bautzen – geschichte entdecken

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Bautzen – Geschichte entdecken Budyšin – stawizny wotkrywać Viele Türme. Gute Aussicht.

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Page 1: Bautzen – Geschichte entdecken

Bautzen –

Geschichte entdecken

Budyšin – stawizny wotkrywać

Viele Türme. Gute Aussicht.

Page 2: Bautzen – Geschichte entdecken

Gruppenführung, Stadtverführung, Reiseleitung...

z.B. »Bautzen is(s)t scharf«Stadtführung durch die Stadt des Senfes, allerlei wissens-wertes rund um das kleine Korn mit der großen Wirkung

beim Rundgang durch das Senfmuseum…

Fleischmarkt 5 · 02625 Bautzen · Telefon: 03591 597118 · www.bautzner.de

…daran anschließend kulinarische Gaumenfreuden in der

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365 Tage im Jahr in Bautzen für Sie erreichbar!

Abendliche

Stadtführung

Mai – September

um 19.00 Uhr

DIE StadtverführerMešcanscyzawjednicy

Stadtführungen und Reiseleitungen

Page 3: Bautzen – Geschichte entdecken

„Märchenhaft“ nennen Bewunderer die alte Stadt Bautzen, mit ihrenvielen Türmen, den Bastionen, Toren und Mauern.

Bischof Thietmar von Merseburg war es, der 1002 in seiner Chronik erst-malig die „Civitas Budusin“ erwähnte. Denn gerade kämpfte das frühedeutsche Reich mit dem polnischen Herzog Boleslaw um diesenfruchtbaren Landstrich und die Burg hoch auf dem Granitfelsen. Langezuvor schon lebten hier Menschen, reiche Funde aus der Ur- und Früh-geschichte belegen dies für Bautzen und die Oberlausitz.

Alte Handelsstraßen, allen voran die via regia, brachten Fortschritt undWohlstand, nicht selten auch Not und Verderben. Als Jahrhunderte lang„Nebenland der böhmischen Krone“ wechselten hier die Herrscher,ließen Bautzen und die Lausitz zu Brandenburg, Meißen, Polen und zuBöhmen gehören. Von einer Zugehörigkeit gar zu Ungarn kündet nochheute das König-Matthias-Denkmal am Burgturm. Nur kurz in der Ge-schichte gab es ein fest ansässiges Herrschergeschlecht. Die längsteZeit residierten hier Statthalter der Böhmenkönige auf der Ortenburg,schauten, dass die Steuern reichlich und pünktlich flossen.

Die Ständeverfassung stützte sich auf die gemeinsame Politik vonKlerus, Landadel und einer mächtigen Vereinigung, dem OberlausitzerSechsstädtebund. Zusammen mit Görlitz und Zittau, Löbau, Kamenzund dem heute polnischen Lauban schützte Bautzen mit einer Streit-macht die Handelswege. Zahlreiche Raubritter bekamen die geballteKraft der Städte zu spüren, romantische Burgruinen künden davon.Ähnlich wie bei freien Reichsstädten wurden Privilegien vom Herrschergekauft und geschickt wieder zur Mehrung des eigenen Reichtumseingesetzt. Noch im Dreißigjährigen Krieg kam die Lausitz zu Sach-sen, erlebte von nun an dessen Höhen und Tiefen mit. Hoch war dieKriegsanleihe, die Böhmen damit bei Sachsen ablöste. Ein Denkmalder Reformation könnte der Dom St. Petri sein, den sich seit fast 500Jahren Protestanten und Katholiken als „Simultankirche“ teilen. Traurigberühmt wurden die Bautzener Gefängnisse in den Zeiten der Diktaturen.

Bautzen, nicht nur durch den begehrten Senf gut bekannt, hat eine großeBesonderheit zu eigen. Seit fast 1.500 Jahren ist hier das kleine slawi-sche Volk der Sorben zu Hause. Meist fallen zuerst die zweisprachigenOrts- und Straßenschilder ins Auge. So gibt es hier im Dreiländereckgleich vier Sprachen. Stadtbrände, Belagerungen, die erheblicheZerstörung Bautzens in den letzten Kriegstagen 1945 und DDR-Man-gelwirtschaft veränderten die Spreestadt. Doch stets wurde sievon fleißigen Händen wieder aufgebaut – und zeigt heute eins dermarkantesten mittelalterlichen Städtebilder Deutschlands.

Die über 1.000-jährige Stadt der Türme

und der Sorben lädt ein

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Kleine Bautzener Geschichte...

3. Jh. ostgermanische Besiedlung

7. Jh. Einwanderung slawischer Milzener

1002 erste urkundliche Erwähnung “Budusin”

1018 Frieden zu Bautzen zwischen Deutschen und Polen

1240 erste urkundliche Erwähnung des Stadtrechtes

1250 Rechte einer freien Kommune

1346 Gründung des Sechsstädtebundes mit Görlitz,

Kamenz, Lauban, Löbau, Zittau

1391 Recht der freien Ratswahl

1400/1408 Handwerkeraufstände

1429/1431 erfolglose Belagerung durch die Hussiten

1524 Begründung der evangelischen Kirche in Bautzen,

Dom wird Simultankirche

1618–1648 im Dreißigjährigen Krieg wiederholte Besetzungen und

Zerstörungen (große Stadtbrände 1620 und 1634)

1635 Zugehörigkeit zu Sachsen

1707/1720 große Stadtbrände

1813 Schlacht bei Bautzen gegen das napoleonische Heer

1815 Auflösung des Sechsstädtebundes

1846 Eröffnung der Bahnlinie Dresden–Bautzen

1868 amtliche Umbenennung von Budissin in Bautzen

1945 Bautzen wird zur Festung erklärt, schwere Zerstörungen

1945–1950 die Strafvollzugsanstalt Breitscheidstraße (Bautzen I)

dient der Besatzungsmacht als Internierungslager;

nachweislich sterben hier 2.714 Menschen

1956–1989 in der Strafvollzugseinrichtung Bautzen II sind Menschen

inhaftiert, bei denen das MfS die Ermittlungen führt

1966–1989 7 Festivale der sorbischen Kultur

1973–1975 Neubaugebiet „Dr.-S.-Allende-Straße” (1.500 Wohnungen)

1974 Fertigstellung der Talsperre Bautzen

1975 Neubau des Deutsch-Sorbischen Volkstheaters

1977–1987 Neubaugebiet Gesundbrunnen (5.900 Wohnungen)

1991 Neugründung des Sechsstädtebundes

Gründung der “Stiftung für das sorbische Volk”

1992 Satzungsbeschluss zur Altstadtsanierung

1994 Niederkaina und Stiebitz werden Ortsteile von Bautzen

1995 Ernennung zur Großen Kreisstadt

1999 Kleinwelka wird Ortsteil von Bautzen

2002 1000-Jahr-Feier der urkundlichen Ersterwähnung

2003 Eröffnung des Burgtheaters

2005 Einweihung des Röhrscheidtbades Gesundbrunnen

2011 Altstadt zu ca. 83% saniert

Page 5: Bautzen – Geschichte entdecken

Nach der Unterwerfung der Milzenerdurch den Meißner Markgrafen Ekke-hardt im Jahre 990 wurde um 1000 andieser Stelle die erste Pfarrkirche er-richtet. 1213/21 erfolgte die Gründungdes Domstiftes St. Petri und der ersteDombau. Nach 1430 erhielt der Domseine heutige Gestalt. 1456/63 wurde das vierte, südliche Schifferrichtet und 1492/97 fand der spätgotische Hallenbau seinenAbschluss. Von den zwei geplanten Türmen wurde nur der Südturmausgeführt und 1664 mit einer Barockhaube versehen. Restau-rierungen erfolgten 1882/85, 1950/53, 1987 und 2005/06. Nachder Reformation fanden ab 1524 lutherische Predigten statt, derDom wurde damit Simultankirche, d. h. Pfarrkirche für eine römisch-katholische und eine evangelisch-lutherische Gemeinde. 1530 wurdedas Simultaneum erstmals vertraglich geregelt. Mit der Neueinrich-tung des Bistums Meißen in Bautzen 1921 wurde der Dom Kathedrale,er ist seit 1980 Konkathedrale des Bistums Dresden-Meißen.

Das Kollegiatstift St. Petri, zu Beginn des 13. Jh. von Bischof Bruno II.von Meißen gegründet, ist seit seiner Entstehung das Zentrum der katholischen Kirche in der Oberlausitz. Das Dekanatsgebäudewurde 1507 erneuert, 1620 und 1634 durch Stadtbrände starkbeschädigt und ab 1683 als hufeisenförmige Anlage durch DekanM. Brückner rekonstruiert.Seine heutige Gestalt erhielt es 1753/55 mit derSchließung der Südfrontund dem reichgeschmück-ten Hauptportal, über des-sen Rundbogentor dasDomstiftwappen zu sehenist. Auf dem westlichen Dach befindet sich ein Essenkopf mit demsich herauslehnenden Dekan A. Widerin. Diese Figur erinnert anden Kapitelsturm von 1619, als die evangelische Bürgerschaft dasDomkapitel vertreiben wollte. Bis 1980 war das Gebäude Amtssitzdes 1921 wiedererrichteten katholischen Bistums Meißen. Heutebeherbergt es das Bischöfliche Ordinariat, das Archiv (seit 1221),die Bibliothek (seit 1350) und die Domschatzkammer (seit 1985).

1 Dom St. Petri

2 Domstift

Page 6: Bautzen – Geschichte entdecken

Das Haus an der Petrikirche 4 wurde 1722durch das Zisterzienserkloster Mariensternin Panschwitz-Kuckau im Barockstil erbaut.Daher stammt die Bezeichnung Kloster-haus. Über dem Portal befindet sich dasWappen der Äbtissin Cordula Sommer.Später ging das Haus in den Besitz desDomstiftes über. Von 1851 bis 1903 beherbergte es das KatholischeLehrerseminar. 1864–1891 wurde das Haus erweitert und umgebaut.

Auf diesem Platz zwischen Petridom und Rathaus befand sich bis1799 der St.-Petri-Friedhof, der bereits 1523 und 1607 verkleinertwurde. Fleischmarkt wurde an der östlichen Friedhofsmauer ab-gehalten und nach der Auflösung des Friedhofes bis in die 70erJahre des 20. Jh. auf dem ganzen Platz durchgeführt.

In der Mitte steht noch der letzte erhaltene, um 1611 geschaffene,Wassertrog von Wenzel Röhrscheidt d. J. Das Brunnenstandbildzeigt den sächsischen Kurfürsten Johann Georg I. In seiner Regie-rungszeit kamen die Ober- und die Niederlausitz durch den PragerFrieden 1635 an Sachsen. Die Ostseite des Platzes wurde 1971–77einschließlich der dahinterliegenden Häuser rekonstruiert. Die1945 zerstörten Häuser der Nord-Ost-Seite und Westseite wurden1989–93 durch Neubauten ersetzt. Das Haus Nr. 2 an der Ostseitebesitzt seit 1670 ein schönes Portal mit Hausmarke und reichver-zierter schmiedeeiserner Tür mit einem Löwenkopf als Türklopfer.

2a Klosterhaus

3 Fleischmarkt

Page 7: Bautzen – Geschichte entdecken

1213 wurde das Rathaus auf An-ordnung König Ottokars I. vonBöhmen als steinernes Haus für»sieben Schöffen« erbaut.1489/93 wurde der Turm errichtet,1582 um ein Stockwerk erhöht undmit einem steinernen Umgang ver-sehen. 1634 wurde das Gebäudedurch Brand zerstört, wiederauf-gebaut und 1704 erneut zerstört,wobei auch die drei dem Haupt-markt zugewandten Giebel abstürzten. Beim 1705 erfolgtenWiederaufbau im Barockstil erhielt der Turm eine dreistöckigeBekrönung.Die heutige Gestalt des Rathauses ist auf den Um- und Ausbau von1729/32 durch Johann Christoph Naumann zurückzuführen, beidem auch die barocke Doppeltreppe an der Nordseite entstand.Die Pilasterarchitektur der Südseite stammt von 1863.

Das auch als Syndikats-haus oder Polizeige-bäude bekannte Hauswurde vermutlich 1333errichtet. Nach einemBrand 1514 neuauf-gebaut, war es Ort derZusammenkünfte derAbgeordneten des Ober-lausitzer Sechsstädte-bundes, seit 1625 dieWohnung des Stadtsyn-dikus und 1799–1816des Gymnasiumsubrektors. Danach war es Steuerhaus, 1850–84Sparkasse und nach dem Umbau von 1884 bis 1895 Hauptsteuer-amt. Dem Stadthaus vorgelagert war seit 1732 die Hauptwache.1799 wurde vor der Wache ein Lindenplatz angelegt und 1855 dasGebäude neu errichtet. 1893 erfolgte der Abbruch der Wache,wobei der ehemalige Standort durch belassene Basaltsteine in der Pflasterung noch erkennbar ist.

4 Rathaus

5 Stadthaus

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Am 30. März 1650 verstarb der bedeutende Arzt und Bürger BudissinsDr. Gregorius Mättig in diesem Haus. Der am 25. September 1585in Bautzen geborene Mättig besuchte das hiesige Gymnasium,studierte 1605 an der Universität Leipzig, dann an der AkademieStraßburg, später an der Universität Basel Medizin. Nach der Promotion 1610 kehrte er nach Bautzen zurück. Als Arzt tätig,übertrug man ihm schon1612 die Aufsicht über dieApotheken der Stadt, 1617gelangte er in den Rat derStadt und wurde Beisitzerdes Lausitzer Hofgerichtes.Einen großen Teil seinesVermögens ließ er späterdurch Stiftungen und Le-gate dem Rat der Stadt,dem Dom St. Petri, demGymnasium und den Armen seiner Vaterstadt zukommen. Aus seinerder Stadt übertragenen Büchersammlung ging der Neubestandder 1596 gegründeten, aber 1634 abgebrannten Stadtbibliothekhervor. Noch heute erinnert die Mättigstraße hinter dem Amts-gerichtsgebäude an den Wohltäter der Stadt.

Der Platz vor dem Rathaus entstand um 1200 und diente im Mittelalterals Richtstätte. Ein mit einfachemKreuz gekennzeichneter Pflaster-stein verweist auf den ehemaligenStandort des Galgens. Der 1405 ausgebrochene Handwerkerauf-stand endete 1408 mit der Hinrichtung von 13 der 100 zum Todeverurteilten Aufständischen auf Befehl König Wenzels IV.Auf die Hinrichtungsstätte deutet ein Pflasterstein mit eingemei-ßeltem Malteserkreuz im den Platz teilenden Pflasterweg hin.Der Marktbrunnen wurde 1572/75 von Wenzel Röhrscheidt d. Ä.erbaut, 1855 abgebrochen und 1985 wiederaufgebaut. Die Kopiedes »Ritter Dutschmann« der schlesisch-sächsischen Bildhauer-familie Walther bekrönt den Brunnen. Die Pflastermarkierung aufder Nord-Ost-Seite erinnert an die 1893 abgebrochene Stadtwache.Seit 1990 werden auf dem Platz die Wochenmärkte durchgeführt.

5 a Mättig-Wohnhaus

6 Hauptmarkt

Page 9: Bautzen – Geschichte entdecken

Bautzen erhielt 1284 durch die bran-denburgischen Markgrafen das Privilegzum Bau des ersten Kaufhauses in derOberlausitz. 1472/82 wurde hier einzweites Kauf- bzw. Gewandhaus mitRatswaage für Tuchmacher, Leinwand-händler und Gewandschneider errichtet.1634 und 1709 jeweils durch Brändezerstört und wiederaufgebaut, wurdedas Gebäude 1881 abgetragen und1882/83 im Neorenaissancestil durch den Dresdener ArchitektenErnst Giese neu errichtet. Aus einem Privathaus in der InnerenLauenstraße wurde 1884–1912 das städtische Stiebermuseum indas neue Gebäude umgelagert. 1976 vernichtete ein Brand dengroßen Bürgersaal einschließlich zweier großformatiger Wandge-mälde von 1903/04. Die Wiederherstellung des Stadtverordneten-saales erfolgte 1977/79, wobei die Giebel leider nicht im alten Stilerneuert wurden.

Das palaisartige Gebäude entstand von 1720 bis 1724. Den Namenerhielt es am Ende des 19. Jh. nach seinem Besitzer. Es wird mitseinen angeblich 4 Treppen, 12 Schornsteinen, 52 Räumen und365 Fenstern auch als »Jahreshaus« bezeichnet. An der reichver-zierten Fassadengestaltung machtsich der Einfluss des böhmischenBarock auf den sächsischen Barockder Bautzener Bürgerhäuserbesonders stark bemerkbar. Diezwei weiblichen Figuren am Haupt-portal symbolisieren die irdischeund göttliche Wahrheit. Im Spitz-giebel flankieren Putten das»glückhafte Schiff«, das Zeichendes Handelskaufmannes.Das Haus beherbergte u. a. KönigFriedrich II. von Preußen (1745),Kaiser Napoleon I. (1807 und 1813),Zar Alexander I. von Russland (1813), die Sachsenkönige August I.(1823) und Anton (1827 und 1829) sowie Prinz Albert (1849).

7 Gewandhaus

8 Hartmannsches Haus

Page 10: Bautzen – Geschichte entdecken

In diesem Haus wurde 1552 vom Leipziger Buchdrucker NikolausWohlrab die erste Bautzener Druckerei errichtet. 1574 erschien daserste in sorbischer Sprache gedruckte Buch, ein Katechismus mitKirchenliedern. Nach 1600 wurde die Buchdruckerei von verschie-denen Druckern weitergeführt, bis sie dann 1786 in den Betriebvon Monse überging.Bautzens Bedeutung im Druckerei-gewerbe belegen auch mehr als 70Druckschriften »in VerlegungFriedrich Arnsts« (1642 bis 1709)zwischen 1668 und 1692. In demGebäude mit dem schönen Mittel-risalit und dem reichen Kartuschen-schmuck befand sich von 1948 bis1960 die Verwaltung des SorbischenVolkstheaters und ab 1961 die Abteilung für pädagogische Literatur des Domowina Verlages.

1375 erstmals als »platea Leo-num« (Löwengasse) erwähnt,hieß sie 1399 Lawyngasse und1435 Lawengasse. Der Löwe imböhmischen Wappen, welchesüber dem Lauentor angebrachtwar, gab ihr den Namen.Der ganze Straßenzug ist nachdem Stadtbrand 1720 bis 1740im Barock, in geschlossenerdreigeschossiger Bauweiseerrichtet worden. Die Westseitegehört zu den repräsentativstenund schönsten FassadenzügenBautzens. Das Haus Nr. 10entstand in seiner heutigenForm nach 1820 im spätklassi-zistischen Stil. An der Fassadedes Hauses Nr. 6 sind vier weibliche Figuren angebracht, die Glaube,Liebe, Hoffnung und Sanftmut symbolisieren.

8a Monse-Verlagshaus

8b Innere Lauenstraße

Page 11: Bautzen – Geschichte entdecken

1400/03 wurde zum Schutz des Lauen-tores ein Turm erbaut, der seinen Namennach dem Löwen im böhmischen Wap-pen erhielt. Die dafür verwendetenSteine, vom städtischen Eselsberg ge-brochen, waren vom Landvogt für denBau eines Ortenburgturmes gedacht,wurden jedoch in dessen Abwesenheitvom Stadtrat beschlagnahmt.1543 wurde in dem Turm ein Gefängnis für Schwerverbrechereingerichtet. Die 1615 in einem hölzernen Aufsatz angebrachteStundenglocke läutete bis 1865 als Armesünderglocke bei jederHinrichtung. 1720 durch Brand zerstört, erhielt der Turm beimWiederaufbau 1739 eine barocke Turmhaube. Das vorgelagerteLauentor wurde 1827 abgebrochen. Das von Walter Hauschildgeschaffene Reiterstandbild des König Albert von Sachsen (1873bis 1902) wurde 1913 eingeweiht.Nach den Kriegsschäden erfolgten 1958/59 sowie 1990/91 um-fassende Restaurierungen.

1766 wurde an dieser Stelle einGebäude als Akzisehaus errich-tet, in welchem die 1705 in derOberlausitz eingeführte Gene-ralkonsumtionsakzise abver-langt wurde. Es handelte sichdabei um eine landesherrlicheVerbrauchssteuer, die von Handelsleuten und Konsumenten zuzahlen war. Hier galt sie für den Stadtzugang über die Fischer-pforte oder das Mühltor. Zum 1. Januar 1834 wurde die Zahlungder Akzise aufgehoben, das Gebäude 1859 an Private verkauft.Ihre gesamte Lebenszeit verbrachte die Malerin Friedel Schmidt-Möser (1906–1985) in diesem, ihrem Geburtshaus. Autodidaktischeignete sie sich das Zeichnen und Malen an und schuf so ein künst-lerisches Werk, welches ihre enge Bindung zur Heimat in zahlreichenBautzener Stadtansichten und Landschaftsbildern des LausitzerBerglandes zum Ausdruck brachte. Auch in Reiseimpressionen,Bildnissen und Stilleben unterstrich sie ihre Naturnähe und Volks-verbundenheit.

9 Lauenturm

9 a Ehemaliges Akzisehaus

Page 12: Bautzen – Geschichte entdecken

Die Röhrscheidtbastei, auchBastei an der Fischerpforteoder Lauenbastei genannt,wurde 1469 zum Schutz derFischerpforte erbaut. DerName erinnert an den Bau-meister Wenzel Röhrscheidt(1510 bis 1582). Das Dach,1639 durch die Schwedenzerstört, wurde 1676 erneuert.Die Bastei wurde 1850 alsWollniederlage an den Baut-zener Besitzer der Tuchfabrik Mörbitz übergeben und 1867 mit demVorplatz an den Gastwirt Thiermann übertragen. 1870–90 bauteThiermann den Gaststätten- und Hotelbetrieb »Bürgergarten«, inden er die Bastei und den bereits erworbenen Bürgergarten zwi-schen Bastei und ehemaligen Lauentor mit einbezog. Die Basteiwurde Sitz des Geselligkeitsvereins »Schlaraffia«. Nach 1945wurde der Bürgergarten Volkshaus und ab 1960 zum Hauptge-bäude des Sorbischen National-Ensembles umgebaut. Die Basteiist seit 1952 Trachtenfundus des Sorbischen National-Ensembles.

An der um 1500 entstan-denen Fischerpforte, demeinst verschließbarenStufenzugang zur Stadt,trafen innere (13./14. Jh.)und äußere (13./15./16. Jh.)Stadtmauer zusammen. Zwischen Bastei und Stadt-mauer befand sich das dieStraße überbrückende Tor-haus mit Wehrgang. Esdiente dem Schutz desStadtzugangs. Die Fischer-pforte wurde um 1870 ab-gebrochen.

10 Röhrscheidtbastei

11 Fischerpforte

Page 13: Bautzen – Geschichte entdecken

Als eines der ältesten Häuserder Stadt ist dieses spitzdachige,schindelbedeckte Fischerwohn-haus vor 1604 erbaut worden. Es überstand den großenStadtbrand von 1634 sowie allespäteren Brände und Kriege.Die Bezeichnung »Hexenhäus-chen«, die es seit 1900 durcheine Serie von Künstlerpost-karten erhielt, geht auf eineÜberlieferung zurück, nach derdurch den Feuersegen einerZigeunerin das Haus vor Brandgeschützt sein soll. 1959/60wurde das Gebäude rekonstruiert.

Als eine der sieben Basteien der inneren Stadtbefestigung wurdesie 1324 als rechteckiger Turm erbaut. Sie stand seit 1433 durcheinen Gang über die Heringstraße mit dem Franziskanerkloster inVerbindung. Durch diesen Verbindungsgang, der 1563 abgebrochenwurde, war die Bastei im Kriegsfall durch Mönche zu verteidigen.Um 1741 wurde eineTüröffnung zur Mühltor-gasse für die bis etwa1800 in der Bastei be-stehende Pfarrerwoh-nung geschaffen.1813 diente der Turm alsLazarett. 1868–71 sowie1905 erfolgten völligeUmbauten des Turmes.Heute ist die Bastei Wohnhaus und auchTreffpunkt der JungenGemeinde St. Michael.

12 Hexenhäuschen

13 Mönchsbastei

Page 14: Bautzen – Geschichte entdecken

Zunächst außerhalb derMarktsiedlung wurde dieStraße 1213 in das Stadtge-biet einbezogen. Seit 1692wurde sie amtlich Herings-gasse genannt, weil dortwährend der Fastenzeit amKlosterviertel Heringe ange-boten wurden. 1900 erhieltsie die Bezeichnung Hering-straße.Die Häuser fielen 1720 einem Stadtbrand zum Opfer und wurdenvorwiegend im Barockstil wiederaufgebaut. Das Wappen am Eck-haus zur Hohengasse erinnert an das Domkapitel, das hier denGasthof »Zum goldenen Lamm« 1726 errichtete.

Um 1240 wurde mit der Errichtung eines Franziskanerklosterkom-plexes mit Mönchskirche, mehreren Gebäuden und Höfen auf demBurglehn begonnen.1401 brannte dasKloster völlig ab undwurde wiederaufge-baut. 1441 wurde dasKirchendach erneutzerstört. 1598 brann-ten Kloster und Kir-che nun völlig niederund wurden nichtmehr aufgebaut.Erhalten blieb diefrühgotische Kirchen-ruine mit Spitzbogenfenstern und Portal. Ein 1620 vom Stadtratbegonnenes Abtragen der Klostermauern wurde wieder abgebro-chen.In den Ruinen des Klosterbereiches ließen sich mittellose Bürgernieder und errichteten sich einfachste Häuser, die Budenstadtoder Mönchskirchensiedlung. Diese kleinen Wohnhäuser brann-ten 1894 nieder. Im Westteil der Kirchenruine errichtete die Stadt1877 einen Wasserturm.

13a Heringstraße

14 Mönchskirchruine

Page 15: Bautzen – Geschichte entdecken

1877 wurde im Westteil der Mönchs-kirchenruine dieser Wasserhochbehäl-ter mit einem Fassungsvermögen von1000 m3 erbaut. Seit 1936 besitzt er die optisch günstiger wirkende Holz-verkleidung am Oberteil. 1979 erfolgtedie Stilllegung der Wasseranlagen.

Der Überlieferung nach wurde die Kirchenach der Hussitenabwehr 1429 zumDank für den hilfreichen Erzengel Mi-chael erbaut. 1473 erstmals urkundlicherwähnt, wurde die Kirche um 1493 er-weitert, mit einem Turm versehen und1523 das Gewölbe umgebaut. Im Dreißig-jährigen Krieg (1618–48) blieb die Kirche trotz Pulvereinlagerungbis auf Turm und Dach weitestgehend unversehrt. 1682–85 bekamder Turm eine neue Bekrönung mit Wehrgang, Rundbogenblendenund Helm. Bei umfassender Restaurierung (1964–76) wurden dieneugotischen Einbauten von 1892 entfernt. Durch die Renovierungs-arbeiten entdeckte man die Deckenmalereien von 1498 und legtesie frei. Seit 1619 ist sie Gemeindekirche der evangelischen Sor-ben der Stadt und der umliegenden Dörfer.

1558 errichtete Wenzel Röhrscheidt d. Ä. dieWasserkunst anstelle eines hölzernen Vorbauesvon 1495/96 als siebengeschossigen Steinbau,der gleichzeitig als Befestigungsanlage mitWehrgang diente. Das Spreewasser wurde inRohrleitungen in 86 in der Stadt verteilte Was-sertröge geleitet. Um den steigenden Wasserbedarf zu sichern,wurde 1597 ein zweites Schöpfwerk eingebaut. 1965 stillgelegt,wurde die Wasserkunst 1982/84 restauriert. Sie dient heute alstechnisches Museum. Sie ist mit ihrem 50 m hohen, sich nach obenverjüngenden Rundturm, den Rundbogenblenden und dem stadt-einwärts versetzten Helm das Wahrzeichen der Stadt.

15 Wasserturm

16 Michaeliskirche

17 Alte Wasserkunst

Page 16: Bautzen – Geschichte entdecken

Das Mühltor am Eselsberg entstandvermutlich um 1500 zum Schutz desSpreetalaufganges. 1606 wurde es neuerbaut und beschirmte die durch Eseldurchgeführten Mehl- und Getreide-transporte von den Spreetalmühlen.Der Spitzbogen aus handgestrichenen Ziegeln ruht auf granitenenTorpfeilern. Heute wird die ehemalige Wächterstube als Vereins-raum genutzt.

Die Mühlbastei wurde um 1468 als ein runderWehrturm der Stadtbefestigung erbaut. DieBezeichnung könnte später entstanden sein,weil die Große Mühle erst 1539 unter demBurgwasserturm in Betrieb genommenwurde. 1684 wurde das Dach der Basteierneuert. Die Bautzener Garnison nutztedie Bastei 1830/40 als Turnhalle. 1847 erwarb sie der Tuchfabrikantund Besitzer der Großen Mühle Mörbitz aus Kamenz und gebrauch-te sie als Magazin. 1945 wurden das Turmdach und die innereHolzkonstruktion zerstört und in den Jahren 1997 bis 2000 dieBastei zum Wohnturm ausgebaut.

Dieser Durchgang vor dem Neuen Tor derOrtenburg wurde 1939 angelegt, um ehe-malige Postenwege entlang der Stadt- undBurgmauern zu verbinden. An dieser Stellegeht der 1935 angelegte Reymannweg vonder Alten Wasserkunst kommend in denOsterweg über. Richard Reymann ist derVerfasser der »Geschichte der StadtBautzen« von 1902 und lebte von 1840 bis 1913.Der Osterweg gilt als der romantischeAussichtsweg oberhalb des Spreetales und führt um die gesamteBurganlage bis hin zur Ausfallpforte von 1639.

18 Mühltor

19 Mühlbastei

20 Stadtmauerdurchgang

Page 17: Bautzen – Geschichte entdecken

Das Stadthaus der Adelsfamilievon Gersdorf wurde um 1680 er-richtet. Die Obergeschosse desdreiachsigen Risalits sind durchtoskanische Pilaster gegliedert.Im ersten Obergeschoß befindetsich eine Stuckdecke und zugleichdie größte gewölbte Haushalle derStadt. Das von zwei Löwen gehal-tene Wappen stellt das von Gersdorfsche Wappen dar. Hans vonGersdorf zu Weicha (1630–1692), der Erbauer des Palais, gründetezur Förderung von Studenten 1681 eine Stiftung, die seine Samm-lungen astronomischer Geräte, Druckgrafiken, Gemälde und eineumfangreiche Bibliothek enthielt und die im Palais genutzt wer-den konnten. 1925 wurde die Bibliothek, die inzwischen 6000Bände und 104 Handschriften umfasste, der Stadt Bautzen über-geben. Zu diesem Bestand gehören sehr wertvolle Handschriftender Hus-Zeit, der böhmischen Reformation des 15. Jahrhunderts.

Der Burgwasserturm als ältes-ter Teil der Burganlage wurdeum 1400 zur Wasserversorgungder Burg erbaut. Durch die Ver-legung der Spree 1535 verlorder Wasserturm seine ursprüng-liche Bedeutung und wurde Verteidigungsturm.Das Verbindungsgebäudezwischen Turm und Burghofdiente seit 1740 als Fronfeste.Hier waren unter anderem dieAnführer der Lausitzer Räuber-banden Johannes Karasek(1800/03) und Wenzel Kummer,der »böhmische Wenzel«,(1813/15) inhaftiert. Um 1900 wurde das Gefängnis aufgelöst.In den Kampfhandlungen von 1945 wurden der Innenraum unddas Dach zerstört und im Jahre 2001 die Wiederherstellung ab-geschlossen.

20a Gersdorfsches Palais

21 Burgwasserturm

Page 18: Bautzen – Geschichte entdecken

Die frühe Baugeschichte derOrtenburg liegt im Dunkeln, ihreErrichtung wird im 10. Jahrhun-dert vermutet, wo sie Ausgangs-punkt für die Entwicklung derStadt ist. In der Amtszeit KaiserOtto I. wurde die Anlage zurGrenzburg ausgebaut. Die durchBrände 1401 und 1441 zerstörte Burg ließ der Landvogt im Auf-trag des ungarischen Königs Matthias Corvinus 1483/86 in spät-gotischem Stil neu erbauen. 1621/39 wurde sie abermals starkbeschädigt, nach 1648 wiederaufgebaut und 1698 die Renais-sancegiebel nach Martin Pötzsch durch Ezechiel Eckhardt errichtet.1782 wurde der im Osten liegende Schlossgraben zugeschüttet,ein zweiter Ausgang zum Burglehn, ein Magazingebäude und dasSalzhaus errichtet. 1869 wurde das Salzhaus als Schwurgerichts-gebäude neu erbaut. Seit 1990 erfolgten umfassende Restaurie-rungen, die mit der Einrichtung des Sächsischen Oberverwaltungs-gerichtes im Jahre 2002 endeten.

Auf Grund der Anordnung von1779 zur Errichtung einer Salznie-derlage in Budissin wurde 1782ein Salzmagazin errichtet. NachVerlegung des Salzschankes 1834in das Rathaus etablierten sichhier 1835 das Königlich-Sächsi-sche Appellationsgericht zu Bu-dissin, die oberste Justizbehörde der Oberlausitz, die Kreisdirek-tion und das Königliche Kreisamt. 1869 erfolgte ein Umbau desHauses. Das Appellationsgericht – 1879 in Landgericht umbe-nannt – wirkte hier bis 1907. Der mit klassizistischen Wandbema-lungen versehene Saal diente den Verhandlungen des Schwurge-richts. In der Zeit des Nationalsozialismus war das Gebäude Sitz derGestapo.Seit 1974 befindet sich hier das Museum für sorbische Geschichteund Kultur, ab 1988 mit seinem historischen Namen »Serbskimuzej«. Das Gebäude wurde letztmalig von 2000 bis 2002 um-fassend saniert und umgebaut. (www.museum.sorben.com)

22 Ortenburg

22a Sorbisches Museum

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Das Hofrichterhaus wurde 1649 er-richtet. Die Hofrichter waren LausitzerAdlige und wurden vom Landesherrnoder Landvogt eingesetzt. Sie übtendie Gerichtsbarkeit aus über Adels-und andere Standespersonen, überlandesherrliche und städtische Beamte– mit Ausnahme der Sechsstädte –sowie über alle Personen wegen Stra-ßenraubes, Mordes und mutwilligerFehde. Später befand sich in dem Gebäude das Militärarresthaus.Bemerkenswert ist der in zierlicher Spätrenaissanceform ausge-bildete Essenkopf. Die Ausfallpforte wurde 1639 während derschwedischen Doppelbelagerung geschaffen. Der hier beginnendeOsterweg war einst Aufsichtsweg der Wächter der Fronfeste.

Die 1225 vom Meißener BischofBruno II. im Burgturm geweihteKapelle wurde im 15. Jahrhundertausgestaltet. Als St.-Georgs-Kapelle im Dreißigjährigen Kriegzerstört, wurde sie nie restau-riert. Den ungarischen KönigMatthias Corvinus (1443 bis1490) zeigt das 1486 von einemsüdwestdeutschen Meister ge-schaffene Denkmal am Turm.Matthias war von 1469–1490böhmischer Gegenkönig undLandesherr der böhmischen Ne-benländer, so auch der Lausitz.Die Wappen im Denkmal rechtsvon König Matthias sind von oben das Wappen von Galizien, dasder Hunyadi und Luxemburger und links die Wappen der Steier-mark, Österreichs, Schlesiens und der Lausitz. Zwei vierfeldrigeAllianzwappen über dem König zeigen rechts das von Ungarn undDalmatien und links das von Böhmen und Mähren. Vier Kopiendes Denkmals sind bekannt: drei in Budapest und Szeged (Un-garn) und eine in Král'ova Lehota (Slowakei).

22b Hofrichterhaus

22c Matthiasturm

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1667/68 erbautendie OberlausitzerStände ihr Stände-haus, auch Bautze-ner Landhausgenannt. Der Vor-gängerbau musste1664 nach einemBrand abgebrochenwerden.Bis 1910 beherbergte das Haus die Landständische Bank, dasgrößte Geldinstitut der Oberlausitz. Im Ersten Weltkrieg diente esals Militärgefängnis. 1918 wurden hier die Inhaftierten durch dieNovemberrevolution befreit. Nach 1945 war es Arbeitsamt und seit1947 Sitz der 1596 gegründeten städtischen Bücherei, der heuti-gen Stadtbibliothek, zugleich größte öffentliche Bibliothek derOberlausitz. Das Bautzener Landständehaus und die angrenzen-den Häuser wurden in den Jahren von 1996 bis 2001 umfassendmodernisiert und sind heute Sitz der Stadtbibliothek und desArchivverbundes Bautzen.

Hier befand sich einesder zuerst besiedeltenGebiete des historischenStadtkerns. 1377 wurdedieses Viertel »Uff demIrrenberg« bezeichnet.Die Häuser der Nord-seite wurden nach 1634im Renaissancestil unddie der Südseite um1700 im Barockstil er-baut. Bemerkenswert istder erhöhte Bürgersteigan der Südfront der Straße, die bis 1782 durch einen Graben vomSchloss getrennt war. Ebenfalls an der Südfront befand sich von1699 bis 1903 die Schloßapotheke, die einzige neben der Stadt-apotheke genehmigte Apotheke, die dann als Goethe-Apothekein die Goschwitzstraße wechselte.

23 Bautzener Landhaus

23a Schloßstraße

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Als Teil der Stadtbefestigung wurde der Turmvor 1522 errichtet. 1522 wurde das hölzerneOberteil durch einen steinernen Rundturmersetzt. 1614 brannte der Turm durch Blitz-schlag ab und wurde 1678 wiederaufgebaut.1775 erhielt das Dach seine heutige Kegel-form. Seit 2011 befindet sich im Nicolaiturmdie ständige Ausstellung »Die via regia im Bautzener Land«. DerSchlussstein des stadtseitigen Torbogens der Nicolaipforte soll denKopf des Stadtschreibers Peter Preischwitz darstellen, der 1429 ver-mutlich versuchte, die Stadt an die Hussiten zu verraten – wahrschein-lich ist es aber die Darstellung des Heiligen Nikolaus. Am oberenrunden stadtseitigen Teil der Wehranlage des Nicolaiturmes befindetsich ein mittelalterliches Stadtwappen aus Sandstein. Die Nicolaipforteist heute noch der einzige in ursprünglicher Form erhaltene Stadtzugang.

1407 schenkte der Ratsherr Her-mann von Unau seinen Weinbergvor dem Nicolaiturm dem Domkapi-tel zur Anlage eines Friedhofes.Dieser erhielt 1455 als Friedhofseine Weihe. Die hier 1444 erbautezweischiffige spätgotische Nicolaikirche war von 1619 bis 1621Pfarrkirche der Katholiken. Im Dreißigjährigen Krieg wurde sie1634 zerstört und ist seitdem Ruine, in deren Innenraum seit 1745begraben wurde. Der Wehrgang der Kirchenruine ermöglicht einenBlick auf den Spreeübergang der alten Handelsstraße »via regia«mit der Hammermühle (1862) und der Papiermühle (16. Jh./1805).

Der um 1500 an der Westseitedes heutigen Nicolaifriedhofeserbaute Turm brannte 1634 ausund wurde 1674 neu errichtet. Der obere Teil des Turmes wurde1776 abgetragen. Im Halbrund der Turmruine befindet sich eineGedenkstätte für die Gefallenen beider Weltkriege mit deutscherund sorbischer Inschrift.

24 Nicolaiturm

25 Nicolaikirchruine und -friedhof

25a Pulverturm

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1503 wurde der fünfgeschos-sige Rundturm mit seinen 3,5 mstarken Mauern als Befesti-gungswerk erbaut. Im Kriegsfallwar er von den unterhalb desZwingers wohnenden Gerbernzu verteidigen und erhielt des-halb seinen Namen. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Bastei1620/34 zerstört und 1703 erneut aufgebaut. Sie diente als Pest-krankenhaus, Schützenbastei, Kaserne und Turnhalle (1838–1866)und ist seit 1913 Jugendherberge. In den Jahren 2002 bis 2003 er-folgte eine vollständige Modernisierung der Jugendherberge, derhierbei zwei Häuser der Gerberstraße angeschlossen wurden.(www.djh-sachsen.de/jhbautzen)

Als zweitoriger Stadteingang und Zwingerzugang wurde der Turmvermutlich Ende des 15.Jahrhunderts erbaut. Ander Nordseite befindet sichnoch heute ein nach 1400gearbeitetes Sandstein-relief mit Kreuzigungs-gruppe. Nach Reparaturen1515 brannte das Turm-oberteil 1634 im Dreißig-jährigen Krieg aus undwurde 1673 im manieristi-schen Stil mit vier Giebelnwiederaufgebaut. Das nacheinem Blitzschlag zerstörteuntere Dach erhielt 1833seine heutige Form. 1840erfolgte der Abbruch desdem Turm vorgebautenRondells mit dem zweiten Tor und dem überdachten Wehrgang.Der von zwei Zugbrücken gesicherte Graben wurde eingeebnet.Aus dem spitzförmigen Torbogen entstand der heutige Rund-bogen. Durch das Tor führte einst die erste Zufahrt von der altenHandelsstraße »via regia« zur Stadt.

26 Gerberbastei

27 Schülerturm

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Die 1404 als »Gerbergas“ erwähnte Straßewurde nach den hier wohnenden Loh- undWeißgerbern benannt, die sich wegen Ge-ruchsbelästigung außerhalb der Stadtmau-ern und wegen ihres Wasserbedarfes ander Spree angesiedelt hatten. In der Oberlausitzer Grenzurkundevon 1213 wird von einer »antiqua strata« (Alte Straße) und in einerUrkunde von 1252 von einer »strata regia« (Königliche Straße) be-richtet. Die Gerberstraße ist ein Teil jener »via regia« (Hohe Straße),die von Köln kommend über Erfurt nach Leipzig, Großenhain, Kamenz,Bautzen durch den Ortsteil Broditz, der heutigen Töpferstraße, weiternach Görlitz, Breslau und Krakau führte. Sie war nicht nur geographischsondern auch wirtschaftlich die Hauptachse des Budissiner Landes.

Zeitgleich mit dem Reichenturm wurde der Wendi-sche Turm 1490/92 in der Nähe einer Sorben (Wen-den)-Siedlung zum Schutz des Wendischen Toreserbaut. 1566 erfolgte eine massive Bekrönung derdurch den Sturm zerstörten hölzernen, schieferbe-schlagenen Spitze. Die Plattform ist von einer Zin-nenbrüstung umgeben, in deren Mitte ein achteckiger Helm mitbacksteinerner Pyramidenspitze ruht. 1663 verlagerte die Stadtdas Schuldgefängnis in den Wendischen Turm. 1841 konnte eingeplanter Abriss des Turmes durch den Dresdener ArchitektenGottfried Semper verhindert werden, der beim Anbau der Kaserne1842/44 den Turm in das Ensemble einbezog. 1992 erfolgte eineAußenrestaurierung des Turmes.

Die Alte Kaserne wurde 1842/44 nachEntwürfen des Dresdener ArchitektenGottfried Semper für die seit 1764 inBautzen stationierte Garnison erbautund fasste 350 Soldaten. Das Bau-werk ist dem Wendischen Turm und der ehemaligen Stadtmauer an-gepasst. Seit 1933 nutzte das Finanzamt dieses Gebäude. NachUnterbrechungen hielt diese Behörde im Juli 1990 wieder Einzug.

27a Gerberstraße

28 Wendischer Turm

29 Alte Kaserne

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Schon 1359 wurde diese Straßeals »platea divitum«, als »Straßeder Mächtigen, Vornehmen,Reichen« und 1399 als »Richen-gasse« erwähnt. Ihre jetzige An-lage erhielt die Straße nach demgroßen Stadtbrand von 1634. Sie bildete das Zentrum des Handelsund war die wichtigste Verkehrsstraße der Stadt. Die stattlichenBürgerhäuser wurden im Wesentlichen nach den Stadtbränden von1709 und 1720 neu erbaut und mit barocken Fassaden geschmückt.Im Haus Nr. 4 von 1720/40 befand sich von 1833–1898 das BautzenerPostamt. Vom Haus Nr. 5 soll Napoleon I. im Mai 1813 das Schlacht-feld im Osten der Stadt beobachtet haben. Am Haus Nr. 14 von 1709sind hebräische Schriftzeichen zu finden und das vergoldete Segel-schiff der Nr. 29 weist auf ein Kauf- und Handelshaus hin. Mit der1981 erfolgten Rekonstruktion der Reichenstraße, in der die Fassa-den der Häuser renoviert wurden, entstand ein Fußgängerbereich.

Beim Ausbau der inneren Stadtbe-festigung im 14./15. Jahrhundertentstand 1490/92 der untere Teildes Turmes. Nach Zerstörungendurch Brände 1620, 1639, 1686 und1709 erhielt der Turm 1715/18 einensteinernen Barockaufsatz nacheinem Entwurf von Johann ChristophNaumann. 1747 wurde die erste Nei-gungserscheinung des Turmes fest-gestellt. 1837 kam es zum Abbruchdes Reichentores mit den vier hintereinander liegenden gotischenTorbögen und dem Mauerrondell, wobei der innere Bogen am Turmals Rundbogen erhalten blieb. Dabei wurde das 1593 geschaffeneDenkmal König Rudolfs II., ursprünglich über dem äußeren Tor-bogen platziert, an die Ostseite des Turmfußes versetzt. 1968wurde auch der letzte Torbogen abgebrochen. 1953/54 erfuhr der3200 Tonnen schwere Turm eine Fundamentbefestigung, da ernur 80 cm tief begründet war und der Neigung von 1,44 m Einhaltgeboten werden musste. 1991/93 erfolgte eine umfassendeRestaurierung.

30 Reichenstraße

31 Reichenturm

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1319 fiel die Oberlausitz an das König-reich Böhmen und 1526 kamen die Habs-burger auf den Böhmischen Thron. Von1575 bis 1611 war Rudolf II. (1552 bis 1612)König von Böhmen (Kaiser 1576–1612)und damit Landesherr der Oberlausitz.Das 1593 von der Stadt Bautzen beauf-tragte und vom Görlitzer Bildhauer Jakob Michael geschaffeneDenkmal zeigt Rudolf im böhmischen Königsornat. Herolde haltenSchilde mit den Wappen des Königreichs Böhmen und der StadtBautzen. Die Darstellung des Königs über dem Hauptzugang derStadt war Symbol der Anerkennung von Herrschaft und Einheit inpolitisch unruhiger Zeit. Im Reich stieg der konfessionelle Zwistnach dem Augsburger Religionsfrieden von 1555 an und von außenwar es durch einen Krieg mit dem Osmanischen Reich bedroht.Das Bautzener Denkmal ist das weltweit einzige monumentaleBildnis von Rudolf II., es wurde 1994 und 2011 einer Restaurierungund Wiederherstellung unterzogen.

1869 wurde das »Alterthumsmuseum der Stadt Bautzen« im altenBürgerschulgebäude am Wendischen Graben eröffnet. 1880 wurdees in die Innere Lauenstraße Nr. 10 und 1884 als »Stiebermuseum«in das neu errichtete Gewandhaus verlegt. Appellationsgerichts-präsident Dr. Friedrich Carl Gustav Stieber hatte 1877 seine reichePrivatsammlung Lausitzer Altertümer und ein Stiftungskapital von62 100 Mark an die Stadt übergeben. Die ständige Erweiterung derBestände u. a. durch den Buchhändler Oskar Roesger sowie dieÜbereignung der Gemäldesammlung des Kommerzienrates OttoWeigang machten 1910/12 einen Museumsneubau am Kornmarkterforderlich, zu dem Weigang noch 120 000 Mark stiftete. 1930/31wurde ein mehrstöckiger Erweiterungsbau errichtet, in dem nebendem Stadtmuseum auchdie Stadtsparkasse ein-zog. Nach vollständigerModernisierung wurdedas Museum 2009wieder eröffnet undumbenannt: MuseumBautzen.

31a Denkmal Rudolf II.

32 Museum Bautzen

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Der seit dem 17. Jahrhundert zunehmende Getreidehandel veran-lasste die Stadt, 1844 den Handelsplatz von der Korngasse nachdem neuen Kornmarkt zu verlegen. Als die Stadt 1850 den Getrei-dehandel auch fremden Händlern ermöglichte, stieg dieser derart,dass der Marktplatz nach der Tuchmacherstraße hin erweitertwurde. Die eigentümliche,gebogene Form des Markteswurde durch den Verlauf derfrüheren inneren Stadtbe-festigung bestimmt. Bis1918 diente der Marktplatzauch den Paraden der Garni-son. Politische Kundgebun-gen erlebte der Platz in allenEpochen des 20. Jahrhun-derts. Ein 1972 errichtetes 13-stöckiges Hochhaus wurde 2001wieder abgebrochen und von 1999 bis 2000 wurde das Kornmarkt-Center auf einem Teil des südlichen Kornmarktes erbaut. Nach1945 wurde der Kornmarkt in Platz der Roten Armee umbenannt,seit 1990 trägt er wieder seinen historischen Namen.

Von 1897 bis 1904 wurde andieser Stelle mit Spendender sorbischen Bevölkerungdas »Serbski dom« (Wendi-sche Haus) nach den Plänendes Dresdener ArchitektenGrothe erbaut. In diesem re-präsentativen Bauwerk be-fanden sich der Sitz der 1912gegründeten Domowina, dieseit 1847 wirkende wissen-schaftliche Gesellschaft »Maćica Serbska« mit Museum, Biblio-thek und Archiv, der Turnverband Sokol sowie die Smoler’scheBuchhandlung und -druckerei. 1937 wurden die sorbischen Orga-nisationen und Einrichtungen von den nationalsozialistischenBehörden verboten und das Inventar vernichtet. 1945 wurde dasGebäude bei den Kampfhandlungen zerstört.

32a Kornmarkt

32b Ehemaliges Wendisches Haus

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Die 1867 erbaute Gaststätte »Bürgergar-ten« war ein bedeutendes Versammlungs-lokal Bautzener Bürger, in dem auchKonzerte stattfanden. Das nach 1945»Volkshaus« genannte Lokal ist seit derGründung des Staatlichen Ensembles fürsorbische Volkskultur 1952 dessen Sitzund wurde ab 1960 umgebaut.Das professionelle Ensemble bietet sorbische Volkstänze, Volks-lieder und Trachten dar und stellt das sorbische Brauchtum aufGrundlage ethnografischer Quellen und zeitgenössischer Sicht-weisen vor. 1990 wurde es in der deutschen Bezeichnung inSorbisches National-Ensemble umbenannt. (www.sne-gmbh.de)

Der zunehmende Verkehr machte Anfang des 20. Jahrhundertseinen direkten Spreeübergang zur Stadt erforderlich. Als Ablösungdes alten Stadtzuganges über die Heilige-Geist-Brücke und alsEntlastung der Hammermühlenbrücke wurde die Kronprinzenbrü-cke 1909 nach zweijähriger Bauzeit durch den sächsischen KönigFriedrich August III.eingeweiht. 1945wurde sie, wie alleanderen 17 Brückender Stadt, von derWehrmacht ge-sprengt. Nach dreijähriger Bauzeit konnte die 181 m lange, 15 mbreite und 23 m hohe Friedensbrücke dem Verkehr wieder übergebenwerden, eine vollständige Sanierung wurde 1998 abgeschlossen.

Ein bronzezeitlicher Burgwall derLausitzer Kultur (1100–900 v. Chr.)riegelte den Protschenberg im Wes-ten ab und begrenzt den Burgbezirkvon 250 x 150 m. Eine Nachbesied-lung folgte im 11./12. Jahrhundert.

32c Sorbisches National-Ensemble

33 Friedensbrücke

34 Protschenberg

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Der Ersterwähnung 1585 als Proczechenberg folgte 1680 Protz-schenberg, später Proitschenberg und Protschenberg. Der 1789eingeweihte Friedhof erhielt 1884 eine Kapelle. 1922 wurde derOrt Seidau mit dem Protschenberg nach Bautzen eingemeindet.Der Friedhof ist Begräbnisstätte für Seidau und umliegendeDörfer. Drei bedeutende Sorben fanden hier ihre Ruhestätte:Jan Arnoš Smoler, Dr. Rudolf Jenč und Jurij Winar. Der Berg dienteals Platz für Spiele und Belustigungen. Am bekanntesten war dasEierschieben, bei dem seit dem 19. Jh. bis 1964 jeweils am Oster-sonntag Kinder Eier, Semmeln, Äpfel und Apfelsinen auffingen,die ihnen vom Berg zugeworfen wurden.

Dieses Tor überspannte die aufstei-gende Gerberstraße und berühmteHandelsstraße »via regia« mit zweiBögen. Es ist der Anfang der äuße-ren Stadtmauer und schützte denZugang der Stadt von Norden her.Das Tor wurde 1845 abgebrochen. Das um 1800 erbaute Eckgebäudezur Spreegasse war bis 1923 Brückenzolleinnehmerhäuschen.Gegenüber der Straße führen seit 1522 110 Nicolaistufen zur hoch-liegenden Nicolaikirche mit ihrem umlaufenden Wehrgang.

Im Jahre 1547 wurden alle Stadt-bürger zum Waffendienst verpflichtet.Das durch Hochwasser zerstörteSchützenhaus im Spreetal wurde1553 auf diesem Platz neu erbaut. Zur Ausbildung an den Waffenerrichtete man später Schießstände. 1559 wurde das Schützenhausals Pestlazarett genutzt. Nachdem bereits 1767 eine Gaststättevorhanden war, wurde der Platz 1792 zu einer Park- und Grünanlageausgebaut und für Volksfeste genutzt. In der Gaststätte »Schützen-haus« fand 1845 das erste sorbische Chorkonzert unter Leitung desSchöpfers der sorbischen Kunstmusik, Korla Awgust Kocor (1822–1904), statt. 1945 wurde das Schützenhaus zerstört. Die neueSporthalle wurde 1977 eingeweiht. 1992 erhielt der Platz die Be-zeichnung Schützenplatz, nachdem er bis 1935 Schießbleiche,dann Schützenplatz und ab 1945 Platz des Friedens hieß. Der Platzentwickelte sich zu dem Veranstaltungs- und Festplatz der Stadt.

35 Gerbertor

36 Schützenplatz

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Die Kupferverarbeitung in einerKupfermühle wird in Bautzen schon1544 erwähnt. Der spätere Kupfer-hammer von Tietzens Eidam befandsich seit 1820 im Besitz von Tietzens Schwiegersohn Johann GeorgReinhardt, wurde 1884 vergrößert und führte fortan den NamenKönig-Albert-Werk. Bis 1930 wurde das Werk ständig erweitert undmodernisiert. Es beschäftigte 700 Arbeiter und Angestellte. ImJahre 1925 verließen 9200 Tonnen verarbeitetes Kupfer das Werk.1933 waren hier ca. 500 Menschen vor ihrem Abtransport in dasKonzentrationslager Hohenstein inhaftiert.

Die Königlich-Sächsische Landesstrafanstaltwurde von 1900 bis 1904 mit 1092 Haftplät-zen gebaut. Während der nationalsozialisti-schen Herrschaft von 1933 bis 1945 wurdenzunehmend politische Gefangene, unter an-derem Ernst Thälmann, inhaftiert. Ab Mai1945 bis Februar 1950 nutzte die sowjetische Besatzungsmacht dieAnstalt als Speziallager, vor allem für politische Gefangene. Über3000 Menschen ließen in diesem Lager durch die unmenschlichenHaftbedingungen ihr Leben. An sie erinnert eine Gedenkstätte aufdem Karnickelberg westlich der Anstalt. 1950 erfolgte die Übergabean das Ministerium des Innern, Deutsche Volkspolizei. Ab Herbst1989 gab es Bemühungen zur Humanisierung des Strafvollzugesfür die ca. 2200 Gefangenen unter Mitwirkung einer Bürgerinitia-tive. Die Anstalt ist seit 1990 Justizvollzugsanstalt und hat ca. 500Haftplätze. 1991/92 begann eine grundlegende Sanierung desGesamtkomplexes, welche noch nicht abgeschlossen ist.

1363 wurde dieser Straßenzug als»platea lapidum« (Steingasse) er-wähnt. Um 1400 gepflastert, galt erals die älteste gepflasterte Straße Bautzens. Um 1510 erfolgte eineErneuerung, da der Abschnitt zwischen Ferkelmarkt und Holzmarktversumpft war. Im Gebiet um die Liebfrauenkirche entstand eine ☛

37 Kupferhammer

38 Justizvollzugsanstalt

39 Steinstraße

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Kaufmannssiedlung. Bis 1899 befand sich die alte Maria-und-Mar-tha-Kirche und das gleichnamige Hospital in der Straße. Schon1593 gab es den Gasthof »Goldener Löwe«, ab 1969 »Gastmahldes Meeres«. Vor 1868 wurde aus dem Gasthof das Hotel »ZurGoldenen Krone«. Um 1900 hieß es »Zur Krone«, später »StadtBautzen« und besaß mit 960 Plätzen den größten Veranstaltungs-saal der Stadt. 1971 wurde an der Ecke Steinstraße/WendischerGraben das »Hotel Lubin«, später „Hotel Stadt Bautzen“, erbaut und1998 nach einem Umbau als »Holiday Inn Bautzen« wiedereröffnet.

Die Kirche wurde erstmals 1293 als Kirche»zu Unserer Lieben Frau« auf dem Salzmarkt,heute Kirchplatz, erwähnt. Von 1318 bis 1865befand sich hier ein Friedhof. 1431 wurde siedurch die Hussiten zerstört und 1443 wieder-aufgebaut. 1620, 1634 und 1686 wurde die Kir-che durch Kriege und Brände erneut zerstörtund 1690 mit einer Halle aus Stein neu erbaut. Seit 1647 diente siean Stelle der 1634 zerstörten Nicolaikirche als Pfarrkirche für dieVorstadtbewohner und die katholischen Sorben der umliegendenDörfer. 1848 wurde die Kirche erneuert und innen renoviert. Von 1864bis 1900 erhielt sie ihre heutige Gestalt. 1897, 1936, 1972/73 und 1998erfolgten weitere Restaurierungen. Heute ist sie Filialkirche derRömisch-Katholischen Dompfarrgemeinde St. Petri (sorbische Kirche).

Seit Mitte des 14. Jahrhunderts lebten inBautzen Juden. 1894 wurde die Israeliti-sche Religionsgemeinde gegründet; ihr Vorsitzender war Hugo Leh-mann, dem 1907 A. W. Altmann folgte. Zu dieser Zeit hatte die Gemeindeetwa 90 Mitglieder. 1933 bis 1938 stand Kurt Rieß der Gemeinde vor.In diesem Gebäude, der Rohproduktenhandlung von S. Sußmann,befand sich ein Betraum. Dieser Betraum wurde am 10.11.1938 vonder SA verwüstet, die Inneneinrichtung auf der Straße verbrannt.Während des Pogroms wurden die jüdischen Männer, Frauen und Kindervon der SA durch die Straßen getrieben, ihre Geschäfte und Wohnungenzerstört. In der Zeit des Nationalsozialismus wurden 56 Bautzener Judenin Konzentrationslager deportiert; 54 von ihnen ließen dort ihr Leben.Einigen gelang es, der Vernichtung durch Emigration zu entgehen.Damit war die jüdische Gemeinde in Bautzen ausgelöscht.

40a Jüdischer Betraum

40 Liebfrauenkirche

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Der Platz bildete sich um1000, noch vor der Stadtwer-dung heraus. Er wurde im15. Jahrhundert durch die 5m hohe äußere Stadtmaueröstlich abgeschlossen. Hierbefand sich das äußere Reichentor, auch Heugentor genannt, das1826 entfernt wurde. 1374 »uf dem Heuge«, später u. a. »Heuge«,»Hewge« genannt, ist er der ältere der zwei Vorstadtplätze. Durchihn führte die alte westöstliche Haupthandelsstraße »via regia«.Der südliche, an die Steinstraße angrenzende Platzteil hieß nochlange nach 1600 »uff der Schiepe« (bei der Schöppe). Erst im 19.Jahrhundert erhielt der Platz wegen des dortigen Holzkohle- undBrennstoffhandels der Heidebauern seinen heutigen Namen.

1550 wurde die Marienkapelle aus dem städtischen Taucherwaldbei Uhyst nach hier umgesetzt. 1587 erfolgte der Anbau einesHospitals. Ratsbaumeister Wenzel Röhrscheidt d. J. erbaut nachSturmschäden 1598/99 die Kirche neu, 1662 kam ein Dachreiterhinzu. Schäden von 1620/39 und 1778–1859 wurde beseitigt unddie Kirche umge-baut, 1899 dasHospital abgebro-chen. Der Friedhof,1523 eingeweiht,erhielt 1630 seineerste Einfriedung.1598 bis 1899wurde er mehrmalserweitert und 1885eine Leichenhallegebaut. Bemer-kenswert sind die barocke Grufthausstraße (18. Jh.) sowie zahl-reiche Grabdenkmale (17. bis 19. Jh.). Die Francksche Gruft, einzweistöckiger quadratischer Bau von 1745, hatte F. G. Francke fürsich, seine Frauen und ein Kind bauen lassen. Der sorbischeSprachforscher Dr. Arnošt Muka fand auf dem Taucherfriedhofseine Ruhestätte. Die Opfer der Kämpfe um Bautzen von 1945sind in schlichten Massengräbern im Ostteil beigesetzt.

41 Holzmarkt

42 Taucherkirche und -friedhof

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Die repräsentative Jugendstilvillawurde 1903 von Rudolf Weigangerbaut. Die Familie Weigang be-wohnte das Haus bis Ende der 20erJahre. Die Villa ist reich gegliedertund besitzt eine große, mit einerGlaskuppel abgeschlossene, zwei-geschossige Zentralhalle, um diejeweils sieben Wohnräume und Salons gruppiert sind. Die Innen-räume sind verschiedensten kunstgeschichtlichen Stilen Europasund des Orients gewidmet. Der Garten enthielt ein Palmenhaus,Wirtschaftsgebäude und eine Teichanlage mit Grotten. Nach demVerkauf der Villa an die Stadt Bautzen im Jahre 1936 erfuhr die Villaeine Vielzahl unterschiedlicher Nutzungen. Seit 1998 ist die Villain Privatbesitz und wurde seitdem behutsam rekonstruiert. Heutezeigt sich das Haus und das Gesamtareal wieder nahe am ursprüng-lichen Zustand. Die Villa kann heute für Veranstaltungen, Hochzei-ten und Trauungen genutzt werden. (www.villa-weigang.de)

Das Untersuchungsgefängnis wurde 1906 als Teil des Amts- undLandgerichts eröffnet. Erstmals waren hier während der NS-Dik-tatur ab 1933 politische Gefangene inhaftiert.Nach dem Krieg übernahm der sowjetischeGeheimdienst 1945 das Gebäude als Opera-tivgefängnis des NKWD. Hier wurden Verhörezur Aburteilung durch ein sowjetisches Mili-tärtribunal durchgeführt, das im benachbar-ten Gericht tagte. Im September 1949 fiel dasGefängnis zurück an die deutsche Justiz. 1956 wurde es Sonder-objekt des Ministeriums der Staatssicherheit. »Bautzen II« war inder DDR ein Hochsicherheitsgefängnis zur Inhaftierung von Re-gimekritikern der DDR sowie Bürgern der BRD, die wegen Flucht-hilfe oder Spionage verurteilt wurden. Im Zuge der FriedlichenRevolution wurden Ende 1989 alle politischen Häftlinge entlassen.Anfang 1992 schloss das Sächsische Justizministerium das Ge-fängnis, das seitdem Gedenkstätte ist.(www.gedenkstaette-bautzen.de)

43 Villa Weigang

44 Ehemaliges Gefängnis der

Staatssicherheit „Bautzen II“

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Die Kirche wurde 1382 erstmals und 1620in Verbindung mit dem »Maria-Marthen-Hospital« erwähnt. Hospital und Kirchebefanden sich auf der Steinstraße undwurden 1488, 1620 und 1686 durch Brändezerstört. 1693 beschloß der Rat der Stadt,in das durch Brand zerstörte Hospital »einKirchlein einzubauen«.1888/91 wurde dann die Katechismus-und Garnisonskirche am jetzigen August-Bebel-Platz im neugoti-schen Stil neu errichtet. 1971 wurde der Altarraum neu gestaltetund 1975 nach einem Sturmschaden der 68 m hohe Turm verein-facht. 1975/78 wurde die Kirche umfassend restauriert und 1985die Bautzener Eule-Orgel mit 2691 Pfeifen eingeweiht. Heute ist sieFilialkirche der Evangelisch-Lutherischen Kirchgemeinde St. Petri.

Bautzen erhielt am 24. Juni1846 den Anschluss an dieSächsisch-Schlesische Ei-senbahn von Dresden undam 1. September 1847wurde die Strecke Dresden-Görlitz eröffnet. Mit demBau der Nebenstrecke über Wilthen und Bad Schandau erfolgte 1877die Erweiterung des Empfangsgebäudes, das 1921 seine heutigeGestalt erhielt. 1890 wurde die Linie nach Königswartha fertigge-stellt und 1908 über Hoyerswerda nach Berlin weitergeführt. 1945brannte das Bahnhofsgebäude aus und wurde wieder erneuert.Die Sgraffitos von Alfred Herzog in der Bahnhofshalle stellen tradi-tionelle Wirtschaftszweige der Region dar.

Die von Kommerzienrat Britze 1885 erbauteVilla war die Wirkungsstätte der MalerinMarianne Britze (1883 bis 1980). Mit ihrenexpressiven Stadtbildern und Blumenstill-leben ist sie eine der bedeutendsten ☛

45 Maria-und-Martha-Kirche

46 Bahnhof

47 Sorbisches Institut

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Malerinnen des frühen 20. Jahrhunderts in der Oberlausitz. Der zum Grundstück gehörende Garten ist als einer der wenigenVillengärten des 19./20. Jahrhunderts erhalten und steht unterDenkmalschutz. Nach 1945 wurde dieses Gebäude als Mädchen-internat der Sorbischen Oberschule genutzt. 1952 bis 1991 war esSitz des Instituts für sorbische Volksforschung der Deutschen Aka-demie der Wissenschaften. Heute ist hier das Sorbische Institut e. V./Serbski institut z. t. mit den Abteilungen Sprachwissenschaft, Kultur- und Sozialgeschichte, Empirische Kulturforschung/Volks-kunde sowie der Sorbischen Zentralbibliothek und dem Sorbi-schen Kulturarchiv untergebracht. (www.serbski-institut.de)

Das Gebäude der Landkreisverwaltung Bautzen ist in den Jahren1907 bis 1910 als Haus der Oberlausitzer Landstände mit Land-ständischer Bank er-baut worden. DerEntwurf stammte vondem Dresdner Archi-tekturbüro Lossow &Kühne. Der barockeVorgängerbau in derSchloßstraße, vondem das Provinzial-wappen der Oberlausitz über dem Portal stammt, diente den Land-ständen, die in relativer Selbständigkeit gegenüber den Landes-herren die Provinz verwalteten, als Versammlungsort. Mit Erlassder »Urkunde über die Anwendung der Verfassung des KönigreichesSachsen auf die Oberlausitz« im Jahre 1834 wurde der politischeSonderstatus der Oberlausitz beendet. Die Landstände existiertenaber bis 1945 weiter als Körperschaft des öffentlichen Rechts.

Das Gebäude wurde 1865/67 als humanistisches Gymnasiumerbaut. Als älteste Schule der Stadt ist es Nachfolgerin der 1527gegründeteten Evangelischen Ratsschule (Lateinschule) in derehemaligen Schulbastei am Kornmarkt (Standort des heutigenMuseums Bautzen). Der Philosoph und Mediziner Dr. Gregor Mät-tig zählte zu den Schülern und Philipp Melanchthon besuchte 1559diese Ratsschule. Zu den bekanntesten Gymnasiasten gehören dieSchriftsteller Wilhelm von Polenz, Peter Bamm und Jurij Brězan ☛

48 Landratsamt

49 Philipp-Melanchthon-Gymnasium

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sowie der Mitorganisator des 20. Juli1944 General Friedrich Olbricht. 1936war das Gymnasium eine städtischeOberschule für Jungen, seit 1945 Handels-und Berufsschule, dann PolytechnischeOberschule und seit 1992 wieder Städti-sches Gymnasium. 1998 wurde es nachPhilipp Melanchthon benannt. Die Gie-belinschrift »Gelehrsamkeit–Weisheit–Frömmigkeit« weist auf die Ziele derklassisch-humanistischen Bildung hin.

An dieser Stelle befindet sich die letzteerhaltene Zinne der äußeren Stadt-mauer. Um 1400 wurde die äußere Stadt-mauer erbaut. Davor befanden sich derinnere Festungsgraben, der Festungswallund der äußere Graben, die im 15. Jahr-hundert errichtet und 1859 bis 1891 ein-geebnet wurden. An ihren Stellen wurden die Parkanlagen sowieStraßen geschaffen, die etwa 2 km im Halbkreis die Kernstadt imSüden, Osten und Norden umgeben.

Das Hauptpostamt wurde1897/98 erbaut. Nach seinerZerstörung im April 1945wurde es 1951–1954 neu er-richtet. Das Sgraffito des Ma-lers Emil Pischel aus Ostritzan der westlichen Turmfassadezeigt die Postboten auf denfünf Kontinenten und einesie begrüßende katholischeSorbin. Die Glasmalerei »DiePost im Wandel der Jahrhun-derte« im Foyer schuf dieFirma Lucas aus Zittau nachEntwürfen von Karl W.Schmidt.

50 Stadtmauerzinne

51 Postamt

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Der sorbische Wissen-schaftsverein »MaćicaSerbska« erwarb dasGrundstück der kriegs-zerstörten Lessing-schule, nachdem dasWendische Haus/Serbski dom am Lauen-graben 1945 vernichtetwurde. Anlässlich des100-jährigen Bestehens der »Maćica Serbska« 1947 erfolgte dieGrundsteinlegung. Der Neuaufbau wurde vor allem aus Spendenfinanziert und durch freiwillige Brigaden der sorbischen Jugendunterstützt und 1956 eingeweiht. Die Skulptur von Konrad Sendean der Ostfassade zeigt den ersten Jugendbrigadeleiter PawołŠenkar. Im Foyer befindet sich ein farbiges Glasmosaik »SorbischeBräuche im Jahresablauf nach Folkloreregionen mit dem Symbolder Domowina« (1966) des sorbischen Nationalkünstlers MěrćinNowak-Neumann.Das Haus der Sorben ist Arbeitsstätte u. a. der Domowina - BundLausitzer Sorben, der Maćica Serbska, Stiftung für das sorbischeVolk.

Der Name Gosczic oder Goschicztaucht erstmalig zwischen 1360und 1370 als Ortsbezeichnungund auch als Personenname auf.Ursprünglich als Sackgassendorfentstanden, wurde der Ort 1359eingemeindet. Um 1403 wurdeneben Gossicz auch der NameGossiczgasse üblich. Das Go-schwitztor zwischen Wallstraße und Schilleranlagen an der Bahn-hofstraße wurde 1422 zugemauert. Der einstige Dorfteich, die»Pferdepfütze« auf dem heutigen Postplatz, bestand noch bis Mittedes 19. Jahrhunderts. 1780 wurde entlang der Goschwitz ein Wegbefestigt und mit Linden bepflanzt. Die Bezeichnung der SiedlungGoschwitz als Straße erfolgte erst im 18. Jahrhundert.

52 Haus der Sorben

53 Goschwitzstraße

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54 Seminarstraße

Um 1400 wurde dieserStraßenzug als der »RhoteTurm« erwähnt. Der Nameder Straße nahm zu demgleichnamigen Befesti-gungsturm der südlichenStadtmauer Bezug. 1620wurde die Straße in Hirten-gasse umbenannt, da hierder Stadthirt täglich dasVieh austrieb und sein Wohnhaus hier errichtet hatte. Das an deräußeren Mauer errichtete Hirtentor wurde vom Roten Turm be-schützt. Ein 1616 erwähntes Leineweberhaus deutet auf eine An-siedlung von Leinewebern in der Hirtengasse und Goschwitz hin.1855/57 wurde an den Schilleranlagen das Landständische Seminarerbaut, zu dem 1865 eine Turnhalle hinzu kam und das 1892 und1901 erweitert wurde. Die Straße erhielt nun die Bezeichnung Straßezum Seminar, aus der sich dann der heutige Name entwickelte.

Nach dem Umbau der Schützenbastei wurde dort 1796 das ersteTheater in Bautzener eröffnet. Zuvor fanden die Aufführungen aufdem Gewandhausboden statt. 1813 diente das Theater als Laza-rett, wurde zerstört und wieder aufgebaut. 1865 ging es in denBesitz der Stadt über undwurde 1868/71 völlig umge-baut. 1905 erhielt es die um1840 von Ernst Rietschel ge-schaffenen Giebel-Figuren»Die Allegorie der Tragödie«,die sich bis zum Brand 1868am Dresdner Hoftheater be-fanden. Stadttheater undSorbisches Volkstheater wurden 1963 zum Deutsch-SorbischenVolkstheater vereint, dem einzigen professionelle zweisprachigeTheater Deutschlands. 1968 wurde das Haus am Lauengraben auskulturpolitischen Gründen abgebrochen und 1975 hier in denSchilleranlagen als Zweckbau vor dem Societätsgebäude neuerrichtet. Eine umfassende Modernisierung und Erweiterung fandvon 2006 bis 2011 statt. (www.theater-bautzen.de)

55 Deutsch-Sorbisches Volkstheater

Page 38: Bautzen – Geschichte entdecken

Bis zur Fertigstellungder Kronprinzenbrücke,heute Friedensbrücke,1909 war die DresdenerStraße eine wichtige Zu-fahrt in die Stadt. Hieram Äußeren Lauentorwurde das Akzisehaus1768 erbauten, in dem die 1705 in der Oberlausitz eingeführte Ge-neralkonsumtionsakzise eingenommen wurde. Diese Verbrauchs-steuer hatte der der sächsische Kurfürst August der Starke, gegenden Widerstand der Stände und Städte beim außerordentlichenOberlausitzischen Landtag in Bautzen 1704 durchgesetzt. Mit denso erzielten zusätzlichen Einnahmen wollte er sich den polnischenThron zurückholen, den er 1697 erlangte und 1704 an den vom Kö-nigreich Schweden eingesetzten Polen Stanisław Leszcyński verlor.1709 gelang diese außerordentlich kostspielige Unternehmung,die in Sachsen und der Oberlausitz bezahlt werden musste undAugust wurde wieder König von Polen.

Nachweislich seit 1350 führtean dieser Stelle eine Brückeüber die Spree. Ihr Name gehtzurück auf die 1359 auf derlinken Spreeseite errichteteKirche mit Kirchhof und dasHospital zum Heiligen Geist.Nachdem die hölzerne Brückemehrmals durch Wasserfluten zerstört wurde, errichtete man sie1595 mit steinernen Bögen und Brustmauern. Bei einem Umbau1846 wurde die ursprünglich sehr schmale Fahrbahn verbreitertund abgeflacht. Die Brücke erhielt damit ihr heutiges Erscheinungs-bild. Eine Holzkonstruktion ersetzte nach 1945 die in den letztenKriegstagen gesprengten zwei Brückenbögen. 1965 wurden statt-dessen Stahlträger eingezogen. Seitdem war sie lediglich fürFußgänger und Fahrradfahrer nutzbar. Bei einer achtmonatigenSanierung erhielt die Brücke 1997 durch den Einbau von zweineuen Brückenbögen ihre denkmalgeschützte Gestalt zurück.Sie kann nun wieder für den Straßenverkehr genutzt werden.

56 Ehemaliges Akzisehaus

56a Heilig-Geist-Brücke

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Zur Sicherung dessteigenden Wasser-bedarfs aufgrunddes starken Bevöl-kerungszuwachseswurde 1606/10 dieNeue Wasserkustmit ihrem 45 mhohen Turm durchRatsbaumeisterWenzel Röhrscheidt d. J. erbaut. Im Dreißigjährigen Krieg wurdedas Bauwerk 1620 stark beschädigt und erst 1724/25 wiederauf-gebaut. Dabei wurde der hölzerne Abschluß durch eine steinerneKuppel ersetzt. 1877/ 79 verlegte man die Wasserleitungsrohrein den Straßen mit einer Gesamtlänge von ca. 4 km und mit An-schlüssen zu den Wohngebäuden. 1890 erfolgte die Stillegungder Wasserkunst und im Jahr 1999 deren vollständige baulicheWiederherstellung. Der umgebaute Röhrengang und das ange-baute Neutor sind noch gut erhalten.

57 Neue Wasserkunst

Page 40: Bautzen – Geschichte entdecken

Stadtgespräch bei NachtÖffentliche Führung

s dunkelt bereits, die Nacht zieht langsam auf. Da sieht man am Ende der Gasse ein kleines Lichtlein.

Das Lichtlein der Laterne eines Bautzener Bürgers.Er oder sie gehört dem historischen Stadtvolk an und wirdmit Ihnen gemeinsam des Nachts zwischen Fleischmarktund Nikolaifriedhof durch verwinkelte Gassen und überenge Treppen zu den malerischen Ecken der Altstadtwandeln. Im Laternenschein werden Sie das Neueste vonAnno dazumal und Bautzen erfahren.

Lassen Sie sich von uns überraschen!

Wann: jeden Freitag (April – Oktober)jeden 2. / 4. Freitag (Nov – März)

Dauer: ca. 2 StundenTreffpunkt: am Brunnen auf dem Hauptmarkt

Weitere sagenhafte Angebote und Führungen buchbar unter:

Historisches StadtvolkTelefon: 03591 596395www.sagenhaftes-bautzen.de

Gewandete Führungen

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Öffentliche

Stadtführungen

Zjawne wodźenjapo měsće

1000 Schritte

durch 1000 Jahre

Geführter Rundgangdurch Bautzens historischeAltstadt und entlang deralten Befestigungsanlagen

ab Tourist-Information, Hauptmarkt 1, Dauer ca. 1,5 Std.

Saison (April – Oktober):Mo – Fr 14 UhrSa, So, Feiertag 11 Uhr und 14 Uhr

Nebensaison (November – März):Samstag 11 Uhr

Tourist-Information Bautzen-BudyšinHauptmarkt 1, 02625 Bautzen,Telefon: 03591 42016, Fax: 03591 327629E-Mail: [email protected], Internet: www.tourismus-bautzen.de

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Page 43: Bautzen – Geschichte entdecken

im ehemaligen Stasi-Gefängnis Bautzen II

Weigangstraße 8a, 02625 BautzenTelefon: 03591 40474www.gedenkstaette-bautzen.de

Nr. in der Geschichtspfad-Karte

Öffnungszeiten:Montag – Donnerstag 10 – 16 UhrFreitag 10 – 20 UhrSamstag, Sonntag, Feiertag 10 – 18 Uhr

Öffentliche Führungen:Freitag 17 UhrSamstag, Sonntag, Feiertag 14 Uhr

Eintritt und Teilnahme an den öffentlichenFührungen sind kostenfrei.

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Dresdener StraßeClara-Zetkin-Straße

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Hintere Reichenstr

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An den Fleischbän

An der Petrikirche

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Breitengasse

An der Friedensbrücke

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Am Protschenberg

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Salzenforster Straße Salzenforster Str.

Fichteschulweg

Seidauer Straße

Unterm Schloß Vor dem Gerbertor

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Dresdener Straße

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Hauptmarkt

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ParkplatzTouristik

Burgplatz

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Fleischmarkt

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Goschwitzstraße

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BischofswerdaKamenzDresden

A4, Saurierpark in Kleinwelka,Heide-Teichlandschaft,

Hoyerswerda, Dresden, Berlin

Oberlausitzer Bergland,Oppach, Zittau,

Tschechische Republik

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Geschichtspfad Bautzen

Legende

Tourist-Information

Standort Stadtplan

Panoramablick

Museum

Theater

Sorbische Kulturinformation

Sächsische Städteroute

Spree-Radweg

Jakobsweg

VIA REGIA

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www.ratajczak-design.de - 2012

Steinstraße

Tuchmacherstraße

RosenstraßeKarl-Marx-Str.

Töpferstraße

Am Stadtwall

Schäfferstraße

Breitscheidstraße

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Friedrich-Engels-Platz

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Karl-Liebknecht-Straße

Bahnhofstraße

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Wendische Str.tr.

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ParkplatzTouristik

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Gräberfeld ➚Karnickelberg

Sommerrodelbahn ➚Schlittenmuseum

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KupferhammerTalstraße

Friedrich-List-Str.

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Äußerer Rundgang auf demGeschichtspfad(ca. 3 Std. zu Fuß, ca. 1,5 Std. perRad)

Nummer und Lage der Sehens-würdigkeit im Geschichtspfad

Innerer Rundgang auf demGeschichtspfad(ca. 2 Std. zu Fuß)

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Impressum

Herausgeber:Beteiligungs- und Betriebsgesellschaft Bautzen mbH, Schäfferstraße 44,02625 BautzenFotos: Stadtverwaltung Bautzen, Deutsch-Sorbisches Volkstheater, J.-M. Bierke, Lohse(Chemnitz),detailblick - Fotolia.comLayout, Satz, Tourististische Karte: www.ratajczak-design.deAuflage: 5.000/2012

Tourist-Information Bautzen-Budyšin

Hauptmarkt 1, 02625 BautzenTelefon: 03591 42016Telefax: 03591 327629E-Mail: [email protected]: www.tourismus-bautzen.de

1000 Schritte durch 1000 JahreGeführter Rundgang durch Bautzens historische Altstadtund entlang der alten Befestigungsanlagen,ab Tourist-Information, Hauptmarkt 1, Dauer ca. 1,5 Std.

Saison (April – Oktober):Montag – Freitag 14 UhrSamstag, Sonntag, Feiertag 11 Uhr und 14 Uhr

Nebensaison (November – März):Samstag 11 Uhr

Mit dem „kleinen Mann im Ohr“ durch Bautzen!Leihmöglichkeit audio-guide, Stadtführung per MP3-Gerät(deutsch oder englisch)Ausleihe: täglich ab 9 Uhr in der

Tourist-InformationDauer: individuell