unsere kirche der weg zum ziel ist das problem · kungen (zum beispiel parkinson-krankheit,...

1
15 JUGEND, BILDUNG UND SCHULE UNSERE KIRCHE NR. 15 / 10. APRIL 2016 VON MARCO SORG „Was es heißt, ein Mensch zu sein“ – so lautet der Untertitel des Buches „Treibsand“ von Henning Mankell, das er kurz vor seinem Tod im letz- ten Jahr vollendet hat. Mit diesem Untertitel werden Fragen angespro- chen, die den Kern der Diskussion um die Stammzell-Forschung be- rühren: Wann beginnt (schutzwür- diges) Mensch-Sein? Was kommt uns als Menschen zu? Wo sind die Gren- zen unserer Verfügbarkeit? Um diese Fragen ging es auch auf der Tagung „Bioethik fachüber- greifend und aktuell unterrichten“ im März in Haus Villigst. Das Insti- tut für Kirche und Gesellschaft der Evangelischen Kirche von Westfa- len und das Pädagogische Institut der Evangelischen Kirche von West- falen hatten dazu eingeladen. Etwa 50 Lehrkräfte der Fachrichtungen Biologie, Religion, Philosophie so- wie Deutsch und Englisch disku- tierten dort über wissenschaftliche und ethische Fragestellungen zur Stammzell-Forschung und setzten sich mit der Bearbeitung der Thema- tik im Unterricht auseinander. Was bewegt die Stammzell-For- schung aktuell? Welche therapeu- tischen Anwendungsmöglichkeiten sind zu erwarten? – Tobias Cantz, Stammzell-Forscher am Max-Planck- Institut für molekulare Biomedizin in Münster, vermittelte einen Ein- blick in den aktuellen Stand der For- schung mit den verschiedenen Ty- pen von Stammzellen*. Besonders im Fokus stehen zurzeit die soge- nannten „induzierten pluripoten- ten Stammzellen“, die durch Repro- grammierung (Rückentwicklung) aus Körperzellen (adulten Stamm- zellen) hergestellt werden: ein Ver- fahren, für dessen Entwicklung die Forscher John Gurdon und Shinya Yamanaka 2012 den Medizin-Nobel- preis erhalten haben. Da die „induzierten pluripotenten Stammzellen“ aus adulten Stamm- zellen gewonnen werden – und sich somit grundlegend von embryona- len Stammzellen unterscheiden, für deren Gewinnung die Zerstörung von frühen menschlichen Embryo- nen erforderlich ist –, stellt sich die ethische Frage nicht mit gleicher Schärfe. Unproblematisch ist sie al- lerdings nicht, denn es ist in Tier- versuchen gelungen, mit Hilfe dieser Zellen die Eigenschaften von Lebe- wesen maßgeblich zu beeinflussen: Damit wirft auch die Anwendung dieser Technologie an menschlichen Zellen Probleme auf. Mit der Stammzell-Forschung ist die Hoffnung verbunden, durch Zell- Ersatz-Therapien Krankheiten be- handeln oder sogar heilen zu kön- nen. Im Bereich von Herz-Kreislauf- Erkrankungen (zum Beispiel Herz- infarkt), neurologischen Erkran- kungen (zum Beispiel Parkinson- Krankheit, Rückenmarks-Verletzun- gen) und Diabetes sind bereits einige Erfolge zu verzeichnen. Vorstellbar sind auch weitergehende Therapien, allerdings sind die damit verbunde- nen Gefahren von negativen Mutati- onen (zum Beispiel Krebserkrankun- gen) noch nicht beherrschbar. Aufgrund der Tragweite der Chan- cen und Risiken der Stammzell-For- schung ist ein breiter gesellschaftli- cher Diskurs über die Thematik er- forderlich: Das Zellux-Projekt (siehe Kasten) hat sich zum Ziel gesetzt, die- sen Diskurs zu fördern und ihn insbe- sondere im Schulunterricht zu veran- kern. Auf der Tagung stellte der Bio- ethiker Johann Ach von der Universi- tät Münster die wesentlichen Aspek- te dieser bioethischen Debatte dar. Nach seiner Auffassung ist die entscheidende Grundlage für un- ser deutsches Embryonen-Schutz- Gesetz das sogenannte Potenziali- täts-Argument: Das heißt menschli- chen Embryonen kommt moralischer Schutz zu, weil sie zwar nicht aktuell, aber potenziell über jene Eigenschaf- ten verfügen, die für die Zuschreibung dieses Schutzes ausschlaggebend sind. Gern wird auch vom „Prinz Charles-Argument“ gesprochen: Er ist nicht König von Großbritannien, hätte es aber werden können. Forschung in begrenztem Rah- men ja, Anwendung weitgehend nein: So ist derzeit die Stammzell- Frage in Deutschland geregelt. Nach Einschätzung von Ach ist diese Lö- sung solange tragfähig, solange die therapeutischen Anwendungsmög- lichkeiten relativ gering sind. Sollten aber in diesem Bereich Durchbrüche erzielt werden, wird es schwer wer- den, der Gesellschaft aufgrund von moralischen Prinzipien therapeuti- sche Möglichkeiten zu verwehren. Auch für die christlichen Kirchen wird es zunehmend komplexer, sich zur Stammzell-Forschung zu ver- halten. Was heißt es, ein Mensch zu sein? Was tut uns Menschen gut? Diese Fragen verlangen eine inten- sive theologische Durchdringung. Aus biblischer Sicht ist der Mensch Mensch, weil er auf Gott bezogen ist – auch schon in frühen Stadien sei- nes Werdens. „Deine Augen sahen mich, als ich noch nicht bereitet war, und alle Tage waren in dein Buch geschrieben, die noch werden soll- ten und von denen keiner da war.“ So steht es in Psalm 139. Vielleicht kann es in dieser Perspektive gelin- gen, zugleich offen und kritisch mit der Stammzell-Forschung umzuge- hen – damit sie zu einer segensrei- chen Geschichte unseres Mensch- Seins wird. Ein kleiner Junge mit Fliege um den Hals und Igel-Haarschnitt hält eine Blume in der Hand und lächelt frech. Groß darunter steht geschrie- ben „Danke Danke Danke“. Das ist das Motiv der diesjährigen Danke- Karte der Evangelischen Jugend von Westfalen. Wenn Sie Gast bei einer Konfirmation sind, werden Sie sie wahrscheinlich sehen. Sie werden an die Gottesdienstbesucher ver- teilt oder liegen auf den Bänken und Stühlen aus. Danke – wofür denn eigentlich? Mit den Karten für die Besucher der Konfirmationen dankt die Evan- gelische Jugend von Westfalen für die Unterstützung der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Denn: Die Kollek- te am Ausgang ist die Jugendkollek- te. Gleichzeitig möchte sie den neu- en, nun offiziell mündigen Gemein- degliedern und deren Familien einen gesegneten Festtag wünschen. Was wir alleine nicht schaffen, das schaffen wir zusammen 650 000 Mal im Jahr besuchen Kinder und Jugendliche die Ange- bote der Evangelischen Jugend von Westfalen. „Durch die Jugendkol- lekte können wir großartige Ange- bote und Projekte in den Kirchen- kreisen und Gemeinden unterstüt- zen. Es gibt so viele tolle Ideen, da reicht das Geld vor Ort allein eben oft nicht aus“, so Landesjugendpfar- rer Udo Bußmann. Gemeinsam aber, so Bußmann, hat man durch die Ju- gendkollekte in den letzten Jahren durchschnittlich jeweils 170 Vorha- ben fördern und realisieren können. „Das ist doch mal einen Dank wert!“ ... danke, dass Sie uns unterstüt- zen, junge Menschen zu stärken! „Freunde finden – Unbekanntes ausprobieren – lachen – spielen – sin- gen – neues Lernen – sich einsetzen – aktiv sein…“ – Diese Aufzählung ist auf der Rückseite der Karten zu lesen. Das alles bietet die Evangelische Ju- gend und in allem, so Bußmann, ste- cke das eine große Ziel: junge Men- schen zu stärken. Es Jugendlichen zu ermöglichen, sich mit anderen da- rüber verständigen, was zählt, was wichtig ist und was im Leben trägt, sei ein wesentlicher Pfeiler der kirch- lichen Jugendarbeit. Vielfalt „Die unterstützten Angebote sind so zahlreich und verschieden, wie Jugendliche selbst“, bekräftigt Knut Grünheit, Geschäftsführer des Am- tes für Jugendarbeit der Evangeli- schen Kirche von Westfalen (EKvW), der die Jugendkollekte mit verwal- tet. Moderne Gottesdienstformen, Gruppenangebote und Ferienfrei- zeiten gehörten genauso zu den Ak- tionen wie Bandcoaching für junge Leute, die in Gottesdiensten Musik machen möchten, inklusive Angebo- te, Konfi-Camps, über- regionale Großveran- staltungen und Begeg- nungsfahrten in ande- re Länder. Die Jugendkollekte im Überblick Das Geld mindes- tens eines Konfirma- tionsgottesdienstes je- der Gemeinde fließt in den „Kirchlichen Ju- gendplan“. Dieser wird von dem Finanzaus- schuss der Jugendkam- mer der EKvW verwaltet. Gemeinden können über die Kirchenkreise for- male Anträge an die Jugendkollekte stellen. Nach festgelegten Kriterien werden die Kollektenmittel dann an die Jugendarbeit vor Ort ausgezahlt. „Auch wenn jedes Jahr mehr Geld beantragt wird als wir durch die Kol- lektenmittel verteilen können, freu- en wir uns auch jetzt wieder über je- den Euro, der am Ausgang der Got- tesdienste in der Sammlung gelan- det ist und den wir weitergeben kön- nen“, betont Bußmann. AfJ Mehr Informationen über geför- derte Angebote und Fördermöglich- keiten auch außerhalb der Konfirma- tionszeit unter www.ev-jugend-west- falen.de/danke. DANKE DANKE DANKE Der Jugendverband „Evangelische Ju- gend von Westfalen“ ist der Zusam- menschluss aller im Bereich der Evan- gelischen Kirche von Westfalen (EKvW) Engagierter für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Zu den Mitgliedern gehören die Jugendarbeit der Kirchen- kreise und Gemeinden der EKvW und die Jugendverbände CVJM (Christlicher Verein Junger Menschen – Westbund), VCP (Verband Christlicher Pfadfinderin- nen und Pfadfinder), EC (Entschieden für Christus), eSw (Evangelische Schü- lerinnen- und Schülerarbeit in West- falen e.V.), LJV (Landesjugendvertre- tung), Landeskirchliche Einrichtungen (Amt für Jugendarbeit, Dienst an Schu- len etc.) innerhalb der räumlichen Gren- zen der EKvW. Die Evangelische Jugend Westfalen erreicht mit ihrer Arbeit mehr als 150 000 Kinder und Jugendliche in ganz Westfalen. Das Zellux-Projekt, vor neun Jah- ren gegründet, wird vom Bundesminis- terium für Bildung und Forschung geför- dert. Es setzt sich für einen gesellschaft- lichen Diskurs ein über Chancen und Ge- fahren der Stammzell-Forschung und ihre ethischen Bewertung – aus Sicht der Philosophie und der verschiedenen Religionen. Das Internet-Portal www.zel- lux.net als wichtigstes Produkt des Pro- jekts umfasst Texte, Schaubilder und Vi- deo-Beiträge zur Information über die Stammzell-Forschung sowie vielfältige Anregungen für den Unterricht darüber. Der Anspruch des Portals ist, allgemein- verständlich den gegenwärtigen Stand der Stammzellforschung darzustellen so- wie ausgewogen und nicht wertend ver- schiedene ethische Standpunkte in der Stammzell-Debatte wiederzugeben. Das Zellux-Team ist interdiszipli- när zusammengesetzt. Zum Team ge- hören: Prof. Dr. Tobias Cantz, Stammzell- Forscher am Max-Planck-Institut für mo- lekulare Biomedizin (Projektleiter), Pri- vatdozent Dr. Johann S. Ach, Bioethiker an der Universität Münster, Ulrich Alb- recht, Agentur für Unternehmensdar- stellung Bochum, Prof. Dr. Marcus Ham- mann, Biologiedidaktiker an der Uni- versität Münster, Dr. Gudrun Kordecki, Chemikerin und Referentin im Institut für Kirche und Gesellschaft der EKvW, Marco Sorg, Pfarrer und Dozent am Pä- dagogischen Institut der EKvW. Der Stammzell-Forscher Tobias Cantz bei seinem Vortrag in Haus Villigst. FOTO: MANFRED SORG Der Weg zum Ziel ist das Problem BIOETHIK Die fachübergreifende Unterrichtung der modernen Lebenswissenschaften und da insbesondere die wissenschaftlichen und ethischen Fragestellungen der Stammzell-Forschung erörterten Experten und Lehrkräfte bei einer Tagung in Villigst Gewinnend keck mit Blume und Fliege KONFIRMATIONSKOLLEKTE Mit Danke-Postkarten wirbt die Evangelische Jugend um Gelder für die kirchliche Jugendarbeit * Die Deutsche Forschungsgemeinschaft informiert: „Eine Stammzelle ist eine Art Ursprungszelle, die sich unbegrenzt ver- mehren und alle Zelltypen des Körpers bil- den kann (zum Beispiel Muskelzelle, Ner- venzelle, Blutzelle). Diese Fähigkeit der Stammzellen bezeichnet man als Pluripo- tenz. Ein eigenständiger Organismus kann aus ihnen jedoch nicht mehr entstehen. Nur Zellen von sehr frühen Embryonen sind totipotent, das heißt, dass sich aus jeder einzelnen Zelle dieses Embryos durch Tei- lung ein eigenständiges Lebewesen ent- wickeln kann.(...) Je nach Herkunftsort der Stammzellen unterscheidet man embryo- nale (aus dem Embryo), fetale (aus dem Fö- tus) und adulte (von Säuglingen, Kindern, Erwachsenen) Stammzellen.“

Upload: others

Post on 30-Apr-2020

1 views

Category:

Documents


0 download

TRANSCRIPT

Page 1: UNSERE KIRCHE Der Weg zum Ziel ist das Problem · kungen (zum Beispiel Parkinson-Krankheit, Rückenmarks-Verletzun-gen) und Diabetes sind bereits einige Erfolge zu verzeichnen. Vorstellbar

15J U G E N D , B I L D U N G U N D S C H U L EUNSERE KIRCHE NR. 15 / 10. APRIL 2016

VON MARCO SORG

„Was es heißt, ein Mensch zu sein“ – so lautet der Untertitel des Buches „Treibsand“ von Henning Mankell, das er kurz vor seinem Tod im letz-ten Jahr vollendet hat. Mit diesem Untertitel werden Fragen angespro-chen, die den Kern der Diskussion um die Stammzell-Forschung be-rühren: Wann beginnt (schutzwür-diges) Mensch-Sein? Was kommt uns als Menschen zu? Wo sind die Gren-zen unserer Verfügbarkeit?

Um diese Fragen ging es auch auf der Tagung „Bioethik fachüber-greifend und aktuell unterrichten“ im März in Haus Villigst. Das Insti-tut für Kirche und Gesellschaft der Evangelischen Kirche von Westfa-len und das Pädagogische Institut der Evangelischen Kirche von West-falen hatten dazu eingeladen. Etwa 50 Lehrkräfte der Fachrichtungen Biologie, Religion, Philosophie so-wie Deutsch und Englisch disku-tierten dort über wissenschaftliche und ethische Fragestellungen zur Stammzell-Forschung und setzten sich mit der Bearbeitung der Thema-tik im Unterricht auseinander.

Was bewegt die Stammzell-For-schung aktuell? Welche therapeu-tischen Anwendungsmöglichkeiten sind zu erwarten? – Tobias Cantz,

Stammzell-Forscher am Max-Planck-Institut für molekulare Biomedizin in Münster, vermittelte einen Ein-blick in den aktuellen Stand der For-schung mit den verschiedenen Ty-pen von Stammzellen*. Besonders im Fokus stehen zurzeit die soge-nannten „induzierten pluripoten-ten Stammzellen“, die durch Repro-grammierung (Rückentwicklung) aus Körperzellen (adulten Stamm-zellen) hergestellt werden: ein Ver-fahren, für dessen Entwicklung die Forscher John Gurdon und Shinya Yamanaka 2012 den Medizin-Nobel-preis erhalten haben.

Da die „induzierten pluripotenten Stammzellen“ aus adulten Stamm-zellen gewonnen werden – und sich somit grundlegend von embryona-len Stammzellen unterscheiden, für deren Gewinnung die Zerstörung von frühen menschlichen Embryo-nen erforderlich ist –, stellt sich die ethische Frage nicht mit gleicher Schärfe. Unproblematisch ist sie al-lerdings nicht, denn es ist in Tier-versuchen gelungen, mit Hilfe dieser Zellen die Eigenschaften von Lebe-wesen maßgeblich zu beeinfl ussen: Damit wirft auch die Anwendung dieser Technologie an menschlichen Zellen Probleme auf.

Mit der Stammzell-Forschung ist die Hoffnung verbunden, durch Zell-Ersatz-Therapien Krankheiten be-handeln oder sogar heilen zu kön-nen. Im Bereich von Herz-Kreislauf-Erkrankungen (zum Beispiel Herz-infarkt), neurologischen Erkran-kungen (zum Beispiel Parkinson-Krankheit, Rückenmarks-Verletzun-gen) und Diabetes sind bereits einige Erfolge zu verzeichnen. Vorstellbar sind auch weitergehende Therapien, allerdings sind die damit verbunde-nen Gefahren von negativen Mutati-onen (zum Beispiel Krebserkrankun-gen) noch nicht beherrschbar.

Aufgrund der Tragweite der Chan-cen und Risiken der Stammzell-For-schung ist ein breiter gesellschaftli-cher Diskurs über die Thematik er-forderlich: Das Zellux-Projekt (siehe Kasten) hat sich zum Ziel gesetzt, die-sen Diskurs zu fördern und ihn insbe-sondere im Schulunterricht zu veran-kern. Auf der Tagung stellte der Bio-ethiker Johann Ach von der Universi-tät Münster die wesentlichen Aspek-te dieser bioethischen Debatte dar.

Nach seiner Auffassung ist die entscheidende Grundlage für un-ser deutsches Embryonen-Schutz-Gesetz das sogenannte Potenziali-täts-Argument: Das heißt menschli-

chen Embryonen kommt moralischer Schutz zu, weil sie zwar nicht aktuell, aber potenziell über jene Eigenschaf-ten verfügen, die für die Zu schreibung dieses Schutzes ausschlaggebend sind. Gern wird auch vom „Prinz Charles-Argument“ gesprochen: Er ist nicht König von Großbritannien, hätte es aber werden können.

Forschung in begrenztem Rah-men ja, Anwendung weitgehend

nein: So ist derzeit die Stammzell-Frage in Deutschland geregelt. Nach Einschätzung von Ach ist diese Lö-sung solange tragfähig, solange die therapeutischen Anwendungsmög-lichkeiten relativ gering sind. Sollten aber in diesem Bereich Durchbrüche erzielt werden, wird es schwer wer-den, der Gesellschaft aufgrund von moralischen Prinzipien therapeuti-sche Möglichkeiten zu verwehren.

Auch für die christlichen Kirchen wird es zunehmend komplexer, sich zur Stammzell-Forschung zu ver-halten. Was heißt es, ein Mensch zu sein? Was tut uns Menschen gut? Diese Fragen verlangen eine inten-sive theologische Durchdringung.

Aus biblischer Sicht ist der Mensch Mensch, weil er auf Gott bezogen ist – auch schon in frühen Stadien sei-nes Werdens. „Deine Augen sahen mich, als ich noch nicht bereitet war, und alle Tage waren in dein Buch geschrieben, die noch werden soll-ten und von denen keiner da war.“ So steht es in Psalm 139. Vielleicht kann es in dieser Perspektive gelin-gen, zugleich offen und kritisch mit der Stammzell-Forschung umzuge-hen – damit sie zu einer segensrei-chen Geschichte unseres Mensch-Seins wird.

Ein kleiner Junge mit Fliege um den Hals und Igel-Haarschnitt hält eine Blume in der Hand und lächelt frech. Groß darunter steht geschrie-ben „Danke Danke Danke“. Das ist das Motiv der diesjährigen Danke-Karte der Evangelischen Jugend von Westfalen. Wenn Sie Gast bei einer Konfi rmation sind, werden Sie sie wahrscheinlich sehen. Sie werden an die Gottesdienstbesucher ver-teilt oder liegen auf den Bänken und Stühlen aus.

Danke – wofür denn eigentlich?Mit den Karten für die Besucher

der Konfi rmationen dankt die Evan-gelische Jugend von Westfalen für die Unterstützung der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Denn: Die Kollek-te am Ausgang ist die Jugendkollek-te. Gleichzeitig möchte sie den neu-en, nun offi ziell mündigen Gemein-degliedern und deren Familien einen gesegneten Festtag wünschen.

Was wir alleine nicht schaffen, das schaffen wir zusammen650 000 Mal im Jahr besuchen

Kinder und Jugendliche die Ange-bote der Evangelischen Jugend von

Westfalen. „Durch die Jugendkol-lekte können wir großartige Ange-bote und Projekte in den Kirchen-kreisen und Gemeinden unterstüt-zen. Es gibt so viele tolle Ideen, da reicht das Geld vor Ort allein eben oft nicht aus“, so Landesjugendpfar-rer Udo Bußmann. Gemeinsam aber, so Bußmann, hat man durch die Ju-gendkollekte in den letzten Jahren durchschnittlich jeweils 170 Vorha-ben fördern und realisieren können. „Das ist doch mal einen Dank wert!“

... danke, dass Sie uns unterstüt-zen, junge Menschen zu stärken!„Freunde fi nden – Unbekanntes

ausprobieren – lachen – spielen – sin-gen – neues Lernen – sich einsetzen – aktiv sein…“ – Diese Aufzählung ist auf der Rückseite der Karten zu lesen. Das alles bietet die Evangelische Ju-gend und in allem, so Bußmann, ste-cke das eine große Ziel: junge Men-schen zu stärken. Es Jugendlichen zu ermöglichen, sich mit anderen da-rüber verständigen, was zählt, was wichtig ist und was im Leben trägt, sei ein wesentlicher Pfeiler der kirch-lichen Jugendarbeit.

Vielfalt„Die unterstützten Angebote sind

so zahlreich und verschieden, wie Jugendliche selbst“, bekräftigt Knut Grünheit, Geschäftsführer des Am-tes für Jugendarbeit der Evangeli-schen Kirche von Westfalen (EKvW), der die Jugendkollekte mit verwal-tet. Moderne Gottesdienstformen, Gruppenangebote und Ferienfrei-zeiten gehörten genauso zu den Ak-tionen wie Bandcoaching für junge Leute, die in Gottesdiensten Musik machen möchten, inklusive Angebo-

te, Konfi -Camps, über-regionale Großveran-staltungen und Begeg-nungsfahrten in ande-re Länder.

Die Jugendkollekte im ÜberblickDas Geld mindes-

tens eines Konfi rma-tionsgottesdienstes je-der Gemeinde fl ießt in den „Kirchlichen Ju-gendplan“. Dieser wird von dem Finanzaus-schuss der Jugendkam-

mer der EKvW verwaltet. Gemeinden können über die Kirchenkreise for-male Anträge an die Jugendkollekte stellen. Nach festgelegten Kriterien werden die Kollektenmittel dann an die Jugendarbeit vor Ort ausgezahlt.

„Auch wenn jedes Jahr mehr Geld beantragt wird als wir durch die Kol-lektenmittel verteilen können, freu-en wir uns auch jetzt wieder über je-den Euro, der am Ausgang der Got-tesdienste in der Sammlung gelan-det ist und den wir weitergeben kön-nen“, betont Bußmann. AfJ

� Mehr Informationen über geför-derte Angebote und Fördermöglich-keiten auch außerhalb der Konfi rma-tionszeit unter www.ev-jugend-west-falen.de/danke.

DANKE DANKE DANKE

Der Jugendverband „Evangelische Ju-gend von Westfalen“ ist der Zusam-menschluss aller im Bereich der Evan-gelischen Kirche von Westfalen (EKvW) Engagierter für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Zu den Mitgliedern gehören die Jugendarbeit der Kirchen-kreise und Gemeinden der EKvW und die Jugendverbände CVJM (Christlicher Verein Junger Menschen – Westbund), VCP (Verband Christlicher Pfadfi nderin-nen und Pfadfi nder), EC (Entschieden für Christus), eSw (Evangelische Schü-lerinnen- und Schülerarbeit in West-falen e.V.), LJV (Landesjugendvertre-tung), Landeskirchliche Einrichtungen (Amt für Jugendarbeit, Dienst an Schu-len etc.) innerhalb der räumlichen Gren-zen der EKvW. Die Evangelische Jugend Westfalen erreicht mit ihrer Arbeit mehr als 150 000 Kinder und Jugendliche in ganz Westfalen.

� Das Zellux-Projekt, vor neun Jah-ren gegründet, wird vom Bundesminis-terium für Bildung und Forschung geför-dert. Es setzt sich für einen gesellschaft-lichen Diskurs ein über Chancen und Ge-fahren der Stammzell-Forschung und ihre ethischen Bewertung – aus Sicht der Phi losophie und der verschiedenen Religionen. � Das Internet-Portal www.zel-lux.net als wichtigstes Produkt des Pro-jekts umfasst Texte, Schaubilder und Vi-deo-Beiträge zur Information über die Stammzell-Forschung sowie vielfältige Anregungen für den Unterricht darüber. Der Anspruch des Portals ist, allgemein-verständlich den gegenwärtigen Stand der Stammzellforschung darzustellen so-wie ausgewogen und nicht wertend ver-

schiedene ethische Standpunkte in der Stammzell-Debatte wiederzugeben.

� Das Zellux-Team ist interdiszipli-när zusammengesetzt. Zum Team ge-hören: Prof. Dr. Tobias Cantz, Stammzell-Forscher am Max-Planck-Institut für mo-lekulare Biomedizin (Projektleiter), Pri-vatdozent Dr. Johann S. Ach, Bioethiker an der Universität Münster, Ulrich Alb-recht, Agentur für Unternehmensdar-stellung Bochum, Prof. Dr. Marcus Ham-mann, Biologiedidaktiker an der Uni-versität Münster, Dr. Gudrun Kordecki, Chemikerin und Referentin im Institut für Kirche und Gesellschaft der EKvW, Marco Sorg, Pfarrer und Dozent am Pä-dagogischen Institut der EKvW.

Der Stammzell-Forscher Tobias Cantz bei seinem Vortrag in Haus Villigst. FOTO: MANFRED SORG

Der Weg zum Ziel ist das ProblemBIOETHIK Die fachübergreifende Unterrichtung der modernen Lebenswissenschaften und da insbesondere die wissenschaftlichen und

ethischen Fragestellungen der Stammzell-Forschung erörterten Experten und Lehrkräfte bei einer Tagung in Villigst

Gewinnend keck mit Blume und FliegeKONFIRMATIONSKOLLEKTE Mit Danke-Postkarten wirbt die Evangelische Jugend um Gelder für die kirchliche Jugendarbeit

* Die Deutsche Forschungsgemeinschaft informiert: „Eine Stammzelle ist eine Art Ursprungszelle, die sich unbegrenzt ver-mehren und alle Zelltypen des Körpers bil-den kann (zum Beispiel Muskelzelle, Ner-venzelle, Blutzelle). Diese Fähigkeit der Stammzellen bezeichnet man als Pluripo-tenz. Ein eigenständiger Organismus kann aus ihnen jedoch nicht mehr entstehen. Nur Zellen von sehr frühen Embryonen sind totipotent, das heißt, dass sich aus jeder einzelnen Zelle dieses Embryos durch Tei-lung ein eigenständiges Lebewesen ent-wickeln kann.(...) Je nach Herkunftsort der Stammzellen unterscheidet man embryo-nale (aus dem Embryo), fetale (aus dem Fö-tus) und adulte (von Säuglingen, Kindern, Erwachsenen) Stammzellen.“