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SAgen aus Wien

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Wiener Sagenbuch

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Page 1: Sagen ausWien

SAgen

aus

Wien

Page 2: Sagen ausWien

2 Sagen aus wien

1. Bezirk 2. Bezirk 3. Bezirk

4. Bezirk 5. Bezirk 6. Bezirk

7. Bezirk 8. Bezirk 9. Bezirk

10. Bezirk 11. Bezirk

Page 3: Sagen ausWien

3Sagen aus Wien

SAgen

aus

Wien

Page 4: Sagen ausWien

4

Herausgeber und für den Inhalt verantwortlich:FPÖ Wien, Rathausplatz 8, 1010 Wien

Impressum

*Prinz Eugen von Savoyen1663 - 1736Einer der berühmtesten Feldherren Österreichs, der sich auch beim Kampf gegen das türkische Heer vor Wien imJahr 1683 große Verdienste erwarb.

Die Belagerung Wiens durch die Türken im Jahr 1683 dauert vom 13. Juli an 60 Tage lang.

Am 11. September flammten in der Nacht am Kahlenberg Feuerzeichen auf. Das war das Signal an die belagertenWiener, dass das Entsatzheer unter Herzog Karl V. von Lothringen, Prinz Eugen von Savoyen und dem Polenkönig Johann Sobieski eingetroffen war. In der Schlacht gegen die Belagerer, die am frühen Morgen des 12. September begann, zeichnete sich Eugen durch besondere Tapferkeit aus. Die Türken wurden in die Flucht geschlagen. Wienwar gerettet.

1697 befehligte Prinz Eugen im Zuge des großen Türkenkrieges den Gegenstoß gegen die Türken in Ungarn. Am 11. September 1697 konnte er die Hauptmacht des türkischen Heeres vernichten.

Page 5: Sagen ausWien

5Pagina Text

Es hat, Ihr wisst es sicher schon, Wien eine gar lange Tradition. Viel ist passiert, viel ist geschehen,worüber heut' noch oft wir reden.

Nicht wenige dieser Wien-Geschichtenweiß man in Sagen zu berichten,wo Altes sich bis heut' erhält'als Zeugnis dieser früheren Welt.

Ändern die Zeiten sich auch schnell,bleibt doch gar vieles aktuell.Und wer genau auf Sagen schaut,dem scheint manch' Szene sehr vertraut.

Wir wünschen Euch mit dem Gedichteviel Freud und Spass mit Wiens Geschichte.Und denkt beim Lesen immer dran,dass vieles heut' noch wahr sein kann...

Euer HC Strache undEuer Prinz Eugen*

Liebe Wienerinnen,liebe Wiener!

““ Wien, anno 2010

Page 6: Sagen ausWien

6

die Zweite

TÜRKENBELAGeRUNG

WIENS 1683

1683standen die Türken bereitszum 2. Mal vor den mittel-

alterlichen Toren Wiens. Die Vorstädteund die schönsten und prachtvollstenGärten wurden verwüstet, alle Kirchenund Paläste niedergebrannt und damit zuSchutt und Asche verwandelt. Wiens Ein-wohner verloren ihre kostbarsten Einrich-tungen und ihre nützlichsten Hausgeräte,die allesamt in Flammen aufgingen. Nunbildete vor allem die Leopold-stadt, der heutige 2. WienerGemeindebezirk fürdie Türkeneinen äu-

ßerst wichtigen strategischen Punkt, vonwelchem aus sie die Stadt mit ihren Ge-schützen auf das wirksamste beschießenund belagern konnten. Sie gruben vonder Jägerzeile (der heutigen Praterstraße)herauf bis über die Schlagbrücke hinausimmer neue „Laufgräben“, errichteten ander Donau und bei der Kirche der Barm-herzigen Brüder neue Batterien und be-sonders gegen den alten Fleischmarkt

und beim ehemaligen St.-Lorenzo-Kloster brachten sie die

Wiener durch Bom-ben in

Page 7: Sagen ausWien

7Die Türkenbelagerung 1683

schwere Bedrängnis. Am 21. Juli, wie unsdie Legende besagt, wurde der Angriff un-serer Feinde von der Leopoldstadt aus be-sonders heftig. Erst als die Nachteinbrach, ruhten die Geschütze endlichund es wurde ein wenig ruhiger. Dabrachte ein Reiter die Nachricht, dassman vom Herzog von Lothringen, der be-reits nahte, Gott sei gedankt, sehr baldschon Hilfe bekommen würde.Als am 2. August die Türken zu Nußdorfund zu Klosterneuburg alle ihre Schiffeund Flöße losmachten und diese auf demkleinen Arm der Donau herabströmen lie-ßen, häuften sie sich vor den Bruchstü-cken der abgetragenen Schlagbrücke soan, dass man sogar über sie drüber gehenkonnte. Die aus der Leopoldstadt in dieStadt geflohenen Schiffer bekamen denBefehl, die Schiffe aber über Nacht weg-zuräumen. Eine wahrhaftig heldenmütige

Tat der Schiffer, wegen des heftigen undandauernden Feuers der Türken! EinemBürger, der beim Herannahen des Feindesaus der Vorstadt Leopoldstadt in die Stadthinein geflüchtet war, ging diese Tat dermutigen Schiffer so zu Herzen, dass aucher beschloss, der Stadt durch eine helden-mütige Tat zu dienen.Da er als gebürtiger Pole Kenntnis vonder Sprache und den Gebräuchen derTürken hatte (er arbeitete in seiner Ju-gend als Dolmetscher bei der orientali-schen Kompagnie), bot er sich sogleichdem Stadtkommandanten als Kundschaf-ter an. Sein Angebot wurde bereitwilligstangenommen und Kolschitzky, so hießder mutige Mann, unternahm in Beglei-tung seines Dieners Michalovitz, derebenfalls die Sprache und die Sitten derTürken kannte, in der Nacht des 6. Au-gust, wahrscheinlich zwischen 10 und 11

Hürrlich, die nüe Grüßmüschee für

Wien! Güldene Küppel ünd zwy ÜX-Large Münarette müt Hülbmünd!

Krügt Namen Hagia Stüfania, nix mühr Stüfansdüm…

Nüch sin mür nix drünnen

in Wien!

Page 8: Sagen ausWien

8

Uhr, dementsprechend verkleidet und inorientalische türkische Kleider gehüllt,mit einem Brief, der an den Herzog vonLothringen gerichtet war, seinen erstenschweren Gang durch das Lager derFeinde.Graf Guido von Starhemberg, der Adjutantdes Wiener Stadtkommandanten, beglei-tete den mutigen Wiener Bürger durchdas Schottentor bis zu den Palisaden undließ es sich nicht nehmen, ihm nochseine guten Ratschläge mit auf den Wegzu geben. Dann verabschiedete er sichund wünschte Kolschitzky viel Glück undgutes Gelingen mit seinem wichtigen Bo-tengang zum Wohle der Stadt. Kurz daraufbegann ein fürchterliches Gewitter, esstürmte, blitzte und donnerte, doch Kol-schitzky und sein Weggefährte gingentrotzdem unverzüglich weiter und gelang-ten schon bald bis an das „Lazarett in derWähringer Straße“, wo sich das türkischeLager ausbreitete. Sie beschlossen, sich

unter einen Baum zu setzen und das Endedes Regens abzuwarten. Bei Tageslichtgingen sie aber unerschrocken weiterdurch das feindliche Lager und Kol-schitzky trällerte sogar noch ein türki-sches Liedchen, um bei denherumgehenden und vorbeireitendenTürken nicht verdächtig zu wirken.Als sie an dem Zelte eines Aga (so nannteman einen türkischen Aufseher, Befehlsha-ber, Anführer) vorüberkamen, rief dieserdie beiden zu sich. Dem Anführer warihre klitschnasse Kleidung aufgefallen,weswegen sie bedauert wurden. Als siegefragt wurden, woher sie denn kämen,gab Kolschitzky zur Antwort, dass er einKaufmann aus Belgrad sei, der mit seinemDiener dem türkischen Heere gefolgtwäre, um den Türken Lebensmittel zu lie-fern und gute Geschäfte zu machen. DerAga ließ sogleich Kaffee herbeibringen,den sie dann miteinander tranken undwarnte Kolschitzky, sich ja nicht zu weit

Wünn's düsmül nix würd,

müssen müne Nachfülger halt zür EÜ…

Page 9: Sagen ausWien

9Die Türkenbelagerung 1683

in Richtung Christen vorzuwagen, denndies sei sehr gefährlich. Kolschitzky be-dankte sich alsdann für die Gastfreund-schaft und beide verabschiedeten sich vondem Aga. Entschlossen gingen sie weiterund versuchten aber den türkischen Trup-pen vorsichtig auszuweichen. Weiter ginges durch den Wald und die Weinberge inRichtung Klosterneuburg. Weil sie abernicht genau wussten, ob Freund oderFeind hier zu Hause sei, kehrten sie nachdem Kahlenbergerdorfe am Fuße des heu-tigen Leopoldsberges zurück. Plötzlichsahen sie auf der gegenüberliegendenInsel in der Donau ein paar Einheimische,zu denen sie freundlich hinüberwinkten.Diese aber verwechselten ihn und seinenDiener wegen ihrer Verkleidung doch tat-sächlich mit Türken und es kamen als Ant-wort sofort einige Schüsse herüber, dieaber zum Glück ihr Ziel verfehlten. Kol-schitzky rief sogleich in deutscher Spra-che, dass sie Christen seien und von Wienmit einer wichtigen Nachricht gekommenwaren.Beide wurden sogleich auf die Insel hinü-bergefahren, wohin sich sogar der Richtervon Nußdorf und einige seiner Nachbarnvor den Türken geflüchtet hatten. Nach-dem sich die vermeintlichen Muselmän-ner durch einen Pass ausgewiesen und

neuerlich zu erkennen gegeben hatten,wurden sie so schnell wie möglich auf daslinke Donauufer befördert. Von da ging esrasch weiter ins kaiserliche Lager, dasnicht allzuweit entfernt war. Dort wurdenKolschitzky und sein Diener freundlichaufgenommen, fürstlich bewirtet und derHerzog von Lothringen übernahm denBrief, den man ihm auf so gefährlicheWeise gebracht hatte, entgegen und ver-sprach, am nächsten Morgen eine Antwortfür die Wiener fertig zu haben. Den beidenmutigen Männern wurde am Abend ineinem Zelt eine Lagerstätte angewiesen,damit sie sich erholen und durch einengesunden Schlaf für die anstrengendeRückreise stärken konnten. Im Lagerwurde es dann nach und nach immer ru-higer, alle schliefen in ihren Zelten, nur dieauf und ab patroullierenden Wachpostenunterbrachen die fast unheimliche Stillemit ihren forschen Schritten. Kolschitzkystand aber in Gedanken versunken vor sei-nem Zelt und schaute Richtung Wien. Alsihn ein Offizier befragte, warum er nochnicht sein Schlaflager aufgesucht habe,antwortete er, dass er noch auf ein Signalaus Wien wartete. Für 10 Uhr hatte ernämlich ausgemacht, seine erfolgte glück-liche Ankunft im kaiserlichen Lager durchdas Abschießen einer Raketengarbe anzu-

Der soll sich schleichen, der Sultan!

Die Türkei g'hört net zu Europa! Net heut´ und net in a poar

hundert Joahren!

Page 10: Sagen ausWien

Wennst dem Mustafa ane auf-

brennst, kriagst a Hasse spendiert!

Leiwand, voll auf's Nudelaug! –

I nimm a Burenhäutl mit an siaßen Senf und an

Buckl*, HC!

Die Verteidiger

sind alle teppert! Mir is

wurscht, wenn die Türken kommen,

samt Minarett und Muezzin und Kopf-

tüchlzwang! Ich bin schließlich ein Mann

von Welt und ka Rassist! Und Wein-Saufen

und Bratl-Essen tua ich dann heimlich im

Keller. – Des Türkengwandl und die

Wasserpfeifn hab ich mir eh

schon zuglegt!

*Ausdruck für „Brotscherzerl“, also das Randstück eines Brotlaibs.

Page 11: Sagen ausWien

11

zeigen – diese habe er bereits am Vor-abend bei Stammersdorf abgebrannt, abernoch sei leider keine Erwiderung, kein„Zeichen“ seitens der Stadt Wien sichtbargeworden. Da traf der Offizier die Anord-nung, dass sofort einige Raketen abge-brannt werden sollten. Und siehe, baldschon stieg vom Stephansturm aus überganz Wien eine mächtige Feuergarbeempor, die man bei ihnen im Lager wohlbeobachten konnte. Jetzt erst war Kol-schitzky zufrieden und ging wie alle ande-ren schlafen.Am nächsten Morgen wurde ihm dannauch, so wie versprochen, ein Schreibendes Herzogs von Lothringen ausgehändigt,in dem stand, dass die Hilfstruppen täglichnäher an Wien anrückten und dass Preß-burg von den Österreichern erobert undein doppelter Sieg über das ungarischeTököly bereits geschlagen sei. Er und seinDiener traten daraufhin den Rückweg an,wären aber bald doch in die Hände derFeinde geraten. In Nußdorf krochen sie,besorgt, von den türkischen Posten dochnoch entdeckt zu werden, und wegen hef-tigem Regen in einen Keller hinab, woKolschitzky auch sogleich erschöpft ein-schlief, während sein Diener Michalovitzneben ihm Wache hielt. Nach dieser kur-

zen, aber notwendigen Pause besprachenHerr und Diener, was nun als nächstes zutun sei. Plötzlich hörten sie einen türki-schen Soldat die Stiege zu ihnen herunter-kommen und erschraken. Doch da derTürke jemanden reden hörte, machte erwieder „kehrt um“, damit er ja nicht etwavon seinesgleichen in einem Weinkeller(der Koran, das heilige Buch der Moham-medaner, verbietet den Gläubigen dasWeintrinken) entdeckt werde. Die beidenverängstigten Flüchtlinge waren mehr alsfroh und beschlossen aufzubrechen. Balderreichten sie glücklich Wien, wo sie vonden Wienern freudig empfangen wurden.Und wieder wurde ihre glückliche An-kunft der Armee jenseits der Donau durchRaketenschüsse angezeigt. Michalovitz,dem treuen Diener Kolschitzkys, gelang esnoch zweimal, unverletzt und unbehelligtdurch das türkische Lager zu kommen.Das letzte Mal gesellte sich bei seinerRückkehr ein türkischer Reiter zu ihm, mitdem er sich in ein vertrautes Gesprächeinließ. Michalovitz befand sich nun ingroßer Gefahr, dass dieser ihn erkannte.Deshalb hieb er ihn, ehe der Türke es sichversah, nieder, bestieg dessen Pferd undsprengte wild davon. So kam er glücklichin die Stadt zurück. Endlich nahte die

Bei üns traut süch das nümand! Ünd

wenn, dann würd er süfort gestünigt! Wie Ehe-

brecherünnen!

Page 12: Sagen ausWien

12 Die Türkenbelagerung 1683

Auf geht's, Burschen! Es geht um

Freiheit, Menschenrechte und unsere Heimat!!

Wir san Linke! Wir brauchen's Flaggerl nurfür's Gaggerl, hahahah!

Stunde der Rettung für das belagerteWien! Am 11. September um Mitternachtwar das christliche Heer auf den Hängendes Kahlenberges angekommen, wo nocheine letzte Messe gelesen wurde. Endlich,beim Morgengrauen des 12. September,stieg dann das Entsatzheer am östlichenAbhang den Berg Richtung Wien hinun-ter. Die Befreiungsschlacht begann nunauf dem linken Flügel bei Nußdorf, beiDornbach und auf der heute noch soge-nannten Türkenschanze, wo der Kampfam schrecklichsten war. Die Türken wi-chen auf allen Seiten zurück und gegen 5Uhr abends drangen die ersten christli-

Auch die Künstler jener Tage beschäf-

tigten sich mit dem Thema Türkenbe-

lagerung. Obenstehende Abbildung

zeigt einen originalen Holzschnitt aus

der damaligen Zeit. Er vermittelt sehr

drastisch, wie die Menschen damals

die Bedrohung erlebten.

Page 13: Sagen ausWien

chen Truppen bis in die „Roßau“ vor. Einehalbe Stunde später erreichten sie auchdas feindliche Lager. Die Türken wurdenmit Erfolg in die Flucht geschlagen undder Großwesir rettete nur mit großer Notdie Fahne des Propheten. Die wilde Fluchtder Feinde ging bis Raab, wo sich das ge-schlagene türkische Heer wieder sammelnkonnte. Die Wiener jubelten ob der gro-ßen Beute, die zurückblieb, und feiertennoch lange ausgelassen ihren ruhmrei-chen Sieg! Auch Kaiser Leopold I. be-dachte die tapferen Verteidiger Wiens mitLob und Ruhm und großen Geschenken.Graf Rüdiger von Starhemberg wurde zumFeldmarschall erhoben und mit hundert-tausend Reichstalern beschenkt und er-hielt sogar den Stephansturm in seinehrenwürdiges adeliges Wappen. DieStadträte und Mitlgieder der Bürgerschaft,die sich besonders durch ihren Mut ausge-zeichnet hatten, erhielten goldene Ehren-ketten und die Erlaubnis, sich kaiserliche

Räte zu nennen. Dem mutigen BotschafterKolschitzky wurden alle im türkischenLager erbeuteten Kaffeevorräte als persön-liches Eigentum zugesprochen und er er-hielt die Erlaubnis, das erste Kaffeehaus inWien errichten zu dürfen (FavoritenstraßeNr. 64: Kolschitzky / Denkmal der Kaffee-sieder Franz Zwirina stiftete 1885 für dasHaus Ecke Kolschitzkygasse im 4. Bezirkeine Skulptur von Georg Franz Kol-schitzky, der der Legende nach 1683 wirk-lich das Kaffeetrinken in Wien eingeführthaben soll – die Skulptur schuf EmanuelPendl, sie wurde am Haus in Höhe des 1.Stocks für jedermann sichtbar ange-bracht).Auch der Stadtrat Wiens zeigte sich sehrdankbar – Graf Starhembergs Haus wurdevon allen Steuern und Abgaben befreit –seine Generäle und Offiziere wurdenebenfalls mit Geschenken reich bedachtund Kolschitzky erhielt in der Folge dasHaus Nr. 30 in der Leopoldstadt als Ge-

Attaküüüüüüü!Gegen dü Üüüünglääääuuuubüüüügeeeen!

Page 14: Sagen ausWien

14 Die Türkenbelagerung 1683

Helft's ma! Mach ma des Tor auf! Lass ma's eine!

Wien braucht a Zuwanderung! So lendenlahm, wia die Öster-

reicher sind.* Es braucht a frisches Bluat!

Nur wennst uns fix versprichst,

dass die Türken sofort Gemeinde-wohnungen kriagen und

wöhln dürfen!

* 1999 war es der damalige SPÖ-Bundeskanzler Viktor Klima, der die Österreicher sinn-

gemäß als lendenlahm bezeichnete, um so die Massenzuwanderung zu rechtfertigen.

A, a, a, … so a Schaa…

…a, a … ööner Tag, ähem! Endlich san

unsere Retter und Befreier da! Ähem! I hab's ja immer g'wußt! Die

Türken ghör´n weg! Mei, is des schön! Hurra!

Wenig später:

Page 15: Sagen ausWien

15Die Türkenbelagerung 1683

schenk. Unter den Verteidigern der Stadtbefand sich auch der ehrwürdige BischofKollonitz, der durch seine wahrhaft se-gensreiche Tätigkeit berühmt wurde. UmWien zur Zeit der großen Not währendder Türkenbelagerung beizustehen, war erfreiwillig von seinem Bischofssitze WienerNeustadt herbeigeeilt. Während der Kom-mandant der Stadt die Verteidigung Wiensüberwachte, nahm sich der edle Bischofder armen Kranken und Verwundeten undvor allem der Kinder an. Täglich besuchteer die Spitäler und tröstete die Verwunde-ten und Sterbenden. Als endlich dieschwere Prüfungszeit für Wien vorüberwar, nahm er sogar hunderte arme Kinder,deren Eltern die grausamen Türken getö-tet oder weggeschleppt hatten, bei sich

auf und ließ sie angemessen erziehen undunterrichten. Sein wohltätiges Wirkenwurde von allen Menschen gepriesen. Fürimmer bleibt der Name Kollonitz mit derGeschichte der zweiten Wiener Türkenbe-lagerung verknüpft (siehe heutiger Kollo-nitzplatz im 3. Wiener Gemeindebezirk).Da jubelte die Wiener Bevölkerung sehrund alle feierten ausgelassen und vollerFreude auf den Straßen. Der Sultan in Bel-grad harrte umsonst auf die frohe Bot-schaft vom Fall Wiens. In Adrianopel undin Stambul, im heutigen Istanbul, wurdenbereits großartige Vorarbeiten getroffen,um die siegreichen Truppen in allen Ehrenzu empfangen. Lange wagte es niemand,dem Sultan die schlechte Nachricht vonder Niederlage seines Heeres zu bringen.

Islam bleib daham!

Unser Wien für unsereLeut!

Page 16: Sagen ausWien

16

Als er dann aber doch durch einen seinerGünstlinge, der dieses undankbare Ge-schäft der Nachrichtenüberbringung über-nommen hatte, davon erfuhr, erfasste ihneine unbeschreibliche Wut. Er befahl, über-mannt von der ersten Aufregung, alleChristen im Osmanischen Reiche zutöten! Es kam jedoch nicht zu diesem ge-planten Blutbad, da er nach reiflicherÜberlegung seinen grausamen Befehl

doch wieder zurücknahm. Dem uns ausder Legende über die zweite Türkenbela-gerung wohl bekannten „Günstling desGroßherrn“, dem Kara Mustapha, gelanges noch für dieses eine Mal, seinen eige-nen Kopf zu retten. Doch entging er spä-ter seinem Schicksal nicht, der Fall vonGran in Ungarn und die Niederlage dortkostete auch ihn das Leben.

Fremdes tut niemandem gut… Wiener Blut…

Du bist a ganz a falscher Fuffzga!

Die Leut´ werden sich das merken!

Wenn ich für mei Feigheit nur

net ane auf's Häupl kriag bei der nächsten

Wahl…

Wiener Blut, Wiener Blut, zuviel

Page 17: Sagen ausWien

17Die Türkenbelagerung 1683

Das Reiterstandbild von Prinz Eugen von Savoyen am Wiener Heldenplatz.

Errichtet vom Bildhauer Anton Dominik Fernkorn stellt es ihn als siegrei-

chen Feldherrn und Bezwinger der Türken dar und verkörpert das Haus

Österreich als Verteidiger des christlichen Glaubens gegen die Türken. Das

Standbild wurde 1865 enthüllt.

Page 18: Sagen ausWien

18 Das Basiliskenhhaus

Bin ich nicht ein wunderschönes

rot-grünes Geschöpf? Glaub' mir, das Volk wird mich

lieben! Bist Dir wirklich sicher, dass

Rot-Grün in Wien eine- geht bei de Leut'?

Page 19: Sagen ausWien

19Das Basiliskenhhaus

DAS

Basiliskenhaus

Im Jahre 1212, sehr zeitig am Morgen, da hörten die Leute in der heutigen Schön-laterngasse Nr. 7 ein großes Gezeter und Geschrei. Schnell machten sie ihre Fensterauf, um zu sehen, was geschehen sei. Der Lärm kam aus dem Haus „Zum GoldenenKreuz“, das dem Bäckermeister Garhibl gehörte. Die Leute liefen sogleich hinunter

und wollten in das Haus hinein. Aber da das Haustor leider zugesperrt war, riefen dieguten Leute besorgt: „Sofort aufmachen, was ist denn da drinnen los?“

Page 20: Sagen ausWien

20

Einige der Männer kamen mit dicken eisernen Stangen und wollten dieEingangstüre einschlagen. Andere wieder liefen besorgt zum StadtrichterJakob von der Hülben und erzählten ihm von dem furchtbaren Geschrei,das sie aus dem Hause vernommen hatten. Der Stadtrichter rief die Wa-chen, stieg auf sein Pferd und ritt zum Bäckerhaus. Dort packte er den ei-sernen Hammer, der an dem Haustor hing und schlug dreimal kräftig andas Tor (denn natürlich gab es im Mittelalter noch keine Hausglocken!).Heraus trat der Bäckermeister, ganz bleich im Gesicht, und erzählte demStadtrichter, mit folgenden Worten, was passiert war :

Page 21: Sagen ausWien

21Das Basiliskenhhaus

Schau! Derrote Herr Bezirksvorste-

her! Eh kloar, amhohen Ross!

Richtig lästig diese Bürger,immer mit ihren

Anliegen…

A, a, a… rot-grünes schiaches

Viech!!! Und wia des stinkt!!

Page 22: Sagen ausWien

22 Das Basiliskenhhaus

I versteh' des net! Die Müllabfuhr wird

jedes Jahr teurer und trotzdemstinkt's so grauslich aus dem

Brunnenloch!

Page 23: Sagen ausWien

23Das Basiliskenhhaus

„Unser Dienstmädchen, die Anna, istheute wie alle Tage in den Hof ge-gangen und wollte Wasser aus demBrunnen schöpfen. Und weil gar sowenig Wasser heraufgekommenist, hat sie halt in den Brunnen hi-nuntergeschaut. Dann hat sie lautzum Schreien angefangen und wirsind alle gleich zu ihr in den Hofgelaufen, um zu sehen, was dennda los ist. Da hat uns die Anna er-zählt, dass es unten im Brunnenso stark glänze und funkle unddass eine garstige Luft zu ihr he-raufgekommen sei. Beim Brun-nen angelangt, ist uns eingrauslicher Gestank entgegen-gekommen, bald wären wirdaran erstickt! Johann, meintreuer Geselle, hat gleich ge-sagt, er wolle selbst nach-schauen, was da unten so

glänze und meinte, dass da viel-leicht ein Schatz verborgen sei. Erhat sich gleich ein Seil um denLeib gebunden und ist mit einerPechfackel in der Hand von denanderen Gesellen in den Brunnenhinabgeseilt worden. Nach eini-gen Metern hat man ihn fürchter-lich schreien gehört, aber mankonnte von oben nichts sehen.Vor lauter Schreck hatte er dieFackel fallen gelassen! Schnellhaben wir ihn dann sogleich he-raufgezogen, aber da war derArme schon bewusstlos! Erstvor einigen Minuten ist er wie-der zu sich gekommen. WennIhr meinen Gesellen sehenwollt, so kommt doch in denHof herein. Vielleicht kann erEuch selbst erzählen, was er daunten Schreckliches erlebt

Page 24: Sagen ausWien

24 Das Basiliskenhhaus

hat!“ Der Stadtrichter und die Leute gingen sodann in den Hof. In einerEcke saß der arme, bleiche Bäckergeselle Johann auf einem Stein und hus-tete so fürchterlich, dass einem angst und bange wurde. „Das war schrecklich!“, sagte er stockend, „da unten ist ein wahrhaftscheußliches Tier, das ausschaut wie ein großer Hahn, aber mit einem lan-gen schuppigen Schwanz und großen Füßen mit Krallen dran. Es schautemich da unten drohend mit seinen glühenden Augen an. Es hatte eine feu-rige Krone auf dem Kopf und aus dem Maul kam ein feuriger SchwallDunst. Ich konnte kaum atmen und hab mich schon da unten verreckengesehen.“ Er hustete und hustete und konnte gar nicht mehr weiter spre-chen, so erschöpft war der Arme.

Page 25: Sagen ausWien

Keuch, keuch! Die Kreatur da unten mieft noch viel

ärger als alle Giftler in meiner Antifa-Kommune z´sam! Glaubt's mir,

des haßt wos, keuch!

Echt, so arg is´ es? Igitt, igitt!!!

Page 26: Sagen ausWien

26 Das Basiliskenhhaus

Da trat ein Herr heraus aus der Menge, dieherumstand, und sagte zum Stadtrichter:„Erlaubt, dass ich den Vorfall den Leutenerzähle. Vielleicht kann ich sie beruhigenund weiß eine Lösung!“ Der Stadtrichterrief den Leuten zu: „Ich bitte um Ruhe!Herr Pollitzer, Doktor der Weltweisheit,will Euch etwas sagen!“ Da wurde esruhig und der Doktor sagte: „Liebe Leute,hier in diesem Brunnen ist wahrscheinlichein Basilisk gefunden worden. Das ist einäußerst merkwürdiges Tier, es ist auseinem Ei ausgeschlüpft, das ein Hahn ge-legt und eine Kröte ausgebrütet hat. DerBasilisk ist sehr gefährlich, denn jederMensch, der ihn anschaut, muss sterben.Es bleibt uns nichts anderes übrig, als ihnumzubringen! Es muss ihm jemand einen

Spiegel aus Metall*) vor die Augen halten.Wenn das böse Tier dann sein eigenes Bilderblickt, dann erschrickt es so sehr überseine scheußliche Gestalt, dass es zer-platzt. Aber wenn ich wirklich ehrlich zuEuch sein soll, ich rate niemandem, tat-sächlich mit einem Spiegel da in die Tiefendes Brunnens hinunterzusteigen! Denndies könnte sein Leben kosten.“ Da wurdees ganz still im Hof und ein Mann fragte:„Kann man denn das furchtbare Viehnicht vielleicht auf eine andere Art um-bringen?“ Der Doktor antwortete ihm: „Oja. Wenn man den Brunnen bis oben mitSteinen und mit Erde anfüllt, dann mussder Basilisk ersticken, da bin ich mir ganzsicher.“

Ich versteh' net, warum's die Leute

vor mir graust, wo ich doch so fein riach! Da sieht man halt

wieder: Lauter Spießer voller Vorurteile!

Genau! Uneinsichtiges G'sindel,

undankbares!

Page 27: Sagen ausWien

27Das Basiliskenhhaus

Zah on! Sei net so feig und vertreib' des

schiache Vieh aus'm Brunnen!Für wos bist denn Stadt-

rat, ha?

Aber Schatzi! Warum ausg'rechnet ich? Ich

bin do' gar nicht zuständig! Und eigentlich stört mich das Vieh persönlich ja net!

Sollen doch die Leut selber… Und überhaupt, bei dem bisserl, was

ich als Politiker verdien'…

Page 28: Sagen ausWien

28 Das Basiliskenhhaus

Darauf holten die Leute große Steine undviel Erde herbei und warfen sodann allesin den Brunnen, bis er ganz voll war. Alssie fertig waren, riefen sie: „So, jetztbraucht sich keiner von uns und auchnicht der gute Bäckergeselle Johann zufürchten, der schreckliche Basilisk ist nun

sicher tot!“ Aber Johann war gar nichtmehr zu sehen. Die Knechte hatten ihn inder Zwischenzeit in sein Zimmer hinauf-getragen. Als die Leute hinaufkamen, warer ohne Bewusstsein. Am selben Abend istder arme Bäckergeselle dann leider gestor-ben...

Page 29: Sagen ausWien

29Das Basiliskenhhaus

Zum Andenken an dieses legendäre Ereignis wurde an dem Hause

in der Schönlaterngasse Nr. 7 ein Basilisk aus Stein angebracht. Er

ist heute noch zwischen den Fenstern des zweiten Stockes als ein

Wahrzeichen des alten Wien zu sehen.

Page 30: Sagen ausWien

30

deN alle mochten

und den man den

nannte.

lieben Augustin

Um das

Jahr 1679

lebte in Wien

ein lustiger

Musikant…

Page 31: Sagen ausWien

31Der liebe augustin

Das Jahr 1679 mag den Wie-nern noch lange im Ge-dächtnis geblieben sein! Esbrachte wie kaum ein ande-res Jahr viel Unheil und den

Tod über viele Familien. Von Ungarn kom-mend war der grausame Würger, die Pest,in die Stadt geschlichen. Anfangs kaumbemerkt, verbreitete sich die Seuche inkurzer Zeit in fast allen Häusern. Jeder, derkonnte, verließ die Stadt, denn die Zahlder Erkrankten stieg von Tag zu Tag unddie Todesfälle wurden mehr und mehr.Manche Leute wurden mitten in den Stra-ßen Wiens vom „schwarzen Tod“ ereilt, so-dass zuletzt viele Tote in den Straßenherumlagen. Reiche und Arme, Junge undAlte fielen der schlimmen Krankheit zumOpfer. Unaufhörlich fuhren die Leichen-wagen, hochbeladen mit Toten jedes Stan-des und Geschlechtes. Die Stadtknechtelasen von der Straße auf, wen sie fanden,beluden ihre Wagen bis oben hin und leer-ten sie in die Pestgruben, die man zu die-sem Zweck vor der Stadt ausgehobenhatte. Waren die Gruben dann voll, wur-den sie einfach zugeschüttet.In dieser schweren Zeit lebte in Wien eingar lustiger Sänger und Dudelsackpfeifer,der immer fröhlich und guter Dinge war –ganz nach dem Grundsatz:

„Lustig gelebt und lustig gestorben –so hat man schlussendlich dem Teufel dieRechnung verdorben.“

Wegen seines unverwüstlichen Humorswar er den Wienern lieb und wert undman nannte ihn nur „den lieben Augus-tin“. Augustin hielt sich mit Vorliebe imBierhaus „Zum roten Dachl“ (das ist dasheutige Griechenbeisl am Fleischmarkt)auf und gab dort seine lustigen Possenund Lieder zum Besten. Obwohl währendder Pestzeit die meisten Lokale aus Furchtvor Ansteckung von den Wienern gemie-den wurden, gab es im „Roten Dachl“stets vollbesetzte Tische, denn AugustinsHumor lockte manchen Waghalsigen dort-hin, der bei dem edlen Gerstensaft undden heiteren Klängen von Augustins Du-delsack sein tägliches Elend zu vergessensuchte.An einem klaren Septemberabend abersaß der liebe Augustin trüb und niederge-schlagen in der Schenke, denn heutewollte sich kein Gast zeigen. Wortlos undunwillig stierte er vor sich hin und ließsich Glas um Glas vorsetzen, um seinenUnmut zu dämpfen. Wankend und höchstunsicher auf den Beinen verließ er spät-abends den Schauplatz seiner früheren Tri-umphe, um seine vor der Stadt gelegeneBehausung aufzusuchen.

Page 32: Sagen ausWien

32 Der liebe augustin

Als er über den Kohlmarkt zum Burgtorhinausgetorkelt war, stolperte er und fielam Rande der Straße nieder, wo er, unfä-hig, sich wieder zu erheben, liegenbliebund gleich einschlief. Als ein wenig späterdie Pestknechte mit einer Leichenfuhre ander Stelle vorüberkamen, dachten sie, hierläge auch ein mausetoter Mann, packtenihn und warfen ihn zu den übrigen Totenauf den Wagen. Sie luden ihn dann mit denanderen in der Pestgrube ab und fuhrenwieder davon.

Augustin aber hatte weder das Aufladennoch das Abladen verspürt, sondernschlief mitten unter den Toten auf dem

Wagen und in der Grube weiter, als ob erzu Hause in seinem Bett läge. Als ihn danndie Morgenluft ernüchterte und er aus sei-nem Schlummer erwachte, sah er mit Be-stürzung, dass eine Pestgrube voll mitschauerlichen Leichen seine unheimlicheSchlafstätte gewesen war. Da kamen ge-rade die Pestknechte mit einer neuen Lei-chenfuhre zu der Grube und gewahrtenentsetzt einen Mann zwischen den Totenherumstapfen. Augustin aber rief ihnenlaut schimpfend zu: „So helft mir doch!Seht Ihr denn nicht, dass ich den Gruben-rand nicht erreichen und daher aus dieserverdammten Grube nicht hinauskletternkann?“

Page 33: Sagen ausWien

33Der liebe augustin

Einer von den Knechten aber sagte: „Denhaben wir doch gestern tot auf der Straßeaufgelesen und in die Grube geworfen.Hat der Mensch Glück, dass die Grube ges-tern noch nicht voll war und daher nichtvon uns zugeschüttet wurde, sonst hättees für ihn aus seinem Rausch kein Erwa-chen mehr gegeben!“Der liebe Augustin aber wurde ungedul-dig. Die Helfer waren ihm zu langsam.„Mit einer Nacht in der Pestgrube habeich vollauf genug“, rief er unwillig, „ichwill keine Minute länger hier bleiben.Rasch, helft mir doch hinauf!“Sie zogen ihn aus der Grube und er gingschimpfend davon. Das Nachtlager unterden Pestleichen hatte keine bösen Folgen

für ihn, er blieb gesund, so wie er es bis-her gewesen war, und bildete weiter denAnziehungspunkt und die Attraktion fürdie Gäste des „Roten Dachls“, denen ersein schauriges Abenteuer in seinen Ver-sen und Liedern noch oft zu Gehörbrachte, bis er im Jahre 1702 als alterMann eines natürlichen Todes starb. Dasweltbekannte Lied und eine Gedenk-puppe vom lieben Augustin mit seinemDudelsack im Eingang des Griechenbeislsam Fleischmarkt erinnern uns nochimmer an diesen lebenslustigen Wiener,dem man doch tatsächlich nachsagt, dassder Genuss des Wiener Weines ihn„immun“ gegen die schwarze Pest ge-macht hat!

Und so singen die Wiener, wie immer in schwierigen Zeiten:

O, du lieber Augustin, Augustin, Augustin, O, du lieber Augustin, Alles ist hin! Geld ist

hin, Mädl ist weg, Alles ist hin. Rock ist weg, Stock ist weg, Augustin liegt im Dreck. O,

du lieber Augustin, Alles ist hin! Und selbst das reiche Wien, Hin ist's wie Augustin;

Weint mit mir im gleichen Sinn, Alles ist hin! Jeder Tag war ein Fest, Jetzt haben wir

die Pest! Nur ein großes Leichenfest, Das ist der Rest. Augustin, Augustin, Leg nur ins

Grab dich hin! O, du lieber Augustin, Alles ist hin!

Ohh duuulieber Augustinal les ist hin!

Page 34: Sagen ausWien

34

donauweibchenDas

Im Stadtpark, unter den schattigen Kronen der Bäume, steht aufeinem Brunnensockel ein hübsches Marmorstandbild. Es stellt einMädchen dar, das einige Fischlein im Schoße hält. Das ist das Do-

nauweibchen, von dem man sich folgende Geschichte erzählt:

Page 35: Sagen ausWien

35Das donauweibchen

Vor vielen, vielen Jahren, als Wien nochein kleines Städtchen war, lebten einfacheFischersleute am Ufer der wilden Donau.Sie floß damals noch nicht so friedlich inihrem breiten Bett dahin wie heute. IhreWogen teilten sich in zahlreiche Arme, diesich ihren Weg durch dichte Auen undBuschwerk suchten. Kein Damm war da,der im Frühjahr die kleinen Holzhüttender Fischer vor dem gefährlichen Hoch-wasser schützen hätte können. Es war

kein leichtes Leben, das die Fischer hierführten. Den ganzen Sommer über muss-ten sie fleißig an der Arbeit sein. Dengrößten Teil des Tages und der Nacht ver-brachten sie in ihren Booten auf dem Was-ser. Hatten sie einen glücklichen Fanggemacht, gingen sie in die Stadt und ver-kauften ihre Fische auf dem Markt. VomVerdienst aber legten sie etwas auf dieSeite, damit sie im Winter davon lebenkonnten.

Page 36: Sagen ausWien

36 Das Donauweibchen

In einem solchen Dörfchen an der Donaubei Wien lebte auch ein alter Fischer mitseinem Sohn. Dem Vater ging die schwereArbeit nicht mehr so flink von der Handwie dem Sohn. Aber weil sie beide fleißigund zufrieden waren, gefiel ihnen dasLeben recht gut. Oder war es nicht behag-lich, beim knisternden Ofen zu sitzen,während draußen ein eisiger Sturm denSchnee über die zugefrorene Donau trieb?Der Sohn hatte die kleinen Fenster festvermacht und die geflickten Netze in eineEcke der Stube gelegt, denn bei dem spär-lichen Licht konnten sie ja doch nichtrichtig arbeiten.„Komm, Vater“, sagte der Sohn, „setz Dichhier zum warmen Ofen. Es ist Winter, daeilt die Arbeit nicht so sehr.“„Du hast recht“, erwiderte der Greis, „wirwollen Feierabend machen für heute. Legnoch ein ordentliches Scheit auf, damitdas Feuer anhält.“ Die Funken stoben, als der Sohn ein gro-

ßes Aststück in die Flammen warf.„Nun, Vater, erzähl eine von den vielen Ge-schichten, die Du weißt, damit uns dieZeit nicht langweilig wird.“Da erzählte der alte Fischer gar sonder-bare Dinge von Wassergeistern und Nixen,die der Sohn gar nicht recht glaubenwollte. Mahnend sprach der alte Fischerzu ihm: „Du bist zwar groß und stark undein tüchtiger Fischer, aber Du bist nochjung und hast nicht soviel erlebt wie ich.“Du darfst nicht lachen über das, was ichDir erzähle und was Dir jeder alte Fischerbestätigen kann. Manch einer ist nichtmehr unter uns, weil die Geister derDonau ihn zu sich geholt haben. AmGrunde des Donaustromes, da steht einmächtiger Palast. Er ist ganz aus grünemGlas und gehört dem Donaufürsten, derdarin mit seiner Frau und seinen Kindernlebt. Auf großen Tischen stehen umge-stülpte irdene Töpfe, darinnen halten siedie Seelen der Ertrunkenen gefangen.

Page 37: Sagen ausWien

37Das Donauweibchen

Hoffentlich könn' ma uns die

warme Stub'n weiter leisten! Der Häupl erhöht nämlich

schon wieder die Preise für's Heizen…

... obwohl er des Ge-genteil versprochenhat vor der Wahl.

Kassieren, des kann er! Sonst kann

er gar nix!

Page 38: Sagen ausWien

38 Das Donauweibchen

Der Donaufürst ist ein mächtiger Geist. Esgibt einige in unserem Dorf, die ihn ineiner Mondnacht schon gesehen haben. Erhat die Gestalt eines Jägers und liebt es,am Ufer der Donau spazieren zu gehen.Wehe dem Fischer, der ihn anspricht. Erwäre unrettbar verloren, denn mit starkemGriff packt er ihn und zieht ihn in dieTiefe des reißenden Stromes hinab.Auch mit seinen Töchtern, den zierlichenNixen, ist er grausam streng. Nur mit Listgelingt es ihnen, dem unterirdischen Pa-laste zu entfliehen und sich unter dieMenschen zu mengen. In windstillen Som-mernächten kannst du ihren Gesanghören, mit dem sie die jungen Leute anlo-cken. Du kannst sie aber auch in den Tanz-stuben treffen und wirst sie kaum von denübrigen Mädchen unterscheiden können.Wenn aber der Hahn zum ersten Malkräht, sind sie verschwunden und kehrenschleunigst in ihren Palast zurück. Wennsie sich nur ein wenig verspäten, erhaltensie grausame Schläge von ihrem Vater. Es

mag wohl auch geschehen, dass er sie aufder Stelle totschlägt. Dann ist am nächstenTag das Wasser der Donau blutig rot.“Während der Vater erzählte, schüttelte derSohn immer wieder ungläubig den Kopf.„Sei mir nicht böse, Vater“, sagte er end-lich, „deine Geschichten sind zwar rechtkurzweilig und ich höre sie immer wiedergerne, aber glauben kann ich all das nicht,was du erzählst. Ich habe schon vieleNächte auf der Donau zugebracht, abernoch nie den Donaufürsten oder eine sei-ner Töchter gesehen.“

Page 39: Sagen ausWien

Glaub mir, eines schönen Tages wird nicht

nur unsere Donau blau sein, sondern die ganze Stadt! Bürgermeister ist dann ein fescher, junger Kerl

namens HC! Schmacht!

Page 40: Sagen ausWien

Da wurde es mit einem Schlage hell in derStube und im Türrahmen stand eine schlankeMädchengestalt von überirdischer Schön-heit. Um ihren zierlichen Körper floß einlanges, weißschimmerndes Kleid, ihrschwarzes Haar zierten weiße Wasserli-lien. Erschrocken waren Vater und Sohnvon ihren Sitzen aufgesprungen. Fassungslosstarrten sie in das gütige Gesicht der Er-scheinung. „Fürchtet Euch nicht vormir“, sagte sie, „ich tue Euch nichtszuleide. Ich komme nur, um Euch zuwarnen, denn bald wird Tauwetterkommen und das Eis krachend inStücke gehen. Das Hochwasser wirddie Auen und Dörfer überfluten undEure Häuser bedrohen. Fliehet daherweit ins Land hinein, sonst seid Ihralle verloren!“ Kaum hatte sie dies ge-sprochen, war die holde Gestalt auch

schon verschwunden. Diebeiden Fischer aber

überlegten keinen Au-genblick, sondern lie-fen trotz des eisigenSturmes zu den ein-zelnen Hütten undverständigten dieLeute.

„Das war das Donauweibchen“, sagte einalter Fischer, „immer wenn unseren Hüt-

ten Gefahr droht, kommt es und warnt uns.Packt schnell das Nötigste und laßt uns fliehen!“ So

kam es, dass die Fischerhütten alle leer standen, als nachwenigen Tagen wirklich Tauwetter einsetzte und die riesi-gen Wassermassen über die Ufer traten und alles ringsumüberschwemmten. Nach einigen Wochen ging das Was-

ser wieder zurück und die Fischer kehrten an ihrealten Wohnplätze zurück.

40

Page 41: Sagen ausWien

41Das Donauweibchen

Eifrig bauten sie ihre Hütten wieder aufund die Freude über die Errettung desDorfes vor dem sicheren Tod war groß.Nur der junge Fischer konnte sich nichtrecht mitfreuen. Seit er das Donauweib-chen gesehen hatte, war er vor lauterSehnsucht nach dem schönen Geschöpfder Donau ganz außer sich. Er konntenicht mehr lachen und scherzen, wie dieanderen Burschen des Dorfes, sondern ru-derte traurigen Herzens weit mit seinemKahn in die offene Donau hinaus. SeinVater wusste, was das zu bedeuten hatte,

und er sprach oft mit seinem Sohn, umihn auf andere Gedanken zu bringen. Aber alles war umsonst, er konnte denEntschluss seines Sohnes nicht mehr än-dern.Eines Tages kam der junge Fischer von sei-ner Fahrt nicht mehr zurück. Nur sein lee-rer Kahn wurde von den Wellen an dasUfer getragen. Da wusste der Greis, dassdas Donauweibchen seinen Sohn zu sichgeholt hatte, und er weinte bitterlich.Das Donauweibchen aber hat seit diesemTage niemand mehr gesehen.

Page 42: Sagen ausWien

Das

wunderkreuz

In der Donaugegend bei Wien, in derNähe vom Gasthaus „Zum weißenLamm“, trug sich einmal ein seltsa-mes Ereignis zu.

Eines Morgens sahen die Leute, die dortam Donauufer gerade in großer Zahl bei-sammen standen, aus der Tiefe des Was-sers ein großes Holzkreuz auftauchen und

waren nicht wenig überraschtdavon.Nach der Form wie auch nach derFarbe und der Goldverzierungkonnte das seltsame Kreuz nur aus

dem Morgenlande stammen.Weiter schwamm das Kreuz stromabwärtsgegen die Stadt zu, aber auf einmal bliebes auf dem Wasser ruhig liegen. Die Leuteversuchten nun, das Kreuz ans Ufer zu zie-hen. Sie warfen Seile aus, fassten es mitlangen Stangen und zogen aus Leibeskräf-ten an. Es war aber ganz vergebens, dasKreuz rührte sich nicht von der Stelle undblieb ganz ruhig auf dem Wasser liegen.Der Vorfall mit dem Kreuz erregte unge-heures Aufsehen in der Bevölkerung undwie ein Lauffeuer ging die Nachricht

davon von Mund zu

Zaht´s an! Das Kreuz muss gerettet werden!

Page 43: Sagen ausWien

43Das Wunderkreuz

Mund. Schon am nächsten Tage standen inaller Frühe Tausende und Abertausendevon Leuten an beiden Ufern der Donauund redeten von nichts anderem als vondem wunderbaren Kreuz.Bald kamen auch viele Geistliche in feierli-chen Prozessionen, berieten, was zu ma-chen sei, und wollten den Leuten helfen,

das Kreuz aus dem Wasser zu holen.Aber auch alle zusammen konnten

nichts erreichen, das Kreuz ließsich nicht bewegen.Da kam ein frommer Klosterbru-

der aus dem Orden der Minori-ten auf den Gedanken, mit

seinem geweihten Gür-tel das Kreuz aus den

Fluten zu holen.Kaum hatte er esmit dem Gürtelumwunden, daließ es sich

ohne jede wei-tere Anstrengungans Ufer ziehen.Das wunder-bare Kreuzwurde so-gleich in den

Stephansdom gebracht und unter vielGebet und Glockengeläut öffentlich zurSchau gestellt.Aber als das Kreuz am nächsten Tage ausdem Dom verschwunden war, zeigte sichsogleich ein neues Wunder! Es dauertenicht lange, so erzählten sich die Leute, inWien, sei es an einer Wand in der Minori-tenkirche gefunden worden, gerade überder Buchheimischen Kapelle.Von diesem Platz wurde es aber späterentfernt und in derselben Minoritenkircheauf dem Hochaltar zur öffentlichen Vereh-rung ausgestellt.Viel später erst, als das Ordenshaus der Mi-noriten aufgehoben wurde, brachten dieverbliebenen Ordensbrüder das Wunder-kreuz nach Wimpassing. Während des 2.Weltkrieges viel das Kreuz einem Feuerzum Opfer.

Page 44: Sagen ausWien

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Meister

Hans Puchsbaum

Durch mehr als ein Jahrhunderthatte sich die Arbeit am Bauder Stephanskirche hingezo-gen. Nun aber war das stolze

Werk fast vollendet. Der schlanke Südturmragte in seiner ganzen Schönheit zumHimmel, sogar das Langhaus war fertigge-stellt. Es fehlte nur noch der Nordturm.Der Stadtmagistrat hatte ein großes Schrei-ben erlassen, um dem tüchtigsten Bau-meister in Wien die Arbeit zu übertragen,der den Turm in kürzester Zeit und unterden billigsten Baukosten vollendenwürde.Da meldete sich, unter den vielen anderenBewerbern, auch der Baumeister HansPuchsbaum und erklärte kurz und bündig:„Ich mache gern die Arbeit in der Hälfteder Zeit, die andere dazu brauchen.“ Sowurde ihm schlussendlich der Bau über-

tragen. Puchsbaum, ein bis zu diesem Zeit-punkt noch ziemlich unbekannter Bau-meister, hoffte, durch rasche Vollendungeines so gewaltigen Werkes Ehre und An-sehen zu erringen und sich dadurch dieHand seiner geliebten Maria zu erwerben,deren geizigen Eltern der einfache und un-berühmte Bewerber nicht allzu sehr ge-fiel.Rasch wurde der Bau in Angriff genom-men und das Werk schritt anfangs raschvorwärts. Doch schon nach kurzer Zeitgab es die ersten Schwierigkeiten undHindernisse. Die Bauberechnungen woll-ten nicht stimmen, die Zufuhr des Bauma-terials verzögerte sich und bald erkannteder Meister Puchsbaum, dass er mit demBau zum versprochenen Termin nicht fer-tig werden würde. Sorgenvoll stand er oftvor seinem angefangenen Werk und

Helft´s mir! A roter Bluat-Sauger!

Page 45: Sagen ausWien

45Meister Hans Puchsbaum

suchte einen Ausweg aus seiner schwieri-gen Lage zu finden. Doch guter Rat warteuer!Als er eines Abends wieder am Fuße desTurms stand und verzweifelt darübernachdachte, wie er denn die Arbeit be-schleunigen und sein Versprechen einhal-ten könnte, stand mit einem Male einsonderbar aussehender Mann in grünemWams neben ihm und blickte ihn lachendan.„Du tust mir leid“, begann der Fremde,„denn ich weiß, welcher Kummer Dichbedrückt.“„Wer bist Du und was willst Du?“, fragteder Meister erschrocken.„Wer ich bin“, entgegnete der Fremde, „istrasch gesagt. Man nennt mich den Höllen-fürsten, andere nennen mich den Teufel,und was ich will, soll Dir sehr von Nutzensein, denn ich will Dir helfen.“Abwehrend streckte der Meister seineHände aus und rief: „Du Schrecklicher,hinweg von mir, ich will mit Dir nichts zutun haben!“Der Satan aber setzte grinsend fort: „Wennich Dir helfen kann, den Turm in noch kür-zerer Zeit fertigzustellen, als Du allen ver-sprochen hast und wenn Du dadurch dieHand Deiner Geliebten erringst, willst Dudann auch noch auf meine Hilfe verzich-ten?“ Der Meister begann zu schwanken,denn die Versuchung war doch zu groß.„Und was verlangst Du dann für DeineHilfe?“, fragte er schließlich den Versu-cher. „Nicht viel“, entgegnete dieser, „Dudarfst nur während der ganzen Zeit desBaues weder den Namen Gottes noch derJungfrau Maria, noch sonst irgendeinesHeiligen aussprechen.“ Diese Bedingun-gen einzuhalten, schien unserem Meisterweder allzu schwer noch gefährlich. Dazögerte er nicht länger und der Pakt

wurde geschlossen. Von diesem Tag anwuchs der Bau der Stephanskirche zuse-hends. Es gab keine Hindernisse und Ver-zögerungen mehr und alles ging wie amSchnürchen. Nicht nur der Magistrat undalle Zuschauer wunderten sich, auch derMeister selbst war aufs Höchste erstaunt,mit welcher Schnelligkeit die Arbeit nunvorwärtsging. Fröhlich dachte Hans Puchs-baum, dass es nun sicher gelingen werde,den Bau weit vor der gesetzten Frist zuvollenden und freudig dachte er an seineMaria, deren Hand ihm nun gewiss schien.Er hatte im Drang der Arbeit in den letztenTagen gar nicht mehr an sie gedacht undwar um so freudiger überrascht, als er sieheute von der Höhe des Turmes aus, wo erden Fortschritt der Arbeit überwachte,unten am Fuße des Domes über den Platzgehen sah. Sie war es, ganz sicher, es warseine Maria. Aber sie wandte den Blicknicht zu ihm empor. Da rief er aus über-vollem Herzen hinunter, sich vorbeugend,dass sie ihn sehen musste: „Maria!“Noch hatte er das Wort nicht zu Ende ge-sprochen, da schwankte plötzlich das Ge-rüst, auf dem er stand, eindonnerähnliches Krachen erscholl, unddie Balken des fallenden Gerüstes sowieSchutt und Mauertrümmer des einstürzen-den Turmes rissen den Meister HansPuchsbaum in die Tiefe.Ein hohles Hohngelächter gellte über denPlatz und für einen Moment soll die rie-senhafte Gestalt eines grüngekleidetenMannes mit grinsender Fratze über denTrümmern des zusammengestürzten Bau-werkes geschwebt haben. Der Leichnamdes Meisters aber blieb für immer ver-schwunden. Der Bau des zweiten Turmeswurde sodann eingestellt und niemalsmehr weiter fortgeführt.

Page 46: Sagen ausWien

46 Richard Löwenherz

Die Gefangennahme von

Richard

Löwenherz

Am 12. Juli 1191 wurde die Fes-tung Akkon im Morgenland vonden Kreuzrittern nach gefährli-chen und blutigen Kämpfen er-

obert. Der Babenbergerherzog Leopold V.,der Tugendhafte genannt, hatte besonderstapfer gekämpft und pflanzte so als ersterseine Fahne auf den Turm der Festung. AlsRichard Löwenherz, der englische König,das sah, war er darüber so erbost, dass erdie Fahne herunterreißen ließ. Leopoldfühlte sich beleidigt, schwor Rache undweigerte sich weiter an der Seite vonKönig Richard zu kämpfen. Einige Tagespäter trat der Herzog mit seinem Gefolgedie Heimreise an.Der Kreuzzug konnte nicht siegreich be-endet werden und Richard war gezwun-gen, ein Friedensbündnis mit den Türkenzu schließen. Dann bestieg er mit seinenMannen ein Schiff, das sie in die Heimatbringen sollte. Als sie in einen Sturm gerie-ten, strandete die Fregatte an der Küsteund wie durch ein Wunder überlebtenKönig Richard und einige wenige seinerRitter das Unglück. Es blieb ihnen nichtsanderes übrig, als ihren Heimweg zu Fußund als fromme Männer verkleidet anzu-treten. Da es damals viele Pilger auf Wan-derschaft gab, fielen sie nicht weiter auf.Sie aßen und schliefen äußerst bescheidenund kamen so unbehelligt bis in LeopoldsGeltungsbereich. Es war Richard zu Ohrengekommen, dass der Herzog Kundschafterausgeschickt habe, um ihn zu finden undgefangen zusetzen. Deshalb wagte er esnicht mehr, bei hellem Tageslicht zu wan-dern, sondern er versteckte sich mit sei-nen Leuten in den Wäldern und sieschlugen sich nur mehr bei Nacht durch

unwegsames Gebiet. Inzwischen war derWinter ins Land gezogen, es wurde immerkälter und sie mussten trotzdem unterfreiem Himmel schlafen. Auch mit der Be-schaffung des täglichen Brotes klappte esnicht mehr, denn sie wagten es nicht, mitihren fremdländischen Münzen zu bezah-len, und so hungerten sie schon seitTagen. Richard und seine Männer erreich-ten Erdberg, ein kleines Weinbauerndorfin der Nähe von Wien, und sahen dort einstattliches Jagdschloß, das im Besitz vonLeopold V. war. Aus den Fenstern derKüche drang ein verführerischer Duft vongebratenem Fleisch und anderen Köstlich-keiten. Im Hof standen viele Pilger undhofften auf eine milde Gabe. Löwenherzund seine Ritter mischten sich unter dieMenge. Richard betrat die Küche und batum Essen. Aber da der König kein frem-des Geldstück hergeben wollte, verlangteder Koch von ihm, den Bratspieß zu dre-hen. Als der Küchenmeister nach einigerZeit nachschaute, ob das Spanferkel schönbraun gebraten sei, erkannte er in dem Pil-ger König Richard, den er während desKreuzzuges oft gesehen hatte. Er rief nachden Soldaten, aber Löwenherz verlangtezu Herzog Leopold geführt zu werden.Diesem überreichte er sein Schwert, daser unter der Kutte getragen hatte. Dannwurde er mit seinen Rittern nach Wien indas Verlies in der Hofburg gebracht.Nach den Weihnachtsfeiertagen wurde Ri-chard auf die Feste Dürnstein an derDonau verlegt, wo er eine lange Zeit ge-fangengehalten wurde. Als ihn sein treuerHofsänger Blondel endlich fand, konnte ermit Hilfe einer großen Summe Lösegeldesvon Leopold freigekauft werden.

Page 47: Sagen ausWien

47Richard Löwenherz

Ihr kummt's schon noch in mei'

Gass'n!

Oh, what a nice feeling!

Isn't it?

Oh, what a nice feeling!

Isn't it?

It is! Isn't it?

It is! Isn't it?

Page 48: Sagen ausWien

Der

Heidenschuss

Der furchtbare Ansturm der Tür-ken gegen Wien, die Haupt-stadt des Reiches, im Jahre1529 dauerte nun schon wo-

chenlang. Aber noch war es dem erbitter-ten Feinde nicht gelungen, eine Bresche indie Mauern zu schlagen und in die Stadteinzudringen, so sehr er auch danachstrebte, den Halbmond auf der Spitze desStephansturms aufzupflanzen. Alle Be-wohner der Stadt hatten sich zusammen-getan und verteidigten mit allen Mittelnihre Vaterstadt gegen den hartnäckigen An-greifer. Eines Tages meldete sich ein Über-läufer beim Stadtkommandanten und gaban, dass die Türken, da sie ober der Erde

keinen Erfolg aufzuweisen hätten, es nunversuchen wollten, durch unterirdischeGänge, die sie mit Pulverladungen spren-gen wollten, in die Stadt einzudringen. Erselbst habe mehrere solcher Stollenein-gänge vor den Stadtmauern gesehen.Die Gefahr, welche der Stadt drohte, wennsich diese Nachricht bewahrheiten sollte,war riesengroß. Daher ging man sogleichdaran, Gegenmaßnahmen zu treffen. AlleHausbesitzer, die in der Nähe der Stadt-mauer ansässig waren, wurden angewie-sen, mit Wasser gefüllte Bottiche in denKellern aufzustellen und ständig beobach-ten zu lassen, da man am Zittern der Was-serfläche eine durch die Minierarbeit

A wenn denan Roten eh ollas

wurscht is: Wir Wiena wanuns scho' wehr'n gegen de

teppaten Islamisten.Eh kloar!

Die soll'n se schleich'n!

Page 49: Sagen ausWien

49Der Heidenschuss

hervorgerufene Erschütterung des Bodenszu erkennen vermeinte. Außerdem wur-den Trommeln in die Keller geschafft undkleine Würfel auf das gespannte Kalbfellgelegt, um aus der leisen Bewegung derWürfel auf eine unterirdische Grabarbeitin der Nähe zu schließen.In einer stürmischen Nacht war der Bä-ckergeselle Josef Schulz im Kellerraumeines Bäckerhauses, das auf der Freyungan der Ecke der heutigen Strauchgassestand, vor dem Backofen beschäftigt.Denn in dieser traurigen Zeit der Türken-not waren auch viele Leute aus den Voror-ten in die Stadt geflüchtet, sodass esemsiger Arbeit bedurfte, um das täglicheBrot bereitzustellen und der Backofen fastgar nicht erkaltete. Plötzlich sah der Ge-selle, wie die auf der Trommel liegendenWürfel in zitternde Bewegung gerieten.Mit angespannten Sinnen lauschte er. Alser sein Ohr an den Erdboden preßte, umdeutlicher zu hören, vermeinte er, dump-fes Stimmengewirr zu vernehmen und dasleise Pochen ferner Werkzeuge zu hören.„Hilf, Himmel“, rief er, „die Türken sindunter der Erde schon nahe bis an unserHaus herangekommen“, und lief, so

schnell ihn seine Beine trugen, um die Wa-chen und den Kommandanten zu alarmie-ren, dem es fast nicht glaublich schien,dass sich die Türken schon so weit vorge-arbeitet haben sollten.Sogleich begann man, vom Keller des Bä-ckerhauses aus einen Gegenstollen zu gra-ben und traf wirklich nach kurzer Zeit aufden türkischen Minengang. Die Türkenwurden im Dunkeln überraschend ange-griffen und bis auf einige wenige, die inGefangenschaft gerieten, niedergemacht.Der türkische Minenstollen aber, in demschon eine große Ladung Pulver zumSprengen bereitlag, wurde wieder zuge-schüttet.So war die Stadt durch die Aufmerksam-keit des Bäckergesellen Josef Schulz vornamenlosem Unheil bewahrt geblieben.Das Haus, wo der Heide die Absicht hatte,sein Pulver zu verschießen, hieß von die-ser Zeit an „Zum Heidenschuss“. Die Bä-ckerzunft aber, deren Mitglied durch seineWachsamkeit zur Rettung der Stadt beige-tragen hatte, erhielt vom Kaiser verschie-dene Freiheiten und durfte alljährlich mitklingendem Spiel und fliegenden Fahnenihren Bäckeraufzug feiern.

Page 50: Sagen ausWien

Der

Stock im EIsen

Vor langer langer Zeit lebte inWien ein Schlosserbub, der einsehr lockerer Geselle war. Dembefahl einst sein Lehrmeister, er

solle sich doch vors Stadttor hinaus auf dasFeld begeben und Lehm fürs Gewerbeheimführen. Darauf ging der Bub hinausund wollte zu arbeiten beginnen. Da saher, wie auf dem Feld viele Knaben versam-melt waren, die sich, um ihr „Letzerlspiel“zu beginnen, mit einer ihm wohlbekann-ten Formel auszählten:

„Ganichi, boanichi,fiarichi, fairichi,ripadi, bipadi,Knoll!“

Nun, das war für unseren Luftikus schoneine gar zu große Versuchung. Gleich ließer alles liegen und stehen und gesellte sichzu den Kindern, fing an, mit ihnen zu spie-len und vergaß darüber seine Arbeit undwas ihm sein Meister aufgetragen hatte. Soverspielte er kostbare Zeit, bis es dannauch anfing, dunkel zu werden und alle an-deren nach Hause gingen.Nun schickte unser Geselle sich doch an,seine Arbeit endlich fertig zu machen.Aber es wurde immer dunkler und dunk-ler und zuletzt fiel die Nacht herein. DieSonne war blutrot untergegangen undeine kohlrabenschwarze Wolkenfratzeschnitt hässliche Gesichter herab aufdie Erde.

Hallo Bürscherl, hähä! Wir Roten meinen´s nur

gut mit Dir, hähähä!

Wie sagt ma so schön? Trau' kan Sozi! Sonst

bist verloren!

Page 51: Sagen ausWien

51Der Stock im Eisen

Hui! Da wurde dem Buben aber angst undbang. „Ach herrje, wie habe ich mich ver-spätet! Jetzt heißt es Reißaus nehmen!“, riefder Bub, indem er Haue und Schaufel undseine anderen Werkzeuge schnell in dieScheibtruhe warf und rasch damit RichtungStadt fuhr.Wie er aber vors Stadttor kam, war's schonverschlossen. Da weinte er bitterlich undjammerte: „Ach, ich Unglückskind, wie werdich jetzt in die Stadt hineinkommen, so ganzohne einen Sperrkreuzer, um mir das Tor öff-nen zu lassen. Ei, der Teufel soll mich holen,wenn ich doch nur hinein könnte!“Kaum hatte er so vermessen dahergeredet, –da stand auf einmal neben ihm ein winzigesMännlein. Das hatte ein purpurrotes Röck-chen an, ein kohlschwarzes Unterkleid unddrei emporragende Hahnenfedern auf sei-nem Hute. „Warum weinst du so, mein

Bub?“, fragte es ihn mitschnarrender Stimme. Daantwortete er: „Ach, ist esnicht schrecklich? Ich soll

in die Stadt hinein und dasTor ist schon zugeschlossenund ich habe keinen Sperr-

kreuzer, um mir's öffnen zulassen. Zu Hause bekomme ich

überdies von dem Meister Schläge.“„Hihihi!“, lachte das Männlein, „Nuss

und Schelte auf die Nacht! Nuss undSchelte auf dieNacht! Das wäre

keine üble Be-scherung! Doch

sei ruhig, Bub.Ich bin der

– nun mansprichtnichtgernedavon – dasiehst duwohl, dassich dir hel-fen kann

und ich will's auch. Siehe her, ich gebe direinen Sperrkreuzer. Du sollst auch keineSchläge bekommen und überdies nochdurch meine Macht und meinen Einfluss inZukunft ein tüchtiger Schlosser werden,wenn du mir versprichst, dass du meinEigen sein willst, solltest Du in Deinem wei-teren Leben auch nur einen einzigen Sonn-tag verabsäumen, in die Kirche in die heiligeMesse zu gehen.“„Das kann ich ja leicht tun, der Teufel sollmich nicht erwischen!“, dachte der Bub undwilligte sofort leichtsinnig ein, gab demroten Männlein, da er ja nicht schreibenkonnte, drei Tropfen seines eigenen Herzblu-tes als Pfand und empfing von diesem auchtatsächlich einen blitzblanken, neuen Kreu-zer. Dann nahmen sie voneinander Abschied.Der Knabe aber ließ sich schleunigst auf-sperren und wie er nach Hause kam, tratihm sein Meister freundlich entgegen,nannte ihn einen fleißigen Buben und gabihm viel zu essen.Zeitig am nächsten Morgen, wie Meister, Ge-selle und der Bub schon am Feuer arbeite-ten, kam das rote Männlein und bestellte fürdie alte Wiener Eiche einen Eisenring undein sehr kunstvolles Schloss. Dies getrautesich weder Meister noch Geselle zu ma-chen. Da schien das Männchen sehr aufge-bracht zu sein und sagte: „Ei, was seid Ihrfür schändliche Versager! Euer Lehrburscheist wahrscheinlich geschickter als Ihr!“ –„Und wenn er's zustande bringt“, sagte är-gerlich der Meister, „so soll er augenblick-lich frei sein und zum Gesellen werden!“,Da sprach der Bub: „Meister, es gilt!“ undmachte sich sogleich daran. In nur wenigenStunden war das Schloss vollendet. Daraufging er mit dem Männlein zur Wiener Eiche,umzog sie, damit sie nicht umfallen könne,mit dem Eisenringe, den er an das nahe Ge-mäuer befestigte, und legte dann das kunst-voll gearbeitete Schloss daran. Wie dies allesgeschehen war, nahm das Männlein denSchlüssel zu sich und ging von dannen. Undseitdem heißt diese Eiche und der Platz, wo

Page 52: Sagen ausWien

52 Der Stock im Eisen

sie steht, „Der Stock im Eisen“. Der Bub aberwurde Geselle.Da er nun den Freibrief als Geselle erhaltenhatte, ging er, wie die Handwerksburschenes gewohnt waren, auf die Wanderschaft undverdingte sich bei einem Nürnberger Schlos-ser. Da sagte morgens der Meister zu seinemLehrbuben: „Du, wenn der fremde Gesellekommt, sag ihm, er soll Fenstergitter ma-chen; es sind deren so viele, dass er wohl die

ganzeWoche

daran zu arbeiten haben wird.“ Da erwiderteder Bub: „Ei, der Geselle ist schon seit einerStunde da und die Fenstergitter sind schonalle fertiggemacht. Er möchte wissen, was ernun arbeiten soll!“ Da war der NürnbergerMeister sehr verwundert und sprach: „PotzBlitz, na so was, wenn der so geschwind ist,wo soll ich für ihn genug Arbeit her neh-men? Da mag er den eisernen Amboss zuGitterwerk strecken!“ Kaum hörte dies derGeselle, da warf er im Nu, dass es nur sozischte, den Amboss in das Feuer undstreckte ihn zu Gitterwerk. Da war der Nürn-berger Meister so überrascht, dass er ihn auf

der Stelle entließ. Unser Geselle wanderteaber nach Wien zurück. Gleich bei

seiner Ankunft hörteer reden, wie sehres die Obrigkeitverdrieße, dass ein

unbekannter Mann denSchlüssel zum Schloss der Wiener

Eiche habe und wie sie vereinbarten, den-jenigen zum Meister zu machen, der zudem dort angebrachten Schloss dasSchlüsselein machen könnte. Da warunser Geselle gleich auf der Höhe undbot sich an, einen solchen Schlüssel zufertigen. Natürlich aber war dem rotenMännlein damit nicht gedient und es

setzte sich, wie der Schlosser denSchlüssel schweißte, unsicht-

bar ins Feuer und ver-drehte ihm denSchlüsselbart.Der Schlosser be-

merkte aber so-fort den

Eingriff undschob, garlistig wieer war,denSchlüsselmit ver-kehrt an-gesetztemBart wie-der inden Ofen

Nix is' mehr sicher! Heutzutagemuss´t alles einsperr'n! Und der

Bürgermeister schlaft!

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53Der Stock im Eisen

hinein, und weil das Männlein vor Wut undÄrger blind war, drehte es ihn wieder um,sodass er recht angesetzt aus dem Feuerkam.Hierauf ging er mit der Obrigkeit zur Eicheund öffnete das Schloss, wofür man ihmauch das Bürger- und Meisterrecht erteilte.Dies stimmte ihn so gut gelaunt, dass erhellauf jauchzte: „Juchhe! Wieder ein neuerMeister!“, und schlug dann einen großenNagel in die alte Eiche zum ewigen Anden-ken. Dann warf er den Schlüssel in dieHöhe, der jedoch zu jedermanns Schrecknicht wieder herab fiel.Von nun verbreitete sich überall der Ruf sei-ner Geschicklichkeit und er lebte vieleJahre in Glück und Reichtum. Doch hörte eralle Sonntage die heilige Messe und bereutejetzt oft ernstlich die Vermessenheit seinerJugend.Aber der böse Feind in ihm drinnen, dersich seiner schon einmal bemächtigt hatte,ließ nicht mehr ab von ihm, unterdrücktenur zu bald wieder sein reuiges Gemüt undbetäubte sein Gewissen mit Saus und Brausund Wohlleben.Und so saß er an einem Sonntag morgen imWeinkeller „Zum Steinernen Kleeblatt“unter den Tuchlauben mit seinen Kamera-den, zechte und war fröhlicher Dinge. Daschlug es zehn auf der nahen Kirchenturm-uhr. „Ei, nun muss ich in die Kirche gehen“,sprach der Schlosser und erhob sich vonseinem Stuhl.„Nicht doch“, riefen seine Zechkumpanen,„du hast noch zwei Stunden Zeit, lass unsnoch trinken und würfeln!“Und man trank und spielte – da schlug eself. „Ei, nun muss ich wirklich in die Kirchegehen“, sagte sich erhebend der Schlos-ser. „Nicht doch“, lärmten wieder die an-deren, „du hast noch eine ganze StundeZeit. Bis dahin lass uns würfeln undtrinken!“ Und man trank und spielteweiter – da schlug es zwölf! Käse-weiß stürzte jetzt der Schlosser zurnahen Stephanskirche. O weh, dawar es wie ausgekehrt. Ein einzigesaltes Mütterlein sah er gehen, die fragte er:

„Um Gottes Willen, liebe Frau, ist die letzteMesse schon aus?“ – „Letzte Messe? Es ist jaschon eins vorbei!“, erwiederte die betrüge-rische Hexe, obwohl es gleich erst zwölfwar. „O du mein himmlischer Vater, so habich meine Seele verloren!“, jammerte derSchlosser und stürzte sich verzweifelt inden Weinkeller zurück, riss seine silbernenKnöpfe vom Rock und schenkte sie seinenKameraden zum warnenden Andenken. Dastand das rote Männlein oben beim Ein-gange und rief herab: „Du versäume dieMesse nicht! Hörst Du es nicht zwölfe läu-ten?“ Da stieg der Schlosser wie wahnsinnighinauf und das Männlein war größer als er.Sie gingen gemeinsam und wie sie auf demStephansfriedhof ankamen, da schritt nebenihm ein blutroter Riese – und wie sie dannzur Kirchenpforte kamen, sagte der Priestergerade am Altar: „Die Messe ist beendet!“ –Da hatte der blutrote Riese neben ihm kohl-schwarze Hörner und Klauen wie ein Greif-vogel. Sodann fasste er grimmig denSchlosser und flog mit ihm in die heulen-den Lüfte. Abends fand man seinen zer-fleischten Körper auf dem Rabensteigliegen und das alte Mütterlein ging vorbeiund sagte:„Ja, ja! Vorgetan und nachbedacht,hat manchem schon großes Leid gebracht!“

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54 Sagen aus wien

In Wien lebt die TraditionWer mit offenen Augen durch die Stadt geht, findet noch heute allerorts Zeugnisse, dieuns an vergangene Ereignisse erinnern sollen! Hier ein paar Beispiele:

Schloss Belvedere

Türkische Kanonenkugelin einem Wie-ner Gasthaus.

Wien 1,Seidlgasse 4.

Prinz Eugen-Reiterstandbild auf demHeldenplatz.

Heidenschuss zwischen Freyung und am Hof. Erinnert an die Türkenbelagerung 1529.

Marco d´Aviano-Denkmal vor derKapuzinerkirche: Er feierte am 12.September 1683 die hl. Messe vor der Entsatzschlacht.

Kolschitzky-Denkmal: Er durchbrach als Türke verkleidet die feindlichen Linien und brachte wertvolle Informationen.

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55Sagen aus wien

12. Bezirk 13. Bezirk 14. Bezirk

15. Bezirk 16. Bezirk 17. Bezirk

18. Bezirk 19. Bezirk 20. Bezirk

21. Bezirk 22. Bezirk 23. Bezirk

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