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Kurzstudie für das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie, München „Unternehmensnachfolge in Bayern“ Autoren: Prof. Dr. Frank Wallau Dr. Christina Stadler Dipl.-Volkswirt Sven Boerger Eine Zusammenarbeit von: Fachhochschule der Wirtschaft (FHDW) Fürstenallee 3-5 33102 Paderborn [email protected] Betriebswirtschaftliches Forschungszentrum für Fragen der mittelständischen Wirtschaft e.V. an der Universität Bayreuth Parsifalstraße 25 94554 Bayreuth [email protected]

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Kurzstudie für das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft,

Infrastruktur, Verkehr und Technologie, München

„Unternehmensnachfolge in Bayern“

Autoren:

Prof. Dr. Frank Wallau

Dr. Christina Stadler

Dipl.-Volkswirt Sven Boerger

Eine Zusammenarbeit von:

Fachhochschule der Wirtschaft (FHDW)

Fürstenallee 3-5

33102 Paderborn

[email protected]

Betriebswirtschaftliches Forschungszentrum für Fragen der mittelständischen Wirtschaft e.V. an der Universität Bayreuth

Parsifalstraße 25

94554 Bayreuth

[email protected]

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Inhaltsverzeichnis 

1.  Einleitung 1 

2.  Quantifizierung der für die Jahre 2011 bis 2015 zur Übertragung anstehenden Unternehmen in Bayern und in den einzelnen Regierungsbezirken 2 

2.1  Quantifizierung der für die Jahre 2011 bis 2015 zur Übertragung anstehenden Unternehmen in Bayern 3 

2.2  Quantifizierung der für die Jahre 2011 bis 2015 zur Übertragung anstehenden Unternehmen in den einzelnen Regierungsbezirken 18 

3.  Ergebnisse der empirische Befragung zur Unternehmens-nachfolge in Bayern aus Sicht von Nachfolgeberatern 21 

3.1  Durchführung der Befragung 21 

3.2  Charakteristika der befragten Nachfolgeberater 22 

3.3  Charakteristika der beratenen Unternehmen und Unternehmer 23 

3.4  Initiator für eine Nachfolgeberatung 27 

3.5  Nachfolgevarianten bei der Unternehmensübergabe 29 

3.6  Dauer des Nachfolgeprozesses 32 

3.7  Probleme in der Übergangsphase 34 

3.8  Notfallplanung 37 

3.9  Ansatzmöglichkeiten staatlicher Förderung im Nachfolgeprozess 38 

3.10 Wichtigste Problemfelder im Nachfolgeprozess aus Sicht der Berater 39 

4.  Zusammenfassung und Ausblick 40 

Anhang 43 

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1. Einleitung

Die Unternehmensübergabe ist eine, wenn nicht die größte Aufgabe für eine Unternehmerin bzw. einen Unternehmer. Sie erfolgreich zu meistern, bedarf spezieller, zielgerichteter Informationen, Beratung, Förderung und Weichen-stellung in betriebswirtschaftlicher und gesamtwirtschaftlicher Hinsicht.

Das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Verkehr, Infrastruktur und Technologie hat letztmalig 2005 eine Studie zum Thema Unternehmensnach-folge in Bayern vergeben. Schwerpunkte des Gutachtens1 waren zum einen die Hochrechnung der in der Zeit von 2006 bis einschließlich 2010 zu übertra-genden Familienunternehmen im Freistaat Bayern sowie zum anderen die Identifizierung von Problemen und Handlungsfeldern im Handlungsprozess. Hierzu wurde eine breit angelegte Online-Befragung von bayerischen Unter-nehmen, an der sich 934 Unternehmen beteiligten, durchgeführt.2

Um aktuelle Informationen zum Thema Unternehmensnachfolge zu erhalten, beauftragte das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Ver-kehr und Technologie im September 2011 die Fachhochschule der Wirtschaft Paderborn/Bielefeld mit der Durchführung einer Kurzstudie. Im Mittelpunkt die-ser Kurzstudie steht die Quantifizierung der für die Jahre 2011 bis 2015 zur Übertragung anstehenden Unternehmen in Bayern sowie in den einzelnen Regierungsbezirken, differenziert nach Umsatzgrößenklassen und Branchen (vgl. Kapitel 2). Daneben wurde eine Expertenbefragung von Beratern von öf-fentlichen Einrichtungen und privaten Anbietern, die sich auf die Unterneh-mensnachfolge spezialisiert haben, durchgeführt (vgl. Kapitel 3). Die Exper-tenbefragung erfolgte im Oktober/November 2011 unter Federführung des Be-triebswirtschaftlichen Forschungszentrums für Fragen der mittelständischen Wirtschaft e. V. an der Universität Bayreuth (BF/M), Kooperationspartner der Fachhochschule der Wirtschaft Paderborn/Bielefeld. Schwerpunktthemen der Befragung, an der sich insgesamt über 130 öffentliche und private Nachfolge-experten beteiligten, waren u. a. die Nachfolgesituation der beratenen Unter-nehmen, die gewünschten und letztlich realisierten Nachfolgevarianten, die Notfallplanung sowie Problemfelder und Ansatzmöglichkeiten im Nachfolge-prozess. In Kapitel 4 werden die wichtigsten Ergebnisse zusammengefasst.

1 Vgl. Freund/Kayser (2007), S. 1 ff. 2 Vgl. Freund/Kayser (2007), S. 22 ff.

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2. Quantifizierung der für die Jahre 2011 bis 2015 zur Übertragung an-stehenden Unternehmen in Bayern und in den einzelnen Regierungs-bezirken

Im Gutachten von Freund/Kayser (2007) erfolgte die Hochrechnung der in der Zeit von 2006 bis einschließlich 2010 zu übertragenden Familienunternehmen im Freistaat Bayern. Aufgrund damals noch nicht verfügbarer statistischer Da-tenquellen wurde in dieser Studie die Annahme getroffen, dass alle Unterneh-men mit mehr als 50.000 Euro Jahresumsatz und über 60-jährigen Inhabern plus Notfälle zur Nachfolge anstehen.3 Mittlerweile liegen Informationen zu den Gewinnen der Unternehmen vor, die wesentlich besser geeignet sind, die Übernahmewürdigkeit eines Unternehmens zu bestimmen. Nach dem vom IfM Bonn im Jahr 2010 vorgestellten, weiterentwickelten Verfahren4 gilt ein Fami-lienunternehmen als übernahmewürdig, wenn es mindestens einen nachhalti-gen Jahresgewinn in der Höhe eines durchschnittlichen Arbeitnehmereinkom-mens zuzüglich des Arbeitgeberanteils zur Sozialversicherung (derzeit rund 49.500 Euro) erwirtschaftet.5 Diese sogenannte Übernahmewürdigkeit knüpft an der ökonomischen Attraktivität eines Unternehmens aus Sicht eines poten-ziellen Nachfolgers an.6 Im Rahmen der Studie veröffentlichte das IfM Bonn nicht nur bundesweite Zahlen, sondern auch erste Zahlen auf Bundesländer-ebene; so wird die Zahl der zur Übergabe anstehenden Unternehmen im Frei-staat Bayern für den Zeitraum 2010 bis 2014 auf rund 19.000 beziffert.7 Für den Zeitraum 2011 bis 2015 fehlen aktuelle, regional differenzierte Daten, die die Auswirkungen der Wirtschafts- und Finanzkrise und regional- bzw. länder-spezifische Besonderheiten berücksichtigen können. Aus diesem Grunde wur-de die Methodik des IfM Bonn von den Gutachtern im Rahmen dieser Experti-se weiterentwickelt, was die Qualität der Ergebnisse nochmals verbesserte.

3 Vgl. Freund/Kayser (2007), S. 9 f. Laut diesem Gutachten standen im Zeitraum 2006 - 2010 im Freistaat Bayern rd. 63.000 kleine und mittlere Familienunternehmen mit insge-samt 498.000 Beschäftigten zur Übergabe an.

4 Vgl. Hauser et al. (2010), S. 1 ff. 5 Vgl. Hauser et al. (2010), S. 13 ff. 6 Vgl. Wallau/Boerger (2011), S. 22 f. 7 Vgl. Hauser et al. (2010), S. 24 ff.

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2.1 Quantifizierung der für die Jahre 2011 bis 2015 zur Übertragung an-stehenden Unternehmen in Bayern

Ausgangspunkt für die Quantifizierung der für die Jahre 2011 bis 2015 zur Übertragung anstehenden Unternehmen im Freistaat Bayern ist der aktuell verfügbare Unternehmensbestand.

Das Unternehmensregister, welches aktuell für das Jahr 2009 verfügbar ist und neben den umsatzsteuerpflichtigen Unternehmen auch die nicht-umsatzsteuerpflichtigen Unternehmen (u. a. Freie Berufe) enthält8, weist der-zeit 632.121 Unternehmen für den Freistaat Bayern aus (vgl. Tabelle 1)9 An-zumerken ist, dass sich durch die Wirtschafts- und Finanzkrise die Zahl der in der Statistik erfassten Unternehmen erstmals seit mehr als zwanzig Jahren um rund 1 % reduziert hat10.

Differenziert nach Beschäftigtengrößenklassen zeigt sich für das Jahr 2009, dass 92,1 % der Unternehmen weniger als 10 Beschäftigte, 7,6 % der Unter-nehmen zwischen 10 und unter 250 Beschäftigte sowie 0,3 % 250 und mehr Beschäftigte hatten. Ferner zeigt Tabelle 1 die Verteilung der Unternehmen auf die einzelnen Regierungsbezirke.11

Damit die Zahl der Unternehmensübertragungen, differenziert nach Branchen und Umsatzgrößenklassen, für den Freistaat Bayern insgesamt und die Regie-rungsbezirke im einzeln geschätzt werden kann, wäre eine Sonderauswertung des Unternehmensregisters nach Umsatzgrößenklassen und Rechtsform not-wendig. Da dies derzeit nicht möglich ist12, wurden die notwendigen Son-derauswertungen auf Basis der Umsatzsteuerstatistik im Freistaat Bayern des

8 Als Erfassungsbereiche derzeit noch ausgenommen sind die Land- und Forstwirtschaft, die Fischerei und Fischzucht sowie die öffentliche Verwaltung, vgl. https://www.statistik.bayern.de/statistik/unternehmen/00088.php

9 Vgl. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (2011a), S. 1. 10 Im Berichtsjahr 2008 waren im Freistaat Bayern noch 638.899 Unternehmen als wirt-

schaftlich aktiv ausgewiesen worden. 11 Rund 42 % der über 630.000 bayerischen Unternehmen sind in Oberbayern angesiedelt.

Bezogen auf die Einwohnerzahl herrscht in diesem Regierungsbezirk auch die höchste Unternehmensdichte

12 Laut Auskunft des Bayerischen Landesamtes für Statistik und Datenverarbeitung werden aus dem Unternehmensregister Bayern grundsätzlich keine Umsatzzahlen und somit auch keine Auswertungen nach Umsatzgrößenklassen bereitgestellt.

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Jahres 2009 beschafft 13 und als Ausgangspunkt für die weiteren Berechnun-gen zugrunde gelegt.

Tabelle 1

Unternehmensregister in Bayern (Stand: 30.04.2011) Unternehmen 2009 nach Beschäftigtengrößenklassen und Regierungsbezirken

Unternehmen 1) mit … sozialversicherungspflichtig Beschäftigten insgesamt

Gebiet unter 10

10 bis 49

50 bis 249

250 oder mehr Anzahl Anteil

in %

je 10 000

Einwohner 2)

Oberbayern 246 046 14 262 2 814 759 263 881 41,7 603Niederbayern 50 592 3 491 715 129 54 927 8,7 462Oberpfalz 41 230 3 336 662 152 45 380 7,2 420Oberfranken 40 611 3 420 777 165 44 973 7,1 420Mittelfranken 72 036 5 465 1 166 248 78 915 12,5 461Unterfranken 53 380 4 137 885 200 58 602 9,3 444Schwaben 78 475 5 545 1 155 268 85 443 13,5 478 Bayern 582 370 39 656 8 174 1 921 632 121 100 504 Kreisfreie Städ-te 186 522 13 560 3 092 939 204 113 32,3 566Landkreise 395 848 26 096 5 082 982 428 008 67,7 480 1) Unternehmen mit steuerbarem Umsatz aus Lieferungen und Leistungen und/oder sozialversicherungs-pflichtig Beschäftigten im Berichtsjahr 2009. - 2) Einwohnerzahlen zum Stand 30.09.2010.

Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (2011)

Die aktuelle Umsatzsteuerstatistik für das Jahr 2009, in der die ganz kleinen (Nebenerwerbs-)Unternehmen und die nicht umsatzsteuerpflichtigen Freien Berufe nicht enthalten sind14, weist für das Jahr 2009 einen Bestand von 568.610 Unternehmen mit einem Gesamtumsatz von rund 817,2 Mrd. Euro in Bayern aus.15

13 Vgl. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (2011b), S. 1. 14 Vgl. Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie

(2010), S. 11 f. 15 Vgl. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (2011b), S. 1. Wie im

Bayerischen Mittelstandsbericht (vgl. Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Infra-struktur, Verkehr und Technologie (2010), S. 11 f.) dargelegt, hat sich der Gesamtbe-stand an privatwirtschaftlichen Unternehmen in Bayern von 2004 bis 2008 kontinuierlich

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Unter Zugrundelegung der quantitativen Mittelstandsdefinition des IfM Bonn16 zeigt sich, dass 90,1 % der umsatzsteuerpflichtigen Unternehmen weniger als 1 Million Euro Jahresumsatz erzielten. 9,6 % der Unternehmen erwirtschafte-ten einen Jahresumsatz zwischen 1 Million und 50 Millionen Euro. Nur 1.628 Unternehmen, d. h. knapp 0,3 % aller Unternehmen, gehören nach dieser sta-tistisch determinierten Betrachtung zum Kreis der Großunternehmen (vgl. Ab-bildung 1). Unter diesen befinden sich sowohl managementgeführte Unter-nehmen als auch Familienunternehmen17. Somit zeigt sich sowohl in der Auswertung des Unternehmensregisters als auch der Umsatzsteuerstatistik für das Jahr 2009 ein sehr ähnliches Bild bzgl. der Größenstruktur der bayeri-schen Unternehmen. Auch die Verteilung der umsatzsteuerpflichtigen Unter-nehmen auf die einzelnen Regierungsbezirke entspricht fast exakt der Vertei-lung des Unternehmensregisters.18

Die Aufschlüsselung der Unternehmen nach den Hauptbranchen offenbart fol-gendes Bild: Den höchsten Anteil an allen umsatzsteuerpflichtigen Unterneh-men im Freistaat Bayern hat mit 32,7 % der unternehmensnahe Dienstleis-tungssektor19. Der Wirtschaftsbereich Handel, Verkehr, Gastgewerbe20 folgt an zweiter Stelle mit einem Anteil von 30,8 %. An dritter Stelle liegt das Produ-zierende Gewerbe21 mit 20,2 %. Die personenbezogenen Dienstleistungen22 haben einen Anteil von 13,9 %. Zudem weist die Umsatzsteuerstatistik noch rund 13.000 umsatzsteuerpflichtige Unternehmen aus dem Wirtschaftszweig Land- und Forstwirtschaft/Fischzucht aus. Aufgrund seiner steuerlichen Son-derbehandlung wird der Bereich Land- und Forstwirtschaft in der Umsatzsteu-erstatistik nur rudimentär ausgewiesen, denn das Bayerische Staatsministeri-um für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten weist für den Freistaat Bayern

erhöht und ist von rund 526.200 im Jahr 2004 auf rund 575.600 im Jahr 2008 gestiegen. Die Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise sind auch in der Umsatzsteuerstatis-tik sichtbar, da auch hier ein Rückgang des Unternehmensbestandes von gut einem 1 % von 2008 auf 2009 festzustellen ist.

16 Vgl. http://www.ifm-bonn.org/index.php?id=89. 17 Vgl. zur Definition von Familienunternehmen: http://www.ifm-bonn.org/index.php?id=68. 18 Nach der Sonderauswertung der Umsatzsteuerstatistik sind 42,3 % der umsatzsteuer-

pflichtigen Unternehmen im Regierungsbezirk Oberbayern angesiedelt, vgl. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (2011b), S. 1.

19 Entspricht nach der Wirtschaftszweigklassifikation 2008 den Wirtschaftszweigen J - N. 20 WZ G - I nach WZ 2008. 21 WZ B - F nach WZ 2008. 22 WZ P - S nach WZ 2008.

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rund 113.400 landwirtschaftliche Betriebe für das Jahr 2009 aus.23 Auf Grund der schwierigen Differenzierung in Haupt- und Nebenerwerbbetriebe, der oft besonderen Lage bei der Hofnachfolge24 und der schwierigen Ermittlung der Einkommen25 bei den landwirtschaftlichen Betrieben wird dieser Wirtschafts-bereich im Folgenden nicht weiter betrachtet.

Abbildung 1

© 2011 - Folie 2

1.628

1.464

4.137

6.385

17.146

25.395

41.391

63.348

407.716

Insgesamt 568.610 Unternehmen

bis 250.000

250.000 – 500.000

500.000 – 1 Mio.

1 Mio. – 2 Mio.

2 Mio. – 5 Mio.

5 Mio. – 10 Mio.

10 Mio. - 25 Mio.

25 Mio. – 50 Mio.

über 50 Mio.

Unternehmen 2009 in Bayern nach Umsatzgrößenklassen

Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, Umsatzsteuerstatistik

Die detaillierten Daten der Sonderauswertungen der Umsatzsteuerstatistik für das Jahr 200926 (ohne den Wirtschaftsbereich Landwirtschaft) werden nun auf den höheren Unternehmensbestand des Unternehmensregisters (632.121

23 Vgl. Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (2010), S. 4.

24 Laut Statistisches Bundesamt (2011), S. 18, ist derzeit bei zwei Dritteln der landwirt-schaftlichen Betriebe die Hofnachfolge noch nicht geregelt.

25 Der durchschnittliche Gewinn pro landwirtschaftlichen Betrieb betrug 34.096 Euro, hinzu kommen noch gewährte Beihilfen, vgl. Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (2010), S. 15.

26 Vgl. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (2011b), S. 1.

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Unternehmen) hochgerechnet, somit werden auch die nicht-umsatz-steuerpflichtigen Unternehmen für die nachfolgenden Berechnungen wieder berücksichtigt. Durch diese auf den ersten Blick etwas umständliche Vorge-hensweise gelingt es aber, die fehlende Auswertung des Unternehmensregis-ters annähernd zu ersetzen.27 Ausgangsbasis für die weiteren Berechnungen sind somit 632.121 Unternehmen im Freistaat Bayern, die durch die Umsatz-steuerstatistik-Sonderauswertung nunmehr so aufbereitet werden konnten, dass sie auch nach Umsatzgrößenklassen differenziert vorliegen.

Unternehmensnachfolgen stehen ausschließlich in eigentümer- bzw. familien-geführten Unternehmen an. Nach Berechnungen des IfM Bonn für das Jahr 2006 sind 95,3 % aller deutschen Unternehmen Familienunternehmen.28 Dif-ferenziert nach Umsatzgrößenklassen und Hauptbranchen ergeben sich un-terschiedliche Familienunternehmensanteile in den jeweiligen Klassen. Inner-halb der Hauptbranchen schwankt der Anteil der Familienunternehmen gering-fügig zwischen 93 und 97 %.29 Dagegen nimmt der Anteil der Familienunter-nehmen mit steigender Unternehmensgröße ab. Während sich unter allen Un-ternehmen mit weniger als 1 Million Euro Jahresumsatz noch über 97 % Fami-lienunternehmen befinden, beträgt der Anteil der Familienunternehmen in der Klasse der Unternehmen mit 50 Millionen und mehr Euro Jahresumsatz schät-zungsweise noch rund 33 %.30

Die in der IfM-Studie31 veröffentlichten Prozentsätze dienen als Grundlage für die Berechnung der Anzahl der Familienunternehmen im Freistaat Bayern. Ei-ne eigene, aktuellere Ermittlung der Anteile der Familienunternehmen im Frei-staat Bayern – womöglich differenziert nach Regierungsbezirken – war auf-grund des enormen Aufwandes einer größeren Stichprobenziehung aus kos-tenpflichtigen Datenbanken im Rahmen dieser Kurzstudie nicht leistbar. Zu-dem liegen keine Anhaltspunkte vor, warum sich diese Anteile in den vergan-genen Jahren stark verändert hätten und die Anteile der Familienunternehmen in den einzelnen Umsatzgrößenklassen/Branchen im Freistaat Bayern von den bundesweiten Zahlen gravierend abweichen sollten. Nach diesem Berech-

27 Diese Vorgehensweise ist zudem notwendig, um im späteren Verlauf die von der Über-gabe betroffenen Arbeitsplätze abschätzen zu können.

28 Vgl. Haunschild/Wolter (2010), S. 13. 29 Vgl. Haunschild/Wolter (2010), S. 14. 30 Vgl. Haunschild/Wolter (2010), S. 15. 31 Vgl. Haunschild/Wolter (2010), S. 13.

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8

2).34

nungsschritt kann im Ergebnis festgehalten werden, dass im Freistaat Bayern rund 600.000 Familienunternehmen wirtschaftlich aktiv sind.

Bzgl. der Branchenverteilung bei den Familienunternehmen ist festzustellen, dass diese ähnlich zur oben aufgezeigten Verteilung in der Gesamtwirtschaft ist.32

Weder die Umsatzsteuerstatistik noch das Unternehmensregister liefern Aus-sagen über das Alter der (Familien-)Unternehmen. Mit Hilfe des Mikrozensus 2010 für den Freistaat Bayern33 kann aber der Anteil der über 60-jährigen Selbständigen ermittelt werden. Bei diesen Selbständigen ist davon auszuge-hen, dass dort in den nächsten fünf Jahren eine Unternehmensnachfolge an-steht.

Im Jahr 2010 waren in Bayern laut Mikrozensus 769.000 Personen selbständig tätig. Ihre Zahl ist damit seit 2003 kontinuierlich gestiegen (vgl. Abbildung

Die Zahl der Selbständigen übersteigt gewöhnlich deutlich die Zahl der Unter-nehmen, die in der Umsatzsteuerstatistik bzw. im Unternehmensregister aus-gewiesen werden. Das kann mehrere Gründe haben: Zum einen sind in der Umsatzsteuerstatistik nur Unternehmen mit mehr als 17.500 Euro Jahresum-satz enthalten. Zum anderen ist der Bereich der Land- und Forstwirtschaft in der Umsatzsteuerstatistik nur teilweise und im Unternehmensregister gar nicht erfasst.35 Außerdem gibt es Teamgründungen, bei denen mehrere Selbstän-

Jeweils rund 30 % der Familienunternehmen den Wirtschaftsbereichen Handel, Verkehr, Gastgewerbe bzw. Unternehmensnahe Dienstleistungen zu zurechnen sind. Knapp 20 % der Familienunternehmen gehören den Wirtschaftsbereichen Produzierendes Gewerbe und personenbezogene Dienstleistungen an. Der Anteil personennaher Dienstleistungs-unternehmen ist im Vergleich zur Auswertung des Gesamtbestandes nach der Umsatz-steuerstatistik gestiegen. Dies beruht auf zwei Ursachen: Zum einen ist der Anteil der Familienunternehmen in dieser Branche in jeder Umsatzgrößenklasse geringfügig höher als in den anderen Branchen

32

(vgl. Haunschild/Wolter (2010), S. 13), zum anderen sind em Um-

34 35 ozensus 2010 werden 70.000 Selbständige im Bereich Land- und Forstwirtschaft

die personenbezogenen Dienstleister i. d. R. auch kleinere Unternehmen mit einsatz unter einer Million Euro.

33 Vgl. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (2011c), S. 1 ff. Vgl. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (2011c), S. 1 ff. Im Mikrausgewiesen, vgl. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (2011c), S. 1 ff.

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über 60-jährigen Selbständigen an allen Selbständigen.

Abbildung 2

dige ein Unternehmen führen.36 Diese Probleme sind aber tolerierbar, zumal für die weiteren Berechnungen auf (Familien-)Unternehmensebene nicht die absolute Anzahl entscheidend ist, sondern der Anteil der

© 2011 - Folie 5Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik, Mikrozensus; Eigene Berechungen und Schätzungen

318

269

5736

327

275

5734

339

290

5442

345

296

5144

340

306

5649

334

315

5649

320

326

5853

313

339

6354

0

100

200

300

400

500

600

700

800

2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010

Altersstruktur der Selbständigen 2003 bis 2010nach Altersklassen in Bayern

Anzahl der Selbständigen im Alter von ... bis unter ... Jahren in 1.000

bis unter 45-jährige

45- bis unter 60-jährige

60- bis unter 65-jährige

65-jährige oder älter

6 Vgl. Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie (2010), S. 15.

3

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Abbildung 3 zeigt die Verteilung der Selbständigen in Bayern nach Altersklas-sen, hiernach sind rund 117.000 der 769.000 Selbständigen 60 Jahre und äl-ter, dies entspricht einem Anteil von 15,2 % an allen Selbständigen.

Abbildung 3

© 2011 - Folie 4Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik, Mikrozensus 2010; Eigene Berechungen und Schätzungen

32

81

250

69

210

103

25

89

17

63

13

54

0

50

100

150

200

250

300

bis 35 35 bis 45 45 bis 55 55 bis 60 60 bis 65 65 undmehrInsgesamt 769.000 davon: Frauen 237.000

ca. 117.000 Selbständige über 60 Jahre

Altersstruktur der 769.000 Selbständigen 2010nach Altersklassen und Geschlecht in Bayern

Anzahl der Selbständigen im Alter von ... bis unter ... Jahren in 1.000

ay-ern selbständig, anders ausgedrückt: knapp 31 % der Selbständigen sind

gruppe auf rund 20 %. Somit ist davon auszugehen, dass derzeit rund 20 % der zur Übergabe anstehenden Unternehmen von Frauen geführt werden.

Mittels des Mikrozensus kann zusätzlich nach dem Geschlecht des Selbstän-digen differenziert werden. Rund 237.000 Frauen sind 2010 im Freistaat B

weiblich. Betrachtet man allerdings nur die Gruppe der über 60-jährigen Selb-ständigen, so sinkt der Anteil der weiblichen Selbständigen in dieser Alters-

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iterer Erklärungsansatz könnte in der zweimaligen Reform der Erbschaftssteuer liegen, die ggf. zur Verunsicherung bei den Unternehmern

Abbildung 4

Analysiert man die Entwicklung der Altersverteilung im Zeitverlauf, so ist fest-zustellen, dass der Anteil der 60-jährigen Selbständigen in den letzten drei Jahren stark angestiegen ist (vgl. Abbildung 4).37 Mögliche Erklärungsursa-chen könnten sein: Nicht nur die Bevölkerung wird im Durchschnitt älter, son-dern auch die Unternehmerschaft. Zudem dürfte die Finanz- und Wirtschafts-krise dazu geführt haben, dass sich die betriebwirtschaftlichen Kennzahlen des Unternehmens verschlechtert haben. Dies hat negative Auswirkungen auf den Unternehmenswert, sodass einige Unternehmer ihr Unternehmen – u. a. aufgrund eines zu geringen Unternehmenswertes - noch nicht übergeben ha-ben. Ein we

geführt hat.

© 2011 - Folie 6Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik, Mikrozensus; Eigene Berechungen und Schätzungen

46,8 47,2 46,8 46,945,3 44,3

39,6 39,7 40,0 40,2 40,7 41,8

13,7 13,1 13,2 12,9 14,0 13,9 14,7 15,2

40,742,3

44,143,1

0

10

20

30

40

50

2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010

Altersstruktur der Selbständigen 2003 bis 2010nach Altersklassen in Bayern

Anteil der Selbständigen im Alter von ... bis unter ... Jahren in %

bis unter 45-jährige

45- bis unter 60-jährige

60-jährige oder älter

37 Das IfM Bonn benutzte in seinen Berechnungen einen deutlich niedrigeren bundesweiten Durchschnittwert aus dem Jahr 2007 von 12,9%, vgl. Hauser et al. (2010), S. 18.

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12

M Bonn ermittelte Anteil der durch schwere Krankheit ausscheidenden Unternehmer von 0,12 % pro

Unternehmer auch vor dem 60. Lebens-jahr aufgrund von Tod oder schwerer Krankheit ausscheiden kann, erhöht sich

, ob all diese Unter-nehmen aus Sicht eines familieninternen/-externen Übernehmers überhaupt

Als Zwischenergebnis aus diesem Berechnungsschritt ist festzuhalten, dass in rund 90.000 Familienunternehmen im Freistaat Bayern voraussichtlich in den nächsten Jahren der Inhaber/die Inhaberin aus Altersgründen ausscheiden wird.

Neben den aus Altersgründen ausscheidenden Familienunternehmern können noch zwei andere Gründe, die statistisch erfasst werden können, notwendi-gerweise dazu führen, dass in Familienunternehmen eine Unternehmensnach-folge ansteht. Dies sind zum einem die Selbstständigen, die vor dem 60. Le-bensjahr versterben, und zum anderen die Selbständigen, die vor dem 60. Le-bensjahr durch eine schwere Krankheit ausscheiden.38 Um diese Anteile, der aus anderen als Altersgründen ausscheidenden Unternehmer ermitteln zu können, werden zum einen der im Gutachten des If

Jahr39 sowie die Werte der aktuellen Sterbetafel 2010 des Freistaates Bayern zugrunde gelegt.40 Hiernach beträgt der Anteil der Selbstständigen, die vor dem 60. Lebensjahr versterben 0,164 % pro Jahr41.

Durch die Berücksichtigung, dass der

die Zahl der Familienunternehmen im Freistaat Bayern, in denen in den nächs-ten fünf Jahren der Inhaber/die Inhaberin aus Altersgründen, Krankheit oder Tod ausscheiden, auf rund 100.000.

Die durch die vorangegangenen Schritte ermittelte Anzahl stellt die zur Über-tragung anstehenden Unternehmen aus Sicht der Altinhaber dar, die i. d. R. davon ausgehen, dass ihr „Lebenswerk“ in irgendeiner Form weitergeführt wird. In diesem Zusammenhang stellt sich aber die Frage

„attraktiv“ für eine Übernahme sind. Ausschlaggebend für einen Unterneh-mensnachfolger bzw. -nachfolgerin ist, dass er bzw. sie mit dem übernomme-nen Unternehmen den Lebensunterhalt verdienen kann.

41 hnungen noch einen deutlich höheren Wert von

38 Vgl. Hauser et al. (2010), S. 18. 39 Vgl. Hauser et al. (2010), S. 18. 40 Vgl. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (2011d), S. 1 ff.

Das IfM Bonn benutzte in seinen Berec0,29 %, vgl. Hauser et al. (2010), S. 18.

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13

gt.43 In Anlehnung hieran wurde für die nachfolgenden Berechnungen ein nachhaltig erwirtschafteter Mindestgewinn von 50.000 Euro

scheint. Allerdings ist zu bedenken, dass es sich um den Bruttogewinn handelt, von dem der Selbständige seine Sozial-versicherungen und Steuern bestreiten muss, sodass ihm netto - abhängig von

änden - schätzungsweise zwischen 26.000

In der Vergangenheit42 wurde hierfür mangels besserer Daten pauschal ein Jahresumsatz von mindestens 50.000 EUR angesetzt. Mittlerweile liegen In-formationen der Bundesbank zu den Gewinnen der Unternehmen – differen-ziert nach Rechtsform und Umsatzgrößenklassen - vor, die wesentlich besser geeignet sind, die Attraktivität eines Unternehmens zu bestimmen. Demnach gilt ein Familienunternehmen als für die Übernahme geeignet, wenn es min-destens einen nachhaltigen Jahresgewinn erwirtschaftet. In der IfM Bonn-Studie wurde hierzu die Höhe eines durchschnittlichen Arbeitnehmereinkom-mens zuzüglich des Arbeitgeberanteils zur Sozialversicherung (rund 49.500 EUR) zugrunde gele

festgelegt. Hierzu wurde ein Fünfjahresdurchschnittwert44 der Renditen der Jahre 2005-2009 laut Bundesbankstatistik differenziert nach Rechtsformen45 zugrunde gelegt.46

An dieser Stelle ist zu betonen, dass ein Jahresgewinn von knapp 50.000 Euro auf den ersten Blick als sehr hoch er

seinen persönlichen Lebensumst47und 30.000 Euro p. a. verbleiben.

Vgl. u.a. Freund/Kayser (2007), S. 22 ff. Vgl. Hauser et al. (2010), S. 21, 33. Hierdurch wird verhindert, dass ein einzelnes gutes oder schlechtes Jahr, wie z. B. die Wirtschafts- und Finanzkrise, die Werte zu stark beeinflusst.

42 43 44

46

47

.000

45 Für diese Berechnung wurde eine Differenzierung in die drei Rechtskategorien Einzelun-ternehmen, Personengesellschaften (oHG oder KG) und Kapitalgesellschaften (GmbH und AG) vorgenommen, da der Unternehmerlohn bei den Einzelunternehmen und Perso-nengesellschaften noch nicht im Bilanzgewinn berücksichtigt ist, d. h. diese Unternehmen müssen die festgelegte Mindestgrenze erfüllen. Bei Kapitalgesellschaften ist der Ge-schäftsführer Angestellter und somit der Unternehmerlohn i. d. R. Teil der Personalkos-ten, sodass Kapitalgesellschaften nur eine Umsatzrendite von > 0 erzielen müssen. Vgl. Deutsche Bundesbank (2011), S. 1ff.; Vgl. Deutsche Bundesbank (2010), S. 1ff.; Vgl. Deutsche Bundesbank (2009), S. 1ff.; Vgl. Deutsche Bundesbank (2008), S. 1ff. Faulenbach et al. (2007), 20 f., stellten 2007 eine Vergleichsrechnung mit folgender For-schungsfrage an: Was bleibt einem Arbeitnehmer bei einem Bruttojahresgeld von 40.000 bzw. 60.000 Euro netto übrig und wie viel muss ein Selbständiger für das gleiche Netto-gehalt an Bruttogewinn erzielen? Hierzu wurden verschiedene Szenarien durchgerech-net, da die persönlichen Daten des Unternehmers Einfluss auf die Höhe der Sozialversi-cherungsabgaben und Steuern haben. Ein Rechenbeispiel verdeutlicht dies: Einer allein stehende junge Frau mit einem Bruttojahresgehalt im Angestelltenverhältnis von 40

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14

5).

Abschließend wurden auch die potenziellen Unternehmensinsolvenzen be-rücksichtigt, die in den fünfjährigen Zeitraum natürlich auch die (größeren) Familienunternehmen betreffen können, die zur Nachfolge anstehen. Aus der Insolvenzforschung ist bekannt, dass es im Insolvenzfalle bei rund einem Drit-tel der Verfahren mangels Masse gar nicht zu einer Eröffnung kommt und in den anderen zwar das Verfahren eröffnet wird, aber die Unternehmen i. d. R. abgewickelt werden. Nur 1 bis 2 % der Unternehmen wird mittels Insolvenz-planverfahren fortgeführt.48 Aus diesem Grunde stehen auch die potenziellen zur Übergabe anstehenden Unternehmen nicht mehr zur Verfügung.49

Mittels dieser aktualisierten, modifizierten Berechnungsmethode lässt sich ab-schließend schätzen, dass im Freistaat Bayern in den nächsten fünf Jahren rund 20.200 ausreichend attraktive Unternehmen mit rund 304.000 Ar-beitsplätzen50 zur Übergabe anstehen (vgl. Abbildung

Betrachtet man die Umsatzgrößenverteilung dieser Unternehmen (vgl. Abbil-dung 5), so fällt auf, dass nur relativ wenige Unternehmen mit einem Jahres-umsatz unter 250.000 Euro, zur Übergabe anstehen. Dies liegt an dem zu-grunde gelegten Mindestgewinn von 50.000 Euro. Unternehmen mit einem Jahresumsatz von beispielsweise unter 100.000 Euro dürfte es schwerfallen, diesen Mindestgewinn zu erwirtschaften. Aus diesem Grunde wurde im Rah-men der Kurzstudie überprüft, wie sich die Zahl der Unternehmen und der be-troffenen Arbeitsplätze verändert, wenn der Mindestgewinn auf 25.000 Euro gesenkt wird.51 Im Ergebnis ist festzustellen, dass schätzungsweise weitere

Euro verbleiben nach Abzug der Sozialversicherungsabgaben und Steuern rund 22.300 Euro netto. Bei einem Bruttogehalt von 60.000 Euro erhöht sich der Betrag auf 32.000 Euro. Als Selbständige müsste sie mit ihrem Unternehmen rund 36.879 Euro Bruttoge-winn erwirtschaften, um 22.300 Euro netto zu haben, bzw. 57.936 Euro Bruttogewinn er-zielen, um auf ein Nettoeinkommen von 32.000 Euro zu kommen. Obwohl sich sowohl

auch die Steuern seit 2006 geringfügig geändert ha-

49 -

nterstellt.

51 satzklassen und Rechts-

die Sozialversicherungsabgaben als ben, dürfen die Relationen zwischen Brutto- und Nettoverdienst heute ähnlich sein.

48 Vgl. Kranzusch/Icks (2009), S. 32 ff. Die Insolvenzquote (= Insolvenzen/Unternehmensbestand) beträgt im Freistaat Bayern 0,67 % p. a.; dies liegt deutlich unter dem Bundesdurchschnitt, vgl. Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie (2010), S. 21. Diese Insolvenzquote wurde auch für die zur Übergabe anstehenden Unternehmen u

50 Die Schätzung der betroffenen Arbeitsplätze beruht auf der durchschnittlichen Mitarbei-terzahl in jeder Umsatzgrößenklassen differenziert nach den Hauptbranchen. Die Bundesbank veröffentlicht die Rendite auch nach Quartilen, dies ermöglicht die Be-rechnung einer linearen Gewinnverteilung in den einzelnen Um

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15

en handelt, die häufig keine oder nur einen Angestellten haben, erhöht sich die Zahl der von der Übergabe betroffe-

tze nur geringfügig. Vor allem diese Unternehmer können und sollten in den nächsten Jahren daran arbeiten, ihr Unternehmen für eine Über-nahme attraktiver/rentabler zu machen.

Abbildung 5

5.000 Unternehmen, überwiegend Unternehmen mit einem Jahresumsatz von 100.000 bis 250.000 Euro, nunmehr die Mindestgewinnhürde schaffen. Da es sich dabei vor allem um Kleinstunternehm

nen Arbeitsplä

© 2011 - Folie 8

1.520über 5 Mio.

Quelle: Eigene Berechnungen

Wie oben

2.450

3.650

5.050

4.650

2.880

Insgesamt 20.200 Unternehmen

mit 304.200 Beschäftigten

über 250.000 – 500.000

über 500.000 – 1 Mio.

über 1 Mio. – 2 Mio.

über 2 Mio. – 5 Mio.

Zur Übergabe anstehende Unternehmen in Bayernin den nächsten 5 Jahren (2011-2015) nach Umsatzgrößenklassen

bis 250.000

schon ausgeführt, sind von der Übergabe rund 304.000 Arbeitsplät-ze betroffen. Fast 50 % dieser Arbeitsplätze liegen bei den schätzungsweise

nd 1.500 Familienunternehmen mit mehr als 5 Millionen Euro Jahresumsatz, ei denen in den nächsten fünf Jahren die Nachfolge ansteht (vgl. Abbil-

dung 6).

rub

formen. Mittels dieser Annahme kann geschätzt werden, wie viele Unternehmen einer Umsatzgrößenklasse den jeweiligen Mindestgewinn erreichen.

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16

Abbildung 6

© 2011 - Folie 9

146.800

60.500

45.100

Insgesamt 304.200 Beschäftigte

über 1 Mio. – 2 Mio.

über 2 Mio. – 5 Mio.

über 5 Mio.

Quelle: Eigene Berechnungen

Differenziert man die

32.100

15.800

3.900

über 250.000 – 500.000

über 500.000 – 1 Mio.

Anzahl der Mitarbeiter, in den zur Übergabe anstehenden Unternehmen in Bayern nach Umsatzgrößenklassen (2011-2015)

bis 250.000

rund 20.200 Unternehmen, die in den nächsten fünf Jah-n im Freistaat Bayern zur Übergabe anstehen, nach Branchen, ergibt sich lgendes Bild: Die meisten Nachfolgen werden im Bereich Handel, Verkehr, astgewerbe vollzogen (vgl. Abbildung 7); gefolgt vom Produzierenden Ge-erbe. Obwohl die Anzahl und damit auch der Anteil der Unternehmen im ienstleistungsbereich nach Umsatzsteuerstatistik höher war, werden hier we-iger Unternehmen zur Nachfolge anstehen. Dies ist dem Umstand geschul-

refoGwDn

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17

iesen Branchen viele kleine Unternehmen mit geringen Jahres-umsätzen tätig sind. Abbildung 7

det, dass in d

© 2011 - Folie 10Quelle: Eigene Berechnungen

1.770

5.600

6.920

5.910Produzierendes Gewerbe

Dienstleistungen

Insgesamt 20.200 Unternehmen

mit 304.200 Beschäftigten

Zur Übergabe anstehende Unternehmen in Bayernin den nächsten 5 Jahren (2011-2015) nach Wirtschaftszweigen

z pro Mitarbeiter traditionell höher ausfällt

ls im Produzierenden Gewerbe, ist es nicht unerwartet, dass mehr als ein Drittel der von der Unternehmensnachfolge betroffenen Arbeitsplätze im Pro-

uzierenden Gewerbe liegen (vgl. Abbildung 8). Rund 83.000 Arbeitsplätze ind von Nachfolgen bei unternehmensnahen Dienstleistungsunternehmen

Handel, Verkehr, Gastgewerbe

UnternehmensbezogeneDienstleistungen

Personenbezogene

Da im Handel die Kennziffer Umsata

dsbetroffen.

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18

Abbildung 8

© 2011 - Folie 11Quelle: Eigene Berechnungen

PersonenbezogeneDienstleistungen

Produzierendes Gewerbe

Handel, Verkehr, Gastgewerbe

UnternehmensbezogeneDienstleistungen

39.400

83.300

108.100

73.400

Insgesamt 304.200 Beschäftigte

Anzahl der Mitarbeiter, in den zur Übergabe anstehenden Unternehmen in Bayern nach Wirtschaftszweigen (2011-2015)

.2 Quantifizierung der für die Jahre 2011 bis 2015 zur Übertragung an-stehenden Unternehmen in den einzelnen Regierungsbezirken

Analog der in Kap. 2.1 geschilderten Berechungsmethode erfolgt die Schät-zung der in den sieben Regierungsbezirken anstehenden Übergabe für die

2

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19

Jahre.52 Im größten Regierungsbezirk Oberbayern werden rund 40 % der 20.200 Unternehmensnachfolgen in den nächsten fünf Jahren statt-finden (vgl. Abbildung 9). In den anderen sechs Regierungsbezirken sind zwi-schen 1.500 und 2.750 Übergaben zu erwarten. Abbildung 9

nächsten fünf

© 2011 - Folie 13

Oberbayern

Niederbayern

Oberpfalz

Oberfranken

Mittelfranken

Unterfranken

8.140

2.750

2.540

1.480

1.560

1.800

chnungen

Schwaben

Insgesamt 20.200 Unternehmen

mit 304.200 Beschäftigten

Zur Übergabe anstehende Unternehmen in Bayernin den nächsten 5 Jahren (2011-2015) nach Regierungsbezirken

uch bei den durch die Nachfolge betroffenen Mitarbeitern zeigt sich ein ähnli-ches Bild in der Verteilung nach Regierungsbezirken (vgl. Abbildung 10).

1.930

Quelle: Eigene Bere

A

2 Grundlage hierfür ist die Sonderauswertung der Umsatzsteuerstatistik 2009 nach Regie-rungsbezirken.

5

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20

rte Darstellung der Zahlen für jeden Regierungsbezirk, diffe-renziert nach Umsatzgrößenklassen und alternativ nach Branchen, findet sich im Anhang.

Abbildung 10

Eine differenzie

© 2011 - Folie 14

Oberbayern

Niederbayern

Oberpfalz

Oberfranken

Mittelfranken

Unterfranken

121.700

41.100

28.500

39.300

22.400

24.400

26.800

Quelle: Eigene Berechnungen

Schwaben

Insgesamt 304.200 Beschäftigte

Anzahl der Mitarbeiter, in den zur Übergabe anstehenden Unternehmen in Bayern nach Regierungsbezirken (2011-2015)

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3. Ergebnisse der empirischen Befragung zur Unternehmensnachfolge in Bayern aus Sicht von Nachfolgeberatern

Die in Kapitel 2 erfolgte Quantifizierung der für die Jahre 2011 bis 2015 zur Übertragung anstehenden Unternehmen im Freistaat Bayern liefert einen volkswirtschaftlichen Rahmen über die mittelfristige Nachfolgesituation. In die-sem Zusammenhang lassen sich allerdings keine Rückschlüsse auf die indivi-duellen Probleme und Herausforderungen, denen sich die Unternehmens-übergeber während des Übergabeprozesses konfrontiert sehen, ziehen. Vor allem sind keine detaillierten Aussagen zu gewünschten und letztlich realisier-ten Nachfolgelösungen, zur Vorbereitung auf Notfallübergaben sowie zu all-gemeinen Problemfeldern bei der Unternehmensnachfolge möglich. Um detail-lierte Erkenntnisse zum Status quo der Unternehmensnachfolgen in Bayern zu gewinnen, wurde im Zeitraum von Mitte Oktober bis Ende November eine em-pirische Kurzstudie zur Nachfolgesituation in Bayern in Form einer Beraterbe-fragung durchgeführt.

3.1 Durchführung der Befragung

In einem ersten Schritt wurde für die Durchführung der Beraterbefragung ein dreiseitiger Fragebogen (s. Anhang) konzipiert. Da die Unternehmensnachfol-ge ein vielschichtiger Komplex ist, der mitunter unterschiedliche Fachdiszipli-nen erfordert, wurde bei der Auswahl der Nachfolgeberater darauf geachtet, das breite Spektrum der verschiedenen Dienstleiter und Beratungsangebote umfassend abzudecken.53 Somit erfolgte die Befragung bei folgenden Institu-tionen: regionale Beratungsstellen der Industrie- und Handelskammern und Handwerkskammern, Gründungszentren – die ebenfalls Beratung zur Unter-nehmensnachfolge anbieten – Bankberater, Rechtsanwälte und Notare, Steu-erberater sowie Unternehmensberater.54 Es wurden gleichermaßen Berater aus allen sieben Regierungsbezirken Bayerns angeschrieben.

Die Durchführung der Befragung erfolgte in einem ersten Schritt über einen postalischen Versand der Fragebögen. Am 18. Oktober 2011 wurden 948 Fra-gebögen bayernweit an die Berater versendet. Nach zwei Wochen wurde eine

53 Vgl. hierzu die Ergebnisse von Mind 2004, S. 57. 54 Insbesondere bei den Gruppen der Rechtsanwälte und Unternehmensberater wurde dar-

auf geachtet, dass sich diese auf die Beratung zur Unternehmensnachfolge spezialisiert haben.

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telefonische Nachfassaktion durchgeführt, um den Rücklauf zu erhöhen. Die Rücksendung der ausgefüllten Fragebögen war per Fax, E-Mail und postalisch möglich. Bis zum 25. November 2011 konnten für die Datenauswertung 134 Fragebögen berücksichtigt werden.

3.2 Charakteristika der befragten Nachfolgeberater

Von den 134 ausgefüllten Fragebogen stammen 32,1 % von Beratern aus den Industrie- und Handelskammern bzw. Handwerkskammern in Bayern. Dem folgen mit 23,9 % die Unternehmensberater. Am dritthäufigsten kamen Frage-bögen aus dem Bankensektor (19,4 %) zurück. Fast jeder neunte Fragebogen (11,9 %) wurde von einem Steuerberater ausgefüllt. Die restlichen Fragebögen stammen von Rechtsanwälten (4,5 %), Gründungszentren (4,5 %) und Bera-tungsstellen der Wirtschaftsförderung (3,0 %) (vgl. Abbildung 11).

Abbildung 11

© 2011 - Folie 1

32,1%

3,0%3,7%

19,4%

11,9%

4,5%

23,9%

1,5% IHK/HWKWirtschaftsförderungGründerzentrumBankensektorSteuerberaterRechtsanwalt/NotarPrivater BeraterSonstige

Verteilung der befragten Nachfolgeberater nach Institutionen

Die Nachfolgeberater unterstützen i. d. R. eine Vielzahl von Unternehmen und verfügen damit über einen guten Überblick und einen großen Erfahrungs-schatz. Von den 134 Antworten berät fast jeder zweite der befragten Nachfol-geberater 20 Unternehmen und mehr pro Jahr. Knapp 30 % beraten zwischen

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sechs bis neunzehn Unternehmen pro Jahr und die restlichen 20 % bis maxi-mal fünf Unternehmen (vgl. Abbildung A15 im Anhang).

Die Nachfolgeberater wurden zudem gebeten, Auskunft zu geben, über wel-chen Zeitraum sie einen Unternehmer im Nachfolgeprozess beraten. Im Hin-blick auf den Zeitraum der durchschnittlichen Nachfolgeberatung fällt auf, dass sich 58 % der Beratungen über einen Zeitraum zwischen mehreren Wochen und bis zu einem Jahr erstrecken (siehe Abbildung 12). Beratungen bei priva-ten Unternehmensberatungen und Steuerberatern erstrecken sich tendenziell eher über einen längeren Zeitraum, dagegen finden bei der Wirtschaftsförde-rung und den Gründerzentren überwiegend Erstberatungen statt.

3.3 Charakteristika der beratenen Unternehmen und Unternehmer

Der folgende Abschnitt bezieht sich auf die Unternehmensübergeber und de-ren Unternehmen, die eine Nachfolgeberatung in Anspruch genommen ha-ben.55 Die Werte basieren auf den Einschätzungen der Berater. Somit wird der Blickwinkel ausschließlich auf jene Unternehmensübergeber gerichtet, die bereits eine Nachfolgeberatung in Anspruch genommen haben.56

Bei der Verteilung nach Wirtschaftszweigen, aus denen die zu beratenen57 Unternehmen stammen, gehören 44,2 % zum Produzierenden Gewerbe. Dem folgen mit 26,7 % der Handel, der Verkehr und das Gastgewerbe. Die Unter-nehmensdienstleister stehen mit 15,7 % an dritter Stelle. Eine untergeordnete Rolle spielen bei den Beratungen die Privaten Dienstleister sowie die Land- und Forstwirtschaft (vgl. Abbildung 12).58

55 Eine empirische Untersuchung ergab in diesem Zusammenhang, dass bis zu 60 % der Unternehmensübergeber überhaupt keine Beratung während des Nachfolgeprozesses in Anspruch nehmen, vgl. Wieseke/Stadler (2006), S. 43.

56 Da nur Beurteilungen der Unternehmer, die eine Nachfolgeberatung in Anspruch ge-nommen haben vorliegen, sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass an einigen Stel-len ein verzerrtes, teilweise zu positives Bild, von der Gesamtsituation der Unternehmen in Bayern gezeichnet wird.

57 Beim Ausdruck „beratenen“ handelt es sich in der vorliegenden Studie sowohl um jene, die sich noch im Beratungsprozess befinden als auch diejenigen, die bereits beraten wurden.

58 Bei Betrachtung der Unternehmen nach der gängigen Unterteilung der Wirtschaftszweige können keine Angaben zum Handwerk und der Freien Berufe gemacht werden. Aus die-sem Grund wurde dieser Aspekt zusätzlich abgefragt. 39,2 % der beratenen Unterneh-men fallen dem Handwerk zu. Auch bei den Beratern, die nicht der Handwerkskammer angehören, zeigt sich mit 34,1 % Handwerksunternehmen ein ähnliches Ergebnis. Unter-

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Vergleicht man diese Verteilungen mit den Angaben in Kapitel 2.1, ist die Ver-teilung der beratenen Unternehmen nicht unbedingt repräsentativ für alle Un-ternehmen in Bayern, insbesondere da der Anteil des Produzierenden Gewer-bes überrepräsentiert ist. Eine Erklärungsursache hierfür ist, dass sich tenden-ziell häufiger die größeren Unternehmen, die i. d. R. im Produzierenden Ge-werbe vorzufinden sind, beraten lassen als die oft kleineren unternehmens- und personennahen Dienstleister.59

Abbildung 12

© 2011 - Folie 3

Verteilung der beratenen Unternehmen nach Wirtschaftszweigen

44,2%

26,7%

15,6%

8,6%

4,9%

Produzierendes Gewerbe

Handel/Verkehr/gastgewerbe

Unternehmensdienstleister

Private Dienstleister

Land- und Forstwirtschaft

Wie in Kapitel 2.1. analysiert, sind Jahresumsatz und Gewinn, den die Unter-nehmen erwirtschaften, nicht unerheblich für den Unternehmensnachfolgepro-zess. Während die kleinen Unternehmen (über die Hälfte der beratenen Un-ternehmen hatten einen Jahresumsatz von unter 1 Million Euro) insbesondere das Angebot der IHKn, HWKn, Wirtschaftsförderung und Gründerzentren nut-

nehmer, die dem Bereich der Freien Berufe zu zuordnen sind, findet man in 19,6 % der Fälle bei Beratern.

59 Vgl. Schröer/Kayser (2006), S. 4.

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zen, suchen die größeren Unternehmen mit mehr als 5 Millionen Jahresum-satz eher die privaten Anbieter sowie ihre Steuerberater auf (vgl. Abb.13).

Abbildung 13

© 2011 - Folie 4

Verteilung der beratenen Unternehmen nach Jahresumsatz

54,3%23,2%

13,9%

8,6%

unter 1 Mio. €

1 bis unter 2 Mio. €

2 bis unter 5 Mio. €

über 5 Mio. €

Neben den Charakteristika der zur Übergabe bereitstehenden Unternehmen interessierten ebenfalls die Charakteristika der Unternehmer, die eine Nach-folgeberatung in Anspruch nehmen. Für jeden Unternehmer hat die Abgabe der Unternehmensführung eine sehr hohe Bedeutung, die nicht ganz emoti-onslos vonstattengeht.60 Vielen Unternehmern fällt das Loslassen schwer, was dazu führen kann, dass Unternehmer den Zeitpunkt der Betriebsübergabe hinauszögern. Allerdings kann eine späte Unternehmensübergabe nicht nur emotional begründet sein, sondern einen ökonomischen Ursprung haben. Die private Vermögenssituation des Übergebers ist ein nicht unerheblicher Faktor: So wissen viele Unternehmer nicht genau, ob die getroffenen Altersvorsorge-

60 Vgl. Baumgartner (2009), S. 42; Credit Suisse (2009).

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maßnahmen im Alter reichen. Solang dies nicht geklärt ist, verzögert sich die Unternehmensübergabe unweigerlich.61

Das Alter der Unternehmensübergeber zum Zeitpunkt der Nachfolgeberatung liegt nach Auskunft der Nachfolgeberater am häufigsten zwischen 55 bis 64 Jahren (55,5 %). Dieses Resultat lässt vermuten, dass die Maßnahmen der vergangenen Jahre, Unternehmer rechtzeitig für das Thema Unternehmens-übergabe zu sensibilisieren, gefruchtet haben. Allerdings gibt es noch über ein Viertel (26,3 %) der Unternehmer, die erst ab dem 65. Lebensjahr eine Bera-tung für ihre Unternehmensübergabe aufsuchen und damit insgesamt sehr spät im Nachfolgeprozess aktiv werden (vgl. Abbildung 14).62

Abbildung 14

© 2011 - Folie 5

Verteilung der beratenen Unternehmen nach dem Alter der Unternehmensübergeber

5,3%

12,9%

55,5%

26,3%unter 50 Jahre

50 bis 54 Jahre

55 bis 64 Jahre

65 Jahre und älter

61 Gemäß einer Befragung von 55-jährigen Unternehmern haben 45 % noch keine Maß-nahmen zur persönlichen Altersvorsorge getroffen. Bei Kleinstunternehmern liegt die Quote sogar bei 60 %, vgl. Halter/Schrettle/Baldegger (2009), S. 24.

62 Vgl. HK Hamburg (2004), S. 59.

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Neben dem Alter der Unternehmensübergeber wurde auch das Geschlecht der beratenen Unternehmer abgefragt. Die Berater gaben an, dass 12,5 % ih-rer Klienten Frauen seien. Dieses Ergebnis resultiert daraus, dass der Anteil der Unternehmerinnen deutlich geringer ist (vgl. Kapitel 2.1). Hinzu kommt, dass Frauen eher im Dienstleistungsbereich gründen,63 aus dem – wie oben gezeigt – seltener Beratung in Anspruch genommen wird. Ein weiterer Aspekt ist, dass Frauen zwar den Schritt in die Selbstständigkeit wagen, die Unter-nehmen, die sie gründen, aber oftmals weniger auf Wachstum ausgerichtet sind und werden somit seltener an die nächste Generation übergeben wer-den.64

3.4 Initiator für eine Nachfolgeberatung

Der eigentliche Anstoß für die Entscheidung eines Unternehmensübergebers, einen Berater heranzuziehen, kann ganz unterschiedliche Beweggründe ha-ben. Laut dieser Kurzstudie spielen die Banken eine entscheidende Rolle für die Inanspruchnahme der Unternehmensnachfolgeberatung. So gaben 65,7 % der Berater an, der Bankberater habe dem Unternehmensübergeber eine Nachfolgeberatung empfohlen (vgl. Abbildung 15).65 Dieses Ergebnis über-rascht nicht allzu sehr, da die Hausbanken der mittelständischen Unternehmer oftmals über Jahre hinweg enge Geschäftsvertraute sein können66 und im Rahmen der durch die Banken durchgeführten Unternehmensratings die gere-gelte Stellvertretung und Unternehmensnachfolge ein wichtiger Beurteilungs-punkt ist.

Ein erfreuliches Ergebnis ist, dass jeder zweite Berater angab, dass die Unter-nehmer aus Eigeninitiative die Entscheidung getroffen haben, eine Nachfolge-beratung zu konsultieren. Dieses Resultat zeigt, dass die Unternehmer sich durchaus darüber bewusst sind, dass der Nachfolgeprozess eine größere Herausforderung darstellt, die sie nicht ausschließlich im Alleingang bewälti-gen können. Fast genauso häufig kommen die Empfehlungen von den Steuer-

63 Vgl. Bayerischer Mittelstandsbericht (2010), S. 16. 64 Vgl. Preisendörfer (1999), S. 63; Döbler (1998); Alsos/Ljunggren (1998); Fasci/Valdez

(1998); Brüderl/Preisendörfer/Ziegler (2007); Jungbauer-Gans (1993). 65 Hinweis: Eine Berechnung ohne die Gruppe der Bankenberater kommt zu einem ähnli-

chen Ergebnis. 66 Vgl. Boot (2000), S. 10.

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beratern, die – analog zu den Bankberatern – eine wichtige Position im Ge-schäftsleben eines Unternehmers einnehmen.67

Informationsveranstaltungen, die häufig von den öffentlichen Beratungsinstitu-tionen, wie den Kammern, veranstaltet werden, scheinen von den Unterneh-mern wahrgenommen zu werden und diese für das Thema zu sensibilisieren. So gaben 44,8 % der Berater an, dass dies einer der Gründe für das Aufsu-chen eines Beraters war. Wie eine Studie des IfM Bonn indes zeigt, sind In-formationsveranstaltungen als Impulsgeber für die Inanspruchnahme einer Nachfolgeberatung in früheren Jahren nicht immer so erfolgreich gewesen. Offenbar gelingt es aber derzeit zunehmend, die Unternehmen mit dieser Ver-anstaltungsform zu erreichen.68

Abbildung 15

© 2011 - Folie 6

Empfehlung zur Nachfolgeberatung(Mehrfachnennung möglich)

8,2%

38,8%

44,8%

52,2%

53,0%

65,7%

0,0% 20,0% 40,0% 60,0% 80,0%

Ansprache/Werbung eines externen Beraters

Bekanntenkreis in derselben Situation

Informationsveranstaltung

Steuerberater

Niemand, Eigeninitiative

Bankberater

Der erste Kontakt vom Unternehmer zum Berater kann zu ganz unterschiedli-chen Zeitpunkten erfolgen. Spätestens, wenn es um steuerliche, juristische

67 Vgl. Achleitner/Schraml/Klöckner (2008), S. 22 - 23. 68 Vgl. IfM Bonn (2004), S. 13.

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oder finanzielle Aspekte der Unternehmensnachfolge geht, wird die Inan-spruchnahme Dritter kaum zu umgehen sein. Allerdings kann der Nachfolge-prozess zu diesem Zeitpunkt bereits weit vorangeschritten sein. Gemäß der vorliegenden Studie kommt der Großteil der Unternehmensübergeber rechtzei-tig auf die Berater zu, denn 55,5 % nehmen die ersten Beratungsleistungen bereits in der Vorbereitungsphase in Anspruch (vgl. Abbildung A16). 29,4 % der Unternehmensübergeber nehmen erst dann Dritte in ihre Planung auf, wenn sie sich bereits in der Umsetzungsphase befinden. Allerdings gibt es immer noch einen nicht unerheblichen Anteil von 15,1 % der Übergeber, die erst dann auf Unterstützung zurückgreifen, wenn sie sich bereits in der Über-leitungsphase befinden.69

3.5 Nachfolgevarianten bei der Unternehmensübergabe

Für eine erfolgreiche Unternehmensübergabe sind eine Reihe entscheidender Faktoren relevant, so auch die Entscheidung, an wen und wie das bestehende Unternehmen übertragen werden soll. Grundsätzlich gibt es zwei grundlegen-de Punkte, die im Hinblick auf die Übergabeform entschieden werden müssen: Auf der einen Seite muss geklärt werden, ob das Unternehmen Eigentum der Familie bleiben soll. Auf der anderen Seite muss festlegt werden, ob die Ge-schäftsführung familienintern oder -extern übergeben wird. Wenn sich kein Nachfolger aus den eigenen Reihen für Leitung und/oder Eigentum findet, kann der Übergeber versuchen, das Unternehmen bzw. Unternehmensteile zu verkaufen. Kann auch das nicht umgesetzt werden, droht dem Unternehmen die Stilllegung.

Ist zu Beginn der Unternehmensnachfolge eine Nachfolgelösung präferiert, bedeutet dies jedoch nicht, dass diese auch am Ende tatsächlich realisiert werden kann. Die Ergebnisse der Abbildung 16 zeigen, dass die familieninter-ne Unternehmensnachfolge mit Abstand am häufigsten angestrebt wird. Gleichzeitig kann auch festgehalten werden, dass diese präferierte Nachfolge-form am Ende am häufigsten umgesetzt wurde. Durchschnittlich scheint dies aber seltener der Fall zu sein als bei der ursprünglichen Planung. Somit müs-

69 Eng mit dem vorangegangenen Aspekt verbunden, stellt sich die Frage, in welchem Zeit-raum der Unternehmer plant, die Unternehmensübergabe abzuwickeln. Die Einschätzun-gen der Berater verweisen auf eine durchaus gleichmäßige Verteilung, denn jeweils rund 25 % der Unternehmer visieren eine Unternehmensübergabe unter einem Jahr, zwischen einem und zwei Jahren, zwischen zwei und vier Jahren und in mehr als vier Jahren an (vgl. Abbildung A17).

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sen unweigerlich andere Nachfolgevarianten vermehrt umgesetzt werden. Den Ergebnissen kann entnommen werden, dass die Nachfolgelösung der inter-nen/externen Führung mit Eigentum in der Familie, das Management-buy-out (MBO)/Management-buy-in (MBI)70 und die Stilllegung geringfügig häufiger umgesetzt werden als ursprünglich geplant.

Abbildung 16

© 2011 - Folie 7

Welche Nachfolgevariante wird/wurde von Ihren Klienten für die Unternehmensübergabe…..

8,2%

4,4%

21,6%

7,0%

8,9%

49,9%

5,4%

2,7%

22,7%

6,4%

7,4%

55,6%

0,0% 10,0% 20,0% 30,0% 40,0% 50,0% 60,0%

Noch unklar/nicht bekannt

Stilllegung

Verkauf des Unternehmens

Management-buy-out (MBO)/Management-buy-in (MBI)

Eigentum bleibt in der Familie und interne/externe Führungskraft wird eingesetzt

Eigentum und Führung bleiben in der Familie

… am Anfang bevorzugt? … am Ende realisiert?

Als weitere Möglichkeit der Nachfolgevarianten bietet sich der vollständige Verkauf des Unternehmens an. Durch einen Unternehmensverkauf wird im Vergleich zu den anderen genannten Nachfolgealternativen der Familienein-fluss auf das Unternehmen komplett aufgegeben. Diese Nachfolgevariante wird – insgesamt betrachtet – am zweithäufigsten angestrebt und umgesetzt. Die Nachfolgeberater vermuten bei dieser Nachfolgevariante allerdings, dass sie nicht ganz so häufig umgesetzt wird wie ursprünglich angestrebt. Dies kann unter anderem dadurch erklärt werden, dass nicht immer ein Käufer zum

70 Unter einem Management-buy-out ist der Unternehmensverkauf durch das eigene Mana-gement des Unternehmens zu verstehen. Demgegenüber erfolgt bei einem Management-buy-in die Unternehmensübernahme durch fremde Führungskräfte von außen.

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gewünschten Verkaufspreis gefunden wird und somit diese Variante aufgrund dessen wieder verworfen werden muss.71

Die vorangegangenen Ergebnisse offenbaren, dass die Kombination, Führung und Eigentum weiterhin in der Hand der Familie zu belassen, nach wie vor von den Unternehmern am häufigsten angestrebt wird.72 Gleichzeitig zeigt die Be-fragung, dass für fast die Hälfte der Unternehmen dieser Wunsch nicht zu rea-lisieren ist. So stellt das fehlende Interesse der Kinder an einer Übernahme des Familienunternehmens das größte Motiv für die Suche nach einer exter-nen Unternehmensnachfolge dar (vgl. Abbildung 17).73 Gründe hierfür können unterschiedlicher Art sein. Zum einen kann der eng mit der Unternehmens-übernahme verbundene Berufsstand ein Grund sein. Dies trifft insbesondere auf die Handwerksunternehmen und Freien Berufe zu, die oftmals unter ande-rem aufgrund ihrer Größe einen Fachmann (mit entsprechender Ausbildung) benötigen und nicht einen Manager. Des Weiteren kann ein Grund darin zu finden sein, dass das Unternehmen nicht attraktiv genug für die Kinder ist und an anderer Stelle ein höheres Einkommen erreicht werden kann. Mit steigen-dem Alter und besserer Ausbildung steigen die Opportunitätskosten, sodass die Übernahme durch das eigene Kind mit zunehmendem Alter der Kinder sin-ken wird.74

Der zweithäufigste genannte Grund für die Wahl einer externen Lösung ist schlichtweg das Fehlen der nächsten Generation in der Familie. Ferner gab knapp ein Drittel der Berater an, dass die Kinder von den Eltern für die Rolle des Unternehmensnachfolgers als ungeeignet beurteilt werden und somit eine familieninterne Nachfolge nicht in Frage kommt. In etwa jedem zehnten Fall wird das Alter der Kinder als Grund genannt: Bei besonders jungen Kindern ist es in der Praxis teilweise nicht möglich, den Zeitraum zu überbrücken bis das Kind in einem Alter ist, das es ihm erlaubt, das Familienunternehmen fortzu-führen. Darüber hinaus ist zu diesem Zeitpunkt unklar, ob das Kind das Unter-nehmen übernehmen möchte oder überhaupt dafür geeignet ist.

71 Vgl. Wallau/Boerger (2011), S. 22 f. 72 Vgl. Gottschalk et al. (2010), S. 46; Freund/Kayser (2007), S. 46. 73 Vgl. Kerkhoff/Ballarini/Keese (2004), Schefer (2002), S. 4; Frey/Halter/Zellweger (2005),

S. 21. 74 Vgl. Hennerkes (2004), S. 130.

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Abbildung 17

© 2011 - Folie 8

Hauptursachen für eine familienexterne Nachfolge(Mehrfachnennung möglich)

6,0%

10,5%

32,3%

48,1%

81,2%

0,0% 20,0% 40,0% 60,0% 80,0%

Andere Gründe

Kinder sind noch zu jung

Kinder werden als ungeeignet eingeschätzt

Keine Kinder vorhanden

Kinder sind an Übernahme nicht interessiert

3.6 Dauer des Nachfolgeprozesses

Die Planung und Umsetzung einer Unternehmensübergabe ist – wie schon angemerkt wurde – ein Prozess, der sich über mehrere Jahre hinziehen kann.75 Bei der Frage nach der durchschnittlichen Zeit, über die sich eine Nachfolgeberatung erstrecken kann, wurde bereits festgestellt, dass sie häufig mehr als ein Jahr beträgt.76 Allerdings beginnt der Nachfolgeprozess nicht mit der Inanspruchnahme einer Nachfolgeberatung. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass etwa die Hälfte der Unternehmer bereits beim ersten Kontakt mit ihrem Berater die ersten konkreten Schritte zur Unternehmensübergabe einge-leitet haben. Da die familieninterne Nachfolge und der Verkauf des Unterneh-mens die bevorzugten Nachfolgeformen darstellen, wurde in der Befragung die Dauer dieser Nachfolgeformen ermittelt.

75 Vgl. hierzu auch HK Hamburg (2004), S. 52. 76 Vgl. Kapitel 3.2, Abbildung 12, S. 25.

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Dabei stellte sich heraus, dass bei einem Verkauf des Unternehmens in den wenigsten Fällen die Übergabe länger als vier Jahre benötigt. Bei der familien-internen Variante gibt es mit 21,8 % deutlich mehr Fälle (vgl. Abbildung 18). Das mag unter anderem daran liegen, dass die Entscheidung der Unterneh-mensnachfolge mit Kindern beispielsweise noch vor der Ausbildungsphase getroffen werden muss. Insgesamt fällt dabei ins Auge, dass drei Viertel der Unternehmensverkäufe innerhalb von zwei Jahren abgewickelt werden und die externe Lösung i. d. R. schneller abgewickelt wird als eine familieninterne Nachfolge.

Abbildung 18

© 2011 - Folie 9

30,9

19,0

43,4

31,8

20,5

27,4

5,2

21,8

0% 20% 40% 60% 80% 100%

Dauer beim Verkauf eines Unternehmens

Dauer einer familieninternen Nachfolge

unter einem Jahr 1 bis unter 2 Jahre2 bis unter 4 Jahre mehr als 4 Jahre

Durchschnittliche Dauer einer familieninternen Nachfolge bzw. eines Unternehmensverkaufs

Ein Grund, warum für einen Unternehmensverkauf mehr Zeit benötigt werden kann als erwartet, könnte unter anderem darin liegen, dass der Unternehmer sein Lebenswerk finanziell über den Marktwert einstuft und somit überschätzt. Die Berater gaben in diesem Zusammenhang an, dass sie die Erfahrung ge-macht haben, dass 74,6 % der Übergeber ihren Unternehmenswert über-

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schätzen.77 Da beim Verkauf des Unternehmens die Anzahl der bevorzugten und realisierten Verkäufe weitestgehend übereinstimmen, ist auf Basis der Studie davon auszugehen, dass die Unternehmer auf der Suche nach einem Käufer entweder ihre Preisvorstellungen anpassen oder eine längere Suche in Kauf nehmen.78

3.7 Probleme in der Übergangsphase

Nachdem ein Übergeber einen geeigneten Nachfolger oder Käufer gefunden hat, kann die Übergabe des Unternehmens ad hoc, also mit dem sofortigen Ausscheiden des Seniors erfolgen. Empfehlenswerter ist allerdings die Varian-te einer gemeinsamen Einarbeitungszeit. Die befragten Experten gaben an, dass erfahrungsgemäß durchschnittlich in 71,3 % der Fälle eine gemeinsame Einarbeitungszeit des Übergebers mit dem Übernehmer erfolgt. Diese einge-plante Überbrückungszeit bringt eine Reihe von Vorteilen mit sich, denn der Senior kann dem Übernehmer sein oft nicht schriftlich niedergelegtes Wissen, das er aufgrund seiner langjährigen und engen Bindung an das Unternehmen erworben hat, weitergeben.79 Gleichzeitig können in dieser Zeit mögliche Risi-ken auftreten, wenn z. B. der Eindruck beim Übernehmer oder der Belegschaft entsteht, der Senior könne nicht loslassen.80

Die Nachfolgeregelung eines Unternehmens kann stark durch die am Prozess beteiligten Personen geprägt werden. Konflikte zwischen den einzelnen Akteu-ren können vor, während und gegebenenfalls noch nach der Unternehmens-übertragung hinsichtlich der Ziele, Rollen oder Vorgehensweisen entstehen.81 In der Regel schaffen es Übergeber und Übernehmer, ihre Probleme im Um-gang miteinander auch unternehmensintern zu lösen. Sollte dies allerdings nicht gelingen, wird empfohlen, einen externen Experten heranzuziehen. Die Bedeutung eines systematischen und zielgerichteten Konfliktmanagements

77 Auch Wallau/Boerger zeigen, dass die Unternehmer den Wert ihres Unternehmens zu Beginn des Verkaufsprozess sehr häufig und deutlich überschätzen, vgl. Wallau/Boerger (2011), S. 22 f.

78 Allerdings konnte die Vermutung, dass je mehr Zeit auf die Suche verwendet wird, desto höher die Wahrscheinlichkeit, ein für das Unternehmen passenden Nachfolgekandidat zu finden, gemäß einer Studie von Schlömer/Kay nicht bestätigt werde, vgl. Schlömer/Kay (2008), S. 60.

79 Vgl. Halter/Schröder (2010), S. 76. 80 Vgl. Baumgartner (2009), S. 45. 81 Vgl. Felden/Klaus (2003), S. 148.

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scheint aber noch nicht weit genug in das Bewusstsein der Unternehmer vor-gedrungen zu sein, denn 73,5 % der Berater sagen, dass die Unternehmen diesen Aspekt unterschätzen (vgl. Abbildung 19).

Des Weiteren wurde in diesem Fragekomplex erörtert, ob die Nachfrage nach Nachfolgeberatung in den letzten drei Jahren gestiegen sei. Insgesamt zeigt sich, dass dieser Trend durch die Berater belegt wird. Nur etwa jeder zehnte Berater bestätigt diese Aussage nicht. Das deckt sich mit den Erkenntnissen zur Empfehlung zur Nachfolgeberatung, bei der über die Hälfte der Berater angab, die Unternehmer seien aus eigener Initiative auf sie zugekommen. Die Bereitschaft, eine externe Unterstützung bei der Unternehmensübergabe ein-zuholen, scheint sich somit in den letzten Jahren tendenziell verbessert zu ha-ben.

Die Nachfolgeregelung eines Unternehmens beginnt mit der Neubesetzung der Geschäftsführung und zieht i. d. R. eine Fülle weiterer Veränderungen nach sich – von der eher objektiven Organisationstruktur bis hin zur eher sub-jektiv geprägten Unternehmenskultur. Dies bedeutet eine große Herausforde-rung für den Übergeber, Übernehmer und die gesamte Belegschaft. Damit diese Änderungen sich nicht nachhaltig auf den Unternehmenserfolg auswir-ken, bedarf es eines sensiblen und gut durchdachten Changemanagements. Das Changemanagement als bedeutende Prämisse im Nachfolgeprozess wird von den Übergebern noch oft unterschätzt, so die eindeutige Meinung der Be-rater. Ein mangelndes Changemanagement kann das Risiko erhöhen, dass sich die Unternehmensnachfolge noch nach der eigentlichen Unternehmens-übergabe nachteilig auf das Unternehmen auswirkt. Vor diesem Hintergrund sollte ein wirksames Changemanagement in die Nachfolgeplanung einbezo-gen werden.

Fällt die Entscheidung, einen externen Nachfolger für die Geschäftsführung zu suchen, sehen sich die Übergeber mit der Herausforderung konfrontiert, einen geeigneten, ihm bis dato nicht oder wenig bekannten Nachfolger zu finden.82 Hierbei stehen dem Übergeber unterschiedliche Möglichkeiten zur Verfügung, etwa in den Reihen der eigenen Kunden, Zulieferer, der Wettbewerber oder im Freundes- und Bekanntenkreis. Eine weitere Alternative bei der Suche eines geeigneten Nachfolgers bieten auch sogenannte Nachfolgebörsen, wie z. B.

82 Vgl. Wolter (2010), S. 4.

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n.

die Initiative „nexxt - Sicherung der Unternehmensnachfolge“ 83 oder die Nachfolgebörsen bei IHKn und HWKn. Aufgrund der sinkenden Geburtenzah-len der letzten Jahrzehnte und des steigenden Fachkräftemangels sowie Fi-nanzierungsschwierigkeiten liegt die Vermutung nahe, dass sich die erfolgrei-che Suche nach einem geeigneten externen Nachfolger erschwert hat.84 Die-ser Aussage stimmt immerhin die Hälfte der Berater weitestgehend zu. Ledig-lich 2,3 % der Berater können dieses Statement überhaupt nicht unterstütze

Abbildung 19

© 2011 - Folie 10

Aussagen zur Nachfolgesituation

16,8

16,8

28,6

32,8

36,4

27,5

33,6

39,8

31,3

37,1

30,5

32,0

25,6

25,4

18,2

20,6

15,3

3,8

7,5

6,0

4,6

2,3

2,2

3,0

2,3

0% 20% 40% 60% 80% 100%

Die Erbschaftssteuer hat zu großer Verunsicherung bei den Unternehmern geführt

Bei einer externen Nachfolge geeignete Personen zu finden, ist in den letzten drei

Jahren schwieriger geworden

Die Bedeutung des Changemanagements im Nachfolgeprozess wird unterschätzt

Nachfrage nach Nachfolgeberatung ist in den letzten drei Jahren gestiegen

Die Bedeutung des Konfliktmanagements im Nachfolgeprozess wird unterschätzt

Stimme voll zu Stimme zu Weder noch stimme nicht zu stimme überhaupt nicht zu

Ein in den vergangenen Jahren sehr präsentes und vielfach diskutiertes The-ma ist in Deutschland die Reform der Erbschafts- und Schenkungssteuer so-wie deren Freibeträge. Die vehementen Forderungen der Kritiker nach einer Nachbesserung der Reformen führen vermutlich zu Verunsicherungen bei den Unternehmern.85 Die Unternehmensnachfolge ist fast immer ein einmaliger Akt eines Unternehmers in seinem Leben, somit müssen sie auf das Fachwis-

83 Eine Initiative des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie - BMWi 84 Vgl. Müller et al. (2011). 85 Vgl. u. a. Scherer (2010), S. 323 - 325.

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sen der Berater vertrauen, da die Unternehmer keine Erfahrungswerte in die-sen überwiegend juristischen Akt mit einbringen können. Immerhin 44,2 % der Berater kommen zu der Aussage, dass die Erbschaftssteuer zu einer großen Verunsicherung bei den Unternehmern geführt habe.86

3.8 Notfallplanung

Möchte ein Unternehmer die Fortführung seines Unternehmens auch nach seinem Ausscheiden aus dem Unternehmen gewährleisten, so sollte er recht-zeitig die Planung in Angriff nehmen.87 Der Auslöser für eine Unternehmens-nachfolge muss nicht immer altersbedingt sein, sondern kann auch durch eine Notsituation erzwungen werden – beispielsweise durch Krankheit oder Tod des Unternehmers (vgl. Kapitel 2.1). Somit ist im besten Fall im Unternehmen nicht nur alles für eine geeignete Unternehmensübergabe geplant und vorbe-reitet, sondern vor allem für den Notfall, wenn die Geschäftsführung völlig un-erwartet aus dem Betrieb ausscheidet. Wichtig ist in einem solchen Szenario, dass das Unternehmen dennoch handlungsfähig bleiben kann. Grundsätzlich sind Übergaben problematisch, wenn sie ad hoc durchgeführt werden müssen, da diese in der Regel mit hohen Kosten verbunden sind.88 Diese Kosten sind für gewöhnlich das Resultat einer mangelnden Planung, die sich insbesondere nachteilig auf steuerliche und finanzielle Aspekte auswirkt. Somit sollte im Inte-resse aller Beteiligten eine Notfallplanung in jedem Unternehmen vorhanden sein, unabhängig vom Alter des Unternehmers. Dies trifft umso mehr, als im-merhin knapp ein Fünftel (18,2 %) der Unternehmensnachfolgen, die eine Be-ratung in Anspruch genommen haben, durch einen Notfall bedingt ist.

Vor diesem Hintergrund wurde erörtert, welche Vorkehrungen für eine Unter-nehmensnachfolge im Rahmen einer Notfallplanung vorgenommen wurden. Allen voran wurde gemäß dem Votum der Berater mit 78,9 % aller Befragten in den meisten Unternehmen eine Vollmacht erteilt (vgl. Abbildung 20). Dies ist ein entscheidender Punkt, um die Handlungsfähigkeit des Unternehmens zu gewährleisten. Knapp dahinter folgt die Hinterlegung eines Testaments. Diese beiden Schritte wurden lt. Berateraussagen am häufigsten in den Unterneh-

86 Die Mehrheit der Unternehmen mit einem Jahresumsatz von unter 3 Million Euro kommt ohne Erbschaftsteuer aus, siehe hierzu Kapitel 2.1.

87 Eine frühzeitige Planung wird als wesentlicher Erfolgsfaktor in der Unternehmensnachfol-ge gesehen, vgl. Ibrahim et al. (2003), S. 173.

88 Vgl. Wagner, (2003), S. 127 f.

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men vorgenommen. Dieses Ergebnis deckt sich teilweise mit Ergebnissen an-derer Studien.89 47,8 % haben eine Stellvertreterregelung vorliegen, um auf ein plötzliches Ausscheiden vorbereitet zu sein. Ein Krisenstab bestehend aus mehreren Mitarbeitern, der die Leitung im Notfall übernimmt, wurde hingegen nur in wenigen Unternehmen als Notfallvorsorge installiert.

Abbildung 20

© 2011 - Folie 11

Getroffene Vorkehrungen im Falle eines Notfalls

4,4%

7,8%

24,4%

35,6%

45,6%

47,8%

71,1%

78,9%

0,0% 20,0% 40,0% 60,0% 80,0% 100,0%

Krisenstab benannt

Andere

Passwörter hinterlegt

Ehevertrag

Lebensversicherung

Stellvertreterregelung

Testament

Vollmacht erteilt

3.9 Ansatzmöglichkeiten staatlicher Förderung im Nachfolgeprozess

Nachdem in den vorangegangenen Abschnitten ein Überblick zur Unterneh-mensnachfolge aus der Beraterperspektive gegeben wurde, hatten die Berater abschließend die Möglichkeit, in einer offenen Fragestellung Anregungen zur Ausgestaltung staatlicher Förderung im Nachfolgeprozess zu geben. Insge-samt gaben die Berater 133 verschiedene Vorschläge ab. Der übersichtlich-keitshalber wurden die Antworten dann in zwölf verschiedene Felder eingeteilt (vgl. Tabelle A1 im Anhang).

89 Vgl. Freund/Kayser (2007), S. 32.

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Fast ein Viertel der Berater nutzte dies, um auf finanzielle Unterstützung von Beratungsleistungen, z. B. in Form einer teilweisen Kostenübernahme, auf-merksam zu machen. Die Förderung von Beratungsleistungen soll die Hemm-schwelle, eine Beratung in Anspruch zu nehmen, abbauen. Dies sei, laut Bera-ter, insbesondere bei Kleinbetrieben wichtig, die die Kosten für einen externen Berater besonders scheuen. Eng mit diesem Aspekt verbunden ist die Auffor-derung nach mehr Aufklärung und besserem Informationsangebot zur geplan-ten Unternehmensübergabe.

In 18 % der genannten Unterstützungsmöglichkeiten zur sicheren Unterneh-mensübergabe steht die Finanzierung der im Laufe der Unternehmensnach-folge entstehenden Kosten, insbesondere für Kredite für Unternehmensüber-nehmer, beispielsweise für den Kauf des Unternehmens oder zur Tätigung von Investitionen.

Am dritthäufigsten (12,8 % aller Nennungen) wurde das Thema Erbschafts-steuer von den Beratern angesprochen. Die Forderung nach Wegfall und Ent-lastung wurden in diesem Zusammenhang besonders hervorgehoben. Die Forderungen variieren vom Wegfall, über Vereinfachung, Verbesserung bis hin zur Erleichterung hinsichtlich dieser Steuerart.

Es gab allerdings auch einige Stimmen unter den Antworten, die die gegen-wärtige staatliche Förderung als gut attestierten und daher auf diesem Feld keinen weiteren Bedarf sehen.

3.10 Wichtigste Problemfelder im Nachfolgeprozess aus Sicht der Berater

Abschließend wurden die Berater in einer offenen Frage aufgefordert, die wichtigsten Problemfelder im Nachfolgeprozess zu benennen. Dabei nannten die Berater insgesamt 171 einzelne Probleme, die sich wiederum in 13 Prob-lemfelder aggregieren ließen (vgl. Tabelle A2 im Anhang). Die hohe Anzahl an unterschiedlichen Problemfeldern unterstreicht die Vielfältigkeit der Herausfor-derungen während des Nachfolgeprozesses. Dennoch lassen sich gewisse Tendenzen ausmachen, in welchen Bereichen sich die Sorgen der Übergeber häufen. Die Auswahl und die Vorbereitung eines geeigneten Nachfolgers sind in 12,9 % aller Nennungen Thema. Die Problematik verschärft sich ganz be-sonders bei der Suche nach einem externen Nachfolger. Des Weiteren spie-geln sich bei den Problemfeldern die Themenbereiche wider, die bereits bei

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den Ansatzmöglichkeiten staatlicher Förderung genannt wurden. Zu denen gehört beispielsweise die Finanzierung der Unternehmensübergaben (11,7 % aller Nennungen).

Darüber hinaus wurden auch Problembereiche genannt, die die Unternehmer selbst betreffen und bei denen die Berater kaum Regulierungsmöglichkeiten haben. Dies trifft beispielsweise zu, wenn die Planung für die Nachfolge, auf-grund eines mangelnden Bewusstseins für die Notwendigkeit einer voraus-schauenden Unternehmensnachfolge, zu spät in Angriff genommen wird (17,0 % aller Nennungen) oder dem Senior das Loslassen der Unternehmens-führung schwerfällt (7,0 % aller Nennungen). Dass sich Unternehmensüberge-ber nicht frühzeitig mit dem Thema eines Unternehmensübergangs beschäfti-gen, ist bereits in anderen Studien ein bekanntes Problem.90

Gleiches gilt, wenn Probleme im Hinblick auf den Übernehmer bestehen. So wurde teilweise die Motivation und Qualifikation potentieller Übernehmer be-mängelt (7,6 %). Zum einen fehlten den Übernehmern die fachlichen Qualifika-tionen, zum anderen wurde bemängelt, sie seien im Rahmen ihrer Ausbildung nicht ausreichend genug auf die Selbständigkeit vorbereitet worden.

4. Zusammenfassung und Ausblick

Mittels der vorgestellten Berechnungsmethode ergibt sich, dass im Freistaat Bayern in den nächsten fünf Jahren rund 20.200 Unternehmen mit rund 304.000 Arbeitsplätzen zur Übergabe anstehen. Bezogen auf ein Jahr heißt dies, dass jedes Jahr durchschnittlich in rund 4.000 Unternehmen mit rund 61.000 Arbeitsplätzen die Übergabe stattfinden wird. In über 90 % dieser Fälle ist der Grund für die Übergabe, dass der Inhaber bzw. die Inhaberin aus Al-tersgründen ausscheidet (vgl. Abbildung 21).

90 Vgl. IfM Mannheim (2003).

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Abbildung 21

© 2011 - Folie 9

Jährliche Unternehmensübertragungen nach Übergabegründen

4.040 Unternehmen

mit ca. 60.840 Beschäftigten

Übergabegrund

Alter

3.697 Unternehmenmit ca. 55.670 Beschäftigten

Übergabegrund

Tod

198 Unternehmenmit ca. 2.980Beschäftigten

Übergabegrund

Krankheit

145 Unternehmenmit ca. 2.190 Beschäftigten

91,5% 4,9 % 3,6 %

Die Ergebnisse aus der Befragung von Nachfolgeberatern zeigen, dass die meisten Unternehmer rechtzeitig, also zwischen dem 55. und 64. Lebensjahr eine Beratung aufsuchen. Im Hinblick auf die Geschlechterverteilung innerhalb der Beratungen fanden sich verhältnismäßig wenige Frauen wieder.

Ein sehr zufriedenstellendes Ergebnis ist, dass Unternehmer, deren Unter-nehmen weniger als 1 Million Euro Jahresumsatz erwirtschaften, in der Regel Beratungsdienstleistungen in Anspruch nehmen. Die meisten Unternehmer machen diesen Schritt aufgrund einer Empfehlung ihres Bankberaters. Gleich-zeitig kommt über die Hälfte der Unternehmer mittlerweile aus eigener Initiati-ve zu den Beratern.

Dass die Unternehmer vorausschauender mit dem Thema Unternehmens-nachfolge umgehen, zeigt auch das Ergebnis, dass über die Hälfte noch in der Vorbereitungsphase Rat bei Dritten suchen. Dies ist auch ein Verdienst zahl-reicher Veranstaltungen und Kampagnen zum Thema Unternehmensnachfol-

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42

ge. Dennoch finden immerhin noch 15,1 % der Unternehmer erst den Weg in die Beratung, wenn sie sich bereits in der Überleitungsphase befinden.

Die am meisten bevorzugte Nachfolgevariante ist die familieninterne Unter-nehmensnachfolge, die in fast der Hälfte der Unternehmen auch umgesetzt wird. Die Übergabe innerhalb dieser Nachfolgeform dauert bei einem Fünftel der Fälle mehr als vier Jahre und damit deutlich länger als bei einem Unter-nehmensverkauf. Kann keine interne Unternehmensnachfolge realisiert wer-den, liegt das in den meisten Fällen am fehlenden Interesse der Kinder. Dann wird häufig der Verkauf des Unternehmens gewählt, wobei das Einigen auf einen Kaufpreis ein sehr großes Problem darstellt. Gemäß den Nachfolgebera-tern überschätzen etwa 75 % der Übergeber den Wert ihres Unternehmens.

Wird eine Unternehmensnachfolge erfolgreich eingeleitet, so erfolgt in schät-zungsweise über 70 % der Fälle eine gemeinsame Einarbeitungszeit zwischen Übergeber und Übernehmer. Dies ist grundsätzlich positiv, da so das Wissen des Altinhabers auf die nächste Generation übergehen kann. Allerdings wer-den in der Übergangsphase aus Sicht der Unternehmensberater häufig die Themen Changemanagement und Konfliktmanagement unterschätzt. Hier tut weitere Aufklärungsarbeit not.

Notfälle im Rahmen einer Unternehmensnachfolge aufgrund des plötzlichen Ausscheidens des Unternehmers machen etwa 18 % der Beratungen aus. Gut drei Viertel der Unternehmen sind auf einen Notfall zumindest mit einer erteil-ten Vollmacht vorbereitet. Auch hier besteht weiterhin Handlungsbedarf, so-dass die Anzahl der Unternehmen mit einem „Notfallkoffer“ steigt und dieser Notfallkoffer stetig aktualisiert wird.

Abschließend bleibt festzuhalten, dass die genannten Problemfelder mit den empfohlenen Ansatzpunkten staatlicher Förderungen ineinandergreifen. Die Auswahl und Suche eines Nachfolgers stellt die Übergeber noch immer vor eine große Herausforderung. Falls ein Nachfolger gefunden ist, wird eine Ver-besserung der Finanzierungsmöglichkeiten von den Beratern gewünscht. Gleichzeitig wird eine Reform der Erbschafts- und Schenkungssteuer nahege-legt. Insgesamt zeigen die Ergebnisse der Befragung, dass sich die Situation im Bereich der Unternehmensnachfolge verbessert, aber auch, dass das Thema Unternehmensnachfolge für die nächsten Jahre ein wichtiges mit-telstandspolitisches Themenfeld bleibt.

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43

Anhang

Abbildung A1:

© 2011 - Folie 16

590

950

1.460

2.010

1.900

1.230

Insgesamt 8.140 Unternehmen

mit 121.700 Beschäftigten

über 250.000 – 500.000

über 500.000 – 1 Mio.

über 1 Mio. – 2 Mio.

über 2 Mio. – 5 Mio.

über 5 Mio.

Quelle: Eigene Berechnungen

bis 250.000

Zur Übergabe anstehende Unternehmen in Oberbayernin den nächsten 5 Jahren (2011-2015) nach Umsatzgrößenklassen

Abbildung A2:

© 2011 - Folie 17Quelle: Eigene Berechnungen

760

2.780

2.610

1.990Produzierendes Gewerbe

Handel, Verkehr, Gastgewerbe

UnternehmensbezogeneDienstleistungen

PersonenbezogeneDienstleistungen

Insgesamt 8.140 Unternehmen

mit 121.700 Beschäftigten

Zur Übergabe anstehende Unternehmen in Oberbayernin den nächsten 5 Jahren (2011-2015) nach Wirtschaftszweigen

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44

Abbildung A3:

© 2011 - Folie 18

130

230

320

470

410

240

Insgesamt 1.800 Unternehmen

mit 26.800 Beschäftigten

über 250.000 – 500.000

über 500.000 – 1 Mio.

über 1 Mio. – 2 Mio.

über 2 Mio. – 5 Mio.

über 5 Mio.

Quelle: Eigene Berechnungen

bis 250.000

Zur Übergabe anstehende Unternehmen in Niederbayernin den nächsten 5 Jahren (2011-2015) nach Umsatzgrößenklassen

Abbildung A4:

© 2011 - Folie 19Quelle: Eigene Berechnungen

120

380

680

620Produzierendes Gewerbe

Handel, Verkehr, Gastgewerbe

UnternehmensbezogeneDienstleistungen

PersonenbezogeneDienstleistungen

Insgesamt 1.800 Unternehmen

mit 26.800 Beschäftigten

Zur Übergabe anstehende Unternehmen in Niederbayernin den nächsten 5 Jahren (2011-2015) nach Wirtschaftszweigen

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45

Abbildung A5:

© 2011 - Folie 20

120

200

290

390

350

210

Insgesamt 1.560 Unternehmen

mit 24.400 Beschäftigten

über 250.000 – 500.000

über 500.000 – 1 Mio.

über 1 Mio. – 2 Mio.

über 2 Mio. – 5 Mio.

über 5 Mio.

Quelle: Eigene Berechnungen

bis 250.000

Zur Übergabe anstehende Unternehmen in Oberpfalzin den nächsten 5 Jahren (2011-2015) nach Umsatzgrößenklassen

Abbildung A6:

© 2011 - Folie 21Quelle: Eigene Berechnungen

130

350

550

530Produzierendes Gewerbe

Handel, Verkehr, Gastgewerbe

UnternehmensbezogeneDienstleistungen

PersonenbezogeneDienstleistungen

Insgesamt 1.560 Unternehmen

mit 24.400 Beschäftigten

Zur Übergabe anstehende Unternehmen in Oberpfalzin den nächsten 5 Jahren (2011-2015) nach Wirtschaftszweigen

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46

Abbildung A7:

© 2011 - Folie 22

120

180

260

380

340

200

Insgesamt 1.480 Unternehmen

mit 22.400 Beschäftigten

über 250.000 – 500.000

über 500.000 – 1 Mio.

über 1 Mio. – 2 Mio.

über 2 Mio. – 5 Mio.

über 5 Mio.

Quelle: Eigene Berechnungen

bis 250.000

Zur Übergabe anstehende Unternehmen in Oberfrankenin den nächsten 5 Jahren (2011-2015) nach Umsatzgrößenklassen

Abbildung A8:

© 2011 - Folie 23Quelle: Eigene Berechnungen

130

310

530

510Produzierendes Gewerbe

Handel, Verkehr, Gastgewerbe

UnternehmensbezogeneDienstleistungen

PersonenbezogeneDienstleistungen

Insgesamt 1.480 Unternehmen

mit 22.400 Beschäftigten

Zur Übergabe anstehende Unternehmen in Oberfrankenin den nächsten 5 Jahren (2011-2015) nach Wirtschaftszweigen

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47

Abbildung A9:

© 2011 - Folie 24

210

330

460

620

570

350

Insgesamt 2.540 Unternehmen

mit 39.300 Beschäftigten

über 250.000 – 500.000

über 500.000 – 1 Mio.

über 1 Mio. – 2 Mio.

über 2 Mio. – 5 Mio.

über 5 Mio.

Quelle: Eigene Berechnungen

bis 250.000

Zur Übergabe anstehende Unternehmen in Mittelfrankenin den nächsten 5 Jahren (2011-2015) nach Umsatzgrößenklassen

Abbildung A10:

© 2011 - Folie 25Quelle: Eigene Berechnungen

230

680

880

750Produzierendes Gewerbe

Handel, Verkehr, Gastgewerbe

UnternehmensbezogeneDienstleistungen

PersonenbezogeneDienstleistungen

Zur Übergabe anstehende Unternehmen in Mittelfrankenin den nächsten 5 Jahren (2011-2015) nach Wirtschaftszweigen

Insgesamt 2.540 Unternehmen

mit 39.300 Beschäftigten

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48

Abbildung A11:

© 2011 - Folie 26

150

230

350

480

450

270

Insgesamt 1.930 Unternehmen

mit 28.500 Beschäftigten

über 250.000 – 500.000

über 500.000 – 1 Mio.

über 1 Mio. – 2 Mio.

über 2 Mio. – 5 Mio.

über 5 Mio.

Quelle: Eigene Berechnungen

bis 250.000

Zur Übergabe anstehende Unternehmen in Unterfrankenin den nächsten 5 Jahren (2011-2015) nach Umsatzgrößenklassen

Abbildung A12:

© 2011 - Folie 27Quelle: Eigene Berechnungen

170

450

690

620Produzierendes Gewerbe

Handel, Verkehr, Gastgewerbe

UnternehmensbezogeneDienstleistungen

PersonenbezogeneDienstleistungen

Insgesamt 1.930 Unternehmen

mit 28.500 Beschäftigten

Zur Übergabe anstehende Unternehmen in Unterfrankenin den nächsten 5 Jahren (2011-2015) nach Wirtschaftszweigen

Page 51: „Unternehmensnachfolge in Bayern“ · 2016. 10. 12. · Kurzstudie für das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie, München „Unternehmensnachfolge

49

Abbildung A13:

© 2011 - Folie 28

200

330

510

700

630

380

Insgesamt 2.750 Unternehmen

mit 41.100 Beschäftigten

über 250.000 – 500.000

über 500.000 – 1 Mio.

über 1 Mio. – 2 Mio.

über 2 Mio. – 5 Mio.

über 5 Mio.

Quelle: Eigene Berechnungen

bis 250.000

Zur Übergabe anstehende Unternehmen in Schwabenin den nächsten 5 Jahren (2011-2015) nach Umsatzgrößenklassen

Abbildung A14:

© 2011 - Folie 29Quelle: Eigene Berechnungen

230

650

980

890Produzierendes Gewerbe

Handel, Verkehr, Gastgewerbe

UnternehmensbezogeneDienstleistungen

PersonenbezogeneDienstleistungen

Insgesamt 2.750 Unternehmen

mit 41.100 Beschäftigten

Zur Übergabe anstehende Unternehmen in Schwabenin den nächsten 5 Jahren (2011-2015) nach Wirtschaftszweigen

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50

Abbildung A15:

© 2011 - Folie 12

20,3%

20,3%

10,5%

48,9%

1-5 Unternehmen

6-10 Unternehmen

11-19 Unternemen

20 Unternehmen und mehr

Durchschnittliche Nachfolgeberatungen pro Jahr der Nachfolgeberater

Abbildung A16:

© 2011 - Folie 13

Phase des Übergabeprozesses beim Erstkontakt mit dem Berater

55,5%29,4%

15,1%

Vorbereitungsphase

Umsetzungsphase

Überleitungsphase

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51

Abbildung A17:

© 2011 - Folie 14

Voraussichtlicher Zeitpunkt der Unternehmensübergabe

25,3%

24,8%23,2%

26,7%unter einem Jahr

1 bis unter 2 Jahre

2 bis unter 4 Jahre

mehr als 4 Jahre

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Tabelle A1: Ansatzmöglichkeiten staatlicher Förderung im Nachfolgeprozess

Ansatzmöglichkeiten staatlicher Förderung

Prozentuale Häufigkeit/ Anzahl der Nennungen

Beratungsförderung 22,6 % (30)

Finanzierungsförderung in der Unternehmensübernahme 18,0 % (24)

Verbesserung der Erbschafts- und Schenkungssteuer 12,8 % (17)

Bessere Aufklärung & Informationsangebot zur strukturierten Unternehmensnachfolgeregelung 10,5 % (14)

Ganzheitliches und phasenübergreifendes Coaching für den Unternehmensübernehmer 6,8 % (9)

Gegenwärtige Fördermaßnahmen ausreichend 6,8 % (9)

Verbesserung der derzeitigen Förderprogramme in Bezug auf die Unternehmensnachfolge 4,5 % (6)

Förderung von Konfliktmanagement 3,0 % (4)

Förderung von Haftungsübernahmen 3,0 % (4)

Förderung der familieninternen Unternehmensnachfolge 2,2 % (3)

Bürokratie in der Unternehmensnachfolge: Schaffung verbesserter rechtlicher Rahmenbedingungen 2,2 % (3)

Verschiedenes 7,6 % (10)

Gesamt 100 % (133)

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Tabelle A2: Hauptproblemfelder im Nachfolgeprozess

Problemfelder Prozentuale

Häufigkeit / Anzahl der Nennungen

Zu späte Planung und Übergabe aufgrund eines fehlenden Bewusstseins für die Notwendigkeit der

vorausschauenden Unternehmensnachfolge 17,0 % (29)

Auswahl und Vorbereitung eines geeigneten externen/internen Nachfolgers 12,9 % (22)

Einschätzung des Unternehmenswertes 11,7 % (20)

Finanzierung der Unternehmensübernahme 11,7 % (20)

Motivation und Qualifikation potentieller Übernehmer 7,6 % (13)

Nicht-Loslassen-Können, begrenztes Vertrauen in den Übernehmer 7,0 % (12)

Steuerliche Situation und rechtliche Vorbereitung 5,8 % (10)

Zustand des zu übergebenden Unternehmens 4,7 % (8)

Falsche Einschätzung der zeitlichen Dauer der Unternehmensnachfolge 4,1 % (7)

Typische Übergabeprobleme speziell von Familienbetrieben 4,1 % (7)

Zukunft des Unternehmens nach der Übergabe 2,9 % (5)

Nicht ausreichende Kompetenz der Berater 2,3 % (4)

Verschiedenes 8,2 % (14)

Gesamt 100 % (171)

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