das glycerietum nemoralis-plicatae, eine neue assoziation des sparganio-glycerion-verbandes

Das Glycerietum nemoralis-plicatae, eine neue Assoziation des Sparganio-Glycerion-VerbandesAuthor(s): Karel KopeckýSource: Folia Geobotanica & Phytotaxonomica, Vol. 7, No. 1 (1972), pp. 47-52Published by: SpringerStable URL: http://www.jstor.org/stable/4179656 .

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KAREL KOPECKY'

Botanisches Institut der Tschechoslowakischen Akademie der Wissenschaften, Priuhonice bei Praha

Das Glycerietum nemoralis-plicatae, eine neue Assoziation des Sparganio-Glycerion-Verbandes

Abstract

Die neue Assoziation des Verbandes Sparganio-Glycerion BR..-BL.et SISSINGE apud BoER 1942, das Glycerietum nemorali8-plicatae, ist in der submontanen bis montanen Stufe des 6stlichen Teils der Tschechoslowakei verbreitet. Ihre Bestande sind optimal auf lehmsandigen rezenten An- schwemmungen der Karpatenbache und Quellrinnen (semimerse bis demerse Ufer6kotope des stenosaleutischen Ufertyps) entwickelt.

*

Zur Assoziation Glycerietum nemoralis-plicatae gehoren die Bachrdhrichte auf den rezenten lehmigen bis lehmsandigen Bachanschwemmungen und den Quellrinnen in der submontanen und montanen Stufe des ostlichen Teils der Tschechoslowakei. Die Assoziations-Bestande wurden an einigen Waldbachen im Einzugsgebiet des mittleren Vath analysiert, uzw. an dem Oberlauf des Flusses Bila Orava mit seinen rechtseitigen Nebenfliissen (Oravska Magura-Gebirge) und an dem Oberlauf der Biche Studeny und Oravice (Liptovske Tatry-Gebirge).

Glycerietum nemoralis-plicatae assoc. nova (Tab. 1)

Synmorphologie und Syntaxonomie

Die Bachrohrichte des Glycerietum nemoralis-plicatae bilden physiognomisch auffiillige Bestiinde auf den rezenten Anschwemmungen der Gebirgsbache und den Quellrinnen bei ihren Ufern. Jhre Flachenausdehnung, die in der Regel 2 bis 4 m2 nicht iibersteigt, ist gewohnlich mit der Grdsse der gegebenen Anschwemmung oder Quellrinne identisch. Die Ass.-Kennart, Glyceria nemoralhs UECHTRITZ et K6RNICKE,

Folia Geobot. Phytotax., Praha, 7: 47-52, 1972



48 FOLIA GEOBOTANICA ET PHYTOTAXONOMICA, 7, 1972

bildet physiognomisch homogene, jedoch verhailtnismaissig lockere Bestande, deren Gesamtdeckungswert in der Regel zwischen 75 und 90 %0 schwankt. Zu Beginn des Sommers fallen sie durch ihre hellgriune Farbe auf, die im Spatsommer in ein lichtes Braun umschlagt. Die Bestande sind einschichtig; nur auf Lokalitaiten, wo Veronica beccabunga L., Ranunculus repens L. und Myosotis nemorosa BESS. mit hoherem Deckungswert vorkommen, kann man von physiognomisch auffalliger Diferenzierung in zwei Schichten El,, und E1fl sprechen.

Tabelle 1. Das Glycerietum nemoralis-plicatae in nordwestslowakischen Karpaten

Nr. der Aufnahme 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 Stetig- Aufnahmeflachen in m2, ca 2 4 5 5 3 2,5 2 3,5 3 2 3 keits- Deckungswert in %, ca 95 75 80 95 90 95 80 90 95 90 90 klasse Artenzahl 12 14 13 11 12 12 8 14 13 11 11

Ass.-Kennart

Glyceria nemoralis UECHTR. et KORN. 4 4 5 5 5 4 5 3 4 4 4 V

Verbandskennarten

Veronica beccabunga L. 1 2 2 1 2 2 2 1 1 2 1 v Glyceria plicata FRIES 3 2 1 2 1 . . 3 2 IV Glyceriafluitans (L.) R. BR. + 1 . . . . . 3 3 II Glyceria declinata BRA.B. (dif.) . . . . . . 1 1 . . I Veronica anagallis-aquatica L . . . . . . + . . + . I

Ordnung- und Klassenkennarten

Gatium palustre L. subsp. elongatum (PRESL) LANGE + + + . 1 1 + IV

Poa palustris L. . + + 1 + .+ III

tUbrige Arten

Ranunculus repens L. + 1 1 + 1 + 1 + IV Juncus articulatus L. + + + + . + I IV Caltha palustris L. subsp. laeta

(SCHOTT, NYMAN et KOTSCHY) HEGI 1 + + + + + + IV Myosotis nemorosa BESS. 1 1 + 1 + 1 III Prunella vulgaris L. r 1 r r + r III Equisetum palustre L. 2 2 1 + +. . . . . ..III Deschampsia caespitosa (L.) P. B . + + + + 1 III Myosotis laxifiora RCHB. + +. . . . . ..+ + II Juncus efusus L + 1 II Scirpus sylvaticus L. 1 1 + . . . . . II Geum rivale L. r + + II Lysimachia nemorum L. + + . . . . . . . . II Alopecurus geniculatus L. 1. . . . . . + + II Impatiens noli-tangere L. + r . . . . . r II Cerastium vulgatum L. + + . . . . . . r II

Ubrige Arten mit Stetigkeit I: Epitlobium montanum L. 3 r, 6 r; Carex hirta L. I: +, 8: 1; Ranunculus flammula L. 9: 1, 10 : +; Cardamine trifolia L. 3 : +; Carex fiacca SCHREB. 8: Carex flava L. 8 : +; Epilobium alsinifolium VILL. 8 : +; Equisetum. variegatum SCHLEICHER 3: Chaerophyllum hirsutum L. 9 : +; Rumex obtusifolius L. (jv.) 9 : r.



KOPECKt: DAS GLYCERIETUM NEMORALIS-PLICATAE 49

lDie Assoziation wird aus verhaItnismaissig kleiner Zahl von Arten gebildet (durch- schnittlich 12). Die Homotonitat des Aufnahmematerials (berechnet nach E'SKA

1966) betragt 36 %. Mit hdchstem Deckungswert und hochster Stetigkeit kommt die Ass.-Kennart, Glyceria nemoralis UECIITRITZ et KORNICKE, vor. Von den Ver- bandskennarten hat Veronica beccabunga L. die hochste Stetigkeit; mit geringer Stetigkeit ist Veronica anagallis-aquatica L. vertreten. Glyceria fluitans (L.) R. BR. wachst in den Bestainden fast ausschliesslich auf den Anschwemmungen des Studeny- Baches (Liptauer Tatra-Granitgebiet). Im Kalksteingebiet (Bergmassiv Osobita'), sowie auch im Gebiet der kalkhaltigen Sandsteine und Schiefer (nordlicher Teil des Oravska' Magura-Bergmassivs) kommt sie selten vor. Das Auftreten von Glyceria declinata BREB. haingt meist mit dem menschlichen Einfluss (Zertreten des Ufers durch Weidetiere) zusammen. Von den Kenn- und Trennarten der Ordnung Phrag- mitetalia W. KOCH 1926 em. PIGNATTI 1953 und der Klasse Phragmitetea Tx. et PREISING 1942 sind nur Galium palustre L. subsp. elongatum (PRESL) LANGE und Poa palustris L. vertreten.

Das Glycerietum nemoralis-plicatae gehort zur Gruppe der Vegetationseinheiten, die von einigen Autoren als Glycerietum plicatae-Assoziationskomplex (s. PASSARGE 1964, vgl. MAAS 1959) angesehen wurde. Als niichst verwandte Einheit scheint das Glycerietum plicatae OBERDORFER 1957 em. MAAS 1959 (= Scrophulario-Glycerietum plicatae MAAS 1959) in Frage zu kommen. Beide Vegetationseinheiten kann man als abweichende Assoziationen ansehen, von denen die erste vorwiegend in Mittel- und Westeuropa, die zweite in Osteuropa verbreitet ist (s. Synchoro- logie). Die floristische Ahnlichkeit der Bestande beider Assoziationen, die nach NE?KA (1966) durch Vergleich der Vegetationsaufnahmen in der Tab. 1 mit den von MAAS (1959) publizierten Aufnahmen festgestellt wurde, ist jedoch relativ klein. Sie bewegt sich zwischen 11 bis 15 %. Die floristische Ahnlichkeit beider Assoziationen ist aber deutlich von qualitativen Unterschieden der verglichenen Bestiinde begleitet. Die Aufnahmen des Glycerietum nemoralis-plicatae, die ich bisher zur Verfugung habe, stellen zwar Aufnahmematerial mit hoherer Homotonitait dar, stammen aber nur aus dem westlichen Grenzgebiet des Assoziationsareals aus einer Seehohe zwischen 700 bis 900 m. Die Aufnahmen des Glycerietum plicatae OBERDORFER 1957 em. MAAS 1959 stammen uberwiegend aus der kollinen und planaren Stufe Westeuropas und umfassen zu verschiedenen Subassoziationen gehorende Bestande (vgl. KOCH 1926: 53-54, VOLLMAR 1947: 56). Es scheint schliesslich wahrscheinlich, dass die letztgenannte Einheit in Mittel- und Westeuropa einen Komplex einiger nahe verwandter Assoziationen darstellt (vgl. WESTHOFF et DEN HELD 1969: 129-131). Die nachsten floristischen Beziehungen. zu den Aufnahmen des Glycerietum plicatae in der Tab. 1 weist das Glycerietum plicatae in der submontanen Stufe Sudwestdeutschlands nach OBERDORFER (1957: 133-134, Spalte c) auf. Der markante Unter- schied der floristischen Zusa?nmensetzung beider verglichener Assoziationen ist die vollstandige Abwesenheit der Arten Sparganium erectum L. subsp. neglectum (BEEBY) SCHINz et THELL., Scrophularia alata GILIB., Berula erecta (HUDS.) COVILLE und Nasturtium offlcinale R. BR. in den Bestanden des Glycerietum nemoralis-plicatae. In den Aufnahmen vom Glycerietum plicatae OBERDORFER 1957 em. MAAS 1959, die aus der planaren und kollinen Stufe West- und Mittel- europas stammen, sind die genannten Arten immer mit verhiiltnismiissig hoher Stetigkeit vertreten. Andrerseits fiberrascht in den westeuropdischen Glycerietum plicatae-Bestiinden die vollstandige Abwesenheit von Poa palustris L.

Synchorologie

Eine genaue Begrenzung des Assoziationsareals ist vorlaufig nicht moglich. Gehen wir von dem bisher ebenfalls nicht ganz genau begrenzten Areal des Ass.-Kennart (S. CVELEV 1964, MEUSEL et al. 1965, Text, p. 92 und HOLUB, MESICEK et JAV'URKOVA 1970: 361) aus, so lIsst sich das Glycerietum nemoralis-plicatae in Mitteleuropa als




Gesellsehaft mit 6stlicher bis sfiddstlicher Verbreitung bezeichnen. Der Schwerpunkt der Assoziationsverbreitung in der Tschechoslowakei liegt deutlich im Karpaten- bogen. Hier ist sie fast ausschlieslich an die submontane bis montane Stufe gebunden, wahrend sie im sudostlichen und ostlichen Europa mit h6chster Wahr- scheinlichkeit auch in den Niederungen vorkommt.

0 m HW 40c

NW

Abb. 1. Vegetation der lotischen Uferbezirke des stenosaleutischen Ufertyps des Bil Orava- Oberlaufes im OravskA Magura-Gebirge (Nordwestslowakei, ca 800 bis 900 m u. M.). - A: Vege- tationslose submerse Okotope, B: semimerse Okotope mit Glycerietum nemorali8-plicatae, C: emerse Okotope mit der Saumgesellschaft Peta8itetum officinalis-glabrati SILLINGER 1933. [Orig.

K. KOPECK+.]

Synokologie

Im Sinne der Klassifikation der Uferstandorte der Fliessgewisser nach KoPECKf' (1969) sind die schattenliebenden Bestande des Glycerietum nemoralis-plicatae an semimerse bis demerse Okotope des stenosaleutischen Ufertyps gebunden (s. Abb.1). In relativ lotischen Uferbezirken besiedeln sie humusreiche lehmige bis lehmigsandige Anschwemmungen, die in den Konvexufer der Bachwindungen (im Stromschatten) aufgeschuittet wurden. Die oberen Bodenschichten bleiben auch zur Zeit des Nieder- wassers dauernd feucht bis nass, bei starkeren Regen werden sie durch fliessendes, sauerstoffreiches Wasser uberflutet. In lenitischen Uferbezirken der Bache und Quellrinnen sind die Bestande auf humusreichen, lehmigen, dauernd nassen Boden entwickelt, die durch reines Wasser periodisch iiberschwemmt werden. Am besten entwickelte Bestande der Assoziation wurden auf rezenten Anschwemmungen der Waldbiiche im Gebiet kalkhaltiger Sandsteine und Schiefer der nordwestlichen Flyschkarpaten gefunden.

Lokalitaten der Vegetationsaufnahmen in der Tab. 1

1. BilA Orava-Oberlauf bei der Ortschaft Lachovci, ca 830 m u. M., 2. VIII. 1968. 2. Bil Orava-Oberlauf oberhalb der Ortschaft Lachovci, ca 850 m u. M., 2. VIII. 1968. 3. Bila Orava-Oberlauf bei der Waldhutte FlajsovA, Quelliflache, ca 870 m u. M., 7. VIII. 1968. 4. Bfla Orava-Oberlauf oberhalb der Waldhutte FlajsovA, ca 880 m u. M., 7. VIII. 1968. 5. NovA Rieka-Oberlauf, rezente lehmsandige Anschwemmung ca 860 m u. M., 3. VIII. 1968. 6. NovA Rieka-Oberlauf, Quellrinne und kleine lehmige Anschwemmung, ca 890 m ui. M., 3. VIII.

1968.



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7. Studeny potok-Mittellauf oberhalb der Ortschaft Habovka, lehmsandige rezente Anschwem- mung im lenitischen Uferbezirke, ca 690 m iu. M., 4. VIII. 1970.

8. Studeny potok-Oberlauf nicht weit von der Miindung des gtefkovsk4-Baches bei Zuberec, lehmsandige rezente Anschwemmung beim linken Ufer, ca 800-810 m u. M., 3. VIII. 1968.

9. Studeny potok-Oberlauf oberhalb der Ortschaft Zuberec, Quellrinne beim linken Ufer ca 830-835 m iu. M., beweidet, 3. VIII. 1968.

10. Oravice-Oberlauf nicht weit von der Waldhuitte 6iern' potok, kleine lehmsandige Anschwem- mung beim linken Ufer, ca 755-760 m u. M., 9. VIII. 1968.

11. BystrA-Mittellauf oberhalb der Ortschaft Oravice, lehmsandige Anschwemmung im Bachbett, ca 815-820 m u. M., 9. VIII. 1968.

ZUSAMMENFASJSUN G

Die neue Assoziation des Verbandes Sparganio-Glycerion BR.-BL. et SISSINGi apud BOER 1942, das Glycerietum nemoralis-plicatae ass. nova, ist in der montanen und submontanen Stufe der tschechoslowakischen Westkarpaten verbreitet. Sie wurde am Oberlauf des Flusses Bila Orava (Oravska Magura-Gebirge) und am Mittel- und Unterlauf der Bache Studeny und Oravica (westlicher Teil der Hohen Tatra) beobachtet. Ihre Bestinde sind auf lehmig-sandigen Bachanschwemmungen und in der Umgebung von Quellgriinden entwickelt. Mit gr6sster Stetigkeit und Dominanz kommt die Assoziations-Kennart, Glyceria nemoralis UECHTR. et K6ON., vor. Von den Verbands-Kennarten sind mit grosster Stetigkeit (IV bis V) nur Veronica beccabunga L. und Glyceria plicata FRIES vertreten.

SUMMARY

The new association of the alliance Sparganio-Glycerion BR.-BL. et SISSINGE apud BOER 1942, the Glycerietum nemorali8-plicatae ass. nova, is distributed in the montane and submontane zones of the Czechoslovak West Carpathians. It was observed on the upper course of the Bilk Orava River (Oravska Magura Mountains) and on the middle and lower courses of the brooks Studeny and Oravica (W. part of the High Tatra Mountains). Stands are developed on clayish-sandy brook deposits and around spring sites. The most constant and dominant species here is the characteristic species of the association, Glyceria nemorali8 UECHTR. et KORN. Of the characteristic species of the alliance, only Veronica beccabunga L. and Glyceria plicata FRIEs are represented with the highest constancy (IV to V).

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