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Michael Schneider Geistliches Leben Ein Leitfaden für alle Tage des Jahres LXXII EDITION CARDO Studien des Patristischen Zentrums KOINONIA - ORIENS Herausgegeben von Wilhelm Nyssen und Michael Schneider Band LXXII Die Deutsche Bibliothek - CIP Einheitsaufnahme Schneider, Michael Geistliches Leben - Ein Leitfaden für alle Tage des Jahres / Michael Schneider - Köln: Patristisches Zentrum Koinonia - Oriens e.V., 2002. (Edition Cardo; Bd. 72) ISBN 3-933001-69-2 © by Koinonia-Oriens e.V., Köln – 2002 1

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Page 1: Michael Schneider - Patristisches Zentrum · Web viewAus diesem Grunde habe ich nie nach Visionen verlangt. Man kann auf Erden den Himmel, die Engel nicht so sehen, wie sie sind

Michael Schneider

Geistliches LebenEin Leitfaden für alle Tage des Jahres

LXXIIEDITION CARDO

Studien des Patristischen Zentrums KOINONIA - ORIENSHerausgegeben von Wilhelm Nyssen und Michael Schneider

Band LXXIIDie Deutsche Bibliothek - CIP Einheitsaufnahme

Schneider, MichaelGeistliches Leben - Ein Leitfaden für alle Tage des Jahres /

Michael Schneider - Köln:Patristisches Zentrum Koinonia - Oriens e.V., 2002.

(Edition Cardo; Bd. 72)

ISBN 3-933001-69-2

© by Koinonia-Oriens e.V., Köln – 2002

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INHALTSVERZEICHNIS

Einleitung 5

GOTT

Wort 8Liebe 10

MENSCHErwählt 16Berufen 20

CHRISTUS

Schauen 26Glauben 31Anbeten 32Beten 35Schweigen 50

LEBEN

Umkehr 54Nachfolge 64Zeugnis 79Alltag 85Leid 99Begegnung 104Verheißung 106

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Geistliches Leben

Was wissen wir von dem Gott, den wir nicht ergreifen, sondern der uns ergreift, den nicht wir tragen, sondern von dem wir getragen werden? Nicht wir denken an Gott und erkennen ihn, vielmehr sind wir von ihm erkannt. Sobald der Mensch sich in allem von Gott ergriffen erfährt, hat alles Nachdenken und Reden über Gott einen tieferen Sinn. Zu dieser alles ent-scheidenden Erfahrung will der hier vorliegende geistliche Leit-faden durch das Jahr neue Wege und Möglichkeiten erschließen.Der Weg zu Gott wird nicht theoretisch, sondern als ein praktischer Gebetsweg durch das Jahr beschrieben. Wir werden ahn-geleitet, das Wort, das wir lesen und betrachten, im Alltag zu leben und umzusetzen. Eines gibt solchem Beten mit dem eigenen Leben die nötige Kraft und Zuversicht: Wir sprechen zu Gott im Verein mit seinem Sohn. Er, der von Ewigkeit zu Ewigkeit als der Eingeborene am Herzen des Vaters ruht und ihn im Geist und in der Wahrheit anbetet, hat uns, seine Brüder und Schwestern im Fleisch und im Geist, eingeladen, mit ihm voller Zuversicht und kühn den ewigen, lebendigen Gott als seinen und unseren Vater anzurufen.In der Seele jedes Menschen sind viele Unendlichkeiten, doch nicht alle sind Gott, der allein angebetet werden darf. Diese Unendlichkeiten sind nicht dazu da, dass der Mensch sich selbst genießt, vielmehr sieht er sich aufgefordert, all das, was der Größe des eigenen Lebens und der Anbetung Gottes nicht entspricht, abzulegen und zum wahren und lebendigen Gott umzukehren.

Jeder Mensch ist voll unendlicher Möglichkeiten, ungeheuerlicher Abgründe, unausmessbarer Weiten. Keiner hat je alle Lande seines wahren Ichs durchwandert, wir haben vielmehr immer wieder aufzubrechen und uns die bisher vielleicht ungeahnten und noch nicht eroberten Gebiete unseres Lebens und Glaubens anzueignen. So wird der Weg durch das Jahr, wie er in diesem Leitfaden gewiesen wird, zu einer Entdeckungsreise im Staunen über die Größe des eigenen Lebens werden.Liebe zu Gott und Gebet haben eine gemeinsame Schwierigkeit. Beide gehören zu jenen Taten des Herzens, die nur recht gelingen, wenn man vergisst, dass man sie tut, und sie werden notwendig misslingen, wenn man nur darauf achtet, es rein äußerlich in allem recht zu machen. Der Leitfaden kann sich deshalb nicht darauf beschränken, methodische Hilfen, Tipps und Tricks für ein Leben aus dem Glauben anzuführen, er wird vielmehr konkret dazu anleiten, Gott anzubeten und zu bestaunen, ohne sich dabei ständig des eigenen geistlichen Pulsschlages zu vergewissern.Je mehr Gott uns mit seiner gnadenvollen, vergöttlichenden Nähe heimsucht, um so vertrauter wird die heilige Zärtlichkeit unserer Liebe, die uns offenbar geworden ist im Geber allen Trostes. Jedes Gebet ist ein Gebet im Heiligen Geist. Wer das begriffen hat, erschrickt, sobald er zu beten anfängt. Kann ein solches Tun das Geschäft des Alltags sein, des Alltags mit seiner Monotonie des ewig Gleichen, des Alltags mit seiner alltäglichen grauen Stimmung und der Stumpfheit der Herzen, die uns

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müde und verdrossen sein lassen? Und doch muss es ein Gebet des Alltags geben, denn es steht geschrieben: Man muss allzeit beten und nicht nachlassen (Lk 18,1). In diesem Sinn soll es um eine Einübung des Lebens mit Gott mitten im Alltag gehe

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GOTTWORT

1. JanuarDen Inhalt der Bibel bilden gar nicht die rechten Menschengedanken über Gott, sondern die rechten Gottesgedanken über den Menschen. Nicht wie wir von Gott reden sollen, steht in der Bibel, sondern was er zu uns sagt, nicht wie wir den Weg zu ihm finden, sondern wie er den Weg zu uns gesucht und gefunden hat ... Das steht in der Bibel, das Wort Gottes steht in der Bibel. K. BARTH

2. JanuarRabbi Elimelch sprach: »Nicht allein heißt es im Psalm: 'Denn gut ist's, unserem Gott zu singen' (147,1). Dies heißt: Gut ist es, wenn der Mensch bewirkt, dass Gott in ihm singe.«

CHASSIDISCHE ERZÄHLUNGEN

3. Januar'Quelle der Weisheit ist das Wort Gottes' (Ekkl 1,5); wer aber aus der Quelle trinken will, muss sich niederbeugen.

FRANZ VON SALES

4. JanuarGottes Wort! Das ist glühendes Eisen. Und da willst du, der du es lehrst, es mit Zangen anfassen, aus Angst, du könntest dich verbrennen, und greifst nicht gleich mit beiden Händen danach? Dass ich nicht lache! Ein Priester, der von der Kanzel der Wahrheit herabsteigt, ein wenig erhitzt, aber zufrieden, der hat nicht gepredigt - im besten Fall hat er geschnurrt. Allerdings kann das einem jeden zustoßen, wir sind alle arme Schläfer, und es ist manchmal verteufelt schwer, aufzuwachen. Sogar die Apostel in Gethsemane haben geschlafen. Aber schließlich muss man sich einmal darüber klar werden. Und du siehst doch auch ein, dass einer, der große Gebärden macht und schwitzt wie ein Möbelpacker, deshalb noch nicht wacher sein muss als die anderen. Ich behaupte nur: Wenn der Herr zufällig aus mir ein Wort herauszieht, das den Seelen nützt, so spüre ich es an dem Schmerz, den es mir bereitet.

G. BERNANOS

5. JanuarWenn wir uns Gott zuwenden und Auge in Auge ihm gegenüberstehen, müssen wir auch den Preis dafür zahlen. Dann entdecken wir, wie tief und weit das Leben ist, unendlich wert, gelebt zu werden ... Gott begegnen heißt: die »Höhle eines Löwen« betreten. Man trifft dort keine Schmeichelkätzchen. Das Reich Gottes ist gefährlich.

A. BLOOM

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6. JanuarGott handelt als Gott. Er hat nichts gespart, um uns zu retten.

PFARRER VON ARS

7. JanuarIch wünschte, das Buch der Heiligen Schrift weckte in dir das Verlangen, aufzubrechen - irgend etwas zu verlassen: deine Heimatstadt, deine Familie, dein Zimmer, deine Gedanken.

G. GREENE

LIEBE

8. JanuarSieh Mich an, so wie Ich dich sehe, und erkenne Mich, so wie Ich dich erkenne, liebe Mich, so wie Ich dich liebe; sei glücklich in Mir, wie Ich in dir glücklich bin; so wie Ich dein bin, ungeteilt und vollkommen ganz, so will Ich, dass du Mein seiest, ungeteilt und ganz.

JAN VAN RUUSBROEC

9. JanuarIch habe dich von Ewigkeit her gesehen vor aller Geschaffenheit in Mir und eins mit Mir und als Mich selbst; da habe Ich dich erkannt, geliebt, gerufen und auserwählt. Ich habe dich geschaffen zu Meinem Bild und Gleichnis. Ich habe deine Natur angenommen und Mein Bild ihr eingeprägt, damit du eins seiest mit Mir in der Glorie des Vaters.

JAN VAN RUUSBROEC

10. JanuarIch habe deine Seele mit ihren Kräften geschaffen und erfüllt mit allen Gaben, um eurem und meinem Vater, eurem und Meinem Gott dienen zu können und gehorsam zu sein in unserer gemeinsam besessenen Menschheit mit allem, was Ich vermochte, bis hin zum Tod; und aus Meiner Fülle von Gnaden und Gaben habe Ich deine Seele und deine Kräfte erfüllt, damit du Mir gleich seiest und in Meiner Kraft fähig würdest, durch Meine Gaben unserem Gott zu dienen, ihm zu danken, ihn zu loben in Ewigkeit ohne Ende.

JAN VAN RUUSBROEC

11. JanuarWir sind also doch irgend etwas Großes, denn der liebe Gott, der uns erschaffen und erlöst hat, legt doch Wert auf uns.

PFARRER VON ARS

12. Januar

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Gott besitzt die höchste Demut, und so liebt er dich mit höchster Demut, indem er dich darin mit sich selber gleichsetzt, sich selber dir entschleiert, in Freudigkeit und vermittels all seiner Erkenntnisse, mit seinem Antlitz voller Gnaden [...] sagt er dir: Ich bin froh, der zu sein, der Ich bin, um dir so zu gehören und Mich dir zu geben.

JOHANNES VOM KREUZ

13. JanuarO mein Gott! Mein Gott! Wie sehr hast du uns doch geliebt!!!Der liebe Gott will unser Glück.

PFARRER VON ARS

14. JanuarWir sind alle ein Leben in Gott, in unserem ewigen Urbild ... Doch daher sind wir auch von Gott verschieden und können nicht eins (identisch) mit ihm werden, sondern müssen in unserer Verschiedenheit bleiben, in uns selbst verharren, jeder in seiner eigenen Person.

JAN VAN RUUSBROEC

15. JanuarWas Gott der Seele unmittelbar von sich mitteilt, bleibt immer geheim und unsagbar [...], und die Seele ist immer wie einer, der etwas zum erstenmal sieht und nie etwas Ähnliches gesehen hat: er versteht, er genießt, und kann ihm doch keinen Namen geben ... So ist die Art der Sprache Gottes.

JOHANNES VOM KREUZ

16. JanuarDie Seele erfährt sich wie das Wachs, das den Eindruck des Siegels aufzunehmen begann und nicht vollends geformt wurde, und sie erkennt, dass sie wie die erste Skizze eines Bildes und nur eine Zeichnung ist. Sie ruft dem, der dies zeichnete, dass er zu Ende male und bilde.

JOHANNES VOM KREUZ

17. JanuarGott sucht und will haben einen demütigen und sanftmütigen Menschen, einen armen und lauteren Menschen, einen gelassenen Menschen, der in Gleichmut verharre. Das bedeutet nicht, dass man sich niedersetzen soll und ein Fell über das Haupt ziehe; wahrlich, ihr Lieben, nein, nein! Aber du sollst Gott dich suchen lassen, dich drücken und vernichten, damit Du Demut lernst in allen Lebenslagen, wo oder durch wen es komme.

JOHANNES TAULER

18. JanuarWer ein verlorenes Ding sucht, sucht es nicht nur an einem Platz, sondern an vielen Orten, da und dort, so lange, bis er es findet. Sieh, so muss dich Gott auf mannigfache Weise suchen. Lass dich nur finden in all den Weisen, in all den Schickungen, die auf dich fallen, wo es auch herkommt,

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durch wen er es will, in welcher Geringschätzung, in welcher Erniedrigung; all dies auf als von Gott gesandt: auf solche Weise sucht er dich.

JOHANNES TAULER

19. JanuarGott lässt uns weniger aus den Augen als eine Mutter ihr Kind, das zu gehen anfängt.

PFARRER VON ARS

20. JanuarGott hat kein Wort, um zu seinem Geschöpf zu sagen: Ich hasse dich.

S. WEIL

21. JanuarEs ist leicht zu begreifen, dass wir das Werk eines Gottes sind. Aber dass die Kreuzigung eines Gottes unser Werk sein soll, das ist unbegreiflich.

PFARRER VON ARS

22. JanuarGott wartet wie ein Bettler, der reglos und schweigend vor jemandem steht, der ihm vielleicht ein Stück Brot geben wird. Die Zeit ist dieses Warten. Die Zeit ist das Warten Gottes, der um unsere Liebe bettelt.

S. WEIL

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MENSCHERWÄHLT

23. JanuarWir müssen uns selbst in Ehren halten. Der Mensch muss sehr demütig sein; in Furcht wegen seiner Schwäche, in Reue über seine Sünden - aber er muss auch wissen, dass er das innigste Geheimnis Gottes ist. Er muss sich sehr in Ehren halten ... Am Ende wird der Mensch ein unsägliches Geheimnis sein: ganz gottähnlich, und ganz menschlich. Unaussprechlich schön und groß. Der Mensch ist Gottes Freude.

R. GUARDINI

24. JanuarAugustinus sagt: »Gieß aus, damit du erfüllt werden kannst; geh aus, auf dass du eingehen kannst.« Und an anderer Stelle: »Edle Seele, vornehmes Geschöpf, was suchst du den außer dir, der ganz und gar, in aller Wahrheit und ganz unverhüllt in dir ist, und was hast du noch, da du göttlicher Natur teilhaftig bist, mit all den Geschöpfen zu tun und zu schaffen?« Wenn der Mensch so die Stätte, den Grund bereitet, so muss sonder allen Zweifel Gott ihn ganz und gar erfüllen, eher bärste der Himmel und erfüllte das Leere. Viel weniger lässt Gott die Dinge leer, es wäre ganz gegen sein Wesen und seine Gerechtigkeit. Und darum sollst du schweigen! So kann das Wort dieser Geburt in dich gesprochen und es in dir vernommen werden. Aber gewisslich, willst du sprechen, so muss Gott schweigen.

JOHANNES TAULER

25. JanuarDas Licht der Sonne überstahlt alle anderen Leuchten so, dass sie im Sonnenglanz kein Licht mehr geben, denn unsere Sehkraft ist geblendet. Die Sonne gibt also im Hinblick auf die anderen Leuchten keine Sicht, sondern nimmt sie vielmehr und macht blind, weil ihr Licht unsere Sehkraft unverhältnismäßig übersteigt. Ebenso überwältigt und besiegt das Licht des Glaubens durch sein Übermaß das Licht des Verstandes, das ja an sich für das natürliche Erkennen hinreicht, obwohl es auch für das Übernatürliche bestimmt ist, wenn unser Herr es zu über-natürlicher Fähigkeit erheben will.

JOHANNES VOM KREUZ

26. JanuarIn jedem Christen lebt Christus gleichsam sein Leben neu: er ist zuerst Kind und reift dann heran, bis er das volle Alter des mündigen Christen erreicht. Darin aber wächst er, dass der Glaube wächst, die Liebe erstarkt, der Christ sich immer klarer seines Christseins bewusst wird und mit immer größerer Tiefe und Verantwortung sein christliches Dasein lebt.

R. GUARDINI

27. Januar

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Unerhörter Gedanke! Erträglich nur im Glauben, dass Christus wirklich der Inbegriff ist; und in der Liebe, die mit ihm eins werden will. Oder wäre der Gedanke, mit einem zusammengefügt zu sein - nicht nur verbunden im Leben und im Tun, sondern in eins gewachsen in Sein und Selbst - zu ertragen, falls er nicht als Jener geliebt würde, durch den ich mein eigentliches Ich finde, das des Kindes Gottes und mein eigentliches Du, nämlich den Vater?

R. GUARDINI

28. JanuarIn jedem Menschen findet sich eine Schicht der Einsamkeit, die keine menschliche Verbundenheit ausfüllen kann, auch nicht die stärkste Liebe zwischen zwei Menschen. Wer nicht in diese Stelle der Einsamkeit einwilligen will, lebt im Aufruhr, im Aufruhr gegen die Menschen und sogar gegen Gott ... Dort in der Tiefe des Seins, wo keiner keinem gleicht, dort erwartet dich Christus.

REGEL VON TAIZÉ

29. JanuarChristus ist es, der dich zuerst geliebt hat, das ist sein Geheimnis ... Ich möchte dich dazu bewegen, mit deinem Leben das Gedicht einer Liebe zwischen dir und ihm zu schreiben.

REGEL VON TAIZÉ

30. JanuarJe weiter der Mensch zurücktritt, um so stärker und tiefer wird sein Sprung in Gott ihn tragen.

JOHANNES TAULER

31. JanuarMan fragte Rabbi Pinchas: »Warum wird Gott Ort genannt? Freilich ist er der Ort der Welt; aber dann müsste man ihn eben so nennen, und nicht Ort schlechthin.« Er antwortete: »Der Mensch soll in Gott hineingehen, dass Gott ihn umgebe und sein Wort werde.«

CHASSIDISCHE ERZÄHLUNGEN

1. FebruarEine Person kann vom Feuer erwärmt sein, ohne dass sie das Feuer wahrnimmt.

JOHANNES VOM KREUZ

2. FebruarDas ist die größte Gabe, dass wir Gottes Kinder seien und dass er seinen Sohn in uns gebäre.

MEISTER ECKHART

3. Februar

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Das haben schon viele geistliche Seelen an sich erfahren, die sich oft von Liebe zu Gott entzündet sahen, ohne dass sie eine klarere Erkenntnis hatten als ehedem. Man kann eben eine geringe Erkenntnis und einen hohen Grad von Liebe haben, wie es auch möglich ist, eine umfassende Erkenntnis und eine schwache Liebe zu besitzen. Man kann oft fromme Seelen finden, die in der Erkenntnis Gottes nicht weiter vorangeschritten, aber umso mehr bezüglich des Wollens gefördert sind. Statt der Wissenschaft des Verstandes genügt ihnen der Glaube, durch welchen Gott ihnen die Liebe eingießt oder deren Tätigkeit vermehrt, und das bedeutet eine Zunahme der Liebe, ohne dass die Erkenntnis wächst. Und so kann der Wille Liebe trinken, ohne dass der Verstand neue Erkenntnisse aufnimmt.

JOHANNES VOM KREUZ

4. FebruarMit der Liebe Gottes vereint, dankt der Mensch neu dem Vater und liebt ihn in seinem Sohn Jesus Christus, mit und in ihm. Mit Christus vereint, tut er das, zusammen mit Christus.

R. MOSIS

5. FebruarGott will durch mich leben ... Wenn ich das zulasse, werde ich immer mehr lernen, von innen nach außen zu schauen.

J. BOURS6. FebruarIch kann mir nicht vorstellen, was mein Leben wäre, wenn ich dies nicht sagen könnte: Ich freue mich, dass Gott an mich gedacht hat!

J. BOURS

BERUFEN

7. FebruarJegliche Kreatur weist hin auf Gott, nicht eine enthüllt ihn. Sobald unser Blick auf einer Kreatur verweilt, zieht sie uns ab von Gott ... Gott ist, was vor uns ist ... Sei wie ein Wanderer, der alles nur im Vorbeigehen betrachtet und nirgends Halt macht. Sage dir stets: Gott allein ist nicht vorläufig.

A. GIDE

8. FebruarSeht, so sind wir alle eins mit Gott in unserem ewigen Bilde, das die Weisheit Gottes ist, die unser aller Natur angenommen hat. Und wenn wir nun eins sind in unserem Bild mit Gott aufgrund der Angenommenheit unserer Natur, müssen wir ihm auch ähnlich werden in Gnaden und Tugendwirken, sollen wir uns geeint finden mit Gott in unserm ewigen Bild, Jesus Christus erhöht und eins mit der Weisheit Gottes, und seine Seele und alle seine Kräfte waren erfüllt und sind es noch mit der Fülle aller

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Gaben, und er ist für uns eine lebendige Quelle, aus der wir alles empfangen, dessen wir bedürfen.

JAN VAN RUUSBROEC

9. FebruarSetzen wir einmal den Fall, ich kenne Sie wirklich nicht so genau und so richtig, wie Sie in Wahrheit sind! Dieser Fall ist sehr wahrscheinlich, ja gewiss, ich kenne Sie wirklich nicht ganz. Aber warum soll ich Sie denn so kennen? Warum sollte irgendein Beichtvater Sie so kennen? Es genügt doch, dass Gott Sie kennt, er, der unfehlbare Erforscher der Herzen, »dem jeder Laut bekannt ist«. Aber freilich, das genügt Ihnen nicht. Weil aus dem wissenden Gott niemals ein Echo Ihrer stummen oder auch laut schreienden Anklagen zurückkommt, weil er sich sogar nicht äußert über Sie. Sie möchten so gerne überall einen Reflex, ein Spiegelbild Ihres Wesens sehen, an dem Sie sich betrachten, vergleichen, studieren, begutachten können: Sie haben das Bedürfnis, dass ein anderer, irgend jemand, gleichsam ein Unparteiischer sich einmenge in Ihren Streit mit Ihrer eigenen Seele. Aber Gott sagt nichts!

P. LIPPERT

10. FebruarDas ist das Geheimnis der Dinge: wer ihnen nachläuft, vor dem fliehen sie; wer sie pflücken will, dem entfallen sie; wer sich an sie hängt, dem werden sie entrissen. Wer aber an ihnen vorübergeht, dem laufen sie nach, um mit ihm zu Gott zu kommen; auf einen solchen Menschen harren die Kreaturen, sie schauen auf ihn und lauschen auf seine Schritte.

P. LIPPERT

11. FebruarDienen heißt, mit dem Leib den Menschen zur Seite zu stehen und mit dem Geist durch das Gebet am Himmel anzuklopfen.

JOHANNES KLIMAKOS

12. FebruarAber Du wirst das nicht immer begreifen und erfahren, und gar manchmal wirst Du zurückschauen und abfallen wollen. Das ist der Zweifel an Gott, dem Dunkeln und Fernen, und an seiner Welt! Aber wenn Du ihn auch besiegt hättest, es bliebe noch der Zweifel an Dir selbst: die letzte Qual aller Heiligen. Auf Deinem Wege liegt lauernd die quälende Unzufriedenheit mit Dir selbst. Es kommt die Zeit, wo Du nicht nur an dem Ziele und dem Wege, sondern sogar an Deinem eigenen Gehen zweifeln wirst, wo Dein Leben zu wimmeln scheint von Versäumnissen, Trägheit, Feigheit, wo Dein Wille immer schwächer, zerbrochener wird, wo das Paradies deiner Unschuld und Reinheit immer weiter zurückweicht.

P. LIPPERT

13. FebruarSiehe die große Tragik: wir müssen streben, schaffen, rennen, beten, beichten, bessern, opfern, leiden immer aufs neue - bis all das, unsere

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ganze Tat zusammenbricht unter uns, bis wir mit gebrochenen Rädern hinstürzen auf Gnade und Ungnade, dann kann Gott uns aufnehmen in seine Vaterarme, wie Kinder, die nichts übrig behalten als das große Vertrauen: 'Vater, in deine Hände befehle ich!' Aus dem Zusammenbruch in Gottes Arme! Ohne Deinen Kampf und deine Tat gäbe es aber keinen Zusammenbruch deiner Tat! So höre denn: Wenn einmal der Zweifel Dich zu töten droht, dann bist Du dem Leben nahe.

P. LIPPERT

14. FebruarWas ist der Sinn davon, dass Gott, und auch und gerade Gott in Christo, sich völlig verschweigt und verbirgt in eine Welt scheinbar totalen Unglaubens und totaler Nacht?

G. GREENE

15. FebruarDu bist gekommen. Was ändert sich?Wo du dich anzeigst,verberge ich dichdurch meine Taten,durch meine Worte.Du hast geworben.Wen werbe ich?Nur zu verdrossenbezeuge ich dichdurch meine Taten,durch meine Worte.Du willst noch warten.Erwartest mich,bis ich mich stelle,gefordert durch dich,durch deine Taten,durch deine Worte.Du bist gekommen.Herr, präge mich,wo du mich hinschickstzum Zeichen für dich,für deine Taten,für deine Worte.

UNBEKANNT

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CHRISTUSSCHAUEN

16. FebruarDas Gesicht Gottes, mit dem er sich der Schöpfung und der Seele zuneigt, ist sein Sohn. »Nach dem heiligen Paulus ist der Sohn Gottes Widerschein seines Glanzes und Gesicht und Gestalt seines Wesens. Man muss nun wissen, dass Gott allein mit diesem Gesicht, das sein Sohn ist, alle Dinge schaute; das war, ihnen das natürliche Sein geben, ihnen viele natürliche Lieblichkeit und Gaben zueignen, sie vollendet und ohne Fehl machen, wie es in der Genesis heißt: Und Gott sah alle Dinge, die er gemacht hatte, und sie waren sehr gut. Sie als sehr gut ansehen war, sie als sehr gute machen im Wort, seinem Sohn. In diesem Schauen durch das Antlitz des Sohnes eignet Gott den Dingen, indem er sie ansieht, nicht nur natürliches Sein und Liebreiz zu, ... sondern allein mittels dieses Gesichtes, das sein Sohn ist, ließ er sie mit Schönheit umkleidet ... Diese Schönheit nahm den Weg herab zu den Dingen und wurde diesen zugeeignet von jener übernatürlichen Schönheit des Antlitzes Gottes her, dessen Schauen die Welt und alle Himmel mit Schönheit und Fröhlichkeit umkleidete.

JOHANNES VOM KREUZ

17. FebruarViele Dinge sieht man in Dir, Christus, wenn man nur eines sieht. Denn Du bist die Hinterlegung der Schätze des Vaters, der Widerschein des ewigen Lichtes, Spiegel ohne Makel und Bild seiner Güte.

JOHANNES VOM KREUZ

18. FebruarMein sind die Himmel, und mein ist die Erde. Mein sind die Völker, die Gerechten sind mein und die Sünder. Die Engel sind mein und die Mutter Gottes, und alle Dinge sind mein. Und Gott selbst ist mein für mich, denn Christus ist mein und ist alles für mich. Was verlangst und suchst du, meine Seele? Dein ist alles, und alles ist für dich.

JOHANNES VOM KREUZ

19. FebruarJesus ist der »Meister des Unmöglichen«.

CH. DE FOUCAULD

20. FebruarDurch die Menschwerdung wurde der Herr sein eigener Vorläufer, sein eigenes Sinnbild und Gleichnis, er konnte von sich selbst her symbolisch auf sich selbst hin weisen, und durch sich, den Erscheinenden, zu sich, dem nichterscheinend allenthalben Verborgenen, die gesamte Schöpfung emporleiten.

MAXIMUS CONFESSOR

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21. FebruarUnser Herr ist unser einziges Vorbild!

PFARRER VON ARS

22. FebruarErschrecken wir nicht über unsere Bürde, unser Herr trägt sie mit uns.

PFARRER VON ARS

23. FebruarDas Vollkommenste tun. In mir das Leben Jesu fortsetzen: Seine Gedanken denken, Seine Worte reden, Seine Handlungen tun ... Möge er es doch sein, der in mir lebt ... Durch mein Leben das Evangelium von den Dächern rufen.

CH. DE FOUCAULD

24. FebruarBleiben wir in Sammlung bei Ihm, der 'ist', bei Ihm, dem Un-veränderlichen, dessen Liebe immer über uns ist. Wir sind die, die nicht sind. Gehen wir zu dem, der will, dass wir ganz sein sind und der uns so umhüllt, dass nicht wir mehr leben, sondern er in uns.

ELISABETH VON DER HL. DREIFALTIGKEIT

25. FebruarBleibet in Mir - nicht nur für einige Augenblicke, einige Stunden, die vorübergehen, sondern bleibet dauernd in Mir, auf eine Art, die zur zuständlichen Haltung wird. Bleibet in Mir, betet in Mir, betet an in Mir, liebet in Mir, leidet in Mir, handelt in Mir! Bleibet in Mir, um so jedem Menschen und jedem Ding entgegenzugehen.

ELISABETH VON DER HL. DREIFALTIGKEIT

26. FebruarIch fühle, dass alle Schätze der Seele Christi mein sind.

ELISABETH VON DER HL. DREIFALTIGKEIT

27. FebruarSich eins machen mit allen Bewegungen der Seele Christi!

ELISABETH VON DER HL. DREIFALTIGKEIT

28. FebruarDie Vorbild- und Beispiel-Inspiration des auferstandenen Herrn beruht nicht auf unserer Erinnerung an ihn, sondern auf seiner Gegenwart unter uns. Vielleicht könnte man sagen, sie gründe in der existentiellen Gegenwärtigsetzung oder dem Gedächtnis dessen, was war, in seiner steten Selbstgabe und seinem Mit-uns-Sein. In jedem Gedächtnis an einen Verstorbenen ist eine Art Dialog, wenigstens die Sehnsucht nach einem solchen Dialog. In bezug auf Jesus hat Gott diese Sehnsucht erfüllt; das ist die Heilsbedeutung der Tatsache, dass er ihn von den Toten auferweckt

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und zum Herrn des Alls bestellt hat. Als solcher ist er für uns ein personaler Anruf und eine lebendige Aufforderung an uns, sein Werk und seinen Lebensweg fortzusetzen.

P. SCHOONENBERG

1. MärzOhne Unterlass Jesus in mir sehen, Ihn in mir mit dem Vater Wohnung nehmen lassen.

CH. DE FOUCAULD

2. MärzWenn du auf dich zurückschaust, kannst du aus dir nichts dergleichen, aber wenn du auf Gott vertraust, wird er dir Stärke vom Himmel schenken.

THOMAS A KEMPIS

3. MärzWirf dein Herz auf den Herrn!

THOMAS A KEMPIS

4. MärzGib Christus Raum!

THOMAS A KEMPIS

5. MärzWir haben nicht genug Glauben, wir begreifen nicht genug unsere Würde.

PFARRER VON ARS

6. MärzMit dem Heiligen Geist sieht man alles in seiner wahren Größe: Man sieht die Größe des kleinsten Aktes, der für Gott ge-tan würde, und die Größe der kleinsten Fehler.

PFARRER VON ARS

7. MärzWenn der Heilige Geist eine Sache will, gelingt sie immer ... Kommen uns gute Gedanken, so besucht uns der Heilige Geist.

PFARRER VON ARS

8. MärzWenn man fühlt, dass man im Eifer nachlässt, muss man rasch eine Novene zum Heilige Geist um Glaube und Liebe machen.

PFARRER VON ARS

9. MärzMan muss oft den ganzen Tag lang die Erleuchtungen des Heiligen Geistes erbeten. Oh, dass wir doch danach verlangten, um unsere Armseligkeit zu erkennen!

PFARRER VON ARS

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GLAUBEN

10. MärzDer Glaube ist die höchste Leidenschaft im Menschen.

S. KIERKEGAARD

11. MärzIch kann mir keine Existenz mehr vorstellen, die nicht die Verwirklichung einer starken Leidenschaft wäre

T. DE CHARDIN

12. MärzUm die Freiheit zu begreifen, muss man Determinist gewesen sein ... Um die Keuschheit zu begreifen, muss man geliebt haben ... Um die Sanftmut zu begreifen, muss man Nietzscheaner gewesen sein ... Um den Geist zu begreifen, muss man von Leidenschaft für die Materie entflammt gewesen sein.

T. DE CHARDIN

13. MärzGerade das Enthülltsein des Seins ist als solches seine tiefe Verhüllung.

H.U. VON BALTHASAR

14. MärzEine Lichtquelle ist nicht dazu da, um selbst gesehen zu werden (sie blendet dann, statt zu erhellen), sondern um die Wirklichkeit zu beleuchten, in der sie aufblitzt. So ist der Glaube Teilnahme an dem Licht, das meine Existenz und mit ihr jedes Ding erhellt.

R. MARLÉ15. MärzGott selbst hat es nie für nötig erachtet, sein Geheimnis mit unverständlichen Werken zu schützen. Sprachentabus sind menschlicher Herkunft. Sie nisten sich erst dort ein, wo das Gehör für Gottes Wort anfängt taub zu werden und die Menschen am Buchstaben kleben.

O. LORETZ

16. MärzDer Glaube ist die Erfahrung, dass die Vernunfteinsicht durch die Liebe erleuchtet wird.

S. WEIL

17. MärzEs ist besser zu sterben mit einer brennenden Frage auf dem Herzen, als mit einem nicht mehr ganz ehrlichen Glauben.

R. SCHNEIDER

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ANBETEN

18. MärzDie Anbetung sollte am Anfang all unseres Tuns stehen und einen beträchtlichen Teil unseres Lebens ausmachen.

CH. DE FOUCAULD

19. MärzDie Stunde unseres Lebens, die wir am besten gebrauchen, ist die, in der wir Jesus am meisten lieben.

CH. DE FOUCAULD

20. MärzVielleicht ist das überhaupt der Grundakt aller Frömmigkeit, zu wissen, und einverstanden zu sein, und zu bekennen: »Du Gott bist. Und bist genug, Du hast aber gewollt, dass ich sei, und dafür hab Dank!« Das ist ein Gebet, das den Menschen immer wieder ins Rechte stellt.

R. GUARDINI

21. MärzFromm sein heißt: »Gottes Angesicht suchen«; auf sein Angesicht hin leben. So liegt es im Sinn der Schöpfung, wie Augustinus es gesagt hat: »Zu Dir hin, o Gott, hast Du uns geschaffen«. R. GUARDINI

22. MärzGutes tun wir nicht in dem Maße, in dem wir es sagen oder äußerlich verrichten, sondern nur im Maße dessen, was wir sind, d.h. in dem Maße, in dem die Gnade unser Handeln begleitet, in dem Maße, in dem Jesus in uns wohnt ... Eine Seele kann nur entsprechend dem Maß ihrer eigenen Heiligkeit Gutes tun.

CH. DE FOUCAULD

23. MärzDer Mensch ist aufgerufen, zu wählen zwischen der »Beerdigung der Toten durch die Toten« und den schöpferischen Kräften der Auferstehung. Das Leben wählen heißt zuerst in die persönliche Erfahrung des Kyrios und des Pneumas, des Herrn und des Geistes, eintreten und somit teilhaben an den schauererregenden, lebensspendenden Mysterien des Lebens. Das heißt dann: aus dem Dogma die Liturgie erstehen lassen.

P. EVDOKIMOV

24. MärzUm über das Gebet zu sprechen, muss man zuerst über das im Herzen des Menschen verborgene trinitarische Leben sprechen. Aus Gott geboren zu werden, ist so, wie wenn man in die Trinität selbst hineingenommen und umgeformt worden ist ... Man kann ebenso wenig beten lernen wie man

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lernen kann, zu lieben, sich zu freuen oder zu weinen. Wir müssen nur das trinitarische Leben in uns atmen lassen.

J. LAFRANCE

25. MärzDer Mensch ist ursprünglich ein liturgisches Wesen. Er wurde befähigt, sein Leben, seine Beziehungen und sein Tun zu einem geistlichen Dienst zu gestalten. Er sieht die alltäglichsten und gewöhnlichsten Dinge als Eucharistie oder besser noch, er feiert »Eucharistie« in allen Dingen. Seine ganze Existenz wird als geistlicher Dienst empfunden.

J. LAFRANCE

26. MärzWehe der Neugierde, die verstohlen die Mysterien Gottes betrachtet.

GREGOR VON NAZIANZ

BETEN

27. MärzRabbi Mosche Löb sprach: »Ein Mensch, dem nicht an jedem Tag eine Stunde gehört, ist kein Mensch.«

CHASSIDISCHE ERZÄHLUNGEN

28. MärzJohannes der Evangelist unterhielt sich eines Tages damit, dass er ein Rebhuhn streichelte, als ein Jäger ihn besuchte: »Du bist jener Johannes, dessen weitverbreiteter Ruf auch mich herbeigelockt hat? Wenn du wirklich ein Heiliger wärest, warum ergötzt du dich an solch eitlem Zeitvertreib?« - »Was trägst du da in der Hand?« - »Einen Bogen, um Pfeile abzuschießen« - »Aber warum hältst du den Bogen nicht immer gespannt?« - »Wenn er immer gespannt wäre, würde er entweder zerspringen oder seine Spannkraft verlieren« - »Nun gut, dann ärgere auch du dich nicht über die geringe und kurze Erholung, die ich mir gönne. Würde der Geist in fortwährender Spannung erhalten, so müsste seine Kraft allmählich nachlassen und er könnte seine Obliegenheiten nicht mehr erfüllen, wenn es nötig wäre.«

29. MärzDer Wert der Geistlichen Übungen liegt nicht im Inhalt, sondern in der Methode, weniger in dem, was sie an Fertigem bieten, als in dem, was sie auslösen.

M. BLONDEL

30. MärzAls Rabbi Jizchak noch kaum dem Knabenalter entwachsen war, fragt ihn einmal sein Vater: »Wie verstehst du das Wort unserer Weisen: 'Wer sich bei Nacht mit der Lehre befasst, zu dem zieht Gott bei Tag einen Faden der Gnade hin?' Wir stehn doch immer mitternachts auf und befassen uns

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mit der Lehre, und doch sind wir bei Tag in großer Not und Bedrängnis. Wo ist da der Faden der Gnade?« Der Knabe antwortete: »Vater, dass wir dennoch ohne der Bedrängnis zu achten, Mitternacht um Mitternacht aufstehen und uns mit der Lehre befassen, eben das ist der Faden der Gnade.«

CHASSIDISCHE ERZÄHLUNGEN

31. MärzDer Altvater lehrte: »Lerne den guten Lebenswandel durch eigene Erfahrung kennen und schrecke nicht davor zurück als vor etwa Unmöglichem.«

GEISTLICHE WIESE

1. AprilDas beste Gebet ist dasjenige, in dem die meiste Liebe liegt.

CH. DE FOUCAULD

2. AprilIch weiß nicht, warum man sich denn scheut, sich dem innerlichen Gebet hinzugeben, vor was fürchtet man sich denn? ...Jahrelang war es bei mir so, dass mich das Verlangen nach dem Ende der Gebetszeit, die ich mir festgesetzt hatte, und das Horchen auf den Schlag der Uhr stärker war und mich mehr beschäftigte als die guten Gedanken. Ich konnte mir keine so schwere Buße denken, die man mir hätte auferlegen können und die ich nicht lieber auf mich genommen hätte, als mich zum Gebet zu sammeln. Wirklich, die Gewalt, mit der mich der böse Feind oder meine schlechte Gewohnheit vom Beten abhalten wollte, und die Trübseligkeit, die mich beim Betreten des Oratoriums befiel, waren kaum zu ertragen. Man sagt mir nach, dass ich nicht wenig Mut habe, und tatsächlich habe ich es schon bewiesen, dass Gott mir viel mehr Mut verliehen hat, als man von Frauen zu erwarten pflegt. Und doch musste ich meine ganze Kraft zusammenraffen, um mich zum Beten zu zwingen, bis mir schließlich der Herr geholfen hat ... Ich möchte hier nur sagen, dass das innerliche Gebet die Tür zu den großen Gaben war, die mir der Herr erwiesen hat. Bleibt diese Tür verschlossen, so weiß ich nicht, wie der Herr solche Gnaden einer Seele mitteilen kann.

TERESA VON AVILA

3. AprilWenn nun einige Leute sich tagsüber drei- oder viermal versammeln, hohe Gedanken haben, beten, sich (darob) wohl befinden, Trost und Süßigkeit verspüren, so glauben sie, alles sei recht getan und sie seien recht gut daran. In Wahrheit sind sie (vom Ziel) noch unermesslich weit entfernt. Wir sind zu un-gemein großen Dingen geschaffen, gerufen und geladen, und der getreue Gott nimmt es (uns) gar sehr aufs höchste übel, dass wir uns an so kleinen Dingen genügen lassen, denn er gibt nichts so freigiebig und bereitwillig wie sich selbst, und das in starkem Maß in der höchsten und köstlichsten Weise. Und darum sollten wir bei jeder Gabe recht gedehnt und gespannt sein gegen Gott mit all unseren Sinnen und Kräften und

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Herzen, mit sehnendem Begehren und mit Qual wie nach Gott selbst und sollten all unser leibliches und seelisches Vermögen ausdehnen, derart, dass uns Geringeres (als Gott ) nicht genügte, nicht in sinnlicher, bildhafter, sondern in übernatürlicher Weise. Stets sollten wir dem göttlichen Abgrund zustreben, dem wir niemals so nah und so hoch kommen können, als dass wir nicht noch näher und höher kommen könnten.

JOHANNES TAULER

4. AprilMein einziges Bemühen besteht darin, in mein Inneres einzugehen und mich in die (nämlich die Trinität) zu verlieren, die dort sind.

ELISABETH VON DER HL. DREIFALTIGKEIT

5. AprilBegraben Sie sich mit unserem verborgenen, unbekannten Herrn; das ist Ihre Berufung.

CH. DE FOUCAULD

6. AprilWenn wir nicht genug beten, dann sind wir verantwortlich für alles Gute, das wir durch unser Gebet hätten tun können, und das nun ungetan bleibt. Welch erschreckende Verantwortung!

CH. DE FOUCAULD

7. AprilGott sagt zum Beter: »Sis tu tuus, et ego ero tuus - Sei du dein, und ich werde dein sein!« Und der Beter antwortet: »Herr, Du hast es in meine Freiheit gelegt, dass ich mein sein kann, wenn ich es nur will. Gehöre ich darum nicht mir selbst, so gehörst auch Du nicht mir. Du machst die Freiheit notwendig, da Du nicht mein sein kannst, wenn ich nicht mein bin. Und weil Du in meinen Geist Entscheidung gelegt hast, zwingst Du mich nicht, sondern erwartest, dass ich mein eigenes Sein erwähle.«

NIKOLAUS VON CUES

8. AprilUnser Beten ist nicht Ornament des Lebens, sondern Quintessenz. Ist mein Leben nicht in Ordnung, dann kommt das un-vermeidlich im Gebet zum Vorschein.

A. KIRCHGÄSSNER

9. AprilBeten schließt immer ein, dass wir unser Leben ändern.

A. KIRCHGÄSSNER

10. AprilDer ganze Mensch war nicht so sehr Beter als vielmehr selbst Gebet geworden.

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FRANZ VON ASSISI

11. AprilDer Raw fragte einst seinen Sohn: »Womit betest du?« Der Sohn verstand den Sinn der Frage: auf welche Betrachtung er sein Gebet gründe. Er antwortete: »Mit dem Spruch: Jeglicher Hochwuchs, vor dir neige er sich.« Dann fragte er den Vater: »Und womit betest du?« Er sprach: »Mit der Diele und mit der Bank.«

CHASSIDISCHE ERZÄHLUNGEN

12. AprilIch komme auf die zerstreuten Gedanken zurück, die mir solche Qual machten ... Für diejenigen, die den Weg des Gebetes gehen, ist es gut, ein Buch bei der Hand zu nehmen, damit sie sich durch Lesen rasch wieder sammeln können. Mir half es auch viel, wenn ich das Feld oder Wasser oder Blumen anschaute. Diese Dinge weckten mich auf und brachten mich zur Sammlung, ebenso gut wie ein Buch.

TERESA VON AVILA

13. AprilUnser Äußeres hat keinen geringeren Einfluss auf unser Inneres, wenn es geordnet ist und zu unserm Geiste passt und so nach seiner Art auf unsere guten Vorsätze antwortet.

WILHELM VON ST.-THIERRY

14. AprilDenen, die das innerliche Gebet üben, besonders den Anfängern, möchte ich den Rat geben, die Freundschaft und den Umgang mit anderen zu suchen, die sich ebenso in der Meditation üben.

TERESA VON AVILA

15. AprilIch habe mir als einzige Übung die Verpflichtung auferlegt, das Vaterunser jeden Morgen einmal mit unbedingter Aufmerksamkeit zu sprechen. Wenn meine Aufmerksamkeit unter dem Sprechen abirrt oder einschläft, und sei es auch nur im allergeringsten Grade, so fange ich wieder von vorne an, bis ich einmal eine völlig reine Aufmerksamkeit erreicht habe. Dann kommt es wohl mitunter vor, dass ich es aus reinem Vergnügen noch einmal von vorne aufsage, aber nur, wenn das Verlangen mich treibt. Die Kraft dieser Übung ist außerordentlich und überrascht mich jedes Mal, denn, obgleich ich sie jeden Tag erfahre, übertrifft sie jedes Mal meine Erwartung.

S. WEIL

16. AprilVerlieren wir alles Geschaffene aus den Augen, nachdem wir am Morgen (im Gebet) alles getan haben, was wir tun können.

CH. DE FOUCAULD17. April

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Ich kann mich nur von der Wahrheit nähren. Aus diesem Grunde habe ich nie nach Visionen verlangt. Man kann auf Erden den Himmel, die Engel nicht so sehen, wie sie sind. Ich will lieber bis nach meinem Tode warten.

THÉRÈSE VON LISIEUX

18. AprilSelig, wer Dich nie verliert, nicht einmal im Tempel.

M. BLONDEL

19. AprilMan muss nach einem Ritus leben: tun wir alle Dinge mit Präzision, Ordnung, Würde. Wir sind Tempel, Priester. Wir sind Opfer, wir sind Gott.

M. BLONDEL

20. AprilIch habe keine Lust nach Lourdes zu gehen, um Ekstasen zu haben. Ich ziehe die Monotonie des Opfers vor.

THÉRÈSE VON LISIEUX

21. AprilIhr wisst ja: es liegt im Geiste meines kleinen Weges, dass man nichts zu sehen begehrt, dass ich gar oft dem lieben Gott, den Engeln und den Heiligen gesagt habe, meine Sehnsucht sei nicht, sie hienieden zu sehen.

THÉRÈSE VON LISIEUX

22. AprilEr starb am Kreuz in Angstqualen, und doch war das der schönste Liebestod, den man je gesehen hat. Aus Liebe sterben heißt nicht, in Verzückung sterben.

THÉRÈSE VON LISIEUX

23. AprilDem Gottesdienst nichts vorziehen!

BENEDIKT VON NURSIA

24. AprilWir jammern, dass sich uns Gott in den wenigen Minuten, die wir für ihn übrig haben, nicht zeigt. Wie steht es aber mit den dreiundzwanzigeinhalb Stunden, in denen Gott bei uns anklopft und wir ihm antworten: »Es tut mir leid, ich habe so viel zu tun?«

A. BLOOM

25. AprilMan muss etwas mit Gott gemeinsam haben, um ihm begegnen zu können.

A. BLOOM

26. April

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Herr Jesus, du betest für die, die dich kreuzigen, und du kreuzigst die, die dich lieben.

L. BLOY

27. AprilOhne Zeitaufwand gibt es kein lebendiges Gebet. Aber nicht die Zeitdauer verbürgt das Gebet, sondern der Wert der Zeit was wir anderes damit anfangen könnten, und dieser Wert variiert.

M. DELBRÊL

28. AprilMan soll sich beim Beten zuerst nach innen wenden, nicht zu einem Gott im Himmel oder in weiter Ferne. Gott ist uns näher, als wir es wissen. Sodann sollte man solche Worte zum Gebet wählen, die zu einem passen, deren man sich nicht zu schämen braucht, die das ausdrücken, was wir sind.

A. BLOOM

29. AprilGott ist bereit, von uns missachtet zu werden, unser Leben als Kreuz auf sich zu nehmen. Aber er geht nicht darauf ein, nur etwas in unserem Leben zu sein.

A. BLOOM

30. AprilWenn Sie die ganze Zeit sprechen, hat Gott gar keine Möglichkeit, auch ein Wort zu sagen ... Gehen Sie nach dem Frühstück auf Ihr Zimmer, bringen Sie es in Ordnung und stellen Sie Ihren Sessel so, dass Sie all die dunklen Ecken, in denen man Dinge versteckt, die man nicht sehen soll, gar nicht bemerken. Zünden Sie Ihre kleine Lampe vor der Ikone an und beobachten Sie einmal, was in Ihrem Zimmer ist. Setzen Sie sich einfach hin, blicken Sie umher und versuchen Sie, aufmerksam Ihre Wohnung zu betrachten. Denn ich glaube, die vierzehn Jahre hindurch, in denen Sie so viel gebetet haben, haben Sie Ihr Zimmer vergessen. Dann nehmen Sie Ihr Strickzeug und stricken Sie eine Viertelstunde lang vor dem lieben Gott. Ich verbiete Ihnen aber, auch nur ein einziges Gebet zu sprechen. Stricken Sie einfach und erfreuen Sie sich am Frieden Ihres Zimmers.

A. BLOOM

1. MaiEs genügt jedoch nicht, Gebete auswendig zu lernen, man muss sie leben. Immer wieder und unermüdlich ein Wort im Lauf des Tages anwenden.

A. BLOOM

2. MaiKeiner soll sich eher an das Reden machen, als er geschaut hat.Darum, wenn du klug bist, mache dich zum Behälter und nicht zum Kanal. Denn ein Kanal nimmt auf und gibt fast zur gleichen Zeit wieder ab; ein

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Behälter aber wartet, bis er voll ist und teilt dann ohne eigenen Verlust von der Überfülle mit. Kanäle haben wir heute leider Gottes in der Kirche viele, Behälter aber wenige.

BERNHARD VON CLAIRVAUX

3. MaiIn der Predigt geht's nicht um die Frage: Wie macht man das?, sondern: Wie kann man das?: Wie kann der Mensch es überhaupt wagen, von Gott zu reden?!

K. BARTH

4. MaiDie Arbeit an der Predigt vor dem aufgeschlagenen Text mit dem Gebet ... Dieses Gebet gehört zur sachlichen Ordnung der Predigtarbeit, nicht auf die erbauliche Seite.

D. BONHOEFFER

5. MaiDer Heilige Geist ist wie ein Gärtner, der unsere Seele bearbeitet.

PFARRER VON ARS

6. MaiWir haben nur »ja« zu sagen und uns führen zu lassen.

PFARRER VON ARS

7. MaiTäglich müsste man beten: 'Mein Gott, schicke mir deinen Geist, der mich erkennen lässt, was ich bin und wer du bist!'Wenn man den Heiligen Geist besitzt, wird das Herz weit.

PFARRER VON ARS

8. MaiViele täuschen sich, wenn sie glauben, dass es vieler Dinge, vieler Methoden bedürfte, um das Gebet gut zu machen. Einige von ihnen findet man sehr eifrig bemüht, alle möglichen Mittel ausfindig zu machen, um eine bestimmte Kunst zu finden, die zu kennen ihnen notwendig erscheint, um es gut zu machen und, sie hören nie auf, an ihrem Gebet herumzutüfteln und zu klügeln, um zu sehen, wie sie es nach ihrem Wunsch machen könnten ... Ich sage nicht, dass man sich nicht bestimmter Methoden bedienen soll; aber man darf sich nicht an sie klammern und an ihnen hängen, so dass wir unser ganzes Vertrauen in sie setzen wie jene, die glauben, wenn sie nur stets ihre Erwägungen vor den Affekten machen, nicht aber, sich dermaßen an die eine oder andere Methode zu klammern, dass man denkt, alles hänge von unserer Betriebsamkeit ab. Um ein gutes Gebet zu verrichten, ist nur eines notwendig, nämlich Unseren Herrn in unseren Armen zu halten. Wenn das zutrifft, ist es immer gut gemacht, auf welche Weise wir es auch anstellen.

FRANZ VON SALES

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9. MaiHäufiger sind es auch die Frauen, denen Gott solche Gnaden mitteilt, als die Männer. Dies habe ich von dem heiligen Bruder Petrus von Alcantara gehört und selbst schon wahrgenommen. Jener sagte, dass weibliche Personen auf dem Wege des Gebetes weiter kommen als männliche, und er führt vortreffliche Gründe dafür an, die ich aber hier nicht zu sagen brauche; sie sprechen alle zugunsten der Frauen.

TERESA VON AVILA

10. MaiWie wir uns beim Gebete finden wollen, so müssen wir uns schon vor der Zeit des Gebetes verhalten

JOHANNES CASSIAN

11. MaiIch fasse also zusammen: Sie sollen sich der langen Gebete ent-kalten (aber ich nenne ein Gebet von dreiviertel oder einer halben Stunde nicht lang), sowie der gewaltsamen, ins Einzelne gehenden, langen Vorstellungen. Diese sollen vielmehr einfach, kurz sein und nur als Übergang aus der Zerstreutheit in die Sammlung dienen. Sie sollen sich auch der Anspannung des Verstandes enthalten, denn der Verstand soll nur die Affekte anregen, und die Affekte die Entschlüsse, und die Entschlüsse die Übung, und die Übung das Erfüllen des göttlichen Willens, in dem unsere Seele aufgehen und sich auflösen soll.

FRANZ VON SALES

12. MaiDas beste Mittel, jeden Tag gut zu beginnen, ist: beim Erwachen daran zu denken, ob man nicht wenigstens einem Menschen an diesem Tag eine Freude machen könne. Wenn dies als ein Ersatz für die religiöse Gewöhnung des Gebetes gelten dürfte, so hätten die Mitmenschen einen Vorteil bei dieser Änderung.

F. NIETZSCHE

13. MaiDeine ganze Lehre ist darin (d.h. im Gebet) enthalten, darum hefte deine ganze Aufmerksamkeit darauf.

SERAPHIM VON SAROW

14. MaiIch bitte Dich, Herr, um die große Kraft, diesen kleinen Tag zu bestehen, um auf dem großen Weg zu Dir einen kleinen Schritt weiter zu gehen.

E. GINSBERG

15. MaiEin Gebet, das nicht im Namen ganz Israels gesprochen wird, ist kein Gebet.

CHASSIDISCHE ERZÄHLUNGEN

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16. MaiWelche Verantwortung für uns! Wenn wir nicht genügend beten, sind wir verantwortlich für alles Gute, das wir durch das Gebet hätten tun können und versäumt haben. Welch furchtbare Verantwortung! Wie groß aber ist die Güte des Herrn, der uns gewissermaßen an seiner Macht teilhaben lässt, indem er unseren Gebeten einen solchen Wert gibt.

CH. DE FOUCAULD

17. MaiMan muss beten. Ohne das Gebet wären 50 Gerechte nötig gewesen, um Sodoma zu retten: auf Grund des Gebetes eines einzigen hätten 10 genügt, wären sie in der sündigen Stadt zu finden gewesen.

M. BLONDEL

18. MaiWie das leibliche Brot in den ernährten Leib aufgenommen wird und in sein Wesen übergeht, so wird auch das 'lebendige, vom Himmel herabgestiegene Brot' - eben Gottes Wort - in den Geist und die Seele aufgenommen und teilt dem, der sich seiner Speise darbietet, seine eigene Kraft mit ... Ihr, die ihr den heiligen Geheimnissen beiwohnen durftet, wisst es: Wenn man euch den Leib des Herrn reicht, so hütet ihr ihn mit aller Sorgfalt und Verehrung, damit kein Krümchen auf die Erde falle. Wenn ihr aber so große Sorgfalt anwendet, seinen Leib zu bewahren - und ihr tut es mit Recht -, wie könnt ihr dann glauben, es sei eine geringere Schuld, das Wort Gottes zu vernachlässigen als seinen Leib?

ORIGENES

19. MaiWenn aber dein Begehren danach steht, dieses Streben liebevoll in ein Wort einzuschließen, damit du es besser fassen kannst, nimm ein kurzes Wort, mit einer einzigen Silbe; das ist besser als eines mit zwei Silben, denn je kürzer es ist, desto besser stimmt es mit dem Werke des Geistes überein. So ein Wort ist das Wort GOTT oder auch das Wort LOB. Wähle welches du willst, oder auch ein anderes, wenn es dich freut, kurzum welches einsilbige Wort dir am besten gefällt. Kette dieses Wort an dein Herz, so dass es nie von dort weg kann, was immer auch geschehe. Dieses Wort soll dein Schild sein und dein Speer, magst du im Kriege stehen oder im Frieden. Mit diesem Wort sollst du in die Wolke und die Dunkelheit über dir stoßen. Mit Hilfe dieses Wortes sollst du alle Arten von Gedanken so sehr unter die Wolke des Vergessens hinabschleudern, dass du einem Gedanken, der sich herandrängt und dich fragt, was du willst, mit keinem anderen Wort als diesem einen antwortest. Und wenn er dir sein großes Wissen anbietet, um dir das Wort auseinander zu setzen und dir zu schildern, was es alles enthält, sag ihm, dass du es lieber als ein ganzes hast, nicht zerlegt oder gar zerstört. Hältst du an diesem Vorsatz fest, dann kannst du sicher sein, dass er nicht lange bei dir verweilen wird.

WOLKE DES NICHTWISSENS

20. Mai

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Gehend oder kommend, sitzend oder stehend, bei der Arbeit oder in der Kirche - immer sollen deine Lippen flehen: O Herr Jesus Christus, sei mir Sünder gnädig. Mit diesem Gebet im Herzen wirst du den inneren Frieden und die Keuschheit von Leib und Seele finden.

SERAPHIM VON SAROW

21. MaiWenn du dieses Gebet beginnst, ziehe alle inneren Kräfte deines Geistes zusammen und verknüpfe sie mit denen deines Herzens und verharre aufmerksam, bis der Herr dein Herz mit seiner Gnade erwärmen und sich in dir zu einem einzigen Geist vereinigen wird. SERAPHIM VON SAROW

SCHWEIGEN

22. MaiDreiundzwanzig Jahre lang habe ich das Schweigen gebrochen und habe ihm doch kaum einen Riss beigebracht. Das Schweigen ist ohne Ende. Reden ist nur ein Anfang.

H.D. THOREAU

23. MaiMan vermag dem Worte nicht besser als mit Schweigen und Hören zu dienen. Räumst du ihm deine Seele gänzlich ein, so erfüllt es dich ohne Zweifel ganz und gar; ebensoviel wie du ihm einräumst, so viel strömt seines Wesens in dich ein, nicht mehr und nicht weniger.

JOHANNES TAULER

24. MaiWie viele Paradoxe enthält das Leben, das auf keine Formel zu bringen ist!

R. GUARDINI

25. MaiDu sollst dieses tiefe Schweigen oft und oft in dir haben und es in dir zu einer Gewohnheit werden lassen, so dass es durch Gewohnheit ein fester Besitz in dir werde; was nämlich einem geübten Menschen wie nichts erscheint, dünkt einem ungeübten ganz unmöglich: denn Gewohnheit erzeugt Geschicklichkeit.

JOHANNES TAULER

26. MaiDer Mensch, der mir begegnet, ist oft nicht so lehrreich wie das Schweigen, das er bricht.

H.D. THOREAU

27. MaiSchweigen ist die Stille vor dem Wort, der Mutterschoß des Wortes, der es lange trägt, um es zu gebären.

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H. SCHLIER

28. MaiWer weiß, vielleicht sollte man in der Kirche doch mehr schweigen als reden, jedenfalls auch schweigen. Und gewiss findet das Wort die gegenwärtige Sprache dort am ehesten, wo es sich aus einer schweigsamen Existenz aufmacht.

H. SCHLIER

29. MaiJeder braucht etwas Wüste.

E. KÄSTNER

30. MaiIn diesem langen Schweigen habe ich getreulich an Sie gedacht ... Schweigen - Sie wissen es - ist das Gegenteil von Vergessen und Kälte: In meditatione exardescet ignis ... Im Schweigen liebt man am glühendsten; Lärm und Worte verlöschen oft das innere Feuer.

CH. DE FOUCAULD

31. MaiGanz gewiss hat das Schweigen auch keinen Wert in sich selbst, es kann eitel und bedeutungslos sein. Es gibt das Schweigen der Feigen (Petrus im Hof des Hohenpriesters) und das Schweigen der Verräter (Judas beim letzten Mahl). Man kann Gottes Sache mit seinem Schweigen verraten, wie man ihn mit seinen Worten verraten kann. Daher handelt es sich ganz und gar nicht darum zu fliehen (Flucht in die Retraite), sondern im Gegenteil darum, auf der Flucht umzukehren, nicht mehr wie bisher Worte und Sachen zwischen sich und den lebendigen Gott zu stellen. Sei also dankbar für die äußere Stille, die dir hier von Gott gegeben ist, und achte sie; strebe nach der inneren Stille, dank der dir die äußere Stille keine Last mehr sein wird, sondern im Gegenteil ihren ganzen Wert gewinnen wird. »Die innere Stille erfordert zunächst, dass man sich von sich selbst los-gesagt hat, um die wirren Stimmen zu beruhigen und des Druckes der Sorgen Herr zu werden - in dem steten Neuanfang eines Menschen, der niemals entmutigt ist, weil ihm immer vergeben wird.«

BRÜDER VON TAIZÉ

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LEBENUMKEHR

1. JuniRabbi Bunam sprach zu seinen Chassidim: »Die große Schuld des Menschen sind nicht die Sünden, die er begeht, - die Versu-chung ist mächtig und seine Kraft gering! Die große Schuld des Menschen ist, dass er in jedem Augenblick die Umkehr tun kann und nicht tut.

CHASSIDISCHE ERZÄHLUNGEN

2. JuniManchmal bete ich um Selbsterkenntnis nicht im allgemeinen, sondern um gerade so viel, als ich in diesem Augenblick ertragen und brauchen kann: um die kleine tägliche Dosis. Haben wir denn irgendeinen Grund zur Annahme, restlose Selbsterkenntnis - falls sie uns zuteil werden sollte - gereiche uns zum Guten?

C.S. LEWIS

3. JuniNimm dir die rechte Zeit, um dir selbst zu gehören, und versenke dich oft in Gottes Gnadenfülle.

THOMAS A KEMPIS

4. JuniJa, wer mit sich selbst schlecht umgeht, wem kann der gut sein? Denke also daran: Gönne dich dir selbst. Ich sage nicht: tu das immer, ich sage nicht: tu das oft, aber ich sage: tu es immer wieder einmal. Sei wie für alle anderen auch für dich selbst da, oder jedenfalls sei es nach allen anderen.

BERNHARD VON CLAIRVAUX

5. JuniWie kannst du für andere voll und echt Mensch sein, wenn du dich selbst verloren hast. Wenn also alle Menschen ein Recht auf dich haben, dann sei auch du selbst ein Mensch, der ein Recht auf sich selbst hat.

BERNHARD VON CLAIRVAUX

6. JuniSei du für dich der erste und der letzte Gegenstand des Nachdenkens. Wer nicht einmal den Anfang gemacht hat, darf sich nicht wundern, dass die Vollendung auf sich warten lässt.

BERNHARD VON CLAIRVAUX

7. JuniEs ist beachtlich, dass man vor allem seine seltenen Fehler kennt und sich ihrer anklagt, während man die alltäglichsten und schwersten übersieht oder entschuldigt. Demut ist selten, da wir uns selbst gegenüber

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verblendet sind. Und da wir uns in eigener Sache notwendig täuschen, müssen wir, um wirklich demütig und erleuchtet zu sein, die Meinung haben, wir seien es nicht.

M. BLONDEL

8. JuniDemütige Selbsterkenntnis ist ein sichererer Weg zu Gott als profunde wissenschaftliche Forschung.

THOMAS A KEMPIS

9. JuniNiemals an der Barmherzigkeit Gottes verzweifeln!

BENEDIKT VON NURSIA

10. JuniHeiligen wir uns selbst. Durch dieses Mittel werden wir auch die anderen heiligen.

CH. DE FOUCAULD

11. JuniNicht heilig genannt werden wollen, bevor man es ist; sondern es zuerst sein, um mit mehr Recht so genannt zu werden.

BENEDIKT VON NURSIA

12. JuniZerbrich alles, was klein ist, und versuche in der Höhe zu leben, nicht aus Stolz, sondern aus Liebe.

CH. DE FOUCAULD

13. JuniMögen unsere Gefühle weder sterben noch uns töten.

C.S. LEWIS

14. JuniEine Krankheit, die dazu führt, die Hilfe des Arztes zu suchen, ist eine Krankheit, die zum Heile gereicht.

BERNHARD VON CLAIRVAUX

15. JuniRabbi Ahron kam einst in eine Stadt. Ein Vater brachte ihm seinen Knaben und klagte, dass der im Lernen keine Ausdauer habe. »Lasst mir ihn eine Weile hier«, sagte der Rabbi. Als er mit dem Knaben allein war, legte er sich hin und bettete das Kind an sein Herz. Schweigend hielt er es am Herzen, bis der Vater kam. »Ich habe ihm ins Gewissen geredet«, sagte er, »hinfort wird es ihm an Ausdauer nicht fehlen« Wenn der Rabbi diese Begebenheit erzählte, fügte er hinzu: »Damals habe ich gelernt, wie man Menschen bekehrt.«

CHASSIDISCHE ERZÄHLUNGEN

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16. JuniRabbi Mosche Löb erzählte: »Wie man die Menschen lieben soll, habe ich von einem Bauern gelernt. Der saß mit anderen Bauern in einer Schenke und trank. Lange schwieg er wie die anderen alle. Als aber sein Herz von Wein bewegt war, sprach er seinen Nachbarn an: 'Sag du, liebst du mich oder liebst du mich nicht?' Jener antwortete: 'Ich liebe dich sehr.' Er aber sprach wieder: 'Du sagst: ich liebe dich, und weißt doch nicht, was mir fehlt. Liebtest du mich in Wahrheit, du würdest es in Wahrheit wissen.' Der andere vermochte kein Wort zu erwidern, und auch der Bauer, der gefragt hatte, schwieg wie vorher. Ich aber verstand: das ist die Liebe zu den Menschen, ihr Bedürfen zu spüren und ihr Leid zu tragen.«

CHASSIDISCHE ERZÄHLUNGEN

17. JuniChristus zerstört nicht den Menschen aus Fleisch und Blut. Er bricht nicht, was im Menschen da ist. Wenn du in die Stille deines Herzens hineinhorchst, verklärt er, was dich am meisten beunruhigt.

REGEL VON TAIZÉ

18. JuniVereinfachen, um intensiv zu leben, im Augenblick: dann wirst du den Geschmack am Leben finden, der so eng mit dem Geschmack am lebendigen Gott zusammenhängt.

REGEL VON TAIZÉ19. JuniSinge Christus, bis seine Freude durchbricht.

REGEL VON TAIZÉ

20. JuniVon allen Sünden ist die Unreinheit am schwersten auszurotten ... Wie schwer ist es, sich vollkommen von dieser Sünde zu befreien.

PFARRER VON ARS

21. JuniDie Versuchung ist nützlich und notwendig!

PFARRER VON ARS

22. JuniEs ist eine tagtägliche Erfahrung, dass der, welcher sich vornimmt, sich zu bekehren, um so schärfer von der Begierlichkeit des Fleisches angefochten wird.

BERNHARD VON CLAIRVAUX

23. JuniRabbi Schlomo fragte: Was ist die schlimmste Tat des Bösen Triebs? Und er antwortete: Wenn der Mensch vergisst, dass er ein Königssohn ist.

CHASSIDISCHE ERZÄHLUNGEN

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Page 33: Michael Schneider - Patristisches Zentrum · Web viewAus diesem Grunde habe ich nie nach Visionen verlangt. Man kann auf Erden den Himmel, die Engel nicht so sehen, wie sie sind

24. JuniDer liebe Gott verlangt von uns nicht das Martyrium, sondern bloß, dass wir einigen Versuchungen widerstehen.

PFARRER VON ARS

25. JuniEine Versuchung ist nicht nur ein Gedanke der Unreinheit, des Hasses oder der Rachsucht, den man verwerfen muss, sondern jeglicher Überdruss, der über uns kommt.

PFARRER VON ARS

26. JuniDie größten Heiligen sind jene, die am meisten versucht worden sind.

PFARRER VON ARS

27. JuniDie gewöhnlichsten Versuchungen sind Hochmut und Unkeuschheit. Ein Mittel, ihnen am besten zu widerstehen, ist ein für die Ehre Gottes tätiges Leben. Viele Leute geben sich der Verweichlichung und dem Nichtstun hin.

PFARRER VON ARS

28. JuniMan ist nur, was man sein will. Wer ordentlich schreibt, ist auch fähig, seiner Leidenschaften Herr zu werden.

S. WEIL

29. JuniNicht wünschen, dass irgendeine unserer Erbärmlichkeiten verschwinde, sondern die Gnade erbitten, die sie verwandelt.

S. WEIL

30. JuniVersuchen, seinen Fehlern durch die Aufmerksamkeit abzuhelfen und nicht durch den Willen ... Wendet man die Aufmerksamkeit mit Liebe auf Gott, so werden gewisse Dinge un-möglich.

S. WEIL

1. JuliWundere dich nicht, dass du - ein Mensch - ein Engel werden kannst. Denn vor dir liegt die engelgleiche Herrlichkeit; diese verheißt der Kampfrichter den Kämpfenden.

GEISTLICHE WIESE

2. JuliWenn nämlich so ein Anfänger sich bemüht, mit Gottes Hilfe zum Gipfel der Vollkommenheit zu gelangen, so geht er meines Erachtens niemals allein in den Himmel ein, sondern zieht immer auch viele andere nach

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sich; denn als einem tapferen Feldherrn teilt ihm Gott Seelen zu, die sich ihm anschließen.

TERESA VON AVILA

3. JuliDie Gnade besteht darin, dass man sich vergisst.

G. BERNANOS

4. JuliUnd hätte ich wie heute abend, ihm nichts anzubieten, so soll er eben dieses Nichts haben.

THÉRÈSE VON LISIEUX

5. JuliCéline klagt über das Verrauchen der ersten Begeisterung im Kloster. Therese dazu: »Das war nur Jugendlichkeit. Die wirkliche Tapferkeit ist nicht diese Glut des Augenblicks, in der man begehrt, auf Eroberung der Seelen auszuziehen um den Preis aller Gefahren, die diesem schönen Traum nur einen Reiz mehr verleihen. Wirklich tapfer sein heißt, das Kreuz inmitten der Herzensangst ersehnen, während man sich sozusagen dagegen wehrt, wie unser Herr am Ölberg.«

THÉRÈSE VON LISIEUX

6. JuliVerschweige, was Gott dir gibt, und erinnere dich an das Wort der Braut (Jes 24,16): 'Mein Geheimnis ist für mich!'

JOHANNES VOM KREUZ

7. JuliDenn Gott ist uns inwendiger als wir selbst es sind, und sein inwendiges Treiben oder Wirken in uns - ob natürlich oder übernatürlich - ist uns näher und inniger in uns als unser eigenes Wirken, und deswegen wirkt Gott in uns von innen nach außen.

JAN VAN RUUSBROEC

8. JuliEiner kam zum Kozker und brachte sein Leidwesen vor: »Die Leute nennen mich einen Frömmler. Was ist das für ein Gebrechen, das sie mir zuschreiben? Warum ein Frömmler und nicht ein Frommer?« »Der Frömmler«, erwiderte der Rabbi, »macht aus der Hauptsache der Frömmigkeit eine Nebensache und aus ihrer Nebensache die Hauptsache.«

CHASSIDISCHE ERZÄHLUNGEN

9. JuliDer Kozker sprach: »Wenn ein Mensch ein Gesicht macht vor einem Gesicht, das kein Gesicht ist, das ist Götzendienst.«

CHASSIDISCHE ERZÄHLUNGEN

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10. JuliDie Hindernisse sind ein Zeichen dafür, dass die Sache Gott gefällt. Die Schwäche der menschlichen Mittel ist eine Quelle der Stärke. Gott bedient sich der widrigen Winde, um uns in den Hafen zu führen.

CH. DE FOUCAULD11. JuliIch muss die Kraft aus meiner Schwäche schöpfen und mich für Gott eben dieser Schwäche bedienen.

CH. DE FOUCAULD

12. JuliIch glaube nur an das, wozu ich mich überwinden muss. Ich habe nichts Brauchbares in dieser Welt getan, was mir nicht zunächst nutzlos erschienen wäre, nutzlos bis zur Lächerlichkeit, nutzlos bis zum Ekel. Der Dämon meines Herzens heißt - wozu?

G. BERNANOS

13. JuliBei einem wirklich liebenden Wesen wiegt das Stammeln eines ungeschickten Geständnisses schwerer als das schönste Gedicht.

G. BERNANOS

14. JuliDie Sünde dringt selten mit Gewalt in uns ein, sondern mit List. Sie kommt herein wie die Luft. Sie hat keine Form, keine Farbe, noch Geschmack, die ihr eigentümlich wären, sie nimmt sie aber alle an. Sie unterhöhlt uns von innen.

G. BERNANOS

15. JuliDie Heiligkeit ist auf keine Formel zu bringen, oder vielmehr: auf alle. Sie umschließt und überhöht sämtliche Kräfte, sie verwirklicht die in eine einzige Ebene hinabgezwungene Verdichtung der allerhöchsten Fähigkeiten des Menschen. Um die Heiligkeit auch nur zu erkennen, bedarf es einer Anstrengung, einer Teilnahme gewissermaßen an ihrer Lebensform, an ihrem unsäglichen Aufschwung.

G. BERNANOS

16. JuliIch bilde mir nicht ein, mein Leben zu führen. Niemand, außer den Heiligen, hat je sein Leben geführt.

G. BERNANOS

17. JuliEs ist leichter, als man glaubt, sich zu hassen. Die Gnade besteht darin, dass man sich vergibt. Wenn aber aller Stolz in uns gestorben wäre, dann wäre die Gnade der Gnaden, sich selbst demütig zu lieben als irgendeinen,

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wenn auch noch so unwesentlichen Teil der leidenden Glieder Christi.G. BERNANOS

18. JuliFange damit an, dass du über dich selbst nachdenkst, damit du dich nicht selbstvergessen nach anderem ausstreckst ... Wärest du auch weise, so würde dir doch Wesentliches zur Weisheit fehlen.

BERNHARD VON CLAIRVAUX

NACHFOLGE

19. JuliImmer großmütige Entschlüsse fassen, denn davon hängt alles ab.

TERESA VON AVILA

20. JuliEs kommt vor allem darauf an, entschlossen zu beginnen. Wer entschlossen beginnt, hat schon einen guten Teil des Weges hinter sich.

TERESA VON AVILA

21. JuliIch wünsche mir eine Haltung, die mich ganz in Anspruch nimmt, ohne dass ich meine Freiheit verliere. Entscheidend ist, dass ich niemals frage: »Was wird dabei herauskommen?«

A. BLOOM

22. JuliWas hat es für einen Sinn, einer Berufung zu folgen, die an sich besser, aber nicht die eigene ist?

TH. MERTON

23. JuliDie Liebe besteht nicht darin, zu fühlen, dass man liebt, sondern darin, lieben zu wollen; wenn man über alles lieben will, tut man es bereits.

CH. DE FOUCAULD

24. JuliViele Dichter sind keine Dichter, aus demselben Grunde wie viele Menschen keine Heiligen sind: sie bringen es nie dazu, sie selbst zu sein. Nie gelingt es ihnen, genau der Dichter oder der Mönch zu werden, zu welchem Gott sie bestimmt hat ... Den Versuchen, es andern gleichzutun, liegt zuweilen ein ausgesprochener Egoismus zugrunde. Viele möchten es gern möglichst schnell zu Ehre und Anerkennung bringen, indem sie das nachahmen, was sich allgemeiner Beliebtheit erfreut. Sich selbst etwas besseres auszudenken, sind sie zu träge. Eile richtet die Heiligen so gut wie die Dichter zugrunde. Wer es auf raschen Erfolg abgesehen hat, kann sich nicht die Zeit nehmen, sich selbst treu zu sein.

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TH. MERTON

25. JuliDer Fortschritt der Seele besteht nicht darin, viel an Gott zu denken, sondern darin, Gott sehr zu lieben; und man erwirbt diese Liebe, indem man sich entschließt, viel für ihn zu tun.

TERESA VON AVILA

26. JuliWenn es vorkommt, dass man einer Versuchung unterliegt, so deshalb, weil die Liebe zu schwach ist, aber nicht, weil sie nicht vorhanden wäre; man muss weinen wie der heilige Petrus, bereuen wie der heilige Petrus, sich demütigen wie er, aber auch wie er dreimal sprechen: 'Ich liebe dich, ich liebe dich, du weißt, dass ich dich trotz meiner Schwächen und Sünden liebe.'

CH. DE FOUCAULD

27. JuliJesus hat seine Liebe zu uns hinreichend bewiesen, so dass wir an sie glauben können, ohne sie zu fühlen. Spüren, dass wir ihn lieben und dass er uns liebt, das wäre der Himmel: der Himmel ist aber, außer in seltenen Augenblicken und mit seltenen Ausnahmen, nicht für hier unten.«

CH. DE FOUCAULD

28. JuliWas dich am meisten anregt, damit lass dich voll Dankbarkeit in den Grund sinken, und erwarte dort Gott. Solch eine Übung, mit Liebe durchgeführt, befähigt uns weit mehr, Gott zu empfangen, als alle äußere Übung; je innerlicher eine Übung ist, um so besser ist sie; denn Äußerliches nimmt all seine Kraft vom Innerlichen.

JOHANNES TAULER

29. JuliNun gibt es Menschen, die große, breite, weite Gefäße haben; sie können wohl betrachten und innig sein; aber ihre Tiefe beträgt kaum zwei Finger; ihnen fehlt die Demut und die allgemeine Liebe. Der hl. Augustinus sagt: 'Nicht auf die Länge der Zeit noch auf die Zahl der Werke kommt es (bei der Betä-tigung der Frömmigkeit) an; sondern auf die Größe der Liebe.'

JOHANNES TAULER

30. JuliMein Herr Jesus, wie schnell wird der arm sein, der dich von ganzem Herzen liebt und es nicht ertragen kann, reicher zu sein als sein Geliebter!

CH. DE FOUCAULD

31. JuliDie Heiligen waren pure Flamme, und was nicht entzündet und hinreißt, gleicht ihnen nicht!

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P. CLAUDEL

1. AugustBei großen Heiligen findet man immer wieder, dass vollkommene Demut mit vollkommener Heiligkeit zusammenfällt. Beide erweisen sich praktisch als ein und dasselbe. Der Heilige unterscheidet sich ja gerade darin von jedem andern, dass er demütig ist ... Demut besteht darin, dass du genau der Mensch bist, welcher du vor Gott bist, und da es keine zwei Menschen gibt, die sich genau gleichen, wirst du, sofern du demütig genug bist, du selbst zu sein, nicht wie irgend jemand sonst auf der Welt sein.

TH. MERTON

2. AugustEs zeugt nicht von Demut, wenn du durchaus ein anderer sein möchtest, als du bist. Damit würdest du sagen, du wissest besser als Gott selbst, wer du bist und sein solltest.

TH. MERTON

3. AugustEs gibt wohl ein Weisheitswort aus dem alten China, das sagt, je weniger Absichten jemand habe, desto mächtiger sei er; die größte Macht sei die volle Absichtsfreiheit ... Es bildet eines der tiefsten Paradoxe des Lebens, dass ein Mensch um so voller er selbst wird, je weniger er an sich denkt. Sprechen wir genauer: In uns lebt ein falsches Selbst und ein richtiges. Falsch ist das beständig betonte »Ich« und »Mir« und »Mich«, das alles aufs eigene Gelten und Gedeihen bezieht, genießen und durchsetzen und herrschen will. Dieses Selbst verdeckt das eigentliche, die Wahrheit der Person ... Im Maß der Mensch in der Selbstlosigkeit von sich weggeht, wächst er in das wesenhafte Selbst hinein. Dieses blickt nicht auf sich, aber es ist da. Es erlebt sich auch - aber im Bewusstsein einer Freiheit, eines Offenseins einer Unzerstörbarkeit von innen her.

R. GUARDINI

4. AugustIch sage manchmal zu Bischof Devie: Wenn Sie Ihre Diözese be-kehren wollen, müssen Sie Ihre Pfarrer zu Heiligen machen.

PFARRER VON ARS

5. AugustIn gewissen Augenblicken muss man sich körperlich zurückziehen, um zu begreifen, dass eine Person oder eine Sache ihr eigenes Lebensrecht hat und nicht der Spiegel meiner Emotionen ist.

A. BLOOM

6. AugustDas Heil: was kostet es und was trägt es ein? Es kostet den Mensch und trägt Gott ein. Gewiss, doch ist damit noch nichts gesagt: Es kostet Gott und trägt den Mensch ein.

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M. BLONDEL

7. AugustMein Gott, ich weiß nicht, wie manche Menschen es fertig bringen, Dich in deiner Armut zu sehen und selbst reich sein wollen, wie sie es schaffen, größer sein zu wollen als ihr Meister, ihr Geliebter. Soweit es von ihnen abhängt, wollen sie Dir nicht in allem gleichen, besonders nicht in Deiner Erniedrigung. Ich will gerne annehmen, dass sie sich lieben, mein Gott, aber ich glaube doch, dass ihrer Liebe etwas fehlt. Ich jedenfalls kann mir nicht vorstellen, wie man lieben kann ohne ein Verlangen, ein gebieterisches Verlangen nach Gleichgestaltung, nach Ähnlichkeit und vor allem danach, alle Mühen, alle Schwierigkeiten und alle Härten des Lebens zu teilen!

CH. DE FOUCAULD

8. AugustEs ist viel leichter, kein Geld zu haben, als innerlich arm zu sein und frei von Bindungen. Dies lernt man nur schwer und allmählich, von Jahr zu Jahr. Man lernt, den Wert der Dinge einzuschätzen, und sieht die Schönheit der Menschen, ohne Verlangen, sie besitzen zu wollen. Das Gelübde der Armut lässt mich die Dinge richtig sehen.

A. BLOOM

9. AugustDer Weg, auf dem der Mensch das falsche Selbstsein abtut und in das eigentliche hineinwächst, ist jener, den die Meister des inneren Lebens die Loslösung nennen. Der Heilige ist jener, in welchem das erste Selbst ganz überwunden und das zweite frei geworden ist. Dann ist der Mensch einfach da, ohne sich zu betonen. Er ist mächtig, ohne sich anzustrengen. Er hat kein Begehren mehr und keine Angst. Er strahlt aus. Um ihn her treten die Dinge in ihre Wahrheit und ihre Ordnung ... Der Mensch ist offen geworden für Gott. Und, wenn man es so ausdrücken kann: durchlässig für Gott. Er ist »Türe«, durch welche Seine Macht in die Welt einströmen, Wahrheit und Ordnung und Frieden schaffen kann.

R. GUARDINI

10. AugustDie Welt braucht Heilige mit Genie.

S. WEIL

11. AugustWelch unfeststellbarer Unterschied zwischen dem Gewussten und dem Erfahrenen! Man bildet sich ein, im voraus zu wissen und zu bejahen, was das heißt: Müdigkeit, Überdruss, Qualen der Arbeit, und wenn es dann kommt, ist man jedes Mal überrascht und bezwungen.

M. BLONDEL

12. AugustUnverbrüchliche Treue darin, sich nicht der Flut und Ebbe vergeblicher

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Traurigkeiten zu überlassen, denn die Gnade, gelassen zu bleiben, haben wir immer; weder auf Sturm noch auf Meeresstille sollen wir achten, wenn wir Jesus bei uns haben.

M. BLONDEL

13. AugustGenau an dem Punkt, wo wir den Boden der Entmutigung und Erschöpfung erreichen, erwartet uns Gott und hebt uns auf. Ein Übermaß an Verlassenheit lässt uns in seine mütterlichen Arme fallen. O sanftes Vertrauen, und wie gut, diese Bitternis zu spüren, aus der alles Süße quillt!

M. BLONDEL

14. AugustWir müssen uns ein warmes Herz und einen kühlen Kopf bewahren.

M. BLONDEL

15. AugustWas nützt es dir, über die Dreieinigkeit gelehrte Reden zu führen, wenn du der Demut ermangelst, ohne die du der Dreieinigkeit ferne stündest? Nein, gescheite Worte machen dich nicht zum Heiligen und nicht zum Gerechten, aber ein Leben der Tugend macht dich zu Gottes Freund ... Das ist fürwahr der Gipfel der Weisheit, auf dem Wege gebührender Geringschätzung der Welt zum himmlischen Reiche zu streben.

THOMAS A KEMPIS

16. AugustIm Vorgefühl sind leibliche Genüsse verführerisch, einmal genossen, bedrücken sie. Die Freuden der Seele haben keinen Vorgeschmack, doch wie halten sie, was sie nicht versprochen hatten! Und doch ...

M. BLONDEL

17. AugustEhrgeiz ist der Affe der Demut. Der Taurus, ein ganz kleiner Vogel, äfft den Stier (griech. tauros) nach.

FRANZ VON SALES

18. August'Jeder Mensch hat einen angeborenen Wissensdrang'; doch was nützt alles Wissen ohne Gottesfurcht? Wahrhaftig, besser ein demütiger, aber gottergebener Narr als ein hochmütiger Gelehrter, der, ohne auf seine Seele zu achten, die Bahn der Gestirne berechnet.

THOMAS A KEMPIS

19. AugustWer vieles weiß, will auch als weise gelten und in aller Munde sein.

THOMAS A KEMPIS

20. August

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Je umfassender und je tiefer dein Wissen ist, umso schwerer wiegt deine Verantwortung, wenn deine Heiligkeit nicht deinem Wissen entspricht.

THOMAS A KEMPIS

21. AugustSicher wird es am Jüngsten Tag nicht heißen: Was habt ihr gelesen?, sondern einzig: Was habt ihr getan? Und nicht: Wie geistreich waren deine Worte?, sondern nur: Wie gottgefällig war dein Leben?

THOMAS A KEMPIS

22. AugustAlle Visionen, Offenbarungen und Wahrnehmungen himmlischer Dinge [...] haben weniger Wert als der geringste Akt der Demut.

JOHANNES VOM KREUZ

23. AugustMein Apostolat muss das Apostolat der Güte sein. Wenn man mich sieht, muss man sagen: 'Weil dieser Mann gut ist, muss auch seine Reli gut sein.' - Wenn man mich fragt, warum ich sanft und gut bin, muss ich antworten: 'Weil ich der Diener eines noch viel Besseren bin.' Wenn sie nur wüssten, wie gut mein Meister Jesus ist! Ich wünschte so gut zu sein, dass man sagt: 'Wenn schon der Diener so ist, wie muss dann erst der Meister sein!

CH. DE FOUCAULD

24. AugustDie Liebe besteht nicht darin, zu fühlen, dass man liebt, sondern darin, lieben zu wollen: wenn man über alles lieben will, dann liebt man über alles.

CH. DE FOUCAULD

25. AugustMan findet, dass man niemals genug liebt. Und das ist wahr. Man wird niemals genug lieben, aber der Gute Gott, der weiß, dass wir aus Staub gebildet sind und uns mehr liebt als eine Mutter ihr Kind je lieben kann - Er, der nicht stirbt, hat uns gesagt, dass er jene nicht zurückweist, die zu Ihm kommen.

CH. DE FOUCAULD

26. AugustDie Liebe ist das einzige, das wir anstreben sollen, deshalb ist jeweils das Tun vorzuziehen, in das wir mehr Liebe legen, ob es nun 'schwerer' oder 'leichter' ist; es ist besser, etwas an sich Gleichgültiges zu tun als etwas an sich 'Wertvolles', wenn wir das erste liebevoller als das zweite vollbringen.

THÉRÈSE VON LISIEUX

27. AugustLeidende Heilige flößen mir niemals Mitleid ein. Ich weiß, dass sie die Kraft haben, ihre Leiden zu ertragen, und dass sie dadurch Gott mehr

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verherrlichen. Die Nichtheiligen, aber, die aus ihrem Leiden keinen Nutzen zu ziehen wissen, ja, die bedaure ich sehr, mit solchen habe ich Mitleid. Ich wollte alles tun, um sie zu trösten und ihre Lage zu erleichtern.

THÉRÈSE VON LISIEUX

28 AugustDer Kozker Rabbi sprach: »Alles in der Welt kann man nachmachen, nur die Wahrheit nicht. Denn eine nachgemachte Wahrheit ist keine Wahrheit mehr.«

CHASSIDISCHE ERZÄHLUNGEN

29 AugustVor dem Ende sprach Rabbi Sussja: »In der kommenden Welt wird man mich nicht fragen: 'Warum bist du nicht Mose gewesen?' Man wird mich fragen: 'Warum bist du nicht Sussja gewesen?'«

CHASSIDISCHE ERZÄHLUNGEN

30. AugustWie falsch ist die Auffassung, die ich mir von der Heiligkeit, der ich nachstrebe, gebildet hatte. Ich stellte mir bei meinen Handlungen, bei meinen kleinen, sofort erkannten Verfehlungen das Bild irgendeines Heiligen vor, den ich mir in allem nachzuahmen vornahm ... So kam ich dahin, dass ich nie das erreichte, was ich mir eingebildet hatte, tun zu können, und das beunruhigte mich. Es ist ein falsches System. Von der Tugend der Heiligen muss ich das Wesentliche, nicht das Zufällige übernehmen. Ich muss nicht die kümmerliche und dürre Reproduktion eines, wenn auch noch so vollendeten, Typs sein.

JOHANNES XXIII.

31. AugustWir sind nicht auf der Erde, um (in der Kirche) ein Museum zu hüten, sondern um einen Garten zu pflegen, der von blühendem Leben strotzt und für eine schönere Zukunft bestimmt ist.

JOHANNES XXIII.

1. SeptemberRabbi Bär von Radoschitz bat einst den Lubliner, seinen Lehrer: »Weiset mir einen allgemeinen Weg zum Dienste Gottes!« Der Zaddik antwortete: »Es geht nicht an, den Menschen zu sagen, welchen Weg sie gehen sollen. Denn da ist ein Weg, Gott zu dienen durch die Lehre, und da, durch Gebet, da, durch Fasten, und da, durch Essen. Jedermann soll wohl achten, zu welchem Weg ihn sein Herz zieht, und dann soll er sich diesen mit ganzer Kraft erwählen.«

CHASSIDISCHE ERZÄHLUNGEN

2. SeptemberRabbi Chajim sah einst mit seinen Schülern einem Seiltänzer zu. Er war so tief in den Anblick versunken, dass sie ihn fragten, was es sei, das seine Augen an die törichte Schaustellung banne. »Dieser Mann«, antwortete er,

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»setzt sein Leben aufs Spiel, ich könnte nicht sagen weswegen. Gewiss aber kann er, während er auf dem Seil geht, nicht daran denken, dass er mit seiner Handlung 100 Gulden verdient; denn sowie er dies däch-te, würde er abstürzen.«

CHASSIDISCHE ERZÄHLUNGEN

3. SeptemberRabbi Mordechai sprach: »Das Fahren zu den Zaddikim hat viele Gesichter. Einer fährt zum Zaddik, um zu erfahren, wie man mit Furcht und Liebe betet, und einer, um sich anzueignen, wie man die Thora um ihrer selbst willen lernt, und einer, um höhere Stufen des geistigen Lebens zu ersteigen, und so fort. Aber all dies darf nicht die wesentliche Absicht sein. Jedes von diesen Dingen kann erlangt werden, und dann braucht man sich nicht mehr darum zu bemühen. Sondern die einzige wesentliche Absicht ist, Gottes Wirklichkeit zu suchen. Dies hat kein Maß und kein Ende.«

CHASSIDISCHE ERZÄHLUNGEN

4. SeptemberRabbi Löb pflegte von den Rabbis, die »Thora sagen«, so zu sprechen: »Was ist das, dass sie Thora sagen? Der Mensch soll darauf achten, dass all seine Handlungen eine Thora seien, und er selber sei eine Thora, bis man von seinen Gepflogenheiten und seinen Bewegungen und seinem reglosen 'Anhaften' lernt und er wie die Himmel geworden ist, von denen es heißt: »Kein Sprechen ist's, keine Rede, unhörbar bleibt ihre Stimme, über alles Erdreich fährt aus ihr Schwall an das Ende der Welt ihr Geraun (Ps 19,4).«

CHASSIDISCHE ERZÄHLUNGEN

5. September»Nur 'mit allen Heiligen zusammen' können wir 'Breite und Länge, Höhe und Tiefe der Liebe Christi erkennen, die alle Erkenntnis übersteigt, um erfüllt zu werden zur ganzen Fülle Gottes hin' (Eph 3,18f). Also ermisst keiner für sich allein das Katholische.

H.U. VON BALTHASAR

6. SeptemberKein Theologe denkt bei sich allein aus, und kein Gläubiger betet, leidet, lebt sich einsam in seine Mitte hinein.

H.U. VON BALTHASAR

7. SeptemberDie Lehrmeister und die Heiligen sagen: Wer nicht in irgendeiner Weise einen Vorgeschmack des himmlischen Mahles besitzt, wird es niemals (in Wirklichkeit) verkosten. Dieser Vorgeschmack aber ist (bei verschiedenen Menschen) gar ungleich; ungleich ist auch der (wirkliche) Genuss.

JOHANNES TAULER

8. SeptemberGeistliches Leben heute heißt nicht: Wie wird unser Leben wieder

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geistlich?, sondern: Gottes Leben will in der Gegenwart einer jeden Zeit durch Menschen zum Ausdruck gelangen. Es gibt keine Spiritualität der Gegenwart, wenn wir nicht Gottes Gegenwart sind.

A. BLOOM

9. SeptemberUnser geistliches Leben als das offenbar werdende Leben Gottes in uns ist also schon in der Ewigkeit und zugleich noch in der tragischen Erde. Wir selbst gehören der Erde schon nicht mehr an, sondern jener Realität, die weiter und breiter als die Erde ist. Die Frage, die an uns gerichtet ist und die bleibt, lautet immer: Geben wir uns dazu her, dass Gott sein Leben an uns offenbaren will?

A. BLOOM

10. SeptemberAber Spiritualität ist kein Spezialfall der Theologie, entbehrlich oder nicht, sondern eine unverzichtbare Dimension christlicher Existenz. Es ist die auf einen Begriff gebrachte Übersetzung dessen, was Paulus Gal 5,25 formuliert: So wir im Geist leben, laßt uns auch im Geist wandeln. Der Vordersatz hat dabei tragende Bedeutung: Gemeinde Christi lebt angesichts des lebendigen, gegenwärtigen Herrn, der immer neu in seine Nachfolge ruft. Es geht dabei nicht um eine Christologie, sondern um die Verwirklichung und Wirksamkeit des Christus; es geht nicht zuerst um die Selbstfindung und Selbstverwirklichung des Menschen, sondern um die Anwesenheit Gottes, der sich zu Gehör bringt und den Menschen zum Schweigen, zum Hören und Leben. Die Mahnung zum Wandel im Geist ist, so gesehen, keine Forderung, sondern Erinnerung. Darin liegt Aufgabe wie Chance christlicher Meditation, dass dies wieder möglich wird, dass die Prioritäten des Lebens richtig gesetzt werden, dass die Voraussetzung des Glaubens Voraussetzung bleibt und nicht zur nachträglichen Begründung unseres eigenen Glaubens wird.

G. RUHBACH

11. SeptemberIm Geist leben - das ist ständiges Angebot wie ständige Anfrage an den Glauben: geistlich leben - das kann schon wieder die Verharmlosung der Verheißung und des Anspruches Gottes bedeuten, die Ermäßigung christlicher Existenz zur Frömmigkeit. Deshalb ist der Begriff »geistliches Leben« ebenso missverständlich wie Meditation. Spiritualität ist jedoch keine christliche Tugend, keine theologische Abstraktion.

G. RUHBACH

12. SeptemberSpiritualität ist ein Sammelbegriff für die Summe von Lebensvollzügen, die aus dem Beschenktwerden herkommen, die Gott den Raum lassen, der ihm zukommt, nämlich immer unter uns zu sein ... Spiritualität als Existenzweise und Meditation als Existenzvollzug des christlichen Glaubens sind damit nicht in die Beliebigkeit des einzelnen wie der Kirche als ganzer gestellt. Sie bezeichnen die elementare, vorkonfessionelle

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Gemeinsamkeit aller Christen, die Gott selbst eröffnet, und setzen damit notwendig auf den Weg der Kirche und Christen zueinander.

G. RUHBACH

ZEUGNIS

13. SeptemberDie ganze Welt wird als »Brennender Dornbusch« erkannt, voll des göttlichen Feuers und doch nicht verzehrt von ihm. Der Prophet Sacharja warnt: 'Verachtet nicht den Tag der bescheidenen Anfänge' (4,10). Wahre Mystik entdeckt das Außerordentliche im Gewöhnlichen.

O. CLEMENT

14. SeptemberLebe das, was du vom Evangelium begriffen hast, wenn es auch ganz wenig ist, aber das verwirkliche ganz.

REGEL VON TAIZÉ

15. SeptemberGewisse Erfahrungen können durch die Sprache vermittelt werden, andere - tiefere - durch Schweigen; und schließlich gibt es Erfahrungen, die nicht vermittelt werden können, auch nicht durch Schweigen. Aber das macht nichts. Wer sagt denn, dass man Erfahrung macht, um sie mitzuteilen. Man muss Erfahrungen leben. Das ist alles. Und wer sagt, dass die Wahrheit dazu da ist, enthüllt zu werden? Sie will gesucht werden. Das genügt. Angenommen, sie liege in der Schwermut verborgen,ist das ein Grund, sie anderswo zu suchen?

R. SCHNEIDER

16. SeptemberBleibe bei keinem geschaffenen Ding stehen, ohne dass du von ihm zum Schöpfer vordringst.

IGNATIUS VON LOYOLA

17. SeptemberWisst, dass sich der Herr inmitten der Kochtöpfe aufhält.

TERESA VON AVILA

18. SeptemberDas Höchste ist nicht, das Höchste zu verstehen, sondern es zu tun.

S. WEIL

19. SeptemberWäre der Mensch so in Verzückung, wie's Sankt Paulus war, und wüsste einen kranken Menschen, der eines Süppleins von ihm bedürfte, ich erachtete es für weit besser, du ließest aus Liebe von der Verzückung ab und dientest dem Bedürftigen in größerer Liebe.

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MEISTER ECKHART

20. SeptemberZeugnis gibt der Gläubige nun gewiss nicht nur im Wort, sondern auch durch sein Tun, und ganz allgemein durch die Weise, wie er sein Leben lebt. Durch sein Tun ist der Christ ein aufbauendes Beispiel, wenn an ihm erkennbar ist, wozu er in seinem neuen Selbstverständnis instand gesetzt, wozu er befreit ist, eben dazu, dass er nicht alles, Mensch und Ding, auf sich beziehen muss, sondern dass er sich anderen zuwenden kann, weil Christus sich ihm zugewandt hat (Apg 2,44-47; 1 Petr 5,7). Das zeigt die Aufgabe, so zu leben und zu handeln, dass die Menschen nicht uns, sondern Gott loben. Es muss also möglich sein, so zu handeln, dass unser Tun nicht so sehr als unser Werk erscheint, sondern als Gottes Wirken, jedenfalls als ein Handeln, das in dieser heilshaften und befreienden Form erst möglich ist unter der Voraussetzung der Heilstat Gottes in Christus. Auf solche Weise soll und kann jeder Gläubige ein Zeuge werden für die neue Schöpfung in Christus.

H. VOLK

21. SeptemberDer Auftrag Gottes und Christi an uns, den es für jeden gibt, ist nicht so zu verstehen, dass Christus uns dabei von sich wegschickt, so dass wir uns zur Ausführung von Christus trennen müssten. Vielmehr will Christus durch uns hindurch handeln (Gal 12,19f).

H. VOLK

22. SeptemberBrächte ich es fertig, meine kleinen Pflichten jeden Augenblick getreulich zu erfüllen, wie viel Gutes würde ich dann tun. Aber dadurch, dass ich deine Treue in den kleinen Dingen eines jeden Augenblicks nicht wahre, bleibe ich unfruchtbar und allein.

CH. DE FOUCAULD23. SeptemberWenn unsere Religion wirklich die Wahrheit ist, wenn das Er wahrhaft das Wort Gottes ist, dann müssen wir glauben und danach leben, selbst wenn wir es ganz allein täten.

CH. DE FOUCAULD24. SeptemberIch möchte mein ganzes Leben lang die Frohe Botschaft herausschreien.

CH. DE FOUCAULD

25. SeptemberDas Christentum ist darum für mich das Einfachste, weil es das eine Ganze des Daseins meint und alle Einzelheiten darin als solche uns überlässt, ohne auch dafür schon ein Rezept zu geben. Aber das Einfachste ist auch das Schwerste. Es ist Gnade.

K. RAHNER

26. September46

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Ich dachte, ich könnte glauben lernen, in dem ich selber so etwas wie ein heiliges Leben zu führen versuchte. Als das Ende dieses Weges schrieb ich mein Buch »Nachfolge« ... Später erfuhr ich es und erfahre es bis zur Stunde, dass man erst in der vollen Diesseitigkeit des Lebens glauben lernt. Wenn man völlig darauf verzichtet hat, aus sich selbst etwas zu machen, [...] dann wirft man sich Gott ganz in die Arme, dann nimmt man nicht mehr die eigenen Leiden, sondern das Leiden Gottes in der Welt ernst, dann wacht man mit Christus in Gethsemane, und ich denke, das ist Glaube; ... und so wird man ein Mensch, ein Christ.

D. BONHOEFFER

27. SeptemberDas christliche Leben besteht eben darin, dass ich in der Welt und wie die Welt lebe, mich in nichts von ihr unterscheide, ja nicht auch gar nicht - um der Gnade willen! - von ihr unterscheiden darf, dass ich mich nicht aber zu gegebener Zeit aus dem Raum der Welt in den Raum der Kirche begebe, um mich dort der Vergebung meiner Sünden vergewissern zu lassen.

D. BONHOEFFER

28. SeptemberDu hast den Auftrag erhalten, das Evangelium von den Dächern zu rufen, nicht durch dein Wort, sondern durch dein Leben.

CH. DE FOUCAULD

29. SeptemberIch will euch die beste Art weisen, Lehre zu sprechen. Man soll sich selber gar nicht mehr fühlen, nichts mehr sein als ein Ohr, das hört, was die Welt des Wortes in einem redet. Sowie man aber die eigene Rede zu hören beginnt, breche man ab.

CHASSIDISCHE ERZÄHLUNGEN

30. SeptemberWenn ich euch abschließend sagen müsste, was das Wichtigste ist für uns, die wir in der Stadt leben wollen und die wir an ein Christentum glauben wollen, das wirklich Einfluss auf das moderne Leben hat, dann möchte ich sagen, dass unsere Grundhaltung der Sieg über die Angst sein muss. Denn warum bete ich nicht? Weil ich Angst habe, Zeit zu verlieren; weil ich Angst vor der geistlichen Trockenheit habe.

C. CARRETTO

1. OktoberDas, was der göttliche Bräutigam von uns fordert, - wir sind es ja, die, wie das Hohelied sagt, im Gebet die Braut darstellen -, ist: treu sein im Warten auf ihn, der kommt! Er ist jener Gott, der immer auf uns zukommt; und wir müssen bereit sein, ihn zu erwarten; dies aber in der Überzeugung, dass er uns immer Neues bringen wird.

C. CARRETTO

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2. OktoberNicht auf dem Schwung, sondern in der Senkung der Falten wohnen die Entscheidungen.

M. BUBER

3. OktoberMan sagt sich zuweilen: Wenn ich nur wüsste, was Gott von mir will! Doch wir müssen das Verdienst haben, selber zu suchen, ja beinah den Pfad zu bahnen, den er uns bestimmt. Er stößt uns, aber die Straße muss gerodet werden; sie ist nicht einfach von vornherein angelegt. Also mutig voran und hinein in den unbekannten Urwald, ohne Angst vor den Dornen.

M. BLONDEL

4. OktoberGott eint in seiner unendlichen Wirklichkeit alle Gegensätze, die zu vollkommener Einheit verschmelzen: alle Kontraste gehen von der Einheit aus und kehren dorthin zurück. Gerechtigkeit und Barmherzigkeit. Und die Menschen, nach dem Bilde Gottes geschaffen, verkörpern kraft ihrer unsterblichen Bestimmung diese gegensätzlichen Vollkommenheiten in der Einheit ihrer Freiheit.

M. BLONDEL

ALLTAG

5. OktoberAm Tage des Gerichtes wird man uns nicht fragen was wir gelesen, sondern was wir getan haben ... Es hat nur der wahrhaft gelebt, der seinen eigenen Willen verleugnet und Gottes Willen tut.

THOMAS A KEMPIS

6. OktoberGroß ist dein Tag, mein Herr; er möge nicht klein werden durch uns.

EPHRÄM DER SYRER

7. OktoberEinen unzufriedenen Menschen fürchte ich mehr als viele Teufel.

TERESA VON AVILA

8. OktoberDie Kette der Seele ist die Sorge.

EPHRÄM DER SYRER

9. OktoberAlle Gäste, die zum Kloster kommen, sollen wie Christus aufgenommen werden; denn er wird einmal sagen: Ich war Gast, und ihr habt mich aufgenommen.

BENEDIKT VON NURSIA

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10. OktoberWerde nicht müde, dich von Gott in Verwunderung setzen zu lassen. Bring deine Frucht in Beharrlichkeit! Gib Zeugnis für die Macht der Treue ... Erwartet vom Tage nicht, was nur Jahre geben können. Vergesst aber auch nicht, dass Jahre aus Tagen bestehen.

J. BOURS

11. OktoberEs steht geschrieben (Ex 22,30): »Heilige Menschen sollt ihr mir sein.« Der Kozker übertrug: »Menschlich heilig solltet ihr mir sein.«

CHASSIDISCHE ERZÄHLUNGEN

12. OktoberUnterhaltungen soll man gebrauchen, wie man Arzneimittel gebraucht. Sie dürfen weder gefährlich noch zu häufig sein.

PFARRER VON ARS

13. OktoberBücher schreiben ist leicht, aber die Bibliothek und die Korrespondenz in Ordnung halten, das geht über meine Kraft.

M. BUBER

14. OktoberSooft du etwas Gutes zu tun beginnst, bitte zuerst inständig darum, dass Er es vollende.

BENEDIKT VON NURSIA

15. OktoberRabbi Löb, der, dem Lauf der Gewässer folgend, über die Erde wanderte, um die Seelen Lebender und Toter zu erlösen, erzählte: »Daß ich zum Maggid fuhr, war nicht, um Lehre von ihm zu hören: nur um zu sehen, wie er die Filzschuhe aufschnürt und wie er sie schnürt.«

CHASSIDISCHE ERZÄHLUNGEN

16. OktoberSobald du am Morgen aufgestanden bist und gebetet hast, fege sorgfältig dein Zimmer und halte auf Ordnung und Sauberkeit. Bringe morgens und abends den Samowar zum Kochen, spare nicht mit Kohlen und wärme dein Herz, denn heißes Wasser reinigt Leib und Seele. Tu alles, was tu tust, ohne Hast; denn die Tugend ist keine Birne, die man mit einem Bissen aufisst.

SERAPHIM VON SAROW

17. OktoberMichelangelo arbeitete an seinem Moses , als - nach mehrjähriger Lehrzeit - sein mittlerweile berühmt gewordener Schüler heimkehrte, der zu

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Michelangelo sagte: »Warum arbeitest du so genau die Muskeln und die Adern aus. Das sind doch Kleinigkeiten, die hinterher keiner mehr sieht.« Michelangelo erwiderte: »Es sind Kleinigkeiten, aber sie ergeben zusammen die Vollendung und auf die kommt es an.«

18. OktoberWenn es nicht gelingt, den Alltag seines Lebens durch Hinweise auf das Ganze des christlichen Lebens durchsichtig zu machen, dann wird dieses Ganze des christlichen Lebens immer mehr aus der Hand gleiten.

J. SUDBRACK

19. OktoberIch besitze nichts mehr als den Alltag, aus dem ich nie genommen werde ... Ich kenne keine Fülle mehr als die Fülle jeder sterblichen Stunde an Anspruch und Verantwortung.

M. BUBER

20. OktoberJeder Tag stellt neue Anforderungen, sich selbst in Ordnung zu halten, und das ist Askese. Das Wort - vom griechischen áskesis - bedeutet Übung: Übung in der richtigen Führung des Lebens.

R. GUARDINI

21. OktoberWir müssen auch im Innern heimisch werden, sonst sind wir »zerstreute Menschen«. Das geht nicht ohne Anstrengung, ernste und beharrliche Übung; nicht ohne Askese. Das Wort [...] besagt ursprünglich nichts anderes als »Übung«. Übung aber bedeutet, dass wie eine Kraft, die schläft, wecken; ein Organ, das unterentwickelt ist, zur Entfaltung bringen; eine falsche Gewöhnung abbauen und die richtige ausbilden, und so fort.

R. GUARDINI

22. OktoberDas ist der Sinn der Forderung, den Alltag als Übung zu leben. Dazu bedarf es keiner besonderen Zeit. Jeder Augenblick ruft uns zur Besinnung und zur Bewährung.

K. DÜRCKHEIM

23. OktoberEs gibt kein Tun, welchem äußeren Zweck es auch diene, das für uns nicht die Chance enthielte, uns immer tiefer in die Wartezeit zu führen.

K. DÜRCKHEIM

24. OktoberNicht die Werke hindern dich, sondern deine Unordnung in ihrer Durchführung. Die lege ab, und richte deinen Sinn ganz auf Gott in all

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deinem Tun und sonst nichts. Sodann beobachte dich oft selbst, hüte deinen Geist, lass keine Unordnung da Eingang finden; habe acht auf deine Rede und dein äußeres Verhalten: dann wirst du Zufriedenheit in all deiner Tätigkeit bewahren; dann wird der Hl.Geist zu dir kommen, dich erfüllen, in dir wohnen und in dir Wunder wirken, wenn du seine Unterweisungen beobachtest.

JOHANNES TAULER

25. OktoberWisset, wäre ich nicht Priester und lebte nicht in einem Orden, ich hielte es für ein großes Ding, Schuhe machen zu können, und ich wollte es besser machen als alles andere und wollte gerne mein Brot mit meinen Händen verdienen.

JOHANNES TAULER

26. OktoberJeder soll den Dienst tun, zu dem ihn Gott bestellt hat, wie schlicht er auch sei; ein anderer könnte ihn vielleicht nicht tun.

JOHANNES TAULER

27. OktoberUnzufriedenheit (mit der Arbeit): Wisse, nicht die Arbeit lässt dich unzufrieden werden, sondern die Unordnung, die du in deine Arbeit trägst. Und ein geistlicher Mensch sollte sich wahrlich dessen schämen, seine Arbeit so unordentlich und so unlauter getan zu haben, dass sie ihn nach seinen eigenen Worten beunruhigte.

JOHANNES TAULER

28. OktoberUnser Herr tadelte Martha nicht um ihrer Arbeit willen, denn die war heilig und gut, sondern weil sie (zuviel) Sorge darauf verwandte.

JOHANNES TAULER

29. OktoberDie geschlossene Hand ist der Tod.

L. BLOY

30. OktoberSONNENGESANG: Gelobt seist Du, mein Herr, durch jene, die aus Liebe zu Dir vergeben und Schwäche tragen und Trübsal. Selig, die harren in Frieden. Du, Höchster, wirst sie einst krönen.

FRANZ VON ASSISI

31. OktoberZwei Grundsätze: Alles aus Liebe, nichts aus Zwang; und: Die kleinen Versuchungen sind so unermesslich an Zahl, dass der Sieg über sie dem Sieg über große Versuchungen gleichkommt. Es mag leicht sein, einen Mord zu unterlassen, aber es ist sehr schwer,

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kleine Zornausbrüche zu unterdrücken.

FRANZ VON SALES1. NovemberMit der Menschwerdung des Gottessohns und in den Jahren seines verborgenen und öffentlichen Lebens, in seinem Kreuzestod und seiner Auferstehung ist Gott für immer in die Geschichte des Menschen eingegangen, so dass unsere Alltäglichkeit in die ewige Geschichte des dreifaltigen Lebens aufgenommen ist.

H. U. VON BALTHASAR2. NovemberDarin zeigt sich, dass seit der Menschwerdung des Gottessohns alles im Leben des Menschen »ewigkeitsfähig, weil alles immer schon ewigkeitshaltig« ist.

H. U. VON BALTHASAR

3. NovemberEin Älterwerden gegenüber dem Wort, ein allmähliches Bescheidwissen und mit dem Gewussten auskommen, eine Art technische Bewältigung (wie sie den Arbeitsmethoden des erwachsenen Menschen entspräche), anstelle der immer neuen Überwältigung, des immer lenksamen Horchens, der immer neu aufflammenden und hinschmelzenden zärtlich-hilflosen Liebe, des bewundernden Aufblicks zum vergötterten Lehrer und Meister: all das kommt christlich nicht vor.

J.-J. SURIN

4. NovemberDas Gebetsleben wird gepflegt in der Arbeit.

H. NADAL

5. NovemberSo muss also unser Gebetsleben sein: dass es all unser Wirken leite, ehre, ihm innere Gottesfreude und Kraft gebe im Herrn. Unser Arbeiten aber soll das Beten wachsen lassen, ihm Kraft und heilige Frömmigkeit verleihen.

H. NADAL

6. NovemberEs wäre gut, er machte sich einmal klar, dass Gott sich des Menschen nicht nur dann bedient, wenn er betet; sonst wären allerdings alle Gebete zu kurz, wenn sie weniger als 24 Stunden am Tag dauerten, ... der Mensch muß sich ja, soweit er nur kann, Gott hingeben. In Wirklichkeit aber bedient sich dieser bisweilen anderer Dinge mehr als des Gebets; und manchmal läßt er zu, dass man ihretwegen auf das Gebet verzichtet, und öfter noch, dass man es abkürzt. Gewiss muss man also beten und nicht ablassen; aber in einem vernünftigen Sinn, so wie es die Heiligen und Gottesgelehrten verstanden haben.

IGNATIUS VON LOYOLA

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7. NovemberWenn meine tiefste Wahrheit die ist, dass ich von Gott geliebt bin, und wenn meine größte Freude und mein tiefster Friede daher kommen, dass ich voll aus dieser Wahrheit lebe, ist der logische Schluss, dass diese Wahrheit in der Art und Weise, wie ich esse und trinke, rede und liebe, spiele und arbeite, sichtbar und greifbar werden muss. Wenn die tiefsten Ströme meines Lebens keinerlei Einfluss mehr auf die Wellenbewegungen auf der Oberfläche haben, wird sich meine Vitalität womöglich im Sand verlaufen, und ich werde sogar mitten in meiner Betriebsamkeit voller Lustlosigkeit und Langeweile sein.

H.J. M. NOUWEN

8. NovemberWenn ein Suchender zu dir kommt und von dir Hilfe fordert, dann ist es nicht an dir, ihm mit frommem Mund zu empfehlen: 'Habe Vertrauen und wirf deine Not auf Gott', sondern dann sollst du handeln, als wäre da kein Gott, sondern auf der ganzen Welt nur einer, der diesem Menschen helfen kann, du allein.

CHASSIDISCHE ERZÄHLUNGEN

9. NovemberWer in der Wüste leben will, soll nicht mehr nach Belehrung verlangen; er soll selbst Lehrer werden, sonst müßte er viel leiden.

MÖNCHSVÄTER

10. NovemberWir müssen darum kämpfen, dauernd und in jeder Lebenslage das zu sein, was wir in unseren besten Augenblicken sind, und dann werden wir nach und nach die Masken abwerfen und wirklicher und wahrer werden. Geradeso wie Christus die Wahrheit und Wirklichkeit selbst ist, so werden wir mehr und mehr werden, was Christus ist. Das erreichen wir nicht dadurch, dass wir Christus in seinen äußeren Ausdrucksformen nachahmen, sondern dadurch, dass wir innerlich werden, was er ist.

A. BLOOM

11. NovemberNach den Worten Heiliger brauchen wir, um vollkommen zu sein, nichts weiter zu tun, als die gewöhnlichen Pflichten des Tages gut zu erfüllen. Ein kurzer Weg zur Vollkommenheit - kurz, nicht weil er leicht zu gehen, sondern weil er zweck-dienlich und klar ist. Es gibt keine kurzen, aber sicheren Wege zur Vollkommenheit. Ich glaube, diese Lehre ist von großem praktischen Nutzen für uns. Es ist leicht, von der Vollkommenheit verschwommene Vorstellungen zu haben, die oft genug dazu dienen, über sie zu reden, wenn wir ihr nicht nachstreben wollen. Sobald aber der Mensch ernstlich nach ihr verlangt und sie so zu suchen beginnt, wird ihn nur das befriedigen, was erreichbar und klar vor ihm liegt und ihm eine Richtung weist, sie zu üben. Wir müssen im Auge behalten, was unter Vollkommenheit zu verstehen ist. Sie bedeutet nicht etwas Außerordentliches, etwas Ungewöhnliches oder besonders Heldenhaftes -

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nicht alle haben Gelegenheit, Helden oder Martyrer zu werden -, Vollkommenheit bedeutet, was das Wort im gewöhnlichen Sinne besagt. Vollkommen heißen wir etwas, das fehlerlos, vollständig, dauerhaft und gesund ist - wir meinen das Gegenteil von unvollkommen. Da wir sehr gut wissen, was Unvollkommenheit ist im religiösen Leben, zeigt uns der Gegensatz, was Vollkommenheit ist. Der also ist vollkommen, der sein Tagewerk vollkommen vollbringt, mehr brauchen wir nicht zu tun, um nach Vollkommenheit zu streben. Wir brauchen über den Kreis der täglichen Pflichten nicht hinauszugehen.

J.H. NEWMAN

12. NovemberKannst du nicht Baum auf dem Berge sein, so sei ein Gebüsch im Tal, aber sei das beste Gebüsch weit und breit! Kannst du nicht Sonne sein, so sei ein Stern! Kannst du nicht Straße sein, so sei ein Pfad! Sei, was du bist, aber das sei ganz - mit vollem Ja!

M.L. KING

13. NovemberHerr, Du wolltest, dass man das Gute bis ins Detail ausführt ... übrigens hast Du immer darauf geachtet, die Dinge nicht halb zu tun.

JOHANNES PAUL I.

14. NovemberWenn auch die Gewalt der äußeren Ereignisse unser Leben in Bruchstücke schlägt, so soll doch möglichst sichtbar bleiben, wie das Ganze geplant und gedacht war, und mindestens wird immer noch zu erkennen sein, aus welchem Material hier gebaut wurde oder werden sollte.

D. BONHOEFFER

15. NovemberUnser Haus, Hof, Acker und alles ist voller Bibel, dass Gott durch seine Wunderwerke nicht allein predigt, sondern auch an unsere Augen klopft, unsere Sinne anrührt und uns gleichsam ins Herz leuchtet, so wir es haben wollen, wir sollen aufmerken und wahrnehmen.

MARTIN LUTHER

16. NovemberDer Augenblick ist nur jeweils ein gewandeltes Fragment der Ewigkeit

R. BULTMANN

17. NovemberZu Beginn meiner Arzttätigkeit fand ich es unhöflich, die Leute im Warteraum lange warten zu lassen und zu lange Zeit für die Patienten im Sprechzimmer zu verwenden. Ich versuchte daher am ersten Tag, mit den Leuten im Sprechzimmer so schnell wie möglich fertig zu werden. Am Ende meiner Sprechstunde konnte ich mich nicht mehr im geringsten an die Leute erinnern, die ich gesehen hatte ... Ich nahm mir vor, mich so zu

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benehmen, als wäre der Patient, mit dem ich gerade zu tun hatte, der einzige, der auf der Welt existierte. Sobald mir der Gedanke kam, ich müsste mich eilen, setzte ich mich zurück und begann eine kurze Unterhaltung, nur um mich von der Hetze abzulenken. Nach zwei Tagen merkte ich, ich brauchte das nicht länger zu tun. Es genügt nämlich, sich völlig auf den Menschen oder die Aufgabe, mit der man zu tun hat, einzustellen, und wir nehmen wahr, dass wir im Vergleich zu früher nur die halbe Zeit gebraucht haben. Trotzdem hat man alles genau gesehen und aufgenommen.

A. BLOOM

18. NovemberDie Gedanken, die wir in unserem Alltag hegen, werden unlab-wendbar in unser Gebet eindringen. Umgekehrt wird das Gebet unser alltägliches Leben umschichten und bereichern, da es zur Grundlage für eine neue und wirkliche Beziehung zu Gott und unseren Mitmenschen wird.

A. BLOOM

19. NovemberDas äußerste geben.Immer mit dem Herzen arbeitenund mit ganzem Herzen,ob es sich darum handelt,ein Raumschiff zu den Sternen zu führenoder eineneinfachen Punkt mit dem Bleistiftzu zeichnen.

DOM HELDER CAMARA

20. NovemberDie Aufgabe unseres Leben besteht nicht in der Anpassung, sondern in der Erneuerung.

PAUL VI.

21. NovemberWir verlangen manchmal so sehr, Engel zu sein, dass wir darüber vergessen, gute Menschen zu sein.

FRANZ VON SALES

22. NovemberDer Mensch soll gute, nützliche Arbeit verrichten, wie sie ihm zufällt; die Sorge aber soll er Gott anheimstellen, u. seine Arbeit gar behutsam und im stillen tun. Er soll bei sich selbst bleiben, Gott in sich hereinziehen und oft in sich schauen mit in sich selbst gekehrtem Gemüte, gar innig und andächtig; und immer soll er auf sich selbst achten (und auf das), was ihn zu seiner Arbeit treibt und ihn ihr geneigt macht. Auch soll der Mensch gar innerlich darauf achten, wann ihn der Geist Gottes zum Ruhen oder zum Wirken treibt, dass er jedem Antrieb folge und gemäß der Weisung des

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Heiligen Geistes handle: jetzt ruhen, jetzt wirken, und dass er dann seine Arbeit voll guten Willens und in Friede vornehme.

JOHANNES TAULER

23. NovemberUnd erfährst du in deiner Arbeit eine innere Berührung, so gib auf sie in deiner Arbeit recht acht, und lerne so Gott in deine Arbeit tragen und entziehe dich nicht allsogleich jener Berührung. So, Ihr Lieben, soll man lernen, sich in Tugenden zu üben. Denn üben musst du dich, willst du ein Meister werden. Doch erwarte nicht, dass Gott dir die Tugenden eingieße ohne deine Mitarbeit.

JOHANNES TAULER

24. NovemberJeder Christ muss bereitwilliger sein, die Aussage des Nächsten zu retten, als sie zu verurteilen; und wenn er sie nicht retten kann, erkundige er sich, wie jener sie versteht, und versteht jener sie schlecht, so verbessere er ihn mit Liebe; und wenn das nicht genügt, suche er alle angebrachten Mittel, damit jener, indem er sie gut versteht, sich rette.

IGNATIUS VON LOYOLA

25. NovemberChristus ist die Lösung aller Schwierigkeiten.

JOHANNES XXIII.

26. NovemberAn meinen Brunnen kommen Menschen aller Art. Meine Aufgabe ist es, allen Wasser zu reichen.

JOHANNES XXIII.

27. NovemberAls der Sohn des Rabbi von Lentschno noch ein Knabe war, sah er einst Rabbi Jizchak von Worki beten. Voller Verwunderung kam er zum Vater gelaufen und fragte ihn, wie das zugehe, dass solch ein Zaddik ganz ruhig und schlicht ohne alle Äußerungen der Verzückung bete. »Wer nicht gut schwimmen kann«, antwortete der Vater, »muss sich heftig bewegen, um sich über Wasser zu halten. Der vollkommene Schwimmer legt sich auf die Flut, und sie trägt ihn.«

CHASSIDISCHE ERZÄHLUNGEN

28. NovemberDer Rabbi von Kobryn lehrte: »Gott spricht zum Menschen, wie er zu Mose sprach (Ex 3,5): »Streife die Schuhe von deinen Füßen« - streife die Gewöhnung ab, die deinen Fuß umschließt, und du wirst erkennen, dass der Ort, auf dem du eben jetzt stehst, heiliger Boden ist. Denn es gibt keine Wesensstufe, auf der man nicht, überall und allezeit, Gottes Heiligkeit finden könnte.

CHASSIDISCHE ERZÄHLUNGEN

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LEID

29. NovemberEs gibt Leiden, deren sind nur die fähig, die ihrer würdig sind.

M. BLONDEL

30. NovemberAber am Kreuzestragen allein stirbt man nicht. Und um die Nacht völlig zu durchschreiten, muss der Mensch der Sünde sterben. Er kann sich zur Kreuzigung ausliefern, aber er kann sich nicht selbst kreuzigen. Darum muss das, was die aktive Nacht begonnen hat, durch die passive Nacht vollendet werden, d.h. durch Gott selbst.

E. STEIN

1. DezemberDie Wunden, die der Seele beigebracht werden, sind die Spiele der göttlichen Weisheit.

JOHANNES VOM KREUZ

2. DezemberDu, o Gott, tötest und machst lebendig ... Aber, o göttliches Leben, du tötest immer nur, um Leben zu schenken, so wie du immer nur schlägst, um zu heilen ... Du schlugst mich, um mich zu heilen, o göttliche Hand, und du tötest in mir, was mich im Tode festhielt, des Lebens Gottes beraubt, in dem ich mich jetzt leben sehe. Und das tatest du mit der Freigebigkeit deiner großen, alles umgreifenden Gnade für mich.

JOHANNES VOM KREUZ

3. DezemberWann immer der Sasower einen leiden sah, an der Seele oder am Leibe, nahm er daran mit solcher Inständigkeit Anteil, dass das Leid zu seinem eigenen wurde. Als ihm jemand einmal seine Verwunderung darüber aussprach, dass er immer so mitleiden könne, sagte er: »Wie denn, mitleiden? Das ist doch mein eigenes Leid, wie kann ich denn anders als es leiden?«

CHASSIDISCHE ERZÄHLUNGEN

4. DezemberDona Proeza: Gott kümmert sich nicht um den Abgefallenen. Er ist verloren. Es ist, als wäre er nicht.Don Camilo: Ich dagegen behaupte, der Schöpfer kann sein Geschöpf unmöglich verlassen. Wenn es leidet, leidet er auch. Er selber ist das, was in jenem leidet. In meiner Macht steht es, diese Gestalt zu vereiteln, zu der er mich bilden wollte, und in der, wie ich weiß, mich niemand ersetzen kann. Wenn Ihr bedenkt, dass in Ewigkeit kein Geschöpf ersetzbar ist durch ein anderes, dann begreift ihr, warum wir imstande sind, den sympathischen Künstler um ein unersetzliches Werk, eine Partikel seiner

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selbst zu prellen. Ich weiß es, oh, der Stachel sitzt ihm für immer im Herzen. Ich haben den Zugang zum Innersten seines Wesens ausfindig gemacht. Ich bin das gründlich verlorene Schaf, das die übrigen 100 niemals aufwiegen können. Ich leide an ihm in der Endlichkeit, er aber leidet an mir im Un-endlichen und in alle Ewigkeit ... Meine Stellung ist gut ausgebaut. Ein wesentliches Stück ist in meinem Besitz. Man kommt nicht ohne mich aus. Ich existiere. Ich bin in der Lage, ihn um etwas Entscheidendes zu bringen.Dona Proeza: All diese groben Dinge, deren Ihr spottet, sind immerhin fähig, auf dem Menschenherzen zu brennen und sich zu wandeln in Gebet. Womit wollt Ihr denn, dass ich bete? Alles, was uns fehlt, das eben dient uns zur Bitte. Der Heilige betet mit seiner Hoffnung, der Sünder mit seiner Sünde.

P. CLAUDEL

5. DezemberManche Leute empfinden ihre Ängste als Schuld und halten sie für einen Mangel an Vertrauen. Ich teile ihre Meinung nicht. Es sind Leiden, keine Sünden. Wie alle Leiden sind sie, wenn wir sie so annehmen können, unser Anteil an der Passion Christi. Denn die Passion beginnt - macht sozusagen ihren ersten Schritt - am Ölberg. Das Gebet am Ölberg zeigt, dass die vor-ausgehende Angst ebenso Gottes Wille ist und ebenso zu unserem menschlichen Geschick gehört. Der vollkommene Mensch hat sie erfahren. Und der Diener ist nicht größer als der Herr. Wir sind Christen, keine Stoiker ... Nicht die gewöhnlichen Leute erfahren die »dunkle Nacht«, sondern die Heiligen.

C.S. LEWIS

6. DezemberWenn es überhaupt Vorsehung gibt, dann ist alles vorsehungshaft und jede Vorsehung ist eine individuelle. Ein alter und frommer Spruch sagt, Christus sei nicht nur für die Menschheit gestorben, sondern für jeden einzelnen Menschen, als wäre er der einzige, den es gibt.

C.S. LEWIS

7. DezemberWer aber Jesus um Seiner selbst willen liebt und nicht wegen etwelcher eigenen Tröstungen, der singt sein Lob inmitten aller Trübsal und Herzensnot genauso wie in der Fülle des Trostes. Und ob Er ihm auch niemals Trost gewähren wollte, er würde Ihn dennoch allzeit preisen und wollte Ihm doch stets dankbar sein.

THOMAS A KEMPIS

8. DezemberDa wirst du einmal von Gott verlassen sein, ein andermal wird dir dein Nächster allerhand zumuten und, was noch schlimmer ist, gar oft wirst du dir selbst zur Last sein. Und doch kann dir dann keine Arznei und kein Trost Befreiung oder Erleichterung verschaffen, sondern du musst aushalten, solange Gott es will. Denn Gottes Wille ist es, dass du das Leid

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ohne Tröstung ertragen lernst und dass du dich ihm gänzlich ergibst und demütiger wirst durch das Leiden. Niemand kann Christi Leiden so herzlich nachfühlen, als der, dem es beschieden war, ein ähnliches Leiden zu erdulden. Das Kreuz ist überall da zu finden!

THOMAS A KEMPIS

9. DezemberDie Heiligkeit besteht in einer Disposition des Herzens, die uns demütig und klein macht in den Armen Gottes, unserer Schwäche bewusst und vertrauend bis zur Verwegenheit auf seine Vatergüte.

THÉRÈSE VON LISIEUX

10. DezemberWenn man mutlos und verzagt wird, kommt es daher, dass man an Vergangenes und Künftiges denkt.

THÉRÈSE VON LISIEUX

11. DezemberVon Augenblick zu Augenblick kann man gar vieles ertragen.Ich leide nur von Augenblick zu Augenblick. Denkt man an Vergangenheit und Zukunft, so verliert man den Mut und verzweifelt. Ich leide nur von Augenblick zu Augenblick. Denkt man an Vergangenheit und Zukunft, so verliert man den Mut. Für körperliches Leiden bin ich wie ein kleines, ein ganz kleines Kind. Ich folge, ohne zu denken, ich leide von Minute zu Minute.

THÉRÈSE VON LISIEUX

12. DezemberNach einem chinesischen Sprichwort ist der Mensch seiner Zeit ähnlicher als seinem Vater.

R. SCHNEIDER

Ohne einen Blick in den Abgrund der Verzweiflung ist unser Zeitalter nicht zu verstehen.

R. SCHNEIDER

BEGEGNUNG

13. DezemberNichts ist schöner als ein Gesicht, das die Kämpfe eines Lebens durchscheinend gemacht haben. Es gibt nur schöne Gesichter, seien sie nun traurig oder strahlend.

R. SCHUTZ

14. DezemberMein Leben besteht darin, in den anderen zu erkennen, was sie zerrüttet, was sie erfreut, und mit den Menschen Leid und Freude zu teilen.

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R. SCHUTZ

15. DezemberSeit meiner Jugend habe ich mein ganzes Leben hindurch den Wunsch gehabt, nie jemanden zu verurteilen. Für mich war das Wesentliche im Verhältnis zu jedermann, stets alles von ihm zu begreifen. Und wenn es mir gelingt, den anderen zu begreifen, so ist das schon ein Fest.

R. SCHUTZ

16. DezemberGott bewahre mich vor Heiligen mit verdrießlichen MienenTraurigkeit ist nicht dasselbe wie Trostlosigkeit (vgl. Mt 6,4).

TERESA VON AVILA

17. DezemberIch hatte nie bemerkt, dass jede Freude unmittelbar in Lob überfließt, wenn nicht (manchmal obwohl) Schüchternheit oder die Scheu, anderen lästig zu fallen, absichtlich aufgeboten werden, sie daran zu hindern ... Es war mir entgangen, dass die demütigsten und gleichzeitig ausgewogensten und umfassendsten Geister am meisten loben, während es am wenigsten Sonderlinge, Eigenbrötler und Unzufriedene tun. Gute Kritiker finden auch an manchen unvollkommenen Werken etwas zu loben; die schlechten kürzen immerzu die Liste der Bücher, die man allenfalls lesen dürfte. Der gesunde und ungezwungene Mensch, mag er auch in Luxus aufgewachsen und in guten Küchen vieler Länder erfahren sein, kann eine sehr bescheidene Mahlzeit loben: der Magenkranke und der Snob finden an allem etwas auszusetzen. Wo nicht unerträglich widrige Umstände stören, scheint Lob nichts anderes zu sein als hörbare innere Gesundheit ... Ich glaube, wir loben darum so gern, was uns Freude macht, weil das Lob unsere Freude nicht nur zum Ausdruck bringt, sondern sie mehrt, sie zu ihrer gottgewollten Erfüllung bringt.

C.S. LEWIS

18. DezemberVon einem gewissen Punkt an besteht die Zärtlichkeit der Mütter für ihre Kinder nicht mehr darin, diese für sich selber zu pflegen und sich in Liebe für sie aufzureiben und zu entkräften, sondern darin, sich um der Kinder willen zu pflegen.Nichts ist verloren, solange man sich nicht selber aufgibt, solange man sich im Bewusstsein seiner Hinfälligkeit, in Voraussicht seines Versagens, ja in Voraussage seiner Rückfälle mitten im stets nachwachsenden Wahn einer idealeren Zukunft, über all das betrübt, um Hilfe bittet und Beistand erhofft.

M. BLONDEL

19. DezemberRabbi Mendel von Kozk sprach einmal zur Gemeinde: »Was begehre ich denn von euch? Drei Dinge nur: Aus sich nicht herausschielen, in den andern nicht hineinschielen und sich nicht meinen!«

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CHASSIDISCHE ERZÄHLUNGEN

VERHEISSUNG

20. DezemberWas von Gott kommt, kommt meist in der Form des Beginnens, nicht der fertigen Wirkung. Gott wirkt nach der Weise des Lebens: Er rührt an und löst Bewegung aus; er legt einen Samen, der keimt, wenn es Zeit ist; er senkt eine Gestalt ein, die langsam durchdringt.

R. GUARDINI

21. DezemberNiemand kann für das kommende Leben geeignet sein, der sich jetzt nicht dafür übt.

AUGUSTINUS

22. DezemberSeit ein paar Jahren komme ich öfters zurück auf einen Gedanken des heiligen Athanasius, den einer meiner jungen Brüder entdeckt hat: »Der auferstandene Christus macht das Leben des Menschen zu einem ununterbrochenen Fest.« Als mir dieser Bruder zum erstenmal diese Worte gesagt hat, habe ich nicht geantwortet, mir aber gesagt: Dieses »ununterbrochen« hat etwas Provozierendes an sich.

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Heute glaube ich, Athanasius hat sehr wohl gewusst, weshalb er dies sagte. Unsere christliche Existenz besteht darin, dass wir ständig das Ostergeheimnis leben; ein kleiner Tod nach dem andern, denen die Anfänge einer Auferstehung folgen. Hier liegt der Ursprung des Festes. Von nun an stehen alle Wege offen. Unser Leben geht weiter, und wir nutzen das Gute wie das weniger Gute. Das Fest erscheint wieder sogar in den Augenblicken, in denen wir nicht mehr recht wissen, was uns widerfährt, ja selbst in der härtesten Prüfung des Menschen, wenn eine persönliche Beziehung zerbricht. Das Herz ist gebrochen, aber nicht verhärtet; es beginnt wieder zu leben.

R. SCHUTZ

23. DezemberDamit ich dieses unaufhörliche Fest leben kann, stimme ich zu-nächst meinem eigenen Menschsein zu. Ich weiß, dass durch Christus nichts verloren ist. Alles wird von ihm wieder ergriffen, so sehr, dass das Fest jeden Morgen beim Erwachen die Oberhand zu gewinnen vermag. Welcher schwere Vorfall sich auch immer im Lauf des Tages ereignet, das Fest in meinem Innern bedeutet eine Belebung von innen her. Es verwandelt ein Ereignis und formt es um. Es richtet den niedergeschlagenen Menschen wieder auf.

R. SCHUTZ

24. DezemberDas Fest entsteht nicht aus einer künstlichen Überspanntheit. Das Fest baut sich auf. In der Monotonie des Lebens enthüllt sich nach und nach ein verborgenes Leuchten ... Um das Fest zu leben, braucht man Gesichter eher als Worte. Sie übertragen Freundschaft, und Freundschaft ist das Antlitz Christi.

R. SCHUTZ

25. DezemberHymnus auf die Geburt Christi (V):Weil der Gütige sah, + dass arm und niedrig / das Menschengeschlecht sei, + schuf er die Feste / als Schatzhäuser, + und öffnete sie / für die Trägen, + damit das Fest antreibe / den Trägen, + aufzustehen und sich zu bereichern. Siehe, sein Fest + hat wie ein Schatzhaus / der Erstgeborene uns aufgetan. + (Dieser) eine Tag, / der volle im Jahr, + nur (er) öffnet / dieses Schatzhaus. + Kommt, regen wir uns, / bereichern wir uns daraus, + bevor man es schließt.Selig die Wachenden, + denn sie raubten daraus / Lebensbeute. + Große Schmach ist es: / jemand sieht + seinen Genossen, wie er schleppt / und Schätze herausträgt, + und er selber, inmitten der Schätze / sitzt er schlafend, + um leer auszugehen.An diesem Fest + bekränze jeder / die Tür seines Herzens! + Es möge nach seiner Tür sich sehnen - der Heilige Geist! + Er möge eintreten und wohnen / und darin Heiligkeit spenden! + Denn siehe, er geht umher / an allen Türen, + (schauend) wo er wohnen könne.

EPHRÄM DER SYRER

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26. DezemberDie Seele ist wie ein Stück Holz unter dem Feuer des Strahls Gottes: »Dieses göttliche Licht [...] verhält sich in der Seele wie das Feuer im Holz. In der Seele kämpfen dann Gegensätze gegeneinander um die Herrschaft, nämlich: Gott, der alle Vollkommenheit ist, gegen alle unvollkommenen Haltungen der Seele, damit er sie umgestalte und sie so lind und friedlich und hell mache, wie es das Feuer mit dem Holze tut, wenn es in das Holz eingetreten ist ... Unser Herr und Gott ist verzehrendes Feuer, das heißt, Feuer der Liebe. Da er unendliche Macht hat, kann er die Seele, die er berührt, unübersehbar verzehren und umgestalten in sich.

JOHANNES VOM KREUZ

27. DezemberDas Ziel aller Wege Gottes mit dem Menschen ist für Johannes vom Kreuz die Vollendung der Liebe zwischen Braut und Bräutigam. Von der Erschaffung der Welt an ist alles ausgerichtet auf die Heimführung der Braut: »Zu diesem innersten und letzten Weinkeller gelangen wenige Seelen in diesem Le-ben schon. In ihm geschieht die vollendete Vereinigung mit Gott, die man geistige Ehe nennt. Und was Gott der Seele in dieser engen Verbindung zueignet, ist völlig unsagbar, und man kann nichts darüber sagen, das wäre wie er. Denn mittels der wunderbaren Herrlichkeit der Umgestaltung der Seele in ihn eignet sich Gott selbst ihr zu. Hier sind beide eins, wie wir eben sagten vom Glas und dem Lichtstrahl, oder von der Kohle und dem Feuer, oder von dem Licht der Sterne mit dem der Sonne ... Freuen wir uns, Geliebter, sagt hier die Seele zum Bräutigam, mögen wir uns sehen in deiner Schönheit ... Handeln wir so, dass wir dahin kommen, uns zu sehen in deiner Schönheit im ewigen Leben. Das heißt: dass ich derart in deine Schönheit umgestaltet sei, dass wir gleich in Schönheit uns beide in deiner Schönheit sehen, da ich ja deine Schönheit schon besitze. So dass jeder den anderen ansieht und jeder im anderen seine Schönheit erblickt, da die Schönheit des einen und die des anderen einzig deine Schönheit ist, nachdem ich in deine Schönheit eingesenkt wurde. Und so werde ich dich sehen in deiner Schönheit, und du mich in deiner Schönheit, und ich werde mich sehen in deiner Schönheit, und du wirst dich in mir sehen in deiner Schönheit. Und so werde ich wie du erscheinen in deiner Schönheit, und wirst du wie ich erscheinen in deiner Schönheit , und meine Schönheit sei deine Schönheit, und deine Schönheit sei meine Schönheit. Und so werde ich du sein in deiner Schönheit und wirst du ich sein in deiner Schönheit, denn deine eigene Schönheit, wird meine Schönheit sein. So werden wir uns, einer den anderen, sehen in deiner Schönheit ... Die Kirche wird am Tag ihres Triumphes an der Schönheit des Bräutigams Anteil bekommen. Das wird sein, wenn sie Gott von Angesicht zu Angesicht sieht.

JOHANNES VOM KREUZ

28. DezemberGottheit, die sich voll Erbarmen über die Seele neigt und in sie seine Liebe und Gnade eindrückt und eingießt ... indem er sie anschaute, wollte er ihr Gnade und Liebreiz geben, damit er sein Wohlgefallen habe an ihr ... Nachdem er sie das erste Mal anschaute, wobei er sie schmückte mit

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seiner Gnade und kleidete mit seiner Schönheit, da kann er sie wohl ein zweites Mal und mehr Male anschauen, wobei er ihr die Gnade und Schönheit mehrt, da ja genügend Grund und Ursache dazu vorhanden ist, weil er sie anschaute, als sie es nicht wert war und nichts dazu beitrug ... Wenn du, bevor du mich gnädig anschautest, in mir Schmutz und Schulden und Unvollkommenheiten und Niedrigkeit der natürlichen Verfassung fandest, kannst du jetzt schon sehr wohl mich anschauen, nachdem du mich anschautest. Nachdem du mich anschautest und so die dunkle und hässliche Farbe der Schuld von mir nahmst, [...] wobei du mir das erste Mal Gnade gabst, kannst du mich jetzt sehr wohl anschauen, das heißt, vermag ich und verdiene ich schon sehr wohl, gesehen zu werden, indem ich mehr Gnade und Liebreiz von deinen Augen empfange. Denn mit ihnen nahmst du mir beim ersten Mal nicht nur die dunkle Farbe, sondern machtest mich auch würdig, gesehen zu werden, denn mit dem Blick deiner Liebe ließest du Gnade und Schönheit in mir.

JOHANNES VOM KREUZ

29. DezemberWie der Vater im Sohn und der Sohn im Vater sein Leben hat, so die Seele im Geliebten ... Es ist wahr zu sagen, der Geliebte lebt im Liebenden und der Liebende im Geliebten ... in Gott hineingesenkt wird die Braut das Leben Gottes leben.

JOHANNES VOM KREUZ

30. DezemberDas Sehnen, sich mit dem Bräutigam vereint zu freuen, wächst und peinigt sie...; sie (die Glieder der Braut) baten ihn Tag und Nacht, sich zu entschließen, ihnen seine Gemeinschaft zu schenken ... Als die Zeit gekommen war, in der die Erlösung der Braut geschehen wollte [...], sprach der Vater also: Du siehst, Sohn, dass ich deine Braut nach deinem Bilde machte, und dass sie gut übereinkam mit dir in dem, worin sie dir ähnlich war ... Die Wonne wird ohne Zweifel groß wachsen für deine Braut, wenn sie dich ihr gleich sieht in dem Fleische, das sie trägt.

JOHANNES VOM KREUZ

31. DezemberIch will meine Braut suchen gehen ... Als dann die Zeit gekommen war, da er geboren werden sollte, ging er aus dem Brautgemach hervor wie ein Verlobter, seine Braut umarmend, die er in den Armen mit sich führte.

JOHANNES VOM KREUZ

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Schriftenreihen des Patristischen ZentrumsKOINONIA - ORIENS e.V., Köln

Begründet von Wilhelm Nyssenund herausgegeben von Michael Schneider

I. Koinonia - OriensXLI Michael Schneider, Der Wegnahme folgt die Liebe immer. Köln 1994.XLII Michael Schneider, Leben in Christus. Kleine Einführung in die Spiritualität der einen

Kirche aus Ost und West, St. Ottilien 1996.XLIII Michael Schneider und Walter Berschin (Hg.), Ex oriente et occidente (Mt 8,11). Kirche aus

Ost und West. Gedenkschrift für Wilhelm Nyssen, St. Ottilien 1996.XLIV Michael Schneider, Theologie als Biographie. Eine dogmatische Grundlegung, St. Ottilien

1997.XLV Michael Schneider, Leben aus der Fülle des Heiligen Geistes. Standortbestimmung

Spiritualität heute, St. Ottilien 1997.XLVI Abt Emmanuel Jungclaussen, Unterweisung im Herzensgebet. St. Ottilien 1999.XLVII Lothar Heiser, Jesus Christus - Das Licht aus der Höhe. Verkündigung, Glaube und Feier

des Herrenmysteriums in der Orthodoxen Kirche, St. Ottilien 1998.XLVIII Lothar Heiser, Mosaike und Hymnen. Frühes Christentum in Syrien und Palästina, St.

Ottilien 1999.XLIX Lothar Heiser, Äthiopien erhebe seine Hände zu Gott. Die äthiopische Kirche in ihren

Bildern und Gebeten. St. Ottilien 2000.L Michael Schneider, Schöpfung in Christus. Skizzen zur Schöpfungstheo-logie in Ost und

West. St. Ottilien 1999.LI Lothar Heiser, Ägypten sei gesegnet! (Is 19,25). Koptisches Christentum in Bildern und

Gebetes. St. Ottilien 2001.Die Bücher der Reihe KOINONIA - ORIENS sind ab Band XLII im Buchhandel erhältlich.

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II. Edition CardoI Wilhelm Nyssen, Der Weg des Herrn. Nach Worten des Alten Bundes, Olten 1974.II Henning Günther, Walter Benjamin. Zwischen Marxismus und Theologie, Olten 1974.III Alexander Schmemann, Aus der Freude leben. Ein Glaubensbuch der orthodoxen Christen,

Köln 2000. IV Michael Schneider, Lectio divina. Leben mit der Heiligen Schrift, Köln 1997.V Michael Schneider, Mystik. Zwischen Denken und Erfahrung, Köln 1997.VI Paul Deselaers, Das »Geistliche Jahr« der Annette von Droste-Hülshoff. Köln 1997.VII Michael Schneider, Eucharistie. Leben aus dem Mysterium des Glaubens, Köln 1997.VIII Michael Schneider, Athos. Der Heilige Berg, Köln ³2002.IX Lothar Heiser, Natur und Tiere in frühchristlicher Deutung. Köln 1997.X Michael Schneider, Amtskirche auf dem Prüfstand. Köln 1997.XI Wilhelm Nyssen, Der Sinn des Johannes. Köln 1997.XII Wilhelm Nyssen, Die theologische und liturgische Bedeutung der Ikone. Köln 1997.XIII Wilhelm Nyssen, Das prophetische Buch der Apokalypse. Köln 1997.XIV Anthony Bloom, Gegenwärtigkeit. Eine Nachschrift von Wilhelm Nyssen. Mit einer

Einführung von Michael Schneider, Köln 1997.XV Wilhelm Nyssen, Theologie des Bildes. Köln 1998.XVI Michael Schneider, Jahreskranz der Güte Gottes. St. Ottilien 1998.XVII Michael Schneider, Geistliche Freundschaft. Köln ²2002.XVIII Michael Schneider, Unterscheidung der Geister. Köln ²2002.XIX Michael Schneider, Zur Frage nach dem Leid. Köln 1998.XX Michael Schneider, Stationen auf dem Weg zu Gott. Köln ²2002.XXI Michael Schneider, Sakrament des Alltags. Köln 1998.XXII Michael Schneider, Der verborgene Gott. Köln 1998.XXIII Michael Schneider, Standortbestimmung Priesterausbildung heute. Köln 1998.XXIV Michael Schneider, Die Wende um 1200. Der neue Weg der abendländischen Theologie

und Spiritualität, Köln 1999.XXV Michael Schneider, Umkehr zur Zukunft. Theologische und praktische Überlegungen zum

Bußsakrament, Köln 1999.XXVI Michael Schneider, Maria - Kirche im Ursprung. Köln 1999.XXVII Michael Schneider, Leben in Fülle. Köln 1999.XXVIII Michael Schneider, Bekehrung als Grundvollzug christlicher Existenz. Köln 1999.XXIX Michael Schneider, Leben aus dem Gebet. Köln 1999.XXX Michael Schneider, Instrumentarium geistlichen Lebens. Köln 1999.XXXI Michael Schneider, Das immerwährende Gebet. Köln 1999.XXXII Michael Schneider, Zum Beten mit den Psalmen. Köln 1999.XXXIII Michael Schneider, Wegmarken I: Worte großer Glaubenszeugen, Köln 1999.XXXIV Michael Schneider, Weihnachten und Epiphanie. Köln 1999.XXXV Michael Schneider, »Christus ist unsere Logik!« Zur Verhältnisbestimmung von Theologie

und Nachfolge bei Bonaventura. Köln 1999.XXXVI Margarete Schmid, Erich Przywara SJ (1889-1972). Köln 1999.XXXVII Michael Schneider, In der Schule der Mönchsväter. Köln 1999 (Kurzfassung von Bd. XIC).XXXVIII Michael Schneider, Der Lasterkatalog. Zum Umgang mit Krisen und Versuchungen im

geistlichen Leben, Köln 1999.XXXIX Michael Schneider, Homo viator. Zur biographischen Grundstruktur des Glaubensweges,

Köln 1999.XL Erzbischof Lutfi Laham, Einübung in den geistlichen Weg der Chrysosto-mus-Liturgie, Köln

1999.XLI Michael Schneider, Akedia. Lebenskrisen in der Deutung des Glaubens, Köln 2000.XLII Michael Schneider, Theologie und moderne Literatur. Eine Verhältnisbe-stimmung, Köln

2000.XLIII Michael Schneider, Zur Frage nach Gott in der modernen Literatur. Köln 2000.XLIV Margarete Schmid, Theologen der Gegenwart im Gespräch mit der mo-dernen Literatur.

Köln 2000.XLV Michael Schneider, Julius Tyciak (1903-1973). Ein Wegbereiter im Gespräch mit den

Kirchen des Ostens, Köln 2000.XLVI Michael Schneider, Auf neuen Wegen zur Ikone. Zum Werk von W. Za-gorodnikow und A.

Jawlensky, Köln 2000.XLVII Erzbischof Lutfi Laham, Die Chrysostomus-Liturgie. Eine Hinführung und Erklärung, Köln

²2002 (Kurzfassung von Bd. XL).

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XLVIII Ingrid Hermann, Ausgewählte Werke der Musik in ihrer Bedeutung für den Glauben. Köln 2001.

IL Michael Schneider, Zur Theologia tenebrarum bei Erich Przywara und Reinhold Schneider, Köln 2000.

L Michael Schneider, Zur Geschichtstheologie Reinhold Schneiders, Köln 2000.LI Michael Schneider, Kontemplativ leben in der heutigen Welt. Köln 2000.LII Michael Schneider, Die Bedeutung der Eucharistie im Leben des heiligen Ignatius von

Loyola. Köln 2000.LIII Michael Schneider, Theologia coloniensis. Zur theologischen Ausdeutung der Kölner

Romanik bei Wilhelm Nyssen, Köln 2000.LIV Michael Schneider, Vom gläubigen Umgang mit der Zeit. Köln 2000.LV Michael Schneider, Wilhelm Nyssen (1925-1994). Eine Werkbeschreibung, Köln 2001.LVI Michael Schneider, Anstöße zur Nachfolge. Köln 2000.LVII Michael Schneider, Einführung in das geistliche Leben. Köln 2000.LVIII Michael Schneider, Einübung in das geistliche Leben. Köln 2000.LIX Michael Schneider, Zur Praxis der geistlichen Begleitung: Grundlegung und Hinführung.

Köln 2000.LX Michael Schneider, Zur Praxis der geistlichen Begleitung: Hilfen und Hin-weise. Köln 2000.LXI Klaus Nebel, Die Aktualität der Kirchenväter im Leben und Werk John Henry Newmans.

Köln 2001.LXII Stefan Peter, Zur Christusfrömmigkeit im »Weihnachtsoratorium« Johann Sebastian Bachs

(BWV 248). Köln 2000.LXIII Erich Kock, Josef Rikus - Bildhauer. Köln 2000.LXIV Michael Schneider, Zur theologischen Bedeutung der Kirchenmusik. Köln 2001.LXV Erzbischof Lutfi Laham, Zur Erneuerung der Chrysostomus-Liturgie in der melkitischen

Kirche. Köln 2001.LXVI Michael Schneider, Zur Reifungsgeschichte des Glaubens in den Lebensaltern. Köln 2001.LXVII Erich Kock, Zeit-Zeugen des Glaubens (1846-1998). Köln 2001.LXVIII Erich Kock, Johann Wolfgang von Goethe. Zwei Studien, Köln 2001.LXIX Michael Schneider, Lebensprojekt Berufung. Köln 2001.LXX Erich Przywara, Der geistliche Weg der Exerzitien. Köln 2002.LXXI Michael Schneider, Das Sakrament der Versöhnung. Köln ²2002.LXXII Michael Schneider, Geistliches Leben. Ein Leitfaden für alle Tage des Jah- res, Köln

2002.LXXIII Michael Schneider, HYMNOS AKATHISTOS. Eine theologische und liturgi- sche

Hinführung zum ältesten Marienlob auf die Menschwerdung Gottes, Köln 2001.LXXIV Sven Boenneke - Romanos Werner OSB, Pascha des Herrn. Homilien und Hymnen zum

orthodoxen Osterfest. Mit einem Geleitwort von Abt Em-manuel Jungclaussen OSB, Köln 2001.

LXXV Jörg Splett, Gott-ergriffen. Grundkapitel einer Religionsanthropologie, Köln 2001.LXXVI Michael Schneider, Theologie als Nachfolge. Zur existentiellen Grund- struktur von

Glaube und Theologie in Geschichte und Gegenwart, Köln 2001.LXXVII Michael Schneider, Wegmarken II: Worte der Kirchenväter zum Leben im Glauben.

Köln 2002.LXXVIII Michael Schneider, Anstöße zum Glauben. Köln 2001.LXXIX Michael Schneider, Zur Geschichte der christlichen Spiritualität. Ein Leit-faden, Köln 2001

(Kurzfassung von Bd. LXXVI).LXXX Michael Schneider, Einführung in die Theologie. Köln 2001.LXXXI Michael Schneider, Anstöße zur Hoffnung. Köln 2002.LXXXII Michael Schneider (Hg.), Die melkitische Kirche in Geschichte und Ge-genwart. Köln 2001.LXXXIII J. Chammas, Die melkitische Kirche. Hrsg. von S.S. Patriarch Gregor III, Köln 2001.LXXXIV Michael Schneider, Theologische Anthropologie I: Sichtung. Köln 2001.LXXXV Michael Schneider, Theologische Anthropologie II: Konkretisierung. Köln 2001.LXXXVI Michael Schneider, Theologische Anthropologie III: Entfaltung. Köln 2001.LXXXVII Michael Schneider, Theologische Anthropologie IV: Vollendung. Köln 2001.LXXXVIII Michael Schneider, Zur Theologie des Kölners - 11 Traktate, Köln 2001.LXXXIX Lothar Heiser, Die Engel in der Glaubensverkündigung der Orthodoxie. Köln 2002.XC Origenes, Homilien zum Buch Genesis. Übertragen und herausgegeben von Sr. Theresia

Heither OSB, Köln 2002.XCI Michael Schneider, Aus den Quellen der Wüste. Die Bedeutung der frü- hen Mönchsväter

für eine Spiritualität heute, Köln ³2002XCII Hermann Josef Sieben, »Manna in deserto«. Studien zum Schriftgebrauch der

Kirchenväter. Köln 2002.

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Die Schriften der Reihe EDITION CARDO sind zu beziehen über den Buchhandel und über das Kath. Pfarramt St. Maternus, Alteburger Str. 70, D-50678 Köln ( FAX 069-5076992). Weitere Informationen: www.kath.de/Patr.Zentrum.