osho - bhagwan shree rajneesh - wachheit ist der weg zum leben - sannyas 14 (1981, 99 s., text)

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Sannyas 14 1981

Vorträge und Gespräche von Bhagwan Shree Rajneesh

Sannyas Verlag

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Bhagwan, Chögyam Trungpa schreibt in einem Buch: „ ......

Chögyam Trungpa schreibt in einem seiner Bücher: „..., noch ist es hilfreich, jemanden als seinen Meister zu wählen, nur weil er berühmt ist — jemand der bekannt ist, weil er eine große Anzahl von Büchern veröffentlicht und Tausende oder Millionen von Menschen konvertiert hat. In Wahrheit ist die Richtlinie die, ob man tatsächlich mit der Person auf direkte und tiefgreifende Weise kommunizieren kann oder nicht." Die Schlüsselworte sind „direkt" und „tief- greifend". Wie sieht das von Seiten eines Sannyasins aus, wenn man deine nahe- zu vollständige physische Unnahbarkeit in Betracht zieht?

James, Es ist wahr, daß man niemanden als Meister wählen soll, nur weil er berühmt ist; denn Jesus war nicht berühmt, solange er noch lebte, Lao Tse war nicht berühmt, während er lebte. Berühmt zu sein ist eine Sache für sich — die Wahrheit zu kennen ist etwas völlig anderes. In der Tat ist die Wahrscheinlichkeit größer, daß ein Mei- ster, ein wahrer Meister, nicht berühmt ist, sondern eher berüchtigt.

Jesus muß berüchtigt gewesen sein, warum hätte man ihn sonst kreuzigen sollen? Und man hat ihn mit je einem Dieb zu seiner Linken und seiner Rechten gekreu- zigt, nur um der Welt zu zeigen, daß die Leute, die ihn kreuzigten, ihn in keiner Weise für bedeutender hielten als einen gewöhnlichen Dieb. Im Gegenteil, man hielt ihn für schlimmer, denn in Jerusalem gab es zur damaligen Zeit eine Tradition, daß jedes Jahr ein Verurteilter freigesprochen wurde. Der Tag, an dem Jesus ge- kreuzigt wurde, war ein Tag, an dem vier Leute verurteilt werden sollten, und einem davon sollte vergeben werden.

Pontius Pilatus fragte das jüdische Volk: „Wem wollt ihr vergeben?" Er dachte, man würde sich für Jesus aussprechen, denn er hatte tatsächlich niemandem irgend- etwas getan — er war kein Mörder, er war kein Dieb, er war kein Krimineller. Aber

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das Volk bat um die Freilassung eines Diebes und bestand darauf, daß Jesus nicht vergeben werden dürfe: „Du kannst jedem dieser Diebe seine Sünden verzeihen, aber nicht Jesus."

Er muß sehr berüchtigt gewesen sein — die Leute waren wirklich böse auf ihn.

Sie haben Sokrates umgebracht, sie haben Al Hillaj Mansur umgebracht, und viele Anschläge auf Gautam Buddhas Leben gemacht. Das zeigt nur, daß diese Leute weder berühmt waren, noch von der Masse verehrt wurden. Die Massen waren ab- solut gegen sie. Insofern ist es wahr, daß man seinen Meister nicht wählen soll, weil er berühmt ist.

Wenn man eure Erwartungen erfüllt, kann man ohne weiteres berühmt werden — denn jeder hat gewisse Erwartungen, jeder hat bestimmte Vorstellungen, wie ein Meister zu sein hat. Aber ein Mensch, der deine Erwartungen erfüllt, ist unter Ga- rantie kein Meister. Kein Meister kann deine Erwartungen erfüllen — im Gegenteil, er sabotiert sie, er macht alle eure Erwartungen zunichte. Eure Erwartungen erfül- len bedeutet, euer Ego zu stärken, und das kann kein Meister tun.

Und wie könnt ihr entscheiden, was einen Meister ausmacht? Ein Hindu hat seine eigenen Kriterien, ein Jaina hat andere; in der Tat werden beide Entscheidungen treffen, die einander genau entgegengesetzt sind. Die Hindus halten Krishna für den vollkommensten aller Meister und die Jainas haben Krishna in die siebte Hölle verbannt. Die Hindus meinen, Krishna sei der vollendete Meister, weil er in vielen Dimensionen gleichzeitig gewirkt hat, und die Jainas halten ihn für den größten Verbrecher, weil er der Anlaß des Krieges war, der Indien endgültig vernichtet hat. Seit diesem Krieg sind fünftausend Jahre vergangen und Indien hat sich bis heute nicht davon erholt — Millionen von Menschen wurden getötet.

Krishna rationalisierte diese Morde mit bestechender Logik. Er erzählte Arjuna: „Mach dir nichts draus, wenn du die Menschen tötest, denn die Seele ist unsterblich und der Körper ist ohnehin schon tot, du kannst ihn also nicht umbringen. Es gibt keinen Mord, keine Gewalttat. Der Körper ist ohnehin nur tote Materie, und so geht Staub nur zu Staub. Die Seele ist unsterblich. Du trennst nur einen Körper von einer Seele, das ist alles. Du kannst niemanden umbringen; nichts kann je getötet werden. Na hanyate hanyamane sharire — nichts wird getötet, wenn ein Körper getötet wird."

Ein sehr schönes Argument, um Gewaltanwendung zu rechtfertigen. Die Jainas finden es unverzeihlich. Ihr Kriterium für die Beurteilung eines vollendeten Mei- sters ist die, daß er absolut gewaltlos sein muß. Mahavira ist ihr Ideal. Mahavira hat die ganze Nacht lang nur auf einer Seite gelegen, einfach deshalb, weil er vielleicht

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ein paar Ameisen oder Insekten getötet hätte, wenn er seine Stellung verändert, wenn er sich auf die andere Seite gedreht hätte. Er zog es vor, die ganze Nacht in einer Position zu verharren. Aber das ist unnatürlich. Der Körper braucht eine Verände- rung, es ist gut für die Verdauung, wenn man die Lage ändert, man macht ein biß- chen Gymnastik. Aber Mahavira blieb die ganze Nacht lang reglos wie eine Statue.

Das ist das Ideal der Jainas. Krishna kann dem nicht nachkommen, Rama kann dem nicht nachkommen. Rama trug einen Pfeil und einen Bogen, und das symbolisiert Gewalt. Selbst Jesus entspricht nicht ihren Erwartungen, denn den Jainas zufolge leidet man nur auf Grund von früheren karmischen Verfehlungen, und Jesus hat am Kreuz gelitten. Das beweist nur eins, und zwar ganz unmißverständlich: daß er in einem früheren Leben ein schweres Verbrechen begangen hat — warum wäre er sonst gekreuzigt worden?

Wer bestimmt, was die Kriterien sind ? Woher willst du wissen, wer ein Meister ist? Berühmtheit ist kein Kriterium, Tausende von Anhängern sind kein Kriterium — was ist nun der entscheidende Faktor?... Tatsächlich kann mit Logik also nichts entschieden werden, den Logik ist es, wenn man sich anschaut, wie berühmt je- mand ist und wieviele Anhänger er hat. Alles das ist Logik, Kalkulation, Berech- nung. Diese Kriterien können nicht entscheiden.

Entscheiden kann nur eins: Wenn in deinem Herzen etwas zum Klingen gebracht wird, und zwar ohne jeden Grund, völlig unlogischerweise. Und selbst wenn du dich dagegen wehrst, hört es nicht auf, etwas klingelt weiter — es ist ein Einverneh- men zwischen zwei Herzen.

Das ist also ganz richtig: man soll sich keinen Meister nur wegen seiner Berühmt- heit wählen; aber der zweite Teil ist nicht richtig. Trungpa sagt:

In Wahrheit ist die Richtlinie die, oh man tatsächlich mit der Person auf direkte und tiefgreifende Weise kommunizieren kann.

Ein Meister hat keine Persönlichkeit. Er ist keine Person — er hat die Persönlichkeit fallengelassen. In der Tat ist er im letzten und höchsten Sinne einfach ein Nichts; was Buddha Shunyata nennt. Er ist die reine Leere. Wie kannst du mit reiner Leere kommunizieren? Ja, du kannst in Kommunion damit treten, aber eine Kommuni- kation ist nicht möglich. Und Kommunion bedarf keines direkten persönlichen Kontaktes. Du kannst über Tausende von Meilen hinweg mit einem Meister in Kommunion treten. Die persönliche Anwesenheit ist nicht erforderlich. Nur für die Anfänger, Leute, die auf der Stufe des Kindergartens stehen, ist persönliche An- wesenheit notwendig. Im Zuge seiner immer tiefer- und tiefergehenden Arbeit, fin- det der Meister die Leute, die zu ihm gehören, und wird auf körperlicher Ebene im-

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mer unzugänglicher, denn hat er einmal seine Leute gefunden, Leute, die fähig zur Kommunion sind, ist keine Kommunikation mehr nötig.

Also ist dieser Teil absoluter Schwachsinn: daß „die Richtlinie die ist, ob man tat- sächlich mit der Person auf direkte und tiefgreifende Weise kommunizieren kann." Es hängt völlig vom Schüler ab. Wenn er in der Lage ist, sein Ego hinzugeben, be- findet er sich überall in Kommunion, wo er auch sein mag.

Kommunion ist ein völlig anderes Phänomen als Kommunikation. Kommunika- tion findet zwischen Intellekt und Intellekt statt; dafür ist es gut, wenn man phy- sisch anwesend ist. Aber Kommunion ist ein völlig anderes Phänomen: es ist eine Liebesgeschichte. Herzen können im selben Rhythmus schlagen, auch wenn sie Tausende von Meilen voneinander entfernt sind. Selbst wenn du dich auf einem an- deren Planeten befindest, spielt es keine Rolle. Dein Herz kann im Rhythmus mit deinem Meister tanzen, und dann findet Kommunion statt. Du kannst körperlich hier bei mir sein, aber wenn du nicht auf meiner Wellenlänge bist, und dein Herz nicht mit meinem zusammen schlägt, dann kommunizieren wir nur — ich rede, du hörst mir zu — aber dabei findet keine Kommunion statt. Und die Beziehung zwi- schen einem Meister und einem Schüler ist eine Kommunion; es ist eine Liebesbe- ziehung.

Davon hat Trungpa keine Ahnung. Er ist kein Meister, sondern ein Lehrer. Erin- nert euch an den Unterschied zwischen einem Meister und einem Lehrer: ein Leh- rer informiert dich, ein Meister transformiert dich. Der Lehrer belehrt dich, der Meister verhilft dir zu einer Neugeburt. Der Meister ist eine Hebamme, die dir hilft, dem Kokon deines Denkapparates zu entschlüpfen. Er macht dich zum „Zweimalgeborenen".

Es ist gar keine Frage der persönlichen Kommunikation, also hat „direkt und tief- greifend" nichts mit körperlicher Anwesenheit zu tun. „Direkt und tiefgreifend" bedeutet etwas anderes für mich. Wenn dein Ego völlig aus dem Spiel gelassen wird, wenn der Schüler bereit ist, zu vertrauen, findet eine direkte Kommunikation statt — direkt. Unmittelbar. Selbst Worte sind unnötig, man braucht nichts weiter. Und es ist eine tiefgreifende Kommunion; die Kommunion ist total — es ist ein Ver- schmelzen.

Es ist etwa so, als würden zwei Liebende zu einem tiefen Orgasmus kommen. Aber so ein Orgasmus ist physisch. Das gleiche geschieht mit dem Meister auf höherer Ebene: es ist ein spiritueller Orgasmus. Deine Seele und die Seele des Meisters kom- men zusammen und verschmelzen, verlieren ihre Grenzen und eine ungeheure Freude überkommt dich, Seligkeit erfüllt dich, eine große Gnade senkt sich in dich.

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James,... Buddha hatte vierzigtausend Schüler. Glaubst du, daß es ihm möglich war, „direkt und tiefgreifend" mit jedem einzelnen persönlich zu kommunizieren? Mahavira hatte ebenfalls vierzigtausend Schüler; es wäre ein Ding der Unmöglich- keit gewesen. Aber Buddha hat mehr Leuten zur Erleuchtung verholfen als irgend- jemand sonst auf der Welt in der gesamten Geschichte der Menschheit. Wie konnte er das bewerkstelligen? Ja, es fand eine direkte und tiefgreifende Kommunion statt, aber es war ein schweigendes Phänomen.

Als Maulingaputta, ein bedeutender Philosoph, zu Buddha kam um ihm Fragen zu stellen, sagte Buddha: „Wenn du wirklich eine Antwort auf deine Frage haben willst, dann sitze zwei Jahre lang schweigend an meiner Seite, ohne etwas zu fragen. Danach werde ich dir antworten." Als Buddha das sagte, fing Mahakashyap, einer von Buddhas hervorragendsten Schülern, zu lachen an. Maulingaputta wurde ein wenig verlegen und fragte: „Warum lacht der Mann? Ist der ein bißchen verrückt?"

Buddha sagte: „Frag ihn doch selbst." Und Maulingaputta fragte Mahakashyap: „Warum lachst du so?" Mahakashyap sagte: „Ich lache, weil dieser Mann mich auch an der Nase herumge- führt hat. Und ich warne dich: wenn du fragen willst, dann frage sofort, weil du in zwei Jahren nicht mehr dazu in der Lage sein wirst. Denselben Trick hat er auch bei mir angewandt. Ich habe zwei Jahre lang schweigend an seiner Seite gesessen und dabei sind mir nach und nach alle Fragen abhanden gekommen."

Buddha sagte zu Maulingaputta: „Mein Versprechen gilt. Wenn dir deine Fragen abhanden kommen, kann ich natürlich nichts machen, aber ich werde dich nach zwei Jahren wieder daran erinnern."

Und zwei Jahre später erinnerte ihn Buddha tatsächlich daran. Mahakashyap war anwesend und Maulingaputta saß irgendwo weit hinten und befürchtete, daß Buddha ihn jetzt fragen würde — die zwei Jahre waren vergangen.

Buddha wandte sich an Mahakashyap: „Wo ist Maulingaputta? Bring ihn zu mir. Zwei Jahre sind vergangen, zwei Jahre genau bis auf den Tag — jetzt kann er seine Fragen stellen."

Maulingaputta erhob sich und sagte: „Verzeih mir, aber ich habe keine Fragen mehr. Jetzt weiß ich, warum du darauf bestanden hast, daß ich erst schweigen soll."

Wenn der Denkapparat vollständig zum Schweigen kommt, tritt man in „direkte und tiefgreifende" Kommunion. Die Antworten werden nicht gegeben, sondern empfangen. Nichts wird gesagt, aber alles wird gehört. Also geht es nicht darum, wieviele Schüler ich habe, James. Ich will dir eine schöne Geschichte erzählen:

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Zwei Sannyasins begegnen sich in London und kommen ms Gespräch. Der erste sagt: „Ja, ich komme direkt aus Poona. Bhagwan hat mir gesagt, ich soll in den We- sten zurückgehen und eine paar kleine Buddhafelder hier und da in die Welt setzen, um seine Arbeit in Schwung zu bringen."

Der zweite Swami sagt: „Ach, gab' es doch nur hundert Sannyasins wie dich..."

Sein Freund fährt fort: „Na ja, ich glaub schon, daß ich Bhagwan sehr nahe bin. Ich glaube, daß er jetzt anfängt, zukünftige Bodhisattvas in die Welt hinauszuschicken — du weißt schon, „in der Welt, und doch nicht von der Welt sein."

Der zweite Swami sagt: „Ach, gäb' es doch nur hundert Sannyasins wie dich..."

Der erste Swami erzählt weiter: „Ich will versuchen, genügend Geld auf die Beine zu stellen, um eine Insel im Pazifik zu kaufen. Dieses ganze Gerede von Kutch ist doch bloß ein device. Ich weiß, daß Bhagwan aus Indien rauswill, also werde ich den geeigneten Platz für ihn finden. Wahrscheinlich werde ich dort dann auch mit in seinem Haus leben. Teertha und Laxmi bringen's nicht mehr so ganz, verstehst du? Er braucht bald etwas frischeres Blut."

Der zweite Swami seufzt: „Ach gäb' es doch nur hundert Sannyasins wie dich..."

„Na ja", meinte der erste Swami, „ich sollte dir das wahrscheinlich nicht so sagen; aber als er mir sagte, ich soll in den Westen zurückgehen, da wußte ich einfach, daß er mich auf etwas Besonderes vorbereitet. Ich habe das Gefühl, daß ich, wenn ich zurückkomme, das erste männliche Medium sein werde. Er sagte, daß ein paar von uns reif dafür wären und ich schwöre dir, dabei hat er mich direkt angeguckt."

„Ach gäb' es doch nur hundert Sannyasins wie dich..."

„Also hör mal", lacht der erste Swami, „ich bin ein ganz normaler Typ wie du auch. Warum sagst du andauernd: wenn es doch nur hundert wie mich gäbe?"

„Na deshalb eben", sagte der andere. „Wenn es doch nur hundert Sannyasins wie dich gäbe — und nicht zweihunderttausend!"

Aber das spielt keine Rolle — Kommunion ist möglich, ob es nun zweihunderttau- send oder zwanzig mal hunderttausend Leute sind. Das spielt keine Rolle. Soweit es mich betrifft, ist es das gleiche, ob ich mit einer Person oder mit Hundertmillio- nen Menschen in Kommunion bin, denn Kommunion von meiner Seite ist eine ein- fache Angelegenheit. Ich bin einfach ein Nichts; was euch betrifft, ist Vorbereitung nötig. Wenn du ebenfalls ein Nichts bist, dann werden zwei „Nichtse" zu einem.

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Tausende von „Nichtsen" können einem Nichts begegnen und in das eine hinein- verschwinden.

Weder sollte die Berühmtheit entscheidend sein, noch deine Erwartungen, sondern immer nur dem Herz. Wenn dein Herz sagt, daß du den Sprung wagen sollst, dann spring, dann riskiere alles und laß dich auf das Abenteuer ein.

Und ich werde im Laufe der Zeit immer unzugänglicher werden. Mit dem Entste- hen der neuen Kommune werde ich körperlich gesehen immer unerreichbarer für euch — nur damit ich auf spiritueller Ebene für euch erreichbar bin. Früher oder später werde ich nur noch schweigen, ich werde überhaupt nicht mehr sprechen. Also beeilt euch. Wachset über eure Kindergarten-Stufe hinaus. Macht schnell! Verschwendet keine Zeit und schiebt es nicht hinaus.

aus: Come, come, yet come again Lee.8 3.11.80 Frage 2

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„Zeuge sein" ist kein Gedanke

Zeuge zu sein fühlt sich so an, als wäre es auch eine Art Gedanke. Was ist also der Unterschied zwischen dem Zeuge sein und dem Gedanken vom Zeuge sein?

Satyendra Sarawati, Zeuge sein ist kein Gedanke, aber du kannst anfangen, über das Zeuge sein nachzu- denken. Du kannst es zum Gedanken machen. Sobald du einen Gedanken daraus machst, ist es kein Zeuge sein mehr. Entweder bist du Zeuge oder es ist ein Gedan- ke. Beides zugleich geht nicht.

Wenn du Zeuge bist, denkst du nicht daran, daß du Zeuge bist. Wenn du denkst Zeuge zu sein, ist das überhaupt kein Zeuge sein; es ist eine andere Art von Denken. Wenn es einfach Zeuge sein ist, ist kein Gedanke vom Zeuge sein da. Die Gedanken ziehen nur vor deinem Blick vorbei, und du bist Zeuge, und keine Vorstellung kommt in dir auf, daß „ich Zeuge bin". Dann ist es reines Zeuge sein. Es ist absolut kein Gedanke; es ist ein Zustand des Nicht-Denkens, des Nicht-Geistes. Du spie- gelst einfach alles wider, was vorbeizieht.

Sobald du sagst: „Aha! Das ist Zuschauen! Jetzt bin ich Zeuge. Das ist Meditation, das ist Bewußtheit." — dann hast du es verfehlt. Du bist in den Schlamm des Den- kens zurückgefallen. Du bist nicht mehr Zeuge; du hast dich identifiziert. Der Zeuge kann nicht auf einen Gedanken reduziert werden.

Aber dein Problem ist wichtig — fast jeder Meditierer stößt darauf. Wir haben uns so sehr ans Zuschauen gewöhnt — auf falsche Art. Wir glauben, Zeuge zu sein. Wir urteilen, werten... aber wir glauben, zuzuschauen. Wir halten uns für Zeugen, sind es aber nicht. Wir haben uns an eine falsche Art von Zuschauen gewöhnt, und diese Vorstellung hält sich lange.

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Zweitens: wir sind es so gewöhnt, jede Erfahrung augenblicklich zu einem Gedan- ken zu reduzieren. Wir erlauben keiner Erfahrung, einfach reine Erfahrung zu blei- ben, nicht einmal ein paar Momente lang. Du entdeckst eine schöne Rosenblüte im Garten. Im Augenblick, da du sie siehst, fast sofort, sagst du in dir: „Wie schön!" Du kannst diese Schönheit nicht einsinken lassen. Der Gedanke an Schönheit wird zur Schranke. Im Augenblick, da du sagst: „Wie schön!", hast du schon angefan- gen, sie mit andern Rosen zu vergleichen, die du früher gesehen hast. Du fängst an, mit allem zu vergleichen, die du früher gesehen hast. Du fängst an, mit allem zu ver- gleichen, was du je über Rosen gehört hast. Du siehst nicht länger diese Rose. Du verpaßt ihr So-Sein. Du bist in die Vergangenheit gegangen, du suchst dein Ge- dächtnis ab, wie viele Rosen du schon gesehen hast: „Und dies ist die schönste." Aber das spielt sich nicht mehr bewußt ab: deine Bewußtheit ist wolkig geworden, viel Rauch ist aus der Vergangenheit aufgestiegen, viel Staub ist aufgewirbelt wor- den. Dein Spiegel gibt nicht mehr die Rose wider. Du bist nicht jetzt-hier.

Laß die Rose und ihren Duft und ihre Schönheit und ihr Tanzen in Wind und Sonne in dich eindringen. Laß dein Denken draußen. Nicht nötig zu sagen, daß dies schön ist. Wenn es so ist, braucht es nicht gesagt zu werden; wenn nicht, ist es falsch es zu sagen. Entweder ist es so oder es ist nicht so. In jedem Fall erzeugt ein Gedanke dar- über Wellen in deinem Bewußtsein. Es ist, wie wenn man einen Kieselstein in einen stillen See wirft: eben nocht spiegelte er den Mond und die Sterne so wunderbar wi- der; dein Kiesel hat den See gekräuselt, und Mond und Sterne sind alle verzerrt worden.

Genau das passiert jedesmal, wenn ein Gedanke in dir aufkommt: dein Bewußtsein wird gestört, fängt zu schwanken an; Wellen steigen in dir auf. Jetzt bist du nicht fähig widerzuspiegeln, was ist.

Ihr werdet diese neue Kunst lernen müssen — Dinge zu sehen, ohne zu urteilen, Dinge zu sehen, ohne sie auszusprechen, Dinge zu sehen, ohne zu werten. Sieh die Rose, sieh den Vogel im Flug, sieh die Nacht voller Sterne, sieh den Fluß vorbeiflie- ßen, sieh den Verkehr. Hör dem Gesang der Vögel zu, oder dem vorbeifahrenden Zug. Fangt einfach an, eine neue Kunst zu lernen, die Kunst, einfach zu spiegeln, ohne Gedanken hineinzubringen, ohne irgendetwas zu sagen.

Es wird eine kleine Weile dauern — alte Gewohnheiten sterben schwer — aber eines Tages passiert es. Wenn du durchhältst, wenn du geduldig genug bist, wenn du im- mer weitermachst mit dem Reinemachen im Innern, dann passiert es eines Tages. Und der Segen dieses Tages wird ungeheuer sein. Genau gesagt wirst du an diesem Tag neugeboren werden. Du fängst an, die gleiche Welt mit neuen Augen zu sehen, weil deine Augen so klar sind. Dein Spiegel spiegelt so tief, so ganz, so ohne Ver- zerrung, daß Bäume — die gleichen Bäume, die du tausendmal vorher gesehen hast

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— viel grüner sind, als sie es je waren. Und ihr Grün ist kein gewöhnliches Grün: es ist leuchtend, es ist strahlendes Licht. Die gleiche Welt, die gleichen Menschen ...

Ein Buddha geht, ein Jesus geht, auf der gleichen Erde — die gleichen Bäume, die gleichen Felsen, die gleichen Menschen, der gleiche Himmel. Aber sie leben im Pa- radies, und ihr lebt in der Hölle. Der Unterschied rührt vom Geist her.

Es wird eine Weile dauern, diesen Geist fallenzulassen. Er hat euch so lange be- herrscht, daß es anfangs schwierig ist, euch plötzlich von ihm loszumachen — er haftet. Er kann seine Gewalt über euch nicht so schnell aufgeben. Daher kommt er immer wieder durch die Hintertür zurück ...

Du sitzt still da, eine wunderbare Stille steigt auf — und durch die Hintertür kommt der Geist und sagt: „Schau, wie schön dieser Augenblick ist!" Und schon hat er dich weggeführt! Und er war so still, so lautlos hereingekommen, du wurdest so subtil von ihm eingefangen, daß du es nicht merken konntest, du hättest gejubelt, du hättest dem Geist gedankt — aber er hat deine Stille zerstört.

Wenn Stille wirklich echt ist, gibt es keinen Geist, der etwas dazu zu sagen hat. Wenn das Zeuge sein wahr ist, bist du einfach ein Zeuge. Du denkst nicht: „Ich bin Zeuge." Es ist kein Ich da, es ist kein Denken da. Da ist nur der Zeuge ... denn das ganze Denken, das ganze Ich, ist zum Inhalt geworden, zum Gegenstand deines Zeuge seins. Und das Zeuge sein kann nicht sein eigener Gegenstand sein. Kein Spiegel kann sich selber spiegeln. Deine Augen können sich nicht selber sehen. Dein Zeuge kann nicht Zeuge seiner selbst sein, das ist unmöglich.

Deine Frage ist wichtig. Du wirst sehr sehr vorsichtig sein müssen, sehr auf der Hut. Es ist rasiermesserscharf. Man muß sehr vorsichtig sein, denn wenn du fällst, fällst du in einen tiefen Abgrund. Gewöhnliche Menschen können nicht fallen, sie können nirgendwo hinfallen — sie sind schon unten. Aber wenn du anfängst höher zu steigen, wächst mit jedem Tag die Möglichkeit, abzustürzen. Wenn du zum Everest deines Bewußtseins aufsteigst, reicht ein kleiner Ausrutscher, nur ein klei- ner falscher Schritt, und du wirst in eine tiefe Schlucht hinabrollen.

Je größer die Meditation, desto größer die Gefahr, sie zu verlieren ... das ist natür- lich. Nur ein Reicher kann beraubt werden, nicht ein Armer. Darum kann ein Bett- ler am Nachmittag unter einem Baum schlafen, mitten im Lärm des Verkehrs und des Marktbetriebs ... nichts stört ihn. Er kann überall schlafen, er kann tief schla- fen. Er hat nichts zu verlieren — keine Angst ist da.

Eines Nachts begegnete ein König einmal einem sehr merkwürdigen Mann, einem sehr strahlenden Mann, der wachsam unter einem Baum stand — so still, so ruhig

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und so hellwach. Der König war neugierig: „Warum steht er da?" Seinem Aussehen nach war er ein Mönch, jemand, der der Welt entsagt hatte. Der König war ein sehr höflicher Mensch und dachte: „Es wäre nicht recht, ihn zu stören."

Aber jede Nacht geschah es wieder. Der König hatte die Gewohnheit, nachts in der Hauptstadt herumzugehen, verkleidet, um zu sehen, wie die Dinge standen — ob die Wachen ihren Dienst taten oder nicht... mischte sich unter die Leute, lernte sie kennen, ging in die Herbergen und Theater, um zu erfahren, wie alles zuging, ob alles beim Rechten war oder nicht.

Jede Nacht begegnete er diesem Mann. Er sah ihn so oft, daß es fast unmöglich wurde, der Versuchung zu widerstehen. Eines Tages näherte er sich ihm und fragte: „Entschuldige, mein Herr, ich sollte nicht stören — du siehst so still aus — aber warum stehst du immer die ganze Nacht lang da? Was bewachst du? Ist unter die- sem Baum ein Schatz verborgen?"

Der Mystiker lachte. „Nicht unter diesem Baum, sondern in mir ist ein Schatz, und ich bewache ihn; und der Schatz wächst mit jedem Tag, wird größer und größer, darum muß ich immer mehr aufpassen." Der Mystiker sagte zum König: „Du kannst schlafen — du hast nichts zu verlieren. Ich nicht, ich habe viel zu verlieren; doch wenn ich wachbleiben kann, habe ich viel zu gewinnen."

Der König war sehr beeindruckt. Er bat ihn, in den Palast zu kommen, er lud ihn ein. Der Mönch willigte ein. Der König war ein wenig verwundert. Ein Mönch, der so schnell einwilligte, ohne auch nur einmal abzulehnen, das galt nicht als richtig. Ein Mönch sollte sagen: „Nein, ich kann nicht in den Palast kommen. Ich habe der Welt entsagt. Sie ist so sinnlos. Sie ist Traum, ist maya. Ich kann nicht in die Welt zurückkommen. Ich bin glücklich, wo immer ich bin." Aber dieser Mönch sagte nichts. Er war ein Zen-Meister. Aber der König dachte bei sich: „Habe ich mich von diesem Mann täuschen lassen? Stand er nur deshalb jede Nacht da, um mich einzufangen?"

Aber nun war es zu spät; er hatte ihn eingeladen.

Der Mystiker kam zum Palast, wohnte beim König. Und natürlich lebte er dort mit mehr Freude als der König, denn er brauchte sich um nichts zu kümmern, keine Sorgen ums Reich, keine Probleme und Ängste. Er genoß gutes Essen, und der Kö- nig hatte ihm das beste Zimmer im Palast gegeben. Er lebte wie ein Kaiser.

Sechs Monate vergingen. Jetzt kochte der König innerlich, er wollte ihn fragen: „Was für eine Weltabkehr ist das? Du genießt alles — hast Diener und gutes Essen und gute Kleidung und einen schönen Palast."

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Eines Tages, beim Spaziergang im Garten, fragte er den Mystiker: „Kann ich dir eine Frage stellen? Vergib mir, wenn es dich beleidigt, aber meine Frage ist: Was ist jetzt der Unterschied zwischen dir und mir?"

Der Mystikersah den König an und er sagte: „Warum hast du sechs Monate gewar- tet? Diese Frage hättest du mir am ersten Abend stellen können. Im selben Augen- blick, da du mich einludst und ich deine Einladung annahm, kam dir diese Frage. Warum hast du sechs Monate lang gewartet? Du hast dich unnötig gequält, ich habe jeden Augenblick damit gerechnet. Ich bin nicht im geringsten beleidigt — es ist eine natürliche Frage.

Es gibt einen Unterschied, aber der ist sehr fein. Und wenn du den Unterschied wirklich wissen willst, dann komm mit mir. Ich kann es dir hier nicht sagen. Ich werde es dir in einer bestimmten Gegend sagen, an einem bestimmten Ort. Komm mit."

Die beiden gingen aus der Stadt hinaus. Der König sagte: „Kannst du es mir jetzt nicht sagen?" — Der Mystiker sagte: „Komm weiter."

Als sie die Grenze seines Reiches überschritten — es war Abend — sagte der König: „Was tust du da? Wo führst du mich hin? Dies ist nun die Grenze meines Reichs, wir betreten das Reich eines andern, und ich wüßte gern die Antwort. Was ist deine Antwort? Und ich bin sehr müde."

Und der Mystiker sagte: „Meine Antwort ist, daß ich fortgehe. Kommst du mit oder nicht? Ich gehe nicht zurück."

Der König sagte: „Wie kann ich mit dir gehen? Ich habe mein ganzes Reich, meine Frau, meine Kinder. Wie kann ich mit dir gehen?"

Der Mystiker sagte: „Das ist der Unterschied! Ich gehe."

Wieder sah der König das Licht, die Schönheit des Mannes, und fiel ihm zu Füßen. Er sagte: „Komm zurück! Ich bin einfach dumm. Ich habe diese sechs Monate ver- paßt. Ich habe Dinge gedacht, die wirklich häßlich sind; verzeih mir und komm zu- rück."

Der Mystiker sagte: „Das ist für mich kein Problem. Ich kann zurückkommen, aber du wirst wieder das gleiche denken. Es ist besser für mich, jetzt weiterzuge- hen. Diese Geschichte ist zu Ende, dies Kapitel ist abgeschlossen ... damit du dir den Unterschied merken kannst."

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Der Zeuge lebt in der Welt genau wie ein Spiegel, der alles widergibt. Er mag in einer Hütte sein, er mag in einem Palast sein, es macht keinen Unterschied. Was für ein Unterschied ist es für einen Spiegel, ob er in einer Hütte oder in einem Palast ist? Was für einen Unterschied macht es für den Spiegel, ob er schöne Diamanten oder nur einfache Steine widerspiegelt? Für den Spiegel ist es kein Unterschied.

Zeuge sein — das ist die Kunst, über die Welt hinauszuwachsen. Zeuge sein ist die Essenz von Zen, von Religion überhaupt. Aber mach keinen Gedanken draus. Es ist absolut kein Gedanke. Gedanken müssen vom Zeugen gesehen werden. Selbst wenn der Gedanke an das Zeuge sein aufkommt, sei Zeuge dieses Gedankens. Denke daran, daß das nicht Zeuge sein ist, daß das nur ein Gedanke ist — man muß ihm zu- gehen. Er ist da, gerade vor dir. Du bist nicht er!

Der Zeuge kann auf überhaupt keinen Gedanken reduziert werden. Er zieht sich immer weiter zurück: du kannst seiner durch keinen Gedanken habhaft werden. Er kann jedem und allen Gedanken zuschauen, eingeschlossen dem Gedanken des Zeuge seins. Daher kann er selbst nie zum Gedanken werden.

Wenn du das nächste Mal meditierst, Satyendra Saraswati, denke daran. Fang nicht an, dich 'n dem Gedanken zu wiegen: „Dies ist ein wunderbarer Moment. Mein Geist ist still, mein Wesen ist still. Das ist der Zeuge!"

Im Augenblick, wo du es sagst, hast du es verloren.

aus: Walking in Zen, sittng in Zen 9,3.80 Frage 1

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Ich weiß, meine Liebe stinkt.

„Ich weiß, meine Liebe stinkt. Warum also halte ich an dem Geruch fest?"

Prem Amrito, wir leben unserer Vergangenheit gemäß. Unser Leben wurzelt in der toten Vergan- genheit. Wir sind von der Vergangenheit programmiert. Die Vergangenheit ist sehr mächtig; darum lebst du ständig nach einem bestimmten Muster. Selbst wenn es stinkt, wirst du immer weitermachen. Du weißt nicht, was du sonst machen sollst, du bist so programmiert worden, es ist ein mechanisches Phänomen. Und das ist nicht nur bei dir so, Amrito, es ist mit fast jedem menschlichen Wesen so — außer du wirst ein Buddha.

Ein Buddha werden, bedeutet: die Vergangenheit loswerden, und in der Gegenwart leben. Die Vergangeheit ist ungeheuer groß, uferlos, enorm, Millionen von Leben lang. Du hast auf eine bestimmte Art und Weise gelebt. Jetzt, wo du hier bist, mag dir zwar bewußt werden, daß deine Liebe stinkt, aber dieses Bewußtsein geht auch nicht sehr tief; es ist sehr oberflächlich. Wenn es wirklich tief ginge, wenn es bis zum Mittelpunkt deines Wesens dränge, würdest du augenblicklich heraussprin- gen.

So als ob dein Haus in Flammen stünde — du fragst nicht erst, wie du hinaus- kommst. Du wirst nicht erst im Großen Brockhaus nachschlagen und nicht auf einen weisen Mann warten, der es dir sagt. Du wirst nicht überlegen, ob es sich schickt, aus dem Fenster zu springen. Dir wird alles egal sein. Selbst wenn du grade badest, springst du nackt aus dem Fenster! Du wirst dich nicht mal um Kleider kümmern. Wenn das Haus brennt, geht es um dein Leben; jetzt ist alles andere zweitrangig.

Wenn deine Liebe stinkt, und dies wirklich deine Erfahrung ist, dann wirst du aus ihr herauskommen. Du wirst nicht einfach nur eine Frage stellen, du wirst heraus- springen. Aber ich glaube, es ist nur eine intellektuelle Vorstellung... weil jedes-

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mal, wenn du verliebt bist, auch Unglück dabei ist. Jedesmal gibt es irgendwelche Konflikte, Streit, Kampf, Eifersucht, Besitzanspruch. Also hast du angefangen, einen intellektuellen Standpunkt einzunehmen — „Meine Liebe stinkt, warum also halte ich an dem Geruch fest?" Weil es nicht wirklich eine existentielle Erfahrung von dir ist.

Und es ist dein eigener Geruch. Man gewöhnt sich an den eigenen Geruch. Darum merken die Leute ihren Geruch nicht, wenn sie allein sind. Sie merken ihn nur, wenn sie mit jemandem zusammen sind. Wenn du verliebt bist, fängst du an, dein wirkliches Gesicht zu zeigen. Liebe ist ein Spiegel. Der andere fängt an, wie ein Spiegel zu wirken. Jede Beziehung wird zum Spiegel. Allein nimmst du deinen ei- genen Geruch nicht wahr... du kannst es nicht. Man wird immun dagegen. Du hast so lange damit gelebt, wie kannst du ihn riechen? Erst wenn der andere da ist, be- ginnst du zu merken, daß er stinkt, und er beginnt zu merken, daß du stinkst. Und der Kampf geht los.

Es ist das gleiche Lied bei allen Paaren der Welt.

„Wohin willst du mit dem Ziegenbock, Juan?" fragte der Polizist. „Ich nehm ihn mit heim, als Haustier", antwortete Juan. „Ins Haus?" „Na klar!" „Und der Gestank?" „Na und? Der wird ja wohl nix dagegen haben!"

Dein Gestank stört dich nicht. Vielmehr versetzt es dir einen kleinen Schock, wenn er plötzlich weg ist — du wirst dich ein wenig heimatlos fühlen. Du vermißt dein natürliches Selbst. Du hast das Gefühl, daß etwas nicht mehr stimmt.

Wenn du liebst, und es ist keine Eifersucht da, beginnst du dich zu fragen, ob du nun liebst oder nicht. Was für eine Liebe ist das? Was — keine Eifersucht? Du liebst einen Mann, und wenn der Mann ab und zu mit einer andern Frau geht, machst du nicht viel Wind, du nimmst es als selbstverständlich hin — völlig in Ordnung, mal was anderes. Und wenn dein Mann glücklich ist, warum ihn nicht glücklich sein lassen? Du liebst ihn. Wenn du ihn wirklich liebst, wirst du auch sein Glück achten. Und er geht ja nicht für immer.

Im Gegenteil — wenn Paare sich ab und zu ein wenig Freiheit gestatten, werden sie sich nicht trennen. Scheidungen werden aus der Welt verschwinden. Scheidungen gibt es nur, weil die Ehe zu strikt ist. Laßt die Ehe etwas lockerer werden, und Scheidungen verschwinden. Scheidung ist nur ein Nebenprodukt der Ehe. Je stren- ger das Ehesystem, desto unvermeidlicher wird die Scheidung. Und wenn Schei-

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dung nicht erlaubt ist, dann führt ihr ein Doppelleben: eines zum Vorzeigen in der Gesellschaft, und eines zum Leben.

Es liegt an der Ehe, daß es Prostitution auf der Welt gibt. Die ganze Schuld liegt beim Ehesystem. Wenn die Menschen etwas liebevoller werden und weniger eifer- süchtig, und wenn sie die Natur verstehen, ist es einfach.

Iß jeden Tag das gleiche, und du hast bald genug davon und würdest auch mal gern im Restaurant essen. Das Essen im Restaurant mag schlechter sein als das zu Hause, aber selbst das ist in Ordnung — zumindest erscheint dir dann dein Essen zu Hause wieder besser. Und wenn du am nächsten Tag zurückkommst, bist du ganz erleich- tert, wieder zu Hause zu sein, froh, wieder das gleiche Essen zu bekommen!

Je besser man die menschliche Psyche versteht, desto eher wird man die Ehe ein we- nig lockern. Es ist völlig in Ordnung, in der Ehe ein paar Tage Ferien zu haben. Die Frau sollte ihre Freunde haben dürfen und der Mann seine Freundinnen. So wie ihr eine Sonntagsreligion habt, so zumindest auch eine Sonntags-Ehe. Und ihr werdet überrascht sein, wieviel besser dann die eigene Frau aussieht. Neue Flitterwochen fangen an... Mini-Flitterwochen. Es geht wieder beim ABC los.

Und mit vielen Frauen und vielen Männern zusammenzusein, das zerstört die Ehe nicht — nein, ganz und gar nicht! Es ist eine sehr unsinnige Vorstellung, die über die Menschheit geherrscht hat: daß dies der Familie und der Ehe schade. Es ist nicht so — es ist ausgesprochen festigend. Es wird der Familie mehr Freude bringen, es wird weniger Streit bringen. Sonst spioniert die Frau ständig dem Mann nach, und der Mann ständig der Frau. Und was kann das für eine Liebe sein zwischen zwei Men- schen, die sich laufend gegenseitig an die Kehle springen?

Ja, deine Liebe stinkt, genauso wie die Liebe aller andern stinkt. Aber du merkst es nur, wenn du in einer Beziehung bist. Du hast noch nicht wirklich erfahren, daß es etwas mit dir zu tun hat. Tief drinnen hast du das Gefühl, daß etwas mit dem andern nicht stimmen kann. So funktioniert der Verstand: er schiebt die Verantwortung auf den andern. Er akzeptiert sich selbst und findet immer etwas am andern auszu- setzen.

Mehrere Leute sitzen im Kino in der ersten Reihe. Der Film hat schon angefangen, als es plötzlich fürchterlich stinkt. Einer der Zuschauer dreht sich zur Seite und fragt seinen Nachbarn: „Haben Sie in die Hosen geschissen?" Der Mann neben ihm antwortet: „Ja, warum?"

Die Leute sind völlig mit sich zufrieden! Was immer sie tun, es ist richtig. „Wieso?

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Was soll dran verkehrt sein?" Sie stecken in der eigenen Hose — was mischst du dich ein? Und Freiheit ist das Geburtsrecht eines jeden.

Amrito, wenn deine Liebe stinkt, dann versuche herauszufinden, was es genau ist, das stinkt. Es ist nicht Liebe, es ist etwas anderes. Die Liebe selbst hat einen Duft, sie kann nicht stinken. Sie ist eine Lotosblüte. Es muß etwas anderes sein in ihr — Eifersucht, Besitzanspruch; aber du erwähnst keine Eifersucht und keinen Besitz- anspruch — das versteckst du.

Liebe kann nicht stinken — niemals. Das ist nicht das Wesen der Liebe. Versuch bitte genau nachzusehen, was es ist, das das Problem erzeugt. Und ich sage nicht, daß du es unterdrücken sollst. Alles was du brauchst, ist Klarheit darüber, was es ist.

Wenn es Eifersucht ist, dann würde ich nur eines empfehlen — achte mehr auf deine Eifersucht. Wenn sie das nächste Mal aufkommt, dann schließ deine Türen ab, statt wütend zu werden, setz dich still hin, sitz in Meditation und beobachte deine Eifer- sucht. Sieh genau, was es ist. Es wird dich wie Rauch einhüllen, wie schmutziger Rauch. Es wird dich ersticken. Du möchtest am liebsten rausrennen und etwas tun. Aber tu nichts. Bleib einfach in einem Zustand des Nicht-Tuns, denn alles, was man in einem Moment der Eifersucht tut, wird zerstörerisch sein. Sieh einfach zu. Und ich sage nicht, es zu unterdrücken, denn das hieße wiederum, etwas zu tun.

Menschen sind entweder expressiv oder repressiv, und beides ist verkehrt. Wenn du dich ausdrückst, wirst du zerstörerisch für den andern. Wer immer dein Opfer ist, er wird leiden und er wird sich dafür rächen. Er mag sich nicht bewußt rächen, aber unbewußt wird es geschehen.

Erst vor ein paar Monaten verliebte sich Krishna Bharti in eine Frau. Nichts Außer- gewöhnliches... aber Deeksha flippte aus! Deeksha war der Gedanke unerträglich. Jahrhundertelang hat man uns erzählt, daß wenn dich ein Mann oder eine Frau liebt, und der Mann oder die Frau fremd geht, daß du dann verstoßen bist. Das ist absoluter Unsinn — es ist keine Abweisung; es ist vielmehr genau das Gegenteil.

Wenn der Mann die Frau liebt und sie genießt, fängt er zu fantasieren an, wie es mit andern Frauen sein mag. Es ist in Wirklichkeit die Freude, die diese Frau ihm gege- ben hat, was seine Fantasie auslöst. Nicht, daß er diese Frau abweist; in Wirklich- keit ist es ein Zeichen dafür, daß diese Frau ihm eine so gute Nahrung war, daß er gern sehen und kennenlernen würde, wie andere Frauen sind. Und wenn ihm ein wenig Leine gelassen wird, dann wird er nicht sehr weit gehen, dann wird er zu- rückkommen — denn mit der andern Frau ist es vielleicht nur der Reiz des Unge-

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wohnten; es wird etwas Neues sein, aber es wird ihm nicht so viel Nahrung geben, weil keine Vertrautheit da ist. Das Ganze hat eine gewisse Leere — es ist Sex ohne Liebe.

Liebe braucht Zeit, wenn sie wachsen soll, sie braucht Vertrautheit, wenn sie wach- sen soll. Sie braucht viel Zeit. Sie ist keine Blume einer bestimmten Jahreszeit, die für drei oder vier Wochen blüht, aber dann nach drei oder vier Wochen ist es auch vorbei damit. Sie ist ein langsames Heranwachsen von Vertrautheit. Langsam, langsam verschmelzen und vereinigen sich zwei Menschen miteinander. So wird es nährend sein. Die andere Frau oder der andere Mann kann nicht nährend sein. Es mag ein Abenteuer sein, eine spannende Sache, aber dann plötzlich wird das Gefühl aufkommen — und es muß kommen — daß es als Spaß gut ist, aber nicht nährt. Und dann kommt er zurück.

Und Krishna Bharti wäre zurückgekommen, aber Deeksha wurde böse. Sie be- nahm sich genau wie jede andere Frau! Aber ich hab abgewartet... früher oder spä- ter würde sie Rache nehmen. Jetzt rächt sie sich. Krishna Bharti wurde krank, er war im Krankenhaus, und Deeksha hatte ein wenig Freiheit. Sie verliebte sich in ihren eigenen Handwerker! Er war gleich zur Hand! Jetzt steckt K.B. in einer Hölle.

Kein Grund zur Sorge. Ich habe K.B. eine Nachricht geschickt: „Warte, mach dir keine Sorgen. Laß sie nur ihre Rache nehmen. Und es ist gut so; so wird der unbe- wußte Druck erledigt."

Wenn wir uns gegenseitig ein bißchen besser verstünden, wenn wir die menschliche Natur ein bißchen besser verstünden, dann dürfte es keine Eifersucht geben. Aber es ist jahrhundertealtes Erbe der Vergangenheit.

Also kann ich nicht sagen, Amrito, daß du es sofort fallenlassen kannst. Du wirst darüber meditieren müssen. Jedesmal, wenn es dich überwältigt, meditiere dar- über. Ganz allmählich wird die Meditation zwischen dir und der Eifersucht einen Abstand herstellen. Und je größer der Abstand, desto weniger Eifersucht wird auf- steigen. Und eines Tages, wenn keine Eifersucht mehr da ist, verbreitet deine Liebe einen solchen Duft, daß keine Blume mithalten kann. Alle Blüten sind arm, vergli- chen mit dem Aufblühen der Liebe.

Aber deine Liebe ist verkrüppelt vor lauter Eifersucht und Besitzanspruch und Är- ger.

Es ist nicht Liebe, was stinkt, vergiß das nicht. Ich habe Menschen gesehen, die glauben, daß es Liebe ist, was stinkt, und so verschließen sie sich, sie werden ver- schlossen, sie hören auf zu lieben.

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Das ist genau das, was über die Jahrhunderte hin Millionen von Mönchen und Nonnen passiert ist: sie haben sich der Liebe verschlossen, sie haben die ganze Sa- che mit der Liebe aufgegeben. Statt die Eifersucht fallenzulassen, was eine Revolu- tion bedeutet hätte, statt die Besitzansprüche fallenzulassen, was von ungeheurem Wert gewesen wäre, haben sie die Liebe fallengelassen. Das ist leicht, das ist nicht viel. Das kann jeder. Mönch oder Nonne sein ist sehr leicht. Aber zu lieben ohne eifer- süchtig zu sein, zu lieben ohne besitzen zu sollen, zu lieben, und dem andern alle Freiheit zu lassen, das ist wirklich eine große Leistung. Erst dann wirst du Liebe und ihren Duft spüren.

aus: Walking in Zen, sitting in Zen 9.3.80 Frage 3

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Muß der Sucher auf dem Wege leiden?

Muß der Sucher auf dem Weg unausweichlich leiden?

Deva Louis, es kommt ganz darauf an. Wachstum an sich hat kein Leiden in sich; das Leiden kommt aus deinem Widerstand gegen Wachstum. Das Leiden wird von dir erzeugt, weil du dich ständig dagegen wehrst, weil du es nicht geschehen läßt. Du hast Angst, total mitzugehen; du gehst nur halbherzig mit. Daher das Leiden, denn du wirst geteilt, du wirst gespalten. Ein Teil von dir arbeitet mit, ein Teil ist dagegen, leistet Widerstand. Dieser Konflikt in dir erzeugt Leiden.

Laß also diese Vorstellung fallen — viele Leute haben diese Vorstellung — daß man leiden muß, wenn man wachsen will. Das ist purer Unsinn. Wenn du rückhaltlos mithilfst, gibt es überhaupt kein Leiden. Wenn du gelöst bist, wirst du jubeln statt leiden. Jeder Augenblick wird ein Augenblick der Seligkeit und Gnade sein.

Schieb die Verantwortung also nicht auf das Wachsen. Unser Verstand ist sehr trickreich und schlau: er schiebt die Verantwortung immer auf jemanden anderen, auf etwas anderes; er nimmt nie die Verantwortung auf sich. Du bist der Grund dei- nes Leiden.

Wenn du dir drei Dinge merken kannst...

Das erste ist: laß die Vergangenheit fallen, wenn du wachsen willst, denn es ist die Vergangenheit, wo der Widerstand herkommt. Ihr urteilt immer vom Vergangenen her. Die Vergangenheit ist nicht mehr, sie ist absolut unwichtig, aber ständig mischt sie sich ein. Ständig urteilst du mit ihren Maßstäben, ständig sagst du: „Dies ist richtig und das ist falsch", und all diese Vorstellungen von Richtig und Falsch, all diese Urteile kommen von etwas, das tot ist. Deine tote Vergangenheit hängt so schwer an dir, daß sie dir nicht erlaubt, dich zu bewegen.

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Laß die Vergangenheit vollkommen fallen, und du wirst überrascht sein: viel von dem Leiden verschwindet.

Das zweite, was du dir merken mußt, ist: hab keine Erwartungen an die Zukunft. Wenn du Erwartungen hast, schaffst du dir wieder Leiden, denn die Dinge werden sich nicht nach dir richten. Die Dinge werden sich nach dem Ganzen richten. Die Welle, die kleine Welle im Meer kann nicht der entscheidende Faktor sein. Das Meer entscheidet. Die Welle muß in einem gelösten Zustand sein. Wenn die Welle nach Osten will, dann wird es schwierig, dann wird es Schmerzen geben. Wenn die Winde nicht nach Osten wehen, wenn das Meer nicht dorthin will, was will die Welle da machen? Sie wird leiden. Sie wird es „Schicksal" nennen, sie wird es „die Umstände" nennen, „gesellschaftliche Bedingungen", „ökonomische Struktur", „kapitalistische Gesellschaft", „bürgerliche Kultur", „Freudsches Unterbewußtes" ... und heutzutage wird man es „Wachstumsschmerzen" nennen. Aber ihr schiebt einfach nur die Verantwortung ab.

In Wirklichkeit leidest du unter deinen Erwartungen. Wenn sich nicht erfüllt wer- den — und sie werden niemals erfüllt! — entsteht Frustration, entsteht Versagen, und du fühlst dich vernachlässigt, als kümmere sich die Schöpfung nicht um dich.

Laß deine Erwartungen an die Zukunft fallen. Bleib offen, sei für alles zugänglich, was geschehen mag, aber mache keine Pläne. Mach dir keine psychologischen, festen Vorstellungen über die Zukunft, daß die Dinge so und so sein sollten. Und dann verschwinden noch viel mehr Leiden. Dies sind die beiden eigentlichen Ursachen für Leiden.

Und drittens: dem „Human Potential Movement" fehlt etwas Wesentliches. Es versucht, euch beim Wachsen zu helfen, aber es war bisher nicht fähig, einen medi- tativen Raum in euch zu erzeugen. So ist ständige Anstrengung da, Kampf, Wil- lenskraft, aber keine Entspannung, keine Ruhe. Dies dritte mußt du dir also mer- ken, und dann wird alles Leiden verschwinden: schaffe meditative Energie, schaffe einen meditativen Raum in dir. Westlichen Methoden fehlt dies, etwas sehr We- sentliches.

Genau deswegen werden hier in meiner Kommune alle westlichen Methoden Seite an Seite mit all den östlichen Methoden angewandt. Dies ist vielleicht der einzige Ort auf der ganzen Welt, wo Ost und West sich tatsächlich begegnen, und zwar nicht auf diplomatischem Weg, wie in der UNO. Hier vermischen sie sich wirk- lich, nicht politisch, nicht diplomatisch — denn eine diplomatische Begegnung, sie ist nur eine Fassade, sie ist pseudo. Es ist eine Begegnung aus Liebe, die sich hier ab- spielt: Ost und West haben zum erstenmal eine Liebesbeziehung miteinander.

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Der Westen hat ein paar sehr wichtige Methoden entwickelt: Gestalt, Encounter, Urschrei, Bioenergetik, und viele andere mehr. Der Osten hat auch viele Methoden entwickelt: Zazen, Vipassana, Sufi-Wirbeln, Yoga, Tantra. Ihre Ansätze sind ver- schieden, so verschieden, daß beide nur Hälften eines Ganzen sind ... daher fehlt ihnen etwas. Die östlichen Methoden können einen meditativen Raum herstellen, aber sie machen euch so introvertiert, daß ihr anfangt, vor dem Leben davonzulau- fen. Alle östlichen Methoden haben sich in der Vergangenheit als eskapistisch er- wiesen. Man will in ein Kloster gehen, man will in den Himalaja gehen, man will ir- gendwo in eine Höhle gehen und allein leben. Sie lehren einen, allein zu sein, mit Freunden allein zu sein — aber dann fehlt etwas.

Leben ist auch Beziehung, Leben ist auch Zusammensein, Leben ist auch Kommu- nion. Es ist schön, selig zu sein, wenn du allein bist, aber das ist nur die eine Hälfte. Du solltest auch selig sein, wenn du mit einem andern zusammen bist. Und wenn du mit einem andern Menschen selig sein kannst, erreicht das Glücksgefühl einen höheren Gipfel. Wenn du allein bist, bist du wie ein Solo-Flötist; wenn ihr gemein- sam selig seid, ist die Musik eher ein Orchester.

Der Westen hat Methoden erzeugt, die euch mehr Antrieb geben, nach außen zu gehen. Sie liefern euch Mittel, Fähigkeiten, wie man sich auf andere bezieht und wie man Beziehungen genießen kann. Es sind Methoden der Liebe, aber etwas fehlt. Du kannst zwar Beziehungen genießen, aber jedesmal, wenn du allem bist... und im Grunde bist du allein. Du wurdest allein geboren und du wirst allein sterben; im tiefsten Kern deines Wesens bist du immer allein. So bleibst du an der Oberfläche glücklich, aber tief unten ist eine unmerkliche Strömung von Unglück. Du kannst dir nicht selbst gegenübertreten, du kannst dir nicht selbst ins Gesicht sehen, du kannst dir nicht selbst begegnen.

r-

Der Westen hat gesagt, weil alles, was er entwickelt hat, Extroversion ist. Der Osten hat versagt, weil alles, was er entwickelt hat, Introversion ist. Und der Mensch ist weder extrovertiert noch introvertiert.

Ich möchte ausdrücklich erklären, daß die Typologie von C.G. Jung absolut falsch ist. Der Mensch läßt sich nicht so leicht in Kategorien aufteilen — „der eine ist ein extrovertierter Typ und der andere ein introvertierter Typ" — denn der Mensch ist eine Totalität, ein Ganzes. Er hat eine Innenseite und er hat eine Außenseite, und beide müssen sie genährt und beide erfüllt werden.

Wenn ihr also nur westliche Methoden folgt, werdet ihr durch viel Schmerz hin- durchgehen, weil ihr unfähig seid, eine meditative Dimension durch sie herzustel- len. Wenn ihr nur östlichen Methoden folgt, werdet ihr eine meditative Dimension herstellen können, aber völlig unbrauchbar für die Welt werden, und euch wird die

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Bereicherung vorenthalten, die aus der Kommunion mit andern Menschen kommt.

Meine Arbeit hier ist, erstmals eine Synthese zwischen Extroversion und Introver- sion herzustellen, und den Menschen für beides zugleich fähig zu machen, so daß er leicht von der Extroversion zur Introversion übergehen kann — es besteht kein Grund, dem Menschen in solche Kategorien aufzuteilen. Er kann so fliesend wer- den!

Es ist so einfach, wie wenn du aus deinem Haus kommst. Du meinst ja auch nicht, daß du extrovertiert bist, wenn du dein Haus verläßt. Wenn dir im Haus kalt ist und draußen ist es wolkenlos und sonnig, dann gehst du hinaus — ohne überhaupt zu denken! Du entschließt dich nicht: „Jetzt will ich ein extrovertierter Mensch sein." Oder wenn die Sonne zu heiß wird und du spürst allmählich die Hitze, dann faßt du keinen absichtlichen Entschluß, daß „ich jetzt hineingehen sollte. Ich will jetzt ein introvertierter Mensch sein." Nein — wenn die Sonne zu heiß ist, gehst du einfach hinein, und wenn es innen kalt ist, gehst du einfach hinaus. Aus dem Haus zu gehen oder in das Haus zu gehen ist überhaupt kein Problem, weil du frei vom Innen und vom Außen bist.

Ich bemühe mich hier darum, euch zu helfen, vom Innen wie vom Außen freizu- kommen, weil ihr weder das Innen noch das Außen seid, weil ihr etwas seid, das über beides hinausgeht. Das Innere und das Äußere sind nur Teile deiner Persön- lichkeit; nur das Haus, in dem du lebst, hat ein Innen und ein Außen. Aber deine Bewußtheit hat kein Innen und kein Außen.

Diese drei Dinge merkt euch also: laßt die Vergangenheit fallen, laßt die Zukunft fallen, und drittens, stellt eine Synthese zwischen Extroversion und Introversion her. Und alles Unglück verschwindet.

Deva Louis, es ist nicht unbedingt nötig, daß ein spiritueller Sucher leidet. Du lei- dest, weil dir deine eigene Verantwortung nicht bewußt ist. Es hegt nicht am Wach- sen, daß du leidest. Du leidest, weil dir dein Widerstand nicht bewußt ist, deine Be- stimmtheit durch die Vergangenheit, deine Zukunftserwartungen, und weil dir nicht bewußt ist, daß du keinen meditativen Raum in dir hast.

aus: Book of the Books VI 12.4.80 Frage 4

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Warum verhilfst Du mir nicht zur Erleuchtung?

Warum verhilfst du mir nicht zur Erleuchtung?

Was denkst du, wofür ich da bin? Die Arbeit an mir ist beendet. Ich bin nur für euch da. Und ich tue alles, was ich tun kann. Und ihr tut auch alles, was ihr tun könnt — um es zu verhindern. Es ist ein Tauziehen. Ein ständiger Konflikt zwi ~ schen Meister und Jünger.

Vergeßt nicht, es ist ein Konflikt. Die Wünsche des Jünger sind widersprüchlich: er möchte erleuchtet werden, doch er möchte so erleuchtet werden, wie er ist — er möchte sich nicht ändern. Das ist der Widerspruch. Du möchtest gern in den Him- mel kommen, aber so wie du bist. Das geht nicht. So wie du bist, kannst du nicht er- leuchtet werden. Dicke Brocken von dem, was du bist, müssen abgeschnitten und weggeworfen werden. Es wird fast wie Selbstmord sein. Es tut weh, es tut furchtbar weh, weil du genau diese Teile, die wegmüssen, immer für dein eigentliches Sein gehalten hast. Du fühlst dich mit ihnen so eins, daß du dabei schreist, daß du weg- zurennen versuchst; du zuckst zurück und verschließt dich.

Ich verstehe die Frage und dein Verlangen. Ja, du möchtest gerne erleuchtet wer- den, aber es soll so billig wie möglich geschehen, ohne Schmerz und Leid. Und Wachstum kommt durch Leiden, kommt durch großen Schmerz. Wachsen ist an- strengend, man muß dafür zahlen, und zwar nicht in Geld, sondern auf viel tieferer Ebene. Der Preis ist das größtmöglichste Opfer: der Jünger selbst muß sich auflö- sen. Ich hör nicht auf, dir zu helfen, aber ein bißchen mußt du auch dazu beitragen.

Ein junger Mann lernt ein hübsches Mädchen kennen und verliebt sich. Er lädt sie zu einer Fahrt im Ruderboot ein, doch mitten im See fällt sie ins Wasser. Er packt ihre Haare — und hält eine Perücke in den Händen. Er packt ihren Arm — und hält einen Plastikarm in den Händen. „Hör mal zu, Liebste", ruft er aus, „wenn ich dich retten soll, mußt du schon ein bißchen mithelfen."

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Genau das passiert fortwährend zwischen mir und euch. Ihr müßt schon ein biß- chen mithelfen. Und ich weiß, daß ihr das manchmal tut, aber selbst das ist nur scheinbar so — tief im Innern bockt ihr weiter. Selbst in der Hingabe hört ihr nicht auf, verstohlen abzuschätzen, wie weit ihr gehen könnt. Bis hierher und nicht wei- ter. Und ihr behaltet immer den Zügel in der Hand — so daß ihr zur Not immer noch zurückkönnt.

Eure Hingabe ist keine Reise ohne Wiederkehr. Und solange es keine Reise ohne Wiederkehr ist, kann ich euch nicht helfen. Und nicht etwa, weil ich euch nicht hel- fen will — nur aus dem Grund bin ich ja hier. Meine eigene Arbeit ist abgeschlossen, nichts wird mehr geschehen, auch wenn ich noch 20, 30, 40, 100 oder gar 1000 und mehr Jahre lebe. Alles was geschehen könnte, ist geschehen. Die Zeit hat sich für mich aufgelöst und das sogenannte „Leben" gleichfalls.

Ich bin in diesem Körper, damit ihr mich sehen könnt. Selbst so sehen mich nur sehr, sehr wenige. Wäre ich nicht im Körper, würden mich noch weniger von euch sehen. Aber ihr helft nicht mit, und hört nicht auf, mich falsch zu deuten.

So erzählte mir zum Beispiel vor zwei Tagen eine französische Sannyasin, sie sei sehr verwirrt, sie könne sich nicht entscheiden, soll sie zurückgehen oder noch ein bißchen hier bleiben. Ich sah, wenn sie noch ein bißchen bleibt, vielleicht 4 oder 6 Wochen, dann kann etwas geschehen, dann kann sie einen großen Schritt machen, auf das Satori zu.

Aber hätte ich ihr gesagt: „Bleib noch 4 bis 6 Wochen hier, dann wird etwas gesche- hen", hätte ich es genau durch diese Vorhersage verhindert — denn dann wäre sie scharf drauf geworden und hätte Erwartungen aufgebaut, und nicht nur das, sie hätte regelrecht verlangt: „Warum geschieht es nicht?" Und genau diese Idee des „Warum geschieht es nicht? Wann wird es endlich geschehen?", macht einen so verspannt, daß das Geschehen unmöglich eintreten kann.

Also konnte ich ihr nichts sagen, weil die Vorhersage die ganze Situation verändert hätte. Ich konnte nicht direkt sein und sagen, „Bleib noch 4 bis 6 Wochen hier und es wird etwas geschehen", das ging nicht, denn dann wäre nichts geschehen. Selbst wenn ich bloß gesagt hätte: „Bleib noch 4 bis 6 Wochen, es ist gut für dich", selbst dann wären unterschwellige Wünsche in ihr entstanden, unterschwellige Hoffnun- gen. Nein, direkt konnte ich ihr nichts sagen, ich mußte sehr indirekt vorgehen.

Also sagte ich ihr: „Bleib noch ein paar Wochen hier und leite ein paar Gruppen" — sie leitete Gruppen. Es hatte mit ihrem eigenem Wachstum nichts zu tun, ich hatte nicht direkt über ihr eigenes Wachstum gesprochen. Sie war einverstanden, aber ich sah, ihre Zustimmung war nur halbherzig, nicht mehr als fifty-fifty, eben gerade

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genug, daß sie hier blieb, ohne Freude, ohne darüber glücklich zu sein, daß ich sie zu bleiben gebeten hatte. Sie war nicht fähig, die Gabe oder den Segen zu spüren.

Durch diese freudlose Halbherzigkeit war die Möglichkeit bereits halb vertan — denn was geschehen sollte, konnte nur aus einem freudigen Herzen heraus gesche- hen. Zwar blieb sie hier, weil ich es gesagt hatte. Die Möglichkeit, daß etwas ge- schehen würde, war nun fast zur Hälfte vertan.

Und dann sprach ich gestern morgen darüber, daß ihr euch nicht schuldig fühlen braucht, wenn ihr etwas tun möchtet, selbst wenn das gegen mich geht. Das machte sie froh, jetzt ist sie abgefahren! Jetzt brauchte sie sich nicht schuldig zu fühlen — wie wenn sie darauf gewartet hätte, wie wenn ich das ganz besonders zu ihr gesagt hätte.

Sie nahm sich noch nicht einmal die Zeit, mich zu fragen; ja, sie sagte mir noch nicht einmal Bescheid, sie fuhr einfach ab! Sie sagte den Leuten nur: „Bhagwan hat ge- sagt, wir brauchen uns nicht schuldig zu fühlen, wenn wir etwas tun, selbst wenn es gegen seinen Rat ist. Also warum sollte ich mich schuldig fühlen? Ich gehe." An der ganzen Sache ist nur ein Gutes: sie wird nie wissen, was sie versäumt hat.

Wie könnt ihr es wissen? Viele unter euch versäumen fortwährend etwas, aber ihr werdet nie wissen, was es war. Nur mich macht es traurig. Nur ich fühle Mitleid, wenn ich sehe, wie einer daran vorbeigeht. Sie merkte noch nicht einmal, daß sie daran vorbeiging. Sie war vielleicht nur ein paar Zentimeter weit entfernt, sie war fast daheim, aber das wird ihr nie bewußt werden. Sie wird nie mehr zurückschauen können, wie könnte sie? Jetzt ist sie abgefahren.

Ich konnte es ihr nicht direkt sagen, ich mußte indirekt vorgehen. Doch dieses indi- rekte Wort Vorgehen verstand sie nicht. So fand sie eine Rationalisierung „Bhag- wan hat jetzt ja selbst gesagt, daß es okay ist".

Doch habe ich das nur gesagt, um euch zu helfen, damit ihr euch nicht mit Schuld- gefühlen belastet. Ich habe nicht gesagt, fangt jetzt damit an, all das zu tun, was euch gefällt. Ich habe nicht gesagt, handelt gegen meinen Rat. Ich habe nur gesagt: wenn dir manchmal danach zumute ist, dagegen anzugehen und es ist dir unmög- lich, meinem Rat zu folgen ... Ich sage doch nicht, daß du etwas davon hast, wenn du meinem Rat nicht folgst, sondern ich sage, du wirst etwas versäumen — nur sollt ihr euch deswegen nicht schuldig fühlen. Etwas zu versäumen ist Strafe genug; kein Grund, das noch mit Schuldgefühlen zu verstärken.

Nun ist sie daran vorbeigegangen, das ist genug Bestrafung. Und sie wird sich des- sen nie bewußt werden, sie wird unwissend bleiben. Sie wird es erst an dem Tag

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merken, an dem sie an eine Einsicht kommt, an ein Fenster; dann, wenn sich ihr die Tür öffnet. Dann sieht sie vielleicht, wie nahe das Fenster damals war: „Und damals bin ich daran vorbeigegangen." So, wie es jetzt steht, kann sie es nicht sehen. Sie kann es erst in dem Augenblick sehen, wenn dieser Schub der Reifung tatsächlich geschehen ist.

Gut, daß sie sich nicht schuldig fühlt. Aber was hat sie sich dafür entgehen lassen.

Ich hatte diesen Satz besonders für sie gesagt, aber es gibt genug andere Idioten, die ihn wie einen Segen empfunden haben. Einer stieg aus der Enlightenment-Gruppe aus. „Jetzt hab ich das nicht mehr nötig. Bhagwan hat zwar gesagt, 'mach sie', aber jetzt brauch ich nicht mehr. Er hat gesagt, du mußt dich nach dir selbst richten."

Und es würde mich nicht überraschen, wenn einer sogar Sannyas hinschmeißt. An ausgestopften Hohlköpfen mangelt es nirgens ... Immerfort mißversteht ihr, deu- tet falsch. Euer Ego ist immer dabei, liegt auf der Lauer. Diese französische San- nyasin zum Beispiel, hat mir fast einen Monat lang zugehört, und das war der einzi- ge Satz, den sie befolgt hat.

Und dann fragst du mich: „Ich möchte erleuchtet werden. Warum hilfst du mir nicht?"

Was, glaubst du, mach ich sonst hier? Die Hilfe kommt bei dir nicht an, das stimmt — aber das ist deine Verantwortung. Ich mag geben, doch wenn du dich verwei- gerst, dann ist das deine Verantwortung. Ich höre nicht auf zu geben, ich gebe ohne Bedingungen. Ich setze dir keine Bedingungen. Das geschieht zum ersten Mal in der gesamten Geschichte des menschlichen Bewußtseins, daß Sannyas ohne Bedin- gungen gegeben wird. Ich frage nicht danach, ob du würdig genug bist oder nicht.

Ich habe es sehr eilig mit dem Geben, ich hab so viel mit euch zu teilen. Ich kümme- re mich nicht im geringsten darum, ob ihr so weit seid, es zu empfangen oder nicht. Ich gebe euch einfach dauernd, weil ich so viel habe und mich entlasten muß. Die Wolke ist so voll — sie möchte regnen. Es ist ihr gleich, ob auf Wüste oder auf fruchtbaren Boden — das ist gleichgültig! Die Blume ist erblüht und ihr Herz ist schwer von Duft, sie muß ihn verströmen — ob da jemand ist, der sein Aroma zu würdigen weiß oder nicht, das ist gleich.

Ich gebe euch ohne die geringste Bedingung. Ihr habt ein noch nie dagewesenes Glück — doch selbst das mag nichts nützen, ihr könnt immer noch daran vorbeige- hen. Ihr müßt lernen, auf eine andere Art, dazusein. Ihr müßt lernen, wie man nicht an seinem Glück vorbeigeht. Ihr müßt lernen, euren blinden Verstand davon abzuhalten, sich dauernd einzumischen mit seinen Interpretationen.

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Der kleine achtjährige Danny kommt von der Schule nach Hause und klagt wie so oft: „Die Lehrerin hat schon wieder auf mir rumgehackt." „Tatsächlich?", sagte seine Mutter empört. „Jetzt reichts aber! Das ganze Jahr hackt sie schon auf dir rum. Das muß jetzt aufhören. Morgen gehe ich mit dir zur Schule, Danny, und stelle sie zur Rede."

Am nächsten Morgen kommt die Mutter mit Danny in die Schule und verlangt von der Lehrerin eine Erklärung. Doch auf die Vorhaltungen der Mutter antwortet die Lehrerin: „Das ist ganz und gar lächerlich, mich anzuklagen, daß ich auf ihrem Kind herumhacke. Ich behandle alle gleich. Und außerdem", fährt sie fort, „da sie schon mal da sind, kann ich ihnen reinen Wein einschenken — ihr Danny ist nicht gerade eine große Leuchte. Und das ist noch sehr gelinde ausgedrückt. "Warten sie, ich zeige ihnen, was ich meine."

„Danny", ruft sie, „komm doch mal her und sag uns: wieviel ist fünf und fünf?" „Siehst du, Mammi," weint Danny los, „jetzt hackt sie schon wieder auf mir her- um!

Eure Deutungen ... Ihr müßt lernen, euren dummen Eigensinn davon abzuhalten, sich dauernd zwi- schen euch und mich zu drängen. Und er kennt tausend Schliche, sich dazwischen- zudrängeln. Und ihr kennt nichts als diesen Eigensinn, Jünger zu sein — was ge- schieht da wirklich, was muß da wirklich eintreten, womit hat man da zu rechnen? Jünger sein heißt einfach, daß du ab jetzt vom Geist des Meisters aus gesteuert wirst und nicht mehr von deinem eigenen Geist.

Trotzdem, das tut der gestrigen Aussage keinen Abbruch ... daß manchmal, wenn du nicht kannst... Es gibt Situationen ... Ihr habt eure Grenzen. Und ich verlange nichts Unmögliches von euch. Aber manchmal kommt es vor, daß du einfach nicht fähig bist ...

Diese französische Sannyasin zum Beispiel hatte im Westen eigentlich nichts zu tun, keine Verpflichtungen warteten auf sie, keine Probleme. Es war nicht viel von ihr verlangt, vier weitere Wochen hier zu bleiben: sie hat Geld, sie hat alles, was sie braucht. Sie hatte keine Probleme, die sie im Westen hätte lösen müssen. Ihr Vater liegt nicht im Sterben, ihre Mutter ist nicht krank — keine Probleme. Und so war es einfach nur dumm ...

Ich verstehe, daß es vorkommen kann, daß vielleicht deine Mutter krank ist oder im Sterben liegt und ich dir gesagt habe, bleib hier — und du mußt trotzdem gehen. Aber dann gehst du mit Tränen in den Augen.

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Was ich gesagt habe ist lediglich: erzeugt keine Schuldgefühle. Ja, der Mensch hat Grenzen. Manchmal bist du nicht fähig, meinem Rat zu folgen — schon gut. Aber das ist eine echte Ausnahme, wenn du ihn nicht befolgen kannst. Diese Aussage sollte lediglich helfen, daß ihr euch nicht unnötig Schuldgefühle aufbürdet — das ist alles. Aber das Gefühl, daß du nicht fähig warst, meinem Rat nachzukommen, daß du etwas verpaßt hast, darf nicht verlorengehen. Aber um Schuldgefühle geht es nicht. Du hast etwas versäumt, das ist Strafe genug.

Wenn das also manchmal vorkommt, gut. Aber es sollte nicht die Regel sein, son- dern Ausnahme bleiben.

Doch jedesmal, wenn eurem Ego etwas in den Kram paßt, springt ihr sofort darauf an. Ansonsten hört ihr tagein tagaus mit tauben Ohren zu. Ihr hört nicht auf das, was ich sage, ihr hört nur, was ihr hören wollt. Und dann seid ihr auch noch sehr geschickt und verdreht alles. Schon von Kindesbeinen an verdreht ihr alles, wie es euch paßt: ihr habt Finten und falsche Gesichter gelernt. Ihr habt gelernt, die Dinge so zu deuten, daß sie euch immer ins Konzept passen. Von Kindesbeinen an ...

So um das dritte Lebensjahr herum lernen Kinder diese Verdreherei. Man wird ein Anhänger des heiligen Twistophorus. Twistophorus — vielleicht habt ihr den Na- men dieses Heiligen noch nie gehört — ist der Schutzheilige aller Gogo-Girls und aller anderen Twister, aller Verrenker und Verdreher. Die Dinge zu verdrehen ist eine ganz tief verwurzelte Gewohnheit von euch: Diplomatie, Politik, Gerissenheit ... Und hat ein Kind erstmal gelernt, Dinge zu verdrehen, hört es nicht mehr damit auf — und nach und nach wird aus dieser Kunst sein ganzes Rüstzeug, die einzige Art zu funktionieren. Dann hört man nur noch das, was man hören will; dann sieht man das nicht mehr, was man nicht sehen will. Dann pickt man sich die Rosinen aus jedem Kuchen.

Die Wissenschaftler sagen, daß wir nur zwei Prozent von dem sehen, was wir se- hen. Vergeßt nicht, was das heißt — daß wir auch nur zu zwei Prozent leben. Ein zweiprozentiges Leben ist praktisch kein Leben. Oder ist das noch ein Leben?

Und das geschieht täglich. Ich sag etwas, und ihr sitzt vor mir — all eure Vorurteile intakt, all eure Gerissenheit intakt, all eure Dummheit intakt. Etwas dringt in euch ein — sofort setzt der Verdrehteufel den Hebel an. Der Mechanismus fängt zu ar- beiten an. Ich höre ihn klicken. Zu dem Zeitpunkt, wo es in deinem Bewußtsein an- kommt, ist es nicht mehr das, was ich gesagt habe, sondern absolut etwas anderes. Deshalb fällt es euch so schwer, Hilfe anzunehmen. Dauernd wird euch Hilfe gege- ben, ihr werdet damit überschüttet. Aber ihr müßt bessere Empfänger werden. Ihr ändert euch, ihr versucht euch zu ändern, aber die Änderung bleibt an der Oberflä- che.

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Wenn ich Sannyas gebe, fragen mich manche, warum man seinen Namen ändern sollte, warum man seine Kleidung ändern sollte: „Reicht nicht die Änderung im Herzen aus?" Ich weiß genausogut, daß die Änderung im Herzen genügt, aber das kann ich vorläufig noch nicht von euch erwarten. Selbst zu erwarten, daß ihr eure Kleider ändert, ist schon fast zuviel! Sogar dabei werdet ihr gerissen genug sein, Ausflüchte und Tricks zu finden. Erst vor ein paar Tagen kam ein indischer Sannyasin und ich fragte ihn: „Was ist mit deiner Kleidung?" Er sagte: „Aber ich bin doch in orange." Ich mußte noch einmal hinschauen, denn es sah eher weiß aus. Ja, es war orange, ganz, ganz schwach ... Meine Augen sind ganz in Ordnung, aber ich mußte mich doch sehr anstrengen. Dann sah ich es doch, ja, tatsächlich, ein kleiner Schimmer orange war da. Wenn je- mand mit meiner Empfindlichkeit und Sehkraft das nicht sehen kann, dann kann es niemand sehen. Ich war überrascht und fragte ihn: „Wie schaffst du es nur, das orange zu sehen? Du siehst doch sonst auch nichts. Ich kann mir nicht vorstellen, daß du es sehen kannst, insensitiv, wie du bist!"

Ich weiß wohl, daß durch Änderung von Name und Kleidung nichts wesentliches geschieht. Aber ihr lebt ja im Unwesentlichen. Was kann ich da tun? Ich muß euch da abholen, wo ihr seid.

Folgende wahre Geschichte: Ein junger Mann stellte einen Antrag, gemäß dem geltenden Recht, seinen Namen zu ändern. „Wie heißen Sie?", fragte ihn der Richter, als er vor Gericht erschien. „Willi Stinkt, euer Ehren", sagte der Antragsteller. „Nun, da kann ich wohl verstehen, daß Sie ihren Namen ändern möchten, Willi", sagte der Richter und lachte schallend. „Und wie möchten sie in Zukunft heißen?" „Willibald Stinkt", kam die Antwort.

Doch ob Willi oder Willibald Stinkt, was macht das schon aus? Du stinkst weiter.

Ich weiß, daß Namen nicht viel zu sagen haben, aber ich mach mir deshalb so viel Mühe, euch zu erklären, was eure Namen bedeuten, weil ich weiß, daß das der Be- reich ist, in dem ihr lebt — Name, Kleidung, äußere Form. Das, was keine Form hat, habt ihr noch nicht einmal in euren Träumen gesehen. Ich muß dort anfangen, wo ihr seid, und selbst auf der Ebene betrügt ihr mich.

Hört mit diesem Täuschungsmanöver auf — denn wenn ihr betrügt, heißt das nur, daß ihr euch selbst betrügt. Und laßt euren Verstand nicht mehr zwischen mich und euch kommen. Laßt die 'communion', die Vereinigung zu. Erleuchtung ist mög- lich. Wenn sie mir möglich ist, ist sie euch genauso möglich. Wenn es einem einzi- gen Menschen widerfahren ist, dann schlummert die Möglichkeit dazu in jedem.

aus: Sufis: Die den Weg wissen Lee.14 24.8.77

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Wachheit ist der Weg zum Leben. Der Narr schläft, als sei er bereits tot. Der Meister aber ist wach und lebt ewig.

Er beobachtet. Er ist klar.

Wie glücklich er ist! Er weiß, daß Wachheit Leben bedeutet. Wie glücklich er ist, dem Weg des Erwachten zu folgen.

Er meditiert mit großer Beharrlichkeit, denn er sucht Freiheit und Glück. Wach auf, beobachte, sei wie ein Spiegel; erledige deine Arbeit sorgfältig und aufmerksam. Folge dem Weg, und das Licht in dir wird immer heller werden.

Durch Arbeit und Beobachtung schafft sich der Meister eine Insel, die allen Sturmfluten standhält.

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Wachheit ist der Weg zum Leben

Der Mensch schläft — das ist eine der grundlegendsten Tatsachen, die man über ihn wissen muß. Selbst wenn er glaubt wach zu sein, ist er es nicht. Seine Wachheit ist so zerbrechlich, sie ist ein so winziges Licht, daß sie überhaupt nicht ins Gewicht fällt. Diese Wachheit ist ein schönes Wort, ohne jeden Inhalt.

Du schläfst nachts, du schläfst tagsüber — dein Schlaf dauert von der Geburt bis zum Tod, er hat nur verschiedene Formen. Wirklich aufwachen tust du nie. Nur weil du manchmal die Augen öffnest, bist du noch lange nicht wach; mach dir nichts vor. Solange sich dein inneres Auge nicht geöffnet hat und du nicht voller Licht bist, solange du dich nicht selbst erkennst und weißt wer du bist, darfst du dich nicht für wach halten.

Dies ist die größte Illusion des Menschen. Und wenn man erst einmal überzeugt ist wach zu sein, strengt man sich nicht mehr an aufzuwachen.

Die Tatsache, daß du schläfst, dich im Tiefschlaf befindest, muß als erstes tief in dein Herz sinken. Du träumst, tagein, tagaus; manchmal mit geschlossenen manchmal mit offenen Augen, aber du träumst, du bist ein Traum. Du bist noch nicht wirklich.

Und natürlich ist alles, was du im Traum tust, völlig bedeutungslos. Alle deine Ge- danken sind sinnlos und alle deine Pläne Traumgebilde die nur verhindern, daß du das siehst, was tatsächlich ist. Und deshalb fordert Buddha, und nicht nur Gautama Buddha, sondern alle Buddhas, nur eines: Wacht auf! Alle ihre Lehren, über die Jahrhunderte hinweg, können in einem einzigen Aufruf zusammengefaßt werden: Seid wach!

Sie haben Strategien und Methoden entwickelt, Umstände, Lebenszusammenhän- ge, Energiefelder geschaffen, in denen ihr wachgerüttelt werden könnt. Denn so-

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lange man euch nicht aufschreckt und bis ins Mark erschüttert, wacht ihr nicht auf. Euer Schlaf dauert zu lange, er ist bis in euer tiefstes Wesen gedrungen, ihr seid da- mit vollgesogen wie ein Schwamm. Jede Körperzelle, jede Nervenfaser eures Ge- hirns ist voller Schlaf. Das ist keine Kleinigkeit. Deshalb ist es so schwierig und an- strengend, wach und aufmerksam zu sein, zu beobachten und ein unbeteiligter Be- obachter zu werden.

Wenn es etwas gibt, worin alle Buddhas der Welt übereinstimmen, ist es folgendes: der Mensch befindet sich in seinem jetztigen Zustand im Tiefschlaf und muß aufwa- chen.

'Wachheit' ist das Ziel und Aroma all ihrer Lehren.

Zarathustra, Lao Tse, Jesus, Buddha, Bahaudin, Kabir, Nanak — alle Erwachten haben eine einzige Sache in verschiedenen Sprachen, mit verschiedenen Bildern ge- lernt — das Lied ist ewig gleich. Genauso wie das Meer überall salzig ist, ob im Nor- den, Westen, Osten, überall schmeckt es salzig — ist Wachheit der besondere Ge- schmack von Buddhaschaft.

Wenn du aber glaubst, bereits wach zu sein, strengst du dich nicht mehr an aufzu- wachen — warum auch? Warum sich Gedanken machen? Eure Religionen, Götter, Gebete, Rituale sind Ausgeburten eurer Träume — eure Götter sind Traumfiguren, genau wie alles andere auch. Da ihr schlaft, und alles was ihr tut eurem Bewußt- seinsstand entspricht, sind eure Politik und Religion nichts weiter als Traumspiele, aber auch eure Dichtungen, Malerei, eure gesamte Kunst gehört dazu.

In der Bibel heißt es, daß Gott den Menschen nach seinem Ebenbild erschaffen hat; in Wahrheit ist das Gegenteil der Fall: der Mensch hat Gott nach seinem Ebenbilde erschaffen. Eure Götter sind falsch, weil ihr selbst falsch seid, eure Religion ist pseudo, weil ihr selbst pseudo seid; eure Heiligen Schriften sind bedeutungslos, weil ihr selbst ohne jede Bedeutung seid.

Zwei Priester spielen Golf. Als der Jüngere ein leichtes Loch verschlägt, ruft er „Scheiße!" Der ältere Priester ist indigniert und sagt, Gott würde bestimmt einen Blitz auf ihn herunterschicken, wenn er sich nicht zusammennähme. Sie spielen weiter und als der Jüngere erneut ein Loch verfehlt, ruft er wieder, „Scheiße!" Da öffnet sich der Himmel, ein Blitz schießt herunter und trifft den älteren Priester, der tot umfällt. Nach einer kleinen Pause, hört man plötzlich eine Donnerstimme aus himmlischen Höhen: „Scheiße!"

Eure Götter können nicht anders sein, als ihr selbst. Woher sollen sie kommen?

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Wer gibt ihnen Form, Farbe, Gestalt? Es sind eure Geschöpfe, eure Skulpturen: sie haben dieselben Augen, dieselben Nasen — und sie denken so wie ihr! Der Gott des Alten Testaments sagt: „Ich bin ein sehr eifersüchtiger Gott!" Wer hat nun diesen eifersüchtigen Gott erschaffen? Gott kann nicht eifersüchtig sein. Und wenn selbst Gott eifersüchtig ist, was ist dann an Eifersucht verkehrt? Warum darfst du nicht eifersüchtig sein, wenn selbst Gott eifersüchtig ist? Dann ist Eifer- sucht göttlich!

Im Alten Testament heißt es: „Ich bin ein zorniger Gott! Ich werde euch vernich- ten, wenn ihr meine Gebote nicht befolgt. Ihr werdet im ewigen Höllenfeuer schmoren. Und weil ich sehr eifersüchtig bin, dürft ihr auch keinen anderen Gott haben neben mir. Das kann ich nicht hinnehmen," das alles sagt Gott.

Wer hat solch einen Gott erschaffen? Sein Antlitz trägt unseren eigenen Zorn, un- sere eigene Eifersucht.

Ein Jude, der einen geschäftlichen Fehlschlag nach dem anderen hinter sich hat, geht völlig verzweifelt in den Wald, um Gott ins Gebet zu nehmen. „Oh, mein Gott," klagt er mit tränenreicher Stimme, „Bin ich nicht immer ein guter Jude ge- wesen? Habe ich nicht immer Gutes getan, sogar diesen verdammten 'Goyim'? Ha- be ich meine Kinder nicht zu guten Juden erzogen?

Ich trinke nicht, spiele nicht, gebe mich nicht mit schlechten Frauen ab, sondern le- be dem Gesetz gemäß! Mein Gott, warum tust du mir das alles an? Warum strafst du mich so fürchterlich? Warum nur, warum?"

Plötzlich erscheint eine dunkle Wolke über seinem Kopf und eine mächtige Stimme donnert herab, „ Weil du mich ankotzt!"

Euer Gott kann nicht anders sein, als ihr selbst: Er ist eure Projektion, euer eigener Schatten, euer Echo; niemand sonst hat seine Hände im Spiel. Das ist der Grund warum es so unendlich viele Götter auf der Welt gibt. Die Hindus haben eine be- stimmte Vorstellung von Gott — die hinduistische — und dieser Gott spiegelt nur das hinduistische Denken wieder.

Es ist unglaublich, welche Gottesvorstellungen man in den alten Schriften der Hin- dus findet. Diese Götter sind sehr sexuell. Ehebruch ist unter Hindu-Göttern an der Tagesordnung; und sie spielen ihre Ehebruch-Spiele nicht nur in ihrem Hindu- Paradies, sondern lassen damit nicht einmal die Erde in Frieden. Sie kommen sogar auf die Erde, um einfache Frauen zu verführen, oder sogar zu vergewaltigen. Nicht einmal die Frauen der großen Propheten bleiben verschont. Da sie als Götter über unbegrenzte Kräfte verfügen, können sie in Gestalt der Ehemänner erscheinen, so

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daß die Frauen keine Ahnung haben, wer sich hinter der Fassade verbirgt. Derartige Götter sind Produkte eines durch und durch sexuellen Geistes.

Das gleiche gilt für alle Götter der Religionen dieser Welt. Deshalb hat Buddha überhaupt nichts über Gott gesagt: denn, „Welchen Sinn soll es haben, zu Schlafen- den über Gott zu sprechen? Sie hören es nur im Schlaf und alles was man sagt ver- mischt sich mit ihren Träumen und daraus entstehen dann völlig falsche, sinnlose, gefährliche Götter. Es ist besser, keine Götter zu haben."

Deshalb sagt Buddha nichts über Gott, sondern bemüht sich nur euch aufzuwecken.

Eines abends saß ein erleuchteter buddhistischer Meister an einem Fluß, genoß den Abend, hörte dem Wasser und dem Rauschen der Bäume zu, als sich ihm ein Mann näherte und bat, „Kannst du deine Religion in einem einzigen Wort zusammenfas- sen?

Der Meiste xhwieg, und blieb so unbewegt, als hätte er die Frage nicht gehört. Da bohrte der Frager, „Bist du taub? Was ist los?" Da erwiderte der Meister, „Ich habe deine Frage gehört und habe sie beantwortet! Mein Schweigen ist die Antwort. Diese Pause, dieses Intervall, war meine Antwort." Der Mann war ratlos und mein- te, „Das ist mir zu geheimnisvoll, das verstehe ich nicht. Kannst du dich nicht etwas deutlicher ausdrücken?" Daraufhin schrieb der Meister mit seinem Finger in klei- nen Buchstaben 'meditation' in den Sand. „Das ist schon besser," sagte der Frager, „das ist wenigstens ein Wort, das ich kenne und über das ich nachdenken kann. Aber kannst du nicht ein bißchen deutlicher werden?"

Daraufhin schrieb der Meister erneut, 'Meditation' mit etwas größeren Buchstaben in den Sand. Der Mann war verwirrt, verlegen, beleidigt und aufgebracht. „Fällt dir nichts Neues ein, kannst du dich nicht deutlicher ausdrücken?" Und der Meister schrieb ein drittes Mal in sehr großen Buchstaben, 'MEDITATION' in den Sand.

Da gab der Wissensdurstige auf und seufzte, „Du bist verrückt." Da endlich sagte der Meister, „Ich habe mich schon sehr weit herabgelassen. Die erste Antwort war richtig, die zweite war nicht richtig, die dritte war falsch und die letzte völlig falsch," — denn wenn man 'MEDITATION' mit Großbuchstaben schreibt, hat man einen Gott daraus gemacht. Deshalb wird gewöhnlich das Wort 'Gott' mit Großbuchstaben geschrieben, denn schon durch die Schreibweise, kann man ihn etwas erhöhen und ihm einen Rang verleihen.

Der Meister sagte, „Es war schon eine Sünde"; wischte mit einer Handbewegung alle Wörter aus und bat, „Behalte bitte nur die erste Antwort im Herzen, denn sie ist die einzig richtige."

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Wer schweigt, wacht auf, wer viel denkt, schläft weiter. Wenn du im Stillen ständig vor dich hinplapperst, schläfst du. Kannst du dagegen stillsitzen, bis das Denken aufhört und nur noch das Singen und Jubilieren der Vögel zu hören ist... dein Kopf ist vollkommen gedankenleer, es herrscht absolute Stille ... dann steigt Bewußtheit in dir auf. Bewußtheit kommt nicht von außen, sondern entsteht in deinem Innern; sie wächst in dir.

Im übrigen, denk daran: du schläfst tief und fest.

Ein Ehepaar schläft gemeinsam im Ehebett. Gegen drei Uhr nachts träumt die Frau davon, daß sie sich heimlich mit einem anderen Mann trifft. Plötzlich hört sie — im Traum — wie ihr Mann nach Hause kommt und ruft laut, „Himmel, mein Mann!" Ihr Ehemann, der davon aufwacht, springt zum Fenster hinaus.

Wenn ihr darüber lacht, dann lacht ihr über euch selbst, macht euch das klar: das ist eure Wirklichkeit, das seid ihr.

Eine Ehefrau will die Liebe ihres Ehemannes zurückgewinnen und versucht es mit dem Rat einer Freundin: sie bringt ihm gleich Pantoffel und Pfeife, als er spät abends nach Hause kommt, verwöhnt ihn mit einem großen Whisky, und schmiegt sich verführerisch, nur mit einem Seidennachthemd bekleidet, an ihn. Als sie ihm schließlich ins Ohr flüstert, „Laß uns nach oben gehen, Liebling!" antwortet der et- was nachdenkliche Ehemann, „Nun gut, wenn ich nach Hause komme, wird mir ohnehin die Hölle heiß gemacht."

Wir sind völlig blind, für das, was um uns herum geschieht. Dabei sind wir bei al- lem was wir tun leistungsfähig, so leistungsfähig sogar, daß wir nicht einmal be- wußt dabei sein müssen. Wir erledigen das Notwendige mechanisch, automatisch; wir funktionieren wie Roboter. Wir sind Maschinen, aber noch keine Menschen.

Genau das gleiche hat Gurdjieff wieder und immer wieder gesagt: der Mensch ist ei- ne Maschine. Viele waren beleidigt, denn niemand läßt sich gerne als Maschine be- zeichnen. Maschinen möchten gerne Götter genannt werden — dann fühlen sie sich gut und großartig.

Gurdjieff bezeichnet die Menschen nur immer als Maschinen! — und er hatte recht. Wenn du dich selbst beobachtest, kannst du erkennen, wie mechanisch du dich ver- hälst.

Der russische Psychologe Pavlov und der Amerikaner Skinner halten den Men- schen für eine wunderbare Maschine ohne Seele, weiter nichts. Für 99,9% der Menschen haben sie recht; nur für den kleinen Rest, für die Buddhas, die Erwach-

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ten, sind sie im Unrecht. Ihr Irrtum ist verzeihlich, denn sie sind noch nie einem Buddha begegnegt, sondern nur Menschen wie euch.

Skinner hat Menschen und Ratten studiert und keinen Unterschied gefunden. Rat- ten sind einfacher gebaut, das ist alles; der Mensch ist ein bißchen komplizierter. Der Mensch ist ein hochkomplizierte Maschine und die Ratte ein einfaches Modell. Und weil es mit Ratten einfacher ist, beschäftigen sich die Psychologen mit ihnen. Sie erforschen Ratten und ziehen Rückschlüsse auf den Menschen — und diese Schlüsse sind fast richtig. Ich sage 'fast', wohlgemerkt, denn die restlichen 0,1% sind das wichtigste Phänomen, das sich auf der Erde ereignet hat: ein Buddha, ein Jesus, ein Mohammed.

Diese Erwachten sind die einzigen wirklichen Menschen. Aber wo soll Skinner ei- nen Buddha finden? Bestimmt nicht in Amerika.

Ich habe gehört: Jemand fragte einen Rabbi, „Warum wurde Jesus nicht im Amerika des 20. Jahr- hunderts geboren?" Der Rabbi zuckte die Schultern und sagte, „In Amerika? Das ist unmöglich: Wie soll man dort eine Jungfrau finden? Und drei weise Männer?"

Und ohne eine jungfräuliche Mutter und drei Weise, kann Jesus schließlich nicht geboren werden.

Nach dem Sonntagsgottdienst bat der Pfarrer seine versammelte Gemeinde, „Alle Frauen, die noch Jungfrauen sind, möchten bitte aufstehen!" Eine einzige Frau mit einem Baby auf dem Arm stand auf. Die Frau war offensicht- lich die Mutter und der Pfarrer sagte zu ihr, „Warum stehst du denn auf, du bist doch bestimmt keine." Die Frau: „Ich nicht, aber mein Baby, und es kann doch nicht allein aufstehen."

Wo soll Skinner einen Buddha finden? Und wenn er einen träfe, würde er ihn wahr- scheinlich vor lauter Theorien und Vorurteilen nicht sehen. Der Buddha wäre für ihn auch nur eine Ratte, denn er kann nur das Verhalten von Ratten verstehen. Aber Ratten sind weder erleuchtet, noch können sie meditieren. Für Skinner ist jeder Mensch nur eine größere Ratte. Und er hat für die Mehrzahl der Menschen recht; meine Schlußfolgerungen sind nicht falsch und auch die Bud- dhas stimmen ihm zu, was die sogenannte normale Menschheit anbelangt: die 'normale' Menschheit befindet sich im Tiefschlaf. Sogar die Tiere sind nicht so unbewußt.

Habt ihr schon einmal ein Reh im Wald beobachtet, wie aufmerksam es um sich

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blickt und wie vorsichtig es sich bewegt? Ist euch schon einmal aufgefallen, mit welch großer Intelligenz ein Vogel, der auf einem Ast sitzt, alles um sich herum be- obachtet?

Näherst du dich einen Schritt zuviel, fliegt er davon. Der Vogel ist sehr aufmerk- sam, wenn es um sein Territorium geht; wird die Grenze überschritten, wird es ge- fährlich für ihn, fliegt er davon.

Wenn man sich genau umsieht, ist nur eines erstaunlich: der Mensch scheint das verschlafenste Tier der gesamten Erde zu sein. Eine Frau erwirbt in einer Auktion, bei der die Luxuseinrichtung eines Bordells versteigert wird, einen Papagei. Sie läßt seinen Käfig zwei Wochen lang verhängt, damit der Papagei seinen schmutzigen Wortschatz vergessen soll. Als der Käfig ab- gedeckt wird, sieht sich der Papagei um und stellt fest, „Awrrk! Neues Haus. Neue Puffmutter." Als die Töchter nach Hause kommen, schnarrt er, „Awrrk! Neue Mädchen." Und als am Abend der Ehemann das Zimmer betritt, ruft er voll Freu- de, „Awrrk! Awrrk! Die selben alten Kunden. Hello Joe!"

Der Mensch ist sehr tief gefallen. Das ist die wirkliche Bedeutung der biblischen Geschichte vom Sündenfall und der Vertreibung aus dem Paradies. Warum wurden Adam und Eva aus dem Garten Eden vertrieben? Sie hatten die Frucht vom Baum der Erkenntnis gegessen, sie waren zu Verstandesmenschen geworden und hatten ihr Bewußtsein verloren. Wenn man zum Intellekt wird, verliert man das Bewußt- sein, denn Intellekt bedeutet Schlaf, Intellekt bedeutet Lärm, Intellekt bedeutet mechanisch sein. Wenn du ein Verstandesmensch bist, hast du dein Bewußtsein verloren. Deshalb besteht eure ganze Arbeit darin, euren Intellekt loszuwerden und euer Bewußtsein wieder Zugewinnen. Ihr müßt alles, was ihr für euer Wissen haltet loswerden, denn es ist genau dieses Wissen, das euch weiterschlafen läßt. Je gebildeter jemand ist, umso tiefer schläft er.

Das ist auch meine eigene Beobachtung. Einfache Dorfbewohner sind viel bewuß- ter und wacher als Professoren und gebildete Leute. Professoren sind nichts als Pa- pageien und die Akademiker an den Universitäten sind voller Mist — Mist von hei- ligen Kühen, voll von sinnlosem Lärm — nur Köpfe, ohne einen Funken Bewußt- heit. Menschen, die mit der Natur arbeiten — Bauern, Gärtner, Holzfäller, Schrei- ner, Maler — sind sehr viel wacher als Dekane, Kanzler und Vize-Kanzler der gro- ßen Universitäten. Wenn man mit der Natur arbeitet, muß man wach sein, denn die Natur selbst ist äußerst wach. Bäume zum Beispiel sind ungeheuer aufmerksam, anders als wir, aber doch sehr, sehr wach.

Dafür gibt es jetzt sogar wissenschaftliche Beweise. Wenn zum Beispiel ein Holz- fäller mit einer Axt durch den Wald geht, um einen Baum zu fällen, fangen alle Bäu-

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me zu zittern an. Ich meine das nicht poetisch, sondern als wissenschaftliche Tatsa- che, denn es gibt jetzt so empfindliche Instrumente, die messen können, ob ein Baum glücklich oder unglücklich, ängstlich oder furchtlos, traurig oder ekstatisch ist.

Und wenn die Bäume einen Holzfäller sehen, fangen sie vor Angst zu zittern an, weil sie wissen, daß sie sterben müssen, selbst wenn er noch nicht damit begonnen hat ein Baum zu fällen. Der Holzfäller braucht nur aufzutauchen! Etwas anderes ist noch seltsamer: geht derselbe Holzfäller, mit derselben Axt, aber ohne den Ent- schluß einen Baum zu fällen durch den Wald, haben die Bäume keine Angst. Es scheint, daß Bäume die Absichten von Menschen erkennen, daß sie Gedanken lesen können!

Eine andere Tatsache ist in diesem Zusammenhang ebenfalls interessant, wenn in einem Wald ein Tier getötet wird, gerät nicht nur das Tierreich, sondern auch die Pflanzenwelt in Aufruhr. Wird ein Hirsch erlegt, spüren alle anderen Hirsche des Waldes den Hauch des Todes, und ziehen sich traurig ins Unterholz zurück. Plötz- lich sind alle Tiere des Waldes ohne ersichtlichen Grund voller Angst und Unruhe; auch wenn sie vielleicht nicht selbst erlebt haben, wie der Hirsch erlegt wurde, sind sie auf eine feine unmerkliche Weise davon betroffen — instinktiv, instinktiv. Aber nicht nur die Hirsche sind davon betroffen: die Bäume, die Papageien, die Tiger, sogar die Adler und das Gras bleiben nicht unberührt davon.

Ein Mord ist geschehen, Vernichtung und Tod liegen in der Luft — alle Lebewesen sind davon betroffen.

Der Mensch scheint von allen am tiefsten zu schlafen ...

Meditiere über diese Verse Buddhas, nimm ihren Geist in dich auf — befolge sie.

Wachheit ist der Weg zu Leben

Du bist nur in dem Maße lebendig, wie du bewußt bist. Bewußtsein unterscheidet Leben von Tod. Du bist nicht lebendig, nur weil du atmest, nur weil dein Herz schlägt. Physiologisch kann man dich in einem Krankenhaus selbst im Zustand tie- fer Bewußtlosigkeit am Leben erhalten. Man kann Herzschlag und Atmung durch Apparate in Gang halten, so daß man gemessen an Atmung, Herzschlag und Kreis- lauf, jahrelang am Leben bleiben kann. In den hochentwickelten Ländern gibt es mittlerweile schon eine ganze Reihe von Menschen, die durch Technologie am Le- ben erhalten werden. Sie vegetieren in den Krankenhäusern, weil man den Tod unendlich lange hinausschieben kann, Jahre, jahrhundertelang kann man Men- schen am Leben erhalten. Sofern man das als Leben bezeichnet. Aber es ist kein Le-

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ben; vegetieren ist nicht leben. Für Buddhas ist das Leben etwas völlig anderes; Le- ben ist für sie Bewußtheit. Für sie ist ein Mensch nicht lebendig, weil er atmet, und der Kreislauf funktioniert, sondern erst, wenn er erwacht ist, ist er lebendig. Außer den Erwachten ist niemand lebendig. Ihr seid wandelnde, sprechende, handelnde Leichen — Roboter.

Wachheit ist der Weg zum Leben, sagt Buddha.

Je wacher du bist, desto lebendiger bist du. Und Leben ist Gott, einen anderen Gott gibt es nicht. Deshalb spricht Buddha über Leben und Bewußtheit. Leben ist das Ziel, und Bewußtheit die Technik es zu erlangen.

Der Narr schläft...

Alle schlafen, also sind alle Narren. Sei nicht beleidigt; man muß die Dinge beim Namen nennen. Ihr seid Schlafwandler und deshalb stolpert ihr durch die Gegend und tut Dinge, die ihr gar nicht tun wollt. Ihr tut Dinge von denen ihr beschlossen habt, sie nicht zu tun. Ständig macht ihr etwas, wovon ihr genau wißt, daß es nicht richtig ist und das, was ihr als richtig erkannt habt, tut ihr nicht.

Wie ist das möglich? Warum könnt ihr nicht geradeaus gehen? Warum geratet ihr immer auf Nebenwege? Warum verlauft ihr euch?

Ein junger Mann, mit einer schönen Stimme, hatte zugesagt, eine Rolle in einem Laienspiel zu übernehmen, obwohl er im Grunde keine Lust dazu hatte, da er sich bei solchen Gelegenheiten nur immer blamiere. Man versicherte ihm, daß die Rolle sehr einfach sei, nur eine .einzige Zeile Text: „Ich komme, einen Kuß zu stehlen, und mich ins Getümmel zu stürzen. Oh! ich höre einen Pistolenschuß ..." danach sollte er von der Bühne abgehen.

Als es schließlich soweit ist, stolpert er auf die Bühne, mehr verlegen als selbstsi- cher, weil die Offiziers-Uniform zu eng ist, die erst in allerletzter Minute für ihn angefertigt worden war. Als er die schöne Heldin, in ihrem weißen Gewand im lau- schigen Garten liegend, auf ihn warten sieht, verliert er völlig die Nerven. Er räu- spert sich und beginnt: „Ich komme, um ihren Stuhl zu küssen, nein! einen Kuß zu stehlen, und in das Gefummel zu furzen — ich meine in das Getümmel zu stürzen! Oh! Ich höre einen Pistolenschiß, nein! Schißtolenpiß! Schißtolen Scheiß. Oh, scheiße, scheiße, scheiß auf euch alle! Ich wollte nie in diesem verfluchten Theaterstück mitspielen!"

So läuft es. Schaut euch euer Leben an: alles was ihr tut ist so verwirrt und so ver-

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wirrend. Ihr habt keine Klarheit, ihr habt kein Wahrnehmungsvermögen. Ihr seid nicht wach. Ihr seht nichts! Ihr hört nichts! Sicherlich, ihr habt Ohren und könnt hören, aber innen ist keiner, der etwas verstehen könnte. Und Augen habt ihr na- türlich auch, aber in euch ist niemand. Eure Augen sehen und eure Ohren hören, aber trotzdem versteht ihr nichts.

Mit sehenden Augen ist Gott überall zu sehen und Ohren, die hören, nehmen un- entwegt die Sphärenmusik, die Harmonie der Schöpfung wahr.

Aber ihr stolpert bei jedem Schritt, ständig macht ihr etwas falsch und trotzdem glaubt ihr unerschütterlich daran, daß ihr bewußt seid. Laßt diese Idee ganz und gar fallen. Das wäre ein wichtiger Schritt, ein großer Sprung, denn wenn man nicht glaubt bewußt zu sein, sucht man nach Mitteln und Wegen es zu werden.

Ihr schlaft tief und fest, ihr befindet euch im Tiefschlaf; das muß als erstes tief in eu- er Herz sinken.

Auch die psychologische Wissenschaft hat einige Tatsachen über das menschliche Bewußtsein entdeckt, die, obgleich sie auf rein intellektueller Ebene bleiben, ein wichtiger Anfang sind. Denn durch intellektuelle Erkenntnis ist der Weg zur exi- stentiellen Erfahrung geebnet.

Freud war ein wichtiger Pionier, zwar kein Buddha — aber er hat den Großteil der Menschheit damit vertraut gemacht, daß im menschlichen Geist, der größte Teil unbewußt ist. Das Unbewußte ist neunmal größer als das, was wir als unser Be- wußtsein kennen.

Freuds Schüler Jung wagte sich weiter vor, drang ein bißchen tiefer ein, und ent- deckte das kollektive Unbewußte, das hinter dem individuellen Unbewußten liegt. Aber es gibt noch eine weitere Schicht des Unbewußten, die darauf wartet entdeckt zu werden ... und ich hoffe, daß man durch die psychologischen Forschungen, die auf beiden Seiten des eisernen Vorhangs betrieben werden, bald darauf stößt: das kosmische Unbewußte. Darüber haben bisher nur die Buddhas gesprochen.

Man kann es folgendermaßen sagen: der bewußte Geist ist der kleinste und empfind- lichste Teil unseres Seins. Hinter dem Bewußtsein, kann man sehr undeutlich das Unterbewußte wahrnehmen; es ist nur wie ein Flüstern, man kann es nicht klar er- kennen, es ist wie ein Drahtzieher hinter dem Bewußtsein. Die dritte Schicht ist das Unbewußte, das man nur in seinen Träumen oder durch Drogengenuß kennenler- nen kann. Mit dem kollektiven Unbewußten kommt man nur in Berührung, wenn man in den Tiefen seines Unbewußten forscht. Geht man dann noch weiter, noch tiefer, stößt man auf das kosmische Unbewußte.

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Das kosmische Unbewußte ist die Natur. Das kollektive Unbewußte ist die gesam- te Menschheit, die bisher gelebt hat und Teil des einzelnen ist. Das Unbewußte ist individuell und enthält all das, was du nicht ausdrücken durftest, was von der Ge- sellschaft unterdrückt wurde; deshalb taucht es nur durch die Hintertür, nachts in deinen Träumen auf. Das Bewußtsein, das sogenannte Bewußtsein, ist winzig, nur ein Hauch und trotzdem ungeheuer bedeutsam, denn es trägt einen Samen, der gro- ße Möglichkeiten in sich birgt — und Samen sind immer klein.

Es gibt noch eine völlig andere Bewußtseinsdimension. So wie Freud die Dimen- sion unterhalb des Bewußtseins erschlossen hat, hat Aurobindo die Dimension über dem Bewußtsein zugänglich gemacht. Freud und Sri Aurobindo sind für mich die zwei wichtigsten Persönlichkeiten dieses Jahrhunderts; beide haben der Menschheit wichtige Dienste erwiesen, obwohl sie beide nur Intellektuelle, keine Erleuchteten waren. Beide haben, zumindest intellektuell, darauf aufmerksam ge- macht, daß der Mensch nicht so klein ist, wie er auf den ersten Blick erscheint, son- dern daß sich unter der Oberfläche große Tiefen und große Höhen verbergen. Freud drang in die Tiefen und Sri Aurobindo versuchte in die Höhen vorzustoßen. Über unserem sogenannten Bewußtsein liegt das wirkliche Bewußtsein, das man durch Meditation erfahren kann. Wenn das Alltags-Bewußtsein medtitativ wird, gelangt man zum wirklichen Bewußtsein. Und über dem wirklich bewußten Geist, ist der überbewußte Geist. Durch Meditation kann man kurze Einblicke in diese Bewußtseinsebenen gewinnen. Meditation ist Herumtasten im Dunkeln, es kön- nen sich unvermittelt einige Fenster öffnen, aber dann fällt man wieder zurück. Erst wenn man im Bereich des überbewußten Geistes angelangt ist — das ist Samadhi — hat man eine kristallklare umfassende Bewußtheit erlangt, die man nicht mehr verlieren kann: sie gehört zu dir und bleibt sogar im Schlaf erhalten. Nach dem Uberbewuß- ten kommt das 'kollektive Überbewußtsein', das, was man in den Religionen als 'Götter' bezeichnet. Jenseits des kollektiven Überbewußtseins ist das kosmische Überbewußtsein, das sogar noch über die Götter hinausführt. Buddha nennt es 'Nirwana', Mahvir nennt es 'Kaivalya', Hindu-Mystiker haben es 'Mokscha' ge- nannt; man kann es auch einfach die Wahrheit nennen.

Das sind die neun Bewußtseinszustände eures Seins, aber ihr lebt nur in einer klei- nen Ecke davon — dem winzigen Bereich des Alltagsbewußtseins. Es ist, als ob euch ein Schloß gehört, und ihr am Schloßtor haust, weil ihr völlig vergessen habt, daß euch das Schloß gehört.

Freud und Aurobindo waren intellektuelle Riesen, Pioniere des Geistes, große Phi- losophen, die sich mutig in unbekannte Gebiete vorwagten. Es wäre weitaus bes- ser, Studenten der Philosophie mit den Lehren Sri Aurobindos vertraut zu machen, als sie mit den Theorien von Bertrand Russell, Alfred North Witehead, Martin

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Heidegger und Jean-Paul Sartre zu füttern. Aurobindo ist der größte Philosoph dieses Jahrhunderts; daß man ihn in der akademischen Welt bisher völlig ignorier- te, hat seinen Grund. Selbst wenn man Aurobindo nur liest, wird einem klar, daß man in Unbewußtsein lebt. Obwohl Aurobindo kein Buddha ist, kann er einen in Verlegenheit bringen. Wenn er recht hätte? Warum macht man sich nicht auf, diese Seinsbereiche selbst zu erforschen?

Freud wurde nach langen Auseinandersetzungen schließlich anerkannt; Sri Auro- bindo wurde bis heute noch nicht akzeptiert, ja, man ist nicht, einmal gegen ihn: er wird einfach ignoriert. Der Grund für dieses unterschiedliche Verhalten ist klar: Freud spricht über etwas Niedrigeres, als man selbst, und wenn man sich damit be- schäftigt, braucht man keine Minderwertigkeitsgefühle zu bekommen. Es tut sogar gut zu wissen, daß man selbst bewußt ist, und daß es darunter noch das Unterbe- wußte, das Unbewußte und das kollektive Unbewußte gibt. Diese Seinsbereiche sind niedriger als man selbst, man steht darüber und fühlt sich überlegen. Durch das, was Aurobindo sagt, fühlt man sich dagegen minderwertig und angegriffen: es soll noch höhere Seinsbereiche geben, als den in dem man sich selbst befindet; so et- was hört das menschliche Ego nicht gerne, alles höhere ist von vorneherein ver- dächtig. Der Mensch glaubt nur zu gerne, daß er das Höchste ist, was es gibt, der Gipfel, die Krone der Schöpfung, der Mount Everest — etwas Höheres, als ihn kann es nicht geben ... Das ist auch der Grund, warum der moderne Mensch Gott leugnet, denn die Existenz Gottes zu bejahen, ist das Eingeständnis, daß es etwas Höheres gibt. Das moderne Ego ist so aufgebläht, daß der zeitgenössische Intellekt einfach behauptet, „Es gibt keinen Gott, keine andere Welt, kein Leben nach dem Tode." Das tut gut, auch wenn es bedeutet, daß ihr das eigene Königreich, die eige- nen Gipfel verleugnet, fühlt ihr euch wohl dabei. Seht die Dummheit daran!

Buddha hat recht. Er sagt:

Der Narr schläft, als sei er bereits tot.

Der Meister aber ist wach und lebt ewig.

Bewußtheit ist ewig, sie kennt keinen Tod. Nur Unbewußtheit stirbt. Wenn du al- so unbewußt bleibst, schläfst du weiter und mußt wieder sterben. Wenn du dieses Joch von Tod und Wiedergeburt abschütteln, wenn du aus dem Rad von Leben und Tod aussteigen willst, mußt du vollkommen wach und aufmerksam werden. Dein Bewußtsein muß immer klarer werden.

Und es genügt nicht, diesen Einsichten nur intellektuell zuzustimmen, sondern du mußt sie leben, ausprobieren, sie müssen eine existentielle Erfahrung für dich wer-

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den. Ihr sollt nicht nur der philosophischen Erkenntnis zustimmen, denn Philoso- phie bringt nichts, sie trägt keine Früchte. Früchte kann man erst ernten, wenn man sich wirklich darum bemüht aufzuwachen.

Aber diese intellektuellen Wegweiser können in dir den Wunsch und das Verlangen zu erwachen entstehen lassen; sie können dich auf dein Potential, auf die ungeleb- ten Möglichkeiten hinweisen. Diese Verse können dich darauf aufmerksam ma- chen, daß du nicht nur das bist, wofür du dich hälst — du bist sehr viel mehr.

Der Narr schläft, als sei er bereits tot, Der Meister aber ist wach und lebt ewig.

Er beobachtet Er ist klar.

Das sind einfache und wunderbare Worte. Wahrheit ist immer einfach und immer wunderbar. Sieh dir genau an, wie einfach diese Worte sind ... und wieviel sie bein- halten! Sie tragen Welten, unendliche Welten in sich.

Er beobachtet. Er ist klar.

Das einzige, was man lernen muß, ist: Aufmerksamkeit. Beobachte jede deiner Handlungen. Beobachte jeden Gedanken, der in deinem Kopf entsteht; beobachte jeden Wunsch, der von dir Besitz ergreift. Beobachte jede kleinste Bewegung — wie du gehst, sprichst, ißt, ein Bad nimmst. Beobachte alles. Mach aus deinem ganzen Tagesablauf eine einzige Beobachtung. Iß nicht mechanisch, stopfe dich nicht ein- fach mit dem Essen voll — Kaue gut und sei aufmerksam dabei... du wirst erstaunt sein, was du dir bisher hast entgehen lassen; jeder Biß ist ein Genuß und befriedigt dich, wenn du aufmerksam bist. Sogar ganz gewöhnliches Essen schmeckt wie ein Festmahl, wenn du aufmerksam bist. Stopfst du dagegen nur alles unachtsam in dich hinein, schmeckt selbst das raffinierteste Mahl nur wie ein Linsengericht, weil niemand da ist, der die Geschmacksnuance wahrnimmt.

Iß langsam, aufmerksam, kaue jeden Bissen, schmecke ihn.

Rieche, berühre Dinge, fühle den Wind und die Sonnenstrahlen auf deinem Kör- per. Schau in den Mond — sei stille, gesammelte Beobachtung und der Mond wird sich in dir in unglaublicher Schönheit widerspiegeln. Lebe dein Leben und beob- achte alles, ohne Unterlaß.

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Du wirst es immer wieder vergessen. Das ist natürlich, verzweifle deshalb nicht. Unzählige Leben hast du gelebt ohne zu beobachten, es ist also normal und natür- lich, daß du es immer wieder vergißt. Sobald du dich wieder erinnerst, beobachte. Und vergiß eines nicht: wenn du merkst, daß du wieder vergessen hast zu beobach- ten, verschwende keine Zeit damit, deine Unzulänglichkeit zu bereuen. Sei nicht verzweifelt, daß du „es wieder nicht geschafft hast."

Rede dir nicht ein, daß du „nichts taugst". Verurteile dich nicht selbst, das ist reine Zeitverschwendung. Bereue nie etwas, das vergangen ist. Lebe im Moment. Was macht es schon, wenn du es vergessen hast? Das ist normal — Unaufmerksamkeit ist eine Gewohnheit und Gewohnheiten sind hartnäckig. Und es ist keine neue Ge- wohnheit, die aus diesem Leben stammt: sie ist uralt, in unzähligen Leben einge- übt.

Wenn es dir auch nur für wenige Augenblicke gelingt zu beobachten, kannst du Gott danken — sei dankbar dafür! Es ist schon mehr, als du erwarten kannst.

Er beobachtet. Er ist klar.

Durch Beobachtung entsteht Klarheit in dir. Woher kommt diese Klarheit? Je mehr du beobachtest, umso geringer wird deine Hast. Du wirst anmutiger. Du plapperst innerlich weniger, wenn du aufmerksam bist, weil die Energie, mit der du vorher geplappert hast, nun in das Beobachten fließt — es ist dieselbe Energie! Deine Ener- gie wird in Beobachtung umgewandelt und der Intellekt bekommt keine Nahrung mehr. Der Gedankenfluß wird dünner, er verliert an Gewicht. Langsam, ganz langsam versiegt er ganz. Und sowie die Gedanken versiegen, entsteht Klarheit. Dein Geist wird wie ein Spiegel.

Wie glücklich er ist!

Und wenn man klar ist, ist man glücklich. Verwirrung ist die Wurzel allen Un- glücks: Klarheit ist das Fundament von Glückseligkeit.

Wie glücklich er ist! Er weiß, daß Wachheit Leben bedeutet.

Und nun weiß er, daß es keinen Tod gibt, denn Wachheit ist unvergänglich. Kommt der Tod, bleibst du der Beobachter. Du stirbst und beobachtest es. Dein Körper verschwindet, Staub zu Staub, aber deine Wachheit bleibst; sie geht in das kosmische Ganze ein. Sie wird zum kosmischen Bewußtsein.

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In diesem Augenblick haben die Seher der Upanishaden erklärt, 'Aham Brahmas- mi! Ich bin das kosmische Bewußtsein!' Und Al Hillaj Mansoor erklärt „Ana'l

Haq! — Ich bin die Wahrheit!" Das sind die Gipfel, die euer Geburtsrecht sind. Und wenn ihr sie nicht erreicht, seid nur ihr dafür verantwortlich — niemand sonst.

Wie glücklich er ist! Er weiß, d a ß Wachheit Leben bedeutet.

Wie glücklich er ist, dem Weg des Erwachten zu folgen.

Er meditiert mit großer Beharrlichkeit,

denn er sucht Freiheit und Glück. hört genau hin:

Mit großer Beharrlichkeit...

Solange du nicht deine ganze Energie darauf verwendest, dich selbst aufzuwecken, wirst du nicht aufwachen. Halbherzige Anstrengungen sind sinnlos. Du darfst nicht nur so-la-la, nicht nur lauwarm bei der Sache sein. Das bringt dich nicht wei- ter. Lauwarmes Wasser kann nicht verdampfen, und lauwarmes Bemühen aufzu- wachen, schlägt fehl. Die innere Verwandlung kann nur geschehen wenn du alle Energiereserven mobilierst: du mußt dich auf hundert Grad erhitzen, damit du ver- dampfen kannst, damit alchemische Veränderungen stattfinden können. Dann fängst du an aufzusteigen.

Ist es dir in der Natur noch nie aufgefallen? — Wasser fließt abwärts, und Dampf steigt aufwärts. Genauso ist es auch mit dem Bewußtsein: Unbewußtheit geht nach unten, Bewußtheit geht nach oben. Nach oben heißt nach innen gehen, und nach unten, heißt nach außen gehen. Wenn du unbewußt bist, interessierst du dich für das Andere: Dinge, Menschen, aber es ist immer das Andere. Du bleibst in absolu- ter Finsternis; deine Augen sind nur auf andere gerichtet. Dadurch entsteht Extro- vertiertbeit, ihr seid fast alle zu stark nach außen orientiert. Bewußtheit macht in- trovertiert, sie führt dich tiefer und tiefer in dein Inneres. Und tiefer bedeutet hö- her; beides wächst gleichzeitig. Bei einem Baum ist es genauso: man sieht nur, daß er in die Höhe wächst, die Wurzeln bleiben verborgen. Dabei müssen, bevor der Baum in den Himmel wachsen kann, sich zuerst die Wurzeln tief im Erdreich ver- ankern. Je höher ein Baum hinaus will, desto tiefer muß er zuerst in die Erde drin- gen. Ein Baum wächst gleichzeitig in beide Richtungen.

Das Bewußtsein wächst genauso: nach oben ... und nach unten schickt es Wurzeln in dein Sein.

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Ich habe die neun Bewußtseinszustände beschrieben. Die Zweige deines Bewußt- seins wachsen nach oben, vom sogenannten Bewußten, zum wirklichen Bewußten, zum Überbewußten, zum kollektiven Bewußtsein, zum kosmischen Bewußtsein. Und deine Wurzeln wachsen in die Tiefe, vom sogenannten Bewußten, zum Un- terbewußten, zum Unbewußten, zum kollektiven Unbewußten, bis zum kosmi- schen Unbewußten. Sobald die Wurzeln deines Bewußtsein die Natur erreichen, erblühen deine Zweige in Gott. Deshalb sind Gott und Natur in einem Erwachten nichts Getrenntes mehr — beides ist miteinander verbunden.

Jemand, der erleuchtet ist, kann nicht gegen die Natur sein. Das ist unmöglich. Er hilft euch in beide Richtungen zu gehen: in die Natur. Und zu Gott. Dazu will auch ich euch helfen. Ihr sollt natürlich werden, so natürlich und wild, daß eure Wurzeln bis in den tiefsten Kern eures Seins reichen — denn das ist die einzige Möglichkeit, damit ihr in die Höhe wachsen könnt. Die Wurzeln müssen tief in der Erde veran- kert sein, daß sie selbst eine hochgewachsene libanesische Zeder tragen können. Das ist einer der Gründe, warum ich besonders hier in Indien, aber auch sonst in der Welt mißverstanden werde. Eure Wurzeln müssen in der Sex-Energie, dem Erdreich eures Seins verankert sein, damit ihr zur Blüte des Überbewußtseins, des Samadhi gelangen könnt. Der Lotus kann nur aufblühen, wenn er im tiefen Schlamm des Sees verankert ist.

Tief verwurzeln könnt ihr euch nur durch große Ausdauer; aber der Mensch ist sehr faul, er ist faul, weil er schläft.

Das Ehepaar war übereingekommen daß derjenige, der als erster etwas sagt, die Tür zur Straße schließen muß, die aus Versehen offen geblieben war. Diebe kommen vorbei; sie finden die Türe offen, treten ein, sehen die schweigsamen Leute wie ein- gefroren sitzen. Nach der ersten Verblüffung machen sich die Einbrecher über das Essen her, das auf dem Tisch steht, nehmen alle Wertsachen an sich, 'küssen' schließlich die Ehefrau und beschließen, den Bart des Mannes abzurasieren. Das Ehepaar ließ bisher alles geschehen, ohne auch nur einen Mucks von sich zu geben, aber jetzt schreit der Mann: „Also gut, ich werde diese verdammte Tür schließen!"

Die Leute sind wirklich faul, stinkfaul, Faulheit und Schlaf sind eins. Deshalb muß man sich beharrlich und unerschütterlich anstrengen, wenn man aufwachen will. Ihr werdet wieder und wieder zurückfallen, wieder und wieder werdet ihr verges- sen bewußt zu sein. Da ihr wie betrunken seid, muß man es euch verzeihen; aber sobald du es merkst, sobald dich ein Lichtstrahl trifft und du dich daran erinnerst, strenge dich wieder mit ganzer Kraft an.

Sei kein Narr, schlafe nicht weiter, sei nicht wie betrunken.

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Drei Betrunkene gingen auf der Straße, der eine von ihnen trug einen Laib Brot, der andere eine Flasche Wein und der dritte eine Autotür. Da sie im Gänsemarsch mit- ten auf der Straße liefen, wurden sie von einem Polizisten angehalten, der wissen wollte wo's denn hinginge. „Wir machen ein Picknick", lallte der mit dem Brot. „Aha," sagte der Polizist „Brot und Wein, das ist in Ordnung; nur, wofür braucht ihr denn die Autotür?" „Na, das ist doch klar", erklärte der Mann mit der Türe, „wenn es zu kalt wird, kann ich das Fenster hochdrehen."

Ihr müßt euch von vielen Schichten der Trunkenheit befreien. Gier ist zum Beispiel eine davon — und jeder ist gierig, jeder will immer mehr haben. Der Kopf verlangt ständig nach mehr und ist mit nichts zufrieden. Wenn du hinter Geld her bist, willst du mehr Geld. Wenn du auf politische Macht aus bist, gibt es immer noch eine hö- here Position zu erreichen. Wenn du berühmt werden willst, dann bist du nicht be- scheiden genug, denn du möchtest gerne der bescheidenste Mensch auf der Welt sein. Und wenn du der Welt entsagen willst, dann lebst du noch nicht einsam ge- nug. Euer Denken wird von einem Verlangen bestimmt, das grenzenlos ist und nie zur Ruhe kommt: mehr ...

Gier ist Trunkenheit; Schlaf auch. Wut ebenso. Ist dir schon einmal aufgefallen, daß du in deiner Wut Dinge tust, die dir sonst nicht im Traum einfallen? Du sagst Dinge, die du später bereust, und kannst nicht fassen, daß du solche Worte in den Mund genommen hast. Was geschieht mit dir, wenn du wütend bist? Du siehst nicht mehr klar, du bist wie betrunken.

Werde immer aufmerksamer und beobachte deine Wut, deine Gier, deine Eifer- sucht und du wirst feststellen, daß sie dich immer seltener plagen.

Ich sage nicht: Seid nicht wütend! Denn das sagt man schon seit Jahrhunderten zu euch. Eure sogenannten Heiligen sagen seit jeher, daß ihr nicht wütend sein sollt und deshalb habt ihr Mittel und Wege gefunden, eure Wut zu unterdrücken. Aber je stärker du deine Wut unterdrückst, umso größer wird dein Unbewußtes. Alles, was dir nicht gefällt, wirfst du ständig in deinen inneren Keller und dann hast du Angst dort hinunterzugehen, denn dort stapelt sich alles: Wut, Gier, Sex — alles fein säuberlich aufbewahrt. Und du weißt es! Du selbst hast sie dort abgestellt. Es ist Unrat und er ist gefährlich, denn er vergiftet dich von innen. Und deshalb willst du nicht nach innen gehen.

Niemand will nach innen blicken, weil man dann auf seinen ganzen Unrat stößt; das will man vermeiden. Seit Jahrtausenden befiehlt man euch bestimmte Dinge zu unterdrücken und genau deshalb seid ihr immer unbewußter geworden. Ich sage nicht, daß ihr unterdrücken sollt, sondern empfehle euch genau das Gegenteil: un-

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terdrückt nichts, sondern beobachtet alles, seid wach. Wenn ihr wütend werdet, setzt euch in euer Zimmer, macht die Türen hinter euch zu, und seht euch eure Wut genau an.

Normalerweise kennt ihr nur zwei Möglichkeiten: entweder seid ihr wütend, ge- walttätig, zerstörerisch — oder ihr unterdrückt. Die dritte Möglichkeit — wie Buddhas sich verhalten — ist euch vollkommen unbekannt: die Gefühle weder un- terdrücken, noch darin schwelgen, sondern beobachten. Schwelgt man in einem Gefühl, wird sehr leicht eine Gewohnheit daraus: wenn du heute deine Wut her- ausschreist, tust du es morgen wieder und übermorgen auch — es ist eine Gewohn- heit geworden; du hast dich selbst konditioniert.

Gefühle auszuleben bringt dich nicht weiter, führt dich nicht darüber hinaus und genau an diesem Punkt steckt die westliche Selbsterfahrungsbewegung fest. Es gibt viele wunderbare Therapieformen: Encounter, Primärtherapie, Gestalt, Bio-Ener- getik ... sie sind in gewisser Weise hilfreich, aber an einem Punkt hängen sie fest. Das Problem ist folgendes: in diesen Therapien lernt man es, Gefühle auszudrücke- n, statt zu unterdrücken, aber die dritte Möglichkeit, die wichtigste, kennt man nicht. Wenn du nur zwischen ausdrücken und unterdrücken wählen kannst, bin ich für ausdrücken; aber das ist nicht die wirkliche Wahl, denn es gibt noch eine dritte Möglichkeit und die große Gefahr ist, daß wenn man Gefühle ausdrückt, man zum Sklaven seiner eigenen Gewohnheiten wird.

In dieser Kommune hier gibt es mindestens fünfzig Therapiegruppen — sie haben einen bestimmten Grund. Sie dienen nur dem Ausgleich der jahrehundertelangen Unterdrückung; nur dem Ausgleich. Die Gruppen sollen ans Licht bringen, was wir als Christen, Hindus, Mohammedaner und Buddhisten unterdrückt habt. Sie sollen nur den jahrhundertealten Schaden, der euch angetan wurde, wieder gutma- chen.

Aber denkt daran: diese Gruppen sind nicht das Ende, sondern der Anfang; sie sol- len euch auf die Meditation vorbereiten. Die Gruppen sind nicht das Ziel, sondern Heilmittel, die die Wunden der Vergangenheit kurieren. Seid ihr erst von allen Un- terdrücktem befreit und gereinigt, kann ich euch zum Beobachten hinführen. Erst jetzt seid ihr dazu in der Lage.

Ihr sollt nicht gruppensüchtig, ihr sollt keine 'Groupies' werden. Im Westen gibt es heute schon eine Anzahl von Menschen, die gruppensüchtig sind und nur noch von einer Gruppe zur anderen leben. Die eine Encounter ist gerade zu Ende, da beginnt schon das nächste Marathon, danach steht Gestalt auf dem Terminkalender und dann dieses und jenes ... und wenige Tage nach der Gruppe entsteht der Kitzel

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schon wieder — denn wo soll man sich sonst ausleben? Im normalen Alltag ist es nicht möglich, da muß man sich unterdrücken.

Die Gruppe wird zu einem Ventil. Die Gesellschaft zwingt euch dazu, eure Gefüh- le zu unterdrücken, und in den Gruppen hilft man euch sie auszuleben — aber ech- tes seelisches Wachstum ist das nicht.

Ist die Gruppe zu Ende, ist man wieder in derselben Gesellschaft zurück und muß sich unterdrücken. Tut man es nicht, sondern lebt alles aus, kann man in große Schwierigkeiten geraten. Man kann in seiner Wut, einen anderen umbringen; dann kommt man lebenslänglich ins Gefängnis, oder das Leben wird unerträglich, weil man sich ständig mit allen streitet — man ohrfeigt den Chef und schlägt die Frau und Kinder — man macht aus seinem Leben eine einzige Hölle. Lebt man seine Ge- fühle also nicht aus, sondern unterdrückt sie, dann braucht man bald eine neue En- counter-Gruppe; nach ein paar Tagen Encounter, ist man wieder erleichtert — zu- rück im Alltag, sammelt sich die Last schnell wieder an.

Das bringt einen nicht weiter, es ist nur eine vorübergehende Erleichterung. Du kannst in der Primär-Gruppe nach Herzenslust losschreien, aber wenn du es auf der Straße tust, bringt man dich zur Polizei. In der Gruppe kannst du schreien, dort ist es erlaubt, man hilft dir sogar dabei, fordert dich heraus, verführt dich dazu, weil du es seit deiner Kindheit unterdrückt hast. Es ist wie eine Wunde, die geöffnet werden muß. Fließt der Eiter-herau und bleibt die Wunde offen, der Sonne, dem Wind und dem Regen ausgesetzt, dann heilt sie von selbst, weil du heilende Energie in dir hast; sie ist dir angeboren. Aber zurück in der Gesellschaft... denn wie lange kannst du in der Primär-Gruppe bleiben? Zurück in derselben alten Gesellschaft, mußt du wieder unterdrücken; schreien kannst du da nicht.

Dann sammelt sich der Schrei innerlich an, wird immer stärker und eines Tages mußt du dann wieder in die Gruppe. Du erleichterst dich vorübergehend; das ist in Ordnung, soweit es geht, aber ein Buddha wirst du dadurch nicht.

Das ist der Unterschied zwischen dieser Kommune und Einrichtungen wie Esalen: sie hören mit Gruppen auf, wir fangen mit Gruppen an. Wir beginnen genau an dem Punkt, wo sie aufhören.

Und es ist kein Zufall, daß sich tausende von Therapeuten für meine Arbeit interes- sieren und hierher gekommen sind ... Die größte Berufsgruppe unter meinen Sannyasins sind die Psychotherapeuten. Überall auf der Welt werden den Thera- peuten jetzt die Grenzen der üblichen Therapieformen bewußt; sie sehen, daß En- counter, Primärtherapie und Gestalt die Leute zwar ein bißchen erleichtern kön- nen, aber Buddhas werden sie dadurch nicht — die Gruppen helfen ihnen nicht, aufzuwachen.

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Ausleben schafft Gewohnheiten und durch Unterdrückung sammelt sich Gift an. Und wenn du dich auslebst und dein Gift auf andere spritzt, werden sie es nicht ein- fach hinnehmen, sondern mit gleicher Münze zurückzahlen. Dann entsteht ständig Streit: du bist auf sie wütend, und sie sind auf dich wütend; niemand ist damit ge- holfen, alle sind beleidigt und verletzt.

Und wenn man die Gefühle unterdrückt... und die Priester haben die Unterdrük- kung erfunden, weil die Sinnlosigkeit ständiger Auseinandersetzungen offensicht- lich ist — wenn man also unterdrückt, ist man ein guter Bürger und bleibt immer ein Gentleman. Man gerät weder mit dem Gesetz in Konflikt, noch hat man viele Fein- de; man ist glatt und unauffällig. Durch Unterdrückung wird man ein wertvolles Mitglied der Gesellschaft, — ein guter Bürger — das ist wahr. Aber innerlich ist man eine einzige Wunde, in der sich Eiter ansammelt. Nach außen wirkt Unterdrückung wie Öl im Getriebe, aber im Inneren greift sie als Wahnsinn um sich.

Daß dieses Jahrhundert das verrückteste der gesamten Geschichte ist, daran ist die Vergangenheit schuld; fünftausend Jahre voller geistlicher Ratschläge. Wenn die Menschheit langsam aber sicher wahnsinnig wird — und das wird sie — ist das der Verdienst dieser Geistlichen. Wenn Selbstmord und Mord immer stärker um sich greifen, ist das den sogenannten Heiligen, Priestern, Predigern und Führern zu ver- danken. Sie sind dafür verantwortlich.

Erst vor ein paar Tagen habe ich euch erzählt, daß die kanadische Regierung eine gründliche Nachforschung über diese Kommune anstellen will, weil ein amerikani- scher Bürger, der zugleich Sannyasin war, Selbstmord begangen hat; ein anderer Amerikaner ist verrückt geworden — auch er war Sannyasin. Ich wundere mich ein wenig, daß man nicht die christliche Kirche unter die Lupe nimmt, denn schließlich war der Mann, der sich umbrachte schon sechzig Jahre alt; sechzig Jahre lang war er Christ, und Sannyasin war er nicht einmal sechzig Tage! Dieser Selbstmord geht auf das Konto der christlichen Kirche, aber nicht auf meines.

Der andere, der verrückt wurde, war Protestant. Aber die protestantische Kirche bleibt vollkommen unangetastet, nur mich beschuldigt man. Dabei war er als Pro- testant aufgewachsen, lebte fünfunddreißig Jahre lang als Mitglied dieser Kirche und war nur wenige Tage Sannyasin. Die amerikanische Gesellschaft nimmt man nicht unter die Lupe ... Das ist eine seltsame Logik ... ich versuche den Leuten zu helfen. Der Mann hatte sechs Jahre Psychoanalyse hinter sich, die nichts nützten, er war schon verrückt als er hier ankam. Er nahm Sannyas, weil ihm sonst niemand helfen konnte; auch nicht die protestantische Kirche und ihre Priester. Aber sie hat- ten so gute Arbeit geleistet, daß es unmöglich war, ihn wieder auf die Erde zurück- zubringen. Außerdem war er nur drei Wochen lang hier gewesen. Sein Wahnsinn geht bestimmt nicht auf mein Konto, dafür kann man mich nicht verantwortlich machen. Aber diese seltsame Logik findet man überall.

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Hier in Poona passiert genau das gleiche. Wenn sich ein Sannyasin schlecht be- nimmt, werde ich dafür verantwortlich gemachen. Dabei werden jeden Tag Hindus eingesperrt, oder Mohammedaner bei Vergehen gefaßt, ohne daß man deswegen des Hinduismus oder den Islam beschuldigt.

Diese Welt ist dumm und absurd. Die Menschen kommen zu mir, weil sie Hilfe brauchen, und vielen kann ich helfen, neunundneunzig Prozent davon; der Rest ist so kaputt, daß jede Hilfe zu spät kommt. Aber selbst für sie könnte ich etwas tun, wenn ich dürfte. Einem Exhibitionisten zum Beispiel, jemand, der sich gerne nackt zur Schau stellt, könnte sehr leicht geholfen werden — man müßte ihn nur nackt herumlaufen lassen. So jemand ist nicht gefährlich, er tut niemanden was zu Leide. Er hat nur diese eine exzentrische Idee ... es macht ihm Spaß die Leute zu schockie- ren. Wenn er sich entblößt, schockiert er die Passanten und lenkt damit Aufmerk- samkeit auf sich. Läßt man ihn nackt herumlaufen, ohne daß ihn jemand beachtet, wird er geheilt. Es ist ein sehr, sehr einfaches Heilmittel! Er ist nur Exhibitionist ge- worden, weil er nach Aufmerksamkeit hungert; wenn er nun nackt vor dir steht und du mit ihm sprichst, als wäre alles in Ordnung, kommt er aus dem Gleichge- wicht. Er versteht die Welt nicht mehr. Er wird in den Spiegel sehen, ob er tatsäch- lich nackt ist! Wo bleibt dann der Witz des Ganzen? Er zieht sich dann wahrschein- lich an, um zu testen, ob man diese merkwürdigen Leute damit schockieren kann.

Die meisten Menschen könnte ich helfen, wenn mich die Gesellschaft in Ruhe ar- beiten ließe. Sogar das eine Prozent könnte geheilt werden, weil niemand wirklich unheilbar ist; es braucht nur Zeit und Ausdauer.

Buddha sagt:

Er meditiert mit großer Beharrlichkeit,

denn er sucht Freiheit und Glück.

Meditiere — Meditation ist Beobachtung — und du wirst Freiheit und Glück erlan- gen.

Wach auf, beobachte, sei wie ein Spiegel erledige deine Arbeit sorgfältig und aufmerksam.

Folge dem Weg, und das Licht in dir wird immer heller werden.

Das Licht wird ganz von selbst heller. Du brauchst nur ruhiger, meditativer wer- den, und das Licht wächst in deinem Inneren von ganz alleine! Du brauchst nir- gends zu suchen.

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Durch Arbeit und Beobachtung schafft sich der Meister eine Insel, die allen Sturmfluten standhält.

Deine Bewußtheit wird zu einer Insel, zu einer Zitadelle, die keine Lust, keine Lei- denschaft, keine Gier, kein Zorn überfluten kann.

Durch diese Insel wirst du zum ersten Mal ein Individuum; du bist zum ersten Mal ein wirklicher Mensch.

Die Welt braucht heute diesen wirklichen Menschen, diesen neuen Menschen sehr dringend — den Homo novus.

aus: Book of thc Books I 25.6.79

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Erstens: Mir ist nie ein gewöhnlicher Mensch begegnet

„Bhagwan: Meditation ist doch gewiss für Mystiker da. Warum legst du sie den gewöhnli- chen Menschen nahe — und ihren Kindern?

... Erstens: mir ist noch nie ein gewöhnlicher Mensch begegnet; sie existieren nicht. Sie sind die Erfindung von Egoisten. Der Egoist muß das Gewöhnliche erschaffen, das ist die einzige Möglichkeit für sein Ego zu existieren, fortzubestehen.

Kein einziger Mensch ist gewöhnlich, weil jedes menschliche "Wesen einzig ist: je- des menschliche Wesen ist von Gott erschaffen — wie kann es gewöhnlich sein? Gott erschafft nichts gewöhnliches. Alle seine Schöpfungen sind ungewöhnlich. Jedes Individuum ist so einzigartig, daß es nie wiederholt wird. Nie zuvor gab es dich, nie wieder wird es dich geben; du kannst niemand finden, der dir gleicht. Nicht einmal Tiere, nicht einmal Bäume, nicht einmal Kiesel am Meeresstrand, nicht einmal zwei Kiesel sind sich gleich, geschweige denn menschliche Wesen. Wo immer du die Signatur Gottes findest, immer ist es ein Original, niemals etwas Ge- wöhnliches.

Gott ist kein Fabrikant. Er ist Schöpfer. Er produziert Menschen nicht am Fließ- band wie Autos. Man kann viele Fords finden, einer wie der andere, das ist der Un- terschied zwischen Maschine und Mensch. Eine Maschine kann vervielfältigt wer- den, ein Mensch kann nicht vervielfältigt werden. Und sobald man anfängt, zu ver- vielfältigen, nachzuahmen, wird man mehr und mehr einer Maschine gleich — dann verlierst du den Respekt vor deiner Menschlichkeit. So entsteht Roboter-Patholo- gie.

Du fragst: Meditation ist doch gewiß für Mystiker da. Gewiß ist sie für Mystiker da. Aber jeder ist ein geborener Mystiker, weil jeder ein großes Mysterium in sich trägt, das wahrgenommen werden will. Jeder enthält ein großes Potential, das ak-

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tualisiert werden muß. Jeder ist mit einer Zukunft geboren; jeder hat Hoffnung. Was verstehen wir unter einem Mystiker? Ein Mystiker ist jemand, der versucht, dem Mysterium des Lebens auf die Spur zu kommen, der ins Unbekannte vordringt, der ins Unerforschte eindringt, dessen Leben ein Leben des Abenteuers, der Erforschung ist.

Aber jedes Kind fängt so an — mit Staunen, mit Ehrfurcht, mit einer großen Frage im Herzen. Jedes Kind ist ein Mystiker. Irgendwann auf dem Weg eures sogenann- ten Heranwachsens verliert ihr den Kontakt mit eurer inneren Möglichkeit, Mysti- ker zu sein ... und du wirst Geschäftsmann oder Bankangestellter oder Finanzbe- amter oder Geistlicher; oder sonst irgendwas. Und dann denkst du, daß du das bist. Und wenn du das denkst, dann ist es auch so.

All meine Mühe hier gilt der Zerstörung eurer falschen Vorstellungen von euch selbst, und der Freisetzung eures mystischen Bewußtseins. Meditation ist ein Weg, mystisches Bewußtsein freizusetzen. Und sie ist für alle da, ohne Ausnahme. Sie kennt keine Ausnahme.

„Meditation ist doch gewiß für Mystiker da. Warum legst du sie gewöhnlichen Men- schen nahe und ihren Kindern?"

Es gibt niemanden, der gewöhnlich ist... und Kinder sind am ehesten fähig, sie sind natürliche Mystiker. Und bevor sie von der Gesellschaft zerstört werden, bevor sie von anderen Robotern zerstört werden, von andern verdorbenen Menschen, ist es besser, sie mit Meditation vertraut zu machen. Meditation ist keine Konditionie- rung, weil Meditation keine Indoktrination ist, Meditation gibt ihnen keinen Glau- bensbekenntnis. Wenn du einem Kind beibringst, Christ zu sein, mußt du ihm eine Doktrin geben;du mußt es zwingen, an Dinge zu glauben, die natürlicherweise ab- surd klingen. Du mußt dem Kind erzählen, daß Jesus aus einer jungfräulichen Mut- ter geboren wurde — das wird zu einem fundamentalen Glaubenssatz. Dabei wird die natürliche Intelligenz des Kindes zerstört. Wenn es dir nicht glaubt, wirst du böse. Und da du Macht hast, kannst du das Kind strafen; du kannst es auf viele Ar- ten quälen. Wenn es dir glaubt, wendet es sich gegen seine eingeborene Intelligenz. Es erscheint ihm unsinnig, aber es muß sich mit dir arrangieren; und hat es sich erst arrangiert, dann läßt seine Intelligenz nach, dann wird es dumm.

Machst du ein Kind zum Mohammedaner, mußt du ihm ebenfalls eintausendundei- ne Absurdität beibringen. Im Hinduismus desgleichen, und bei allen übrigen Glau- bensbekenntnissen und Dogmen auch.

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Wenn man einem Kind Meditation beibringt, indoktriniert man es nicht. Man be- fiehlt ihm nicht, irgendetwas glauben zu müssen. Man fordert es lediglich zu einem Experiment im Nicht-Denken auf. Nicht-Denken ist keine Doktrin; es ist eine Er- fahrbarkeit. Und Kinder sind sehr fähig dazu, weil sie der Quelle sehr nahe sind. Sie kommen gerade erst von Gott! Noch haftet etwas von jenem Geheimnis in ihrem Gedächtnis.Sie kommen gerade aus der anderen Welt, sie' haben sie noch nicht ganz vergessen. Früher oder später werden sie vergessen ... aber noch ist der Duft um sie. Darum sehen alle Kinder so schön aus, so anmutig. Hat man je ein häßliches Kind gesehen?

Was passiert aber nun mit all diesen schönen Kindern? Wohin verschwinden sie? Denn nur selten trifft man später im Leben schöne Menschen. Was wird aus all den schönen Kindern? Warum werden sie zu häßlichen Menschen? Welches Unglück, welches Mißgeschick passiert unterwegs?

Sie verlieren ihre Anmut am Tage, wo sie ihre Intelligenz verlieren. Sie beginnen, ihren natürlichen Rhythmus zu verlieren, ihre natürliche Grazie. Und sie fangen an, -künstliches Benehmen zu lernen. Sie lachen nicht mehr spontan, sie weinen nicht mehr spontan, sie tanzen nicht mehr spontan. Man hat sie in einen Käfig ge- sperrt, in eine Zwangsjacke; man hat sie ins Gefängnis gesteckt.

Die Ketten sind so fein, sie sind nicht sehr sichtbar. Die Ketten sind aus Gedanken — christlichen, hinduistischen, mohammedanischen. Ihr habt das Kind angekettet, und es kann die Ketten nicht sehen, und so kann es auch nicht sehen, wie es gekettet ist; und sein ganzes Leben leidet es. Und was für ein Gefängnis! Es ist nicht so, wie wenn man einen Mann ins Gefängnis wirft, es ist so, als schaffe man ein Gefängnis um den Mann herum, das er mit sich nimmt, wohin er geht. Er mag in eine Höhle des Himalaya gehen, und sich da hinsetzen, und er wird Hindu bleiben, und er wird Christ bleiben, und er wird weiter Gedanken denken.

Meditation ist ein Weg, in euch hineinzugehen, zu jener Tiefe, wo es Gedanken nicht gibt ... also ist sie nicht Indoktrination. Sie lehrt dich, im Gegenteil, über- haupt nichts. Sie macht dich nur bewußt für deine innere Fähigkeit, ohne Gedan- ken zu sein, ohne Verstand zu sein. Und die beste Zeit ist die, wenn das Kind noch unverdorben ist.

aus: Sufis: Die den Weg wissen 20.8.77

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Jemand vollkommen?

„Gibt es auf der Welt jemanden, der vollkommen ist?"

Vollkommenheit — die Vorstellung von Vollkommenheit — ist eine häßliche Vor- stellung. Ein Perfektionist ist ein Neurotiker. Perfektion ist eine psychische Krankheit.

Also als erstes merkt euch: Ich bin für keine Form von Vollkommenheit. Ich möch- te, daß ihr ganz seid, aber nicht vollkommen; ich möchte, daß ihr total seid, aber nicht vollkommen.

Vermeidet Vollkommenheit, denn Vollkommenheit bedeutet Tod; Vollkommen- heit bedeutet, daß alles Wachtum aufhört. Vollkommenheit ist eine existentielle Sackgasse, man ist am äußersten Ende der Leine angekommen. Nun geht es nir- gendwo hin, man sitzt fest, man sitzt für immer fest! — man ist vollkommen. Stellt euch die grauenhafte Situation vor: — daß man festsitzt, nirgend wohin gehen kann, nichts zu tun hat, keine Möglichkeit zu wachsen hat, in keine Richtung flie- ßen kann. Du bist einfach da wie ein Fels.

Das Leben ist ein Fluß.

Unvollkommenheit ist schön. Seid total, und strebt niemals nach Vollkommenheit. Wo liegt der Unterschied? Wenn ich sage: „Seid total", dann meine ich, was immer du tust, tu es ohne Rückhalt, total, nicht vollkommen — es sind zwei verschiedenen Dimensionen.

Man hat euch gelehrt, vollkommen zu sein. Zum Beispiel: wenn du wütend bist, sagt der Perfektionist, der Vollkommenheitsfanatiker: „Das ist nicht gut. Laß die Wut fallen." Wut kann in einem vollkommenen menschlichen Wesen nicht zuge- lassen werden; ein vollkommenes menschliches Wesen kann nicht wütend sein.

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Aus diesem Grund können in Indien die sogenannten religiösen Leute keinen gro- ßen Respekt vor Jesus fühlen — weil es Momente gibt, wo er wütend wird. Er stieß die Tische der Geldwechsler im Tempel um, im Alleingang. Er warf sie alle hinaus. Er war wirklich wütend. Nun sagen die Hindus: „Das ist doch keine Vollkommen- heit — Jesus wird wütend? — das heißt nichts anderes, als daß er ein unvollkomme- nes menschliches Wesen war." Vollkommenheitsglaube kann Wut nicht zulassen.

Nicht nur das, das Vollkommenheitsideal verlangt auch, daß 'keine Liebe' sei, denn bist du voller Liebe, so verrätst du auch ein Bedürfnis. So sagen die Jains nicht etwa, daß Mahavir voller Liebe war, sie sagen lediglich, er war gewaltlos. Nun, das ist ei- ne sehr häßliche Art, einen so liebevollen Mann zu beschreiben: ihn durch Nega- tion zu beschreiben, nur zu sagen, er war gewalt-los, er tat niemand was zuleide, das ist alles. Nicht etwa, daß er liebte. Wie könnte er lieben? — er ist vollkommen. Er bedarf keiner menschlichen Beziehungen, alle seine Bedürfnisse sind ver- schwunden.

Liebe ist ein Bedürfnis. Du möchtest lieben und du möchtest geliebt werden. So sieht Unvollkommenheit aus. Mahavir ist aber vollkommen, er kann nicht lieben. So zeichnen ihn die Jain fast als kalt. Diese Kälte ist die Kälte des Todes.

Vollkommenheitsglaube verneint immer nur das, was menschlich ist. Perfektionis- mus ist eine Art unmenschliches Ideal. Man kann sich Buddha nicht weinend den- ken, man kann sich nicht vorstellen, daß Tränen in Buddhas Augen treten.

Es geschah: ein großer Zen Meister starb, und sein Jünger — sein Hauptjünger — fing zu weinen an. Tausende von Menschen waren zusammengekommen, und alle glaubten, dieser Jünger hätte die Erleuchtung erlangt. Und nun weint er. So sagten ein paar von ihnen zu ihm: „Das sieht aber nicht gut aus. Das schadet deinem Anse- hen. Die Leute denken, du bist erleuchtet, und du weinst. Was sollen sie von dir halten?" — Und der Jünger sagte: „Ich kann meinetwegen aufhören, erleuchtet zu sein, aber ich kann nicht unwahr sein." „Aber du hast uns doch gesagt, daß die Seele niemals stirbt", sagten sie, „Dein Meister ist also noch da, warum weinst du also?" Der Jünger antwortete: „Ich weine nicht um die Seele, die Seele ist ewig; aber ich weine um seinen Körper, sein Körper war so schön — und er wird nie wieder sein. Darf ich nicht einmal darum weinen? Ich werde niemals den Körper meines Mei- sters wiedersehen!"

Nun, der traditionsbewußte Buddhist kann dies nicht hinnehmen: daß ein Erleuch- teter weinen könnte. Dies sind perfektionistische Ideale. Erst nimmt man alles menschliche weg, was dann bleibt, ist eine Mamorstatue.

Ich lehre Totalität. Wenn du weinst, dann sei total darin, dann laß dein ganzes Herz

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weinen. Sei nicht na-ja-so, sei nicht lauwarm, geh ganz drin auf. In dem Augen- blick laß dein ganzes Wesen Weinen sein, laß Tränen aus allen Poren deines Seins strömen. Wenn du wütend bist, dann sei total wütend wie Jesus wütend war im Tempel. Was immer geschieht, geh total darin auf!

Und jetzt möchte ich etwas paradoxes sagen: wenn du ganz in der Wut aufgehst, dann wird die Wut ganz allmählich verschwinden. Wenn du total in etwas aufgehen kannst, wird eine große Verwandlung eintreten, deine ganze Energie verändert sich, denn du beginnst zu verstehen, was Wut ist. Nicht etwa, daß du sie durch be- wußte Anstrengung fallen läßt, mit Vorsatz; sondern ganz einfach aus Verstehen, sie hat nun keine Bedeutung mehr. Oder, auch wenn manchmal Wut nötig wird, dann ist da nichts, was dich daran hindert — du kannst wütend sein. Ich liebe Jesus, weil er wütend sein konnte. Er war so menschlich. Buddha sieht unmenschlich aus — jedenfalls so, wie er abgebildet wird, ist er unmenschlich. Mahavir ist äußerst un- menschlich — jedenfalls so, wie er in den Jainischen Schriften beschrieben wird — da sieht er aus, als hätte er kein Herz. Aber das ist das Ziel des Perfektionisten.

Jesus ist menschlicher. Oft wiederholt Jesus in der Bibel: „Ich bin der Menschen Sohn." Manchmal sagt er: „Ich bin Gottes Sohn" und manchmal: „Ich bin der Menschen Sohn." Er sagt beides. Was er sagt ist dies: „Ich bin beides, so vollkom- men wie Gott und so unvollkommen wie der Mensch, so hoch wie Gott und so niedrig wie der Mensch. Ich bin die Brücke zwischen diesen beiden."

Ich lehre euch Totalität. Werdet total in allem was ihr tut. Wenn du liebst, hebe to- tal. Wenn du wütend bist, sei total in Wut. Kalte Wut ist eine Sünde! Heiße Wut ist völlig menschlich. Meidet die kalte Wut... aber die gerade entsteht, wenn du dich nach dem Ideal richtest, das vollkommene Ideal, nicht wütend zu sein — das genau geschieht.

Wut kommt, weil du nie fähig warst, sie zu verstehen. Wie kannst du sie verstehen, wenn du sie nie total erfahren hast! Nur in einer allesfassenden Flamme von Wut kannst du ihr begegnen, kannst du sie verstehen. Statt dessen unterdrückst du im- mer nur. Auf der Oberfläche behältst du die Maske, daß du nicht wütend bist: tief drinnen kochst du weiter, bereit, wie ein Vulkan zu explodieren. Was also wirst du tun? Du wirst lernen müssen, wie man auf der Oberfläche kalt bleibt, eiskalt. Und wenn du eiskalt auf der Oberfläche bist, wirst du weiter Dinge tun, die wütend sind, nur wirst du die Wut nicht zeigen. Heiße Wut hat etwas Schönes: ein Mensch in seiner Energie, in seiner Ausstrahlung. Wenn sie kalt ist, hat Wut nur den Tod in sich. Wenn jemand wütend wird und dich schlägt, kannst du ihm vergeben; aber wenn jemand vollkommen kalt bleibt und dich schlägt, wirst du ihm nie vergeben können.

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Darum wird selbst vor Gericht eine Unterscheidung getroffen: wenn jemand zu wütend wurde, besinnungslos wütend, und jemanden umgebracht hat, dann wiegt sein Verbrechen nicht so schwer; aber wer kalt blieb, rechnerisch alles genau vorbe- reitet hat, und alles wie eine Mathematikaufgabe durchgeführt hat, der ist der ge- fährlichste Mensch. Er plante alles vorher bis in die Einzelheiten; es kam nicht aus dem Augenblick, es war abgemachte Sache. Monatelang kalkulierte er, wann er den Mord begehen würde, wie er ihn begehen würde, und zwar so perfekt, daß man ihn nicht fangen würde. In der ganzen Welt machen die Gerichte diese Unterscheidung — so ein Mensch ist wirklich gefährlich, so ein Mensch ist ein echter Verbrecher.

Manchmal, aus dem Augenblick heraus, tut man manchmal etwas; man wollte den andern eigentlich gar nicht umbringen; es mag ganz zufällig so gekommen sein; ja, man war einfach wütend.

Vergeßt nicht: Ich lehre nicht die Wut. Ich lehre nur Totalität. Durch Totalität ver- schwindet die Wut, aber vollkommen wirst du nicht, du wirst immer am wachsen bleiben. Bleibe am wachsen.

Du fragst mich: Gibt es auf der Welt jemanden, der vollkommen ist? Mich erinnert das an eine kleine Geschichte:

Bei einer Wiederbekehrungsversammlung rief der Prediger aus: „Wer ist der voll- kommenste Mensch? Gibt es ein solches Wesen? Wenn hier jemand den vollkom- menen Menschen gesehen hat, so soll er aufstehen." Ein kleiner nervöser Mann erhob sich hinten im Saal. Der Prediger staunte ihn ver- wundert an. „Wollen sie behaupten, mein Herr, daß sie wissen wer der vollkom- mene Mensch ist?" „Ganz gewiß doch!" „Und wer mag das sein?" „Der erste Mann meiner Frau!"

Das ist die einzige Möglichkeit, einen perfekten Menschen zu finden ... „der erste Mann deiner Frau!"

Der vollkommene Mensch wird aufgetischt um jemand anders zu verurteilen, dar- um der „erste Mann deiner Frau". Sie will dich verurteilen. Sie baut ein Bild von ih- rem ersten Mann als dem vollkommenen Menschen. Dann kann sie dich im Ver- gleich zu ihm verurteilen.

Die Priester haben Jesus, Buddha, Mahavir als vollkommene Menschen hingestellt — um die gewöhnliche Menschheit zu verdammen, um natürliche Menschenwesen zu verdammen, um dich zu verdammen. Buddha wuchs noch bis zum allerletzten

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Augenblick seines Lebens, noch am Rande des Todes wuchs er. Wachstum ist Le- ben, Lebendigkeit. Aber der Buddha, den sich die Buddhisten ausgedacht haben ist nicht der wirkliche Buddha; es ist ein Bild, zur Vollkommenheit gezeichnet auf daß es dich verdamme. Nur dann kannst du verdammt werden, wenn es ein Bild gibt, an dem man dich messen kann, wie sonst sollte man dich verdammen können. Wenn erst einmal der vollkommene Mensch gezeichnet worden ist, steckst du in der Tinte, fängst du an, Schuld zu fühlen. „Wie soll ich nur ein Buddha werden? Wann?" Und du kannst es nie werden, weil nicht einmal Buddha so war! Niemand war jemals so. So ist es immer nur in den heiligen Schriften. Es ist eine Strategie der Priester.

Darum auch seid ihr nicht so sehr interessiert, wenn ein Buddha am Leben ist; je- denfalls der Priester ist kein bißchen interessiert. Die Leute sind nicht so interes- siert, wenn ein Buddha lebt, weil er mit all seinen Unvollkommenheiten lebt. Le- ben bedeutet Unvollkommenheiten! Er ist fehlbar. Man wird sich an die alten Vor- stellungen halten, wie vollkommen Krishna war, wie vollkommen Rama war und wie Moses vollkommen war, und wenn man das mit Buddha vergleicht ... Und er ist noch am Leben, also ist er noch unvollkommen! Und diese Vergleiche sagen euch: „Nein, er mag ein guter Mann sein, aber angekommen ist er noch nicht."

Ist er erst einmal fort, dann gehen die Priester ans Werk; dann versammeln sich die Träumer und die Dichter und die Gelehrten, und sie schaffen einen vollkommenen Buddha.

Unwirklich — so unwirklich, daß es manchmal lächerlich wird. Sogar die Größe ... Sechs Fuß hoch sind ihnen für einen Buddha nicht genug. Wie kann ein Buddha nur sechs Fuß hoch sein? Er muß größer sein als alle Menschen. In Kandy auf Ceylon gibt es einen Tempel, wo man einen Zahn Buddhas anbetet; er wurde aufbewahrt. Und es ist nicht der Zahn Buddhas, es ist nicht einmal der Zahn eines Menschen! Er muß zu einem Menschenaffen gehören, so groß ist er. Hätte Buddha diese Art von Zähnen gehabt, wäre er ein grundhäßlicher Mensch gewesen. Aber er wird angebe- tet! Man kann ihnen nicht klar machen: „Was macht ihr da für einen Unsinn! Das ist kein Menschenzahn." Jetzt haben sich Wissenschaftler damit beschäftigt und bewiesen daß es kein Menschenzahn ist — aber wer hört schon hin? Sie sagen, Buddha war so groß! — unvorstellbar groß!

Wer in die Schriften der Jains schaut wird sich wundern: Ihre alten Meister, die ur- alten Teerthankaras, werden dargestellt als Wesen von tausend, zweitausend, dreit- ausend Fuß Körperhöhe. Und sie lebten tausende von Jahre!

Nichts als falsche Vorstellungen. Aber wozu wurden diese falschen Vorstellungen

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geschaffen? — um dich zu verdammen. Der Priester braucht Mittel und Wege, da- mit du dich schuldig fühlst.

Nun schwitzt Mahavir nicht. Nackt steht er in der heißen Sonne von Nord-Indien und schwitzt nicht. Wie kann Mahavir schwitzen? Schweiß kommt nie. Er braucht sich nie zu entleeren, kennt keinen Stuhlgang und kein Urinieren, nein. Alles ver- schwindet einfach in ihm. Das scheint ein ganz unheilbarer Fall von chronischer Verstopfung zu sein — er tritt nie aus! Wie kann der Priester sich leisten, wie kann er erlauben, daß Mahavir so gewöhnliche Dinge tut? Auf der Toilette sitzen? — das würde so absurd aussehen. Stellt euch vor, Mahavir, der auf der Toilette sitzt. Sieht nicht gut aus, sieht gar nicht gut aus. Es sieht vollkommen gut aus, wenn er in Yo- ga-Position unter einem Baum sitzt.

Törichte Vorstellungen. Und das ganze Denken geht durch Jahrhunderte hindurch so weiter.

Denkt dran: Leben ist Wachstum; Wachstum ist nur möglich wenn du unvollkom- men bist. Daran ist nichts verkehrt, daß du unvollkommen bist. Man braucht sich nicht zu bemühen, vollkommen zu werden. Wenn du versuchst, vollkommen zu werden, dann schaffst du dir nur Qual und Angst; du schaffst dir unerträgliche Spannungen; das Leben wird dir zur Hölle.

Die bloße Vorstellung von Vollkommenheit bringt die Zukunft in dein Denken. Jetzt im Augenblick kannst du noch nicht vollkommen sein. Du kannst jetzt im Augenblick zwar total sein. Aber perfekt kannst du im Augenblick noch nicht sein. Um vollkommen zu werden, mußt du hart arbeiten, viele viele Leben lang; ein Le- ben ist da nicht genug. Dann, nach tausenden von Leben, magst du vollkommen sein. So liegt Vollkommenheit also in der Zukunft, und du kannst nur immer wie- der aufschieben. Heute hast du wie ein unvollkommenes menschliches Wesen zu leben, und morgen kannst du hoffen, ein vollkommenes Wesen zu werden. Du bleibst derselbe. Deine Vorstellung von Vollkommenheit füllt dich bloß mit Schuld, sie verändert dich nicht.

Die Vorstellung von Totalität verändert dich sofort, weil sie sofort in die Tat umge- setzt werden kann. Wenn du mir zuhörst, hör total zu. Wenn du mir nicht zuhören willst, komm gar nicht erst her. Niemand zwingt dich zu kommen. Dann sei woan- ders; sitz im Kino oder im Hotel... aber sei total dort! Wenn du im Kino sitzt, denk nicht über mich nach; wenn du hier sitzt, denk nicht über's Kino nach. Woimmer du bist, sei völlig auf die Situation eingestellt. Dann fängst du an, schnell zu wach- sen und dein Leben beginnt, reicher zu werden. Jeder Augenblick von Totalität bringt neue Schätze.

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Aber eines sage ich euch noch einmal: Ihr werdet nie vollkommen werden, ihr wer- det immer offen bleiben für mehr Wachstum. Das heißt es eigentlich, wenn wir sa- gen: „Gott ist ewig". Laßt es mir euch sagen: — selbst Gott ist nicht vollkommen! Ein vollkommener Gott ist ein toter Gott! Gott wächst auch. Gott explodiert in je- dem Augenblick zu neuer Schöpferkraft, zu neuen Gesängen, neuem Jubel. Gott ist Evolution.

Aufgrund des christlichen Konzepts der Vollkommenheit kam es zu großem Kon- flik zwischen den Evolutionsgedanken und der christlichen Kirche. Die Christen dachten: wenn Gott die Welt erschaffen hat — und ein vollkommener Gott kann nur eine vollkommene Welt erschaffen — wie ist Evolution dann möglich? Das war das Grundproblem zwischen der Kirche und den Darwinisten. Wie kann Gott eine unvollkommene Welt erschaffen, die dann anfängt, sich weiterzuentwickeln? Nein, Gott hat sie vollkommen erschffen, es ist und bleibt die gleiche Welt. Nun braucht sie nicht zu wachsen, kann nicht wachsen. Wie könnte sie besser sein? So wie sie ist, ist sie denkbar vollkommen.

Und als Darwin mit seinem Konzept der Evolution kam, waren die Christen sehr böse mit ihm. Er zerstörte ihren vollkommenen Gott und die vollkommene Welt bis in die Wurzeln. Aber nach und nach mußten sie sich in die Niederlage finden, weil die Theorie der Evolution mit der Wahrheit übereinstimmt. Darwin hätte nie- mals zu sagen gewagt, daß auch Gott sich weiter entwickelt, aber ich möchte euch sagen: nicht nur daß die Welt sich weiterentwickelt, selbst Gott entwickelt sich weiter. Nicht nur die Schöpfung entwickelt sich weiter, auch der Schöpfer entwik- kelt sich weiter. Alles entwickelt sich weiter, und es gibt kein Ende; die Reise ist ewig. Nie wird der Augenblick kommen, wo die Dinge stehenbleiben und jemand erklären wird: „Nun ist alles vollkommen!" Und es ist gut, daß Vollkommenheit nicht möglich ist. Fühlt den Segen, daß Vollkommenheit nicht möglich ist.

Suffis, die den Weg wissen 20.8.77

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Ich habe gehört, daß Deine Sannyasins den Tod feiern.

Bhagwan, Ich habe gehört, daß deine Sannyasins den Tod feiern?

Paul, du hast richtig gehört! Meine Sannyasins feiern alles. Feiern ist der Grundstein mei- nes Sannyas; nicht Entsagung, sondern Jubel — Jubel über all die Schönheiten, all die Freuden, über alles, was das Leben bietet, denn dies ganze Leben ist ein Ge- schenk Gottes.

Die alten Religionen haben euch gelehrt, dem Leben zu entsagen; sie sind alle le- bensverneinend. Ihr ganzer Ansatz ist pessimistisch. Sie sind gegen das Leben und seine Freuden.

Für mich sind Leben und Gott synomym. Und tatsächlich ist „Leben" ein weitaus besseres Wort als „Gott", denn „Gott" ist lediglich ein philosophischer Begriff, während „Leben" wirklich ist — existentiell. Das Wort „Gott" existiert nur in Hei- ligen Schriften. Es ist ein Wort, nichts als ein Wort. Leben dagegen ist in dir und außer dir, in den Bäumen, in den Wolken, in den Sternen. Diese ganze Existenz ist ein Tanz des Lebens.

Ich lehre die Liebe zum Leben. Ich lehre euch die Kunst, euer Leben total zu leben, trunken zu sein vom Göttlichen — durch das Leben. Ich bin kein Eskapist. All eure alten Religionen haben euch den Eskapismus gelehrt — sie waren alle in gewisser Hinsicht „hippie". Das Wort „hippie" muß richtig verstanden werden: es bezeich- net lediglich jemanden, der vor dem Lebenskampf davonläuft, der seine „hips", sei- ne Hüften zeigt. Alle eure alten Religionen sind „hippie"! Sie haben die Hüften ge- zeigt. Sie konnten die Herausforderung des Lebens nicht annehmen, sie konnten sich dem Leben nicht stellen, ihm nicht ins Gesicht sehen. Sie waren feige, sie rann- ten davon, in die Berge, in die Klöster.

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Aber ihr mögt euch noch so sehr in Berge und Klöster verkriechen, euch selbst könnt ihr nicht entrinnen. Ihr seid Teil des Lebens. Das Leben pulsiert in euren Adern, das Leben atmet euch — Leben ist euer eigentliches Wesen. Wohin willst du fliehen? Und all diese Versuche davonzulaufen, sind bei Licht besehen selbstmör- derisch. Eure Mönche, eure Nonnen, eure Mahatmas, eure sogenannten Heiligen — alles selbstmörderische Leute. Sie versuchten es mit allmählichem Selbstmord. Nicht nur waren sie Selbstmörder, sie waren auch Feiglinge — Feiglinge deshalb, weil sie es nicht einmal fertigbrachten, mit einem Schlag Selbstmord zu begehen. Sie begingen ihren Selbstmord allmählich; sie starben nur langsam, in Raten, nach und nach. Und solche ungesunden Leute haben wir verehrt, solche kranken, solche wahnsinnigen Leute! Sie waren gegen Gott, denn sie waren gegen das Leben.

Ich liebe das Leben ungeheuer, darum predige ich das Feiern. Alles muß gefeiert werden, alles muß gelebt, geliebt werden. Für mich ist nichts weltlich und nichts heilig. Für mich ist alles heilig, von der untersten bis zur höchsten Sprosse der Lei- ter. Es ist ein und dieselbe Leiter: vom Körper bis zur Seele, vom Körperlichen bis zum Geistigen, vom Sex bis zum Samadhi. Alles ist göttlich.

Ein alter Rajneesh-Sannyasin erzählte einem Schauspieler, der Hamlet spielte, daß er selbst diese Rolle einmal gespielt hätte.

„Wie hast du die Rolle interpretiert?" fragte der Schauspieler. „Hat Hamlet wirklich mit Ophelia geschlafen?" „Ich kann nicht sagen, was Hamlet getan hat", antwortete der Sannyasin, „aber ich hab's ganz bestimmt getan!"

Das Feiern muß alles umfassen, nur dann kannst du auf vielen Ebenen reich sein. Und auf vielen Ebenen reich zu sein, ist das einzige, was wir Gott anbieten können.

Wenn es einen Gott gibt, und du ihm eines Tages vors Angesicht trittst, wird er dir nur eine Frage stellen: „Hast du dein Leben total gelebt oder nicht?" — denn diese Gelegenheit wurde euch nicht gegeben, damit ihr entsagt, sondern damit ihr sie auslebt!

Paul, meine Sannyasins feiern auch den Tod, denn für mich ist der Tod nicht das Ende des Lebens, sondern sein eigentliches Crescendo, sein eigentlicher Höhe- punkt. Es ist das Höchste, was das Leben zu bieten hat. Wenn du richtig gelebt hast, wenn du total von Moment zu Moment gelebt hast, wenn du den ganzen Saft des Lebens ausgepreßt hast, dann wird dein Tod zum letzten und höchsten Orgas- mus.

Der sexuelle Orgasmus ist nichts im Vergleich zu dem Orgasmus, den der Tod

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bringt; aber er bringt ihn nur einem Menschen, der die Kunst kennt, total zu sein. Der sexuelle Orgasmus ist nur ein ganz schwacher Abglanz dessen, was der Orgas- mus des Todes bringt.

Was geschieht beim sexuellen Orgasmus? Für einen Augenblick vergißt du, daß du ein Körper bist, für einen Augenblick verschmelzen zwei Liebende zu einer Ein- heit, einer organischen Einheit. Für einen Moment sind sie nicht mehr getrennte Wesen; sie sind ineinander verschmolzen, wie zwei Wolken, die zu einer Wolke ge- worden sind. Aber das ist nur für einen Moment so, und dann sind sie wieder ge- trennt.

Daher haben alle sexuellen Orgasmen ein depressives Nachspiel, denn ihr seid von der Höhe herabgefallen. Ihr hattet einen Gipfel erreicht und wart nur für den Bruchteil eines Augenblicks dort oben — und dann verschwand der Gipfel. Und wenn ihr von jener Höhe herabfallt, fallt ihr in die Tiefe der Depression.

Das ist einer der Widersprüche beim Sex: er gibt euch den höchsten Genuß und zu- gleich die größte Qual. Er gibt euch sowohl Ekstase als auch Agonie. Und jedes- mal, wenn ihr in einen orgasmischen Zustand geratet, wißt ihr, daß er bald vorbei sein wird, und daß dann die Enttäuschung und Desillusionierung kommt. Der Tod gibt euch ein Äußerstes an orgasmischer Freude: der Körper bleibt auf immer zu- rück, und dein Wesen wird eins mit dem Ganzen. Das ist unermeßlich! Wenn du mit einem einzigen Menschen eins wirst, entsteht schon eine sehr große Freude, und nun stellt euch vor, wie groß die Freude sein muß, wenn ihr eins werdet mit dem Unendlichen! Aber das geschieht nicht mit jedem, der stirbt, denn Menschen, die nicht richtig gelebt haben, können auch nicht richtig sterben. Menschen, die in tiefer Unbewußtheit gelebt haben, werden in tiefer Unbewußtheit sterben. Der Tod wird dir nur das geben, was du dein ganzes Leben gelebt hast, er ist die Essenz deines ganzen Lebens.

Wenn dein Leben von Meditation geprägt war, von Bewußtheit und Zuschauen, dann wirst du auch im Tod das Leben sehen können. Wenn du dein ganzes Leben lang in allen möglichen Situationen kühl und ausgewogen geblieben bist, dann gibt dir der Tod die allerletzte Herausforderung, den allerletzten Test, und wenn du un- erschüttert bleibst, ruhig, kühl und beobachend, dann wirst du keinen unbewußten Tod sterben. Dann trägt dich der Tod zum höchsten Gipfel des Bewußtseins. Und dann, ganz gewiß, muß er gefeiert werden.

Jedesmal also, wenn einer meiner Sannyasins stirbt, feiern wir das, tanzen und sin- gen wir. Wir geben ihm ein gutes Abschiedsfest!

Ein Liliputaner war gestorben und hatte eine Witwe zurückgelassen. Freunde ka-

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men, um ihr zu kondolieren und die Leiche noch einmal zu sehen, die in einem Zimmer im Obergeschoß aufgebahrt lag. Als einer der Freunde wieder herunter kam, fragte die Witwe, ob er die Türe des Zimmers, wo die Leiche aufgebahrt war, zugemacht habe.

„Nein", sagte der Besucher, „ich wußte nicht, daß das nötig ist."

„Dann geh ich besser rauf und mach sie zu", sagte die Witwe. „Die Katze hat ihn heute schon zweimal runtergeschleppt. Weißt du, meine Katze ist ein Rajneesh Sannyasin und will die Gelegenheit feiern!"

Der kleine Pierino geht mit seinen Eltern zelten. Als sie sich nach einem ereignisrei- chen Tag schließlich schlafen legen, schreit Pierino plötzlich: „Mammi, ich kann nicht schlafen. Ich hab' 'ne tote Ameise auf dem Bauch!" „Sch! Pierino", sagt seine Mutter, „sei lieb und schlaf jetzt, das ist nicht schlimm!" Nach ein paar Minuten ist Pierinos Stimme erneut zu hören: „Mammi, Mammi, ich kann nicht einschlafen — ich hab' 'ne tote Ameise auf dem Bauch!" „Pierino!" schimpft seine Mutter, „Schluß jetzt, du kannst mir nicht erzählen, daß eine kleine tote Ameise dich nicht schlafen läßt!" Es ist ja gar nicht so sehr die tote Ameise", sagt Pierino, „sondern all die vielen klei- nen orangenen Sannyasin-Freunde, die ihren Tod auf meinem Bauch feiern!"

Ja, Paul, meine Sannyasins feiern den Tod, weil sie das Leben feiern. Und der Tod steht dem Leben nicht entgegen; er setzt ihm kein Ende, sondertn bringt es zu einem strahlenden Höhepunkt. Das Leben geht auch nach dem Tode weiter. Es war, be- vor du geboren wurdest, und es wird nach dem Tode weitergehen. Das Leben ist nicht auf den kleinen Raum zwischen Geburt und Tod beschränkt; nein, Tod und Geburt sind kleine Episoden in der ewigen Ganzheit des Lebens.

Wir feiern alles. Feiern ist unsere Art, alle Gaben Gottes entgegenzunehmen. Das Leben ist seine Gabe, der Tod ist seine Gabe; der Körper ist seine Gabe; die Seele ist seine Gabe. Wir feiern alles. Wir lieben den Körper, wir lieben die Seele. Wir sind materialistische Spiritualisten. So etwas hat es noch nie auf der Welt gegeben. Dies ist ein neues Experiment, ein neuer Anfang. Und es hat eine große Zukunft.

In der Vergangenheit hat es den Materialisten gegeben, der die Seele leugnete, und es hat den Spiritualisten gegeben, der den Körper leugnete. Beide waren sich in ei- nem Punkt einig: daß nur eines gelten darf, entweder der Körper oder die Seele. Sie waren entweder/oder-Leute. Sie waren nicht bereit, das Ganze so zu akzeptieren, wie es ist. Sie waren wählerische Leute.

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Meine Sannyasins leben in wahlloser Bewußtheit. Wir treffen keine Wahl. Wir ak- zeptieren einfach alles, was es auch sein mag. Die Materialisten — die Charvakas in Indien und die Epikuräer in Griechenland — leugneten die Seele. Sie sagten: „Es gibt keine Seele. Die Seele ist nur Einbildung. Die Seele ist Illusion." Und die Spiri- tualisten — der Shankaracharya in Indien und Berkeley in Europa — diese Leute sa- gen, daß die Materie Illusion ist, Maja, daß der Körper nicht wirklich existiert, daß er nur in eurer Einbildung da ist — ein Traum, aus gleichem Stoff gemacht, aus dem die Träume sind: du bist eine Seele! Aber beide sind sich in einem Punkt einig, näm- lich daß sie die Wirklichkeit nicht so akzeptieren können, wie sie ist, sondern daß man auswählen muß.

Das ist so, als würde der eine Elektriker den positiven Pol wählen, und ein anderer Elektriker den negativen, und beide den anderen Pol leugnen. Dann gäbe es keine Elektrizität, kein Licht auf der Welt.

Genau das ist passiert: die Spiritualisten haben die Welt nicht verändern können, und die Materialisten haben sie genausowenig verändern können, denn die Welt be- ruht auf polaren Gegensätzen. Ohne die Polarität gibt es überhaupt keine Welt. Der Tag ist so notwendig wie die Nacht, der Körper ist so notwendig wie die Seele, die Welt ist so notwendig wie Gott. Es kann keinen Umkreis ohne Mittelpunkt ge- ben, und es kann keinen Mittelpunkt ohne Umkreis geben. Das ist eine einfache Tatsache.

Mein Sannyas ist ein Akzeptieren dessen, was ist. Wir sind nicht wählerisch. Wer sind wir denn, daß wir wählen dürften? Und was für einen Unterschied macht un- sere Vorliebe? Du kannst wählen, was du willst, aber was immer du nicht wählst, wird trotzdem da bleiben; nur dadurch, daß du es nicht wählst, wird es nicht ver- schwinden. Und weil du es nicht gewählt hast, wirst du halbiert bleiben, einseitig.

Der Osten ist einseitig geblieben aufgrund seiner angeblichen Spiritualität. Er ist arm geblieben, unwissenschaftlich, ohne jede Technologie, ohne Industrie. Er ist armselig, faul, lethargisch. Er hat alle Freude am Dasein verloren, weil „das ja doch alles nur Traum ist — warum sich darum also Gedanken machen?" Er ist hungrig, krank, arm, aber „es ist ja alles nur Illusion. Man träumt nur, daß man verhungert, man verhungert ja gar nicht!"

Und der Westen hat den Materialismus gewählt, und er hat folglich eine großartige Technologie, schöne Häuser, bessere Straßen, bessere Autos, bessere Flugzeuge; aber der Mensch ist leer und sinnlos. Ohne Spiritualität fehlt die Mitte, der Mensch fällt auseinander. Der westliche Mensch ist halb, der östliche Mensch ist halb.

Mein Bestreben hier ist es, den ganzen Menschen zu schaffen. Für mich ist der heile

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Mensch der einzig heilige Mensch. Ost und West müssen zusammenkommen. Sie müssen sich gegenseitig ergänzen, nicht bekämpfen. Aber das ist nur möglich, wenn wir den gesamten philosophischen Hintergrund ändern. Daher lehre ich eine sehr widersprüchliche Philosophie. „Spiritueller Materialismus", so taufe ich mei- ne Philosophie.

Ich möchte, daß ihr zugleich Materialisten und Spiritualisten seid, auf eine ausge- wogene Weise. Ich wünsche der Gesellschaft all die Möglichkeiten, all den Kom- fort und all die Bequemlichkeiten, die Wissenschaft und Technologie liefern, und ich wünsche den Menschen auch eine große innere Bewußtheit, damit sie genießen können, was immer ihnen die Wissenschaft bietet. Ich möchte, daß jeder ein Buddha ist, aber zugleich möchte ich auch die Welt immer komfortabler sehen, immer lie- benswerter, immer schöner.

Wir können diese Welt in ein Paradies verwandeln, aber dann müssen wir mit dem Wählen aufhören. Wir brauchen nur das Ganze so zu akzeptieren, wie es ist, mit al- len seinen Widersprüchen. Diese Widersprüche sind nur deshalb Widersprüche, weil ihr so von Logik besessen seid — es sind in Wirklichkeit Ergänzungen. Leben und Tod — beides ist schön. aus: Come, come. yet come again Lee.2 28.10.8O Frage 2

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Vimalkirti's Tod Tanzend und freudig singend gaben am Dienstag, den 13.1.1981 tausende Schüler von Bhagwan Shree Rajneesh ihrem Freund Vimalkirti, ehemals Prinz Weif von Hannover, das letzte Geleit. Einen bunten Teppich von Rosenblättern in allen Re- genbogenfarben streuten sie auf den Weg von der Verbrennungsstätte zum Ash- ram. In einer langen Prozession von orangefarben-gekleideten, feiernden Sannya- sins wurde die Asche auf ihrem letzten Weg getragen, gefolgt von Vimalkirtis Va- ter, Prinz Georg Wilhelm von Hannover, seiner Mutter Prinzessin Sophia von Hannover und seinem jüngeren Bruder Prinz Georg von Hannover. Begleitet von Vimalkirtis Frau Ma Prem Turiya, ehemalige Prinzessin Wibke von Hannover und ihrer 10-jährigen Tochter Ma Prem Tania, ehemalige Prinzessin Tania von Hannover legte Prinz Georg die Urne mit der Asche seines Bruders in eine „Samadhi" aus weißem Mamor. Sannyasins hatten eigens hierfür in einem stillen Winkel des Ashrams eine rosenholzvertäfelte Ecke ausgestaltet. Die von seiner Fa- milie entzündeten Kerzen leuchteten auf der „Samadhi" während über 7000 vorbei- ziehende Sannyasins zum letzten Mal ihren Freund grüßten. Die Inschrift auf der „Samadhi" lautet: „In ewigem Gedenken an Swami Anand Vimalkirti (Prinz von Hannover, Deutschland), Schüler von Bhagwan Shree Rajneesh,

geboren: 25.1.1947 Erleuchtung: am Abend des 9.1.1981

Mahaparinirvana: am Morgen des 10.1.1981"

In seinem Morgenvortrag im Shree Rajneesh Ashram ehrte Bhagwan seinen ergebe- nen Schüler Vimalkirti mit folgenden Worten: „Vimalkirti ist gesegnet". „Er hatte eine der kostbarsten Herzen und ich erlebte ihn als eine der wunderschönsten See- len auf der Erde". Bhagwan sagte, daß Vimalkirti die Gelegenheit seiner Krankheit als Meditation genutzt habe, um seine letzten Verhaftungen mit der irdischen Welt zu lösen. „Er wird nicht wieder in einen Körper zurückkehren müssen," sagte Bhagwan, „er hat den Zustand der Buddhaschaft erreicht." Vimalkirti war 33 Jahre alt. Er war Nachfahre der hannoverschen Könige von England, Neffe der Königin Elisabeth von England und der Königin Frederike von Griechenland, Cousin von Prinz Charles und von Königin Sophia von Spanien, sowie der Enkel vom letzten deutschen Kaiser. Eine Flut von Beileidstelegrammen von den königlichen Familien in Europa trifft seit einigen Tagen im Shree Rajneesh Ashram ein, wo sich die engsten Familienmit- glieder des am 10. Januar 81 verstorbenen Swami Anand Vimalkirti, früher Prinz Welf von Hannover, in Poona, Indien, versammelt haben, um dem Toten ein letz- tes Geleit zu geben. Eine der ersten Beileidsbekundungen kam Sonnabendnacht von Königin Elisabeth

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II. von England. Sie wies den stellvertretenden britischen Hochkommissar in Bom- bay an, ihr tiefempfundenes Mitgefühl auszudrücken. Sonntagnacht übermittelte der englische Kronprinz Charles der Mutter von Swami Vimalkirti, Prinzessin Sophia von Hannover, sein liebevolles Mitgefühl. Prinz Charles erinnerte an die Begegnung, die er anlässlich seines kürzlichen offiziellen Besuchs in Indien mit seinem Vetter Vimalkirti im Bombay hatte: „Ich bin froh, daß ich Weif in Bombay getroffen hatte, als ich kürzlich in Indien war," sagte er, „er ist sehr lebhaft in meiner Erinnerung." Unter den zahlreichen Beileidsbekundungen befand sich auch ein Telegramm von Königin Frederike von Griechenland, die bei ihrer Tochter, der Königin Sophia von Spanien lebt. Am Montag traf Swami Vimalkirtis Vater, Prinz Georg Wilhelm von Hannover, in Poona ein, um sich hier mit Prinzessin Sophia und anderen Mit- gliedern der Familie zu vereinigen. Information über Vimalkirtis Krankheit: Zusammenbruch am 5. Januar morgens. Ursache: Atemstillstand nach einem Schlaganfall verursacht von einem Blutgerinsel in einer Arterie an der Gehirnbasis. Die Schwächung der Arterie war soweit fortgeschritten, daß diese platzte. Die Ar- terienschwächung hatte Vimalkirti von Geburt an. Weder Vimal noch andere wuß- ten um seinen Zustand. Im Gegensatz zu Zeitungsmeldungen aus Deutschland, wonach Vimalkirti von ei- nem heftigen Karate-Schlag getroffen worden sei, machte er Aufwärmübungen; kein anderer war daran beteiligt.

'Gestern brach plötzlich einer unserer meistgeliebtesten Sannyasins zusammen', sagte Bhagwan in der Morgenlecture kurz bevor Vimalkirti starb. 'Er war gerade beim Karateüben, als sein Herz stehenblieb. Es ist erblich in seiner Familie. Viele Mitglieder der deutschen Königsfamilie litten darunter. Einer starb daran, andere überlebten, aber wurden verrückt, weil etwas im Gehirn geschieht. Das Herz funktioniert ausgezeichnet, aber das Gehirnzentrum, das das Herz kontrolliert, funktioniert nicht mehr. Es gab einen Blutsturz; ein Blutgerinsel überdeckte das Herzzentrum im Gehirn.' 'Ich besuchte ihn letzte Nacht. Während er im Coma lag, fühlte ein Teil von ihm sofort meine Gegenwart. Diese Erwiderung kommt nicht vom Gehirn, diese Er- widerung kommt nicht vom Körper; sein Körper ist verwirrt, er funktioniert nicht mehr. Aber der Mensch ist mehr als nur der Körper, mehr als das Gehirn. Dieses „Etwas mehr", dieses Plus tanzte sofort in Freude. Ich bin ein Teil von ihm, er ist ein Teil von mir. In seinem Leben ist er ein Teil von mir, und wenn er geht ist er ein Teil von mir. Ein Sannyasins ist jemand, der ein Teil des Seins eines Meisters wird.'

Vimalkirtis Tod ist ein Grund zum freudigen Feiern.

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PURVODAYA zieht um ......... zieht um........... zieht um ........... zieht um

Wo und wie liegt das neue Buddhafeld? 5 km von Deggendorf entfernt, absolut stille Lage mit eigener Zufahrt, herrlicher Siidhang, Bauernhof in 200 mtr Höhe, Schloß in 920 mtr Höhe mit unbeschreib- lichem Blick auf Landschaft mit Donau, der Berg im Rücken ist 1200 mtr hoch, an seinem Nordhang ein fantastisches Skigebiet mit Schanze und Liften, in 7 km Ent- fernung Autobahnkreuz nach München, Nürnberg und Österreich.

Das Schloß Fassade denkmalgeschützt (Zuschüsse!). Es wurde bis jetzt als Lungensanatorium der Stadt München benutzt. Das Schloßgebäude hat fünf Etagen und Keller und Turmzimmer, ca. 200 Zimmer, einige Säle, sowie Kirche, Riesenküche mit Aufzügen, Bäckerei, Mosterei, Frisier- salon, Zahnarztpraxis, Operationsraum, Kino, Sauna, Wannenheilbäder, Wäscherei, Heißmangel, Allbrenn-Zentralheizung, eigene Stromversorgung, Tanksäule und Autowerkstatt. Im Keller soll noch ein Schwimmbad u.ä. sein. Man braucht drei Tage, um alles zu entdecken. Bettwäsche, Handtücher, Geschirr sind vorhanden. In fast jedem Zim- mer Telefon und Notrufanlage, überall, und besonders in der 50 m langen Sonnen- terrasse Kopfhörersteckdosen für Lectures und Musiken.

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Die Gartenanlagen Gemüsegärtnerei mit Gewächshäusern und Obstplantage. Herrliche Gartenanlage im Barockstil, zwei Springbrunnen, Schwanenteich, englischer Park. Große ebene Fläche für Tanz und Sport und Fest, Wasserfall, Goldfische, Lotosblumen.

Der Bauernhof Der Bauerhof hat 40 Hektar Land, davon 80% Weide, fünf Häuser, Kühe und Pferde.

Der Wald Naturgeschützt, seit 60 Jahre nicht geholzt, eigene, große, gefaßte, sauberste Wald- quelle, die autonom alles versorgt. Im Wald zwei große Villen mit 30 Zimmern, zwei überdachte Buddhahallen mit 300 qm und 200 qm, kleine Ruhehütten und Waldfütterungsplätze, Rehe, Eichhörnchen und 1001 Vögel.

Wer möchte dabei sein? Sannyasins, die mit gutem Willen, viel Energie und Fachkenntnissen jeder Art sich in einer l00 köpfigen Familie einbringen wollen. Geld in Form und Höhe einer Beteiligung oder Spenden. Auch Sachspenden jeder Art.

Eröffnung Entweder am 21. März, Bhagwans Erleuchtungstag, mit „hohen" Gästen aus Poona, oder mit Somendras „Grand European Mystery Finale". 20. —24. Mai.

vergiß eines nicht: daß jeder meiner Sannyasins etwas von mir in sich trägt, jeder meiner Sannyasins Teil von mir wird — spirituell, physisch, auf jede erdenkliche Weise.

Und die Tatsache muß jetzt ein für allemal bekannt und anerkannt werden: daß sich mein Buddhafeld nicht auf den keinen Flecken beschränkt, wo ich mit ein paar tau- send Sannyasins lebe. All die kleinen Kommunen, Ashrams, Zentren überall auf der Welt sind kleine Buddhafelder.

Zwischen Meister und Jünger spielt physische Entfernung überhaupt keine Rolle.

Beloveö Siddhartha, Love We received your let.ter cf 28th December to

Bhagwan and it iE great that you have found such a beautiful place. It can become a beautiful Buddhafield. Enjoy this new happening. We wish you all the best.

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Meditationsmusik DYNAMISCHE MEDITATIONEN Dynamic/Kundalini Kundalini/Nadabrahma Nataraj/Nadabrahma Mandala/Whirling Gourishankar/Mandala ,)ie oben aufgeführten Meditationen sind auch als Dolby-Aufnahmen erhält- lich. Die notwendige Meditationsanleitung wird beigefügt.

CELEBRATION MUSIC von Hari Chaitanya (Georg Deuter): Flowers of Silence ■ Sea of Silence Tea from an Empty Cup • Riding the Bull Special Morning Meditation Music I & II Special Morning Meditation Music III & IV Special Morning Meditation Music V • Orange Tree Samadhi Darshan I & II Orange Tree • Like the Wind in the Trees

ASHRAM MUSIC GROUP Sufi Dance SO (mit Chor + Gesang) Music Group SO Enlightenmentday 76 Mahapannirvan Celebration SO Enlightenmentday 78 INDISCHE ASHRAMMUSIC Guru Purmma 79 (gesungen in Sanskrit) Guru Purmma SO Sutras ■ Kirtan Morning Celebration Music Birthday Music 77

Sonderlectures

Alle Vorträge Bhagwans werden auf Band aufgezeichnet und sind im englischen Original beim Sannvas Verlag auf Cassette erhältlich.

1 Eigenschaften eines Sannyasins (Heart Sutra 10) 27) Am Tag nach dem Tod von Bhagwans Vater 2 Ashram/Gemeinschaft (People of the Path 26) (Be still and know 9) 3 Gemeinschaft/Arbeit (Come Follow Me I, 12) 28) Schweigen und Verstehen 4 Therapie (Come Follow Me II, 14) (Book of the Books I, 1) 5 Therapie (The Pathless Path 22) 29) Liebe: das offene Geheimnis 6 Vipassana-Todeslecttjre (The Search 9) (Book of the Books III, 10) 7 Sex und Liebe (The Tantra Vision 14) 30) Pornographie und Heuchelei — der geheime 8 Vater — Sohn (The Pathless Path 26) Schlüssel (White lotus 10) 9 Essen (The Revolution 10) 31) Wilhelm Reich (Alpha and omega 9) 10 Fasting — Feasting (The Pathless Path 6) 32) Fuck-Lecture (Book of the Books VI, 4) 11 Rauchen (Come Follow Me II, 12) 33) Die Natur des Egos (The Discipline of Trans- 12 Glück in Beziehung (Come Follow Me II, 16) cendence I, 21) 13 Weltkrieg, Politik, Wissenschaft (Path/Love 2) 34) Erfolg — Persönlichkeitsveränderung — 14 Engel Aloisius (This Very Body 6) Akzeptieren (The Guest 1) 15 Piss Lecture (The True Sage 6) 35) Für Denker (I say unto you 10) 16 Eva Renzi (The Secret of the Secrets 24) 36) Alle Wesen sind von Anfang an Buddhas 17 Hindi Lecture (Binghan Parat Puhar 7/8) (This Very Body 1) 18 Tod (The Path of Paradox 27) 37) Wünschen schafft Frustration 19 Frustration, Schlaf in der Lecture, „dropping (Book of the Books III, 3)

Sannyas" (The Secret of Secrets 28) 38) Love yourself and watch — today — tomorrow 20 Jeder ist Bhagwan (The Secret 11) — always (Book of the Books III, 5) 21 Anthroposophie — Rudolf Steiner 39) Krishnamurti (I am That 7) 22 Wer bin ich? — Enlightenment Intensive 40) Einsamkeit/Alleinsein 23 Homosexualität (The Devine Melody 4) (The Discipline of Transcendence I, 2) 24 Sannyas-Zentren (The Book of the Books III 16) 41) Swami Ananda Siddharta (Come yet again 13) 25 Rebirthing (Take it easy 17) 42) Swami Prem Gunakar (I Am That 9) 26 Liebe deinen Körper, öffne deine Sinne 43) Angst vor Liebe (I Am That 14)

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Bücher in deutsch Im Sannyas-Verlag

Bhagwan Shree Rajneesh: Tantrische Liebeskunst — Aus dem „Buch der Geheimnisse". 240 Seiten, schöne Farbfotos, DM 28, — Bhagwan entschlüsselt Shivas Anweisungen an seine Geliebte Devi für das Liebesspiel — diese letzte intakte Brücke zum Göttlichen: „Zu Beginn der sexuellen Vereinigung, achte auf das Feuer... Wenn in solch einer Umarmung deine Sinne wie Laub geschüttelt werden..." „In diesem Zeitalter, da der Mensch sich unter dem Einfluß des tech- nischen Fortschritts immer weiter von der Natur entfernt, spielt Sex eine wichtigere Rolle denn je. Denn nur noch im Sexakt sind die Zivili- sationsmenschen mit den Kräften der Natur in Kontakt. Wer Bhagwan auf diesem Weg folgen will, muß alles vergessen, was er über Sex weiß. Die tantrische Liebestechnik setzt ein völlig entspanntes und natür- liches Verhältnis zum Sex voraus — es ist ein Sex ohne Lüsternheit, ein Liebesspiel ohne Programm und Ziel, das sich über Stunden hin- ziehen kann." Swami Satyananda (Jörg Andrees Elten)

Bhagwan Shree Rajneesh: Was ist Meditation? DM 12,50 In dem schmalen, vornehm ausgestatteten Aphorismen - Bändchen spricht Bhagwan Shree Rajneesh vom Sein und nicht von der Absicht, etwas zu sein. „Wenn du so einen Menschen triffst, der dich in den Fluß werfen kann, sei froh darüber und lasse es zu." Die Not der erstarrten Traditionen und Gedankengebäude, die jede lebensvolle Entwicklung behindern und. verbauen, beinhalten das weitverbreitete Unbehagen an der Gesellschaft. Programme, die als Leerlauf empfunden werden, Strukturen, die sich als Einschnürungen erweisen, erzeugen die Suche nach neuen, „ganz anderen" Wegen. Bhagwan Shree Rajneeshs Aphorismen führen den Leser auch an die Meditation des Todes heran. Dies ist für mich der wichtigste Aphoris - mus in dem Büchlein, weil die allgemeine Flucht, die „Verdrängung" der Todeswirklichkeit auch Ausdruck mancher Krankheit ist. Tod ge- hört zum Leben, Einverständnis mit dem Tod zur Gelassenheit, zum „ganzen" Leben.

Bhagwan Shree Rajneesh kennt den Zustand des Menschen und der Zeit, er ist kein weltferner Träumer. Dieses Büchlein ist sehr lesenswert und vermag Impulse zu geben. Irma Petzold-Heinz, Rheydt ■

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Bhagwan Shree Rajneesh: Die verborgene Harmonie — „Die Frag- mente des Heraklit". 400 Seiten, viele schöne Fotos, DM 34. — .

Elf Morgen lang spricht ßhagwan über die Fragmente des Hera- klit, des großen erleuchteten Griechen, der verkannt blieb. Wäre er in Indien geboren, hätte er als ein Buddha Anerken- nung gefunden. Aber die griechische Philosophie, die auf der Logik des Aristoteles fußt, verstand ihn nicht. Bhagwan bringt die Schönheit von Heraklits Weisheit ans Licht und gibt uns ein großes abendländisches Erbe zurück, das lange verschollen war. 400 Seiten, mit vielen Fotos und vierfarbigem Einband.

SANNYAS-MAGAZINE jedes SANNYAS enthält eine sorgfältige Auswahl von Texten Bhagwan Shree Rajneeshs zu einem bestimmten Thema und bleibt daher wertvoll wie ein Buch. Information, viele Fotos, vierfarbiger Umschlag- Abonnementsbestimmungen: 6 Hefte pro Jahrgang

S a n n y a s 9 : Wissen — Weisheit — Sekten Unio Mystica — Frömmelei ist die heilige Seuche — Nes- Erleuchtung — Mit dem Boot auf dem Kopf — Hingabe und die Angst vor Abhängigkeit — Hans und der Mercedes. Sannyas 10: Ernährung Du bist, was du ißt — Makrobiotik — Glück braucht keine Bedingungen — Durch vegetarische Lebensweise Einsicht in frühere Leben - Der Körper ist euer Tempel. Sannyas 11: Alte Familie: Neue Familie Die Kommune, ein Orchester des Daseins — Gibt es eine Gruppenseele? - Was kann die Familie ersetzen? — Ein neuer Mensch ist im Entstehen — Kollektives Unbewußtes. Sannyas 12: Das Tabu Tod Der Tod ist eine Lüge — Auf die andere Seite kommen — Sex und Tod — Selbst- mord — Was tun, wenn Du stirbst? — Wenn es soweit ist — Feuerrede für Vipas- sana. Sannyas 13: Perversion, was ist denn das? Auto-Homo-Hetero — Pornographie und Religiosität — Das Geheimnis der Geheimnisse — Ein unbeschreibliches Kapitel — Make love not war. Sannyas 15: Homosexualität und Frauenbefreiung März S1 Warum erlaube ich Frauen, Macht über mich auszuüben? — Bhagwan, warum ist es so schwierig, eine Beziehung einzugehen? Sannyas 16; Beziehungsdrama oder Liebesabenteuer Mai 81 Einsamkeit oder Alleinsein — Was ist dies Verlangen, das durch keine Liebes- Beziehung befriedigt wird? — Liebe bedeutet: „In Verbindung treten" Sannyas 17: Weltkrieg der Kohlköpfe Juli 81 Sozialismus und Commune — Reformation — Revolution — Rebellion — Reli- gion — Ich kann „ein Feind der Nation" genannt sein.

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Selbsterfahrungs- und Meditationsgruppen ...wenn der Therapeut nicht länger versucht, eine Person zu behandeln, wenn der Patient den Therapeuten nicht als etwas von sich Getrenntes sieht — in diesen seltenen Momenten geschieht Therapie. Wenn der Therapeut seine Kenntnisse vergessen hat und der Patient seine Krankheit — ist das ein Dialog zwischen zwei Wesen. In diesem Moment geschieht Heilung... Es gibt nur einige wenige Therapeuten, bei denen du dich nicht minderwertig fühlst, bei denen du dich nicht als Objekt behandelt fühlst, bei denen du eine tiefe Achtung für dich empfindest, bei denen du fühlst, daß du als Mensch angenommen wirst, nicht als ein Mechanismus. In dem Moment muß er Liebe werden, flie- ßende Liebe. ... Heilung ist eine Funktion der Liebe. Liebe ist die größte Thera- pie, und die Welt braucht Therapeuten, weil der Welt Liebe fehlt. (B.S.Rajneesh)

Die Purvodaya-Nähstube In der Purvodaya-Nähstube findet ihr eine Auswahl der schönsten Sannyas- Modelle für Frauen, Männer und Kinder, fertiggestellt aus hautfreundlichen und naturreinen Stoffen. Beste Qualität aus Baumwolle, Seide und Satin. Die Modelle können entweder in der Ashram-Nähstube gekauft oder per Post zu- gesandt werden. Besondere Wünsche können berücksichtigt werden.

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Zen-Schemel Handgemachte „Erleuchtungshilfe" aus der Purvodaya-Schreinerei: Zen- Schemel, der Meditationshocker für alle stillen Meditationen, in zwei Aus- führungen, Kiefer natur, 40x17x16 cm.

Poster Die Motive auf dem Umschlag unseres Heraklit- und Tantra-Buches sind im Sannyas- Verlag als Poster erhältlich. (30 x 42 cm, 4-Farbendruck) 8,- DM

Fotomappe (Bhagwan, Poonaleben, Sannyasin, Landschaftsaufnahmen) Mit mehr als 60 schwarz/weiß Fotodrucken und 5 Farbdrucken. Eine Zusammen- stellung aus laufenden Produktionen, sowie eine Beschreibung aller Meditationen Bhagwan's und anderen Informationsblättern. — Nur im Direktversand zum Selbstkostenpreis von DM 12,—

Flüge nach Indien Das Purvodaya-Reisecenter hat mit Syrian Air günstige Sonderabmachungen über Flüge nach Bombay getroffen. Die Buchung erfolgt telefonisch: 08764/ 426. Bitte so früh wie möglich buchen, da besonders in der Ferienzeit die Maschinen ausgebucht sind. (Purvodaya-Reisecenter, 8051 Margarethenried).

Bestellungen An: Sannyas-Verlag, 8051 Margarethenried Nr. 6

Telefon: 08764/1314 Raiffeisenbank Moosburg 820377 (BLZ 70169403)

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Inhalt 8 Bhagwan, Chögyam Trungpa schreibt in einem Buch: . 15 „Zeuge sein" ist kein Gedanke 22 Ich weiß, meine Liebe stinkt. 28 Muß der Sucher auf dem Wege leiden 35 Warum verhilfst du mir nicht zur Erleuchtung? 42 Wachheit ist der Weg zum Leben 69 Erstens: Mir ist nie ein gewöhnlicher Mensch begegnet 72 Jemand vollkommen 80 Ich habe gehört, daß deine Sannyasins den Tod feiern 86 Vimalkirti's Tod 90 Purvodaya — das neue Buddhafeld 93 Purvodaya-Information

Herausgeber: Swami Ananda Siddhartha Übersetzer: Rajneesh Foundation, Swami Veet Sadhan Fotos: Rajneesh Foundation, Ma Guru Puia Gestaltung: Swami Ananda Siddhartha, Swami Prem Vimal Repros und Montage: Swami Devagyan, Swami Prem Vima] Druck: Swami l'rabhu Darshan Copyright: Rajneesh Foundation, 17 Koregaon Park, Poona, Indien

Einzelheft und Abonnementpreis entnehmen Sie bitte jeweils unserem neuen Verlagsprogramm.

ISBN 3-922458-14-9

SANNYAS-YERLAG 8051 MARGARETHENRIED ■ TELEFON 08764/1314

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Page 99: Osho - Bhagwan Shree Rajneesh - Wachheit Ist Der Weg Zum Leben - Sannyas 14 (1981, 99 S., Text)