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Sehnsuchtsort Bürgerstiftung Der lange Weg zu einer gemeinsamen Vision Bispinghof Nordwalde Leader-Forum Nordrhein-Westfalen 10.11.2012 Speicher-Café Dillmann, Nordwalde

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Präsentation am Leader-Forum am 10.11.2012 im Speicher-Café Dillmann, Nordwalde

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Page 1: Sehnsuchtsort Bürgerstiftung

Sehnsuchtsort Bürgerstiftung Der lange Weg zu einer gemeinsamen Vision

Bispinghof Nordwalde

Leader-Forum Nordrhein-Westfalen

10.11.2012

Speicher-Café Dillmann, Nordwalde

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Sehnsuchtsort Bürgerstiftung Der lange Weg zu einer gemeinsamen Vision

Bispinghof Nordwalde

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„Alles Denken und Schreiben ist biografisch“ sagte einst Friedrich Nietzsche. „Alles

Handeln auch“ stellten wir von der Bürgerstiftung Bispinghof seit unserer Gründung 2008

fest.

Denn was wir erlebt haben, ist der lange Weg zu einer gemeinsamen Vision. Auf diesem

Weg mussten wir versuchen, ganz unterschiedliche lebensgeschichtlich beeinflusste

Emotionen und den Verstand auf einen Nenner zu bringen. Eine nicht ganz einfache

Aufgabe wenn man berücksichtigt, dass Veränderung, Zukunftsfähigkeit oder das

Zulassen von neuen Gedanken keine ganz leichte Sache ist.

Herausgekommen ist die Vision eines Biografiezentrums bzw. eines biografischen

Berufskompetenzzentrums, also etwas was genau mit diesem Inhalt, mit

Lebensgeschichten zu tun hat.

Und genauso haben wir auch die heutige Präsentation aufgebaut, wie Stationen eines

Lebens. Deshalb gehen wir erst einmal zum Anfang zurück – zur Geschichte der Eltern.

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Bispinghof Nordwalde

Historie Die Geschichte der Eltern

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Der Bispinghof in Nordwalde ist eine der Keimzellen des Ortes. Der für das Münsterland

typische Gräftenhof besteht seit dem 9. Jahrhundert. Wie der Name Bisping, also Bischof,

verrät, war der Bispinghof ab dem Jahre 1180 ein Amtshof des Bischofs von Münster und

der Schulze hatte Landbesitz des Bischofs zu verwalten und Dienste und Abgaben zu

leisten. In Nordwalde gibt es übrigens auch den Pröbstinghof, der dies für den Domprobst

von Münster machte. Der Bispinghof hatte ursprünglich eine Doppelgräfte, auf dem

Urkataster zu erkennen, die heutige Anlage besteht noch aus einer Hauptinsel und zwei

Nebeninseln, der sogenannten Roseninsel und Theaterinsel.

Anfang des 20. Jahrhunderts wurde das Gelände erst an einen Privatmann verkauft, um

dann nach Kriegsende von der evangelische Kirche übernommen zu werden, um erst für

die Aufnahme von Flüchtlingskindern aus Schlesien und Ostpreußen zu dienen und

später dann als Kinderheim genutzt zu werden. Im Jahre 2000 wurde das Kinderheim

geschlossen.

Seitdem steht das Haupthaus leer, der historische Speicher, der in der Gräfte steht und

aus dem 16.Jahrhundert stammt, wurde erst an einen Künstler vermietet, dann an den

Förderverein Bispinghof, der dort Kulturveranstaltungen anbietet. Das Torhaus, vermutlich

ein klassizistischer Nachbau aus dem 19.Jahrhundert steht ebenfalls unter

Denkmalschutz.

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Mit viel Leidenschaft kommt es zum Nachwuchs

Bispinghof Nordwalde

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Der Heimatverein von Nordwalde, dessen Heimatmuseum in einer baufälligen, nicht

denkmalgeschützten ehemaligen Schule untergebracht ist und der eine neue Bleibe

suchte, sah den Bispinghof seit der Schließung des Kinderheims als sein natürliches Erbe

an, ist er, der Heimatverein, doch der Hüter der Ortsgeschichte.

Dagegen besteht der seit einigen Jahren auf dem Gräftenhof aktive Förderverein

Bispinghof zumeist aus Zugezogenen. Es brauchte einige Zeit, viel persönlichen Einsatz

und Gespräche, bis sich die beiden Vereine und einige Privatleute aus Nordwalde

annäherten und das gemeinsame Ziel formulierten, den Bispinghof für die Gemeinschaft

als kulturelles Begegnungszentrum zu erhalten. Der Heimatverein Nordwalde und der

Förderverein Bispinghof, besser deren Vorstände und Mitglieder und ebenso einige

Nordwalder Bürger sind die Eltern der Idee.

Zusammen mit der Gemeinde wurden erste Gespräche mit dem Perthes-Werk der

evangelischen Kirche geführt. Mit Leidenschaft wurde dieses Bündnis geschlossen und

inhaltlicher Nachwuchs war in Aussicht.

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Im Sandkasten der Visionen

Bispinghof Nordwalde

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Die Beweggründe, sich ehrenamtlich oder sogar wohltätig zu engagieren, sind so vielfältig

wie die Menschen selbst.

Jede Motivation ist für sich nachvollziehbar, größtenteils sinnvoll und rührt aus dem

Spannungsfeld der zwei wichtigsten biografischen Emotionen – Angst und Sehnsucht.

z.B. Angst vor Veränderung, Vergänglichkeit. Angst vor der Nichterfüllung von Aufgaben.

Angst alleine zu sein.

Sehnsucht nach Verlässlichkeit, Heimat, Glück. Sehnsucht nach der Verortung von

Geschichte, ob nun von individuell Erlebtem oder der kollektiven Geschichte.

Familiengeschichte, Ortsgeschichte, Krisen, Kriege… Visionen sind Emotionen pur.

In einem Verein oder einer Bürgerstiftung engagieren sich viele Menschen ehrenamtlich.

Viele suchen und finden dort gesellschaftliche Anerkennung, Geselligkeit,

Gedankenaustausch und ein gemeinsames Interesse.

Eine Bürgerstiftung ist deshalb immer auch ein Ort der Sehnsucht, Sehnsüchte nach

lebensgeschichtlichem Sinn. Und dieser Ort hat eben viele Visionen.

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Visionen brauchen Rahmenbedingungen

Bispinghof Nordwalde

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Die Eltern der Vision berieten sich, mit welcher Struktur die gemeinsamen Vorstellungen

wohl am besten umgesetzt, Unterstützer und Geld akquiriert und das Vorhaben auf Dauer

gesichert werden könnte.

Man einigte sich auf die Form einer Bürgerstiftung. Die Idee fand sofort großen Zuspruch.

73.000 Euro kamen bei der Gründung im Dezember 2008 zusammen.

Der Plan, weitere Stifter für Anteile zu je 500 Euro zu gewinnen, schien plausibel.

Vorstand und Stiftungsrat wurden gewählt. Das Ziel war klar formuliert, den Bispinghof mit

Hilfe der Gemeinde zu kaufen, über Förderungen zu renovieren und als Heimatmuseum,

Begegnungs- und Kulturstätte, am besten mit eigener Gastronomie für die Nordwalder

Bevölkerung zu erhalten.

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Unbeschwerte Kindheit

Bispinghof Nordwalde

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Jeder Beteiligte und Interessierte hatte seine eigenen Ideen, wie der Bispinghof jetzt und

in der Zeit nach dem Kauf genutzt werden könnte.

Der Heimatverein wollte ein Heimatmuseum, einem Ort für Versammlungen,

Plattdeutschabenden und anderen Veranstaltungen. Der Förderverein von

Kunstausstellungen und anderer Kulturarbeit. Auch andere Vereine meldeten Interesse

an, den Bispinghof nutzen zu wollen.

Die Vereine veranstalteten schon mal kleine Kultur- und bisweilen auch größere

Sportevents und brachten so zusätzliche Spenden von einigen Tausend Euros

zusammen.

Die Politik verhandelte mit dem Eigentümer.

Eine Fördermaßnahme für die Renovierung wurde angedacht. Das

Landesbauministerium wollte im Rahmen des Projektes „Initiative ergreifen“ bis zu 70 %

der Renovierungskosten übernehmen, nach ersten Schätzungen immerhin fast eine halbe

Million Euro.

Unbeschwert schaute man auf die große Finanzierungslücke bzgl. des Kaufs vom

Gelände, dem Eigenanteil bei der Renovierung und dem Betrieb eines solch großen

Areals.

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und erstes Zeugnis

Bispinghof Nordwalde

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Doch der Ernst des Lebens begann, als mit zunehmender Projektdauer klar wurde, dass

die Gelder nicht so einfach sprudeln würden, wie ursprünglich angenommen.

Die vorher kalkulierte Zahl von wachsenden Zustiftungen blieb aus, Großspenden gar

nicht so leicht zu akquirieren.

Die Politik sprach von einer klammen Haushaltssituation und die Fördereinrichtungen auf

einmal von Alleinstellungsmerkmal, Professionalität und Wirtschaftlichkeit. Alles Begriffe,

die den meisten Beteiligten aus ihrer bisherigen Vereinsarbeit oder anderem

bürgerschaftlichem Engagement gänzlich fremd waren.

Und, Gastronomie lohne auch nicht... das hatte ein Gutachten von einem Berater des

Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes gezeigt.

Angst um die vielen Nutzungsvorstellungen machte sich breit.

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Die Höhere Schule

Bispinghof Nordwalde

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Kreativität war gefragt, Ideen wurden gebraucht, Recherche war nötig.

Wo also schauen, sich umhören? Ein Phänomen, nicht nur auf dem Land, ist häufig,

Sachen, die woanders schon stattfinden, werden ohne Prüfung auf Erfolg kopiert.

Die wenigsten haben gelernt, selbst Inhalte zu kreieren, zu vergleichen, Marktanalysen zu

betreiben.

Ein zweites Phänomen ist die Gläubigkeit der Menschen bezogen auf Strukturvorgaben,

also wenn das Unternehmen, die Gesellschaft, der Staat das so wollen, dann muss das

auch so gemacht werden.

Strukturen sind wichtig, aber immer nur Diener der Inhalte, nicht umgekehrt. Strukturen

sind nicht kreativ, sie bilden nur einen Rahmen.

Eine schwierige Erkenntnis für die Bürgerstiftung und alle beteiligten Vereine und

Personen, nicht nur in Nordwalde. Erfolgreiche Inhalte entstehen meistens über

professionelle Visionen und benötigen dann die entsprechenden Strukturen zur

Umsetzung.

Vorstand und Stiftungsrat machten sich auf die Suche...

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Abitur bestanden, studiert und doch kein Arbeitsplatz

Bispinghof Nordwalde

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Die Stiftung machte aus der Not eine Tugend. Die jährliche Veranstaltungsreihe

„Nordwalder Biografietage“ brachte den entscheidenden Hinweis auf ein Thema, was

Geschichte und Geschichten vereint ohne andere Initiativen oder Interessen zu

verdrängen.

Außerdem, was ist nicht biografisch oder lässt sich nichtbiografisch inszenieren? Der

Bispinghof ja, der Heimatverein ja, der Förderverein ja, überall stecken

Lebensgeschichten drin.

Nicht die Struktur, also ein Gebäude, eine Landschaft, ein spezieller Ort oder eine

bestimmte Zeit stehen dabei im Vordergrund, sondern der Mensch und seine ganz

persönliche Geschichte.

Das Verständnis für die eigene Lebensgeschichte und die der Anderen ist ein wichtiger

Schritt für das Zusammenleben innerhalb einer Kulturgruppe, aber eben auch mit anderen

Kulturgruppen. Doch wie nutzen wir das?

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Eine Biografie ist mehr als nur ein Buch

Bispinghof Nordwalde

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Bei Biografien denkt jeder an Bücher über und von mehr oder weniger bekannten

Menschen.

Und ja, als literarische Gattung entstand die Biografie in der Antike. Im Mittelalter

entstanden Heiligen- und Fürstenbiografien. Die Renaissance hob erstmals das

Individuelle einer Persönlichkeit hervor und heute schreiben bekannte aber auch

unbekannte Menschen Ihre Biografien auf.

Dabei ist die lebensgeschichtliche Auseinandersetzung ein Schlüssel zur Kommunikation,

zum Miteinander.

Der ehemalige Präsident des Deutschen Bundestags Wolfgang Thierse sagte einmal über

die Wiedervereinigung Deutschlands: "Wir werden den Mauerfall erst dann wirklich

verstehen und verarbeiten können, wenn wir anfangen, uns gegenseitig unsere

Lebensgeschichten zu erzählen."

Diesen Gedanken will die Bürgerstiftung nutzen!

Page 22: Sehnsuchtsort Bürgerstiftung

Biografik ist die Kunst der Lebensbeschreibung,

aber auch des Lebens selbst

Bispinghof Nordwalde

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Sich mit einer Lebensgeschichte auseinander zu setzen, bedeutet, sich mit den

Lebensleistungen, aber auch Brüchen zu beschäftigen.

Biografiearbeit wird zukünftig weiter an Bedeutung in der Bildung, im Beruf, im Umgang

mit Geschichte, Migration, Religion und Gesellschaftsformen gewinnen.

Die mit der Bürgerstiftung kooperierende Gesellschaft für biografische Kommunikation

e.V. hat das als Grundsatz so formuliert:

„Biografische Kommunikation ist die Anleitung zum Austausch von Lebenserfahrungen,

Sehnsüchten und Ängsten, um sich und andere besser verstehen zu können.

Dies soll dem Einzelnen den Zugang und die Teilhabe an der Gesellschaft in allen

Lebensphasen erleichtern! Biografische Kommunikation ist somit eine lebenslange

Aufgabe. Richtig vermittelt, verstanden und angewendet schafft sie Verständnis,

Erkenntnis und Identität ohne Vorurteile anderen Kulturgruppen gegenüber."

Was heißt das für die Bürgerstiftung und den Bispinghof?

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Was im Kleinen gilt, zählt auch für das Große

Bispinghof Nordwalde

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Die biografische Kommunikation ist auf der einen Seite etwas sehr persönliches und

privates. Doch niemand lebt alleine auf einer Insel. Die Auseinandersetzung mit dem

eigenen Leben findet immer auch über Partnerschaft, Familie, das Büro, den Sportverein

oder andere soziale Einrichtungen statt.

Biografische Kommunikation ist immer eine individuell und kollektive Angelegenheit und

daher ideal, um auf einem Gelände wie dem Bispinghof verortet zu werden. Doch nicht

nur in einem Gebäude, auf einem Gelände lässt sich dieser Ansatz umsetzen. In jeder

Gemeinschaft, jedem Wohnhaus, selbst in einem Dorf oder einer Stadt können

lebensgeschichtliche Phänomene beobachtet werden, stellvertretend für größere

gesellschaftliche Zusammenhänge. Die Auseinandersetzung im Kleinen ist sogar

notwendig oder Voraussetzung, um das große Ganze zu verstehen.

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Nordwalde und der Rest der Welt

Bispinghof Nordwalde

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Nordwalde ist wie bei Asterix und Obelix eine münsterländische Form des Gallier Dorfes

und damit eine biografische Bastion, in der alle individuellen aber auch gesellschaftlichen

Phänomene vorkommen. Und, die so stellvertretend für alle anderen Orte, Städte und

Regionen in Deutschland stehen.

Durch die bundesweite Aufmerksamkeit der Nordwalder Biografietage wird der Ort

sowieso schon mit dem Thema Biografien in Verbindung gebracht.

Also, der Schritt zum Biografiedorf Deutschlands, vielleicht sogar mit Nennung auf dem

Ortsschild, scheint fast schon logisch.

Übrigens wieder ein Alleinstellungsmerkmal… OK, in manchen Sachen ist Nordwalde

auch sonst eigen... die Kirmes braucht sich nicht vor einem Gelage der Römer zu

verstecken.

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Zurück in die Zukunft

Bispinghof Nordwalde

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Im Januar 2012 kaufte die Bürgerstiftung den Bispinghof vom Perthes Werk der

evangelischen Kirche für 250.000 Euro.

„Das Leben kann nur in der Schau nach rückwärts verstanden, aber nur in der Schau

nach vorwärts gelebt werden.“ Dieser Ausspruch vom dänischen Philosophen Sören

Kierkegaard soll auf dem Bispinghof nun erlebbar gemacht werden.

Dazu sollen Maßnahmen und Projekte entstehen, ohne örtliche und regionale

Kulturarbeit, Heimat- und Brauchtumspflege zu verdrängen.

Es braucht ein Zusammenwirken von Ehrenamt und Professionalität. Das haben

mittlerweile alle erkannt.

Eine gemeinsame Vision war gefunden. Endlich. Doch wie sieht das konkret aus? Was

war vorhanden? Was fehlte noch?

Page 30: Sehnsuchtsort Bürgerstiftung

Bürgerschaftliches Engagement

Bispinghof Nordwalde

Page 31: Sehnsuchtsort Bürgerstiftung

Das Thema „Bürgerschaftliches Engagement“ ist heutzutage in aller Munde. Viele

Initiativen übernehmen wichtige gesellschaftliche Aufgaben, sind vielerorts dadurch ein

wichtiger Bestandteil des öffentlichen, also kulturellen, sozialen Lebens geworden.

In einem Dorf wie Nordwalde wird Nachbarschaftshilfe, Ehrenamt und Engagement seit

eh und je Gross geschrieben. Die eben genannten Bereiche Kulturarbeit, Heimat- und

Brauchtumspflege wurden und werden zumeist ehrenamtlich umgesetzt.

Pferdefuß ist allerdings, dass diese Bereiche kaum noch gefördert werden bzw. kaum

Chancen haben, Gelder einzuspielen, die notwendig sein werden, um den Bispinghof

nachhaltig betreiben zu können.

Der biografische Ansatz bot auch hier entscheidende Hinweise und Möglichkeiten

Ehrenamt und Profitum sinnvoll zu verbinden. Hier drei Beispiele im Bereich des

bürgerschaftlichen Engagements.

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Das biografische Heimatzentrum

Bispinghof Nordwalde

Page 33: Sehnsuchtsort Bürgerstiftung

Das zukünftige „Biografische Heimatzentrum“ soll auf dem Bispinghof Artefakte aus der

Ortsgeschichte über Wechselausstellungen lebensgeschichtlich inszenieren. D.h. keine

reine Dauerausstellung von Gegenständen mehr, die das Heimatmuseum nicht von

anderen unterscheidet.

Eher ein an den gesellschaftlichen Wandel und identitätsstiftende angepasstes Ausstellen

von Artefakten, die die Lebensgeschichte des Menschen dahinter erzählen. Denn was

steht zukünftig in einem Heimatmuseum? Der Miele Kühlschrank, der weltweit identisch

gebaut und verkauft wird? Der Computer, den Sie ebenso von Rio bis Tokio finden? Das

IKEA Bett, in dem sich Millionen von Menschen betten? Identität und Identifikation

müssen über das Leben und die Lebensgeschichten der Menschen erlebbar gemacht

werden.

Laut der Beratungsagentur des Landesbauministeriums für das Projekt „Initiative

ergreifen“ hätte so ein biografisches Heimatzentrum Modellcharakter für alle

Heimatmuseen in NRW, wenn nicht sogar bundesweit.

Hier können Ehrenamtliche und Profis ideal zusammenarbeiten.

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Biografiearbeit im Wandel der Zeit

Bispinghof Nordwalde

Page 35: Sehnsuchtsort Bürgerstiftung

Der Bispinghof soll ein Ort der biografischen Fortbildung werden. Ein Beispiel und

sicherlich eine der größten gesellschaftlichen Herausforderungen ist die Betreuung von

alten Menschen.

80 % der älteren Mitbürger wird von Angehörigen gepflegt, meist ohne Ausbildung oder

wichtige Kenntnisse.

Dazu gehört auch die Kommunikation basierend auf Lebenserfahrungen, Ängsten und

Sehnsüchten. In vielen Familien ist die Kommunikation durch die Pflegesituation

zusätzlich unter Druck. Ist sie doch schon im normalen Alltag eine Herausforderung.

Fortbildung für Biografiearbeit in der Altenpflege soll auf dem Bispinghof vermittelt

werden, ob nun für Angehörige oder auch Altenpfleger.

Die relevanten Berufsverbände, karitativen Einrichtungen, aber auch Pflegeforscher und

Pädagogen möchten die Einrichtung des ersten Fortbildungszentrums dieser Art

unterstützen. Wir würden so nachhaltig zur Lösung einer wachsenden gesellschaftlichen

Problematik beitragen und wieder eine Schnittstelle zwischen Ehrenamt und Beruf

erstellen.

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Die biografische Bibliothek

Bispinghof Nordwalde

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Geplant ist die Einrichtung einer biografischen Bibliothek auf dem Bispinghof.

Zurzeit gibt es eine Kooperation mit der katholischen Pfarrbücherei St. Dionysius, in der

eine eigene biografische Abteilung eingerichtet wurde.

Nach der Renovierung des Bispinghof Geländes soll die biografische Bibliothek zu

Dokumentations- und Forschungszwecken auf den Bispinghof umgesiedelt werden, wobei

in der Pfarrbücherei eine gewisse Anzahl Biografien thematisch wechselnd verbleiben

werden.

Dadurch schaffen wir einen Ort, in dem sich jeder durch andere Lebensgeschichten lesen

kann und ein biografisches Umfeld findet, um sich darüber auch mit sich selbst

auseinandersetzen zu können.

„Das Leben der Eltern ist das Buch, in dem die Kinder lesen“ sagte schon Augustinus

Aurelius, der bedeutende christliche Kirchenlehrer und Philosoph.

Das wollen wir wörtlich nehmen!

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Anspruch und Wirklichkeit

Bispinghof Nordwalde

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Doch bis der Wechsel von Anspruch zur Wirklichkeit vollzogen werden kann, muss neben

dem ehrenamtlichen, also Vereins- und Stiftungsinteressen auch die professionelle Ebene

entstehen.

Denn egal wie man es dreht oder wendet, die Renovierung des Haupthauses und der

Brücken kosten Geld, viel Geld.

Der Betrieb des Geländes und seiner Gebäude muss nachhaltig, also auch

betriebswirtschaftlich sinnvoll gestaltet werden.

Fördereinrichtungen haben Ihre Ausrichtung geändert. Nachdem Jahrzehntelang viel Geld

in die Renovierung von Burgen, Schlössern, Klöstern etc. geflossen sind, gibt es heute

fast nur noch Fördergelder für Konzepte also inhaltliche Visionen mit

Wertschöpfungsketten.

Das alles geht nicht über Ehrenamtliche alleine zu leisten. Es muss ein Geschäftsmodell

her, welches der Bürgerstiftung den Stiftungszweck erfüllt, nämlich das Gelände z.B. über

Mieteinnahmen langfristig zu erhalten. Und, welches die Ansiedlung von Unternehmen

sichert, die mit dem biografischen Ansatz Leben auf das Gelände bringen und selbst

Umsätze generieren können.

Dazu sind wirtschaftliche Perspektiven notwendig.

Page 40: Sehnsuchtsort Bürgerstiftung

Professionalität und Wertschöpfung

Bispinghof Nordwalde

Page 41: Sehnsuchtsort Bürgerstiftung

Dem Vorstand und Stiftungsrat der Bürgerstiftung wurde zunehmend klar, dass sie diese

große Aufgabe nicht mehr alleine leisten können.

Es musste ein Nutzungskonzept erstellt werden, ein Wirtschaftsplan, der die vielen

Interessen der Ehrenamtlichen, der Vereine und der Bürgerstiftung paaren mit

verschiedenen Wertschöpfungsketten.

Es musste ein Businessplan her, der ein Geschäftsmodell mit dem biografischen Ansatz

bietet, wo das Alleinstellungsmerkmal und das Potential dieses Themas professionell und

optimal entwickelt werden.

LEADER gewährte einen Zuschuss von 25.000 Euro für die Erstellung eines

Businessplans für die Nutzung des Gesamtprojektes und dafür möchten wir uns an dieser

Stelle ganz herzlichen bedanken.

Page 42: Sehnsuchtsort Bürgerstiftung

Und Jetzt?

Bispinghof Nordwalde

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Ein Team von Unternehmens- und Innovationsberatern, Stiftungs- und Förderexperten

wurde beauftragt basierend auf dem biografischen Ansatz Lebens- und Arbeitsbereiche

zu ermitteln, wo eine wirtschaftlich sinnvolle Umsetzung möglich ist.

Der Businessplan ist kurz vor seiner Fertigstellung und wird vom Vorstand und

Stiftungsrat mit Spannung erwartet.

Soll er doch neben den Inhalten auch aufzeigen, wo Umsatzpotentiale liegen oder

passende Fördermaßnahmen zu finden sind und mit welcher Struktur sie umgesetzt

werden können. Daneben ist es für alle ein aufregender Prozess, weil diese Form von

Projektarbeit und Zusammenwirken von Fachleuten mit ehrenamtlich Engagierten immer

auch eine große Herausforderung sind.

Die Bürgerstiftung sieht nach fast 5 Jahren des Engagements ein Licht am Ende des

Tunnels, auch wenn allen Beteiligten klar ist, das wahrscheinlich nicht alle Wünsche

Realität werden können.

Was die Bürgerstiftung Bispinghof mit der biografischen Ausrichtung allerdings schon

geschafft haben, ist ein echter Leuchtturm für Nordwalde und die ganze Region.

Und auch die bisherigen Ergebnisse des Businessplans, der noch im November fertig

werden soll, klingen sehr vielversprechend.

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Biografisches Berufskompetenzzentrum

Bispinghof Nordwalde

Page 45: Sehnsuchtsort Bürgerstiftung

Ein wesentlicher Anteil an jeder Lebensgeschichte hat das Thema Arbeit und Beruf. Auf

dem Bispinghof soll ein biografisches Berufskompetenzzentrum installiert werden.

Was soll das sein, werden Sie sich jetzt sicherlich fragen? Haben wir nicht schon genug

Einrichtungen, die sich um die Vermittlung von Arbeitssuchenden, Ausbildungsplätzen

oder den Facharbeitermangel kümmern. Und wieso denn eigentlich biografisches

Berufskompetenzzentrum?

Wir möchten eine Fortbildungseinrichtung etablieren, in der es um „Biografische

Kommunikation“ in den folgenden drei Bereichen gehen soll.

1.) bei der Berufswahl

2.) während der Berufstätigkeit und

3.) beim Ausstieg aus dem Berufsleben.

Kommunikation ist eine Königsdisziplin und funktioniert nicht immer und überall gleich gut.

Das wissen wir alle und haben es im privaten wie beruflichen Umfeld selbst erlebt.

Kommunikation hat immer viel mit den Lebensgeschichten der handelnden Personen zu

tun und muss erlernt und gepflegt werden.

Auf dem Bispinghof sollen über Fortbildungsangebote z.B. junge Menschen mit

berufserfahrenen Menschen zusammenkommen, um wirklich eine

Entscheidungsgrundlage zu bekommen, welchen Beruf oder welche Berufe sie wählen

wollen, ohne vielleicht nur eine Sehnsucht der Eltern zu erfüllen. Hier können

Unternehmen außerhalb ihres Betriebes die Kommunikation mit den Mitarbeitern

verbessern oder Menschen auf das Ausscheiden aus dem Berufsleben vorbereitet

werden.

Page 46: Sehnsuchtsort Bürgerstiftung

Biografische Kommunikation

Bispinghof Nordwalde

Page 47: Sehnsuchtsort Bürgerstiftung

Die Zukunft jedes einzelnen, aber auch die der Informations- und Wissensgesellschaft

insgesamt, nicht nur in Deutschland, wird wesentlich von drei wichtige Voraussetzungen

bestimmt werden:

- Kommunikationsfähigkeit,

- soziale Kompetenz

- und seelische Gesundheit.

Biografische Kommunikation, so wie wir sie definieren, ist ein maßgebliches Instrument

dafür, quasi eine Software, die notwendig sein wird, um in der zukünftigen Arbeitswelt, in

der es weniger Statusorientierung und flexiblere Strukturen geben wird, aber auch im

privaten Leben, gesund und integriert an gesellschaftlichen Prozessen teilhaben zu

können.

Da diese Grundvoraussetzung sich auf alle Lebens- und Arbeitsbereiche, unabhängig

jedweder politischer, religiöser oder kultureller Orientierung bezieht, sehen wir in dem

Ansatz ein riesiges Potential und eine gesellschaftliche Notwendigkeit, vor allem wenn

man an den demografischen Wandel und zukünftige Aufgaben der Berufswelt denkt.

Ein biografisches Berufskompetenzzentrum kann über Aus- und Fortbildungsangebote

hier eine wichtige Rolle spielen und darüber das wirtschaftliche Bestehen des

Bispinghofes ermöglichen.

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Bürgerschaftliches Engagement muss erwachsen werden

Bispinghof Nordwalde

Page 49: Sehnsuchtsort Bürgerstiftung

Die Bürgerstiftung Bispinghof ist existent und aktiv, entwickelt sich permanent weiter, hat

eine lange Strecke zu einer gemeinsamen Vision hinter sich und wahrscheinlich einen

ebenso weiten und steinigen Weg der Umsetzung vor sich.

Alle Beteiligten sind bereit, die internen und externen Herausforderungen anzunehmen.

Wir sind überzeugt von dem gefundenen Inhalt und seiner gesellschaftlichen Relevanz.

Und, wir wissen, dass wir uns professionalisieren müssen.

Dazu ist weitere Hilfe und eine erfolgreiche Umsetzung des Businessplans nötig. Der

Prozess, den unsere Bürgerstiftung durchlaufen hat und auch noch durchläuft ist

beispielhaft für die Erfahrung anderer ehrenamtlicher Organisationen.

Hier darf man die Augen nicht verschließen und Wirtschaftlichkeit oder sogar Kommerz

nicht als Feind betrachten.

Bürgerschaftliches Engagement in Form von Bürgerstiftungen muss erwachsen werden

und darf nicht nur ein Geschäftsmodell für Banken und Berater sein. Und, es darf nicht

nur ein Sehnsuchtsort sein.

Page 50: Sehnsuchtsort Bürgerstiftung

Stiften Sie Leben

Bispinghof Nordwalde

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit

Page 51: Sehnsuchtsort Bürgerstiftung

„Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir

gehen.“ sagte einst Albert Schweitzer in seinen Texten über die Ehrfurcht vor dem Leben.

Er sagte ebenfalls: „Das schönste Denkmal, das ein Mensch bekommen kann, steht in

den Herzen der Mitmenschen.“

Sprechen Sie uns an.

Lassen Sie uns gemeinsam unserer Generationenverantwortung nachkommen und den

Bispinghof mit Biografien, also auch Ihrem Leben füllen.

Wir möchten kein Ort der Sehnsucht sein, sondern Wirklichkeit werden.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Page 52: Sehnsuchtsort Bürgerstiftung

Kontakt

Bispinghof Nordwalde

Bürgerstiftung Bispinghof Nordwalde

Roswitha Krusch-Oest

Lange Straße 13

48356 Nordwalde

Email: [email protected]

Gesellschaft für biografische Kommunikation e.V.

Matthias Grenda

Kohkamp 1

48356 Nordwalde

Email: [email protected]

Idee & Konzeption: Matthias Grenda

Visualisierung: Agentur 3Buchen, Bernd Laukötter