nzz-verlagsbeilage 19. november 2018 · stefan sagmeister hat uns anvertraut, wie er es gefunden...

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NZZ-Verlagsbeilage 19. November 2018 Wie glücklich sind Sie gerade? Auf einer Skala von 1 bis 10, etwa 7,5. Was macht Sie glücklich? Ich habe eine wiederholbare Technik entdeckt, um einen Glücksmoment zu fabrizieren. Ich nehme einen Motorrol- ler, eine selten befahrene Landstrasse in schöner Umgebung mit wenig Polizei- kontrolle, sodass ich ohne Helm fahren kann, ein Dutzend Lieder auf dem Tele- fon, von denen ich glaube, dass sie mir gefallen werden (die ich aber nicht gut kenne), und den Vorsatz, ohne Plan und Ziel herumzufahren: Da läuft es mir jedes Mal kalt und warm den Rücken hinunter, ein biologisch feststellbarer Glücksmoment. An der Herstellung die- ses Momentes sind gleich drei Design- objekte beteiligt: der Motorroller, der MP3-Spieler auf dem Telefon, die Land- strasse. Natur und Musik helfen fest mit. Sie haben sich in Ihrer Arbeit sehr inten- siv und über Jahre mit dem Thema Glück beschäftigt. Wie sind Sie als Grafikdesigner zum Glück gekommen? Ich wollte den Zusammenhang zwi- schen Design und Glück untersuchen: Ist es möglich, etwas zu gestalten, das die Benutzer glücklicher macht? Viel gutes Design wird erst dann sichtbar, wenn es katastrophal nicht funktioniert. Ich wer- de heute noch in einen Flieger von New York City nach Wien steigen und kann flott vergessen, was für ein Wunder es ist, dass ich mit 300 anderen Passagieren in einer tonnenschweren Aluminium- röhre in 10 000 Metern Höhe mit fast Schallgeschwindigkeit durch die Luft sause. Ich werde mir dessen erst bewusst werden, wenn etwas im Flieger nicht funktioniert. Als Designer kann ich Un- glück vermeiden, indem ich Dinge ge- stalte, die funktionieren. Aber es kann niemals nur die Funktion alleine im Mittelpunkt stehen. Das Schö- ne ist gleich wichtig. Dinge werden erst durch das Schöne menschlich. Auf Ihrer Website haben Sie geschrie- ben, dass Sie Meditation, kognitive The- rapie und Psychopharmaka ausprobie- ren wollen, um selbst zu erleben, inwie- weit sie glücklich machen. Wie waren Ihre Erfahrungen damit? Ich habe alle drei Strategien jeweils drei Mo- nate ausprobiert: Ich war drei Monate in Bali zum Meditieren, dann drei Monate in New York bei einer ausgezeichneten kogni- tiven Therapeutin und habe dann drei Mo- nate SSRI (Selektive Serotonin-Wiederauf- nahmehemmer, Anm. d. Red.) geschluckt, in meinem Falle das Antidepressiva Lexa- pro. Alles hat sich genau gegenteilig zu mei- nen Erwartungen herausgestellt: Bei mir zeigten die Drogen die grösste Wirkung, die Meditation die geringste. Ich habe er- lebt, dass 20 Minuten Joggen einen grösse- ren Unterschied für die Qualität meines Ta- ges bewirken als 40 Minuten Meditation. Wieso haben Sie bei Ihrer «Happy Show» Warnhinweise angebracht? Um die Erwartungen zu senken. Ist man glücklicher, wenn man keine Er- wartungen hat? Ja. Wenn alle meine Freunde sagen, ich muss unbedingt diesen Film anschauen, der sei so wunderbar, dann ist die Wahr- scheinlichkeit, dass mir dieser Film auch wirklich gefällt, geringer. Das UN-Netzwerk für Nachhaltige Ent- wicklung (Sustainable Development So- Erwartungslos glücklich Die intensive Auseinandersetzung mit der Wirkung von Design hat den Design-Provokateur zum Thema «Glück» gebracht. Stefan Sagmeister hat uns anvertraut, wie er es gefunden hat. Stefan Sagmeister Grafikdesigner Stefan Sagmeister über seinen ganz eigenen Glücks-Entwurf. Interview von Simone Leicht lutions Network) veröffentlichte dieses Jahr, dass in Finnland die glücklichsten Menschen der Welt leben. Gefolgt von Norwegen, Dänemark, Island und der Schweiz. Sie leben in den USA. Weshalb ist man dort weniger glücklich? Weil die Erwartungen der Menschen hö- her sind und sie dadurch leichter ent- täuscht werden. Weil die Unterschiede bei den Gehältern grösser sind. Wie viel Glück steckt in Beziehungen? Meine eigene Erfahrung zeigt, dass mich im Allgemeinen viele und gute soziale Beziehungen glücklicher machen als das Alleinsein. Studien sagen dasselbe. «Geld allein macht nicht glücklich», sagt ein Sprichwort. Was braucht es noch? Geld macht glücklich, solange man das Geld für andere ausgibt. Das macht am glücklichsten. In der Happy Show verteilen Sie Prali- nen. Möchten Sie die Besucher damit manipulieren? Ja, wir verwenden alle uns zur Verfügung stehenden Mittel! «Sex sells» ist ein alter Marketingspruch und man sieht zuhauf entsprechende Darstellungen in der Werbung. In Ihrer Happy Show widmen Sie dem Sex auch einiges an Augenmerk. Wird er über- schätzt? Mein Lieblingsversuch einer Definition teilt das Glück nach der Zeitdauer ein: Da gibt es das ganz kurze, wie den se- kundenlangen Glücksmoment (ein Or- gasmus kann da dazugehören), ein mit- tellanges Glück wie die Zufriedenheit (kann stundenlang anhalten) und das ganz lange Glück: das zu finden, was man mit seinem Leben machen will, den Lebenszweck. Ihr Grossvater war Schildermaler in Österreich. Wie stark werden Sie von Ihren Wurzeln beeinflusst? Ich selber habe ihn nie gekannt, bin aber mit seinen Stücken, die bei und in der Wohnung in Bregenz hängen, aufgewach- sen. Einige seiner Stücke zieren heute mei- ne Wohnung in New York. Sie haben Designaufträge für Weltstars ausgeführt, Ihre Arbeiten wurden mehrfach ausgezeichnet. Sind Sie trotz- dem bescheiden? Derjenige, der von sich selber denkt, dass er bescheiden ist, ist dies sicherlich nicht. Das werden andere beurteilen müssen. Braucht Design wie die Kunst Provokati- on und Konfrontation und muss es auf- rütteln oder genügt ansprechende Ästhe- tik, die sich am Ende verkaufen lässt? Wenn es einen guten Grund dafür gibt, dann kann Provokation eine wunderbare Strategie in der Kommunikation sein. Sie beschreiben die Sagmeister-Haltung als konservativ und zeitgemäss. Was lohnt es zu konservieren? Was lohnt es umzustossen? Bitte konservieren: den feinen Umgang mit anderen Menschen. Bitte umstossen: den Irrglauben, dass Design, das funkti- oniert, auch automatisch gut ist. Gutes Design muss auch schön sein, um dem Menschen gerecht zu werden. Was machen Sie während Ihrer Sab- baticals? Dies sind Experimentierjahre, in denen ich all das ausprobiere, wofür in den normalen Arbeitsjahren keine Zeit zu bleiben scheint. Bisher war jedes dieser Jahre verschieden: Das erste Jahr war ich alleine in New York City, verbrachte viel Zeit mit Nachdenken und mit wenigen ausgeführten Arbeiten als Resultat. Das zweite Jahr in Indonesien, zu fünft in einer Handwerkskultur, ergab einige fertiggestellte Projekte. Das dritte war aufgeteilt in einen Drittel Mexico City, einen Drittel Tokio und einen Drittel österreichische Alpen. Eines der Hauptresultate der Auszeit- jahre ist die Tatsache, dass ich nach fast 30 Jahren meinen Beruf immer noch als sehr vergnüglich empfinde. Von welchem Projekt träumen Sie noch? Von einem grossen Projekt zur Schön- heit, da arbeiten wir schon fleissig daran. Was wünschen Sie sich? Dass dieses Interview auch schon bald wieder vorbei ist, dass das eine der letzten Fragen ist. – Schwuppsdiwupps – Wunsch erfüllt. Wunschlos glücklich. SWISS INNOVATION FORUM Das Swiss Innovation Forum ist die führende Konferenz der Schweiz zur gezielten Förderung von Kreativität, Design und Innovation. Am 22. Novem- ber 2018 findet sie zum 13. Mal statt. Unter dem Motto «Surprise» widmet sie sich der Überraschung als Schlüssel für Innovation und Wachstum. www.swiss-innovation.com Twitter: @swissinnovation | #SIF18 Herausgeber Swiss Innovation Forum, C.F.L. Lohnerstrasse 24, 3645 Gwatt (Thun); Redaktion und Anzeigen Simone Leicht (Leitung); Gestaltung Lea Hari, EGGER AG, Print und Dialog, 3714 Frutigen; Rückmeldungen [email protected] SAUBERE SACHE Rheintaler Firma setzt erfolgreich auf strategisches Patentmanagement. Seite 5 IDEENFINDUNG MIT SYSTEM Für Design-inking muss man die Anwender verstehen lernen. Seite 6 SICHERE FLIEGENDE HELFER Neuer Kollisionsschutz für Drohnen sorgt für längere Flugtauglichkeit. Seite 8 DIE FINALISTEN STEHEN FEST Der Gewinner des Swiss Technology Award wird am 22. November gekürt. Seite 11 Main-Partner Schweizerische Eidgenossenschaft Confédération suisse Confederazione Svizzera Confederaziun svizra Innosuisse – Schweizerische Agentur für Innovationsförderung

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Page 1: NZZ-Verlagsbeilage 19. November 2018 · Stefan Sagmeister hat uns anvertraut, wie er es gefunden hat. Stefan Sagmeister Grafikdesigner Stefan Sagmeister über seinen ganz eigenen

NZZ-Verlagsbeilage 19. November 2018

Wie glücklich sind Sie gerade?Auf einer Skala von 1 bis 10, etwa 7,5.

Was macht Sie glücklich?Ich habe eine wiederholbare Technik entdeckt, um einen Glücksmoment zu fabrizieren. Ich nehme einen Motorrol­ler, eine selten befahrene Landstrasse in schöner Umgebung mit wenig Polizei­kontrolle, sodass ich ohne Helm fahren kann, ein Dutzend Lieder auf dem Tele­fon, von denen ich glaube, dass sie mir gefallen werden (die ich aber nicht gut kenne), und den Vorsatz, ohne Plan und Ziel herumzufahren: Da läuft es mir jedes Mal kalt und warm den Rücken hinunter, ein biologisch feststellbarer Glücksmoment. An der Herstellung die­ses Momentes sind gleich drei Design­objekte beteiligt: der Motorroller, der MP3­Spieler auf dem Telefon, die Land­strasse. Natur und Musik helfen fest mit.

Sie haben sich in Ihrer Arbeit sehr inten-siv und über Jahre mit dem Thema Glück beschäftigt. Wie sind Sie als Grafik designer zum Glück gekommen?Ich wollte den Zusammenhang zwi­schen Design und Glück untersuchen: Ist es möglich, etwas zu gestalten, das die Benutzer glücklicher macht? Viel gutes Design wird erst dann sichtbar, wenn es katastrophal nicht funktioniert. Ich wer­de heute noch in einen Flieger von New York City nach Wien steigen und kann flott vergessen, was für ein Wunder es ist, dass ich mit 300 anderen Passagieren in einer tonnenschweren Aluminium­röhre in 10 000 Metern Höhe mit fast Schallgeschwindigkeit durch die Luft sause. Ich werde mir dessen erst bewusst werden, wenn etwas im Flieger nicht funktioniert. Als Designer kann ich Un­

glück vermeiden, indem ich Dinge ge­stalte, die funktionieren. Aber es kann niemals nur die Funktion alleine im Mittelpunkt stehen. Das Schö­ne ist gleich wichtig. Dinge werden erst durch das Schöne menschlich.

Auf Ihrer Website haben Sie geschrie-ben, dass Sie Meditation, kognitive The-rapie und Psychopharmaka ausprobie-ren wollen, um selbst zu erleben, inwie-weit sie glücklich machen. Wie waren Ihre Erfahrungen damit?Ich habe alle drei Strategien jeweils drei Mo­nate ausprobiert: Ich war drei Monate in Bali zum Meditieren, dann drei Monate in New York bei einer ausgezeichneten kogni­tiven Therapeutin und habe dann drei Mo­nate SSRI (Selektive Serotonin­Wiederauf­nahmehemmer, Anm. d. Red.) geschluckt, in meinem Falle das Antidepressiva Lexa­pro. Alles hat sich genau gegenteilig zu mei­nen Erwartungen herausgestellt: Bei mir zeigten die Drogen die grösste Wirkung, die Medi tation die geringste. Ich habe er­lebt, dass 20 Minuten Joggen einen grösse­ren Unterschied für die Qualität meines Ta­ges bewirken als 40 Minuten Meditation.

Wieso haben Sie bei Ihrer «Happy Show» Warnhinweise angebracht?Um die Erwartungen zu senken.

Ist man glücklicher, wenn man keine Er-wartungen hat?Ja. Wenn alle meine Freunde sagen, ich muss unbedingt diesen Film anschauen, der sei so wunderbar, dann ist die Wahr­scheinlichkeit, dass mir dieser Film auch wirklich gefällt, geringer.

Das UN-Netzwerk für Nachhaltige Ent-wicklung (Sustainable Development So-

Erwartungslos glücklichDie intensive Auseinandersetzung mit der Wirkung von Design hat den Design-Provokateur zum Thema «Glück» gebracht. Stefan Sagmeister hat uns anvertraut, wie er es gefunden hat. Stefan Sagmeister

Grafikdesigner Stefan Sagmeister über seinen ganz eigenen Glücks­Entwurf. Interview von Simone Leicht

lutions Network) veröffentlichte dieses Jahr, dass in Finnland die glücklichsten Menschen der Welt leben. Gefolgt von Norwegen, Dänemark, Island und der Schweiz. Sie leben in den USA. Weshalb ist man dort weniger glücklich?Weil die Erwartungen der Menschen hö­her sind und sie dadurch leichter ent­täuscht werden. Weil die Unterschiede bei den Gehältern grösser sind.

Wie viel Glück steckt in Beziehungen?Meine eigene Erfahrung zeigt, dass mich im Allgemeinen viele und gute soziale Beziehungen glücklicher machen als das Alleinsein. Studien sagen dasselbe.

«Geld allein macht nicht glücklich», sagt ein Sprichwort. Was braucht es noch?Geld macht glücklich, solange man das Geld für andere ausgibt. Das macht am glücklichsten.

In der Happy Show verteilen Sie Prali-nen. Möchten Sie die Besucher damit manipulieren? Ja, wir verwenden alle uns zur Verfügung stehenden Mittel!

«Sex sells» ist ein alter Marketingspruch und man sieht zuhauf entsprechende Darstellungen in der Werbung. In Ihrer Happy Show widmen Sie dem Sex auch einiges an Augenmerk. Wird er über-schätzt?Mein Lieblingsversuch einer Definition teilt das Glück nach der Zeitdauer ein: Da gibt es das ganz kurze, wie den se­kundenlangen Glücksmoment (ein Or­gasmus kann da dazugehören), ein mit­tellanges Glück wie die Zufriedenheit (kann stundenlang anhalten) und das ganz lange Glück: das zu finden, was

man mit seinem Leben machen will, den Lebenszweck.

Ihr Grossvater war Schildermaler in Österreich. Wie stark werden Sie von Ihren Wurzeln beeinflusst?Ich selber habe ihn nie gekannt, bin aber mit seinen Stücken, die bei und in der Wohnung in Bregenz hängen, aufgewach­sen. Einige seiner Stücke zieren heute mei­ne Wohnung in New York.

Sie haben Designaufträge für Weltstars ausgeführt, Ihre Arbeiten wurden mehrfach ausgezeichnet. Sind Sie trotz-dem bescheiden?Derjenige, der von sich selber denkt, dass er bescheiden ist, ist dies sicherlich nicht. Das werden andere beurteilen müssen.

Braucht Design wie die Kunst Provokati-on und Konfrontation und muss es auf-rütteln oder genügt ansprechende Ästhe-tik, die sich am Ende verkaufen lässt?Wenn es einen guten Grund dafür gibt, dann kann Provokation eine wunderbare Strategie in der Kommunikation sein.

Sie beschreiben die Sagmeister-Haltung als konservativ und zeitgemäss. Was lohnt es zu konservieren? Was lohnt es umzustossen?Bitte konservieren: den feinen Umgang mit anderen Menschen. Bitte umstossen: den Irrglauben, dass Design, das funkti­oniert, auch automatisch gut ist. Gutes Design muss auch schön sein, um dem Menschen gerecht zu werden.

Was machen Sie während Ihrer Sab-baticals?Dies sind Experimentierjahre, in denen ich all das ausprobiere, wofür in den

normalen Arbeitsjahren keine Zeit zu bleiben scheint. Bisher war jedes dieser Jahre verschieden: Das erste Jahr war ich alleine in New York City, verbrachte viel Zeit mit Nachdenken und mit wenigen ausgeführten Arbeiten als Resultat. Das zweite Jahr in Indonesien, zu fünft in einer Handwerkskultur, ergab einige fertiggestellte Projekte. Das dritte war aufgeteilt in einen Drittel Mexico City, einen Drittel Tokio und einen Drittel österreichische Alpen.Eines der Hauptresultate der Auszeit­jahre ist die Tatsache, dass ich nach fast 30 Jahren meinen Beruf immer noch als sehr vergnüglich empfinde.

Von welchem Projekt träumen Sie noch?Von einem grossen Projekt zur Schön­heit, da arbeiten wir schon fleissig daran.

Was wünschen Sie sich?Dass dieses Interview auch schon bald wieder vorbei ist, dass das eine der letzten Fragen ist. – Schwuppsdiwupps – Wunsch erfüllt. Wunschlos glücklich.

SWISS INNOVATION FORUMDas Swiss Innovation Forum ist die führende Konferenz der Schweiz zur gezielten Förderung von Kreativität, Design und Innovation. Am 22. Novem-ber 2018 findet sie zum 13. Mal statt. Unter dem Motto «Surprise» widmet sie sich der Überraschung als Schlüssel für Innovation und Wachstum.

▶ www.swiss-innovation.com▶ Twitter: @swissinnovation | #SIF18

Herausgeber Swiss Innovation Forum, C.F.L. Lohnerstrasse 24, 3645 Gwatt (Thun); Redaktion und Anzeigen Simone Leicht (Leitung); Gestaltung Lea Hari, EGGER AG, Print und Dialog, 3714 Frutigen; Rückmeldungen [email protected]

SAUBERE SACHERheintaler Firma setzt erfolgreich auf strategisches Patentmanagement.Seite 5

IDEENFINDUNG MIT SYSTEMFür Design­Thinking muss man die Anwender verstehen lernen.Seite 6

SICHERE FLIEGENDE HELFERNeuer Kollisionsschutz für Drohnen sorgt für längere Flugtauglichkeit.Seite 8

DIE FINALISTEN STEHEN FESTDer Gewinner des Swiss Technology Award wird am 22. November gekürt.Seite 11

Main-Partner

Schweizerische EidgenossenschaftConfédération suisseConfederazione SvizzeraConfederaziun svizra

Innosuisse – Schweizerische Agenturfür Innovationsförderung

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2 Swiss Innovation Forum NZZ-Verlagsbeilage 19. November 2018

DIE POST IST DA. FÜR ALLE.Auch wenn’s mal mehr Pakete sind. Patrick Hug hat ein fotografisches Gedächtnis. Diese Gabe hilft dem Paketzusteller beim effizienten Ausliefern der Pakete auf seiner Tour in St. Gallen.

post.ch/patrick

inserat_sif_291×440mm_cmyk_de.indd 1 17.10.2018 13:58:29

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3Swiss Innovation ForumNZZ-Verlagsbeilage 19. November 2018

Das Swiss Economic Forum be-absichtigt, im Sommer 2019 die neue Plattform «CE2 – Circular Economy Entrepreneurs» zu lancieren, um dem ressourcen-schonenden Wirtschaften in der Schweiz mehr Kraft zu verleihen.

Das enorme Bevölkerungswachstum ins­gesamt, eine wachsende Mittelschicht in den Schwellenländern sowie das wirt­schaftliche Wachstum treiben die Nach­frage nach Ressourcen und den Konsum kontinuierlich an. Das ökonomische Mo­dell der Wirtschaft beruht seit 250 Jahren auf der Annahme, dass natürliche Res­sourcen unlimitiert zur Verfügung ste­hen. Mit diesem linearen Wirtschafts­modell von «take, make, waste» gefähr­den wir unsere Lebensgrundlage, denn der derzeitige Ressourcenverbrauch hat schon heute enorme Auswirkungen auf Biodiversität, Klima und Gesellschaft.

Jetzt Verantwortung wahrnehmenDiese Realitäten sind in der Wirtschaft noch nicht angekommen. Das Problem nähert sich aber auf leisen Sohlen. Darum: Wir alle – als Mensch oder als Unterneh­mer – tragen Verantwortung für die Kon­

sequenzen unseres Tuns und für den Schutz unserer Umwelt. Wo sollen die dringend notwendigen Veränderungen beginnen, wenn nicht bei uns selbst?

Circular Economy ist Zukunft Innerhalb limitierter Ressourcen, steigen­der Nachfrage und Profitabilität ist die

Eine Klasse für sich

Wirtschaften mit Weitsicht

Querdenker, Pioniere, Meinungsmacher – Die Referentinnen und Referenten am Swiss Innovation Forum 2018 haben eines gemeinsam: Sie stellen Althergebrachtes infrage und suchen aussergewöhnliche Wege, um den Herausforderungen der Zukunft gerecht zu werden.

CE2 – Circular Economy Entrepreneurs – die neue Plattform für Kreislaufwirtschaft. Von Simone Leicht

Kreislaufwirtschaft ein zukunftsfähiges und erfolgsversprechendes Modell: Mit Ef­fizienz, Wiederverwertung, Reparatur, Wartung, Second­Life und Aufbereitung optimiert das Wirtschaften in Kreisläufen den Güternutzen und minimiert den Res­sourcenverbrauch und die Kosten. Die Kreislaufwirtschaft ist eine der grössten

Chancen seit der industriellen Revolution, um Businessmodelle, Produktionsprozes­se, Designs sowie die Formen des Konsums zu transformieren und neu zu denken. Im Vordergrund steht weniger das «optimi­zing the system» sondern vielmehr das «de­signing the system». Mit der Kreislaufwirt­schaft können wir künftigen Generationen eine Welt hinterlassen, die lebenswert ist.

Echtes Unternehmertum gefragtDie Vision einer nachhaltigen Zukunft braucht den Mut, neue Wege zu gehen, Überzeugung, Ausdauer und langfristiges Denken. Aber vor allem Unternehmen, die sich ihrer zentralen Rolle bewusst sind und ressourcenschonende, innovative Businessmodelle, Güter und Dienstleis­tungen entwickeln. Und: Investoren, die bei Investitionsentscheiden auf die wirk­liche Nachhaltigkeit von Firmen setzen.

«Hidden champions» versammelnDas Swiss Economic Forum (SEF) ver­steht die Kreislaufwirtschaft als Chance für den hoch innovativen Wirtschafts­standort Schweiz. In der Schweiz gibt es bereits absolut führende Unternehmen in der Kreislaufwirtschaft. Es sind aber «hid­den champions», denn sie sind kaum oder nur Insidern bekannt. Unser Ziel lautet deshalb: «Shaping the future of business

together». Mit der Plattform CE2 bringen wir diese entscheidenden Wirtschaftsak­teure zusammen und stellen den Dialog mit der Politikwissenschaft und ­verwal­tung sicher. CE2 will eine Community aufbauen und zum branchenübergreifen­den nationalen Schaufenster zum Thema Kreislaufwirtschaft werden.

Hochkarätiges Advisory Board Nationale und internationale Expertin­nen und Experten haben ihre Mitglied­schaft für das Advisory Board bestätigt: Anders Wijkman (Co­Präsident Club of Rome), Gina Domanig (Managing Part­ner, Emerald Technology Ventures), Prof. Dr. Walter R. Stahel (Founder­Director of the Product­Life Institute Geneva), Brin­dusa Burrows (CEO & Founder The Ground_Up Project), Julio Friedmann (Lead of CaMRI Initiative at Columbia University City of New York), Benjamin Kafri (Global Head of Client Relations, Bloomberg New Energy Finance) und Leyla Acaroglu (Unternehmerin und UNEP Champion of the Earth).

Die Swiss Economic Forum AG ist die führende Anbieterin von Wirtschaftskonferenzen in der Schweiz. Mit diesen Plattformen und Initiativen fördert das Swiss Economic Forum zusammen mit den Partnern unternehmerisches Gedankengut und setzt sich aktiv für Jungunternehmen ein.Wirkliche Nachhaltigkeit entsteht durch Kreislaufwirtschaft. Shutterstock

Jason SilvaFilmemacher und Philosoph

Jason Silva gehört zu einer neuen Philosophen­Generation, welche die Philosophie der Antike mit dem Optimismus der Zukunft kombiniert. Er ist ein selbsternannter Wunderknabe voller Überraschungen. Jason Silva schöpft aus seinen Erfah­rungen als digitaler Filmemacher, Fernseh­Moderator, Medi­enkünstler und Techno­Philosoph, um seine besondere und inspirierende Sicht auf wissenschaftliche und technische Er­rungenschaften, auf die Evolution der Intelligenz und der menschlichen Verfassung darzulegen. Er ist der Moderator der Emmy­nominierten Serie «Brain Games», die vom Sender National Geografic in über 100 Länder ausgestrahlt und als dessen beste Serie eingestuft wird.

William SachitiSerienunternehmer und Gründer der Academy of Robotics

William Sachiti ist ein in Simbabwe geborener britischer Serien unternehmer und Erfinder mit über 13 Jahren Erfah­rung im Aufbau und Verkauf von Tech­Start­ups. Sachiti stu­dierte Künstliche Intelligenz und Robotik an der Aberystwyth University in Wales und gründete schliesslich die Academy of Robotics, mit welcher er das autonome Zustellfahrzeug Kar­go entwickelte. Kar­go ist eine Kombination aus fortschrittli­cher Robotik und fahrerloser Fahrzeugtechnik, welche die «letzte Meile» bei Lieferungen überbrücken soll.

Marion A. Weissenberger-EiblSpitzeningenieurin und Universitätsprofessorin

Universitätsprofessorin Dr. Marion A. Weissenberger­Eibl leitet seit 2007 das Fraunhofer­Institut für System­ und Innovations­forschung ISI in Karlsruhe und ist Inhaberin des Lehrstuhls Innovations­ und Technologiemanagement am Karlsruher In­sti tut für Technologie (KIT). Ihre Forschungsarbeiten bilden die Brücke zwischen Wissenschaft und Wirtschaft und setzen sich mit der Rolle des Staates bei der Förderung von Innovationen, insbesondere im Zusammenhang mit KMU, auseinander. Als eine der erfolgreichsten Frauen der deutschen Wirtschaft wirft sie einen Blick auf die Rolle von Überraschungen im Wissen­schaftsprozess, analysiert aktuell brennende Themen und posi­tioniert die DACH­Region im internationalen Vergleich.

Harper ReedHacker und Unternehmer

Harper Reed ist ein in den USA tätiger Technologieingenieur, Innovator und Unternehmer. Er studierte Philosophie und Computerwissenschaften und gründete das Bekleidungs­unternehmen Threadless in Chicago, wo die Nutzer über das Design der T­Shirts entscheiden. Ihn fasziniert, wie die Techno logie das menschliche Verhalten fortlaufend formt, verändert und verbessert. 2012 war Harper Reed für die Online­ Kampagne und das «Get­out­the­Vote»­ Programm von Barack Obama verantwortlich, das möglichst viele Wäh­lerinnen und Wähler an die Urne locken sollte.

Stefan SagmeisterGrafikdesign­Provokateur

Der preisgekrönte österreichische Grafiker Stefan Sagmeister bringt ein äusserst breites Spektrum an Erfahrungen im Be­reich Design auf die Bühne. Er hat unter anderem Projekte für die Rolling Stones, Home Box Office oder das Guggen­heim­Museum realisiert und seine Ausstellung «The Happy Show» wurde zum Publikumserfolg. Stefan Sagmeister spricht über wichtige Themen unseres Lebens wie Glück oder Schön­heit, welche Verbindung sie zum Design haben und was sie für unser tägliches Leben wirklich bedeuten.

Ellen Petry LeanseTechpionierin und Bestsellerautorin

Ellen Petry Leanse hat den Einfluss des raschen Wandels und der Innovationen auf unser tägliches Leben – und unser Le­bensglück – hautnah mitverfolgt. Durch die Verbindung der Neurowissenschaften mit den Erkenntnissen aus bisherigen Praktiken verfolgt sie einen umsetzbaren, auf der Hirnfor­schung basierenden Ansatz, um in diesen Zeiten voller Her­ausforderungen wieder echte Zufriedenheit sowie wissen­schaftsbasierte Wege zu finden, mehr aus unserem Leben zu machen.

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4 Swiss Innovation Forum NZZ-Verlagsbeilage 19. November 2018

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Die Bevölkerung des Emmentals wird oft als hinterwäldlerisch abgestempelt. Auf Daniel und Nicole Lehmann trifft dieses Klischee mit Bestimmtheit nicht zu. Die beiden führen gemeinsam das Hotel Moosegg in Emmen-matt und machen dort schon lange, was heute Trend ist.

Als die Hotel Moosegg AG aus familiären Gründen dem damals noch nicht ganz 30-jährigen Daniel Lehmann in die Hän-de fiel, musste er sich entscheiden, ob er den Betrieb weiterführen oder beruflich lieber weiterziehen wollte. Lehmann ent-schied sich zu bleiben. «Denn eigentlich wollte ich schon immer mein eigener Chef sein», sagt er, «früher oder später». Er hat-te den Traum, seine Küche so zu «rocken» wie er wollte, zusammen mit seiner Briga-de eigene Rezepte zu kreieren. Nun sollte der ambitionierte Jungkoch sogar etwas früher als erwartet dazu kommen, seine Visionen Realität werden zu lassen. Das war vor zehn Jahren.Heute hat Lehmann viele seiner Ideen umgesetzt, der Betrieb ist fast gänzlich re-noviert. Langweilig wird es dem mittler-weile hochdekorierten Spitzenkoch trotz-dem nicht: Das über 100-jährige Gebäude bedarf ständiger Renovationen und will aufgefrischt werden. Daneben sorgt Lehmanns kreative Ader dafür, dass die Ideen – und damit auch die Arbeit – nie ausgehen. Auch seine Frau Nicole, welche schon im Alter von 23 Jahren in den Be-trieb mit einstieg, bringt ständig Neues ein – «wenn sie nicht gerade damit be-schäftigt ist, mich wieder auf den Boden

zurückzubringen», sagt Daniel Lehmann und lacht.

Beharrlich vorwärts«Gring ache u seckle», sagte die Läuferin Anita Weyermann einst. Sie vereinte in diesem Ausspruch Berner Behäbigkeit mit dem Willen, beharrlich voranzukommen. Genau das trifft auch auf das Moos egg-Team zu. Das Credo lautet zwar: Die ein-zige Konstante ist die Veränderung. Dabei bleiben Lehmanns aber stets beim Einfa-chen und Bodenständigen, also bei Merk-malen, die auch die Region auszeichnen. «Wir lassen bewusst die Finger von kurz-lebigen Trends und gehen unseren eige-nen Weg», sagt Lehmann. «Dabei vertrau-en wir auf unser Gefühl, unseren gesun-den Menschenverstand.» Auf der Moos-egg wird zum Beispiel nicht erst seit ges-tern mit regionalen, saisonalen Produkten gekocht, die von umliegenden Bauern ge-liefert werden. «Farm to plate» kennt man im Emmental also schon etwas länger.Auch gilt auf dem beschaulichen Berg nicht erst seit letzter Woche der Grund-satz «from nose to tail». «Die vollständige Verwertung eines geschlachteten Tieres hat für uns mit Respekt gegenüber dem Lebewesen zu tun», sagt der Küchenmeis-ter. Dieser rücksichtsvolle Umgang mit dem Tier ist in ländlichen Regionen wie dem Emmental Tradition. So hatte die «Metzgete» auf der Moosegg im Winter schon immer ihren festen Platz auf der Speisekarte.

Fokus auf regionalen ProduktenNicht nur dem Essen kommt bei Leh-manns grosses Gewicht zu, auch Wein geniesst hohe Priorität. «Für uns bedeutet Wein Lebensqualität», sagt Daniel Leh-

Trendig aus TraditionAuf der Moosegg treffen Traditionen und moderne Gastro-Trends zusammen. Von Nicole Lehmann

mann und fügt an: «Unserer Meinung nach gibt es keinen schlechten Wein. Nur ganz viele verschiedene Geschmacks-richtungen.» Wie beim Essen setzen Leh-manns auch beim Wein vorzugsweise auf regionale Herkunft. «Die Schweiz hat solch wundervolle Produkte und gute Produzenten, dass man gar nicht zu weit suchen sollte», ergänzt der Wirt. Natür-lich haben auch die klassischen Regionen und Länder auf der Weinkarte ihren Platz.

Die Aussicht inspiriert«Auf unserem wunderbaren Hügel mit Blick ins Tal und auf die ganzen Berner Alpen lässt es sich hervorragend über Pläne, Leitbilder und zukunftsweisende

Ziele diskutieren», sagt Daniel Leh-mann. Nicht umsonst finden auf der Moosegg zahlreiche Tagungen und Se-minare statt. Auch das Bankettgeschäft ist abwechslungsreich. Denn für Hoch-zeitsfeiern, Taufen, Geburtstage oder Konfirmationen ist das traditionsreiche Lokal ebenso beliebt. Daneben organi-siert das Team um Lehmann auch eigene Events. An der Kitchen-Party im No-vember und im Januar rockt die Küche. Gemütlicher gehts am Gourmet-Week-end mit Sechs-Gang-Menü und vorgän-gigem Baden im Hot-Pot zu und her. Im Winter laden transparente Bubble- Zelte auf der Terrasse zum Verweilen ein. In diesen können die Gäste Käsefondue oder Fondue chinoise geniessen.

Von wegen Klischee!«Wir sind nicht das typische klischee hafte Emmental», hält Daniel Lehmann fest. «Wir sind nicht dunkel und düster, son-dern heimelig und gemütlich und ganz schön sportlich unterwegs.» Das Pro-gramm zwischen den gemütlichen Em-mentaler Hügeln ist nämlich sehr straff. «Vielleicht nehmen wirs einfach etwas weniger ‹pressiert› als sonst wo», sagt Daniel Lehmann. Aber so soll es auch bleiben. Denn – und das ist das Wich tigste für den Gourmetkoch und seine Frau: «Bei uns soll man sich wohlfühlen.»

Nicole Lehmann führt gemeinsam mit ihrem Ehemann Daniel Lehmann – er ist mehrfach ausgezeichneter Spitzenkoch – das Hotel Moosegg.

Nicole und Daniel Lehmann haben den Traditionsbetrieb auf der Moosegg mit viel Herzblut modernisiert. Hotel Moosegg

Oerlikon produziert Pulverlegierungen, welche zur Beschichtung von Ober-flächen verwendet werden. Mit dem zu-nehmenden Einsatz von 3D-Druckern stellen sich der Firma neue Heraus-forderungen.

Oerlikon entwickelt Materialien zur Optimie-rung von Oberflächeneigenschaften. Dabei kön-nen verschiedene Ziele im Fokus stehen: Die Re-duktion von Verschleiss, Korrosion oder Reibung, aber auch die Gewährleistung thermischer oder magnetischer Eigenschaften. Die Materialien werden meist in Form von Pulvern hergestellt und mit dem thermischen Spritzverfahren auf Bau-teile aufgetragen. Vergleichbares Material ist auch für das metallbasierte Additive Manufacturing (AM) nötig. Hier kommt die Business Unit Oerli-kon AM ins Spiel: sie entwickelt AM-Lösungen bis zur Marktreife.

Oerlikon hat seine Wurzeln im Maschi-nenbau. Wie kommt es, dass Sie auch Materialien wie Metallpulver herstellen?Oerlikon ist schon seit vielen Jahren im Bereich Werkstoffe und Oberflächentechnik aktiv. Hier gibt es drei Domains, in denen spezifisches Know-how wichtig ist, um sich im Markt abzu-heben: Das sind die Materialwissenschaft, die Be-schichtungstechnologie und konkrete Produkti-onsverfahren zur Herstellung von Beschichtungs-werkstoffen. Da Oerlikon die gesamte Kette be-reits abdeckt, war es naheliegend, die Werkstoff-kenntnisse auch zur Herstellung von Pulvern für Additive Manufacturing einzusetzen.

Wie hat sich die Metallpulverherstellung in den letzten Jahren verändert?Die Technologie ist weitgehend gleichgeblieben, nämlich Atomisierung. Das Prinzip: Eine ge-schmolzene Legierung wird mit Hochdruck durch Inertgas verdüst. Durch schnelle Abkühlung ent-stehen daraus feinste Metallpartikel – das Pulver.

Wo liegen die Herausforderungen?Beim Aufbau von Fertigungskapazitäten, der Abstimmung von Pulvereigenschaften auf die 3D-Druck-Prozesse sowie bei den sehr hohen Anforderungen bezüglich der Qualität und der

Industrieanwendungen. 3D-Drucker werden im-mer grösser und produktiver, dadurch steigt der Bedarf an Pulver, ausserdem müssen benutzte Pulver schneller durch neue ersetzt werden kön-nen. Im 3D-Druck gibt es immer mehr Möglich-keiten, was zu neuen Anwendungen führt und damit zu neuen, spezifischen Anforderungen an die Werkstofflegierungen des Pulvers, das zum Einsatz kommt.

Welche Trends gibt es in der Entwick-lung der Pulverlegierungen?Big Data hält auch in die Pulverentwicklung Ein-zug: Aus dem riesigen Datenpool bekannter Eigenschaften von Metallen und Legierungen können durch Datenanalyse neue Legierungen deutlich schneller entwickelt und in die Test phase überführt werden. Oerlikon hat 2017 mit der Übernahme von Scoperta einzigartige Prozess-technologien sowie Know-how bei der schnellen und computerbasierten Entwicklung von metall-basierten Werkstoffen und innovativen Material-lösungen erworben und ausgebaut.

Welche offenen Fragen sollten geklärt werden, um den Einsatz von Legierun-gen voranzutreiben?Ein drängendes Problem sind die Zulas-sungs-Standards für AM-Pulver. Derzeit zertifi-zieren hauptsächlich sehr grosse Unternehmun-gen oder Druckerhersteller Pulver, die in ihren Maschinen getestet wurden. Es mangelt aber noch an globalen Standards.

Können Sie das als Unternehmen allein stemmen?Nein, hier braucht man unternehmensübergrei-fende Initiativen: Solche Standards müssen im Verbund von Unternehmen, wissenschaftlichen Einrichtungen und Standardisierungsorganisa-tionen erarbeitet werden. Basierend auf Oerlikons langjähriger Erfahrung haben wir vor einem Jahr die Munich Technology Conference (MTC) ins Leben gerufen. Die MTC stellt für das gesamte AM-Ecosystem – von der Wissenschaft über die Industrie bis hin zur Politik – die zentrale Platt-form für die Diskussion der weiteren Industriali-sierung der Technologie dar.

Dr. Helmut Rudigier ist Group CTO bei der OC Oerlikon Management AG.

Der Stoff der TräumePulver für 3D-Druck. Interview mit Dr. Helmut Rudigier

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5Swiss Innovation ForumNZZ-Verlagsbeilage 19. November 2018

Im beschaulichen Haag im Rhein-tal ist mit der Firma VAT AG der Weltmarktführer für Vakuum-ventile ansässig. Basis des Erfolgs ist die enge Zusammen-arbeit zwischen der Entwick-lungs- und der Patent abteilung.

Ob Fernseher, Smartphone oder Compu­ter: Wo ein Chip drinsteckt, hat wahr­scheinlich die VAT AG ihre Finger im Spiel. Der Komponentenlieferant stellt Va­kuumventile für Anlagen her, mit denen Flachbildschirme oder Computerchips ge­baut werden. Das Ventil ist eine Schlüssel­komponente, die dafür sorgt, dass der Herstellungsprozess absolut sauber bleibt. Denn bereits das kleinste Staubkörnchen kann einen Chip zerstören.

Seit der Industrialisierung ist Design eng verflochten mit der Wirtschaft. «Business Design» kombiniert unternehmerische und gestalterische Kompetenzen, um Produkte, Services und Geschäftsmodelle zu entwickeln.

Design entwickelt und gestaltet Produkte, Systeme und Prozesse – und zwar so, dass diese bestmöglich genutzt und weitherum verkauft werden können. Dazu braucht es besondere Talente und Fähigkeiten. Diese haben sich Schritt für Schritt zu einem Be­ruf gebündelt. Die Professionalisierung

Mit der Nische an der SpitzeVAT ist seit 1988 im Halbleitermarkt aktiv. Das Nischenprodukt Vakuumventile machte 2017 mit 700 Millionen Franken den Löwenanteil des Umsatzes aus und hat das Schweizer Unternehmen mit ei­nem Anteil von 64 Prozent zum Markt­führer in der Halbleiterbranche gemacht. Die Anzahl der Mitarbeiter hat sich inner­halb von drei Jahren auf 2000 verdoppelt und seit April 2016 ist das einstige Fami­lienunternehmen an der Börse. Neben dem Hauptproduktionsstandort in Haag betreibt VAT ein Werk in Malaysia, um näher am asiatischen Markt zu sein. Auch in Rumänien steht ein Betrieb.

5 Prozent des Umsatzes für F+EEin Erfolgsfaktor in der langjährigen Fir­mengeschichte ist die kontinuierliche In­vestition in Forschung und Entwicklung –

begann Ende des 19. Jahrhunderts, als die Kunstgewerbeschulen Entwerferinnen und Musterzeichner ausbildeten. Die Ent­wurfslehre rationalisierte das individuelle Können eines Handwerkers. Hersteller ge­wannen Planbarkeit, Design – als Kompe­tenz, für die Massenproduktion zu ent­werfen – sicherte ihre Geschäfte. Das ge­lang, wenn die Entwürfe an die Produkti­onstechnologie angepasst waren und so Rationalisierungsgewinne ermöglichten. Noch besser, wenn sie auf die Kundenbe­dürfnisse reagierten. Design schöpft Neu­es, indem es Bestehendes verbessert. So trägt Design zum Erfolg der Unternehmen bei – eine Management­Aufgabe. Spätes­tens in den 1960er­Jahren war mit Blick

auf Firmen wie Braun oder Olivetti jedem Strategen klar: Design liefert die entschei­denden Wettbewerbsvorteile, wird es als Management­Aufgabe ernst genommen. Die Entwicklung neuer Produkte, Dienst­leistungen und Prozesse wurde idealer­weise nicht mehr allein von Ingenieuren und Konstrukteuren verantwortet, son­dern im Team mit Designerinnen und Marketingspezialisten entwickelt. Durch diese Zusammenarbeit wuchs der Einfluss des Designs. Seit den 1980er­Jahren bieten Hochschulen spezifische Angebote an: Designerinnen und Designer lernen, das unternehmerische Denken in ihre Arbeit zu integrieren. Umgekehrt florieren unter dem Begriff Design­Thinking Angebote,

die Managern Designdenken beibringen wollen.

Der erweiterte Designbegriff Geht es im Designmanagement darum, interne und externe Designteams in Pro­jekten anzuleiten und alle designbezoge­nen Aufgaben in einer Firma zu systema­tisieren, gestaltet Business Design unter­nehmerische Abläufe, Produkte und Dienstleistungen. Denn auch das ist eine Designaufgabe. Eine Business Designerin berücksichtigt, was eine Firma leisten kann und ob ein neues Angebot betriebs­wirtschaftlich Sinn macht. Damit hat De­sign seine Professionalisierung auf die strategische Ebene eingebracht, auf der

betriebswirtschaftlich entschieden wird: Business Design formt bestehende Kom­petenzen und Ressourcen zu neuen Dienstleistungen und Produkten. Design entscheidet mit, ob ein Unternehmen sei­ne Produkte, Systeme und Prozesse lang­fristig ökonomisch aufgesetzt hat. Das Jahrhundert des Designs: Vielleicht hat es eben erst angefangen. Die Swiss Design Association, dem Berufsstand verpflich­tet, verfolgt diese Entwicklung und setzt sich tatkräftig dafür ein, dass alle Stake­holder von einem erweiterten, sich ausdif­ferenzierenden Designbegriff profitieren.

Meret Ernst ist Vizepräsidentin der Swiss Design Association.

Patente Rheintaler erobern Silicon Valley

Design und Business vereint

Saubere Chips für das neue Smartphone – dank Vakuumventilen des Weltmarktführers VAT AG. Von Anatol Heib

Als Management­Aufgabe verstanden, trägt Design wesentlich zum Erfolg von Unternehmen bei. Von Meret Ernst

2017 waren es 34 Millionen Franken. Da für die VAT AG die digitale Revolution ein permanenter Zustand ist, macht sie ihre Hausaufgaben. Analyst Michael Foeth von der Bank Vontobel beurteilt die Innovationskraft von VAT als sehr hoch. «Das Unternehmen ist sehr fokussiert und arbeitet eng mit Kunden zusammen, um die Bedürfnisse am Markt früh zu erken­nen», so der Experte.Der Markt verlangt laufend nach neuen Lösungen. «Die einzige Konstante ist die Veränderung», sagt Michael Zickar, Leiter Forschung und Entwicklung bei VAT. Es brauche stets noch filigranere, bessere Ventile. Der einstige Physiker ist stolz, dass die Vakuumventile eines Unterneh­mens in Haag mithelfen, die weltweit bes­ten Chips und Displays herzustellen. «Wir haben begnadete Ingenieure und Maschi­nenbauer.»

Eine Strategie für PatenteGeistiges Eigentum ist Bestandteil der Unternehmensstrategie. «Das Patent ist ein wichtiger Produktschutz. Wenn wir unsere Erfindung schützen, haben wir Si­cherheit und können daraus einen wirt­schaftlichen Nutzen ziehen», sagt Bern­hard Duelli, Head of Patents & IP bei VAT. Er arbeitet seit 32 Jahren im Unterneh­men, hat in der Vergangenheit eigene Pa­tente eingereicht und ist in der Firma die Drehscheibe, wenn es um geistiges Eigen­tum geht. Neben dem Schutzgedanken ist das Patentportfolio für ihn auch ein Mass­stab für den Innovationsgrad eines Unter­nehmens. Bernhard Duelli arbeitet Hand in Hand mit der Entwicklungsabteilung. So will man früh erkennen, ob sich bei einer Er­findung ein Patent lohnt. Er holt bei den

Ingenieuren auch Ideen ab, die auf den ersten Blick nicht spektakulär sind. «Ein Patent muss nicht immer eine bahnbre­chende Innovation sein», sagt Bernhard Duelli. «Wir verfeinern eine bestehende Technik, wandeln sie ab oder entwickeln daraus sogar eine neue Anwendung», er­klärt der Patent­Profi. VAT grenzt den Umfang einer Erfindung klar ab und mel­det nur einen Teil des Produkts an – zum Beispiel einen Verschlussmechanismus.Für VAT ist die Qualität und Breite eines Patents wichtiger als die Quantität. Weil der Schutz auch ein Kostenfaktor ist, er­möglicht diese Strategie eine effiziente Be­wirtschaftung des Portfolios. Mit Blick auf die Wirtschaftlichkeit sollten sich Unter­nehmen darauf fokussieren, das Produkt nur auf Märkten zu schützen, die man be­liefert. «Wenn ich nur in Deutschland ver­kaufe, dann muss ich in den USA kein Pa­tent anmelden», sagt Bernhard Duelli. Bei VAT versuche man 80 Prozent des Mark­tes durch das Patentportfolio abzudecken.

Klar definierter ArbeitsablaufDer Weg von der Erfindung bis zur Patent­anmeldung ist klar definiert. Jeder Mitar­beiter aus der Entwicklungsabteilung, der einen Projektantrag einreicht, wird vom ersten Moment an mit geistigem Eigentum konfrontiert. Er erhält eine Check liste mit den wichtigsten Fragen. So wird früh das Schutzpotenzial der potenziellen Erfin­dung ermittelt, und es zeigt sich schnell, ob man in Konflikt mit Patenten anderer Un­ternehmen geraten könnte. Als letzte In­stanz entscheidet ein Gremium darüber, ob VAT ein Patent einreicht. Ist dies der Fall, setzt Bernhard Duelli auf die Exper­tise von externen Patentanwälten, mit de­nen er eine langjährige Zusammenarbeit

pflegt. Sie kennen die Bedürfnisse des Un­ternehmens und übernehmen die Anmel­dung. Der Text in der Patentschrift ist da­bei von zentraler Bedeutung. Eine kleine Formulierung kann darüber entscheiden, wie weit der Schutz reicht.VAT ist dank kontinuierlicher Investitio­nen in Forschung und Entwicklung und dem Schutz der Erfindungen zu dem ge­worden, was es heute ist. Die Zukunfts­aussichten scheinen gut zu sein. Neue Technologien wie künstliche Intelligenz, virtuelle Realität oder selbstfahrende Autos benötigen leistungsfähige Chips. «Damit erhöhen sich automatisch die Anforderungen an die Vakuumventile», sagt Michael Zickar. Die nächsten Erfin­dungen sind bereits in der Pipeline.

Anatol Heib ist Journalist beim Eidgenössischen Institut für Geistiges Eigentum.

Stauffacherstrasse 65/59g | CH-3003 Bern

T +41 31 377 77 77

F +41 31 377 77 78

[email protected] | www.ige.ch

Eidgenössisches Institut für Geistiges Eigentum

Institut Fédéral de la Propriété Intellectuelle

Istituto Federale della Proprietà Intellettuale

Swiss Federal Institute of Intellectual Property

Wir sichern Innovation.Eidgenössisches Institut für Geistiges Eigentum | www.ige.ch

DENKEN SIE AN IHR GEISTIGES EIGENTUM?Das Institut für Geistiges Eigentum (IGE) ist das Eidgenössische Kompetenzzent-rum für Patente, Marken, Herkunftsan-gaben, Design und das Urheberrecht.Einzelpersonen und Unternehmen registrieren ihre Innovationen und Kreationen beim IGE und schützen sie damit gegen Nachahmer. Dazu informiert das Institut die Öffentlichkeit über die Möglichkeiten der Schutzrechte.Wo Innovation entsteht, geht es immer auch um den Schutz des geistigen Kapitals. Deshalb engagieren wir uns seit Jahren als Main Partner am Swiss Innovation Forum. www.ige.ch

Bei der VAT AG geniesst Sorgfalt höchste Aumferksamkeit – auch bei Patenten. VAT

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6 Swiss Innovation Forum NZZ-Verlagsbeilage 19. November 2018

Woher kommen tolle Produkte? Wie kreiert man ein nächstes? Sollte man einen schwarzen Roll-kragenpulli tragen und darauf warten, dass der Blitz einschlägt? Oder gibt es einen besseren, methodischeren Weg? Helbling setzt auf das Letztere.

Wenn Sie sich wie 85 Prozent der Men-schen verhalten, ist die Wahrscheinlich-keit gross, dass Sie diesen Artikel auf einem Smartphone-Bildschirm lesen. Seit der Einfuhrung des ersten iPhones haben Smartphones die Branchen von Medien und Unterhaltung bis hin zu Computer und Kommunikation völlig auf den Kopf gestellt. Billionen von Dollar haben dabei den Besitzer gewechselt.Wenn Sie sich wie 16 Prozent der Ameri-kaner verhalten, haben Sie bereits Pro-dukte bestellt, indem Sie mit Ihrem «Amazon Echo» gesprochen haben. Als eines der innovativsten Hardware-Geräte der letzten Jahre könnte es den Einzel-handel und unsere Beziehung zu vernetz-ten Objekten völlig verändern. Billionen von Dollar könnten dabei in Zukunft im Spiel sein.Doch woher kommen diese bahnbrechen-den Produkte? Eine beliebte Hypothese ist, dass sie das Ergebnis von Geniestrei-chen waren. Steve Jobs hat sich das iPhone ausgedacht, als er unter der Dusche stand. Jeff Bezos muss sich «Echo» beim Trai-ning vorgestellt haben. Diese Erklärungen sind uberzeugend, weil sie einfach sind: Sie passen zum Bild des einsamen Genies und sorgen fur gute Storys. Schliesslich erzählt man sich heute noch gerne von Archimedes’ Heureka-Moment.Dieser mag ja geschehen sein, ist aber mehr die Ausnahme als die Regel. Wir wissen, dass dies beim iPhone und beim

Die Blockchain-Technologie lässt Branchengrenzen verschwimmen. Die Standortförderung des Kantons Basel-Stadt unterstützt KMU gezielt in diesem digitalen Wandel.

Das Internet war die grosse Erfindung des letzten Jahrhunderts und hat die Kommu-nikation globalisiert. Beim Senden und Empfangen von Botschaften ist es aber nicht geblieben. Dank Social Media bilden sich laufend neue Communities. Über weite Distanzen entstehen so Nähe und im besten Fall Vertrauen. Der Wunsch, dass nicht nur Kommunikation, sondern auch Transaktionen ohne Intermediate möglich werden, bestand schon lange. Bis aus dem Wunsch dank der Blockchain Realität wurde, dauerte es aber nochmals einige Jahre. Ist die Blockchain nun die Technologie der Zukunft oder doch eher ein Hype?In Basel wird das Thema Blockchain in-tensiv diskutiert. Unter anderem beschäf-tigen sich Life-Sciences-Experten, Versi-cherungen und Energieunternehmen mit dem Thema. Die Standortförderung des Kantons Basel-Stadt organisierte diesen Sommer eine Eventreihe mit Anwen-dungsbeispielen der Blockchain-Techno-logie in den Bereichen Immobilien, Fi-nanzwirtschaft und Logistik. Das Interes-se an den Events war gross und die Bei-spiele waren vielfältig.

Anwendung in der LogistikKonkreter Bedarf nach neuen Lösungen besteht beispielsweise im Bereich Supply Chain. Die Überwachung von teuren Transportgutern wie Pharmaprodukten und das Sicherstellen einer konstanten (ununterbrochenen) Kuhlkette sind eine Anforderung an die Logistikbranche in

«Echo» nicht der Fall war. Grosse Visio-nen sind das Ergebnis eines methodischen Prozesses, der in seiner Zuverlässigkeit bringt, was ihm an Romantik fehlt. Dieser Prozess war eigentlich schon immer da. In jungster Zeit wird er als «Design-Thin-king» bezeichnet.

Was ist «Design-Thinking»?Design-Thinking ist ein Schlagwort, wel-ches viel herumgereicht wird und oft fur Verwirrung sorgt. Meint man damit «denken wie ein Designer»? Soll man «zu-erst ans Design» denken? Soll man damit «das eigene Denken gestalten»?Design-Thinking ist viel einfacher als die-se Interpretationen, ist aber auch umfas-send genug, um sie mit einzubeziehen. Design-Thinking zielt darauf ab, zuerst die Probleme der Anwender eines Pro-duktes oder Services zu verstehen, dann Ideen zur Lösung dieser Probleme zu ent-wickeln und diese anschliessend mit den Anwendern zu verifizieren. Die Ergebnis-se der Tests erhöhen das Verständnis der Benutzer, was wiederum die Turen fur neue Ideen öffnet und so weiter.Klingt nicht kompliziert, oder? Ist es auch nicht. Es ist in der Tat bloss «erweiterter gesunder Menschenverstand», um sich damit einen Satz von Produktivitätsguru David Allen zu leihen. Ein Problem zu verstehen, eine Lösung zu finden und aus-zuprobieren ist etwas, was wir oft tun. Babys tun es, wenn sie versuchen, einen Wurfel in das richtige Loch zu stecken. Wir machen es jedes Mal, wenn wir mit unserer Familie das nächste gemeinsame Wochenende gestalten.Design-Thinking beginnt mit dem Ver-stehen der Anwender. Die meisten profes-sionellen Anwenderforscher haben einen Hintergrund in Psychologie oder Anthro-pologie. Anthropologie?! Man mag dabei an eine Disziplin denken, die sich mit den Ritualen entfernter Stämme beschäftigt.

Basel. Das Thema Datensicherheit bei Ge-sundheits- und Versichertendaten ist fur die Basler Life-Sciences-Industrie und die Versicherungswirtschaft zentral. Diese Branchen brauchen vertrauenswurdige digitale Plattformen. Längst ist die Blockchain mehr als nur die Technologie hinter den Kryptowäh-rungen. Vielmehr wird die Blockchain mittlerweile als eigentliche Innovation er-achtet, die das Potenzial hat, Geschäfts-abläufe uber alle Branchen hinweg zu ver-

Kreieren, testen, lernen

Wo ergeben Blockchains Sinn?

Grosse Ideen sind das Ergebnis von vielen kleinen Experimenten, niemals eines einzelnen Geniestreichs. Von Thomas Hodel

Blockchains ermöglichen mehr als Kryptowährungen – Anwendungsbeispiele aus Basel. Von Dr. Fabian Streiff und Nina Ryser-Iten

Ja, dies ist der Fall. Unsere Gesellschaft, die uns viel näher liegt, ist aber genauso schwer zu verstehen. Nehmen wir zum Beispiel Teenager. Ihr Verhalten, ihre Sor-gen und Trends sind so weit von unseren entfernt, dass sie ebenso gut auf einem an-deren Kontinent leben könnten. Wir mus-sen das gesamte Arsenal an Analyse-methoden einsetzen, um sie uber die Oberflächlichkeit hinaus zu verstehen.Diese Analyse gibt uns ein Verständnis fur die Wunsche, Bedurfnisse und Prob-leme einer bestimmten Anwendergruppe. Nur dann können Designer und Ingeni-eure mit der Ideenfindung beginnen, die-se zu einer «Produktvision» und schliess-lich zu einem Konzept fur ein neues Pro-dukt verfeinern.Dieses Konzept ist immer noch eine Idee mit vielen Unbekannten, insbesondere ist zu prufen, ob es das ursprungliche Prob-lem löst. Aus diesem Grund legt Design- Thinking grossen Wert auf das Testen: Es  braucht dazu ein Modell, das dem Endprodukt nahekommt. Wir legen es in die Hände der Benutzer und holen ihr Feedback ab. Wie Henry Ford Geruchten zufolge gesagt haben soll: «Hätte ich die Leute gefragt, was sie wollen, hätten sie

ändern. Der Einsatz von Blockchain fur Logistik und Supply Chain wird zurzeit in verschiedenen Ländern erprobt. So wird die Blockchain-Technologie bereits bei einer globalen Containerschiffsreederei eingesetzt. Verschiedene Häfen in Europa sowie Flughäfen analysieren zurzeit das Einsatzpotenzial. In der Immobilienbran-che wird das Thema Blockchain sowohl als Chance fur neue Services in der Ge-bäudetechnik, aber auch als Risiko fur etablierte Geschäftsmodelle gesehen. Sze-

sich schnellere Pferde gewunscht.» Nie-mand kann sagen, dass er / sie ein Auto oder ein iPhone will, bevor er / sie eines gesehen hat. Bei der Präsentation eines Produkts (sogar in einem fruhen Reife-stadium) ist es jedoch leicht zu beurteilen, ob man es a) verwenden und b) dafur be-zahlen wurde.Ein Produkt auf diese Weise zu testen, kostet noch wenig Geld, erhöht aber die Treffsicherheit am Markt enorm. So könnte beispielsweise die Idee des «Echo» mit einem Karton-Prototyp des Gerätes getestet werden. Wenn ein Benutzer einen Befehl anfordert, kann ein verborgener menschlicher Bediener antworten, als ob  er das Gerät wäre. Dies nennt man « Wizard of Oz»-Test, wie bei der Szene im Film, in der Oz sagt: «Achte nicht auf den Mann hinter dem Vorhang.» Ein solcher Test kann in ein paar Tagen eingerichtet werden. Wenn die Benutzer die Erfah-rung nicht mögen, haben wir etwas ge-lernt und wir sparen uns Zeit und Kosten fur die Entwicklung des Produkts.

Fachübergreifend zum ErfolgErkenntnisse aus Tests, ob positiv oder ne-gativ, helfen bei der Entwicklung weiterer

narien werden diskutiert, in denen Immo-bilienmakler durch blockchainbasierte Marktplätze mit Smart Contracts ersetzt werden. In der Versicherungswirtschaft wird ebenfalls intensiv uber den Einsatz von Smart Contracts diskutiert. Erste An-wendungen wie beispielsweise eine Versi-cherungspolice fur Flugverspätungen sind bereits am Markt verfugbar. Inter-nationale Versicherungskonzerne haben sich zu Konsortien zusammengeschlos-sen, um die Einsatzmöglichkeiten bei Ruckversicherungen umzusetzen.

Blockchains bieten SicherheitDer Mehrwert einer Blockchain bei einem Supply-Chain-Projekt liegt bei der Daten-integrität, aber auch bei der gemeinsamen Sicht auf die Daten. Die Blockchain er-bringt dem Nutzer einen sicheren Nach-weis, dass die Daten nicht verfälscht wur-den. Mit Blockchain haben alle Teil-nehmer eine gemeinsame Sicht auf die Daten, respektive sind alle im Besitz der Daten. Dies fuhrt zu gegenseitigem Ver-trauen, wodurch ein Intermediate, der bisher fur das Vertrauen gesorgt hatte, ausgeschaltet werden kann.Im Rahmen der Eventreihe der Standort-förderung des Kantons Basel-Stadt hat sich gezeigt, dass drei unterschiedliche Motive fur Blockchain-Anwendungen be-stehen: die Optimierung der bestehenden Geschäftsmodelle, Disruption mit dem Ausschalten der Mittelsmänner sowie neue Produkte in der Krypto-Welt. Eine Blockchain kann aber auch ganz einfach Abläufe optimieren, indem mit ihrer Hilfe enorme Effizienzgewinne erzielt werden können. Dennoch eignet sich die Block-chain nicht fur alle Bedurfnisse und An-wendungen. Es lohnt sich deshalb, genau zu prufen, wann eine Blockchain Sinn er-gibt. Das heisst: zu prufen, ob die Block-chain-Technologie auch effizienter ist als andere Technologien.

Konzepte. Jedes neue Konzept verbessert das vorherige und bietet eine noch bessere Lösung fur ein noch wichtigeres An-wenderbedurfnis. Durchbruch-Produkte sind oft das Ergebnis zahlreicher solcher Schritte. Bevor es ein iPhone gab, gab es einen iPod. Davor war der Newton, Apples erster persönlicher digitaler Touchscreen-Assistent. Vor dem Newton gab es Hunderte von anderen Experimen-ten, die niemand ausserhalb von Apple je zu Augen bekam.Ein Schlusselfaktor fur Design-Thinking ist die Interdisziplinarität. Ingenieure, Designer, Anwenderforscher und andere Spezialisten mussen am gleichen Tisch sitzen. Wenn nicht, zirkulieren die Er-kenntnisse nicht und der Kreativprozess kommt zum Stillstand. Ebenfalls ein Schlusselfaktor ist die Bereitschaft zu tes-ten, zu lernen und zu wiederholen, um von Ideen zu Konzepten und zu erfolgrei-chen Produkten zu gelangen.Diese Grundlagen sind in Unternehmen nicht immer gegeben. Mitarbeiter sind in isolierten Fachbereichen organisiert und der Fokus liegt darauf, Produkte stetig zu verbessern und neue Produkte nach einer definierten Roadmap auf den Markt zu bringen. Um ihre Innovationskraft zu verstärken, setzen Unternehmen in der Fruhphase der Produktentstehung sepa-rierte Innovationsteams ein. Amazon tat dies mit Lab126, das «Echo» entwickelte. Andere entscheiden sich dafur, Innova-tionsarbeit an externe Teams auszulagern und mit unabhängigen externen Spezia-listen eng zusammenzuarbeiten. Aus un-serer Sicht ein sehr empfehlenswerter Weg, denn zur erprobten Methodik erhält man so auch noch viele neue Ideen von Querdenkern und eine Prise branchen-ubergreifende Kompetenz dazu!

Thomas Hodel ist Leiter Innovationsmanagement und Partner bei der Helbling Technik AG in Zürich.

Baustein des digitalen WandelsBlockchain ist ein wichtiger Baustein der Digitalisierung. Jede Branche der Basler Wirtschaft ist gut beraten, mögliche Ein-flusse auf bestehende Geschäftsmodelle zu prufen. Sicher ist, dass diese Techno-logie uber verschiedene Branchen hinweg neue Möglichkeiten bietet und gerade an diesen Schnittstellen neue Potenziale er-öffnet. Der Austausch zwischen den Bran-chen zu diesen Themen gewinnt an At-traktivität und Bedeutung. Expertinnen und Experten im Bereich Blockchain wer-den in verschiedenen Branchen tätig sein und so zur Durchmischung und zu mehr Zusammenarbeit zwischen den Branchen beitragen. Noch stärker als beim Einsatz der klassischen IT können mit der Block-chain Branchengrenzen verschwimmen, was auch den Staat vor neue Herausforde-rungen stellt. Die Standortförderung des Kantons Basel-Stadt stellt sich diesen und unterstutzt die baselstädtischen KMU mit Möglichkeiten zur Vernetzung an Anläs-sen und punktuellen inhaltlichen Schwer-punkten wie die von Basel-Stadt unter-stutzte Initiative DayOne der BaselArea.swiss zu den Themen Precision Medicine und Digital Health.Basel als Wirtschaftsstandort strebt eine stärkere internationale Vernetzung zu den Themen Digitalisierung und im speziel-len Blockchain an. Die Initiative DayOne bringt vor dem Hintergrund zu den Themen Precision Medicine und Digital Health während des Blockchain-Leader-ship- Summit am 23. und 24. November 2018 Experten zum Thema Blockchain in Basel zusammen. Basel als «Host City» ist stolz, mit dem Swiss Innovation Forum und dem Blockchain-Leadership-Summit fur drei Tage das Zentrum fur Techno-logie und Innovation zu sein.Dr. Fabian Streiff und Nina Ryser-Iten leiten gemeinsam den Bereich Standortförderung im Amt für Wirtschaft und Arbeit des Kantons Basel-Stadt.Der Wirtschaftsstandort Basel soll von Blockchains profitieren. AWA

Helbling setzt für innovative Ideen auf Teamwork. Helbling

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7Swiss Innovation ForumNZZ-Verlagsbeilage 19. November 2018

Alain Conte, Leiter Corporate & Institutional Clients Segments, verfügt über langjährige Erfah-rung im Unternehmenskunden-geschäft. Im Interview spricht er über das neu entwickelte digitale Paket der UBS, das speziell auf die Bedürfnisse kleiner Schwei-zer KMU zugeschnitten ist.

Herr Conte, wie beschreiben Sie Ihre neue Funktion bei der UBS?Meine Aufgabe ist es, sicherzustellen, dass meine Mitarbeitenden stets erstklassige Dienstleistungen für unsere Unterneh-menskunden erbringen. Ich freue mich, dass ich einen Beitrag dazu leisten kann, unser Universalbankenmodell hier in der Schweiz umzusetzen und weiterzuentwi-ckeln. Meine Teams arbeiten sehr aktiv mit ihren Kolleginnen und Kollegen aus der Vermögensverwaltung, dem Bereich Privatkunden, dem Immobiliengeschäft und den Pensionskassen zusammen. So stellen wir sicher, dass wir unseren Kun-den die Expertise der gesamten Bank zur Verfügung stellen können. Des Weiteren liegt mir die Nachwuchsförderung sowie eine vielfältige Zusammensetzung unse-rer Teams am Herzen.

Inwiefern hilft Ihnen dabei Ihre bisheri-ge berufliche Laufbahn bei der UBS? Ich blicke auf fast 40 Jahre Erfahrung bei der UBS zurück, davon zehn im Ausland. Deshalb kenne ich die Strukturen der Bank wie auch jene der Schweizer Wirt-schaft sehr genau. Dies hilft, wenn es dar-um geht, unsere Kunden bestmöglich zu beraten, ihnen passende Lösungen und

Dienstleistungen anzubieten sowie neue technische Lösungen zu entwickeln.

Welche Rolle spielt die UBS im Unter-nehmenskundengeschäft in der Schweiz?Die 200 grössten Unternehmen der Schweiz unterhalten quasi alle eine Ge-schäftsbeziehung mit der UBS. Das gilt auch für die Hälfte der mittelgrossen Un-ternehmen und für einen Viertel der klei-nen KMU. Zudem arbeiten knapp 60 Pro-zent der Pensionskassen mit der UBS zu-sammen. Wir sind somit klar die führen-de Bank für Schweizer Unternehmen. Un-ser Ziel ist es, diese Position zu festigen, indem wir uns verstärkt den rund 520 000 kleinen Unternehmen mit weni-ger als zehn Mitarbeitenden zuwenden.

E-Banking weiter gedachtDie UBS baut Dienstleistungen zugunsten von kleinen KMU aus. Interview von Simone Leicht

Dank unserer Investitionen in digitale Lö-sungen sind wir in der Lage, diesen Klein-unternehmen einfache und effektive Lö-sungen anzubieten, die ihren täglichen Bedürfnissen gerecht werden.

Die UBS ist gerade dabei, ein neues Pa-ket mit digitalen Lösungen für Unter-nehmen auf den Markt zu bringen. Kön-nen Sie uns Näheres dazu sagen?Das neue Paket bündelt unsere digitalen Lösungen und Angebote für KMU unter einem Dach. Als Beispiel: Ein Unterneh-mer kann innert fünf Minuten online ein Bankkonto eröffnen. Dazu füllt er bloss das Basisformular auf unserer Webseite aus. Nachdem er die physischen Doku-mente erhalten, unterzeichnet und retour-

niert hat, erfolgt die Identifikation ganz einfach mittels Videokonferenz. Dieses Verfahren ist neu, schnell und einfach – ein grosser Vorteil, denn Unternehmer und Gewerbetreibende finden nicht im-mer die Zeit, um eine Bankfiliale aufzusu-chen. Seinem E-Banking kann der Unter-nehmer dann ein Tool mit integrierter Buchhaltung hinzufügen, welches Rech-nungen erstellt sowie automatisch Zah-lungserinnerungen an Kunden generiert, die nicht fristgerecht bezahlt haben. Dank Mobile Banking lassen sich Zahlungen über das Smartphone absolut sicher bestä-tigen und in Echtzeit tätigen. Mit unserer Online-Kreditlösung für KMU kann der Kunde innerhalb von 15 Minuten einen Kredit von bis zu 500 000 Franken bean-tragen. Mit dem Liquidity Cockpit steht ein Tool zur Verfügung, das Einnahmen und Ausgaben kategorisiert und daraus die Liquidität über die nächsten Wochen und Monate darstellt. Händler profitieren ausserdem vom handlichen Terminal SumUp, mit dem sie auch ohne Kassen-system direkt am Point of Sale Kartenzah-lungen annehmen können. Sie sehen, wir bieten bereits heute eine breite Palette von Anwendungen – und werden diese in der Zukunft laufend weiterentwickeln und er-weitern.

Sind die beschriebenen Lösungen alle im neuen Paket enthalten?Ja, mehr dazu finden Sie unter ubs.com/DigitalBusiness. Und das Angebot wird wie erwähnt regelmässig ergänzt. Digita-lisierung ist ein dynamischer Prozess. Die UBS möchte in diesem Bereich ihre füh-rende Rolle in der Schweiz weiter ausbau-en und investiert deshalb in die Zukunft. Rund 400 Personen arbeiten in unserer

Digital Factory an Lösungen, die genau auf die Bedürfnisse unserer Kunden zuge-schnitten sind. Wir verbessern unsere Dienstleistungen und Produkte fortlau-fend, um unseren Kunden eine erstklassi-ge Kombination aus modernster Techno-logie und individueller Beratung durch unsere Mitarbeitenden zu bieten. Wir drängen unsere Kunden nicht zur Nut-zung digitaler Lösungen, sondern beglei-ten und beraten sie bedürfnisorientiert.

Beschränkt sich die UBS mit ihrem En-gagement für kleine Unternehmen aufdas Thema Digitalisierung?Nein, unser Engagement geht weit darüber hinaus. Als Kunde der UBS sind sie Teil ei-nes Netzwerks, sie profitieren von vielen Vorteilen – etwa vom Zugang zu unserem Chief Investment Office, das Analysen über das Marktgeschehen in der Schweiz und im Ausland veröffentlicht. Dies ist für KMU vor allem interessant, weil sie so ei-ne gesamtwirtschaftliche Beurteilung ih-rer Branche erhalten. Über unseren Priva-te Investor Circle können wir Unterneh-men, die nach Kapital suchen, mit poten-ziellen Investoren aus unserem Kunden-kreis in Kontakt bringen. In den letzten Jahren haben wir uns zudem als Partner für den strategischen Dialog bewährt, ins-besondere im Bereich Nachfolgeplanung. So können wir zum Beispiel Verbindun-gen zu eventuellen Käufern herstellen. Wie gesagt: Wir sind die führende Unterneh-merbank im Land. Und wir möchten auch für die kleinen Unternehmen im ganzen Land da sein – und ihnen einfache, güns-tige und effiziente Lösungen bieten. KMU profitieren so vom umfassenden Know-how und der gebündelten Erfahrung einer Universalbank.

Rundumservice für KMU – Alain Conte entwickelt digitale Paket-Lösungen. UBS

Warum überrascht uns das nicht?

Aarau ■ Bern ■ Wil SG ■ Zürich ■ München ■ Boston ■ San Diego ■ Shanghai

Helbling Technik Innovation, together we do it

Die Überraschung ist ein fester Bestandteil

jedes Innovationsprozesses. Denn nur durch

das Überschreiten gelernter Grenzen und das

Hinterfragen gewohnter Denkmuster kann

man komplexe Aufgaben mit vielen unbe-

kannten Faktoren meistern.

Deshalb überrascht es uns schon gar nicht

mehr, dass wir täglich verblüfft werden. Aber

Sie werden überrascht sein, welche unerwar-

teten Ideen wir liefern, wenn es darum geht,

Ihnen Vorsprung am Markt durch erfolg reiche

Innovationsentwicklung zu sichern.

Besuchen Sie unsere Website, um mehr

über uns und unsere Leistungen zu erfahren:

www.helbling.ch

www.helbling.chwww.helbling.ch

Page 8: NZZ-Verlagsbeilage 19. November 2018 · Stefan Sagmeister hat uns anvertraut, wie er es gefunden hat. Stefan Sagmeister Grafikdesigner Stefan Sagmeister über seinen ganz eigenen

8 Swiss Innovation Forum NZZ-Verlagsbeilage 19. November 2018

Gewöhnliche Drohnen stürzen ab, wenn sie auf Hindernisse prallen. Nicht so Elios, eine von Flyability mit der EPFL und der Unterstützung von Innosuisse entwickelte Drohne mit Schutz-käfig. Sie wird vor allem bei Inspektionen in der Energie-produktion und der Öl- und Gas-industrie eingesetzt.

Ob Fukushima oder Erdbeben – bei Ka­tastrophen könnten Drohnen den Ret­tungskräften aufschlussreiche Einblicke ermöglichen, die ihnen selbst verwehrt sind. Doch die Sache hat einen Haken: Drohnen treffen bei solchen Einsätzen rasch einmal auf Hindernisse, die sie zum Absturz bringen. Das muss nicht sein, dachte sich Adrien Briod, Student an der École polytechnique fédérale de Lausanne (EPFL). Am Laboratory for Intelligent Systems (LIS) doktorierte er zum Thema Drohnen und entwickelte Anfang 2014 den Prototypen einer neuartigen Drohne, die dank einem Schutzkäfig vor Fremd­einwirkungen geschutzt ist. Ein zentrales Element ist eine kardanische Aufhän­gung, die fur eine Entkopplung sorgt, so dass die Drohne bei einem Aufprall nicht in ihrer Bewegung gestört wird. Dieser pragmatische mechanische Ansatz ist heute die einzige zuverlässige Lösung, um eine Drohne auch bei Kollisionen flug­tauglich zu halten.

Mängel am PrototypenDer erste Elios­Prototyp wies allerdings Mängel auf: Bei einem Aufprall brachen

Drohnen für alle FälleFlyability baut absturzsichere Drohnen und zählt dabei auf die Unterstutzung von Innosuisse.

menarbeit mit renommierten For­schungsinstitutionen. «Fur uns ist die Unterstutzung durch Innosuisse enorm hilfreich», sagt Adrien Briod. «Als Start­up sind wir bei der Weiterentwicklung unseres Produkts auf externe Partner angewiesen, die uns Innosuisse vermit­telt.» Dabei profitiert nicht nur das Un­ternehmen: Die Forschungszentren er­halten Gelegenheit, ihre Expertise in handfeste Projekte einzubringen.

Mehr ReichweiteAktuell arbeitet Flyability mit Unterstut­zung von Innosuisse gemeinsam mit der EPFL daran, die Reichweite der Drohnen

zu erhöhen und die kabellose Datenuber­tragung zu verbessern. Das Start­up beschäftigt mittlerweile 75 Personen und beliefert Kunden in den USA, Europa und Asien. Anders als ur­sprunglich gedacht, sind dies nicht primär Hilfsorganisationen, sondern Unterneh­men im Energiesektor sowie in der Öl­ und Gasindustrie. Sie setzen Elios fur die Inspektion von Tanks oder Druckgefäs­sen ein. «Unser Produkt kommt uberall dort zum Einsatz, wo Menschen keinen Zugang haben oder wo ein Aufenthalt fur sie zu gefährlich wäre», sagt Adrien Briod.

Der Artikel wurde von Innosuisse, der Schweizerischen Agentur für Innovations -förderung, zur Verfügung gestellt.

INNOSUISSEMit gezielter Unterstützung trägt Innosuisse – die Schweizerische Agentur für Innovationsförderung – dazu bei, wissenschaftsbasierte Innovationen in der Schweiz zu fördern, Arbeitsplätze mit hoher Wertschöpfung zu schaffen und den Wohlstand zu verbessern. Für die Innovationsförderung steht ihr jährlich ein Förderbudget von rund 200 Millionen Schweizer Franken zur Verfügung. Der grösste Teil davon fliesst in Innovationsprojekte, die Unterneh-men und Forschungsinstitutionen gemeinsam durchführen. Start-ups und Gründungsinteressierten ermöglicht Innosuisse den Zugang zu erfahrenen Coaches, die sie bei der Gründung, der Weiterentwicklung und dem Wachstum ihres Unternehmens unterstützen.

Der Käfig rund um die Drohne ist besonders leicht und zugleich sehr stabil. Innosuisse

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die Stäbe des Käfigs rasch oder bogen sich nach innen. Doch Briod glaubte an das Potenzial seiner Entwicklung. Mit einem Partner grundete er 2014 die Flyability SA und liess den Schutzkäfig patentieren. Um den Käfig zu optimieren, wandte er sich ein halbes Jahr nach der Firmengrundung an die Institute fur Maschinenbau und Materialwissenschaft der EPFL. «Die He­rausforderung lag darin, mit einem Mini­mum an Gewicht ein Maximum an Fes­tigkeit zu erreichen», erinnert sich Joël Cugnoni, Senior Scientist Verbundstruk­turen, an Briods Anfrage. 2015 sorgte Flyability in der Branche fur weltweites Aufsehen und gewann den

«Drones for Good»­Award, einen von Dubai lancierten Wettbewerb zur zivilen Nutzung von Drohnen. Obschon das Produkt noch nicht perfekt war, kam die Firma dadurch auf den Radar potenziel­ler Kunden. Parallel dazu entwickelte die Flyability gemeinsam mit der EPFL geeignete Verbundwerkstoffe fur die Stäbe des Käfigs. Mittlerweile ist es dem Unternehmen gelungen, die Bruchfes­tigkeit der Stäbe zu verdoppeln. Dabei wurde das Start­up von Innosuisse un­terstutzt. Die Agentur fur Innovations­förderung (siehe Box) begleitet das Jung­unternehmen mit einem Coaching und ermöglicht dem Start­up die Zusam­

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9Swiss Innovation ForumNZZ-Verlagsbeilage 19. November 2018

Wer den grossen Herausforde-rungen des 21. Jahrhunderts begegnen will, darf sich nicht zu-friedengeben mit dem, was ist. Diese Einsicht macht auch vor uns selbst nicht Halt: Ohne die Bereitschaft, vertrautes Terrain zu verlassen, werden wir nicht weiterkommen. Innovation braucht viel, um entstehen zu können. Vor allem aber braucht sie Mut.

Innovationen sind der Schlüssel für Wett-bewerbsfähigkeit und Wachstum. Darum ist es wichtig für uns zu wissen, wie es um die Innovationskraft unserer Volkswirt-schaften bestellt ist. Mit dem eigens hier-für entwickelten Innovationsindikator sorgt das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI für mehr Klarheit in dieser Frage. Wir messen und vergleichen seit 2011 die Innovationsfä-higkeit von 35 Volkswirtschaften weltweit und gehen dabei sehr tief ins Detail, um ein möglichst zutreffendes Bild zeichnen zu können. Die Schweiz ist dabei regel-mässig Spitzenreiter. Sie erreicht in allen relevanten Teilsystemen  – Wirtschaft, Wissenschaft, Bildung, Staat, Gesell-schaft – auffallend hohe Werte. Deutsch-land kann da nicht mithalten: Auch wenn wir in unserem Ranking insgesamt einen guten vierten Platz eingenommen haben – Spitzenwerte erreichen wir nicht.

Nur Mehrwert bringt ErfolgInnovation ist kein Selbstzweck, sondern hat immer eine Verbesserung zum Ziel. Eine Innovation bietet die Lösung für ein real existierendes Problem, sie nützt ande-ren Menschen. Ich denke hier immer gerne an die Pionierin Melitta Bentz, die

vor über 100 Jahren den Kaffeefilter er-fand. Sie revolutionierte mit ihrer letztlich simplen und doch nützlichen Innovation die Zubereitung des anregenden Koffein- Getränks und legte zudem den Grund-stein für eine bis heute weltweit erfolgrei-che Unternehmung.

Experimente sind erlaubtHeute kann eine einzelne Person oder Gruppe eine Vielzahl an Phänomenen und insbesondere an technischen Proble-men allerdings oft nicht mehr vollständig erfassen und lösen. Um den grossen Her-ausforderungen unserer Zeit, wie etwa dem demographischen Wandel, dem Kli-mawandel, der neuen Bedeutung und Or-ganisation von Arbeit und Mobilität, zu begegnen, dürfen wir uns nicht selbst ge-nügen. Wir müssen dazu bereit sein, uns überraschen zu lassen, wirklich ergebnis-offen zu arbeiten. Das erfordert auch eine im Wortsinn neugierige Auseinanderset-zung mit anderen Disziplinen und Bran-chen, Perspektiven und Ansätzen. Ins Un-gewisse zu gehen, auf die Sicherheit des Bekannten zu verzichten, ist alles andere als leicht. Es erfordert sehr viel Mut. Dazu gehört für uns als Wissenschaftler auch eine Besinnung auf das, was unsere Arbeit eigentlich ausmacht: Dem Experi-ment, dem Ausprobieren muss wieder deutlich mehr Raum gegeben werden, und damit auch der Möglichkeit, Fehler zu machen, vielleicht sogar zu scheitern. Die so genannten «Living Labs» können hierzu einen wertvollen Beitrag leisten. In diesen Testräumen werden Nutzer an der Entwicklung von neuen Produkten betei-ligt, Anwender und Experten experimen-tieren gemeinsam. Forschung und Ent-wicklung bleiben also nicht im Elfenbein-turm, sondern werden in solchen «Real-laboren» praktisch und anwendungsbezo-gen praktiziert. Im Gegensatz zu klassi-schen Laboren, in denen Variablen mög-

Aus Mut gemachtWer sein Wissen teilt, kommt schneller zu echten Innovationen. Von Univ.-Prof. Dr. Marion A. Weissenberger-Eibl

lichst konstant gehalten, gemessen und ausgewertet werden, sind «Living Labs» dynamische, kommunikative und inter-aktive Räume. So kommen wirklich rele-vante Bedarfe und Lösungen in den Blick, die unter klassischen Laborbedingungen oft gar nicht berücksichtigt werden.

Innovation braucht KollaborationEine Kultur, in der neue Ideen und unge-wohnte Ansätze wirklich willkommen sind, lässt sich nicht einfach verordnen, sondern ist das Ergebnis eines gemeinsa-men Bemühens um mehr Offenheit. Die Politik kann nur Akzente setzen, gewisse Rahmenbedingungen gestalten, neue An-sätze fördern. Sie kann auch gesellschaft-liche Diskurse anstossen; führen und mit Leben füllen müssen wir sie aber selbst.Dafür brauchen wir Verbündete, also Menschen, die neugierig sind, die etwas zum Besseren verändern wollen, und die nicht nur Ideen haben, sondern auch alles Notwendige tun, um diese umzusetzen. Unternehmerisches Denken und Han-deln, darauf sei an dieser Stelle hingewie-sen, wird niemandem einfach in die Wiege gelegt. Es ist auch das Ergebnis ge-zielter Förderung in den Schulen und in der Aus-, Weiter- und Hochschulbildung. Wir brauchen ausserdem Unternehmen, die sich nicht mehr nur auf ihre eigenen Spezialisten verlassen, sondern den Mut aufbringen, vertrauensvoll mit anderen zu kooperieren: Kunden, Start-ups, Hoch-schulen und ihre Forschungseinrichtun-gen, Unternehmen anderer Branchen – sie alle können ein Gewinn sein. Denn je komplexer das Problem, desto weiter ver-streut sind die zu seiner Lösung erforder-lichen Kompetenzen. Immer häufiger sind wir dazu gezwungen, viele verschie-dene Organisationen und Köpfe an einen Tisch zu bringen. Die Vernetzung von Menschen mit ganz unterschiedlichen Perspektiven ist wichtig, um innovations-

fähig zu sein – nur dann kommen wir zu jenen überraschenden Lösungswegen, an die vorher niemand gedacht hat. Sich in die Karten schauen zu lassen, sein Wissen zu teilen, birgt immer auch ein Risiko. Aber wie viel höher sind doch die Chan-cen, die sich aus einer fairen Zusammen-arbeit ergeben. Forschung und Entwicklung kosten, auch das darf nicht vergessen werden. Sie erfor-dern Zeit und Kraft und natürlich auch

Geld. Daran führt kein Weg vorbei: Wer Innovationen will, muss den Mut aufbrin-gen, in Menschen und ihre Ideen zu inves-tieren – gerade dann, wenn es vielleicht Überraschungen geben wird.

Universitätsprofessorin Dr. Marion A. Weissen­berger­Eibl leitet seit 2007 das Fraunhofer­Institut für System­ und Innovationsforschung ISI in Karlsruhe und ist Inhaberin des Lehrstuhls Innovations­ und Technologiemanagement am Karlsruher Institut für Technologie (KIT).

Marion A. Weissenberger-Eibl plädiert für mehr Mut. Fraunhofer-Institut

Novartis analysiert grosse Datenmengen, um Prozesse zu optimieren und wo möglich zu automatisieren. Novartis

Überraschungen und Zufälle sind die Treiber von Innovation. Doch in der klinischen Forschung oder bei der Überwachung von Liefer-ketten will man Planungssicher-heit. Mit der Big-Data-Plattform Nerve Live will Novartis Über-raschungen vorwegnehmen – auch zum Wohl der Patienten.

Heutzutage liegt die Stärke der Daten-analyse darin, strategische Entscheidun-gen und Geschäftspraktiken branchen-übergreifend mit gewonnenen Informa-tionen zu unterstützen. Fussballclubs set-zen darauf, wenn sie neue Talente mit be-sonderen Fähigkeiten suchen, oder auch Formel-1-Teams, die jede Radbewegung analysieren, um die über Sieg und Nie-derlage entscheidenden Millisekunden herauszuholen. Das Potenzial von Big Data und moder-nen Analysemethoden, die auf enormen Fortschritten in der Informationstech-nologie der letzten zehn Jahre beruhen, verändert heute fast alle Branchen und lässt neue entstehen. Selbstfahrende Au-tos, der Google-Assistent und selbst der Online-Einzelhandel von Amazon wä-ren ohne leistungsstarke digitale Verfah-ren wie maschinelles Lernen und Cogni-tive Computing undenkbar.

Ein Quantensprung im DenkenAuch Novartis beteiligt sich an diesem Wettlauf. «Wir erleben derzeit eine Re-volution in der Datenverarbeitung, de-ren Chancen wir nutzen sollten», so Dr. Luca Finelli, der bei Novartis den Be-reich Predictive Analytics and Design leitet. Sein Team arbeitet an der Platt-form Nerve Live, welche die neuesten Fortschritte in der Computertechnolo-gie nutzt und dem Pharmakonzern da-

bei helfen soll, das Potenzial seines riesi-gen Datenpools zu nutzen. «Eigentlich sind wir ein Datenunterneh-men», erklärt Dr. Finelli. «Für uns ist es nichts Neues, riesige Datenmengen zu ge-nerieren, zu verarbeiten, zu analysieren und ausgehend von diesem Wissen neue Therapien zu entwickeln. Indem wir aber alle Daten an einem zentralen Ort zu-sammenführen, können wir mit mo-dernsten IT-Techniken neue Erkenntnis-se gewinnen, die aus den Datensilos der Vergangenheit nur schwer herauszuholen waren.»In den letzten Jahren verzeichnete die di-gitale Medizin ein enormes Wachstum. So ist die Menge an branchenweit gesam-melten Daten in den letzten Jahren stark gestiegen – jährlich um etwa 50 Prozent –, und angesichts immer höherer und güns-tigerer Rechenleistungen wird sich dieser Anstieg auch künftig fortsetzen.

Aufbau einer grossen PlattformEinfach war der Weg von Dr. Finelli und seinem Team nicht. Zunächst musste die Gruppe einen sogenannten Datenpool einrichten, um wichtige operative Daten in einem einzigen System – täglich und automatisch – zu vereinen, das mittler-weile in einer von Novartis verwalteten Cloud gespeichert ist. Bereits dieser erste Schritt erwies sich als komplex, da es sich um eine für Novartis völlig neue Daten-architektur handelte. Anschliessend mussten die Daten übernommen und zu-sammengeführt werden, da sie bis dahin getrennt gespeichert worden waren, In-konsistenzen aufwiesen und teilweise schwer zugänglich waren.In einem zweiten Schritt entwickelte das Team ein modernes Analysesystem, um die Daten zu verarbeiten und daraus neue Erkenntnisse gewinnen zu können. «Das System ist sozusagen das Gehirn von Ner-ve Live», sagt Dr. Finelli. «Damit können

wir jetzt die neuesten Algorithmen aus den Bereichen maschinelles Lernen und Cognitive Computing anwenden, die für unser Unternehmen einen Mehrwert schaffen und unsere Daten zum Leben er-wecken.» Kurz gesagt: Diese neuen Algorithmen nutzen vergangene und aktuelle Daten zur Erstellung von Performance-Progno-sen, mit denen Anwender Korrektur-massnahmen ergreifen und fundiertere und schnellere Entscheidungen treffen – und vor allem unliebsame Überraschun-gen vermeiden können.

Arbeit neu denkenBisher wurden fünf Module generiert, und das Team arbeitet bereits an der nächsten Welle. Der Trial FootPrint Opti-mizer etwa hilft Entwicklungsteams un-ter anderem bei der Planung und Simula-

tion von Szenarien für klinische Studien. So können in Zukunft beispielsweise die besten Zentren ausgewählt, die Patienten-rekrutierung verfolgt und vorhergesagt werden. Fälle, bei denen die Zentren nicht genügend Patienten rekrutieren oder Mühe haben, die Studiendaten zu liefern, können so erkannt werden, und es kann frühzeitig Gegensteuer gegeben werden.Ein weiteres Modul ist der «Kontroll-turm» für klinische Studien. Das als Sense bezeichnete System ist derart konzipiert, dass es von einem zentralen Raum aus be-dient werden kann, der mit grossen Bild-schirmen und eigenen Arbeitsplätzen aus-gestattet ist. Sense unterstützt dabei die Überwachung klinischer Studien in Echt-zeit, indem sie Studienrisiken und deren Auslöser voraussagt, um vorbeugende Anpassungen und Verbesserungen zu er-möglichen. Weitere Module werden in

Zukunft auch andere Arbeitsbereiche un-terstützen, so beispielsweise die Beschaf-fung und Lieferung von Medikamenten für die Durchführung klinischer Studien.«Grundsätzlich erlauben uns die neuen, mit künstlicher Intelligenz ausgestatteten Systeme, unsere Arbeit neu zu denken», erklärt Dr. Finelli. «Anstatt uns mit repe-titiver Arbeit zu beschäftigen, jedes Mal neue Pläne zu erstellen und vielleicht die-selben Fehler wie in der Vergangenheit zu begehen, können wir uns mithilfe der neuen Big-Data-Systeme auf strategische Aufgaben konzentrieren. Indem wir nega-tive Überraschungen antizipieren, schaf-fen wir in weiten Teilen unseres Unter-nehmens Mehrwert, der den Patienten zu-gutekommt.»

Goran Mijuk ist Senior Strategic Communications Advisor bei Novartis.

Big Data fürs PatientenwohlDie Datenanalyse hilft auch Pharmaunternehmen dabei, ihre Prozesse zu optimieren. Von Goran Mijuk

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10 Swiss Innovation Forum NZZ-Verlagsbeilage 19. November 2018

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Die Schweizerische Post macht sich fit für die Zukunft – mit E-Voting, Drohnen, automati-sierten Prozessen, flexibilisierter Zustellung und vielem mehr.

Wie erklärt man einem Laien den Begriff On-Demand-Economy? Vielleicht so: alles jederzeit und überall. Oder so: Keiner will warten. Die moderne Gesellschaft ist eine Instant-Gesellschaft. Jedes Bedürfnis will umgehend befriedigt sein. Eine Folge der technologischen Entwicklung: Die physi-sche und die virtuelle Welt wachsen zu-sammen. Einkaufen kann heute jede und jeder rund um die Uhr – dank Smartpho-nes von jedem beliebigen Standort aus. Die Post ist angesichts dieser Entwicklung gefordert, mit den sich wandelnden Be-dürfnissen ihrer Kunden Schritt zu halten. Sie kann dabei ihre Kernkompetenzen aus der physischen Welt auch mit voller Kraft digital ausspielen. Dies bedeutet, dass sie ihre traditionelle Rolle als Übermittlerin vertraulicher Informationen nicht mehr nur physisch, sondern zusätzlich auch elektronisch ausüben kann und dass wir der Schweizer Bevölkerung eine entspre-chende digitale Infrastruktur anbieten:– Die Stimme ort- und zeitunabhängig

per Smartphone, Tablet oder Computer abgeben? Das ist in einigen Kantonen und Gemeinden dank der E-Voting- Lösung der Post möglich. Sie sorgt für eine sichere – sprich: verschlüsselte und anonyme – Stimmabgabe per Internet. Ein Service, der speziell von Ausland-schweizern geschätzt wird.

– Eine weitere Innovation ist das elektroni-sche Patientendossier. Die Vorzüge sind offensichtlich: Die Krankengeschichte

kann zentral und umfassend dokumen-tiert werden. Das vermeidet Doppelspu-rigkeiten und damit Kosten. Und: Be-rechtigte können jederzeit und rasch auf alle relevanten Patientendaten zugreifen. Das kann im Notfall entscheidend sein. Die Hoheit über die Daten bleibt dabei vollumfänglich bei den Patienten.

Lieferungen werden schnellerDie Post entwickelt aber auch ihre Logistik konsequent weiter. Dabei setzt sie auf allen Ebenen an: Die zeitliche Distanz zwischen Versender und Empfänger soll kleiner, das Einkaufen im Internet einfacher und be-quemer, die Flexibilität beim Empfang der Sendungen grösser werden. Dadurch kann die Post verschiedenen Erwartungen ge-recht werden: Auslieferung am Bestelltag, freie Wahl des Zustellorts, umfassender Service entlang des Lieferprozesses.Dies macht die Post nicht nur alleine. Um dem wachsenden Bedürfnis der Schweizer Bevölkerung nach Same-Day-Delivery ge-recht zu werden, hat sie beispielsweise in das Start-up «notime» investiert und ar-beitet eng mit ihm an neuen Dienstleis-tungen. Mit dem Konzept von «notime» kann die Gleichtagszustellung per Velo-kurier durch einen intelligenten Routen-algorithmus effizient und günstig gestal-tet werden. Die Post trägt mit diesem An-gebot dazu bei, den Empfang der Waren noch stärker an die Bedürfnisse der Kun-den anzupassen.

Hubs, Drohnen und Home ButtonAusruhen kann sich die Post auf den be-schriebenen Innovationen nicht. Die Wünsche von Produzenten und Konsu-menten entwickeln sich weiter. Stellt sich die Frage: Welche Lösungen hat die Post

Alles jederzeit und überallSo reagiert die Post auf die On-Demand-Economy. Von Claudia Pletscher

für die On-Demand-Economy der Zu-kunft auf Lager? Ein paar Beispiele:– Die Infrastruktur im urbanen Raum ist

überlastet. Das bedeutet Stau auf den Stras sen und damit Verzögerungen bei der Zustellung. Die Post will mit smar-ten Technologien und innovativen Stra-tegien Abhilfe schaffen. Eine dieser Strategien heisst Micro-Hubs. An zent-ralen Stellen in Schweizer Städten wer-den Umschlagsplätze eingerichtet und durch einen oder mehrere Logistik-dienstleister genutzt. Die Feinverteilung in der Stadt könnte – statt jeder Anbie-ter für sich – ein Logistik anbieter ge-sammelt vornehmen, beispielsweise schnell und ökologisch per Lastenfahr-rad. Das entlastet die Strassen. Elektro-betriebene Lastfahrräder sorgen für den schnellen und ökologischen Transport auf der letzten Meile. Die Post hat in Zü-rich – vorerst alleine – ein Pilotprojekt

mit diesem Ansatz durchgeführt, die Auswertung läuft.

– Im Gegensatz zu den Micro-Hubs hat die Zustellung mit Drohnen die Markt-reife erreicht. In Lugano transportiert die Post für Spitäler Laborproben. Ein Transport, der früher bis zu einer Stun-de beansprucht hat, dauert heute nur noch wenige Minuten. Drohnen sind keine Lösung für das Massengeschäft, haben jedoch in zeitkritischen Situati-onen und in schwer zugänglichen Ge-bieten grosses Potenzial. Auch in Bern und Zürich wurden bereits Drohnen getestet.

– Viel Kunden-Convenience verspricht der «Post Home Button». Ein smarter Stift ermöglicht es, Produktcodes einzu-lesen und mit einem Klick Bestellungen postalischer Dienstleistungen auszu-lösen. Diese Technologie eignet sich ins-besondere für Produkte, die regelmässig

bestellt werden. Der oft mühselige Bestellprozess in Onlineshops wird auf eine simple Handbewegung reduziert. Auch dazu hat die Post unter dem Titel «Dienstleistungen an der Haustür» einen Pilotversuch durchgeführt.

Post strebt Vorreiterrolle anDie On-Demand-Economy entwickelt sich rasant und wird noch manchen Inno-vationsschub auslösen. Man denke nur an das Internet der Dinge. Klar ist: Wer pass-genaue Leistungen erbringt und den Kon-sumenten den gewünschten Komfort bie-tet, hat im Wettbewerb der Anbieter Vor-teile – auch und gerade in der Logistik. Die Post hat dabei ein klares Ziel: Sie will in ihren Geschäftsfeldern eine Vorreiter-rolle übernehmen.

Claudia Pletscher ist Leiterin Entwicklung und Innovation bei der Schweizerischen Post.

Postalische Dienstleistungen mit einem smarten Stift bestellen? Die Post hat das Konzept getestet. Die Post

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11Swiss Innovation ForumNZZ-Verlagsbeilage 19. November 2018

Eine hochkarätig besetzte Jury hat die acht innovativsten Schweizer Technologieprojekte des laufenden Jahres bestimmt. Die Sieger der drei Kategorien werden am 22. November am Swiss Innovation Forum erkoren und ausgezeichnet.

Der Swiss Technology Award ist die wich-tigste Auszeichnung für Innovation und Technologietransfer in der Schweiz. Der begehrte Preis wird dieses Jahr im Rah-men des Swiss Innovation Forum bereits zum 30. Mal vergeben. In den Kategorien «Inventors», «Start-ups» sowie «Innova-tion Leaders» werden herausragende tech-nologiebasierte Innovationen und Ent-wicklungen mit überdurchschnittlichem Marktpotenzial und hohem Neuigkeits-wert gekürt.

Professionelle Jurierung Eine Vorjury, bestehend aus Experten ver-schiedenster Fachrichtungen, hat in ei-nem ersten Schritt die über 60 eingegan-genen Dossiers sorgfältig analysiert. Dar-aus wurden acht Finalisten bestimmt. Die ausgewählten Unternehmen präsentier-ten sich an der Hauptjury-Sitzung persön-lich. Am 22. November erhalten die Fina-listen ausserdem einen Auftritt auf der grossen Bühne: Die Preisverleihung findet am Swiss Innovation Forum in Basel vor über 1000  Persönlichkeiten aus Wirt-schaft, Wissenschaft und Politik statt. Die Sieger der einzelnen Kategorien werden vor Ort gekürt und gefeiert.

Umfassende UnterstützungDie Gewinner des Swiss Technology Award erhalten nicht nur einen Auftritt am Swiss Innovation Forum und eine Trophäe, sondern ein umfassendes Un-

Der Begriff «Innovation» wird reichlich inflationär verwendet. Welche Firma nimmt nicht in Anspruch, innovativ zu sein? René Cotting erläutert im Inter-view, was wahre Innovation aus-macht und was wirklich innova-tive Unternehmen auszeichnet.

Ist eine Innovation schlicht eine Inven-tion, die im Markt Erfolg hat?Eine zu Markterfolg führende Erfindung ist tatsächlich ein entscheidendes Merk-mal, um von einer Innovation zu spre-chen. Eine Invention alleine, die schlicht niemand kauft, ist noch keine Innova-tion. Von einer erfolgreichen Innovation spreche ich erst, wenn es nebst dem Markterfolg und der Neuigkeit zusätzlich einen «Wow-Effekt» auslöst, also grosse Begeisterung wecken kann. Das führt zu weiteren Geschäften und stärkt die Kun-denbindung. Wir setzen gerade auch mit Innovationen rund um die «ABB FIA Formel E Meisterschaft» auf diesen posi-tiven Effekt.

Innovativ sind heute  – zumindest in ihrer Selbstbeschreibung  – eigentlich alle Firmen. Was zeichnet Ihrer Mei-nung nach ein wirklich innovatives Unternehmen aus?Die meisten vermeintlichen Innovationen sind eigentlich inkrementelle Verbesse-rungen, Adaptionen am Design oder funktionale Erweiterungen. Tatsächliche Innovationen bedienen neue Bedürfnisse der Kunden zu einem passenden Preis – oder sie schaffen neue Marktbedürfnisse. Dabei schaffen sie einen «Pull-Effekt» vom Kunden her und heben sich von der Konkurrenz entscheidend ab. Intern muss die Firma bereit sein, dafür «heilige Kü-he» zu schlachten, auch wenn sie noch

terstützungspaket bestehend aus Marke-ting- und Kommunikationsmassnah-men, wertvollen Kontakten und einem vereinfachten Einstieg in die Wachstums-initiative «SEF4KMU». In den vergangenen knapp 30 Jahren wur-den über 2300  Projekte für den Swiss Technology Award eingereicht, daraus zeichnete die Jury 400 Finalisten aus. Eine grosse Mehrheit der STA-Finalisten konn-te sich nachhaltig am Markt etablieren. Und genau das ist auch das Ziel des Wett-bewerbs, der seit 2007 von den Organisa-toren des Swiss Economic Forum durch-geführt wird: Innovative Firmen sollen nicht nur ausgezeichnet, sondern gezielt

leidlich Milch geben. Entscheidend ist, welche Lösung den «Job» des Kunden bes-ser verrichtet, seine Bedürfnisse beispiels-weise nach Schnelligkeit, Genauigkeit oder Effizienz besser decken kann – und dies zu einem guten Preis. Hierzu braucht es immer eine gewisse Risikobereitschaft und eine Akzeptanz des Scheiterns. Nur mit einer Vollkasko-Sicherheitsmentalität kommt keine Innovation zustande.

Reicht es, kreative Entwickler zu haben und ihnen Freiräume und Ressourcen für ihre Gestaltungskraft zu geben?Die Erfinder im stillen Kämmerlein wird es immer geben und das ist auch gut so. Aber bei hochkomplexen Themen, wie bei industriellen Innovationen, müssen wir unser Augenmerk verstärkt auf die Zu-sammenstellung und das Führen der Ent-wicklungsteams richten. Es gibt immer Aspekte, die andere Personen viel besser verstehen. Und Fähigkeiten, die andere einbringen können. Dafür müssen wir Zugriff auf die besten Leute der Welt ha-ben. Wichtig ist dann die disziplinierte, dennoch möglichst agile und schnelle Umsetzung. Dafür braucht es Gestal-tungsfreiräume und Entscheidungsfreu-de, um Prioritäten zu setzen.

Woran scheitert Innovation? So manche eigentlich einleuchtende gute Idee wird nicht erfolgreich umgesetzt.Manchmal ist der Markt noch nicht be-reit. Die  – vermeintliche  – Innovation entspricht noch nicht dem Kundenbe-dürfnis, kostet zu viel, bleibt unausgereift oder der Kunde will sich nicht in Abhän-gigkeit eines einzelnen Anbieters bege-ben. So braucht es bisweilen einen langen Atem. Da kann im Business der Druck, gute Zahlen abzuliefern, intern hinder-lich wirken, wenn langfristige Innova-tionsprojekte zugunsten rascher Verbes-serungen bestehender Produkte zurück-

Vorreiter neuer Technologien

Wahre Innovation bewirkt ein «Wow»

Acht Firmen buhlen in drei Kategorien um den Swiss Technology Award. Von Nik Sarbach

Innovationszyklen werden in der Industrie 4.0 agiler gemanagt. Interview von Simone Leicht

gefördert werden, so dass sie langfristig erfolgreich wirtschaften und die Innova-tionskultur der Schweiz stärken.

Die FinalistenIn der Kategorie «Inventors» sind die Fir-men IDUN Technologies, Resistell AG und Seervision nominiert. IDUN Techno-logies hat neuartige und besonders träger-freundliche Elektroden entwickelt, welche beispielsweise für Hirnstrommessungen eingesetzt werden. Dem Start-up Resistell ist ein Durchbruch beim Kampf gegen multiresistente Keime gelungen: Mit der neuen Methode kann innerhalb von Stun-den nachgewiesen werden, auf welche An-

gestellt oder die Marketinganstrengun-gen minimiert werden.

Verändert sich der Innovationsprozess auch in der Industrie mit der gegenwär-tigen umfassenden Digitalisierung? Ja. Durch sie erhalten wir schneller mehr und bessere Daten als Grundlage für unsere Entscheidungen. Beispielsweise zu den konkreten Kundenbedürfnissen. Oder im Follow-up bei Prototypen und Erstinstallationen für kürzere und schnellere Feedbackzyklen. Wir haben entsprechend unseren Innovationspro-zess angepasst, agile Technologie- und

tibiotika ein Keim noch anspricht. Seer-vision dagegen ist in der Videoproduktion tätig und hat ein System entwickelt, das alle Aufgaben der Kameraarbeit autonom ausführen kann. In der Kategorie Start-ups haben es die Firmen INVOLI und Lunaphore Tech-nologies ins Finale geschafft. INVOLI ermöglicht mit einem Netzwerk von Sensoren die sichere Integration von au-tonomen Drohnen in den Luftverkehr. Lunaphore Technologies gelingt es mit einem neuen System, Gewebeproben in-nerhalb weniger Minuten statt wie bis-her einiger Stunden auf Krebszellen zu untersuchen.

Produktentwicklungsprozesse einge-führt und den Knowledge-Manage-ment-Ansatz erweitert.

Können Sie das Innovations-Ökosystem bei ABB beschreiben – und wie es sich in jüngster Zeit verändert hat?Eine robuste und zukunftsorientierte Forschung und Entwicklung bildet die Grundlage. Die wird bei ABB an etwa 50 Standorten rund um den Globus von rund 9000 Forschern und Entwicklern gelegt. Dafür investiert ABB um die 1,5  Milliarden US-Dollar jährlich. Wir legen grossen Wert auf die Zusammen-

In der Kategorie «Innovation Leaders» vermochten die Perlen Packaging AG, Polyphor und TrueDyne Sensors AG die Jury zu überzeugen. Perlen Packaging hat einen Einweg-Inhalator auf Blisterbasis entwickelt, mit dem sowohl die Herstel-lungskosten als auch die Umweltbelas-tung reduziert werden. Polyphor hat eine neue Klasse von Antibiotika entdeckt, welche gegen besonders gefährliche Kei-me wirken. In einem ganz anderen Be-reich ist TrueDyne Sensors tätig: Die Firma baut Sensoren zur kontinuierlichen Messung von Gas- und Flüssigkeitspara-metern und erspart Kunden damit teure Labormessungen.

arbeit mit Kunden mittels Co- Innovation- Ansätzen, mit Universitäten, Lieferanten und Start-ups. Aber auch auf jene mit in-dustriellen Partnern wie etwa mit Micro-soft für ABB Ability.

Wie wichtig ist denn für ABB diese Zu-sammenarbeit mit externen Akteuren, etwa Start-ups?Die ist von grosser Bedeutung für uns. Sie bringt neue Sichtweisen ein, erlaubt uns aber auch eine Absicherung gegen Risi-ken. ABB muss nicht alles selbst erfinden und entwickeln. Es kann sich lohnen, auf extern Erprobtes zurückzugreifen. Wobei es sich im Fall der Start-ups um eine ge-genseitige Bereicherung handelt. So haben wir in unserem Konzernforschungs-zentrum in Schweden 2016 den Techno-logie-Inkubator SynerLeap gegründet – um den Innovationszyklus zu verkürzen, indem Start-ups mit der Forschungsinfra-struktur und der Expertise von ABB zu-sammengebracht werden.

Dann ist die Kooperation mit diesen agilen Kleinunternehmen in Sachen In-novation also der Königsweg für einen Grosskonzern wie ABB?Nein, keineswegs nur. Es braucht auch die Koordination mit anderen Grössen in der jeweiligen Branche für etwas, das für Laien nicht zwingend mit Innovation assoziiert wird: Standardisierung beziehungsweise Normierung. Beispielsweise die Norm IEC 61850 als allgemeines Übertragungsproto-koll für die Schutz- und Leittechnik. Oder OPC UA, ein Kommunikationsprotokoll für den automatisierten Informationsaus-tausch zwischen Endgeräten. Oft geben erst verbindliche, robuste Standards den Kunden die Sicherheit, sich auf innovative Produkte einzulassen.René Cotting ist Head of Operations, Innovation and R&D sowie Chairman Technology Ventures von ABB.

Letztes Jahr wurden die Firmen GratXray AG, Inositec AG und Endress+Hauser Flowtec AG mit dem Swiss Technology Award ausgezeichnet. STA

Nicht alle Neuerungen verdienen den Namen Innovation, sagt René Cotting. ABB

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Mehr als 300 000 ABB-Roboter sind weltweit im Einsatz. Sie übernehmen vorallem monotone oder gefährliche Tätigkeiten und verbessern die Welt der Arbeit.Mit YuMi, dem weltweit ersten kollaborativen Roboter seiner Art, hat eine neueÄra der Zusammenarbeit von Mensch und Roboter begonnen. Damit eröffnen sich völlig neue Möglichkeiten. abb.com/future

— Let’s write the future. Mit Robotern, die Hand inHand mit uns arbeiten.

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