tonkünstler-magazin nummer 17

29
Verdi Requiem Jenseits von Afrika Spaziergang mit Rudolf Buchbinder TAN DUN Composer In Residence in Grafenegg 2009 Sonder- ausgabe Grafenegg JOSEPH HAYDN PARISER SYMPHONIEN KRISTJAN JÄRVI LIVE Haydn_PariserSymph-Booklet-090312.qxd:_ 13.03 Tonkünstler live: Die neue CD juni bis september 09 Ausgabe 7/2009, Tonkünstler-Orchester Niederösterreich, Österr. Post AG, Sponsoring-Post Vertragsnummer: GZ 02Z034306 S BNPA: 3100 St. Pölten

Upload: tonkuenstler-orchester

Post on 28-Mar-2016

230 views

Category:

Documents


0 download

DESCRIPTION

Sonderausgabe Grafenegg Juni bis September 09

TRANSCRIPT

Page 1: Tonkünstler-Magazin Nummer 17

Verdi RequiemJenseits von AfrikaSpaziergang mit Rudolf Buchbinder

TAN DUNComposer In Residencein Grafenegg 2009

Sonder-ausgabeGrafene

gg

JOSEPH

HAYDN

PARISER

SYMPHONIEN

KRISTJAN JÄRVI

LIVE

Haydn_PariserS

ymph-Booklet-0

90312.qxd:_ 1

3.03

Tonkünstler live:Die neue CD

juni bis september 09

Ausg

abe

7/20

09, T

onkü

nstle

r-O

rche

ster

Nie

derö

ster

reic

h, Ö

ster

r. P

ost A

G, S

pons

orin

g-P

ost V

ertr

agsn

umm

er: G

Z 02

Z034

306

S B

NPA

: 310

0 St

. Pöl

ten

Page 2: Tonkünstler-Magazin Nummer 17

DYN

AMO

WIE

N |

Foto

: Öst

erre

ich

Wer

bung

| Po

pp H

ackn

er

Page 3: Tonkünstler-Magazin Nummer 17

Grafenegg 2009Ein kurzer Überblick: Das London SymphonyOrchestra, die StockholmerPhilharmoniker sowie einRecital mit Andreas Scholl.

Seite 13

Clemens Hellsberg imGesprächDie Wiener Philharmonikergastieren unter Zubin Mehtain Grafenegg. Ein Gesprächmit ihrem Vorstand.

Seiten 16/17

Budapest Festival OrchestraUnlängst in die internationa-len Orchester-Top-10gewählt, gastieren dieBudapester mit LeonidasKavakos und Iván Fischer.

Seiten 18/19

Sir Roger NorringtonDer britische Originalklang-Pionier und Meisterdirigentist mit dem Orchestra of theAge of Enlightenment undDavid Blackadder zu Gast.

Seite 24

Esa-Pekka SalonenDer finnische Meister di ri -gent gastiert mit seinemPhilharmonia OrchestraLondon am Wolkenturm. EinPortrait des Pultstars.

Seiten 14/15

European Union Youth OrchestraÜber 140 Musiker aus allen27 EU-Ländern. Ein Blickhinter die Kulissen derneuen Sommerresidenz.

Seiten 20/21

Mahler Chamber OrchestraEines der diesjährigenOrchestras in Residence:Das Top-Orchester probtund konzertiert mit RobinTicciati, Midori und ImogenCooper. Seiten 22/23

Liebe Musikfreunde!

Es gab im vergangenen Winter Zeiten, indenen wir uns gefragt haben, ob das nass-kalte Wetter gar nicht mehr aufhören willund ob wir denn einmal wieder Musik amWolkenturm genießen dürfen... Die warmeZeit des Jahres ist jedoch unübersehbarangebrochen, und wir sind mitten in denVorbereitungen auf die sommerlichenKonzertereignisse in Grafenegg. Passenddazu führen wir Sie mit der vorliegendenAusgabe unseres Magazins durch dieProgramme zwischen Juni und September,naturgemäß liegt der Schwerpunkt dabei aufden Projekten, die das Tonkünstler-Orchester in Grafenegg bestreitet.

Besonders freuen wir uns auf dieZusammenarbeit mit Tan Dun, dem heuri-gen Composer in Residence des Musik-Festivals. Tan Duns Schaffen ist einfaszinierender Brücken schlag zwischen sei-ner chinesischen Heimat, seiner klassischenAusbildung und der abendländischenMusiktradition, in der er heute zuhause ist.

Aber auch innerhalb des Musik-Sommerswarten spannende Aufgaben auf uns. EinHighlight wird ohne Zweifel die Aufführungvon Verdis Requiem mit Gianandrea Nosedaund hochkarätigen Sängern. Der scheidendeChefdirigent Kristjan Järvi hat gleich mehre-re, wie gewohnt innovative Programmezusammengestellt.

Sie erhalten aber auch eine Vorschau aufdie zahlreichen Gastspiele mit internationa-len Klangkörpern, Dirigenten und Solisten.Nicht zuletzt laden wir Sie zu einem priva-ten Spaziergang durch das Schlossarealan der Seite von Festival-Leiter RudolfBuchbinder ein, der Ihnen sein Grafeneggund seine Lieblingsplätze vorstellt.

Sommerliche Konzertfreuden wünschenIhnen,

Geschäftsführer Johannes Neubertund Ihr Tonkünstler-Orchester

Inha

lt

1

D A S M A G A Z I N – A U S G A B E 2 / 2 0 0 9

Editorial

Verdi-RequiemEine Totenmesse, die nichtfür kirchliche Zweckekomponiert wurde, ist inStarbe set zung einer derHöhepunkte des Musik-Sommers. Seiten 8/9

Jenseits von AfrikaDas Tonkünstler-Orchesterunter Kristjan Järvi imOzean der Rhythmen. Mitkompetenter Unterstützungaus Afrika.

Seiten 10/11

Mit Rudolf Buchbinderdurch GrafeneggDer Festival-Leiter führt aufeinem entspannten Spazier -gang durch Grafenegg underzählt von seinen Lieb -lings plätzen. Seiten 6/7

Festival-EröffnungDer designierte ChefdirigentAndrés Orozco-Estrada diri-giert die Tonkünstler undzwei Stars der Opernwelt:Ferruccio Furlanetto undJoseph Calleja. Seiten 4/5

Tan DunDer Oscar-Preisträger undComposer in Residence desMusik-Festivals 2009 zählt zuden schillerndsten Figu render internationalen Kom po -nis ten szene. Seiten 2/3

Julian RachlinDer Ausnahmegeiger hatsich in der vergangenen Zeitverstärkt dem Repertoire fürViola gewidmet. In Grafeneggtritt er in Doppelfunktionauf. Seite 12

Page 4: Tonkünstler-Magazin Nummer 17

Natur

2

Tan Dun (*1957) ist einer der wenigen Kompo-nisten der Gegenwart, die es geschafft ha ben,eine breitere Schicht Musikbegeisterter füreine neue, ungewohnte Klangsprache zu ge -winnen. Aufgewachsen im maoistischen China,emigrierte er mit knapp 30 Jahren nach NewYork, wo er seine Vision, östliche und westlicheMusik miteinander zu verbinden, verwirk-lichen konnte. In Tan Duns Werken treffen tra-ditionelle chinesische Instrumente auf westli-che Kompositionstechniken, spirituelle Musikauf Multimedia, Klang fülle auf zelebrierteStille. Damit wurde er welt berühmt.

Seit seiner Oscar-Auszeichnung 2001 für dieFilmmusik zu Ang Lees Kampfkunstdrama«Crouching Tiger, Hidden Dragon» ist TanDun ein vielgefragter Komponist. BeimMusik-Festival 2009 gastiert er als Composerin Residence und dirigiert das Tonkünstler-Orchester Niederösterreich u. a. bei der Ur -aufführung seines Earth Concerto.

Tan Dun ist ein Kosmopolit, der es sich zurAufgabe gemacht hat, mit seiner Musik zueiner «Weltgemeinde zu sprechen». JüngstesBeispiel dafür ist seine Internet-SymphonieNr. 1 «Eroica», die im Auftrag der Internet-Videoplattform YouTube für das kürzlich ge -gründete YouTube Symphony Orchestra ent-standen ist. Die Auswahlspiele für dieses Or -chester fanden über die besagte Internetplatt-form statt. Tan Dun machte in diesem Zu sam -menhang sein Sendungsbewusstsein deut-lich: «Es ist ganz wichtig, eine Symphoniekul-

tur zu pflegen, die Bezug zur heutigen Stra-ßenkultur hat, denn es stecken so viel unsicht-bare Beethovens hinter YouTube.»

Bis zu seinem 19. Lebensjahr war Tan Dunvon den lokalen Musiktraditionen der RegionHunan südlich des gelben Flusses umgeben:den kunstvollen Bergliedern Shan’ge, denrau en und frivolen Gesängen des lokalenOperngenres Huaguxi, den vielschichtigenKlängen der chinesischen Volksinstrumentewie Bambusflöten, Pipa (Zupfinstrument)und Erhu (Kniegeige). Als sich China nachder «Großen Proletarischen Kulturrevolu-tion» 1978 wieder zu öffnen begann, wurdeTan Dun erstmals mit der westlichen Moder-ne, der Musik Schönbergs bis hin zu zeitge-nössischen Strömungen konfrontiert. Er warTeil einer neuen chinesischen Komponisten-generation, Xinchao («Neue Welle»), die aufden teils verblüffenden Parallelen zwischender Musik Bartóks, Strawinskis und Schön-bergs und der chinesischen Tradition aufbau-te. Tan Dun geriet in seiner Heimat jedoch

zunehmend ins Kreuzfeuer der Kritik, da er inseiner Musik gesellschaftskritische Aussagenmanifestierte. 1986 emigrierte er in die USA.Dort angekommen, erlitt er einen Kultur-schock. «Plötzlich», so Tan Dun, «erkannte

ich meine östlichen Wurzeln aus einem ganzanderen Zusammenhang. New York, die Stadt,in der so viele Kulturen verschmelzen, er -laubte mir die Verbindung di vergierender

musikalischer Stile». So be gann er, die chi -nesischen Instrumente, die Ge sangs technikder Peking-Oper, Klänge der Natur und daois-tische Denkansätze mit Klängen der west-lichen Musiktradition – vom Mittelalter biszur Gegenwart – zu verbinden.

In den vergangenen Jahren faszinierten TanDuns Werke auch immer wieder durch denEinsatz von selbst kreierten Instrumenten,die auf den Materialien Wasser, Papier, Steinund Keramik basieren und die er als «OrganicMusic» bezeichnet. Unter der Leitung vonKristjan Järvi präsentiert das Tonkünstler-Orchester Niederösterreich zentrale Werkeaus dieser Serie: das Water Concerto for waterpercussion and orchestra (1998) sowie dasPaper Concerto for paper percussion andorchestra (2003) im Rahmen eines Préludesund einer Soirée am 29. 8. Während im WaterConcerto imposante Wassergongs und elek -tronisch verstärkte Wasserschalen ver bundenmit Vi deoprojektionen zum Einsatz kom-men, wählt Tan Dun im Paper Concerto auseiner Fülle von Papierinstrumenten: von

Es ist ganz wichtig, eine Symphoniekultur zu pflegen, die Bezug zur heutigen Straßenkultur hat …

… ein Kosmopolit, der es sich zurAufgabe gemacht hat, mit seinerMusik zu einer «Weltgemeindezu sprechen»

Zu den Klängen der

Page 5: Tonkünstler-Magazin Nummer 17

3

riesig en Papierleinwänden bis hin zu chinesi-schen Papierfächern, mit denen die Perkus-sionisten David Cossin, Wang Bei Bei undHaruka Fujii die unterschiedlichsten Klängeund Geräusche erzeugen. Auch in diesemStück sind die Grenzen zwischen Podiumund Zuhörerraum fließend.

Im Abschlusskonzert am 6. 9. dirigiertTan Dun die Uraufführung seines Earth Con-certo und komplettiert damit die in Grafeneggaufgeführte Trilogie aus Erde, Wasser undPapier. Im Earth Concerto kommt eine beein-druckende Palette an Stein- und Keramikin-strumenten zum Einsatz. Das Piano Concerto«The Fire» (2008), das ganz im Zeichen desElements Feuer steht, beinhaltet einen rasan-ten Solopart. Solistin ist die aufstrebende chi-nesische Pianistin Jie Chen. In diesemKonzert präsentiert Tan Dun zu dem Werkedes frühen 20. Jahrhunderts, in denen unter-schiedliche musikalische Welten aufeinan der -

treffen: Wäh rend Manuel de Falla in seinem«Rituellen Feuertanz» (1915) der Musik derGitanos, der spanischen Sinti, huldigt, liefertder Amerikaner Charles Ives in «The unans-wered question» (1906) einen visionären Ent-wurf einer freien Kompositionstechnik, in derscheinbar disparate Elemente vereint werden.

LISA FARTHOFER

Die Autorin arbeitet in der Dramaturgie des Wiener Kon-

zerthauses. Sie hat die Studie «Georg Friedrich Haas:

‹Im Klang denken›» (Pfau Verlag) veröffentlicht und lebt

in Wien.

COMPOSER IN RESIDENCESo 6. 9., 19 Uhr, AuditoriumTonkünstler-Orchester NÖ, Jie Chen (Klavier),David Cossin, Haruka Fujii, Wang Bei Bei (Percussion), Tan Dun (Dirigent)

RAHMENPROGRAMM TAN DUN

PRÈLUDESa 29. 8., 16.30 Uhr, Auditorium Tonkünstler-Orchester NÖ, Haruka Fujii,Wang Bei Bei, David Cossin (Percussion),Kristjan Järvi (Dirigent)

SOIRÉESa 29. 8., 21 Uhr, Auditorium Tonkünstler-Orchester NÖ, Haruka Fujii,Wang Bei Bei, David Cossin (Percussion),Kristjan Järvi (Dirigent)

KOMPOSITIONS-WORKSHOPSo 30. 8. bis Di 1. 9.Alle Informationen aufwww.grafenegg.at/tandun

FILMFRÜHSTÜCKSo 6. 9., Reitschule 1o Uhr: «The Map», OmdU11 Uhr: «Crouching Tiger, Hidden Dragon»,OmdU (Eintritt frei)Reservieren Sie Ihr Frühstück in der Schloss taverne Mörwald (€ 15) unter T: 02738 2298

Page 6: Tonkünstler-Magazin Nummer 17

4

Die sommerlichen Gefilde des herrlichenSchlossparks werden heuer zum dritten MalSpielort und Triumphstätte außergewöhnli-cher musikalischer Sternstunden sein. Stern-stunden im besten Sinne des Wortes – sinddoch gerade die fernen, blitzenden Himmels-körper Teil dieser abendlich-himmlischenStim mung, die das Freiluft-Konzerterlebnis ansich noch zusätzlich zum Klingen und Schwin-gen bringt. Das Eröffnungskonzert des Musik-Festivals Grafenegg 2009 steht ganz im Zei-

chen großer Stimmen, großer Oper und wahr-haft dramatischer Orchestermusik. AndrésOrozco-Estrada, der wenige Wochen daraufsein Amt als Chefdirigent des Tonkünstler-Or chesters Niederösterreich antritt, kann so -wohl Programm als auch Spielort viel abge-winnen. Die besondere Atmosphäre von Grafen -egg hat der gebürtige Kolumbianer bereitsbestens kennengelernt: «Ich habe schon vori-ges Jahr die Sommernachtsgala am Wolken-turm dirigiert, das war ganz besonders schön,

ein Riesen erfolg beim Publikum. Es ist einganz besonderes Ambiente dort, akustischsehr, sehr gut gemacht. Das Flair des Parks unddie gesamte Anlage sind atemberaubend. Ichbin überzeugt, das wird immer mehr Leutebegeistern, weil es das wirklich nicht überallund nicht jeden Tag gibt. Grafenegg ist einganz einmaliger Ort, um Musik zu machen.» Der Ton macht die Musik – oder, anders for-muliert: Die Musiker, Solisten und das Orche-ster machen die Musik. Wie schon in den letz-ten beiden Grafenegger Sommern eindrucks-voll belegt, sind für den Musik-Sommer unddas Musik-Festival nur die Besten gut genug.Diesmal sind gleich zwei Stars aus der erstenReihe der internationalen Opernszene mitdabei: der italienische Bassist Ferruccio Furla-netto und der aus Malta stammende TenorJoseph Calleja. Der Stimmenliebhaber undOpernspezialist Orozco-Estrada blickt derZusammenarbeit mit diesen zwei Größen derMusikwelt freudig entgegen: «In Grafenegghabe ich das große Vergnügen, mit diesen zweiwunderbaren Sängern zu arbeiten. Furlanettohabe ich schon mehrmals in Aufführungenerleben dürfen, Calleja kenne ich bisher nurvon seinen Aufnahmen – eine schön rundeund warme Stimme. Es wird so eine Art ‚Her-renabend’, wenn ich das so sagen darf.» Damitsich jedoch nicht bloß Arie an Arie reiht, brauchtes gewisse dramaturgische Kniffe: «Natürlichist es bei einem solchen Programm klar, dassman auf die Wünsche der Sänger Rücksichtnimmt, damit sie das präsentieren können,was sie wollen und wobei sie sich am wohlstenfühlen und am schönsten singen können. Aberich versuche dann, ein bisschen in die Drama-turgie einzugreifen, die Reihenfolge und das

Am 20. August öffnet das Musik-FestivalGrafen egg zum dritten Mal seine Pforten.Zwei Größen der internationalen Opernszenestehen im Mittelpunkt eines italienisch-rus-sisch-französischen Programms: FerruccioFurlanetto, König der italienischen Bässe,und Joseph Calleja, Startenor der jungen Ge -neration. Andrés Orozco-Estrada, designier-ter Chefdirigent des Tonkünstler-Orches tersNiederösterreich, übernimmt die musikali-sche Leitung.

Liebe, Tod und Teufel

«Grafenegg ist ein ganzeinmaliger Ort, um Musik zumachen.»

Andrés Orozco-Estrada

Andrés Orozco-Estrada

Page 7: Tonkünstler-Magazin Nummer 17

5

ganze Programm so natürlich und so schönwie möglich zu gestalten, damit es eben nichtso sehr durch diesen Gala-Charakter zerstückeltwird. Es sind in diesem Fall Blöcke, zuerst deritalienische, dann der russische, und im zwei-ten Teil der französische. Zu den Wünschender Sänger kommen dann die Stücke, die wirmit dem Orchester allein machen; die ent-scheide ich selber.» Nachdem Orozco-Estradaund das Tonkünstler-Orchester mit der Ouver-türe zu Verdis «Macht des Schicksals» demAbend gewissermaßen den Anstoß gegebenhaben, geht es dreimal um Liebe, die schließ-lich immer Saison hat: Joseph Calleja und seinPartner Ferrucio Furlanetto begeben sich dabeiauf einen Streifzug durch einige der be -rührendsten Stücke des Repertoires. Im russi-schen Teil zeigt sich Ferruccio Furlanetto alsFürst Gremin der Zuneigung zur schönen Tat-

jana sicher (auch wenn sie zuvor ihr Herz anEugen Onegin verloren hat). Darauf gibt ersich als Boris Godunow hadernd und letztlichdoch ergeben dem Tode – in einer der ergrei-fendsten und eindrucksvollsten Szenen russi-scher Opernliteratur. Passend zur Abenddäm-merung drängt sich eine nachtschwarzeGestalt ins musikalische Treiben am Wolken-turm: «Im zweiten Teil des Programms habenwir inhaltlich einen schönen roten, ‚teufli-schen’ Faden – vom Mephisto-Walzer bis zumFaust-Prolog passt die Musik thematisch wun-derbar zusammen», freut sich Andrés Orozco-Estrada. Und zu Recht findet er nicht nur dieProgrammgestaltung enorm wichtig, sondernhält auch große Stücke auf sein zukünftigesOrchester: «Ich kenne die Tonkünstler schonsehr gut und lange und habe die Entwicklungüber die Jahre gut beobachten und auch schonmitgestalten können. Die Mischung aus inno-vativen Programmen und Traditionellem er -scheint mir sehr richtig. Vor allem spielt dasOrchester das große Repertoire wirklich einma-lig gut», so Andrés Orozco-Estrada über «seine»Tonkünstler. In Liszts «Mephistowalzer» undSaint-Saëns’ «Danse macabre» können sich die

Tonkünstler sodann mit wahrhaft feurig-teufli-scher Musik beweisen, während Joseph Callejaals verliebter Faust die Stätte ferner jugendlicherNaivität herbeisehnt. Da er sich aber mit Satanselbst eingelassen hat, ist sein Schicksal be -siegelt. Wie sie beginnt, werden FerruccioFurlanetto und Joseph Calleja eindrucksvoll vor-führen: Den inbrünstig geschmetterten Worten«À moi, Satan, à moi!» gehorcht Méphisto-phélès mit großer Lust – und um Faust ist esgeschehen. In Grafenegg ist es gewiss nicht derTeufel, der seine Besucher erst verführen muss– das erledigt die einmalige GrafeneggerAtmosphäre von ganz alleine.

MARKUS HENNERFEIND

Der Autor ist Musikwissenschaftler, Musikkritiker der

«Wiener Zeitung», Musikredakteur bei «col legno», schreibt

für verschiedene Musikinstitutionen und lebt als freier

Musikpublizist in Wien.

ERÖFFNUNGSKONZERTDo 20. 8., 19.15 Uhr, WolkenturmTonkünstler-Orchester NÖ, Joseph Calleja(Tenor), Ferruccio Furlanetto (Bass), Andrés Orozco-Estrada (Dirigent)

«Es wird so eine Art‹Herrenabend›, wenn ich das sosagen darf.»

Andrés Orozco-Estrada

Ferruccio Furlanetto

Joseph Calleja

Page 8: Tonkünstler-Magazin Nummer 17

6

Grafenegg bietet mehr als hervorragendeKonzertabende. Die «Symphonie der Sinne»wartet mit einem Gesamterlebnis aus Kunst,Natur und der dazu passenden Infrastrukturauf. Rudolf Buchbinder, künstlerischer Lei-ter, lädt zu einem privaten Rundgang durchGrafenegg, zeigt einige besondere Plätze undführt in sein Festival-Konzept ein.

Noch geht es ruhig zu in Grafenegg. Das Musik-Festival beginnt erst in einigen Wochen, der vor-ausgehende Musik-Sommer mit den wöchent -lichen Konzerten hat noch nicht begonnen.Rudolf Buchbinder kann es etwas ruhiger ange-hen lassen, schlendert durch das große WienerTor und genießt sichtlich die Stille des Augen-blicks. «Es hat beides etwas für sich», erzählt er,«ich liebe diese ruhige Frühlingsatmosphäre,wenn alles im Aufblühen ist. Damit meine ichdie Natur und natürlich auch die Vor be rei tungauf die Konzerte.» Schmun zelnd fügt er hinzu:«Es tut gut zu wissen, dass alles zur richtigenZeit am richtigen Platz sein wird.» Die Vorfreu-de steht dem Pianisten ins Gesicht ge schrie ben,«wenn ich mir vorstelle, wie sich hier in KürzeMusiker und Konzertbesucher einfinden. Dasist schließlich der Höhepunkt im Jahr!» UnserBlick schweift zum Wolkenturm, er ist Fixpunkt

bei jedem Rundgang durch den Park. Aufeinem Kiesweg führt der Festival-Leiter zumimposanten und doch un auf dring lichen Bau-werk, wir gelangen durch einen offenen Ein-gang zu den Sitzreihen. «Was wir in dieser kur-zen Zeit erreicht haben, erstaunt mich immerwieder», be kennt Rudolf Buchbinder und setztsich auf einen der über 1.700 Sitzplätze.«Schauen Sie sich nur einmal um, man hat vonjedem Platz aus einen ausgezeichneten Blickauf die Bühne! Und die Rasen plätze sindsowieso der Ge heimtipp: Picknicken und einKonzert hören gleichzeitig. Mir fällt keine OpenAir-Spielstätte ein, die so publikumsfreundlichist.»

Der Wolkenturm ist gleichzeitig auch derAusgangspunkt für Rundgänge im riesigenPark von Grafenegg, oder «meinen GartenEden», wie Buchbinder das Anwesen gernnennt. «An einem Tag wie heute habe ich auchausgiebig Zeit, mir ein Platzerl zwischen denBäumen zu suchen.» Eine Empfehlung für denPark gibt es aber noch: «Das Projekt ‚Kunst imöffentlichen Raum’ setzt an bestimmten Stelleninteressante Akzente. Jedes Mal finde ich etwasFaszinierendes! Ich habe auch einen Lieblings-baum für mich gefunden, aber den verrate ichein anderes Mal…»

Mir fällt keine Open Air-Spielstätte ein, die sopublikumsfreundlich ist.

Im Garten Eden

Page 9: Tonkünstler-Magazin Nummer 17

7

Auf dem Weg zurück vom Wolkenturmerzählt der Festival-Leiter weiter: «Ich habe dasGefühl, dass wir schon eine richtige Fange-meinde haben. Manche zögern aber nochwegen der Anfahrt, habe ich gehört. Dabei istgerade das so einfach! Mit dem Auto ist man vonWien in 40 Minuten da, es gibt auch ausrei-chend Parkplätze. Und wer nicht selbst fahrenmöchte, kann ganz einfach einen Bus nehmen.Zu jedem Konzert fahren Busse, am Wochen-ende sogar zwei. Hierher zu kommen, ist wirk-lich ganz bequem.» Wir sind mittlerweile denKiesweg zurück gegangen und stehen wiederauf dem «Hauptplatz» von Grafenegg. «Diezweite architektonische At traktion», sagt RudolfBuchbinder mit sichtlichem Stolz. «Im Vorjahrhaben wir das Auditorium eröffnet und sofortins Konzertleben integriert. Um einen solchenKonzertsaal beneiden uns viele. Manche Pro-gramme brauchen einfach die kompaktereAtmosphäre, dafür ist das Auditorium perfekt.Und einen zweiten Nutzen haben wir natürlichauch: Man soll es ja nicht verschreien, aberwenn es doch einmal bei einem Konzert amWolkenturm regnet, können wir alles ganzschnell hierher verlegen.» Mit einem Zwinkern

fügt er hinzu: «Es wird also niemand nass» undöffnet die Tür zum Foyer. Im hellen Empfangs-raum gehen wir weiter zur Reitschule. Auchhier ist alles noch ganz still – dabei spürt mansofort, dass dieser Raum viel Geschichte in sichträgt. Leise erklärt Rudolf Buchbinder: «Hierhaben früher die Grafenegger Konzerte stattge-funden, der Saal ist also eigentlich der Vorgän-ger von dem, was wir hier heute haben. Aber erist viel zu gut, um nicht genützt zu werden.Darum gibt es hier die Prélude-Konzerte unddie Einführungsgespräche. Und weil wir imSchlechtwetterfall leider nicht alle vom Wolken-turm ins Auditorium setzen können, gibt es fürdie preiswerteste Kartenkategorie und Rasen-plätze hier einen alternativen Sitzplatz mit einerVideo-Übertragung des Konzerts.» Zurück imFoyer des Auditoriums zieht es uns noch kurzzum Shop, wo man CDs der auftretendenKünstler und allerlei nützliches Zubehör fürKonzerte im Freien bekommt: Decken zumPicknicken und zum Wärmen sowie Sitzkissen.

«Etwas Wichtiges fehlt noch», sagt RudolfBuchbinder, der uns wieder ins Freie begleitet.«Das leibliche Wohl gehört für mich zumGesamterlebnis dazu. Und da gibt es hier ein-

fach alles: Wenn man sich hinsetzen und aus-giebig essen möchte, kann man in die Schloss -taverne gehen. Gleich gegenüber gibt es denPicknick-Pavillon, der ist besonders gut, wennman schnell etwas Kleines haben möchte. Dortkann man sich auch die Ergänzungen zumselbst mitgebrachten Korb holen. Auf dem Wegzum Wolkenturm könnte man auch einenAbstecher zur Vinothegg machen.»

Und das Festival selbst? «Das Programm istheuer sensationell!», schwärmt der künstleri-sche Leiter. «Ich weiß nicht, wo ich da anfangenkann… Also wenn ich wirklich etwas heraus-greifen soll, dann sicherlich die vielen jungenSpitzenmusiker, die wir haben. Das GustavMahler Jugendorchester, davor noch das Euro-pean Union Youth Orchestra, das sind beideswunderbare Ensembles. Und mit Tan Dunhaben wir heuer sicherlich einen sehr interes-santen Composer in Residence zu Gast.»

Der Spaziergang an Rudolf BuchbindersSeite geht langsam zu Ende. Wieder beim Wie-ner Tor angekommen, schweift der Blickzurück ins Areal. Was bleibt, ist die Freude aufein Wiedersehen…

www.grafenegg.at

Ich habe das Gefühl, dasswir schon eine richtigeFangemeinde haben.

Page 10: Tonkünstler-Magazin Nummer 17

Licht

8

Das ewige

Ludwig van Beethovens «Missa solemnis»,Hector Berlioz’ Grande Messe des Mortsund Giuseppe Verdis Messa da Requiemhaben eines gemeinsam: die monumentalenSakral werke sind im Gegensatz zu MozartsRequiem nicht im Rahmen einer liturgischenMesse zu erleben.

Verdi widmete seine Totenmesse dem Geden-ken an den von ihm verehrten SchriftstellerAlessandro Manzoni, dessen berühmtestesWerk «I promessi sposi» der Komponist be -reits als junger Mann las und später als dasgrößte Werk seiner Epoche bezeichnete. Ei -gent lich ist es verwunderlich, dass der nicht-christlich eingestellte Verdi sich von Manzo-

nis Schaffen so angezogen fühlte, ist es dochvon religiösen Gefühlen durchzogen.

Als Manzoni, dem als einer Identifikations-figur des Risorgimento auch eine politischeBedeutung zukam, 1873 im 88. Lebensjahreiner Hirnhautentzündung erlag, unterbreiteteVerdi der Stadt Mailand den Vor schlag, denersten Todestag des Dichters mit einem vonihm komponierten Requiem zu begehen. DieIdee wurde von den Zuständigen dankend an -genommen, und so wurde ein Werk realisiert,dessen Wurzeln mehrere Jahre zurückreichen.Die Messa da Requiem steht in Verbindung mitdem Tod Gioacchino Rossinis im Jahr 1868.

Noch im selben Jahr lud Verdi die zu dieserZeit zwölf bedeutendsten Komponisten Itali-

ens zur Gemeinschaftskomposition einerMesse, der sogenannten «Messa per Rossini»,ein. Bemerkenswert ist in diesem Zusammen-hang, dass der Vorschlag gerade von Verdi kam,der seit seiner Studienzeit keine Kirchenmusikmehr schrieb! Aus seiner Feder stammt mitdem «Libera me» der Schlusssatz. Die Urauf -führung sollte am ersten To destag Rossinis inBologna stattfinden. Zwar wurde dieses kom-positorische Mosaik rechtzeitig fertig, zu einerAufführung kam es aber trotzdem nicht.

Als sich Verdi nun 1873 an die Arbeit sei-nes Requiems machte, wurde das «Liberame» in leicht abgeänderter Form als Schluss-satz beibehalten. Der Text sowie die formaleGliederung der Partitur stehen fast durchge-

Marina Poplavskaya Francesco Meli Carlo Colombara

Page 11: Tonkünstler-Magazin Nummer 17

9

hend im Einklang mit der römisch-katholi-schen Liturgie des Totengottesdienstes.

Ganz seiner Bestimmung entsprechendfand die Uraufführung der neuen Schöpfungam 22. Mai 1874, dem ersten Todestag Manzo-nis, in der Mailänder Kirche San Marco statt.Die Aufführung wurde in eine liturgische Zere-monie eingebettet. Im Vorfeld der Aufführungmusste übrigens eine Bewilligung des Erzbi-schofs für die Mitwirkung des unerlässlichenFrauenchors eingeholt werden. Diese wurdeunter gewissen Auflagen erteilt: Die Chorsän-gerinnen mussten sich nicht nur in lange,schwarze Kleider hüllen sowie den Kopf durcheinen großen Trauerschleier bedeckt haben,sondern sie wurden außerdem hinter einemGitterwerk auf der Seite postiert. Das Interessean Verdis neuem Werk war so groß, dass derKirchenraum bei weiten nicht alle nach Mai-land Gereisten aufnehmen konnte, weshalb eskurz darauf zu drei Aufführungen in der Scalakam. Das Mailänder Publikum hörte damalsnoch nicht ganz die endgültige Gestalt desWerks, da Verdi wenige Wochen später ent-schied, das als Fuge konzipierte «Liber Scrip-tus» in ein Mezzosopransolo umzuschreiben.

Verdi musste sich immer wieder den Vor-wurf gefallen lassen, sein Requiem wäre zuopernhaft. Tatsächlich ist ein großer Bezug zuseinem Bühnenschaffen festzustellen: Amdeutlichsten ist dieser beim «Lacrymosa», dasursprünglich als Duett Philipp-Don Carlos inder französischen Version des Werks Verwen-dung fand. Im «Domine Jesu» findet man

harmonische Parallelen zu «Rigoletto», dieauf verschiedene Orte verteilten Fanfaren des«Tuba mirum» erinnern an «Aida».

Trotz der Einwände wurde die «Messa daRequiem» bald über die Grenzen Italiens hinausbekannt: Schon im gleichen Jahr führte Verdidas Werk in Paris auf und präsentierte es 1875auch dem Publikum in London und Wien.

Am Pult steht mit Gianandrea Nosedaeinerder außergewöhnlichsten Dirigenten desinternationalen Opern lebens. Seine Arbeit alsChefdirigent des Turiner Teatro Regio sowiedes BBC Philharmonic und als Festival-Leiterwird in Fachkreisen hoch gelobt. Das Solisten-quartett der Aufführung in Grafenegg ist eben-so hochkarätig besetzt: Seit ihrem Engagementals Desdemona bei den Salzburger Festspielenist die in Moskau geborene Sopranistin MarinaPoplavskaya auch dem österreichischen Publi-kum ein Begriff. Die junge Sängerin begannihre Karriere an der Novaja Opera und de -bütierte als Tatjana in «Eugen Onegin». AlsSensation feierte sie Pub likum und Kritik imSeptember 2006, als sie die Rolle der Rachel ineiner konzertanten Aufführung von Halévys«La Juive» am Barbican Centre sang, was auchden Grundstein für die immer steiler verlau-fende Karriere legte. Der aus Triest stammen-den Mezzosopranistin Daniela Barcellona ge -lang der große Durchbruch 1999 beim RossiniOpernfestival in Pe saro. Ihr enormer Erfolg inder Titelrolle von «Tancredi» katapultierte siean die Spitze der international tätigen Rossini-Interpretinnen und hatte Einladungen an

große Opernhäuser zur Folge. Der 1980 inGenua geborene Tenor Francesco Meli ist CD-Sammlern dank seiner Aufnahme von Bellinis«Sonnambula» ein Begriff. Sein Debüt gab er2002 in Verdis «Macbeth», Rossinis PetiteMesse solennelle und Puccinis Messa di gloria,das von der RAI beim Festival dei due Mondi inSpoleto übertragen wurde. An der WienerStaatsoper debütierte Francesco Meli im Feb -ruar 2008 als Ferrando in einer von RiccardoMuti dirigierten «Così fan tutte». CarloColombarawurde in Bologna geboren und stu-dierte in seiner Heimatstadt bei Paride Venturi.Erstes öffentliches Aufsehen erlangte er 1986,als er beim renommierten G. B. Viotti-Wettbe-werb in Vercelli als bester italienischer Sängerausgezeichnet wurde. Im Jahr darauf gewanner in Mailand den «Concorso As.Li.Co» unddebütierte in rascher Folge an den namhaftenOpernhäusern Italiens.

THOMAS DÄNEMARK

Der Autor studierte Theaterwissenschaft, ist seit 2001

Ge neralsekretär der Freunde der Wiener Staatsoper und

seit mehreren Jahren Mitglied des Publikumsforums.

VERDI REQUIEMSa 18. 7., 20 Uhr, WolkenturmTonkünstler-Orchester NÖ, Coro del TeatroRegio di Torino, Marina Poplavskaya(Sopran), Daniela Barcellona (Mezzosopran),Francesco Meli (Tenor), Carlo Colombara(Bass), Gianandrea Noseda (Dirigent)

Im «Domine Jesu» findet manharmonische Parallelen zu«Rigoletto», die auf verschiedeneOrte verteilten Fanfaren des«Tuba mirum» erinnern an«Aida».

Daniela Barcellona Gianandrea Noseda

Page 12: Tonkünstler-Magazin Nummer 17

10

Ein Held der Sahara aus dem Mittelalter wirktbis ins 21. Jahrhundert. Der Jazz ehrt seineafrikanischen Vorfahren. Flüssige Musik fin-det sich im Festkörper der Partitur wieder.Und: Die Tonkünstler unter Kristjan Järvi imOzean der Rhyth men. Mit kompetenter Un ter -stützung aus Afrika.

Daniel Schnyder ist nicht zu fassen: Einmaltritt er als Jazzsaxophonist und stilistisch um -fassender Improvisator in Erscheinung, einanderes Mal als Opernkomponist, ein drittesMal als Verfasser von Streichquar tet ten, Kon -zerten oder Bläserstücken.

Daniel Schnyder ist aber doch leicht zu er -fassen: Werk, Biografie und Termine sind aufei ner gut gestalteten Internetseite einsehbar, aufE-Mails antwortet er prompt, am Telefon ist erein gewandter und ehrlicher Gesprächs part ner.

Mit der Unmöglichkeit, ihn einzuordnen,kann er gut leben, als munterer Wandler zwi-schen den Welten. Der afrikanische Einfluss aufwestliche Musik gehört für Daniel Schny derzum «Bedeutendsten, was im 20. Jahr hun dertin der Musikgeschichte passiert ist.» Ihn be -geistert die «Verwurzelung der Musik im All -tagsleben Afrikas». Schon sehr früh kam DanielSchny der auf merkwürdige Art mit Afrika inBerührung: Sein Taufpate war Mis sionar in Ka -merun. Der kleine Daniel erhielt in den 1970erJahren Briefe aus Afrika, aus denen ein rechtromantisches, exotisches Bild des Konti nenteserwuchs – womit er sicher nicht allein ist.

Paradise lostAfrika ist für viele mehr ein mythischer als

ein geografischer Begriff. Und mit der roman-tischen Sicht ist es dann auch oft schnell zu

Ende. «In den meisten westlichen Köpfen sinddie Schwarzen, besonders die Afrikaner, im -mer noch Wilde. Afrika ist das verlorene Para -dies, wo die Natur unumschränkt herrscht unddie Menschen unverdorben von der Zivili sa -tion ihren Instinkten freien Lauf lassen.» Wasdie Schweizer Musik journalistin MarianneBerna im Jahr 1991 schrieb, scheint an Gültig -keit kaum verloren zu haben: Man braucht sichnur umzuhören, wenn von Migranten ausschwarzafrikanischen Ländern die Rede ist.

Vorurteile prägen denn auch die Sicht aufafrikanische (vor allem subsaharische) Musik:«Im Gegensatz zu einem weit verbreitetenStereotyp der abendländischen Welt von Afrikasind Trommeln nicht notwendigerweise dastypische afrikanische Instrument» (G. Ku bik,Afrikanist und Kulturanthropologe). Abge se -hen von diesen und anderen Kli schees tut sich

Ein Kontinent, der viel hergegeben und kaum etwas dafür zurückbekommen hat.

OutofAfrica!

Page 13: Tonkünstler-Magazin Nummer 17

11

aber in Afrika wirklich eine völlig andere Weltauf, was musikalisches Denken und musikali-sche Erfahrung betrifft. «Afri ka nische Musi kerwollen nicht einfach Klänge kombinieren, umdas Ohr zu erfreuen. Ihr Ziel ist es vielmehr,das Leben an sich, in all seinen Aspekten,durch das Medium Klang auszudrücken.» (F.Bebey, Musiker aus Kamerun)

«Gott gab den Europäern die Uhr, undden Afrikanern die Zeit.»

In Mali (gemeint ist nicht der afrikanischeBinnenstaat, sondern das mittelalterliche Reichgleichen Namens) lebte im 13. Jahr hundert derSoldat, König und Volksheld Sundiata Keïta.Seine Lebensgeschichte ist die Basis für DanielSchnyders Epos vom «Löwen könig», wobei esnicht nur eine einzige gültige Version jener Ge -schichte gibt. In Afrika werden kulturelles Erbe

und überhaupt Traditionen mündlich weiter-gegeben. Im westlichen Teil des Kontinentsübernehmen diese Aufgabe der Vermittlungund Bewahrung von Ge schichte die Griots,Mit glieder einer eigenen Kaste, Profimusikerund Barden. Zu ihren In stru menten zählendas Bala fon (ein Holm-Xylo fon) oder die Kora(eine Harfenlaute). Sundiata Keïta ist der Ur -ahne der Griots, vergleichbar den Trouba dou -ren in Europa zur selben Zeit. «Die Lobliederüber Sundiata Keïta in einem konzertantenWerk aufzuführen, die Geschichte in eineKom position verwandelt zu sehen, war für dieafrikanischen Solisten dieses Projektes zu -nächst unmöglich vorzustellen, … und eigent-lich verboten», erzählt Daniel Schnyder. Erspricht von afrikanischer Musik in diesem Zu -sam men hang als «flüssig», und endlos variier-bar. Er als Komponist banne sie dann in den«Festkör per der Partitur».

Ruf und AntwortAbdoulaye Diabate ist der solistische Er zäh -

ler des Abends, er trägt den Inhalt. Lan sineKouyaté und Yacouba Sissoko spielen Balafonund Kora. Alle drei leiten ihre Abstammungvon Sundiata Keïta her. Georg Breinschmidund Michael Wimberly stellen mit Kontrabassund Schlagwerk den «link», die Verbindungzwischen afrikanischen Solisten und Orchestersamt Chor her.

Apropos Chor: Ein musikalisches Auffüh -rungs prinzip, das in Europa seit der Grego -rianik praktiziert wird, prägt auch die MusikAfrikas – und in Folge dann Blues, Jazz undPopmusik: Das Prinzip von Ruf und Antwort– Call and Response. Dem Chor wird die Auf -gabe zugeteilt, «Antworten» zu singen, undauch die Farb-Palette des Orchesters zu er -weitern – etwas, das gerade den Damen desCho rus sine nomine mit ihrem weichen, sinn -lichen und gleichzeitig strahlenden Klang ent-sprechen dürfte.

Groove ist PflichtIn afrikanischer Musik passiert vieles gleich -

zeitig. Rhythmen überlagern sich. Neue rhyth -mische Muster entstehen. Es gibt kaum Dy -namik, kein piano und kein forte. Das ritar -dando existiert nicht. Idealerweise bewegt sichdas ganze Geschehen in einem rhythmischen«Flussbett», einer Rille, einer groove, wie sie(auch das ein Erbe von Afrika) in den meistenJazzformen ebenso grundlegend ist.

Der Dirigent ist der Kapitän im Fluss, undso wird Kristjan Järvi Schnyders Epos durch

den Abend steuern. Der vorausgehende ersteTeil besteht aus berühmten, ja legendärenStücken der Jazz- und Rock-Geschichte. Erkönnte als Skizze der Beziehung zwischen afri-kanischer und (US-)amerikanischer Musikerlebt werden, als Reise von Tönen aus derAlten Welt (zu der Afrika schließlich gehört) indie Neue Welt, und letztlich als Hommage aneinen Kontinent, der viel hergegeben undkaum etwas dafür zurückbekommen hat.

ALBERT HOSP

Der Autor ist Musikredakteur beim Radioprogramm Ö1,

kuratiert das Festival «Glatt & Verkehrt» und arbeitet als

Sprecher in zeitgenössischen Musikprojekten. Er lebt mit

seiner Familie in Wien.

JENSEITS VON AFRIKASa 11. 7., 20 Uhr, WolkenturmTonkünstler-Orchester NÖ, Damen des Chorus sine nomine, Abdoulaye Diabate (Gesang), LansineKouyaté (Balafon), YacoubaSissoko (Kora),Michael Wimberly (Drums, Djembe), Daniel Schnyder (Saxophon), Kristjan Järvi (Dirigent)«Der afrikanische Einfluss auf

westliche Musik gehört zumBedeutendsten, was im20. Jahr hundert in der Musik-ge schichte passiert ist.»

Daniel Schnyder

Page 14: Tonkünstler-Magazin Nummer 17

12

«Ich freue mich, Ihnen mitteilen zu kön-nen, dass Ihr Violakonzert im Entwurf fertigist und dass bloß noch die Partitur geschrie-ben zu werden braucht», schrieb Béla Bartókan den Schotten William Primrose, dem wahr -scheinlich besten Bratschisten aller Zeiten.Eben das war dem todkranken Bartók aberverwehrt. Aus den aufgefundenen Blätternein vollen detes Werk, eben das Konzert fürViola und Orchester zu machen, war nachBartóks Tod eine besondere Leistung. Prim -rose gegenüber hatte sich der Komponistauch über die Inspiration durch die Bratschegeäußert: «Der dunklere, männlichere KlangIhres Instruments hat den Gesamtcharakterdes Werkes mitbe stimmt».

Franz Waxman (ei gentlich Wachs mann)zählt zu den bedeutendsten Kompo nistenHollywoods. Der Oberschlesier, der 1967 inLos Angeles starb, hat Filmmusiken u. a. für«Rebecca» (1940), «Dr. Jekyll und Mr. Hyde»

Witze über Bratschisten gibt es viele. Dieübrigen Orchestermusiker finden sie mit -unter lus tig, Bratschisten eigentlich selten.Im Früh sommer bekommen sie prominenteund höchst kompetente Unterstützung durchJulian Rachlin. Er widmet sich in den ver-gangenen Jahren verstärkt dem Repertoirefür Viola.

Und bei Julian Rachlin hören sich Witzeleienauf. Der 34-jährige Österreichischer mitlitauischen Wurzeln ist einer der aufregend-sten Violinisten unserer Tage. Er war derjüngste Solist, der je mit den Wiener Philhar -mo ni kern konzertiert hat. Doch nicht nurhöchste Qualität ist sein Markenzeichen,auch der Mut zu Ungewöhnlichem: Etwa alser 2003 als Paganini im ZDF-Vierteiler«Napoleon» auftrat. Zu seinen Ambitionengehört es, die Viola zu fördern. In Grafenegggreift er deshalb nicht nur zur Geige.

(1941), «Das Fenster zum Hof» (1954), «DerHofnarr» (1956) oder «Die Ge schichte einerNonne» (1959) komponiert. Seine «Carmen-Fantasie» für Violine und Or chester, 1947geschaffen für den Holly wood streifen «Humo -resque», gilt unter Geigern als eines derschwierigsten Bravourstücke voll geigerischerBrillanz.

Eingerahmt werden diese Werke durch Or -chesterstücke, die sich für die Tonkünstlerunter Kristjan Järvi hervorragend dazu eignen,sich von der besten Seite zu zeigen: DenAnfang macht Felix Mendels sohn Bartholdys«Märchen von der schönen Melusine» op. 32,eine 1833 entstandene Kon zertouvertüre. DasPublikum reagierte verhalten, Schumann aberlobte sie in höchsten Tönen, sprach von«schießen den Fischen mit Gold schuppen,Per len in of fenen Mu scheln», was Mendels -sohn nicht be hagte. Er wandte sich ent schie -den gegen «rote Ko rallen und grüne Seetiere,Zauber schlösser und tiefe Meere»; sein Werksei eher eine Be schreibung der Stimmung alsder Handlung.

Den Schluss bildet Manuel de Fallas Mu -sik zu «Der Dreispitz», einem Ballett ineinem Akt, in London 1919 durch SergejDiaghilews «Ballets Russes» uraufgeführt.Die Ausstattung hatte Pablo Picasso geliefert.Die Geschichte handelt von einer schönenMüllerin, ihrem eifersüchtigen und schlauenGatten und dem Corregidor, einem älterenProvinzstatthalter, dessen Würde der Drei -spitz verkörpert. Er stellt der schönen Müller -in nach, wird aber vom Ehemann überlistet…

An der Musik hatte de Falla mehrere Jahregearbeitet; sie zählt nicht zuletzt wegen desvirtuosen Einsatzes von Tanzrhythmen zuden beliebtesten spanischen Orchester wer -ken. Aber auch das Ballett wird immer wie-der auf der Bühne gezeigt. Dazu singt dieargentinische Mezzo so pranistin Lorena Espinazwei vokale Ein la gen. Ihr besonderes In ter -esse gilt der Vielfalt der spanischen musi -kalischen Tradition.

THOMAS JORDA

Der Autor ist stellvertretender Chefredakteur und Ressort -

leiter Kunst der NÖ Nachrichten.

DER DREISPITZSa 27. 6., 20 Uhr, WolkenturmTonkünstler-Orchester NÖ, Lorena Espina(Mezzosopran), Julian Rachlin (Violine undViola), Kristjan Järvi (Dirigent)

Doppelt hält besser

Page 15: Tonkünstler-Magazin Nummer 17

13

London Symphony OrchestraDas traditionsreiche englische Orchester gastiert 2009zwei Mal in Grafenegg und präsentiert unter derLeitung von Sir Colin Davis ein vollmundigesProgramm mit Werken von Mozart und Sibelius. Nachder symphonischen Einleitung in Form von MozartsKV 338 widmet sich Annette Dasch, gefeierte Sopra nis -tin der jungen Generation, drei virtuosen Konzertarien– ebenfalls aus Mozarts Feder. Im zweiten Teil stehteines der beeindruckendsten Werke der Symphonik aufdem Programm: die Fünfte von Sibelius.Fr 4. 9., 19 Uhr, Wolkenturm

Rudolf BuchbinderFestival-Leiter und Gastgeber Rudolf Buchbinder betrittdie Bühne des Wolkenturms als Solist und wird vomKöniglichen Philharmonischen Orchester Stockholmunter der Leitung des finnischen Pultstars SakariOramo begleitet. Nach Stenhammars «Excelsior!»Ouvertüre folgt das virtuose 3. Kla vier konzert vonBeethoven. Den Konzertabend beschließt SchumannsSymphonie Nr. 3 «Rheinische», in der die Freude desKomponisten über die ersehnte Übersiedlung insRheinland mitschwingt.Fr 21. 8., 19.15 Uhr, Wolkenturm

London Symphony OrchestraSein zweites Konzert eröffnet das Spitzenorchesterwiederum mit Mozart. Nach der «Figaro» Ouvertürelotet der US-amerikanische Starpianist Emanuel Ax denSolopart von Beethovens leuchtendem 4. Klavierkonzertaus. Für den zweiten Teil des Abends hat Sir ColinDavis ein außergewöhnliches und großes Werk ausge-wählt: Carl Nielsens Symphonie Nr. 5, mit der der däni-sche Komponist seinen Ruf als Symphoniker auchaußerhalb seiner Heimat begründen konnte.Sa 5. 9., 19 Uhr, Wolkenturm

Andreas SchollAndreas Scholl hat den Countertenören mit seinerKunst zu ungeahntem Ansehen verholfen. InGrafenegg gastiert der Vokalvirtuose mit dem EnsembleShield of Harmony. Dass der charismatische Sängernicht nur den «Mainstream»-Barock pflegt, beweist erheuer in Grafenegg. So stehen Werke von Oswald vonWolkenstein auf dem Programm. Damit entführtAndreas Scholl in eines der frühesten und faszinierend-sten Kapitel der dokumentierten Musikkultur.Fr 28. 8., 19 Uhr, Auditorium

Page 16: Tonkünstler-Magazin Nummer 17

14

irgend jemand tut. Denn Salonen und seineFreunde Magnus Lindberg, Kaija Saariaho unddie ganze junge finnische Komponistengenera-tion war mit verstaubten Lehrplänen und Kon-zertprogrammen konfrontiert. Er gründete des-halb die Gruppe «Korvat auki!» («Ohren auf!»),die ent scheidenden Einfluss auf das zeitgenös-sische Musikleben in Finnland ausübte.

Der Taktstock öffnete für Salonen jedochTür und Tor zu einer spektakulären Karriere.Mit zarten 21 Jahren gab er sein Debüt beimFinnischen Radio-Symphonieorchester – undnur vier Jahre später kam der internationaleDurchbruch mit einem wahrlich tollkühnenStunt: Michael Tilson Thomas war ganz kurz-fristig erkrankt – wer sollte nun am Pult desrenommierten Philharmonia Orchestra beiGustav Mahlers dritter Symphonie stehen,einem der umfangreichsten symphonischenWerke überhaupt: sechs Sätze, eindreiviertelStunden Spieldauer komplexester, geistig undphysisch in höchstem Maße fordernder Musik,Altsolo, Frauen- und Kinderchor inklusive?Salonen sprang ein, wobei er die monumentalePartitur buchstäblich über Nacht studierte. DieAufführung wurde zu einem grandiosen per-sönlichen Erfolg. In geradezu schicksalshafterWeise war Salonen dadurch sowohl mit Mahlerals auch mit dem Philharmonia Orchestra ver-bunden: Kurz darauf (1985) wurde er nebenGiuseppe Sinopoli als Chef zumErsten Gastdiri -genten des 1945 von Walter Leg ge gegründetenElite-Klangkörpers berufen.

Doch damals hatte Salonen bereits ein wei-teres entscheidendes Debüt hinter sich: 1984war er erstmals ans Pult des Los AngelesPhilharmonic Orchestra getreten. «Ich hattekeine Ahnung, was auf mich zukam», erzählteder Finne einmal von diesem Erlebnis. «Womitich aber überhaupt nicht gerechnet hatte, war,dass nach dem ersten Konzert ein älterer Musi-ker auf mich zukam und sagte: ‹Betrachten Siedas als ihre künftige Heimat.› Irgendetwas warim Gange, denn ich empfand genauso.» Dochals Orchestermanager Ernest FleischmannSa lonen fragte, ob er nicht Nachfolger desgroßen Carlo Maria Giulini an der Spitze desLos Angeles Philharmonic werden wolle, re -agierte dieser un gläubig. «Ich dachte, das sei

Angeblich ist er letztes Jahr fünfzig gewor-den, doch immer noch gibt er das Bild einesfaszinierenden Wunderknaben ab: Esa-PekkaSalonen, eine der brillantesten, reifsten Mu -sikerpersönlichkeiten beileibe nicht nur Skan-dinaviens. Zum Auftakt seiner Zusammenar-beit mit dem Philharmonia Orchestra Londondurchleuchtet er mit be son derer Neugier dievielfältigen An brü che der Moderne in Wien,der «City of Dreams» 1900–1935: In Grafeneggsind es Gustav Mahlers monumentale undunerbittliche sechste Sym phonie – und einzauberhaftes Jugendwerk von Anton Webern.

Es war eine denkbar kontroverse Entscheidung,aber aus Jux und Tollerei wurde sie gewiss nichtgefällt: Als Esa-Pekka Salonen, Jury-Vorsitzen-der des renommierten Internationalen Sibeli-us-Dirigentenwettbewerbs, mit den Be werberndes Jahres 2005 so gar nicht recht glücklich war,verkündete er nach einer Stunde Beratung demverdutzten Auditorium folgendes Ergebnis:Nicht etwa nur der erste Preis blieb unvergeben,sondern alle drei wurden einbehalten – und dieFinalisten mit einem spontan erfundenen«Encouragement Award» für den besten(dotiert mit drei Viertel des Preisgelds des drit-ten Platzes!) sowie finanziellen Trostpflasternbedacht: Im Gegensatz zum Sport, wo ja immerjemand auf dem Stockerl landet, auch wenn eskeine neuen Rekorde ge geben haben sollte,waren also keinerlei Me daillen zu feiern...Freunde gemacht hat sich Salonen dadurchgewiss nicht. Aber erstens hat er, der seit Jahr-zehnten zur internationalen Spitzenklasse un -ter den Dirigenten zählt, das einfach nicht not-wendig, und zweitens ist er nicht der Mann, derum des lieben Friedens willen faule Kompro-misse macht, die er nicht vertreten kann. Dazuist ihm die Musik viel zu wichtig.

Musik – das war und ist nicht zuletzt die vonihm selbst geschaffene. Denn zum Dirigierenkam er eigentlich nur indirekt, weil er, derneben Horn vor allem Komposition an derSibelius-Akademie seiner Geburtsstadt Hel-sinki studierte, ganz pragmatisch einsah, dassman die eigenen Stücke doch auch einzustu-dieren und zu leiten fähig sein sollte – unddamit sicher sein kann, dass es wenigstes

das Lächerlichste, was ich je gehört hatte. Wasraucht der Mann?, fragte ich mich.» DochFleischmann behielt Recht, wenn auch mitVerspätung: Von 1992 bis 2009 währte diegroßartige Zusammenarbeit mit dem kalifor-nischen Orchester, für das Salonen etwa auchseine melodiös-virtuosen «LA Variations»komponiert und mit dem er neben Standard-werken auch eine CD mit Bernard HerrmannsMusik zu Hitchcock-Filmen aufgenommenhat: klare Zeichen für seine Lösung von denDoktrinen der europäischen Avantgarde undseine vielseitigen Repertoir e interessen jenseitsaller Scheuklappen.

Mittlerweile ist Esa-Pekka Salonen auch zuseiner «ersten Liebe», dem Philharmonia Or -chestra, zurückgekehrt – nach dem Abgangvon Christoph von Dohnányi (nun «Ehrendiri-gent auf Lebenszeit») als neuer Chef, verstehtsich: Von Februar bis Oktober 2009 widmetsich diese dynamische Kombination in einergroßen Tournee Wien, der «City of Dreams»1900–1935. Die frühe Moderne hat es Salonenja be sonders angetan. Markus Hinterhäuser,Konzertchef der Salzburger Festspiele, schwärmtvon Salonens Mahler-Interpretationen und iststolz, ihn im Sommer 2008 mit dessen dritterSymphonie erstmals mit den Wiener Philhar-monikern zusammengebracht zu haben: «An -fangs liefen die Proben sehr vorsichtig, als obsich Dirigent und Orchester erst langsam be -schnuppert hätten – aber das Ergebnis wardann wirklich großartig!» Mahlervon jeglicherübertriebener Gefühlssauce gereinigt, AntonWebern, der angeblich so kühle Konstrukteur,als spätromantischer Poet: In Grafenegg wirddie sechste Symphonie ihre unerbittlich nie -derschmetternde Gewalt ent fesseln und We -berns Jugendwerk, das spätromantische Idyll«Im Sommerwind», zart um den Wolkenturmwehen: ein «Concert of Dreams».

WALTER WEIDRINGER

Der Autor ist Musikkritiker der «Presse», Verlagsmitarbei-

ter bei Doblinger und lebt als freier Musikpublizist in Wien.

PHILHARMONIA ORCHESTRA LONDONSo 23. 8., 19.15 Uhr, WolkenturmEsa-Pekka Salonen (Dirigent)

KEINEKOMPROMISSE

Page 17: Tonkünstler-Magazin Nummer 17

15

«… eine der brillantesten,reifsten Musikerpersönlich-keiten beileibe nicht nurSkandinaviens.»

Page 18: Tonkünstler-Magazin Nummer 17

1616

Die Wiener Philharmoniker konzertieren am 3. 9. unter Zubin Mehta in Grafenegg. Aufdem Programm stehen Werke von Webernund Brahms. Auf das Debüt des weltberühm-ten Orchesters am Wolkenturm darf man mitRecht gespannt sein. Clemens Hellsberg,Vor stand der Wiener Philharmoniker, sprachmit Alexander Moore über Festivals, die Her-ausforderungen der Gegenwart und Hoff-nungen für die Zukunft.

Herr Dr. Hellsberg, die Wiener Philharmoni-ker zählen zu den besten und aktivsten Orche-stern der Welt. Was sind die größten Heraus-forderungen in dieser Position?

An die Spitze zu kommen, ist eine Sache.Diese Position zu halten, ist noch etwas ganzanderes. Wenn man auf der Spitze eines Bergssteht, geht es auf allen Seiten bergab. DiesesBild funktioniert in der Kunst natürlich nichtganz. Der Berg, auf den alle Musiker steigen,hat keine Spitze. Das ist ein ständiges Wach-sen. Man wird aber gleichzeitig immer ananderen und an sich selbst gemessen. DieErwartungen an uns sind sehr hoch: Wenn wirein «sehr gutes» Konzert spielen, ist daseigentlich schon zu wenig. Otto Nicolai hateine Maxime als philharmonische Idee ausge-geben, die nur wenige Worte umfasst: «Mitden besten Kräften das Beste auf die besteWeise aufzuführen». Das muss unser Credobleiben.

Vor kurzem sind die Wiener Philharmoni-ker von einer großen Tournee zurückgekehrt.Was waren die besonderen Höhepunkte?

Wir haben erstmals in der Walt Disney Con-cert Hall gespielt, was wir schon lange machenwollten. Die Tournee war in weiten Teilen aufZubin Mehta zugeschnitten, mit dem wir vonseinem jetzigen Wohnort Los Angeles in seineHeimatstadt Mumbai gereist sind und dortgespielt haben. In New York haben wir das 20-jährige Jubiläum der «Wiener Philharmoniker-Woche» gefeiert und mit Lang Lang ein Bene-fizkonzert gegeben. Und für viele von uns war

SEHRGUT

Page 19: Tonkünstler-Magazin Nummer 17

1717

das Wüs tenerlebnis in den Vereinigten Ara -bischen Emi raten ganz neu: Das Open Air-Konzert im alten Fort von Al Ain war eingroßartiges Erlebnis.

Wie entstehen in der Regel die Programmebei ihren Engagements?

Das ist ein lebendiger Prozess, ein Wechsel-spiel von mehreren Faktoren: Oft bringen wirunsere eigenen Abonnement-Programme ein,die Dirigenten haben natürlich auch ihre Wün-sche. Wenn ein Veranstalter eine interessanteIdee hat, diskutieren wir sie gerne.

Stichwort «Open Air»: Wie entstanden diemittlerweile traditionellen Schönbrunn-Kon-zerte?

Die Ur-Idee kam 2004 von Helmut Pechla-ner, der damals Direktor des Tiergartens war. Erwollte im Jahr der großen EU-Erweiterung inSchloss Hof nahe dem Dreiländereck einKonzert ma chen. Letztlich sind wir damit dannaber doch in Wien gelandet, weil es logistischeinfacher war. Eigentlich war es als einmaligesEreignis ge dacht, nur als statt der erwarteten20.000 Leute 90.000 kamen, lag die Fortset-zung auf der Hand. Wir übertragen das Konzertin 54 Länder, damit ist es das zweitgrößte Klas-sik-Event der Welt.

Um den Gedanken weiter zu spinnen…Könnte es einmal ein Festival unter der Leitungder Philharmoniker geben?

Reizvoll wäre das schon. Aber wir sind imSommer an Salzburg gebunden und das isteigentlich die einzige Zeit, in der ein Festival indiesem Stil Sinn machen würde.

Nicht selten wird das Orchester auch alsSonderbotschafter mit mehr oder weniger poli-tischen Aufgaben gesehen. Was gibt es in derheutigen Welt zu tun?

Das wichtige Ziel ist immer, die humanitäreBotschaft der Kunst zu vermitteln. Ich bin über-zeugt: Wenn sich die Menschen an den großenWerken der Kunst orientieren würden, würdedie Welt be stimmt anders aussehen. Gerade inZeiten der Wirtschaftskrise hielte ich das fürsehr wichtig.

Spüren die Wiener Philharmoniker dieKrise?

Natürlich. Wir haben es jetzt schon zweiMal erlebt, dass ein Veranstalter einen Rück-zieher gemacht hat, weil ein Sponsor ausgefal-len ist. Die Frage, was da noch kommt, beschäf-tigt uns.

Welche Schwierigkeiten sind immer gleich,welche haben sich geändert?

Eine der größten Herausforderungen warund ist sicher, uns selbst zu organisieren. Wirsind viele Köpfe und haben daher auch genau-so viele Meinungen. Generell gilt auch für uns:Die Demokratie ist die beste, aber auch an -spruch vollste Form menschlichen Zusam -men lebens – die Freiwilligkeit Regeln zu ak -zep tieren, ist ein entscheidender Faktor.Gleich zeitig bleiben wir aber ge nau durch dieDiskussionsprozesse kreativ.

Mit 12 Jahren Amtszeit sind Sie der amzweitlängsten dienende Vorstand der Philhar-moniker. Wie lange wollen Sie noch?

Es war die Entscheidung des Plenums, mirso lange zu vertrauen. Diese ständige Heraus-forderung ist eine große Aufgabe, und die Zu -sammenarbeit mit Geschäftsführer Dr. DieterFlury und dem Verwaltungsausschuss ist ein-fach großartig.

Sie reservieren sich täglich Übezeit ein,während der man Sie nicht stören darf. Wieüben sie?

Zum Glück kann ich sehr ökonomischüben. Ich habe ein tägliches Technikprogrammvon ca. 75 Minuten, das ist wie Zähneputzen.Wenn ich ein Konzert vorbereite, weiß ichgenau, auf welche Stellen ich mich beim Übenbesonders konzentrieren muss. Im Lauf derJahre entwickelt man für so etwas einen Blick.Voraussetzung ist aber, dass ich meine Händemit dem täglichen Programm fit halte.

Wie trennt man berufliche Sorgen von derLiebe zur Musik?

Ich trenne das in Wahrheit gar nicht. Fürmich kommt es einzig darauf an, möglichst guteMusik zu machen. Dem ordne ich alles unter,

egal was ich mache. Meine Position hat mitMacht nichts zu tun, sondern damit, NicolaisMaxime zu entsprechen.

Wer so viel im Rampenlicht steht, wird auchkritisiert. Gab es Zeiten, in denen Sie sich alsOrchester unverstanden gefühlt haben?

Ich glaube, dass sich Künstler, die angegrif-fen werden, grundsätzlich unverstanden füh lenmüssen. Denn man ist ja im Glauben angetre-ten, das Beste zu geben und hat seine Persön-lichkeit mit eingebracht. Dann wird man damitkonfrontiert, dass es auch noch andere Blick-winkel gibt. Damit muss man leben lernen. Inunserer eigenen Geschichte kam das in Wellen:manchmal ist man einer Entwicklung voraus,unsere Gründung war sicher avantgardistisch.Manchmal ist man hinten nach und dann wie-der ist man genau im Strom. Letztlich zählt nurder Anspruch, den man an sich selbst stellt.

Beim Konzert am 3. 9. stehen Werke vonWebern und Brahms auf dem Programm: Wasist der besondere Reiz an dieser Kombination?

Das Besondere liegt in der Gegenüberstel-lung der beiden Komponisten. Beide warenunglaublich analytisch und haben ihren schar-fen Blick in sehr ähnlicher Weise beim Kompo-nieren eingesetzt. Und es gibt noch eine for-male Klammer: Das Konzert beginnt mit derWebern-Passacaglia und endet im letzten Satzvon Brahms mit einer Passacaglia. Da gibt esalso einiges zu entdecken.

INTERVIEW: ALEXANDER MOORE

Der Autor ist für die Dramaturgie und die Publikationen

des Tonkünstler-Orchesters und Grafenegg verantwortlich

und arbeitet als freier Musikpublizist.

WIENER PHILHARMONIKERDo 3. 9., 19 Uhr, WolkenturmZubin Mehta (Dirigent)

IST SCHON ZU WENIG

Page 20: Tonkünstler-Magazin Nummer 17

Sergej Prokofjews Ouvertüre über hebräi-sche Themen op. 34 nimmt in dieser Hinsichtallerdings eine Sonderstellung ein. Das Stückentstand 1920 während Prokofjews USA-Auf-enthalt und war ursprünglich für die eigenwilli-ge Besetzung Klarinette, Klavier und Streich-quartett konzipiert. Diese Fassung wird eben-falls in Grafenegg im Prélude zum Hauptkon-zert zu hören sein. Maßgeblich dafür war, dasses sich bei diesem Werk um die Auftragskom-position eines jüdischen Ensembles handelte,das sich aus ehemaligen Mitschülern Prokof -jews zu sam mensetzte. Diese waren in die USAemigriert und versuchten hier, mit ihren Auf-tritten Geld für die Errichtung eines Konserva-toriums in Jerusalem zu bekommen. Die Son-derstellung dieses Werkes besteht unter ande-rem darin, dass es sich bei den hebräischenThemen höchstwahrscheinlich nicht um aut-

Im Rahmen des Musik-Festivals Grafeneggwird das Budapest Festival Orchestra unterder Leitung von Iván Fischer dem Lebensge-fühl und mehreren Kulturen Osteuropas nach -spüren. Dabei werden sie vom griechischenViolinvirtuosen Leonidas Kavakos tatkräftigunterstützt.

Sergej Prokofjew, Béla Bartók und AntonínDvorák – drei große Namen der Musikge -schich te, die es wie wenige andere vermochten,mit ihrer Musik die kulturelle Vielfalt ihrerjeweiligen Heimatländer glaubhaft darzu stel -len. Ne ben dem Lokalkolorit finden aber auchmoderne Tendenzen in der Welt des Fin desiècle Eingang in ihre Werke. Das Ergebnis isteine einzigartige Synthese zwischen volkstüm-licher Bodenständigkeit und den zeitgenössi-schen Strömungen der damaligen Kunstmusik.

hentische jüdische Volksmusik handelt. Eherim Ge genteil: Vielmehr wurde sie von einemMitglied des En sembles nach der Art jüdischerVolksmelodien komponiert. Man spürt in die-sem Werk die Lebensfreude, welche die jü -dische Kunst durchweht. Die Orchesterfassungdes Werkes (zu hören im Hauptkonzert), ent-stand allerdings erst 14 Jahre später, als Prokof -jew wieder nach Russland zurückgekehrt war.

Béla Bartóks Violinkonzert Nr. 2, uraufge-führt 1939 in Amsterdam, nimmt einen unwei-gerlich zu einem Ritt in die Weiten der ungari-schen Puszta mit. Volksmusikalische Einflüssesind in Bartóks Schaffen allgegenwärtig, wasauf seine intensive musikethnologische For-schungstätigkeit zurückzuführen ist. In der fürdie traditionelle Volksmusik eigenwilligenBehandlung der Melodie und des Rhythmusfand der ungarische Komponist zahlreiche Im -

RUNDUM BUDAPEST

Grafenegg

Wien

Iván Fischer Leonidas Kavakos

18

Page 21: Tonkünstler-Magazin Nummer 17

pulse, die er dann auf die abendländischeKunstmusik übertrug und somit auf diesemGebiet wesentliche kompositorische Neuerun-gen setzte. Auch in seinem zweiten Violinkon-zert stößt man auf diese Einflüsse: So verwendeter hier beispielsweise einen «Verbunkos»,einen ungarischen Tanz aus dem 18. Jahrhun-dert. Den äußerst anspruchsvollen Solopart vonBartóks Violinkonzert übernimmt in Grafen -egg der griechischstämmige ViolinvirtuoseLeonidas Kavakos. Der charismatische Musikeretablierte sich schon als 18-Jähriger im interna-tionalen Konzertleben, als er 1985 den SibeliusWettbewerb gewann. Mittlerweile arbeitet erregelmäßig mit großen Orchestern wie denWiener und Berliner Philharmonikern, demLondon Symphony Orchestra, dem ClevelandOrchestra und dem Budapest Festival Orchestrazusammen. Neben seiner regen Konzerttätig-keit ist er seit dem Jahr 2007 außerdem derkünstlerische Leiter der Camerata Salzburg, mitder er Stammgast bei den Salzburger Festspie-len und der Mozartwoche ist.

Den Abschluss dieses Musikabends bildetDvoráks 7. Symphonie. Zur Zeit der Entste-hung befand sich der Komponist in einer unan-genehmen persönlichen Situation: So hatteneinerseits seine Werke großen internationalenErfolg, andererseits wurde er in seiner Heimatgerade wegen dieses Erfolgs verdammt. Manwarf ihm mangelnden Patriotismus und feh-lende Heimatverbundenheit vor. Diese Vor-würfe trafen Dvorák, der sein gesamtes Schaf-fen vor dem Hintergrund seines Wahlspruchs«Gott, Liebe, Vaterland!» positioniert sah, hart.Auch in seiner 7. Symphonie, einer Auftrags-komposition der London PhilharmonicSociety, trifft man auf nationales und volks-tümliches Gedankengut, das er in Anbetrachtdes englischen Publikumsgeschmacks aller-dings gut versteckt.

Diese volkstümlichen Elemente wird dasBudapest Festival Orchestra mit seinem Chef-dirigenten Iván Fischer herauszuarbeiten ver-stehen, um gemeinsam mit dem Publikum zueiner atemberaubenden Reise von den WeitenRusslands, über die ungarischen Ebenen bis zuden böhmischen Wäldern aufzubrechen. Fürden großen Erfolg des Orchesters und seinesDirigenten sprechen die Prämierung seinerBartók-Aufnahmen mit dem Grammy und dasAufscheinen der Einspielung von Mahlers 2.Symphonie unter den zehn besten CD-Neuer-scheinungen des Gramophone Magazine imApril 2009. Dasselbe Magazin wählte das Or -ches ter heuer unter die zehn Besten der Welt.Der große Erfolg war zu Beginn keineswegs vor-gezeichnet: So wurde es ursprünglich im Jahr1983 von Zoltàn Kocsis und Iván Fischergegründet, um mit nur drei bis vier Konzertenim Jahr das ungarische Musikleben zu berei-chern. Die hohe Qualität dieser Konzerte undder einzelnen Orchestermitglieder drang aller-dings bald über die Landesgrenzen hinaus undführte da zu, dass das Orchester heute an alleninternationalen Konzertstätten und Festivalsein gern gesehener Gast ist. Iván Fischer istauch nach 25 Jahren Chef dirigent und einGarant für effektvolle Interpretationen. Nebenseiner Chef di rigentenfunktion verbindet ihnmit re nom mierten Orchestern wie den BerlinerPhilharmonikern, dem New York Philharmo-nic oder dem Königlichen ConcertgebouwOrchester Am s terdam eine fruchtbare Zusam-menarbeit.

INGEBORG ZECHNER

BUDAPEST FESTIVAL ORCHESTRASa 22. 8., 19.15 Uhr, WolkenturmLeonidas Kavakos (Violine), Iván Fischer (Dirigent)

19

Bratislava

Budapest

Page 22: Tonkünstler-Magazin Nummer 17

20

schreitende Konzept des Orchesters eröffnensich aufgrund der unterschiedlichen Nationa-litäten seiner Mitglieder vielfältige Klang- undInterpretationsmöglichkeiten.

Im Laufe seiner jungen Geschichte hat dasOrchester mit Größen wie Leonard Bernstein,Herbert von Karajan, Daniel Barenboim undSir Colin Davis zusammengearbeitet. Der der-zeitige Chefdirigent ist Vladimir Ashkenazy.Große Namen regieren auch die Riege der Soli-sten, die regelmäßig mit dem Orchester kon-zertieren: Emanuel Ax, Anne-Sophie Mutter,Jessye Norman, Nigel Kennedy und viele ande-re zählten zu den regelmäßigen Partnern desEUYO. Diese Aufzählung zeugt vom hohenmusikalischen Können dieses in jeder Hin -sicht einzigartigen Jugend orchesters. Dasaußer gewöhnlich hohe Niveau kommt aller-dings nicht von ungefähr: So verfügt das EUYOüber keine fixe Besetzung – diese wird viel-mehr jedes Jahr durch harte Auswahlverfahrenbestimmt, und auch schon zugelassene

Kulturelle Vielfalt, jugendliche Lebensfreudeund Orchestermusik auf höchstem Niveau –das alles vereint das European Union YouthOr chestra auf sich. Die Sommerresidenz wirdheuer in Grafenegg aufgeschlagen und lädtgemeinsam mit Andrew Litton und RenaudCapuçon zu einer musikalischen Rei se durchdas England des 20. Jahrhunderts und dasRussland des 19. Jahrhunderts ein.

Das European Union Youth Orchestra wurdeim Jahr 1978 gegründet, mit dem Ziel, eineinternationale Identität und Arbeitsbasis imSinne des Leitgedankens der EuropäischenUnion zu schaffen. Mittlerweile hat sich dasmit «EUYO» abgekürzte Ensemble als einesder besten Orchester weltweit etabliert underfreut sich großer internationaler Bekannt-heit. Es besteht aus 140 talentierten Musikernim Alter zwischen 14 und 24 Jahren, die ausden 27 Mitgliedsstaaten der EuropäischenUnion stammen. Durch dieses grenzüber-

Orchestermitglieder müssen im mer aufs Neueihr Können unter Beweis stellen. Jedes Jahrstellen sich in ganz Europa über 4.000 jungeMenschen dem Vorspiel für dieses Orchester,wobei nur 140 Plätze vergeben werden kön-nen; und auch dies wiederum nur für ein Jahr.Anschließend müssen sich die Musiker, umihren Platz behalten zu können, wieder ein Pro-bespiel bestehen.

So gibt es in Grafenegg heuer eine ganzbesondere Premiere: Die aktuelle Orchesterbe-setzung wird zum ersten Mal während seinerSommerresidenz in Grafenegg zusammen-kommen und unter der Leitung von AndrewLitton das Programm für die beiden Konzerteim Rahmen des Musik-Sommers erarbeiten.

Beim ersten der beiden Konzerte treffen ineinzigartiger Weise jugendliche Frische undaltehrwürdige Tradition aufeinander: Ersterewird vom EUYO, letztere von der Wiener Sing -akademie repräsentiert. Schließlich ist derChor seit mehr als 150 Jahren aus dem Konzert-

«WO DEIN SANFTERFLÜGEL WEILT»

Page 23: Tonkünstler-Magazin Nummer 17

21

und Musikleben der Bundeshauptstadt nichtmehr wegzudenken und zählt große Persön-lichkeiten der Musikgeschichte wie EdvardGrieg, Richard Strauss und Anton Webern zuseinen Dirigenten.

Dieser reizvolle Kontrast zwischen jugend-lichem Esprit und gediegener Tradition wirdvon Andrew Litton in William Waltons Ouver-türe «Scapino», Edward Elgars Konzert ouver -türe «In the South» und «The Planets» vonGustav Holst vereint. Der amerikanischeDirigent, derzeit Chefdirigent des BergenPhilharmonic Orchestra, zählt zu den führen-den Dirigentenpersönlichkeiten seiner Genera-tion. Besondere Aufmerksamkeit verdientseine Aufnahme von Waltons «Belshazzar’sFeast» mit dem Bournemouth Symphony, fürdie er mit einem Grammy ausgezeichnetwurde. Man darf also in Anbetracht dessenauch auf seine Interpretation von «Scapino» inGrafenegg gespannt sein. Außerdem warAndrew Litton der jüngste Sieger der BBC

International Conductors Competition undprofiliert sich heute neben seiner Dirigiertätig-keit auch als Kammermusiker und Pianist.

Auch das zweite Konzert des EUYO stehtunter der Leitung von Andrew Litton, wobei sichdas Programm von den Hügeln Englands in dieunendlichen Weiten Russlands verlagert: AufTschaikowskis Violinkonzert op. 35 mit demViolinvirtuosen Renaud Capuçon folgt die 7.Symphonie, die so genannte «Leningrader» vonSchostakowitsch. Renaud Capuçon, 1976 gebo-ren, begann im Alter von 14 Jah ren seine Aus -bildung am Conservatoire Na tional de Musiquede Paris und arbeitet seither mit Dirigenten wiePierre Boulez, Seiji Ozawa und Claudio Abbadozusammen. Trotz seines vergleichsweise ju -gend lichen Alters gehört er mittlerweile zu denbegehrtesten Soloviolinisten weltweit.

Zur Einstimmung auf die beiden Konzerte,die auf die vielfältige Bandbreite des Orchestersverweisen, wird es außerdem spezielle Prélu-des mit ausgewählten Musikern des EUYO

geben. Eine gute Möglichkeit, sich auf diejeweiligen Hauptkonzerte gebührend einzu-stimmen und die Musikstars von morgen haut-nah zu erleben. Ein Wiederhören ist sehr wahr-scheinlich: Mehr als 90 Prozent der Mitgliederdes EUYO verfolgen später eine Karriere alsProfimusiker in Spitzenorchestern.

INGEBORG ZECHNER

Die Autorin ist angehende Musikwissenschaftlerin, freie

Mitarbeiterin beim Musik-Sommer und -Festival Grafen -

egg und lebt in Graz.

EUROPEAN UNION YOUTH ORCHESTRA

Sa 8. 8., 20 Uhr, WolkenturmWiener Singakademie, Andrew Litton (Dirigent)

Sa 15. 8., 20 Uhr, WolkenturmRenaud Capuçon (Violine), Andrew Litton (Dirigent)

… 140 hervorragende Musikerzwischen 14 und 24 Jahren,die aus den 27 Mitgliedsstaatender Europäischen Unionstammen.

Page 24: Tonkünstler-Magazin Nummer 17

on Tour». Für Furore sorgte sein (Mozart-)Ein-stand bei den Salzburger Festspielen im Som-mer 2006, bei dem er wiederum als jüngsterDirigent in die dortige Festi val ge schichteeinging. Mit den Salzburger In szenierungenvon «Le nozze di Figaro» auf Tour in Japan mitdem Orchestra of the Age of Enlightenmentoder – mit dem Mahler Chamber Orchestra –im März 2009 mit «Così fan tutte» empfiehlt ersich als Mozart-Dirigent.

Mit Mozartsnur vordergründig «heiterem»C-Dur-Klavierkonzert KV 503 aus der «Figaro»-Periode um 1786, dessen Klavierpart von Geistund Humor nur so funkelt, ist Imogen Cooperzu hören, wie Ticciati gleichfalls Britin. Gebo-ren in London, studierte sie in Paris und Wien.Kürzlich von den Wiener Philharmonikern zueinem gemeinsamen Auftritt geladen, ist sie be -reits als renommierte Pianistin etabliert. Nichtnur in Europa, sondern in der Saison 08-09auch in Philadelphia (mit Sir Simon Rattle), inBoston (mit Sir Colin Davis) oder auf Tour mitdem London Symphony Orchestra (DanielHarding). Genauso gefragt ist sie als Solistinund «unter Kollegen» besonders auch als Kam-mermusikerin und Liedbegleiterin.

Kommen wir zu Gabriel Fauré: Etwas unter-schätzt, war er Schüler von Camille Saint-Saënsam Ende der romantischen Periode. Wagnerkannte er zwar, ließ sich aber nicht von ihmbeeinflussen. Selbst lehrte er am Pariser Con-servatoire und verfasste eine innovative Har-

Das Mahler Chamber Orchestra, internatio-nal zusammengesetzt und dennoch einzig-artig und unverwechselbar in seiner Qualitätund Struktur, wurde 1997 von keinem Gerin-geren als Claudio Abbado ins Leben gerufen,der zuletzt (2008) mit dem Orchester einenfulminanten «Fidelio» aufführte. Geprägtwurde das Orchester auch von Dirigenten wieDaniel Harding, Marc Minkowski und KentNagano oder seit Neuestem auch von dem inLondon geborenen Robin Ticciati, der zweiKonzerte des für Grafenegg 2009 erkorenen«Orchestra in Residence» leiten wird. Miteiner erstaunlich großen Spannweite anKomponisten und Werken empfiehlt er sichdem Publikum. Als Solistinnen sind Midoriund Imogen Cooper zu Gast.

Ein paar Worte zur Vorstellung von RobinTicciati: Seine in atemberaubendem Tempoverlaufende internationale Karriere, ausgebil-det als Geiger, Pianist und Perkussionist, be -gann, was dirigentische Belange betrifft, schonmit fünfzehn Jahren unter Anleitung von SirColin Davis und Sir Simon Rattle. Der interna-tionale Durchbruch am Kapellmeisterpult war2005, als er mit sensationellem Erfolg in Dres-den für Charles Dutoit einsprang und als bis-lang jüngster Dirigent an der Mai länder Scalaauftrat. Als Music Director steht er inzwischendem Gävle Symfoniorkester in Schweden vor,in gleicher Funktion leitet er «Glyndebourne

monielehre, unter seinen Schülern: Ravel,Enescu, Nadia Boulanger u. a.

Der Höhepunkt seines Schaffens bestehtwohl in der Vokalmusik, insbesondere in Kla-vierliedern. Fauré hat recht wenige groß besetz-te Werke geschrieben – am bekanntesten sein«Requiem», daneben eine Oper «Penélopé»,eine Orchestersuite «Masques et Bergamas-ques» und eben die famose Bühnenmusik zu«Pelléas et Mélisande» (1898).

«Pelléas et Mélisande», eines der Haupt-werke des Theaters des Symbolismus, handeltvon der verbotenen, todgeweihten Liebe derbeiden Titelgestalten. Bemerkenswert, dassdas Schauspiel als Grundlage mehrerer musi-kalischer Werke diente, von denen das erstevon Gabriel Fauré stammt (auch später alsSuite für Orchester herausgegeben). Diegleichnamige Oper von Claude Debussy folgte1902, aber auch die symphonische Dichtung«Pelleas und Melisande» von Arnold Schön-berg hält sich im Repertoire, eine weitereSchauspielmusik unter dem Namen desStücks vertonte dann noch Jean Sibelius 1905.

Josephs HaydnsSymphonie in D-Dur, Hob.I:104, die zwölfte und letzte der «Londoner»und vielleicht seine überhaupt letzte, bildeteden Abschluss seines grandiosen, fast seingesamtes Komponistenleben umspannenden,symphonischen Schaffens. Auch die in zehnbis fünfzehn Jahren Arbeit von JohannesBrahms fertig gestellte Symphonie Nr. 1

22

MEISTERWERKEÜBERALL

MidoriRobin Ticciati Imogen Cooper

Page 25: Tonkünstler-Magazin Nummer 17

braucht hier nicht ausführlich vorgestellt zuwerden… Beethoven und seine neun Sympho-nien waren der «Riese», den Brahms nach eige-nen Worten immer wieder «hinter sich mar-schieren» hörte. 1876 war die Urauffüh rung inKarlsruhe, und Hans von Bülow nannte sie als-bald die «Zehnte». Seien wir gespannt auf dieInterpretationen dieser Meisterwerke unterTicciati in Grafenegg und seien wir zuversicht-lich, dass er sich weder von Ge spenstern derVergangenheit noch dem un überlegten Zwangsie «ganz neu» auffassen zu müssen, beirrenlässt.

Werfen wir noch einen Blick auf das span-nende Programm von Midori, jener japani-schen Violinvirtuosin, die bereits mit elf Jahrenvon Zubin Mehta entdeckt wurde. Heute ist sieein Weltstar, doch der Weg dorthin war nichtleicht. In ihrer Autobiografie von 2005 schriebsie offen über die Schwierigkeiten, die ihreMusikerkarriere mit sich brachte. Glücklicher-weise fand Midori ihren Weg und erlangte denRuf einer der besten Violinvirtuosinnen derWelt.

Johann Sebastian Bachs E-Dur-Konzertbasiert, ähnlich, aber noch zukunftsweisenderals die Brandenburgischen Konzerte, auf sei-ner Auseinandersetzung mit den von Italie -nern ge schaffenen Formen. Das her kömm -liche Nach einander von Solo und Tutti ist zueinem Miteinander im Dienst einer Entwick-lung umgeformt. Bemerkenswert schön derKlagegesang über einer Passacaglia im«Largo»-Mittelsatz. Ein frühes Sonatenwerkfür Violine und Cembalo (1961) des Polystili-sten Alfred Schnittke hat sich Midori als zwei-tes der von ihr gespielten Werke ausgesucht.Und schließlich Schuberts Rondo für Violineund Streich or ches ter, jenes A-Dur-Stück, indem das Soloinstrument eindeutig eine domi-nante, virtuose Rolle spielt. Der 19-jährigeFranz Schubert komponierte es im Juni 1816.Zur Entstehungsgeschichte des Rondos sindkeine direkten Äußerungen Schuberts oderseiner Freunde bekannt. Einen auf schluss -reichen Einblick in die seelische VerfassungFranz Schuberts zur Zeit der Arbeit am Rondogewährt jedoch der Eintrag in den wenigen

erhaltenen Tagebuchblättern, den der Kompo-nist nach der Aufführung eines Streichquin-tetts von Mozart unter dem 13. Juni 1816 mach-te: «Ein heller, lichter, schöner Tag wird dieserdurch mein ganzes Leben bleiben. Wie vonferne leise hallen mir noch die Zaubertöne vonMozarts Musik.»

HEINZ RÖGL

Der Autor ist Fachreferent für neue Musik und Musikre-

dakteur im Musikinformationszentrum mica – music aus-

tria, freier Kulturjournalist (u. a. Salzburger Nachrichten,

Bühne, ÖMZ) und lebt in Wien.

MAHLER CHAMBER ORCHESTRA

Sa 25. 7., 20 Uhr, WolkenturmImogen Cooper (Klavier), Robin Ticciati (Dirigent)

Sa 1. 8., 20 Uhr, WolkenturmMidori (Violine), Robin Ticciati (Dirigent)

23

Das Mahler Chamber Orchestraist … einzigartig und unver-wechselbar in seiner Qualitätund Struktur.

Page 26: Tonkünstler-Magazin Nummer 17

rischen Aufführungspraxis war für ihn dieGründung eines eigenen Originalklang-En -sembles (die London Classical Players) der logi-sche Schritt. Genauso logisch wie seine heutigeÜberzeugungsarbeit bei den «traditionellen»Klangkörpern der Welt. Berliner, Wiener, Nie-derösterreicher, Stuttgarter – in allen Landenschätzen Musiker und Publikum gleichsam dieunorthodoxen Ideen des britischen Ausnah-mekünstlers.

75 Jahre und kein bisschen leiseMitten in der heißen Phase des Musik-Festi -

vals Grafenegg können sich heuer die Besu-cher von der jugendlichen Frische Sir Rogersüberzeugen. Wenn das Geburtstagskind ge -meinsam mit seinen Freunden vom Orchestraof the Age of Enlightenment auf symphonischeSpurensuche führt, wird man merken: Alterschützt keineswegs vor Elan! Immerhin gilt es,im Haydn-Jahr eines der seinerzeit waghalsig-sten Klangexperimente des Klassikers so au -then tisch wie möglich wiederzugeben. Überdie Dominanz der unheilvollen Tonart f-mollhinaus bietet Joseph Haydns1768 entstandene«La Passione»-Symphonie eine damals neueGe fühlstiefe.

Für Entspannung sorgt anschlie ß end des-sen ziemlich genau drei Jahrzehnte späterentstandenes, brillantes Es-Dur Trompeten-

Ein runder Geburtstag muss in nobler Umge-bung gefeiert werden: Ehrensache, dass SirRoger Norrington rechtzeitig zu seinem 75.Jubelfest das Musik-Festival Grafenegg be -sucht. Im Gepäck hat der Großmeister derhistorischen Aufführungspraxis seine Lieb-linge Joseph Haydn und Felix MendelssohnBartholdy. Mit seinen Landsleuten vomOrchestra of the Age of Enlightenment liegtdie musikalische Umsetzung in besten Hän-den. Viel originaler Klang, ganz ohne Staub!

Ob Sir Roger in der Jugend hoffte, dass er einesTages von «seiner» Queen den Ritterschlagerhalten würde? Bestimmt nicht, denn fürAnerkennung erheischenden Ehrgeiz war beiihm noch nie Platz. Dafür liebt er die Musik vielzu sehr und eigentlich sollte die holde Kunstsein Zeitvertreib bleiben. Immerhin studierteder 1934 in Oxford geborene Sohn aus musika-lischem Hause anfangs Geschichte und engli-sche Literatur. Während der abendlichen Be -schäftigung mit der Violine, dem eigenen Ge -sang und Amateurchören kam mit 28 Jahrendie Entscheidung: Norrington musste dieMusik zu seinem Beruf machen –auf ans RoyalCollege in London!

Dem Kunstwerk auf der SpurEin Lebenslauf wie aus dem Märchen:

Roger Norrington schlug sich zu Beginn mitallen möglichen und unmöglichen Engage-ments als Sänger durch. Nach Studienab-schluss ging die Karriere stetig bergauf. AlsKapellmeister an allen großen OpernhäusernEnglands lernte er das gesamte Repertoire vonder Renaissance bis zur Gegenwart kennen.Wobei den Dirigenten immer die Frage nachder Echtheit der alten Kunstwerke beschäftigte.Was, wenn Mendelssohn seine Symphoniengar nicht so weich gezeichnet, so romantisierthören wollte? Wie klangen Haydns Meister-werke im schlanken Gewand ihrer Zeit – in derWiener Klassik? Ohne die Instrumente der Mo -derne, ohne mit Stahl besaiteten Geigen undhochtechnischen Hörnern? Roger Norringtonerörterte aber nicht einfach Fragen mit denMusikerkollegen. Es wurde immer unter sei-ner Maxime gemeinsam musiziert: Aufregendund schön muss es klingen. Am Besten so, wiees der Komponist wollte. Als Pionier der histo-

konzert. Der englische Meistersolist DavidBlackadder, ebenfalls Experte für alte Instru-mente, wird für den authentischen Trompeten-klang der weltberühmten Themen sorgen.Zum Finale ein Ausflug in den hohen Nordenvon Sir Rogers britischer Heimatinsel: «In dertiefen Dämmerung gingen wir heut nach demPalaste, wo Königin Maria Stuart gelebt undgeliebt hat. Der Kapelle fehlt das Dach, Gras undEfeu wachsen darin, es ist alles zerbrochen undmorsch. Ich glaube, ich habe heut den Anfangmeiner Schottischen Symphonie gefunden.»Felix Mendelssohn Bartholdy war mit der wil -den, märchenhaften Romantik seiner drittenSymphonie schon im Vorfeld, wäh rend seinerSchottland-Reise, höchst zufrieden. Glücklichwäre er auch mit Norringtons schlanker, gewis-senhafter Interpretation. So klingt geis tigerAdel.

DANIEL WAGNER

Der Autor ist Musikredakteur bei Radio Stephansdom und

Musikkritiker der Wiener Zeitung.

ORIGINALKLANGDo 27. 8., 19 Uhr, AuditoriumOrchestra of the Age of Enlightenment,David Blackadder (Trompete), Sir Roger Norrington (Dirigent)

ADELVERPFLICHTET

Aufregend und schön muss esklingen. Am besten so, wie esder Komponist wollte.

24

Page 27: Tonkünstler-Magazin Nummer 17

ImpressumMedieninhaber (Verleger): Niederösterreichische Tonkünstler Betriebsgesellschaft m.b.H., Kulturbezirk 2,3109 St. Pölten. Herausgeber: Verein Tonkünstler-Orchester Niederösterreich.Für den Inhalt verantwortlich: Johannes Neubert. Redaktion: Mag. Alexander Moore. Mitarbeit: JuliaOrnetsmüller, Mag. Edith Schweitzer, Mag. Pia Stimpfl-Abele. Visuelle Gestaltung: Fuhrer, Wien.Produktion: AgensKetterl, Mauerbach. Bildnachweis: James Salzano, Nana Watanabe, Studio Iris, PeterRigaud, Sussie Ahlburg, Wolfhart-Jörg Jonitz, getty images, Pavel Antonov, Daniel Pasche, AlexanderHaiden, Stefan Fuhrer, Yannis Bournias, Kai Bienert, Elisabeth Carecchio, Manfred Esser, Johan Ljungström,Daniel Völker, MSM, Alberto Venzago, Mark Harrison, Eric Larrayadieu, Simon Fowler/Virgin Classics, MarcoBorggreve, Silvia Lelli, Timothy Greenfield-Sanders, Benjamin Ealovega, Elisabeth Carecchio, Philipp Horak,alle anderen unbenannt. Redaktionsschluss: 15. 4. 2009Termin-, Programm- und Besetzungsänderungen bleiben vorbehalten. Für etwaige Druckfehler wird keineHaftung übernommen.

Neue Tonkünstler-CDJoseph Haydn genoss in Paris in den 1780er Jahren solchePopularität, dass ein umfangreicher Kompositionsauftragauf der Hand lag. Die sechs Pariser Symphonien waren einspontaner Erfolg beim französischen Publikum und zählenauch heute zu den beliebtesten Werken aus Haydns Feder.Ab sofort ist die im Musikverein entstandene Aufnahmemit dem Tonkünstler-Orchester unter Kristjan Järvierhältlich. Das Vergnügen, das Haydn bei der Arbeit an densechs Symphonien em pfand, ist auch in der Interpretationder Tonkünstler zu spüren und zu hören.

Mit Joseph Haydns Pariser Symphonien startet das Tonkünstler-Orchester Niederösterreich ein eigenes CD-Label. Unter dem Namen TONKÜNSTLER LIVE werdenkünftig ein bis zwei Aufnahmen pro Saison erscheinen. Die Doppel-CD erhalten Sie im Fachhandel sowie direkt inunserem Online-Shop.

Aus den Pressestimmen

«Mit den sechs Pariser Symphonien Haydns beweist dasTonkünstler-Orchester Niederöstereich, wie hoch sein in denletzten Jahren erreichter spieltechnischer und klanglicherStandard ist. Chefdirigent Kristjan Järvi ist im Umgang mitden Partituren nicht zimperlich, erfreut sich und uns an sat-tem Streichersound, spitzt Überraschungseffekte lustvoll zu,macht Menuette zu ländlichen Tanzszenen und Finali oft zuvirtuosem Kehraus …»

Karl Löbl, Österreich

www.tonkuenstler.at

JOSEPH

HAYDN

PARISER

SYMPHONIEN

KRISTJAN JÄRVI

LIVE

Haydn_PariserS

ymph-Booklet-0

90312.qxd:_ 1

3.03.

4. APRIL — 26. OKTOBER 2009DIE NEUEN GÄRTEN

WWW.DIEGARTENTULLN.AT

WWW.DIEGARTENTULLN.ATAPRIL – OKTOBER 2009

Highlights16.-24. Mai 2009: Bonsai Ausstellung30. Mai 2009: Eröffnung Waldirrgarten mit LH-Stv. Mag. Wolfgang Sobotka06.-07. Juni 2009: NÖN Aktionstag05.-14. Juni 2009: Kakteen Ausstellung11.-12. Juli 2009: NÖ Familienpass Wochenende10.-12. Juli 2009: „Floristische, kulinarische Blütenvielfalt“ Ausstellung von Andrea Rauscher18. Juli 2009 (ab 18 Uhr): Garten.SOMMER von „Natur im Garten“ und „Die lange Nacht des Lichts“27.-31. August 2009: DIE GARTEN TULLN + Internat. Gartenbaumesse = ein Gelände27. September 2009: Garten.HERBST von „Natur im Garten“

Nähere Informationen fi nden Sie unter www.diegartentulln.at.

MUSIK FESTIVAL GRAFENEGG 20. 8. BIS 6. 9. 2009

Page 28: Tonkünstler-Magazin Nummer 17

Sa 27. 6., 20 Uhr, WolkenturmDER DREISPITZTonkünstler-Orchester NiederösterreichJulian Rachlin Viola und ViolineLorena Espina MezzosopranKristjan Järvi DirigentMENDELSSOHN BARTHOLDY, BARTÓK, WAXMAN,DE FALLA

Sa 11. 7., 20 Uhr, WolkenturmJENSEITS VON AFRIKATonkünstler-Orchester NiederösterreichDamen des Chorus sine nomineAbdoulaye Diabate GesangLansine Kouyaté BalafonYacouba Sissoko KoraMichael Wimberly Drums, DjembeGeorg Breinschmid KontrabassDaniel Schnyder SaxophonKristjan Järvi DirigentHENDRIX, IBRAHIM, ELLINGTON, COLTRANE, SCHNYDER

Sa 18. 7., 20 Uhr, WolkenturmVERDI REQUIEMTonkünstler-Orchester NiederösterreichCoro del Teatro Regio di TorinoMarina Poplavskaya SopranDaniela Barcellona MezzosopranFrancesco Meli TenorCarlo Colombara BassGianandrea Noseda Dirigent

Do 20. 8., 19.15 Uhr, WolkenturmERÖFFNUNGSKONZERT FESTIVALTonkünstler-Orchester NiederösterreichJoseph Calleja TenorFerruccio Furlanetto BassAndrés Orozco-Estrada DirigentVERDI, SAINT-SAËNS, TSCHAIKOWSKI, LISZT, GOUNOD

So 6. 9., 19 Uhr, AuditoriumCOMPOSER IN RESIDENCETonkünstler-Orchester NiederösterreichJie Chen KlavierDavid Cossin, Haruka Fujii, Wang Bei Bei PercussionTan Dun DirigentDE FALLA, IVES, TAN DUN

3 Tonkünstler-Konzerte in Grafenegg zum sensationellen Schnupper-Preis vonnur 180 Euro (Kat. 1), 140 Euro (Kat. 2),105 Euro (Kat. 3), 72 Euro (Kat. 4).T: +43 (0)1 586 83 [email protected]

Stars unter Sternen

Wählen Sie 3 aus 5 Konzerten Grafenegg SchnupperAbo

Page 29: Tonkünstler-Magazin Nummer 17

…..…

..…..…

..…..…

..…..…

..…..…

..…..…

..…..…

..…..…

..…..…

..…..…

..…..…

..…..…

..…...

...TI

TEL

V

OR

NAM

E

…..…

..…..…

..…..…

..…..…

..…..…

..…..…

..…..…

..…..…

..…..…

..…..…

..…..…

..…..…

..…...

...N

ACH

NAM

E

…..…

..…..…

..…..…

..…..…

..…..…

..…..…

..…..…

..…..…

..…..…

..…..…

..…..…

..…..…

..…...

...ST

RAS

SE

…..…

..…..…

..…..…

..…..…

..…..…

..…..…

..…..…

..…..…

..…..…

..…..…

..…..…

..…..…

..…...

...P

LZ

OR

T

…..…

..…..…

..…..…

..…..…

..…..…

..…..…

..…..…

..…..…

..…..…

..…..…

..…..…

..…..…

..…...

...E-

MAI

L D

urch

die

Ang

abe

Ihre

r E-

Mai

l-Ad

ress

e si

nd S

ie m

it N

ewsl

ette

r-Zu

send

unge

n ei

nver

stan

den.

…..…

..…..…

..…..…

..…..…

..…..…

..…..…

..…..…

..…..…

..…..…

..…..…

..…..…

..…..…

..…...

...TE

LEFO

N (U

NTE

RTA

GS)

Ich

stim

me

ausd

rück

lich

zu, d

ass

mei

ne p

erso

nenb

ezog

enen

Dat

en im

Rah

men

des

Info

rmat

ions

ver -

bund

sys t

ems

«Ver

trie

bs da

tenb

ank

der

Bet

rieb

e de

r N

Ö K

ultu

r wir

t sch

aft»

(§ 4

Z 13

iVm

50

DSG

200

0)an

die

ver

bund

enen

Unt

erne

hmen

der

Ton

küns

t ler

Bet

rieb

sge s

ells

chaf

t m.b

.H. ü

berm

ittel

t und

verw

ende

t wer

den.

Ein

e Li

ste

der v

erbu

nden

en U

nter

nehm

en fi

ndet

sic

h au

f ww

w.n

oeku

.at.

Die

se Z

u -st

imm

ung

kann

ich

jede

rzei

t wid

erru

fen.

Ein

Wid

erru

f ist

sch

rift

lich

an d

ie N

Ö K

ultu

rwir

tsch

aft G

mbH

,K

ul tu

rbez

irk

2, 3

109

St. P

ölte

n, p

er F

ax: 0

2742

/908

041

oder

per

E-m

ail:

offic

e@no

eku.

at z

u ri

chte

n.

Tonk

ünst

ler-

Kar

tenb

üro

Mus

eum

sQua

rtie

r W

ien

Mus

eum

spla

tz 1

/e-1

.210

70 W

ien

ÖST

ERR

EICH

Bitt

eku

vert

iere

nun

d au

srei

chen

dfr

anki

eren

od

er e

infa

ch

per

Fax

an:

+43

(0)1

587

64

92

BESTELLUNGAlle Informationen zu Konzerten und Preisen finden Sie auf beiliegendem Spielplan

SCHNUPPERABO «STARS UNTER STERNEN»

Ich bestelle ….. Stk. Schnupper-Abo in der Kategorie ….. und wähle folgende 3 Konzerte

Sa 27. 6. DER DREISPITZ ò Bus um …….. Uhr

Sa 11. 7. JENSEITS VON AFRIKA ò Bus um …….. Uhr

Sa 18. 7. VERDI REQUIEM ò Bus um …….. Uhr

Do 20. 8. ERÖFFNUNGSKONZERT ò Bus um …….. Uhr

So 6. 9. COMPOSER IN RESIDENCE ò Bus um …….. Uhr

FREUNDSCHAFTSKARTE (gültig bis 7. 9. 2009)- 10 % Ermäßigung für 2 Karten pro Konzert

ò Freundschaftskarte (Freund) € 39

ò Jugendfreund (Freund) Geburtsdatum: …..….. …..….. …..…..… € 15

ò Ich bin bereits Freund. Meine Mitgliedsnummer: …..…..…..…..…..…..…..…..……

EINZELKARTENKonzert am …..…..…..…..…..…..…..…..…..…..…..…... ….. Stk. Kat. …… Bus um …….. Uhr

Konzert am …..…..…..…..…..…..…..…..…..…..…..…... ….. Stk. Kat. …… Bus um …….. Uhr

Konzert am …..…..…..…..…..…..…..…..…..…..…..…... ….. Stk. Kat. …… Bus um …….. Uhr

Konzert am …..…..…..…..…..…..…..…..…..…..…..…... ….. Stk. Kat. …… Bus um …….. Uhr

Konzert am …..…..…..…..…..…..…..…..…..…..…..…... ….. Stk. Kat. …… Bus um …….. Uhr

Konzert am …..…..…..…..…..…..…..…..…..…..…..…... ….. Stk. Kat. …… Bus um …….. Uhr

Konzert am …..…..…..…..…..…..…..…..…..…..…..…... ….. Stk. Kat. …… Bus um …….. Uhr

Konzert am …..…..…..…..…..…..…..…..…..…..…..…... ….. Stk. Kat. …… Bus um …….. Uhr

Sollte meine Wunschkategorie nicht mehr zur Verfügung stehen,

akzeptiere ich folgende Kategorien: …..…..…..…..…..…..…..…..…..…..…...................

GUTSCHEINEGültig für alle Eigenveranstaltungen der Grafenegg Kulturbetriebsges.m.b.H. sowie

alle Veranstaltungen der NÖ Tonkünstler Betriebsges.m.b.H. in Wien

….. Stk. à € 50 ….. Stk. à € 20 ….. Stk. à € 10

SHOPANGEBOT- 10 % Ermäßigung für Freunde

CD Haydn «Pariser Symphonien» ….. Stk. à € 19,90

Sitzkissen ….. Stk. à € 7 · Picknickdecke ….. Stk. à € 19 · Fleecedecke ….. Stk. à € 15

ZAHLUNGò mit Kreditkarte ò Visa ò Diners ò Mastercard ò Amex

Karten-Nr.: … … … … … … … … … … … … … … … … Gültig bis: ….. / …..

ò mit Erlagschein ò Bar/Bankomat

ZUSENDUNGò Standardpost € 1,50 (für Mitglieder gratis)

ò Eingeschrieben € 4

ABHOLUNGò Kartenbüro Grafenegg, Auditorium

ò Kartenbüro Tonkünstler, MQ Wien

ò am Konzerttag im Kartenbüro Grafenegg (Auditorium)

INFOSERVICEInformieren Sie mich über Veranstaltungen in Grafenegg ò per Post ò per E-Mail

…..…..…..…..…..…..…..…..…..…..…..…..…..…..…..…..…..…..…..…..…..…..…..…..………………DATUM UNTERSCHRIFT