Über veränderungen der pulsfrequenz im rhythmus des menstruationscyclus

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1000 GEIgDK. DS~NG und ELISABETH FEUSTEL: ~Jber Ver/~nderungen der Pulsfrequenz. Klinische Wochenschrif$ Es d/irfte so gut wie sicher sein, dab aueh der Talg einen eehten Anteil der Hornsehieht-AS liefert, wir mSehten abet den Versueh einer quantitativen Seh/itzung, etwa mit Hilfe bestimmter AS Ms Leit- fossilien, Ms verfrtiht bezeichnen. Uber die Bedeutung (4.) der Perspiratio insensi- bills sowie (3.) der Ausscheidung von solehen AS, die bei dem 2mMigen, tiefgreifenden Umbau bzw. Neubau yon EiweiBmaterial in der lebenden Epidermis bzw. in der Sph/ire des Stratum lueidum mSglicherweise als ,,iiberflfissig" werdende Bausteine nach augen ab- gegeben werden, sind zur Zeit noch keine konkreten Aussagen mSglich (vgl. s). Erstere soil stiekstoff- haltig sein ~. Zur physiologischen Bedeutung der ]reien Aminosiiuren au[ der Hautober[lgche. Alle auf der Itaut befindtiehen pathogenen wie apathogenen Mikroorganismen haben sich mit der Anwesenheit eines hoehkonzentrierten AS-Gemisehes ~useinanderzusetzen. Synthetische, AS-freie Niihr- b5den mit anorganischen Ammoniumsalzen Ms Stick- stoffquelle sind ffir viele Keime bek&nnt. Man wird mit fSrdernden wie hemmenden Einflfissen der AS auf die Itautflora zu reehnen haben. MA~eHmm~ ~s wies in eingehenden Untersu- ehungen die Bedeutung der SchweiBsekretion ffir den bekann~lich nur an intertriginSsen Itautpartien neu- tralen bis sehwaeh alkalisehen, im iibrigen aber leieht sauren Hautoberfl/~ehen-pH-Wert naeh. Da das eigent- liehe Keratin Ms Skleroprotein in physiologischen PH- Bereichen pe-inert ist, ist die Bedeutung der ampho- teren AS, unter Berfielcsiehtigung anderweitiger Ka- tionen (Ntis, K', Na', Ca", Mg") und Anionen (Chlorid, Laetat, Citrat, Phosphor usw.) sowohl ffir den aktu- ellen Haut-pH-Wert a]s auch ffir die Pufferkapazit/~t der ttaut evident (s. auch VE~MEE~:). Die Erforschung der yon uns nur in auffallend geringen Mengen gefundenen, durchschnittlich nied- rigmolekularen (?), Asparagin- und Glutamins~ure- reiehen Polypeptide (Tabelle 2) diirfte ffir fermentative Prozesse auf der Hautoberfl/iche (soweit sie nieht bakteriell bedingt sind) sowie ffir die Eruierung autogener Antigene bzw. ImmunkSrper yon Bedeu- tung sein. Zusammen]assung. Die durch Absehabung gewinn- baron ~uBersten Anteile der ttornschicht, praktiseh mit der Haut.oberfl/£ehe gleichzusetzen, enthMten bei Gesunden und Patienten ohne entzfindliehe Hautver/inderungen im Durchsehnitt 14 (7--25)g-% freie AS. Die quantitative Analyse der 15 yon uns nach BO~SSO~CAs b e s t i m m t e n Einzel-AS (von ins- gesamt 17 gefundenen) ergab eine relative Konstanz des Verh~ltnisses der AS untereinander. Serin und Citru]lin stehen mit 20--32 bzw. 9--16relativen Prozenten an erster, Glutamins/iure (0,5--2,0%) meist an letzter Stelle, abgesehen yon unter unseren Be- dingungen nicht mehr Ninhydrin-, wohl aber Isatin- positivem l~'olin und Oxyprolin. -- Diskussion der Herkunft dieser AS (SchweiB-Talg-lebende Epi- dermis-Perspiratio insensibilis ?). Im,,reinen" SchweiB (AS-Gehalt nnr etwa 50 rag-%) sowie im (Nasen-) TMg (etwa 3 % AS) wurden im wesentliehen diese]ben AS-Relationen ermittel~, jedoeh enthiilt der TMg offenbar Serin, Threonin (Histidin), sowie Glut- amins/~ure in abweichenden Mengenverh~ltnissen. Der AS-GehMt des Talges diiffte demnach nicht aus- schlieBlich sekund/irer Natur sein, sondern vielmehr au~ eine Beteiligung zumindest der Talgdrtisen an der Genese der freien AS auf der Hautoberfl~che hin- weisen. Nur auffallend kleine Mengen gebundener AS liegen in Form wasserl5slicher Polypeptide vor. Hinweis auf die Bedeutung der anMytischen Befunde ffir die Physiologie und Mikrobiologie der Hautober- fl~che. Literatur. ~E~im)Ex, G.M., u. H. T_t~eRAu: Bioehem. Z. 28, 230 (1910). - - ~ TALBERT, G. A., ~nd C. 0. HAVGEN:Amer. J. Physiol. 85, 224 (1928). Zi~. naeh ROTH~A~. -- 3 HIER, S.W., T. COR~BLEET and 0. BERGtIEIM: ft. of Biol. Chem. 166, 327 (1946). - - 4 ROTHMAN,ST., S~nLJAme and MVRPH~: J. Invest. Dermat. 18, 317 (1949). -- 5 EOT~MAN, ST., and M.B. Svrmiv~¢: J. Invest. Dermat. 13, 319 (1949). -- KOnTI~CG, G.W., u. D. Lrrz-NITZOW: Arch. f. Dormer. 194. 405 (1952). --7Wo~NLICE, H.: Dermat. Wschr. 126, 945 (1952). ~- s LEo~c~I~nm, G., J . v . GL~SEN~'~" U. G. B~t~H~: Hoppe-Seylers Z. 292, 89 (1953). -- ~ STIFF jr., I-I.A.: J. of Biol. Chem. 177, 179 (1949). -- ~0 S~En, H.W., u. F. FO~T- LEAF: Arch. f. Dermat. 196, It. 1 (1953). - - n MOO~E, S.. and W.H. STmN: J. oi Biol. Chem. 176, 337 (1948). --~L~cG K.: Der intermedi~re Stoffwechsel. Monogr~phie. Berlin: Springer 1952. -- ~aBo~sso~cAs, R.A.: Helvet. Chim. Aeta 33, 1975 (1950). -- ~ C~A~E~, F.: Papierchromatographie, 2. Aufl. Weinheim: Verlag Chemie 1952. - - ~ ~IITCKELL, H. H.. and T. S. HAMILTOn: J. of Biol. Chem. 178, 345 (1949). -- 16 MARCHIONINI, A.: Arch. f. Dermat. 158, 290 (1929). -- ~7 VEUMEE~, D. J. H., de JO~G u. LENSTtCA: Dermatologica (Basel) 103, 1 (1951). I~BER VER~NDERUNGEN DER PULSFREQUENZ IM RHYTHMUS DES MENSTRUATIONSCYCLUS. Von GElgD. K. D6t~ING und ELISABETIt FEUSTEL. Aus der Universit~ts-Frauenklinik Tfibingen (Direk~or: Prof. Dr. W. BICKI~NBAClt). Bereits 1779 schrieb BO~DEU in seinen ,,Re- cherches sur le pouls", der Pu]s sei zur Zeit der Menses ,,gespannt, inaquM und dicrot". Man k6nne gelegent- lieh auf Grund dieser Ver/~nderungen den Eintritt der Menstruation voraussagen. Die ersten systematischen Bestimmungen der Pulsfrequenz im Zusammenhang mit dem Cyclus sind im vorigen Jahrhundert unter- nommen worden. BALAICD uud SIDAXNE und v. OTT berichteten fiber eine pramenstruelle Erh6hung der ScMagfolge, wi£hrend zur Zeit der Menses eine Er- niedrigung beobachtet wurde (RABUTEAU, HENNING, WIESSNEI~). DE BOISMONT dagegen hatte eine Be- schleunigung der Herzaktion wghrend dec Menstrua- tion beschrieben. Die spgteren Untersuchungen fiber die Puls- frequenz im Cyclus stirnmen in ihren Ergebnisseu ebenfMls nicht fiberei~. Die Mehrzahl der Autoren beschrieb ein pr~menstruelles Maximum der Schlag- folge des Herzens, auf das wghrend der Menses ein Absinken der Frequenz folgte (LINDEI~, GUTMAN, CVLLIS und Mitarbeiter, t~EPRIEF, MOORE und JEN- ~:INS, HAMBURGEr). Von MOO~E und COOPER und yon

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Page 1: Über Veränderungen der Pulsfrequenz im Rhythmus des Menstruationscyclus

1000 GEIgD K. DS~NG und ELISABETH FEUSTEL: ~Jber Ver/~nderungen der Pulsfrequenz. Klinische Wochenschrif$

Es d/irfte so gut wie sicher sein, dab aueh der Talg einen eehten Anteil der Hornsehieht-AS liefert, wir mSehten abet den Versueh einer quant i ta t iven Seh/itzung, etwa mit Hilfe best immter AS Ms Leit- fossilien, Ms verfrtiht bezeichnen.

Uber die Bedeutung (4.) der Perspiratio insensi- bills sowie (3.) der Ausscheidung von solehen AS, die bei dem 2mMigen, tiefgreifenden Umbau bzw. Neubau yon EiweiBmaterial in der lebenden Epidermis bzw. in der Sph/ire des Stra tum lueidum mSglicherweise als ,,iiberflfissig" werdende Bausteine nach augen ab- gegeben werden, sind zur Zeit noch keine konkreten Aussagen mSglich (vgl. s). Erstere soil stiekstoff- haltig sein ~.

Zur physiologischen Bedeutung der ]reien Aminosiiuren au[ der Hautober[lgche.

Alle auf der I t au t befindtiehen pathogenen wie apathogenen Mikroorganismen haben sich mit der Anwesenheit eines hoehkonzentrierten AS-Gemisehes ~useinanderzusetzen. Synthetische, AS-freie Niihr- b5den mit anorganischen Ammoniumsalzen Ms Stick- stoffquelle sind ffir viele Keime bek&nnt. Man wird mit fSrdernden wie hemmenden Einflfissen der AS auf die I tautf lora zu reehnen haben.

M A ~ e H m m ~ ~s wies in eingehenden Untersu- ehungen die Bedeutung der SchweiBsekretion ffir den bekann~lich nur an intertriginSsen I tau tpar t ien neu- tralen bis sehwaeh alkalisehen, im iibrigen aber leieht sauren Hautoberfl/~ehen-pH-Wert naeh. Da das eigent- liehe Kerat in Ms Skleroprotein in physiologischen PH- Bereichen pe-inert ist, ist die Bedeutung der ampho- teren AS, unter Berfielcsiehtigung anderweitiger Ka- tionen (Ntis, K ' , Na' , Ca", Mg") und Anionen (Chlorid, Laetat , Citrat, Phosphor usw.) sowohl ffir den aktu- ellen Haut-pH-Wert a]s auch ffir die Pufferkapazit/~t der t t au t evident (s. auch VE~MEE~:).

Die Erforschung der yon uns nur in auffallend geringen Mengen gefundenen, durchschnittlich nied- rigmolekularen (?), Asparagin- und Glutamins~ure- reiehen Polypeptide (Tabelle 2) diirfte ffir fermentative Prozesse auf der Hautoberfl/iche (soweit sie nieht bakteriell bedingt sind) sowie ffir die Eruierung autogener Antigene bzw. ImmunkSrper yon Bedeu- tung sein.

Zusammen]assung. Die durch Absehabung gewinn- baron ~uBersten Anteile der ttornschicht, praktiseh

mit der Haut.oberfl/£ehe gleichzusetzen, enthMten bei Gesunden und Patienten ohne entzfindliehe Hautver/inderungen im Durchsehnitt 14 (7- -25)g-% freie AS. Die quanti tat ive Analyse der 15 yon uns nach BO~SSO~CAs best immten Einzel-AS (von ins- gesamt 17 gefundenen) ergab eine relative Konstanz des Verh~ltnisses der AS untereinander. Serin und Citru]lin stehen mi t 20--32 bzw. 9 - -16re la t iven Prozenten an erster, Glutamins/iure (0,5--2,0%) meist an letzter Stelle, abgesehen yon unter unseren Be- dingungen nicht mehr Ninhydrin-, wohl aber Isatin- positivem l~'olin und Oxyprolin. - - Diskussion der Herkunft dieser AS (SchweiB-Talg-lebende Epi- dermis-Perspiratio insensibilis ?). Im, , re inen" SchweiB (AS-Gehalt nnr etwa 50 rag-%) sowie im (Nasen-) TMg (etwa 3 % AS) wurden im wesentliehen diese]ben AS-Relationen ermittel~, jedoeh enthiilt der TMg offenbar Serin, Threonin (Histidin), sowie Glut- amins/~ure in abweichenden Mengenverh~ltnissen. Der AS-GehMt des Talges diiffte demnach nicht aus- schlieBlich sekund/irer Natur sein, sondern vielmehr au~ eine Beteiligung zumindest der Talgdrtisen an der Genese der freien AS auf der Hautoberfl~che hin- weisen. Nur auffallend kleine Mengen gebundener AS liegen in Form wasserl5slicher Polypeptide vor. Hinweis auf die Bedeutung der anMytischen Befunde ffir die Physiologie und Mikrobiologie der Hautober- fl~che.

Literatur. ~ E~im)Ex, G.M., u. H. T_t~eRAu: Bioehem. Z. 28, 230 (1910). - - ~ TALBERT, G. A., ~nd C. 0. HAVGEN: Amer. J. Physiol. 85, 224 (1928). Zi~. naeh ROTH~A~. - - 3 HIER, S.W., T. COR~BLEET and 0. BERGtIEIM: ft. of Biol. Chem. 166, 327 (1946). - - 4 ROTHMAN, ST., S~nLJAme and MVRPH~: J. Invest. Dermat. 18, 317 (1949). - - 5 EOT~MAN, ST., and M.B. Svrmiv~¢: J. Invest. Dermat. 13, 319 (1949). - -

KOnTI~CG, G.W., u. D. Lrrz-NITZOW: Arch. f. Dormer. 194. 405 (1952). --7Wo~NLICE, H.: Dermat. Wschr. 126, 945 (1952). ~- s LEo~c~I~nm, G., J .v . GL~SEN~'~" U. G. B~t~H~: Hoppe-Seylers Z. 292, 89 (1953). - - ~ STIFF jr., I-I. A.: J. of Biol. Chem. 177, 179 (1949). - - ~0 S~En, H.W., u. F. FO~T- LEAF: Arch. f. Dermat. 196, It. 1 (1953). - - n MOO~E, S.. and W.H. STmN: J. oi Biol. Chem. 176, 337 (1948). - - ~ L ~ c G K.: Der intermedi~re Stoffwechsel. Monogr~phie. Berlin: Springer 1952. - - ~a Bo~sso~cAs, R.A.: Helvet. Chim. Aeta 33, 1975 (1950). - - ~ C~A~E~, F.: Papierchromatographie, 2. Aufl. Weinheim: Verlag Chemie 1952. - - ~ ~IITCKELL, H. H.. and T. S. HAMILTOn: J. of Biol. Chem. 178, 345 (1949). -- 16 MARCHIONINI, A.: Arch. f. Dermat. 158, 290 (1929). - - ~7 VEUMEE~, D. J. H., de JO~G u. LENSTtCA: Dermatologica (Basel) 103, 1 (1951).

I~BER VER~NDERUNGEN DER PULSFREQUENZ IM RHYTHMUS DES MENSTRUATIONSCYCLUS.

Von

GElgD. K . D6t~ING u n d ELISABETIt FEUSTEL. Aus der Universit~ts-Frauenklinik Tfibingen (Direk~or: Prof. Dr. W. BICKI~NBAClt).

Bereits 1779 schrieb BO~DEU in seinen ,,Re- cherches sur le pouls", der Pu]s sei zur Zeit der Menses ,,gespannt, inaquM und dicrot". Man k6nne gelegent- lieh auf Grund dieser Ver/~nderungen den Eintr i t t der Menstruation voraussagen. Die ersten systematischen Bestimmungen der Pulsfrequenz im Zusammenhang mit dem Cyclus sind im vorigen Jahrhunder t unter- nommen worden. BALAICD u u d SIDAXNE u n d v. OTT berichteten fiber eine pramenstruelle Erh6hung der ScMagfolge, wi£hrend zur Zeit der Menses eine Er- niedrigung beobachtet wurde (RABUTEAU, HENNING,

WIESSNEI~). DE BOISMONT dagegen hat te eine Be- schleunigung der Herzakt ion wghrend dec Menstrua- tion beschrieben.

Die spgteren Untersuchungen fiber die Puls- frequenz im Cyclus stirnmen in ihren Ergebnisseu ebenfMls nicht fiberei~. Die Mehrzahl der Autoren beschrieb ein pr~menstruelles Maximum der Schlag- folge des Herzens, auf das wghrend der Menses ein Absinken der Frequenz folgte (LINDEI~, GUTMAN, CVLLIS und Mitarbeiter, t~EPRIEF, MOORE und JEN- ~:INS, HAMBURGEr). Von MOO~E und COOPER und yon

Page 2: Über Veränderungen der Pulsfrequenz im Rhythmus des Menstruationscyclus

Jg. 31, Heft 41/42 (~ERD K . D 6 R I N e u n d ELISAB~'TK ]~EUSTEL: t d b e r V e r g n d e r u n g e n d e r P u l s f r e q u e n z . ] 0 0 i 1. November 1953

I~LEITMAN nnd RAMSA~OOP ist ein zweigipfliger Kur- venverlauf der Pulsfrequenz im Cyclus beschrieben worden, sie fanden die Maxima zttr Zeit des Follikel- sprunges und kurz vet Menstruationsbeginn. Ein anderer Tell der Untersucher war auf Grund seiner Beobachtungen zu dem Sehlug gekommen, dab es typische Schwankungen der Pulsfrequenz im Cyclus fiberhaupt nieht gibt (GOTTE, SCI:£MOTKIN, VIVILLE, SCHIOKEL]~, BLUNT und DYE, GlCOLLMAN:N).

Die Tatsache, dab die bisherigen Ergebnisse keine eindeutige Stellungnahme zu der Frage erlauben, ob es gesetzmg~ige Sehw&nkungen der Pnlsfrequenz im Cye]us gibt, veranlagte uns, eigene Untersuchnngen zmn Thema anzustetlen.

M e t h o d i k .

Bei 18 gesunden weibliehen Versuehspersonen im Alter yon 18--31 Jahren wurde fiber eine Zeit yon 2--12 Cyclen jeden Morgen die Pulsfrequenz bestimmt, wobei jeweils eine gauze Minute ausgezghlt wurde. Der Puls wurde direk~ im AnsehluB an die Naeht- ruhe gezghlt, also unter optimalen Nfiehtern-~uhe- bedingmagen.

Bei allen Versnehspersonen war gleichzeitig die Bgsattemperatur gemessen worden, um eine Kontrolle fiber die Ovarialfunktion zu haben. Ftir die Aus- wertung warden nur Cyelen mit eharakteristischem Temperaturverlauf verwendet, um Cyelen mit ge- st6rter Ovarialfunktion aussehlieBen zu k6nnen. Naeh dieser sehr wiehtigen Auslese blieben 32 Cyelen yon 9 Versuehsperso~en iibrig.

Abb. 1 zeig~ Aussehnitte aus dem Veflauf der Pulsfrequenz bei 3 versehiedenen Versuehspersonen. Unten finder sieh jeweils die Basaltemperaturkurve zum Vergleieh. Zungehst erkennt man, dab die Puls- frequenz wghrend des Praemenstruum im allgemeinen am h6ehsten ist. Bei Menstruationsbeginn finde~ sich fast immer ein mehr oder weniger steiles Absinken der Werte. Ein Tell der Cyelen zeigt einen doppelg-bipha- sisehen Verlauf mit 2 Maxima und 2 Minima, wie er yon KL~I~A> " and RA~SA~OO~ kfirzlieh besehrieben worden ist (s. z. B. die ersten vollstgndig abgebfldeten Cyeten der Versuehspersonen 1~. D. und U.V.). In diesen F~llen Iiegt .das erste Maximum im Inter- menstruum, kurz vet dem Temperatursprung, and das zweite Maximum finder sieh entspreehend der Mehrzahl der fibrigen Cyelen wghrend oder bei Beginn der Menstruation.

Um die Signifikanz der beobaehteten Vergnde- rungen besser beurteilen zu k6nnen, wurden ent- spreehend dem Vorsehlag yon D6m?~e Mittdwerte erreehnet and in Form der ,,kombinierten Mittelwert- kurve" gra,phiseh dargestelIt. In dieser Kurve (s. Abb. 2) ist flit jeden Cyetustag der Mittelwert der Pulsfrequenz mit dem z ugeh6rigen mittleren Fehler* aufgetragen. Deutlieher als auf den Original- kurven ist das prgmenstruelle Maximum der Puls- frequenz zu erkennen, dem bereits am Tage vor Men-

*ner mit~lere Fehler m der 3Iittelwerte wurde naeh naehstehender Formel erreehnet :

' Y - Xd~ - m = ~'~ ( n - - 1) Dabei bedeu~en d <lie Dif#erenz der Einzelmessm~gen veto bIittehvei'~ und

die Anzahl der z ~ Bfldung des Mittetwer~es vorhandenen Glieder.

Klinisehe Woehensehrift, 31. Jahrg.

struationsbeginn ein Absinken feign, bis am 4. Tag nach dem Einsetzen der Menses, meist zeitlich mit dem Sis~ieren der Menstruation fibereinstimmend, das Minimum der Pu]sfrequenz im Cyclus e~Teicht wird.

~d

~a

7

~ 36.e

Abb. 1. Verlauf der Pulsfrequenz trod der Bas~Itemperatur bei 3 gesunden Versuchspersonen fiber je etwa 3 CyeIem Dutch die senkreehten Linien wird jewei]s der Menstruationsbeginn markiert . Im allgemeinen sind die Werte der Pulsfrequenz wghrend der Menses gegeafiber den pr~imenstruell

erhSbten Werten deutlich erniedrigt.

_v 37,5 '

~ 3~ 3~2

~ 3~6 ~5 .3d5

1

ZvkloJo]e ?¢ 75' l /

Abb. 2. Graphische Darstellung der Mittetwerte fitr die P~flsfrequenz aus den Werten yon 31Cyelen bei 9 verschiedenen Versuchspersonen. Der bipbasische Yerlauf komm$ klarer zum Ausdruck als bei den Original- kurven. Die Differenz zwischen den hohen priimenstruellen und den niedrigen Werten naeh Menstruationsbegimn_ ist sta~istiseh gesiehert.

Ansch]iel3end erfolgt der a]lm~hliche, in leichten Wellen erfolgende Anstieg bis zum prgmenstruellen Maximum.

Die Differenz der maximalen Pulswerte im Prae- menstruum (67,0d=1,2 am 4. Tag vet Men.~truations-

6t

Page 3: Über Veränderungen der Pulsfrequenz im Rhythmus des Menstruationscyclus

lO0~ K. R~cIvrE~: Der ,,tonome~rische Index" ~Is HilfsmitteI. Kli~ische Wochenschrif~

beginn) von den niedrigen Wer ten am Ende der Men- ses (61,0~1~2 am 4. Tag nach Menstruationsbeginn) laBt sich bei statistischer Bearbei tung mit Hflfe des FISHERschen t-Testes quant i ta t iv siehern ( P : 0,0012).

Besprechung der Ergebnisse. Durch die Signifikanz der Differenz zwischen den

pramenstruel len und postmenstruel len Ptflswerten ist es erwiesen, dab es sieh bei den eyclischen Verande- rungen der Pulsfrequenz nicht um Zufallsbefunde, sondern um ein gesetzmaBiges Geschehen handelt . Dieses positive Ergebnis unserer Untersuchungen wird nicht zuletzt darauf zurfickzuffihren sein, dab wit durch die gleichzeitig erfolgte Kontrol le der OvariaL ~unktion in der Lage waren, hormonal nicht vollwertige Cyclen auszusondern. Ohne diese Austese ware dnreh den stSrenden EinfluB der a typischen Werte aus insuffizienten Cyeten mSglieherweise die Signifikanz des Gesamtergebnisses verdeckt worden.

Bei der Frage aach der Ursache der cychschen Ver~nderungen der Pulsfrequenz wird m an in erster Linie an die Abhangigkei t der Schlagfolge des Herzens vom Tonus im vegetat iven Nervensys tem denken mfissen. Dabei wfirde der menstruelle Abfall der Pulsfrequenz als Ausdruck eines Parasympathicus- Oberwiegens gut mit anderen klinischen Beobaehtun- gen und experimentellen Befunden iibereinstimmen wie z. B. der menstruellen Eosinophilie (KRYP~AK~E- WICZ, BLUMENTHAL, DII~KS, HOFSTETTER, GARLING,

HOLLER, MELICHER und ~EITER)~ re la t iven Lympho- cymose (BLuI¥IENTHAL, :DIRKS, HEIMA:NN, STICKEL und ZONDEK, HOLLER, MELICHER und REITER), e rh5hten Darmperis tal t ik (LuDLUM), Verkleinerung der Pu- pillenweite (D6RING und SCH~EFERS) USW. KLErr- ~ N und I ~ S A R O O P sehen die Ursache der eyeli- schen Schwankungen der Pulsfrequenz in ~nderungen der Schilddriisenfunktion, die auf dem Wege fiber Grundumsatzanderungen zur Wirkung kommen solten. Er stiitzt seine Theorie auf Untersuchungen mit oraler Verabfolgung yon Schilddrfisengewebe, die bei seinen Versuehspersonen zu einem parallelen Ansteigen yon Grundumsatz , Pulsfrequenz und Basal temperatur ge- fiihrt haben. Diese Befunde haben bisher keine Be- s tat igung ge~unden.

Auch der EinfluB der Sexualhormone, an den man bei cyclisehen Veri~nderungen einer KSrper~unktion immer denken muB, ist dureh geeignete Exper imente fiberprfift worden. HERTZ, TULLNER, WESTFALL, MoRRow und EMGE haben beim Menschen hohe Dosen

yon Foll ikelhormon (100--400 mg) intravenSs verab- folgt. Trotz der dabei erreichten hohen Hormon- konzentra t ion yon 1 8 - 4 8 ),-% kam es nicht zu einer merklichen Beeinfh;ssung der Pulsfrequenz.

Zusammen]assung. Die an 18Versuchspersonen wi~hrend 48 Cyclen taglich durchgeffihrten Bestim- mungen der Puls~requenz ergaben charakteristische cyclisehe Veranderungen mit pramenstruel lem Ma- x imum und menstruellem Absinken bis zu dem am Ende der Menses gelegenen Minimum. Es ge]ang zum ersten Male, die Signifikanz der Pulsfrequenzverande- rungen im Cyelus dutch statistische Sichernng zu- beweisen.

Die Annahme, dab die Schwankungen der Puls- frequenz im Cyelus auf dem Wege fiber Tonusgnde- rungen im vegeta t iven Nervensys tem verursaeht werden, besitzt eine groBe Wahrseheinliehkeit, da die menstruelle Verminderung der Pulsfrequenz mi t den anderen Zeichen eines Parasympathieus-Uberwiegens zur Zeit der Menses gut iibereinstimmt.

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DER ,,TONOMETRISCHE INDEX" ALS HILFSMITTEL ZUR AUSWERTUNG CYSTOMETRISCHER U N T E R S U C H U N G S E R G E B N I S S E .

Von K, I~ICKTER.

Aus der Universit~ts-Frauenklinik Graz (Vorstand: Prof. Dr. E. N~VRATIL).

Unte r Cystometrie vers teht m an die Messung des zeichnung jedoeh zumeist verzichtet wird. Durch Blaseninnendruckes bei verschiedener Blasenffillung Pfeile oder andere Zeichen wird gewShnlich an ent- mit Hilfe yon Wasser-, Aneroid- oder Queeksilber- sprechender Stel]e das Auf t re ten des minimalen Harn- manometern . Werden die Blasendrucke bei steigender dranges markier~ und in den Kurvenver lauf auch noch Blasenfiillung bes t immt und in ein Koordinaten- die HShe des Mikt.ionsdruekes eingeschattet, wodurch sys tem mit den Blasendrueken als Ordinate und der das sog. Cys tomet rogramm ents teht ( S c H w ~ z , HEus- Blasenffitlung als Abszisse eingetragen, erhiilt ma n die sE~, POVLSE~ u .a . ) . ObwohI das Cys tomet rogramm sog. Ffillungs-, bei schrittweiser Ent leerung der auf- alle wichtigen Daten in einer mit einem Blick fiber- gefiillten Blase die Entleerungskurve, auf deren Auf- sehbaren Anordnung enthalt , lassen sich Ergebnisse