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Tenorhorn de Luxe B-Tenorhorn Jes tadt Il - Mo d ell 72 Lassen Sie es doch einfach mal richtig krachen! Wem das ganze Billigzeugs aus Nah- oder Fernost zum Halse heraushangt, kommt beim Thema Tenor- horn an deutschen Oualitatsprodukten nicht vorbei. Auch wenn da schon mal die 4.000-Euro-Grenze uberschritten wird, ist das kein zu hoher Preis fur solche Instrumente. Dass sie in der Lage sind, Crofses zu leisten, wurde in der Vergangenheit ausgiebig getestet. Bei dem brandneuen Tenorhorn von Bernd Jestadt, das fur 3.699 Euro zu haben ist, sei vorab nur so viel ver- raten: Die Bezeichnung "Tl - Modell 72" wird man sich merken mussenl Wo 50 11 er hi n? VonAnsga r Nake M odeme Tradition Die Kunst des Metallblas-In - strument enbau s hat Meist er Jestadt s ch on fruh erlernt. Mit 16 Jahr en kam er bei Miraphone in di e Lehr e, legte 1990 a ls Jahr gangsbester die Mei ster- ' prUfu ng a b, machte a nsc h liefsend die Ausbildung zum Betri ebswirt des Handwerk s, um d ann bei Mir aphone die Leitun g der Entwi cklungsabteilung zu ub ernehrn en . Doch die e igenen Ide en wollten ir gend - wann in ei genen Instrum enten urn ge- se tz t we rde n. In Bimba ch (in der Nahe vo n Fulda) eroffn ete er mit sein er Fr au 1996 ein Spe zialgeschaft fur Holz - und Metallblasinstrumente , das .Hau s der Mu sik ". Be sonderen Wert legt er auf die Fa chwerkstatt, aus de r in den let zt en zehn Jahr en acht n eu entwi ck elt e Me- tallblasin strumente hervorgin gen . Ei- nige da von haben sich berei ts in kur zer Zeit e ine n h erv orragenden Ruf er spielt und sind aufsergewohnlich in Design und Ausfuhrung . Um s ein en hohen Oual itats an sp ru chen immer g erecht werd en zu konn en, erfolgte im Jah r 2006 der Umzug in neue C eschafts- raume. In d er 120 qm g ro fse n W e rk- s ta tt h at Je stadt h eute zwe i weit ere In strumentenmacher b eschafti gt: im angescnlossenen Ladengeschaft kon- Ko nisch und pro fes sionell nen aile Eig enproduktion en und we i- tere Qualiti itsmarken ausprobi ert u nd vergJi ch en werd en. Doch nicht nur das: Mei st er Jestadt kann mit se ine n Koll e- gen aile individu ell en Wun sch e der Kunden erfullen . Entweder werden sie gleich in ein neue s Modell ubertr ag en oder bei einem schon vorhandenen In- strument umgesetzt, Konfektionierte Ware au s dem Teilelage r ist h ier nur be- gr en zt einse tzbar; das Besondere ist von der Stange eben nicht erhaltli ch , Da braucht es neben h andwerkli ch em Ge schi ck und langj ahr iger Erfahrun g den standigen Au staus ch mit dem Mu- siker, bis das In strument am End e per- fekt passt und seinen Besitze r in allen Belangen unterstutzt. Und noch etwas ist fur J estadt se lbs t- verstandli ch: AJleTeile, die in se inen In- strumenten verbaut wer den , kom me n aUS e ige ner Herst ellun g- nun gut, fast aile. F ur d ie V entilmaschin en und Druckwerke wird einiges an Oualitats- ware z uge ka u ft: Zusamm en ba u un d Montage erfolgen j edoch imm er in der Werkstatt im Bimbach, Fur die Herstel - lung von Schall stucken , Korpus sen , Bogen oder Kappen st eh en m od ernst e Masch inen zu V erfugung, um p erf ekt e Instrum ent e zu fertigen ... 38 s onic

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Tenorhorn de Luxe

B-TenorhornJestadt Il - Modell 72 Lassen Sie es doch einfach mal richtig krachen! Wem das ganze Billigzeugs aus Nah- oder Fernost zum Halse heraushangt, kommt beim Thema Tenor­horn an deutschen Oualitatsprodukten nicht vorbei. Auch wenn da schon mal die 4.000-Euro-Grenze uberschritten wird, ist das kein zu hoher Preis fur solche Instrumente. Dass sie in der Lage sind, Crofses zu leisten, wurde in der Vergangenheit ausgiebig getestet. Bei dem brandneuen Tenorhorn von Bernd Jestadt, das fur 3.699 Euro zu haben ist, sei vorab nur so viel ver­raten: Die Bezeichnung "Tl - Modell 72" wird man sich merken mussenl

Wo 5011 er hin?

VonAnsgar Nake

M odeme Tradition Die Kunst des Metallblas-In­

strumentenbaus hat Meist er Jestadt schon fruh erlernt. Mit 16 Jahren kam

er bei Miraphone in di e Lehre, legte

1990 a ls Jahrgangsbester di e Meister­

' prUfu ng a b, machte a nsch liefsend die

Ausbildung zu m Betriebswirt des

Handwerks, um dann bei Mir aphone

die Leitung der Entwi cklungsabteilung

zu ub ernehrnen .

Doch die eigenen Ideen wollten irgend­

wann in eigenen Instrumenten urnge­

se tz t we rde n. In Bimbach (in der Nahe

von Fulda) eroffnete er mit sein er Frau

1996 ein Spezialgeschaft fur Holz - und

Metallblasinstrumente, das .Haus der

Musik ". Besonderen Wert legt e r auf die

Fachwerkstatt, aus de r in den letzt en

zehn Jahren acht n eu entwick elte Me­

tallblasinstrumente hervorgingen. Ei ­

nige davon hab en s ich berei ts in kurzer

Zeit e ine n herv orragenden Ruf er spielt

und s in d aufserge wo h n lich in Design

und Ausfuhrung. Um seinen hohen

Oual itatsan sp ruchen immer gerecht

werden zu konnen, erfolgte im Jahr

2006 der Umzug in neue Ceschafts­

raume. In der 120 qm g ro fsen Werk­

s ta tt hat Je stadt heute zwei weitere

In strumentenmacher beschaftigt: im

angescnlossenen Ladengeschaft kon-Konisch undprofessionell

n en a ile Eigenproduktionen und we i­

ter e Qualitiitsmarken ausprobiert u nd

vergJi ch en werden. Doch nicht nur das:

Meist er Jestadt kann mit se ine n Kolle­

gen a ile individuell en Wunsche der

Kunden erfullen . Entweder werden sie

g leich in ein neues Modell ubertragen

oder bei e inem schon vo rhandenen In­

s t ru m en t umgesetzt, Konfektionierte

Ware au s dem Teilelage r ist h ier nur be­

grenzt e inse tzba r; das Besondere ist

von der Stange eben nicht erhaltlich,

Da braucht es neben handwerklich em

Geschi ck und langj ahr iger Erfahrung

den s tan dige n Austausch mit dem Mu­

siker, bis das In strument am Ende per­

fekt passt und seinen Besitzer in allen

Belangen un terstu tz t.

Und noch etwas ist fur Jestadt se lbs t­

verstandlich: AJleTeile, die in seinen In­

strumenten verbaut wer den, komme n

aUS eige ner Herstellung - nun gut, fas t

aile. Fur d ie Ventilmaschinen und

Druckwerke wird eini ges an Ou ali tats­

ware zuge ka uft: Zusammen ba u und

Montage erfo lgen jedoch immer in der

Werkstatt im Bimbach, Fur die Herstel ­

lung von Schall stucken, Korpussen ,

Bogen oder Kappen st eh en m odernst e

Masch in en zu Verfugung, um perfekte

Instrumente zu fertigen ...

38 s onic

Tenorhorn de Luxe

Die Erwartunge n sind a lso hochge­

stec kt . Uns erwarte t jetzt ein Vierzylin­del' in Goldm essing, goldl acki ert und

durch die Bogenforrndes Hauptst imm­

zuges sofort del' Jestadt-Farnili e zuzu­

ordnen . Dann so il das brandneu e T1

mal zeigen, was es kann!

Neue Dimensionen Da glaub t man , beim Tenorh orn schon

alles gesehen zu haben - und dann das!

Vier Ventile- kennt man . Goldlack - ist

au ch sc hon dagewese n, Rohrverlauf ­

nich t ganz ungewohnlich. Gut, del'An­stors ist vorn Sc ha lJstUck bis zu m

Hau ptsti mrnzug in einem Stuck gefer­

tigt - das ist aufwen dig. Abel' zwe i Ver­schraubungen beim Mundrohr? Und

eine Que rstre be fur den Fin gerrin g ?

Das habe ich so no ch nicht gesehen.

Und es sind nicht d ie einzigen Dinge ,

libel' die zu reden sein wird. Doch fan­

gen wir vorne an.

Das Tl gehor t zu einer Modellreihe von

Tenor hornern, die Bernd Jestadt ta t­

sachl ich kom plet t neu entwickelt hat.

Es gibt vier versc hiedene Instrumente

(dreiven tilig Messing und Goldm essing!

vierventi lig Messing und Coldmessing) ,

die mi t verschiedene n Finish es (Kla r­

lack/Go IdlackIVersiIberu ng/Vergoldung)

gewah lt werden kon nen ,

s onic 39

0) '" '0:; Nc: «

Allen gerne insam s ind die Marse:

Scha llbecherdurchmesser 260 m m und

Bohrung steigend von 15,2 m m au f

16,2 m m .. . Da tun s ich ne ue Dimen ­

sionen auf! Wo gib t es das sonst noc h?

Das ist doch e igen tlich d ie Boh run g

vorn Bariton horn. Und dazu diesel'

"kleine" Scha llbec her? Wie soil das

denn funkti on ieren? Kan n das funkt io­

n ieren? Nul' Gedu ld, de nn zunachst

gibt's no ch rneh r (Neu es) zu sehen .

Das Mu ndrohr schei n t schraub- und

auswechselbar? Nicht nu l', denn es lasst

sich in Hohe und Neigung verste llen.

Zwei I-Ierzsch raub en losen , Roh r posi­

tionier en und Schauben festdre hen .

Del' Hoh en untersch ied vorn Mund­

stuck kann so um fast sechs Zentirneter

va riiert werd en . Ein Versetzen od er gar

Neu biegen des Mundrohrs sowi e die

ge furc hte ten Halt un gsschaden bei m

Tenorhornspiel durften damit endgu l­

t ig del' Vergan ge nh eit angehoren. Was

auch - eine weitere Innovation - fur die

Konst rukti on des Dau rnen ringes g ilt.

Das sieht zwa r ein wen ig nach Jupit er

(B-Tuba 780) aus, sche int abel' deutlich

stabiler und bessel' bedienbar zu se in:

Zwei Herzs chrauben losen, nach Bedarf

horizontal und vert ika l ver st ellen ,

Schrauben (ohne Werkzeu gl) an ziehen

- fertig. Da will doch jeder g leich mal

Matthias Vogt, Instrumentenbaumeister Zschochersche Str. 28, 04229 Leipzig, Germany

Tel.:03418706358, [email protected]

www.vogt-instruments.com

Mundrohr verstellbar ...

Produktinfo

Hersteller: Bernd Jestadt, Bimbach

Modellbezeichnung: Tenorhorn T1 - Modell 72

Technische Daten:Schallbe­cherdurchmesser 260 mm; Goldmessingausfiihrung; vier Drehventile; Bohrung steigend von 15,2 mm auf16,2 mm; stufenlos verstellbares Mund­rohr; stufenlos verstellbarer Daumenring; goldlackiert, Druckwerk und Anbauteile klar lackiert

Zubehiir: 01. Felt, Pflegetuch und AS-MundstGck

Preise: 3.699 Euro

Optional: Stimmzugtrigger fUr den drilten Ventilzug oder Hauptstimmzug Sonderwunsche des Musikers konnen benickskhtiqt werden

www.jestaedt­instrumente.de

Pro & Contra

+ satter Sound, leichte Ansprache

+ Intonation praktisch ohne Schwachen

+ durch verstellrnoqlich­keiten individuell an­passbar

+ professionelle Handwerksqualitat

+ auch als Baritonhorn einsetzbar Goldlack wirkt subjektiv billig

loslegenl Abel' noch du rfe n w ir nic h t,

denn ein weiterer Blick auf den Bolid en

lohnt sich.

Das Herzstuck beim 1'1 is t na tu rl ich

del' Vierzylinder (in ein er Ausfuhrung,

die ich so no ch nie gesehe n ha be). Mes­

s ingbuc hsen, Br on zewechsel, Anbau­

teile u nd Druckwerk stammen au s

ren ommierten Werkstatten deu tsch er

Hersteller, die Jestadt dann nach se inen

Vorstellungen umarbeitet und ein bau t.

Ein e gel u ngene Kombination , denn

diesel' Motor lauft unglau blich praz ise

und leichtgangig,

Na tu r lich muss au ch uber die koni sche

Bohrung (von 15,2 mm im ers ten bis

16,2 mm im vierten Ventil ste igend) be­

richtet we rde n , Damit hat man in Bim­

bach eine weitere Tu r aufgemacht ­

und setzt im Tenorhornbau ganz ne ue

Ma8sllibe. Denn das sind einde utig Ba­

riton- oder sogar Euphoniurnrnafse.

Und die konische Bauweise ers t recht.

Karin das beim Tenorho rn ub erh a u pt

funkti oni eren ?

Neb en ga nz Ne ue m hat das T1 na tur­

lich auch Bewah r tes zu b ie te n. Die

Fer tigu ngsqual it at kann nul' pe r fek t

genann t we rd e n , ail e Lotstell en und

Poli erarbei ten sind hervorrag end ge­

lu ngen. Schad e nur, dass das Testin­

s tru me n t in GoJdlac k a usgefu nr t is t:

Di e Mehrzahl del' Anblaser und ich

person lich fanden diese Optik ge wo h­

nungsb edurfti g, ja fast "bi llig". Nun

las st si ch Libel' Ges chmac k nich t strei­

ten - Klar lack und Vers ilbe rung hat

Jestadt a uc h im Angebo t, damit jed er

bekommt, was ihm am besten gefallt.

Was m ich verso hnlich s ti m m t un d

... und solide fixiert

mei ne Begeisterung fur di eses Horn

(bi s hi erher ) keine sw eg s schrna ler t .

Mit di esem In strument sc hei n t m an

in Bimbach "a uf S ieg " spie len zu wo l­

len ...

... spielt Tenorhom! Oder Barlton! Endlich geht es los . Mu ndroh r einge­

ste llt? Okay. Daurnen ring a ngepas st?

Klar. Natu rlich bed arf es no ch eines

Mundstu cks mit Tenorhornschaft. Wir

wa h len di e Klier Exclusive-Serie und

al les ist in bester Ordnung,

Ein ers tes Ver trau tmache n m it de m

Instrument. Was soil das fur eine Boh­

rung se in? Gr08 e Baritonwe ite? Kann

nich t sei n, da wo llte uns del' Meist er

do ch besti mm t ver. .. Testen wir m a l

di e Hohe. Das ist e inde utig ein Tenor­

hOITl , ge h t so leicht und s t immt so gu t

- wi e kann das in d iesel' Zu samm en­

s tel lung (26 0er Schall , Bo h rung b is

16,2 ) fun ktioni eren? Ega l, abel' mit

diesem In strum ent stellt sich ein ga nz

ne ues Spi elge fu hl ein. Kr it ische Kom­

binationen (wie z. B. 2+3, hoh es Fis)

ver lie re n hier jeglic hen Schrec ken, wir

"s itze n" in jedem Ton und kon nen den

pu ren Sou nd e in fac h ge n ie8en. Man

prob iert di e ti efe Lage. Da ist 's dann

ta tsach lich wie Bar ito n , fe tt und pra­

se n t, a be l' kein Muff, kei ne versteck ten

Fall stricke - hier ko m m t ei n z ig da s

Mun ds tuck an se ine Grenzen. Etwas

tiefer, etwas groBer gewah lt und sc hon

hat das Blasorchester den belieb ten

Wechsel spieler. Was? Tuba so li's se in?

Diesen Versu ch gi bt es zu an der er Ze it.

Abe l' viell eicht konnte auc h das funk­

t ion iere n .

Die Bohru ngsgrolse g ibt wei tel' Ra tse l

auf. Das 1'1 ist das m it Absta nd wei test e

Tenorhorn au f dem deutschen Mark t

(zu m Vergleich: Melton T-24 14,5 mm

und Miraphone 47WL 13,9 mm). Diese

.Jcleine" Differ en z m uss als grofser Un­

te rsc h ied gewer te t we rde n, s ie mac ht

dieses Instrument zu ein er abso lu ten

Ausnah m ee rsch ein ung. Das g ilt auch

fu r den Pre is, del' n u l' sensationell ge ­

nannt werden kan n .

Ei nsat zgebi e t Blask apelle? Das ist die

Spi elwiese des Vierzylind er s, hi er ge ht

mit de m 1'1 fas t a lles. Hervorragend e

Ansp rach e und Inton at ion, heller, voller

So u nd in del' Ten or- un d sa tt in del' Ba­

ritonlage, Und falls es da n n (fur die

Sc hwacheren u nter un s un d die Tradi­

tionalisten) doch .riur" die dr ei Ventile

sei n sollten, ha t ma n be i Jestadt auch

aile Moglichkeiten . Einsat zb efehl So lohorn mi t Barockor­

gel ? Die Testv ersi on ist auf 44 2/443 Hz

einges timm t, das klapp t nicht. Abel' e in

zusa tz liche r (langerer) Hau ptsti m m­

zu g kari n in de l' Werk statt in Bimbach

jederzeit angefert igt u nd gel iefert we r­

den . Damit wird das Solo ge rneiste rt .

Und wer es bra uc h t, be ko m mt auch

Fed ert r igger (fur den drit ten Zug un d

den Hau ptzug). Wob ei mi l' n ich t ganz

klar ist , wel che Tone man da mit au s­

g leichen so il.

Wirwollten esja am Anfang mal richtig

krach en las sen. Wer das im mer noch

mochte, so llte au f jeden Fall dieses In ­

s t ru men t in sei ne Entscheidungsfin ­

dung ei n bezi ehe n . Am besten in del'

vierve n tiligen Vers ion . Denn dann spa rt

ma n s ich das Bariton.

Was rate ich den Tubisten? Da reden

wir noch druber .. . •