und deren Wech-selwirkungen Der Begriff kann sich auf verschiedene raumlumliche Ebenen (lokal regional) beziehen und umfasst sowohl (halb-)natuumlrliche (zum Bei-spiel ungestoumlrte Hochmoore) und naturnahe (zum Beispiel Kalkmager-rasen) als auch vom Menschen gepraumlgte Oumlkosysteme (zum Beispiel Agrar oumlkosysteme)

OumlKOSYSTEMFUNKTIONEN Umfassen alle physikalischen chemischen und biologischen Prozesse und Wechselwirkungen die in verschiedenen Oumlkosystemen stattfinden

OumlKOSYSTEMLEISTUNGEN Bezeichnen direkte und indirekte Beitraumlge von Oumlkosystemen zum mensch-lichen Wohlergehen das heiszligt Leistungen und Guumlter die dem Menschen einen direkten oder indirekten wirtschaftlichen materiellen gesundheit-lichen oder psychischen Nutzen bringen In Abgrenzung zum Begriff Oumlko-systemfunktion entsteht der Begriff Oumlkosystemleistung aus einer anth-ropozentrischen Perspektive und ist an einen Nutzen des Oumlkosystems fuumlr den Menschen gebunden Der Begriff ist identisch mit den haumlufig verwen-deten Begriffen raquoOumlkosystemdienstleistunglaquo und raquooumlkosystemare Guumlter und Leistungenlaquo und entspricht dem englischen Begriff der raquoecosystem serviceslaquo

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REGULIERUNGSLEISTUNGENFunktionen von Oumlkosystemen die auf (andere) Elemente und Prozesse von Oumlkosystemen einwirken die (direkten) Nutzen fuumlr den Menschen haben zum Beispiel die Filterwirkung von Bodenschichten auf die Grund-wasserqualitaumlt oder der Beitrag einer Hecke zur Verringerung der Boden-erosion

GLOSSAR

RESILIENZ (VON OumlKOSYSTEMEN)

Resilienz ist die Faumlhigkeit eines Oumlkosystems trotz aumluszligerer Stoumlrungen seine Funktionen und damit seine Oumlkosystemleistungen aufrecht zu erhalten Es wird davon ausgegangen dass die Resilienz stark mit der in dem Oumlko-system vorherrschenden biologischen Vielfalt korreliert

TEEBThe Economics of Ecosystems and Biodiversity Die internationale TEEB-Studie wurde von Deutschland im Rahmen seiner G8-Praumlsidentschaft im Jahr 2007 gemeinsam mit der EU-Kommission initiiert und mithilfe zahlreicher weiterer Institutionen unter der Schirmherrschaft des Um-weltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) durchgefuumlhrt Ziel der TEEB-Studie war es den oumlkonomischen Wert der Leistungen der Natur ein zuschaumltzen die wirtschaftlichen Auswirkungen der Schaumldigung von Oumlkosystemen zu erfassen und ausgehend davon die Kosten eines Nicht-Handelns zu beziffern Leiter der Studie war der indische Oumlkonom Pavan Sukhdev Im Rahmen der Studie wurden verschiedene Berichte veroumlffent-licht Derzeit wird unter Leitung von UNEP ein Nachfolgeprozess organi-siert um die Durchfuumlhrung von nationalen regionalen lokalen und sek-toralen Studien zum Thema anzuregen und zu foumlrdern

VERSORGUNGSLEISTUNGENBezeichnen meist marktfaumlhige Guumlter die von oder mithilfe von Oumlkosyste-men produziert werden (zum Beispiel Nahrung Frischwasser Feuer- und Bauholz) Teilweise ist ein erheblicher Beitrag von (Human-)Kapital und Arbeit notwendig um diese Guumlter zu erstellen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 56

QUELLEN

BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012) Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Centre for Sustainability Management Luumlneburg

BORN W u a (2012) Gesundheitskosten der Beifuszlig-Ambrosie in Deutschland In Umweltmedizin in Forschung und Praxis 17 (2) S 71 ndash 80

DER BUND (2009) Invasive Muscheln verstopfen Leitungen Von Fabio Bergamin Onlineausgabe Zuletzt aktualisiert am 31072009 httpwwwderbundchzeitungenwissenInvasive-Muscheln-verstopfen-Leitungenstory29662360

DEUTSCHER IMKERBUND EV Internetauftritt des Deutschen Imkerbund e V vom 12122012 httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpbienen-und- bestaeubungsleistung und httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpzahlen-die-zaehlen

EUROPAumlISCHE KOMMISSION (2009) Fact Sheet Gebietsfremde invasive Arten httpeceuropaeuenvironmentpubspdffactsheetsInvasive20Alien20SpeciesInvasive_Alien_DEpdf

FAO ndash FOOD AND AGRICULTURE ORGANIZATION OF THE UNITED NATIONS (2010) Global Forest Resource Assessment 2010wwwfaoorgforestryfrafra2010en

GARCIacuteAshyTORRES L u a (2001) Conservation agriculture in Europe Current status and perspectives In Garcia-Torres L Benites J and Martiacutenez-Vilela A (Hrsg) Conservation Agriculture A World-wide Challenge 1st World Congress on Conservation Agriculture Madrid 1 ndash 5 October 2001 Vol I Keynote Contributions XUL Cordoba Spain S 79 ndash 83

IAASTD ndash INTERNATIONAL ASSESSMENT OF AGRICULTURAL KNOWLEDGE SCIENCE AND TECHNOLOGY FOR DEVELOPMENT (2008) Global ReportwwwagassessmentorgreportsIAASTDENAgriculture20at20a20Crossroads_Global20Report20(English)pdf

KREIBICH H MUumlLLER M (2005) Private Vorsorgemaszlignahmen koumlnnen Hochwasserschaumlden reduzieren Schadensprisma Heft 1 2005 httpwwwschadenprismadepdfsp_2005_1_1pdf

57QUELLEN

LENZEN M u a (2012) International trade drives biodiversity threats in developing nations Nature 486109 ndash 112 Doi101038nature11145

PWC ndash PRICEWATERHOUSECOOPERS (2012) PwC Rio+20 Sustain ability pulse poll How do the public and CEO opinions differ on Rio+20 issues

REWE GROUP (2010) Pressemitteilung raquoBodensee-Obstbauern engagieren sich fuumlr Biodiversitaumltlaquo wwwrewe-groupcompressepressemeldungenpressemeldung-detail articlebodensee-obstbauern-engagieren-sich-fuer-biodiversitaet

SCBD ndash SECRETARIAT OF THE CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (2009) business2010 A magazine on business amp bio- diversity June 2009 Volume 4 ndash Issue 1 httpwwwcbdintdocnewslettersnews-biz-2009-06-enpdf

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement Ein Leitfaden fuumlr die betrieb-liche Praxis BerlinwwwbmudeN46143

STATISCHES BUNDESAMT (2012) Nachhaltige Entwicklung in Deutschland Indikatorenbericht 2012 wwwdestatisdeDEPublikationenThematischUmwelt oekonomischeGesamtrechnungenUmweltindikatorenIndikatoren PDF_0230001pdf__blob=publicationFile

STERN N (2007) The Economics of Climate Change The Stern Review Cambridge

TEEB (2009) The Economics of Ecosystems and Biodiversity TEEB for National and International Policy Makers Summary Responding to the Value of Naturewwwteebweborg

TEEB (2010A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity Ecological and Economic Foundations Edited by Pushpam Kumar London and Washington

TEEB (2010B) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integrieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz Bonn

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 58

TEEB (2011) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in National and International Policy Making Edited by Patrick ten Brink London and Washington

TEEB (2012A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Local and Regional Policy and Management Edited by Heidi Wittmer and Haripriya Gundimeda Abingdon and New York

TEEB (2012B) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Business and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York

TEN BRINK P BRAAT L (HRSG) (2008) The Cost of Policy Inaction The case of not meeting the 2010 biodiversity targethttpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversityeconomicspdfcopizip

UNESCAP ndash UNITED NATIONS ECONOMIC AND SOCIAL COMMISSION FOR ASIA AND THE PACIFIC (1999) Keynote Statement of Mr Cengiz Ertuna (UNESCAP) at IDNDR-ESCAP Regional Meeting for Asia Risk Reduction amp Society in the 21st Century Bangkok 23 ndash26 February 1999 httpwwwunescaporgenrdwater_mineraldisasterertuna01htm

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012) Water valuation ndash Building the business case Geneva and Washington

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012A) Changing Pace ndash Public policy options to scale and accelerate business action towards Vision 2050 Geneva and Washington

WRI ndash WORLD RESOURCE INSTITUTE (2012) The Corporate Ecosys-tem Services Review - Guidelines for Identifying Business Risks and Opportunities Arising from Ecosystem Change Version 20 Washington

ZEITZ J PUMA Pressemitteilung vom 16112011 httpaboutpumacompuma-completes-first-environmental-profit-and-loss-account-which-values-impacts-at-e-145-million

  • Die Unternehmensperspektive
  • Impressum
  • Inhaltsverzeichnis
  • Vorworte
  • Biodiversitaumlt und Oumlkoshysystemleistungen ndash Erweiterung der unternehmerischen Sicht
  • Warum die Wirtschaft gefragt ist ndash Treiber Chancen und Risiken
  • Entwicklungen und Trends ndash was auf Unternehmen zukommt
  • Wie Unternehmen taumltig werden koumlnnen
  • Ausblick
  • Weiterfuumlhrende Informationen
  • QUELLEN

GLOSSAR 53

GLOSSAR

ARTENVIELFALTDiversitaumlt (Vielfalt) biologischer Arten in einem Lebensraum Artenviel-falt ist neben genetischer Vielfalt und Diversitaumlt der Oumlkosysteme ein Teil-aspekt der biologischen Vielfalt

BASISLEISTUNGENGrundlegende Leistungen der Oumlkosysteme wie zum Beispiel Photosyn-these oder Stickstoffbindung von Knoumlllchenbakterien welche die Voraus-setzung fuumlr alle anderen Leistungen der Oumlkosysteme sind

BIODIVERSITAumlT Biologische Vielfalt

BIOLOGISCHE VIELFALT Die Vielfalt des Lebens auf unserer Erde (oder Biodiversitaumlt) ist die Varia-bilitaumlt lebender Organismen und der von ihnen gebildeten oumlkologischen Komplexe Sie umfasst drei Ebenen 1) die Vielfalt an Oumlkosystemen bezie-hungsweise Lebensgemeinschaften Lebensraumlumen und Landschaften 2) die Artenvielfalt und 3) die genetische Vielfalt innerhalb der verschie-denen Arten

EINGRIFFSREGELUNG Instrument des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatschG sectsect 13 ff) das die Bewaumlltigung von Eingriffen in Natur und Landschaft regelt (Vermeidung und Kompensation)

EMAS Betriebliches Umweltmanagementsystem (Eco Management and Audit Scheme) nach der Verordnung (EG) Nr 12212009 uumlber die freiwillige Teil-nahme von Organisationen an einem Gemeinschaftssystem fuumlr Umwelt-management und Umweltbetriebspruumlfung (ABl EG L 342 v 22122009 S 1) Schwerpunkte sind die kontinuierliche Verbesserung der Umwelt-leistung die Umwelterklaumlrung und Umweltrechtskonformitaumlt

GEBIETSFREMDE ARTENAuch invasive Arten oder Neobiota Tier- und Pflanzenarten die durch Einfuhr (beabsichtigt) oder Einschleppung (unbeabsichtigt) in einem fuumlr sie nicht natuumlrlichen Lebensraum leben Einige gebietsfremde Arten ver-breiten sich aufgrund mangelnder Feinde physiologischer Eigenschaften (Wachstumsgeschwindigkeit Wasserbedarf) oder aumlhnlich invasiv und verdraumlngen einheimische Arten In einigen Faumlllen entstehen durch sie erheb liche Nachteile fuumlr Mensch (Gesundheitsbeeintraumlchtigungen wie zum Beispiel Allergien) und Oumlkosysteme (Degradation)

INWERTSETZUNGBuumlndel von Maszlignahmen um den Nutzen von Biodiversitaumlt und Oumlkosys-temleistungen fuumlr die Gesellschaft relevant und erfahrbar werden zu las-sen Dies geschieht durch (oumlkonomische) Bewertung und oder Integra-tion in Marktentscheidungen ndash zum Beispiel in Form von naturorientierten Angeboten Anreizen oder der Schaffung von Maumlrkten fuumlr Biodiversitaumlt ndash sowie in gesellschaftliche und private Entscheidungen

54 DIEUNTERNEHMENSPERSPEKTIVEndashNEUEHERAUSFORDERUNGEN

ISO 14001 Betriebliches Umweltmanagementsystem nach DIN EN ISO 140012004 + AC 2009 (Ausgabe 112009) Schwerpunkt liegt in der Verbesserung des Umweltmanagementsystems

KONVENTION UumlBER DIE BIOLOGISCHE VIELFALT (ENGL CONVENTION ON BIO LOGICAL DIVERSITY ndash CBD)

Uumlbereinkunft von 168 Staaten (Unterzeichner Stand 12122012) uumlber die biologische Vielfalt Darin werden der Verlust der biologischen Vielfalt als Herausforderung anerkannt und Ziele zu ihrer Erhaltung formuliert Diese sind 1) Schutz der biologischen Vielfalt 2) Nachhaltige Nutzung ihrer Bestandteile und 3) Zugangsregelung und gerechter Ausgleich von Vor-teilen welche aus der Nutzung genetischer Ressourcen entstehen

KULTURELLE OumlKOSYSTEMshy LEISTUNGEN

Leistungen von Oumlkosystemen mit Wirkung und Bedeutung fuumlr Erholung aumlsthetisches Empfinden spirituelle Erfahrungen soziale Funktionen kul-turelle Identitaumlt Heimatgefuumlhl Wissen und Erkenntnis

MONETARISISERUNG Beimesssung eines Wertes in Geldeinheiten Die Umweltoumlkonomie hat dazu mehrere Verfahren der Monetarisierung entwickelt

NATURKAPITAL Oumlkonomischer Begriff fuumlr den begrenzten Vorrat an physischen und bio-logischen Ressourcen der Erde und die begrenzte Bereitstellung von Guumltern und Leistungen durch Oumlkosysteme

OumlKOSYSTEM Bezeichnet die Bestandteile eines abgegrenzten Naturraumes (zum Beispiel niedersaumlchsisches Wattenmeer) oder eines bestimmten Natur-raumtyps (zum Beispiel naumlhrstoffarmes Flieszliggewaumlsser) und deren Wech-selwirkungen Der Begriff kann sich auf verschiedene raumlumliche Ebenen (lokal regional) beziehen und umfasst sowohl (halb-)natuumlrliche (zum Bei-spiel ungestoumlrte Hochmoore) und naturnahe (zum Beispiel Kalkmager-rasen) als auch vom Menschen gepraumlgte Oumlkosysteme (zum Beispiel Agrar oumlkosysteme)

OumlKOSYSTEMFUNKTIONEN Umfassen alle physikalischen chemischen und biologischen Prozesse und Wechselwirkungen die in verschiedenen Oumlkosystemen stattfinden

OumlKOSYSTEMLEISTUNGEN Bezeichnen direkte und indirekte Beitraumlge von Oumlkosystemen zum mensch-lichen Wohlergehen das heiszligt Leistungen und Guumlter die dem Menschen einen direkten oder indirekten wirtschaftlichen materiellen gesundheit-lichen oder psychischen Nutzen bringen In Abgrenzung zum Begriff Oumlko-systemfunktion entsteht der Begriff Oumlkosystemleistung aus einer anth-ropozentrischen Perspektive und ist an einen Nutzen des Oumlkosystems fuumlr den Menschen gebunden Der Begriff ist identisch mit den haumlufig verwen-deten Begriffen raquoOumlkosystemdienstleistunglaquo und raquooumlkosystemare Guumlter und Leistungenlaquo und entspricht dem englischen Begriff der raquoecosystem serviceslaquo

55

REGULIERUNGSLEISTUNGENFunktionen von Oumlkosystemen die auf (andere) Elemente und Prozesse von Oumlkosystemen einwirken die (direkten) Nutzen fuumlr den Menschen haben zum Beispiel die Filterwirkung von Bodenschichten auf die Grund-wasserqualitaumlt oder der Beitrag einer Hecke zur Verringerung der Boden-erosion

GLOSSAR

RESILIENZ (VON OumlKOSYSTEMEN)

Resilienz ist die Faumlhigkeit eines Oumlkosystems trotz aumluszligerer Stoumlrungen seine Funktionen und damit seine Oumlkosystemleistungen aufrecht zu erhalten Es wird davon ausgegangen dass die Resilienz stark mit der in dem Oumlko-system vorherrschenden biologischen Vielfalt korreliert

TEEBThe Economics of Ecosystems and Biodiversity Die internationale TEEB-Studie wurde von Deutschland im Rahmen seiner G8-Praumlsidentschaft im Jahr 2007 gemeinsam mit der EU-Kommission initiiert und mithilfe zahlreicher weiterer Institutionen unter der Schirmherrschaft des Um-weltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) durchgefuumlhrt Ziel der TEEB-Studie war es den oumlkonomischen Wert der Leistungen der Natur ein zuschaumltzen die wirtschaftlichen Auswirkungen der Schaumldigung von Oumlkosystemen zu erfassen und ausgehend davon die Kosten eines Nicht-Handelns zu beziffern Leiter der Studie war der indische Oumlkonom Pavan Sukhdev Im Rahmen der Studie wurden verschiedene Berichte veroumlffent-licht Derzeit wird unter Leitung von UNEP ein Nachfolgeprozess organi-siert um die Durchfuumlhrung von nationalen regionalen lokalen und sek-toralen Studien zum Thema anzuregen und zu foumlrdern

VERSORGUNGSLEISTUNGENBezeichnen meist marktfaumlhige Guumlter die von oder mithilfe von Oumlkosyste-men produziert werden (zum Beispiel Nahrung Frischwasser Feuer- und Bauholz) Teilweise ist ein erheblicher Beitrag von (Human-)Kapital und Arbeit notwendig um diese Guumlter zu erstellen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 56

QUELLEN

BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012) Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Centre for Sustainability Management Luumlneburg

BORN W u a (2012) Gesundheitskosten der Beifuszlig-Ambrosie in Deutschland In Umweltmedizin in Forschung und Praxis 17 (2) S 71 ndash 80

DER BUND (2009) Invasive Muscheln verstopfen Leitungen Von Fabio Bergamin Onlineausgabe Zuletzt aktualisiert am 31072009 httpwwwderbundchzeitungenwissenInvasive-Muscheln-verstopfen-Leitungenstory29662360

DEUTSCHER IMKERBUND EV Internetauftritt des Deutschen Imkerbund e V vom 12122012 httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpbienen-und- bestaeubungsleistung und httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpzahlen-die-zaehlen

EUROPAumlISCHE KOMMISSION (2009) Fact Sheet Gebietsfremde invasive Arten httpeceuropaeuenvironmentpubspdffactsheetsInvasive20Alien20SpeciesInvasive_Alien_DEpdf

FAO ndash FOOD AND AGRICULTURE ORGANIZATION OF THE UNITED NATIONS (2010) Global Forest Resource Assessment 2010wwwfaoorgforestryfrafra2010en

GARCIacuteAshyTORRES L u a (2001) Conservation agriculture in Europe Current status and perspectives In Garcia-Torres L Benites J and Martiacutenez-Vilela A (Hrsg) Conservation Agriculture A World-wide Challenge 1st World Congress on Conservation Agriculture Madrid 1 ndash 5 October 2001 Vol I Keynote Contributions XUL Cordoba Spain S 79 ndash 83

IAASTD ndash INTERNATIONAL ASSESSMENT OF AGRICULTURAL KNOWLEDGE SCIENCE AND TECHNOLOGY FOR DEVELOPMENT (2008) Global ReportwwwagassessmentorgreportsIAASTDENAgriculture20at20a20Crossroads_Global20Report20(English)pdf

KREIBICH H MUumlLLER M (2005) Private Vorsorgemaszlignahmen koumlnnen Hochwasserschaumlden reduzieren Schadensprisma Heft 1 2005 httpwwwschadenprismadepdfsp_2005_1_1pdf

57QUELLEN

LENZEN M u a (2012) International trade drives biodiversity threats in developing nations Nature 486109 ndash 112 Doi101038nature11145

PWC ndash PRICEWATERHOUSECOOPERS (2012) PwC Rio+20 Sustain ability pulse poll How do the public and CEO opinions differ on Rio+20 issues

REWE GROUP (2010) Pressemitteilung raquoBodensee-Obstbauern engagieren sich fuumlr Biodiversitaumltlaquo wwwrewe-groupcompressepressemeldungenpressemeldung-detail articlebodensee-obstbauern-engagieren-sich-fuer-biodiversitaet

SCBD ndash SECRETARIAT OF THE CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (2009) business2010 A magazine on business amp bio- diversity June 2009 Volume 4 ndash Issue 1 httpwwwcbdintdocnewslettersnews-biz-2009-06-enpdf

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement Ein Leitfaden fuumlr die betrieb-liche Praxis BerlinwwwbmudeN46143

STATISCHES BUNDESAMT (2012) Nachhaltige Entwicklung in Deutschland Indikatorenbericht 2012 wwwdestatisdeDEPublikationenThematischUmwelt oekonomischeGesamtrechnungenUmweltindikatorenIndikatoren PDF_0230001pdf__blob=publicationFile

STERN N (2007) The Economics of Climate Change The Stern Review Cambridge

TEEB (2009) The Economics of Ecosystems and Biodiversity TEEB for National and International Policy Makers Summary Responding to the Value of Naturewwwteebweborg

TEEB (2010A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity Ecological and Economic Foundations Edited by Pushpam Kumar London and Washington

TEEB (2010B) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integrieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz Bonn

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 58

TEEB (2011) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in National and International Policy Making Edited by Patrick ten Brink London and Washington

TEEB (2012A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Local and Regional Policy and Management Edited by Heidi Wittmer and Haripriya Gundimeda Abingdon and New York

TEEB (2012B) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Business and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York

TEN BRINK P BRAAT L (HRSG) (2008) The Cost of Policy Inaction The case of not meeting the 2010 biodiversity targethttpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversityeconomicspdfcopizip

UNESCAP ndash UNITED NATIONS ECONOMIC AND SOCIAL COMMISSION FOR ASIA AND THE PACIFIC (1999) Keynote Statement of Mr Cengiz Ertuna (UNESCAP) at IDNDR-ESCAP Regional Meeting for Asia Risk Reduction amp Society in the 21st Century Bangkok 23 ndash26 February 1999 httpwwwunescaporgenrdwater_mineraldisasterertuna01htm

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012) Water valuation ndash Building the business case Geneva and Washington

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012A) Changing Pace ndash Public policy options to scale and accelerate business action towards Vision 2050 Geneva and Washington

WRI ndash WORLD RESOURCE INSTITUTE (2012) The Corporate Ecosys-tem Services Review - Guidelines for Identifying Business Risks and Opportunities Arising from Ecosystem Change Version 20 Washington

ZEITZ J PUMA Pressemitteilung vom 16112011 httpaboutpumacompuma-completes-first-environmental-profit-and-loss-account-which-values-impacts-at-e-145-million

  • Die Unternehmensperspektive
  • Impressum
  • Inhaltsverzeichnis
  • Vorworte
  • Biodiversitaumlt und Oumlkoshysystemleistungen ndash Erweiterung der unternehmerischen Sicht
  • Warum die Wirtschaft gefragt ist ndash Treiber Chancen und Risiken
  • Entwicklungen und Trends ndash was auf Unternehmen zukommt
  • Wie Unternehmen taumltig werden koumlnnen
  • Ausblick
  • Weiterfuumlhrende Informationen
  • QUELLEN

54 DIEUNTERNEHMENSPERSPEKTIVEndashNEUEHERAUSFORDERUNGEN

ISO 14001 Betriebliches Umweltmanagementsystem nach DIN EN ISO 140012004 + AC 2009 (Ausgabe 112009) Schwerpunkt liegt in der Verbesserung des Umweltmanagementsystems

KONVENTION UumlBER DIE BIOLOGISCHE VIELFALT (ENGL CONVENTION ON BIO LOGICAL DIVERSITY ndash CBD)

Uumlbereinkunft von 168 Staaten (Unterzeichner Stand 12122012) uumlber die biologische Vielfalt Darin werden der Verlust der biologischen Vielfalt als Herausforderung anerkannt und Ziele zu ihrer Erhaltung formuliert Diese sind 1) Schutz der biologischen Vielfalt 2) Nachhaltige Nutzung ihrer Bestandteile und 3) Zugangsregelung und gerechter Ausgleich von Vor-teilen welche aus der Nutzung genetischer Ressourcen entstehen

KULTURELLE OumlKOSYSTEMshy LEISTUNGEN

Leistungen von Oumlkosystemen mit Wirkung und Bedeutung fuumlr Erholung aumlsthetisches Empfinden spirituelle Erfahrungen soziale Funktionen kul-turelle Identitaumlt Heimatgefuumlhl Wissen und Erkenntnis

MONETARISISERUNG Beimesssung eines Wertes in Geldeinheiten Die Umweltoumlkonomie hat dazu mehrere Verfahren der Monetarisierung entwickelt

NATURKAPITAL Oumlkonomischer Begriff fuumlr den begrenzten Vorrat an physischen und bio-logischen Ressourcen der Erde und die begrenzte Bereitstellung von Guumltern und Leistungen durch Oumlkosysteme

OumlKOSYSTEM Bezeichnet die Bestandteile eines abgegrenzten Naturraumes (zum Beispiel niedersaumlchsisches Wattenmeer) oder eines bestimmten Natur-raumtyps (zum Beispiel naumlhrstoffarmes Flieszliggewaumlsser) und deren Wech-selwirkungen Der Begriff kann sich auf verschiedene raumlumliche Ebenen (lokal regional) beziehen und umfasst sowohl (halb-)natuumlrliche (zum Bei-spiel ungestoumlrte Hochmoore) und naturnahe (zum Beispiel Kalkmager-rasen) als auch vom Menschen gepraumlgte Oumlkosysteme (zum Beispiel Agrar oumlkosysteme)

OumlKOSYSTEMFUNKTIONEN Umfassen alle physikalischen chemischen und biologischen Prozesse und Wechselwirkungen die in verschiedenen Oumlkosystemen stattfinden

OumlKOSYSTEMLEISTUNGEN Bezeichnen direkte und indirekte Beitraumlge von Oumlkosystemen zum mensch-lichen Wohlergehen das heiszligt Leistungen und Guumlter die dem Menschen einen direkten oder indirekten wirtschaftlichen materiellen gesundheit-lichen oder psychischen Nutzen bringen In Abgrenzung zum Begriff Oumlko-systemfunktion entsteht der Begriff Oumlkosystemleistung aus einer anth-ropozentrischen Perspektive und ist an einen Nutzen des Oumlkosystems fuumlr den Menschen gebunden Der Begriff ist identisch mit den haumlufig verwen-deten Begriffen raquoOumlkosystemdienstleistunglaquo und raquooumlkosystemare Guumlter und Leistungenlaquo und entspricht dem englischen Begriff der raquoecosystem serviceslaquo

55

REGULIERUNGSLEISTUNGENFunktionen von Oumlkosystemen die auf (andere) Elemente und Prozesse von Oumlkosystemen einwirken die (direkten) Nutzen fuumlr den Menschen haben zum Beispiel die Filterwirkung von Bodenschichten auf die Grund-wasserqualitaumlt oder der Beitrag einer Hecke zur Verringerung der Boden-erosion

GLOSSAR

RESILIENZ (VON OumlKOSYSTEMEN)

Resilienz ist die Faumlhigkeit eines Oumlkosystems trotz aumluszligerer Stoumlrungen seine Funktionen und damit seine Oumlkosystemleistungen aufrecht zu erhalten Es wird davon ausgegangen dass die Resilienz stark mit der in dem Oumlko-system vorherrschenden biologischen Vielfalt korreliert

TEEBThe Economics of Ecosystems and Biodiversity Die internationale TEEB-Studie wurde von Deutschland im Rahmen seiner G8-Praumlsidentschaft im Jahr 2007 gemeinsam mit der EU-Kommission initiiert und mithilfe zahlreicher weiterer Institutionen unter der Schirmherrschaft des Um-weltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) durchgefuumlhrt Ziel der TEEB-Studie war es den oumlkonomischen Wert der Leistungen der Natur ein zuschaumltzen die wirtschaftlichen Auswirkungen der Schaumldigung von Oumlkosystemen zu erfassen und ausgehend davon die Kosten eines Nicht-Handelns zu beziffern Leiter der Studie war der indische Oumlkonom Pavan Sukhdev Im Rahmen der Studie wurden verschiedene Berichte veroumlffent-licht Derzeit wird unter Leitung von UNEP ein Nachfolgeprozess organi-siert um die Durchfuumlhrung von nationalen regionalen lokalen und sek-toralen Studien zum Thema anzuregen und zu foumlrdern

VERSORGUNGSLEISTUNGENBezeichnen meist marktfaumlhige Guumlter die von oder mithilfe von Oumlkosyste-men produziert werden (zum Beispiel Nahrung Frischwasser Feuer- und Bauholz) Teilweise ist ein erheblicher Beitrag von (Human-)Kapital und Arbeit notwendig um diese Guumlter zu erstellen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 56

QUELLEN

BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012) Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Centre for Sustainability Management Luumlneburg

BORN W u a (2012) Gesundheitskosten der Beifuszlig-Ambrosie in Deutschland In Umweltmedizin in Forschung und Praxis 17 (2) S 71 ndash 80

DER BUND (2009) Invasive Muscheln verstopfen Leitungen Von Fabio Bergamin Onlineausgabe Zuletzt aktualisiert am 31072009 httpwwwderbundchzeitungenwissenInvasive-Muscheln-verstopfen-Leitungenstory29662360

DEUTSCHER IMKERBUND EV Internetauftritt des Deutschen Imkerbund e V vom 12122012 httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpbienen-und- bestaeubungsleistung und httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpzahlen-die-zaehlen

EUROPAumlISCHE KOMMISSION (2009) Fact Sheet Gebietsfremde invasive Arten httpeceuropaeuenvironmentpubspdffactsheetsInvasive20Alien20SpeciesInvasive_Alien_DEpdf

FAO ndash FOOD AND AGRICULTURE ORGANIZATION OF THE UNITED NATIONS (2010) Global Forest Resource Assessment 2010wwwfaoorgforestryfrafra2010en

GARCIacuteAshyTORRES L u a (2001) Conservation agriculture in Europe Current status and perspectives In Garcia-Torres L Benites J and Martiacutenez-Vilela A (Hrsg) Conservation Agriculture A World-wide Challenge 1st World Congress on Conservation Agriculture Madrid 1 ndash 5 October 2001 Vol I Keynote Contributions XUL Cordoba Spain S 79 ndash 83

IAASTD ndash INTERNATIONAL ASSESSMENT OF AGRICULTURAL KNOWLEDGE SCIENCE AND TECHNOLOGY FOR DEVELOPMENT (2008) Global ReportwwwagassessmentorgreportsIAASTDENAgriculture20at20a20Crossroads_Global20Report20(English)pdf

KREIBICH H MUumlLLER M (2005) Private Vorsorgemaszlignahmen koumlnnen Hochwasserschaumlden reduzieren Schadensprisma Heft 1 2005 httpwwwschadenprismadepdfsp_2005_1_1pdf

57QUELLEN

LENZEN M u a (2012) International trade drives biodiversity threats in developing nations Nature 486109 ndash 112 Doi101038nature11145

PWC ndash PRICEWATERHOUSECOOPERS (2012) PwC Rio+20 Sustain ability pulse poll How do the public and CEO opinions differ on Rio+20 issues

REWE GROUP (2010) Pressemitteilung raquoBodensee-Obstbauern engagieren sich fuumlr Biodiversitaumltlaquo wwwrewe-groupcompressepressemeldungenpressemeldung-detail articlebodensee-obstbauern-engagieren-sich-fuer-biodiversitaet

SCBD ndash SECRETARIAT OF THE CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (2009) business2010 A magazine on business amp bio- diversity June 2009 Volume 4 ndash Issue 1 httpwwwcbdintdocnewslettersnews-biz-2009-06-enpdf

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement Ein Leitfaden fuumlr die betrieb-liche Praxis BerlinwwwbmudeN46143

STATISCHES BUNDESAMT (2012) Nachhaltige Entwicklung in Deutschland Indikatorenbericht 2012 wwwdestatisdeDEPublikationenThematischUmwelt oekonomischeGesamtrechnungenUmweltindikatorenIndikatoren PDF_0230001pdf__blob=publicationFile

STERN N (2007) The Economics of Climate Change The Stern Review Cambridge

TEEB (2009) The Economics of Ecosystems and Biodiversity TEEB for National and International Policy Makers Summary Responding to the Value of Naturewwwteebweborg

TEEB (2010A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity Ecological and Economic Foundations Edited by Pushpam Kumar London and Washington

TEEB (2010B) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integrieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz Bonn

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 58

TEEB (2011) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in National and International Policy Making Edited by Patrick ten Brink London and Washington

TEEB (2012A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Local and Regional Policy and Management Edited by Heidi Wittmer and Haripriya Gundimeda Abingdon and New York

TEEB (2012B) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Business and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York

TEN BRINK P BRAAT L (HRSG) (2008) The Cost of Policy Inaction The case of not meeting the 2010 biodiversity targethttpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversityeconomicspdfcopizip

UNESCAP ndash UNITED NATIONS ECONOMIC AND SOCIAL COMMISSION FOR ASIA AND THE PACIFIC (1999) Keynote Statement of Mr Cengiz Ertuna (UNESCAP) at IDNDR-ESCAP Regional Meeting for Asia Risk Reduction amp Society in the 21st Century Bangkok 23 ndash26 February 1999 httpwwwunescaporgenrdwater_mineraldisasterertuna01htm

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012) Water valuation ndash Building the business case Geneva and Washington

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012A) Changing Pace ndash Public policy options to scale and accelerate business action towards Vision 2050 Geneva and Washington

WRI ndash WORLD RESOURCE INSTITUTE (2012) The Corporate Ecosys-tem Services Review - Guidelines for Identifying Business Risks and Opportunities Arising from Ecosystem Change Version 20 Washington

ZEITZ J PUMA Pressemitteilung vom 16112011 httpaboutpumacompuma-completes-first-environmental-profit-and-loss-account-which-values-impacts-at-e-145-million

  • Die Unternehmensperspektive
  • Impressum
  • Inhaltsverzeichnis
  • Vorworte
  • Biodiversitaumlt und Oumlkoshysystemleistungen ndash Erweiterung der unternehmerischen Sicht
  • Warum die Wirtschaft gefragt ist ndash Treiber Chancen und Risiken
  • Entwicklungen und Trends ndash was auf Unternehmen zukommt
  • Wie Unternehmen taumltig werden koumlnnen
  • Ausblick
  • Weiterfuumlhrende Informationen
  • QUELLEN

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REGULIERUNGSLEISTUNGENFunktionen von Oumlkosystemen die auf (andere) Elemente und Prozesse von Oumlkosystemen einwirken die (direkten) Nutzen fuumlr den Menschen haben zum Beispiel die Filterwirkung von Bodenschichten auf die Grund-wasserqualitaumlt oder der Beitrag einer Hecke zur Verringerung der Boden-erosion

GLOSSAR

RESILIENZ (VON OumlKOSYSTEMEN)

Resilienz ist die Faumlhigkeit eines Oumlkosystems trotz aumluszligerer Stoumlrungen seine Funktionen und damit seine Oumlkosystemleistungen aufrecht zu erhalten Es wird davon ausgegangen dass die Resilienz stark mit der in dem Oumlko-system vorherrschenden biologischen Vielfalt korreliert

TEEBThe Economics of Ecosystems and Biodiversity Die internationale TEEB-Studie wurde von Deutschland im Rahmen seiner G8-Praumlsidentschaft im Jahr 2007 gemeinsam mit der EU-Kommission initiiert und mithilfe zahlreicher weiterer Institutionen unter der Schirmherrschaft des Um-weltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) durchgefuumlhrt Ziel der TEEB-Studie war es den oumlkonomischen Wert der Leistungen der Natur ein zuschaumltzen die wirtschaftlichen Auswirkungen der Schaumldigung von Oumlkosystemen zu erfassen und ausgehend davon die Kosten eines Nicht-Handelns zu beziffern Leiter der Studie war der indische Oumlkonom Pavan Sukhdev Im Rahmen der Studie wurden verschiedene Berichte veroumlffent-licht Derzeit wird unter Leitung von UNEP ein Nachfolgeprozess organi-siert um die Durchfuumlhrung von nationalen regionalen lokalen und sek-toralen Studien zum Thema anzuregen und zu foumlrdern

VERSORGUNGSLEISTUNGENBezeichnen meist marktfaumlhige Guumlter die von oder mithilfe von Oumlkosyste-men produziert werden (zum Beispiel Nahrung Frischwasser Feuer- und Bauholz) Teilweise ist ein erheblicher Beitrag von (Human-)Kapital und Arbeit notwendig um diese Guumlter zu erstellen

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 56

QUELLEN

BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012) Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Centre for Sustainability Management Luumlneburg

BORN W u a (2012) Gesundheitskosten der Beifuszlig-Ambrosie in Deutschland In Umweltmedizin in Forschung und Praxis 17 (2) S 71 ndash 80

DER BUND (2009) Invasive Muscheln verstopfen Leitungen Von Fabio Bergamin Onlineausgabe Zuletzt aktualisiert am 31072009 httpwwwderbundchzeitungenwissenInvasive-Muscheln-verstopfen-Leitungenstory29662360

DEUTSCHER IMKERBUND EV Internetauftritt des Deutschen Imkerbund e V vom 12122012 httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpbienen-und- bestaeubungsleistung und httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpzahlen-die-zaehlen

EUROPAumlISCHE KOMMISSION (2009) Fact Sheet Gebietsfremde invasive Arten httpeceuropaeuenvironmentpubspdffactsheetsInvasive20Alien20SpeciesInvasive_Alien_DEpdf

FAO ndash FOOD AND AGRICULTURE ORGANIZATION OF THE UNITED NATIONS (2010) Global Forest Resource Assessment 2010wwwfaoorgforestryfrafra2010en

GARCIacuteAshyTORRES L u a (2001) Conservation agriculture in Europe Current status and perspectives In Garcia-Torres L Benites J and Martiacutenez-Vilela A (Hrsg) Conservation Agriculture A World-wide Challenge 1st World Congress on Conservation Agriculture Madrid 1 ndash 5 October 2001 Vol I Keynote Contributions XUL Cordoba Spain S 79 ndash 83

IAASTD ndash INTERNATIONAL ASSESSMENT OF AGRICULTURAL KNOWLEDGE SCIENCE AND TECHNOLOGY FOR DEVELOPMENT (2008) Global ReportwwwagassessmentorgreportsIAASTDENAgriculture20at20a20Crossroads_Global20Report20(English)pdf

KREIBICH H MUumlLLER M (2005) Private Vorsorgemaszlignahmen koumlnnen Hochwasserschaumlden reduzieren Schadensprisma Heft 1 2005 httpwwwschadenprismadepdfsp_2005_1_1pdf

57QUELLEN

LENZEN M u a (2012) International trade drives biodiversity threats in developing nations Nature 486109 ndash 112 Doi101038nature11145

PWC ndash PRICEWATERHOUSECOOPERS (2012) PwC Rio+20 Sustain ability pulse poll How do the public and CEO opinions differ on Rio+20 issues

REWE GROUP (2010) Pressemitteilung raquoBodensee-Obstbauern engagieren sich fuumlr Biodiversitaumltlaquo wwwrewe-groupcompressepressemeldungenpressemeldung-detail articlebodensee-obstbauern-engagieren-sich-fuer-biodiversitaet

SCBD ndash SECRETARIAT OF THE CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (2009) business2010 A magazine on business amp bio- diversity June 2009 Volume 4 ndash Issue 1 httpwwwcbdintdocnewslettersnews-biz-2009-06-enpdf

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement Ein Leitfaden fuumlr die betrieb-liche Praxis BerlinwwwbmudeN46143

STATISCHES BUNDESAMT (2012) Nachhaltige Entwicklung in Deutschland Indikatorenbericht 2012 wwwdestatisdeDEPublikationenThematischUmwelt oekonomischeGesamtrechnungenUmweltindikatorenIndikatoren PDF_0230001pdf__blob=publicationFile

STERN N (2007) The Economics of Climate Change The Stern Review Cambridge

TEEB (2009) The Economics of Ecosystems and Biodiversity TEEB for National and International Policy Makers Summary Responding to the Value of Naturewwwteebweborg

TEEB (2010A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity Ecological and Economic Foundations Edited by Pushpam Kumar London and Washington

TEEB (2010B) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integrieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz Bonn

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 58

TEEB (2011) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in National and International Policy Making Edited by Patrick ten Brink London and Washington

TEEB (2012A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Local and Regional Policy and Management Edited by Heidi Wittmer and Haripriya Gundimeda Abingdon and New York

TEEB (2012B) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Business and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York

TEN BRINK P BRAAT L (HRSG) (2008) The Cost of Policy Inaction The case of not meeting the 2010 biodiversity targethttpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversityeconomicspdfcopizip

UNESCAP ndash UNITED NATIONS ECONOMIC AND SOCIAL COMMISSION FOR ASIA AND THE PACIFIC (1999) Keynote Statement of Mr Cengiz Ertuna (UNESCAP) at IDNDR-ESCAP Regional Meeting for Asia Risk Reduction amp Society in the 21st Century Bangkok 23 ndash26 February 1999 httpwwwunescaporgenrdwater_mineraldisasterertuna01htm

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012) Water valuation ndash Building the business case Geneva and Washington

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012A) Changing Pace ndash Public policy options to scale and accelerate business action towards Vision 2050 Geneva and Washington

WRI ndash WORLD RESOURCE INSTITUTE (2012) The Corporate Ecosys-tem Services Review - Guidelines for Identifying Business Risks and Opportunities Arising from Ecosystem Change Version 20 Washington

ZEITZ J PUMA Pressemitteilung vom 16112011 httpaboutpumacompuma-completes-first-environmental-profit-and-loss-account-which-values-impacts-at-e-145-million

  • Die Unternehmensperspektive
  • Impressum
  • Inhaltsverzeichnis
  • Vorworte
  • Biodiversitaumlt und Oumlkoshysystemleistungen ndash Erweiterung der unternehmerischen Sicht
  • Warum die Wirtschaft gefragt ist ndash Treiber Chancen und Risiken
  • Entwicklungen und Trends ndash was auf Unternehmen zukommt
  • Wie Unternehmen taumltig werden koumlnnen
  • Ausblick
  • Weiterfuumlhrende Informationen
  • QUELLEN

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 56

QUELLEN

BESTAumlNDIG U WUCZKOWSKI M (2012) Biodiversitaumlt im unter-nehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement ndash Chancen und Ansaumltze fuumlr Einkauf Marketing und Liegenschaftsmanagement Centre for Sustainability Management Luumlneburg

BORN W u a (2012) Gesundheitskosten der Beifuszlig-Ambrosie in Deutschland In Umweltmedizin in Forschung und Praxis 17 (2) S 71 ndash 80

DER BUND (2009) Invasive Muscheln verstopfen Leitungen Von Fabio Bergamin Onlineausgabe Zuletzt aktualisiert am 31072009 httpwwwderbundchzeitungenwissenInvasive-Muscheln-verstopfen-Leitungenstory29662360

DEUTSCHER IMKERBUND EV Internetauftritt des Deutschen Imkerbund e V vom 12122012 httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpbienen-und- bestaeubungsleistung und httpwwwdeutscherimkerbunddeindexphpzahlen-die-zaehlen

EUROPAumlISCHE KOMMISSION (2009) Fact Sheet Gebietsfremde invasive Arten httpeceuropaeuenvironmentpubspdffactsheetsInvasive20Alien20SpeciesInvasive_Alien_DEpdf

FAO ndash FOOD AND AGRICULTURE ORGANIZATION OF THE UNITED NATIONS (2010) Global Forest Resource Assessment 2010wwwfaoorgforestryfrafra2010en

GARCIacuteAshyTORRES L u a (2001) Conservation agriculture in Europe Current status and perspectives In Garcia-Torres L Benites J and Martiacutenez-Vilela A (Hrsg) Conservation Agriculture A World-wide Challenge 1st World Congress on Conservation Agriculture Madrid 1 ndash 5 October 2001 Vol I Keynote Contributions XUL Cordoba Spain S 79 ndash 83

IAASTD ndash INTERNATIONAL ASSESSMENT OF AGRICULTURAL KNOWLEDGE SCIENCE AND TECHNOLOGY FOR DEVELOPMENT (2008) Global ReportwwwagassessmentorgreportsIAASTDENAgriculture20at20a20Crossroads_Global20Report20(English)pdf

KREIBICH H MUumlLLER M (2005) Private Vorsorgemaszlignahmen koumlnnen Hochwasserschaumlden reduzieren Schadensprisma Heft 1 2005 httpwwwschadenprismadepdfsp_2005_1_1pdf

57QUELLEN

LENZEN M u a (2012) International trade drives biodiversity threats in developing nations Nature 486109 ndash 112 Doi101038nature11145

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SCBD ndash SECRETARIAT OF THE CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (2009) business2010 A magazine on business amp bio- diversity June 2009 Volume 4 ndash Issue 1 httpwwwcbdintdocnewslettersnews-biz-2009-06-enpdf

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement Ein Leitfaden fuumlr die betrieb-liche Praxis BerlinwwwbmudeN46143

STATISCHES BUNDESAMT (2012) Nachhaltige Entwicklung in Deutschland Indikatorenbericht 2012 wwwdestatisdeDEPublikationenThematischUmwelt oekonomischeGesamtrechnungenUmweltindikatorenIndikatoren PDF_0230001pdf__blob=publicationFile

STERN N (2007) The Economics of Climate Change The Stern Review Cambridge

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TEEB (2010B) Die Oumlkonomie der Oumlkosysteme und Biodiversitaumlt Die oumlkonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integrieren Ansatz Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB ndash eine Synthese Bundesamt fuumlr Naturschutz Bonn

DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 58

TEEB (2011) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in National and International Policy Making Edited by Patrick ten Brink London and Washington

TEEB (2012A) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Local and Regional Policy and Management Edited by Heidi Wittmer and Haripriya Gundimeda Abingdon and New York

TEEB (2012B) The Economics of Ecosystems and Biodiversity in Business and Enterprise Edited by Joshua Bishop Abingdon and New York

TEN BRINK P BRAAT L (HRSG) (2008) The Cost of Policy Inaction The case of not meeting the 2010 biodiversity targethttpeceuropaeuenvironmentnaturebiodiversityeconomicspdfcopizip

UNESCAP ndash UNITED NATIONS ECONOMIC AND SOCIAL COMMISSION FOR ASIA AND THE PACIFIC (1999) Keynote Statement of Mr Cengiz Ertuna (UNESCAP) at IDNDR-ESCAP Regional Meeting for Asia Risk Reduction amp Society in the 21st Century Bangkok 23 ndash26 February 1999 httpwwwunescaporgenrdwater_mineraldisasterertuna01htm

WBCSD ndash WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPshyMENT (2012) Water valuation ndash Building the business case Geneva and Washington

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WRI ndash WORLD RESOURCE INSTITUTE (2012) The Corporate Ecosys-tem Services Review - Guidelines for Identifying Business Risks and Opportunities Arising from Ecosystem Change Version 20 Washington

ZEITZ J PUMA Pressemitteilung vom 16112011 httpaboutpumacompuma-completes-first-environmental-profit-and-loss-account-which-values-impacts-at-e-145-million

  • Die Unternehmensperspektive
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  • Warum die Wirtschaft gefragt ist ndash Treiber Chancen und Risiken
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  • Wie Unternehmen taumltig werden koumlnnen
  • Ausblick
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57QUELLEN

LENZEN M u a (2012) International trade drives biodiversity threats in developing nations Nature 486109 ndash 112 Doi101038nature11145

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SCBD ndash SECRETARIAT OF THE CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (2009) business2010 A magazine on business amp bio- diversity June 2009 Volume 4 ndash Issue 1 httpwwwcbdintdocnewslettersnews-biz-2009-06-enpdf

SCHALTEGGER S BESTAumlNDIG U BUNDESMINISTERIUM FUumlR UMWELT NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (HRSG) (2010) Handbuch Biodiversitaumltsmanagement Ein Leitfaden fuumlr die betrieb-liche Praxis BerlinwwwbmudeN46143

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DIE UNTERNEHMENSPERSPEKTIVE ndash NEUE HERAUSFORDERUNGEN 58

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UNESCAP ndash UNITED NATIONS ECONOMIC AND SOCIAL COMMISSION FOR ASIA AND THE PACIFIC (1999) Keynote Statement of Mr Cengiz Ertuna (UNESCAP) at IDNDR-ESCAP Regional Meeting for Asia Risk Reduction amp Society in the 21st Century Bangkok 23 ndash26 February 1999 httpwwwunescaporgenrdwater_mineraldisasterertuna01htm

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ZEITZ J PUMA Pressemitteilung vom 16112011 httpaboutpumacompuma-completes-first-environmental-profit-and-loss-account-which-values-impacts-at-e-145-million

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UNESCAP ndash UNITED NATIONS ECONOMIC AND SOCIAL COMMISSION FOR ASIA AND THE PACIFIC (1999) Keynote Statement of Mr Cengiz Ertuna (UNESCAP) at IDNDR-ESCAP Regional Meeting for Asia Risk Reduction amp Society in the 21st Century Bangkok 23 ndash26 February 1999 httpwwwunescaporgenrdwater_mineraldisasterertuna01htm

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