mögliche zusammenhänge zwischens vorzeitiger wehentätigkeit und magnesiumkonzentrationen im serum...

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zwischen Mfirz 1983 und Mfirz 1985 568 Frauen eines nicht selektierten Kol- lektivs, die ihre Schwangerschaft in der Poliklinik der Frauenklinik der Uni- versitfit Zfirich betreuen liegen, bis 16 Schwangerschaftswochen in eine Doppelblindstudie aufgenommen. Die Probanden erhielten pro die 15 mmol Mg-asp-HC1 oder 1,5 mmol Asparaginsfiure. Die Randomisierung erfolgte in Abhfingigkeit yon grad- oder ungradzahligen Geburtstagen. Die FSlle von 437 Probanden, die ihre Medikation regelm~iBig bis zum Ende der Schwangerschaft einnahmen, konnten ausgewertet werden (217 Mg, 220 - Plazebo). Bei nicht unterschiedlicher Schwangerschaftsdauer wurden unter Mg- Substitution 27 Miitter 316 Tage hospitalisiert. Die statistischen Berechnun- gen erfolgten mit dem U-Test nach Mann und Withney und dem Chi-Qua- drat-Test. In der Plazebogruppe mul3ten 52 Frauen 728 Tage im Spital blei- ben (p < 0,002). Die hfiufigsten Hospitalisierungsdiagnosen waren Abortus imminens und Cervixverschlul3insuffizienz. Nur 2 (Mg) bzw. 3 (Plazebo) EPH-Gestosen wurde beobachtet. Zur Beantwortung dieser Frage ist das untersuchte Kollektiv zu klein. In der Mg-Gruppe betrug das Kindsgewicht 3340 g, die Lfinge 50 cm und der Kopfumfang 35 cm. In der Plazebogruppe waren die entsprechenden Werte mit 3300 g (p < 0,05), 49 cm ( p < 0,05) und 34 cm (p < 0,01) stati- stisch signifikant niedriger. Von den Kindern waren 6 leichter als 2500 g und kein Kind wog weniger als 1500 g. In der Plazebogruppe waren 17 leichter als 2500 g und 5 wogen unter 1500 g (p < 0,05). In der Mg-Gruppe war die primfire Adaptation verbessert. Nach 10 min hatte kein Kind einen Apgar unter 7 (Mg), 4 dagegen in der Plazebogruppe (p < 0,05). Zw61f Kinder muBten mit unterschiedlichen Indikationen in die neonatologische Abtei- lung verlegt werden. In der Plazebogruppe waren es mit 29 signifikant mehr (p < 0,01). Die Magnesiumsubstitution in der Schwangerschaft hat einen wesentli- chen Einflug auf die Morbiditfit yon Mutter und Kind in der Schwanger- schaft und Neonatalperiode. Es ist anzunehmen, dab durch die Substitution ein Magnesiummangel in der Schwangerschaft ausgeglichen wird. Das aus- reichende Vorhandensein von Mg scheint einen besseren Ablauf der fiber 300 Mg-abhfingigen enzymatischen Reaktionen in allen Teilbereichen des intermedifiren Stoffwechsels zu erlauben und damit eine Vielzahl yon Stf- rungen in der Schwangerschaft zu verhfiten. Aufgrund der vorgelegten Ergebnisse mug eine Magnesiumsubstitution w~hrend der gesamten Schwangerschaft empfohlen werden. M6gliche Zusammenh/inge zwischen vorzeitiger Wehent/itigkeit und Magnesiumkonzentrationen im Serum yon Schwangeren W. Behrendt (Hanau) Nach zahlreichen Untersuchungen der Arbeitsgruppe Weidinger/Conradt und zusammenfassenden Darstellungen im Magnesium Bulletin sind margi- 714

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Page 1: Mögliche Zusammenhänge zwischens vorzeitiger Wehentätigkeit und Magnesiumkonzentrationen im Serum von Schwangeren

zwischen Mfirz 1983 und Mfirz 1985 568 Frauen eines nicht selektierten Kol- lektivs, die ihre Schwangerschaft in der Poliklinik der Frauenklinik der Uni- versitfit Zfirich betreuen liegen, bis 16 Schwangerschaftswochen in eine Doppelblindstudie aufgenommen. Die Probanden erhielten pro die 15 mmol Mg-asp-HC1 oder 1,5 mmol Asparaginsfiure. Die Randomisierung erfolgte in Abhfingigkeit yon grad- oder ungradzahligen Geburtstagen. Die FSlle von 437 Probanden, die ihre Medikation regelm~iBig bis zum Ende der Schwangerschaft einnahmen, konnten ausgewertet werden (217 Mg, 220

- Plazebo). Bei nicht unterschiedlicher Schwangerschaftsdauer wurden unter Mg-

Substitution 27 Miitter 316 Tage hospitalisiert. Die statistischen Berechnun- gen erfolgten mit dem U-Test nach Mann und Withney und dem Chi-Qua- drat-Test. In der Plazebogruppe mul3ten 52 Frauen 728 Tage im Spital blei- ben (p < 0,002). Die hfiufigsten Hospitalisierungsdiagnosen waren Abortus imminens und Cervixverschlul3insuffizienz. Nur 2 (Mg) bzw. 3 (Plazebo) EPH-Gestosen wurde beobachtet. Zur Beantwortung dieser Frage ist das untersuchte Kollektiv zu klein.

In der Mg-Gruppe betrug das Kindsgewicht 3340 g, die Lfinge 50 cm und der Kopfumfang 35 cm. In der Plazebogruppe waren die entsprechenden Werte mit 3300 g (p < 0,05), 49 cm ( p < 0,05) und 34 cm (p < 0,01) stati- stisch signifikant niedriger. Von den Kindern waren 6 leichter als 2500 g und kein Kind wog weniger als 1500 g. In der Plazebogruppe waren 17 leichter als 2500 g und 5 wogen unter 1500 g (p < 0,05). In der Mg-Gruppe war die primfire Adaptation verbessert. Nach 10 min hatte kein Kind einen Apgar unter 7 (Mg), 4 dagegen in der Plazebogruppe (p < 0,05). Zw61f Kinder muBten mit unterschiedlichen Indikationen in die neonatologische Abtei- lung verlegt werden. In der Plazebogruppe waren es mit 29 signifikant mehr (p < 0,01).

Die Magnesiumsubstitution in der Schwangerschaft hat einen wesentli- chen Einflug auf die Morbiditfit yon Mutter und Kind in der Schwanger- schaft und Neonatalperiode. Es ist anzunehmen, dab durch die Substitution ein Magnesiummangel in der Schwangerschaft ausgeglichen wird. Das aus- reichende Vorhandensein von Mg scheint einen besseren Ablauf der fiber 300 Mg-abhfingigen enzymatischen Reaktionen in allen Teilbereichen des intermedifiren Stoffwechsels zu erlauben und damit eine Vielzahl yon Stf- rungen in der Schwangerschaft zu verhfiten. Aufgrund der vorgelegten Ergebnisse mug eine Magnesiumsubstitution w~hrend der gesamten Schwangerschaft empfohlen werden.

M6gliche Zusammenh/inge zwischen vorzeitiger Wehent/itigkeit und Magnesiumkonzentrationen im Serum yon Schwangeren

W. Behrendt (Hanau)

Nach zahlreichen Untersuchungen der Arbeitsgruppe Weidinger/Conradt und zusammenfassenden Darstellungen im Magnesium Bulletin sind margi-

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Page 2: Mögliche Zusammenhänge zwischens vorzeitiger Wehentätigkeit und Magnesiumkonzentrationen im Serum von Schwangeren

nale Hypomagnesiaemien ein Risikosymptom und sind vergesellschaftet mit Neigungen zu SIH- bzw. EPH-Gestosen, Friihgeburtsbestrebungen und Mangelgeburten. Dies m/il3te bedeuten, dab Zeichen einer eingeschr~tnkten Leistungsbreite tiberproportional hfiufig im CTG auftreten k6nnen.

Aus einer Serie yon Mg-Bestimmungen wurden diejenigen mit niedrigen Konzentrationen i.S. von Hypomangensiaemien zusammgengestellt und die CTG-Kurven und Geburtsverlfiufe verfolgt. Es stand die Frage zur Kl~irung an, ob Schwangere mit erniedrigten Mg-Konzentrationen im Serum patho- logische Kardiotokogramme aufweisen und zu Risikogeburten unter diesen Gesichtspunkten werden.

Die Analytik erfolgte mit der Atomabsorptionsspektralphotometrie. Die Normalwerte im Serum betragen 2,00 + 0,1 mval/1.

Ergebnisse

Die Mg-Konzentrationen im Serum sind entweder in der Longitudinale niedrig oder zeichnen sich durch eine praepartalen Konzentrations-Sturz a u s .

Die ftir diese Probanden korrelierenden Kardiotokogramme zeigen wfihrend der Schwangerschaft kaum vorzeitige Wehen. Nur eine Schwan- gere hatte Frtihgeburtsbestrebungen mit einer Cervixinsuffizienz und mufSte mit einer Cerclage versorgt werden. Gleichzeitig wurde eine Tokolyse begleitend empfohlen und Magnesium substituiert. Auch bei den Schwan- geren mit sehr niedrigen Konzentrationen wurden keine vorzeitigen Wehen beobachtet.

Uberproportional hfiufig hingegen sind pathologische CTG-Verfinde- rungen im Bereich des errechneten und erreichten Termines bei beginnen- der Wehentfitigkeit, gelegentlich auch bei fehlender Wehentfitigkeit zu beobachten.

Auch bei niedrigen bis sehr stark erniedrigten Mg-Konzentrationen und gleichzeitig unaufffilligen Kardiotogrammen k6nnen klinische Ergeignisse wie vorzeitiger Blasensprung, Dystrophie und Frtihgeburtsbestrebungen beobachtet werden.

Von den insgesamt 16 Ffillen mit niedrigen Mg- Serumkonzentrationen zeigen 11 Schwangere pathologische CTG-Befunde unterschiedlicher Art, nur ftinf bieten/iberhaupt keine Aufffilligkeiten.

Diskussion

Bemerkenswert gegen/iber der Arbeitshypothese ist die geringe Anzahl von vorzeitigen Wehen bei den sehr niedrigen Mg-Konzentrationen. Drohende Friihgeburtsbestrebungen und Mangelgeburten wie auch SIH- oder EPH- Symptomatik k/indigen sich sehr hfiufig durch vorzeitige Wehen an. Dies ist jedoch bei der Schwangerengruppe mit niedrigen oder teilweise stark erniedrigten Mg-Konzentrationen unter diesen Aspekten nicht der Fall. Zu vorzeitigen Wehen korrelieren demnach nicht zwangslfiufig oder gehfiuft niedrige Mg-Konzentrationen im Serum.

Andererseits mug man hingegen vermuten, dab bei erniedrigen Magne- siumkonzentrationen im Serum Risikogeburten gehfiuft zu beobachten

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sind, die sich u.a. im praepartalen CTG zuerst andeuten. So weisen einge- schr~nkte Undulationen, variable und sprite Decelerationen auf bevorste- hende fetal-distress-Zeichen hin.

Es ist demnach vertretbar, die Bestimmung der Mg-Konzentration als Screening-Untersuchung ergfinzend zu den bisherigen Parametern zu er6r- tern, da bei niedrigen Mg-Konzentrationen tiberproportional in etwa 70% mit pathologischen cardiotokographischen Verfinderungen als Hinweis auf eine akute Placentainsuffizienz oder andererseits ohne pathologische Ver- finderungen im Cardiotokogramm mit vorzeitigem Blasensprung oder Dystrophie zu rechnen ist.

Magnesium-Spiegel im Fruchtwasser und Serum als friiher Marker fiir den Schwangerschaftsverlauf im III. Trimenon?

U. Deiehert, M. Schlag, G. Baltzer, E. Daume (Marburg)

Vorausgegangene retrospektive Untersuchungen von Conradt und Mitarb. (1983) lassen einen relativen Magnesium-(Mg)-Mangel bei Graviden mit pathologischem Schwangerschaftsverlauf im Vergleich zu solchen mit Nor- malverlfiufen vermuten. Diese Annahme warf die Frage auf: Lassen eventu- ell in Mens V erniedrigte Mg-Spiegel im Fruchtwasser (FW) oder Serum (S) bereits zu diesem Zeitpunkt spfiter pathologische Schwangerschaftsverlfiufe voraussehen?

Unter 450 schwangeren Patientinnen wurden 442 FW-Proben per Amniocentese oder bei der Amniotomie und 257 S-Proben gewonnen. Blu- tige oder verunreinigte FW-Proben wurden verworfen. Die Mg- Konzentra- tionen im S und FW wurden mittels der Atomabsorptions-Spectrophoto- metrie bestimmt.

Wfihrend der mittlere Mg-Spiegel der nach dem Gestationsalter festge- legten Gruppe III (37.-42. SSW (Schwangerschaftswoche), n = 38) im S mit 0,69 mmol/1 gegentiber 0,75 mmol/1 der Gruppe I (16.- 19. SSW) nicht- signifikant niedriger war, belegte der mittlere Mg-Spiegel im FW der Grup- pe I mit 0,57 retool/1 gegenfiber 0,48 mmol/1 in Gruppe III einen signifikan- ten (p < 0,001) Abfall der Mg-Konzentration im FW zum Schwangerschafts- ende.

In 307 Frillen waren die Schwangerschaftsverlriufe der zum Teil auger- halb entbundenen Patientinnen bekannt und lagen gleichzeitig die FW-Mg- Spiegel aus der 16.- 19. SSW vor, in 204 F~illen konnteu die Mg-Konzentra- tionen im S bestimmt werden. Die Ergebnisse sind in den Tabellen 1 und 2 zusammengefaf3t. In den jeweiligen Kollektiven mit Schwangerschafts- pathologie im III. Trimenon (ein Kollektiv mit Blutungen vor der 28. SSW) befinden sich die Mg-Konzentrationen sowohl im FW als auch im Sim glei- chen Bereich wie bei Schwangeren mit unkompliziertem Verlauf.

Rfittgers und Mitarb. (1983) fanden bei Patientinnen mit spfiterer Frfih- geburt die FW-Mg-Konzentrationen vor der 38. SSW signifikant h6her als im Normalkollektiv. Wir sahen diese Tendenz in unserem Patientinnengut nicht.

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