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Spontane Session zum Schluss der „Akkorde“ Top-Gitarrist Ulisses Rocha aus Sao Paulo hatte als Überraschungsgast Johannes Deffner in die Pfarrscheuer mitgebracht LAUFENBURG-LUTTINGEN. Am Schluss war es eine richtige spontane Session: Da saßen der Top-Gitarrist Ulisses Rocha aus Sao Paulo und sein Überraschungsgast Jo- hannes Deffner gemeinsam auf der Bühne in der Pfarrscheuer Luttingen und spiel- ten im Duo so hinreißend und rhythmisch entspannt brasilianische Stücke von Ba- den Powell und Antonio Carlos Jobim, als hätten sie schon immer miteinander ge- spielt: ein toller Abschluss des grenzüber- schreitenden Hochrhein-Gitarrenfesti- vals „Akkorde“. Erst am Vorabend seines Auftritts in Luttingen hat der brasilianische Spitzen- gitarrist, der erstmals auf Deutschland- tournee ist, seinen Kollegen Johannes Deffner kennen gelernt. Die beiden ver- standen sich auf Anhieb, denn der Gitar- rist aus Weingarten ist selbst ein Spezia- list für brasilianische Gitarrenmusik. So lud ihn Rocha spontan zum Konzert bei „Akkorde“ ein, und Deffner eröffnete den Abend mit der „Samba triste“ von Baden Powell und den „Lamentos do morro“ von Garoto. „Ich freue mich, dass ich hier Vorgruppe sein darf“, meinte Deffner hu- morvoll und stimmte das Publikum schon mal ein auf den eigentlichen Star des Abends: Ulisses Rocha, der nicht nur ein atemberaubend brillanter, fingerschneller und spieltech- nisch fabelhaft gewandter Gitar- rist ist, sondern auch ein Kompo- nist, der seine Stücke aus den Wurzeln der brasilianischen Mu- sik speist, immer wieder südame- rikanische Rhythmen und Musik- stile verarbeitet, aber auch Ein- flüsse aus Rock, Jazz, Klassik und Popmusik einfließen lässt. Rochas Stil ist sehr eigen, sehr originell. Er beginnt gefühlvoll, balladenhaft, ja fast träumerisch emotional mit seiner stimmungs- vollen Komposition „Fin de tar- de“, was etwa Ende eines Nach- mittags heißt, und spielt danach das Stück „Rua Harmonia“, das von einer Straße, einem schönen Platz in seiner Heimat handelt. Rochas Stücke erzählen auf ihre Art immer Geschichten, erzählen von Er- lebnissen und Empfindungen, etwa in dem sehr farbig und lebendig pulsieren- den „Nossa Gente“ – übersetzt „Unsere Leute“. Der Gitarrist hat es einmal mit ei- ner Gruppe von Trommlern gespielt, was für ihn eines der eindrücklichsten Erleb- nisse als Musiker war, und hat dieses Stück nun für klassische Sologitarre arran- giert – mit fantastischem Ergebnis, denn Rocha kann hier nicht nur seine Musikali- tät, sein untrügliches Rhythmusgefühl und seine Klangsinnlichkeit aus- schöpfen und was er aus den Ny- lonsaiten seiner klassischen Gi- tarre hervorzaubert. Hierzulande ist brasilianische Gitarrenmusik, einmal abseits der Folklore-Klischees, immer noch vielfach ein weißer Fleck auf der Landkarte – umso interessanter die Begegnung mit Rocha, der für einen innovativen Umgang mit der Musik seines Landes steht und mit seinen Kompositionen ei- ne gelungene Fusion verschie- denster Stile zu einem aufregen- den, sehr geschmeidigen Sound macht. Dass er auch Klassiker der Popmusik wie den Song „Stair- ways to Heaven“ in einem star- ken, dichten Gitarren-Arrange- ment verwebt, zeigt das kosmopo- litische Musikdenken dieses Künstlers. Und als Rocha im Zu- gabenteil zusammen mit Deffner so in spürbar inspirierter Spiellaune die „Flug- zeug-Samba“ von Jobim spielte, da konnte auch das Publikum mit abheben zum Flug mit Blick auf die Bucht von Rio de Janeiro. Roswitha Frey Der brasilianische Gitarrist Ulisses Rocha (rechts) mit seinem Überraschungsgast Johannes Deffner beim Abschlusskonzert des Festivals „Akkorde“ in der Luttinger Pfarrscheuer. FOTO: ROSWITHA FREY

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Spontane Session zum Schluss der „Akkorde“Top-Gitarrist Ulisses Rocha aus Sao Paulo hatte als Überraschungsgast Johannes Deffner in die Pfarrscheuer mitgebracht

LAUFENBURG-LUTTINGEN. Am Schlusswar es eine richtige spontane Session: Dasaßen der Top-Gitarrist Ulisses Rocha ausSao Paulo und sein Überraschungsgast Jo-hannes Deffner gemeinsam auf der Bühnein der Pfarrscheuer Luttingen und spiel-ten im Duo so hinreißend und rhythmischentspannt brasilianische Stücke von Ba-den Powell und Antonio Carlos Jobim, alshätten sie schon immer miteinander ge-spielt: ein toller Abschluss des grenzüber-schreitenden Hochrhein-Gitarrenfesti-vals „Akkorde“.

Erst am Vorabend seines Auftritts inLuttingen hat der brasilianische Spitzen-gitarrist, der erstmals auf Deutschland-tournee ist, seinen Kollegen JohannesDeffner kennen gelernt. Die beiden ver-standen sich auf Anhieb, denn der Gitar-rist aus Weingarten ist selbst ein Spezia-list für brasilianische Gitarrenmusik. Solud ihn Rocha spontan zum Konzert bei„Akkorde“ ein, und Deffner eröffnete denAbend mit der „Samba triste“ von BadenPowell und den „Lamentos do morro“von Garoto. „Ich freue mich, dass ich hierVorgruppe sein darf“, meinte Deffner hu-morvoll und stimmte das Publikum schonmal ein auf den eigentlichen Star des

Abends: Ulisses Rocha, der nichtnur ein atemberaubend brillanter,fingerschneller und spieltech-nisch fabelhaft gewandter Gitar-rist ist, sondern auch ein Kompo-nist, der seine Stücke aus denWurzeln der brasilianischen Mu-sik speist, immer wieder südame-rikanische Rhythmen und Musik-stile verarbeitet, aber auch Ein-flüsse aus Rock, Jazz, Klassik undPopmusik einfließen lässt.

Rochas Stil ist sehr eigen, sehroriginell. Er beginnt gefühlvoll,balladenhaft, ja fast träumerischemotional mit seiner stimmungs-vollen Komposition „Fin de tar-de“, was etwa Ende eines Nach-mittags heißt, und spielt danachdas Stück „Rua Harmonia“, dasvon einer Straße, einem schönenPlatz in seiner Heimat handelt.Rochas Stücke erzählen auf ihreArt immer Geschichten, erzählen von Er-lebnissen und Empfindungen, etwa indem sehr farbig und lebendig pulsieren-den „Nossa Gente“ – übersetzt „UnsereLeute“. Der Gitarrist hat es einmal mit ei-ner Gruppe von Trommlern gespielt, was

für ihn eines der eindrücklichsten Erleb-nisse als Musiker war, und hat diesesStück nun für klassische Sologitarre arran-giert – mit fantastischem Ergebnis, dennRocha kann hier nicht nur seine Musikali-tät, sein untrügliches Rhythmusgefühl

und seine Klangsinnlichkeit aus-schöpfen und was er aus den Ny-lonsaiten seiner klassischen Gi-tarre hervorzaubert.

Hierzulande ist brasilianischeGitarrenmusik, einmal abseits derFolklore-Klischees, immer nochvielfach ein weißer Fleck auf derLandkarte – umso interessanterdie Begegnung mit Rocha, der füreinen innovativen Umgang mitder Musik seines Landes stehtund mit seinen Kompositionen ei-ne gelungene Fusion verschie-denster Stile zu einem aufregen-den, sehr geschmeidigen Soundmacht. Dass er auch Klassiker derPopmusik wie den Song „Stair-ways to Heaven“ in einem star-ken, dichten Gitarren-Arrange-ment verwebt, zeigt das kosmopo-litische Musikdenken diesesKünstlers. Und als Rocha im Zu-

gabenteil zusammen mit Deffner so inspürbar inspirierter Spiellaune die „Flug-zeug-Samba“ von Jobim spielte, da konnteauch das Publikum mit abheben zum Flugmit Blick auf die Bucht von Rio de Janeiro.

Roswitha Frey

Der brasilianische Gitarrist Ulisses Rocha (rechts)mit seinem Überraschungsgast Johannes Deffnerbeim Abschlusskonzert des Festivals „Akkorde“in der Luttinger Pfarrscheuer. F O T O : R O S W I T H A F R E Y