nkurenkuru | namibia morokeni vakwetetu...vaendwanawa, scholastika hausiku, benedikta kudumo,...

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Christina Eugster-Leu David Eugster-Leu RUNDBRIEF 2019/NR.1 NKURENKURU | NAMIBIA MOROKENI VAKWETETU MOROKENI VAKWETETU BEDEUTET AUF RUKWANGALI, DER LOKALSPRACHE IN DER REGION „HALLO FREUNDE“

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Page 1: NkureNkuru | Namibia mOrOkeNi VakWeTeTu...Vaendwanawa, Scholastika Hausiku, Benedikta Kudumo, Teopolina Hamutumua. 04 Brillan-te Sing- und Tanzeinlage an einem der fünf Übergabefeierlichkeiten

Christina Eugster-LeuDavid Eugster-LeuRundbRief 2019/nR.1

NkureNkuru | Namibia

mOrOkeNi VakWeTeTu mOrOkeNi VakWeTeTu bedeuTeT auf rukWaNgali, der lOkalsprache iN der regiON „hallO freuNde“

Page 2: NkureNkuru | Namibia mOrOkeNi VakWeTeTu...Vaendwanawa, Scholastika Hausiku, Benedikta Kudumo, Teopolina Hamutumua. 04 Brillan-te Sing- und Tanzeinlage an einem der fünf Übergabefeierlichkeiten

Morokeni vakwetetu RundbRief 2019/nR.1 0302 Morokeni vakwetetu RundbRief 2019/nR.1

frÜchTe erNTeN«African Time» wie die Namibier oder Afrikaner im Allgemeinen zu sagen pflegen, gilt auf dem ganzen riesigen Kontinent mit seinen 54 Staaten. Diese zwei Wörter stehen stellvertretend für die Einstellung ihrer Bewohner «zur Zeit», die aus unserer Sicht sowohl Vorteile als auch Nachteile mit sich bringt. Doch lernen wir einiges von dieser bereichernden Lebensweise. Nebst der wohltuenden Gelassenheit lernen wir, dass mit vereinten Kräften innert kürzester Zeit viel möglich ist. Um Früchte zu ernten, darf man nicht tatenlos auf Regen hoffen. Erst recht nicht in einer trockenen Regensaison wie die jetzige 2018/19. Im letzten Rundbrief berichteten wir wie wichtig die Resilienz für unseren Entwicklungszusammenarbeitseinsatz ist. Wer beharrlich an einem Projekt dran bleibt, wird früher oder später mit der Erntezeit belohnt.

arbeiTsfelder chrisTiNaplötzlicher umzug der human ressource- und finanz-abteilung nach NkurenkuruAus heiterem Himmel wird anfangs Dezember eine Notfall-

Managementsitzung einberufen. Der Umzug der Human

Ressource- und Finanzabteilung von Rundu nach Nkuren-

kuru ist traktandiert. Warum plötzlich diese Eile? Die 30

Mitarbeitenden der beiden Abteilungen haben einen Antrag

zur Beziehung von Spesen für die letzten sechs Monate ein-

gereicht. Da in den Arbeitsverträgen Nkurenkuru als Ar-

beitsort aufgeführt ist, aber alle seit Stellenantritt in Rundu

arbeiten, sind sie laut der Verordnung für Staatsangestellte

berechtigt, Spesen zu beantragen. Dies ist jedoch unverhält-

nismässig, da ohnehin alle ihren Hauptwohnsitz in Rundu

haben und dem Bildungsdirektorat dafür keine zusätzlichen

finanziellen Mittel zur Verfügung stehen. Um die drohenden

Kosten sowie Auseinandersetzungen mit den Mitarbeitern zu

meiden, wird kurzerhand beschlossen, dass die beiden Abtei-

lungen bis Ende Dezember nach Nkurenkuru ziehen müssen.

Auch wenn der benötigte Server, über welchen das täglich ge-

nutzte Lohnbuchhaltungssystem der Finanzleute läuft, noch

nicht vorhanden ist. Nach dem Motto „Augen zu und durch“

wurde der Umzug dennoch vorangetrieben.

Wer wie ich gedacht hat, dass der Umzug die Beschaffung des

Servers und die benötigte Internetinfrastruktur beschleu-

nigt, lag falsch. Nach dem jetzigen Stand ist die Finanzabtei-

lung ohne Lohnbuchhaltungssystem in Nkurenkuru gestran-

det. Um der Arbeit einigermassen gerecht zu werden, fahren

für drei Tage die Woche drei Mitarbeitende weiterhin zum

alten Standort in Rundu. So können sie die Auszahlung der

Löhne sicherstellen und die dringendsten Fälle bearbeiten.

Mit diesem Schachzug hat das Bildungsdirektorat zwar Spe-

sen gespart, jedoch die Prozesse der Finanzabteilung auf den

Kopf gestellt. Nichtsdestotrotz bin ich überglücklich, dass ich

nun endlich „meine“ Leute in Nkurenkuru habe.

Der Umzug bewirkte vor allem eine intensivere Zusammen-

arbeit mit der Finanzabteilung. Weiterhin unterstütze ich

die Finanzchefin im Bereich der Budgetplanung sowie deren

Führung. In diesem Finanzjahr (April 2019 bis März 2020)

sollten wir es schaffen, ausschliesslich mit einem Rapport

zu arbeiten, anstelle von den ursprünglichen drei. Zusätz-

lich haben wir weitere Projekte lanciert, von welchen ich im

nächsten Rundbrief berichten werde.

erstellung der kundenservice charta des bildungsdirektorats kavango-WestBereits zu Beginn unseres Einsatzes besprach ich mit Frau

Hamutumua (Direktorin), dass für unser Bildungsdirektorat

eine eigene Mission und Vision angebracht wäre. Dadurch

sollen die aktuellen sowie zukünftigen Ziele zusammenge-

fasst, formuliert, kommuniziert und konsequent umgesetzt

werden. Diese zwei Statements werden im Arbeitsalltag als

Leitplanken bei strategischen Entscheidungen dienen. Die

Mission und Vision sollen die Mitarbeitenden inspirieren,

fokussierter und produktiver auf die übergeordneten Ziele

hinzuarbeiten.

Bei ihrem Stellenantritt im Jahr 2016 hatte Frau Hamutumua

bei den Schulleitern der Region eine Umfrage lanciert, um

ihre Ideen und Vorstellungen zu Mission und Vision zu erfah-

ren. Die Umfrage fasste ich noch im Dezember 2017 zusam-

men und formulierte daraus mögliche Versionen. Jedoch war

ich der Meinung, dass solch wegweisende Statements nicht

von mir, sondern vom Management erarbeitet werden soll-

ten.

Im Oktober 2018 ergab sich anlässlich des einwöchigen

Evaluierungs- und Planungsworkshops des Jahresplans die

Möglichkeit, mit dem Management dieses Thema zu vertie-

fen. Bei der Vorbesprechung des Workshops mit der Direkto-

rin stellte sich heraus, dass sie nicht nur die zwei Statements

ausarbeiten will, sondern eine komplette Kundenservice-

Charta. Diese beinhaltet nebst der Mission und Vision unsere

Arbeitswerte und die Zuständigkeiten der jeweiligen Abtei-

lungen. Zudem sind unsere Kontaktangaben, unsere Dienst-

leistungen sowie der Vorgang bei Beschwerden aufgeführt.

Diese Themen mit dem Management vertieft zu besprechen

und zu definieren, war bitternötig. Immer wieder ist zu hö-

ren, dass Kundenanliegen mit Verspätung oder/und ungenü-

gend bearbeitet oder liegen gelassen werden.

Während eineinhalb Tagen leitete ich in Zusammenarbeit

mit Frau Hamutumua das Management durch den Entwick-

lungsprozess der Kundenservice-Charta. Nebst einem Theo-

rieblock zu Beginn bezüglich Mission und Vision sowie die

Resultatpräsentation der Schulleiterumfrage wurden die

Inhalte vorwiegend durch Gruppenarbeiten entwickelt. Die

finalen Versionen wurden jeweils durch Abstimmungen se-

lektioniert und anschliessend im Plenum diskutiert und ver-

feinert. Durch die Diskussionen kristallisierte sich heraus,

dass der interne Beschwerdeprozess zu wenig gut funktio-

niert und deshalb neu definiert und umgesetzt werden muss.

Nebst der Fertigstellung der Kundenservice-Charta wurde

mir auch diese Aufgabe zugeteilt.

Aus dem erarbeiteten Inhalt resultierte ein 20-seitiges A5-

Booklet. Als Startschuss zur Umsetzung wurde die Kun-

denservice-Charta am vierteljährlich stattfindenden Mitar-

beiteranlass präsentiert. Des Weiteren wurde das Booklet an

alle 176 Schulen gesendet. Ein erster Schritt ist getan, jedoch

bleibt noch viel Arbeit, um die hochgesteckten Ziele zu errei-

chen.

MISSION: „WE, IN PARTNERSHIP WITH OUR STAKEHOL-

DERS DEDICATE OURSELVES TO PRODUCE KNOWLEDGABLE,

SKILLED AND PRODUCTIVE CITIZENS TO PRESERVE ARTS

AND CULTURE IN DIVERSITY.”

VISION: „TO BE THE REGION OF EXCELLENCE IN PROVIDING

INCLUSIVE, EQUITABLE, QUALITY EDUCATION AND LIFE

LONG LEARNING.”

NkureNkuru | Namibia eugsTer-leu | chrisTiNa uNd daVid

01 Präsentation der in Gruppenarbeit evaluierten Vision während des Workshops in Tsumeb. 02 Christina referiert während des Mitarbeiteranlasses über die Kundenservice Charta. 03 Unsere wichtigsten Unterstützer und Bezugspersonen. Von links nach rechts: Josua Vaendwanawa, Scholastika Hausiku, Benedikta Kudumo, Teopolina Hamutumua. 04 Brillan-te Sing- und Tanzeinlage an einem der fünf Übergabefeierlichkeiten anlässlich der gespen-deten Schuluniformen.

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Morokeni vakwetetu RundbRief 2019/nR.1 0504 Morokeni vakwetetu RundbRief 2019/nR.1

01 02arbeits-und büroorganisationDas Projekt bezüglich der elektronischen Dokumentablage

auf Dropbox hat nach Startschwierigkeiten doch noch an

Fahrt aufgenommen. Leider nicht durch die Initiative der

neun Task Force-Mitglieder, sondern durch mein eigenes

Dranbleiben. In einer ruhigen Woche habe ich mich aufge-

macht, die wichtigsten Formulare, Vorlagen, Listen, Kontakt-

angaben sowie Richtlinien der verschiedenen Abteilungen

zu sammeln. Die von David und mir erstellten Dokumente

wie zum Beispiel eine Landkarte mit allen Schulen sowie

praktische Templates ergänzen das Vorhandene. Nachdem

ich alle Dokumente entsprechend geordnet und beschriftet

sowie auf Dropbox geladen hatte, nahm ich einen weiteren

Anlauf im Management-Meeting. Durch die Präsentation der

praktischen Inhalte konnte ich die geordnete elektronische

Dokumentablage auf Dropbox erneut ins Gespräch bringen.

Die Hälfte der Management-Mitglieder hat anschliessend

anhand meines Manuals Dropbox installiert und kann die

Sammlung im Alltag nutzen.

Als weiterer Schritt habe ich die sieben Schulkreisbüros be-

sucht, um dem Verwaltungspersonal die neue Dokumentab-

lage zu erklären und mit ihnen die Dropbox zu installieren.

Durch die schwache Internetverbindung hat dies zum Teil

einen ganzen Morgen eingenommen. Bei deren zwei war die

Verbindung zu schwach und mir blieb nichts anders übrig,

als die Dokumentensammlung einfach auf ihre Computer zu

kopieren. Die „Schnelligkeit“ der Internetverbindungen wur-

de rapportiert und unser neuer IT-Angestellte ist nun damit

beschäftigt, eine Lösung für die Schulkreisbüros zu finden.

Um weitere Mitarbeitende zu erreichen, werde ich wohl in

den nächsten Wochen bei den verschiedenen Abteilungen ei-

nen Termin festlegen, bei welchem ich die Dokumentablage

vorstelle und wir gemeinsam die Installation von Dropbox

vornehmen. Zudem gilt es die Dokumentenablage ständig zu

erweitern, denn nun spricht es sich kontinuierlich herum,

wie praktisch das Ganze ist.

arbeiTsfelder daVidMeine Tätigkeitsfelder haben sich seit Mitte letzten Jahres

etwas ausgeweitet. Die zusätzlichen Felder sind oftmals Pro-

gramme, die der Evaluierung von Lerneinschränkungen

sowie den Unterstützungsmöglichkeiten für Schüler mit Be-

einträchtigungen unterschiedlicher Art dienen. Manchmal

zielen sie direkt auf Kinder von benachteiligten Minder-

heiten ab, wie z.B. der San-Bevölkerung. Ebenfalls gehören

administrative und koordinative Arbeiten zu meinen Tä-

tigkeiten. Eine Uranmine in Swakopmund – einer Stadt an

der ressourcenreichen Atlantikküste Namibias – wollte für

Kinder des letztgenannten Volksstammes Schuluniformen

spenden. Ich wurde gebeten, in Zusammenarbeit mit den

Schulleitern 150 Kinder für diese Schenkung auszuwählen.

An jedem der fünf sehr festlichen Übergabeanlässe wurden

die Schüler jeweils gefragt, welchen Beruf sie später gerne

erlernen möchten. Darauf haben zwei Erstklässler, zu mei-

nem Erstaunen, folgende Antwort gegeben: «Shilumbu», was

«Weisse/r» bedeutet!

lernunterstützung während und nach dem ordentlichen unterricht Wie im letzten Rundbrief erwähnt, hatte ich letzten Juli die

Möglichkeit, Vertreter von 26 Schulen im Bereich der «Ler-

nunterstützung im ordentlichen Unterricht sowie während

Extralektionen an Nachmittagen» weiterzubilden (in Nami-

bia endet der normale Unterricht in allen Schulen um circa

13:00 Uhr). Unter anderem wurde deutlich erwähnt, dass das

lernunterstützende Angebot laut dem Bildungsministerium

obligatorisch (!) in jeder Schule respektiv jeder Klasse ange-

boten werden muss. Erfreulicherweise trug diese theoretisch

geprägte Weiterbildung bereits Früchte.

Weiterführend zur erwähnten Ausbildung wollten wir ur-

sprünglich pro Schulkreis zwei Pilotschulen aussuchen (ins-

gesamt 14), in denen wir die Implementierung der Lernun-

terstützung eng begleiten. Leider mussten wir diese Anzahl

aus Kostengründen auf fünf Pilotschulen reduzieren. Doch

wie immer hat solch eine Einschränkung auch ihre Chancen.

Ich kann nun die ausgesuchten Schulen enger begleiten und

unterstützen. Denn ein Auto für die Schulbesuche wurde uns

bis jetzt noch nie verwehrt. Ein geschickter Schachzug von

Christina und ihrer Amtskollegin Mrs Kudumo sicherte Mr

Josua und mir die Finanzierung eines zweitätigen Workshops

in unseren jeweiligen Schwerpunktthemen. Er wählte einen

unserer zahlreichen Zuständigkeitsbereiche, namentlich der

Schülerberatungsdienst durch Lehrpersonen. Ich nutzte mei-

nen Tag, um den zehn Teilnehmenden unserer fünf Pilotschu-

len unter anderem aufzuzeigen, wie die Unterrichtsform, die

Sitzordnung, etc. relativ einfach angepasst werden können.

Kinder mit Beeinträchtigungen sollen gleichermassen vom

Unterricht profitieren, wie es auch ihre Klassenkameraden

tun. Des Weiteren erarbeiteten die Schulleiter und Lehr-

personen Differenzierungsmöglichkeiten, um gezielt den

schwächeren aber auch den überdurchschnittlich begabten

Schüler/-innen gerecht zu werden. Die anfängliche Skepsis

bezüglich der Umsetzbarkeit durch die einzelnen Lehrperso-

nen wich nach kurzer Zeit der Einsicht, dass sich der Zeitauf-

wand dafür wahrlich in Grenzen hält. Auf dieser Erfahrung

gilt es aufzubauen und die ganzheitliche Lernunterstützung

Schritt für Schritt in den jeweiligen Schulen einzuführen. Da

das einzelne Kind unterschiedlich lernt, sind somit auch ver-

schiedene Ansätze und Lernniveaus nötig. Natürlich können

nicht alle Lernschwierigkeiten und Lernrückstände im or-

dentlichen Unterricht von der Klassenlehrperson aufgefan-

gen werden. Vor allem nicht bei den hier vorherrschenden

Klassengrössen von durchschnittlich nahezu 50 Kindern.

Deshalb war es notwendig, die möglichen Organisations-

strukturen für die Extralektionen während den Nachmit-

tagen zu thematisieren. Dabei gilt es, den individuellen Rah-

menbedingungen und Möglichkeiten entsprechend, die beste

Lösung zu finden. Um dies sicherzustellen, werde ich ab dem

zweiten Trimester, das Mitte Mai beginnt, regelmässig in den

besagten fünf Schulen anzutreffen sein. Auf die Zusammen-

arbeit mit den Lehrerschaften, die Hospitationen als auch auf

die Demonstrationslektionen in den Klassenzimmern freue

ich mich.

Vorbereitungen für umfangreiche seh- und hörtests in den schulkreisenEines unserer Hauptziele, das Mr Josua und ich uns dieses

Jahr auf die Fahne geschrieben haben, sind Seh- und Hörtests

für Schüler aller sieben Schulkreise. Da die grosse Mehrzahl

von unseren 176 Schulen Kinder unterrichten, von denen an-

zunehmen ist, dass sie Seh- oder Hörbeeinträchtigungen ha-

ben, wird der Gesamtaufwand inkl. Durchführung mehrere

Wochen in Anspruch nehmen. Dazu kommt die Koordination

von professionellen Augen- und Ohrenspezialisten, was sich

ebenfalls als zeitaufwendig herausstellte.

Bis dato wurden alle Schulen gebeten, die besagte Gruppe

Kinder aufzulisten und uns die Liste zu senden. Da die Schu-

len auf eine Fläche halb so gross wie die Schweiz verteilt sind,

und sich rund ein Viertel davon im schwer zugänglichen

Buschland befinden und oft auch keinen Zugang zu Storm

haben, war nur schon diese Identifizierung eine kleine He-

rausforderung. Insgesamt werden wir Ende Mai hoffentlich

rund 950 Kinder getestet haben. Für diejenigen mit massiven

Hörschwierigkeiten werden von einer in Namibia ansässigen

deutschen NGO Hörgeräte gesponsert. Da Albinismus in die-

ser Region ziemlich häufig vorkommt und der Mangel an Me-

lanin in den meisten Fällen auch eine Sehbeeinträchtigung

mit sich bringt, entschlossen wir uns, die Schüler mit Albinis-

mus auch zu untersuchen. Doch im Detail werde ich hoffent-

lich im nächsten Rundbrief berichten können.

lernschwache Oberstufenschüler einer spezialeinheit reparieren defekte möbelSchon zu Beginn meines Einsatzes fiel mir während diversen

Schulbesuchen eine mehr oder weniger grosse Ansammlung

defekter Möbel auf. Dieses Faktum versuchte ich mit einem

anderen Tätigkeitsbereich, nämlich der Stärkung unserer

NkureNkuru | Namibia eugsTer-leu | chrisTiNa uNd daVid

01 Weiterbildung zum Thema Lernunterstützung. 02 Mit den Leevi Schülern und Fahrer Indjamba am Möbel laden. 03 Grosse Freude über die soeben angelieferten geflickten Tische und Stühle.

03

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Morokeni vakwetetu RundbRief 2019/nR.1 0706 Morokeni vakwetetu RundbRief 2019/nR.1

01 Joseph Haingura repariert defekte Betten für die vier Internate der Region. 02 Unser Nachbar Brighton in Selfielaune #Retter in Not.03 Joggen am Okavangofluss.

0102

Oberstufeneinheit für lernschwache Schüler an der Leevi

Hakusembe Senior Seconday School, zu kombinieren. Diese

Einheit bietet den Schülern eine Art Anlehre in den Fächern

Hauswirtschaft, Büro Administration, Mauern/Sanitätsinstal-

lationen, Holzhandwerk und Schweissen an. Zu wenig Ma-

terial führte vor allem bei den zwei letztgenannten Fächern

dazu, dass während Praxislektionen das Handwerk nur un-

zureichend geübt werden konnte. Meine simple Idee war es,

in den zahlreichen Praxislektionen die lernschwachen Ober-

stufenschüler die defekten Möbel reparieren zu lassen. Diese

Initiative fand beim Rest des Managements grossen Anklang.

So evaluierte ich mit Hilfe der sieben Schulkreisbüros und

den jeweiligen Schulleitern die Menge der defekten Möbel.

Darauf folgte eine offizielle Anfrage an die regionale Finanz-

abteilung für die Finanzierung von Reparaturmaterialien

wie Holzplatten, Schrauben, Schweissmaterialien, Sicher-

heitsutensilien und kleinere Handwerkzeuge. Unter ande-

rem weil das benötige Material einige Dollar kostete, dauer-

te der Beschaffungsprozess mehrere Monate. Ein wichtiger

Punkt im gesamten Ablauf, die Logistik – die von einem sehr

kollegialen Mitarbeiter geführt wird – klappt bis zum heuti-

gen Tag einwandfrei.

Im Juli des letzten Jahres begannen die Oberstufenschüler

mit vollem Elan die ersten Stühle, Pulte und sogar Betten aus

den vier grössten Internaten der Region zu reparieren. Bis

jetzt wurden rund 1800 Stühle und 300 Betten repariert, was

zu viel positivem Feedback führte. Die Lehrpersonen und

Schüler engagierten sich sogar während den Ferien freiwil-

lig für eine Woche für dieses Projekt. Erfreulicherweise be-

kam auch die höchste Politikerin der Region davon Wind. Sie

veranlasste eine Spende von umgerechnet rund CHF 8’000.-,

um zusätzliches Verbrauchsmaterial zu kaufen und weitere

Schulen mit der dringend benötigten Reparaturarbeit zu be-

glücken.

Dass dieser Ansatz auch nach meiner Rückkehr weiterhin

Schule machen wird, bewiesen drei Schulen, die unabhän-

gig vom Bildungsdirektorat ihre defekten Stühle und Tische

reparierten. Eine Schule fragte dafür die oben genannte

Spezialeinheit der Leevi Hakusembe an und bezahlte sie für

deren Arbeit. Gut zu wissen, dass die Anzahl Kinder, die wäh-

rend dem Schulunterricht auf dem Boden sitzen müssen oder

Rechenaufgaben auf ihren Knien lösen, nun kontinuierlich

abnimmt.

iNTerVieW miT JOseph haiNgura, schÜler der speZialeiNheiT fÜr lerNschWache ObersTufeNschÜler aN der leeVi h.Joseph ist 20 Jahre alt und hat bis jetzt keine einfache Schulkarriere hinter sich. Er wurde von den Eltern spät eingeschult und musste wegen seiner Lernschwierig-keiten mehrmals Klassen wiederholen. Zum Glück hat das Bildungsministerium für solche Schüler mit starken Lerneinschränkungen seit sieben Jahren eine gute Lösung. Da viele solche Jugendliche handwerklich begabt sind, werden sie ihrem Talent entsprechend in praxisorientierten Klassen ausgebildet. Joseph Hain-gura befindet sich im zweiten Oberstufenjahr (9. Klasse) und wird hauptsächlich im Schweissen geför-dert. Der praxisbezogene Anteil ist dort weit höher als in den Regelklassen.

Welches ist dein Lieblingsfach hier an der Leevi Haku-

sembe Oberstufen - Spezialeinheit?

J: Ganz klar das Schweissen! In diesem Fach lernen wir unter

anderem was mit Metall alles konstruiert werden kann. Dies

interessiert mich sehr.

Wie sieht der Alltag an dieser Schule vor und nach dem

Unterricht aus?

J: Ich lebe hier mit den Klassenkameraden im Internat [Anm.

David: Das Internat bietet grundsätzlich nur 480 Schülern

Platz, jedoch wird es von 668 Jugendlichen bewohnt]. In der

Freizeit spielen wir meistens Fussball, wenn es nicht all zu

heiss ist. Das Essen, das im Internat gekocht wird, ist wirklich

gut.

Du warst auch Teil des Teams, das am Projekt der Repara-

tur von Stühlen, Tischen und Betten von mehrere Schulen

gearbeitet hat. Was hat dir an diesem Projekt am besten

gefallen?

J: Ich habe es genossen, durch das Flicken der Möbel besser

und schneller schweissen zu lernen. Wir haben sehr viele

Möbel geflickt. Letztes Jahr arbeiteten wir während den Fe-

rien eine ganze Woche nur für dieses Projekt, um noch mehr

Möbel reparieren zu können.

Wird dir dein Hauptfach Schweissen oder das angespro-

chene Projekt in der Zukunft auf dem Arbeitsmarkt hel-

fen?

J: Ja, das glaube ich fest. Nach dem Schulabschluss möchte

ich im Berufsbildungszentrum in Rundu [Anm. David: Haupt-

stadt von Kavango East] Metallbauer erlernen. Irgendwann

will ich eine wichtige Person werden. Denn mein Ziel ist es

ein Arbeitgeber zu werden, also eine eigene Firma zu besit-

zen.

Was ist dein Rat an jüngere Schüler, damit sie ihre Träu-

me eines Tages verwirklichen können?

J: Mein Tipp an sie ist, gut und intensiv zu lernen und machen

was die Lehrpersonen sagen, sodass sie Erfolg haben im Le-

ben. Sie sollen zudem nicht faul sein und kein Alkohol trin-

ken. Ich versuche nach diesem Spruch zu leben: Habe den

Mut zu versagen, versage nicht zu probieren!

iNdirekTe kOmmuNikaTiONAuf den merklichen Unterschied der Art wie im globalen Süden kommuniziert wird, wurde bereits im Ausreise-kurs von INTERTEAM aufmerksam gemacht. Sich dessen bewusst sein und es in der jeweiligen Situation präsent zu haben, sind zwei paar Schuhe. Doch ge-

wöhnt man sich relativ rasch an die indirektere Form der Kommunikation. So haben wir gemerkt, dass unsere lokalen Mitarbeitenden und Freunde selten ein «nein» über die Lippen bringen, obwohl es aus unserer Sicht vielleicht angebracht wäre. Doch macht euch selber ein Bild dieses Kontrasts (siehe Tabelle oben).

NichT besser Oder schlechTer; Nur aNdersWer diesem Unterschied etwas nach geht, kommt schnell dar-

auf, dass es viel mit der Kultur, den Gepflogenheiten und dem

hohen Respekt vor älteren Personen zu tun hat. Es ist ganz

und gar nicht unsere Absicht diese Art der Kommunikation

zu hinterfragen. Wir sehen es ganz im Gegenteil als eine in-

teressante Bereicherung.

Folglich eine kleine Kostprobe. Wenn wir zum Beispiel von

einer Person etwas benötigen, worüber das Gegenüber vor-

informiert wurde, kann die Situation folgendermassen ab-

laufen: Du fragst, ob das Papier X bereits durchgelesen und/

oder unterschrieben wurde. Wenn die Person dir antwortet

«I’m about to read it», dann wissen wir jetzt, dass man nicht

vor Ort warten muss, auch wenn bloss ein paar Sätze zu lesen

wären. Falls es wirklich wichtig ist, sollte man sagen: «But it’s

very urgent, I actually need it now, now!»

NkureNkuru | Namibia eugsTer-leu | chrisTiNa uNd daVid

Englisch Deutsch Bedeutung in Namibia

I’m about to do ich bin im Begriff zu machen (in

naher Zukunft)

ich werde … in ferner Zukunft

machen

now jetzt eventuell in naher Zukunft

now, now jetzt, jetzt wirklich in sehr naher Zukunft

not today nicht heute wahrscheinlich gar nie

in one of the good

days

eines guten Tages eher unwahrscheinlich, dass …

eintrifft

maybe vielleicht eher nicht/ eher nein

it is not much of a pro-

blem

es ist nicht wirklich ein Problem eigentlich ist es ein Problem, aber

aus einem bestimmten Grund

kann ich es nicht ausdrücken

sharp 100 % klar 100-prozentig Vorsicht ist geboten...

03

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Zinnienbeet in unserem Garten.

gaNZ herZliches «daNkeschöN»Wir möchten uns herzlich bei all jenen bedanken, die INTERTEAM eine Spende zukommen liessen. Mit unseren Einsätzen können wir einen konkreten und wertvollen Beitrag leisten, um armutsbetroffenen Kindern und Jugendli-chen in unserem Einsatzland ein besseres Leben zu ermöglichen. Jedoch ist dies nur durch die Mitfinanzierung von privaten Spenden möglich. Wir und INTERTEAM freuen uns daher über jede finanzielle Unterstützung.

PC-Konto 60-22054-2 INTERTEAM Luzern ; Vermerk: Christina und David Eugster-Leu, Namibia

INTERTEAM setzt sich für Kinder und Jugendliche in Afrika und Lateinamerika ein, damit diese ihre Po-tentiale entfalten und als Hoffnungsträger die Zukunft ihrer Gesellschaft selbstbestimmt mitgestalten können. Die Hilfe erfolgt durch mehrmonatige bis mehrjährige professionelle Einsätze von Fachleuten, kombiniert mit gezielten Projektfinanzierungen.

Als Schweizer Hilfswerk der Personellen Entwicklungszusammenarbeit steht INTERTEAM für langjährige Erfahrung, effiziente Strukturen sowie starke Partnerschaften im Globalen Süden. In der Schweiz ist INTERTEAM die führende Ansprechstelle für qualifizierte Berufsleute, die einen Einsatz in der Entwick-lungszusammenarbeit im Sinne eines solidarischen Engagements leisten wollen.

Der 1964 gegründete Verein INTERTEAM finanziert sich über öffentliche, private und kirchliche Gelder und garantiert als ZEWO-zertifizierte Non-Profit-Organisation einen verantwortungsvollen, zweckbe-stimmten und wirkungsvollen Mitteleinsatz.

ZEWO-Gütesiegel Das ZEWO-Gütesiegel belegt, dass INTERTEAM seine Spendengelder zweckbestimmt, wirtschaftlich und wirksam einsetzt.

INTERTEAMUnter-Geissenstein 10/12CH 6005 LuzernT 041 360 67 22F 041 361 05 [email protected]/interteamwww.youtube.com/interteamluzernPC 60-22054-2

Spenden inCHF PostFinance, 6005 Luzern

IBAN: CH37 0900 0000 6002 2054 2 BIC-Code: POFICHBE

EUR Raiffeisenbank, 6003 Luzern, IBAN: CH63 8120 3000 0074 2397 0 Swift: RAIFCH22

USD Raiffeisenbank, 6003 Luzern IBAN: CH71 8120 3000 0074 2392 3 Swift: RAIFCH22

spOrT, garTeN, leseNUnsere Freizeitbeschäftigungen in Nkurenkuru be-schränken sich mehrheitlich auf drei Tätigkeiten. Da wir die meiste Zeit unserer Arbeit im Büro verbringen, zieht es uns am Abend bis zum Sonnenuntergang nach draussen.

Auch wenn die Erde hier sehr sandig ist, wächst mit täglichem

Wässern viel verschiedenes Gemüse, Früchte und Kräuter.

Der lokale Spinat wucherte so sehr, dass wir damit zahlrei-

che Nachbarn und Mitarbeitende glücklich machen konnten.

«Verkehrte Welt» meinten die Beschenkten, weil sie ihren ge-

liebten Mutete von Ausländern geschenkt bekommen.

An den Wochenenden geniessen wir vorzugsweise längere

Läufe oder Velotouren, die uns aus Nkurenkuru herausfüh-

ren. Beim letzten Ausflug auf dem Bike ging es in das dünn

besiedelte Buschland. Wie schon öfters stoppte uns ein grös-

serer Dorn im Pneu, der sich für einmal nicht mehr repa-

rieren liess. Glücklicherweise hatten wir an jenem Standort

wieder Empfang, sodass wir nach dem dritten Versuch es zu

reparieren, unseren Nachbarn um Hilfe bitten konnten. Dies

führte zu einem, wie er ernsthaft meinte, erwünschten Sonn-

tags-Familienausflug ins Landesinnere. Nach Sonnenunter-

gang widmen wir uns oft dem Kochen und den Lektüren. Da

in Kavango West keine Buchhandlung zu finden ist, sind wir

um unseren E-Reader und das online NZZ-Abonnement sehr

froh. Höchst willkommene Bereicherungen für unseren All-

tag waren die Besuche unserer beiden Eltern sowie Rebekka

& Silvano und Simon & Adriana während der zweiten Jahres-

hälfte 2018.

| [email protected]

| [email protected]