nkurenkuru | namibia morokeni vakwetetu...vaendwanawa, scholastika hausiku, benedikta kudumo,...
TRANSCRIPT
Christina Eugster-LeuDavid Eugster-LeuRundbRief 2019/nR.1
NkureNkuru | Namibia
mOrOkeNi VakWeTeTu mOrOkeNi VakWeTeTu bedeuTeT auf rukWaNgali, der lOkalsprache iN der regiON „hallO freuNde“
Morokeni vakwetetu RundbRief 2019/nR.1 0302 Morokeni vakwetetu RundbRief 2019/nR.1
frÜchTe erNTeN«African Time» wie die Namibier oder Afrikaner im Allgemeinen zu sagen pflegen, gilt auf dem ganzen riesigen Kontinent mit seinen 54 Staaten. Diese zwei Wörter stehen stellvertretend für die Einstellung ihrer Bewohner «zur Zeit», die aus unserer Sicht sowohl Vorteile als auch Nachteile mit sich bringt. Doch lernen wir einiges von dieser bereichernden Lebensweise. Nebst der wohltuenden Gelassenheit lernen wir, dass mit vereinten Kräften innert kürzester Zeit viel möglich ist. Um Früchte zu ernten, darf man nicht tatenlos auf Regen hoffen. Erst recht nicht in einer trockenen Regensaison wie die jetzige 2018/19. Im letzten Rundbrief berichteten wir wie wichtig die Resilienz für unseren Entwicklungszusammenarbeitseinsatz ist. Wer beharrlich an einem Projekt dran bleibt, wird früher oder später mit der Erntezeit belohnt.
arbeiTsfelder chrisTiNaplötzlicher umzug der human ressource- und finanz-abteilung nach NkurenkuruAus heiterem Himmel wird anfangs Dezember eine Notfall-
Managementsitzung einberufen. Der Umzug der Human
Ressource- und Finanzabteilung von Rundu nach Nkuren-
kuru ist traktandiert. Warum plötzlich diese Eile? Die 30
Mitarbeitenden der beiden Abteilungen haben einen Antrag
zur Beziehung von Spesen für die letzten sechs Monate ein-
gereicht. Da in den Arbeitsverträgen Nkurenkuru als Ar-
beitsort aufgeführt ist, aber alle seit Stellenantritt in Rundu
arbeiten, sind sie laut der Verordnung für Staatsangestellte
berechtigt, Spesen zu beantragen. Dies ist jedoch unverhält-
nismässig, da ohnehin alle ihren Hauptwohnsitz in Rundu
haben und dem Bildungsdirektorat dafür keine zusätzlichen
finanziellen Mittel zur Verfügung stehen. Um die drohenden
Kosten sowie Auseinandersetzungen mit den Mitarbeitern zu
meiden, wird kurzerhand beschlossen, dass die beiden Abtei-
lungen bis Ende Dezember nach Nkurenkuru ziehen müssen.
Auch wenn der benötigte Server, über welchen das täglich ge-
nutzte Lohnbuchhaltungssystem der Finanzleute läuft, noch
nicht vorhanden ist. Nach dem Motto „Augen zu und durch“
wurde der Umzug dennoch vorangetrieben.
Wer wie ich gedacht hat, dass der Umzug die Beschaffung des
Servers und die benötigte Internetinfrastruktur beschleu-
nigt, lag falsch. Nach dem jetzigen Stand ist die Finanzabtei-
lung ohne Lohnbuchhaltungssystem in Nkurenkuru gestran-
det. Um der Arbeit einigermassen gerecht zu werden, fahren
für drei Tage die Woche drei Mitarbeitende weiterhin zum
alten Standort in Rundu. So können sie die Auszahlung der
Löhne sicherstellen und die dringendsten Fälle bearbeiten.
Mit diesem Schachzug hat das Bildungsdirektorat zwar Spe-
sen gespart, jedoch die Prozesse der Finanzabteilung auf den
Kopf gestellt. Nichtsdestotrotz bin ich überglücklich, dass ich
nun endlich „meine“ Leute in Nkurenkuru habe.
Der Umzug bewirkte vor allem eine intensivere Zusammen-
arbeit mit der Finanzabteilung. Weiterhin unterstütze ich
die Finanzchefin im Bereich der Budgetplanung sowie deren
Führung. In diesem Finanzjahr (April 2019 bis März 2020)
sollten wir es schaffen, ausschliesslich mit einem Rapport
zu arbeiten, anstelle von den ursprünglichen drei. Zusätz-
lich haben wir weitere Projekte lanciert, von welchen ich im
nächsten Rundbrief berichten werde.
erstellung der kundenservice charta des bildungsdirektorats kavango-WestBereits zu Beginn unseres Einsatzes besprach ich mit Frau
Hamutumua (Direktorin), dass für unser Bildungsdirektorat
eine eigene Mission und Vision angebracht wäre. Dadurch
sollen die aktuellen sowie zukünftigen Ziele zusammenge-
fasst, formuliert, kommuniziert und konsequent umgesetzt
werden. Diese zwei Statements werden im Arbeitsalltag als
Leitplanken bei strategischen Entscheidungen dienen. Die
Mission und Vision sollen die Mitarbeitenden inspirieren,
fokussierter und produktiver auf die übergeordneten Ziele
hinzuarbeiten.
Bei ihrem Stellenantritt im Jahr 2016 hatte Frau Hamutumua
bei den Schulleitern der Region eine Umfrage lanciert, um
ihre Ideen und Vorstellungen zu Mission und Vision zu erfah-
ren. Die Umfrage fasste ich noch im Dezember 2017 zusam-
men und formulierte daraus mögliche Versionen. Jedoch war
ich der Meinung, dass solch wegweisende Statements nicht
von mir, sondern vom Management erarbeitet werden soll-
ten.
Im Oktober 2018 ergab sich anlässlich des einwöchigen
Evaluierungs- und Planungsworkshops des Jahresplans die
Möglichkeit, mit dem Management dieses Thema zu vertie-
fen. Bei der Vorbesprechung des Workshops mit der Direkto-
rin stellte sich heraus, dass sie nicht nur die zwei Statements
ausarbeiten will, sondern eine komplette Kundenservice-
Charta. Diese beinhaltet nebst der Mission und Vision unsere
Arbeitswerte und die Zuständigkeiten der jeweiligen Abtei-
lungen. Zudem sind unsere Kontaktangaben, unsere Dienst-
leistungen sowie der Vorgang bei Beschwerden aufgeführt.
Diese Themen mit dem Management vertieft zu besprechen
und zu definieren, war bitternötig. Immer wieder ist zu hö-
ren, dass Kundenanliegen mit Verspätung oder/und ungenü-
gend bearbeitet oder liegen gelassen werden.
Während eineinhalb Tagen leitete ich in Zusammenarbeit
mit Frau Hamutumua das Management durch den Entwick-
lungsprozess der Kundenservice-Charta. Nebst einem Theo-
rieblock zu Beginn bezüglich Mission und Vision sowie die
Resultatpräsentation der Schulleiterumfrage wurden die
Inhalte vorwiegend durch Gruppenarbeiten entwickelt. Die
finalen Versionen wurden jeweils durch Abstimmungen se-
lektioniert und anschliessend im Plenum diskutiert und ver-
feinert. Durch die Diskussionen kristallisierte sich heraus,
dass der interne Beschwerdeprozess zu wenig gut funktio-
niert und deshalb neu definiert und umgesetzt werden muss.
Nebst der Fertigstellung der Kundenservice-Charta wurde
mir auch diese Aufgabe zugeteilt.
Aus dem erarbeiteten Inhalt resultierte ein 20-seitiges A5-
Booklet. Als Startschuss zur Umsetzung wurde die Kun-
denservice-Charta am vierteljährlich stattfindenden Mitar-
beiteranlass präsentiert. Des Weiteren wurde das Booklet an
alle 176 Schulen gesendet. Ein erster Schritt ist getan, jedoch
bleibt noch viel Arbeit, um die hochgesteckten Ziele zu errei-
chen.
MISSION: „WE, IN PARTNERSHIP WITH OUR STAKEHOL-
DERS DEDICATE OURSELVES TO PRODUCE KNOWLEDGABLE,
SKILLED AND PRODUCTIVE CITIZENS TO PRESERVE ARTS
AND CULTURE IN DIVERSITY.”
VISION: „TO BE THE REGION OF EXCELLENCE IN PROVIDING
INCLUSIVE, EQUITABLE, QUALITY EDUCATION AND LIFE
LONG LEARNING.”
NkureNkuru | Namibia eugsTer-leu | chrisTiNa uNd daVid
01 Präsentation der in Gruppenarbeit evaluierten Vision während des Workshops in Tsumeb. 02 Christina referiert während des Mitarbeiteranlasses über die Kundenservice Charta. 03 Unsere wichtigsten Unterstützer und Bezugspersonen. Von links nach rechts: Josua Vaendwanawa, Scholastika Hausiku, Benedikta Kudumo, Teopolina Hamutumua. 04 Brillan-te Sing- und Tanzeinlage an einem der fünf Übergabefeierlichkeiten anlässlich der gespen-deten Schuluniformen.
03
04
0201
Morokeni vakwetetu RundbRief 2019/nR.1 0504 Morokeni vakwetetu RundbRief 2019/nR.1
01 02arbeits-und büroorganisationDas Projekt bezüglich der elektronischen Dokumentablage
auf Dropbox hat nach Startschwierigkeiten doch noch an
Fahrt aufgenommen. Leider nicht durch die Initiative der
neun Task Force-Mitglieder, sondern durch mein eigenes
Dranbleiben. In einer ruhigen Woche habe ich mich aufge-
macht, die wichtigsten Formulare, Vorlagen, Listen, Kontakt-
angaben sowie Richtlinien der verschiedenen Abteilungen
zu sammeln. Die von David und mir erstellten Dokumente
wie zum Beispiel eine Landkarte mit allen Schulen sowie
praktische Templates ergänzen das Vorhandene. Nachdem
ich alle Dokumente entsprechend geordnet und beschriftet
sowie auf Dropbox geladen hatte, nahm ich einen weiteren
Anlauf im Management-Meeting. Durch die Präsentation der
praktischen Inhalte konnte ich die geordnete elektronische
Dokumentablage auf Dropbox erneut ins Gespräch bringen.
Die Hälfte der Management-Mitglieder hat anschliessend
anhand meines Manuals Dropbox installiert und kann die
Sammlung im Alltag nutzen.
Als weiterer Schritt habe ich die sieben Schulkreisbüros be-
sucht, um dem Verwaltungspersonal die neue Dokumentab-
lage zu erklären und mit ihnen die Dropbox zu installieren.
Durch die schwache Internetverbindung hat dies zum Teil
einen ganzen Morgen eingenommen. Bei deren zwei war die
Verbindung zu schwach und mir blieb nichts anders übrig,
als die Dokumentensammlung einfach auf ihre Computer zu
kopieren. Die „Schnelligkeit“ der Internetverbindungen wur-
de rapportiert und unser neuer IT-Angestellte ist nun damit
beschäftigt, eine Lösung für die Schulkreisbüros zu finden.
Um weitere Mitarbeitende zu erreichen, werde ich wohl in
den nächsten Wochen bei den verschiedenen Abteilungen ei-
nen Termin festlegen, bei welchem ich die Dokumentablage
vorstelle und wir gemeinsam die Installation von Dropbox
vornehmen. Zudem gilt es die Dokumentenablage ständig zu
erweitern, denn nun spricht es sich kontinuierlich herum,
wie praktisch das Ganze ist.
arbeiTsfelder daVidMeine Tätigkeitsfelder haben sich seit Mitte letzten Jahres
etwas ausgeweitet. Die zusätzlichen Felder sind oftmals Pro-
gramme, die der Evaluierung von Lerneinschränkungen
sowie den Unterstützungsmöglichkeiten für Schüler mit Be-
einträchtigungen unterschiedlicher Art dienen. Manchmal
zielen sie direkt auf Kinder von benachteiligten Minder-
heiten ab, wie z.B. der San-Bevölkerung. Ebenfalls gehören
administrative und koordinative Arbeiten zu meinen Tä-
tigkeiten. Eine Uranmine in Swakopmund – einer Stadt an
der ressourcenreichen Atlantikküste Namibias – wollte für
Kinder des letztgenannten Volksstammes Schuluniformen
spenden. Ich wurde gebeten, in Zusammenarbeit mit den
Schulleitern 150 Kinder für diese Schenkung auszuwählen.
An jedem der fünf sehr festlichen Übergabeanlässe wurden
die Schüler jeweils gefragt, welchen Beruf sie später gerne
erlernen möchten. Darauf haben zwei Erstklässler, zu mei-
nem Erstaunen, folgende Antwort gegeben: «Shilumbu», was
«Weisse/r» bedeutet!
lernunterstützung während und nach dem ordentlichen unterricht Wie im letzten Rundbrief erwähnt, hatte ich letzten Juli die
Möglichkeit, Vertreter von 26 Schulen im Bereich der «Ler-
nunterstützung im ordentlichen Unterricht sowie während
Extralektionen an Nachmittagen» weiterzubilden (in Nami-
bia endet der normale Unterricht in allen Schulen um circa
13:00 Uhr). Unter anderem wurde deutlich erwähnt, dass das
lernunterstützende Angebot laut dem Bildungsministerium
obligatorisch (!) in jeder Schule respektiv jeder Klasse ange-
boten werden muss. Erfreulicherweise trug diese theoretisch
geprägte Weiterbildung bereits Früchte.
Weiterführend zur erwähnten Ausbildung wollten wir ur-
sprünglich pro Schulkreis zwei Pilotschulen aussuchen (ins-
gesamt 14), in denen wir die Implementierung der Lernun-
terstützung eng begleiten. Leider mussten wir diese Anzahl
aus Kostengründen auf fünf Pilotschulen reduzieren. Doch
wie immer hat solch eine Einschränkung auch ihre Chancen.
Ich kann nun die ausgesuchten Schulen enger begleiten und
unterstützen. Denn ein Auto für die Schulbesuche wurde uns
bis jetzt noch nie verwehrt. Ein geschickter Schachzug von
Christina und ihrer Amtskollegin Mrs Kudumo sicherte Mr
Josua und mir die Finanzierung eines zweitätigen Workshops
in unseren jeweiligen Schwerpunktthemen. Er wählte einen
unserer zahlreichen Zuständigkeitsbereiche, namentlich der
Schülerberatungsdienst durch Lehrpersonen. Ich nutzte mei-
nen Tag, um den zehn Teilnehmenden unserer fünf Pilotschu-
len unter anderem aufzuzeigen, wie die Unterrichtsform, die
Sitzordnung, etc. relativ einfach angepasst werden können.
Kinder mit Beeinträchtigungen sollen gleichermassen vom
Unterricht profitieren, wie es auch ihre Klassenkameraden
tun. Des Weiteren erarbeiteten die Schulleiter und Lehr-
personen Differenzierungsmöglichkeiten, um gezielt den
schwächeren aber auch den überdurchschnittlich begabten
Schüler/-innen gerecht zu werden. Die anfängliche Skepsis
bezüglich der Umsetzbarkeit durch die einzelnen Lehrperso-
nen wich nach kurzer Zeit der Einsicht, dass sich der Zeitauf-
wand dafür wahrlich in Grenzen hält. Auf dieser Erfahrung
gilt es aufzubauen und die ganzheitliche Lernunterstützung
Schritt für Schritt in den jeweiligen Schulen einzuführen. Da
das einzelne Kind unterschiedlich lernt, sind somit auch ver-
schiedene Ansätze und Lernniveaus nötig. Natürlich können
nicht alle Lernschwierigkeiten und Lernrückstände im or-
dentlichen Unterricht von der Klassenlehrperson aufgefan-
gen werden. Vor allem nicht bei den hier vorherrschenden
Klassengrössen von durchschnittlich nahezu 50 Kindern.
Deshalb war es notwendig, die möglichen Organisations-
strukturen für die Extralektionen während den Nachmit-
tagen zu thematisieren. Dabei gilt es, den individuellen Rah-
menbedingungen und Möglichkeiten entsprechend, die beste
Lösung zu finden. Um dies sicherzustellen, werde ich ab dem
zweiten Trimester, das Mitte Mai beginnt, regelmässig in den
besagten fünf Schulen anzutreffen sein. Auf die Zusammen-
arbeit mit den Lehrerschaften, die Hospitationen als auch auf
die Demonstrationslektionen in den Klassenzimmern freue
ich mich.
Vorbereitungen für umfangreiche seh- und hörtests in den schulkreisenEines unserer Hauptziele, das Mr Josua und ich uns dieses
Jahr auf die Fahne geschrieben haben, sind Seh- und Hörtests
für Schüler aller sieben Schulkreise. Da die grosse Mehrzahl
von unseren 176 Schulen Kinder unterrichten, von denen an-
zunehmen ist, dass sie Seh- oder Hörbeeinträchtigungen ha-
ben, wird der Gesamtaufwand inkl. Durchführung mehrere
Wochen in Anspruch nehmen. Dazu kommt die Koordination
von professionellen Augen- und Ohrenspezialisten, was sich
ebenfalls als zeitaufwendig herausstellte.
Bis dato wurden alle Schulen gebeten, die besagte Gruppe
Kinder aufzulisten und uns die Liste zu senden. Da die Schu-
len auf eine Fläche halb so gross wie die Schweiz verteilt sind,
und sich rund ein Viertel davon im schwer zugänglichen
Buschland befinden und oft auch keinen Zugang zu Storm
haben, war nur schon diese Identifizierung eine kleine He-
rausforderung. Insgesamt werden wir Ende Mai hoffentlich
rund 950 Kinder getestet haben. Für diejenigen mit massiven
Hörschwierigkeiten werden von einer in Namibia ansässigen
deutschen NGO Hörgeräte gesponsert. Da Albinismus in die-
ser Region ziemlich häufig vorkommt und der Mangel an Me-
lanin in den meisten Fällen auch eine Sehbeeinträchtigung
mit sich bringt, entschlossen wir uns, die Schüler mit Albinis-
mus auch zu untersuchen. Doch im Detail werde ich hoffent-
lich im nächsten Rundbrief berichten können.
lernschwache Oberstufenschüler einer spezialeinheit reparieren defekte möbelSchon zu Beginn meines Einsatzes fiel mir während diversen
Schulbesuchen eine mehr oder weniger grosse Ansammlung
defekter Möbel auf. Dieses Faktum versuchte ich mit einem
anderen Tätigkeitsbereich, nämlich der Stärkung unserer
NkureNkuru | Namibia eugsTer-leu | chrisTiNa uNd daVid
01 Weiterbildung zum Thema Lernunterstützung. 02 Mit den Leevi Schülern und Fahrer Indjamba am Möbel laden. 03 Grosse Freude über die soeben angelieferten geflickten Tische und Stühle.
03
Morokeni vakwetetu RundbRief 2019/nR.1 0706 Morokeni vakwetetu RundbRief 2019/nR.1
01 Joseph Haingura repariert defekte Betten für die vier Internate der Region. 02 Unser Nachbar Brighton in Selfielaune #Retter in Not.03 Joggen am Okavangofluss.
0102
Oberstufeneinheit für lernschwache Schüler an der Leevi
Hakusembe Senior Seconday School, zu kombinieren. Diese
Einheit bietet den Schülern eine Art Anlehre in den Fächern
Hauswirtschaft, Büro Administration, Mauern/Sanitätsinstal-
lationen, Holzhandwerk und Schweissen an. Zu wenig Ma-
terial führte vor allem bei den zwei letztgenannten Fächern
dazu, dass während Praxislektionen das Handwerk nur un-
zureichend geübt werden konnte. Meine simple Idee war es,
in den zahlreichen Praxislektionen die lernschwachen Ober-
stufenschüler die defekten Möbel reparieren zu lassen. Diese
Initiative fand beim Rest des Managements grossen Anklang.
So evaluierte ich mit Hilfe der sieben Schulkreisbüros und
den jeweiligen Schulleitern die Menge der defekten Möbel.
Darauf folgte eine offizielle Anfrage an die regionale Finanz-
abteilung für die Finanzierung von Reparaturmaterialien
wie Holzplatten, Schrauben, Schweissmaterialien, Sicher-
heitsutensilien und kleinere Handwerkzeuge. Unter ande-
rem weil das benötige Material einige Dollar kostete, dauer-
te der Beschaffungsprozess mehrere Monate. Ein wichtiger
Punkt im gesamten Ablauf, die Logistik – die von einem sehr
kollegialen Mitarbeiter geführt wird – klappt bis zum heuti-
gen Tag einwandfrei.
Im Juli des letzten Jahres begannen die Oberstufenschüler
mit vollem Elan die ersten Stühle, Pulte und sogar Betten aus
den vier grössten Internaten der Region zu reparieren. Bis
jetzt wurden rund 1800 Stühle und 300 Betten repariert, was
zu viel positivem Feedback führte. Die Lehrpersonen und
Schüler engagierten sich sogar während den Ferien freiwil-
lig für eine Woche für dieses Projekt. Erfreulicherweise be-
kam auch die höchste Politikerin der Region davon Wind. Sie
veranlasste eine Spende von umgerechnet rund CHF 8’000.-,
um zusätzliches Verbrauchsmaterial zu kaufen und weitere
Schulen mit der dringend benötigten Reparaturarbeit zu be-
glücken.
Dass dieser Ansatz auch nach meiner Rückkehr weiterhin
Schule machen wird, bewiesen drei Schulen, die unabhän-
gig vom Bildungsdirektorat ihre defekten Stühle und Tische
reparierten. Eine Schule fragte dafür die oben genannte
Spezialeinheit der Leevi Hakusembe an und bezahlte sie für
deren Arbeit. Gut zu wissen, dass die Anzahl Kinder, die wäh-
rend dem Schulunterricht auf dem Boden sitzen müssen oder
Rechenaufgaben auf ihren Knien lösen, nun kontinuierlich
abnimmt.
iNTerVieW miT JOseph haiNgura, schÜler der speZialeiNheiT fÜr lerNschWache ObersTufeNschÜler aN der leeVi h.Joseph ist 20 Jahre alt und hat bis jetzt keine einfache Schulkarriere hinter sich. Er wurde von den Eltern spät eingeschult und musste wegen seiner Lernschwierig-keiten mehrmals Klassen wiederholen. Zum Glück hat das Bildungsministerium für solche Schüler mit starken Lerneinschränkungen seit sieben Jahren eine gute Lösung. Da viele solche Jugendliche handwerklich begabt sind, werden sie ihrem Talent entsprechend in praxisorientierten Klassen ausgebildet. Joseph Hain-gura befindet sich im zweiten Oberstufenjahr (9. Klasse) und wird hauptsächlich im Schweissen geför-dert. Der praxisbezogene Anteil ist dort weit höher als in den Regelklassen.
Welches ist dein Lieblingsfach hier an der Leevi Haku-
sembe Oberstufen - Spezialeinheit?
J: Ganz klar das Schweissen! In diesem Fach lernen wir unter
anderem was mit Metall alles konstruiert werden kann. Dies
interessiert mich sehr.
Wie sieht der Alltag an dieser Schule vor und nach dem
Unterricht aus?
J: Ich lebe hier mit den Klassenkameraden im Internat [Anm.
David: Das Internat bietet grundsätzlich nur 480 Schülern
Platz, jedoch wird es von 668 Jugendlichen bewohnt]. In der
Freizeit spielen wir meistens Fussball, wenn es nicht all zu
heiss ist. Das Essen, das im Internat gekocht wird, ist wirklich
gut.
Du warst auch Teil des Teams, das am Projekt der Repara-
tur von Stühlen, Tischen und Betten von mehrere Schulen
gearbeitet hat. Was hat dir an diesem Projekt am besten
gefallen?
J: Ich habe es genossen, durch das Flicken der Möbel besser
und schneller schweissen zu lernen. Wir haben sehr viele
Möbel geflickt. Letztes Jahr arbeiteten wir während den Fe-
rien eine ganze Woche nur für dieses Projekt, um noch mehr
Möbel reparieren zu können.
Wird dir dein Hauptfach Schweissen oder das angespro-
chene Projekt in der Zukunft auf dem Arbeitsmarkt hel-
fen?
J: Ja, das glaube ich fest. Nach dem Schulabschluss möchte
ich im Berufsbildungszentrum in Rundu [Anm. David: Haupt-
stadt von Kavango East] Metallbauer erlernen. Irgendwann
will ich eine wichtige Person werden. Denn mein Ziel ist es
ein Arbeitgeber zu werden, also eine eigene Firma zu besit-
zen.
Was ist dein Rat an jüngere Schüler, damit sie ihre Träu-
me eines Tages verwirklichen können?
J: Mein Tipp an sie ist, gut und intensiv zu lernen und machen
was die Lehrpersonen sagen, sodass sie Erfolg haben im Le-
ben. Sie sollen zudem nicht faul sein und kein Alkohol trin-
ken. Ich versuche nach diesem Spruch zu leben: Habe den
Mut zu versagen, versage nicht zu probieren!
iNdirekTe kOmmuNikaTiONAuf den merklichen Unterschied der Art wie im globalen Süden kommuniziert wird, wurde bereits im Ausreise-kurs von INTERTEAM aufmerksam gemacht. Sich dessen bewusst sein und es in der jeweiligen Situation präsent zu haben, sind zwei paar Schuhe. Doch ge-
wöhnt man sich relativ rasch an die indirektere Form der Kommunikation. So haben wir gemerkt, dass unsere lokalen Mitarbeitenden und Freunde selten ein «nein» über die Lippen bringen, obwohl es aus unserer Sicht vielleicht angebracht wäre. Doch macht euch selber ein Bild dieses Kontrasts (siehe Tabelle oben).
NichT besser Oder schlechTer; Nur aNdersWer diesem Unterschied etwas nach geht, kommt schnell dar-
auf, dass es viel mit der Kultur, den Gepflogenheiten und dem
hohen Respekt vor älteren Personen zu tun hat. Es ist ganz
und gar nicht unsere Absicht diese Art der Kommunikation
zu hinterfragen. Wir sehen es ganz im Gegenteil als eine in-
teressante Bereicherung.
Folglich eine kleine Kostprobe. Wenn wir zum Beispiel von
einer Person etwas benötigen, worüber das Gegenüber vor-
informiert wurde, kann die Situation folgendermassen ab-
laufen: Du fragst, ob das Papier X bereits durchgelesen und/
oder unterschrieben wurde. Wenn die Person dir antwortet
«I’m about to read it», dann wissen wir jetzt, dass man nicht
vor Ort warten muss, auch wenn bloss ein paar Sätze zu lesen
wären. Falls es wirklich wichtig ist, sollte man sagen: «But it’s
very urgent, I actually need it now, now!»
NkureNkuru | Namibia eugsTer-leu | chrisTiNa uNd daVid
Englisch Deutsch Bedeutung in Namibia
I’m about to do ich bin im Begriff zu machen (in
naher Zukunft)
ich werde … in ferner Zukunft
machen
now jetzt eventuell in naher Zukunft
now, now jetzt, jetzt wirklich in sehr naher Zukunft
not today nicht heute wahrscheinlich gar nie
in one of the good
days
eines guten Tages eher unwahrscheinlich, dass …
eintrifft
maybe vielleicht eher nicht/ eher nein
it is not much of a pro-
blem
es ist nicht wirklich ein Problem eigentlich ist es ein Problem, aber
aus einem bestimmten Grund
kann ich es nicht ausdrücken
sharp 100 % klar 100-prozentig Vorsicht ist geboten...
03
Zinnienbeet in unserem Garten.
gaNZ herZliches «daNkeschöN»Wir möchten uns herzlich bei all jenen bedanken, die INTERTEAM eine Spende zukommen liessen. Mit unseren Einsätzen können wir einen konkreten und wertvollen Beitrag leisten, um armutsbetroffenen Kindern und Jugendli-chen in unserem Einsatzland ein besseres Leben zu ermöglichen. Jedoch ist dies nur durch die Mitfinanzierung von privaten Spenden möglich. Wir und INTERTEAM freuen uns daher über jede finanzielle Unterstützung.
PC-Konto 60-22054-2 INTERTEAM Luzern ; Vermerk: Christina und David Eugster-Leu, Namibia
INTERTEAM setzt sich für Kinder und Jugendliche in Afrika und Lateinamerika ein, damit diese ihre Po-tentiale entfalten und als Hoffnungsträger die Zukunft ihrer Gesellschaft selbstbestimmt mitgestalten können. Die Hilfe erfolgt durch mehrmonatige bis mehrjährige professionelle Einsätze von Fachleuten, kombiniert mit gezielten Projektfinanzierungen.
Als Schweizer Hilfswerk der Personellen Entwicklungszusammenarbeit steht INTERTEAM für langjährige Erfahrung, effiziente Strukturen sowie starke Partnerschaften im Globalen Süden. In der Schweiz ist INTERTEAM die führende Ansprechstelle für qualifizierte Berufsleute, die einen Einsatz in der Entwick-lungszusammenarbeit im Sinne eines solidarischen Engagements leisten wollen.
Der 1964 gegründete Verein INTERTEAM finanziert sich über öffentliche, private und kirchliche Gelder und garantiert als ZEWO-zertifizierte Non-Profit-Organisation einen verantwortungsvollen, zweckbe-stimmten und wirkungsvollen Mitteleinsatz.
ZEWO-Gütesiegel Das ZEWO-Gütesiegel belegt, dass INTERTEAM seine Spendengelder zweckbestimmt, wirtschaftlich und wirksam einsetzt.
INTERTEAMUnter-Geissenstein 10/12CH 6005 LuzernT 041 360 67 22F 041 361 05 [email protected]/interteamwww.youtube.com/interteamluzernPC 60-22054-2
Spenden inCHF PostFinance, 6005 Luzern
IBAN: CH37 0900 0000 6002 2054 2 BIC-Code: POFICHBE
EUR Raiffeisenbank, 6003 Luzern, IBAN: CH63 8120 3000 0074 2397 0 Swift: RAIFCH22
USD Raiffeisenbank, 6003 Luzern IBAN: CH71 8120 3000 0074 2392 3 Swift: RAIFCH22
spOrT, garTeN, leseNUnsere Freizeitbeschäftigungen in Nkurenkuru be-schränken sich mehrheitlich auf drei Tätigkeiten. Da wir die meiste Zeit unserer Arbeit im Büro verbringen, zieht es uns am Abend bis zum Sonnenuntergang nach draussen.
Auch wenn die Erde hier sehr sandig ist, wächst mit täglichem
Wässern viel verschiedenes Gemüse, Früchte und Kräuter.
Der lokale Spinat wucherte so sehr, dass wir damit zahlrei-
che Nachbarn und Mitarbeitende glücklich machen konnten.
«Verkehrte Welt» meinten die Beschenkten, weil sie ihren ge-
liebten Mutete von Ausländern geschenkt bekommen.
An den Wochenenden geniessen wir vorzugsweise längere
Läufe oder Velotouren, die uns aus Nkurenkuru herausfüh-
ren. Beim letzten Ausflug auf dem Bike ging es in das dünn
besiedelte Buschland. Wie schon öfters stoppte uns ein grös-
serer Dorn im Pneu, der sich für einmal nicht mehr repa-
rieren liess. Glücklicherweise hatten wir an jenem Standort
wieder Empfang, sodass wir nach dem dritten Versuch es zu
reparieren, unseren Nachbarn um Hilfe bitten konnten. Dies
führte zu einem, wie er ernsthaft meinte, erwünschten Sonn-
tags-Familienausflug ins Landesinnere. Nach Sonnenunter-
gang widmen wir uns oft dem Kochen und den Lektüren. Da
in Kavango West keine Buchhandlung zu finden ist, sind wir
um unseren E-Reader und das online NZZ-Abonnement sehr
froh. Höchst willkommene Bereicherungen für unseren All-
tag waren die Besuche unserer beiden Eltern sowie Rebekka
& Silvano und Simon & Adriana während der zweiten Jahres-
hälfte 2018.