Über die beziehungen zwischen blutcholesterin und liquorcholesterin

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(Aus der Deutschen Forschungsanstalt ffir Psychiatrie [Kaiser Wilhelm-Institut] in I~Ifinchen.) Uber die Beziehungen zwischen Blutcholesterin und Liquorcholesterin ~. Von F. Plaut und H. Rudy. (Eingegangen am 1. Mdrz 1933.) ~ber den Gehalt des normalen menschlichen Serums an Gesamtcholesterin enth~lt die ~ltere und zum Teil auch noch die neuere Literatur recht unterschiedliche Werte. Bi~rger hat die Methoden des Nachweises einer kritischen Untersuchung unterzogen mit dem Ergebnis, dal3 eine Reihe von Autoren infolge Anwendung einer nicht geeigneten Methodik die obere Grenze der Norm zu hoch angesetzt haben. Nach Bi~rger sind Werte fiber 170 mg-% schon verd/~chtig auf aliment~re oder pathologische Beein/lussung, Werte fiber 200 rag-% als sicher pathologisch anzu- sehen. In den mit zuverl/issiger Methodik arbeitenden VerSffentlichungen der letzten Zeit trifft man meist auf ahnliche Zahlen: 130--180 mg-% (Eskuchen und Lickint) ; 160--180 rag-% (Knauer und Heidrich) ; 180 mg-% als obere Grenze der Norm (Wacker und Fahrig); normale Durchschnittswerte fiir den Mann: 144,4 mg- %, fiir die Frau: 152,2 mg-% (Stenberg). Man wird sonach die obere Normalgrenze auf etwa 180 mg-%, die untere auf etwa 140 mg-% ansetzen k6nnen. ~Iypercholesterin~mie finder man bekanntlich bei zahlreichen Krankheitsvor- g/~ngen, u.a. bei degenerativen Nierenerkrankungen, Diabetes, Arteriosklerose, Hypertonie, Ikterus, ferner in der Schwangerschaft, nach fettreicher Kost, im ttunger- zustand, nach anstxengender kSrperlicher Arbeit. Ausffihrliche Literatur darfiber ist zu finden bei Adler, bei Morawitz und bei Maejistris. Auch bei psychischen Er- krankungen, abgesehen yon der Arteriosklerose, haben einige Autoren eine aller- dings sich in bescheidenen Grenzen haltende ErhShung des Serumcholesterinspiegels festgestellt, so bei Paralyse (Pighini; Claude), bei Melaneholie (Targowla, Badonnel und Berman), bei Depressionszust/inden (Georgi), jedoch auch bei erregten Kranken anderer Gruppen z.B. bei Schizophrenie (Pighini; Stenberg), vor und w~hrend des epileptischen An/alles (Flint; Pighini ; Bornstein ; De Crinis) und sehlieBlich bei ,,allen geistigen StSrungen mit Ausnahme der Imbezillit~tt" (Duncan). Es ist indessen zu bemerken, dab diese Befunde zum Teil in Widerspruch mit denen anderer Autoren stehen. So fanden z.B. Pighini sowie Weston und des weiteren Gibbs normalen Cholesterinspiegel im Blut bei Manisch-Depressiven. Newcomer stellte normalen Cholesteringehalt bei Schizophrenie lest, ferner berichten andere Autoren fiber erniedrigte oder nur schwankende Werte vor und im epileptischen An/all (Fischer; Pezalli; Robinson; Brain und Kay; GoodaU; Gosden, Fox und Brain). Es liegt nicht im Rahmen dieser Arbeit diese Widersprfichc, die zum Teil aueh in der Methodik begrfindet sind (vgl. Bi~rger) zu kl/tren; es soll mit dieser kurzen 1 Ausgeffihrt mit Unterstfitzung der Rockefeller Foundation.

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Page 1: Über die Beziehungen zwischen Blutcholesterin und Liquorcholesterin

(Aus der Deutschen Forschungsanstalt ffir Psychiatrie [Kaiser Wilhelm-Institut] in I~Ifinchen.)

Uber die Beziehungen zwischen Blutcholesterin und Liquorcholesterin ~.

Von

F. Plaut und H. Rudy.

(Eingegangen am 1. Mdrz 1933.)

~ber den Gehalt des normalen menschlichen Serums an Gesamtcholesterin enth~lt die ~ltere und zum Teil auch noch die neuere Literatur recht unterschiedliche Werte. Bi~rger hat die Methoden des Nachweises einer kritischen Untersuchung unterzogen mit dem Ergebnis, dal3 eine Reihe von Autoren infolge Anwendung einer nicht geeigneten Methodik die obere Grenze der Norm zu hoch angesetzt haben. Nach Bi~rger sind Werte fiber 170 mg-% schon verd/~chtig auf aliment~re oder pathologische Beein/lussung, Werte fiber 200 rag-% als sicher pathologisch anzu- sehen. In den mit zuverl/issiger Methodik arbeitenden VerSffentlichungen der letzten Zeit trifft man meist auf ahnliche Zahlen: 130--180 mg-% (Eskuchen und Lickint) ; 160--180 rag-% (Knauer und Heidrich) ; 180 mg-% als obere Grenze der Norm (Wacker und Fahrig); normale Durchschnittswerte fiir den Mann: 144,4 mg- %, fiir die Frau: 152,2 mg-% (Stenberg). Man wird sonach die obere Normalgrenze auf etwa 180 mg-%, die untere auf etwa 140 mg-% ansetzen k6nnen.

~Iypercholesterin~mie finder man bekanntlich bei zahlreichen Krankheitsvor- g/~ngen, u.a. bei degenerativen Nierenerkrankungen, Diabetes, Arteriosklerose, Hypertonie, Ikterus, ferner in der Schwangerschaft, nach fettreicher Kost, im ttunger- zustand, nach anstxengender kSrperlicher Arbeit. Ausffihrliche Literatur darfiber ist zu finden bei Adler, bei Morawitz und bei Maejistris. Auch bei psychischen Er- krankungen, abgesehen yon der Arteriosklerose, haben einige Autoren eine aller- dings sich in bescheidenen Grenzen haltende ErhShung des Serumcholesterinspiegels festgestellt, so bei Paralyse (Pighini; Claude), bei Melaneholie (Targowla, Badonnel und Berman), bei Depressionszust/inden (Georgi), jedoch auch bei erregten Kranken anderer Gruppen z.B. bei Schizophrenie (Pighini; Stenberg), vor und w~hrend des epileptischen An/alles (Flint; Pighini ; Bornstein ; De Crinis) und sehlieBlich bei ,,allen geistigen StSrungen mit Ausnahme der Imbezillit~tt" (Duncan). Es ist indessen zu bemerken, dab diese Befunde zum Teil in Widerspruch mit denen anderer Autoren stehen. So fanden z.B. Pighini sowie Weston und des weiteren Gibbs normalen Cholesterinspiegel im Blut bei Manisch-Depressiven. Newcomer stellte normalen Cholesteringehalt bei Schizophrenie lest, ferner berichten andere Autoren fiber erniedrigte oder nur schwankende Werte vor und im epileptischen An/all (Fischer; Pezalli; Robinson; Brain und Kay; GoodaU; Gosden, Fox und Brain). Es liegt nicht im Rahmen dieser Arbeit diese Widersprfichc, die zum Teil aueh in der Methodik begrfindet sind (vgl. Bi~rger) zu kl/tren; es soll mit dieser kurzen

1 Ausgeffihrt mit Unterstfitzung der Rockefeller Foundation.

Page 2: Über die Beziehungen zwischen Blutcholesterin und Liquorcholesterin

Uber die Beziehungen zwischen Blutcholesterin und Liquorcholesterin. 268

Literaturiibersicht vielmehr nur darauf hingewiesen werden, daB man sich an- gesichts der H~ufigkeit hypercholesterin~mischer Zust~nde die Frage vorlegen mul3te, ob eine Abh~ngigkeit des Liquorcholesterins vom Serumcholesterin bestehen und demgem/~I~ eine Erhfhung des Cholesterins im Liquor Folge der erhfhten Chole- sterinwerte des Blutes sein k6nnte.

Es liegen einige Angaben vor, nach denen bei Hypercholesteriniimie ein zwangs- laufiges Ansteigen des Liquorcholesterins nicht einzutreten scheint. Garo/eanu und Lazar vermiflten im Liquor von Graviden und WSchnerinnen Cholesterin im Liquor auch bei erhShtem Serumcholesterin, wobei sie Blutwerte von 280, 310 und 350 mg-% angeben. Lasch fand den Liquor frei von Cholesterin bei Blutwerten von 320mg-% (Lues cerebrospinalis), 340mg-% (Ur/tmie), 380mg-% (Ikterus); jedoch ist zu bemerken, dab Lasch mit Ausnahme eines hitmorrhagischen Liquors in keinem seiner FMle Cholesterin im Liquor nachzuweisen vermochte. Auch naeh Eskuchen und Lickint braucht bei hSherem Cholesteringehalt des Blutes kein Obertritt in den Liquor zu erfolgen; bei 8 FMlen (Encephalitis, Nephritis, Lipoid- nephrose, Diabetes, Lebereirrhose, Cholangitis), wo die Blutwerte zwischen 200 und 400 rag-% lagen, liel3 sich Cholesterin im Liquor nicht auffinden. Auch Kulkow und Schamburow sprechen sich ffir eine relative Unabhangigkeit von Serum und Liquor- eholesterin aus.

Da indessen die L iquorcho les te r inbes t immungen meis t mi t Methoden durchgef t ihr t wurden, die nur hShere Grade yon Choles te r invermehrung e r fag ten (vgl. die vorangehende Mit te i lung yon Plaut und Rudy), schien es angezeigt , die F r a g e der Beziehung yon Serumcholes ter in zu Liquor- cholester in mi t unserer verbesser ten Methode der Choles te r inbes t immung im Liquor nochmals zu iiberprfifen. Zur Bes t immung des Serumchole- s ter ins zogen wir die wohl zuver l /~sigste Methode der F/ i l lung mi t Digi- tonin 1 nach Windaus heran, wobei wir uns beziighch des E x t r a k t i ons - verfahrens an die Vorsehr i f t yon Bloor hielten.

Im einzelnen verfuhren wir dabei so: Zu 150 ccm Alkohol wurden 5 ecm Serum tropfenweise unter Schtitteln zuflieilen lassen und dann 5Min. aufgekocht. Naeh dem Absitzen des Niederschlages wurde durch ein Filter abgegossen, der Riickstand im Glas noch 2real mit je 25 ccm Alkohol ausgekocht und die Filtrate vereinigt. Zur Verseifung wurden 0,5 g Natrium zugefiigt und dann der Alkohol abgedampft. Die zuriickbleibende Seife wurde 4real mit je 30 ccm 1)etrol/~ther extrahiert, der 1)etrol/~ther verjagt und der l~iiekstand 5real mit je 5 ccm 90%igem Alkohol aus- gezogen. Zur F/tllung wurde die hei6e LSsung des Cholesterins mit der heil3en Digitoninl6sung, deren Menge je nach der zu erwartenden Cholesterinmenge zwischen 4 und 5 ccm schwankte, versetzt und nach 16 Stunden filtriert und getrocknet.

Unsere Ergebnisse sind in der Tabel le 1 niedergelegt . Die in Tabel le 1 aufgef i ihr ten 5 F/~lle, die s/~mtlieh eine Vermehrung

des Serumcholes ter ins aufwiesen, zeigten keine Vermehrung des Liquor- cholesterins. Somit k6nnen auch wir best~itigen, daft keine ein/achen Be- ziehungen zwischen dem Blut- und dem Liquarcholesterin bestehen.

Auch das umgekehrte Verhalten konnten wir beobachten, daft ndmlich erh6hte Liquorcholesterinwerte normalen oder herabgesetzten Serumchole- sterinwerten entsprachen; so fanden wir bei einem fragl ichen H i r n t u m o r

1 Der Firma E. Merck, Darmstadt mSchten wir auch an dieser Stelle ffir die freundliche l~berlassung yon Digitonin und Cholesterin bestens danken.

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264 F. Plaut und H. Rudy:

Nr. Name

Dos. Mai. Loi. Wi. Beck

Tabel le 11.

Diagnose

Schizophrenic . . . . Endogene Depression Sehizophrenie . . . . Arteriosklerose . . Sehizophrenie . . . .

Cholesteringehalt

Serum Liquor rag-% mg-%

265 0,2 241 0,15 239 0,2 230 0,15 197 0,15

0,4 mg- % Liquorchole- sterin bei nur 118 mg- % Serumcholesterin, bei einem Fall yon Schiiller - Christianscher Krank- heit 1,5 mg-% Liquor- cholesterin bei148,5 mg- % Serumeholesterin.

Auf Grund unserer Feststellungen sindauch

wir der Meinung, da$ einc generelle Beziehung zwischen Blut- und Liquor- cholesterin insofern nicht besteht, als die Werte in einem Abh~ngigkeits- verh~ltnis stehen, wie die Dinge sich bei ver~inderter Durchldssigkeit der Blut-Liquorschranke verhalten, ist noch wenig bekannt. A priori wurde meist angenommen,daB bei ganz groben L~sionen der Schranke im Sinne einer erhShten Durchli~ssigkeit Blutcholesterin in den Liquor fibertritt, so beiBlutungen in den Liquorraum und bei akuten Meningitiden. Da$ es zu einer Vermehrung des Cholesterins im Liquor kommt, wenn es in den Liquor hinein blutet, ist eine Selbstversts Nichtganz so selbst- verst~ndlich ist es, die Zunahme des Cholesterins im Liquor bei Meningitis lediglich durch die Schrankenl~sion zu erkl~ren. In dieser Hinsicht mu$ eine Beobachtung von Eskuchen und Lickint zur Vorsicht mahnen. Diese Forscher stellten niimlich bei 5 F~llen von Meningitis fest, dal3 kein Parallelismus zwischen der PermeabilitKt der Meningen ffir Kochsalz und ffir Calcium auf der einen und der Durchlitssigkeit ffir Cholesterin auf der anderen Seite bestand. Eskuchen und Lickint sagen: ,,Trotz Durchl~tssigkeit der Meningen ftir das Kochsalz in der Richtung Liquor--> Serum und der Durchliissigkeit fiir das Calcium in der Richtung Serum--> Liquor geht nicht in allen Fi~llen auch das Cholesterin aus dem Serum in den Liquor fiber."

Einige Autoren schliei3en, ohne bei ihren auf Liquorcholesterin untersuchten Fallen Permeabilit~tsprfifungen vorgenommen zu haben -- lediglich aus der Tat- sache, daI3 bei Krankheitsprozessen, die erf~hrungsgem~B zu einer erhShten Durch- l~ssigkeit der Schranke zu ffihren pflegen (Meningitis, GefitBerkrankungen, Para- lyse), nicht selten das Liquorcholesterin vermehrt ist -- dies entstamme der Blut- bahn (Levinson, Landenberger und Howell; Bi~chler ; Betschov). Es sind aber keine Untersuchungen darfiber angestellt worden, ob bei allen Fi~llen, die erhShtes Liquor- cholesterin aufweisen, wirklich eine gesteigerte Permeabilit~t vorliegt, weiterhin ob nicht auch trotz gesteigerter Permeabilit~t der Cholesteringehalt normal sein kann, und schlieBlich, ob etwa sogar bei einer verst~rkten Dichte der Schranke abnorm hohe Cholesterinmengen im Liquor vorliegen kSnnen.

z Als normal bezeichnen wir Cholesterinwerte, die unter 0,3 rag-% gelegen sind. Cholesteringehalt von 0,3 rag-% ist ein Zwischenwert, der als suspekt auf Chole- sterinvermehrung anzusehen ist. Bei Werten fiber 0,3 mg-% kann von einer Chole- sterinvermehrung gesproehen werden.

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Uber die Beziehungen zwischen Blutcholesterin und Liquorcholesterin. 9,65

Bisher hat, soweit wir die Literatur fiberblicken, nur Bi~chler Cholesterin- priifungen des Liquors bei gleichzeitiger Bestimmung des Permeabilitatsquotienten ffir Brom mit der Walterschen Probe vorgenommen. Er land unter den von ihm untersuchten 90 Fallen 12 mit Vermehrung des Liquorcholesterins (7 Paralysen, 3 vasculare Erkrankungen, 1 Pseudobulbarparalyse, 1 Alkoholismus in Form yon Delirium tremens mit Gehirnblutung).. Bi~chler gibt an, die Falle mit erhShtem Liquoreholesterin hatten erhShte Permeabilit~t ffir Brom aufgewiesen. Anscheinend wurde das Blutcholesterin nicht bestimmt. Auch wurde unterlassen, den Perme- abilitatsquotienten bei den Fallen mit nicht erh5htem Liquorcholesterin zu prfifen. Bi~chler untersuchte 40 Paralysen, von denen 7 Cholesterinvermehrung im Liquor hatten. Es ist sehr wahrscheinlich, dal3 auch von den 33 Paralysen mit normalem Liquorcholesterin eine erhebliche Zahl erhShte Permeabilitat gezeigt haben wiirde, wenn daraufhin geprfift worden ware. Da diese notwendige Gegenprobe unterlassen wurde, wird man Bi~chler nicht folgen kSnnen, wenn er sagt" ,,da~ bei schwerer Beschadigung der nerv6sen Elemente Cholesterin im Liquor nur dann erscheinen kann, wenn dabei Gefa~alteration und in/olgedessen eine erh6hte meningeale, richtiger gesagt, erh6hte vasculare Permeabilit~t besteht."

Inwieweit bei den verschiedenen Krankheitsprozessen eine Blutquote des Liquor- cholesterins ausgeschlossen und dessen alleinige I{erkunft aus dem Nervensystem angenommen werden darf, laBt sich wohl erst dann beurteilen, wenn in grSl~erem Umfange Permeabilit~tsprfifungen gemacht sein werden.

Eskuchen und Lickint halten beide MSglichkeiten der tterkunft des Liquor- eholesterins ffir gegeben; sie nehmen einen ~bertritt aus dem Nervensystem bei Epilepsie und bei Hirntumoren, eine solche aus dem Serum bei Meningitis und bei Uramie an. Auch Knauer und Heidrich vertreten eine ahnliche Anschauung. Sie meinen, da~ bei Epilepsie (Anfallsliquor), bei Tumoren und bei Porencephalie das Liquorcholesterin aus dem Gehirn stammt, bei Encephalitis halten sie die Herkunft fiir vorlaufig nicht bestimmbar, wahrend sie bei Meningitis das Liquorcholesterin als wahrscheinlich aus der Blutbahn stammend ansehen.

Wir haben die Beziehungen des Serumeholesterins zum Liquor- cholesterin un te r Berficksichtigung der Permeabi l i t s der Blut-Liquor- schranke ffir Brom untersueht 1. Einige charakteristische Ergebnisse, die sich uns hierbei ergaben, wollen wir anffihren.

Aus der Tabelle 2 ist zu ersehen, da~ bei normaler Permeabi l i t~t sich s tark und gering erhShte, ebenso wie normale Liquorwerte l inden kSnnen. Fa l l5 zeigt, dab bei erhShtem Blutcholester in und normaler Permeabi l i t~ t der Liquorgehal t normal sein kann.

Die beiden F~lle in Tabelle 3 zeigen, daft t rotz erh5hter Permeabi l i t~ t der Liquor sich hinsiehtl ieh seines Cholesteringehaltes normal verha l ten kann.

1 Wir sind uns bewu~t, da~ die fiir einen Elektrolyten wie Natriumbromid er- mittelte Permeabilit~t nicht yon vornherein etwas fiber die Permeabilitat von molekular oder kolloid gelSsten Stoffen, somit auch nicht yon Cholesterin etwas Sicheres auszusagen gestattet. Hierzu kommt noch, dal3 das hydrophobe Chole- sterin sich im Organismus hydrophiler Tr~ger bedient, so dab man einen Anhalts- punkt dariiber, ob es beziiglieh der Durchl~ssigkeit zu den molekular oder den kolloid gel6sten KSrpern zu rechnen ist, a priori nicht hat. Gleiehwohl k6nnen gewisse Ergebnisse von vergleichenden Untersuchungen Einblicke gestatten, worauf wir spater noch eingehen werden.

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266 F. Plaut und H. Rudy:

Tabelle2. FRlle mit normaler Permeabili t i i t .

Diagnose

1 ] Wi. ] Poliomyelitis ? 2 ] Ba. ] Epilepsie i l ~ . ] Schiz~ 4 .

5 ~,

7 [Fau. [Lues II

Tabelle 3.

Cholesteringehalt

Summa Liquor mg-% mg-%

167 0,7 150 0,35 136 0,3 147 0,25 265 0,2 136 0,15 164 0,15

Permea- bilit~ts- quotient

3,03 3,23 3,29 3,15 3 25 3,37 3,00

F~lle mit erhShter Permeabil i t~t .

J Cholesterlngehalt~ Perme a . - - - - - - 1 bllitRts- Serum Liquor/quotient

GonorrhSe [ 175 0,15 | 2,25 Arteriosklerose| 154 0,15 ] 2,48

Tabelle 4. F~lle mit herabgese tz ter Permeabil i t~t .

.Nr.

2 3 4

5 6

Name Diagnose

Br. Epilepsie . . Go. Schizophrenie Schm. Schizophrenie We. Lues latens,

Herpes zoster KI. Schizophrenie Lii. Schizophrenie

Cholesteringehalt Permea- bilitttts- Serum Liquor quotient

mg-% mg-%

175 0,45 3,65 146 0,35 3,75 158 0,3 4,71

173 0,3 4,2 143 0,2 3,7 148 0,15 3,54

Die Zusammenstel- lung auf Tabelle 4 er- gibt, dab trotz herab- gesetzter Permeabilitiit und ohne gleichzeitige ErhShung des Blutcho- lesterins das Cholesterin im Liquor vermehrt sein kann.

Die weitgehende Un- abhiingigkeit von Blut- und Liquorcholesterin auch bei Berficksichti- gung der Permeabili- t~tsverhMtnisse t r i t t beimVergleich der Ta- bellen deutlich zu t age . So hat Fall 1 der Ta- belle 4 und Fall 1 der Tabelle 3 den gleichen

Blutcholesterinwert von 175 rag-%. Der erstgenannte Fall zeigt vermehrtes Liquorcho- lesterin trotz herabge- setzter, der zweite Fall normales Liquorchole- sterin trotz erhShter Permeabilit~t.

Nach allem wird man annehmen diir/en, daft eine Cholesterinvermehrung im Liquor unabhdngig yon dem Cholesteringehalt des Blutes und yon der Bescha//enheit der Blut-Liquorschranke, somit ein ,,intramurales" Phdnomen sein kann.

Um uns fiber die Beziehungen des Liquorcholesterins zum Blut- cholesterin noch genaueren Einblick zu verschaffen, haben wir Fiitterungs- versuche mit Cholesterin bei Kaninchen und bei Menschen vorgenommen.

Wit berichten zun/~ehst fiber den Ausfall der Belastungsversuche mit Cholesterin beim Kaninehen.

Cholesterinbelastung beim Kaninchen.

~ber den Cholesteringehalt des Blutes normaler Kaninchen und fiber die Beeinflu[3barkeit des Blutcholesterinspiegels durch Cholesterin- fiitterung liegen eingehende Untersuchungen yon Wacker und Hueck,

Page 6: Über die Beziehungen zwischen Blutcholesterin und Liquorcholesterin

Uber die Beziehungen zwischen Blutcholesterin und Liquorcholesterin. 267

Schmitz und Koch, Milbrandt sowie Fahrig und Wacker vor. Aus diesen Untersuchungen ist bekannt, da$ der Cholesteringehalt des Serums beim Kaninchen wesentlich geringer ist als beim Menschen. Er betr/igt 30--50 mg-%, also im Vergleieh zum Menschen etwa ein Drittel bis ein Viertel. Unsere eigenen Befunde stimmen mit diesen Zahlen fiberein.

~ber den Cholesteringehalt des Liquors beim Kaninchen liegen bisher keine Untersuchungen vor. Wir konnten feststellen, dal~ der Liquor gesunder, auch hinsichtlich ihrer Liquorbeschaffenheit normaler Kaninchen Cholesterin enth/ilt, und fiberraschenderweise mehr als der normale menschliche Liquor. Der Kaninchenliquor enth/ilt nach unseren Er- fahrungen durchschnittlich 0,4~0,6 mg-%, somit reichlich das doppelte des menschlichen Liquors. Da also der Cholesterinspiegel des Kaninchen- liquors relativ hoch liegt, war es mSglich, die Untersuchungen mit Liquor- mengen yon nur 0,5 ccm durchzuffihren. Die MSglichkeit der Reduktion der Liquordosis war im Hinblick auf die Schwierigkeit, yon Kaninchen grSBere Liquormengen zu gewinnen, sehr willkommen.

Erhebliche Schwankungen scheint der Cholesteringehalt der Kaninchen, soweit sie unter normalen Ern/~hrungsbedingungen stehen, nicht aufzu- weisen. Die von dem einen von uns angegebene Technik der Zisternen- punktion bei Kaninchen gestattet, die Liquorentnahme beim gleichen Tier beliebig oft zu wiederholen. Wir geben in nachfolgender Tabelle den Cholesteringehalt des Liquors yon jeweils 2 bzw. 3 Punktaten bei 5 Kanin- chen wieder.

Bei3 Kaninchen stimmte K a n i n c h e n

das Liquorcholesterin bei Nr. wiederholter Untersuchung fiberein, bei 2 Kaninchen

1 ergaben sich Abweichungen, 2 die bei dem einen Tier (Nr.1) 3 0,1 mg-%, bei dem anderen 4 5 Tier (Nr.3)0,1bzw.0,2mg-%

Tabelle 5. Best immung des Liquorchole- sterins bei w i e d e r h o l t e n P u n k t i o n e n

nor maler Kaninchen.

1. Punk~ion I 2. Puuktion I 3. Plmktion am 21.10.32Jam 27.10.32jam 31.10.32

Liquor- I Liquor- I Liquor- oholesterin cholesterin cholesterin

mg-% rag-% rag-%

0,5 0,5 0,6 0,5 0,5

q

0,5 0,6 0,5 -- 0,7 0,5 0,5 0,5

betrugen. Differenzen von 0,1 mg-% (und bei Anwendung yon 0,5 ccm Liquor noch hSher) liegen innerhalb der Fehlergrenzen der Methodik. Da bei Kaninchen Nr. 3 der Unterschied zwischen der 2. und 3. Punktion 0,2 mg- % betrug, kann somit beim normalen Kaninchen das Vorkommen von Spontanschwankungen des Liquorcholesterins in geringem Ausma] angenommen werden.

Nachdem die Untersuchungen fiber die normalen VerhMtnisse ab- geschlossen waren, wurden Ffitterungsversuche mit Cholesterin vor- genommen.

Mittels Schlundsonde wurde an 12 aufeinanderfolgenden Tagen Kaninchen Cholesterin zugeffihrt. Die Tagesdosis betrug 0,5g Cholesterin,

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268 F. Plaut und H. Rudy:

aufgenommen in 10 ccm OlivenS1, sie wurde in zwei Hi~lften ver- abreicht, so dab die Tiere mergens und abends je 0,25 g Cholesterin in 5 ccm OlivenS1 erhielten. Die Blur- und Liquorentnahme wurde bei den nfichternen Tieren jeweils 15--18 Stunden nach der letzten Chole- sterindarreichung vorgenommen. Die Suspendierung des Cholesterins in Oliven61 erfolgte nach dem Vorgange von Biirger und Habs (vgl. auch Milbrandt) auf Grund deren Feststellung, dab die Beigabe yon 01 ffir die Cholesterinresorption notwendig ist.

Es liel3 sich auf diese Weise ein rascher und erheblicher Anstieg des Serumcholesterins erzielen. Unsere Befunde befinden sich in ~berein- stimmung mit den analogen Feststellungen yon Milbrandt.

Es wurde in gewissen Abst~nden aul3er dem Serum auch der Liquor der Kaninchen auf Cholesterin geprfift. Der Zellgehalt des Liquors der Kaninchen war bei der ersten und auch bei den wiederholten Entnahmen nicht erh6ht. Tabelle 6 gibt die bei 6 Kaninchen gewonnenen Resultate wieder.

Tabelle 6. Verhalten des Cholesteringehalts yon Serum

Kaninchen Nr.

3272 3281 3282 3289 3303 3306

Vor tier Fiitterung Liquor-

cholesterin rag-%

0,5 0,5 0,5 0,5 0,5 0:5

Serum -

cholesterin rag-%

40,0 38,O 43,0 41,4 41,5 50,5

4 Tage gefiittert (2 g Chol.) Liquor-

cholesterin mg-%

0,5 0,5 0,5 0,5 0,5 0,5

I Serum - cholesterinmg.%

160,7 155,7 147,0 175,7 155,7 146,7

Wie aus der Tabelle ersichtlich ist, wurde der Cholesteringehalt von Serum und Liquor 1. vor Beginn der Cholesterinftitterung, 2. nach 4tKgiger (zugeffihrtes Cholesterin 2,0g), 3. nach 81/2tKgiger (zugeffihrtes Cholesterin 4,25 g) und 4. nach 12t~giger Ffitterung (zugeffihrtes Chole- sterin 5,75 g) sowie 10 Tage nach Abschlul~ der Ffitterung bestimmt.

Der Cholesteringehalt des Serums vor der Fiitterung betrug bei den Versuchstieren 38,0--50,5 mg-%. Man sieht die im ganzen gleichm~$ige Zunahme des Serumcholesterins w~hrend der Fiitterungsperiode. Am SchluB der Ffitterung betr~gt d a s Serumcholesterin das 7--9fache der Ausgangswerte. Nach einer Pause von 10 Tagen finder man den Chole- steringehalt des Serums bei allen Tieren im Riickgang, jedoch treten hinsichtlich des Tempos des Cholesterinabfalles starke individuelle Ver- schiedenheiten auf.

Die Cholesterinmengen im Liquor betrugen vor der Fiitterung bei allen 6 Kaninchen 0,5 rag-%, 4 Tage nach Beginn der Ffitterung waren die Werte unver~ndert. Naeh 81/2 Tagen war bei einem Kaninchen das Cholesterin von 0,5 mg-% auf 0,7 mg-%, bei zwei weiteren Kaninchen

Page 8: Über die Beziehungen zwischen Blutcholesterin und Liquorcholesterin

l~ber die Beziehungen zwischen Blutcholesterin und Liquorcholesterin. 269

von 0,5 mg- % auf 0,6 mg- % gestiegen. Nach 12t/tgiger Fiitterung betrug der Cholesteringehalt bei einem Kaninchen 0,8 mg-%, bei 3 Kaninchen 0,7 mg-%, bei 2 Kaninchen noch 0,5 mg- %. Eine geringfiigige Zu- nahme des Liquorcholesterins ist somit bei 4 von 6 Versuchstieren zu verzeichnen. Eine Schwankungsbreite von 0,1 rag-% und etwas dariiber liegt jedoch noch innerhalb der Fehlergrenzen, fernerhin k6nnen, wie aus Tabelle 6 hervorgeht, zu verschiedenen Zeiten entnommene Liquor- proben bei normalen Kaninchen Schwankungen bis 0,2 mg aufweisen, so da6 man nur bei Kaninchen Nr. 3389, wo nach 12t/tgiger Fiit terung der Cholesterinwert mit 0,8 mg-% verzeichnet wurde, also eine Zunahme yon 0,3 mg-% gegeniiber dem Ausgangswert vorlag, mit einer etwas gr6Beren Wahrscheinlichkeit von einer Erh6hung des Liquorcholesterins als Folge der Fiitterung sprechen kann. Der Umstand, dab nach Ablauf von l0 Tagen nach Schlug der Ftitterung bei der Mehrzahl der Kaninchen die Ausgangswerte wieder nachzuweisen waren, scheint auch darauf

und Liquor von Kaninchen bei Cholesterinft i t terung.

8~]2 Tage gef i i t te r t(4,25 gChol.)

L iquor - Se rum- choles te r in choles te r in

mg-% rag-%

0,6 224,0 0,5 189,0 0,6 243,0 0,5 259,0 0,5 223,0 0,7 228,0

12 Tage ge f i i t t e r t (5,75 g Chol.)

L iquor - S e r u m - choles te r in choles te r in

mg-% mg-%

0,7 327,5 0,5 323,7 0,7 332,5 0,8 360,0 0,5 267,5 0,7 352,5

10 Tage n a c h (let F i i t t e r u n g

Liquor - choles te r in

rag-%

0,5 1

0,6 0,5 0,5 0,7

S e r u m - choles te r in

rag-%

128,0 1

155,0 295,0 62,0

140,0

hinzudeuten, dab doch bei einigen Tieren eine Beeinflussung des Liquor- cholesterins durch die Fiitterung stattgefunden haben mag. Eine Gesetz- m/~gigkeit liegt allerdings nicht vor. Gegeniiber der massiven Zunahme des Serumcholesterin8 ist die Zunahme des Liquorcholesterins, soweit man eine solche iiberhaupt als sichergestellt ansehen will, so minimal, daft man sagen kann, die Blut-Liquorschranke hdlt auch den st(irksten Belastungen des Experiments stand. Zu beriicksichtigen ist weiterhin, dal~ die Zufiihrung so grol~er Cholesterinmengen eine tiefgreifende Beeintr/~chtigung des Lipoidstoffwechsels veranlagt, so dag geringfiigige Schwankungen des Liquorcholesterins nicht einmal mit Sicherheit mit der Schrankenfunktion in Beziehung zu stehen brauchen.

L. Stern und Mitarbeiter haben gezeigt, dab die Blut-Liquorschranke von Katzen und Kaninchen durch verschiedene Eingriffe ver/indert werden kann in dem Sinne, dab Stoffe aus der Blutbahn in den Liquor iibertreten. Sie haben u .a . mitgeteilt, da6 durch Ver/tnderung des osmotischen Druckes und des PrI des Blutes nach beiden Richtungen

: Nicht bestimmt wegen starker Blutung beim Punktieren.

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sowohl Krystalloide (Natriumjodid, Ferrocyannatrium) als auch Kolloide (Trypanblau, Kongorot) die intravenSs injiziert wurden, im Liquor nachzuweisen waren. Noch leichter traten H~molysine aus dem Blut in den Liquor fiber. Es lag nach dem Gesagten nahe, die Ergebnisse der Cholesterinverffitterung dahin zu erg~nzen, dab man die Durchlitssigkeit der Blut-Liquorschranke ffir Cholesterin auch bei derartigen Beein- flussungen prfifte.

Wir beschrs uns darauf, den EinfluB des PH in dem genannten Sinne zu untersuchen. 2 Kaninchen wurden in Abst~nden yon 30 bzw. 45 Min. 2 • 20 ccm und 1 • 10 ccm einer 10%igen w~sserigen LSsung von prim/~rem Natriumphosphat intravenSs injiziert. Das P~I sank dadurch rasch auf 7,1 und hielt sich auf dieser H6he his zum Zeitpunkt der Liquorentnahme, die 2 Stunden nach der 1. (d. h. 45 Min. nach der letzten) Injektion vorgenommen wurde. Die Tiere zeigten bereits starke Kr/impfe, so dab nicht mehr verabreicht werden konnte, ohne die Gefahr, sie zum Exitus zu bringen. Der entnommene Liquor zeigte normale Zell- werte und war blutfrei. :Die Cholesterinbestimmung ergab in einem Fall 0,4, im anderen 0,6 mg-%, also vollkommen normale Werte. In gleicher Weise behandelten wir zwei weitere Tiere mit Natriumcarbonatl6sung, indem wir in einem Falle 40 ccm, im anderen 32 ccm einer 10%igen w/~sserigen L6sung intraven6s injizierten. Die entsprechenden pH-Werte waren zum Zeitpunkt der Liquorentnahme 8,4 und 8,3, w/~hrend die zugeh6rigen Cholesterinwerte in beiden F/~llen 0,5 rag- % betrugen. Auch bier wurde die gerade noch ertr/~gliche Dosis yon Natriumcarbonat injiziert, wobei wiederum starke Kritmpfe auftraten. Beide Liquors waren zell- und blutfrei.

Es hat sich somit gezeigt, daft sowohl bei Herabsetzung des PH au/ 7,1 als durch die Erh6hung au/ 8,4 beim Kaninchen im Verlau/ yon 2 Stunden kein Cholesterin aus der Blutbahn in den Liquor iibertritt. Somit sprechen auch diese Ergebnisse ffir eine weitgehende Unabh/~ngigkeit des Liquor- cholesterins vom Serumcholesterin.

Fiitterungsversuche mit Cholesterin beim Menschen wurden zun/tchst an 2 FMlen yon Schizophrenie der Landesheilanstalt Neustadt/Holstein vorgenommen.

1. Ludwig La., 37 Jahre alt. Katatonie mit paranoischem Einschlag. Krank seit 1920. Schubweiser Verlauf. Jetzt seit 1927 in der Anstalt. H/~ufige Erregungs- und Verwirrtheitszust/inde. Keine sonstige kSrperliche Erkrankung. Wa.R. im Blut negativ; Liquor vSllig normal. Urin ohne pathologische Befunde. Permeabilit/its- quotient 3,2.

2. Heinrich Br., 42 Jahre alt. Seit 1926 krank. Ganz zerfahren, voller Wahn- und GrSflenideen, verkennt Personen, begeht verkehrte Handlungen. Kein Schub, keine Erregung. Keine kSrperliche Erkrankung. Wa.R. im Blut negativ, Liquor v611ig normal. Urin ohne pathologische Befunde. Permeabilit/~tsquotient: 3,0.

In beiden F/illen wurde pro Tag 10 g Cholesterin in zwei gleichen H~lften an 6 aufeinanderfolgenden Tagen, somit im ganzen 60 g Chole-

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sterin, verabreicht. Je l0 g Cholesterin wurden zu diesem Zwecke in 70 ccm heil~em OlivenS1 unter Zusatz yon 12 ccm absolutem Alkohol und 5 Tropfen PfefferminzS1 gelSst, wobei der Alkohol den Zweck hatte, die Menge des schwerverdaulichen OlivenSls herabzusetzen. Aus solchen LSsungen krystallisiert das Cholesterin erst bei ungefi~hr 50--600 aus, bei einer Temperatur also, bei der sie ohne Schwierigkeit eingenommen werden kSnnen. Die Blut- und Liquorentnahme erfolgte 15 Stunden nach der letzten Verabreichung.

Das Ergebnis der Versuche zeigt Tabelle 7.

Tabelle 7. Versuche zur Beeinflussung des Liquor-Cholesterinspiegels des Menschen (Schizophrenie) durch Verf t i t terung von Cholesterin.

Fall

Ludwig La. Heinrich Br.

r 1 6 2

Vor der Filtterung Nach der Fiitterung

139,0 0,25 3/3 136,0 0,15 3/3

~-~

33 33

203,7 253,7

0,25 0,15

~'~ I:1

4/'3 33 3/3 33

Bei dem Fall La. ist das Serumcholesterin von 139,0 auf 203,7 mg- % gestiegen, das Liquorcholesterin zeigt mit 0,25 mg-% nach der Ffitterung die gleiche HShe wie vorher. Bei Fall Br. hat das Serumcholesterin eine stiirkere ErhShung - - yon 136,0 auf 253,7 - - erfahren, gleichwohl hat das Liquorcholesterin nicht zugenommen; es betrs vor und nach der Ffitterung 0,15 mg-%. Auch die Gesamteiweil~werte des Liquors sind unver~ndert geblieben. Der Aus/all der Versuche ist also ganz eindeutig: nicht die geringste Zunahme des Liquorcholesterins. Die ErhShung des Serumcholesterins ist besonders bei Fall Br. recht erheblich, sie betr~tgt fast 100%. Da nach Cholesterinaufnahme die Serumchole- sterinkurve rasch ansteigt, nach 4 Stunden ihr Maximum erreicht, danach rasch wieder zu sinken beginnt, ist anzunehmen, dab bei unseren F~llen zeitweise noch hShere Serumcholesterinwerte bestanden haben, als die yon uns ermittelten Werte betrugen. Denn die Blutentnahme erfolgte erst etwa 15 Stunden nach der letzten Cholesterindarreichung. Hervor- zuheben ist, dal~ eine Herabsetzung der Permeabilit~t, die ja bekanntlich bei Schizophrenen nicht selten vorkommt, bei unseren beiden Versuchs- personen nicht vorlag. Der Permeabilit~tsquotient entsprach mit 3,2 bzw. 3,0 durchaus der Norm. Die F~lle dfirften also hinsichtlich der Permeabilit~tsverh~ltnisse als normale Versuchspersonen gelten kSnnen.

Weiterhin wurde bei einem Paralytilcer der klinischen Abteilung der Forschungsanstalt ein Belastungsversuch gemacht. Es handelte sich um einen hochgradig verblSdeten Paralytiker, der kurz nach einer Malariakur stand. Die Malariaimpfung war am 26.7 .32 vorgenommen,

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das Fieber vom 12.8.32 ab mit Chinin kupiert worden. Am 27 .8 .32 wurde mit der Cholesterinfiitterung begonnen, nachdem noch zuvor die Permeabilit~t mit der Walterschen Bromprobe gepriift worden war. Der Permeabilit~tsquotient betrug 2,7. Es bestand somit noch eine leichte ErhShung der Permeabilit~tt.

Verabreicht wurden 4 Tage lang pro Tag 10 g Cholesterin gelSst in 100 ccm Oliven51 unter Zusatz yon 20 ccm absolutem Alkohol. Am 5. Tage wurde nichts gegeben. Am 6. Tag wurden wiederum 10 g Chole- sterin und am 7. Tag 20 g Cholesterin, in der entsprechenden Menge OlivenS1 und Alkohol gelSst, gegeben. Die Tagesdosen wurden jeweils in zwei gleichen tt~lften am Vormittag und Nachmittag eingenommen. 15 Stunden nach Darreichung der 2. Tagesration wurde Blut und Liquor entnommen.

])as Ergebnis des Versuches findet sich auf Tabelle 8.

Tabelle 8. Cholester inf i i t terung bei einem Paralyt iker .

Vor der Ffitterung . . . . . . . . . Nach 2 Tagen (20 g Cholesterin) . . . Nach 4 Tagen (40 g Cholesterin) . . . Nach 8 Tagen (70 g Cholesterin) . . . 4 Tage nach Abschlufl der Ffitterung. 8 Tage nach Abschlul3 der Ffitterung.

Blur- I Liquor- cholesterin] cholesterin

rag-% I rag-%

134,0 0,3 190,0 0,3 250,0 0,4 248,7 1,0 199,0 0,35 185,0 0,35

Gesamt- Zellon eiweiB

rag-%

10/3 50 20/3 50 48/3 66 46/3 125 27/3 5o 52/3 5o

Betrachtet man die Cholesterinwerte im Serum, so zeigt sich bereits nach 20 g Cholesterin ein deutlicher Anstieg, der nach 40 g Cholesterin eine weitere Zunahme erf~hrt, nach Verabreichung der Gesamtmenge des Cholesterins (70 g) auf der gleichen HShe verharrt, um nach Aus- setzen der Cholesterinf/itterung wieder abzufallen. Das Cholesterin des Liquors ist naeh 20 g Cholesterin mit 0,3 mg- % gleich dem Ausgangswert und zeigt nach 40 g Cholesterin die geringfiigige ErhShung auf 0,4 mg- %, eine Differenz, die noch innerhalb der Fehlergrenzen der Methodik liegt. Nach 70 g Cholesterin liegt mit 1,0 mg-% Liquorcholesterin eine ein- deutige Steigerung vor. Interessanterweise ist gleichzeitig ein nieht un- erhebliches Anwachsen des GesamteiweiBes festzustellen. Liquorchole- sterin und Liquoreiweil3 sinken nach Aussetzen der Fiitterung rasch wieder ab.

Es muB sonach mit der MSglichkeit gerechnet werden, dal3 bei diesem Fall die Cholesterinfiitterung fiir das Ansteigen des Liquorcholesterins verantwortlich zu maehen ist. Es kSnnte natiirlieh auch sein, daB das Liquorcholesterin unabh~ngig von der Cholesterinbelastung aus anderen Griinden in erhShtem Mal3e in den Liquor ausgeschieden wurde. Wir haben an anderer Stelle die MSgliehkeit erSrtert, dal3 bei der Paralyse

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das Cholesterin schubweise in den Liquor entleert werden kSnnte. Dafiir da6 der Anstieg des Liquorcholesterins in unserem Falle aui Einfliissen, die im Krankheitsvorgang und nicht in der Ffitterung gelegen haben, beruhen kSnnte, spricht die gleichzeitig mit dem Cholesterin erfolgte Erh5hung des Gesamteiweil~es. Bei dem Kranken handelte es sigh um eine ausgesprochene Anfallsparalyse. Vor Einleitung der Malariakur waren bis zu 4 epileptiforme Anf~lle am Tag und auch niichtliehe Anfs aufgetreten. Noeh w~hrend der Malariakur trat ein schwerer epileptischer Anfall auf. Dann sistierten anseheinend die AnfMle, wenigstens fanden sich w~hrend der Fiitterungsperiode und noch einige Tage nach AbschluB derselben in der Krankengesehichte keine Anf~lle vermerkt; sie stellten sich dann wieder Gin. Gleichwohl ws es denkbar, dab sehon gegen Ende der Ffitterungsperiode einmal ein leichter Anfall oder ein Anfalls- ~quivalent vorgekommen ist, das sich der Beobachtung entzog und die Ursaehe der gleiehzeitigen Cholesterin- und EiweiBvermehrung im Liquor bildete. Es wird Gegenstand besonderer Untersuchung sein, ob paraly- tische Anfis erhShte Cholesterinabgabe in den Liquor veranlassen kSnnen. Immerhin bleibt die MSglichkeit bestehen, dab in diesem Fall das Liquor- cholesterin in Abh/~ngigkeit yore Blutcholesterin durch die Cholesterin- fiitterung in die HShe getrieben worden ist, was ja durch die vorliegende erhShte Permeabilit~t (Permeabilit~tsquotient 2,7) erleichtert worden sein kSnnte.

Im ganzen ha, ben die Belastungsversuche bei Tier und Mensch die aus den lclinisehen Vergleichsbestimmungen ge/olgerte weitgehende Unabhdngig- keit des Liquorcholesterins vom Blutcholesterin auch ihrerseits dargetan. Die Verhs ffir das Cholesterin diirften somit ~hnlich liegen, wie sic von Walter ffir das EiweiB postuliert worden sind. Ein erhShter ~ber- tritt yon Cholesterin durch die Blut-Liquorsehranke diirfte nur bei groben Schrankenl~sionen, die sich auch in einer stark erhShten Dureh- li~ssigkeit fiir Brom manifestieren, in Frage kommen. DaB eine selektive Durchl~ssigkeit der Schranke ffir Cholesterin bestehen kSnnte, die mit normalen Durehtrittsbedingungen fiir Brom einhergeht, liegt nicht im Bereieh der Wahrscheinliehkeit. Der Verlauf unserer Untersuchungen gibt jedenfalls nicht den geringsten Anhaltspunkt in dieser Richtung.

Bei Kranken, die eine Vermehrung des Liquorcholesterins dar- bieten, sind zuweilen nicht unerhebliche quantitative Schwankungen des Cholesteringehaltes zu beobachten. So sahen wir bei einem Fall (Pachymeningitis haemorrhagica interna) das Liquorcholesterin inner- halb von 3 Tagen von 0,5 mg-% auf 0,2 mg-% herabgehen; bei einer Meningitis sank das Liquorcholesterin von 1,6 mg-% auf 1 mg-% inner halb einer Woche; bei einem auf Gehirntumor verd~ehtigen Fall gaben 3 im Abstand von mehreren Wochen entnommene Punktate folgende Cholesterinwerte: 0,5 mg-%, 0,4 mg-%, 0,25 mg-% ; bei einem Fall yon Paralyse war vor der Malariabehandlung der Gehalt an Liquorcholesterin

Z. f. d. g. Neut . u. Psych. 146. 18

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0,5 mg-%, kurz nach der Kur nur 0,3 rag-%. Andererseits sahen wir bei einem Kranken mit Neuralgien im Bereich des hTervus ischiadicus (Caudaaffektion ?) in kurzer Zeit einen Anstieg des Liquorcholesterins von 0,75 auf 1,4 rag-%. Diese Beobachtungen spreehen einerseits fiir eine relativ schnelle Resorpt ion des Cholesterins aus dem Liquor, anderer- seits fiir eine schubweise Ausscheidung in den Liquor hinein.

Auch Knauer und Heidri~h haben quantitative Schwankungen des Cholesterin- gehaltes ira Liquor ermittelt, so bei einem Ependymtumor (Tabelle 5, Nr. 11). Aueh bei der Meningitis linden sich noch in den sp~teren Stadien, die der Heilung zustreben, auffallend starke Unterschiede im Cholesteringehalt des Liquors yon einem Tag auf den anderen, wie aus einer Beobachtung yon Eskuchen und Lickint hervor- geht. Auch diese Beobachtung weist auf ein schubweises EinstrSmen des Chole- sterins in den Liquorraum und auf eine rasche Wegfiihrung des ausgeschiedenen Cholesterins bin -- wenigstens bei der Meningitis.

Knauer und Heidrich haben auf Grund yon hohen Cholesterinwerten, die sie bei Mteren Porencephalien fanden, wo akute destruktive Prozesse nicht mehr vorzu-' liegen schienen, die Frage ventiliert, ob das Cholesterin aus zeitlich welt zuriick- liegenden destruktiven Phasen im Liquor verblieben sein kSnnte, was ffir eine unge- niigende oder fiberhaupt fehlende Resorbierbarkeit des Cholesterins sprechen wiirde. DaB bei gewissen Hirnerkrankungen eine ungeniigende Resorbierbarkeit vorliegen kSnnte, ist nicht ohne weiteres yon der Hand zu weisen, doeh sprechen schon die erw~hnten Sehwankungen des Liquorcholesterins daffir, dal~ im all- gemeinen das Cholesterin sehnell aus dem Liquor abtransportiert wird. Knauer und Heidrich haben in einem l~all yon Meningitis tuberculosa nach intralumbaler Seruminjektion die Resorption der Serumlipoide kontrolliert und eine schnelle Abnahme des Cholesterins beobachtet. Schon naeh 3 Tagen war der 16 Stunden nach der Seruminjektion ermittelte Liquorcholesteringehalt yon 10,3 rag-% auf 0,25 mg-% zuriickgegangen. Das Ergebnis dieses Versuches spricht jedenfalls ffir eine schnelle Resorbierbarkeit des Cholesterins bei Meningitis, wie es sich ja auch schon aus den erw~hnten Beobachtungen yon Eskuchen und Lickint ergab.

U m die Resorbierbarkeit des Cholesterins aus dem Liquorraum unter physiologischen VerMiltnissen zu prfifen, haben wir einige Versuche an Kaninchen angestellt.

Wir gingen in der Weise vor, dal~ wir Kaninchen suboccipital Serum eines Kaninchens einspritzten, das durch Cholesterinfiitterung auf hohe Serumcholesterinwerte gebracht worden w a r - - yon 4 0 m g - % auf 310 mg-% - - . Das l ~ h e r e geht aus der Tabelle 9 hervor.

Tabelle 9. Versuche an Kan inchen fiber die Resorp t ion des Choles ter ins aus dem Liquor.

V o r S e r u m - i n j e k t i o n

�9 o " ~ ~ ~ , o

3309 3 3 1 3

3 3 1 6

I 5 S t u n d e n 48 S t u n d . e n n o gekk o

I ~,~ o ~ ~ ' ~ o

. ~ ~ ~ ~ ~

uboee p ,o njo ion yon, 21S/3 0,5 ecru Kaninchenserum (ent-) I 1

'haltend31Omg-%Cholesterin)[[ = 372/3 I 0,6 1322/3 = 1,55 mg pro injection [ 14 , 7O4/3[ 0,6 [ 176/3

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~ber die Beziehungen zwischen Blutcholesterin und Liquorcholesterin. 275

3 Kaninchen erhielten je 0,5 cem Kaninchenserum = 1,5 mg Chole- sterin pro injectione suboccipital in die Zisterne injiziert. Vor der Injektion lag bei allen Kaninchen der ffir diese Tierart yon uns als normal gefundene Liquorcholesteringehalt yon 0,5---0,6 rag-% vor; der Zellgehalt war bei den Versuchstieren vor der Einspritzung nicht vermehrt, wodurch das Vorliegen einer spontanen Kaninchenencephalitis ausgeschlossen werden konnte. 5 Stunden nach der Serumeinspritzung war der Liquorchole- steringehalt auf das etwa 30--70fache angestiegen. Bereits nach 48 Stunden waren die Ausgangswerte des Cholesterin~ vgllig oder nahezu wieder erreicht. Die durch die Injektion veranlaBte reaktive Pleocytose findet sich auf der Tabelle vermerkt. Der Versuch zeigt, daft von einer Konservierung des Cholesterins im Liquor bei den Versuchstieren nicht die Rede sein kann. GewiB muB zugegeben werden, dab ein AnalogieschluB vom Kaninchen auf den Menschen nicht ohne weiteres erlaubt ist, und dab ffir die Resor- bierbarkeit des yon auBen zugefiihrten Cholesterins andere Bedingungen vorliegen kSnnten, als ffir Cholesterin, das aus der Blutbahn bzw. aus dem Nervensystem in den Liquor gelangt.

Zusammenfassung der Ergebnisse.

1. Es wurden F~lle aufgeffihrt, die trotz vermehrtem Cholesterin im Serum normalen Cholesteringehalt im Liquor zeigten, sowie solche, die bei normalem oder vermindertem Cholesterin im Serum erhShten Chole- steringehalt im Liquor aufwiesen.

2. Bei Priifung der Permeabiht/it fiir Brom zeigte sich, dab a) trotz normaler und sogar trotz herabgesetzter Permeabilit/~t das Liquor- cholesterin erhSht sein kann, b) trotz erhShter Permeabilit/~t das Liquorcholesterin nicht erhSht zu Skin braucht.

3. Bei Belastungsversuehen an Kaninchen und Menschen ergab sich trotz erheblieher ErhShung der Serumcholesterinwerte (bei Kaninchen bis zum 9fachen des Ausgangswertes) in der Regel keine eindeutige Zunahme des Liquoreholesterins.

4. Bei Herabsetzung des p~ des Serums auf 7,1 und ErhShung auf 8,4 blieb der Cholesteringehalt des Liquors von Kaninchen normal.

5. Das in den Liquorraum yon Kaninchen eingefiihrte Cholesterin wurde sehnell resorbiert; eine Feststellung, die gegen die Annahme spricht, es kSnne eine Cholesterinvermehrung durch Anreieherung aus physiologischen Mengen infolge verzSgerter Resorption zustande kommen.

Durch die Ergebnisse unserer Untersuchungen gewinnt die Auf- fassung eine Stiitze, daB die ErhShung des Cholesterinspiegels im Liquor unter pathologisehen Bedingungen ein selbst/~ndiges, von dem Verhalten des Blutes unabh~ngiges Liquorphi~nomen sein kann, das auf eine StSrung des Cholesterinstoffwechsels des Nervensystems hinweist.

18"

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276 F. Plaut und H. Rudy.

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