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Page 1: Versuche am Amnion von Huhn und Gans

VI.

Aus dem Pharmakologisehen Institut der Universiti~t Kiel.

Versuche am Amnion yon Huhn und Gans.

( P h a r m a k o l o g i s c h e U n t e r s u e h u n g e n an e incm n e r v e n f r e i e n , g l a t t e n Muskel.)

V o n

Max Baur.

(Mit 9 Abbildungen.) (Eingegangen am 7. V. 1928.)

Die Untersuchungen und 57achpriifungen yon van E s v e l d 1) aus der Magausschen Schule zeigen, da6 das ursprtingliche Verfahren 2) am Katzendarm dutch Trennung der beiden Schichten zu nervenfreien glatten Muskelpri~paraten zu kommen, nicht gangbar ist. Histologische Nachuntersuchungen im Laboratorium yon Boeke durch van E s v e l d ergaben das Vorhandensein intramuraler Ganglien yore Typus des Auerbaehschen Plexus, und zwar in der Hauptsache im Ringmuskel nachweisbar. Die Schlul~folgerungen, die Magnus aus seinen ursprting- lichen Versuehsergebnissen gezogen hatte, erfuhrea damit eine wesent- liche Einschriinkung. Erstens fiel hiermit der Beweis flit die nervSse Natur der automatischen Thtigkeit der glatten Muskulatur, die ]~{agnus aus dem ~ differenten Verhalten der Li~ngsmuskulatur mit A u e r b a c h - schem Plexus, und der yon diesen befreiten Ringmuskelschicht ge- schlossen hatte. Zweitens waren die Angriffspunktbestimmungen einzelner Gifte durch den Nachweis vorhandener Gaugtien am plexus- freien Ringmuskelpri~parat unsicher geworden.

Bereits 1914 konnten Gunn und Underhil l~), und 1922 Alvarez und Mahoney ~) nachweisen, da6 aueh die vom Auerbachschen Plexus

1) W. van Esveld, Yerhandl. d. dtsch, pharmakol. Ges. Diisseldorf 1926. 2) )Iagnus, Pfltigers Arch. f. d. ges. Physiol. 1904, Bd. 103. 3) Gunn und Underhill, Quart. journ, of exp. physiol. 1914, Bd. 8. 4) Alvarez und Mahoney, .Americ. journ, of physiol. 1922, Bd. 59~ S. 421.

Archly f. experiment. Path. u. Pharmakol. Bd. 134. 4

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50 VI. MAx BAuR.

befreite Ringmuskulatur zu spontaner, rhythmischer Ti~tigkeit befi~higt ist. Diese Autoren schlossen hieraus den myogenen Ursprung der rhyth- mischen Bewegungen. Ich selbst konnte in meinen Untersuehungen zeigenl), dab das Fehlen der Refrakti~rphase am ,>plexusfreien <, Ring- muskelpriiparat nicht auf der Abwesenheit des Auerbaehsehen Plexus beruhen kann, sondern dab auch das ruhende, intakte ganze Pri~parat ein ghnliehes Verhalten auf elektrische Reize zeigt, wie das isolierte Ring- muskelpriiparat nach Magnus.

Auf Grund der Untersuchungen yon Gunn und Underhi l l , A1- varez und ~ a h o n e y sowie van E s v e l d glaubte neuerdings Gasser 2) an dem plexusfreien Ringmuskelpri~parat des Katzendarms nun doch

�9 experimentieren zu kSnnen, und Angriffspunktbestimmungen durch- ftihren zu kSnnen, dutch eine vergleichende histologische Kontrolle. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen ftihrten teilweise zu ganz anderen Anschauungen fiber den Angriffspunkt einzelner Gifte, als die frtiheren Magnussehen Versuche. Sic ergaben aber ferner auch eine Sttitze fiir die myogene 7Natur spontan rhythmischer Bewegungen, da aueh Muskel- pr/iparate ohne eine einzige Ganglienzelle solche Bewegungen ausfiihrten.

Aber auch der Gasserschen Arbeit wurde der Boden entzogen durch histologische Untersuchungen, die wiederum im Boekeschen Laboratorium angestellt wurden. Eine Reihe yon Arbeiten wiesen darauf bin, dal~ neben den Ganglienzellen allgemein in der glatten ]~Iuskulatur ein feines 5Tetz yon Elemente~l naehzuweisen ist, das als das letzte End- glied eines nervSsen Syncytiums anzusprechen ist. Es handelt sich hierbei um die sogenannten ~>interstitiellen Zellen(< yon Cajal (1889). Uber die Iqatur dieser Zellen hat man sich seit ihrer Entdeekung gestritten, Cajala), La Vil la ~) und Er ik Miiller halten sie fiir nervi~se Zellen, wahrend t t e idenhe in , HuberS), Kuntz6), Johnson7) , Cole und Gasser sie fiir Bindegewebe halten. Abet speziell L a w r e n t j e w glaubt nun neuerdings den Beweis erbracht zu haben, da$ diese interstitiellell Zellen nervfser Natur seien, die sieh in der Darmmuskulatur, wie in anderen glatten Muskeln naehweisen lassen, t t ryn t sehakS) , der diese

1) M. Baur, Arch. f. exp. P~thol. u. Pharmakol. 1928, Bd. 131, S. 232. 2) It. Gasser, Journ. of ph~rmacol, a. exp. therapeut. 1926, Bd. 27. 3) R. Cajal, Cpt. rend. des sgances de la soc. de biol. 1893, Bd. 45. 4) La Villa~ Histologie du syst~me nerveaux Paris 1911, Bd. 2. 5) Huber, Folia neurobiologica 1913, Bd. 7. 6) Kuntz, Anat. record 1922, t~d. 24. 7) Johnson~ Journ. of comp. neurol. 1924, Bd. 38. 8) ttryntschak~ Arbeiten aus dem •enrolog. Institut d. Wiener Univer-

sitiit Bd. 409.

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u a m Ureter studierte, kommt zu einer Bestiitigung der An- sicht L a w r e n t j e w s ; und van E s v e l d 1) betont in seinen Unter- suchungen an der Darmmuskulatur die Riehtigkeit der L a w r e n t j e w - schen Anschauungen.

Damit ergab sich die Unmiiglichkeit, ein yon allen nervSsen Ele- menten befreites, glattmuskliges Pri~parat herzustellen. Die Angriffs- punktbestimmungen yon Gasser waren damit ebenso wenig beweis- kriiftig, wie die urspriingliehen Magnusschen Versuche, und die Frage

�9 naeh der Herkunft der automatisehen Bewegungen war so nicht zu ent- seheiden.

In den Untersuehungen fiber den Einflu] yon Giften auf die physio- logisehe Koordination des isolierten peristaltikthtigen Meerschweinehen- dtinndarms hatte ieh den Angriffspunkt des Bariums als sicher fest- stehend angenommen, und hatte die h~uskuli~re Erregbarkeitssteigerung durch dieses Gift zur Analyse der Giftwirkungen mit verwendet. Wenn auch die meisten der bisherigen Feststellungen zweifelsfrei ftir eine mus- kul~re Erregung dutch dieses Gift sprachen, so war durch die an- gefiihrten Unterst!chungen eine gewisse Unsieherheit entstanden. Es konnte nur ein neues, wirklieh nervenfreies Priiparat die Richtigkeit der als feststehend angenommenen myogenen Bariumwirkung beweisen.

Aus diesen Uberlegungen heraus babe ich die folgenden Versuche am Amnion des Htihnerembryos durchgefiihrt. Versuehe an Plazentar- und l~abelsehnurgefal~en batten meine Aufmerksamkeit auf dieses Ob- jekt gelenkt.

Es ist ]ange bekannt, dal~ die Fruchtwasserhaut aus reinen glatten ~uskelfasern besteht, wie Verzhr 1907e) in seiner ersten Untersuehung zeigen konnte. Die rhythmischen Kontraktionen dieser Eihaut wurden yon P r e y e r schon 1885 3) beobachtet. Aueh yon pharmakologischer Seite wurde bereits ein Experiment an diesem Hiiutchen durchgefiihrt, und zwar yon Langley4). Er untersuehte die Reaktion des Adrenalins auf dieses Gebilde, a]lerdings methodiseh vielleieht nicht einwandfrei. Er bettete das bebrtitete Ei, nach Abnahme eines Teiles der Schale, in einen hei~en Haferbrei, nnd tropfte etwas Adrenalin auf die yon der Schale entblS~te Stelle. Da der Embryo in dem Stadium, in dem Lang- ley sein Experiment ausftihrte, Eigenbewegung macht, aul~erdem das

1) Van Esveld, a. a. 0. 2) F. Verz~r~ Internat. Monatsschr. f. Anat. u. Physiol. 1907, Bd. 24 und

Pfliigers Arch. f. d. ges. Physiol. 1914, Bd. 158. 3) Preyer, Spezielle Physiologie des Embryos 1885. 4) J. 51. Langley~ Journ. of physiol. 1905--06~ Bd. 33~ S. 374.

4*

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Amnion vom Chorion iiberzogen ist, - - eine Haut, die aus Bindegewebe besteht, - - ist der beobachtete Stillstand nicht absolut beweiskr/~ftig.

iNCur bei den VSgeln besteht das Amnion aus glatten l~iuskelfasern. DaB es nervenfrei ist, wird ganz allgemein angenommen. Zur Sicherheit hat Prof. S t o e hr 1) in liebenswiirdiger Weise auf meine Bitte das Objekt einer neuen Untersuchung unterzogen, speziell im Hinbliek auf das syneytiale Endnetz yon L a w r e n t i ew. Der Befund war absolut negativ. Wir haben damit einen nervenfreien, glatten ~[uskel, der mit relativ einfacher Teehnik verwendbar ist, und dessen Bewegungen und Reak- tionen graphiseh leieht registrierbar sind.

Technik. 1V[an entfernt vom bebriiteten Ei ungef~hr die I-I~lfte der Schale im wag-

rechten Durchmesser, so dab die Schalenhaut mSglichst unversehrt bleibt. l~aeh Entfernen dieser Haut stiilpt man den gesamten Inhalt in eine Schale mit TyrodelSsung yon 39 ~ Bei riehtigem Verfahren fliel]t kein Eidotter aus, das Bad bleibt klar, und man ist imstande, den eingebetteten Embryo dureh Durchtrennung mit einer Schere rings um den Eidotter yore Chorion zu be- freien. Dann hebt man den Embryo mit Amnion mit der Hand hoch und trennt am Stumpf des l~abelgef/~es den Dottersack ab. $ian bringt den Embryo in ein neues Bad und spaltet das Amnion, seh~lt den Embryo heraus und schnei- der die Einmiindungsstelle der l~abelgefhl]e ab. Eventuelle Reste des Chorions kSnnen jetzt noch entfernt werden und das Amnion bleibt als feines weil~es Hhutehen iibrig. Das H~utehen wird zusammengedreht nnd wie ein Blutegel- pr~parat oder ein Diinndarmpr~parat nach Magnus in warmer TyrodelSsung aufgeh~ngt. Die Fixierung am Glasstab geschieht am besten, indem das eine Ende des zusammengedrehten Hiiutchens mit einem diinnen Faden direkt an- gebunden wird, w~hrend das andere Ende zusammengebunden und der Faden direkt als Aufh~ngefaden zu einem leiehten tIebel gefiihrt wird. Am besten eignen sieh Pr~iioarate vom 8.--14. Tag; frfihere Stadien kSnnen verwendet werden, sie sind abet schwer zu pr~parieren, da sie sehr dt~nn sind. ~ltere Sta- dien lassen sich sehwer vom Chorion trennen, da allm~hlich eine Verwaehsung der beiden H~ute eintritt. Entsprechend der Feinheit des Objektes mu6 der Hebel fast gewichtslos sein, die BeruSung dfinn, da sonst der Widerstand zu groI~ wird. I~aeh Einbringen des Pr~parates in die Tyrodel~sung yon 39 ~ beginnt bei einem Tell der Pr~parate naeh kiirzerer oder l~ngerer Zeit die Auto- marie; Bewegungen, unter Umst~inden yon auBerordentlicher Regelm~l~igkeit und St~irke. Bei manehen Pr~paraten tritt sie gruppenweise auf; manehmal kommt es zu keiner Automatie, auch erfolgt unter Umst~nden bei manehen Priiparaten eine langanhaltende Dehnung, so dal~ solehe Pr~parate schlecht zu verwenden sind. Die Durchliiftung des Bades mug reiehlioh sein, da die Pr~parate au6erordentlich sauerstoffbedfirftig sind (s. Abb. 1 und 5).

1) tIerrn Professor Stoehr sage ich auch an dieser Stelle meinen besten Dank fur die entgegenkommenden Untersuchungen des iibersandten Materials.

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Allgemein ist fiber das Pri~parat zu sagen, da6 es relativ triige ist, d. h. die Konzentration der Gifte, die eine positive oder negative Reaktion ergeben, sind relativ hoeh. Auf Sauerstoffentziehung stellen die Pri~parate ihre auto- matisehe T~tigkeit ein, die dann wieder beginnt, wenn dem Bad Luft oder Sauerstoff zugeftihrt wird. Interessanterweise sind am dutch Sauerstoffentzug stfllgestellten Priiparat meistens keine Giftreaktionen zu erzielen, diese er- seheinen dann erst mit Zufuhr des Sauerstoffes. Antomatiseh nieht t~itige Pr~iparate sind dutch einzelne Gifte stets zur Automatic zu bringen.

Die naehstehenden Versuehe sind zum grogen Tell am Hfihneramnion durchge~tihrt, einzelne Yersuehe am Amnion der Gans. Hier wurden Stadien vom 10.--17. Tag verwendet. Das Objekt eignet sich noch welt besser als das tttihneramnion, weft es sehr viel derber und kraftiger ist, aul~erdem ein Amnion gut zwei Pr~parate liefern kann.

Die Wirkung der verschiedenen Gifte.

Adrenalin. ~ a g n u s 1) land die vortibergehende Hemmung am plexushaltigen

Darmpr~parat, die, wie er zeigen konnte, parallel lief mit der ZerstSrung dieses Giftes. Das plexusfreie Pri~parat antwortete nieht mit einer Reak- tion; die Hemmung trat bier nur auf, wenn erregende Mittel wie Stro- phantin, Pilokarpin vorhe r einen Erregungszustand hervorgerufen hatten. Die Bariumerregung wurde nicht durch Adrenalin gehemmt, aber um- gekehrt wurde die Adrenalinhemmung vom Barium aufgehoben. Aus diesen Experimenten, zusammen n/it der Tatsaehe, dal3 wahrend der t temmung am nervenhaltigen Pri~parat die mechanisehe Erregbarkeit des Muskels vorhanden ist, folgert Magnus , dug die Adrenalinwirkung an das periphere Nervennetz oder an den motorisehen Nerv, oder an die Nervenendigung gebunden ist. G a s s e r findet eine a]lgemeiue Hemmung; bei sehr ti~tigen Pr~paraten mit starkem Tonus keinen Erfolg.

Unter 24 Versuehen babe ich, mit einer einzigen Ausnahme, stets eine voriibergehende Hemmung der Automatic gesehen (s. Abb. 1, S. 54). Dabei konnte man direkt feststellen, da6 die Dauer und Intensiti~t der tIemmung proportional der Konzentration des Adrenalins war. Nieht ti~tige Pri~parate zeigten keinen starken Tonusverlust. Bei dem einen Versueh, bei dem Adrenalin nieht wirkte, waren die auto- maiisehen Bewegungen keil~eswegs sehr stark, noeh war, so weir sieh das beurteilen l~igt, ein starker Tonus vorhanden. Aueh die dureh Barium hervorgerufene Automatic wird dnreh Adrenalin gehemmt, und um- gekehrt wird eine langandauernde Adrenalinwirkung dureh Barium auf- gehoben. Diese Adrenalinwirkung, als reine Muskelwirkung, bestatigt

1) Magnus, Pfl~igers Arch. f. d. ges. Physiol. 1905, Bd. 1082

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die Beobachtung yon L a n g l e y ~) am ganzen bebrtiteten Ei. Erw~hnen will ich noch, da~ samtliche Stadien, die ich tiberhaupt verwendete, d~ese hemmende Adrenalinreakt~on zeigten.

Abb. 1. 14 Tage altes Amnion der Guns. Zeit in 1/6 Minute. + = Adrenalia 1 : 150000. ~'+ -~ Luftzufuhr abgestellt. ~ ---- Azetylcholin 1 : 2000000.

N i k o t i n .

Die acht Versuche mit N~kotin ergaben dreimal eine deutliche Er- regung bei Konzentrationen 1 : 500 000 (Abb. 2). Bei hSheren Kon- zentrationen 1 : 5 0 0 0 0 (Abb. 2a) resultierte in demselben Versuch

Abb. 2. 13 Tage altes Hiihneramnion. Zeit in 1/6 Minute. ~' = Nikotiu 1 : 500000.

Abb. 2a. Aussehnitt aus dem Versuch 2. ~' = Nikotin 1:50000.

eine langsame, ganz allm~hlich einsetzende Hemmung mit fast voll- kommenem Sistieren der automatischen Bewegung. Zwei Versuche zeigten keinen Einflu6, lediglich die Hemmung auf hohe Konzentrationen. Als Versuchsobjekte kamen zur Verwendung 10--13 Tage alte Stadien. Tonuszunahmen konnten hie beobachtet werden, auch stehen die posi- riven Reaktionen in ihrer Stgrke in keinem Verhaltnis zu den typischen Erregungsmitteln, auf die welter unten eingegangen wird.

1) Langley , a. a. O.

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Am plexushaltigen Darmpri~parat sah ~ a g n u s 1) die Hemmung mit nachfolgender Erregung. Am plexusfreien Muskel konnte nie eine Er- regung oder eine Tonuszunahme beobachtet werden; die Erregbarkeit blieb erhalten. Interessant war ferner die totale Li~hmung atropini- sierter Pri~parate. Gasseru) findet keine Erregung am plexusfreien Pr~iparat, soadern, wenn iiberhaupt ein Effekt eintrat, eiae Hemmung, Tonusverlust mit Vermin@rung der Bewegung. Ganglienhaltige Pr/i- parate zeigten eine Erregung. Lang l ey a) hat am Amnion zwei Versuche gemacht, und zwar unter denselben methodischen Verh~ltnissen, wie ich sie eingangs schon geschildert babe, und findet eine Versti~rkung der Be- wegungen oder ein Inti~tigkeittreten des bewegungslosen Amnions. Er schliel~t auf eine lokale Reaktion, bei lokaler Anwendung, ohne dab eigentlich daraus hervorgeht, was damit gemeint ist~). Er weist gleich- zeitig auf den glatten Muskel des erwachsenen Organismus bin, der nie- reals eine Reaktion zeigt.

Verglichen mit meinen Versuchen, ist jedenfalls sicher, dab der ver- wendete glatte l~uskel sowohl die Erregung, wie auch die L~hmung durch l~ikotin zeigt. Die Deutung yon L a n g l e y ist unverstiindlich, er wollte allem Anschein nach die alte Theorie der l~ikotinwirkung, deren Berechtigung natiirlieh auch durch meine Amnionversuche nicht als un- mSglich bezeichnet werden soll, stiitzen. Die Ganglien werden stets frilher die :Nikotinreaktionen zeigen als die 1Kuskelsubstanz selbst; zu- dem wird auch der Langleysche ttinweis auf das VerhMten erwach= sener Organismen berechtigt sein. Jedenfalls mull die gezeigte Reaktion des Amnions auf ~ikotin (Abb. 2) auch die G a s s er sche Annahme, da6 das Fehlen einer l~ikotinreaktion dem Beweis gleichzusetzen sei, dal~ Ganglien fehlen, erschiittern.

Pilokarpin.

Am ganzen Pr~parat findet !~agnus 1) die starke, erregende und tonisierende Wirkung. Am plexusfreien Praparat beobachtet er Dauer- kontraktionen tetanischen Charakters; gelegentlich keine Reaktion, selbst bei erhaltener elektrischer und mechanischer Erregbarkeit. Die ganglienfreien Pr/~parate G a s s e r s 2) reagierten zweimal negativ, und ein- real positiv im Sinne einer Erregung.

1/ Magnus, a. a. O. 2) Gasser, a. a. 0. 3) Langley, a. a. 0. 4) *kNicotine increased the rhythmic contractions of the amnion or set them

going if the amnion was quiescent, and it seemed clear that this action occurred locally on local application.,(

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Trotz vieler Versuehe (18) wurde niemals eine wirklich starkere Er- regung beobachtet. Die Zunahme tier automatisehen Bewegung war stets so gering, dab erst die relativ grol]e Anzahl der Versuche den posi- tiven Erfolg sieherstellen konnte. In einem Fall, in dem die Adrenalin- reaktion lange andauerte, braehte Pilokarpin 1 :100 000 einen etwas deutlieheren Effekt. Unter seehs nieht tatigen Pr/~paraten konnte nur eines dureh Pilokarpin zur Automatie gebraeht werden.

Physostigmin.

Die erregende Wirkung dieses Giftes konnte durch viele Ver- suche festgestellt werden. Die Abb. 3, yon einem Amnion der Gans stammend, zeigt dies besonder~ gut. Auch nieht tatige Praparate rea- gieren mit automatisehen Bewegungen. In einzelnen Versuehen wurden tIemmungseffekte anderer Gifte dutch Pysostigmin wieder aufgehoben.

Abb. 3. 13 Tage altes Amnion der Gans. Zeit in ~/6 Minute. ~ ~-Physostigmin 1 : 5 000 000. ,~ ~" = Luftzufuhr abgestellt.

Es gab aber aueh Pr~parate, die nur sehr wenig reagierten, zweimal wurde unter 22 Versuchen .kein Erfolg herbeigefiihrt. Die Tonus- erhShungen waren nieht stark, auch konnte bei absinkenden Pr/~paraten selbst bei deutlieh erregender Wirkung das I~aehlassen nieht verhindert werden. Die Physostigminerregung bleibt gegen die Erregungszust/~nde dutch Barium aber welt zuriiek. Die Atropinhemmung tritt nach Phy- sostigmin viel starker auf. Der Synergismus, Physostigmin-Azethyl- cholin war nieht naehweisbar.

Gasser t) findet unter 18 Versuehen nur ftinfmal die Erregung. Zweimal wurde sogar eine Hemmung beobaehtet. Magnus 2) land am plexusfreien Muskel sp0ntane rhythmische Bewegungen mit Tonus-

1) Gasser, a: a. O. 2) ~agnus, a. a. O.

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anstieg, wi~hrend die iibrigen erregenden Gifte stets nur langgezogene Kontraktionen zur Folge batten.

Meine Versuche geben eine weitere Stiitze auch fiir direkte Muskel- wirkungen des Physostigmins. Das Auftre~en yon Erseheinungsformen, die man mit fibrili~ren Zuckungen oder den rhythmischen Bewegungen des Magnusschen Pri~parats vergleichen kOnnte, wurde nicht beob- achtet. An der verSffentlichten Abbildung ist vielleicht noch interessant, da$ die Physostigminerregung durch das AufhSren der Luftzufuhr gehemmt wurde und dal] bei wieder Einsetzen dieser der Fortgang der automatisehen Bewegungen auf der alten, durch Physostigmin er- reiehten TonushShe erfo]gt.

Cholin und &zetylehol in.

Das Cholin war in seinen Wirkungen absolut unzuverli~ssig, und unter sieben Versuchen konnten nur zwei eine sichere Stiitze fiir eine erregende Wirkung erbringen. Dabei waren die Konzentrationen relativ hoch (t : 5000).

Auch das Azethyleh01in war lange nicht so wirksam, wie erwartet wurde. Die erregende Wirkung war zwar deutlich und hielt sich ungefiihr in der GrSl~enordnung, wie bei Physostigmin. Keineswegs konnte die Sicherheit der Reaktion, die Gasser ftir dieses Gift am Darm fand, be- sti~tigt werden. Die TonuserhShung war oft auffiilliger als die Vermeh- rung der automatisehen Bewegungen. Auch niehttatige Priiparate wurden zur Automatie gebracht.

Ein Synergismus Azethylcholin-Physostigmin konnte nicht deutlich gemachtwerden, obwohl 14 Azethylcholinversuehe angestellt wurden (vgl. aueh Gasser, a. a. 0., S. 402).

Abb. 4. 11 Tage altes Amnion des Huhns. Zeit in ~/6 Minute. ~ = Azetylcholin 1:20000000. ~ = Azetylcholin 1:7000000. ~' = Azetyleholin 1:225000.

Die Abb. 4 zeigt die Reaktion auf Azethyleholin 1 :20000 000, 1 : 7 000 000 und 1 : 225 000 (vgl. auch Abb. 1).

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Muskarin.

Die verwendete 2r war ein am Herzen stark wirk- samer alkoholiseher Pilzextrakt, den ieh Prof. Kiilz verdanke. Unter aeht Versuehen am Amnion des Huhns waren zwei ergebnis!os. Vier reagierten mit deutlieher Erregung. Bei zwei Versuehen konnten nieht- t~tige Priiparate zur Automatie angeregt werden. Die Zunahme der automatisehen Bewegungen war keineswegs grog, aueh wurden starke Tonuserhtihungen nieht beobaehtet. In einem Falle gelang es, die Muskarinerregung dureh eine Atropingabe, die sonst nie eine Hemmung hervorgerufen hatte, aufzuheben und das Pri~parat stillzustellen. In drei anderen Versuehen gelang dies keineswegs.

Die Magnussehen Sehlul~folgerungen sind sehon dureh Gasser widerlegt, ieh gehe darauf nieht mehr ein.

Strophanthin.

Drei Experimente ergaben die erregende Wirkung des Strophanthins. Zwei Praparate, die in Gruppen arbeiteten, wurden zur vollstgndigen Dauerautomatie angeregt, wghrend der vierte Versueh dauernde auto- matisehe Bewegungen eines nichttgtigen Pr~parates ergaben. Der Tonus nahm bei diesen Versuehen zu, so dab die Dauerautomatie sieh auf vial hSherem Niveau abspMte als zuvor.

Die Abb. 5 demonstriert das Gesagte deutlieh.

Abb. 5. 10 Tage altes ttiihneramnion. Zeit in 1/6 Minute. j~ = Strophanthin 1 : 600 000. ~' = Strophanthin 1 : 300 000.

Die Konzentrationen waren 1 : 600 000 und 1 : 300 000. Das Alter der verwendeten Pr~parate war 10., 11. und 12. Tag. Ein Amnion- pri~parat reagierte nieht, obwohl durch Barium noeh eine starke Ver- sti~rkung der Automatie hervorgerufen werden konnte. Das Strophanthin hat also sieher einen muskuli~ren Angriffspunkt. Li~hmungen konnten nieht beobaehtet werden, allerdings wurden die Konzentrationen nieht tiber 1 : 50 000 gesteigert.

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Gynergen.

S~mtliche Experimente zeigen die erregende Wirkung dieses Giftes, das neben Barium das sicherste ~Iittel war, die Automatie in Gang zu bringen, Tonuszunahmen zu bewirken, und bei t~tigen Pr~paraten Ver- st~rkungen der Bewegungen auzsulSsen (Abb. 6). Negative Befunde konnten niemals erhoben werden, auch dann nieht, wenn andere er- regende Substanzen wie Azethy]eholin und Physostigmin versagt hatten. Bei nichtt~tigen Prhparaten kam es zweimal zu einer starken Tonus- erhShung, ohne dab die Automatie einsetzte. Hemmungszust~nde durch Nikotin, Adrenalin usw. konntenfast stets dureh Gynergen aufgehoben werden.

Abb. 6. 13 Tage altes Hfihneramnion. Zeit in 1/6 Minute. ~' = Gynergen 1:50000.

Tenosin.

Unter drei Versuehen braehten Konzentrationen (0,1 em des Han- delspr~parates auf 50 ccm Bad) einmal eine m~ige Verst~rkung der Automatie, In einem anderen Versueh am Amnion der Gans trat in einer Automatie, die durch Barium hervorgerufen war, eine vor~bergehende TonuserhShung ein, ohne da~ dabei die Bewegungen verst~rkt wurden. Der dritte Versuch zeigte am nichtt~tigen Pr~parat eine betr~chtliche Tonuszunahme mit minimalen automatisehen Bewegungen. Der Tonus fiel nach kurzer Zeit wieder ab.

Pituitrin und Hypophys in .

Beide Substanzen ergaben in vier Versuehen wenig starke Erregung. TonuserhShungen wurden nicht beobachtet. Das Alter der verwendeten Amnien war 9, 11 und 13 Tage.

Coffein.

In keinem Versueh konnte irgendein Erfolg durch dieses Gift er- zielt werden (vier Versuche). Konzentrationen 1 : 300 000--1 i30 000.

B a r i u m c h l o r i d

ist das weitaus am st~rksten wirkende erregende Gift unter all den Substanzen, die geprfift wurden. Im ganzen wurden 30 Versuehe ge-

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60 VI. MAx BAud.

macht, von denen nur zwei Praparate iiberhaupt nicht reagierten. Nichtt~Ltige Priiparate kSnnen mit fast absoluter Sicherheit zur kr~ftigen Automatie gebracht werden. Bestehende automatische Bewegungen werden verstarkt, die einzelnen Kontraktionen werden grSi3er, die Be- wegungen folgen schneller aufeinander. Sehr oft kommt es zu betri~eht- lichen TonuserhShungen, die lange anhalten und auf deren HShe sich die Bewegungen abspielen. Dureh Barium werden die durch an@re Gifte hervorgerufenen Erregungszusti~nde noch versti~rkt. Alle Li~h- mungszustiinde, die irgendwie auf Gifte auftraten, werden durch Barium aufgehoben. Eine Ausnahme bildet hiervon oft nur tier Stillstand, der nach AufhSren der Sauerstoffzufuhr eintritt. Es ist aber auch mSglich, durch an@re Gifte Bariumerregungen zu versti~rken, oder die Barium- erregung, wenn die Konzentration nieht zu hoeh gewahlt wurde, zu li~hmen. Hierdurch besteht die NSglichkeit, an nicht tiitigen Praparaten die Automatie hervorzurufen und dann an diesen wie an normalen Pr~paraten zu experimentieren.

Die beigegebene Abb. 7 zeigt die Reaktion yon Bariumchlorid 1 : 30 000 auf ein nieht ti~tiges 11 Tage altes Amnion des Huhns.

Abb. 7., 11 Tage altes Hiihneramnion (nicht t~tiges Pr~iparat). ~" ----Barium- chlorid 1 : 20 000. ~' ~ Bariumchlorid 1 : 20 000.

Ftir die Versuche mit diesem Gift wurden alle iiberhaupt zur An- wendung gelangten Stadien herangezogen und stets diese enorme Reak- tion gefunden.

Atropin.

Keines yon den untersuchten Giften bietet ein so inkonstantes Bild wie das Atropin. Se]bst 33 Versuche haben nicht gentigt, um mit Sicher- heir die Reaktion kMner und gro~er Atropinmengen in ein ganz einheit- liches Schema zu bringen.

~ a g n u s 1) findet in seinen ursprtinglichen Versuchen ebenfalls ein sehr wechselndes Bild, was bei der Beschaffenheit seiner verschiedenen Prliparate nicht erstaunlich ist. Immerhin geht als gro~e Linie durch seine u die Erregung und Regularisierung der Pri~parate durch

1) ~Iagnus, a. a. O.

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Versuehe am Amnion yon ttuhn und Gans. 61

niedere Konzentrationen und die Li~hmung durch hShere Atropin- mengen, Der Angriffspunkt liegt nach ibm ftir die kleinen Dosen im Auerbachschen Plexus, ftir die grol3en Dosen im motorischen 5Terven und im ~Iuskel, die beide geliihmt werden. An plexusfreien Darmstiicken konnten nur relativ groBe Dosen naeh langer Einwirkungsdauer eine Li~hmung hervorbringen.

Gasser 1) finder stets eine hemmende Wirkung kleiner Dosen, speziell dann, wenn dureh irgendwelehe andere Erregungsgifte der Tonus gesteigert worden war.

Ich sah bei meinen Versuchen~ftinfmal eine leichte Zunahme be- stehender automatischer Bewegungenl die abet keineswegs sehr deutlich waren. Die Konzentrationen, die in diesen Versuchen zur Anwendung kamen, waren 1 : 5 000 000--1 : 30 000.

Zwei Versuche, und zwar einmal am Amnion der Gans, erbrachten eine deutliehe Erregung. In einem Falle betrug die Atropinkonzen- tration 1 : 30 000, wi~hrend beim anderen die deutliche Zunahme der Be- wegungen unter allmi~hlicher Steigerung der Konzentration, yon 1 : 5 000 000--1 : 50 000 eintrat, mit dem deutlichsten Effekt bei 1 : 1 000 000 und I : 500 000. 1 : 5000 brachte dann erst die Lahmung, die durch Auswasehen gut zu beheben war. Die Abb. 8 zeigt einen kur- zen Ausschnitt aus diesem Versuch. Bemerkenswert war hierbei die

Abb. 8. 10 Tage altes Amnion des ttuhns. Zeit in 2 Sekunden. Die Kurve zeigt die Endreaktion yon Atropin 1:50 000 in dem im Text geschilderten

Versueh.

au~erordentlich starke GrSi~enzunahme der einzelnen Kontraktionen, sowie die Tatsache, dal~ diese stark vergrS~erten Bewegungen sich auf einer niederen TonushShe abspielen als die urspriinglichen. Bei den Er- regungszust~inden anderer Gifte babe ich diesen Tonusverlust und trotz- dem die grSl~eren Ausschli~ge nie beobachtet.

1) Gasser, a. a. O.

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62 VI. MAx BAud.

Unter seehs weiteren Experimenten an Praparaten, die nicht tiitig waren, konnte einmal durch 1 : 3 000 000 eine schwaehe Automatie hervorgerufen werden; w~thrend ein 15 ti~giges Gansamnion erst auf :[ : 30 000 mit guter Automatie antwortete (Abb. 8a). (Die Amnien sprachen auf Barium noch an.)

Abb. 8a. 17 Tage altes Amnion der Gans (nieht tiitiges Pr~iparat). Zeit in ~/6 Minute. ~' -~ Atropin 1 : 3 000 0G0. -]' ~-- Atropin 1 : 30 000.

Unter den vielen Versuchen konnte ferner zweimal eine Regulari- sierung beobachtet werden, und zwar durch 1 : 100 000 und 1 : 30 000, wobei das letztere Priiparat unter der Einwirkung yon Barium stand. Die Regularisierung zeigte sich in einem Auseinandergezogenwerden der Bewegungen, und dem gleichzeitigen Verschwinden yon kleinen Zwischen- kontraktionen. Diese Regularisierung ist also vielleicht schon als Hem- mung aufzufassen.

Mit Ausnahme des oben angeftihrten und auch abgebildeten Ex- perimentes konnten ausgesprochene ttemmungen nur durch vorher- gese~zte Erregungszusti~nde durch an@re Gifte beobachtet werden. Auch hierbei schwanken die dazu notwendigen Konzentrationen au~er- ordentlich. So wurde in einem Versuch die Physostigminerregung durch 1 :60000 Atropin gehemmt; eine Azethylcholinerregung durch I :3 000 000 und eine weitere leicht gehemmt durch I :30 000. Die Erregung durch Gynergen benStigte in einem Falle 1 : 5 0 000 Atropin zur ttemmung. In einem Versuch konnte die lguskarinerregung schon durch 1 : 2 5 0 0 0 0 0 Atropin aufgehoben werden, in einem weiteren Versuch l~hmte erst 1 : 5 000 Atropin die Erregung durch Barium.

In acht Versuchen konnte keinerlei Wirkung der verschiedensten Atropinkonzentrationen dargestellt werden; auch waren fiinf Experi- mente, die den oben erwahnten 5[echanismus Atropin-lV[uskarin re- produzieren sollten, ergebnislos.

Sieht man yon einzelnen Versuehen ab, d. h. betrachtet man die- jenigen, die in ihren Konzentrationen yon der l~ehrzahl abweiehen als

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Versuehe am Amniou yon Huhn und Gans. 63

atypische, so zeigen die Versuche, da] kMne Atropinmengen mehr oder weniger deutlich eine Erregung bzw. Regularisierung der Bewegungen dieses nervenfreien, glatten Nuskels bewirken. Dieselben Konzentra- tionen kSnncn abet hemmend Mrken, wenn vorher irgend erregende Gifte die Pr~parate beeinflul~t haben. ])as Barium ist hier vielleicht die Ausnahme; hier sind hohe K0nzentrationen zur L~thmung notwendig. Normale Praparate werden dutch sehr hohe Atropinkonzentrationen gelghmt, aber auch hier gibt es Ausnahmen.

Kokain.

Nit Kokain wurden nur zwei Versuche angestellt. In einem Ex- periment brachten Konzentrationen I : 3 000 000--1 : 300 000 keinen Effekt. Bei einer Automatic, die dutch Bariumehlorid hervorgerufen war, zeigte das Pri~parat auf 1 : 5 0 000 eine vollsti~ndige Hemmung der Bewegungen.

Tinctura opii und Pantopon.

Auch an diesem Pr~parat liiBt sich die li~hmende Wh'kung der beiden Nittel gut zeigen. In fiinf Versuehen wurde unter Tonusverlust die auto- matische Bewegung eingestellt. Die verwendeten Konzentrationen bei Tinetura opii waren 0,05--0,5 ecru auf 50 ecru Bad. Bei Pantopon hatte die Konzentration 1 :120 000 denselben Effekt (s. Abb. 9, obere Kurve).

Abb. 9. Obere Kurve: 12 Tage altes Amnion des Huhus. Zeit in 1/6 Minute. ~' ~ Tinktura opii 1:2500. / 4 - Auswascheu. Untere Kurve: 12 Tage altes

Hiihneramnion. Zeit in t/6 Minute. ~' ~ Papaverin 1 : 70 000.

Papaverin

war das am sti~rksten hemmende unter den untersuehten Giften (vier Versuch@ Schon eine Konzentration 1 :250 000 stellte naeh ganz kurzer Zeit die tatigen Pr~parate still. Ein starker Tonusverlust kam

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6~ VI. MAx BAUlk.

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Versuche am Amnion yon Huhn und Gans. 65

hierbei aber nicht zur Beobachtung. Die Abb. 9 gibt die Reaktion yon zwei 12 Tage alten Amnien auf Tinctura opii i : 2500 und Fapaverin i : 70 000.

Morphin.

Vier Versuehe an 10, 11 und 12 Tage alten Amnien ergaben die l~hmende Wirkung dieses Alkaloids. Die Ob]ekte sind relativ unemp- findlieh auf dieses Gift; die l~hmenden Konzentrationen liegen bei 1:25 000. In einem Falle sah ich auf 1 : 2 5 000 vor Eintreten der Hemmungsphase eine Erregung. Geringere Konzentrationen als 1:125 000 wurden nicht verwendet. Die ~orphinl~hmung konnte durch Barium und Physostigmin leicht beeinflul3t werden.

Curarin.

Zu den Versuchen wurde reinstes B Shmsches Curarin verw.andt, das ich der Liebenswiirdigkeit yon Herrn Prof. Gros verdanke. In sechs Versuehen mit Konzentrationen i : 300000 bis i : 10000 konnte weder ein positiver noeh ein negativer Effekt erzielt werden. Ver- wendet wurden vier Amnien vom Huhn, tgtige Prgparate yon 10, 11, 12 und 13 Tagen, sowie zwei Ggnseamnien yon 15 und 17 Tagen.

Diluudid.

Das Dihydromorphinon wirkte in einem Versuch deutlich hemmend (1 : 2 ooo ooo).

Cardiazol .

Auch diese Substanz ergab eine deutliche Hemmung an einem gut t~tigen Pr~parat, in einer Konzentration 1 : 1 0 000, die sich durch Physostigmin wieder aufheben liel~.

Die nebenstehende Tabelle I zeigt zusammenfassend die Reaktion der geprilften Substanzen auf diesen nervenfreien, glatten Muskel.

Z u s a m m e n f a s s u n g .

1. Das Amnion yon Huhn und Gans ist mit einfaeher Technik als nervenfreies glattmuskliges Pr~parat zu verwenden.

2. Die myogenbedingten automatisehen Bewegungen werden ver- st~rkt oder, bei nicht t~tigen Praparaten, hervorgerufen durch folgende Gifte: Barium, Gynergen, Physostigmin, Azethylcholin, Cholin, Stroph- anthin, 5[uskarin, Tenosin, Pituitrin und Hypophysin.

3. Lhhmend wirken: Papaverin, Pantopon, Tinct. opii, Adrenalin, Kokain, ~Iorphin, Dilaudid und Cardiazol.

Archiv f. exper imen t . Pa th . u. Pharmako l . Bd. 134. 5