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Journal for Disability and International Development Behinderung und Dritte Welt Zeitschrift des Forums Behinderung und Internationale Entwicklung 19. JAHRGANG AUSGABE 2/2008 Schwerpunktthema: Arbeit für und mit Menschen mit Behinderung in Osteuropa

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Journal for Disability and International Development

Behinderungund Dritte Welt

Zeitschrift des Forums Behinderung und Internationale Entwicklung

19. JAHRGANG AUSGABE 2/2008

Schwerpunktthema: Arbeit für und mit Menschen mitBehinderung in Osteuropa

Inhaltsverzeichnis

Editorial .......................................................................3

SchwerpunktthemaArbeit für und mit Menschen mit Behinderung in Osteuropa

Behinderung in Osteuropa und der ehemaligen UdSSRStefan Lorenzkowski .......................................................4

Zwischen Stillstand und Aufbruch - Die Situation von Men-schen mit Behinderungen in RusslandSabine Erdmann-Kutnevic .............................................12

Moving into the CommunityLaure Trebosc ..............................................................17

Human Rights-Based Approach and DPOs in Central AsiaHisayo Katsui .................................................................21

Vygotsky�s Defectology and Inclusive EducationAndrea Vogt ................................................................27

Berichte

Vernetzte Informationszentren in Belarus, Russlandund der UkraineAmund Schmidt ...........................................................33

GPDD Membership Meeting 2008Maria Reina .................................................................34

Kurzmeldungen .........................................................36

Literatur und Medien ................................................39

Veranstaltungen ........................................................42

ImpressumZeitschrift Behinderung und Dritte WeltJournal for Disability and International

DevelopmentAnschriftWandastr. 9, 45136 EssenTel.: +49 (0)201/17 88 963Fax: +49 (0)201/17 89 026E-Mail: [email protected]: www.zbdw.deFür blinde und sehbehinderte Menschen ist die Zeit-schrift im Internet oder auf Wunsch als Diskette imWord-Format erhältlich.

RedaktionsgruppeSusanne Arbeiter, Sonderschullehrerin,

Berlin: [email protected] Wilm,

Berlin: [email protected] Gräber, Diplom Rehabilitationspädagogin,

Berlin: [email protected]. Dr. Adrian Kniel, Universität Kassel,

Kassel: [email protected] Kolmar, Bundesvereinigung Lebenshilfe,

Marburg: [email protected] Lorenzkowski,

[email protected] Schwinge, Universität Wien, Wien/Österreich:

[email protected] Weigt, Behinderung und Entwicklungszusam-

menarbeit, Essen: [email protected] WeigtRedaktionsassistenz GestaltungDominic Dinh Amund SchmidtDruckDruckerei Nolte, Iserlohn

BankverbindungBank für Sozialwirtschaft Konto-Nr.: 80 40 702BLZ/BIC: 370 205 00 / BFSWDE33IBAN: DE19 3702 0500 0008 0407 02Die Zeitschrift Behinderung und Dritte Welt ist eine Pub-likation des Forums Behinderung und InternationaleEntwicklung.Hinweis: Für den Inhalt der Artikel sind die AutorInnenverantwortlich. Veröffentlichte Artikel stellen nicht un-bedingt die Meinung der Redaktion dar. Die Veröffentli-chung von Beiträgen aus der Zeitschrift in anderen Pub-likationen ist möglich, wenn dies unter vollständigerQuellenangabe geschieht und ein Belegexemplar über-sandt wird.

ISSN 1430-5895

2 Zeitschrift Behinderung und Dritte Welt 2/2008

Liebe Leserinnen und Leser!

Osteuropa und die Länder der ehemaligenUdSSR fallen in der Entwicklungskooperationhäufig nicht auf, da sie zur so genannten Zwei-ten Welt gehörten. Die meisten Länder Osteu-ropas gehören inzwischen zur EuropäischenUnion und haben enorme wirtschaftliche, sozi-ale und gesellschaftliche Veränderungen durch-gemacht. Hier haben sich innerhalb von weni-gen Jahren vielfältige Ansätze im Umgang mitMenschen mit Behinderungen entwickelt, diezum einen auf regionale Ansätze, wie die De-fektologie, zurückgreifen aber andererseitsdurch regionalen und internationalen Aus-tausch von Erfahrungen, neue Ansätze, wie diegemeindenahe Rehabilitation umsetzen. FürMenschen mit Behinderung kam es größtenteilszu einer Verbesserung der allgemeinen Lebens-situation. Dennoch gibt es noch viele Bereiche,in denen weitere Verbesserungen notwendigsind. Dies sind vor allem die großen Wohnein-richtungen, in denen Menschen mit Behinde-rung teilweise unter menschenverachtendenUmständen leben.

Die restlichen Länder der ehemaligen UdSSR�verschwinden� hinter dem Eindruck autokrati-scher Regierungen. Die Lebenssituation vonMenschen mit Behinderungen bleibt mit derAusnahme von Berichten über große Wohnein-richtungen weitgehend unbekannt. In diesenLändern gibt es auch positive Entwicklungen,die allerdings häufig nicht so schnell sichtbarwerden. Im Prozess der wirtschaftlichen und ge-sellschaftlichen Veränderungen entsteht schnellder Eindruck, dass Menschen mit Behinderungnicht ausreichend berücksichtigt werden. Den-noch wachsen in diesen Ländern lokale Initiati-ven im Rahmen einer Zivilgesellschaft.

Diese Entwicklungen wollen wir Ihnen in die-ser Ausgabe vorstellen. Die enorme Größe derRegion kann die gesamte Lage nicht ausrei-chend vorstellen. Die Artikel zielen vor allemdarauf ab, einen Überblick über die Entwick-lungen zu geben und beabsichtigen die Leser-Innen dazu einzuladen, sich mehr mit dem The-ma Behinderung in den Ländern Osteuropassowie der ehemaligen UdSSR auseinander zusetzen.

Stefan Lorenzkowski gibt in seinem Artikeleine Übersicht über zentrale behinderungsrele-vante Fragestellungen in der gesamten Region.Es werden gemeinsame Aspekte und Unter-schiede aufgezeigt, die sich innerhalb der letz-

ten 20 Jahre herausgebildet haben. Sabine Erd-mann-Kutnevic geht in ihrem Beitrag genauerauf die Lebenssituation behinderter Menschenim Westen Russlands ein. Sie beschreibt dieAusgangssituation der staatlichen Strukturenund die Entwicklungen seit 2003. Im Anschlusszeigt Laure Trebosc das praktische Beispiel einesProjektes im ländlichen Raum im Westen Russ-lands, wie junge Menschen mit Behinderungaus großen Einrichtungen in die dörfliche Ge-meinschaft integriert werden können.

Einen Sprung nach Zentral Asien macht Hi-sayo Katsui. Sie thematisiert die Bedeutung derSelbstvertretungsorganisationen von Menschenmit Behinderung in ihrem Kampf für die Durch-setzung ihrer Menschenrechte. Andrea Vogtschließt diesen Schwerpunkt mit einem Einblickin die Defektologie ab und verdeutlicht derenBedeutung für die Umsetzung von Bildung fürAlle in den Ländern der ehemaligen UdSSR.

Wir wünschen allen LeserInnen viel Spaßbeim Lesen und Schmökern!

Ihr Redaktionsteam

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E D I T O R I A L

Behinderung in Osteuropa und der ehemaligen UdSSRStefan Lorenzkowski

In diesem Artikel werden zentrale Themen sowie Entwicklungen im Umgang mit behinderten Menschen in denLändern Osteuropas und der Gemeinschaft unabhängiger Staaten (GUS) beschrieben. Die Vielfalt sozialer Syste-me, der Gesellschafts- und Staatsformen sowie Vorstellungen über Behinderung machen eine umfassende Be-schreibung schwer. Gemeinsam sind allen Ländern die sozialen und wirtschaftlichen Umbrüche, zentralisierte undgleichzeitig fragmentierte bürokratische Verwaltungssysteme sowie die schnelle Anpassung an sich veränderndeRegierungs- und Wirtschaftssysteme und den Umbau sozialer Sicherungssysteme, die behinderte Menschen be-treffen.

Einführung

In der sozialistischen Staatsidee Osteuropasund der GUS wurde die Bevölkerung in produk-tive und weniger produktive Teile untergliedert.Menschen mit Behinderung wurden als nichtproduktiv angesehen und daher verstärkt vongesellschaftlicher Teilhabe ausgeschlossen. Vie-le Angaben in diesem Artikel basieren auf mei-nen Arbeitserfahrungen in Osteuropa, Russlandund Zentral Asien und werden nicht genauergekennzeichnet.

Ökonomische und politischeRahmenbedingungenDie UdSSR war ein Verbund von verschiedenennicht unabhängigen Sowjetrepubliken, die voneiner russischen Elite dominiert wurden. In derUdSSR lebten 293 Millionen Menschen mitmehr als 200 verschiedenen Nationalitäten.Die Stabilität in der UdSSR wurde unter ande-rem durch ein sorgfältig austariertes Gleichge-wicht zwischen diesen einzelnen Nationalitätenerreicht, indem Teile der Bevölkerung umgesie-delt wurden und die Grenzen zwischen den Re-publiken nach dem Motto teile und herrsche ge-zogen wurden. Besonders die kompliziertenGrenzziehungen hatten auch nach 1989 krie-gerische Konflikte im Kaukasus oder Zentralasi-en zur Folge (z.B. Armenien und Aserbeidschanim Kaukasus sowie Usbekistan und Tadschikis-tan in Zentralasien), in deren Folge Menschenauch Behinderungen und Beeinträchtigungenerwarben.

Nach 1989 kam es in allen hier beschriebe-nen Ländern zu tiefgreifenden politischen, wirt-schaftlichen und sozialen Veränderungen. Esbildeten sich wieder Nationalstaaten und esentstand damit einhergehend ein neues natio-nales Bewusstsein.

Die Staaten- und Regierungsformen der ein-zelnen Länder weisen große Unterschiede auf.Ein Extrem sind Länder mit zentralisierten Re-

gierungen, die teilweise alle Aspekte des sozia-len Lebens kontrollieren (z.B. Turkmenistan,Tadschikistan, Usbekistan). Auf der anderenSeite stehen die neuen EU-Mitgliedsländer, diees innerhalb einer recht kurzen Zeit geschaffthaben, partizipatorische Regierungsformen auf-zubauen und sich den EU Normen anzupassen.Zwischen diesen beiden Polen liegt eine Band-breite von Regierungsformen unterschiedlicherGewaltenteilung, Oligarchien und Demokratie.

Eine Folge der wirtschaftlichen, politischenund sozialen Veränderungen waren Arbeitslo-sigkeit und die Verarmung weiter Bevölke-rungsteile. Durch das Zusammenbrechen derWirtschaft und unrentabler Industriebetriebewurden viele Menschen arbeitslos. Im sozialenBereich, z.B. in Kinder- oder Behindertenhei-men gab es eine gewisse Stabilität in den Be-schäftigungsverhältnissen, obwohl die Gehälternicht oder nicht vollständig gezahlt wurden(Berliner Zeitung 1998). Gerade große Wohn-und Rehabilitationseinrichtungen in Osteuropaund Ländern der ehemaligen UdSSR befindensich in Dörfern. Diese sind in Russland, Estland,der Slowakei, Tadschikistan oder Mazedonienzu finden. In den neuen EU-Staaten Osteuro-pas wurden diese Verarmungsprozesse teilwei-se durch finanzielle Mittel und strukturelle För-derung der EU abgefedert. In den GUS Länderngibt es eine solche Unterstützung bisher nicht,obwohl Russland seit 2006 positive Entwicklun-gen im Bereich der sozialen Sicherung zeigt.

Die Kombination der staatlichen, wirtschaftli-chen Umwälzungen in den GUS Ländern mitder Schwäche administrativer Strukturen führ-ten unter anderem zum Rückgang notwendigerstaatlicher Steuereinnahmen für die Finanzie-rung sozialer und rehabilitativer Dienste. EineFolge war das teilweise Kollabieren der Ge-sundheits- und Bildungssysteme in den LändernZentralasiens, des Kaukasus aber auch denländlichen und entlegenen Regionen Russlands.Bis zu diesem Zeitpunkt hatten die Wohnein-

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richtungen für behinderte Menschen und Reha-bilitationszentren im Vergleich immerhin einenrecht soliden Grundstock für die Versorgung.Ohne eine gesicherte Finanzierung zeigten sichstarke Mängel und eine sich verschlechterndegesundheitliche und soziale Grundversorgung.Auch das System der finanziellen Sozialtrans-fers zugunsten behinderter Menschen wurde inallen GUS Ländern seit 1989 größtenteils ge-kürzt. Davon betroffen waren beispielsweise diefreie Nutzung für Busse und Bahnen, die Reha-bilitationsversorgung und medizinische Dienste.Diese Lücken bestehen bis heute.

Menschen mit Behinderung

Für das Verständnis von Behinderung in denehemaligen sozialistischen Ländern ist der An-satz der Defektologie wesentlich. Der einfluss-reiche Wissenschaftler und Psychologe LewVygotski formulierte in den dreißiger Jahrenden behindertenpädagogischen Ansatz der De-fektologie (vgl. Andrea Vogt in diesem Heft). Ergeht davon aus, dass die Beeinträchtigungenvon Kindern deren individuelle Entwicklung be-einflusst, betont aber die sozialen Einflüsse, dieschließlich zu einer Behinderung führen. SeineAnsätze finden während der 30er Jahre Ein-gang in die sozial- und behindertenpädagogi-sche Praxis in der UdSSR. Seit den 1940er Jah-ren ist es aber in diesem Bereich zu einer Tren-nung der akademischen Theorie und ange-wandten Praxis gekommen.

Es kam im praktischen Alltag zu einer theo-retischen Verknöcherung und Bürokratisierungund Menschen mit Behinderung wurden immermehr als medizinische Objekte gesehen. Litera-tur für Fachleute im medizinischen und sozialenBereich für die praktische Anwendung gibt eswenige in den Nachfolgestaaten der UdSSR (ei-gene Erfahrungen, SL). Behinderte Menschenwurden immer mehr zu Objekten der Spezialis-ten und zu Patienten in Heimen. Sie erhielteneinerseits finanzielle Unterstützung und rehabi-litative Dienste, waren andererseits aber vonwesentlichen gesellschaftlichen Entwicklungenausgeschlossen.

Der vor-revolutionäre Status quo der Exklusi-on von Menschen mit Behinderung von vor1917 wurde in Russland erhalten und späterauf die gesamte UdSSR übertragen. Bereits im17. Jahrhundert gab es Aufnahmeeinrichtun-gen für straffällige, kranke und verwaiste Kin-der. Während der Revolution zum Anfang des20. Jahrhunderts wuchsen diese Einrichtungenimmer weiter an. In den 50er Jahren wurdenFamilien von der Regierung verstärkt angehal-ten, Kinder mit Behinderung in große speziali-

sierte Einrichtungen zu geben, damit Frauenebenfalls arbeiten können. Dies ist auch einBeispiel der verknöcherten Defektologie. Wiebereits erwähnt wurde diese Personengruppeals nicht produktiver Bevölkerungsteil angese-hen und in große Einrichtungen abgeschoben.Diese Einrichtungen wurden in entlegenen Re-gionen und kleinen Dörfern angelegt, wodurchsogar die Anbindung an das Familienleben er-schwert wurde. Dies versinnbildlicht das extre-me räumliche und soziale Ausgeschlossenseinbehinderter Menschen während der UdSSRZeit, das bis heute nachwirkt. Ansätze einermenschen- und wohnortnahen Rehabilitationwurden offiziell nicht gefördert.

Eine besondere Stellung unter den Men-schen mit Behinderung nehmen auch heutenoch die Veteranen der Kriege ein. In der Ge-setzgebung wird diese Gruppe gesondert er-wähnt. Besonders nach dem 2. Weltkrieg, demAfghanistankrieg 1979 bis 1989 aber auch denKonflikten in Kaukasus wuchs die Anzahl derKriegsveteranen an und benötigte Versorgung.Nach dem Kernreaktorunglück am 26. April1986 in Tschernobyl wurden auch die Opferdieser Katastrophe durch eine besondere Ge-setzgebung in allen Nachfolgestaaten derUdSSR geschützt.

Menschen mit Behinderung werden in denNachfolgestaaten der UdSSR in der Regel auchheute noch in drei Kategorien durch die Ver-waltungen der Ministerien für Arbeit und Sozia-les klassifiziert. Das folgende Beispiel stammtaus Usbekistan (JICA 2003):- In der ersten Kategorie finden sich behinder-

te Menschen, die ihre Arbeitsfähigkeit völligverloren haben und auf die Unterstützunganderer angewiesen sind.

- In der zweiten Kategorie werden behinderteMenschen eingeordnet, die ihre Arbeitsfä-higkeit völlig verloren haben aber nicht aufdie Unterstützung anderer angewiesen sind.

- In der dritten Kategorie werden behinderteMenschen kategorisiert, die zum Teil ihre Ar-beitsfähigkeit verloren haben.Kinder mit Behinderung werden neben die-

sen Kategorien gesondert registriert und habenAnspruch auf rehabilitative Dienste. Der Gradder Behinderung und Förderungsbedarf wirdvon medizinischem oder psychologischemFachpersonal festgestellt. Die behinderte Per-son wird einer entsprechenden Einrichtung ver-mittelt, die in den GUS Staaten auch heutenoch zentrale staatliche Rehabilitationszentrenund Polikliniken sind. An freie Träger, wie NROsoder private Dienstleister, wird zwar auch ver-mittelt, aber die Bezahlung dieser Leistungen isthäufig nicht möglich. Nach einer Frist, die nor-

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malerweise zwei Jahre beträgt, wird überprüft,in wie weit die Förderung erfolgreich war. Ne-ben der Förderung legt der Behinderungsgradauch fest, welche finanzielle (z.B. Ermäßigungim öffentlichen Nahverkehr, Behinderungspen-sion) oder rehabilitative Unterstützung (z.B.Rollstühle) erforderlich ist. Darüber hinaus legtdie dritte Kategorie auch den Schutz am Ar-beitsplatz fest. Die mögliche Förderung wurdewährend der letzten 15 Jahre in allen Ländernimmer weiter reduziert und nicht mehr zentralvon einer Stelle verwaltet. Menschen mit Behin-derung und ihre Familien haben sich auf dieBehinderungspensionen eingestellt und bildengerade in ländlichen oder strukturschwachenRegionen ein Einkommen, auf das nicht ver-zichtet werden kann.

Exemplarisch wird am Beispiel Usbekistandeutlich, dass das System der Kategorisierungnicht wirklich alle behinderten Menschen er-fasst. Im Jahr 2003 waren in Usbekistan817.000 Menschen in einer der Behinderungs-kategorien registriert (JICA 2003). Bei einerGesamtbevölkerung von 26 Million und einemSchätzwert von 10% (gemäß der WHO Schät-zungen für den Anteil behinderter Menschen ander Bevölkerung) wird durch den offiziellenWert nur ein Drittel der Menschen mit Behinde-rung erfasst.

Im Bereich Arbeit und Beschäftigung vonMenschen mit Behinderung gibt es noch großeLücken. Es gibt genaue Zahlen über den Anteilarbeitsloser behinderter Menschen, die deutlichzeigen, dass Menschen mit Behinderung vonenormen Nachteilen im Beruf betroffen sind.Das usbekische Ministerium für Arbeit und Sozi-ales gab 2005 an, dass insgesamt 34574 Men-schen mit Behinderung Arbeit hatten, ein Anteilvon unter 5% der registrierten behindertenMenschen. Gründe für die hohen Arbeitslosen-zahlen sind wahrscheinlich die jahrzehntelangesoziale Ausgrenzung, der Bezug der Behinder-tenpensionen bei Arbeitslosigkeit als stabiles fi-nanzielles Polster für Familien und teilweise dienicht mehr aktuellen erworbenen Ausbildungenfür heute nicht mehr existente Berufe. Wie inanderen Ländern aber auch, gibt es die land-läufige Meinung, dass erst einmal gesundeMenschen eine Arbeit brauchen, bevor behin-derte Menschen als weniger produktive Mitglie-der der Gesellschaft berücksichtigt werden. Einnicht genauer untersuchter Aspekt ist die Be-schäftigung von Menschen mit Behinderung inder informellen Wirtschaft (Lorenzkowski 2006).Menschen mit Behinderung haben zudem we-nig Zugang zu Informationen über Behinde-rung, rehabilitative Maßnahmen und sie betref-fende Gesetze. Vielen Menschen mit Behinde-

rung sind die gesetzlichen Ansprüche auf Un-terstützung unbekannt (Gesetze sind häufignicht für die Öffentlichkeit einsehbar).

Eine andere Besonderheit in allen sozialisti-schen Ländern waren behinderungstypischeVerbände, die nach den jeweiligen Behinde-rungsgruppen organisiert waren, die bis heutefortbestehen. Diese Verbände nahmen eineZwischenposition zwischen den behinderten ar-beitsfähigen Menschen und den staatlichenVerwaltungsstellen ein. In Russland existierennoch heute die republikanischen Verbände fürBlinde, Gehörlose oder auch Körperbehinderte.Auch in den Ländern Osteuropas existiertenähnliche Verbände, die nach 1989 teilweiseeine Renaissance in den nationalen Behinder-tenräten sahen.

Zusammenfassend können die folgendenAspekte genannt werden, die in allen LändernOsteuropas und der Gemeinschaft Unabhängi-ger Staaten relevant sind:

Wohn- und Rehabilitationsbedingungenbehinderter MenschenIn allen Republiken der ehemaligen UdSSR undden osteuropäischen Staaten herrschte überJahrzehnte hinweg die Exklusion behinderterMenschen vor. Heute finden sich in allen hierbeschriebenen Ländern große geerbte Wohn-und Rehabilitationseinrichtungen und -systemefür Menschen mit Behinderung, die sie vom ge-sellschaftlichen Leben ausschließen. Die Zu-stände in diesen Einrichtungen sind teilweiseerschreckend. Zu Beginn der gesellschaftlichenTransformationen in den 90er Jahren gehenSchätzungen davon aus, dass ca. 790.000 Kin-der mit und ohne Behinderung in großenWohneinrichtungen lebten (Tobis 2000: 11).

Einstellungen gegenüber und vonbehinderten MenschenDurch die Exklusion behinderter Menschen undeinem stark medikalisierten Sozial- und Rehabi-litationssystem, das von staatlicher Seite enormbezuschusst wurde, trifft man häufig auf einepassive Erwartungshaltung bei Menschen mitBehinderung. Auf der anderen Seite treffenMenschen mit Behinderung auf Vorurteile undUnverständnis in der Bevölkerung und Verwal-tung.

Ökonomische BedingungenDieses Thema umfasst sowohl die prekäre Situ-ation behinderter Menschen und ihrer Familiensowie die öffentliche wie auch private Förde-rung von Diensten für behinderte Menschen.

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Zugang zu InformationFür Menschen mit Behinderung ist der Zugangzu Information wesentlich, um Möglichkeitender sozialen Inklusion und Rehabilitation wahr-nehmen zu können. Für Fachleute im sozialen,medizinischen und rehabilitativen Bereich istder Zugang zu inklusiven Ansätzen notwendig,um die Kluft zwischen Theorie, Planung undPraxis im Bereich Behinderung überbrücken zukönnen.

Durch die zentralisierten Verwaltungssyste-me im sozialen Bereich während der UdSSRZeiten gab es nach 1989 keine nachhaltigenstrukturellen Entwicklungen von Wohlfahrtsein-richtungen. Die vorhandenen Einrichtungenwurden zentralisiert verwaltet und waren wederden individuellen noch lokalen Bedingungenangepasst. Eine Pflicht, dass Dienste in einerentsprechenden Qualität angeboten wurden,gab es nicht (Tobis 2000: 13ff).

Zivilgesellschaft und Behinderung

Um die heutige Situation von Menschen mit Be-hinderung in Osteuropa und der ehemaligenUdSSR zu verstehen, ist ein grundlegendesVerständnis der zivilgesellschaftlichen Dynamiknotwendig, da diese Entwicklungen den sozia-len Bereich stark beeinflussen.

Die Zivilgesellschaft unterscheidet sich vonder staatlichen Regierung durch Unabhängig-keit. In den sozialistischen Staaten hatte sichein gesellschaftliches System herausgebildet, indem gesellschaftliche Interessen Vorrang vorIndividualinteressen hatten (Geiß 2007: 160).In den meisten ehemals sozialistischen Länderngab es zwischen den Jahren 2000 und 2005eine nicht unbedeutende und sehr aktive Zivil-gesellschaft.

Diese Dynamik muss im Zusammenhang mitder Entwicklung einer partizipativen Zivilgesell-schaft in RUB, Zentralasien und EU-Osteuropagesehen werden. Zivilgesellschaft ist der gesell-schaftliche Raum, in dem öffentliche Debattenzwischen dem Staat und der Bevölkerung statt-finden. Im Zentrum dieser Debatten stehen - imbesten Fall - eine Vielzahl von unterschiedli-chen Organisationen und Zusammenschlüssendie unabhängig voneinander arbeiten und ge-meinsam einen Kompromiss suchen (Nohlen2001: 593). Bekannte zivilgesellschaftliche Or-ganisationen sind beispielsweise Parteien,Nichtregierungsorganisationen (NROs), Vereineoder etwas spezieller Disabled Peoples' Organi-sations (DPOs).

In Usbekistan kontrollierte 2005 und 2006die Regierung immer stärker zivilgesellschaftli-che Organisationen. Internationalen Organisa-

tionen wurden in den Jahren 2005 und 2006verstärkt die Registrierung entzogen, womit einArbeiten im Land unmöglich wurde. Anderer-seits wurde indirekt durch staatliche Stellen einNationaler Verein der usbekischen Nichtregie-rungsorganisationen gegründet, in dem alle na-tionalen NROs Mitglied werden sollen (Neweu-rasia 2006). Organisationen von und für behin-derte Menschen waren hiervon genauso betrof-fen, wie Menschenrechtsorganisationen. InRussland mussten alle russischen und internati-onalen NROs bis Oktober 2006 ihre Satzungeneinem neuen Gesetz anpassen, das einen er-höhten finanziellen und organisatorischen Auf-wand zur Folge hatte und in dessen Folge vieleNROs ihre Aktivitäten einstellen mussten. Dieserschwert gerade kleinen Initiativen, die sich fürMenschen mit Behinderung auf der lokalenEbene einsetzen die Arbeit.

Durch den Wegfall von oder die Schwächungder staatlichen Strukturen im sozialen sowiemedizinischen Bereich entstand eine Lücke inder sozialen und rehabilitativen Versorgung vonMenschen mit Behinderung, die sich durch dieallgemeinen ökonomischen Schwierigkeitenverstärkten.

Schlaglichter im Bereich Behinderung

Die Unterschiede zwischen den einzelnen Län-dern sind stark. Um zumindest eine Idee zu ge-ben, wie sich die Regionen unterscheiden wer-den im Folgenden kurze Schlaglichter des Be-reiches Behinderung gegeben.

Region Russland, Ukraine, Belarus undMoldauDie gesellschaftlichen und wissenschaftlichenEntwicklungen im Russland der 20er und 30erJahre des 20. Jahrhunderts waren wegweisendfür die behinderten Menschen der Region wiedas Beispiel Lew Vygotsky zeigt.

Russland steht vor einem enormen Problem,mit den sozialen Hinterlassenschaften derUdSSR umzugehen. Eltern wird auch heute beider Geburt von Kindern mit Behinderung nahegelegt, diese in entsprechende segregierte Ein-richtungen zu geben. UNICEF stellte fest, dass2002 620.342 Kinder mit Behinderung in Russ-land registriert waren. Von diesen Kindern leb-ten 174.432 in großen Einrichtungen (UNICEF2005). Ein Projekt in Moskau zeigt, dass diePlatzierung behinderter Kinder in gesondertenEinrichtungen effektiv verhindert werden kann,wenn eine Betreuung für die Eltern bei Geburtzur Verfügung steht. In einem Moskauer pädiat-rischen Krankenhaus wird seit drei Jahren einpsychologischer Dienst durch eine Elternorgani-

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sation angeboten. Kommt ein Kind mit Behin-derung auf die Welt, wird sofort ein Psychologeinformiert, der die Eltern und die Ärzte berät,was geschehen kann. Nach Beginn des Projek-tes ist die Rate der Kinder, die in große Einrich-tungen geschickt werden, um 50% gesunken.

Veränderungen im Umgang mit der Platzie-rung behinderter Kinder in großen Einrichtun-gen kommen hauptsächlich durch lokale Initia-tiven. Beispiele hierfür werden in den Artikelnvon Trebozc und Erdmann-Kutnevic in dieserAusgabe vorgestellt. Gerade in den ländlichenRegionen werden durch Elternvereine Alterna-tiven für behinderte Kinder und Erwachseneermöglicht. Viele dieser Initiativen werdendurch internationale Projekte gefördert, sindaber gerade dann besonders erfolgreich, wennder Weg über gemeinsames Lernen führt undfinanzielle Unterstützung durch internationalePartner punktuell gegeben wird.

Auf administrativer Ebene steht das sozialeSystem in Russland vor weiteren Schwierigkei-ten. Menschen, deren Behinderung offiziell an-erkannt ist, haben somit das Recht gewisse re-habilitative Dienste und Hilfsmittel zu erhalten.Der Zugang zu diesen Diensten oder Hilfsmit-teln ist allerdings nicht einheitlich auf nationa-ler oder regionaler Ebene geregelt. Durch dieföderale nationale Struktur werden vor allemrehabilitative Hilfsmittel zur Verfügung gestellt,während durch regionale Verwaltungen die un-terstützenden Dienste finanziert werden. Dieshat zur Folge, dass je nach finanziellen Mittelnin den einzelnen Regionen weniger Unterstüt-zung gewährt werden kann oder auch die Mög-lichkeit des Zugangs zu Hilfsmitteln durch man-gelnde Informationen erschwert wird.

Das Reaktorunglück von Tschernobyl hat zu-dem dazu geführt, dass heute viele Menschenin Russland, der Ukraine und Belarus unter ge-sundheitlichen Folgen leiden. Eine besondereGruppe sind die Arbeiter, die den zerstörten Re-aktor nach 1986 sicherten und in einen Beton-sarg legten.

Region der Beitrittskandidaten Estland,Lettland, Litauen, Polen, Tschechien,Slowakei, Ungarn, Rumänien und BulgarienDie EU Beitrittsländer des Jahres 2004 Estland,Lettland, Litauen, Polen, Slowakei, Tschechien,Ungarn und Slowenien zeigten eine besondereDynamik im Bereich Behinderung und eine re-lativ gute soziale und ökonomische Ausgangs-lage. In diesen Ländern existierten bereits vor1989 quasi unabhängige von Familien behin-derter Menschen gegründete NROs. Durch Ei-geninitiative und gute Kontakte zu staatlichenEinrichtungen konnten sie in einem rechtlichen

Graubereich aktiv werden und hatten in eini-gen Fällen eine Verbreitung im ganzen jeweili-gen Land. Bis zum Ende der 90er Jahre konsoli-dierten sich diese Organisationen und warenoffen für neue Ansätze wie gemeindenahe An-gebote, Psychomotorik oder Früherziehung. EinMotor für die Entwicklungen von DPOs und Ini-tiativen für Menschen mit Behinderung war dieEU-Erweiterung. Die Angleichung rechtlicherStandards an EU-Recht aber auch die finanziel-len Mittel im Rahmen dieser Erweiterung führ-ten im sozialen Bereich zu Innovation und ei-nem internationalen Austausch.

Positive Beispiele internationaler Kooperati-on waren zwischen den Jahren 2000 und 2004Projekte europäischer Organisationen wie desEuropean Disability Forums (EDF), Inclusion Eu-rope (IE) oder der European Association of Ser-vice Providers (EASPD). EDF versuchte im Rah-men der Schaffung nationaler Behindertenrätedie einzelnen Behindertengruppen an einenTisch zu bekommen, um im Bereich Menschen-rechte ihre Selbstvertretung zu stärken. Die Eu-ropäische Kommission wollte im gleichen Mo-ment diese nationalen Behinderungsräte alswesentliche Ansprechpartner in den einzelnenLändern für zukünftige Entwicklungen im sozia-len Bereich sehen. IE trug wesentlich zur Be-wusstseinsbildung bei Menschen mit intellektu-ellen Behinderungen bei. Diese Gruppe war bis1989 besonders stark von Diskriminierung be-troffen und in großen Wohneinrichtungen un-tergebracht. Durch das IE Projekt kam es zu ei-nem Austausch zwischen Organisationen derneuen EU Mitgliedsstaaten und der alten EU.EASPD unterscheidet sich von EDF und IE da-durch, dass er kein Verband von behindertenMenschen sondern ein Verband von Dienstan-bietern ist. EASPD förderte die Entwicklung vonQualitätsstandards sowie Effizienz in Einrichtun-gen und Organisationen.

Rumänien und Bulgarien unterscheiden sichetwas von den restlichen Ländern Osteuropas.Der Lebensstandard in beiden Ländern ist nied-riger, finanzielle Ressourcen sind knapper undKorruption weiter verbreitet Auf dem Korrupti-onswahrnehmungsindex von Transparancy In-ternational nahmen die Länder Ränge 69 und64 ein, alle anderen EU Mitglieder Osteuropasbefanden sich auf besseren Positionen (Tran-sparency International 2007). Beide Länder be-saßen große Einrichtungen für Kinder und Ju-gendliche, mit schlechten Zuständen. Ein Be-richt von Amnesty International (2004) berichte-te über die schrecklichen Zustände in Bulgari-en. In seiner Folge verbesserte sich die Situati-on in Bulgarien und im benachbarten Rumäni-en. Wie auch in den anderen EU Beitrittsstaaten

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profitierten lokale und nationale Verbände vonder EU-Erweiterung. Es standen neue Mittel be-reit um Angebote auf lokaler Ebene anzubie-ten, viele Wohneinrichtungen schlossen und esentstand ein Bewusstsein für behinderte Men-schen.

Neben der langsamen Angleichung der Le-bensstandards war der Wunsch nach Teilhabean Entscheidungsprozessen in der Gesellschaftgroß. Die Entwicklungen in den einzelnen Län-dern unterschieden sich teilweise stark.

Region Zentralasien und KaukasusArmenien, Georgien, Aserbeidschan,Turkmenistan, Usbekistan, Kasachstan,Tadschikistan, KirgisienDie Länder dieser Region haben als zentralesMerkmal die südliche Randlage von Russland.Sie wurden zum größten Teil erst im 19. Jahr-hundert in den russischen Herrschaftsbereichintegriert und waren seitdem immer Anlass fürKonflikte, entweder mit den dort wohnendenBevölkerungen (z.B. die kaukasische Region)oder mit anderen internationalen Mächten (z.B.mit Großbritannien in Zentral Asien) (Kappler2005: 173).

In den 20er Jahren des 20. Jahrhundertswaren diese Regionen von Russland beherrschtund in Verwaltungseinheiten unterteilt. DieseEinheiten waren Republiken, die immer mehr indie UdSSR eingegliedert wurden. Die Grenzver-läufe der Republiken wurden hauptsächlichnach sprachlichen Kriterien gezogen und hattensowohl in Zentralasien wie auch im KaukasusEnklavenbildung zur Folge.

Nach der Auflösung der UdSSR blieben inden Republiken Zentralasiens und auch desKaukasus die alten Eliten an der Macht undhalten sich meist bis heute, wie z.B. in Kasach-stan, Usbekistan und Tadschikistan. In Turk-menistan kam es durch den Tod des Präsiden-ten im Dezember 2006 zu einem Machtwechselund einer vorsichtigen Öffnung des Landes. Imkaukasischen Aserbaidschan wurde ein demo-kratisch gewählter Präsident im Jahr 1994durch den letzten Führer der ehemaligen so-wjetischen Republik, Heydar Aliyev, durch einenPutsch ersetzt. In all diesen Ländern sind dieRegierungen offiziell demokratisch gewählt,sind aber repressiv und verletzen die Men-schenrechte. Lediglich in den Republiken Geor-gien und Kirgisien gibt es eine nicht immerfriedliche Auseinandersetzung zwischen derjeweiligen Regierung und der Opposition.

Der Alltag in den Ländern Zentralasiens unddes Kaukasus ist an der Oberfläche oft geprägtdurch Willkür der Bürokratie, Ineffizienz der Re-gierung und Korruption. Grundlegende soziale

Dienste sind unterfinanziert. Auch wenn ein ge-setzlicher Anspruch auf medizinische oder reha-bilitative Versorgung besteht, sind diese für ei-nen Großteil der Bevölkerung nicht zu errei-chen. Große Teile der Bevölkerung leben in denzentralasiatischen Ländern im ländlichen Raum(zwischen 75% in Tadschikistan und 49% inTurkmenistan). Die staatlichen Gesundheitsaus-gaben belaufen sich in Tadschikistan auf 1%oder in Turkmenistan auf 3,3% des Bruttoin-landproduktes (in Deutschland sind es 8,2%).Aufgrund der Förderung des Schulwesens zurZeit der UdSSR liegt die Alphabetisierung heutein allen zentralasiatischen Ländern offiziell über99% (HDR 2008). Die strukturelle Situationführt zu einer schlechten Erfassung des Bedarfsbehinderter Menschen und adäquater Reaktionauf ihre Beeinträchtigungen.

Neben den staatlichen Schwierigkeiten lei-den alle Länder Zentralasiens und des Kaukasusunter schlechten Umweltbedingungen und denHinterlassenschaften von Kriegen. In Zentralasi-en kommt es durch die Förderung von Rohstof-fen zu einer starken Belastung durch Luftver-schmutzung (z.B. Erzabbau im Tal von Angren inUsbekistan; Aluminium Werk bei Duschanbe,Tadschikistan), durch radioaktive Lager und Ab-bau von Uran (z.B. Gebiet um Khujand im Nor-den Tadschikistans) und durch einen Mangel anWasser sowie übermäßige Nutzung von Dünge-mitteln durch den industrialisierten Abbau vonBaumwolle, vor allem in Usbekistan und Tad-schikistan. Eine sichtbare Folge ist die Schrump-fung des Aral Sees und die Versalzung der Bö-den in diesem Teil Zentralasiens. Diese Umwelt-belastungen haben zur Folge, dass die Luft undWasserqualität regional sehr schlecht sein kön-nen. Gerade in der Region um den Aral Seewird dies auf bittere Weise deutlich. Die Zahlder Atemwegserkrankungen nimmt dort zu, dasLeitungswasser ist salzig und es gibt eine Häu-fung von Missbildungen bei der Geburt. Offizi-elle Zahlen gibt es hier nicht, da die Regierun-gen die Probleme zwar sehen, aber nicht doku-mentieren.

Die Bürgerkriege im Kaukasus und auch Tad-schikistan führten zu einem Zusammenbruchder sozialen Strukturen in diesen Ländern. InTschetschenien und Tadschikistan befindet sichdas Gesundheitssystem auch Jahre nach demoffiziellen Ende des Konfliktes im Aufbau. DieHinterlassenschaften der Kriege wie Landminenoder alte Munition haben Verletzungen und Be-hinderungen bei Kindern und Bauern zur Folge.

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Folgerungen

Gesellschaftliche TeilhabeDie hier beschriebenen Situationen von behin-derten Menschen zeigen, dass in allen be-schriebenen Ländern die Durchsetzung ihreTeilhabe am gesellschaftlichen Leben weitererAnstrengungen bedarf. Während es in Zentral-asien und dem Kaukasus vor allem um dieGrundrechte des Zugangs zu Bildung, medizini-schen und rehabilitativen Diensten sowie derArmutsbekämpfung geht, sind es in Russlandund Osteuropa Zugang zu höherer Bildung, dieTeilhabe am Arbeitsleben und gesellschaftlicheAkzeptanz. Dies ist für Menschen mit Behinde-rung und deren Selbstvertretungsorganisatio-nen ein Lernprozess über gesellschaftliche Teil-habe und Vertretung eigener Interessen. Nebenden republikanischen Verbänden behinderterMenschen bildeten sich neue und jüngere Or-ganisationen, die zwar nicht den Organisati-onsgrad der republikanischen Verbände haben,aber neue internationale Entwicklungen, wiedas VN Übereinkommen über die Rechte be-hinderter Menschen, eher aufnehmen. Ein Bei-spiel einer solchen Organisation ist Perspektiva(http://eng.perspektiva-inva.ru/) mit ihrer Basisin Moskau und Aktivitäten im Westen des Lan-des.

Passivität von Menschen mit BehinderungBehinderte Menschen haben in den Ländernder ehemaligen UdSSR und Osteuropa überJahrzehnte gelernt passiv zu sein: sie wurdenausgegrenzt, von einer hauptsächlich medizini-schen Perspektive aus betrachtet und erhielteneine Behinderungspension. Heute besteht im-mer noch eine Erwartungshaltung der Men-schen mit Behinderung und ihrer Familien ge-genüber den Verwaltungen, diese Ansprücheerfüllt zu bekommen. Eigene Anstrengungen zuunternehmen, fällt vielen behinderten Men-schen schwer. Vielfach besteht nicht derWunsch, einer Arbeit nachzugehen, da dieseanstrengend ist und es sich besser mit einerstaatlichen Subventionierung leben lässt. Da-raus folgt oft eine Passivität, die eine Inklusionauf individueller Ebene erschwert. Diese Passi-vität steht auch im Gegensatz zu lokalem Enga-gement behinderter Menschen, existiert aberauch parallel.

Stärkung lokaler InitiativenUm den Wegfall von rehabilitativen Diensten zukompensieren und eine Alternative für die insti-tutionszentrierten Angebote zu schaffen, ist esnotwendig, lokale Initiativen von und für Men-schen mit Behinderung zu entwickeln. Sie ori-

entieren sich meist an dem Bedarf vor Ort undbinden viele Akteure ein, die in diesem Bereichtätig sind. Es gibt eine Offenheit von staatlichenStellen gegenüber lokalen Initiativen, die ge-meindenahe Dienste für Menschen mit Behin-derung anbieten. Hier zeigen sich starke Unter-schiede zwischen den drei hier beschriebenenRegionen. Während in Osteuropa eine Koope-ration zwischen Regierung und lokalen Initiati-ven möglich ist, kommt es in Zentralasien undKaukasus noch zu Spannungen und hierarchi-schen Missverständnissen. In Russland und derUkraine lassen sich sowohl gute Kooperationenaber auch Konfrontationen finden.

Reform der administrativen StrukturenDie Rehabilitation war in der ehemaligenUdSSR und Osteuropa eine staatliche Aufgabe.Neben staatlichen Stellen gab es keine Ange-bote und Ressourcen. Die zentrale Steuerungund Planung brach nach 1989 weitestgehendzusammen. Während in Osteuropa der Anpas-sungsprozess an die EU zur Entstehung von ver-schiedenen Diensten für Menschen mit Behin-derung durch zivilgesellschaftliche oder privateOrganisationen führte, ist diese Entwicklung inRussland, Belarus und der Ukraine bisher nurpunktuell. Hier fehlt ein gesetzlicher Rahmen,der Qualität, Finanzierung und Verantwortlich-keiten für soziale Dienstleistungen regelt. InZentralasien und dem Kaukasus fehlen bis heu-te hauptsächlich die finanziellen Mittel aberauch Fachpersonal, das zu einer nachhaltigenReform beitragen könnte.

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to community based social services in Central andEastern Europe and the former Soviet Union. Wa-shington

TRANSPARENCY INTERNATIONAL (2007): AnhaltendeKorruption in Entwicklungsländern verlangt globalesHandeln. Berlin und London

UNICEF (2005): Children and Disability in Transition inCEE/CIS and Baltic States. Florence

Abstract: In this article we will describe the central themesand developments in attitude to people with disability inEastern Europe and the former Soviet Union. The many fac-ets of social systems, the society and government systemsmake the description difficult. Important themes, such aslarge residence and Rehabilitation centres, the difficult eco-nomic situation of people with disability and their families,and also the consequences of the socialist system of gov-ernment in forming attitudes in relation to people with dis-ability can all be found in the countries that are describedhere. It still remains that the centralised and at the sametime fragmented bureaucratic administrations and the fastchanging government and economic systems effect also therestructuring of social systems that effect people with dis-ability.Résumé: Dans cet article sont traités les thèmes essentielsainsi que les développements concernant les attitudes en-vers les personnes handicapées dans les pays d’Europe del’Est et de la Communauté des Etats Indépendants (CEI). Ladiversité des systèmes sociaux, des structures étatiques etsociales ainsi que des représentations du handicap rendentune description globale difficile. Des thèmes importantscomme les grandes institutions de résidence et de réadap-tation, les conditions économiques difficiles pour les per-sonnes handicapées et leurs familles, mais aussi l’influencepersistante de la société socialiste sur les attitudes enversles personnes handicapées se retrouvent dans tous les paysconsidérés ici. Le système administratif bureaucratique cen-tralisé et en même temps fragmenté continue de mettre unfrein à la réforme des systèmes sociaux touchant les per-sonnes handicapées.

Resumen: En este artículo se describen temas centrales ydesarrollos frente a la discapacidad en los países deEuropa del este y la Comunidad de Estados Independientes(CEI). En todos países se encuentran como problemascomunes las grandes instituciones de rehabilitación y vivir,la situación problemática económica de las personas condiscapacidad y sus familias, así como también la influenciacultural que tiene todavía la pasada formación socialsocialsta al trato a las personas discapacitadas. Además laburocrácia centralizada y fragmentada frena el desarolloadecuado del sistema de seguridad social.

Autor: Stefan Lorenzkowski arbeitet als Koordinatorfür das Integrationsunternehmen Füngeling RouterGmbH in Hannover im Bereich wirtschaftliche Integra-tion. Er hat umfangreiche Erfahrungen in Osteuropaund Nordafrika gesammelt. Seine inhaltlichenSchwerpunkte sind Beschäftigung, Menschenrechteund Information im Bereich Behinderung.Anschrift: [email protected]

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Zwischen Stillstand und AufbruchDie Situation von Menschen mit Behinderungen in Russland

Sabine Erdmann-Kutnevic

Den Erfahrungshintergrund für die folgenden Ausführungen bilden Evaluationen von Förderprogrammen, welchein Mittel- und Osteuropa innovative Formen der Pflege und Therapie von behinderten, psychisch kranken und al-ten Menschen sowie die Ausbildung von entsprechendem Fachpersonal förderten und teilweise noch fördern bzw.inzwischen durch Folgeprogramme abgelöst wurden.1 Im Rahmen dieser Evaluationen wurden in den Jahren2003 bis 2007 stationäre Heime für Kinder und Erwachsene, Frühförder- und Tagespflegeeinrichtungen, ambu-lante Pflegedienste sowie Werkstätten für Menschen mit Behinderungen in verschiedenen Ländern Mittel- undOsteuropas besucht. Am Beispiel Russlands werden im Folgenden das Erbe des sozialistischen Versorgungssys-tems und zukunftsweisende Projekte, die auf die Initiative von Angehörigen und Fachkräften zurückgehen, vorge-stellt.

Ausgangslage

In der sowjetischen Zeit wurden und werden bisheute in Russland und anderen mittel- und ost-europäischen Ländern2 Menschen mit körperli-chen und geistigen Behinderungen genausowie psychisch Kranke, Alkoholiker und alte (ver-wirrte oder demente) Menschen, die sich nichtmehr allein versorgen können oder von ihrenFamilien abgeschoben wurden, von der übrigenGesellschaft isoliert und in stationären Heimenverwahrt. Diese liegen meist am Rande derStädte oder auf dem Land � weit genug ent-fernt, um nicht zu stören, oftmals unerreichbarund nicht attraktiv für engagiertes Personal undgut ausgebildete Fachkräfte. Wer dort landet,hat meist keine Chance mehr auf ein anderes,ein menschenwürdigeres Leben.

Bereits nach der Geburt eines behindertenKindes, wurde und wird häufig noch immer denEltern geraten, es in staatliche Obhut zu geben,da es dort am besten aufgehoben sei und sieohnehin nicht in der Lage wären, es fachge-recht zu versorgen. Weil es an Beratung zu Ent-wicklungsperspektiven, an Tagesbetreuungs-und Therapiemöglichkeiten fehlte und an vielenOrten noch immer fehlt, weil die Familie aufdas Gehalt eines Elternteils nicht verzichtenkann, weil Menschen mit Behinderungen stig-matisiert werden und Ehen oftmals an der Be-lastung zerbrechen, blieb und bleibt den Betrof-fenen häufig keine Alternative. Schließlichkommt das Kind in ein Säuglingsheim, später inein Kinderheim und mit der Volljährigkeit in einPsycho-Neurologisches Internat (PNI).

Die Bedingungen in den Heimen sind über-wiegend unmenschlich, ausgerichtet auf dasAllernotwendigste an Versorgung und Pflege,ausgeführt von schlecht oder nicht ausgebilde-tem, meist unmotiviertem und gering bezahl-

tem Personal. Diese so genannten Sanitarkas(Krankenwärterinnen), in Kinderheimen auchNjanjas (Kindermädchen) genannt, werden anabgelegenen Orten häufig aus der dort ansäs-sigen Bevölkerung gewonnen, denn für Fütternund Waschen bedarf es keiner besonderenQualifikation. Sie gehören selbst zu den ärms-ten und perspektivlosesten Gruppen der Gesell-schaft, die nicht verstehen können, warum esKindern mit Behinderungen besser gehen sollals ihrem eigenen Enkelkind. Erniedrigung, diesie selbst erfahren haben, geben sie an ihreSchützlinge weiter. Da die Arbeitsbelastunggroß und nur im Schnelldurchlauf zu bewälti-gen ist, bleiben Freundlichkeit und menschlicheZuwendung auf der Strecke, gibt es kein Inte-resse daran, Kinder aus den Betten zu nehmen,ihre Mobilität und Neugier zu fördern, denndas würde mehr Arbeit bedeuten. Förderungund schulischer Unterricht sind nur für Kindermit (geringfügigen) körperlichen Einschränkun-gen, Verhaltensauffälligkeiten und Entwick-lungsstörungen vorgesehen. Geistig und mehr-fach behinderte Menschen gelten als bildungs-unfähig und werden lediglich mit dem Lebens-notwendigen versorgt.

Erschwerend kommen die veralteten undverschmutzten sanitären Anlagen und man-gelnde Hygiene hinzu, wodurch oft ein stechen-der Geruch in den Fluren hängt und Krankhei-ten wie Krätze, Syphilis und Tuberkulose über-tragen werden. Durch unzureichende Kleidungund Schuhe (besonders im Winter) und eineeinseitige Ernährung, bei der vor allem Eiweißund Vitamine fehlen, sind die Heimbewohnernoch stärker anfällig für Krankheiten.

Die systematische Vernachlässigung durchdie zuständigen Behörden und die Öffentlich-keit haben besonders an abgelegenen Orten

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ein System von Ausbeutung und Bestechunghervorgebracht, dem nur schwer beizukommenist: Heimleiter stellen sich als Vormund für Hun-derte von Heimbewohnern zur Verfügung, umsich an deren Renten zu bereichern, Mitarbeiterbedienen sich am Essen der Heiminsassen, las-sen die Arbeitsfähigen unter ihnen privat fürsich arbeiten, nehmen Geld und Geschenkevon Angehörigen gegen das Versprechen, de-ren Verwandte im Heim besser zu behandelnoder auch dafür zu sorgen, dass sie möglichstim Heim verbleiben.3 Unter diesen Bedingun-gen ist es schwer, etwas zu verändern, daHeimleiter und Mitarbeiter sich gegenseitig de-cken und kein Interesse daran haben, ihre überdie Jahre erschlichenen Vorteile aufzugebenoder sich gar für die Heimbewohner zu enga-gieren.

Ansätze zur Veränderung

Die Zustände in den Heimen wurden unmittel-bar nach dem politischen Umbruch in den 90erJahren öffentlich. Fernsehberichte sorgten imWesten für Empörung und entfachten eine Wel-le der Hilfsbereitschaft. Die Hilfslieferungen anLebensmitteln und Sanitärmaterialien, ge-brauchter Kleidung und Schuhen, Gehhilfen,Rollstühlen und anderen Hilfsmitteln lindertenzunächst die größte Not, veränderten aberstrukturell nichts, sondern verstärkten eher Pas-sivität, Erwartungshaltung und Korruption. Wir-kungsvoller waren partnerschaftliche Beglei-tung, Beratung, ein Fachkräfteaustausch, Qua-lifizierung, die Entsendung von Freiwilligen unddie Finanzierung neuer Initiativen und Projekte,von denen es eine Vielzahl in ganz unterschied-licher Form und Umfang gab und noch immergibt. Amerikanische und westeuropäische Stif-tungen sowie EU-Programme4 unterstütztendiesen Prozess mit dem Ziel, sozial benachtei-ligte Gruppen in die Gesellschaft zu integrierenund einen Beitrag zum Aufbau der Zivilgesell-schaft zu leisten.

Stellvertretend für verschiedene neue Ansät-ze im ganzen Land sollen hier zwei Beispieleaus der Nordwestregion Russlands beschriebenwerden: zum einen der Versuch, innerhalb dergroßen staatlichen Heime mit kleinen SchrittenVeränderungen zu initiieren, zum anderen derAufbau von neuen Strukturen für Menschen mitBehinderungen, die ihnen ein Leben in der Fa-milie ermöglichen und sie vor der staatlichenHeimunterbringung mit ihren negativen Folgenbewahren.

Die Arbeit von Perspektiven e.V. im Kinder-heim Pawlowsk und im Psycho-Neurolo-gischen Internat Peterhof bei St. PetersburgWie so oft stand am Anfang ein Zufall, aus demheraus die heute breit gefächerte Arbeit desdeutschen Vereins Perspektiven e.V. mit seinemrussischen Partnerverein Perspektivy im Kinder-heim Pawlowsk und im Psycho-NeurologischenInternat Peterhof erwuchs. Als bei einem Projektfür Straßenkinder in St. Petersburg ein Kind vonder Polizei aufgegriffen und in das KinderheimPawlowsk eingewiesen wurde, interessierte sichdessen Betreuer weiter für seinen Weg undwurde so auf die Zustände in dem Heim auf-merksam.

Um die Lebensumstände der am schwerstenbetroffenen Kinder, der so genannten Liegekin-der, im Haus 4 möglichst schnell zu verbessern,begannen Freiwillige, im Heim mitzuarbeiten,sie aus ihren Betten zu nehmen, mit ihnen zukommunizieren und zu spielen. Die Freude derKinder und ihre schnellen Fortschritte gabendiesem Konzept Recht. Es wurde jedoch deut-lich, dass strukturelle Veränderungen bei denMitarbeitern und Verantwortlichen ansetzenmüssen und dass finanzielle Mittel für Fachkräf-te, Ausstattung und Renovierung dringend be-nötigt wurden. Mit Hilfe von Spendengeldern(inzwischen auch aus Russland), verschiedenenProjektmitteln und einer Vielzahl von Unterstüt-zern konnten nach und nach Veränderungeninitiiert werden. Heute gibt es im Haus vier the-rapeutische und pädagogische Angebote (Phy-siotherapie, Logopädie, Kindergarten, Schule),ein Spiel- und Therapiezimmer wurden einge-richtet, Räume renoviert, für das Personal wer-den Beratung und Weiterbildung angebotenund Kontakte zwischen Kindern und ihren Fa-milien gefördert.

Der nächste Schritt ergab sich, als ein vonPerspektiven e.V. betreutes Kind mit Erreichender Volljährigkeit in das Erwachsenenheim, dasPsycho-Neurologische Internat Nr. 3 in Peterhofverlegt wurde. Es wurde deutlich, dass alle An-strengungen im Kinderheim umsonst waren,wenn nicht auch im Heim für Erwachsene Ver-änderungen initiiert und das Begonnene fortge-setzt werden kann. Dafür musste die Zusage er-wirkt werden, dass die von Perspektivy betreu-ten Kinder des Kinderheims nur nach Peterhofund in keine anderen Psycho-NeurologischenInternate verlegt werden würden, was schließ-lich gelang. In Peterhof, südlich von St. Peters-burg, unweit des prächtigen Zarenpalastes, le-ben etwa 1.000 Menschen mit verschiedenenBeeinträchtigungen auf engstem Raum zusam-men.5 Die üblichen Zustände, gekennzeichnetvon Eintönigkeit und Mangel an Zuwendung,

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Beschäftigung, angemessener Ernährung, Hy-giene und fachgerechter medizinischer Versor-gung prägen das Bild.

Seit 2000 arbeitet Perspektivy in Peterhofund bereichert nun den Alltag eines Teils derHeimbewohner durch- deutsche und russische Freiwillige, die Hel-

fer, Gesprächspartner und Vertrauensper-sonen sind,

- kleine Werkstätten mit verschiedenen Be-schäftigungsangeboten (z.B. Holz- und Textil-arbeiten),

- eine Schule zum Erwerb von Fähigkeiten, dieein höheres Maß an Selbständigkeit ermögli-chen,

- Förderung von Kreativität in einer Theater-gruppe, einem art-studio und durch Musik-therapie,

- Mitarbeit der Bewohner, z.B. an den Wasch-maschinen, in einer Küche und einem Café,

- Sommerlager, die den Heimbewohnern eini-ge Tage Urlaub an einem schönen Ort er-möglichen,

- eine Modellstation mit einem angemessenenPersonalschlüssel und verbesserten Lebens-bedingungen.6Es ist ein Anfang � zumindest auf einer Stati-

on des trostlosen Gebäudekomplexes sind Far-be und Leben auf dem Flur eingekehrt, sind dieBetten tagsüber leer, blickt man in strahlendeGesichter, gibt es auch ein Erwachen unter demPersonal und neue Mitstreiter � ein Hoffnungs-schimmer.

Zusätzlich zu der Arbeit in den beiden Hei-men unterstützt Perspektivy Familien, die trotzmangelnder staatlicher Hilfe und gesellschaftli-cher Akzeptanz ihr Kind mit Behinderung zuHause betreuen, durch Beratung und Beglei-tung, durch zwei Tageszentren und durch dieEinrichtung zweier spezieller Klassen im Rah-men eines Modellversuchs an der städtischenSonderschule Nr. 25 in St. Petersburg. Im Falleseiner Anerkennung durch das Russische Bil-dungsministerium könnte dieses Modell auchauf andere Schulen übertragen werden undhoffentlich bald weiteren Kindern mit Behinde-rungen zu ihrem gesetzlich garantierten Rechtauf Bildung verhelfen.

Der Aufbau neuer Strukturen als Alternativezu den Großinstitutionen – Frühförderung,Tagesbetreuung, Schulunterricht undBeschützende Werkstätten in PskowPskow liegt rund 290 km südwestlich von St.Petersburg an der Grenze zu Estland und istaufgrund der schlechten Straßenverhältnisseund Zugverbindungen doch eine Tagesreiseentfernt. Das hat Auswirkungen auf die Zusam-

menarbeit von reformorientierten Fachkräften,auf gegenseitige Unterstützung, gemeinsameFortbildungen, Hospitationen und wird leidervon Westeuropa aus häufig falsch eingeschätzt.

In Pskow gibt es � und das ist bisher einma-lig in Russland � für Menschen mit schwerengeistigen und mehrfachen Behinderungen allerAltersgruppen vom Kleinkind bis zum Erwach-senen ein durchgehendes Förderangebot, dasihnen ein Leben in der Familie ermöglicht. Aufdiese neuen Strukturen, die durch eine Eltern-initiative angestoßen wurden und durch groß-zügige Unterstützung der Initiative Pskow in derEvangelischen Kirche im Rheinland7 entstandensind, ist man zu Recht stolz in der Stadt.

Den Anfang bildete das HeilpädagogischeZentrum (HPZ), ein Tageszentrum, das 1993 er-öffnet wurde und etwa 50 schwer und mehr-fach behinderten Kindern und Jugendlicheneine angemessene Förderung und schulischenUnterricht bietet. Die gemeinsam mit Pädago-gen der deutschen Partnerschule, der Rurtal-Schule8, entwickelten �Richtlinien und Lehrplä-ne für den Unterricht mit Kindern und Jugendli-chen mit besonderen Bedürfnissen im Heilpäd-agogischen Zentrum in Pskow� wurden vomRussischen Bildungsministerium für das ganzeLand als modellhaft und richtungsweisendempfohlen. 2001 kamen Beschützende Werk-stätten für die dem Tageszentrum entwachse-nen Jugendlichen hinzu, damit der für Russlandtypische Satz �Mit 18 gehen sie ins Nirgendwo�zumindest für sie nicht mehr gilt. In einerSchreinerei, Gärtnerei und Näherei werden in-zwischen 110 junge Menschen von 28 Mitar-beiterinnen und Mitarbeitern angeleitet, undein weiterer Ausbau ist geplant. Schließlichwurde 2003 in Zusammenarbeit mit der Stadtim Gebäude einer Poliklinik ein Frühförderzen-trum eingerichtet, in dem Eltern mit Kindern imAlter von 0 bis 6 Jahren mit Erkrankungen desNervensystems, Chromosomenerkrankungenund genetisch bedingten Beeinträchtigungen,mit schwersten geistigen und mehrfachen Be-hinderungen sowie Eltern mit FrühgeborenenBeratung, Therapieangebote und Unterstützungbei der häuslichen Therapie finden. Solche An-gebote gibt es bisher noch kaum in Russland,obwohl bekanntermaßen durch frühe Dia-gnostik und Förderung besonders viel erreichtwerden kann und die Unterstützung von Elternin den ersten Jahren eine Heimeinweisunghäufig verhindern könnte.

Schlüssel für den Erfolg dieser Projekte sindzum einen die langjährige Unabhängigkeit desHPZ Pskow, welches von der Evangelischen Kir-chengemeinde Wassenberg getragen wurdeund erst 2007 in staatliche Obhut überging,

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wodurch engagierte, kreative und kritische Mit-arbeiterinnen und Mitarbeiter hier ihren Platzfanden, und andererseits erhebliche Summen,die aus Deutschland geflossen sind und wo-durch letztlich auch das Interesse und die Un-terstützung der städtischen Behörden gewecktwerden konnten.

Mit Blick auf zwei im VerwaltungsgebietPskow liegende staatliche Kinderheime, in Bels-koe Ustje und Bobrovskij, mit denen das HPZeine Zusammenarbeit und gemeinsame Fortbil-dungen anstrebt, fällt die Einschätzung wenigeroptimistisch aus, wobei die Situation in BelskoeUstje noch ein wenig besser ist. Der Ort ist mit20.000 Einwohnern größer und der Heimleiterist offen für Neues. Eine erste Veränderung istdie Einrichtung kleiner Wohneinheiten für er-wachsene Heimbewohner innerhalb des Kin-derheimes, die ihre Verlegung in Psycho-Neu-rologische Internate verhindern. Bobrovskij istjedoch noch isolierter und es besteht keinerleiInteresse an neuen Ideen und einer Zusam-menarbeit.9

Ausblick

Die festgefahrenen Strukturen, vielfachen Wi-derstände und sich entgegen stehenden Inte-ressen machen es nicht gerade leicht, an Ver-änderungen zu glauben und diese mit zu initi-ieren. Dabei ist es einfacher, neue Strukturenaufzubauen, als innerhalb des Systems etwaszu verändern. �Eine totale Institution, wie eseine psychiatrische Großeinrichtung darstellt,ist so in sich gefestigt und immunisiert gegenVeränderungsimpulse, dass das Gelingen einernachhaltigen Veränderung ein Glücksfall ist.�10,so Herbert Wohlhüter, der sich seit vielen Jah-ren in der Behindertenarbeit in Belarus enga-giert.

Dennoch gibt die Entwicklung der letzten 18Jahre auch Anlass zur Hoffnung. Diese Teiler-folge sind unumkehrbar und strahlen aus aufdiejenigen, die alles beim Alten lassen wollen.Ablesen lässt sich das u.a. auch daran, dass derfrüher im Russischen übliche Terminus Invalidezunehmend durch neue Bezeichnungen ersetztwird, bei denen man sich an anderen Ländernorientiert und noch auf der Suche ist: Menschenmit Abweichungen von der Normalität, Men-schen mit eingeschränkten Möglichkeiten oderdas besondere Kind. Treibende Kraft der Zu-kunft können und müssen die Eltern sein, dienach neuen Möglichkeiten für ihre Kinder su-chen und sich mit den bisherigen Antwortennicht zufrieden geben.

Hauptziel ist dabei eine neu orientierteSichtweise von Menschen mit Behinderungen,

die nicht mehr von Defekten11, sondern vonStärken und Kompetenzen ausgeht und ganz-heitliche Pflege-, Betreuungs- und Förderkon-zepte vorsieht. Aus- und Fortbildungen, bei de-nen es erste Reformansätze gibt, müssen weiterunterstützt und durch fachlichen Austausch be-gleitet werden. Hospitationen und Austauschauch innerhalb des Landes, die wegen der Ent-fernungen und Reisekosten nicht selbst-verständlich sind, müssten stärker gefördertwerden, damit die positiven Beispiele auch aufandere Bereiche ausstrahlen können.

Anmerkungen1 Impulsförderung zum Auf- und Ausbau von Basisstruk-

turen in Mittel-, Ost- und Südosteuropa der AktionMensch e.V. (2003/04), Psychsosoziale und medizini-sche Betreuung ehemaliger NS-Opfer der Stiftung Er-innerung, Verantwortung und Zukunft (2005/06) undQualifizierende Pflegepartnerschaften in Mittel-, Ost-und Südosteuropa der Robert Bosch Stiftung (2006/07).

2 Heime in dieser Form und mit vergleichbaren Bedin-gungen gibt es neben Russland auch noch in der Uk-raine, Belarus, Rumänien und Bulgarien. Deinstitutio-nalisierung und in der Perspektive die Auflösung derHeime waren eine Auflage für den EU-Beitritt Rumä-niens und Bulgariens. In der Folge wurden aber zu-nächst lediglich Heime durch Verlegung der Bewoh-ner in andere Heime geschlossen oder behinderteKinder meist unvorbereitet und ohne fachliche Beglei-tung in Pflegefamilien vermittelt. Gespräch mit SoniaVladimirova, Geschäftsführerin von Bulgarian Associa-tion for Persons with Intellectual Disabilities (BAPID),Sofia, Januar 2007.

3 Zu den Lebensbedingungen und zum Thema Korrup-tion in den Psycho-Neurologischen Internaten amBeispiel Rumäniens siehe SCHMIDT-MICHEL, P.-O.(2006): Gibt es etwas strukturell Böses in psychiatri-schen Versorgungssystemen? Beispiele kollektiver Un-achtsamkeit in der Psychiatrie in Südost-Europa. In:NeuroTransmitter, Sonderheft 3, 2006

4 Das EU Lien Programm unterstützte soziale Projektevon NGOs bis 1998 in den so genannten Phare-Län-dern (den EU-Beitrittskandidaten) und bis 2001 in denTacis-Ländern (GUS und Mongolei). Ab 2000 gab esdas Nachfolgeprogramm ACCESS für die EU-Beitritts-kandidaten und IBPP (Support to Civil Society and Lo-cal Initiatives) für die Tacis-Länder.

5 Einen anschaulichen Einblick gibt die Fotodokumenta-tion Hinter dem Palast steht noch ein Haus. Über dasLeben im Psycho-Neurologischen Internat von Peterhofbei St. Petersburg, Herausgegeben von Perspektivy,mit einem Vorwort von Christina Rau, gefördert durchdie Aktion Mensch e.V., München und Hamburg,2006.

6 Siehe auch Informationsmaterial von Perspektiven.Gemeinschaft zur Unterstützung von Projekten für so-

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zial Benachteiligte in Osteuropa (in deutscher, russi-scher und englischer Sprache) und unterwww.perspektiven-verein.de

7 Informationen zu den vielfältigen Projekten der Initia-tive Pskow unter www.initiativepskow.de.

8 Förderschule mit dem Förderschwerpunkt GeistigeEntwicklung des Kreises Heinsberg (früher Schule fürGeistigbehinderte), eine der größten Schulen dieserSchulform in Nordrhein Westfalen.

9 Gespräch mit Dr. Andrej Tsarev (Leiter des HPZ Pskow)und Svetlana Andreeva (Lehrerin und Stellv. Leiterindes HPZ Pskow), April 2007.

10 Herbert Wohlhüter (Pfarrer i.R., Leiter der TeilanstaltBethel a.D., bis Juni 2008 Vorstandsvorsitzender desInternationalen Bildungs- und Begegnungswerks IBBe.V.): Die Nichtregierungsorganisationen (NGOs) aufdeutscher und mittel- und osteuropäischer Seite unddie Möglichkeiten der Zusammenarbeit. Beitrag zurTagung Arbeit in Mittel- und Osteuropa für Menschenmit Behinderungen der Initiative Pskow in der Evange-lischen Kirche im Rheinland e.V. und der Robert BoschStiftung, Sozialakademie Friedewald, Juni 2004.

11 Defektologie, in den 20er Jahren in Russland entstan-denes interdisziplinäres Fachgebiet, das sich mit denpsycho-physiologischen Entwicklungsbesonderheitenvon Menschen mit Behinderungen und ihrer Bildungund Erziehung beschäftigt. Zwar unterliegt es inzwi-schen einem Veränderungsprozess, der die jahrzehn-telang verwendete medizinische und defizit-orientier-te Sichtweise hinterfragt aber die neuen Ansätze ha-ben noch keine allgemeingültigen, konsensfähigenBegriffe und Konzepte hervorgebracht.

Abstract: The background experiences for the followingarticle are based on evaluations that were carried out inprogrammes for people with disability in Middle and East-ern Europe which have introduced innovative forms of careand therapy for people with disability, people with psychiat-ric special needs and geriatric persons. The evaluations alsocovered the training programmes which had been set upfor the personnel, which continue to the present. Within theframework of these evaluations visits were made between2003 and 2007 to residential care centres for children andadults, early intervention and day centres, mobile care serv-ices as well as workshops for people with disability in Mid-dle and Eastern Europe. Taking Russia as an example thearticle demonstrates the heritage of the years of a socialistcare system and future project potential based on the initia-tives of Relatives and Specialists.

Résumé: La base expérimentale des description qui suiventest formée par les évaluations des programmes de promo-tion qui ont soutenu des formes innovatrices de soin et dethérapie pour les personnes handicapées, les maladesmentaux et les personnes âgées ainsi que la formation dupersonnel concerné. Ces programmes continuent d’êtresoutenus ou ont été remplacés par d’autres. Dans le cadrede ces évaluations, des centres stationnaires pour enfantset adultes, des centres de jour, des services de soins ambu-lants ainsi que des ateliers protégés de plusieurs pays d’Eu-rope Centrale et de l’Est ont été visités entre 2003 et 2007.Partant de l’exemple de la Russie l’article présente l’héri-tage du système de soin socialiste et les projets innovateursinitiés par des parents et des professionnels.Resumen: Este artículo se basa en evaluaciones deprogramas innovativos para personas discapacitadas,enfermos psíquicos y ancianos, que fueron realizados entrelos años 2003 y 2007 en Europa central y este. Poniendo elejemplo de Rusia se presenta y se discute la herencia delsistema social socialista y proyectos para el futuro, quefueron iniciados por familiares y profesionales.

Autorin: Sabine Erdmann-Kutnevic ist in der ehmali-gen DDR geboren und aufgewachsen. Dort absolvier-te sie zunächst das Studium der Chemie in Halle undbegann eine Tätigkeit an der Akademie der Wissen-schaften in Berlin. Ehrenamtlich war sie in verschiede-nen Ländern Mittel- und Osteuropas und der DDR un-ter dem Dach von Aktion Sühnezeichen engagiert, soz.B. in NS-Gedenkstätten, auf jüdischen Friedhöfen, inkirchlichen Heimen für Menschen mit Behinderungen(in der DDR), auf Gedenkwegen zur Erinnerung an dieTodesmärsche von KZ-Häftlingen und in einem Kran-kenhaus für Kriegsveteranen (in Russland). Nach derAusreise aus der DDR (1987) begann sie das Studiumder osteuropäischen Geschichte und Slawistik in Berlinund Moskau und war als Übersetzerin für Russisch tä-tig. Sie war aktiv in der Durchführung von verschiede-nen Projekten zum Aufbau der Zivilgesellschaft in Mit-tel- und Osteuropa und seit 2003 als freie Gutachte-rin für Förderprogramme mit Mittel- und Osteuropa-bezug für verschiedene Stiftungen und Institutionen.Sabine Erdmann-Kutnevic lebt in einer deutsch-russi-schen Familie mit drei Kindern in Berlin.Anschrift: Sabine Erdmann-Kutnevic, Freie Gutachte-rin und Übersetzerin für Russisch, Berchtesgadener Str.37 D - 10779 Berlin, Tel.: +49 (0)30-78704547,Mobil: +49 (0)162-3937316

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Moving into the CommunityLaure Trebosc

Despite recent reforms in child welfare, in Russia, the upbringing and education of disabled children are still un-solved issues. Institutionalisation and disability remain interrelated, almost inseparable concepts: in Russia, a dis-abled child is more likely to grow up in an orphanage than in his family. Every year disabled children leave or-phanages at the age of 18 lacking the skills to live independently. They are sent to adult institutions where theyspend the rest of their lives. Local non-governmental initiatives attempt to break this cycle of institutionalisation.Rostok, a Pskov public charity, offers disabled institutionalised children developmental activities, family-based care,and provides alternatives to adult institutions.

Social orphans

In Russia, 90 - 95% of orphans have parents.They are social orphans: at least one of theirbiological parents is alive. 30% of these chil-dren are placed in permanent government caredue to the interaction of social factors: extremepoverty, alcoholism, violence, dysfunctionalfamilies, single mothers. Children with specialneeds are often abandoned by their parentsbecause of their disability. Parents do not re-ceive sufficient social, educational and medicalgovernment support to bring-up their child athome. There are very few schools for intellectu-ally disabled children and government educa-tional programs do not exist. The disabled andtheir families are still stigmatized.

The effects of institutionalisationon childrenIn Russia there are over 2000 orphanages inwhich 260 000 children are living, including in-tellectually disabled children. In an orphanage,a child lacks, emotional, intellectual and sen-sory stimulation, as well as social interaction.For these reasons, and despite of caring staff,children in residential care - disabled or not -automatically fall behind the developmentallevel of their peers. They develop negative self-

images, lack emotional control, and are inca-pable of normal social interaction as they live ina closed environment. In most cases, these de-velopmental shortcomings are a consequenceof their institutionalisation, not of their disabil-ity. Furthermore, institutionalised children are nottaught basic social and domestic skills neces-sary for adult life. There is very little govern-ment support to help them adapt to independ-ent life and integrate into the society. As a re-sult, if they manage to leave the institutionalsystem at the age of 18, only 10% of orphanslead a normal adult life. 10% commit suicide,40% end up in prison, and 40% become alco-holics or drug addicts1. The children of orphansare often institutionalised, thus repeating end-lessly their parent�s fate.

Orphanages for disabled children

There are approximately 29 0002 children aged4 to 18 living in the 148 neuro-psychologicalorphanagesfor disabledchildren inRussia. Thiscategory of or-phanages is aclosed institu-tion that canhouse up to1000 disabledchildren, andis often locatedin an isolatedplace in thecountryside faraway frompublic scrutiny.

The majorityof the childrenliving in neuro-

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psychological orphanages are diagnosed withintellectual disability, and some are physicallydisabled. Medical, psychological and educa-tional professionals who assess the children useoutdated methods. Independent studies haveproven that there are often serious mistakesmade when diagnosing children3. In Russia,this type of diagnosis is almost final- as it isgenerally accepted that disability is a medicalstate that does not evolve. Hence, a diagnosisis like a life sentence for these children.

Neuro-psychological orphanages are underthe jurisdiction of the Ministry of Labour and So-cial Development, and not the Ministry of Edu-cation. Until recently disabled children wereconsidered uneducable by the state and untilnow there are no federal educational programsor educational standards for them. Some chil-dren do not receive any education at all, andthe few that do, follow an educational pro-gramme that covers only the first few years ofprimary school, although their potential ishigher. The educators that work in these or-phanages are not required to have any peda-gogical education, and in reality, most have noteven graduated from high school. Finally, chil-dren with learning difficulties, behavioural, so-cial or medical problems or for whom there wasno room in normal orphanages also live inneuro-psychological orphanages. In practicethis means that they are also deprived of aneducation.

Adult InstitutionsWhen they turn 18, children from orphanagesfor the disabled are sent to adult neuro-psycho-logical internats (PNIs) where they remain forthe rest of their lives. PNIs are closed institu-tions for adults with unstable intellectual condi-tions. In such places, young adults live in isola-

tion from soci-ety. As the in-ternats aremeant foradults andpensioners,there are noactivities orclasses for per-sonal develop-ment. Endlessidleness killsthe orphanagegraduates inboth the figu-rative and lit-eral sense ofthe term: theirintellectualcondition degrades very quickly and their lifeexpectancy in these institutions is very low.

A civil society initiative to integratedisabled childrenRostok is a Russian regional charity that aims tointegrate children with special needs from theBelskoye Ustye orphanage (North West Russia)back into society. Rostok endeavours to ensurethe children to grow up in a family, receivequality medical assistance and an education,and learn the skills they require to build uptheir future according to their real abilities. Itwas created by a group of enthusiasts, who af-ter having met the children of Belskoye Ustye in2000, determined that it was urgent to startteaching the children, to show them what lifeoutside an institution could be like. Eight yearslater, Rostok’s professional team is made of re-gional specialists: psychologists, psychiatrists, aspeech therapist, educators and social workers.The organization�s approach has two mainstrong points. The first is that Rostok works fromwithin the orphanage system. On a daily basis,step by step, Rostok works with the orphanagestaff to change their attitude towards disabledchildren and improve their professional qualifi-cations. The second strong point is that Rostokdevelops alternatives to state care while in par-allel cooperating with local and regionalauthorities to design a sustainable reform strat-egy of state care of disabled children.

The Russian system of care for disabled chil-dren needs to undergo in-depth reforms. Thefocal point must evolve from residential medi-cated group care to individual family-basedcare geared at social integration of people withspecial needs.

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A view of the Belskoye Ustye orphanage for disabled children

Yura, learning to make traditional bas-kets in one of Rostok’s workshops.

The future of state institutions

To this day, many Russians, philanthropists orjust ordinary people, are prepared to believethat a disabled child will be well taken care ofin an orphanage, that he is not capable of car-ing for himself, that he will be a burden to soci-ety all his life. Furthermore, they are willing tospend money to improve orphanage facilitiesand invest in the development of the orphan-age system. Rostok’s philosophy is in oppositionto this.

Rostok invests in human capital and in edu-cational, social and medical programs directlybenefiting disabled children. Any institution,even a model institution, cannot replace a fam-ily upbringing. Nevertheless, what an institutioncan bring the children is access to special needseducation. Qualified staff can teach the chil-dren basic academic skills and vocational skills.Furthermore, a state institution can supportfamilies of disabled children and foster familiesof disabled children, can provide the childrenwith medical care adapted to their specialneeds. In the future, the purpose of a state or-phanage for disabled children should evolvefrom material care of an orphaned child to daycare including educational and medical func-tions combined with abandonment preventionand family support.

Preparing children for life outsidean institution

Rostok’s edu-cational, medi-cal and family-based careprograms atthe BelskoyeUstye orphan-age for dis-abled childrenare all aimedat preparingthe children forindependentor semi-inde-pendent life.The organiza-tion runs over20 weekly ordaily extra-cur-ricular activi-ties in four ar-

eas: education, creativity, self-help, and profes-sional training. In 2007, Rostok placed 4 dis-abled children in foster families, 13 children

visited their relatives on a regular basis and 12visited host families on weekends and duringholidays. The experience that a child gainsgrowing up in his family or in a substitute fam-ily is unique. It cannot be taught to a child liv-ing in an institution through role-play or in asocial adaptation class. The earlier an institu-tionalised child is placed in family-based care,the more chances he has of successfully inte-grating society and living independently orsemi-independently.

Providing orphanage leavers withalternatives to state adult institutions

In 2007 48% of orphanage leavers of the Bel-skoye Ustye orphanage received support fromRostok. Before the Rostok post-orphanage pro-grams started, over 90% of children turning 18were sent to adult institutions (PNIs). Rostok hastwo post-orphanage centres: the Social hoteland the Artel. The Social hotel is an adapta-tion centre, or temporary home, for 5 graduatesof Belskoye Ustye orphanage aged 18 to 23and is located in the nearby town of Porkhov.The adults with special needs live under con-stant supervision of social workers who teachthem domestic and social skills so that they canlive independently in the future. Rostok helpsthe orphanage leavers find a job in the localcommunity and a lawyer helps them to solvehousing issues. The Artel is a similar centre al-though it differs in four main ways from the So-cial hotel. Firstly, it is located in the village ofBelskoye Ustye. Secondly, the young disabledpeople live with one carer who plays the role ofa mother. Thirdly some of the young adultswork in the orphanage�s traditional wickerworkworkshops; in a working environment adapted

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Denis writing an article for theorphanage summer newspaper

The Social hotel staff and the young disabled adultsbenefiting from the project.

to their disability. Finally the young adults canstay as long as they need in the Artel. It is notexpected that they will live independently in thefuture.

Thanks to these programs, children of theorphanage can escape the prospect of life in anadult institution and find their place in society.

Breaking prejudices and changingattitudes

Rostok’s workwith disabledorphanageleavers isbased on anindividual ap-proach. Withthe help of asocial workereach youngadult setsgoals for him-self taking intoconsiderationpersonal am-bitions and ca-pacities. In theshort term, so-

cial adaptation is achieved when a young adulthas found a stable job, can care for himself andhis household or � depending on his/her levelof disability � when he or she, with the help ofothers, participates in the daily life of his/hercommunity. In the long term, there are otherexternal factors to take into consideration whenassessing the degree of accomplishment of postorphanage adaptation programs. The most im-portant one is the local community�s readinessto live side by with intellectually disabled peo-ple. So far, experience has shown that oncepeople meet the orphanage leavers, theirnegative attitudes tend to disappear. Howeverthere is still a long way to go to break Sovietprejudice on disability, especially in the regionsand rural areas of Russia. And it will take evenlonger for Russian society to acknowledge themodern concept of disability by which it is notup to a person with special needs to adapt tosociety but up to society to create conditionssuitable for people with special needs.

Notes1 Cf. ARO (Assistance to Russian Orphans) USAID Pro-

gramme. 2 Official statistics vary between 15 000 and 29000 de-

pending on ministries and institutions. 3 Cf. WORLD BANK 2002 report on Child Welfare in

Russia, Ref N.24450-RU. In the Samara region, misdi-agnosis ranges from 6 to 24% percent of the children.

Zusammenfassung: Trotz der jüngsten Reformen im Be-reich Kinder- und Jugendschutz sind in Russland die Erzie-hung und Bildung behinderter Kinder immer noch ungelö-ste Probleme. Behinderung ist weiterhin und nahezu unaus-weichlich mit Institutionalisierung verbunden: in Russlandist es für ein behindertes Kind weitaus wahrscheinlicher, ineinem Waisenhaus aufzuwachsen, als in einer Familie. Je-des Jahr verlassen die Waisenhäuser erneut 18 Jahre altgewordene behinderte Kinder, die unfähig sind, ein selbst-ständiges Leben zu führen. Sie werden dann an Anstaltenfür Erwachsene weitervermittelt, wo sie den Rest ihres Le-bens verbringen. Nichtstaatliche Initiativen vor Ort versu-chen diesen Kreislauf der Institutionalisierung zu durchbre-chen. „Rostok“, ein öffentlicher Wohltätigkeitsverband inPskov, bietet behinderten Kindern in ihren jeweiligen Insti-tutionen entwicklungsfördernde Aktivitäten an und stelltPflege in der Familie und andere Alternativen zu den Er-wachsenenanstalten bereit.Résumé: Malgré de récentes réformes dans l’assistanceaux enfants, en Russie l’éducation des enfants handicapésest toujours une question non résolue. Institutionalisation ethandicap restent des concepts liés, voire même insépara-bles: en Russie un enfant handicapé a plus de chances degrandir dans un orphelinat que dans sa famille. Chaqueannée des enfants handicapés quittent des orphelinats àl’âge de 18 ans sans aptitudes pour vivre de manière indé-pendante. Ils sont envoyés alors dans des centres pouradultes où ils passent le reste de leur vie. Des initiatives nongouvernementales tentent de briser le cycle de l’institutio-nalisation. Rostok, une association de Pskov, propose auxenfant handicapés en institutions des activités de dévelop-pement, des soins en milieu familial et des alternatives àl’institutionalisation des adultes.Resumen: Una gran cantidad de niños discapacitados enRusia no crecen en su medio familiar, sino en orfanatos.Cada año estos niños salen con la edad de 18 de estasinstituciones sin la habilidad de vivir independientemente yson cambiados a una institución de adultos donde viven elresto de su vida. Algunas iniciativas locales comienzan aromper este circulo de institucionalización. Una de ellas esRostok en Pskov, que ofrece actividades de desarrollo,apoyo familiar y que provee alternativas para lasinstituciones de adultos.

Autorin: Laure Trebosc ist Projektkoordinatorin in ei-nem Projekt der Organisation Rostok zur familienba-sierten Pflege für behinderte Kinder. Sie hat Entwick-lungsmanagement und russisch studiert. Seit 2001 ar-beitete sie auf freiwilliger Basis im Belskoye UstyeWaisenhaus mit. Seit 2005 ist sie für Rostok tätig.Anschrift: [email protected], www.deti-rostok.ru

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Family based care-programs:Seriozha visiting his grandmother

Human Rights-Based Approach and DPOs in Central Asia Hisayo Katsui

Since the sudden independence of Central Asian countries from the former Soviet Union, they had long been aforgotten part of the world until recently, especially in terms of disability and development. When I started my PhDstudy (Katsui 2005) on organizations of persons with disabilities (DPOs) in Central Asia in 2000, I had a great dif-ficulty in finding relevant literature. The time has changed. The series of counter-terror interventions and naturalresources among others brought up Central Asia to the surface. Yet, when it comes to the activities of DPOs, theirimportant role has still been overshadowed. Based on the findings of my PhD study, this article sheds light on dis-ability issues in Kazakhstan, Kyrgyzstan, Tajikistan, Turkmenistan and Uzbekistan in terms of their contexts, DPOactivities and human rights-based approach to disability.

Central Asian Context

Brief Introduction of Central Asian RegionThere is no universal definition of Central Asia.It is often defined as the region between theCaspian Sea and central China, in which SilkRoad used to go through. Some definition in-cludes only former-Soviet countries (Ka-zakhstan, Kyrgyzstan, Tajikistan, Turkmenistanand Uzbekistan), while others more widely in-clude those five countries plus Afghanistan,Mongolia, part of China, northern India andPakistan, and northern Iran and so on. This ar-ticle focuses on the former-Soviet countries asCentral Asia. Due to the history of Silk Roadand Soviet time, many ethnic groups co-exist ineach country with a significant number of Rus-sians in the Region. This Region still maintainstrong connection to Russia in terms of politics,economy, culture, and so forth.

The Soviet Union Policy and Practices forPersons with DisabilitiesDuring the Soviet Union time, persons with dis-abilities (PWDs) were categorised into threegroups depending on their impairments. Thecategorisation determined also the amount ofallowance. The category system used the heal-ing cycle when one temporarily gets sick or in-jured, which means that after some treatmentand rehabilitation, cure was expected. How-ever, impairment is a permanent condition. Un-der this system, therefore, PWDs are abnormal,firstly because they are not healthy, and sec-ondly because they are not cured. In the historyof the Soviet Union, the concept of invalid wasintroduced to describe PWDs who were notconsidered employable and thus not worthy.PWDs were segregated in institutions or impris-oned at home so that they were hidden. In thisway, according to the diagnosis of their impair-ments, the life style of PWDs was determined bythe regime. This system produced passivity of

PWDs and the huge prejudice and physical in-accessibility against them in Central Asia today.

The Current Government Policy and Practicesfor Persons with DisabilitiesThe reality after the independence has beendevastating for PWDs when decision-makingcontinues to maintain the top-down approachwith little consideration of the voices of PWDs.As a result, they are reinforced to be vulnerableas they need certain services to survive andthose are cut off, for instance. Employment op-portunities were also massively removed away.All what is left for them is mostly only an allow-ance depending on different categories. How-ever, this allowance is too small to live on. Fur-thermore, proper category is hard to receivedue to the excuse of financial deficiency of thegovernments. The situation is slightly morepositive in Kazakhstan which is rich in oil. Ac-cording to the official statistics, the number ofPWDs is decreasing in these countries. It isspeculated to be due to the governments tryingto save money by not giving proper categories.The reality in Tajikistan is further complicatedby the recent history of civil war between 1991and 1997.

Nevertheless, people frequently do not com-plain because many of them are afraid ofnegative consequences such as harassment.Under such a circumstance, self-censorship is acoping strategy against their governments, par-ticularly in Turkmenistan and Uzbekistan, butalso in relatively more democratic countriessuch as Kyrgyzstan and Tajikistan. Kazakh peo-ple started to challenge the government, whichis a new trend. They have even managed togain the personal assistant service as the firstcountry among the former Soviet Union coun-tries (Muroke 2008).

Bribery is another coping strategy when thegovernment structures are quite corrupted. This

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reality shows the profound vulnerability ofPWDs. The current governments mostly inher-ited the medical approach of disability and fur-ther deteriorated the lives of PWDs in manycases.

Isolation Individualises and NormalisesDiscrimination

�There should be some key to people(with disabilities) which would be verynecessary when working with them. Iwould like to have such a key. For exam-ple, that girl whom I mentioned, she be-came very inward-looking saying, �I am asick person. So I cannot go out and I can-not do anything.� She isolated herself andcommitted suicide. (...) The death rate hasincreased over the last years. People diebecause they cannot overcome the psy-chological barrier and so they commit sui-cide.� (Chairperson H of a DPO in a Ka-zakh urban area).Despite the fact that too many PWDs face

social oppression on a daily basis, this issue hashardly attracted attention because of their iso-lation. Due to the created low self-esteem,PWDs tend to isolate themselves. This isolationcauses mental pain, which often leads to self-blaming and desperation. Overcoming suchpsychological barriers is too difficult for many.Thus they start to give up. Some start to believein God by legitimising their existence as the de-liberate intention of God. The most commonway to deal with the mental pain is to remainpassive and stay at home. They start to believethat difficulties are due to their impairments byinternalising the view of discriminating society.In this way, on one hand, the problem is indi-vidualised. Non-PWDs, on the other hand, re-main ignorant of the whole issue of disabilitybecause of the isolation. This reinforces theprejudice. Consequently, the isolation normal-ises discrimination. This massive mechanismagainst PWDs has reinforced discriminative so-ciety in all Central Asian countries despite theircountry-specific differences.

Central Asian DPOs

NGO Activities in Central Asia The concept of civil society (both formal and in-formal voluntary activities) and non-govern-mental organizations (NGOs) (formal activities)is interchangeably used in Central Asia becausethe government strictly defines the arena andbecause donor community has brought theconcept of NGOs through their developmentcooperation activities. The civic activism is a

new phenomenon which has become visiblesince the Perestroika period. Till then, only cer-tain organizations were allowed to operate.These organizations were mostly controlled bythe regime. After the independence, the num-ber of NGOs has increased drastically in Cen-tral Asia except for Turkmenistan and Uzbeki-stan that lately decreased their numbers. Theincrease in number, however, does not equal asign of democracy, which will be elaborated fur-ther in the following.

Central Asian NGOs are categorised intotwo groups: government-oriented organizationsand new NGOs. The latter is further sub-di-vided into international organizations workingin Central Asia and independent NGOs over-whelmingly funded by international donors. Thegovernment-oriented NGOs (GONGOs) occupya significant space of the civil society sector inCentral Asia unlike in the West due to the stillstrong influence of the governments. NGOswith views against the governments are some-times not allowed to register, when activitieswithout registration are considered illegal. Withthis general trend, Central Asian countries ex-perience different tolerance of their govern-ments towards civil society activities: in Ka-zakhstan, NGOs started to contest the govern-ment, while in Turkmenistan and Uzbekistan,many NGOs have been even pressured to closedown.

Today the new trend is that the national andlocal governments prefer to work in collabora-tion with new NGOs when it comes to develop-ment activities. The governments now appreci-ate professionalism of new NGOs. As for theelection campaigns of the governments, theycontinue to turn to GONGOs due to their highmobilisation capacity all over the country. Bothnew NGOs and GONGOs co-exist and com-pose of the civil society. Therefore, when takinga closer look at the statistics and facts behindthe numbers, it becomes clear that the reality isquite different from the one that the West is fa-miliar with.

Disability NGOs in Central AsiaThe history of organizations in the disabilitysector goes back more than 70 years when theformer Soviet Union created blind and deafpeople�s organizations. They had centralizedthe Soviet-like structure where top-down deci-sion making was implemented in all sub-divi-sions in local areas. Deaf and blind members ofthe organizations enjoyed employment in theseproduction lines owned by the organizations. Itwas only in the Perestroika period that organi-zations of physically PWDs started to be estab-

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lished. These three organizations are the mainGONGOs. Now all the sub-divisions are regis-tered as independent organizations, which in-creased the number of NGOs in the statistics.They are still often connected to the govern-ment structure. Yet, they are led by PWDs them-selves. In this term, GONGOs as well as newlyestablished NGOs of PWDs consist of the West-ern understanding of DPOs.

The number of DPOs has increased overtime. However, the number is only a superficialindicator firstly because around half is occupiedby the GONGOs. Secondly, international do-nors increased the number by creating NGOs.When the projects are completed, many NGOsare typically closed down. Thus many organiza-tions are registered but not active anymore.Nevertheless, disability is a relatively activefield among the NGO sector in general. DPOsstarted to become one of the biggest groupsamong NGOs in Kazakhstan, for instance.

The differences between GONGOs and in-dependent NGOs are the origin of establish-ment, number of members, its structure andcloseness to the government. However, the bor-der is getting vague.

Relationships between DPOs and OtherActors

�It�s very difficult to struggle for humanrights, if the situation is like this. BecauseI feel, if I do and tell the situation of blindchildren, the government officials are notfeeling responsible for what they are sup-posed to do. We have to struggle but it�svery difficult here. You can start some-thing but you get tired of fighting. Andyou start feeling, �Let things be like this.� Iwant to help the situation of institutionsbut parents are afraid of the government.So I cannot get the cooperation from theparents either to make greater power. SoI feel very alone here. I report to interna-tional organisations so that later on thisquestion is raised. I try to find cooperationmore from outside like internationalagencies rather than inside the country. Ifind sponsors from the international or-ganisations and I feel very grateful tothem.� (Tajik person with disability E in anurban area)Networking with different actors is indispen-

sable for developing the disability movementbecause PWDs are a minority and have to in-volve different actors to create the movement.

Relationship among DPOs has not devel-oped far. Cooperation is understood as per-sonal relationship among leaders rather than

cooperation in organizational activities. Some-times, donors play a big role in facilitating thecooperation with a project among differentDPOs. However, the relationship has not cre-ated bigger voices yet. Conflicts among DPOsare also common due to diverse interests in-cluding impairment-specific and financial inter-ests.

Relationship with the governments is in fa-vour of the governments that have the absolutepower in this region, particularly in Turkmeni-stan and Uzbekistan. Criticism is easy but build-ing relationship with the governments is muchmore tricky. DPOs have been struggling withthis relationship building without proper meansto be able to influence the government deci-sions.

Relationship with local sponsors has beenmostly through begging of DPOs. After the can-cellation of the privileges to DPOs, asking forsupport from sponsors is part of the regular ac-tivities of DPOs. Nevertheless, local sponsorslack understanding for both voluntary activitiesand disability. A counter trend is introduced byconditionality of international agencies such asthe World Trade Organisation (WTO). They pres-sure companies in this region to engage in ac-tivities with civil society for promoting their cor-porate social responsibility. In Kazakhstan, atleast, this trend is changing the relationshipfrom one-off to longer-term and from charity-based to rights-based.

Relationship with mass media is developing,though media is under the tight control of thegovernments. Media started to broadcast aboutdisability but with sympathetic tone. The pater-nalistic attitude of journalists is troublesome fordelivering the message. Furthermore, ordinaryPWDs do not necessarily have access to TV,newspaper and radio, which limits the impact.

Under the domestic circumstance, building agood relationship with international partnershas become very important for Central AsianDPOs to make positive changes locally, nation-ally, regionally and internationally. As explainedabove, Central Asia has a specific context whichis further complicated by country-specificities.Many international efforts failed because theyhad not paid enough attention to the reality(Carley 1995). Some Central Asian DPOs,therefore, started to develop their own modali-ties to implement foreign ideologies and con-cepts to fit their contexts in a more nuancedmanner.

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Human Rights-Based Approach andCentral Asian DPOs

Human Rights-Based Approach to Disability A Human Rights-Based Approach (HRBA) is of-ten understood in the legal framework in a nar-row definition. For instance, discriminated peo-ple fail a court case when their rights are vio-lated. This justiciability is mentioned often as acore part of this approach (Teranaka 2006: 81).It is often understood as a normative strategybased on the international laws as norms(Seppänen 2005: 8). Thus when a HRBA is nar-rowly defined, it has a strong linkage to inter-national law (ibid.33) as well as national legis-lations. On one hand, the linkage to interna-tional law is a powerful tool when all countrieshave ratified at least one of the seven coreUnited Nations (UN) human rights treaties and80% of states have ratified four or more(OHCHR 2006: 5). On the other hand, the link-age to national laws also demands certain pro-cedure to the involved actors.

Wider definition conceptualises a HRBA in avariety of ways in the operationalisating outsideof the law discipline. It could be both means(Frostell 2006: 3) and goals (Uvin 2004: 123).The process is prioritized (ibid. 165), which iscatered to the principles of empowerment, par-ticipation, non-discrimination and accountabil-ity with the priority on vulnerable people (Lund-ström-Sarelin and Mustaniemi-Laakso 2007).That is, the process becomes participatory andtransparent with equality in decision makingand sharing of the outcomes of the processamong involved stakeholders (Sengupta 2000b:21-22 cited in Uvin 2004).

Not only in the development discourse butalso in disability discourse, a HRBA has becomeessential. The world has witnessed the clearshift from medical or charity approaches to aHRBA to disability, as the UN Convention on theRights of People with Disabilities came into forcein May 2008. In theory, this shift means thatPWDs are the rights holders (as well as dutybearers depending on different contexts), butnot objects of medical care or charity any more.Duty bearers are responsible in fulfilling therights of PWDs when this approach is applied.

Human Rights and DPOs in Central AsiaToday

�The Soviet Union didn�t respect law orthe rights of people. People were not inthe centre then. For instance, the Interna-tional Year of Disabled People of theUnited Nations was not informed but washidden in the Soviet Union. Instead we

were told, �There are no disabled people.��There is no problem�� (Uzbek disabledperson E in an urban area).Until the end of the cold war, human rights

talk was ideologically dominated. For instance,Uvin (2004: 14) categorises three groups of hu-man rights: first category is on civil and politicalrights which is also cited as negative rights notto degrade rights particularly by the states asduty-bearers around civil and political rights.This generation was centred to the West. Thesecond category is on economic, social and cul-tural rights which are cited as positive rights in-cluding adequate standard of living. This wasthe Soviet Union-centred. The third category ofhuman rights is collective or solidarity rightssuch as rights to development and self-determi-nation, latter of which is related to decolonisa-tion from the 1960s onwards. This category ofrights entered into non-Western context andinto the realm of development particularly afterthe 1990s.

Central Asian countries belonged to the for-mer Soviet Union and are recipients of devel-opment cooperation today. In the field of dis-ability, they still follow many policy and prac-tices of the former Soviet Union, while they areincreasingly exposed to a human rights-basedapproach through international cooperation. Itis noteworthy that many DPOs today expect asignificant role of the UN Convention in orderto promote human rights of PWDs in this re-gion. Many leaders of DPOs share similar viewson the importance of their own roles based ona HRBA to disability. Yet, their reality is still farfrom what a HRBA aims at. For instance, whenone uses the term human rights in NGO activi-ties, the governments sometimes do not allowregistration of them to harass them, particularlyin Turkmenistan and Uzbekistan. Relativelydemocratic governments in Central Asia havebeen more tolerant to the idea of human rights.For instance, the new law in Kyrgyzstan on dis-ability removed away the paternalistic word ofprotection following the social model in its con-tent. Another example is found in Kazakhstanwhere the Ministry of Social Protection andDPOs started discussion on the UN Conventionprocess. In general, however, the authoritarianCentral Asian context is a great challenge inthe activities of DPOs which increasingly imple-ment activities based on the wider definition ofHRBA to disability in collaboration with Westerncounterparts. As a result, their approach ismore nuanced on the ground. For instance,they deliberately use empowerment of PWDsrather than human rights to avoid unnecessaryconflict with the governments.

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At the same time, they also have to deal withthe needs of service provision when manyPWDs do not have assistive devices, for exam-ple. Coerced passivity of PWDs is another chal-lenge. Many preconditions for people to partici-pate in organisational activities have been stilllimited. It is too big a challenge for CentralAsian DPOs alone to fill this big gap. Transna-tional obligation of a HRBA (see Article 32 ofthe UN Convention) should avail necessary sup-port to Central Asian DPOs to facilitate theirprimary duty bearers, the governments, andother duty bearers to fulfil the human rights ofPWDs.

Concluding Remarks

This paper introduced the Central Asian-specificcontext as well as their DPO activities with par-ticular focus on a human rights-based ap-proach to disability. In general, human rightstalk is criticised for its irresponsibility for inter-vention (Kennedy 2004: 30). Human rights lan-guage is absolutism. Few would oppose theidea (Seppänen 2005: 85). Nevertheless, thediscourse itself does not provide operationalguidance for making an aimed change (Uvin2004: 30-31). For instance, �human rights areindivisible and interdependent� (OHCHR 2006:2) in principle. However, when it comes to prac-tice, operationalisation mechanism is weak(Seppänen 2005: 34). The International Cove-nant on Economic, Social and Cultural Rights,for instance, states �appropriate� measures tobe taken with �available resources� (article 2)and �in the context of the full use of the maxi-mum available resources� (CESCR 1990). Thisallows significant room of interpretation withoutpractical implications. When Central Asian con-text is taken into account for the operationalisa-tion process, this weakness becomes the funda-mental challenge right away because situa-tional analysis, identification of structural prob-lems and other important analysis are all left toDPOs. Such analysis is extremely complex (Al-ston 2005: 803) but yet undermined. Moreover,human rights of PWDs is a highly political topicagainst the status quo and thus the govern-ments. Without implementation tools, this ap-proach is criticised to remain in the moral highground (Uvin 2002&2004).

Today, many Central Asian DPOs still remainin the service provision activities to avoid con-flict with the governments and their structures.This is their important strategy to survive. Oth-ers increasingly began to engage in humanrights-based activities in collaboration with theirWestern counterparts. Their challenges are not

only to reconcile fish or fish net dilemma butalso to adapt the principles of human rights totheir specific context, particularly under interna-tional cooperation activities. Further questionsto ask are. Does HRBA have operational valuesin Central Asian contexts? What are the possi-ble alternatives that fit better in Central Asia, ifHRBA alone is not suitable at present? Theseare the questions that Central Asian DPOsthemselves answer with their indigenous knowl-edge.

The root causes of discrimination are manyin Central Asia, like in the other parts of theworld. International cooperation, therefore, isimportant also in Central Asia. The modality,however, needs careful adjustment to the Cen-tral Asian specific context.

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AcknowledgementI would like to thank Lyazzat Kaltayeva andMaria Muroke for their insightful comments andinputs on the previous version of the article.However, the views expressed in this article aremine and they have no responsibility for thecontent and possible mistakes.

Zusammenfassung: Seit ihrer plötzlichen Unabhängigkeitvon der ehemaligen Sowjetunion schienen die Zentralasia-tischen Staaten bis vor kurzem als von der Welt vergessenesGebiet - besonders in Bezug auf die Themen Behinderungund Entwicklung. Als ich im Jahre 2000 die Nachforschun-gen zu meiner Dissertation (Katsui 2005) über Selbstvertre-tungsorganisationen von Menschen mit Behinderungen(DPOs) in Zentralasien begann, hatte ich noch großeSchwierigkeiten, geeignete Literatur zu finden. Die Zeitenhaben sich inzwischen geändert. Unter anderem habeneine Folge von "Anti-Terror"-Maßnahmen und die natürli-chen Rohstoffe in der Region Zentralasien wieder an dieOberfläche des Weltgeschehens gebracht. Die wichtige Rol-le der DPOs und ihrer Aktivitäten jedoch verblieb weiterhinim Dunkeln. Gestützt auf die Ergebnisse meiner PhD-Arbeitmöchte dieser Artikel einige Erkenntnisse über die Situationvon Menschen mit Behinderung in Kasachstan, Kirgisistan,Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan ans Licht brin-gen - mit Schwerpunktbetrachtungen des Umfelds, derDPO-Aktivitäten, und des Menschenrechtsansatzes im Be-reich Behinderung.Résumé: Après l’indépendence subite des pays d’Asie Cen-

trale envers l’ex Union Soviétique, ceux-ci sont longtempsrestés une partie oubliée du monde jusqu’à récemment, enparticulier en ce qui concerne le handicap et le développe-ment. Lorsque j’ai commencé mon étude de doctorat(Katsui 2005) sur les organisations de personnes handica-pées (OPH) en Asie Centrale en 2000, j’avais de grandesdifficultés à trouver de la littérature sur le sujet. Les inter-ventions « anti-terroristes » et les ressources naturelles entreautres ont remis l’Asie Centrale à l’ordre du jour. Malgrétout en ce qui concerne les activités des OPH, leur rôle im-portant est souvent resté dans l’ombre. Basé sur les résul-tats de mon étude de doctorat, cet article éclaire les ques-tions du handicap au Kazakhstan, Kirghizistan, Tadjikistan,Turkménistan et Ouzbékistan en termes de contextes, activi-tés des OPH et approche basée sur les Droits Humains.Resumen: Desde la independéncia de los países de AsiaCentral de la Ex-Unión Soviética, ellos fueron por un largolapso de tiempo una parte olvidada del mundo,especialmente en temas de discapacidad y desarrollo. Eltiempo ha cambiado, series de intervenciones “contra elterror” y los recursos naturales pusieron Asia Central a lasuperficie. En base a mi tesis de doctorado (Katsui 2005),este artículo enfoca los asuntos de la discapacidad enKazakhstán, Kyrgyzstán, Tajikistán, Turkmenistán yUzbekistán bajo la perspectiva especial de las actividadesde las personas con discapacidad y enfoques basados enlos derechos humanos.

Autorin: Hisayo Katsui ist Senior Researcher am Insti-tut for Human Rights of Åbo Akademi University inFinnland. Sie ist stellvertretende Vorsitzende desNordic Network on Disability Research und zudem wis-senschaftliches Vorstandsmitglied des Zentrums fürMenschenrechte in Finnland. Ihre akademischenSchwerpunkte liegen in den Bereichen Behinderung,Entwicklung, Menschenrechte und Zivilgesellschaft. Ihrlaufendes Forschungsprojekt befasst sich mit demMenschenrechtsansatz in Bezug auf Menschen mit Be-hinderung in Uganda.Anschrift: Hisayo Katsui, Senior Researcher, PhD, In-stitute for Human Rights, Åbo Akademi University, Fin-land; E-Mail: [email protected] &[email protected] (Japanese OK)Internet: http://disability-uganda.blogspot.com/ &http://blogs.helsinki.fi/katsui/

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Vygotsky’s Defectology and Inclusive EducationAndrea Vogt

Based on a field research this article explores the use of defectology in rural Tajikistan. Defectology is a child cen-tred approach in the area of education that takes the social environment into account. It became the main doctrinin the field of disability in many socialist countries since the 30ies. This research in Tajikistan uncovered the valuedefectology has to develop education for all in countries of the former UdSSR.

In 2007, I conducted primary research as partof an MSc in International community disabilitystudies at the CIHD in London, UK. The subjectof my research was Access to education for chil-dren with disabilities in transitional countries, fo-cusing on the Central Asian republics of the for-mer Soviet Union and here particular on Tajiki-stan. The research included both qualitativeand quantitative data collection from key-infor-mants: 17 semi-structured interviews and threefocus group discussions were conducted with atotal of 30 participants including people withdisabilities, parents and teachers. The partici-pants represented the ethnic mixture of the tar-get area, the Northern region of Tajikistan(Sogd).

11 interviews with 12 key informants wereconducted in Dushanbe, 6 staff of NGO or IN-GOs, 2 UNICEF staff and 4 people in govern-ment or civil service, at least two of those inter-viewees where trained as defectologists.

The research was complemented by an in-depth literature review with one of the majorsubjects being the concept of defectology whichis particularly important in this region.

Defectology Today

Abandoned children in cruel orphanages,comes to most people�s mind when thinkingabout the situation of children with disabilities(CWDs) in transitional countries. Even today themain concern of many child and disability fo-cused NGOs, multi- and bi-laterals is the dein-stitutionalisation of vulnerable children. Most ofthe staff working in special schools or institu-tions, run by post-soviet Ministries of Education,Social Protection or Health, have been edu-cated within the framework of defectology orhave been strongly influenced but the sovietarea interpretation of Vygotsky’s ideas. From1997 to 2005, I worked as a practitioner inUzbekistan involved in Inclusive Education andCBR. I often met people who had studied thesubject of defectology and were considered bythemselves and others as the specialists re-

sponsible for the education and development ofCWDs.

Today�s defectology, or corrective educationas it is sometimes called, is a pedagogicalframework giving a classification system forCWDs. Some children are declared on its baseas in-educable and referred into the care of so-cial and medical institutions (Thomson 2002).

Many experiences working in the in CEE orthe CIS are similar to what Ainscow describes:

�Defectology is usually associated with theeducation of children with disabilities inspecial schools, separated from other chil-dren. These schools clearly do not encour-age any social integration, particularlywhen they take the form of large-scaleresidential institutions of the type that ex-ist in some parts of the region� (Ainscow1998: 2).Thomson (2002) found that defectologists

were especially opposed to new approachessuch as integration or inclusion. The Faculty ofDefectology at the Belgrade University for in-stance has been opposed to any movement to-wards Inclusive Education to date (Radoman etal. 2006). Another example is Serbia where de-fectologists see themselves as the only peoplewho legitimately can teach CWDs. More often,today�s defectologists use terminology like a to-tal environment and correctional tool to de-scribe their methodology. Gindis (1995) agreeswith today�s defectologists, that mainstreamingis not successful in providing education forCWDs. He concludes, that even though Vygot-sky criticised special education as combinationof low expectations and watered down curricu-lum, his call for a differentiated environmentand the employment of specific methods cannotbe met in a regular classroom situation.

Based on my research, I want to challengeGindis� assessment and the practice of manydefectologists today. The cornerstones of Inclu-sive Education such as child-centred teaching,flexible curricula adapted to the child, removalof barriers to participation and achievement ofall children are well compatible with Vygotsky’s

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original ideas. In researching the roots of de-fectology, I found that the above describedpractices and concepts in CEE and CIS are notvery true to the early formulation of the ap-proach. In fact a renaissance of the originalideas combined with current thinking could wellmean progress for Inclusion and child-centredlearning in Central Eastern Europe and CIS.

Vygotsky’s Concept of Defectology

The Russian psychologist L.S. Vygotsky (1896-1934) first developed the concept of defectol-ogy in the 1920s. The theory is based on theidea that human development is the process ofa child mastering socio-historic experiences.The adult and the child�s peers play the impor-tant role of continual guidance and meaningfulrelationships during this process (Sutton 1988;Gindis 1995; Tudge 1990). Vygotsky was ex-tremely progressive for his time when he ar-gued that defects should not be subjectivelyperceived as abnormality. They need to bebrought into a social context, coming surpris-ingly close to the International Classification ofFunctioning, Disability and Health (ICF), thatrecognizes environmental and personal factorsin the experience of disability (WHO 2001):

�The blindness of an American farmer�sdaughter, of a Ukrainian landowner�sson, of a German Duchess, of a Russianpeasant, of a Swedish proletarian � theseare all psychological entirely differentfacts� (Vygotsky, cited in Gindis 1995:pp78). Defectology was originally a method of child

development for children with mild to moderatelearning disabilities. Vygotsky strongly opposedthe idea of IQ testing for the assessment ofchildren and the definition of their develop-mental levels. He constructed the idea of thezone of proximal development (ZPD), as thenext level of development that a child couldcomplete with help or stimulation from outside(Gindis 1995; Sutton 1988; Riddle 1999; Tudge1990). Children were classified into twogroups. One group that did not show a greatdiscrepancy between their own and assistedachievements were assumed to have a retarda-tion caused by the nervous system which wasthought of as irreversible. The other group ofchildren showed strong potential in the assistedtasks. The cause of these delays were assumedto be based on social environment, pedagogi-cal neglect or a secondary impairment likeCerebral Palsy and are were seen as reversiblewhen taught in the right environment. A muchcited example for Vygotsky’s ZPD theory in op-

position to an IQ based approach is a bilingualTatar girl, who had previously been labelledmentally retarded. Vygotsky proved that it washer lack in communication due to bilingual up-bringing that led to her developmental delay(Gindis 1995; Knox 1989).

This example is especially strong as it showshow far today�s defectologists have moved fromVygotsky’s original ideas: Today, Roma childrenacross CEE are often admitted to institutionsdue to assessments that neglect their mothertongue as well as their unique cultural upbring-ing (World Bank 2000; Closs 1999).

Based on the assessment of the ZPD, Vygot-sky’s concept of defectology aims to create alearning environment that focuses on thechild�s potential and the creation of means andmethods, e.g. interactive teaching styles, toovercome impairment and assist the child inachieving the regular school curriculum. (Sutton1988; Knox 1989; Riddle 1999). Vygotsky chal-lenged all educators to have a positive differen-tial approach of identifying the children�sstrength not their disability. He called the atti-tude that disability is a sum of negative charac-teristics sarcastically an �arithmetical concept ofhandicap� (Gindis 1995: pp80). Vygotsky’s so-cial construction of knowledge described aboveis also referred to in the very recent publicationResponding to students diversity: a teachershandbook (Bartolo et al. 2007) as a key conceptfor a constructive approach to teaching.

Defectology in the Context of InclusiveEducation in the Region Today The analysis showed that Vygotsky’s concept ofdefectology is by all means compatible with theconcept of Inclusive Education. Vygotsky be-lieved that learning happens in a social � his-toric context and is mainly influenced by thechild�s peers and the way adults interact andchallenge the child to learn with in the ZPD.The tasks set for a child are designed in a waythat it can master them with individual supportand thus has the highest learning potential. Thesame is true for individual lesson planning andadapted curricular used in Inclusive Education.Vygotsky saw each child in its social context andchallenged the teacher to adapt their teachingaround the child in a meaningful environment.

The challenge is to bring about a revival ofthese original ideas into today�s faculties of de-fectology. By studying the founder and showingrespect to the roots of defectology and I believethat we can finally come into a dialogue withthe eastern European and soviet trained spe-cialist.

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As the governments of transitional countriesstart to take their commitments to internationalpolicies seriously they - as well as the imple-menting partners from the donor countries -need to be aware of local heritage and how lo-cal knowledge and culture can help achievingan international goal rather then fight it. Bahry(2005) refers to this as traveling policies in localspaces and emphasizes that all internationalpolicy needs to be made relevant to the localcontext. A positive role of defectology in Educa-tion for all andInclusion couldprovide an ex-ample for a lo-cally sensitiveimplementationof internationalgoals.

One factthat makes thecoalition be-tween InclusiveEducation anddefectology sourgent; is thatthe current im-plementationof defectologywith a focus onspecialized in-stitutions willnever be ableto provide ac-cess to educa-tion for all children with disabilities in the re-gion and thus meet the important MillenniumDevelopment Goal 2 (MDG 2) of primary edu-cation for all by 2015.

Even during the soviet period the distributionof special schools was never equal among thesoviet republics nor was it available for all chil-dren. The majority of CWDs lives in their com-munities and families unable to access generalor specialized education or any other form ofrehabilitative services.

UNICEF (2005) estimates that in 2002 therewere over 300.000 children with disabilities liv-ing within residential institutions in 24 countriesof the region of CEE and CIS. The rate of CWDsin institutions had remained stable since theearly 1990s at about 0.2 -0.5 % of childrenwith disabilities (UNICEF 2005: xii). However,due to an increase of benefits, the number ofchildren registered with disabilities across theregion has increased, from 500.0000 to over1.5 Million in 27 countries. Today the majorityof children registered with disabilities in the

CEE and CIS live outside of residential institu-tions. At the same time UNICEF (2005) pointsout that only Hungary, Latvia and Russia reachthe international benchmark of 2.5% disability,an estimate for children with congenital orother functional impairments. When consider-ing the whole population and including ac-quired disabilities and milder forms of learningdifficulties the number according to WHO easilyreaches and estimate of 10% of most countriespopulation. This leads to the conclusion that

still many children living in the community arenot registered and enrolled for state benefits.

The majority of children is living in theircommunities and are depending on minimalsocial welfare and their families who, strugglewith poverty. Research conducted by ORA Inter-national/Tajikistan (2003) showed that the par-ticipants� main needs, in order to prevent insti-tutionalisation, were increase of family incomeand access to local services for rehabilitationand education.

My research in rural Tajikistan showed thatparticipants despite appreciation for what wasinstitutional education had provided for someof them, perceived that inclusion and educationof the child in its own community is the way for-ward. The research was conducted in communi-ties where participants were more familiar withindividual home education or inclusion. No onesuggested that special education is the pre-ferred form of education for today. All partici-pants agreed that the local community is thebest place for CWDs� education; even so they

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Figure : CWDs in institutions or receiving cash benefits across the region in 2002,adapted from UNICEF 2005 (relevant population is all children)

differed on the methodology. Most teacherspreferred special classes attached to theirmainstream school � even so some seemed tochange their mind about this and consider in-clusion even as we spoke. Casual inclusion ishappening in the villages. PWDs were espe-cially strong advocates for Inclusive Education.

But such a way forward, into inclusiveschools that cater for about 1 Million (see Table1) children hidden in their communities all overCentral Eastern Europe and the CIS will only bepossible if the existing cadre of specialists, thedefectologist can be won for the idea and areinvolved in the training of a future generationof teachers.

Participants Describing or Advocating forInclusion:

Q: �So what is better learning at home orgoing to school if you could? Going toschool.� (CWD)�I wish I could go to an inclusive school.�(PWD2)�They can�t go to school, they want to butthere is no possibility they can�t walk.�(FGD2-Teacher2)�They [CWD] would like to come toschool, but the conditions are not likethis.� (FGD2-Teacher1)�They [family] will be upset if they aresend away [to special education].�(KBTeacher1)�I attended the normal school despite thatI had a crutch.� (PWD3)�There are some children in school [�]they are slow and the parents and theteacher and the director know but theyare in school.� (PWD3)�She walks with a crutch, but in the be-ginning she did not, now she is walkingwith a crutch andstudying in secondgrade.� (GParent2)�We work with thechildren so thatthey are able tocome to school andnot only have homeschool.� (FGD1 �Teacher3)

Teachers’ Need for Training inInclusion – a Job for Defectologists?

As the data shows clearly that children are liv-ing in their communities and not in residentialinstitutions which are the current preferredworkplaces for today�s defectologists. All par-ticipants show a clear preference for a commu-nity based disability model. The question will behow to include defectologists in the training ofteachers so that all schools can be equipped forInclusive Education.

The data collected was clear that teachersare seen by the other groups as key players inthe CWDs� access to education. They them-selves experience a mixture of emotions relatedto their responsibilities for special children intheir communities. Ranging from joy and pridefor their accomplishments; to fear, frustration orburden of something they don�t know enoughabout. They were very conscious of their lack oftraining.

Teacher’s and Parents Comments onInclusion:

�Yes I taught some of the children wereyou talked to the mothers today, but theydropped out later.� (GTeacher1)�So these are humans - they need to beeducated! It is necessary that they be-come professors or doctors but they needto be aware of their world.� (GTeacher1)�So he stayed at home but this Septemberthe teacher said - he should come evenwith the crutches - so he would not fallbehind even more.� (GParent5)�We talk to the parents about not takingthe children to the special internat butstudy with the children of their commu-nity.� (FGD1-Teacher0)

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Table 1: Figures onCWDs in the regionand Tajikistan

Transitionalcountries ingeneral(UNICEF 2005,data 2002)

Tajikistan(UNICEF 2005,data 2002)

Tajikistan(JICA 2002)

Tajikistan(Wirz 2006)

Total estimate ofchildrenEstimate of CWDsbased on the 2.5%baseline

~ 102 Million

~ 2.55 Million

-

-

-

-

~ 3.3 Million

~ 84.000

Registered CWDsCWDs ininstitutional careRegistered CWDsassumed communi-ty/family care �Missing� children

~ 1.5 Million~ 300.000

~ 14.000~ 1.700

~ 1.2 Million

~ 1 Million

~ 12.300

-

~ 21.000-

-~ 2.500

-

-

-

~ 60.000

�We need more training for the teachers.�(KATeacher1)�They need to study how to do it maybe a2 - 3 month course, we go for threemonth to learn the computer skills - wellthese kids are living beings! We need totake this serious.� (GTeacher1)�� but there are no specialist in the re-gions, the specialist need to be trained.�(FGD3-Parent2)�The teachers will need in the beginningsome training - if they get trained aboutknowing the special needs of the chil-dren.� (PWD3)

In one village in northern Tajikistan I en-countered a defectologist who returned fromhis studies in Moscow to his small rural commu-nity on the Uzbek border. Over the years he setup a team of teachers. He supervises thoseteachers who are home schooling children withdisabilities in this village. They were some ofthe most motivated and enthusiastic teachers Imet during my research. If such an initiativecan be done by one person with out any struc-tural or policy support, there seems to be abase for a system where defectologists becomea resource, e.g. a mobile consultant for villageschools, where defectologists equip studentsduring teachers' training and in the continuingeducation facilities, to be able to provide aschool for all children.

Outlook

I would like to invite colleagues from aroundthe world to join us in the discussion, to redis-cover how Vygotsky’s original ideas can be acatalyst for inclusion and child centred learningin CEE and CIS. It would be encouraging to seesuch a revived and restructured form of defec-tology included in the EFA fast track initiativepapers and PRSPs for countries like Tajikistanand Kyrgyzstan.

During my work in Uzbekistan I saw the de-partment of defectology in the Ministry of peo-ples Education take a lead role in the EFA plan-ning and finally achieve a national policy on In-clusion. I hope that through this discussionmany others will be able to move in the samedirection.

My original research also brought into focusmany more issues concerning the access toeducation for children with disabilities espe-cially in poor transitional countries like Tajiki-stan. The main results were that the access toeducation for CWDs in transitional countriesneeds to be seen in the context of their commu-

nities. Solutions will need a twin track ap-proach: inclusive community development,tackling the underlying problems of poverty andattitudes; and disability specific programmesthat support Inclusive Education. But one key tosuccess will be the inclusion of the existingcadre of defectologists in the search for solu-tions.

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Zusammenfassung: Dieser Artikel untersucht Defektolo-gie auf der Basis einer Untersuchung in Tadschikistan. De-fektologie ist ein kindzentrierter Ansatz in der Pädagogik,der das soziale Umfeld einbezieht. Seit den dreißiger Jah-ren wurde er die Hauptdoktrin im Bereich Behinderung inden ehemals sozialistischen Ländern. Diese Untersuchungaus Tadschikistan verdeutlicht die Bedeutung der Defektolo-gie für die Umsetzung von "Bildung für Alle" in den Ländernder ehemaligen UdSSR.Résumé: Basé sur une recherche de terrain cet article ex-plore le concept de défectologie au Tadjikistan rural. La dé-fectologie est une approche centrée sur l'enfant dans le do-maine de l'éducation, qui prend en compte l'environnementsocial. Depuis les années 30 elle était devenue la doctrineprincipale dans le domaine du handicap dans les pays dubloc socialiste. Cette étude au Tadjikistan montre la valeurde la défectologie pour réaliser l'objectif d'une éducationpour tous dans les pays de l'ex Union Soviétique.Resumen: Basado en un estudio realizado en Tajikistán,este artículo explora la “defectología”, un enfoquepedagógico centrado en el niño, que integra el medioambiente social. Desde los años 30 la defectología fue ladoctrina principal en el área de la discapacidad en lospaíses socialistas de aquella época. La investigación deTajikistán muestra la importáncia que tiene la defectologíapara realizar educación para todos en los países de laantigua Unión Soviética.

Autorin: Andrea Vogt (MSc) hat in Deutschland eineAusbildung zur (Bobath-)Physiotherapeutin absolviert.Gegenwärtig lebt sie in Dushanbe (Tadschikistan).Dort leitet sie die Projektarbeit der internationalenNRO Operation Mercy. Während ihres 9-jährigen Auf-enthaltes in Usbekistan leitete Andrea Vogt ein Pro-gramm zur Inklusion körperbehinderter Kinder in derRegion Khorezm, in dem sie auch Krankenschwesternanleitete. Im Jahr 2007 absolvierte sie ihr Master-Stu-dium International community disability studies amCentre for International Health and Development (UCL)in London. Anschrift: [email protected]

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SC H W E R P U N KT T H E M A

Vernetzte Informationszentren inBelarus, Russland und der Ukraine

Seit dem Zerfall der Sowjetunion sind zahlrei-che NGOs gegründet worden. Auch im Bereichder Behindertenhilfe. Manche dieser zivilgesell-schaftlichen Keime sind inzwischen wieder ein-gegangen, andere waren von Beginn an so ge-nannte Taschenorganisationen von geschicktagierenden Chefs, die die Vorteile einer ge-meinnützigen Unterstützerorganisation für dieeigenen Interessen nutzten. Auch wenn die ho-hen Zahlen der eingetragenen Non-Profit-Or-ganisationen über die vorfindliche Praxis täu-schen, (in der Ukraine sind beispielsweise ca.40.000 NGOs eingetragen von denen lautUSAID nur 10% aktiv sind) gibt es dauerhaftengagierte und inzwischen tief verwurzelte In-teressensgruppen. Ein großer Teil dieser Grup-pen, die sich für Menschen mit Behinderungeinsetzen, hat Kontakte zu Organisationen imwestlichen Europa und Nordamerika. Gemein-sam werden Projekte geplant und durchgeführt.Allerdings ist der Grad der Vernetzung bei denörtlichen und internationalen Aktivitäten bishergering und eher zufällig. Einige Konferenzen,die seit 2004 stattfanden, hatten unter ande-rem die Ermöglichung von Synergien in diesemBereich zum Ziel. Ein Beispiel: Im Rahmen vongeförderten Projekten wird in der Ukraine undin Russland ohne Wissen voneinander das glei-che Fachbuch ins Russische übersetzt und ge-druckt. Dass es zum Thema des Fachbuchsauch ein ausgearbeitetes Seminar-Skript in Bel-arus gibt, wissen bis auf die Seminarteilnehmernur wenige. Wie können diese Informationenzusammengeführt und unnötige Dopplungenvermieden werden? Wie kann eine betroffeneFamilie in einem entlegenen Ort von den Infor-mationen profitieren?

Die Antwort einiger Konferenzteilnehmer istein Projekt mit dem sperrigen Titel Aufbau vonvernetzten nationalen Informationszentren inBelarus, Russland und der Ukraine zur Bedarfs-ermittlung und Verbreitung von Informationsres-sourcen für die Arbeit mit Menschen mit Behin-derungen. Intern wird von trinationalen Infor-mationszentren gesprochen. Grundstock fürdiese Zentren sind Bibliotheken, Bücher- undInformationssammlungen der osteuropäischenNGOs. Beteiligt sind der ukrainische Dachver-band, die Koalition der Organisationen und Ini-tiativen im Bereich Menschen mit geistiger Be-hinderung, mit Sitz in Kiew, in Belarus BelAPDIi-MI (früher BelAPDI), eine landesweite Assoziati-

on der Angehörigen von Menschen mit geistigerBehinderung und Interessierten. Die Zentralevon BelAPDIiMI ist in Minsk. In Moskau/Russ-land heißt der Partner Terevinf. Dies ist ein ge-meinnütziger Verlag für Heilpädagogik, der sichaus dem Zentrum für Heilpädagogik in Moskauheraus entwickelt hat. Zu jeder beteiligten ost-europäischen Organisation gibt es einen deut-schen Partner. Für Belarus ist es der FörderkreisHilfe für strahlengeschädigte belorussische Kin-der, für Russland Iwanuschka e.V. und für dieUkraine der Förderkreis Sumy-Hilfe e.V.

Das sind also sechs Nichtregierungsorgani-sationen, die ein Netzwerk für Informationen,Literatur, Texte, Lehrfilme im Bereich der Heil-pädagogik (bzw. Sonderpädagogik oder andereSynonyme) aufbauen. Die vielen einzelnen Pro-jekte und Initiativen im russisch verstehendenBereich Osteuropas haben jeweils beachtlichePotenziale und Ressourcen an fachlichem Wis-sen, praktischen Erfahrungen und auf die regi-onale Situation modifizierte Kenntnisse entwi-ckelt und formuliert. Dieses miteinander zu ver-knüpfen und für alle fruchtbar zu machen istein wichtiges Anliegen des vom September2007 bis August 2009 laufenden Projektes.Wenn beispielsweise eine Broschüre zur Basa-len Stimulation für Menschen mit schwerstenBehinderungen in Moskau herausgegebenwird, soll sie auch für Angehörige, Fachkräfteund Interessierte in der Ukraine, Belarus undRussland verfügbar sein. Als Kern der Aktivitä-ten gibt es eine Datenbank im Internet unterder Adresse www.InfoDisability.org, die derzeitmit allen vorhandenen Informationen überFachbücher, Filme, Skripte und anderes gefüt-tert wird. Für Interessierte ohne Internet-Zu-gang werden Auszüge aus der Datenbank ge-druckt und verbreitet.

Aber auch notwendige und derzeit nicht vor-handene Informationen sind ein Thema dieseszweijährigen Vorhabens, was von der AktionMensch gefördert wird. Dazu werden Angehöri-ge und Fachleute befragt und der Bestand anInformationen in den drei Ländern systemati-siert und analysiert. In einem nächsten Schrittsollen diese Informationslücken durch die He-rausgabe von Büchern und Broschüren aufge-füllt werden. Aus diesen beiden Schwerpunk-ten, freien Zugang zu vorhandenen Informatio-nen und Beschaffung von notwendigen Infor-mationen, ergeben sich auch logistische He-

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rausforderungen. Wie kommt eine Mutter in ei-nem Dorf in der Nähe von Odessa an die Rat-geber-Literatur aus Minsk? Wie gelangen Bü-cher kostengünstig und zuverlässig vom VerlagTerevinf/Moskau, in den Integrationskindergar-ten nach Brest? Diese Fragen und Aufgabenmüssen gemeinsam besprochen und entschie-den werden. Dazu treffen sich alle Beteiligtenmehrmals im Jahr in jeweils einer anderenHauptstadt der benannten drei osteuropäischenLänder, wo sich auch die Büros der mitarbeiten-

den Organisationen befinden.Sechs Organisationen vereint dabei die

Überzeugung, dass von einer verbesserten Ver-fügbarkeit von Fachwissen Betroffene, derenAngehörige und Fachleute aus staatlichen undnichtstaatlichen Einrichtungen profitieren. Lang-fristig wird dies zu einer Steigerung der Lebens-qualität von Menschen mit Behinderung undzur Realisierung ihres Rechts auf gesellschaftli-che Teilhabe führen.

Amund Schmidt

GPDD Membership Meeting 2008

People with disabilities face innumerable chal-lenges to their inclusion in development work.Meaningful partnerships remain an essentialstrategic priority for disability and developmentto ensure the social and economic progress ofthe population with disabilities. The Global Part-nership for Disability and Development (GPDD)was initiated in 2004 by the World Bank in or-der to promote and facilitate inclusive develop-ment � the inclusion of disability issues and per-sons with disabilities in mainstream develop-ment policy and practice in developing coun-tries.

The GPDD has become a large internationalpartner network composed of diverse individu-als and organizations, including national gov-ernments, bilateral and multilateral donors, de-velopment banks, UN agencies, developmentNGOs, disabled persons' organizations (DPOs),NGOs working in the field of disability, univer-sities, foundations, and enterprises, all commit-ted to the GPDD objective to combat the socialand economic exclusion and impoverishment ofpeople with disabilities and their families in de-veloping countries.

Together with its enlargement and the needfor elaboration of governance instruments, theGPDD progressively became stronger but alsomore diverse. The Coordinating Task Force ofvolunteers, which had been guiding the estab-lishment of the GPDD, invited the member or-ganizations to participate in the First GPDDMembership Meeting, from May 5-7, 2008 atthe German Technical Cooperation (GTZ) HeadOffice in Eschborn, Germany. The meeting was

sponsored by the governments of Italy, Finland,and Norway in collaboration with GTZ and theChristian Blind Mission (CBM). The meeting wasattended by 42 participants representing 33 or-ganizations.

The meeting, which brought GPDD membersof diverse expertise and sectors together,achieved the proposed objectives. A charterthat determines the vision, objective, andmeans of actions of the GPDD, membershipcomposition and organization, election processand composition and duties of the interim gov-erning body, steps towards a full Board of Di-rectors, description of other roles within thestructure, and financial means was approved.An interim Board of Directors marked by gen-der and sector balance, with a majority of peo-ple with disabilities from the South, and ensur-ing continuity was elected.

The 12 members elected to the Board of Di-rectors are:- Mr. Khandaker Jahurul Alam, Asia Pacific

Disability Forum- Ms. Tanya Barron, Leonard Cheshire Disabil-

ity- Mr. Andrew K. Dube, African Decade Secre-

tariat- Ms. Sangita Gairola, Government of India- Ms. Celia Siphokazi Gcaza, African CBR Net-

work - Mr. Kalle Könkkölä, Disabled Peoples� Inter-

national- Mr. Rüdiger Krech, GTZ- Ms. Euphrasia Mbewe, World Federation of

the Deaf

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BE R I C H T E

- Mr. James Mwandha, Commonwealth Dis-abled Peoples� Forum

- Mr. Andreas Pruisken, Christian Blind Mission- Ms. Indumathi Rao, CBR Network South Asia- Dr. William Rowland, World Blind Union

It is expected that a Full Board will beelected in the next Membership Meeting 2009,location to be designated.

Indeed, members were able to identify pri-orities for the strategic plan in accordance withthe spirit of the charter, including becoming aresource bank or platform of expertise in dis-ability and development; building the capacity

of all stakeholders while developing its own ca-pacity, facilitating research and knowledgesharing generating and disseminating stan-dards; screening policies and programs; andfacilitating networking. Participants were alsoable to analyze the contribution of differentstakeholders in international cooperation anddialogue about challenges and opportunitiesthat development partners face in the realm ofdisability and development taking into accountregional diversity.

Maria Reina

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Kurzmeldungen

Die UN-Menschrechtskonvention über dieRechte von Menschen mit Behinderung tritt inKraft. Aktuelles zur deutschen Übersetzungund zum Stand der Ratifizierung

Die UN-Menschenrechtskonvention über die Rechte vonMenschen mit Behinderung ist - 60 Jahre nachdem dieGeneralversammlung der Vereinten Nationen im Jahre1948 die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte ver-kündete - am 03. Mai 2008 in Kraft getreten, nachdemder 20. Staat (Ecuador) die Konvention 30 Tage zuvor rati-fiziert hatte.

Erstmals tritt nun ein Menschenrechtstext in Kraft, indem die individuellen, politischen, wirtschaftlichen, sozia-len und kulturellen Rechte von Menschen mit Behinderungvereint und rechtsverbindlich festgehalten sind. BehinderteMenschen erhalten dadurch ausdrückliche Anerkennungals Rechtsträger und Rechtssubjekte. Die Konvention bes-teht aus einer Präambel und 50 Artikeln. Diese setzenaber nicht nur am Einzelstaat an: Den transnationalen As-pekten sind eigene Artikel zugewiesen worden. So legtbeispielsweise der Artikel 32 fest, dass die Vertragsstaatenbei der Entwicklungszusammenarbeit auf die Belange vonbehinderten Menschen besondere Rücksicht zu nehmenhaben. Der Artikel 11 verpflichtet zudem zu besonderenstaatlichen Schutzmaßnahmen für Menschen mit Behinde-rung in Gefahrensituationen aller Art, einschließlich be-waffneter Konflikte.

Die Konvention ist am 13.12.2006 von der UN-Gene-ralversammlung im Konsens angenommen worden. Seitdem 30.03.2007 liegt die Konvention in New York zurZeichnung bereit; mittlerweile haben 130 Staaten (darun-ter auch die Bundesrepublik Deutschland) den Konventi-onstext gezeichnet, davon 71 Staaten zusätzlich auch dasZusatzprotokoll. 34 Staaten haben bislang die Konventionratifiziert, zuletzt die Staaten Brasilien und China (Stand:18.08.08). Das Zusatzprotokoll, das vor allem im Fallevon Rechtsverletzungen für betroffene Individuen undGruppen hinsichtlich des internationalen Beschwerdeme-chanismus von Bedeutung ist, ist bisher von 20 Staatenratifiziert worden.

Die Ratifikation durch die BRD steht noch aus. Derzeitwird der Referentenentwurf des Ratifikationsgesetzes, dasin Deutschland von Bundestag und Bundesrat verabschie-det werden muss, zwischen den Ministerien abgestimmt.Die Federführung hat dabei das Bundesministerium für Ar-beit und Soziales (BMAS). Es wird erwartet, dass Deutsch-land die Konvention zum 1. Januar 2009 ratifizieren wird.

Die offizielle deutsche Übersetzung wurde bereits voreinigen Monaten auf der Webseite des BMAS eingestelltund steht zum Download bereit unter:

www.bmas.de/coremedia/generator/2888/ueberein-kommen__ueber__die__rechte__behinder-ter__menschen.html.

In dieser Übersetzung sind weiterhin die umstrittenenFormulierungen Integration (inclusion) und Zugänglichkeit(accessibility) enthalten. Diverse Behindertenverbändehatten sich gegen diese Terminologie ausgesprochen undfordern stattdessen die Nutzung der Begriffe Inklusion undBarrierefreiheit. Hier wird ein (schul-)politisches Dilemmadeutlich, denn: Der Begriff Inklusion im Bildungsbereichimpliziert Veränderungen (vgl. Art.24 der Konvention), dieweit über den Aspekt Behinderung hinausgehen. DieserBegriff stellt zudem das gesamte separierende Schulsys-tem Deutschlands in Frage und die Bundesländer werdendies nicht mitmachen. Das Gesetz bedarf jedoch auch ih-rer Zustimmung. Wenn also weiterhin an der Terminologiefestgehalten wird, so könnte es sein, dass die Ratifizierungmit Vorbehalt erkauft werden müsste. Dies würde die Be-deutung der Konvention für Deutschland deutlich schwä-chen.

Aktion Mensch, u. a. unterstützt von Christoffel-Blind-enmission (CBM), führt eine Unterschriftenaktion durch, inder die deutsche Bundesregierung aufgefordert wird, dieKonvention sofort und vorbehaltlos zu ratifizieren. Die Un-terschriftenlisten können online unterzeichnet werden un-ter: www.cbm.de/konvention oder angefordert werdenbei: CBM/Rika Esser, [email protected].

Erfolg in Dublin - und dieStreubombenkampagne geht weiter!Ende Mai ging nach zwei Wochen intensiven Verhandlun-gen die internationale Streubombenkonferenz in Dublinzu Ende. Das Ergebnis: ein historisches Verbot von Streu-bomben. Es gilt für alle Arten von Streubomben, die bis-her zum Einsatz gekommen sind und auch für 95% derBestände der Bundeswehr.

Nach dem Verbot von Anti-Personen-Minen 1997 istdie neue Konvention ein weiterer großer Erfolg einer welt-weiten Bürgerinitiative - der Cluster Munition Coalition, zuderen Gründern Handicap International gehört. Auch diedeutsche Regierung sah den Abschluss der Konferenzschließlich als Erfolg, obwohl sie bis zuletzt um langeÜbergangsfristen für einen Teil ihrer Munitionsbeständegekämpft hatte. Wir hoffen und erwarten nun, dassDeutschland zu den ersten Staaten gehören wird, die denVerbotsvertrag nach der feierlichen Unterzeichnung imDezember ratifizieren werden! Nur wenn möglichst bald30 Staaten ratifizieren, kann das wichtige Streubomben-verbot rasch in Kraft treten.

Der Vertrag verpflichtet dann auch zur umfassendenUnterstützung der Opfer von Streumunition. Handicap In-ternational war in Dublin besonders daran beteiligt, dassim Vertrag nicht nur die Menschen als Opfer verstandenwerden, die durch Streumunition getötet oder verletzt

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wurden, sondern auch ihr Umfeld und ihre Familien, dieebenfalls massiv von den Folgen betroffen sind. Außer-dem sollen die Opfer in Entscheidungen über Hilfspro-gramme einbezogen werden.

Die Kampagne wird nun die Umsetzung der Verpflich-tungen des neuen Vertrages aufmerksam beobachten undanmahnen. Das gilt auch für die Alternativmunition, die u.a. auf Betreiben Deutschlands vom Verbot ausgenommenwurde, weil sie laut Regierungsangaben anders als dieverbotenen Streubomben kein humanitäres Problem dar-stelle - so z.B. die SMART 155, die von den deutschen Fir-men Diehl und Rheinmetall entwickelt wurde. Handicap In-ternational und Aktionsbündnis Landmine werden deshalbnachhaken: Hält die SMART wirklich den Kriterien des Ver-trags stand? Wie kann dies transparent und verlässlichnachgewiesen werden?

Zu den Verpflichtungen des Vertrages gehört nicht zu-letzt die Aufforderung, auf verbündete Staaten einzuwir-ken, dass auch sie in Zukunft keine Streuwaffen mehr ein-setzen. Doch erlaubt eine Ausnahmeregelung, die trotzder massiven Kritik der Kampagne durchgesetzt wurde,den Unterzeichnerstaaten militärische Operationen ge-meinsam mit Bündnispartnern, die Streuwaffen einsetzen.Auch aus diesem Grund wird die Kampagnenarbeit inDeutschland und international weiterhin notwendig blei-ben.Information: Handicap International DeutschlandInternet: www.handicap-international.de &www.streubomben.de

Handbuch Making PRSP Inclusive überarbeitetund aktualisiert1999 haben die Weltbank und der Internationale Wäh-rungsfond (IWF) das Konzept der Armutsbekämpfungsstra-tegien vorgestellt (besser bekannt unter der englischenAbkürzung PRSP für Poverty Reduction Strategy Paper). Eineder Grundideen des Konzepts ist, dass hoch verschuldeteEntwicklungsländer eine umfassende Strategie entwerfen,wie die Armut im betroffenen Land reduziert werdenkann. Dabei soll die Regierung eng mit der Zivilgesell-schaft zusammenarbeiten und den verschiedenen Akteu-ren die Möglichkeit geben, sich am Prozess der nationalenArmutsbekämpfungsstrategie (PRS) zu beteiligen.

Bisher mussten Menschen mit Behinderung jedochfeststellen, dass ihre Bedürfnisse in den PRSPs nicht zurSprache kommen, und dass sie daher auch nicht von denumgesetzten Maßnahmen profitieren. Und dies, obwohlein deutlicher Zusammenhang zwischen Armut und Behin-derung besteht: Behinderung ist oft Ursache für Armutund umgekehrt. Zudem haben Menschen mit Behinderungund ihre Organisationen selten die Möglichkeit, bei derGestaltung und Umsetzung der PRSPs mitzuwirken.

Um diesen Mängeln in PRS-Prozessen entgegenzuwir-ken, führen Handicap International, die Christoffel-Blind-enmission (CBM) und die Deutsche Gesellschaft für Techni-

sche Zusammenarbeit (GTZ) GmbH im Auftrag des Bun-desministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit undEntwicklung (BMZ) Pilotprojekte in Kambodscha, Vietnamund Tansania durch. Diese Projekte basieren auf demHandbuch Making PRSP Inclusive, das Handicap Internati-onal und CBM Anfang 2006 mit Förderung der Weltbankund des BMZ veröffentlicht haben. Neue Erfahrungen inden Projektländern trugen 2007 zur Überarbeitung undAktualisierung des Handbuchs bei.

Die Projekterfahrung zeigt, dass Capacity Developmentund Netzwerkbildung der lokalen Organisationen von undfür Menschen mit Behinderung entscheidend sind, um dasThema Behinderung in PRS-Prozesse einzubringen. Dahervermittelt Making PRSP Inclusive neben einer grundlegen-den Einführung in den Themenbereich PRSP und Behinde-rung, auch Grundlagen in den Themenbereichen Projekt-planung und Lobbyarbeit. Das Handbuch bietet dazu eineToolbox mit partizipativen Methoden für Workshop- undProjektdurchführung an. Außerdem enthält es Fallbeispie-le aus Honduras, Bangladesch, Sierra Leone, Tansania, Vi-etnam und Kambodscha.

Die überarbeitete Version ist als Online-Handbuch aufwww.making-prsp-inclusive.org abrufbar. Das Medium In-ternet ermöglicht eine kontinuierliche Aktualisierung desInhalts. Außerdem wurde die Website so gestaltet, dasssie auch für Menschen mit Sehbehinderungen zugänglichist. Derzeit ist das aktualisierte Handbuch in Englisch ver-fügbar, die französische Übersetzung wird in einigen Mo-naten veröffentlicht.

Launching of World Blind Union’s Right toRead CampaignOn 23rd April 2008, the World Blind Union's InternationalRight to Read Campaign was launched in Amsterdam. Thecampaign, which advocates globally for accessible books,was organised in close collaboration with the Secretariatof the Amsterdam 2008 World Book Capital (WBC) whichcelebrates this year�s theme under open book.Information: Christopher Friend, Chair WBU Copyrightand Right to Read Working Group [email protected], http://www.worldblindunion.org. Quelle: DPI e-update - 9 May 2008

Deaf Child Worldwide Speaks out on LostFutures of Deaf ChildrenDeaf Child Worldwide, the international developmentcharity, marked its official launch on Wednesday 5 March2008 at Westminster Central Hall, UK.

At the launch of Deaf Child Worldwide, formerly calledthe International Deaf Children’s Society (IDCS), the charityhas set out ambitious plans to improve the life chances ofdeaf children in countries throughout the world where the

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need is the greatest. The keynote speaker was the Ministerfor International Development and the event was hairedby the Chairman of the International Development SelectCommittee.

Sofia Garavito, Director of Deaf Child Worldwide ex-plains:

�The situation facing deaf children in the developingworld is appalling. Rights that exist in theory are sorelylacking in reality and we have much work to do.�

Deaf Child Worldwide supports family led movementsto be a powerful voice for deaf children�s and young peo-ple�s rights worldwide: �Our mission is to innovate highquality, accessible, and sustainable services for deaf chil-dren, and challenge attitudes and stigma which preventdeaf children from reaching their true potential.�

Shahid Malik said: �I�m thrilled about the launch ofDeaf Child Worldwide which aims to improve the lives ofthe 16 million deaf children living in the poorest parts ofthe world. Almost three million of them live in India andthat�s why I am announcing today that the UK is giving£400,000 to improve their rights and those of their fami-lies in several Indian states. All poor children face difficul-ties but those who are deaf face an even bigger up hillbattle to gain respect and access basic services. Many ofthem have to deal with prejudice from within their owncommunity, get excluded from schools and find it hard toget medical treatment because the staff do not have thespecialist skills to help them. In the UK we know that deafpeople make an enormous contribution to our economyand society. I believe the work of Deaf Child Worldwidewill help deaf children everywhere realise their full poten-tial and help them take their rightful place as valuedmembers of their society.�

IDCS began operations in 2003 and since then its op-erations have grown in both India and Kenya and throughthe Small Grants Programme (SGP) support has been pro-vided to 51 organisations in 35 countries. The agencyworks with partners in the countries where need is great-est throughout the world. It is the international develop-

ment agency of the National Deaf Children’s Society(NDCS) in the UK.

The Department for International Development (DFID)is providing Deaf Child Worldwide with £400,000 over aperiod of five years. This will enable operations in India tocontinue to grow significantly.Information:www.deafchildworldwide.org.

Launching of New Website on HIV/AIDS andDisabilityAdvocacy on issues related to HIV/AIDS is a key aspect ofthe new AIDS-Free website: http://www.aids-freeworld.org. AIDS-Free World is an international advo-cacy organization committed to speaking up with and forpeople affected by AIDS, and speaking out for more ur-gent and more effective global action in response to thecrisis.

There is an increasing need for the broader AIDS andwomen�s rights communities to better address and incor-porate the rights and needs of people with disabilities intotheir work. To address this, the Stephen Lewis Foundationhas commenced a year-long research and advocacy pro-ject that will delve into the intersection of AIDS and dis-ability in women�s lives.

Shonali Schome points out that, �our work begins withmany questions, and will be guided throughout the yearas we build partnerships with disability rights organiza-tions within Africa and around the world. We hope thatour process of exploring the overlap of AIDS and disabilitywill instigate discussion and debate and will encourageothers from the broader AIDS, women�s rights, and socialjustice communities who aren�t yet fully engaged in the is-sues of disability rights to begin or expand their work inthis area.� Quelle: DPI e-update - 25 April 2008

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Literatur & Medien

Handicap International (Eds.) Teaching Kit: International Convention on theRights of Persons with Disabilities Lyon, June 2007

This teaching kit contains resources required to develop acomprehensive training programme in connection with theUN Convention on the Rights of Persons with Disabilities.Developed in a practical, accessible style, this resource in-cludes all international texts relating specifically to personswith disabilities, as well as relevant documentary re-sources. More specifically, the kit contains a comprehen-sive range of prepared presentations with supported com-mentaries - to cover the key issues of the Convention. Thisresource would be useful to anyone with an interest indisability and international development, and particularlyto those working towards the implementation of the Con-ventionLanguage: English; French Type of material: CD-ROM; Training pack; Website Bezug: Handicap International (HI), 14 Avenue Berthelot,69361 Lyon Cedex 07, France E-Mail: [email protected]: http://www.handicap-international.org

Lindqvist, Bengt/Rioux, Marcia H./Samson, RitaM. (Eds.)Moving Forward: Progress in GlobalDisability Rights Monitoring Toronto (Canada) 2007, ISBN 9781550144819

This report is part of a comprehensive project to developinternational systems and methodologies for monitoringthe human rights of people with disabilities. It representsthe second phase of the Disability Rights Promotion Inter-national (DRPI) project, the specific aim of which, is to de-velop capacity building tools and resources to enable peo-ple with disabilities to effectively monitor systems, individ-ual experiences and media. This work would be useful toanyone with an interest in human rights, disability and de-velopment and the implementation of the UN Conventionon the Rights of Persons with DisabilitiesBezug: Disability Rights Promotion International, York Uni-versity, 4700 Keele St, 5021 TEL Building, Toronto, ON,M4J IP3, CanadaFull text (PDF): http://www.yorku.ca/drpi/files/MovingForwardFINAL.pdf

World Network of Users and Survivors of Psy-chiatry (WNUSP) Implementation Manual for the UnitedNations Convention on the Rights of Personswith Disabilities Odense (Denmark), 2008

This manual was created for users and survivors of psy-chiatry, and user/survivor organisations, as an informationguide and reference for working with the Convention onthe Rights of Persons with Disabilities. It specifically high-lights aspects of the convention that pertain to the humanrights abuses of users and survivors of psychiatry. This toolis designed to advocate for the implementation of legisla-tion in line with the convention.Bezug: World Network of Users and Survivors of Psychia-try, Secretariat: Klingenberg 15, 5000 Odense C, Den-mark Full text (PDF): www.mindfreedom.org/as/act/inter/wnusp/un-convention

Kniel, AdrianTransition from School to Work. A Handbookfor Parents and Teachers of MentallyHandicapped Adolescents in Ghana.University of Education, Department of Special Education,Winneba (Ghana) 2007ISBN 9988-621-77-9, 266 p.

This handbook is the result of practical experiences in pre-paring the transition of adolescents with a mental handi-cap educated in integrated units in regular schools inGhana. A stepwise procedure for assessing job opportuni-ties in the community as well as interests and abilities ofthe adolescent with informal measurements is explainedfor the use of teachers and parents.84 simple job activitiesin the field of agriculture, crafts and services using taskanalysis as well as information on gender aspects, neces-sary investments and safety measures are presented. Fi-nally a simple and affordable program for prevocationaltraining in a community setting is outlined.Bezug: http://gtz.de/de/dokumente/en-transition-hand-book-gh.pdf

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Kniel, Adrian/Kniel, Christiane (Eds.) Handbook for Starting and Running a Unitfor Special Needs Children Attached to aRegular School University of Education, Department of Special EducationWinneba (Ghana) 2008, ISBN 9988-593-50-3, 69 p.

This outline was prepared in collaboration with teachersfrom the 23 units for special needs children in regularschools in Ghana. A stepwise procedure based on sixyears of experience in initiating cost effective classes forchildren with a mental handicap is described. Administra-tive procedures, experiences in constructing or renovatingclassrooms in centrally located schools, recruitment andposting of teachers and soliciting financial support fromthe districts are detailed so that others can learn fromthese examples. The handbook also contains suggestionson assessment, recruitment and admission of children, onteaching in units as well as a list of basic equipment andthe procedures for assuring medical services in the com-munity. Last not least the creation of networks of teachersworking in these units and the necessity for continuousoutreach programs are stressed in order to assure sustain-ability. Experiences of three teachers who have initiated aunit in their home town as well as a model leaflet for thepresentation of a unit in the community are given as ex-amples.Bezug: This handbook can be downloaded from the web-site of the gtz: www.gtz.de.

Niggli, PeterDer Streit um die Entwicklungshilfe. Mehr tun- aber das Richtige Zürich 2008, ISBN-10 3858693642, 207 S.

Die Budgets für Entwicklungshilfe haben sich weltweit seit2001 von 50 auf 100 Milliarden Dollar pro Jahr verdop-pelt, Tendenz steigend. Das hat zwei Gründe: Die anhal-tende Marginalisierung der ärmsten Länder, vor allem inAfrika, und der Terroranschlag auf das World Trade Centerin New York am 11. September 2001. Seither stoßen inder Entwicklungszusammenarbeit zwei Tendenzen aufei-nander. Die einen wollen Entwicklungsgelder als strategi-sches Mittel im Krieg gegen den Terrorismus und zur Siche-rung von Rohstoffen einsetzen. Die andern wollen die Hil-fe auf die ärmeren Länder konzentrieren und in sozialeBereiche sowie Umweltverbesserungen investieren. Siestützen sich dabei auf die Millenniums-Entwicklungsziele,auf welche sich die UNO-Mitglieder im Jahr 2000 ver-pflichtet haben. Einflussreiche Stimmen stellen die Wirk-samkeit der Entwicklungszusammenarbeit immer wiedergrundsätzlich in Frage. Dabei argumentiert die Funda-mentalkritik der Entwicklungshilfe am eigentlichen Skan-dal, der außenpolitischen Zweckentfremdung von Hilfsgel-dern, vorbei. (Klappentext)Bezug: Buchhandel

Access AbilityHandbook “Employing the Disabled”Over the last few years, the issue of employment of per-sons with disabilities in the private sector has been on topof many minds, but it has mostly been perceived as a so-cial issue needing a Corporate Social Responsibility (CSR)approach instead of being looked upon as a business caseneeding the regular Human Resources (HR) approach. The handbook, �Employing the Disabled� is a step by stepguide to demystify the perceived complexities around em-ploying persons with disabilities.Bezug: http://www.accessability.co.in/files/Employing-the-Disabled.pdf (369 KB)

Braithwaite, Jeanine/Mont, DanielDisability and Poverty: A Survey of WorldBank Poverty Assessments and ImplicationsFebruary 2008, Social Protection Discussion Paper No.0805, HDNSP, World Bank

In this paper we survey the World Bank poverty assess-ment literature to date on the relationship between dis-ability and poverty. We find that using standard assump-tions about the distribution of household consumptionamong household members and the typical way that pov-erty lines are set in World Bank poverty assessments, thisrelationship may not appear to be as quantitatively signifi-cant as common sense and anecdotal evidence wouldsuggest. Our assessment is limited by the fact that house-hold surveys which are used by the Bank to determineconsumption and consumption-based poverty typically donot include any questions about the disability status ofhousehold members. Only in one region of the Bank�swork, Europe and Central Asia, do we find poverty assess-ments with numeric poverty rates for households with dis-abled member(s). Other poverty assessments done inother regions of the Bank, in some cases, do provide dataon disabled people in regard to employment, health, so-cial assistance, or a related subject, but do not providepoverty rates per se. This literature is assessed in thiswork, and directions for further research the authors willundertake are indicated.Bezug: http://siteresources.worldbank.org/DISABILITY/Resources/280658-1172608138489/WBPovertyAssessments.pdf (249 KB)

40 Zeitschrift Behinderung und Dritte Welt 2/2008

L I T E R AT U R & ME D I E N

Swiss Campaign to Ban LandminesLaunch of Report on Gender and Mine Action 21 May 2008

The Swiss Campaign to Ban Landmines launches the re-port, Gender and Landmines – From Concept to Practice,which studies the significance of gender in the impact andthe effectiveness of mine action. It gives the reader anoverview, together with concrete examples, on how gen-der can be mainstreamed in mine action. The publication is a result of field research in the countriesof Colombia, Lebanon, Mozambique, Sri Lanka and Su-dan, and the gathering of good practices from the fieldswhere gender mainstreaming has been successful. It dis-cusses gender in each of the four selected pillars withinmine action and provides suggested recommendations forthe various stakeholders. The publication shows that when a gender perspective isapplied on mine action, all actors generally benefit. It fur-ther emphasises how little it takes to gender mainstream,and how gender is doable by small means. Copies of the report, available in three languages (Eng-lish, French and Spanish), are available upon request. Bezug: http://www.scbl-gender.ch/uploads/media/SCBL_-_Gender___Landmines_29_April_FINAL.pdf (4,7 MB)

Mete, CemEconomic Implications of Chronic Illness andDisability in Eastern Europe and FormerSoviet Union February 2008, ISBN: 0-8213-7337-4, 154 p.

Disability is an important issue for the transition countriesof Eastern Europe and the former Soviet Union. Not onlyis a significant portion of their population either in poorhealth or disabled - with implications for labour force par-ticipation and productivity - but their aging demographicsproject an increase in the share of disabled people, rais-ing concerns about the sustainability of social protectionprograms. Thus, if these heavily resource-strapped coun-tries fail to deal in an efficient manner with disability andhealth issues in their population, they could face seriouschallenges to their efforts to achieve stronger economicgrowth and improved living standards. Because the economic drivers and costs of poor healthstatus and disabilities in this region are not well docu-mented, this title aims to close this gap by leveraginghousehold survey data from a large number of transitioncountries, analyzing the poverty-disability relationship andthe linkages between disability and employment, earn-ings, children's school enrollments, and adults' time-usepatterns. Altogether, disability appears to have stronger negativeeffects on the economic and social well-being of thepopulation in these countries as compared with industrial-ized countries. The main reasons are the prevalence of alarge informal sector, the relatively weak targeting per-formance of the existing social assistance programs, and

the lack of broad-based insurance mechanisms to protectindividuals against loss of income due to unexpected ill-nesses. Addressing these weaknesses is the challenge facing pol-icy makers and the population at large in the region,through the definition and enactment of a deep, well-co-ordinated, cross-sectoral reform agenda. This book will beuseful for policy makers and development officials work-ing to improve living standards in Eastern Europe and theformer Soviet Union.Bezug: http://siteresources.worldbank.org/DISABILITY/Resources/Regions/ECA/EconomicImplicationsMete.pdf(4.7 MB)

German Development Service (DED)Handbooks on Student-Centred and InclusiveTeaching2008, Hanoi (Vietnam)

Five handbooks on student-friendly and inclusive teachingmethods and materials were officially launched by theGerman Development Service (DED) Vietnam, the authorsKirstin Bostelmann and Vivien Heller as well as the projectteam in Hanoi on 12 March 2008. The development andpublication of the handbooks is a result of the authors�collaboration with students, teachers and principles inspecial schools in Nghe An and Hue provinces.Although the methods, materials and ideas described inthe books were mainly put into practice in classes for stu-dents with learning difficulties, they are in fact valid anduseful for all students, with and without disabilities. Thebooks are available in English and Vietnamese:1. Enabling and Supporting Learning for All Students inPrimary and Special Schools2. Free Work: Self-regulated and Selfdetermined Learning3. Enabling and Supporting Communication for All Stu-dents in Primary and Special Schools4. Teaching Literacy for All Students in Primary and SpecialSchools5. Teaching Mathematics for All Students in Primary andSpecial SchoolsThe books are written for practitioners - teachers in inclu-sive, special and primary schools - as well as for teachereducation and training institutes. They include many prac-tical ideas for teaching and developing teaching materials.The authors welcome feedback and comments for apply-ing the methods in schools for children with different abili-ties.For more information please contact the DED Vietnam [email protected] or the Office of Genetic Counsel-ling and Disabled Children (OGCDC) at [email protected].

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L I T E R AT U R & ME D I E N

42 Zeitschrift Behinderung und Dritte Welt 3/2007

VERANSTALTUNGEN

25.08. � 28.08.2008 21st World Congress of Rehabilitation International: Disability Rights and Social Participation:Ensuring a Society for AllOrt: Quebec City, CanadaInformation: http://www.riquebec2008.org/

08.09. � 11.09.2008 1st World Conference of Women's Shelters: Discrimination and Violence against Women withDisabilitiesOrt: Edmonton, Alberta, Canada Information: www.womenshelter.ca, Alberta Council of Women's Shelters (ACWS), [email protected]

06.10. � 07.10.2008 Toward Culturally Responsive Disability Services: An International Conference on CulturallyResponsive Disability ServicesOrt: Niagara Falls, New YorkInformation: John Stone, [email protected]: http://cirrie.buffalo.edu/conference2008/index.html

26.10. � 31.10.2008 ALL INCLUSIVE - Training zur Interkulturellen Öffnung von Einrichtungen der BehindertenhilfeOrt: BerlinInformation: [email protected], www.allinclusiveproject.eu

02.12. � 03.12.2008 Tagung: Nichts über uns ohne uns - Menschen mit Behinderung als Akteure einer nachhalti-gen Entwicklung (Arbeitstitel)Ort: BerlinInformation: Behinderung und Entwicklungszusammenarbeit e.V., Wandastr. 9,45136 Essen, Tel.: +49-(0)201/17 88 963, Fax: +49-(0)201/17 89 026, E-Mail:[email protected],Internet: www.bezev.de

09.12. � 11.12.2008 1st Asia-Pacific Community Based Rehabilitation (CBR) Congress (WHO/UNESCAP/ Royal ThaiGovernment).Ort: United Nations Conference Center, Bangkok.Information: Asia-Pacific Development Center on Disability (APCD)Conference Website: www.cbr-asiapacific.org, [email protected]

31.03. � 02.04.2009 Weltkonferenz �Bildung für nachhaltige Entwicklung�(UNESCO/Bundesministerium für Bildung und Forschung)Ort: World Conference Center, Bonn Information: Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), www.bne-portal.de/coremedia/generator/unesco/de/Downloads/Hintergrundmaterial__international/Weltkonferenz_20Ziele.pdf

Zeitschrift Behinderung und Dritte WeltJournal for Disability and International Development

Behinderung und Dritte Welt ist die Zeitschrift desForums Behinderung und Internationale Entwick-lung. Sie erscheint seit 1990 dreimal jährlich in ei-ner Auflage von 850 Exemplaren und wendet sichv.a. an deutschsprachige Interessierte im In- undAusland.Vor allem dank der Unterstützung der Kindernothil-fe, Handicap International, Misereor, Caritas Inter-national, Christoffel-Blindenmission und Behinde-rung und Entwicklungszusammenarbeit e.V. erreichtsie viele WissenschaftlerInnen, Fachleute und sonsti-ge Interessierte in allen Kontinenten.

Ihr Anspruch ist einerseits, ein Medium für einengrenzüberschreitenden Informationsaustausch zurThematik darzustellen und andererseits, die fachli-

che Diskussion zu pädagogischen, sozial- und ent-wicklungspolitischen sowie interkulturellen Fragenim Zusammenhang mit Behinderung in Entwick-lungsländern weiterzuentwickeln.

Die Redaktion und der sie unterstützende Fachbeiratsind insbesondere darum bemüht, Fachleute aus al-len Teilen dieser Erde hierfür zu gewinnen und ein-zubinden. Publikationssprachen sind Deutsch undEnglisch; Beiträge in Französisch, Spanisch oder Por-tugiesisch werden nach Möglichkeit übersetzt. DasProfil der Zeitschrift zeichnet sich durch jeweils einSchwerpunktthema pro Ausgabe sowie einen Infor-mationsteil aus. Die Ausgaben der Zeitschrift Behin-derung und Dritte Welt sind auch im Internet abruf-bar unter: www.zbdw.de.

Dem Fachbeirat der Zeitschrift gehören an:

Prof. Dr. Friedrich Albrecht, GörlitzDr. Niels-Jens Albrecht, HamburgMusa Al Munaizel, Amman/JordanienProf. Dr. Mawutor Avoke, Winneba/GhanaBeate Böhnke, Freudenberg

Simon Bridger, Kampala/UgandaDr. Windyz Ferreira, Joao Pessoa/BrasilienGeert Freyhoff, Brüssel/BelgienErnst Hisch, WürzburgFrancois de Keersmaeker, MünchenDr. Andreas König, Addis Abeba/ÄthiopienProf. Dr. Narayan Pati, Bhubaneswar/Indien

Schwerpunktthemen kommender Ausgaben der Zeitschrift Behinderung und Dritte Welt

3 / 2008 Bürgerkriege/Kriege überleben (Arbeitstitel, verantwortlich: Doris Gräber, Gabriele Weigt)1 / 2009 Frauen mit Behinderung in der internationalen Frauenrechtsarbeit/-diskussion (verantwortlich:

Susanne Wilm)2 / 2009 Globalisierung, Umwelt und Behinderung (verantwortlich: Mirella Schwinge)

Interessierte Autorinnen und Autoren werden aufgefordert, nach vorheriger Rücksprache mit der Redaktionhierzu Beiträge einzureichen. Darüber hinaus sind Vorschläge für weitere Schwerpunktthemen willkommen.

Liebe Leserinnen und Leser,bitte informieren Sie uns über eine eventuelle Adressenänderung oder wenn Sie die Zeitschrift nicht mehrbeziehen möchten. Geben Sie bitte ebenso Bescheid, falls Ihnen die Zeitschrift nicht zugestellt worden ist.

Ausgabe 3/2008 Ausgabe 1/2009 Ausgabe 2/2009

Hauptbeiträge

Kurzbeiträge

15. Juli 2008

15. August 2008

15. Oktober 2008

15. November 2008

15. Februar 2009

15. März 2009

43Zeitschrift Behinderung und Dritte Welt 1/2008

Forum Behinderung und Internationale Entwicklung

Das Forum Behinderung und Internationale Entwicklung ist ein Ort für Einzelpersonen und Organisatio-nen, die sich wissenschaftlich und/oder praktisch mit dem Thema Behinderung in Entwicklungsländernauseinander setzen. Beteiligte des Forums können daher sein: Fachkräfte aus dem entwicklungspoliti-schen und behinderungsspezifischen Kontext, an der Thematik interessierte Einzelpersonen, Organisatio-nen der Entwicklungszusammenarbeit, andere involvierte Institutionen/Organisationen sowie Hochschu-len.

Das Forum will die wissenschaftliche und praxisorientierte Auseinandersetzung mit der Thematik unter-stützen. Das Forum gibt außerdem die Zeitschrift Behinderung und Dritte Welt. Journal for Disability andInternational Development heraus, organisiert bei Bedarf gemeinsame Veranstaltungen und möchte dieVernetzung der am Forum Beteiligten fördern.

Kontakt:Forum Behinderung und Internationale Entwicklungc/o Behinderung und Entwicklungszusammenarbeit e.V. (bezev)Wandastr. 9, 45136 Essen, GermanyTel.: +49-(0)201/17 88 963, Fax: +49-(0)201/17 89 026 E-Mail: [email protected]: www.bezev.de

Die Zeitschrift Behinderung und Dritte Welt wird unterstützt durch:

Kindernothilfe Caritas International

Behinderung undChristoffel-Blindenmission Misereor Handicap International Entwicklungs-

zusammenarbeit e.V.