rz-extra: hochwasser im raum schwäbisch gmünd

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Kommentar Von Heino Schütte Eine Tragödie; nie- mand braucht sich in einer solchen Si- tuation seiner Trä- nen schämen: Ein Feuerwehrmann und dreifacher Fa- milienvater verliert beim Versuch, einem in Not geratenen Mitbürger das Leben zu retten, sein ei- genes Leben. Viele seiner Kameraden wurden Augenzeugen. Das höchste und traurigste Maß der Opferbereit- schaft des überwiegend ehrenamtlich strukturierten Systems der Hilfsorga- nisationen wurde erbracht. Das Mitge- fühl der ganzen Stadt gilt den Hinter- bliebenen der beiden Todesopfer. Gleichzeitig verneigt sich die ganze Region angesichts von teils über- menschlichen Leistungen von rund 1500 Helfern, die teils 48 Stunden lang pausenlos von Einsatzstelle zu Ein- satzstelle eilten. Dazu gesellten sich viele Nachbarn und Mitbürger, die ein- fach spontan mit anpackten, um die schlimmsten Schäden zu beseitigen. In der Not zeigt sich die Stärke echten Gemeinsinns, auch wenn sich der Stolz darüber angesichts der Tragödie in stillen Grenzen hält. Stilles Dankeschön In der Not zeigt sich die Stärke echten Gemeinsinns Jahrhundertflut mit furchtbaren Folgen Zwei Todesopfer / Feuerwehrmann stirbt bei Rettungsaktion / Rund 1500 Helfer teils rund um die Uhr im Einsatz tebecken des Remstal-Hochwasser- schutzverbandes: Ohne den Aufstau durch die herabgelassenen Schleusentore und die Dämme vor Lorch und bei Wald- hausen hätte es für die Anlieger am Un- terlauf der Rems übel ausgesehen. Ein vollständiger Überblick über die Sachschäden dürfte wohl erst in den kommenden Tagen möglich werden. Schätzungsweise 100 Autos sind zerstört oder beschädigt. Viele Betriebe melden Produktionsausfälle. Sehr hart hat es zahlreiche Einzelhändler getroffen. Der HGV hat die für diesen Samstag geplante Lange Einkaufsnacht abgesagt. Auch äl- tere Gmünder berichten, dass sie noch nie ein so heftiges Hochwasser in ihrer Stadt erlebten. Vor allem in der Anfangsphase spielten sich dramatische Szenen ab. In den Flu- ten steckengebliebene Autoinsassen geri- ten teils in Panik. Andere Verkehrsteil- nehmer und Passanten halfen den Einge- schlossenen ans „sichere Ufer“. Die Feu- erwehr rettete im Hölltal etwa 20 Men- schen, die in der dortigen Gaststätte von der Außenwelt abgeschnitten waren. Viele Bereiche der Gartenschau 2014 sind verwüstet Aus dem Taubental und vom Nepper- berg kommend schwollen die kleinen Bachläufe zu einem reißenden, schmut- zigbraunen Strom an. Das Gamundia- Viertel, der Bahnhofsboulevard, das Un- tergeschoss des Fehrleparkhauses und der Bereich am Einkaufszentrum Taubental verwandelte sich in eine riesige Seenplat- te. Teile des Remsparks, Remsstrand und das „Grüne Band“ der Gartenschau ent- lang des Josefsbachs wurden verwüstet. Die Pleuerpassage am Bahnhof lief voll. Der Zugverkehr wurde für etwa zwei Stunden eingestellt. Viele seinerzeit für die nachhaltige Gartenschau hergerichte- te Böschungs- und Treppenbereiche wur- den schwer beschädigt. Auch an verschie- denen Brücken werden Schäden befürch- tet. Zumindest der Einhorntunnel trotzte den gewaltigen Wassermassen; sein extre- mer Hochwasserschutz (ausgelegt für ein sogenanntes tausendjähriges Hochwas- serereignis) und Entwässerungssystem bestand die heftige Bewährungsprobe. Bewährt haben sich auch die Rückhal- waren in der Nacht 600 Helfer im Einsatz. Kreisweit schätzt Landrat Klaus Pavel die Zahl der Einsatzkräfte auf rund 1500. Auch die Einsatzgruppen von DRK und MHD wurden mobilisiert. Unterstützung kam auch von der Berufsfeuerwehr Stutt- gart. Teile der Gmünder Innenstadt standen unter Wasser. Diese Fluten resultierten nicht aus Rems oder Josefsbach, vielmehr war das Abwassersystem schlichtweg überfordert. Bereits der erste Wolken- bruch aus einer Gewitterfront kündigte ab cirka 18 Uhr die Katastrophe an. Nach einer nur sehr kurzen Wetterberuhigung goss es dann stundenlang wie aus Kübeln. Zunächst traf es Waldstetten, wo prak- tisch die gesamte Ortsmitte überflutet wurde. Auch dort Millionenschäden. Dann ging es Schlag auf Schlag, jedoch auffallend eng begrenzt im Raum Gmünd, weniger stark auch im Bereich Aalen. Im Zeitraum von etwa vier Stunden gingen bei der Feuerwehr- und Rettungsleitstelle des Ostalbkreises rund 1000 Notrufe ein. Die Zentrale wurde umgehend personell verstärkt. Der Gmünder Feuerwehrkommandant Ralf Schamberger verzeichnete bis ges- tern Abend über 600 Einsätze alleine im Innenstadtbereich. Sehr viele Ladenge- schäfte und Einkaufszentren wurden vom Hochwasser in Mitleidenschaft gezogen. Nahezu alle Gmünder Straßen- und Fuß- gängerunterführungen waren überflutet. Viele Tiefgaragen liefen voll. Auch zahl- reiche Straßen blockiert, entweder durch die Fluten selbst oder aber durch Geröll- und Schlammmassen. Gespenstisch wur- de es, als es auch kurzzeitig zu Stromaus- fällen kam. Die Aufräumarbeiten nach dem verheerenden Hochwasser in der Nacht zum Montag in Schwäbisch Gmünd und Waldstetten sind von der traurigen Gewissheit überschattet: Zwei Menschen verloren in den Fluten ihr Leben, darunter ein Feuerwehrmann und dreifacher Familienvater. OSTALBKREIS (hs). Der 38-jährige Feuer- wehrmann wollte in der überfluteten Taubentalunterführung einem 21-jähri- gen Passanten zu Hilfe eilen. Der war in einen Sog geraten, verursacht durch ei- nen weggespülten Kanaldeckel am Zu- gang zu einem unterirdischen Regenüber- laufbecken. Hierbei wurde auch der Ret- ter in Tiefe gerissen. Umgehend eingelei- tete Rettungsversuche mit Tauchern von der Wasserschutzpolizei und DLRG mussten abgebrochen werden. Es war einfach unmöglich, in das von Wasser- und Schlammmassen gefüllte Bassin un- terhalb der Fahrbahn einzudringen, ohne weitere Menschenleben in Gefahr zu bringen. Gestern zur Mittagszeit gelang dann die Bergung der beiden Opfer, nach- dem das sogenannte Pufferbecken leerge- pumpt und gegen weiteren Wasserzulauf gesichert werden konnte. Rettungstau- cher der Wasserschutzpolizei bargen die beiden Todesopfer. Trotz ihrer Trauer und Bestürzung setz- ten die Gmünder Brand- und Katastro- phenschützer mit Unterstützung zahlrei- cher Feuerwehren aus der Umgebung so- wie des Technischen Hilfswerks ihre Ar- beit fort. Allein in Schwäbisch Gmünd Hochwasser- katastrophe im Raum Schwäbisch Gmünd 4 190583 601704 20022 Nummer 123 • 22. Woche • 230. Jahrgang Schwäbisch Gmünd, Dienstag, 31. Mai 2016 € 1,70 • E 5836 Die Rems-Zeitung hilft Noch nie hat es ein solches Naturereignis in Schwäbisch Gmünd und Umgebung gegeben. Betroffen davon sind viele Firmen, aber auch private Familien, denen die Rems-Zeitung Hilfe anbieten möchte. Wir haben den betroffenen Firmen die Möglich- keit gegeben, kostenlos bei uns zu inserieren und ihre Kunden zu informieren. Wir wollen aber auch an die Menschen denken, über die Leid gekommen ist oder die aufgrund der Ereignisse nun in große Not gekommen sind. Wir werden über entsprechende Aktivitäten noch berichten. Vorschläge oder Anfragen nehmen wir gerne unter „[email protected]“ entgegen. Information

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Page 1: RZ-Extra: Hochwasser im Raum Schwäbisch Gmünd

Kommentar

Von Heino Schütte

Eine Tragödie; nie-mand braucht sichin einer solchen Si-tuation seiner Trä-nen schämen: EinFeuerwehrmannund dreifacher Fa-milienvater verliertbeim Versuch, einem in Not geratenenMitbürger das Leben zu retten, sein ei-genes Leben. Viele seiner Kameradenwurden Augenzeugen. Das höchsteund traurigste Maß der Opferbereit-schaft des überwiegend ehrenamtlichstrukturierten Systems der Hilfsorga-nisationen wurde erbracht. Das Mitge-fühl der ganzen Stadt gilt den Hinter-bliebenen der beiden Todesopfer.Gleichzeitig verneigt sich die ganzeRegion angesichts von teils über-menschlichen Leistungen von rund1500 Helfern, die teils 48 Stunden langpausenlos von Einsatzstelle zu Ein-satzstelle eilten. Dazu gesellten sichviele Nachbarn und Mitbürger, die ein-fach spontan mit anpackten, um dieschlimmsten Schäden zu beseitigen. Inder Not zeigt sich die Stärke echtenGemeinsinns, auch wenn sich der Stolzdarüber angesichts der Tragödie instillen Grenzen hält.

Stilles DankeschönIn der Not zeigt sich die Stärkeechten Gemeinsinns

Jahrhundertflut mit furchtbaren FolgenZwei Todesopfer / Feuerwehrmann stirbt bei Rettungsaktion / Rund 1500 Helfer teils rund um die Uhr im Einsatz

tebecken des Remstal-Hochwasser-schutzverbandes: Ohne den Aufstaudurch die herabgelassenen Schleusentoreund die Dämme vor Lorch und bei Wald-hausen hätte es für die Anlieger am Un-terlauf der Rems übel ausgesehen.

Ein vollständiger Überblick über dieSachschäden dürfte wohl erst in denkommenden Tagen möglich werden.Schätzungsweise 100 Autos sind zerstörtoder beschädigt. Viele Betriebe meldenProduktionsausfälle. Sehr hart hat eszahlreiche Einzelhändler getroffen. DerHGV hat die für diesen Samstag geplanteLange Einkaufsnacht abgesagt. Auch äl-tere Gmünder berichten, dass sie noch nieein so heftiges Hochwasser in ihrer Stadterlebten.

Vor allem in der Anfangsphase spieltensich dramatische Szenen ab. In den Flu-ten steckengebliebene Autoinsassen geri-ten teils in Panik. Andere Verkehrsteil-nehmer und Passanten halfen den Einge-schlossenen ans „sichere Ufer“. Die Feu-erwehr rettete im Hölltal etwa 20 Men-schen, die in der dortigen Gaststätte vonder Außenwelt abgeschnitten waren.

Viele Bereiche der Gartenschau 2014

sind verwüstet

Aus dem Taubental und vom Nepper-berg kommend schwollen die kleinenBachläufe zu einem reißenden, schmut-zigbraunen Strom an. Das Gamundia-Viertel, der Bahnhofsboulevard, das Un-tergeschoss des Fehrleparkhauses und derBereich am Einkaufszentrum Taubentalverwandelte sich in eine riesige Seenplat-te. Teile des Remsparks, Remsstrand unddas „Grüne Band“ der Gartenschau ent-lang des Josefsbachs wurden verwüstet.Die Pleuerpassage am Bahnhof lief voll.Der Zugverkehr wurde für etwa zweiStunden eingestellt. Viele seinerzeit fürdie nachhaltige Gartenschau hergerichte-te Böschungs- und Treppenbereiche wur-den schwer beschädigt. Auch an verschie-denen Brücken werden Schäden befürch-tet.

Zumindest der Einhorntunnel trotzteden gewaltigen Wassermassen; sein extre-mer Hochwasserschutz (ausgelegt für einsogenanntes tausendjähriges Hochwas-serereignis) und Entwässerungssystembestand die heftige Bewährungsprobe.

Bewährt haben sich auch die Rückhal-

waren in der Nacht 600 Helfer im Einsatz.Kreisweit schätzt Landrat Klaus Paveldie Zahl der Einsatzkräfte auf rund 1500.Auch die Einsatzgruppen von DRK undMHD wurden mobilisiert. Unterstützungkam auch von der Berufsfeuerwehr Stutt-gart.

Teile der Gmünder Innenstadt standenunter Wasser. Diese Fluten resultiertennicht aus Rems oder Josefsbach, vielmehrwar das Abwassersystem schlichtwegüberfordert. Bereits der erste Wolken-bruch aus einer Gewitterfront kündigteab cirka 18 Uhr die Katastrophe an. Nacheiner nur sehr kurzen Wetterberuhigunggoss es dann stundenlang wie aus Kübeln.Zunächst traf es Waldstetten, wo prak-tisch die gesamte Ortsmitte überflutetwurde. Auch dort Millionenschäden.Dann ging es Schlag auf Schlag, jedochauffallend eng begrenzt im Raum Gmünd,weniger stark auch im Bereich Aalen. ImZeitraum von etwa vier Stunden gingenbei der Feuerwehr- und Rettungsleitstelledes Ostalbkreises rund 1000 Notrufe ein.Die Zentrale wurde umgehend personellverstärkt.

Der Gmünder FeuerwehrkommandantRalf Schamberger verzeichnete bis ges-tern Abend über 600 Einsätze alleine imInnenstadtbereich. Sehr viele Ladenge-schäfte und Einkaufszentren wurden vomHochwasser in Mitleidenschaft gezogen.Nahezu alle Gmünder Straßen- und Fuß-gängerunterführungen waren überflutet.Viele Tiefgaragen liefen voll. Auch zahl-reiche Straßen blockiert, entweder durchdie Fluten selbst oder aber durch Geröll-und Schlammmassen. Gespenstisch wur-de es, als es auch kurzzeitig zu Stromaus-fällen kam.

Die Aufräumarbeiten nach demverheerenden Hochwasser in derNacht zum Montag in SchwäbischGmünd und Waldstetten sind von dertraurigen Gewissheit überschattet:Zwei Menschen verloren in den Flutenihr Leben, darunter ein Feuerwehrmannund dreifacher Familienvater.

OSTALBKREIS (hs). Der 38-jährige Feuer-wehrmann wollte in der überflutetenTaubentalunterführung einem 21-jähri-gen Passanten zu Hilfe eilen. Der war ineinen Sog geraten, verursacht durch ei-nen weggespülten Kanaldeckel am Zu-gang zu einem unterirdischen Regenüber-laufbecken. Hierbei wurde auch der Ret-ter in Tiefe gerissen. Umgehend eingelei-tete Rettungsversuche mit Tauchern vonder Wasserschutzpolizei und DLRGmussten abgebrochen werden. Es wareinfach unmöglich, in das von Wasser-und Schlammmassen gefüllte Bassin un-terhalb der Fahrbahn einzudringen, ohneweitere Menschenleben in Gefahr zubringen. Gestern zur Mittagszeit gelangdann die Bergung der beiden Opfer, nach-dem das sogenannte Pufferbecken leerge-pumpt und gegen weiteren Wasserzulaufgesichert werden konnte. Rettungstau-cher der Wasserschutzpolizei bargen diebeiden Todesopfer.

Trotz ihrer Trauer und Bestürzung setz-ten die Gmünder Brand- und Katastro-phenschützer mit Unterstützung zahlrei-cher Feuerwehren aus der Umgebung so-wie des Technischen Hilfswerks ihre Ar-beit fort. Allein in Schwäbisch Gmünd

Hochwasser-katastropheim Raum Schwäbisch Gmünd

4 190583 601704

2 0 0 2 2

Nummer 123 • 22. Woche • 230. Jahrgang Schwäbisch Gmünd, Dienstag, 31. Mai 2016 € 1,70 • E 5836

Die Rems-Zeitung hilft

� Noch nie hat es ein solches Naturereignis inSchwäbisch Gmünd und Umgebung gegeben.Betroffen davon sind viele Firmen, aber auchprivate Familien, denen die Rems-Zeitung Hilfeanbieten möchte.

� Wir haben den betroffenen Firmen die Möglich-keit gegeben, kostenlos bei uns zu inserierenund ihre Kunden zu informieren.

� Wir wollen aber auch an die Menschen denken,über die Leid gekommen ist oder die aufgrundder Ereignisse nun in große Not gekommensind. Wir werden über entsprechendeAktivitäten noch berichten.

� Vorschläge oder Anfragen nehmen wir gerneunter „[email protected]“ entgegen.

Information

Page 2: RZ-Extra: Hochwasser im Raum Schwäbisch Gmünd

II Nummer 123 · Dienstag, 31. Mai 2016 Jahrhundertflut im Gmünder Raum

Was tun im Schadenfall?

� Wer keinen Versicherungsschutz hat, muss fürdie Schäden nach einer Überschwemmungselbst aufkommen. Die Wohngebäudeversiche-rung übernimmt nur Schäden durch Leitungs-wasser, Brand, Blitzschlag und Explosion, Sturmund Hagel.

� Viele der Wohngebäudeversicherer bieten alsErgänzung zur Wohngebäudeversicherung dieElementarschadenversicherung an. Der Ele-mentarschadenschutz umfasst den Schutz ge-gen Überschwemmung, Erdbeben, -senkungoder -rutsch sowie Schneedruck und Lawinen.

� Aber auch die Elementarschadenversicherungträgt nicht jeden Schaden: Bei Überschwem-mungen bleiben Schäden durch Sturmflut undsolche durch einen Rückstau in der Kanalisationaußen vor. In neueren Versicherungsangebotensind auch Rückstauschäden eingeschlossen – al-lerdings nur, wenn der Versicherte eine Rück–stausicherung eingebaut hat.

� Auch die Hausratversicherung zahlt für Schädendurch Überschwemmungen normalerweisenicht. Versichert ist Hausrat nur gegen Schädendurch Leitungswasser, Feuer, Sturm, Hagel undEinbruchdiebstahl. Die Hausratversicherer bie-ten diesen Elementarschutz oft zusätzlich an.

� Überschwemmungsschäden an Autos und Mo-torrädern ersetzt die Teilkaskoversicherung. DerVersicherungskunde zahlt jedoch die vereinbar-te Selbstbeteiligung von meist 150 Euro. Oft-mals liegt bei überfluteten Autos oder Motorrä-dern aber ein Totalschaden vor. In diesem Fallzahlt die Versicherung den Wiederbeschaf-fungswert des Fahrzeugs.

� Gegenstände, die bei der Überschwemmung imAuto lagen, wie etwa Sonnenbrillen, Sportta-schen oder andere Dinge werden nicht erstattet.Wenn wegen der Überschwemmung ein Ver-kehrsunfall geschieht, gelten die allgemeinenRegeln: Den Schaden hat derjenige zu tragen,der den Unfall verschuldet hat.

� Haben Starkregen, Hochwasser oder Über-schwemmung Schäden an eigenem Hab undGut angerichtet, sollten Betroffene den Schadenunverzüglich ihrer Versicherung melden. DerBund der Versicherten rät, die Schadensmel-dung per Einschreiben mit Rückschein zu sen-den. Zur Dokumentierung sollten Fotos ge-macht werden. Zudem ist eine Aufstellung allerbeschädigten Gegenstände erforderlich.

� Mit dem Aufräumen sollten sich Betroffene da-gegen Zeit lassen: Erst wenn der Gutachter denSchaden besichtigt hat, kann das Haus saniertwerden. Gefahrenstellen dürften aber schonvorher beseitigt werden. Auch ist es erlaubt, dieMöbel und den Hausrat so beiseite zu räumen,dass die Zimmer begehbar sind.

� Daneben hat der Versicherungsnehmer aber im-mer eine Schadenminderungspflicht. Betroffe-ne müssen etwa zerbrochene Fenster abdichtenoder Hausrat im Keller in Sicherheit bringen,wenn das ohne Gefahr möglich ist.

Information

Fragen anden FachmannEin Interview mit dem Versicherungs-Experten Thomas Steeb

SCHWÄBISCH GMÜND (str). ÜberfluteteKeller, zerstörte Dächer und kaputte Au-tos: In Gmünd und Umgebung haben amWochenende heftige Unwetter gewütetund entsprechende Schäden verursacht.Aber ist man dagegen auch versichert?Die Rems-Zeitung hat dazu einen Versi-cherungsexperten befragt.

RZ: Bezahlt die Versicherung in jedem Fall?Oder gegen was muss man versichert sein.Thomas Steeb: „Man muss hier klar tren-

nen zwischen Wohn-oder Geschäftsge-bäuden und demHausrat. Der ganzgroße Teil der Be-völkerung hat in derGebäudeversiche-rung den Elemen-tarschaden mit ab-gedeckt. Mal mit,mal ohne Selbstbe-teiligung. Die we-

nigsten sind aber innerhalb der Hausrat-versicherung abgesichert.“

RZ: Was ist bei der Hausratversicherung abge-deckt?Thomas Steeb: „Man ist gegen Feuer,Sturm und Hagel versichert und in einemzusätzlichen Paket gegen Leitungswas-ser- und Elementarschäden. Das mussman allerdings im Vertrag stehen haben.“

RZ: Was macht man nun im Schadensfall?Thomas Steeb: „Man muss den Schadendokumentieren. Also zuerst alles auflis-ten, was zu Schaden gekommen ist, dannaber auch alles fotografieren und natür-lich den Schaden der Versicherung mög-lichst sofort melden.“

RZ: Wie verhält sich das bei Schäden am Auto?Thomas Steeb: „Solche Schäden sindüber die Teilkaskoversicherung abge-deckt, die im Normalfall fast jeder Auto-besitzer hat. Allerdings sind Schädennicht abgedeckt, wenn jemand absicht-lich durch eine aufgestaute Wassermengefährt, das ist grob fahrlässig.“

RZ: Was muss ich im Schadensfall tun?Thomas Steeb: „Nach einem Über-schwemmungsschaden sollte das Fahr-zeug nicht mehr bewegt beziehungsweisegestartet werden, ohne dass ein techni-sches Gutachten erfolgt ist. Ansonstenriskiert man einen noch größeren Scha-den. Auch hier muss man sofort die Versi-cherung verständigen.“

Thomas Steeb

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Landrat Pavel und OB Arnolddanken den vielen HelfernSpontane Hilfe auch aus Nachbarorten / Innenminister Thomas Strobl gestern Abend in Gmünd

Auch von Tiefbauamtsleiter Jupp Jüngerwurden die bau- und funktionstechni-schen Einzelheiten des Regenüberlauf-bzw. Pufferbeckens der Taubentalunter-führung geschildert, das für die beidenMänner zur Falle wurde. Erst nachdemmit Baggerhilfe hunderte KubikmeterSchlamm aus der Unterführung entferntund dazu das Becken mit Hilfe von Dicht-kissen gegen einen weiteren Zulauf vonWasser abgeriegelt wurde, konnten dieHelfer in das Pufferbecken eindringen.

Bereits in den frühen Morgenstundenhatte es aufgrund der dramatischen Ent-wicklung eine improvisierte Pressekonfe-renz im Feuerwehrhaus gegeben, bei dervor allem die traurige Nachricht der bei-den Vermisstenfälle bestätigt wurde. Esging auch darum, die teils wilde Gerüch-teküche in den sozialen Netzwerken zukanalisieren. Alle waren den den Tränennahe. Die Kameraden des verunglücktenFeuerwehrmanns wurden in einem abge-schirmten Bereich von NotfallseelsorgerMichael Gseller und Mitarbeitern desKriseninterventionsteams betreut.

Bei dieser Gelegenheit betonte Bürger-meister Dr. Joachim Bläse seine Hochach-tung vor der Arbeit der Notfallseelsorger,auch deshalb, weil nicht nur er, sondernin dieser Nacht viele die mitmenschlicheund mitfühlende Kraft dieser im Stillenwirkenden „Engel“ spürten.

ten, damit vor allem der Berufsverkehram Montagmorgen wieder weitgehendungehindert fließen konnte. In der Nachtwaren der Süden und der Norden derStadt mehr oder weniger voneinander ge-trennt, weil alle Unterführungen überflu-tet waren. Auch die Baufirma Eichelerückte mit Baggern und Lastwagen an.

Traurige Pressekonferenz bereits in

den frühen Morgenstunden

Bernhard Kohn, Pressesprecher des Po-lizeipräsidiums Aalen ging beim Presse-gespräch auf viele Fragen zu dem tragi-schen Unglück in der Taubentalunterfüh-rung ein. Die Staatsanwaltschaft habe,wie es in einem solchen Fall üblich, dieErmittlungen an sich gezogen. Die nähe-ren Umstände, insbesondere zur Frage-stellung, warum der tödlich verunglückteFeuerwehrmann von der Sicherungsleinelosgerissen wurde, seien noch ungeklärt.Bernhard Kohn brachte zum Ausdruck,dass in der Nacht mit einem Großeinsatzvon Rettungstauchern alles unternom-men worden sei, um die Vermissten zufinden.

Die Versuche habe man aufgrund derlebensgefährlichen Umstände für dieRetter abgebrochen werden müssen.

Landrat Klaus Pavel, OberbürgermeisterRichard Arnold und Polizei-Presse-sprecher Bernhard Kohn haben gesternMittag bei einer Pressekonferenz eineerste Bilanz der Unwetternachtgezogen. Am Abend besuchte auchder neue Innenminister des Landes,Thomas Strobl, die vom Hochwasserso schwer heimgesuchte Stadt.

SCHWÄBISCH GMÜND (hs). InnenministerThomas Strobl wünschte jedoch ganz be-wusst keine Medienbegleitung. Wie erzum Ausdruck brachte, wollte er in ersterLinie mit den Gmünder Feuerwehrleutenzusammentreffen, die beim Hochwasser-einsatz einen ihrer Kameraden verlorenhaben. Strobl sprach Mitgefühl und da-neben auch größten Respekt angesichtsder gewaltigen Leistung aller 1500 amHochwassereinsatz beteiligten Helfer imOstalbkreis aus.

Bereits am Morgen hatten Strobl undMinisterpräsident Winfried Kretschmannin einer gleichlautenden Pressemitteilungden Einsatzkräften für ihren unermüdli-chen und aufopferungsvollen Einsatz ge-dankt. Hervorgehoben wurden die vielenMenschenleben, die in teils dramatischenEinsätzen gerettet werden konnten.

In einem Telefongespräch sagte der Mi-nisterpräsident Oberbürgermeister Ri-chard Arnold schnelle und unbürokrati-sche Unterstützung für die Hochwasser-opfer, wenn nötig auch für die Stadt unddie Gemeinde zu. Absehbar ist, dass zahl-reiche Straßen und Wege sowie weitereInfrastruktureinrichtungen, darunterauch Schulen, Kindergärten und Sport-anlagen, beschädigt wurden.

Bei der Pressekonferenz im teils schwerin Mitleidenschaft gezogenen Bahnhofs-und Gamundia-Viertel zeigte sich OB Ri-chard Arnold gerührt angesichts einerWelle spontaner Hilfsbereitschaft seinerAmtskollegen, vor allem aus der Remstal-region. So schickte beispielsweise dieStadtverwaltung von Schorndorf ohnelanges Zögern eine Flotte an Kehrma-schinen und Radladern nach Gmünd.

Auch Regierungspräsident JohannesSchmalzl hatte sich am Morgen mit derFrage direkt an den Gmünder OB ge-wandt, was er tun könne, um die Folgender Jahrhundertflut zu mildern.

Mit herzlichen Worten dankten Ober-bürgermeister und Landrat allen Ein-satzkräften. Sie bezogen darin auch dieMitarbeiter des Bauhofs und der Straßen-meisterei ein, die alle Kräfte mobiliser-

Pressekonferenz am Bahnhofsboulevard, der am Abend zuvor hoffnungslos unter Wasser stand, v. l:OB Richard Arnold, Polizei-Pressesprecher Bernhard Kohn und Bürgermeister Dr. Joachim Bläse.

Wohin mit dem Hochwasser-Müll?GOA kommt geschädigten Bürgern entgegen und bietet besonderen Service an

Sperrmüllannahme. Die Anlieferungensollten möglichst verwogen werden,Kleinmengen sollten abgeschätzt und do-kumentiert sein. In besonders betroffenenKommunen bietet die GOA auch an, inAbstimmung mit dem jeweiligen Bürger-meisteramt Sonderabfuhren mit Sperr-müllwagen zu fahren oder Container auf-zustellen. Für die betroffenen Haushalteund Gewerbebetriebe sind die Leistungenkostenlos.� Detaillierte Informationen dazu gibt es bei

der GOA unter Telefon (0 71 71) 1800-0.

OSTALBKREIS (pm). „Um den betroffenenStädten und Gemeinden sowie Privatper-sonen die Entsorgung von Hochwasser-abfällen zu erleichtern, haben wir mit derGOA einige Sofortmaßnahmen verein-bart“, erklärte gestern Landrat Klaus Pa-vel. So werden Selbstanlieferungen - diesgilt auch für die Anlieferung über Contai-nerdienste - von Hochwasserabfällen aufden Entsorgungszentren Ellert und Reu-tehau gebühren- und entgeltfrei ange-nommen. Bei kleineren Mengen gilt diesohne Karte auch auf Wertstoffhöfen mit

Landratsamt und GOA bieten Hochwasserge-schädigten einen besonderen Service an.

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Jahrhundertflut im Gmünder Raum Nummer 123 · Dienstag, 31. Mai 2016 III

Gewalt der Wassermassen hatMillionenschäden angerichtetVerwüstung auch am Salvator-Kreuzweg / Viele Straßen und Wege beschädigt / Himmelsleiter gesperrt

Unterhalb des Golgatha-Felsens mit der Kreuzi-gungsgruppe am Salvator-Kreuzweg hat sich eingefährlich anzusehender Erdrutsch entwickelt.Möglicherweise müssen Geländer und der Fuß-weg aufwändig gegen win weiteres Abrutschengesichert werden.

Erdrutsch

Großeinsatz auch für die ehrenamtlichenHelfer des Technischen Hilfswerks. Mit ih-ren leistungsfähigen Pumpen legten siebeispielsweise das Tiefgarage im nagelneu-en Erweiterungsbau des Hotels Fortuna amStadtgarten trocken. Dort sah’s aus wie ineinem riesigen Hallenbad. Auch etliche an-dere Tiefgaragen im Innenstadtbereichwurden überflutet. Viele Autos wurden zer-stört oder beschädigt.

THW-Großeinsatz

Der Josefsbach schwoll innerhalb von nureiner halben Stunde zu einem gewaltigenund reißenden Strom an. Die Uferbereichewurden verwüstet. Überall im nachhaltiggestalteten Gartenschaugelände (Erden-reich) sind Schäden zu sehen. Kugelbahnund Waldentdeckersteg im Taubental (Him-melsleiter) sind vorerst gesperrt. Dort sindauch mehrere Bäume umgestürzt.

Viel kaputt

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Die Fluten haben auch Kreuzweg zum Salvatorihre Spuren hinterlassen. Der Aufgang zur Fel-senkirche und die Plätze vor den Kapellen sindvon Schlamm und Geröll bedeckt. Auch an derSalvatorklause gibt es Schäden. Viel Arbeit war-tet dort nun auf die Salvator-Freunde.

Am Salvator

Es war wie eine mehrstündigeSintflut, auch in Degenfeld

Ein Überblick über alle Schäden war auchgestern noch nicht möglich. Auch in Degenfeldwütete das Unwetter. Liegenschaften desLandkreises waren v. a. in Schwäbisch Gmünddurch Wassereinbrüche betroffen. Im Erdge-schoss des im Gamundia-Gebäude unterge-brachten Jobcenters war Wasser eingedrun-gen, ebenso im Heizungskeller des Landrats-amts in der Haußmannstraße und im Haus derGesundheit in der Weißensteiner Straße. Voll-gelaufene Keller und einen Wassereinbruch imVerwaltungsgebäude meldete auch die Ge-meinschaftsunterkunft für Flüchtlinge aufdem Hardt. Auch die Geschäftsstelle der Bar-mer GEK am Bahnhofsboulevard wurde über-flutete und blieb gestern geschlossen. Ob sieheute wieder geöffnet werden ist noch unklar.Die nächstgelegene Geschäftsstelle ist im Süd-lichen Stadtgraben in Aalen.

Soforthilfe nach derUnwetterkatastropheSCHWÄBISCH GMÜND. Nach den schwerenUnwettern vom Wochenende haben in derganzen Stadt Schwäbisch Gmünd dieAufräumarbeiten begonnen. Für mancheist es jedoch schwierig, die Schäden allei-ne zu beheben. Die Bürger von Schwä-bisch Gmünd stehen auch in dieserschwierigen Zeit unter dem Motto „Bür-ger helfen Bürgern“ zusammen. Um dieHilfe zu koordinieren hat OB Richard Ar-nold eine Anlaufstelle unter Mitwirkungder Stadtteilkoordinatorinnen und derStabsstelle Bürgerschaftliches Engage-ment geschaffen. Wer Hilfe braucht oderanbieten kann, wendet sich an IngeborgPfeifer, Telefon 0 71 71/6 03 50 20 oder andie jeweiligen Stadtteilkoordinatorinnen.

Wer sich mit einer finanziellen Unter-stützung einbringen möchte, für den stehtdie Kontonummer der BürgerstiftungKreissparkasse OstalbIBAN: DE31614500500800289100;BIC: OASPDE6AXXX zur Verfügung.

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IV Nummer 123 · Dienstag, 31. Mai 2016 Jahrhundertflut im Gmünder Raum

Vorübergehend geschlossen

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Der Handel macht sich ans AufräumenGeschäftsleute in Schwäbisch Gmünd: Wer kann, öffnet gleich wieder – andere werden Tage brauchen

Gebäude wage ich nicht zu beziffern.“GD Krauss baut gerade um, ob das Bet-

tengeschäft am Donnerstag wieder öffnenkann, steht in den Sternen. Auch hierstand Wasser im Keller. Äußerlich gefasststeht Kirsten Markowetz von der „Galerieder Sinne“ im Laden. Hier ist bis auf wei-teres geschlossen. Boden und Einrichtungsind ruiniert, zu allem Unglück ist auchnoch Öl ausgelaufen. Quinten Optik konn-te nicht öffnen, die Flohboxx macht zweiTage zu. Bei Rewe stand in der Nacht einzwei Zentimeter hoher Wasserfilm, „dreiPutzmaschinen liefen die ganze Nacht, wirhaben die Ablaufklappen geöffnet“, so Ge-schäftsführer Efkan Özkan. Er ist gutenMuts: „Es haben viele mitgeholfen aus derNachbarschaft, das fand ich super.“

Während die LBS am Bahnhofplatz fastverschont blieb, bleibt die Geschäftsstelleder Barmer GEK in dieser Woche geschlos-sen. Die gesamte Elektrik sei enorm inMitleidenschaft gezogen worden, sagt Re-gionalgeschäftsführer Dietmar Weiß.

Extrem getroffen wurde IntersportSchoell im Taubental nahe der Bahnhof-unterführung: Schlammiges Wasser an-derthalb Meter hoch im Laden. Die Wareunter diesem Pegel ist ruiniert, was darü-ber war, vielleicht noch brauchbar. Die La-deneinrichtung: Totalschaden. „Ich kannnicht sagen, wie lange wir geschlossen ha-ben“, sagt Geschäftsführer Andreas Scho-ell. Immerhin, der Intersport im City Cen-ter blieb verschont, „da läuft es weiter.“

produkte, Tiefkühlkost, Nährmittel undDrogerie. Frische Ware wurde umgehendbestellt. Am Abend war wieder offen.

Wohin man kommt, das Ausmaß ist un-terschiedlich, aber die Flut-Geschichtengleichen sich: Geschäfts- und Lagerräumesind betroffen, die Schadenshöhe meistnicht bekannt. Manche hatten Glück, eshilft „ein bissle putzen“, wie Susanne

Printzen vonShoetown Wer-dich am Markt-platz sagt.

Weiter in dieLedergasse, dawird es gleichheftig: Wein-händler KlausDieter Schirawar schon um 7

Uhr in seiner Vinoteca: „Die linke Hälftevom Laden drei Zentimeter unter Wasser,im Keller waren es fünf.“ Ähnlicher Pegel-stand in den Gummistiefeln, die im Kellerstanden und in die es von oben tropfte. DasWasser hatte sich wohl einen Weg vomDachgarten durch Elektroleitungsbohrun-gen gesucht, „aus der Lampe lief es wie einBrunnen.“ Pumpe und Wassersauger hat ervon Alexander Schweizer nebenan erhal-ten, „so eine Nachbarschaftshilfe, das isthoch anzurechnen.“ Der Verkauf läuftweiter. Draußen stapeln sich durchweichtePackungen. Auf 15 000 Euro taxiert er denSchaden an der Ware, „den Schaden am

frühen Morgen. „Ich hab gleich die Gum-mistiefel mitgenommen“, sagt Orion-Fili-alleiterin Dolores Vogel. Anders als sonst,steht die Tür zum Erotik-Shop sperrangel-weit auf: „Ausnahmesituation“, sagt sie.Andererseits: „Wir haben ganz normal ge-öffnet und machen auch nicht zu.“ Stromist da, die Kasse steht auf einem Podest. So10 000 Euro Schaden hat sie der Zentrale

angegeben, Teppich, Deckenplatten, „malsehen, was noch alles rauskommt.“

Manche Schäden werden erst späterdeutlich. Fatima Velispahic von StylingCrew vermutet, dass die Möbel erst nochrichtig aufquellen. Wichtig war ihr, gleichdie Bodensteckdosen abzuschalten.„Glück gehabt“, meint auch Tedi-Filiallei-ter Yousri Limam, „wir bauen ab 2. Junisowieso um.“

Am Kaufland waren die Rollläden unten– im Untergeschoss standen 2500 Quadrat-meter Verkaufsfläche unter Wasser. DieFeuerwehr pumpte in der Nacht ab. Be-troffen waren Obst und Gemüse, Molkerei-

Schwer getroffen von der Flutkatastrophewurde die Ledergasse, aber auch im CityCenter ist das Ausmaß der Schäden hoch.Händler und Geschäftsleute machtensich gestern erst einmal ans Aufräumen.Erst dann kommt die Bilanz.

Von Reinhard Wagenblast

Den Laden im Obergeschoss zu haben,schützt nicht davor, dass Wasser unten zurTüre hineinfließt. Diese Erfahrung machteim Schuhhaus Walter im CityCenter Ver-käuferin Ivica Herceg. Das Wasser kamvom Parkhaus her, dessen Etage etwas hö-her liegt. Es reichte, den Teppichboden zudurchfeuchten und im Lager Kartons undSchuhe zu durchweichen. Schadenshöhe?Noch nicht abzuschätzen.

Im Souterrain steht Ramazan Özdas inseinem dunklen Modegeschäft Deluxe, ne-ben ihm Trümmer der Deckenverkleidungund eine herabbaumelnde Leuchte. „Siehätten gestern Abend hier reinkommensollen. Da tropfte das Wasser überall durchdie Decken und stand fünf Zentimeterhoch. Wo soll ich anfangen? Jetzt warte ichauf den Elektriker.“ Die Händler, Ge-schäftsführer, Verkäufer und Verkäuferin-nen stehen unter dem Eindruck des Ge-schehens am Abend zuvor. Manche kamensofort, als das Video von den Wassermas-sen im Kaufland viral wurde, andere am

Links: Container mit ruinierter Ware und Teileder Ladeneinrichtung liegen auf dem Parkplatzvon Intersport Schoell im Einkaufspark Tauben-tal. Problematisch ist der Schlamm.Erst schmierig, backt er hartnäckig fest, wenn ertrocknet.Oben: Kirsten Markowetz vor zerstörter Ware inder Galerie der Sinne. Boden und Ladeneinrich-tung müssen erneuert werden. Fotos: rw

„Ich war schon am Abend da,

es war schlimm. Das ist

Naturgewalt, da bist du

machtlos.“

Jörg Pieper,Flohboxx in der Ledergasse

Ruinierte Ware

DurchnässtOben: Weinhändler Klaus Dieter Schira hat schoneinige Überschwemmungen in der Ledergasse er-lebt. Aber so „landunter“ sah er dort noch nie.Rechts: Kaufland-Mitarbeiter im CityCenterräumen durchweichte Ware ab. Ganz rechts:Elektrizität und Nässe, das ist Gefahr. EinigeGeschäfte im CityCenter stellten den Strom ab.

Trotz Schäden geöffnet

[email protected]

Taubental

Die Rems-Zeitung hilft

� Zur besseren und schnellen Über-sicht haben wir den betroffenenGeschäften die kostenlose Mög-lichkeit eingeräumt, ihren Kundenmitzuteilen, ob sie geschlossenhaben oder der Verkauf trotzWasserschäden weiter geht.

� Weitere Geschäfte dürfen sichgerne mit unserer Redaktion(0 71 71) 6006-40 inVerbindung setzen.

� Sprechen Sie mit uns: Wir sindauch in der Not für unsere Leserund unsere Kunden da.

Page 5: RZ-Extra: Hochwasser im Raum Schwäbisch Gmünd

Jahrhundertflut im Gmünder Raum Nummer 123 · Dienstag, 31. Mai 2016 V

Sporthallen und Geräte sind betroffenDie Böden der Tennishalle und die Anlagen im Freien des Tennisvereins Schwäbisch Gmünd müssen komplett erneuert werden

den am größten sind, sofort zu helfen.“Dabei geht es hauptsächlich um finanziel-

le Hilfen, also wenn Sportgeräte oder Sport-anlagen erneuert werden müssen. „Wichtigist jetzt, dass alle Gmünder und Waldstetterund alle anderen Vereine ihre Bilder von denSchäden dokumentieren und dem Amt fürBildung und Sport in Gmünd mailen, diedann alle Schäden dem WLSB übermitteln“,sagt Pawlita.

und Vizepräsident des WLSB, ManfredPawlita, erklärte gegenüber der Rems-Zei-tung: „Der WLSB handelt in solchen Fällenimmer sehr schnell und unbürokratisch. Dashat die Vergangenheit gezeigt. Am Freitagist eine Präsidiumssitzung des WLSB, indem sich die Gremien beraten und dann ihreHilfe anbieten. Wir wollen auch beim Ten-nisverein Gmünd uns schnell ein Bild vorOrt machen, um an den Orten, wo die Schä-

sonders die Großsporthalle getroffen. Imkompletten unteren Hallenbereich sind alleUmkleidekabinen beschädigt, die Geräteder Leichtathleten der LG Staufen teilweisekaputt und die Matten der Bundesligaturnerdes TV Wetzgau nicht mehr einsetzbar.

„Wir haben alle Vereine aufgefordert,

uns die Schäden mit Bildern zu

dokumentieren“

Klaus Arnholdt, Leiter des Schul- und Sportamts

„Das Wasser schoss von oben durch alleSanitäranlagen und sammelte sich am tiefs-ten Punkt in der unteren Halle der Groß-sporthalle. Wie hoch der Schaden zu bezif-fern ist, kann noch nicht gesagt werden“, er-klärt Arnholdt, der aber sicher weiß, dassauch der Leichtathletik-Boden komplett er-neuert werden muss, denn dieser löse sichschon auf.

Außerdem gibt es Schäden in der Schwer-zerhalle sowie der Gemeindehalle in Herli-kofen. Ebenfalls schwer getroffen hat es dieRömerhalle in Straßdorf. „Wir haben alleVereine aufgefordert, uns die Schäden mitBildern zu dokumentieren und zu melden.Wir sind auch in Gesprächen mit demWLSB, ob die Vereine Gelder bekommenkönnen. Hier ist gerade der Sportkreisvor-sitzende Manfred Pawlita dabei, die finan-zielle Hilfe abzuklären“, erklärt Klaus Arn-holdt. Der Vorsitzende des Sportkreis Ostalb

Der Tennisverein Gmünd hat Angst umseine Existenz. Rudi Groß, VorstandFinanzen beim TV Gmünd, spricht voneiner dramatischen Situation und „Landunter beim TV Gmünd.“ Einen Meter hochstand das Wasser in der Tennishalle undalle Sandplätze im Freien sind ebenfallsruiniert.

Von Jörg Hinderberger

SCHWÄBISCH GMÜND. „Wir müssen abwar-ten, wie hoch die Versicherung den Schadenschätzt. Ich gehe von über 100 000 Euro aus.Sollte die Versicherung nicht zahlen, müssteder Tennisverein Insolvenz anmelden“, sagtRudi Groß.

Bei dem Unwetter am Sonntagabend flu-tete das Wasser die Halle. Einen Meter hochstand das Wasser. „Sechs unserer 13 Plätzestehen unter Wasser und müssen nach demAbpumpen komplett saniert werden. Auchdie Tennishalle ist Land unter. Dort ist derteure Teppichboden vermutlich irreparabelgeschädigt“, so Groß. Auch der Leiter desAmts für Bildung und Sport in SchwäbischGmünd, Klaus Arnholdt, war am Montagnur damit beschäftigt, die Schäden in denHallen und den Sportanlagen aufzunehmen.„Es wird noch ein paar Tage dauern, bis wireinen genauen Überblick geben können.Aber schon jetzt ist sicher, dass es viele gro-ße Schäden in den Sporthallen gibt“, soArnholdt. Neben der Tennisanlage hat es be-

„Sechs unserer 13 Plätze stehen unter Wasser und müssennach dem Abpumpen komplett saniert werden. Auch dieTennishalle ist Land unter. Dort ist der teure Teppichbodenvermutlich irreparabel geschädigt“, sagt Rudi Groß.Die Böden in der Tennishalle in Gmünd standen bis zu einemMeter unter Wasser. Fotos: edk

„Leider ist unsere Schule nicht vom Hochwasser verschont geblieben. Wir mussten heute alles rausschmeißen, um das Wasser wegzubekommen. Das Training fällt bis Mittwoch aus. Bis dahin werde icheine vorübergehende Lösung finden“, sagt Salvatore Granieri, Leiter der Hurricane-Kickboxschule in derGmünder Weststadt. Foto: pr

Die Geräte der LG Staufen unddes TV Wetzgau sind teilweisenicht mehr benutzbar.„Das Wasser schoss von obendurch alle Sanitäranlagen undsammelte sich am tiefsten Punktin der unteren Halle der Groß-sporthalle. Wie hoch derSchaden zu beziffern ist, kannnoch nicht gesagt werden“,erklärt Klaus Arnholdt.

Fotos: edk

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Ängste beim TV Gmünd

Geräte kaputt

Page 6: RZ-Extra: Hochwasser im Raum Schwäbisch Gmünd

VI Nummer 123 · Dienstag, 31. Mai 2016 Jahrhundertflut im Gmünder Raum

Trotz Schäden weiterhin geöffnet

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Aufräumarbeiten mit vereinten KräftenRund 60 Privat- und Geschäftsleute waren in Waldstetten von dem Hochwasser betroffen

vom Pflegeheim nebenan versorgt. Ale-xandra Waibel (Pflegedienstleiterin St.Johannes) berichtete im Gespräch mit derRems-Zeitung, dass die älteren Menschenganz unterschiedlich reagiert hätten.Manche sahen das ganze locker, bei ande-ren wiederum wurden Erinnerungen anden Krieg geweckt.

Selbst ein klein wenig weiter oben, inder Rechbergstraße, hatten Anwohnermit vollgelaufenen Kellern zu kämpfen.Doch auch hier, unter anderem im Mode-haus Reissmüller, wurde große Solidari-tät gezeigt. Flugs standen rund 15 Bürgerbereit, um zu helfen und das Wasserschnellstens wieder nach draußen zu be-fördern. Von einer großen Solidarität be-richteten auch viele andere Ladenbesit-zer, auch im Schnappschuss-Geschäftwurde der Keller mit vereinten Kräftenvom Wasser befreit. Viele berichteten vondefekten Heizungen.

Im Rahmen hielt sich der Schaden imRathaus, wo im Keller das Wasser 70 Zen-timeter hoch stand. Die Anzahl der dortgelagerten, eher unwichtigen Akten, seiüberschaubar, so Bürgermeister Rem-bold.

Während der Schulbetrieb ganz normalfortgesetzt werden konnte, war der Ka-tholische Kindergarten gestern geschlos-sen. Hier im Rechbachweg hatte dasHochwasser den gesamten Keller unterWasser gesetzt und sämtliche Materialienfür den Kindergartenbetrieb vernichtet.

Insgesamt aber war in Waldstettenauch große Erleichterung zu spüren, dassbei dem Hochwasser in der Gemeindekeine Menschen zu Schaden gekommensind. Die Gedanken waren bei den zweiMännern, die beim Hochwasser inGmünd ums Leben kamen.

Wassermassen in Einzelteile zerlegt wur-de. Dass sogar der Keller ihres Hausesvom Hochwasser verschont geblieben ist,grenzt an ein Wunder. „Das war knapp“,so Nuding. Eine Aussage, die auch aufihre Wirtschaft „Rose n’Stoi“ zutrifft –nur im Eingangsbereich sammelte sichdas Wasser. Durch den reißenden Fluss,der sich blitzartig einen Weg durch den

Ort bahnte, konnten diezehn Gäste erst gegen 21Uhr die Wirtschaft verlas-sen.

Bange Stunden in derNacht von Sonntag aufMontag im AltenpflegeheimSt. Johannes im Rechbach-weg. Drei Bewohnerzimmermussten in der Nacht ge-räumt werden, nachdemWasser eingedrungen war.Nachdem weitere starke Re-genfälle vorhergesagt wa-

ren, waren einige Mitarbeiter über Nachtim Pflegeheim geblieben. Notfalls hättenoch in den Morgenstunden eine Evaku-ierung stattgefunden. Überschwemmtwar der komplette Eingangsbereich, derParkettboden muss ausgetauscht werden.Nur in geringem Maße wurde das neueMobiliar der Offenen Begegnungsstätte –die ja erst am Freitag feierlich eingeweihtworden war – in Mitleidenschaft gezogen.

Ohne Strom müssen vorerst die Bewoh-ner im Betreuten Wohnen gleich nebenanauskommen. Rund zwei bis drei Tagewird es dauern, bis der Schaden behobenist. Bis zu 1,80 Meter hoch stand das Was-ser im Keller. Spülmaschinen, Waschma-schinen und Kühltruhen sind nun un-brauchbar. Mit Essen und Trinken wer-den die Bewohner des Betreuten Wohnens

im Sportgeschäft „Aktiv Sport“, geht derVerkauf ganz normal weiter. Kurz vor derLadentreppe hat das Hochwasser Haltgemacht, ganz anders sah es hingegen imKeller aus, der komplett unter Wasserstand. Einen Wasserschadenverkauf wirdes vermutlich auch hier geben. Vielesaber, so berichtete Inhaberin GabrieleGeiger, könne nicht mehr genutzt werden.

Winterware im Wert von 50 000 Euro wirdvermutlich auf dem Müll landen.

Auch im Blumenladen in der Haupt-straße herrschte parallel zu den Auf-räumarbeiten geschäftiges Treiben. Blu-men für eine Hochzeit und eine Beerdi-gung mussten hergerichtet werden. „DasLeben muss weiter gehen“, so ChefinMargit Hofmann. Viele Blumen haben dieFluten – der Laden grenzt an den Wald-stetter Bach – mitgerissen; vieles vondem, was übrig ist, konnte nicht mehrverwertet werden.

Den ganzen Tag über geschlossen hattenach einem Stromausfall das „Nah undgut“-Geschäft in Waldstetten. Bis zumAbend waren Elektriker vor Ort. Durchden Stromausfall fiel auch die Elektronikder Kühlregale aus – der größte Teil derWaren hier war zu lange ohne Kühlungund musste entsorgt werden.

Auch die Feuerwehr hatte hier in die-sem Bereich allerhand zu tun. Sie war un-ter anderem damit beschäftigt, die Tief-garage auszupumpen. Vier Fahrzeuge, diesich in der Tiefgarage befanden, wurdenrechtzeitig in Sicherheit gebracht. Wolf-gang Mangold freute sich, dass auch ausden Reihen der Bürgerschaft jede MengeHelfer herbeieilten und bei den Aufräum-arbeiten halfen.

Rosemarie Nuding wohnt direkt amWaldstetter Bach und hat miterlebt, wieein gesamter Wohnwagen aufgrund der

Absoluter Ausnahmezustand herrschtenach dem Jahrhunderthochwasserauch in der Gemeinde Waldstetten.Bereits am Samstag waren vereinzeltKeller vollgelaufen. Am Sonntag dannentwickelte sich der Bereich in derOrtsmitte zu einem reißenden Fluss,nachdem der Waldstetter Bach überdas Ufer getreten war.

Von Nicole Beuther

Die ganze Nacht über hatten sich dieKrisenstäbe untereinander abgestimmt.Die Feuerwehren Waldstetten/Wißgoldin-gen, Mitarbeiter des Bauhofes und Helferdes THW waren ununterbrochen bis indie Morgenstunden im Einsatz.

Betroffen von dem Hochwasser, ver-bunden mit großen Schlammmassen, wa-ren rund 60 Privat- und Geschäftsleute.Bürgermeister Michael Rembold lobtegestern Nachmittag die gute Zusammen-arbeit aller Helfer und freute sich, dassauch zahlreiche Bürger ihre Unterstüt-zung angeboten hatten. Bei vielen Wald-stettern wurden Erinnerungen an dasHochwasser von 1987 wach. Die Regen-überlaufbecken hätten angeschlagen, dieRegenmenge aber sei einfach zu viel ge-wesen, so Rembold.

Auch wenn die zahlreichen Geschäfts-leute in der Ortsmitte den ganzen Tagüber mit Aufräumarbeiten beschäftigtwaren, ging der Geschäftsbetrieb größ-tenteils normal vonstatten.

Schuhmacher Paul Hieber, der sein Ge-schäft in der Gmünder Straße hat, bietetab sofort Rabatte durch Wasserschadenan. Zahlreiche Schuhe landeten aberauch auf dem Müllberg, der gesternNachmittag noch von dem Unwetterzeugte. 50 Zentimeter hoch stand dasWasser im Keller des Gebäudes, Hieberschätzt den Schaden auf rund 300 000Euro. Auch auf der anderen Straßenseite,

„Wir haben von der

Wohnung oben

zugeschaut, wie die

Hauptstraße voll

läuft. Im Keller

stand das Wasser

hüfthoch“

Gabriele Geiger

Die Aufräumarbeiten waren den ganzen Tag über invollem Gange; oben zu sehen Schuhmacher Paul Hieber,rechts ein Helfer im Keller von „Aktiv Sport“. FamilieMangold (unten) hofft, ihr „Nah und gut“-Geschäft baldwieder öffnen zu können. Sobald es wieder Strom gibt,wird dies der Fall sein. Das Bild links zeigt die komplettüberflutete Ortsmitte am Sonntagabend. Fotos: nb, pr

Hoher Sachschaden

Rund 1,50 Meter hoch stand auch das Wasser imHaushaltswarengeschäft von Anneliese Hieber(rechts). Auch gestern waren die Feuerwehrleuteden ganzen Tag über im Einsatz. Fotos: nb

Aufräumarbeiten

Die Rems-Zeitung hilft

� Zur besseren und schnellen Übersichthaben wir den betroffenen Geschäftendie kostenlose Möglichkeit eingeräumt,ihren Kunden mitzuteilen, ob siegeschlossen haben oder der Verkauftrotz Wasserschäden weiter geht.

� Weitere Geschäfte dürfen sich gerne mitunserer Redaktion (0 71 71) 6006-40 inVerbindung setzen.

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Page 7: RZ-Extra: Hochwasser im Raum Schwäbisch Gmünd

Jahrhundertflut im Gmünder Raum Nummer 123 · Dienstag, 31. Mai 2016 VII

Kaum Schäden,aber tragischer TodDie Unwetter berührten denRems-Murr-Kreis so gut wie nicht

REMS-MURR-KREIS. Im Vergleich zu denNachbarlandkreisen blieb der Rems-Murr-Kreis relativ verschont und kamglimpflich davon. Während in Bezug aufdie Nachbarlandkreise bis 23 Uhr etwa600 Notrufe eingingen, waren es imRems-Murr-Kreis nur einige wenige. Sogingen beispielsweise Meldungen überzwei blockierte Fahrbahnen und verein-zelt Hochwasser, darunter eine Gaststättein Spiegelberg, ein.

Ein tragischer Bahnunfall ereignetesich gegen 18.45 Uhr an der Bahnstreckezwischen Schorndorf und Urbach. Ein 13Jahre altes Mädchen befand sich mit ei-nem 12-jährigen Jungen zu Fuß auf demNachhauseweg. Die beiden Kinder such-ten dabei wohl vor dem Regen Schutz undbegaben sich unter die neu gebaute Bahn-brücke. Während des dortigen Aufent-halts, begab sich die 13-Jährige wohl zunah an die Gleise und wurde von einemvorbeifahrenden InterCity erfasst und ge-tötet. Die Bahnstrecke musste in der Fol-ge bis etwa 20.30 Uhr gesperrt werden.

Die Kriminalpolizei hat routinemäßigdie Ermittlungen aufgenommen. Der12-Jährige wurde psychologisch betreut.

Rückhaltebecken bewahren VieleDiesmal musste der Wasserverband Kocher-Lein aber die Leintalgemeinden nicht retten

in der Vergangenheit schon sehr vieleSchäden verhindern können.

Diesmal allerdings mochte Huber denLorbeerkranz nicht annehmen. „Ich habemich am Montagmorgen selbst gewun-dert, aber unsere Becken wurden amSonntag nur sehr gering eingestaut.“ Dassei kurios, erkläre sich jedoch damit, dasses bei diesem Starkregen-Ereignis extre-me lokale Unterschiede gegeben habe.Über dem Leintal und seinen Seitentä-lern habe es offenbar viel weniger gereg-net, als über Schwäbisch Gmünd und vorallem den dorthin führenden Bächen undderen Einzugsgebieten.

Der nächste Einsatz für die Becken desVerbandes werde jedoch ohne jedenZweifel kommen. Denn die Klimaverän-derung bringe nach allgemein verbreite-ter Ansicht zunehmend heftige Sommer-niederschläge.

Ralph Leischner dem Wasserverband Ko-cher-Lein zuschreiben, der von den be-troffenen Gemeinden nach dem schlim-men Hochwasser von 1956 gegründetwurde. Bis 1982 wurden elf Stauseen an-gelegt, deren zusammen 715 000 Kubik-meter Wasser mit 35 Hektar Fläche an gu-ten Tagen enorm zum Naherholungswertbeitragen.

Ihre eigentliche Aufgabe erfüllen dieseSeen erst an Starkregen-Tagen: Dannbieten sie nämlich Platz für mehr als 13Millionen Kubikmeter Wasser, die dortzurückgehalten und nach dem Abklingender Niederschläge dosiert in die Flüsseabgegeben werden können.

Oliver Huber, in Ellwangen ansässigerTechnischer Geschäftsführer des Wasser-verbands Kocher-Lein, freut sich natür-lich über das Lob des Leinzeller Schultes.Tatsächlich hätten die Rückhaltebecken

LEINZELL / ELLWANGEN (ml). Gleich amfrühen Morgen habe ihn der Leiter desKommunalamtes beim Ostalbkreis, JosefStrobel, angerufen, um nach Schädendurch das katastrophale Unwetter zu fra-gen, berichtete gestern Leinzells Bürger-meister Ralph Leischner. Doch er habedem Landratsamt Entwarnung gebenkönnen; in seiner Gemeinde habe es keinenennenswerten Probleme gegeben.

Was keineswegs selbstverständlich war.Schließlich bildete Leinzell in früherenJahrzehnten bei jedem Starkregen einenHochwasser-Schwerpunkt, trat die Leinimmer wieder über die Ufer. Der verstor-bene Fotograf Hermann Hägele hat vieledieser Ereignisse im Bild festgehalten. Zusehen unter anderem in seinem Buch„Unterwegs mit Hermann Hägele“.

Dass am Sonntag aus dem Leintal keineKatastrophen-Meldungen kamen, wollte

Die Rückhaltebecken, wie hier der Rehnenmühle-Stausee, haben das Leintal schon vor so mancherHochwasser-Katastrophe bewahrt. Foto: Wasserverband Kocher-Lein

Die Flutmulde funktioniertStrategie des Wasserverbands hat beim Unwetter am Sonntag Lorch und Waldhausen vor Hochwasser bewahrt

Bei der Gründung des Verbands wurde nichtverschwiegen, dass die Notwendigkeit einesbaulich aufwändigen und damit teuren Hoch-wasserschutzes auch eine Folge gewisser sied-lungspolitischer „Sünden“ sei. Mangels ander-weitiger Flächen wurden in vielen Städten undGemeinden Wohn- oder Gewerbegebiete auch inBereichen erschlossen, die seit altersher alsÜberschwemmungsgebiet bekannt waren. Darü-ber hinaus hat der Bauboom zu einer starken Er-weiterung der versiegelten Flächen geführt. Aufden Dächern, Hofeinfahrten, neuen Straßen undGehwegen der Baugebiete wurde das Nieder-schlagswasser quasi „gesammelt“ und dann –statt auf natürliche Weise dezentral im Boden zuversickern – auf ziemlich direktem Wege den Bä-chen und Flüssen zugeleitet. Die natürlichenWasserläufe wurden und werden im Fachjargonnicht von ungefähr als „Vorfluter“ bezeichnet.

Die Satzung des Wasserverbands Rems lässtdaran schon in der Präambel keinen Zweifel:„Die Rems ist auf weiten Strecken ein naturfer-nes, im Wesentlichen den technischen Zweckender Vorflut dienendes Gewässer. Das Hochwas-serschutzkonzept und der Verbandsplan des WVRems orientieren sich daher nicht nur an denNutzungszielen des Menschen, sondern beziehtauch die Belange des Naturschutzes und derLandschaftspflege mit ein.“

Diesem Anspruch entsprechend wurde in denJahren 1995 beziehungsweise 1996 ein ökologi-sches Hochwasser- und Gewässerentwicklungs-konzept vorgelegt. Was damals angedacht war,findet im Zug der interkommunalen Remstal-Gartenschau im Jahr 2019 seine konsequenteFortsetzung: Der Rems als Lebensraum für Men-schen, Tiere und Pflanzen den Stellenwert zu ge-ben, der ihr gebührt.

mit gewaltigen wasserdichten To-ren, aber sie enthalten nur an we-nigen Tagen tatsächlich Wasser.Nur dann nämlich, wenn anhandder Pegelstände erkennbar ist,dass das Flussbett der Rems nachextremen Regenfällen beziehungs-weise bei einer schnellen Schnee-schmelze im Zuge eines radikalenWetterumschwungs nicht ausrei-chen wird, um das Hochwasser ab-zuführen. Anhand eines ausgeklü-gelten und elektronisch gesteuer-ten Systems können die Tore ge-schlossen werden. Sobald jedocherkennbar ist, dass weniger Wassernachläuft, können diese Flutmul-den kontrolliert in Richtung Remsentleert werden. Zurück bleibtdann in der Regel Treibholz sowieMüll, den der Wasserverband dannfachgerecht entsorgen muss. Dennes ist in den Vereinbarungen mitden Grundstücksbesitzern festgeschrieben, dieFlächen nach einem vorübergehenden Rückstauwieder in einen Zustand zu versetzen, dass sielandwirtschaftlich genutzt werden können.

Wie gut dieses System in der Praxis funktio-niert, konnte man am Sonntag wieder einmal se-hen: Die Anwohner der Rems in der Lorcher In-nenstadt sowie im Stadtteil Waldhausen bliebenvon den früher üblichen großen Überschwem-mungen verschont. Der vor 25 Jahren gegründe-te Wasserverband Rems hat also in diesem Be-reich seine Ziele erreicht.

Die Zeitungsleser werden sich erinnern: Beistarken Regenfällen traten die Fluten derRems in Lorch und Waldhausen über die Uferund verursachten hohe Schäden. Weil diesimmer wieder passierte, weigerten sichVersicherungen irgendwann sogar, diesesRisiko abzudecken. Seit es die Flutmuldezwischen Gmünd und Lorch gibt, schlafendie Lorcher in Regennächten ruhiger.

Von Gerold Bauer

LORCH. Anstelle unkoordinierter Einzelmaßnah-men einigten sich die Städte und Gemeindenentlang des 80 Kilometer langen Laufs der Remsdarauf, in Sachen Hochwasserschutz ein Ge-samtkonzept zu entwickeln. Neben Maßnahmenwie Brückenerhöhungen oder Schutzwällen ba-sierte das Konzept auf dem Grundgedanken,entlang des Flusses auf angrenzenden landwirt-schaftlichen Flächen Räume zu schaffen, dieman im Fall des Falles zeitweise fluten kann,ohne dass dadurch große Schäden entstehen.

Durch entsprechende Geländemodellierungwurden solche Becken geschaffen – unter ande-rem beim Reichenhof. Im Gegensatz zu den klas-sischen Regenrückhaltebecken des Wasserver-bandes Kocher-Lein (die das ganze Jahr überWasser enthalten und auch der Naherholungdienen) sind die Flutmulden des Wasserverban-des Rems als Trockenbecken ausgeführt. Zwarverfügen auch sie über Dämme und Sperrwerke

Die große Wiese zwischen Gmünd und Lorch (im Bereich Sachsenhof/Reichenhof) dient als Flutmulde. Nachdemder Regen nachgelassen hat, konnte gestern das Wasser recht schnell wieder in die Rems fließen.

Mit Hilfe eines massiven Sperrwerks im Damm kann Hochwasser aus der Rems in einem normalerweise trockenen Erdbecken zwischen Gmünd und Lorch gepuffert werden. Wassermassen, die frü-her in Lorch und Waldhausen regelmäßig über die Ufer traten und hohe Schäden verursachten, können dadurch kontrolliert abfließen. Dieses Konzept hat sich erneut bewährt. Fotos: edk

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Land unter auchin AbtsgmündABTSGMÜND. Auch die Gemeinde Abts-gmünd wurde vom großen Hochwassergetroffen. Bist weit in die Nacht hineinwaren nach Aussage von BürgermeisterArmin Kiemel alle vier Abteilungen derFeuerwehr in voller Einsatzstärke unter-wegs, um die Schäden möglichst geringzu halten. Der Hochwasserschutzdammwar nicht hoch genug, so dass das Gewer-begebiet in den Kocherwiesen überflutetwurde. Während bei Kessler + Co nur ge-ringe Wasser- und Verschmutzungsschä-den zu verzeichnen waren, traf es die Fir-ma Aprithan wesentlich härter. DasHochwasser verursachte an der dortigenTrafostation einen Kurzschluss, sodassdie Stromversorgung bis zum Montag-mittag unterbrochen war. Dadurch unddurch die Überflutung der Produktions-räume kam es nach Angaben der Feuer-wehr zu Produktionsausfällen. Schadenin Höhe von rund 20.000 Euro entstandbeim Autohaus Funk durch Wasserein-tritt in die Werkstatt. Überflutet wurdenunter anderem auch die Marienkapelle.

Bei Tageslicht begannen dann die Auf-räumarbeiten. „Dass jemand verletztwurde, ist mir bisher nicht bekannt“, at-mete der Bürgermeister auf. Allerdingsseien die Sachschäden erheblich, auchwenn man sie zum jetzigen Zeitpunktnoch nicht beziffern könne. Armin Kie-mel dankte allen ehrenamtlichen Feuer-wehrleuten sowie dem Bauhof und demTeam der Abwasserbeseitigung für ihrenvorbildlichen Einsatz.

Bauhof und FFW arbeiteten Hand in Hand.

Die 250 Jahre alte Kapelle stand unter Wasser.

Page 8: RZ-Extra: Hochwasser im Raum Schwäbisch Gmünd

VIII Nummer 123 · Dienstag, 31. Mai 2016 Unwetter im Gmünder Raum

Das THW steht manchesmal im Schatten derFeuerwehr. Wenn die aber an ihre Grenzenkommt legen die „Blauröcke“ (Bundes-Kata-strophen-Schützer) mit ihren leistungsfähigenPumpen und Stromerzeugern so richtig los.So in der Katastrophennacht und tags darauf.

Starke THW-Helfer

Helden derUnwetternachtViele Helfer waren rund um die Uhr im Einsatz / Schlimmeres verhindert

Der junge Gmünder Feuerwehrmann Dennis Fuchs (oben)ist ein Beispiel von vielen, schier unglaublich dieseLeistungen: Die ganze Nacht war er im Einsatz, dann amMorgen rasch in die Hochschule nach Aalen, dann amNachmittag gleich wieder zur Stelle, um zusammen mitseinen Kameraden weitere Einsätze abzuarbeiten.

Einsatz, Schule, Einsatz

Heribert Schlund (unten) hat nicht langegefragt, ob er helfen kann oder darf. Auch soeine kleine, wunderbare Geschichte amRande der großen, furchtbaren Katastro-phe. Schlund wohnt auf der hochwassersi-cheren Höhe (Rehnenhof/Wetzgau). Als erhörte, was unten in Gmünd passiert ist, ginger sofort runter. Beim völlig überflutetenSport-Schoell packte er einfach an. Respekt,Respekt und nochmals Respekt!

Total freiwillig

Links: Hier wird der Tag zur Nacht: Ohne dieMitarbeiter, die anpacken, kommt niemandin einer solchen Situation weiter. Die holenim Halbdunkel und im Wasser watend dieunbrauchbar gewordene Ware aus demLaden und tragen sie zum Container. KeinStrom, kein Licht. Es gab viele Helfer, die fürdie gestern der ganze Tag ziemlich dunkelblieb. Unten: Ein Degenfelder „Schaufler“.

Bürgereinsatz

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Techniker imDauereinsatzSCHWÄBISCH GMÜND. Beim Großeinsatz inGmünd und Umgebung haben auch die Mitar-beiter der Stadtwerke ihren Beitrag geleistet.In der Nacht waren die Techniker der Stadt-werke im Dauereinsatz, um Schlimmeres zuverhindern oder Schäden zu beheben.

Gegen 17.30 Uhr ging am Sonntagabend dieerste Störmeldung ein – dann folgte Störungauf Störung. Denn Unwetter, Gewitter undStarkregen hatten zu zahlreichen Stromaus-fällen und Notabschaltungen im Versorgungs-gebiet in Gmünd und Umgebung geführt. Mehrals zwölf Stunden dauerte der Kriseneinsatzder Stadtwerke-Mitarbeiter, um Leitungen zusichern und rund 20 Haushalte abzuschalten.

Erst nachdem die Stromversorgungen unter-brochen waren, konnten die Feuerwehrleutegeflutete Keller betreten – schon zur eigenenSicherheit. „Wir haben die ganze Nacht sehreng mit den Feuerwehren zusammengearbei-tet“, berichtet Werner Kurzendörfer, Verant-wortlicher für die Stromversorgung bei denStadtwerken. „Sobald Hausinstallationen be-troffen sind, müssen wir die elektrische Ener-gieversorgung unterbrechen, um Personen-und Sachschäden zu vermeiden. Dabei hat dieAbstimmung sehr gut funktioniert.“

Neben den Rettungskräften von Feuerwehr,Polizei und Technischem Hilfswerk waren dieStadtwerke mit elf Technikern vor Ort. Bis indie frühen Morgenstunden wurden mehr als 30Störungen bei der Leitstelle der Stadtwerkegemeldet. Zudem kam es – bedingt durch einenBlitzschlag in einer Freileitung – zu einerStromunterbrechung in Straßdorf, die durchden sofortigen Einsatz des technischen Not-dienstes der Stadtwerke innerhalb von 30 Mi-nuten behoben werden konnte.

Geschäftsführer Rainer Steffens dankte sei-nen Mitarbeiter für ihren pausenlosen Einsatz:„Durch unser detailliert ausgearbeitetes Not-fallmanagement können wir sehr schnell aufStörungen reagieren. Der Notfalleinsatz in dervergangenen Nacht war eine gute Leistung un-serer Mitarbeiter. Durch ihre routinierte Ar-beit konnte Schlimmeres verhindern werden.“

Trotz der Wassermassen in Gmünd hieltendie Rohrleitungen der Stadtwerke weitestge-hend. Nur vereinzelt kam es zu Schäden beiden Wasserrohrleitungen, wie beispielsweiseim Hölltal, wo die Wasserleitung unterbrochenist und in den nächsten Tagen erneuert wird.Eine Gefahr für die sichere Trinkwasserver-sorgung bestand zu keinem Zeitpunkt.